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BuB | Inhalt
Geschichte
Zwischen London und Wolfenbüttel /
Die jüngsten Aktivitäten des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Bibliotheks-,
Buch- und Mediengeschichte
(Peter Vodosek) __________________72
w
Regelwerk
DDB: Aktualisierung der RAKMusik-Anlage M 9________________17
Vor 100 Jahren
Ueber die Volksbibliothek einer
kleineren Stadt (A. Koerth) _________18
Öffentliche Bibliothek
»Lebende Bücher« / Eine neue Dimension der Ausleihe (Beate Detlefs) 19
Wanted: Dangerous Librarians!
(Arne Svingen) ___________________21
Ausbildung
HU Berlin: »Institut für Bibliotheksund Informationswissenschaft« _____22
e
.d
Diskussion
Wozu der publizistische Aufwand?
(Gisela Hartwieg) _________________31
Verschwörung von Bibliotheksanarchistinnen (Ursula Müller-Schüßler)__32
Zweifellos ein Charakter, um
schriftstellerische Phantasie
anzuregen (Eymar Fertig) __________33
Termine
Fortbildung ______________________34
Kalendertipps
April – Dezember 2006 ____________36
Schwarzes Brett __________________38
Markt __________________________38
Lesesaal
IFLA-Weltkongress 2005
Zurück auf der internationalen
Bühne / Deutsche Bibliothekare
mischen beim IFLA-Weltkongress in
Oslo kräftig mit / Ein Blick auf die Bibliothek der Zukunft (Bernd Schleh) __40
w
Wissenschaftliche Bibliothek
Die »Biblioteca Angelica« /
400 Jahre öffentliche Bibliothek in
Rom (Gernot U. Gabel) ____________12
Mehr Bücher, mehr Benützung /
Die Bayerische Staatsbibliothek hat
ihre Kapazitäten erweitert __________14
Berlin: Der Alte Realkatalog der
Staatsbibliothek ist online __________16
SBB: »Die Magie der Sterne« im
Kalender 2006 ___________________16
DDB: Volltextindexierung von
Online-Dissertationen _____________17
DDB: Niggemann Vorsitzende
der Konferenz der europäischen
Nationalbibliothekare _____________17
Deutsch-türkisches Kultur-Magazin
»MelezArt« _____________________28
Das Interview
»Junge Bibliothekare müssen eine
Chance bekommen!« / Der australische Bibliotheksverband ALIA setzt
auf Kreativität und Motivation der
Berufsanfänger – Ein Gespräch mit
der Präsidentin Gillian Hallam ______61
Ausland
Von hethitischen Keilschriftarchiven
zu modernen Informationszentren /
Ein Überblick über die Bibliotheken
in der Türkei (Ursula Wester) _______64
–B
Landesschau
Münchner Erklärung: »Die
blühende Bibliothekslandschaft
beginnt zu welken« ________________6
Nordrhein-Westfalen: Landesweite
Nacht der Bibliotheken / »Himmel &
Hölle« in Oberhausen (Hans-Dietrich
Kluge-Jindra, Monika Rasche) _______6
Tag der Bibliotheken in Berlin
und Brandenburg (Anne Dreger,
Annette Gerlach) __________________8
Politically Correct Library Terms
for the 21st Century ______________10
Thüringer Bibliothekspreis: Die ausgezeichnete Ernst-Abbe-Bücherei
in Jena (Michaela Peisker) __________11
Niedersachsen: »Opal« – das OnlinePortal digitalisierter Kulturgüter _____11
Leipzig: Unesco-Auszeichnung für
Umweltbibliothek ________________12
Politik
Fachstellenmanagement heute
und morgen / Vorschläge für interne
Verbesserungen / Hohe Anforderungen an die Leitungsebene
(Martin Götz, Konrad Heyde)_______56
–u
Politik & Verbände
EU-Kommission: Pläne für
europäische digitale Bibliotheken_____3
»Bricks«: Dezentralisiertes Netzwerk
für den integrierten Zugriff auf
digitale Kulturgüter in Europa ________4
Goethe-Institut: »Goethe-Lounge«
in Los Angeles ____________________5
Tagung
Viel zu tun in Sachen bibliothekspolitischer Lobbyarbeit / Ergebnisse
eines Seminars von ekz und Fachstellen (Jürgen Seefeldt) ___________22
IFLA: Aufruf für ehrenamtliche
Übersetzer ______________________23
»The visible librarian« /
Zwei Seminare mit Judith A. Siess
(Oliver Dienelt) __________________24
Frankfurt Scientific Symposium:
Wissenschaftliche E-Journals
zwischen Open und Total Access
(Hanne Knickmann) ______________25
Über die Haltbarkeit von Bits
und Bytes / »nestor« auf dem
75. Deutschen Archivtag __________26
Nachrichten _____________________27
.B
Foyer
w
2
Recherchieren für den Frieden / Die
Bibliothek ist das Herz des Osloer
Nobel-Instituts (Bernd Schleh) ______47
Auf Augenhöhe mitdiskutiert /
Berliner Studenten bereichern mit
Seminarprojekt den Weltkongress
in Oslo (Jana Grünewald, Ben Kaden,
Maxi Kindling) ___________________49
Auf der Suche nach der grenzenlosen Bibliothek / Als Praktikantin
beim IFLA-Satellite-Meeting in
Järvenpää (Ulrike Schönherr) _______50
Praxis
Wenn – dann 100 Prozent /
Selbstverbuchung mit RFID in der
Münchner Stadtbibliothek
(Marianne Pohl, Eva Schubert) ______53
Magazin
Buchmarkt
Manga – ein Kulturphänomen /
Die Nachfrage nach japanischen
Bildergeschichten boomt – auch in
Bibliotheken (Eva Förg, Eva Gottmanns, Wolfgang Ratzek, Nicole
Rothe, Tobias Schnitker) ___________74
Fachliteratur
Geraubte Bücher (Armin Schlechter) _78
Walther Umstätter, Roland WagnerDöbler: Einführung in die Katalogkunde (Heidrun Wiesenmüller) _____80
Friedrich Nestler: Einführung in die
Bibliographie (Heidrun Wiesenmüller) _ 82
Aus dem
Berufsverband
Weiterbildung zum Fachwirt für Informationsdienste – quo vadis? • BIB-Mitgliedsbeiträge für 2006 • Gemeinsame
Bibliothekstage für Niedersachsen und
Sachsen-Anhalt: Lesungen, Ausstellungen, Events – Der Bürger hat die Qual
der Wahl • Rheinland-Pfalz: Nachlese
der BIB-Fortbildung »Planung und
Durchführung von Veranstaltungen« •
Rückblick auf BIB-Sommerkurs 2005:
»Soft Skills in Potsdam« • BIB-Sommerkurs 2006: »Neue Managementaufgaben für (künftige?) Führungskräfte« •
BIB-Fortbildungstermine ___________85
Impressum ______________________55
Summary · Résumé _______________92
Stellenmarkt _____________________94
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Politik & Verbände
.d
pr. – Ende September vergangenen Jahres hat die Europäische Kommission ihre Strategie
verkündet, Europas geschriebenes und audiovisuelles
Erbe im Internet verfügbar zu
machen. Durch die Umsetzung
des historischen und kulturellen Erbes Europas in digitale
Inhalte können Europas Bürger
es für ihre Studien, ihre Arbeit
oder ihre Freiheit nutzen und
erhalten Innovatoren, Künstler
und Unternehmer das benötigte
Rohmaterial. Die Kommission schlägt eine konzertierte
Anstrengung der EU-Mitgliedstaaten vor, um dieses Erbe zu
digitalisieren, zu bewahren und
es allen verfügbar zu machen.
Sie legt einen ersten Satz von
Maßnahmen auf europäischer
Ebene vor und fordert mittels
einer Online-Konsultation
zu Stellungnahmen zu einer
Reihe von Fragen auf (Ende der
Antwortfrist ist der 20. Januar
2006). Die Beiträge werden in
einen Vorschlag für eine Empfehlung über die Digitalisierung
und digitale Aufbewahrung
eingehen, der im Juni 2006
vorgelegt werden soll.
.B
w
w
w
Bernd Schleh (BuB-Redakteur)
BuB | 58 (2006) 01
zu machen.« Ján Figel’, für Bildung und Kultur zuständiger
EU-Kommissar, fügte hinzu:
»Auf diesem Gebiet ist die europäische Zusammenarbeit eine
offensichtliche Notwendigkeit:
Es geht darum, die Bewahrung
unseres gemeinsamen kulturellen Erbes und den Zugang zu
ihm für künftige Generationen
sicherzustellen.«
Es ist nicht einfach, die Ressourcen in Europas Bibliotheken und Archiven im Internet
verfügbar zu machen. Einerseits sprechen wir über sehr
unterschiedliche
Materialien
– Bücher, Filmfragmente, Fotos,
Manuskripte, Reden und Musik. Andererseits müssen wir aus
enormen Mengen auswählen –
zum Beispiel aus 2,5 Milliarden
e
EU-Kommission:
Pläne für europäische
digitale Bibliotheken
–u
brauchen sie etwas mehr Platz als die üblichen Bibliotheksmedien,
dafür gehen sie weg wie warme Semmeln: Lesben, Journalisten,
Priester, Arbeitsscheue, Polizisten und Angehörige anderer gesellschaftlicher Randgruppen. Die technische Bearbeitung ist denkbar einfach, die »lebenden Bücher« werden mit einem Strichcode
versehen – und schon sind sie ausleihfertig. Großstadtbibliotheken
in den nordischen Ländern feiern mit dieser neuen Dimension der
Ausleihe wahre Umsatzrekorde. Im dänischen Kopenhagen wurden die zehn angebotenen »Menschen-Bücher« innerhalb von fünf
Stunden sage und schreibe vierzig Mal nachgefragt. Im schwedischen Malmö waren die Vorbestellungen für den Imam, die Muslimin, den Roma und den Tierschutzaktivisten gleich mehrfach überzeichnet, wie im BuB-Beitrag auf Seite 19 (siehe auch Heft 10/05
Seite 674) nachzulesen ist.
Der Hintergrund für die »Menschen-Bibliothek« ist freilich ein
ernster: Mit der Aktion sollen Vorurteile abgebaut werden. Bibliotheksbesucher erhalten die Möglichkeit, mit Menschen zu reden,
mit denen sie sonst nie in engeren Kontakt kommen würden. Der
Erfolg lässt sich sehen: Zwar stimmen Ausleiher und Ausgeliehener nach ordnungsgemäßer Rückgabe des »Mediums« in ihren
Meinungen nicht immer komplett überein, doch durch die Dynamik der Unterhaltung wird gegenseitiges Verständnis geweckt.
Es wächst die Erkenntnis, dass es besser ist, mit den Menschen
als über sie zu reden. Erstaunlich dabei: Der Andrang ist nicht nur
aufseiten der Ausleiher groß, auch auszuleihende Personen stellen
sich gerne zur Verfügung.
Die Werbewirkung für die beteiligten Bibliotheken ist enorm.
Fernsehen, Rundfunk und Presse aus ganz Europa berichten über
die Aktionen. Die Bibliotheken profilieren sich als moderne Orte
der Begegnung und des aktiven Dialogs – und räumen auf diese
Weise gleich ein weiteres Vorurteil aus der Welt: Bibliotheken sind
keineswegs altbacken und verstaubt, sondern können zur Lösung
der drängenden gesellschaftlichen Probleme einen wichtigen Beitrag leisten.
Mutige Ideen sind also gefragt. BuB berichtet in der Januar-Ausgabe über weitere Bibliotheken, die ungewöhnliche Wege gehen,
zum Beispiel über die Bibliothek des Goethe-Instituts in Los Angeles
(Seite 5). Dort wurde die herkömmliche Einrichtung dicht gemacht.
Stattdessen erwartet die Besucher nun eine »Media-Lounge« mit
einem Angebot, das sich auf Film, Medien, Design und Musik konzentriert. Als Pate des gewagten Projekts wurde öffentlichkeitswirksam Thomas Gottschalk eingekauft – wohl eher ein Hinweis dafür,
dass es um Lifestyle denn um Lesen und Lernen geht.
Noch mal zurück nach Skandinavien: In Oslo ist man schon einen Schritt weiter. Dort denkt man derzeit nicht einfach über einzelne Ideen oder Aktionen nach. In der norwegischen Hauptstadt
soll die Bibliothek vielmehr komplett neu erfunden werden. Keine
leichte Aufgabe, wie der Bericht auf Seite 40 zeigt. Doch die norwegischen Kollegen sind eifrig bei der Sache, sie konzipieren neue
Dienstleistungen und bieten sie probeweise an, sie testen Arbeitsabläufe, befragen Benutzer, studieren deren Verhalten, entwerfen
neuartige Möbelstücke und tüfteln an überraschenden Licht- und
Soundeffekten.
Gute Ideen liegen übrigens oft näher als man denkt. Die Vorsitzende des australischen Bibliotheksverbandes ALIA, Gillian
Hallam, hat dafür einen Tipp parat: Junge Bibliothekare einstellen,
denn die sprühen vor Energie und Kreativität! In Australien, so sagt
Hallam im BuB-Interview auf Seite 61, habe
man damit beste Erfahrungen gemacht:
»Berufsanfänger zeigen so viel Enthusiasmus und Begeisterung, dass sich davon auch
wieder ältere Kollegen, die manchmal im Job
schon ein bisschen abgestumpft sind, anstecken lassen.«
Politik &
Verbände
–B
In den Regalen
»Ohne kollektives Gedächtnis sind wir nichts und können
nichts erreichen. Es definiert
unsre Identität, und wir nutzen
es ständig für unsere Bildung,
unsere Arbeit und unsere Freizeit«, bemerkte die für die Informationsgesellschaft und die
Medien zuständige EU-Kommissarin Reding. »Das Internet ist unser mächtigstes neues
Werkzeug für die Speicherung
und gemeinsame Nutzung von
Informationen seit der Druckpresse von Gutenberg. So lasst
uns es verwenden, um das Material in Europas Bibliotheken
und Archiven allen verfügbar
Büchern und gebundenen Zeitschriften in Europas Bibliotheken und Millionen von Stunden
Film und Video in den Archiven
von Sendeanstalten.
In der Mitteilung der Kommission werden drei wichtige
Maßnahmenbereiche genannt:
Digitalisierung, Online-Verfügbarkeit und digitale Aufbewahrung. In den Mitgliedstaaten
gibt es zurzeit mehrere, aber unkoordinierte und teilweise widersprüchliche Initiativen. Um
die Schaff ung gegenseitig unvereinbarer Systeme und Doppelarbeit zu vermeiden, schlägt die
Kommission vor, dass die Mitgliedstaaten und die großen kulturellen Einrichtungen sich den
Bemühungen der EU anschließen, digitale Bibliotheken in
ganz Europa Wirklichkeit werden zu lassen. Zur Erreichung
dieses Ziels sind unter anderem
eine private Beteiligung und öffentlich-private Partnerschaften
wichtig.
Die Kommission ihrerseits
wird die Koordinierungsarbeiten verstärken und über ihre
Forschungsprogramme und das
Programm eContentplus zur Finanzierung beitragen:
3
BuB | Foyer
Politik & Verbände
Initiative i2010 – http://
Thomas Risse, Leiter der Abteilung Intelligente InformationsUmgebungen (i-Info) beim IPSI
(www.ipsi.de/i-info).
Digitale Archive in dezentralisierten Datenbanken
e
von Kompetenzzentren auf dem
Gebiet der Digitalisierung und
Aufbewahrung (2007).
Zwischen 2005 und 2008
wird außerdem das Programm
eContentplus 60 Millionen Euro
beisteuern, um die nationalen digitalen Sammlungen und Dienste interoperabel zu machen und
den mehrsprachigen Zugang
zum kulturellen Material und
dessen Nutzung zu erleichtern.
Digitale Bibliotheken sind
eine der Vorreiterinitiativen der
von der Kommission am 1. Juni
2005 verabschiedeten Initiative
»i2010 – Eine europäische Informationsgesellschaft für Wachstum und Beschäftigung«.
Über den Projektstand von
Bricks informierten die Projektpartner bei der Moskauer
Konferenz EVA 2005 am 29.
November in einem Workshop
(www.brickscommunity.org/
bkfevents_index).
Risse und sein Mitarbeiter
Predrag Knezevic gaben einen
Überblick über die bisherige
Umsetzung des Projekts und
entwarfen Szenarien zur möglichen Nutzung eines digitalen
Archivs. Zum Abschluss des
Projekts soll jeder Anwender
verschiedene
Wissensquellen
integriert abfragen können, beispielsweise zur Erfassung aller
französischen Werke der Renaissance in europäischen Museen.
Ein weiteres Szenario besteht darin, die Geschichte historischer
Dokumente nachzuvollziehen.
Derzeit sind solche und ähnliche
Recherchen lediglich durch die
gezielte Abfrage von einzelnen
Archiven oder Suchmaschinen
möglich.
Die Infrastruktur, die das
Fraunhofer IPSI dazu entwickelt, baut auf dem Internet auf.
Man verzichtet für das BricksNetzwerk auf einen zentralen
Server, der bei einem Brand
ebenso zerstört werden könnte
wie jede »normale« Bibliothek.
Stattdessen erfolgt die Vernetzung »peer-to-peer«, das heißt
jedes Mitglied des Netzwerks
stellt einen gleichberechtigten
Knotenpunkt dar. Vorgabe ist
es, alle Kosten niedrig zu halten,
damit Bricks für die späteren
Anwender finanzierbar bleibt.
Darüber hinaus soll die Teilnahme flexibel sein. Gleichzeitig können Anbieter kultureller
oder anderer Güter die Datenbank zur Veröffentlichung ihres
Angebots nutzen.
»Was wir letztlich bereitstellen, ist ein verteiltes, extrem zuverlässiges und kostengünstiges
Bibliotheksnetzwerk, das den
Zugriff auf alle digitalen Biblio-
.d
–u
dass ein Rechner mit digitalen
Informationen verbrennt oder
auf andere Weise ausfällt. Was
aber verhindert werden kann,
ist der Flächenbrand. Ein Zwischenfall soll nicht die gesamte
Infrastruktur beeinflussen und
damit den Zugriff auf andere
Statusbericht bei der EVA 2005 Bibliotheken oder auch Kopi(Electronic Imaging, the Visual
en der ausgefallenen Bibliothek
Arts & Beyond) am 29. Novem- beeinträchtigen.
Deutscher
ber in Moskau
Projektteilnehmer bei Bricks ist
das Fraunhofer-Institut für Intepr. – Die Bewahrung nationalen grierte Publikations- und Inforund internationalen Kulturbe- mationssysteme IPSI (www.ipsi.
sitzes wird durch die Digitalisie- fraunhofer.de).
rung von Werken und Werksverzeichnissen nicht automatisch Fraunhofer IPSI entwickelt
sicherer. Was mit dem verhee- Infrastruktur
renden Großbrand in der (konventionellen)
Anna-Amalia- Das Darmstädter Institut überBibliothek in Weimar im Herbst nimmt den technischen Aufbau
2004 eine punktuelle Katastro- von Bricks und stellt so die Infraphe war, könnte bei falsch kon- struktur bereit. Eine Kernaufzipierter digitaler Archivierung gabe ist es, eine dezentralisierte
zum Flächenbrand werden.
Datenbank zur Speicherung von
Damit sich solche Katastro- Metainformationen und Verphen in der digitalen Welt nicht waltungsdaten, die in herkömmereignen, hat die EU im Januar lichen Systemen zentral abgelegt
2004 das Projekt »Bricks« ge- würden, zu entwickeln. Metainstartet: »Building Ressources for formationen sind Informationen
Integrated Cultural Knowledge über die enthaltenen InformatiServices«. Digitaler Kulturbe- onsangebote. »Dezentralisierte
sitz, gleich ob ursprünglich ana- Datenbanken sind verteilten
log entstanden oder von vorn- Datenbanken zwar ähnlich, sie
herein digital konzipiert, soll in verfügen allerdings über keine
einem öffentlichen Netzwerk zentrale Koordination. Denvereint werden. Zwar lässt sich noch müssen sie hochskalierbar
nicht grundsätzlich verhindern, und sehr zuverlässig sein«, so
w
euro
pa.eu.int/rapid/pressReleases
Action.do?reference=IP/05/
643&format=HTML&aged
=1&language=EN&guiLang
uage=en
Online-Konsultation zu digitalen Bibliotheken – http://
europa.eu.int/information_
society/activities/digital_li
braries/index_en.htm
Programm econtentplus
– http://europa.eu.int/infor
mation_society/activities/
econtentplus/index_en.htm
Lund-Aktionsplan – www.
cordis.lu/ist/digicult/lundprinciples.htm
Europäisches Kulturportal –
http://europa.eu.int/comm/
culture/portal/index_de.htm
Memo/05/347 – http://
europa.eu.int/comm/culture/
portal/index_fr.htm
»Bricks«:
Dezentralisiertes Netzwerk für den integrierten
Zugriff auf digitale Kulturgüter in Europa
.B
Weitere Informationen
zusammenarbeiten.
In der 5. Aufforderung zur
Einreichung von Vorschlägen während des sechsten
Forschungsrahmenprogramms
(2005) hat die Kommission 36
Millionen Euro für Forschungsarbeiten über den modernen Zugang zu unserem kulturellen Erbe
und die digitale Aufbewahrung
zur Verfügung gestellt. Während
des siebten Rahmenprogramms
(RP7) werden die Forschungsarbeiten über Digitalisierung,
digitale Aufbewahrung und den
Zugang zu kulturellen Inhalten
erheblich verstärkt, und zwar
unter anderem über ein Netz
w
Konsultation über Fragen der
Digitalisierung und der digitalen Aufbewahrung (2005) werden in den Vorschlag der Kommission für eine Empfehlung
eingehen (2006). Auch werden
ihre Ergebnisse bei anderen
relevanten Initiativen berücksichtigt, wie der Überprüfung
der Urheberrechtsvorschriften
der EU (2006) und der Durchführung der FuE-Programme
der Gemeinschaft (2007). Eine
hochrangige Gruppe zum Thema digitale Bibliotheken wird
die Kommission darüber beraten, wie die genannten Herausforderungen auf europäischer
Ebene am besten bewältigt werden können.
Die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten wird
durch eine Aktualisierung des
Lund-Aktionsplans erleichtert,
der praktische Hinweise über
die Durchführung der Digitalisierung enthält (2005), sowie
durch quantitative Indikatoren
zur Messung der Fortschritte.
Um eine europaweite Koordinierung sicherzustellen, wird
die Kommission mit kulturellen Einrichtungen, wie etwa
den Staatsbibliotheken und den
–B
Die Ergebnisse einer Online- Pflichtexemplarbibliotheken,
w
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Foyer | BuB
Politik & Verbände
Dokumentar- und Feature-Produktionen. Den Besuchern stehen DVD-, Video- und AudioStationen zur Verfügung sowie
Multimedia-PC-Plätze und ein
Großbild-Fernseher, der Sendungen aus Deutschland empfängt.
Ein weiteres Novum: Finanziert wird die Media Lounge
ausschließlich durch Sponsoren
aus der deutschen und amerikanischen Film-, Kultur- und
Wirtschaftsszene.
Ein Großteil des Geldes wurde durch Fundraiser-Events des
Goethe-Instituts Los Angeles gesammelt sowie durch den Verein
»Friends of Goethe of Southern
California«.
Die Lounge ist auch ein idealer Ort für Empfänge und Veranstaltungen von Partnern aus
Kultur und Wirtschaft.
www.goethe.de
e
pr. – Lesen, Lernen und Lifestyle: Das neue Konzept einer
Media-Lounge feierte Ende
November vergangenen Jahres
am Goethe-Institut Los Angeles Premiere. Moderator der
Eröffnungsveranstaltung war
Thomas Gottschalk.
dennoch nicht fehlen. Mit der
neuen Media-Lounge versorgt
das Goethe-Institut Los Angeles
zugleich den gesamten Westen
der USA mit deutschen Medien. Die Lounge soll ein Ort der
Begegnung für Filmschaffende
und Medienkünstler aus den
USA und Deutschland werden.
Mit Thomas Gottschalk hat die
.d
Goethe-Institut:
»Goethe-Lounge«
in Los Angeles
Die herkömmliche Bibliothek
musste weichen. Das
Angebot konzentriert sich
Mit dem außergewöhnlichen
nun auf Film, Medien,
Design der Media Lounge wird
Design und Musik.
ein neues Konzept architektonisch umgesetzt.
Die herkömmliche Biblio- Lounge damit einen idealen Pathek musste weichen. Das An- ten.
gebot konzentriert sich nun
In der umfangreichen Sektiauf Film, Medien, Design und on der »bewegten Bilder« finden
Musik. Klassische Referenz- sich deutsche Filme vom Exwerke und Magazine werden pressionismus bis zu aktuellen
w
w
w
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theken, Museen und vergleichbare Institutionen garantiert,
solange sie online sind«, erläutert
Risse. »Gleichzeitig versteckt
Bricks gegenüber dem Benutzer
die Heterogenität der Informationsquellen und erleichtert so den
Umgang mit den Inhalten.«
Das Projekt zur Sicherung
und Erweiterung des europäischen Kulturbesitzes, Bricks,
war Gewinner bei der Auswahl
zwischen Projektanträgen für
das »European Sixth Framework
Programme«. Bricks wird von
der EU als wichtigstes und innovativstes Projekt im Kultursektor eingestuft.
»Fit in der Wirtschaft«? Mag sein. Aber auch im Alphabet? Wir empfehlen in einem solchen Fall Investitionen nicht nur in die Wirtschaft, sondern
insbesondere in die Bibliotheken. (Motiv aus einer Imagekampagne, das in der Presse geschaltet wurde sowie unter <www.wirmachenseinfach.rlp.
de/standort_rlp/broker.jsp> auch im Netz zu finden ist.)
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BuB | Foyer
Landesschau
Ein starkes Land braucht starke
Bibliotheken! Investitionen in
die Bibliotheken Bayerns sind
Investitionen in die Zukunft des
Freistaats!
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Die Idee kam aus Emsdetten im
Münsterland. Stephan Schwering, der Leiter der dortigen
Stadtbibliothek, gab die AnNordrhein-Westfalen:
regung, und ein Jahr vor dem
Termin trat zum ersten Mal eine
Landesweite Nacht der
vom Verband der Bibliotheken
Bibliotheken
des Landes Nordrhein-Westfalen (vbnw) berufene PlanungsEs war eine Premiere – zum
gruppe zusammen. Die Gruppe
ersten Mal fand in einem Bun– bestehend aus Vertreterinnen
desland landesweit eine Nacht
der unterschiedlichen Biblioder Bibliotheken statt. Über 180 thekssparten – definierte die
Bibliotheken beteiligten sich,
Ziele, entwarf einen Rahmennicht nur öffentliche, sondern
plan und forderte die Bibliothe-
w
Bibliotheken bilden das Fundament für Aus-, Fort- und Weiterbildung und die Basis für
lebenslanges Lernen in der Wissensgesellschaft. Sie bieten ein
breites Spektrum an schul- und
unterrichtsbezogenen Dienstleistungen an. Bibliotheken werden von Menschen jeden Alters
aus allen Bevölkerungsschichten
genutzt, sie fördern das Lesen,
geben Orientierung in der rapide
wachsenden Informationsflut,
stärken die Medienkompetenz
und bieten barrierefreie Zugänge zu elektronischen Informationsquellen. Über die Hälfte aller
Nutzer von Bibliotheken sind
Schüler und Studenten.
Eine adäquate Finanzierung
und Förderung der Bibliotheken
muss deshalb im »Bildungsland«
Bayern eine Selbstverständlichkeit sein. Die Bibliotheksträger
auch wissenschaftliche. Kleine
wie große Bibliotheken öffneten am Abend des 28. Oktober
2005 ihre Häuser – teilweise sogar bis Mitternacht – und boten
ihren Besuchern und Besucherinnen ein abwechslungsreiches
Programm.
–u
Das Bibliotheksforum Bayern
(www.bibliotheksforum.de) hat
sich als zweijährlich stattfindendes Fachsymposium des Bayerischen Bibliotheksverbandes
etabliert. Es gibt Fachleuten aus
allen Bibliothekssparten zwischen den Bibliothekstagen Gelegenheit, sich hier mit zentralen
Fragen und Themen ihrer Arbeit
auseinander zu setzen. Das
Motto des Bibliotheksforums
2005, »Bibliothek – Bildung
– Zukunft«, setzte den Schwerpunkt auf den »Bildungsort«
Bibliothek. Die Teilnehmer des
Forums haben am 24. Oktober
die folgende »Münchner Erklärung« zu Leistungsstärke und
aktuellen Rahmenbedingungen
der bayerischen Bibliotheken
verabschiedet.
Hochschulen im neuen Bayerischen Hochschulgesetz.
Keine weiteren Personal- und
Literaturetatkürzungen bei
der Bayerischen Staatsbibliothek.
Die blühende Bibliothekslandschaft Bayern beginnt zu welken
und droht zu verdorren.
.B
Münchner Erklärung:
»Die blühende Bibliothekslandschaft beginnt
zu welken«
sind aufgefordert, ausreichende
Mittel bereitzustellen
für die laufende Aktualisierung und Erneuerung des
Angebots an Büchern,
für die Bereithaltung eines
bedarfsgerechten Angebots
an digitalen Medien,
für den Ausbau und die Verstärkung der Internetpräsenz,
für die Verbesserung und die
gesicherte Erneuerung der
technischen Ausstattung,
für den Auf- und Ausbau kooperativer Dienstleistungen,
für die Verbesserung des Zugriffs auf kostenpflichtige
Daten.
Im Bereich der öffentlichen
Bibliotheken hat die staatliche
Förderung in der Vergangenheit wirkungsvoll dazu beigetragen, dass sich vielerorts enge
Partnerschaften mit Schulen,
Volkshochschulen und anderen
Bildungsanbietern entwickeln
konnten. Die staatliche Förderung erwies sich als unabdingbar
für den Ausgleich lokaler und
regionaler Struktur- und Leistungsunterschiede sowie für die
Entwicklung interkommunaler
und landesübergreifender Kooperationslösungen. Die massive
Kürzung der staatlichen Förderung gefährdet die notwendige
Modernisierung und Weiterentwicklung der Bibliotheksleistungen.
Anlässlich des Bayerischen
Bibliotheksforums 2005 fordern
die Teilnehmer die Träger der
Bibliotheken – Freistaat, Kommunen, Landkreise und Kirchen
– auf, sich ihrer Verantwortung
für den Erhalt einer leistungsfähigen Bibliotheksinfrastruktur
in Bayern bewusst zu sein. Dies
bedeutet:
Keine weiteren Einschränkungen bei Erwerbungs- und
Personaletats.
Rücknahme der Kürzungen
bei Fördermitteln für die öffentlichen Bibliotheken.
Gesicherte
Finanzierung
der Literaturerwerbung der
Fachhochschul- und Universitätsbibliotheken.
Festschreibung der Bibliotheken als zentrale Einrichtungen der bayerischen
w
Landesschau
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Light & Sound – ein spektakulärer Auftakt mit Feuerwerk und Musik
(Fotos: Axel J. Scherer)
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Foyer | BuB
Landesschau
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wurde, wo was stattfand – eine
Fundgrube für vielfältige und
originelle Veranstaltungsarbeit.
Ein konkretes Beispiel für
Engagement und Ideenreichtum
liefert der folgende Bericht aus
der Stadtbibliothek Oberhausen.
Monika Rasche1
»Himmel & Hölle«
in Oberhausen
größte und bestbesuchte örtliche
Veranstaltung statt.
Neben Lesungen an den
Lichtinseln in der Erwachsenenbibliothek und in anderen Veranstaltungsräumen der Bibliothek,
etwa einer Krimilesung mit Ulrich Ritzel und einer erotischen
Lesung mit Sabine Paas im dazu
eigens umgestalteten Keller des
Bert-Brecht-Hauses, gab es Musik der Schülerband »Kein Plan«
aus Mülheim sowie von der städtischen Musikschule. Weitere
Lesungen und Aktionen fanden
in Ladenlokalen der angrenzenden Langemarkstraße und dem
Kino Lichtburg statt. Rufus
Beck las vor einem überfüllten
Allein 3 000 kultur- und literaturinteressierte
Menschen
kamen laut Lokalpresse zu den
ohne Ausnahme gut besuchten
unterschiedlichen Veranstaltungen unter dem Motto »Himmel
& Hölle – Bibliotheken bringen
Licht ins Dunkel« im und um
1 Die Autorin, Leiterin der Stadtbüdas Bert-Brecht-Haus. Damit
cherei Münster und Vorsitzende
fand in Oberhausen, unter Bedes vbnw, war Mitglied in der Plateiligung des lokalen CityO.nungsgruppe »Nacht der Bibliotheken«.
Management eV, die landesweit
w
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Auditorium des Kinos, Burkhard Driest fand sein zahlreiches
Publikum zu später Nachtzeit in
einem Krimi-Special, und Tina
Uebel eröffnete den Reigen der
Lesungen in einem ehemaligen
Telefonladen.
Als städteübergreifendes und
verbindendes Symbol nicht zuletzt auch für die zahlreichen
und hochkarätigen kulturellen
Angebote der Ruhrregion insgesamt wurde im Zeichen der
Bewerbung der Stadt Essen um
den Titel »Kulturhauptstadt
Europas« die Straßenbahnlinie
112 zwischen den beiden Bibliotheken in Oberhausen und
Mülheim an der Ruhr eingesetzt. In der Zeit von 19 bis 22
Uhr fanden sowohl in einer historischen Straßenbahn wie auch
einem Normalzug Lesungen,
ein Literaturquiz und musikalische Darbietungen statt. Der
»Titan des Spontanreims« Jens
Schöndeling, auch bekannt als
Gedichtsvollzieher aus Oberhausen-Osterfeld, die Schauspielerin Veronika Maruhn und
der Autor und Musiker Harald
Jüngst gaben dabei ihr Bestes.
Alle angebotenen Lesungen und Einzelveranstaltungen, unter denen nur die in der
Lichtburg kostenpflichtig war,
wurden vom Publikum gut angenommen.
Herausgehoben
werden müssen die Lesung mit
Rufus Beck in einem überfüllten
Kino der Lichtburg, die erotische Lesung mit Sabine Paas im
ebenfalls überfüllten »ErotikKeller« des Bert-Brecht-Hauses
und der Poetry Slam-Wettbewerb in einem Waschsalon, den
die Zuhörerinnen und Hörer bis
weit auf die Straße hin verfolgen
konnten.
Alle Erwartungen der Veranstalter wurden auch bei den Kinderangeboten zum Schattentheater und insbesondere in der
Kinderbibliothek übertroffen,
die an diesem Abend zur »Bibliothek der Finsternis« wurde. Eine
Medienrallye war der absolute
Höhepunkt für die mit ihren
Eltern erschienen zahlreichen
Kids.
Kennzeichnend für die Lesungen war, dass neben den
»Stars« Rufus Beck, Burkhard
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–B
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Ein Herr der Finsternis
w
ken im Land unter dem Motto
»Bibliotheken bringen Licht ins
Dunkel« zur Teilnahme auf.
Einhundert Teilnehmer sollten
es mindestens sein. Nach einem
zögerlichen Start wurde dieses
Ziel im Ergebnis weit übertroffen – 180 Bibliotheken in mehr
als 140 Orten in NordrheinWestfalen haben mitgemacht.
Für die Nacht der Bibliotheken sollte es ein gemeinsames
Erscheinungsbild geben – Plakate, Programme und Lesezeichen sowie der Internetauftritt
sollten landesweit einheitlich
sein. Hierfür galt es Sponsoren
zu finden und eine Grafikerin zu
beauftragen, die Eindruckplakate und -faltblätter entwarf.
Die ekz in Reutlingen erwies sich
als starker Partner, organisierte
den Druck der Materialien und
übernahm den Versand an die
Bibliotheken. Für den InternetAuftritt stellte das Hochschulbibliothekszentrum des Landes
(HBZ) seinen Server zur Verfügung. Die Kosten für GrafikDesign und Druck übernahmen
die Sponsoren, die psd-Banken
Westfalen-Lippe und RheinRuhr. Der neue Ministerpräsident Jürgen Rüttgers fungierte
als Schirmherr und schrieb ein
Grußwort. Der WDR konnte
als Medienpartner gewonnen
werden und berichtete im Umfeld des Termins mit mehreren
Sendungen aus den Bibliotheken.
Mit Spannung wurde dann
der Abend erwartet – kommen
die Menschen nicht nur zu Museums-, sondern auch zu Bibliotheksnächten? Und es kamen
mehr als 50 000 Menschen.
Landauf, landab wurde von
vollen Häusern und einer tollen
Stimmung berichtet. Tatsächlich standen die Bibliotheken an
diesem Abend im Rampenlicht
und haben sich als faszinierende
Orte und ideenreiche Veranstalter präsentiert.
Der Erfolg war so groß, dass
bereits über eine Neuauflage im
nächsten Jahr nachgedacht wird,
und so gibt es auch weiterhin
die Website <www.Nachtder
Bibliotheken.de>, auf der neben
Presseinformationen und dem
Grußwort auch festgehalten
7
BuB | Foyer
Landesschau
Tag der Bibliotheken in
Berlin und Brandenburg
Unter dem Motto »Net(z)
zueinander. Wissen – Netze
– Bildung« hat am 23. und
24. September 2005 der erste
gemeinsame Regionalbibliothekartag aller bibliothekarischen
Landesverbände (BIB, VDB,
DBV) in der »Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin im Volkswagen-Haus«
stattgefunden. Die Teilnehmerzahl war mit über 180 Bibliothekarinnen und Bibliothekaren
erfreulich hoch. Einem sehr
umfassenden Programm waren
die Mitgliederversammlungen
des DBV Berlin, des BIB Berlin
und des BIB Brandenburg sowie
des VDB Berlin/ Brandenburg
vorausgegangen.
.d
e
an der angrenzenden Einkaufsstrasse aufgenommen worden,
die sich auf Anregung des CityO.-Managements aktiv an der
Veranstaltung beteiligten und
ihre Läden zum Teil bis Mitternacht geöffnet hielten. Mit Dekorationen in den Schaufenstern
und (Kunst-)Aktionen in und
vor ihren Läden, die das Thema
»Himmel & Hölle« aufnahmen,
trugen sie ebenfalls wesentlich
zum positiven Ambiente und
zum Gelingen der Veranstaltung
bei und zeigten sich anschließend äußerst angetan über deren
Verlauf: Auch ihre Kundschaft
wusste dieses Engagement zu
würdigen.
Die bereits im Zusammenhang mit der Durchführung
des
Oberhausener
Literaturpreises erprobte gute und
enge Zusammenarbeit zwischen
dem CityO.-Management und
der Stadtbibliothek bewährte
sich erneut und bildete eine zen-
w
.B
–u
»eigene« Taschenlampen dabei
und fanden eine dunkle Bibliothek äußerst spannend.
Die öffentliche Berichterstattung über die Veranstaltung
»Himmel & Hölle« war weit
über das erwartete Maß hinaus
umfangreich und ausschließlich
positiv geprägt. Neben den örtlichen Medien (Zeitungen sowie
Lokal- und Bürgerfunk) wurde
über Himmel & Hölle ausführlich im Fernsehen (WDR3),
teils live, sowohl regional und
als auch landesweit berichtet.
Der WDR-Hörfunk (WDR5)
war als Medienpartner mit zwei
Infoständen in Oberhausen präsent und berichtete bereits im
Vorfeld zur landesweiten Bibliotheksnacht mit mehreren größeren Sendungen über die Nacht
der Bibliotheken.
Auch im Internet wurde über
die Veranstaltung in Oberhausen berichtet, und Interessierte
konnten dort bei einer aktuellen
Internet-Zeitung eine lange Fotostrecke aufrufen. Auf den Internetseiten der Bibliothek steht
zudem ebenfalls eine Fotogalerie
der Veranstaltung mit Bildern
des Oberhausener Designers
Axel Scherer zur Verfügung,
die unter <www.bibliothek.
oberhausen.de> oder <www.
OberhausenCity.de> aufgerufen
werden kann.
Als besonders positiv ist das
Engagement der Geschäftsleute
w
Driest und Ulrich Ritzel eben
auch Schülerinnen und Schüler
zum Teil eigene Texte vor interessiertem Publikum vortragen
konnten. Ergänzt wurden die
Lesungen von den beiden Oberhausener Schauspielern und Publikumslieblingen Günter Alt
(Theater Bonn) und Anna Polke
(Theater Oberhausen).
Als besonderen Auftakt der
Veranstaltungen haben die Besucherinnen und Besucher das
Musikfeuerwerk erlebt, das nach
der Eröffnung durch den Oberbürgermeister den Friedensplatz
dem Motto der Veranstaltung
entsprechend illuminierte. Die
anschließende Inszenierung von
Michael Dilly, dem künstlerischen Leiter, führte die Besucherinnen und Besucher dann zum
Bert-Brecht-Haus, dessen lang
erwartete Außenbeleuchtung an
diesem Abend in Betrieb genommen wurde und es künftig als
Sitz der Zentralbibliothek und
der Volkshochschule seiner innerstädtischen kulturellen und
baulichen Bedeutung entsprechend in den dunklen Abendstunden besonders heraushebt.
Die Öffnung der Bibliothek
mit der Nachtausleihe bis 24
Uhr kam bei den Kundinnen
und Kunden ebenso gut an wie
der umfangreiche Bücherflohmarkt und die Verdunklung der
Erwachsenenbibliothek.
Die
von einem Energieversorgungsunternehmen gesponserten Taschenlampen ermöglichten allen
die Orientierung zwischen den
Regalen und den Lichtinseln.
Einige Besucher hatten sogar
–B
Rufus Beck
w
8
2 Der Autor ist stellvertretender
Leiter der Stadtbibliothek Oberhausen und war einer der verantwortlichen Organisationsleiter
der Veranstaltung.
Neben Stars wie Rufus Beck
oder Burkhard Driest
trugen auch Schüler eigene
Texte vor.
trale Voraussetzung für die Umsetzung dieser Nacht der Bibliotheken, die sich als kulturelles
Highlight in das zeitgleich stattfindende City-Fest einfügte.
Neben der Finanzierung aus
den Etats der Stadtbibliothek
und des CityO.-Management eV
konnte die Veranstaltung durch
die finanzielle und sächliche Unterstützung folgender Partner
möglich gemacht werden, bei denen sich die Veranstalter herzlich
bedanken: Energieversorgung
AG, Stadtsparkasse Oberhausen,
Stadtwerke Oberhausen AG,
Mülheimer Verkehrsbetriebe
AG, Westdeutscher Rundfunk
WDR 5, Coolibri, Kinobetriebe
Pesch, Verband der Bibliotheken
NW, psd-Bank, Allianz-Versicherung. Insgesamt waren an der
Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung gut 150
Personen in den unterschiedlichsten Aufgabenzusammenhängen beteiligt.
Hans-Dietrich Kluge-Jindra2
Die Eröffnungsveranstaltung
wurde mit freundlichen Grußworten der brandenburgischen
Kulturministerin Prof. Johanna
Wanka und der Berliner Staatssekretärin Barbara Kisseler
eingeleitet. Der anschließende
Festvortrag der Präsidentin der
Frankfurter Viadrina-Universität, Prof. Gesine Schwan, zum
Thema »Informationscontainer,
gebildeter Bürger und Bibliotheken« war ein besonders interessanter und unterhaltsamer
Beitrag zum Auftakt des Regionalbibliothekartages. Die für die
Gesellschaft nach wie vor (oder
besser mehr denn je) bestehende
Notwendigkeit, Bildung im umfassenden Humboldt’schen Sinne zu vermitteln, stand in diesem
Vortrag eindeutig im Vordergrund. Daraus folgernd verwies
Schwan auf die notwendigen
und unerlässlichen Aufgaben
und Verantwortungsbereiche
der Universitäten und Bibliotheken. Aber nicht nur die Anforderungen an diese Institutionen,
sondern auch die Rolle des Engagements der Bibliotheksbenutzer
selbst fand in diesem Vortrag Erwähnung. So zum Beispiel setzen sich die Studenten der Europa-Universität Viadrina in einer
eher ungewöhnlichen Aktion
für ihre Universitätsbibliothek
ein: In Kooperation mit einem
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
w
BuB | 58 (2006) 01
.d
–B
–u
w
Im Folgenden wurde die Fortsetzung der im letzten Jahr mit
zwei Gospelkonzerten begonnenen Imagekampagne für
Bibliotheken vorgestellt. Im
Rahmen eines Ausbildungsprojektes hatten sich vier Berliner
Fami-Azubis der Imagefrage der
Bibliotheken und der Frage des
Marketings zugewandt. Sie erstellten ein Konzept für eine Plakat- und Postkartenaktion, die
dem herkömmlichen »staubigen
und unzeitgemäßen« Image
der Bibliotheken entgegentreten
will. Die Schlichtheit der Gestaltung, der mit den Entwürfen
verbundene Witz, die Modernität des Ansatzes sowie die durch
die geschickte Verknüpfung von
Bild und Text auf den Punkt gebrachte Identifikationsmöglichkeit verschiedener Zielgruppen
begeisterten alle Anwesenden
(Abbildungen in BuB Heft 1112/2005, Seite 764). Bibliotheken sind weder altmodisch noch
langweilig – das zeigen sowohl
die abgebildeten Charaktere als
auch der Hinweis auf neue Medien, die neben vielen anderen
Medienarten den Buchbestand
der Bibliotheken ergänzen. Das
Projekt wurde im Rahmen der
Ausbildung im Jahr 2004 erarbeitet und einem Kreis Berliner
Bibliothekare vorgestellt. Zwei
anwesende Vorstandsmitglieder
von DBV und VDB waren so
begeistert, dass ein Aufgreifen
der Projektidee und eine Realisierung angestrebt wurden. Die
jungen Kolleginnen und Kollegen stellten dem staunenden
Publikum des Bibliothekartages
nicht nur ihre Kampagne vor,
.B
Aktionen für ein
zeitgemäßes Image
sondern gaben darüber hinaus
einen wertvollen Einblick in
ihre Marketingstrategie. Eine
mit einem Geldbetrag verbundene Auszeichnung sowie eine
Einladung in das bekannte Werbeunternehmen »Heymann &
Schnell« durch den Geschäftsführer waren als Zeichen der Anerkennung dieser Leistung wohl
verdient. Zur großen Freude der
Teilnehmer war es den DBVLandesverbänden Berlin und
Brandenburg sogar gelungen,
Plakate und Postkarten für die
Anwesenden herzustellen und
zu verteilen. Es ist zu hoffen, dass
dieses Projekt in Bälde vom DBV
bundesweit aufgegriffen wird.
Viel kontroverser wurde eine
zweite Projektidee der Agentur
»Heymann & Schnell« aufgegriffen, die dem Bibliotheksverband als Idee für eine dreistufige
Kampagne kostenlos zur Verfügung gestellt werden soll. Auf
dem Regionalbibliothekartag
wurde zunächst die erste Stufe
der Kampagne vorgestellt. Die
Identifikation mit der Bibliothek
soll hierbei nicht über witzige
Charaktere erfolgen, sondern
über das Angebot der Bibliotheken positive Emotionen wecken.
Das Buch steht in dieser ersten
Kampagnenstufe klassischerweise stellvertretend für die
Bibliothek. Um dem Bild alter,
uninteressanter Literatur entgegenzuwirken, werden unterschiedlichste weithin bekannte
Gemäldemotive ausgewählt und
auf zwei Wegen mit den Bibliotheksbeständen in Verbindung
gebracht. Zum einen wird das
jeweilige Gemälde verändert, indem ein Buch in das Kunstwerk
eingefügt wird, und zum anderen wird am Bildrand ein Buchrücken zu sehen sein, der durch
seinen aktuellen Titel Kontrast
und Witz vermittelt. Ein Signaturschild weist eindeutig auf die
Institution Bibliothek und die
dort zu findende aktuelle Literatur hin. Die anwesenden Bibliothekare nahmen das Angebot
zur Diskussion über diese Ideen
sehr ernst; Für und Wider bestimmter Plakatvorschläge wurden unter bibliothekarischen
Gesichtspunkten und aus Sicht
des strategischen Marketings ab-
w
Café wird von jedem verkauften
Bier ein bestimmter Betrag an
die Universitätsbibliothek gespendet, um einen Beitrag zur
Aktualisierung des Bestandes
zu leisten. Hier zeigt sich, dass
die Bedeutung der Bibliotheken
und ihrer Aufgabenbereiche in
Anbetracht der viel zitierten
Konkurrenz aus dem Internet
keinesfalls abnimmt, sondern
weiterhin einen hohen Stellenwert besitzt.
e
Landesschau
9
BuB | Foyer
Landesschau
e
The library visitor is not staggering drunk, he is fermentally
mobilised.
The book has not been vandalised, it has been enhanced by
a contemporary expression of
angst.
Your library system server
has not just crashed, you have
experienced a technological
aberration.
–u
You no longer have gum stuck
to the bottoms of chairs and
tables, you now have a microbiological sanctuary construct.
You are not wearing library
shoes, you are challenging
the accepted mores of the
fashionistas.
The photocopier has not run
out of paper, it is consumabledepleted.
You are not wearing your hair
in a bun, you have a retrograde
coiffure.
The garbage bin is not on fire,
you have a non-scheduled
conflagration.
You no longer have missing
books, you now have a resource-presence deficit.
You have not been sworn at,
you heard a base expression of
fulmination.
Your patrons don't have
anything overdue, they are enjoying non-sanctioned access.
You are not being surly, you
are exercising your rights to be
judiciously saturnine.
You are no longer a children’s
librarian, you are now a
generationally-different
bridging facilitator.
You have not been affected by
staffing cuts, you have moved
into a corporate-lite modality.
You don't have any thefts,
you are experiencing security
diminutions.
No-one has cut out articles/
pictures/material from your periodicals, you have had a divergence of perspective with regard to micro-resource location.
The young patron didn't just do
a poo-poo on the carpet, there
has been an unexpected biological elimination.
Umstätter verwies vor allem auf
die Notwendigkeit einer sorgfältigen Begriffsverwendung,
um Verwechselungen des Wortes »Berufsbild« mit solchen
wie beispielsweise »Image« zu
vermeiden. Er unterstrich die
Notwendigkeit der fachlichen
Ausbildung zusätzlich zur spezifisch bibliothekarischen für
die wissenschaftlichen Bibliothekarinnen und Bibliothekare.
Hobohm stellte den neuen Abschluss Bachelor in den internationalen Zusammenhang, zeigte
die verstärkten Bemühungen
um genauere Leistungsvorgaben
und -messungen und die damit
verbundene Bürokratisierung
durch Zertifizierungen und
strenge Studienvorgaben auf.
Sehr wichtig waren auch die
Informationen zu dem seit dem
1. Oktober 2005 für Bund und
Kommunen geltenden neuen »Tarifvertrag öffentlicher
Dienst“ (TV-ÖD). In welcher
Weise die Länder sich hier einbringen werden, ist zum jetzigen
Zeitpunkt noch völlig offen.
Ein Vertreter der Gewerkschaft
GEW, der in den gesamten Reformprozess eng eingebunden ist
und auch die Situation vor Ort
als Personalratsvorsitzender der
HU gut kennt, informierte über
die strittigen Punkte, die offenen
Fragen, aber auch die jetzt schon
geltenden Neuerungen. Er nannte Verbesserungen, aber auch
noch in seinen Augen schwierige Aspekte, gerade auch für den
Hochschulbereich, und forderte
zur verstärkten Einmischung
auf. Kristina Lippold, Vorsitzende der BIB-Kommission für
Eingruppierung und Besoldung,
stellte die zwar noch nicht gültigen, aber geplanten Änderungen
der Eingruppierungen und Entgeltordnungen vor und konnte
die Verbesserungen im Vergleich
zum BAT gerade im Bereich der
Bibliotheken anschaulich machen, etwa durch den geplanten Wegfall bibliotheksspezifischer Fallgruppen (mit zumeist
fragwürdigen Kriterien) hin zu
allgemeinen Eingruppierungsrichtlinien.
Natürlich gab es auch die
Möglichkeit, das neue TU-Bibliotheksgebäude zu besichtigen
.d
Children are not running wild
in the library, they are adjusting
their metabolic balances.
–B
You no longer have patrons
who smell bad, you now have
odor-retentive clients.
w
Der zweite Tag begann mit einem Hauptvortrag des Kölner
Historikers Manfred Thaller
zum Thema »Wen erreichen die
digitalen Angebote?« Er hatte im
Auftrag der DFG diverse Retrodigitalisierungsprojekte evaluiert und selbst Erfahrungen bei
der Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften erworben.
Dass diese Projekte in der Wissenschaft ankommen (also bei
dem Zielpublikum, für das die
Arbeit getan wird), war die beruhigende Botschaft des Vortrags;
daneben gab es aber auch neue
Einsichten über Nutzerverhalten und Nutzererwartung. Kritisch wurde dieser Vortrag im
Zusammenhang der Berufsbilddiskussion aufgegriffen: Zeigt
er nicht, dass wir das ureigene
Geschäft zu sehr anderen überlassen, die als Wissenschaftler
notwendigerweise eigene und
andere (legitime) Interessen verfolgen müssen? Sind dies vertane
Chancen des Bibliothekswesens?
Fragen, die aufgeworfen wurden
und deren genauere Betrachtung
sicher lohnt.
Weitere Vorträge widmeten
sich dem »Kompetenzzentrum«
lichen Bibliotheken im Land
Brandenburg) sowie »Verbund
der Bundesbibliotheken« hinterließen bei den Teilnehmern viele
neue, wichtige Eindrücke.
Auf sehr großes Interesse stieß
die Veranstaltung, in der die
Professoren Walther Umstätter
(HU Berlin) und Hans-Christoph Hobohm (FH Potsdam)
über die Frage des Berufsbilds
und Änderungen in der (universitären) Ausbildung berichteten.
Politically Correct Library Terms for the 21st Century
.B
Von »Digitalisierung« bis
»Tarifvertrag«
des DBV, der vom DBV nach
dem Ende des DBI übernommenen internationale Zusammenarbeit sowie den Projekten
»Vascoda« und »Deutsche Internetbibliothek«. Die Informationen zum Stand und zu den
strategischen Planungen der
Verbünde KOBV (Kooperativer Bibliotheksverbund BerlinBrandenburg), VÖBB (Verbund
Öffentlicher Bibliotheken Berlins), VÖB (Verbund der öffent-
w
gewogen. Eine flächendeckende
Plakatierung im »normalen«
städtischen Umfeld ist jedoch
in beiden Fällen aus finanziellen
Gründen bisher nicht machbar.
Die Vorstellung der beiden Kampagnen waren trotzdem wertvolle Beiträge, da von Auszubildenden zu lernen eine positive und
wichtige Erfahrung der zum Teil
schon langjährig »gestandenen«
Bibliothekarinnen und Bibliothekare war. Auf der anderen
Seite hatten die Bibliothekare
Gelegenheit, mit den Augen
René Heymanns als Außenstehendem auf das Bibliothekwesen zu blicken. Abgeschlossen
wurde der erste Tag des ersten
gemeinsamen Regionalbibliothekartages mit einem durch die
Firmen astec und Preservation
Academy Leipzig ermöglichten
Empfang, der Möglichkeit für
weiterführende Gespräche und
Diskussionen bot.
w
10
The teenagers are not making
out behind the stacks, they are
doing research. (At least, that’s
what they said.)
You don't have a budget crisis.
No, wait a minute … yes, you
do.
Credaro, A. B. (2004). Politically Correct Library Terms for the 21st
Century. Warrior Librarian Weekly
[online] http://warriorlibrarian.com/
LIBLAUGHS/politicallycorrect.html
[October 5, 2005]
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Landesschau
w
Auch wenn sich die Bibliothek
und ihre 27 Mitarbeiter, unter
der Leitung von Annette Kasper,
sehr über diese Auszeichnung
freuen und das Preisgeld gut für
eine Erweiterung ihres Medienund Serviceangebots umzusetzen wissen, so kommt der Preis
für Jena in eher schwierigeren
Zeiten. Aufgrund der Schließung der Stadtteilbibliothek
Jena-Nord zum 1. Juni 2005 hatte man in Jena weniger mit einer
BuB | 58 (2006) 01
e
Mitarbeiter sehr gut, den Nutzer auch beim Umgang mit den
Möglichkeiten des Internets, der
elektronischen und virtuellen
Informationsbeschaff ung, zu beraten und zu unterstützen. Das
Prinzip der Vernetzung findet
auch innerhalb der Bibliothek
Anwendung; so bearbeiten alle
Bibliotheksmitarbeiter in Jena
stets gemeinsam interne und
externe Projekte, versuchen Probleme im Team zu bewältigen,
um auch künftig Medien bürgernah zur Verfügung stellen zu
können.
Michaela Peisker,
99441 Kromsdorf
.d
–B
–u
w
Mit dem bereits zum dritten
Mal von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen
gemeinsam mit dem Landesverband Thüringen im Deutschen
Bibliotheksverband ausgelobten
»Thüringer Bibliothekspreis«
wurde 2005 die Ernst-AbbeBücherei in Jena ausgezeichnet.
Deren Bibliotheksarbeit soll
mit dem Preis und dem damit
verbundenen Preisgeld in Höhe
von 10 000 Euro gewürdigt
werden – zugleich ein Anreiz für
andere öffentliche Bibliotheken,
ein paar Ideen von Jena für ihre
eigene tägliche Arbeit aufzugreifen.
öffentlichen und politischen Leben der Stadt und unterstützt sie
finanziell durch die Schaltung
von Werbung für Veranstaltungen. Auch die enge Zusammenarbeit mit Schulen – hier sind
die Absprachen zum Bücherund Veranstaltungsangebot mit
Lehrern von Jenaer Schulen sehr
lobenswert –, dem Lese-Zeichen eV, Buchhandlungen und
Verlagen der Region ist Teil der
Vernetzung und erleichtert die
ausgesprochen nutzerorientierte Bibliotheksarbeit ungemein.
Die Bibliothek sieht sich selbst
als eine wichtige Einrichtung
für die Universitätsstadt Jena
und hat ihren Betrieb daher
schon seit Jahren so umgestellt,
dass der informationssuchende
Bibliotheksbenutzer im Vordergrund steht. So verzichtete man
in Jena relativ früh auf den in
öffentlichen Bibliotheken üblichen Schließtag, der ausschließlich interner bibliothekarischer
Arbeit galt, und stellte vermehrt
Überlegungen zu Veranstaltungen und einem Bibliothekskonzept für die Einwohner der Stadt
an. Die Umstellung auf eine
nutzerfreundliche Aufstellungssystematik, welche die Medien
nach aktuellen und allgemeinen
Themenschwerpunkten präsentiert, ermöglicht dem Nutzer
eine schnelle Orientierung. Zugleich erhält er damit ein meist
umfangreiches Bücherangebot
zu einem bestimmten Thema,
das zum Weiterlesen animiert.
Ein reichhaltiges Angebot an
Veranstaltungen, wie etwa die
Reihe »Vorhang zu«, soll gerade
die junge Generation wieder für
Bücher und Geschichten begeistern. Hierfür wird ein Teil der
Kinderbibliothek durch einen
Vorhang abgetrennt, und der
junge Leser kann selbst entscheiden, ob er an dieser Lesung von
Geschichten teilnehmen möchte
– wobei sicher schon allein der
geschlossene Vorhang die Neugier der Kinder weckt.
Die Umstellung auf EDVVerbuchung konnte die Ziele
der Mitarbeiter, eine optimale
Kundenbetreuung mit einem
umfangreichen
Serviceangebot zu leisten, erheblich unterstützen, und so verstehen es die
.B
Thüringer
Bibliothekspreis:
Die ausgezeichnete ErnstAbbe-Bücherei
in Jena
Auszeichnung in diesem Jahr gerechnet. Die Bibliothek war, wie
viele öffentliche Bibliotheken
in Thüringen, seit Jahresbeginn
in einen Kultureigenbetrieb
umstrukturiert worden, sodass
man auch hier finanzielle und
personelle Schwierigkeiten und
Einbußen zu überwinden hatte. Die Preisjury war da jedoch
anderer Meinung und entschied
sich nach eingehender Sichtung
der Bewerbungsunterlagen zahlreicher Thüringer Bibliotheken,
welche sich jährlich um diese
Auszeichnung bemühen, für die
Ernst-Abbe-Bücherei. Drei weitere kleine Auszeichnungen, verbunden mit jeweils 1 500 Euro,
gingen an die Gemeindebibliothek in Großrudestedt, an die
von privater Initiative getragene
Bibliothek in Mihla sowie an die
Stadtteilbibliothek in Leutenberg.
Als besonders auszeichnungswürdig an der Ernst-Abbe-Bücherei sah die Jury in erster Linie die gelungene Umsetzung
des modernen Konzepts einer
»vernetzten Bibliothek« an, das
die Bibliothek in ein Netzwerk
miteinander
kooperierender
Einrichtungen einbindet und
dessen wichtigstes Ziel der Bildungs- und Informationsauftrag – sprich: die Informationsvermittlung für jedermann – ist.
So knüpft die Bibliothek seit den
80er-Jahren vermehrt Kontakte
zu anderen Kultureinrichtungen, um gemeinsam Projekte
wie zum Beispiel die Autorenlesungen beim alljährlichen Lesemarathon zu finanzieren. Es war
mit Hilfe dieses Konzepts auch
möglich, eine alte Tradition zur
Förderung und Unterstützung
der Jenaer Bibliothek und deren
Arbeit, die des »Lesehallenvereins« von 1896, 1998 mit einem
»Neuen Lesehallenverein« wieder aufzugreifen. Ernst Abbe,
Mitbegründer und Förderer des
ursprünglichen Vereins, hatte so
bis 1933 die »Öffentliche Lesehalle und Volksbücherei zu Jena«
finanziert, die anschließend in
den Besitz der Carl-Zeiss-Stiftung überging und 1991 von der
Stadt Jena übernommen wurde.
Der Förderverein vertritt die
Bibliothek in erster Linie im
w
und die in Stein gewordene Absicht zu sehen, den veränderten
Funktionen der Bibliothek, den
neuen Medien und den zusätzlichen Aufgaben gerade der Universitätsbibliotheken Rechnung
zu tragen.
Abschließend sei erinnert an
die Einladung nach Brandenburg durch die Kultusministerin
und das Versprechen, dass sich
die Vorstände der Landesverbände um eine Fortsetzung bemühen werden. Genaueres wird
in der Fachpresse frühzeitig zu
erfahren sein.
Anne Dreger (Berlin),
Annette Gerlach (ZLB Berlin)
Niedersachsen:
»Opal« – das OnlinePortal digitalisierter
Kulturgüter
pr. – Die Niedersächsische
Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek
Hannover haben im Oktober
2005 das Projekt »Opal-Niedersachsen« vorgestellt. Das
Internetportal für digitale
und digitalisierte Kulturgüter
Niedersachsens wird von der
Stiftung Niedersachsen finanziell gefördert.
Ziel von Opal-Niedersachsen ist
es, dem Nutzer in multimedialer
und interaktiver Form digital
erfasste Kulturgüter des Landes
Niedersachsen online zur Verfügung zu stellen und auf diesem
Weg die Geschichte und das kulturelle Erbe des Landes mehr ins
Blickfeld der Bürger zu rücken.
Abrufbar über eine zentrale Internetadresse, erhält der Nutzer
umfassende Informationen über
digital vorhandenes Material
der Bibliotheken, Museen und
Archive im Lande, in der Regel
kostenfreie Nutzungsmöglichkeiten für Forschung, Lehre und
Unterricht und die Vermittlung
von Verwertungsrechten für
kommerzielle Zwecke wie beispielsweise Verlage.
11
BuB | Foyer
Wissenschaftliche Bibliothek
Archäologisches Institut der
Universität Göttingen
Leipzig:
Unesco-Auszeichnung für
Umweltbibliothek
pr. – Als erste und bislang einzige deutsche Bibliothek ist die
Umweltbibliothek Leipzig des
Ökolöwen am 14. November
2005 vom deutschen Nationalkomitee als offizielles Projekt
der UN-Dekade »Bildung für
nachhaltige Entwicklung« ausgezeichnet worden.
Gottfried Wilhelm Leibniz
Wolfenbüttel
Johannes a Lasco Bibliothek
Emden
Kunstsammlung der Uni-
versität Göttingen
Landesmuseum für Kunst
w
und Kulturgeschichte Oldenburg
Museumsverband für Niedersachsen und Bremen eV
Niedersächsisches Landesmuseum Hannover
Niedersächsische
Staatsund Universitätsbibliothek
Göttingen
.B
seum Braunschweig
Herzog-August-Bibliothek
formationstexte und lebendig
aufbereitet durch die Verknüpfung der musealen Objekte mit
Informationen über Museen,
Bibliotheken und aktuelle Ausstellungen. Die Verbindung des
kulturellen Erbes mit den technischen Möglichkeiten eines Internetportals ist die spannende
Herausforderung für das Projekt.
www.opal-niedersachsen.de
e
Wer vom beliebten Touristentreffpunkt Piazza Navona kommend ein wenig durch die engen
Gassen der römischen Altstadt
schlendert, der kann sich unvermutet vor den Mauern eines
der vielen Klöster Roms wiederfinden. Wenn der Blick dann
auf ein Türschild fällt mit dem
Namen »Biblioteca Angelica«1,
dann mag verwundert die Frage
aufkommen, ob damit wohl eine
Bibliothek für Engel gemeint ist.
Wer dann seiner Neugier nachgibt und einen Blick in dieses
Gebäude wirft, dem präsentiert
sich ein bauliches Kleinod, das
Kenner als eine der schönsten
Bibliotheken der Ewigen Stadt
bezeichnen.
Der imposante sechsgeschossige Convento an der Piazza
Sant’Agostino, heute Sitz der
römischen Staatsanwaltschaft,
gehörte früher dem Orden der
Augustinereremiten, die dort
seit Ende des 15. Jahrhunderts
ihr Hauptquartier hatten. In
diesem Klostergebäude soll übrigens der junge Mönch Martin Luther bei seinem Besuch
im Winter 1510/11 Quartier
gefunden haben. Wie bei den
Augustinern üblich, stand den
Patres stets auch eine Bibliothek
zur Verfügung. Während die
Kollektionen mancher Klöster
keine herausragende Bedeutung
erlangten, kam der Bibliothek
der Augustinereremiten in Rom
der Umstand zugute, dass einer
der Ordensbrüder, Angelo Rocca (1545–1620), ein begeisterter
Bibliophiler war. Der Pater hatte
in seiner Jugend in Venedig in
der renommierten Druckerei von
Paolo Manuzio gearbeitet, für
die er Ausgaben von berühmten
humanistischen Texten betreute.
Der Gelehrte erwarb 1577 den
Doktorgrad, siedelte nach Rom
Mit rund 20 000 Medien ist die
Umweltbibliothek (www.um
weltbibliothek-leipzig.de) des
Ökolöwen in der Region Leipzig die zentrale Anlaufstelle für
Lehrkräfte, Schüler, Studenten, Planer und Privatpersonen,
wenn es um Informationen zu
Umwelt- und Naturschutz und
zur nachhaltigen Entwicklung
geht. 2004 wurden fast 8 000
Medien (auch über Leipzig hinaus) ausgeliehen. Die Umweltbibliothek bietet erstklassige
Informationsquellen, die von
aktuellen Zeitschriften über
CD-Roms, Studien etwa des
Umweltbundesamtes und des
Bundesamtes für Naturschutz
bis zum klassischen Buch reichen. Sie erschließt für ihre Nutzer ebenso die Informationen
des Internets, wie sie selber im
Internet für jeden erreichbar ist.
Aktueller Schwerpunkt sind die
Medienkisten zur Ausleihe insbesondere an Schulen und Kindergärten, die diesen komplett
thematisch aufbereitete Materialsammlungen bieten und mit
denen ganze Unterrichtsprojekte zu Umweltthemen gestaltet
1 http://biblioroma.sbn.it/angelica
werden können.
w
Bibliothek Hannover
Herzog Anton Ulrich-Mu-
Die »Biblioteca Angelica«
400 Jahre öffentliche Bibliothek in Rom
über und machte in der römischen Kurie Karriere. Aufgrund
seiner Erfahrung im Buchdruck
bestellte ihn Papst Sixtus V. 1585
zum Leiter der von ihm gegründeten vatikanischen Druckerei.
Angelo Rocca, der bald auch
zum Titularbischof erhoben
wurde, kannte sich also in der
Welt der Buchproduktion aus,
und er wusste als Büchersammler schöne und seltene Exemplare zu schätzen. Als Direktor der
Buchdruckerei des Vatikans saß
er zudem ja an der Quelle. Bis zu
seinem Tode im April 1620 trug
Rocca in seiner Privatkollektion
etwa 20 000 Bände zusammen.
.d
Birgit Dankert im »Fragebogen« des »Börsenblatts« vom 10.
November 2005
Wissenschaftliche Bibliothek
–B
Beteiligte Einrichtungen
Welches Buch würden Sie gern
schreiben?
Einen heiteren Roman
über meine Erfahrungen beim
deutsch-deutschen Integrationsprozess der Bibliotheken
zwischen 1989 und 1995.
–u
Durch die technische Infrastruktur des Portals kann
die digitale Erfassung weiterer
Bestände unterstützt und ihre
nachhaltige Betreuung gesichert
werden.
Zusätzlich sollen ausgewählte
Materialien redaktionell aufbereitet und in Themenzusammenhänge gebracht werden.
Die beteiligten Einrichtungen
im Projekt Opal-Niedersachsen,
dessen Leitung bei der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen
liegt, spiegeln das umfangreiche
Spektrum des kulturellen Erbes
und der Geschichte Niedersachsens wider. Dieses soll im Portal
durch hochwertig digitalisierte
Objekte aus Kunst und Kultur
zugänglich werden, ergänzt um
redaktionell aufbereitete In-
w
12
Bücher für alle
Mit dem Wachsen seiner Sammlung festigte sich bei Rocca der
Entschluss, die Kollektion auf
Dauer geschlossen bewahren zu
wollen. Eine Schenkung an die
Biblioteca Vaticana kam für ihn
nicht in Betracht, denn dort war
man restriktiv und gewährte nur
der hohen Geistlichkeit Zugang.
Rocca erachtete hingegen als
wichtig, dass der Bücherschatz
allen Lesern offenstand, damals
ein wahrlich neuer Gedanke,
denn zu jener Zeit gab es in Italien keine öffentlichen Bibliotheken. Mit Zustimmung der Kurie
legte Angelo Rocca 1605 in einem Dokument fest, dass er dem
Kloster der Augustiner seine private Kollektion überlässt mit der
Auflage, sie allgemein zugänglich zu machen. Die Biblioteca
Angelica, wie sie zu Ehren ihres
Stifters seither genannt wird,
ist somit die älteste öffentliche
Bibliothek Italiens. Sie wurde
schnell zum Ziel vieler italienischer und ausländischer Gelehrter und blieb lange die einzige
öffentliche Bibliothek Roms.
