B LICK EIN - Stiftung Tosam

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B LICK EIN - Stiftung Tosam
EINBLICK
A U S G A B E 0 2 – 2 012
Umschlagbild: ringelblumen, hof baldenwil, schachen bei HERISAU
W e n n e i n e r e i n e R e i s e t u t. . .
IMPRESSUM
Adresse
Stiftung TOSAM
Cilanderstrasse 3, 9100 Herisau
Tel. 071 371 11 73, Fax 071 371 11 38
www.tosam.ch, [email protected]
Spendenkonto
90-5226-7
Layout, Druckvorstufe
fsp werbetech.ch AG, Dorf 2, 9063 Stein AR
Druck
Druckerei Walpen AG, Säntisstrasse 10,
9200 Gossau
Auflage
1700 Exemplare
Redaktion
Claudia Clavadetscher
Stiftungsrat
Markus Joos, Präsident
Elisabeth Frischknecht-Mayer
Hans Peter Manser
Rosmarie Nagel-Sonderegger
Willi Nägele
Martina Nüssli
Geschäftsstelle
Martin Grob, Geschäftsleiter
Claudia Clavadetscher
Manuel Och
Renate Rutishauser
Mirjam Plüss
Personal
Hof Baldenwil
Urs Stuker , Betriebsleiter
Willi Ammann
Claudine Bachmann
Markus Krebs
Brigitta Nef
Angela Egli
Christoph Kunz
Men Spadin
Kim Hauck
Nina Maria Good
Gartengruppe
Thomas Dudler , Betriebsleiter
Stephan Bernhardsgrütter
Julian Schäfer
Roger Thalmann
Peter Wyss
Brockenhaus Degersheim
Alain Litera, Betriebsleiter
Paul Kappeler
Silvio Odoni
Brockenhaus Flawil
Hugo Strassmann, Betriebsleiter
Werner König
Patrick Musso
WinWin-Markt
Daniel Minneci, Betriebsleiter
Eugen Brunner
Christian Engesser
Eva Schwerzmann
Martin Stucki
Ruedi Weber
Buch WinWin Gossau
Edla Stuker, Bereichsleitung mbA
buchplanet.ch
Sara Grob, Bereichsleitung mbA
WinVita
Barbara Balmer, Bereichsleitung mbA
easydrive Gossau
Simon Rombach, Leiter
I
m Frühling machte ich
zusammen mit meinem Hund
eine vierwöchige Wanderung.
Das Spezielle daran war, dass
weder Reiseroute noch Übernachtungsmöglichkeiten geplant
waren. Wir marschierten einfach
Martin grob
von zuhause aus los, hatten aber
ein kleines Zelt und einen Schlafsack dabei (gekauft im WinWin-Markt Heris­au).
Diese Art von Wanderung war die ab­
solute
Freiheit. Kein Vergleich mit allen anderen
Ferien, aber auch kein Vergleich mit den Pilgern
auf dem Jakobsweg.
Ein Kälteeinbruch während meiner Wanderung führte zu Minustemperaturen und Schneefall. Und ein scharfer Gegenstand führte zu
einem tiefen Schnitt in der Pfote des Hundes.
Diese «Notsituationen» machten mich empfänglich für Hilfeleistungen von Dritten. Und solche
habe ich zahlreich und vielseitig bekommen,
sodass ich nun verkünden kann: Es gibt auch
diese Seite der Schweiz. Die hilfsbereite, offene,
soziale Schweiz!
Die Frau, die spontan einen Verband für die
Hundepfote erstellte. Der Bauer, der mich zum
Morgenessen einlud, nachdem ich mein Zelt in
seiner Scheune aufstellen durfte. Die Lebens­
gemeinschaft auf dem Walchwilerberg, die mir
zwei Wochen lang einen Zirkuswagen und Verpflegung offerierte, damit der Hund genesen
konnte. Die Bauernfamilie im Aargau, die mir
ihre Ferienwohnung zur Verfügung stellte. Und
all die Gesprächspartner am Wanderweg, die
mit mir mehr als über das Wetter diskutiert
haben.
Negativmeldungen habe ich von meiner
Reise nicht zurückgebracht. Kein Diebstahl,
keine Auseinandersetzung mit Ordnungs­hütern,
keine Verbalattacken und keine bösen Hunde.
Ich habe neue Zuversicht gewonnen, dass
viele Leute aktiv an einer friedfertigen, sozialen,
menschlichen Schweiz arbeiten.
Martin Grob, Geschäftsleiter y
B ü c h e r , S ta u b u n d L ä r m
W
enn man in einer Biblio­thek hustet
oder niest oder ein Kind nach seiner Mama ruft,
zieht man nicht selten Blicke oder noch besser
böse Blicke auf sich. Wahrscheinlich ertönt
auch noch ein leises, aber gezielt inszeniertes
Räuspern. Spätestens dann fühlt man sich vor
der ganzen Welt beschämt oder verspürt den
Drang, besagte Lokalität zu verlassen. Auch
im Buchladen um die Ecke verhält man sich
erzogenerweise ruhig, vornehm oder einfach
irgendwie anders, als man sich sonst gibt.
Selbiges gilt, wenn der geneigte Interessent
ein Antiquariat betritt. Spätestens wenn man
den alten Mann erblickt, der mit seiner Lesebrille hinter Stapeln von Büchern sitzend und
nun merkend, dass man
den Raum betreten hat,
einen musternd über seine
Brillenränder betrachtet,
überkommt da nicht jeder
das Gefühl, diesen Mann
gerade gestört zu haben?
Um Bücher verhält
man sich also ruhig.
Schliesslich handelt es sich
hier um ein Kulturgut,
ähnlich wie in einer Kunstausstellung die Gemälde!
Was geschieht aber, wenn
vor einer solchen Lokalität
gerade die Strasse aufgerissen, umgegraben und neu
geteert wird? Wir ver­raten
es Ihnen!
«Aufwertung
Stadtkern» nennt sich das Projekt, das von März bis
August andauert und das
Ziel verfolgt, den Stadtkern von Gossau auf­
zuwerten. Die Geschäfte in
Gossau wurden im Vorfeld
gewarnt, man müsse mit
Umsatzeinbussen rechnen. Angefangen wurde
mit der uns gegenüberliegenden Strassenseite.
Wir hatten also genug Gelegenheit, das rege
Treiben der fleissigen Bauarbeiter zu beobachten. Leider wurde uns dabei je länger je mehr
bewusst, dass die Sanierungsarbeiten wirklich
Probleme mit sich bringen würden.
Vor gut sechs Wochen war es dann auch so
weit. Sie müssen wissen, dass unser Lokal
durchaus zu Vibrationen imstande ist. Dem­
zufolge machten sich schon mal die einen oder
anderen Bücher selbstständig und suchten unseren Boden. Jedes Mal, wenn die Ladentüre aufging, wurde der Vorgang von einer Staubwolke
begleitet, die sich ungefragt auf unseren Regalen und Büchern niederliess.
Dann wurde es ruhiger. Was sonst! Wir hatten ja auch kein Trottoir mehr und der Zugang
vom Parkplatz zu unserem Laden war abgesperrt! Umso erfreulicher empfanden wir die
Tatsache, dass sich unsere Kunden von dieser
Schranke nicht abhalten liessen, sich zwischen
dieser und unserem Schaufenster hindurch zu
quetschen, über die Erde zu waten und dann
mit einem freundlichen Hallo unseren Laden zu
betreten. An dieser Stelle danken wir unseren
Kunden ganz herzlich für ihre Treue, auch in
dieser unangenehmen Zeit.
Eine Dame wird uns immer ganz herzig in
Erinnerung bleiben. Sie wollte unser Geschäft
zuerst nicht betreten, da sie befürchtete, unseren
Boden zu beschmutzen. Letztlich wurde frisch
geteert und unsere schönen Bücher fielen im
Takt der Teerwalze wieder um, oder auf den
Boden. Und auch ein Abdecken mit Kunststoffplanen ersparte unseren Holz- und Teppich­
böden nicht den einen oder anderen Teerfleck.
Aber so ist das wohl, wenn der Stadtkern aufgewertet wird.
Und wir behalten uns in Erinnerung:
Bücher, Staub und Lärm? Schwierig, aber
machbar!
B. Hinnen und U. Wild, Mitarbeiter y
3
Um b a u d e s H e u s t o c k s
für die Kräuterverarbeitung
M
it unserem Entscheid im
der Arbeitssicherheit zu berücksichHerbst 2010, weg von der Milchprotigen und die Mitarbeitenden entduktion hin zum Kräuteranbau und
sprechend zu schulen. Die Stimder Kräuterverarbeitung, war es
mung, die auf der Baustelle
auch klar, dass wir auf dem Hof
geherrscht hat, hat mich immer wieverschiedene Umbauten machen
der gefreut. Die Mitarbeitenden
müssen.
waren voller Elan bei der Sache.
URS STUKER
Mir war es in diesem ZusamMischa Sutter setzte sich voll und
menhang ein wichtiges Anliegen,
ganz für den Umbau ein. Ihnen
dass wir so viel wie möglich selber machen könallen ist es zu verdanken, dass wir nun Ende Juli
nen. Selbermachen bedeutete für mich in
auf praktisch abgeschlossene Holzbauarbeiten
diesem Zusammenhang auch, dass auch unsere
blicken können.
Mitarbeitenden in die Arbeiten miteinbezogen
Ich bin mir aber durchaus auch im Klaren,
werden konnten. Sie sollten die Möglichkeit
dass die nun noch anstehenden Abschluss- und
haben, Neues zu lernen und interessante ArbeiDetailarbeiten noch einige Zeit in Anspruch
ten machen zu können.
nehmen werden. Zudem wird auch das EinrichMischa Sutter, der bei uns die Ausbildung
ten der Verarbeitungsräume den einen oder
zum Fachmann Betreuung machte (er hat sie
anderen Tag dauern.
im Juni dieses Jahr erfolgreich abgeschlossen),
Obwohl wir, wie bereits erwähnt, eine
hat als Erstberuf Zimmermann gelernt und
grosse Spende für den Umbau erhalten haben
war darum prädestiniert, die Umbauarbeiten zu
und uns verschiedene Firmen Sachspenden
leiten.
gewährten oder uns grosszügige Rabatte einDank einer grosszügigen Spende der Von­
räumten, sind wir nach wie vor auf Spenden
tobel-Stiftung Zürich war es uns möglich, die
angewiesen. Helfen Sie mit einer Spende unseUmbauarbeiten im August letzten Jahres mit
ren Umbau abschliessen zu können.
der Detailplanung in Angriff zu nehmen. Inner
Urs Stuker, Betriebsleiter y
halb des Umbaus war ein Lernziel von Mischa
Sutter, wie die Mitarbeitenden aktiv in die
Umbauarbeiten miteinbezogen werden können.
Auch war es wichtig im Zusammenhang mit
den Umbauarbeiten, alle relevanten Aspekte
Einbau Boden 1. Stock
4
EiNbau Decke 1. Stock
Der Umbau
Im August 2011 begannen wir mit den Projektvorbereitungen. Es standen Treffen mit dem
Architekten und dem Zimmermann an. Die
Baueingabe musste vorbereitet und gemacht
werden. Mit der Zimmerei Fitze mussten alle
durch uns zu leistenden Vorarbeiten abgesprochen werden.
Wir schrieben 30 Firm­en um Sachspenden
oder Rabatte an. Der Rücklauf war über­
raschend gut. So konnten wir diverses Bau­
material gratis oder zu sehr günstigen Kondi­
tionen beziehen.
