Fachgerechte Projektie- rung von Alarmsystemen

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Fachgerechte Projektie- rung von Alarmsystemen
AUF EINEN BLICK
Gebäudetechnik
Gefahrenwarnanlagen können ein
lukratives Betätigungsfeld für den
Elektrohandwerker darstellen. Damit
die Anlage störungsfrei funktioniert,
ist ein fachgerechter Einbau unabdingbar. Das dafür erforderliche
Know-how bieten viele Hersteller in
Form von Seminaren an.
Fachgerechte Projektierung von Alarmsystemen
Die Einführung VdS-H zugelassener Gefahrenwarnanlagen hat dem Elektrohandwerk den Zutritt zu einem
lukrativen Marktsegment eröffnet. Denn während Einbruchmeldeanlagen der VdS-Klassen A, B und C
ausschließlich von zertifizierten Sicherheitsbetrieben errichtet werden dürfen, gilt solch eine Beschränkung
für Gefahrenwarnanlagen nicht: Diese dürfen auch von Elektrofachbetrieben montiert werden (Bild 1).
K
omplettsysteme aus der Hand
eines Herstellers – wie z. B. die
funkbasierte Hager-Gefahrenwarnanlagen mit VdS-H-Zulassung – verbinden innovative
Technik mit einer einfachen
Montage. Diese Systeme bestehen aus vier Grundkomponenten:
• Herzstück der Gefahrenwarnanlage ist eine FunkAlarmzentrale. Diese steuert
sämtliche Funktionen.
Bild 1: Eine Gefahrenwarnanlage schützt
• Die daran angeschlossenen
das Haus nicht nur bei Nacht
Melder, wie Glasbruch- oder Bewegungsmelder, registrieren EinQuelle: Hager
bruchsversuche oder Gefahrenzustände.
• Alarmierungs-Komponenten z. B. in
werden. Dabei müssen mechanische
Form von Innen- oder Außensirenen
Sicherungseinrichtungen und EMA so
reagieren bei Gefahr optisch und /
aufeinander abgestimmt sein, dass
oder akustisch bzw. übertragen Meldie Interventionskräfte nach einer Meldungsereignisse an eine externe
dung den Einsatzort erreichen können,
Empfangsstelle wie Sicherheitsfirmen
bevor der Täter den Tatort verlassen
oder per SMS an das eigene Handy.
hat (Bild 3). Das erfordert eine durch• Vierte und letzte Komponente sind
dachte und abgestimmte Projektierung
die so genannten Scharfschalteinrichin mehreren Ablaufstufen.
tungen, mit denen sich die Gefahrenwarnanlage aktivieren und deaktivieStufe 1: Auswahl der Überwachungsart
ren lässt.
Generell gilt, dass bei der ProjektieAn dieser Stelle ist hervorzuheben, dass
rung einer GWA verschiedene FunktioGefahrenwarnanlagen (GWA) im Gegennen getrennt zu betrachten sind, z. B.
satz zur einer Einbruchmeldeanlage
Einbruchmeldung und Brandmeldung.
(EMA) nicht nur der Einbruchsmeldung
Hinsichtlich der Einbruchmeldefunkdienen, sondern auch weitere Funktiotion lassen sich drei abgestufte Übernen übernehmen können, z. B. Brand-,
wachungskonzepte unterscheiden:
Gas- oder Wassermeldungen (Bild 2).
Auch wenn diese Systeme montagefreundlich konstruiert sind, so setzt
eine fachgerechte Projektierung doch
gewisse Kenntnisse voraus, um einen
sicheren und zuverlässigen Betrieb
der Anlage zu gewährleisten. Sinngemäß heißt es in den Vorgaben des VdS:
Einbruchmeldeanlagen sind so zu konzipieren, dass Einbrüche möglichst
frühzeitig erkannt und gemeldet
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Quelle: Hager
Grundlagen der Projektierung
Bild 2: Die Gefahrenwarnanlage
zeichnet sich durch ein übersichtliches
Touch-Screen-Display aus
• Bei der Außenhautüberwachung werden Fenster und Türen des Objekts
überwacht.
• Bei der Schwerpunktüberwachung kontrollieren Bewegungsmelder besonders kritische Bereiche des Objekts.
• Und bei der Fallenüberwachung werden – z. B. mit Bewegungsmeldern – die Bereiche
überwacht, die der Täter betreten muss, wenn er sich im Objekt
bewegt (Bild 4).