Angetan vom Beispiel Angelo Roccas, ließen sich bald auch
andere Bücherfreunde anregen,
ihre Sammlungen der Angelica
zu vermachen. Der zweite bedeutende Gönner der Angelica war
ein deutscher Gelehrter, Lukas
Holste. In Hamburg geboren,
hatte Holste in dem vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten
Deutschland keine Anstellung
finden können. Er trat in Paris
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Wissenschaftliche Bibliothek
e
–B
Einzug war der erste komplette
Katalog der Angelica fertiggestellt, ein handgeschriebenes
Werk aus 61 Foliobänden.
In die beschauliche Welt der
Gelehrsamkeit brach wenige
Jahre später die Französische Revolution ein mit ihren Umwälzungen und Verlusten. Als die
Truppen Napoleons 1798 den
w
.B
–u
nen Weißton gehaltene Kuppelgewölbe kontrastiert harmonisch mit dem braunen Holz
der dreistöckigen Bücherwände
und der Galerieebenen. Die geschwungenen Bücherregale aus
kostbaren Hölzern, umgeben
von filigranen Eisenbalustraden,
schmücken noch heute den Lesesaal. Zwei Jahrzehnte nach dem
w
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Kirchenstaat besetzten, vertrieb
man die Augustiner aus ihrem
Kloster, um den Bau als Kaserne zu nutzen. Den Truppen
folgten aus Paris herbeigezogene
Kommissare mit dem Auftrag,
die Bücherkollektionen der römischen Klöster zu inspizieren
und mit kenntnisreichem Blick
für das Besondere das herauszuziehen, was dann in den Besitz
französischer Museen und Bibliotheken gelangte.
Erst 1814, als die Franzosen
aus Rom abrückten, konnte der
Orden das Kloster und die Bibliothek wieder in Besitz nehmen,
wenngleich auch so manche
Kostbarkeit fehlte. Der Orden
durfte sich dieses Besitzes allerdings nur ein halbes Jahrhundert erfreuen, denn im Zuge der
Einigung Italiens besetzten im
Herbst 1870 italienische Truppen Rom, und der Papst wurde
gezwungen, der Herrschaft des
Patrimonium Petri zu entsagen.
Ihm blieben nur die Vorrechte
eines Souveräns über das Areal
zwischen der Peterskirche und
der Engelsburg, dem heutigen
Vatikanstaat. Mit Gesetz vom
Mai 1871 fiel der übrige Grundbesitz in Rom an den italienischen Staat, der im selben Jahr
das Augustinerkloster aufhob
und 1873 die Biblioteca Angelica übernahm, die seit 1975
administrativ dem italienischen
Kultusministerium untersteht.
Die Kollektion der Angelica umfasst heute etwa 200 000
Bände, von denen mehr als die
Hälfte zwischen dem 15. und 18.
Jahrhundert gedruckt wurde.
Die Zahl der Inkunabeln wird
mit 1 100 angegeben. Darunter
ist auch das erste in Italien hergestellte Buch (Ciceros »De Oratore«, gedruckt 1465 in Subiaco).
Neben religiösen Texten finden
sich dort die Werke der großen
Dichter Italiens, zum Beispiel
Dante, Petrarca und Boccaccio.
Auch der Fundus an Handschriften, angefertigt zwischen
dem 9. und 14. Jahrhundert,
ist bemerkenswert: Unter den
24 000 Manuskripten finden
sich 2 700 lateinische, griechische und orientalische Handschriften. Abgerundet wird diese
Zimeliensammlung durch etwa
.d
Der prachtvolle Lesesaal der Angelica.
w
zum katholischen Glauben über
und fand als Konvertit schließlich in Rom eine kirchliche
Pfründe, die ihm die Fortsetzung
seiner Studien ermöglichte. Höhepunkt seiner Karriere war die
Ernennung zum Kustus der Vatikanischen Bibliothek. Kurz vor
seinem Tode beschloss Holste,
seine etwa 3 500 Bände zählende
Bibliothek, darunter viele wertvolle Ausgaben, nicht etwa der
von ihm betreuten Vaticana zu
vermachen, sondern der Angelica, wobei das ausschlaggebende Argument für diese im Jahre
1661 getroffene Entscheidung
deren Status als öffentliche Bibliothek gewesen sein soll. Hundert Jahre später konnten die
Augustiner ihren Buchbestand
dank einer einzigen Schenkung
sogar verdoppeln, als 1762 die
umfangreiche Privatsammlung
des Kardinals Domenico Passionei in ihren Besitz kam.
Bereits im 18. Jahrhundert
genoss die Bibliothek in Gelehrtenkreisen einen guten Ruf, hatte sie doch eine große Sammlung
von Drucken des 16. Jahrhunderts – Werke der antiken und
italienischen Literatur sowie der
antiken Geographie – zu bieten.
Dank einer speziellen Erlaubnis
war es den Augustinern – sie
galten als vehemente Gegner
des lutherischen Gedankengutes
– sogar gestattet, für die Kollektion auch solche schriftlichen
Zeugnisse zu erwerben, die sich
auf die religiösen Konflikte in
Europa bezogen. Auf den Regalen der Angelica fanden sich
somit die wichtigsten Schriften
der Reformation wie der Gegenreformation, sehr zur Freude der
Gelehrten, die ihre Thesen mit
Verweisen auf diese Texte zu erläutern suchten.
Angesicht des schnellen
Wachstums der Kollektion wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Lösung der Raumfrage
immer drängender. 1746 verpflichtete der Orden den Architekten Luigi Vanvitelli für den
Umbau des Klosters. Vanvitellis
Pläne sahen einen geräumigen
Bibliothekssaal vor, der 1665
fertiggestellt wurde. Das lichte,
durch große Fenster beleuchtete
und farblich in einem gebroche-
Pater Angelus Rocca, der Namensgeber der Angelica.
13
BuB | Foyer
Wissenschaftliche Bibliothek
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pr. – Das kontinuierlich starke Wachstum der Bestände
– derzeit mehr als 8,8 Millionen
Bände – und die rasant ansteigende Benützung haben zum
Handeln gezwungen. In Garching (bei München) wurde für
die Bücher, die in der Ludwigstraße keinen Platz mehr finden,
die Speicherbibliothek um einen
zweiten Bauabschnitt erweitert.
Im Stammhaus der Bayerischen
Staatsbibliothek an der Ludwigstraße wurden Buchbereitstellung, Informationsstelle und
Ausleihbereich räumlich völlig
neu konzipiert. Der Erweiterungsbau in Garching und die
neugestaltete Ortsleihe sind im
November 2005 eröffnet und in
Betrieb genommen worden.
Der neue Erweiterungsbau
der Speicherbibliothek
.B
Rund 140 000 neue Bücher stellt
die Bayerische Staatsbibliothek
Jahr für Jahr in ihre Regale, und
ein Versiegen dieses Zustroms
ist, trotz des ebenfalls umfassenden Angebots elektronischer
Medien, nicht abzusehen.
Mit dreieinhalb Millionen
Bänden war die Magazinkapazität des Stammgebäudes an
der Ludwigstraße schon um
1970 weitgehend erschöpft. Die
Speicherbibliothek in Garching,
eröffnet 1988, sollte Abhilfe
schaffen, doch schon wenige
Jahre später war auch sie mit
rund 2,4 Millionen Bänden
restlos gefüllt. Wieder war die
Staatsbibliothek auf angemietete Magazinflächen angewiesen. Ein zweiter Bauabschnitt
in Garching, lange geplant und
mehrfach verschoben, konnte nicht länger hinausgezögert
werden. Im Dezember 2001 bewilligte der Bayerische Landtag
knapp fünfzig Millionen Mark.
Der damalige Staatsminister für
Wissenschaft, Forschung und
Kunst, Hans Zehetmair, vollzog
w
The future of the libraries
and information service relies
heavily on a major change
to the culture of the service.
There has to be a total turnaround in the focus of the service from being systems- and
task-orientated to one where
the customer is at the centre of
the organisation. Every system
and procedure needs to be
designed and carried out with
the customer in mind. Banish
the words »user« and »borrower« if you want to be serious about customer care,
talk »customers«!
Mehr Bücher,
mehr Benützung
Die Bayerische Staatsbibliothek hat ihre Kapazitäten erweitert
w
10 000 Zeichnungen, Stiche und
Karten.
Um sich über den Bestand
zu informieren, ist der Benutzer
weitgehend auf die bewährten
Zettelkataloge angewiesen. Für
die gedruckten Bücher sind zwei
Autorenalphabete zu konsultieren: Titel vor 1885 und Erwerbungen ab 1886. Für die sachliche Recherche kommen jeweils
die beiden Sachkataloge in Frage. Aber auch die moderne Technologie hat schon Einzug in die
historischen Gemäuer gehalten.
Seit 1991 werden alle Neuzugänge an Büchern in einem OnlineKatalog verzeichnet. Für die
Handschriften wird man hingegen wieder auf die Zettelkataloge verwiesen, jeweils getrennt
für lateinische, griechische und
orientalische Texte.
Hat die Katalogrecherche
zum Erfolg geführt und der Benutzer an den hölzernen Tischen
des Lesesaals Platz genommen,
so wird er, in die Lektüre der
ledergebundenen Folianten vertieft, bald den Verkehrslärm der
Tibermetropole vergessen und
es als Privileg ansehen, seinen
Forschungen in einem herrlichen Ambiente nachgehen zu
können, dessen Grundlagen ein
weitsichtiger Pater vor vierhundert Jahren schuf.
Gernot U. Gabel
w
14
Michelle McArthur und Keith
Nicholson in ihrem Beitrag »The
Customer Care Challenge«, im
»Public Library Journal« 20 (2005)
2, Seite 2–4 (2)
Der neue Erweiterungsbau der Speicherbibliothek, mit einer Hauptnutzfläche von 9 156 Quadratmetern, erweitert die Kapazität um rund drei
Millionen Bände. Die Kosten belaufen sich, einschließlich der Regale, auf
rund 25 Millionen Euro.
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BuB | Foyer
Wissenschaftliche Bibliothek
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pr. – 558 Jahre Beobachtung
des Himmels und der Entwicklung von Schreib-, Mal- und
Buchkunst liegen zwischen der
Herstellung der Blätter zum
»Buch der Sterne« von Abdar-Rahman b. Umar as-Sufi im
Jahr 1233 und dem Druck des
Buches »Kosmologische Unterhaltung für junge Freunde der
Naturerkenntniß« von Christian
Ernst Wünsch im Jahr 1791.
Diese beiden und zehn weitere
Schätze wurden in der Staatsbibliothek ausgewählt und in einem Wandkalender für das Jahr
2006 ausführlich vorgestellt.
.d
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w
Die ansteigende Benützung manifestiert sich auch in der Ortsund Lesesaalleihe. Hier stieg
die Zahl der Ausleihen allein in
den beiden letzten Jahren um
dreißig Prozent – von 1,17 Millionen (2002) auf 1,51 Millionen
(2004). Folge dieser erfreulichen
Entwicklung: Die Kapazität des
Bereichs für die Bereitstellung
der bestellten Bücher in der
Ortsleihe entsprach bei weitem
nicht mehr dem Bestellvolumen.
Eine Neugestaltung des Benützungsbereichs im Erdgeschoß
der Bayerischen Staatsbibliothek
war angesichts der steigenden
Nachfrage unumgänglich.
Im Oktober 2005 wurde sie
in Angriff genommen, am 7. November, dem Tag der Neueröffnung, konnte sich jeder vom Ergebnis überzeugen. Kosten: alles
in allem rund 300 000 Euro.
Und was hat sich geändert? Die
Kapazität der Buchbereitstellung wurde um vierzig Prozent
Staatsbibliothek Berlin:
»Die Magie der Sterne«
im Kalender 2006
Gemeinsam ist allen im Kalender »Die Magie der Sterne« beschriebenen Dokumenten die
Beschäftigung mit Sternen und
Planeten. Sie zeigen die Sternbilder der Hemisphären, die
Bahnen der Kometen, das Son-
.B
Neugestalteter Ausleih- und
Informationsbereich im Stammgebäude in der Ludwigstraße
chen Universalität begründet.
Entstanden ist der rund 1 800
Sachbände umfassende Katalog in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts; mit dem Erscheinungsjahr 1955 wurde er
abgeschlossen, da die Weiterentwicklung der Wissenschaften
eine modernere Klassifikation
erforderte. Bis heute jedoch werden alle antiquarischen Neuerwerbungen der Staatsbibliothek
aus dem Zeitraum 1501 bis 1955
über die ARK-Systematik erschlossen.
Bislang konnten Titel, die
zwischen 1501 und 1955 erschienen sind, nur auf konventionelle Weise in den Folio-Bänden
beziehungsweise in der Mikrofiche-Ausgabe des Alten Realkataloges nach sachlichen Kriterien ermittelt werden. Nun kann
dies mit vielfach erweiterten und
verbesserten Recherchemöglichkeiten sukzessive auch auf elektronischem Wege erfolgen.
Im Rahmen eines ErschlieBerlin:
ßungsprojekts der Abteilung
Historische Drucke wurden beDer Alte Realkatalog
reits vierzig Prozent der gesamder Staatsbibliothek ist
ten Systematik (darunter die Kaonline
talogteile Jurisprudenz, Kunst,
Orientalische Sprachen und
pr. – Wissenschaftshistoriker
die so genannten Kriegsammschätzen den Alten Realkatalog lungen) elektronisch erfasst,
(ARK) der Staatsbibliothek zu
sodass in ihr geblättert oder mit
Berlin als beinahe unerschöpfSuchbegriffen recherchiert werliche Quelle der Information;
den kann; als Ergebnis werden
aber auch für alle anderen
sämtliche Titel der jeweiligen
historisch ausgerichteten wisSystemstelle angezeigt. Insgesenschaftlichen Disziplinen, die samt sind auf diese Weise schon
Literatur aus der Zeit von 1501
weit über eine Million Bücher zu
bis 1955 benötigen, ist der ARK ermitteln. Dabei werden auch
von unschätzbarem Wert. Ab
jene Titel angezeigt, die einst
sofort steht dieses unverzichtzum Bestand der Bibliothek
bare Nachweisinstrument der
gehörten, jedoch als Kriegsverinternationalen Wissenschaft
lust einzustufen sind; so bleibt
und Forschung online zur Verfü- der bibliographische Nachweis
gung: http://ark.staatsbiblioder Werke erhalten und der urthek-berlin.de
sprüngliche Sammlungszusammenhang weiterhin erkennbar.
Der Alte Realkatalog erschließt http://staatsbibliothek-berlin.de
rund drei Millionen Titel, den
umfangreichsten historischen
Druckschriftenbestand in einer
deutschen Bibliothek, nach inhaltlich-sachlichen Kriterien.
Die Bedeutung des ARK liegt
nicht nur in seinem Umfang und
seiner feinen Gliederung, sondern auch in seiner fachlichen,
geographischen und sprachlierweitert. Gemeinsam mit der
Informationsstelle, dem Zulassungsschalter und der Buchrückgabe wurde sie zu einem für
die Benützer einheitlichen und
funktional klar gegliederten,
zentralen Anlaufpunkt zusammengeführt. Die Linderung der
Raumnot erlaubt es zudem, die
Bereitstellungsfrist für bestellte
Bücher um mehrere Tage zu verlängern. Berufstätige und andere termingeplagte Benützer, die
ihre Besuche in der Bibliothek
sorgfältig planen müssen, wird
dies freuen.
»Mit der Neugestaltung des
Benützungsbereichs im Erdgeschoß«, stellte Griebel fest, »ist
ein wesentlicher Schritt hin zur
Optimierung des Serviceangebots vollzogen.«
www.bsb-muenchen.de
w
am 1. August 2003 den ersten
Spatenstich, am 24. Mai 2004
wurde Richtfest gefeiert, und
am 7. November 2005 hat der
Staatsminister für Wissenschaft,
Forschung und Kunst, Thomas
Goppel, den vom Bauamt der
Technischen Universität München geplanten und vom Architekturbüro Dömges + Partner
realisierten Bau feierlich eröffnet. Der 2001 abgesteckte Kostenrahmen konnte eingehalten
werden.
Auf neuntausend Quadratmetern wurde eine Kapazität für
drei Millionen Bände geschaffen. Zudem sind vier Kühlräume
entstanden, die der fachgerechten Lagerung von Mikrofilmen
dienen, die im Zuge der Sicherheitsverfilmung von besonders
wertvollen oder vom Zerfall
bedrohten Büchern hergestellt
worden sind. »Die Einweihung
des zweiten Bauabschnitts der
Speicherbibliothek Garching
ist«, so Generaldirektor Rolf
Griebel, »ein wichtiger Markstein in der Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek.«
w
16
nensystem, die Tierkreiszeichen,
die Mondphasen und andere astronomische Erkenntnisse.
In Kooperation mit dem DuMont Kalenderverlag ist so ein
großformatiger Begleiter durch
das Jahr entstanden, dessen
prachtvolle Motive und leicht
verständliche Erläuterungen die
Entwicklung der Astronomie zunächst im Vorderen Orient, später in Europa verdeutlichen. Die
Darstellungen belegen jedoch
nicht allein den stetigen Fortschritt astronomischer Erkenntnisse. Sie bezeugen auch, wie sehr
wissenschaftliche Werke und
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Foyer | BuB
Regelwerk
DDB:
Volltextindexierung von
Online-Dissertationen
–B
DDB:
Niggemann Vorsitzende
der Konferenz der
europäischen Nationalbibliothekare
.B
Die Konferenz der Europäischen
Nationalbibliothekare ist ein
Netzwerk und eine Plattform
zur Zusammenarbeit der teilnehmenden Bibliotheken. Die
Sammlung und Erhaltung des
schriftlichen Kulturgutes der
Nation sind gemeinsame Kernpr. – Die Generaldirektion Der
aufgabe der NationalbibliotheDeutschen Bibliothek, Elisabeth ken.
Niggemann, ist im Oktober
Mit dem Informationsdienst
2005 zur neuen Vorsitzenden
»The European Library · TEL«
der Konferenz der Europäischen wurde ein Portal zu den NaNationalbibliothekare gewählt
tionalbibliotheken und ihren
worden. Als unabhängige Verei- Dienstleistungen
geschaffen.
nigung sind in der »Conference TEL bietet in seiner derzeitigen
of European National Librarians Startphase bereits eine integrier· CENL« zurzeit 45 Bibliotheken te Suche über die Kataloge und
aus 43 Mitgliedsländern des
Sammlungen von derzeit neun
Europarates vertreten. Das
europäischen NationalbiblioSekretariat der CENL ist bei Der theken.
Deutschen Bibliothek.
www.ddb.de
w
w
pr. – Die Deutsche Bibliothek
hat die bei ihr gespeicherten
Online-Dissertationen für die
Indexierung durch Suchmaschinen freigegeben. Anbieter
entsprechender Suchdienste haben damit die Möglichkeit, den
gesamten Inhalt frei zugänglicher Online-Dissertationen
automatisch zu erschließen und
über Suchmaschinen zugänglich
zu machen.
»Benutzer und Anbieter von
Suchdiensten fragen immer
häufiger VolltextsuchmöglichBuB | 58 (2006) 01
Die Rotunde der DB in Frankfurt
Regelwerk
e
DDB:
Aktualisierung der RAKMusik-Anlage M 9
pr. – Die Deutsche Bibliothek
veröffentlicht auf ihrer Website die Aktualisierung 2005
der RAK-Musik-Anlage M 9
»Maßgebliche Werkverzeichnisse und Zählweise der Werke
in Einheitssachtiteln« in elektronischer Form <http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:11112004072182>. Die Aktualisierung 2005 steht kostenfrei zur
Verfügung.
.d
Suchmaschinen die Möglichkeit, dies zu tun. Speicherort der
Online-Publikationen bleibt in
jedem Fall der Archivserver Der
Deutschen Bibliothek. Im Bereich der Suchmaschinenbetreiber werden die aus der Indexierung gewonnenen Suchbegriffe
mit einem Link auf den Volltext
bei Der Deutschen Bibliothek
gespeichert.
Zu den ersten Systemen, die
das neue Angebot nutzen werden,
gehören das Forschungsportal als
Projekt des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung und
der Internetsuchdienst Google.
Weitere Anfragen liegen der Bibliothek vor. Forschende werden
in Zukunft die Volltextindexierung der Online-Dissertationen
mit unterschiedlichen Zugangswegen nutzen können.
www.ddb.de
–u
keiten nach. Im Rahmen unserer Strategie, die Bestände Der
Deutschen Bibliothek an vielen
Stellen und in unterschiedlichen
Sichten auffindbar und nutzbar
zu machen, erweitern wir mit
dieser neuen Option die Schnittstelle zwischen Informationssuchenden und Bibliotheksbeständen«, kommentiert Elisabeth
Niggemann.
Die Digitalisierung von Büchern wird derzeit international
diskutiert. Mit dem Angebot der
Volltextindexierung im Bereich
Online-Dissertationen
nutzt
Die Deutsche Bibliothek die
Möglichkeiten eines Segments
ihrer Sammlung, das bereits in
elektronischer Form vorliegt.
Dabei wird sie die Volltextindexierung zunächst nicht selbst
vornehmen, sondern bietet
den Betreibern entsprechender
w
wissenschaftliche Instrumente
seit dem frühen Mittelalter Objekte künstlerischer Gestaltung
waren. Dem jeweiligen Zeitgeist
entsprechend, präsentieren sich
so die christlichen Sternenbilder
des nördlichen Sternenhimmels
von Andrea Cellarius mit reichlichen Ausschmückungen (1708)
oder der Tierkreis von Johannes
de Sacrobosco mit der im Zentrum stehenden Erde (um 1385);
die Sternenbilder der südlichen
Hemisphäre von Johann Gabriel Doppelmayr wiederum sind
ergänzt um detaillierte Zeichnungen von großen Observatorien und deren Messergebnissen
(1716/18).
Die Magie der Sterne. Historische Himmelskarten aus dem
Besitz der Staatsbibliothek zu
Berlin – Preußischer Kulturbesitz Mit ausführlichen Texten
zu den Abbildungen auf einem
gesonderten Textblatt. Format
34,5 x 40 cm, mehrsprachiges
Kalendarium. – DuMont Kalenderverlag: Köln, 2005. ISBN
3-8320-0400-9, Euro 14,95.
Erhältlich im Buchhandel, an
den Verkaufsständen der Staatsbibliothek oder über Online-Bestellung bei <bjoern.vogler@sbb.
spk-berlin.de> (dann zzgl. Versandkosten von Euro 3,50).
http://staatsbibliothek-berlin.de
(Foto: Thomas Linke)
Die Seiten 113 und 124 sind nur
aus technischen Gründen enthalten, um einen doppelseitigen
Ausdruck der Anlage M 9 zu
ermöglichen, welcher in die Loseblattausgabe eingelegt werden
kann.
Die »Regeln für die alphabetische Katalogisierung von
Ausgaben musikalischer Werke« (revidierte Ausgabe 2003)
wurden 2004 veröffentlicht
und enthielten eine aktualisierte Anlage M 9. Die Arbeitsstelle für Standardisierung hat den
vielfach geäußerten Wunsch
gerne aufgenommen, diese für
Einheitssachttitel
besonders
wichtige Anlage zukünftig bei
Bedarf schneller aktualisieren
und anbieten zu können. Es ist
geplant, Anlage M 9 in regelmäßigen Abständen etwa jährlich
zu aktualisieren. Anträge und
Vorschläge nimmt die Arbeitsstelle für Standardisierung gerne
entgegen.
Die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz,
die Bayerische Staatsbibliothek
und das Deutsche Musikarchiv
Berlin haben nach einer Sichtung und Prüfung vorliegender
Anträge und Vorschläge Einvernehmen über die Änderungen
für die Aktualisierung 2005 erzielt.
Einige Vorschläge für neu
aufzunehmende Werkverzeichnisse werden für die Aktualisierung 2006 zur Prüfung vorge-
17
BuB | Foyer
Vor 100 Jahren
»Drei Leidenschaften unter
einem Dach«, dpa-Meldung im
»Reutlinger
General-Anzeiger«
vom 5. November 2005
e
nungen vor, wenn in einer Stadt
von etwa 7000 Einwohnern die
Leserzahl 150–160 beträgt, aber
zur verzweifelnden Resignation
gibt das auch noch keinen Grund.
Man freut sich im Gegenteil,
wenn das kleine Bücherzimmer
Sonntags in der Ausgabestunde gefüllt ist und die Stunde
hindurch auch bleibt. Und mit
einem Bestande von über 1200
Bänden kann man die meisten
Wünsche der Leser und Leserinnen einigermaßen befriedigen.
Der größte Prozentsatz der Leser
setzt sich aus den besseren Kreisen zusammen; aber auch Handwerkerlehrlinge und Arbeiter
und Dienstmädchen holen sich
gern ein »hübsches Buch« für die
Freistunden. Groß ist aus leicht
erklärlichen Gründen die Zahl
der weiblichen Leser, die die Gelegenheit reichlich ausnutzen,
das manchmal in Lesewut ausartende Lesebedürfnis zu befriedigen. Das ist für die Bibliothekare
manchmal recht unangenehm!
denn es ist peinlich, gestehen zu
müssen, viele von den begehrten
Büchern, z. B. die berühmten
»Charlotte Bach« Romane, seien nicht vorhanden und würden
auch schwerlich angeschaff t
werden, da bessere Sachen notwendig seien. Das ist eben ein
wunder Punkt, daß das liebe
Publikum glaubt, in der Volksbücherei stets das Neueste gleich
bekommen zu können, wenn es
auch nicht zu dem Besten zählt.
Und schöne Hoffnungen zerstören müssen, stimmt immer wehmütig! Solche Wünsche aus dem
Leserkreis sind gewiß nicht zu
übersehen; geben sie doch dem
Leiter manchen wertvollen Fingerzeig für Neuanschaff ungen;
– sie enttäuschen freilich auch,
denn sie gewähren oft recht niederschlagende Einblicke in den
Geschmack des Publikums. Bekannt dürfte ja sein, welche Begeisterung ein Roman von der
Heimburg, Werner, Marlitt und
Nathalie Eschtruth in den Damenherzen erwecken kann, mit
welchen schmückenden Beiwörtern sie das Buch beehren, wenn
man fragt, wie es gefallen hat.
Nun hat aber die hiesige Bücherei
den Fehler nur wenig von diesen
begehrten Büchern zu besitzen,
–B
auch die Stadt und der Kreis an
der idealen Sache mit einer jährlichen Beihilfe, so daß nicht nur
die Kosten der Verwaltung und
Unterhaltung gedeckt werden,
sondern auch stets neue Bücher
angeschaff t werden können.
Nun hört man freilich vielfach
von den Leitern die wehmütige
Klage, daß die Bücherei recht
wenig benutzt wird; besonders
spärlich sind die Leser aus den
Kreisen, für die sie eigentlich
.B
–u
Die segensreiche Einrichtung der
Volksbibliotheken findet auch in
kleineren Städten immer mehr
Eingang und Anklang, wenn
auch manchmal mit echter,
deutscher Langsamkeit. Meist
gibt eine Anregung von »oben
her« die Veranlassung, daß die
Stadtväter diesem Plane näher
treten, besonders, wenn mit der
Anregung der Hinweis auf einen beträchtlichen Zuschuß an
Geld verbunden ist. Und so sind
bei uns im Osten in letzten Jahren eine ganz stattliche Anzahl
solcher Büchereien entstanden.
Die Verwaltung haben meist die
Lehrer übernommen. Hier und
da sind auch Volksbildungsvereine ins Leben gerufen worden,
die sich zur Aufgabe gemacht
haben, Bibliotheken zu gründen und bei den Bewohnern
das Interesse dafür zu erwecken.
Die Bibliotheken werden in
dankenswerter Weise von der
Behörde unterstützt und gefördert durch Geld und Bücher.
Beträge von 200–300 M. wurden ihnen zu Ergänzungen und
Neuanschaff ungen überwiesen.
Außerdem versendet die Verwaltung der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek zu Posen aus der eigenst
gegründeten Provinzial-Wanderbibliothek im Herbste jedes
Jahres an die Volksbüchereien
der Kreisstädte eine größere
Anzahl Bände, die dann an die
bestehenden Büchereien des
Kreises verteilt und im Juni des
nächsten Jahres eingefordert
werden. Und so ist jede Bücherei in die Lage gesetzt, nach ein
paar Jahren des Bestehens den
Ansprüchen der verschiedensten
Kreise der Bevölkerung gerecht
zu werden. Häufig beteiligt sich
.d
Ueber die Volksbibliothek
einer kleineren Stadt.
w
Bücherwürmer,
Kaffeeliebhaber und Gourmets können
mittlerweile in Rom unter einem Dach ihre Leidenschaften
stillen: Bücher-Bars sind der
neueste Trend in der italienischen Hauptstadt. Pionier dieses Gemischs aus Lesen und
Speisen ist das Lokal »Bibli« im
schmucken Stadtteil Trastevere, wo die Gäste am Wochenende gar zwischen Romanen,
Märchen und Krimis brunchen
können. Der große Erfolg der
Idee überzeugte und regte
viele Cafébesitzer dazu an, ein
ähnliches Konzept anzuwenden. Heute finden sich viele Lokale, in denen die Besucher nebenbei in Bücherregalen stöbern können – etwa bei
»Bar à book«, »Book’s Bar«
und »Lettere Café«.
Vor 100 Jahren
w
merkt, da die Werkverzeichnisse
erst beschaff t werden müssen.
Ein Antrag, die Vokalwerke
von Telemann mit TVWV statt
wie bisher TWV zu kennzeichnen, ist von der Arbeitsgruppe
nicht befürwortet worden. Zwei
neue Verzeichnisse (Fibich und
Skrjabin) und neuere Auflagen
(Šostakovič und Zelenka) sind
aufgenommen worden. Die Zählung bei Scarlatti ist ergänzt um
»/Jahr«. Das 2004 aufgenommene Werkverzeichnis von Grieg
ist gestrichen worden, da »Musik
in Geschichte und Gegenwart«
(MGG) den dort enthaltenen
knappen Informationen vorgezogen wird.
Der Standardisierungsausschuss hat in einem Umlaufverfahren im Herbst 2005 seine
Zustimmung zu einer Veröffentlichung und Inkraftsetzung der
Aktualisierung 2005 der RAKMusik-Anlage M 9 erteilt.
Gudrun Henze, Arbeitsstelle für
Standardisierung Der Deutschen
Bibliothek ([email protected])
w
18
Besonders spärlich sind
die Leser aus den Kreisen, für
die die Bücherei eigentlich
bestimmt ist, aus den
niederen Schichten.
bestimmt ist, aus den niederen
Schichten. Doch darf eine solche
Beobachtung nicht entmutigen.
Die nicht wegzuleugnende Tatsache liegt in den Verhältnissen
in unserem Osten begründet.
Das Verlangen nach dieser Art
»geistiger« Unterhaltung und
geistigen Genusses kann hier infolge des niederen Bildungsgrades der niederen Schichten nicht
sehr groß sein. Dazu kommen
dann noch die nationalen und
konfessionellen Verhältnisse,
mit denen doch auch gerechnet
werden muß. – Aber, wenn man
die ganze Bestrebung einige Jahre verfolgt, so bemerkt man doch
ein stetes, wenn auch langsames
Wachsen des Interesses dafür.
Die Leserzahl steigt von Jahr zu
Jahr, wenn auch nicht in dem
Maße, wie manch begeistertes
Gemüt es wünschen möchte.
Es liegt zwar keine Veranlassung zu optimistischen Hoff-
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Öffentliche Bibliothek
–u
–B
.d
Bibliotheken haben den Auftrag, den umfassenden Zugang
zu Information und Bildung für
alle zu gewährleisten. Dazu
stellen Bibliotheken in Skandinavien gratis nicht nur Bücher
bereit, sondern gleichberechtigt
auch alle anderen Medien,
einschließlich Internetzugang.
Kopenhagens Stadtteilbibliothek Blågården und die Stadtbibliothek Malmö gingen im
Spätsommer 2005 noch einen
Schritt weiter – sie erweiterten
die Ausleihe um »MenschenBücher«.
Die »lebenden Bücher« wurden
mit einem Strichcode versehen
und konnten in der Bibliothek
für jeweils 45 Minuten reserviert
und entliehen werden. Umliegende Cafés spendierten kostenDie Bücherei trägt ein
Scherflein bei zur Erziehung losen Kaffee zum Gespräch, und
dann konnten die »Benutzer«
und Veredlung unseres
eine dreiviertel Stunde lang ihre
deutschen Volkes und der
eigenen Vorurteile auf den PrüfJugend.
stand stellen – im Gespräch mit
einer Person, die ganz konkret
verdienen die wohlwollendste und aus eigener Erfahrung FraHingabe der Leiter. Der Segen gen beantwortete.
dieser Einrichtung wird nicht
ausbleiben. Sie trägt ein Scherflein bei zur Erziehung und VerIm Kampf um das gute Buch, der
edlung unseres deutschen Volkes
in den Bibliotheken bis zur Mitund der Jugend. Daran arbeitet
te des letzten Jahrhunderts, bis
mit, wer sich in den Dienst diehin zu Bücherverbrennungen,
ser idealen Sache stellt. Und dies
auf das heftigste tobte, befinden
Gefühl ist, neben interessanten
sich heute die Befürworter des
Beobachtungen und Studien
gepflegten Bibliotheksbestander Volksseele für alle auch ein
des immer mehr auf verlorenem
Lohn, der reichlich entschädigt
Posten. Denn das gute Buch war
für das kleine Opfer an Zeit. Dain Deutschland eine Zeit lang das
rum ist dieser Einrichtung nur
nationalsozialistische Buch, dann
Glück und Segen und begeisterwar es teilweise ein kommunistite Hingabe zu wünschen.
sches Buch und heute ist es nicht
A. Koerth.
w
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Die Bibliothekarin Ågot Berger hatte viele Leute aus dem Kopenhagener Stadtteil Nørrebro
dafür gewonnen, bei der Aktion
»Leih dir ein Vorurteil« mitzumachen.
Unter ihnen waren ein Araber, ein Arbeitsscheuer aus freiem Entschluss, eine Dänin, die
zum Islam übergetreten ist, ein
Polizist, ein Priester, ein Somalier, ein Jude und klassischer Musiker, ein kritischer Muslim und
ein Schwede.
Während der Aktion »Leih
dir ein lebendes Buch« in Malmö
konnte man neben einem Imam
und einer Muslimin auch eine
lesbische Frau, eine Dänin, einen Journalisten, einen Blinden, einen Tierschutzaktivisten,
einen Tinker (etwa: reisenden
Händler) und eine Roma zum
Gespräch ausleihen.
Alle »MenschenBücher« waren mehr oder weniger ausgebucht beziehungsweise vorbestellt.
In Kopenhagen etwa waren
der Araber, die Muslime und der
Polizist die Ausleihrenner. Insgesamt wurden die zehn »Bücher«
in fünf Stunden vierzig Mal ausgeliehen – eine gute Umsatzrate!
In Schweden hätte es von
dem Imam, der Muslimin, der
Roma, der lesbischen Frau und
dem Tierschutzaktivisten ruhig
mehrere Exemplare zur Ausleihe
geben können, denn diese lebenden Bücher waren vielfach vorbestellt.
e
»Lebende Bücher«
Eine neue Dimension der
Ausleihe
w
von ihnen. »Einen recht interessanten, spannenden und schönen
Roman«! das hört man immer
wieder, wenn man nach besonderen Wünschen forscht. Das ist
nun ein recht dehnbarer Begriff
und manchmal recht unbequem
für den Bibliothekar. Denn
der Geschmack ist bekanntlich
recht verschieden, und »schön«
ist nach Reuter nicht schön, sondern wie sichs einer denkt. Gewiß ist es recht schmeichelhaft,
wenn einem zugetraut wird, ein
Urteil über solche Sachen zu haben, aber es liegt darin doch eine
gute Portion Verantwortlichkeit, jemandem etwas zu empfehlen, was vielleicht seinem Geschmacke nicht entspricht. Und
dann ist damit ein Stück Arbeit,
verbunden mit Zeitverlust, gegeben. Man muß nachdenken
und versuchen, ehe man etwas
vielleicht Passendes findet. Es ist
überhaupt eigenartig, wie wenig
Bücher selbst gefordert werden,
obwohl gedruckte Verzeichnisse
zu einem billigen Preise abgegeben werden. Man überläßt die
Wahl gern den Ausleihern und
schiebt ihnen dann, wenigstens
heimlich, die größere Hälfte der
Schuld zu, wenn das Buch nicht
gefallen hat.
Nicht minder auffallend ist die
Erscheinung, daß durchweg nur
Unterhaltendes gefordert wird,
Öffentliche
Bibliothek
.B
Groß ist aus leicht erklärlichen Gründen die Zahl der
weiblichen Leser, die die
Gelegenheit reichlich ausnutzen, das manchmal in
Lesewut ausartende Lesebedürfnis zu befriedigen.
selten nur einmal Belehrendes
aus dem Gebiete der Geschichte,
Geographie und Naturwissenschaften, obwohl die Bibliothek
aus diesem Gebiete manch gutes
Buch enthält und besonders unter den von der Provinzial-Wanderbibliothek überwiesenen Büchern gute wissenschaftlich und
auch populär geschriebene Werke vorhanden sind. Selbst solche
Personen, denen man von Amtes
wegen Verständnis und Interesse
für dergleichen zutrauen darf,
sträuben sich, wenn man ihnen
mit solchen Büchern kommt.
Der Hunger nach Wissenschaft
und Belehrung ist recht gering
und darum weisen die jährlichen Uebersichten betrübende
Zahlen auf diesem Gebiete auf.
Mehr begehrt sind illustrierte
Zeitschriften aller Art. Die Bilder reizen eben und nicht minder
der abwechslungsreiche Inhalt. –
Gibt es auch also noch manches,
ja oft noch recht viel zu wünschen bei den Volksbüchereien
in kleineren Orten, so zeigen sie
aber doch, daß sie einem Bedürfnis unserer Zeit entsprechen und
w
– sie wurden nur der Not gehorchend, angeschaff t – und da hält
es denn recht schwer, die Damen
zu trösten, und es hilft wohl wenig, wenn ihnen mit beredten
Worten und gutem Gewissen
Bücher von Storm, Raabe u. a.
empfohlen werden. Sie werden
ja schließlich genommen, doch
kann man bei der Rückgabe nur
zu deutlich merken, daß sie nicht
Anklang gefunden haben, denn
man begehrt nur in einzelnen,
rühmlichen Ausnahmen mehr
selten das Buch mit den besten
Verkaufszahlen.
[…] Wenn Bibliotheken die
verschiedenen Formen von Un-
sinn, die sie in sich bergen, nicht
genauer vom wesentlichen unterscheiden, wächst die Gefahr
weiter, dass Öffentliche Bibliotheken als Orte der leichten
Muse oder als Amüsement verkannt werden. Sie sinken zu dem
herab, was sie einst zu bekämpfen angetreten sind, zu Orten die
die geistige Entwicklung eines
Landes hemmen und nicht fördern, wie es Pisa erfordert.
Walther Umstätter in seinem Beitrag »Bibliographie, Kataloge, Suchmaschinen«, im »Bibliotheksdienst«
Heft 11/2005, Seite 1442–1456
(1453; 1455)
19
BuB | Foyer
Öffentliche Bibliothek
Gesprächspartner von Beate Detlefs waren Ulla Brohed,
PR-Bibliothekarin Stadtbibliothek Malmö, sowie Ågoth
Berger, Leiterin der Blågården
Bibliothek, Kopenhagen.
e
dessen eine Verteidigungs- oder
auch Angriffsposition einnehmen zu müssen. Kommentare
lauteten etwa: »Trau dich zu fragen – andere Leute sind genauso
unsicher, ängstlich und neugierig wie du!« »Das ist mutig von
den ›lebenden Büchern‹, sich
zur Verfügung zu stellen.« »Man
lernt viele Dinge, die man vorher
nicht wusste.« »Ich konnte meine Meinung mit der anderer, die
es wissen müssen, vergleichen.«
Viele wünschten sich diese Aktion als ständiges Angebot der
öffentlichen Bibliotheken.
Ågot Berger, die Leiterin der
Bibliothek Blågården, berichtet
aus ihrer Sicht: »Am Anfang erwarten viele, dass das Gespräch
ihre Vorurteile bestätigt. Aber
unsere Erfahrung zeigt, dass allein durch die Dynamik der Unterhaltung die Sicht auf die Dinge nuancierter wird. Man stimmt
am Ende nicht unbedingt zu
hundert Prozent überein, aber
der Dialog ist ein guter Anfang.
In anderen Fällen wurden die
unterschiedlichen Meinungen
bekräftigt. Aber der erste Schritt
ist, dass man mit den Menschen
spricht, über die man ein Vorurteil hat, und nicht nur über sie.
Positionen zu verteidigen und
seine Meinung zu ändern sind
die ersten Schritte, um die Beziehung zueinander im Stadtteil
und der lokalen Umgebung zu
verbessern.«
Bedürfnis nach menschlichem
Kontakt befriedigt, das in Zeiten von Digitalisierung und
Selbstbedienung häufig zu kurz
kommt. Ein Ort der Begegnung
zu sein und den aktiven Dialog
zu fördern ist weiterhin und
verstärkt eine Aufgabe der Bibliotheken, der sie mit Phantasie
und Kreativität nachkommen
müssen. Eine »Menschenbibliothek« bietet sowohl eine ernsthafte Auseinandersetzung mit
dem komplizierten Thema »Vorurteile« als auch eine humorvolle
Herangehensweise. Beides hat
sicher zum großen Erfolg der
Aktion beigetragen.
Für die Stadtbibliothek
Malmö war die Aktion Teil
eines Sommerfestivals, und
sie hat »Menschenbibliothek“
zum 100-jährigen Bestehen der
Stadtbibliothek im vergangenen
Dezember wiederholt. Das Medienecho war enorm, Fernsehen,
Presse und Radio aus ganz Europa brachten Beiträge.
Beate Detlefs, Kopenhagen
.d
Was denken die »lebenden Bücher« selbst über die Aktion?
w
w
.B
–u
den ganzen Tag reserviert ist und
dass es eine Warteschlange gibt
von Leuten, die mich ausleihen
Die auszuleihenden Personen wollen.«
fanden das Projekt sehr gut. In
Kopenhagen kamen die meis- Und was meinen die »Leser«?
ten der Menschenbücher aus der
unmittelbaren Umgebung der In Malmö zählte die jüngste BeStadteilbibliothek, wo sie woh- nutzerin zehn, die ältesten wanen oder arbeiten. Alle werden ren siebzig Jahre alt. Die größte
sich gerne wieder zu Verfügung Gruppe waren die Zwanzig- bis
stellen und haben die Gespräche Dreißigjährigen. Die Zehnjähsehr genossen.
rige hatte viele Fragen an die
Genauso in Malmö – hier be- Roma, und die älteren Nutzer
richtete beispielsweise der Tier- interessierten sich für den Tinaktivist von seiner Ausleihe an ker, den Imam und den Tiereinen Jäger, der ihm gegenüber schutzaktivisten.
am Anfang sehr aggressiv war.
In Kopenhagen waren es beIm Verlauf des Gesprächs fan- sonders junge Leute, die sich
den beide aber heraus, dass sie durch die Form der Aktion angevieles verbindet. Bei einer frühe- sprochen fühlten – am Ausleihren Veranstaltung beschrieb ein tresen für die »menschlichen BüTeilnehmer das Schönste für ihn cher« wimmelte es von Jugendlian dieser Aktion: »Zu erleben, chen und jungen Erwachsenen,
dass man bereits im Voraus für es wurde viel diskutiert, und das
Netzwerk wurde ausgeweitet.
Einigen Ausleihern wurde
Buchtipp:
im Gespräch klar, dass sie doch
Don’t judge a book by its cover!
mehr Vorurteile hatten, als sie
The Living Library Organiser‘s
ursprünglich dachten. BerühGuide. Ronni Abergel, Antrungsängste
verschwanden.
je Rothemund, Gavan Titley,
Viele hatten zum ersten Mal
Péter Wootsch. Directorate
Gelegenheit, mit Personen zu
of Youth and Sport. Council
sprechen, die sie sonst nie treffen
of Europe Publishing, 2005. –
würden, geschweige denn sich
ISBN 92-871-5766-99
mit ihnen unterhalten hätten
In fünf nordischen Sprachen
– über die sie sich aber trotzdem
zum Download, als Druckauseine Meinung gebildet hatten.
gabe in Ungarisch und EngIm sicheren Rahmen der Bibliolisch erhältlich: http://book.
theksaktion war es für die »Leser«
coe.int
eine gute Erfahrung, mit Leuten
zu diskutieren, ohne während-
–B
Eine Begegnung mit »Fremden« – und den eigenen Vorurteilen.
w
20
Kann man nicht überall
miteinander sprechen?
Die Bibliothek als neutraler Ort
ist die geeignete Umgebung, um
aktuelle gesellschaftspolitische
Fragen untereinander zu diskutieren. Niemand muss befürchten, sofort einer politischen Partei zugeordnet zu werden, wenn
man seine Meinung äußert.
Obwohl Politikverdrossenheit
verbreitet ist und sich immer
weniger Bürger politisch organisieren, ist doch das Interesse
an gesellschaftspolitischen und/
oder lokalpolitischen Themen
weithin vorhanden. Hier bietet
die Bibliothek den geeigneten
Rahmen für die Diskussion.
Die Bibliothek profitiert von
der Veranstaltung, weil sie das
Viele Wege führen zu
BuB
Forum
Bibliothek und
Information
Gartenstraße 18
72764 Reutlingen
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
E-Mail [email protected]
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Öffentliche Bibliothek
BuB | 58 (2006) 01
e
a disapproving shush. The very
cliché of a librarian is what we
need. Those who can look people
straight in the eye, unafraid, and
tell them how important libraries are for our well-being, for the
pleasure of reading and for the
local community. Those who
can explain to the world around
that one of the finest things we
possess is being taken from us.
Remember that the librarian of
yesterday had a secret weapon –
the whisper. I have learned from
a previous generation of librarians how to use this weapon, particularly when visiting a school
as a writer I happen to find myself faced with an unruly class.
.d
»Books? Books are for
squares.«
–B
centre of Oslo. An active support
group of library users was formed
and I recruited four local literary
celebrities (who all unfortunately have now moved away). We
campaigned in a national newspaper and it helped, but only for
a while. The librarians murmured their disagreement with the
decision and returned to their
teacups.
Smooth politicians possess
some of the talents of a good
writer, the difference being
that politicians are clever with
the spoken word, authors with
the written. While a writer can
make you believe that a frail, old
lady is a mass murderer, politicians can convince you that it
makes good sense to close down
a branch library, or even twelve
for that matter. We are both in
the same business of turning
logic on its head and taking our
opposite number by surprise. A
weak argument can be inflated
into importance, while a sound
counter-argument can be stifled
by empty talk or made to appear critical of something most
people agree about.
So what have tea-drinking librarians to do with all this? Let
–u
and a few lending centres. Helsinki, which is about the same
size as Oslo, has apparently no
less than thirty-five library units,
while Gothenburg has twentysix full-service libraries.
Closing down branch libraries
in Norway means more than just
that. There is the associated reduction of social meeting places
and the loss of one of the most
important public services for
language minorities. And this is
happening all over the country.
One of the finest features of a
welfare state is being slowly dismantled. Once closed, a library
will never be reopened. Now is
the time to protest, but nobody
takes to the streets any longer.
Where are the librarians, those
who lose their jobs and see their
workplaces disintegrate from
within? Are they on the barricades waving banners and shouting
at the closure-happy politicians?
w
Arne Svingen (37) is a writer, born,
bred and resident in Oslo. He has
written more than 20 books, mostly for children and young people,
but also novels for adults. He has
written plays for radio, a travel
book about Iran, film manuscripts
and song lyrics. At present he is
editor of the periodical »Forfatteren« and regularly takes part in
public literary debates. He speaks
Russian, is hopelessly interested in
music and for the past 15 years has
been wondering whether or not he
should buy a car. Read more about
him on www.arnesvingen.no.
Dramatic things are
happening to our libraries –
the politicians are closing
down one branch library
after another.
w
There exists a stereotyped image
of the librarian, her finger to her
lips, hushing at any suggestion of
talk above a whisper. However,
anyone who has visited a library
recently will know that there is
in fact considerable tolerance for
normal conversation and noisy
children.
I have no wish to bring back
the disapproving librarians of a
previous age but dramatic things
are happening to our libraries.
The politicians are closing down
one branch library after another.
Local libraries, which once introduced each new generation
to the pleasures of reading and
provided a meeting place where
people of all social classes had
free access to literature, are in the
process of disappearing. Even
where branch libraries are still
No, librarians are a disciplined
and sophisticated race. They
might just conceivably complain
to each other, quietly and over a
cup of green tea.
In 2003 it was decided to close
down my childhood library in
Nordtvet, a satellite town 20 minutes by suburban train from the
.B
Der ebenso bewundernde
wie neidvolle Blick deutscher
Bibliothekare nach Skandinavien hat eine wohlbegründete
Tradition. Doch auch im hohen
Norden ziehen Haushaltskrisen
auf, trüben sich die Perspektiven
ein. Beispielsweise in Norwegen, wo Zweigbibliotheken »all
over the country« geschlossen
werden. Der Osloer Schriftsteller Arne Svingen erwartet von
den Bibliothekaren, dass sie
gegen diese fatale Entwicklung
Front machen. Sein Beitrag erschien zuerst im »Scandinavian
Public Library Quarterly«, Heft
3/2005, Seite 14 f.
hanging on, they are hardly ever
open.
William Godwin, a 19 century anarchist and writer, once
declared that anyone who holds
a feast in a well-assorted library
has access to countless dishes,
all well worth tasting. However, in 2005, when little Lisa
Simpson in the satirical cartoon
series »The Simpsons« visits the
Springfield local library, she discovers that it contains a couple of
price lists, a few video versions of
children’s picture books and not
much else.
»Where are all the books?«
Lisa asks. »Books?« answers the
librarian. »Books are for squares.
This is now a multimedia centre
for children of all ages, but mainly for the homeless.«
The outlook for libraries is indeed gloomy. In the 1980s Oslo
had sixteen branch libraries. The
latest proposal is for four local
libraries, one posh main library
w
Wanted:
Dangerous Librarians!
Once closed, a library will
never be reopened. Now is
the time to protest, but
nobody takes to the streets
any longer.
me tell you. We need some strict,
angry ladies to point the finger
of indignation at these politicians, obsessed as they are with
their false economies, and to hiss
We need some strict, angry
ladies to point the finger of
indignation at these politicians, obsessed as they are
with their false economies,
and to hiss a disapproving
shush.
At the first sign of unrest I lower
my voice to a whisper. What’s he
talking about? Shush! He’s saying
something important! Suddenly
everybody’s listening.
Where shall we find these librarians to brush away the opposition? I hereby propose the introduction of a new discipline in the
training syllabus to be known as
Respecting Librarians. Once the
course is completed, these young
people can be employed in libraries threatened with closure,
where they can take up the fight
against the local powers-that-be.
Nobody is better qualified for
this battle than librarians themselves. As a writer, I would gladly
make myself available and could
doubtless obtain the help of
some local patriots and regular
library users. Above all, however,
I would like to see that finger of
disapproval pointed accusingly
by young, angry librarians who
dare to speak their minds in low,
disciplined tones.
Afterwards we could all get
together, drink green tea and feel
very pleased with ourselves.
Arne Svingen
(Translated by Eric Deverill)
21
BuB | Foyer
Tagung
Unter dem Motto »Politik für
Bibliotheken – Lobbyarbeit
nach dem Pisa-Schock« trafen
sich vom 9. bis 11. November
2005 rund dreißig Vertreter
der Staatlichen Fachstellen und
Büchereizentralen zu einem
gemeinsam mit der ekz organisierten Seminar in Reutlingen.
In loser Fortsetzung der Thematik der 53. Jahrestagung der
Fachkonferenz (siehe auch BuB
11-12/2005, Seite 755 f.) ging
es darum, verschiedene BestPractice-Beispiele zu erfahren
und mit dem Ziel der Verbesserung der Lobbyarbeit von
Fachstellen und Öffentlichen
Bibliotheken zu diskutieren.
Moderiert wurde das Seminar
von Stienke Eschner (Saarbrücken, Vorstand der Fachkonferenz) und Henner Grube (ekz).
Betrachtet man mit kritischem
Blick die Stärken und Schwächen der Öffentlichkeitsarbeit
von Bibliotheken, Fachstellen
und bibliothekarischen Verbänden, so wird »Lobbying« – das
heißt das konsequente Werben
um und das Einfordern von
kontinuierlicher Unterstützung
durch die jeweiligen politischen
Entscheidungsträger – immer
e
doch der eigentliche Durchbruch, nämlich Bibliotheken in
den Köpfen der Entscheidungsträger wie selbstverständlich zu
verankern – beispielsweise durch
ein Bibliotheksgesetz oder andere verbindliche Rechtsvorgaben
manifestiert –, scheint derzeit
meilenweit entfernt.
Dass schon in der akademischen bibliothekarischen Ausbildung Fertigkeiten im routinierten Umgang mit der Lobbyarbeit
zu erlernen sind, vermittelte der
Vortrag »Ausbildung von Bibliothekaren zu Lobbyisten?«
von Wolfgang Ratzek, Professor an der Hochschule der
Medien in Stuttgart. Bibliothekare sollten das wichtigste
Know-how von Unternehmensberatern übernehmen und im
Besonderen in Kommunikation
und Außendarstellung besser
trainiert werden. Welche Anstrengungen der Berufsverband
BIB inzwischen unternommen
hat, um seine bibliotheks- und
bildungspolitische
Lobbyarbeit landes- und bundesweit zu
verstärken, umriss anschaulich
Michael Reisser, hauptamtlicher
BIB-Geschäftsführer. Nicht nur
zu einzelnen Anlässen, sondern
in steter Weise im politischen
Raum Gehör zu finden muss
eines der Hauptziele sein und
bedarf einer permanenten persönlichen Präsenz mit Aktion
und Reaktion beim Umgang
mit Politikern und Verwaltungsspitzen. Gelingen sollte es, einen
gemeinsamen und allseits motivierenden »Library Spirit« zu
schaffen.
Aufbauend auf dem ManfredRommel-Zitat »Die Zukunft
hat einen Namen: Bildung«,
beschrieb Ingrid Bußmann, Bibliotheksleiterin in Stuttgart
und Geschäftsführerin des
DBV-Landesverbandes BadenWürttemberg, ihre Lobby-Aktivitäten, die von der Prämisse
auszugehen haben: »Bibliotheken sind Bildungseinrichtungen
auf gleicher Augenhöhe«. In der
Frage »Wie erreichen wir Bibliotheksträger und -förderer in der
Bildungsdebatte besser als bisher?« schlug sie unter anderem
vor, durch Leitbild-Diskussionen, Runde Tisch oder andere
.d
–B
Viel zu tun in Sachen
bibliothekspolitischer
Lobbyarbeit
Ergebnisse eines Seminars
von ekz und Fachstellen
w
Aus den Verteilungskämpfen infolge massiver Kürzungen – die
Humboldt-Universität streicht
bis 2009 ein Drittel ihrer Professuren – ist das Institut gestärkt
hervorgegangen. Die seit 2000
vakante, mittlerweile ausgeschriebene Professur hat das
Profil Bibliotheks- und Informationswissenschaft mit dem
Schwerpunkt »Digitale Bibliotheken«.
Von den beiden Studiengängen des Instituts war der Fernstudiengang, was den Inhalt
angeht, bereits Bibliotheks- und
Informationswissenschaft. Nun
hat auch der Direktstudiengang
dieses Profil.
Der frühere Magisterstudiengang Bibliothekswissenschaft im
Direktstudium ist mit dem Wintersemester 2005/06 geschlossen
worden. Neuimmatrikulationen
im Direktstudiengang erfolgen
nunmehr im neu eröffneten Bachelor- und Masterstudiengang
Bibliotheks- und Informationswissenschaft.
Der
Bachelorstudiengang
dauert sechs, der Masterstudiengang im Direktstudium vier
Semester. Darin eingeschlossen
sind je siebenwöchige Praktika,
die während der vorlesungsfreien Zeit zu absolvieren sind.
Der Fernstudiengang Bibliothekswissenschaft (Library
and Information Science) mit
einer Dauer von vier Semestern
und Abschluss »Master of Arts
(LIS)« läuft weiter. Integriert in
Tagung
noch zu unprofessionell, zu
unkoordiniert und zu zaghaft
praktiziert. Bibliothekspolitische Lobbyarbeit zu betreiben
gilt vielerorts unter Fachkolleginnen und -kollegen als unseriös; es wird letztlich sogar als
frustrierend empfunden, unter
anderem auch, weil ein durchschlagender politischer Erfolg
bisher auf breiter Front, bis auf
wenige örtliche Ausnahmen,
ausgeblieben ist.
Das zweieinhalbtägige Seminar versuchte Antworten auf die
Fragestellung zu finden, die sich
aus der zweifachen Begrifflichkeit »Lobbyarbeit« und »Konsequenzen des Pisa-Schocks«
ergeben. Denn – so eine Meinungsäußerung – angesichts
der desolaten Ergebnisse der
verschiedenen internationalen
Studien hätte es den Bibliotheken längst gelingen können, ihre
Angebote und Dienstleistungen
rund um Leseförderung, lebenslanges Lernen und Medienkompetenz wie selbstverständlich
auch bildungspolitisch besser
zu verankern – doch die Realität sieht anders aus. Was also ist
künftig zu tun, welche Schritte
sind bereits unternommen worden?
Mit ihren Produkten wie etwa
dem Bibweb-Kurs »Fokus Kind«,
den »Medienboxen für Vorschu-
–u
Das bisherige »Institut für
Bibliothekswissenschaft« der
Humboldt-Universität firmiert
seit dem letzten Herbst unter
der neuen Bezeichnung »Institut
für Bibliotheks- und Informationswissenschaft«.
(www.ib.hu-berlin.de)
.B
Humboldt-Universität
Berlin:
»Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft«
diesen Fernstudiengang sind die
Referendarausbildung für den
höheren Bibliotheksdienst mit
Staatsexamen sowie die Volontärausbildung, beides für mehrere Bundesländer.
Ebenfalls fortgesetzt besteht
die Möglichkeit zur Promotion,
und zwar auch für FH-Absolventen (bei denen in der Regel
die Note 1 erforderlich ist).
Konrad Umlauf
w
Ausbildung
w
22
»Lobbying« wird immer noch
zu unprofessionell, zu
unkoordiniert und zu zaghaft
praktiziert.
le und Kindergarten« oder der
»Baustein-Bibliothek für Schulen«, die am Rande des Seminars
vorgestellt wurden, hat auch die
ekz auf die Erfordernisse der PisaErgebnisse reagiert. Mit der neu
konzipierten »Smarten Bibliothek« spricht sie Kunden an, die
auf hohem technischem Niveau
einfach, zeitgemäß und komfortabel ökonomische Bibliotheksarbeit betreiben wollen. Parallel
dazu laufen in vielen Bundesländern zahlreiche Lesefördermaßnahmen im Zusammenwirken
von Schule und Öffentlicher
Bibliothek auf Hochtouren,
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Tagung
w
BuB | 58 (2006) 01
e
trag von Meinhard Motzko vom
Praxisinstitut Bremen, der die
Notwendigkeit der Lobbyarbeit
von Fachstellen betonte. Ausgehend von der dringenden Forderung, endlich die Bilder von Bibliotheken und Bibliotheksarbeit
in den Köpfen der Politiker zu
korrigieren, sind imagefördernde Maßnahmen zu ergreifen, die
Bibliotheken wie auch Fachstellen als »Problemlöser« etablieren: »Denn nur für Problemlöser
wird es zukünftig öffentliche
Gelder geben!« Fachstellen haben seiner Meinung nach durch
einen regelmäßigen persönlichen
Dialog eine besondere Nähe zur
Ministerien, Parlamenten, Pressemedien, Stadtentwicklern und
Wirtschaftsverbänden zu pflegen. Hilfestellung sollte dazu
eine jährlich zu aktualisierende
Namensliste der wichtigsten
Entscheidungsträger geben. Nur
durch eine konsequente Pressearbeit, die tagesaktuelle Reaktion auf bildungs- und kulturpolitische Ereignisse sowie die systematische Präsenz auf wichtigen
Tagungen, wie zum Beispiel Parteitagen oder parlamentarischen
Anhörungen, sei eine verbesserte
Einflussnahme auf Entscheidungen zur Weiterentwicklung
des Bibliothekssektors möglich.
Wie die abschließende Diskussion zeigte, gibt es in der
Frage der Lobbyarbeit kein Patentrezept. Jeder der dargestellten Bausteine trägt allerdings
zur Stärkung der Außenwirkung bei, welche die Grundvoraussetzung für jede öffentliche
und politische Wahrnehmung
ist. Auch wenn die Handlungsspielräume der Bibliotheken
und der Fachstellen durch ihre
Einbindung in die jeweiligen
Verwaltungshierarchien recht
begrenzt sind, sollte immer wieder nach Wegen gesucht werden,
mediale Aufmerksamkeit zu
schaffen. Journalisten, Werbeund Medienfachleute sind stärker als bisher als Verbündete zu
gewinnen. Fachstellen können
flächendeckend durch gezielte
Schulungen zur Lobbyarbeit mit
Kommunikationstraining die
Professionalisierung unterstützen. Die Nähe der Fachstellen
zu Entscheidungsträgern in den
.d
–B
–u
w
Für die gelegentliche Übersetzung von IFLA Konferenzvorträgen aus den IFLA-Sprachen
Englisch, Französisch, Spanisch
und Russisch ins Deutsche suchen wir ehrenamtliche Übersetzer und Übersetzerinnen.
Viele Kolleginnen und Kollegen sind an den Vorträgen
der IFLA-Konferenzen interessiert, gerade auch, wenn
sie selbst nicht daran teilnehmen können. Seit 1994 werden alle Konferenzvorträge auf
der Website der IFLA (www.ifla.
org) unter der Rubrik »Annual
Conference«, unter »Programme and Proceedings«, kostenlos als Download zur Verfügung
gestellt. Manchmal werden diese Vorträge von den deutschen
Mitgliedern der Ständigen Ausschüsse ehrenamtlich übersetzt.
Aber immer wieder erhalten
auch wir die Bitte, einzelne Vorträge vorab auch ins Deutsche
zu übersetzen und auf der Website der IFLA zur Verfügung zu
stellen.
Viele Sektionen der IFLA erarbeiten wichtige Richtlinien und Standards, die auch für
deutschsprachige
Bibliothekare sehr nützliche Informationsquellen sind. Viele Richtlinien und Standards der letzten
Jahre können Sie auch in deutscher Sprache kostenlos auf der
Website von »IFLA in Deutschland« herunterladen (www.
ifla-deutschland.de/de/ifla/
deutschsprachige_dokumente.
html).
Gerne würden wir das
deutschsprachige Angebot weiter ausbauen. Leider stehen uns
dafür keine finanziellen Mittel
zu Verfügung. Daher sucht das
IFLA-Nationalkomitee Kolleginnen und Kollegen, die bereit sind,
gelegentlich einen Vortragstext
(im allgemeinen bis zu zehn Seiten) oder sogar einen Richtlinientext ehrenamtlich zu übersetzen, damit er über die Websites
langfristig jedem zur Verfügung
gestellt werden kann. Die Übersetzerarbeiten für die Vorträge
fallen meist recht kurzfristig im
Zeitraum Juni-August an, die
Richtlinien erscheinen im Laufe
des Jahres. Bei Interesse melden
Sie sich bitte bei
Barbara Schleihagen, Sekretariat des IFLA-Nationalkomitees c/o Deutscher Bibliotheksverband, Strasse des 17.
Juni 114, 10623 Berlin; Telefon 030/39 00 14 82, Telefax
39 00 14 84, E-Mail <schleihage
[email protected]>, Internet <www.ifla-deutschland.
de/index.html>
Bitte geben Sie an, aus welcher der IFLA-Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch oder
Russisch) Sie übersetzen und
wie viele Seiten Sie innerhalb
welchen Zeitraums (beispielsweise zehn Seiten innerhalb einer Woche) übernehmen könnten. Für Ihre Mitarbeit möchten
wir uns bereits jetzt herzlich bedanken!
Claudia Lux, Vorsitzende des
IFLA-Nationalkomitees
anderen angesehenen Bildungspartnern bedienen, damit sie in
einem koordinierten Netzwerk
einer Stadt oder Region auffallender agieren können. Neben
Hartnäckigkeit und einem langen Atem bei der Kontaktpflege können Wahlprüfsteine ein
wirkungsvoller Baustein sein;
besser noch sollten gemeinsame
Fachveranstaltungen mit Politikern und Verbänden zum gegenseitigen Kennenlernen genutzt
werden.
Wie man sich in Klein- und
Mittelstädten die fließenden
Grenzen von Öffentlichkeitsund Programmarbeit als Instrumenten der Lobbyarbeit zunutze
machen kann, schilderte Jürgen
Heckel von der Stadtbücherei
Garching. Jede Art von Veranstaltung, die am besten unter
Einbeziehung der örtlichen Entscheidungsträger, Bürgermeister wie Dezernenten, ablaufen
sollte, befördert Image und Bekanntheitsgrad der Bibliothek
und schaff t so den Rahmen für
gegenseitiges Vertrauen und
Einsichtnahme in die Arbeit des
jeweils anderen: dies als wesentliche Voraussetzung für eine positive politische Unterstützung.
Als ein bisher von Bibliotheken in Schulen und Kommunen
wenig beachteter Partner stellte
sich Henning Hillerkuss vom
Landeselternverband
BadenWürttemberg vor. Die gewählten Elternbeiräte in den einzelnen Schulen, so sein Statement,
.B
IFLA:
Aufruf für ehrenamtliche
Übersetzer
so sein Thema, seien vor allem zu
gewinnen, wenn Bibliotheken
wie auch Fachstellen von der Politik als bedeutsam wahrgenommen werden. »Politik reagiert
(fast ausschließlich) auf öffentliche Wahrnehmung!« Konsequenterweise müsse es den Bibliothekseinrichtungen gelingen,
durch regelmäßige Pressearbeit,
Veranstaltungen und Kampagnen örtlich und überörtlich
medial aufzufallen. Dabei sollten sie sich der Kooperation mit
w
konzertierte Aktionen im Zusammenspiel von kommunaler,
Landes- und Bundesebene immer wieder Anlässe zu schaffen,
um in der Öffentlichkeit präsent
zu sein.
Eine ebensolche Einschätzung äußerte und unterstrich
auch Reinhard Klimmt, ehemaliger Bundesverkehrsminister
und Ministerpräsident a. D.,
Vorsitzender des DBV-Landesverbandes Saarland. »Politische
Verbündete auf Landesebene«,
Es sollte gelingen, einen
gemeinsamen und allseits
motivierenden »Library
Spirit« zu schaffen.
sollten ebenso wie die Dachorganisationen in den Bundesländern als Lobbypartner für
Bibliotheken gewonnen werden,
denn gerade sie verfügten oft
über gute Kanäle zu den politischen Entscheidungsträgern in
Stadt und Land, und viele Eltern
hätten mittlerweile die Wichtigkeit der Bibliotheken erkannt.
Provokant und diskussionsfördernd war wie stets der Bei-
23
BuB | Foyer
Tagung
e
füllt. Dies herauszufinden sei die
Aufgabe des Bibliothekars, der
als Spezialbibliothekar sowieso
immer alles mit dem Blick auf
die Aufgabe der Mutterorganisation tun muss. Neben Befragungen und anderen Methoden
wurde der direkte Kontakt mit
den Kunden empfohlen, weil
dadurch konkrete Anregungen
gewonnen werden können. Das
»managing by walking around«
hat auch den Vorteil, dass man
gesehen wird und nicht in der
Bibliothek »versteckt« ist. Der
Bedarf von Kunden lasse sich
auch versuchsweise ermitteln
(»throw spaghettis against the
wall and look what sticks«). So
sollte, falls möglich, ein Ergebnis
selbst zum internen Kunden gebracht werden. Das erinnert ihn
an die Existenz des Bibliothekars
und gibt die Möglichkeit zu fragen, ob er noch etwas wünscht
(wie bei McDonalds, wo man
gefragt wird: »Would you like
fries with that?«). Dass das mit
einem Lächeln geschehen sollte,
wie im Disneyland, wo die Angestellten cast members sind, versteht sich von selbst. Diese sehr
amerikanische Sichtweise macht
durchaus Sinn, denn es wurde
auch erwähnt – und das kann
wohl jeder Bibliothekar bestätigen –, dass Kunden ein sehr
schlechtes Gedächtnis für guten
Service haben. »Last week was
last week«, sagte Judith Siess. In
dieser Woche fängt der Service
wieder von vorn an. Sie warnte
davor, zu sagen, dass das Beschaffen einer Information leicht
war. Das könnte den Kunden
glauben lassen, dass es tatsächlich ein einfaches Unterfangen
war. Manchmal ist es das eben
nicht. In diese Kerbe schlägt
auch ein anderer amerikanischer
Bibliothekar (Guy St. Clair), der
in seinem Buch »Customer service in the information environment« (1993) davon spricht, dass
ein großer Anteil am Service aus
Showbiz besteht.
Neben dem Marketing sind
Public Relations äußerst wichtig. Hierzu gehört alles, was als
Werbeträger dienen kann (Visitenkarten, Signaturen unter der
E-Mail, Broschüren, ein Schwarzes Brett mit zum Beispiel dem
.d
–B
»Last week was last week«
Marketing ist eine der Maßnahmen, bei der überlegt werden sollte, was für die Benutzer besonders von Interesse sein kann. Es
wäre nicht vernünftig, mit denen
zu konkurrieren, die bestimmte
Dienste besser leisten können;
vielmehr gehe es darum, einen
Service anzubieten, der Themengebiete ergänzt und Nischen
w
Sowohl in Stuttgart als auch in
Berlin waren neben dem sehr
interessanten Seminar, bei dem
Judith sich an ihre Bücher (»The
visible librarian«, 2003, und
»Time management, planning,
and prioritization for librarians«,
2002) hielt, die lebhaften Diskussionen und der Erfahrungsaustausch mit Kollegen und
Kolleginnen wichtig. Gerade
durch den Erfahrungsaustausch
für isoliert arbeitende Bibliothekare wird ein Seminar zusätzlich
wichtig und nützlich.
