Ausgabe 43
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Ausgabe 43
17. November 2004 – Jahrgang 10 Ausgabe 43 – kostenlos Hochschulleitung reformiert Campus 4 Scheißhausreport zweiter Teil Campus 5 Heather versteht ihr Land nicht mehr Sport 9 Trainingscamp für Weltkulturerbelauf Pro: Eine effiziente Planung ist notwendig Contra: Undurchsichtigkeit hilft niemandem Von Sven Becker Die Einführung eines neuen, kleineren Leitungsgremiums war längst überfällig. Zu langsam arbeiteten die Planungs- und Haushaltskommissionen, ihre Mitglieder waren allzuoft schlecht vorbereitet. Von konstruktiver Opposition konnte nie die Rede sein. „Widerstand aus den Reihen der Studierenden hat es zu keiner Zeit gegeben“, berichtete Rektor Ruppert auf einer öffentlichen Konventssitzung im Frühsommer. Selbst ein Studierendenvertreter räumt gegenüber OTTFRIED ein: „Die bisherige Form der beratenden Senatsausschüsse hat nicht funktioniert.“ In der heutigen Zeit kann sich das unsere Uni aber nicht mehr leisten. Den Hochschulen stehen die größten Reformprozesse der letzten Jahrzehnte ins Haus: Profilbildung, Studiengebühren, die Einführung der Bachelor-MasterProgramme – all das ruft nach einer effizienten Entscheidungsinstanz, die schnell auf neue Entwicklungen reagieren kann. Dabei ist die Erweiterte Hochschulleitung entgegen der Meinung vieler Studierender keineswegs undemokratisch. Von Ulf Berlinger und Karoline Kessler „Von der ersten Sitzung der Erweiterten Hochschulleitung wissen wir bis jetzt noch fast nichts.“ Thomas Lörner ist der Vertreter der Studierenden im Senat. Seit der Einführung der Erweiterten Hochschulleitung sind an unserer Universität weder Studierende noch Vertreter des Mittelbaus noch die Frauenbeauftragte an wichtigen Planungen beteiligt. Nur die Dekane sind als Vertreter d e r F a kultäten mit dabei. Aber können sie als Professoren die Interessen der Studierenden und des Mittelbaus wirklich vertreten? „Das große Problem für uns ist fehlende Transparenz. Wir haben Rektor Ruppert gebeten, sich im Senat zu Sitzungen der Erweiterten Hochschulleitung zu äußern, initiativ werden wir nicht informiert.“ Rektor Ruppert sah das am Dies Academicus anders: „Der Kommunikationsfluss zwischen Universitätsleitung und Fakultäten ist über die Erweiterte Hochschulleitung erheblich besser zu pflegen als in der bisherigen Kommunikationsstruktur. So ist sichergestellt, dass die Informationen in den Fakultäten nicht einem unkontrollierten Diffusionsprozess unterworfen werden.“ Das bedeutet: Die Hochschulleitung kann besser kontrollieren, welche Informationen sie weitergeben will. Denn die Sitzungen der Leitung sind Keineswegs undemokratisch Betrachtet man die Hochschulverwaltung als Gewaltenteilung, dann entspräche der Senat dem Repräsentativorgan und die Erweiterte Hochschulleitung der Exekutive. In ihr sind mit dem Rektor, den Prorektoren, der Kanzlerin und den Dekanen alle wichtigen Personen beteiligt, die Beschlüsse später durchführen müssen. Kontrolliert wird die Arbeit der Erweiterten Hochschulleitung durch den Senat, in dem sämtliche Gruppierungen der Universität vertreten sind – das bedeutet, auch Studierende, Vertreter aus dem Mittelbau und die Frauenbeaufragte. Von strukturell großer Bedeutung ist die starke Einbindung der Dekane, die bisher nur beratend an wichtigen Entscheidungen der Uni beteiligt wurden. Über sie sollen Informationen aus der erweiterten Hochschulleitung an die Fakultäten weitergegeben werden. Bei den Dekanen können sich also auch die Studierenden über die Arbeit der Erweiterten Hochschulleitung informieren. Letztlich sollen regelmäßige Informationsveranstaltungen Transparenz garantieren, wie der neue Prorektor für Lehre, Professor Reinhard Zintl, versichert: „Ich werde mich nicht davor scheuen, bei Treffen über Strukturentscheidungen wie die Einführung der Bachelor/MasterProgramme Auskunft zu geben. Es wäre abwegig, zu sagen, dass solche Dinge vertraulich sind. Darüber muss man sich verständigen,“ so der Prorektor. Wie gut die Erweiterte Hochschulleitung funktionieren wird, könne man gut sechs Wochen nach ihrer Einführung noch nicht sagen. Auf jeden Fall hat die Universitätsleitung mit der Neuerung eine logische Konsequenz aus der schwerfälligen Arbeit der Kommissionen gezogen und ist sie gewappnet für die anstehenden Aufgaben. nicht öffentlich. Als Vertreter aller Mitglieder einer Fakultät sollen die Dekane über die Vorgänge in der Erweiterten Hochschulleitung informieren. Offiziell geschieht das über den Fachbereichsrat. Aber dessen Sitzungen sind ebenfalls nicht öffentlich! Wenn die förmlichen Kanäle nicht funktionieren, müssen Studierende anderweitig auf Informationen pochen. Wir haben das Recht, über Strukturentscheidungen Bescheid zu wissen. Das gilt besonders für Angelegenheiten der früheren Haushalts- und Planungskommissionen, die die Erweitere Hochschulleitung nun an sich gerissen hat. Auch wenn informelle Treffen zwischen Mitgliedern der Erweiterten Hochschulleitung und Studierenden im Gespräch sind, geht das Lörner nicht weit genug: „Wir wollen eine Stärkung des Senats hinsichtlich des Budgetrechts, wir wollen das Recht auf kleine und große Anträge gegenüber der Erweiterten Hochschulleitung und auf Mitbestimmung bei der Entwicklung, Planung und Ausführung.“ Für diese Anträge machen sich die studentischen Senatoren die Satzungshoheit des Senats zu Nutze. Er hat die Erweiterte Hochschulleitung eingeführt und könnte sie dann auch wieder schwächen. Darauf hoffen die Studierendenvertreter. Noch sind die Universitäten Körperschaften. Deswegen muss man Hochschulleitung und Senat analog zu Regierung und Parlament betrachten. Deswegen muss es regelmäßig Pressekonferenzen oder Anfragen der Senatoren an die Leitung geben. Nur so ist Transparenz und vor allem Mitsprache gewährleistet. Neue Gesetze aus Kloster Banz Noch können Studierende Einfluss auf einen Entwurf des bayerischen Hochschulgesetzes nehmen OTTFRIED-Reporter Wolfgang Kraus auf der härtesten Pilgerfahrt der Welt: 1400 Kilometer von Franken bis nach Galizien, um in eine Schießerei zu geraten. Mehr dazu lest ihr auf Seite 3. Kultur 10 Ernestos Reise zum Ché Kehrseite 12 An den Rändern der Zivilsation (sv/ulf) Die Zeiten, in denen auf Klöstern die Geschicke eines Landes bestimmt wurden, sind eigentlich lange vorbei. Nicht so in Bayern – im oberfränkischen Kloster Banz entscheidet die bayerische Landesregierung regelmäßig über die Zukunft des Freistaats. Im September war es wieder soweit. Diesmal betrifft ein bildungspolitischer Beschluss vor allem die Studierenden. Zwar ist denen das Eckpunktepapier für eine Novelle des bayerischen Hochschulgesetzes genauso bekannt wie die Zutaten für den Feuerspieß der Mensa. Trotzdem wird der Beschluss die bayerischen Hochschulen stark verändern. Mehr Freiraum für die Universität Für mediales Aufsehen sorgte die Experimentierklausel für die Rechtsform der Uni. Meine Alma Mater als Aktiengesellschaft? „Ich sehe keine Notwendigkeit für grundlegende Änderungen am Körperschaftsmodell. Ich halte das für einen wissenschaftspolitischen Fehler. Hochschulen haben eine andere gesellschaftspolitische Kernposition als Unternehmen“, sagt Ludwig Spänle, Vorsitzender der hochschulpolitischen Gruppe der CSU-Landtagsfraktion. Spänle sieht hierin auch nicht die bedeutendste Neuerung: „Die wichtigste Änderung ist die Neuverteilung der Entscheidungskompetenzen. Die operative Kompetenz bekommen die Hochschulen, die strategische Kompetenz bleibt beim Ministerium. So können die Hochschulen möglichst eigenverantwortlich Entscheidungen im Tagesgeschäft treffen“, stellt er klar. „So stehen die Hochschulen national und international noch leistungsfähiger da.“ Im Klartext: Die Hochschulen regeln in Zukunft viele Dinge alleine, wie etwa Studien- und Prüfungsordnungen oder die Gliederung der Fakultäten. Das Ministerium muss lediglich die Grundordnung und Zulassungszahlsatzung genehmigen. Trotzdem soll die Vergleichbarkeit der Universitäten nicht darunter leiden. „Das ist dann auch ein Stück Wettbewerb. Wenn irgendwo die Prüfungsordnung leichter ist, dann strömen eben dort 10 000 Studenten hin. Ob das dann im Beruf weiterhilft, ist eine andere Sache“, so Spänle. Natürlich gibt die CSU die hochschulpolitischen Zügel nicht völlig aus der Hand: Umfassende Zielvereinbarungen zwischen Unis, Staatsregierung und Landtag seien künftig die Basis für die landsweite Planung und Steuerung, heißt es im Papier. Wie viel Geld eine Hochschule bekommt, ist dann davon abhängig, wie gut sie die vereinbarten Ziele erfüllt. Die Mitsprache der Studierenden ähnelt übrigens stark der Pressefreiheit in Russland: sie ist sehr stark eingeschränkt. „Die zum Teil neu entwickelten Gremien bleiben weitgehend professorendominiert; der Mittelbau, die Studierenden und die im nichtwissenschaftlichen Bereich Beschäftigten sind unterrepräsentiert“, klagt Wolfgang Vogel, der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Den erweiterten Senat und die Vorschriften für die ständigen Kommissionen will die CSU abschaffen. An deren Stelle tritt ein Verwaltungsrat. Er soll das Gegengewicht zur Hochschulleitung bilden. Nur besteht der Verwaltungsrat zur Hälfte aus externen Mitgliedern. Und die sucht die Hochschulleitung aus, wobei der Verwaltungsrat wiederum die Mitglieder der Hochschulleitung wählt. Riecht nach Patronage, stimmt aber nicht ganz: Die andere Hälfte des Verwaltungsrats besteht aus gewählten Mitgliedern des Senats. „Die Repräsentanz der Hochschule muss hier gleichberechtigt sein. Die endgültige Besetzung ist aber noch nicht ausgebastelt“, stellt Spänle klar. Ob Studierende Mitglieder des Verwaltungsrates werden, ist also noch unklar. Erst Ende 2005 stimmt der Landtag über die Novelle ab. „Es ist ungewöhnlich, dass wir über ein Eckpunktepapier reden. Aber das ist gut so, denn so kann viel diskutiert werden“, meint Spänle. Vielleicht nutzen ja nicht nur die Rektoren die Chance zum Disput, sondern auch die Studierenden und gestalten so die Zukunft der Unis mit. PRESSESTELLE. Früher war mehr Lametta Legere Lehre Viktor von Bülow alias Loriot erhält in Kassel den Jacob-Grimm-Preis für deutsche Sprache Von Marc Hohrath So manchem sind ausgesprochene Talente in die Wiege gelegt. Im Falle Viktor von Bülows auch gleich noch sein Künstlername: Loriot ist der französische Begriff für einen Vogel namens Pirol, der wiederum das Wappentier der von Bülows ist. Da zwischen dessen lateinischem Namen oriolus oriolus und Loriot auch eine nicht zu leugnende phonetische Parallele besteht, war die Namenssuche schnell beendet. bachtung eines Infanterieregiments begann. „Ein einziger Laut reichte, um 50 Männer in Bewegung zu setzen“, fand er erstaunt heraus. Laudator Robert Gernhardt, Dichter und Humorist und vielen aus Pardon und Titanic ein Begriff, würdigte Loriot mit den Worten: „Er hat die Deutschen zum Lachen gebracht. Allein wären sie da nicht hingekommen! Loriot hat uns jahrzehntelang zugehört, um uns unsere Unfähigkeit mitzuteilen, uns mitzuteilen.“ Witz und Slapstick: Ausgezeichnet! Allerdings dürfte dem jungen Kunststudenten Viktor zum Zeitpunkt seiner animalischen Identitätsfindung nicht vorgeschwebt haben, dass es genau diese sprachlichen Spitzfindigkeiten sein sollten, die ihn einmal so berühmt machen würden. Und Orden einbringen – wie am 30. Oktober, als der heute 81Jährige in der historischen Stadthalle zu Kassel mit dem Jacob-Grimm-Preis der deutschen Sprache ausgezeichnet wurde. Er ist damit nach der russischen Allroundgenie mit Charme und Stil Sonst gibt es sowas nur im Karneval: Orden für guten Humor Präsidentengattin Ludmilla Putina, dem Dramatiker Rolf Hochhuth und dem Althistoriker Christian Meier der vierte Träger des mit 35 000 Euro am höchsten dotierten deutschen Sprachpreises. Jury-Sprecher war Helmut Glück, Germanistik-Professor aus Bamberg. „Die Wahl ist auf Loriot gefallen, weil er als Foto: privat Schauspieler, Zeichner und Schriftsteller in fast allen Genres der populären Kulturszene Akzente gesetzt hat“, so Glück. Bemerkenswert, da der Geehrte laut eigener Aussage ab 1923 mehrere Jahre Analphabet gewesen sei und seine sprachliche Sozialisation mit der Beo- Ob dies das erklärte Ziel des Allroundgenies war, ist fraglich. Fakt ist: Loriots Sketche sind längst Klassiker. Er war, ist und bleibt mehr als Spartenhumorist, Witzlieferant oder stilistische Herkunfts-Referenz für tumbe Stand-UpComedians. Loriot ist eine Institution, ein Multi-Talent, eine One-Man-Show mit viel Charme und Stil. Ein Gentleman der alten Schule. Mehr zu Loriot unter www.loriot.de Uni-doc, Uni-kat, Uni-vers... Das Pressereferat behält im Namensdschungel der Hochschulzeitschriften den Überblick (ulf) Sie heißen Abi, Bäckerblume oder Lufthansa Exclusive. Organisationen wie die Bundesagentur für Arbeit oder Unternehmen wie die Lufthansa geben Zeitschriften heraus. Damit wollen sie ihr Image aufpolieren, über neue Angebote informieren und so die Kundenbindung stärken. Katalysator für Kommunikation Uni-kat ist der Name des neuen Magazins der Uni Bamberg. Ab November gibt das Pressereferat die Zeitschrift zwei Mal pro Semester heraus. Welche Intentionen dahinter stecken, erklärt die Leiterin des Projekts, Monica Fröhlich: „Uni-kat, der Name ist Programm. Natürlich ist jedes Heft ein Unikat. Aber es ist auch ein Katalysator, der den Informationsaustausch an der Universität anregen will.“ Bis Februar 2004 übernahm diese Aufgabe Uni-doc. Seitdem gibt es die Neuigkeiten aus dem Presse- wollten mit einem neuem Medium und Konzept aufwarten.“ Vor allem Politik, Hintergrundberichte und Reportagen sollen im Mittelpunkt stehen. Jedes Heft hat einen Themenschwerpunkt, zu d e m mehr e r e Artikel erschein e n . Ottis Beitrag zum akademischen Sprachspiel: Uni-cat und Uni-dog A b e r auch die bisherige Berichterstattung üSprecherrat und den Fachschaften geber Vorträge, Ringvorlesungen und macht. Das Ergebnis war recht klar: So neue Professoren kommt nicht zu kurz. etwas wie Uni-doc muss es weiterhin Für ein gewisses Maß an Objektivität geben. Die Leute wollen ein Printmesorgt eine unabhängige Redaktion aus dium haben“, so Fröhlich. „Aber wir referat nur noch online. „Wir haben d a n n e i n e sporadische Umfrage i m Studierenden. „Wenn wir diese Leute nicht hätten, könnten wir das niemals machen. Die Studenten haben die Themen und erzählen die Geschichten. Das macht Qualität aus“, meint Fröhlich. Mehr Inhalt, gleiche Kosten Trotz einer Redaktion und besserer Druckqualität sind die Kosten für Unikat im Vergleich zu Uni-doc nicht gestiegen. Die Redaktionsmitglieder bekommen nur eine geringe Aufwandsentschädigung und das Magazin erscheint nur vier Mal pro Jahr anstatt fünf Mal wie Uni-doc. Zudem gestaltet das Pressereferat der Uni das Layout selber. Vierfarbig, 32 Seiten dick und mit einer Auflage von 1500 Stück startet Uni-kat Ende des Monats. Dann können sich Studierende und Mitarbeiter der Uni selber überzeugen, ob Unikat den Informationsaustausch anregt oder nur ein Image stärkt. Von Förstern abgeschaut „Rat für nachhaltige Entwicklung“ setzt sich für Ressourcen-Schonung ein (www) Was ist das für ein Wortgetüm? Natürlich könnte man es sich einfach machen, ein paar Buchstaben weglasssen und den Rest kräftig durchmischen, dann kommt etwas viel Griffigeres heraus: Anarchie. Das ist aber genau das Gegenteil, von dem, was die Beteiligten des Arbeitskreises „Rat für nachhaltige Entwicklung“ (RNE) erreichen wollen. Der RNE setzt sich für eine schöne, neue nachhaltige Welt ein. Schonender Umgang mit Ressourcen Bevor er jedoch die Weltherrschaft an sich reißt, leistet der Arbeitskreis als unparteiisches und beratendes Organ des Sprecherrats wertvolle Arbeit. „Wie sieht’s mit der Nachhaltigkeit an der Universität Bamberg aus?