Innotech 04/2011 - Innovationspark Wuhlheide

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Innotech 04/2011 - Innovationspark Wuhlheide
innotech
Biotechnik
04/ 2011
Das Magazin der Technologieregion Berlin Südost
03 Produkte und Innovationen 05 Neu im IPW und TGS
07 Deutsches Institut für Zell- und Gewebeersatz
(DIZG) gGmbH — Neue Haut aufsprühen 10 Pharma
Action GmbH — Heparin: Made in Germany 12 Ein
ultraflexibler Operationssaal 14 Zellen länger leben
lassen 16 Wirtschaftsförderung 19 Veranstaltungen
I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1 E d i t o r i a l
Editorial
Für die deutsche Wirtschaft geht ein durchaus erfolgreiches
Jahr zu Ende. Trotz der Turbulenzen auf den Finanzmärkten und
der Schuldenkrise hat sich der Ifo-Geschäftsklimaindex relativ
robust gezeigt – Ausdruck des auch für 2012 überwiegenden
Optimismus der Unternehmerschaft. Aus unserer Region mit
seinen Zentren Innovationspark Wuhlheide (IPW) und TGS Spreeknie (TGS) gab es 2011 viel Positives zu berichten. Sie konnten in
unserem Magazin an Innovationsergebnissen unserer Unternehmen teilhaben, und sich regelmäßig Einblick in die Entwicklung
der Standorte verschaffen. Im aktuellem Heft finden Sie Entwicklungen aus den Branchen Biotechnologie/ Medizintechnik.
Schöneweide verbucht 2011 gleich mehrere Erfolge. in diesem
Jahr erweiterte die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
(HTW) ihren Campus und arbeitet mit Forschungsprojekten und
dem Rechenzentrum direkt im TGS . Dar Regionalmanagement
Schöneweide hat seine Arbeit aufgenommen und kann auf die
Ergebnisse abgeschlossener und bis 2012 laufender Projekte
aufbauen. Drei Jahre haben die Regionalmanager Zeit, Weichen
für eine Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung zu stellen.
Ihnen stehen mit dem Unternehmerkreise Schöneweide e.V. und
Organizing Schöneweide AG kompetente Unternehmervertreter.
Mehr dazu auf den Seiten 16-18.
Im IPW und TGS werden in Kürze lang vorbereitete Gebäudesanierungsmaßnahmen abgeschlossen sein, die den Nutzern
zu Gute kommen und Voraussetzungen für weiteres Wachstum
der Zentren schaffen. Systematisch werden im IPW die energetischen Sanierungsmaßnahmen weiter geführt. Die Zertifizierung
zum umweltgerechten Betrieb des IPW durch den TÜV konnte
auch in diesem Jahr wieder erlangt werden.
Allen, die mit ihrem Engagement zur positiven Entwicklung der
Technologieregion beigetragen haben, gilt unser Dank. Weitere
Fortschritte in Kooperationsentwicklungen und im Transferaufbau zu erzielen sowie die Arbeitsbedingungen für die Unternehmen in unseren Zentren weiter zu verbessern, bleibt auch
2012 unsere vordringliche Aufgabe. Bleiben wir in Kontakt!
Frohe Weihnachten und ein gesundes und glückliches 2012!