Von Oktober bis Ende November 2011
waren wir mit Abbrucharbeiten beschäftigt. So
mussten im Heustock sämtliche Spanplatten
herrausgerissen werden. Auch mussten die Balken und Tore der Trennwand zur Futterstrasse
ausgebaut werden. Wie immer bei Abbruch­
arbeiten war dies eine ausgesprochen schmutzige Arbeit.
Da das Baubewilligungsverfahren mehr Zeit
in Anspruch nahm, als wir erwartet haben, verzögerte sich dann der effektive Baubeginn.
Unser Ziel war es eigentlich, den Umbau bis
spätestens im Juni abgeschlossen zu haben.
Nach heutiger Planung werden wir den Umbau
daher erst Ende August abgeschlossen haben.
Im Parterre haben wir den Bau eines Lagerraumes und des Trocknungsraumes für die
Kräuter geplant.
Einzug Wände Parterre inkl. Isolation und Lattung
Am 11. April 2012 konnten wir endlich mit
den ersten Arbeiten beginnen. Zuerst isolierten
wir die Aussenwände mit Glaswolle. Über die
Isolation kam dann ein Windpapier. Die Zimmerei Fitze von der Flawiler Egg zog danach die
Balkenlage für den ersten Stock ein. Das Stellen
der Trennwände, die Verarbeitung der Isolation
und die Dampfbremsenmontage nahmen deutlich weniger Zeit in Anspruch als geplant.
Dies sicherlich auch dank dem unermüdlichen
Einsatz der Mitarbeitenden. Nachdem der
Lattenrost gestellt war, konnten wir mit der
Montage der OSB-Platten beginnen. Ende Mai
war es dann so weit, dass wir den Lagerraum
einrichten konnten.
Im Mai konnten wir uns dann auch schon
den ersten Arbeiten im Obergeschoss zuwenden. Hier hatten wir geplant, den Kräuterver­
arbeitungsraum, die Back- und Confiküche und
einen Lagerraum einzubauen.
Zuerst haben wir die Öffnungen für die
Fenster ausgeschnitten. Eine Arbeit, die auch
bei den nicht am Umbau Beteiligten für Auf­
sehen sorgte, da man ja nicht jeden Tag Löcher
in eine Hauswand schneidet.
Da wir stark unter Kostendruck standen,
konnten wir die Balkenlage für den Estrich
nicht einbauen lassen. Für eine Weiterführung
des Umbaus wäre dies aber eigentlich eine
Grundvoraussetzung gewesen. Wir entschlossen uns darum, die tragenden Elemente ein-
Isolation Aussenwände
55
bauen zu lassen und die Balkenlage in eigener
Regie zu montieren. Dies bedeutete für unsere
Mitarbeiter eine sehr grosse Herausforderung.
So mussten circa 2500 Kammnägel von Hand
eingeschlagen werden. Pro Balkenschuh waren
es immerhin 32 Nägel. Doch mit viel Engagement haben Martin, Djafar und Andreas aber
auch diese Hürde problemlos gemeistert.
Nur dank ihrer tatkräftigen Unterstützung war
es möglich, den Umbau in so kurzer Zeit zu
realisieren.
Mitte Juni schlossen wir die Isolationsarbeiten im 1. OG ab. Nun ging es auch dort ans
Stellen der Trennwände und das Beplanken derselben.
Jetzt Mitte Juli sind die meisten Holzbau­
arbeiten abgeschlossen. Die Back- und Confi­
küche muss noch feuerfest verkleidet werden,
die Treppe in den 2. Stock müssen wir noch
montieren und kleine Abschlussarbeiten müssen noch gemacht werden. Ich kann somit den
Hof Baldenwil Ende Juli mit einem guten Gewissen verlassen. Alle danach noch anstehenden
Detail- und Abschlussarbeiten können dann
durch die Mitarbeiter, welche am Umbau beteilig waren, erledigt werden.
Das ganze Umbauprojekt hat mir grossen
Spass bereitet. Von der Bauführung über das
Offertenwesen bis zur Ausführung liess mir Urs
freie Hand. Dafür möchte ich mich herzlich
isolation
6
bedanken. Grossen Spass hat es mir auch
gemacht, mit den Mitarbeitenden zusammen
die Arbeiten auszuführen. Die Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden hat mich immer wieder aufs Neue gefreut. Es war nicht immer einfach, den Spagat zwischen der Baustelle und
meiner Arbeit im Wohnbereich zu machen.
Irgendwie ist es aber immer gegangen. Auch
dank der Unterstützung des Wohnteams.
Walter Fitze möchte ich meinen herzlichen
Dank aussprechen, mit seinen Tipps hat er mir
oft weitergeholfen, dieser Gratissupport war
unbezahlbar.
Mischa Sutter, Fachmann Betreuung y
Sachspenden und Einkaufsrabatte
y Zimmerei Schreinerei Fitze Walter & Tobias Fitze, Egg
y Oertle Sägewerk, Schachen
y Braun AG, Gossau
y BR Rümlang Bauhandel, Filiale Wil
y Swisswindows, Mörschwil
y Gebrüder Burtscher Fensterbau, Degersheim
Geldspenden
Vontobel-Stiftung, Zürich
parterre ist fertig
V e lo v e r k a u f s ta g
2 4 . M ä r z 2 012
D
ie Gartengruppe organisierte für die Velowerkstatt
am 24. März 2012 zum ersten
Mal einen grossen Veloverkaufstag auf dem Ebnet bei der
Chälblihalle in Herisau. Mit
einer gross angelegten Werbeaktion wurde schon früh auf
den Tag aufmerksam gemacht.
Mit Flyer, Plakaten, Zeitungs­
inseraten und sogar mit dem
Aufruf bei Radio FM1 machten
wir alles, was nur möglich war.
Der Platz und die Halle wurde
gemietet und am Vortag die
über 120 Fahrräder heraufgebracht und in die Chälblihalle
gestellt. Am 24. März organisierten wir einen Grill, zwei
Marktstände und Würste und
stellten alles auf. Bei genialem
Wetter warteten wir auf Käufer
und wurden nicht enttäuscht.
Bis zu 40 Velos konnten wir
verkaufen, nur die Bratwürste
waren eigentlich ein Flop, da
die Migros unser grösster Konkurrent an diesem Tag war.
Im April konnten wir dann
nochmals in St.Gallen im Waaghaus noch einige Fahrräder verkaufen, was ein zusätzliches
Plus in unserer Kasse einbrachte.
Zurzeit ist das Lager nun
wieder voll, die Mitarbeiter
arbeiten in einem Tempo, dass
wir momentan mit Nachschub
zu kämpfen haben. Im WinWin-Markt und im
easydrive Gossau sind ebenso immer wieder
Fahrräder zu haben.
Trotzdem suchen wir
nach anderen Quellen,
um noch mehr Velos zu
erhalten.
Die
Gartengruppe
hat sich stetig weiterentwickelt und ist auch
grösser geworden. Deshalb sucht auch die Velowerkstatt nach einem
anderen Platz. Einen
Raum mit Verkaufsmöglichkeit, Werkstatt, Aufenthaltsraum und Lager
wäre ideal. Nun dies sind
alles Zukunftsvisionen.
Für den Verein Kompass
in
Bischofszell
haben wir insgesamt 60
Fahrräder bereitgestellt,
die für einen guten
Zweck in einem Container nach Afrika verschifft werden. Auch dieser Verkauf hat ein
bisschen Geld in die
Kasse der Velowerkstatt
gebracht.
Unter dem Jahr liefen immer wieder gute
Verkäufe im Hölzli und
im Brocki Flawil und wir
hoffen, dass dies stetig
ausgebaut werden kann.
Manuel Grob,
Mitarbeiter y
7
E i n j u n g e r M i ta r b e i t e r
I
Gutschein
30% Rabatt
beim nächsten Einkauf auf das Sortiment
Gültig bis 15. September 2012
Aktionsartikel sind vom Rabatt ausgenommen.
Öffnungszeiten:
Mi–Fr 14.00–18.00 Uhr / Sa 9.00–16.00 Uhr
8
Bitte Gutschein bei ihrem nächsten einkauf abgeben.
ch heisse D.H. und bin 16 Jahre alt. Zurzeit wohne ich mit meinem Vater in St.Gallen
und mache das Vorlehrjahr in der GBS St.Gallen. Damit ich die Schule weiterhin besuchen
konnte, musste ich ein Praktikum finden. Auf
den letzten Drücker wurde ich im Brockenhaus
Degersheim zu einem Vorstellungsgespräch mit
Alain Litera eingeladen. Alain Litera hat mich
dann zum Glück gleich eingestellt. Nach einer
kurzen Schnupperwoche konnte ich anfangen.
Wäre dies nicht so einfach und schnell gegangen, wäre ich wahrscheinlich von der Schule
geflogen. Also habe ich in der Möbel­abteilung
begonnen und als Springer, um in diversen
Abteilungen, wenn es nötig ist, Unterstützung
zu geben.
Ich war sehr froh, dass ich hier anfangen
konnte und die Arbeit gefiel mir. Die Arbeit ist
abwechslungsreich und die Mitarbeiter im Brockenhaus sehr offen und nett. Ich kann gut mit
ihnen Spässe machen und so fällt mir der
Arbeitsalltag leichter. Die Arbeit ist nicht zu
streng und jeder kann selbständig arbeiten ohne
zu grosse Richtlinien und Vorgaben. Für die
Zukunft hab ich vieles gelernt. Hauptsächlich
habe ich gelernt, einen freundlichen, respekt­
vollen und professionellen Umgang mit den
Kunden und Mitarbeitern zu pflegen. Es war
ein guter Einstieg zu meiner ersten beruflichen
Erfahrung und ich hab daraus die Motivation
gefunden, eine Lehre zu absolvieren. Ausserdem lernte ich hier, mit meiner ADHS (Aufmerksamkeits-Hyperaktivitäts-Störung) umzugehen. Da ich kein Ritalin nehme, weil mir die
Energie und Kraft daraus gefällt, wusste ich
nicht, wie ich das in der Arbeitswelt umsetzen
soll, so dass ich mich konzentrieren kann. Hier
wurde ich aber gut unterstützt und mir wurden
einfache, aber wertvolle Tipps gegeben, die ich
in meine Lehrzeit mitnehmen kann. Zum Beispiel, dass ich nicht versuche drei Sachen mit­
einander zu machen, da dann zu 90 Prozent die
drei Aufgaben alle nicht voll erfüllt werden. So
hat man mir geraten, ich solle doch eine Arbeit
nach der anderen machen und mich nicht von
jedem ablenken lassen. Dazu soll ich nicht drei
Aufträge auf einmal annehmen, sondern sagen,
wenn ich etwas mache und nach getaner Arbeit
nachfragen, was ich noch tun muss. So dass ich
nicht an einem Auftrag dran bin, zwei weitere
bekomme und ich diese schliesslich vergesse.
Das waren ganz einfache, aber bewährte Tipps,
die mir den Arbeitsalltag erleichtert haben.
Zusätzlich kann ich diese Tipps für meine Lehre
als Automobilfachmann mitnehmen.
Für meine Zukunft und meine Lehrzeit
kann ich nun vieles mitnehmen. Ich freue mich
auf meine Lehrzeit und bin froh, dass ich eine
Lehrstelle gefunden habe. Ich blicke positiv auf
meinen Arbeitseinsatz im Brockenhaus Degersheim zurück und bedanke mich für die schöne
Zeit bei allen.
