Recycling metallischer Reststoffe
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Recycling metallischer Reststoffe
Sonderdruck aus Internationale Zeitschrift für Kernenergie Jahrgang LIV (2009), Heft 10 Oktober Die in Deutschland einzigartige Schmelzanlage CARLA wird seit 1989 durch Siempelkamp in Krefeld betrieben. 20 Jahre Betriebserfahrung haben eindrucksvoll gezeigt, dass Recycling für schwach kontaminierte Metalle aus Betrieb und Stilllegung von kerntechnischen Anlagen wirtschaftlich möglich ist. Von 25.000 t Schmelzmenge konnten 9.000 t nach § 29 StrlSchV freigegeben werden, 14.500 t wurden bei der Herstellung von Abschirmungen und KONRAD-Behältern verwertet. Dadurch wurde Volumen für Zwischen- und Endlagerung von radioaktiven Abfällen in einer Größenordnung von 24.000 m3 eingespart. 20 Jahre Anlagenbetrieb haben bestätigt, dass das Anlagenkonzept und die Unternehmensphilosophie Sicherheit, Ökologie und Ökonomie vorbildlich vereinen. 1 Einleitung Die Schonung knapper werdender Ressourcen ist der wesentliche Anreiz für das Recycling von metallischen Reststoffen und deren Verwendung als Sekundärrohstoff in der Neuproduktion. Bei radioaktiven metallischen Reststoffen aus Betrieb und Stilllegung kerntechnischer Anlagen ist darüber hinaus die Minimierung des radioaktiven Abfallvolumens und daraus folgender Kosteneinsparungen das Hauptargument für Recycling. Anschrift der Verfasser: Dipl.-Ing. Ulrich Quade und Dipl.-Ing. Thomas Kluth Siempelkamp Nukleartechnik GmbH Siempelkampstraße 45, 47803 Krefeld Tel. 02151/894 297, Fax 02151/894 488 [email protected] www.siempelkamp.com Recycling metallischer Reststoffe 20 Jahre Betrieb der Schmelzanlage CARLA durch Siempelkamp Nukleartechnik GmbH Ulrich Quade und Thomas Kluth, Krefeld Der Betrieb der Schmelzanlage CARLA (Centrale Anlage zum Recyclieren Leichtaktiver Abfälle) in Verbindung mit den Fertigungsmöglichkeiten der Siempelkamp Gießerei bietet seit 20 Jahren hierfür die Voraussetzungen durch Anlagen, die nach § 7 StrlSchV zum Umgang mit radioaktiven Stoffen genehmigt sind. Dadurch ermöglicht sich auch für Metalle, die nach der Primärschmelze in CARLA nicht freigebbar sind, eine Wiederverwertung bei der Herstellung von Produkten, die in der Kerntechnik zum Einsatz kommen, wie z.B. Abfallbehälter aus Guss oder Schwerbeton. Diese Recyclingpfade wurden bei Siempelkamp seit den 1980er-Jahren entwickelt und kontinuierlich ausgebaut und sind weltweit einzigartig. Mehr als 5.500 Abfallbehälter aus Sphäroguss in zylindrischer oder kubischer KONRAD-Geometrie wurden mit Recyclingquoten zwischen 15 % bis 25 % hergestellt. Bei ca. 2.500 Abschirmbehältern aus Schwerbeton, bei deren Herstellung Eisenerzzuschlag durch Eisengranulat, hergestellt aus schwach radioaktiv belastetem Eisenschrott, substituiert wurde, konnte auch für metallische Reststoffe, die wegen ihrer Legierungselemente nicht für eine spezifikationsgerechte Gussherstellung geeignet sind, eine sinnvolle Verwertung angeboten werden. Durch Freigaben nach § 29 StrlSchV nach erfolgreicher Schmelzdekontamination einerseits und Verwertung im kerntechnischen Bereich andererseits, ergibt sich folgende Massenbilanz: – Schmelzmenge 25.000 t – Freigaben nach § 29 StrlSchV 9.000 t – Verwertung in der Kerntechnik 14.500 t Dadurch wurden ca. 24.000 m3 (1 t/m3) Endlager für radioaktive Abfälle und das erforderliche Zwischenlagervolumen eingespart, da nur ca. 5 % als prozessbedingter Sekundärabfall zukünftig endzulagern sind. 2 Historische Entwicklung Im geschichtlichen Rückblick sind Gießereien die ältesten Recyclingunternehmen. Recycling in der Kerntechnik Knapper werdende Ressourcen zwingen zu nachhaltigem Wirtschaften und unterstreichen die Notwendigkeit einer Recyclingwirtschaft in der heutigen Zeit. Metallische Bauteile, die in kerntechnischen Anlagen zum Einsatz kommen, sind nach ihrer Nutzung entsprechend ihrem Kontaminationsniveau zu bewerten. Ist eine Freigabe nicht möglich, so verbleiben nur noch die Möglichkeiten der Konditionierung als radioaktiver Abfall oder der Verwertung bei Herstellung von neuen Komponenten für die Kerntechnik. Der Umgang mit schwach radioaktiv kontaminierten Metallen in einer Gießerei wurde in den 1980er-Jahren bei Siempelkamp erprobt. Die daraus abgeleitete notwendige Ertüchtigung eines Schmelzbetriebes wurde bei Planung und Bau der CARLA-Schmelzanlage konsequent umgesetzt. Im Oktober 1989 wurde die Genehmigung zum Umgang mit radioaktiven Stoffen bis zu 200 Bq/g spezifischer Aktivität erteilt und der Betrieb