Rap-CD »Planktonweed« des Interpreten »SpongeBOZZ« indiziert

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Rap-CD »Planktonweed« des Interpreten »SpongeBOZZ« indiziert
AKTUELL
Entscheidung
Rap-CD »Planktonweed« des
Interpreten »SpongeBOZZ« indiziert
Entscheidung Nr. 6080 vom 03.09.2015
bekannt gemacht im Bundesanzeiger AT vom 30.09.2015
- in Auszügen -
Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat in ihrer 689. Sitzung vom
03.09.2015 beschlossen: Die CD „Planktonweed“ des Interpreten „SpongeBOZZ“, Soulfood
Music Distribution GmbH, Hamburg, wird in Teil A der Liste der jugendgefährdenden Medien eingetragen.
Das Album des auf der Internetplattform YouTube bekannt gewordenen Interpreten
enthält insgesamt 16 Liedtitel. Im Booklet der CD sind, neben „Gangster-Versionen“ von
Spongebob Schwammkopf und Patrick Star, welche eine Handfeuerwaffe bzw. einen Baseballschläger in den Händen halten, insgesamt fünf Bilder von realen Personen abgedruckt.
Die abgebildeten Männer sind vermummt, tragen Waffen und Baseballschläger sowie Pullover mit dem Aufdruck „BBM Bikini Bottom Mafia“ und nehmen eine bedrohliche Körperhaltung ein. Eine Jugendschutzbehörde hatte die Indizierung angeregt.
Aus den Gründen:
Die CD wurde anregungsgemäß indiziert. Das Gremium hat sämtliche Titel des Albums als
entscheidungserheblich angesehen. Die Texte der verfahrensgegenständlichen CD wirken
verrohend, verherrlichen einen kriminellen Lebensstil, insbesondere den Drogenhandel,
reizen zu Gewalttätigkeit an und diskriminieren Frauen und Homosexuelle.
Das vorliegende Werk stellt eine einzige selbstüberhöhende Inszenierung des Interpreten dar, der unter seinem Pseudonym „SpongeBOZZ“, welches an die Comicfigur „Spongebob Schwammkopf“ angelehnt ist, beschrieben wird. Extreme Gewalt bis hin zur Tötung
von Menschen wird in den Liedtexten des Albums durchgängig als adäquates Mittel der
Auseinandersetzung bzw. als Selbstzweck im Sinne eines selbsterhöhenden Gebarens propagiert. Die Texte schildern und verherrlichen einen auf Gewalt und Kriminalität basierenden
Lebensstil in mafiähnlichen Strukturen und stellen den Handel mit Drogen als nachahmensund lohnenswertes Geschäft dar. Hierbei stilisiert sich der Interpret zum Mafiaboss, dem „die
Weed-Szene, Coke- und Heroinszene“ gehören und der sich als „Leitfigur und Erpresser“ sowie
„Gefürchtetster G im Viertel und meistgesuchter Verbrecher“ inszeniert. Es besteht zudem die
Gefahr, dass insbesondere die Textzeilen aus Titel 02 als Aufruf zur Ausübung von Gewalt gegenüber Polizeibeamten verstanden werden könnten. Daneben werden Frauen und Homosexuelle mit beleidigenden Ausdrücken wie „Fotzen“, „Bitches“ und „Nutten“ bzw. „schwule
Schwanzlutscher“ und „Faggots“ (= Schwuchteln) tituliert und diskreditiert.
Bei der Prüfung einer möglichen jugendgefährdenden Wirkung sind auch die jeweilige Genrezugehörigkeit sowie die genretypische Umsetzung zu berücksichtigen. Allein die
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rigkeit zu einem bestimmten Genre begründet nicht zwangsläufig eine Jugendgefährdung, schließt diese aber auch nicht aus. So ist den Genres Battle- und Gangsterrap
oftmals eine violente, diskriminierende und kriminalitätsaffine Sprache immanent, obwohl
es durchaus auch Battle-Rap gibt, der den Wortwitz in Form einer Wortakrobatik in den
Vordergrund stellt und auf violente und vulgärsprachliche Diskriminierungen verzichtet.
Sogenannter Streetrap, der Battle- und Gangsterrap-Elemente miteinander verbindet und
inhaltlich stark auf die soziale Lebenswirklichkeit in sog. Großstadtghettos rekurriert, fällt
jedoch in aller Regel durch die Verwendung violenter, kriminalitätsaffiner und sexistischer
Sprache auf. Da die Bundesprüfstelle in ständiger Spruchpraxis davon ausgeht, dass auch
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Verbalgewalt und eine verrohte Sprache die Gefahr einer sozialethischen Desorientierung
bei minderjährigen Rezipierenden begründen kann, liegt die Annahme einer Jugendgefährdung bei Werken dieses Genres grundsätzlich nicht fern. Im Einzelfall kommt es dann
darauf an, wie die jeweils werkgegenständlichen Aussagen auf Minderjährige, insbesondere gefährdungsgeneigte, wirken können. Hierbei spielt die jeweilige Ausgestaltung des
zu beurteilenden Gesamtwerkes die entscheidende Grundlage. Diverse Fragestellungen,
die je nach Einzelfall variieren können, spielen für das Gremium eine bedeutende Rolle.
Beispielsweise kann bei der Prüfung von Relevanz sein: Handelt es sich um eine für (gefährdungsgeneigte) Jugendliche insgesamt erkennbare ironische Inszenierung? Sind die
Gewaltdarstellungen und Demütigungen derart ausgestaltet, dass sie als reine Wortspielereien erkennbar sind, die keinen Realitätsbezug aufweisen? Bemühen sich die Interpreten
gerade darum, die Inhalte möglichst glaubwürdig und realistisch, unter Verweis auf ihre
Street Credibility, darzubieten? Ist die dargebotene Gewalt oder Diskriminierung abstrakt
gehalten und bezieht sie sich merklich auf den musikalischen Wettbewerb oder werden für
Minderjährige nachvollziehbare Gewaltszenarien positiv bewertet?
Das Gremium hat die verfahrensgegenständlichen Texte vor diesem Hintergrund untersucht und kommt zu folgenden Bewertungen:
Der Interpret präsentiert sich in Titel 01 „Intro“ als mehrfach vorbestrafter Schwerverbrecher, für den der kriminelle Weg vorbestimmt sei. Er bemüht sich in diesem – dem gesamten
Album als Einleitung dienenden Musiktitel – erkennbar darum, seine hervorgehobene Stellung in der kriminellen Szene möglichst realitätsnah darzutun und grenzt sich bewusst von
anderen deutschen Rappern ab, die er als bloße harmlose „Wannabe-Gangster“ und „Möchtegerns“ bezeichnet. Er untermauert seine Street Credibility dadurch, dass er sich als der „Realste in dem Business“ bezeichnet, der den Drogenhandel tatsächlich kontrolliere, während
andere deutsche Rapper nur blufften. Eine für Kinder und Jugendliche erkennbar ironische
Inszenierung liegt aus diesem Grund gerade nicht vor.
Durch die Bezeichnung als „schwule Schwanzlutscher“ und den Ausspruch „Finger deine Mom und deine Schwester mit dem Peace-Zeichen“ werden überdies Homosexuelle und
Frauen diskriminiert. Bei Kindern und Jugendlichen, deren Persönlichkeitsentwicklung, insbesondere auch im Bereich der Sexualität, noch nicht abgeschlossen ist, ist durch derartige
Inhalte eine sozial-ethische Desorientierung zu befürchten. Es besteht die Gefahr, dass Jugendliche das in dem Album, welches für Jugendliche eine allgemeine Orientierungsfunktion haben kann, gezeigte problematische Bild von Sexualität bzw. von Geschlechterrollen
unreflektiert in ihre eigene Vorstellung übernehmen.