Dipl-Ing. (FH) Carola Reiblich, MBA, Geschäftsführerin SEK GmbH,
­Betreibergesellschaft des TGS, Klaus-Henry Koch, Geschäftsführer
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der IMG mbH, Betreibergesellschaft des IPW
I n h a lt/ I m p r e s s u m
Inhaltsverzeichnis
Produkte und Innovationen 3
Minerva Biolabs GmbH — Mykoplasmen-Ringversuch
Reiner Lemoine Institut gGmbH — OpDIS Projekt
fermtec GmbH — Maltex, extrudiertes Spezialmalz
Buhrmeister & Schinkel — Steuerbelege online erfassen 3
3
4
4
Neu im TGS und IPW
5
Berliner Wireless Transfer- und Entwicklungscenter BWB Beyer — Nationale und internationale Transporte Vela Performance — Rennsport und Automotive Bernd Hüning — Produkt- und Vertriebsmanagement
5
5
6
6
Firmenprofil
7
DIZG gGmbH — Neue Haut aufsprühen
Pharma Action GmbH — Heparin: Made in Germany
7
10
Projekte
12
Ein ultraflexibler Operationssaal
Zellen länger leben lassen
12
14
wirtschaftsförderung 16
Veranstaltungen 19
Impressum Innotech wird herausgegeben von der Innovations­park
Wuhlheide Managementgesellschaft mbH, Köpenicker ­Straße 325,
12555 ­Berlin R
­ edaktion Reimund Lepiorz ­Gestaltung Bildmitte — Büro für Gestaltung, Matthias Nichelmann F
­ otografie
Projekt­foto Richter, außer Seite 3 (Archiv Minerva Biolabs GmbH),
Seite 4 (Archiv ermtec GmbH), Seite 5 (Archiv BeWITEC), Seite 12-13
­(Archiv HTW), Seite 13 rechts (Archiv Krankenhaus Hohenlohe) Seite
14 unten, Seite 15 rechts (Archiv HTW), Seite 16-17 (Archiv organizing
schöneweide/Steffen Weigelt) ­A nschrift der ­Redaktion
­IMG mbH, ­Köpenicker ­Straße 325, 12555 Berlin, Tel: 6576 2431, Fax:
65 76 2799, [email protected], www.ipw-berlin.de Druck Agit
Druck, November 2011
Innotech 04/2011
P r o d u k t e u n d I n n ovat i o n e n Die Minerva Biolabs GmbH organisiert erstmalig einen internationalen Ringversuch zur molekularbiologischen Mykoplasmendiagnostik.
Produkte und Innovationen
Mykoplasmen-Ringversuch
Die Minerva Biolabs GmbH organisiert in Zusammenarbeit mit Mycoplasma Experience LtD. auf rege Nachfrage und Veranlassung durch die IRPCM-Gruppe »Cell
Culture« der International Organisation of Mycoplasmology (IOM) erstmalig einen internationalen Ringversuch
zur molekularbiologischen Mykoplasmendiagnostik für
Zellkulturen und Biologicals.
Ziel des Ringversuchs ist eine erste Bestandsaufnahme
zur Qualität der Mykoplasmentestung sowie langfristig die
Etablierung einer externen Qualitätssicherung und damit
die Verbesserung der Zuverlässigkeit von Nukleinsäurebasierten Mykoplasmentests. Die Ringversuche sollen
jedem Labor eine individuelle Einschätzung der Genauigkeit und Sensitivität der durchgeführten Tests im internationalen Vergleich ermöglichen. Der Ringversuch soll
zukünftig halbjährlich, das nächste Mal im April 2012,
stattfinden.
Ein identischer Probensatz wird von allen Teilnehmern
unabhängig voneinander unter vergleichbaren Randbedingungen analysiert. Die Einzelergebnisse werden
statistisch ausgewertet. Der einzelne Teilnehmer erhält
in seiner Auswertung Informationen über die Richtigkeit seiner Analyse sowie ein Zertifikat, wenn vier der
fünf Proben korrekt analysiert wurden. Die Auswertung
wird nur den Teilnehmern des Ringversuches über
ein geschütztes Internetportal zur Verfügung gestellt.
Die Auswertung erfolgt anonymisiert. Die erhaltenen
Daten sollen bei Relevanz und Interesse auf Fachtagungen oder in Printmedien veröffentlicht werden.
Die Mykoplasmen in den einzelnen Proben werden
von Mycoplasma Experience Ltd. kulturell ( CFU/ml)
und seitens Minerva Biolabs molekularbiologisch
(GU/ml) quantifiziert. Es können unterschiedliche Probenmatrices, Konzentrationen und Spezies im Probensatz
enthalten sein.