D.H., Mitarbeiter y
Gedanken
zum Ableben eines Angehörigen und der damit bevorstehenden
Wohnungs- / Hausräumung
S
y Was geschieht mit dem Eigeneit 1992 bietet das Brockenhaus Flawil vielfältige Leistungen an.
heim oder der Mietwohnung?
y Was geschieht mit dem ge­
Unter anderem gehören die Teiloder
Kompletträumungen
vom
samten Hausrat mitsamt dem
Dach­stock, Wohnung bis zum Keller
Mobiliar?
y Wie teilen wir die Wertgegenoder dem ganzem Haus dazu.
Früher oder später stehen wir
stände unter den Angehörigen
WERNER König
vor der Situation, dass ein oder beide
auf?
y Wer kündigt die MietwohElternteile alters- oder gesundheitsbedingt ins Altersheim müssen. Dies kann
nung?
yWer trägt die eventuell bevorstehenden
urplötzlich eintreten, sei es durch erlittenen
Unfall, schwere Krankheit oder durch HandRenovierungs- oder Reinigungskosten?
yWer trägt die Räumungskosten oder Umlungsunfähigkeit. Zu diesem Zeitpunkt haben
Sie sich sicherlich noch keine Gedanken da­rüber
zugskosten?
y Wo suchen wir für unsere Eltern ein geeignegemacht, was für Probleme ab diesem Zeitpunkt
auf Sie oder die Angehörigen zukommen!
tes Alters- / Pflegeheim?
yWer trägt die Aufenthaltskosten im Heim,
Deshalb ist es unabdingbar, frühzeitig mit
den Eltern und Geschwistern zusammen­
zu­
wenn der Elternteil oder die nächsten Angesitzen, um die Wünsche und Bedürfnisse der
hörigen selbst nicht in der Lage dazu sind?
y Wer übernimmt die Behördengänge und das
Eltern in Erfahrung zu bringen, um dies dann
auch schriftlich festzulegen.
Organisatorische?
y Wer trägt die Verantwortung über das FinanFolgende Fragen sollten bei der Familien­
zusammenkunft besprochen und beantwortet
zielle?
y Wem übertragen wir die Vollmacht über die
werden. Wichtig! Alles schriftlich verfassen um
spätere Missverständnisse auszuräumen:
Bankkonten?
y Gründen wir eine Erbgemeinschaft (bei mehSteht Ihnen eine Räumung bevor?
reren Geschwistern ratsam)?
Sind diese Fragen alle beantwortet worden und
schriftlich verfasst, sind die engsten AngehöriGerne stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite und untergen bei Eintritt einer solchen Situation gut gestützen Sie bei diesem Vorhaben, wo wir können.
wappnet und kommen nicht in eine OhnmachtsUnser Spezialistenteam führt folgende Arbeiten professionell aus:
y Entrümpelung und Ausräumung
oder Stresssituation!
y Räumungen bei Todesfällen
Muss das Elternhaus oder die Wohnung
y Auf Wunsch werden alle Leuchten und Vorhänge abgehängt
wegen Todesfall oder Umzug ins Altersheim
y Wohnung / Haus wird besenrein übergeben
geräumt werden, so übernimmt das Brockeny Abfall wird fachgerecht nach den gesetzlichen Vorschriften
haus Flawil die Komplett- oder Teilräumung. In
diesem Fall kommen wir gerne zu Ihnen nach
getrennt und entsorgt
Hause und holen uns einen Überblick, was vom
Übernehmen Sie die Entrümpelung oder Umzug selbst und benötigesamten Hausrat und Mobiliar wiederverkäuflich ist. Selbstverständlich werden wir dies bei
gen daher nur unseren Lieferwagen mit Chauffeur? Kein Problem!
Berechnung der Offerte anrechnen.
Gerne bieten wir Ihnen unseren Lieferwagen (Nutzlast: 700 kg,
Nicht immer wird eine Wohnung so vor­
ca. 16 m3) mit einem Chauffeur an.
gefunden, wie geplant. Hin und wieder kommt
Kontaktaufnahme: Brockenhaus Flawil / Telefon 071 393 60 07
es vor – zum Glück nur sehr selten –, dass eine
9
Messiewohnung entrümpelt werden
muss. Messie (englisch = Unordnung)
bezeichnet schwerwiegende Defizite in
der Fähigkeit, die eigene Wohnung
ordentlich zu halten und die Alltagsaufgaben zu organisieren; es können ernsthafte seelische Störungen vorliegen.
Erst vor kurzem wurde ich in eine
Wohnung in Herisau gerufen. Als wir die
Wohnungstür öffneten, kamen uns tausende Fruchtfliegen entgegen. Ich war
geschockt! Nach der Besichtigung der
Zimmer konnte ich nicht verstehen, wie
jemand unter solchen Umständen leben
kann! In der gesamten Wohnung
herrschte pures Chaos; zu Hauf leere Bierbüchsen, Spirituosen, Essensresten, Zigarettenstummel und das Schlimmste: überall Blut- und
Urinflecken. Der Zustand von Küche und Bad
war unbeschreiblich. Er übertraf jegliche Vorstellungskraft. Zum Glück treffe ich nur selten
eine Wohnung in diesem Zustand an. In meiner
dreijährigen Tätigkeit als Bereichsleiter beim
Brockenhaus Flawil gerade dreimal.
Aber auch in solch schwierigen Situationen
kann ich auf ein gut eingespieltes Räumungsteam zählen. Selbst so unangenehme Aufträge wie der beschriebene meistern sie professionell.
In diesem Sinne möchte ich mich bei
Philipp, David, Markus und allen anderen
Mit­arbeitern, die all die letzten Jahren bei den
Räumungen mitgeholfen haben, meinen Dank
aussprechen.
Werner könig, bereichsleiter y
Ag e n d a
bis Samstag, 17. November:
Wochenmarkt Herisau
bis Donnerstag, 22. November:
Wochenmarkt Gossau
Freitag, 19. Oktober, 19 Uhr:
Metzgete auf dem Hof Baldenwil
Freitag, 16. November, ab 19 Uhr:
Wine & Dine auf dem Hof Baldenwil
Donnerstag, 17. Januar 2013 und
Samstag, 19. Januar 2013,
ab 19 Uhr:
Racletteabend auf dem Hof
Baldenwil
10
E i n Ta g i m K l e i n t i e r s ta l l
in Baldenwil
Z
Unsere zwei Wollschweine
wei bis drei Mitarbeitende
machen einen Riesenlärm, sobald
mit unterschiedlichen Anstellungsam Morgen jemand in den Stall
pensen bewältigen die Betreuung der
kommt. Man hat das Gefühl, die
Tiere.
haben zwei Tage nichts zum FresDer Arbeitstag beginnt um acht
sen bekommen. Also werden sie
Uhr. Zuerst wird das Federvieh aus
als Nächstes gefüttert – mit Heissihren Ställen gelassen. Also die HühWilli ammann
hunger machen sie sich über das
ner in den grosszügigen Hühnerhof,
Futter her, sobald es in ihrem Trog
die Laufenten und die Gänse ins
ist. Auch sie haben die Möglichkeit, sich nachFreie gelassen. Sie können sich auf dem ganzen
her faul hinzulegen oder sich im Freien zu beweHof frei bewegen, suchen sich ihr Fressen bis
gen, in der Erde zu graben und den Tag zu
zum Abend im Gelände (Schnecken, Würmer
geniessen.
und weiteres), aber lieber nicht unseren Salat im
Garten. Der ist zwar eingezäunt, aber es kam
«Am liebsten miste ich bei den Hasen und dem
auch schon vor, dass die Tiere ein Schlupfloch
Esel aus – die Arbeit bei den Hühnern, Enten und
fanden. Jetzt im Sommer werden die Laufenten
Gänsen mache ich nicht so gerne. Das liebste Tier
am Morgen in einen Zaun rund um den Garten
ist für mich Rambo (Hasenbock). Den streichle ich
getrieben, was meistens problemlos geht. Dort
auch sehr gerne. Calipo (Esel, Jahrgang 2004),
müssen sie «arbeiten». Sie sollten möglichst alle
hat mich kürzlich an der Achsel geschnappt. Ich
Schnecken, die von der Wiese zu unserem
lerne, dass wenn ich Calipo streichle, ich mich
Gemüse wollen, erwischen und fressen. Ab 16
anders hinstellen muss und besser einen Faserpelz
Uhr haben sie dann noch bis zur Dämmerung
trage als Schutzkleidung».
freien Ausgang.
F. – Mitarbeiter seit Februar 2012
im Kleintierstall
In unserem Kleintierstall leben:
50 Hühner und ein Hahn
2 Wollschweine
2 Esel Margerita und Calipo
5 Laufenten, und bald auch mit Jungen
2 Gänse Frederik und Aloe
Die Hasenvilla wird von 2 Kaninchenfamilien bewohnt.
Die Hühner wollen auch ihr frisches Wasser
und Futter und wir ihre Eier. Die sammeln wir
ein, putzen, sortieren und datieren sie. Diese
Eier – ca. 40 pro Tag – werden in unserer Küche
gebraucht oder aber auf dem Wochenmarkt in
Gossau und Herisau verkauft.
Eierverkauf: Märkte Herisau (Samstag) und
Gossau (Donnerstag), WinWin Markt zu den
Öffnungszeiten.
Unsere Arbeit geht aber weiter….
Margerita und Calipo wollen frisches Wasser
einen
sauberen
Stall und gekrault
werden. Gras finden sie auf der
Weide. Die Kaninchen sind auch
11
«Frederik die Gans, ist ein Freund von mir
geworden. Durch Nähe und Streicheln. Im Moment
ist er zwar wieder schnappiger. Auch zu Margerita,
der alten Eseldame Jahrgang 1988, habe ich ein
gutes Verhältnis und jetzt gerade freue ich mich,
dass eine Ente Eier ausbrütet. Ich kann es kaum
erwarten, bis es junge Entlein gibt.»
E. – Mitarbeitende seit Oktober 2011
schon lange munter, rennen raus und rein. Auch
sie bekommen frisches
Wasser, Heu, Körner
und Brot. Das Misten
und Reinigen der verschiedenen Ställe nimmt auch seine Zeit in
Anspruch und ist nicht unbedingt die Arbeit,
die gerne verrichtet wird. Viel lieber nehmen
wir auch einmal ein Huhn auf den Arm und
kraulen es, beobachten die Schweine, oder
haben unseren Spass an jungen «Chüngeln».
Die Gänse sind nicht bei allen so beliebt, können sie doch auch von hinten kommen und
einem in die Waden schnappen, was schmerzhaft sein kann. Aber es gibt auch Leute auf dem
Hof, denen das egal ist.
Tagsüber gibt es die
verschiedensten Arbeiten
zu verrichten: Zäune
bauen und kontrollieren,
Eselbollen auf der Weide
zusammen­nehmen, Badebecken von Gänsen und
Laufenten reinigen, Futter richten, beim Heuen
helfen, Ställe reparieren, «Blacken» stechen,
Nageholz für Kaninchen und Esel besorgen. Im
Laufe des Nachmittags dürfen die Laufenten
aus ihrem Zaun beim Garten und sich auf dem
ganzen Gelände rund um den Hof bewegen,
nur nicht in den Garten. So um 16 Uhr müssen
die Tiere nochmals mit Futter und Wasser versorgt werden und ein Kontrollrundgang vor
Feier­abend ist auch wichtig. Am Abend kurz
vor der Dämmerung muss die Person, die Pikett
hat, alle Federviecher in die Ställe locken. Dies
geschieht mittels Futter und Körner. Dann werden die Türen geschlossen, damit nicht «böse»
Gäste, wie Füchse, kommen und sich bedienen.