Weiter heißt es unter anderem:
„Ich wählte nicht den kriminellen Weg
Der kriminelle Weg wählte mich (Yaoh)
Ich komm mit der Gun, das ist keine Battlerap Amigo
[…]
Wenn ich spitte hat die schwuchteliege Rapszene
Angst
Sieh mich an, ich bin der Realste in dem Business
Rapper, redet über Kokain und ich vertick es
Jeder von euch ist ein Informant, wie dieser Edward
Snowden
Denn dieses Game besteht aus Bluffern
Deutscher Rap ist Texas Hold ‚em
Die ganze Szene ist Fake
Keiner von den Deutschen Rappern ist Real (Real)
Wir übernehmen das Game
Durchlöchern die Bitch mit dem Tec-Projektil
Nutte, ich bin der alleinige Bozz […]
Der Realste im dem Business, niemand von euch ist
krass […]
Weil sie schwule Schwanzlutscher sind
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Ich hole Kilos von meinem Album-Gewinn
Weil ich Drug-Pusher bin […]
Denn mein Führungszeugnis hat mehr Seiten als die
gottverdammte Bibel
Wenn euch Shotguns anvisieren
Wisst Ihr, Ich mach diesen Laden platt
Ticke in den Straßen Drugs […]
Finger deine Mom und deine Schwester mit dem
Peace-Zeichen
Niemand funkt dazwischen wenn ich auf der Street
das Grass deale
Weil ich Wannabe-Gangster rasiere wie Barbiere
Im Jeep die Mios eingepackt
Das Kokain im Reifensack
Der Gangster Schwammkopf, der die Kilo- Preise
macht
Ihr könnt keinem erzählen, dass ihr Möchtegerns
Koka tickt
Im Deutschen Rap wird mehr Geblufft als am
Pokertisch“
In Titel 02 „A.C.A.B.“ wird Gewalt – insbesondere gegen Angehörige der Polizei als klassisches Feindbild der Szene – bis hin zu ihrer Tötung als adäquates Mittel der Auseinandersetzung propagiert und befürwortet. Er werden für Minderjährige nachvollziehbare
Gewaltszenarien, wie z.B. das Zufügen eines Schädelbasisbruchs auf dem Bordstein, positiv
bewertet. Der Interpret brüstet sich damit, mehr „Bullen“ als ein „spanischer Matador“ getötet zu haben. Er schildert dabei sehr drastisch und in verrohend wirkender Weise, wie ein
Angriff auf die Polizei ablaufen sollte:
„Bullen werden in den Ghettos auf dem Asphalt
zersiebt
Welcher Bastard will Beef? Ey, yo, fuck la police
Ich schieß‘ Cops in ihre Fresse, das ist Hustlermusik
[…]
Yo, wir schmeißen Molotovs, während ihr Tränengas
benutzt
Kicken Bullen-Fressen auf den Bordstein Schädelbasisbruch
A.C.A.B., Nutte, wenn wir Salven aus Pumpguns
feuern
Hier tragen die Dreckscops sogar Masken aus
Paranoia
Fuck the Police, ich tick‘ das Zeug, der Pusher
Schwamm
Und wenn ich will, dann landen
Bullen selbst im Zeugenschutzprogramm
A.C.A.B., wir zerficken Dreckscops
Schusssichere Westen gegen Headshots […]
Jetzt zückt der Ghettogangster SpongeBozz Berettas
[…]
Halte die MP5 auf Menschen
Liefern uns draußen in Ghettos ein Schussgefecht
Mit ein paar Special Einsatzkräften, ballern auf
F.B.I.-Agenten […]
Bullets auf Informanten, Bikini Bottom, man sieht
hier die
Ghetto-Gs zwischen den Leichen der Bullen im Crip
Walk tanzen […]
Zivil-Bullen werden bei verdeckten Operationen
zerfetzt von Shotgun-Patronen […]
Ich hab mehr Bullen getötet als ein spanischer
Matador“
Tonnen in den Lieferwagen, Stoff ticken in
Tiefgaragen, Deals in Straßen, yo, wir schmeißen
Bomben ins Police Department
Es ist nicht auszuschließen, dass die Botschaften des vorliegenden Liedes insbesondere von
gefährdungsgeneigten Jugendlichen, d.h. von jenen, die sich in Ansätzen bereits gewaltbereiten Gruppierungen zuwenden und eine eigene Gewaltaffinität aufzeigen, als nachdrückliche Aufforderung verstanden werden könnten, gewaltsam gegen Angehörige der Polizei
vorzugehen.
Daneben unterstreicht der Interpret erneut seine Position als Drogendealer in mafiösen
Strukturen und gebart sich als „Gangsterboss“. Zugleich wird der auf Kriminalität basierende
Lebensstil verherrlicht und ausdrücklich auf die „Hood Credibility“ verwiesen. Der Interpret
geriert sich als internationaler Schwerverbrecher, stellt daneben aber auch deutliche Bezüge zu Europa und zu Deutschland her, so dass der Text auf Kinder und Jugendliche durchaus
realitätsnah wirken kann. So werden etwa die Begriffe „Bullen“, „Polizeipräsidium“, „Drogendezernat“ und „V-Männer“ benutzt und es ist die Rede davon, Drogen von den Niederlanden
„mit den Minivans über die Grenze nach Germany“ zu bringen:
„Wir sind Mafia-Gs, ey, yo, fuck la police […]
Die Most Wanted bei Interpol, SchwammConnection
Geh weg, jetzt macht das Killerkommando Action
Bikini-Bottom-Mafia, internationaler Gangster
Die Regierung hat mich eingestuft als
Kapitalverbrecher
Die Kripo fahndet, ermittelt mit SpionageEquipment
Währenddessen bringen wir die Kilos Gras mit den
Schiffen
Mios stapeln zum Himmel, mach‘ Million‘n mit
Schnee und Gras
Fick das Polizeipräsidium und das Drogendezernat
Wir ticken an Pennern das Crack in der Tüte
Stürmen dein‘n Auftritt und bangen dich weg von der
Bühne
Hängen und taggen an Zügen, checken das Grüne
Banger mit Gangattitüde, Gangster mit Hood
Credibility
Ich bin wie Sonny Black Big Boss im Ghetto […]
Hustlerbusiness, Straßendeals mit dreißig Kilo
Cannabis
Im Army Jeep, die AK ist mein wasserdichtes Alibi
Panzerglas im Hummer, Ballermann im Hummer
Und im Kofferraum mehr Koks als in ‚ner
Asservatenkammer […]
Ich bin Gangsterboss wie Capone […]
Ungefähr sechzig Million, lokal und weltweit
vernetzt
East- und Westside besetzt, beliefer‘ die Menschheit
mit Crack
Stapel‘ im Geldspeicher Stacks, Plankton-WeedMilliadär […]
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Ticke meine Kilos an kubanische Kartelle
Mache money mit dem Cannabis, wir schiffen an die
Rotterdamer-Hafenküste, Business mit Holländern
Ich schmier‘ den Zoll und bringe dann die
Lieferware mit den Minivans über die Grenze nach
Germany
Ticke Weed in meiner Hood, Bikini Bottom
Wir sind kredibile Motherfucker“
Der Handel mit Drogen und die Ausübung von extremer Gewalt bis hin zur Tötung von
Menschen werden auch in Titel 03 „Che Guevara Flow“ propagiert und wiederum das Vorliegen einer mafiaähnlichen Struktur, in der der Interpret eine hervorgehobene Stellung
einnimmt, suggeriert. Gleichzeitig wird die generelle Abneigung gegen den Rechtsstaat
dargetan. Der Vergleich mit einem „Ego-Shooter“ ist als besonders jugendaffin zu bewerten:
„Feuer Blei auf Bitches, als ob das ein Ego-Shooter wär
(Che) Che Guevara Flow
Du frisst Schrot aus der Shotgun Schlampe
Bikini Bottom Mafia Leader, El Comandante […]
Schwam-Connection sind Rebellen
Fick den Staat und die Gesetze
Jo, wir ballern euch als Warnung eine Ladung in die
Fresse
Ey Kollege, wir sind skrupellos und krank
Wenn wir zu dir kommen, wissen wir du Hurensohn
hast Angst
Sein Testo-Kopf wird weg geboxt
Tod durch Hunderttausend Volt Elektro-schocks
Wenn nicht, dann zieht der Ghetto-Bozz die Gaston
Glocks
Wir machen in den Straßen Mücken mit Packs
Snitches werden auf die schwarze Liste gesetzt
Dann von scharfen Schützen zerfetzt
Mach nicht auf Drug-Pusher
Ey Yo du No Name bist kein Gangster
Nur weil du jetzt eine Kutte trägst, du
Schwanzlutscher
Du kleiner Pospect wirst von Bandenchefs mit Colts
durchsiebt
Kontrollier‘ die Chapter, ich bin SchwammConnection Voll-Mitglied […]
Aus dem Landrover Blei
Fick die drecks Polizei
Fick das Rechtssystem
Fick die Bastarde für die wir ins Gefängnis geh’n
Jo, du pisst dich ein wenn ich dich mit dem Pump
Gun anvisier’
Ich bin unberechenbar, sogar die Angst hat Angst vor
mit
Hab das Kilogramm verstaut
Im Jeep, hol aus der Niederlande Staub“
Die in dem Titel angeführte gesellschaftskritisch anmutende Äußerung „G’s landen im Bau,
wegen Diamanten Raub/Dank Juwelen in Vitrinen/Sitzen wir, die es am wenigsten verdienen/
Hinter schwedischen Gardinen/Währenddessen chillen Vergewaltiger in Psychiatrien“ ist nicht
in der Lage, die übrigen Textzeilen kontextual aufzufangen oder zu relativieren. Zudem sind
die Zeilen auch inhaltlich äußerst fragwürdig und wirken desorientierend, da sie schwerwiegende Verbrechen wie Raubtaten bagatellisieren.
Titel 04 „Killa“ und Titel 05 „Bikini Bottom Gangster“ verherrlichen erneut den Drogenhandel sowie den kriminellen Lebensstil im Milieu des organisierten Verbrechens. In Titel
05 ist abermals explizit von einem realen Gangster die Rede und der Interpret rühmt sich
erneut mit einer hohen Street Credibility. Auch der weitere Interpret „Patrick Bang“ trägt einen ähnlichen Inhalt vor. Zudem werden wiederum die Ausübung von Gewalt, insbesondere gegen Polizeibeamte, und das Töten von Menschen propagiert. Der Interpret bezeichnet
sich in Titel 04 selbst als „MÖRDER“ und greift zu äußerst verrohend wirkenden Textinhalten
wie „Lade nach und kille deine Bande lege danach deren Körperteile neben meinem Koks in den
Kofferraum“. Eine ironische Darstellung oder Brechung konnte das 12er-Gremium hierin
nicht erblicken.
