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BuB | Inhalt Geschichte Zwischen London und Wolfenbüttel / Die jüngsten Aktivitäten des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte (Peter Vodosek) __________________72 w Regelwerk DDB: Aktualisierung der RAKMusik-Anlage M 9________________17 Vor 100 Jahren Ueber die Volksbibliothek einer kleineren Stadt (A. Koerth) _________18 Öffentliche Bibliothek »Lebende Bücher« / Eine neue Dimension der Ausleihe (Beate Detlefs) 19 Wanted: Dangerous Librarians! (Arne Svingen) ___________________21 Ausbildung HU Berlin: »Institut für Bibliotheksund Informationswissenschaft« _____22 e .d Diskussion Wozu der publizistische Aufwand? (Gisela Hartwieg) _________________31 Verschwörung von Bibliotheksanarchistinnen (Ursula Müller-Schüßler)__32 Zweifellos ein Charakter, um schriftstellerische Phantasie anzuregen (Eymar Fertig) __________33 Termine Fortbildung ______________________34 Kalendertipps April – Dezember 2006 ____________36 Schwarzes Brett __________________38 Markt __________________________38 Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 Zurück auf der internationalen Bühne / Deutsche Bibliothekare mischen beim IFLA-Weltkongress in Oslo kräftig mit / Ein Blick auf die Bibliothek der Zukunft (Bernd Schleh) __40 w Wissenschaftliche Bibliothek Die »Biblioteca Angelica« / 400 Jahre öffentliche Bibliothek in Rom (Gernot U. Gabel) ____________12 Mehr Bücher, mehr Benützung / Die Bayerische Staatsbibliothek hat ihre Kapazitäten erweitert __________14 Berlin: Der Alte Realkatalog der Staatsbibliothek ist online __________16 SBB: »Die Magie der Sterne« im Kalender 2006 ___________________16 DDB: Volltextindexierung von Online-Dissertationen _____________17 DDB: Niggemann Vorsitzende der Konferenz der europäischen Nationalbibliothekare _____________17 Deutsch-türkisches Kultur-Magazin »MelezArt« _____________________28 Das Interview »Junge Bibliothekare müssen eine Chance bekommen!« / Der australische Bibliotheksverband ALIA setzt auf Kreativität und Motivation der Berufsanfänger – Ein Gespräch mit der Präsidentin Gillian Hallam ______61 Ausland Von hethitischen Keilschriftarchiven zu modernen Informationszentren / Ein Überblick über die Bibliotheken in der Türkei (Ursula Wester) _______64 –B Landesschau Münchner Erklärung: »Die blühende Bibliothekslandschaft beginnt zu welken« ________________6 Nordrhein-Westfalen: Landesweite Nacht der Bibliotheken / »Himmel & Hölle« in Oberhausen (Hans-Dietrich Kluge-Jindra, Monika Rasche) _______6 Tag der Bibliotheken in Berlin und Brandenburg (Anne Dreger, Annette Gerlach) __________________8 Politically Correct Library Terms for the 21st Century ______________10 Thüringer Bibliothekspreis: Die ausgezeichnete Ernst-Abbe-Bücherei in Jena (Michaela Peisker) __________11 Niedersachsen: »Opal« – das OnlinePortal digitalisierter Kulturgüter _____11 Leipzig: Unesco-Auszeichnung für Umweltbibliothek ________________12 Politik Fachstellenmanagement heute und morgen / Vorschläge für interne Verbesserungen / Hohe Anforderungen an die Leitungsebene (Martin Götz, Konrad Heyde)_______56 –u Politik & Verbände EU-Kommission: Pläne für europäische digitale Bibliotheken_____3 »Bricks«: Dezentralisiertes Netzwerk für den integrierten Zugriff auf digitale Kulturgüter in Europa ________4 Goethe-Institut: »Goethe-Lounge« in Los Angeles ____________________5 Tagung Viel zu tun in Sachen bibliothekspolitischer Lobbyarbeit / Ergebnisse eines Seminars von ekz und Fachstellen (Jürgen Seefeldt) ___________22 IFLA: Aufruf für ehrenamtliche Übersetzer ______________________23 »The visible librarian« / Zwei Seminare mit Judith A. Siess (Oliver Dienelt) __________________24 Frankfurt Scientific Symposium: Wissenschaftliche E-Journals zwischen Open und Total Access (Hanne Knickmann) ______________25 Über die Haltbarkeit von Bits und Bytes / »nestor« auf dem 75. Deutschen Archivtag __________26 Nachrichten _____________________27 .B Foyer w 2 Recherchieren für den Frieden / Die Bibliothek ist das Herz des Osloer Nobel-Instituts (Bernd Schleh) ______47 Auf Augenhöhe mitdiskutiert / Berliner Studenten bereichern mit Seminarprojekt den Weltkongress in Oslo (Jana Grünewald, Ben Kaden, Maxi Kindling) ___________________49 Auf der Suche nach der grenzenlosen Bibliothek / Als Praktikantin beim IFLA-Satellite-Meeting in Järvenpää (Ulrike Schönherr) _______50 Praxis Wenn – dann 100 Prozent / Selbstverbuchung mit RFID in der Münchner Stadtbibliothek (Marianne Pohl, Eva Schubert) ______53 Magazin Buchmarkt Manga – ein Kulturphänomen / Die Nachfrage nach japanischen Bildergeschichten boomt – auch in Bibliotheken (Eva Förg, Eva Gottmanns, Wolfgang Ratzek, Nicole Rothe, Tobias Schnitker) ___________74 Fachliteratur Geraubte Bücher (Armin Schlechter) _78 Walther Umstätter, Roland WagnerDöbler: Einführung in die Katalogkunde (Heidrun Wiesenmüller) _____80 Friedrich Nestler: Einführung in die Bibliographie (Heidrun Wiesenmüller) _ 82 Aus dem Berufsverband Weiterbildung zum Fachwirt für Informationsdienste – quo vadis? • BIB-Mitgliedsbeiträge für 2006 • Gemeinsame Bibliothekstage für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt: Lesungen, Ausstellungen, Events – Der Bürger hat die Qual der Wahl • Rheinland-Pfalz: Nachlese der BIB-Fortbildung »Planung und Durchführung von Veranstaltungen« • Rückblick auf BIB-Sommerkurs 2005: »Soft Skills in Potsdam« • BIB-Sommerkurs 2006: »Neue Managementaufgaben für (künftige?) Führungskräfte« • BIB-Fortbildungstermine ___________85 Impressum ______________________55 Summary · Résumé _______________92 Stellenmarkt _____________________94 BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Politik & Verbände .d pr. – Ende September vergangenen Jahres hat die Europäische Kommission ihre Strategie verkündet, Europas geschriebenes und audiovisuelles Erbe im Internet verfügbar zu machen. Durch die Umsetzung des historischen und kulturellen Erbes Europas in digitale Inhalte können Europas Bürger es für ihre Studien, ihre Arbeit oder ihre Freiheit nutzen und erhalten Innovatoren, Künstler und Unternehmer das benötigte Rohmaterial. Die Kommission schlägt eine konzertierte Anstrengung der EU-Mitgliedstaaten vor, um dieses Erbe zu digitalisieren, zu bewahren und es allen verfügbar zu machen. Sie legt einen ersten Satz von Maßnahmen auf europäischer Ebene vor und fordert mittels einer Online-Konsultation zu Stellungnahmen zu einer Reihe von Fragen auf (Ende der Antwortfrist ist der 20. Januar 2006). Die Beiträge werden in einen Vorschlag für eine Empfehlung über die Digitalisierung und digitale Aufbewahrung eingehen, der im Juni 2006 vorgelegt werden soll. .B w w w Bernd Schleh (BuB-Redakteur) BuB | 58 (2006) 01 zu machen.« Ján Figel’, für Bildung und Kultur zuständiger EU-Kommissar, fügte hinzu: »Auf diesem Gebiet ist die europäische Zusammenarbeit eine offensichtliche Notwendigkeit: Es geht darum, die Bewahrung unseres gemeinsamen kulturellen Erbes und den Zugang zu ihm für künftige Generationen sicherzustellen.« Es ist nicht einfach, die Ressourcen in Europas Bibliotheken und Archiven im Internet verfügbar zu machen. Einerseits sprechen wir über sehr unterschiedliche Materialien – Bücher, Filmfragmente, Fotos, Manuskripte, Reden und Musik. Andererseits müssen wir aus enormen Mengen auswählen – zum Beispiel aus 2,5 Milliarden e EU-Kommission: Pläne für europäische digitale Bibliotheken –u brauchen sie etwas mehr Platz als die üblichen Bibliotheksmedien, dafür gehen sie weg wie warme Semmeln: Lesben, Journalisten, Priester, Arbeitsscheue, Polizisten und Angehörige anderer gesellschaftlicher Randgruppen. Die technische Bearbeitung ist denkbar einfach, die »lebenden Bücher« werden mit einem Strichcode versehen – und schon sind sie ausleihfertig. Großstadtbibliotheken in den nordischen Ländern feiern mit dieser neuen Dimension der Ausleihe wahre Umsatzrekorde. Im dänischen Kopenhagen wurden die zehn angebotenen »Menschen-Bücher« innerhalb von fünf Stunden sage und schreibe vierzig Mal nachgefragt. Im schwedischen Malmö waren die Vorbestellungen für den Imam, die Muslimin, den Roma und den Tierschutzaktivisten gleich mehrfach überzeichnet, wie im BuB-Beitrag auf Seite 19 (siehe auch Heft 10/05 Seite 674) nachzulesen ist. Der Hintergrund für die »Menschen-Bibliothek« ist freilich ein ernster: Mit der Aktion sollen Vorurteile abgebaut werden. Bibliotheksbesucher erhalten die Möglichkeit, mit Menschen zu reden, mit denen sie sonst nie in engeren Kontakt kommen würden. Der Erfolg lässt sich sehen: Zwar stimmen Ausleiher und Ausgeliehener nach ordnungsgemäßer Rückgabe des »Mediums« in ihren Meinungen nicht immer komplett überein, doch durch die Dynamik der Unterhaltung wird gegenseitiges Verständnis geweckt. Es wächst die Erkenntnis, dass es besser ist, mit den Menschen als über sie zu reden. Erstaunlich dabei: Der Andrang ist nicht nur aufseiten der Ausleiher groß, auch auszuleihende Personen stellen sich gerne zur Verfügung. Die Werbewirkung für die beteiligten Bibliotheken ist enorm. Fernsehen, Rundfunk und Presse aus ganz Europa berichten über die Aktionen. Die Bibliotheken profilieren sich als moderne Orte der Begegnung und des aktiven Dialogs – und räumen auf diese Weise gleich ein weiteres Vorurteil aus der Welt: Bibliotheken sind keineswegs altbacken und verstaubt, sondern können zur Lösung der drängenden gesellschaftlichen Probleme einen wichtigen Beitrag leisten. Mutige Ideen sind also gefragt. BuB berichtet in der Januar-Ausgabe über weitere Bibliotheken, die ungewöhnliche Wege gehen, zum Beispiel über die Bibliothek des Goethe-Instituts in Los Angeles (Seite 5). Dort wurde die herkömmliche Einrichtung dicht gemacht. Stattdessen erwartet die Besucher nun eine »Media-Lounge« mit einem Angebot, das sich auf Film, Medien, Design und Musik konzentriert. Als Pate des gewagten Projekts wurde öffentlichkeitswirksam Thomas Gottschalk eingekauft – wohl eher ein Hinweis dafür, dass es um Lifestyle denn um Lesen und Lernen geht. Noch mal zurück nach Skandinavien: In Oslo ist man schon einen Schritt weiter. Dort denkt man derzeit nicht einfach über einzelne Ideen oder Aktionen nach. In der norwegischen Hauptstadt soll die Bibliothek vielmehr komplett neu erfunden werden. Keine leichte Aufgabe, wie der Bericht auf Seite 40 zeigt. Doch die norwegischen Kollegen sind eifrig bei der Sache, sie konzipieren neue Dienstleistungen und bieten sie probeweise an, sie testen Arbeitsabläufe, befragen Benutzer, studieren deren Verhalten, entwerfen neuartige Möbelstücke und tüfteln an überraschenden Licht- und Soundeffekten. Gute Ideen liegen übrigens oft näher als man denkt. Die Vorsitzende des australischen Bibliotheksverbandes ALIA, Gillian Hallam, hat dafür einen Tipp parat: Junge Bibliothekare einstellen, denn die sprühen vor Energie und Kreativität! In Australien, so sagt Hallam im BuB-Interview auf Seite 61, habe man damit beste Erfahrungen gemacht: »Berufsanfänger zeigen so viel Enthusiasmus und Begeisterung, dass sich davon auch wieder ältere Kollegen, die manchmal im Job schon ein bisschen abgestumpft sind, anstecken lassen.« Politik & Verbände –B In den Regalen »Ohne kollektives Gedächtnis sind wir nichts und können nichts erreichen. Es definiert unsre Identität, und wir nutzen es ständig für unsere Bildung, unsere Arbeit und unsere Freizeit«, bemerkte die für die Informationsgesellschaft und die Medien zuständige EU-Kommissarin Reding. »Das Internet ist unser mächtigstes neues Werkzeug für die Speicherung und gemeinsame Nutzung von Informationen seit der Druckpresse von Gutenberg. So lasst uns es verwenden, um das Material in Europas Bibliotheken und Archiven allen verfügbar Büchern und gebundenen Zeitschriften in Europas Bibliotheken und Millionen von Stunden Film und Video in den Archiven von Sendeanstalten. In der Mitteilung der Kommission werden drei wichtige Maßnahmenbereiche genannt: Digitalisierung, Online-Verfügbarkeit und digitale Aufbewahrung. In den Mitgliedstaaten gibt es zurzeit mehrere, aber unkoordinierte und teilweise widersprüchliche Initiativen. Um die Schaff ung gegenseitig unvereinbarer Systeme und Doppelarbeit zu vermeiden, schlägt die Kommission vor, dass die Mitgliedstaaten und die großen kulturellen Einrichtungen sich den Bemühungen der EU anschließen, digitale Bibliotheken in ganz Europa Wirklichkeit werden zu lassen. Zur Erreichung dieses Ziels sind unter anderem eine private Beteiligung und öffentlich-private Partnerschaften wichtig. Die Kommission ihrerseits wird die Koordinierungsarbeiten verstärken und über ihre Forschungsprogramme und das Programm eContentplus zur Finanzierung beitragen: 3 BuB | Foyer Politik & Verbände Initiative i2010 – http:// Thomas Risse, Leiter der Abteilung Intelligente InformationsUmgebungen (i-Info) beim IPSI (www.ipsi.de/i-info). Digitale Archive in dezentralisierten Datenbanken e von Kompetenzzentren auf dem Gebiet der Digitalisierung und Aufbewahrung (2007). Zwischen 2005 und 2008 wird außerdem das Programm eContentplus 60 Millionen Euro beisteuern, um die nationalen digitalen Sammlungen und Dienste interoperabel zu machen und den mehrsprachigen Zugang zum kulturellen Material und dessen Nutzung zu erleichtern. Digitale Bibliotheken sind eine der Vorreiterinitiativen der von der Kommission am 1. Juni 2005 verabschiedeten Initiative »i2010 – Eine europäische Informationsgesellschaft für Wachstum und Beschäftigung«. Über den Projektstand von Bricks informierten die Projektpartner bei der Moskauer Konferenz EVA 2005 am 29. November in einem Workshop (www.brickscommunity.org/ bkfevents_index). Risse und sein Mitarbeiter Predrag Knezevic gaben einen Überblick über die bisherige Umsetzung des Projekts und entwarfen Szenarien zur möglichen Nutzung eines digitalen Archivs. Zum Abschluss des Projekts soll jeder Anwender verschiedene Wissensquellen integriert abfragen können, beispielsweise zur Erfassung aller französischen Werke der Renaissance in europäischen Museen. Ein weiteres Szenario besteht darin, die Geschichte historischer Dokumente nachzuvollziehen. Derzeit sind solche und ähnliche Recherchen lediglich durch die gezielte Abfrage von einzelnen Archiven oder Suchmaschinen möglich. Die Infrastruktur, die das Fraunhofer IPSI dazu entwickelt, baut auf dem Internet auf. Man verzichtet für das BricksNetzwerk auf einen zentralen Server, der bei einem Brand ebenso zerstört werden könnte wie jede »normale« Bibliothek. Stattdessen erfolgt die Vernetzung »peer-to-peer«, das heißt jedes Mitglied des Netzwerks stellt einen gleichberechtigten Knotenpunkt dar. Vorgabe ist es, alle Kosten niedrig zu halten, damit Bricks für die späteren Anwender finanzierbar bleibt. Darüber hinaus soll die Teilnahme flexibel sein. Gleichzeitig können Anbieter kultureller oder anderer Güter die Datenbank zur Veröffentlichung ihres Angebots nutzen. »Was wir letztlich bereitstellen, ist ein verteiltes, extrem zuverlässiges und kostengünstiges Bibliotheksnetzwerk, das den Zugriff auf alle digitalen Biblio- .d –u dass ein Rechner mit digitalen Informationen verbrennt oder auf andere Weise ausfällt. Was aber verhindert werden kann, ist der Flächenbrand. Ein Zwischenfall soll nicht die gesamte Infrastruktur beeinflussen und damit den Zugriff auf andere Statusbericht bei der EVA 2005 Bibliotheken oder auch Kopi(Electronic Imaging, the Visual en der ausgefallenen Bibliothek Arts & Beyond) am 29. Novem- beeinträchtigen. Deutscher ber in Moskau Projektteilnehmer bei Bricks ist das Fraunhofer-Institut für Intepr. – Die Bewahrung nationalen grierte Publikations- und Inforund internationalen Kulturbe- mationssysteme IPSI (www.ipsi. sitzes wird durch die Digitalisie- fraunhofer.de). rung von Werken und Werksverzeichnissen nicht automatisch Fraunhofer IPSI entwickelt sicherer. Was mit dem verhee- Infrastruktur renden Großbrand in der (konventionellen) Anna-Amalia- Das Darmstädter Institut überBibliothek in Weimar im Herbst nimmt den technischen Aufbau 2004 eine punktuelle Katastro- von Bricks und stellt so die Infraphe war, könnte bei falsch kon- struktur bereit. Eine Kernaufzipierter digitaler Archivierung gabe ist es, eine dezentralisierte zum Flächenbrand werden. Datenbank zur Speicherung von Damit sich solche Katastro- Metainformationen und Verphen in der digitalen Welt nicht waltungsdaten, die in herkömmereignen, hat die EU im Januar lichen Systemen zentral abgelegt 2004 das Projekt »Bricks« ge- würden, zu entwickeln. Metainstartet: »Building Ressources for formationen sind Informationen Integrated Cultural Knowledge über die enthaltenen InformatiServices«. Digitaler Kulturbe- onsangebote. »Dezentralisierte sitz, gleich ob ursprünglich ana- Datenbanken sind verteilten log entstanden oder von vorn- Datenbanken zwar ähnlich, sie herein digital konzipiert, soll in verfügen allerdings über keine einem öffentlichen Netzwerk zentrale Koordination. Denvereint werden. Zwar lässt sich noch müssen sie hochskalierbar nicht grundsätzlich verhindern, und sehr zuverlässig sein«, so w euro pa.eu.int/rapid/pressReleases Action.do?reference=IP/05/ 643&format=HTML&aged =1&language=EN&guiLang uage=en Online-Konsultation zu digitalen Bibliotheken – http:// europa.eu.int/information_ society/activities/digital_li braries/index_en.htm Programm econtentplus – http://europa.eu.int/infor mation_society/activities/ econtentplus/index_en.htm Lund-Aktionsplan – www. cordis.lu/ist/digicult/lundprinciples.htm Europäisches Kulturportal – http://europa.eu.int/comm/ culture/portal/index_de.htm Memo/05/347 – http:// europa.eu.int/comm/culture/ portal/index_fr.htm »Bricks«: Dezentralisiertes Netzwerk für den integrierten Zugriff auf digitale Kulturgüter in Europa .B Weitere Informationen zusammenarbeiten. In der 5. Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen während des sechsten Forschungsrahmenprogramms (2005) hat die Kommission 36 Millionen Euro für Forschungsarbeiten über den modernen Zugang zu unserem kulturellen Erbe und die digitale Aufbewahrung zur Verfügung gestellt. Während des siebten Rahmenprogramms (RP7) werden die Forschungsarbeiten über Digitalisierung, digitale Aufbewahrung und den Zugang zu kulturellen Inhalten erheblich verstärkt, und zwar unter anderem über ein Netz w Konsultation über Fragen der Digitalisierung und der digitalen Aufbewahrung (2005) werden in den Vorschlag der Kommission für eine Empfehlung eingehen (2006). Auch werden ihre Ergebnisse bei anderen relevanten Initiativen berücksichtigt, wie der Überprüfung der Urheberrechtsvorschriften der EU (2006) und der Durchführung der FuE-Programme der Gemeinschaft (2007). Eine hochrangige Gruppe zum Thema digitale Bibliotheken wird die Kommission darüber beraten, wie die genannten Herausforderungen auf europäischer Ebene am besten bewältigt werden können. Die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten wird durch eine Aktualisierung des Lund-Aktionsplans erleichtert, der praktische Hinweise über die Durchführung der Digitalisierung enthält (2005), sowie durch quantitative Indikatoren zur Messung der Fortschritte. Um eine europaweite Koordinierung sicherzustellen, wird die Kommission mit kulturellen Einrichtungen, wie etwa den Staatsbibliotheken und den –B Die Ergebnisse einer Online- Pflichtexemplarbibliotheken, w 4 BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Politik & Verbände Dokumentar- und Feature-Produktionen. Den Besuchern stehen DVD-, Video- und AudioStationen zur Verfügung sowie Multimedia-PC-Plätze und ein Großbild-Fernseher, der Sendungen aus Deutschland empfängt. Ein weiteres Novum: Finanziert wird die Media Lounge ausschließlich durch Sponsoren aus der deutschen und amerikanischen Film-, Kultur- und Wirtschaftsszene. Ein Großteil des Geldes wurde durch Fundraiser-Events des Goethe-Instituts Los Angeles gesammelt sowie durch den Verein »Friends of Goethe of Southern California«. Die Lounge ist auch ein idealer Ort für Empfänge und Veranstaltungen von Partnern aus Kultur und Wirtschaft. www.goethe.de e pr. – Lesen, Lernen und Lifestyle: Das neue Konzept einer Media-Lounge feierte Ende November vergangenen Jahres am Goethe-Institut Los Angeles Premiere. Moderator der Eröffnungsveranstaltung war Thomas Gottschalk. dennoch nicht fehlen. Mit der neuen Media-Lounge versorgt das Goethe-Institut Los Angeles zugleich den gesamten Westen der USA mit deutschen Medien. Die Lounge soll ein Ort der Begegnung für Filmschaffende und Medienkünstler aus den USA und Deutschland werden. Mit Thomas Gottschalk hat die .d Goethe-Institut: »Goethe-Lounge« in Los Angeles Die herkömmliche Bibliothek musste weichen. Das Angebot konzentriert sich Mit dem außergewöhnlichen nun auf Film, Medien, Design der Media Lounge wird Design und Musik. ein neues Konzept architektonisch umgesetzt. Die herkömmliche Biblio- Lounge damit einen idealen Pathek musste weichen. Das An- ten. gebot konzentriert sich nun In der umfangreichen Sektiauf Film, Medien, Design und on der »bewegten Bilder« finden Musik. Klassische Referenz- sich deutsche Filme vom Exwerke und Magazine werden pressionismus bis zu aktuellen w w w .B –u –B theken, Museen und vergleichbare Institutionen garantiert, solange sie online sind«, erläutert Risse. »Gleichzeitig versteckt Bricks gegenüber dem Benutzer die Heterogenität der Informationsquellen und erleichtert so den Umgang mit den Inhalten.« Das Projekt zur Sicherung und Erweiterung des europäischen Kulturbesitzes, Bricks, war Gewinner bei der Auswahl zwischen Projektanträgen für das »European Sixth Framework Programme«. Bricks wird von der EU als wichtigstes und innovativstes Projekt im Kultursektor eingestuft. »Fit in der Wirtschaft«? Mag sein. Aber auch im Alphabet? Wir empfehlen in einem solchen Fall Investitionen nicht nur in die Wirtschaft, sondern insbesondere in die Bibliotheken. (Motiv aus einer Imagekampagne, das in der Presse geschaltet wurde sowie unter <www.wirmachenseinfach.rlp. de/standort_rlp/broker.jsp> auch im Netz zu finden ist.) BuB | 58 (2006) 01 5 BuB | Foyer Landesschau Ein starkes Land braucht starke Bibliotheken! Investitionen in die Bibliotheken Bayerns sind Investitionen in die Zukunft des Freistaats! e –B .d Die Idee kam aus Emsdetten im Münsterland. Stephan Schwering, der Leiter der dortigen Stadtbibliothek, gab die AnNordrhein-Westfalen: regung, und ein Jahr vor dem Termin trat zum ersten Mal eine Landesweite Nacht der vom Verband der Bibliotheken Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen (vbnw) berufene PlanungsEs war eine Premiere – zum gruppe zusammen. Die Gruppe ersten Mal fand in einem Bun– bestehend aus Vertreterinnen desland landesweit eine Nacht der unterschiedlichen Biblioder Bibliotheken statt. Über 180 thekssparten – definierte die Bibliotheken beteiligten sich, Ziele, entwarf einen Rahmennicht nur öffentliche, sondern plan und forderte die Bibliothe- w Bibliotheken bilden das Fundament für Aus-, Fort- und Weiterbildung und die Basis für lebenslanges Lernen in der Wissensgesellschaft. Sie bieten ein breites Spektrum an schul- und unterrichtsbezogenen Dienstleistungen an. Bibliotheken werden von Menschen jeden Alters aus allen Bevölkerungsschichten genutzt, sie fördern das Lesen, geben Orientierung in der rapide wachsenden Informationsflut, stärken die Medienkompetenz und bieten barrierefreie Zugänge zu elektronischen Informationsquellen. Über die Hälfte aller Nutzer von Bibliotheken sind Schüler und Studenten. Eine adäquate Finanzierung und Förderung der Bibliotheken muss deshalb im »Bildungsland« Bayern eine Selbstverständlichkeit sein. Die Bibliotheksträger auch wissenschaftliche. Kleine wie große Bibliotheken öffneten am Abend des 28. Oktober 2005 ihre Häuser – teilweise sogar bis Mitternacht – und boten ihren Besuchern und Besucherinnen ein abwechslungsreiches Programm. –u Das Bibliotheksforum Bayern (www.bibliotheksforum.de) hat sich als zweijährlich stattfindendes Fachsymposium des Bayerischen Bibliotheksverbandes etabliert. Es gibt Fachleuten aus allen Bibliothekssparten zwischen den Bibliothekstagen Gelegenheit, sich hier mit zentralen Fragen und Themen ihrer Arbeit auseinander zu setzen. Das Motto des Bibliotheksforums 2005, »Bibliothek – Bildung – Zukunft«, setzte den Schwerpunkt auf den »Bildungsort« Bibliothek. Die Teilnehmer des Forums haben am 24. Oktober die folgende »Münchner Erklärung« zu Leistungsstärke und aktuellen Rahmenbedingungen der bayerischen Bibliotheken verabschiedet. Hochschulen im neuen Bayerischen Hochschulgesetz. Keine weiteren Personal- und Literaturetatkürzungen bei der Bayerischen Staatsbibliothek. Die blühende Bibliothekslandschaft Bayern beginnt zu welken und droht zu verdorren. .B Münchner Erklärung: »Die blühende Bibliothekslandschaft beginnt zu welken« sind aufgefordert, ausreichende Mittel bereitzustellen für die laufende Aktualisierung und Erneuerung des Angebots an Büchern, für die Bereithaltung eines bedarfsgerechten Angebots an digitalen Medien, für den Ausbau und die Verstärkung der Internetpräsenz, für die Verbesserung und die gesicherte Erneuerung der technischen Ausstattung, für den Auf- und Ausbau kooperativer Dienstleistungen, für die Verbesserung des Zugriffs auf kostenpflichtige Daten. Im Bereich der öffentlichen Bibliotheken hat die staatliche Förderung in der Vergangenheit wirkungsvoll dazu beigetragen, dass sich vielerorts enge Partnerschaften mit Schulen, Volkshochschulen und anderen Bildungsanbietern entwickeln konnten. Die staatliche Förderung erwies sich als unabdingbar für den Ausgleich lokaler und regionaler Struktur- und Leistungsunterschiede sowie für die Entwicklung interkommunaler und landesübergreifender Kooperationslösungen. Die massive Kürzung der staatlichen Förderung gefährdet die notwendige Modernisierung und Weiterentwicklung der Bibliotheksleistungen. Anlässlich des Bayerischen Bibliotheksforums 2005 fordern die Teilnehmer die Träger der Bibliotheken – Freistaat, Kommunen, Landkreise und Kirchen – auf, sich ihrer Verantwortung für den Erhalt einer leistungsfähigen Bibliotheksinfrastruktur in Bayern bewusst zu sein. Dies bedeutet: Keine weiteren Einschränkungen bei Erwerbungs- und Personaletats. Rücknahme der Kürzungen bei Fördermitteln für die öffentlichen Bibliotheken. Gesicherte Finanzierung der Literaturerwerbung der Fachhochschul- und Universitätsbibliotheken. Festschreibung der Bibliotheken als zentrale Einrichtungen der bayerischen w Landesschau w 6 Light & Sound – ein spektakulärer Auftakt mit Feuerwerk und Musik (Fotos: Axel J. Scherer) BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Landesschau e w wurde, wo was stattfand – eine Fundgrube für vielfältige und originelle Veranstaltungsarbeit. Ein konkretes Beispiel für Engagement und Ideenreichtum liefert der folgende Bericht aus der Stadtbibliothek Oberhausen. Monika Rasche1 »Himmel & Hölle« in Oberhausen größte und bestbesuchte örtliche Veranstaltung statt. Neben Lesungen an den Lichtinseln in der Erwachsenenbibliothek und in anderen Veranstaltungsräumen der Bibliothek, etwa einer Krimilesung mit Ulrich Ritzel und einer erotischen Lesung mit Sabine Paas im dazu eigens umgestalteten Keller des Bert-Brecht-Hauses, gab es Musik der Schülerband »Kein Plan« aus Mülheim sowie von der städtischen Musikschule. Weitere Lesungen und Aktionen fanden in Ladenlokalen der angrenzenden Langemarkstraße und dem Kino Lichtburg statt. Rufus Beck las vor einem überfüllten Allein 3 000 kultur- und literaturinteressierte Menschen kamen laut Lokalpresse zu den ohne Ausnahme gut besuchten unterschiedlichen Veranstaltungen unter dem Motto »Himmel & Hölle – Bibliotheken bringen Licht ins Dunkel« im und um 1 Die Autorin, Leiterin der Stadtbüdas Bert-Brecht-Haus. Damit cherei Münster und Vorsitzende fand in Oberhausen, unter Bedes vbnw, war Mitglied in der Plateiligung des lokalen CityO.nungsgruppe »Nacht der Bibliotheken«. Management eV, die landesweit w BuB | 58 (2006) 01 Auditorium des Kinos, Burkhard Driest fand sein zahlreiches Publikum zu später Nachtzeit in einem Krimi-Special, und Tina Uebel eröffnete den Reigen der Lesungen in einem ehemaligen Telefonladen. Als städteübergreifendes und verbindendes Symbol nicht zuletzt auch für die zahlreichen und hochkarätigen kulturellen Angebote der Ruhrregion insgesamt wurde im Zeichen der Bewerbung der Stadt Essen um den Titel »Kulturhauptstadt Europas« die Straßenbahnlinie 112 zwischen den beiden Bibliotheken in Oberhausen und Mülheim an der Ruhr eingesetzt. In der Zeit von 19 bis 22 Uhr fanden sowohl in einer historischen Straßenbahn wie auch einem Normalzug Lesungen, ein Literaturquiz und musikalische Darbietungen statt. Der »Titan des Spontanreims« Jens Schöndeling, auch bekannt als Gedichtsvollzieher aus Oberhausen-Osterfeld, die Schauspielerin Veronika Maruhn und der Autor und Musiker Harald Jüngst gaben dabei ihr Bestes. Alle angebotenen Lesungen und Einzelveranstaltungen, unter denen nur die in der Lichtburg kostenpflichtig war, wurden vom Publikum gut angenommen. Herausgehoben werden müssen die Lesung mit Rufus Beck in einem überfüllten Kino der Lichtburg, die erotische Lesung mit Sabine Paas im ebenfalls überfüllten »ErotikKeller« des Bert-Brecht-Hauses und der Poetry Slam-Wettbewerb in einem Waschsalon, den die Zuhörerinnen und Hörer bis weit auf die Straße hin verfolgen konnten. Alle Erwartungen der Veranstalter wurden auch bei den Kinderangeboten zum Schattentheater und insbesondere in der Kinderbibliothek übertroffen, die an diesem Abend zur »Bibliothek der Finsternis« wurde. Eine Medienrallye war der absolute Höhepunkt für die mit ihren Eltern erschienen zahlreichen Kids. Kennzeichnend für die Lesungen war, dass neben den »Stars« Rufus Beck, Burkhard .d –B –u .B Ein Herr der Finsternis w ken im Land unter dem Motto »Bibliotheken bringen Licht ins Dunkel« zur Teilnahme auf. Einhundert Teilnehmer sollten es mindestens sein. Nach einem zögerlichen Start wurde dieses Ziel im Ergebnis weit übertroffen – 180 Bibliotheken in mehr als 140 Orten in NordrheinWestfalen haben mitgemacht. Für die Nacht der Bibliotheken sollte es ein gemeinsames Erscheinungsbild geben – Plakate, Programme und Lesezeichen sowie der Internetauftritt sollten landesweit einheitlich sein. Hierfür galt es Sponsoren zu finden und eine Grafikerin zu beauftragen, die Eindruckplakate und -faltblätter entwarf. Die ekz in Reutlingen erwies sich als starker Partner, organisierte den Druck der Materialien und übernahm den Versand an die Bibliotheken. Für den InternetAuftritt stellte das Hochschulbibliothekszentrum des Landes (HBZ) seinen Server zur Verfügung. Die Kosten für GrafikDesign und Druck übernahmen die Sponsoren, die psd-Banken Westfalen-Lippe und RheinRuhr. Der neue Ministerpräsident Jürgen Rüttgers fungierte als Schirmherr und schrieb ein Grußwort. Der WDR konnte als Medienpartner gewonnen werden und berichtete im Umfeld des Termins mit mehreren Sendungen aus den Bibliotheken. Mit Spannung wurde dann der Abend erwartet – kommen die Menschen nicht nur zu Museums-, sondern auch zu Bibliotheksnächten? Und es kamen mehr als 50 000 Menschen. Landauf, landab wurde von vollen Häusern und einer tollen Stimmung berichtet. Tatsächlich standen die Bibliotheken an diesem Abend im Rampenlicht und haben sich als faszinierende Orte und ideenreiche Veranstalter präsentiert. Der Erfolg war so groß, dass bereits über eine Neuauflage im nächsten Jahr nachgedacht wird, und so gibt es auch weiterhin die Website <www.Nachtder Bibliotheken.de>, auf der neben Presseinformationen und dem Grußwort auch festgehalten 7 BuB | Foyer Landesschau Tag der Bibliotheken in Berlin und Brandenburg Unter dem Motto »Net(z) zueinander. Wissen – Netze – Bildung« hat am 23. und 24. September 2005 der erste gemeinsame Regionalbibliothekartag aller bibliothekarischen Landesverbände (BIB, VDB, DBV) in der »Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin im Volkswagen-Haus« stattgefunden. Die Teilnehmerzahl war mit über 180 Bibliothekarinnen und Bibliothekaren erfreulich hoch. Einem sehr umfassenden Programm waren die Mitgliederversammlungen des DBV Berlin, des BIB Berlin und des BIB Brandenburg sowie des VDB Berlin/ Brandenburg vorausgegangen. .d e an der angrenzenden Einkaufsstrasse aufgenommen worden, die sich auf Anregung des CityO.-Managements aktiv an der Veranstaltung beteiligten und ihre Läden zum Teil bis Mitternacht geöffnet hielten. Mit Dekorationen in den Schaufenstern und (Kunst-)Aktionen in und vor ihren Läden, die das Thema »Himmel & Hölle« aufnahmen, trugen sie ebenfalls wesentlich zum positiven Ambiente und zum Gelingen der Veranstaltung bei und zeigten sich anschließend äußerst angetan über deren Verlauf: Auch ihre Kundschaft wusste dieses Engagement zu würdigen. Die bereits im Zusammenhang mit der Durchführung des Oberhausener Literaturpreises erprobte gute und enge Zusammenarbeit zwischen dem CityO.-Management und der Stadtbibliothek bewährte sich erneut und bildete eine zen- w .B –u »eigene« Taschenlampen dabei und fanden eine dunkle Bibliothek äußerst spannend. Die öffentliche Berichterstattung über die Veranstaltung »Himmel & Hölle« war weit über das erwartete Maß hinaus umfangreich und ausschließlich positiv geprägt. Neben den örtlichen Medien (Zeitungen sowie Lokal- und Bürgerfunk) wurde über Himmel & Hölle ausführlich im Fernsehen (WDR3), teils live, sowohl regional und als auch landesweit berichtet. Der WDR-Hörfunk (WDR5) war als Medienpartner mit zwei Infoständen in Oberhausen präsent und berichtete bereits im Vorfeld zur landesweiten Bibliotheksnacht mit mehreren größeren Sendungen über die Nacht der Bibliotheken. Auch im Internet wurde über die Veranstaltung in Oberhausen berichtet, und Interessierte konnten dort bei einer aktuellen Internet-Zeitung eine lange Fotostrecke aufrufen. Auf den Internetseiten der Bibliothek steht zudem ebenfalls eine Fotogalerie der Veranstaltung mit Bildern des Oberhausener Designers Axel Scherer zur Verfügung, die unter <www.bibliothek. oberhausen.de> oder <www. OberhausenCity.de> aufgerufen werden kann. Als besonders positiv ist das Engagement der Geschäftsleute w Driest und Ulrich Ritzel eben auch Schülerinnen und Schüler zum Teil eigene Texte vor interessiertem Publikum vortragen konnten. Ergänzt wurden die Lesungen von den beiden Oberhausener Schauspielern und Publikumslieblingen Günter Alt (Theater Bonn) und Anna Polke (Theater Oberhausen). Als besonderen Auftakt der Veranstaltungen haben die Besucherinnen und Besucher das Musikfeuerwerk erlebt, das nach der Eröffnung durch den Oberbürgermeister den Friedensplatz dem Motto der Veranstaltung entsprechend illuminierte. Die anschließende Inszenierung von Michael Dilly, dem künstlerischen Leiter, führte die Besucherinnen und Besucher dann zum Bert-Brecht-Haus, dessen lang erwartete Außenbeleuchtung an diesem Abend in Betrieb genommen wurde und es künftig als Sitz der Zentralbibliothek und der Volkshochschule seiner innerstädtischen kulturellen und baulichen Bedeutung entsprechend in den dunklen Abendstunden besonders heraushebt. Die Öffnung der Bibliothek mit der Nachtausleihe bis 24 Uhr kam bei den Kundinnen und Kunden ebenso gut an wie der umfangreiche Bücherflohmarkt und die Verdunklung der Erwachsenenbibliothek. Die von einem Energieversorgungsunternehmen gesponserten Taschenlampen ermöglichten allen die Orientierung zwischen den Regalen und den Lichtinseln. Einige Besucher hatten sogar –B Rufus Beck w 8 2 Der Autor ist stellvertretender Leiter der Stadtbibliothek Oberhausen und war einer der verantwortlichen Organisationsleiter der Veranstaltung. Neben Stars wie Rufus Beck oder Burkhard Driest trugen auch Schüler eigene Texte vor. trale Voraussetzung für die Umsetzung dieser Nacht der Bibliotheken, die sich als kulturelles Highlight in das zeitgleich stattfindende City-Fest einfügte. Neben der Finanzierung aus den Etats der Stadtbibliothek und des CityO.-Management eV konnte die Veranstaltung durch die finanzielle und sächliche Unterstützung folgender Partner möglich gemacht werden, bei denen sich die Veranstalter herzlich bedanken: Energieversorgung AG, Stadtsparkasse Oberhausen, Stadtwerke Oberhausen AG, Mülheimer Verkehrsbetriebe AG, Westdeutscher Rundfunk WDR 5, Coolibri, Kinobetriebe Pesch, Verband der Bibliotheken NW, psd-Bank, Allianz-Versicherung. Insgesamt waren an der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung gut 150 Personen in den unterschiedlichsten Aufgabenzusammenhängen beteiligt. Hans-Dietrich Kluge-Jindra2 Die Eröffnungsveranstaltung wurde mit freundlichen Grußworten der brandenburgischen Kulturministerin Prof. Johanna Wanka und der Berliner Staatssekretärin Barbara Kisseler eingeleitet. Der anschließende Festvortrag der Präsidentin der Frankfurter Viadrina-Universität, Prof. Gesine Schwan, zum Thema »Informationscontainer, gebildeter Bürger und Bibliotheken« war ein besonders interessanter und unterhaltsamer Beitrag zum Auftakt des Regionalbibliothekartages. Die für die Gesellschaft nach wie vor (oder besser mehr denn je) bestehende Notwendigkeit, Bildung im umfassenden Humboldt’schen Sinne zu vermitteln, stand in diesem Vortrag eindeutig im Vordergrund. Daraus folgernd verwies Schwan auf die notwendigen und unerlässlichen Aufgaben und Verantwortungsbereiche der Universitäten und Bibliotheken. Aber nicht nur die Anforderungen an diese Institutionen, sondern auch die Rolle des Engagements der Bibliotheksbenutzer selbst fand in diesem Vortrag Erwähnung. So zum Beispiel setzen sich die Studenten der Europa-Universität Viadrina in einer eher ungewöhnlichen Aktion für ihre Universitätsbibliothek ein: In Kooperation mit einem BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB w BuB | 58 (2006) 01 .d –B –u w Im Folgenden wurde die Fortsetzung der im letzten Jahr mit zwei Gospelkonzerten begonnenen Imagekampagne für Bibliotheken vorgestellt. Im Rahmen eines Ausbildungsprojektes hatten sich vier Berliner Fami-Azubis der Imagefrage der Bibliotheken und der Frage des Marketings zugewandt. Sie erstellten ein Konzept für eine Plakat- und Postkartenaktion, die dem herkömmlichen »staubigen und unzeitgemäßen« Image der Bibliotheken entgegentreten will. Die Schlichtheit der Gestaltung, der mit den Entwürfen verbundene Witz, die Modernität des Ansatzes sowie die durch die geschickte Verknüpfung von Bild und Text auf den Punkt gebrachte Identifikationsmöglichkeit verschiedener Zielgruppen begeisterten alle Anwesenden (Abbildungen in BuB Heft 1112/2005, Seite 764). Bibliotheken sind weder altmodisch noch langweilig – das zeigen sowohl die abgebildeten Charaktere als auch der Hinweis auf neue Medien, die neben vielen anderen Medienarten den Buchbestand der Bibliotheken ergänzen. Das Projekt wurde im Rahmen der Ausbildung im Jahr 2004 erarbeitet und einem Kreis Berliner Bibliothekare vorgestellt. Zwei anwesende Vorstandsmitglieder von DBV und VDB waren so begeistert, dass ein Aufgreifen der Projektidee und eine Realisierung angestrebt wurden. Die jungen Kolleginnen und Kollegen stellten dem staunenden Publikum des Bibliothekartages nicht nur ihre Kampagne vor, .B Aktionen für ein zeitgemäßes Image sondern gaben darüber hinaus einen wertvollen Einblick in ihre Marketingstrategie. Eine mit einem Geldbetrag verbundene Auszeichnung sowie eine Einladung in das bekannte Werbeunternehmen »Heymann & Schnell« durch den Geschäftsführer waren als Zeichen der Anerkennung dieser Leistung wohl verdient. Zur großen Freude der Teilnehmer war es den DBVLandesverbänden Berlin und Brandenburg sogar gelungen, Plakate und Postkarten für die Anwesenden herzustellen und zu verteilen. Es ist zu hoffen, dass dieses Projekt in Bälde vom DBV bundesweit aufgegriffen wird. Viel kontroverser wurde eine zweite Projektidee der Agentur »Heymann & Schnell« aufgegriffen, die dem Bibliotheksverband als Idee für eine dreistufige Kampagne kostenlos zur Verfügung gestellt werden soll. Auf dem Regionalbibliothekartag wurde zunächst die erste Stufe der Kampagne vorgestellt. Die Identifikation mit der Bibliothek soll hierbei nicht über witzige Charaktere erfolgen, sondern über das Angebot der Bibliotheken positive Emotionen wecken. Das Buch steht in dieser ersten Kampagnenstufe klassischerweise stellvertretend für die Bibliothek. Um dem Bild alter, uninteressanter Literatur entgegenzuwirken, werden unterschiedlichste weithin bekannte Gemäldemotive ausgewählt und auf zwei Wegen mit den Bibliotheksbeständen in Verbindung gebracht. Zum einen wird das jeweilige Gemälde verändert, indem ein Buch in das Kunstwerk eingefügt wird, und zum anderen wird am Bildrand ein Buchrücken zu sehen sein, der durch seinen aktuellen Titel Kontrast und Witz vermittelt. Ein Signaturschild weist eindeutig auf die Institution Bibliothek und die dort zu findende aktuelle Literatur hin. Die anwesenden Bibliothekare nahmen das Angebot zur Diskussion über diese Ideen sehr ernst; Für und Wider bestimmter Plakatvorschläge wurden unter bibliothekarischen Gesichtspunkten und aus Sicht des strategischen Marketings ab- w Café wird von jedem verkauften Bier ein bestimmter Betrag an die Universitätsbibliothek gespendet, um einen Beitrag zur Aktualisierung des Bestandes zu leisten. Hier zeigt sich, dass die Bedeutung der Bibliotheken und ihrer Aufgabenbereiche in Anbetracht der viel zitierten Konkurrenz aus dem Internet keinesfalls abnimmt, sondern weiterhin einen hohen Stellenwert besitzt. e Landesschau 9 BuB | Foyer Landesschau e The library visitor is not staggering drunk, he is fermentally mobilised. The book has not been vandalised, it has been enhanced by a contemporary expression of angst. Your library system server has not just crashed, you have experienced a technological aberration. –u You no longer have gum stuck to the bottoms of chairs and tables, you now have a microbiological sanctuary construct. You are not wearing library shoes, you are challenging the accepted mores of the fashionistas. The photocopier has not run out of paper, it is consumabledepleted. You are not wearing your hair in a bun, you have a retrograde coiffure. The garbage bin is not on fire, you have a non-scheduled conflagration. You no longer have missing books, you now have a resource-presence deficit. You have not been sworn at, you heard a base expression of fulmination. Your patrons don't have anything overdue, they are enjoying non-sanctioned access. You are not being surly, you are exercising your rights to be judiciously saturnine. You are no longer a children’s librarian, you are now a generationally-different bridging facilitator. You have not been affected by staffing cuts, you have moved into a corporate-lite modality. You don't have any thefts, you are experiencing security diminutions. No-one has cut out articles/ pictures/material from your periodicals, you have had a divergence of perspective with regard to micro-resource location. The young patron didn't just do a poo-poo on the carpet, there has been an unexpected biological elimination. Umstätter verwies vor allem auf die Notwendigkeit einer sorgfältigen Begriffsverwendung, um Verwechselungen des Wortes »Berufsbild« mit solchen wie beispielsweise »Image« zu vermeiden. Er unterstrich die Notwendigkeit der fachlichen Ausbildung zusätzlich zur spezifisch bibliothekarischen für die wissenschaftlichen Bibliothekarinnen und Bibliothekare. Hobohm stellte den neuen Abschluss Bachelor in den internationalen Zusammenhang, zeigte die verstärkten Bemühungen um genauere Leistungsvorgaben und -messungen und die damit verbundene Bürokratisierung durch Zertifizierungen und strenge Studienvorgaben auf. Sehr wichtig waren auch die Informationen zu dem seit dem 1. Oktober 2005 für Bund und Kommunen geltenden neuen »Tarifvertrag öffentlicher Dienst“ (TV-ÖD). In welcher Weise die Länder sich hier einbringen werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen. Ein Vertreter der Gewerkschaft GEW, der in den gesamten Reformprozess eng eingebunden ist und auch die Situation vor Ort als Personalratsvorsitzender der HU gut kennt, informierte über die strittigen Punkte, die offenen Fragen, aber auch die jetzt schon geltenden Neuerungen. Er nannte Verbesserungen, aber auch noch in seinen Augen schwierige Aspekte, gerade auch für den Hochschulbereich, und forderte zur verstärkten Einmischung auf. Kristina Lippold, Vorsitzende der BIB-Kommission für Eingruppierung und Besoldung, stellte die zwar noch nicht gültigen, aber geplanten Änderungen der Eingruppierungen und Entgeltordnungen vor und konnte die Verbesserungen im Vergleich zum BAT gerade im Bereich der Bibliotheken anschaulich machen, etwa durch den geplanten Wegfall bibliotheksspezifischer Fallgruppen (mit zumeist fragwürdigen Kriterien) hin zu allgemeinen Eingruppierungsrichtlinien. Natürlich gab es auch die Möglichkeit, das neue TU-Bibliotheksgebäude zu besichtigen .d Children are not running wild in the library, they are adjusting their metabolic balances. –B You no longer have patrons who smell bad, you now have odor-retentive clients. w Der zweite Tag begann mit einem Hauptvortrag des Kölner Historikers Manfred Thaller zum Thema »Wen erreichen die digitalen Angebote?« Er hatte im Auftrag der DFG diverse Retrodigitalisierungsprojekte evaluiert und selbst Erfahrungen bei der Digitalisierung mittelalterlicher Handschriften erworben. Dass diese Projekte in der Wissenschaft ankommen (also bei dem Zielpublikum, für das die Arbeit getan wird), war die beruhigende Botschaft des Vortrags; daneben gab es aber auch neue Einsichten über Nutzerverhalten und Nutzererwartung. Kritisch wurde dieser Vortrag im Zusammenhang der Berufsbilddiskussion aufgegriffen: Zeigt er nicht, dass wir das ureigene Geschäft zu sehr anderen überlassen, die als Wissenschaftler notwendigerweise eigene und andere (legitime) Interessen verfolgen müssen? Sind dies vertane Chancen des Bibliothekswesens? Fragen, die aufgeworfen wurden und deren genauere Betrachtung sicher lohnt. Weitere Vorträge widmeten sich dem »Kompetenzzentrum« lichen Bibliotheken im Land Brandenburg) sowie »Verbund der Bundesbibliotheken« hinterließen bei den Teilnehmern viele neue, wichtige Eindrücke. Auf sehr großes Interesse stieß die Veranstaltung, in der die Professoren Walther Umstätter (HU Berlin) und Hans-Christoph Hobohm (FH Potsdam) über die Frage des Berufsbilds und Änderungen in der (universitären) Ausbildung berichteten. Politically Correct Library Terms for the 21st Century .B Von »Digitalisierung« bis »Tarifvertrag« des DBV, der vom DBV nach dem Ende des DBI übernommenen internationale Zusammenarbeit sowie den Projekten »Vascoda« und »Deutsche Internetbibliothek«. Die Informationen zum Stand und zu den strategischen Planungen der Verbünde KOBV (Kooperativer Bibliotheksverbund BerlinBrandenburg), VÖBB (Verbund Öffentlicher Bibliotheken Berlins), VÖB (Verbund der öffent- w gewogen. Eine flächendeckende Plakatierung im »normalen« städtischen Umfeld ist jedoch in beiden Fällen aus finanziellen Gründen bisher nicht machbar. Die Vorstellung der beiden Kampagnen waren trotzdem wertvolle Beiträge, da von Auszubildenden zu lernen eine positive und wichtige Erfahrung der zum Teil schon langjährig »gestandenen« Bibliothekarinnen und Bibliothekare war. Auf der anderen Seite hatten die Bibliothekare Gelegenheit, mit den Augen René Heymanns als Außenstehendem auf das Bibliothekwesen zu blicken. Abgeschlossen wurde der erste Tag des ersten gemeinsamen Regionalbibliothekartages mit einem durch die Firmen astec und Preservation Academy Leipzig ermöglichten Empfang, der Möglichkeit für weiterführende Gespräche und Diskussionen bot. w 10 The teenagers are not making out behind the stacks, they are doing research. (At least, that’s what they said.) You don't have a budget crisis. No, wait a minute … yes, you do. Credaro, A. B. (2004). Politically Correct Library Terms for the 21st Century. Warrior Librarian Weekly [online] http://warriorlibrarian.com/ LIBLAUGHS/politicallycorrect.html [October 5, 2005] BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Landesschau w Auch wenn sich die Bibliothek und ihre 27 Mitarbeiter, unter der Leitung von Annette Kasper, sehr über diese Auszeichnung freuen und das Preisgeld gut für eine Erweiterung ihres Medienund Serviceangebots umzusetzen wissen, so kommt der Preis für Jena in eher schwierigeren Zeiten. Aufgrund der Schließung der Stadtteilbibliothek Jena-Nord zum 1. Juni 2005 hatte man in Jena weniger mit einer BuB | 58 (2006) 01 e Mitarbeiter sehr gut, den Nutzer auch beim Umgang mit den Möglichkeiten des Internets, der elektronischen und virtuellen Informationsbeschaff ung, zu beraten und zu unterstützen. Das Prinzip der Vernetzung findet auch innerhalb der Bibliothek Anwendung; so bearbeiten alle Bibliotheksmitarbeiter in Jena stets gemeinsam interne und externe Projekte, versuchen Probleme im Team zu bewältigen, um auch künftig Medien bürgernah zur Verfügung stellen zu können. Michaela Peisker, 99441 Kromsdorf .d –B –u w Mit dem bereits zum dritten Mal von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen gemeinsam mit dem Landesverband Thüringen im Deutschen Bibliotheksverband ausgelobten »Thüringer Bibliothekspreis« wurde 2005 die Ernst-AbbeBücherei in Jena ausgezeichnet. Deren Bibliotheksarbeit soll mit dem Preis und dem damit verbundenen Preisgeld in Höhe von 10 000 Euro gewürdigt werden – zugleich ein Anreiz für andere öffentliche Bibliotheken, ein paar Ideen von Jena für ihre eigene tägliche Arbeit aufzugreifen. öffentlichen und politischen Leben der Stadt und unterstützt sie finanziell durch die Schaltung von Werbung für Veranstaltungen. Auch die enge Zusammenarbeit mit Schulen – hier sind die Absprachen zum Bücherund Veranstaltungsangebot mit Lehrern von Jenaer Schulen sehr lobenswert –, dem Lese-Zeichen eV, Buchhandlungen und Verlagen der Region ist Teil der Vernetzung und erleichtert die ausgesprochen nutzerorientierte Bibliotheksarbeit ungemein. Die Bibliothek sieht sich selbst als eine wichtige Einrichtung für die Universitätsstadt Jena und hat ihren Betrieb daher schon seit Jahren so umgestellt, dass der informationssuchende Bibliotheksbenutzer im Vordergrund steht. So verzichtete man in Jena relativ früh auf den in öffentlichen Bibliotheken üblichen Schließtag, der ausschließlich interner bibliothekarischer Arbeit galt, und stellte vermehrt Überlegungen zu Veranstaltungen und einem Bibliothekskonzept für die Einwohner der Stadt an. Die Umstellung auf eine nutzerfreundliche Aufstellungssystematik, welche die Medien nach aktuellen und allgemeinen Themenschwerpunkten präsentiert, ermöglicht dem Nutzer eine schnelle Orientierung. Zugleich erhält er damit ein meist umfangreiches Bücherangebot zu einem bestimmten Thema, das zum Weiterlesen animiert. Ein reichhaltiges Angebot an Veranstaltungen, wie etwa die Reihe »Vorhang zu«, soll gerade die junge Generation wieder für Bücher und Geschichten begeistern. Hierfür wird ein Teil der Kinderbibliothek durch einen Vorhang abgetrennt, und der junge Leser kann selbst entscheiden, ob er an dieser Lesung von Geschichten teilnehmen möchte – wobei sicher schon allein der geschlossene Vorhang die Neugier der Kinder weckt. Die Umstellung auf EDVVerbuchung konnte die Ziele der Mitarbeiter, eine optimale Kundenbetreuung mit einem umfangreichen Serviceangebot zu leisten, erheblich unterstützen, und so verstehen es die .B Thüringer Bibliothekspreis: Die ausgezeichnete ErnstAbbe-Bücherei in Jena Auszeichnung in diesem Jahr gerechnet. Die Bibliothek war, wie viele öffentliche Bibliotheken in Thüringen, seit Jahresbeginn in einen Kultureigenbetrieb umstrukturiert worden, sodass man auch hier finanzielle und personelle Schwierigkeiten und Einbußen zu überwinden hatte. Die Preisjury war da jedoch anderer Meinung und entschied sich nach eingehender Sichtung der Bewerbungsunterlagen zahlreicher Thüringer Bibliotheken, welche sich jährlich um diese Auszeichnung bemühen, für die Ernst-Abbe-Bücherei. Drei weitere kleine Auszeichnungen, verbunden mit jeweils 1 500 Euro, gingen an die Gemeindebibliothek in Großrudestedt, an die von privater Initiative getragene Bibliothek in Mihla sowie an die Stadtteilbibliothek in Leutenberg. Als besonders auszeichnungswürdig an der Ernst-Abbe-Bücherei sah die Jury in erster Linie die gelungene Umsetzung des modernen Konzepts einer »vernetzten Bibliothek« an, das die Bibliothek in ein Netzwerk miteinander kooperierender Einrichtungen einbindet und dessen wichtigstes Ziel der Bildungs- und Informationsauftrag – sprich: die Informationsvermittlung für jedermann – ist. So knüpft die Bibliothek seit den 80er-Jahren vermehrt Kontakte zu anderen Kultureinrichtungen, um gemeinsam Projekte wie zum Beispiel die Autorenlesungen beim alljährlichen Lesemarathon zu finanzieren. Es war mit Hilfe dieses Konzepts auch möglich, eine alte Tradition zur Förderung und Unterstützung der Jenaer Bibliothek und deren Arbeit, die des »Lesehallenvereins« von 1896, 1998 mit einem »Neuen Lesehallenverein« wieder aufzugreifen. Ernst Abbe, Mitbegründer und Förderer des ursprünglichen Vereins, hatte so bis 1933 die »Öffentliche Lesehalle und Volksbücherei zu Jena« finanziert, die anschließend in den Besitz der Carl-Zeiss-Stiftung überging und 1991 von der Stadt Jena übernommen wurde. Der Förderverein vertritt die Bibliothek in erster Linie im w und die in Stein gewordene Absicht zu sehen, den veränderten Funktionen der Bibliothek, den neuen Medien und den zusätzlichen Aufgaben gerade der Universitätsbibliotheken Rechnung zu tragen. Abschließend sei erinnert an die Einladung nach Brandenburg durch die Kultusministerin und das Versprechen, dass sich die Vorstände der Landesverbände um eine Fortsetzung bemühen werden. Genaueres wird in der Fachpresse frühzeitig zu erfahren sein. Anne Dreger (Berlin), Annette Gerlach (ZLB Berlin) Niedersachsen: »Opal« – das OnlinePortal digitalisierter Kulturgüter pr. – Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover haben im Oktober 2005 das Projekt »Opal-Niedersachsen« vorgestellt. Das Internetportal für digitale und digitalisierte Kulturgüter Niedersachsens wird von der Stiftung Niedersachsen finanziell gefördert. Ziel von Opal-Niedersachsen ist es, dem Nutzer in multimedialer und interaktiver Form digital erfasste Kulturgüter des Landes Niedersachsen online zur Verfügung zu stellen und auf diesem Weg die Geschichte und das kulturelle Erbe des Landes mehr ins Blickfeld der Bürger zu rücken. Abrufbar über eine zentrale Internetadresse, erhält der Nutzer umfassende Informationen über digital vorhandenes Material der Bibliotheken, Museen und Archive im Lande, in der Regel kostenfreie Nutzungsmöglichkeiten für Forschung, Lehre und Unterricht und die Vermittlung von Verwertungsrechten für kommerzielle Zwecke wie beispielsweise Verlage. 11 BuB | Foyer Wissenschaftliche Bibliothek Archäologisches Institut der Universität Göttingen Leipzig: Unesco-Auszeichnung für Umweltbibliothek pr. – Als erste und bislang einzige deutsche Bibliothek ist die Umweltbibliothek Leipzig des Ökolöwen am 14. November 2005 vom deutschen Nationalkomitee als offizielles Projekt der UN-Dekade »Bildung für nachhaltige Entwicklung« ausgezeichnet worden. Gottfried Wilhelm Leibniz Wolfenbüttel Johannes a Lasco Bibliothek Emden Kunstsammlung der Uni- versität Göttingen Landesmuseum für Kunst w und Kulturgeschichte Oldenburg Museumsverband für Niedersachsen und Bremen eV Niedersächsisches Landesmuseum Hannover Niedersächsische Staatsund Universitätsbibliothek Göttingen .B seum Braunschweig Herzog-August-Bibliothek formationstexte und lebendig aufbereitet durch die Verknüpfung der musealen Objekte mit Informationen über Museen, Bibliotheken und aktuelle Ausstellungen. Die Verbindung des kulturellen Erbes mit den technischen Möglichkeiten eines Internetportals ist die spannende Herausforderung für das Projekt. www.opal-niedersachsen.de e Wer vom beliebten Touristentreffpunkt Piazza Navona kommend ein wenig durch die engen Gassen der römischen Altstadt schlendert, der kann sich unvermutet vor den Mauern eines der vielen Klöster Roms wiederfinden. Wenn der Blick dann auf ein Türschild fällt mit dem Namen »Biblioteca Angelica«1, dann mag verwundert die Frage aufkommen, ob damit wohl eine Bibliothek für Engel gemeint ist. Wer dann seiner Neugier nachgibt und einen Blick in dieses Gebäude wirft, dem präsentiert sich ein bauliches Kleinod, das Kenner als eine der schönsten Bibliotheken der Ewigen Stadt bezeichnen. Der imposante sechsgeschossige Convento an der Piazza Sant’Agostino, heute Sitz der römischen Staatsanwaltschaft, gehörte früher dem Orden der Augustinereremiten, die dort seit Ende des 15. Jahrhunderts ihr Hauptquartier hatten. In diesem Klostergebäude soll übrigens der junge Mönch Martin Luther bei seinem Besuch im Winter 1510/11 Quartier gefunden haben. Wie bei den Augustinern üblich, stand den Patres stets auch eine Bibliothek zur Verfügung. Während die Kollektionen mancher Klöster keine herausragende Bedeutung erlangten, kam der Bibliothek der Augustinereremiten in Rom der Umstand zugute, dass einer der Ordensbrüder, Angelo Rocca (1545–1620), ein begeisterter Bibliophiler war. Der Pater hatte in seiner Jugend in Venedig in der renommierten Druckerei von Paolo Manuzio gearbeitet, für die er Ausgaben von berühmten humanistischen Texten betreute. Der Gelehrte erwarb 1577 den Doktorgrad, siedelte nach Rom Mit rund 20 000 Medien ist die Umweltbibliothek (www.um weltbibliothek-leipzig.de) des Ökolöwen in der Region Leipzig die zentrale Anlaufstelle für Lehrkräfte, Schüler, Studenten, Planer und Privatpersonen, wenn es um Informationen zu Umwelt- und Naturschutz und zur nachhaltigen Entwicklung geht. 2004 wurden fast 8 000 Medien (auch über Leipzig hinaus) ausgeliehen. Die Umweltbibliothek bietet erstklassige Informationsquellen, die von aktuellen Zeitschriften über CD-Roms, Studien etwa des Umweltbundesamtes und des Bundesamtes für Naturschutz bis zum klassischen Buch reichen. Sie erschließt für ihre Nutzer ebenso die Informationen des Internets, wie sie selber im Internet für jeden erreichbar ist. Aktueller Schwerpunkt sind die Medienkisten zur Ausleihe insbesondere an Schulen und Kindergärten, die diesen komplett thematisch aufbereitete Materialsammlungen bieten und mit denen ganze Unterrichtsprojekte zu Umweltthemen gestaltet 1 http://biblioroma.sbn.it/angelica werden können. w Bibliothek Hannover Herzog Anton Ulrich-Mu- Die »Biblioteca Angelica« 400 Jahre öffentliche Bibliothek in Rom über und machte in der römischen Kurie Karriere. Aufgrund seiner Erfahrung im Buchdruck bestellte ihn Papst Sixtus V. 1585 zum Leiter der von ihm gegründeten vatikanischen Druckerei. Angelo Rocca, der bald auch zum Titularbischof erhoben wurde, kannte sich also in der Welt der Buchproduktion aus, und er wusste als Büchersammler schöne und seltene Exemplare zu schätzen. Als Direktor der Buchdruckerei des Vatikans saß er zudem ja an der Quelle. Bis zu seinem Tode im April 1620 trug Rocca in seiner Privatkollektion etwa 20 000 Bände zusammen. .d Birgit Dankert im »Fragebogen« des »Börsenblatts« vom 10. November 2005 Wissenschaftliche Bibliothek –B Beteiligte Einrichtungen Welches Buch würden Sie gern schreiben? Einen heiteren Roman über meine Erfahrungen beim deutsch-deutschen Integrationsprozess der Bibliotheken zwischen 1989 und 1995. –u Durch die technische Infrastruktur des Portals kann die digitale Erfassung weiterer Bestände unterstützt und ihre nachhaltige Betreuung gesichert werden. Zusätzlich sollen ausgewählte Materialien redaktionell aufbereitet und in Themenzusammenhänge gebracht werden. Die beteiligten Einrichtungen im Projekt Opal-Niedersachsen, dessen Leitung bei der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen liegt, spiegeln das umfangreiche Spektrum des kulturellen Erbes und der Geschichte Niedersachsens wider. Dieses soll im Portal durch hochwertig digitalisierte Objekte aus Kunst und Kultur zugänglich werden, ergänzt um redaktionell aufbereitete In- w 12 Bücher für alle Mit dem Wachsen seiner Sammlung festigte sich bei Rocca der Entschluss, die Kollektion auf Dauer geschlossen bewahren zu wollen. Eine Schenkung an die Biblioteca Vaticana kam für ihn nicht in Betracht, denn dort war man restriktiv und gewährte nur der hohen Geistlichkeit Zugang. Rocca erachtete hingegen als wichtig, dass der Bücherschatz allen Lesern offenstand, damals ein wahrlich neuer Gedanke, denn zu jener Zeit gab es in Italien keine öffentlichen Bibliotheken. Mit Zustimmung der Kurie legte Angelo Rocca 1605 in einem Dokument fest, dass er dem Kloster der Augustiner seine private Kollektion überlässt mit der Auflage, sie allgemein zugänglich zu machen. Die Biblioteca Angelica, wie sie zu Ehren ihres Stifters seither genannt wird, ist somit die älteste öffentliche Bibliothek Italiens. Sie wurde schnell zum Ziel vieler italienischer und ausländischer Gelehrter und blieb lange die einzige öffentliche Bibliothek Roms. Angetan vom Beispiel Angelo Roccas, ließen sich bald auch andere Bücherfreunde anregen, ihre Sammlungen der Angelica zu vermachen. Der zweite bedeutende Gönner der Angelica war ein deutscher Gelehrter, Lukas Holste. In Hamburg geboren, hatte Holste in dem vom Dreißigjährigen Krieg verwüsteten Deutschland keine Anstellung finden können. Er trat in Paris BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Wissenschaftliche Bibliothek e –B Einzug war der erste komplette Katalog der Angelica fertiggestellt, ein handgeschriebenes Werk aus 61 Foliobänden. In die beschauliche Welt der Gelehrsamkeit brach wenige Jahre später die Französische Revolution ein mit ihren Umwälzungen und Verlusten. Als die Truppen Napoleons 1798 den w .B –u nen Weißton gehaltene Kuppelgewölbe kontrastiert harmonisch mit dem braunen Holz der dreistöckigen Bücherwände und der Galerieebenen. Die geschwungenen Bücherregale aus kostbaren Hölzern, umgeben von filigranen Eisenbalustraden, schmücken noch heute den Lesesaal. Zwei Jahrzehnte nach dem w BuB | 58 (2006) 01 Kirchenstaat besetzten, vertrieb man die Augustiner aus ihrem Kloster, um den Bau als Kaserne zu nutzen. Den Truppen folgten aus Paris herbeigezogene Kommissare mit dem Auftrag, die Bücherkollektionen der römischen Klöster zu inspizieren und mit kenntnisreichem Blick für das Besondere das herauszuziehen, was dann in den Besitz französischer Museen und Bibliotheken gelangte. Erst 1814, als die Franzosen aus Rom abrückten, konnte der Orden das Kloster und die Bibliothek wieder in Besitz nehmen, wenngleich auch so manche Kostbarkeit fehlte. Der Orden durfte sich dieses Besitzes allerdings nur ein halbes Jahrhundert erfreuen, denn im Zuge der Einigung Italiens besetzten im Herbst 1870 italienische Truppen Rom, und der Papst wurde gezwungen, der Herrschaft des Patrimonium Petri zu entsagen. Ihm blieben nur die Vorrechte eines Souveräns über das Areal zwischen der Peterskirche und der Engelsburg, dem heutigen Vatikanstaat. Mit Gesetz vom Mai 1871 fiel der übrige Grundbesitz in Rom an den italienischen Staat, der im selben Jahr das Augustinerkloster aufhob und 1873 die Biblioteca Angelica übernahm, die seit 1975 administrativ dem italienischen Kultusministerium untersteht. Die Kollektion der Angelica umfasst heute etwa 200 000 Bände, von denen mehr als die Hälfte zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert gedruckt wurde. Die Zahl der Inkunabeln wird mit 1 100 angegeben. Darunter ist auch das erste in Italien hergestellte Buch (Ciceros »De Oratore«, gedruckt 1465 in Subiaco). Neben religiösen Texten finden sich dort die Werke der großen Dichter Italiens, zum Beispiel Dante, Petrarca und Boccaccio. Auch der Fundus an Handschriften, angefertigt zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert, ist bemerkenswert: Unter den 24 000 Manuskripten finden sich 2 700 lateinische, griechische und orientalische Handschriften. Abgerundet wird diese Zimeliensammlung durch etwa .d Der prachtvolle Lesesaal der Angelica. w zum katholischen Glauben über und fand als Konvertit schließlich in Rom eine kirchliche Pfründe, die ihm die Fortsetzung seiner Studien ermöglichte. Höhepunkt seiner Karriere war die Ernennung zum Kustus der Vatikanischen Bibliothek. Kurz vor seinem Tode beschloss Holste, seine etwa 3 500 Bände zählende Bibliothek, darunter viele wertvolle Ausgaben, nicht etwa der von ihm betreuten Vaticana zu vermachen, sondern der Angelica, wobei das ausschlaggebende Argument für diese im Jahre 1661 getroffene Entscheidung deren Status als öffentliche Bibliothek gewesen sein soll. Hundert Jahre später konnten die Augustiner ihren Buchbestand dank einer einzigen Schenkung sogar verdoppeln, als 1762 die umfangreiche Privatsammlung des Kardinals Domenico Passionei in ihren Besitz kam. Bereits im 18. Jahrhundert genoss die Bibliothek in Gelehrtenkreisen einen guten Ruf, hatte sie doch eine große Sammlung von Drucken des 16. Jahrhunderts – Werke der antiken und italienischen Literatur sowie der antiken Geographie – zu bieten. Dank einer speziellen Erlaubnis war es den Augustinern – sie galten als vehemente Gegner des lutherischen Gedankengutes – sogar gestattet, für die Kollektion auch solche schriftlichen Zeugnisse zu erwerben, die sich auf die religiösen Konflikte in Europa bezogen. Auf den Regalen der Angelica fanden sich somit die wichtigsten Schriften der Reformation wie der Gegenreformation, sehr zur Freude der Gelehrten, die ihre Thesen mit Verweisen auf diese Texte zu erläutern suchten. Angesicht des schnellen Wachstums der Kollektion wurde um die Mitte des 18. Jahrhunderts die Lösung der Raumfrage immer drängender. 