Stufe 2: Auswahl der Melder
Um Falschfunktionen der GWA zu vermeiden, ist bei der Auswahl der Melder
große Sorgfalt gefragt. Bei der Wahl der
Einbruchmelder stehen dem Errichter
eine Vielzahl verschiedener technischer
Typen und Arten zur Verfügung. Für die
Außenhautüberwachung von Fenstern
und Türen sind dies z.B. Öffnungsmelder wie Magnet-Reed-Kontakte. Zur
Überwachung von Glasflächen bieten
sich aktive bzw. passive Glasbruchmelder oder Alarmdrähte in Glasscheiben
an, und für die Überwachung von Räumen Infrarot-Bewegungsmelder. Diese
erfassen Infrarot-Wärmestrahlen, die
von Menschen und Tieren – allerdings
aber auch von anderen Wärmequellen
wie Heizungen – ausgehen.
Um hierbei Fehlalarme zu vermeiden, hat z. B. Hager die Detektions-Charakteristik seines Funk-Bewegungsmelders exakt auf die Hauttemperatur des
Menschen ausgelegt. Bei der Positionierung der Melder ist unbedingt darauf zu achten, dass der Melder »freie
Sicht« auf den zu überwachenden
Bereich hat.
Stufe 3: Auswahl der Alarmierungsart
Für die Übertragung von Meldungen
und Informationen innerhalb der
Gefahrenwarnanlage stehen grundsätzlich zwei technische Möglichkeiten
zur Auswahl: Leitungsgebunden oder
per Funk. Der Vorteil der drahtlosen
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Gebäudetechnik
Einbruch beendet
Versuch: Warenabtransport und Flucht
Widerstandszeitwert
Mechanischer Zeitwert überschritten
Alarm
Angriff
Quelle: Hager
Quelle: Hager
Eintreffen der Interventionskräfte
Bild 3: Beispiel für die Veränderung eines Einbruchsverlaufs durch
den Einsatz einer Gefahrenwarnanlage
Bild 5: Funk-Scharfschaltrosette
Quelle: Hager
netz-Telefon oder Mobilfunk an eine
externe Empfangsstelle. Die alarmierte
Stelle kann sowohl eine Privatperson
sein als auch die Notruf- oder ServiceLeitstelle eines Sicherheitsunternehmens.
Generell empfiehlt sich bei der Sicherung eines Gebäudes mit einer GWA die
Kombination aller drei Alarmierungsarten, um eine möglichst hohe Sicherheit
zu erzielen.
Bild 4: Damit bei der Innenraum-Überwachung der Raum optimal erfasst wird,
werden die Melder jeweils in den Raumecken gegenüber den Türen platziert
Variante liegt vor allem in der einfacheren Montage, die auch eine Nachrüstung in Bestandsbauten ohne großen
Aufwand ermöglicht. Abhängig von
den Funktionen einer GWA sind drei
Arten der Alarmierung vorgesehen.
Der interne Alarm dient zum einen
der Abschreckung eines Täters bei
einem Einbruchsversuch und zum ande-
ren der Alarmierung der Bewohner im
Falle eines Brandes oder Einbruchs.
Der externe Alarm ist außerhalb des
gesicherten Objekts wahrnehmbar und
dient der Abschreckung eines Täters
bei Einbruch sowie der UmgebungsAlarmierung im Falle eines Einbruchs.
Der Fernalarm schließlich überträgt
Melde-Ereignisse in der Regel per Fest-
MEHR INFOS:
Buch zum Thema
Gero Gerber: Brandmeldeanlagen – Planen, Errichten, Betreiben, 2006, 272 Seiten, Kartoniert, 39,80 €, ISBN 978-38101-0223-2, Hüthig & Pflaum Verlag,
www.de-online.info/shop
Beiträge zum Thema
• »Sicherheits-Check: Neue Marktchance
mit Gefahrenwarnanlagen«, »de« 19/
2006, S. 50
80
• »Planung von Einbruchmeldeanlagen
und Gefahrenwarnanlagen«, »de«
19/2006, S. 53
• »Home Security: ein Markt für das
Elektrohandwerk«, »de« 6/2005, S.26
Interessante Links
• Initiative Einbruchsschutz:
www.nicht-bei-mir.de
• Hager: www.hager.de
Stufe 4: Die Auswahl
der Anlagen-Bedienung
Grundsätzlich sollte die Bedienung der
GWA für den Nutzer möglichst einfach
sein. Dabei gilt es, die so genannte
elektrische Zwangsläufigkeit einzuhalten. Das heißt: Eine Scharfschaltung der
Anlage darf nicht möglich sein, wenn
z. B. Fenster oder Türen geöffnet sind
bzw. wenn an der Alarmzentrale eine
Störung vorliegt. Durch die bauliche
Zwangsläufigkeit muss ausgeschlossen
sein, dass eine Person ohne vorherige
Unscharfschaltung den Sicherungsbereich betreten kann.