The visible librarian – der bibliothekarische Beruf gehört zu
kann. In einer Organisation, zu
der eine Spezialbibliothek gehört, gibt es neben externen auch
interne Konkurrenten. Alles,
was mit Datenbanken und Informationen zu tun hat, wird oft
von Mitarbeitern sofort der ITAbteilung zugerechnet. Nicht
ohne Grund wurden bei einem
»amerikanischen« Seminar Firmen genannt, die im Service
wohl führend sind: McDonalds
und Disneyland.
Es wurde festgestellt, dass
eine Bibliothek nicht unbedingt
die erste Stelle ist, an die sich ein
Suchender wendet. Bibliotheken
sind also nicht so wichtig, wie
sie selbst vermuten. Trotzdem
gibt es für Bibliothekarinnen
und Bibliothekare etliche Möglichkeiten, innerhalb einer Organisation dafür zu sorgen, dass
die Bibliothek nicht übersehen
wird. Das Seminar ging einige
Möglichkeiten durch, die sicher
jedem Teilnehmer genug Hinweise für die eigene Bibliothek
boten.
–u
Judith A. Siess (Cleveland,
Ohio), die vor allem den deutschen One-Person Librarians
bekannt sein dürfte, gab im
Oktober 2005 zwei zweitägige Seminare, die von jeweils
dreißig Teilnehmerinnen und
Teilnehmern besucht wurden.
Veranstalter war die »Initiative
Fortbildung für wissenschaftliche Spezialbibliotheken und
verwandte Einrichtungen«, die
in Berlin durch Evelin Morgenstern und Leyla Schön vertreten
war.
.B
»The visible librarian«
Zwei Seminare mit
Judith A. Siess
den Professionen, bei denen die
Ausübenden und deren Leistungen oft nicht wahrgenommen
werden. Das wäre eigentlich
nichts Schlimmes, wenn man
seine Existenzberechtigung und
seinen Nutzen für eine Organisation (besonders bei Spezialbibliotheken) nicht zunehmend
nachweisen müsste. Bibliothekare und Bibliothekarinnen
gehören zu den Dienstleistungsberufen, damit ging das Seminar
auch los. Jeder sollte sich in die
Situation eines Kunden (Lesers,
Benutzers) versetzen und aufzählen, was man in der Situation
schätzen würde. Hier wurden
einige Vorschläge gebracht: ein
Lächeln, ein Dankeschön, eine
gute Büchersammlung (oder
andere nützliche Bestände), das
Einhalten von Terminen und
Genauigkeit. Ob der Service tatsächlich gut ist, beurteilt einzig
und allein der Kunde. Ihn interessiert es in der Regel nicht, warum eine Leistung nicht erbracht
werden kann. Zudem hat er oft
andere Möglichkeiten, seine
Wünsche erfüllt zu bekommen.
Auf dem Feld, das Bibliotheken
beackern, gibt es Konkurrenten. Als Konkurrenten wurden
Dienstleister benannt, die Kundenwünsche besser als Bibliotheken voraussehen und erfüllen
können: das Internet (oft Google), ein naher Kollege, große
Bücherlieferanten (Amazon),
eine andere Bibliothek oder eine
andere Organisation, die helfen
w
Ministerien und Parlamenten ist
besser als bisher als Chance zu
nutzen. Im Besonderen müssten
gerade die bibliothekarischen
Verbände (DBV und BIB) Anstrengungen unternehmen, um
»kampagnenfähig« zu werden:
Eher Großes denken und planen
als sich im Kleinteiligen zu verzetteln – wobei die Wirkungserwartung eher mittel- und langfristig zu sehen ist.
Die Kooperationsseminare
der ekz mit den Fachstellen werden in diesem Jahr eine Fortsetzung finden, das wichtige Thema
Lobbyarbeit steht erst ganz am
Anfang. Die Fachstellen werden
ihren Beitrag leisten.
Jürgen Seefeldt
w
24
»Humor bewahren« – Judith A. Siess, flankiert von Leyla Schön (links)
und Evelin Morgenstern.
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Tagung
.B
w
»Commerce is nothing evil«,
rief Derk Haank aus und verteidigte als CEO von Springer
Science + Business Media sein
Haus, das 5 000 Mitarbeiter
beschäftigt und unter SpringerLink rund 1 150 STM-Zeitschriften anbietet. Überhaupt
STM: Da der Löwenanteil der
Forschungs- und Fördergelder
in die Naturwissenschaften (Sience, Technology, Medicine)
fließt, orientieren sich die di1 Die Tagung und die einzelnen
versen Konditionenmodelle für
Vorträge sind dokumentiert unter
wissenschaftliches E-Publishing
<http://www.ub.uni-frankfurt.
mit allen denkbaren Zugriffsde/messe/symposium2005/einmöglichkeiten eben am Markt
leitung.html>
w
BuB | 58 (2006) 01
Weitgehend einig war man sich
darüber, dass das Angebot an
wissenschaftlichen elektronischen Publikationen so breit,
so hochwertig und so leicht zugänglich wie möglich sein sollte.
Was jedoch für die kommerziellen Anbieter den Weg zu diesem
Ziel zu einem heißen Pflaster
werden lässt, sind die Themen
Preisbildung, Konditionenmodelle und Wertschöpfung; damit wiederum hängen weitere
Themenkomplexe unmittelbar
zusammen, wie die Markenbildung, die Transparenz der
Angebote, die Wertigkeit von
Informationen jenseits finanzieller Wertschöpfung, das Urheberrecht, die Frage nach einer
primären Kunden- und/oder
Content-Orientierung
und
schließlich die unverzichtbare
Vertrauensbildung zwischen Informationsanbieter und -nutzer.
–u
Am 22. und 23. Oktober trafen
sich die Spitzenvertreter international führender Wissenschaftsverlage, Bibliotheken und Informationsdienstleister in der
Johann Wolfgang Goethe Universität zum 5. Frankfurt Scientific Symposium1, das sich mit
der Frage beschäftigte: »Is there
any progress in alternative publishing? Problems of scholarly
information economy«. Organisiert und veranstaltet wurde das
Symposium von der Frankfurter
Universitätsbibliothek Johann
Christian Senckenberg. Sponsoren waren die US-amerikanische
Botschaft in Berlin, ProQuest
Information and Learning, Sun
Microsystems und die internationale Zeitschriftenagentur
Swets Information Services.
Wer in dem sich rasant entwickelnden Markt bestehen
will, muss schleunigst seine Geschäftsmodelle anpassen. Mit
zwei Hauptentwicklungen sehen
sich die kommerziellen Verleger
und Informationsdienstleister
konfrontiert: der Open-AccessBewegung und Google. Doch
nicht nur Google mischt mit sei-
Der Weg und das Ziel
–B
der Zugriffsmöglichkeiten, der
Konditionen und Lizenzmodelle
immer komplexer. Transparenz
können hier fast nur noch international operierende Agenturen
schaffen, die die Angebote
bündeln und die Interessen aller
beteiligten Partner vertreten.
für STM-Publikationen. Swets
beispielsweise verwaltet international rund 1,8 Millionen Abonnements und macht ein Drittel
seiner Umsätze im STM-Markt.
Innerhalb dieses Drittels spielen
wiederum die elektronischen
Zeitschriften eine markante
Rolle.
Die Geisteswissenschaften,
an denen die marktrelevanten
Ströme wissenschaftlicher Fördergelder in der Regel vorbeifließen, finden sich also schon aus
rein ökonomischen Gründen
auf einem Sonderweg, der eigene
Strategien und Debatten erfordert.
.d
nem Print-Projekt den Markt zusätzlich auf. Gegenwärtig plant
die Europäische Kommission als
Gegenprojekt zu Google Print
den Aufbau einer Digitalen Bibliothek, um das kulturelle Erbe
Europas in einem mit 96 Millionen Euro ausgestatteten Digitapr. – Verleger, Bibliothekare und lisierungs- und ErschließungsInformationsdienstleister disku- projekt international zugängtierten am Rande der Franklich zu machen. Gegenwind soll
furter Buchmesse 2005 neue
Google Print außerdem von der
Konzepte für einen optimalen
bereits gestarteten Open ConZugriff auf elektronisch publitent Alliance (OCA) bekomzierte Forschung. Das Angebot
men, zu deren Mitgliedern unter
wird immer breiter, das Geflecht anderem auch Yahoo! gehört.
e
Frankfurt Scientific
Symposium:
Wissenschaftliche
E-Journals zwischen
Open und Total Access
w
neusten Witz, Newsletters, kleine Gegenstände mit dem Bibliotheksnamen oder -Logo). Ein
während des Seminars präsentiertes Lesezeichen von der Bibliothek des Deutschen Instituts
für Menschenrechte in Berlin
wurde als sehr gut gelungen bewertet.
Ein Tag der offenen Tür etwa
kann eine sehr gute Maßnahme
sein, Aufmerksamkeit zu bekommen. Siess empfahl, hierzu
möglichst den Chef einzuladen,
weil es für viele Mitarbeiter wichtig ist, gemeinsam mit dem Chef
gesehen zu werden. Wenn also
der Chef kommt, besteht eine
große Wahrscheinlichkeit, dass
dies auch andere Mitarbeiter in
die Bibliothek lockt.
Neben den bereits genannten
wurden im Seminar auch andere, den Beruf betreffende Strategien angesprochen. So sollte laut
Judith Siess jeder Bibliothekar
auf seine Weiterbildungen achten, unbedingt mit Kollegen in
Kontakt bleiben, einem Berufsverband angehören und an Fachtagungen teilnehmen. Im Übrigen empfahl die Referentin, Humor zu bewahren und sich und
seinen Beruf nicht allzu wichtig
zu nehmen. Ein vielleicht sehr
amerikanischer Hinweis betraf
Aufzeichnungen, die man über
seinen Job und seine Bibliothek
anfertigt: Im Fall einer möglicherweise überraschenden Entlassung sollte man sie immer zu
Hause haben, weil am Arbeitsplatz vielleicht keine Zeit mehr
bleibt, sie zusammenzusuchen.
Eine andere Empfehlung betraf
die Einstellung zur Arbeit: Man
sollte nie dem Arbeitgeber aus
Großzügigkeit heraus freie Zeit
gewähren (Überstunden ohne
Bezahlung oder Gegenleistung).
Judith wies auch darauf hin, dass
man im Berufsleben nicht vergessen sollte, dass wohl jeder mal
Hilfe erfahren hat. Solche Hilfe
an andere Kollegen oder Studenten weiterzugeben sei eine Verpflichtung.
Das Seminar hat den Teilnehmern nicht nur nützliche Anregungen, sondern auch die amerikanische Sichtweise auf viele
Bibliotheksthemen vermittelt.
Oliver Dienelt, Braunschweig
Die Integration von Open Access
in Geschäftsmodelle: Wer zahlt?
Das »author-pays model« wurde erwartungsgemäß stark diskutiert und dabei auch vielfach
kritisiert: Es bedeute im wissenschaftlichen Wettbewerb ungerechte Bedingungen für »arme«
Disziplinen und verschärfe die
ohnehin angespannte Situation
zwischen den finanziell stark
und den schwach ausgestatteten
Forschungsbereichen (Richard
Wellen, Business and Society
Program, York University, Toronto); es mache die Subventionierung einzelner Zeitschriften
nötig, könnte manche Autoren
vom Publizieren abhalten und
sei schließlich auch nur für den
STM-Markt geeignet (Hans-Robert Cram, Hauptgesellschafter
und Mitglied des Beirates von
Walter de Gruyter). Wie sich
das Publikations- und Leserverhalten auf die wissenschaftliche
Kommunikation auswirkt und
wie die Bibliotheken demnach
künftig ihre Beschaff ungspolitik ausrichten müssen, wird
in Deutschland unter anderem
mit Mitteln der DFG erforscht.
Berndt Dugall (Universitätsbibliothek Frankfurt) stellte zwei
dieser Projekte vor. Ziemlich
ernüchternd für Verfechter des
Open Access fielen die Ausführungen von Sally Morris, Chief
Executive der Association of
Learned and Professional Society Publishers, aus. Demnach
werden die Leistungsfähigkeit,
die Präsenz und die Qualität
25
BuB | Foyer
Tagung
Die Bedeutung der Agenturen:
Swets zum Beispiel
pr. – Wenn Archivare tagen,
geht es keineswegs um Karteireiter, Aktendeckel und
Bücherwürmer. Auf dem »75.
Deutschen Archivtag«, der Ende
September 2005 in Stuttgart
stattgefunden hat, war vielmehr
die Frage nach der Haltbarkeit
der Bits und Bytes in den Archiven eines der vieldiskutierten
Themen. Die Vorschläge, wie
digitale Objekte zu archivieren
seien, sind dabei so vielfältig wie
die verwendeten Speicherformate. Und genau hier liegt der
Kern einer Problematik, auf die
das »nestor«-Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung im
Rahmen der Tagung aufmerksam machen wollte.
Kompetenz vernetzen
»nestor« steht für »Network of
Expertise in Long-Term Storage
of Digital Resources«; das Ziel
dieses Netzwerks ist, die verschiedenen Kompetenzen, Interessen und Anforderungen in
e
und außerdem mit dem Risiko
behaftet, dass die Objekte zukünftig zwar visuell dargestellt,
aber nicht mehr bearbeitet werden können.« Denn das ist nur
möglich, wenn man die Dateien
– mitsamt ihrer ursprünglichen
Funktionalität – auch in die
dann gängigen Formate exportieren kann.
Als eine weitere Strategie wird
die Konversion der Daten diskutiert. Die digitalen Daten sollen
auf Mikrofilm ausbelichtet und
.d
–B
»Born Digital«
Über die Haltbarkeit
von Bits und Bytes
»nestor« auf dem 75.
Deutschen Archivtag
w
Die gravierendste Veränderung,
die Arie Jongejan, CEO von
Swets Information Services,
durch die neuen Verlags- und
Vermarktungsmodelle im Bereich der E-Journals ausmacht,
ist die verwirrende Komplexität
dieses Marktes. Damit gehört in
seinen Augen zu den wichtigsten
Aufgaben der Agenturen, zunächst Transparenz und damit
auch Effizienz für die Kunden
zu schaffen. Denn die Kunden,
also allen voran die Bibliotheken, verlangen vor allem eines:
Wahlmöglichkeiten zwischen
den verschiedenen Angebotsmodellen, um Herr ihres eigenen
Schicksals zu bleiben. Um aber
wählen zu können, brauchen
die Bibliotheken transparente
Strukturen und klare Kriterien
für ihren Entscheidungsprozess.
Genau hier sieht eine Agentur
wie Swets ihre prädestinierte
der digitalen Langzeitarchivierung zusammenzuführen und
eine Organisationsform zu finden, die den Erhalt des digitalen
kulturellen Erbes für zukünftige
Generationen sichert. Während
des Archivtags ist einmal mehr
deutlich geworden, dass die
Entwicklung von einem »Königsweg« für ein optimales Speicherformat noch weit entfernt
ist. Und das hat seinen Grund,
wie Christian Keitel vom Landesarchiv Baden-Württemberg
erläutert: »Digitale Unterlagen
in Behörden, Gerichten, Unternehmen oder ganz allgemein an
Stellen, die ihre Altunterlagen
Archiven anbieten oder auch anbieten müssen, liegen praktisch
in allen Ausgangsformaten vor,
die wir zur Zeit kennen. Und wir
wissen so gut wie nichts über die
Technologie der Zukunft, mit
der die Daten noch in Hunderten
von Jahren lesbar sein sollen.«
–u
Wissenschaft braucht höchste
Qualitätsstandards, die Autoren wie auch ihre Texte brauchen das Qualität verbürgende
Know-how und Renommee
eingeführter Fachverlage. Im
Falle von Zeitschriften ist nun
jedes einzelne E-Journal mehr
denn je darauf angewiesen, unter dem Dach seines Verlags zu
einer eigenen Marke zu werden.
Der Ruf nach Qualitätssicherung war dabei nicht nur aus den
Reihen der Verleger, sondern
auch vonseiten der Bibliotheken
zu vernehmen. Erschreckend
gering seien die Bemühungen
der Open Acces Bewegung um
Qualität und Professionalität,
was die Verbreitung von Ergebnissen der Spitzenforschung angehe – so Rafael Ball, Leiter der
Zentralbibliothek Forschungszentrum Jülich.
.B
Qualitätssicherung: Markenbildung ist wichtiger denn je
Rolle als Mittlerin. Jongejan betonte, das setze voraus zu realisieren, dass sich die Marktmacht
vom Content zum Kunden verschoben hat. Neben die bislang
überwiegend administrativen
treten nun zunehmend auch explorative Dienstleistungen: die
Agentur als Scout im Dschungel
der Angebote und Konditionen;
als Scout, der auch nach der Entscheidungsfindung des Kunden
präsent bleibt, bis sichergestellt
ist, dass der einzelne Content
tatsächlich den einzelnen Leser
erreicht. In der gegenwärtigen
Phase des Wandels und der Unsicherheit wächst den Agenturen
aber auch noch eine ganz andere
Rolle zu: die soziale Aufgabe der
Vertrauensbildung zwischen den
Geschäftspartnern.
Hanne Knickmann
w
von Open Access-Zeitschriften
weitaus überschätzt. Wesentlich
mehr müssten die Verleger dagegen die Aktivitäten selbstarchivierender Institutionen beunruhigen.
w
26
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen Daten, die schon
digital entstehen – »born digital«
– und die auf Papier oder einem
anderen »herkömmlichen« Medium auch gar nicht darstellbar
sind. Um solche Unterlagen
dauerhaft zu erhalten und zugänglich zu machen, setzen die
Archive auf die Migration der
Daten in einige wenige standardisierte Formate. »Das ist nur
eine Strategie von mehreren, und
es ist uns wichtig, diese Möglichkeiten nicht nur in der Theorie
zu erforschen, sondern vor allem
auch in der Praxis zu erproben«,
beschreibt Keitel die Aufgabe,
vor der die Archive heute stehen.
Eine Alternative zur Datenmigration ist die so genannte
»Emulationsstrategie«, ein bisher
noch eher theoretisches Modell,
das vor allem für Bibliotheken
interessant ist. Obwohl es – technologisch gesehen – vielversprechend ist, die »veraltete« Umgebung einer Datei in neuer Hardware nachzubilden, sieht Keitel
die Entwicklungsmöglichkeiten
für die Umsetzung in Archiven
kritisch: »Bei der Vielfalt der archivierten Dateiformate ist die
Emulation extrem aufwändig
Ein »Königsweg« für ein
optimales Speicherformat ist
noch nicht in Sicht.
im Falle der Benutzung erneut
eingescannt werden, sodass sie
später mit elektronischen Texterkennungssystemen
lesbar
gemacht werden können. »Wir
müssen uns dabei aber klar machen, dass bei zeichenbasierten
Dateien eine Erkennungsquote
von 99,8 Prozent beim Einlesen
von Daten absolut unzureichend
ist, wenn wir beispielsweise an
eine Datenerhebung denken,
bei der knapp zehn Millionen
Datensätze mit jeweils rund
hundert Zeichen erfasst werden,
von denen zwei Promille einfach
falsch wiedergegeben werden.«
Theoretische Sicherheit und praktisches Risiko
So gesehen bietet die »Migrationsstrategie« eine relative
Sicherheit für den Erhalt der
Inhalte aus den gespeicherten
Dateien. Aber schon angesichts
der Unmenge an Darstellungsmöglichkeiten auf graphischen
Oberflächen, die außerhalb des
Computers gar nicht zu visualisieren sind, muss die Entwicklung weitergehen, wie Keitel fordert. In einem amerikanischen
Großprojekt erforscht beispielsweise die »National Archives
and Records Administration«
(NARA) derzeit einen »Mittelweg« zwischen Migration und
Emulation. Der Grundgedanke
ist dort, dass man die ursprünglichen Eigenschaften eines
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Nachrichten
Berlin. Die Stadtbibliothek Mit-
te bietet Schülern in mehreren
ihrer Zweigbibliotheken kostenlos Hilfe bei den Hausaufgaben
an (www.kulturamt-mitte.de/
veranstaltungen/index.html),
die durch ehrenamtliche und
Berlin. Am 12. Dezember 2005 zusätzliche Mitarbeiter erteilt
ist in der Amerika-Gedenkbib- wird.
liothek eine »American Corner«
eröffnet worden, in der sich alle Berlin. Das Bundesministerium
relevanten Informationen zum für Bildung und Forschung hat
Thema Studium, Auslandsprak- mit Band 17 seiner Reihe Biltikum, Austauschprogramme dungsreform eine Expertise zur
und Au-Pair-Aufenthalt in den »Förderung von Lesekompetenz«
USA finden. Neben Buchspen- vorgelegt. Sie kann unter <www.
den und Informationsmateri- bmbf.de/publikationen/2713.
alien umfasst die Kooperation php> kostenlos heruntergeladen
»America@your library« (www. oder auch bestellt werden.
zlb.de/aktivitaeten/kooperationen/Americaatyourlibrary) auch Bielefeld. Die Stadt erwägt, das
eine vertiefte Zusammenarbeit Gebäude der Zentralbibliothek
zwischen der Amerikanischen in der Herforder Straße zu verBotschaft und den deutschen kaufen und die Bibliothek in eiPartnerbibliotheken bei der nem privat finanzierten »TechniOrganisation von Workshops, schen Rathaus« unterzubringen,
Lesungen, Vorträgen, Einfüh- dessen künftiger Standort noch
rungsveranstaltungen,
Chat- offen ist.
Angeboten und anderen Programmen zum Thema USA.
Bielefeld. Das neue »Lesemobil« der Stadtbibliothek, ein GeBerlin. Seit Dezember 2005 lei- schenk des Lions-Club, soll instet Barbara Schleihagen die Ge- besondere für die Arbeit an und
.B
Alcúdia. Die Kommune im
Norden Mallorcas hat Reinhard
Mohn die Ehrenbürgerwürde
verliehen – im Innenhof der
Bibliothek »Can Torró«, die die
e
scheidung für einen Neubau
der Stadtbücherei gefallen: am
innerstädtischen Ernst-ReuterPlatz, dem die Lokalpresse den
»zweifelhaften Charme eines
Hinterhofs« attestiert. Der Sprecher des Bürgerbegehrens für
eine neue Stadtbücherei zeigte
sich mit dem neuen Standort
»sehr zufrieden«.
schäftsstelle des DBV. Von 1996
bis 2000 hatte Schleihagen als
Direktorin von Eblida fungiert,
von 2000 bis 2003 war sie Generalsekretärin der IFLA 2003
Berlin Konferenz, anschließend
Koordinatorin des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken.
.d
Nachrichten
und französische Anfragen mit
der Pariser Bibliothèque publique d’information (BPI) und
dem Collegium Polonicum in
Slubice. Sie leitet die Anfragen
an die entsprechende Partnerbibliothek weiter und erhält
ihrerseits von diesen sämtliche
deutschsprachigen Anfragen zur
Beantwortung. Anfragen in den
anderen Sprachen werden von
den Mitarbeitern der Landesbibliothek direkt beantwortet. Pro
Monat gehen durchschnittlich
achtzig Online-Anfragen ein.
–B
kommenden Jahrhunderte nicht
vorweg nehmen, und unser
wichtigstes Ziel muss das Sammeln von Erfahrungen in allen
Bereichen der digitalen Langzeitarchivierung sein.« Nur auf
der Basis von Technologien, die
in der Praxis erprobt sind, könne
man Standards entwickeln, die
den langfristigen Erhalt archivierter Daten befördern – und
nicht die Entwicklung wichtiger
Alternativen blockieren.
An dieser Stelle soll nestor
(www.langzeitarchivierung.de)
als Kompetenznetzwerk seinen
Beitrag leisten, indem einerseits
eine breite Öffentlichkeit auf die
Fragestellungen aufmerksam gemacht und andererseits vorhandenen Kompetenzen ein Forum
gegeben wird.
–u
Objekts unabhängig von der
Originalsoftware beschreiben
kann. In welchen Formaten
solche Metadaten (»Daten über
Daten«) zu formulieren sind, ist
allerdings von vielen Faktoren
abhängig, und eine alleingültige
Lösung für alle Datentypen ist
kaum zu erwarten.
Für Keitel ein Grund mehr,
nicht »eingleisig« zu forschen,
sondern gerade das Potenzial der
verschiedenen Ansätze auszuschöpfen. Denn der Austausch
praktischer Erfahrungen aus
einzelnen Projekten, die sich
mit digitaler Langzeitarchivierung befassen, ist unverzichtbar,
wenn es um die Entwicklung
(buchstäblich) zukunftstauglicher Strategien geht: »Die Theorie kann die Entwicklung der
Die Staatsbibliothek
zu Berlin und die Bayerische
Staatsbibliothek haben eine zukünftig stärkere Kooperation
beider Staatsbibliotheken auf allen sich anbietenden Feldern des
bibliothekarischen Geschehens
vereinbart.
w
Berlin.
w
Berlin. Mit dem kostenlosen
Auskunftsdienst
»InfoPoint«
bietet die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) als weltweit
erste Bibliothek ihren Kunden
die Möglichkeit, über ein Online-Formular (www.zlb.de/fragen_sie_uns/ask_a_librarian)
in mehreren Sprachen Fragen zu
stellen. Zurzeit sind Anfragen
auf Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch oder Türkisch
möglich. Ziel ist es, diesen Service für alle Sprachen der EU
Augsburg. Nach jahrlangem anzubieten. Die LandesbiblioGezerre ist nunmehr die Ent- thek kooperiert für polnische
w
Bertelsmann Stiftung 1990 gegründet und mit einer Million
Euro angeschoben hatte (www.
cantorro.es · www.bertelsmannstiftung.de/cps/rde/xchg/SID0A000F0A-5DD2B95B/stiftung/hs.xsl/4405.html).
Die
Ministerpräsidentin der Balearen betonte in ihrer Würdigung:
»Diese Bibliothek war vor fünfzehn Jahren eine Revolution im
spanischen Bibliothekswesen.«
BuB | 58 (2006) 01
»HOEB4U« heißt die neue »Trendbibliothek für Jugendliche« der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, die am 9. Dezember vergangenen
Jahres in den Zeisehallen eröffnet worden ist.
27
BuB | Foyer
Nachrichten
sowie dem Hessischen Kultusministerium.
Düsseldorf. Die Stadtbüche-
reien haben zum 1. September
vergangenen Jahres die VideoAusleihe (zugunsten von DVDs)
eingestellt.
e
mit Kindergärten und Grund- in den Fächern Bibliotheks- die Organisation des Jugendschulen eingesetzt werden.
verwaltungslehre, Sachkatalogi- buchpreises »Buxtehuder Bulle«
sierung, Bibliotheksgeschichte, von dem Initiator des Preises,
Bonn. Maria Bollig, die langjäh- Geschichte des Bildungswesens,
rige Studienleiterin des staat- Pädagogik und Psychologie unlich anerkannten Bibliothekar- terrichtet. Ihr Amt als StudienLehrinstituts Bonn (der späteren leiterin übte sie seit dem Herbst
Fachhochschule für das öffent- 1959 bis zu ihrem Ruhestand
liche Bibliothekswesen Bonn), Ende 1984 aus.
ist am 14. November 2005 im
91. Lebensjahr verstorben. Als Buxtehude. Ulrike Mensching,
Dozentin hatte Bollig vor allem Leiterin der Stadtbibliothek, hat
dem Buchhändler Winfried Ziemann, übernommen. Ziemann
hatte die Auszeichnung 1971 ins
Leben gerufen, um mehr über
die Lesegewohnheiten von Jugendlichen zu erfahren. Die Jury
ist traditionell paritätisch mit je
elf Jugendlichen und Erwachsenen besetzt. Seit 1981 ist die
Stadt Buxtehude Trägerin des
mit einer Stahlplastik von Reinhard Güthling und 5 000 Euro
dotierten Jugendbuchpreises.
Im Oktober ist der Jugendbuchautor Rainer Maria Schröder für
seinen Roman »Die Lagune der
Galeeren« (BA 8/2004) mit dem
»Buxtehuder Bullen« 2005 ausgezeichnet worden.
Duisburg. Eine durch Wissen-
schaftler und Studenten der
Fachhochschule Köln durchgeführte, repräsentative Umfrage
hat unter anderem ergeben, dass
Schüler, Studenten und Azubis
rund ein Drittel aller Besucher
der Stadtbibliothek ausmachen;
fast vierzig Prozent der Kunden
sind Berufstätige.
.d
–B
–u
w
.B
Cuxhaven. Eine der beiden Fahr-
w
»›MelezArt‹, das ist ein neues deutsch-türkisches Kultur-Magazin für die
interkulturelle Kulturlandschaft Deutschlands. melez bedeutet auf Türkisch soviel wie vermischt, Mischling, und in der Tat möchte MelezArt die
vielfältigen kulturellen Vermischungen in Deutschland, das cross over
verschiedener Kulturformen und Stile darstellen. Dabei liegt der Schwerpunkt zwar auf deutsch-türkischer Kultur, doch sind hier die Grenzen offen, und auch der Kulturbegriff ist weit gefasst, denn alle Bereiche von
Hochkultur bis Alltagskultur kommen hier zu Wort. MelezArt wird somit
zu einem Forum für die dynamische, höchst kreative eingewanderte Kulturlandschaft Deutschlands« – schreibt Tayfun Demir von der Redaktion
des neuen Blattes aus dem Duisburger Graphica-Verlag, dessen erstes
Probeheft im November 2005 vorgelegt worden ist und das ab diesem
Jahr alle zwei Monate zum Preis von 3 Euro je Heft erscheinen soll. Herausgeber Demir ist seit langem als Bibliothekar bei der Stadtbibliothek
Duisburg tätig, siehe auch seinen gemeinsam mit Jan-Pieter Barbian publizierten Beitrag »Geschichte mit Zukunft / 30 Jahre Türkische Bibliothek in der Stadtbibliothek Duisburg«, in BuB Heft 2/2005, Seite 134–
137. (Info: [email protected])
w
28
bibliotheken des Landkreises
ist zum 31. Dezember als Folge
von Sparmaßnahmen stillgelegt
worden. Die beiden Bücherbusse zählten über 160 000 Entleihungen pro Jahr, 85 Prozent der
Nutzer sind Kinder und Jugendliche. Von den bisher 169 Haltepunkten können nunmehr nur
noch 107 angesteuert werden.
Darmstadt. Mit der Aktion
»Mein erstes Buch« erreicht die
Stadtbibliothek jetzt alle Eltern, die ihr Neugeborenes beim
Standesamt anmelden. Das
Standesamt legt dem Familienbuch einen Brief der Bibliothek
bei, der einen Glückwunsch an
die Eltern, eine Einladung in die
Bibliothek und einen Gutschein
für ein erstes Bilderbuch enthält,
das bei der Anmeldung als kleines Geschenk überreicht wird.
Finanziell unterstützt wird die
Aktion von der Geschäftsstelle
der Hessischen Leseförderung
Frankfurt in Zusammenarbeit
mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Neuer Rekord:
14 000 Kinder, Jugendliche und
Erwachsene strömten im November vergangenen Jahres zur
34. Internationalen Kinder- und
Jugendbuchausstellung (IKiBu). Hinzu kam ein überwältigendes, auch überregionales
Medienecho. Das einwöchige
Kinder- und Jugendbuchfestival
umfasste 170 Veranstaltungen
– Lesungen, Theaterauff ührungen, Ausstellungen, Hörspiele
und andere Medienprojekte sowie verschiedene Kreativwerkstätten.
Duisburg.
Eschede. Die Samtgemeinde
(6 500 Einwohner, Niedersachsen) hat ihre öffentliche Bücherei geschlossen, um sie zu einer
Schulbücherei umzuwandeln,
die von Lehrern in Zusammenarbeit mit Eltern geführt werden
soll – während die bisherige Büchereileiterin ihren Job verliert.
»Eschede – kulturell immer
einen Schritt voraus«, vermeldet <www.eschede.de/kultur/
html>.
Frankfurt am Main. Die deut-
sche Buchbranche startet ihr
Projekt für ein eigenes zentrales Netzwerk zur Volltextsuche
im Internet. Das hat die Abgeordnetenversammlung
im
Börsenverein des Deutschen
Buchhandels im vergangenen
November einstimmig beschlossen. Durch »Volltextsuche online« könnten die Nutzer dann
künftig von außen auf digitale
BuB | 58 (2006) 01
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Nachrichten
ten unter Indexern und Indexer-Fachverbänden im In- und
Ausland.
(Oder). Als erste
Hochschule in Brandenburg öffnet die Viadrina ihre Bibliothek
nunmehr auch sonntags (von 10
Frankfurt am Main. Die Zen- bis 18 Uhr).
tralbibliothek der Stadtbücherei
zieht Ende nächsten Jahres um: Hamburg / Berlin. Prof. Gabriele
von der Zeil in die nahe gelegene, Beger hat am 1. Dezember 2005
ehemalige Sparkassenzentrale in die Leitung der Staats- und Unider Hasengasse (bei der Klein- versitätsbibliothek
Hamburg
markthalle), wo der Mietpreis übernommen und damit die
mit einer Million Euro jährlich Nachfolge von Prof. Peter Rau
um die Hälfte niedriger ist als angetreten. Die neue Direktorin
zuvor. Das Raumangebot ist der SUB, die bisher die Berliner
jeweils vergleichbar, und »das Stadtbibliothek in der Stiftung
neue Gebäude ist sehr reizvoll Zentral- und Landesbibliothek
für uns«, zitiert die Lokalpresse Berlin leitete, ist unter anderem
Bibliotheksleiterin Sabine Ho- auch Präsidentin der DGI.
milius.
Hamburg. »Bei uns werden Sie
Frankfurt am Main. Das seit zwei viel mitnehmen«, lautet der TiJahren bestehende Deutsche tel einer Info-Broschüre der ÖfNetzwerk der Indexer (DNI) fentlichen Bücherhallen. Dem
hat auf der Buchmesse 2005 eine ist schwerlich zu widersprechen:
erste offene Informationsveran- Pro Öffnungstag soll es sich um
staltung über moderne Aspekte 2,84 Tonnen handeln – etwa das
professioneller Registererstel- Gewicht von zwei 3er-BMWs.
lung durchgeführt. Highlight
war die Anwesenheit von Vertre- Hannover. Georg Ruppelt, Chef
tern der Indexing-Verbände in der Gottfried Wilhelm Leibniz
Großbritannien und Holland. Bibliothek und Sprecher der
Zu den Zielen des DNI (www. BID, ist am 24. November 2005
d-indexer.org) zählt neben der mit dem Verdienstkreuz am
Förderung des Bewusstseins Bande des Verdienstordens der
für professionelles Indexing vor Bundesrepublik Deutschland
allem der Ausbau von Kontak- ausgezeichnet worden. In seiner
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Frankfurt
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Inhalte zugreifen, die Kontrolle
über die Texte würden die Verlage bei dieser Lösung aber behalten. Man erwartet, noch in
diesem Frühjahr mit mindestens hundert Verlagen starten zu
können.
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Laudatio betonte Niedersachsens Ministerpräsident Christian
Wulff Ruppelts Verdienste um
das deutsche Bibliothekswesen:
»Georg Ruppelt ist eine Institution. Er engagiert sich nicht
nur für einzelne Bibliotheken.
Vielmehr ist es für ihn selbstverständlich, sich ehrenamtlich
für das gesamte deutsche Bibliothekswesen einzusetzen. (…) Er
bekämpft auf vorbildliche Weise
die Gefahrenpotenziale, die sich
aus der Reizüberflutung durch
elektronische Medien, aus dem
Mangel an Zeit für ein gutes
Buch und aus der fehlenden Anleitung zum Lesen ergeben. (…)
Er setzt sich auch persönlich für
die Leseförderung bei Kindern
und Jugendlichen ein. Dabei arbeitet er eng mit der ›Akademie
für Leseförderung der Stiftung
Lesen an der Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek‹ zusammen,
für deren Gründung er sich intensiv eingesetzt hat.« Bleibende
Verdienste habe sich der Geehrte
durch die Bemühungen um die
Aufklärung des Verbleibs von
jüdischem und anderem, wäh-
Eine Bibliothek hat Gerald Schleiwies (Stadtmediathek Waldkraiburg)
bei seinem Spaziergang durch das 6 000-Seelen-Örtchen Castiglione
di Sicilia auf Sizilien zwar nicht entdeckt – immerhin jedoch eine »Via
Biblioteca«.
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rend der NS-Zeit konfiszierten
Bibliotheksgut in deutschen
Bibliotheken erworben.
Hannover. Ab Oktober vergan-
genen Jahres ist die seit 1954
bestehende Fahrbibliothek online ans EDV-System der Stadtbibliothek angeschlossen. Der
schnelle Datenaustausch erfolgt
über den Mobilfunkstandard
UMTS (Universal Mobile Telecommunications System). Der
Bus hält rund 4 500 Medieneinheiten bereit und verzeichnet
jährlich 70 000 Ausleihen; sechzig Prozent seiner Nutzer sind
Kinder.
Krefeld,
Mönchengladbach,
Neuss. Die drei Stadtbibliothe-
ken im »Bibliotheksnetzwerk
Niederrhein · BNN« haben, gemeinsam mit lokalen Sponsoren
sowie dem Oetinger Verlag, je
1 500 Erstklässlern ein Buchgeschenk gemacht: Pünktlich zum
Schuljahresbeginn 2005/06 erhielten insgesamt 4 500 Kinder
das Buch »Max und Anna finden
Schule schön« von Hanneliese
29
BuB | Foyer
Nachrichten
damit Nachfolger von Professor
Dr. Uwe Schlegel. Die Amtszeit
des designierten Rektors beträgt
sechs Jahre. Strothotte, Jahrgang 1959, hat seine Ausbildung
in Kanada, den USA, England
und Deutschland absolviert.
Er ist seit fünfzehn Jahren Professor für Informatik mit dem
Spezialfach
Computergrafik
und interaktive Systeme, seit
1993 an der Uni Magdeburg,
zuvor an der Freien Universität
Berlin. Außerdem war der gebürtige Kanadier Beauftragter
für Informationstechnologie des
Landes Sachsen-Anhalt. Uwe
Schlegel verabschiedet sich Mitte des Jahres in den Ruhestand.
Dann wird er die Altersgrenze
überschritten und die Entwicklung der Hochschule mehr als
ein Vierteljahrhundert begleitet,
gesteuert und geprägt haben.
Google unterstützt das Projekt »World Digital
Washington.
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Schulze – ergänzt durch einen (www.hbz-nrw.de/kunden/gast/ ung der evangelischen Büchereikostenlosen Jahresausweis ihrer Moenchengladbach)
en soll durch eine Kooperation
Bibliothek.
der Evangelischen-Lutherischen
München. Die Münchner Auto- Kirche in Bayern mit dem DeutLeipzig. Ulrich Johannes Schnei- rin Ellis Kaut, weltweit bekannt schen Verband Evangelischer
der (49) wird neuer Direktor durch ihre Figur des »Pumuckl«, Büchereien (DVEB) und dem
der Universitätsbibliothek. Der hat sich entschieden, ihre Stif- katholischen Sankt MichaelsNachfolger von Ekkehard Hen- tung zur Förderung des Lesens bund gewährleistet werden.
schke war bislang an der Herzog- und der Kinderliteratur bei der
August-Bibliothek in Wolfen- Stiftung Internationale Jugend- Rendsburg. Erik Wilkens ist am
büttel zuständig für Forschungs- bibliothek anzusiedeln, wo sie als 6. Oktober 2005 im Alter von
planung und Forschungsprojek- eigenständige Stiftung weiterge- 92 Jahren verstorben. Wilkens
te.
führt wird. Die Übergabe erfolg- hatte 1946 den Verein »Büchete am 17. November 2005 – dem reiwesen in Holstein« gegründet,
Ludwigshafen. Die BASF spen- 85. Geburtstag der Autorin und war bis 1969 dessen Geschäftsdet anlässlich ihres 140-jährigen Bildenden Künstlerin – im Rah- führer und gleichzeitig Direktor
Jubiläums über eine Million men einer kleinen Feierstunde in der Büchereizentrale RendsEuro für dreizehn Schulen in der Internationalen Jugendbib- burg. Er war beteiligt an der
der Rhein-Neckar-Region. Die liothek (www.ijb.de).
Gründung des »Vereins DeutGelder sollen gezielt in mehrescher Volksbibliothekare« – dem
re größere Projekte in Schulen München. Der K·G·Saur Verlag Vorläufer des BIB – sowie am
in Ludwigshafen, Speyer und (www.saur.de) hat erstmals die Aufbau des »Deutschen BücheWeinheim fließen; gefördert Dewey-Dezimalklassifikation
reiverbandes«. Anlässlich seines
werden damit unter anderem (DDC 22) auf Deutsch vorge- Ausscheidens aus dem Berufsleauch Schulbibliotheken.
legt: in vier Bänden mit insge- ben wurde er von Hans-Joachim
samt etwa 5 600 Seiten und zum Kuhlmann gewürdigt (BuB 22
Lübeck. Jörg Fligge (65), seit Preis von rund 368 Euro (ISBN [1970] 4, Seite 154–156), ein
1990 Direktor der Stadtbiblio- 3-598-11651-9). Ab diesem ausführliches Interview mit dem
thek, ist Ende November 2005 Jahr wird die DDC auch für die »bibliothekarischen Gründervain den Ruhestand verabschiedet Deutsche Nationalbibliografie ter« unter dem Titel »Die schwieworden.
angewendet.
rigen Jahre des Neubeginns« findet sich in BuB 41 (1989) 8 auf
Mönchengladbach. Die Stadt- Nürnberg. Mit dem Ende des den Seiten 643–649.
bibliothek spielt gemeinsam mit vergangenen Jahres hat der
der legendären Borussia! Deren Bayerische Verband Evangeli- Stuttgart. Dr. Thomas StrothotMaskottchen, das Fohlen »Jün- scher Büchereien (BVEB) seine te, derzeit Dekan der Fakultät
ter«, ist zugleich Teil eines Ver- Arbeit eingestellt – als Folge der Informatik an der Universität
anstaltungspakets zur Leseför- »Haushaltskonsolidierung« der Magdeburg, wird am 1. Sepderung, das die Bibliothek den Evangelisch-Lutherischen Lan- tember neuer Rektor der Hochlokalen Kindergärten anbietet. deskirche. Die weitere Betreu- schule der Medien (HdM) und
w
30
pr. – Unter dem Motto »Lesen kann man überall« fährt der neu gestaltete Bücherbus des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg seit dem vergangenen November mit neuen Angeboten zu seinen jungen und alten
Lesern. Sponsor der Fahrbibliothek ist eine Tochter der Stadtreinigungsbetriebe, die Berlin Recycling GmbH, die auch den weiteren Betrieb des
Busses sichert. Der Geschäftsführer des Entsorgungsunternehmens be-
gründet dessen Engagement: »Wir wollten in Zeiten von Pisa ein Zeichen
setzen: Das Angebot der Fahrbibliotheken sollte erhalten und ausgebaut
werden. Denn genauso wie die Bücherbusse sind auch unsere 100 Entsorgungsfahrzeuge in Berlin täglich unterwegs und erbringen mit Herz
ihre Dienstleistung.«
(Fotos: komm.passion)
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Diskussion
Zum Beitrag von Martin
Hollender, »Wer linke Literatur
entleiht, wird registriert / Heinz
Steinberg, die Amerika-Gedenkbibliothek und der Streit um die
Kennzeichnung extremistischer
Bücher«, in BuB Heft 10/2005,
Seite 716–721, sowie Heft 1112, Seite 782–788.
Unter dem provokativ gemeinTübingen. Die Rektoren der ten Titel »Wer linke Literatur
Winnenden. Im Zentrum der
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Kreisstadt Winnenden (27 000
Einwohner, Baden-Württemberg) entsteht mit dem »Markthaus« (www.markthaus-winnenden.de) ein Einkaufs- und
Wohnzentrum, in dem auch die
Stadtbücherei ihr neues Domizil
finden soll.
entleiht, wird registriert« bringt
der Autor mehrere Handlungsstränge zusammen, um sie am
Schluss einerseits als ein »organisiertes Komplott gegen die AGB
und Steinberg« zu dramatisieren
(Seite 788), um sie andererseits
herunterzuspielen (»wenn auch
… die Affäre um die ›Giftbücher‹
letztlich nicht mehr als ein Sturm
im Wasserglas war«, Seite 788).
Was also muss der interessierte Leser in dem langen Beitrag
von M. H. für sich entwirren?
Da wird zunächst die Unterscheidung von Freihandaufstellung und Magazinbestand in
der AGB geschildert sowie das
aufgewühlte publizistische Echo
in den 70er-Jahren dazu. Es folgt
dann die wechsel- und leidvolle
Biographie des AGB-Direktors
Heinz Steinberg sowie exponierte Stationen seiner Amtszeit von
1954 bis 1978. Darin eingestreut
»komplott«haft gesehene Impressionen der Personalratsarbeit unter seiner Ägide an der AGB, woraus schließlich die Dramaturgie
eines Kampfes zwischen Personalrat/Mitarbeiterversammlungen mit dem AGB-Direktor
am Beispiel der Auflösung der
damaligen
Jugendbibliothek
konstruiert wird. Diese Rekonstruktion des Autors wird gestützt
durch eine minutiöse Fußnotendokumentation, um damit dem
Leser die Geschehnisse auch
glaubhaft wirken zu lassen.
Geht diese Darstellung der
Dinge in den 70er-Jahren aber
nicht an den zeitunabhängigen
w
Universitäten Tübingen und
Hohenheim sowie der Hochschulen Nürtingen-Geislingen,
Reutlingen, Rottenburg und
Albstadt-Sigmaringen haben
Ende November vergangenen
Jahres ein Rahmenkooperationsabkommen unterzeichnet.
Ziel der Kooperation ist es, die
Serviceleistungen für die rund
44 000 Studenten zu verbessern,
die Qualität in Forschung und
Lehre zu sichern und kontinuierlich zu steigern sowie eine noch
effizientere Aufgabenerledigung
an den beteiligten Hochschulen
zu erreichen. Ein neuer, gemeinsamer Studentenausweis ermöglicht beispielsweise die Nutzung
aller Bibliotheken und Mensen.
BuB | 58 (2006) 01
des Autors verrät das deutlich:
Es ist die Rede von »Provokateuren der Affäre« (788), vom »gestiegenen Aggressionspotenzial«
(788), von »Destabilisierung«
(788) sowie vom »organisierten
Komplott« (788). An diese Diagnose fügt der Autor M. H. noch
eine Warnung an: »Damals wie
heute befindet sich eine Kultureinrichtung im ständigen Wettstreit, wenn nicht sogar im Konkurrenzkampf um die Etatanteile im Haushalt der jeweiligen
Kulturbehörde. Eine ›schlechte
Presse‹, hervorgerufen durch in
der Tat dem Prestige der Institution abträgliche Medienberichte, wird – auch wenn wie im
Falle der AGB die Vorwürfe auf
einer Kampagne beruhten und
substanziell haltlos waren – für
Verstimmung bei der vorgesetzten Dienststelle sorgen und die
eigene Position im Konzert der
Zuwendungsempfänger schwächen« (788). Der Leser könnte es
so verstehen: Es ließ sich damals
dem Personalrat zwar kein »organisiertes Komplott« gegen den
Direktor Steinberg nachweisen,
aber der gestörte Betriebsfrieden
kann zu Etateinbußen führen.
e
Wozu der publizistische
Aufwand?
Realitäten im Bibliotheksbetrieb vorbei? Gehört häufig die
polarisierende Wirkung direktorialer Funktionen nicht zu den
Kennzeichen eines solchen Amtes, auch wenn im Falle Steinbergs durch eine persönliche
Leidensgeschichte möglicherweise besonders hervortretend?
Und erfüllt ein Personalrat nicht
seine gesetzliche, im Personalvertretungsgesetz
verankerte
Pflicht, wenn er Maßnahmen
der Direktion hinterfragt und
sowohl zum betrieblichen Interessenausgleich wie auch zur
Auseinandersetzung mit Argumenten der Mitarbeiter beiträgt.
Und ersetzte das im Beitrag dargestellte Feld einer sensationslüsternen Presse der 70er-Jahre
oft nicht auch das Handeln, so
dass wir uns heute darüber kaum
noch erregen können oder uns
der Mühe des Quellennachweises unterziehen müssten?
Überhaupt: Weshalb wird jetzt,
nach fast dreißig Jahren, die um
genaueste Rekonstruktion bemühte Darstellung der getrennt
aufgestellten Bestände in der
AGB zu Papier gebracht? Ist das
Thema aktuell? Bedürfen die Ereignisse aus der Ära Steinberg im
gegenwärtigen Geschehen einer
genauen Darstellung, oder auf
welche Weise haben sie in der
Rückschau seither den Gang der
AGB-Geschichte beeinflusst,
behindert, gefördert? Darüber
erfährt der Leser nichts, höchstens, dass die 1978 gefallene
direktoriale Entscheidung in
Sachen Jugendbibliothek von
Steinberg umgesetzt und von
seinen Nachfolgern nicht revidiert wurde. Wozu also der publizistische Aufwand in den wissenschaftlichen Kleidern eines
riesigen Fußnotenapparats?
Und da Ziel und Zweck des
Beitrags von M. H. dem Leser
nicht deutlich werden, darf er
nach der Lektüre nun seinerseits
Vermutungen anstellen: Offenbar besteht in interessierten
Kreisen des Bibliothekswesens
der Bedarf, Auseinandersetzungen zwischen Direktion und
Mitarbeitern/Personalrat zu dämonisieren, z. B. in die Nähe des
Bildes vom Verfolger und Gejagten zu bringen. Die Wortwahl
.d
Diskussion
–B
Library« (WDL) der Library of
Congress. Der Suchmaschinenanbieter trägt drei Millionen
US-Dollar bei, teilt die Kongressbibliothek mit. Der Betrag
soll am Beginn einer »public
and private partnership« auch
mit anderen Privatunternehmen
stehen. Grundstock der WDL
ist die geschichtliche digitale
Sammlung American Memory.
Google ist bereits seit einiger
Zeit einer der technischen Partner der Kongressbibliothek. Die
beiden Unternehmen haben ein
Projekt abgeschlossen, bei dem
es um die Digitalisierung von
5 000 Büchern ging. (heise.de)
Wer sich einmal durch das Gestrüpp der Zahlen und Prognosen [eines im Auftrag von
Bund und Land von zwei privaten Beratungsunternehmen
gemeinsam mit einem Architekturbüro angefertigten
Gutachtens] geschlagen hat,
kommt zu einer erstaunlichen
Erkenntnis. Die weithin favorisierte Nutzung des Schloßareals durch die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz,
die Humboldt-Universität und
die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, die Inbesitznahme
des einstigen Ortes des Souveräns durch die Kultur also,
ist die einzige Lösung, die sich
rechnet. Gesellschaftlich, aber
eben auch ökonomisch.
Heinrich Wefing in seinem Beitrag »Preis der Sehnsucht / Was
die neuesten Pläne für den Berliner Schloßplatz vorsehen«, in der
F.A.Z. vom 20. August 2005
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BuB | Foyer
Diskussion
w
Ich traute meinen Augen nicht,
als ich im letzten Monat meiner
Berufstätigkeit in der Zentralund Landesbibliothek Berlin
– Haus Amerika-Gedenkbibliothek – im Oktoberheft von BuB
blätterte und auf Martin Hollenders Artikel über die Ausleihpraxis von »linker« Literatur im Jahr
1977 (!) stieß.
Einige ältere BuB-Leser erinnern sich vielleicht noch an den
etwas aufgeregten Artikel Heinz
Steinbergs, »Im Dienste der Leser«1, anlässlich seiner Pensionierung im Jahr 1978. Wer nun
erwartet hatte, dass Hollender
sich in diesem Fortsetzungsartikel Gedanken um glückliches
beziehungsweise unglückliches
Bibliotheksmanagement
am
Beispiel AGB machen würde,
1 Steinberg, Heinz: Im Dienste der
Leser / Erfahrungen, Hoff nungen, Befürchtungen. In BuB 30
(1978) 4, Seite 237–247.
2 Vgl. Anmerkung 67. In BuB 57
(2005) 11/12, Seite 787.
»Wer Bücher stiehlt oder ausgeliehene Bücher zurückbehält, in dessen Hand soll
sich das Buch in eine reißende Schlange verwandeln. Der
Schlagfluß soll ihn treffen
und all seine Glieder lähmen.
Laut schreiend soll er um Gnade winseln, und seine Qualen
sollen nicht gelindert werden,
bis er in Verwesung übergeht.
Bücherwürmer sollen in seinen
Eingeweiden nagen wie der
Totenwurm, der niemals stirbt.
Und wenn er die letzte Strafe
antritt, soll ihn das Höllenfeuer verzehren auf immer.«
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.d
e
anderes als das, wofür er gewählt
worden war. Das Eintreten für
die Bürgerrechte war damals für
die FDP von Hildegard HammBrücher und Burkhard Hirsch
schließlich politisches Programm. Der zuständige Senator
für Schulwesen, Walter Rasch,
der derselben Partei angehörte,
ordnete daraufhin die Entfernung der politischen Markierungen auf den Buchkartentaschen
an, und zwar zur großen Zufriedenheit des Publikums der AGB
und der Berliner Öffentlichkeit.
So funktioniert nun einmal parlamentarische Demokratie. Und
sollte nicht gerade eine Bibliothek, die gegen die Unterdrückung der Gedankenfreiheit im
anderen Teil der Stadt gegründet
worden war, hier Großzügigkeit
und Offenheit walten lassen, so
wie es das Zitat am Eingang fordert?: »…und selbst den Irrtum
zu dulden, solange Vernunft ihn
frei und unbehindert bekämpfen
kann« (Th. Jefferson an William
Roscoe). Letztlich ging es bei der
ganzen Affäre um das Vertrauen
der Leser in ihre Bibliothek. Die
politische Kennzeichnung »BP«
musste in ihren Augen ein Misstrauen der Bibliothek dem Publikum gegenüber ausdrücken.
Heinz Steinberg hat das nicht
verstanden.
Ich selbst wurde von ihm damals auch als Bibliotheksanarchistin betitelt, weil ich den SFBReporter Jörg Friedrich durch die
Bibliothek geführt und ihm bei
dieser Gelegenheit das Sondermagazin gezeigt hatte, dessen
Bestand selbstverständlich im
Publikumskatalog nachgewiesen war. Für diese Führung hatte
der SFB-Reporter die Genehmigung des zuständigen Verwaltungsleiters eingeholt. Wie
üblich standen die Bibliothekare
in der Auskunft, wo ich damals
gearbeitet habe, für solche spontanen Anlässe zur Verfügung.
Aus dieser Führung ist die SFBSendung »Bedenkliches aus der
Gedenkbibliothek« vom 4. Juni
1977 hervorgegangen, an der der
amtierende Direktorstellvertreter der AGB, der Verwaltungsleiter, die zuständige Fachreferentin für Geschichte, Politik
und Sozialwissenschaften und
–u
Zum Beitrag von Martin
Hollender, »Wer linke Literatur
entleiht, wird registriert / Heinz
Steinberg, die Amerika-Gedenkbibliothek und der Streit um die
Kennzeichnung extremistischer
Bücher«, in BuB Heft 10/2005,
Seite 716–721, sowie Heft 1112, Seite 782–788.
.B
Verschwörung von Bibliotheksanarchistinnen,
FDP-Abgeordneten
und dem amtierenden
Berliner Schulsenator
vielleicht um Lösungen für die
heutige Zeit vorzuschlagen, der
musste sehr enttäuscht sein.
Denn Martin Hollender bietet
lediglich eine Paraphrase der von
Heinz Steinberg vorgetragenen,
völlig aus der Luft gegriffenen
Vorwürfe gegenüber einigen seiner Mitarbeiterinnen, die er als
»Bibliotheksanarchistinnen« tituliert, und gegenüber dem Personalrat der AGB, immerhin die
gewählte Vertretung der Belegschaft. Trotz der Fülle von Fußnoten kann Martin Hollender
jedoch keinen Beleg für seinen
»Komplott«-Vorwurf vorweisen.
Anlass für die schrille Debatte von 1978 war die in der AGB
bis zu diesem Zeitpunkt praktizierte Markierung und Magazinierung von Literatur mit
dem Zeichen »BP« (Bibliotheca
Politica). In der Masse betraf
das DDR-Literatur aller Fächer,
auch gut gemachte Sportbücher,
die allerdings die üblichen Ergebenheitsadressen als Vorworte
enthielten, oder naturwissenschaftliche oder ethnologische
Literatur mit demselben Manko. Auch 74 Anmerkungen von
Martin Hollender können dabei
nicht das Faktum aus der Welt
schaffen, dass diese Bücher offen
als politisch bedenklich markiert und mit der Signatur und
dem Namen des Ausleihers zusammen über den Zeitpunkt der
Rückgabe hinaus gespeichert
wurden. Heute würde das selbstverständlich kein Datenschützer
akzeptieren. Damals, kurz nach
der Verabschiedung eines neuen
Datenschutzgesetzes, war dies
selbstverständlich von allgemeinem politischem Interesse.
Auch wenn Martin Hollender es nicht glauben mag: Peter
Liebenow hatte es zutreffend beschrieben, denn er kannte ja den
wahren Sachverhalt.2 Während
sich nämlich in der Bibliothek
eigentlich schon alle längst an
das inkriminierte Verfahren
gewöhnt hatten und man sich
nichts weiter dabei dachte, nahm
ein neuer Mitarbeiter aus derselben Behörde, aus der auch Heinz
Steinberg gekommen war, daran
Anstoß. Als FDP-Mitglied informierte er seinen Abgeordneten. Dieser tat wiederum nichts
w
Daher hüte sich jede Personalvertretung, direktoriale Funktionen durch Widerworte zu hinterfragen! Keine sehr tröstliche
Nachricht für Mitarbeiter und
Personalräte, ein Freibrief aber
für die Direktionsebene, sich
den Einwänden der Mitarbeiter
mit dem Argument des Betriebsfriedens zu entziehen.
Gisela Hartwieg, Braunschweig
w
32
Inschrift in der Bibliothek des
Klosters San Pedro in Barcelona,
zitiert nach dem Beitrag von Lisa
Zeitz, »Nur die Rasierklinge war
Zeuge / Er zerstörte Bücher für
Hunderttausende Dollar: Die üblen Geschäfte des E. Forbes Smiley
III«, in der F.A.Z. vom 15. Oktober
2005
der Personalrat beteiligt waren.
Martin Hollender zitiert dieses
Feature leider nicht.
Während Heinz Steinberg
mich und andere KollegInnen
in seiner in BuB publizierten
Abschiedsrede regelrecht verleumdet, hatte die vorgesetzte
Behörde, der Senator für Schulwesen, nach einer Prüfung der
Angelegenheit keinen Anlass zu
einer wie auch immer gearteten
disziplinarischen Maßnahme
gesehen und alle Initiativen von
Heinz Steinberg in dieser Sache
zurückgewiesen. Dass sich Steinberg selbst danach noch in dieser
Weise geäußert hat, illustriert
sein Verhältnis zum Dienstrecht
und zu seinen Mitarbeitern.
Erschreckt hat mich, dass heute ein 40-jähriger Bibliotheksreferent ohne Prüfung die Sicht
des in dieser Sache gescheiterten
Bibliotheksdirektors eins zu eins
übernimmt. Martin Hollender
hat eine bibliographische Kleinarbeit vorgelegt, ohne sich, wie
das von professionellen Journalisten eigentlich erwartet werden
kann, bei Zeitzeugen ein Bild
zu machen und die Betroffenen
zu hören. Es wäre für ihn ein
Leichtes gewesen, mit den inkriBuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Zum Beitrag von Martin
Hollender, »Wer linke Literatur
entleiht, wird registriert / Heinz
Steinberg, die Amerika-Gedenkbibliothek und der Streit um die
Kennzeichnung extremistischer
Bücher«, Teil II, in BuB Heft 1112/2005, Seite 782–788.
w
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.B
Lieber Leser,
ich bitte Sie um ein wenig Geduld, sich anzuhören, was mir zu
dem Porträt einfällt, das Martin
Hollender entworfen hat: Heinz
Steinberg, eine »Führungspersönlichkeit mit hohem Polarisierungsfaktor«, wie er schreibt
(Seite 782 und ähnlich 788).
Nun haben Personalisierungen durchaus etwas für sich,
wenn etwa eine »Leitfigur« repräsentativ für die scharfen
Gegensätze während der aufgeregten Berliner Kulturepoche
der 70er-Jahre herausgehoben
wird; wie zweifellos ein Charakter wie Steinberg geeignet ist,
die schriftstellerische Phantasie
anzuregen, und sich auch ein
Biograph durchaus ein wenig
in seine Hauptfigur verlieben
darf, zumal wenn dieselbe durch
Skandalgerüchte um ihr Wirken
geheimnisvoll umwittert ist.
»Die Affäre riecht nach organisiertem Komplott« (so die Überschrift1 des gesamten Teils II).
1 Bei der von der Redaktion gewählIm Mittelpunkt von Hollenten Überschrift handelt es sich um
ein sinngemäßes Textzitat. (Red.)
ders Betrachtungen steht also
BuB | 58 (2006) 01
.d
–B
Zweifellos ein Charakter,
um schriftstellerische
Phantasie anzuregen
nicht das Institut »AGB« oder
sein kulturelles Umfeld, schon
gar nicht der »Leser«, sondern
ein Direktor mit relativ kurzer Regierungszeit (April 1973
bis Februar 1978), Nichtbibliothekar und als Außenseiter
von vornherein ungeliebt und
von missgünstigen Beobachtern
zunächst intern und später von
extrem gehässigen Presseorganen verleumdet, welche illoyalen
Mitarbeitern leichtfertig Glauben schenken. Also, »interessierte Kreise« (Seite 786) waren am
Werk, die plötzlich einen neuen
»Skandal«, die haltlose »Diskriminierung linkslastiger Buchbestände der AGB und die scheinbare Bespitzelung ihrer Benutzer
durch den Geheimdienst« (Seite
786) auslösten, um das Ansehen
eines Direktors zu schmälern, der
die Auflösung einer Abteilung,
der Jugendbibliothek, angeordnet hatte. Um diese Entscheidung rückgängig zu machen,
soll ein »Komplott« geschmiedet
worden sein – freilich, so fügt
M. H. vorsichtig hinzu, sei dies
»anzunehmen« (Seite 787) –, um
die Auflösung der Abteilung zu
hintertreiben.
Der Leser erwartet nun einen schlüssigen Beweis für
dieses Ränkespiel. Aber M.
H. ergeht sich in gewundenen
Wendungen wie »Es spricht einiges dafür« (Seite 786), oder
»Der Verdacht drängt sich auf«
(ebenda), die Kampagne muss
»möglicherweise mit der Auflösung der Jugendabteilung der
AGB gesehen werden« (ebenda),
um »mög1icherweise eine Rücknahme seiner Beschlüsse zu befördern« (ebenda). Der Schlussabsatz des II. Teils (Seite 788)
macht vollends deutlich, dass
der Verfasser eine unbewiesene
Hypothese vorgetragen hat: »Die
Vermutung eines organisierten
Komplotts gegen die AGB und
gegen Steinberg [liegt] mehr als
nahe.«
Ich meine, um eine solche Anklage zu begründen, bedarf es
schon mehr als »Vermutungen«,
mögen sie auch noch so reich
–u
minierten Kolleginnen und dem
Rundfunkreporter Jörg Friedrich Kontakt aufzunehmen.
Die Namen kannte er ja aus den
AGB-Akten, die er offensichtlich einsehen durfte. Einige Kolleginnen sind noch in der ZLB
beschäftigt, und alle sind im
Berliner Telefonbuch zu finden.
Der Kontakt zu dem Historiker
und Journalisten Jörg Friedrich
(Autor des Buches »Der Brand«)
kann leicht über dessen Verlag
hergestellt werden.
Ursula Müller-Schüßler
e
Diskussion
33
BuB | Foyer
Termine
.B
w
Fortbildung
Januar
e
in Buchform diesen Themen
widmen, hätte ich zwei Wünsche, die darauf hinauslaufen,
das unorthodoxe Handeln des
Direktors Steinberg wie seiner
Königsmörder plausibel erscheinen zu lassen: Die Darstellung
des Streits mit den »Duodezfürsten«
(Bezirksamtsleitern,
Seite 784–785) und des Experiments, die Mitarbeiter durch so
genannte Projektgruppen (nicht
ein Planungsteam, Seite 784) in
der Richtung auf eine indirekte
»Mitbestimmung« hin zu integrieren und damit zur Konfliktbereinigung beizutragen.
Es mag Heinz Steinbergs Ziel
während seiner Verwaltungstätigkeit ab 1953 als Referatsleiter
für Literatur und Bibliotheken
gewesen sein, die »dezentrale
Büchereilandschaft Westberlins
organisatorisch zu reformieren«
(Seite 784); doch als er seinen
Sessel am Halleschen Tor eingenommen hatte, war jedem »Bezirksgouverneur in einem großen
Reich« klar, dass der neue Führer
im Gegenteil alles auf eine Stärkung der Zentralgewalt, sprich:
die AGB als Zentralbibliothek,
setzte. Belege hierfür dürften sich
in den »Akten der Amerika-Gedenkbibliothek« – welche? (Seite
786, Fußnote 54) – finden.
Und zum Misslingen der Projektgruppen: Managementprobleme durch erfahrene Mitarbeiter vorab lösen zu lassen, musste
als progressives Vorgehen der
Betriebsleitung angesehen werden. Dass solche »Integrationsbemühungen« (Seite 785) aber
letztlich nur das Spiel von Regierung und Opposition im Betrieb
zugunsten der ersteren mitentscheiden sollten, musste alsbald
zu Motivationsverlust bei den
Mitarbeitern führen (Chronik
Seite 9). Zudem fehlten betriebswirtschaftliche Erkenntnisse,
dass ein Engagement der Mitarbeiter nicht ohne Mitarbeiterförderung und -entwicklung (unter
anderem durch Ausbildungsangebote) zu erreichen ist.
Eymar Fertig, Bremen
Wie der Bücherwurm sein Zuhause bekam… / Theorie und
Praxis zum Einrichten einer
Kindergartenbücherei und zur
Organisation der Buchausleihe
16. Januar – DietzhölztalEwersbach · BuB 10/2005
.d
–B
–u
hat. Sollten die Benutzer so klug
gewesen sein, klüger als alle internen und externen Polemiker,
die von lebendigem Diskurs wie
von solider Bibliotheksarbeit
begleiteten
Dienstleistungen
eines Bildungsinstituts wie der
AGB höher zu schätzen als alle
Verdächtigungen und Verleumdungen?
Die Geschichte der Bibliothek
verzeichnet jedenfalls gerade für
das kritische Jahrzehnt bis 1989
einen großartigen Aufschwung.
So wurde schon 1985 ein weiterer Ausleihrekord erzielt (Chronik Seite 14), und die politisch
schwer durchsetzbaren Anbaupläne wurden in vollem Konsens
vorangetrieben: Alles Leistungserfolge eines ideenreichen und
dynamischen Kollegiums und
nicht, wie sich Hollender auszudrücken beliebt, eines »Regelverhaltens« (Seite 787).
Zuzustimmen ist dem Autor
allerdings, wenn er das Aufbegehren gegen autoritären Führungsstil oder einen fachlichen
Dissens in Bezug auf die Literaturversorgung jugendlicher
Leser auf dem Hintergrund jener weit verbreiteten Hysterie
darstellt, die in den 70er-Jahren
alle Verwaltungsmaßnahmen in
den Augen der Jugend verdächtig erscheinen ließen, welche sich
durch die Schatten der Vergangenheit wie durch allgegenwärtige Bedrohung durch den vom
Terrorismus überreizten Staat
in ihren bürgerlichen Freiheitsrechten beeinträchtigt fühlte.
Dass die Grundstimmung jener
Tage aus heutiger Sicht schwer
zu verstehen ist, wird durch die
Theorie einer »Verschwörung«
unter Kollegen, die M. H. aufstellt, deutlich bewiesen.
Diese kritischen Bemerkungen zu der Bewertung der Vorgänge durch den Autor Martin
Hollender beabsichtigen keineswegs, sein Verdienst zu schmälern, die »Ära Steinberg« zu
einem exemplarischen Fall der
Unternehmensführung in jener
unruhevollen Vorwendezeit zu
machen, der noch heute – gerade
aufgrund der Erkenntnis beiderseitiger Fehler – lehrreich ist.
Sollte M. H., wie aus Berlin verlautet, sich erneut und
w
durch Pressezitate, PR-Verlautbarungen und Beschimpfungen
gestützt sein. Der Wahrheitsgehalt von Hollenders Ausführungen müsste sich daran messen
lassen, ob ein Zusammenhang
zwischen den »Kampagnen« gegen angebliche Zensurmaßnahmen der Leitung einerseits und
den Revisionsbemühungen einiger betroffener Mitarbeiter um
den Erhalt ihrer Arbeitsstellen
vorliegt oder nicht. Das leistet
Hollenders Beitrag aber nicht. Er
vermengt vielmehr zwei Vorgänge, die sich zwar zeitgleich abgespielt, die aber nicht einheitlich
zielorientiert gesteuert waren
und nicht einmal bestimmten
Personen zur Last gelegt werden
können, da »die Provokateure
der Affäre […] heute nicht mehr
auszumachen« sind (Seite 788).
Ich erinnere mich: Die Meinungen über Sinn und Funktion
der Jugendbibliothek waren im
Kollegium durchaus geteilt. Der
Stellvertreter des Direktors, Peter Liebenow, aber stand voll hinter der Steinbergschen Schließungsabsicht, die während seines Direktorats (1978–1988)
erst durchgeführt wurde (1983),
wie M. H. zutreffend sagt (vgl.
Chronik Seite 12).
Noch unglaubwürdiger erscheint Hollenders Verschwörungsthese, insofern sie eine
unglaubliche Naivität in der Beurteilung von Persönlichkeitsverhalten im Kollegium voraussetzt. Wer Steinberg auch nur
von Ferne kannte, wusste, dass
er niemals einen »Beschluss«
rückgängig machen und damit
Freund und Feind einen Fehler
eingestehen würde. Für so töricht darf man die Strategen der
»Linken« in der AGB nun auch
nicht halten! »Destabilisierungsversuche« (Seite 788) wären von
vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen, da dem vitalen
Interesse der Belegschaft zuwiderlaufend. Die historische Gerechtigkeit verlangt festzustellen, dass ein »Vertrauens- und
Imageverlust« (Seite 788) weder
beim Publikum noch beim Unterhaltsträger je eingetreten und
nach meiner Überzeugung von
niemandem angedacht worden
ist, der dem Kollegium angehört
w
34
Zertifikatsprogramm BibliotheksManagement / Wahlmodul: Leistungsmessung und
Controlling
16. bis 17. Januar –
Berlin · BuB 10/2005
Kinder entdecken die Welt
der Schrift und Zeichen –
frühkindliche Leseförderung in
der Bibliothek
18. Januar – Mainz ·
BuB 11-12/2005
Tiere in Märchen, Fabeln, Gedichten und phantastischen
Geschichten und Gestaltungsmöglichkeiten in der pädagogischen Arbeit
30. Januar – Wetzlar ·
BuB 10/2005
Februar
Academic Library and Information Services: New Paradigms for the Digital Age /
8. Internationale Bielefeld
Konferenz
7. bis 9. Februar – Bielefeld ·
BuB 11-12/2005
Veranstaltungen, die vom
BIB angeboten werden, finden sich in der Rubrik »Aus
dem Berufsverband«. Eine
Sammlung von Links zu bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltungen bietet die
Website <www.bib-info.de/
komm/knt_neu/fundgrub/
bib_fobi.htm>.