1746 verpflichtete der Orden den Architekten Luigi Vanvitelli für den Umbau des Klosters. Vanvitellis Pläne sahen einen geräumigen Bibliothekssaal vor, der 1665 fertiggestellt wurde. Das lichte, durch große Fenster beleuchtete und farblich in einem gebroche- Pater Angelus Rocca, der Namensgeber der Angelica. 13 BuB | Foyer Wissenschaftliche Bibliothek e .d –B –u pr. – Das kontinuierlich starke Wachstum der Bestände – derzeit mehr als 8,8 Millionen Bände – und die rasant ansteigende Benützung haben zum Handeln gezwungen. In Garching (bei München) wurde für die Bücher, die in der Ludwigstraße keinen Platz mehr finden, die Speicherbibliothek um einen zweiten Bauabschnitt erweitert. Im Stammhaus der Bayerischen Staatsbibliothek an der Ludwigstraße wurden Buchbereitstellung, Informationsstelle und Ausleihbereich räumlich völlig neu konzipiert. Der Erweiterungsbau in Garching und die neugestaltete Ortsleihe sind im November 2005 eröffnet und in Betrieb genommen worden. Der neue Erweiterungsbau der Speicherbibliothek .B Rund 140 000 neue Bücher stellt die Bayerische Staatsbibliothek Jahr für Jahr in ihre Regale, und ein Versiegen dieses Zustroms ist, trotz des ebenfalls umfassenden Angebots elektronischer Medien, nicht abzusehen. Mit dreieinhalb Millionen Bänden war die Magazinkapazität des Stammgebäudes an der Ludwigstraße schon um 1970 weitgehend erschöpft. Die Speicherbibliothek in Garching, eröffnet 1988, sollte Abhilfe schaffen, doch schon wenige Jahre später war auch sie mit rund 2,4 Millionen Bänden restlos gefüllt. Wieder war die Staatsbibliothek auf angemietete Magazinflächen angewiesen. Ein zweiter Bauabschnitt in Garching, lange geplant und mehrfach verschoben, konnte nicht länger hinausgezögert werden. Im Dezember 2001 bewilligte der Bayerische Landtag knapp fünfzig Millionen Mark. Der damalige Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Hans Zehetmair, vollzog w The future of the libraries and information service relies heavily on a major change to the culture of the service. There has to be a total turnaround in the focus of the service from being systems- and task-orientated to one where the customer is at the centre of the organisation. Every system and procedure needs to be designed and carried out with the customer in mind. Banish the words »user« and »borrower« if you want to be serious about customer care, talk »customers«! Mehr Bücher, mehr Benützung Die Bayerische Staatsbibliothek hat ihre Kapazitäten erweitert w 10 000 Zeichnungen, Stiche und Karten. Um sich über den Bestand zu informieren, ist der Benutzer weitgehend auf die bewährten Zettelkataloge angewiesen. Für die gedruckten Bücher sind zwei Autorenalphabete zu konsultieren: Titel vor 1885 und Erwerbungen ab 1886. Für die sachliche Recherche kommen jeweils die beiden Sachkataloge in Frage. Aber auch die moderne Technologie hat schon Einzug in die historischen Gemäuer gehalten. Seit 1991 werden alle Neuzugänge an Büchern in einem OnlineKatalog verzeichnet. Für die Handschriften wird man hingegen wieder auf die Zettelkataloge verwiesen, jeweils getrennt für lateinische, griechische und orientalische Texte. Hat die Katalogrecherche zum Erfolg geführt und der Benutzer an den hölzernen Tischen des Lesesaals Platz genommen, so wird er, in die Lektüre der ledergebundenen Folianten vertieft, bald den Verkehrslärm der Tibermetropole vergessen und es als Privileg ansehen, seinen Forschungen in einem herrlichen Ambiente nachgehen zu können, dessen Grundlagen ein weitsichtiger Pater vor vierhundert Jahren schuf. Gernot U. Gabel w 14 Michelle McArthur und Keith Nicholson in ihrem Beitrag »The Customer Care Challenge«, im »Public Library Journal« 20 (2005) 2, Seite 2–4 (2) Der neue Erweiterungsbau der Speicherbibliothek, mit einer Hauptnutzfläche von 9 156 Quadratmetern, erweitert die Kapazität um rund drei Millionen Bände. Die Kosten belaufen sich, einschließlich der Regale, auf rund 25 Millionen Euro. BuB | 58 (2006) 01 w w w .B –u –B .d e BuB | Foyer Wissenschaftliche Bibliothek e pr. – 558 Jahre Beobachtung des Himmels und der Entwicklung von Schreib-, Mal- und Buchkunst liegen zwischen der Herstellung der Blätter zum »Buch der Sterne« von Abdar-Rahman b. Umar as-Sufi im Jahr 1233 und dem Druck des Buches »Kosmologische Unterhaltung für junge Freunde der Naturerkenntniß« von Christian Ernst Wünsch im Jahr 1791. Diese beiden und zehn weitere Schätze wurden in der Staatsbibliothek ausgewählt und in einem Wandkalender für das Jahr 2006 ausführlich vorgestellt. .d –B –u w Die ansteigende Benützung manifestiert sich auch in der Ortsund Lesesaalleihe. Hier stieg die Zahl der Ausleihen allein in den beiden letzten Jahren um dreißig Prozent – von 1,17 Millionen (2002) auf 1,51 Millionen (2004). Folge dieser erfreulichen Entwicklung: Die Kapazität des Bereichs für die Bereitstellung der bestellten Bücher in der Ortsleihe entsprach bei weitem nicht mehr dem Bestellvolumen. Eine Neugestaltung des Benützungsbereichs im Erdgeschoß der Bayerischen Staatsbibliothek war angesichts der steigenden Nachfrage unumgänglich. Im Oktober 2005 wurde sie in Angriff genommen, am 7. November, dem Tag der Neueröffnung, konnte sich jeder vom Ergebnis überzeugen. Kosten: alles in allem rund 300 000 Euro. Und was hat sich geändert? Die Kapazität der Buchbereitstellung wurde um vierzig Prozent Staatsbibliothek Berlin: »Die Magie der Sterne« im Kalender 2006 Gemeinsam ist allen im Kalender »Die Magie der Sterne« beschriebenen Dokumenten die Beschäftigung mit Sternen und Planeten. Sie zeigen die Sternbilder der Hemisphären, die Bahnen der Kometen, das Son- .B Neugestalteter Ausleih- und Informationsbereich im Stammgebäude in der Ludwigstraße chen Universalität begründet. Entstanden ist der rund 1 800 Sachbände umfassende Katalog in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts; mit dem Erscheinungsjahr 1955 wurde er abgeschlossen, da die Weiterentwicklung der Wissenschaften eine modernere Klassifikation erforderte. Bis heute jedoch werden alle antiquarischen Neuerwerbungen der Staatsbibliothek aus dem Zeitraum 1501 bis 1955 über die ARK-Systematik erschlossen. Bislang konnten Titel, die zwischen 1501 und 1955 erschienen sind, nur auf konventionelle Weise in den Folio-Bänden beziehungsweise in der Mikrofiche-Ausgabe des Alten Realkataloges nach sachlichen Kriterien ermittelt werden. Nun kann dies mit vielfach erweiterten und verbesserten Recherchemöglichkeiten sukzessive auch auf elektronischem Wege erfolgen. Im Rahmen eines ErschlieBerlin: ßungsprojekts der Abteilung Historische Drucke wurden beDer Alte Realkatalog reits vierzig Prozent der gesamder Staatsbibliothek ist ten Systematik (darunter die Kaonline talogteile Jurisprudenz, Kunst, Orientalische Sprachen und pr. – Wissenschaftshistoriker die so genannten Kriegsammschätzen den Alten Realkatalog lungen) elektronisch erfasst, (ARK) der Staatsbibliothek zu sodass in ihr geblättert oder mit Berlin als beinahe unerschöpfSuchbegriffen recherchiert werliche Quelle der Information; den kann; als Ergebnis werden aber auch für alle anderen sämtliche Titel der jeweiligen historisch ausgerichteten wisSystemstelle angezeigt. Insgesenschaftlichen Disziplinen, die samt sind auf diese Weise schon Literatur aus der Zeit von 1501 weit über eine Million Bücher zu bis 1955 benötigen, ist der ARK ermitteln. Dabei werden auch von unschätzbarem Wert. Ab jene Titel angezeigt, die einst sofort steht dieses unverzichtzum Bestand der Bibliothek bare Nachweisinstrument der gehörten, jedoch als Kriegsverinternationalen Wissenschaft lust einzustufen sind; so bleibt und Forschung online zur Verfü- der bibliographische Nachweis gung: http://ark.staatsbiblioder Werke erhalten und der urthek-berlin.de sprüngliche Sammlungszusammenhang weiterhin erkennbar. Der Alte Realkatalog erschließt http://staatsbibliothek-berlin.de rund drei Millionen Titel, den umfangreichsten historischen Druckschriftenbestand in einer deutschen Bibliothek, nach inhaltlich-sachlichen Kriterien. Die Bedeutung des ARK liegt nicht nur in seinem Umfang und seiner feinen Gliederung, sondern auch in seiner fachlichen, geographischen und sprachlierweitert. Gemeinsam mit der Informationsstelle, dem Zulassungsschalter und der Buchrückgabe wurde sie zu einem für die Benützer einheitlichen und funktional klar gegliederten, zentralen Anlaufpunkt zusammengeführt. Die Linderung der Raumnot erlaubt es zudem, die Bereitstellungsfrist für bestellte Bücher um mehrere Tage zu verlängern. Berufstätige und andere termingeplagte Benützer, die ihre Besuche in der Bibliothek sorgfältig planen müssen, wird dies freuen. »Mit der Neugestaltung des Benützungsbereichs im Erdgeschoß«, stellte Griebel fest, »ist ein wesentlicher Schritt hin zur Optimierung des Serviceangebots vollzogen.« www.bsb-muenchen.de w am 1. August 2003 den ersten Spatenstich, am 24. Mai 2004 wurde Richtfest gefeiert, und am 7. November 2005 hat der Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Thomas Goppel, den vom Bauamt der Technischen Universität München geplanten und vom Architekturbüro Dömges + Partner realisierten Bau feierlich eröffnet. Der 2001 abgesteckte Kostenrahmen konnte eingehalten werden. Auf neuntausend Quadratmetern wurde eine Kapazität für drei Millionen Bände geschaffen. Zudem sind vier Kühlräume entstanden, die der fachgerechten Lagerung von Mikrofilmen dienen, die im Zuge der Sicherheitsverfilmung von besonders wertvollen oder vom Zerfall bedrohten Büchern hergestellt worden sind. »Die Einweihung des zweiten Bauabschnitts der Speicherbibliothek Garching ist«, so Generaldirektor Rolf Griebel, »ein wichtiger Markstein in der Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek.« w 16 nensystem, die Tierkreiszeichen, die Mondphasen und andere astronomische Erkenntnisse. In Kooperation mit dem DuMont Kalenderverlag ist so ein großformatiger Begleiter durch das Jahr entstanden, dessen prachtvolle Motive und leicht verständliche Erläuterungen die Entwicklung der Astronomie zunächst im Vorderen Orient, später in Europa verdeutlichen. Die Darstellungen belegen jedoch nicht allein den stetigen Fortschritt astronomischer Erkenntnisse. Sie bezeugen auch, wie sehr wissenschaftliche Werke und BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Regelwerk DDB: Volltextindexierung von Online-Dissertationen –B DDB: Niggemann Vorsitzende der Konferenz der europäischen Nationalbibliothekare .B Die Konferenz der Europäischen Nationalbibliothekare ist ein Netzwerk und eine Plattform zur Zusammenarbeit der teilnehmenden Bibliotheken. Die Sammlung und Erhaltung des schriftlichen Kulturgutes der Nation sind gemeinsame Kernpr. – Die Generaldirektion Der aufgabe der NationalbibliotheDeutschen Bibliothek, Elisabeth ken. Niggemann, ist im Oktober Mit dem Informationsdienst 2005 zur neuen Vorsitzenden »The European Library · TEL« der Konferenz der Europäischen wurde ein Portal zu den NaNationalbibliothekare gewählt tionalbibliotheken und ihren worden. Als unabhängige Verei- Dienstleistungen geschaffen. nigung sind in der »Conference TEL bietet in seiner derzeitigen of European National Librarians Startphase bereits eine integrier· CENL« zurzeit 45 Bibliotheken te Suche über die Kataloge und aus 43 Mitgliedsländern des Sammlungen von derzeit neun Europarates vertreten. Das europäischen NationalbiblioSekretariat der CENL ist bei Der theken. Deutschen Bibliothek. www.ddb.de w w pr. – Die Deutsche Bibliothek hat die bei ihr gespeicherten Online-Dissertationen für die Indexierung durch Suchmaschinen freigegeben. Anbieter entsprechender Suchdienste haben damit die Möglichkeit, den gesamten Inhalt frei zugänglicher Online-Dissertationen automatisch zu erschließen und über Suchmaschinen zugänglich zu machen. »Benutzer und Anbieter von Suchdiensten fragen immer häufiger VolltextsuchmöglichBuB | 58 (2006) 01 Die Rotunde der DB in Frankfurt Regelwerk e DDB: Aktualisierung der RAKMusik-Anlage M 9 pr. – Die Deutsche Bibliothek veröffentlicht auf ihrer Website die Aktualisierung 2005 der RAK-Musik-Anlage M 9 »Maßgebliche Werkverzeichnisse und Zählweise der Werke in Einheitssachtiteln« in elektronischer Form <http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:11112004072182>. Die Aktualisierung 2005 steht kostenfrei zur Verfügung. .d Suchmaschinen die Möglichkeit, dies zu tun. Speicherort der Online-Publikationen bleibt in jedem Fall der Archivserver Der Deutschen Bibliothek. Im Bereich der Suchmaschinenbetreiber werden die aus der Indexierung gewonnenen Suchbegriffe mit einem Link auf den Volltext bei Der Deutschen Bibliothek gespeichert. Zu den ersten Systemen, die das neue Angebot nutzen werden, gehören das Forschungsportal als Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der Internetsuchdienst Google. Weitere Anfragen liegen der Bibliothek vor. Forschende werden in Zukunft die Volltextindexierung der Online-Dissertationen mit unterschiedlichen Zugangswegen nutzen können. www.ddb.de –u keiten nach. Im Rahmen unserer Strategie, die Bestände Der Deutschen Bibliothek an vielen Stellen und in unterschiedlichen Sichten auffindbar und nutzbar zu machen, erweitern wir mit dieser neuen Option die Schnittstelle zwischen Informationssuchenden und Bibliotheksbeständen«, kommentiert Elisabeth Niggemann. Die Digitalisierung von Büchern wird derzeit international diskutiert. Mit dem Angebot der Volltextindexierung im Bereich Online-Dissertationen nutzt Die Deutsche Bibliothek die Möglichkeiten eines Segments ihrer Sammlung, das bereits in elektronischer Form vorliegt. Dabei wird sie die Volltextindexierung zunächst nicht selbst vornehmen, sondern bietet den Betreibern entsprechender w wissenschaftliche Instrumente seit dem frühen Mittelalter Objekte künstlerischer Gestaltung waren. Dem jeweiligen Zeitgeist entsprechend, präsentieren sich so die christlichen Sternenbilder des nördlichen Sternenhimmels von Andrea Cellarius mit reichlichen Ausschmückungen (1708) oder der Tierkreis von Johannes de Sacrobosco mit der im Zentrum stehenden Erde (um 1385); die Sternenbilder der südlichen Hemisphäre von Johann Gabriel Doppelmayr wiederum sind ergänzt um detaillierte Zeichnungen von großen Observatorien und deren Messergebnissen (1716/18). Die Magie der Sterne. Historische Himmelskarten aus dem Besitz der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Mit ausführlichen Texten zu den Abbildungen auf einem gesonderten Textblatt. Format 34,5 x 40 cm, mehrsprachiges Kalendarium. – DuMont Kalenderverlag: Köln, 2005. ISBN 3-8320-0400-9, Euro 14,95. Erhältlich im Buchhandel, an den Verkaufsständen der Staatsbibliothek oder über Online-Bestellung bei <bjoern.vogler@sbb. spk-berlin.de> (dann zzgl. Versandkosten von Euro 3,50). http://staatsbibliothek-berlin.de (Foto: Thomas Linke) Die Seiten 113 und 124 sind nur aus technischen Gründen enthalten, um einen doppelseitigen Ausdruck der Anlage M 9 zu ermöglichen, welcher in die Loseblattausgabe eingelegt werden kann. Die »Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Ausgaben musikalischer Werke« (revidierte Ausgabe 2003) wurden 2004 veröffentlicht und enthielten eine aktualisierte Anlage M 9. Die Arbeitsstelle für Standardisierung hat den vielfach geäußerten Wunsch gerne aufgenommen, diese für Einheitssachttitel besonders wichtige Anlage zukünftig bei Bedarf schneller aktualisieren und anbieten zu können. Es ist geplant, Anlage M 9 in regelmäßigen Abständen etwa jährlich zu aktualisieren. Anträge und Vorschläge nimmt die Arbeitsstelle für Standardisierung gerne entgegen. Die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, die Bayerische Staatsbibliothek und das Deutsche Musikarchiv Berlin haben nach einer Sichtung und Prüfung vorliegender Anträge und Vorschläge Einvernehmen über die Änderungen für die Aktualisierung 2005 erzielt. Einige Vorschläge für neu aufzunehmende Werkverzeichnisse werden für die Aktualisierung 2006 zur Prüfung vorge- 17 BuB | Foyer Vor 100 Jahren »Drei Leidenschaften unter einem Dach«, dpa-Meldung im »Reutlinger General-Anzeiger« vom 5. November 2005 e nungen vor, wenn in einer Stadt von etwa 7000 Einwohnern die Leserzahl 150–160 beträgt, aber zur verzweifelnden Resignation gibt das auch noch keinen Grund. Man freut sich im Gegenteil, wenn das kleine Bücherzimmer Sonntags in der Ausgabestunde gefüllt ist und die Stunde hindurch auch bleibt. Und mit einem Bestande von über 1200 Bänden kann man die meisten Wünsche der Leser und Leserinnen einigermaßen befriedigen. Der größte Prozentsatz der Leser setzt sich aus den besseren Kreisen zusammen; aber auch Handwerkerlehrlinge und Arbeiter und Dienstmädchen holen sich gern ein »hübsches Buch« für die Freistunden. Groß ist aus leicht erklärlichen Gründen die Zahl der weiblichen Leser, die die Gelegenheit reichlich ausnutzen, das manchmal in Lesewut ausartende Lesebedürfnis zu befriedigen. Das ist für die Bibliothekare manchmal recht unangenehm! denn es ist peinlich, gestehen zu müssen, viele von den begehrten Büchern, z. B. die berühmten »Charlotte Bach« Romane, seien nicht vorhanden und würden auch schwerlich angeschaff t werden, da bessere Sachen notwendig seien. Das ist eben ein wunder Punkt, daß das liebe Publikum glaubt, in der Volksbücherei stets das Neueste gleich bekommen zu können, wenn es auch nicht zu dem Besten zählt. Und schöne Hoffnungen zerstören müssen, stimmt immer wehmütig! Solche Wünsche aus dem Leserkreis sind gewiß nicht zu übersehen; geben sie doch dem Leiter manchen wertvollen Fingerzeig für Neuanschaff ungen; – sie enttäuschen freilich auch, denn sie gewähren oft recht niederschlagende Einblicke in den Geschmack des Publikums. Bekannt dürfte ja sein, welche Begeisterung ein Roman von der Heimburg, Werner, Marlitt und Nathalie Eschtruth in den Damenherzen erwecken kann, mit welchen schmückenden Beiwörtern sie das Buch beehren, wenn man fragt, wie es gefallen hat. Nun hat aber die hiesige Bücherei den Fehler nur wenig von diesen begehrten Büchern zu besitzen, –B auch die Stadt und der Kreis an der idealen Sache mit einer jährlichen Beihilfe, so daß nicht nur die Kosten der Verwaltung und Unterhaltung gedeckt werden, sondern auch stets neue Bücher angeschaff t werden können. Nun hört man freilich vielfach von den Leitern die wehmütige Klage, daß die Bücherei recht wenig benutzt wird; besonders spärlich sind die Leser aus den Kreisen, für die sie eigentlich .B –u Die segensreiche Einrichtung der Volksbibliotheken findet auch in kleineren Städten immer mehr Eingang und Anklang, wenn auch manchmal mit echter, deutscher Langsamkeit. Meist gibt eine Anregung von »oben her« die Veranlassung, daß die Stadtväter diesem Plane näher treten, besonders, wenn mit der Anregung der Hinweis auf einen beträchtlichen Zuschuß an Geld verbunden ist. Und so sind bei uns im Osten in letzten Jahren eine ganz stattliche Anzahl solcher Büchereien entstanden. Die Verwaltung haben meist die Lehrer übernommen. Hier und da sind auch Volksbildungsvereine ins Leben gerufen worden, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Bibliotheken zu gründen und bei den Bewohnern das Interesse dafür zu erwecken. Die Bibliotheken werden in dankenswerter Weise von der Behörde unterstützt und gefördert durch Geld und Bücher. Beträge von 200–300 M. wurden ihnen zu Ergänzungen und Neuanschaff ungen überwiesen. Außerdem versendet die Verwaltung der Kaiser-Wilhelm-Bibliothek zu Posen aus der eigenst gegründeten Provinzial-Wanderbibliothek im Herbste jedes Jahres an die Volksbüchereien der Kreisstädte eine größere Anzahl Bände, die dann an die bestehenden Büchereien des Kreises verteilt und im Juni des nächsten Jahres eingefordert werden. Und so ist jede Bücherei in die Lage gesetzt, nach ein paar Jahren des Bestehens den Ansprüchen der verschiedensten Kreise der Bevölkerung gerecht zu werden. Häufig beteiligt sich .d Ueber die Volksbibliothek einer kleineren Stadt. w Bücherwürmer, Kaffeeliebhaber und Gourmets können mittlerweile in Rom unter einem Dach ihre Leidenschaften stillen: Bücher-Bars sind der neueste Trend in der italienischen Hauptstadt. Pionier dieses Gemischs aus Lesen und Speisen ist das Lokal »Bibli« im schmucken Stadtteil Trastevere, wo die Gäste am Wochenende gar zwischen Romanen, Märchen und Krimis brunchen können. Der große Erfolg der Idee überzeugte und regte viele Cafébesitzer dazu an, ein ähnliches Konzept anzuwenden. Heute finden sich viele Lokale, in denen die Besucher nebenbei in Bücherregalen stöbern können – etwa bei »Bar à book«, »Book’s Bar« und »Lettere Café«. Vor 100 Jahren w merkt, da die Werkverzeichnisse erst beschaff t werden müssen. Ein Antrag, die Vokalwerke von Telemann mit TVWV statt wie bisher TWV zu kennzeichnen, ist von der Arbeitsgruppe nicht befürwortet worden. Zwei neue Verzeichnisse (Fibich und Skrjabin) und neuere Auflagen (Šostakovič und Zelenka) sind aufgenommen worden. Die Zählung bei Scarlatti ist ergänzt um »/Jahr«. Das 2004 aufgenommene Werkverzeichnis von Grieg ist gestrichen worden, da »Musik in Geschichte und Gegenwart« (MGG) den dort enthaltenen knappen Informationen vorgezogen wird. Der Standardisierungsausschuss hat in einem Umlaufverfahren im Herbst 2005 seine Zustimmung zu einer Veröffentlichung und Inkraftsetzung der Aktualisierung 2005 der RAKMusik-Anlage M 9 erteilt. Gudrun Henze, Arbeitsstelle für Standardisierung Der Deutschen Bibliothek ([email protected]) w 18 Besonders spärlich sind die Leser aus den Kreisen, für die die Bücherei eigentlich bestimmt ist, aus den niederen Schichten. bestimmt ist, aus den niederen Schichten. Doch darf eine solche Beobachtung nicht entmutigen. Die nicht wegzuleugnende Tatsache liegt in den Verhältnissen in unserem Osten begründet. Das Verlangen nach dieser Art »geistiger« Unterhaltung und geistigen Genusses kann hier infolge des niederen Bildungsgrades der niederen Schichten nicht sehr groß sein. Dazu kommen dann noch die nationalen und konfessionellen Verhältnisse, mit denen doch auch gerechnet werden muß. – Aber, wenn man die ganze Bestrebung einige Jahre verfolgt, so bemerkt man doch ein stetes, wenn auch langsames Wachsen des Interesses dafür. Die Leserzahl steigt von Jahr zu Jahr, wenn auch nicht in dem Maße, wie manch begeistertes Gemüt es wünschen möchte. Es liegt zwar keine Veranlassung zu optimistischen Hoff- BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Öffentliche Bibliothek –u –B .d Bibliotheken haben den Auftrag, den umfassenden Zugang zu Information und Bildung für alle zu gewährleisten. Dazu stellen Bibliotheken in Skandinavien gratis nicht nur Bücher bereit, sondern gleichberechtigt auch alle anderen Medien, einschließlich Internetzugang. Kopenhagens Stadtteilbibliothek Blågården und die Stadtbibliothek Malmö gingen im Spätsommer 2005 noch einen Schritt weiter – sie erweiterten die Ausleihe um »MenschenBücher«. Die »lebenden Bücher« wurden mit einem Strichcode versehen und konnten in der Bibliothek für jeweils 45 Minuten reserviert und entliehen werden. Umliegende Cafés spendierten kostenDie Bücherei trägt ein Scherflein bei zur Erziehung losen Kaffee zum Gespräch, und dann konnten die »Benutzer« und Veredlung unseres eine dreiviertel Stunde lang ihre deutschen Volkes und der eigenen Vorurteile auf den PrüfJugend. stand stellen – im Gespräch mit einer Person, die ganz konkret verdienen die wohlwollendste und aus eigener Erfahrung FraHingabe der Leiter. Der Segen gen beantwortete. dieser Einrichtung wird nicht ausbleiben. Sie trägt ein Scherflein bei zur Erziehung und VerIm Kampf um das gute Buch, der edlung unseres deutschen Volkes in den Bibliotheken bis zur Mitund der Jugend. Daran arbeitet te des letzten Jahrhunderts, bis mit, wer sich in den Dienst diehin zu Bücherverbrennungen, ser idealen Sache stellt. Und dies auf das heftigste tobte, befinden Gefühl ist, neben interessanten sich heute die Befürworter des Beobachtungen und Studien gepflegten Bibliotheksbestander Volksseele für alle auch ein des immer mehr auf verlorenem Lohn, der reichlich entschädigt Posten. Denn das gute Buch war für das kleine Opfer an Zeit. Dain Deutschland eine Zeit lang das rum ist dieser Einrichtung nur nationalsozialistische Buch, dann Glück und Segen und begeisterwar es teilweise ein kommunistite Hingabe zu wünschen. sches Buch und heute ist es nicht A. Koerth. w BuB | 58 (2006) 01 Die Bibliothekarin Ågot Berger hatte viele Leute aus dem Kopenhagener Stadtteil Nørrebro dafür gewonnen, bei der Aktion »Leih dir ein Vorurteil« mitzumachen. Unter ihnen waren ein Araber, ein Arbeitsscheuer aus freiem Entschluss, eine Dänin, die zum Islam übergetreten ist, ein Polizist, ein Priester, ein Somalier, ein Jude und klassischer Musiker, ein kritischer Muslim und ein Schwede. Während der Aktion »Leih dir ein lebendes Buch« in Malmö konnte man neben einem Imam und einer Muslimin auch eine lesbische Frau, eine Dänin, einen Journalisten, einen Blinden, einen Tierschutzaktivisten, einen Tinker (etwa: reisenden Händler) und eine Roma zum Gespräch ausleihen. Alle »MenschenBücher« waren mehr oder weniger ausgebucht beziehungsweise vorbestellt. In Kopenhagen etwa waren der Araber, die Muslime und der Polizist die Ausleihrenner. Insgesamt wurden die zehn »Bücher« in fünf Stunden vierzig Mal ausgeliehen – eine gute Umsatzrate! In Schweden hätte es von dem Imam, der Muslimin, der Roma, der lesbischen Frau und dem Tierschutzaktivisten ruhig mehrere Exemplare zur Ausleihe geben können, denn diese lebenden Bücher waren vielfach vorbestellt. e »Lebende Bücher« Eine neue Dimension der Ausleihe w von ihnen. »Einen recht interessanten, spannenden und schönen Roman«! das hört man immer wieder, wenn man nach besonderen Wünschen forscht. Das ist nun ein recht dehnbarer Begriff und manchmal recht unbequem für den Bibliothekar. Denn der Geschmack ist bekanntlich recht verschieden, und »schön« ist nach Reuter nicht schön, sondern wie sichs einer denkt. Gewiß ist es recht schmeichelhaft, wenn einem zugetraut wird, ein Urteil über solche Sachen zu haben, aber es liegt darin doch eine gute Portion Verantwortlichkeit, jemandem etwas zu empfehlen, was vielleicht seinem Geschmacke nicht entspricht. Und dann ist damit ein Stück Arbeit, verbunden mit Zeitverlust, gegeben. Man muß nachdenken und versuchen, ehe man etwas vielleicht Passendes findet. Es ist überhaupt eigenartig, wie wenig Bücher selbst gefordert werden, obwohl gedruckte Verzeichnisse zu einem billigen Preise abgegeben werden. Man überläßt die Wahl gern den Ausleihern und schiebt ihnen dann, wenigstens heimlich, die größere Hälfte der Schuld zu, wenn das Buch nicht gefallen hat. Nicht minder auffallend ist die Erscheinung, daß durchweg nur Unterhaltendes gefordert wird, Öffentliche Bibliothek .B Groß ist aus leicht erklärlichen Gründen die Zahl der weiblichen Leser, die die Gelegenheit reichlich ausnutzen, das manchmal in Lesewut ausartende Lesebedürfnis zu befriedigen. selten nur einmal Belehrendes aus dem Gebiete der Geschichte, Geographie und Naturwissenschaften, obwohl die Bibliothek aus diesem Gebiete manch gutes Buch enthält und besonders unter den von der Provinzial-Wanderbibliothek überwiesenen Büchern gute wissenschaftlich und auch populär geschriebene Werke vorhanden sind. Selbst solche Personen, denen man von Amtes wegen Verständnis und Interesse für dergleichen zutrauen darf, sträuben sich, wenn man ihnen mit solchen Büchern kommt. Der Hunger nach Wissenschaft und Belehrung ist recht gering und darum weisen die jährlichen Uebersichten betrübende Zahlen auf diesem Gebiete auf. Mehr begehrt sind illustrierte Zeitschriften aller Art. Die Bilder reizen eben und nicht minder der abwechslungsreiche Inhalt. – Gibt es auch also noch manches, ja oft noch recht viel zu wünschen bei den Volksbüchereien in kleineren Orten, so zeigen sie aber doch, daß sie einem Bedürfnis unserer Zeit entsprechen und w – sie wurden nur der Not gehorchend, angeschaff t – und da hält es denn recht schwer, die Damen zu trösten, und es hilft wohl wenig, wenn ihnen mit beredten Worten und gutem Gewissen Bücher von Storm, Raabe u. a. empfohlen werden. Sie werden ja schließlich genommen, doch kann man bei der Rückgabe nur zu deutlich merken, daß sie nicht Anklang gefunden haben, denn man begehrt nur in einzelnen, rühmlichen Ausnahmen mehr selten das Buch mit den besten Verkaufszahlen. […] Wenn Bibliotheken die verschiedenen Formen von Un- sinn, die sie in sich bergen, nicht genauer vom wesentlichen unterscheiden, wächst die Gefahr weiter, dass Öffentliche Bibliotheken als Orte der leichten Muse oder als Amüsement verkannt werden. Sie sinken zu dem herab, was sie einst zu bekämpfen angetreten sind, zu Orten die die geistige Entwicklung eines Landes hemmen und nicht fördern, wie es Pisa erfordert. Walther Umstätter in seinem Beitrag »Bibliographie, Kataloge, Suchmaschinen«, im »Bibliotheksdienst« Heft 11/2005, Seite 1442–1456 (1453; 1455) 19 BuB | Foyer Öffentliche Bibliothek Gesprächspartner von Beate Detlefs waren Ulla Brohed, PR-Bibliothekarin Stadtbibliothek Malmö, sowie Ågoth Berger, Leiterin der Blågården Bibliothek, Kopenhagen. e dessen eine Verteidigungs- oder auch Angriffsposition einnehmen zu müssen. Kommentare lauteten etwa: »Trau dich zu fragen – andere Leute sind genauso unsicher, ängstlich und neugierig wie du!« »Das ist mutig von den ›lebenden Büchern‹, sich zur Verfügung zu stellen.« »Man lernt viele Dinge, die man vorher nicht wusste.« »Ich konnte meine Meinung mit der anderer, die es wissen müssen, vergleichen.« Viele wünschten sich diese Aktion als ständiges Angebot der öffentlichen Bibliotheken. Ågot Berger, die Leiterin der Bibliothek Blågården, berichtet aus ihrer Sicht: »Am Anfang erwarten viele, dass das Gespräch ihre Vorurteile bestätigt. Aber unsere Erfahrung zeigt, dass allein durch die Dynamik der Unterhaltung die Sicht auf die Dinge nuancierter wird. Man stimmt am Ende nicht unbedingt zu hundert Prozent überein, aber der Dialog ist ein guter Anfang. In anderen Fällen wurden die unterschiedlichen Meinungen bekräftigt. Aber der erste Schritt ist, dass man mit den Menschen spricht, über die man ein Vorurteil hat, und nicht nur über sie. Positionen zu verteidigen und seine Meinung zu ändern sind die ersten Schritte, um die Beziehung zueinander im Stadtteil und der lokalen Umgebung zu verbessern.« Bedürfnis nach menschlichem Kontakt befriedigt, das in Zeiten von Digitalisierung und Selbstbedienung häufig zu kurz kommt. Ein Ort der Begegnung zu sein und den aktiven Dialog zu fördern ist weiterhin und verstärkt eine Aufgabe der Bibliotheken, der sie mit Phantasie und Kreativität nachkommen müssen. Eine »Menschenbibliothek« bietet sowohl eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem komplizierten Thema »Vorurteile« als auch eine humorvolle Herangehensweise. Beides hat sicher zum großen Erfolg der Aktion beigetragen. Für die Stadtbibliothek Malmö war die Aktion Teil eines Sommerfestivals, und sie hat »Menschenbibliothek“ zum 100-jährigen Bestehen der Stadtbibliothek im vergangenen Dezember wiederholt. Das Medienecho war enorm, Fernsehen, Presse und Radio aus ganz Europa brachten Beiträge. Beate Detlefs, Kopenhagen .d Was denken die »lebenden Bücher« selbst über die Aktion? w w .B –u den ganzen Tag reserviert ist und dass es eine Warteschlange gibt von Leuten, die mich ausleihen Die auszuleihenden Personen wollen.« fanden das Projekt sehr gut. In Kopenhagen kamen die meis- Und was meinen die »Leser«? ten der Menschenbücher aus der unmittelbaren Umgebung der In Malmö zählte die jüngste BeStadteilbibliothek, wo sie woh- nutzerin zehn, die ältesten wanen oder arbeiten. Alle werden ren siebzig Jahre alt. Die größte sich gerne wieder zu Verfügung Gruppe waren die Zwanzig- bis stellen und haben die Gespräche Dreißigjährigen. Die Zehnjähsehr genossen. rige hatte viele Fragen an die Genauso in Malmö – hier be- Roma, und die älteren Nutzer richtete beispielsweise der Tier- interessierten sich für den Tinaktivist von seiner Ausleihe an ker, den Imam und den Tiereinen Jäger, der ihm gegenüber schutzaktivisten. am Anfang sehr aggressiv war. In Kopenhagen waren es beIm Verlauf des Gesprächs fan- sonders junge Leute, die sich den beide aber heraus, dass sie durch die Form der Aktion angevieles verbindet. Bei einer frühe- sprochen fühlten – am Ausleihren Veranstaltung beschrieb ein tresen für die »menschlichen BüTeilnehmer das Schönste für ihn cher« wimmelte es von Jugendlian dieser Aktion: »Zu erleben, chen und jungen Erwachsenen, dass man bereits im Voraus für es wurde viel diskutiert, und das Netzwerk wurde ausgeweitet. Einigen Ausleihern wurde Buchtipp: im Gespräch klar, dass sie doch Don’t judge a book by its cover! mehr Vorurteile hatten, als sie The Living Library Organiser‘s ursprünglich dachten. BerühGuide. Ronni Abergel, Antrungsängste verschwanden. je Rothemund, Gavan Titley, Viele hatten zum ersten Mal Péter Wootsch. Directorate Gelegenheit, mit Personen zu of Youth and Sport. Council sprechen, die sie sonst nie treffen of Europe Publishing, 2005. – würden, geschweige denn sich ISBN 92-871-5766-99 mit ihnen unterhalten hätten In fünf nordischen Sprachen – über die sie sich aber trotzdem zum Download, als Druckauseine Meinung gebildet hatten. gabe in Ungarisch und EngIm sicheren Rahmen der Bibliolisch erhältlich: http://book. theksaktion war es für die »Leser« coe.int eine gute Erfahrung, mit Leuten zu diskutieren, ohne während- –B Eine Begegnung mit »Fremden« – und den eigenen Vorurteilen. w 20 Kann man nicht überall miteinander sprechen? Die Bibliothek als neutraler Ort ist die geeignete Umgebung, um aktuelle gesellschaftspolitische Fragen untereinander zu diskutieren. Niemand muss befürchten, sofort einer politischen Partei zugeordnet zu werden, wenn man seine Meinung äußert. Obwohl Politikverdrossenheit verbreitet ist und sich immer weniger Bürger politisch organisieren, ist doch das Interesse an gesellschaftspolitischen und/ oder lokalpolitischen Themen weithin vorhanden. Hier bietet die Bibliothek den geeigneten Rahmen für die Diskussion. Die Bibliothek profitiert von der Veranstaltung, weil sie das Viele Wege führen zu BuB Forum Bibliothek und Information Gartenstraße 18 72764 Reutlingen Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefon 0 71 21/34 91-0 Telefax 0 71 21/30 04 33 E-Mail [email protected] BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Öffentliche Bibliothek BuB | 58 (2006) 01 e a disapproving shush. The very cliché of a librarian is what we need. Those who can look people straight in the eye, unafraid, and tell them how important libraries are for our well-being, for the pleasure of reading and for the local community. Those who can explain to the world around that one of the finest things we possess is being taken from us. Remember that the librarian of yesterday had a secret weapon – the whisper. I have learned from a previous generation of librarians how to use this weapon, particularly when visiting a school as a writer I happen to find myself faced with an unruly class. .d »Books? Books are for squares.« –B centre of Oslo. An active support group of library users was formed and I recruited four local literary celebrities (who all unfortunately have now moved away). We campaigned in a national newspaper and it helped, but only for a while. The librarians murmured their disagreement with the decision and returned to their teacups. Smooth politicians possess some of the talents of a good writer, the difference being that politicians are clever with the spoken word, authors with the written. While a writer can make you believe that a frail, old lady is a mass murderer, politicians can convince you that it makes good sense to close down a branch library, or even twelve for that matter. We are both in the same business of turning logic on its head and taking our opposite number by surprise. A weak argument can be inflated into importance, while a sound counter-argument can be stifled by empty talk or made to appear critical of something most people agree about. So what have tea-drinking librarians to do with all this? Let –u and a few lending centres. Helsinki, which is about the same size as Oslo, has apparently no less than thirty-five library units, while Gothenburg has twentysix full-service libraries. Closing down branch libraries in Norway means more than just that. There is the associated reduction of social meeting places and the loss of one of the most important public services for language minorities. And this is happening all over the country. One of the finest features of a welfare state is being slowly dismantled. Once closed, a library will never be reopened. Now is the time to protest, but nobody takes to the streets any longer. Where are the librarians, those who lose their jobs and see their workplaces disintegrate from within? Are they on the barricades waving banners and shouting at the closure-happy politicians? w Arne Svingen (37) is a writer, born, bred and resident in Oslo. He has written more than 20 books, mostly for children and young people, but also novels for adults. He has written plays for radio, a travel book about Iran, film manuscripts and song lyrics. At present he is editor of the periodical »Forfatteren« and regularly takes part in public literary debates. He speaks Russian, is hopelessly interested in music and for the past 15 years has been wondering whether or not he should buy a car. Read more about him on www.arnesvingen.no. Dramatic things are happening to our libraries – the politicians are closing down one branch library after another. w There exists a stereotyped image of the librarian, her finger to her lips, hushing at any suggestion of talk above a whisper. However, anyone who has visited a library recently will know that there is in fact considerable tolerance for normal conversation and noisy children. I have no wish to bring back the disapproving librarians of a previous age but dramatic things are happening to our libraries. The politicians are closing down one branch library after another. Local libraries, which once introduced each new generation to the pleasures of reading and provided a meeting place where people of all social classes had free access to literature, are in the process of disappearing. Even where branch libraries are still No, librarians are a disciplined and sophisticated race. They might just conceivably complain to each other, quietly and over a cup of green tea. In 2003 it was decided to close down my childhood library in Nordtvet, a satellite town 20 minutes by suburban train from the .B Der ebenso bewundernde wie neidvolle Blick deutscher Bibliothekare nach Skandinavien hat eine wohlbegründete Tradition. Doch auch im hohen Norden ziehen Haushaltskrisen auf, trüben sich die Perspektiven ein. Beispielsweise in Norwegen, wo Zweigbibliotheken »all over the country« geschlossen werden. Der Osloer Schriftsteller Arne Svingen erwartet von den Bibliothekaren, dass sie gegen diese fatale Entwicklung Front machen. Sein Beitrag erschien zuerst im »Scandinavian Public Library Quarterly«, Heft 3/2005, Seite 14 f. hanging on, they are hardly ever open. William Godwin, a 19 century anarchist and writer, once declared that anyone who holds a feast in a well-assorted library has access to countless dishes, all well worth tasting. However, in 2005, when little Lisa Simpson in the satirical cartoon series »The Simpsons« visits the Springfield local library, she discovers that it contains a couple of price lists, a few video versions of children’s picture books and not much else. »Where are all the books?« Lisa asks. »Books?« answers the librarian. »Books are for squares. This is now a multimedia centre for children of all ages, but mainly for the homeless.« The outlook for libraries is indeed gloomy. In the 1980s Oslo had sixteen branch libraries. The latest proposal is for four local libraries, one posh main library w Wanted: Dangerous Librarians! Once closed, a library will never be reopened. Now is the time to protest, but nobody takes to the streets any longer. me tell you. We need some strict, angry ladies to point the finger of indignation at these politicians, obsessed as they are with their false economies, and to hiss We need some strict, angry ladies to point the finger of indignation at these politicians, obsessed as they are with their false economies, and to hiss a disapproving shush. At the first sign of unrest I lower my voice to a whisper. What’s he talking about? Shush! He’s saying something important! Suddenly everybody’s listening. Where shall we find these librarians to brush away the opposition? I hereby propose the introduction of a new discipline in the training syllabus to be known as Respecting Librarians. Once the course is completed, these young people can be employed in libraries threatened with closure, where they can take up the fight against the local powers-that-be. Nobody is better qualified for this battle than librarians themselves. As a writer, I would gladly make myself available and could doubtless obtain the help of some local patriots and regular library users. Above all, however, I would like to see that finger of disapproval pointed accusingly by young, angry librarians who dare to speak their minds in low, disciplined tones. Afterwards we could all get together, drink green tea and feel very pleased with ourselves. Arne Svingen (Translated by Eric Deverill) 21 BuB | Foyer Tagung Unter dem Motto »Politik für Bibliotheken – Lobbyarbeit nach dem Pisa-Schock« trafen sich vom 9. bis 11. November 2005 rund dreißig Vertreter der Staatlichen Fachstellen und Büchereizentralen zu einem gemeinsam mit der ekz organisierten Seminar in Reutlingen. In loser Fortsetzung der Thematik der 53. Jahrestagung der Fachkonferenz (siehe auch BuB 11-12/2005, Seite 755 f.) ging es darum, verschiedene BestPractice-Beispiele zu erfahren und mit dem Ziel der Verbesserung der Lobbyarbeit von Fachstellen und Öffentlichen Bibliotheken zu diskutieren. Moderiert wurde das Seminar von Stienke Eschner (Saarbrücken, Vorstand der Fachkonferenz) und Henner Grube (ekz). Betrachtet man mit kritischem Blick die Stärken und Schwächen der Öffentlichkeitsarbeit von Bibliotheken, Fachstellen und bibliothekarischen Verbänden, so wird »Lobbying« – das heißt das konsequente Werben um und das Einfordern von kontinuierlicher Unterstützung durch die jeweiligen politischen Entscheidungsträger – immer e doch der eigentliche Durchbruch, nämlich Bibliotheken in den Köpfen der Entscheidungsträger wie selbstverständlich zu verankern – beispielsweise durch ein Bibliotheksgesetz oder andere verbindliche Rechtsvorgaben manifestiert –, scheint derzeit meilenweit entfernt. Dass schon in der akademischen bibliothekarischen Ausbildung Fertigkeiten im routinierten Umgang mit der Lobbyarbeit zu erlernen sind, vermittelte der Vortrag »Ausbildung von Bibliothekaren zu Lobbyisten?« von Wolfgang Ratzek, Professor an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Bibliothekare sollten das wichtigste Know-how von Unternehmensberatern übernehmen und im Besonderen in Kommunikation und Außendarstellung besser trainiert werden. Welche Anstrengungen der Berufsverband BIB inzwischen unternommen hat, um seine bibliotheks- und bildungspolitische Lobbyarbeit landes- und bundesweit zu verstärken, umriss anschaulich Michael Reisser, hauptamtlicher BIB-Geschäftsführer. Nicht nur zu einzelnen Anlässen, sondern in steter Weise im politischen Raum Gehör zu finden muss eines der Hauptziele sein und bedarf einer permanenten persönlichen Präsenz mit Aktion und Reaktion beim Umgang mit Politikern und Verwaltungsspitzen. Gelingen sollte es, einen gemeinsamen und allseits motivierenden »Library Spirit« zu schaffen. Aufbauend auf dem ManfredRommel-Zitat »Die Zukunft hat einen Namen: Bildung«, beschrieb Ingrid Bußmann, Bibliotheksleiterin in Stuttgart und Geschäftsführerin des DBV-Landesverbandes BadenWürttemberg, ihre Lobby-Aktivitäten, die von der Prämisse auszugehen haben: »Bibliotheken sind Bildungseinrichtungen auf gleicher Augenhöhe«. In der Frage »Wie erreichen wir Bibliotheksträger und -förderer in der Bildungsdebatte besser als bisher?« schlug sie unter anderem vor, durch Leitbild-Diskussionen, Runde Tisch oder andere .d –B Viel zu tun in Sachen bibliothekspolitischer Lobbyarbeit Ergebnisse eines Seminars von ekz und Fachstellen w Aus den Verteilungskämpfen infolge massiver Kürzungen – die Humboldt-Universität streicht bis 2009 ein Drittel ihrer Professuren – ist das Institut gestärkt hervorgegangen. Die seit 2000 vakante, mittlerweile ausgeschriebene Professur hat das Profil Bibliotheks- und Informationswissenschaft mit dem Schwerpunkt »Digitale Bibliotheken«. Von den beiden Studiengängen des Instituts war der Fernstudiengang, was den Inhalt angeht, bereits Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Nun hat auch der Direktstudiengang dieses Profil. Der frühere Magisterstudiengang Bibliothekswissenschaft im Direktstudium ist mit dem Wintersemester 2005/06 geschlossen worden. Neuimmatrikulationen im Direktstudiengang erfolgen nunmehr im neu eröffneten Bachelor- und Masterstudiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Der Bachelorstudiengang dauert sechs, der Masterstudiengang im Direktstudium vier Semester. Darin eingeschlossen sind je siebenwöchige Praktika, die während der vorlesungsfreien Zeit zu absolvieren sind. Der Fernstudiengang Bibliothekswissenschaft (Library and Information Science) mit einer Dauer von vier Semestern und Abschluss »Master of Arts (LIS)« läuft weiter. Integriert in Tagung noch zu unprofessionell, zu unkoordiniert und zu zaghaft praktiziert. Bibliothekspolitische Lobbyarbeit zu betreiben gilt vielerorts unter Fachkolleginnen und -kollegen als unseriös; es wird letztlich sogar als frustrierend empfunden, unter anderem auch, weil ein durchschlagender politischer Erfolg bisher auf breiter Front, bis auf wenige örtliche Ausnahmen, ausgeblieben ist. Das zweieinhalbtägige Seminar versuchte Antworten auf die Fragestellung zu finden, die sich aus der zweifachen Begrifflichkeit »Lobbyarbeit« und »Konsequenzen des Pisa-Schocks« ergeben. Denn – so eine Meinungsäußerung – angesichts der desolaten Ergebnisse der verschiedenen internationalen Studien hätte es den Bibliotheken längst gelingen können, ihre Angebote und Dienstleistungen rund um Leseförderung, lebenslanges Lernen und Medienkompetenz wie selbstverständlich auch bildungspolitisch besser zu verankern – doch die Realität sieht anders aus. Was also ist künftig zu tun, welche Schritte sind bereits unternommen worden? Mit ihren Produkten wie etwa dem Bibweb-Kurs »Fokus Kind«, den »Medienboxen für Vorschu- –u Das bisherige »Institut für Bibliothekswissenschaft« der Humboldt-Universität firmiert seit dem letzten Herbst unter der neuen Bezeichnung »Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft«. (www.ib.hu-berlin.de) .B Humboldt-Universität Berlin: »Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft« diesen Fernstudiengang sind die Referendarausbildung für den höheren Bibliotheksdienst mit Staatsexamen sowie die Volontärausbildung, beides für mehrere Bundesländer. Ebenfalls fortgesetzt besteht die Möglichkeit zur Promotion, und zwar auch für FH-Absolventen (bei denen in der Regel die Note 1 erforderlich ist). Konrad Umlauf w Ausbildung w 22 »Lobbying« wird immer noch zu unprofessionell, zu unkoordiniert und zu zaghaft praktiziert. le und Kindergarten« oder der »Baustein-Bibliothek für Schulen«, die am Rande des Seminars vorgestellt wurden, hat auch die ekz auf die Erfordernisse der PisaErgebnisse reagiert. Mit der neu konzipierten »Smarten Bibliothek« spricht sie Kunden an, die auf hohem technischem Niveau einfach, zeitgemäß und komfortabel ökonomische Bibliotheksarbeit betreiben wollen. Parallel dazu laufen in vielen Bundesländern zahlreiche Lesefördermaßnahmen im Zusammenwirken von Schule und Öffentlicher Bibliothek auf Hochtouren, BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Tagung w BuB | 58 (2006) 01 e trag von Meinhard Motzko vom Praxisinstitut Bremen, der die Notwendigkeit der Lobbyarbeit von Fachstellen betonte. Ausgehend von der dringenden Forderung, endlich die Bilder von Bibliotheken und Bibliotheksarbeit in den Köpfen der Politiker zu korrigieren, sind imagefördernde Maßnahmen zu ergreifen, die Bibliotheken wie auch Fachstellen als »Problemlöser« etablieren: »Denn nur für Problemlöser wird es zukünftig öffentliche Gelder geben!« Fachstellen haben seiner Meinung nach durch einen regelmäßigen persönlichen Dialog eine besondere Nähe zur Ministerien, Parlamenten, Pressemedien, Stadtentwicklern und Wirtschaftsverbänden zu pflegen. Hilfestellung sollte dazu eine jährlich zu aktualisierende Namensliste der wichtigsten Entscheidungsträger geben. Nur durch eine konsequente Pressearbeit, die tagesaktuelle Reaktion auf bildungs- und kulturpolitische Ereignisse sowie die systematische Präsenz auf wichtigen Tagungen, wie zum Beispiel Parteitagen oder parlamentarischen Anhörungen, sei eine verbesserte Einflussnahme auf Entscheidungen zur Weiterentwicklung des Bibliothekssektors möglich. Wie die abschließende Diskussion zeigte, gibt es in der Frage der Lobbyarbeit kein Patentrezept. Jeder der dargestellten Bausteine trägt allerdings zur Stärkung der Außenwirkung bei, welche die Grundvoraussetzung für jede öffentliche und politische Wahrnehmung ist. Auch wenn die Handlungsspielräume der Bibliotheken und der Fachstellen durch ihre Einbindung in die jeweiligen Verwaltungshierarchien recht begrenzt sind, sollte immer wieder nach Wegen gesucht werden, mediale Aufmerksamkeit zu schaffen. Journalisten, Werbeund Medienfachleute sind stärker als bisher als Verbündete zu gewinnen. Fachstellen können flächendeckend durch gezielte Schulungen zur Lobbyarbeit mit Kommunikationstraining die Professionalisierung unterstützen. Die Nähe der Fachstellen zu Entscheidungsträgern in den .d –B –u w Für die gelegentliche Übersetzung von IFLA Konferenzvorträgen aus den IFLA-Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch ins Deutsche suchen wir ehrenamtliche Übersetzer und Übersetzerinnen. Viele Kolleginnen und Kollegen sind an den Vorträgen der IFLA-Konferenzen interessiert, gerade auch, wenn sie selbst nicht daran teilnehmen können. Seit 1994 werden alle Konferenzvorträge auf der Website der IFLA (www.ifla. org) unter der Rubrik »Annual Conference«, unter »Programme and Proceedings«, kostenlos als Download zur Verfügung gestellt. Manchmal werden diese Vorträge von den deutschen Mitgliedern der Ständigen Ausschüsse ehrenamtlich übersetzt. Aber immer wieder erhalten auch wir die Bitte, einzelne Vorträge vorab auch ins Deutsche zu übersetzen und auf der Website der IFLA zur Verfügung zu stellen. Viele Sektionen der IFLA erarbeiten wichtige Richtlinien und Standards, die auch für deutschsprachige Bibliothekare sehr nützliche Informationsquellen sind. Viele Richtlinien und Standards der letzten Jahre können Sie auch in deutscher Sprache kostenlos auf der Website von »IFLA in Deutschland« herunterladen (www. ifla-deutschland.de/de/ifla/ deutschsprachige_dokumente. html). Gerne würden wir das deutschsprachige Angebot weiter ausbauen. Leider stehen uns dafür keine finanziellen Mittel zu Verfügung. Daher sucht das IFLA-Nationalkomitee Kolleginnen und Kollegen, die bereit sind, gelegentlich einen Vortragstext (im allgemeinen bis zu zehn Seiten) oder sogar einen Richtlinientext ehrenamtlich zu übersetzen, damit er über die Websites langfristig jedem zur Verfügung gestellt werden kann. Die Übersetzerarbeiten für die Vorträge fallen meist recht kurzfristig im Zeitraum Juni-August an, die Richtlinien erscheinen im Laufe des Jahres. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Barbara Schleihagen, Sekretariat des IFLA-Nationalkomitees c/o Deutscher Bibliotheksverband, Strasse des 17. Juni 114, 10623 Berlin; Telefon 030/39 00 14 82, Telefax 39 00 14 84, E-Mail <schleihage [email protected]>, Internet <www.ifla-deutschland. de/index.html> Bitte geben Sie an, aus welcher der IFLA-Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch oder Russisch) Sie übersetzen und wie viele Seiten Sie innerhalb welchen Zeitraums (beispielsweise zehn Seiten innerhalb einer Woche) übernehmen könnten. Für Ihre Mitarbeit möchten wir uns bereits jetzt herzlich bedanken! Claudia Lux, Vorsitzende des IFLA-Nationalkomitees anderen angesehenen Bildungspartnern bedienen, damit sie in einem koordinierten Netzwerk einer Stadt oder Region auffallender agieren können. Neben Hartnäckigkeit und einem langen Atem bei der Kontaktpflege können Wahlprüfsteine ein wirkungsvoller Baustein sein; besser noch sollten gemeinsame Fachveranstaltungen mit Politikern und Verbänden zum gegenseitigen Kennenlernen genutzt werden. Wie man sich in Klein- und Mittelstädten die fließenden Grenzen von Öffentlichkeitsund Programmarbeit als Instrumenten der Lobbyarbeit zunutze machen kann, schilderte Jürgen Heckel von der Stadtbücherei Garching. Jede Art von Veranstaltung, die am besten unter Einbeziehung der örtlichen Entscheidungsträger, Bürgermeister wie Dezernenten, ablaufen sollte, befördert Image und Bekanntheitsgrad der Bibliothek und schaff t so den Rahmen für gegenseitiges Vertrauen und Einsichtnahme in die Arbeit des jeweils anderen: dies als wesentliche Voraussetzung für eine positive politische Unterstützung. Als ein bisher von Bibliotheken in Schulen und Kommunen wenig beachteter Partner stellte sich Henning Hillerkuss vom Landeselternverband BadenWürttemberg vor. Die gewählten Elternbeiräte in den einzelnen Schulen, so sein Statement, .B IFLA: Aufruf für ehrenamtliche Übersetzer so sein Thema, seien vor allem zu gewinnen, wenn Bibliotheken wie auch Fachstellen von der Politik als bedeutsam wahrgenommen werden. »Politik reagiert (fast ausschließlich) auf öffentliche Wahrnehmung!« Konsequenterweise müsse es den Bibliothekseinrichtungen gelingen, durch regelmäßige Pressearbeit, Veranstaltungen und Kampagnen örtlich und überörtlich medial aufzufallen. Dabei sollten sie sich der Kooperation mit w konzertierte Aktionen im Zusammenspiel von kommunaler, Landes- und Bundesebene immer wieder Anlässe zu schaffen, um in der Öffentlichkeit präsent zu sein. Eine ebensolche Einschätzung äußerte und unterstrich auch Reinhard Klimmt, ehemaliger Bundesverkehrsminister und Ministerpräsident a. D., Vorsitzender des DBV-Landesverbandes Saarland. »Politische Verbündete auf Landesebene«, Es sollte gelingen, einen gemeinsamen und allseits motivierenden »Library Spirit« zu schaffen. sollten ebenso wie die Dachorganisationen in den Bundesländern als Lobbypartner für Bibliotheken gewonnen werden, denn gerade sie verfügten oft über gute Kanäle zu den politischen Entscheidungsträgern in Stadt und Land, und viele Eltern hätten mittlerweile die Wichtigkeit der Bibliotheken erkannt. Provokant und diskussionsfördernd war wie stets der Bei- 23 BuB | Foyer Tagung e füllt. Dies herauszufinden sei die Aufgabe des Bibliothekars, der als Spezialbibliothekar sowieso immer alles mit dem Blick auf die Aufgabe der Mutterorganisation tun muss. Neben Befragungen und anderen Methoden wurde der direkte Kontakt mit den Kunden empfohlen, weil dadurch konkrete Anregungen gewonnen werden können. Das »managing by walking around« hat auch den Vorteil, dass man gesehen wird und nicht in der Bibliothek »versteckt« ist. Der Bedarf von Kunden lasse sich auch versuchsweise ermitteln (»throw spaghettis against the wall and look what sticks«). So sollte, falls möglich, ein Ergebnis selbst zum internen Kunden gebracht werden. Das erinnert ihn an die Existenz des Bibliothekars und gibt die Möglichkeit zu fragen, ob er noch etwas wünscht (wie bei McDonalds, wo man gefragt wird: »Would you like fries with that?