So heißt es beispielsweise:
Titel 04:
„Bandenleader der Bikinibottommafia
Sponge ist der Bozz - Plankton das Weed
Bloodsportmusik - mach Kampfsport wie Bangkoker
Gees
Lauf weg weil sobald der Schwammkopf dich
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Punkrocker sieht mit Gunshots zersiebt […]
Gebe dir Kombinationen mit Low Kicks die
Schienbeine brechen
Und dann Patronen die dich wie ne Zielscheibe
treffen
Feindliche Crews wollen mich in den Ghettos testen
Werd ihre Deckung brechen
Niemand ist Bulletproof der Schwamm durchlöchert
selbst Teflonwesten […]
Reale Gees die sich in den Straßen schlagen und
Klingen ziehn […]
Entleere die clips der beretta - erledige spitter ,
zerlege sie bis
Ihre Schädel zersplittern wiem‘ splatter - denn ich
bin Serien Killer wie Dexter
Blut von Zivilpolizisten an Händen von Gangs die mit
Katanamessern stechen
Schusswechsel mit Bullenschweinen, zerfetz im
Gefecht mit dem Ballermann kevlar westen
Du wirst in nem Hinterhof leise durch kugeln aus
Magazinen enden
Denn auf den knarren sind Schalldämpfer drauf wie
auf meinen gesangskabinenwänden […]
SPONGEBOZZ GUNSHOT IST EIN MÖRDER... KILLA
[…]
Gebe weder Fick auf die Bullen noch Zivilisten
Mutterficker pull den Trigger du bist tot nach einem
Schuss
Zieh meine Gun ich habe Schrot in dem Shotgunlauf und baller dir mit den Patronen ein Loch in‘ Bauch“
Titel 05:
„Der reale Gangster Schwamm ich brauch kein Beef
für Publicity
Yo mein zweiter Vorname ist Streetcredibility […]
Monopol in dem Geschäft, weil ich das blue magic
tick
Geh ins Policedepartment hinterlass ‚ne
blutbespritzte Decke
Gib die Uzi-Schüsse teste deine kugelsichere Weste
In den Städten Stoff ticken (ticken) […]
Wir zerschießen Cops die Kevlars […]
Heroin ist verpackt ich regiere die Stadt
motherfucker […]
Die police will uns busten doch wir sind untouchable
Mafia […]
Ich hab mehr V-Männer gestochen als ein
Testoverticker […]
Wir ballern in der City Cops ab […]
Ticke Drogen in der Gegend ich bin der den Block
regiert
Es gibt keinen der Konkurriert ich bin der der
Kontrolliert
Mir gehört die Weedszene, Koke und Heroinszene
Mir gehören die Straßenbullen, Dealer plus
Vertriebswege […]
Organisiertes Verbrechen mit niemanden sprechen“
Auch Titel 06 „Planktonweed“ bewegt sich im selben Themenfeld und ist ebenfalls indizierungserheblich. Insbesondere wird hier das Leben im kriminellen Milieu verherrlicht. So
heißt es beispielsweise:
„Bitch wir sind an der Westside Ticker, Fingerspitze
am Tec-9 Trigger
Leben mit der Gun, sterben durch die Gun, BBM das
ist Ganglife Digga
Versorg mit Haschisch-Platten die Nachbarschaft […]
Crack und Hero Dealer, welche Gang ist credibiler?
Wir versorgen Knastinsassen, wie
Gefängnismediziner […]
Denn meine Lieferung wiegt mehr als euer
Drogenkurier
Paff die Cohiba - Wir sind Dope Dealer
Fick mit uns und du wirst angeschossen - Goalkeeper
Gewalttätige Motherfucker stürmen deine
Crackhöhle, wir demolieren deine Visage mit einem
Basie […]
Drogendealer, wir zersieben Cops bei Razzias […]
Ich geb‘ dir einen Nackenklatscher, du bist
querschnittsgelähmt
Mit der Mafia Geschäfte, schiffen Drugs an die
Grenze
Scheiß auf Kleingeld, 100 Kilo MindestabnahmeMenge
Bevor sich der Kofferraumdeckel schließt
Ist das Letzte was du Bastard siehst, der ShotgunLauf: Rest in Peace“
Daneben werden in diesem Titel auch in besonders drastischer und verrohender Weise
Frauen diskriminiert und eine Gruppenvergewaltigung geschildert:
„Wir zertrümmern alle Möbel, vergewaltigen deine Fotze, die Überreste werden von dem Pitbull geschändet
Während deine inneren Organe versagen man und dein jämmerliches Leben nach paar Stichwunden endet
Hörst du nebenan im Zimmer lautes Gestöhne, weil wir mit Minimum zehn Leute deine Bitch-Mutter bangen“
Der Drogenhandel wird überdies als finanziell lohnenswertes Geschäft dargestellt:
„Multimillionär durch Planktonweed und Krabben-Koka schmuggeln“
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Bei Titel 07 „City of God“ handelt es sich um eine Anspielung auf den gleichnamigen brasilianischen Kinofilm über das von Gewalt und Kriminalität geprägte Leben in den Armenvierteln von Rio de Janeiro, der auf wahren Begebenheiten basiert. So heißt es in dem Liedtext
auszugsweise:
„Drugbosse, Gangs, inhalier‘ das Plankton verbrennt
In dem staubigen Ghetto das man die Stadt Gottes
nennt
Die Randbezirke haben nicht mal asphaltierte
Straßen
Es gibt wenig‘ Leute, die sich in die Bandenviertel
wagen
Ein seelenloser Ort, wo der Drogenhändler Koks tickt
Wo selbst ein Kind im jungen Alter zu großen
Gangstern hoch blickt
Wo man den illegalen Weg seit Kindesjahren geht
Man tickt das Graspacket, hat nichts im Magen
wählt die Kriminalität“
Der vorhandene gesellschaftskritische Ansatz wird jedoch im Folgenden dadurch negiert,
dass sich der Interpret die Handlung des Films zu eigen macht und seine vermeintlich eigene Lebensgeschichte „Vom kleinkriminellen Ganoven im Block zum Stoffverticker“ und als
„Gefürchtetster G im Viertel und meist gesuchter Verbrecher“ erzählt. Dies geschieht wiederum
nicht in einer für Kinder und Jugendliche erkennbar ironischen Weise, sondern in einer bewussten Verherrlichung und Verharmlosung eines kriminellen Lebenswegs, der als äußerst
erstrebenswert dargestellt wird. Eine kritische Distanzierung findet nicht statt:
„Sogar kleine Kids verticken am Block Pot
Und hier beginnt die Geschichte von SpongeBOZZ
City of Go-o-od, Bikini Bottom
Gangfights, Kugeln fliegen du wirst in den Streets
getroffen
City of Go-o-od, Schwammconnection […]
Besetz die City mit Planktonkurieren
Ich will die Stadt kontrollieren
Ich hatte schon als Ghettokind, bevor ich in den
Streets das Dope vercheckte […]
Bei meim ersten Überfall war ich noch halbwüchsig
dumm
Doch Gewalt übt sich jung, brachte kaltblütig um
Ich wollte niemals ‚nen harmlosen Coup starten
Getrieben von Geld und Gewalt beim Hotelüberfall
alle Menschen abknallen
Es endete alles in schwarz-roten Blutlachen […]
Nichts Spongy, halt dir die Gun an den Kopf, ich bin
jetzt Sponge der Boss, du Wichser
Ich werd jede kleine Dealerratte tot schlagen, knalle
Krabbenkokenasen […]
Stech‘ Feinde blutig per Messer. Leitfigur und
Erpresser […]
Der Gangsterboss mit MGs, vercheck am Block das
Paket […]
Einige wollten sich dieses Geschäft unter‘n Nagel
reißen
Ich warf die rivalischen Gangs aus der Bahn
Verteilte Koke, lenkte die Straßenpreise
Verpasst du eine Zahlung an den Schwamm, dann
Verpass ich dir ne Ladung aus der Pumpgun […]
Jo, ich verteil wie bei City of God den Stoff in mei‘m
Block
Baller dir mit meiner Glock ein Loch in den Kopf
Sponge ist Locke der Boss“
Wie die vorangegangenen Titel propagieren auch die Titel 08 „Vertrau niemandem“ und
09 „No cooperation con la policia“ einen kriminellen Lebensstil in mafiösen Strukturen
und insbesondere den als profitabel dargestellten Handel mit Drogen und die Ausübung
von Gewalt. In Titel 09 vergleicht der Interpret seine eigene Organisation mit der real existierenden „Mexican-Mafia“ sowie der „Mara Salvatrucha“. Unter dem letztgenannten Begriff
wird eine Vielzahl von Banden zusammengefasst, die in Nord- und Mittelamerika agieren.