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Termine
Leihschein ade! – www-Fernleihe des GBV für Einsteiger
22. Februar – Lüneburg,
Büchereizentrale
Veranstalter: Büchereizentrale
Referenten: Regina Willwerth
und Matthias Lange, GBV Verbundzentrale Göttingen
Anmeldung bis 27. Januar:
Büchereizentrale, Lüner Weg
20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax
95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet
<www.bz-lueneburg.de>
w
w
w
.B
allegro-OEB-WIN –
die neue Statistik
15. Februar – Lüneburg,
Büchereizentrale
Veranstalter: Büchereizentrale
Referenten: Barbara Schulz
und Jan Hartmann, Büchereizentrale
Anmeldung bis 27. Januar:
Büchereizentrale, Lüner Weg
20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax
95 01-24, E-Mail <info@bz-lu- Der Sachbuchmarkt für Kinder
eneburg.de>, Internet <www. und Jugendliche
27. Februar – Einbeck, Stadtbz-lueneburg.de>
bibliothek
Veranstalter: Beratungsstelle
Veränderungsmanagement
Hildesheim
als Führungsaufgabe (in der
Reihe »Forum Management + Referentin: Ute Hentschel,
M.A. Sprachphilosophie,
Führung«)
Buchhändlerin, Autorin für
20. Februar – Frankfurt am
»Bulletin Jugend & Literatur«
Main · BuB 11-12/2005
Anmeldung bis 8. Februar:
Beratungsstelle für ÖffentliZertifikatsprogramm BibliotheksManagement / Wahlmo- che Bibliotheken Südniedersachsen, Richthofenstraße
dul: Finanzmanagement
29, 31137 Hildesheim; Tele20. bis 21. Februar – Berlin ·
fon 0 51 21/708-313, TeleBuB 11-12/2005
fax 708-412, E-Mail <bsthildesheim@bz-lueneburg.
de>, Internet <www.bzlueneburg.de>
BuB | 58 (2006) 01
e
–u
Englisch lernen mit
Bilderbüchern
8. Februar – Wetzlar ·
BuB 11-12/2005
Recherche unter der Bibliothekssoftware PICA
(für die Auszubildenden des
1. Ausbildungsjahres)
21. bis 22. Februar – Jena,
Universität
Veranstalter: Thüringer PICAKommission
Referentinnen: Heist (HAAB
Weimar), Mänz (ThULB Jena)
Anmeldung bis 20. Januar:
Universitätsbibliothek Ilmenau, Sekretariat, Postfach
10 05 65, 98684 Ilmenau; Telefon 0 36 77/69 47 01, Telefax
69 47 00, E-Mail <[email protected]>
.d
Leihschein ade! – www-Fernleihe des GBV für Einsteiger
8. Februar – Oldenburg,
Universitätsbibliothek BIS
Veranstalter: Beratungsstelle Aurich
Referentin: Regina Willwerth
und Matthias Lange, GBV Verbundzentrale Göttingen
Anmeldung bis 27. Januar:
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems,
Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41,
Telefax 17 99 80, E-Mail <bst.
[email protected]>,
Internet <www.bz-lueneburg.
de>
Zertifikatsprogramm Recherchieren Online / Wahlmodul:
Recherchen in wissenschaftlichen Bibliotheken und Spezialbibliotheken
20. bis 21. Februar – Berlin ·
BuB 11-12/2005
–B
Lobbying für Bibliotheken
oder »Wie verkaufe ich meine
Bibliothek?« (Workshop)
8. Februar – Mainz ·
BuB 11-12/2005
35
BuB | Foyer
Excel für die
bibliothekarische Praxis
13. März – Delmenhorst,
Volkshochschule
Veranstalter: Beratungsstelle Aurich
Referentin: Meike Bock, EDVTraining & Office Management, Hemmingen
Anmeldung bis 22. Februar:
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems,
Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41,
Telefax 17 99 80, E-Mail <bst.
[email protected]>,
Internet <www.bz-lueneburg.
de>
März
April 2006
14 Jorge Luis Borges starb vor
20 Jahren
01 Rolf Hochhuth wird 75
13 Samuel Beckett wurde vor
100 Jahren geboren
15 Ella Fitzgerald starb vor
10 Jahren
13 Emil Nolde starb vor
50 Jahren
.B
w
w
22 Billy Wilder wurde vor
100 Jahren geboren
14 Simone de Beauvoir starb
vor 20 Jahren
22 Anne Morrow Lindbergh
wurde vor 100 Jahren geboren
15 Jean Genet starb vor
20 Jahren
23 Wolfgang Koeppen wurde
vor 100 Jahren geboren
30 Luise Rinser wurde vor
95 Jahren geboren
23 Zarah Leander starb vor
25 Jahren
30 Peter Huchel starb vor
25 Jahren
28 Mel Brooks wird 80
–u
Das 1x1 der Leseförderung
1. März – Jever, Stadtbücherei
Veranstalter: Beratungsstelle Aurich
Referentin: Claudia ElsnerOverberg, Stadtbibliothek
Solingen
Anmeldung bis 6. Februar:
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems,
Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41,
Telefax 17 99 80, E-Mail <bst.
[email protected]>,
Internet <www.bz-lueneburg. Zertifikatsprogramm BibliotheksManagement / Pflichtde>
modul: Führungskompetenz
(II)
Der Sachbuchmarkt für
13. bis 14. März – Berlin ·
Kinder und Jugendliche
6. März – Lüneburg, Bücherei- BuB 11-12/2005
zentrale
Veranstalter: Büchereizentrale Bestandsaufbau in öffentlichen und wissenschaftlichen
Referentin: Ute Hentschel,
Bibliotheken in Zeiten knapM.A. Sprachphilosophie,
per Kassen
Buchhändlerin, Autorin für
15. März – Erfurt, Landesfach»Bulletin Jugend & Literatur«
stelle
Anmeldung bis 8. Februar:
Veranstalter: DBV, LandesverBüchereizentrale, Lüner Weg
band Thüringen
20, 21337 Lüneburg; TeleReferenten: Prof. Umlauf
fon 0 41 31/95 01-0, Telefax
95 01-24, E-Mail <info@bz-lu- (Humboldt-Universität zu
eneburg.de>, Internet <www. Berlin), Trott (UB Ilmenau),
Kasper (Ernst-Abbe-Büchebz-lueneburg.de>
rei Jena)
Unkostenbeitrag: 20 Euro
Doppelte Buchführung –
Anmeldung bis 15. Februeine Einführung für Biblioar: Universitätsbibliothek Iltheksleiter/innen
menau, Sekretariat, Postfach
6. März – Mainz ·
10 05 65, 98684 Ilmenau; TeBuB 11-12/2005
Kalendertipps
.d
Wirksame Presse- und Medienarbeit für Kulturveranstalter
9. bis 10. März – Reutlingen
Veranstalter: Peter Reifsteck
Seminargebühr: 260 Euro
Information: www.reifsteck-literaturbuero.de/pages/seminare_eigenseminar.html
Anmeldung: Beratungsbüro für Literatur- und
Kulturveranstaltungen,
Peter Reifsteck, Grafeneck 10,
72770 Reutlingen;
Telefon 0 71 21/57 77 50,
Telefax 57 77 53, Mobil 01 71/2 01 35 66, E-Mail
<[email protected]>
–B
Das 1x1 der Leseförderung
1: 27. Februar – Bersenbrück,
Medienforum
2: 28. Februar – Kirchhatten,
Gemeindebücherei
Veranstalter: Beratungsstelle Aurich
Referentin: Claudia ElsnerOverberg, Stadtbibliothek
Solingen
Anmeldung bis 6. Februar:
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems,
Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41,
Telefax 17 99 80, E-Mail <bst.
[email protected]>,
Internet <www.bz-lueneburg.
de>
e
Kalendertipps
w
36
Juli 2006
Mai 2006
01 Pierre Teilhard de Chardin
wurde vor 125 Jahren
geboren
07 Gottfried Benn starb vor
50 Jahren
11 Herbert Wehner wurde vor
100 Jahren geboren
06 Sigmund Freud wurde vor
150 Jahren geboren
15 Rembrandt wurde vor
400 Jahren geboren
08 Roberto Rossellini wurde
vor 100 Jahren geboren
26 George Bernard Shaw wurde vor 150 Jahren geboren
11 Eric Burdon wird 65
11 Bob Marley starb vor
25 Jahren
29 Robert Schumann starb vor
150 Jahren
12 Klaus Doldinger wird 70
12 HAP Grieshaber starb vor
25 Jahren
31 Ignatius von Loyola starb
vor 450 Jahren
August 2006
17 Dennis Hopper wird 70
18 William Saroyan starb vor
25 Jahren
05 John Huston wurde vor
100 Jahren geboren
20 Christoph Columbus starb
vor 500 Jahren
11 Jackson Pollock starb vor
50 Jahren
23 Henrik Ibsen starb vor 100
Jahren
14 Bert Brecht starb vor
50 Jahren
24 Bob Dylan wird 65
25 Max von der Grün wurde
vor 80 Jahren geboren
18 Marcel Carné wurde vor
100 Jahren geboren
Juni 2006
31 Henry Moore starb vor
20 Jahren
03 Josephine Baker wurde vor
100 Jahren geboren
06 Pierre Corneille wurde vor
400 Jahren geboren
14 Hermann Kant wird 80
25 Alfred Charles Kinsey starb
vor 50 Jahren
September 2006
08 Wilhelm Raabe wurde vor
175 Jahren geboren
BuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Termine
Basiskurs Bibliotheksarbeit
22. bis 24. März – Lüneburg,
Büchereizentrale
Veranstalter: Büchereizentrale
Referenten: Mitarbeiter der
Büchereizentrale und der Beratungsstelle Südniedersachsen
Anmeldung bis 1. März: Büchereizentrale, Lüner Weg
20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax
95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet <www.
bz-lueneburg.de>
allegro-OEB-WIN für
Umsteiger
29. März – Lüneburg, Büchereizentrale
Veranstalter: Büchereizentrale
Referentin: Tanja Heitsch,
Büchereizentrale
Anmeldung bis 8. März: Büchereizentrale, Lüner Weg
20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax
95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet <www.
bz-lueneburg.de>
–u
»Netzwerk Bibliothek« /
95. Deutscher Bibliothekartag
21. bis 24. März – Dresden
Was tun bei knappen Kassen?
– Erfolgreiche Ideen und
Projekte für Bibliotheken
27. März – Mainz ·
BuB 11-12/2005
April
12 Stanislaw Lem wird 85
12 Eugenio Montale starb vor
25 Jahren
01 Günter de Bruyn wird 80
02 Luchino Visconti wurde vor
100 Jahren geboren
29 Helmut Qualtinger starb
vor 20 Jahren
14 Georg Wilhelm Friedrich
Hegel starb vor 175 Jahren
Oktober 2006
15 Wolf Biermann wird 70
18 Klaus Mann wurde vor
100 Jahren geboren
13 Paul Simon wird 65
14 Hannah Arendt wurde vor
100 Jahren geboren
18 Chuck Berry wird 80
19 John le Carré wird 75
21 Arthur Schnitzler starb vor
75 Jahren
28 Stefan Zweig wurde vor
125 Jahren geboren
28 Tomi Ungerer wird 75
Dezember 2006
03 Franz Josef Degenhardt
wird 75
05 Otto Preminger wurde vor
100 Jahren geboren
09 Erhard Eppler wird 80
w
22 Paul Cézanne starb vor
100 Jahren
w
09 Wolfgang Staudte wurde
vor 100 Jahren geboren
27 Lotte Lenya starb vor
25 Jahren
w
05 Václav Havel wird 70
09 Léopold Sédar Senghor
wurde vor 100 Jahren
geboren
25 Pablo Picasso wurde vor
125 Jahren geboren
19 Marcello Mastroianni starb
vor 10 Jahren
28 Horst Antes wird 70
25 Robert Walser starb vor
50 Jahren
November 2006
30 Sir Carol Reed wurde vor
100 Jahren geboren
01 Ilse Aichinger wird 85
31 Max Pechstein wurde vor
125 Jahren geboren
BuB | 58 (2006) 01
Entwicklungen in der aktuellen Kinderliteratur und im
kindlichen Leseverhalten
5. April – Erfurt, UB
Veranstalter: DBV, Landesverband Thüringen
Referentin: Prof. Richter, Universität Erfurt
Unkostenbeitrag: 20 Euro
Anmeldung bis 6. März: Universitätsbibliothek Ilmenau,
Sekretariat, Postfach 10 05 65,
98684 Ilmenau; Telefon
0 36 77/69 47 01, Telefax
69 47 00, E-Mail <direktion.
[email protected]>
.B
25 Dimitrij Schostakowitsch
06 Mike Nichols wird 75
wurde vor 100 Jahren gebo- 13 Gerhard Marcks starb vor
ren
25 Jahren
[email protected]>,
Internet <www.bz-lueneburg.
de>
Zertifikatsprogramm Recherchieren Online / UpdateWorkshop
18. April – Berlin
Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum
Programm: www.fu-berlin.de/
weiterbildung
Dozent/innen: Jochen Prestel,
Frauke Untiedt
Kosten: 90 Euro
Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum; Telefon 030/83 85 14 58, E-Mail
<[email protected]>
e
Excel für die
bibliothekarische Praxis
15. März – Hildesheim, Volkshochschule
Veranstalter: Beratungsstelle
Hildesheim
Referentin: Meike Bock, EDVTraining & Office Management, Hemmingen
Anmeldung bis 22. Februar:
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Richthofenstraße
29, 31137 Hildesheim; Telefon 0 51 21/708-313, Telefax 708-412, E-Mail <bsthildesheim@bz-lueneburg.
de>, Internet <www.bz-lueneburg.de>
Zertifikatsprogramm Recherchieren Online / Wahlmodul:
Fachrecherche Geisteswissenschaften – Fachrecherche Naturwissenschaften/Medizin/
Pharmazie – Fachrecherche
Rechtswissenschaft – Fachrecherche Wirtschaftswissenschaften – EU-Datenbanken
27. bis 28. März – Berlin ·
BuB 11-12/2005
.d
Information: http://bibtag.
slub-dresden.de/cgi-bin/bibtag.pl
–B
lefon 0 36 77/69 47 01, Telefax 69 47 00, E-Mail <[email protected]>
Bilderbuchkino lebendig
gestalten
5. April – Ganderkesee,
Gemeindebücherei
Veranstalter: Beratungsstelle Aurich
Referentin: Renate Schiffers,
Schauspielerin und Sprecherzieherin, Hamburg
Anmeldung bis 13. März: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems,
Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41,
Telefax 17 99 80, E-Mail <bst.
»Soziale Software« als
Arbeitsinstrument in Bibliotheken
24. April – Lüneburg, Büchereizentrale
Veranstalter: Büchereizentrale
Referent: Jochen Dudeck,
Stadtbücherei Nordenham
Anmeldung bis 3. April: Büchereizentrale, Lüner Weg
20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax
95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet <www.
bz-lueneburg.de>
Mitglieder des BIB
werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift
und der Beitragsgruppe, nicht
dem Verlag von BuB, sondern
der Geschäftsstelle des BIB
mitzuteilen.
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefax 0 71 21/30 04 33
E-Mail [email protected]
37
BuB | Foyer
Markt
w
.B
–u
Die Veranstaltung stand unter
dem Motto »Erfolgreiches Bibliotheksmanagement in schwierigen Zeiten«. Mehr als 120
Teilnehmer verfolgten die interessanten Vorträge namhafter
Persönlichkeiten aus dem Bibliothekswesen:
Prof. Konrad Umlauf (Humboldt-Universität Berlin) berichtete zum Thema Bestands- und
Erwerbungsmanagement: »Von
der Kennziffer zum bestandspolitischen Ziel«. Der Vortrag
»Bibliotheksmodell
Helsinki
– Veränderung ist ein Zustand«
von Maija Berndtson (Stadtbibliothek Helsinki) schilderte in
beeindruckender Weise die fortschrittliche Arbeitsweise und
die innovativen Angebote der
Stadtbibliothek Helsinki. In seinem Praxisbericht aus der Stadtbibliothek Köln erläuterte Horst
Neißer (Stadtbibliothek Köln)
TamBambura – Das Theater mit Musik. Matthias Störr und
Pina Bucci, Toggenburgstraße 6,
72160 Horb am Neckar; Telefon
und -fax 0 74 51/6 11 66, E-Mail
<[email protected]>, Internet
<www.tambambura.de>
e
pr. – »Es war eine sehr gelungene Veranstaltung mit hochkarätigen Vorträgen in freundlicher
Atmosphäre«, so das Feedback
der Teilnehmer des 1. Deutschen Bibliotheksleitertages am
18. Oktober 2005 in Frankfurt.
Der Deutsche Bibliotheksleitertag ist eine Fortbildungsveranstaltung, die von BOND initiiert
und erstmals durchgeführt
wurde.
Das Feedback zur Veranstaltung war außerordentlich positiv. Viele Teilnehmer bedankten
sich mit Äußerungen wie: »So
eine Initiative hat schon lange gefehlt!«, »Vorträge und Referenten
waren alle hochkarätig – klasse!«,
»Es war eine abwechslungsreiche
Veranstaltung in freundlicher
Atmosphäre mit guter Moderation«, »Guter Zeitpunkt: Verbindung mit Frankfurter Buchmesse«, »Kompliment für den
Bibliotheksleitertag! Damit hat
BOND ein Zeichen gesetzt, einen Pflock eingeschlagen«.
Das positive Feedback überzeugte BOND, auch im nächsten Jahr wieder diese Veranstaltung durchzuführen. Der Zweite Deutsche Bibliotheksleitertag
wird am 4. Oktober dieses Jahres
stattfinden. – Ausführliche Informationen zur Veranstaltung und
alle Vorträge zum Download unter <www.bibliotheksleitertag.
de>, bei BOND unter Telefon
0 63 24/96 12-36 oder E-Mail
<sophie.hoffmann@bond-on
line.de>.
www.bond-online.de
.d
»Hochkarätig – klasse!«
Erster Deutscher Bibliotheksleitertag
w
pr. – »Pira fliegt durchs Wunderbuch« ist ein Theaterstück
für Bibliotheken, das die Freude an Büchern weckt. Das Kindertheater TamBambura fliegt
mit seinem fantastischen Popup-Wunderbuch-Abenteuer
durch die Bibliotheken und
spielt für Kinder und andere Menschen ab fünf Jahren
mit Figuren, Bildern, Maske
und Musik. Das überdimensionale Pop-up-Wunderbuch
ist mit seinen präzisen, überraschenden und teilweise dreidimensionalen Funktionen ein
Meisterwerk einer lebendigen
Kulisse. Die Geschichte wurde bereits bei Buch-Ausstellungen und -Messen sowie in
zahlreichen Bibliotheken in
ganz Deutschland mit großem
Erfolg aufgeführt. Die VeranstalterInnen schrieben unter
anderem: »Alle Zuschauer waren restlos begeistert.« »…einen tollen Beitrag zur Leseförderung geleistet.« »Das Echo
danach war wirklich überwältigend.« »Großes Lob für diese Meisterleistung.« »Ein faszinierendes Stück, für Kinder
und Erwachsene gleichermaßen spannend.« – Informationen zum »Wunderbuch« und
zu weiteren in Bibliotheken
spielbaren Darbietungen, etwa
einem speziell für das Mozartjahr 2006 konzipierten Theaterstück, finden sich auf der
Website des Theaters, das auf
Wunsch auch gerne ausführliche Informationen zuschickt.
die Frage »Alternative Finanzierung von Öffentlichen Bibliotheken?«. Klaus-Peter Böttger
(Stadtbücherei Mülheim) referierte zum Thema »Neue Chancen durch freieres Handeln /
Möglichkeiten und Risiken
durch Veränderungen von Betriebs- und Rechtsformen«. »Bibliotheksbranding« war Inhalt
des Vortrages von Regine WolfHauschild (Stadtbücherei Heidelberg), in dem sie ausführliche
Antworten auf die Frage gab:
»Was macht die Stadtbücherei
Heidelberg zur Marke?«. Jürgen
Seefeldt (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz) berichtete
über die »Außendarstellung und
Programmarbeit von Bibliotheken«. In seinem Erfahrungsbericht »Das Unmögliche schaffen: Vom Schlusslicht zur Vorzeigebibliothek« stellte Michael
König (Geschäftsführer BOND)
seinen erfolgreichen Kampf um
die Einrichtung einer Bibliothek
in Böhl-Iggelheim dar.
Die spannenden Fach- und
Erfahrungsberichte waren gespickt mit frischen Ideen, außergewöhnlichen Denkanstößen und wertvollen Tipps für
die eigene Bibliotheksarbeit. In
Diskussionsrunden hatten die
Teilnehmer die Möglichkeit,
ihre Meinungen und Anliegen
einzubringen.
Selbstverständlich
wurde
die Veranstaltung auch rege
zum Erfahrungsaustausch mit
Kolleginnen und Kollegen aus
anderen Bibliotheken genutzt.
Susanne Riedel, die Vorsitzende
des BIB, führte als Moderatorin
gekonnt und charmant durch
das Programm.
–B
Markt
w
38
Munzinger Online für
Bibliotheken
pr. – Mit »Munzinger Online
für Bibliotheken« bietet die
Munzinger Archiv GmbH eine
spezielle Recherche-Lösung für
Bibliotheken und deren Nutzer:
Über die eigene Bibliotheks-Homepage kann ein Zugriff auf die
Online-Informationsdienste von
Munzinger eingerichtet werden.
Seit Jahren bietet Munzinger seine Informationsdienste
»Personen«, »Länder«, »Pop«,
»Sport«, »Chronik«, »Gedenktage« und »Film« nicht nur auf
Papier, sondern auch digital als
Online-Version, auf CD-Rom
und als Intranet-Lösung an.
Inzwischen hat Munzinger sein
digitales Angebot erweitert und
eine spezielle Zugangsmöglichkeit für Bibliotheken und deren
eingetragene Nutzer geschafBuB | 58 (2006) 01
Foyer | BuB
Markt
ekz: Kommissionierung am laufenden Band.
sprachige Bücher und andere
marktgängige Medien liefert die
ekz in drei bis sieben Tagen nach
Bestelleingang aus. Das Besondere: Sie sind bibliotheksgerecht
ausleihfertig bearbeitet – mit
Bibliothekseinband, Katalogdaten, Signaturenbeschriftung,
EDV-Verbuchungsetikett, Diebstahlsicherungsstreifen oder
RFID-Etikett (Radio-FrequenzIdentifikation).
w
w
w
ell weiter. Bücher werden mit
elektronischer Hilfe durch den
Prozess gesteuert. Ein 2-D-Barcode-Ettikett, das gleich zu Anfang auf die Bücher geklebt wird,
speichert alle relevanten Daten.
Die Verpackungskontrolle erfolgt durch Wiegen und elektronisches Scannen der Pakete.
Positive Nebeneffekte der neuen
Organisation: Taschenbücher
können mit oder ohne seitliche
Fadenheftung, die die Haltbarkeit der Bücher erhöht, bestellt
werden. Alle Bücher werden
auf Wunsch mit RFID-Etiketten versehen, deren Einsatz die
Arbeitsvorgänge der Bibliothek
erleichtert und beschleunigt. So
kommen die Medien schneller in
die Bibliothek und können dort
von den Bibliotheksbenutzern
noch schneller ausgeliehen werden.
»Ich wünsche und verspreche
mir: Heute bestellt, in drei Tagen
im Regal, und die Leserinnen
und Leser sind begeistert«, sagt
Florian Nantscheff, der Leiter der
Stadtbibliothek Lörrach, zu den
neuen Abläufen in der ekz. Erwin
Miedtke, stellvertretender Direktor der Stadtbibliothek Bremen,
hält viel von der Warenflussoptimierung: »Schneller und kostenbewusster macht zukunftsfähig! Mehr Wahlmöglichkeiten
beim Produkt selbst – RFID,
Fadenheftung – steigert unsere
Zufriedenheit. Und von ›Lager‹
zu ›just in time‹ ist ein Quantensprung!« Und von Klaus Peter
Hommes, dem Erwerbungsleiter
.B
»Innerbetrieblich kommen die
neuen Prozesse einer organisatorischen Revolution gleich«,
betont
ekz-Geschäftsführer
Jörg Meyer. Produziert wird jetzt
»just in time«: Das bedeutet, weg
von der Lagerfertigung, stärkere Auftragsorientierung und
mehr Individualisierung – zum
Vorteil der Kunden. »Darüber
hinaus gibt die Warenflussoptimierung aber auch Impulse für
ekz:
den Medienfluss in den Bibliotheken selbst, lässt dort Prozesse
Medien mit noch mehr
schneller werden und ist so der
Mehrwert
erste Schritt zur Bibliothek der
Zukunft, zur ›smarten Bibliopr. – Medienlieferungen bethek‹.«
schleunigen, Fehler reduzieren,
Erreicht wurde die beschleuzentrale Dienstleistungen vernigte Bearbeitung von der ekz
bessern, Mehrwerte für Biblioim Wesentlichen durch die Kontheken schaffen und damit Kun- zentration auf wenige Lieferandenzufriedenheit sowie Erträge ten, Verkürzen der Prozesswege
erhöhen – das waren die Ziele,
und den Einsatz zusätzlicher
als die ekz.bibliotheksservice
Technik. Medien werden elekGmbH Anfang des Jahres 2005 tronisch bestellt; elektronisch
mit ihrem Projekt »Warenfluss- erfolgen Liefermitteilung und
optimierung Medien« an den
Bearbeitung von LieferantenStart ging. Jetzt sind die neuen
rechnungen. Die Bestellungen
Abläufe Realität: Deutschverarbeitet die ekz tagesaktu-
BuB | 58 (2006) 01
–B
.d
e
der Stadtbüchereien Düsseldorf,
ist zu hören: »Die Stadtbüchereien Düsseldorf haben viele
interne Arbeitsabläufe auf die
Angebote der ekz abgestimmt,
zum Beispiel die ausleihfertige
Bearbeitung für die Stadtteilbüchereien. Wir erwarten von der
Warenflussoptimierung der ekz
ein noch aktuelleres Medienangebot und sind uns sicher, dass
viele Leserinnen und Leser noch
öfter erfreut sagen können: ›Ach,
das Buch haben Sie schon!‹«
www.ekz.de
–u
fen: Auf der eigenen Homepage
können Bibliotheken einen Link
einrichten und damit einen Internet-Zugang zu »Munzinger
Online« schaffen. So erhalten
Bibliotheksnutzer vom privaten
Rechner aus die Möglichkeit,
in den von der Bibliothek abonnierten Informationsdiensten in
»Munzinger Online« zu recherchieren – rund um die Uhr, unabhängig von Öffnungszeiten.
Vom Bücherei-PC aus ist neben
dem Zugang zu den Munzinger
Informationsdiensten außerdem
ein Zugriff auf die Brockhaus
Enzyklopädie und den zehnbändigen Duden möglich.
Für öffentliche Büchereien ist »Munzinger Online für
Bibliotheken« eine unkomplizierte und komfortable Lösung
auf dem Weg hin zur digitalen
Bibliothek. Eine anonymisierte
Registrierung, die nur eingetragenen Bibliotheksnutzern einen
Zugriff erlaubt, gewährleistet
zudem hohe Sicherheit und
verstärkt die Kundenbindung.
Ernst Munzinger, Geschäftsführer des Munzinger Archivs,
betont: »Mit Munzinger Online
für Bibliotheken können öffentliche Bibliotheken ihr Profil stärken, ihren digitalen Service verbessern und damit Leserinnen
und Leser besser an sich binden.«
– Weitere Informationen bei
Dagmar Praster, Munzinger Archiv, Telefon 07 51/7 69 31-12.
www.munzinger.de
MetaPress:
Erweiterte Webseite
pr. – MetaPress® bietet ab sofort erweiterte Optionen für
die Verlagsinhalte unter <www.
metapress.com>. Die erweiterte
Webseite ermöglicht nicht nur
den Zugriff auf Inhalte und Login-Seiten für Nutzer, sondern
bietet jetzt auch detaillierte Informationen zu den Ressourcen
und Funktionalitäten des gesamten MetaPress-Systems.
Die überarbeitete Webseite
erlaubt Endnutzern die Suche in
den kompletten von MetaPress
gehosteten Verlagsinhalten, das
heißt in derzeit 2 989 Titeln von
über sechzig Verlagen. Sofern
von den Verlagen gestattet, ist
ein Artikelkauf per Pay-per-view
für Titel verfügbar, für die die
Nutzer kein Zugangsrecht besitzen. Darüber hinaus können
Nutzer Nutzerprofile erstellen
und ihre Kundenkonten individuell einrichten. Die erweiterte Version bietet Verlagen eine
komplette Beschreibung der
verfügbaren Managementtools
und informiert über die neuesten Entwicklungen in MetaPress
Services. Eine weitere Neuerung
ist MetaPress Admin. Bibliothekare können im MetaPress
Admin
Nutzungsaktivitäten
einsehen, Counter-fähige Nutzungsstatistiken anfordern und
Verknüpfungsfunktionen zwischen MetaPress und anderen
Services, die elektronische Inhalte oder ähnliche Serviceleistungen anbieten, einrichten.
www.metapress.com
39
40
BuB
| Lesesaal
IFLA-Weltkongress 2005
Bernd Schleh
e
Zurück auf der
internationalen
Bühne
w
–B
Die mehr als 3 000 Kongressteilnehmer wurden in der norwegischen Hauptstadt mit offenen
Armen empfangen: zwei Skulpturen aus dem bekannten Vigeland-Park.
(Fotos: Bernd Schleh)
D
.B
–u
as eigentliche Tagungsprogramm
war schon zu Ende, die Mehrzahl
der gut 3 000 Teilnehmer –davon war ein Drittel zum ersten Mal bei
einem IFLA-Weltkongress – längst abgereist, als für die deutschen Bibliothekare
noch ein kleiner Höhepunkt folgte: Bei
der Abschlussfeier im Festsaal des noblen
Radisson-Plaza-Hotels in Oslo wurden
die besten praktischen Bibliotheksprojekte prämiert, die jedes Jahr in der parallel stattfindenden Posterausstellung
vorgestellt werden. 79 Initiativen aus
allen Teilen der Welt standen zur Wahl,
zwei deutsche Bibliothekarinnen lagen
schließlich ganz vorne. Monika Machnik
von der Zentral- und Landesbibliothek
Berlin landete mit ihren Seminaren zur
Vermittlung von Medienkompetenz für
Senioren auf dem zweiten Rang. Den
begehrten ersten Platz sicherte sich Ute
Hachmann aus Brilon mit der fantasievollen »Leselatte« für Kinder (siehe dazu
auch den Beitrag in BuB Heft 10 auf Seite
671), einer Aktion, die in Deutschland
bereits von vielen Bibliotheken übernommen wurde und mit der Prämierung
beim IFLA-Kongress nun auch international in Schwung kommen dürfte.
Die Erfolge bei der Präsentation praktischer Bibliotheksarbeit lehren zweierlei.
Erstens: Man sollte einen IFLA-Weltkongress nicht vor dem offiziellen Ende
verlassen. Zweitens, und weit wichtiger:
Deutsche Bibliothekare müssen sich international nicht verstecken. Das sagte
im Übrigen auch die künftige IFLA-Präsidentin Claudia Lux im Gespräch mit
w
Deutschland ist wieder da. Beim vergangenen IFLA-Weltkongress in Oslo haben
sich die heimischen Bibliothekare auf
der internationalen Bühne eindrücklich
zurückgemeldet. Die Generaldirektorin
der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
(ZLB), Claudia Lux, trat ihr Amt als IFLAVizepräsidentin und künftige Präsidentin
der Weltorganisation an. Die beiden
ersten Preise für besonders gelungene
praktische Bibliotheksprojekte gingen
an Kolleginnen aus Berlin und Brilon.
Die Zahl der deutschen Bibliothekare,
die in den wichtigen Ausschüssen der
IFLA-Sektionen mitarbeiten, stieg auf
vierzig – das sind so viele wie nie zuvor.
Und noch ein Indiz für das wachsende
Interesse an grenzüberschreitendem
Engagement hierzulande: Die einzige
Studentengruppe, die beim Kongress in
Oslo ein Referat im Rahmen des offiziellen Programms präsentierte, reiste aus
der Bundeshauptstadt an.
.d
Deutsche Bibliothekare mischen
beim IFLA-Weltkongress in
Oslo kräftig mit / Ein Blick auf
die Bibliothek der Zukunft
w
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BuB: »Wir können aus dem Ausland viel
lernen, aber es gibt auch in Deutschland
eine ganze Menge nachahmenswerter
Best-Practice-Projekte. Diese sollten wir
besser bekannt machen.« Lux hält deutsche Bibliothekare hier für viel zu bescheiden, sie forderte im Interview, das in
BuB Heft 11-12/05 nachzulesen ist: »Wir
müssen auf die Pauke hauen und zeigen,
was wir können.«
Für die ersten Paukenschläge sorgte
Lux in Oslo gleich selbst. Bei zahlreichen
Gelegenheiten erklärte die Berliner Bibliothekarin den aus 133 Ländern angereisten Kollegen, was sie in ihrer Amtszeit als IFLA-Vizepräsidentin (2005 bis
2007) und anschließend als IFLA-Präsidentin (2007 bis 2009) so alles vorhat.
Ihr Kernthema fasste sie kurz zusammen:
»Wir müssen dafür sorgen, dass in den
Plänen von Regierungen und anderen
öffentlichen Institutionen Bibliotheken Berücksichtigung finden, und zwar
nicht nur auf den Gebieten Kultur und
Bildung, sondern genauso bei der Städteplanung, bei sozialen Projekten und in
anderen Bereichen, in denen Bibliotheken eine Rolle spielen können.« Ihr Ziel
sei, so Lux weiter, in der Öffentlichkeit
deutlich zu machen, dass Bibliotheken
gesellschaftlich übergreifend seien. Sie
forderte jeden Einzelnen zur Mitarbeit
auf: »Wichtig ist mir, dass künftig innerhalb der IFLA jeder in seinem Arbeitsbereich aufspürt, wo eine Planung, eine
Veränderung ansteht, egal auf welcher
Ebene, und dass dann darauf konkret
Einfluss genommen wird.« Ob dies beim
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Lesesaal | BuB
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IFLA-Weltkongress 2005
e
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–u
Wachsendes Interesse an IFLA
Derzeitiger IFLA-Präsident ist der Australier Alex Byrne. Der Weltverband der
Bibliothekare und Bibliotheksverbände
zählt rund 1 700 Mitglieder aus 150
Ländern; davon stammen gut 80 aus
Deutschland, darunter 5 Verbände und
60 Institutionen, außerdem 16 persönliche Mitglieder und 2 Studenten. Beim
deutschen IFLA-Nationalkomitee ist
man mit der jüngsten Entwicklung sehr
zufrieden. Im aktuellen Jahresbericht
heißt es: »Gerade die Zahl der persönlichen und studentischen Mitglieder ist
in den letzten Jahren gewachsen und ist
sicherlich Ausdruck für das gestiegene
Engagement für die internationale Zusammenarbeit.«
Das große internationale Engagement und das wachsende Interesse an
IFLA zeigen sich indes nicht nur an den
Mitgliederzahlen, sondern auch an der
steigenden Zahl von deutschen Teilnehmern an den jährlichen Weltkongressen.
2004 reisten immerhin rund 60 Bibliothekare zur Großveranstaltung ins ferne
Buenos Aires. Im vergangenen August
in Oslo hat sich die Zahl der deutschen
Teilnehmer glatt verdoppelt. Ganz klar:
Ein wesentlicher Grund war die relativ
kurze Entfernung, andererseits spielt
aber auch die zunehmende Förderung
deutscher IFLA-Teilnehmer durch Bibliothek & Information International (BII
– www.bi-international.de) eine wichtige
Rolle. Nach Angaben der BII-Vorsitzenden Ulrike Lang erhielten insgesamt 39
Begegnungen mit bekannten Künstlern
des Landes, dazu gehörten unter anderen
Jostein Gaarder, Jan Garbarek und Linn
Ullmann. Zur Eröffnung der norwegischen Nationalbibliothek im Rahmen
der staatlichen Feiern zum hundertsten
Jahrestag der norwegischen Unabhängigkeit waren die IFLA-Teilnehmer ebenfalls eingeladen. Darüber hinaus wurden
Besichtigungstouren durch mehr als 30
Bibliotheken in Oslo und Umgebung angeboten – die Mehrzahl davon technisch
hervorragend ausgestattet.
Zwar bleiben auch die norwegischen
Bibliotheken nicht von Sparmaßnahmen
verschont – zahlreiche kleinere Biblio-
.d
Teilnehmer Zuschüsse, darunter befand
sich auch die Studentengruppe der Humboldt-Universität Berlin (siehe Bericht
auf Seite 49).
Die Reise nach Oslo hat sich jedenfalls
gelohnt. Der Kongress war perfekt organisiert. Die drei Tagungsstätten, in denen
mehr als 200 Vorträge, Diskussionen und
Workshops abgehalten wurden, lagen alle
zentral in der Innenstadt und waren gut
zu Fuß erreichbar. Die norwegischen Organisatoren haben sich neben dem Fachprogramm einiges einfallen lassen, um
den Gästen ihre Heimat und Kultur, vor
allem aber ihr Verständnis von moderner
Bibliotheksarbeit vorzustellen. So gab es
–B
Weltinformationsgipfel oder im Kindergarten um die Ecke sei, spiele dabei keine
Rolle. Lux ließ keinen Zweifel daran, wo
sie die Bibliothekare der Zukunft sehen
möchte: »Wir müssen bei den Entscheidern am Tisch sitzen.«
Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen zu
können, ist die engagierte Bibliothekarin
auf die Unterstützung ihrer Kolleginnen
und Kollegen aus aller Welt angewiesen.
Die Resonanz in Oslo und vor allem ihr
überwältigendes Wahlergebnis geben
Lux Rückenwind. Im Frühjahr 2005 hatte sie sich mit 1 094 zu 330 Stimmen gegen ihren Konkurrenten Cristóbal Pasadas Urena aus Spanien durchgesetzt. Mit
Lux besetzt Deutschland, nach Gustav
Hofmann (1958 bis 1963) und Hans-Peter Geh (1985 bis 1991), zum dritten Mal
den IFLA-Vorsitz – das wird das durch
den Weltkongress von Berlin im Jahr
2003 geweckte Interesse an der internationalen Bibliotheksarbeit noch weiter
verstärken.
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In Oslo war der Kongress nicht zu übersehen: Bunte IFLA-Fahnen säumten die eineinhalb Kilometer lange Flaniermeile zwischen Schloss (im Hintergrund) und Bahnhof.
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BuB
| Lesesaal
IFLA-Weltkongress 2005
lich wichtig hält: »Sie stehen in vorderster
Front bei der Verteidigung der offenen
Gesellschaft.«
Massive Lobbyarbeit
–B
.d
e
Nach der Feier und den Lobesworten
kam die Arbeit. Einen Schwerpunkt bildeten dabei zwei internationale politische
Themen: die Haltung und das weitere
Vorgehen der Bibliothekare beim Weltinformationsgipfel (WISIS) im November 2005 in Tunis sowie innerhalb der
Weltorganisation für geistiges Eigentum
(WIPO). In Sachen WISIS zogen die
IFLA-Verantwortlichen auf dem Kongress eine weitgehend positive Zwischenbilanz. Durch massive Lobbyarbeit im
Vorfeld des Weltinformationsgipfels sei
es gelungen, die für Bibliothekare wichtigen Inhalte bei den Verhandlungen, in
denen ein gemeinsames Verständnis der
globalen Informationsgesellschaft entwickelt werden soll, zu platzieren. Die
umstrittensten Themen des Weltinformationsgipfels in Tunis waren die Regulierung des Internet und die finanziellen
Mechanismen zur Überwindung der digitalen Kluft. Das Ziel der IFLA für die
Verhandlungen wurde noch einmal bekräftigt: die Verankerung einer herausragenden Rolle für Bibliotheken in der
künftigen Informationsgesellschaft. Der
Erfolgreicher Auftritt in Oslo: Ute Hachmann aus Brilon sicherte sich mit der fantasievollen
»Leselatte« für Kinder den ersten Platz bei der Posterpräsentation.
.B
–u
der Bibliotheken: »Es ist kein Zufall,
dass sich auch Einwanderer und soziale
Randgruppen in der Bibliothek zu Hause fühlen.« Den Teilnehmern wünschte
Sejersted viel Kraft für die Aufgaben, die
jeder zu Hause an seinem Arbeitsplatz zu
erledigen habe – Aufgaben, die der Geschichtswissenschaftler für außerordent-
w
w
theken und Zweigstellen stehen derzeit
vor dem Aus –, doch im Vergleich mit
den meisten Ländern ist die Situation
immer noch gut. Das gilt einerseits für
Verbreitung und Ausstattung der Bibliotheken, andererseits aber auch für
die gesellschaftliche Anerkennung des
Berufsstandes. Bibliotheken und deren
Mitarbeiter werden in Norwegen ernst
genommen, das hat der Kongress deutlich gezeigt. Die Medien des Landes berichteten ausführlich über die fünftägige
Veranstaltung. Bereits vor Beginn hatten
große Tageszeitungen Sonderbeilagen
zum Thema Bibliothek veröffentlicht.
In der Stadt war der Kongress nicht zu
übersehen. Bunte IFLA-Fahnen säumten
weithin sichtbar die eineinhalb Kilometer
lange Flaniermeile zwischen Schloss und
Bahnhof. Zur Eröffnung des Kongresses kam selbst der König und hörte den
Anliegen der Bibliothekare zwei Stunden
lang geduldig zu.
Im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier stand der Vortrag des norwegischen
Historikers Francis Sejersted über den
Zusammenhang von Bibliotheken, Informationsfreiheit und Demokratie. Den
Bibliotheken schrieb Sejersted dabei vor
allem das Verdienst zu, dass sie den Zugang für jedermann zur Information gewährleisten. Er stellte fest: »Öffentliche
Bibliotheken sind ein ganz elementarer
Bestandteil von lokalen Gemeinschaften. Sie haben eine wichtige demokratische Funktion.« In diesem Zusammenhang würdigte er ganz besonders die
hohe gesellschaftliche Integrationskraft
w
42
Bibliothek & Information International unterstützt deutsche Bibliothekare, die sich im Ausland fortbilden wollen, genau so wie ausländische Kollegen, die in Deutschland dazulernen
möchten. Die Vorsitzende der Einrichtung, Ulrike Lang (rechts), erläuterte in Oslo geduldig
das umfangreiche Förderprogramm.
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IFLA-Weltkongress 2005
w
w
Informationsfreiheit: Während des Kongresses in Oslo wurde der IFLA/FAIFE-Themenbericht 2005 unter dem Titel »Libraries,
National Security, Freedom of Information
Laws and Social Responsibilities« vorgestellt. Das Buch untersucht den Zustand der
Meinungsfreiheit und die Bedingungen für
den Zugang zu Informationen in 84 Ländern
dieser Welt, darunter in den USA, China, in
den Niederlanden und Italien. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Konsequenzen des weltweit durchgeführten Kampfes
gegen den Terrorismus gelegt, der vielfach
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Romantik: Bereits beim IFLA-Weltkon-
gress in Buenos Aires hatte die kanadische
Bibliothekarin Madeleine Lefebvre ihre Berufskollegen dazu aufgefordert, Berichte über Liebesgeschichten zu melden, die
zwischen den Bücherregalen einer Bibliothek ihren Anfang genommen haben (vergleiche BuB 12/2004, Seite 719). Die Resonanz war offensichtlich groß. Das umfangreiche Buch mit wahren Liebesgeschichten
– »glückliche, traurige, bittersüße« – aus
den Bibliotheken der Welt ist jetzt erschienen. Es kostet 25 Dollar, das Vorwort beginnt mit dem vielversprechenden Satz: »In
the halls of knowledge, admidst the towering stacks of books, more than just facts
and fiction await.« Weitere Informationen
auf der Homepage des Verlages unter www.
scarecrowpress.com.
.d
Kongressbeiträge:
–u
–B
Alles Wissenswerte über IFLA findet man auf der Homepage
der Organisation (IFLANET). Unter www.
ifla.org gibt es jede Menge Informationen
über Geschichte, Mitgliedschaft, Aktivitäten, Veröffentlichungen und natürlich auch
über die Kongresse der IFLA. Die Mehrzahl
der Referate, die in Oslo gehalten wurden,
ist ebenfalls abrufbar, zum Teil in verschiedenen Sprachen. Die Kongressbeiträge bleiben für mindestens fünf Jahre im ILFANET
stehen. Wichtige Konferenzpapiere der vergangenen Jahre sind bis einschließlich 1994
verfügbar.
w
Posterpräsentation: Wer sein erfolgreiches Bibliotheksprojekt jedoch nicht nur in
einer sterilen Datenbank vorstellen, sondern freundlichen Bibliothekaren aus aller
Welt persönlich präsentieren möchte, der
kann dies beim kommenden IFLA-Weltkongress vom 20. bis 24. August in der koreanischen Hauptstadt Seoul machen. Die Ausschreibung für die Teilnahme an der dortigen Posterpräsentation läuft noch bis zum
15. Februar. Das Formblatt für die Anmeldung findet sich unter www.ifla.org/IV/
ifla72/call-poster-pr2006.htm.
zu einschneidenden Maßnahmen gegen
die Informationsfreiheit geführt hat. Auch
reichlich Skurriles ist zu finden, beispielsweise aus Turkmenistan: Dort hat laut FAIFE-Bericht der Präsident des Landes kurzerhand die Bibliotheken geschlossen, mit der
Begründung, dass ohnehin »niemand lesen« würde. Weitere Informationen erteilt
das FAIFE-Büro: [email protected].
.B
Lobbyarbeit: Nichts ist überzeugender
als Erfolge. Darauf setzt jetzt auch die internationale Bibliotheksgemeinschaft bei
ihrer Lobbyarbeit. IFLA sammelt in einer
Datenbank (http://fmp-web.unil.ch/IFLA)
erfolgreiche Bibliotheksprojekte aus der
ganzen Welt. Dabei ist es völlig egal, ob es
um ein nachahmenswertes Leseförderungsprogramm in einer Öffentlichen Bibliothek
oder um eine vorbildliche Kooperation unter wissenschaftlichen Bibliotheken geht.
Mit der Datenbank soll dokumentiert werden, welchen wichtigen Beitrag Bibliotheken zum Funktionieren moderner Gesellschaften leisten. Unter anderem werden die
gesammelten Projekte als Argumentationshilfe bei den Verhandlungen im Rahmen des
Weltgipfels zur Informationsgesellschaft
(WISIS) verwendet. Die Datenbank ist darüber hinaus aber auch als Informationsquelle für den eigenen Berufsstand gedacht. Bei
Redaktionsschluss waren immerhin bereits
fünf Projekte aus Deutschland eingetragen.
Wer ein eigenes Projekt melden möchte,
kann dies unter www.ifla.org/III/wsis/announce02052005-de.html tun.
e
Kongress-Splitter
Kundenservice: Der Kunde ist König, das
gilt in immer mehr Bibliotheken. Nur, wie
stellt man sicher, dass die Informationsbedürfnisse der Nutzer auch tatsächlich erfüllt werden? Durch Instinkt? Durch Erfahrung? Beides ist sicherlich hilfreich, reicht
aber allein nicht aus. Die IFLA-Sektion für
Öffentliche Bibliotheken hat jetzt eine BestPractice-Liste von Bibliotheken aus der ganzen Welt ins Netz gestellt. Darin sind Projektbeschreibungen, statistische Analysen,
Gutachten, Ratschläge und Kommentare
enthalten, die bei der Ausrichtung des eigenen Serviceangebots auf die Bedürfnisse der
Nutzer helfen. Die Liste steht unter www.
ifla.org/VII/s8/proj/Meeting_User_NeedsChecklist.pdf.
Hilfsprojekt: Bei IFLA-Kongressen wird
viel geredet, bisweilen kommen aber auch
ganz handfeste Ergebnisse zustande. Im
Anschluss an den Weltkongress in Buenos
Aires 2004 hat BuB über eine Lehrerin berichtet, die im Norden Argentiniens, in unmittelbarer Nachbarschaft der bekannten
Wasserfälle von Iguazú, unter schwierigen Bedingungen eine Bücherei gegründet
hat (siehe BuB 12/2004, Seite 731 bis 733:
»Líliam bringt das Wissen in den Dschungel«). BuB-Leserin Beate Hörning von der
Stadtbibliothek Magdeburg war vom Engagement ihrer argentinischen Kollegin so
begeistert, dass sie deren Arbeit unbedingt
unterstützen wollte. Für ihren anstehenden runden Geburtstag bat sie die eingeladenen Gäste deshalb, statt Geschenke mitzubringen, lieber Geld für die Bibliothek in
Argentinien zu spenden. 865 Euro sind so
zusammengekommen. Mit Hilfe des Goethe-Instituts in Buenos Aires konnte das
Geld ohne Übermittlungskosten an die Bücherei in Puerto Iguazú übergeben werden.
Dort wird jetzt mit der Spende aus Deutschland das bisher brach liegende zweite Stockwerk des Gebäudes ausgebaut, sodass bald
noch mehr Wissen im Dschungel verfügbar
ist. In Magdeburg denkt man bereits über
eine weitere Unterstützung nach. Kontakt:
[email protected] oder direkt in Argentinien: bibliotecapopulariguazu@arnet.
com.ar
slh
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| Lesesaal
IFLA-Weltkongress 2005
Die Bibliothek neu erfinden
e
Jahrhundert stehen geblieben und immer
noch dem Gedanken des Bücherausleihens verhaftet. Die Schuld dafür sieht
Saeteren auch im eigenen Berufsstand:
»Noch heute werden Bibliotheken mit
Regalen als strukturierenden Elementen
gebaut und mit öffentlichen Arbeitsbereichen eingerichtet, die sowohl von den
Büchern als auch von der technischen
Einrichtung getrennt sind. Auf diese
Weise zementieren wir unser angestaubtes Image als Bücherausleiher und sind
uns selbst das größte Hindernis auf dem
Weg zur Modernisierung.« Dem Bibliotheksbesucher werde gar keine Chance
gegeben, in der Einrichtung mehr als eine
Verleihstation zu sehen. Saeteren: »Visuelle Kommunikation und physische Ausstattung in einer Bibliothek signalisieren
dem Benutzer, dass er an den Regalen
entlang wandern und sich dort sein Buch
schnappen soll, anschließend soll er zur
Theke gehen, um es verbuchen zu lassen,
und dann wieder verschwinden.«
Wenn Bibliothekare heute versuchten, Politiker davon zu überzeugen, Geld
für eine ganz neue Art von Bibliothek
zur Verfügung zu stellen, so hätten diese nicht die geringste Ahnung davon,
wie so eine Einrichtung aussehen und
funktionieren könnte. Warum? Weil
es diese neue Bibliothek noch nirgends
gibt. Bisher zumindest – in Oslo wird sie
jetzt mit Hochdruck geplant. Wie wird
sie aussehen? Das wissen auch Saeteren
und ihr Team noch nicht genau. Doch
sie probieren eifrig aus, indem sie neue
Dienstleistungen konzipieren und probeweise anbieten, Arbeitsabläufe testen,
.d
Hauptstadt derzeit getüftelt: Wie Arbeitsplatz und Berufsbild der Bibliothekare künftig aussehen könnten, erklärte
die Leiterin der Öffentlichen Bibliothek
von Oslo (www.deichmanske-bibliotek.
oslo.kommune.no), Liv Saeteren, rund 150
staunenden Zuhörern in der zweistündigen Veranstaltung »Library Buildings
and Equipment – Design for diversity/
redesign and new typology for reaching
new user groups«.
–u
–B
Das Ziel der Osloer Bibliotheks-Chefin
ist nicht eben bescheiden: »Wir wollen
künftig der wichtigste Ort für Zusammenkünfte, für Arbeiten, Lernen und für
Unterhaltung mit kulturellem Niveau
in der gesamten Stadt sein.« Um dies zu
erreichen, müsse die Bibliothek neu erfunden werden – und zwar komplett neu.
Seit langem werde über die Bibliothek als
modernes Kommunikationszentrum, als
Arbeitsplatz für lebenslanges Lernen, als
sozialer Treffpunkt und Ort der Integration geredet. Konsequent umgesetzt habe
dieses Konzept indes noch niemand, trotz
aller Ankündigungen. Saeteren: »Wenn
man neue Bibliotheksgebäude betrachtet, selbst in Skandinavien oder in den
USA, dann dominiert überall noch das
Regal.«
Das hält die visionäre Bibliothekarin
für einen fatalen Fehler. Sie erklärte:
»Die Bibliotheksgebäude und -einrichtungen sind die größte Barriere, um einen
wirklichen Fortschritt zu erreichen.« Die
Bibliotheksarchitektur sei seit dem 18.
w
w
neue IFLA-Generalsekretär Peter Lor gab
sich zuversichtlich: »Inzwischen müssen
wir nicht mehr anklopfen, sondern werden als Teilnehmer eingeladen. Das ist
ein enorm wichtiger Erfolg unseres bisherigen Engagements.«
Weniger erfreulich sieht es beim Thema WIPO aus. Die Einrichtung wurde
1970 als Teilorganisation der UNO mit
dem Ziel gegründet, Rechte an immateriellen Gütern weltweit zu fördern. Die
IFLA und andere Bibliotheksorganisationen haben sich in den vergangenen
Jahren verstärkt dafür engagiert, dass
auch die Bedürfnisse der Entwicklungsländer innerhalb der WIPO berücksichtigt werden. Zusammen mit Vertretern
der Zivilgesellschaft setzt sich IFLA für
ein internationales Abkommen für freien Zugang zu Wissen, »Access to Knowledge« (A2K), ein. Der Vorsitzende des
zuständigen IFLA-Komitees »Copyright
and other Legal Matters« (CLM), Winston Tabb, erklärte in Oslo: »Ein entsprechendes Abkommen wäre für uns Bibliothekare elementar wichtig, da unser Job
darin besteht, Menschen dazu zu befähigen, Wissen und Information zu finden.
Ein freier Zugang ist dafür die Grundvoraussetzung.«
Doch die Entwicklung in Sachen internationales Urheberrecht lief in der
jüngsten Vergangenheit in eine andere
Richtung. Tabb kritisierte: »Die Monopolisierung und Privatisierung von Information und Wissen durch internationale
Verträge, Freihandelsabkommen und
nationale Gesetzgebung haben im vergangenen Jahrzehnt stark zugenommen
– das gilt vor allem im digitalen Bereich.«
Ein fairer und freier Zugang zu Information sei notwendig, um Bildung zu fördern und Innovationen anzuregen. Tabb
betonte: »Das Thema betriff t nicht nur
Entwicklungsländer. Wissen ist ein universelles Recht, und gleicher Zugang für
alle ist die Basis für eine demokratische
Gesellschaft – weltweit.«
Beim 71. IFLA-Weltkongress ging
es aber nicht nur um große Politik. Ein
Blick in das Programm zeigt, dass die
Teilnehmer vor allem ganz konkrete berufsspezifische Probleme und neue fachliche Entwicklungen in großer Breite und
Tiefe diskutierten. Eine Übersicht ist unter www.ifla.org/IV/ifla71/Programme.
htm zu finden; dort ist auch die Mehrzahl
der ausgearbeiteten Referate hinterlegt.
Das umfangreiche Themenspektrum
reichte von der Bibliotheksgeschichte über Open-Source-Software bis hin
zur Bibliothek der Zukunft – an nichts
Geringerem wird in der norwegischen
.B
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BuB
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An den fünf Kongresstagen waren rund 200 freiwillige Helfer im Einsatz, darunter auch die
Studentin Manuela Schulz (links) aus Deutschland.
BuB | 58 (2006) 01
Lesesaal | BuB
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Die Tage der Öffentlichen Bibliothek von Oslo sind gezählt. Für den geplanten Neubau stehen rund 73 Millionen Euro bereit.
.B
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Architektenteam, das den Wettbewerb
2001 für sich entschieden hat, steht für
höchste Qualität: Es ist das Office for
Metropolitan Architecture (OMA) in
Rotterdam. Ein Schmunzeln konnte sich
Saeteren bei der Vorstellung des Namens
nicht verkneifen: Immerhin baute das
»Es gab inzwischen viele Versuche,
die Bibliothek der Zukunft zu bauen,
die allermeisten sind jedoch enttäuschend.« Helen Niegaard, Dänemark, Mitglied der IFLA-Sektion
Bibliotheksgebäude und -einrichtungen
Sprudelnde Ölquellen
w
w
Benutzer befragen und deren Verhalten
in der Bibliothek studieren.
Es werden neuartige Möbel und Einrichtungsgegenstände entworfen, benutzerfreundliche Oberflächen für Computer kreiert. Das Planungsteam zerbricht
sich den Kopf über die Gestaltung der Innenräume, dabei geht es ganz konkret um
neue Materialien, um mobile Stellwände,
die eine größtmögliche Flexibilität erlauben, um eine Verkabelung beziehungsweise Vernetzung, die für die künftigen
Kommunikationsmittel tauglich ist, um
Licht- und Soundeffekte, die Arbeitsbereiche von Entspannungs- und Kommunikationsbereichen trennen. Saeteren:
»Es ist schwierig, etwas zu entwerfen, das
es bisher so nicht gibt.« Deshalb arbeitet
die Bibliothek in dieser anspruchsvollen
kreativen Phase mit unterschiedlichen
Künstlern zusammen. In einem sind sich
die Planer dabei einig: Der gesamte Modernisierungsprozess kann nur gelingen,
wenn die Mitarbeiter von Anfang an eingebunden werden. Saeteren weiß, dass
sie auch im eigenen Haus noch Überzeugungsarbeit leisten muss.
Im Gegensatz zur exakten Ausstattung
stehen die zentralen Ideen fest: Die Bibliothek soll ein städtischer Magnet werden, der mit seinen Angeboten Besucher
anzieht und mit ausgeklügelten Licht-,
Ton- und Designeffekten durch die Einrichtung führt. Der intelligente Einsatz
von neuen Medien soll dafür sorgen,
dass sich Benutzer weitgehend selbst zurechtfinden: Es herrscht Selbstbedienung
und es gibt selbsterklärende Computer
mit einfacher und eleganter Oberfläche.
Einen Schwerpunkt wird die Schaff ung
einer angenehmen Lern- und Arbeitsatmosphäre bilden. Außerdem soll ein
Ambiente für Gespräche, Austausch und
für die Förderung von Literatur, Lesen
und Kunst hergestellt werden. Saeteren
schwärmte: »Die Bibliothek soll zum
öffentlichen Wohn- und Arbeitszimmer
der Stadt werden.«
e
IFLA-Weltkongress 2005
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Bei diesen Ansprüchen ist es gut, dass die
reichlich sprudelnden norwegischen Erdölquellen auch die ein oder andere ExtraAusgabe abdecken werden. Satte 73 Millionen Euro stehen jetzt schon im Wirtschaftsplan der Hauptstadt für die neue
Bibliothek bereit. Als Standort wurde ein
Filetstück in Oslos Zentrum ausgewählt:
in der Fußgängerzone direkt am Hafen,
zwischen Rathaus und Schloss, eingebettet in mondäne Einkaufspassagen und
viel besuchte Restaurants. Und auch das
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OMA-Team auch die – in Fachkreisen
häufig gerühmte – neue Bibliothek in
Seattle (siehe BuB Heft 12/2003 Seite
761 bis 762). Doch das sich spektakulär
über mehrere Stockwerke in die Höhe
schraubende Bücherregal ist ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Saeteren
für die Bibliothek der Zukunft hält. Die
Bibliotheksleiterin sagte selbstbewusst:
»In Oslo müssen eben alle umdenken.«
Die Bibliothek soll 15 500 Quadratmeter groß werden, angegliedert wird außerdem noch mit weiteren 3 000 Quadratmetern das Kunstmuseum »Stenersen«,
das norwegische Malerei aus der Zeit von
1850 bis 1970 zeigt. Cafés, kleine Läden
und eventuell sogar ein Kino sollen die
Einrichtung ergänzen. Das sind die momentanen Planungen. Doch Saeteren ist
vorsichtig: »Alles kann sich rasch wieder
ändern.« Seit gut 15 Jahren wird die Öffentliche Bibliothek von Oslo nun schon
geplant, nicht weniger als 25 verschiedene Standorte mit ganz unterschiedlichen
Gebäuden und Konzepten standen zur
Diskussion. Mit viel Hartnäckigkeit und
einem enormen Glauben an ihre Idee von
der Bibliothek der Zukunft hat sich Saeteren bisher durchgesetzt. Aber der Bibliotheks-Chefin ist auch kurz vor dem
Erreichen ihres Zieles bewusst: »Es gibt
immer noch Hindernisse. Bestimmte
Leute arbeiten konsequent gegen unser
Konzept. Für manche muss die Bibliothek nach wie vor ein monumentales Gebäude, ein Tempel des Buches sein.«
Für manche Bibliothekare offensichtlich auch. Nach Saeterens Vortrag
herrschte mächtig Unruhe im Saal, es
wurde in allen möglichen Sprachen und
über mehrere Stuhlreihen hinweg diskutiert. Die Veranstaltung hatte ganz
offensichtlich den Nerv der Teilnehmer
getroffen, jeder fühlte sich angesprochen
und glich Saeterens Vision der Bibliothek der Zukunft mit den Erfahrungen
am eigenen Arbeitsplatz ab. Die Fantasie
war angeregt – aber irgendwie wollten die
Zuschauer auch noch etwas Handfestes
mitnehmen. Die Gratis-Postkarten mit
dem Modell der geplanten neuen Öffentlichen Bibliothek von Oslo erfüllten
diesen Zweck nur unzureichend. Viele
Zuhörer fragten beharrlich nach: Wie
sieht sie denn nun ganz konkret aus, die
Bibliothek der Zukunft?
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| Lesesaal
IFLA-Weltkongress 2005
e
mationen über die aktuellen Projekte des
Weltverbandes der Bibliothekare (»Die
internationale Lobbyarbeit der IFLA«
mit Claudia Lux; »Die IFLA-Facharbeit
in 47 Steinen« mit Klaus-Peter Böttger;
»IFLA/FAIFE: Freier Zugang zu Informationen durch Bibliotheken« mit Barbara Schleihagen sowie »Projekte und Aktivitäten der IFLA-Sektion ›Ausbildung
und Weiterbildung‹« mit Petra Hauke)
und außerdem einen Ausblick auf den
nächsten IFLA-Weltkongress. Die Teilnehmer müssen sich dann wieder auf eine
weite Reise einstellen: In diesem Jahr
steht die internationale Bühne der Bibliothekare vom 20. bis zum 24. August
in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul (www.ifla2006seoul.org bzw. www.
ifla.org/IV/ifla72/index.htm), das Motto
lautet: »Libraries: Dynamic Engines for
the Knowledge and Information Society«. Die Gastgeber freuen sich auf viele
deutsche Besucher und ihre guten Ideen.
.d
jedoch enttäuschend.« Ein Hauptfehler:
Oftmals sei vergessen worden, auch die
interne Organisation zu ändern.
Zu guter Letzt nannte Niegaard dann
doch noch das ersehnte Beispiel, das sich
die Zuhörer erhoff ten – eine Ausnahme
unter allen Neubauten, »vielleicht die
modernste Bibliothek weltweit«: Sie steht
in dem Städtchen Cerritos in Kalifornien
und ist unter der Adresse www.ci.cerritos.
ca.us/library zu besichtigen, besser gesagt
zu bestaunen.
Das ist immerhin mal ein Anhaltspunkt dafür, wie die Bibliothek der
Zukunft aussehen könnte. Wer wissen
möchte, wie die Zukunft der IFLA und
der internationalen Bibliotheksarbeit
aussieht, der sollte beim Bibliothekartag
in Dresden (http://bibtag.slub-dresden.
de/cgi-bin/bibtag.pl) die entsprechende
Veranstaltung am Freitag, 24. März, von
9 bis 12 Uhr im Konferenzraum 1 nicht
verpassen. Dort gibt es jede Menge Infor-
w
.B
–u
Helen Niegaard von der IFLA-Sektion
für Bibliotheksgebäude und -einrichtungen gab abschließend noch zwei Hinweise. Erstens: Die Osloer Öffentliche
Bibliothek stellt im Internet unter http://
nye.deichman.no/english.html einzelne
Aspekte ihres Projekts, zum Beispiel Modelle und Entwürfe von Möbeln und von
der Raumgestaltung, vor. Zweitens: Die
zuständige IFLA-Sektion wird im kommenden Jahr »Richtlinien für erfolgreiche Bibliotheksgebäude« herausgeben.
Dort soll beschrieben werden, wie man
der »hybriden« Bibliothek von morgen
eine passende physische Hülle geben
kann. Die Sektionsmitarbeiter haben für
dieses Dokument jahrelang recherchiert
und hunderte von Bibliotheken weltweit
unter die Lupe genommen. Niegaard
stimmte rückblickend den Ausführungen
ihre Kollegin Saeteren zu: »Es gab inzwischen viele Versuche, die Bibliothek der
Zukunft zu bauen, die allermeisten sind
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Treffen der Bücherbusse auf dem Holmenkollen-Parkplatz: Das farbenfrohe Exemplar links erhielt den Preis fürs beste Design.
(Foto: Jörgen Nissen)
Fantasie und Farbe bei
»Libraries on the Move 2005«
Dreißig bunte Bücherbusse aus zehn verschiedenen Ländern machten am Wochenende vor dem IFLA-Weltkongress auf dem
Osloer Hausberg Holmenkollen Station.
Anlass war die Pre-Conference »Libraries
on the Move 2005«, zu der 143 Teilnehmer, vorwiegend aus den nordischen Ländern und England, gekommen waren. Einzige deutschsprachige Teilnehmer: Monika
Knutzen und Jörgen Nissen von der Deutschen Zentralbibliothek Apenrade (DK).
w
46
Mit dabei waren auch ihre Kollegen aus
dem deutsch-dänischen Grenzland von der
Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig in
Flensburg. Auf dem Programm standen unter anderem Vorträge von Referenten aus
Chile und Neuseeland sowie England und
Norwegen. Außerdem waren alle Bücherbusse für die Kollegen zur Besichtigung geöffnet. Die Tagung bestätigt die Erfahrung
der beiden Apenrader Bibliothekare: Durch
das Internet sinke die Bedeutung der Fahrbüchereien nicht, im Gegenteil nähmen die
Erwartungen der Kunden an deren Service-
leistungen ständig zu. Den größten Sprung
in Sachen Innovation hätten, da sind sich
die beiden einig, in den vergangenen Jahren
die englischen Fahrbüchereien gemacht.
Ein Bus aus England, die »East Riding Travel Library«, erhielt auch den Preis für die
innovativsten Serviceangebote. Der Preis
für das beste Design ging an den farbenfroh
bemalten norwegischen Bus »Soria Moria«
von der Osterøy folkebibliotek. Weitere Informationen gibt es unter www.nordicmobile.no und www.filibussen.dk.
Heike Wienholz
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Lesesaal | BuB
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IFLA-Weltkongress 2005
Bernd Schleh
Recherchieren
für den Frieden
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–u
Jedes Jahr am 14. Oktober öffnet sich
genau um 11 Uhr die schwere Holztür
des Konferenzraumes in der Drammensveien 19 in Oslo. Dann tritt der
Vorsitzende des Friedensnobelkomitees
heraus ins gleißende Schweinwerferlicht
vor die dicht gedrängten Journalisten
aus aller Welt, um den Namen des neuen
Preisträgers bekannt zu geben. Eine
Überraschung? Gar eine Sensation?
Oder doch eher eine Enttäuschung? Wer
Genaues über die Person und das Werk
des frisch gekürten Nobelpreisträgers
erfahren möchte, hat es nicht weit. Eine
Etage tiefer liegt das Herz des Osloer
Nobel-Instituts: die Bibliothek. Sie sammelt alles, was Menschen bisher über
das Thema Frieden gesagt, geschrieben
und gedacht haben.
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Die Bibliothek ist das Herz
des Osloer Nobel-Instituts
Das Gebäude des Nobel-Instituts wurde im Jahr 1867 errichtet und liegt direkt hinter dem
Schloss des norwegischen Königs.
(Fotos: Bernd Schleh)
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s ist inzwischen ein Ritual: Nur
wenige Minuten, nachdem der
neue Träger des Friedensnobelpreises in Oslo bekannt gegeben wird,
herrscht schon Unfrieden über die
getroffene Wahl. Die Kritiker gehen
in Stellung und schießen scharf: Die
Entscheidung sei ein fataler Fehler.
»An der Arbeit der Nobel-Bibliothek
liegt das jedenfalls nicht«, sagt Anne
Cecilie Kjelling, Head Librarian des Nobel-Instituts, schmunzelnd. Die Bibliothek würde das fünfköpfige Komitee,
das den Nobelpreisträger gemeinsam
auswählt, bestens mit Literatur und Informationen versorgen. Und was die Komitee-Mitglieder, die vom norwegischen
Parlament für eine Amtszeit von jeweils
sechs Jahren bestimmt werden, daraus
machen, sei schließlich nicht mehr Sache
der Bibliothekare.