«). Dass das mit einem Lächeln geschehen sollte, wie im Disneyland, wo die Angestellten cast members sind, versteht sich von selbst. Diese sehr amerikanische Sichtweise macht durchaus Sinn, denn es wurde auch erwähnt – und das kann wohl jeder Bibliothekar bestätigen –, dass Kunden ein sehr schlechtes Gedächtnis für guten Service haben. »Last week was last week«, sagte Judith Siess. In dieser Woche fängt der Service wieder von vorn an. Sie warnte davor, zu sagen, dass das Beschaffen einer Information leicht war. Das könnte den Kunden glauben lassen, dass es tatsächlich ein einfaches Unterfangen war. Manchmal ist es das eben nicht. In diese Kerbe schlägt auch ein anderer amerikanischer Bibliothekar (Guy St. Clair), der in seinem Buch »Customer service in the information environment« (1993) davon spricht, dass ein großer Anteil am Service aus Showbiz besteht. Neben dem Marketing sind Public Relations äußerst wichtig. Hierzu gehört alles, was als Werbeträger dienen kann (Visitenkarten, Signaturen unter der E-Mail, Broschüren, ein Schwarzes Brett mit zum Beispiel dem .d –B »Last week was last week« Marketing ist eine der Maßnahmen, bei der überlegt werden sollte, was für die Benutzer besonders von Interesse sein kann. Es wäre nicht vernünftig, mit denen zu konkurrieren, die bestimmte Dienste besser leisten können; vielmehr gehe es darum, einen Service anzubieten, der Themengebiete ergänzt und Nischen w Sowohl in Stuttgart als auch in Berlin waren neben dem sehr interessanten Seminar, bei dem Judith sich an ihre Bücher (»The visible librarian«, 2003, und »Time management, planning, and prioritization for librarians«, 2002) hielt, die lebhaften Diskussionen und der Erfahrungsaustausch mit Kollegen und Kolleginnen wichtig. Gerade durch den Erfahrungsaustausch für isoliert arbeitende Bibliothekare wird ein Seminar zusätzlich wichtig und nützlich. The visible librarian – der bibliothekarische Beruf gehört zu kann. In einer Organisation, zu der eine Spezialbibliothek gehört, gibt es neben externen auch interne Konkurrenten. Alles, was mit Datenbanken und Informationen zu tun hat, wird oft von Mitarbeitern sofort der ITAbteilung zugerechnet. Nicht ohne Grund wurden bei einem »amerikanischen« Seminar Firmen genannt, die im Service wohl führend sind: McDonalds und Disneyland. Es wurde festgestellt, dass eine Bibliothek nicht unbedingt die erste Stelle ist, an die sich ein Suchender wendet. Bibliotheken sind also nicht so wichtig, wie sie selbst vermuten. Trotzdem gibt es für Bibliothekarinnen und Bibliothekare etliche Möglichkeiten, innerhalb einer Organisation dafür zu sorgen, dass die Bibliothek nicht übersehen wird. Das Seminar ging einige Möglichkeiten durch, die sicher jedem Teilnehmer genug Hinweise für die eigene Bibliothek boten. –u Judith A. Siess (Cleveland, Ohio), die vor allem den deutschen One-Person Librarians bekannt sein dürfte, gab im Oktober 2005 zwei zweitägige Seminare, die von jeweils dreißig Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht wurden. Veranstalter war die »Initiative Fortbildung für wissenschaftliche Spezialbibliotheken und verwandte Einrichtungen«, die in Berlin durch Evelin Morgenstern und Leyla Schön vertreten war. .B »The visible librarian« Zwei Seminare mit Judith A. Siess den Professionen, bei denen die Ausübenden und deren Leistungen oft nicht wahrgenommen werden. Das wäre eigentlich nichts Schlimmes, wenn man seine Existenzberechtigung und seinen Nutzen für eine Organisation (besonders bei Spezialbibliotheken) nicht zunehmend nachweisen müsste. Bibliothekare und Bibliothekarinnen gehören zu den Dienstleistungsberufen, damit ging das Seminar auch los. Jeder sollte sich in die Situation eines Kunden (Lesers, Benutzers) versetzen und aufzählen, was man in der Situation schätzen würde. Hier wurden einige Vorschläge gebracht: ein Lächeln, ein Dankeschön, eine gute Büchersammlung (oder andere nützliche Bestände), das Einhalten von Terminen und Genauigkeit. Ob der Service tatsächlich gut ist, beurteilt einzig und allein der Kunde. Ihn interessiert es in der Regel nicht, warum eine Leistung nicht erbracht werden kann. Zudem hat er oft andere Möglichkeiten, seine Wünsche erfüllt zu bekommen. Auf dem Feld, das Bibliotheken beackern, gibt es Konkurrenten. Als Konkurrenten wurden Dienstleister benannt, die Kundenwünsche besser als Bibliotheken voraussehen und erfüllen können: das Internet (oft Google), ein naher Kollege, große Bücherlieferanten (Amazon), eine andere Bibliothek oder eine andere Organisation, die helfen w Ministerien und Parlamenten ist besser als bisher als Chance zu nutzen. Im Besonderen müssten gerade die bibliothekarischen Verbände (DBV und BIB) Anstrengungen unternehmen, um »kampagnenfähig« zu werden: Eher Großes denken und planen als sich im Kleinteiligen zu verzetteln – wobei die Wirkungserwartung eher mittel- und langfristig zu sehen ist. Die Kooperationsseminare der ekz mit den Fachstellen werden in diesem Jahr eine Fortsetzung finden, das wichtige Thema Lobbyarbeit steht erst ganz am Anfang. Die Fachstellen werden ihren Beitrag leisten. Jürgen Seefeldt w 24 »Humor bewahren« – Judith A. Siess, flankiert von Leyla Schön (links) und Evelin Morgenstern. BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Tagung .B w »Commerce is nothing evil«, rief Derk Haank aus und verteidigte als CEO von Springer Science + Business Media sein Haus, das 5 000 Mitarbeiter beschäftigt und unter SpringerLink rund 1 150 STM-Zeitschriften anbietet. Überhaupt STM: Da der Löwenanteil der Forschungs- und Fördergelder in die Naturwissenschaften (Sience, Technology, Medicine) fließt, orientieren sich die di1 Die Tagung und die einzelnen versen Konditionenmodelle für Vorträge sind dokumentiert unter wissenschaftliches E-Publishing <http://www.ub.uni-frankfurt. mit allen denkbaren Zugriffsde/messe/symposium2005/einmöglichkeiten eben am Markt leitung.html> w BuB | 58 (2006) 01 Weitgehend einig war man sich darüber, dass das Angebot an wissenschaftlichen elektronischen Publikationen so breit, so hochwertig und so leicht zugänglich wie möglich sein sollte. Was jedoch für die kommerziellen Anbieter den Weg zu diesem Ziel zu einem heißen Pflaster werden lässt, sind die Themen Preisbildung, Konditionenmodelle und Wertschöpfung; damit wiederum hängen weitere Themenkomplexe unmittelbar zusammen, wie die Markenbildung, die Transparenz der Angebote, die Wertigkeit von Informationen jenseits finanzieller Wertschöpfung, das Urheberrecht, die Frage nach einer primären Kunden- und/oder Content-Orientierung und schließlich die unverzichtbare Vertrauensbildung zwischen Informationsanbieter und -nutzer. –u Am 22. und 23. Oktober trafen sich die Spitzenvertreter international führender Wissenschaftsverlage, Bibliotheken und Informationsdienstleister in der Johann Wolfgang Goethe Universität zum 5. Frankfurt Scientific Symposium1, das sich mit der Frage beschäftigte: »Is there any progress in alternative publishing? Problems of scholarly information economy«. Organisiert und veranstaltet wurde das Symposium von der Frankfurter Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg. Sponsoren waren die US-amerikanische Botschaft in Berlin, ProQuest Information and Learning, Sun Microsystems und die internationale Zeitschriftenagentur Swets Information Services. Wer in dem sich rasant entwickelnden Markt bestehen will, muss schleunigst seine Geschäftsmodelle anpassen. Mit zwei Hauptentwicklungen sehen sich die kommerziellen Verleger und Informationsdienstleister konfrontiert: der Open-AccessBewegung und Google. Doch nicht nur Google mischt mit sei- Der Weg und das Ziel –B der Zugriffsmöglichkeiten, der Konditionen und Lizenzmodelle immer komplexer. Transparenz können hier fast nur noch international operierende Agenturen schaffen, die die Angebote bündeln und die Interessen aller beteiligten Partner vertreten. für STM-Publikationen. Swets beispielsweise verwaltet international rund 1,8 Millionen Abonnements und macht ein Drittel seiner Umsätze im STM-Markt. Innerhalb dieses Drittels spielen wiederum die elektronischen Zeitschriften eine markante Rolle. Die Geisteswissenschaften, an denen die marktrelevanten Ströme wissenschaftlicher Fördergelder in der Regel vorbeifließen, finden sich also schon aus rein ökonomischen Gründen auf einem Sonderweg, der eigene Strategien und Debatten erfordert. .d nem Print-Projekt den Markt zusätzlich auf. Gegenwärtig plant die Europäische Kommission als Gegenprojekt zu Google Print den Aufbau einer Digitalen Bibliothek, um das kulturelle Erbe Europas in einem mit 96 Millionen Euro ausgestatteten Digitapr. – Verleger, Bibliothekare und lisierungs- und ErschließungsInformationsdienstleister disku- projekt international zugängtierten am Rande der Franklich zu machen. Gegenwind soll furter Buchmesse 2005 neue Google Print außerdem von der Konzepte für einen optimalen bereits gestarteten Open ConZugriff auf elektronisch publitent Alliance (OCA) bekomzierte Forschung. Das Angebot men, zu deren Mitgliedern unter wird immer breiter, das Geflecht anderem auch Yahoo! gehört. e Frankfurt Scientific Symposium: Wissenschaftliche E-Journals zwischen Open und Total Access w neusten Witz, Newsletters, kleine Gegenstände mit dem Bibliotheksnamen oder -Logo). Ein während des Seminars präsentiertes Lesezeichen von der Bibliothek des Deutschen Instituts für Menschenrechte in Berlin wurde als sehr gut gelungen bewertet. Ein Tag der offenen Tür etwa kann eine sehr gute Maßnahme sein, Aufmerksamkeit zu bekommen. Siess empfahl, hierzu möglichst den Chef einzuladen, weil es für viele Mitarbeiter wichtig ist, gemeinsam mit dem Chef gesehen zu werden. Wenn also der Chef kommt, besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass dies auch andere Mitarbeiter in die Bibliothek lockt. Neben den bereits genannten wurden im Seminar auch andere, den Beruf betreffende Strategien angesprochen. So sollte laut Judith Siess jeder Bibliothekar auf seine Weiterbildungen achten, unbedingt mit Kollegen in Kontakt bleiben, einem Berufsverband angehören und an Fachtagungen teilnehmen. Im Übrigen empfahl die Referentin, Humor zu bewahren und sich und seinen Beruf nicht allzu wichtig zu nehmen. Ein vielleicht sehr amerikanischer Hinweis betraf Aufzeichnungen, die man über seinen Job und seine Bibliothek anfertigt: Im Fall einer möglicherweise überraschenden Entlassung sollte man sie immer zu Hause haben, weil am Arbeitsplatz vielleicht keine Zeit mehr bleibt, sie zusammenzusuchen. Eine andere Empfehlung betraf die Einstellung zur Arbeit: Man sollte nie dem Arbeitgeber aus Großzügigkeit heraus freie Zeit gewähren (Überstunden ohne Bezahlung oder Gegenleistung). Judith wies auch darauf hin, dass man im Berufsleben nicht vergessen sollte, dass wohl jeder mal Hilfe erfahren hat. Solche Hilfe an andere Kollegen oder Studenten weiterzugeben sei eine Verpflichtung. Das Seminar hat den Teilnehmern nicht nur nützliche Anregungen, sondern auch die amerikanische Sichtweise auf viele Bibliotheksthemen vermittelt. Oliver Dienelt, Braunschweig Die Integration von Open Access in Geschäftsmodelle: Wer zahlt? Das »author-pays model« wurde erwartungsgemäß stark diskutiert und dabei auch vielfach kritisiert: Es bedeute im wissenschaftlichen Wettbewerb ungerechte Bedingungen für »arme« Disziplinen und verschärfe die ohnehin angespannte Situation zwischen den finanziell stark und den schwach ausgestatteten Forschungsbereichen (Richard Wellen, Business and Society Program, York University, Toronto); es mache die Subventionierung einzelner Zeitschriften nötig, könnte manche Autoren vom Publizieren abhalten und sei schließlich auch nur für den STM-Markt geeignet (Hans-Robert Cram, Hauptgesellschafter und Mitglied des Beirates von Walter de Gruyter). Wie sich das Publikations- und Leserverhalten auf die wissenschaftliche Kommunikation auswirkt und wie die Bibliotheken demnach künftig ihre Beschaff ungspolitik ausrichten müssen, wird in Deutschland unter anderem mit Mitteln der DFG erforscht. Berndt Dugall (Universitätsbibliothek Frankfurt) stellte zwei dieser Projekte vor. Ziemlich ernüchternd für Verfechter des Open Access fielen die Ausführungen von Sally Morris, Chief Executive der Association of Learned and Professional Society Publishers, aus. Demnach werden die Leistungsfähigkeit, die Präsenz und die Qualität 25 BuB | Foyer Tagung Die Bedeutung der Agenturen: Swets zum Beispiel pr. – Wenn Archivare tagen, geht es keineswegs um Karteireiter, Aktendeckel und Bücherwürmer. Auf dem »75. Deutschen Archivtag«, der Ende September 2005 in Stuttgart stattgefunden hat, war vielmehr die Frage nach der Haltbarkeit der Bits und Bytes in den Archiven eines der vieldiskutierten Themen. Die Vorschläge, wie digitale Objekte zu archivieren seien, sind dabei so vielfältig wie die verwendeten Speicherformate. Und genau hier liegt der Kern einer Problematik, auf die das »nestor«-Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung im Rahmen der Tagung aufmerksam machen wollte. Kompetenz vernetzen »nestor« steht für »Network of Expertise in Long-Term Storage of Digital Resources«; das Ziel dieses Netzwerks ist, die verschiedenen Kompetenzen, Interessen und Anforderungen in e und außerdem mit dem Risiko behaftet, dass die Objekte zukünftig zwar visuell dargestellt, aber nicht mehr bearbeitet werden können.« Denn das ist nur möglich, wenn man die Dateien – mitsamt ihrer ursprünglichen Funktionalität – auch in die dann gängigen Formate exportieren kann. Als eine weitere Strategie wird die Konversion der Daten diskutiert. Die digitalen Daten sollen auf Mikrofilm ausbelichtet und .d –B »Born Digital« Über die Haltbarkeit von Bits und Bytes »nestor« auf dem 75. Deutschen Archivtag w Die gravierendste Veränderung, die Arie Jongejan, CEO von Swets Information Services, durch die neuen Verlags- und Vermarktungsmodelle im Bereich der E-Journals ausmacht, ist die verwirrende Komplexität dieses Marktes. Damit gehört in seinen Augen zu den wichtigsten Aufgaben der Agenturen, zunächst Transparenz und damit auch Effizienz für die Kunden zu schaffen. Denn die Kunden, also allen voran die Bibliotheken, verlangen vor allem eines: Wahlmöglichkeiten zwischen den verschiedenen Angebotsmodellen, um Herr ihres eigenen Schicksals zu bleiben. Um aber wählen zu können, brauchen die Bibliotheken transparente Strukturen und klare Kriterien für ihren Entscheidungsprozess. Genau hier sieht eine Agentur wie Swets ihre prädestinierte der digitalen Langzeitarchivierung zusammenzuführen und eine Organisationsform zu finden, die den Erhalt des digitalen kulturellen Erbes für zukünftige Generationen sichert. Während des Archivtags ist einmal mehr deutlich geworden, dass die Entwicklung von einem »Königsweg« für ein optimales Speicherformat noch weit entfernt ist. Und das hat seinen Grund, wie Christian Keitel vom Landesarchiv Baden-Württemberg erläutert: »Digitale Unterlagen in Behörden, Gerichten, Unternehmen oder ganz allgemein an Stellen, die ihre Altunterlagen Archiven anbieten oder auch anbieten müssen, liegen praktisch in allen Ausgangsformaten vor, die wir zur Zeit kennen. Und wir wissen so gut wie nichts über die Technologie der Zukunft, mit der die Daten noch in Hunderten von Jahren lesbar sein sollen.« –u Wissenschaft braucht höchste Qualitätsstandards, die Autoren wie auch ihre Texte brauchen das Qualität verbürgende Know-how und Renommee eingeführter Fachverlage. Im Falle von Zeitschriften ist nun jedes einzelne E-Journal mehr denn je darauf angewiesen, unter dem Dach seines Verlags zu einer eigenen Marke zu werden. Der Ruf nach Qualitätssicherung war dabei nicht nur aus den Reihen der Verleger, sondern auch vonseiten der Bibliotheken zu vernehmen. Erschreckend gering seien die Bemühungen der Open Acces Bewegung um Qualität und Professionalität, was die Verbreitung von Ergebnissen der Spitzenforschung angehe – so Rafael Ball, Leiter der Zentralbibliothek Forschungszentrum Jülich. .B Qualitätssicherung: Markenbildung ist wichtiger denn je Rolle als Mittlerin. Jongejan betonte, das setze voraus zu realisieren, dass sich die Marktmacht vom Content zum Kunden verschoben hat. Neben die bislang überwiegend administrativen treten nun zunehmend auch explorative Dienstleistungen: die Agentur als Scout im Dschungel der Angebote und Konditionen; als Scout, der auch nach der Entscheidungsfindung des Kunden präsent bleibt, bis sichergestellt ist, dass der einzelne Content tatsächlich den einzelnen Leser erreicht. In der gegenwärtigen Phase des Wandels und der Unsicherheit wächst den Agenturen aber auch noch eine ganz andere Rolle zu: die soziale Aufgabe der Vertrauensbildung zwischen den Geschäftspartnern. Hanne Knickmann w von Open Access-Zeitschriften weitaus überschätzt. Wesentlich mehr müssten die Verleger dagegen die Aktivitäten selbstarchivierender Institutionen beunruhigen. w 26 Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen Daten, die schon digital entstehen – »born digital« – und die auf Papier oder einem anderen »herkömmlichen« Medium auch gar nicht darstellbar sind. Um solche Unterlagen dauerhaft zu erhalten und zugänglich zu machen, setzen die Archive auf die Migration der Daten in einige wenige standardisierte Formate. »Das ist nur eine Strategie von mehreren, und es ist uns wichtig, diese Möglichkeiten nicht nur in der Theorie zu erforschen, sondern vor allem auch in der Praxis zu erproben«, beschreibt Keitel die Aufgabe, vor der die Archive heute stehen. Eine Alternative zur Datenmigration ist die so genannte »Emulationsstrategie«, ein bisher noch eher theoretisches Modell, das vor allem für Bibliotheken interessant ist. Obwohl es – technologisch gesehen – vielversprechend ist, die »veraltete« Umgebung einer Datei in neuer Hardware nachzubilden, sieht Keitel die Entwicklungsmöglichkeiten für die Umsetzung in Archiven kritisch: »Bei der Vielfalt der archivierten Dateiformate ist die Emulation extrem aufwändig Ein »Königsweg« für ein optimales Speicherformat ist noch nicht in Sicht. im Falle der Benutzung erneut eingescannt werden, sodass sie später mit elektronischen Texterkennungssystemen lesbar gemacht werden können. »Wir müssen uns dabei aber klar machen, dass bei zeichenbasierten Dateien eine Erkennungsquote von 99,8 Prozent beim Einlesen von Daten absolut unzureichend ist, wenn wir beispielsweise an eine Datenerhebung denken, bei der knapp zehn Millionen Datensätze mit jeweils rund hundert Zeichen erfasst werden, von denen zwei Promille einfach falsch wiedergegeben werden.« Theoretische Sicherheit und praktisches Risiko So gesehen bietet die »Migrationsstrategie« eine relative Sicherheit für den Erhalt der Inhalte aus den gespeicherten Dateien. Aber schon angesichts der Unmenge an Darstellungsmöglichkeiten auf graphischen Oberflächen, die außerhalb des Computers gar nicht zu visualisieren sind, muss die Entwicklung weitergehen, wie Keitel fordert. In einem amerikanischen Großprojekt erforscht beispielsweise die »National Archives and Records Administration« (NARA) derzeit einen »Mittelweg« zwischen Migration und Emulation. Der Grundgedanke ist dort, dass man die ursprünglichen Eigenschaften eines BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Nachrichten Berlin. Die Stadtbibliothek Mit- te bietet Schülern in mehreren ihrer Zweigbibliotheken kostenlos Hilfe bei den Hausaufgaben an (www.kulturamt-mitte.de/ veranstaltungen/index.html), die durch ehrenamtliche und Berlin. Am 12. Dezember 2005 zusätzliche Mitarbeiter erteilt ist in der Amerika-Gedenkbib- wird. liothek eine »American Corner« eröffnet worden, in der sich alle Berlin. Das Bundesministerium relevanten Informationen zum für Bildung und Forschung hat Thema Studium, Auslandsprak- mit Band 17 seiner Reihe Biltikum, Austauschprogramme dungsreform eine Expertise zur und Au-Pair-Aufenthalt in den »Förderung von Lesekompetenz« USA finden. Neben Buchspen- vorgelegt. Sie kann unter <www. den und Informationsmateri- bmbf.de/publikationen/2713. alien umfasst die Kooperation php> kostenlos heruntergeladen »America@your library« (www. oder auch bestellt werden. zlb.de/aktivitaeten/kooperationen/Americaatyourlibrary) auch Bielefeld. Die Stadt erwägt, das eine vertiefte Zusammenarbeit Gebäude der Zentralbibliothek zwischen der Amerikanischen in der Herforder Straße zu verBotschaft und den deutschen kaufen und die Bibliothek in eiPartnerbibliotheken bei der nem privat finanzierten »TechniOrganisation von Workshops, schen Rathaus« unterzubringen, Lesungen, Vorträgen, Einfüh- dessen künftiger Standort noch rungsveranstaltungen, Chat- offen ist. Angeboten und anderen Programmen zum Thema USA. Bielefeld. Das neue »Lesemobil« der Stadtbibliothek, ein GeBerlin. Seit Dezember 2005 lei- schenk des Lions-Club, soll instet Barbara Schleihagen die Ge- besondere für die Arbeit an und .B Alcúdia. Die Kommune im Norden Mallorcas hat Reinhard Mohn die Ehrenbürgerwürde verliehen – im Innenhof der Bibliothek »Can Torró«, die die e scheidung für einen Neubau der Stadtbücherei gefallen: am innerstädtischen Ernst-ReuterPlatz, dem die Lokalpresse den »zweifelhaften Charme eines Hinterhofs« attestiert. Der Sprecher des Bürgerbegehrens für eine neue Stadtbücherei zeigte sich mit dem neuen Standort »sehr zufrieden«. schäftsstelle des DBV. Von 1996 bis 2000 hatte Schleihagen als Direktorin von Eblida fungiert, von 2000 bis 2003 war sie Generalsekretärin der IFLA 2003 Berlin Konferenz, anschließend Koordinatorin des Kompetenznetzwerks für Bibliotheken. .d Nachrichten und französische Anfragen mit der Pariser Bibliothèque publique d’information (BPI) und dem Collegium Polonicum in Slubice. Sie leitet die Anfragen an die entsprechende Partnerbibliothek weiter und erhält ihrerseits von diesen sämtliche deutschsprachigen Anfragen zur Beantwortung. Anfragen in den anderen Sprachen werden von den Mitarbeitern der Landesbibliothek direkt beantwortet. Pro Monat gehen durchschnittlich achtzig Online-Anfragen ein. –B kommenden Jahrhunderte nicht vorweg nehmen, und unser wichtigstes Ziel muss das Sammeln von Erfahrungen in allen Bereichen der digitalen Langzeitarchivierung sein.« Nur auf der Basis von Technologien, die in der Praxis erprobt sind, könne man Standards entwickeln, die den langfristigen Erhalt archivierter Daten befördern – und nicht die Entwicklung wichtiger Alternativen blockieren. An dieser Stelle soll nestor (www.langzeitarchivierung.de) als Kompetenznetzwerk seinen Beitrag leisten, indem einerseits eine breite Öffentlichkeit auf die Fragestellungen aufmerksam gemacht und andererseits vorhandenen Kompetenzen ein Forum gegeben wird. –u Objekts unabhängig von der Originalsoftware beschreiben kann. In welchen Formaten solche Metadaten (»Daten über Daten«) zu formulieren sind, ist allerdings von vielen Faktoren abhängig, und eine alleingültige Lösung für alle Datentypen ist kaum zu erwarten. Für Keitel ein Grund mehr, nicht »eingleisig« zu forschen, sondern gerade das Potenzial der verschiedenen Ansätze auszuschöpfen. Denn der Austausch praktischer Erfahrungen aus einzelnen Projekten, die sich mit digitaler Langzeitarchivierung befassen, ist unverzichtbar, wenn es um die Entwicklung (buchstäblich) zukunftstauglicher Strategien geht: »Die Theorie kann die Entwicklung der Die Staatsbibliothek zu Berlin und die Bayerische Staatsbibliothek haben eine zukünftig stärkere Kooperation beider Staatsbibliotheken auf allen sich anbietenden Feldern des bibliothekarischen Geschehens vereinbart. w Berlin. w Berlin. Mit dem kostenlosen Auskunftsdienst »InfoPoint« bietet die Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) als weltweit erste Bibliothek ihren Kunden die Möglichkeit, über ein Online-Formular (www.zlb.de/fragen_sie_uns/ask_a_librarian) in mehreren Sprachen Fragen zu stellen. Zurzeit sind Anfragen auf Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch oder Türkisch möglich. Ziel ist es, diesen Service für alle Sprachen der EU Augsburg. Nach jahrlangem anzubieten. Die LandesbiblioGezerre ist nunmehr die Ent- thek kooperiert für polnische w Bertelsmann Stiftung 1990 gegründet und mit einer Million Euro angeschoben hatte (www. cantorro.es · www.bertelsmannstiftung.de/cps/rde/xchg/SID0A000F0A-5DD2B95B/stiftung/hs.xsl/4405.html). Die Ministerpräsidentin der Balearen betonte in ihrer Würdigung: »Diese Bibliothek war vor fünfzehn Jahren eine Revolution im spanischen Bibliothekswesen.« BuB | 58 (2006) 01 »HOEB4U« heißt die neue »Trendbibliothek für Jugendliche« der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen, die am 9. Dezember vergangenen Jahres in den Zeisehallen eröffnet worden ist. 27 BuB | Foyer Nachrichten sowie dem Hessischen Kultusministerium. Düsseldorf. Die Stadtbüche- reien haben zum 1. September vergangenen Jahres die VideoAusleihe (zugunsten von DVDs) eingestellt. e mit Kindergärten und Grund- in den Fächern Bibliotheks- die Organisation des Jugendschulen eingesetzt werden. verwaltungslehre, Sachkatalogi- buchpreises »Buxtehuder Bulle« sierung, Bibliotheksgeschichte, von dem Initiator des Preises, Bonn. Maria Bollig, die langjäh- Geschichte des Bildungswesens, rige Studienleiterin des staat- Pädagogik und Psychologie unlich anerkannten Bibliothekar- terrichtet. Ihr Amt als StudienLehrinstituts Bonn (der späteren leiterin übte sie seit dem Herbst Fachhochschule für das öffent- 1959 bis zu ihrem Ruhestand liche Bibliothekswesen Bonn), Ende 1984 aus. ist am 14. November 2005 im 91. Lebensjahr verstorben. Als Buxtehude. Ulrike Mensching, Dozentin hatte Bollig vor allem Leiterin der Stadtbibliothek, hat dem Buchhändler Winfried Ziemann, übernommen. Ziemann hatte die Auszeichnung 1971 ins Leben gerufen, um mehr über die Lesegewohnheiten von Jugendlichen zu erfahren. Die Jury ist traditionell paritätisch mit je elf Jugendlichen und Erwachsenen besetzt. Seit 1981 ist die Stadt Buxtehude Trägerin des mit einer Stahlplastik von Reinhard Güthling und 5 000 Euro dotierten Jugendbuchpreises. Im Oktober ist der Jugendbuchautor Rainer Maria Schröder für seinen Roman »Die Lagune der Galeeren« (BA 8/2004) mit dem »Buxtehuder Bullen« 2005 ausgezeichnet worden. Duisburg. Eine durch Wissen- schaftler und Studenten der Fachhochschule Köln durchgeführte, repräsentative Umfrage hat unter anderem ergeben, dass Schüler, Studenten und Azubis rund ein Drittel aller Besucher der Stadtbibliothek ausmachen; fast vierzig Prozent der Kunden sind Berufstätige. .d –B –u w .B Cuxhaven. Eine der beiden Fahr- w »›MelezArt‹, das ist ein neues deutsch-türkisches Kultur-Magazin für die interkulturelle Kulturlandschaft Deutschlands. melez bedeutet auf Türkisch soviel wie vermischt, Mischling, und in der Tat möchte MelezArt die vielfältigen kulturellen Vermischungen in Deutschland, das cross over verschiedener Kulturformen und Stile darstellen. Dabei liegt der Schwerpunkt zwar auf deutsch-türkischer Kultur, doch sind hier die Grenzen offen, und auch der Kulturbegriff ist weit gefasst, denn alle Bereiche von Hochkultur bis Alltagskultur kommen hier zu Wort. MelezArt wird somit zu einem Forum für die dynamische, höchst kreative eingewanderte Kulturlandschaft Deutschlands« – schreibt Tayfun Demir von der Redaktion des neuen Blattes aus dem Duisburger Graphica-Verlag, dessen erstes Probeheft im November 2005 vorgelegt worden ist und das ab diesem Jahr alle zwei Monate zum Preis von 3 Euro je Heft erscheinen soll. Herausgeber Demir ist seit langem als Bibliothekar bei der Stadtbibliothek Duisburg tätig, siehe auch seinen gemeinsam mit Jan-Pieter Barbian publizierten Beitrag »Geschichte mit Zukunft / 30 Jahre Türkische Bibliothek in der Stadtbibliothek Duisburg«, in BuB Heft 2/2005, Seite 134– 137. (Info: [email protected]) w 28 bibliotheken des Landkreises ist zum 31. Dezember als Folge von Sparmaßnahmen stillgelegt worden. Die beiden Bücherbusse zählten über 160 000 Entleihungen pro Jahr, 85 Prozent der Nutzer sind Kinder und Jugendliche. Von den bisher 169 Haltepunkten können nunmehr nur noch 107 angesteuert werden. Darmstadt. Mit der Aktion »Mein erstes Buch« erreicht die Stadtbibliothek jetzt alle Eltern, die ihr Neugeborenes beim Standesamt anmelden. Das Standesamt legt dem Familienbuch einen Brief der Bibliothek bei, der einen Glückwunsch an die Eltern, eine Einladung in die Bibliothek und einen Gutschein für ein erstes Bilderbuch enthält, das bei der Anmeldung als kleines Geschenk überreicht wird. Finanziell unterstützt wird die Aktion von der Geschäftsstelle der Hessischen Leseförderung Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst Neuer Rekord: 14 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene strömten im November vergangenen Jahres zur 34. Internationalen Kinder- und Jugendbuchausstellung (IKiBu). Hinzu kam ein überwältigendes, auch überregionales Medienecho. Das einwöchige Kinder- und Jugendbuchfestival umfasste 170 Veranstaltungen – Lesungen, Theaterauff ührungen, Ausstellungen, Hörspiele und andere Medienprojekte sowie verschiedene Kreativwerkstätten. Duisburg. Eschede. Die Samtgemeinde (6 500 Einwohner, Niedersachsen) hat ihre öffentliche Bücherei geschlossen, um sie zu einer Schulbücherei umzuwandeln, die von Lehrern in Zusammenarbeit mit Eltern geführt werden soll – während die bisherige Büchereileiterin ihren Job verliert. »Eschede – kulturell immer einen Schritt voraus«, vermeldet <www.eschede.de/kultur/ html>. Frankfurt am Main. Die deut- sche Buchbranche startet ihr Projekt für ein eigenes zentrales Netzwerk zur Volltextsuche im Internet. Das hat die Abgeordnetenversammlung im Börsenverein des Deutschen Buchhandels im vergangenen November einstimmig beschlossen. Durch »Volltextsuche online« könnten die Nutzer dann künftig von außen auf digitale BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Nachrichten ten unter Indexern und Indexer-Fachverbänden im In- und Ausland. (Oder). Als erste Hochschule in Brandenburg öffnet die Viadrina ihre Bibliothek nunmehr auch sonntags (von 10 Frankfurt am Main. Die Zen- bis 18 Uhr). tralbibliothek der Stadtbücherei zieht Ende nächsten Jahres um: Hamburg / Berlin. Prof. Gabriele von der Zeil in die nahe gelegene, Beger hat am 1. Dezember 2005 ehemalige Sparkassenzentrale in die Leitung der Staats- und Unider Hasengasse (bei der Klein- versitätsbibliothek Hamburg markthalle), wo der Mietpreis übernommen und damit die mit einer Million Euro jährlich Nachfolge von Prof. Peter Rau um die Hälfte niedriger ist als angetreten. Die neue Direktorin zuvor. Das Raumangebot ist der SUB, die bisher die Berliner jeweils vergleichbar, und »das Stadtbibliothek in der Stiftung neue Gebäude ist sehr reizvoll Zentral- und Landesbibliothek für uns«, zitiert die Lokalpresse Berlin leitete, ist unter anderem Bibliotheksleiterin Sabine Ho- auch Präsidentin der DGI. milius. Hamburg. »Bei uns werden Sie Frankfurt am Main. Das seit zwei viel mitnehmen«, lautet der TiJahren bestehende Deutsche tel einer Info-Broschüre der ÖfNetzwerk der Indexer (DNI) fentlichen Bücherhallen. Dem hat auf der Buchmesse 2005 eine ist schwerlich zu widersprechen: erste offene Informationsveran- Pro Öffnungstag soll es sich um staltung über moderne Aspekte 2,84 Tonnen handeln – etwa das professioneller Registererstel- Gewicht von zwei 3er-BMWs. lung durchgeführt. Highlight war die Anwesenheit von Vertre- Hannover. Georg Ruppelt, Chef tern der Indexing-Verbände in der Gottfried Wilhelm Leibniz Großbritannien und Holland. Bibliothek und Sprecher der Zu den Zielen des DNI (www. BID, ist am 24. November 2005 d-indexer.org) zählt neben der mit dem Verdienstkreuz am Förderung des Bewusstseins Bande des Verdienstordens der für professionelles Indexing vor Bundesrepublik Deutschland allem der Ausbau von Kontak- ausgezeichnet worden. In seiner .d e Frankfurt –u –B Inhalte zugreifen, die Kontrolle über die Texte würden die Verlage bei dieser Lösung aber behalten. Man erwartet, noch in diesem Frühjahr mit mindestens hundert Verlagen starten zu können. w w w .B Laudatio betonte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff Ruppelts Verdienste um das deutsche Bibliothekswesen: »Georg Ruppelt ist eine Institution. Er engagiert sich nicht nur für einzelne Bibliotheken. Vielmehr ist es für ihn selbstverständlich, sich ehrenamtlich für das gesamte deutsche Bibliothekswesen einzusetzen. (…) Er bekämpft auf vorbildliche Weise die Gefahrenpotenziale, die sich aus der Reizüberflutung durch elektronische Medien, aus dem Mangel an Zeit für ein gutes Buch und aus der fehlenden Anleitung zum Lesen ergeben. (…) Er setzt sich auch persönlich für die Leseförderung bei Kindern und Jugendlichen ein. Dabei arbeitet er eng mit der ›Akademie für Leseförderung der Stiftung Lesen an der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek‹ zusammen, für deren Gründung er sich intensiv eingesetzt hat.« Bleibende Verdienste habe sich der Geehrte durch die Bemühungen um die Aufklärung des Verbleibs von jüdischem und anderem, wäh- Eine Bibliothek hat Gerald Schleiwies (Stadtmediathek Waldkraiburg) bei seinem Spaziergang durch das 6 000-Seelen-Örtchen Castiglione di Sicilia auf Sizilien zwar nicht entdeckt – immerhin jedoch eine »Via Biblioteca«. BuB | 58 (2006) 01 rend der NS-Zeit konfiszierten Bibliotheksgut in deutschen Bibliotheken erworben. Hannover. Ab Oktober vergan- genen Jahres ist die seit 1954 bestehende Fahrbibliothek online ans EDV-System der Stadtbibliothek angeschlossen. Der schnelle Datenaustausch erfolgt über den Mobilfunkstandard UMTS (Universal Mobile Telecommunications System). Der Bus hält rund 4 500 Medieneinheiten bereit und verzeichnet jährlich 70 000 Ausleihen; sechzig Prozent seiner Nutzer sind Kinder. Krefeld, Mönchengladbach, Neuss. Die drei Stadtbibliothe- ken im »Bibliotheksnetzwerk Niederrhein · BNN« haben, gemeinsam mit lokalen Sponsoren sowie dem Oetinger Verlag, je 1 500 Erstklässlern ein Buchgeschenk gemacht: Pünktlich zum Schuljahresbeginn 2005/06 erhielten insgesamt 4 500 Kinder das Buch »Max und Anna finden Schule schön« von Hanneliese 29 BuB | Foyer Nachrichten damit Nachfolger von Professor Dr. Uwe Schlegel. Die Amtszeit des designierten Rektors beträgt sechs Jahre. Strothotte, Jahrgang 1959, hat seine Ausbildung in Kanada, den USA, England und Deutschland absolviert. Er ist seit fünfzehn Jahren Professor für Informatik mit dem Spezialfach Computergrafik und interaktive Systeme, seit 1993 an der Uni Magdeburg, zuvor an der Freien Universität Berlin. Außerdem war der gebürtige Kanadier Beauftragter für Informationstechnologie des Landes Sachsen-Anhalt. Uwe Schlegel verabschiedet sich Mitte des Jahres in den Ruhestand. Dann wird er die Altersgrenze überschritten und die Entwicklung der Hochschule mehr als ein Vierteljahrhundert begleitet, gesteuert und geprägt haben. Google unterstützt das Projekt »World Digital Washington. w w .B –u –B .d e Schulze – ergänzt durch einen (www.hbz-nrw.de/kunden/gast/ ung der evangelischen Büchereikostenlosen Jahresausweis ihrer Moenchengladbach) en soll durch eine Kooperation Bibliothek. der Evangelischen-Lutherischen München. Die Münchner Auto- Kirche in Bayern mit dem DeutLeipzig. Ulrich Johannes Schnei- rin Ellis Kaut, weltweit bekannt schen Verband Evangelischer der (49) wird neuer Direktor durch ihre Figur des »Pumuckl«, Büchereien (DVEB) und dem der Universitätsbibliothek. Der hat sich entschieden, ihre Stif- katholischen Sankt MichaelsNachfolger von Ekkehard Hen- tung zur Förderung des Lesens bund gewährleistet werden. schke war bislang an der Herzog- und der Kinderliteratur bei der August-Bibliothek in Wolfen- Stiftung Internationale Jugend- Rendsburg. Erik Wilkens ist am büttel zuständig für Forschungs- bibliothek anzusiedeln, wo sie als 6. Oktober 2005 im Alter von planung und Forschungsprojek- eigenständige Stiftung weiterge- 92 Jahren verstorben. Wilkens te. führt wird. Die Übergabe erfolg- hatte 1946 den Verein »Büchete am 17. November 2005 – dem reiwesen in Holstein« gegründet, Ludwigshafen. Die BASF spen- 85. Geburtstag der Autorin und war bis 1969 dessen Geschäftsdet anlässlich ihres 140-jährigen Bildenden Künstlerin – im Rah- führer und gleichzeitig Direktor Jubiläums über eine Million men einer kleinen Feierstunde in der Büchereizentrale RendsEuro für dreizehn Schulen in der Internationalen Jugendbib- burg. Er war beteiligt an der der Rhein-Neckar-Region. Die liothek (www.ijb.de). Gründung des »Vereins DeutGelder sollen gezielt in mehrescher Volksbibliothekare« – dem re größere Projekte in Schulen München. Der K·G·Saur Verlag Vorläufer des BIB – sowie am in Ludwigshafen, Speyer und (www.saur.de) hat erstmals die Aufbau des »Deutschen BücheWeinheim fließen; gefördert Dewey-Dezimalklassifikation reiverbandes«. Anlässlich seines werden damit unter anderem (DDC 22) auf Deutsch vorge- Ausscheidens aus dem Berufsleauch Schulbibliotheken. legt: in vier Bänden mit insge- ben wurde er von Hans-Joachim samt etwa 5 600 Seiten und zum Kuhlmann gewürdigt (BuB 22 Lübeck. Jörg Fligge (65), seit Preis von rund 368 Euro (ISBN [1970] 4, Seite 154–156), ein 1990 Direktor der Stadtbiblio- 3-598-11651-9). Ab diesem ausführliches Interview mit dem thek, ist Ende November 2005 Jahr wird die DDC auch für die »bibliothekarischen Gründervain den Ruhestand verabschiedet Deutsche Nationalbibliografie ter« unter dem Titel »Die schwieworden. angewendet. rigen Jahre des Neubeginns« findet sich in BuB 41 (1989) 8 auf Mönchengladbach. Die Stadt- Nürnberg. Mit dem Ende des den Seiten 643–649. bibliothek spielt gemeinsam mit vergangenen Jahres hat der der legendären Borussia! Deren Bayerische Verband Evangeli- Stuttgart. Dr. Thomas StrothotMaskottchen, das Fohlen »Jün- scher Büchereien (BVEB) seine te, derzeit Dekan der Fakultät ter«, ist zugleich Teil eines Ver- Arbeit eingestellt – als Folge der Informatik an der Universität anstaltungspakets zur Leseför- »Haushaltskonsolidierung« der Magdeburg, wird am 1. Sepderung, das die Bibliothek den Evangelisch-Lutherischen Lan- tember neuer Rektor der Hochlokalen Kindergärten anbietet. deskirche. Die weitere Betreu- schule der Medien (HdM) und w 30 pr. – Unter dem Motto »Lesen kann man überall« fährt der neu gestaltete Bücherbus des Berliner Bezirks Tempelhof-Schöneberg seit dem vergangenen November mit neuen Angeboten zu seinen jungen und alten Lesern. Sponsor der Fahrbibliothek ist eine Tochter der Stadtreinigungsbetriebe, die Berlin Recycling GmbH, die auch den weiteren Betrieb des Busses sichert. Der Geschäftsführer des Entsorgungsunternehmens be- gründet dessen Engagement: »Wir wollten in Zeiten von Pisa ein Zeichen setzen: Das Angebot der Fahrbibliotheken sollte erhalten und ausgebaut werden. Denn genauso wie die Bücherbusse sind auch unsere 100 Entsorgungsfahrzeuge in Berlin täglich unterwegs und erbringen mit Herz ihre Dienstleistung.« (Fotos: komm.passion) BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Diskussion Zum Beitrag von Martin Hollender, »Wer linke Literatur entleiht, wird registriert / Heinz Steinberg, die Amerika-Gedenkbibliothek und der Streit um die Kennzeichnung extremistischer Bücher«, in BuB Heft 10/2005, Seite 716–721, sowie Heft 1112, Seite 782–788. Unter dem provokativ gemeinTübingen. Die Rektoren der ten Titel »Wer linke Literatur Winnenden. Im Zentrum der w –u .B w Kreisstadt Winnenden (27 000 Einwohner, Baden-Württemberg) entsteht mit dem »Markthaus« (www.markthaus-winnenden.de) ein Einkaufs- und Wohnzentrum, in dem auch die Stadtbücherei ihr neues Domizil finden soll. entleiht, wird registriert« bringt der Autor mehrere Handlungsstränge zusammen, um sie am Schluss einerseits als ein »organisiertes Komplott gegen die AGB und Steinberg« zu dramatisieren (Seite 788), um sie andererseits herunterzuspielen (»wenn auch … die Affäre um die ›Giftbücher‹ letztlich nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas war«, Seite 788). Was also muss der interessierte Leser in dem langen Beitrag von M. H. für sich entwirren? Da wird zunächst die Unterscheidung von Freihandaufstellung und Magazinbestand in der AGB geschildert sowie das aufgewühlte publizistische Echo in den 70er-Jahren dazu. Es folgt dann die wechsel- und leidvolle Biographie des AGB-Direktors Heinz Steinberg sowie exponierte Stationen seiner Amtszeit von 1954 bis 1978. Darin eingestreut »komplott«haft gesehene Impressionen der Personalratsarbeit unter seiner Ägide an der AGB, woraus schließlich die Dramaturgie eines Kampfes zwischen Personalrat/Mitarbeiterversammlungen mit dem AGB-Direktor am Beispiel der Auflösung der damaligen Jugendbibliothek konstruiert wird. Diese Rekonstruktion des Autors wird gestützt durch eine minutiöse Fußnotendokumentation, um damit dem Leser die Geschehnisse auch glaubhaft wirken zu lassen. Geht diese Darstellung der Dinge in den 70er-Jahren aber nicht an den zeitunabhängigen w Universitäten Tübingen und Hohenheim sowie der Hochschulen Nürtingen-Geislingen, Reutlingen, Rottenburg und Albstadt-Sigmaringen haben Ende November vergangenen Jahres ein Rahmenkooperationsabkommen unterzeichnet. Ziel der Kooperation ist es, die Serviceleistungen für die rund 44 000 Studenten zu verbessern, die Qualität in Forschung und Lehre zu sichern und kontinuierlich zu steigern sowie eine noch effizientere Aufgabenerledigung an den beteiligten Hochschulen zu erreichen. Ein neuer, gemeinsamer Studentenausweis ermöglicht beispielsweise die Nutzung aller Bibliotheken und Mensen. BuB | 58 (2006) 01 des Autors verrät das deutlich: Es ist die Rede von »Provokateuren der Affäre« (788), vom »gestiegenen Aggressionspotenzial« (788), von »Destabilisierung« (788) sowie vom »organisierten Komplott« (788). An diese Diagnose fügt der Autor M. H. noch eine Warnung an: »Damals wie heute befindet sich eine Kultureinrichtung im ständigen Wettstreit, wenn nicht sogar im Konkurrenzkampf um die Etatanteile im Haushalt der jeweiligen Kulturbehörde. Eine ›schlechte Presse‹, hervorgerufen durch in der Tat dem Prestige der Institution abträgliche Medienberichte, wird – auch wenn wie im Falle der AGB die Vorwürfe auf einer Kampagne beruhten und substanziell haltlos waren – für Verstimmung bei der vorgesetzten Dienststelle sorgen und die eigene Position im Konzert der Zuwendungsempfänger schwächen« (788). Der Leser könnte es so verstehen: Es ließ sich damals dem Personalrat zwar kein »organisiertes Komplott« gegen den Direktor Steinberg nachweisen, aber der gestörte Betriebsfrieden kann zu Etateinbußen führen. e Wozu der publizistische Aufwand? Realitäten im Bibliotheksbetrieb vorbei? Gehört häufig die polarisierende Wirkung direktorialer Funktionen nicht zu den Kennzeichen eines solchen Amtes, auch wenn im Falle Steinbergs durch eine persönliche Leidensgeschichte möglicherweise besonders hervortretend? Und erfüllt ein Personalrat nicht seine gesetzliche, im Personalvertretungsgesetz verankerte Pflicht, wenn er Maßnahmen der Direktion hinterfragt und sowohl zum betrieblichen Interessenausgleich wie auch zur Auseinandersetzung mit Argumenten der Mitarbeiter beiträgt. Und ersetzte das im Beitrag dargestellte Feld einer sensationslüsternen Presse der 70er-Jahre oft nicht auch das Handeln, so dass wir uns heute darüber kaum noch erregen können oder uns der Mühe des Quellennachweises unterziehen müssten? Überhaupt: Weshalb wird jetzt, nach fast dreißig Jahren, die um genaueste Rekonstruktion bemühte Darstellung der getrennt aufgestellten Bestände in der AGB zu Papier gebracht? Ist das Thema aktuell? Bedürfen die Ereignisse aus der Ära Steinberg im gegenwärtigen Geschehen einer genauen Darstellung, oder auf welche Weise haben sie in der Rückschau seither den Gang der AGB-Geschichte beeinflusst, behindert, gefördert? Darüber erfährt der Leser nichts, höchstens, dass die 1978 gefallene direktoriale Entscheidung in Sachen Jugendbibliothek von Steinberg umgesetzt und von seinen Nachfolgern nicht revidiert wurde. Wozu also der publizistische Aufwand in den wissenschaftlichen Kleidern eines riesigen Fußnotenapparats? Und da Ziel und Zweck des Beitrags von M. H. dem Leser nicht deutlich werden, darf er nach der Lektüre nun seinerseits Vermutungen anstellen: Offenbar besteht in interessierten Kreisen des Bibliothekswesens der Bedarf, Auseinandersetzungen zwischen Direktion und Mitarbeitern/Personalrat zu dämonisieren, z. B. in die Nähe des Bildes vom Verfolger und Gejagten zu bringen. Die Wortwahl .d Diskussion –B Library« (WDL) der Library of Congress. Der Suchmaschinenanbieter trägt drei Millionen US-Dollar bei, teilt die Kongressbibliothek mit. Der Betrag soll am Beginn einer »public and private partnership« auch mit anderen Privatunternehmen stehen. Grundstock der WDL ist die geschichtliche digitale Sammlung American Memory. Google ist bereits seit einiger Zeit einer der technischen Partner der Kongressbibliothek. Die beiden Unternehmen haben ein Projekt abgeschlossen, bei dem es um die Digitalisierung von 5 000 Büchern ging. (heise.de) Wer sich einmal durch das Gestrüpp der Zahlen und Prognosen [eines im Auftrag von Bund und Land von zwei privaten Beratungsunternehmen gemeinsam mit einem Architekturbüro angefertigten Gutachtens] geschlagen hat, kommt zu einer erstaunlichen Erkenntnis. Die weithin favorisierte Nutzung des Schloßareals durch die Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt-Universität und die Zentral- und Landesbibliothek Berlin, die Inbesitznahme des einstigen Ortes des Souveräns durch die Kultur also, ist die einzige Lösung, die sich rechnet. Gesellschaftlich, aber eben auch ökonomisch. Heinrich Wefing in seinem Beitrag »Preis der Sehnsucht / Was die neuesten Pläne für den Berliner Schloßplatz vorsehen«, in der F.A.Z. vom 20. August 2005 31 BuB | Foyer Diskussion w Ich traute meinen Augen nicht, als ich im letzten Monat meiner Berufstätigkeit in der Zentralund Landesbibliothek Berlin – Haus Amerika-Gedenkbibliothek – im Oktoberheft von BuB blätterte und auf Martin Hollenders Artikel über die Ausleihpraxis von »linker« Literatur im Jahr 1977 (!) stieß. Einige ältere BuB-Leser erinnern sich vielleicht noch an den etwas aufgeregten Artikel Heinz Steinbergs, »Im Dienste der Leser«1, anlässlich seiner Pensionierung im Jahr 1978. Wer nun erwartet hatte, dass Hollender sich in diesem Fortsetzungsartikel Gedanken um glückliches beziehungsweise unglückliches Bibliotheksmanagement am Beispiel AGB machen würde, 1 Steinberg, Heinz: Im Dienste der Leser / Erfahrungen, Hoff nungen, Befürchtungen. In BuB 30 (1978) 4, Seite 237–247. 2 Vgl. Anmerkung 67. In BuB 57 (2005) 11/12, Seite 787. »Wer Bücher stiehlt oder ausgeliehene Bücher zurückbehält, in dessen Hand soll sich das Buch in eine reißende Schlange verwandeln. Der Schlagfluß soll ihn treffen und all seine Glieder lähmen. Laut schreiend soll er um Gnade winseln, und seine Qualen sollen nicht gelindert werden, bis er in Verwesung übergeht. Bücherwürmer sollen in seinen Eingeweiden nagen wie der Totenwurm, der niemals stirbt. Und wenn er die letzte Strafe antritt, soll ihn das Höllenfeuer verzehren auf immer.« –B .d e anderes als das, wofür er gewählt worden war. Das Eintreten für die Bürgerrechte war damals für die FDP von Hildegard HammBrücher und Burkhard Hirsch schließlich politisches Programm. Der zuständige Senator für Schulwesen, Walter Rasch, der derselben Partei angehörte, ordnete daraufhin die Entfernung der politischen Markierungen auf den Buchkartentaschen an, und zwar zur großen Zufriedenheit des Publikums der AGB und der Berliner Öffentlichkeit. So funktioniert nun einmal parlamentarische Demokratie. Und sollte nicht gerade eine Bibliothek, die gegen die Unterdrückung der Gedankenfreiheit im anderen Teil der Stadt gegründet worden war, hier Großzügigkeit und Offenheit walten lassen, so wie es das Zitat am Eingang fordert?: »…und selbst den Irrtum zu dulden, solange Vernunft ihn frei und unbehindert bekämpfen kann« (Th. Jefferson an William Roscoe). Letztlich ging es bei der ganzen Affäre um das Vertrauen der Leser in ihre Bibliothek. Die politische Kennzeichnung »BP« musste in ihren Augen ein Misstrauen der Bibliothek dem Publikum gegenüber ausdrücken. Heinz Steinberg hat das nicht verstanden. Ich selbst wurde von ihm damals auch als Bibliotheksanarchistin betitelt, weil ich den SFBReporter Jörg Friedrich durch die Bibliothek geführt und ihm bei dieser Gelegenheit das Sondermagazin gezeigt hatte, dessen Bestand selbstverständlich im Publikumskatalog nachgewiesen war. Für diese Führung hatte der SFB-Reporter die Genehmigung des zuständigen Verwaltungsleiters eingeholt. Wie üblich standen die Bibliothekare in der Auskunft, wo ich damals gearbeitet habe, für solche spontanen Anlässe zur Verfügung. Aus dieser Führung ist die SFBSendung »Bedenkliches aus der Gedenkbibliothek« vom 4. Juni 1977 hervorgegangen, an der der amtierende Direktorstellvertreter der AGB, der Verwaltungsleiter, die zuständige Fachreferentin für Geschichte, Politik und Sozialwissenschaften und –u Zum Beitrag von Martin Hollender, »Wer linke Literatur entleiht, wird registriert / Heinz Steinberg, die Amerika-Gedenkbibliothek und der Streit um die Kennzeichnung extremistischer Bücher«, in BuB Heft 10/2005, Seite 716–721, sowie Heft 1112, Seite 782–788. .B Verschwörung von Bibliotheksanarchistinnen, FDP-Abgeordneten und dem amtierenden Berliner Schulsenator vielleicht um Lösungen für die heutige Zeit vorzuschlagen, der musste sehr enttäuscht sein. Denn Martin Hollender bietet lediglich eine Paraphrase der von Heinz Steinberg vorgetragenen, völlig aus der Luft gegriffenen Vorwürfe gegenüber einigen seiner Mitarbeiterinnen, die er als »Bibliotheksanarchistinnen« tituliert, und gegenüber dem Personalrat der AGB, immerhin die gewählte Vertretung der Belegschaft. Trotz der Fülle von Fußnoten kann Martin Hollender jedoch keinen Beleg für seinen »Komplott«-Vorwurf vorweisen. Anlass für die schrille Debatte von 1978 war die in der AGB bis zu diesem Zeitpunkt praktizierte Markierung und Magazinierung von Literatur mit dem Zeichen »BP« (Bibliotheca Politica). In der Masse betraf das DDR-Literatur aller Fächer, auch gut gemachte Sportbücher, die allerdings die üblichen Ergebenheitsadressen als Vorworte enthielten, oder naturwissenschaftliche oder ethnologische Literatur mit demselben Manko. Auch 74 Anmerkungen von Martin Hollender können dabei nicht das Faktum aus der Welt schaffen, dass diese Bücher offen als politisch bedenklich markiert und mit der Signatur und dem Namen des Ausleihers zusammen über den Zeitpunkt der Rückgabe hinaus gespeichert wurden. Heute würde das selbstverständlich kein Datenschützer akzeptieren. Damals, kurz nach der Verabschiedung eines neuen Datenschutzgesetzes, war dies selbstverständlich von allgemeinem politischem Interesse. Auch wenn Martin Hollender es nicht glauben mag: Peter Liebenow hatte es zutreffend beschrieben, denn er kannte ja den wahren Sachverhalt.2 Während sich nämlich in der Bibliothek eigentlich schon alle längst an das inkriminierte Verfahren gewöhnt hatten und man sich nichts weiter dabei dachte, nahm ein neuer Mitarbeiter aus derselben Behörde, aus der auch Heinz Steinberg gekommen war, daran Anstoß. Als FDP-Mitglied informierte er seinen Abgeordneten. Dieser tat wiederum nichts w Daher hüte sich jede Personalvertretung, direktoriale Funktionen durch Widerworte zu hinterfragen! Keine sehr tröstliche Nachricht für Mitarbeiter und Personalräte, ein Freibrief aber für die Direktionsebene, sich den Einwänden der Mitarbeiter mit dem Argument des Betriebsfriedens zu entziehen. Gisela Hartwieg, Braunschweig w 32 Inschrift in der Bibliothek des Klosters San Pedro in Barcelona, zitiert nach dem Beitrag von Lisa Zeitz, »Nur die Rasierklinge war Zeuge / Er zerstörte Bücher für Hunderttausende Dollar: Die üblen Geschäfte des E. Forbes Smiley III«, in der F.A.Z. vom 15. Oktober 2005 der Personalrat beteiligt waren. Martin Hollender zitiert dieses Feature leider nicht. Während Heinz Steinberg mich und andere KollegInnen in seiner in BuB publizierten Abschiedsrede regelrecht verleumdet, hatte die vorgesetzte Behörde, der Senator für Schulwesen, nach einer Prüfung der Angelegenheit keinen Anlass zu einer wie auch immer gearteten disziplinarischen Maßnahme gesehen und alle Initiativen von Heinz Steinberg in dieser Sache zurückgewiesen. Dass sich Steinberg selbst danach noch in dieser Weise geäußert hat, illustriert sein Verhältnis zum Dienstrecht und zu seinen Mitarbeitern. Erschreckt hat mich, dass heute ein 40-jähriger Bibliotheksreferent ohne Prüfung die Sicht des in dieser Sache gescheiterten Bibliotheksdirektors eins zu eins übernimmt. Martin Hollender hat eine bibliographische Kleinarbeit vorgelegt, ohne sich, wie das von professionellen Journalisten eigentlich erwartet werden kann, bei Zeitzeugen ein Bild zu machen und die Betroffenen zu hören. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, mit den inkriBuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Zum Beitrag von Martin Hollender, »Wer linke Literatur entleiht, wird registriert / Heinz Steinberg, die Amerika-Gedenkbibliothek und der Streit um die Kennzeichnung extremistischer Bücher«, Teil II, in BuB Heft 1112/2005, Seite 782–788. w w w .B Lieber Leser, ich bitte Sie um ein wenig Geduld, sich anzuhören, was mir zu dem Porträt einfällt, das Martin Hollender entworfen hat: Heinz Steinberg, eine »Führungspersönlichkeit mit hohem Polarisierungsfaktor«, wie er schreibt (Seite 782 und ähnlich 788). Nun haben Personalisierungen durchaus etwas für sich, wenn etwa eine »Leitfigur« repräsentativ für die scharfen Gegensätze während der aufgeregten Berliner Kulturepoche der 70er-Jahre herausgehoben wird; wie zweifellos ein Charakter wie Steinberg geeignet ist, die schriftstellerische Phantasie anzuregen, und sich auch ein Biograph durchaus ein wenig in seine Hauptfigur verlieben darf, zumal wenn dieselbe durch Skandalgerüchte um ihr Wirken geheimnisvoll umwittert ist. »Die Affäre riecht nach organisiertem Komplott« (so die Überschrift1 des gesamten Teils II). 1 Bei der von der Redaktion gewählIm Mittelpunkt von Hollenten Überschrift handelt es sich um ein sinngemäßes Textzitat. (Red.) ders Betrachtungen steht also BuB | 58 (2006) 01 .d –B Zweifellos ein Charakter, um schriftstellerische Phantasie anzuregen nicht das Institut »AGB« oder sein kulturelles Umfeld, schon gar nicht der »Leser«, sondern ein Direktor mit relativ kurzer Regierungszeit (April 1973 bis Februar 1978), Nichtbibliothekar und als Außenseiter von vornherein ungeliebt und von missgünstigen Beobachtern zunächst intern und später von extrem gehässigen Presseorganen verleumdet, welche illoyalen Mitarbeitern leichtfertig Glauben schenken. Also, »interessierte Kreise« (Seite 786) waren am Werk, die plötzlich einen neuen »Skandal«, die haltlose »Diskriminierung linkslastiger Buchbestände der AGB und die scheinbare Bespitzelung ihrer Benutzer durch den Geheimdienst« (Seite 786) auslösten, um das Ansehen eines Direktors zu schmälern, der die Auflösung einer Abteilung, der Jugendbibliothek, angeordnet hatte. Um diese Entscheidung rückgängig zu machen, soll ein »Komplott« geschmiedet worden sein – freilich, so fügt M. H. vorsichtig hinzu, sei dies »anzunehmen« (Seite 787) –, um die Auflösung der Abteilung zu hintertreiben. Der Leser erwartet nun einen schlüssigen Beweis für dieses Ränkespiel. Aber M. H. ergeht sich in gewundenen Wendungen wie »Es spricht einiges dafür« (Seite 786), oder »Der Verdacht drängt sich auf« (ebenda), die Kampagne muss »möglicherweise mit der Auflösung der Jugendabteilung der AGB gesehen werden« (ebenda), um »mög1icherweise eine Rücknahme seiner Beschlüsse zu befördern« (ebenda). Der Schlussabsatz des II. Teils (Seite 788) macht vollends deutlich, dass der Verfasser eine unbewiesene Hypothese vorgetragen hat: »Die Vermutung eines organisierten Komplotts gegen die AGB und gegen Steinberg [liegt] mehr als nahe.« Ich meine, um eine solche Anklage zu begründen, bedarf es schon mehr als »Vermutungen«, mögen sie auch noch so reich –u minierten Kolleginnen und dem Rundfunkreporter Jörg Friedrich Kontakt aufzunehmen. Die Namen kannte er ja aus den AGB-Akten, die er offensichtlich einsehen durfte. Einige Kolleginnen sind noch in der ZLB beschäftigt, und alle sind im Berliner Telefonbuch zu finden. Der Kontakt zu dem Historiker und Journalisten Jörg Friedrich (Autor des Buches »Der Brand«) kann leicht über dessen Verlag hergestellt werden. Ursula Müller-Schüßler e Diskussion 33 BuB | Foyer Termine .B w Fortbildung Januar e in Buchform diesen Themen widmen, hätte ich zwei Wünsche, die darauf hinauslaufen, das unorthodoxe Handeln des Direktors Steinberg wie seiner Königsmörder plausibel erscheinen zu lassen: Die Darstellung des Streits mit den »Duodezfürsten« (Bezirksamtsleitern, Seite 784–785) und des Experiments, die Mitarbeiter durch so genannte Projektgruppen (nicht ein Planungsteam, Seite 784) in der Richtung auf eine indirekte »Mitbestimmung« hin zu integrieren und damit zur Konfliktbereinigung beizutragen. Es mag Heinz Steinbergs Ziel während seiner Verwaltungstätigkeit ab 1953 als Referatsleiter für Literatur und Bibliotheken gewesen sein, die »dezentrale Büchereilandschaft Westberlins organisatorisch zu reformieren« (Seite 784); doch als er seinen Sessel am Halleschen Tor eingenommen hatte, war jedem »Bezirksgouverneur in einem großen Reich« klar, dass der neue Führer im Gegenteil alles auf eine Stärkung der Zentralgewalt, sprich: die AGB als Zentralbibliothek, setzte. Belege hierfür dürften sich in den »Akten der Amerika-Gedenkbibliothek« – welche? (Seite 786, Fußnote 54) – finden. Und zum Misslingen der Projektgruppen: Managementprobleme durch erfahrene Mitarbeiter vorab lösen zu lassen, musste als progressives Vorgehen der Betriebsleitung angesehen werden. Dass solche »Integrationsbemühungen« (Seite 785) aber letztlich nur das Spiel von Regierung und Opposition im Betrieb zugunsten der ersteren mitentscheiden sollten, musste alsbald zu Motivationsverlust bei den Mitarbeitern führen (Chronik Seite 9). Zudem fehlten betriebswirtschaftliche Erkenntnisse, dass ein Engagement der Mitarbeiter nicht ohne Mitarbeiterförderung und -entwicklung (unter anderem durch Ausbildungsangebote) zu erreichen ist. Eymar Fertig, Bremen Wie der Bücherwurm sein Zuhause bekam… / Theorie und Praxis zum Einrichten einer Kindergartenbücherei und zur Organisation der Buchausleihe 16. Januar – DietzhölztalEwersbach · BuB 10/2005 .d –B –u hat. Sollten die Benutzer so klug gewesen sein, klüger als alle internen und externen Polemiker, die von lebendigem Diskurs wie von solider Bibliotheksarbeit begleiteten Dienstleistungen eines Bildungsinstituts wie der AGB höher zu schätzen als alle Verdächtigungen und Verleumdungen? Die Geschichte der Bibliothek verzeichnet jedenfalls gerade für das kritische Jahrzehnt bis 1989 einen großartigen Aufschwung. So wurde schon 1985 ein weiterer Ausleihrekord erzielt (Chronik Seite 14), und die politisch schwer durchsetzbaren Anbaupläne wurden in vollem Konsens vorangetrieben: Alles Leistungserfolge eines ideenreichen und dynamischen Kollegiums und nicht, wie sich Hollender auszudrücken beliebt, eines »Regelverhaltens« (Seite 787). Zuzustimmen ist dem Autor allerdings, wenn er das Aufbegehren gegen autoritären Führungsstil oder einen fachlichen Dissens in Bezug auf die Literaturversorgung jugendlicher Leser auf dem Hintergrund jener weit verbreiteten Hysterie darstellt, die in den 70er-Jahren alle Verwaltungsmaßnahmen in den Augen der Jugend verdächtig erscheinen ließen, welche sich durch die Schatten der Vergangenheit wie durch allgegenwärtige Bedrohung durch den vom Terrorismus überreizten Staat in ihren bürgerlichen Freiheitsrechten beeinträchtigt fühlte. Dass die Grundstimmung jener Tage aus heutiger Sicht schwer zu verstehen ist, wird durch die Theorie einer »Verschwörung« unter Kollegen, die M. H. aufstellt, deutlich bewiesen. Diese kritischen Bemerkungen zu der Bewertung der Vorgänge durch den Autor Martin Hollender beabsichtigen keineswegs, sein Verdienst zu schmälern, die »Ära Steinberg« zu einem exemplarischen Fall der Unternehmensführung in jener unruhevollen Vorwendezeit zu machen, der noch heute – gerade aufgrund der Erkenntnis beiderseitiger Fehler – lehrreich ist. Sollte M. H., wie aus Berlin verlautet, sich erneut und w durch Pressezitate, PR-Verlautbarungen und Beschimpfungen gestützt sein. Der Wahrheitsgehalt von Hollenders Ausführungen müsste sich daran messen lassen, ob ein Zusammenhang zwischen den »Kampagnen« gegen angebliche Zensurmaßnahmen der Leitung einerseits und den Revisionsbemühungen einiger betroffener Mitarbeiter um den Erhalt ihrer Arbeitsstellen vorliegt oder nicht. Das leistet Hollenders Beitrag aber nicht. Er vermengt vielmehr zwei Vorgänge, die sich zwar zeitgleich abgespielt, die aber nicht einheitlich zielorientiert gesteuert waren und nicht einmal bestimmten Personen zur Last gelegt werden können, da »die Provokateure der Affäre […] heute nicht mehr auszumachen« sind (Seite 788). Ich erinnere mich: Die Meinungen über Sinn und Funktion der Jugendbibliothek waren im Kollegium durchaus geteilt. Der Stellvertreter des Direktors, Peter Liebenow, aber stand voll hinter der Steinbergschen Schließungsabsicht, die während seines Direktorats (1978–1988) erst durchgeführt wurde (1983), wie M. H. zutreffend sagt (vgl. Chronik Seite 12). Noch unglaubwürdiger erscheint Hollenders Verschwörungsthese, insofern sie eine unglaubliche Naivität in der Beurteilung von Persönlichkeitsverhalten im Kollegium voraussetzt. Wer Steinberg auch nur von Ferne kannte, wusste, dass er niemals einen »Beschluss« rückgängig machen und damit Freund und Feind einen Fehler eingestehen würde. Für so töricht darf man die Strategen der »Linken« in der AGB nun auch nicht halten! »Destabilisierungsversuche« (Seite 788) wären von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen, da dem vitalen Interesse der Belegschaft zuwiderlaufend. Die historische Gerechtigkeit verlangt festzustellen, dass ein »Vertrauens- und Imageverlust« (Seite 788) weder beim Publikum noch beim Unterhaltsträger je eingetreten und nach meiner Überzeugung von niemandem angedacht worden ist, der dem Kollegium angehört w 34 Zertifikatsprogramm BibliotheksManagement / Wahlmodul: Leistungsmessung und Controlling 16. bis 17. Januar – Berlin · BuB 10/2005 Kinder entdecken die Welt der Schrift und Zeichen – frühkindliche Leseförderung in der Bibliothek 18. Januar – Mainz · BuB 11-12/2005 Tiere in Märchen, Fabeln, Gedichten und phantastischen Geschichten und Gestaltungsmöglichkeiten in der pädagogischen Arbeit 30. Januar – Wetzlar · BuB 10/2005 Februar Academic Library and Information Services: New Paradigms for the Digital Age / 8. Internationale Bielefeld Konferenz 7. bis 9. Februar – Bielefeld · BuB 11-12/2005 Veranstaltungen, die vom BIB angeboten werden, finden sich in der Rubrik »Aus dem Berufsverband«. Eine Sammlung von Links zu bibliothekarischen Fortbildungsveranstaltungen bietet die Website <www.bib-info.de/ komm/knt_neu/fundgrub/ bib_fobi.htm>. BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Termine Leihschein ade! – www-Fernleihe des GBV für Einsteiger 22. Februar – Lüneburg, Büchereizentrale Veranstalter: Büchereizentrale Referenten: Regina Willwerth und Matthias Lange, GBV Verbundzentrale Göttingen Anmeldung bis 27. Januar: Büchereizentrale, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax 95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet <www.bz-lueneburg.de> w w w .B allegro-OEB-WIN – die neue Statistik 15. Februar – Lüneburg, Büchereizentrale Veranstalter: Büchereizentrale Referenten: Barbara Schulz und Jan Hartmann, Büchereizentrale Anmeldung bis 27. Januar: Büchereizentrale, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax 95 01-24, E-Mail <info@bz-lu- Der Sachbuchmarkt für Kinder eneburg.de>, Internet <www. und Jugendliche 27. Februar – Einbeck, Stadtbz-lueneburg.de> bibliothek Veranstalter: Beratungsstelle Veränderungsmanagement Hildesheim als Führungsaufgabe (in der Reihe »Forum Management + Referentin: Ute Hentschel, M.A. Sprachphilosophie, Führung«) Buchhändlerin, Autorin für 20. Februar – Frankfurt am »Bulletin Jugend & Literatur« Main · BuB 11-12/2005 Anmeldung bis 8. Februar: Beratungsstelle für ÖffentliZertifikatsprogramm BibliotheksManagement / Wahlmo- che Bibliotheken Südniedersachsen, Richthofenstraße dul: Finanzmanagement 29, 31137 Hildesheim; Tele20. bis 21. Februar – Berlin · fon 0 51 21/708-313, TeleBuB 11-12/2005 fax 708-412, E-Mail <bsthildesheim@bz-lueneburg. de>, Internet <www.bzlueneburg.de> BuB | 58 (2006) 01 e –u Englisch lernen mit Bilderbüchern 8. Februar – Wetzlar · BuB 11-12/2005 Recherche unter der Bibliothekssoftware PICA (für die Auszubildenden des 1. Ausbildungsjahres) 21. bis 22. Februar – Jena, Universität Veranstalter: Thüringer PICAKommission Referentinnen: Heist (HAAB Weimar), Mänz (ThULB Jena) Anmeldung bis 20. Januar: Universitätsbibliothek Ilmenau, Sekretariat, Postfach 10 05 65, 98684 Ilmenau; Telefon 0 36 77/69 47 01, Telefax 69 47 00, E-Mail <[email protected]> .d Leihschein ade! – www-Fernleihe des GBV für Einsteiger 8. Februar – Oldenburg, Universitätsbibliothek BIS Veranstalter: Beratungsstelle Aurich Referentin: Regina Willwerth und Matthias Lange, GBV Verbundzentrale Göttingen Anmeldung bis 27. Januar: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems, Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41, Telefax 17 99 80, E-Mail <bst. [email protected]>, Internet <www.bz-lueneburg. de> Zertifikatsprogramm Recherchieren Online / Wahlmodul: Recherchen in wissenschaftlichen Bibliotheken und Spezialbibliotheken 20. bis 21. Februar – Berlin · BuB 11-12/2005 –B Lobbying für Bibliotheken oder »Wie verkaufe ich meine Bibliothek?