Minerva Biolabs GmbH, Tel: 030. 2000 4370,
www.minerva-biolabs.com
OpDIS – Diesel-Insel-System erzeugt Strom
Das OpDIS Projekt dient der Speicherung von Windüberschussenergie in Form von Druckluft. Dabei ist es
speziell für strukturschwache Gegenden ausgelegt, in
denen aus einfachsten Mitteln ein Energiespeicher zur
Verfügung gestellt wird. Das Konzept sieht eine Kombination aus Windenergie, Dieselmotor und Druckluftspeicher vor. Ein wichtiges Kriterium ist die Verfügbarkeit dieser drei Komponenten in dafür vorgesehenen
Regionen.
Im Projekt werden mehrere Szenarien untersucht, in
denen Druckluft als Energieträger genutzt wird, um
ein wirksames Hybridmodell zu erzeugen. Ein Szenario
sieht dabei einen rein pneumatischen Betrieb vor. Hier
wird Druckluft in geeigneten Behältern gespeichert
und anstelle des Kraftstoffes zum Antrieb des Motors
genutzt, indem die Druckluft die Kolben und somit auch
den Motor antreibt. In einem weiteren Szenario wird der
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I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1 P r o d u k t e u n d I n n ovat i o n e n
Malzextrudate, hergestellt für die Brau- und Bäckerindustrie, in den Farbtiefen 5, 40 und 80 EBC.
lierte Prozessführung gewährleistet die punktgenaue
Qualitätseinstellung, einen schnellen Produktwechsel
und die Verarbeitung unterschiedlich aufbereiteter Rohstoffe, wie Grünmalz, Schwelkmalz oder Darrmalz.
Maltex ist mit den handelsüblichen Spezialmalzprodukten
vergleichbar. Es ist enzyminaktiviert und gut wasserlöslich.
Es ist über ein Jahr haltbar und vielfältig in der Lebensmittel- und Getränkeherstellung einsetzbar. Malzextrudate
sind in der Bierherstellung sowohl für hellere Farbnuancen,
für rötlich gefärbte Biere als auch für dunkle Biere,
geeignet. Sie können zur Färbung und Aromatisierung
von Brot und Backwaren verwendet oder auch mit verschiedenen anderen Geschmacksnoten kombiniert
werden, wie zum Beispiel mit Chili-, Paprika- oder Ingwergeschmack. Auch eine Kombination mit Schokolade
halten die Entwickler für machbar. Das Vorhaben wurde
durch die AIF (KF 0361602 MD8) im Rahmen des Förderprogrammes PRO INNO II des BMWT gefördert.
fermtec GmbH, Tel: 030. 6576 2340, www.fermtecgmbh.de
Dieselmotor mittels Druckluft unterstützt, leistungsfähiger gemacht und so der Verbrauch und der CO2 Ausstoß verringert. Darüber hinaus soll mit einem Prototyp
an einem modellhaften Standort erstmals nachgewiesen
werden, dass ein Stromerzeugungssystem mit Druckluftspeicherung auch dezentral und ortsungebunden sowie
kostengünstig gefertigt, betrieben und gewartet werden
kann. Dieses Projekt ist eine Kooperation zwischen
der HTW-Berlin, vertreten durch Prof. Dr.-Ing. Jochen
Twele und dem Reiner Lemoine Institut (RLI). Gefördert
wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft,
Technologie und Frauen.