Es wäre weit übertrieben, der Bibliothek des norwegischen Nobel-Instituts
eine maßgebliche Rolle bei der jährlichen
Kür der Preisträger zuzuschreiben, und
nichts würde der bescheidenen Bibliotheksleiterin ferner liegen, aber andererseits: Ohne die rund 200 000 Medien,
220 laufenden Zeitschriften und das
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Fachwissen der beiden Bibliothekare
hätten die Mitglieder des Nobelpreiskomitees einen weitaus schwierigeren Job
zu erledigen – vor allem aber deren Berater, denn sie leisten den Löwenanteil
bei der Recherche über die einzelnen vorgeschlagenen Kandidaten. Wurden die
Kandidaten-Dossiers für die KomiteeMitglieder anfangs allein vom Sekretär
des Komitees geschrieben und zusammengestellt, bekam er mit der Gründung
des norwegischen Nobel-Institutes im
Jahr 1904 fachliche Unterstützung durch
permanente Berater. Dies waren bis in die
Achtzigerjahre hinein jeweils drei Personen: Experten für internationales Recht,
Geschichte und Weltwirtschaft. Kjelling
weiß: »Mittlerweile gibt es vier dauerhafte Berater, außerdem können bei Bedarf
zu speziellen Kandidaten weitere Berater
hinzugezogen werden.«
Im vergangenen Jahr standen immerhin 199 Personen und Organisationen
auf der Kandidatenliste – und über alle
braucht man exakte Informationen, je
mehr, je besser. Ist das bei bekannten
Staatsmännern wie beispielsweise Gerhard Schröder – der 2005 ebenfalls nominiert gewesen sein soll – noch relativ
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IFLA-Weltkongress 2005
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Die Bibliothek im ersten Stock des Nobel-Instituts, das nur wenige Meter
hinter dem Schloss des norwegischen
Königs liegt, ist keine exklusive Einrichtung, jeder hat dort Zugang und darf die
Bestände während der Öffnungszeiten
nutzen. Eine Fundgrube ist die Bibliothek vor allem für Wissenschaftler, die
sich für politische Geschichte (ab dem
18. Jahrhundert), internationales Recht,
internationale Wirtschaftsbeziehungen
und natürlich das Thema Frieden in all
seinen Facetten interessieren. Im Jahr
2004 kamen mehr als 6 000 Besucher,
darüber hinaus wurden 460 Fernleihen
an andere Bibliotheken in allen Teilen
der Welt bearbeitet. Bibliotheks-Chefin
Kjelling ist mit der Bilanz bestens zufrieden: »Wir freuen uns über das Interesse, das seit Jahren kontinuierlich zunimmt.«
mit ins Grab nahm. Was für sie zählt,
ist, dass der Preis in ihrer beschaulichen
Hauptstadt verliehen wird, die sonst eher
selten im internationalen Rampenlicht
steht. Zumal sich im Laufe der Zeit der
Friedensnobelpreis auch noch als populärster der insgesamt fünf Nobelpreise
herauskristallisierte. Kjelling erklärt: »Im
Gegensatz zu den von Nobel initiierten
Preisen für Medizin, Physik, Chemie und
Literatur sind beim Friedensnobelpreis
keine speziellen Kenntnisse notwendig.
Beim Thema Frieden kann jeder mitreden, deshalb erregt er so viel Aufsehen.«
Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften hat mit Alfred Nobel indes
nichts zu tun. Er ist nicht im Testament
verankert und wird erst seit 1969 als Gedenkpreis der schwedischen Reichsbank
zusätzlich vergeben.
Als der Erfinder und Industrielle Alfred Nobel im Jahr 1896 starb, hinterließ
er ein Vermögen im Wert von 31 Millionen schwedischen Kronen. Das Geld
floss in eine Stiftung, die bis heute ein
Rat von sechs Direktoren leitet. Die Nobelpreise werden, wie von Nobel im Testament festgelegt, aus den Zinsen dieses
Stiftungsfonds finanziert. In seinem Vermächtnis regelte Nobel übrigens nicht
nur die künftige Bestimmung seiner materiellen Güter minutiös: Der Industriemagnat hatte eine panische Angst davor,
lebendig begraben zu werden. Deshalb
ordnete er an, dass ihm ein Arzt nach
dem Tod sicherheitshalber die Pulsadern
öffnen solle. Damit nicht genug: Als äußerst gründlicher Mann verlangte Nobel
zur Sicherheit auch noch seine Einäscherung.
Doch zurück zu den begehrten Auszeichnungen: Als einziger der Nobelpreise darf der Friedensnobelpreis nicht nur
an Personen, sondern auch an Organisationen vergeben werden. Vorschläge können neben den Mitgliedern des Komitees
und früheren Preisträgern jedes Mitglied
einer Regierung oder des Internationalen
Gerichtshofs in Den Haag sowie Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht
und Theologie und die Leiter von Friedensforschungszentren und ähnlichen
Organisationen einreichen. Das Auswahlkomitee ist in seiner Entscheidung
völlig unabhängig. Die Sitzungen müssen
nicht protokolliert und Entscheidungen
nicht gerechtfertigt werden, auch dann
nicht, wenn es zu gegensätzlichen Meinungen kommt. Entsprechend nimmt
das Komitee auch in den nach der Vergabe regelmäßig folgenden Diskussionen
nie Stellung zur Entscheidung.
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Fundgrube für Wissenschaftler
Der große Zuspruch hängt nicht zuletzt auch mit dem Engagement der beiden Bibliothekare zusammen, die versuchen, auf alle Fragen ihrer Besucher
Antworten zu finden. In einer Sache tappen freilich auch die zwei Informationsexperten des Instituts noch im Dunkeln:
Warum hat der gebürtige Schwede Alfred
Nobel für die Vergabe des Friedensnobelpreises ausgerechnet Oslo ausgewählt?
Schließlich werden alle anderen vom Erfinder des Dynamits gespendeten Preise
in seiner Geburtsstadt Stockholm verliehen. Bibliotheksleiterin Kjelling hat drei
Theorien: 1. Als Nobel 1895 seinen letzten Willen festlegte, bildeten Schweden
und Norwegen eine politische Union,
die allerdings einseitig vom mächtigen
Schweden dominiert wurde. Nobel wollte den Juniorpartner stärken, indem er
ihn am Preissegen teilhaben ließ. 2. Norwegen und das norwegische Parlament
hatten bereits zu jener Zeit tatkräftig bei
der Vermittlung und friedlichen Lösung
internationaler Konflikte geholfen, was
die Nation für die Vergabe des Preises
prädestinierte. 3. Nobel war ein Bewunderer der norwegischen Literatur, besonders der Autor Bjornstjerne Bjornson und
dessen vielfältige Beschäftigung mit dem
Thema Frieden haben ihn dabei beeindruckt. Als Dank und Anerkennung dafür gab er den Preis nach Oslo.
Die Norweger stört es heute wenig, dass
Nobel den Grund für seine Entscheidung
–u
leicht, wird es bei kleineren Organisationen oder Einzelkämpfern in abgelegenen
Weltregionen schon deutlich schwieriger.
»Über die Preisträgerin des Jahres 2004,
Wangari Maathai aus Kenia, gab es praktisch keinerlei Veröffentlichungen«, erinnert sich Kjelling. Dann kommt es unter
anderem auf den Spürsinn und das Organisationstalent der beiden Bibliothekare
an, um brauchbare und verlässliche Informationen zu beschaffen.
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Die Bibliothek im ersten Stock des Osloer Nobel-Insituts ist eine Fundgrube für Wissenschaftler, die sich für politische Geschichte, internationales Recht, internationale Wirtschaftsbeziehungen und natürlich das Thema Frieden in all seinen Facetten interessieren.
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IFLA-Weltkongress 2005
Jana Grünewald,
Ben Kaden, Maxi Kindling
Mit »Bibliothekswissenschaft – quo
vadis?« liegt das bislang umfangreichste
Werk der Lehrveranstaltung vor. Da es
bis dato noch keine derart umfängliche
Monographie zum Stand der Debatte
um das Fach gab und wir persönlich aus
den Erfahrungen des Herbstes 2003 einen großen Aufklärungsbedarf sahen,
war uns die Präsentation des Bandes und
seiner Inhalte gegenüber der Fachöffentlichkeit besonders wichtig.
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Auf Augenhöhe
mitdiskutiert
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Berliner Studenten bereichern mit Seminarprojekt
den Weltkongress in Oslo
Internationales Interesse
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Nach der durchaus erfolgreich zu nennenden Vorstellung von Band und Thema auf dem Bibliothekartag in Düsseldorf im März 2005 schien es uns nur
folgerichtig, die Diskussion auch auf
dem Weltkongress der IFLA in Oslo zu
suchen: Das Buch und die Frage, wohin
die Bibliothekswissenschaft strebt und
streben kann, sollte auch dort Thema
werden. Unsere Bewerbung wurde positiv beschieden, was wir als ein Signal sahen, dass die zunächst auf die Situation
in Deutschland bezogene Fragestellung
zur Zukunft der Bibliothekswissenschaft
auch international auf Interesse stößt.
Während der Vorbereitung kamen uns
kleinere Bedenken hinsichtlich unserer
–B
Unter Anleitung von Petra Hauke sammeln Studierende in dem Projektseminar
seit dem Sommersemester 2002 praktische Kenntnisse im Bereich der Herausgebertätigkeit. Die Seminarteilnehmer
sind »von der Idee bis zum Buch« an allen Schritten beteiligt: sie initiieren und
betreuen das Projekt von der Themenfindung bis zur Abgabe des Manuskripts an
den Verlag.
Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe entstanden bisher die Sammelbände
»RAK versus AACR« (2002), »Ehrensache?! Zivilgesellschaftliches Engagement
in öffentlichen Bibliotheken« (2003) und
2004 »Bibliothekswissenschaft – quo vadis?«.1 Letzterer ist unter anderem als eine
Antwort auf die Absichten des Präsidiums
der Humboldt-Universität zu sehen, das
Institut für Bibliothekswissenschaft im
Herbst 2003 »einzusparen«. Er versteht
sich, wenigstens zum Teil, als Gegenargumentation in der Schließungsdebatte
und generell als Beitrag innerhalb der in
Deutschland immer wieder aufflammenden Diskussion um die Wissenschaftlichkeit der Bibliothekswissenschaft.
Die Beiträge setzen sich differenziert mit
Möglichkeit, Bedeutung und Reichweite
des Faches auseinander, stellen die historischen Entwicklungslinien dar und
geben Anregungen, wie und auf welche Praxisfelder die Erkenntnisbildung
des Faches zukünftig fokussiert werden
könnte und sollte.
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Der Friedensnobelpreis wurde erstmalig
1901 vergeben, und zwar an zwei Personen: den Gründer des Internationalen
Komitees des Roten Kreuzes, Henri Dunant, und den Gründer der französischen
Friedensgesellschaft »Société Française
pour l‘arbitrage entre nations«, Frédéric
Passy. Seitdem erhielten 92 Personen und
19 Organisationen die Auszeichnung.
Von allen Nobelpreisen wurde allerdings
in dieser Disziplin am häufigsten auf eine
Vergabe verzichtet, in den 104 Jahren
wurde der Preis nur 83 Mal verliehen.
Dabei liegt der Frauenanteil mit zwölf
Preisträgerinnen höher als bei allen anderen Nobelpreisen.
Seit 1960 wird der Friedensnobelpreis
auch für den Einsatz für die Menschenrechte und seit 2004 für das Engagement
für die Umwelt und eine nachhaltige
Entwicklung vergeben. Verliehen wird
die Auszeichnung jeweils am Todestag
Alfred Nobels, dem 10. Dezember. Im
vergangenen Jahr war der Preis mit 1,1
Millionen Euro dotiert und ging an
die Internationale Atomenergiebehörde
(IAEA) und deren Chef Mohammed ElBaradei. Nominierungen für das laufende Jahr sind noch bis zum 1. Februar möglich – dann beginnt auch für Anne Cecilie
Kjelling und ihren Kollegen wieder eine
neue Runde beim spannenden Aufspüren
und Sammeln von Daten und Informationen rund um den Globus. Weitere Informationen zum norwegischen NobelInstitut gibt es unter www.nobel.no.
–u
Höchster Frauenanteil
.B
Anne Cecilie Kjelling erklärte den Teilnehmern des IFLA-Weltkongress ihr Arbeitsfeld: die Leitung der Bibliothek des NobelInstituts.
Einige Teilnehmer der Seminarreihe
»Von der Idee zum Buch«, ein alljährliches Projektseminar am Institut für
Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, haben sich im vergangenen Sommer
zusammengefunden, um ihr aktuelles
Buchprojekt und im Besonderen ihr ab
und an in Frage gestelltes Studienfach
»Bibliothekswissenschaft« der bibliothekarischen Öffentlichkeit auf dem »World
Library and Information Congress« in
Oslo vorzustellen.
»Bibliothekswissenschaft –
quo vadis?« – Agitas et visitas
WLIC in Oslo
Sprachkenntnisse und der Frage, ob es
uns denn gelingen würde, die vielen Besonderheiten des deutschen Bibliothekswesens in adäquater Form in 20 Minuten
vorzustellen. Nach etlichen Stunden Feinarbeit an der Präsentation flogen wir mit
zwei Tagen Vorlauf nach Oslo. Obwohl
die Beteiligten2 bereits durch Vorträge
auf dem Bibliothekskongress in Leipzig
und dem Bibliothekartag in Düsseldorf
gewisse Vortragserfahrungen mitbrachten, war die Aufregung letztendlich doch
relativ groß. Der Vortrag blieb deshalb
anfangs ständiger Begleiter, egal ob wir
1 Im Projekt 2005 entstand der Sammelband »With a little help from my friends ...
– Freundeskreise und Fördervereine für Bibliotheken«. Weitere Informationen: www.
ib.hu-berlin.de/buchidee/index.html
2 Der Vortrag wurde von den Studierenden
Jana Grünewald, Ben Kaden, Andrea Kaufmann und Maxi Kindling gemeinsam mit
Petra Hauke M.A. gehalten.
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IFLA-Weltkongress 2005
Vortrag ohne Pannen
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Zahlreiche Dozenten aus aller Welt gestalteten die Sitzung mit Vorträgen zu
verschiedenen Facetten der LIS-Ausbildung, und schließlich war es für uns soweit: Es lief aller Aufregung zum Trotz
ohne Pannen ab, im Gegenteil, mit zunehmender Begeisterung stellten wir die
Lage der Bibliothekswissenschaft, unser
Projekt und das Ergebnis vor. Zu unserer
Überraschung und Freude reagierte das
Auditorium überschwänglich mit einem
herzlichen Applaus und vielen Glückwünschen.
Nicht überrascht, aber sehr inspiriert
hat uns die Vielfalt der Aktivitäten anderer Länder im LIS-Bereich und die Ak-
e
Auf der Suche nach
der grenzenlosen
Bibliothek
Als Praktikantin beim
IFLA-Satellite-Meeting
in Järvenpää
.d
Allen deutschen LIS-Studierenden
können wir empfehlen, solche
Chancen wahrzunehmen und sich
auch in Eigeninitiative auf das
internationale Parkett der ILFA
hinauszuwagen.
schlossenen Veranstaltung allerdings
keinerlei Hilfsmittel.
Auch weitere »soziale Events«, wie der
Empfang im Rathaus, die Eröffnung der
Nationalbibliothek, ein Cultural Evening im »Norwegian Folk Museum«
sowie allabendliche IFLA-Jazz-Sessions
in Oslos feinstem Nachtclub »Stratos«,
machten den Besuch des Kongresses zu
einem ganz einzigartigen Erlebnis.
Als Gesamteindruck nehmen wir die
große Offenheit mit, mit der sich die
internationale Bibliothekswelt auf der
IFLA begegnet. Die Fachdiskussionen
waren ausgesprochen konstruktiv und
auch für uns First Timer sehr lehrreich,
zumal wir häufig einfach einbezogen und
um unsere Meinung gebeten wurden.
Wir fühlten uns als Partner auf gleicher
Augenhöhe ernstgenommen.
Allen deutschen LIS-Studierenden
können wir empfehlen, solche Chancen
wahrzunehmen und sich auch in Eigeninitiative auf das internationale Parkett
der ILFA hinauszuwagen. Der eigene
Horizont ist nach so einer Reise so sehr
erweitert, dass man es manchmal selbst
kaum glauben kann.
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herzlichen Art umgehend ansteckten. Die
Euphorie bezüglich neuer Gäste ging in
einigen Sitzungen sogar soweit, dass wir
uns mit Mühe der Übernahme eines Amtes in den Standing Committees erwehren konnten. In den Veranstaltungen, die
jeder nach seinem Studienschwerpunkt
und persönlichem Interesse besuchte,
stellten wir glücklicherweise sehr bald
fest, dass unsere Sprachkenntnisse doch
weitaus besser waren als anfangs erwartet.
Unsere Präsentation »Library Science
– quo vadis? (Re)Discovering Bibliothekswissenschaft« fand im Rahmen der
gemeinsamen Sitzung der IFLA-Sektionen »Education and Training und Library
Theory and Research« in einem Seminarraum des Oslo University College statt.
Da der Raum lediglich für 30 Personen
konzipiert war, sich aber etwa 80 Zuhörer
eingefunden hatten, entstand eine etwas
formlosere Atmosphäre als in anderen
Veranstaltungen. Unser Lampenfieber
wurde durch diese besondere persönliche
Nähe jedenfalls etwas gesenkt.
Ulrike Schönherr
Was verschlägt eine Potsdamer Studentin der Informationswissenschaften zum
IFLA-Satellite-Meeting in Järvenpää,
Finnland? Das ist durchaus eine berechtigte Frage. Auch die Teilnehmer selbst
waren erstaunt, dass eine junge Studentin sich extra auf den Weg gemacht
hatte.
–B
Als Gesamteindruck nehmen wir die
große Offenheit mit, mit der sich die
internationale Bibliothekswelt auf
der IFLA begegnet.
zeptanz, in welche diese in das jeweilige
Bibliothekswesen und universitäre System eingebettet sind.
Die so genannten Newcomer wurden
von Seiten der IFLA mit großer Fürsorge
betreut. Wir waren zwar scheinbar die
jüngsten, aber bei weitem nicht einzigen »Novizen« bei diesem Kongress. In
einer einführenden »Newcomer Session«
wurde die IFLA als Verband vorgestellt,
außerdem ihre Organisationsstruktur
und ihre gesellschaftspolitische sowie
die kommunikativ-soziale Funktion des
Weltbibliothekskongresses humorvoll
dargestellt und die Neulinge zur aktiven
Teilnahme eingeladen.
Nach der offiziellen Veranstaltung gab
es einen Empfang – und davon gab es
einige in jener Woche – auf dem kleine
Starterpakete inklusive »First Timer«Sticker verteilt wurden, die sozusagen
als Erkennungszeichen von allen Newcomern getragen werden sollten. Um
mit anderen Teilnehmern ins Gespräch
zu kommen, bedarf es auf dieser aufge-
–u
nun die touristischen Höhepunkte Oslos
erkundeten, als Gäste an den Sitzungen
der Standing Committees (ständige Ausschüsse für die konkrete Facharbeit) der
IFLA teilnahmen oder die Vorträge anderer Teilnehmer besuchten.
Überrascht waren wir von der Offenheit und dem Enthusiasmus der Kollegen
aus aller Welt, die uns sofort als ihresgleichen akzeptierten und uns mit dieser
.B
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BuB
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Im Rahmen meines Praktikumsemesters
in der Helsinki City Library habe ich an
dem Meeting zum Thema »The Physical
Library and Beyond – Library as Space
and Library in Cyberspace« in Järvenpää
teilgenommen.
Seit Anfang August bin ich für 22 Wochen in Helsinki und lerne die Stadtbibliothek und ihre dem Verbund (HelMet
– Helsinki Metropoliton) angeschlossenen Nachbarstädte Espoo, Vantaa und
Kauniainen kennen.
Am 11. und 12. August 2005, gleich
zu Beginn meines Praktikums, stand die
Konferenz in Järvenpää an, eingeleitet
von einem Ausflug nach Lahti und Umgebung. Neben drei Skisprungschanzen
beherbergt die 100 000 Einwohner zählende Stadt auch eine große Öffentliche
Bibliothek mit acht Zweigstellen und
zwei Bücherbussen, gleichzeitig fungiert
sie als Regionalbibliothek. Lahti bildet
das Zentrum für alle umliegenden kleineren Gemeinden, zu denen auch Hollola
und Asikalla gehören. In beiden Städten
wurden 2004 neue Öffentliche Bibliotheken eingeweiht. In Hollola entstand
ein völlig neues Gebäude, in Asikalla
wurde ein altes Gebäude umgebaut. Eine
ehemalige Bootsbauhalle wurde in eine
wunderschöne neue Bibliothek verwandelt. Dekorative Segeltücher und alte
Holzboote weisen auf die Geschichte des
Gebäudes hin.
Am folgenden Tag bestand die Möglichkeit, weitere Bibliotheken in Helsinki
zu besichtigen. Unter anderem die ehemalige Hauptbibliothek in der Rikhardinkatu, 1881 fertiggestellt, war es der
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Lesesaal | BuB
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IFLA-Weltkongress 2005
.d
Die Rolle der physischen Bibliothek
–u
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Maja Zumer, Professorin für Bibliotheksund Informationswissenschaften an der
Universität Ljubljana, hat 2001/2002 gemeinsam mit Studenten eine Studie zur
Präsenz slowenischer Öffentlicher Bibliotheken im Netz durchgeführt. Nach
zwei Jahren wurde die Untersuchung im
April 2004 wiederholt. Um die Darstellung im Internet beurteilen zu können,
war es im Vorfeld wichtig, sich der Rolle der physischen Bibliothek bewusst zu
werden:
Die Öffentlichen Bibliotheken sind
laut Karen Lawson1 neben Informationseinrichtungen vor allem Orte
(»places«), um einander zu begegnen
und Neuigkeiten auszutauschen. Die
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BuB | 58 (2006) 01
Bibliotheken gelten als »dritter Platz
beziehungsweise Ort«. Der »erste Ort«
ist demnach die Familie und der zweite
die Arbeitsstelle oder Schule. Traditionell führen die Bibliotheken die Liste
der »dritten Orte« an. Zu ihnen gehören
weiterhin Cafés, Fitness-Center, Kneipen, Klubs und sonstige Treffpunkte.
Zumer und ihre Studenten haben untersucht, inwieweit das Online-Angebot
einer Bibliothek die Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der Einrichtung
übernehmen kann. Bei der wiederholten
Erfassung musste festgestellt werden,
dass nur wenige Bibliotheken die Ratschläge zur Veränderung der Webseiten
berücksichtigt hatten.
Anders hingegen scheint die Situation
in den Niederlanden zu sein. Laut Friso
Visser, dem Planer der Webseite »Bibliotheek.nl«2, funktioniert die niederländische digitale Bibliothek wie eine »normale« Bibliothek. Seit November 2001
e
Komponenten, Entfernen nicht benötigter Elemente) und Zusammenarbeit
untereinander müssten jeweils beachtet
werden. Noodéns Aussage: »Virtual is
not real, digital is real« rief eine ausgiebige Diskussion hervor, die alle Teilnehmer
anregte, eigene Gedanken zur Zukunft
der virtuellen beziehungsweise digitalen
Bibliothek zu äußern.
.B
erste Bau in den nordischen Ländern, der
als Öffentliche Bücherei geplant worden
war.
Im Anschluss an die Bibliotheksbesuche begann die eigentliche Konferenz, an
der vornehmlich Kollegen aus Finnland
und Skandinavien teilnahmen, aber auch
Architekten aus Spanien sowie Bibliothekare aus Australien und Kanada. Thema der ersten Vorträge waren virtuelle
Dienstleistungen von Bibliotheken in einer vom Internet geprägten Welt und die
Möglichkeit, wie das virtuelle Angebot
das lokale unterstützen kann.
Lars D. Noodén, Wissenschaftler aus
Rovaniemi, Finnland, sprach über seine parallelen Planungen von digitalen
und physischen Dienstleistungen in
Bibliotheken. Die Planungen für beide
Angebote seien annähernd identisch,
Richtlinien (Quadratmeter/1000 Kunden, Mitarbeiter/1000 Kunden, Computerarbeitsplätze), vorgegebene Standards
(Dublin Core, MARC 21, UNIMARC,
TCP/IP, HTML…), Sicherheitsmerkmale (Sicherung der personenbezogenen
Daten, Sicherheit der Informationsquellen), Modularität (Hinzufügen von
Funktionen, Austausch von einzelnen
1 K. Lawson: Libraries in the USA as traditional and virtual ›third places‹. New Library
World, Band 105: 2004. Nr. 1198/1199, Seite 125–130
2 www.bibliotheek.nl – Webseite aller Öffentlichen Bibliotheken der Niederlande
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IFLA-Weltkongress 2005
Das Tor zur Information
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Ulrike Schönherr
belegt seit Oktober 2003 an der
Fachhochschule
Potsdam im Fachbereich Informationswissenschaften
den Studiengang
Bibliothek. Ihr Auslandspraktikum in Helsinki dauerte von
August bis Dezember 2005. – Kontakt:
[email protected]
und referiert. Leider kamen nur wenige
Architekten zu Wort. Im Endeffekt sind
sie es, die neue Gestaltungsmöglichkeiten entwerfen.
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In Helsinki ist die Kombination aus
physischer und virtueller Bibliothek
bisher geglückt, anhand der jährlich
circa 10 Millionen Ausleihen und 4,5
Millionen Besuche der Webseiten
lässt sich der Erfolg beider Bibliotheksformen erkennen.
liothek in der heutigen Internetwelt zusammen: »Bibliothek als Treffpunkt und
Kulturzentrum. Bibliothek als Experiment, Überraschung, Entdeckung, Attraktion und Inspiration. Bibliothek als
Service-Einrichtung, Selbstbedienung
und maßgeschneidertes Informationszentrum. Bibliothek zur Präsentation der
Bestände und der qualitativen Medienauswahl. Bibliothek als Wissenszentrum
zum lebenslangen Lernen und Studieren.
Bibliothek als interaktive Einrichtung
und als Netzwerk. Bibliothek als Einrichtung für alle Bürger einer Stadt.«
Zum Abschluss der Konferenz wurde
das Wort an den finnischen Architekten
Ilmari Lahdelma übergeben, dessen Architekturbüro in Finnland für den Bau
mehrerer Bibliotheken verantwortlich
ist.8 In Finnland wird sehr viel Wert auf
eine moderne, offene und transparente
Architektur gelegt. Die Aufgabe der Architekten ist es also, einen Platz zu schaffen, der gleichzeitig offen und familiär
ist, in dem es aber auch Rückzugsmöglichkeiten gibt.
Über die Zukunft der physischen und
virtuellen Bibliotheken wurde an den
zwei Veranstaltungstagen viel diskutiert
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Toyo Ito hat eine Bibliothek ohne Grenzen geschaffen und vereint in der Sendai Mediatheque Ausstellungsraum,
Theater, Kino und Restaurant mit unterschiedlichsten Medienarten. Für die
täglich 3 000 bis 4 000 Besucher ist die
Bibliothek 91 Stunden in der Woche geöffnet. In Sendai scheint es gelungen, die
virtuelle Welt mit der Atmosphäre einer
Bibliothek zu verbinden.
Das von Erkki Lounasvuori vorgestellte neue Informationsportal »Tiedonhaun
Portti« (THP)6 basiert auf den Ideen des
semantischen Webs und sieht sich als Tor
zur Information für alle Bürger Finnlands. Das neue Angebot wurde gemeinsam mit dem Webservice »libraries.fi«7
entwickelt. Das 2002 gestartete Projekt
wurde vom finnischen Bildungsministerium finanziell unterstützt und gehört
zu einem umfangreichen nationalen
Angebot Öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken in Finnland. Die
angebotene Stichwortsuche basiert auf
der Klassifikation der Stadtbibliothek
Helsinki (HKL), stellt aber jederzeit die
Verbindung zur landesweit verwendeten
YKL her und enthält 20 000 Stichwörter.
Bisher ist das umfassende Angebot in finnischer und schwedischer Sprache abzurufen, an der englischen Version des »Tiedonhaun Portti« wird noch gearbeitet.
In einem sehr kurzweiligen Vortrag
beschäftigte sich der ehemalige Direktor der Stadtbibliothek Rotterdam,
Frans Meijer, anschließend mit der Frage, warum Menschen in Zeiten des Internet noch in Bibliotheken gehen. Die
Zentralbibliothek in Rotterdam wurde
2003/2004 renoviert und dient als Informationszentrum, sie hat seitdem jeden Tag bis zu 6 000 Besucher, wobei die
meisten Ausleihen aber in den 23 Zweigstellen verbucht werden.
In seiner Schlussfolgerung fasste Meijer die wichtigsten Aufgaben einer Bib-
–u
bietet sie für die Kunden den gesamten
Bestand im Web-Katalog an, und es besteht zudem die Möglichkeit, Fragen zu
stellen. Im Bereich »Ask a librarian« arbeiten über 1 000 Bibliothekare an der
Beantwortung von 20 000 Anfragen im
Monat. Visser und seine Kollegen haben
auf die internetfreundliche Gesellschaft
in den Niederlanden reagiert (Haushalte mit PC: 89 Prozent, mit Internetanschluss: 69 Prozent, jeden Tag online: 60
Prozent)3 und sich Gedanken gemacht,
inwieweit die virtuelle Bibliothek ein
zusätzlicher Service oder doch ein Ersatz
für die physische ist. Das Resultat Bibliotheek.nl darf als gelungen bezeichnet
werden.
Die Vorstellung einer äußerst innovativen Bibliothek schloss sich an. Yasushi
Sato präsentierte die 2001 eröffnete Sendai Mediatheque4. In der eine Million
Einwohner zählenden Stadt, 300 Kilometer nördlich von Tokio, begannen die
Planungen für ein neues Bibliotheksgebäude bereits 1994, und der Architekt
Toyo Ito erhielt den Zuschlag. Für ihn
war es wichtig, »Platz zu schaffen, einen
extrem beweglichen Raum zur Verfügung zu haben. [Er] dachte bei den Eckpfeilern an die Nutzung sehr organischer
Strukturen […] nannte sie Röhren, zusammengesetzte Körper, die in der Lage
sind, sieben Stockwerke zu halten.«5 So
entstand ein erdbebensicheres Gebäude,
innen ohne Wände und mit variierender
Gestaltung der vier Außenseiten und sieben Stockwerke.
.B
52
BuB
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52
Praktikum in der
Stadtbibliothek Helsinki
Die Konferenz in Järvenpää war die erste
größere Veranstaltung, die ich im Rahmen meines Praxissemesters in der Stadtbibliothek Helsinki besucht habe.
Während meines Aufenthaltes habe
ich die Organisation des größten finnischen Bibliotheksnetzwerkes kennen
gelernt und die Bedeutung der Bibliotheken für die finnische Gesellschaft erlebt.
Während der fünf Monate habe ich rund
45 Bibliotheken in Helsinki, Finnland
und Schweden, Norwegen und Estland
besucht. Die Zusammenarbeit der Länder untereinander ist enorm und hat einen großen Einfluss auf die Gestaltung
der Arbeit innerhalb der Bibliotheken.
Die Verantwortlichen setzen sich intensiv mit der Zukunft des Systems Bibliothek, also auch der Kombination ihrer
physischen und virtuellen Seiten, auseinander. In Helsinki ist diese Kombination
bisher geglückt, anhand der jährlich circa
10 Millionen Ausleihen und 4,5 Millionen Besuche der Webseiten lässt sich der
Erfolg beider Bibliotheksformen erkennen. Die neue Vision der Stadtbibliothek
ist demzufolge auch auf beide Formen
anwendbar:
»Die grenzenlose Bibliothek – eine
Quelle der Inspiration, der Bildung und
des Vergnügens in allen Lebensphasen«.
3 www.cbs.nl/en-GB/menu/cijfers/cijfersper-thema/default.htm
4 www.smt.city.sendai.jp/en
5 www.fla.fi /PHYSICALvsVIRTUAL05/
SendaiMediatheque.pdf
6 www.libraries.fi /thp
7 www.libraries.fi
8 www.finnish-architects.com/content/profiles/index.cfm?fuseaction=profile&architec
t=2736&lang=e
BuB | 58 (2006) 01
Lesesaal | BuB
53
Praxis
w
w
w
.B
–u
Die rationelle Abwicklung von Routinevorgängen in Bibliotheken – etwa die
Verbuchung und Rücknahme, die Sortierung von Medien – ist nicht nur grundsätzlich sinnvoll, sondern insbesondere
in Zeiten knapper Mittel das Gebot der
Stunde. Um die Effizienz derartiger Tätigkeiten zu steigern, setzen Bibliotheken
zunehmend auf die Einführung der Radio Frequenz Identifikation, von der sie
zugleich eine Verbesserung ihres Service
erwarten. Am Beispiel der Münchner
Stadtbibliothek wird ersichtlich, was ein
solcher Schritt für Mitarbeiter wie Kunden, für die praktische Arbeit bedeutet.
BuB | 58 (2006) 01
e
Selbstverbuchung mit RFID in
der Münchner Stadtbibliothek
E
erkennen kann. Und nach wie vor erfordert die Deaktivierung der EM-Sicherung bei Selbstverbuchung vom Kunden
zwei Schritte: Nachdem der Barcode eingelesen ist, muss das Medium noch über
die Deaktivierung geschoben werden.
Also genau das, was wir nie wollten.
Entscheidung für RFID
Im Juni 2004 fiel die Entscheidung, ausschließlich die RFID-Technologie für
die Verbuchung und Sicherung der Medien in allen Bibliotheken der Münchner
Stadtbibliothek einzuführen, und zwar
in einem Zeitraum von fünf Jahren. Ziel
ist, alle für Selbstverbuchung geeigneten
Medien mit RFID-Etiketten auszustatten und eine Selbstverbuchungsrate von
98 Prozent anzusteuern. Mit Beginn
2006 sollten drei Pilotbibliotheken auf
Selbstverbuchung umgestellt werden: die
Zentralbibliothek sowie eine große und
eine kleine Stadtteilbibliothek. Damit
wären die möglichen unterschiedlichen
Verhältnisse im System der Münchner
Stadtbibliothek abgebildet, und man
könnte ab Mitte des Jahres mit den Erfahrungen der Pilotbibliotheken die Umstellung der übrigen Bibliotheken steuern.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns
bereits gründlich in die Materie der
RFID-Technologie eingearbeitet. Das
geschah über Besuche bei Bibliotheken in
Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, bei Anbietern von RFID-Bibliothekssystemen und bei Etikettenherstellern sowie durch den ausführlichen
Kontakt mit RFID-Anwendern. Hier
sei ausdrücklich gedankt Judith Gregor
(Stuttgart) und Christian Jahl (Wien)
für die wertvollen Auskünfte über ihre
Erfahrungen. Eine vertiefte Kenntnis
über RFID verdanken wir jedoch auch
ganz besonders Christian Kern und Gre-
.d
Wenn – dann
100 Prozent
s ist keineswegs ein neues Thema:
Bereits Anfang der Neunzigerjahre haben wir uns in der Münchner
Stadtbibliothek mit Selbstverbuchung
mittels EM-Technik (ElektromagnetTechnik) beschäftigt. Allerdings empfanden wir die auf dem Markt angebotenen
Systeme als zu wenig kundenfreundlich
und sahen vor allem bei der Rücknahme
von Medien die allergrößten Probleme.
Kurz: Wir beschlossen abzuwarten, verloren das Thema aber nie aus den Augen.
Als dann Mitte 2003 kurz hintereinander die Vertreter zweier dänischer Firmen vorsprachen und wunderbar funktionierende Selbstverbuchungssysteme in
Aarhus und Kopenhagen vorstellten, war
schnell klar, dass wir uns diese näher ansehen würden. Sowohl die Ausleih- und
Rückgabeautomaten als auch die Sortieranlagen überzeugten. Die Direktion der
Münchner Stadtbibliothek veranlasste
deshalb im Dezember 2003 die Bildung
eines Projektteams, in dem auch der örtliche Personalrat vertreten ist.
Anfang 2004 kamen dann die Nachrichten aus Stuttgart und Wien, dass
dort die Ausleihe auf Selbstverbuchung
mittels RFID-Technologie umgestellt
(Stuttgart) beziehungsweise die Umstellung für die Neueröffnung der Hauptbibliothek (Wien) geplant wurde.
In München sind außer den Freihandbeständen der Zentralbibliothek die Bestände in vier von 24 Stadtteilbibliotheken durch EM-Technik gesichert, also
rund 650 000 Medien. Das veranlasste
uns, gründlich über die Möglichkeit eines Hybridsystems nachzudenken. Ein
Hybridsystem erlaubt parallel die Verbuchung von Barcodes mit EM-Sicherung
und die von RFID-Etiketten, aber keine
Stapelverbuchung. Bis heute kennen wir
jedoch kein Gate, das sowohl Elektromagnet- als auch Radiofrequenzsicherung
–B
Marianne Pohl, Eva Schubert
53
| Lesesaal
Praxis
Rechnerisch ergibt sich durch den
Wegfall der Verbuchungstätigkeit
eine Einsparung von 29 Stellen, die
durch Fluktuation in einem Zeitraum
von fünf Jahren erfolgen soll.
ISO-Norm der Chips und Datenmodell
Von besonderer Bedeutung ist die Festlegung der ISO-Norm für die Chips. Gewählt wurde der Standard ISO 180003, Mode 1. Für die Diebstahlsicherung
wird nicht einer der herstellerspezifisch
unterschiedlichen EAS-Mechanismen
verwendet, sondern der so genannte AFI
(Application Family Identifier). Damit
werden proprietäre Erzeugnisse vermieden, die im Endeffekt eine Bindung an einen einzigen Chip-Hersteller bedeuten.
Ein entscheidendes Kriterium in der
Ausschreibung war auch das Datenmodell. Es sollte – schon aus Datenschutzgründen – keine umfangreichen Daten
enthalten, die bereits im LMS (Library
Management System) hinterlegt sind. Es
genügt, wenn über die Exemplarnummer
und die Schnittstelle die Verbindung zum
Exemplarsatz hergestellt wird. Nicht in
unseren Exemplarsätzen enthalten sind
jedoch Angaben zu Mehrteiligkeit von
Medien. Also sieht das Datenmodell folgendermaßen aus:
Obligatorische Felder
Bibliothekssigel (M 36)
ID (Mediennummer)
Selbstverbuchungsfähig (ja/nein)
Status (Sicherung aktiv/deaktiv)
Mehrteilig (ja/nein)
Anzahl der Teile
Nummerierung der Teile
Dynamische Felder (frei verfügbar)
Dieses Datenmodell wurde zusammen
mit den Anwendern des Systems von
Bibliotheca RFID Library Systems entwickelt und verabschiedet. Die Normierungskommission der Deutschen Bibliothek Frankfurt wurde informiert und ist
bereit, das Thema in die IFLA zu tragen
und eine entsprechende Empfehlung für
Deutschland auszusprechen.
w
w
mit der Ermittlung von Mengengerüsten für die benötigte Hardware, Kostenschätzungen und Gegenrechnung von
Personaleinsparungen. Letztere sollten
sich nicht an den tatsächlichen Kosten
orientieren, sondern am Umfang einer
prognostizierten
Arbeitseinsparung.
Diese wurde auf der Basis von Aufzeichnungen ermittelt, die das Personalreferat
1994 in einer Organisationsuntersuchung gemacht hatte. Für die Verbuchung eines Mediums wurde damals ein
Durchschnittswert von 11,9 Sekunden
ermittelt. Somit ergab sich rechnerisch
durch den Wegfall der Verbuchungstätigkeit eine Einsparung von 29 Stellen,
die durch Fluktuation in einem Zeitraum
von fünf Jahren erfolgen soll. (2004 wurden an 72 Personalarbeitsplätzen knapp
15 Millionen Ausleihen und Rücknahmen abgewickelt.)
Nachdem der Stadtrat Ende Januar
2005 die Einführung der Selbstverbuchung beschlossen hatte, konnte die Arbeit am Leistungsverzeichnis beginnen.
Die Termine blieben knapp: Um Zeit zu
gewinnen, wurde ein Teilnahmewettbewerb durchgeführt, sodass anschließend eine beschränkte Ausschreibung
gemacht werden konnte. (Ende des Teil-
Marianne Pohl, Eva Schubert, Münchner Stadtbibliothek – Kontakt: marianne.pohl@muenchen.
de; [email protected]
e
.d
Ab Juli 2004 gab es Teststellungen verschiedener Firmen in der Zentralbibliothek Am Gasteig, darunter Codeco, FKI
Logistex mit Tagsys, Bibliotheca RFID
Library Systems, 3M und Nedap. Wir
hatten so die Gelegenheit, Hard- und
Software sowie verschiedene Etiketten
ausführlich zu testen und damit die Stärken und Schwächen der einzelnen Anbieter kennen zu lernen.
Gleichzeitig begann die Ausarbeitung
der notwendigen Anträge für IT-Kommission, Kulturausschuss und Stadtrat
genannten digitalen Speichermedien. Die
Verbuchungsfähigkeit einzelner Ringetiketten ist kein Problem, sehr wohl aber
die Detektion im Gate. Probleme gibt es
auch bei mehrteiligen CDs und so weiter
in der Verbuchung.
Philips ist dabei, einen neuen Chip mit
wesentlich größerer Leistung in Bezug
auf die Lesereichweite zu entwickeln, der
eventuell bereits im ersten Quartal dieses
Jahres geliefert werden kann. Wir werden
diese Entwicklung abwarten und deshalb
diese Medien erst dann mit Ringetiketten ausstatten, wenn die neue Chipgeneration zur Verfügung steht. Um die Medien dennoch über die Selbstverbuchung
laufen lassen zu können, wird entweder
das Titelblatt oder ein Beiheft mit einem
Buchetikett versehen.
–B
Weiteres Vorgehen
nahmewettbewerbs: 21. März, Versand
des Leistungsverzeichnisses: 15. April,
Ausschreibungsfrist: 31. Mai, Vergabe:
30. Juni)
Wie mittlerweile bekannt ist, bekam
die ekz mit Bibliotheca RFID Library
Systems den Zuschlag. Soweit die Vorgeschichte. Und hier nun einige technische
Details, die für Bibliotheken, die über ein
ähnliches Projekt nachdenken, wichtig
sein können.
–u
gor Hotz von Bibliotheca RFID Library
Systems.
.B
54
BuB
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54
Konvertierung und mehrteilige Medien
Die Konvertierung der Medien, also die
Programmierung der in den Etiketten
befindlichen Chips, erfolgt durch das
Einlesen des Barcodes mit einem Scanner, nachdem vorher das Etikett eingeklebt worden ist. Gleichzeitig deaktivieren wir die EM-Sicherung. Das Medium
liegt auf dem Reader, und damit ist die
Programmierung vollzogen.
Im Fall von mehrteiligen Medien erkennt der Reader mehrere Chips zum
Initialisieren und fragt, ob dies ein Me-
Die absolute Feinsortierung zurückgegebener Medien durch eine
Anlage kann weder erreicht werden,
noch wäre sie wirtschaftlich.
dienpaket sei. Bei Bestätigung wird das
Medium als mehrteilig registriert.
Aus Servicegründen und um Kontrollarbeit zu sparen, haben wir uns entschieden, alle Teile eines mehrteiligen
Mediums zu etikettieren. Ziel ist, dass
der Kunde nur vollständige Medien ausleihen kann, da der Ausleihautomat kontrolliert, ob alle und die richtigen Teile
enthalten sind. Dasselbe geschieht bei der
Rückgabe.
Sortieranlagen und
Rückgabe der Medien
Etiketten für CDs, DVDs und CD-Roms
So gut die Etiketten, die etwa die Größe
einer EC-Karte haben, für Bücher funktionieren, so problematisch sind die wesentlich kleineren Ringetiketten für die
Die Sortieranlagen, die wir zu Beginn
unserer Recherchen in Dänemark sahen,
stammen von FKI Logistex, eine Firma,
die unter anderem Anlagen zur Gepäckbeförderung in Flughäfen installiert und
BuB | 58 (2006) 01
Lesesaal | BuB
55
Praxis
w
w
Veränderung der Tätigkeiten
Bisher war nur von den Veränderungen
für die Kunden die Rede; aber auch für
das Personal, das bisher hauptsächlich
mit Verbuchung beschäftigt war, stehen
bedeutende Veränderungen an. Verbuchung durch Personal wird es nur noch in
Einzelfällen geben, die technisch bedingt
sind. Ansonst erwarten wir, dass der
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e
(www.b-u-b.de)
.d
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)
Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband
Information Bibliothek eV
(www.bib-info.de)
58. Jahrgang, Nr. 01, Januar 2006
ISSN 0340-0301
Herausgeber:
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart
Redaktionsbeirat:
Dale S. Askey, Yale University – Sterling
Memorial Library, New Haven, CT .
Prof. Jürgen Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen
Lodemann, Schriftsteller, Horben .
Prof. Dr. Elmar Mittler, Niedersächsische
Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen . Dr. Horst Neißer, StadtBibliothek
Köln . Walburgis Otte, Bibliothek der FH
Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven
. Dr. Georg Ruppelt, Niedersächsische
Landesbibliothek, Hannover/Bibliothek &
Information Deutschland, Berlin . Barbara
Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Kurt Waldner, Allgemeine
Bibliotheken der GGG, Basel . Dr. Harald
Weigel, Vorarlberger Landesbibliothek,
Bregenz
Redaktion und Anzeigenverwaltung:
BuB
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen
Telefon (0 71 21) 34 91-0
Telefax (0 71 21) 30 04 33
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Manfred Rothe (mr) .
Bernd Schleh (slh) . unter Mitarbeit von
Michael Reisser (rei)
Anzeigenverwaltung: Angela Sattler
–B
Information des Personals
Seit Beginn der Projektarbeit im Januar
2004 wurde auf verschiedenen Ebenen
laufend über Inhalt, Ziele, Konsequenzen
und den Stand des Projekts informiert:
auf der zweimal jährlich stattfindenden
Personalversammlung, auf bibliotheksinternen Vollversammlungen, in Abteilungs- und Bibliotheksleitersitzungen
sowie über deren Protokolle. Außerdem
hatten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gelegenheit, die Teststellungen der
verschiedenen Firmen zu begutachten und
auszuprobieren. Im Oktober 2004 gab
es einen zweitägigen Workshop, an dem
alle Mitglieder des Projektteams und des
Personalrats teilnahmen mit dem Ziel,
den Einführungsprozess in gegenseitigem Einvernehmen optimal begleiten zu
können. Eine Dienstvereinbarung mit
dem gleichen Ziel wurde zwischen Direktion und Personalrat im vergangenen
April geschlossen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
der Pilotbibliotheken haben mittlerweile
überwiegend eine positive Einstellung
zu dem Projekt. Wie es dann tatsächlich läuft, werden wir voraussichtlich im
Frühjahr berichten können.
w
tralbibliothek eine Anlage mit vierzehn
Endstellen, für die größeren Bibliotheken in den Stadtteilen Anlagen mit drei
Endstellen. Entscheidend für die Größe
einer Sortieranlage sind die baulichen
Gegebenheiten sowie die potenzielle
Wirtschaftlichkeit, also die Zahl der
Rückgaben pro Öffnungsstunde.
Die Zentralbibliothek entschied sich
für eine relativ geringe Zahl von Endstellen, weil eine absolute Feinsortierung
durch eine Anlage nicht erreicht werden
kann und auch nicht wirtschaftlich wäre.
Deshalb wird man den Inhalt der Container, die von der Anlage gefüllt werden,
auf Bücherwagen um- und feinsortieren,
um die Medien anschließend an die Regale zum Einstellen zu bringen.
Eine entscheidende Serviceverbesserung ist die Möglichkeit, die Rückgabeautomaten so einzubauen, dass die
Bibliothek nicht betreten werden muss.
Damit können künftig in der Zentralbibliothek die Medien an sieben Tagen in der
Woche von 7 bis 23 Uhr zurückgegeben
werden, das heißt die Kunden sind nicht
mehr auf die Öffnungszeit der Bibliothek
angewiesen.
Bei den Bibliotheken in den Stadtteilen hängt es jeweils von den baulichen
Gegebenheiten ab, ob eine solche Möglichkeit angeboten werden kann.
–u
Eine entscheidende Serviceverbesserung ist die Möglichkeit, die Rückgabeautomaten so einzubauen, dass
die Bibliothek nicht betreten werden
muss.
Kundenkontakt aktiv wahrgenommen
wird, also dass die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter den Kunden, die erkennbar
Schwierigkeiten haben, Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Nur so kann ein möglichst
hoher Anteil an Selbstverbuchung erzielt
werden.
Um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, den veränderten Anforderungen im Umgang mit
dem Kunden nachkommen zu können,
sind Schulungen geplant, die auf die neue
Rolle inhaltlich und didaktisch vorbereiten.
Abgesehen vom Kundenkontakt gibt
es eine Reihe von alten und neuen Tätigkeiten, die koordiniert beziehungsweise anders als bisher organisiert werden
müssen. An der Erarbeitung dieser neuen Struktur ist in der Zentralbibliothek
auch ein Arbeitskreis mit Mitgliedern aus
dem betroffenen Personal beteiligt. Dessen Ergebnisse sind die Grundlage für
die organisatorische Vernetzung von drei
Teams mit insgesamt 39 Personen. Im
Übrigen können die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter dieser drei Teams derzeit
in einer Fragebogenaktion ihr Interesse
beziehungsweise Desinteresse an einzelnen Tätigkeiten bekunden. Wir hoffen,
so ein weitgehendes Einvernehmen beim
Personaleinsatz zu erreichen.
.B
High-Tech-Anlagen liefert, die für den
Bedarf einer Bibliothek, auch einer großen, überdimensioniert sind und enorme Wartungskosten nach sich ziehen.
Andere Anlagen wieder, die wir gesehen
haben, entsprechen nur bedingt den Anforderungen. Ein Mittelweg ist also angesagt.
Für die Bibliotheken der Münchner
Stadtbibliothek sind Anlagen unterschiedlicher Größe geplant: für die Zen-
Verlag:
BOCK + HERCHEN Verlag
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef
Reichenbergerstraße 11 e .
53604 Bad Honnef
Telefon (0 22 24) 57 75
Telefax (0 22 24) 7 83 10
E-Mail: [email protected]
Herstellung:
Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef
Druck: Strube OHG, Gudensberg
Erscheinungsweise:
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/
August und November/Dezember)
Preis:
je Heft € 12,50, jährlich € 82,–
Studierende sowie Mitglieder des
VDB jährlich € 40,–
Preise einschließlich Mehrwertsteuer
und zuzüglich Versandgebühr.
Für Mitglieder des BIB ist der Bezug
im Mitgliedsbeitrag enthalten.
BuB ist kündbar bis jeweils
15. November.
Bezug durch den Verlag
Redaktionsschluss
für Heft 3/2006: 17. Januar
Anzeigenschluss
für Heft 3/2006: 3. Februar
55
| Lesesaal
Politik
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w
.B
»Im Fadenkreuz der Finanzminister«,
so Günter Bassen, der Vorsitzende der
Fachkonferenz und Jürgen Seefeldt,
einer der drei stellvertretenden Vorsitzenden, in ihrem Artikel in dieser Zeitschrift1, seien die Staatlichen Büchereistellen in Deutschland. Diese Überschrift
impliziert, dass die Staatlichen Büchereistellen bewusst ins Visier genommen
und kaltblütig abgeschossen würden.
Es wird suggeriert, dass in allen Bundesländern die politisch verantwortlichen
»Jäger« auf wehrlose Opfer zielten und
diese, ohne mit der Wimper zu zucken,
zur Strecke brächten. Das ist bestenfalls
die halbe Wahrheit.
Dreister Vorwurf und alte Hüte
e
Vorschläge für interne Verbesserungen / Hohe Anforderungen
an die Leitungsebene
E
lich wissen wir, dass es eine ganze Menge
hervorragender gibt!), sondern auf die
Defizite hinzuweisen, wir hielten dies für
konstruktiver und angebrachter, als etwa
ins Jammern zu verfallen oder uns Fachstellen selbst zu loben.3
Als dreist empfanden wir den Vorwurf,
unsere Vorschläge seien alte Hüte, jedoch
noch nicht in jedem Fachstellenarbeitsbereich vollständig realisiert. Dies ist
nach unserer Auffassung unwahr, gerade
das Gegenteil ist, nach unserer Einschätzung, der Fall: In keiner Fachstelle ist alles von uns Vorgeschlagene verwirklicht,
in kaum einer vieles davon. Über soviel
Nachsicht mancher Fachstellenbibliothekare/Innen, vor allem sich selbst gegenüber, wundern wir uns immer noch.
Ungeachtet dessen ist in der Zwischenzeit der Erosionsprozess in der Fachstellenwelt fortgeschritten, wir weisen nur
auf das Saarland, Sachsen und SachsenAnhalt hin. Immerhin hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass man sich mit
der Zukunft der Fachstellen jetzt dringend systematisch beschäftigen muss,
und man hat für die Fachkonferenz 2005
in Rostock4 das Motto »Vision, Illusion,
Wirklichkeit – Perspektiven der Fachstellenarbeit in Deutschland« gewählt.
Sehr gut finden wir, dass die Fachstellen endlich an die (Fach-)Öffentlichkeit
gehen und zum ersten Mal, jedenfalls in
jüngerer Zeit, eine Synopse ihrer vielfältigen Institutionen in einer Fachzeitschrift
veröffentlichen. Ein großes Verdienst
der beiden Autoren ist außerdem, dass in
mühevoller Arbeit die unterschiedlichen
Formen von Büchereistellen detailliert
aufgeführt werden und so für jeden die
Stellung und Problematik in einzelnen
Bundesländern begreifbar und nachvollziehbar wird.
In diesem Artikel wollen wir, trotz der
Anfeindungen mancher Fachstellenbibliothekar/Innen, unseren Fokus nach
innen richten. Während wir im vergangenen Artikel Vorschläge für zukünftige Angebote und Dienstleistungen von
Fachstellen, also die Blickrichtung nach
außen in den Vordergrund gerückt haben, wollen wir nachfolgend die Fachstellen selbst zum Mittelpunkt unserer
Betrachtung machen und Vorschläge für
besseres Fachstellenmanagement liefern.
Auch wir finden: »Ein zeitgemäßes
Management und moderne ›Vermarktungsstrategien‹ sind bei Kultureinrichtungen unerlässlich«.5 Dies gilt besonders in schwierigen Zeiten. Die Rah-
.d
Fachstellenmanagement
heute und morgen
s wird ein unzutreffender Mythos
konstruiert, der von den Tatsachen
und den selbst verschuldeten Ursachen bewusst oder unbewusst ablenkt;
auch die Fachstellen tragen Verantwortung für das, was in den letzten Monaten und Jahren mit ihnen geschah. Im
Artikel ist im Zusammenhang mit der
unheilvollen Entwicklung der Büchereistellen viel von Sorge, Schrecken, Unverständnis, Existenzbedrohung, sogar von
Raub die Rede. Kaum ein selbstkritisches
Wort aber darüber, inwiefern die Staatlichen Fachstellen an dieser Entwicklung
beteiligt sind, welche ihrer Versäumnisse, Mängel oder strategischen Fehler
dazu führen, dass sie zum Beispiel das
Schlimmste aller Imageprobleme haben:
über kein wahrnehmbares Image zu verfügen, weitgehend unbekannt zu sein
und so zur Verfügungsmasse für Streichungen zu werden.
Es ist nun einfach so: Politiker profilieren sich durch die Schließung (Einsparung) politisch schwacher Institutionen
(wie die Fachstellen), ohne sich groß darum zu scheren, ob die Schließung fachlich und politisch sinnvoll ist oder nicht.
Das Bewusstsein auf Fachstellenseite,
auch eine Mitverantwortung für diese
Kürzungen und Schließungen zu tragen,
vermissen wir in diesem Artikel schmerzlich.
Das hat auch mit einer gewissen Abwehrhaltung von vielen verantwortlichen
Fachstellenbibliothekaren zu tun: Unser
Artikel »Die Fachstelle der Zukunft«2,
in dem wir fünf aktuelle Hauptziele von
Fachstellenarbeit nennen, zehn Verbesserungsvorschläge für die bisherige Arbeit
machen und 15 zukunftsorientierte Angebote und Dienstleistungen von Staatlichen Fachstellen aufführen (als letzten
Punkt übrigens die Schaff ung und Verbreitung eines positiven Images der Fachstellen), ist bei Teilnehmern der Fachkonferenz und Verantwortlichen der Sektion
6 auf zum Teil heftige Kritik gestoßen.
Die von uns unterbreiteten Vorschläge
wurden pauschal abgelehnt, mit der Begründung, dass wir über die Arbeit einzelner Fachstellen nicht informiert seien
und die von uns unterbreiteten Vorschläge bereits seit Jahren praktiziert würden.
Unkollegial und unfair hätten wir pauschale Aussagen über Fachstellenarbeit
gemacht und keine genauen Sachstände
ermittelt.
In der Tat war unsere Absicht nicht,
die Angebote und Dienstleistungen aller
Staatlichen Büchereistellen in Deutschland empirisch zu untersuchen, aufzuführen und zu würdigen (selbstverständ-
–B
Martin Götz, Konrad Heyde
–u
56
BuB
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BuB | 58 (2006) 01
Lesesaal | BuB
57
Politik
w
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BuB | 58 (2006) 01
e
.d
w
1 Siehe BuB 57(2005)6, Seite 426–430
2 Siehe BuB 56(2004)7/8, Seite 498–501
3 Wir hatten, das soll nicht verschwiegen werden, eine positive Rückmeldung einer Kollegin, die der Auffassung war, dass dies »ein
toller Artikel sei«. Sonst hat sich, weder auf
der Fachkonferenz noch sonst wo, niemand
öffentlich getraut, uns beizupflichten. Es
kann natürlich auch sein, dass unsere Vorschläge vollkommen neben der Sache und
damit ganz schlecht waren! Das würde uns
aber sehr wundern.
4 Siehe hierzu den Beitrag in BuB 57(2005)10,
Seite 755–756
5 Günter Winands: Keine Angst vor neuen
Wegen! Marketing und Fundraising für
Kunst und Kultur. In: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 109, II/2005, Seite 20–21
6 Vgl. Christof Eichert, Petra Hätscher: Kurs
halten in schwierigen Zeiten. Erfolgreiches
Bibliotheksmanagement: Delegieren und
den Blick auf das Wesentliche richten. In:
BuB 57(2005)7/8, Seite 543–548
7 Vgl. Konrad Umlauf: Leitbild und Organisationsidentität. In: Konrad Umlauf, HansChristoph Hobohm (Hrsg.): Erfolgreiches
Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Hamburg: Dashöfer, 2004
Das Leitbild ist die formulierte Organisationsidentität. Im Leitbild werden die
langfristigen Ziele der Fachstellen genannt (wofür sie da sind, was sie erreichen
wollen), ebenso ihre Prinzipien und Werte. Das Leitbild stellt Richtlinien für das
Verhalten der Fachstellen selbst und ihrer
Mitarbeiter oder Mitglieder auf. Es nennt
die Angebote und Ziele der Fachstellen
und nennt die Zielgruppen und Arbeitsschwerpunkte. Mit einem gemeinsamen
Leitbild würde die Fachstellenarbeit in
Deutschland vereinheitlicht. Das heißt
nicht, dass alle Fachstellen genau gleich
arbeiten müssen, aber es bedeutet, dass sie
sich im gleichen Rahmen bewegen und
dies von außen auch so wahrgenommen
wird.
Innerhalb dieses Rahmens kann die
einzelne Fachstelle ihre individuellen
oder vorrangigen Ziele formulieren und
verwirklichen, zum Beispiel das Ziel, in
allen Kommunen mit mehr als 5 000
Einwohnern, Bibliotheksgründungen
zu initiieren, dort vor Ort bibliothekspolitisch besonders aktiv zu sein und dies
durch flankierende Aktionen (Vorträge
vor Entscheidungsgremien und so weiter) gezielt zu unterstützen und voranzutreiben. Hier manifestiert sich auch die
Hauptzielrichtung der jeweiligen Fachstelle: Ob sie vor allem Entwickler oder
eher Dienstleister sein will.
Konrad Heyde, geboren 1940. Von
1972 bis 1975
Studium an der
FHB Stuttgart,
dann Fachberater an der Staatlichen Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen Stuttgart.
Von 1982 bis 2003 Leiter der Staatlichen Fachstelle Freiburg. – Kontakt:
[email protected]
Dr. Martin Götz,
geboren 1961.
Stellvertretender
Leiter der Staatlichen Büchereistelle Darmstadt. 1987
bis 1990 Studium
an der FHB Stuttgart (ÖB), nach
dem Examen von 1991 bis 1992 Assistent im Fachbereich Information und
Dokumentation. 1992 bis 1995 Magisteraufbaustudium Kulturmanagement
an der Pädagogischen Hochschule
Ludwigsburg. Von 1995 bis 2001 Berater an der Staatlichen Fachstelle für das
Öffentliche Bibliothekswesen Freiburg.
2000 Promotion an der HumboldtUniversität zu Berlin (Thema Öffentlichkeitsarbeit). Lehrbeauftragter der
HdM in Stuttgart für Kulturmarketing,
nebenberufliche Gutachtertätigkeit.
Seit Juli 2004 Berater bei der Hessischen Fachstelle Wiesbaden, seit September 2004 Vorstandsvorsitzender
des Berufsverbands Information Bibliothek (BIB) der Landesgruppe Hessen.
Seit 2005 deutsches Mitglied im Standing Committee »Library Buildings
and Equipment« der IFLA. – Kontakt:
[email protected]
–B
im Change Management, Kompetenzen
zur Ressourcenverwaltung und Kompetenzen im Betriebsablauf wie Organisationsentwicklung oder Personalführung6)
sind sie in der Lage, mit den vorhandenen
Rahmenbedingungen adäquat umzugehen und Perspektiven für ihre Unternehmen zu finden. Führungspersonal in den
Fachstellen muss diese Leitkompetenzen
mitbringen oder sie sich erarbeiten.
Was müssen Fachstellenleiter/Innen
konkret tun, um die ihnen anvertrauten
Faktor 1: Klärung der Fachstellenidentität, Erarbeitung eines gemeinsamen Leitbildes7
–u
Das Einrichten eines Weblogs wäre
zeitgemäß. Die Fachstellen verfügten
damit über ein neues Instrument des
Informationsaustausches und der
Informationsverbreitung.
Institutionen gerade unter schwierigen
Bedingungen erfolgreich zu führen? Dafür gilt es, unserer Ansicht nach, mehrere
Faktoren zu beachten.
.B
menbedingungen für Fachstellen sind
hauptsächlich immer noch: seit längerem
herrschende Finanznot in den öffentlichen Kassen und zunehmende Personalknappheit in den Fachstellen. Außerdem:
unzureichende Unterstützung durch politische Handlungsträger.
Kompetente und engagierte Leitungspersönlichkeiten sind das A und O öffentlicher Kultureinrichtungen. Mit
ihren fachlichen Kompetenzen (strategische Kompetenzen für eine zukunftsorientierte Entwicklung, Kompetenzen
Faktor 2: Kundenorientierung,
Zielgruppenfokussierung
Wir finden: Fachstellen sollten in jedem
Fall ihre Kundenorientierung und Zielgruppenfokussierung stärken. Kundenorientierung heißt, dass man sich über die
Kundenbedürfnisse genauere Kenntnisse
verschaff t, dies geschieht durch die Anwendung verschiedener Analyseinstrumente und durch eine kontinuierliche
Marktbeobachtung.
Eine Definition von Zielgruppen beziehungsweise eine bessere Kenntnis der
Zielgruppen, ihrer Wünsche und Anforderungen, ermöglicht zielgruppengenaue
Angebote.
Für die Kundenorientierung steht ein
Analyseinstrumentarium zur Verfügung8:
1. Nutzerbefragungen, um Wünsche
und Kritik in Erfahrung zu bringen,
2. Mitarbeiterbefragungen, um Meinungen und Einstellungen des Fachstellenpersonals zu ermitteln.
Diese Erhebungen müssen regelmäßig
erfolgen, zum Beispiel einmal jährlich.
So kann ermittelt werden, was die Kunden von Fachstellen vermissen beziehungsweise wo Fachstellen ihre Arbeit
verstärken müssen. Übergeordnetes Ziel
hierbei ist es, gegebenenfalls neue Angebote zu entwickeln oder bestehende
Angebote qualitativ zu verbessern; denn
an die Servicequalität von Fachstellen
werden heute höhere Anforderungen als
57
| Lesesaal
Politik
w
Fachstellen sollten versuchen, neben
den bestehenden Töpfen, aus denen
sie finanziert werden, alternative
Finanzierungsmöglichkeiten zu
suchen. Dabei bieten sich zwei
Möglichkeiten: Sponsoring und
Fundraising.
w
Schwächen? Wie können wir mit unseren
Schwächen produktiv umgehen? Wie
haben sich die Leistungskennziffern der
Fachstellen entwickelt, wie stark werden
sie genutzt beziehungsweise angefragt?
Dafür müssen Kennzahlen und Leistungsindikatoren erarbeitet und benannt
werden! Sie müssen den Anforderungen
der empirischen Sozialwissenschaft genügen und reliabel sein, valide, exakt,
praktikabel und vergleichbar.
Diese Kennzahlen würden auch die
Qualitätssicherung durch Qualitätsmanagement ermöglichen. Dies wird in
Deutschland bislang nur von wenigen
Bibliotheken praktiziert, zum Beispiel
von der Stadtbibliothek Freiberg am
Neckar, die als erste in Deutschland eine
Zertifizierung erhalten hat. In Fachstellen gibt es das, unseres Wissens, bislang
nicht.
e
Zum Marketing gehört die Definition
der Produkte und damit die so genannte
Produktpolitik. Der Absatz wird durch
den Preis bestimmt, man betreibt dazu
Preispolitik. Es kommt dabei auf den
konkreten Ort der Vermarktung an, also
auf die Vertriebs- und Distributionswege, die in der Absatzpolitik festgelegt
werden, und schließlich auf die Marketing-Kommunikation, die eigentliche
Werbung, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit.
Auf letztere, weil sie ein entscheidender Schwachpunkt der Fachstellen in
Deutschland ist, möchten wir hier genauer eingehen. Die entscheidende Frage
ist: Wie kann die Öffentlichkeitsarbeit
der Fachstellen verbessert werden?
Die Fachstellen brauchen eine Kommunikationsstrategie. Gute Arbeit, wie
sie in vielen deutschen Fachstellen geleistet wird, reicht nicht aus, darüber hinaus
ist es ebenso wichtig, die Erfolge dieser
Arbeit publik zu machen. Dazu gehört
unserer Meinung nach, dass Informationen über Fachstellen zielgruppengerecht generiert und in jeweils geeigneter
Form transportiert werden. Dies ist von
Fachstellenbibliothekaren bislang viel
zu wenig berücksichtigt worden. Welche
detaillierten Vorschläge wir zu einem solchen Strategischen Public-Relations-Management machen, wollen wir hier nicht
wiederholen9, sondern nur die Punkte
auff ühren, die wir für wichtig halten.
Fragen, die für die Corporate Identity und die Profilbildung der Fachstellen
wichtig sind, lauten, zunächst im Rahmen einer internen Analyse:
Wer sind wir?
Was wollen wir?
Wie lautet unsere zentrale Botschaft?
Wie lässt sich unser Profil in einem
Satz auf den Punkt bringen? Kann der
eine Satz ein Fachstellen-Slogan werden?
Welche Adjektive passen zu den Fachstellen?
Dann, im Rahmen einer externen Analyse:
Was lässt sich in veröffentlichten Artikeln und Rezensionen an Wertungen
über die Fachstellen finden?
Freunden, Beratungspartnern sind
uns bekannt?
Wen könnte man interviewen, um etwas über das Fremdbild der Fachstellen zu erfahren?
Was weiß man eigentlich über uns?
Welche Assoziationen verknüpft man
mit uns?
Wer braucht uns?
Was schätzt man an uns, was stört an
uns?
Auf welche Weise erfahren die Zielgruppen von uns und unseren Angeboten?
Wer bleibt uns, und warum, fern? Wer
nimmt uns nicht in Anspruch?
Aus diesen beiden Analysepunkten
würde ein so genanntes Mission Statement aller Fachstellen erarbeitet, das das
Besondere der Fachstellen und ihre zentralen Aufgaben und Ziele auf den Punkt
brächte. Eine ebenso zu erstellende Selbstdarstellung beschriebe dann in ausführlicherer Form die Ziele, Aufgaben und Besonderheiten unserer Institutionen.10
Die vorstehenden erhobenen Merkmale legten den Grund für ein Corporate
Design, das sich die Fachstellen erarbeiten sollten. Danach käme der Prozess der
PR-Ziele, der PR-Aufgaben und des Ausfindigmachens der zentralen Zielgruppen
der PR-Arbeit. Hier setzte dann der von
uns oben angeführte Artikel an.
Ein paar Fragen und Vorschläge, die
dazu und daneben zu stellen wären, sind
beispielsweise:
Wann gibt es Portraits einzelner Fachstellen in den bibliothekarischen Zeitschriften (»BuB«, »Bibliotheksdienst«
und so weiter) über deren spezifische Organisationsform, die Angebote, Dienstleistungen und Highlights zu lesen?
Wo bleiben Artikel über Fachstellenarbeit in den Veröffentlichungen der
kommunalen Spitzenverbände (»Die Gemeinde«, »Der Städtetag« und so weiter),
die von den Entscheidungsträgern regelmäßig zur Kenntnis genommen werden?
Gibt es Informationsstände der
Fachstellen auf Bibliothekartagen oder
Kongressen (Leipzig)? Warum gibt es
kein aktuelles Plakat aller Fachstellen in
Deutschland, auf dem sich die Institutionen gemeinsam vorstellen?
Warum gibt es kein gemeinsames
Logo der deutschen Fachstellen, mit
dem sich alle identifizieren können und
anhand dessen optisch die Zusammenarbeit der deutschen Fachstellen dokumentiert wird? Es wäre eine Image-Basis.11
Kann/soll die Stelle eines Kommunikationsbeauftragten oder Pressesprechers
.d
Um die Funktionsweise und die Leistungen der eigenen Fachstelle kritisch beurteilen zu können, müssen die Stärken
ausgebaut, die Schwächen abgebaut, die
Chancen genutzt und die Risiken bedacht werden.
Hier spielen unter anderem folgende
Fragen eine Rolle: Welchen Platz wollen
die Fachstellen im Organisationsgefüge des deutschen Bibliothekswesens in
Zukunft einnehmen? Wie können die
Fachstellen darauf Einfluss nehmen?
Welche Angebote und Dienstleistungen
der Fachstellen werden zunehmend gefragt sein, welche können eher vernachlässigt und zurückgefahren werden? Was
zeichnet unsere Angebote und Dienstleistungen aus? Was ist das Besondere
an unseren Institutionen? Was ist unser
Alleinstellungsmerkmal? Was unterscheidet uns von den Konkurrenten? Wo
liegen unsere Stärken, wo liegen unsere
Faktor 4: Marketing-Management,
Marketing-Mix
Welche Aussagen von Förderern,
–B
Faktor 3: Stärken-Schwächen-ChancenRisiko-Analyse
Insgesamt sollen diese Kennzahlen
den Fachstellenleitern/Innen ermöglichen, ihre Betriebe rationell und effektiv
zu steuern und die Führung ihrer Institutionen markt- beziehungsweise kundenorientiert wahrzunehmen.