Daneben wird in Titel 08 auch der Konsum von Drogen positiv belegt, indem es „Alles ist
okay solange das Weiße mich betäubt“ heißt. Darüber hinaus können exemplarisch die nachstehenden Textzeilen angeführt werden:
Titel 08:
„Homie, heute roll‘ ich aus Cohiba Zigarrenblunt
Zünde sie mit Hundertern, mach‘
Kilogrammgeschäfte […]
Wir sind das Monopol am Markt
Bestimmt den Reinheitsgrad von Shore, Schnee und
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Gras
Hauptanteil an Heroin, schieß‘ dir Patronen in den
Arsch […]
Vertrau niemandem außer der 9 Millimeter
Sobald du Geld machst und es bei dir läuft hast du
Gegner
Vertrau niemandem außer der 9 Millimeter
Denn in diesem Business wird dein bester Freund
zum Verräter […]
Stell‘ mich alleine vor eine 20 Mann Armee und sag
dann:
„Was ist los ihr Schlappschwänze?“
Ich hab‘ alles eingenommen auch außerhalb der
Stadtgrenze
Links und rechts ‚ne Knarre plus ein Grinsen in der
Schwammfresse […]
Wir machen 24/7 Hustlerprofit, roll‘ das Amsterdam
Weed“
Titel 09:
„Weil wir die Substanzen schmuggeln, dank
korrupten Schließern
Mit Insassenbussen liefern - Dealen mit
Kontaktleuten […]
Wenn wir Kokain in ihren Knast schleusen
Business mit Marijuana und Shore floriert, weil jeder
Junk in den Straßen das Dope konsumiert
Ware ist mobilisiert - Mitternachts wird vorbei am
Zoll im Wagen das Koks transportiert
Plus ein Kilo Heroin im Magen des Drogenkuriers
SpongeBOZZ Gunshot ich bin Gangleader Bad Boss
Schwammconnectiondealer checken die CrackRocks […]
Tatöwierte Bangercrews - Ghetto G‘s mit Gangtatoos
Fresse zu, sonst stechen wir mit Messern zu
Bikinibottom-Blockggangster, Mobmember,
Copbanger […]
Schneid‘ Verrätern die Kehle durch, kolumbianische
Krawatte
Das Business ist kalt, Business ist Gewalt, Klingen in
den Hals
Und das Blut fließt in die Rillen des Asphalts
Wenn dich die Klinge zersägt
Wirst du Bitch mit siebzig Stichen genäht […]
In den Gefängnissen Razzia Drogenschmuggel
Schwammconnectionmember
Sind Drugticker, wie die Mexican-Mafia […]
Gibt es Bordsteinkicke oder ich stech dich im Knast
kaputt, so wie die Aryan Brotherhood […]
Schwammconnection ist global, wie Mara
Salvatrucha“
Titel 10 „JFK“ handelt wiederum von verbrecherischen Strukturen und behandelt in diesem Zusammenhang das Attentat auf John F. Kennedy. Der Interpret propagiert, er „schieße
präziser als dieser Lee Harvey Oswald“, welcher als der mutmaßliche Mörder des damaligen
amerikanischen Präsidenten bekannt wurde�����������������������������������������������
. Er vergleicht sich zudem mit bekannten Mafiabossen wie „Santo Trafficante“ und „Sam Giancana“ und versucht damit seine Gefährlichkeit
zu unterstreichen. Es wird – ähnlich wie in Titel 07 – nicht bloß eine Geschichte vorgetragen, sondern stets versucht, diese in einen Zusammenhang mit dem Gangstergebaren des
Interpreten zu setzen. Inhaltich werden wieder die bereits mehrfach erwähnten Themen
verwendet. So heißt es z.B.:
„Bikini-Botton Mafiosis kontrollieren das Nachtleben
Wir ticken das Plankton-Haschisch - Schlampe;
Schwammkopf
Und die Bande - Ich bin Mafiaboss wie Santo
Trafficante
Wir machten die Gesetze in der Stadt, weil der
Geheimdienst
‚Nen verhängnisvollen Pakt mit den Gangsterbossen
hat
Wir haben in Vorstadtgebieten und Städten
Immunität
Dank der Verbindung zwischen Regierung und
organisiertem Verbrechen
Mordwaffen schießen und stechen Kugeln aus Eisen
Sie schickten Leute los, die hinter uns die Spuren
beseitigten
Töten, erpressen und dealen, Schwammconnection
regieren […]
John F. Kennedy - Attentat auf den Präsidenten
Ein Jahrhundertmord, vor tausenden entsetzten
Menschen
Auslöschung von Existenzen - Sponge ist der Boss […]
Spongebozz Gunshot ich bin Gangster Father wie
Sam Giancana […]
Überschütten den Justizminister mit einem
Benzinkanister […]
Wir schnippsen den Blunt auf ihn und dieser
Hurensohn geht dann in Flammen auf, wie eine
Feuerschutztür […]
Die Kugel geht wie ein Tennessee Hawk
Bis sie sich in die Köpfe meiner Enemies bohrt
Wie beim Kennedy Mord […]“
In Titel 11 „Streetfighter“ werden das Ausüben von teils extremster Gewalt („Das ist für mich
kein Sparring man ich hau dich behindert“) und die Tötung von Menschen als probates Mittel
zur Lösung von Konflikten und zu bloßen Unterhaltungszwecken verherrlicht. Aufgrund der
befürwortenden Darstellung auch willkürlicher Gewalthandlungen wirken die Texte auf
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Kinder und Jugendliche in hohem Maße verrohend. Als Beispiele seien die nachstehenden
Textzeilen angeführt:
„Nutte jetzt fließt Blut bis ein Kämpfer stirbt
Auf dich wird im Block eingestochen
Hol den Schlagring, wenn dich Boxfighter knocken
ist dein Jochbein gebrochen
Wenn ich komme werden Fressen weggesmackt […]
Wir sind Street fighter - Illegale Straßenkämpfe,
Blut spritzt auf den Boden wenn ich mit ‚nem Haken
Nasen Breche
Wir sind Street fighter - Teil im Viertel Fäuste aus
und nach ‚nem Roundhouse -Kick fliegt dein Schädel
samt Wirbelsäule raus […]
Zieh Messer, verpass euch Fleischwunden
Sag Adieu bevor wir deine scheiß Kumpels
einbuddeln
Wenn Tritte dich Mistfotze treffen
Spürst du wie Gesichtsknochen brechen […]
Du fällst zu Boden dein Kopf klatscht auf den Asphalt
ich gebe dir Ellenbogen wie Ong Bak“
„Ong-Bak“ ist ein thailändischer Kampfkunstfilm aus dem Jahr 2003. Das Gremium sieht
vorliegend die konkrete Gefahr, dass bei Kindern und Jugendlichen, die in ihren Wertevorstellungen noch nicht gefestigt sind, die Mitleidsfähigkeit gegenüber Opfern realer Gewalthandlungen herabgesetzt wird und sie im Hinblick auf die Rücksichtnahme und Achtung
anderer Individuen desensibilisiert werden.
Titel 12 „G.T.A. Bikini Bottom“ spielt in sehr jugendaffiner Weise auf die bekannte und
auch bei Jugendlichen beliebte – zumeist „ab 18“ freigegebene – Computerspielserie „Grand
Theft Auto“ an, die Action-, Rennspiel- und Third-Person-Shooter-Elemente enthält. Alle
Teile der Reihe weisen eine vergleichbare Handlung auf, bei der ein männlicher Protagonist
mit einer kriminellen Vorgeschichte in einer amerikanischen Großstadt eine Verbrecherkarriere anstrebt. Dazu kann er Aufträge mit unterschiedlicher Komplexität und Schwierigkeit
annehmen, deren Erfüllung zu weiteren Kontakten auf höheren Ebenen der Verbrecherhierarchie führt.
Der Interpret identifiziert sich mit der im Computerspiel dargestellten Lebenswelt und
schildert seine vergleichbare Welt aus der Ich-Perspektive. Er gibt damit der erkennbar
fiktiven Welt des Computerspiels ein realitätsnahes Moment. In diesem Zusammenhang
betont er, er sei der „realste, kredibilste im Game ihr Opfer“. Des Weiteren löst er sich von der
Darstellung seiner selbst als Schwamm („Du denkst ich bin ein Schwamm? Nutte, das sind Einschusslöcher“). Der Liedtext enthält überdies verrohende Elemente, die grundlose Gewaltund Tötungshandlungen verherrlichen und verharmlosen. Auch werden erneut der Handel
mit Drogen und der damit einhergehende Profit positiv bewertet. Schließlich werden wiederum Frauen diskriminiert („Nachdem ich der Prostituierte grundlos den Kiefer zerschlage/Steigt
sie ein und bläst im Auto wie ‚ne Klimaanlage“). Als weitere Beispiele können folgende Zeilen
angeführt werden:
„SpongeBOZZ Gunshot, der G der mit der Glock Cops
anschoss […]
Drogendealerschwamm, ich bin mit vollen Koffern
am Dollars zählen […]
Autodiebstahl, Drogenhandel, illegale
Straßenrennen
1, 2, 3, 4, 5 Sterne Fahndungslevel […]
Meine City, meine Streets, hier wird bei Beef
geschossen
G-T-A, Schwammconnection […]
Ich töte dich im Heizungskeller wie dieser Psycho
Trevor […]
Yo, wir schneiden in dein‘ Hals mit Gillette-Klingen
Pumpen dich voll Blei mit der Gatling, Michael und
Franklin […]
Schwamm kontrolliert das Gebiet, mach‘ mit
Plankton Profit
Welcher auf ‚nem Schweizer Bankkonto liegt […]
Im Handgepäck Glocks, ihr werdet umgelegt vom
Schwamm mit Headshots
Geiseln sterben, öffne den Banktresor mit
Plastiksprengstoff“
In Titel 13 „Kleinkrimineller“ beschreibt der Interpret seinen kriminellen Werdegang von
Kindesbeinen an. Das Lied enthält durchaus sozialkritische Elemente, die jedoch letztlich
nicht durchgreifen, da der Interpret sich von der geschilderten Vergangenheit nicht distanziert, sondern sie vielmehr als eine Laufbahn darstellt, die ihn zu dem gemacht hat, was er
heute darstellt, namentlich einen „richtigen“ Kriminellen. So heißt es etwa: „Damals war ich
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Kleinkrimineller/Hinter mir die Cops, vor mir ‚ne Karriere/Du machst weiter, denn du weißt es
wird besser […] Damals war ich Kleinkrimineller/Viel zu wenig Cash, zu viel Adrenalin/Aber heute
hat sich eines geändert“.