aufgenommen. Das Servicespektrum der Anlage wurde kontinuierlich weiterentwickelt und bietet heute der kerntechnischen Industrie in Europa vielfältige Möglichkeiten der Reststoffbehandlung an: – Im Sortier- und Zerlegebereich können heute Komponenten bis zu der Größe eines 40´-Containers (2,50 m x 2,50 m x 12 m) thermisch und mechanisch zerlegt werden. – Nicht schmelzbare Fraktionen werden aussortiert und Metalle sortenrein separiert. – Vordekontamination in einer Strahlkabine zur Erzielung höherer Freigabequoten nach dem Schmelzprozess kann bei Bedarf durchgeführt werden. Bild 1: 2 – Granulieren von Flüssigeisen – Verwertung von Eisengranulat bei der Herstellung von Abfallbehältern aus Schwerbeton – Verarbeitung von Eisen und Buntmetallen sowie verzinktem Material – Freigaben nach § 29 StrlSchV, Spalte 5, 10a und 9 für Metalle und Abfälle – Verwertung von metallurgisch geeigneten Metallblöcken zur Herstellung von Gussbehältern für schwach- und mittelaktive Abfalllagerung 20 Jahre Anlagenbetrieb haben gezeigt, dass das Anlagenkonzept und die Unternehmensphilosophie Sicherheit, Ökologie und Ökonomie vorbildlich vereinen [1]. 3 Genehmigungs- und Annahmegrenzwerte 3.1 Radiologische Annahmegrenzwerte Nach langjährigem erfolgreichem Betrieb wurde im März 2008 die Genehmigung zur Annahme von Metallen und sonstigen gießereitechnisch verwertbaren Stoffen von ursprünglich 200 Bq/g auf nun 1.000 Bq/g (gesamt a, b, g) erhöht. Für die Betastrahler Fe-55, Ni-63, C-14 und H-3 sind zusätzlich in Summe 10.000 Bq/g erlaubt. Die § 7-Genehmigung nach StrlSchV begrenzt den Anteil an Kernbrennstoffen auf 15 g/100 kg im gesamten Prozess. Eine nuklidspezifische Dokumentation des Aktivitätsinventars eines Liefergebindes ist durch den Kunden vor Anlieferung vorzulegen und ist Bestandteil der Anzeige an die Aufsichtsbehörde. Die Genehmigung erlaubt die Annahme von Material von in- und ausländischen Kunden. Eine streng kundenspezifisch strukturierte Prozessführung verbunden mit umfangreichen strahlenschutztechnischen Maßnahmen bei Kunden- und Kampagnenwechseln können Querkontaminationen ausschließen oder zumindest auf das verfahrenstechnisch mögliche Minimum begrenzen. 3.2 Schmelzbare Metalle Die Anlage ist nach BImSchG für eine Jahresschmelzmenge von 4.000 t genehmigt. Bei einer mittleren Jahresschmelzmenge von 1.250 t im Einschichtbetrieb steht also noch ausreichend Kapazitätsreserve zur Verfügung. Die CARLA ist geeignet zur Verarbeitung aller Eisen- und Stahlqualitäten wie Guss, C-Stahl, Edelstahl, verzinkter Stahl und lackierte Stähle sowie Buntmetalle, wie Aluminium, Kupfer, Messing und Blei. Verbundwerkstoffe, die aus Metallkombinationen wie z.B. Edelstahl/Blei bestehen, können ebenfalls in der CARLA behandelt werden. Für jede Metallart werden optimierte Schmelzbehandlungen zur Erzielung einer effektiven Dekontamination eingesetzt. Der Elektroinduktionsofen kann mit verschiedenen Tiegeln ausgerüstet werden. 4 Anlagentechnik Das Hallenkonzept der CARLA ist das Ergebnis einer eigenen Entwicklung Mitte Hallenlayout der CARLA-Anlage atw 54. Jg. (2009) Heft 10 – Oktober Recycling in der Kerntechnik der 1980er-Jahre und vereint die Erfahrungen und Anforderungen aus sehr unterschiedlichen Bereichen wie Gießereitechnik, Strahlenschutz und Lüftungstechnik miteinander. Das Ergebnis ist ein kompaktes Design mit einem optimalen Verhältnis von Durchsatz zu Arbeitsfläche. Die gesamte Anlage besteht aus der CARLA-Halle mit dem Sortier- und Zerlegebereich sowie dem separat eingehausten Schmelzbereich, der Lagerhalle und den Außenlagerplätzen für Container und Gießlinge. Büround Sozialräume für die Betriebsmannschaft und den Strahlenschutz einschließlich des eigenen Messlabors komplettieren das Gesamtbild einer autarken Betriebseinheit. Bild 1 zeigt das Hallenlayout mit den einzelnen Arbeitsbereichen. 4.1 Anlieferungen, Lager- und Handhabungseinrichtungen Anlieferungen können grundsätzlich als Straßentransport oder per Bahn erfolgen. Über den Rheinhafen Krefeld sind bei Bedarf auch Anlieferungen per Schiff möglich. Angeliefertes Material, das in der Regel in 20´-Containern verpackt ist, kann sowohl in der Lagerhalle als auch auf dem Containerlagerplatz eingelagert werden. Beide Bereiche verfügen über eigene Krananlagen mit Kapazitäten von 25 t bzw. 32 t und bieten Platz für ca. 150 Stück 20´-Container. Für Anlieferungen per Bahn steht ein separates Hubgerüst zum Abladen der Container zur Verfügung. Leere oder leicht beladene Container können mittels 15 t-Betriebsstapler schnell