« (Workshop) 8. Februar – Mainz · BuB 11-12/2005 35 BuB | Foyer Excel für die bibliothekarische Praxis 13. März – Delmenhorst, Volkshochschule Veranstalter: Beratungsstelle Aurich Referentin: Meike Bock, EDVTraining & Office Management, Hemmingen Anmeldung bis 22. Februar: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems, Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41, Telefax 17 99 80, E-Mail <bst. [email protected]>, Internet <www.bz-lueneburg. de> März April 2006 14 Jorge Luis Borges starb vor 20 Jahren 01 Rolf Hochhuth wird 75 13 Samuel Beckett wurde vor 100 Jahren geboren 15 Ella Fitzgerald starb vor 10 Jahren 13 Emil Nolde starb vor 50 Jahren .B w w 22 Billy Wilder wurde vor 100 Jahren geboren 14 Simone de Beauvoir starb vor 20 Jahren 22 Anne Morrow Lindbergh wurde vor 100 Jahren geboren 15 Jean Genet starb vor 20 Jahren 23 Wolfgang Koeppen wurde vor 100 Jahren geboren 30 Luise Rinser wurde vor 95 Jahren geboren 23 Zarah Leander starb vor 25 Jahren 30 Peter Huchel starb vor 25 Jahren 28 Mel Brooks wird 80 –u Das 1x1 der Leseförderung 1. März – Jever, Stadtbücherei Veranstalter: Beratungsstelle Aurich Referentin: Claudia ElsnerOverberg, Stadtbibliothek Solingen Anmeldung bis 6. Februar: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems, Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41, Telefax 17 99 80, E-Mail <bst. [email protected]>, Internet <www.bz-lueneburg. Zertifikatsprogramm BibliotheksManagement / Pflichtde> modul: Führungskompetenz (II) Der Sachbuchmarkt für 13. bis 14. März – Berlin · Kinder und Jugendliche 6. März – Lüneburg, Bücherei- BuB 11-12/2005 zentrale Veranstalter: Büchereizentrale Bestandsaufbau in öffentlichen und wissenschaftlichen Referentin: Ute Hentschel, Bibliotheken in Zeiten knapM.A. Sprachphilosophie, per Kassen Buchhändlerin, Autorin für 15. März – Erfurt, Landesfach»Bulletin Jugend & Literatur« stelle Anmeldung bis 8. Februar: Veranstalter: DBV, LandesverBüchereizentrale, Lüner Weg band Thüringen 20, 21337 Lüneburg; TeleReferenten: Prof. Umlauf fon 0 41 31/95 01-0, Telefax 95 01-24, E-Mail <info@bz-lu- (Humboldt-Universität zu eneburg.de>, Internet <www. Berlin), Trott (UB Ilmenau), Kasper (Ernst-Abbe-Büchebz-lueneburg.de> rei Jena) Unkostenbeitrag: 20 Euro Doppelte Buchführung – Anmeldung bis 15. Februeine Einführung für Biblioar: Universitätsbibliothek Iltheksleiter/innen menau, Sekretariat, Postfach 6. März – Mainz · 10 05 65, 98684 Ilmenau; TeBuB 11-12/2005 Kalendertipps .d Wirksame Presse- und Medienarbeit für Kulturveranstalter 9. bis 10. März – Reutlingen Veranstalter: Peter Reifsteck Seminargebühr: 260 Euro Information: www.reifsteck-literaturbuero.de/pages/seminare_eigenseminar.html Anmeldung: Beratungsbüro für Literatur- und Kulturveranstaltungen, Peter Reifsteck, Grafeneck 10, 72770 Reutlingen; Telefon 0 71 21/57 77 50, Telefax 57 77 53, Mobil 01 71/2 01 35 66, E-Mail <[email protected]> –B Das 1x1 der Leseförderung 1: 27. Februar – Bersenbrück, Medienforum 2: 28. Februar – Kirchhatten, Gemeindebücherei Veranstalter: Beratungsstelle Aurich Referentin: Claudia ElsnerOverberg, Stadtbibliothek Solingen Anmeldung bis 6. Februar: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems, Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41, Telefax 17 99 80, E-Mail <bst. [email protected]>, Internet <www.bz-lueneburg. de> e Kalendertipps w 36 Juli 2006 Mai 2006 01 Pierre Teilhard de Chardin wurde vor 125 Jahren geboren 07 Gottfried Benn starb vor 50 Jahren 11 Herbert Wehner wurde vor 100 Jahren geboren 06 Sigmund Freud wurde vor 150 Jahren geboren 15 Rembrandt wurde vor 400 Jahren geboren 08 Roberto Rossellini wurde vor 100 Jahren geboren 26 George Bernard Shaw wurde vor 150 Jahren geboren 11 Eric Burdon wird 65 11 Bob Marley starb vor 25 Jahren 29 Robert Schumann starb vor 150 Jahren 12 Klaus Doldinger wird 70 12 HAP Grieshaber starb vor 25 Jahren 31 Ignatius von Loyola starb vor 450 Jahren August 2006 17 Dennis Hopper wird 70 18 William Saroyan starb vor 25 Jahren 05 John Huston wurde vor 100 Jahren geboren 20 Christoph Columbus starb vor 500 Jahren 11 Jackson Pollock starb vor 50 Jahren 23 Henrik Ibsen starb vor 100 Jahren 14 Bert Brecht starb vor 50 Jahren 24 Bob Dylan wird 65 25 Max von der Grün wurde vor 80 Jahren geboren 18 Marcel Carné wurde vor 100 Jahren geboren Juni 2006 31 Henry Moore starb vor 20 Jahren 03 Josephine Baker wurde vor 100 Jahren geboren 06 Pierre Corneille wurde vor 400 Jahren geboren 14 Hermann Kant wird 80 25 Alfred Charles Kinsey starb vor 50 Jahren September 2006 08 Wilhelm Raabe wurde vor 175 Jahren geboren BuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Termine Basiskurs Bibliotheksarbeit 22. bis 24. März – Lüneburg, Büchereizentrale Veranstalter: Büchereizentrale Referenten: Mitarbeiter der Büchereizentrale und der Beratungsstelle Südniedersachsen Anmeldung bis 1. März: Büchereizentrale, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax 95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet <www. bz-lueneburg.de> allegro-OEB-WIN für Umsteiger 29. März – Lüneburg, Büchereizentrale Veranstalter: Büchereizentrale Referentin: Tanja Heitsch, Büchereizentrale Anmeldung bis 8. März: Büchereizentrale, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax 95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet <www. bz-lueneburg.de> –u »Netzwerk Bibliothek« / 95. Deutscher Bibliothekartag 21. bis 24. März – Dresden Was tun bei knappen Kassen? – Erfolgreiche Ideen und Projekte für Bibliotheken 27. März – Mainz · BuB 11-12/2005 April 12 Stanislaw Lem wird 85 12 Eugenio Montale starb vor 25 Jahren 01 Günter de Bruyn wird 80 02 Luchino Visconti wurde vor 100 Jahren geboren 29 Helmut Qualtinger starb vor 20 Jahren 14 Georg Wilhelm Friedrich Hegel starb vor 175 Jahren Oktober 2006 15 Wolf Biermann wird 70 18 Klaus Mann wurde vor 100 Jahren geboren 13 Paul Simon wird 65 14 Hannah Arendt wurde vor 100 Jahren geboren 18 Chuck Berry wird 80 19 John le Carré wird 75 21 Arthur Schnitzler starb vor 75 Jahren 28 Stefan Zweig wurde vor 125 Jahren geboren 28 Tomi Ungerer wird 75 Dezember 2006 03 Franz Josef Degenhardt wird 75 05 Otto Preminger wurde vor 100 Jahren geboren 09 Erhard Eppler wird 80 w 22 Paul Cézanne starb vor 100 Jahren w 09 Wolfgang Staudte wurde vor 100 Jahren geboren 27 Lotte Lenya starb vor 25 Jahren w 05 Václav Havel wird 70 09 Léopold Sédar Senghor wurde vor 100 Jahren geboren 25 Pablo Picasso wurde vor 125 Jahren geboren 19 Marcello Mastroianni starb vor 10 Jahren 28 Horst Antes wird 70 25 Robert Walser starb vor 50 Jahren November 2006 30 Sir Carol Reed wurde vor 100 Jahren geboren 01 Ilse Aichinger wird 85 31 Max Pechstein wurde vor 125 Jahren geboren BuB | 58 (2006) 01 Entwicklungen in der aktuellen Kinderliteratur und im kindlichen Leseverhalten 5. April – Erfurt, UB Veranstalter: DBV, Landesverband Thüringen Referentin: Prof. Richter, Universität Erfurt Unkostenbeitrag: 20 Euro Anmeldung bis 6. März: Universitätsbibliothek Ilmenau, Sekretariat, Postfach 10 05 65, 98684 Ilmenau; Telefon 0 36 77/69 47 01, Telefax 69 47 00, E-Mail <direktion. [email protected]> .B 25 Dimitrij Schostakowitsch 06 Mike Nichols wird 75 wurde vor 100 Jahren gebo- 13 Gerhard Marcks starb vor ren 25 Jahren [email protected]>, Internet <www.bz-lueneburg. de> Zertifikatsprogramm Recherchieren Online / UpdateWorkshop 18. April – Berlin Veranstalter: FU-Weiterbildungszentrum Programm: www.fu-berlin.de/ weiterbildung Dozent/innen: Jochen Prestel, Frauke Untiedt Kosten: 90 Euro Anmeldung: FU Berlin, Weiterbildungszentrum; Telefon 030/83 85 14 58, E-Mail <[email protected]> e Excel für die bibliothekarische Praxis 15. März – Hildesheim, Volkshochschule Veranstalter: Beratungsstelle Hildesheim Referentin: Meike Bock, EDVTraining & Office Management, Hemmingen Anmeldung bis 22. Februar: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen, Richthofenstraße 29, 31137 Hildesheim; Telefon 0 51 21/708-313, Telefax 708-412, E-Mail <bsthildesheim@bz-lueneburg. de>, Internet <www.bz-lueneburg.de> Zertifikatsprogramm Recherchieren Online / Wahlmodul: Fachrecherche Geisteswissenschaften – Fachrecherche Naturwissenschaften/Medizin/ Pharmazie – Fachrecherche Rechtswissenschaft – Fachrecherche Wirtschaftswissenschaften – EU-Datenbanken 27. bis 28. März – Berlin · BuB 11-12/2005 .d Information: http://bibtag. slub-dresden.de/cgi-bin/bibtag.pl –B lefon 0 36 77/69 47 01, Telefax 69 47 00, E-Mail <[email protected]> Bilderbuchkino lebendig gestalten 5. April – Ganderkesee, Gemeindebücherei Veranstalter: Beratungsstelle Aurich Referentin: Renate Schiffers, Schauspielerin und Sprecherzieherin, Hamburg Anmeldung bis 13. März: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems, Fischteichweg 16, 26603 Aurich; Telefon 0 49 41/17 99 41, Telefax 17 99 80, E-Mail <bst. »Soziale Software« als Arbeitsinstrument in Bibliotheken 24. April – Lüneburg, Büchereizentrale Veranstalter: Büchereizentrale Referent: Jochen Dudeck, Stadtbücherei Nordenham Anmeldung bis 3. April: Büchereizentrale, Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg; Telefon 0 41 31/95 01-0, Telefax 95 01-24, E-Mail <[email protected]>, Internet <www. bz-lueneburg.de> Mitglieder des BIB werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen. BIB-Geschäftsstelle Postfach 13 24 72703 Reutlingen Telefax 0 71 21/30 04 33 E-Mail [email protected] 37 BuB | Foyer Markt w .B –u Die Veranstaltung stand unter dem Motto »Erfolgreiches Bibliotheksmanagement in schwierigen Zeiten«. Mehr als 120 Teilnehmer verfolgten die interessanten Vorträge namhafter Persönlichkeiten aus dem Bibliothekswesen: Prof. Konrad Umlauf (Humboldt-Universität Berlin) berichtete zum Thema Bestands- und Erwerbungsmanagement: »Von der Kennziffer zum bestandspolitischen Ziel«. Der Vortrag »Bibliotheksmodell Helsinki – Veränderung ist ein Zustand« von Maija Berndtson (Stadtbibliothek Helsinki) schilderte in beeindruckender Weise die fortschrittliche Arbeitsweise und die innovativen Angebote der Stadtbibliothek Helsinki. In seinem Praxisbericht aus der Stadtbibliothek Köln erläuterte Horst Neißer (Stadtbibliothek Köln) TamBambura – Das Theater mit Musik. Matthias Störr und Pina Bucci, Toggenburgstraße 6, 72160 Horb am Neckar; Telefon und -fax 0 74 51/6 11 66, E-Mail <[email protected]>, Internet <www.tambambura.de> e pr. – »Es war eine sehr gelungene Veranstaltung mit hochkarätigen Vorträgen in freundlicher Atmosphäre«, so das Feedback der Teilnehmer des 1. Deutschen Bibliotheksleitertages am 18. Oktober 2005 in Frankfurt. Der Deutsche Bibliotheksleitertag ist eine Fortbildungsveranstaltung, die von BOND initiiert und erstmals durchgeführt wurde. Das Feedback zur Veranstaltung war außerordentlich positiv. Viele Teilnehmer bedankten sich mit Äußerungen wie: »So eine Initiative hat schon lange gefehlt!«, »Vorträge und Referenten waren alle hochkarätig – klasse!«, »Es war eine abwechslungsreiche Veranstaltung in freundlicher Atmosphäre mit guter Moderation«, »Guter Zeitpunkt: Verbindung mit Frankfurter Buchmesse«, »Kompliment für den Bibliotheksleitertag! Damit hat BOND ein Zeichen gesetzt, einen Pflock eingeschlagen«. Das positive Feedback überzeugte BOND, auch im nächsten Jahr wieder diese Veranstaltung durchzuführen. Der Zweite Deutsche Bibliotheksleitertag wird am 4. Oktober dieses Jahres stattfinden. – Ausführliche Informationen zur Veranstaltung und alle Vorträge zum Download unter <www.bibliotheksleitertag. de>, bei BOND unter Telefon 0 63 24/96 12-36 oder E-Mail <sophie.hoffmann@bond-on line.de>. www.bond-online.de .d »Hochkarätig – klasse!« Erster Deutscher Bibliotheksleitertag w pr. – »Pira fliegt durchs Wunderbuch« ist ein Theaterstück für Bibliotheken, das die Freude an Büchern weckt. Das Kindertheater TamBambura fliegt mit seinem fantastischen Popup-Wunderbuch-Abenteuer durch die Bibliotheken und spielt für Kinder und andere Menschen ab fünf Jahren mit Figuren, Bildern, Maske und Musik. Das überdimensionale Pop-up-Wunderbuch ist mit seinen präzisen, überraschenden und teilweise dreidimensionalen Funktionen ein Meisterwerk einer lebendigen Kulisse. Die Geschichte wurde bereits bei Buch-Ausstellungen und -Messen sowie in zahlreichen Bibliotheken in ganz Deutschland mit großem Erfolg aufgeführt. Die VeranstalterInnen schrieben unter anderem: »Alle Zuschauer waren restlos begeistert.« »…einen tollen Beitrag zur Leseförderung geleistet.« »Das Echo danach war wirklich überwältigend.« »Großes Lob für diese Meisterleistung.« »Ein faszinierendes Stück, für Kinder und Erwachsene gleichermaßen spannend.« – Informationen zum »Wunderbuch« und zu weiteren in Bibliotheken spielbaren Darbietungen, etwa einem speziell für das Mozartjahr 2006 konzipierten Theaterstück, finden sich auf der Website des Theaters, das auf Wunsch auch gerne ausführliche Informationen zuschickt. die Frage »Alternative Finanzierung von Öffentlichen Bibliotheken?«. Klaus-Peter Böttger (Stadtbücherei Mülheim) referierte zum Thema »Neue Chancen durch freieres Handeln / Möglichkeiten und Risiken durch Veränderungen von Betriebs- und Rechtsformen«. »Bibliotheksbranding« war Inhalt des Vortrages von Regine WolfHauschild (Stadtbücherei Heidelberg), in dem sie ausführliche Antworten auf die Frage gab: »Was macht die Stadtbücherei Heidelberg zur Marke?«. Jürgen Seefeldt (Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz) berichtete über die »Außendarstellung und Programmarbeit von Bibliotheken«. In seinem Erfahrungsbericht »Das Unmögliche schaffen: Vom Schlusslicht zur Vorzeigebibliothek« stellte Michael König (Geschäftsführer BOND) seinen erfolgreichen Kampf um die Einrichtung einer Bibliothek in Böhl-Iggelheim dar. Die spannenden Fach- und Erfahrungsberichte waren gespickt mit frischen Ideen, außergewöhnlichen Denkanstößen und wertvollen Tipps für die eigene Bibliotheksarbeit. In Diskussionsrunden hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Meinungen und Anliegen einzubringen. Selbstverständlich wurde die Veranstaltung auch rege zum Erfahrungsaustausch mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bibliotheken genutzt. Susanne Riedel, die Vorsitzende des BIB, führte als Moderatorin gekonnt und charmant durch das Programm. –B Markt w 38 Munzinger Online für Bibliotheken pr. – Mit »Munzinger Online für Bibliotheken« bietet die Munzinger Archiv GmbH eine spezielle Recherche-Lösung für Bibliotheken und deren Nutzer: Über die eigene Bibliotheks-Homepage kann ein Zugriff auf die Online-Informationsdienste von Munzinger eingerichtet werden. Seit Jahren bietet Munzinger seine Informationsdienste »Personen«, »Länder«, »Pop«, »Sport«, »Chronik«, »Gedenktage« und »Film« nicht nur auf Papier, sondern auch digital als Online-Version, auf CD-Rom und als Intranet-Lösung an. Inzwischen hat Munzinger sein digitales Angebot erweitert und eine spezielle Zugangsmöglichkeit für Bibliotheken und deren eingetragene Nutzer geschafBuB | 58 (2006) 01 Foyer | BuB Markt ekz: Kommissionierung am laufenden Band. sprachige Bücher und andere marktgängige Medien liefert die ekz in drei bis sieben Tagen nach Bestelleingang aus. Das Besondere: Sie sind bibliotheksgerecht ausleihfertig bearbeitet – mit Bibliothekseinband, Katalogdaten, Signaturenbeschriftung, EDV-Verbuchungsetikett, Diebstahlsicherungsstreifen oder RFID-Etikett (Radio-FrequenzIdentifikation). w w w ell weiter. Bücher werden mit elektronischer Hilfe durch den Prozess gesteuert. Ein 2-D-Barcode-Ettikett, das gleich zu Anfang auf die Bücher geklebt wird, speichert alle relevanten Daten. Die Verpackungskontrolle erfolgt durch Wiegen und elektronisches Scannen der Pakete. Positive Nebeneffekte der neuen Organisation: Taschenbücher können mit oder ohne seitliche Fadenheftung, die die Haltbarkeit der Bücher erhöht, bestellt werden. Alle Bücher werden auf Wunsch mit RFID-Etiketten versehen, deren Einsatz die Arbeitsvorgänge der Bibliothek erleichtert und beschleunigt. So kommen die Medien schneller in die Bibliothek und können dort von den Bibliotheksbenutzern noch schneller ausgeliehen werden. »Ich wünsche und verspreche mir: Heute bestellt, in drei Tagen im Regal, und die Leserinnen und Leser sind begeistert«, sagt Florian Nantscheff, der Leiter der Stadtbibliothek Lörrach, zu den neuen Abläufen in der ekz. Erwin Miedtke, stellvertretender Direktor der Stadtbibliothek Bremen, hält viel von der Warenflussoptimierung: »Schneller und kostenbewusster macht zukunftsfähig! Mehr Wahlmöglichkeiten beim Produkt selbst – RFID, Fadenheftung – steigert unsere Zufriedenheit. Und von ›Lager‹ zu ›just in time‹ ist ein Quantensprung!« Und von Klaus Peter Hommes, dem Erwerbungsleiter .B »Innerbetrieblich kommen die neuen Prozesse einer organisatorischen Revolution gleich«, betont ekz-Geschäftsführer Jörg Meyer. Produziert wird jetzt »just in time«: Das bedeutet, weg von der Lagerfertigung, stärkere Auftragsorientierung und mehr Individualisierung – zum Vorteil der Kunden. »Darüber hinaus gibt die Warenflussoptimierung aber auch Impulse für ekz: den Medienfluss in den Bibliotheken selbst, lässt dort Prozesse Medien mit noch mehr schneller werden und ist so der Mehrwert erste Schritt zur Bibliothek der Zukunft, zur ›smarten Bibliopr. – Medienlieferungen bethek‹.« schleunigen, Fehler reduzieren, Erreicht wurde die beschleuzentrale Dienstleistungen vernigte Bearbeitung von der ekz bessern, Mehrwerte für Biblioim Wesentlichen durch die Kontheken schaffen und damit Kun- zentration auf wenige Lieferandenzufriedenheit sowie Erträge ten, Verkürzen der Prozesswege erhöhen – das waren die Ziele, und den Einsatz zusätzlicher als die ekz.bibliotheksservice Technik. Medien werden elekGmbH Anfang des Jahres 2005 tronisch bestellt; elektronisch mit ihrem Projekt »Warenfluss- erfolgen Liefermitteilung und optimierung Medien« an den Bearbeitung von LieferantenStart ging. Jetzt sind die neuen rechnungen. Die Bestellungen Abläufe Realität: Deutschverarbeitet die ekz tagesaktu- BuB | 58 (2006) 01 –B .d e der Stadtbüchereien Düsseldorf, ist zu hören: »Die Stadtbüchereien Düsseldorf haben viele interne Arbeitsabläufe auf die Angebote der ekz abgestimmt, zum Beispiel die ausleihfertige Bearbeitung für die Stadtteilbüchereien. Wir erwarten von der Warenflussoptimierung der ekz ein noch aktuelleres Medienangebot und sind uns sicher, dass viele Leserinnen und Leser noch öfter erfreut sagen können: ›Ach, das Buch haben Sie schon!‹« www.ekz.de –u fen: Auf der eigenen Homepage können Bibliotheken einen Link einrichten und damit einen Internet-Zugang zu »Munzinger Online« schaffen. So erhalten Bibliotheksnutzer vom privaten Rechner aus die Möglichkeit, in den von der Bibliothek abonnierten Informationsdiensten in »Munzinger Online« zu recherchieren – rund um die Uhr, unabhängig von Öffnungszeiten. Vom Bücherei-PC aus ist neben dem Zugang zu den Munzinger Informationsdiensten außerdem ein Zugriff auf die Brockhaus Enzyklopädie und den zehnbändigen Duden möglich. Für öffentliche Büchereien ist »Munzinger Online für Bibliotheken« eine unkomplizierte und komfortable Lösung auf dem Weg hin zur digitalen Bibliothek. Eine anonymisierte Registrierung, die nur eingetragenen Bibliotheksnutzern einen Zugriff erlaubt, gewährleistet zudem hohe Sicherheit und verstärkt die Kundenbindung. Ernst Munzinger, Geschäftsführer des Munzinger Archivs, betont: »Mit Munzinger Online für Bibliotheken können öffentliche Bibliotheken ihr Profil stärken, ihren digitalen Service verbessern und damit Leserinnen und Leser besser an sich binden.« – Weitere Informationen bei Dagmar Praster, Munzinger Archiv, Telefon 07 51/7 69 31-12. www.munzinger.de MetaPress: Erweiterte Webseite pr. – MetaPress® bietet ab sofort erweiterte Optionen für die Verlagsinhalte unter <www. metapress.com>. Die erweiterte Webseite ermöglicht nicht nur den Zugriff auf Inhalte und Login-Seiten für Nutzer, sondern bietet jetzt auch detaillierte Informationen zu den Ressourcen und Funktionalitäten des gesamten MetaPress-Systems. Die überarbeitete Webseite erlaubt Endnutzern die Suche in den kompletten von MetaPress gehosteten Verlagsinhalten, das heißt in derzeit 2 989 Titeln von über sechzig Verlagen. Sofern von den Verlagen gestattet, ist ein Artikelkauf per Pay-per-view für Titel verfügbar, für die die Nutzer kein Zugangsrecht besitzen. Darüber hinaus können Nutzer Nutzerprofile erstellen und ihre Kundenkonten individuell einrichten. Die erweiterte Version bietet Verlagen eine komplette Beschreibung der verfügbaren Managementtools und informiert über die neuesten Entwicklungen in MetaPress Services. Eine weitere Neuerung ist MetaPress Admin. Bibliothekare können im MetaPress Admin Nutzungsaktivitäten einsehen, Counter-fähige Nutzungsstatistiken anfordern und Verknüpfungsfunktionen zwischen MetaPress und anderen Services, die elektronische Inhalte oder ähnliche Serviceleistungen anbieten, einrichten. www.metapress.com 39 40 BuB | Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 Bernd Schleh e Zurück auf der internationalen Bühne w –B Die mehr als 3 000 Kongressteilnehmer wurden in der norwegischen Hauptstadt mit offenen Armen empfangen: zwei Skulpturen aus dem bekannten Vigeland-Park. (Fotos: Bernd Schleh) D .B –u as eigentliche Tagungsprogramm war schon zu Ende, die Mehrzahl der gut 3 000 Teilnehmer –davon war ein Drittel zum ersten Mal bei einem IFLA-Weltkongress – längst abgereist, als für die deutschen Bibliothekare noch ein kleiner Höhepunkt folgte: Bei der Abschlussfeier im Festsaal des noblen Radisson-Plaza-Hotels in Oslo wurden die besten praktischen Bibliotheksprojekte prämiert, die jedes Jahr in der parallel stattfindenden Posterausstellung vorgestellt werden. 79 Initiativen aus allen Teilen der Welt standen zur Wahl, zwei deutsche Bibliothekarinnen lagen schließlich ganz vorne. Monika Machnik von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin landete mit ihren Seminaren zur Vermittlung von Medienkompetenz für Senioren auf dem zweiten Rang. Den begehrten ersten Platz sicherte sich Ute Hachmann aus Brilon mit der fantasievollen »Leselatte« für Kinder (siehe dazu auch den Beitrag in BuB Heft 10 auf Seite 671), einer Aktion, die in Deutschland bereits von vielen Bibliotheken übernommen wurde und mit der Prämierung beim IFLA-Kongress nun auch international in Schwung kommen dürfte. Die Erfolge bei der Präsentation praktischer Bibliotheksarbeit lehren zweierlei. Erstens: Man sollte einen IFLA-Weltkongress nicht vor dem offiziellen Ende verlassen. Zweitens, und weit wichtiger: Deutsche Bibliothekare müssen sich international nicht verstecken. Das sagte im Übrigen auch die künftige IFLA-Präsidentin Claudia Lux im Gespräch mit w Deutschland ist wieder da. Beim vergangenen IFLA-Weltkongress in Oslo haben sich die heimischen Bibliothekare auf der internationalen Bühne eindrücklich zurückgemeldet. Die Generaldirektorin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), Claudia Lux, trat ihr Amt als IFLAVizepräsidentin und künftige Präsidentin der Weltorganisation an. Die beiden ersten Preise für besonders gelungene praktische Bibliotheksprojekte gingen an Kolleginnen aus Berlin und Brilon. Die Zahl der deutschen Bibliothekare, die in den wichtigen Ausschüssen der IFLA-Sektionen mitarbeiten, stieg auf vierzig – das sind so viele wie nie zuvor. Und noch ein Indiz für das wachsende Interesse an grenzüberschreitendem Engagement hierzulande: Die einzige Studentengruppe, die beim Kongress in Oslo ein Referat im Rahmen des offiziellen Programms präsentierte, reiste aus der Bundeshauptstadt an. .d Deutsche Bibliothekare mischen beim IFLA-Weltkongress in Oslo kräftig mit / Ein Blick auf die Bibliothek der Zukunft w 40 BuB: »Wir können aus dem Ausland viel lernen, aber es gibt auch in Deutschland eine ganze Menge nachahmenswerter Best-Practice-Projekte. Diese sollten wir besser bekannt machen.« Lux hält deutsche Bibliothekare hier für viel zu bescheiden, sie forderte im Interview, das in BuB Heft 11-12/05 nachzulesen ist: »Wir müssen auf die Pauke hauen und zeigen, was wir können.« Für die ersten Paukenschläge sorgte Lux in Oslo gleich selbst. Bei zahlreichen Gelegenheiten erklärte die Berliner Bibliothekarin den aus 133 Ländern angereisten Kollegen, was sie in ihrer Amtszeit als IFLA-Vizepräsidentin (2005 bis 2007) und anschließend als IFLA-Präsidentin (2007 bis 2009) so alles vorhat. Ihr Kernthema fasste sie kurz zusammen: »Wir müssen dafür sorgen, dass in den Plänen von Regierungen und anderen öffentlichen Institutionen Bibliotheken Berücksichtigung finden, und zwar nicht nur auf den Gebieten Kultur und Bildung, sondern genauso bei der Städteplanung, bei sozialen Projekten und in anderen Bereichen, in denen Bibliotheken eine Rolle spielen können.« Ihr Ziel sei, so Lux weiter, in der Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass Bibliotheken gesellschaftlich übergreifend seien. Sie forderte jeden Einzelnen zur Mitarbeit auf: »Wichtig ist mir, dass künftig innerhalb der IFLA jeder in seinem Arbeitsbereich aufspürt, wo eine Planung, eine Veränderung ansteht, egal auf welcher Ebene, und dass dann darauf konkret Einfluss genommen wird.« Ob dies beim BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 41 IFLA-Weltkongress 2005 e w w w .B –u Wachsendes Interesse an IFLA Derzeitiger IFLA-Präsident ist der Australier Alex Byrne. Der Weltverband der Bibliothekare und Bibliotheksverbände zählt rund 1 700 Mitglieder aus 150 Ländern; davon stammen gut 80 aus Deutschland, darunter 5 Verbände und 60 Institutionen, außerdem 16 persönliche Mitglieder und 2 Studenten. Beim deutschen IFLA-Nationalkomitee ist man mit der jüngsten Entwicklung sehr zufrieden. Im aktuellen Jahresbericht heißt es: »Gerade die Zahl der persönlichen und studentischen Mitglieder ist in den letzten Jahren gewachsen und ist sicherlich Ausdruck für das gestiegene Engagement für die internationale Zusammenarbeit.« Das große internationale Engagement und das wachsende Interesse an IFLA zeigen sich indes nicht nur an den Mitgliederzahlen, sondern auch an der steigenden Zahl von deutschen Teilnehmern an den jährlichen Weltkongressen. 2004 reisten immerhin rund 60 Bibliothekare zur Großveranstaltung ins ferne Buenos Aires. Im vergangenen August in Oslo hat sich die Zahl der deutschen Teilnehmer glatt verdoppelt. Ganz klar: Ein wesentlicher Grund war die relativ kurze Entfernung, andererseits spielt aber auch die zunehmende Förderung deutscher IFLA-Teilnehmer durch Bibliothek & Information International (BII – www.bi-international.de) eine wichtige Rolle. Nach Angaben der BII-Vorsitzenden Ulrike Lang erhielten insgesamt 39 Begegnungen mit bekannten Künstlern des Landes, dazu gehörten unter anderen Jostein Gaarder, Jan Garbarek und Linn Ullmann. Zur Eröffnung der norwegischen Nationalbibliothek im Rahmen der staatlichen Feiern zum hundertsten Jahrestag der norwegischen Unabhängigkeit waren die IFLA-Teilnehmer ebenfalls eingeladen. Darüber hinaus wurden Besichtigungstouren durch mehr als 30 Bibliotheken in Oslo und Umgebung angeboten – die Mehrzahl davon technisch hervorragend ausgestattet. Zwar bleiben auch die norwegischen Bibliotheken nicht von Sparmaßnahmen verschont – zahlreiche kleinere Biblio- .d Teilnehmer Zuschüsse, darunter befand sich auch die Studentengruppe der Humboldt-Universität Berlin (siehe Bericht auf Seite 49). Die Reise nach Oslo hat sich jedenfalls gelohnt. Der Kongress war perfekt organisiert. Die drei Tagungsstätten, in denen mehr als 200 Vorträge, Diskussionen und Workshops abgehalten wurden, lagen alle zentral in der Innenstadt und waren gut zu Fuß erreichbar. Die norwegischen Organisatoren haben sich neben dem Fachprogramm einiges einfallen lassen, um den Gästen ihre Heimat und Kultur, vor allem aber ihr Verständnis von moderner Bibliotheksarbeit vorzustellen. So gab es –B Weltinformationsgipfel oder im Kindergarten um die Ecke sei, spiele dabei keine Rolle. Lux ließ keinen Zweifel daran, wo sie die Bibliothekare der Zukunft sehen möchte: »Wir müssen bei den Entscheidern am Tisch sitzen.« Um dieses ehrgeizige Ziel erreichen zu können, ist die engagierte Bibliothekarin auf die Unterstützung ihrer Kolleginnen und Kollegen aus aller Welt angewiesen. Die Resonanz in Oslo und vor allem ihr überwältigendes Wahlergebnis geben Lux Rückenwind. Im Frühjahr 2005 hatte sie sich mit 1 094 zu 330 Stimmen gegen ihren Konkurrenten Cristóbal Pasadas Urena aus Spanien durchgesetzt. Mit Lux besetzt Deutschland, nach Gustav Hofmann (1958 bis 1963) und Hans-Peter Geh (1985 bis 1991), zum dritten Mal den IFLA-Vorsitz – das wird das durch den Weltkongress von Berlin im Jahr 2003 geweckte Interesse an der internationalen Bibliotheksarbeit noch weiter verstärken. BuB | 58 (2006) 01 In Oslo war der Kongress nicht zu übersehen: Bunte IFLA-Fahnen säumten die eineinhalb Kilometer lange Flaniermeile zwischen Schloss (im Hintergrund) und Bahnhof. 41 42 BuB | Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 lich wichtig hält: »Sie stehen in vorderster Front bei der Verteidigung der offenen Gesellschaft.« Massive Lobbyarbeit –B .d e Nach der Feier und den Lobesworten kam die Arbeit. Einen Schwerpunkt bildeten dabei zwei internationale politische Themen: die Haltung und das weitere Vorgehen der Bibliothekare beim Weltinformationsgipfel (WISIS) im November 2005 in Tunis sowie innerhalb der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). In Sachen WISIS zogen die IFLA-Verantwortlichen auf dem Kongress eine weitgehend positive Zwischenbilanz. Durch massive Lobbyarbeit im Vorfeld des Weltinformationsgipfels sei es gelungen, die für Bibliothekare wichtigen Inhalte bei den Verhandlungen, in denen ein gemeinsames Verständnis der globalen Informationsgesellschaft entwickelt werden soll, zu platzieren. Die umstrittensten Themen des Weltinformationsgipfels in Tunis waren die Regulierung des Internet und die finanziellen Mechanismen zur Überwindung der digitalen Kluft. Das Ziel der IFLA für die Verhandlungen wurde noch einmal bekräftigt: die Verankerung einer herausragenden Rolle für Bibliotheken in der künftigen Informationsgesellschaft. Der Erfolgreicher Auftritt in Oslo: Ute Hachmann aus Brilon sicherte sich mit der fantasievollen »Leselatte« für Kinder den ersten Platz bei der Posterpräsentation. .B –u der Bibliotheken: »Es ist kein Zufall, dass sich auch Einwanderer und soziale Randgruppen in der Bibliothek zu Hause fühlen.« Den Teilnehmern wünschte Sejersted viel Kraft für die Aufgaben, die jeder zu Hause an seinem Arbeitsplatz zu erledigen habe – Aufgaben, die der Geschichtswissenschaftler für außerordent- w w theken und Zweigstellen stehen derzeit vor dem Aus –, doch im Vergleich mit den meisten Ländern ist die Situation immer noch gut. Das gilt einerseits für Verbreitung und Ausstattung der Bibliotheken, andererseits aber auch für die gesellschaftliche Anerkennung des Berufsstandes. Bibliotheken und deren Mitarbeiter werden in Norwegen ernst genommen, das hat der Kongress deutlich gezeigt. Die Medien des Landes berichteten ausführlich über die fünftägige Veranstaltung. Bereits vor Beginn hatten große Tageszeitungen Sonderbeilagen zum Thema Bibliothek veröffentlicht. In der Stadt war der Kongress nicht zu übersehen. Bunte IFLA-Fahnen säumten weithin sichtbar die eineinhalb Kilometer lange Flaniermeile zwischen Schloss und Bahnhof. Zur Eröffnung des Kongresses kam selbst der König und hörte den Anliegen der Bibliothekare zwei Stunden lang geduldig zu. Im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier stand der Vortrag des norwegischen Historikers Francis Sejersted über den Zusammenhang von Bibliotheken, Informationsfreiheit und Demokratie. Den Bibliotheken schrieb Sejersted dabei vor allem das Verdienst zu, dass sie den Zugang für jedermann zur Information gewährleisten. Er stellte fest: »Öffentliche Bibliotheken sind ein ganz elementarer Bestandteil von lokalen Gemeinschaften. Sie haben eine wichtige demokratische Funktion.« In diesem Zusammenhang würdigte er ganz besonders die hohe gesellschaftliche Integrationskraft w 42 Bibliothek & Information International unterstützt deutsche Bibliothekare, die sich im Ausland fortbilden wollen, genau so wie ausländische Kollegen, die in Deutschland dazulernen möchten. Die Vorsitzende der Einrichtung, Ulrike Lang (rechts), erläuterte in Oslo geduldig das umfangreiche Förderprogramm. BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 43 IFLA-Weltkongress 2005 w w Informationsfreiheit: Während des Kongresses in Oslo wurde der IFLA/FAIFE-Themenbericht 2005 unter dem Titel »Libraries, National Security, Freedom of Information Laws and Social Responsibilities« vorgestellt. Das Buch untersucht den Zustand der Meinungsfreiheit und die Bedingungen für den Zugang zu Informationen in 84 Ländern dieser Welt, darunter in den USA, China, in den Niederlanden und Italien. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Konsequenzen des weltweit durchgeführten Kampfes gegen den Terrorismus gelegt, der vielfach BuB | 58 (2006) 01 Romantik: Bereits beim IFLA-Weltkon- gress in Buenos Aires hatte die kanadische Bibliothekarin Madeleine Lefebvre ihre Berufskollegen dazu aufgefordert, Berichte über Liebesgeschichten zu melden, die zwischen den Bücherregalen einer Bibliothek ihren Anfang genommen haben (vergleiche BuB 12/2004, Seite 719). Die Resonanz war offensichtlich groß. Das umfangreiche Buch mit wahren Liebesgeschichten – »glückliche, traurige, bittersüße« – aus den Bibliotheken der Welt ist jetzt erschienen. Es kostet 25 Dollar, das Vorwort beginnt mit dem vielversprechenden Satz: »In the halls of knowledge, admidst the towering stacks of books, more than just facts and fiction await.« Weitere Informationen auf der Homepage des Verlages unter www. scarecrowpress.com. .d Kongressbeiträge: –u –B Alles Wissenswerte über IFLA findet man auf der Homepage der Organisation (IFLANET). Unter www. ifla.org gibt es jede Menge Informationen über Geschichte, Mitgliedschaft, Aktivitäten, Veröffentlichungen und natürlich auch über die Kongresse der IFLA. Die Mehrzahl der Referate, die in Oslo gehalten wurden, ist ebenfalls abrufbar, zum Teil in verschiedenen Sprachen. Die Kongressbeiträge bleiben für mindestens fünf Jahre im ILFANET stehen. Wichtige Konferenzpapiere der vergangenen Jahre sind bis einschließlich 1994 verfügbar. w Posterpräsentation: Wer sein erfolgreiches Bibliotheksprojekt jedoch nicht nur in einer sterilen Datenbank vorstellen, sondern freundlichen Bibliothekaren aus aller Welt persönlich präsentieren möchte, der kann dies beim kommenden IFLA-Weltkongress vom 20. bis 24. August in der koreanischen Hauptstadt Seoul machen. Die Ausschreibung für die Teilnahme an der dortigen Posterpräsentation läuft noch bis zum 15. Februar. Das Formblatt für die Anmeldung findet sich unter www.ifla.org/IV/ ifla72/call-poster-pr2006.htm. zu einschneidenden Maßnahmen gegen die Informationsfreiheit geführt hat. Auch reichlich Skurriles ist zu finden, beispielsweise aus Turkmenistan: Dort hat laut FAIFE-Bericht der Präsident des Landes kurzerhand die Bibliotheken geschlossen, mit der Begründung, dass ohnehin »niemand lesen« würde. Weitere Informationen erteilt das FAIFE-Büro: [email protected]. .B Lobbyarbeit: Nichts ist überzeugender als Erfolge. Darauf setzt jetzt auch die internationale Bibliotheksgemeinschaft bei ihrer Lobbyarbeit. IFLA sammelt in einer Datenbank (http://fmp-web.unil.ch/IFLA) erfolgreiche Bibliotheksprojekte aus der ganzen Welt. Dabei ist es völlig egal, ob es um ein nachahmenswertes Leseförderungsprogramm in einer Öffentlichen Bibliothek oder um eine vorbildliche Kooperation unter wissenschaftlichen Bibliotheken geht. Mit der Datenbank soll dokumentiert werden, welchen wichtigen Beitrag Bibliotheken zum Funktionieren moderner Gesellschaften leisten. Unter anderem werden die gesammelten Projekte als Argumentationshilfe bei den Verhandlungen im Rahmen des Weltgipfels zur Informationsgesellschaft (WISIS) verwendet. Die Datenbank ist darüber hinaus aber auch als Informationsquelle für den eigenen Berufsstand gedacht. Bei Redaktionsschluss waren immerhin bereits fünf Projekte aus Deutschland eingetragen. Wer ein eigenes Projekt melden möchte, kann dies unter www.ifla.org/III/wsis/announce02052005-de.html tun. e Kongress-Splitter Kundenservice: Der Kunde ist König, das gilt in immer mehr Bibliotheken. Nur, wie stellt man sicher, dass die Informationsbedürfnisse der Nutzer auch tatsächlich erfüllt werden? Durch Instinkt? Durch Erfahrung? Beides ist sicherlich hilfreich, reicht aber allein nicht aus. Die IFLA-Sektion für Öffentliche Bibliotheken hat jetzt eine BestPractice-Liste von Bibliotheken aus der ganzen Welt ins Netz gestellt. Darin sind Projektbeschreibungen, statistische Analysen, Gutachten, Ratschläge und Kommentare enthalten, die bei der Ausrichtung des eigenen Serviceangebots auf die Bedürfnisse der Nutzer helfen. Die Liste steht unter www. ifla.org/VII/s8/proj/Meeting_User_NeedsChecklist.pdf. Hilfsprojekt: Bei IFLA-Kongressen wird viel geredet, bisweilen kommen aber auch ganz handfeste Ergebnisse zustande. Im Anschluss an den Weltkongress in Buenos Aires 2004 hat BuB über eine Lehrerin berichtet, die im Norden Argentiniens, in unmittelbarer Nachbarschaft der bekannten Wasserfälle von Iguazú, unter schwierigen Bedingungen eine Bücherei gegründet hat (siehe BuB 12/2004, Seite 731 bis 733: »Líliam bringt das Wissen in den Dschungel«). BuB-Leserin Beate Hörning von der Stadtbibliothek Magdeburg war vom Engagement ihrer argentinischen Kollegin so begeistert, dass sie deren Arbeit unbedingt unterstützen wollte. Für ihren anstehenden runden Geburtstag bat sie die eingeladenen Gäste deshalb, statt Geschenke mitzubringen, lieber Geld für die Bibliothek in Argentinien zu spenden. 865 Euro sind so zusammengekommen. Mit Hilfe des Goethe-Instituts in Buenos Aires konnte das Geld ohne Übermittlungskosten an die Bücherei in Puerto Iguazú übergeben werden. Dort wird jetzt mit der Spende aus Deutschland das bisher brach liegende zweite Stockwerk des Gebäudes ausgebaut, sodass bald noch mehr Wissen im Dschungel verfügbar ist. In Magdeburg denkt man bereits über eine weitere Unterstützung nach. Kontakt: [email protected] oder direkt in Argentinien: bibliotecapopulariguazu@arnet. com.ar slh 43 | Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 Die Bibliothek neu erfinden e Jahrhundert stehen geblieben und immer noch dem Gedanken des Bücherausleihens verhaftet. Die Schuld dafür sieht Saeteren auch im eigenen Berufsstand: »Noch heute werden Bibliotheken mit Regalen als strukturierenden Elementen gebaut und mit öffentlichen Arbeitsbereichen eingerichtet, die sowohl von den Büchern als auch von der technischen Einrichtung getrennt sind. Auf diese Weise zementieren wir unser angestaubtes Image als Bücherausleiher und sind uns selbst das größte Hindernis auf dem Weg zur Modernisierung.« Dem Bibliotheksbesucher werde gar keine Chance gegeben, in der Einrichtung mehr als eine Verleihstation zu sehen. Saeteren: »Visuelle Kommunikation und physische Ausstattung in einer Bibliothek signalisieren dem Benutzer, dass er an den Regalen entlang wandern und sich dort sein Buch schnappen soll, anschließend soll er zur Theke gehen, um es verbuchen zu lassen, und dann wieder verschwinden.« Wenn Bibliothekare heute versuchten, Politiker davon zu überzeugen, Geld für eine ganz neue Art von Bibliothek zur Verfügung zu stellen, so hätten diese nicht die geringste Ahnung davon, wie so eine Einrichtung aussehen und funktionieren könnte. Warum? Weil es diese neue Bibliothek noch nirgends gibt. Bisher zumindest – in Oslo wird sie jetzt mit Hochdruck geplant. Wie wird sie aussehen? Das wissen auch Saeteren und ihr Team noch nicht genau. Doch sie probieren eifrig aus, indem sie neue Dienstleistungen konzipieren und probeweise anbieten, Arbeitsabläufe testen, .d Hauptstadt derzeit getüftelt: Wie Arbeitsplatz und Berufsbild der Bibliothekare künftig aussehen könnten, erklärte die Leiterin der Öffentlichen Bibliothek von Oslo (www.deichmanske-bibliotek. oslo.kommune.no), Liv Saeteren, rund 150 staunenden Zuhörern in der zweistündigen Veranstaltung »Library Buildings and Equipment – Design for diversity/ redesign and new typology for reaching new user groups«. –u –B Das Ziel der Osloer Bibliotheks-Chefin ist nicht eben bescheiden: »Wir wollen künftig der wichtigste Ort für Zusammenkünfte, für Arbeiten, Lernen und für Unterhaltung mit kulturellem Niveau in der gesamten Stadt sein.« Um dies zu erreichen, müsse die Bibliothek neu erfunden werden – und zwar komplett neu. Seit langem werde über die Bibliothek als modernes Kommunikationszentrum, als Arbeitsplatz für lebenslanges Lernen, als sozialer Treffpunkt und Ort der Integration geredet. Konsequent umgesetzt habe dieses Konzept indes noch niemand, trotz aller Ankündigungen. Saeteren: »Wenn man neue Bibliotheksgebäude betrachtet, selbst in Skandinavien oder in den USA, dann dominiert überall noch das Regal.« Das hält die visionäre Bibliothekarin für einen fatalen Fehler. Sie erklärte: »Die Bibliotheksgebäude und -einrichtungen sind die größte Barriere, um einen wirklichen Fortschritt zu erreichen.« Die Bibliotheksarchitektur sei seit dem 18. w w neue IFLA-Generalsekretär Peter Lor gab sich zuversichtlich: »Inzwischen müssen wir nicht mehr anklopfen, sondern werden als Teilnehmer eingeladen. Das ist ein enorm wichtiger Erfolg unseres bisherigen Engagements.« Weniger erfreulich sieht es beim Thema WIPO aus. Die Einrichtung wurde 1970 als Teilorganisation der UNO mit dem Ziel gegründet, Rechte an immateriellen Gütern weltweit zu fördern. Die IFLA und andere Bibliotheksorganisationen haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt dafür engagiert, dass auch die Bedürfnisse der Entwicklungsländer innerhalb der WIPO berücksichtigt werden. Zusammen mit Vertretern der Zivilgesellschaft setzt sich IFLA für ein internationales Abkommen für freien Zugang zu Wissen, »Access to Knowledge« (A2K), ein. Der Vorsitzende des zuständigen IFLA-Komitees »Copyright and other Legal Matters« (CLM), Winston Tabb, erklärte in Oslo: »Ein entsprechendes Abkommen wäre für uns Bibliothekare elementar wichtig, da unser Job darin besteht, Menschen dazu zu befähigen, Wissen und Information zu finden. Ein freier Zugang ist dafür die Grundvoraussetzung.« Doch die Entwicklung in Sachen internationales Urheberrecht lief in der jüngsten Vergangenheit in eine andere Richtung. Tabb kritisierte: »Die Monopolisierung und Privatisierung von Information und Wissen durch internationale Verträge, Freihandelsabkommen und nationale Gesetzgebung haben im vergangenen Jahrzehnt stark zugenommen – das gilt vor allem im digitalen Bereich.« Ein fairer und freier Zugang zu Information sei notwendig, um Bildung zu fördern und Innovationen anzuregen. Tabb betonte: »Das Thema betriff t nicht nur Entwicklungsländer. Wissen ist ein universelles Recht, und gleicher Zugang für alle ist die Basis für eine demokratische Gesellschaft – weltweit.« Beim 71. IFLA-Weltkongress ging es aber nicht nur um große Politik. Ein Blick in das Programm zeigt, dass die Teilnehmer vor allem ganz konkrete berufsspezifische Probleme und neue fachliche Entwicklungen in großer Breite und Tiefe diskutierten. Eine Übersicht ist unter www.ifla.org/IV/ifla71/Programme. htm zu finden; dort ist auch die Mehrzahl der ausgearbeiteten Referate hinterlegt. Das umfangreiche Themenspektrum reichte von der Bibliotheksgeschichte über Open-Source-Software bis hin zur Bibliothek der Zukunft – an nichts Geringerem wird in der norwegischen .B 44 BuB w 44 An den fünf Kongresstagen waren rund 200 freiwillige Helfer im Einsatz, darunter auch die Studentin Manuela Schulz (links) aus Deutschland. BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 45 .d –B Die Tage der Öffentlichen Bibliothek von Oslo sind gezählt. Für den geplanten Neubau stehen rund 73 Millionen Euro bereit. .B –u Architektenteam, das den Wettbewerb 2001 für sich entschieden hat, steht für höchste Qualität: Es ist das Office for Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam. Ein Schmunzeln konnte sich Saeteren bei der Vorstellung des Namens nicht verkneifen: Immerhin baute das »Es gab inzwischen viele Versuche, die Bibliothek der Zukunft zu bauen, die allermeisten sind jedoch enttäuschend.« Helen Niegaard, Dänemark, Mitglied der IFLA-Sektion Bibliotheksgebäude und -einrichtungen Sprudelnde Ölquellen w w Benutzer befragen und deren Verhalten in der Bibliothek studieren. Es werden neuartige Möbel und Einrichtungsgegenstände entworfen, benutzerfreundliche Oberflächen für Computer kreiert. Das Planungsteam zerbricht sich den Kopf über die Gestaltung der Innenräume, dabei geht es ganz konkret um neue Materialien, um mobile Stellwände, die eine größtmögliche Flexibilität erlauben, um eine Verkabelung beziehungsweise Vernetzung, die für die künftigen Kommunikationsmittel tauglich ist, um Licht- und Soundeffekte, die Arbeitsbereiche von Entspannungs- und Kommunikationsbereichen trennen. Saeteren: »Es ist schwierig, etwas zu entwerfen, das es bisher so nicht gibt.« Deshalb arbeitet die Bibliothek in dieser anspruchsvollen kreativen Phase mit unterschiedlichen Künstlern zusammen. In einem sind sich die Planer dabei einig: Der gesamte Modernisierungsprozess kann nur gelingen, wenn die Mitarbeiter von Anfang an eingebunden werden. Saeteren weiß, dass sie auch im eigenen Haus noch Überzeugungsarbeit leisten muss. Im Gegensatz zur exakten Ausstattung stehen die zentralen Ideen fest: Die Bibliothek soll ein städtischer Magnet werden, der mit seinen Angeboten Besucher anzieht und mit ausgeklügelten Licht-, Ton- und Designeffekten durch die Einrichtung führt. Der intelligente Einsatz von neuen Medien soll dafür sorgen, dass sich Benutzer weitgehend selbst zurechtfinden: Es herrscht Selbstbedienung und es gibt selbsterklärende Computer mit einfacher und eleganter Oberfläche. Einen Schwerpunkt wird die Schaff ung einer angenehmen Lern- und Arbeitsatmosphäre bilden. Außerdem soll ein Ambiente für Gespräche, Austausch und für die Förderung von Literatur, Lesen und Kunst hergestellt werden. Saeteren schwärmte: »Die Bibliothek soll zum öffentlichen Wohn- und Arbeitszimmer der Stadt werden.« e IFLA-Weltkongress 2005 w Bei diesen Ansprüchen ist es gut, dass die reichlich sprudelnden norwegischen Erdölquellen auch die ein oder andere ExtraAusgabe abdecken werden. Satte 73 Millionen Euro stehen jetzt schon im Wirtschaftsplan der Hauptstadt für die neue Bibliothek bereit. Als Standort wurde ein Filetstück in Oslos Zentrum ausgewählt: in der Fußgängerzone direkt am Hafen, zwischen Rathaus und Schloss, eingebettet in mondäne Einkaufspassagen und viel besuchte Restaurants. Und auch das BuB | 58 (2006) 01 OMA-Team auch die – in Fachkreisen häufig gerühmte – neue Bibliothek in Seattle (siehe BuB Heft 12/2003 Seite 761 bis 762). Doch das sich spektakulär über mehrere Stockwerke in die Höhe schraubende Bücherregal ist ziemlich genau das Gegenteil von dem, was Saeteren für die Bibliothek der Zukunft hält. Die Bibliotheksleiterin sagte selbstbewusst: »In Oslo müssen eben alle umdenken.« Die Bibliothek soll 15 500 Quadratmeter groß werden, angegliedert wird außerdem noch mit weiteren 3 000 Quadratmetern das Kunstmuseum »Stenersen«, das norwegische Malerei aus der Zeit von 1850 bis 1970 zeigt. Cafés, kleine Läden und eventuell sogar ein Kino sollen die Einrichtung ergänzen. Das sind die momentanen Planungen. Doch Saeteren ist vorsichtig: »Alles kann sich rasch wieder ändern.« Seit gut 15 Jahren wird die Öffentliche Bibliothek von Oslo nun schon geplant, nicht weniger als 25 verschiedene Standorte mit ganz unterschiedlichen Gebäuden und Konzepten standen zur Diskussion. Mit viel Hartnäckigkeit und einem enormen Glauben an ihre Idee von der Bibliothek der Zukunft hat sich Saeteren bisher durchgesetzt. Aber der Bibliotheks-Chefin ist auch kurz vor dem Erreichen ihres Zieles bewusst: »Es gibt immer noch Hindernisse. Bestimmte Leute arbeiten konsequent gegen unser Konzept. Für manche muss die Bibliothek nach wie vor ein monumentales Gebäude, ein Tempel des Buches sein.« Für manche Bibliothekare offensichtlich auch. Nach Saeterens Vortrag herrschte mächtig Unruhe im Saal, es wurde in allen möglichen Sprachen und über mehrere Stuhlreihen hinweg diskutiert. Die Veranstaltung hatte ganz offensichtlich den Nerv der Teilnehmer getroffen, jeder fühlte sich angesprochen und glich Saeterens Vision der Bibliothek der Zukunft mit den Erfahrungen am eigenen Arbeitsplatz ab. Die Fantasie war angeregt – aber irgendwie wollten die Zuschauer auch noch etwas Handfestes mitnehmen. Die Gratis-Postkarten mit dem Modell der geplanten neuen Öffentlichen Bibliothek von Oslo erfüllten diesen Zweck nur unzureichend. Viele Zuhörer fragten beharrlich nach: Wie sieht sie denn nun ganz konkret aus, die Bibliothek der Zukunft? 45 | Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 e mationen über die aktuellen Projekte des Weltverbandes der Bibliothekare (»Die internationale Lobbyarbeit der IFLA« mit Claudia Lux; »Die IFLA-Facharbeit in 47 Steinen« mit Klaus-Peter Böttger; »IFLA/FAIFE: Freier Zugang zu Informationen durch Bibliotheken« mit Barbara Schleihagen sowie »Projekte und Aktivitäten der IFLA-Sektion ›Ausbildung und Weiterbildung‹« mit Petra Hauke) und außerdem einen Ausblick auf den nächsten IFLA-Weltkongress. Die Teilnehmer müssen sich dann wieder auf eine weite Reise einstellen: In diesem Jahr steht die internationale Bühne der Bibliothekare vom 20. bis zum 24. August in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul (www.ifla2006seoul.org bzw. www. ifla.org/IV/ifla72/index.htm), das Motto lautet: »Libraries: Dynamic Engines for the Knowledge and Information Society«. Die Gastgeber freuen sich auf viele deutsche Besucher und ihre guten Ideen. .d jedoch enttäuschend.« Ein Hauptfehler: Oftmals sei vergessen worden, auch die interne Organisation zu ändern. Zu guter Letzt nannte Niegaard dann doch noch das ersehnte Beispiel, das sich die Zuhörer erhoff ten – eine Ausnahme unter allen Neubauten, »vielleicht die modernste Bibliothek weltweit«: Sie steht in dem Städtchen Cerritos in Kalifornien und ist unter der Adresse www.ci.cerritos. ca.us/library zu besichtigen, besser gesagt zu bestaunen. Das ist immerhin mal ein Anhaltspunkt dafür, wie die Bibliothek der Zukunft aussehen könnte. Wer wissen möchte, wie die Zukunft der IFLA und der internationalen Bibliotheksarbeit aussieht, der sollte beim Bibliothekartag in Dresden (http://bibtag.slub-dresden. de/cgi-bin/bibtag.pl) die entsprechende Veranstaltung am Freitag, 24. März, von 9 bis 12 Uhr im Konferenzraum 1 nicht verpassen. Dort gibt es jede Menge Infor- w .B –u Helen Niegaard von der IFLA-Sektion für Bibliotheksgebäude und -einrichtungen gab abschließend noch zwei Hinweise. Erstens: Die Osloer Öffentliche Bibliothek stellt im Internet unter http:// nye.deichman.no/english.html einzelne Aspekte ihres Projekts, zum Beispiel Modelle und Entwürfe von Möbeln und von der Raumgestaltung, vor. Zweitens: Die zuständige IFLA-Sektion wird im kommenden Jahr »Richtlinien für erfolgreiche Bibliotheksgebäude« herausgeben. Dort soll beschrieben werden, wie man der »hybriden« Bibliothek von morgen eine passende physische Hülle geben kann. Die Sektionsmitarbeiter haben für dieses Dokument jahrelang recherchiert und hunderte von Bibliotheken weltweit unter die Lupe genommen. Niegaard stimmte rückblickend den Ausführungen ihre Kollegin Saeteren zu: »Es gab inzwischen viele Versuche, die Bibliothek der Zukunft zu bauen, die allermeisten sind –B 46 BuB w Treffen der Bücherbusse auf dem Holmenkollen-Parkplatz: Das farbenfrohe Exemplar links erhielt den Preis fürs beste Design. (Foto: Jörgen Nissen) Fantasie und Farbe bei »Libraries on the Move 2005« Dreißig bunte Bücherbusse aus zehn verschiedenen Ländern machten am Wochenende vor dem IFLA-Weltkongress auf dem Osloer Hausberg Holmenkollen Station. Anlass war die Pre-Conference »Libraries on the Move 2005«, zu der 143 Teilnehmer, vorwiegend aus den nordischen Ländern und England, gekommen waren. Einzige deutschsprachige Teilnehmer: Monika Knutzen und Jörgen Nissen von der Deutschen Zentralbibliothek Apenrade (DK). w 46 Mit dabei waren auch ihre Kollegen aus dem deutsch-dänischen Grenzland von der Dansk Centralbibliotek for Sydslesvig in Flensburg. Auf dem Programm standen unter anderem Vorträge von Referenten aus Chile und Neuseeland sowie England und Norwegen. Außerdem waren alle Bücherbusse für die Kollegen zur Besichtigung geöffnet. Die Tagung bestätigt die Erfahrung der beiden Apenrader Bibliothekare: Durch das Internet sinke die Bedeutung der Fahrbüchereien nicht, im Gegenteil nähmen die Erwartungen der Kunden an deren Service- leistungen ständig zu. Den größten Sprung in Sachen Innovation hätten, da sind sich die beiden einig, in den vergangenen Jahren die englischen Fahrbüchereien gemacht. Ein Bus aus England, die »East Riding Travel Library«, erhielt auch den Preis für die innovativsten Serviceangebote. Der Preis für das beste Design ging an den farbenfroh bemalten norwegischen Bus »Soria Moria« von der Osterøy folkebibliotek. Weitere Informationen gibt es unter www.nordicmobile.no und www.filibussen.dk. Heike Wienholz BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 47 IFLA-Weltkongress 2005 Bernd Schleh Recherchieren für den Frieden –B –u Jedes Jahr am 14. Oktober öffnet sich genau um 11 Uhr die schwere Holztür des Konferenzraumes in der Drammensveien 19 in Oslo. Dann tritt der Vorsitzende des Friedensnobelkomitees heraus ins gleißende Schweinwerferlicht vor die dicht gedrängten Journalisten aus aller Welt, um den Namen des neuen Preisträgers bekannt zu geben. Eine Überraschung? Gar eine Sensation? Oder doch eher eine Enttäuschung? Wer Genaues über die Person und das Werk des frisch gekürten Nobelpreisträgers erfahren möchte, hat es nicht weit. Eine Etage tiefer liegt das Herz des Osloer Nobel-Instituts: die Bibliothek. Sie sammelt alles, was Menschen bisher über das Thema Frieden gesagt, geschrieben und gedacht haben. .d e Die Bibliothek ist das Herz des Osloer Nobel-Instituts Das Gebäude des Nobel-Instituts wurde im Jahr 1867 errichtet und liegt direkt hinter dem Schloss des norwegischen Königs. (Fotos: Bernd Schleh) E w w w .B s ist inzwischen ein Ritual: Nur wenige Minuten, nachdem der neue Träger des Friedensnobelpreises in Oslo bekannt gegeben wird, herrscht schon Unfrieden über die getroffene Wahl. Die Kritiker gehen in Stellung und schießen scharf: Die Entscheidung sei ein fataler Fehler. »An der Arbeit der Nobel-Bibliothek liegt das jedenfalls nicht«, sagt Anne Cecilie Kjelling, Head Librarian des Nobel-Instituts, schmunzelnd. Die Bibliothek würde das fünfköpfige Komitee, das den Nobelpreisträger gemeinsam auswählt, bestens mit Literatur und Informationen versorgen. Und was die Komitee-Mitglieder, die vom norwegischen Parlament für eine Amtszeit von jeweils sechs Jahren bestimmt werden, daraus machen, sei schließlich nicht mehr Sache der Bibliothekare. Es wäre weit übertrieben, der Bibliothek des norwegischen Nobel-Instituts eine maßgebliche Rolle bei der jährlichen Kür der Preisträger zuzuschreiben, und nichts würde der bescheidenen Bibliotheksleiterin ferner liegen, aber andererseits: Ohne die rund 200 000 Medien, 220 laufenden Zeitschriften und das BuB | 58 (2006) 01 Fachwissen der beiden Bibliothekare hätten die Mitglieder des Nobelpreiskomitees einen weitaus schwierigeren Job zu erledigen – vor allem aber deren Berater, denn sie leisten den Löwenanteil bei der Recherche über die einzelnen vorgeschlagenen Kandidaten. Wurden die Kandidaten-Dossiers für die KomiteeMitglieder anfangs allein vom Sekretär des Komitees geschrieben und zusammengestellt, bekam er mit der Gründung des norwegischen Nobel-Institutes im Jahr 1904 fachliche Unterstützung durch permanente Berater. Dies waren bis in die Achtzigerjahre hinein jeweils drei Personen: Experten für internationales Recht, Geschichte und Weltwirtschaft. Kjelling weiß: »Mittlerweile gibt es vier dauerhafte Berater, außerdem können bei Bedarf zu speziellen Kandidaten weitere Berater hinzugezogen werden.« Im vergangenen Jahr standen immerhin 199 Personen und Organisationen auf der Kandidatenliste – und über alle braucht man exakte Informationen, je mehr, je besser. Ist das bei bekannten Staatsmännern wie beispielsweise Gerhard Schröder – der 2005 ebenfalls nominiert gewesen sein soll – noch relativ 47 | Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 e .d w w Die Bibliothek im ersten Stock des Nobel-Instituts, das nur wenige Meter hinter dem Schloss des norwegischen Königs liegt, ist keine exklusive Einrichtung, jeder hat dort Zugang und darf die Bestände während der Öffnungszeiten nutzen. Eine Fundgrube ist die Bibliothek vor allem für Wissenschaftler, die sich für politische Geschichte (ab dem 18. Jahrhundert), internationales Recht, internationale Wirtschaftsbeziehungen und natürlich das Thema Frieden in all seinen Facetten interessieren. Im Jahr 2004 kamen mehr als 6 000 Besucher, darüber hinaus wurden 460 Fernleihen an andere Bibliotheken in allen Teilen der Welt bearbeitet. Bibliotheks-Chefin Kjelling ist mit der Bilanz bestens zufrieden: »Wir freuen uns über das Interesse, das seit Jahren kontinuierlich zunimmt.