Reiner Lemoine Institut gGmbH, Tel: 030. 5304 2006,
www.reiner-lemoine-institut.de
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Maltex – extrudiertes Spezialmalz
Die fermtec GmbH mit Sitz im IPW hat gemeinsam mit
dem Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung
e.V. in Nuthetal und der Malzfabrik Landsberg ein Verfahren zur Herstellung von Spezialmalzen entwickelt. Das
Malzgranulat Maltex ist ein farb- und aromaintensives
Spezialmalzprodukt mit einer komplexen Vielfalt an Farbtiefen auf der Grundlage verschiedener Malzausgangsstoffe. Es wird in einem Planetwalzenreaktor der ENTEX
– Rust und Mitschke GmbH durch den Einsatz einer
optimierten Extrusionstechnologie, einem Verfahren mit
kombinierter mechanischer und thermischer Energieeinleitung, produziert. Vorteil des entwickelten Verfahrens
sind die geringeren Produktionskosten gegenüber der
Herstellung klassischer Spezialmalze und die große
Flexibilität in der Produktpalette.
Das Verfahren dient zur Herstellung von extrudierten
Produkten mit differenzierten Farbtiefen. Die Chargengrößen können flexibel gestaltet werden. Eine kontrol-
Steuerbelege online erfassen
Das Web hält Einzug in alle Bereiche und so gibt es
auch Neuerungen, die die Zusammenarbeit zwischen
Steuerbüro und Mandant vereinfachen. Die DATEV e.G.
bietet ein innovatives Produkt an: Das Programm »DATEV
Unternehmen online«. Unternehmen online bedeutet,
dass kein Belegaustausch zwischen Steuerberater und
Mandant erfolgt. Das lästige Ein- und Aussortieren des
berüchtigten Pendelordners gehört endgültig der Vergangenheit an.
Für die zukünftige Zusammenarbeit gibt es stattdessen zwei Varianten. Zum einen werden die Belege vom
Kunden eingescannt. Für den einfachen unkomplizierten
Umgang wird dafür durch DATEV ein kostenloses Tool
zur Verfügung gestellt. Die gescannten Belege stellt
der Kunde über das DATEV-Rechenzentrum digital dem
Steuerberater zur Verfügung. Die Original-Belege verbleiben beim Kunden im Büro und können nach eigenen
Bedürfnissen sortiert und abgelegt werden. Die Belege
müssen nicht mehr für die Arbeiten des Steuerberaters
zusammen-gestellt werden. Bei Bedarf kann der Kunde
jederzeit auf Original Unterlagen zurückgreifen.
Die zweite Variante erlaubt es, Belege auch selbst zu
erfassen. Sie können eingescannt und vorbearbeitet
werden. Der erzeugte Buchungsstapel wird durch das
Steuerbüro abgerufen, anhand der Belegbilder kontrolliert
und endgültig verarbeitet. Darüber hinaus ist es möglich,
die eigene Kasse elektronisch in revisionssicherer Form,
die auch bei der Betriebsprüfung durch das Finanzamt
besteht, zu erfassen. Außerdem können Kunden aus den
Rechnungsbüchern direkt Zahlungsaufträge für offene
Rechnungen erstellen und elektronisch an die Bank zur
Zahlung freigeben.
Steuerkanzlei Buhrmeister & Schinkel, Tel: 030. 6098 9683,
www.steuerberaterberlin.info
n eu i m Tg s un d I PW Eileen Kühn vom BeWITEC im neu eröffneten Demonstrationsraum
NEu I m TG S
BeWiTEC-Labor ist eröffnet
Am Dienstag den 13.09.2011 wurde der Demonstrationsund Testraum im Berliner Wireless Transfer- und Entwicklungscenter von Frau Professor Dr. Weber-Wulff (HTW)
und Herrn Dr. Dr. Apel (TSB Technologiestiftung Berlin)
eröffnet. Beide begrüßten den Aufbau des BeWiTEC als
zentrale Anlaufstelle im Bereich innovativer drahtloser
Lösungen. Die Intensivierung der Zusammenarbeit von
Unternehmen und Forschungseinrichtungen und ein reger Wissens- und Technologietransfer würde die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen
der regionalen Wirtschaft stärken. Hierdurch soll das
wirtschaftliche Potential der Hauptstadtregion noch bekannter gemacht werden. Das Berliner Wireless Transfer- und Entwicklungscenter berät KMU sowie Kultur
einrichtungen und demonstriert ihnen die Leistungsfähigkeit und den Nutzen funkbasierter Informationsund Kommunikationssysteme. Es unterstützt Firmen
und Einrichtungen von der Bedarfsanalyse, über die Entwicklung individueller, firmenspezifischer Lösungen bis
hin zu Schulungen. Ferner werden aktuelle Forschungsergebnisse in die Praxis überführt.Mit Unterstützung der
im projektbegleitenden Ausschuss mitwirkenden Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen
werden moderne drahtlose Informations- und Kommunikationstechnologien in der mittelständischen Wirtschaft
in Berlin-Brandenburg bekannt gemacht. In regelmäßig
stattfindenden Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen wird die Möglichkeit geboten, Kontakte
zu Experten zu knüpfen, aktuelle technische Entwicklungen kennen zu lernen und sich auf dem Gebiet der
Funktechnologien zu qualifizieren.