und präzise gehandhabt werden. Für die abgegossenen Metallgießlinge steht ein versiegelter und abgeschlossener Außenlagerplatz mit ca. 700 m2 Fläche zur Verfügung. Anlieferungen dürfen bis zur Verarbeitung 36 Monate, abgegossene Zwischenprodukte, wie z.B. die Gießlinge, max. 60 Monate gelagert werden. Alle Lagerplätze sind als Kontrollbereiche eingerichtet und werden entsprechend überwacht. Häufigste Form der Anlieferung sind Fässer oder Gitterboxen, in denen das Mate- Bild 2a; Bild 2b; Bild 2c: rial kundenseitig vorsortiert und bereits ofengerecht zerlegt verpackt wurde. Diese Gebindeformen ergeben sich meist aus den jeweiligen anlagentypischen Prozeduren für das Materialhandling und aus der Analytik. Eine saubere Trennung der unterschiedlichen Metallarten ist ein wichtiger Faktor für den Gesamterfolg der Materialbehandlung in der CARLA. Materialgemische können sich sehr ungünstig auf das Dekontaminationsverhalten des Schmelzverfahrens, die Abfallrate als auch auf die spätere Verwertbarkeit der Metallgießlinge auswirken und sind daher soweit wie möglich auszuschließen. Fass- und Boxenanlieferungen werden vor dem Einschmelzen visuell kontrolliert und nur bei Bedarf nachsortiert. Eine weitere Form der Anlieferung stellt Material dar, welches lose in Containern verpackt wurde. Dieses Material wird im Sortier- und Zerlegebereich vorbehandelt. 4.2 Zerlegen und Sortieren Im Sortier- und Zerlegebereich können heute standardmäßig Einzelteile und Komponenten bis zu der Größe eines 40´-Containers thermisch und mechanisch zerlegt werden. Für größere Komponenten wurde ein Zerlegekonzept erarbeitet, welches eine temporäre Erweiterung des Zerlegebereiches beinhaltet und so auch das Handling wesentlich größerer Teile erlauben würde. Die Container werden an die Containerschleuse der CARLA-Halle angedockt und über die Fronttüren entladen. Das komplette Einbringen von Containern in den Zerlegebereich zur Open-Top-Entladung ist ebenfalls möglich. Das Material wird sortenrein separiert und soweit nötig ofengerecht zerlegt. Material gilt als ofengerecht bei Abmessungen von < 500 mm x 500 mm x 1.500 mm. Für das mechanische Trennen steht eine Hydraulikschere mit einer Presskraft von 450 t zur Verfügung. Bei Presskanalabmessungen von 5.000 mm x 1.500 mm x 500 mm können erfahrungsgemäß ca. 75 % der angelieferten losen Schrotte so zerkleinert werden. In besonderen Fällen kann auch das Seilsägever- fahren eingesetzt werden, eine im Hause Siempelkamp erprobte und effektive Trenntechnik. Diverse Handgeräte komplettieren das verfügbare Equipment zur mechanischen Zerlegung. Größere oder besonders dickwandige Komponenten können in der Brennkammer thermisch zerkleinert werden. Dazu stehen sowohl Gas- als auch Plasmabrenner zur Verfügung. Die Kombination aus beiden Verfahren, mechanisches und thermisches Trennen, ergibt eine breite Basis für einen effektiven und erfolgreichen Zerlegeprozess. Die Verlagerung von Zerlegearbeiten in externe Bereiche wie den der CARLA kann zu einer deutlichen Beschleunigung der Projekte führen und dadurch unmittelbar einen hohen Kundennutzen generieren. (Bild 2). Neben dem Zerlegen ist das Sortieren der Liefermenge ein wesentlicher Aspekt für ein effektives und qualitätsgesichertes Recyclingverfahren. Im Sortierbereich der CARLA werden zuerst alle nichtmetallischen Anteile aussortiert und in Presstrommeln verpackt. Diese Anteile werden später als Abfall an den Kunden zurückgeliefert. Der nichtmetallische Anteil von Anlieferungen sollte bei Mischabfall in der Regel nicht mehr als 50 Gew.-% der Liefermenge betragen. Danach erfolgt die materialspezifische Aufteilung des metallischen Anteils der Liefermenge in die verschiedenen Fraktionen der Eisen- und Nichteisenmetalle. Eventuell erforderliche Demontagearbeiten komplexer Baugruppen werden, soweit sinnvoll möglich, parallel durchgeführt. Die sortierten Anteile werden in Zwischengebinde gelagert, die über Nummernkreise eindeutig dem Ursprungsgebinde zugeordnet werden können. Ein weiterer möglicher Behandlungsschritt im Sortier- und Zerlegebereich ist die Vordekontamination in einer Strahlkabine. Die Hängebahn-Schleuderstrahlanlage ist integraler Bestandteil der Abläufe in der Anlage und wurde so dimensioniert, dass Kabine und Schmelzofen annähernd die gleichen Abmessungen haben. Als Strahlmittel kommt ausschließlich Stahlgranulat zum Einsatz, das nach Verbrauch Thermische Zerlegung und 450 t-Schere atw 54. Jg. (2009) Heft 10 – Oktober 3 Recycling in der Kerntechnik Bild 3a; Bild 3b; Bild 3c: Schmelzaggregate, Induktionsofen und gasbeheizte Bleipfanne dem Recyclingprozess zugeführt werden kann. Die Strahlkabine verfügt über eine eigene Filteranlage, in der die anfallenden Stäube kundenspezifisch erfasst werden. Die Strahlanlage kommt in der Regel dann zum Einsatz, wenn für die laufende Kampagne die Freigabe nach dem Schmelzen das primäre Ziel ist. