Die lästigen Online-Anfragen beim Fremdenverkehrsamt
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Die lästigen Online-Anfragen beim Fremdenverkehrsamt
Die lästigen Online-Anfragen beim Fremdenverkehrsamt digten Besucher mitzuliefern, war offenbar zu viel verlangt – bis auf den Primus der Studie. „Waldmünchen hat sich wirklich sehr bemüht“, lobt Baumgartner. Das Städtchen im Landkreis Cham erfüllte als einzige Kommune der Studie alle Kriterien – inklusive eines Verzeichnisses freier Unterkünfte, einer absoluten Rarität unter den Antworten. „Sehr gut“ hat auch Berching im Landkreis Neumarkt abgeschnitten. „Einigermaßen“ zufrieden ist der Berater auch mit der Antwort aus der Oberpfälzer Bezirkshauptstadt, die spezielles Infomaterial und freie Zimmer schickte. Recht gut fielen die Antworten auch aus Schwandorf und Weiden aus. TOURISMUS Eine Studie zeigt: Viele Kommunen haben den wichtigsten Trend verpasst. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON REINHOLD WILLFURTH, MZ ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● Die Anfrage war konkret und einfach zu beantworten: Man suche für Verwandte eine Unterkunft, stand in einer E-Mail, die Ende August 153 Oberpfälzer Städten und Gemeinden zuging. Die Radurlauber seien für Tourenvorschläge, Kartenmaterial und eine Unterstellmöglichkeit dankbar, hieß es weiter. Wie die Tourismusämter darauf antworteten, ist stellenweise ernüchternd. Gut 40 Prozent der 153 angeschriebenen Gemeinden hielten es nicht für nötig, überhaupt zu antworten. Aber auch die Rückmeldungen der übrigen Kommunen ließen viele Wünsche offen, sagt Thomas Baumgartner von „Amaday Consulting“. WALDMÜNCHEN/REGENSBURG. „Fast aus den Schuhen gehauen“ Die Regensburger Tourismus-Beratungfirma hatte die Kommunen einem „Mystery Check“ unterzogen, einer fingierten, aber authentischen Anfrage, mit der sie Schwachstellen im Oberpfälzer Fremdenverkehrs-Marketing auf die Spur kommen wollte. Das krasseste Beispiel kommt aus dem Bayerischen Wald: „Unsere Tourist-Info ist zur Zeit wegen Urlaubs geschlossen“, antwortete eine Gemeinde. Und das in der Hauptsaison. „Mich hat’s Niederbayern als Vorbild Freizeitspaß trotz Online-Marketing: Familienurlaub in der Oberpfalz Foto: TVO aus den Schuhen rausgehauen, als ich das gelesen habe“, sagt Baumgartner. Dabei habe man sich bei der Auswahl auf solche Gemeinden beschränkt, die auf ihren Webseiten ihr touristisches Angebot anpriesen. Umso verwunderlicher sei, dass ausgewiesene Tourismusorte, etwa in den Landkreisen Cham oder Amberg-Sulzbach, überhaupt nicht geantwortet hätten. Vor allem Gemeinden, die sich im Internetauftritt schwer tun, zeigten Schwachstellen bei Online-Anfragen, sagt der Diplom-Geograph. Da und dort habe noch „der Neffe oder der Sohn des Bürgermeisters“ die gemeindliche Webseite gestaltet. Kritik werde dann auch einmal persönlich genommen. Umgekehrt zeigten die Gemeinden das größte Engagement, die ihren Internetauftritt pflegten. Aber nicht einmal dies schützt offenbar vor Pannen. Die Stadt Amberg etwa antwortete erst nach vier Wochen. Überhaupt ließ man sich in den Tourismus-Ämtern gerne Zeit. Nur ein Drittel der 87 Kommunen meldete sich sofort. Auch die Qualität der Antworten ließ zu wünschen übrig. Oft schickten die Orte statt konkreter Tipps nur Prospekte. „Die sind zu selten auf die individuellen Fragen eingegangen“, stellt Baumgartner fest. Tourenvorschläge für die angekün- Fazit: Baumgartner sieht einen klaren Zusammenhang zwischen dem Internetauftritt der Gemeinde und ihrem Bemühen, Online-Anfragen zu beantworten. Wichtige Elemente wie die Bildsprache seien in der Region „total vernachlässigt“. Defizite sieht er auch beim Personal. „E-Mail ist immer noch nicht in allen Köpfen drin“, sagt er in seinem Resümee. Baumgartner empfiehlt dabei einen Blick in andere Regionen. Niederbayern etwa sei im Online-Marketing viel weiter als die Oberpfalz. Sein persönlicher Web-Tipp: Kirchham in der Nähe von Bad Füssing. Ein Vorbild sei auch Oberstaufen im Allgäu: Professionell gemacht, „mit Bildern, die Emotionen ansprechen“. ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● KOMMENTAR ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● VON REINHOLD WILLFURTH, MZ W Offline o bleiben sie denn, die Urlauber? Eine in letzter Zeit oft gestellte Frage in der Region. Jetzt gibt es eine neue Antwort darauf, und sie ist ein Armutszeugnis für viele Oberpfälzer Fremdenverkehrskommunen: Wer Online-Anfragen, die beliebteste Art, einen Urlaub anzubahnen, so massiv abblockt, braucht sich nicht über Urlauberschwund zu wundern. Diesmal trifft die Schuld nicht den kleinen Vermieter, der nicht ständig ans Marketing denken kann, sondern sich auf die Leute im Rathaus verlässt. Diese aber enttäuschen vielerorts regelmäßig das Vertrauen ihrer Bürger. Die Bürgermeister, die Gemeinde- und Stadträte sind jetzt gefordert. Sie müssen sehr schnell dafür sorgen, dass eine Online-Anfrage für potenzielle Feriengäste kein Hindernis wird – damit ihre Kommune nicht als Urlaubsort offline geht. ●