Innotech 04/2011
Uwe Beyer startete BWB Transporte im Dezember 2010 und beschäftigt heute fünf Mitarbeiter.
BeWiTEC bietet die Möglichkeit, unterschiedlichste
Technologien und Anwendungen beispielsweise
aus den Bereichen RFID/NFC, Bluetooth, WiFi, ZigBee oder Sensoren vor Ort auszuprobieren und sich
kompetent beraten zu lassen. Der Showroom ist
Montag bis Freitag von 10-12 und von 13-17 Uhr geöffnet. Unternehmen, Instituten und Hochschulen
wird die Möglichkeit geboten, Produkte und Prototypen, Projekte und Forschungsvorhaben kostenfrei
auszustellen. Das BeWiTEC stellt für interessierte
Firmen und Einrichtungen Kontakte zur Wirtschaft,
Industrie und Forschung her. Das Projekt BeWiTEC
wird aus Mitteln der Europäischen Union (Europäischer
Fonds für regionale Entwicklung) gefördert.
Berliner Wireless Transfer- und Entwicklungscenter –
BeWiTEC, Tel: 030. 5019 2301
Nationale und internationale Transporte
Uwe Beyer ist seit 1994 selbständig. Im Dezember letzten
Jahres gründete der gelernte Berufskraftfahrer und KfzSchlosser ein Transportunternehmen und beschäftigt
mittlerweile fünf Mitarbeiter, davon vier Fahrer, die auf
nationalen und internationalen Trassen unterwegs sind.
Herr Beyer fährt im Wesentlichen für fünf größere Unternehmen und transportiert hauptsächlich Waren für die
Kfz-Industrie. So ist er zum Beispiel für Mercedes in
Ludwigsfelde unterwegs, für BMW in Spandau oder fährt
internationale Transporte für Skoda in Tschechien und
Opel in Südfrankreich. Dazu kommen Aufträge für metallverarbeitende Unternehmen und Zulieferbetriebe der
Automobilhersteller.
Herr Beyer zog Ende des Jahres von seinem bisherigen
Standort in Grünau ins TGS. Dabei spielte für ihn nicht
allein die günstige Infrastruktur im Haus eine Rolle. Die
zunehmend besseren Verkehrswege rund um Schöne-
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Innotech 04/2011
n eu i m Tg s un d I PW
Andreas Puschel gründete Vela Performance, Schwerpunkt: Fahrzeugentwicklung und Konstruktion.
bis zur Fertigung von Komponenten. Mit Partnern aus
dem Fahrzeugdesign und der Motorenentwicklung
bietet Vela Performance Komplettlösungen in der
Fahrzeugentwicklung. Weitere Bereiche, in denen Vela
Performace Entwicklungsdienstleistungen bieten wird,
sind die Luftfahrtbranche und künftig die Medizintechnik. Derzeit bereitet Herr Puschel sein Unternehmen im Existenzgründerzimmer des TGS vor und
beschäftigt zwei Mitarbeiter. Bis zum Ende des Jahres
plant er die Gründung der GmbH. Bis Ende nächsten
Jahres soll das Unternehmen zehn Mitarbeiter beschäftigen. Für die Räume im Technologie- und Gründerzentrum
Schöneweide hat sich Herr Puschel in erster Linie wegen
der flexiblen Bedingungen entschieden. »Wir werden
künftig auch Prototypen bauen und können die
Flächen mit steigender Mitarbeiterzahl unproblematisch
erweitern.«
Andreas Puschel – Vela Performance,
Tel: 030. 2977 9340, www.vela-performance.com
weide und die verbesserte Anbindung an die Autobahn
kommen gerade dem Transportunternehmer zugute.