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Materialien, die metallurgisch nicht für eine spätere Verwertung innerhalb der Kerntechnik bei der Gussbehälterherstellung geeignet sind. Diese trockene, abrasive Oberflächendekontaminationstechnik hat sich über viele Jahre etabliert und liefert sehr gute Dekontaminationsfaktoren bei geringem Abfallaufkommen. Ist durch Sortieren, Zerlegen und Strahlen ausreichend Material vorbereitet erfolgt die Übergabe an den Schmelzbetrieb. 4.3 Schmelzbetrieb Zentrales Element der CARLA ist der Schmelzofen. Der gesamte Materialfluss und das Lüftungskonzept sind auf diese Komponente ausgerichtet. Der Ofen ist ein Mittelfrequenz-Induktionsofen mit einer Kapazität von 3,2 t für Stahl und einer Schmelzleistung bei Volllast von 2 t/h. Lüftungstechnisch vom Rest der Halle durch eine innere Einhausung abgetrennt, kann der Ofen parallel zu den Zerlege- und Sortierarbeiten betrieben werden (Bild 3). Der Ofen zeichnet sich durch hohe Leistungseinkoppelung und stark ausgeprägte elektromagnetische Zirkulation der Schmelze aus. Beides sind wesentliche Aspekte für eine erfolgreiche Anwendung in diesem speziellen Bereich. Die Steuerung des Ofens wurde 2008 komplett auf digitale Umrichterelektronik von ABP und SPS Siemens S7 umgestellt und sichert langfristig den Status „Stand der Technik“. In den Ofen wurden einige Sicherheitssysteme integriert. Ein Überwachungssystem prüft permanent den Zustand des Tiegels und warnt im Falle eines drohenden Tiegeldurchbruches optisch und akustisch das Bedienpersonal. In solchen Notfällen kann der Ofeninhalt sofort in 4 eine vor dem Ofen eingelassene Abgussgrube abgegossen werden, wodurch die Anlage direkt wieder in einen sicheren Zustand überführt werden kann. Wichtige Ofenkomponenten, wie z.B. die Induktionsspule, werden permanent vorrätig gehalten, um im Bedarfsfall in kürzester Zeit wieder betriebsbereit zu sein. Der Spül- und Umrichterkreis wurde mit einem speziell dimensionierten Wasserkühlungssystem ausgerüstet, welches sehr lange Schmelzzeiten unter Volllast erlaubt. Dies ist für einige Schmelzverfahren, in denen die Schmelze durchaus mehrere Behandlungsschritte durchläuft, ein wichtiger Aspekt. Die eingebaute Ofenwaage ist in die Steuerung eingebunden und ermöglicht die Erfassung sämtlicher Zu- und Abgaben je Ofencharge. Durch den Einsatz verschiedener Tiegelmaterialien und Anwendung spezieller Schmelzprozeduren kann der Ofen sowohl für das Schmelzen von Stahl und Eisen als auch für Buntmetalle wie Kupfer, Messing und Aluminium verwendet werden. Außerdem erlaubt das Ofen- und Abluftkonzept auch die Verarbeitung von verzinktem Stahl, eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die zudem gießereierfahrenes Personal erfordert. Siempelkamp kann für die verschiedenen Materialien und Kontaminationsarten auf spezielle Schmelzverfahren und Behandlungsalgorithmen zurückgreifen, die über viele Jahre selbst entwickelt wurden und an deren Optimierung kontinuierlich weiter gearbeitet wird. Die Steuerung des Ofens und der Ofenbeschickung erfolgt über einen durch Spezialglasscheiben abgetrennten Leitstand. Dadurch wird die Sicherheit des Betriebspersonals erhöht und gleichzeitig die Dosisbelastung deutlich reduziert. Für das Chargieren des Schrottes in den Ofen steht neben einem Kran mit speziellen Greifern und Magneten ein Manipulator zur Verfügung (Bild 3). Dieser Manipulator wurde speziell für das Anforderungsprofil eines Schmelzbetriebes entwickelt und erfüllt vielfältige Aufgaben. Neben der Schrottchargierung wird er hauptsächlich zum Abgreifen der sich bildenden Schlacke von der Schmelzbadober- fläche genutzt. Weitere Optionen sind Probenahme und Temperaturmessung, die aber nur in Sonderfällen zur Anwendung kommen. Da der Manipulator sowohl Zug- als auch Druckkräfte aufbringen kann, ist er ein wichtiges Element im Betriebs- und Sicherheitskonzept der Anlage geworden. Die Bedienung des Manipulators erfolgt aus dem Leitstand heraus von einem Operatorplatz mit optimaler Sichtposition in die innere Einhausung. Mittels Joystick und Kamerasystem kann der Operator sehr präzise am und im Ofen arbeiten. Die Spezialkamera