Der kriminelle Lebensweg wird als erstrebenswerte „Karriere“ beschrieben, für die es
durchzuhalten gelte. Zudem wird das Wort „eines“ habe sich geändert betont und damit
ausgedrückt, der Interpret habe zwar immer noch den gleichen Nervenkitzel, aber nun
nicht mehr zu wenig „cash“, da sich das kriminelle Geschäft als profitabel darstelle. Daneben
werden teils schwere Delikte wie der Handel mit Drogen und räuberische Erpressung verharmlost und als alltäglich dargestellt („Doch man wurde hier nicht reich nur durch Zeug verticken im Ghetto/Hin und wieder Diebstahl und räuberische Erpressung“). Insgesamt stellt sich
der Liedtext wie eine Gebrauchsanweisung zu einem verbrecherischen Lebensweg dar:
„Ich kaufte mir von meinem ersten Geld die erste Gun
Besorgte sie auf irgendeinem Fußballplatz vom
Dealer
Kurz darauf hielt ich sie an den Kopf vom
Supermarktkassierer […]
Stach ins Cabrio Verdeck, schnitt die Kabel der
Alarmanlage weg
Dann am nächsten Tag das Radio vercheckt
Ich guckte durch die Jalousien aus dem neunten
Stock
Und verkaufte Leuten Stoff, zwischen grauen
Häuserblocks […]
Sei bereit denn du wirst oftmals in ein Hinterhalt
gelockt
Deshalb halte ich den Finger an den Trigger meiner
Glock“
In diesem Liedtext schildert der Interpret in einer besonders realistischen Weise einen
Lebensweg, der für diejenigen Jugendlichen, die in ihrem sozialen Umfeld erleben, dass
gewalttätig und bedrohlich agierende Personen bewundert und respektiert werden, die
konkrete Gefahr der Nachahmung beinhaltet.
Eine verrohende Wirkung haben schließlich auch die Titel 14 „Zeit ist Geld“, 15 „Drive by
shooting“ und 16 „Hasta la vista“. Sie stellen eine stetige Aneinanderreihung von selbsterhöhendem, selbstzweckhaftem Gewaltgebaren dar und propagieren wiederum einen kriminellen Lebensstil in mafiösen Strukturen. Hierdurch besteht die Gefahr der Desensibilisierung von Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf die im Rahmen des gesellschaftlichen
Zusammenlebens gezogenen Grenzen der Rücksichtnahme.
Frauen werden überdies durchgehend mit Ausdrücken wie „Nutten“, „Fotzen“ und „Bitches“ diffamiert und etwa in Titel 14 dargetan: „wenn Männer Business machen haben Fotzen
nichts zu sagen“. Zudem wird in Titel 15 Gewalt gegen Homosexuelle propagiert („Yo, wir
zerlegen die Faggots“). „Faggot“ ist der englischsprachige Begriff für „Schwuchtel“.
Es wird auch immer wieder deutlich, dass der Interpret um ein realitätsnahes und
glaubwürdiges Auftreten bemüht ist. So beteuert er in Titel 16 etwa „krasser als mein Ruf“ zu
sein und betont in Titel 14 die Ernsthaftigkeit seines Auftretens („Nutte, das ‚ne ernste Sache/
Seh‘ ich aus, als ob ich Scherze mache?“). Er stilisiert sich mehrfach zum „Mafia-Leader“ hoch,
dem die „Banden-Member folgen […] als wär´ ich eine Religion“ (Titel 15). Des Weiteren nimmt
er in Titel 15 Bezug auf tatsächlich ereignete Tötungen von Gangsterrappern in den USA und
schafft hierdurch eine weitere Realitätsnähe: „Ich beende Rapper-Karrieren mit meinem Ballermann/Sie fallen bei ´nem Drive By, so wie Tupac und Biggie“.
Folgende Auszüge seien überdies beispielhaft angeführt:
Titel 14:
„Wo sind meine Euros, Dollars
Du hast 24 Stunden, Mutterficker
Diggah, Zeit ist Geld (Zeit ist Geld)
Bring mir meine Scheine, bevor wir dich in dem Wald
verbuddeln, Mutterficker […]
Verweichlichte Pussys wie du werden von Projektilen
zerschossen […]
Ey, die Zeit fliegt Bitch, ich nehm‘ die erste Klasse
(erste Klasse)
Renn‘ bevor wir kommen und dich vergraben […]
Bring mir das Cash, denn das einzige, was für mich
zählt, ist die Bitch die mein Koka abpackt
Ist die Bitch die mein Gras abwiegt, ich schick‘ dich
ins Paradies
Ich ficke, das Para fließt, ich spitt‘ wie ‚ne AK schießt,
ich fick‘ dich auf Drama Beats
Ich bin für dich ehrenlosen Hundesohn Karma
Siehst du die Beretta? Sie ist jetzt dein
Schuldenberater
Und das letzte was man von dir sieht sind
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Kreideumrisse […]
Hast du nicht in spätestens 12 Stunden mein Cash
Fragst du die AK ob sie dir deine Geldschulden erlässt
Fick‘ nicht mit meiner Gang, Business ist Business
denn
Ich geb‘ dir Fotzensohn ‚ne Kugel pro nicht
beglichenen Cent
Starte den BMW 7er, lenke ihn auf Möchtegern-G‘s
(Möchtegern-G‘s)
Stecke den Lauf in dein Bastardmaul, du wirst
durchlöchert bei Beef“
Titel 15:
„Schwamm-Connection, die Marihuana-Dealer
Wir sind alle gewaltbereit, wie die al-Qaida
Wir sind La Familia, ich bin Mafia-Leader
Gun auf dem Beifahrersitz als Prävention
Ich komm´ in deine Hood, es treffen dich MGPatronen, die das Gehirn aus deinem Schädel blow’n
[…]
Ich übernehme Stadtbezirke
Yo, ich lade meinen Ballermann und starte dann den
Kugelhagel
Wir dämmen die Schüsse mit ´nem Schalldämpfer,
Bitch […]
Ich mache aus deiner Gang ´ne tote Gang
Wir kontrollieren Territorien
Motherfucker, das sind keine Warnschüsse
Wenn ich in den Wagen steige, dann auf das Pedal
drücke, dann in deine Gegend fahre, die Gewehre
lade […]
Ihr seid alle im Geschäft fake G´s
Denn du fliehst, wenn du mich im Backstage siehst
Und ich in dein Drecksface schieß […]
Zücke meine Gun und erschieß´ die Crack Bitches […]
Pflastere den Boden der Street mit Gang Victims […]
Hinterlass in deiner Town ein Blutbad, ich kill sie […]
Bikini Bottom Banger, bin das Oberhaupt der Bande
Meine Member sind alle bis an die Zähne bewaffnet“
Titel 16:
„Ich baller deine Gang mit der Beretta um
Denn ihr habt keine Existenzberechtigung […]
Dich Fotze sieht, dein Kopf mit Shots aus Colts
durchsiebt
Machte die Stadt unsicher, Finger am
Magnumtrigger […]
Ich geb dir ein Kilo auf Kommission
Du musst für mich dealen du Bonzensohn
Ansonsten durchsieben dich Coltpatronen […]
Und dann kommen Kugeln aus dem Lauf
Wie bei einem Bowlingturnier
Pull den Ballermann-Trigger, bete besser dass ich
dich nicht abballer, Wichser […]
ich hab Leute die
Trotz Isolierungshaft für mich
Die Kilos dealen im Knast […]
Ich hack dein‘ Kopf mit einer Guillotine ab
Geh mit Butterflys auf Crews
Und siehst du auf dem Pflasterstein dein Blut
Dann weißt du ich bin krasser als mein Ruf […]
Um dich zu ficken muss ich keinen Gangster
anheuern
Ich bin so Gangster, ich hab vor mir selbst Paranoia
[…]
Bikini Bottom ist die Mafia du Pisser
Pumpgunlauf in dein Bastardmaul“
Auch das Booklet, in dem reale Personen – vermummt und bewaffnet – abgebildet sind,
spiegelt die gewaltbefürwortende Aussage der Texte wider.