“ Mit Informationsveranstaltungen und Projektar- (ulf) Am einfachsten erkennt man ihn an seiner ausgesprochenen Freundlichkeit. Und am stets geöffneten obersten Hemdknopf über der Krawatte. Professor Reinhard Zintl ist der neue Prorektor für Lehre an der Uni Bamberg. Seit 1993 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Politische Theorie, seit 1. Oktober gehört er der Unileitung an. „Als Prorektor für Lehre ist man zum einen, etwa zusammen mit den Studiendekanen, verantwortlich dafür, dass es in der Lehre so funktioniert wie es funktionieren soll. Zum anderen gestaltet man das Lehrangebot insgesamt“, beschreibt beiten weist der RNE auf die Situation vor Ort hin. Der Rat will Expertisen entwickeln, wie sich die Universität Bamberg nachhaltig gestalten lässt. Nachhaltigkeit ist ja die Mutter aller politischen Schlagwörter – doch was bedeutet sie überhaupt? Nachhaltigkeit ist ein Begriff, den die Intellektuellen von den Förstern geklaut haben. In deren Sprache heißt Nachhaltigkeit nichts anderes, als dass man nur so viele Bäume aus dem Wald holen kann, wie auch jedes Jahr nachwachsen. Auf die universitäre Ebene übersetzt bedeutet dies: Der RNE setzt sich für den schonenden Umgang mit ökologischen, wirtschaftlichen und sozio-kulturellen Ressourcen ein. Wie kann die Universität Bamberg regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützen? Wie kann die Hochschule in ihren Gebäuden Energie sparen und umweltverträgliche Materialien verwenden? Was kann die Universität Bamberg dazu beitragen, aus Studierenden mündige Bürger zu machen, die mit den Problemen der Zukunft fertig werden? Handwerker und Idealisten Der RNE versucht hier Antworten zu finden, indem er Theorie und Praxis verbindet. Der Rat braucht daher „Handwerker“ und „Idealisten“. Das Motto für seine eigene Agenda 21 hat der RNE einer Kinderzeitschrift geklaut: „Tu was!“. Also Hintern hoch und am Donnerstag, 25. November 2004, um 20 Uhr ins Jugendcafé Immerhin kommen. Eingeladen sind Studierende aller Fakultäten. Weitere Informationen zum RNE und seinen Aktionen gibt es per E-Mail unter [email protected] Prorektor Zintl Foto: eucken.de Zintl seine neue Aufgabe. Und diese Gestaltung des Lehrangebots befindet sich derzeit in einem Umbruch. Mit dem Bolognaprozess sollen Bachelor und Master die bisherigen Abschlüsse ersetzen. Während seiner zweijährigen Amtszeit wird diese Umstellung vermutlich die größte Herausforderung darstellen. „Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir zunächst einmal disziplinär orientierte Bachelor-Studiengänge haben und die Hauptlast des Interdisziplinären in den Masterstudiengängen erfolgt. Das schließt ja nicht aus, dass wir auch im Bachelor kräftig über den Tellerrand gucken“, erläutert Zintl seine Vorstellung von den neuen Abschlüssen. Denn gerade die Interdisziplinarität zeichne die Universität Bamberg aus: „Nehmen Sie zum Beispiel die Orientalisten, die Kultur und Sprache bestimmter Länder sehr gut kennen und sich zugleich mit Politikwissenschaften, Soziologie oder Wirtschaftswissenschaften befassen. Dann hat die Uni Bamberg ein enormes Potenzial, Länderspezialisten hervorzubringen, die dringend notwendig sind in der transnationalen Kooperation.“ In den nächsten beiden Jahren hat der neue Prorektor Zeit, dieses Potential zur Geltung zu bringen; wahrscheinlich mit ausgesprochener Höflichkeit. Und offenem Hemdkragen. IMPRESSUM. OTTFRIED, die Bamberger Studentenzeitung, erscheint zweimal im Semester, jeweils im Mai und im Juli bzw. im November und im Februar. Herausgeber und Redaktion verstehen OTTFRIED als unabhängiges Organ, das keiner Gruppierung oder Weltanschauung verpflichtet ist. Für namentlich gekennzeichnete Artikel übernimmt der Autor die Verantwortung. Balaster (bal), Ulf Berlinger (ulf), Sandra Bleiner (san), Daniela Eichhorn (da), Karoline Keßler (kk), Wolfgang Kraus (www), Steffen Meyer-Schwarzenberger (sms), Thomas Müller (mas), Isabel Plocher (ip), Jana Ramm (ja), Björn Schimmeyer (bse), Kirsten Schlüter (kis), Anja Sötter (anj), Esther Stosch (sto), Lisa Suckert (süd). Mitarbeiter dieser Ausgabe: Marc Hohrath (hhh) Herausgeber: Ulf Berlinger Chefredakteure: Sven Becker (sv), Kira-Katharina Brück (kkb). V.i.S.d.P.: Ulf Berlinger. Anzeigen: Julia Bockelmann (verantwortlich). Redaktionsanschrift: OTTFRIED, c/o Ulf Berlinger, Birkengraben 34, 96052 Bamberg, Tel.: 0951-5099538. E-mail: [email protected] OTTFRIED-Briefkästen: Vor der Mensa in der Austraße und an der Feki am Fachschaftsbrett SoWi. Fotos: siehe Nachweis. Layout und Redaktion: Marius Druck: Meister-Druck, Lichtenfels. Auflage: 2000 Stück. REPORTAGE. Bruder Jakob, schläfst Du noch? Die neuesten Leiden des jungen W.: 1400 Kilometer Jakobsweg nach Santiago de Compostela auf zwei Rädern Von Wolfgang Kraus Meter rauf, 100 Meter runter, die ganze „Mist, ich glaub, ich bin in Bagdad.“ Zeit, bis zum Monte Gozo, von dem aus Ich schau noch mal in die Landkarte, man den ersten Blick auf Santiago erhaum mich zu überzeugen: Santiago de schen kann. Ein spanischer TrachtenCompostela. „Warum zum Teufel baverein wallfahrtet – ein unglaubliches llern die hier so rum? Findet hier ein Spektakel: Die Frauen haben Kleider in kollektives Tontaubenschießen statt?“ nie gesehenen Farben, die Männer eine 1400 Kilometer Radstrecke hab ich bemannsgroße Jakobsstatue oder ein Bier. reits in den Gesäßmuskeln und der Erinnerungen an St. Pauli/Lourdes werMuskelkater hat sich wohl bis ins Hirn den wach. ausgebreitet. Ich stehe vor der KatheIch radle in die Stadt. Völlig emotionsdrale in Santiago de Compostela und los komme ich am Ortsschild an. Bomfühle eine große Leere. „Es ist vollbenstimmung in Santiago, irgendein bracht“, hat der Kumpel vom Santiago hoher Feiertag, die Reservisten ballern. damals gesagt. Ich wiederhole den Ich merke, es ist noch nicht Zeit für weltbewegenden Satz und rekapituliere Santiago. Also auf zum Kap Finisterre, meine Pilger-Radfahrt. ans Ende der Welt. Der berühmte Pilgerort hat seine Ur„Nur die Harten komm’ in’ Garten“. In sprünge im Heiligen Land im Jahre 35 Finisterre treffen sich die Hardcore-Pilnach Christus. Jesus sprach damals zu ger, die noch nicht genug haben oder seinen Jüngern: „Schaut euch die Welt ihr Heil in Santiago nicht gefunden haan und erzählt die frohe Botschaft! ben. Ein spanisch-manisch-depressiver Jakob, du gehst nach Galizien und Vermessungstechniker bringt mich zur bringst den Spaniern Mores bei!“ Jakob Verzweiflung. Einmal sind es noch siehatte nichts dagegen: „Spanien ist ne priben, dann 14, dann drei und letztendlich ma Sache!“ Das dachte ich auch, und doch wieder acht Kilometer bis zum Der Weg ist lang. Trotzdem haben die Pilger noch was zu lachen – und sei es nur über die Blasen anderer. Fotos: www machte mich auf den Weg. Der „PeregriKap. Wo vor drei Jahren die „Prestige“ no“, wie der Pilger bei uns Eingeweihten alles verdreckt hat, öffnet sich wieder einem Tag, eigentlich ein Klacks. Es le cul“ – im Arsch – an, als die 18 Kilonoch den Hund im Anhänger fragen, heißt, kann die Strecke zu Fuß, mit dem der Blick aufs Meer, auf die neue Welt. geht rauf zum „Cruz Ferro“. Hier muss meter lange Steigung zum Ibañeta-Pass was er von seinem Herrchen denkt. Am Rad oder zu Pferd zurücklegen. Welchen Ich bin am Ende. jeder Pilger einen Stein von daheim und kein Ende nimmt. Doch da hilft ein meisten imponiert mir eine Mutter aus Status die tapferen Rollstuhlfahrer und Noch nicht ganz. Der Heilige Jakob hat damit seine Sorgen ablegen. Ein ItaliePsycho-Trick, man muss immer wieder Stuttgart mit ihrer 7-jährigen Tochter. Kameltreiber haben, die die Wallfahrt noch ‘ne Rechnung mit mir offen. Nach ner legt seine ausgerauchte Zigarette ein Mantra aufsagen. Meins lautet: „Die Kleine ist Wandern gewohnt. Für antraten, konnte nicht geklärt werden. drei Tagen kehre ich nach Santiago nieder. Es geht runter und dann wieder „Kreiz-zi-fick, hoffentlich is des bald mich ist es hart, mit den vielen KinderDie wahren Helden sind die Fußpilger, zurück. Und trotz des ganzen Klamauks 30 Kilometer rauf, auf den O´Cebreiro, rum!“ Dann geht es bergab nach Pampbüchern im Rucksack.“ Man entkommt die sich 750 Kilometer durch Nordspaist es tief ergreifend, wenn man die Staden gefürchtetsten Pass des Caminos. lona, in die Stadt der Stierkämpfe. Dort der Wandergesellschaft nicht, aber bei nien quälen, um das tue des Apostels umarmt und der WeihDa hilft nur noch das Mantra. Im Leoist es Zeit für den solch angenehmer Begleitung ist das Grab des Apostels zu rauchkessel nischen ersten Stempel. Diese kein Nachteil. erreichen. 30 Tage geschwunGebirge „sellos“ kann man sind dafür angesetzt, gen wird. schlägt das sich von Herbergen Der Glaube hilft einen Monat lang jeWie hat es Wetter um: und Gemeinden geüber Bundesstraßen den Tag 25 Kilometer, Lt. Dan bei Es stürmt ben lassen und vor anmit Blasen an den FüForrest und schüderen Pilgern damit Ich lasse Pamplona hinter mir, und ßen, Durst und Hunger Gump forttet wie aus angeben, dass man mein Knie ist wieder als solches identiund einem 20-Kilomuliert: Kübeln. mehr und schönere fizierbar. Puente-la-Reina, die „Brücke Rucksack, der lang„Ich glaube, Dabei warStempel in seinem der Königin“ ist der nächste Ort. Dort sam aber sicher die ich habe tet nur eine Pass hat und übertreffen sich alle Pilgerwege, der CamiWirbelsäule deformeinen 15 Kilomehaupt. no Frances, der nördliche und der südlimiert. „Respekt!“, Frieden mit ter lange Ach ja, die anderen Vorsicht, kreuzende Pilger! che Camino. Jetzt gibt’s nur noch einen denke ich jedes Mal, dem alten Abfahrt Pilger: Im „Heiligen Weg. Logroñes, Burgos, Leon – alles wenn ich an so einem armen Hund vorHerrn gemit zehn Jahr 2004“ wurden Massen an Pilgern glänzende Namen – mit tollen Kirchen, beiradle. Aber auch das Rad bewegt sich macht.“ Prozent erwartet, es hält sich aber in Grenzen. wo noch tollere Touristen die tollsten nicht von selbst. Der Weg ist Gefälle auf Man hat das Gefühl, Teil einer großen Fotos machen. Diese Städte sind für Nach knapp zwei Tagen Zugfahrt steige das Ziel. mich. In wandernden Familie zu sein. Die beDer Weg ist das Ziel: Wolfgang in Santiago. Pilger echte Geduldsproben. Die Vorich in Lourdes aus. Lourdes ist das St. Viele Mendiesen 20 steht nur aus Freaks, ist aber eine angeorte fangen zehn Kilometer vorher an, Pauli des Christentums. Überall gibt es schen sind auf der Suche nach ihren Minuten habe ich nicht an Gott genehme Abwechslung zum säkularen und die Nachstädte hören zehn KilomeAndenken an das Wunder von Lourdes spirituellene und religiösen Wurzeln. zweifelt. Er hat sich bestimmt gedacht: Alltag. Jeder bringt seine Geschichte ter später wieder auf. Zwischen diesen und „Man sprech deutsch“. Fluchtartig Die Wall'fahrt zum Grab des Apostels „Besser so.“ Die Bewegungstherapie mit, kommuniziert wird in allen mögliOrten hat der spanische Staat die Nverlasse ich diesen Freizeitpark der Jakob ist ein Trend, aber ein Trend mit für Blödis findet auf den letzten 140 chen Sprachen oder mit Händen und 120, die „Carreterra Santiago de ComHeilsuchenden und bewege mein vollSubstanz. Kilometern nach Santiago statt: 100 Füßen. Der Weg nach Santiago ist die postela“ gesetzt. Zum Teil ist diese bepacktes Rad Richtung Baskenland. internationalste Institution in Europa. Bundesstraße dreispurig ausgebaut und Die Landschaft ist karg, die OrtsschilWie gesagt, nur Freaks: Der Australier, der Pilger muss auf dem breiten Seitender zweisprachig, französisch und basder auch mal auf der linken Seite fährt. streifen kaum Angst haben, wenn ein kisch. Die ersten Hinweisschilder auf Die drei 70-Jährigen, die locker mit 30 Mercedes mit 150 Sachen vorbeibraust. den Jakobsweg tauchen am Straßenrand Stundenkilometern vorbeiziehen. Der Verlässt man die Städte, bekommt man auf. Vor mir liegt St. Jean-Pied-de-Port, Österreicher, der am Tag nur zur nächeinen Eindruck, wie es Pilgern früher der Ausgangspunkt des „Camino Fransten Herberge wandert: „Langt doch, ergangen ist. Die „Meseta“, die baumces“, des „Französischen Pilgerwegs“, oder?“ Oder die Ulmerin, die von lose Hochebene, stellt die Nagelprobe der beliebteste aller Wege. Dort bekomdaheim losgelaufen ist, gleich pleite dar: 300 Kilome ich im Pilgerbümeter flach, alro meinen Pilgerles gelb, weil ausweis, den „Creabgemäht, das dencial“. Der bekann reizüberrechtigt die Wallflutete Mittelfahrer, in den Hereuropäer schon bergen entlang des madig maCaminos zu überchen. Es ist nachten. Diese „alacht Uhr, man bergues“ sind versieht am Hogleichbar mit Jurizont einen gendherbergen. Für Baum. Zwölf einen geringen BeUhr, der Baum trag oder eine Spensteht immer de kann man dort Der berühmteste Pilgerweg aller Zeiten: im Bild rechts zu sehen. noch. Aber die eine Nacht bleiben. Ebene hat auch eine beruhigende Wir„Mon genou est dans le cul. Est-ce qu’il war und sich die restliche Zeit durchkung. Sie bereitet auf Santiago vor. y a quelqu’un qui peut amputer ça?“ schlagen musste. Oder der Holländer, Langsam kommt der heilige Rhythmus. Entweder hat der Chef vom Pilgerbüro der zum Training von daheim nach SanDoch es stehen noch große Aufgaben mein Französisch oder meinen Humor tiago geradelt ist. „Ich hab mein Haus bevor. nicht verstanden. Am nächsten Morgen verkauft, das muss reichen, um nach Astorga-Tricastella, 135 Kilometer an fühlt sich mein Knie noch mehr „dans Wladiwostok zu kommen.