« mit ins Grab nahm. Was für sie zählt, ist, dass der Preis in ihrer beschaulichen Hauptstadt verliehen wird, die sonst eher selten im internationalen Rampenlicht steht. Zumal sich im Laufe der Zeit der Friedensnobelpreis auch noch als populärster der insgesamt fünf Nobelpreise herauskristallisierte. Kjelling erklärt: »Im Gegensatz zu den von Nobel initiierten Preisen für Medizin, Physik, Chemie und Literatur sind beim Friedensnobelpreis keine speziellen Kenntnisse notwendig. Beim Thema Frieden kann jeder mitreden, deshalb erregt er so viel Aufsehen.« Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften hat mit Alfred Nobel indes nichts zu tun. Er ist nicht im Testament verankert und wird erst seit 1969 als Gedenkpreis der schwedischen Reichsbank zusätzlich vergeben. Als der Erfinder und Industrielle Alfred Nobel im Jahr 1896 starb, hinterließ er ein Vermögen im Wert von 31 Millionen schwedischen Kronen. Das Geld floss in eine Stiftung, die bis heute ein Rat von sechs Direktoren leitet. Die Nobelpreise werden, wie von Nobel im Testament festgelegt, aus den Zinsen dieses Stiftungsfonds finanziert. In seinem Vermächtnis regelte Nobel übrigens nicht nur die künftige Bestimmung seiner materiellen Güter minutiös: Der Industriemagnat hatte eine panische Angst davor, lebendig begraben zu werden. Deshalb ordnete er an, dass ihm ein Arzt nach dem Tod sicherheitshalber die Pulsadern öffnen solle. Damit nicht genug: Als äußerst gründlicher Mann verlangte Nobel zur Sicherheit auch noch seine Einäscherung. Doch zurück zu den begehrten Auszeichnungen: Als einziger der Nobelpreise darf der Friedensnobelpreis nicht nur an Personen, sondern auch an Organisationen vergeben werden. Vorschläge können neben den Mitgliedern des Komitees und früheren Preisträgern jedes Mitglied einer Regierung oder des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag sowie Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht und Theologie und die Leiter von Friedensforschungszentren und ähnlichen Organisationen einreichen. Das Auswahlkomitee ist in seiner Entscheidung völlig unabhängig. Die Sitzungen müssen nicht protokolliert und Entscheidungen nicht gerechtfertigt werden, auch dann nicht, wenn es zu gegensätzlichen Meinungen kommt. Entsprechend nimmt das Komitee auch in den nach der Vergabe regelmäßig folgenden Diskussionen nie Stellung zur Entscheidung. –B Fundgrube für Wissenschaftler Der große Zuspruch hängt nicht zuletzt auch mit dem Engagement der beiden Bibliothekare zusammen, die versuchen, auf alle Fragen ihrer Besucher Antworten zu finden. In einer Sache tappen freilich auch die zwei Informationsexperten des Instituts noch im Dunkeln: Warum hat der gebürtige Schwede Alfred Nobel für die Vergabe des Friedensnobelpreises ausgerechnet Oslo ausgewählt? Schließlich werden alle anderen vom Erfinder des Dynamits gespendeten Preise in seiner Geburtsstadt Stockholm verliehen. Bibliotheksleiterin Kjelling hat drei Theorien: 1. Als Nobel 1895 seinen letzten Willen festlegte, bildeten Schweden und Norwegen eine politische Union, die allerdings einseitig vom mächtigen Schweden dominiert wurde. Nobel wollte den Juniorpartner stärken, indem er ihn am Preissegen teilhaben ließ. 2. Norwegen und das norwegische Parlament hatten bereits zu jener Zeit tatkräftig bei der Vermittlung und friedlichen Lösung internationaler Konflikte geholfen, was die Nation für die Vergabe des Preises prädestinierte. 3. Nobel war ein Bewunderer der norwegischen Literatur, besonders der Autor Bjornstjerne Bjornson und dessen vielfältige Beschäftigung mit dem Thema Frieden haben ihn dabei beeindruckt. Als Dank und Anerkennung dafür gab er den Preis nach Oslo. Die Norweger stört es heute wenig, dass Nobel den Grund für seine Entscheidung –u leicht, wird es bei kleineren Organisationen oder Einzelkämpfern in abgelegenen Weltregionen schon deutlich schwieriger. »Über die Preisträgerin des Jahres 2004, Wangari Maathai aus Kenia, gab es praktisch keinerlei Veröffentlichungen«, erinnert sich Kjelling. Dann kommt es unter anderem auf den Spürsinn und das Organisationstalent der beiden Bibliothekare an, um brauchbare und verlässliche Informationen zu beschaffen. .B 48 BuB w 48 Die Bibliothek im ersten Stock des Osloer Nobel-Insituts ist eine Fundgrube für Wissenschaftler, die sich für politische Geschichte, internationales Recht, internationale Wirtschaftsbeziehungen und natürlich das Thema Frieden in all seinen Facetten interessieren. BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 49 IFLA-Weltkongress 2005 Jana Grünewald, Ben Kaden, Maxi Kindling Mit »Bibliothekswissenschaft – quo vadis?« liegt das bislang umfangreichste Werk der Lehrveranstaltung vor. Da es bis dato noch keine derart umfängliche Monographie zum Stand der Debatte um das Fach gab und wir persönlich aus den Erfahrungen des Herbstes 2003 einen großen Aufklärungsbedarf sahen, war uns die Präsentation des Bandes und seiner Inhalte gegenüber der Fachöffentlichkeit besonders wichtig. e Auf Augenhöhe mitdiskutiert .d Berliner Studenten bereichern mit Seminarprojekt den Weltkongress in Oslo Internationales Interesse w w BuB | 58 (2006) 01 Nach der durchaus erfolgreich zu nennenden Vorstellung von Band und Thema auf dem Bibliothekartag in Düsseldorf im März 2005 schien es uns nur folgerichtig, die Diskussion auch auf dem Weltkongress der IFLA in Oslo zu suchen: Das Buch und die Frage, wohin die Bibliothekswissenschaft strebt und streben kann, sollte auch dort Thema werden. Unsere Bewerbung wurde positiv beschieden, was wir als ein Signal sahen, dass die zunächst auf die Situation in Deutschland bezogene Fragestellung zur Zukunft der Bibliothekswissenschaft auch international auf Interesse stößt. Während der Vorbereitung kamen uns kleinere Bedenken hinsichtlich unserer –B Unter Anleitung von Petra Hauke sammeln Studierende in dem Projektseminar seit dem Sommersemester 2002 praktische Kenntnisse im Bereich der Herausgebertätigkeit. Die Seminarteilnehmer sind »von der Idee bis zum Buch« an allen Schritten beteiligt: sie initiieren und betreuen das Projekt von der Themenfindung bis zur Abgabe des Manuskripts an den Verlag. Im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe entstanden bisher die Sammelbände »RAK versus AACR« (2002), »Ehrensache?! Zivilgesellschaftliches Engagement in öffentlichen Bibliotheken« (2003) und 2004 »Bibliothekswissenschaft – quo vadis?«.1 Letzterer ist unter anderem als eine Antwort auf die Absichten des Präsidiums der Humboldt-Universität zu sehen, das Institut für Bibliothekswissenschaft im Herbst 2003 »einzusparen«. Er versteht sich, wenigstens zum Teil, als Gegenargumentation in der Schließungsdebatte und generell als Beitrag innerhalb der in Deutschland immer wieder aufflammenden Diskussion um die Wissenschaftlichkeit der Bibliothekswissenschaft. Die Beiträge setzen sich differenziert mit Möglichkeit, Bedeutung und Reichweite des Faches auseinander, stellen die historischen Entwicklungslinien dar und geben Anregungen, wie und auf welche Praxisfelder die Erkenntnisbildung des Faches zukünftig fokussiert werden könnte und sollte. w Der Friedensnobelpreis wurde erstmalig 1901 vergeben, und zwar an zwei Personen: den Gründer des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, Henri Dunant, und den Gründer der französischen Friedensgesellschaft »Société Française pour l‘arbitrage entre nations«, Frédéric Passy. Seitdem erhielten 92 Personen und 19 Organisationen die Auszeichnung. Von allen Nobelpreisen wurde allerdings in dieser Disziplin am häufigsten auf eine Vergabe verzichtet, in den 104 Jahren wurde der Preis nur 83 Mal verliehen. Dabei liegt der Frauenanteil mit zwölf Preisträgerinnen höher als bei allen anderen Nobelpreisen. Seit 1960 wird der Friedensnobelpreis auch für den Einsatz für die Menschenrechte und seit 2004 für das Engagement für die Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung vergeben. Verliehen wird die Auszeichnung jeweils am Todestag Alfred Nobels, dem 10. Dezember. Im vergangenen Jahr war der Preis mit 1,1 Millionen Euro dotiert und ging an die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und deren Chef Mohammed ElBaradei. Nominierungen für das laufende Jahr sind noch bis zum 1. Februar möglich – dann beginnt auch für Anne Cecilie Kjelling und ihren Kollegen wieder eine neue Runde beim spannenden Aufspüren und Sammeln von Daten und Informationen rund um den Globus. Weitere Informationen zum norwegischen NobelInstitut gibt es unter www.nobel.no. –u Höchster Frauenanteil .B Anne Cecilie Kjelling erklärte den Teilnehmern des IFLA-Weltkongress ihr Arbeitsfeld: die Leitung der Bibliothek des NobelInstituts. Einige Teilnehmer der Seminarreihe »Von der Idee zum Buch«, ein alljährliches Projektseminar am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin, haben sich im vergangenen Sommer zusammengefunden, um ihr aktuelles Buchprojekt und im Besonderen ihr ab und an in Frage gestelltes Studienfach »Bibliothekswissenschaft« der bibliothekarischen Öffentlichkeit auf dem »World Library and Information Congress« in Oslo vorzustellen. »Bibliothekswissenschaft – quo vadis?« – Agitas et visitas WLIC in Oslo Sprachkenntnisse und der Frage, ob es uns denn gelingen würde, die vielen Besonderheiten des deutschen Bibliothekswesens in adäquater Form in 20 Minuten vorzustellen. Nach etlichen Stunden Feinarbeit an der Präsentation flogen wir mit zwei Tagen Vorlauf nach Oslo. Obwohl die Beteiligten2 bereits durch Vorträge auf dem Bibliothekskongress in Leipzig und dem Bibliothekartag in Düsseldorf gewisse Vortragserfahrungen mitbrachten, war die Aufregung letztendlich doch relativ groß. Der Vortrag blieb deshalb anfangs ständiger Begleiter, egal ob wir 1 Im Projekt 2005 entstand der Sammelband »With a little help from my friends ... – Freundeskreise und Fördervereine für Bibliotheken«. Weitere Informationen: www. ib.hu-berlin.de/buchidee/index.html 2 Der Vortrag wurde von den Studierenden Jana Grünewald, Ben Kaden, Andrea Kaufmann und Maxi Kindling gemeinsam mit Petra Hauke M.A. gehalten. 49 | Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 Vortrag ohne Pannen w Zahlreiche Dozenten aus aller Welt gestalteten die Sitzung mit Vorträgen zu verschiedenen Facetten der LIS-Ausbildung, und schließlich war es für uns soweit: Es lief aller Aufregung zum Trotz ohne Pannen ab, im Gegenteil, mit zunehmender Begeisterung stellten wir die Lage der Bibliothekswissenschaft, unser Projekt und das Ergebnis vor. Zu unserer Überraschung und Freude reagierte das Auditorium überschwänglich mit einem herzlichen Applaus und vielen Glückwünschen. Nicht überrascht, aber sehr inspiriert hat uns die Vielfalt der Aktivitäten anderer Länder im LIS-Bereich und die Ak- e Auf der Suche nach der grenzenlosen Bibliothek Als Praktikantin beim IFLA-Satellite-Meeting in Järvenpää .d Allen deutschen LIS-Studierenden können wir empfehlen, solche Chancen wahrzunehmen und sich auch in Eigeninitiative auf das internationale Parkett der ILFA hinauszuwagen. schlossenen Veranstaltung allerdings keinerlei Hilfsmittel. Auch weitere »soziale Events«, wie der Empfang im Rathaus, die Eröffnung der Nationalbibliothek, ein Cultural Evening im »Norwegian Folk Museum« sowie allabendliche IFLA-Jazz-Sessions in Oslos feinstem Nachtclub »Stratos«, machten den Besuch des Kongresses zu einem ganz einzigartigen Erlebnis. Als Gesamteindruck nehmen wir die große Offenheit mit, mit der sich die internationale Bibliothekswelt auf der IFLA begegnet. Die Fachdiskussionen waren ausgesprochen konstruktiv und auch für uns First Timer sehr lehrreich, zumal wir häufig einfach einbezogen und um unsere Meinung gebeten wurden. Wir fühlten uns als Partner auf gleicher Augenhöhe ernstgenommen. Allen deutschen LIS-Studierenden können wir empfehlen, solche Chancen wahrzunehmen und sich auch in Eigeninitiative auf das internationale Parkett der ILFA hinauszuwagen. Der eigene Horizont ist nach so einer Reise so sehr erweitert, dass man es manchmal selbst kaum glauben kann. w herzlichen Art umgehend ansteckten. Die Euphorie bezüglich neuer Gäste ging in einigen Sitzungen sogar soweit, dass wir uns mit Mühe der Übernahme eines Amtes in den Standing Committees erwehren konnten. In den Veranstaltungen, die jeder nach seinem Studienschwerpunkt und persönlichem Interesse besuchte, stellten wir glücklicherweise sehr bald fest, dass unsere Sprachkenntnisse doch weitaus besser waren als anfangs erwartet. Unsere Präsentation »Library Science – quo vadis? (Re)Discovering Bibliothekswissenschaft« fand im Rahmen der gemeinsamen Sitzung der IFLA-Sektionen »Education and Training und Library Theory and Research« in einem Seminarraum des Oslo University College statt. Da der Raum lediglich für 30 Personen konzipiert war, sich aber etwa 80 Zuhörer eingefunden hatten, entstand eine etwas formlosere Atmosphäre als in anderen Veranstaltungen. Unser Lampenfieber wurde durch diese besondere persönliche Nähe jedenfalls etwas gesenkt. Ulrike Schönherr Was verschlägt eine Potsdamer Studentin der Informationswissenschaften zum IFLA-Satellite-Meeting in Järvenpää, Finnland? Das ist durchaus eine berechtigte Frage. Auch die Teilnehmer selbst waren erstaunt, dass eine junge Studentin sich extra auf den Weg gemacht hatte. –B Als Gesamteindruck nehmen wir die große Offenheit mit, mit der sich die internationale Bibliothekswelt auf der IFLA begegnet. zeptanz, in welche diese in das jeweilige Bibliothekswesen und universitäre System eingebettet sind. Die so genannten Newcomer wurden von Seiten der IFLA mit großer Fürsorge betreut. Wir waren zwar scheinbar die jüngsten, aber bei weitem nicht einzigen »Novizen« bei diesem Kongress. In einer einführenden »Newcomer Session« wurde die IFLA als Verband vorgestellt, außerdem ihre Organisationsstruktur und ihre gesellschaftspolitische sowie die kommunikativ-soziale Funktion des Weltbibliothekskongresses humorvoll dargestellt und die Neulinge zur aktiven Teilnahme eingeladen. Nach der offiziellen Veranstaltung gab es einen Empfang – und davon gab es einige in jener Woche – auf dem kleine Starterpakete inklusive »First Timer«Sticker verteilt wurden, die sozusagen als Erkennungszeichen von allen Newcomern getragen werden sollten. Um mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen, bedarf es auf dieser aufge- –u nun die touristischen Höhepunkte Oslos erkundeten, als Gäste an den Sitzungen der Standing Committees (ständige Ausschüsse für die konkrete Facharbeit) der IFLA teilnahmen oder die Vorträge anderer Teilnehmer besuchten. Überrascht waren wir von der Offenheit und dem Enthusiasmus der Kollegen aus aller Welt, die uns sofort als ihresgleichen akzeptierten und uns mit dieser .B 50 BuB w 50 Im Rahmen meines Praktikumsemesters in der Helsinki City Library habe ich an dem Meeting zum Thema »The Physical Library and Beyond – Library as Space and Library in Cyberspace« in Järvenpää teilgenommen. Seit Anfang August bin ich für 22 Wochen in Helsinki und lerne die Stadtbibliothek und ihre dem Verbund (HelMet – Helsinki Metropoliton) angeschlossenen Nachbarstädte Espoo, Vantaa und Kauniainen kennen. Am 11. und 12. August 2005, gleich zu Beginn meines Praktikums, stand die Konferenz in Järvenpää an, eingeleitet von einem Ausflug nach Lahti und Umgebung. Neben drei Skisprungschanzen beherbergt die 100 000 Einwohner zählende Stadt auch eine große Öffentliche Bibliothek mit acht Zweigstellen und zwei Bücherbussen, gleichzeitig fungiert sie als Regionalbibliothek. Lahti bildet das Zentrum für alle umliegenden kleineren Gemeinden, zu denen auch Hollola und Asikalla gehören. In beiden Städten wurden 2004 neue Öffentliche Bibliotheken eingeweiht. In Hollola entstand ein völlig neues Gebäude, in Asikalla wurde ein altes Gebäude umgebaut. Eine ehemalige Bootsbauhalle wurde in eine wunderschöne neue Bibliothek verwandelt. Dekorative Segeltücher und alte Holzboote weisen auf die Geschichte des Gebäudes hin. Am folgenden Tag bestand die Möglichkeit, weitere Bibliotheken in Helsinki zu besichtigen. Unter anderem die ehemalige Hauptbibliothek in der Rikhardinkatu, 1881 fertiggestellt, war es der BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 51 IFLA-Weltkongress 2005 .d Die Rolle der physischen Bibliothek –u –B Maja Zumer, Professorin für Bibliotheksund Informationswissenschaften an der Universität Ljubljana, hat 2001/2002 gemeinsam mit Studenten eine Studie zur Präsenz slowenischer Öffentlicher Bibliotheken im Netz durchgeführt. Nach zwei Jahren wurde die Untersuchung im April 2004 wiederholt. Um die Darstellung im Internet beurteilen zu können, war es im Vorfeld wichtig, sich der Rolle der physischen Bibliothek bewusst zu werden: Die Öffentlichen Bibliotheken sind laut Karen Lawson1 neben Informationseinrichtungen vor allem Orte (»places«), um einander zu begegnen und Neuigkeiten auszutauschen. Die w w w BuB | 58 (2006) 01 Bibliotheken gelten als »dritter Platz beziehungsweise Ort«. Der »erste Ort« ist demnach die Familie und der zweite die Arbeitsstelle oder Schule. Traditionell führen die Bibliotheken die Liste der »dritten Orte« an. Zu ihnen gehören weiterhin Cafés, Fitness-Center, Kneipen, Klubs und sonstige Treffpunkte. Zumer und ihre Studenten haben untersucht, inwieweit das Online-Angebot einer Bibliothek die Kommunikationsmöglichkeiten innerhalb der Einrichtung übernehmen kann. Bei der wiederholten Erfassung musste festgestellt werden, dass nur wenige Bibliotheken die Ratschläge zur Veränderung der Webseiten berücksichtigt hatten. Anders hingegen scheint die Situation in den Niederlanden zu sein. Laut Friso Visser, dem Planer der Webseite »Bibliotheek.nl«2, funktioniert die niederländische digitale Bibliothek wie eine »normale« Bibliothek. Seit November 2001 e Komponenten, Entfernen nicht benötigter Elemente) und Zusammenarbeit untereinander müssten jeweils beachtet werden. Noodéns Aussage: »Virtual is not real, digital is real« rief eine ausgiebige Diskussion hervor, die alle Teilnehmer anregte, eigene Gedanken zur Zukunft der virtuellen beziehungsweise digitalen Bibliothek zu äußern. .B erste Bau in den nordischen Ländern, der als Öffentliche Bücherei geplant worden war. Im Anschluss an die Bibliotheksbesuche begann die eigentliche Konferenz, an der vornehmlich Kollegen aus Finnland und Skandinavien teilnahmen, aber auch Architekten aus Spanien sowie Bibliothekare aus Australien und Kanada. Thema der ersten Vorträge waren virtuelle Dienstleistungen von Bibliotheken in einer vom Internet geprägten Welt und die Möglichkeit, wie das virtuelle Angebot das lokale unterstützen kann. Lars D. Noodén, Wissenschaftler aus Rovaniemi, Finnland, sprach über seine parallelen Planungen von digitalen und physischen Dienstleistungen in Bibliotheken. Die Planungen für beide Angebote seien annähernd identisch, Richtlinien (Quadratmeter/1000 Kunden, Mitarbeiter/1000 Kunden, Computerarbeitsplätze), vorgegebene Standards (Dublin Core, MARC 21, UNIMARC, TCP/IP, HTML…), Sicherheitsmerkmale (Sicherung der personenbezogenen Daten, Sicherheit der Informationsquellen), Modularität (Hinzufügen von Funktionen, Austausch von einzelnen 1 K. Lawson: Libraries in the USA as traditional and virtual ›third places‹. New Library World, Band 105: 2004. Nr. 1198/1199, Seite 125–130 2 www.bibliotheek.nl – Webseite aller Öffentlichen Bibliotheken der Niederlande 51 | Lesesaal IFLA-Weltkongress 2005 Das Tor zur Information w .d e Ulrike Schönherr belegt seit Oktober 2003 an der Fachhochschule Potsdam im Fachbereich Informationswissenschaften den Studiengang Bibliothek. Ihr Auslandspraktikum in Helsinki dauerte von August bis Dezember 2005. – Kontakt: [email protected] und referiert. Leider kamen nur wenige Architekten zu Wort. Im Endeffekt sind sie es, die neue Gestaltungsmöglichkeiten entwerfen. –B In Helsinki ist die Kombination aus physischer und virtueller Bibliothek bisher geglückt, anhand der jährlich circa 10 Millionen Ausleihen und 4,5 Millionen Besuche der Webseiten lässt sich der Erfolg beider Bibliotheksformen erkennen. liothek in der heutigen Internetwelt zusammen: »Bibliothek als Treffpunkt und Kulturzentrum. Bibliothek als Experiment, Überraschung, Entdeckung, Attraktion und Inspiration. Bibliothek als Service-Einrichtung, Selbstbedienung und maßgeschneidertes Informationszentrum. Bibliothek zur Präsentation der Bestände und der qualitativen Medienauswahl. Bibliothek als Wissenszentrum zum lebenslangen Lernen und Studieren. Bibliothek als interaktive Einrichtung und als Netzwerk. Bibliothek als Einrichtung für alle Bürger einer Stadt.« Zum Abschluss der Konferenz wurde das Wort an den finnischen Architekten Ilmari Lahdelma übergeben, dessen Architekturbüro in Finnland für den Bau mehrerer Bibliotheken verantwortlich ist.8 In Finnland wird sehr viel Wert auf eine moderne, offene und transparente Architektur gelegt. Die Aufgabe der Architekten ist es also, einen Platz zu schaffen, der gleichzeitig offen und familiär ist, in dem es aber auch Rückzugsmöglichkeiten gibt. Über die Zukunft der physischen und virtuellen Bibliotheken wurde an den zwei Veranstaltungstagen viel diskutiert w Toyo Ito hat eine Bibliothek ohne Grenzen geschaffen und vereint in der Sendai Mediatheque Ausstellungsraum, Theater, Kino und Restaurant mit unterschiedlichsten Medienarten. Für die täglich 3 000 bis 4 000 Besucher ist die Bibliothek 91 Stunden in der Woche geöffnet. In Sendai scheint es gelungen, die virtuelle Welt mit der Atmosphäre einer Bibliothek zu verbinden. Das von Erkki Lounasvuori vorgestellte neue Informationsportal »Tiedonhaun Portti« (THP)6 basiert auf den Ideen des semantischen Webs und sieht sich als Tor zur Information für alle Bürger Finnlands. Das neue Angebot wurde gemeinsam mit dem Webservice »libraries.fi«7 entwickelt. Das 2002 gestartete Projekt wurde vom finnischen Bildungsministerium finanziell unterstützt und gehört zu einem umfangreichen nationalen Angebot Öffentlicher und wissenschaftlicher Bibliotheken in Finnland. Die angebotene Stichwortsuche basiert auf der Klassifikation der Stadtbibliothek Helsinki (HKL), stellt aber jederzeit die Verbindung zur landesweit verwendeten YKL her und enthält 20 000 Stichwörter. Bisher ist das umfassende Angebot in finnischer und schwedischer Sprache abzurufen, an der englischen Version des »Tiedonhaun Portti« wird noch gearbeitet. In einem sehr kurzweiligen Vortrag beschäftigte sich der ehemalige Direktor der Stadtbibliothek Rotterdam, Frans Meijer, anschließend mit der Frage, warum Menschen in Zeiten des Internet noch in Bibliotheken gehen. Die Zentralbibliothek in Rotterdam wurde 2003/2004 renoviert und dient als Informationszentrum, sie hat seitdem jeden Tag bis zu 6 000 Besucher, wobei die meisten Ausleihen aber in den 23 Zweigstellen verbucht werden. In seiner Schlussfolgerung fasste Meijer die wichtigsten Aufgaben einer Bib- –u bietet sie für die Kunden den gesamten Bestand im Web-Katalog an, und es besteht zudem die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Im Bereich »Ask a librarian« arbeiten über 1 000 Bibliothekare an der Beantwortung von 20 000 Anfragen im Monat. Visser und seine Kollegen haben auf die internetfreundliche Gesellschaft in den Niederlanden reagiert (Haushalte mit PC: 89 Prozent, mit Internetanschluss: 69 Prozent, jeden Tag online: 60 Prozent)3 und sich Gedanken gemacht, inwieweit die virtuelle Bibliothek ein zusätzlicher Service oder doch ein Ersatz für die physische ist. Das Resultat Bibliotheek.nl darf als gelungen bezeichnet werden. Die Vorstellung einer äußerst innovativen Bibliothek schloss sich an. Yasushi Sato präsentierte die 2001 eröffnete Sendai Mediatheque4. In der eine Million Einwohner zählenden Stadt, 300 Kilometer nördlich von Tokio, begannen die Planungen für ein neues Bibliotheksgebäude bereits 1994, und der Architekt Toyo Ito erhielt den Zuschlag. Für ihn war es wichtig, »Platz zu schaffen, einen extrem beweglichen Raum zur Verfügung zu haben. [Er] dachte bei den Eckpfeilern an die Nutzung sehr organischer Strukturen […] nannte sie Röhren, zusammengesetzte Körper, die in der Lage sind, sieben Stockwerke zu halten.«5 So entstand ein erdbebensicheres Gebäude, innen ohne Wände und mit variierender Gestaltung der vier Außenseiten und sieben Stockwerke. .B 52 BuB w 52 Praktikum in der Stadtbibliothek Helsinki Die Konferenz in Järvenpää war die erste größere Veranstaltung, die ich im Rahmen meines Praxissemesters in der Stadtbibliothek Helsinki besucht habe. Während meines Aufenthaltes habe ich die Organisation des größten finnischen Bibliotheksnetzwerkes kennen gelernt und die Bedeutung der Bibliotheken für die finnische Gesellschaft erlebt. Während der fünf Monate habe ich rund 45 Bibliotheken in Helsinki, Finnland und Schweden, Norwegen und Estland besucht. Die Zusammenarbeit der Länder untereinander ist enorm und hat einen großen Einfluss auf die Gestaltung der Arbeit innerhalb der Bibliotheken. Die Verantwortlichen setzen sich intensiv mit der Zukunft des Systems Bibliothek, also auch der Kombination ihrer physischen und virtuellen Seiten, auseinander. In Helsinki ist diese Kombination bisher geglückt, anhand der jährlich circa 10 Millionen Ausleihen und 4,5 Millionen Besuche der Webseiten lässt sich der Erfolg beider Bibliotheksformen erkennen. Die neue Vision der Stadtbibliothek ist demzufolge auch auf beide Formen anwendbar: »Die grenzenlose Bibliothek – eine Quelle der Inspiration, der Bildung und des Vergnügens in allen Lebensphasen«. 3 www.cbs.nl/en-GB/menu/cijfers/cijfersper-thema/default.htm 4 www.smt.city.sendai.jp/en 5 www.fla.fi /PHYSICALvsVIRTUAL05/ SendaiMediatheque.pdf 6 www.libraries.fi /thp 7 www.libraries.fi 8 www.finnish-architects.com/content/profiles/index.cfm?fuseaction=profile&architec t=2736&lang=e BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 53 Praxis w w w .B –u Die rationelle Abwicklung von Routinevorgängen in Bibliotheken – etwa die Verbuchung und Rücknahme, die Sortierung von Medien – ist nicht nur grundsätzlich sinnvoll, sondern insbesondere in Zeiten knapper Mittel das Gebot der Stunde. Um die Effizienz derartiger Tätigkeiten zu steigern, setzen Bibliotheken zunehmend auf die Einführung der Radio Frequenz Identifikation, von der sie zugleich eine Verbesserung ihres Service erwarten. Am Beispiel der Münchner Stadtbibliothek wird ersichtlich, was ein solcher Schritt für Mitarbeiter wie Kunden, für die praktische Arbeit bedeutet. BuB | 58 (2006) 01 e Selbstverbuchung mit RFID in der Münchner Stadtbibliothek E erkennen kann. Und nach wie vor erfordert die Deaktivierung der EM-Sicherung bei Selbstverbuchung vom Kunden zwei Schritte: Nachdem der Barcode eingelesen ist, muss das Medium noch über die Deaktivierung geschoben werden. Also genau das, was wir nie wollten. Entscheidung für RFID Im Juni 2004 fiel die Entscheidung, ausschließlich die RFID-Technologie für die Verbuchung und Sicherung der Medien in allen Bibliotheken der Münchner Stadtbibliothek einzuführen, und zwar in einem Zeitraum von fünf Jahren. Ziel ist, alle für Selbstverbuchung geeigneten Medien mit RFID-Etiketten auszustatten und eine Selbstverbuchungsrate von 98 Prozent anzusteuern. Mit Beginn 2006 sollten drei Pilotbibliotheken auf Selbstverbuchung umgestellt werden: die Zentralbibliothek sowie eine große und eine kleine Stadtteilbibliothek. Damit wären die möglichen unterschiedlichen Verhältnisse im System der Münchner Stadtbibliothek abgebildet, und man könnte ab Mitte des Jahres mit den Erfahrungen der Pilotbibliotheken die Umstellung der übrigen Bibliotheken steuern. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns bereits gründlich in die Materie der RFID-Technologie eingearbeitet. Das geschah über Besuche bei Bibliotheken in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden, bei Anbietern von RFID-Bibliothekssystemen und bei Etikettenherstellern sowie durch den ausführlichen Kontakt mit RFID-Anwendern. Hier sei ausdrücklich gedankt Judith Gregor (Stuttgart) und Christian Jahl (Wien) für die wertvollen Auskünfte über ihre Erfahrungen. Eine vertiefte Kenntnis über RFID verdanken wir jedoch auch ganz besonders Christian Kern und Gre- .d Wenn – dann 100 Prozent s ist keineswegs ein neues Thema: Bereits Anfang der Neunzigerjahre haben wir uns in der Münchner Stadtbibliothek mit Selbstverbuchung mittels EM-Technik (ElektromagnetTechnik) beschäftigt. Allerdings empfanden wir die auf dem Markt angebotenen Systeme als zu wenig kundenfreundlich und sahen vor allem bei der Rücknahme von Medien die allergrößten Probleme. Kurz: Wir beschlossen abzuwarten, verloren das Thema aber nie aus den Augen. Als dann Mitte 2003 kurz hintereinander die Vertreter zweier dänischer Firmen vorsprachen und wunderbar funktionierende Selbstverbuchungssysteme in Aarhus und Kopenhagen vorstellten, war schnell klar, dass wir uns diese näher ansehen würden. Sowohl die Ausleih- und Rückgabeautomaten als auch die Sortieranlagen überzeugten. Die Direktion der Münchner Stadtbibliothek veranlasste deshalb im Dezember 2003 die Bildung eines Projektteams, in dem auch der örtliche Personalrat vertreten ist. Anfang 2004 kamen dann die Nachrichten aus Stuttgart und Wien, dass dort die Ausleihe auf Selbstverbuchung mittels RFID-Technologie umgestellt (Stuttgart) beziehungsweise die Umstellung für die Neueröffnung der Hauptbibliothek (Wien) geplant wurde. In München sind außer den Freihandbeständen der Zentralbibliothek die Bestände in vier von 24 Stadtteilbibliotheken durch EM-Technik gesichert, also rund 650 000 Medien. Das veranlasste uns, gründlich über die Möglichkeit eines Hybridsystems nachzudenken. Ein Hybridsystem erlaubt parallel die Verbuchung von Barcodes mit EM-Sicherung und die von RFID-Etiketten, aber keine Stapelverbuchung. Bis heute kennen wir jedoch kein Gate, das sowohl Elektromagnet- als auch Radiofrequenzsicherung –B Marianne Pohl, Eva Schubert 53 | Lesesaal Praxis Rechnerisch ergibt sich durch den Wegfall der Verbuchungstätigkeit eine Einsparung von 29 Stellen, die durch Fluktuation in einem Zeitraum von fünf Jahren erfolgen soll. ISO-Norm der Chips und Datenmodell Von besonderer Bedeutung ist die Festlegung der ISO-Norm für die Chips. Gewählt wurde der Standard ISO 180003, Mode 1. Für die Diebstahlsicherung wird nicht einer der herstellerspezifisch unterschiedlichen EAS-Mechanismen verwendet, sondern der so genannte AFI (Application Family Identifier). Damit werden proprietäre Erzeugnisse vermieden, die im Endeffekt eine Bindung an einen einzigen Chip-Hersteller bedeuten. Ein entscheidendes Kriterium in der Ausschreibung war auch das Datenmodell. Es sollte – schon aus Datenschutzgründen – keine umfangreichen Daten enthalten, die bereits im LMS (Library Management System) hinterlegt sind. Es genügt, wenn über die Exemplarnummer und die Schnittstelle die Verbindung zum Exemplarsatz hergestellt wird. Nicht in unseren Exemplarsätzen enthalten sind jedoch Angaben zu Mehrteiligkeit von Medien. Also sieht das Datenmodell folgendermaßen aus: Obligatorische Felder Bibliothekssigel (M 36) ID (Mediennummer) Selbstverbuchungsfähig (ja/nein) Status (Sicherung aktiv/deaktiv) Mehrteilig (ja/nein) Anzahl der Teile Nummerierung der Teile Dynamische Felder (frei verfügbar) Dieses Datenmodell wurde zusammen mit den Anwendern des Systems von Bibliotheca RFID Library Systems entwickelt und verabschiedet. Die Normierungskommission der Deutschen Bibliothek Frankfurt wurde informiert und ist bereit, das Thema in die IFLA zu tragen und eine entsprechende Empfehlung für Deutschland auszusprechen. w w mit der Ermittlung von Mengengerüsten für die benötigte Hardware, Kostenschätzungen und Gegenrechnung von Personaleinsparungen. Letztere sollten sich nicht an den tatsächlichen Kosten orientieren, sondern am Umfang einer prognostizierten Arbeitseinsparung. Diese wurde auf der Basis von Aufzeichnungen ermittelt, die das Personalreferat 1994 in einer Organisationsuntersuchung gemacht hatte. Für die Verbuchung eines Mediums wurde damals ein Durchschnittswert von 11,9 Sekunden ermittelt. Somit ergab sich rechnerisch durch den Wegfall der Verbuchungstätigkeit eine Einsparung von 29 Stellen, die durch Fluktuation in einem Zeitraum von fünf Jahren erfolgen soll. (2004 wurden an 72 Personalarbeitsplätzen knapp 15 Millionen Ausleihen und Rücknahmen abgewickelt.) Nachdem der Stadtrat Ende Januar 2005 die Einführung der Selbstverbuchung beschlossen hatte, konnte die Arbeit am Leistungsverzeichnis beginnen. Die Termine blieben knapp: Um Zeit zu gewinnen, wurde ein Teilnahmewettbewerb durchgeführt, sodass anschließend eine beschränkte Ausschreibung gemacht werden konnte. (Ende des Teil- Marianne Pohl, Eva Schubert, Münchner Stadtbibliothek – Kontakt: marianne.pohl@muenchen. de; [email protected] e .d Ab Juli 2004 gab es Teststellungen verschiedener Firmen in der Zentralbibliothek Am Gasteig, darunter Codeco, FKI Logistex mit Tagsys, Bibliotheca RFID Library Systems, 3M und Nedap. Wir hatten so die Gelegenheit, Hard- und Software sowie verschiedene Etiketten ausführlich zu testen und damit die Stärken und Schwächen der einzelnen Anbieter kennen zu lernen. Gleichzeitig begann die Ausarbeitung der notwendigen Anträge für IT-Kommission, Kulturausschuss und Stadtrat genannten digitalen Speichermedien. Die Verbuchungsfähigkeit einzelner Ringetiketten ist kein Problem, sehr wohl aber die Detektion im Gate. Probleme gibt es auch bei mehrteiligen CDs und so weiter in der Verbuchung. Philips ist dabei, einen neuen Chip mit wesentlich größerer Leistung in Bezug auf die Lesereichweite zu entwickeln, der eventuell bereits im ersten Quartal dieses Jahres geliefert werden kann. Wir werden diese Entwicklung abwarten und deshalb diese Medien erst dann mit Ringetiketten ausstatten, wenn die neue Chipgeneration zur Verfügung steht. Um die Medien dennoch über die Selbstverbuchung laufen lassen zu können, wird entweder das Titelblatt oder ein Beiheft mit einem Buchetikett versehen. –B Weiteres Vorgehen nahmewettbewerbs: 21. März, Versand des Leistungsverzeichnisses: 15. April, Ausschreibungsfrist: 31. Mai, Vergabe: 30. Juni) Wie mittlerweile bekannt ist, bekam die ekz mit Bibliotheca RFID Library Systems den Zuschlag. Soweit die Vorgeschichte. Und hier nun einige technische Details, die für Bibliotheken, die über ein ähnliches Projekt nachdenken, wichtig sein können. –u gor Hotz von Bibliotheca RFID Library Systems. .B 54 BuB w 54 Konvertierung und mehrteilige Medien Die Konvertierung der Medien, also die Programmierung der in den Etiketten befindlichen Chips, erfolgt durch das Einlesen des Barcodes mit einem Scanner, nachdem vorher das Etikett eingeklebt worden ist. Gleichzeitig deaktivieren wir die EM-Sicherung. Das Medium liegt auf dem Reader, und damit ist die Programmierung vollzogen. Im Fall von mehrteiligen Medien erkennt der Reader mehrere Chips zum Initialisieren und fragt, ob dies ein Me- Die absolute Feinsortierung zurückgegebener Medien durch eine Anlage kann weder erreicht werden, noch wäre sie wirtschaftlich. dienpaket sei. Bei Bestätigung wird das Medium als mehrteilig registriert. Aus Servicegründen und um Kontrollarbeit zu sparen, haben wir uns entschieden, alle Teile eines mehrteiligen Mediums zu etikettieren. Ziel ist, dass der Kunde nur vollständige Medien ausleihen kann, da der Ausleihautomat kontrolliert, ob alle und die richtigen Teile enthalten sind. Dasselbe geschieht bei der Rückgabe. Sortieranlagen und Rückgabe der Medien Etiketten für CDs, DVDs und CD-Roms So gut die Etiketten, die etwa die Größe einer EC-Karte haben, für Bücher funktionieren, so problematisch sind die wesentlich kleineren Ringetiketten für die Die Sortieranlagen, die wir zu Beginn unserer Recherchen in Dänemark sahen, stammen von FKI Logistex, eine Firma, die unter anderem Anlagen zur Gepäckbeförderung in Flughäfen installiert und BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 55 Praxis w w Veränderung der Tätigkeiten Bisher war nur von den Veränderungen für die Kunden die Rede; aber auch für das Personal, das bisher hauptsächlich mit Verbuchung beschäftigt war, stehen bedeutende Veränderungen an. Verbuchung durch Personal wird es nur noch in Einzelfällen geben, die technisch bedingt sind. Ansonst erwarten wir, dass der BuB | 58 (2006) 01 e (www.b-u-b.de) .d (Bis 2000: »Buch und Bibliothek«) Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband Information Bibliothek eV (www.bib-info.de) 58. Jahrgang, Nr. 01, Januar 2006 ISSN 0340-0301 Herausgeber: Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover Prof. Dr. Konrad Umlauf, Berlin Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart Redaktionsbeirat: Dale S. Askey, Yale University – Sterling Memorial Library, New Haven, CT . Prof. Jürgen Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann, Schriftsteller, Horben . Prof. Dr. Elmar Mittler, Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen . Dr. Horst Neißer, StadtBibliothek Köln . Walburgis Otte, Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt, Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover/Bibliothek & Information Deutschland, Berlin . Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Kurt Waldner, Allgemeine Bibliotheken der GGG, Basel . Dr. Harald Weigel, Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz Redaktion und Anzeigenverwaltung: BuB Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen Telefon (0 71 21) 34 91-0 Telefax (0 71 21) 30 04 33 E-Mail: [email protected] Redaktion: Manfred Rothe (mr) . Bernd Schleh (slh) . unter Mitarbeit von Michael Reisser (rei) Anzeigenverwaltung: Angela Sattler –B Information des Personals Seit Beginn der Projektarbeit im Januar 2004 wurde auf verschiedenen Ebenen laufend über Inhalt, Ziele, Konsequenzen und den Stand des Projekts informiert: auf der zweimal jährlich stattfindenden Personalversammlung, auf bibliotheksinternen Vollversammlungen, in Abteilungs- und Bibliotheksleitersitzungen sowie über deren Protokolle. Außerdem hatten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Gelegenheit, die Teststellungen der verschiedenen Firmen zu begutachten und auszuprobieren. Im Oktober 2004 gab es einen zweitägigen Workshop, an dem alle Mitglieder des Projektteams und des Personalrats teilnahmen mit dem Ziel, den Einführungsprozess in gegenseitigem Einvernehmen optimal begleiten zu können. Eine Dienstvereinbarung mit dem gleichen Ziel wurde zwischen Direktion und Personalrat im vergangenen April geschlossen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pilotbibliotheken haben mittlerweile überwiegend eine positive Einstellung zu dem Projekt. Wie es dann tatsächlich läuft, werden wir voraussichtlich im Frühjahr berichten können. w tralbibliothek eine Anlage mit vierzehn Endstellen, für die größeren Bibliotheken in den Stadtteilen Anlagen mit drei Endstellen. Entscheidend für die Größe einer Sortieranlage sind die baulichen Gegebenheiten sowie die potenzielle Wirtschaftlichkeit, also die Zahl der Rückgaben pro Öffnungsstunde. Die Zentralbibliothek entschied sich für eine relativ geringe Zahl von Endstellen, weil eine absolute Feinsortierung durch eine Anlage nicht erreicht werden kann und auch nicht wirtschaftlich wäre. Deshalb wird man den Inhalt der Container, die von der Anlage gefüllt werden, auf Bücherwagen um- und feinsortieren, um die Medien anschließend an die Regale zum Einstellen zu bringen. Eine entscheidende Serviceverbesserung ist die Möglichkeit, die Rückgabeautomaten so einzubauen, dass die Bibliothek nicht betreten werden muss. Damit können künftig in der Zentralbibliothek die Medien an sieben Tagen in der Woche von 7 bis 23 Uhr zurückgegeben werden, das heißt die Kunden sind nicht mehr auf die Öffnungszeit der Bibliothek angewiesen. Bei den Bibliotheken in den Stadtteilen hängt es jeweils von den baulichen Gegebenheiten ab, ob eine solche Möglichkeit angeboten werden kann. –u Eine entscheidende Serviceverbesserung ist die Möglichkeit, die Rückgabeautomaten so einzubauen, dass die Bibliothek nicht betreten werden muss. Kundenkontakt aktiv wahrgenommen wird, also dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Kunden, die erkennbar Schwierigkeiten haben, Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Nur so kann ein möglichst hoher Anteil an Selbstverbuchung erzielt werden. Um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, den veränderten Anforderungen im Umgang mit dem Kunden nachkommen zu können, sind Schulungen geplant, die auf die neue Rolle inhaltlich und didaktisch vorbereiten. Abgesehen vom Kundenkontakt gibt es eine Reihe von alten und neuen Tätigkeiten, die koordiniert beziehungsweise anders als bisher organisiert werden müssen. An der Erarbeitung dieser neuen Struktur ist in der Zentralbibliothek auch ein Arbeitskreis mit Mitgliedern aus dem betroffenen Personal beteiligt. Dessen Ergebnisse sind die Grundlage für die organisatorische Vernetzung von drei Teams mit insgesamt 39 Personen. Im Übrigen können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser drei Teams derzeit in einer Fragebogenaktion ihr Interesse beziehungsweise Desinteresse an einzelnen Tätigkeiten bekunden. Wir hoffen, so ein weitgehendes Einvernehmen beim Personaleinsatz zu erreichen. .B High-Tech-Anlagen liefert, die für den Bedarf einer Bibliothek, auch einer großen, überdimensioniert sind und enorme Wartungskosten nach sich ziehen. Andere Anlagen wieder, die wir gesehen haben, entsprechen nur bedingt den Anforderungen. Ein Mittelweg ist also angesagt. Für die Bibliotheken der Münchner Stadtbibliothek sind Anlagen unterschiedlicher Größe geplant: für die Zen- Verlag: BOCK + HERCHEN Verlag Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef Reichenbergerstraße 11 e . 53604 Bad Honnef Telefon (0 22 24) 57 75 Telefax (0 22 24) 7 83 10 E-Mail: [email protected] Herstellung: Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef Druck: Strube OHG, Gudensberg Erscheinungsweise: zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/ August und November/Dezember) Preis: je Heft € 12,50, jährlich € 82,– Studierende sowie Mitglieder des VDB jährlich € 40,– Preise einschließlich Mehrwertsteuer und zuzüglich Versandgebühr. Für Mitglieder des BIB ist der Bezug im Mitgliedsbeitrag enthalten. BuB ist kündbar bis jeweils 15. November. Bezug durch den Verlag Redaktionsschluss für Heft 3/2006: 17. Januar Anzeigenschluss für Heft 3/2006: 3. Februar 55 | Lesesaal Politik w w .B »Im Fadenkreuz der Finanzminister«, so Günter Bassen, der Vorsitzende der Fachkonferenz und Jürgen Seefeldt, einer der drei stellvertretenden Vorsitzenden, in ihrem Artikel in dieser Zeitschrift1, seien die Staatlichen Büchereistellen in Deutschland. Diese Überschrift impliziert, dass die Staatlichen Büchereistellen bewusst ins Visier genommen und kaltblütig abgeschossen würden. Es wird suggeriert, dass in allen Bundesländern die politisch verantwortlichen »Jäger« auf wehrlose Opfer zielten und diese, ohne mit der Wimper zu zucken, zur Strecke brächten. Das ist bestenfalls die halbe Wahrheit. Dreister Vorwurf und alte Hüte e Vorschläge für interne Verbesserungen / Hohe Anforderungen an die Leitungsebene E lich wissen wir, dass es eine ganze Menge hervorragender gibt!), sondern auf die Defizite hinzuweisen, wir hielten dies für konstruktiver und angebrachter, als etwa ins Jammern zu verfallen oder uns Fachstellen selbst zu loben.3 Als dreist empfanden wir den Vorwurf, unsere Vorschläge seien alte Hüte, jedoch noch nicht in jedem Fachstellenarbeitsbereich vollständig realisiert. Dies ist nach unserer Auffassung unwahr, gerade das Gegenteil ist, nach unserer Einschätzung, der Fall: In keiner Fachstelle ist alles von uns Vorgeschlagene verwirklicht, in kaum einer vieles davon. Über soviel Nachsicht mancher Fachstellenbibliothekare/Innen, vor allem sich selbst gegenüber, wundern wir uns immer noch. Ungeachtet dessen ist in der Zwischenzeit der Erosionsprozess in der Fachstellenwelt fortgeschritten, wir weisen nur auf das Saarland, Sachsen und SachsenAnhalt hin. Immerhin hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass man sich mit der Zukunft der Fachstellen jetzt dringend systematisch beschäftigen muss, und man hat für die Fachkonferenz 2005 in Rostock4 das Motto »Vision, Illusion, Wirklichkeit – Perspektiven der Fachstellenarbeit in Deutschland« gewählt. Sehr gut finden wir, dass die Fachstellen endlich an die (Fach-)Öffentlichkeit gehen und zum ersten Mal, jedenfalls in jüngerer Zeit, eine Synopse ihrer vielfältigen Institutionen in einer Fachzeitschrift veröffentlichen. Ein großes Verdienst der beiden Autoren ist außerdem, dass in mühevoller Arbeit die unterschiedlichen Formen von Büchereistellen detailliert aufgeführt werden und so für jeden die Stellung und Problematik in einzelnen Bundesländern begreifbar und nachvollziehbar wird. In diesem Artikel wollen wir, trotz der Anfeindungen mancher Fachstellenbibliothekar/Innen, unseren Fokus nach innen richten. Während wir im vergangenen Artikel Vorschläge für zukünftige Angebote und Dienstleistungen von Fachstellen, also die Blickrichtung nach außen in den Vordergrund gerückt haben, wollen wir nachfolgend die Fachstellen selbst zum Mittelpunkt unserer Betrachtung machen und Vorschläge für besseres Fachstellenmanagement liefern. Auch wir finden: »Ein zeitgemäßes Management und moderne ›Vermarktungsstrategien‹ sind bei Kultureinrichtungen unerlässlich«.5 Dies gilt besonders in schwierigen Zeiten. Die Rah- .d Fachstellenmanagement heute und morgen s wird ein unzutreffender Mythos konstruiert, der von den Tatsachen und den selbst verschuldeten Ursachen bewusst oder unbewusst ablenkt; auch die Fachstellen tragen Verantwortung für das, was in den letzten Monaten und Jahren mit ihnen geschah. Im Artikel ist im Zusammenhang mit der unheilvollen Entwicklung der Büchereistellen viel von Sorge, Schrecken, Unverständnis, Existenzbedrohung, sogar von Raub die Rede. Kaum ein selbstkritisches Wort aber darüber, inwiefern die Staatlichen Fachstellen an dieser Entwicklung beteiligt sind, welche ihrer Versäumnisse, Mängel oder strategischen Fehler dazu führen, dass sie zum Beispiel das Schlimmste aller Imageprobleme haben: über kein wahrnehmbares Image zu verfügen, weitgehend unbekannt zu sein und so zur Verfügungsmasse für Streichungen zu werden. Es ist nun einfach so: Politiker profilieren sich durch die Schließung (Einsparung) politisch schwacher Institutionen (wie die Fachstellen), ohne sich groß darum zu scheren, ob die Schließung fachlich und politisch sinnvoll ist oder nicht. Das Bewusstsein auf Fachstellenseite, auch eine Mitverantwortung für diese Kürzungen und Schließungen zu tragen, vermissen wir in diesem Artikel schmerzlich. Das hat auch mit einer gewissen Abwehrhaltung von vielen verantwortlichen Fachstellenbibliothekaren zu tun: Unser Artikel »Die Fachstelle der Zukunft«2, in dem wir fünf aktuelle Hauptziele von Fachstellenarbeit nennen, zehn Verbesserungsvorschläge für die bisherige Arbeit machen und 15 zukunftsorientierte Angebote und Dienstleistungen von Staatlichen Fachstellen aufführen (als letzten Punkt übrigens die Schaff ung und Verbreitung eines positiven Images der Fachstellen), ist bei Teilnehmern der Fachkonferenz und Verantwortlichen der Sektion 6 auf zum Teil heftige Kritik gestoßen. Die von uns unterbreiteten Vorschläge wurden pauschal abgelehnt, mit der Begründung, dass wir über die Arbeit einzelner Fachstellen nicht informiert seien und die von uns unterbreiteten Vorschläge bereits seit Jahren praktiziert würden. Unkollegial und unfair hätten wir pauschale Aussagen über Fachstellenarbeit gemacht und keine genauen Sachstände ermittelt. In der Tat war unsere Absicht nicht, die Angebote und Dienstleistungen aller Staatlichen Büchereistellen in Deutschland empirisch zu untersuchen, aufzuführen und zu würdigen (selbstverständ- –B Martin Götz, Konrad Heyde –u 56 BuB w 56 BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 57 Politik w w BuB | 58 (2006) 01 e .d w 1 Siehe BuB 57(2005)6, Seite 426–430 2 Siehe BuB 56(2004)7/8, Seite 498–501 3 Wir hatten, das soll nicht verschwiegen werden, eine positive Rückmeldung einer Kollegin, die der Auffassung war, dass dies »ein toller Artikel sei«. Sonst hat sich, weder auf der Fachkonferenz noch sonst wo, niemand öffentlich getraut, uns beizupflichten. Es kann natürlich auch sein, dass unsere Vorschläge vollkommen neben der Sache und damit ganz schlecht waren! Das würde uns aber sehr wundern. 4 Siehe hierzu den Beitrag in BuB 57(2005)10, Seite 755–756 5 Günter Winands: Keine Angst vor neuen Wegen! Marketing und Fundraising für Kunst und Kultur. In: Kulturpolitische Mitteilungen, Nr. 109, II/2005, Seite 20–21 6 Vgl. Christof Eichert, Petra Hätscher: Kurs halten in schwierigen Zeiten. Erfolgreiches Bibliotheksmanagement: Delegieren und den Blick auf das Wesentliche richten. In: BuB 57(2005)7/8, Seite 543–548 7 Vgl. Konrad Umlauf: Leitbild und Organisationsidentität. In: Konrad Umlauf, HansChristoph Hobohm (Hrsg.): Erfolgreiches Management von Bibliotheken und Informationseinrichtungen. Hamburg: Dashöfer, 2004 Das Leitbild ist die formulierte Organisationsidentität. Im Leitbild werden die langfristigen Ziele der Fachstellen genannt (wofür sie da sind, was sie erreichen wollen), ebenso ihre Prinzipien und Werte. Das Leitbild stellt Richtlinien für das Verhalten der Fachstellen selbst und ihrer Mitarbeiter oder Mitglieder auf. Es nennt die Angebote und Ziele der Fachstellen und nennt die Zielgruppen und Arbeitsschwerpunkte. Mit einem gemeinsamen Leitbild würde die Fachstellenarbeit in Deutschland vereinheitlicht. Das heißt nicht, dass alle Fachstellen genau gleich arbeiten müssen, aber es bedeutet, dass sie sich im gleichen Rahmen bewegen und dies von außen auch so wahrgenommen wird. Innerhalb dieses Rahmens kann die einzelne Fachstelle ihre individuellen oder vorrangigen Ziele formulieren und verwirklichen, zum Beispiel das Ziel, in allen Kommunen mit mehr als 5 000 Einwohnern, Bibliotheksgründungen zu initiieren, dort vor Ort bibliothekspolitisch besonders aktiv zu sein und dies durch flankierende Aktionen (Vorträge vor Entscheidungsgremien und so weiter) gezielt zu unterstützen und voranzutreiben. Hier manifestiert sich auch die Hauptzielrichtung der jeweiligen Fachstelle: Ob sie vor allem Entwickler oder eher Dienstleister sein will. Konrad Heyde, geboren 1940. Von 1972 bis 1975 Studium an der FHB Stuttgart, dann Fachberater an der Staatlichen Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen Stuttgart. Von 1982 bis 2003 Leiter der Staatlichen Fachstelle Freiburg. – Kontakt: [email protected] Dr. Martin Götz, geboren 1961. Stellvertretender Leiter der Staatlichen Büchereistelle Darmstadt. 1987 bis 1990 Studium an der FHB Stuttgart (ÖB), nach dem Examen von 1991 bis 1992 Assistent im Fachbereich Information und Dokumentation. 1992 bis 1995 Magisteraufbaustudium Kulturmanagement an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg. Von 1995 bis 2001 Berater an der Staatlichen Fachstelle für das Öffentliche Bibliothekswesen Freiburg. 2000 Promotion an der HumboldtUniversität zu Berlin (Thema Öffentlichkeitsarbeit). Lehrbeauftragter der HdM in Stuttgart für Kulturmarketing, nebenberufliche Gutachtertätigkeit. Seit Juli 2004 Berater bei der Hessischen Fachstelle Wiesbaden, seit September 2004 Vorstandsvorsitzender des Berufsverbands Information Bibliothek (BIB) der Landesgruppe Hessen. Seit 2005 deutsches Mitglied im Standing Committee »Library Buildings and Equipment« der IFLA. – Kontakt: [email protected] –B im Change Management, Kompetenzen zur Ressourcenverwaltung und Kompetenzen im Betriebsablauf wie Organisationsentwicklung oder Personalführung6) sind sie in der Lage, mit den vorhandenen Rahmenbedingungen adäquat umzugehen und Perspektiven für ihre Unternehmen zu finden. Führungspersonal in den Fachstellen muss diese Leitkompetenzen mitbringen oder sie sich erarbeiten. Was müssen Fachstellenleiter/Innen konkret tun, um die ihnen anvertrauten Faktor 1: Klärung der Fachstellenidentität, Erarbeitung eines gemeinsamen Leitbildes7 –u Das Einrichten eines Weblogs wäre zeitgemäß. Die Fachstellen verfügten damit über ein neues Instrument des Informationsaustausches und der Informationsverbreitung. Institutionen gerade unter schwierigen Bedingungen erfolgreich zu führen? Dafür gilt es, unserer Ansicht nach, mehrere Faktoren zu beachten. .B menbedingungen für Fachstellen sind hauptsächlich immer noch: seit längerem herrschende Finanznot in den öffentlichen Kassen und zunehmende Personalknappheit in den Fachstellen. Außerdem: unzureichende Unterstützung durch politische Handlungsträger. Kompetente und engagierte Leitungspersönlichkeiten sind das A und O öffentlicher Kultureinrichtungen. Mit ihren fachlichen Kompetenzen (strategische Kompetenzen für eine zukunftsorientierte Entwicklung, Kompetenzen Faktor 2: Kundenorientierung, Zielgruppenfokussierung Wir finden: Fachstellen sollten in jedem Fall ihre Kundenorientierung und Zielgruppenfokussierung stärken. Kundenorientierung heißt, dass man sich über die Kundenbedürfnisse genauere Kenntnisse verschaff t, dies geschieht durch die Anwendung verschiedener Analyseinstrumente und durch eine kontinuierliche Marktbeobachtung. Eine Definition von Zielgruppen beziehungsweise eine bessere Kenntnis der Zielgruppen, ihrer Wünsche und Anforderungen, ermöglicht zielgruppengenaue Angebote. Für die Kundenorientierung steht ein Analyseinstrumentarium zur Verfügung8: 1. Nutzerbefragungen, um Wünsche und Kritik in Erfahrung zu bringen, 2. Mitarbeiterbefragungen, um Meinungen und Einstellungen des Fachstellenpersonals zu ermitteln. Diese Erhebungen müssen regelmäßig erfolgen, zum Beispiel einmal jährlich. So kann ermittelt werden, was die Kunden von Fachstellen vermissen beziehungsweise wo Fachstellen ihre Arbeit verstärken müssen. Übergeordnetes Ziel hierbei ist es, gegebenenfalls neue Angebote zu entwickeln oder bestehende Angebote qualitativ zu verbessern; denn an die Servicequalität von Fachstellen werden heute höhere Anforderungen als 57 | Lesesaal Politik w Fachstellen sollten versuchen, neben den bestehenden Töpfen, aus denen sie finanziert werden, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Dabei bieten sich zwei Möglichkeiten: Sponsoring und Fundraising. w Schwächen? Wie können wir mit unseren Schwächen produktiv umgehen? Wie haben sich die Leistungskennziffern der Fachstellen entwickelt, wie stark werden sie genutzt beziehungsweise angefragt? Dafür müssen Kennzahlen und Leistungsindikatoren erarbeitet und benannt werden! Sie müssen den Anforderungen der empirischen Sozialwissenschaft genügen und reliabel sein, valide, exakt, praktikabel und vergleichbar. Diese Kennzahlen würden auch die Qualitätssicherung durch Qualitätsmanagement ermöglichen. Dies wird in Deutschland bislang nur von wenigen Bibliotheken praktiziert, zum Beispiel von der Stadtbibliothek Freiberg am Neckar, die als erste in Deutschland eine Zertifizierung erhalten hat. In Fachstellen gibt es das, unseres Wissens, bislang nicht. e Zum Marketing gehört die Definition der Produkte und damit die so genannte Produktpolitik. Der Absatz wird durch den Preis bestimmt, man betreibt dazu Preispolitik. Es kommt dabei auf den konkreten Ort der Vermarktung an, also auf die Vertriebs- und Distributionswege, die in der Absatzpolitik festgelegt werden, und schließlich auf die Marketing-Kommunikation, die eigentliche Werbung, Verkaufsförderung und Öffentlichkeitsarbeit. Auf letztere, weil sie ein entscheidender Schwachpunkt der Fachstellen in Deutschland ist, möchten wir hier genauer eingehen. Die entscheidende Frage ist: Wie kann die Öffentlichkeitsarbeit der Fachstellen verbessert werden? Die Fachstellen brauchen eine Kommunikationsstrategie. Gute Arbeit, wie sie in vielen deutschen Fachstellen geleistet wird, reicht nicht aus, darüber hinaus ist es ebenso wichtig, die Erfolge dieser Arbeit publik zu machen. Dazu gehört unserer Meinung nach, dass Informationen über Fachstellen zielgruppengerecht generiert und in jeweils geeigneter Form transportiert werden. Dies ist von Fachstellenbibliothekaren bislang viel zu wenig berücksichtigt worden. Welche detaillierten Vorschläge wir zu einem solchen Strategischen Public-Relations-Management machen, wollen wir hier nicht wiederholen9, sondern nur die Punkte auff ühren, die wir für wichtig halten. Fragen, die für die Corporate Identity und die Profilbildung der Fachstellen wichtig sind, lauten, zunächst im Rahmen einer internen Analyse: Wer sind wir? Was wollen wir? Wie lautet unsere zentrale Botschaft? Wie lässt sich unser Profil in einem Satz auf den Punkt bringen? Kann der eine Satz ein Fachstellen-Slogan werden? Welche Adjektive passen zu den Fachstellen? Dann, im Rahmen einer externen Analyse: Was lässt sich in veröffentlichten Artikeln und Rezensionen an Wertungen über die Fachstellen finden? Freunden, Beratungspartnern sind uns bekannt? Wen könnte man interviewen, um etwas über das Fremdbild der Fachstellen zu erfahren? Was weiß man eigentlich über uns? Welche Assoziationen verknüpft man mit uns? Wer braucht uns? Was schätzt man an uns, was stört an uns? Auf welche Weise erfahren die Zielgruppen von uns und unseren Angeboten? Wer bleibt uns, und warum, fern? Wer nimmt uns nicht in Anspruch? Aus diesen beiden Analysepunkten würde ein so genanntes Mission Statement aller Fachstellen erarbeitet, das das Besondere der Fachstellen und ihre zentralen Aufgaben und Ziele auf den Punkt brächte. Eine ebenso zu erstellende Selbstdarstellung beschriebe dann in ausführlicherer Form die Ziele, Aufgaben und Besonderheiten unserer Institutionen.10 Die vorstehenden erhobenen Merkmale legten den Grund für ein Corporate Design, das sich die Fachstellen erarbeiten sollten. Danach käme der Prozess der PR-Ziele, der PR-Aufgaben und des Ausfindigmachens der zentralen Zielgruppen der PR-Arbeit. Hier setzte dann der von uns oben angeführte Artikel an. Ein paar Fragen und Vorschläge, die dazu und daneben zu stellen wären, sind beispielsweise: Wann gibt es Portraits einzelner Fachstellen in den bibliothekarischen Zeitschriften (»BuB«, »Bibliotheksdienst« und so weiter) über deren spezifische Organisationsform, die Angebote, Dienstleistungen und Highlights zu lesen? Wo bleiben Artikel über Fachstellenarbeit in den Veröffentlichungen der kommunalen Spitzenverbände (»Die Gemeinde«, »Der Städtetag« und so weiter), die von den Entscheidungsträgern regelmäßig zur Kenntnis genommen werden? Gibt es Informationsstände der Fachstellen auf Bibliothekartagen oder Kongressen (Leipzig)? Warum gibt es kein aktuelles Plakat aller Fachstellen in Deutschland, auf dem sich die Institutionen gemeinsam vorstellen? Warum gibt es kein gemeinsames Logo der deutschen Fachstellen, mit dem sich alle identifizieren können und anhand dessen optisch die Zusammenarbeit der deutschen Fachstellen dokumentiert wird? Es wäre eine Image-Basis.11 Kann/soll die Stelle eines Kommunikationsbeauftragten oder Pressesprechers .d Um die Funktionsweise und die Leistungen der eigenen Fachstelle kritisch beurteilen zu können, müssen die Stärken ausgebaut, die Schwächen abgebaut, die Chancen genutzt und die Risiken bedacht werden. Hier spielen unter anderem folgende Fragen eine Rolle: Welchen Platz wollen die Fachstellen im Organisationsgefüge des deutschen Bibliothekswesens in Zukunft einnehmen? Wie können die Fachstellen darauf Einfluss nehmen? Welche Angebote und Dienstleistungen der Fachstellen werden zunehmend gefragt sein, welche können eher vernachlässigt und zurückgefahren werden? Was zeichnet unsere Angebote und Dienstleistungen aus? Was ist das Besondere an unseren Institutionen? Was ist unser Alleinstellungsmerkmal? Was unterscheidet uns von den Konkurrenten? Wo liegen unsere Stärken, wo liegen unsere Faktor 4: Marketing-Management, Marketing-Mix Welche Aussagen von Förderern, –B Faktor 3: Stärken-Schwächen-ChancenRisiko-Analyse Insgesamt sollen diese Kennzahlen den Fachstellenleitern/Innen ermöglichen, ihre Betriebe rationell und effektiv zu steuern und die Führung ihrer Institutionen markt- beziehungsweise kundenorientiert wahrzunehmen. –u früher gestellt (Schnelligkeit, Umfang der Beratung, intensive Mitarbeit bei der Erstellung von Bibliothekskonzeptionen, bibliothekspolitische Unterstützung vor Ort und so weiter). .B 58 BuB w 58 BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 59 Politik Fachstellen sind bibliotheksfachliche Informationsdienstleister, für die die Kundenberatung eines der Kernelemente ihrer Arbeit darstellt. Um dies zeitgemäß zu organisieren, könnte mit vertretbaren Kosten und vermehrtem Technikeinsatz ein Plus an Dienstleistung erzielt werden. Zum Beispiel könnte, wie in Bibliotheken schon häufig üblich, ein Telefonischer Auskunftsdienst (=Call-Center) installiert werden. Dieser könnte von den Fachstellen kooperativ während der üblichen Bürozeiten geleistet werden. Darüber hinaus würden auf dem