Das Gremium geht nicht davon aus, dass es sich bei den verfahrensgegenständlichen insgesamt 16 Texten um eine – wie der Verfahrensbevollmächtigte betont – reine Fiktion außerhalb jeder Realität und/oder Realisierbarkeit bzw. für Kinder- und Jugendliche erkennbar
fiktive Scheinwelt handelt, die eine Identifikation generell unmöglich machen würde. Wie
oben mehrfach aufgezeigt, stellt der Interpret immer wieder Bezüge zur Realität, wie z.B. zu
den Tötungen der US-Rapper Tupac Shakur und Notorious B.I.G, her. Insoweit gilt, dass die
Bezugnahme auf reale Verbrechen in einem Kriminalität verherrlichenden Kontext in besonderem Maße geeignet ist, Jugendliche sozialethisch zu desorientieren.
Neben Wortspielereien sind in einem aus Sicht der Bundesprüfstelle unvertretbaren
Maße real nachvollziehbare Gewaltschilderungen und andere kriminelle Akte dominant,
die als Handlungsmaximen durchaus von hierfür anfälligen Rezipierenden angenommen
werden können. Die bevorzugte Umgangsform in den Texten ist die der Anwendung brutaler Gewalt und die Propagierung eines kriminellen Lebensstils. Diese Verhaltensformen
werden mal realistischer und mal eher übertrieben inszeniert, aber sie bilden durchgängig
die Grundlage für die das Werk prägende Botschaft, Erfolg auf willkürlicher Gewaltanwendung, einer insgesamt kriminellen Lebensweise und der Demütigung anderer aufzubauen.
Es gehört zur gefestigten Spruchpraxis der Bundesprüfstelle, dass auch Wortgewalt bzw.
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violente Sprache eine Jugendgefährdung begründen können, insbesondere vor dem Hintergrund einer zu besorgenden Verrohung der Rezipierenden. Die Texte transportieren einen
Lifestyle und ein Selbstverständnis, der bzw. das sich auf Respektlosigkeit, Gewalt, Demütigungen und Einschüchterungsgebaren begründet. Das Gremium erkennt auch, dass es
sich hierbei um eingenommene Posen handeln dürfte, die zum Teil übertrieben inszeniert
wirken. Es wird auch nicht angenommen, dass das beschriebene Verhalten eins-zu-eins umgesetzt wird; die Gefahr einer gesteigerten Bereitschaft zur Gewalt- und Diskriminierungsakzeptanz im eigenen Denken, Fühlen und Handeln von hierfür empfänglichen Minderjährigen drängt sich aber geradezu auf.
Gerade junge Menschen, die auf der Suche nach dem eigenen Image sind und sich fragen,
wie sie in ihrem Umfeld wahrgenommen werden, erhalten die konsequente Botschaft, dass
Demütigungen und Rücksichtslosigkeit und eine auf der Bereitschaft zur kompromisslosen
und willkürlichen Gewaltanwendung basierende Überheblichkeit Umgangsformen sind,
die von der Gesellschaft toleriert würden bzw. zu Ansehen und Respekt führen könnten.
Neben der permanent vorgetragenen Gewaltbereitschaft und den propagierten Vorteilen
des Handels mit Betäubungsmitteln sieht die Bundesprüfstelle die teilweise vermittelte
sexuelle Erniedrigung von Frauen und die homosexuellenfeindlichen Äußerungen für
sozialethisch nicht mehr vertretbar und desorientierend an. Auch diese führen im Sinne
einer Verrohung mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zu einer Verminderung des Empathieempfindens und sind geeignet, ein nachhaltig feindliches gesellschaftliches Klima zu
befördern. Die Wahrscheinlichkeit, dass Minderjährige die geäußerten Demütigungen in
ihren Wortschatz und in ihr eigenes Verhalten übernehmen, wird seitens des Gremiums als
sehr hoch eingeschätzt. Es ist davon auszugehen, dass jugendkulturell verbreitete Sprache
die Sprachgewohnheiten von Kindern und Jugendlichen stark beeinflusst. Hierdurch drängt
sich ein Empathieverlust mit der hiermit verbundenen Bereitschaft, ähnliche Äußerungen
zu tätigen und die von den Idolen vorgetragenen Verhaltensweisen zu übernehmen, geradezu auf.
Das verfahrensgegenständliche Werk steht in tiefem Kontrast zu Handlungsmaximen wie
gegenseitiger Rücksichtnahme und mitmenschlicher Solidarität und erhebt Diskriminierung in unterschiedlicher Intensität zum Leitprinzip der vorgegebenen Lebensgestaltung.
Hierdurch besteht die Gefahr, dass insbesondere gefährdungsgeneigte Kinder und Jugendliche frühzeitig das dargestellte Diskriminierungsgebaren übernehmen und das konsequent
inszenierte Auftreten des Interpreten als tatsächlich vorbildhaft annehmen.
Eine Distanzierung von den oben beschriebenen Aussagen findet nicht statt. Auch sind
die Botschaften nicht in einen für Kinder und Jugendliche erkennbaren ironischen Kontext
eingebunden, der geeignet wäre, die Eignung zur sozialethischen Desorientierung zu relativieren. Allein durch den Umstand, dass der Interpret nicht als Person, sondern – wie der
Verfahrensbevollmächtigte betont – als Kunstfigur eines „sprechenden Schwamms“ auftritt,
wird diese Wirkung nicht verhindert. Es ist auch für sehr junge Kinder klar ersichtlich, dass
es sich hierbei nicht um eine Comicfigur, sondern um einen real existierenden Mann handelt, der eine Maskierung trägt. So sind auch im Booklet der CD reale Personen abgebildet,
die sich vermummt und bewaffnet als Gangster präsentieren.
Maskierungen haben im Musikgeschäft verschiedene Funktionen. Eine Maske kann
beispielsweise unter Marketinggesichtspunkten gewählt werden, da ein solches Alleinstellungsmerkmal bzw. Markenzeichen schnell zu einer großen Bekanntheit verhelfen kann.
Daneben kann der Schutz der Privatsphäre eine Rolle spielen oder das bewusste Geheimhalten einer Identität dazu dienen, sich beim Adressatenkreis interessanter zu machen. Auch
diverse andere aktuelle Musiker verwenden bzw. verwendeten Masken (z.B. Genetikk, Cro,
Sido, Lance Butters und Neo), so dass dieser Umstand nicht als in der Musikbranche unüblich
bezeichnet werden kann. Im Bereich des Gangster-Raps kann eine Maske sogar die Funktion
haben, das Gangstergebaren besonders realistisch und gefährlich wirken zu lassen.
Dass sich gerade Kinder- und Jugendliche, die naturgemäß häufig noch nicht über eine
breite Lebenserfahrung und eine entsprechende Distanzierungs- und Reflektionsfähigkeit
verfügen, besonders schwer tun, das vom Interpreten transportierte Gangstergebaren als
„fiktive Scheinwelt“ einzuordnen, zeigt sich beispielhaft an den Beiträgen von Nutzern der
Videoplattform YouTube:
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Nutzer 1: „halts maul spongebozz ist scheiße der soll seine Maske fallen lassen und sich der polizei stellen der ist feige“
Nutzer 2: „wegen leute wie du macht er das nicht“
Nutzer 1: aber trotzdem er ist scheiße und soll sich der polizei stellen und nicht wie eine pussy
verstecken der kann nicht mal dieser SpongeKotz“
Nutzer 2: „spongebozz is immer noch besser als du ja“
Die Entscheidung über eine Listenaufnahme erfordert vorliegend vom Gremium eine intensive Auseinandersetzung mit der Frage, wie sich das Grundrecht der Kunstfreiheit aus Art. 5
Abs. 3 GG auf die zweifelsfrei zu bejahende Jugendgefährdung auswirkt. Der verfahrensgegenständliche Tonträger fällt zweifelsohne unter den Schutzbereich der Kunstfreiheit.
Die Bundesprüfstelle erkennt den künstlerischen Wert, der insbesondere im GangsterRap und auch im Battle-Rap vorhanden sein kann, durchaus an. HipHop-Kultur als die
weltweit größte Jugendkultur und ihre musikalische Ausprägung in Form der Rap-Musik ist
insgesamt eine jungen Menschen vielfältige Möglichkeiten eröffnende Ausdrucksform für
nahezu sämtliche jugendkulturell relevanten Themen. Insofern verbieten sich pauschale
Bewertungen, dass Rap-Musik stets künstlerisch wertvoll oder gerade ohne gesteigerten
künstlerischen Gehalt sei. Es kommt bei dieser Bewertung stets auf eine Einzelfallbetrachtung an.
Das verfahrensgegenständliche Musikalbum ist in den Medien auf ein geteiltes Echo
gestoßen. Es finden sich im Internet mehrere Rezensionen, die vor allem die technischen
Rap-Skills des Interpreten loben. Dagegen wird der Inhalt der Texte häufig als eher monoton
und einfallslos beschrieben. Es werden im Folgenden exemplarisch Auszüge aus den ersten
drei Rezensionen zitiert, die bei der Suche nach den Worten „planktonweed review“ in den
Google Suchergebnissen erschienen. Es handelt sich hierbei um bekannte und genrespezifische Plattformen, die sich mit diesem Bereich der Musik regelmäßig fachkundig auseinandersetzen. So rezensiert der Autor „Skinny“ das Album auf dem Portal „rap.de“ am 17.04.2015
wie folgt:
„Ja, SpongeBozz ist technisch verdammt gut. […] Denn rappen kann er ja, der Schwammkopf.