“ Ich wollte CAMPUS. Von der Uni auf zur Arbeit Mit 28 Jahren ist Philipp Halstrick schon Redaktionsleiter bei Reuters Von Isabel Plocher Philipp Halstrick ist im Stress. Soeben aus Irland zurück, reist er am nächsten Morgen weiter nach China. Dazwischen: Schreiben, Dienstpläne verfassen, den Wochenüberblick erstellen und Rücksprache halten mit Kollegen aus anderen Ressorts. Der ehemalige Bamberger Politikstudent ist „Head of Foreign Newsdesk“ bei der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin. Unter seiner Leitung verfassen 20 Journalisten Meldungen aus Politik und Wirtschaft aus dem Ausland. Halstrick hat eine Bilderbuchkarriere gemacht – Foto: privat schließlich ist er erst 28 Jahre alt. „Das ist schon etwas unge- Die harte Arbeit hat äußerlich keine Spuren hinterlassen. wöhnlich“, gibt er bescheiden zu. war für mich wirklich sinnvoll, es hat mir auch für den Beruf etwas gebracht“, lobt Halstrick die Bamberger Mit 28 Jahren Politikwissenschaft. Die Studieninhalte Traumjob gefunden helfen ihm im jetzigen Beruf, komplizierte Informationen einzuordnen. Und dabei arbeitet er in seinem TraumAuch Text-kompetenzen hat er sich in job: Für Halstrick steht das Berufsziel Bamberg aneignen können. Journalismus schon nach dem Abitur Ein Studium allein macht jedoch befest. Ein Praktikum bei der Rheinkanntlich noch lange keinen Journaliszeitung in Koblenz bestätigt ihn darin. ten. Weitere zahlreiche Praktika folgen: Doch sein erster jugendlicher Traum Bei der Frankfurter Allgemeinen Zeischeitert. „Eigentlich wollte ich immer tung, bei Capital, bei Radio RheinlandARD-Korrespondent in Washington Pfalz. „Das möchte ich wirklich jedem werden. Also jemand, dessen Gesicht angehenden Journalisten ans Herz leman kennt. Aber man hat mir gesagt, gen: Macht in euren Semesterferien ich sei überhaupt nicht telegen“, gibt er Praktika“, so der Rat des Nachrichtenlachend zu. „Dann habe ich es beim redakteurs. Radio versucht, da haben sie gesagt, Denn in der freiwilligen Praxis kristallmeine Stimme sei nicht gut.“ Also solllisieren sich die wirklichen Interessen te es ein Printmedium sein. heraus. Der frischgebackene Absolvent Doch erst einmal kommt Halstrick im begeistert sich für den NachrichtenJahr 1995 nach Bamberg zum Studium journalismus, und beginnt im Jahr 2000 der Politikwissenschaft, Nebenfach bei Reuters. Mit Erfolg: Das normalerVolkswirtschaftslehre. „Das Studium weise zweijährige Volontariat verkürzt die Agentur für ihn auf ein Jahr. Danach baut er in Frankfurt die Auslandswirtschaftsredaktion mit auf. Als die Geschäftsleitung diese mit der Auslandspolitikredaktion zusammengelegt, ernennt man ihn zum neuen Leiter – da war er just 26 Jahre – alt. „Ich bin sehr froh, dass ich als so junger Mensch die Möglichkeit habe, die Erfahrungen eines Ressortleiters zu machen“, betont er. Ob er den Job aber sein Leben lang ausüben will, weiß der Diplom-Politologe nicht, schließlich ist seine Profession sehr anstrengend: Eine Nachrichtenagentur muss in der Nachrichtenwelt immer auf dem neuesten Stand sein. Arbeit zwischen Abfall und Urin Scheißhausreport, Teil II Alice im Wunderland kämpft sich durch Bamberger Klos (www) Wer kennt sie nicht, die liebe kleine Alice. Wo war das süße Mädel noch einmal? Ach ja, dort wo es die tollsten Geschichten gibt, auf Bam- Fotos: www Alices Bruder lernt das big business. Starke Nerven sind in seinem Beruf nicht nur wegen des Stresses nötig, sondern auch um mit ungewöhnlichen Situationen umgehen zu können. So trifft Halstrick vor einigen Jahren zufällig den damaligen Bundesbankpräsidenten Hans Welteke zwischen Nashörnern, Faultieren und Kängurus im Frankfurter Zoo. Schnell stellt er ihm exklusiv einige Fragen zur Zinspolitik, die er sofort über den Ticker schicken möchte. Problem: er befindet sich in einem Funkloch. Nur ganz am Boden hat er Empfang und muss so auf dem Boden liegend, zwischen viel Abfall und Känguru-Urin, die Meldung in die Redaktion durchgeben. Was sind für den Abteilungsleiter die zentralen Fähigkeiten eines Journalisten? „Schnelligkeit, Durchsetzungsfähigkeit. und natürliche Neugier“, findet Halstrick. Doch um auf der Karriereleiter weiter klettern zu können, sollte ein Redakteur zudem Vermittlerfähigkeit und auch Ruhe besitzen. Vor allem im hektischen Nachrichtengeschäft sei das absolut unverzichtbar. Diese Ruhe braucht Halstrick tatsächlich, schließlich geht es in ein paar Stunden mit dem Flugzeug nach China. Dort will er mit Kollegen den Wirtschaftsboom der Volksrepublik genauer betrachten will. berger Scheißhäusern. Und was die bezaubernde Alice alles gesehen hat. Schon nach dem ersten Scheißhaus hat die kleine Alice ihre Unschuld verloren: „Capitalism stoles my virginity“ (F146). Gott sei Dank bekommt die wunderbare Alice nicht so hässliche Auswüchse wie die Bewohner dieses Bundeslandes: „Alle Bayern haben fette Bierbäuche“ (F309). Jetzt ist es eh schon egal und Alice gewöhnt sich den German way of life an: „German traditions are working, drinking, sex and smoking. Nothing else. Germans should know that there are other things to do.“ (U5/213) Alice hat viele sehr gute Freunde kennengelernt, nur manchmal verschwinden die einfach wieder: „Der Hans ist ein Wichserlein und wandert in den Knast hinein“ (U5/013). Die niedliche Alice zeigt sich jedoch immer wieder solidarisch mit ihren kriminellen Freunden und verteidigt die „Oberministranten vor Gericht!“ (F112). „Für Gottesdiener kann jeder kämpfen, wir müssen für die Rechte der Völker kämpfen. Es wird Zeit, dass zusammenwächst, was zusammengehört“ (U5/103), denkt sich die drollige Alice, denn „Holland gehört zu Österreich!“ (U5/103). Für ihren Einsatz für die Minderheit der Käsköppe in Südtirol bekommt die bezau- bernde Alice eine Privataudienz beim Papst. Den findet sie auch voll super: „I like the pope, cause the pope smokes dope!“ Gemeinsam mit dem alten Johannes zog sie durch Roms Straßen, doch um sechs Uhr wars auf einmal zappenduster. Gemeinsam kommen sie zu der Überzeugung: „Sperrstunde ist zum kotzen“ (U5/103). Mit der S-Bahn fahren sie an Roms Peripherie und genießen den Tag in der schönen Landschaft: „Wir trampeln durch das Getreide, wir trampeln durch die Saat. Hurra, wir verblöden, für uns bezahlt der Staat!“ (Feki Mensa). Gemeinsam führen sie theologische Gespräche über Jesus. Die alles in den Schatten stellende Alice kann den zweiten Paul davon überzeugen, dass Jesus vor allem als Naturschützer überzeugte: „Jesus saves the ducks“ (F112). Doch irgendwann ist auch die schönste Reise vorbei und dann heißt es wieder in den sauren Apfel beißen. Und da sitzt sie nun, die umwerfende Alice, im siebten Monat Die Tür zu Alices Wunderland. schwanger, drogenabhängig und mit einer sechs in Mathe und denkt sich: „Schule ist dof!“ (Morph Club). Studiengebühren kommen Wenn sich nicht alle täuschen, müssen Studiernde ab Herbst 2005 zahlen (sv) Jetzt wird es ernst. Am Mittwoch vergangener Woche verhandelte das Verfassungsgericht erstmals über den heiklen Fall Studiengebühren. Für die Freunde des gebührenfreien Studiums sieht es aus jetziger Sicht gar nicht gut aus. Bundesländer versus Bundesregierung Doch zuerst die Rechtslage: Sechs unionsgeführte Bundesländer haben vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Verbot der Studiengebühren geklagt. Kontrahent der Länder ist die Bundesregierung, vertreten durch Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn. Die Bundesländer fühlen sich ihrer Kulturhoheit beraubt, die ihr grundgesetzlich zugesichert ist. Aus ihrer Sicht hat der Bund kein Recht darauf, ihnen die Erhebung der Studiengebühren zu verbieten. Seit dem BVerfG-Urteil zur Juniorprofessur sehen sie der Entscheidung von Deutschlands oberstem Gericht siegesgewiss entgegen. Darin hatte das Verfassungsgericht dem Bund das Recht abgesprochen, den Ländern einen einheitlichen Qualifikationsweg wie die Juniorprofessur zu diktieren. Für die Kläger ist klar: hier wurde ein richtungsweisendes Urteil für den Fall Studiengebühren getroffen! Die Bundesregierung sieht das naturgemäß anders. Führen einige Bundesländer Studiengebühren ein und andere nicht, sind gleichwertige Lebensverhältnisse im Bundesgebiet gefährdet – ein ebenfalls grundgesetzlich verankertes Recht. Ergo hat das BVerfG also abzuwägen zwischen zwei Grundgesetzen: der Kulturhoheit der Länder und der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnissen. Ein Ergebnis wird erst Anfang kommmenden Jahres erwartet. Doch schon jetzt rechnen viele Beobachter mit der Aufhebung des Verbots. Der erste Verhandlungstag schien das zu bestätigen. Eine Mehrheit der Verfassungsrichter ließ durchblicken, dass sie das Verbot aufheben werden. Da auch Bayern zu den Klägern gehört, müssen Bambergs Studierende mit der Einführung von Studiengebühren zum Wintersemester 2005/2006 rechnen. Wissenschaftsminister Goppel hat seine Planungen zu den Studiengebühren schon mehrfach vorgestellt. So hält er Gebühren bis zu einer Höhe von 500 Euro durchaus akzeptabel. Die Hochschulen sollen selbst entscheiden, wie hoch sie die Gebühren ansetzen, und können die gesamten Einnahmen hinterher auch behalten. Das Geld soll vor allem in die Lehre fließen, um etwa neue Lehrbeauftragte zu bezahlen. Fällt das Verbot, würden diese Planungen wohl in kürzester Zeit in ein neues Hochschulgesetz gegossen. Auf dem Dies Academicus äußerte sich auch Rektor Ruppert zu dem Thema. Unterstützung erhält er vom Kurator der Uni Bamberg, Gerhard Fleck. Der sei gleichzeitig auch Intimus der Finanzwelt der Sparkassen – ein Mann der Wirtschaft also. Genau die will sich Rektor Ruppert bei seinem Finanzierungsmodell ins Boot holen. Wie das genau aussieht, erläuterte er in einem Gespräch mit Studierendenvertretern in der vergangenen Woche. Danach sollen die Studierenden eine Art Bildungsdarlehen erhalten, dass sie nach dem Ende ihres Studiums wieder zurück zahlen müssen. Die Wirtschaft soll die Bildungsdarlehen mitfanzieren. Im Gegenzug erhalten sie die Daten der Studierenden, um neue Angestellte zu rekrutieren. CAMPUS. „Wir haben einen Kulturkrieg!“ Eine Amerikanerin an unserer Uni versucht Antworten auf die Frage zu finden, warum die USA Bush wiedergewählt haben Von Sven Becker Das Wahlergebnis hat Heather Hofmeister glatt die Stimme verschlagen. Eine Woche lang war sie stark erkältet, von seelischem Schmerz ganz zu schweigen. „Ich bin immer noch völlig fassungslos. Ich dachte, Kerry hätte eine exzellente Chance gegen einen Präsidenten, dessen Politik mehr zerstört hat als man in Jahrzehnten, in der Umweltpolitik wohl in Jahrhunderten, reparieren kann“, erzählt die Amerikanerin vom Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie aufgebracht. Abstand vom Amiland Seit zwei Jahren lebt und arbeitet Hofmeister in Deutschland. Nach dem 11. September wollte sie Abstand gewinnnen und erfahren, wie man diesseits des Atlantiks lebt und denkt. „Deutschland hat mir ein Bild davon gegeben, wie ein Land aussehen kann. Es ist unbeschreiblich, wie unterschiedlich über Ereignisse berichtet wird. Die Deutkonservativer Unternehmer, die Bush schen wissen oft gar nicht, wie schwieunterstützen. Den Menschen werden rig es für den Durchschnittsamerikaner komplexe Probleme ganz simpel serist, sich umfassend zu informieren.“ Für Hofmeister liegt hierin ein Schlüssel für den Sieg Bushs. In Amerika sind 60 Stunden Arbeit pro Woche keine Seltenheit, auch samstags und sonntags müssen viele arbeiten. Mitunter reichen zwei bis drei Jobs kaum aus, um eine Familie zu ernähren. „Viele Menschen leben nur für die Arbeit. Abends kommen sie völlig ausgelaugt nach Hause und Gute gegen Böse: Heather und George W. werden von Nachrichten über Raub, viert. Die Mehrheit ist zu erschöpft und Mord und Totschlag verängstigt. Aus müde, um sich ein unabhängiges Urteil dem Ausland dringt kaum etwas in zu bilden.“ Amerikas Wohnzimmer. Die Medien Doch die Medienberichterstattung alsind in der Hand weniger, oft streng lein war für Hofmeister nicht aus- Die „BaMadisierung“ läuft Bachelor und Master – wie, warum und wozu? (da) In etwas über fünf Jahren ist es so weit. Dann sollen alle Unterzeichner der Erklärung von Bologna den gemeinsamen Hochschulraum geschaffen haben. Die Umstellung auf Bachelorund Masterstudiengänge ist Teil dieses Umstrukturierungsprozesses, der auch vor unserer Universität nicht Halt macht. Zunächst eine kleine „BaMa-Kunde“: Bachelor- und Masterstudiengänge sind nicht mehr in Grund- und Hauptstudium untergliedert, sondern in Module. Sie umfassen Basis- und vertiefende Veranstaltungen verschiedener Pflichtund Wahlfächer. Was die Studierenden belegen, bleibt zum größten Teil ihnen überlassen. Hauptsache ist, man kommt insgesamt auf die vorgegebenen Leistungspunkte im jeweiligen Modul. Durch eine hohe Anzahl an Auswahlmöglichkeiten ist eine direkte Ausrichtung auf den angestrebten Beruf möglich; die Spezialisierung findet also in einem bisher nicht dagewesenen Maße statt. Interdisziplinär, aber ohne Tiefgang? Nach den Erfahrungen von Alexander Bressel kann sich das aber auch nachteilig auswirken. Alexander studiert im sechsten Semester European Economic Studies (EES) und schreibt gerade an seiner Bachelorarbeit. Er stellt fest: „Man lässt eben auch Vieles weg, muss sich sehr früh festlegen – und wer weiß schon genau, was er später machen will?“ Wohl nur die Wenigsten. Doch die neuen Abschlüsse haben auch einige Vorteile. „Ich kann meinen Master ohne Probleme im Ausland machen und die Interdisziplinarität der Studiengänge finde ich wirklich gut,“ so Alexander. Stopp! Interdisziplinarität, ein beliebtes „BaMa-Wort“, bedeutet, dass die Studiengänge aus verschiedensten Fächern bestehen. Das birgt jedoch Gefahren. Die Tiefe des Studiums kann verloren gehen. Am Ende weiß man von allem ein bisschen, besitzt aber kein fundiertes Fachwissen. Die Einführung der neuen Abschlüsse ist nun aber nicht mehr aufzuhalten. Alle Fakultäten müssen umstellen – oder haben das schon getan. So wird ein Bachelorstudiengang Geschichte angeboten, EES und Interdisziplinäre Mittelalterstudien sind als Bachelorund Masterprogramme belegbar. Hinzu kommen die reinen Masterstudiengänge Denkmalpflege und Interreligiöse Studien. Am stärksten wird der Bologna-Prozess aber an der Fakultät Wirtschaftsinformatik und Angewandte Informatik vorangetrieben. Dort werden seit diesem Semester fünf neue Bachelor- und Masterstudiengänge angeboten, auch hier zum Teil als Komplettprogramm oder nur als Master. Warum diese Unterschiede? Einen Bachelor bekommt der Studierende nach einer Regelstudienzeit von sechs Semestern und kann sich im Anschluss fröhlich auf den freien Markt werfen. Oder er bleibt und beginnt ein dreisemestriges Masterstudium. Das nennt sich dann konsekutiv, denn der Masterstudiengang folgt auf den Bachelortitel im identischen Fach. Dritte Möglichkeit: Der Studierende macht seinen Bachelor in einem verwandten Studiengang. Dann kann er sich nach einer Eignungsprüfung zu einem viersemestrigen, nicht-konsekutiven Masterstudiengang einschreiben. Vergleichbarkeit, Flexibilität, Mobilität: Die Zauberworte von Bologna. Hört sich nicht schlecht an. Warum also nicht jetzt noch von Diplom auf Bachelor wechseln? Patrick Hoberg studiert im fünften Semester DiplomWirtschaftsinformatik, will aber von den Übergangsregelungen in ein Bachelorstudium keinen Gebrauch machen: er hält den neuen Abschluss für zu oberflächlich, der Unterschied zum Diplom in Bezug auf die fachliche Kompetenz schreckt ihn ab. „Was bringt mir die internationale Vergleichbarkeit, wenn der Bachelor auf einem geringeren Niveau liegt? Was ein deutsches Diplom wert ist, dürfte doch auch im Ausland klar sein!