Fachstellenserver die Antworten auf vielfach gestellte Fragen FAQs (frequently asked questions) bereitgehalten werden. Dies wäre ein Angebot rund um die Uhr. Auch E-Mail-Auskunftsdienste und –B 12 Vgl. Christian Hasiewicz: Bibliotheken als Teil der Bildungslandschaft. Vernetzung und Kooperation zugunsten besserer Angebote. In: BuB 57(2005)3, Seite 241 w w w BuB | 58 (2006) 01 Faktor 6: Serviceangebote, Modernisierung, Technologie .d Hier existieren zum Beispiel mit der Fachkonferenz und dem Fachstellenserver starke kooperative Formen und Angebote. Trotzdem kann darüber nachgedacht werden, wie Kooperationen weiter intensiviert beziehungsweise mit wem Kooperationen zusätzlich eingegangen werden können. Eine Frage ist hier: Wie vollziehen die Büchereifachstellen den Paradigmenwechsel12 von Öffentlichen Bibliotheken mit, die den aktuellen Erfordernissen entsprechend mehr Bildungsinstitutionen und weniger Kultureinrichtung sein wollen? Wie kann dies gefördert werden? Wie steht es um eine internationale Vernetzung deutscher Fachstellen? Welche Kooperationsmöglichkeiten mit nationalen Verbänden könnten gesucht werden (beispielsweise Fachstellenserver mit Kompetenznetzwerk)? e Faktor 5: Vernetzung, Kooperation, Integration .B 8 Vgl. Philip Kotler, Friedhelm Bliemel: Marketing-Management. Analyse, Planung, Umsetzung und Steuerung. Stuttgart: Schäffer-Poeschel, 2001 9 Vgl. Martin Götz: Strategisches PR-Management in Profit- und Non-Profit-Unternehmen. Aspekte der strategischen Planung von Public Relations in Archiven, Bibliotheken und anderen Informationseinrichtungen. In: BuB 56(2004)3, Seite 228 ff. 10 Siehe Faktor 1, Leitbild etc. 11 Vgl. Ekkehard Jürgens: Projekt Öffentlichkeitsarbeit. In: Handbuch Kulturmanagement. Die Kunst, Kultur zu ermöglichen. Stuttgart und Berlin: Raabe, 1992 ff. den der Fachkonferenz angesiedelt sein müsste, wahrgenommen werden? Wie könnte sie gemeinschaftlich finanziert werden? –u der Fachstellen geschaffen werden, der Hintergrundgespräche führt, Pressemitteilungen verfasst, Pressefotos versendet, Pressekonferenzen vorbereitet, Lokalfunk und Fernsehen informiert, Kontakte zu Multiplikatoren aufbaut und pflegt, Publikumsaktionen (wie Infostände) organisiert und durchführt, regelmäßig oder fallweise Informationen an ausgewählte Kreise von Interessenten versendet? Sollte man, zur Selbstdarstellung, an Anzeigenwerbung in der Presse denken? Und schließlich: Von wem könnte solch eine Stabstelle, die direkt beim Vorsitzen- 59 | Lesesaal Politik w Schlusswort e Über die Zukunft der Fachstellen nachzudenken, zwingt dazu, auch über das Ende der Fachstellen und in diesem Zusammenhang über die Zukunft der Bibliotheken nachzudenken. Hier ist ein Blick auf andere Länder angebracht. Provinzielle Bibliothekszentralen in den Niederlanden, auch hierarchisch gestufte zentrale Einrichtungen in Dänemark machen ein weiteres Mal deutlich: Gerade in entwickelten Bibliotheksländern gibt es leistungsstarke zentrale Einrichtungen. Für die Situation der Öffentlichen Bibliotheken in Deutschland gilt: Wo diese Einrichtungen fehlen, sind die Bibliotheken noch mehr vereinzelt und umso mehr Willkür und Zufall politisch dummer Entscheidungen ausgesetzt. Viel ausgeprägter als das bei Bibliotheken der Fall ist, sind Fachstellen utilitaristisch definierte Einrichtungen: eingerichtet und unterhalten in der politischen Absicht der einzelnen Bundesländer, im kulturellen Feld »Öffentliche Bibliothek« präsent zu sein. Ziel von Bibliothekspolitik (der bibliothekarischen Verbände, der Bibliotheken, der Kommunen) muss es sein, diesen Wunsch aufrecht zu erhalten und zu bestärken. Fachstellen müssen sich erst einmal selbst retten. An Fachstellenbibliothekare werden in diesem Kontext hohe Anforderungen gestellt, zumal an Fachstellenleiter/Innen. Es ist sehr anstrengend, trotz dauernder Existenzbedrohung auf der Höhe der Zeit zu bleiben und auf die Anforderungen adäquat zu reagieren. Zeiten des Wandels bergen aber auch Chancen: Erstens die, an diesen Prozessen teilzuhaben und sie mitzuerleben (denken Sie an Gorbatschow und den Fall der Mauer und das Ende der Sowjetunion, denken Sie an die weitergehende Vereinigung Europas und daran, dass wir in Deutschland seit 60 Jahren keinen Krieg mehr hatten). Und: Wechselhafte Zeiten bieten zweitens die Möglichkeit, sie mitsteuern zu können und damit die Zukunft insgesamt – und besonders auf einem relativ überschaubaren Fachgebiet – mitzugestalten. Nutzen wir diese Chance und helfen wir mit, die Fachstellen optimal aufzustellen und das Vorantreiben der Bibliotheksentwicklung sowie die in diesem Zusammenhang gefragten und erforderlichen Angebote und Dienstleistungen für die Fachstellenkunden zu schaffen und anzubieten – und dies, nach außen für alle erkennbar, sehr deutlich zu machen. –B .d Württemberg zum Beispiel das Institut für Politikwissenschaft der Universität Tübingen oder die UB Freiburg. Das Internet sollte weiterhin als Arbeits- und PR-Instrument ausgebaut werden; die Situation der Öffentlichen Bibliotheken der einzelnen Bundesländer, Regionen oder Landkreise könnte dadurch transparent gemacht werden, dass webfähige, also über das www recherchierbare Datenbanken, eingerichtet werden, die die Bibliotheken und deren wichtigste Daten für alle Interessierten zur Verfügung stellen (Einwohner, Bestand, Entleihungen, Etat, Personalstellen). Das Fachpersonal könnte damit auch selbst bibliothekspolitische Argumentationshilfen für Diskussionen vor Ort zur Verfügung gestellt bekommen. Faktor 7: Finanzierungsquellen –u Fachstellen sollten versuchen, neben den bestehenden Töpfen, aus denen sie finanziert werden, alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu suchen. Dabei bieten sich zwei Möglichkeiten: 1. Sponsoring Das ist die Gewährung von Geld oder geldwerten Vorteilen (Sachmitteln) durch Unternehmen zur Förderung auch von wissenschaftlichen oder kulturellen Institutionen, um eigene Ziele der Werbung oder Öffentlichkeitsarbeit zu verfolgen. Die Summe der von der deutschen Wirtschaft im Jahr 2003 bereitgestellten Sponsorengelder betrug rund 2,5 Milliarden Euro, im Jahr 2005 werden es rund 3,6 Milliarden sein, für 2006 und 2007 werden 3,9 Milliarden geschätzt (Studie »Sponsor-Visions« von 2005). Auf den Kulturbereich entfielen davon circa 300 bis 350 Millionen Euro. 50 Prozent der heimischen TOP-500-Unternehmen sponsern die Kultur. w Chat-Auskunftsdienste sollten in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Überaus elegant und wirkungsvoll wäre für die Fachstellen auch ein so genannter Chatbot. Zum Beispiel bietet die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg seit Oktober 2004 auf ihrer Website mit »Stella« solch eine neue Form der Auskunft an: Stella ist eine elektronische Informationsassistentin, ein Roboter, mit dem man ähnlich wie beim Chatten, Gespräche (über die Tastatur) führen kann. Grundlage ist eine Datenbank, die den möglichen Eingaben geeignete Antworten zuordnet. Stella ist 24 Stunden pro Tag im Einsatz. Das Einrichten eines Weblogs wäre zeitgemäß. Die Fachstellen verfügten damit über ein neues Instrument des Informationsaustausches und der Informationsverbreitung. Weblog ist ein Kunstwort, aus »Web« und »Log« zusammengesetzt: Wie in ein Logbuch können ins Web Beiträge geschrieben werden, die von anderen Teilnehmern kommentiert, ergänzt, korrigiert werden können. Für Fachstellen könnte ein so genanntes Fach-Blog eingerichtet werden; mit einfacher Handhabung könnte hier bei verhältnismäßig wenig Kosten eine neue Basis für eine Kommunikation zwischen Fachstellen, Bibliothekaren und anderen Interessierten geschaffen werden. Weblogs entwickeln sich mehr und mehr zu stark frequentierten Content-Angeboten im Internet. Fachstellen könnten damit ihren Bekanntheitsgrad steigern und ihre Kompetenz im Umgang mit modernen Kommunikationsmethoden und -techniken dokumentieren. Informationen wie zum Beispiel ein elektronischer Newsletter der deutschen Fachstellen könnten (dann) für die Teilnehmer in Form von RSS-Feeds bereitgestellt werden. RSS heißt Realy Simple Syndication und bedeutet, dass XMLDateien von RSS-Feed-Readern, also Computerprogrammen (Clients), periodisch heruntergeladen und zugestellt werden. Das funktioniert so ähnlich, wie ein E-Mail-Programm, das die neuen Mails vom Mailserver holt. Der FeedReader holt sie von den vorher festgelegten Webseiten. Vorteil: Die Homepages müssen nicht immer extra aufgesucht werden, um Neues zu erfahren, FeedReader können viele Quellen abfragen und genau konfiguriert werden. Im Web gibt es kostenlose Software (zum Beispiel Feedowl). Seiten, die RSS-Feeds anbieten, findet man bei SciencePort oder Feedster. Bibliotheken bieten jetzt schon immer häufiger RSS-Feeds an, in Baden- .B 60 BuB w 60 2. Fundraising In einer EMNID-Umfrage wurde ermittelt, dass durchschnittlich 37 Prozent der Bundesbürger über 14 Jahre, das sind circa 23 Millionen Deutsche, innerhalb der vergangenen Jahre für eine gemeinnützige Organisation gespendet haben. Das sind zwar nicht 2,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, wie in den USA mit 179 Milliarden Dollar (im Jahr 1998, wie die FAZ am 20. Februar 2000 meldete – 2003 waren es schon 240 Milliarden Dollar), aber es ist immerhin eine ermutigende Zahl. BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 61 Das Interview w w BuB | 58 (2006) 01 .d e Reicht dieser Rhythmus angesichts der rasanten Entwicklung im Informationssektor aus? Die Ausbildung der Bibliothekare in Australien verläuft anders als in Deutschland. Bibliothekare, egal ob sie später in Öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliotheken arbeiten, müssen ein Hochschulstudium absolvieren, sie erhalten den Titel »Librarian«. Daneben gibt es das Berufsbild des »Library Technician«, der mehr für die praktische Arbeit ausgebildet wird und insgesamt über eine geringere Qualifikation verfügt. Für beide Berufsgruppen gibt es getrennte nationale Kongresse, die sich jährlich abwechseln. Wer will, kann also auch in Australien jedes Jahr an einem landesweiten Bibliothekskongress teilnehmen, denn natürlich dürfen auch Librarians Veranstaltungen der Technicians besuchen und umgekehrt. Ein sehr wichtiger Termin ist darüber hinaus der Kongress »Information Online«, der alle zwei Jahre in Sydney stattfindet. Hinzu kommen noch kleinere Konferenzen zum Beispiel für Spezialbibliotheken und für Berufsanfänger. –B In Deutschland ist das auch nicht unbedingt die Regel. Das ist mir schon klar. Aber ich habe bei meinem Aufenthalt hier zahlreiche Initiativen kennen gelernt, in Bibliotheken und Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die versuchen, auch bildungsfernen Schichten höhere Kultur, vor allem schöne Literatur, aber auch zum Beispiel Philosophie oder klassische Musik, zu vermitteln. Solche Ansätze gibt es in meiner Heimat so gut wie gar nicht. Unsere Bibliotheken betreiben zwar Leseförderung, jedoch mehr für den Alltag denn als kulturelles Erlebnis. w Frisch ausgebildete Bibliothekare sind kreativ und hoch motiviert – ein Potenzial, das Bibliotheken bisher viel zu wenig nützen. Das jedenfalls meint Gillian Hallam, die Präsidentin des australischen Bibliotheksverbands ALIA. Deshalb hat die dynamische Bibliothekarin die Förderung junger Kollegen zur Chefsache erklärt. Ihr Credo: Wenn junge, gut ausgebildete Bibliothekare ihre Arbeitsstelle antreten, sollte sich der eingefahrene Betrieb auf die Ideen des Neulings einlassen und nicht der Neuling sich an den langjährigen Trott der Bibliothek anpassen. Diese Strategie, so Hallam, habe sich inzwischen vielfach bewährt und finde in Australien zusehends mehr Anhänger. Das ist nur ein Projekt der ALIA. Der australische Verband kämpft derzeit an vielen Fronten, denn im einstigen Bildungsparadies Australien regiert seit der Jahrtausendwende ebenfalls der Rotstift. Über die Situation der Bibliotheken in Down Under sprach BuB-Redakteur Bernd Schleh mit Gillian Hallam am Rande des IFLA-Weltkongresses in Oslo. –u Der australische Bibliotheksverband ALIA setzt auf Kreativität und Motivation der Berufsanfänger – Ein Gespräch mit der Präsidentin Gillian Hallam BuB: Frau Hallam, Sie haben sich auf Ihrer Europa-Reise auch mehrere Bibliotheken in Deutschland angeschaut. Welche Anregungen und Ideen nehmen Sie mit nach Australien? Gillian Hallam: Ich habe die Stadtbücherei Stuttgart, die TIB Hannover und die Stadtbibliothek Bremen besucht. Begeistert war ich von den Plänen für die neue »Bibliothek 21« in Stuttgart. Ich hoffe, dass sie tatsächlich so wie vorgesehen gebaut werden kann, dann wird sie sicher eine Bereicherung für die gesamte Bibliothekslandschaft in Deutschland sein. Am meisten beeindruckt auf meiner Reise durch Europa hat mich aber die große Bedeutung, die Kultur, Literatur, Musik und Geschichte in allen Ländern des Kontinents haben, das ist in Australien nicht so. Zwar hat auch Australien eine lange und reiche Geschichte, doch davon ist vieles verloren gegangen, weil die Ureinwohner, die Aborigines, keine Schrift kannten und ihre kulturellen Errungenschaften nur mündlich weitergaben. Ich war erstaunt, wie präsent die schöne Literatur in den Bibliotheken, aber auch im täglichen Leben in Europa ist. Auf der Fahrt nach Bremen hat neben mir im Zug jemand Hesse gelesen, so was erleben sie in Australien nicht. .B »Junge Bibliothekare müssen eine Chance bekommen!« Betrachten wir die andere Seite. Welche Defizite haben Sie festgestellt? Oh, Defizite haben mir meine Gastgeber nicht gezeigt. (lacht) Und auf eigenen Erkundungen haben Sie nichts entdeckt? Nichts, was mir gerade einfallen würde. Das ist eine diplomatische Antwort. Werfen wir einen Blick in Ihr Heimatland: Im Gegensatz zu den deutschen Kollegen treff en sich die australischen Bibliothekare nur alle zwei Jahre zu einem nationalen Kongress. Junge Bibliothekare scheinen bei Ihnen ohnehin stark gefördert zu werden. Beim vergangenen ALIA-Kongress spielten Erfahrungen und Meinungen von Berufsanfängern eine sehr wichtige Rolle. Warum? In Australien gibt es inzwischen, wie in vielen entwickelten Gesellschaften, deutlich mehr alte Menschen als junge. Entsprechend ist das Verhältnis bei den Bibliothekaren. Wir versuchen deshalb verstärkt, junge Menschen als Bibliothekare auszubilden und sie im Beruf zu fördern, weil sonst schon bald der Nachwuchs fehlen wird. Außerdem bringen die jungen Leute viele neue Ideen mit, von denen alle profitieren können. Sie zeigen so viel Enthusiasmus und Begeisterung, dass sich davon vielleicht auch wieder ältere Kollegen, die manchmal im Beruf schon ein bisschen abgestumpft sind, anstecken lassen. Oftmals sind die Strukturen in Bibliotheken so eingefahren und verhärtet, dass neue Ideen und Projekte dringend notwendig sind. Berufsanfänger haben es schwer, wenn sie von der Uni kommen. Sie können bei der Bewerbung keine oder nur geringe Erfahrungen vorweisen und haben deshalb oft schlechtere Karten bei der Einstellung als Bibliothekare, die schon länger im Beruf sind. Dieses System versuchen wir aufzubrechen: Junge, motivierte Bibliothekare müssen eine Chance bekommen! 61 | Lesesaal Das Interview w neue Gesetze, aber auch um Mitteilungen beispielsweise der Gesundheits- und Bildungsbehörden, für die es bisher sehr schwierig ist, sich landesweit Gehör zu verschaffen. Wir haben unsere Kooperation angeboten und ins Feld geführt, dass wir bereits in ganz Australien über ein intaktes Netzwerk von Bibliotheken und über große Erfahrung beim Informationsaustausch verfügen. Die Bibliotheken wären in dieser Sache der ideale Partner für Staat und Behörden. Davon wollen wir die Politiker jetzt überzeugen. Natürlich würden auch die Bibliotheken ganz wesentlich von so einer Partnerschaft profitieren. Deshalb stecken wir e .d »Bibliothekare in der traditionellen Form sind eine bedrohte Art.« Das stellt der australische Bibliotheksverband ALIA in einer aktuellen Pressemitteilung fest (vgl. www.alia.org.au/media. room/2005.10.18.html). Zur Begründung heißt es: »Die Bibliotheks- und Informationsberufe werden in den kommenden zehn Jahren eine enorme Krise durchmachen, da ein großer Teil der Bibliotheksmitarbeiter in Ruhestand geht.« In Australien seien 60 Prozent der Bibliothekare älter als 45 Jahre alt, betrachte man die australischen Beschäftigten insgesamt, so liege der Anteil lediglich bei 35 Prozent. Auch im unteren Teil der Alterspyramide sieht es für die Bibliothekare in Down Under nicht gut aus: Nur 14 Prozent sind unter 35 Jahre alt, bei den Arbeitnehmern insgesamt liegt der Anteil dagegen bei 42 Prozent. Das Problem der aussterbenden Bibliothekare taucht indes nicht nur in Australien auf. ALIA gibt weiter bekannt, dass in den britischen Bibliotheken bis zum Jahr 2010 – also bereits in fünf Jahren – an die 11 000 Beschäftigte fehlen werden. In den USA mache man sich vor allem über die Zukunft der wissenschaftlichen Bibliotheken Sorgen. Dort hat die Regierung bereits eine groß angelegte Studie zum künftigen Personalbedarf in Auftrag gegeben. ALIA weist in seiner Pressemitteilung jedoch darauf hin, dass es jetzt nicht nur darum gehen müsse, mehr Bibliothekare auszubilden, sondern vor allem auch darum, die Studieninhalte neu zu gestalten. Die Präsidentin Gillian Hallam erklärt: »Der hohe Grad an Interdisziplinarität im Bibliothekswesen erfordert bei den Beschäftigten Wissen und Fähigkeiten, die von der Informationstechnologie über Managementfragen und Psychologie bis hin zur Pädagogik reichen.« slh w »Ich könnte mir vorstellen, dass es in den eher abgelegenen Gebieten ganz gute Chancen für deutsche Bibliothekare gibt, die ein paar Monate in Australien arbeiten möchten – und vielleicht ergibt sich daraus ja dann mehr.« Bibliothekare – eine bedrohte Art Wirtschaftliche Kennzahlen sind heute das wichtigste Argument bei politischen Verhandlungen, Bibliotheken müssen sich darauf einstellen. Die über den Zahlen schwebende Kernbotschaft soll lauten: Eine Investition in Bibliotheken lohnt sich. Außerdem ist es ganz wesentlich, dass wir erfolgreiche Projekte aus der Praxis vorstellen, um so den hohen Wert und Nutzen der Bibliotheken zu untermauern und bekannter zu machen. Wir sind beim Thema Finanzen angekommen: Zahlen Bibliotheksnutzer in Australien eigentlich Gebühren? Es gibt bei uns grundsätzlich keine Gebühren. Nur besondere Dienstleistungen, wie Fotokopien oder Computerausdrucke, müssen bezahlt werden. Der wichtigste Grundsatz unseres Verbandes lautet: Freier Zugang zu Information für alle. Eine Gebühr würden wir als sehr große Einschränkung empfinden, das geht gegen unsere demokratischen Prinzipien. –B Welchen Stellenwert hat in Ihrem Verband die Lobbyarbeit? Wie werben Sie für die Anliegen der Bibliothekare? Lobbyarbeit ist bei uns sehr wichtig und hat absoluten Vorrang. Derzeit stehen die australischen Bibliotheken mit der Zentralregierung, den Regierungen der Bundesstaaten und anderen regionalen Entscheidungsträgern in Verhandlungen über ein geplantes BreitbandProjekt. Ziel ist es, auch in entlegene Gegenden, von denen es in Australien sehr viele gibt – die Entfernungen sind riesig –, Informationen auf digitalem Weg zu vermitteln. Dabei handelt es sich etwa um amtliche Bekanntmachungen, um einen Großteil unserer Lobbyarbeit in dieses Projekt. Bei unserer Lobbyarbeit achten wir im Übrigen sehr darauf, dass wir ganz konkrete Aussagen machen und nicht irgendwelche Phrasen dreschen. Derzeit sind wir dabei, konkret und nachvollziehbar zu ermitteln, wie viel ein Träger, und damit die von ihm vertretene Gemeinschaft, zurückbekommt, wenn er einen Dollar in eine Bibliothek investiert. –u Beim ALIA-Kongress Ende 2004 war auch der Ministerpräsident des gastgebenden Bundesstaates Queensland anwesend. Bibliotheken scheinen in Australien auf politischer Ebene mehr Wertschätzung zu genießen als in Deutschland. Das täuscht. Auch wir in Australien müssen hart um die Aufmerksamkeit der Entscheidungsträger kämpfen. Politiker, wie zum Beispiel der Ministerpräsident von Queensland, kommen zu unseren Veranstaltungen, wenn es für sie politisch opportun ist, sonst nicht. Nach meinen jetzigen Erfahrungen würde ich sogar sagen, dass Bibliothekare und Bibliotheken in Europa, zumindest in Nordeuropa, auf politischer Ebene deutlich besser wahrgenommen werden als in Australien. Ich kann hier in Oslo noch einiges lernen. .B 62 BuB w 62 Apropos Gebühren: Lange galt Australien als das gelobte Studienland: Gebühren wurden erst bei entsprechenden Einkommen fällig, es gab eine gute Infrastruktur und es herrschte Aufbruchstimmung unter den Studenten. Nun bedrohen aber auch in Down Under Reformen der Regierung das Bildungssystem. Inwiefern sind von dieser aktuellen Entwicklung die Bibliotheken betroff en? Die wissenschaftlichen Bibliotheken und vor allem die wissenschaftliche Ausbildung der Bibliothekare sind davon stark betroffen. Früher gab es an den Universitäten eigene Fakultäten für die Ausbildung der Bibliothekare, inzwischen hat der rigide Sparkurs dazu geführt, dass die bibliothekarische Ausbildung in andere Fakultäten integriert wurde und nur noch einzelne Kurse stattfinden. Prominentestes Beispiel ist die Universität von Canberra, immerhin die Hauptstadt des Landes. Dort wurde die Bibliotheksausbildung komplett geschlossen, genau so wie der Studiengang an der Universität von New South Wales, beides innerhalb von zwei Monaten. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Der akademische Nachwuchs fehlt, was unter anderem mit der vergleichsweise schlechten Bezahlung zu tun hat. Wenn kein Nachwuchs da ist, lassen sich Fakultäten natürlich leichter schließen. Verschärft hat sich außerdem das Ungleichgewicht zwischen Forschung und Lehre an australischen Hochschulen. Es wird deutlich mehr Geld für Forschung bereitgestellt. BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 63 Das Interview .d –B –u Gillian Hallam ist Präsidentin der Australian Library and Information Association (ALIA). Der größte australische Bibliotheksverband, der sowohl Bibliotheken als auch Bibliothekare vertritt, hat 6 000 Mitglieder. Insgesamt arbeiten in Australien (20 Millionen Einwohner) an die 28 000 Personen in Bibliotheken, davon sind zur Hilfe bei Sprachproblemen. Derzeit wird die Staatsbibliothek von Queensland um- und ausgebaut, dabei spielt die Integration von Dienstleistungen für die indigene Bevölkerung ebenfalls eine wesentliche Rolle. Für die Angestellten in Bibliotheken gibt es Richtlinien, wie sie mit indigenem Wissen umgehen sollen. An meiner Universität kann indigene Kultur und Geschichte als Wahlfach belegt werden. Die große Schwierigkeit ist, dass Wissen und Erfahrungen der Ureinwohner nur mündlich tradiert sind, es gibt wenige Dokumente. Deshalb wird momentan landesweit daran gearbeitet, die Erzählungen, die Musik und die Bräuche der Aborigines festzuhalten, und zwar auf digitalen Trägern, um sie so für die Nachwelt zu bewahren. Übrigens setzt sich auch der neue IFLA-Präsident Alex Byrne, der ja aus Australien kommt, stark für die Interessen der indigenen Bevölkerung ein. w Die Politik, nicht zuletzt aber auch viele Bibliothekare, setzen auf digitale Medien und Internet. Hat die traditionelle Bibliothek, hat das Buch überhaupt noch eine Chance? Ja, sicher. Die Verkaufszahlen von Büchern steigen in Australien weiter. Und solange Bibliotheken populäre Literatur anbieten, werden sie auch hohe Ausleihzahlen bei Büchern erreichen. Was bleibt, ist natürlich die Sorge um das Niveau, aber das muss jede Bibliothek für sich klären. Selbst im akademischen Bereich sind Bücher derzeit immer noch wichtig, obwohl die elektronischen Medien eine immer größere Bedeutung gewinnen. Eine große Freundin Deutschlands .B Australien ist in weiten Gebieten sehr dünn besiedelt. Wie kommen Bewohner in abgelegenen Gegenden in den Genuss von Bibliotheksdienstleistungen? Das ist eine große Schwierigkeit. Es gibt vor allem zwei Hindernisse: Die Versorgung mit Information ist zum einen teuer, zum anderen gibt es nur wenige Bibliothekare, die in abgelegenen Gebieten arbeiten wollen. Man verdient dort vergleichsweise wenig, kommt nur schlecht weg und hat kaum Möglichkeiten zur Fortbildung. Die Bibliotheken in den Gemeinden wiederum erhalten nur dann staatliche Zuschüsse, mit denen sie ihre Einrichtung attraktiver gestalten können, wenn sie über Fachpersonal verfügen. Das ist ein Teufelskreis. w w Beim vergangenen IFLA-Weltkongress in Buenos Aires spielte die Integration der indigenen Bevölkerung in die Informationsgesellschaft eine wichtige Rolle. Immer wieder wurde gefordert, dass Bibliotheksarbeit nicht für, sondern von Angehörigen der indigenen Gemeinschaften gemacht sein sollte. Wie werden die Ureinwohner des australischen Kontinents in das nationale Bibliothekssystem integriert? In Queensland zum Beispiel, also in dem Bundesstaat, in dem ich lebe, gibt es inzwischen 13 so genannte indigene Wissenszentren, sie befinden sich überall dort, wo größere indigene Gemeinschaften angesiedelt sind. Diese Wissenszentren bieten speziell auf die indigene Bevölkerung abgestimmte Dienstleistungen an, vom Einführungskurs ins Internet bis BuB | 58 (2006) 01 13 000 Bibliothekare mit Universitätsabschluss. Hallam wurde auf dem vergangenen ALIA-Kongress für die Amtszeit von 2005 bis 2006 gewählt. Im Hauptberuf ist sie Hochschullehrerin an der Fakultät für Informationstechnologie der Queensland University of Technology. Sie arbeitete zuvor in unterschiedlichen Bibliotheken des Landes, unter anderem mehrere Jahre an der State Library of Queensland, sowie als Information-Manager in privaten Unternehmen. In australischen Bibliotheksverbänden und Fachausschüssen hat sie auf nationaler und regionaler Ebene vielfältige Funktionen inne gehabt. Hallam studierte Bibliotheks- und Erziehungswissenschaft sowie Germanistik und verbrachte einen einjährigen Studienaufenthalt in München. Sie spricht fließend Deutsch, mag deutsche Literatur und Musik. Hallam ist 53 alt, verheiratet und hat zwei Töchter. Ihre Hobbys sind Reisen, Lesen und Malen sowie ihr Cocker Spaniel »Ruffles«, mit dem sie jeden Morgen um die Wette läuft. – Kontakt: [email protected] slh e Beim Kampf um Fördergelder konkurrieren wir mit Fachrichtungen wie der Bio- oder Nanotechnologie, die mehr im Rampenlicht stehen. Tatsache ist: Es gibt nur wenige Unternehmen, die bereit sind, bibliothekarische Forschungsprojekte zu fördern. Sie unterrichten Bibliothekswesen an der Queensland University of Technology in Brisbane. Welche Berufsaussichten haben Ihre Absolventen? Sie haben sehr gute Aussichten. Viele bekommen schon während ihrer Studienzeit ein Job-Angebot. Manche davon beginnen während des Studiums einen Teilzeitjob bei ihrem künftigen Arbeitgeber. Unser Studiengang schließt mit dem Titel »Master of International Management« ab, das heißt, die Absolventen können nicht nur in Bibliotheken, sondern zum Beispiel auch als Web- oder Information-Manager in privaten Unternehmen arbeiten. Unsere Studenten erhalten eine breit gefächerte Ausbildung, so dass sie später in vielen Bereichen, auch in Ministerien und Behörden tätig sein können. Informationsverarbeitung spielt heute in nahezu allen Branchen eine wichtige Rolle – wir sind die Spezialisten dafür. Darüber hinaus kommen in unsere Kurse auch Mitarbeiter aus Unternehmen, die sich im Bereich Informationsmanagement weiterbilden möchten. Gibt es Möglichkeiten für deutsche Bibliotheksstudenten beziehungsweise Bibliothekare, in Australien ein Auslandssemester oder ein Praktikum zu absolvieren? Ja, die Möglichkeit gibt es. Bisher haben wir an meiner Universität leider noch keine festen Arrangements, es gibt noch keinen institutionalisierten Austausch von Studenten. Wer nach Australien kommen möchte, muss das also selbst organisieren, das heißt sich bei einer Bibliothek oder Hochschule direkt bewerben. Eine große Hürde für einen gegenseiti- 63 | Lesesaal Ausland Ursula Wester Haben deutsche Bibliothekare mit guten Englisch-Kenntnissen auch eine Chance, in Australien einen dauerhaften Job zu finden? Das ist schwierig. Man braucht ein Visum, und die Einwanderung ist bei uns sehr genau geregelt. Es werden nur bestimmte Berufsgruppen zugelassen, außerdem kommt es auf das Alter, zum Teil auch auf das Vermögen an. Es ist sicherlich leichter, erstmal für eine bestimmte Zeit einen Job oder ein Praktikum zu finden – oder an einen Job-Tausch zu denken. Ein Überblick über die Bibliotheken in der Türkei w O .B –u –B Seit einigen Jahren nimmt das Interesse an der Türkei in Deutschland beständig zu: Im Vordergrund stehen die Debatten zur EU-Mitgliedschaft der Türkei; dazu kommt die Diskussion um die Integration von Ausländern in Deutschland, bei der die große Zahl der Türken beziehungsweise Türkischstämmigen eine wichtige Rolle spielt. Die Türkei ist ein beliebtes Reiseziel vieler Deutscher und nicht erst seit Fatih Akıns Istanbul-Film »Crossing the Bridge« ist besonders die geschichtsträchtige und lebendige türkische Metropole am Bosporus »en vogue«. Istanbul ist natürlich nicht die Türkei – das Land mit über 70 Millionen Einwohnern und einer mehr als doppelt so großen Landfläche wie Deutschland ist geprägt von großen Unterschieden in Bezug auf Lebens- und Einkommensverhältnisse und sozio-kulturelle Traditionen und Werte, insbesondere durch ein starkes West-Ost-Gefälle; es befindet sich im Übergang zu einer Industrie- beziehungsweise Informationsgesellschaft – und dies mit einem teilweise rasanten Veränderungstempo. Bibliotheken spielen eine wichtige Rolle in diesem Transitionsprozess, indem sie den Zugang zu Literatur und Informationen ermöglichen und damit entscheidend zu Bildung, Chancengleichheit und zur weiteren demokratischen und wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. w Zum Abschluss Ihrer Reise besuchen Sie den IFLA-Weltkongress in Oslo. Welches Signal erwarten Sie sich von dieser Veranstaltung? Die eine große Botschaft gibt es wohl nicht. Es ist die Vielzahl der Kontakte, Gespräche, Veranstaltungen, die den IFLA-Kongress auszeichnet. Der Blick weitet sich, die Probleme in der Heimat werden relativiert, wenn man sieht, mit welchen Schwierigkeiten Bibliothekare in anderen Teilen der Welt kämpfen; denken wir nur an die vom Tsunami betroffenen Regionen. Der Kongress stellte wieder mal unter Beweis: Wir können viel voneinander lernen. Was mich bei solchen Veranstaltungen jedoch immer ein bisschen wundert, sind die langen Diskussionen über das Selbstverständnis unseres Berufsstandes. Was ist ein Bibliothekar? Das haben wir uns schon vor 40 Jahren gefragt. Das ist ermüdend, und ich glaube, Angehörige anderer Berufssparten sind da souveräner. Vielleicht stammt diese Unsicherheit daher, dass wir in einer ungeheuer dynamischen Umgebung arbeiten. Wir müssen uns schnell an technische Neuerungen anpassen und immer wieder neue Fähigkeiten ausbilden, um mit den rasch wechselnden Bedingungen in der Informationswirtschaft zurecht zu kommen – und damit nicht zuletzt auch unsere eigene Rolle und Bedeutung in dieser Branche aufrecht zu erhalten. Von hethitischen Keilschriftarchiven zu modernen Informationszentren b es zu einer vollständigen Integration der Türkei in die EU kommen wird oder ob man sich für andere Formen der Kooperation entscheidet – das wechselseitige Wissen über das jeweils andere politische und gesellschaftliche System gewinnt im Rahmen einer intensivierten Zusammenarbeit und vor dem Hintergrund der Globalisierung an Bedeutung. Dazu gehören auch das Bildungssystem und das Bibliothekswesen, und zu Letzterem möchte dieser Artikel einen Beitrag leisten. Er entstand auf der Basis einer Masterarbeit; viele der Informationen finden sich auch im Internetangebot »Bibliotheksportal Türkei« des Goethe-Instituts Istanbul wieder (www.goethe.de/bibliotheksportal-tuerkei). Dort sind auch die Links zu den Webseiten der in diesem Artikel erwähnten türkischen Bibliotheken und Einrichtungen – soweit vorhanden – angegeben; an dieser Stelle wird deshalb auf die Angabe von URLs verzichtet. e gen Austausch von Bibliothekaren ist die Sprache – zumindest auf unserer Seite. Ich könnte mir vorstellen, dass es in den eher abgelegenen Gebieten, von denen wir gesprochen haben, ganz gute Chancen für deutsche Bibliothekare gibt, die ein paar Monate in Australien arbeiten möchten – und vielleicht ergibt sich daraus ja dann mehr. .d 64 BuB w 64 Versuch eines kurzen geschichtlichen Überblicks Die Geschichte der Bibliotheken auf dem Gebiet der heutigen Türkei lässt sich bis ins zweite Jahrtausend vor Christus zurückverfolgen – die in Hattuscha, der Hauptstadt des Hethiterreichs, gefundene Keilschrifttafelsammlung wird als eine der ältesten Bibliotheken beziehungsweise Archive überhaupt angesehen. Aus antiker Zeit zeugen vor allem die Bibliothek von Pergamon und die Celsus-Bibliothek von Ephesus von einer hochentwickelten Bibliothekskultur. Während über Bibliotheken aus byzantinischer Zeit kaum Zeugnisse existieren und nur wenige Manuskripte aus deren Bestände erhalten blieben, ist die Bibliotheks- und Schriftkultur des osmanischen Reichs besser dokumentiert und wirkt noch heute in vielen Bereichen des Bibliothekswesens nach. Osmanische Bibliotheken waren meist Teil von Medresen (islamische Schulen für höhere Bildung) und häufig in einen Moschee-Komplex integriert. Viele dieser Stiftungsbibliotheken – finanziert von Herrscherfamilien oder wohlhabenden Bürgern – bestanden bis zur Republikgründung Anfang des 20. Jahrhunderts fort und wurden erst dann durch staatliche Bibliotheken abgelöst. Auch heute noch sind viele türkische Bibliotheken in historischen osmanischen Gebäuden untergebracht; zahlreiche Bibliotheken verfügen über große und wertvolle Handschriftensammlungen, BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 65 Ausland –B .d Durch ihre politische Nähe zu den – häufig islamistisch orientierten – Stadtverwaltungen sind kommunale Öffentliche Bibliotheken und ihre Angebote jedoch gelegentlich religiös geprägt; häufiger dominieren in ihren Beständen Bücher zum Islam. den bibliothekarischen Studiengang »Information and Record Management« an. Seit 1960 ist staatlicherseits die dem Ministerium für Kultur (heute: Ministerium für Kultur und Tourismus) angegliederte Generaldirektion für Bibliotheken und Publikationen für die Entwicklung Öffentlicher Bibliotheken zuständig – seitdem stieg die Zahl der Öffentlichen Bibliotheken von 152 auf heute über 1 400 an. Daneben existieren ebenfalls – in kleinerer Zahl – Öffentliche Bibliotheken in kommunaler Trägerschaft. Im gleichen Zeitraum wurden zahlreiche Universitäten gegründet; heute existieren fast 80 Universitäten, davon ein Drittel in privater Trägerschaft. Auch die Zahl der Spezialbibliotheken hat stark zugenommen und weist ein breites Spektrum auf. Circa 7 000 türkische Gymnasien verfügen über Schulbibliotheken. Während die Universitäts- und Schulbibliotheken indirekt dem Erziehungsministerium unterstellt sind und der Generaldirektion für Bibliotheken und Publikationen neben den Öffentlichen Bibliotheken auch einige wenige Bibliotheken mit Altbeständen e In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg vollzog sich eine Professionalisierung des türkischen Bibliothekswesens, die sich vor allem in der Gründung der Nationalbibliothek (1948), der Gründung des Verbands türkischer Bibliothekare (1949) und der Gründung des ersten universitären Instituts für Bibliotheks- wesen an der Ankara-Universität (1954) manifestierte. Weitere Studiengänge für Bibliothekswesen wurden 1964 an der Istanbul-Universität und 1972 an der Hacettepe-Universität in Ankara gegründet. Inzwischen bieten auch die Marmara-Universität in Istanbul und die private Başkent-Universität in Ankara –u mit teils kunstvoll illustrierten Manuskripten. Aufgrund eines Druckverbots im Osmanischen Reich wurde der Buchdruck erst Anfang des 18. Jahrhunderts etabliert; erst im 19. Jahrhundert nahm die Zahl der Druckerzeugnisse und damit auch der Umfang der Bibliotheksbestände deutlich zu; diese blieben jedoch nur einer Bildungselite zugänglich. Erst durch die Schriftreform Atatürks in den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts – die Ablösung der osmanischarabischen Schrift durch lateinische Schriftzeichen und damit verbundene Alphabetisierungskampagnen – wurden Bücher breiteren Bevölkerungsschichten zugänglich; Öffentliche Bibliotheken wurden innerhalb von so genannten Volkshäusern beziehungsweise Volkszimmern in großer Zahl eingerichtet. In den Dreißigerjahren wurden die ersten Universitäten gegründet, bei deren Aufbau – insbesondere auch bei der Gestaltung der Bibliotheken – zahlreiche deutsche, vor den Nationalsozialisten ins türkische Exil geflohene Wissenschaftler beteiligt waren. w w w .B Die Geschichte der Bibliotheken auf dem Gebiet der heutigen Türkei ist lang: Aus antiker Zeit zeugt vor allem die Celsus-Bibliothek von Ephesus von einer hochentwickelten Bibliothekskultur. (Foto: red) BuB | 58 (2006) 01 65 66 BuB | Lesesaal Ausland zugeordnet sind, gibt es keine zentrale Behörde oder Einrichtung, die alle Bibliotheken der Türkei, ihre Bestände und Aktivitäten erfasst oder koordiniert. e Die Bibliothekslandschaft der Türkei heute –B Die Orhan Kemal Bibliothek in Istanbul .B –u Die Bibliotheken der großen staatlichen Universitäten verfügen oft über umfangreiche historische Bestände – hier ist vor allem die erste und bis zu den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts einzige Universität des Landes, die Istanbul-Universität zu nennen. Die staatlichen Universitätsbibliotheken leiden häufig unter sehr knappen Etats, veralteten Gebäuden und Organisationsstrukturen – Ausnahmen sind die Bibliotheken einiger herausragender staatlicher Hochschulen der Türkei, vor allem die der Bosporus-Universität (Istanbul), der Istanbul Technical University, der Middle East Technical University in Ankara und der Ege-Universität in Izmir. Die Bibliotheken der privaten Universitäten, die sämtlich nach 1980 gegründet worden sind, haben in der Regel jüngere und weniger umfangreiche Bestände, sind jedoch finanziell und personell häufig weitaus besser ausgestattet als die Bibliotheken der meisten staatlichen Universitäten, so zum Beispiel die der Koç-Universität oder die Bibliothek der Sabancı-Universität (beide in Istanbul) und die der Bilkent-Universität in Ankara. Während bei den älteren Universitäten das von deutschen Wissenschaftlern und Bibliothekaren eingeführte System einer zentralen Bibliothek mit zahlreichen Fakultäts- und Abteilungsbibliotheken dominiert, sind die Bibliotheken der seit den Fünfzigerjahren gegründeten Universitäten meist als einschichtige Bibliothekssysteme nach amerikanischem Modell organisiert. Die meisten Universitätsbibliotheken in der Türkei setzen integrierte EDV-Sys- w w Die Türkische Nationalbibliothek (Milli Kütüphane) in Ankara wurde 1948 gegründet; ihr Bestand umfasst zurzeit 1,7 Millionen Medieneinheiten, darunter circa 25 000 Handschriften und Rara, 55 000 Bücher in arabischer Schrift und 100 000 andere Medien (Karten, Noten, Plakate und so weiter). Sie erhält aufgrund eines Pflichtexemplargesetzes jeweils ein Exemplar aller in der Türkei publizierten Druckwerke und sammelt darüber hinaus im Ausland erschienene Publikationen über die Türkei. Der Nationalbibliothek ist das Türkische Bibliographische Institut angegliedert; dieses erstellt die Nationalbibliographie des in der Türkei erschienenen Schrifttums und eine Bibliographie von in türkischen Zeitschriften erschienenen Artikeln. Darüber hinaus werden diverse Bestandskataloge erarbeitet, die sich auf Sonderbestände in türkischen Bibliotheken – Handschriften, Druckwerke in arabischer Sprache – beziehen. 1983 konnte die Nationalbibliothek einen geräumigen Neubau beziehen, der unter anderem über eine Ausstellungshalle und diverse Multifunktions- und Gruppenarbeitsräume verfügt. Weitere Angebote sind ein Mikrofilm-Archiv, ein Atatürk-Dokumentationszentrum, eine Landkartenabteilung und eine Sammlung »Sprechender Bücher«; im gleichen Gebäude befinden sich ein Datenverarbeitungszentrum, eine Druckerei mit Buchbinderei, ein Fotolabor und ein Labor zur Mikrofilm-Herstellung. Die Nationalbibliothek bietet über ihre Webseiten einen Online-Katalog an; auch in der Artikelbibliographie kann man online recherchieren. Darüber hinaus wird dort eine Auswahl von bemerkenswerten Hand- und Druckschriften und Bucheinbänden aus dem Bestand der Nationalbibliothek vorgestellt. .d Türkische Nationalbibliothek w 66 Hochschulbibliotheken in der Türkei In der Türkei existieren zurzeit rund 80 Universitäten, davon sind zwei Drittel staatlich, und ein Drittel sind so genannte Stiftungsuniversitäten, das heißt Universitäten in privater Trägerschaft. (Foto: Ursula Wester) teme ein; sie sind ins jeweilige lokale Universitätsnetz eingebunden, verfügen über Internetanschlüsse und Webseiten, viele auch über Online-Kataloge im Internet. Fast alle bieten ihren Nutzern Zugang zu elektronischen Zeitschriften und Datenbanken an. Fast alle Universitätsbibliotheken gehören dem türkischen Bibliothekskonsortium ANKOS (Anadolu Üniversite Kütüphaneleri Konsorsiyumu) an. Spezialbibliotheken in der Türkei Das Spektrum der Spezialbibliotheken in der Türkei ist sehr breit – international von Bedeutung sind hier vor allem Bibliotheken mit wertvollen Handschriftensammlungen und islamwissenschaftliche Spezialbibliotheken. Bei den Manuskriptbibliotheken steht die Süleymaniye-Bibliothek in Istanbul an erster Stelle. In ihr sind circa 140 Stiftungsbibliotheken und Privatsammlungen zusammengeführt; sie umfasst neben Druckschriften rund 68 000 Handschriften, die meisten davon in arabischer beziehungsweise osmanischer Sprache, und verfügt damit über eine der größten und bedeutendsten Sammlungen islamischer Manuskripte weltweit. Das Zentrum der Handschriften befindet sich in Istanbul, der Hauptstadt des damaligen Osmanischen Reichs – neben der Süleymaniye-Bibliothek sind hier vor allem die Bibliothek des Topkapı-Palastes, der Nuruosmaniye-Bibliothek, die Zentralbibliothek der Istanbul-Universität und die Staatliche Bibliothek im Stadtviertel Beyazıt (Beyazıt Devlet Kütüphanesi) zu nennen. Weitere Bibliotheken mit HandBuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 67 Ausland w w Internetzugänge für Benutzer, wie zum Beispiel in der Atatürk Bibliothek in Izmir, sind die Ausnahme. (Foto: Ursula Wester) BuB | 58 (2006) 01 Nach dem Studium des Öffentlichen Bibliothekswesens in Bonn (Diplomabschluss 1986) und zweijähriger Tätigkeit in der Kreis- und Stadtbibliothek Soltau wechselte Ursula Wester zum Goethe-Institut. Dort war sie zunächst in der Zentrale tätig, um dann für sechs Jahre die Leitung des Informationsund Bibliotheksbereichs am GoetheInstitut Jakarta zu übernehmen. Seit 2001 leitet sie den Informations- und Bibliotheksbereich am Goethe-Institut Istanbul und koordiniert die Bibliotheksarbeit der Goethe-Institute in der Türkei. 2004 schloss sie das postgraduale Studium Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin mit dem Master of Arts - Library and Information Science ab. – Kontakt: [email protected] .B –u –B .d gical Institute in Istanbul Orient-Institut der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in Istanbul Swedish Research Institute in Istanbul. Ausländische Kulturinstitute sind in der Türkei gut vertreten; sie verfügen meist über kleinere Bibliotheken beziehungsweise Informationszentren. In Ankara, Istanbul und Izmir bieten das GoetheInstitut, das Institut Français und das Istituto Italiano di Cultura Bibliotheken an, der British Council dagegen nur in Istanbul und Izmir. Das spanische Kulturinstitut Instituto Cervantes hat 2001 eine Zweigstelle in Istanbul gegründet, der ebenfalls eine Bibliothek angegliedert ist. Den amerikanischen Auslandsvertretungen in Ankara und Istanbul sind Informationszentren – American Information Resource Centers – angegliedert. Weitere wichtige türkische Spezialbibliotheken sind die Parlamentsbibliothek (Türkiye Büyük Millet Meclis Kütüphane ve Dokümentasyon Merkezi) in Ankara mit einem Bestand von 260 000 Medieneinheiten, das Informationszentrum des staatlichen Turkish National Academic Network and Information Center (Ulusal Akademik Ağ ve Bilgi Merkezi – ULAKBIM) in Ankara, die Bibliothek der Gesellschaft für die türkische Sprache (Türk Dil Kurumu) in Ankara und die Frauenbibliothek in Istanbul (Women‘s Library and Information Center; Kadin Eserleri Kütüphanesi ve Bilgi Merkezi). Zahlreiche türkische Wirtschaftsunternehmen haben eigene Kulturstiftungen; durch diese engagieren sie sich in diversen kulturellen Bereichen, unterhalten Orchester, Museen oder auch Bibliotheken. So betreibt zum Beispiel die Borusan-Kulturstiftung in Istanbul eine Musikbibliothek und die Kulturstiftung der Bank Yapı Kredi eine historisch ausgerichtete Bibliothek (Yapı Kredi Sermet Cifter Library) mit einem Bestand von 80 000 gedruckten Büchern und Handschriften. e Netherlands Historical and Archaeolo- w schriften-Sammlungen befinden sich in Bursa, Diyarbakır, Edirne, Kayseri, Konya und Sivas. Die wichtigste islamwissenschaftliche Bibliothek der Türkei ist die Bibliothek des Center for Islamic Studies (ISAM) in Istanbul, die von der Turkish Religious Foundation betrieben wird. In einem beeindruckenden Neubau auf der asiatischen Seite Istanbuls präsentiert sie 130 000 Bände und 2 400 Zeitschriftenartikel zu türkeibezogenen islamwissenschaftlichen Studien. In einem historischen Gebäude des Yıldız-Palastes in Istanbul befindet sich das Informationszentrum IRCICA (İslam Tarih, Sanat ve Kültür Araştırma Merkezi) – eine Einrichtung der Organisation of the Islamic Conference (OIC). IRCICA verfügt über 60 000 Bücher und 1 500 Zeitschriftentitel zur Geschichte, Kunst und Kultur des Islam. Ein wichtiges Forschungsgebiet in der Türkei ist die Archäologie; hierzu und zu weiteren türkeibezogenen Forschungen (Turkologie / Orientwissenschaften) verfügen vor allem ausländische Forschungsinstitutionen über teils umfangreiche Bibliotheksbestände: American Research Institute in Turkey mit Bibliotheken in Istanbul und Ankara British Institute of Archaeology in Ankara Deutsches Archäologisches Institut in Istanbul Institut Français d’ études Anatoliennes in Istanbul Öff entliche Bibliotheken in der Türkei Wie bereits erwähnt, sind die weitaus meisten Öffentlichen Bibliotheken in der Türkei der Generaldirektion für Bibliotheken und Veröff entlichungen (Kütüphaneler ve Yayımlar Genel Müdürlüğü), einer Behörde des Ministeriums für Kultur und Tourismus, zugeordnet. Einige Großstädte unterhalten darüber hinaus eigene kommunale Bibliotheken. Diese sind jedoch zahlenmäßig sehr begrenzt. Kommunale ÖBs sind häufig besser ausgestattet als staatliche Öffentliche Bibliotheken – wie zum Beispiel die kommunale Atatürk-Bibliothek (Atatürk Kitaplığı) in Istanbul. Durch ihre politische Nähe zu den – häufig islamistisch orientierten – Stadtverwaltungen sind kommunale Öffentliche Bibliotheken und ihre Angebote jedoch gelegentlich religiös geprägt; häufiger dominieren in ihren Beständen Bücher zum Islam. Ein positiv herausragendes Beispiel ist die kommunale Öffentliche Bibliothek in Bursa, die über sehr ansprechende Räumlichkeiten und attraktive Bestände verfügt und hervorragend genutzt wird. Im Folgenden erfolgt eine Konzentration auf die Darstellung staatlicher Öffentlicher Bibliotheken in der Türkei, da zu den – wenigen – kommunalen Bibliotheken kaum Informationen vorliegen. Türkeiweit gibt es circa 1 400 staatliche Öffentliche Bibliotheken. Alle 81 Provinzen der Türkei verfügen über jeweils eine Provinzbibliothek (İl Halk Kütüphanesi) in der Provinzhauptstadt. Darüber hinaus gibt es in jeder Provinz mehrere Bezirks- oder Stadtteilbibliotheken (İlce Halk Kütüphanesi). Die Provinzbibliotheken übernehmen teilweise koordinierende und kontrollierende Funktionen gegenüber den Bezirks- beziehungsweise Stadtteilbibliotheken in ihrem Einzugsgebiet. Viele Provinzbibliotheken unterhalten Fahrbibliotheken – es gibt zurzeit türkei- 67 | Lesesaal Ausland w e Mittelzuteilung und der Zuteilung von Personalstellen und Personal über den Bestandsaufbau, die Öffnungszeiten, die Öffentlichkeitsarbeit – alles wird zentral gesteuert oder muss zumindest genehmigt werden. Somit sind der Eigeninitiative der örtlichen Bibliothekare und den Entwicklungsmöglichkeiten der Bibliotheken enge Grenzen gesetzt. Seit 2004 gibt es Pläne zur Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung der Türkei; dies würde eine Angliederung aller Öffentlichen Bibliotheken an die Kommunen mit sich bringen und damit grundsätzlich bessere Möglichkeiten einer lokal bestimmten Bibliotheksarbeit ermöglichen – dazu später mehr im abschließenden Kapitel dieses Beitrags. –B .d direktion für Bibliotheken kann man in den Katalogen einiger weniger Bibliotheken online recherchieren. Insbesondere die Öffentliche Bibliothek in der Kleinstadt Ulus (Provinz Bartın) kann als Vorreiter in Bezug auf IT-Angebote angesehen werden: Dort stehen den Nutzern mehrere InternetPCs und zudem Bibliothekswebseiten mit Informationen zur Bibliothek, zur Stadtverwaltung, mit touristischen und heimatkundlichen Hinweisen und Ähnlichem zur Verfügung. Das staatliche öffentliche Bibliothekswesen der Türkei ist sehr zentralistisch organisiert; die Generaldirektion für Bibliotheken und Veröff entlichungen ist als zuständige Behörde verantwortlich für quasi sämtliche Bereiche: Von der Internationale Bibliothekskonferenz in der Türkei –u Unter dem Titel »Libraries As Gateways To Information Society: Increasing Public Awareness« fand an der renommierten privaten »Istanbul Bilgi Universität« vom 19. bis zum 21. September 2005 eine Internationale Bibliothekskonferenz statt. Auf Einladung der »Innovative Library Initiatives Promotion Group« (ILIPG; www.library. itu.edu.tr/ilipg) und dem Verband Türkischer Bibliothekare, Zweigstelle Istanbul (http://istanbul.kutuphaneci.org.tr) kam zahlreiches Fachpublikum aus der ganzen Türkei. Als Referenten waren BibliothekarInnen aus Deutschland, Amerika, England, Spanien und der Türkei geladen. Vorträge, unter anderem zu Themen wie »Öffentliche Bibliotheken und Lobbyarbeit« oder »Marketing von Bibliotheksdiensten«, fanden ebenso großes Interesse und wurden kontrovers diskutiert wie die Rolle der Bibliotheken im Kontext des »Lebenslangen Lernens«. Ganz besondere Beachtung fanden die Ausführungen von Hannelore Vogt, Stadtbücherei Würzburg (1. Platz im BIX-Bibliotheksranking 2005), mit dem Titel »Connecting People – Libraries As Partners In Local Networks«. Ihr mit zahlreichen anschaulichen Beispielen und originellen Ideen angereicherter Vortrag stieß auf großes Interesse (hannelore.vogt@stadt. wuerzburg.de). Angeregt durch die von Vogt genannten Beispiele zu Partnerschaften und Kooperationen zwischen der Stadtbücherei Würzburg und anderen Institutionen brachten die TeilnehmerInnen im anschließenden w weit 65 Bücherbusse mit insgesamt 961 Haltepunkten. Öffentliche Bibliotheken haben meist eine Abteilung für Kinder; es existieren jedoch auch rund 50 selbstständige Kinderbibliotheken, die meist als Zweigstelle einer Provinz- oder Bezirks- beziehungsweise Stadtteilbibliothek zugeordnet sind. Öffentliche Bibliotheken werden primär von Kindern und Jugendlichen, das heißt von Schülern und Studenten frequentiert, da Schulbibliotheken häufig unattraktiv oder nur eingeschränkt zugänglich sind. Auf die Bevölkerungszahl bezogen sind Angebote und Nutzung Öffentlicher Bibliotheken sehr niedrig – einem Einwohner stehen durchschnittlich knapp 0,2 Bücher zur Verfügung, und weniger als ein Prozent der Bevölkerung nutzt Öffentliche Bibliotheken. Viele Öffentliche Bibliotheken sind in historischen Gebäuden oder in StandardVerwaltungsgebäuden untergebracht; nur wenige verfügen über Gebäude, die speziell als Bibliotheksgebäude konzipiert und gebaut wurden. Bisher sind circa 60 staatliche Öffentliche Bibliotheken (teil-)automatisiert, das heißt sie katalogisieren edv-gestützt mit einer zentral zur Verfügung gestellten Software namens Iskenderiye. Da die Retrokatalogisierung in den meisten Bibliotheken noch nicht abgeschlossen ist, arbeiten nur wenige mit einer automatisierten Ausleihe. Für Benutzer zugängliche EDV-Kataloge existieren in der Regel nicht. Nur rund 30 staatliche Öffentliche Bibliotheken verfügen über einen Internetanschluss. Die Bestände Öffentlicher Bibliotheken umfassen zu einem großen Teil literarische Bücher (30 Prozent); Sachbücher sind zu circa 70 Prozent vertreten. Einige Bibliotheken bieten – meist selbst produzierte – »Sprechende Bücher«, das heißt auf Kassetten gesprochene Bücher an, die sich an blinde Nutzer richten; weitere AV-Medien werden in der Regel nicht angeboten. Internetzugänge für Benutzer sind eher die Ausnahme; im Rahmen eines EU-Projekts (PULMAN-XT) wurden drei Pilotbibliotheken entsprechend ausgestattet, sodass nun in den zentralen staatlichen Öffentlichen Bibliotheken in Istanbul und Izmir jeweils circa 20 Internet-Benutzerplätze zur Verfügung stehen; in Ankara ist dies nach Abschluss der dortigen Renovierungsarbeiten geplant. Nur wenige staatliche Öffentliche Bibliotheken verfügen über eigene Internetseiten. Über die Webseiten der General- .B 68 BuB w 68 Workshop Ergänzungen durch Beispiele aus der eigenen bibliothekarischen Praxis ein und entwickelten weitere Ideen. Vor dem Hintergrund der geplanten Reform der öffentlichen Verwaltung in der Türkei beziehungsweise der Angliederung der bisher zentralstaatlich organisierten Öffentlichen Bibliotheken an die Kommunen beschäftigte die türkischen ReferentInnen vor allem das Thema der Dezentralisation und die damit verbundenen Probleme einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit lokalen Einrichtungen. Neben den Sitzungen hatten die KonferenzbesucherInnen Gelegenheit, sich durch Posterpräsentationen – unter anderem zur Studienreise türkischer Bibliothekare zu ausgewählten Bibliothekseinrichtungen in Ostdeutschland und Berlin im Sommer 2005, organisiert von den Goethe-Instituten in der Türkei und Bibliothek & Information International (BII) – beziehungsweise an Ständen von Verlagen und ausländischen Kulturinstituten ausführlich zu informieren. Gerade im Zeitalter der Informationsgesellschaft und sich rasch wandelnder Technologien gilt es, den Stellenwert von Bibliotheken im öffentlichen Bewusstsein zu verankern und zu stärken. In Zeiten knapper Ressourcen sind außergewöhnliche bibliothekarische Aktivitäten und innovative Ideen gefragt. Die Konferenz hat dazu beigetragen, dies als Chance, ja als Herausforderung für Bibliotheken in der Türkei zu begreifen. Charlotte Marscholek, Goethe-Institut Ankara, Leiterin Information und Bibliothek – Kontakt: marscholek@ ankara.goethe.org BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 69 Ausland .d –B kare aller Sparten vertreten. Es ist ein Personalverband mit über 3 000 Mitgliedern und türkeiweit circa 40 Zweigstellen. Er wurde 1949 gegründet und ist seit 1951 Mitglied der IFLA. Der Verband gibt die vierteljährlich erscheinende Fachzeitschrift »Türkisches Bibliothekswesen« (Türk Kütüphaneciliği) heraus. Eine regelmäßige Aktivität des Verbands ist die Durchführung einer jährlichen Nationalen Bibliothekswoche mit zahlreichen Veranstaltungen rund um das Thema »Bibliothek und Information«. Darüber hinaus organisiert die Zweigstelle Ankara gelegentlich Seminare für Bibliothekare; die Zweigstellen Istanbul und Edirne geben zahlreiche Fachpublikationen heraus. Die Aktivitäten der TKD-Zweigstellen in kleineren Städten konzentrieren sich häufig auf Öffentliche Bibliotheken und Aktivitäten der Leseförderung. Darüber hinaus besteht seit 1991 der Verband der Bibliothekare an Universitäts- und Forschungsbibliotheken in der Türkei (Üniversite ve Araştırma Kütüphanecileri Derneği). Er hat 550 Mitglieder und gibt neben einem Newsletter die halbjährlich erscheinende Fachzeitschrift »Welt der Information« (Bilgi Dünyası) heraus, die primär Themen der wissenschaftlichen Informationsversorgung durch Bibliotheken und Informationseinrichtungen behandelt. Zudem organisiert der Verband Konferenzen und Seminare für Bibliothekare an Univer- w w w Die Ausbildung für Bibliothekare und Informationswissenschaftler erfolgt in der Türkei an insgesamt fünf Hochschulen. Sie ist gegliedert in ein achtsemestriges Bachelor-Studium (»undergraduate«) und in ein viersemestriges Master-Studium (»graduate«). An einigen Universitäten besteht die Möglichkeit, ein Doctorate-Studium anzuschließen. Seit 2002 sind die Ausbildungsgänge für Bibliotheks-, Archiv- und Dokumentationswesen unter der Bezeichnung »Information and Record Management« zusammengefasst. Jährlich schließen türkeiweit rund 300 Fachleute für Bibliotheks-, Dokumentations- und Archivwesen ihr Studium ab. Unterhalb der universitären Ausbildung existiert keine institutionalisierte Fachausbildung für den Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsbereich, die etwa mit der Ausbildung zum »Fachangestellten für Medien und Informationsdienste« vergleichbar wäre. Zurzeit bestehen Abteilungen für »Information and Record Management« an folgenden Universitäten: Ankara-Universität Başkent-Universität in Ankara Hacettepe-Universität in Ankara Istanbul-Universität Marmara-Universität in Istanbul. Wichtigster Verband im türkischen Bibliothekswesen ist der Verband türkischer Bibliothekare (Türk Kütüphaneciler Derneği – TKD) – dort sind Bibliothe- –u Ausbildung, Verbände, Fachzeitschriften, Mailinglisten Die Bibliothek der TOBB-Universität für Wirtschaft und Technologie in Ankara wird getragen von der Türkischen Handelskammer- und Börsenvereinigung (Türk Odalar ve Borsalar Birligi = TOBB). (Foto: Universität für Wirtschaft und Technologie in Ankara / TOBB) .B An türkischen Gymnasien (9. bis 11. Schuljahr) bestehen circa 7 000 Schulbibliotheken, die insgesamt über fast 15 Millionen Bände verfügen. Trotz dieser beeindruckenden Zahl kann man wohl nur die wenigsten als funktionierende Bibliotheken bezeichnen. Die finanzielle und personelle Ausstattung ist weitgehend unzureichend, und die Bestände sind häufig schlecht zugänglich. Viele Schüler bevorzugen es daher, Öffentliche Bibliotheken zu benutzen. Besser ist die Situation an privaten Schulen: Besonders die am angloamerikanischen Schulsystem orientierten Privatschulen verfügen in der Regel über gut ausgebaute Schulbibliotheken, wie zum Beispiel die Bibliothek des Robert College in Istanbul, die des TED College (TED = Turkish Education Association) oder die des Büyük Kolej – beide in Ankara. e Schulbibliotheken BuB | 58 (2006) 01 sitäts- und Forschungsbibliotheken und publiziert Fachveröffentlichungen. Das Bibliothekskonsortium türkischer Universitätsbibliotheken (Anatolian University Libraries Consortium – Anadolu Üniversite Kütüphaneleri Konsorsiyumu – ANKOS) wurde im Jahr 2000 gegründet und wuchs sehr rasch – auf mittlerweile 80 Mitgliedsbibliotheken, 24 Datenbank-Anbieter und über 400 lizensierte Datenbanken. Dank ANKOS hat sich die nationale und internationale Zusammenarbeit im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken intensiviert, und die Versorgung türkischer Studenten und Wissenschaftler mit wissenschaftlicher Literatur konnte entscheidend verbessert werden. Die ANKOS-Geschäftsstelle ist an der Middle East Technical University in Ankara angesiedelt; ANKOS ist Mitglied von ICOLC (International Coalition of Library Consortia), SPARC (Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition) und SELL (Southern European Libraries Link). Die Istanbuler Arbeitsgruppe ILIPG (Innovative Library Initiatives Promotion Group) besteht seit 2002 und hat sich zum Ziel gesetzt, das (öffentliche) Bibliothekswesen der Türkei zu fördern, nationale und internationale Kooperationen im Bibliotheks- und Informationsbereich anzuregen, Lobbyarbeit für Bibliotheken zu unterstützen und zur Aus- und Weiterbildung beizutragen. 