Für das kommende Jahr plant Herr Beyer zwei weitere
Dienstleistungen. Zum einen spezialisiert er sich auf den
Transport von Booten. »Wir können Boote und Yachten
bis maximal drei Tonnen bewegen«. Ein weiterer Bereich
ist der Transport von Motorrädern. Herr Beyer ist selbst
Motorradfahrer und kennt die Probleme bei längeren
und weiten Touren. Er spricht damit vor allem Individualtouristen und kleinere Gruppen an. Mit einem Spezialtransport kann er bis zu sechs Maschinen befördern.
BWB Beyer Transporte, Tel: 030. 5017 6666
h t t p : / / b e w i t e c . h t w - b e r l i n .
de.
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i m Ex ist en zgr ü n der z i m m er
Entwicklungen für Rennsport und Automotive
Andreas Puschel arbeitete über zehn Jahre als Ingenieur
im Automobilbereich. Zuletzt war er als Chefkonstrukteur
bei BMW-Alpina für den Motorsport zuständig und entwickelte Rennfahrzeuge für die GT Meisterschaften. Im
vergangenen Jahr entschied er sich, ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Vela Performace beschäftigt sich in erster Linie mit
Entwicklung und Konstruktion. Der Schwerpunkt liegt
nach wie von auf der Automobilbranche. Herr Puschel
ist in der Branche gut vernetzt und arbeitet unter anderem für BMW, die Rennsportsparte von Audi, für
Porsche oder auch McLaren Ltd. »Unser Know how
liegt in erster Linie bei Konstruktion und Berechnung
von Einzelkomponenten und kompletten Fahrzeugen,
selbstverständlich inklusive Rennfahrzeugen«, so Herr
Puschel. Vela Performace übernimmt die Fahrzeugentwicklung, vom Konzept über die Detailkonstruktion
NEu I m I PW
Produkt- und Vertriebsmanagement
Diplomingenieur Bernd Hüning hat sein Büro im Juli 2011
in den IPW verlegt. Herr Hüning arbeitete über 30 Jahre
in Management und Vertrieb mittelständischer und
großer Betriebe. Ab 1992 organisierte er Produktion
und Vertrieb für ein Nachfolgeunternehmen der KWO
Kabelwerke in Berlin Schöneweide. Ab 1999 war er
für einen großen Kabelhersteller und eine Vertriebsgesellschaft aus Baden Württemberg tätig und leitete
bis Mitte dieses Jahres dessen Niederlassung inklusive
Vertrieb mit 40 Mitarbeitern in Berlin.Im Juli 2011
machte sich Herr Hüning selbständig und bietet
seine Kenntnisse nun vor allem mittelständischen
Unternehmen an, für die er Marketingstrategien entwickelt und umsetzt. Kleinere Betriebe, die oft keinen
eigenen Vertrieb unterhalten, unterstützt er bei ihrem
Markteinstieg. Ziel ist es, dabei eine marktorientierte
Unternehmensführung als konzeptionelle Grundlage in
den Unternehmen zu etablieren. »Die Leistungen betreffen Aufbau und Pflege der ersten Kundenkontakte
– gerade wenn ein technisches Verständnis für besonders erklärungsbedürftige Produkte beim Vertrieb
nötig ist. Auch das Erkennen, Bewerten und Ausschöpfen
der Potentiale in den Unternehmen der Kunden, bis
zur Arbeit mit den Kunden an gemeinsamen Projekten
und Zielen, gehören dazu.« Herr Hüning arbeitet eng
mit der Unternehmensberatung TAURUS - Unternehmenskonzepte zusammen, die bereits seit mehreren Jahren ein Büro im IPW unterhält. Deswegen
lag es für ihn nah, ebenfalls im Innovationspark zu mieten.