“ Außerdem ist er besorgt, dass der Bachelorstudiengang nicht ausreichend fit für den Arbeitsmarkt mache. Und auch Alexander meint: „Ohne Master kommt man nicht wirklich hoch hinaus.“ Bei aller Vergleichbarkeit, Flexibilität und Mobilität bergen Bachelor und Master also noch viele Ungereimtheiten, die es schnellstmöglich zu beseitigen gilt. schlaggebend: „Moralische Werte haben die Wahl entschieden. Amerika ist viel christlicher als die meisten Europäer vor der Wahl gedacht haben. Viele schauen nicht auf wichtige Faktoren wie Armut, Arbeitslosigkeit oder mangelhafte Sozialversicherungssysteme, sondern wählen Bush, weil er gegen die Homo-Ehe, Abtreibung und Stammzellenforschung ist. Die Leute idenMontage: ottfried tifizieren sich mit Bushs Religiösität.“ Beim Erzählen wird Hofmeister immer nachdenklicher. „Wir haben einen Kulturkrieg, und die Wahl war die bis dato letzte, größte Schlacht. Während die eine Hälfte Amerikas jubelt, ist die andere deprimiert und schämt sich für die eigenen Landsleute.“ Das zeigen auch E-Mails von Hofmeisters Freunden aus Amerika. Jeff berichtet: „Ich habe bei Google nach einer US-Flagge auf Halbmast gesucht, sie ausgedruckt und an meine Bürotür gehängt.“ Jim ergeht es ähnlich: „Ich denke, ich sollte nach Kanada auswandern. Ich fühle mich fremd in meinem eigenen Land.“ In einem sind sich aber fast alle einig: Es war eine Wahl für oder gegen Bush. John Kerrys fehlendes Charisma und seine als aufgesetzt empfundene Art wirkten abschreckend. Vielen gab er nie das Gefühl, das Land in bessere Zeiten zu führen. Wie würde Heather Hofmeister Amerikas Zukunft gestalten? „Eine gar nicht so leicht zu beantwortende Frage. Das Land braucht dringend neue Medienund Wahlgesetze, eine Reform der Sozialversicherungssysteme und eine andere Vorgehensweise im Irak. Aber das ist wieder ein neues Thema, worüber wir gern diskutieren können.“ Uni verschafft sich Platz Die Verwaltung zeigt sich bei der Bereitstellung neuer Räume flexibel (ulf) Vor den Türen drängeln sich die Platz im Hochzeitshaus. Trotz knapper Studierenden, ängstlich schaut man Kassen konnte die Universität das Baudem Nachbarn über die Schulter: Hofvorhaben durchsetzen, denn sie mietet fentlich schaff ich’s noch rein! Was sich das Gebäude langfristig von einem prieigentlich nach Sandkerwa oder Partyvaten Investor und zahlt monatlich cipate anhört, ist die ganz normale Situation in vielen Seminaren und Vorlesungen der Uni Bamberg. Zumindest für die Fakultäten GGeo und SpLit ist nun Abhilfe in Sicht. Am Dies Academicus verkündete Rektor Godehard Ruppert die Anbindung des Gebäudes Am Kranen 10 an das Hochzeitshaus. „Das ehemalige Wohnund Geschäftshaus wird ein Institutsgebäu- Den Kranen 10 erobern bald die Studierenden. de mit 550 Quadratmetern Nutzfläche“, Miete. Wie hoch dieser Preis ist, wollte erklärt Kurt Herrmann vom Referat für die Uni-Verwaltung OTTFRIED nicht Raum- und Bauangelegenheiten der mitteilen. Immerhin: Der Lehrverzentralen Universitätsverwaltung. anstaltungsbesuch verliert für die „Zum Wintersemester 2005/2006 kann GGeo-Studierenden den Charakter eidas Gebäude voraussichtlich genutzt ner U-Bahn-Fahrt in Tokio während der werden. Wir wollen beide Häuser intern Rush-Hour. verbinden, das ist grundbuchrechtlich Zur Entspannung der Raumsituation in kompliziert.“ Im nächsten Jahr bekomder Innenstadt trägt auch die alte Teilbimen Professoren und deren Mitarbeiter bliothek 4 bei. Obwohl der Umzug der neue Büros. Wenigstens ist dann mehr Bestände in die neue TB 4 erst im Ja- nuar 2004 stattgefunden hatte, finden im alten Gebäude bereits ab diesem Semester Lehrveranstaltungen statt. „Wir haben die Umfunktionierung zum Seminarraum selber durchgeführt. Die letzte Novelle des bayerischen Hochschulgesetzes lässt so etwas zu. Wir sind die erste Hochschule, die das Gesetz anwendet“, berichtet Herrmann. Nicht ganz so schnell kommt der Neubau der Mensa an der Feldkirchenstraße voran. Das sieben Millionen Euro teure Projekt wartet noch auf den Startschuss aus München, meint Herrmann. „Bis Foto: ottfried in alle Details haben wir die Planungen fertig. Aber ohne Geld geht nichts.“ Und selbst wenn das Ministerium nächstes Jahr die Gelder bewilligt, beginnen die Arbeiten erst im Mai 2005. Besonders bedenklich findet Herrmann den Zustand der alten Mensa: „Die Mensa ist nach Jahren der intensiven Nutzung an ihren Grenzen angelangt. Da kann man höchstens noch Notoperationen vollziehen, mehr aber nicht.“ CAMPUS. Zwischen Religionen vermitteln Thierse in Bamberg – „Forschungsprojekt von beträchtlicher gesellschaftlicher Relevanz“ im Dominikanerbau gewürdigt Von Thomas Müller Es ist die erste und bislang einzige universitäre Einrichtung auf diesem Gebiet in Deutschland: das Bamberger Zentrum für interreligiöse Studien (ZiS). Bei der feierlichen Eröffnung des Zentrums im vollbesetzten Dominikanerbau hielt kein geringerer als Dr. Wolfgang Thierse, Präsident des Deutschen Bundestages, den Festvortrag „Pluralität der Religion – eine Herausforderung für Staat und Gesellschaft“. Für Thierse übernimmt das ZiS zukünftig eine wichtige Rolle auf diesem Forschungsgebiet: „Dieses Zentrum ist ein Forschungsprojekt von beträchtlicher gesellschaftlicher Relevanz!“ Der 11. September 2001, der Kopftuchstreit, eine mögliche Mitgliedschaft der Türkei in der Europäischen Union – all diese Ereignisse und Diskussionen zeigen, welche Spannungen auch im 21. Jahrhundert noch oder wieder das Verhältnis der Kulturen und Religionen zueinander beherrschen. „Es ist unüber- sehbar: Religion ist auch wieder auf die politische Tagesordnung zurückgekehrt“, stellte der Bundestagspräsident daher in seiner Rede fest. ne differenzierte Aufklärung über die fremden Kulturen, Religionen, Sitten Angst vor Verlust der eigenen Identität Für Thierse prägen auf beiden Seiten Ängste allzu oft den Umgang mit dem Fremden. Viele Muslime, die in der westlichen, säkularen Welt lebten, hättten offenbar Befürchtungen, ihren eigenen Glauben nicht mehr leben zu könnnen und antworteten darauf mit Abgrenzung. Dagegen zeigt sich für Thierse in den hiesigen Diskussionen um das Kopftuchverbot und den EUBeitritt der Türkei die Angst vor einer Vermischung der Lebensstile, der Werte und Glaubensvorstellungen, vor einem Verlust der eigenen Identität. Um diesen Ängsten, die häufig aus Unwissenheit resultieren, zu begegnen, sei ei- Bundestagspräsident wirbt für interreligiöse Toleranz. und Ideale notwendig, sagt Thierse. Fragen der Integration und des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen werden weiter an Bedeutung gewinnen. Wenn Nackedeis necken Aktkalender Bamberger Studierender ging bundesweit durch alle Medien (kkb) Feki.de haben es geschafft: Ganz Deutschland wird auf die Frage, was einem bei dem Begriff Bamberg als erstes durch den Kopf schießt, antworten: „Äh, da hat sich jemand für umsonst ausgezogen, oder?!“ Und ob. Die Idee war nicht neu, aber sicherlich für so eine kleine Domstadt ziemlich heiß. Doch die Studenteninitiative hatte gar keine versauten Gedanken, sondern führte wie immer nur Gutes im Schilde: Niemand sollte an dem Aktkalender verdienen, außer der Uni. Nur fand diese ihre nackten Studierenden gar nicht lecker und lehnte das Geld ab. Kalte Luft für heiße Bilder Von da an ging der Rummel um die „Aktstudien 2004/05“ erst so richtig los. Die Kameraleute der verschiedensten Sender stürmten den Fotoladen Studio 4, der als Kulisse für die Bilder diente. Eines der Models war schnell Nicht zuletzt deshalb ist für Thierse auch klar, dass „die Vermittlung inter- zum Nachstellen des Fotoshootings gefunden. Sie ließ sich stundenlang vom Ventilator die Haare durch die Luft pusten, bis ihr ganz kalt war. Eine Kamera überlebte übrigens den Dreh nicht, weil der Kameramann eines Lokalsenders mit ihr gegen die Wand lief. Ein Beweis dafür, wie heiß Bambergs Studentinnen tatsächlich sind. Auch diverse Zeitungen wollten ein bisschen nackte Haut im Blatt und baten um Interviews. Dass dabei auch ein Nacktfoto in Deutschlands größter Tageszeitung gegen den Willen des Models erschien – Kollateralschaden! Als endlich auch die Hochschulleitung vor die Kamera trat, waren alle ganz gespannt. Rektor Ruppert höchstpersönlich verkündete die frohe Botschaft: Nicht die gesamte Universität würde das Geld für die Bilder verschmähen, sondern bloß vereinzelte Stimmen, und auch diese müssten beachtet werden. Außerdem: Ausziehen, egal wofür, sei für eine Hochschule nicht adäquat. Am Ende mache man noch die Universität dafür verantwortlich, wenn einer der Nackedeis wegen der Fotos Ärger mit dem Vermieter bekommt. Also machte sich feki.de ans Werk, einen neuen Abnehmer für das Geld zu finden. Unbedingt zu bedenken war, dass die stolze Summe von etwa 30 000 Euro (es wurden bisher knapp 2000 Kalender à 15 Euro verkauft) den Studierenden der Uni Bamberg zu Gute kommt. Kostenlose Seminare am Wochenende „Geplant ist, dass Seminare und Workshops kostenlos am Wochenende angeboten werden“, berichtet Sonja Fischer von feki.de. Daraus soll ein großes Event gemacht werden, bei dem die an Wochenenden fast ausgestorbene Uni belebt wird. Eine Projektgruppe ist bereits gegründet, jetzt wird nur noch ein Schirmherr gesucht. „Wir sind mit dem Bundespräsidenten in Kontakt“, sagt Sonja. Foto: privat kultureller Kompetenz eine Schlüsselqualifikation der Zukunft“ sein wird. Für ZiS-Direktorin Prof. Marianne Heimbach-Steins ist die neu gegründete Einrichtung eine Antwort auf den gesellschaftlichen Bedarf. „Zur Konzeption des Bamberger Zentrums und des neuen Studiengangs gehört die konsequente Orientierung auf Gegenwartsfragen“, erklärt Heimbach-Steins. Gerade mal etwas mehr als ein Jahr sind zwischen den inhaltlichen Beratungen zum ZiS und seiner Eröffnung vergangen. Heimbach-Steins wird das Zentrum zusammen mit Prof. Rotraud Wielandt und Prof. Reinhard Zintl leiten. Parallel zur Eröffnung des Zentrums wurde in diesem Wintersemester der Masterstudiengang „Interreligiöse Studien: Judentum – Christentum – Islam“ eingeführt. Das Lehrangebot ist dabei Fächer übergreifend ausgerichtet. Es soll einerseits einen Einblick in die theologischen Hintergründe der drei Weltreligionen, andererseits aber auch den Blick auf kulturelle und historische Aspekte richten und das Verhältnis von Staat, Gesellschaft und Religion in Theorie und Praxis thematisieren. Emanzipation per Dekret? SoWi-Fakultät sucht dringend Frauenbeauftragte senden. Warum nur will keine der weib(sto/sv) Was kann eine Frau an der Uni lichen Angestellten der SoWi-Fakultät machen, wenn sie sich aufgrund ihres das Amt übernehmen, wenn es so wichGeschlechts benachteiligt fühlt? Sie tig ist, dass es im Notfall per Dekret wendet sich an die Frauenbeauftragte von der Hochschulleitung vergeben ihrer Fakultät. Das bayerische Hochwird? schulgesetz legt fest, dass die Frauenbeauftragte die Durchsetzung der Gleichberechtigung fördert und besteAmt zementiert hende Nachteile für Frauen auszugleiNachteile der Frau chen versucht. Trotz seiner offensichtlichen BedeuEine Angestellte des Mittelbaus findet tung hat Professor Becker, Dekan der deutliche Worte gegenüber OTTSoWi-Fakultät, große Mühe, das Amt FRIED, möchte aber namentlich nicht der Frauenbeauftragten an seiner Fagenannt werden: „Was bringt mir das kultät zu besetzen. Die bisherige AmtsAmt denn? Ich habe weniger Zeit für inhaberin Susanne Scheja ist im MutForschung und Lehre und ohnehin kein terschaftsurlaub, ihre Stellvertreterin Stimmrecht. Auch mein Professor hat Christine Hekrenz zurückgetreten. mir abgeraten, die Aufgabe zu übernehAm 27. Oktober sollte deshalb eine men. Ich sitze dann in irgendwelchen Nachfolgerin gefunden werden. Den Kommissionen und kann mir Notizen Termin nahm kaum eine Wissenschaftlerin der SoWi-Fakultät wahr, die Neuwahl fiel leider ins Wasser. Da auch niemand freiwillig die Aufgabe übernahm, setzte Dekan Becker den Damen in einer E-Mail, die OTTFRIED vorliegt, ein Ultimatum bis zum 3. November. Darin verwies er darauf, Montage: ottfried dass es sich bei der Wahrnehmung des Wenn das die Alice Schwarzer wüsste... Amtes nicht nur um machen. Nach meiner Meinung fragt ein Recht, sondern vielmehr um eine ohnehin keiner.“ Für sie ist klar: „Es ist unbedingt zu erfüllende Verpflichtung paradox. Das Amt verschwendet die handelt. „Insofern müssten diese Ämter Zeit der Frauen, in der sie durch ihre gegebenenfalls per Entscheidung des Arbeit Gleichberechtigung auch wirkDekans respektive der Hochschulleilich erlangen könnten. Die Mehrarbeit tung besetzt werden, sollten sich nicht durch das Amt zementiert eher bestedoch zwei Damen bereit erklären, ihre hende Nachteile gegenüber Männern.“ ihnen obliegenden Pflichten wahrzuDer Dekan war auf Anfrage für OTTnehmen,“ drohte der Dekan. FRIED nicht zu sprechen, seine Sekretärin weiß nichts von der Problematik. Dekan verlangt Ob mittlerweile eine neue FrauenbeaufBegründung tragte für die Fakultät SoWi gefunden wurde, konnte uns niemand beantworten. Die Angesellte des Mittelbaus hätte Die E-Mail endet mit dem Hinweis auf eine einfache Lösung des Problems: Artikel 18 des bayerischen Hochschul„Es stünden bestimmt Frauen zur Vergesetzes, wonach „Ämter, Funktionen fügung, wenn sie gleichzeitig von andeund sonstige Pflichten in der Verwalren Pflichten wie der Klausurenaufsicht tung zu übernehmen (sind), es sei denn, befreit würden. Dann würde das Amt dass wichtige Gründe entgegenstehen.“ eher seinen Sinn erfüllen und nicht erst Jede der Frauen solle bei Ablehnung neue Probleme für Frauen schaffen.