ermöglicht gleichzeitig eine ständige visuelle Kontrolle der Schmelze und erlaubt dem Operator in Interventionsfällen ein fernhantiertes Eingreifen mittels Manipulator. Ganz ohne personellen Einsatz kommt der CARLA-Ofenbetrieb jedoch nicht aus. Zuarbeiten beim Abschlacken, Temperaturmessen oder Probenehmen sind manuell am effektivsten durchzuführen. Das Einschmelzen von Blei wird nicht im Induktionsofen durchgeführt. Hierzu steht ein separates Aggregat in Form einer adaptierten Schmelzpfanne mit einem temperaturgesteuerten Gasbrenner zur Verfügung (Bild 3). Die niedrige Schmelztemperatur von Blei sowie dessen Penetrationsverhalten in Tiegelstampfmassen führten zu dieser technischen Lösung, die sich bei einer mittleren Jahresschmelzmenge von 50 t Blei etabliert hat. Die Bleipfanne wird im Betrieb direkt unter dem schwenkbaren Absaugstutzen des Ofens platziert, wodurch entstehende Bleidämpfe vollständig erfasst werden. Das geschmolzene Blei wird anschließend gespült und dabei turbulent durchmischt. Dieser Behandlungsschritt dient primär der Reinigung der Bleischmelze. Aufschwimmende Schlacken, hier auch Krätzen genannt, werden abgezogen und verpackt. Wie alle Nichteisenmetalle (Kupfer, Messing, Aluminium) weist Blei im besonderen Maße deutlich höhere Dekontfaktoren durch Schmelzen auf, als zum Beispiel Stahl und Eisen. Nach dem Schmelzen, Behandeln, Abschlacken und der Beprobung erfolgt der Abguss. atw 54. Jg. (2009) Heft 10 – Oktober Recycling in der Kerntechnik Bild 4a; Bild 4b; Bild 4c: Abguss zu 1 t-Block 4.4 Abguss der Schmelze Der Abguss der Schmelze (Bild 4) erfolgt üblicherweise in vorgewärmte, zylindrische Dauerformen, auch als Kokillen bezeichnet. Die Form der Kokille wurde so gewählt, dass der später erstarrte Metallblock annährend den Innenmaßen eines 200-l-Fasses entspricht. Die Kokillen bestehen aus einer äußeren Stahlhülle mit Tragzapfen zum Handling und einem gebrannten Feuerfesttiegel als Einsatz. Der Tiegeleinsatz ist gießereikonform ausgeführt und thermomechanisch sehr stabil. Dadurch können die Kokillen über längere Zeit quasi als Dauerform genutzt werden, was zur Minimierung der Sekundärabfallmenge beiträgt. Nach intensiven Optimierungsmaßnahmen können die Einsätze heute für mindestens 80 bis 100 Abgüsse genutzt werden. Nachdem sich die Schmelze beruhigt hat, werden noch vorhandene Schlackereste von der Oberfläche entfernt und ein Eisenbügel in die Schmelze eingesetzt, der später die sichere Handhabung des Blockes ermöglicht. Mit dem Bügel wird auch ein Stahlblechstreifen mit einer Schlagzahlkennung angebracht. Diese Blocknummer wird später nochmals als dauerhafte Farbmarkierung auf die Mantelfläche des Blockes aufgebracht, wodurch die Blöcke jederzeit eindeutig und sicher der Ursprungscharge zuzuordnen sind. In der Kokillenkühlstation werden die befüllten Kokillen dann für einen Tag zur Abkühlung eingestellt. Danach werden die Blöcke aus der Kokille gezogen und in der Strahlkabine von eventuell noch anhaftenden Schlacke- Bild 5: partikeln befreit. Obwohl die Blöcke verfahrensbedingt frei von Oberflächenkontamination sind, werden alle Blöcke vor dem Ausschleusen durch den Strahlenschutz ausgemessen und für die Außenlagerung freigegeben. Die Eisenblöcke haben ein mittleres Gewicht von 1.000 kg und durch die schnelle Erstarrung eine extrem harte Oberfläche. Projekt- und verfahrensbedingt kann keine spezifizierte Qualität der Eisenblöcke erreicht werden. Diese Punkte subsumieren sich als passive Sicherheit, worauf später noch eingegangen wird. Es sei an dieser Stelle auch auf das optimale Verhältnis von Masse zu Oberfläche eines solchen Blockes hingewiesen. Die Metallblöcke werden auf dem Blocklagerplatz nach Verwertungsklassen eingelagert, bis die Entscheidung über den weiteren Verwertungsweg in Abstimmung mit dem Kunden getroffen wurde. Eine weitere Abgussform bei Siempelkamp ist das Eisengranulat (Bild 5). Diese wird vorrangig für Material angewendet, das nicht für die Herstellung von qualifiziertem Guss geeignet ist. Die gesamte Verfahrenstechnik resultiert aus einem eigenen Entwicklungsprojekt und wird seit Mitte der 1990erJahre als Alternative angeboten. Das flüssige Eisen wird hierbei nach einer kalkulierten Überhitzung in eine Gießpfanne in Chargen von je 1.500 kg abgegossen. Zur Entgasung der Schmelze werden entsprechende Additive zugegeben. Die Gießpfanne wird zur Granulierstation transportiert, und dort wird das Flüssigeisen in einer vorgegebenen Geschwindigkeit durch einen Hochdruckwas- serstrahl in das