Trotzdem: Auch mit zwei zugedrückten Augen kann das “Planktonweed Tape” nicht überzeugen.
Zu lieblos, zu konstruiert, zu themenarm, zu ereignislos, zu monoton, zu albern ist es. 16 Tracks,
über eine Stunde Spielzeit und nichts bleibt wirklich hängen. Keine Punchline, keine Aussage –
nichts. Dass das “Planktonweed Tape” belanglos werden würde war ja abzusehen – und niemand
hat gehaltvolles Album erwartet oder erhofft – aber dass ein Album zum einen Ohr rein und zum
anderen wieder raus geht ist dann doch noch mal was anders.
Auch wenn sich durchaus nette Wie-Vergleiche finden lassen, die sich allerdings immer um das
gleiche drehen. Es gibt auch durchaus eine Hand voll Songs, die einen roten Faden haben und
nicht nur die Planktonweed- und Krabbenkoka-Tickerei, das Hinschlachten von Gesetzeshütern,
Verbrecher- und Rap-Kollegen (das immerhin in unterschiedlichen Variationen geschieht) und
das Herumballern mit großkalibrigen Waffen thematisieren. Diese Themen sind allerdings auch
nicht weit weg vom sonstigen Getöse angesiedelt.
[…] Eigentlich ist das ganze Album ein und der selbe Song. Alles klingt gleich. Alles wird nach dem
gleichen Muster gerappt.
SpongeBozz‘ Delivery ist anstrengend, monoton und entbehrt jeglicher Variation. Nach immer
gleichem Muster trägt der Schwamm seine Rhymes vor, ohne mit seinem Stimmeinsatz auf das
einzugehen, was er da gerade sagt. Das klingt alles unfassbar willkürlich und austauschbar.
Selbiges gilt für den Flow, der zwar zu jeder Zeit on point ist, aber weder etwas eigenes oder markantes vorzuweisen hat, noch mit dem Beat interagiert. Keine Leidenschaft, nur Leistung. SpongeBozz hat ein Rezept, das auf jeden Song übertragen wird. Schnelle, präzise Flows. Pausenlos.
Wie gesagt, Skills hat er. Nur dass das eben nichts mit interessanten Flows zu tun hat, keinerlei
Nährwert aufweist und sich bereits während des Intros erschöpft.
[…] Dass der Kerl mit Reimsilben hantieren kann, muss man wohl keinem mehr erzählen. Reime
unter fünf Silben findet man kaum bis gar nicht. […] Die Patterns sind wenig komplex aufgebaut,
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beinhalten aber saubere, lange Reime. Es finden sich verhältnismäßig wenig Zweckreime, das
meiste ergibt Sinn. Einen übergeordneten allerdings nicht. Die Technik bleibt halt das einzige,
worauf wirklich Wert gelegt wurde. Nur: Sie könnte auch noch viel, viel besser sein – es würde
keinen Unterschied fürs Gesamtprodukt machen.
[…] Fehlende Realness? *hust* Glashaus. Man könnte SpongeBozz als Karikatur betrachten, die
inflationär eingesetzten Überzeichungen laden ohnehin dazu ein. Aber das immer wieder klar
erkennbare Kalkül hinter alldem hat leider nichts spaßiges. So hat man hier also Aussagen, die
man so unterschreiben kann – nur dass sie von einer Person getroffen wurden, die offenbar einen
beträchtlichen Mangel an Selbstreflexion vorzuweisen hat.“
Weiter schreibt der Autor „Cuttack“ in seiner Rezension vom 13.05.2015 auf der Plattform
„rappers.in“:
„[…] Wer auch immer der Rapper hinter der comichaften Fassade denn nun auch sein mag, er
beherrscht sein Handwerk. Er flowt routiniert und hat eine ziemlich reich gefüllte Trickkiste an
Rhymepattern in der Hinterhand. Desweiteren zeichnet mit Digital Drama ein durchaus fähiger
Produzent für den Klangteppich des Longplayers verantwortlich.
[…] Es dauert leider nicht zu lang, bis meine eingangs erwähnte Hoffnung vernichtend niedergeschlagen wird. Das Problem: Spongebozz nimmt sich zu ernst. Wirklich – viel zu ernst. Mir
stellt sich schnell die Frage, was er denn jetzt eigentlich sein will: Ein Gangster? Wohl kaum, ein
Gangster trägt kein Spongebob-Kostüm. Eine Parodie? Realsatire? Das wäre so mein eigentlicher
Gedanke gewesen und das hätte auch eine gute Sache werden können – der rappende Schwamm,
der auf humorvolle Art und Weise deutschen Rap vorführt und sich über die Image-Kultur lustig
macht, doch auch hierfür fehlt ein elementarer Bestandteil: Der Witz. Es ist fast schon dreist, wie
unfassbar uninspiriert und langweilig die Texte auf „Planktonweed“ vor sich hinplätschern. […]
Statt humorvollen Inhalten oder sonstiger kreativer Gestaltung werden Leute mit diversen Waffentypen getötet, Drogen vertickt und Polizisten doof gefunden. Endlos uninteressante GangsterKlischees in sehr lauwarm aufgegossen also, dazwischen immer wieder redundante Vergleiche,
um seine Reime irgendwo in den Text zu packen und eine Vorlage für den nächsten seelenlosen
Kauderwelsch zu bieten. Doch ohne jegliche Art von inhaltlicher Substanz, irgendeinen Witz
oder jeglicher guten Line bringt auch die immer wieder hochgelobte Technik keinen Mehrwert.
Warum zum Henker sollte ich denn eine komplett willkürliche und sinnbefreite Aneinaderreihung von Reimen (die darüberhinaus nicht ansatzweise auf dem Niveau sind, das ihnen immer
zugesprochen wird) unterhaltsam finden? Wo ist die Kreativität? Wo ist die Aussage? Sechzehn
Tracks ohne auch nur eine gute Line, ohne irgendetwas, das positiv im Gedächtnis bleibt, ohne
den geringsten Clue, was dem ganzen denn nun die Daseinsberechtigung verleiht.
[…] Zwar hat Digital Drama einen durchaus passablen Beat zur Stimme des Rappers konstruiert
[…] Ein solider Beat für einen Representertrack, nur problematisch, dass er diesen Beat gleich
sechzehn Mal gebaut hat und Spongebozz sechzehn Mal den selben Track darauf gerappt hat.
Die gleichen Flowpattern, die gleichen Inhalte, die gleichen Phrasen. […]. Es präsentiert sich dem
Hörer ein unfassbar monotones und langweiliges Klangbild und es beweist einfach, dass das Konzept Spongebozz nicht auf Albenlänge funktioniert: Die ersten beiden Titel mag man vielleicht
noch in Ordnung finden können, drei oder vier Tracks später wird es langweilig, und ab der zweiten Hälfte der Platte beginnt es zu nerven.
[…] Da hilft ihm auch keine überschätzte Technik und kein eigentliches Talent. „Planktonweed“
ist in jeglicher Hinsicht ein komplett belangloses, seelenloses, uninspiriertes, langweiliges, monotones und sinnloses Endprodukt einer Marketingkampagne, das rein musikalisch nichts bietet,
außer lauwarmen Phrasen von Klischeegangstern aus dem Jahre 2000, Beats von der Resterampe
und einer nervigen Stimme.“
Auf der Plattform „laut.de“ findet sich überdies eine Rezension von Philipp Kopka vom
17.04.2015:
„[…] Zum einen besitzt er Skills, die in Sachen Reimtechnik stark an die deutsche Rap-Elite erinnern. Die Parallelen zu Kollegah sind greifbar. Zum anderen hat er sich die perfekte Verkleidung
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ausgesucht: Das selbst für Rap-Verhältnisse sehr junge Publikum der Onlinebattles ist mit der
beliebten Serie über den sprechenden Schwamm aufgewachsen. Die Mischung aus Maskerade,
verstellter Stimme und Begrüßungs-Lines wie „Ihr Hurensöhne!“ zieht bei der Youtube-Generation. […]. Seine Technik ist auf so hohem Niveau, dass sie immerhin die Hoffnung auf ein ganz
passables Rap-Album zulässt.
[…] wer sich mit Spongebob-Kostüm vor die Kamera stellt und dann über Realness reden will, hat
entweder einen ausgeprägten Sinn für Ironie oder ein extrem verzerrtes Selbstbild. Ich tippe da
auf letzteres.
[…] Das Album ist so spannend wie die x-te Wiederholung von „Dinner for one“ an Silvester. Jeder
Track ist ähnlich aufgebaut und mit dem immer gleichen monotonen Flow eingerappt. […] Bei
„No Cooperatión Con La Policia“ erreicht die Themenarmut dann ihren Höhepunkt, denn inhaltlich ist das praktisch identisch mit „A.C.A.B.“.