“ eine wichtige Begründung gleich mit- SERVICE. Ich mach’ was mit Medien Auf den Jugendmedientagen trafen 600 Nachwuchs-Journalisten in Turnhallen aufeinander Von Kira-Katharina Brück und Kirsten Schlüter Der letzte Bus kommt morgens um halb fünf in München an, also noch 80 Minuten Schlaf, wäre da nicht das Problem mit der Turnhalle, den schnatternden Mädels und der Festbeleuchtung. Allein der Geruch erinnert an Sportstunde. Jetzt soll man hier schlafen, doch dazu kommt es an diesem Morgen nicht mehr. Eigentlich wollten wir gestern Abend schon hier sein und eine Kinopremiere ansehen, stattdessen war Warten am Würzburger Bahnhof angesagt. Warten auf einen Bus aus Hamburg, der sich so eben mal vier Stunden verspätete. Weder Schlaf, noch Frühstück Irgendwann sind dann aber doch die 600 sehr jugendlichen Teilnehmer – viele im Schülerzeitungsalter – aus allen vier Windrichtungen eingetrudelt. Nach der fast schlaflosen Nacht müssen wir erstmal die Luft aus den Matratzen lassen und die Isomatten zusammenrollen. Schließlich will man an unserer „Schlafstätte“ pünktlich um acht turnen! Nach dem vergeblichen Warten auf ein leckeres Frühstück folgt der erste Höhepunkt: die offizielle Eröffnung der Jugendmedientage durch prominente Gäste wie den Münchner Oberbürgermeister Christian Ude, Susanne „Journalismus und PR“, „Medien in Osteuropa“ oder „Qualität versus Geldbeutel“ erweitern nachmittags unseren Horizont. Einfach genial! Genial einfach ist es allerdings nicht, sich in München zurecht zu finden. Vor allem dann nicht, wenn die Betreuer der Jugendmedientage selbst ortsfremd sind. schaffen es aber jeden Morgen ein paar Sechzehnjährige, sich ein blaues „Orga“-Shirt anzuziehen, um uns zu „betreuen“. Wir Schlitzohren seilen uns trotzdem illegal ab und unternehmen einen Stadtbummel. U-Bahn-Fahrten ins Blaue Hier lernten wir, wie man live eine Radiosendung gestaltet. Kastner (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages) und Thomas Krüger, Leiter der Bundeszentrale für politische Bildung. Alle Redner kommmen immer wieder auf ein Thema zurück: Die Ausbildung von Journalisten. Wir hören ganz gespannt hin. Haben wir den richtigen Weg eingeschlagen? Ulrich Brenner, Leiter der deutschen Journalistenschule in München, empfiehlt ein Hochschulstudium und erst danach ein Volontariat. „Wichtig ist zu studieren, was einem Spaß macht“, erklärt der Medienguru. Wir atmen auf. Tschakkkka!!! Germanisten nicht zwangsläufig als Taxifahrer oder Foto: kis Jugendsprachberater arbeiten. Dennoch sollen wir uns an der Uni nicht zu Fachidioten ausbilden lassen, sondern auf allen Gebieten Interesse zeigen. Denn die Einstellung „Nichts wissen macht nichts“ ist überholt. Und genau deshalb lautet das Motto der diesjährigen Jugendmedientage „Wissen ist Macht“. Wir erweitern unser Wissen in den nächsten beiden Tagen gewaltig: Zunächst haben wir die Möglichkeit, in verschiedene Redaktionen zu schnuppern. Ob Antenne Bayern, Süddeutsche Zeitung oder Premiere, für jeden hat die Medienstadt München etwas zu bieten. Podiumsdiskussionen zu den Themen Bei all dem Programm, den vielen UBahn-Fahrten ins Blaue, der Großstadt München und den Gesprächen mit Medienmenschen denken wir irgendwann schon wieder an unser gemütliches Zuhause mit viel Privatssphäre. Manchmal stellen wir uns die Frage, ab welchem Alter man ein Anrecht auf genügend Schlaf und ein eigenes Bett hat. Vielleicht klappt es ja nächstes Jahr, wenn die Jugendmedientage in Hamburg stattfinden. Oder spätestens 2006 im Bundestag! Dann dürfen sich die Südstaatler auf den Weg machen und tagelang in Bussen anreisen oder eben an Bahnhöfen warten. Jugendmedientage 2004: Wissen ist Macht. Macht was draus! Zu wenig Hirn für die Uni Ausstellung in der Teilbibliothek 4 über 100 Jahre akademische Bildung für Frauen in Bayern (san) „Das Gehirn der Frau ist einfach viel zu klein und deshalb für ein Studium absolut ungeeignet.“ Das behauptete noch in den 1870er-Jahren der Münchner Medizinprofessor Theodor von Bischoff. – Auch als man nach sei- ren, Aufbegehren – 100 Jahre Akademische Bildung von Frauen in Bayern“. Es handelt sich dabei um eine Wanderausstellung, die die Landeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an bayerischen Hochschulen (Lakof) initiiert hat. Geschichte des „Frauenstudiums“ Frauen kämpften für ihre Rechte. nem Tod feststellte, dass sein eigenes Gehirn eigentlich fünf Gramm leichter war als das von ihm untersuchte, angeblich schwächere weibliche Durchschnittsgehirn, half dies den Frauen zu der damaligen Zeit nicht besonders viel. Mit welch irrsinnigen Vorurteilen und gesellschaftlichen Widerständen Frauen an Hochschulen zu kämpfen hatten, zeigt die Ausstellung „Forschen, Leh- Verschiedene Schautafeln zeigen das Auf und Ab in der Geschichte des „Frauenstudiums“: Ein großer Schritt in Richtung Gleichberechtigung war im Wintersemester 1903/04: Damals durften sich erstmals Frauen nach langen Kämpfen endlich an bayerischen Hochschulen immatrikulieren. Doch dann kamen wieder erhebliche Rückschritte. Unter den Nationalsozialisten hatte die Frau zum Beispiel nur eine einzige Bestimmung: die Kindereziehung. Und auch in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts war das Frauenstudium immer noch keine Selbstverständlichkeit. Die Ausstellung erzählt auch von der Realität und Ideal. Fotos: privat aktuellen Situation der Frauen an bayerischen Hochschulen. Während der Frauenanteil bei den Studierenden zum Beispiel bayernweit momentan bei 48,5 Prozent liegt, weist der Professorinnen- Rittersaal und Spielraum Eröffnung der neuen Disco Agostea im alten Postgebäude (anj) Bamberg ist um eine Attraktion reicher: Der Dance Club Agostea wurde am 4. November eröffnet. Neben „aufregenden“ aktuellen Dancecharts-Titeln und Popmusik lockt das Musikrepertoire des Agostea auch mit BlackBeat, R’n’B, HipHop, Latino, Salsa und Fox. Jede Woche sorgen verschiedene DJs für Abwechslung. Auf eine bestimmte Zielgruppe legt man sich im Agostea nicht fest. „Es sollen sich all diejenigen angesprochen fühlen, die in gehobener Klasse friedlich feiern und sich amüsieren wollen“, sagt ein Verantwortlicher der Diskothek. Dafür sollen auch die speziell ausgebildeten Türsteher sorgen. Die Gestaltung der Räume ist sehr exklusiv: Für ein besonderes Ambiente sorgen Antiquitäten, Wand- und Deckengemälde sowie eine DJ-Kanzel in der Mitte der Tanzfläche. Requisiten wie Fackeln, Schwerter oder Kronleuchter verwandeln das Agostea in ei- nen wahren Tanzpalast. Sitzecken umrahmen die Tanzfläche, wo Leckereien und Obst dem Besucher den Aufenthalt versüßen. Von Monitoren flimmern Fotos und Werbung auf die Tanzenden herab. Neben einem Spielraum gibt es auch einen Rittersaal, in dem man sich bei Cocktails und Kaffee unterhalten kann. Ein Extra-Tipp für Besucher: es besteht eine Kleiderordnung. Kein Eintritt mit Jeans und Turnschuhen! anteil heutzutage immer noch gerade mal neun Prozent auf. Auch Lehrstuhlinhaberinnen findet man immer noch sehr selten. Die Uni Bamberg liegt da mit einem Frauenanteil von 6,2 Prozent schon sehr weit vorne. Bildtafeln informieren auch über Geschlechteraspekte in akademischen Berufen. „Toughe Frauen – das ist es, was wir für die Zukunft brauchen“, meint Bärbel Kerkhoff-Hader, Frauenbeauftragte der Universität Bamberg und Inhaberin des Lehrstuhls Volkskunde/Europäische Ethnologie. „Frauen, die sich von Studienbeginn an in Fragen der Hochschule einmischen. Und vor allem innovative Frauen, die sich bemühen, Aufgaben zu übernehmen.“ Wie Frauen bisher ihre Geschichte gemeistert haben, wie es sich mit der Größe des weiblichen Gehirns nun eigentlich verhält und natürlich auch, ob es denn jetzt wirklich auf die Größe ankommt – all das erfährt man in der Ausstellung zum Frauenstudium. Besichtigen kann man diese vom 15. bis 30. November 2004 in der Teilbibliothek 4 (Heumarkt 2) zu den regulären Bibliotheks-Öffnungszeiten. Ersti-Umfrage (ja) Das Schlimmste ist vorerst geschafft: Wahl des Studiengangs, Einschreibung, Umzug, die ersten Tage an der Uni. Die meisten haben inzwischen doch irgendwie einen Seminarplatz bekommen und finden auch schon ohne Stadtplan in die Sandstraße. OTTFRIED hat bei den Erstis nachgefragt: Wie ist euer erster Eindruck von Bamberg und der Uni? Maren Lüdke (19) aus Cuxhaven, Wirtschaftspädagogik: „Die Leute hier sind superfreundlich und Bamberg ist schön, vor allem die Altstadt. Die Uni ist perMaren Lüdke sönlich und man findet sich schnell zurecht. Außerdem war ich überrascht, dass das Pest-Heim so schön ist. Das hätte ich nicht gedacht.“ Vorläufige Lieblingskneipe: Brasserie. Marco Gaug (20) aus Frankfurt, Politikwissenschaft: „Die Uni ist ein bisschen klein für so viele Leute. Es sind einfach zu viele Studenten in den Seminaren und Vorlesungen. Außerdem hätte ich gedacht, dass ich viel mehr StunMarco Gaug den habe, vielleicht 30 in der Woche. Jetzt habe ich nur 15 Semesterwochenstunden. Vorläufige Lieblingskneipe: Lewinskys. Ramona Franz (19) aus Gotha, Europäische Wirtschaft: „Obwohl Bamberg nicht so groß ist, gibt es viele Kneipen und Cafés. Das kulturelle Angebot ist gut. Ich war überrrascht von der großen Anzahl an Studenteninitiativen wie dem Einführungswochenende in Falkenstein für EuWiund EESStudenten. Da die Uni nicht so groß ist, lernt man schnell Leute kennen. Kontakt zu ProFotos: ja fessoren ist möglich.“ Ramona Franz Vo r l ä u f i g e Lieblingskneipe: Il Centro. Stefan Baumann (20) aus Oelsnitz, MA Germanistik, KoWi, Philosophie: „Bamberg gefällt mir saumäßig gut, vor allem die Kneipen und Clubs. Und die Altstadt ist sehr schön. Allerdings ist die technische Ausstattung der Uni nicht besonders gut. Vorläufige Lieblingskneipe: Stilbruch. DOMSCHERGE. Wackere Genossen Auch in Bamberg protestieren jede Woche Menschen gegen Hartz IV Jeden Montag aufs Neue: „Massendemonstration“ in der Bamberger Innenstadt. Von Sven Becker Montagabend: Demo-Zeit am Gabelmann. Dann versammeln sich zwischen fünf und fünfzehn Gegner der Arbeitsmarktreformen, die sich im Aktionsbündnis Bamberg „Weg mit Hartz IV“ organisiert haben. Arbeitslose, Arbeiter, Gewerkschafter und Linke hissen pünktlich um 17 Uhr ihre Plakate. Verteilt wird die „Rote Fahne“, das Parteiblättchen der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD). Aus den kleinen Boxen dröhnen die Fanfaren: „Lasst uns auf die Straße geh’n – die Reichen haben schon genug...Hartz IV muss weg, Schröder soll geh’n ...“ Ignoranz statt Resonanz Dem Aufruf folgen die Wenigsten. Verständnislos rauschen die Bamberger an den Demonstranten vorbei, fast niemand beachtet sie. Daran ändern auch die Durchsagen per Mikrofon nichts. Zwischen den Liedern rufen Demonstranten laut zum Widerstand gegen Hartz IV auf. „Hier darf jeder seinem Unmut über die Lügen der Regierung freien Lauf lasssen. Wir nennen das die Methode des offenen Mikrofons“, erklärt Therese Gmelch, Krankenschwester, Ver.diMitglied und in der MLPD aktiv. Was offenes Mikrofon bedeuten kann, erfährt man wenig später von einer Handvoll Demonstranten: „Arbeitsplätze her, aber Marsch – steckt euch die Hartz-Gesetze in den Arsch“, lesen sie etwas verlegen von einem Handzettel ab. Gegen massiven Turbokapitalismus Gmelch gehört zum harten Kern des Aktionsbündnisses. Man dürfe jetzt nicht aufgeben, spätestens im Januar rechne sie fest mit mehr Teilnehmern an den Bamberger Montagsdemonstrationen. Dann nämlich müssen alle Arbeitslosen einen Bescheid über die zukünftige Unterstützung vom Staat erhalten haben. Das werde wieder mehr Menschen aufschrecken und auf die Straße bringen. Hartz IV ist für Therese Gmelch nur ein Begriff, ein Vorwand für die Betrügereien der Regierung, die mit den Wirtschaftsbossen unter einer Decke stekken. Gut fand sie die Rede eines Gewerkschaftsfunktionärs neulich in Nürnberg, bei einer Hartz IV-Demonstration des dortigen Sozialforums. „Der hat gesagt, dass die Monopole in der Wirtschaft machen können, was sie wollen. Das geht doch nicht!“ Mitstreiterin Birgit Kinnebrock, arbeitslos und gelegentliche PDS-Wählerin, pflichtet ihr bei: „Wir sind gegen den massiven Turbokapitalismus in Foto: ja unserem Land.“ Als Beispiel nennen beide den geplanten Arbeitsplatzabbau bei Opel und FAG Kugelfischer in Eltmann und Schweinfurt. Den Kollegen dort habe man eine Montagsdemonstrationen gewidmet und sich somit solidarisch gezeigt. Für das Problem der Arbeitsplatzverlagerung haben die Aktivistinnen schon längst eine Lösung gefunden. Frei nach Karl Marx’ kommunistischem Manifest fordern sie die Arbeiter aller Länder auf, sich zu vereinigen. „Wir müssen zusammenhalten und uns verknüpfen. Nur gemeinsam können wir uns gegen das Interesse des Großkapitals zur Wehr setzen und zum Beispiel die Löhne unserer osteuropäischen Kollegen steigern,“ so Gmelchs kämpferischer Appell. Nachwuchs dringend gesucht Zum Abschied drückt sie mir noch Informations-Blätter in die Hand. „Wir brauchen dringend Nachwuchs in unseren Reihen. Die Studenten sind doch auch von Studiengebühren und Kürzungen betroffen,“ findet Gmelch, bevor sie rasch die Parole mit der Aufforderung, wo man sich Hartz IV hinzustekken habe, vom Zettel streicht. Für Interessierte: Weitere Demos finden jeden Montag um 17 Uhr am Gabelmann statt. Liebet den Wald! Volksbegehren will staatlichen Forst erhalten (www) „Die primitiven Völker in Nordafrika haben vor zehntausenden von Jahren ihren Wald zerstört, weil sie es nicht besser wussten.“ Es ist gut zu wissen, wo die Mitglieder der Bayerischen Staatsregierung ihren Ursprung haben. Obwohl sie es besser wissen, versucht der bayerische Staat, seine Forstreform durchzudrücken. Bayern ist zu einem Drittel mit Wald bedeckt, davon wiederum ist ein Drittel Staatswald. Dieser Staatswald soll nach Meinung der Münchner Zentrale demnächst nach privatwirtschaftlichen Prinzipien bewirtschaftet werden. Schön rational sieht der Wald in Kürze aus: herrliche Fichtenmonokulturen, keine störenden Tiere und nervigen Vogelstimmen mehr, dafür ein Paradies für unser Lieblingstier, den Borkenkäfer. Und statt Wolpertingern treiben Wood-Cutter, riesige Forstmaschinen, im Wald ihr Unwesen. Alles gute Zureden half nichts, und so beschwor das ignorante Verhalten den Widerstand unzähliger Umweltschutzverbände herauf. Gemeinsam koordinieren sie das Volksbegehren „Aus Liebe zum Wald“. Vom 16. bis 29. November 2004 sind die Bürger des Freistaats aufgerufen, in ihrer Heimatgemeinde gegen die Gesetzesnovelle der Staatsregierung und für den Vorschlag der NaturschutzAllianz zu votieren. 