Granulierbecken abgegossen. Über die Parameter der Schmelze, wie chemische Analyse, Temperatur, Sauerstoffgehalt und Gießgeschwindigkeit sowie Druck und Temperatur des Wasserstrahles, lassen sich Form und Größe des Granulates beeinflussen. Zielgrößen unseres Verfahrens sind kugelförmige Granulate mit Körnungen von bis zu 8 mm. Nach dem Abkühlen wird das Granulat in einem Drehrohrofen getrocknet und anschließend entweder in 200-l-Fässer oder BigBags abgefüllt. Je Granulatcharge wird zusätzlich die Schüttdichte ermittelt und dokumentiert. Das Granulat wird vorrangig als Beton-Zuschlagstoff für die Herstellung von Granulatbetonbehältern eingesetzt. Dabei wird das sonst zum Einsatz kommende Hämatit durch Eisengranulat substituiert und so Betondichten von ca. 4 g/cm3 erzielt. Damit stellt das Granulat einen weiteren wichtigen Baustein in unserem Recyclingkonzept dar. Natürlich kann das Granulat auch anderweitig genutzt werden, wie z.B. für die Hohlraumverfüllung bei der Konditionierung von Endlagergebinden. Andere Abgussformen können bei Bedarf kundenspezifisch realisiert werden. 4.5 Lüftungstechnik Die Abluft- und Filtertechnik ist eines der wichtigsten Elemente im Sicherheitskonzept der CARLA-Anlage. Das Abluftsystem hat sicherzustellen, dass unkontrollierte Abgaben radioaktiver Stoffe an Recyclingpfad Granulat atw 54. Jg. (2009) Heft 10 – Oktober 5 Recycling in der Kerntechnik die Umwelt ausgeschlossen sind, dass Ableitungen radioaktiver Stoffe über die Luft die Grenzwerte der StrlSchV nicht überschreiten, und dass die Dosisbelastung der Mitarbeiter in den Arbeitsbereichen soweit möglich minimiert wird. Dazu ist das Abluftsystem in mehrere Zonen aufgebaut. Der Ofen wird über eine sehr effektive Kombination aus Ringabsaugung und schwenkbarer Ofenhaube mit 15.000 m3/h abgesaugt. Weitere 15.000 m3/h umfasst die Firstabsaugung der Inneren Einhausung. Damit werden ca. 60 % der gesamten Absaugleistung auf diesen räumlich begrenzten Bereich konzentriert und sehr hohe Luftwechselraten sichergeBild 6: Filteranlage stellt. Im Sortier- und Zerlegebereich werden neben der Firstabsaugung für die Schmelzdekontamination und Freigabe erHalle separate Bereichsabsaugungen für die zielbar ist, macht diesen Pfad zu einem Schere, die Brennkammer und die Strahlkaökonomischen Baustein eines jeden Entsorbine betrieben, auf die die restlichen ca. gungsprojektes [2]. 40 % der Absaugleistung entfallen. Die FilDie Verteilung der Schmelzmengen teranlage ist redundant ausgeführt und benach In- und Auslandskunden zeigte mit ca. steht jeweils aus einem Zyklon, einem 93 % den hohen Anteil aus deutschen AnlaTuchfilter und einem HEPA-Filter, der sich gen. Einen Anteil von 7 % hatten Projekte durch einen Abscheidegrad von 99,997 % mit Kunden aus dem europäischen Ausland. auszeichnet (Bild 6). Die Anlage wird durch In diesen Märkten liegt Potenzial zur EinDruckdifferenzmessung überwacht und reiführung der in Deutschland entwickelten nigt sich automatisch bei Erreichen der einRecyclingoptionen. gestellten Grenzwerte durch Vibration ab. Gefüllte Staubfässer werden durch optische Signale im Leitstand angezeigt und dann ausgetauscht. Durch den permanenten Betrieb der Filteranlage wird eine Druckdifferenz von 0,1 mbar erzeugt, die eine gerichtete Luftströmung von Außen nach Innen gewährleistet. Durch das breite Spektrum an Behandlungs- und Verwertungsoptionen, das die CARLA für radioaktive Metalle anbieten kann und das in Bild 8 dargestellt wird, kann Siempelkamp im internationalen Vergleich eine Spitzenposition einnehmen. Die Rückführung der Metalle in den Wertstoffkreislauf, sei es in Form neuer Produkte für die Kerntechnik oder als Sekundärrohstoff nach erfolgter Freigabe, ist die primäre Aufgabe, der sich Siempelkamp mit dem Betrieb und der Weiterentwicklung der CARLA stellt. Die bisherige Verwertungsbilanz ist beeindruckend und macht deutlich, dass Siempelkamp derzeit der einzige Anbieter in diesem Segment ist, der einen wirklich geschlossenen Kreislauf anbieten kann. All dies funktioniert natürlich nur mit starken Partnern wie z.B. der Gesellschaft für Nuklear-Service mbH, die den Großteil der Recyclingkomponenten als Verpackungen für radioaktiven Abfall einsetzen. Ein erfolgreiches Schmelz- und Recyclingverfahren ermöglicht maximale Volumen- und Kostenreduktion hinsichtlich der Endlagerung. Von den eingesetzten 100 % Metallschrott bleiben in der Regel nach der Schmelzbehandlung ca. 5 % radioaktiver Abfall in Form von Sekundärabfällen übrig, die endzulagern sind. 95 % der