Bernd Hüning, Tel: 0178. 693 44 39
firmenprofil Innotech 04/2011
Neue Haut aufsprühen
Mit dem Cell Sprayer des Deutschen Instituts für Zell- und Gewebeersatz (DIZG)
lassen sich gezüchtete Hautzellen einfach auf Brandwunden aufsprühen
Vor gut zehn Jahren kamen Ärzte aus Australien das erste Mal auf
die Idee, bei schweren Verbrennungen Hautzellen aufzusprühen. Das
bis dahin einzige Verfahren, eine Hautbildung (Reepidermalisierung)
einzuleiten, basierte auf so genannten »sheets«. Dabei werden dem
Patienten intakte Hautzellen – ein Biopsat – entnommen, vermehrt
und zu einer geschlossenen Hautfläche angezüchtet. Es dauert allerdings drei bis vier Wochen, bis ausreichend Zellen vorhanden sind,
um sie wie einen Verband auf die Wunde auflegen zu können.
Die australische Idee zeigte zwar annehmbare Ergebnisse, aber das
Sprühen geschah nicht wirklich mit einem Sprühgerät. »Die Ärzte
haben eher eine Düse auf eine Spritze gesteckt und Zellkulturen
pumpenartig aufgesprüht«, erklärt Dr. Mark Smith. Er ist Herstellungsleiter und Direktor F&E beim DIZG. Die Verteilung der Zellen war
damit eher schwer zu kontrollieren, Zellen starben ab und die Handhabung war nicht eben bequem.
Dr. Bernd Hartmann, Chefarzt am Zentrum für Schwerbrandverletz­te
am Unfallkrankenhaus Berlin, befand die Idee mit dem Sprühge­rät
dennoch für gut. Mit Entwicklern aus der Charite entstand vor sechs
Jahren ein fortgeschrittenes Modell, mit dem bereits einige Patienten
erfolgreich behandelt wurden. Aber auch dieser Prototyp ließ noch
einige Wünsche offen. Er war zu groß, ließ sich nicht sterilisieren und
musste von zwei Personen bedient werden: einer am Sprühgerät und
der zweiten an der Steuereinheit.
Spray on new skin: With the Cell Sprayer by the German Institute
for Cell and Tissue Replacement (Deutsches Institut für Zell- und
Gewebeersatz - DIZG), cultured skin cells can be simply sprayed
onto burn injuries. Ten year s ago, doctors in Australia first came
up with the idea of spraying skin cells onto severe burns. Until then,
the only procedure for initiating skin generation (reepidermalization)
was based on so-called “sheets”. Here, intact skin cells – biopsy
material – are removed from the patient, reproduced, and cultured
into a closed skin surface. However, it takes three to four weeks until
there are sufficient cells to be placed on the wound like a bandage.
The Australian idea demonstrated acceptable results, but the spraying
was not actually accomplished with a sprayer. “The physicians placed
a nozzle on a syringe and sprayed the cell cultures by pumping”,
explained Dr. Mark Smith. He is the production manager and director
of R&D at the DIZG. This made the distribution of the cells difficult to
control. Cells died off and the equipment was not comfortable to use.
Dr. Bernd Hartmann, head physician at the Center for Severe Burns
at the Trauma Hospital Berlin, still found the idea of a sprayer a good
idea. Six years ago, an advanced model was created with designers
from the Charité, with which numerous patients have already been
successfully treated. But this prototype also left a lot to be desired.