920 000 Stimmen sind dazu nötig. Wozu der ganze Klamauk, könnte man sich denken. Stimmt, wozu wollen die Menschen saubere Luft atmen, wozu wollen sie sauberes Wasser trinken, wozu sollten sie sich im Wald von der Tier- und Pflanzenvielfalt überzeugen? Diese Funktionen werden (noch) in vorbildhafter Weise vom Wald über- nommen. Das geht aber nur, wenn bayerische Förster nach wie vor nachhaltig wirtschaften können. Förster kümmern sich heute um die Schutz- und Gemeinwohlfunktionen des Waldes, um die Beratung privater Waldbesitzer und um die Waldpädagogik. Bald sitzt im schlimmsten Fall der Großteil in irgend einem Büro des lokal ansässigen Landwirtschaftsamtes, und der Rest betätigt sich als „Raubbau-Holzhacker“. Bei den Förstern herrscht trotz der geplanten Einschnitte Ruhe im Walde. „Paradox ist es schon, wenn die Förster im Januar 2004 noch in München gegen die Forstreform waren und jetzt aus Loyalität zu ihrem Arbeitgeber ihre Meinung geändert haben“, meint Thomas Stahl vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). Der bayerische Staat ist auf Sparkurs. Im Umweltschutzressort wurden etwa 15 Prozent der Mittel 2004 gekürzt, und jetzt kann er sich nicht mal mehr die 0,4 Prozent des Haushaltes leisten, die jährlich für den Wald eingeplant sind. Oberfranken hat allgemein nicht gut lachen. Bald könnte dieser Region auch noch der Galgenhumor vergehen, wenn „Steckerlas-Wälder“ im Steigerwald und in der Fränkischen Schweiz die erholungsbedürftigen Urlauber vergraulen. Auch wenn es schwer zu verstehen ist: Ökologie wirkt sich auf sämtliche Bereiche des Lebens aus. Auch Studierende sind Bürger Bayerns. Nutzt eure Chance, wenn ihr auch noch in 20 Jahren nach einer 60Stunden-Woche am wohl verdienten Wochenende in einem natürlichen Wald spazieren gehen wollt! Weltkulturwerbe-Stadt Bahnhofsreklame soll UNESCO-Status betonen (ja/da) „Sehr geehrte Fahrgäste, willkommen in Bamberg, Standort der Otto-Friedrich-Universität und Sitz der Studentenzeitung OTTFRIED. Ihre weiteren Anschlusszüge sind...“ Nein, Werbung über die Bahnhofsprechanlage geht natürlich Montage: ottfried nicht, außer es hanSo könnte die Weltkulturerbe-Werbung aussehen. delt sich um Weltkulturerbe-Werbung für die Stadt. denn „Willkommen in der WeltkulturSeit gut einem halben Jahr verhandelt erbestadt Bamberg“ keine Werbung? die Stadt Bamberg mit der Deutschen „Ja, hier handelt es sich aber nur um ein Bahn über Lautsprecherdurchsagen und zusätzliches Wort,“ erklärt Krämer. Schilder an den Bahnsteigen, die auf Wirklich schade, aber vielleicht klappt das „Weltkulturerbe“ hinweisen sollen. es ja bei der Stadt Bamberg. Diese hat Das erste Angebot der Bahn war renun ein günstigeres Angebot von der kordverdächtig: 3 328 Euro im Jahr für Bahn gefordert: „Die Kosten sind die Durchsage, für die Hinweisschilder wesentlich geringer, wenn die Schilder sollte die Stadt 10 629 Euro plus 4 600 nur an ICE-Bahnsteigen angebracht Euro für die Anbringung berappen, werden. Die Durchsagen wären dann zuzüglich 8 000 Euro Folgekosten. Das sogar kostenlos,“ so Steffen Schuetzewar der Stadt dann doch ein bisschen zu wohl von der städtischen Pressestelle. viel. Das neue Angebot soll noch diese Doch OTTFRIED, von der Idee mehr Woche im Rathaus vorliegen. Wenn es als angetan, kratzte sein Redaktionsverzu einer zügigen Einigung kommt, mögen zusammen und wandte sich an könnten die wertvollen Schilder den die Bahnhofsverwaltung. Wir hatten unwissenden Fernreisenden bereits kein Glück. „Zuviel Werbung würde Anfang des nächsten Jahres auf das die Reisenden verwirren. Ansagen solWeltkulturerbe aufmerksam machen. len eigentlich nur den Eisenbahnbetrieb OTTFRIED prüft indessen die Mögbetreffen,“ so Claudia Krämer, Leiterin lichkeit einer „OTTstadt“-Leuchtdes Bahnhofmanagements. Aber ist reklame auf der Altenburg. SPORT. Erfolg hat seinen Schweiß Hartgesottene Wirtschaftswissenschaftler trotzen der Kälte und trainieren für den Weltkulturerbelauf Von Lisa Suckert Wir befinden uns im Jahr 2004 nach Christus. Der erste Schnee wirbelt durch die klirrend kalten Abende, am Gabelmoo gibt’s lecker Maroni und ganz Bamberg zieht sich in wohlbeheizte Stadtbusse zurück... Ganz Bamberg? Nein, denn irgendwo da draußen gibt es ein paar Helden, die standhalten, die mutig jeder Kälte trotzen. Was sie tun? Sie laufen. Warum sie es tun? Weil es noch 164 Tage sind. 164 Tage bis zum Weltkulturerbelauf, der in Bamberg am 1. Mai 2005 zum zweiten Mal stattfindet. Sage und schreibe 8000 kühne Läufer werden dann am Start zwischen Konzerthalle und Markusplatz erwartet. Mit zwei von diesen 8000 habe ich an diesem kalten Nachmittag das Vergnügen. Die Beiden wollig eingepackt mit Laufschuhen an den Füßen, ich nebendran auf dem Fahrradsattel. Aber dafür läuft ja auch meine Nase. 164 Tage bis zur Entscheidung Beim Weltkulturerbelauf kann man zwar auch 4,4 oder 10,9 Kilometer laufen – aber für Moritz Schäfer und JanPhillip Erren kommt natürlich nur der Halbmarathon in Frage. Einundzwan- de fröhlich vor sich hin. Die Tour hat wie immer rund zehn Kilometer. Aber das eigentlich Schwierige am Weltkulturerbelauf sind weder Geschwindigkeit noch Distanz. Hügelige Hindernisse zu überwinden Foto: süd Jan-Philipp (links) lässt sich gegen die Kälte schon einen Bart wachsen. zig-Komma-Eins-Kilometer, schon das Wort ist wahnwitzig lang. Nun lässt sich eine solche Strecke nicht einfach ohne Vorbereitung bewältigen. Also muss eifrig trainiert werden. Und das schon jetzt. Drei bis vier Mal treibt es die beiden raus in die Atem raubende Kälte oder, wie sie es sagen, „an die frische Luft“. Heute führt uns unser Weg hinaus in den herbstlichen Hain. Und wenn man den da so idyllisch liegen sieht, wird sofort klar (und das selbst von einem Fahrrad aus), warum die Beiden laufen. Trotz des eifrigen Trainings sehen Moritz und Jan-Philipp das mit dem Gewinnen nicht so verbissen, sie laufen eher „für sich selbst“. Über eine gute Platzierung oder eine persönliche Bestzeit würden sie sich trotzdem freuen. Bei einem Richtpuls von 150 traben die beiden seit mittlerweile fast einer Stun- Das eigentliche Problem sind die sieben Hügel auf denen unsere Domstadt erbaut wurde. Rund 300 zum Teil sehr steile Höhenmeter gilt es zu bezwingen! Nur so zum Vergleich: Beim Stadtmarathon in Berlin sind es gerade mal zehn Meter. Deshalb haben die beiden vor, das mit dem „Berglaufen“ noch zu trainieren, zum Beispiel bei den offiziellen Probeläufen, die noch anstehen. Vor dem letzten Weltkulturerbelauf war bei einem solchen Test sogar der damals noch etwas windschnittigere Joschka Fischer dabei. Ob man dieses Mal wieder auf solch prominente Mitstreiter hoffen darf, bleibt abzuwarten. Die zwei Jungs laufen jetzt erst einmal der wohlverdienten Dusche entgegen. Ich verspreche ihnen noch ganz fest, dass ich am 1. Mai dann auch laut jubelnd am Straßenrand stehen werde. Aber bis dahin bin ich eigentlich froh, dass man sich auch in wohlbeheizte Stadtbusse zurückziehen kann. Bambergs Spitzenreiter Sebastian Haag fährt zur Studentenreiter-WM OTTFRIED: Leidet dein Studium (mvl) OTTFRIED: Im Dezember ist unter den ganzen Verpflichtungen im die Weltmeisterschaft der StudentenSinne der Reiterei? reiter in Tokio. Du bist Reservereiter Haag: Ja, es leidet, das muss man ganz im deutschen Team. Was bedeutet das offen zugeben. Studententurniere sind für dich? eine sehr zeitraubende Angelegenheit, Haag: Erst einmal ist die WM das man ist von Freitag bis höchste der Gefühle Sonntag unterwegs, für einen Studentenreierholt sich drei Tage, ter. Dabei sein zu dürund dann geht’s auch fen ist eine große Ehre. schon wieder los. Ich Natürlich wäre ich gernehme es in Kauf, es ne geritten. Aber die ist eine einzigartige Stimmung ist super Chance. und wir freuen uns schon alle sehr auf dieOTTFRIED: Welchen ses Erlebnis. Stellenwert hat Bamberg für dich bei all O T T F R I E D : Nächsten Monat trittst Foto: Internet den nationalen und internationalen Verdu dein Amt als pflichtungen? Aktivensprecher der Ist Sebi nicht ein Goldjunge? Studentenreiter an. Was hast du für Pläne? Haag: Unter dem Amt eines Aktivensprechers verstehe ich, dass ich die Interessen der Studentenreiter vertrete und mich für sie einsetze. Außerdem will ich dazu beitragen, dass das Netzwerk unter den Reitern bestehen bleibt. Haag: Bamberg ist meine Reitgruppe, ich reite für die Uni. Seit wir so viele neue Mitglieder bekommen haben, macht das richtig Spaß. Es ist auch in dieser Hinsicht von Vorteil, an einer kleinen Universität zu studieren, das macht die Organisation wesentlich einfacher. Foto: privat Studierende sind auf Trab (mvl) In der Bamberger Reitgruppe kann jeder reiten, auch ohne ein eigenes Pferd im Stall. Voraussetzung ist die Freude am Traben, Galoppieren, Sozialisieren. Die Pferdefreunde gehen zweimal im Monat zusammen ins Gelände oder die Reithalle – vom blutigen Anfänger bis zum Profi wird Dressur- und Springreiten geübt. Um die eigenen Fähigkeiten dann zu überprüfen, tritt man mehrmals jährlich bei Studententurnieren in ganz Deutschland an. Dabei stellt der der Veranstalter die Pferde, was hier und da zu Wettbewerbsverzerrungen führt. Denn bekommt ein Spitzenreiter das schlechteste Pferd im Stall zugelost, verliert er schon mal gegen einen Neuling. Das ist abends beim Bierchen aber schnell vergessen. Das Konzept der Bamberger Studentenreiter ging dieses Jahr auf. Die Gruppe erkämpften sich einen Startplatz bei der Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft. Interesse? Kontakt unter 0163 - 3 11 92 53. Laufen, Marsch, Marsch Seit diesem Semester erkunden Wanderfreunde den Fränkischen Jura (hhh) „Wenn der Hochschulsport schon teurer wird, dann bitte wenigstens ein reichhaltigeres Angebot!“ So in etwa muss das Motto der Planungskommission gelautet haben, als sie das Programm für das diesjährige Wintersemester zusammenstellte. Herausgekommen ist dabei eine Reihe neuer Sportmöglichkeiten im Fitness-Sektor. Gegen Fett geht’s auf den Berg Neben uni-internen Bereichen wie „Callanetics“, „Fatburner“ und Skigymnastik wird erstmalig auch Wandern angeboten, das auf den ersten Blick mit herkömmlichem Hochschulsport nichts gemein hat. Geistiger Vater und Initiator ist Armin Duske, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik. Die Idee, so Duske, sei im letzten Wintersemester im Kollegenkreis entstanden. Er selbst sei seit Jahren begeisterter Wandersmann und habe „einfach mal nachgefragt“, ob Interesse bestünde. Noch zweimal gehen die Wanderfreunde ins Gelände, am Sonnntag, 28.11.04, und Sonntag, 23.01.05. Zwischen vier und sechs Stunden wird durch den Fränkischen Jura marschiert. Vierzehn Anmledungen liegen bislang vor, genug, um im kommenden Sommersemester weiterzumachen. Voraussetzung für den relativ anspruchsvollen Weg sind laut Duske gutes Schuhwerk, Stöcke und wetterfeste Kleidung. Wandern nicht nur Rentnersport Von Senioren-Fitness kann also keine Rede sein. „Bisher haben alle tapfer durchgehalten“, so Duske, „aber einige haben mit dem Parcours schon ordentlich zu kämpfen gehabt.“ Bestimmt die Raucher. Weitere Informationen zum Wandertreff findet ihr im Internet unter www.buva.wiai.uni-bamberg.de/dus ke/wandern. Studi-Olympiade (da) Im Januar treffen sich Studierende aus mehr als 50 Ländern zur Winteruniversiade in Innsbruck und Seefeld. Insgesamt werden 69 Medaillen vergeben, erwartet werden rund 1500 Teilnehmer. Weitere Informationen zur weltweit zweitgrößten Wintersportveranstaltung unter www. universiade.org Wir sehen rot (mas/www/bse) Wir sind’s mal wieder, die anerkannten Fußballexperten der OTTkick-Redaktion und wie immer brennt uns ein brisantes Thema unter den Nägeln, vielleicht auch mehrere, „schaun mer mal“. Auch wir haben uns die letzten Wochen gefragt: „Lebt denn der alte Holzmichl noch?“ Nein! Der Neue Big Boss, der Schwaben-Beck Jürgen „die wo“ Klinsmann hat seinem Michl äh... Sepperl gnadenlos den Garaus gemacht. Armer Maier Seppel! Im Altersheim in Grünwald ist sicher noch ein Platz frei. ExSchlucko Gerd „der Bomber“ Müller, Katsche „der Kiosk“ Schwarzenbeck und Paul „die Mao-Mähne“ Breitner haben sich da ja schon eingemietet. Und was machen Timo „wilde Hand“ Hildebrand, Jens „he did it ajen“ Lehmann und Olli „Zum Glück muss ich kein Titan mehr sein“ Kahn? Die kloppen sich ums Bundestor. Viel Spaß Andi Köpke. Von einem viermaligen Absteiger wollen die sicher viel lernen. A propos beKloppt. Wir wussten es ja schon immer: Die Bundesliga ist ein Tollhaus. Aber seit der FSV (Faschingssportverein) Mainz bei den Großen mitpinkelt, ist alles noch schlimmer geworden. Denn Trainer Jürgen „ich war als Spieler ein Arschloch“ Klopp hat seine Spieler in der Vorbereitung so hergeprügelt, dass sich die Gegner nach den Spielen wie nach einem schlechten Karnevalsrausch fühlen. Prost Helau! Kloppen scheint aber ein neuer Trend zu sein: Michael „Aal“ Lack bricht Frank „Ge“ Fahrenhorst die Nase, und die Zweitliga-Balkanesen steigen komplett auf Karate um. Und im Osten? Nix Neues... Die Rostocker covern gerade alte Ossi-Hits. Ganz oben grad „Ölapalomahansa, you are just a team on the fly“. Die HansaKogge legt wohl bald in Liga zwei an – nach sieben Niederlagen in sieben Heimspielen. Nicht nur wir fragen uns: Machen die das mit Absicht? Und am anderen Ende der Tabelle? Da steht der VfL Wol... Beeep. Schichtwechsel am VW-Band. Seit Sonntag juckt ein gewisser „Goleo VI“ unter unseren Nägeln und zwar wie die Kretze. Nein, das ist nicht der neue Kampfpanzer der tarnfarbenen Vaterlandsverteidiger. Goleo ist ein Löw und das Weh-Em-Maskottchen 2006. Ein beige-brauner Zeckenteppich, der so seltenblöd drein schaut, dass einem die Worte fehlen. Nicht ohne Grund wurde der laufende Flohzirkus während der letzten Wetten Dass...!-Sendung vorgestellt... Da kann nur einer die Nation retten: der Pavikahn. Bälle fangen kann der eh nicht mehr, aber brüllen wie ein Löwe! Und seine Mähne erst... Wenn Olli dabei auch noch versagt, schicken wir ihn mit Jimmy Hartwig in den Dschungel. Oder er macht mit der Damen-Nationalmannschaft Werbung für „Always Ultra“. Halt. Die Dinger halten wenigstens ihren Laden dicht. A propos rot: Warum spielen wir jetzt eigentlich mit den österreichischen Trikots??? Auf jeden Fall ist doch die Hauptsache, wie schon der große Fußball-Philosoph Sepp Lineker sagte, die Fußball-WehEm beginnt in 90 Wochen und am Ende ist Olli Kahn das Maskottchen. KULTUR. 100 000 Volt für die Quote Nach „Nichts hält mich mehr in Kisslingen“ ist die Lust aufs Fernsehen vergangen Von Kira-Katharina Brück Für welche Todesart lohnt es sich, sich selbst hinzurichten? Und für welche, zu leben? Gerti und Hanna erfinden die „100 000-Volt-Show“, um eine Kommission zu überzeugen. Das große Ziel der beiden ist ein Job im Showbiz, damit sie endlich aus der provinziellen Enge ihrer Heimatstadt Kisslingen entfliehen können. Um Star zu werden, ist ihnen jedes Mittel recht, da würden sie schon mal über Schwerverletzte gehen. Das Publikum spielt Jury Das Publikum fungiert als prüfende Instanz, welche in das Stück mit einbezogen wird: Es entscheidet per Applaus , ob Gerti und Hanna beim Fernsehen genommen werden. „Nichts hält mich mehr in Kisslingen“ von Rainer Lewandowski zeigt mit bitterbösem, schwarzem Humor eine Collage der aktuellen TV-Landschaft, verschont dabei weder Talkshows noch Werbung oder Showformate à la „DSDS“. Johanna Bronkalla als Gerti und Ronald Schober als Hanna ziehen eine twowomen-show ab, bis heraus kommt, dass Hanna eigentlich Daniel ist, sich aber wegen der „scheiß Frauenquote“ als Mädchen beim Fernsehen bewirbt. Das Stück ist rasant, weil die beiden andauernd in neue Rollen schlüpfen, schließlich soll die Kommission erkennen wie flexibel Hanna und Gerti sind. Sie passen ihre Identitäten dem jeweiligen Sendeformat an: „Wir sind universell. Auf mich kommt es dabei gar nicht an. Mein Ich ist austauschbar. Tauschen Sie mich ein und aus.