Willi Ammann, Bereichsleiter y
«Calipo hat mich einmal mit dem Huf geschlagen und am Knie
getroffen. Der Doktor sagte: Das wäre aber ein 'fertiger Esel'
gewesen, der das gemacht hat. Das Knie bekam nur eine Schürfung
ab und ich vom Arzt eine Salbe. Ich habe auch ein paar Hühner,
die gerne zu mir kommen und sich niederducken. Die wollen dann
auf den Arm genommen und gestreichelt werden.»
E. – Mitarbeiter seit August 2007
12
Schrott ist nicht
gleich Schrott
U
nser diesjähriger öffent­
Helfer hatten in einer Zwischenlicher Anlass stand unter dem Motto
halle des Habis-Areals eine Bühne
«Schrott ist nicht gleich Schrott».
für den Vortrag und für das BeneEinerseits wollten wir aufzeigen, was
fizkonzert von bubble beatz bereit
mit den Waren geschieht, die in den
gestellt. Mehr als 100 Personen
Brockenhäusern und im easydrive
folgten dem Aufruf. Die aufgeangeliefert werden, anderseits einen
heizte Halle war mehr als voll.
renate rutishauser
Leckerbissen vorstellen, wie man mit
Am Vortrag konnten wir in
Schrott erfolgreich Musik machen
Zusammen­arbeit mit der Flawiler
kann.
Firma Brunner Umweltservice AG und dem
Am 31. Mai um 19 Uhr wurden die Türen
Bereichsleiter im WinWin-Markt, Eugen Brundes Brockenhauses Flawil geöffnet. Fleissige
ner, interessante Informationen zum Thema
Recycling geben.
Anschliessend folgte der eigentliche Höhepunkt des Abends: das fulminante Konzert von
bubble beatz, bekannt aus dem Finale der Sendung «Das Supertalent». Die zwei Drummer
schlugen auf Wannen, Tonnen, Blechteile und
Pfannen, schwitzend und mit nackten Ober­
körpern, tosende Rhythmen. Das Publikum
belohnte die Schwerarbeit der beiden Musiker
mit nicht enden wollendem Applaus.
Alles in allem ein lautstarker Auftritt der
Stiftung Tosam in der Öffentlichkeit!
renate rutishauser, geschäftsstelle y
Mit Möbellift
Dank Möbellift räumen
wir Wohnungen jetzt noch:
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13
N e u e s u n d A lt e s a u s d e m R e c y c l i n g
L
Modelle geben, welche denselben
Zweck erfüllen. Und das alte Möbel
liesse sich vielleicht auch noch reparieren. Oft wollen wir uns mit aktuelVielleicht sollte ich diesen
len Dingen umgeben und die alten
Text für einmal eher so beginnen:
haben irgendwann einmal ausge«Liebe Verbraucherinnen und Verdient.
braucher» oder «Liebe EinkäufeEUGEN BRUNNER
Bei der Verpackung ist es für die
rinnen und Entsorger». Wir alle
meisten von uns logisch, dass wir
eignen uns im Laufe unseres
diese, nach dem Auspacken unserer Dinge, entLebens die verschiedensten Dinge an. Lebenssorgen. Wir könnten gewisse Verpackungsmatemittel, Hygieneartikel, Textilien, Möbel, Unterrialien aber auch separat sammeln und sie
haltungsmedien, Elektrogeräte und unzählige
jemandem geben, der diese dann weiter gebrauDinge mehr. Die einen sind zum Verbrauch
chen kann. So sind beispielsweise Kindergärten
bestimmt, so wie die Lebensmittel und die
stets froh um WC-Rollen oder Korkzapfen, um
Hy­g ieneartikel, die anderen zum Gebrauch, so
damit die ver­
schiedensten Dinge zu basteln.
wie der Rest der eingängig erwähnten Auf­
Tragtaschen beispielsweise werden von Marktzählung, welche keineswegs vollständig ist.
betreibern oft gerne entgegengenommen, um
Bei den Dingen, welche wir uns zum Versie dann ihren Kunden mitzugeben. In den
brauch aneignen, stehen wir dann eher vor der
Brockenhäusern der Stiftung Tosam sind TragFrage: «Wohin nun mit dem Verpackungsmatetaschen in allen Grössen sehr willkommen.
rial?», als bei den Dingen, welche zum Gebrauch
Bei den Dingen zum Gebrauch fällt es uns
angeschafft wurden. Dort kommt die Frage der
manchmal schwer, sie wirklich loszulassen. Wir
Weiterverwendung oder der Entsorgung erst
fühlen uns teils mit diesen Dingen verbunden
nach dem Gebrauch oder einer eventuellen
oder zumindest sind sie mit Erinnerungen und
Unbrauchbarkeit oder einer Überflüssigkeit der
Emotionen behaftet. Wir stufen den Wert unseDinge.
rer eigenen Dinge meist höher ein, als dies unser
Wir wollen uns Dinge aneignen und irgendUmfeld tut.
wann wollen wir uns unserer Dinge auch wieder entledigen.
Beschaffen und Loswerden sind nahezu allDies kommt vom Besitztumseffekt (endowment-effect) her, der besagt,
täglich. Bei der Beschaffung ist es uns allen klar,
dass der wahrgenommene Wert eines Gutes höher ist, wenn man ihn
wenn wir etwas wollen. Dann sind wir motibesitzt. Der Wissenschaftskollege Daniel Kahneman machte dazu ein
viert, es zu erwerben. Wir kaufen es uns oder
bekanntes Experiment. Dazu bildete er zwei Gruppen. Die eine Gruppe
wir sparen, um es uns später aneignen zu könwar Verkäufer von Tassen und die andere Gruppe Käufer von Tassen. Er
nen. Vielleicht fragen wir uns manchmal auch,
fragte die Gruppe der Verkäufer, welchen Preis zwischen 9,25 $ und
ob wir es denn wirklich brauchen.
0,25 $ sie beim Verkauf fordern würden. Die Teilnehmer der KäuferBei den Lebensmitteln ist die Motivation
gruppe wurde gefragt, was sie bereit wären für die Tasse zu zahlen. Die
zum Kauf am offensichtlichsten. Wir wollen
Gruppe der Verkäufer verlangten durchschnittlich 7,12 $ für die Tasse.
unseren Hunger stillen. Bei anderen Dingen,
Die Käufergruppe war bereit gerade einmal 2,87 $ für die Tasse zu
einem Buch oder einem Möbel, ist das Kauf­
bezahlen.
motiv nicht immer klar. Bücher haben wir vielDieses Beispiel zeigt deutlich, dass ein Verkäufer mit dem Wert seines
leicht noch mehrere, welche wir gerne lesen
Gutes wesentlich mehr verhaftet ist, als ein Käufer desselben Gegen­
würden. Es fehlt aber an der Zeit. Beim Möbel
standes. (Aus dem Internet)
würde es wahrscheinlich auch noch andere
iebe Leserinnen
und Leser
14
Somit fällt uns dann auch das Loslassen von
Dingen, welche uns gehören, auch schwerer.
Wir wollen für unsere Sachen vielleicht noch
einen weiteren Lebenskreislauf ermöglichen
und bringen sie daher ins Brockenhaus. Den
einen fällt es so leichter, sich von Gegenständen
trennen zu können. Umso grösser aber ist dann
die Enttäuschung, wenn die eigenen Gegenstände es nicht einmal mehr im Brockenhaus in
den Verkauf schaffen.
Das Beschaffen löst meistens Freude aus,
das Loswerden ist oft mit Wehmut verbunden
und so sind bei uns im WinWin-Markt die
Emotionen der verschiedenen Kategorien, der
Entsorger und der Käufer unter einem Dach
erlebbar. Von aussen betrachtet, würde ich
sagen, die schönsten Emotionen sind bei den
Entsorgern sichtbar, welche sich nach dem Loslassen ihrer Dinge erleichtert und frei für Neues
fühlen.
Ihnen allen wünsche ich einen befriedigenden Lauf der Dinge mit allen zughörigen Emo­
tionen. Freundliche Grüsse aus dem untersten
Stockwerk des WinWin-Marktes.
Eugen Brunner, Bereichsleiter Recycling y
Geschichten, die das Leben
schreibt…
Z
hört man doch allerlei über die
uallererst muss erwähnt
Brockenhäuser und nicht zuletzt
sein, dass auf den folgenden knapdie Mitarbeitenden. Wie es der
pen Zeilen dem Anspruch, meine
Jerry hauck
Gerüchte Eigenart ist, so sind sie
drei­
monatige Erfahrung im Winselten positiv, doch umso öfter
Win-Markt zu schildern, nicht auch
unwahr. Trotzdem stellte ich mich auf eine
nur ansatzweise entsprochen werden kann.
Welle aus Konflikten ein, damit sie mich nicht
Dafür sind die Erlebnisse zu vielschichtig, die
gleich zu Beginn überrollen würden.
Empfindungen zu tief, die Erwartungen zu
Zugegeben, ich war regelrecht überwältigt
hoch. Trotzdem will ich den Versuch wagen.
von der Herzlichkeit, die mir die allermeisten
Ich kann nicht genau sagen, mit welchen
Mitarbeiter von Anfang an zukommen liessen.
Erwartungen ich den ersten Arbeitstag angetreEin Umstand, der mehr als nur wider meiner
ten habe. Wahrscheinlich waren sie begleitet
Erwartungshaltung war. Tatsächlich fand ich
von gewissen Zweifeln, der Furcht vor Unwägmich schnell ins Team ein, begleitete die
barkeiten und einer nicht näher zu definierenBereichsleiter während meiner ersten Arbeitsden Vorfreude, wie sie bei jedem Stellenantritt
tage und freundete mich zügig mit meiner neuen
der Fall ist, dazu noch verstärkt durch die Tat­
Arbeit wie auch den Mitarbeitenden an. Zu meisache, dass es mein erstes Eintauchen in die
nen Aufgaben gehören... aber was langweile ich
Welt der Sozialberufe darstellte. Obwohl mir
den Leser? Der Tätigkeitsbereich eines Sozialder WinWin-Markt aus der Sicht eines Kunden
praktikanten erklärt sich zu grossen Teilen
schon einigermassen gut bekannt war, so
15
15
selbst und der Rest wurde von meinen Vorgängern bereits in allen Farben und Formen geschildert, weshalb er keiner Wiederholung bedarf.
Lieber erzähle ich von den Menschen, die
hier angestellt sind. Von Menschen, deren
Schicksale manchmal so unfassbar tragisch
sind, dass unsere alltäglichen Probleme im
direkten Vergleich in scheinbarer Bedeutungs­
losigkeit versinken.
Nachdem Saddam Hussein anfangs der
Neunzigerjahre gegen Kuweit einen Angriffskrieg begann, der schliesslich mit dem Eintritt
der USA in den Konflikt zum ersten Golfkrieg
führte, wurden massenweise Iraker zum Kriegsdienst verpflichtet. So auch B.N., der sein Leben
plötzlich für den Kampf um die Erdölreserven
eines fremden Landes aufs Spiel setzen musste,
in einem Krieg, der schon entschieden war,
bevor auch nur der erste Schuss fiel. Wer kann
es ihm verdenken, dass er sich dem Töten verweigerte und aus der irakischen Armee absetzte?
Da Deserteure unter Androhung der Todesstrafe verfolgt wurden, floh er über die Staatsgrenze in den benachbarten Iran. Erst nach sieben Jahren, die er sich in diesem fremden Land
– von Behörden unerkannt – durchschlug,
fand sein Asylgesuch für sich und seine Familie
in der Schweiz Gehör. Nun arbeitet er seit
15 Jahren in der Schweiz, ist stolz auf seine
Kinder, die hier aufgewachsen sind und einen
lebenswerten Weg einschlagen können, in eine
Zukunft, für die sich die Anstrengung lohnt.