Mit seiner auf Dauer anstrengenden Delivery macht Spongebozz das Ganze auch nicht erträglicher. Ja, der Schwamm hat technisch einiges auf dem Kasten. […] Die Reimketten sind zwar nicht
sehr komplex, dafür aber um so länger. Noch dazu kommt der Bikini-Bottom-Mafiaboss fast ohne
Zweckreime über die Runden. Aber zu welchem Preis? Auf Kosten des Hörgenusses versucht der
selbsternannte „God of Battle“ neue Reim-Rekorde aufzustellen. Inhalt und Unterhaltungswert
müssen sich dabei hinten anstellen, was zählt ist nur noch die Länge der Reimkette. Während Pioniere wie Kollegah trotzdem durch Variationen im Flow einen gewissen Wiedererkennungwert
entwickeln, versinkt der Schwamm im Meer der Belanglosigkeit.“
Das Gremium hat sich intensiv mit dem Kunstgehalt des Tonträgers auseinandergesetzt.
Dies war teilweise schon auf der ersten Prüfungsebene notwendig, um die Frage zu beantworten, ob die künstlerischen Stilmittel der Übertreibung und Verfremdung schon die
jugendgefährdende Wirkung auflösen. Das Gremium hat dies gemäß den obigen Ausführungen verneint.
Hinsichtlich der Würdigung des Kunstgehaltes im Verhältnis zur Jugendgefährdung
ist dem Gremium der Inszenierungscharakter des Werkes durchaus bewusst. Der Interpret
sieht sein Werk offenbar als Teil der gegenwärtigen Unterhaltung und so wird es auch von
vielen Medien aufgenommen und verarbeitet. Das Gremium teilt überdies die Meinung der
soeben zitierten Rezensionen und erkennt an, dass der Interpret seine Texte technisch versiert vorträgt und in dieser Hinsicht auch über ein im Vergleich zu anderen Rappern überdurchschnittliches Talent verfügt. Insofern ist der Kunstgehalt der vorliegenden Werkes als
nicht nur gering zu bezeichnen.
Einen gesteigerten Kunstgehalt, der über diesen technisch versierten Vortrag und den
Unterhaltungsaspekt hinausginge, vermag das Gremium jedoch nicht zu erkennen. Der
Kunstgehalt ist damit als allenfalls durchschnittlich zu bezeichnen. Inhaltlich erschöpft sich
das Album in der Verlautbarung von Gewaltandrohungen, diskriminierenden Formulierungen und der Propagierung eines kriminellen Lebensstils. Dies wird nicht nur durch die
soeben angeführten Rezensionen, sondern bereits durch die Gründe dieser Entscheidung
deutlich. Inhaltliche Aussagen, die in irgendeiner Form als tiefgründig oder (gesellschafts-)
kritisch angesehen werden könnten, sind allenfalls im Ansatz vorhanden und werden durch
den Künstler selbst wieder relativiert. Eine künstlerisch-reflektierte Auseinandersetzung
mit dem Leben im „Ghetto“ sowie den Lebenswirklichkeiten und Perspektiven junger Menschen findet nicht statt.
Kunst hält der Gesellschaft in gewisser Weise immer den Spiegel vor, noch dazu, wenn
sie so große Verbreitung findet wie das vorliegende Werk. Hieraus ergibt sich aber noch
kein gesteigerter Kunstgehalt. Im Gegenteil, wenn solche Werke, die Gewaltanwendung
und die Drohung mit Gewalt sowie die Diskriminierung von Minderheiten und Geschlechtern positiv inszenieren, auf dem Weg sind, Mainstreamunterhaltung zu werden, dann ist
die Gesellschaft in besonderer Weise aufgerufen, sich hiermit kritisch auseinanderzusetzen
und Kinder und Jugendliche vor diesen Einflüssen zu schützen. Grundwerte wie die Wahrung und Akzeptanz der körperlichen Integrität anderer Menschen und der Schutz vor Diskriminierung sind wesentliche Eckpfeiler im Rahmen der Erziehung Minderjähriger.
Hinsichtlich sog. Verbalgewalt hat die Bundesprüfstelle seit jeher betont, dass auch die
permanente Verrohung der Sprache geeignet ist, Hemmschwellen zu realer Gewalt und Empathieempfinden zu vermindern. In diesem Zusammenhang sei aus Klarstellungsgründen
darauf hingewiesen, dass Voraussetzung für eine Verrohung im Sinne des Jugendschutzgesetzes nicht das unmittelbare Nachahmen der beschriebenen Gewalttaten sein muss. Es
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reicht bereits aus, wenn durch die verfahrensgegenständlichen Schilderungen die Gefahr
besteht, dass das empathische Empfinden Minderjähriger gegenüber ihren Mitmenschen
reduziert wird. Dies in einer Form, die die im Rahmen des gesellschaftlichen Zusammenlebens gezogenen Grenzen der Rücksichtnahme und der Achtung anderer Individuen außer
Kraft zu setzen geeignet ist und in dem Außerachtlassen angemessener Mittel der zwischenmenschlichen Auseinandersetzung sowie dem Verzicht auf jedwede mitmenschliche Solidarität ihren Ausdruck findet.
Das verfahrensgegenständliche Werk steht in tiefem Kontrast zu Handlungsmaximen wie
gegenseitiger Rücksichtnahme und mitmenschlicher Solidarität und erhebt Diskriminierung, Drohverhalten und kriminelle Handlungen in unterschiedlicher Intensität zum Leitprinzip der vorgegebenen Lebensgestaltung.
Der Interpret bezeichnet sich selbst als Gangster-Rapper. In dieser Szene ist ein authentischer Auftritt wichtig zur Begründung von Respekt innerhalb der Szene. Insoweit ist es
künstlerisch durchaus konsequent, dass er die behauptete enge Verflechtung seiner Person
mit mafiösen Strukturen in seine Lieder integriert. Sie geben ihnen ein erhebliches Maß an
Glaubwürdigkeit und Nachdruck. Diese propagierte Glaubwürdigkeit kann – zumindest
für Kinder und Jugendliche – auch durch die Inszenierung als „Gangster-Schwamm“ nicht
in einem ausreichenden Maß relativiert werden, da die z.T. sehr jungen Rezipierenden den
Vortrag des Maskierten nicht ohne weiteres als Parodie wahrnehmen können. Wie bereits
oben erwähnt, kann die Maskierung die jugendgefährdenden Aussagen sogar noch verstärken, zumal der Interpret um eine gewisse Ernsthaftigkeit und die Hervorhebung seiner
Street Credibility bemüht ist und schließlich auch die Verwendung von Maskierung in diesem Musikgenre nicht unüblich ist. Das Schutzgut des Jugendschutzes ist durch die jugendaffine Präsentation der Botschaften, z.B. durch Bezugnahme auf Computerspiele und Filme,
in besonders intensiver Weise betroffen.
Das in den Texten geäußerte kriminelle und violente Machtgebaren ist so gestaltet, dass
gefährdungsgeneigte Jugendliche, die bereits anfällig für deviantes und delinquentes Sozialverhalten sind, in den ihnen bekannten und problematischen Mustern bestätigt werden.
Aus den gezeigten Gründen geht die Bundesprüfstelle vor dem Hintergrund der sehr jugendaffin vorgetragenen Inhalte von einer erheblichen Jugendgefährdung aus. Das Gremium geht davon aus, dass sich der Hörerkreis nicht auf über 18-jährige beschränkt, sondern
gerade auch unter Kindern und Jugendlichen ein großes Interesse an dieser Musik und
diesen Texten besteht. Diese bedürfen auf ihrem Weg zu einer eigenverantwortlichen und
gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit bestimmter Orientierungshilfen. Sämtliche vom Interpreten vermittelten Botschaften, die von Minderjährigen aufgegriffen werden könnten,
stehen in krassem Widerspruch zu den in der Gesellschaft vorherrschenden Erziehungszielen wie z.B. dem Gebot des gewaltfreien Umgangs miteinander und dem Gebot, sich an
die bestehenden (Straf-)Gesetze zu halten. Es besteht die nahe liegende Gefahr, dass sich
Minderjährige den Inhalt zu Eigen machen, insbesondere da der Text in eine besonders jugendaffine Musik eingekleidet ist und von einem Interpreten vorgetragen wird, der für viele
Jugendliche ein Vorbild ist.
Das künstlerische Konzept der Inszenierung wird auf dem verfahrensgegenständlichen
Album konsequent aufrechterhalten.�����������������������������������������������������
Ansätze von Ironie mögen zwar erkennbar sein, schlagen aufgrund der Radikalität der Äußerungen letztlich, insbesondere vor dem Hintergrund
des jungen Adressatenkreises und der damit verbundenen mangelnden Reflektionsfähigkeit, nicht durch. Da auch keine gewaltkritischen Äußerungen oder Hinweise, um was es
dem Interpreten eigentlich wirklich gehe, vorgetragen werden, muss das Schutzinteresse
des Jugendschutzes im Rahmen der mit der Kunstfreiheit hergestellten praktischen Konkordanz letztlich überwiegen.
Bei einer Abwägung mit der Meinungsfreiheit gelten die gleichen Erwägungen, die bei
der Abwägung mit der vom Schutzbereich weiter gefassten Kunstfreiheit ausschlaggebend
waren, so dass auch die Meinungsfreiheit hinter den Jugendschutz zurücktreten muss.
Die CD erfüllt nach Einschätzung des Gremiums keine der in § 18 Abs. 2 Nr. 2 JuSchG genannten Strafvorschriften und war daher in Teil A der Liste der jugendgefährdenden Medien
aufzunehmen.
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