Einsatzmenge können verwertet werden, soweit die 5 Bilanzen In 20 Jahren effektiven Anlagenbetriebes konnten 25.000 t radioaktiv belastete Metalle behandelt werden. Mit 23.400 t stellen die Eisenmetalle dabei den deutlich dominierenden Anteil dar, was sowohl den Anlagenkonzepten unserer Kunden als auch unseren Recyclingoptionen geschuldet ist (Bild 7). Dabei werden alle Sorten von FE-Metallen wie Eisen, C-Stahl, Edelstahl und verzinkter Stahl eingeschmolzen. Der Stahl kann dabei auch nahezu beliebig beschichtet sein, ohne dass sich dies negativ auf das Verfahren auswirken würde. Eine Einschränkung gilt für Gummierungen, die im Einzelfall betrachtet werden müssen, aber auch nicht generell ausgeschlossen werden. Neben dieser großen Menge an Eisen und Stahl konnten auch 1.600 t NE-Metalle erfolgreich schmelztechnisch behandelt und einer Verwertung zugeführt werden. Die hohe Wertschöpfung, die durch die Rückführung der Buntmetalle in den Rohstoffmarkt nach erfolgreicher 6 Bild 7: Materialbilanz Bild 8: Verwertungsbilanz atw 54. Jg. (2009) Heft 10 – Oktober Recycling in der Kerntechnik Bild 9: Abfallbilanz dargelegten Optionen nutzbar sind. Die Menge an Sekundärabfall ist dabei ausschließlich materialabhängig und unterliegt Schwankungen. Aus dem bisherigen Betrieb hat sich folgende Aufteilung der Abfallarten als statistisches Mittel ergeben (Bild 9). 6 Freigaben Neben der Verwertung der Metallgießlinge aus der CARLA bei der Herstellung neuer Produkte für die Kerntechnik spielt die Freigabe und spätere Nutzung als Sekundärrohstoff eine wichtige Rolle in unserem Recyclingkonzept. Das Schmelzverfahren liefert dazu verfahrenstechnisch die mit Abstand besten Voraussetzungen. Eine homogene flüssige Schmelze lässt sich sehr einfach repräsentativ beproben und anhand dieser Standardproben effektiv radiologisch analysieren. Mit einer sogenannten Talerprobe können ca. 3.000 kg Metallschmelze qualifiziert werden. Der Beprobungs- und Messaufwand anderer Verfahren ist bei gleicher Qualität deutlich höher. Zusätzlich entnommene Rückstellproben können jederzeit zu Kontrollzwecken durch Behörden, Sachverständige oder auch den Kunden herangezogen werden. Die verfahrensbedingte Mischqualität in der Materialanalyse, Geometrie und Masse der Gießlinge (ca. 1.000 kg) sowie deren sehr harte Oberfläche sind passive Sicherheitsfaktoren, die jede andere Nutzung als das erneute Einschmelzen zusammen mit anderen Schrotten nach erfolgter Freigabe ausschließen. Neben den aktiven Maßnahmen, wie z.B. entsprechende Verpflichtungserklärungen der Abnehmer, sind es gerade diese passiven Aspekte, die eindeutig für den Gießling als bevorzugtes Freigabeobjekt bei Metallen sprechen. Siempelkamp führt seit Mitte der 1990erJahre Freigaben im Rahmen der erteilten atw 54. Jg. (2009) Heft 10 – Oktober Bild 10: Detektoranlage Umgangsgenehmigung durch. In der aktuellen Genehmigung U 101/01 vom 19. März 2008 ist die Freigabe nach § 29 StrSchV mit Auflagen zum Verfahren integriert. Ergänzende Regelungen zur Freigabe von Metallen finden sich in 2 Freigabebescheiden der Genehmigungsbehörde. Metalle werden demnach im Standardverfahren nach Spalte 5 oder 10a freigegeben und unter Beachtung der entsprechenden Randbedingungen in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt. Als letzter interner Prüfschritt hat sich dabei der Einsatz einer Großflächen-Detektoranlage zur Überprüfung der Marktgängigkeit der Blöcke bewährt (Bild 10). Sollte sich für Blöcke, die nach Spalte 10a freigegeben werden könnten, kein Abnehmer auf dem Metallmarkt finden, kann Siempelkamp auf eine interne Lösung über die Schmelzanlage GERTA zurückgreifen. Diese Variante ist auf ca. 250 Jahrestonnen begrenzt und stellt einen weiteren Baustein des Servicepaketes dar. Hinsichtlich der Abläufe sind die Metallfreigaben nach Spalte 5 und 10a gleichgestellt, da die Verwertungswege in beiden Fällen stets identisch sind. Die jahrelange Zusammenarbeit mit ausgewählten Schrotthändlern, die sich in den unterschiedlichen Marktsegmenten der Eisen- und Nichteisenmetallbranche etabliert haben, eröffnet uns einen sowohl qualitativ als auch auf Dauer abgesicherten Zugang zu den Abnehmern, den Stahl- und Hüttenwerken. Jährlich werden bei Siempelkamp zwischen 300 und 600 t Gießlinge freigegeben. Für Metallblöcke, deren Restaktivität nach der Schmelzbehandlung oberhalb der Freigabewerte liegt, kann eine Abklinglagerung mit späterer Freigabe eine sehr sinnvolle Option darstellen. So können weiteres Abfallvolumen vermieden und Rohstoffe