Ähnliches durchlitt auch N.A. Wenn man
nach seinem Alter fragt, gerät er bereits ins Stocken. «25 oder 26, ich weiss es nicht genau»,
erklingt die Antwort, deren Ursprung in dem
seit mehreren Jahrzehnten durch äussere und
innere Konflikte zerrütteten Afghanistan liegt.
Er wurde zwischen den Fronten der Sowjetunion und der Taliban geboren, der Tod von
Angehörigen wurde bald trauriger Alltag. Sein
Leben, seine Familie, sein Zuhause... alle wurden über all diese Jahre durch Terroranschläge
und Bombardements in ihren Grundfesten
16
erschüttert. Das einzige, das sich in all den Jahren geändert habe, sei der Umstand, dass die
Taliban nun den Amerikanern gegenüber stünden statt den Russen, so N.A. Nachdem er sich
den beiden Parteien nicht mehr hatte entziehen
können, floh er. Zurück konnte er nicht mehr.
Mehr als zwei Jahre hielt er sich in verschiedenen Ländern im Nahen Osten und in Italien
auf, ehe es ihn in die Schweiz verschlug. Seit
fünf Jahren hatte er nie die Gelegenheit, seine
Familie wiedersehen zu können, ohne Aussicht
auf Besserung. Seit drei Jahren läuft sein Asyl­
gesuch in unserem Land, dessen Bewilligung
nach wie vor in den Sternen steht. Trotzdem
arbeitet er jeden Tag, besitzt eine volle Stelle im
WinWin-Markt. Immer mit einem Gedanken
an das Gesuch, das über seine Zukunft richten
wird.
R.A. war verheiratet, zusammen mit ihrem
Ehemann hatte sie drei Kinder. Doch der
Mensch, der ihr am nächsten stand und für sie
Schutz und Stütze hätte sein sollen, fing an ihr
Gewalt anzudrohen... und schliesslich tat er es,
über lange Jahre hinweg, stets begleitet von
exzessivem Alkoholkonsum. Die Kinder, die
ihrer Mutter beistehen wollten, gerieten daraufhin ebenfalls in diesen Sog aus Angst und
Gewalt. Mit der Zeit artete es aus, die Verletzungen von R.A. waren so gravierend, dass
mehrere Spitalaufenthalte die Folge waren, was
letzten Endes in einer Scheidung endete. Dann
schlug die Gewalt in ein massives Stalking um,
das sich hauptsächlich gegen R.A. richtete, die
sich daraufhin in ein Frauenhaus flüchtete, bis
eine einstweilige Verfügung erwirkt werden
konnte. Seit sechs Jahren befindet sie sich nun
im WinWin-Markt, das Arbeitspensum wurde
von anfangs 20% bis auf 80% erhöht. R.A.
plante vor kurzem einen Sprung zurück in den
ersten Arbeitsmarkt zu wagen, ehe eine Schilddrüsenkrankheit diesen Traum platzen liess.
Aber sie arbeitet weiterhin hier. Die Tage sind
nicht immer perfekt, doch sie schätzt die
Chance, die ihr gerne gegeben wird und sie
baut auf den Erfolgen auf. Bis sie irgendwann
einen neuen Traum verfolgen kann.
Falls sich der Leser also nach wie vor fragt,
was genau denn meine Aufgabe hier sei: Ich
helfe. Wo ich kann, wann ich kann und wem ich
kann. Es wäre falsch, einfach zu behaupten,
dass es immer gelänge. Aber wir – und damit
meine ich die gesamte Stiftung Tosam – sind
unermüdlich darin bestrebt, jedem Menschen
die Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Ziele
wahrzunehmen, sich neu zu ordnen und danach
mit uns als Basis zu verfolgen.
In diesem Sinne möchte ich der Stiftung
dafür danken, dass sie so oft wie möglich eine
darbietende Hand für jene hat, die sich nicht
selbst helfen können. Ich möchte mich auch
beim Führungspersonal bedanken, das mit
grossem und persönlichem Einsatz für diese
Leute da ist. Doch mein grosser Dank gilt jenen,
die tagtäglich und manchmal unter widrigsten
Umständen die Kraft finden, hierher­zukommen
und ihren Beitrag zu leisten: unseren Mitarbeitern.
JERRY HAUCK, Praktikant y
Vorschlag für eine
neue schweizer landeshymne
Zu singen nach der Melodie: Roulez tambours
Besinnet Euch, ihr Schweizer, all‘ zusammen.
Wahrt Eure Unabhängigkeit
von andern Ländern, Organisationen;
zum Schutz der Heimat seid bereit.
Schaut stets zu Euerer Gesundheit,
nützt schöpferisch die freie Zeit;
verschont die Umwelt, Eure Kinder
leben damit noch lange Zeit!
Seid offen, fröhlich, helft dem Nächsten,
nehmt Bürgerrecht und -pflichten wahr
und danket Gott, der uns beschützet
wie schon die Väter, Jahr für Jahr.
Bedenkt, Ihr Schweizer, wie soll’s weitergehen?
In Habgier, Hast, Verschwenderei?
Oder bescheiden auf die eignen Kräfte
vertrauend, menschenwürdig, frei?
Achtet, Ihr Schweizer, auch die Minderheiten,
Wehrlosen leihet Euren Schutz.
Fördert die Kunst, das Handwerk, Wissenschaften,
den Sport, zum allgemeinen Nutz.
Bewahret Brauchtum, Eigenheiten!
Ist unser Land auch noch so klein
s‘gleicht keiner ganz genau dem andern
wenn er will freier Schweizer sein!
Urs steiner, mitarbeiter y
17
Macht Überfluss
verschwenderisch?
I
18
n der Schweiz werden jedes Jahr bis zu
250'000 Tonnen einwandfreie Lebensmittel vernichtet. Das ist die eine Seite. Die andere Seite
zeigt auf, dass 700'000 bis 900'000 Menschen
hierzulande am oder unter dem Existenzminimum leben. Die sogenannte versteckte Armut
trifft im Besonderen grosse Familien, Arbeitende in Niedriglohnbranchen, Alleinerziehende, ausgesteuerte und randständige Menschen. Täglich holt die Organisation «Schweizer
Tafel» bei Grossverteilern mehrere Tonnen
Lebensmittel ab, die sonst vernichtet würden
und verteilt sie an soziale Institutionen. Einmal
wöchentlich beliefern sie auch den WinVita.
Die Abgabe dieser qualitativ einwandfreien
Waren verbessert die Ernährungssituation der
oben genannten Betroffenen. Trotzdem landet
der mit Abstand grösste Teil der Lebensmittelüberproduktion nicht auf dem Teller.
Die Verschwendung und Vernichtung der
enormen Mengen an Lebensmitteln hat verschiedene Ursachen. Eine liegt sicherlich bei
uns – den Konsumentinnen und Konsumenten
am Ende der Nahrungsmittelkette. Mit unserem
persönlichen Konsumverhalten tragen wir massgeblich zur Verschwendung der Lebensmittel
bei. Warum? Der Mediensprecher von Coop
beantwortet die Frage so: «Der Kunde will auch
abends um 17 Uhr die ganze Auswahl haben.
Bieten wir diese nicht, ist er schnell bei der Konkurrenz.» Weiter wird festgestellt, dass die
Mehrheit der Kunden sehr genau darauf achtet,
dass das Gemüse und das Obst einwandfrei aussehen. Was den gewünschten Qualitätsanforderungen nicht zu 100 % entspricht, wird kaum
verkauft. Obwohl Grossverteiler unter anderem
die Schweizer Tafel unterstützen, bleiben immer
noch rund 10'000 Tonnen einwandfreier Lebensmittel, die pro Jahr «entsorgt» werden. Der
Grossteil wird kompostiert oder zu Biogas verarbeitet. Die Wiederverwertungsrate der Grossverteiler liegt bei ungefähr 70 %. Somit schneiden die Grossverteiler damit noch besser ab als
mancher Privathaushalt. Darum zurück zu uns
Konsumentinnen und Konsumenten, denn bei
uns landen tadellose Lebensmittel zuhauf im
Abfall oder auf dem Kompost. Dies ist grösstenteils auf die regelrechte Datumshysterie zurück-
zuführen. So glauben viele Konsumentinnen
und Konsumenten, dass ein Produkt nicht mehr
geniessbar ist, wenn das Verkaufs- oder Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist. Auf
Konsumentenebene sollte gezielt sensibilisiert
werden. Denn was bedeutet eigentlich «Mindesthaltbarkeitsdatum» oder «zu verkaufen
bis»? Hierzu eine kurze Erklärung:
Mindesthaltbarkeitsdatum: Damit garantiert
der Hersteller, dass die Lebensmittel bei angemessener Lagerung mindestens bis zum Stichtag geniessbar bleiben. Nach dessen Ablauf ist
es ratsam, das Lebensmittel auf Aussehen,
Geruch und Geschmack zu prüfen. Nahrungsmittel können durchaus auch nach Ablauf des
Mindesthaltbarkeitsdatums verzehrt werden,
sofern sie richtig aufbewahrt wurden.
Verbrauchsdatum: Das ist für leicht verderb­
liche oder hygienisch kritische Lebensmittel
vorgeschrieben. Es wird vom Hersteller fest­
gelegt und garantiert bis zu dem angegebenen
Zeitpunkt eine einwandfreie Qualität der
original verpackten Ware.
Verkaufsdatum (zu verkaufen bis): Dieses hat
nichts mit der Haltbarkeit zu tun. Der Lebensmittelinspektor, der regelmässig auch WinVita
kontrolliert, interessiert sich überhaupt nicht für
dieses Verkaufsdatum. Ein Jogurt, das bis zum
31.07.12 verbraucht werden soll, wird nicht von
der einen Minute zur anderen schlecht und ist
durchaus noch Tage darauf geniessbar. Darauf
sprechen wir unsere Kunden immer wieder an
und versuchen ihnen zu erklären, was es mit
diesen Angaben auf sich hat. Doch auch ich
ertappe mich immer wieder, wie ich die Daten
der Lebensmittel kontrolliere, bevor ich mich
entschliesse, etwas zu essen oder eben in den
Abfall zu schmeissen. Mich mit diesem Thema
intensiver auseinanderzusetzen, hat mich nachdenklich gestimmt. Ich lass mich weniger von
den Daten beeinflussen, sondern verlasse mich
mehr auf meine Sinne, ob ein Lebensmittel noch
geniessbar ist oder nicht.
http://www.natuerlich-online.ch/magazin/
artikel/der-ueberschuss-vom-ueberfluss/
http://oliv-zeitschrift.ch/?show_beitraeg=52
Nicole Wohlgensinger, Praktikantin y
Meine Arbeit in
d e r K ü c h e u n d i m H a u s h a lt
S
eit dem Oktober 2006 arbeite ich auf
dem Hof Baldenwil in der Küche und im Haushalt. Anfangs wurde ich zu einem Pensum von
50 % angestellt, konnte dies dann aber im letzten Jahr auf 70 % erhöhen.
Mein Aufgabengebiet umfasst
folgende Tätigkeiten:
y Kochen des Mittagessens und Backen von
Kuchen zum Dessert oder für die Zwischenmahlzeiten
y Vorbereiten der Zwischenmahlzeiten (Znüni
und Zvieri)
y Verarbeiten
von Gemüsen, Salaten und
Früchten aus unserem eigenen Gemüse­g arten
y Reinigung der Küche und allgemeine Reinigungsarbeiten im Haus
y Verantwortung für die Waschküche
Mein Arbeitstag beginnt jeweils um acht Uhr. In
der Regel erledige ich dann zuerst die Arbeiten
in der Waschküche, d.h. ich lege die Wäsche zusammen und versorge diese. Hat es Wäsche, die
gewaschen werden muss, erledige ich auch das.