“ Und genau darum geht es. Gertis und Hannas eigene Identität wird konsequent übergangen, so sehr sind die zwei damit beschäftigt, ihre vielseitigen Talente zu beweisen. Manchmal geht das zu schnell, was für den Zuschauer verwirrend sein kann, aber so ist Fernsehen eben. Hektisch, unberechenbar „My heart will go on!“: Roland Schober mimt das Mädchen. Foto: Theater und bei allem zählt sehen, uns trügen. Das ist ja wie im Bei all den Pointen, dem schwarzen nur eines: „Quote bleibt Quote. ZielFernsehen“. Humor und den schwungvollen vorstellung als Zielvorgabe. Soviel Die Regisseurin Heidemarie Gohde Gesangseinlagen (Gerti als Liza begreife ich. Sonst Kopf ab, Schafott!“ inszenierte ein auf den ersten Blick Minelli) fehlt es allerdings nicht an „Nichts hält mich mehr in Kisslingen“ urkomisches Stück, doch auf den zweiTragik. ist in erster Linie eine Parodie auf die ten sieht man besser: die Rigorosität Wenn Gerti etwa von ihrem Schaf Medienlandschaft. Oft kann man sich und Geschmacklosigkeit des Fernseerzählt, das durch einen unglücklichen vor Lachen kaum noch auf dem Stuhl hens. Am Ende des Stückes weiß man Zufall im Schlachthof endete oder sie halten. Etwa dann, wenn Roland Schonicht, ob man lachen oder weinen soll. selbst erkennt, wie absurd und grotesk ber als Hanna „My heart will go on“ In jedem Fall möchte man keinen die Medien sind: „Wer begreift das singt oder die Bewerberinnen ihre Fernseher mehr anschalten. schon, wenn die Bilder, wie wir sie Home-Videos als Werbeblock einlegen. The Motorcycle Diaries Auf seiner Reise durch Lateinamerika findet der junge Ché zu sich selbst (bal) „Die Reise des jungen Ché“ ist die Geschichte einer neunmonatigen Reise zweier Freunde durch Lateinamerika. Ernesto Guevara, 23-jähriger Asthmatiker und Medizinstudent aus Buenos Aires, und der einige Jahre ältere Biochemiker Alberto Grenado verlassen ihr gutbürgerliches Zuhause auf einer klapprigen Norton 500, Spitzname „Die Allmächtige“. Sie machen sich auf zu einer 8000-Meilen-Fahrt durch den für sie weitgehend unbekannten Kontinent. Ihre Ausrüstung ist bescheiden und die Bargeldreserven knapp, dafür haben sie sich einiges vorgenommen! Rasanter Trip auf der Allmächtigen Die en detail geplante Route führt sie über das exklusive Miramar zum Lago Frias, dem Grenzsee zu Chile. Sie kämpfen sich über verschneite Bergpässe, stürzen immer wieder mit dem Motorrad, verlieren ihr Zelt im Sturm, immer auf der Suche nach einer Gratismahlzeit und einer Übernachtungsmöglichkeit. In Temuco, Chile, schaffen sie es mit Hilfe eines Zeitungsartikels, der sie pathetisch als reisende Ärzte im Dienst der Armen beschreibt, ihr Vehikel reparieren zu lassen. Beim Tanz im Ge- Die Freunde sind sichtlich begeistert von der Atacama-Wüste. Foto: Internet meindehaus flirtet Ernesto mit der Frau des Mechanikers - der Aufbruch erfolgt überstürzt. Kurz darauf folgt der unvermeidliche Zusammenbruch des geschundenen Motorrads. Als sie die Reise zu Fuß fortsetzen, ändert sich der Blickwinkel mit dem sie ihre Umwelt betrachten. Sind sie bislang wie im Rausch über die Pisten gejagt, so zwingt sie der Verlust des Gefährts zu einer genaueren Betrachtung ihrer Umwelt und der Menschen. Alberto empfindet den Marsch als starke Belastung, Ernesto dagegen scheint befreit und saugt die neuen Eindrücke in sich auf. Bestürzt stellen die jungen Männer fest, dass große Teile der Bauern zu landlosen Wanderarbeitern verkommen sind. Heimatlos und gezwungen als Tagelöhner jeden Weg und jede Arbeit auf sich zu nehmen. Sie kämpfen sich durch die Atacama-Wüste, verbringen die Nacht frierend mit einem kommunistischen Ehepaar. „Diese Nacht war eine der kältesten meines Lebens. Aber durch die Beiden bin ich den Menschen näher gekommen. Den Menschen, die mir vorher so fremd waren“, notiert Ernesto Guevara in sein Tagebuch. Ernestos vage, idealistische Sicht erhält hier einen realistischen Fokus auf die Nöte der Menschen, aber auch auf ihren ungebrochenen Stolz. Der Film mündet in eine Episode in einer Lepraklinik in Venezuela, in der sie die Ärzte und Nonnen mit sehr persönlichem Einsatz unterstützen. Walter Salles ist ein leidenschaftliches und auf angenehme Art uneitles RoadMovie gelungen. Gael Garcia Bernal, der schon in „Amores Perros“ glänzte, verkörpert den späteren Revolutionär intensiv und überzeugend. Alien-Erich predigt wieder (dan/anj) Vor 5000 Jahren kreisten noch Raumschiffe um die Erde und die Inder haben`s genau gesehen! Das Publikum nickt mit den Köpfen, lauscht gespannt jeder einzelnen Enthüllung. Vor der zustimmenden Gesellschaft steht ein kleiner, charismatischer Schweizer im blauen Jackett: Erich von Däniken. Seit den sechziger Jahren versucht der weltbekannte Ufologe uns zu bekehren. Däniken hat „Beweise“: Er zeigt dem Publikum Videoaufnahmen und -animationen von mysteriösen Grabkammern in Ägypten, rätselhaften Maja-Pyramiden in Mexiko und ominösen Wrack-Teilen vor der griechischen Küste. Alle haben eine Gemeinsamkeit: Sie sind nicht von dieser Welt. Das Ergebnis seiner Vorträge ist ein Wust neuer, unbeantworteter Fragen, mit dem er die Leute „aus ihrem Alltagstrott“ herausholen und ihnen die Realität vor Augen führen will. „Dass es Außerirdische gibt, wollen wir Menschen einfach nicht wahrhaben, das nähme uns schließlich unsere Einzigartigkeit“, resümiert von Däniken. Ziemlich widersprüchlich, so etwas von einem bekennenden Katholiken zu hören! Wer sich für das Thema interessiert, hat die Möglichkeit, Dänikens Mystery-Park in der Schweiz zu besuchen. Wissen und Konsum lagen bekanntlich auch schon vor 5000 Jahren ganz eng beeinander. Inszenierter Aufreger Dirk Bayer verbindet Pädagogik mit Theater (kis) Auf Sommerfesten im Kindergarzurück auf Augusto Boal, der 1931 in ten wollte er immer schon Theater spieRio de Janeiro geboren wurde, in New len. In der Grundschule wäre er bei York Theaterwissenschaften studierte Krippenspielen am liebsten in die Rolle und dann nach Brasilien zurückkehrte. des Jesus geschlüpft. „Aber ich habe Von ihm stammt auch das „Theater der wohl nicht heilig genug gewirkt“, meint Unterdrückten“, das die Bevölkerung Dirk Bayer schmunzelnd. Das Theater spielerisch zum Aufbegehren anleiten hat ihn dennoch nie wieder losgelassen. soll. Während des Zivildienstes spielt er mit dem Gedanken, einen sozialen Beruf Theater für auszuüben, doch der Künstler in ihm Zivilcourage meldet sich hartnäckig. Heute ist Dirk Bayer Theaterpädagoge und schafft in Ziel des Konzeptes ist es, aus passiven seinem Beruf die ideale Verbindung Zuschauern aktiv Handelnde zu von Pädagogik und Kunst. Sein Diplom machen und somit die Realität nicht nur als Sozialpädagoge bietet ihm dafür eizu interpretieren, sondern zu verändern. ne gute Basis. Seit 1995 arbeitet er unDas „Theater der Unterdrückten“ ist ter anderem am Brentano Theater in eine Mischung aus Kunst und Bamberg, seit 1996 ist er freiberufSelbsterfahrung. Bayer erprobt es in licher Theaterpädagoge, Clown und Schulen, wo er Seminare für Kinder Kabarettist. Gleichzeitig ist Dirk Bayer und Lehrer anbietet. Die Themen variLehrbeauftragter der Universität im ieren zwischen Sucht, Gewalt und Fachbereich Soziale Arbeit. Im Zivilcourage. Schwerpunkt „TheDirk Bayer ist aterarbeit/Darsteleine bekannte lendes Spiel“ bietet Größe. Er besucht er Seminare an. Schulen in mehAuch andere stureren Bundesdentische Gruppen ländern und trat können Workshops bereits über zehn bei ihm absolvieMal im Fernsehren. So arbeitete en auf, zuletzt in bespielsweise die der ZDF-SenGrüne Hochschul„Mona gruppe einen Tag Foto: privat dung Lisa“. Im Februar lang mit Dirk Herr Bayer arbeitet mit den Kindern. spielt er im NeuBayer zum Thema en Palais das witzige und freche Stück Zivilcourage. Die Studierenden spielten „Cyrano“ zusammen mit dem in Cafés ein homosexuelles Pärchen Studenten Sebastian Thiers, Ulrike Baiund am Nachbartisch Heteros, die sich er von Radio Bamberg und darüber aufregen. Die ahnungslosen Schauspieler Hans-Jürgen Stockerl Café-Besucher wurden anschließend vom Bayerischen Fernsehen. Wer sich befragt, wie sie das öffentliche Küssen für Bayers Workshops interessiert, kann Homosexueller empfunden hätten. Die eine E-Mail an [email protected] Szene wird grundsätzlich nie aufgelöst. schreiben und erhält unter www.dirkDirk Bayers Konzept nennt sich bayer.de weitere Informationen. „Unsichtbares Theater“ und geht KULTUR. Zwei Fäuste für ein Halleluja 23-jähriger Dirigent bringt frischen Wind in das Studentenkonzert der Bamberger Symphoniker Jimmy eat world Von Kirsten Schlüter Seine Hände zappeln wild durch die Luft, die Füße berühren kaum den Boden, der Frack weht: Gustavo Dudamel dirigiert. Der 23-Jährige aus Venezuela lebt sich auf dem Dirigentenpult aus und hat dabei das Profiorchester voll im Griff. Den Musikern ist anzumerken, dass Dudamels Elan auf sie überspringt. Aus seiner Heimat hat er zwei Stücke mitgebracht, die er am Samstag, den 6. November, mit den Bamberger Symphonikern beim Studentenkonzert darbot: „Margariteña“ von Inocente Carreño und Silvestre Revueltas’ „Sensemayá“ waren sehr abwechslungsreich anzuhören. (hhh) Weil alle nach dem hitgestopften Vorgänger-Album „Bleed American“ ein noch opulenteres Nachfolgewerk erwartet haben, wurde den Fans genau dies mit „Futures“ vorenthalten. Oder doch nicht? Immerhin bedarf es diesmal einer deutlich höheren Zahl an Durchläufen, bis die Sache passt. Was hier zählt, sind Details und die leisen Zwischentöne, mit denen „Futures“ einem das Herz wärmt. Von „Pain“ (erste Single) kann hier keine Rede sein, denn erstmalig wird die balladeske Schönheit von „Clarity“ mit dem Rockpotential des Vorgängers verschmolzen. Fazit: Eine Platte, die sich als Soundtrack für vorweihnachtliche Glühwein-Romantik und Anti-Winterdepressions-Pogo gleichermaßen eignet. Dafür werden bei „23“ sogar Streicher eingesetzt und der Song auf rekordverdächtige 7:24 Minuten angehoben. „Nothingwrong“ und „Kill“ haben Muckis, „Polaris“ und „Drugs or me“ überzeugen durch schlichte Eleganz, die bei fast jeder Gemütslage funktioniert. Resultat: Das Quartett aus Mesa/Arizona hat auch auf Nr. 4 alles richtig gemacht! „Futures“ hat sogar das Zeug zum Klassiker, eben WEIL es länger dauert, das herauszufinden. Schlangenjagd und Sonnenaufgang Auch für Zuhörer ohne viel Vorwissen war das Konzert berauschend. Während im ersten Stück Filmelemente mit Kinderliedern und einem auskomponierten Sonnenaufgang verbunden werden, ist „Sensemayá“ ein Lied, das eine Schlangenjagd beschreibt. Der 7/8-Takt birgt ungewöhnliche Rhythmen. Dennoch sind deutlich eine fliehende Schlange und ein jagender Indianer herauszuhören. Weniger experimentell ist Peter Tschaikowskys Symphonie Nr. 4 in f-moll, die die Bamberger Symphoniker als dritten Programmpunkt spielten. Im ersten Satz dominieren Pauken und Fanfaren, die für die Unerbittlichkeit des Schicksals stehen. ze der Spielfähigkeit“, meint Matthias Krug, erster Violinist. Der Dirigent verlangt einiges von seinem Orchester. Obwohl er so jung ist, Dudamel verzaubert durch südländischen Charme. Der zweite Satz bietet Musikern und Zuhörern eine Pause von den pompösen Klängen. Ganz leise beginnt er mit einem Oboensolo. Eine Besonderheit ist der dritte Satz, bei dem die Streicher ihre Bögen zur Seite legen und nur die Saiten zupfen: Pizzicato ostinato. Wie eine Wellenbewegung fließen die Töne von links nach rechts durch das Orchester, von den Violinen bis zum Bass. Überraschend rasant ist das Finale, das sich direkt an den dritten Satz anschließt. „Ein Tschaikowsky in dieser Geschwindigkeit ist an der Gren- Foto: kis traut er sich, die viel älteren Profimusiker zu Höchstleistungen anzustacheln. Einen Tag vor dem Konzert haben erst die Proben begonnen, die dafür sieben Stunden dauerten. „Nach so einer Probe kommt man völlig leer raus, hat sich total verausgabt“, sagt Krug. Dudamel hat aber auch hohe Ansprüche an sich selbst. So dirigierte er fast zwei Stunden lang auswendig und gab souverän alle Einsätze. Sehr ungezwungen wirkte auch sein Dialog mit der Moderatorin des Abends, Elgin Heuerding. Als Sprachprobleme auftraten, formte der Es gibt noch wahren Punk OTTFRIED macht den Bandtest: The Shocks versus Wohlstandskinder (da) In der kleinen, nützlichen Broschükleinen Bühnen und Open Airs im re „Infos zum Studium in Bamberg“ deutschsprachigen Raum und in Amiunserer Zentralen Studienberatung ist – land zum Besten gegeben, die Jungs als eines der besonderen Schmankerl sind also durchaus schon herumgeder Stadt – die „alternative Kulturszekommen: drei Sternchen. ne“ aufgeführt. Das „alternative“ KonUnd die anderen? Die Wohlstandskinzertangebot hielt sich aber meist eher in der, das sind Honolulu Silver (Gesang, lokalen Grenzen. Bis jetzt! Denn mit Gitarre), Don Cardeneo (Drums), Raki Wohlstandskinder aus Köln und The (Bass) und Türk Travolta (Gitarre). Da Shocks aus Berlin beehrten gleich zwei beide Bands einen Don haben, wird Punkrockbands von ungewohnter Gröhier je ein Bonussternchen vergeben! ßenordnung die Domstadt. OTTFRIED Seit 1995 unterwegs, haben sie es trotz ergriff die einmalige Gelegenheit und ihrer jungen Jahre irgendwann zu einerdachte einen unbarmherzigen em Majordeal gebracht und damit ihre PunkrOTTband-Test! mit dem Kommerzstempel drohenden Eintrittspreise und Örtlichkeiten: Schon am Eingang zu den jeweiligen Locations schieden sich die Geister: Bei den Wohlstandskindern, oder auch W$K, keine Schlange vor dem Live-Club, dafür empörende 15 Euro Eintritt! Das gibt nur ein Sternchen! Zu den Shocks im Bootshaus musste man sich dagegen durch einen überdimensionalen Pulk Punker quetschen, an der Kasse waren jedoch nur moderate acht Euro abzudrücken, was man durchaus mit drei Sternchen belohnen muss. Fotos: da The Shocks (o.) und W$K (u.). Die Bands: Nun zu den primären UntersuchungsPunkerfans verärgert. Tja, fünf Sternobjekten: Smail (Gitarre, Gesang), Don chen für die Karriereleiter. Aber sie maLotzo (Bass, Gesang) und Alex chen ja auch gar keinen Punkrock, son(Drums) ergeben zusammen seit 1996 dern nach eigenen Angaben „ProvinzThe Shocks. Sie müssen schon zum alrock“, nichtsdestotrotz klingt das, was ten Eisen der Punkrocker gerechnet aus ihren Boxen kommt, schlicht gewerden und sind – sei es auf ihren nauso: melodischer, poppiger, tanzbarer Musikstil, ihre Klamotten oder ihr Punkrock mit ein paar Ska-Elementen. Tourleben bezogen – einfach „old So etwas haben schon Bands wie school“. Man spielt Punk’n’Roll, verMillencollin, Blink 182 und Sum 41 in gleichbar mit den frühen Briefs vieldieses Jahrtausend gerettet. Das verleicht, allerdings mit deutschen Texten, dient nur zwei Sternchen. was doch recht ungewöhnlich ist. Ein Outfit: ganz eigener Stil, der eindeutig vier Wenden wir uns zunächst dem Outfit Sternchen verdient. Das Ganze wird auf der Shocks zu: sie haben eigentlich kei- nes. OTTFRIED wettet, dass die Shocks auch so durch Kreuzberg schlendern: enge Hose, T-Shirt, Krawatte, Sonnenbrille, Aufnäher, Buttons: vier Sternchen, meine Lieben. Die Wohlstandkinder sind etwas weniger auffällig: geschniegelt und gekämmt, ihr inoffizieller Ausstatter scheint Converse Shoe zu sein. Schick, jedoch eigentlich nichts Besonderes, wir geben zwei Sternchen. Bühnenshow: Die Shocks beschränken sich „on stage“ hauptsächlich auf Smails Grimassenschneiderei. Außerdem haben sie offensichtlich etwas gegen Pausen zwischen ihren Songs. Hier steht die Musik im Mittelpunk, vier Sternchen dafür. Die W$K dagegen hüpfen auf der Bühne munter zu einer gigantischen Lightshow auf und ab und treffen trotzdem noch den Ton: fünf Sternchen. Unterwegs: Was das Tourleben angeht, erzählt Don Lotzo: „Wir sind mit so einem Bus unterwegs, einem Sprinter. Und Übernachten? Heute irgendwo privat. Keine Ahnung wie der heißt...