–u
früher gestellt (Schnelligkeit, Umfang
der Beratung, intensive Mitarbeit bei der
Erstellung von Bibliothekskonzeptionen,
bibliothekspolitische Unterstützung vor
Ort und so weiter).
.B
58
BuB
w
58
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Lesesaal | BuB
59
Politik
Fachstellen sind bibliotheksfachliche
Informationsdienstleister, für die die
Kundenberatung eines der Kernelemente
ihrer Arbeit darstellt. Um dies zeitgemäß
zu organisieren, könnte mit vertretbaren
Kosten und vermehrtem Technikeinsatz
ein Plus an Dienstleistung erzielt werden.
Zum Beispiel könnte, wie in Bibliotheken schon häufig üblich, ein Telefonischer Auskunftsdienst (=Call-Center)
installiert werden. Dieser könnte von
den Fachstellen kooperativ während der
üblichen Bürozeiten geleistet werden.
Darüber hinaus würden auf dem Fachstellenserver die Antworten auf vielfach
gestellte Fragen FAQs (frequently asked
questions) bereitgehalten werden. Dies
wäre ein Angebot rund um die Uhr.
Auch E-Mail-Auskunftsdienste und
–B
12 Vgl. Christian Hasiewicz: Bibliotheken als
Teil der Bildungslandschaft. Vernetzung
und Kooperation zugunsten besserer Angebote. In: BuB 57(2005)3, Seite 241
w
w
w
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Faktor 6: Serviceangebote,
Modernisierung, Technologie
.d
Hier existieren zum Beispiel mit der
Fachkonferenz und dem Fachstellenserver starke kooperative Formen und Angebote. Trotzdem kann darüber nachgedacht werden, wie Kooperationen weiter
intensiviert beziehungsweise mit wem
Kooperationen zusätzlich eingegangen
werden können. Eine Frage ist hier: Wie
vollziehen die Büchereifachstellen den
Paradigmenwechsel12 von Öffentlichen
Bibliotheken mit, die den aktuellen
Erfordernissen entsprechend mehr Bildungsinstitutionen und weniger Kultureinrichtung sein wollen? Wie kann dies
gefördert werden?
Wie steht es um eine internationale Vernetzung deutscher Fachstellen?
Welche Kooperationsmöglichkeiten mit
nationalen Verbänden könnten gesucht
werden (beispielsweise Fachstellenserver
mit Kompetenznetzwerk)?
e
Faktor 5: Vernetzung,
Kooperation, Integration
.B
8 Vgl. Philip Kotler, Friedhelm Bliemel: Marketing-Management. Analyse, Planung,
Umsetzung und Steuerung. Stuttgart:
Schäffer-Poeschel, 2001
9 Vgl. Martin Götz: Strategisches PR-Management in Profit- und Non-Profit-Unternehmen. Aspekte der strategischen Planung
von Public Relations in Archiven, Bibliotheken und anderen Informationseinrichtungen. In: BuB 56(2004)3, Seite 228 ff.
10 Siehe Faktor 1, Leitbild etc.
11 Vgl. Ekkehard Jürgens: Projekt Öffentlichkeitsarbeit. In: Handbuch Kulturmanagement. Die Kunst, Kultur zu ermöglichen.
Stuttgart und Berlin: Raabe, 1992 ff.
den der Fachkonferenz angesiedelt sein
müsste, wahrgenommen werden? Wie
könnte sie gemeinschaftlich finanziert
werden?
–u
der Fachstellen geschaffen werden, der
Hintergrundgespräche führt, Pressemitteilungen verfasst, Pressefotos versendet,
Pressekonferenzen vorbereitet, Lokalfunk und Fernsehen informiert, Kontakte zu Multiplikatoren aufbaut und pflegt,
Publikumsaktionen (wie Infostände)
organisiert und durchführt, regelmäßig
oder fallweise Informationen an ausgewählte Kreise von Interessenten versendet? Sollte man, zur Selbstdarstellung, an
Anzeigenwerbung in der Presse denken?
Und schließlich: Von wem könnte solch
eine Stabstelle, die direkt beim Vorsitzen-
59
| Lesesaal
Politik
w
Schlusswort
e
Über die Zukunft der Fachstellen nachzudenken, zwingt dazu, auch über das
Ende der Fachstellen und in diesem
Zusammenhang über die Zukunft der
Bibliotheken nachzudenken. Hier ist
ein Blick auf andere Länder angebracht.
Provinzielle Bibliothekszentralen in den
Niederlanden, auch hierarchisch gestufte zentrale Einrichtungen in Dänemark
machen ein weiteres Mal deutlich: Gerade in entwickelten Bibliotheksländern
gibt es leistungsstarke zentrale Einrichtungen. Für die Situation der Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland
gilt: Wo diese Einrichtungen fehlen, sind
die Bibliotheken noch mehr vereinzelt
und umso mehr Willkür und Zufall
politisch dummer Entscheidungen ausgesetzt.
Viel ausgeprägter als das bei Bibliotheken der Fall ist, sind Fachstellen utilitaristisch definierte Einrichtungen: eingerichtet und unterhalten in der politischen
Absicht der einzelnen Bundesländer, im
kulturellen Feld »Öffentliche Bibliothek«
präsent zu sein. Ziel von Bibliothekspolitik (der bibliothekarischen Verbände,
der Bibliotheken, der Kommunen) muss
es sein, diesen Wunsch aufrecht zu erhalten und zu bestärken. Fachstellen müssen
sich erst einmal selbst retten.
An Fachstellenbibliothekare werden in
diesem Kontext hohe Anforderungen gestellt, zumal an Fachstellenleiter/Innen.
Es ist sehr anstrengend, trotz dauernder
Existenzbedrohung auf der Höhe der
Zeit zu bleiben und auf die Anforderungen adäquat zu reagieren.
Zeiten des Wandels bergen aber auch
Chancen: Erstens die, an diesen Prozessen teilzuhaben und sie mitzuerleben
(denken Sie an Gorbatschow und den
Fall der Mauer und das Ende der Sowjetunion, denken Sie an die weitergehende
Vereinigung Europas und daran, dass
wir in Deutschland seit 60 Jahren keinen
Krieg mehr hatten). Und: Wechselhafte
Zeiten bieten zweitens die Möglichkeit,
sie mitsteuern zu können und damit die
Zukunft insgesamt – und besonders auf
einem relativ überschaubaren Fachgebiet
– mitzugestalten. Nutzen wir diese Chance und helfen wir mit, die Fachstellen optimal aufzustellen und das Vorantreiben
der Bibliotheksentwicklung sowie die in
diesem Zusammenhang gefragten und
erforderlichen Angebote und Dienstleistungen für die Fachstellenkunden zu
schaffen und anzubieten – und dies, nach
außen für alle erkennbar, sehr deutlich zu
machen.
–B
.d
Württemberg zum Beispiel das Institut
für Politikwissenschaft der Universität
Tübingen oder die UB Freiburg.
Das Internet sollte weiterhin als Arbeits- und PR-Instrument ausgebaut
werden; die Situation der Öffentlichen
Bibliotheken der einzelnen Bundesländer, Regionen oder Landkreise könnte
dadurch transparent gemacht werden,
dass webfähige, also über das www recherchierbare Datenbanken, eingerichtet
werden, die die Bibliotheken und deren
wichtigste Daten für alle Interessierten
zur Verfügung stellen (Einwohner, Bestand, Entleihungen, Etat, Personalstellen). Das Fachpersonal könnte damit
auch selbst bibliothekspolitische Argumentationshilfen für Diskussionen vor
Ort zur Verfügung gestellt bekommen.
Faktor 7: Finanzierungsquellen
–u
Fachstellen sollten versuchen, neben den
bestehenden Töpfen, aus denen sie finanziert werden, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Dabei bieten
sich zwei Möglichkeiten:
1. Sponsoring
Das ist die Gewährung von Geld oder
geldwerten Vorteilen (Sachmitteln)
durch Unternehmen zur Förderung auch
von wissenschaftlichen oder kulturellen
Institutionen, um eigene Ziele der Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit zu verfolgen. Die Summe der von der deutschen
Wirtschaft im Jahr 2003 bereitgestellten
Sponsorengelder betrug rund 2,5 Milliarden Euro, im Jahr 2005 werden es rund
3,6 Milliarden sein, für 2006 und 2007
werden 3,9 Milliarden geschätzt (Studie »Sponsor-Visions« von 2005). Auf
den Kulturbereich entfielen davon circa
300 bis 350 Millionen Euro. 50 Prozent
der heimischen TOP-500-Unternehmen
sponsern die Kultur.
w
Chat-Auskunftsdienste sollten in diesem
Zusammenhang diskutiert werden.
Überaus elegant und wirkungsvoll
wäre für die Fachstellen auch ein so genannter Chatbot. Zum Beispiel bietet die
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg seit Oktober 2004 auf ihrer Website mit »Stella« solch eine neue Form der
Auskunft an: Stella ist eine elektronische
Informationsassistentin, ein Roboter, mit
dem man ähnlich wie beim Chatten, Gespräche (über die Tastatur) führen kann.
Grundlage ist eine Datenbank, die den
möglichen Eingaben geeignete Antworten zuordnet. Stella ist 24 Stunden pro
Tag im Einsatz.
Das Einrichten eines Weblogs wäre
zeitgemäß. Die Fachstellen verfügten
damit über ein neues Instrument des
Informationsaustausches und der Informationsverbreitung. Weblog ist ein
Kunstwort, aus »Web« und »Log« zusammengesetzt: Wie in ein Logbuch können
ins Web Beiträge geschrieben werden,
die von anderen Teilnehmern kommentiert, ergänzt, korrigiert werden können.
Für Fachstellen könnte ein so genanntes Fach-Blog eingerichtet werden; mit
einfacher Handhabung könnte hier bei
verhältnismäßig wenig Kosten eine neue
Basis für eine Kommunikation zwischen
Fachstellen, Bibliothekaren und anderen Interessierten geschaffen werden.
Weblogs entwickeln sich mehr und mehr
zu stark frequentierten Content-Angeboten im Internet. Fachstellen könnten
damit ihren Bekanntheitsgrad steigern
und ihre Kompetenz im Umgang mit
modernen Kommunikationsmethoden
und -techniken dokumentieren.
Informationen wie zum Beispiel ein
elektronischer Newsletter der deutschen
Fachstellen könnten (dann) für die Teilnehmer in Form von RSS-Feeds bereitgestellt werden. RSS heißt Realy Simple
Syndication und bedeutet, dass XMLDateien von RSS-Feed-Readern, also
Computerprogrammen (Clients), periodisch heruntergeladen und zugestellt
werden. Das funktioniert so ähnlich, wie
ein E-Mail-Programm, das die neuen
Mails vom Mailserver holt. Der FeedReader holt sie von den vorher festgelegten Webseiten. Vorteil: Die Homepages
müssen nicht immer extra aufgesucht
werden, um Neues zu erfahren, FeedReader können viele Quellen abfragen
und genau konfiguriert werden. Im Web
gibt es kostenlose Software (zum Beispiel
Feedowl). Seiten, die RSS-Feeds anbieten, findet man bei SciencePort oder
Feedster. Bibliotheken bieten jetzt schon
immer häufiger RSS-Feeds an, in Baden-
.B
60
BuB
w
60
2. Fundraising
In einer EMNID-Umfrage wurde ermittelt, dass durchschnittlich 37 Prozent
der Bundesbürger über 14 Jahre, das sind
circa 23 Millionen Deutsche, innerhalb
der vergangenen Jahre für eine gemeinnützige Organisation gespendet haben.
Das sind zwar nicht 2,1 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts, wie in den USA
mit 179 Milliarden Dollar (im Jahr 1998,
wie die FAZ am 20. Februar 2000 meldete – 2003 waren es schon 240 Milliarden
Dollar), aber es ist immerhin eine ermutigende Zahl.
BuB | 58 (2006) 01
Lesesaal | BuB
61
Das Interview
w
w
BuB | 58 (2006) 01
.d
e
Reicht dieser Rhythmus angesichts der rasanten Entwicklung im Informationssektor
aus?
Die Ausbildung der Bibliothekare in
Australien verläuft anders als in Deutschland. Bibliothekare, egal ob sie später in
Öffentlichen oder wissenschaftlichen
Bibliotheken arbeiten, müssen ein Hochschulstudium absolvieren, sie erhalten
den Titel »Librarian«. Daneben gibt es
das Berufsbild des »Library Technician«,
der mehr für die praktische Arbeit ausgebildet wird und insgesamt über eine
geringere Qualifikation verfügt. Für
beide Berufsgruppen gibt es getrennte
nationale Kongresse, die sich jährlich
abwechseln. Wer will, kann also auch in
Australien jedes Jahr an einem landesweiten Bibliothekskongress teilnehmen,
denn natürlich dürfen auch Librarians
Veranstaltungen der Technicians besuchen und umgekehrt. Ein sehr wichtiger
Termin ist darüber hinaus der Kongress
»Information Online«, der alle zwei Jahre in Sydney stattfindet. Hinzu kommen
noch kleinere Konferenzen zum Beispiel
für Spezialbibliotheken und für Berufsanfänger.
–B
In Deutschland ist das auch nicht unbedingt die Regel.
Das ist mir schon klar. Aber ich habe
bei meinem Aufenthalt hier zahlreiche Initiativen kennen gelernt, in Bibliotheken
und Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die versuchen, auch bildungsfernen Schichten höhere Kultur, vor allem
schöne Literatur, aber auch zum Beispiel
Philosophie oder klassische Musik, zu
vermitteln. Solche Ansätze gibt es in meiner Heimat so gut wie gar nicht. Unsere
Bibliotheken betreiben zwar Leseförderung, jedoch mehr für den Alltag denn
als kulturelles Erlebnis.
w
Frisch ausgebildete Bibliothekare sind
kreativ und hoch motiviert – ein Potenzial, das Bibliotheken bisher viel zu wenig
nützen. Das jedenfalls meint Gillian
Hallam, die Präsidentin des australischen
Bibliotheksverbands ALIA. Deshalb
hat die dynamische Bibliothekarin die
Förderung junger Kollegen zur Chefsache erklärt. Ihr Credo: Wenn junge, gut
ausgebildete Bibliothekare ihre Arbeitsstelle antreten, sollte sich der eingefahrene Betrieb auf die Ideen des Neulings
einlassen und nicht der Neuling sich an
den langjährigen Trott der Bibliothek
anpassen. Diese Strategie, so Hallam,
habe sich inzwischen vielfach bewährt
und finde in Australien zusehends mehr
Anhänger. Das ist nur ein Projekt der
ALIA. Der australische Verband kämpft
derzeit an vielen Fronten, denn im einstigen Bildungsparadies Australien regiert
seit der Jahrtausendwende ebenfalls der
Rotstift. Über die Situation der Bibliotheken in Down Under sprach BuB-Redakteur Bernd Schleh mit Gillian Hallam am
Rande des IFLA-Weltkongresses in Oslo.
–u
Der australische Bibliotheksverband ALIA setzt auf Kreativität
und Motivation der Berufsanfänger – Ein Gespräch mit der
Präsidentin Gillian Hallam
BuB: Frau Hallam, Sie haben sich auf
Ihrer Europa-Reise auch mehrere Bibliotheken in Deutschland angeschaut. Welche
Anregungen und Ideen nehmen Sie mit
nach Australien?
Gillian Hallam: Ich habe die Stadtbücherei Stuttgart, die TIB Hannover und
die Stadtbibliothek Bremen besucht. Begeistert war ich von den Plänen für die
neue »Bibliothek 21« in Stuttgart. Ich
hoffe, dass sie tatsächlich so wie vorgesehen gebaut werden kann, dann wird sie
sicher eine Bereicherung für die gesamte
Bibliothekslandschaft in Deutschland
sein. Am meisten beeindruckt auf meiner Reise durch Europa hat mich aber die
große Bedeutung, die Kultur, Literatur,
Musik und Geschichte in allen Ländern
des Kontinents haben, das ist in Australien nicht so. Zwar hat auch Australien
eine lange und reiche Geschichte, doch
davon ist vieles verloren gegangen, weil
die Ureinwohner, die Aborigines, keine Schrift kannten und ihre kulturellen
Errungenschaften nur mündlich weitergaben. Ich war erstaunt, wie präsent die
schöne Literatur in den Bibliotheken,
aber auch im täglichen Leben in Europa
ist. Auf der Fahrt nach Bremen hat neben
mir im Zug jemand Hesse gelesen, so was
erleben sie in Australien nicht.
.B
»Junge Bibliothekare müssen eine
Chance bekommen!«
Betrachten wir die andere Seite. Welche
Defizite haben Sie festgestellt?
Oh, Defizite haben mir meine Gastgeber nicht gezeigt. (lacht)
Und auf eigenen Erkundungen haben Sie
nichts entdeckt?
Nichts, was mir gerade einfallen würde.
Das ist eine diplomatische Antwort. Werfen
wir einen Blick in Ihr Heimatland: Im Gegensatz zu den deutschen Kollegen treff en
sich die australischen Bibliothekare nur alle
zwei Jahre zu einem nationalen Kongress.
Junge Bibliothekare scheinen bei Ihnen
ohnehin stark gefördert zu werden. Beim
vergangenen ALIA-Kongress spielten Erfahrungen und Meinungen von Berufsanfängern eine sehr wichtige Rolle. Warum?
In Australien gibt es inzwischen, wie
in vielen entwickelten Gesellschaften,
deutlich mehr alte Menschen als junge.
Entsprechend ist das Verhältnis bei den
Bibliothekaren. Wir versuchen deshalb
verstärkt, junge Menschen als Bibliothekare auszubilden und sie im Beruf zu
fördern, weil sonst schon bald der Nachwuchs fehlen wird.
Außerdem bringen die jungen Leute
viele neue Ideen mit, von denen alle profitieren können. Sie zeigen so viel Enthusiasmus und Begeisterung, dass sich davon
vielleicht auch wieder ältere Kollegen, die
manchmal im Beruf schon ein bisschen
abgestumpft sind, anstecken lassen. Oftmals sind die Strukturen in Bibliotheken
so eingefahren und verhärtet, dass neue
Ideen und Projekte dringend notwendig
sind. Berufsanfänger haben es schwer,
wenn sie von der Uni kommen. Sie können bei der Bewerbung keine oder nur geringe Erfahrungen vorweisen und haben
deshalb oft schlechtere Karten bei der
Einstellung als Bibliothekare, die schon
länger im Beruf sind. Dieses System versuchen wir aufzubrechen: Junge, motivierte Bibliothekare müssen eine Chance
bekommen!
61
| Lesesaal
Das Interview
w
neue Gesetze, aber auch um Mitteilungen beispielsweise der Gesundheits- und
Bildungsbehörden, für die es bisher sehr
schwierig ist, sich landesweit Gehör zu
verschaffen. Wir haben unsere Kooperation angeboten und ins Feld geführt,
dass wir bereits in ganz Australien über
ein intaktes Netzwerk von Bibliotheken
und über große Erfahrung beim Informationsaustausch verfügen. Die Bibliotheken wären in dieser Sache der ideale
Partner für Staat und Behörden. Davon
wollen wir die Politiker jetzt überzeugen.
Natürlich würden auch die Bibliotheken
ganz wesentlich von so einer Partnerschaft profitieren. Deshalb stecken wir
e
.d
»Bibliothekare in der traditionellen
Form sind eine bedrohte Art.« Das stellt
der australische Bibliotheksverband
ALIA in einer aktuellen Pressemitteilung fest (vgl. www.alia.org.au/media.
room/2005.10.18.html). Zur Begründung heißt es: »Die Bibliotheks- und
Informationsberufe werden in den
kommenden zehn Jahren eine enorme Krise durchmachen, da ein großer
Teil der Bibliotheksmitarbeiter in Ruhestand geht.« In Australien seien 60 Prozent der Bibliothekare älter als 45 Jahre alt, betrachte man die australischen
Beschäftigten insgesamt, so liege der
Anteil lediglich bei 35 Prozent. Auch im
unteren Teil der Alterspyramide sieht
es für die Bibliothekare in Down Under
nicht gut aus: Nur 14 Prozent sind unter 35 Jahre alt, bei den Arbeitnehmern
insgesamt liegt der Anteil dagegen bei
42 Prozent.
Das Problem der aussterbenden Bibliothekare taucht indes nicht nur in Australien auf. ALIA gibt weiter bekannt,
dass in den britischen Bibliotheken bis
zum Jahr 2010 – also bereits in fünf Jahren – an die 11 000 Beschäftigte fehlen werden. In den USA mache man sich
vor allem über die Zukunft der wissenschaftlichen Bibliotheken Sorgen. Dort
hat die Regierung bereits eine groß angelegte Studie zum künftigen Personalbedarf in Auftrag gegeben.
ALIA weist in seiner Pressemitteilung jedoch darauf hin, dass es jetzt
nicht nur darum gehen müsse, mehr
Bibliothekare auszubilden, sondern vor
allem auch darum, die Studieninhalte
neu zu gestalten. Die Präsidentin Gillian Hallam erklärt: »Der hohe Grad an
Interdisziplinarität im Bibliothekswesen
erfordert bei den Beschäftigten Wissen
und Fähigkeiten, die von der Informationstechnologie über Managementfragen und Psychologie bis hin zur Pädagogik reichen.«
slh
w
»Ich könnte mir vorstellen, dass es in
den eher abgelegenen Gebieten
ganz gute Chancen für deutsche
Bibliothekare gibt, die ein paar
Monate in Australien arbeiten
möchten – und vielleicht ergibt sich
daraus ja dann mehr.«
Bibliothekare – eine bedrohte Art
Wirtschaftliche Kennzahlen sind heute
das wichtigste Argument bei politischen
Verhandlungen, Bibliotheken müssen sich darauf einstellen. Die über den
Zahlen schwebende Kernbotschaft soll
lauten: Eine Investition in Bibliotheken
lohnt sich. Außerdem ist es ganz wesentlich, dass wir erfolgreiche Projekte aus der
Praxis vorstellen, um so den hohen Wert
und Nutzen der Bibliotheken zu untermauern und bekannter zu machen.
Wir sind beim Thema Finanzen angekommen: Zahlen Bibliotheksnutzer in Australien eigentlich Gebühren?
Es gibt bei uns grundsätzlich keine
Gebühren. Nur besondere Dienstleistungen, wie Fotokopien oder Computerausdrucke, müssen bezahlt werden. Der
wichtigste Grundsatz unseres Verbandes
lautet: Freier Zugang zu Information für
alle. Eine Gebühr würden wir als sehr
große Einschränkung empfinden, das
geht gegen unsere demokratischen Prinzipien.
–B
Welchen Stellenwert hat in Ihrem Verband
die Lobbyarbeit? Wie werben Sie für die
Anliegen der Bibliothekare?
Lobbyarbeit ist bei uns sehr wichtig
und hat absoluten Vorrang. Derzeit stehen die australischen Bibliotheken mit
der Zentralregierung, den Regierungen
der Bundesstaaten und anderen regionalen Entscheidungsträgern in Verhandlungen über ein geplantes BreitbandProjekt. Ziel ist es, auch in entlegene Gegenden, von denen es in Australien sehr
viele gibt – die Entfernungen sind riesig
–, Informationen auf digitalem Weg zu
vermitteln. Dabei handelt es sich etwa
um amtliche Bekanntmachungen, um
einen Großteil unserer Lobbyarbeit in
dieses Projekt.
Bei unserer Lobbyarbeit achten wir
im Übrigen sehr darauf, dass wir ganz
konkrete Aussagen machen und nicht
irgendwelche Phrasen dreschen. Derzeit
sind wir dabei, konkret und nachvollziehbar zu ermitteln, wie viel ein Träger,
und damit die von ihm vertretene Gemeinschaft, zurückbekommt, wenn er
einen Dollar in eine Bibliothek investiert.
–u
Beim ALIA-Kongress Ende 2004 war
auch der Ministerpräsident des gastgebenden Bundesstaates Queensland anwesend.
Bibliotheken scheinen in Australien auf
politischer Ebene mehr Wertschätzung zu
genießen als in Deutschland.
Das täuscht. Auch wir in Australien
müssen hart um die Aufmerksamkeit der
Entscheidungsträger kämpfen. Politiker,
wie zum Beispiel der Ministerpräsident
von Queensland, kommen zu unseren
Veranstaltungen, wenn es für sie politisch
opportun ist, sonst nicht. Nach meinen
jetzigen Erfahrungen würde ich sogar sagen, dass Bibliothekare und Bibliotheken
in Europa, zumindest in Nordeuropa, auf
politischer Ebene deutlich besser wahrgenommen werden als in Australien. Ich
kann hier in Oslo noch einiges lernen.
.B
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BuB
w
62
Apropos Gebühren: Lange galt Australien als das gelobte Studienland: Gebühren
wurden erst bei entsprechenden Einkommen fällig, es gab eine gute Infrastruktur
und es herrschte Aufbruchstimmung unter
den Studenten. Nun bedrohen aber auch in
Down Under Reformen der Regierung das
Bildungssystem. Inwiefern sind von dieser
aktuellen Entwicklung die Bibliotheken
betroff en?
Die wissenschaftlichen Bibliotheken
und vor allem die wissenschaftliche Ausbildung der Bibliothekare sind davon
stark betroffen. Früher gab es an den Universitäten eigene Fakultäten für die Ausbildung der Bibliothekare, inzwischen
hat der rigide Sparkurs dazu geführt,
dass die bibliothekarische Ausbildung in
andere Fakultäten integriert wurde und
nur noch einzelne Kurse stattfinden. Prominentestes Beispiel ist die Universität
von Canberra, immerhin die Hauptstadt
des Landes. Dort wurde die Bibliotheksausbildung komplett geschlossen, genau
so wie der Studiengang an der Universität von New South Wales, beides innerhalb von zwei Monaten. Hinzu kommt
ein weiteres Problem: Der akademische
Nachwuchs fehlt, was unter anderem mit
der vergleichsweise schlechten Bezahlung zu tun hat. Wenn kein Nachwuchs
da ist, lassen sich Fakultäten natürlich
leichter schließen. Verschärft hat sich
außerdem das Ungleichgewicht zwischen Forschung und Lehre an australischen Hochschulen. Es wird deutlich
mehr Geld für Forschung bereitgestellt.
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Das Interview
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–B
–u
Gillian Hallam ist Präsidentin der Australian Library and Information Association
(ALIA). Der größte australische Bibliotheksverband, der sowohl Bibliotheken
als auch Bibliothekare vertritt, hat 6 000
Mitglieder. Insgesamt arbeiten in Australien (20 Millionen Einwohner) an die 28 000
Personen in Bibliotheken, davon sind
zur Hilfe bei Sprachproblemen. Derzeit
wird die Staatsbibliothek von Queensland um- und ausgebaut, dabei spielt die
Integration von Dienstleistungen für die
indigene Bevölkerung ebenfalls eine wesentliche Rolle. Für die Angestellten in
Bibliotheken gibt es Richtlinien, wie sie
mit indigenem Wissen umgehen sollen.
An meiner Universität kann indigene
Kultur und Geschichte als Wahlfach belegt werden. Die große Schwierigkeit ist,
dass Wissen und Erfahrungen der Ureinwohner nur mündlich tradiert sind,
es gibt wenige Dokumente. Deshalb
wird momentan landesweit daran gearbeitet, die Erzählungen, die Musik und
die Bräuche der Aborigines festzuhalten,
und zwar auf digitalen Trägern, um sie so
für die Nachwelt zu bewahren. Übrigens
setzt sich auch der neue IFLA-Präsident
Alex Byrne, der ja aus Australien kommt,
stark für die Interessen der indigenen Bevölkerung ein.
w
Die Politik, nicht zuletzt aber auch viele
Bibliothekare, setzen auf digitale Medien
und Internet. Hat die traditionelle Bibliothek, hat das Buch überhaupt noch eine
Chance?
Ja, sicher. Die Verkaufszahlen von Büchern steigen in Australien weiter. Und
solange Bibliotheken populäre Literatur
anbieten, werden sie auch hohe Ausleihzahlen bei Büchern erreichen. Was bleibt,
ist natürlich die Sorge um das Niveau,
aber das muss jede Bibliothek für sich
klären. Selbst im akademischen Bereich
sind Bücher derzeit immer noch wichtig,
obwohl die elektronischen Medien eine
immer größere Bedeutung gewinnen.
Eine große Freundin Deutschlands
.B
Australien ist in weiten Gebieten sehr dünn
besiedelt. Wie kommen Bewohner in abgelegenen Gegenden in den Genuss von Bibliotheksdienstleistungen?
Das ist eine große Schwierigkeit. Es
gibt vor allem zwei Hindernisse: Die
Versorgung mit Information ist zum einen teuer, zum anderen gibt es nur wenige Bibliothekare, die in abgelegenen
Gebieten arbeiten wollen. Man verdient
dort vergleichsweise wenig, kommt nur
schlecht weg und hat kaum Möglichkeiten zur Fortbildung. Die Bibliotheken in
den Gemeinden wiederum erhalten nur
dann staatliche Zuschüsse, mit denen
sie ihre Einrichtung attraktiver gestalten
können, wenn sie über Fachpersonal verfügen. Das ist ein Teufelskreis.
w
w
Beim vergangenen IFLA-Weltkongress in
Buenos Aires spielte die Integration der
indigenen Bevölkerung in die Informationsgesellschaft eine wichtige Rolle. Immer
wieder wurde gefordert, dass Bibliotheksarbeit nicht für, sondern von Angehörigen der
indigenen Gemeinschaften gemacht sein
sollte. Wie werden die Ureinwohner des
australischen Kontinents in das nationale
Bibliothekssystem integriert?
In Queensland zum Beispiel, also in
dem Bundesstaat, in dem ich lebe, gibt
es inzwischen 13 so genannte indigene
Wissenszentren, sie befinden sich überall
dort, wo größere indigene Gemeinschaften angesiedelt sind. Diese Wissenszentren bieten speziell auf die indigene Bevölkerung abgestimmte Dienstleistungen
an, vom Einführungskurs ins Internet bis
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13 000 Bibliothekare mit Universitätsabschluss. Hallam wurde auf dem vergangenen ALIA-Kongress für die Amtszeit von
2005 bis 2006 gewählt. Im Hauptberuf ist
sie Hochschullehrerin an der Fakultät für
Informationstechnologie der Queensland
University of Technology. Sie arbeitete zuvor in unterschiedlichen Bibliotheken des
Landes, unter anderem mehrere Jahre an
der State Library of Queensland, sowie als
Information-Manager in privaten Unternehmen. In australischen Bibliotheksverbänden und Fachausschüssen hat sie auf
nationaler und regionaler Ebene vielfältige Funktionen inne gehabt.
Hallam studierte Bibliotheks- und Erziehungswissenschaft sowie Germanistik und verbrachte einen einjährigen Studienaufenthalt in München. Sie spricht
fließend Deutsch, mag deutsche Literatur und Musik. Hallam ist 53 alt, verheiratet und hat zwei Töchter. Ihre Hobbys
sind Reisen, Lesen und Malen sowie ihr
Cocker Spaniel »Ruffles«, mit dem sie jeden Morgen um die Wette läuft. – Kontakt: [email protected]
slh
e
Beim Kampf um Fördergelder konkurrieren wir mit Fachrichtungen wie der
Bio- oder Nanotechnologie, die mehr im
Rampenlicht stehen. Tatsache ist: Es gibt
nur wenige Unternehmen, die bereit sind,
bibliothekarische Forschungsprojekte zu
fördern.
Sie unterrichten Bibliothekswesen an der
Queensland University of Technology in
Brisbane. Welche Berufsaussichten haben
Ihre Absolventen?
Sie haben sehr gute Aussichten. Viele
bekommen schon während ihrer Studienzeit ein Job-Angebot. Manche davon
beginnen während des Studiums einen
Teilzeitjob bei ihrem künftigen Arbeitgeber. Unser Studiengang schließt mit
dem Titel »Master of International Management« ab, das heißt, die Absolventen
können nicht nur in Bibliotheken, sondern zum Beispiel auch als Web- oder
Information-Manager in privaten Unternehmen arbeiten. Unsere Studenten erhalten eine breit gefächerte Ausbildung,
so dass sie später in vielen Bereichen, auch
in Ministerien und Behörden tätig sein
können. Informationsverarbeitung spielt
heute in nahezu allen Branchen eine
wichtige Rolle – wir sind die Spezialisten
dafür. Darüber hinaus kommen in unsere Kurse auch Mitarbeiter aus Unternehmen, die sich im Bereich Informationsmanagement weiterbilden möchten.
Gibt es Möglichkeiten für deutsche Bibliotheksstudenten beziehungsweise Bibliothekare, in Australien ein Auslandssemester
oder ein Praktikum zu absolvieren?
Ja, die Möglichkeit gibt es. Bisher haben wir an meiner Universität leider noch
keine festen Arrangements, es gibt noch
keinen institutionalisierten Austausch
von Studenten. Wer nach Australien
kommen möchte, muss das also selbst organisieren, das heißt sich bei einer Bibliothek oder Hochschule direkt bewerben.
Eine große Hürde für einen gegenseiti-
63
| Lesesaal
Ausland
Ursula Wester
Haben deutsche Bibliothekare mit guten
Englisch-Kenntnissen auch eine Chance,
in Australien einen dauerhaften Job zu
finden?
Das ist schwierig. Man braucht ein Visum, und die Einwanderung ist bei uns
sehr genau geregelt. Es werden nur bestimmte Berufsgruppen zugelassen, außerdem kommt es auf das Alter, zum Teil
auch auf das Vermögen an. Es ist sicherlich leichter, erstmal für eine bestimmte
Zeit einen Job oder ein Praktikum zu
finden – oder an einen Job-Tausch zu
denken.
Ein Überblick über die
Bibliotheken in der Türkei
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O
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Seit einigen Jahren nimmt das Interesse
an der Türkei in Deutschland beständig
zu: Im Vordergrund stehen die Debatten
zur EU-Mitgliedschaft der Türkei; dazu
kommt die Diskussion um die Integration von Ausländern in Deutschland, bei
der die große Zahl der Türken beziehungsweise Türkischstämmigen eine
wichtige Rolle spielt. Die Türkei ist ein
beliebtes Reiseziel vieler Deutscher und
nicht erst seit Fatih Akıns Istanbul-Film
»Crossing the Bridge« ist besonders
die geschichtsträchtige und lebendige
türkische Metropole am Bosporus »en
vogue«. Istanbul ist natürlich nicht die
Türkei – das Land mit über 70 Millionen
Einwohnern und einer mehr als doppelt
so großen Landfläche wie Deutschland
ist geprägt von großen Unterschieden in
Bezug auf Lebens- und Einkommensverhältnisse und sozio-kulturelle Traditionen und Werte, insbesondere durch ein
starkes West-Ost-Gefälle; es befindet
sich im Übergang zu einer Industrie- beziehungsweise Informationsgesellschaft
– und dies mit einem teilweise rasanten
Veränderungstempo. Bibliotheken
spielen eine wichtige Rolle in diesem
Transitionsprozess, indem sie den
Zugang zu Literatur und Informationen
ermöglichen und damit entscheidend zu
Bildung, Chancengleichheit und zur weiteren demokratischen und wirtschaftlichen Entwicklung beitragen.
w
Zum Abschluss Ihrer Reise besuchen Sie den
IFLA-Weltkongress in Oslo. Welches Signal
erwarten Sie sich von dieser Veranstaltung?
Die eine große Botschaft gibt es wohl
nicht. Es ist die Vielzahl der Kontakte,
Gespräche, Veranstaltungen, die den
IFLA-Kongress auszeichnet. Der Blick
weitet sich, die Probleme in der Heimat
werden relativiert, wenn man sieht, mit
welchen Schwierigkeiten Bibliothekare
in anderen Teilen der Welt kämpfen;
denken wir nur an die vom Tsunami betroffenen Regionen. Der Kongress stellte
wieder mal unter Beweis: Wir können
viel voneinander lernen. Was mich bei
solchen Veranstaltungen jedoch immer
ein bisschen wundert, sind die langen
Diskussionen über das Selbstverständnis
unseres Berufsstandes. Was ist ein Bibliothekar? Das haben wir uns schon vor 40
Jahren gefragt. Das ist ermüdend, und ich
glaube, Angehörige anderer Berufssparten sind da souveräner. Vielleicht stammt
diese Unsicherheit daher, dass wir in einer ungeheuer dynamischen Umgebung
arbeiten. Wir müssen uns schnell an technische Neuerungen anpassen und immer
wieder neue Fähigkeiten ausbilden, um
mit den rasch wechselnden Bedingungen
in der Informationswirtschaft zurecht zu
kommen – und damit nicht zuletzt auch
unsere eigene Rolle und Bedeutung in
dieser Branche aufrecht zu erhalten.
Von hethitischen
Keilschriftarchiven
zu modernen Informationszentren
b es zu einer vollständigen Integration der Türkei in die EU
kommen wird oder ob man sich
für andere Formen der Kooperation entscheidet – das wechselseitige Wissen über
das jeweils andere politische und gesellschaftliche System gewinnt im Rahmen
einer intensivierten Zusammenarbeit
und vor dem Hintergrund der Globalisierung an Bedeutung. Dazu gehören auch
das Bildungssystem und das Bibliothekswesen, und zu Letzterem möchte dieser
Artikel einen Beitrag leisten.
Er entstand auf der Basis einer Masterarbeit; viele der Informationen finden
sich auch im Internetangebot »Bibliotheksportal Türkei« des Goethe-Instituts
Istanbul wieder (www.goethe.de/bibliotheksportal-tuerkei). Dort sind auch die
Links zu den Webseiten der in diesem Artikel erwähnten türkischen Bibliotheken
und Einrichtungen – soweit vorhanden –
angegeben; an dieser Stelle wird deshalb
auf die Angabe von URLs verzichtet.
e
gen Austausch von Bibliothekaren ist die
Sprache – zumindest auf unserer Seite.
Ich könnte mir vorstellen, dass es in den
eher abgelegenen Gebieten, von denen
wir gesprochen haben, ganz gute Chancen für deutsche Bibliothekare gibt, die
ein paar Monate in Australien arbeiten
möchten – und vielleicht ergibt sich daraus ja dann mehr.
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BuB
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Versuch eines kurzen
geschichtlichen Überblicks
Die Geschichte der Bibliotheken auf dem
Gebiet der heutigen Türkei lässt sich bis
ins zweite Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen – die in Hattuscha, der
Hauptstadt des Hethiterreichs, gefundene Keilschrifttafelsammlung wird als
eine der ältesten Bibliotheken beziehungsweise Archive überhaupt angesehen. Aus antiker Zeit zeugen vor allem
die Bibliothek von Pergamon und die
Celsus-Bibliothek von Ephesus von einer
hochentwickelten Bibliothekskultur.
Während über Bibliotheken aus byzantinischer Zeit kaum Zeugnisse existieren und nur wenige Manuskripte aus
deren Bestände erhalten blieben, ist die
Bibliotheks- und Schriftkultur des osmanischen Reichs besser dokumentiert
und wirkt noch heute in vielen Bereichen
des Bibliothekswesens nach. Osmanische Bibliotheken waren meist Teil von
Medresen (islamische Schulen für höhere Bildung) und häufig in einen Moschee-Komplex integriert. Viele dieser
Stiftungsbibliotheken – finanziert von
Herrscherfamilien oder wohlhabenden
Bürgern – bestanden bis zur Republikgründung Anfang des 20. Jahrhunderts
fort und wurden erst dann durch staatliche Bibliotheken abgelöst.
Auch heute noch sind viele türkische
Bibliotheken in historischen osmanischen Gebäuden untergebracht; zahlreiche Bibliotheken verfügen über große und
wertvolle Handschriftensammlungen,
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Ausland
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.d
Durch ihre politische Nähe zu den –
häufig islamistisch orientierten –
Stadtverwaltungen sind kommunale
Öffentliche Bibliotheken und ihre
Angebote jedoch gelegentlich
religiös geprägt; häufiger dominieren
in ihren Beständen Bücher zum Islam.
den bibliothekarischen Studiengang »Information and Record Management« an.
Seit 1960 ist staatlicherseits die dem
Ministerium für Kultur (heute: Ministerium für Kultur und Tourismus) angegliederte Generaldirektion für Bibliotheken und Publikationen für die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken zuständig
– seitdem stieg die Zahl der Öffentlichen
Bibliotheken von 152 auf heute über
1 400 an. Daneben existieren ebenfalls
– in kleinerer Zahl – Öffentliche Bibliotheken in kommunaler Trägerschaft. Im
gleichen Zeitraum wurden zahlreiche
Universitäten gegründet; heute existieren
fast 80 Universitäten, davon ein Drittel in
privater Trägerschaft. Auch die Zahl der
Spezialbibliotheken hat stark zugenommen und weist ein breites Spektrum auf.
Circa 7 000 türkische Gymnasien verfügen über Schulbibliotheken. Während
die Universitäts- und Schulbibliotheken
indirekt dem Erziehungsministerium
unterstellt sind und der Generaldirektion
für Bibliotheken und Publikationen neben
den Öffentlichen Bibliotheken auch einige wenige Bibliotheken mit Altbeständen
e
In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog sich eine Professionalisierung des türkischen Bibliothekswesens,
die sich vor allem in der Gründung der
Nationalbibliothek (1948), der Gründung des Verbands türkischer Bibliothekare (1949) und der Gründung des ersten
universitären Instituts für Bibliotheks-
wesen an der Ankara-Universität (1954)
manifestierte. Weitere Studiengänge
für Bibliothekswesen wurden 1964 an
der Istanbul-Universität und 1972 an
der Hacettepe-Universität in Ankara
gegründet. Inzwischen bieten auch die
Marmara-Universität in Istanbul und die
private Başkent-Universität in Ankara
–u
mit teils kunstvoll illustrierten Manuskripten. Aufgrund eines Druckverbots
im Osmanischen Reich wurde der Buchdruck erst Anfang des 18. Jahrhunderts
etabliert; erst im 19. Jahrhundert nahm
die Zahl der Druckerzeugnisse und damit auch der Umfang der Bibliotheksbestände deutlich zu; diese blieben jedoch
nur einer Bildungselite zugänglich.
Erst durch die Schriftreform Atatürks
in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts – die Ablösung der osmanischarabischen Schrift durch lateinische
Schriftzeichen und damit verbundene
Alphabetisierungskampagnen – wurden
Bücher breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich; Öffentliche Bibliotheken wurden innerhalb von so genannten
Volkshäusern beziehungsweise Volkszimmern in großer Zahl eingerichtet.
In den Dreißigerjahren wurden die ersten Universitäten gegründet, bei deren
Aufbau – insbesondere auch bei der Gestaltung der Bibliotheken – zahlreiche
deutsche, vor den Nationalsozialisten ins
türkische Exil geflohene Wissenschaftler
beteiligt waren.
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Die Geschichte der Bibliotheken auf dem Gebiet der heutigen Türkei ist lang: Aus antiker Zeit zeugt vor allem die Celsus-Bibliothek von Ephesus von einer hochentwickelten Bibliothekskultur.
(Foto: red)
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Ausland
zugeordnet sind, gibt es keine zentrale
Behörde oder Einrichtung, die alle Bibliotheken der Türkei, ihre Bestände und
Aktivitäten erfasst oder koordiniert.
e
Die Bibliothekslandschaft
der Türkei heute
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Die Orhan Kemal Bibliothek in Istanbul
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Die Bibliotheken der großen staatlichen Universitäten verfügen oft über
umfangreiche historische Bestände – hier
ist vor allem die erste und bis zu den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts einzige
Universität des Landes, die Istanbul-Universität zu nennen. Die staatlichen Universitätsbibliotheken leiden häufig unter
sehr knappen Etats, veralteten Gebäuden
und Organisationsstrukturen – Ausnahmen sind die Bibliotheken einiger herausragender staatlicher Hochschulen der
Türkei, vor allem die der Bosporus-Universität (Istanbul), der Istanbul Technical University, der Middle East Technical
University in Ankara und der Ege-Universität in Izmir.
Die Bibliotheken der privaten Universitäten, die sämtlich nach 1980 gegründet worden sind, haben in der Regel
jüngere und weniger umfangreiche Bestände, sind jedoch finanziell und personell häufig weitaus besser ausgestattet als
die Bibliotheken der meisten staatlichen
Universitäten, so zum Beispiel die der
Koç-Universität oder die Bibliothek der
Sabancı-Universität (beide in Istanbul)
und die der Bilkent-Universität in Ankara.
Während bei den älteren Universitäten das von deutschen Wissenschaftlern
und Bibliothekaren eingeführte System
einer zentralen Bibliothek mit zahlreichen Fakultäts- und Abteilungsbibliotheken dominiert, sind die Bibliotheken
der seit den Fünfzigerjahren gegründeten
Universitäten meist als einschichtige Bibliothekssysteme nach amerikanischem
Modell organisiert.
Die meisten Universitätsbibliotheken
in der Türkei setzen integrierte EDV-Sys-
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w
Die Türkische Nationalbibliothek (Milli
Kütüphane) in Ankara wurde 1948 gegründet; ihr Bestand umfasst zurzeit 1,7
Millionen Medieneinheiten, darunter
circa 25 000 Handschriften und Rara,
55 000 Bücher in arabischer Schrift und
100 000 andere Medien (Karten, Noten, Plakate und so weiter). Sie erhält
aufgrund eines Pflichtexemplargesetzes
jeweils ein Exemplar aller in der Türkei
publizierten Druckwerke und sammelt
darüber hinaus im Ausland erschienene
Publikationen über die Türkei.
Der Nationalbibliothek ist das Türkische Bibliographische Institut angegliedert; dieses erstellt die Nationalbibliographie des in der Türkei erschienenen
Schrifttums und eine Bibliographie von
in türkischen Zeitschriften erschienenen
Artikeln. Darüber hinaus werden diverse
Bestandskataloge erarbeitet, die sich auf
Sonderbestände in türkischen Bibliotheken – Handschriften, Druckwerke in
arabischer Sprache – beziehen.
1983 konnte die Nationalbibliothek
einen geräumigen Neubau beziehen, der
unter anderem über eine Ausstellungshalle und diverse Multifunktions- und
Gruppenarbeitsräume verfügt. Weitere
Angebote sind ein Mikrofilm-Archiv, ein
Atatürk-Dokumentationszentrum, eine
Landkartenabteilung und eine Sammlung »Sprechender Bücher«; im gleichen
Gebäude befinden sich ein Datenverarbeitungszentrum, eine Druckerei mit
Buchbinderei, ein Fotolabor und ein Labor zur Mikrofilm-Herstellung.
Die Nationalbibliothek bietet über
ihre Webseiten einen Online-Katalog an;
auch in der Artikelbibliographie kann
man online recherchieren. Darüber hinaus wird dort eine Auswahl von bemerkenswerten Hand- und Druckschriften
und Bucheinbänden aus dem Bestand
der Nationalbibliothek vorgestellt.
.d
Türkische Nationalbibliothek
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Hochschulbibliotheken in der Türkei
In der Türkei existieren zurzeit rund 80
Universitäten, davon sind zwei Drittel
staatlich, und ein Drittel sind so genannte Stiftungsuniversitäten, das heißt Universitäten in privater Trägerschaft.
(Foto: Ursula Wester)
teme ein; sie sind ins jeweilige lokale Universitätsnetz eingebunden, verfügen über
Internetanschlüsse und Webseiten, viele
auch über Online-Kataloge im Internet.
Fast alle bieten ihren Nutzern Zugang
zu elektronischen Zeitschriften und Datenbanken an. Fast alle Universitätsbibliotheken gehören dem türkischen Bibliothekskonsortium ANKOS (Anadolu
Üniversite Kütüphaneleri Konsorsiyumu)
an.
Spezialbibliotheken in der Türkei
Das Spektrum der Spezialbibliotheken in
der Türkei ist sehr breit – international
von Bedeutung sind hier vor allem Bibliotheken mit wertvollen Handschriftensammlungen und islamwissenschaftliche
Spezialbibliotheken.
Bei den Manuskriptbibliotheken steht
die Süleymaniye-Bibliothek in Istanbul
an erster Stelle. In ihr sind circa 140 Stiftungsbibliotheken und Privatsammlungen zusammengeführt; sie umfasst neben Druckschriften rund 68 000 Handschriften, die meisten davon in arabischer
beziehungsweise osmanischer Sprache,
und verfügt damit über eine der größten
und bedeutendsten Sammlungen islamischer Manuskripte weltweit. Das Zentrum der Handschriften befindet sich in
Istanbul, der Hauptstadt des damaligen
Osmanischen Reichs – neben der Süleymaniye-Bibliothek sind hier vor allem
die Bibliothek des Topkapı-Palastes, der
Nuruosmaniye-Bibliothek, die Zentralbibliothek der Istanbul-Universität und
die Staatliche Bibliothek im Stadtviertel
Beyazıt (Beyazıt Devlet Kütüphanesi) zu
nennen. Weitere Bibliotheken mit HandBuB | 58 (2006) 01
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Internetzugänge für Benutzer, wie zum Beispiel in der Atatürk Bibliothek in Izmir, sind
die Ausnahme.
(Foto: Ursula Wester)
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Nach dem Studium
des Öffentlichen
Bibliothekswesens
in Bonn (Diplomabschluss 1986)
und zweijähriger
Tätigkeit in der
Kreis- und Stadtbibliothek Soltau
wechselte Ursula Wester zum Goethe-Institut. Dort war sie zunächst in
der Zentrale tätig, um dann für sechs
Jahre die Leitung des Informationsund Bibliotheksbereichs am GoetheInstitut Jakarta zu übernehmen. Seit
2001 leitet sie den Informations- und
Bibliotheksbereich am Goethe-Institut Istanbul und koordiniert die Bibliotheksarbeit der Goethe-Institute in der
Türkei. 2004 schloss sie das postgraduale Studium Bibliothekswissenschaft
an der Humboldt-Universität Berlin
mit dem Master of Arts - Library and
Information Science ab. – Kontakt:
[email protected]
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–u
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gical Institute in Istanbul
Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Istanbul
Swedish Research Institute in Istanbul.
Ausländische Kulturinstitute sind in der
Türkei gut vertreten; sie verfügen meist
über kleinere Bibliotheken beziehungsweise Informationszentren. In Ankara,
Istanbul und Izmir bieten das GoetheInstitut, das Institut Français und das
Istituto Italiano di Cultura Bibliotheken
an, der British Council dagegen nur in
Istanbul und Izmir. Das spanische Kulturinstitut Instituto Cervantes hat 2001
eine Zweigstelle in Istanbul gegründet,
der ebenfalls eine Bibliothek angegliedert
ist. Den amerikanischen Auslandsvertretungen in Ankara und Istanbul sind Informationszentren – American Information Resource Centers – angegliedert.
Weitere wichtige türkische Spezialbibliotheken sind die Parlamentsbibliothek (Türkiye Büyük Millet Meclis
Kütüphane ve Dokümentasyon Merkezi) in Ankara mit einem Bestand von
260 000 Medieneinheiten, das Informationszentrum des staatlichen Turkish
National Academic Network and Information Center (Ulusal Akademik Ağ ve
Bilgi Merkezi – ULAKBIM) in Ankara,
die Bibliothek der Gesellschaft für die
türkische Sprache (Türk Dil Kurumu)
in Ankara und die Frauenbibliothek in
Istanbul (Women‘s Library and Information Center; Kadin Eserleri Kütüphanesi
ve Bilgi Merkezi).
Zahlreiche türkische Wirtschaftsunternehmen haben eigene Kulturstiftungen; durch diese engagieren sie sich in
diversen kulturellen Bereichen, unterhalten Orchester, Museen oder auch Bibliotheken. So betreibt zum Beispiel die
Borusan-Kulturstiftung in Istanbul eine
Musikbibliothek und die Kulturstiftung
der Bank Yapı Kredi eine historisch ausgerichtete Bibliothek (Yapı Kredi Sermet
Cifter Library) mit einem Bestand von
80 000 gedruckten Büchern und Handschriften.
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Netherlands Historical and Archaeolo-
w
schriften-Sammlungen befinden sich in
Bursa, Diyarbakır, Edirne, Kayseri, Konya und Sivas.
Die wichtigste islamwissenschaftliche Bibliothek der Türkei ist die Bibliothek des Center for Islamic Studies
(ISAM) in Istanbul, die von der Turkish
Religious Foundation betrieben wird.
In einem beeindruckenden Neubau auf
der asiatischen Seite Istanbuls präsentiert
sie 130 000 Bände und 2 400 Zeitschriftenartikel zu türkeibezogenen islamwissenschaftlichen Studien. In einem historischen Gebäude des Yıldız-Palastes in
Istanbul befindet sich das Informationszentrum IRCICA (İslam Tarih, Sanat ve
Kültür Araştırma Merkezi) – eine Einrichtung der Organisation of the Islamic
Conference (OIC). IRCICA verfügt über
60 000 Bücher und 1 500 Zeitschriftentitel zur Geschichte, Kunst und Kultur des
Islam.
Ein wichtiges Forschungsgebiet in der
Türkei ist die Archäologie; hierzu und
zu weiteren türkeibezogenen Forschungen (Turkologie / Orientwissenschaften)
verfügen vor allem ausländische Forschungsinstitutionen über teils umfangreiche Bibliotheksbestände:
American Research Institute in Turkey
mit Bibliotheken in Istanbul und Ankara
British Institute of Archaeology in Ankara
Deutsches Archäologisches Institut in
Istanbul
Institut Français d’ études Anatoliennes
in Istanbul
Öff entliche Bibliotheken in der Türkei
Wie bereits erwähnt, sind die weitaus
meisten Öffentlichen Bibliotheken in
der Türkei der Generaldirektion für Bibliotheken und Veröff entlichungen (Kütüphaneler ve Yayımlar Genel Müdürlüğü),
einer Behörde des Ministeriums für Kultur und Tourismus, zugeordnet. Einige
Großstädte unterhalten darüber hinaus
eigene kommunale Bibliotheken. Diese
sind jedoch zahlenmäßig sehr begrenzt.
Kommunale ÖBs sind häufig besser ausgestattet als staatliche Öffentliche Bibliotheken – wie zum Beispiel die kommunale Atatürk-Bibliothek (Atatürk Kitaplığı)
in Istanbul. Durch ihre politische Nähe
zu den – häufig islamistisch orientierten
– Stadtverwaltungen sind kommunale
Öffentliche Bibliotheken und ihre Angebote jedoch gelegentlich religiös geprägt;
häufiger dominieren in ihren Beständen
Bücher zum Islam. Ein positiv herausragendes Beispiel ist die kommunale Öffentliche Bibliothek in Bursa, die über
sehr ansprechende Räumlichkeiten und
attraktive Bestände verfügt und hervorragend genutzt wird.
Im Folgenden erfolgt eine Konzentration auf die Darstellung staatlicher Öffentlicher Bibliotheken in der Türkei, da
zu den – wenigen – kommunalen Bibliotheken kaum Informationen vorliegen.
Türkeiweit gibt es circa 1 400 staatliche
Öffentliche Bibliotheken. Alle 81 Provinzen der Türkei verfügen über jeweils
eine Provinzbibliothek (İl Halk Kütüphanesi) in der Provinzhauptstadt. Darüber
hinaus gibt es in jeder Provinz mehrere
Bezirks- oder Stadtteilbibliotheken (İlce
Halk Kütüphanesi). Die Provinzbibliotheken übernehmen teilweise koordinierende und kontrollierende Funktionen
gegenüber den Bezirks- beziehungsweise
Stadtteilbibliotheken in ihrem Einzugsgebiet.
Viele Provinzbibliotheken unterhalten
Fahrbibliotheken – es gibt zurzeit türkei-
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e
Mittelzuteilung und der Zuteilung von
Personalstellen und Personal über den
Bestandsaufbau, die Öffnungszeiten, die
Öffentlichkeitsarbeit – alles wird zentral
gesteuert oder muss zumindest genehmigt werden.
Somit sind der Eigeninitiative der örtlichen Bibliothekare und den Entwicklungsmöglichkeiten der Bibliotheken
enge Grenzen gesetzt. Seit 2004 gibt es
Pläne zur Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung der Türkei; dies würde
eine Angliederung aller Öffentlichen
Bibliotheken an die Kommunen mit sich
bringen und damit grundsätzlich bessere
Möglichkeiten einer lokal bestimmten
Bibliotheksarbeit ermöglichen – dazu
später mehr im abschließenden Kapitel
dieses Beitrags.
–B
.d
direktion für Bibliotheken kann man in
den Katalogen einiger weniger Bibliotheken online recherchieren.
Insbesondere die Öffentliche Bibliothek in der Kleinstadt Ulus (Provinz
Bartın) kann als Vorreiter in Bezug auf
IT-Angebote angesehen werden: Dort
stehen den Nutzern mehrere InternetPCs und zudem Bibliothekswebseiten
mit Informationen zur Bibliothek, zur
Stadtverwaltung, mit touristischen und
heimatkundlichen Hinweisen und Ähnlichem zur Verfügung.
Das staatliche öffentliche Bibliothekswesen der Türkei ist sehr zentralistisch
organisiert; die Generaldirektion für
Bibliotheken und Veröff entlichungen ist
als zuständige Behörde verantwortlich
für quasi sämtliche Bereiche: Von der
Internationale Bibliothekskonferenz
in der Türkei
–u
Unter dem Titel »Libraries As Gateways
To Information Society: Increasing Public
Awareness« fand an der renommierten privaten »Istanbul Bilgi Universität« vom 19.
bis zum 21. September 2005 eine Internationale Bibliothekskonferenz statt. Auf Einladung der »Innovative Library Initiatives
Promotion Group« (ILIPG; www.library.
itu.edu.tr/ilipg) und dem Verband Türkischer Bibliothekare, Zweigstelle Istanbul
(http://istanbul.kutuphaneci.org.tr) kam
zahlreiches Fachpublikum aus der ganzen
Türkei. Als Referenten waren BibliothekarInnen aus Deutschland, Amerika, England, Spanien und der Türkei geladen.
Vorträge, unter anderem zu Themen
wie »Öffentliche Bibliotheken und Lobbyarbeit« oder »Marketing von Bibliotheksdiensten«, fanden ebenso großes Interesse und wurden kontrovers diskutiert
wie die Rolle der Bibliotheken im Kontext
des »Lebenslangen Lernens«.
Ganz besondere Beachtung fanden die
Ausführungen von Hannelore Vogt, Stadtbücherei Würzburg (1. Platz im BIX-Bibliotheksranking 2005), mit dem Titel »Connecting People – Libraries As Partners In
Local Networks«. Ihr mit zahlreichen anschaulichen Beispielen und originellen
Ideen angereicherter Vortrag stieß auf
großes Interesse (hannelore.vogt@stadt.
wuerzburg.de).
Angeregt durch die von Vogt genannten
Beispiele zu Partnerschaften und Kooperationen zwischen der Stadtbücherei Würzburg und anderen Institutionen brachten
die TeilnehmerInnen im anschließenden
w
weit 65 Bücherbusse mit insgesamt 961
Haltepunkten.
Öffentliche Bibliotheken haben meist
eine Abteilung für Kinder; es existieren
jedoch auch rund 50 selbstständige Kinderbibliotheken, die meist als Zweigstelle
einer Provinz- oder Bezirks- beziehungsweise Stadtteilbibliothek zugeordnet
sind.
Öffentliche Bibliotheken werden primär von Kindern und Jugendlichen, das
heißt von Schülern und Studenten frequentiert, da Schulbibliotheken häufig
unattraktiv oder nur eingeschränkt zugänglich sind. Auf die Bevölkerungszahl
bezogen sind Angebote und Nutzung Öffentlicher Bibliotheken sehr niedrig – einem Einwohner stehen durchschnittlich
knapp 0,2 Bücher zur Verfügung, und
weniger als ein Prozent der Bevölkerung
nutzt Öffentliche Bibliotheken.
Viele Öffentliche Bibliotheken sind in
historischen Gebäuden oder in StandardVerwaltungsgebäuden untergebracht;
nur wenige verfügen über Gebäude, die
speziell als Bibliotheksgebäude konzipiert und gebaut wurden. Bisher sind circa 60 staatliche Öffentliche Bibliotheken
(teil-)automatisiert, das heißt sie katalogisieren edv-gestützt mit einer zentral zur
Verfügung gestellten Software namens
Iskenderiye. Da die Retrokatalogisierung
in den meisten Bibliotheken noch nicht
abgeschlossen ist, arbeiten nur wenige
mit einer automatisierten Ausleihe. Für
Benutzer zugängliche EDV-Kataloge
existieren in der Regel nicht. Nur rund
30 staatliche Öffentliche Bibliotheken
verfügen über einen Internetanschluss.
Die Bestände Öffentlicher Bibliotheken umfassen zu einem großen Teil literarische Bücher (30 Prozent); Sachbücher
sind zu circa 70 Prozent vertreten.
Einige Bibliotheken bieten – meist
selbst produzierte – »Sprechende Bücher«, das heißt auf Kassetten gesprochene Bücher an, die sich an blinde Nutzer
richten; weitere AV-Medien werden in
der Regel nicht angeboten.
Internetzugänge für Benutzer sind
eher die Ausnahme; im Rahmen eines
EU-Projekts (PULMAN-XT) wurden
drei Pilotbibliotheken entsprechend ausgestattet, sodass nun in den zentralen
staatlichen Öffentlichen Bibliotheken
in Istanbul und Izmir jeweils circa 20
Internet-Benutzerplätze zur Verfügung
stehen; in Ankara ist dies nach Abschluss
der dortigen Renovierungsarbeiten geplant.
Nur wenige staatliche Öffentliche Bibliotheken verfügen über eigene Internetseiten. Über die Webseiten der General-
.B
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68
Workshop Ergänzungen durch Beispiele
aus der eigenen bibliothekarischen Praxis
ein und entwickelten weitere Ideen.
Vor dem Hintergrund der geplanten Reform der öffentlichen Verwaltung in der
Türkei beziehungsweise der Angliederung
der bisher zentralstaatlich organisierten
Öffentlichen Bibliotheken an die Kommunen beschäftigte die türkischen ReferentInnen vor allem das Thema der Dezentralisation und die damit verbundenen Probleme
einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit
mit lokalen Einrichtungen.
Neben den Sitzungen hatten die KonferenzbesucherInnen Gelegenheit, sich
durch Posterpräsentationen – unter anderem zur Studienreise türkischer Bibliothekare zu ausgewählten Bibliothekseinrichtungen in Ostdeutschland und Berlin im
Sommer 2005, organisiert von den Goethe-Instituten in der Türkei und Bibliothek
& Information International (BII) – beziehungsweise an Ständen von Verlagen und
ausländischen Kulturinstituten ausführlich
zu informieren.
Gerade im Zeitalter der Informationsgesellschaft und sich rasch wandelnder Technologien gilt es, den Stellenwert von Bibliotheken im öffentlichen Bewusstsein zu
verankern und zu stärken. In Zeiten knapper Ressourcen sind außergewöhnliche
bibliothekarische Aktivitäten und innovative Ideen gefragt. Die Konferenz hat dazu
beigetragen, dies als Chance, ja als Herausforderung für Bibliotheken in der Türkei zu begreifen.
Charlotte Marscholek, Goethe-Institut
Ankara, Leiterin Information und
Bibliothek – Kontakt: marscholek@
ankara.goethe.org
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kare aller Sparten vertreten. Es ist ein Personalverband mit über 3 000 Mitgliedern
und türkeiweit circa 40 Zweigstellen. Er
wurde 1949 gegründet und ist seit 1951
Mitglied der IFLA. Der Verband gibt die
vierteljährlich erscheinende Fachzeitschrift »Türkisches Bibliothekswesen«
(Türk Kütüphaneciliği) heraus. Eine regelmäßige Aktivität des Verbands ist die
Durchführung einer jährlichen Nationalen Bibliothekswoche mit zahlreichen
Veranstaltungen rund um das Thema
»Bibliothek und Information«. Darüber
hinaus organisiert die Zweigstelle Ankara
gelegentlich Seminare für Bibliothekare;
die Zweigstellen Istanbul und Edirne
geben zahlreiche Fachpublikationen heraus. Die Aktivitäten der TKD-Zweigstellen in kleineren Städten konzentrieren
sich häufig auf Öffentliche Bibliotheken
und Aktivitäten der Leseförderung.
Darüber hinaus besteht seit 1991 der
Verband der Bibliothekare an Universitäts- und Forschungsbibliotheken in der
Türkei (Üniversite ve Araştırma Kütüphanecileri Derneği). Er hat 550 Mitglieder und gibt neben einem Newsletter
die halbjährlich erscheinende Fachzeitschrift »Welt der Information« (Bilgi
Dünyası) heraus, die primär Themen der
wissenschaftlichen Informationsversorgung durch Bibliotheken und Informationseinrichtungen behandelt. Zudem organisiert der Verband Konferenzen und
Seminare für Bibliothekare an Univer-
w
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Die Ausbildung für Bibliothekare und
Informationswissenschaftler erfolgt in
der Türkei an insgesamt fünf Hochschulen. Sie ist gegliedert in ein achtsemestriges Bachelor-Studium (»undergraduate«)
und in ein viersemestriges Master-Studium (»graduate«). An einigen Universitäten besteht die Möglichkeit, ein Doctorate-Studium anzuschließen. Seit 2002
sind die Ausbildungsgänge für Bibliotheks-, Archiv- und Dokumentationswesen unter der Bezeichnung »Information
and Record Management« zusammengefasst. Jährlich schließen türkeiweit rund
300 Fachleute für Bibliotheks-, Dokumentations- und Archivwesen ihr Studium ab.
Unterhalb der universitären Ausbildung existiert keine institutionalisierte
Fachausbildung für den Bibliotheks-,
Informations- und Dokumentationsbereich, die etwa mit der Ausbildung zum
»Fachangestellten für Medien und Informationsdienste« vergleichbar wäre.
Zurzeit bestehen Abteilungen für »Information and Record Management« an
folgenden Universitäten:
Ankara-Universität
Başkent-Universität in Ankara
Hacettepe-Universität in Ankara
Istanbul-Universität
Marmara-Universität in Istanbul.
Wichtigster Verband im türkischen
Bibliothekswesen ist der Verband türkischer Bibliothekare (Türk Kütüphaneciler
Derneği – TKD) – dort sind Bibliothe-
–u
Ausbildung, Verbände,
Fachzeitschriften, Mailinglisten
Die Bibliothek der TOBB-Universität für Wirtschaft und Technologie in Ankara wird getragen
von der Türkischen Handelskammer- und Börsenvereinigung (Türk Odalar ve Borsalar Birligi
= TOBB).
(Foto: Universität für Wirtschaft und Technologie in Ankara / TOBB)
.B
An türkischen Gymnasien (9. bis 11.
Schuljahr) bestehen circa 7 000 Schulbibliotheken, die insgesamt über fast 15
Millionen Bände verfügen. Trotz dieser
beeindruckenden Zahl kann man wohl
nur die wenigsten als funktionierende
Bibliotheken bezeichnen. Die finanzielle
und personelle Ausstattung ist weitgehend unzureichend, und die Bestände
sind häufig schlecht zugänglich. Viele
Schüler bevorzugen es daher, Öffentliche
Bibliotheken zu benutzen.
Besser ist die Situation an privaten
Schulen: Besonders die am angloamerikanischen Schulsystem orientierten Privatschulen verfügen in der Regel über gut
ausgebaute Schulbibliotheken, wie zum
Beispiel die Bibliothek des Robert College
in Istanbul, die des TED College (TED =
Turkish Education Association) oder die
des Büyük Kolej – beide in Ankara.
e
Schulbibliotheken
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sitäts- und Forschungsbibliotheken und
publiziert Fachveröffentlichungen.
Das Bibliothekskonsortium türkischer
Universitätsbibliotheken (Anatolian University Libraries Consortium – Anadolu
Üniversite Kütüphaneleri Konsorsiyumu –
ANKOS) wurde im Jahr 2000 gegründet
und wuchs sehr rasch – auf mittlerweile
80 Mitgliedsbibliotheken, 24 Datenbank-Anbieter und über 400 lizensierte
Datenbanken. Dank ANKOS hat sich
die nationale und internationale Zusammenarbeit im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken intensiviert, und die
Versorgung türkischer Studenten und
Wissenschaftler mit wissenschaftlicher
Literatur konnte entscheidend verbessert
werden. Die ANKOS-Geschäftsstelle
ist an der Middle East Technical University in Ankara angesiedelt; ANKOS
ist Mitglied von ICOLC (International
Coalition of Library Consortia), SPARC
(Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition) und SELL (Southern
European Libraries Link).
Die Istanbuler Arbeitsgruppe ILIPG
(Innovative Library Initiatives Promotion Group) besteht seit 2002 und hat sich
zum Ziel gesetzt, das (öffentliche) Bibliothekswesen der Türkei zu fördern,
nationale und internationale Kooperationen im Bibliotheks- und Informationsbereich anzuregen, Lobbyarbeit für
Bibliotheken zu unterstützen und zur
Aus- und Weiterbildung beizutragen.
69
| Lesesaal
Ausblick
.d
–B
Beim türkischen öffentlichen Bibliothekswesen sind zwar einige positive
Entwicklungen zu konstatieren – im
Kontext der Teilnahme der Türkei am
EU-Projekt PULMAN-XT wurden Pilotbibliotheken verstärkt gefördert, unter
anderem durch eine verbesserte IT-Ausstattung, die auch auf alle Provinzbibliotheken ausgedehnt werden soll, durch
Hospitationsprogramme und Studienreisen wurden Impulse aufgenommen
Unterhalb der universitären Ausbildung existiert keine institutionalisierte Fachausbildung für den Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsbereich, die etwa mit der
Ausbildung zum »Fachangestellten
für Medien und Informationsdienste« vergleichbar wäre.
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Im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken hat sich durch die Aktivitäten
des Konsortiums ANKOS das Angebot
an verfügbaren Datenbanken und elektronischen Zeitschriften entscheidend
verbessert; durch Fortbildungsangebote
und eine intensive nationale und internationale Kooperation erfolgte eine gewisse Standardisierung, von der alle an
ANKOS teilnehmenden Bibliotheken
und ihre Nutzer profitieren. Die Bestrebungen von ANKOS, einen nationalen
Dokumentenlieferdienst aufzubauen,
dauern an.
Die wertvollen Rara und Manuskripte
der Süleymaniye-Bibliothek und vieler
anderer Bibliotheken mit Altbeständen
sind meist unzureichend untergebracht
und restauriert. Private Initiativen und
staatliche Projekte zur Digitalisierung
von Handschriften und Rara scheinen
bisher wenig koordiniert zu verlaufen.
In letzter Zeit ist ein verstärktes Interesse staatlicher Stellen an der Sicherung
und Zugänglichmachung des nationalen
kulturellen Erbes festzustellen; hier wäre
eine organisatorische und sicher auch
finanzielle ausländische Unterstützung
hilfreich, um die wichtigsten Bestände
zu sichern und besser zugänglich zu machen.