69 | Lesesaal Ausblick .d –B Beim türkischen öffentlichen Bibliothekswesen sind zwar einige positive Entwicklungen zu konstatieren – im Kontext der Teilnahme der Türkei am EU-Projekt PULMAN-XT wurden Pilotbibliotheken verstärkt gefördert, unter anderem durch eine verbesserte IT-Ausstattung, die auch auf alle Provinzbibliotheken ausgedehnt werden soll, durch Hospitationsprogramme und Studienreisen wurden Impulse aufgenommen Unterhalb der universitären Ausbildung existiert keine institutionalisierte Fachausbildung für den Bibliotheks-, Informations- und Dokumentationsbereich, die etwa mit der Ausbildung zum »Fachangestellten für Medien und Informationsdienste« vergleichbar wäre. w w Im Bereich der wissenschaftlichen Bibliotheken hat sich durch die Aktivitäten des Konsortiums ANKOS das Angebot an verfügbaren Datenbanken und elektronischen Zeitschriften entscheidend verbessert; durch Fortbildungsangebote und eine intensive nationale und internationale Kooperation erfolgte eine gewisse Standardisierung, von der alle an ANKOS teilnehmenden Bibliotheken und ihre Nutzer profitieren. Die Bestrebungen von ANKOS, einen nationalen Dokumentenlieferdienst aufzubauen, dauern an. Die wertvollen Rara und Manuskripte der Süleymaniye-Bibliothek und vieler anderer Bibliotheken mit Altbeständen sind meist unzureichend untergebracht und restauriert. Private Initiativen und staatliche Projekte zur Digitalisierung von Handschriften und Rara scheinen bisher wenig koordiniert zu verlaufen. In letzter Zeit ist ein verstärktes Interesse staatlicher Stellen an der Sicherung und Zugänglichmachung des nationalen kulturellen Erbes festzustellen; hier wäre eine organisatorische und sicher auch finanzielle ausländische Unterstützung hilfreich, um die wichtigsten Bestände zu sichern und besser zugänglich zu machen. Öffentliche Bibliotheken in der Türkei werden primär von Kindern und Jugendlichen besucht: hier die Kinderabteilung der Atatürk Bibliothek in Izmir. (Foto: Ursula Wester) –u Die Arbeitsgruppe besteht aus Vertretern von Universitätsbibliotheken, Bibliotheken ausländischer Kulturinstitute, der Istanbuler Zweigstelle des Verbands türkischer Bibliothekare und dem Fachbereich Information and Document Management der Istanbul-Universität; ihre Aktivitäten bestehen beispielsweise aus der Organisation von Bibliothekskonferenzen, der Vermittlung von Hospitationsaufenthalten und der Unterstützung von Bibliotheksinitiativen in der Türkei. Zusätzlich zu Fachzeitschriften, Verbandsarbeit und Fachkonferenzen bieten die folgenden Mailinglisten eine Möglichkeit des bibliothekarischen Fachaustauschs: Kutup-L ist die wichtigste bibliothekarische Mailingliste der Türkei; sie umfasst alle Bibliothekssparten. Okul Kütüphanecileri ist die Mailingliste der Schulbibliothekare in der Türkei. Die Beiträge sind über ein Web-Archiv zugänglich. Die bibliothekarischen Vereinigungen ÜNAK und ANKOS verfügen jeweils über eigene Mailinglisten, die nur für Mitglieder zugänglich sind. e Ausland .B 70 BuB w 70 und Mitarbeiterkompetenzen verbessert –, jedoch konnten die Defizite in Bezug auf die Anzahl der Bibliotheken, bezüglich Umfang und Aktualität der Bestände und ihrer Serviceangebote bisher nur in geringem Umfang abgebaut werden. Allerdings werden gerade im Bereich des öffentlichen Bibliothekswesens in nächster Zeit gravierende Veränderungen anstehen: Durch das bereits erwähnte geplante Gesetz zur Dezentralisierung der öffentlichen Verwaltung sollen unter anderem alle Öffentlichen Bibliotheken den Kommunen angegliedert werden. Die Chancen der Dezentralisierung liegen vor allem darin, Öffentliche Bibliotheken zu entbürokratisieren und ihre Angebote stärker auf lokale Bedürfnisse, das heißt auf den Bedarf der Bevölkerung in der Kommune abzustimmen. Als kommunale Einrichtungen können sie flexibler auf die Bedürfnisse der lokalen Zielgruppen reagieren; die Entscheidungswege sind kürzer; sie haben die Chance, sich gegenüber ihrem Unterhaltsträger als wichtige – gegebenenfalls sogar prestigeträchtige – kommunale Zentren darzustellen. Auch die Zusammenarbeit mit anderen lokalen Organisationen, wie zum Beispiel Schulen, Kulturzentren, Vereinen, Stiftungen und so weiter kann durch die Angliederung an die Kommunen befördert werden; gleichzeitig können sich erweiterte Möglichkeiten für freiwilliges Bürgerengagement und Sponsoring ergeben. Wenn es den Öffentlichen Bibliotheken gelingt, sich als wichtiges Element des kommunalen Bildungs- und Kulturangebots zu positionieren und sich mit anderen Einrichtungen in diesem Bereich zu vernetzen, kann dies ihre Modernisierung fördern und zugleich die entsprechenden Angebote für die Bürger verbessern. Viele Bibliothekare befürchten jedoch, dass die geplante Angliederung an die Kommunen Kürzungen der sowieso schon knappen Mittel, Kompetenz- und BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 71 Ausland .B –u Ausgewählte Literatur Gehört zu den herausragenden staatlichen Bildungseinrichtungen der Türkei: die Bibliothek der Ege-Universität in Izmir. (Foto: Ursula Wester) w w w Akbulut, Mustafa; Atılgan, Doğan: Libraries and librarianship in Turkey. In: IFLA Journal 21(1995)2, Seite 83–88 Aslan, Selma: Turkish Librarians’ Association: Today and tomorrow. www. ifla.org/IV/ifla61/61-asls.htm Atılgan, Doğan: Education for librarianship in Turkey. In: Türk Kütüphaneciliği 9(1995)3, Seite 265– 267 CALIMERA (Hrsg.): Turkey: Information on public libraries, local museums and archives. (CALIMERA country report Turkey) www.calimera.org/countries/Turkey.aspx Çakın, Irfan: Turkish libraries: historical context. 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Der derzeitige gesellschaftliche und politische Wandel in der Türkei ist tiefgreifend und wird sich weiter fortsetzen; es bleibt zu hoffen, dass türkische Bibliotheken ihre wichtige Rolle als Informationsvermittlungseinrichtungen zukünftig noch besser wahrnehmen können, um so zu mehr Chancengleichheit, zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung, zur Förderung der kulturellen Vielfalt und nicht zuletzt zum Aufbau einer demokratischen Zivilgesellschaft beizutragen. 71 | Lesesaal Geschichte Die jüngsten Aktivitäten des Wolfenbütteler Arbeitskreises für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte »Libraries and Innovation« Am 26. und 27. September wurde die Tradition der in unregelmäßigen Abständen angebotenen, abwechselnd in Wolfenbüttel und in London stattfindenden deutsch-britischen Seminare zur Bibliotheksgeschichte / Anglo-German Seminars on Library History fortgesetzt. Sie wurde 1994 begründet und geht auf eine Anregung der damaligen Library History Group der Library Association (jetzt: CILIP Library and Information History Group) zurück. Das inzwischen vierte Seminar wurde vom Kongresszentrum der British Library beherbergt.2 Die Themenfindung für diese Veranstaltungen ist nicht ganz einfach, weil nicht nur für beide Seiten gleichermaßen relevante Akzente gesetzt, sondern auch Impulse für eine »comparative library history« vermittelt werden sollen. Insofern bewiesen die britischen Kollegen mit dem Vorschlag »Libraries and Innovation« eine glückliche Hand. Sie begründeten ihn damit, dass Bibliothekare seit den frühesten Zeiten Pioniere und Unternehmer gewesen sind. Innovationen in Bibliotheken haben in den verschiedensten Bereichen eine Rolle gespielt: bei Erwerbung und Bestandsaufbau, Verwaltung und Management, formaler und inhaltlicher Erschließung, Informationsvermittlung, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit, Bibliotheksplanung und -bau bis hin zu Ideologie und Politik. Planung, Organisation und Moderation lagen in den Händen von Christopher Skelton-Foord (Sub-Librarian, Durham University Library) und Dorothea Miehe (Curator German Collections, The British Library). Von den elf Referentinnen und Referenten kamen neun aus Großbritannien und leider nur zwei aus Deutschland.3 Die Beiträge hatten durchwegs Niveau, wenn auch der Bezug zum Rahmenthema nicht immer zu erkennen war. Einige sollen als exemplarisch kurz vorgestellt werden. Gewissermaßen als Impulsreferat kann Graham Jefcoates (Radboud University Nijmwegen) »Incitement to Innovation: British and German Libraries as Models of Change« betrachtet werden. Alistair Black (Professor an der Leeds w w .B –u Jürgen Mittelstraß hat kürzlich geäußert, dass wir tagtäglich die betrübliche Erfahrung machen, dass nicht nur das Wissen zunimmt, sondern auch das Nichtwissen. Zu Ersterem trägt der Wolfenbütteler Arbeitskreis für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte bei, Letzterem sucht er abzuhelfen. Nach längerer Unterbrechung gilt es, wieder von seinen Aktivitäten zu berichten.1 D Peter Vodosek – Kontakt: [email protected] Metropolitan University) berichtete erste Ergebnisse eines gemeinsam mit Architekten durchgeführten Projekts »Monument and Machine: Style and Efficiency in Early Public Library Design«. Stephen Colclough (University of Reading) referierte über »New Innovations in Audience Control?« am Beispiel von Mudie‘s Select Library und ihrer Haltung zum Sensationsroman im Viktorianischen Zeitalter. »Mudie‘s« war im wahrsten Sinn des Wortes eine Institution; eine Institution, deren Bedeutung für die Literaturrezeption im 19. Jahrhundert kaum überschätzt werden kann und die sich völlig neuer Vertriebsmethoden bediente. Schließlich sei noch Mark Purcell (Libraries Curator, National Trust) mit »›No Petty People‹? – The Irish Big House Library« erwähnt. Auch hier handelt es sich um ein Projekt, das die noch erhaltenen von ursprünglich 4 000 Bibliotheken auf Herrensitzen und Schlössern erfassen will, die vor allem als Kommunikationszentren eine wichtige Rolle spielten. An dieser Stelle ist ein Exkurs über die Bedeutung solcher Forschung für Deutschland angebracht. In den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts beschäftigte sich die Arbeitsstelle 18. Jahrhundert der Gesamthochschule Wuppertal und der Universität Münster, insbesondere Prof. Rainer Gruenter, intensiv mit dem Thema Privatbibliotheken und ihrer kulturgeschichtlichen Bedeutung.4 Bedauerlicherweise scheint dieses Forschungsfeld zunehmend vernachlässigt worden zu sein. Im Hinblick auf die östlichen Bundesländer und auf die ehemaligen deutschen Ostgebiete scheint es jedoch höchlich geboten, diesem Thema wieder mehr Aufmerksamkeit, und zwar nicht nur unter dem Aspekt der Kulturgutverluste oder »Beutebücher«, zuzuwenden. Etwas abseits vom Thema, aber hochinteressant wegen der kaum vermuteten Bezüge zu Deutschland und rhetorisch brillant vorgetragen, waren die Ausführungen von Peter Hoare (ehemals University Librarian der University of Nottingham) über »›A Room with a View‹ – and a Book: Some Aspects of Library Provision for English Residents and Visitors to Florence 1815–1930«.5 Hier ergaben sich kaum bekannte Querverbindungen zu Deutschland: nicht nur, weil einer der Betreiber solcher englischer Bibliotheken der gebürtige Deutsche Moses Baruch war, sondern Persönlichkeiten wie Heinrich Heine, Arthur Schopenhauer, August Graf Platen, Theodor Mommsen und Heinrich Mann zu den Subskriben- e Zwischen London und Wolfenbüttel ie anderthalbjährige Pause in den Veranstaltungen erklärt sich aus der organisatorisch bedingten Verlegung des bisherigen Termins im Frühjahr in den Herbst. Dafür fanden 2005 gleich zwei Veranstaltungen unmittelbar hinter einander statt. .d Peter Vodosek –B 72 BuB w 72 BuB | 58 (2006) 01 Lesesaal | BuB 73 Geschichte w w BuB | 58 (2006) 01 .d e einen interessanten Bereich, dessen sich die buchwissenschaftliche Forschung erst in jüngster Vergangenheit intensiver angenommen hat. Vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand, basierend auf den Fortschritten von Naturwissenschaften und Technik, der Typ des reinen Wissenschaftsverlegers. Insofern spielt für die Thematik auch die Wissenschaftsgeschichte eine grundlegende Rolle. Abgesehen von Universitäts- und Disziplinengeschichte, wird davon auch die Volksbildung berührt, da der Verleger nicht nur als »Katalysator im Wissenschaftsprozess« fungierte, sondern zugleich auch Einfluss auf die Popularisierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen ausüben konnte. Auf die Gründung zahlreicher populärwissenschaftlicher Reihen, die auch für das Angebot in Volksbibliotheken und Bücherhallen wichtig waren, soll daher besonders hingewiesen werden. Die Vorträge waren in vier Themenblöcke gegliedert: I. Entwicklung und Ausdifferenzierung der Wissenschaften, II. Verlage/Verleger als Wissenschaftsvermittler, III. Wissenschaft und Öffentlichkeiten (Adressatenkreise, Netzwerke und Popularisierung), IV. Wissenschaft und Spezialbetriebe. Da die Thematik verständlicherweise nicht erschöpfend behandelt werden konnte, handelte es sich überwiegend um Fallbeispiele, die aber doch als repräsentativ gelten durften. Um nur einige wenige zu nennen: Geschichtswissenschaft (die Entstehungsgeschichte von Theodor Mommsens »Römischer Geschichte«), Geographie (Reiseführer wie Baedeker und Stieler, der Verlag Perthes und seine Leistungen für die Etablierung der Geographie als Wissenschaftsdisziplin) oder der Springer Verlag, die Mathematik und die Deutsche Mathematikervereinigung im Dritten Reich. Aller Voraussicht nach werden die Beiträge in einem Band des »Archivs für Geschichte des Buchwesens« (AGB) publiziert werden. Die Tagung war ein qualitativ hochrangiger Einstieg in den neuen Arbeitsschwerpunkt des Arbeitskreises. Sie hat neugierig gemacht auf die Jahrestagung 2006, die vom 9. bis 11. Oktober wieder in der Herzog August Bibliothek stattfinden wird. Thema ist »Buchwissenschaftliche Forschung – Ergebnisse und neue Perspektiven«. Die Vorbereitung liegt in den Händen von Prof. Ursula Rautenberg (Universität Erlangen) und Monika Estermann.7 –B –u »Wissenschaftsverlage zwischen Professionalisierung und Popularisierung« Als der Wolfenbütteler Arbeitskreis für Bibliotheksgeschichte 1998 die Aufgaben des aufgelösten Arbeitskreises für Geschichte des Buchwesens übernahm, enthielt der neue Name »Wolfenbütteler Arbeitskreis für Bibliotheks-, Buch- und Mediengeschichte« ein Versprechen, nämlich sein Themenspektrum zu erweitern. Nach Abschluss des zeitgeschichtlichen Themenzyklus, der 1988 mit dem Nationalsozialismus begonnen hatte und 2004 mit den Siebziger- und Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts abgeschlossen wurde, war der Weg frei. Die erste Tagung, die ganz im Zeichen der Geschichte des Buchwesens stand, fand vom 4. bis 6. Oktober 2005 in der Herzog August Bibliothek statt. Ihr Thema lautete »Wissenschaftsverlage zwischen Professionalisierung und Popularisierung«. Der Geschäftsausschuss folgte damit einer Anregung von Ute Schneider, Privatdozentin am Institut für Buchwissenschaft der Universität Mainz, die den Vorschlag gemeinsam mit Monika Estermann (Historische Kommission des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Frankfurt am Main) in ein Tagungsprogramm goss. Unter beider Moderation und vor etwa 25 Teilnehmern referierten elf Experten, darunter eine große Anzahl von Nachwuchswissenschaftlern, über w 1 Vgl. zuletzt den Bericht von Alois Klotzbücher über die 13. Jahrestagung, »Die Siebziger- und Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts / Auf dem Weg in die Informationsgesellschaft«, in BuB 56(2004)10/11, Seite 666–672 2 Das 1. Seminar hatte im Oktober 1994 seine Premiere in der Herzog August Bibliothek und stand unter dem Thema »Bibliotheken in der literarischen Darstellung / Libraries in Literature«. Vgl. den gleichnamigen Tagungsband, herausgegeben von Peter Vodosek und Graham Jefcoate. Wiesbaden: Harrassowitz, 1999 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens; Band 33). Das 2. Seminar tagte im Deutschen Historischen Institut in London und hatte »The Universal Library / From Alexandria to the Internet« zum Thema. Die Vorträge wurden in Vol. 14 (1998) und 15 (1999) der Zeitschrift »Library History« veröffentlicht. Das 3. Seminar im Oktober 2000 in Wolfenbüttel befasste sich mit »Mäzenatentum für Bibliotheken / Philanthropy for Libraries«. Vgl. den gleichnamigen Tagungsband, herausgegeben von Peter Vodosek, Alistair Black und Peter Hoare. Wiesbaden: Harrassowitz, 2004 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens; Band 39). 3 Die Kürzung oder Streichung von Reisekostenmitteln und die stark reduzierten Möglichkeiten, Zuschüsse von dritter Seite zu erhalten, schränken die Möglichkeit einer Teilnahme an solchen Veranstaltungen erheblich ein. 4 Vgl. dazu die Veröffentlichung »Buch und Sammler / Private und öffentliche Bibliotheken im 18. Jahrhundert.« Colloquium der Arbeitsstelle 18. Jahrhundert. Heidelberg: Carl Winter Universitäts Verlag, 1979 (Beiträge zur Geschichte der Literatur und Kunst des 18. Jahrhunderts; Band 3) 5 Der Titel ist eine Anspielung auf den Roman von E. M. Forster. 6 Über eine dieser Einrichtungen liegt eine bemerkenswerte Untersuchung vor: »Il Vieusseux: storia di una gabinetto di letterature 1819–2003: cronologia, saggi, testimonanze«. A cura di Laura Desideri. Nuova edizione rivista e aggiornata al 2003. Firenze: Edizioni Polistampi, 2004. 7 Einschlägige Seminare und Symposien fanden 1978, 1979, 1988 und 1992 statt. Es erscheint vor allem wünschenswert, die 1987 vorgelegte umfassende Analyse zumindest partiell fortzuschreiben: »Die Erforschung der Buch- und Bibliotheksgeschichte in Deutschland«. Herausgegeben von Werner Arnold, Wolfgang Dittrich und Bernhard Zeller. Wiesbaden: Harrassowitz, 1987. vationscharakter der Preußischen Instruktionen, die erst die Voraussetzungen für eine Vernetzung der deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken schufen. Der Berichterstatter schließlich befasste sich mit »Innovation and Ideology: Walter Hofmann’s Library Work in Dresden-Plauen and Leipzig«. Er hob dabei vor allem auf die einerseits konservativ geprägte Bücherei-Ideologie Hofmanns ab und die andrerseits scheinbar dazu im Gegensatz stehenden innovatorischen Leistungen hinsichtlich der Schaff ung zentraler Dienste und der international anerkannten Arbeiten auf dem Gebiet der Leserforschung. Wenn dieser Bericht auf weitere Informationen neugierig gemacht hat, so sei darauf hingewiesen, dass die Beiträge voraussichtlich in Vol. 22 (2006) der Zeitschrift »Library History« veröffentlicht werden sollen. Bleibt noch nachzutragen, dass sich dreißig Teilnehmer angemeldet hatten, zusätzlich einiger Tagesgäste aus Londoner Bibliotheken, vom Deutschen Historischen Institut und vom GoetheInstitut. .B ten solcher Bibliotheken zählten, wenn sie sich in Florenz aufhielten.6 Von den deutschen Referenten sprach Werner Arnold (Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel) über »New Cataloguing Rules for Old German Libraries in the Nineteenth Century«. Er rief in Erinnerung, was vielleicht heute in Vergessenheit geraten ist: der enorme Inno- 73 | Magazin Buchmarkt w w .B Die aus Japan stammenden Comics – Manga1 – erleben in Deutschland einen Aufschwung und sind damit sowohl wirtschaftlich als auch kulturell von Bedeutung. Über die Qualität der japanischen Bildergeschichten gehen die Meinungen weit auseinander. Wie verhalten sich Bibliotheken zu Manga? Wie informieren sie sich und welche Auswahlkriterien gelten für den Erwerb? Im Rahmen eines Projektes an der Hochschule der Medien Stuttgart haben Studierende das Phänomen Manga untersucht. Neben deutschen Bibliotheken wurden dabei auch die Stadtteilbibliothek Grünerløkka in Oslo und der Bibliotheksverbund »Helsinki Metropolitan Area stadsbiblioteken« betrachtet. Kontakt zu den Autoren: Eva Förg, ef004@iuk. hdm-stuttgart.de; Eva Gottmans, eg005@iuk. hdm-stutgart.de; Wolfgang Ratzek, ratzek@ hdm-stuttgart.de; Nicole Rothe, [email protected]; Tobias Schnitker: tobias.schnitker@ gmx.de e Die Nachfrage nach japanischen Bildergeschichten boomt – auch in Bibliotheken Kultur- und Wirtschaftszweige. Ihre Akzeptanz in der japanischen Gesellschaft, die ihnen den Stellenwert von Filmen, Literatur oder gar Kunst verleiht, steht in keinem Vergleich zu der Auffassung von Comics in Europa oder Amerika. Nahezu jeder Japaner, egal ob Schulkind, Hausfrau, Student oder Bankangestellter, liest Manga. Dies ist nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen, dass sich im Laufe des Siegeszuges der japanischen Comics für jede erdenkliche Ziel- und Interessengruppe spezielle Manga-Genres herausgebildet haben, wobei das Angebot mittlerweile vom Kleinkind-Manga bis zum Senioren-Manga, vom MädchenManga bis zum Jungen-Manga oder vom Romance-Manga bis zum Horror- oder Erotik-Manga reicht.8 Um der Konsumwut der Japaner gerecht zu werden, erscheint der Großteil der Manga-Magazine zumeist wöchentlich beziehungsweise monatlich in 200 bis 1 000 Seiten umfassenden, telefonbuchdicken Ausgaben in schlechter Druck- und Papierqualität, die für umgerechnet gerade mal zwei bis drei Euro an jedem noch so kleinen Zeitungsstand verkauft werden.9 Die Magazine gelten als Wegwerfprodukt und werden in der Regel nach dem Lesen entsorgt, wobei überall und zu jeder Gelegenheit Manga konsumiert werden. Wie aus der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der japanischen Botschaft in Berlin in einem Telefonat zu erfahren war, stellte das Lesen von Manga früher beispielsweise eine der Hauptbeschäftigungen in japanischen Pendlerzügen dar, wodurch gerade in den Straßen- und U-Bahnschächten Unmengen von weggeworfenen Heften herumlagen. Mittlerweile fesselt jedoch das Handy die Aufmerksamkeit vieler Pendler mehr.10 .d Manga – ein Kulturphänomen M anga – ein Kulturphänomen. Die Frage dabei ist: In welchem Kulturraum und für wen? Aber der Reihe nach: »Manga« sind schlicht und einfach Comics2 aus Japan. Die animierte Variante, die bei privaten TV-Sendern wie Super RTL (Sponge Bob) oder Tele 5 (Digimon oder Dragon Ball Z) ausgestrahlt werden, heißen Animé. Das Wort setzt sich aus zwei japanischen Schriftzeichen (Kanji) zusammen, und zwar aus »man« für »ziellos« oder »spontan« und »ga« für »Bild« oder »Zeichnung«.3 Aber was ist das Besondere an Manga? Der wohl augenscheinlichste Unterschied zu den westlichen Comics ist die in der japanischen Kultur begründete, umgekehrte Leserichtung von hinten nach vorne beziehungsweise von rechts nach links. Auffällig ist außerdem die überwiegend lockere Einteilung der Panels4, so dass sich Einzelbilder teilweise über ganze Seiten erstrecken oder mehrere Einzelbilder ohne Abgrenzung innerhalb einer Seite auftauchen können. Häufig erstrecken sich einzelne Szenen unter Einsatz von filmischen Mitteln wie Ein- und Ausblenden, Zeitlupeneffekten und -sprüngen, Einstellungswechseln oder Überblendungen gar über mehrere Seiten. Zusammen mit den – durch den für Manga typischen Schwarzweiß-Druck begünstigten – detaillierten Zeichnungen, aktionsreichen Bewegungslinien und den oft kunstvoll in die Bilder eingebetteten Soundwörtern erscheinen die Manga für westliche Seh- und Lesegewohnheiten oftmals recht chaotisch und unübersichtlich. Weiterhin ist vor allem eine überzeichnete Darstellung der Charaktere durch übergroße Augen, überlange, filigrane Gliedmaßen, oftmals grellbunte Frisuren und – bei weiblichen Figuren – zumeist Wespentaille und große Oberweite ein kennzeichnender Unterschied. Zusätzlich erscheinen Manga als »Tankôbon«, einem für westliche Comics eher unüblichen Taschenbuchformat mit Schutzumschlag.5 –B Eva Förg, Eva Gottmanns, Wolfgang Ratzek, Nicole Rothe, Tobias Schnitker –u 74 BuB w 74 Kulturelles Umfeld Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass neben Manga auch andere Trends/Moden ihren Ursprung in Japan haben: Ikebana, Karate, Sushi und nicht zu vergessen der neuste Schrei »Sudoku«6. In ihrem Ursprungsland Japan gehören Manga, deren früheste Vorformen bis in das 12. Jahrhundert zurückverfolgt werden können7, zu einem der bedeutendsten Manga-Vielfalt und Qualität Dennoch ist der Manga-Kult in Japan allgegenwärtig und der Ideenreichtum der Anhänger grenzenlos: Selbst vor Werbung, Sach- und Kochbüchern, Steuererklärungen, Bedienungsanleitungen oder gar vor öffentlichen Mitteilungen machen die Manga-Helden mittlerweile keinen Halt mehr, ganz zu schweigen von der enormen Vielzahl an Merchandising-Artikeln, Fanclubs, Sammlerbörsen und so genannten Cosplays11. Vor allem aber die ErwachsenenManga sorgen dafür, dass sich in Europa und damit auch in Deutschland gewisse Vorbehalte in Bezug auf die Qualität BuB | 58 (2006) 01 Magazin | BuB 75 Buchmarkt .d –B Projekt »From Opportunity to Harvest« e von Manga regen. Denn im Gegensatz zu den hier geläufigen Vorstellungen von Comics behandeln die »Erwachsenen«Mangas auch wirklich »erwachsene« Themen, die nicht selten die explizite Darstellung von Gewalt und sexuellen Handlungen mit sich bringen und den Geschichten dadurch ein eher anrüchiges Image verleihen. Doch diese Kategorie von Manga macht in Wirklichkeit nur einen kleinen Teil der gesamten Bandbreite und Faszination des japanischen Comic-Kults aus, der inzwischen auch in Deutschland immer mehr Anhänger findet.12 Erwähnenswert ist auch, dass PopArt-Künstler wie Roy Lichtenstein oder Andy Warhol sich von Comics inspirieren ließen. Auch der bekannte Filmproduzent Bernd Eichinger gesteht, dass er von Kindheit an ein Comic-Fan ist und dieser Leidenschaft nun in seinem neusten Film »Fantastic Four«13 Ausdruck gibt. Ausschnitt aus dem e-Manga, der von Studierenden an der HdM Stuttgart im Rahmen ihrer Projektarbeit produziert wurde. Rahmen vor. Und: Die Ernte kann sich sehen lassen: Alexander Bubenheimer, Director of Sales des Panini-Verlags, war beeindruckt von den Ergebnissen, die das Team in kurzer Zeit entwickelt und zusammengetragen hatte. Die Arbeitsgruppen »National/International Field Research« nahmen die Wettbewerber des Panini−Verlags unter die Lupe. Sie arbeiteten deren Stärken und Schwächen15 heraus und präsentier- 1 Im deutschen, aber nicht im englischen, Sprachgebrauch ist eine Pluralbildung möglich. 2 Comics sind zu räumlichen Sequenzen angeordnete, bildliche oder andere Zeichen, die Informationen vermitteln und/oder eine ästhetische Wirkung beim Betrachter erzeugen. (Scott McCloud: Comics richtig lesen. Hamburg, 1994) 3 Hanni Wolf (2001/02): www.miximage. net/manga_beyond_mainstream/ 4 Panel ist das einzelne Bild eines Comics (http://de.wikipedia.org/wiki/Panel) 5 Andrea Ossmann: Phänomen Manga: die Entstehungsgeschichte japanischer Comics und ihre Bedeutung für deutsche Verlage und Bibliotheken. Diplomarbeit an der Hochschule der Medien Stuttgart, Stuttgart, 2004 (unveröffentlicht) 6 Sudoku ist ein Zahlenrätsel, das sich in Europa, und neuerdings auch in Japan, wie eine Epidemie ausbreitet. Sudoku heißt soviel wie »Zahl an den zugeteilten Platz«. Es handelt sich dabei um ein Quadrat mit 81 Feldern, in denen bereits einige Zahlen platziert sind; die Kunst besteht nun darin, die neun waagerechten und neun senkrechten Felder so auszufüllen, dass die Zahlen eins bis neun komplett enthalten sind. Entwickelt wurde (www.sudoku.com) das vertrackte Zahlenrätsel bereits im 18. Jahrhundert vom Schweizer Mathematiker Leonard Euler. Nora Sell: www.manga-geschichte.de Kerstin Schmidt-Denter (1997): www.japanlink.de/mk/mk_manga_manga.shtml http://de.wikipedia.org/wiki/Manga Aber auch das japanische Kugelspiel Pachinko (»einarmiger Bandit«) fesselt seit Jahrzehnten viele Japaner. Veranstaltungen, auf denen sich Menschen als Manga-Figuren verkleiden Nora Sell: www.manga-geschichte.de Die Fantastic Four sind bekannte ComicHelden, die nun durch Eichinger zum Leben erweckt werden. Es handelt sich um Studierende der Studiengänge Medien- und Kommunikationsmanagement sowie Bibliotheks- und Medienmanagement. Dazu gehören auch deren MerchandisingAktivitäten, deren Präsenz in Printmedien wie zum Beispiel »Bravo«, »Popcorn«, »Girl« und eine Zielgruppenanalyse. w w w .B –u Im Sommersemester 2005 kooperierten 20 Studierende14 der Fakultät Information und Kommunikation der Hochschule der Medien Stuttgart mit der Stuttgarter Unit des italienischen Panini−Verlages. In einem Projekt untersuchten sie die kulturellen und wirtschaftlichen Aspekte japanischer Comics und nutzten die Gelegenheit, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten an einem realen Projekt zu messen. Unter dem Motto »From Opportunity to Harvest« stellten die Studierenden im Juni 2005 ihre Arbeit in einem größeren BuB | 58 (2006) 01 7 8 9 10 11 12 13 14 15 ten entsprechende Verbesserungsvorschläge. Die Arbeitsgruppe »Empirie« führte eine (nicht repräsentative) Befragung unter Lesern und Nicht-Lesern von Manga im Raum Stuttgart durch. Zu den positiven Ergebnissen gehören dabei unter anderem: Die Kombination von Text und Bild ist attraktiver als in Büchern mit ausschließlich Texten. Manga lassen sich leicht lesen. Zu den negativen Ergebnissen gehören unter anderem: Der geringe Text-Umfang entspricht nicht den deutschen Lesegewohnheiten. Inhalte sind uninteressant. Das Highlight ist jedoch ein von der »Design−Gruppe« entwickelter EManga. Als Vorlage diente »Yukiko«, ein verlagsinterner Charakter. In die Homepage – Planet Manga – eingebunden, wirkt der E-Manga als ein so genanntes interaktives Key Visual. Weitere dynamisierende Elemente für ein »Interactive Planet Manga« kamen von der Arbeitsgruppe »New Approaches«. Die Arbeitsgruppe »Public Relations« zeichnete für das kommunikative Fundament des Projekts verantwortlich. Einen zusätzlichen Effekt bot das Gesamtprojekt: Auf ausdrücklichen Wunsch der Teilnehmer, fand die Verständigung ausschließlich in Englisch statt. 75 | Magazin Buchmarkt .d e der Trend zu immer mehr Manga speziell für Mädchen (bekannt auch als ShojoManga) zu beobachten. In Japan, dem Geburtsland des Manga, beträgt der Anteil an allen gedruckten Produkten 38,1 Prozent. Die Gesamtauflage aller Manga in Japan wird auf über hundert Millionen Exemplare pro Monat geschätzt. Durchschnittliche Serien kommen mit einer Startauflage von 300 000 bis 500 000 Ausgaben pro Taschenbuch in den Handel. Erfolgreiche Einzelbände erreichen teilweise Erstauflagen im Millionbereich. Jeder Japaner kauft pro Jahr durchschnittlich 15 Manga. Im Vergleich dazu schneidet Deutschland eher bescheiden ab, mit 0,25 Manga pro Person und Jahr.21 –B Derzeit wird der deutsche Markt von den Verlagshäusern Carlsen, Egmont, Panini Comics und TokyoPop angeführt, die zusammen monatlich über 60 Manga-Bände veröffentlichen. Central Park Media und Broccoli Books beherrscht. Anders als im amerikanischen Kulturkreis, in dem Comics eher Jungeninteressen bedienen, ist in Japan w w »Barfuß durch Hiroshima – Eine Bildergeschichte gegen den Krieg« so lautete der Titel des ersten Manga in Deutschland (publiziert 1982 bei Rowohlt). Während sich Manga in anderen europäischen Ländern wie Spanien, Frankreich und Italien schon seit Beginn der Achtzigerjahre großer Beliebtheit erfreuten, etablierte sich das Genre in Deutschland erst ab den Neunzigerjahren dauerhaft. Derzeit wird der Markt von den Verlagshäusern Carlsen, Egmont, Panini Comics und TokyoPop angeführt, die zusammen monatlich über 60 MangaBände veröffentlichen.16 Darüber hinaus ist in Deutschland seit Sommer 2005 ein neuer Wettbewerber am Markt aktiv. Die Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann) schickt den Heyne Verlag, der die stetig wachsende, lesehungrige Manga-Fangemeinde mit immer neuen Abenteuern versorgen soll, ins Rennen. Dabei profitiert Heyne von der Random House-Kooperation mit dem Verlagshaus Kodansha und dessen starker Stellung auf dem japanischen Manga-Markt.17 Zur Kernzielgruppe gehören vor allem die 8- bis 25-Jährigen. Der jährliche Umsatz in Deutschland liegt bei rund 50 Millionen Euro.18 Auch über den Printbereich hinaus sind Manga erfolgreich. Nintendo, Sony, THQ und Electronic Arts erwirtschaften beispielsweise mit Adventure-Games beträchtliche Summen. Von der neuen Version der »Legend of Zelda« wurden 42 Millionen Kopien verkauft.19 Zahlreiche Fan- und Online-Clubs, in denen sich die Fangemeinschaft austauscht, sprießen aus dem Boden. Vom Sticker bis zur Bettwäsche – über die unterschiedlichsten Merchandisingformen wird die Kuh gemolken. Für Anhänger dieser ungewöhnlichen Bildergeschichten sind nicht nur die Comics ein absolutes Muss, sondern auch Zeitschriften, die über Aktuelles im Bereich Manga und Animé berichten, zum Beispiel »Animania«20. Insgesamt ist zu konstatieren, dass Manga in den vergangenen drei Jahren eines der wachstumsstärksten Segmente des deutschen Buchhandels war. Neben TokyoPop – mit einem Marktanteil von über 50 Prozent – wird der amerikanische Markt von VIZ Media, –u Der Markt .B 76 BuB w 76 Die Tabelle zeigt eine vergleichende Beurteilung der Websites führender US-amerikanischer Manga-Produzenten. Bibliotheken und Manga Nun stellt sich die Frage, wie die Öffentlichen Bibliotheken zu diesem Thema stehen. Eigens für diesen Beitrag wurde der Projektansatz auf Bibliotheken im In- und Ausland erweitert.22 Comics/ Manga stehen auf den Erwerbungslisten vieler Öffentlicher Bibliotheken. Gabriele Beger, Direktorin der Berliner Stadtbibliothek in der Stiftung Zentralund Landesbibliothek Berlin (ZLB) und DGI-Präsidentin23, erklärte in einem persönlichen Gespräch, dass in der ZLB24 »Manga in beachtlicher Titelzahl sowohl im Kinder- und Jugendbereich als auch im Fach Kunst« vorhanden seien. Christian Wollert, Fachlektor Kunstabteilung und Videosammlung, ergänzte, dass der Opac der ZLB 318 Treffer zum Schlagwort/Stichwort Manga generiere, die hauptsächlich auf den Bestand in der Kinder- und Jugendabteilung verweisen würden. Dieses Ergebnis, bestätigte auch Judith Rode, stellvertretende Leiterin der Stadtbücherei Gerlingen, indem sie betonte, dass auf keinen Fall ErwachsenenManga gekauft würden. Wie aus der Umfrage hervorgeht, umfasst die Histliste Titel wie, Detektiv Conan, Dragon Ball oder Ranma 25. Es gibt auch Öffentliche Bibliotheken, die keine Comic/Manga führen, und dafür gibt es einen Grund: Antje Kietzmann, Leiterin der Stadtbibliothek Ladenburg, erklärte: »Kaufentscheidend ist jedoch der Faktor des nichtvorhandenen Etatvolumens, der die Anschaff ung in angemessenem Umfang möglich machen würde. Im Klartext: Bei knapp vorhandenen Mitteln gehen andere Dinge vor.« Über die Leserschaft kann Folgendes berichtet werden: Judith Rode (Gerlingen) sieht ihre Hauptkunden unter den BuB | 58 (2006) 01 Magazin | BuB 77 Buchmarkt e sene mit Kindern (»Book and Baby«). Grünerløkka ist auch als »Comic-Bibliothek« bekannt, da dort ein Atelier »Bildergeschichten/Comics (Serieteket)« unterhalten wird. Der Bestand dient ebenso als Lesestoff für »Freizeitleser« wie auch als Quelle der Inspiration für norFür Anhänger dieser ungewöhnlichen Bildergeschichten sind nicht nur die Comics ein absolutes Muss, sondern auch Zeitschriften, die über Aktuelles im Bereich Manga und Animé berichten, zum Beispiel »Animania«. .d Die Titelauswahl erfolgt unter anderem in Anlehnung an TV-Serien oder, wie im Fall der Stadtbücherei Würzburg, durch einen nahe gelegenen ComicShop. Dazu Spörke: »Der Comic-Shop hat eine sehr gute Auswahl an Manga und verfügt über entsprechendes Personal. Dort haben wir uns immer eine Auswahl für einen bestimmten Betrag zusammenstellen lassen.« Eine wichtige Orientierungshilfe für alle Befragten ist der ekz-ID-Zettel. Das bestätigt unter anderen auch Gabriele Gebauer (Gemeindebücherei Lingenfeld). Sie möchte einen Comic/Manga-Bestand aufbauen und nutzt den ekz-ID-Zettel als Orientierungshilfe. Deshalb gehen wir kurz auf diesen Dienst ein. –u »Comic-Bibliothek« Grünerløkka30 Auch in Norwegen gibt es einen Comic/Manga-Boom. Die Zweigbibliothek der Deichmanske bibliotek im Osloer Stadtteil Grünerløkka bietet eine breite Dienstleistungspalette vom Kindertheater bis zu Veranstaltungen für Erwach- w Jungen im Alter von etwa zehn Jahren. Roger Spörke (Stadtbücherei Würzburg) dagegen schätzt, dass etwa 75 Prozent zu den 12- bis 25- Jährigen zählen und überwiegend weiblich sind. Jenny Porschin, Auskunftsbibliothekarin der Zentral- und Landesbibliothek Berlin für die Abteilung Kunst, Bühne, Medien, berichtet in einem persönlichen Interview, dass Mädchen zwischen 12 und 16 Jahren sowie Männer zwischen 20 und 30 Jahren die Kernzielgruppen für das reichhaltige Manga-Angebot stellen. Sie weist auch darauf hin, dass neuerdings eine verstärkte Nachfrage nach indischen Comics bestehe. Die Schlüsselfrage lautet: Welche Auswahlkriterien nutzt die ekz, um ihren Kunden entsprechende Angebote zu machen. Verantwortlich für den ekz-ID Comic/Manga ist Roland Schwarz26 . Er rezensiert bereits seit 30 Jahren Medien im Bereich Comic/Manga. Die Auswahl erfolgt aufgrund der vom Verlag vorgelegten Titel.27 Die große Nachfrage kann Schwarz28 bestätigen: Seitdem die ekz für alle Manga-Arten (Kinder- und Erwachsenen-Manga 29) einen Standing-OrderService eingeführt hat, liegt das Bestellaufkommen im dreistelligen Bereich. .B Jeder Japaner kauft pro Jahr durchschnittlich 15 Manga. Im Vergleich dazu schneidet Deutschland eher bescheiden ab, mit 0,25 Manga pro Person und Jahr. wegische Comic-Künstler. Serieteket ist ein Zentrum, wo Leser ihre Mangakas treffen können, einen Kurs »Comic-Art« belegen oder Ausstellungen von norwegischen oder ausländischen Mangakas besuchen können.31 Berit Petersen, Leiterin des Ateliers »Serieteket«, teilt mit, dass sowohl Klassiker als auch wichtige Werke eingekauft werden, zu nennen wären hier Akira oder die Titel von Osamu Tezuka, Lone Wolf und Cub. »Aber«, so Petersen, »wir versuchen auch Titel einzukaufen, die etwas außerhalb des Mainstream liegen und die eine gewisse Originalität besitzen.« Außerdem werden auch sehr populäre Serien angeboten wie Dragon Ball. Diese –B ekz-ID Comic/Manga w w 16 http://de.wikipedia.org/wiki/Manga (Zugriff am 28. Juli 2005) 17 Bertelsmann Network (Zugriff am 26. Juli 2005) 18 www.stern.de/unterhaltung/comic/: Comic-In-Deutschland-Manga-Fieber (Zugriff am 28. Juli 2005) 19 Nick Wingfield: Next Wave of Videogames. In: The Wall Street Journal Europe, 15. Mai 2005, Seite A5 20 www.arte-tv.com/de/kunst-musik (Zugriff am 28. Juli 2005) 21 http://de.wikipedia.org/wiki/Manga (Zugriff am 28. Juli 2005) 22 Die Ergebnisse beruhen auf einem Fragebogen (E-Mail-Versand), auf Telefoninterviews und persönlichen Gespräche vor Ort. 23 Dr. Gabriele Beger ist seit kurzem auch Honorarprofessorin an der FH Potsdam. BuB | 58 (2006) 01 24 Zentral- und Landesbibliothek Berlin (das heißt Berliner Stadtbibliothek und Amerika-Gedenkbibliothek (AGB)) 25 Das stimmt auch mit der Meldung der Osloer Stadtteilbibliothek Grünerløkka überein. 26 Die Ausführungen basieren auf einem Telefoninterview vom 29. Juni 2005. 27 Etwa 10 bis 20 Titel im Monat 28 In Fachkreisen auch als »Comic-Schwarz« bekannt 29 Zweimal jährlich gibt die ekz eine Angebotsliste »Comics- und Bildergeschichten« für Erwachsene heraus. 30 Auszug aus einer E-Mail vom 20. Juli 2005; Übersetzung durch Wolfgang Ratzek 31 Siehe auch: www.deichmanske-bibliotek. oslo.kommune.no/avdelinger_apningstider/ grerlokka_ filial/ grerlokka_branch_ in_english. Jenny Porschin von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin hat festgestellt: »Neuerdings werden auch indische Comics nachgefragt.« (Foto: Wolfgang Ratzek) 77 | Magazin Fachliteratur es aber auf den Nebensatz an: »Bin allerdings Fan anspruchsvoller Animés«. Berit Petersen (Oslo): »Es gibt sehr viele schlechte, aber auch sehr viele gute Manga. Persönlich lese ich einige Manga, aber kaum Titel aus den Teenager-Serien. In den guten Serien findet sich oft ein Katalog zur gleichnamigen Ausstellung der Österreichischen Nationalbibliothek Geraubte Bücher. Die Österreichische Nationalbibliothek stellt sich ihrer NSVergangenheit. [Erscheint anlässlich der Ausstellung »Geraubte Bücher: Die Österreichische Nationalbibliothek stellt sich ihrer NS-Vergangenheit«, vom 10. Dezember 2004 bis 23. Jänner 2005]. Herausgegeben von Murray G. Hall, Christina Köstner und Margot Werner. Wien: Österreichische Nationalbibliothek, 2004. 190 Seiten: zahlreiche Illustrationen. – broschiert 20,– Euro .d Die Gesamtauflage aller Manga in Japan wird auf über hundert Millionen Exemplare pro Monat geschätzt. Durchschnittliche Serien kommen mit einer Startauflage von 300 000 bis 500 000 Ausgaben pro Taschenbuch in den Handel. »Geraubte Bücher« e 78 BuB Serien erhält die Bibliothek, so Petersen, im Prinzip kostenlos von den herausgebenden norwegischen Verlagen. Das Angebot wird sehr gut angenommen. Zur –B imponierender künstlerischer Ausdruck, was ich besonders anregend finde.« Eine Bibliothekarin sagte: »Ich möchte lieber, dass die Kinder und Jugendlichen ordentliche Bücher lesen.« Zum Schluss noch ein interessantes Statement einer Bibliothekarin, die ebenfalls nicht genannt werden möchte: »Gerade in der schwierigen Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen ab zwölf Jahren wird dadurch eine große Nachfrage erzielt und somit die Leseförderung erhöht.« –u Bei deutschen Manga-Fans sehr beliebt: die Serie »Dragon Ball« vom Verlag Carlsen Comics Stadtbibliothek Helsinki32 .B Die Stadtbibliothek Helsinki33 gehört zum »HelMet-biblioteken«-Verbund, das ist ein Konsortium bestehend aus Helsinkin, Espoo, Kauniainen und Vantaa stadsbiblioteken. Dieser Verbund bildet das »Helsinki Metropolitan Area stadsbiblioteken (HelMet-biblioteken)«. Sowohl die Stadtbibliothek Helsinki als auch der HelMet-Verbund bieten ihren Kunden Manga an. Da in Finnland mit Finnisch und Schwedisch zwei Amtssprachen existieren, muss dies auch Einfluss auf den Bestandsaufbau haben. In der Stadtbibliothek Helsinki werden circa 50 finnische, 330 englische und 30 schwedische Titel gehalten. Im HelMet-Verbund (ohne Helsinki) sind rund 15 finnische, 320 englische und 46 schwedische Titel erfasst. Die Hauptzielgruppe im HelMet-Verbund sind junge Erwachsene, die auch sehr rege Anschaff ungsvorschläge machen. w Auch über den Printbereich hinaus sind Manga erfolgreich. Nintendo, Sony, THQ und Electronic Arts erwirtschaften beispielsweise mit Adventure-Games beträchtliche Summen. Von der neuen Version der »Legend of Zelda« wurden 42 Millionen Kopien verkauft. w Zielgruppe gehören Kinder- und Jugendliche (ab zehn Jahre), wobei die 12- bis 15-Jährigen geradezu »gierig auf Manga sind und alle Bücher aus vielen Serien lesen – oft auch mehrmals«. Die größte Nutzergruppe machen die 19- bis 39-Jährigen aus. Die Erwachsenen präferieren eher die Klassiker und seriöse Titel. Persönliche Meinungen w 78 Judith Rode (Gerlingen) berichtet, dass Sie eigentlich keine Manga mehr im Bestand führen wollte, nachdem zwei Kids in der Bibliothek aufeinander losgingen, um auszukämpfen, wer die neuste Dragon Ball-Ausgabe als erstes lesen darf. Ein Bibliothekar sagte: »Ich habe noch nie einen Manga gelesen«. Hier kommt 32 Die Daten beziehen sich auf eine E-Mail von Reita Hämäläinen, Chefsekretärin der Direktorin Maija Berndtson vom 5. August 2005; Übersetzung aus dem Schwedischen durch Wolfgang Ratzek. 33 Ein ausführlicher Bericht über die Stadtbibliothek Helsinki erscheint demnächst von Wolfgang Ratzek in »B.I.T.online«. Anschrift des Rezensenten: Dr. Armin Schlechter, Universitätsbibliothek, Abteilung Handschriften und Alte Drucke, Postfach 10 57 49, 69047 Heidelberg; [email protected] BuB | 58 (2006) 01 Magazin | BuB 79 Fachliteratur w w BuB | 58 (2006) 01 .d e Rest[s]« (Seite 143) seiner Sammlung kümmern konnte, war Oscar L. Ladner, dessen Bibliothek ganz an die ÖNB gefallen war. Trotz hinhaltenden Widerstands der Bibliothek, die argumentierte, dass das Extrahieren der bereits akzessionierten Bücher zu großen Aufwand bedeutete, erhielt Ladner sein Eigentum zurück. Wie üblich, waren in der NSZeit Dubletten aus Österreich allerdings in großem Umfang nach Deutschland weitergeliefert worden, und die Zimelien Ladners, die sich die »Führerbibliothek« in Linz und andere Einrichtungen einverleibt hatten, blieben verloren. Ein Teil der in Österreich vorhandenen »herrenlosen« Bücher aus Raubgutprovenienzen, darunter Bestände der zuletzt nach Tanzenberg ausgelagerten, 1942 aus Berlin geflüchteten Bibliothek der NS-Parteieinrichtung »Hohe Schule«, ging 1956 über die IKG Wien an die Jüdische National- und Universitätsbib- –B Mit dem »Anschluss« wurden die deutschen Gesetze auf Österreich übertragen, darunter auch die bereits weit fortgeschrittene Entrechtung der Juden. Nur wenige konnten das kurze Zeitfenster bis zu den Deportationen der Jahre 1941 und 1942 zur Flucht nutzen. Sechs Aufsätze des Katalogs sind jüdischen Privatbibliotheken gewidmet, deren Besitzer, Bibliothekare, Universitätslehrer, Journalisten, Industrielle und Bankiers, zum großen Teil deportiert und ermordet wurden. Im Falle des Albanologen Norbert Jokl scheint seine wertvolle Bibliothek seine Deportation und seinen Tod sogar beschleunigt zu haben. Lediglich der Fabrikant und Sammler Oscar L. Ladner konnte sich nach Kanada retten. Ein weiterer Aufsatz beschäftigt sich mit der wertvollen Bibliothek der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), die im Juli 1938 beschlagnahmt wurde und deren größter Teil wohl im November 1943 im Reichssicherheitshauptamt in Berlin verbrannt ist. Unter der Ägide ihres fanatischen nationalsozialistischen Direktors beteiligte sich die ÖNB als »Akteur und Profiteur« (Seite 10) am größten Bücherraub und der größten Büchervernichtungsaktion der österreichischen Geschichte. Etwa zwei Millionen Bände waren betroffen, sieben Tonnen wurden allein makuliert. Am Ende der NS-Herrschaft beging Heigl im Mai 1945 Selbstmord, nachdem er vorher die den Bücherraub betreffenden Unterlagen vernichtet hatte. Zu dieser Zeit lagerten in der ÖNB große, nur teilweise bearbeitete Büchermengen. Für die 1946 einsetzende Restitution engagierte sich vor allem die amerikanische Militärregierung. Bibliotheksbestände wurden in erster Linie an persönlich fassbare Betroffene oder ihre Erben zurückgegeben; die meisten dieser Fälle waren 1950 abgeschlossen. w Im Jahr 2003 legte nun die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB) ihren 3 000 Seiten umfassenden Provenienzbericht vor, der über 25 000 bedenkliche Objekte und zwei Nachlässe verzeichnet. Der Abschluss der Recherche führte zu der Ausstellung »Geraubte Bücher« und zum gleichnamigen Begleitband, der insgesamt 14 Aufsätze zum Thema sowie einen kurzen Ausstellungskatalog enthält (siehe auch www.onb.ac.at/siteseeing/ge raubte_buecher/index.htm). Schon vor dem »Anschluss« im März 1938 wurden in Österreich unter Mitwirkung der ÖNB große Büchermengen geraubt, ein »Vorspiel« (Seite 27) dessen, was kommen sollte. Kanzler Engelbert Dollfuß entmachtete im März 1933 das Parlament und errichtete einen autoritären Ständestaat. Nach einem Bürgerkrieg im Februar 1934 wurde die SPÖ ausgeschaltet. Aus den Volks- und Arbeiterbibliotheken dieser Partei sowie aus dem Besitz der schon 1933 verbotenen KPÖ und NSDAP gelangten mehrere zehntausend Bände an die ÖNB; ihre Bearbeitung war bis 1938 jedoch noch nicht abgeschlossen. 1938 wurde Josef Bick (1880–1952), seit 1923 Direktor der ÖNB, umgehend inhaftiert und durch Paul Heigl (1887– 1945), zuletzt an der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin tätig, ersetzt. Heigl, gebürtiger Österreicher, früher NSDAPAktivist und SS-Mitglied, musste 1934 nach Deutschland fliehen. Ab 1938 gebot er als Leiter der ÖNB über eine große Machtfülle und akquirierte in großem Stil beschlagnahmte, überwiegend jüdische Büchersammlungen, wobei er sich auf seine guten Kontakte zur Gestapo und zu anderen nationalsozialistischen Organisationen stützen konnte. Nach der Besetzung Jugoslawiens im Frühjahr 1941 fiel Heigl die Verantwortung für die wissenschaftlichen Biblio- »Akteur und Profiteur –u Provenienzbericht der ÖNB theken des Südostens zu. Beschlagnahmt wurde hier unter anderem die Bibliothek der jüdischen Gemeinde in Triest. Ohne Skrupel sah Heigl den Erwerb von Büchern gleich welcher Provenienz als willkommenes Mittel, um das Gewicht der ÖNB im »Reich« insbesondere im Wettbewerb mit Berlin und München zu stärken. .B I m Jahr 1998 trat das österreichische Kunstrückgabegesetz in Kraft, gemäß dem nationalsozialistisches Raubgut, für das keine Nachfahren der Opfer mehr namhaft zu machen sind, nicht mehr im Besitz öffentlicher Institutionen bleiben, sondern dem Nationalfonds der Republik Österreich für die Opfer des Nationalsozialismus übergeben werden soll. Dies machte es erforderlich, dass betroffene Einrichtungen ihre Geschichte im Dritten Reich aufarbeiten und ihre in dieser Zeit und in der Folge erworbenen Bestände kritisch untersuchten. Richtungsweisendes Gesetz Einer der wenigen Überlebenden, der sich selbst um die Rückgabe des »traurige[n] Viele persönliche Schicksale und die Herkunft zahlreicher Bücher lassen sich nicht mehr mit letzter Sicherheit klären, da vor Kriegsende bewusst Akten vernichtet wurden oder sonst wie untergingen. liothek in Jerusalem, ein Teil wurde der Obhut österreichischer Institutionen übergeben. Die ÖNB stellt sich mit Katalog und Ausstellung vor der Öffentlichkeit ihrer NS-Vergangenheit und damit ihrer, wie Generaldirektorin Johanna Rachinger im Vorwort schreibt, »historischen Schuld« als Institution (Seite 6). Viele persönliche Schicksale und die Herkunft zahlreicher Bücher lassen sich nicht mehr mit letzter Sicherheit klären, da vor Kriegsende bewusst Akten vernichtet wurden oder sonst wie untergingen. Richtungweisend ist in jedem Fall die Intention des Kunstrückgabegesetzes, das die Abgabe von Kulturgut bedenklicher Provenienz an den »Nationalfonds« vorsieht. So kann sich auch die ÖNB von der Belastung durch Raubgut befreien, das bisher, wie auch in vielen anderen Bibliotheken, in dubio mangels feststellbarer Besitzer in öffentlichem Besitz verblieben ist. Auf der anderen Seite sollte in jedem Fall Sorge getragen werden, dass Bücher, die Zeugnisse ihrer ermordeten Besitzer überliefern, fassbar bleiben, damit nicht auch noch diese Spuren ihrer Opfer zerstreut werden. Armin Schlechter 79 | Magazin Fachliteratur Umstätter, Walther; Roland WagnerDöbler: Einführung in die Katalogkunde. Vom Zettelkatalog zur Suchmaschine. Dritte Auflage des Werkes von Karl Löffler, völlig neu bearbeitet. Stuttgart: Hiersemann, 2005. XI, 171 Seiten: grafische Darstellungen, Tabellen. – broschiert 39,– Euro Neuer Inhalt – neue Struktur .B –u Erwartungsgemäß ist vom Originaltext nicht viel übrig geblieben: Umfangreichere Passagen findet man noch in den Abschnitten zur Geschichte und zum Systematischen Katalog – sie sind leicht auszumachen, da sich Löfflers farbige und schwungvolle Sprache deutlich vom sonst vorherrschenden Stil abhebt. Ersatzlos entfallen sind die Ausführungen über einzelne Regeln der Formalkatalogisierung, für die man heute auf andere Arbeiten zurückgreifen kann. Aber auch die Struktur des Werkes wurde grundlegend verändert: BehanErwartungsgemäß ist vom Originaltext nicht viel übrig geblieben: Umfangreichere Passagen findet man noch in den Abschnitten zur Geschichte und zum Systematischen Katalog. Ersatzlos entfallen sind die Ausführungen über einzelne Regeln der Formalkatalogisierung. w w Anschrift der Rezensentin: Heidrun Wiesenmüller, Württembergische Landesbibliothek, Landesbibliographie – Karten- und Graphische Sammlung, Postfach 10 54 41, 70047 Stuttgart; [email protected] nen Begriffe wie Katalogisierung, Kataloge und Kataloggeschichte kategorisiert werden können, berücksichtigen«. Wirklich überzeugend ist dies jedoch nicht; vielmehr scheint es, als hätten sie schlicht vor der Aufgabe kapituliert, durch sinn- e Neubearbeitung des Grundlagenwerks von Karl Löffler aus dem Jahr 1936 F ast ein halbes Jahrhundert nach der zweiten Auflage (1956) liegt nun eine Neubearbeitung von Karl Löfflers »Einführung in die Katalogkunde« aus dem Jahre 1936 vor. Der Hauptsachtitel wurde zwar durch einen Zusatz ergänzt, blieb ansonsten aber unangetastet. Auch in der Neufassung darf man also ein Werk erwarten, welches Grundlagenwissen in strukturierter Form und verständlicher Sprache vermittelt – und zwar, wie es im Vorwort heißt, nicht nur für Bibliothekare, sondern auch für »interessierte Laien« (Seite IX). Die Welt der Kataloge und der Katalogisierung freilich ist seit Löfflers Zeit sehr viel komplexer geworden. Umso mehr ist man gespannt, wie die Autoren, die beide am Institut für Bibliothekswissenschaft in Berlin lehren, ihre Aufgabe gelöst haben. Viele Abschnitte sind relativ abstrakt und theoretisch gehalten, was das Verständnis nicht eben erleichtert. Wer nicht schon ziemlich genau über Ontologien Bescheid weiß, dem wird das hier Ausgeführte vermutlich nicht wirklich weiterhelfen. .d »Einführung in die Katalogkunde« volle Strukturierung einen roten Faden in ihre Darstellung zu bringen. Unter der sperrigen Überschrift »Probleme und Entwicklung der Katalogisierung« muss im ersten Hauptteil zunächst Löfflers historische Darstellung ihren Platz finden. Deren letzter Abschnitt (»Die Neuzeit: Buchtitel und Katalogregeln«) wird dabei von den Autoren großzügig bis ins 21. Jahrhundert ausgedehnt. Danach folgen – unverbunden nebeneinander stehend – zehn weitere Abschnitte zu Themen wie »Die Katalogisierung in der Virtuellen Fachbibliothek«, »Topic Maps« oder »Die Bedeutung der Semiotik in der Katalogisierung«. –B 80 BuB w 80 delte Löffler in der Hauptsache die Geschichte sowie den Alphabetischen, den Systematischen und den Schlagwortkatalog, so gibt es nun nach dem Einführungsteil (»Wege der Wissensordnung«) nur noch zwei umfangreiche Hauptkapitel mit einer »flachen Hierarchie« (Seite 1), das heißt, darunter befindet sich nur noch eine einzige Gliederungsebene (mit Ausnahme der von Löffler übernommenen Partien). Damit, so erläutern die Autoren, »lassen sich beliebig viele Aspekte, unter de- Von der ASB zum Zettelkatalog Die Überschriften führen mitunter völlig in die Irre: Der Abschnitt »RAK versus AACR« behandelt eigentlich kaum das Für und Wider des Umstiegs auf andere Regelwerke (darüber »muss hier nicht viel gesagt werden«, Seite 45), sondern stattdessen vor allem den amerikanischen Bibliotheksverbund OCLC und Details der Retrievalsprache Z39.58. Und unter dem wenig aussagekräftigen Titel »Workflow« verbirgt sich nicht etwa die integrierte Medienbearbeitung, sondern ein Szenario, in dem die Bücher ihre Katalogisate schon auf einem RFID-Chip mitbringen und sich in der Bibliothek selbsttätig einbuchen – eine schöne neue Bibliothekswelt, die offenbar ganz ohne Katalogisierer auskommt! Der zweite Hauptteil bringt dann gut 50 »Katalogarten, -formen und -typen von A–Z«, wobei dies im allerweitesten Sinne zu verstehen ist: Selbst ein Abschnitt zum »Uniform Resource Name« ist darunter! Die Reihe beginnt mit A wie »Allgemeine Systematik für Öffentliche Bibliotheken« und endet mit Z wie »Zettelkatalog«; der Bandkatalog kommt neBuB | 58 (2006) 01 Magazin | BuB 81 Fachliteratur w w Auffällig ist jedenfalls, dass auch sonst reichlich viel vorausgesetzt wird: So sollte man etwa mit Karl Poppers »Drei-WeltenTheorie« vertraut sein, auf die mehrfach nonchalant verwiesen wird. Ebenfalls verzichtet wird auf eine Erläuterung von Termini wie »Monohierarchie« oder »indikative« beziehungsweise »informative Erschließung«, obwohl diese Begriff weder selbsterklärend noch allgemein verbreitet sind. Überdies sind viele Abschnitte relativ abstrakt und theoretisch gehalten, was das Verständnis nicht eben erleichtert. Wer beispielsweise nicht schon ziemlich genau über Ontologien Bescheid weiß, dem wird das hier Ausgeführte vermutlich nicht wirklich weiterhelfen. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Autoren ihre Erläuterungen nur äußerst sparsam BuB | 58 (2006) 01 .d e Die »Regeln für die Formalkatalogisierung« (RFK) sind keine »neue Bezeichnung für RAK« (Seite 153; vergleiche dazu Seite 74), sondern eine Weiterentwicklung der RAK-WB im Geiste des RAK2-Projekts und mit verstärkter Annäherung an die AACR. Die Aussage, der frühere CIP-Dienst Der Deutschen Bibliothek (DDB) trage »seit Januar 2003 die Bezeichnung Neuerscheinungsdienst« (Seite 83), ist so ebenfalls nicht korrekt, denn nicht nur der Name, sondern auch das Konzept hat sich geändert: Wurden die CIP-Aufnahmen früher gemäß Verlagsangaben von Bibliothekaren angefertigt, so tun dies nun die Verlage selbst – mit entsprechenden Qualitätseinbußen. Dass »elektronische Dissertationen […] zurzeit meist nur auf dem Server der Hochschule vorgehalten« werden (Seite 91), darf gleichfalls bezweifelt werden, denn Die Deutsche Bibliothek hat mittlerweile rund 35 000 Online-Dissertationen aus 80 Hochschulen archiviert. Als ausgesprochen vage und diff us empfand die Rezensentin den Abschnitt über (Land-)Kartenkataloge: Hier sprechen die Autoren unter anderem von der Möglichkeit, mithilfe von GPS Akten im Büro oder künftig auch Bücher in der Bibliothek zu orten – doch was hat das mit der Katalogisierung von kartografischen Materialien zu tun? Als derzeit zentrales Thema wäre hingegen die Entwicklung von grafischen Rechercheoberflächen zu nennen gewesen: Ausgehend von einer Übersichtskarte, können die Benutzer dabei in den gewünschten geografischen Raum hineinzoomen und frei einen Rahmen einzeichnen, woraufhin der Katalog die relevanten Karten ausgibt. Die Bedeutung von XML schließlich, das an vielen Stellen innerhalb des Bandes auftaucht, wird von den Autoren stark überschätzt. Dieser Standard nämlich kann vorhandene bibliothekarische Formate nicht ersetzen, sondern ist nur eine neue – freilich sehr nützliche – Methode, um diese zu »verpacken« (vor allem für den Datenaustausch, etwa über OAI). Auf die zugrunde liegenden Katalogisierungsregeln hat XML keinen unmittelbaren Einfluss. –u –B Wer im Mittelalter nicht schreiben konnte, der war – entgegen der Annahme der Autoren – noch längst kein Analphabet. Lesen und das eher als handwerkliche Fertigkeit begriffene Schreiben wurden vielmehr getrennt voneinander gelehrt und gelernt. »Wobei der jeweilige Kontext deutlich macht, welche Bedeutung das Wort hat.«) und ähnlich unglückliche Konstrukte. Störend fand die Rezensentin außerdem die vielen Abschweifungen, beispielsweise den Hinweis, dass bei der Konversion von Zettelkatalogen jüdisches Beutegut entdeckt werden könne. Wohl können solche Nebenbemerkungen gelegentlich nützlich sein, aber zu viel davon verstellt doch eher den Blick auf das eigentliche Thema. Die Exkurse wären auch leichter zu akzeptieren, wenn es nicht auf der anderen Seite manche wichtige Punkte gäbe, bei dem man sich eine vertiefte Darstellung gewünscht hätte (zum Beispiel automatische Indexierung, Seite 17) oder die man ganz vermisst (beispielsweise virtuelle internationale Normdateien). w Zahlreiche Exkurse mit Beispielen illustrieren und selten auf konkrete Projekte und Angebote hinweisen: Bei den Virtuellen Katalogen (Seite 70) wird beispielsweise deren Prototyp – der »Karlsruher Virtuelle Katalog« (KVK) – nicht einmal erwähnt. Auch rätselhafte Grafiken (zum Beispiel Seite 22 f.) machen den Text nicht leichter nachvollziehbar. Dazu kommen erhebliche sprachliche Mängel: Überlange, mehrfach geschachtelte Sätze (mit etlichen Grammatik- und Interpunktionsfehlern!) erschweren die Lektüre. Regelmäßig stolpert man über verwaiste Nebensätze (etwa auf Seite 63: .B ben der Basisklassifikation zu stehen, die Elektronische Zeitschriftenbibliothek neben Eppelsheimer und so weiter. Eine zusammenhängende Lektüre wird damit praktisch unmöglich gemacht: Beim Buchstaben B erfährt man, dass das Bliss-System »in bewusstem Gegensatz zu Dewey« (Seite 82) entstand, dessen Systematik allerdings erst weiter hinten unter D behandelt wird – man kann dies eigentlich nur als Zumutung für die Leser bezeichnen. Dabei wäre es nicht sonderlich schwierig gewesen, die Dinge in eine nachvollziehbare Ordnung zu bringen, zum Beispiel alle Systematiken in einem Block zu behandeln. Ein weiteres Ärgernis ist die extreme Unausgewogenheit in der Darstellung: Während vieles – auch schwierige Systeme wie beispielsweise Precis – in wenigen Zeilen abgehandelt wird, gehen die Autoren in anderen Fällen geradezu verschwenderisch mit dem Platz um: Der Interessenkreiskatalog nimmt zwei volle Seiten ein, die Systematik der nordrheinwestfälischen Gesamthochschulbibliotheken fast sechs! Für den Verbundkatalog bleiben hingegen gerade einmal zwei (!) Sätze, die auch noch völlig allgemein gehalten sind (»ein wichtiger Meilenstein in der Globalisierung des Bibliothekswesens«, Seite 139). Wäre denn wirklich nichts zu sagen gewesen über die Entstehung, Entwicklung und Organisation der deutschen Verbünde, das Verhältnis von lokal zu zentral gehaltenen Daten (zum Beispiel »schlanker Verbund«) oder die Zusammenarbeit über Verbundgrenzen? Oder halten die Verfasser dies für zu banal? RFK nicht gleich RAK Auch in inhaltlicher Hinsicht hat sich die Rezensentin an vielem gestoßen, wofür hier nur einige Beispiele genannt werden können: Wer im Mittelalter nicht schreiben konnte, wie die auf Seite 27 angesprochenen Kleriker, der war – entgegen der Annahme der Autoren – noch längst kein Analphabet. Lesen und das eher als handwerkliche Fertigkeit begriffene Schreiben wurden vielmehr getrennt voneinander gelehrt und gelernt. Verpasste Chance An Beigaben enthält der Band neben einem zweiseitigen Literaturverzeichnis und einem Register (das sorgfältiger hätte redigiert werden sollen) auch ein umfangreiches Abkürzungsverzeichnis. Zum Erstaunen der Rezensentin ist die- 81 | Magazin Fachliteratur .d Nestler, Friedrich: Einführung in die Bibliographie. Auf der Grundlage des Werkes von Georg Schneider völlig neu bearbeitet von Friedrich Nestler. Stuttgart: Hiersemann, 2005 (Bibliothek des Buchwesens; 16). XI, 231 Seiten. – gebunden 68,– Euro .B w w m Jahr 1999 legte Friedrich Nestler, der frühere Direktor des Instituts für Bibliothekswissenschaft an der Humboldt-Universität, eine viel beachtete Neubearbeitung von Georg Schneiders »Handbuch der Bibliographie« (1. Auflage 1923) vor1. Konsequenterweise hat er nun auch Schneiders »Einführung in die Bibliographie« (1936) bearbeitet. Bei diesem Text handelte es sich ursprünglich um den theoretischen Teil des »Handbuchs«, der bei den Rezensenten auf wenig Anklang gestoßen war. Für die 4. Auflage (1930) wurde er gestrichen, erschien jedoch sechs Jahre später in umgearbeiteter Form als eigenständige Publikation. In Schneider sieht Nestler einen direkten Vorgänger für seine – nicht zuletzt durch die Forschung in der DDR geprägte – Sichtweise der Bibliographie als ein »soziales Phänomen« (Seite IX), das sich »aus der kommunikativen Funktion der verzeichneten Texte ergibt« (Seite 28). Theoretische Modelle der Bibliographie machen denn auch den größten Teil des ersten Hauptkapitels aus. Dieses trägt zwar noch dieselbe Überschrift (»Begriff der Bibliographie«) wie bei Schneider, ist aber von 5 auf über 60 Seiten angewachsen und beinhaltet nun weit mehr als nur die Wortgeschichte. In einem Abschnitt zur bibliothekarischen Ausbildung kritisiert Nestler – ganz zu Recht – die traditionelle Vermittlung des Themas Bibliographie als bloße Abfolge einer langen Reihe bibliographischer Hilfsmittel, deren Charakteristika Stück für Stück zu erlernen sind.2 Dass das Aufkommen der elektronischen Medien hier zu einem »Wechsel der Optik« (Seite 16) geführt habe und seitdem mehr Wert auf eine theoretische Grundlage gelegt werde, kann die Rezensentin aus ihrer eigenen Erfahrung allerdings nicht bestätigen. e Neubearbeitung des Grundlagenwerks von Georg Schneider aus dem Jahr 1936 Auch Studierenden in den Anfangssemestern oder Auszubildenden im Bibliotheksbereich kann man eigentlich nur abraten. Wenn überhaupt, dann werden Fortgeschrittene einen Nutzen von der Lektüre haben. Abkürzungsverzeichnis, wo er erfährt, dass dieses Kürzel für die »Bayerische Staatsbibliothek« steht – ob das im Sinne des Suchenden war? So richtig durchdacht erscheint das alles jedenfalls nicht. Für welche Zielgruppe nun könnte die neue »Einführung in die Katalogkunde« geeignet sein? »Interessierten Laien« wird sie die Tür zum Verständnis von Katalogen und Katalogisierung sicher nicht öffnen. Auch Studierenden in den Anfangssemestern oder Auszubildenden im Bibliotheksbereich kann man eigentlich nur abraten: Zwar erweckt das Werk mit seinen grau unterlegten Definitionen äußerlich den Eindruck eines Lehrbuchs, doch kann von einer stringenten didaktischen Aufbereitung keine Rede sein. Wenn überhaupt, dann werden Fortgeschrittene einen Nutzen von der Lektüre haben – doch kann das der Sinn einer »Einführung« sein? Eine überzeugende Neubearbeitung des »Löffler« hätte zweifellos das Zeug zu einem neuen bibliothekskundlichen Klassiker gehabt – schade, dass die Chance vertan wurde. Heidrun Wiesenmüller I »Einführung in die Bibliographie« –B se Liste aber nicht mit den innerhalb des Bandes tatsächlich verwendeten Abkürzungen identisch: Manche davon fehlen (wie TAO oder KI), dafür findet man viele andere, die im Text selbst gar nicht vorkommen (Verbünde, Softwaresysteme, Systematiken, internationale Gremien). Angegeben ist jeweils die zugehörige Auflösung, zum Teil auch eine kurze Erläuterung. Manche Einträge haben allerdings nicht einmal am Rande etwas mit dem Thema zu tun, wie beispielsweise das Kürzel PDA (Personal Digital Assistant). So drängt sich der Verdacht auf, dass hier eine ganz allgemeine, vielleicht im Rahmen von Lehrveranstaltungen entstandene Zusammenstellung sozusagen »zweitverwertet« wurde – ein entsprechender Hinweis wäre dann angebracht gewesen. Die Abkürzungen aus dieser Liste (jedoch nicht immer auch die zugehörigen Auflösungen!) werden übrigens auch im Register angeführt, was zum Teil zu wenig hilfreichen Verweisungen führt: Wer dem Registereintrag »BSB« folgt, landet nicht im Text, sondern im –u 82 BuB w 82 1 Georg Schneider, Friedrich Nestler: Handbuch der Bibliographie. Begr. von Georg Schneider. Völlig neu bearb. von Friedrich Nestler. 