Sind die Arbeiten in der Waschküche
er­ledigt, gehe ich in die Küche um bei der Vorbereitung des Mittagessens mitzuhelfen. Zuerst
beginne ich allerdings damit, den Znüni zu
machen. Von 9.30 – 9.45 Uhr haben wir auf
dem Hof eine gemeinsame Znünipause. Danach
geht es wieder in die Küche, nun geht es ans
Kochen des Mittagessens, welches wir in der
Regel für 20 – 30 Personen zubereiten. In der
Küche sind wir ein eingespieltes Team von täglich 2 – 4 Personen.
Das Kochen für eine so grosse Zahl von
Leuten habe ich hier auf dem Hof gelernt. Einfachere Menüs kann ich auch bereits selbständig
kochen. Dies ist wichtig, da wir bei Ferienabwesenheiten von anderen aus der Koch­
mannschaft schon mal alleine in der Küche stehen. Das Kochen macht mir viel Freude und
gerne möchte ich meine Kochkenntnisse weiter
verbessern. Nach dem Mittagessen gehören
dann der Abwasch und die Reinigung der
Küche und der Essräume zu meinen weiteren
Tätigkeiten. Bei fast 30 Personen fällt da eine
grosse Menge Geschirr an. Neben der Küche
gehört auch die Reinigung der allgemeinen
Räume und der Waschküche zu den weiteren
regelmässigen Arbeiten, welche ich selbständig
erledige.
Der freundliche und humorvolle Umgang
mit den Bewohnern, Mitarbeitenden und dem
Leitungsteam ist mir ein wichtiges Anliegen. Ich
freue mich auch weiterhin im Hof Baldenwil
arbeiten zu können.
Priska Schelbert,
Mitarbeiterin Küche + Haushalt y
19
R a u s a u s d e m k a lt e m W a s s e r , d u Sp i o n
N
achdem ich in kurzer Zeit viel Erfahrung im Bereich Transport gesammelt hatte
(siehe Bericht «Sprung ins kalte Wasser» vom
letzten Einblick), durfte ich nun auch des Öfteren bei der Gestaltung des Brockenhaus Flawil
mithelfen. Wie, was, wohin kommt, das zusammen mit der sauber zu haltenden Waren­
annahme unter einen Hut zu bringen, war für
mich die nächste Aufgabe, die ich in meinem
ersten Praktikum zu bewältigen hatte. Da unsere
langjährige Verantwortliche in der Waren­
annahme ihre Pension antrat, ging damit die
Stütze der Warenannahme. Es musste vieles neu
errungen werden, was Erfahrungen sammeln
und harte Arbeit zu bedeuten hatte.
Nun, da wir Menschen in meinen Augen
Gewohnheitstiere sind, war das für mich die
Motivation, dass alles gut kommt. Nach einer
Weile fing das Rad wieder an zu drehen, und
für mich kam ein wenig Erleichterung auf.
Natürlich zu erwähnen, ohne die Hilfe der Mitarbeiter, die mir ihre Unterstützung anboten,
wäre es einiges komplizierter für mich geworden. Man, nein, ich sehe meist die Arbeit, die
hinter der Arbeit steckt, erst dann, wenn ich sie
selbst mache und dafür auch gerade stehen
muss. Die Mitarbeiter, die schon länger im Brocki arbeiteten, gaben mir die nötige Unterstützung. Dafür bedanke ich mich (ich denk mal,
jeder weiss, wer sich da betroffen fühlen darf ).
Nun durfte ich für eine Woche im Hof Baldenwil schnuppern, Kräuter sammeln, zupfen
und verpacken, dazu kam Holz holen für die
Holzheizung, den Stall sauber halten, bei sportlichen Aktivitäten dabei sein und die Beete voller Kräuter von Unkraut befreien. Sehr abwechslungsreich und interessant. Ich spürte gleich,
dass ich es hier mit einem eingespielten Team zu
tun habe. Da einer der Verantwortlichen in dieser Woche seine Ferien beanspruchte, war für
einige aus Spass der Gedanke gekommen, dass
ich ein Spion dieser Person sein könnte. Wir
scherzten oft darüber und die Woche verging
wie im Fluge. Danke allen für diesen tollen Ein-
20
blick in das Leben auf dem Hof Baldenwil. Nun
zurück im Brocki Flawil. Im Februar bekamen
wir Unterstützung, ein zweiter Praktikant, der
einige Zeit vorher den Bereich Transport unter
sich hatte. Dessen Erfahrungen verschmolzen
mit den uns neu gesammelten spürbar.
Nach einem Hexenschuss wieder bei der
Arbeit, verging die Zeit bis zu meinem nächsten
Praktikumsplatz recht schnell.
Mit den Mitarbeitern von buchplanet.ch
hatte ich bislang nicht viel zu tun und sie waren
für mich, um bei der Wahrheit zu bleiben, die
Menschen mit einer Arbeit, bei denen ich nicht
dahinter sah, was eigentlich ihre Arbeit war.
Bücher eingeben? Was gibt es da zu tun, dachte
ich des Öfteren, ohne noch weiter darüber nachzudenken und um meine Vorurteile in Grenzen
zu halten. Still vor dem Compi sitzen und schreiben, was das Zeug hält. Ich war bis dato nicht
gerade begeistert von Büro- und Computer­
arbeiten, doch ich wurde eines Besseren belehrt.
Ich lernte eine Seite von mir kennen, die bislang
eher im Schatten stand.
Meine Schulzeit weit hinter mir, kam ich
gedanklich wieder zu dem Punkt zurück, als ich
in der Oberstufe das Zehnfingersystem lernte.
Ich begriff lange nicht, sehr lange, warum ich
mich für dieses Freifach angemeldet hatte. Ich
war mir stets sicher, dass ich das nicht zu lernen
brauche, und für die letzten zehn Jahre stimmte
dies auch. In dieser Zeit war für mich das Zehnfingersystem auch nicht wichtig. Für alles was
ich am Computer er- oder bearbeiten musste,
reichte das bekannte Adlersystem völlig aus.
Doch schon an meinem ersten Arbeitstag im
buchplanet.ch wurde mir klar, dass ich mit dem
Adlersystem nicht weit kommen würde und ich
setzte mich, mir den Finger zurechtrückend, an
die Tastatur. Da kam es, der Sinn des unnötig
Gelernten... Ich war erstaunt, wie schnell ich
wieder im System drin war, unbewusst, dass
eigentlich meine Faulheit mich bis dahin daran
hinderte, denn nur ein wenig Konzentration,
und es töggelte von alleine. Bestimmt nicht so
schnell, wie die mir mit maschineller Geschwindigkeit vorkommenden Mitarbeiter, die, wenn
in die Tastatur verschiedene Töne eingebaut
wären, ein Technolied hervorzauberten, im
Gegensatz zu meinem Popkuschelrock, den ich
an den Tag legte.
Nebst dem Eingeben der Bücher bekam ich
verschiedene Aufgaben, die mir vertrauter
waren: Gestelle putzen, Pausenplatz sauber halten, Bücher zerreissen und sortieren, 1x
wöchentlich mit Mitarbeitern in den WinVita
fahren, um einzukaufen und ich durfte die Schulung für die Verhinderung von Freizeitunfällen
übernehmen. Ich war nicht nur von der Arbeit
im Buchplanet positiv überrascht, auch ein
wenig von mir selbst, denn mir gefiel es hier, je
länger je mehr. Auch einige Bekannte und Verwandte überraschte ich mit meinen neu gewonnenen Interessen, was vor allem die Bücher
betrifft, da ich nicht gerade dafür bekannt war.
Die Bilanz meines Praktikums ist sehr positiv,
und es ist für mich persönlich eine Freude, mir
selbst sagen zu können, dass ich für mich das
Richtige gefunden habe. Auch wenn alles etwas
Negatives hat, gibt es in meinem Beispiel für
mich nichts Erwähnenswertes. Ich freue mich
auf die nächste Zeit in der Stiftung Tosam und
möchte mich gleich noch an alle Beteiligten meines Glücks dafür bedanken. Danke.
Peter Pistek, Praktikant y
Der gesprungene Krug
Ein Wasserverkäufer geht jeden Morgen zum
Fluss, füllt seine Krüge und macht sich auf den
Weg in die Stadt, um das Wasser seinen Kunden
zu bringen.
Einer der Krüge hat einen Sprung und verliert Wasser, der andere ist ganz neu und bringt
mehr Geld ein.
Der gesprungene Krug fühlt sich minderwertig. Eines Morgens vertraut er sich seinem
Besitzer an: «Weisst du, ich bin mir meiner
Grenzen bewusst. Du verlierst Geld wegen mir,
weil ich halb leer bin, wenn wir in der Stadt
ankommen. Verzeih mir meine Schwäche.»
Am nächsten Tag, auf dem Weg zum Fluss,
sagt der Besitzer zum gesprungenen Krug:
«Schau am Rand des Weges...»
«Oh, wie schön, er ist voll von kleinen Blumen», antwortete der Krug.
«Das ist dank dir, der du jeden Morgen den
Wegrand benetzt. Ich habe ein Paket Blumen­
samen gekauft und sie entlang des Weges gesät,
und du, ohne es zu wissen und zu wollen, hast
ihnen jeden Tag Wasser gegeben. Vergiss nie,
dass wir alle ein wenig zersprungen sind, aber
Gott kann, wenn wir ihn darum bitten, aus
unserer Schwächen Wunder machen.»
aus Afrika y
21
Neue Kunden aus der Urschweiz
E
Auch der Kanton St.Gallen ist
rinnern Sie sich noch an
am auf­
holen. Statt 266 haben wir
meinen Artikel im letzten Einnun 372 Kunden aus dem Kanton
blick? Ich habe Sie damals mit­
St.Gallen. Auf dem dritten Platz
genommen auf eine Reise durch
unserer Kantonsrangliste ist immer
die Statistiken des buchplanet.ch.
noch Bern. Wir haben dort 75 KunDieses Mal habe ich keine so
den mehr als im letzten Artikel
ausgedehnte Reise mit Ihnen vor.
Sara grob
(damals 237, jetzt 312). Vom Kanton
In diesem Artikel werde ich Ihnen
Nidwalden hatten wir bisher nur
zeigen, wie sich der buchplanet.ch
einen Kunden. Ich freue mich sehr darüber,
in den letzten Monaten weiterentwickelt hat.
dass wir jetzt fünf Kunden aus dem Kanton NidUnsere Werbemassnahmen entfalten ihre
walden haben.
Wirkung immer mehr. Ich war damals sehr
Wir haben uns nicht nur in der Kunden­
stolz, dass wir aus der Stadt Zürich 116 Kunden
anzahl gesteigert, sondern wir erhalten auch
hatten. Können Sie sich vorstellen, wie stolz ich
mehr und grössere Bestellungen. Glücklicherbin, dass wir nun 171 Kunden aus der Stadt
weise setzte Peter Pistek, Vorpraktikant in der
Zürich haben? Noch besser sieht man unseren
Stiftung Tosam, sein Praktikum im Juni und Juli
Aufschwung aber am Kanton Zürich: Wir hatim buchplanet.ch fort. Die ganzen zwei Monate
ten 366 Kunden aus dem Kanton Zürich, wähdurch lieferte er unsere Pakete mit dem Auto
rend ich diesen Artikel schreibe, haben wir 533
bei der Post ab. An teils Tagen wäre sogar unser
Kunden aus dem Kanton Zürich.
riesiger Postwagen zu klein gewesen für die
grosse Menge an Bestellungen.