Öffentliche Bibliotheken in der Türkei werden primär von Kindern und Jugendlichen besucht: hier die Kinderabteilung der Atatürk Bibliothek in Izmir.
(Foto: Ursula Wester)
–u
Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern von Universitätsbibliotheken, Bibliotheken ausländischer Kulturinstitute,
der Istanbuler Zweigstelle des Verbands
türkischer Bibliothekare und dem Fachbereich Information and Document Management der Istanbul-Universität; ihre
Aktivitäten bestehen beispielsweise aus
der Organisation von Bibliothekskonferenzen, der Vermittlung von Hospitationsaufenthalten und der Unterstützung
von Bibliotheksinitiativen in der Türkei.
Zusätzlich zu Fachzeitschriften, Verbandsarbeit und Fachkonferenzen bieten
die folgenden Mailinglisten eine Möglichkeit des bibliothekarischen Fachaustauschs:
Kutup-L ist die wichtigste bibliothekarische Mailingliste der Türkei; sie umfasst alle Bibliothekssparten.
Okul Kütüphanecileri ist die Mailingliste der Schulbibliothekare in der Türkei.
Die Beiträge sind über ein Web-Archiv
zugänglich.
Die bibliothekarischen Vereinigungen ÜNAK und ANKOS verfügen jeweils über eigene Mailinglisten, die nur
für Mitglieder zugänglich sind.
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Ausland
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und Mitarbeiterkompetenzen verbessert
–, jedoch konnten die Defizite in Bezug
auf die Anzahl der Bibliotheken, bezüglich Umfang und Aktualität der Bestände und ihrer Serviceangebote bisher nur
in geringem Umfang abgebaut werden.
Allerdings werden gerade im Bereich
des öffentlichen Bibliothekswesens in
nächster Zeit gravierende Veränderungen anstehen:
Durch das bereits erwähnte geplante
Gesetz zur Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung sollen unter anderem
alle Öffentlichen Bibliotheken den Kommunen angegliedert werden. Die Chancen der Dezentralisierung liegen vor allem darin, Öffentliche Bibliotheken zu
entbürokratisieren und ihre Angebote
stärker auf lokale Bedürfnisse, das heißt
auf den Bedarf der Bevölkerung in der
Kommune abzustimmen. Als kommunale Einrichtungen können sie flexibler auf
die Bedürfnisse der lokalen Zielgruppen
reagieren; die Entscheidungswege sind
kürzer; sie haben die Chance, sich gegenüber ihrem Unterhaltsträger als wichtige
– gegebenenfalls sogar prestigeträchtige
– kommunale Zentren darzustellen.
Auch die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Organisationen, wie zum
Beispiel Schulen, Kulturzentren, Vereinen, Stiftungen und so weiter kann durch
die Angliederung an die Kommunen
befördert werden; gleichzeitig können
sich erweiterte Möglichkeiten für freiwilliges Bürgerengagement und Sponsoring ergeben. Wenn es den Öffentlichen
Bibliotheken gelingt, sich als wichtiges
Element des kommunalen Bildungs- und
Kulturangebots zu positionieren und
sich mit anderen Einrichtungen in diesem Bereich zu vernetzen, kann dies ihre
Modernisierung fördern und zugleich die
entsprechenden Angebote für die Bürger
verbessern.
Viele Bibliothekare befürchten jedoch, dass die geplante Angliederung an
die Kommunen Kürzungen der sowieso
schon knappen Mittel, Kompetenz- und
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Lesesaal | BuB
71
Ausland
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Ausgewählte Literatur
Gehört zu den herausragenden staatlichen
Bildungseinrichtungen der Türkei: die Bibliothek der Ege-Universität in Izmir.
(Foto: Ursula Wester)
w
w
w
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Çakın, Irfan: Turkish libraries: historical context. In: International Library
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BuB | 58 (2006) 01
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– Forschung und Praxis 9(1985), Seite
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rare books libraries in Turkey. In: Türk
Kütüphaneciliği 9(1995)3, Seite 270–
272
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der Türkei – mit besonderer Berücksichtigung der Öffentlichen Bibliotheken.
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zur Bibliothekswissenschaft; 135). www.
ib.hu-berlin.de/~kumlau/handreichungen/h135
Yılmaz, Bülent: A sociological study
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Information Science 30(1998)4, Seite
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.d
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Information Development 17(2001)2,
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Kissling, Ute: Abendland – Morgenland; eine Studienfahrt in die Türkei. In:
Buch und Bibliothek 43(1991)1, Seite
38–45
Lison, Barbara: Türkische Öffentliche
Bibliotheken und die EU: ein internationaler Kongress im Rahmen der türkischen Bibliothekswoche. In: Buch und
Bibliothek 54(2002)7/8, Seite 443
Müller, Hildegard; Trost, Vera: Bibliothekswesen und Buchmarkt der Türkei;
eine Studienreise. In: Buch und Bibliothek 42(1990)2, Seite 159–162
Müller, Hildegard: Deutsche Bibliothekare im türkischen Exil, 1933–1945.
–B
Qualitätsverluste und gegebenenfalls
eine stärkere Einmischung seitens häufig
islamistisch geprägter Kommunalverwaltungen bedeuten könnte. Deshalb
wird zurzeit diskutiert, wie Fragen der
Finanzierung, des Transfers von Kompetenzen und der Einhaltung beziehungsweise Erreichung von Standards geklärt
werden können; auch ein entsprechendes
Bibliotheksgesetz ist im Gespräch.
Der derzeitige gesellschaftliche und
politische Wandel in der Türkei ist tiefgreifend und wird sich weiter fortsetzen;
es bleibt zu hoffen, dass türkische Bibliotheken ihre wichtige Rolle als Informationsvermittlungseinrichtungen zukünftig noch besser wahrnehmen können, um
so zu mehr Chancengleichheit, zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung,
zur Förderung der kulturellen Vielfalt
und nicht zuletzt zum Aufbau einer demokratischen Zivilgesellschaft beizutragen.
71
| Lesesaal
Geschichte
Die jüngsten Aktivitäten des
Wolfenbütteler Arbeitskreises
für Bibliotheks-, Buch- und
Mediengeschichte
»Libraries and Innovation«
Am 26. und 27. September wurde die
Tradition der in unregelmäßigen Abständen angebotenen, abwechselnd in
Wolfenbüttel und in London stattfindenden deutsch-britischen Seminare zur
Bibliotheksgeschichte / Anglo-German
Seminars on Library History fortgesetzt.
Sie wurde 1994 begründet und geht auf
eine Anregung der damaligen Library
History Group der Library Association
(jetzt: CILIP Library and Information
History Group) zurück. Das inzwischen
vierte Seminar wurde vom Kongresszentrum der British Library beherbergt.2 Die
Themenfindung für diese Veranstaltungen ist nicht ganz einfach, weil nicht nur
für beide Seiten gleichermaßen relevante
Akzente gesetzt, sondern auch Impulse
für eine »comparative library history«
vermittelt werden sollen. Insofern bewiesen die britischen Kollegen mit dem Vorschlag »Libraries and Innovation« eine
glückliche Hand. Sie begründeten ihn
damit, dass Bibliothekare seit den frühesten Zeiten Pioniere und Unternehmer
gewesen sind. Innovationen in Bibliotheken haben in den verschiedensten Bereichen eine Rolle gespielt: bei Erwerbung
und Bestandsaufbau, Verwaltung und
Management, formaler und inhaltlicher
Erschließung, Informationsvermittlung,
Marketing und Öffentlichkeitsarbeit,
Bibliotheksplanung und -bau bis hin zu
Ideologie und Politik.
Planung, Organisation und Moderation lagen in den Händen von Christopher Skelton-Foord (Sub-Librarian, Durham University Library) und Dorothea
Miehe (Curator German Collections,
The British Library). Von den elf Referentinnen und Referenten kamen neun
aus Großbritannien und leider nur zwei
aus Deutschland.3 Die Beiträge hatten
durchwegs Niveau, wenn auch der Bezug zum Rahmenthema nicht immer zu
erkennen war. Einige sollen als exemplarisch kurz vorgestellt werden.
Gewissermaßen als Impulsreferat
kann Graham Jefcoates (Radboud University Nijmwegen) »Incitement to Innovation: British and German Libraries as
Models of Change« betrachtet werden.
Alistair Black (Professor an der Leeds
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Jürgen Mittelstraß hat kürzlich geäußert, dass wir tagtäglich die betrübliche
Erfahrung machen, dass nicht nur das
Wissen zunimmt, sondern auch das
Nichtwissen. Zu Ersterem trägt der
Wolfenbütteler Arbeitskreis für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte
bei, Letzterem sucht er abzuhelfen. Nach
längerer Unterbrechung gilt es, wieder
von seinen Aktivitäten zu berichten.1
D
Peter Vodosek – Kontakt: [email protected]
Metropolitan University) berichtete erste
Ergebnisse eines gemeinsam mit Architekten durchgeführten Projekts »Monument and Machine: Style and Efficiency
in Early Public Library Design«. Stephen
Colclough (University of Reading) referierte über »New Innovations in Audience
Control?« am Beispiel von Mudie‘s Select
Library und ihrer Haltung zum Sensationsroman im Viktorianischen Zeitalter.
»Mudie‘s« war im wahrsten Sinn des
Wortes eine Institution; eine Institution,
deren Bedeutung für die Literaturrezeption im 19. Jahrhundert kaum überschätzt
werden kann und die sich völlig neuer
Vertriebsmethoden bediente. Schließlich
sei noch Mark Purcell (Libraries Curator,
National Trust) mit »›No Petty People‹?
– The Irish Big House Library« erwähnt.
Auch hier handelt es sich um ein Projekt,
das die noch erhaltenen von ursprünglich
4 000 Bibliotheken auf Herrensitzen und
Schlössern erfassen will, die vor allem als
Kommunikationszentren eine wichtige
Rolle spielten.
An dieser Stelle ist ein Exkurs über
die Bedeutung solcher Forschung für
Deutschland angebracht. In den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts
beschäftigte sich die Arbeitsstelle 18.
Jahrhundert der Gesamthochschule
Wuppertal und der Universität Münster,
insbesondere Prof. Rainer Gruenter, intensiv mit dem Thema Privatbibliotheken
und ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung.4 Bedauerlicherweise scheint dieses
Forschungsfeld zunehmend vernachlässigt worden zu sein. Im Hinblick auf die
östlichen Bundesländer und auf die ehemaligen deutschen Ostgebiete scheint es
jedoch höchlich geboten, diesem Thema
wieder mehr Aufmerksamkeit, und zwar
nicht nur unter dem Aspekt der Kulturgutverluste oder »Beutebücher«, zuzuwenden.
Etwas abseits vom Thema, aber hochinteressant wegen der kaum vermuteten
Bezüge zu Deutschland und rhetorisch
brillant vorgetragen, waren die Ausführungen von Peter Hoare (ehemals University Librarian der University of Nottingham) über »›A Room with a View‹ – and
a Book: Some Aspects of Library Provision for English Residents and Visitors
to Florence 1815–1930«.5 Hier ergaben
sich kaum bekannte Querverbindungen
zu Deutschland: nicht nur, weil einer der
Betreiber solcher englischer Bibliotheken der gebürtige Deutsche Moses Baruch war, sondern Persönlichkeiten wie
Heinrich Heine, Arthur Schopenhauer,
August Graf Platen, Theodor Mommsen
und Heinrich Mann zu den Subskriben-
e
Zwischen London
und Wolfenbüttel
ie anderthalbjährige Pause in den
Veranstaltungen erklärt sich aus
der organisatorisch bedingten
Verlegung des bisherigen Termins im
Frühjahr in den Herbst. Dafür fanden
2005 gleich zwei Veranstaltungen unmittelbar hinter einander statt.
.d
Peter Vodosek
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Lesesaal | BuB
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Geschichte
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einen interessanten Bereich, dessen sich
die buchwissenschaftliche Forschung
erst in jüngster Vergangenheit intensiver
angenommen hat.
Vor allem in der zweiten Hälfte des 19.
Jahrhunderts entstand, basierend auf den
Fortschritten von Naturwissenschaften
und Technik, der Typ des reinen Wissenschaftsverlegers. Insofern spielt für
die Thematik auch die Wissenschaftsgeschichte eine grundlegende Rolle. Abgesehen von Universitäts- und Disziplinengeschichte, wird davon auch die Volksbildung berührt, da der Verleger nicht nur
als »Katalysator im Wissenschaftsprozess« fungierte, sondern zugleich auch
Einfluss auf die Popularisierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen ausüben
konnte. Auf die Gründung zahlreicher
populärwissenschaftlicher Reihen, die
auch für das Angebot in Volksbibliotheken und Bücherhallen wichtig waren, soll
daher besonders hingewiesen werden.
Die Vorträge waren in vier Themenblöcke gegliedert:
I. Entwicklung und Ausdifferenzierung der Wissenschaften,
II. Verlage/Verleger als Wissenschaftsvermittler,
III. Wissenschaft und Öffentlichkeiten
(Adressatenkreise, Netzwerke und
Popularisierung),
IV. Wissenschaft und Spezialbetriebe.
Da die Thematik verständlicherweise
nicht erschöpfend behandelt werden
konnte, handelte es sich überwiegend um
Fallbeispiele, die aber doch als repräsentativ gelten durften. Um nur einige wenige zu nennen: Geschichtswissenschaft
(die Entstehungsgeschichte von Theodor
Mommsens »Römischer Geschichte«),
Geographie (Reiseführer wie Baedeker
und Stieler, der Verlag Perthes und seine
Leistungen für die Etablierung der Geographie als Wissenschaftsdisziplin) oder
der Springer Verlag, die Mathematik und
die Deutsche Mathematikervereinigung
im Dritten Reich. Aller Voraussicht nach
werden die Beiträge in einem Band des
»Archivs für Geschichte des Buchwesens«
(AGB) publiziert werden.
Die Tagung war ein qualitativ hochrangiger Einstieg in den neuen Arbeitsschwerpunkt des Arbeitskreises. Sie hat
neugierig gemacht auf die Jahrestagung
2006, die vom 9. bis 11. Oktober wieder
in der Herzog August Bibliothek stattfinden wird. Thema ist »Buchwissenschaftliche Forschung – Ergebnisse und neue
Perspektiven«. Die Vorbereitung liegt in
den Händen von Prof. Ursula Rautenberg
(Universität Erlangen) und Monika Estermann.7
–B
–u
»Wissenschaftsverlage zwischen Professionalisierung und Popularisierung«
Als der Wolfenbütteler Arbeitskreis für
Bibliotheksgeschichte 1998 die Aufgaben des aufgelösten Arbeitskreises für
Geschichte des Buchwesens übernahm,
enthielt der neue Name »Wolfenbütteler
Arbeitskreis für Bibliotheks-, Buch- und
Mediengeschichte« ein Versprechen,
nämlich sein Themenspektrum zu erweitern. Nach Abschluss des zeitgeschichtlichen Themenzyklus, der 1988 mit dem
Nationalsozialismus begonnen hatte und
2004 mit den Siebziger- und Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts abgeschlossen wurde, war der Weg frei.
Die erste Tagung, die ganz im Zeichen
der Geschichte des Buchwesens stand,
fand vom 4. bis 6. Oktober 2005 in der
Herzog August Bibliothek statt. Ihr Thema lautete »Wissenschaftsverlage zwischen Professionalisierung und Popularisierung«. Der Geschäftsausschuss folgte
damit einer Anregung von Ute Schneider,
Privatdozentin am Institut für Buchwissenschaft der Universität Mainz, die den
Vorschlag gemeinsam mit Monika Estermann (Historische Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels,
Frankfurt am Main) in ein Tagungsprogramm goss. Unter beider Moderation
und vor etwa 25 Teilnehmern referierten
elf Experten, darunter eine große Anzahl
von Nachwuchswissenschaftlern, über
w
1 Vgl. zuletzt den Bericht von Alois Klotzbücher über die 13. Jahrestagung, »Die Siebziger- und Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts / Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft«, in BuB 56(2004)10/11, Seite
666–672
2 Das 1. Seminar hatte im Oktober 1994 seine
Premiere in der Herzog August Bibliothek
und stand unter dem Thema »Bibliotheken
in der literarischen Darstellung / Libraries
in Literature«. Vgl. den gleichnamigen Tagungsband, herausgegeben von Peter Vodosek und Graham Jefcoate. Wiesbaden:
Harrassowitz, 1999 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens; Band
33). Das 2. Seminar tagte im Deutschen
Historischen Institut in London und hatte
»The Universal Library / From Alexandria
to the Internet« zum Thema. Die Vorträge
wurden in Vol. 14 (1998) und 15 (1999) der
Zeitschrift »Library History« veröffentlicht.
Das 3. Seminar im Oktober 2000 in Wolfenbüttel befasste sich mit »Mäzenatentum
für Bibliotheken / Philanthropy for Libraries«. Vgl. den gleichnamigen Tagungsband,
herausgegeben von Peter Vodosek, Alistair
Black und Peter Hoare. Wiesbaden: Harrassowitz, 2004 (Wolfenbütteler Schriften zur
Geschichte des Buchwesens; Band 39).
3 Die Kürzung oder Streichung von Reisekostenmitteln und die stark reduzierten
Möglichkeiten, Zuschüsse von dritter Seite
zu erhalten, schränken die Möglichkeit einer Teilnahme an solchen Veranstaltungen
erheblich ein.
4 Vgl. dazu die Veröffentlichung »Buch und
Sammler / Private und öffentliche Bibliotheken im 18. Jahrhundert.« Colloquium
der Arbeitsstelle 18. Jahrhundert. Heidelberg: Carl Winter Universitäts Verlag, 1979
(Beiträge zur Geschichte der Literatur und
Kunst des 18. Jahrhunderts; Band 3)
5 Der Titel ist eine Anspielung auf den Roman
von E. M. Forster.
6 Über eine dieser Einrichtungen liegt eine
bemerkenswerte Untersuchung vor: »Il
Vieusseux: storia di una gabinetto di letterature 1819–2003: cronologia, saggi, testimonanze«. A cura di Laura Desideri. Nuova
edizione rivista e aggiornata al 2003. Firenze: Edizioni Polistampi, 2004.
7 Einschlägige Seminare und Symposien fanden 1978, 1979, 1988 und 1992 statt. Es erscheint vor allem wünschenswert, die 1987
vorgelegte umfassende Analyse zumindest
partiell fortzuschreiben: »Die Erforschung
der Buch- und Bibliotheksgeschichte in
Deutschland«. Herausgegeben von Werner
Arnold, Wolfgang Dittrich und Bernhard
Zeller. Wiesbaden: Harrassowitz, 1987.
vationscharakter der Preußischen Instruktionen, die erst die Voraussetzungen
für eine Vernetzung der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken schufen.
Der Berichterstatter schließlich befasste
sich mit »Innovation and Ideology: Walter Hofmann’s Library Work in Dresden-Plauen and Leipzig«. Er hob dabei
vor allem auf die einerseits konservativ
geprägte Bücherei-Ideologie Hofmanns
ab und die andrerseits scheinbar dazu im
Gegensatz stehenden innovatorischen
Leistungen hinsichtlich der Schaff ung
zentraler Dienste und der international
anerkannten Arbeiten auf dem Gebiet
der Leserforschung.
Wenn dieser Bericht auf weitere Informationen neugierig gemacht hat, so sei
darauf hingewiesen, dass die Beiträge voraussichtlich in Vol. 22 (2006) der Zeitschrift »Library History« veröffentlicht
werden sollen. Bleibt noch nachzutragen,
dass sich dreißig Teilnehmer angemeldet
hatten, zusätzlich einiger Tagesgäste aus
Londoner Bibliotheken, vom Deutschen
Historischen Institut und vom GoetheInstitut.
.B
ten solcher Bibliotheken zählten, wenn
sie sich in Florenz aufhielten.6
Von den deutschen Referenten sprach
Werner Arnold (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) über »New Cataloguing Rules for Old German Libraries
in the Nineteenth Century«. Er rief in
Erinnerung, was vielleicht heute in Vergessenheit geraten ist: der enorme Inno-
73
| Magazin
Buchmarkt
w
w
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Die aus Japan stammenden Comics
– Manga1 – erleben in Deutschland
einen Aufschwung und sind damit
sowohl wirtschaftlich als auch kulturell
von Bedeutung. Über die Qualität der
japanischen Bildergeschichten gehen
die Meinungen weit auseinander. Wie
verhalten sich Bibliotheken zu Manga?
Wie informieren sie sich und welche
Auswahlkriterien gelten für den Erwerb?
Im Rahmen eines Projektes an der
Hochschule der Medien Stuttgart haben
Studierende das Phänomen Manga untersucht. Neben deutschen Bibliotheken
wurden dabei auch die Stadtteilbibliothek Grünerløkka in Oslo und der Bibliotheksverbund »Helsinki Metropolitan
Area stadsbiblioteken« betrachtet.
Kontakt zu den Autoren: Eva Förg, ef004@iuk.
hdm-stuttgart.de; Eva Gottmans, eg005@iuk.
hdm-stutgart.de; Wolfgang Ratzek, ratzek@
hdm-stuttgart.de; Nicole Rothe, [email protected]; Tobias Schnitker: tobias.schnitker@
gmx.de
e
Die Nachfrage nach japanischen
Bildergeschichten boomt – auch
in Bibliotheken
Kultur- und Wirtschaftszweige. Ihre Akzeptanz in der japanischen Gesellschaft,
die ihnen den Stellenwert von Filmen,
Literatur oder gar Kunst verleiht, steht in
keinem Vergleich zu der Auffassung von
Comics in Europa oder Amerika. Nahezu
jeder Japaner, egal ob Schulkind, Hausfrau, Student oder Bankangestellter, liest
Manga. Dies ist nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich im Laufe
des Siegeszuges der japanischen Comics
für jede erdenkliche Ziel- und Interessengruppe spezielle Manga-Genres herausgebildet haben, wobei das Angebot
mittlerweile vom Kleinkind-Manga bis
zum Senioren-Manga, vom MädchenManga bis zum Jungen-Manga oder vom
Romance-Manga bis zum Horror- oder
Erotik-Manga reicht.8
Um der Konsumwut der Japaner gerecht zu werden, erscheint der Großteil
der Manga-Magazine zumeist wöchentlich beziehungsweise monatlich in 200
bis 1 000 Seiten umfassenden, telefonbuchdicken Ausgaben in schlechter
Druck- und Papierqualität, die für umgerechnet gerade mal zwei bis drei Euro
an jedem noch so kleinen Zeitungsstand
verkauft werden.9 Die Magazine gelten
als Wegwerfprodukt und werden in der
Regel nach dem Lesen entsorgt, wobei
überall und zu jeder Gelegenheit Manga
konsumiert werden. Wie aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der japanischen Botschaft in Berlin in einem
Telefonat zu erfahren war, stellte das Lesen von Manga früher beispielsweise eine
der Hauptbeschäftigungen in japanischen Pendlerzügen dar, wodurch gerade
in den Straßen- und U-Bahnschächten
Unmengen von weggeworfenen Heften
herumlagen. Mittlerweile fesselt jedoch
das Handy die Aufmerksamkeit vieler
Pendler mehr.10
.d
Manga – ein
Kulturphänomen
M
anga – ein Kulturphänomen.
Die Frage dabei ist: In welchem Kulturraum und für
wen? Aber der Reihe nach: »Manga« sind
schlicht und einfach Comics2 aus Japan.
Die animierte Variante, die bei privaten
TV-Sendern wie Super RTL (Sponge
Bob) oder Tele 5 (Digimon oder Dragon
Ball Z) ausgestrahlt werden, heißen Animé.
Das Wort setzt sich aus zwei japanischen Schriftzeichen (Kanji) zusammen, und zwar aus »man« für »ziellos«
oder »spontan« und »ga« für »Bild« oder
»Zeichnung«.3 Aber was ist das Besondere an Manga? Der wohl augenscheinlichste Unterschied zu den westlichen
Comics ist die in der japanischen Kultur
begründete, umgekehrte Leserichtung
von hinten nach vorne beziehungsweise
von rechts nach links. Auffällig ist außerdem die überwiegend lockere Einteilung
der Panels4, so dass sich Einzelbilder teilweise über ganze Seiten erstrecken oder
mehrere Einzelbilder ohne Abgrenzung
innerhalb einer Seite auftauchen können.
Häufig erstrecken sich einzelne Szenen
unter Einsatz von filmischen Mitteln wie
Ein- und Ausblenden, Zeitlupeneffekten
und -sprüngen, Einstellungswechseln
oder Überblendungen gar über mehrere
Seiten.
Zusammen mit den – durch den für
Manga typischen Schwarzweiß-Druck
begünstigten – detaillierten Zeichnungen, aktionsreichen Bewegungslinien
und den oft kunstvoll in die Bilder eingebetteten Soundwörtern erscheinen die
Manga für westliche Seh- und Lesegewohnheiten oftmals recht chaotisch und
unübersichtlich. Weiterhin ist vor allem
eine überzeichnete Darstellung der Charaktere durch übergroße Augen, überlange, filigrane Gliedmaßen, oftmals grellbunte Frisuren und – bei weiblichen Figuren – zumeist Wespentaille und große
Oberweite ein kennzeichnender Unterschied. Zusätzlich erscheinen Manga als
»Tankôbon«, einem für westliche Comics
eher unüblichen Taschenbuchformat mit
Schutzumschlag.5
–B
Eva Förg, Eva Gottmanns,
Wolfgang Ratzek, Nicole Rothe,
Tobias Schnitker
–u
74
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74
Kulturelles Umfeld
Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass neben Manga auch andere Trends/Moden
ihren Ursprung in Japan haben: Ikebana,
Karate, Sushi und nicht zu vergessen der
neuste Schrei »Sudoku«6.
In ihrem Ursprungsland Japan gehören
Manga, deren früheste Vorformen bis in
das 12. Jahrhundert zurückverfolgt werden können7, zu einem der bedeutendsten
Manga-Vielfalt und Qualität
Dennoch ist der Manga-Kult in Japan
allgegenwärtig und der Ideenreichtum
der Anhänger grenzenlos: Selbst vor
Werbung, Sach- und Kochbüchern,
Steuererklärungen, Bedienungsanleitungen oder gar vor öffentlichen Mitteilungen machen die Manga-Helden
mittlerweile keinen Halt mehr, ganz zu
schweigen von der enormen Vielzahl
an Merchandising-Artikeln, Fanclubs,
Sammlerbörsen und so genannten Cosplays11.
Vor allem aber die ErwachsenenManga sorgen dafür, dass sich in Europa
und damit auch in Deutschland gewisse Vorbehalte in Bezug auf die Qualität
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Buchmarkt
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Projekt »From Opportunity to Harvest«
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von Manga regen. Denn im Gegensatz
zu den hier geläufigen Vorstellungen von
Comics behandeln die »Erwachsenen«Mangas auch wirklich »erwachsene«
Themen, die nicht selten die explizite
Darstellung von Gewalt und sexuellen
Handlungen mit sich bringen und den
Geschichten dadurch ein eher anrüchiges Image verleihen. Doch diese Kategorie von Manga macht in Wirklichkeit nur
einen kleinen Teil der gesamten Bandbreite und Faszination des japanischen
Comic-Kults aus, der inzwischen auch in
Deutschland immer mehr Anhänger findet.12 Erwähnenswert ist auch, dass PopArt-Künstler wie Roy Lichtenstein oder
Andy Warhol sich von Comics inspirieren
ließen. Auch der bekannte Filmproduzent Bernd Eichinger gesteht, dass er von
Kindheit an ein Comic-Fan ist und dieser
Leidenschaft nun in seinem neusten Film
»Fantastic Four«13 Ausdruck gibt.
Ausschnitt aus dem e-Manga, der von Studierenden an der HdM Stuttgart im Rahmen ihrer
Projektarbeit produziert wurde.
Rahmen vor. Und: Die Ernte kann sich
sehen lassen: Alexander Bubenheimer,
Director of Sales des Panini-Verlags, war
beeindruckt von den Ergebnissen, die das
Team in kurzer Zeit entwickelt und zusammengetragen hatte.
Die Arbeitsgruppen »National/International Field Research« nahmen die
Wettbewerber des Panini−Verlags unter
die Lupe. Sie arbeiteten deren Stärken
und Schwächen15 heraus und präsentier-
1 Im deutschen, aber nicht im englischen,
Sprachgebrauch ist eine Pluralbildung möglich.
2 Comics sind zu räumlichen Sequenzen angeordnete, bildliche oder andere Zeichen,
die Informationen vermitteln und/oder eine
ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen. (Scott McCloud: Comics richtig lesen.
Hamburg, 1994)
3 Hanni Wolf (2001/02): www.miximage.
net/manga_beyond_mainstream/
4 Panel ist das einzelne Bild eines Comics
(http://de.wikipedia.org/wiki/Panel)
5 Andrea Ossmann: Phänomen Manga: die
Entstehungsgeschichte japanischer Comics
und ihre Bedeutung für deutsche Verlage
und Bibliotheken. Diplomarbeit an der
Hochschule der Medien Stuttgart, Stuttgart, 2004 (unveröffentlicht)
6 Sudoku ist ein Zahlenrätsel, das sich in Europa, und neuerdings auch in Japan, wie
eine Epidemie ausbreitet. Sudoku heißt soviel wie »Zahl an den zugeteilten Platz«. Es
handelt sich dabei um ein Quadrat mit 81
Feldern, in denen bereits einige Zahlen platziert sind; die Kunst besteht nun darin, die
neun waagerechten und neun senkrechten
Felder so auszufüllen, dass die Zahlen eins
bis neun komplett enthalten sind. Entwickelt wurde (www.sudoku.com) das vertrackte Zahlenrätsel bereits im 18. Jahrhundert vom Schweizer Mathematiker Leonard
Euler.
Nora Sell: www.manga-geschichte.de
Kerstin Schmidt-Denter (1997): www.japanlink.de/mk/mk_manga_manga.shtml
http://de.wikipedia.org/wiki/Manga
Aber auch das japanische Kugelspiel Pachinko (»einarmiger Bandit«) fesselt seit
Jahrzehnten viele Japaner.
Veranstaltungen, auf denen sich Menschen
als Manga-Figuren verkleiden
Nora Sell: www.manga-geschichte.de
Die Fantastic Four sind bekannte ComicHelden, die nun durch Eichinger zum Leben erweckt werden.
Es handelt sich um Studierende der Studiengänge Medien- und Kommunikationsmanagement sowie Bibliotheks- und Medienmanagement.
Dazu gehören auch deren MerchandisingAktivitäten, deren Präsenz in Printmedien
wie zum Beispiel »Bravo«, »Popcorn«, »Girl«
und eine Zielgruppenanalyse.
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Im Sommersemester 2005 kooperierten
20 Studierende14 der Fakultät Information und Kommunikation der Hochschule
der Medien Stuttgart mit der Stuttgarter
Unit des italienischen Panini−Verlages.
In einem Projekt untersuchten sie die
kulturellen und wirtschaftlichen Aspekte japanischer Comics und nutzten die
Gelegenheit, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an einem realen Projekt zu messen.
Unter dem Motto »From Opportunity
to Harvest« stellten die Studierenden im
Juni 2005 ihre Arbeit in einem größeren
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11
12
13
14
15
ten entsprechende Verbesserungsvorschläge.
Die Arbeitsgruppe »Empirie« führte
eine (nicht repräsentative) Befragung unter Lesern und Nicht-Lesern von Manga
im Raum Stuttgart durch. Zu den positiven Ergebnissen gehören dabei unter
anderem:
Die Kombination von Text und Bild
ist attraktiver als in Büchern mit ausschließlich Texten.
Manga lassen sich leicht lesen.
Zu den negativen Ergebnissen gehören
unter anderem:
Der geringe Text-Umfang entspricht
nicht den deutschen Lesegewohnheiten.
Inhalte sind uninteressant.
Das Highlight ist jedoch ein von
der »Design−Gruppe« entwickelter EManga. Als Vorlage diente »Yukiko«, ein
verlagsinterner Charakter. In die Homepage – Planet Manga – eingebunden,
wirkt der E-Manga als ein so genanntes
interaktives Key Visual. Weitere dynamisierende Elemente für ein »Interactive
Planet Manga« kamen von der Arbeitsgruppe »New Approaches«. Die Arbeitsgruppe »Public Relations« zeichnete für
das kommunikative Fundament des Projekts verantwortlich.
Einen zusätzlichen Effekt bot das
Gesamtprojekt: Auf ausdrücklichen
Wunsch der Teilnehmer, fand die Verständigung ausschließlich in Englisch
statt.
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| Magazin
Buchmarkt
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der Trend zu immer mehr Manga speziell
für Mädchen (bekannt auch als ShojoManga) zu beobachten.
In Japan, dem Geburtsland des Manga, beträgt der Anteil an allen gedruckten
Produkten 38,1 Prozent. Die Gesamtauflage aller Manga in Japan wird auf über
hundert Millionen Exemplare pro Monat
geschätzt. Durchschnittliche Serien kommen mit einer Startauflage von 300 000
bis 500 000 Ausgaben pro Taschenbuch
in den Handel. Erfolgreiche Einzelbände erreichen teilweise Erstauflagen im
Millionbereich. Jeder Japaner kauft pro
Jahr durchschnittlich 15 Manga. Im Vergleich dazu schneidet Deutschland eher
bescheiden ab, mit 0,25 Manga pro Person und Jahr.21
–B
Derzeit wird der deutsche Markt von
den Verlagshäusern Carlsen, Egmont, Panini Comics und TokyoPop
angeführt, die zusammen monatlich
über 60 Manga-Bände veröffentlichen.
Central Park Media und Broccoli Books
beherrscht. Anders als im amerikanischen Kulturkreis, in dem Comics eher
Jungeninteressen bedienen, ist in Japan
w
w
»Barfuß durch Hiroshima – Eine Bildergeschichte gegen den Krieg« so lautete der
Titel des ersten Manga in Deutschland
(publiziert 1982 bei Rowohlt). Während
sich Manga in anderen europäischen
Ländern wie Spanien, Frankreich und
Italien schon seit Beginn der Achtzigerjahre großer Beliebtheit erfreuten, etablierte sich das Genre in Deutschland erst
ab den Neunzigerjahren dauerhaft.
Derzeit wird der Markt von den Verlagshäusern Carlsen, Egmont, Panini
Comics und TokyoPop angeführt, die
zusammen monatlich über 60 MangaBände veröffentlichen.16 Darüber hinaus
ist in Deutschland seit Sommer 2005
ein neuer Wettbewerber am Markt aktiv. Die Verlagsgruppe Random House
(Bertelsmann) schickt den Heyne Verlag,
der die stetig wachsende, lesehungrige
Manga-Fangemeinde mit immer neuen
Abenteuern versorgen soll, ins Rennen.
Dabei profitiert Heyne von der Random
House-Kooperation mit dem Verlagshaus
Kodansha und dessen starker Stellung auf
dem japanischen Manga-Markt.17 Zur
Kernzielgruppe gehören vor allem die
8- bis 25-Jährigen. Der jährliche Umsatz
in Deutschland liegt bei rund 50 Millionen Euro.18
Auch über den Printbereich hinaus
sind Manga erfolgreich. Nintendo, Sony,
THQ und Electronic Arts erwirtschaften beispielsweise mit Adventure-Games
beträchtliche Summen. Von der neuen
Version der »Legend of Zelda« wurden 42
Millionen Kopien verkauft.19 Zahlreiche
Fan- und Online-Clubs, in denen sich
die Fangemeinschaft austauscht, sprießen aus dem Boden. Vom Sticker bis zur
Bettwäsche – über die unterschiedlichsten Merchandisingformen wird die Kuh
gemolken.
Für Anhänger dieser ungewöhnlichen
Bildergeschichten sind nicht nur die Comics ein absolutes Muss, sondern auch
Zeitschriften, die über Aktuelles im Bereich Manga und Animé berichten, zum
Beispiel »Animania«20. Insgesamt ist zu
konstatieren, dass Manga in den vergangenen drei Jahren eines der wachstumsstärksten Segmente des deutschen Buchhandels war.
Neben TokyoPop – mit einem Marktanteil von über 50 Prozent – wird der
amerikanische Markt von VIZ Media,
–u
Der Markt
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BuB
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Die Tabelle zeigt eine vergleichende Beurteilung der Websites führender US-amerikanischer
Manga-Produzenten.
Bibliotheken und Manga
Nun stellt sich die Frage, wie die Öffentlichen Bibliotheken zu diesem Thema
stehen. Eigens für diesen Beitrag wurde
der Projektansatz auf Bibliotheken im
In- und Ausland erweitert.22 Comics/
Manga stehen auf den Erwerbungslisten vieler Öffentlicher Bibliotheken.
Gabriele Beger, Direktorin der Berliner
Stadtbibliothek in der Stiftung Zentralund Landesbibliothek Berlin (ZLB) und
DGI-Präsidentin23, erklärte in einem
persönlichen Gespräch, dass in der ZLB24
»Manga in beachtlicher Titelzahl sowohl
im Kinder- und Jugendbereich als auch
im Fach Kunst« vorhanden seien.
Christian Wollert, Fachlektor Kunstabteilung und Videosammlung, ergänzte,
dass der Opac der ZLB 318 Treffer zum
Schlagwort/Stichwort Manga generiere,
die hauptsächlich auf den Bestand in der
Kinder- und Jugendabteilung verweisen
würden. Dieses Ergebnis, bestätigte auch
Judith Rode, stellvertretende Leiterin der
Stadtbücherei Gerlingen, indem sie betonte, dass auf keinen Fall ErwachsenenManga gekauft würden.
Wie aus der Umfrage hervorgeht, umfasst die Histliste Titel wie, Detektiv Conan, Dragon Ball oder Ranma 25.
Es gibt auch Öffentliche Bibliotheken,
die keine Comic/Manga führen, und
dafür gibt es einen Grund: Antje Kietzmann, Leiterin der Stadtbibliothek Ladenburg, erklärte: »Kaufentscheidend ist
jedoch der Faktor des nichtvorhandenen
Etatvolumens, der die Anschaff ung in
angemessenem Umfang möglich machen
würde. Im Klartext: Bei knapp vorhandenen Mitteln gehen andere Dinge vor.«
Über die Leserschaft kann Folgendes
berichtet werden: Judith Rode (Gerlingen) sieht ihre Hauptkunden unter den
BuB | 58 (2006) 01
Magazin | BuB
77
Buchmarkt
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sene mit Kindern (»Book and Baby«).
Grünerløkka ist auch als »Comic-Bibliothek« bekannt, da dort ein Atelier
»Bildergeschichten/Comics (Serieteket)«
unterhalten wird. Der Bestand dient
ebenso als Lesestoff für »Freizeitleser« wie
auch als Quelle der Inspiration für norFür Anhänger dieser ungewöhnlichen Bildergeschichten sind nicht nur
die Comics ein absolutes Muss,
sondern auch Zeitschriften, die über
Aktuelles im Bereich Manga und
Animé berichten, zum Beispiel
»Animania«.
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Die Titelauswahl erfolgt unter anderem in Anlehnung an TV-Serien oder,
wie im Fall der Stadtbücherei Würzburg,
durch einen nahe gelegenen ComicShop. Dazu Spörke: »Der Comic-Shop
hat eine sehr gute Auswahl an Manga
und verfügt über entsprechendes Personal. Dort haben wir uns immer eine
Auswahl für einen bestimmten Betrag
zusammenstellen lassen.« Eine wichtige
Orientierungshilfe für alle Befragten ist
der ekz-ID-Zettel. Das bestätigt unter
anderen auch Gabriele Gebauer (Gemeindebücherei Lingenfeld). Sie möchte
einen Comic/Manga-Bestand aufbauen
und nutzt den ekz-ID-Zettel als Orientierungshilfe. Deshalb gehen wir kurz auf
diesen Dienst ein.
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»Comic-Bibliothek« Grünerløkka30
Auch in Norwegen gibt es einen Comic/Manga-Boom. Die Zweigbibliothek
der Deichmanske bibliotek im Osloer
Stadtteil Grünerløkka bietet eine breite
Dienstleistungspalette vom Kindertheater bis zu Veranstaltungen für Erwach-
w
Jungen im Alter von etwa zehn Jahren.
Roger Spörke (Stadtbücherei Würzburg)
dagegen schätzt, dass etwa 75 Prozent
zu den 12- bis 25- Jährigen zählen und
überwiegend weiblich sind. Jenny Porschin, Auskunftsbibliothekarin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin für
die Abteilung Kunst, Bühne, Medien,
berichtet in einem persönlichen Interview, dass Mädchen zwischen 12 und 16
Jahren sowie Männer zwischen 20 und
30 Jahren die Kernzielgruppen für das
reichhaltige Manga-Angebot stellen. Sie
weist auch darauf hin, dass neuerdings
eine verstärkte Nachfrage nach indischen
Comics bestehe.
Die Schlüsselfrage lautet: Welche Auswahlkriterien nutzt die ekz, um ihren
Kunden entsprechende Angebote zu
machen. Verantwortlich für den ekz-ID
Comic/Manga ist Roland Schwarz26 . Er
rezensiert bereits seit 30 Jahren Medien
im Bereich Comic/Manga. Die Auswahl
erfolgt aufgrund der vom Verlag vorgelegten Titel.27 Die große Nachfrage kann
Schwarz28 bestätigen: Seitdem die ekz für
alle Manga-Arten (Kinder- und Erwachsenen-Manga 29) einen Standing-OrderService eingeführt hat, liegt das Bestellaufkommen im dreistelligen Bereich.
.B
Jeder Japaner kauft pro Jahr durchschnittlich 15 Manga. Im Vergleich dazu schneidet
Deutschland eher bescheiden ab, mit 0,25
Manga pro Person und Jahr.
wegische Comic-Künstler. Serieteket ist
ein Zentrum, wo Leser ihre Mangakas
treffen können, einen Kurs »Comic-Art«
belegen oder Ausstellungen von norwegischen oder ausländischen Mangakas
besuchen können.31
Berit Petersen, Leiterin des Ateliers
»Serieteket«, teilt mit, dass sowohl Klassiker als auch wichtige Werke eingekauft
werden, zu nennen wären hier Akira oder
die Titel von Osamu Tezuka, Lone Wolf
und Cub. »Aber«, so Petersen, »wir versuchen auch Titel einzukaufen, die etwas
außerhalb des Mainstream liegen und
die eine gewisse Originalität besitzen.«
Außerdem werden auch sehr populäre
Serien angeboten wie Dragon Ball. Diese
–B
ekz-ID Comic/Manga
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w
16 http://de.wikipedia.org/wiki/Manga (Zugriff am 28. Juli 2005)
17 Bertelsmann Network (Zugriff am 26. Juli
2005)
18 www.stern.de/unterhaltung/comic/:
Comic-In-Deutschland-Manga-Fieber
(Zugriff am 28. Juli 2005)
19 Nick Wingfield: Next Wave of Videogames.
In: The Wall Street Journal Europe, 15. Mai
2005, Seite A5
20 www.arte-tv.com/de/kunst-musik (Zugriff
am 28. Juli 2005)
21 http://de.wikipedia.org/wiki/Manga (Zugriff am 28. Juli 2005)
22 Die Ergebnisse beruhen auf einem Fragebogen (E-Mail-Versand), auf Telefoninterviews und persönlichen Gespräche vor Ort.
23 Dr. Gabriele Beger ist seit kurzem auch Honorarprofessorin an der FH Potsdam.
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24 Zentral- und Landesbibliothek Berlin (das
heißt Berliner Stadtbibliothek und Amerika-Gedenkbibliothek (AGB))
25 Das stimmt auch mit der Meldung der Osloer Stadtteilbibliothek Grünerløkka überein.
26 Die Ausführungen basieren auf einem Telefoninterview vom 29. Juni 2005.
27 Etwa 10 bis 20 Titel im Monat
28 In Fachkreisen auch als »Comic-Schwarz«
bekannt
29 Zweimal jährlich gibt die ekz eine Angebotsliste »Comics- und Bildergeschichten« für
Erwachsene heraus.
30 Auszug aus einer E-Mail vom 20. Juli 2005;
Übersetzung durch Wolfgang Ratzek
31 Siehe auch: www.deichmanske-bibliotek.
oslo.kommune.no/avdelinger_apningstider/ grerlokka_ filial/ grerlokka_branch_
in_english.
Jenny Porschin von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin hat festgestellt: »Neuerdings werden auch indische Comics nachgefragt.«
(Foto: Wolfgang Ratzek)
77
| Magazin
Fachliteratur
es aber auf den Nebensatz an: »Bin allerdings Fan anspruchsvoller Animés«.
Berit Petersen (Oslo): »Es gibt sehr
viele schlechte, aber auch sehr viele gute
Manga. Persönlich lese ich einige Manga,
aber kaum Titel aus den Teenager-Serien. In den guten Serien findet sich oft ein
Katalog zur gleichnamigen Ausstellung der Österreichischen
Nationalbibliothek
Geraubte Bücher. Die Österreichische
Nationalbibliothek stellt sich ihrer NSVergangenheit. [Erscheint anlässlich der
Ausstellung »Geraubte Bücher: Die Österreichische Nationalbibliothek stellt
sich ihrer NS-Vergangenheit«, vom 10.
Dezember 2004 bis 23. Jänner 2005].
Herausgegeben von Murray G. Hall,
Christina Köstner und Margot Werner.
Wien: Österreichische Nationalbibliothek, 2004. 190 Seiten: zahlreiche Illustrationen. – broschiert 20,– Euro
.d
Die Gesamtauflage aller Manga in
Japan wird auf über hundert Millionen Exemplare pro Monat geschätzt.
Durchschnittliche Serien kommen
mit einer Startauflage von 300 000
bis 500 000 Ausgaben pro Taschenbuch in den Handel.
»Geraubte Bücher«
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BuB
Serien erhält die Bibliothek, so Petersen,
im Prinzip kostenlos von den herausgebenden norwegischen Verlagen. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Zur
–B
imponierender künstlerischer Ausdruck,
was ich besonders anregend finde.«
Eine Bibliothekarin sagte: »Ich möchte
lieber, dass die Kinder und Jugendlichen
ordentliche Bücher lesen.«
Zum Schluss noch ein interessantes Statement einer Bibliothekarin, die
ebenfalls nicht genannt werden möchte:
»Gerade in der schwierigen Zielgruppe
der Kinder und Jugendlichen ab zwölf
Jahren wird dadurch eine große Nachfrage erzielt und somit die Leseförderung
erhöht.«
–u
Bei deutschen Manga-Fans sehr beliebt: die
Serie »Dragon Ball« vom Verlag Carlsen Comics
Stadtbibliothek Helsinki32
.B
Die Stadtbibliothek Helsinki33 gehört
zum »HelMet-biblioteken«-Verbund, das
ist ein Konsortium bestehend aus Helsinkin, Espoo, Kauniainen und Vantaa
stadsbiblioteken. Dieser Verbund bildet
das »Helsinki Metropolitan Area stadsbiblioteken (HelMet-biblioteken)«. Sowohl die Stadtbibliothek Helsinki als
auch der HelMet-Verbund bieten ihren
Kunden Manga an. Da in Finnland mit
Finnisch und Schwedisch zwei Amtssprachen existieren, muss dies auch Einfluss
auf den Bestandsaufbau haben. In der
Stadtbibliothek Helsinki werden circa 50
finnische, 330 englische und 30 schwedische Titel gehalten. Im HelMet-Verbund
(ohne Helsinki) sind rund 15 finnische,
320 englische und 46 schwedische Titel
erfasst. Die Hauptzielgruppe im HelMet-Verbund sind junge Erwachsene, die
auch sehr rege Anschaff ungsvorschläge
machen.
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Auch über den Printbereich hinaus
sind Manga erfolgreich. Nintendo,
Sony, THQ und Electronic Arts
erwirtschaften beispielsweise mit
Adventure-Games beträchtliche
Summen. Von der neuen Version der
»Legend of Zelda« wurden 42 Millionen Kopien verkauft.
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Zielgruppe gehören Kinder- und Jugendliche (ab zehn Jahre), wobei die 12- bis
15-Jährigen geradezu »gierig auf Manga
sind und alle Bücher aus vielen Serien lesen – oft auch mehrmals«.
Die größte Nutzergruppe machen die
19- bis 39-Jährigen aus. Die Erwachsenen präferieren eher die Klassiker und
seriöse Titel.
Persönliche Meinungen
w
78
Judith Rode (Gerlingen) berichtet, dass
Sie eigentlich keine Manga mehr im Bestand führen wollte, nachdem zwei Kids
in der Bibliothek aufeinander losgingen,
um auszukämpfen, wer die neuste Dragon Ball-Ausgabe als erstes lesen darf.
Ein Bibliothekar sagte: »Ich habe noch
nie einen Manga gelesen«. Hier kommt
32 Die Daten beziehen sich auf eine E-Mail
von Reita Hämäläinen, Chefsekretärin der
Direktorin Maija Berndtson vom 5. August
2005; Übersetzung aus dem Schwedischen
durch Wolfgang Ratzek.
33 Ein ausführlicher Bericht über die Stadtbibliothek Helsinki erscheint demnächst von
Wolfgang Ratzek in »B.I.T.online«.
Anschrift des Rezensenten: Dr. Armin Schlechter,
Universitätsbibliothek, Abteilung Handschriften
und Alte Drucke, Postfach 10 57 49, 69047 Heidelberg; [email protected]
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Magazin | BuB
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Fachliteratur
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BuB | 58 (2006) 01
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Rest[s]« (Seite 143) seiner Sammlung
kümmern konnte, war Oscar L. Ladner,
dessen Bibliothek ganz an die ÖNB gefallen war. Trotz hinhaltenden Widerstands der Bibliothek, die argumentierte,
dass das Extrahieren der bereits akzessionierten Bücher zu großen Aufwand
bedeutete, erhielt Ladner sein Eigentum
zurück. Wie üblich, waren in der NSZeit Dubletten aus Österreich allerdings
in großem Umfang nach Deutschland
weitergeliefert worden, und die Zimelien
Ladners, die sich die »Führerbibliothek«
in Linz und andere Einrichtungen einverleibt hatten, blieben verloren.
Ein Teil der in Österreich vorhandenen »herrenlosen« Bücher aus Raubgutprovenienzen, darunter Bestände der
zuletzt nach Tanzenberg ausgelagerten,
1942 aus Berlin geflüchteten Bibliothek
der NS-Parteieinrichtung »Hohe Schule«, ging 1956 über die IKG Wien an die
Jüdische National- und Universitätsbib-
–B
Mit dem »Anschluss« wurden die deutschen Gesetze auf Österreich übertragen,
darunter auch die bereits weit fortgeschrittene Entrechtung der Juden. Nur
wenige konnten das kurze Zeitfenster bis
zu den Deportationen der Jahre 1941 und
1942 zur Flucht nutzen. Sechs Aufsätze
des Katalogs sind jüdischen Privatbibliotheken gewidmet, deren Besitzer, Bibliothekare, Universitätslehrer, Journalisten,
Industrielle und Bankiers, zum großen
Teil deportiert und ermordet wurden.
Im Falle des Albanologen Norbert Jokl
scheint seine wertvolle Bibliothek seine
Deportation und seinen Tod sogar beschleunigt zu haben. Lediglich der Fabrikant und Sammler Oscar L. Ladner
konnte sich nach Kanada retten. Ein
weiterer Aufsatz beschäftigt sich mit der
wertvollen Bibliothek der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), die im
Juli 1938 beschlagnahmt wurde und deren größter Teil wohl im November 1943
im Reichssicherheitshauptamt in Berlin
verbrannt ist.
Unter der Ägide ihres fanatischen nationalsozialistischen Direktors beteiligte
sich die ÖNB als »Akteur und Profiteur«
(Seite 10) am größten Bücherraub und
der größten Büchervernichtungsaktion
der österreichischen Geschichte. Etwa
zwei Millionen Bände waren betroffen,
sieben Tonnen wurden allein makuliert.
Am Ende der NS-Herrschaft beging
Heigl im Mai 1945 Selbstmord, nachdem
er vorher die den Bücherraub betreffenden Unterlagen vernichtet hatte.
Zu dieser Zeit lagerten in der ÖNB
große, nur teilweise bearbeitete Büchermengen. Für die 1946 einsetzende Restitution engagierte sich vor allem die
amerikanische Militärregierung. Bibliotheksbestände wurden in erster Linie an
persönlich fassbare Betroffene oder ihre
Erben zurückgegeben; die meisten dieser
Fälle waren 1950 abgeschlossen.
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Im Jahr 2003 legte nun die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) ihren
3 000 Seiten umfassenden Provenienzbericht vor, der über 25 000 bedenkliche
Objekte und zwei Nachlässe verzeichnet.
Der Abschluss der Recherche führte zu
der Ausstellung »Geraubte Bücher« und
zum gleichnamigen Begleitband, der insgesamt 14 Aufsätze zum Thema sowie einen kurzen Ausstellungskatalog enthält
(siehe auch www.onb.ac.at/siteseeing/ge
raubte_buecher/index.htm).
Schon vor dem »Anschluss« im März
1938 wurden in Österreich unter Mitwirkung der ÖNB große Büchermengen
geraubt, ein »Vorspiel« (Seite 27) dessen,
was kommen sollte. Kanzler Engelbert
Dollfuß entmachtete im März 1933 das
Parlament und errichtete einen autoritären Ständestaat. Nach einem Bürgerkrieg
im Februar 1934 wurde die SPÖ ausgeschaltet. Aus den Volks- und Arbeiterbibliotheken dieser Partei sowie aus dem
Besitz der schon 1933 verbotenen KPÖ
und NSDAP gelangten mehrere zehntausend Bände an die ÖNB; ihre Bearbeitung war bis 1938 jedoch noch nicht
abgeschlossen.
1938 wurde Josef Bick (1880–1952),
seit 1923 Direktor der ÖNB, umgehend
inhaftiert und durch Paul Heigl (1887–
1945), zuletzt an der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin tätig, ersetzt. Heigl,
gebürtiger Österreicher, früher NSDAPAktivist und SS-Mitglied, musste 1934
nach Deutschland fliehen. Ab 1938 gebot er als Leiter der ÖNB über eine große
Machtfülle und akquirierte in großem
Stil beschlagnahmte, überwiegend jüdische Büchersammlungen, wobei er sich
auf seine guten Kontakte zur Gestapo
und zu anderen nationalsozialistischen
Organisationen stützen konnte.
Nach der Besetzung Jugoslawiens im
Frühjahr 1941 fiel Heigl die Verantwortung für die wissenschaftlichen Biblio-
»Akteur und Profiteur
–u
Provenienzbericht der ÖNB
theken des Südostens zu. Beschlagnahmt
wurde hier unter anderem die Bibliothek der jüdischen Gemeinde in Triest.
Ohne Skrupel sah Heigl den Erwerb von
Büchern gleich welcher Provenienz als
willkommenes Mittel, um das Gewicht
der ÖNB im »Reich« insbesondere im
Wettbewerb mit Berlin und München zu
stärken.
.B
I
m Jahr 1998 trat das österreichische
Kunstrückgabegesetz in Kraft, gemäß
dem nationalsozialistisches Raubgut,
für das keine Nachfahren der Opfer mehr
namhaft zu machen sind, nicht mehr im
Besitz öffentlicher Institutionen bleiben,
sondern dem Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus übergeben werden soll. Dies
machte es erforderlich, dass betroffene
Einrichtungen ihre Geschichte im Dritten Reich aufarbeiten und ihre in dieser
Zeit und in der Folge erworbenen Bestände kritisch untersuchten.
Richtungsweisendes Gesetz
Einer der wenigen Überlebenden, der sich
selbst um die Rückgabe des »traurige[n]
Viele persönliche Schicksale und die
Herkunft zahlreicher Bücher lassen
sich nicht mehr mit letzter Sicherheit
klären, da vor Kriegsende bewusst
Akten vernichtet wurden oder sonst
wie untergingen.
liothek in Jerusalem, ein Teil wurde der
Obhut österreichischer Institutionen
übergeben.
Die ÖNB stellt sich mit Katalog und
Ausstellung vor der Öffentlichkeit ihrer
NS-Vergangenheit und damit ihrer, wie
Generaldirektorin Johanna Rachinger im
Vorwort schreibt, »historischen Schuld«
als Institution (Seite 6). Viele persönliche
Schicksale und die Herkunft zahlreicher
Bücher lassen sich nicht mehr mit letzter Sicherheit klären, da vor Kriegsende
bewusst Akten vernichtet wurden oder
sonst wie untergingen.
Richtungweisend ist in jedem Fall die
Intention des Kunstrückgabegesetzes,
das die Abgabe von Kulturgut bedenklicher Provenienz an den »Nationalfonds«
vorsieht. So kann sich auch die ÖNB von
der Belastung durch Raubgut befreien,
das bisher, wie auch in vielen anderen
Bibliotheken, in dubio mangels feststellbarer Besitzer in öffentlichem Besitz verblieben ist. Auf der anderen Seite sollte in
jedem Fall Sorge getragen werden, dass
Bücher, die Zeugnisse ihrer ermordeten
Besitzer überliefern, fassbar bleiben, damit nicht auch noch diese Spuren ihrer
Opfer zerstreut werden.
Armin Schlechter
79
| Magazin
Fachliteratur
Umstätter, Walther; Roland WagnerDöbler: Einführung in die Katalogkunde.
Vom Zettelkatalog zur Suchmaschine.
Dritte Auflage des Werkes von Karl Löffler, völlig neu bearbeitet. Stuttgart: Hiersemann, 2005. XI, 171 Seiten: grafische
Darstellungen, Tabellen. – broschiert
39,– Euro
Neuer Inhalt – neue Struktur
.B
–u
Erwartungsgemäß ist vom Originaltext
nicht viel übrig geblieben: Umfangreichere Passagen findet man noch in den
Abschnitten zur Geschichte und zum
Systematischen Katalog – sie sind leicht
auszumachen, da sich Löfflers farbige
und schwungvolle Sprache deutlich vom
sonst vorherrschenden Stil abhebt. Ersatzlos entfallen sind die Ausführungen
über einzelne Regeln der Formalkatalogisierung, für die man heute auf andere
Arbeiten zurückgreifen kann.
Aber auch die Struktur des Werkes
wurde grundlegend verändert: BehanErwartungsgemäß ist vom Originaltext nicht viel übrig geblieben:
Umfangreichere Passagen findet
man noch in den Abschnitten zur
Geschichte und zum Systematischen
Katalog. Ersatzlos entfallen sind die
Ausführungen über einzelne Regeln
der Formalkatalogisierung.
w
w
Anschrift der Rezensentin: Heidrun Wiesenmüller,
Württembergische Landesbibliothek, Landesbibliographie – Karten- und Graphische Sammlung, Postfach 10 54 41, 70047 Stuttgart;
[email protected]
nen Begriffe wie Katalogisierung, Kataloge und Kataloggeschichte kategorisiert
werden können, berücksichtigen«. Wirklich überzeugend ist dies jedoch nicht;
vielmehr scheint es, als hätten sie schlicht
vor der Aufgabe kapituliert, durch sinn-
e
Neubearbeitung des Grundlagenwerks von Karl Löffler aus
dem Jahr 1936
F
ast ein halbes Jahrhundert nach
der zweiten Auflage (1956) liegt
nun eine Neubearbeitung von Karl
Löfflers »Einführung in die Katalogkunde« aus dem Jahre 1936 vor. Der Hauptsachtitel wurde zwar durch einen Zusatz
ergänzt, blieb ansonsten aber unangetastet.
Auch in der Neufassung darf man
also ein Werk erwarten, welches Grundlagenwissen in strukturierter Form und
verständlicher Sprache vermittelt – und
zwar, wie es im Vorwort heißt, nicht nur
für Bibliothekare, sondern auch für »interessierte Laien« (Seite IX). Die Welt der
Kataloge und der Katalogisierung freilich
ist seit Löfflers Zeit sehr viel komplexer
geworden. Umso mehr ist man gespannt,
wie die Autoren, die beide am Institut für
Bibliothekswissenschaft in Berlin lehren,
ihre Aufgabe gelöst haben.
Viele Abschnitte sind relativ abstrakt
und theoretisch gehalten, was das
Verständnis nicht eben erleichtert.
Wer nicht schon ziemlich genau über
Ontologien Bescheid weiß, dem wird
das hier Ausgeführte vermutlich
nicht wirklich weiterhelfen.
.d
»Einführung in
die Katalogkunde«
volle Strukturierung einen roten Faden
in ihre Darstellung zu bringen.
Unter der sperrigen Überschrift »Probleme und Entwicklung der Katalogisierung« muss im ersten Hauptteil zunächst
Löfflers historische Darstellung ihren
Platz finden. Deren letzter Abschnitt
(»Die Neuzeit: Buchtitel und Katalogregeln«) wird dabei von den Autoren großzügig bis ins 21. Jahrhundert ausgedehnt.
Danach folgen – unverbunden nebeneinander stehend – zehn weitere Abschnitte
zu Themen wie »Die Katalogisierung in
der Virtuellen Fachbibliothek«, »Topic
Maps« oder »Die Bedeutung der Semiotik in der Katalogisierung«.
–B
80
BuB
w
80
delte Löffler in der Hauptsache die Geschichte sowie den Alphabetischen, den
Systematischen und den Schlagwortkatalog, so gibt es nun nach dem Einführungsteil (»Wege der Wissensordnung«)
nur noch zwei umfangreiche Hauptkapitel mit einer »flachen Hierarchie« (Seite
1), das heißt, darunter befindet sich nur
noch eine einzige Gliederungsebene (mit
Ausnahme der von Löffler übernommenen Partien).
Damit, so erläutern die Autoren, »lassen sich beliebig viele Aspekte, unter de-
Von der ASB zum Zettelkatalog
Die Überschriften führen mitunter völlig
in die Irre: Der Abschnitt »RAK versus
AACR« behandelt eigentlich kaum das
Für und Wider des Umstiegs auf andere Regelwerke (darüber »muss hier nicht
viel gesagt werden«, Seite 45), sondern
stattdessen vor allem den amerikanischen
Bibliotheksverbund OCLC und Details der Retrievalsprache Z39.58. Und
unter dem wenig aussagekräftigen Titel
»Workflow« verbirgt sich nicht etwa die
integrierte Medienbearbeitung, sondern
ein Szenario, in dem die Bücher ihre Katalogisate schon auf einem RFID-Chip
mitbringen und sich in der Bibliothek
selbsttätig einbuchen – eine schöne neue
Bibliothekswelt, die offenbar ganz ohne
Katalogisierer auskommt!
Der zweite Hauptteil bringt dann gut
50 »Katalogarten, -formen und -typen
von A–Z«, wobei dies im allerweitesten
Sinne zu verstehen ist: Selbst ein Abschnitt zum »Uniform Resource Name«
ist darunter! Die Reihe beginnt mit A wie
»Allgemeine Systematik für Öffentliche
Bibliotheken« und endet mit Z wie »Zettelkatalog«; der Bandkatalog kommt neBuB | 58 (2006) 01
Magazin | BuB
81
Fachliteratur
w
w
Auffällig ist jedenfalls, dass auch sonst
reichlich viel vorausgesetzt wird: So sollte
man etwa mit Karl Poppers »Drei-WeltenTheorie« vertraut sein, auf die mehrfach
nonchalant verwiesen wird. Ebenfalls
verzichtet wird auf eine Erläuterung von
Termini wie »Monohierarchie« oder »indikative« beziehungsweise »informative
Erschließung«, obwohl diese Begriff weder selbsterklärend noch allgemein verbreitet sind.
Überdies sind viele Abschnitte relativ
abstrakt und theoretisch gehalten, was
das Verständnis nicht eben erleichtert.
Wer beispielsweise nicht schon ziemlich
genau über Ontologien Bescheid weiß,
dem wird das hier Ausgeführte vermutlich nicht wirklich weiterhelfen. Dies
liegt nicht zuletzt daran, dass die Autoren
ihre Erläuterungen nur äußerst sparsam
BuB | 58 (2006) 01
.d
e
Die »Regeln für die Formalkatalogisierung« (RFK) sind keine »neue
Bezeichnung für RAK« (Seite 153; vergleiche dazu Seite 74), sondern eine Weiterentwicklung der RAK-WB im Geiste
des RAK2-Projekts und mit verstärkter
Annäherung an die AACR.
Die Aussage, der frühere CIP-Dienst
Der Deutschen Bibliothek (DDB) trage »seit Januar 2003 die Bezeichnung
Neuerscheinungsdienst« (Seite 83), ist so
ebenfalls nicht korrekt, denn nicht nur
der Name, sondern auch das Konzept hat
sich geändert: Wurden die CIP-Aufnahmen früher gemäß Verlagsangaben von
Bibliothekaren angefertigt, so tun dies
nun die Verlage selbst – mit entsprechenden Qualitätseinbußen.
Dass »elektronische Dissertationen
[…] zurzeit meist nur auf dem Server der
Hochschule vorgehalten« werden (Seite
91), darf gleichfalls bezweifelt werden,
denn Die Deutsche Bibliothek hat mittlerweile rund 35 000 Online-Dissertationen aus 80 Hochschulen archiviert.
Als ausgesprochen vage und diff us
empfand die Rezensentin den Abschnitt
über (Land-)Kartenkataloge: Hier sprechen die Autoren unter anderem von der
Möglichkeit, mithilfe von GPS Akten
im Büro oder künftig auch Bücher in der
Bibliothek zu orten – doch was hat das mit
der Katalogisierung von kartografischen
Materialien zu tun? Als derzeit zentrales
Thema wäre hingegen die Entwicklung
von grafischen Rechercheoberflächen zu
nennen gewesen: Ausgehend von einer
Übersichtskarte, können die Benutzer
dabei in den gewünschten geografischen
Raum hineinzoomen und frei einen Rahmen einzeichnen, woraufhin der Katalog
die relevanten Karten ausgibt.
Die Bedeutung von XML schließlich, das an vielen Stellen innerhalb des
Bandes auftaucht, wird von den Autoren
stark überschätzt. Dieser Standard nämlich kann vorhandene bibliothekarische
Formate nicht ersetzen, sondern ist nur
eine neue – freilich sehr nützliche – Methode, um diese zu »verpacken« (vor allem für den Datenaustausch, etwa über
OAI). Auf die zugrunde liegenden Katalogisierungsregeln hat XML keinen unmittelbaren Einfluss.
–u
–B
Wer im Mittelalter nicht schreiben
konnte, der war – entgegen der
Annahme der Autoren – noch längst
kein Analphabet. Lesen und das eher
als handwerkliche Fertigkeit begriffene Schreiben wurden vielmehr
getrennt voneinander gelehrt und
gelernt.
»Wobei der jeweilige Kontext deutlich
macht, welche Bedeutung das Wort hat.«)
und ähnlich unglückliche Konstrukte.
Störend fand die Rezensentin außerdem
die vielen Abschweifungen, beispielsweise den Hinweis, dass bei der Konversion
von Zettelkatalogen jüdisches Beutegut
entdeckt werden könne. Wohl können
solche Nebenbemerkungen gelegentlich
nützlich sein, aber zu viel davon verstellt
doch eher den Blick auf das eigentliche
Thema. Die Exkurse wären auch leichter zu akzeptieren, wenn es nicht auf der
anderen Seite manche wichtige Punkte gäbe, bei dem man sich eine vertiefte
Darstellung gewünscht hätte (zum Beispiel automatische Indexierung, Seite 17)
oder die man ganz vermisst (beispielsweise virtuelle internationale Normdateien).
w
Zahlreiche Exkurse
mit Beispielen illustrieren und selten auf
konkrete Projekte und Angebote hinweisen: Bei den Virtuellen Katalogen (Seite
70) wird beispielsweise deren Prototyp
– der »Karlsruher Virtuelle Katalog«
(KVK) – nicht einmal erwähnt. Auch
rätselhafte Grafiken (zum Beispiel Seite 22 f.) machen den Text nicht leichter
nachvollziehbar.
Dazu kommen erhebliche sprachliche
Mängel: Überlange, mehrfach geschachtelte Sätze (mit etlichen Grammatik- und
Interpunktionsfehlern!) erschweren die
Lektüre. Regelmäßig stolpert man über
verwaiste Nebensätze (etwa auf Seite 63:
.B
ben der Basisklassifikation zu stehen, die
Elektronische Zeitschriftenbibliothek
neben Eppelsheimer und so weiter.
Eine zusammenhängende Lektüre
wird damit praktisch unmöglich gemacht: Beim Buchstaben B erfährt man,
dass das Bliss-System »in bewusstem Gegensatz zu Dewey« (Seite 82) entstand,
dessen Systematik allerdings erst weiter
hinten unter D behandelt wird – man
kann dies eigentlich nur als Zumutung
für die Leser bezeichnen. Dabei wäre es
nicht sonderlich schwierig gewesen, die
Dinge in eine nachvollziehbare Ordnung
zu bringen, zum Beispiel alle Systematiken in einem Block zu behandeln.
Ein weiteres Ärgernis ist die extreme
Unausgewogenheit in der Darstellung:
Während vieles – auch schwierige Systeme wie beispielsweise Precis – in wenigen Zeilen abgehandelt wird, gehen
die Autoren in anderen Fällen geradezu
verschwenderisch mit dem Platz um: Der
Interessenkreiskatalog nimmt zwei volle
Seiten ein, die Systematik der nordrheinwestfälischen Gesamthochschulbibliotheken fast sechs! Für den Verbundkatalog bleiben hingegen gerade einmal
zwei (!) Sätze, die auch noch völlig allgemein gehalten sind (»ein wichtiger Meilenstein in der Globalisierung des Bibliothekswesens«, Seite 139).
Wäre denn wirklich nichts zu sagen
gewesen über die Entstehung, Entwicklung und Organisation der deutschen
Verbünde, das Verhältnis von lokal zu
zentral gehaltenen Daten (zum Beispiel
»schlanker Verbund«) oder die Zusammenarbeit über Verbundgrenzen? Oder
halten die Verfasser dies für zu banal?
RFK nicht gleich RAK
Auch in inhaltlicher Hinsicht hat sich die
Rezensentin an vielem gestoßen, wofür
hier nur einige Beispiele genannt werden
können:
Wer im Mittelalter nicht schreiben
konnte, wie die auf Seite 27 angesprochenen Kleriker, der war – entgegen der
Annahme der Autoren – noch längst kein
Analphabet. Lesen und das eher als handwerkliche Fertigkeit begriffene Schreiben
wurden vielmehr getrennt voneinander
gelehrt und gelernt.
Verpasste Chance
An Beigaben enthält der Band neben
einem zweiseitigen Literaturverzeichnis und einem Register (das sorgfältiger
hätte redigiert werden sollen) auch ein
umfangreiches Abkürzungsverzeichnis.