“ Wirklich pflegeleicht, diese Shocks: noch einmal fünf Sternchen drauf. Und auf OTTFRIEDS Frage, wie die W$K denn so von einem Ort zum anderen kommen, meint Raki: „Am liebsten mit meinem Skateboard. Das gibt aber immer so ein Gedränge, daher mieten wir uns unterschiedliche Busse, je nachdem, wie viel Flocken so ein Ausflug gerade abwirft. Diese Tour sind wir größtenteils mit einem Nightliner gefahren und fanden uns ziemlich toll darin...“ So, so. Gut zu wissen, wohin das Eintrittsgeld fließt. Das gibt nur ein Sternchen. And the winner is... Die Wohlstandskinder sind zwar schon richtige kleine Rockstars, machen gute Mucke und laufen auch auf Viva, aber die Shocks gewinnen mit 24 zu 17 Sternchen den PunkrOTTband-Test, weil sie einfach cool sind. Venezueler einfach eine Hand zur Schlange und fauchte laut. Nach Bamberg kam Dudamel, weil dort dieses Jahr zum ersten Mal der Bamberger Symphoniker Gustav Mahler Dirigenten-Wettbewerb stattfand. In einem langen Auswahlverfahren konnte sich der junge Dirigent gegen 298 Mitbewerber durchsetzen. Seit 1999 ist er Leiter des venezuelischen Jugendorchesters und gibt etwa 80 Konzerte im Jahr. „Es ist Wahnsinn, was der für ein Repertoire hat!“, staunt Matthias Krug. „Er ist sehr extrovertiert und hat trotzdem eine große souveräne Ruhe. Beim Konzert war er völlig überdreht, in den Proben ganz anders. Es macht wahnsinnig Spaß, mit ihm zusammenzuarbeiten.“ Der Profimusiker ist sich sicher, dass Gustavo Dudamel seinen Weg zielstrebig nach oben gehen wird. Es haben sich bereits einige Intendanten gemeldet, die ihn unter Vertrag nehmen wollen. Seine Spontaneität und mitreißende Art übertrugen sich auch auf das Publikum, das minutenlang Applaus spendete. Der Dirigent gab sich bescheiden und stellte das Orchester in den Vordergrund, anstatt sich selbst feiern zu lassen. Gustavo Dudamel hat sicher dazu beigetragen, dass einige Zuhörer eine Ader für klassische Musik in sich entdeckten. Hoffentlich kommt er noch einmal nach Bamberg, um uns zu verzaubern. We are Slamily, Sister! Bamberger Poetry-Trio in Stuttgart erfolgreich im Einzelwettkampf traten die Poetin(neg/kkb) Deutsche Meisterschaften in nen an. Nora Gomringer konnte als einwas auch immer hören sich stets nach zige Frau ins Finale einziehen und „erSport an. Aber auch im Dichten und slammte“ sich den fünften Platz. Der Performen kann man sich mit Schweizer Gabriel Vetter gewann die Konkurrenz aus ganz Deutschland deutschen Poetry Slam Meisterschafmessen. Das Ganze nennt sich dann ten. Übri„ I n g e n s ternaw a r e n tionl Poauch die e t r y B a m S l a m berger 2004“. I r i n a Dieser Bondas wurde u n d am letzCasjen ten OkOhnesortoberge mit Wochenvon der ende in Partie. AlStuttgart lerdings ausgestartete tragen. Casjen D o r t slamm- Nora Gomringer, Mia Pitroff und Fiva MC Foto: privat für seine Heimatstadt Hamburg. Insgesamt nahten auch drei Mädels aus Bamberg und men 82 Dichter an den Wettbewerben mischten die deutsche „Slamily“ mächteil und 20 Teams traten gegeneinander tig auf. Nora Gomringer, Nina Sonnenan. Dass Poetry Slam immer beliebter berg alias Fiva MC und Michaela Pittwird, bewiesen die 3000 Zuschauer, die roff konnten sich als Team den dritten nach Stuttgart fanden. Platz erkämpfen. Wer das erfolgreiche Bamberger Trio Die „Spice Girls des Poetry Slams“, live erleben will, kommt zum nächsten wie das Trio von der Stuttgarter Presse Slam am 14. Dezember ab 20 Uhr in getauft wurde, begeisterten die ausverden Morph Club. Mitmachen können kaufte Halle des Stuttgarter Theateralle, die selbst Texte verfassen und hauses mit einem sechsminütigen Text diese vor Publikum vortragen möchten. über verschiedene Männertypen. Auch KEHRSEITE. Saufen mit Semesterticket Von Griess, Schnitzel und Sisters of Mercy: OTTFRIED testet für euch Dorfkneipen rund um Bamberg Von Sandra Bleiner, Kira-Katharina Brück und Kirsten Schlüter Endlich müssen wir zum Billig Saufen niemanden mehr finden, der a) ein Auto Ein Hoch auf das Semesterticket. hat, b) einen Führerschein besitzt und c) Spaß daran hat, seinen Abend mit Betrunkenen zu verbringen, während er selbst völlig nüchtern bleiben muss. Denn: Ab jetzt fahren wir Bus! Und zwar ins Dorf. Da kennt uns niemand, alles ist richtig billig, und die Landluft bringt uns, na ja, in Schwung. An einem kalten Freitagnachmittag begeben wir uns also in den Bus zu unserer ersten Semesterticket-Dorfkneipentest-Tour. Vom Bahnhof geht es in Bambergs östliches Umland: Geisfeld. Unsere erste Kneipe ist die Brauerei Griess. Super leckeres Bier, urige Stimmung, lauter Originale um uns herum. Die männliche Dorfbevölkerung spielt Karten, wir glühen vor. Der Abend ist jung, wir haben noch zwei Stationen vor uns. Vereinzelt meldet sich bei uns Hunger, leider bräuchten wir einen Dolmetscher für die Speisekarte. „Göttinger“ und „G’rupfter“ klingt in unseren Ohren doch recht Foto: kkb befremdlich. Also los nach Schnitzelhausen alias Zeegendorf. Da kann man nichts falsch machen: entweder Schnitzel mit Sauce oder ohne. Basta. Vom Bamberger Hauptbahnhof aus erreicht man das Mekka aller Schnitzelfreunde mit der Linie 8235 (BambergHeiligenstadt-Aufseß-Hollfeld) nach zwölf Haltestellen. Von der Haltestelle Josefstraße sind es dann nur noch circa 50 Meter bis zum Gasthaus Stark. Dort zaubern die Elektrosparlampen Wer ist das? Foto: privat (kis) Der gesuchte Professor studierte in Mannheim und Waterloo (Kanada) und war ab dem Wintersemester 1981/82 Wissenschaftlicher Mitarbeiter beziehungsweise Akademischer Rat an der Universität Passau. 1986 promovierte er, 1991 reichte er seine Habilitation ein. Seit dem Wintersemester 19992000 ist er Lehrstuhlinhaber in Bamberg. Außerdem ist er Mitbegründer der „Gamburger Gespräche“. Zu gewinnen gibt’s wieder ein Buch für deine Teilbibliothek. Antworten bitte an [email protected] Wartehallenatmosphäre, doch die lekkeren und riesengroßen Schnitzel vertrösten uns. Zahlreiche Hirschgeweihe blicken von der Wand auf uns herab und man wartet jeden Moment auf ein Augenzwinkern wie in der Jägermeisterwerbung. So richtig gemütliche Stimmung will aber trotzdem nicht aufkommen. Zum Glück entdecken wir dann gar nicht weit von Bamberg entfernt noch eine richtig stilechte Altrocker- Kneipe: Das PJ’s in Pödeldorf, erreichbar mit der Linie 8232 (Bamberg-Tiefenellern-Hollfeld). Als sich unsere Augen an das schummrige Licht gewöhnt haben, sichten wir zu unserer großen Freude Dartscheiben und einen Billardtisch. So billiges Bier kann man in Bamberg nirgendwo trinken und der Barmann, natürlich mit Kopftuch, Lederhose und tiefschwarzer Sonnenbrille, beweist sogar richtig Musikgeschmack mit „Sisters of mercy“. Teile der Redaktion schwelgen in Jugenderinnerungen. Leider müssen Abende jenseits der Domstadt früh enden, denn die Busverbindungen sind eher eigenwillig und per Fußmarsch wäre der Heimweg sehr lang. Fazit unserer ersten SemesterticketDorfkneipentest-Tour: Zum Feiern auf dem Dorf braucht man zwar nicht viel Geld, aber eine lustige Gesellschaft (bloß nicht mit der Perle zum romantischen Tête à Tête raus auf'sLand). Und natürlich einen freien Nachmittag für die langen Reisen von Dorf zu Dorf. Unser Abendprogramm gestalten wir lieber ganz traditionell und gehen in den Live-Club. Die Beatles-Night kommt uns gerade recht, denn angeschwipst tanzt es sich mit den Redaktionskollegen sehr passabel und kuschelig zu „Yesterday“. In der nächsten Ausgabe führt uns die Ja, da waren wir überall. Schön wars. Semesterticket-Dorfkneipentest-Tour gen Süden. Tipps bitte an [email protected] Beamer für das Volk Der Volksempfänger VE 301 ist auferstanden (mas) 18. August 1933. Funkausstelhinbekommen. Die Feinheiten gibt es lung Berlin – ja, die gibt es schon so auf www.diy-tronic.de ebenso wie die lange. Ein gewisser Göring präsentiert Weiterentwicklung VB 1.1 und VB 1.2. den Volksempfänger VE 301, den Ausgetüftelt hat das Ganze übrigens ein ersten der Weltgeschichte. Fortan heißt gewisser Tobias Schmorleiz, Student es: ein Volk, ein Reich, ein Radio. Na aus Düsseldorf. ja, nicht ganz. Jahre später hören Abertausende lieber des Feindes BBC. Dazu Auch Bamberg war der VE nun wirklich nicht gedacht. hätte ihn gebraucht Knapp 70 Jahre später versammeln sich wieder Menschen hinter zugezogenen Dass da in Bamberg niemand drauf Vorhängen. Studenten, Arbeitlose, etc gekommen ist? Letztes Jahr war an unsitzen vor ehemals kahl weißen Wänserer Universität doch akuter Beamerden. Auf dem Programm steht SelbstgeBedarf. Dauernd wurden diese sündhaft branntes: „Matrix“, „Terminator“ oder teuren Dinger geklaut (OTTFRIED „Lord of the Rings 1-3“. An der Decke dokumentierte den Skandal) und nach hängt der VB 1.0, der Volksbeamer 1.0 Norden, Süden, Westen oder doch Marke Eigenbau. Zugegeben, das Bild Osten verhöist etwas pixekert. Für zwei lig, aber besser der gemopsten als gar kein H i g h - Te c h Heimkino. Der Geräte hätte VE 301 war ja man beim auch nicht perP r o j e k t fekt. „Beamer für Neugierig geBamberg“ die worden? Gut, ganze Uni mit hier kommen dem VB 1.0 nun die Zutaten ausrüsten könfür den VB 1.0, nen. Hausdas Heimkino meister, Hiwis für den kleinen und das PrüGeldbeutel. Ein fungsamt hätausrangierter ten mal was Dia-Projektor wirklich Nütz(max. 30 Euro liches für uns bei Ebay), ein getan. Ganz 1,8 Zoll TFTdavon zu Display mit schweigen, Auflösung 280 mal 220 (70 bis Mensch, das waren Zeiten. Foto: ottfried dass die Ding100 Euro), und ein Dia-Rähmchen (< 0,01 Euro) reichen schon. Das Prinzip ist simpel. Das Display wird aus dem Gehäuse genommen und in den DiaRahmen eingepflanzt. Dann wird der Projektor so modifiziert, dass das DiaTFT fest sitzt. Alles wieder zusammenschrauben. Kabel anschließen, StereoAnlage für den Sound einschalten und los geht’s. Zwei Stunden sollen geübte Bastler nur brauchen, aber alle anderen dürften den Beamer für jedermann auch er irgendjemand geklaut hätte. Bliebe noch eine Frage: Warum nur muss das Ding VOLKSbeamer heißen? Warum nicht Neudeutsch: People Beamer? Warum nicht nach dem berühmtesten Beamer der Welt „Scottie 2003“? Soll und wird der VB in der langen und erfolgreichen Reihe der VOLKSgeräte VOLKSwagen und VOLKSempfänger stehen? Vielleicht. Sicher ist nur: Die nächste Funkausstellung kommt bestimmt. Schöner Wohnen (hhh) Umzüge sind wie Staatsanwälte. Hat man sie vor sich, brechen Gedankenkonstrukte zusammen. Zuerst leugnet man, beschwichtigt, verstrickt sich in widersprüchlichen Aussagen, bis man schließlich unter der Last der Wahrheit zusammenbricht. Bittet man Freunde darum, beim Umzug zu helfen, antwortet man auf die berechtigte Frage, wie viel einzupacken sei, stets mit dem Satz-Bausatz „Och du, sooo viel hab’ ich eigentlich gar nicht.“ Ein folgenschwerer Irrtum, wie sich spätestens am Tag X herausstellen wird. „Och du, soo viel ist das gar nicht“ Ist der weiße Miet-Laster voll, die Wohnung aber nicht merklich leerer, gesellt sich zu den ratlosen Umzugshelfern auch die Einsicht, dass die verschwenderische Lebensweise der letzten Jahre so nicht weitergehen kann. Mehr noch: Wo nichts mehr rein geht, muss was raus! Materielles Abspecken, ein schlanker Staat im Kleinen. Am Ende seiner Illusionen angelangt, schickt man erst einmal seine Freunde nach Hause. Dann die Überlegung: Was kann weg, was soll, was muss sogar? Dabei dominiert zumindest anfangs der Mussden Kann-Anteil deutlich. Der erste Schritt: Kartons nochmal auspacken, Konfrontationstherapie. Kategorisierung der Dinge in: jeden Tag benutzt, mal geschenkt bekommen und hat eigentlich nur herum gestanden. Es folgt eine Phase mehr oder weniger schlüssiger Argumentationen: „Der Kerzenständer hat doch eigentlich immer schon getropft“, „Den Magritte von Jessica häng ich bestimmt nicht mehr auf, die blöde Kuh“, „Ein Schuhschrank für drei Paar Chucks ist Unsinn“ usw. Auch für den circa zweieinhalb Meter hohen Musikzeitschriftenstapel (das Travis-Interview wollte ich irgendwann nochmal lesen) wird es jetzt Zeit zu gehen. Just Driftwood! Als Letztes dann die Dinge, die gehen müssen, weil sie eben gar nicht gehen! Der Soda-Streamer, der Handstaubsauger, der Heimtrainer. Wohlstandsmüll deluxe. Und wenn wir schon dabei sind: das abscheuliche Pavillonzelt mit gotischem Rundfenster-Imitat, die Crushed-Eis-Maschine und die stinkende Hydrokulturpflanze. Von den weißen Plastik-Stapelstühlen mit „Ohne-Kissen-klebt-jeder-Arsch-fest“-Garantie ganz zu schweigen! FensterbankFetischisten schauen Während ich all den JugendsündenUnrat teils feierlich, teils melancholisch dem Container hinterm Haus übereigne, werde ich von Fensterbank-Fetischisten beäugt. Sie denken wohl, es sei wer gestorben, und die Wohnung werde geräumt. Irgendwann ist es dann geschafft, der Geist ist frei, die Wohnung auch. Mitunter findet man sogar längst verloren geglaubte Dinge wieder. Da man sie nie ersetzt hat und somit auch nicht gebraucht, landen sie ebenfalls im Container. Endlich ist der Scheiß weg. Man hat sich aufgerafft, sich überwunden, sich selbst darüber gewundert, es kehrt doch noch ein Hauch von Struktur ins Leben. Umzüge können wie ein Freispruch sein. Die Freunde sind zurück, und mit ihnen das Gefühl, sich nicht länger ins Sklavenschiff der Schnäppchenmärkte begeben zu müssen. Man erlangt die Erleuchtung, das Nirwana, in dem sich Adjektive wie „zweckmäßig“ und „wohnlich“ nicht länger ausschließen. Weniger ist mehr!