erhalten werden. Siempelkamp kann in Zusammenarbeit mit einem anderen Genehmigungsinhaber eine externe Abklinglagerung anbieten. Dafür steht in einem nach § 7 StrSchV genehmigten Bereich ein Areal für max. 1.000 t CARLA-Gießlinge zur Verfügung. Sollten alle Bemühungen scheitern, für einzelne Metallgießlinge eine Verwertung im Rahmen unserer Optionen und des behördlich fixierten Zeitfensters umzusetzen, besteht die Möglichkeit, solche Gießlinge nach Spalte 9 als Abfall freizugeben und zu entsorgen. Hierzu stehen entsprechend genehmigte Entsorgungswege zur Verfügung. Die jährliche Abgabemenge ist derzeit begrenzt auf 100 t. Neben den Metallen kann Siempelkamp auch Prozessabfälle wie z.B. Schlacke, Staub und Ofenausbruch freigeben und Bild 11: Messlabor der CARLA-Anlage 7 Recycling in der Kerntechnik entsorgen. Die Freigabe von Abfällen bedarf der Genehmigung durch die Genehmigungsbehörde und erfolgt in Form kampagnenbezogener Freigabebescheide. Auch für diese Abfälle liegen genehmigte Entsorgungswege vor, die auf Jahresmengen von 30 t begrenzt sind. Da sich in den Prozessabfällen die Aktivität verfahrensbedingt konzentriert, ist dieses Kontingent in der Vergangenheit stets abdeckend gewesen. Beide Aspekte, die Freigabe von Metallgießlingen und die Freigabe von Sekundärabfällen, sind wichtige Bestandteile aller laufenden Projekte in der CARLA, wenngleich diese von Fall zu Fall sehr unterschiedlich gehandhabt werden. Freigaben werden nur mit Zustimmung des Kunden initiiert und durchgeführt, wobei kundenspezifische Anforderungen jederzeit berücksichtigt werden. ISO/IEC 17025 akkreditiertes Messlabor, in dem sämtliche Materialproben aus dem laufenden Prozess qualitätsgesichert analysiert werden und das auch externen Kunden offen steht. Es stehen 3 Reinstgermaniumdetektoren für gammaspektrometrische Messungen zur Verfügung (Bild 11). Das Labor nimmt seit 1997 am Ringversuch des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) teil und konnte stets mit sehr guten Ergebnissen überzeugen. 8 Referenzen [1] U. Quade, T. Kluth: German Experience in Recycling of Ferrous Metallic Residues from Nuclear Decommissioning by Melting. Proc. SFEN, Decommissioning Challenges: An Industrial Reality? Avignon, Sept. 2008 [2] U. Quade, T. Kluth, R. Kreh: Melting of Low-Level Radioactive Non-Ferrous Metal for Release. Proc. ICEM ’07, Paper 7036, Brügge, Sept. 2007 o ã Copyright INFORUM Verlag Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Sonderdruckes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt werden. Unter dieses Verbot fällt insbesondere auch die gewerbliche Vervielfältigung per Kopie, die Aufnahme in elektronische Datenbanken und die Vervielfältigung auf CD-ROM. _____________________ Anzeige 7 Strahlenschutz und Analytik Die Mitarbeiter in der CARLA sind beruflich strahlenexponierte Personen der Kategorie A und unterliegen gemäß § 60 StrlSchV einer ständigen arbeitsmedizinischen Überwachung. Die Effektivität des Gesamtkonzeptes „CARLA“ lässt sich dabei auch anhand der Mitarbeiterdosen verdeutlichen. Die amtliche Dosis wird mit Hilfe von Gleitschatten-Filmdosimetern ermittelt, die beim Materialprüfungsamt Dortmund monatlich ausgewertet werden. In der Regel wird dabei der Schwellenwert von 100 mSv unterschritten, sodass als Monatsdosis 0 mSv registriert werden kann. Die nichtamtliche Dosis der Mitarbeiter wird mit elektronischen Dosimetern gemessen. Die Anzeigegenauigkeit liegt hier bei 1 mSv, wodurch eine Auflösung auf Tagesdosen möglich wird. Die ermittelten Dosen werden kontinuierlich erfasst und ausgewertet. Dabei zeigt sich in dem aktuellen Auswertezeitraum der Jahre 2000 bis 2008 ein sehr niedriges Niveau an Mitarbeiter – Jahresdosen von < 1 mSv mit fallender Tendenz. Die halbjährlich durchgeführten Inkorporationsuntersuchungen beim Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit in Düsseldorf erbrachten in den zurückliegenden Jahren keine Ergebnisse oberhalb der Nachweisgrenze. Die Ermittlung der Ableitungen mit der Luft wird für die CARLA mit einem Luftentnahmesystem in der Reinluft durchgeführt. Dazu ist am Kamin ein Aerosolsammelgerät installiert. Über einen Bypass wird ein kleiner Teil des Abluftstromes isokinetisch über einen Filter geleitet, der monatlich gammaspektrometrisch ausgewertet wird. Die Messergebnisse liefern am Beispiel von Co-60 und Cs-137 üblicherweise Grenzwertausschöpfungen von < 1 % für die Anlage. Zum Leistungsspektrum der CARLA gehört auch ein eigenes, nach DIN EN 8 atw 54. Jg. (2009) Heft 10 – Oktober