Gefahrenwarnanlagen mit EinbruchMeldefunktion dürfen mit einer internen Bedieneinrichtung zur Scharf- bzw.
Unscharfstellung ausgestattet sein, die
der Betreiber nicht versehentlich, sondern nur durch eine bewusste Handlung betätigen kann. Intern scharf
geschaltet, darf ein Fernalarm nur an
den Benutzer des Objekts erfolgen.
Um Bedienungsfehler des Betreibers
zu vermeiden, muss eine externe
Scharf- / Unscharfschaltung außerhalb
des Objekts erfolgen. Die GWA darf
eine externe Scharfschaltung nur dann
annehmen, wenn keine Verhinderung
– z. B. durch ein offenes Fenster – vorliegt. Außerdem darf im Sinne der
Zwangsläufigkeit kein Zugang zum
Objekt im scharf geschalteten Zustand
von außen zu öffnen sein, um Fehlalarme zu vermeiden.
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Stufe 5: Die Auswahl
der Sicherungsbereiche
Moderne Gefahrenwarnanlagen bieten die Möglichkeit, mehrere Sicherungs- oder Scharfschaltbereiche zu
definieren. Gemäß der VdS-Richtlinie
2311 können einzelne oder mehrere
voneinander abhängige bzw. unabhängige Sicherungsbereiche festgelegt
werden. Die einfachste Möglichkeit
stellt ein Sicherungsbereich mit einer
Scharfschalteinrichtung (SE) dar. In diesem Fall erfolgt die externe Scharf- /
Unscharfschaltung des Sicherungsbereichs durch eine
SE. Bei einer Hager-Anlage
wäre dies z. B. eine schlüsselbetätigte Funk-Scharfschaltrosette zur Türmontage
(Bild 5).
Der Vorteil einer funkbasierten Scharfschaltrosette:
Im Gegensatz zu einem
zusätzlich
angebrachten
Blockschloss ist der Montageaufwand deutlich geringer. Die Funkrosette gestattet in Verbindung mit einem
modifizierten Schließzylinder eine netzunabhängige
und drahtlose Kommunikation mit der Alarmzentrale.
Weiterer Vorteil dieser
Lösung: Nach einer Demontage der Funkrosette präsentiert sich das Türblatt
unbeschädigt – anders als
nach der Entfernung eines
zusätzlichen Blockschlosses.
Bei einem Sicherungsbereich mit mehreren Schalteinrichtungen erfolgt die
externe Scharfschaltung nur
dann, wenn alle Zugänge
zum Sicherungsbereich verschlossen sind und die letzte
unverschlossene Scharfschalteinrichtung betätigt wurde.
Weitere verbreitete Varianten sind Sicherungsbereiche mit abgesetzten
Sicherungsbereichen z. B. in
Form von Nebenräumen
oder auch mehrere voneinander abhängige Sicherungsbereiche.
tage und Projektierung mit hoher
Sicherheit. Voraussetzung ist allerdings eine fachgerechte Montage.
Deshalb empfiehlt es sich, vor dem
Einstieg in dieses Geschäftsfeld, eine
Herstellerschulung zu besuchen, wie
sie beispielsweise Hager kostenlos für
seine GWA anbietet. Der Besuch eines
solchen Seminars ist die Voraussetzung für eine technisch einwandfreie
Montage.
Zudem empfiehlt es sich, mit dem
Betreiber der Anlage einen Wartungs-
und Instandhaltungsvertrag abzuschließen, um einen dauerhaft sicheren Betrieb zu gewährleisten. Positiver
Nebeneffekt: So lässt sich gleichzeitig
eine dauerhafte Kundenbindung als
Ausgangsbasis für weitere Geschäfte
herstellen.
Helga Ermann, Hager Tehalit Vertriebs
GmbH, Blieskastel
Fazit: Einfache Montage
und hohe Sicherheit
Moderne Gefahrenwarnanlagen mit VdS-H-Zulassung
verbinden einfache Monde 7 /2008
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