6., völlig neu bearb. Aufl. Stuttgart: Hiersemann, 1999. Rezensiert unter anderem in Informationsmittel für Bibliotheken 9(2001)1, Nr. 01-1-003 (Klaus Schreiber), www.bsz-bw.de/depot/media/ 3400000/3421000/3421308/01_0003. html 2 Übrigens hat Nestler zu DDR-Zeiten selbst ein einschlägiges Lehrbuch verfasst: Friedrich Nestler: Bibliographie: Einführung in die Theorie, Methoden und Geschichte der bibliographischen Literaturinformation und in die allgemeinen bibliographischen Verzeichnisse. 2., neu bearb. Aufl. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1989 – (Lehrbücher für den bibliothekarischen Nachwuchs; 7) BuB | 58 (2006) 01 Magazin | BuB 83 Fachliteratur w Nestlers Versuch, die Welt der Datenverarbeitung und des Internet in die Darstellung mit einzubeziehen, fügt sich selten organisch in das Ganze ein. w lung wichtiger Typen von Bibliographien. Anders als der erste Teil, der eine echte Neuschöpfung darstellt, lehnen sich diese beiden sehr stark an die Vorlage von 1936 an. Nicht nur die Struktur wurde im Wesentlichen beibehalten; Nestler hat auch große Teile des Originaltexts weitgehend unverändert übernommen. Sicher spielte der (berechtigte) Respekt für Schneiders Leistung dabei eine wichtige Rolle – dennoch ist das Ergebnis in verschiedener Hinsicht problemaBuB | 58 (2006) 01 .d e und des Internet in die Darstellung mit einzubeziehen, fügt sich deshalb selten organisch in das Ganze ein. Die Bemerkungen wirken immer ein wenig »eingeflickt« und bleiben oft zu sehr an der Oberfläche. So ist etwa auf Seite 69 von unselbstständig erschienener Literatur – »in der Mehrzahl Zeitschriftenaufsätze und Ressourcen im Internet« – die Rede. Dass Netzpublikationen primär als unselbstständige Werke vorliegen, scheint der Rezensentin durchaus zweifelhaft. Vor allem aber fehlt hier (und auch sonst) jeglicher Hinweis auf die besonderen Anforderungen an die Verzeichnung von notorisch instabilen Internetressourcen (Langzeitarchivierung, Persistent Identifier und so weiter). Auch eine stärkere Betonung der Nutzerperspektive hätte man erwarten dürfen, wurde doch im ersten Teil die zentrale Aufgabe der Bibliographie als Vermittlung zwischen Buch und Leser beschrieben. Doch Nestler beschränkt sich auf die von Schneider vorgegebenen drei Arbeitsschritte (Sammeln, Verzeichnen, Ordnen). Der vierte Schritt – das Präsentieren der Literaturinformation – bleibt außerhalb seines Blickfelds. In diesem Zusammenhang wären etwa die erheblichen Auswirkungen der Datenbanktechnik auf die Benutzung anzusprechen gewesen (zum Beispiel die –B Relativ wenig wird darüber gesagt, wie man eigentlich an die relevanten Dokumente kommt. Da angehende Bibliothekare davon oft nur eine ganz vage Vorstellung haben, wäre eine Zusammenstellung der Methoden nützlich gewesen. –u bibliographien für im Normalfall nicht geboten: Diese »Erstlingsarbeiten«, bei denen »sogar die Methode oft anfechtbar und der Gewinn auch deshalb dürftig« sei, hätten ihren »Platz in den Niederungen des wissenschaftlichen Schrifttums« – eine Äußerung, die sich wörtlich in der Neubearbeitung wiederfindet (Seite 170). Doch sind moderne Dissertationen in Bezug auf Umfang, Bearbeitungszeit und wissenschaftlichen Anspruch nicht mehr mit dem zu vergleichen, was zu Schneiders Zeit unter derselben Bezeichnung abgeliefert wurde. Stattdessen hat sich die Debatte heutzutage auf die Stufe der Prüfungsarbeiten verlagert. Immer häufiger sehen sich Bibliographen mit der Forderung konfrontiert, auch Magister- und Diplom- (beziehungsweise künftig Master- und Bachelor-) oder gar Seminararbeiten zu verzeichnen. In anderen Fällen besitzen Schneiders Aussagen zwar zeitlose Gültigkeit, doch vermisst man zeitgemäße Terminologie und die konsequente Bezugnahme auf moderne Praktiken und Konzepte. Im Abschnitt »Die Schlagwörter und die Vorlagen« (Seite 127–130) etwa hätte sich die Rezensentin das Auftauchen von Begriffen wie »kontrolliertes Vokabular«, «Ansetzungs- versus Verweisungsform«, »Stammdatensatz« oder auch »Schlagwortnormdatei« gewünscht. w Im Abschnitt »Konstanten der ganzheitlichen Sicht auf das soziale Phänomen Bibliographie« werden zentrale Aspekte eines theoretischen Modells vorgestellt. Unter dem Titel »Varianten einer allgemeinen Theorie« folgt eine Darstellung unterschiedlicher theoretischer Ansätze der jüngeren Zeit, zumeist anhand von Schlüsseltexten. Als wichtiger Vorläufer wird zunächst Friedrich Adolf Ebert (1791 bis 1834) behandelt. Weiter beschäftigt sich Nestler mit Ideen und Thesen von Paul Otlet (1868 bis 1944), dem Mitbegründer des Brüsseler »Institut international de bibliographie et documentation«, von russischen Bibliographen wie Oleg P. Koršunov und Abraham I. Barsuk, des amerikanischen Informationswissenschaftlers Patrick Wilson (1928 bis 2003) und schließlich des in Rom lehrenden Bibliothekshistorikers Alfredo Serrai. Die Ausführungen sind zwangsläufig recht abstrakt, nichtsdestoweniger ist die Lektüre lohnend. Für Westdeutsche dürfte die Entwicklung in der Sowjetunion besonders interessant sein: Wer weiß etwa, dass es in der UdSSR einen amtlichen bibliographischen Terminologiestandard gab und dass diesem zufolge das Substantiv »Bibliographie« explizit nicht für das konkrete Produkt, also ein Verzeichnis, zu verwenden war? Das zweite Hauptkapitel behandelt die »Allgemeine bibliographische Methode«, insbesondere die formale Erschließung der Titel und die Möglichkeiten ihrer Anordnung (alphabetisch, systematisch, nach Schlagwörtern). Im dritten Hauptteil (»Die Arten der bibliographischen Literaturinformation«) folgt eine Darstel- tisch. Der Schreibstil der Dreißigerjahre stellt noch die geringste Hürde dar; verschmerzen lässt sich auch, dass manches von Schneider zitierte Werk heutigen Lesern nicht mehr in gleicher Weise bekannt und deshalb nur noch bedingt als Beispiel geeignet ist. Schwerer wiegt es, wenn Aussagen stehengeblieben sind, die nicht mehr der Realität entsprechen. Beispielsweise hielt Schneider die Verzeichnung von Dissertationen in Fach- .B Abstrakt, aber lohnend Enge Orientierung an Vorlage Die enge Orientierung an der Vorlage erschwert dem Bearbeiter schließlich auch das Einbringen neuer Aspekte. Nestlers Versuch, die Welt der Datenverarbeitung In der Regel sollten Fachbibliographien eine objektive Sicht auf die Literaturproduktion zu einem bestimmten Thema ermöglichen, wozu beispielsweise auch die Dokumentation von Außenseitermeinungen gehört. oft fehlende Möglichkeit eines Browsing als Äquivalent zum Blättern in der Druckausgabe), die neuen Möglichkeiten eines unmittelbaren Zugangs zur verzeichneten Literatur (elektronische Volltexte, Lieferdienste) oder die Einbindung von Bibliographien in größere Systeme (Verbundkataloge, Portale, Metasuchmaschinen, Virtuelle Fachbibliotheken). Ganz generell fand die Rezensentin diejenigen Abschnitte am überzeugendsten, in denen Nestler sich von seiner Vorlage gänzlich löst – etwa die ausführliche und kenntnisreiche Darstellung der Allgemeinbibliographie (Seite 137 bis 159). Anders als in manchem vergleichbaren Fall hätte man sich deshalb »weniger Schneider« und »mehr Nestler« gewünscht. 83 | Magazin Unscharfe Typologie .d –B Insgesamt gesehen bleibt die Neubearbeitung an vielen Stellen unbefriedigend. Dennoch ist es zu begrüßen, dass sie überhaupt erschienen ist: Gerade weil man sich an manchem reiben kann, könnte Nestlers Arbeit Anlass sein, sich von neuem mit dem Thema Bibliographie zu beschäftigen. Qualität auf der Basis eigener Fachkenntnisse. Aber entspricht dies tatsächlich der geltenden Praxis? Natürlich kann es Vollständigkeit stets nur innerhalb definierter Grenzen geben. Diese werden jedoch meist formal gezogen, etwa durch den Ausschluss populärwissenschaftlicher Literatur. Für die Aufnahme eines einschlägigen Titels ist es dann ausreichend, dass der wissenschaftliche Charakter gegeben ist – bei einem Aufsatz zum Beispiel aufgrund des Erscheinens in einer Fach- und eben nicht in einer Fernsehzeitschrift. Nur »gute« oder »wichtige« Titel – beziehungsweise diejenigen, die der Bibliograph dafür hält – aufzunehmen, erscheint nur im Einzelfall berechtigt (zum Beispiel bei einer Grundbibliographie für das Studium). In der Regel sollten Fachbibliographien eine objektive Sicht auf die Literaturproduktion zu einem bestimmten Thema ermöglichen, wozu beispielsweise auch die Dokumentation von Außenseitermeinungen gehört. Insgesamt gesehen bleibt die Neubearbeitung an vielen Stellen unbefriedigend. Dennoch ist es zu begrüßen, dass sie überhaupt erschienen ist: Gerade weil man sich an manchem reiben kann, könnte Nestlers Arbeit Anlass sein, sich von neuem mit dem Thema Bibliographie zu beschäftigen. Heidrun Wiesenmüller w w Nicht recht eingeleuchtet hat der Rezensentin die Grundlage von Nestlers Typologie der Bibliographien. Zunächst identifiziert er vier Basisfunktionen, aus denen sich alle Verzeichnisarten ableiten sollen: Allgemeinbibliographie, Fachbibliographie, Empfehlende sowie Kommerzielle Bibliographie (Seite 68 f.). Später werden merkwürdigerweise nur noch die ersten drei genannt (Seite 134). Wie sich nun die weiteren Verzeichnistypen in dieses Schema einordnen, bleibt in den meisten Fällen offen (zum Beispiel Bibliographie der Bibliographie, Bibliophile Bibliographie) oder ist nur schwer nachzuvollziehen: Die Regionalbibliographie etwa kann laut Nestler sowohl der Allgemeinwie auch der Fachbibliographie angehören – je nachdem, ob sie thematisch universal oder auf ein bestimmtes Fachgebiet begrenzt ist (Seite 159 bis 161). Aber auch breit angelegte Regionalbibliographien (zum Beispiel Landesbibliographien) ar- beiten nicht mit einem formalen, sondern mit einem inhaltlichen Kriterium – dem sachlichen Bezug zum Land, seinen Orten beziehungsweise Regionen sowie den damit verbundenen Persönlichkeiten. Nach Ansicht der Rezensentin kann man sie daher gerade nicht den Nationalbibliographien an die Seite stellen. Fachbibliographien sollten nach Schneider/Nestler generell nicht auf Vollständigkeit abzielen, sondern stets eine Auswahl treffen: »Die Fachbibliographie hat die kritische Sichtung der gesammelten Titel als ein Wesensmerkmal« (Seite 166) – zu verstehen im Sinne einer echten Bewertung der wissenschaftlichen –u Abschließend sei noch auf einige Punkte aus dem zweiten und dritten Hauptteil hingewiesen, die der Rezensentin besonders aufgefallen sind: Bei der Titelaufnahme wäre die auf Schneider zurückgehende Beschreibung der einzelnen Bestandteile und der Gestalt von Titelaufnahmen (Seite 69 bis 84) weitgehend verzichtbar gewesen. Besser und aktueller findet man alles Wesentliche im anschließenden Abschnitt aus Nestlers Feder (Seite 84 bis 89), in dem er auf bibliothekarische Standards verweist und auch Beispiele für verkürzte Aufnahmen gibt. Relativ wenig wird darüber gesagt, wie man eigentlich an die relevanten Dokumente kommt. Da angehende Bibliothekare davon oft nur eine ganz vage Vorstellung haben, wäre eine Zusammenstellung der Methoden nützlich gewesen (unter anderem systematische Auswertung von Zeitschriften, Fach- und Allgemeinbibliographien; routinemäßiges Überprüfen aller aufgenommenen Titel auf weiterführende Literaturhinweise; regelmäßige Sichtung des Monographienzugangs). Elektronische Verzeichnisse schaffen dabei übrigens nicht nur neue Möglichkeiten, beispielsweise durch die gezielte Recherche nach einschlägigen Stich- und Schlagwörtern in großen Aufsatzdatenbanken, sondern auch neue Schwierigkeiten: Denn bei Datenbanken ist häufig keine vollständige Durchsicht aller in einem bestimmten Zeitraum neu hinzugekommenen Einträge möglich. e Fachliteratur .B 84 BuB w 84 BuB | 58 (2006) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal | BuB 85 Wer wird zugelassen? Position des BIB zur in Planung befindlichen Ausbildung zum »Fachwirt für Informationsdienste« Der Berufsverband Information Bibliothek sieht klar die Notwendigkeit, Beschäftigten der mittleren Qualifikationsebene in Bibliotheken und verwandten Einrichtungen die Möglichkeit einer anerkannten Weiterqualifizierung zu eröffnen. Der BIB unterstützt deshalb Bestrebungen zur Schaffung entsprechender Qualifizierungs- beziehungsweise Aufstiegsmöglichkeiten. Der von ver.di und DIHK angestrebte Fachwirt mit dem Abschluss »Fachwirt für Archiv-, Bibliotheks- und Dokumentationsmanagement« ist für den BIB jedoch aus mehreren Gründen problematisch: Die vorgesehene Ausbildung sieht zu einem großen Teil branchenunabhängige Inhalte, zum Beispiel VWL, BWL, vor; die fachlichen Anteile aus dem ABD-Bereich sind deutlich, nämlich nur mit einem Sechstel, untergewichtet. Eine Anknüpfung an die einzelnen Fachrichtungen der FaMIs ist überhaupt nicht vorgesehen. Damit liegt die geplante Ausbildung in Teilen unter dem Standard der FaMI-Ausbildung – soll jedoch Aufstiegsmöglichkeiten eröffnen, die über den FaMI und letztlich auf eine Gleichstellung mit dem gehobenen Dienst zielen. Das hätte eine unmittelbare Entwertung sowohl der FaMI-Ausbildung wie auch der Qualifikation Diplom-/BABibliothekar zur Folge. Dass die geplante Ausbildung auch für die Anforderungen der bibliothekarischen Praxis nicht ausreicht, ist ein weiterer wich- w w In der Prüfungsordnung werden unter anderem die Punkte »Zulassungsvoraussetzungen« (§ 2) und »Qualifikationen« (§§ 4 und 5) formuliert. – Zulassungsvoraussetzungen: I. Zulassung zu dem Prüfungsteil »Handlungsübergreifende Qualifikationen« a) eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem anerkannten Ausbildungsberuf, der dem Bereich der Informationsdienstleistungen zugeordnet werden kann, und danach eine mindestens einjährige Berufspraxis b) oder eine mit Erfolg abgelegte Abschlussprüfung in einem sonstigen anerkannten Ausbildungsberuf und danach eine mindestens zweijährige Berufspraxis .d Die Arbeit an der Prüfungsordnung für die Fortbildungsprüfung zum Fachwirt für Informationsdienste wurde inzwischen von ver.di und dem DIHK beendet; die Prüfungsordnung kann nun in den nächsten Monaten von einzelnen Industrie- und Handelskammern erlassen werden. Mit der Erarbeitung des Rahmenlehrplans wurde im Oktober letzten Jahres begonnen, im Frühjahr 2006 soll der Lehrplan fertig gestellt sein. Mittlerweile wurde der Abschluss von »Fachwirt für Medien- und Informationsdienste (FWMI)« in »Geprüfter Fachwirt für Informationsdienste (IHK)« umbenannt. w * Dieser Bericht zum derzeitigen Stand der Weiterbildungsmöglichkeit zum Fachwirt für Informationsdienste knüpft an den Artikel zu den beiden Informationsveranstaltungen zum Fachwirt im März dieses Jahres in Berlin und Düsseldorf an, siehe dazu unter www.bib-info.de/berufsfeld/fach wirt/zick.html#grundlagen und BuB Heft 6/2005, S. 465–467. Er berücksichtigt auch die entsprechende Veranstaltung auf dem Deutschen Archivtag in Stuttgart am 27. September 2005. BuB | 58 (2006) 01 verantwortlich wahrnehmen zu können […]« (§ 1, Abs. 2). Als Aufgaben werden dann zum Beispiel genannt: Planen, Steuern und Kontrollieren von Informationsprozessen, Wahrnehmen von Management- und Führungsaufgaben, Berücksichtigen und Einhalten der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Aufbewahrung und Nutzung von Informationen, Archivund Sammlungsgut. Die in I und II geforderte Berufspraxis »soll wesentliche Bezüge zu den in § 1, Abs. 2 genannten Aufgaben haben«. Betont werden also eher die Aufgaben, weniger der Bereich, in dem die Aufgaben anfallen. Die oben aufgeführten Zulassungsvoraussetzungen sind ersichtlich sehr offen gehalten. Die Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMIs), –B Weiterbildung zum Fachwirt für Informationsdienste – quo vadis?* –u Kommission zur Information von Fachangestellten und Assistenten (KIFA) c) oder eine mindestens fünfjährige Berufspraxis II. Zulassung zu dem Prüfungsteil »Handlungsspezifische Qualifikationen« a) eine mit Erfolg abgelegte Prüfung im Prüfungsteil »Handlungsübergreifende Qualifikationen«, die nicht länger als fünf Jahre zurückliegt b) und in den oben genannten Fällen (Ia bis Ic) zusätzlich zu den dort genannten Zeiträumen mindestens ein weiteres Jahr Berufspraxis. »Ziel der Prüfung ist der Nachweis der notwendigen Kenntnisse, Fertigkeiten und Erfahrungen, um insbesondere in den Bereichen Archiv, Bibliothek und Dokumentation in den Einrichtungen der Wirtschaft, des öffentlichen Dienstes oder in einer selbstständigen Tätigkeit folgende Aufgaben eigenständig und .B Aus Vorstand und Kommissionen e Aus Vorstand und Kommisssionen tiger Einwand. Die Forderung vonseiten der Fachverbände, die notwendigen fachlichen Inhalte in angemessenem Umfang in der Ausbildung zu verankern, war nicht durchzusetzen. Die geplante weitgehende Öffnung des »Fachwirts« für Quereinsteiger ist ebenfalls nicht akzeptabel und bedeutet in der Konsequenz eine faktische Abwertung des FaMI-Berufes wie auch des Bibliothekars – das kann nicht im Interesse der Beschäftigten sein. Letztlich ist zu befürchten, dass mit dem »Fachwirt« eine Deprofessionalisierung in Gang gesetzt wird und eine flächendeckende strukturelle Minderbezahlung die Folge wäre. Diese negativen Auswirkungen auf Professionalität wie Eingruppierung/Dotierung der Bibliotheksbeschäftigten insgesamt ist für einen Personalverband aller Beschäftigten im Bibliotheks- und Informationssektor nicht hinnehmbar. Der BIB hat folgenden Beschluss gefasst: Das Verfahren zur Implementierung des »Fachwirtes für Informationsdienste« (ver.di/DIHK) wird vom BIB aus den oben angeführten Gründen nicht mitgetragen. Diese Empfehlung geht auch an den bibliothekarischen Dachverband BID. Um FaMIs und Assistenten zukünftig eine qualifizierte Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeit zu eröffnen, wird der BIB über die Konferenz der informatorischbibliothekarischen Ausbildungsstätten im DBV (KIBA) die Entwicklung entsprechender Angebote an den einschlägigen Fachhochschulen anregen und unterstützen. Susanne Riedel (Bundesvorsitzende) 85 | Aus Lesesaal dem Berufsverband w Wer braucht den Fachwirt? Bei der Veranstaltung auf dem Deutschen Archivtag in Stuttgart wurde nochmals deutlich, dass der Fachwirt nicht den Anforderungen der Praxis im Archivund Bibliotheksbereich genügt. Inhaltlich entspricht diese Weiterbildung zum Fachwirt nicht – wie zunächst von ver.di und vom DIHK angekündigt – den Diplom-Abschlüssen beziehungsweise den künftigen Bachelor-Abschlüssen. Den Schwerpunkt bilden hier eindeutig die »handlungsübergreifenden« Kom- e .d Der Bachelor als Alternative! In den Einrichtungen des öffentlichen Dienstes bietet eine Weiterbildungsmöglichkeit mit dem Abschluss Fachhochschul-Diplom (oder in Zukunft: Bachelor) eine realistischere Aufstiegsmöglichkeit. Hinzu kommt, dass es sich beim Bachelor – im Gegensatz zum Fachwirt – um einen international anerkannten Abschluss handelt. Die Fachhochschule Potsdam bietet seit einigen Jahren die Möglichkeit, sich berufsbegleitend zum Diplom-Archivar fortzubilden. Am 24. Oktober letzten Jahres begann dort der zweite graduale Fernweiterbildungskurs für Beschäftigte in Archiven; ab Herbst 2006 oder w Schaut man sich die handlungsübergreifenden und handlungsspezifischen Qualifikationen in den §§ 4 und 5 näher an, so fällt auf, dass sie mehrere Ebenen über den derzeit realistischen Qualifikationen beziehungsweise Tätigkeitsfeldern von Diplom-Archivaren oder Diplom-Bibliothekaren liegen. Mit den beschriebenen Kenntnissen und Fertigkeiten (Unternehmensführung, Rechnungswesen, Personalwirtschaft, Informationsmanagement…) wären die Absolventen ohne weiteres in der Lage, eine mittelgroße Stadt- oder Universitätsbibliothek oder ein entsprechendes Archiv zu leiten. Als Beispiel für Qualifikationen, die im Bereich der Privatwirtschaft eine Rolle spielen könnten, sei hier das Prüfungsgebiet »Aspekte der Volks- und Betriebswirtschaft, Recht und Steuern« zu nennen. Hier tauchen zahlreiche sehr weit gefasste Inhalte auf, etwa im Bereich Steuern: Grundbegriffe des Steuerrechts, unternehmensbezogene Steuern, steuerrechtliche Verfahren oder im Bereich Recht: verschiedene Bereiche des BGB, Wettbewerbsrecht und so weiter. Das Urheberrecht hingegen sucht man im Qualifikationsschwerpunkt »Berufsspezifisches Recht« vergebens. Nur in einem von den sechs umfangreichen Prüfungsgebieten werden die Kerntätigkeiten des ABD-Bereichs (Beschaffen, Erschließen, Vermitteln) überhaupt noch erwähnt. spätestens ab Herbst 2007 soll eine entsprechende Weiterbildung für den Bibliotheksbereich starten. Die Weiterbildung besteht aus 26 Modulen (Kostenpunkt je Modul 200 Euro), von denen FaMIs nur 18 absolvieren müssen. Voraussetzung für die Fernweiterbildung ist ein Fachabitur oder das Bestehen einer fachbezogenen Eignungsprüfung. Für die Eignungsprüfung muss der Bewerber mindestens 24 Jahre alt sein und wenigstens zwei Jahre Berufserfahrung in einem entsprechenden Beruf vorweisen. (Interessenten für Potsdam können sich direkt an die zuständige Mitarbeiterin Ines Pieper wenden: [email protected].) Es bleibt zu hoffen, dass bei weiteren Fachhochschulen ähnliche Angebote eingerichtet werden. Wiltraut Zick (KIFA-Vorsitzende) –B Was wird geprüft? petenzen und nicht vertiefte Kenntnisse der einzelnen Fachrichtungen. Überhaupt ist in dieser Prüfungsordnung nur noch von den drei Fachrichtungen »Archiv«, »Bibliothek« und »Dokumentation« die Rede, die Bereiche »Medizinische Dokumentation« und »Bildagentur« finden keine Erwähnung mehr. Es fällt auf, dass in der Prüfungsordnung keinerlei Praktika vorgesehen sind, um die erforderlichen Qualifikationen zu erlangen. Hier wird von den Initiatoren der Weiterbildung offensichtlich davon ausgegangen, dass durch die entsprechenden Berufspraxiszeiten genügend Berufserfahrung gesammelt wird. Voraussichtlich wird sich die Weiterbildung zum Fachwirt für Informationsdienste bei den Arbeitgebern im öffentlichen Dienst kaum etablieren – in der freien Wirtschaft mag das anders aussehen. –u an die sich das Weiterbildungsprofil ursprünglich in erster Linie richten sollte, werden an keiner Stelle mehr erwähnt. Zugelassen würden nach dieser Prüfungsordnung neben FaMIs beispielsweise auch Buchhändler mit einjähriger, Tierpfleger mit zweijähriger oder Personen ohne Ausbildung mit fünfjähriger »Berufserfahrung« im (nicht näher definierten) ABD-Bereich. Aus den Landesgruppen .B 86 BuB w 86 BIB-Mitgliedsbeiträge 2006 In die Beitragstabelle sind nun auch die Entgeltgruppen des neuen Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD) integriert worden. Die Mitgliederversammlung hatte am 11. April 2002 in Augsburg die seit 1. Januar 2003 gültige Beitragstabelle beschlossen. Teilzeitbeschäftigte (maximal 2/3 der tariflichen Wochenarbeitszeit) Aus den Landesgruppen »Bibliotheken für alle – kein Luxus, sondern Bürgerrecht« Gemeinsame Bibliothekstage für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt Bereits zum 15. Mal fanden im letzten Jahr die Gemeinsamen Bibliothekstage zahlen danach die Hälfte des Beitrags der jeweils zutreffenden Beitragsgruppe. Mitglieder in den neuen Bundesländern zahlen weiterhin einen prozentualen Mitgliedsbeitrag analog dem BAT-Ost beziehungsweise TVöD-Ost (ab 1. Januar 2006: 92,5 Prozent). Mitglieder, die in der freien Wirtschaft beschäftigt sind, gruppieren sich selbst in die entsprechende Rubrik ein. Der Mindestbeitrag beträgt in jedem Fall 35 Euro. Vergütung Jahresbeitrag Studenten, Nicht-Berufstätige, Rentner und Pensionäre, Auszubildende, nebenamtliche Büchereileiter 35 Euro (Ost: 32,38) Eingruppierung bis einschließlich BAT Vc / TVöD E8 / A8 45 Euro (Ost: 41,63) Eingruppierung BAT Vb – BAT III bzw. TVöD E9 – E12 oder A9 – A12 70 Euro (Ost: 64,75) Eingruppierung ab BAT IIb / TVöD E13 / A13 90 Euro (Ost: 83,25) BuB | 58 (2006) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal | BuB 87 .d –B theksgesellschaft Niedersachsen als Partner der Öffentlichen Bibliotheken vor. Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, sowie Georg Ruppelt, Sprecher des bibliothekarischen Dachverbandes BID und Direktor der Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Bibliothek in Hannover, berichteten über ihr Engagement und ihre Initiativen auf Bundesebene. Im Schlussvortrag stellte Andreas Dittmann, Amtsleiter für Kultur, Schule und Sport der Stadt Zerbst, die etwas ketzerische Frage: »Lesen fördern – Bibliotheken schließen. Stehen Bibliotheken in den Kommunen vor ihrer Abwicklung?« w w w Zentrales Thema der Festveranstaltung zur Eröffnung der Bibliothekstage war die Leseförderung. Der Bogen der Vorträge spannte sich von der Leseförderung im Bundesland Niedersachsen über die Aktivitäten des Landkreises Osnabrück bis hin zu Projekten in der Stadt Melle selbst. Besonders aus dem letzten Vortrag, gehalten vom Meller Bürgermeister Josef Stock, ging deutlich hervor, dass Bibliotheksförderung unter Berücksichtigung regionaler Besonderheiten sehr wohl machbar sei, wenn sie politisch gewollt ist und entsprechend unterstützt werde. Stock stellte die Stadtbibliothek als kommunikatives Zentrum der Stadt Melle vor, das nicht »nur« einen Bildungsauftrag habe, sondern auch eine soziale Funktion wahrnehme. Der sich anschließende Festabend bot zahlreiche Gelegenheiten, Erfahrungen auszutauschen, neue Bekanntschaften zu schließen und alte aufzufrischen. Der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Diskussion über die derzeitige Situation des deutschen Bibliothekswesens. Lutz Tantow stellte die Biblio- –u Situation des deutschen Bibliothekswesens Die weite Welt des Rundfunks: Mehrfach hatte die BIB-Landesgruppe Nordhrein-Westfalen in der jüngeren Vergangenheit Führungen beim WDR in Köln angeboten. Start der Besichtigungen war jeweils das Besucherzentrum des Westdeutschen Rundfunks in der Elstergasse, wo zunächst ein Informationsfilm über den WDR gezeigt wurde. Ein interessanter Rundgang durch die Produktionsstätten von Hörfunk und Fernsehen schloss sich daran an. Dokumentation und Archiv des WDR durften natürlich nicht fehlen, und so gab es dann dank der WDR-Kolleginnen Heidi Kunde und Jutta Heselmann eine fachkundige und kompetente Führung durch die Räumlichkeiten. Die Besuche der größten ARD-Anstalt der Bundesrepublik waren informationsreich und kurzweilig und fanden bei den Kolleginnen und Kollegen großen Anklang (alle Termine waren ausgebucht!). (Text/Foto: BIB-LG NW) .B für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt statt. Die beiden DBV-Landesverbände sowie die VDB- und BIB-Landesgruppen hatten am 9. und 10. September unter dem Motto »Bibliotheken für alle – kein Luxus, sondern Bürgerrecht« nach Melle in Niedersachsen eingeladen. Rund 60 Teilnehmer aus beiden Bundesländern folgten dieser Einladung. Die Kolleginnen der Stadtbibliothek Melle, unterstützt von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, ermöglichten in den Räumen der Stadtbibliothek einen interessanten Erfahrungsaustausch. Melle präsentierte sich als eine lebendige Kleinstadt mit umfangreichem kulturellem Angebot und engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Traditionsgemäß fanden zuerst die BIB- und DBVMitgliederversammlungen statt. Die gemeinsame BIB-Mitgliederversammlung der BIB-Landesgruppen Niedersachsen/Bremen und Sachsen-Anhalt war mit einer Fortbildung zum Thema »Barrierefreiheit im Internet« verknüpft. Frank Sander von der Firma Wilder Jäger Mediengestaltung aus Dortmund stellte in einem aufschlussreichen Vortrag Voraussetzungen und praktische Umsetzungsmöglichkeiten für eine barrierefreie Bildschirmpräsentation dar. e Aus den Landesgruppen BuB | 58 (2006) 01 Mehr Resonanz durch neue Struktur Bedauerlicherweise waren im vergangenen Jahr weniger Kolleginnen und Kollegen der Einladung zu den Gemeinsamen Bibliothekstagen gefolgt. Das mag daran liegen, dass vielerorts, trotz des Fortbildungscharakters der Tagung, keine Dienstbefreiung mehr gewährt wird. Personelle und finanzielle Engpässe, gepaart mit einem gewissen Desinteresse mancher Arbeitgeber, sind wohl dafür die Ursache. Nach 15 Jahren scheint es zudem erforderlich, Struktur und Kon- zeption der Tagung zu überdenken und Aufwand und Nutzen abzuwägen. Unser Dank gilt den Kolleginnen der Stadtbibliothek Melle und ihren ehrenamtlichen Helfern für die Ausrichtung der Tagung und den freundlichen Empfang. Kathrin Todt-Wolff (Landesgruppenvorsitzende Sachsen-Anhalt) Lesungen, Ausstellungen, Events: Der Bürger hat die Qual der Wahl… Rheinland-Pfalz: Nachlese der BIB-Fortbildung »Planung und Durchführung von Veranstaltungen« Sie planen eine Veranstaltung oder eine Fortbildung und haben Schwierigkeiten mit der Realisation? Dann haben Sie wahrscheinlich eine gute Gelegenheit verpasst, ihr Wissen und Know-how zu erweitern! Am 5. Oktober 2005 fand im Landesbibliothekszentrum – Rheinische 87 | Aus Lesesaal dem Berufsverband e .d –B Der neue Landesgruppenvorstand des BIB in Thüringen sucht die Kooperation mit anderen bibliothekarischen Verbänden (von links): Sylvia Gramann, Barbara Jokisch, Heike Budnitz und Petra Wittekind. (Foto: BIB-LG TH) beit ist die Organisation von Fortbildungen sowie die Lobbyarbeit im Interesse der Mitglieder in Zusammenarbeit mit anderen bibliothekarischen Organisationen. Der Landesgruppenvorstand möchte an dieser Stelle Barbara Brandt für ihre langjährige und engagierte Tätigkeit als Vorsitzende des Berufsverbandes in Thüringen danken. Die Kollegin wurde im Dezember 2004 in den wohl verdienten Ruhestand verabschiedet. .B Landesbibliothek in Koblenz das Seminar »Planung und Durchführung von Veranstaltungen« der BIB-Landesgruppe Rheinland-Pfalz mit Prof. Ursula Georgy (Fachhochschule Köln) statt. In Zeiten immer knapper werdender Finanzen wird die erfolgreiche Durchführung von Veranstaltungen immer wichtiger. Die Referentin zeigte anhand zahlreicher Beispiele, wie man Fehler bei Disposition und Realisation von Veranstaltungen vermeidet und mit einem klaren Konzept optimale Ergebnisse erzielt. Nach einem theoretischen Teil mit umfassenden Unterlagen einschließlich Checklisten wurden in Arbeitsgruppen mittels realer Plakate und Handzettel Konzepte erstellt und Verbesserungsvorschläge erarbeitet. Dabei wies die Referentin darauf hin, dass ein Perspektivenwechsel gerade bei festgefahrenen Vorstellungen von Vorteil ist. Ebenfalls behandelt wurden Themen wie Sponsoring, Marketing und Kalkulation. Hierzu gaben die Unterlagen zahlreiche nützliche Anregungen, um eine geplante Veranstaltung zum Erfolg werden zu lassen. Erwähnenswert ist noch, dass diese Fortbildung nicht nur bundesweites Interesse (Teilnehmerinnen aus Hamburg), sondern auch berufsübergreifend Anklang fand. Petra Pauly (Landesvorstand Rheinland-Pfalz) BIB-Sommerkurs –u 88 BuB Who is who im BIB? w Der Vorstand setzt sich zusammen aus… Kreisbibliothek »Anna Seghers« in Meiningen. Petra Wittekind: Fachschule für Bibliothekswesen Leipzig 1982 bis 1984, anschließend von 1985 bis 1989 in der Bibliothek Bad Blankenburg, seit 1990 in der Stadtbibliothek Rudolstadt. BIB-Sommerkurs Barbara Jokisch (Vorsitzende): Nach »Fortbildung und Lobbyarbeit« w Der neue Vorstand der BIB-Landesgruppe Thüringen Der neue Vorstand der Landesgruppe Thüringen konstituierte sich bereits im Januar 2005. Ziel der gemeinsamen Ar- w 88 BIB-Landesgruppe Thüringen Kontakt: Barbara Jokisch (Vorsitzende) c/o Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt Domplatz 1 99084 Erfurt Telefon 03 61/655-15 63 Telefax 03 61/655-15 99 [email protected] dem Studium 1972 bis 1975 an der Fachschule für wissenschaftliches Bibliothekswesen Leipzig von 1975 bis 1989 an der Deutschen Bücherei Leipzig. Berufsbegleitendes Fernstudium 1986 bis 1990 an der Humboldt-Universität zu Berlin, seit 1990 in der Stadt- und Regionalbibliothek Erfurt. Heike Budnitz: Studium 1984 bis 1987 an der Fachhochschule Hamburg, im Anschluss von 1988 bis 1997 in der Bibliothek des Deutschen Bundestages, seit 1997 beschäftigt in der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha. Sylvia Gramann: Fernstudium 1986 bis 1991 an der Fachschule für Bibliothekswesen Leipzig, seit 1984 in der Stadt- und »Soft Skills in Potsdam« Ein Erfahrungsbericht vom BIBSommerkurs 2005 Im letzten Winter flatterte die Ankündigung für den Sommerkurs 2005 in mein elektronisches Postfach: »Selbstmarketing für Bibliothekare/innen: Soft Skills in harten Zeiten«. Das klang schon mal sehr interessant, und die Stichworte zum Inhalt wie »Kommunikation«, »rhetorische Fähigkeiten« oder »Umgang mit Presse, Kunden und Öffentlichkeit« bestätigten diesen ersten Eindruck. Also meldete ich mich kurz entschlossen an. Und es hat sich gelohnt, denn sowohl für meine Tätigkeit im Bereich Öffentlichkeitsarbeit als auch für mich persönlich BuB | 58 (2006) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal | BuB 89 »Einblicke« – Exkursionen und Fachgespräche w w Im Mittelpunkt eines weiteren Tagungsblocks stand die Vorstellung einer Imagekampagne für die Bibliotheken in Berlin und Brandenburg. Die im Rahmen der Kampagne entwickelten Motive stehen mittlerweile auch deutschlandweit für jede Bibliothek zu freien Nutzung zur Verfügung (www.BIDeutschland.de). Ein kompletter Tag des Sommerkurses war für Bibliotheksbesuche reserviert. Er begann zunächst mit einer Führung durch die Filmhochschule Babelsberg und deren Bibliothek. Ein sehenswerter Bau, modern gestaltet mit viel Glas, Stahl und Beton, der allerdings mit seinen klimatischen Bedingungen für eine Bibliothek und Hochschule nur bedingt geeignet erscheint. Die Bibliothek selbst ist gut sortiert und hervorragend ausgeBuB | 58 (2006) 01 .d –B Neben theoretischen Fragen wurden vor allem die praktischen Aspekte des »Selbstmarketings in harten Zeiten« beleuchtet. (Foto: privat) heitsvorschriften beim Einlass. Die sehr engagierte Kollegin Monika Hein sprach über die Geschichte der Bibliothek und berichtete von der spannenden Phase des Umzugs von Bonn nach Berlin. Der anschließende Rundgang durch die Bibliothek führte uns zuerst in den Benutzungsbereich, der die Form einer Rotunde hat und dessen Glasfassade einen überwältigenden Ausblick zur Spree und zum Reichstag bietet. Im Untergeschoss befinden sich originale Mauerreste, die von einem Künstler mit den Daten und Zahlen der Maueropfer gestaltet wurden. w Die ersten beiden Tage des Kurses standen unter der Überschrift »Kommunikation – Rhetorik – Selbstpräsentation«. Aufgrund der Erkrankung einer der Referentinnen musste Nikola Rudolph die praktischen Übungen mit der ganzen Gruppe (19 Frauen und drei Männer) kurzfristig allein durchführen. So blieb zwar leider die Evaluation auf der Strecke – allerdings waren die Theorieblöcke sehr gut strukturiert. Kompakt, übersichtlich und einleuchtend wurden uns von der Transaktionsanalyse nach Eric Berne bis zu den Axiomen von Paul Watzlawick die Grundlagen der Kommunikation erläutert. Bei den Übungen gab es einige Überraschungen und viel zum Schmunzeln. Jede/r Teilnehmer/in stellte der Gruppe drei Hobbys vor, von denen eines ein »Kuckuck« war. Die Gruppe analysierte den Vortrag und fand (meistens) anhand von verräterischen Gesten oder einer hohen Tonlage das Falsche heraus. Vor größeren Schwierigkeiten standen die Kleingruppen (bis zu sechs Personen) beim Versuch, ein unmögliches Produkt einer bestimmten Interessengruppe vermitteln zu wollen. Unsere Gruppe sollte Katzenkot an Schmutzneurotiker verkaufen. Aus schierer Verzweiflung machten wir eine Anleihe bei Helge Schneider, dessen Lied »Katzeklo« (von uns selbst gesungen!) unsere Präsentation einleitete und beendete. Die Teilnehmer/inne bekamen Tipps zum Umgang mit der (Digital-)Kamera, verfassten selbst Pressemitteilungen und wurden zum Fernsehinterview vor laufender Videokamera gebeten. Persönlich musste ich feststellen, dass meine Pressemitteilungen bisher eher bescheiden waren, was sich aber aufgrund des Gelernten jetzt ändern wird. –u Grundlagen der Kommunikation stattet mit vielen Arbeitsplätzen, futuristischen Fernseh-Stationen und natürlich umfangreichen Filmmaterialien. Von Babelsberg ging es nach Berlin, wo wir nach der Mittagspause gemeinsam den Weg zur Bibliothek des Deutschen Bundestages einschlugen. Auch hier trafen wir wieder auf ein imposantes Bauwerk, diesmal mit strengen Sicher- .B war der Sommerkurs in Potsdam ein Gewinn. e BIB-Sommerkurs »Wie sag ich’s der Presse?« Ein kompletter Tag war für einen Workshop mit dem BIB-Geschäftsführer Michael Reisser reserviert, der seine Ausführungen zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mit vielen Übungen und Beispielen aus der Praxis anreicherte. Reisser war lange Zeit Redakteur bei BuB und hat darüber hinaus in Tagespresse und Politik weit reichende Erfahrungen in der Presseund Kampagnenarbeit gesammelt. Der letzte Tag stand im Zeichen der Schönheit. Catrin Clemens (CC Kosmetik, Caputh) und ihre Assistentin führten exemplarisch eine Farb- und Make-upBeratung durch und gaben viele Tipps rund ums gute Aussehen. Abwechslungsreiches Rahmenprogramm Was wäre eine einwöchige Fortbildung ohne »Rahmenprogramm«: Neben der eigentlichen Fortbildung bot der Sommerkurs zahlreiche Besichtigungs- und Besuchsmöglichkeiten. Schon vor Beginn der Tagungswoche begannen wir mit einer Stadtführung durch Potsdam, die im wunderschönen Holländischen Viertel endete. An einem Abend spazierten wir durch den Schlosspark Sanssouci und dinierten im Krongut Bornstedt, wo es neben allerlei Läden auch die »Langen Kerls« (das ehemalige Leibbataillon des Soldatenkönigs, dessen Mitglieder mindestens 1,88 Meter groß sein mussten) zu sehen gab. An einem anderen Abend führte uns eine Stadtführerin über den Telegrafenberg. Hier konnten wir uns 89 | Aus Lesesaal dem Berufsverband Fortbildungstermine als Bonbon die Bibliothek des »Wissenschaftsparks Albert Einstein« ansehen. Des Weiteren hatte die Kollegin Dagmar Schobert (Vorsitzende der BIBLandesgruppe Brandenburg) in einer Mittagspause eine Führung durch eine Bereichsbibliothek im Neuen Palais organisiert. In einer weiteren Mittagspause unter der Woche blieb Zeit für einen Besuch der Handbibliothek Friedrichs des Großen. Sehr interessant war es zu erfahren, dass der »Alte Fritz« fast ausschließlich französisch las und geschenkte Bücher, bis auf wenige Ausnahmen, sofort an die damalige Öffentliche Bibliothek weitergab. Außerdem begleiteten ihn auf jeder Reise (auch in den Krieg) zwei Vorleser. Am Abend vor der Heimreise ging es in den Park »Neuer Garten« mit dem Schloss Cecilienhof, in dem die Alliierten 1945 die Potsdamer Konferenz abhielten. Es folgte eine Brauereibesichtigung, bevor wir den Tag dann in der ehemaligen Meierei, mit schönem Blick auf die Havel, abschlossen. Mein Fazit: Interessante Themen, praxisnah aufbereitet und kompetent vermittelt sowie ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm waren die Garanten für den Erfolg dieses Sommerkurses. Der rege Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen tat ein Übriges. Der Sommerkurs des BIB ist unbedingt zu empfehlen! Aki Wantia (Stadtbücherei Hamm) –B .d e 90 BuB Wie in den vergangenen Jahren war auch beim Sommerkurs 2005 ein kompletter Tag für Exkursionen reserviert. (Foto: privat) w –u w Sie leisten bereits Führungsaufgaben in einem Team, in einer Abteilung, in einer Bibliothek? Oder Sie bereiten sich auf eine solche Aufgabe vor? Oder Sie interessiert ganz einfach, was die Themen, Aufgaben und möglichen Stolpersteine sein könnten, mit denen sich eine Führungsperson in Bibliotheken auseinandersetzen muss? Wie führe ich ein Kritikgespräch, ein Entwicklungsgespräch? Wie schaffe ich den Rollenwechsel vom Teamkollegen zum Vorgesetzten? Wie entwickle ich eine Antenne für Konflikte – und wie löse ich sie? Wie bleibe ich bei alldem Mensch? Was sage ich wie der Öffentlichkeit und Presse? In den Allgäuer Alpen dauert der Sommer länger, eine Woche lang im September werden wir uns in einer konzentrierten und zugleich entspannten Seminaratmosphäre diesen Fragen widmen. Tagungsorte sind die Fachhochschule Kempten und die Stadtbibliothek Kempten. Für den traditionellen Best-Practice-Tag am Mittwoch jedes BIB-Sommkurses sind in diesem Jahr eine Reise zur Stiftsbibliothek nach Stankt Gallen und ein Besuch des Österreichischen Bibliothekartages in Bregenz geplant! Maximal können 20 Personen teilnehmen. Der Tagungsbeitrag umfasst alle Tagungskosten sowie fünf Übernachtungen mit Frühstück im Einzelzimmer (Anreise Sonntag, wir sind im Hotel »Waldhorn« untergebracht). Der Frühbucherpreis bis zum 15. März 2006 für BIB-Mitglieder (ebenso Mitglieder des VDB und der Partnerverbände aus Österreich, Italien und der Schweiz) beträgt 390 Euro, für Nicht-Mitglieder 490 Euro. Nach dem 15. März 2006 für Mitglieder 440 Euro und für Nicht-Mitglieder 540 Euro. Anmeldungen ab sofort und bis spätestens 30. Juni 2006 unter sommerkurs@ bib-info.de oder direkt bei Jens Renner (telefonisch unter 09 81/487-74 30 oder per Telefax -74 39). Ihre Fragen zum Sommerkurs beantwortet ebenfalls gerne jens. [email protected]. Am Freitag, den 22. September, wird der diesjährige Sommerkurs beendet sein. Danach bietet sich die Möglichkeit, die wunderbare Bergwelt näher kennen zu lernen: Auf privater Basis und nicht als Teil des Sommerkurses können Sie an einem Wanderwochenende in den Allgäuer Alpen teilnehmen. Geplant sind keine hochalpinen Klettertouren, aber etwas Ausdauer und gutes Schuhwerk sollten Sie mitbringen. Nähere Absprachen folgen bei Interesse. Jens Renner (Bundesvorstand) .B »Neue Managementaufgaben für (künftige?) Führungskräfte – Führung professionalisieren!« Einladung zum 9. BIB-Sommerkurs vom 18. September bis 22. September 2006 in Kempten w 90 Fortbildungstermine Januar Landesgruppe Bayern »Qualifizierte Mitarbeiter selbst ausbilden« Inhalt: Seit dem Ausbildungsjahr 2005 existiert auch in Bayern eine Berufsschule für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste. Der Berufsverband informiert in dieser Veranstaltung zunächst über die Ausbildungsvoraussetzungen. Die BuB | 58 (2006) 01 Aus dem Berufsverband Lesesaal | BuB 91 Landesgruppe Rheinland-Pfalz BIB-Fortbildungen Die aktuelle Gesamtübersicht der vom Berufsverband Information Bibliothek angebotenen Fortbildungsveranstaltungen sowie weitere Informationen und Links zur beruflichen Weiterbildung finden Sie auf der BIB-Website unter www.bib-info.de/event.htm. Fortbildungen anderer Anbieter sind in jeder BuB-Ausgabe in der Rubrik »Termine« aufgeführt. –u »Webdesign – Erstellen und Gestalten von Webseiten« Landesgruppe Bayern »Der neue Tarifvertrag TvöD« .B Inhalt: Am 1. Oktober 2005 wurde das alte Tarifregelwerk BAT (BundesAngestelltentarifvertrag) vom neuen TVöD (Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst) abgelöst. Die Beschäftigten des Bundes und der Kommunen wurden durch den Überleitungstarifvertrag TVÜ in den TVöD übergeleitet. Die Überleitung verlief nicht ohne Schwierigkeiten, und der TVöD bringt eine Menge an Neuerungen mit sich. In dieser Veranstaltung werden den Teilnehmern TVöD und TVÜ erläutert. Außerdem soll versucht werden, bislang aufgetretene Fragen zu klären. Veranstalter: BIB-Landesgruppe Bayern Zielgruppe: Interessierte Kolleg(inn)en Referent: Wolfgang Folter, UB Frankfurt am Main (BIB-Kommission Eingruppierung und Besoldung, ver.di) Termin: Montag, 30. Januar 2006, 10 bis 16 Uhr Ort: Bayernforum Elisenhof, Prilmayer 3, 80335 München Kosten: BIB-Mitglieder frei, Nicht-Mitglieder 10 Euro Anmeldung bei Andrea Graf, Stadtbibliothek Kempten, Orangerieweg 20-22, 87439 Kempten; andrea. [email protected]. w w w Inhalt und Lernziel: Die Präsenz im Internet gehört heute zu den bibliothekarischen Standardangeboten. Ob nun unter einer eigenen Adresse oder im Rahmen der Webpräsenz des Trägers: Bibliotheken jeden Typs bieten vielseitige Informationen und Dienstleistungen online an. Der Kurs vermittelt die wesentlichen Punkte für die Vorarbeit bei Erstellung einer eigenen Web-Präsenz (Abstimmung mit dem Träger, Arbeitsaufwand aller Beteiligten, Fragen des Angebots, Zielgruppe). Neben den technischen Voraussetzungen werden weitere wichtige Punkte behandelt: Gestaltungsmöglichkeiten, Barrierefreiheit, Sicherheit und Datenschutz. Aktualität und Erreichbarkeit des Angebots sollen sicher gestellt, die Website als »Sprachrohr« der Bibliothek etabliert werden. Veranstalter: BIB-Landesgruppe Rheinland-Pfalz Zielgruppe: Beschäftigte in Bibliotheken, die sich über die Erstellung und Gestaltung von Webseiten informieren wollen oder bereits in diesem Bereich tätig sind. Referent: Tibor Maxam, Stadtbibliothek Springe (BIB-Kommission Neue Technologien) Termin: Mittwoch, 25. Januar 2006, 10 bis 16.30 Uhr Ort: Universitätsbibliothek Kaiserslautern BuB | 58 (2006) 01 Februar Landesgruppe Nordrhein-Westfalen »Geheimbünde – historische Entdeckungen – versteckte Sensationen«: Religionsthriller als Bestseller Inhalt: Religions- und Verschwörungsthriller wie Dan Browns »Sakrileg« haben eine ungeahnte Popularität bei Lesern und Leserinnen erreicht. Welche Titel und Autoren/innen der Buchmarkt noch bietet und wie sie zu bewerten sind, wird im Seminar untersucht. Der kritischen Buchvorstellung neuer Romane und Sachbücher zum aktuellen Thema folgt ein Literaturgespräch über das Buch von Henri Loevenbruck: Das Jesusfragment. München: Knaur, 2005. (Die Teilnehmer/innen sollten das Buch bis zum Seminartag gelesen haben!) Veranstalter: BIB-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen Zielgruppe: Interessierte Kolleg(inn)en Referent: Jürgen Seefeldt, Landesbüchereistelle Rheinland-Pfalz Termin: Samstag, 11. Februar 2006, 10 bis 16 Uhr Ort: Stadtbibliothek Essen, Vortragssaal, Hollestraße 3, 45127 Essen Kosten: BIB-Mitglieder 8 Euro, NichtMitglieder 20 Euro (der Betrag wird im Rahmen der Veranstaltung eingesammelt) Teilnehmerzahl: 25 (max.) Anmeldung bei Silke von der Stein, Stadtbibliothek Essen, Hollestraße 3, 45127 Essen per Telefax (02 01/88420 03) oder E-Mail (silke.vonderstein @stadtbibliothek.essen.de). .d Teilnehmerzahl: 12 (max.) Kosten: BIB-Mitglieder 15 Euro, NichtMitglieder 25 Euro Anmeldung bis 11 Januar bei Petra Tremmel, UB Kaiserslautern, PaulEhrlich-Straße 32, 67663 Kaiserslautern; Telefon 06 31/205-22 89; [email protected] Besonderheiten: Teilnehmer/innen erhalten eine Anmeldebestätigung. –B Lehrkräfte der Schule stellen dann die Inhalte ihres Unterrichts vor. Kolleg(inn)en berichten abschließend über ihre Erfahrungen mit Auszubildenden. Veranstalter: BIB-Landesgruppe Bayern Zielgruppe: Alle interessierten Kolleg(inn)en aus wissenschaftlichen und Öffentlichen Bibliotheken sowie anderen Institutionen Termin: Montag, 23. Januar 2006, 10 bis 15 Uhr Ort: München, Städtische Berufsschule für Medienberufe, Schwere-ReiterStraße 35 Kosten: keine Anmeldung bei Gudrun Kulzer, Stadtbibliothek Straubing, Rentamtsberg 1, 94315 Straubing; Gudrun. [email protected]. e Mitglieder Impressum »Aus dem Berufsverband« Herausgeber: BIB . Berufsverband Information Bibliothek e.V., Postfach 13 24, 72703 Reutlingen Redaktion: Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig, Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig Telefon 0 68 61/79 06-92/-93 Telefax 0 68 61/79 06-97 [email protected] Redaktionsschluss für Verbandsmitteilungen BuB Heft 3/2006: 17. Januar 91 BuB | Summary –u –B .d e Manga – A Cultural Phenomenon: The Call for Japanese Graphic Novels is Booming – Even in Libraries (Eva Förg, Eva Gottmanns, Wolfgang Ratzek, Nicole Rothe, Tobias Schnitker) (pp. 74–78) The comic books from Japan – manga – are enjoying growing popularity in Germany and are thus important from both an economic and a cultural point of view. There are widely varying opinions about the quality of Japanese graphic novels or comic books. How do libraries deal with manga? How do they keep informed and what are the selection criteria for acquisition? Part of a project at the University of Media Studies in Stuttgart (600,000 inhabitants, Baden-Wuerttemberg), students studied this phenomenon. Along with German libraries, a branch library in Oslo and the Helsinki public library network were taken into consideration. While manga already enjoyed wide popularity in other European countries such as Spain, France or Italy by the beginning of the 1980s, the genre only became established in Germany in the 1990s. At present the German market is led by the publishing houses Carlsen, Egmont, Panini Comics and TokyoPop, which all together publish over 60 manga titles monthly. In addition a new competitor appeared on the market in the summer of 2005. The publishing group Random House (Bertelsmann) has chosen Heyne Verlag to supply the ever-growing, reading hungry community of manga fans with ever new adventure stories. Heyne is able to profit from Random House’s cooperative relations with the Japanese publishing house Kodansha and its strong position in the Japanese manga market. The core target group is mainly the eight to 25-year old reader. The annual turnover in Germany presently amounts to 50 million Euros. Translated by Martha Baker w w 100% or Nothing: Self-service Borrowing with RFID in the Munich City Library (Marianne Pohl, Eva Schubert) (pp. 53–55) The efficient conduct of routine processes in libraries – such as lending out and checking in or sorting of library media – not only makes sense, but is also a top priority, particularly when funding is limited. Aiming to increase the efficiency of such activities, the number of libraries introducing radio frequency identification (RFID) with the hope of improving their services is on the rise. The example of the Munich City Library exemplifies what this step means for the staff and for the patrons in actual practice. In June 2004 the Munich library made the decision to introduce the lending and theftprotection of media exclusively by means of RFID technology in all branches of the library system over a five-year period. As a target it is planned to give all possible media items that can be lent out an RFID label and aim for a 98 percent rate of self-service. Beginning in 2006 three pilot branches will switch over to self-service borrowing: the main library as well as a large and a small neighborhood branch library. In this way potential differences in the basic conditions of the library system will be reflected, so that by the middle of the year the implementation can be spread to the other libraries using the experience gained from the pilot libraries. »Young Librarians Need to Get Their Chance!« The Australian Library Association (ALIA) Focuses on the Creativity and Motivation of Entry-Level Professionals – An Interview with the Association’s President Gillian Hallam (pp. 61–64) Librarians fresh out of school are creative and highly motivated – a potential that libraries have made much too little use of up to now, according to Gillian Hallam, the president of the Australian Library Association (ALIA). Hence this energetic librarian has declared the encouragement of younger colleagues her top priority. Her motto is: when young, well-trained librarians join the staff, the library’s long-standing procedures should be receptive to their ideas rather than expect the newcomer to adapt to its daily humdrum. Hallam explains that »young people have lots of new ideas which everyone can profit from. They exhibit so much enthusiasm and excitement that they just might be able to infect older staff members who have become indifferent and jaded in their daily work. Often the operating structures within libraries are so fixed and rigid that new ideas and projects are urgently needed.« This strategy, Hallam reports, has proven its worth and is attracting more and more advocates in Australia. But this is only one of ALIA’s projects. The Australian association is currently fighting on several battlefronts because the once paradisiacal condition of the Australian educational system has also been hard hit by budget cuts since the turn of the millennium. BuB’s editor Bernd Schleh took the opportunity to speak with Gillian Hallam about the situation of the libraries Down Under during the IFLA World Congress in Oslo. .B Summary of the Main Articles w 92 BuB | 58 (2006) 01 Résumé | BuB w w BuB | 58 (2006) 01 .d e Les manga – un phénomène culturel: La demande de bandes dessinées japonaises explose – y compris dans les bibliothèques (Eva Förg, Eva Gottmanns, Wolfgang Ratzek, Nicole Rothe, Tobias Schnitker) (pp. 74–78) Les bandes dessinées originaires du Japon – les mangas – connaissent un succès croissant en Allemagne et ont de ce fait une importance économique et aussi culturelle. Pour ce qui concerne la qualité de ces bandes dessinées japonaises, les avis divergent. Quelle est l’attitude des bibliothèques par rapport aux mangas? Comment s’informent elles et quels sont les critères de choix qui déterminent les acquisitions? Dans le cadre d’un projet d’études à l’ Ecole Supérieure des Media de Stuttgart (600 000 habitants, Bade-Wurtemberg), des étudiants ont analysé le phénomène manga. Outre des bibliothèques allemandes la bibliothèque de quartier Grünerløkka d’Oslo et le réseau des bibliothèques municipales »Helsinki Metropolitan Area« ont été prises en compte dans l’étude. Tandis que les manga avaient eu beaucoup de succès dans d’autres pays européens comme l’Espagne, la France et l’Italie dès le début des années 80, le genre ne s’établit de façon durable en Allemagne que depuis les années 90. A l’heure actuelle le marché allemand est alimenté par les maisons d’édition Carlsen, Egmont, Panini comics et Tokyopop, qui, ensemble, publient 60 albums de manga par mois. De plus, depuis l’été 2005, un nouveau concurrent est actif sur ce marché. Le groupe d’édition Random House (Bertelsmann) envoie dans la course l’éditeur Heyne, qui alimente la communauté des fans de manga avec une offre toujours renouvelée d’aventures. L’éditeur Heyne profite en fait de la coopération de Random-House avec la maison d’édition japonaise Kodansha, très bien positionnée sur le marché japonais des mangas. Le public le plus fidèle se recrute avant tout parmi les 8–25 ans. Le chiffre d’affaires annuel en Allemagne se situe autour de 50 millions d’euros. Traduit par Suzanne Rousselot –B –u w Si on le fait, alors à 100%! Le prêt automatisé avec la RFID à la bibliothèque municipale de Munich (Marianne Pohl, Eva Schubert) (pp. 53–55) Le déroulement rationnel des opérations de routine dans les bibliothèques – par exemple le prêt et le retour, et aussi le tri des documents – n’est pas seulement sensé, mais, en ces temps de moyens limités, l’obligation du jour. Pour accroître l’efficacité de ces tâches, les bibliothèques misent de plus en plus sur la mise en service de la RFID (identification par radio fréquence), dont ils attendent par ailleurs une amélioration du service. A travers l’exemple de la bibliothèque municipale de Munich, on peut constater ce qu’apporte cette décision pour le personnel et pour les clients, ainsi que pour le travail pratique. C’est en juin 2004 que la décision fut prise à Munich d’utiliser exclusivement la technologie RFID pour le prêt et le retour des documents dans toutes les bibliothèques de la ville, et ce dans un délai de 5 ans. L’objectif est d’équiper tous les documents qui le permettent d’étiquettes RFID et d’atteindre le prêt automatisé à 98%. Début 2006, trois sites pilotes doivent fonctionner avec la RFID: la bibliothèque centrale ainsi qu’une grande et une petite bibliothèque de quartier. Ainsi les différents niveaux des bibliothèques de la ville seraient représentés, et l’on pourrait à partir du milieu de l’année envisager l’équipement des autres bibliothèques à partir des expériences des bibliothèques pilotes. »Il faut donner leur chance aux jeunes bibliothécaires!« L’association australienne des bibliothèques ALIA mise sur la créativité et la motivation des jeunes collègues – Entretien avec la présidente Gillian Hallam (pp. 61–64) Les bibliothécaires qui viennent d’être formés sont très motivés et créatifs – un potentiel que les bibliothèques utilisent trop peu jusqu’à présent. C’est du moins ce que pense Gillian Hallam, la présidente de l’association australienne des bibliothèques ALIA. C’est pourquoi cette bibliothécaire dynamique proclame que la promotion des jeunes collègues est primordiale. Son credo: Lorsque de jeunes bibliothécaires bien formés prennent leur poste, l’équipe expérimentée devrait prêter une oreille attentive aux idées du nouvel arrivant, au lieu que le nouvel arrivant s’adapte au fonctionnement sclérosé de la bibliothèque. G. Hallam dit: »Les jeunes gens amènent beaucoup d’idées nouvelles, dont tous peuvent tirer profit. Ils font preuve de tant d’enthousiasme et de passion que des collègues plus âgés, déjà un peu éteints professionnellement, peuvent se laisser entraîner. Souvent les structures des bibliothèques sont si routinières et sclérosées, que de nouvelles idées et de nouveaux projets sont d’une urgente nécessité.« Cette stratégie, dit G. Hallam, a fait ses preuves plus d’une fois et trouve de plus en plus de partisans en Australie. Ce n’est qu’un projet de l’ALIA. L’association australienne se bat désormais sur plusieurs fronts, car même au paradis australien de la formation, c’est, depuis le changement de millénaire, le règne du stylo rouge. Bernd Schleh, rédacteur de BuB, a évoqué le situation critique des bibliothèques avec Gillian Hallam lors du congrès de l’IFLA à Oslo. .B Résumé des principaux articles 93