Zum Beispiel am Montag, dem 18. Juni
2012: An diesem Tag bearbeitete unser Ver­
packungsteam 26 Pakete mit insgesamt 291
Büchern. Der Warenwert der versendeten
Bücher betrug Fr. 1357.–.
Hätten wir da unseren Praktikanten mit
dem Auto nicht gehabt, wäre es ziemlich
anstrengend geworden alle Pakete pünktlich bei
der Post abzuliefern. Sobald wir regelmässig
über 12 Pakete bereitstellen können, ist eine
Abholung durch eine Paket­logistikfirma möglich.
Ich freue mich sehr über den stetigen Aufim Win-Win-Markt Herisau
schwung
von buchplanet.ch und danke allen
und easydrive Gossau
unseren Kundinnen und Kunden, Unterstützerinnen und Unterstützer herzlich. Trotzdem
müssen wir auch dieses Jahr noch mit einem
grösseren Defizit rechnen und sind darum
Mer gend gratis Altbrot a Chüngeli-,
immer auch auf der Suche nach Gönnerinnen
Federviehhalter, Geissebuure ond anderi
und Gönnern. Der Verkauf von günstigen
Tierhalter ab.
Büchern dient doch eigentlich auch einer
höheren Sache...
Sara Grob, Bereichsleiterin m.b.A.
GRATIS
ALTBROT
ABGABE
22
22
Ein abwechslungsreiches
u n d s p a n n e n d e s Le b e n
I
ch heisse Sandro und bin 26 Jahre alt. Ich
wohne in Herisau und arbeite als Koch im Brockenhaus Degersheim und koche für 20 – 25
Mitarbeiter jeden Tag. Ich würde euch gerne
von meinem Leben berichten, also fange ich
von weit hinten an. Ich war 16 Jahre alt und
habe mein 1. Lehrjahr als Koch beendet. Ich
habe viel Blödsinn gemacht und viel
Alkohol getrunken, also hat mich der Lehrmeister vor die Wahl gestellt. Entweder ich gehe in
einen Betrieb, der mir überhaupt nicht gefällt,
oder ich breche ab. Also habe ich nach dem
ersten Lehrjahr abgebrochen.
Dann jobbte ich saisonbedingt als Hilfskoch
für ein Jahr und wollte nach einem Jahr meine
Lehre beenden. Ich bin von zu Hause ausgezogen, da ich als Hilfskoch genug Geld hatte.
Nach diesem Jahr und zwei verschiedenen
Betrieben startete ich mein zweites Lehrjahr. Ich
bin nach Mogelsberg gezogen und arbeitete im
Panorama Restaurant. Kurz vor Ende meines
zweiten Lehrjahres machte das Restaurant Konkurs und mir wurde gekündigt. Zuerst dachte
ich, das kann doch nicht sein und mein Mut hat
mich verlassen. So also arbeitete ich weiter als
Hilfskoch. Da auch der Gehalt eines Hilfskochs
im Vergleich zum Lehrlingslohn für mich als
17-Jähriger natürlich ver­
lockend war. Dann
arbeitete ich von April bis Oktober in der Pension Nord in Heiden, als Saisonhilfskoch und
überall wo sie mich sonst noch brauchten. Sozusagen wurde ich als Allrounder angestellt. Nach
dieser Saison bin ich dann nach Davos gezogen.
Dort arbeitete ich in Klosters Serneus im
Bergrestaurant Chesetta. In diesem
Restaurant wurde ich als Hilfskoch
angestellt mit zwei weiteren Köchen
und wir kochten an einem Tag für
rund 1500 Gäste. Die Arbeitszeit war
sehr anstrengend. Von morgens 08.00
bis 23.00 Uhr waren wir ununterbrochen dran. Wir hatten gerade mal eine
halbe Stunde Mittagspause. Wir hatten also kaum Freizeit. Das Einzige,
was wir machen konnten, war den Abend mit
einer Party ausklingen zu lassen. Wir hatten
ziem­liche Drogeneskapaden. Es war trotz allem
eine gute Zeit, da ich viel verdient und gespart
hatte. Nach diesem Job bin ich zuerst einmal
zwei Monate zu Hause geblieben und habe
Ferien gemacht. Nachher arbeitete ich als Bühnenbauer auf Openair‘s. Bei dieser Firma hatte
ich ein Jahr lang schwarz gearbeitet. Nachdem
zog ich nach Basel und wurde dort als Marktfahrer angestellt. Ich verkaufte Bündner Spezialitäten. Diesen Job hatte ich zwei Jahre gemacht
und dabei gut verdient. Ich habe eine Frau in
Basel kennengelernt, die meine Freundin wurde
und ich ahnte damals nie, was noch alles auf
mich zukam.
Na, soweit so gut. Ich dachte mir, nun hätte
ich genug gespart, hatte eine langjährige Beziehung und es läuft alles super. Jetzt beende ich
meine Lehre als Koch. Ich fand eine Lehrstelle
in Teufen in der Waldegg. Damals wohnte ich
für die Arbeit bei meinem Vater in Amriswil,
hatte mit Freunden ein Musikstudio in Herisau
und ging am Wochenende zu meiner Freundin
nach Basel. Ich hatte also immer was los.
Wie es ja fast kommen musste, ging etwas
schief. Meine Freundin wurde schwanger. Jetzt
verstehen Sie mich nicht falsch, liebe Leserinnen und Leser. Ich freute mich wirklich auf dieses Kind und meine Freundin freute sich auch.
Nur leider hatte sie nach sechs Monaten eine
Fehl­geburt. Das hat meine Freundin überhaupt
nicht vertragen, sie hatte Mühe damit umzugehen und trennte sich nach diesem Vorfall von
mir. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich
war verliebt in sie, wir hatten uns auf das Kind
gefreut, waren bereits vier Jahre zusammen und
nun das!
Ich war mit meinen Nerven am Ende und
schmiss meine Lehre hin. Ich konzentrierte
mich nur noch auf meine Musik als Hip-Hop
Produzent und bin in den Drogen versunken.
Durch meine Musik bewegte ich mich zwangsläufig in dieser Szene. Irgendwann wurde mir
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klar, dass es so nicht mehr weitergehen kann,
also zog ich nach Ungarn zum Entgiften. Ich
habe dort auf einem Pferdehof mitgeholfen und
wurde dafür mit Essen versorgt und konnte ein
Zimmer haben.
Ich war weg von allem, weg von jedem
Elektronikzeug und weg von den Drogen. Es
war für mich eine besinnliche Zeit und ich kam
zur Ruhe. Nach einem halben Jahr ging ich wie­
der zurück in die Schweiz, als ich mich bereit
dazu fühlte. Ein Monat nachdem ich zurück­
kam, machte meine Mutter einen Selbstmord­
versuch. Nach dem musste sie in die Psychiatri­
sche Klinik. Ich musste auf meine zwei kleinen
Geschwister aufpassen, habe schwarz gearbei­
tet, so dass wir irgendwie über die Runden
kamen. Im Sommer konnte ich in der Migros­
bäckerei Jowa in Gossau temporär arbeiten. Ich
ging immer meine Mutter in der Klinik besu­
chen.
Als es meiner Mutter besser ging, bin ich
nach Herisau gezogen. Ich habe meinen Job
in der Jowa verloren, weil ich zweimal hinter­
einander krank wurde. Also habe ich dann in
der Appenzeller Schaukäserei in Stein angefan­
gen. Ich habe dort zwei Monate gearbeitet und
fiel auf einmal um. Ich wachte in einem Kran­
kenhaus auf und es hiess ich habe eine nervöse
Herz­
störung. Das wird durch zu viel Stress
hervor­
gerufen. Mir wurde also zwei Monate
Bettruhe verschrieben und mein Betrieb hat mir
dann gekündigt. Nachdem habe ich mich auf
dem Sozialamt in Herisau angemeldet.
Drei Monate später am 9. August 2011 habe
ich begonnen im Brockenhaus Degersheim zu
arbeiten. Ich wurde in der Haushaltsabteilung
angestellt, in der ich zunächst zwei Wochen
gearbeitet habe. Als dann der Koch vom Bro­
ckenhaus ausfiel, musste ich einspringen. Ich
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hatte total Angst davor und war völ­
lig überfordert mit dieser Situation.
Trotzdem wusste ich, dass ich mich
meiner Angst stellen muss. Also
überwand ich mich und ging wieder
in die Küche. Bei den ersten Handgriffen war
ich total nervös und habe nur ein einfaches
Gericht gemacht. Es ging dann am nächsten
Tag bereits besser und ich probierte Tag für Tag
schwierigere Gerichte aus. Jetzt bin ich soweit,
dass ich keine Probleme mehr in der Küche
habe. Ich bin froh, dass ich hier anfangen und
ich mich wieder langsam in alles einarbeiten
konnte.
Mein Selbstvertrauen war am Boden, bevor
ich hier angefangen habe. Es reichte mir bereits,
dass ich mit Paul Kappeler (Bereichsleiter Trans­
port), Thomas Nef (Zivildienstleistender) und
Kim Hauck (Praktikant) einen normalen und
gesunden Austausch hatte und als völlig gleich­
wertiger Mensch behandelt wurde. Indem ich
mit ihnen spannende und anregende Diskussio­
nen hatte und mit ihnen Tischfussball spielen
konnte. Ich merkte durch das, dass ich kein
schlechter Mensch bin und eben doch vieles
kann und weiss. Ich kann kochen, bekomme
jeden Mittag für das Essen Komplimente und
werde als normaler gleichwertiger Mensch ange­
schaut. Somit stieg auch mein Selbstvertrauen.
Jetzt, mit gleichzeitiger Therapie, will ich
wieder voll funktionstüchtig werden und gegen
meine Angst kämpfen. So dass ich nicht mehr
von ihr gesteuert werde. Wenn ich das geschafft
habe, will ich meine Lehre als Koch beenden
und wieder im ersten Arbeitsmarkt sein. Ich
muss mir einfach Zeit lassen. Mit der Unterstüt­
zung von den Mitarbeitern im Brockenhaus
Degersheim werde ich das bestimmt schaffen.
Das ist mein Leben in Kurzform.
Wir leben zu sehr in der Vergangenheit, haben
Angst vor der Zukunft und vergessen dabei völ­
lig, die Gegenwart zu geniessen.
Sandro, Mitarbeiter y
Einen Hofladen haben
wir noch nicht
I
mmer wieder werde ich
Alle diese Fragen werden wir in
gefragt, ob wir bei uns auf dem
den nächsten Monaten noch zu kläBetrieb einen Hofladen führen.
ren haben. Dennoch wollen wir die
Leider musste ich diese Frage bis
Zeit bereits jetzt nutzen und unsere
Produkte auch auf dem Hof in
jetzt immer verneinen. Hauptgründe
einer ansprechenden Form präsendafür waren bis jetzt vor allem die
tieren. So haben Besucher des
Platzverhältnisse, die einen solchen
URS STUKER
Hofes jederzeit die Möglichkeit
Laden nicht zuliessen.
unsere Salze, Zucker, TeemischunNun mit dem Umbau des Stallgen und Gewürze bei uns zu kaufen.
teiles haben wir zum ersten Mal überhaupt die
Unsere Produkte sind zudem nach wie vor
Möglichkeit uns Gedanken zu einem Hofladen
an den Wochenmärkten in Gossau (donnerszu machen. Verschiedenste Fragen sind in dietags) und Herisau (samstags) sowie im Winsem Zusammenhang zu klären:
y Welche Produkte wollen wir in unserem
Win-Markt Herisau und im Buch WinWin
Gossau erhältlich.