Zum Erstaunen der Rezensentin ist die-
81
| Magazin
Fachliteratur
.d
Nestler, Friedrich: Einführung in die Bibliographie. Auf der Grundlage des Werkes von Georg Schneider völlig neu bearbeitet von Friedrich Nestler. Stuttgart:
Hiersemann, 2005 (Bibliothek des Buchwesens; 16). XI, 231 Seiten. – gebunden
68,– Euro
.B
w
w
m Jahr 1999 legte Friedrich Nestler,
der frühere Direktor des Instituts für
Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität, eine viel beachtete
Neubearbeitung von Georg Schneiders
»Handbuch der Bibliographie« (1. Auflage 1923) vor1. Konsequenterweise hat er
nun auch Schneiders »Einführung in die
Bibliographie« (1936) bearbeitet. Bei diesem Text handelte es sich ursprünglich um
den theoretischen Teil des »Handbuchs«,
der bei den Rezensenten auf wenig Anklang gestoßen war. Für die 4. Auflage
(1930) wurde er gestrichen, erschien jedoch sechs Jahre später in umgearbeiteter
Form als eigenständige Publikation.
In Schneider sieht Nestler einen direkten Vorgänger für seine – nicht zuletzt
durch die Forschung in der DDR geprägte – Sichtweise der Bibliographie als ein
»soziales Phänomen« (Seite IX), das sich
»aus der kommunikativen Funktion der
verzeichneten Texte ergibt« (Seite 28).
Theoretische Modelle der Bibliographie
machen denn auch den größten Teil des
ersten Hauptkapitels aus. Dieses trägt
zwar noch dieselbe Überschrift (»Begriff
der Bibliographie«) wie bei Schneider, ist
aber von 5 auf über 60 Seiten angewachsen und beinhaltet nun weit mehr als nur
die Wortgeschichte. In einem Abschnitt
zur bibliothekarischen Ausbildung kritisiert Nestler – ganz zu Recht – die traditionelle Vermittlung des Themas Bibliographie als bloße Abfolge einer langen
Reihe bibliographischer Hilfsmittel, deren Charakteristika Stück für Stück zu
erlernen sind.2 Dass das Aufkommen
der elektronischen Medien hier zu einem
»Wechsel der Optik« (Seite 16) geführt
habe und seitdem mehr Wert auf eine
theoretische Grundlage gelegt werde,
kann die Rezensentin aus ihrer eigenen
Erfahrung allerdings nicht bestätigen.
e
Neubearbeitung des Grundlagenwerks von Georg Schneider
aus dem Jahr 1936
Auch Studierenden in den Anfangssemestern oder Auszubildenden im
Bibliotheksbereich kann man eigentlich nur abraten. Wenn überhaupt,
dann werden Fortgeschrittene einen
Nutzen von der Lektüre haben.
Abkürzungsverzeichnis, wo er erfährt,
dass dieses Kürzel für die »Bayerische
Staatsbibliothek« steht – ob das im Sinne des Suchenden war? So richtig durchdacht erscheint das alles jedenfalls nicht.
Für welche Zielgruppe nun könnte die
neue »Einführung in die Katalogkunde«
geeignet sein? »Interessierten Laien« wird
sie die Tür zum Verständnis von Katalogen und Katalogisierung sicher nicht öffnen. Auch Studierenden in den Anfangssemestern oder Auszubildenden im Bibliotheksbereich kann man eigentlich nur
abraten: Zwar erweckt das Werk mit seinen grau unterlegten Definitionen äußerlich den Eindruck eines Lehrbuchs, doch
kann von einer stringenten didaktischen
Aufbereitung keine Rede sein. Wenn
überhaupt, dann werden Fortgeschrittene einen Nutzen von der Lektüre haben
– doch kann das der Sinn einer »Einführung« sein? Eine überzeugende Neubearbeitung des »Löffler« hätte zweifellos das
Zeug zu einem neuen bibliothekskundlichen Klassiker gehabt – schade, dass die
Chance vertan wurde.
Heidrun Wiesenmüller
I
»Einführung in
die Bibliographie«
–B
se Liste aber nicht mit den innerhalb des
Bandes tatsächlich verwendeten Abkürzungen identisch: Manche davon fehlen
(wie TAO oder KI), dafür findet man
viele andere, die im Text selbst gar nicht
vorkommen (Verbünde, Softwaresysteme, Systematiken, internationale Gremien). Angegeben ist jeweils die zugehörige
Auflösung, zum Teil auch eine kurze Erläuterung. Manche Einträge haben allerdings nicht einmal am Rande etwas mit
dem Thema zu tun, wie beispielsweise das
Kürzel PDA (Personal Digital Assistant).
So drängt sich der Verdacht auf, dass
hier eine ganz allgemeine, vielleicht im
Rahmen von Lehrveranstaltungen entstandene Zusammenstellung sozusagen
»zweitverwertet« wurde – ein entsprechender Hinweis wäre dann angebracht
gewesen. Die Abkürzungen aus dieser
Liste (jedoch nicht immer auch die zugehörigen Auflösungen!) werden übrigens
auch im Register angeführt, was zum
Teil zu wenig hilfreichen Verweisungen
führt: Wer dem Registereintrag »BSB«
folgt, landet nicht im Text, sondern im
–u
82
BuB
w
82
1 Georg Schneider, Friedrich Nestler: Handbuch der Bibliographie. Begr. von Georg
Schneider. Völlig neu bearb. von Friedrich
Nestler. 6., völlig neu bearb. Aufl. Stuttgart: Hiersemann, 1999. Rezensiert unter
anderem in Informationsmittel für Bibliotheken 9(2001)1, Nr. 01-1-003 (Klaus
Schreiber), www.bsz-bw.de/depot/media/
3400000/3421000/3421308/01_0003.
html
2 Übrigens hat Nestler zu DDR-Zeiten selbst
ein einschlägiges Lehrbuch verfasst: Friedrich Nestler: Bibliographie: Einführung
in die Theorie, Methoden und Geschichte
der bibliographischen Literaturinformation
und in die allgemeinen bibliographischen
Verzeichnisse. 2., neu bearb. Aufl. Leipzig:
Bibliographisches Institut, 1989 – (Lehrbücher für den bibliothekarischen Nachwuchs; 7)
BuB | 58 (2006) 01
Magazin | BuB
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Fachliteratur
w
Nestlers Versuch, die Welt der
Datenverarbeitung und des Internet
in die Darstellung mit einzubeziehen,
fügt sich selten organisch in das
Ganze ein.
w
lung wichtiger Typen von Bibliographien. Anders als der erste Teil, der eine echte
Neuschöpfung darstellt, lehnen sich diese
beiden sehr stark an die Vorlage von 1936
an. Nicht nur die Struktur wurde im Wesentlichen beibehalten; Nestler hat auch
große Teile des Originaltexts weitgehend
unverändert übernommen.
Sicher spielte der (berechtigte) Respekt für Schneiders Leistung dabei eine
wichtige Rolle – dennoch ist das Ergebnis in verschiedener Hinsicht problemaBuB | 58 (2006) 01
.d
e
und des Internet in die Darstellung mit
einzubeziehen, fügt sich deshalb selten
organisch in das Ganze ein. Die Bemerkungen wirken immer ein wenig »eingeflickt« und bleiben oft zu sehr an der
Oberfläche. So ist etwa auf Seite 69 von
unselbstständig erschienener Literatur
– »in der Mehrzahl Zeitschriftenaufsätze
und Ressourcen im Internet« – die Rede.
Dass Netzpublikationen primär als unselbstständige Werke vorliegen, scheint
der Rezensentin durchaus zweifelhaft.
Vor allem aber fehlt hier (und auch sonst)
jeglicher Hinweis auf die besonderen Anforderungen an die Verzeichnung von
notorisch instabilen Internetressourcen
(Langzeitarchivierung, Persistent Identifier und so weiter).
Auch eine stärkere Betonung der
Nutzerperspektive hätte man erwarten
dürfen, wurde doch im ersten Teil die
zentrale Aufgabe der Bibliographie als
Vermittlung zwischen Buch und Leser
beschrieben. Doch Nestler beschränkt
sich auf die von Schneider vorgegebenen
drei Arbeitsschritte (Sammeln, Verzeichnen, Ordnen). Der vierte Schritt – das
Präsentieren der Literaturinformation
– bleibt außerhalb seines Blickfelds.
In diesem Zusammenhang wären
etwa die erheblichen Auswirkungen der
Datenbanktechnik auf die Benutzung
anzusprechen gewesen (zum Beispiel die
–B
Relativ wenig wird darüber gesagt,
wie man eigentlich an die relevanten
Dokumente kommt. Da angehende
Bibliothekare davon oft nur eine
ganz vage Vorstellung haben, wäre
eine Zusammenstellung der Methoden nützlich gewesen.
–u
bibliographien für im Normalfall nicht
geboten: Diese »Erstlingsarbeiten«, bei
denen »sogar die Methode oft anfechtbar
und der Gewinn auch deshalb dürftig«
sei, hätten ihren »Platz in den Niederungen des wissenschaftlichen Schrifttums«
– eine Äußerung, die sich wörtlich in
der Neubearbeitung wiederfindet (Seite
170).
Doch sind moderne Dissertationen
in Bezug auf Umfang, Bearbeitungszeit
und wissenschaftlichen Anspruch nicht
mehr mit dem zu vergleichen, was zu
Schneiders Zeit unter derselben Bezeichnung abgeliefert wurde. Stattdessen hat
sich die Debatte heutzutage auf die Stufe
der Prüfungsarbeiten verlagert. Immer
häufiger sehen sich Bibliographen mit
der Forderung konfrontiert, auch Magister- und Diplom- (beziehungsweise
künftig Master- und Bachelor-) oder
gar Seminararbeiten zu verzeichnen.
In anderen Fällen besitzen Schneiders
Aussagen zwar zeitlose Gültigkeit, doch
vermisst man zeitgemäße Terminologie
und die konsequente Bezugnahme auf
moderne Praktiken und Konzepte. Im
Abschnitt »Die Schlagwörter und die
Vorlagen« (Seite 127–130) etwa hätte
sich die Rezensentin das Auftauchen von
Begriffen wie »kontrolliertes Vokabular«,
«Ansetzungs- versus Verweisungsform«,
»Stammdatensatz« oder auch »Schlagwortnormdatei« gewünscht.
w
Im Abschnitt »Konstanten der ganzheitlichen Sicht auf das soziale Phänomen
Bibliographie« werden zentrale Aspekte
eines theoretischen Modells vorgestellt.
Unter dem Titel »Varianten einer allgemeinen Theorie« folgt eine Darstellung
unterschiedlicher theoretischer Ansätze
der jüngeren Zeit, zumeist anhand von
Schlüsseltexten. Als wichtiger Vorläufer
wird zunächst Friedrich Adolf Ebert (1791
bis 1834) behandelt. Weiter beschäftigt
sich Nestler mit Ideen und Thesen von
Paul Otlet (1868 bis 1944), dem Mitbegründer des Brüsseler »Institut international de bibliographie et documentation«,
von russischen Bibliographen wie Oleg
P. Koršunov und Abraham I. Barsuk, des
amerikanischen
Informationswissenschaftlers Patrick Wilson (1928 bis 2003)
und schließlich des in Rom lehrenden
Bibliothekshistorikers Alfredo Serrai. Die
Ausführungen sind zwangsläufig recht
abstrakt, nichtsdestoweniger ist die Lektüre lohnend. Für Westdeutsche dürfte
die Entwicklung in der Sowjetunion besonders interessant sein: Wer weiß etwa,
dass es in der UdSSR einen amtlichen bibliographischen Terminologiestandard
gab und dass diesem zufolge das Substantiv »Bibliographie« explizit nicht für das
konkrete Produkt, also ein Verzeichnis,
zu verwenden war?
Das zweite Hauptkapitel behandelt die
»Allgemeine bibliographische Methode«,
insbesondere die formale Erschließung
der Titel und die Möglichkeiten ihrer
Anordnung (alphabetisch, systematisch,
nach Schlagwörtern). Im dritten Hauptteil (»Die Arten der bibliographischen Literaturinformation«) folgt eine Darstel-
tisch. Der Schreibstil der Dreißigerjahre
stellt noch die geringste Hürde dar; verschmerzen lässt sich auch, dass manches
von Schneider zitierte Werk heutigen
Lesern nicht mehr in gleicher Weise bekannt und deshalb nur noch bedingt als
Beispiel geeignet ist. Schwerer wiegt es,
wenn Aussagen stehengeblieben sind,
die nicht mehr der Realität entsprechen.
Beispielsweise hielt Schneider die Verzeichnung von Dissertationen in Fach-
.B
Abstrakt, aber lohnend
Enge Orientierung an Vorlage
Die enge Orientierung an der Vorlage erschwert dem Bearbeiter schließlich auch
das Einbringen neuer Aspekte. Nestlers
Versuch, die Welt der Datenverarbeitung
In der Regel sollten Fachbibliographien eine objektive Sicht auf die
Literaturproduktion zu einem
bestimmten Thema ermöglichen,
wozu beispielsweise auch die Dokumentation von Außenseitermeinungen gehört.
oft fehlende Möglichkeit eines Browsing als Äquivalent zum Blättern in der
Druckausgabe), die neuen Möglichkeiten eines unmittelbaren Zugangs zur verzeichneten Literatur (elektronische Volltexte, Lieferdienste) oder die Einbindung
von Bibliographien in größere Systeme
(Verbundkataloge, Portale, Metasuchmaschinen, Virtuelle Fachbibliotheken).
Ganz generell fand die Rezensentin diejenigen Abschnitte am überzeugendsten,
in denen Nestler sich von seiner Vorlage
gänzlich löst – etwa die ausführliche und
kenntnisreiche Darstellung der Allgemeinbibliographie (Seite 137 bis 159).
Anders als in manchem vergleichbaren
Fall hätte man sich deshalb »weniger
Schneider« und »mehr Nestler« gewünscht.
83
| Magazin
Unscharfe Typologie
.d
–B
Insgesamt gesehen bleibt die Neubearbeitung an vielen Stellen unbefriedigend. Dennoch ist es zu begrüßen,
dass sie überhaupt erschienen ist:
Gerade weil man sich an manchem
reiben kann, könnte Nestlers Arbeit
Anlass sein, sich von neuem mit dem
Thema Bibliographie zu beschäftigen.
Qualität auf der Basis eigener Fachkenntnisse. Aber entspricht dies tatsächlich der
geltenden Praxis? Natürlich kann es Vollständigkeit stets nur innerhalb definierter Grenzen geben. Diese werden jedoch
meist formal gezogen, etwa durch den
Ausschluss populärwissenschaftlicher
Literatur.
Für die Aufnahme eines einschlägigen Titels ist es dann ausreichend, dass
der wissenschaftliche Charakter gegeben
ist – bei einem Aufsatz zum Beispiel aufgrund des Erscheinens in einer Fach- und
eben nicht in einer Fernsehzeitschrift.
Nur »gute« oder »wichtige« Titel – beziehungsweise diejenigen, die der Bibliograph dafür hält – aufzunehmen, erscheint nur im Einzelfall berechtigt (zum
Beispiel bei einer Grundbibliographie
für das Studium). In der Regel sollten
Fachbibliographien eine objektive Sicht
auf die Literaturproduktion zu einem
bestimmten Thema ermöglichen, wozu
beispielsweise auch die Dokumentation
von Außenseitermeinungen gehört.
Insgesamt gesehen bleibt die Neubearbeitung an vielen Stellen unbefriedigend. Dennoch ist es zu begrüßen, dass
sie überhaupt erschienen ist: Gerade
weil man sich an manchem reiben kann,
könnte Nestlers Arbeit Anlass sein, sich
von neuem mit dem Thema Bibliographie zu beschäftigen.
Heidrun Wiesenmüller
w
w
Nicht recht eingeleuchtet hat der Rezensentin die Grundlage von Nestlers Typologie der Bibliographien. Zunächst identifiziert er vier Basisfunktionen, aus denen
sich alle Verzeichnisarten ableiten sollen:
Allgemeinbibliographie, Fachbibliographie, Empfehlende sowie Kommerzielle
Bibliographie (Seite 68 f.). Später werden
merkwürdigerweise nur noch die ersten
drei genannt (Seite 134). Wie sich nun
die weiteren Verzeichnistypen in dieses
Schema einordnen, bleibt in den meisten
Fällen offen (zum Beispiel Bibliographie
der Bibliographie, Bibliophile Bibliographie) oder ist nur schwer nachzuvollziehen: Die Regionalbibliographie etwa
kann laut Nestler sowohl der Allgemeinwie auch der Fachbibliographie angehören – je nachdem, ob sie thematisch universal oder auf ein bestimmtes Fachgebiet
begrenzt ist (Seite 159 bis 161). Aber auch
breit angelegte Regionalbibliographien
(zum Beispiel Landesbibliographien) ar-
beiten nicht mit einem formalen, sondern
mit einem inhaltlichen Kriterium – dem
sachlichen Bezug zum Land, seinen Orten beziehungsweise Regionen sowie den
damit verbundenen Persönlichkeiten.
Nach Ansicht der Rezensentin kann man
sie daher gerade nicht den Nationalbibliographien an die Seite stellen.
Fachbibliographien sollten nach
Schneider/Nestler generell nicht auf
Vollständigkeit abzielen, sondern stets
eine Auswahl treffen: »Die Fachbibliographie hat die kritische Sichtung der gesammelten Titel als ein Wesensmerkmal«
(Seite 166) – zu verstehen im Sinne einer
echten Bewertung der wissenschaftlichen
–u
Abschließend sei noch auf einige
Punkte aus dem zweiten und dritten
Hauptteil hingewiesen, die der Rezensentin besonders aufgefallen sind: Bei der
Titelaufnahme wäre die auf Schneider
zurückgehende Beschreibung der einzelnen Bestandteile und der Gestalt von
Titelaufnahmen (Seite 69 bis 84) weitgehend verzichtbar gewesen. Besser und
aktueller findet man alles Wesentliche im
anschließenden Abschnitt aus Nestlers
Feder (Seite 84 bis 89), in dem er auf bibliothekarische Standards verweist und
auch Beispiele für verkürzte Aufnahmen
gibt.
Relativ wenig wird darüber gesagt, wie
man eigentlich an die relevanten Dokumente kommt. Da angehende Bibliothekare davon oft nur eine ganz vage Vorstellung haben, wäre eine Zusammenstellung der Methoden nützlich gewesen
(unter anderem systematische Auswertung von Zeitschriften, Fach- und Allgemeinbibliographien; routinemäßiges
Überprüfen aller aufgenommenen Titel
auf weiterführende Literaturhinweise;
regelmäßige Sichtung des Monographienzugangs). Elektronische Verzeichnisse
schaffen dabei übrigens nicht nur neue
Möglichkeiten, beispielsweise durch die
gezielte Recherche nach einschlägigen
Stich- und Schlagwörtern in großen
Aufsatzdatenbanken, sondern auch neue
Schwierigkeiten: Denn bei Datenbanken
ist häufig keine vollständige Durchsicht
aller in einem bestimmten Zeitraum neu
hinzugekommenen Einträge möglich.
e
Fachliteratur
.B
84
BuB
w
84
BuB | 58 (2006) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal | BuB
85
Wer wird zugelassen?
Position des BIB zur in
Planung befindlichen
Ausbildung zum »Fachwirt
für Informationsdienste«
Der Berufsverband Information Bibliothek
sieht klar die Notwendigkeit, Beschäftigten
der mittleren Qualifikationsebene in Bibliotheken und verwandten Einrichtungen die
Möglichkeit einer anerkannten Weiterqualifizierung zu eröffnen. Der BIB unterstützt
deshalb Bestrebungen zur Schaffung entsprechender Qualifizierungs- beziehungsweise Aufstiegsmöglichkeiten.
Der von ver.di und DIHK angestrebte Fachwirt mit dem Abschluss »Fachwirt
für Archiv-, Bibliotheks- und Dokumentationsmanagement« ist für den BIB jedoch
aus mehreren Gründen problematisch:
Die vorgesehene Ausbildung sieht zu
einem großen Teil branchenunabhängige Inhalte, zum Beispiel VWL, BWL, vor;
die fachlichen Anteile aus dem ABD-Bereich sind deutlich, nämlich nur mit einem
Sechstel, untergewichtet. Eine Anknüpfung an die einzelnen Fachrichtungen der
FaMIs ist überhaupt nicht vorgesehen. Damit liegt die geplante Ausbildung in Teilen
unter dem Standard der FaMI-Ausbildung
– soll jedoch Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen, die über den FaMI und letztlich auf
eine Gleichstellung mit dem gehobenen
Dienst zielen. Das hätte eine unmittelbare
Entwertung sowohl der FaMI-Ausbildung
wie auch der Qualifikation Diplom-/BABibliothekar zur Folge.
Dass die geplante Ausbildung auch für
die Anforderungen der bibliothekarischen
Praxis nicht ausreicht, ist ein weiterer wich-
w
w
In der Prüfungsordnung werden unter
anderem die Punkte »Zulassungsvoraussetzungen« (§ 2) und »Qualifikationen«
(§§ 4 und 5) formuliert. – Zulassungsvoraussetzungen:
I. Zulassung zu dem Prüfungsteil
»Handlungsübergreifende Qualifikationen«
a) eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf, der dem Bereich der Informationsdienstleistungen
zugeordnet
werden kann, und danach eine mindestens einjährige Berufspraxis
b) oder eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem sonstigen anerkannten Ausbildungsberuf und danach
eine mindestens zweijährige Berufspraxis
.d
Die Arbeit an der Prüfungsordnung für
die Fortbildungsprüfung zum Fachwirt
für Informationsdienste wurde inzwischen von ver.di und dem DIHK beendet; die Prüfungsordnung kann nun in
den nächsten Monaten von einzelnen Industrie- und Handelskammern erlassen
werden. Mit der Erarbeitung des Rahmenlehrplans wurde im Oktober letzten
Jahres begonnen, im Frühjahr 2006 soll
der Lehrplan fertig gestellt sein. Mittlerweile wurde der Abschluss von »Fachwirt
für Medien- und Informationsdienste
(FWMI)« in »Geprüfter Fachwirt für Informationsdienste (IHK)« umbenannt.
w
* Dieser Bericht zum derzeitigen Stand der
Weiterbildungsmöglichkeit zum Fachwirt
für Informationsdienste knüpft an den
Artikel zu den beiden Informationsveranstaltungen zum Fachwirt im März dieses
Jahres in Berlin und Düsseldorf an, siehe
dazu unter www.bib-info.de/berufsfeld/fach
wirt/zick.html#grundlagen und BuB Heft
6/2005, S. 465–467. Er berücksichtigt auch
die entsprechende Veranstaltung auf dem
Deutschen Archivtag in Stuttgart am 27.
September 2005.
BuB | 58 (2006) 01
verantwortlich wahrnehmen zu können
[…]« (§ 1, Abs. 2).
Als Aufgaben werden dann zum Beispiel genannt: Planen, Steuern und Kontrollieren von Informationsprozessen,
Wahrnehmen von Management- und
Führungsaufgaben,
Berücksichtigen
und Einhalten der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Aufbewahrung und
Nutzung von Informationen, Archivund Sammlungsgut. Die in I und II geforderte Berufspraxis »soll wesentliche
Bezüge zu den in § 1, Abs. 2 genannten
Aufgaben haben«. Betont werden also
eher die Aufgaben, weniger der Bereich,
in dem die Aufgaben anfallen.
Die oben aufgeführten Zulassungsvoraussetzungen sind ersichtlich sehr offen
gehalten. Die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMIs),
–B
Weiterbildung zum Fachwirt
für Informationsdienste –
quo vadis?*
–u
Kommission zur Information
von Fachangestellten und
Assistenten (KIFA)
c) oder eine mindestens fünfjährige Berufspraxis
II. Zulassung zu dem Prüfungsteil
»Handlungsspezifische Qualifikationen«
a) eine mit Erfolg abgelegte Prüfung im
Prüfungsteil »Handlungsübergreifende
Qualifikationen«, die nicht länger als
fünf Jahre zurückliegt
b) und in den oben genannten Fällen (Ia
bis Ic) zusätzlich zu den dort genannten
Zeiträumen mindestens ein weiteres Jahr
Berufspraxis.
»Ziel der Prüfung ist der Nachweis der
notwendigen Kenntnisse, Fertigkeiten
und Erfahrungen, um insbesondere in
den Bereichen Archiv, Bibliothek und
Dokumentation in den Einrichtungen
der Wirtschaft, des öffentlichen Dienstes
oder in einer selbstständigen Tätigkeit
folgende Aufgaben eigenständig und
.B
Aus Vorstand und
Kommissionen
e
Aus Vorstand und Kommisssionen
tiger Einwand. Die Forderung vonseiten
der Fachverbände, die notwendigen fachlichen Inhalte in angemessenem Umfang
in der Ausbildung zu verankern, war nicht
durchzusetzen.
Die geplante weitgehende Öffnung des
»Fachwirts« für Quereinsteiger ist ebenfalls nicht akzeptabel und bedeutet in der
Konsequenz eine faktische Abwertung des
FaMI-Berufes wie auch des Bibliothekars –
das kann nicht im Interesse der Beschäftigten sein.
Letztlich ist zu befürchten, dass mit dem
»Fachwirt« eine Deprofessionalisierung in
Gang gesetzt wird und eine flächendeckende strukturelle Minderbezahlung die Folge
wäre. Diese negativen Auswirkungen auf
Professionalität wie Eingruppierung/Dotierung der Bibliotheksbeschäftigten insgesamt ist für einen Personalverband aller
Beschäftigten im Bibliotheks- und Informationssektor nicht hinnehmbar.
Der BIB hat folgenden Beschluss gefasst: Das Verfahren zur Implementierung
des »Fachwirtes für Informationsdienste«
(ver.di/DIHK) wird vom BIB aus den oben
angeführten Gründen nicht mitgetragen.
Diese Empfehlung geht auch an den bibliothekarischen Dachverband BID.
Um FaMIs und Assistenten zukünftig eine qualifizierte Weiterbildungs- und
Aufstiegsmöglichkeit zu eröffnen, wird der
BIB über die Konferenz der informatorischbibliothekarischen Ausbildungsstätten im
DBV (KIBA) die Entwicklung entsprechender Angebote an den einschlägigen Fachhochschulen anregen und unterstützen.
Susanne Riedel
(Bundesvorsitzende)
85
| Aus
Lesesaal
dem Berufsverband
w
Wer braucht den Fachwirt?
Bei der Veranstaltung auf dem Deutschen
Archivtag in Stuttgart wurde nochmals
deutlich, dass der Fachwirt nicht den
Anforderungen der Praxis im Archivund Bibliotheksbereich genügt. Inhaltlich entspricht diese Weiterbildung zum
Fachwirt nicht – wie zunächst von ver.di
und vom DIHK angekündigt – den Diplom-Abschlüssen beziehungsweise den
künftigen Bachelor-Abschlüssen.
Den Schwerpunkt bilden hier eindeutig die »handlungsübergreifenden« Kom-
e
.d
Der Bachelor als Alternative!
In den Einrichtungen des öffentlichen
Dienstes bietet eine Weiterbildungsmöglichkeit mit dem Abschluss Fachhochschul-Diplom (oder in Zukunft: Bachelor) eine realistischere Aufstiegsmöglichkeit. Hinzu kommt, dass es sich beim
Bachelor – im Gegensatz zum Fachwirt
– um einen international anerkannten
Abschluss handelt.
Die Fachhochschule Potsdam bietet
seit einigen Jahren die Möglichkeit, sich
berufsbegleitend zum Diplom-Archivar
fortzubilden. Am 24. Oktober letzten
Jahres begann dort der zweite graduale
Fernweiterbildungskurs für Beschäftigte in Archiven; ab Herbst 2006 oder
w
Schaut man sich die handlungsübergreifenden und handlungsspezifischen Qualifikationen in den §§ 4 und 5 näher an,
so fällt auf, dass sie mehrere Ebenen über
den derzeit realistischen Qualifikationen
beziehungsweise Tätigkeitsfeldern von
Diplom-Archivaren oder Diplom-Bibliothekaren liegen. Mit den beschriebenen Kenntnissen und Fertigkeiten
(Unternehmensführung, Rechnungswesen, Personalwirtschaft, Informationsmanagement…) wären die Absolventen
ohne weiteres in der Lage, eine mittelgroße Stadt- oder Universitätsbibliothek oder ein entsprechendes Archiv zu
leiten.
Als Beispiel für Qualifikationen, die
im Bereich der Privatwirtschaft eine
Rolle spielen könnten, sei hier das Prüfungsgebiet »Aspekte der Volks- und
Betriebswirtschaft, Recht und Steuern«
zu nennen. Hier tauchen zahlreiche sehr
weit gefasste Inhalte auf, etwa im Bereich
Steuern: Grundbegriffe des Steuerrechts,
unternehmensbezogene Steuern, steuerrechtliche Verfahren oder im Bereich
Recht: verschiedene Bereiche des BGB,
Wettbewerbsrecht und so weiter. Das
Urheberrecht hingegen sucht man im
Qualifikationsschwerpunkt »Berufsspezifisches Recht« vergebens. Nur in einem
von den sechs umfangreichen Prüfungsgebieten werden die Kerntätigkeiten des
ABD-Bereichs (Beschaffen, Erschließen,
Vermitteln) überhaupt noch erwähnt.
spätestens ab Herbst 2007 soll eine entsprechende Weiterbildung für den Bibliotheksbereich starten.
Die Weiterbildung besteht aus 26 Modulen (Kostenpunkt je Modul 200 Euro),
von denen FaMIs nur 18 absolvieren müssen. Voraussetzung für die Fernweiterbildung ist ein Fachabitur oder das Bestehen
einer fachbezogenen Eignungsprüfung.
Für die Eignungsprüfung muss der Bewerber mindestens 24 Jahre alt sein und
wenigstens zwei Jahre Berufserfahrung
in einem entsprechenden Beruf vorweisen. (Interessenten für Potsdam können
sich direkt an die zuständige Mitarbeiterin Ines Pieper wenden: [email protected].)
Es bleibt zu hoffen, dass bei weiteren
Fachhochschulen ähnliche Angebote
eingerichtet werden.
Wiltraut Zick (KIFA-Vorsitzende)
–B
Was wird geprüft?
petenzen und nicht vertiefte Kenntnisse
der einzelnen Fachrichtungen. Überhaupt ist in dieser Prüfungsordnung nur
noch von den drei Fachrichtungen »Archiv«, »Bibliothek« und »Dokumentation« die Rede, die Bereiche »Medizinische
Dokumentation« und »Bildagentur« finden keine Erwähnung mehr.
Es fällt auf, dass in der Prüfungsordnung keinerlei Praktika vorgesehen sind,
um die erforderlichen Qualifikationen zu
erlangen. Hier wird von den Initiatoren
der Weiterbildung offensichtlich davon
ausgegangen, dass durch die entsprechenden Berufspraxiszeiten genügend
Berufserfahrung gesammelt wird. Voraussichtlich wird sich die Weiterbildung
zum Fachwirt für Informationsdienste
bei den Arbeitgebern im öffentlichen
Dienst kaum etablieren – in der freien
Wirtschaft mag das anders aussehen.
–u
an die sich das Weiterbildungsprofil ursprünglich in erster Linie richten sollte,
werden an keiner Stelle mehr erwähnt.
Zugelassen würden nach dieser Prüfungsordnung neben FaMIs beispielsweise auch Buchhändler mit einjähriger,
Tierpfleger mit zweijähriger oder Personen ohne Ausbildung mit fünfjähriger
»Berufserfahrung« im (nicht näher definierten) ABD-Bereich.
Aus den Landesgruppen
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BuB
w
86
BIB-Mitgliedsbeiträge 2006
In die Beitragstabelle sind nun auch die
Entgeltgruppen des neuen Tarifvertrages
für den öffentlichen Dienst (TVöD) integriert worden.
Die
Mitgliederversammlung
hatte
am 11. April 2002 in Augsburg die seit
1. Januar 2003 gültige Beitragstabelle beschlossen. Teilzeitbeschäftigte (maximal
2/3 der tariflichen Wochenarbeitszeit)
Aus den
Landesgruppen
»Bibliotheken für alle – kein
Luxus, sondern Bürgerrecht«
Gemeinsame Bibliothekstage
für Niedersachsen und
Sachsen-Anhalt
Bereits zum 15. Mal fanden im letzten
Jahr die Gemeinsamen Bibliothekstage
zahlen danach die Hälfte des Beitrags der
jeweils zutreffenden Beitragsgruppe.
Mitglieder in den neuen Bundesländern
zahlen weiterhin einen prozentualen Mitgliedsbeitrag analog dem BAT-Ost beziehungsweise TVöD-Ost (ab 1. Januar 2006:
92,5 Prozent). Mitglieder, die in der freien Wirtschaft beschäftigt sind, gruppieren
sich selbst in die entsprechende Rubrik ein.
Der Mindestbeitrag beträgt in jedem Fall
35 Euro.
Vergütung
Jahresbeitrag
Studenten, Nicht-Berufstätige, Rentner und Pensionäre,
Auszubildende, nebenamtliche Büchereileiter
35 Euro (Ost: 32,38)
Eingruppierung bis einschließlich BAT Vc / TVöD E8 / A8
45 Euro (Ost: 41,63)
Eingruppierung BAT Vb – BAT III bzw. TVöD E9 – E12 oder
A9 – A12
70 Euro (Ost: 64,75)
Eingruppierung ab BAT IIb / TVöD E13 / A13
90 Euro (Ost: 83,25)
BuB | 58 (2006) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal | BuB
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theksgesellschaft Niedersachsen als Partner der Öffentlichen Bibliotheken vor.
Olaf Zimmermann, Geschäftsführer
des Deutschen Kulturrates, sowie Georg
Ruppelt, Sprecher des bibliothekarischen
Dachverbandes BID und Direktor der
Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek
in Hannover, berichteten über ihr Engagement und ihre Initiativen auf Bundesebene. Im Schlussvortrag stellte Andreas
Dittmann, Amtsleiter für Kultur, Schule
und Sport der Stadt Zerbst, die etwas ketzerische Frage: »Lesen fördern – Bibliotheken schließen. Stehen Bibliotheken in
den Kommunen vor ihrer Abwicklung?«
w
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w
Zentrales Thema der Festveranstaltung
zur Eröffnung der Bibliothekstage war
die Leseförderung. Der Bogen der Vorträge spannte sich von der Leseförderung
im Bundesland Niedersachsen über die
Aktivitäten des Landkreises Osnabrück
bis hin zu Projekten in der Stadt Melle
selbst.
Besonders aus dem letzten Vortrag,
gehalten vom Meller Bürgermeister Josef
Stock, ging deutlich hervor, dass Bibliotheksförderung unter Berücksichtigung
regionaler Besonderheiten sehr wohl
machbar sei, wenn sie politisch gewollt
ist und entsprechend unterstützt werde.
Stock stellte die Stadtbibliothek als kommunikatives Zentrum der Stadt Melle
vor, das nicht »nur« einen Bildungsauftrag habe, sondern auch eine soziale
Funktion wahrnehme. Der sich anschließende Festabend bot zahlreiche Gelegenheiten, Erfahrungen auszutauschen,
neue Bekanntschaften zu schließen und
alte aufzufrischen.
Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Diskussion über die derzeitige
Situation des deutschen Bibliothekswesens. Lutz Tantow stellte die Biblio-
–u
Situation des deutschen
Bibliothekswesens
Die weite Welt des Rundfunks: Mehrfach hatte die BIB-Landesgruppe Nordhrein-Westfalen
in der jüngeren Vergangenheit Führungen beim WDR in Köln angeboten. Start der Besichtigungen war jeweils das Besucherzentrum des Westdeutschen Rundfunks in der Elstergasse, wo zunächst ein Informationsfilm über den WDR gezeigt wurde. Ein interessanter Rundgang durch die Produktionsstätten von Hörfunk und Fernsehen schloss sich daran an. Dokumentation und Archiv des WDR durften natürlich nicht fehlen, und so gab es dann dank
der WDR-Kolleginnen Heidi Kunde und Jutta Heselmann eine fachkundige und kompetente
Führung durch die Räumlichkeiten. Die Besuche der größten ARD-Anstalt der Bundesrepublik waren informationsreich und kurzweilig und fanden bei den Kolleginnen und Kollegen
großen Anklang (alle Termine waren ausgebucht!).
(Text/Foto: BIB-LG NW)
.B
für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt
statt. Die beiden DBV-Landesverbände
sowie die VDB- und BIB-Landesgruppen hatten am 9. und 10. September unter
dem Motto »Bibliotheken für alle – kein
Luxus, sondern Bürgerrecht« nach Melle
in Niedersachsen eingeladen. Rund 60
Teilnehmer aus beiden Bundesländern
folgten dieser Einladung. Die Kolleginnen der Stadtbibliothek Melle, unterstützt von zahlreichen ehrenamtlichen
Helfern, ermöglichten in den Räumen
der Stadtbibliothek einen interessanten
Erfahrungsaustausch.
Melle präsentierte sich als eine lebendige Kleinstadt mit umfangreichem
kulturellem Angebot und engagierten
Bürgerinnen und Bürgern. Traditionsgemäß fanden zuerst die BIB- und DBVMitgliederversammlungen statt. Die
gemeinsame BIB-Mitgliederversammlung der BIB-Landesgruppen Niedersachsen/Bremen und Sachsen-Anhalt
war mit einer Fortbildung zum Thema
»Barrierefreiheit im Internet« verknüpft.
Frank Sander von der Firma Wilder Jäger
Mediengestaltung aus Dortmund stellte
in einem aufschlussreichen Vortrag Voraussetzungen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten für eine barrierefreie
Bildschirmpräsentation dar.
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Aus den Landesgruppen
BuB | 58 (2006) 01
Mehr Resonanz durch neue Struktur
Bedauerlicherweise waren im vergangenen Jahr weniger Kolleginnen und Kollegen der Einladung zu den Gemeinsamen Bibliothekstagen gefolgt. Das mag
daran liegen, dass vielerorts, trotz des
Fortbildungscharakters der Tagung, keine Dienstbefreiung mehr gewährt wird.
Personelle und finanzielle Engpässe, gepaart mit einem gewissen Desinteresse
mancher Arbeitgeber, sind wohl dafür
die Ursache. Nach 15 Jahren scheint es
zudem erforderlich, Struktur und Kon-
zeption der Tagung zu überdenken und
Aufwand und Nutzen abzuwägen.
Unser Dank gilt den Kolleginnen der
Stadtbibliothek Melle und ihren ehrenamtlichen Helfern für die Ausrichtung
der Tagung und den freundlichen Empfang.
Kathrin Todt-Wolff
(Landesgruppenvorsitzende
Sachsen-Anhalt)
Lesungen, Ausstellungen,
Events: Der Bürger hat die
Qual der Wahl…
Rheinland-Pfalz: Nachlese
der BIB-Fortbildung »Planung
und Durchführung von Veranstaltungen«
Sie planen eine Veranstaltung oder eine
Fortbildung und haben Schwierigkeiten
mit der Realisation? Dann haben Sie
wahrscheinlich eine gute Gelegenheit
verpasst, ihr Wissen und Know-how zu
erweitern! Am 5. Oktober 2005 fand im
Landesbibliothekszentrum – Rheinische
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| Aus
Lesesaal
dem Berufsverband
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–B
Der neue Landesgruppenvorstand des BIB in Thüringen sucht die Kooperation mit anderen
bibliothekarischen Verbänden (von links): Sylvia Gramann, Barbara Jokisch, Heike Budnitz
und Petra Wittekind.
(Foto: BIB-LG TH)
beit ist die Organisation von Fortbildungen sowie die Lobbyarbeit im Interesse
der Mitglieder in Zusammenarbeit mit
anderen bibliothekarischen Organisationen. Der Landesgruppenvorstand möchte an dieser Stelle Barbara Brandt für ihre
langjährige und engagierte Tätigkeit als
Vorsitzende des Berufsverbandes in Thüringen danken. Die Kollegin wurde im
Dezember 2004 in den wohl verdienten
Ruhestand verabschiedet.
.B
Landesbibliothek in Koblenz das Seminar »Planung und Durchführung von
Veranstaltungen« der BIB-Landesgruppe
Rheinland-Pfalz mit Prof. Ursula Georgy
(Fachhochschule Köln) statt.
In Zeiten immer knapper werdender
Finanzen wird die erfolgreiche Durchführung von Veranstaltungen immer
wichtiger. Die Referentin zeigte anhand
zahlreicher Beispiele, wie man Fehler bei
Disposition und Realisation von Veranstaltungen vermeidet und mit einem
klaren Konzept optimale Ergebnisse erzielt. Nach einem theoretischen Teil mit
umfassenden Unterlagen einschließlich
Checklisten wurden in Arbeitsgruppen
mittels realer Plakate und Handzettel
Konzepte erstellt und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Dabei wies die
Referentin darauf hin, dass ein Perspektivenwechsel gerade bei festgefahrenen
Vorstellungen von Vorteil ist.
Ebenfalls behandelt wurden Themen
wie Sponsoring, Marketing und Kalkulation. Hierzu gaben die Unterlagen zahlreiche nützliche Anregungen, um eine geplante Veranstaltung zum Erfolg werden
zu lassen. Erwähnenswert ist noch, dass
diese Fortbildung nicht nur bundesweites Interesse (Teilnehmerinnen aus Hamburg), sondern auch berufsübergreifend
Anklang fand.
Petra Pauly
(Landesvorstand Rheinland-Pfalz)
BIB-Sommerkurs
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BuB
Who is who
im BIB?
w
Der Vorstand setzt sich
zusammen aus…
Kreisbibliothek »Anna Seghers« in Meiningen.
Petra Wittekind: Fachschule für Bibliothekswesen Leipzig 1982 bis 1984, anschließend von 1985 bis 1989 in der Bibliothek Bad Blankenburg, seit 1990 in
der Stadtbibliothek Rudolstadt.
BIB-Sommerkurs
Barbara Jokisch (Vorsitzende): Nach
»Fortbildung und Lobbyarbeit«
w
Der neue Vorstand der BIB-Landesgruppe Thüringen
Der neue Vorstand der Landesgruppe
Thüringen konstituierte sich bereits im
Januar 2005. Ziel der gemeinsamen Ar-
w
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BIB-Landesgruppe Thüringen
Kontakt: Barbara Jokisch (Vorsitzende)
c/o Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt
Domplatz 1
99084 Erfurt
Telefon 03 61/655-15 63
Telefax 03 61/655-15 99
[email protected]
dem Studium 1972 bis 1975 an der Fachschule für wissenschaftliches Bibliothekswesen Leipzig von 1975 bis 1989 an
der Deutschen Bücherei Leipzig. Berufsbegleitendes Fernstudium 1986 bis 1990
an der Humboldt-Universität zu Berlin,
seit 1990 in der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt.
Heike Budnitz: Studium 1984 bis 1987
an der Fachhochschule Hamburg, im
Anschluss von 1988 bis 1997 in der Bibliothek des Deutschen Bundestages, seit
1997 beschäftigt in der Universitäts- und
Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha.
Sylvia Gramann: Fernstudium 1986 bis
1991 an der Fachschule für Bibliothekswesen Leipzig, seit 1984 in der Stadt- und
»Soft Skills in Potsdam«
Ein Erfahrungsbericht vom BIBSommerkurs 2005
Im letzten Winter flatterte die Ankündigung für den Sommerkurs 2005 in mein
elektronisches Postfach: »Selbstmarketing für Bibliothekare/innen: Soft Skills
in harten Zeiten«. Das klang schon mal
sehr interessant, und die Stichworte zum
Inhalt wie »Kommunikation«, »rhetorische Fähigkeiten« oder »Umgang mit
Presse, Kunden und Öffentlichkeit« bestätigten diesen ersten Eindruck. Also
meldete ich mich kurz entschlossen an.
Und es hat sich gelohnt, denn sowohl für
meine Tätigkeit im Bereich Öffentlichkeitsarbeit als auch für mich persönlich
BuB | 58 (2006) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal | BuB
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»Einblicke« –
Exkursionen und Fachgespräche
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w
Im Mittelpunkt eines weiteren Tagungsblocks stand die Vorstellung einer Imagekampagne für die Bibliotheken in Berlin
und Brandenburg. Die im Rahmen der
Kampagne entwickelten Motive stehen
mittlerweile auch deutschlandweit für
jede Bibliothek zu freien Nutzung zur
Verfügung (www.BIDeutschland.de).
Ein kompletter Tag des Sommerkurses war für Bibliotheksbesuche reserviert.
Er begann zunächst mit einer Führung
durch die Filmhochschule Babelsberg
und deren Bibliothek. Ein sehenswerter Bau, modern gestaltet mit viel Glas,
Stahl und Beton, der allerdings mit seinen klimatischen Bedingungen für eine
Bibliothek und Hochschule nur bedingt
geeignet erscheint. Die Bibliothek selbst
ist gut sortiert und hervorragend ausgeBuB | 58 (2006) 01
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Neben theoretischen Fragen wurden vor allem die praktischen Aspekte des »Selbstmarketings in harten Zeiten« beleuchtet.
(Foto: privat)
heitsvorschriften beim Einlass. Die sehr
engagierte Kollegin Monika Hein sprach
über die Geschichte der Bibliothek und
berichtete von der spannenden Phase des Umzugs von Bonn nach Berlin.
Der anschließende Rundgang durch die
Bibliothek führte uns zuerst in den Benutzungsbereich, der die Form einer Rotunde hat und dessen Glasfassade einen
überwältigenden Ausblick zur Spree und
zum Reichstag bietet. Im Untergeschoss
befinden sich originale Mauerreste, die
von einem Künstler mit den Daten und
Zahlen der Maueropfer gestaltet wurden.
w
Die ersten beiden Tage des Kurses standen unter der Überschrift »Kommunikation – Rhetorik – Selbstpräsentation«.
Aufgrund der Erkrankung einer der Referentinnen musste Nikola Rudolph die
praktischen Übungen mit der ganzen
Gruppe (19 Frauen und drei Männer)
kurzfristig allein durchführen. So blieb
zwar leider die Evaluation auf der Strecke
– allerdings waren die Theorieblöcke sehr
gut strukturiert. Kompakt, übersichtlich
und einleuchtend wurden uns von der
Transaktionsanalyse nach Eric Berne bis
zu den Axiomen von Paul Watzlawick die
Grundlagen der Kommunikation erläutert.
Bei den Übungen gab es einige Überraschungen und viel zum Schmunzeln.
Jede/r Teilnehmer/in stellte der Gruppe
drei Hobbys vor, von denen eines ein
»Kuckuck« war. Die Gruppe analysierte
den Vortrag und fand (meistens) anhand
von verräterischen Gesten oder einer hohen Tonlage das Falsche heraus.
Vor größeren Schwierigkeiten standen
die Kleingruppen (bis zu sechs Personen)
beim Versuch, ein unmögliches Produkt
einer bestimmten Interessengruppe vermitteln zu wollen. Unsere Gruppe sollte
Katzenkot an Schmutzneurotiker verkaufen. Aus schierer Verzweiflung machten wir eine Anleihe bei Helge Schneider,
dessen Lied »Katzeklo« (von uns selbst
gesungen!) unsere Präsentation einleitete
und beendete.
Die Teilnehmer/inne bekamen Tipps
zum Umgang mit der (Digital-)Kamera,
verfassten selbst Pressemitteilungen und
wurden zum Fernsehinterview vor laufender Videokamera gebeten. Persönlich
musste ich feststellen, dass meine Pressemitteilungen bisher eher bescheiden waren, was sich aber aufgrund des Gelernten
jetzt ändern wird.
–u
Grundlagen der Kommunikation
stattet mit vielen Arbeitsplätzen, futuristischen Fernseh-Stationen und natürlich
umfangreichen Filmmaterialien.
Von Babelsberg ging es nach Berlin,
wo wir nach der Mittagspause gemeinsam den Weg zur Bibliothek des Deutschen Bundestages einschlugen. Auch
hier trafen wir wieder auf ein imposantes
Bauwerk, diesmal mit strengen Sicher-
.B
war der Sommerkurs in Potsdam ein Gewinn.
e
BIB-Sommerkurs
»Wie sag ich’s der Presse?«
Ein kompletter Tag war für einen Workshop mit dem BIB-Geschäftsführer Michael Reisser reserviert, der seine Ausführungen zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit vielen Übungen und Beispielen
aus der Praxis anreicherte. Reisser war
lange Zeit Redakteur bei BuB und hat
darüber hinaus in Tagespresse und Politik
weit reichende Erfahrungen in der Presseund Kampagnenarbeit gesammelt.
Der letzte Tag stand im Zeichen der
Schönheit. Catrin Clemens (CC Kosmetik, Caputh) und ihre Assistentin führten
exemplarisch eine Farb- und Make-upBeratung durch und gaben viele Tipps
rund ums gute Aussehen.
Abwechslungsreiches
Rahmenprogramm
Was wäre eine einwöchige Fortbildung
ohne »Rahmenprogramm«: Neben der
eigentlichen Fortbildung bot der Sommerkurs zahlreiche Besichtigungs- und
Besuchsmöglichkeiten. Schon vor Beginn der Tagungswoche begannen wir
mit einer Stadtführung durch Potsdam,
die im wunderschönen Holländischen
Viertel endete. An einem Abend spazierten wir durch den Schlosspark Sanssouci
und dinierten im Krongut Bornstedt, wo
es neben allerlei Läden auch die »Langen
Kerls« (das ehemalige Leibbataillon des
Soldatenkönigs, dessen Mitglieder mindestens 1,88 Meter groß sein mussten)
zu sehen gab. An einem anderen Abend
führte uns eine Stadtführerin über den
Telegrafenberg. Hier konnten wir uns
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| Aus
Lesesaal
dem Berufsverband
Fortbildungstermine
als Bonbon die Bibliothek des »Wissenschaftsparks Albert Einstein« ansehen.
Des Weiteren hatte die Kollegin
Dagmar Schobert (Vorsitzende der BIBLandesgruppe Brandenburg) in einer
Mittagspause eine Führung durch eine
Bereichsbibliothek im Neuen Palais organisiert. In einer weiteren Mittagspause
unter der Woche blieb Zeit für einen Besuch der Handbibliothek Friedrichs des
Großen. Sehr interessant war es zu erfahren, dass der »Alte Fritz« fast ausschließlich französisch las und geschenkte Bücher, bis auf wenige Ausnahmen, sofort
an die damalige Öffentliche Bibliothek
weitergab. Außerdem begleiteten ihn auf
jeder Reise (auch in den Krieg) zwei Vorleser.
Am Abend vor der Heimreise ging
es in den Park »Neuer Garten« mit dem
Schloss Cecilienhof, in dem die Alliierten
1945 die Potsdamer Konferenz abhielten.
Es folgte eine Brauereibesichtigung, bevor wir den Tag dann in der ehemaligen
Meierei, mit schönem Blick auf die Havel, abschlossen.
Mein Fazit: Interessante Themen,
praxisnah aufbereitet und kompetent
vermittelt sowie ein abwechslungsreiches
Rahmenprogramm waren die Garanten
für den Erfolg dieses Sommerkurses. Der
rege Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen tat ein Übriges.
Der Sommerkurs des BIB ist unbedingt
zu empfehlen!
Aki Wantia
(Stadtbücherei Hamm)
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BuB
Wie in den vergangenen Jahren war auch beim Sommerkurs 2005 ein kompletter Tag für Exkursionen reserviert.
(Foto: privat)
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Sie leisten bereits Führungsaufgaben in einem Team, in einer Abteilung, in einer Bibliothek? Oder Sie bereiten sich auf eine
solche Aufgabe vor? Oder Sie interessiert
ganz einfach, was die Themen, Aufgaben
und möglichen Stolpersteine sein könnten,
mit denen sich eine Führungsperson in Bibliotheken auseinandersetzen muss?
Wie führe ich ein Kritikgespräch, ein
Entwicklungsgespräch?
Wie schaffe ich den Rollenwechsel vom
Teamkollegen zum Vorgesetzten?
Wie entwickle ich eine Antenne für Konflikte – und wie löse ich sie?
Wie bleibe ich bei alldem Mensch?
Was sage ich wie der Öffentlichkeit und
Presse?
In den Allgäuer Alpen dauert der Sommer länger, eine Woche lang im September werden wir uns in einer konzentrierten
und zugleich entspannten Seminaratmosphäre diesen Fragen widmen. Tagungsorte
sind die Fachhochschule Kempten und die
Stadtbibliothek Kempten.
Für den traditionellen Best-Practice-Tag
am Mittwoch jedes BIB-Sommkurses sind
in diesem Jahr eine Reise zur Stiftsbibliothek nach Stankt Gallen und ein Besuch des
Österreichischen Bibliothekartages in Bregenz geplant!
Maximal können 20 Personen teilnehmen. Der Tagungsbeitrag umfasst alle Tagungskosten sowie fünf Übernachtungen
mit Frühstück im Einzelzimmer (Anreise
Sonntag, wir sind im Hotel »Waldhorn«
untergebracht).
Der Frühbucherpreis bis zum 15. März
2006 für BIB-Mitglieder (ebenso Mitglieder des VDB und der Partnerverbände aus
Österreich, Italien und der Schweiz) beträgt 390 Euro, für Nicht-Mitglieder 490
Euro. Nach dem 15. März 2006 für Mitglieder 440 Euro und für Nicht-Mitglieder
540 Euro.
Anmeldungen ab sofort und bis spätestens 30. Juni 2006 unter sommerkurs@
bib-info.de oder direkt bei Jens Renner
(telefonisch unter 09 81/487-74 30 oder
per Telefax -74 39). Ihre Fragen zum Sommerkurs beantwortet ebenfalls gerne jens.
[email protected].
Am Freitag, den 22. September, wird
der diesjährige Sommerkurs beendet sein.
Danach bietet sich die Möglichkeit, die
wunderbare Bergwelt näher kennen zu lernen: Auf privater Basis und nicht als Teil des
Sommerkurses können Sie an einem Wanderwochenende in den Allgäuer Alpen teilnehmen. Geplant sind keine hochalpinen
Klettertouren, aber etwas Ausdauer und
gutes Schuhwerk sollten Sie mitbringen.
Nähere Absprachen folgen bei Interesse.
Jens Renner
(Bundesvorstand)
.B
»Neue Managementaufgaben
für (künftige?) Führungskräfte
– Führung professionalisieren!«
Einladung zum 9. BIB-Sommerkurs vom 18. September bis
22. September 2006 in Kempten
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90
Fortbildungstermine
Januar
Landesgruppe Bayern
»Qualifizierte Mitarbeiter
selbst ausbilden«
Inhalt: Seit dem Ausbildungsjahr 2005
existiert auch in Bayern eine Berufsschule für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste. Der
Berufsverband informiert in dieser Veranstaltung zunächst über die
Ausbildungsvoraussetzungen. Die
BuB | 58 (2006) 01
Aus dem Berufsverband
Lesesaal | BuB
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Landesgruppe Rheinland-Pfalz
BIB-Fortbildungen
Die aktuelle Gesamtübersicht der vom
Berufsverband Information Bibliothek
angebotenen Fortbildungsveranstaltungen sowie weitere Informationen
und Links zur beruflichen Weiterbildung
finden Sie auf der BIB-Website unter
www.bib-info.de/event.htm. Fortbildungen anderer Anbieter sind in jeder
BuB-Ausgabe in der Rubrik »Termine«
aufgeführt.
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»Webdesign – Erstellen und Gestalten
von Webseiten«
Landesgruppe Bayern
»Der neue Tarifvertrag TvöD«
.B
Inhalt: Am 1. Oktober 2005 wurde
das alte Tarifregelwerk BAT (BundesAngestelltentarifvertrag) vom neuen
TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst) abgelöst. Die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen
wurden durch den Überleitungstarifvertrag TVÜ in den TVöD übergeleitet. Die Überleitung verlief nicht ohne
Schwierigkeiten, und der TVöD bringt
eine Menge an Neuerungen mit sich.
In dieser Veranstaltung werden den
Teilnehmern TVöD und TVÜ erläutert.
Außerdem soll versucht werden, bislang aufgetretene Fragen zu klären.
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Bayern
Zielgruppe: Interessierte Kolleg(inn)en
Referent: Wolfgang Folter, UB Frankfurt am Main (BIB-Kommission Eingruppierung und Besoldung, ver.di)
Termin: Montag, 30. Januar 2006,
10 bis 16 Uhr
Ort: Bayernforum Elisenhof, Prilmayer
3, 80335 München
Kosten: BIB-Mitglieder frei, Nicht-Mitglieder 10 Euro
Anmeldung bei Andrea Graf, Stadtbibliothek Kempten, Orangerieweg
20-22, 87439 Kempten; andrea.
[email protected].
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Inhalt und Lernziel: Die Präsenz im Internet gehört heute zu den bibliothekarischen Standardangeboten. Ob nun
unter einer eigenen Adresse oder im
Rahmen der Webpräsenz des Trägers:
Bibliotheken jeden Typs bieten vielseitige Informationen und Dienstleistungen online an. Der Kurs vermittelt die
wesentlichen Punkte für die Vorarbeit
bei Erstellung einer eigenen Web-Präsenz (Abstimmung mit dem Träger, Arbeitsaufwand aller Beteiligten, Fragen
des Angebots, Zielgruppe). Neben den
technischen Voraussetzungen werden
weitere wichtige Punkte behandelt:
Gestaltungsmöglichkeiten, Barrierefreiheit, Sicherheit und Datenschutz.
Aktualität und Erreichbarkeit des Angebots sollen sicher gestellt, die Website als »Sprachrohr« der Bibliothek
etabliert werden.
Veranstalter: BIB-Landesgruppe
Rheinland-Pfalz
Zielgruppe: Beschäftigte in Bibliotheken, die sich über die Erstellung und
Gestaltung von Webseiten informieren
wollen oder bereits in diesem Bereich
tätig sind.
Referent: Tibor Maxam, Stadtbibliothek Springe (BIB-Kommission Neue
Technologien)
Termin: Mittwoch, 25. Januar 2006,
10 bis 16.30 Uhr
Ort: Universitätsbibliothek Kaiserslautern
BuB | 58 (2006) 01
Februar
Landesgruppe Nordrhein-Westfalen
»Geheimbünde – historische Entdeckungen – versteckte Sensationen«:
Religionsthriller als Bestseller
Inhalt: Religions- und Verschwörungsthriller wie Dan Browns »Sakrileg« haben eine ungeahnte Popularität bei Lesern und Leserinnen erreicht.
Welche Titel und Autoren/innen der
Buchmarkt noch bietet und wie sie zu
bewerten sind, wird im Seminar untersucht. Der kritischen Buchvorstellung neuer Romane und Sachbücher
zum aktuellen Thema folgt ein Literaturgespräch über das Buch von Henri Loevenbruck: Das Jesusfragment.
München: Knaur, 2005. (Die Teilnehmer/innen sollten das Buch bis zum
Seminartag gelesen haben!)
Veranstalter: BIB-Landesgruppe
Nordrhein-Westfalen
Zielgruppe: Interessierte Kolleg(inn)en
Referent: Jürgen Seefeldt, Landesbüchereistelle Rheinland-Pfalz
Termin: Samstag, 11. Februar 2006,
10 bis 16 Uhr
Ort: Stadtbibliothek Essen, Vortragssaal, Hollestraße 3, 45127 Essen
Kosten: BIB-Mitglieder 8 Euro, NichtMitglieder 20 Euro (der Betrag wird im
Rahmen der Veranstaltung eingesammelt)
Teilnehmerzahl: 25 (max.)
Anmeldung bei Silke von der Stein,
Stadtbibliothek Essen, Hollestraße 3,
45127 Essen per Telefax (02 01/88420 03) oder E-Mail (silke.vonderstein
@stadtbibliothek.essen.de).
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Teilnehmerzahl: 12 (max.)
Kosten: BIB-Mitglieder 15 Euro, NichtMitglieder 25 Euro
Anmeldung bis 11 Januar bei Petra Tremmel, UB Kaiserslautern, PaulEhrlich-Straße 32, 67663 Kaiserslautern; Telefon 06 31/205-22 89;
[email protected]
Besonderheiten: Teilnehmer/innen erhalten eine Anmeldebestätigung.
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Lehrkräfte der Schule stellen dann
die Inhalte ihres Unterrichts vor.
Kolleg(inn)en berichten abschließend
über ihre Erfahrungen mit Auszubildenden.
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Bayern
Zielgruppe: Alle interessierten
Kolleg(inn)en aus wissenschaftlichen
und Öffentlichen Bibliotheken sowie
anderen Institutionen
Termin: Montag, 23. Januar 2006, 10
bis 15 Uhr
Ort: München, Städtische Berufsschule für Medienberufe, Schwere-ReiterStraße 35
Kosten: keine
Anmeldung bei Gudrun Kulzer,
Stadtbibliothek Straubing, Rentamtsberg 1, 94315 Straubing; Gudrun.
[email protected].
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Mitglieder
Impressum »Aus dem Berufsverband«
Herausgeber:
BIB . Berufsverband Information
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,
72703 Reutlingen
Redaktion:
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig
Telefon 0 68 61/79 06-92/-93
Telefax 0 68 61/79 06-97
[email protected]
Redaktionsschluss für
Verbandsmitteilungen
BuB Heft 3/2006: 17. Januar
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BuB | Summary
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Manga – A Cultural Phenomenon: The Call
for Japanese Graphic Novels is Booming –
Even in Libraries (Eva Förg, Eva Gottmanns,
Wolfgang Ratzek, Nicole Rothe, Tobias
Schnitker)
(pp. 74–78)
The comic books from Japan – manga – are
enjoying growing popularity in Germany
and are thus important from both an economic and a cultural point of view. There
are widely varying opinions about the quality of Japanese graphic novels or comic
books. How do libraries deal with manga?
How do they keep informed and what are
the selection criteria for acquisition? Part
of a project at the University of Media Studies in Stuttgart (600,000 inhabitants, Baden-Wuerttemberg), students studied this
phenomenon. Along with German libraries,
a branch library in Oslo and the Helsinki public library network were taken into consideration.
While manga already enjoyed wide popularity in other European countries such
as Spain, France or Italy by the beginning
of the 1980s, the genre only became established in Germany in the 1990s. At present
the German market is led by the publishing
houses Carlsen, Egmont, Panini Comics and
TokyoPop, which all together publish over
60 manga titles monthly. In addition a new
competitor appeared on the market in the
summer of 2005. The publishing group
Random House (Bertelsmann) has chosen
Heyne Verlag to supply the ever-growing,
reading hungry community of manga fans
with ever new adventure stories. Heyne is
able to profit from Random House’s cooperative relations with the Japanese publishing
house Kodansha and its strong position in
the Japanese manga market. The core target group is mainly the eight to 25-year old
reader. The annual turnover in Germany
presently amounts to 50 million Euros.
Translated by Martha Baker
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100% or Nothing: Self-service Borrowing
with RFID in the Munich City Library (Marianne Pohl, Eva Schubert)
(pp. 53–55)
The efficient conduct of routine processes in libraries – such as lending out and
checking in or sorting of library media – not
only makes sense, but is also a top priority,
particularly when funding is limited. Aiming
to increase the efficiency of such activities,
the number of libraries introducing radio frequency identification (RFID) with the hope
of improving their services is on the rise. The
example of the Munich City Library exemplifies what this step means for the staff and
for the patrons in actual practice.
In June 2004 the Munich library made the
decision to introduce the lending and theftprotection of media exclusively by means of
RFID technology in all branches of the library system over a five-year period. As a target
it is planned to give all possible media items
that can be lent out an RFID label and aim
for a 98 percent rate of self-service. Beginning in 2006 three pilot branches will switch
over to self-service borrowing: the main library as well as a large and a small neighborhood branch library. In this way potential
differences in the basic conditions of the library system will be reflected, so that by the
middle of the year the implementation can
be spread to the other libraries using the experience gained from the pilot libraries.
»Young Librarians Need to Get Their Chance!« The Australian Library Association
(ALIA) Focuses on the Creativity and Motivation of Entry-Level Professionals – An
Interview with the Association’s President
Gillian Hallam
(pp. 61–64)
Librarians fresh out of school are creative and highly motivated – a potential that
libraries have made much too little use of
up to now, according to Gillian Hallam, the
president of the Australian Library Association (ALIA). Hence this energetic librarian
has declared the encouragement of younger
colleagues her top priority. Her motto is:
when young, well-trained librarians join
the staff, the library’s long-standing procedures should be receptive to their ideas
rather than expect the newcomer to adapt
to its daily humdrum. Hallam explains that
»young people have lots of new ideas which
everyone can profit from. They exhibit so
much enthusiasm and excitement that they
just might be able to infect older staff members who have become indifferent and jaded in their daily work. Often the operating
structures within libraries are so fixed and rigid that new ideas and projects are urgently
needed.« This strategy, Hallam reports, has
proven its worth and is attracting more and
more advocates in Australia. But this is only
one of ALIA’s projects. The Australian association is currently fighting on several battlefronts because the once paradisiacal condition of the Australian educational system
has also been hard hit by budget cuts since the turn of the millennium. BuB’s editor
Bernd Schleh took the opportunity to speak
with Gillian Hallam about the situation of
the libraries Down Under during the IFLA
World Congress in Oslo.
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Summary of the
Main Articles
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BuB | 58 (2006) 01
Résumé | BuB
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BuB | 58 (2006) 01
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Les manga – un phénomène culturel: La demande de bandes dessinées japonaises explose – y compris dans les bibliothèques
(Eva Förg, Eva Gottmanns, Wolfgang Ratzek, Nicole Rothe, Tobias Schnitker)
(pp. 74–78)
Les bandes dessinées originaires du Japon
– les mangas – connaissent un succès croissant en Allemagne et ont de ce fait une importance économique et aussi culturelle.
Pour ce qui concerne la qualité de ces bandes dessinées japonaises, les avis divergent.
Quelle est l’attitude des bibliothèques par
rapport aux mangas? Comment s’informent
elles et quels sont les critères de choix qui
déterminent les acquisitions? Dans le cadre d’un projet d’études à l’ Ecole Supérieure
des Media de Stuttgart (600 000 habitants,
Bade-Wurtemberg), des étudiants ont analysé le phénomène manga. Outre des bibliothèques allemandes la bibliothèque de
quartier Grünerløkka d’Oslo et le réseau des
bibliothèques municipales »Helsinki Metropolitan Area« ont été prises en compte dans
l’étude.
Tandis que les manga avaient eu beaucoup de succès dans d’autres pays européens comme l’Espagne, la France et l’Italie
dès le début des années 80, le genre ne
s’établit de façon durable en Allemagne
que depuis les années 90. A l’heure actuelle le marché allemand est alimenté par les
maisons d’édition Carlsen, Egmont, Panini
comics et Tokyopop, qui, ensemble, publient 60 albums de manga par mois. De plus,
depuis l’été 2005, un nouveau concurrent
est actif sur ce marché. Le groupe d’édition
Random House (Bertelsmann) envoie dans
la course l’éditeur Heyne, qui alimente la
communauté des fans de manga avec une
offre toujours renouvelée d’aventures.
L’éditeur Heyne profite en fait de la coopération de Random-House avec la maison
d’édition japonaise Kodansha, très bien positionnée sur le marché japonais des mangas. Le public le plus fidèle se recrute avant
tout parmi les 8–25 ans. Le chiffre d’affaires
annuel en Allemagne se situe autour de 50
millions d’euros.
Traduit par Suzanne Rousselot
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Si on le fait, alors à 100%! Le prêt automatisé avec la RFID à la bibliothèque municipale de Munich (Marianne Pohl, Eva Schubert)
(pp. 53–55)
Le déroulement rationnel des opérations de
routine dans les bibliothèques – par exemple le prêt et le retour, et aussi le tri des documents – n’est pas seulement sensé, mais, en
ces temps de moyens limités, l’obligation du
jour. Pour accroître l’efficacité de ces tâches,
les bibliothèques misent de plus en plus sur
la mise en service de la RFID (identification
par radio fréquence), dont ils attendent par
ailleurs une amélioration du service. A travers l’exemple de la bibliothèque municipale
de Munich, on peut constater ce qu’apporte
cette décision pour le personnel et pour les
clients, ainsi que pour le travail pratique.
C’est en juin 2004 que la décision fut prise à Munich d’utiliser exclusivement la technologie RFID pour le prêt et le retour des documents dans toutes les bibliothèques de la
ville, et ce dans un délai de 5 ans. L’objectif
est d’équiper tous les documents qui le permettent d’étiquettes RFID et d’atteindre le
prêt automatisé à 98%. Début 2006, trois
sites pilotes doivent fonctionner avec la
RFID: la bibliothèque centrale ainsi qu’une
grande et une petite bibliothèque de quartier. Ainsi les différents niveaux des bibliothèques de la ville seraient représentés, et
l’on pourrait à partir du milieu de l’année
envisager l’équipement des autres bibliothèques à partir des expériences des bibliothèques pilotes.
»Il faut donner leur chance aux jeunes bibliothécaires!« L’association australienne
des bibliothèques ALIA mise sur la créativité et la motivation des jeunes collègues –
Entretien avec la présidente Gillian Hallam
(pp. 61–64)
Les bibliothécaires qui viennent d’être formés sont très motivés et créatifs – un potentiel que les bibliothèques utilisent trop
peu jusqu’à présent. C’est du moins ce
que pense Gillian Hallam, la présidente de
l’association australienne des bibliothèques
ALIA. C’est pourquoi cette bibliothécaire
dynamique proclame que la promotion des
jeunes collègues est primordiale. Son credo:
Lorsque de jeunes bibliothécaires bien formés prennent leur poste, l’équipe expérimentée devrait prêter une oreille attentive
aux idées du nouvel arrivant, au lieu que le
nouvel arrivant s’adapte au fonctionnement
sclérosé de la bibliothèque. G. Hallam dit:
»Les jeunes gens amènent beaucoup d’idées
nouvelles, dont tous peuvent tirer profit. Ils
font preuve de tant d’enthousiasme et de
passion que des collègues plus âgés, déjà un
peu éteints professionnellement, peuvent se
laisser entraîner. Souvent les structures des
bibliothèques sont si routinières et sclérosées, que de nouvelles idées et de nouveaux
projets sont d’une urgente nécessité.« Cette stratégie, dit G. Hallam, a fait ses preuves
plus d’une fois et trouve de plus en plus de
partisans en Australie. Ce n’est qu’un projet
de l’ALIA. L’association australienne se bat
désormais sur plusieurs fronts, car même au
paradis australien de la formation, c’est, depuis le changement de millénaire, le règne
du stylo rouge. Bernd Schleh, rédacteur de
BuB, a évoqué le situation critique des bibliothèques avec Gillian Hallam lors du congrès de l’IFLA à Oslo.
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Résumé des
principaux articles
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