Hofladen anbieten?
y Verkaufen wir auch Frischprodukte?
Daneben werden wir unseren alten Kuhstall
y Ergänzen wir unser Angebot durch Zukäufe
in den kommenden Monaten auch für spezielle
Anlässe nutzen. Wir haben nicht im Sinn, ein
von anderen Betrieben?
y Welche Fläche benötigen wir dafür?
öffentliches Restaurant aufzumachen, sondern
y Ist der Hofladen bedient oder ist er
werden für Gruppen von 20 – 50 Personen
Brunch oder auch andere Essen anbieten.
unbedient?
y Welche Öffnungszeiten wollen wir haben?
Folgende Anlässe haben wir bereits
geplant:
Metzgete am 19. Oktober 2012 ab 19 Uhr
(alles vom Schwein)
y Wine & Dine am 16. November 2012 ab
19 Uhr (Walliser Weine treffen Appenzeller
Spezialitäten)
y Racletteabend am 17. und 19. Januar 2013 ab
19 Uhr (mit Raclettekäse aus der Hofkäserei)
Aufgrund der beschränkten Platzzahl ist eine
Reservation erforderlich. Diese können Sie mit
einem E-Mail tätigen.
Planen Sie einen Personal- oder Familien­
anlass fragen Sie uns doch unverbindlich an.
Sie erreichen und unter der Telefonnummer
071 370 04 11 oder [email protected]
Urs Stuker, Betriebsleiter y
y
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U n s e r g u t e s H e r z h at u n s fa s t
Kop f u n d Kr ag e n g e kostet
F
geben können, wie lange sie arbeiten
ür das Bereitstellen eines
können, bis der endgültige Entscheid
Arbeitsplatzes im alternativen
auf dem Tisch ist.
Arbeitsmarkt bekommen die An­­
Die Stiftung Tosam hat viele
bieter eine Entschädigung. Dies ist
Anfragen von arbeitswilligen Asyl­
bei Institutionen für Behinderte,
bewerbern, von arbeitslosen Jugendbei
Beschäftigungsprogrammen
lichen und von Menschen, die nicht
für Arbeitslose und Ausgesteuerte
martin grob
in eines der bekannten «Kästli» pasund bei RAV-Einsatzprogrammen
sen. Und hin und wieder bietet sie
so. Dies ist auch richtig so, denn es
auch einer solchen Person einen Arbeitsplatz
braucht eine Infrastruktur und es braucht
an, obwohl sich keine staatliche Stelle bereit
Betreuer, welche mit Geduld und Einfühlungserklärt, einen Beitrag an die Arbeitsplatzkosten
vermögen diese Menschen anleiten. Doch nicht
zu zahlen. Uns beschäftigen einfach die Lebensalle Menschen, welche nicht mehr oder noch
geschichten und Schicksale. Wenn arbeitswillige
nicht im ersten Arbeitsmarkt eine Stelle finden,
Personen nicht einmal im zweiten Arbeitsmarkt
passen in eine der unterstützungswürdigen
eine Stelle finden, ist das tragisch und nicht verGruppen. Beispiele:
y Ein Jugendlicher, welcher nach der Schulzeit
ständlich. Braucht es dann noch einen dritten
Arbeitsmarkt?
und dem Brückenjahr keine Stelle gefunden
Im Moment zahlen wir pro Monat über
hat und deren Eltern nicht beim Sozialamt
50'000 Franken Löhne aus, ohne einen Beitrag
bekannt sind, wird nirgends erfasst. Wenn er
an die Infrastruktur- und Betreuungskosten zu
nicht behindert ist und nicht in ein spezielles
bekommen. Und das ist so viel, dass wir es nun
Programm wie z.B. Motivationssemester
schlicht nicht mehr vermögen. Es gefährdet die
passt, bleibt er einfach ein jugendlicher Arganze Stiftung. Da nun gleichzeitig aus Sparbeitsloser.
y Wenn jemand nach der «Stempelzeit» beim
gründen andere Beiträge gekürzt und Aufträge
gestrichen wurden (z.B. der IV), können wir
RAV immer noch keine Stelle hat, kann er
uns unser gutes Herz nicht mehr leisten. Und
sich beim Sozialamt anmelden. Finanziell
das tut mir echt weh. Wir opfern nun einen Teil
unterstützt kann er aber nur werden, wenn er
der Philosophie, die seit meiner Gründung der
kein Vermögen hat. Hat er/sie während der
Stiftung im 1989 immer möglich war. Es
Arbeit im ersten Arbeitsmarkt etwas für das
schmerzt mich und bricht auch mir das Herz.
Alter auf die Seite gelegt oder wohnt er in
Ein gutes Herz allein genügt nicht – man muss
einem eigenen Haus, so kann er nicht aufs
es auch vermögen...
Sozialamt, bleibt auf sich selber gestellt und
ist ein Arbeitsloser, der in keiner Statistik erMartin Grob, Geschäftsleiter y
scheint.
y Asylbewerber leben bis zu ihrem endgültigen
Entscheid lange, zu lange bei uns. Sie dürfen
während dieser Zeit arbeiten. Das ist auch
gut so, denn dann entlasten sie die öffentliche
Hand und verdienen sich ihren Lebensunterhalt selber. Sie haben auf dem Arbeitsmarkt
aber schlechte Chancen, da sie oft nicht gut
deutsch sprechen, oft keine bei uns verwertbare Ausbildung haben und keine Garantie
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E r fo lg r e i c h e r Ab s c h lu s s
R
aphael Balmer und Mischa Sutter sind
die ersten zwei Ausbildungspraktikanten, wel-
che die Ausbildung zum Fachmann Betreuung
(FaBe) in unserem Betrieb Hof Baldenwil,
Schachen bei Herisau, erfolgreich abgeschlossen haben.
Raphael Balmer (links) hat eine neue Anstellung in REHA Löwen, Schönengrund und
Mischa Sutter (rechts) in der WG Sunnegarten
vom Sonderschulheim Johanneum Nesslau.
Wir gratulieren ihnen zum guten Abschluss
und wünschen ihnen für ihre berufliche wie
auch private Zukunft viel Erfolg und Glück. y
Einblick
i n e i n k ä mp f e n d e s H e r z
I
ch heisse Bilijana Demic, bin 20 Jahre alt
und wohne in Degersheim. Seit ich 18 Jahre alt
bin, wohne ich alleine und stehe auf eigenen
Füssen. Meine erste Arbeitsstelle war in Goss­au,
in der Rutz Käserei als Produktionsmitarbeiterin. Dort arbeitete ich drei Monate lang und
suchte die ganze Zeit nach einer Lehrstelle.
Nach drei Monaten hatte ich leider einen
Arbeitsunfall und bin ausgefallen. Das Arbeitsverhältnis wurde dann aufgelöst. Gleichzeitig
ging ich in das zehnte Schuljahr im BWZ in
Lichtensteig. Nach etlichen Bewerbungen hatte
ich eine Praktikumsstelle im WinWin Markt für
ein Jahr als Restaurationsangestellte erarbeitet.
Während dieser Zeit habe ich eine Lehrstelle
gefunden als Logistikerin in der Firma IVF in
Schaffhausen. Dann hatte ich eine Operation
am Sprunggelenk wegen meinem Arbeitsunfall
und beendete das Arbeitsverhältnis im WinWin
Markt. Nach der Genesung bewarb ich mich
wieder in der Stiftung Tosam und wurde zum
Brockenhaus Degersheim vermittelt. Ich hatte
ein unkompliziertes Vorstellungsgespräch mit
Alain Litera, dem Betriebsleiter des Brockenhaus Degersheim und wurde angestellt in der
Cafeteria. Als Übergangsmöglichkeit bis zum
Beginn meiner Lehre war das perfekt. Jetzt während meiner Anstellung kümmere ich mich um
eine Wohnung in Schaffhausen und um den
Kantonswechsel. Dies erlebe ich doch als
anstrengend und zeitintensiv. Zum Glück kann
ich mir auch Zeit nehmen, um im Brockenhaus
Degersheim online Wohnungen anzuschauen.
Besonders im Brockenhaus Degersheim gefällt
mir, dass ich selbständig arbeiten kann. Ich darf
ideenreiche Menüs machen und diese selbständig kochen, was mir auch privat viel nützt. Dass
die Selbständigkeit und Initiative gefördert
wird, freut mich sehr.
Ich freue mich sehr auf die Veränderungen
und dass ich nach zwei Jahren Suche eine Lehrstelle gefunden habe. Ich blicke positiv zurück
auf die Zeit im Brockenhaus Degersheim und
kann vieles für die Zukunft mitnehmen.
Bilijana Demic, Mitarbeiterin in der Cafeteria y
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Adressen und Öffnungszeiten
WinWin-Markt Herisau
Cilanderstrasse 17, 9100 Herisau,
Tel. 071 351 79 01, [email protected],
www.winwinmarkt.ch
Läden: Cilanderstrasse und GIZ-Hölzli
Montag – Freitag 9.00 –12.00 Uhr
13.30 –18.00 Uhr
Samstag
9.00 –17.00 Uhr
Café
Montag – Freitag 8.00 –18.00 Uhr
Samstag
8.00 –17.00 Uhr
Entsorgungsstelle / Recycling
Montag – Freitag 8.00 –12.00 Uhr
13.00 –18.00 Uhr
Samstag
8.00 –17.00 Uhr
Brockenhaus Degersheim
inkl. Cafeteria und easydrive
Taastrasse 11, 9113 Degersheim,
Tel. 071 371 29 57,
[email protected]
www.brockidegersheim.ch
(Büro: Dienstag – Samstag)
Mittwoch – Freitag
14.00 –18.00 Uhr
Samstag
9.00 –16.00 Uhr
Brockenhaus Flawil
Waldau 1 / Habis-Center, 9230 Flawil,
Tel. 071 393 60 07, [email protected],
www.brockiflawil.ch
(Büro: Dienstag–Samstag)
Mittwoch – Freitag
9.00 –12.00 Uhr
14.00 –18.00 Uhr
Samstag
9.00 –16.00 Uhr
Hof Baldenwil
Baldenwil 2599, 9112 Schachen b. Herisau,
Tel. 071 370 04 11, [email protected],
www.hofbaldenwil.ch
Buch WinWin Gossau
St.Gallerstrasse 12, 9200 Gossau,
Tel. 071 383 41 57, [email protected],
www.buchwinwin.ch
Laden + Bistro:
Montag
13.30 –18.30 Uhr
Dienstag – Donnerstag 9.00 –12.00 Uhr
13.30 –18.30 Uhr
Freitag
9.00 –12.00 Uhr
13.30 –20.00 Uhr
Samstag
9.00 –16.00 Uhr
buchplanet.ch
Tel. 071 393 41 71,
[email protected]
www.buchplanet.ch
Montag – Freitag
8.00 –12.00 Uhr
13.30 –18.00 Uhr
WinVita
Melonenstrasse 5, 9100 Herisau,
Tel. 071 352 45 27, [email protected],
www.winvita.ch
Montag – Freitag
10.00 –18.00 Uhr
Samstag
9.00 –13.00 Uhr
easydrive Gossau
ein Entsorgungsfachmarkt des ZAB
Bahnhofareal Ost, 9200 Gossau,
Tel. 071 388 43 43,
[email protected]
Dienstag
10.00 –16.00 Uhr
Mittwoch – Freitag
10.00 –18.00 Uhr
Samstag
9.00 –17.00 Uhr
Gartengruppe Herisau
St.Gallerstrasse 63a, 9100 Herisau,
Tel. 071 351 72 66, [email protected],
www.gartengruppe.ch