It was too large, could not be sterilized and had to be operated by two
persons: one operating the sprayer and one operating the control unit.7
I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1 Fi r m e n P r o f i l
Steril und komfortabel
Das DIZG ist eines der wenigen Institute in Deutschland, die die
Erlaubnis haben, Zellkulturen für Schwerverbrannte herzustellen. »Wir
behandeln etwa fünf bis 20 Patienten pro Jahr mit sheets«, sagt Dr.
Smith. Das Institut hält eigens dafür ganzjährig einen aufwendigen
Reinraumbetrieb aufrecht. »Da wir ohnehin sehr eng mit Dr. Hartmann
zusammenarbeiten und daran interessiert waren, Patienten schneller
behandeln zu können, haben wir gemeinsam entschieden, den Prototyp weiter zu entwickeln.« Das Ziel war ein gut handhabbares Gerät,
das eine optimale Verteilung der Zellen ermöglicht und zellschonende
Eigenschaften mit sich bringt. Sehr wichtig ist die Sterilisierbarkeit,
da es normalerweise nur in einer sterilen Umgebung, zum Beispiel
dem Operationssaal, verwendet wird.
Der neue Cell Sprayer des DIZG hat seine Eignung bereits unter
Beweis gestellt. Mit der Zellsuspension, die Keratinozyten enthält,
wurden inzwischen mehrere Patienten erfolgreich behandelt. »Wir
werden damit zwar kaum die Therapie mit sheets bei großflächigen
Verbrennungen ersetzen«, meint Dr. Jan Brune, Bereichsleiter für
Forschung und Entwicklung. »Dafür sind weniger ausgedehnte
Verbrennungen schon binnen einiger Tage zu behandeln.« Um die
ausreichende Menge von Zellen für eine Behandlung anzuzüchten, reicht bereits ein vergleichsweise kleines Biopsat von etwa zwei bis fünf Quadratzentimetern. Der Arzt kann ausgewählte
Areale also schon nach knapp einer Woche versorgen.
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Sterile and comfortable The DIZG is one of the few institutes
in Germany with a license to create cell cultures for severe burn
victims. “We treat about 5 to 20 patients per year with sheets”, says
Dr. Smith. The institute maintains its own expensive clean room for
this purpose, year-round. “As we already work very closely with Dr.
Hartmann and were interested in being able to treat patients faster,
we decided to continue development on the prototype together.” The
goal was an easy to use device, which makes optimum distribution of
the cells possible and has cell-friendly characteristics. The capability
of being sterilized is very important, as it is normally only used in a
sterile environment, for example the operating room.
The new Cell Sprayer has already proven its suitability. Several patients have now been successfully treated with the cell suspension,
which contains keratinocytes. “We will not be able to replace therapy with sheets for extensive burns with this”, states Dr. Jan Brune,
department head for research and development. “But less extensive
burns can be treated within a few days.” A comparatively small biopsy of about two to five square centimeters is enough to culture a
sufficient amount of cells for treatment. Thus, a physician can treat
selected areas after just one week.
Das DIZG ist in Deutschland eines der wenigen Institute, die die Erlaubnis haben,
Zellkulturen für Schwerverbrannte herzustellen. Bilder unten: leicht zu bedienen:
Der neue Cell Sprayer
Fi r m e n P r o f i l I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1
Sheets oder Cell Sprayer
Eine mögliche Anwendung sehen die Entwickler auch in medizinisch
indizierten kosmetischen Bereichen. Autologe gemeshte SpalthautTransplantationen hinterlassen an sichtbaren Stellen wie Hände oder
dem Gesicht oft ein Muster, das bei der gleichmäßigen Verteilung
durch Sprühen vermieden werden kann. »Ebenso vorstellbar ist auch
die Anwendung bei schwer heilenden chronischen Wunden«, so Beate
Petschke, Bereichsleiterin Biotechnologie beim DIZG.
Die Zertifizierung der Geräte ist voraussichtlich noch in diesem
Jahr abgeschlossen. Dann plant das DIZG die Geräte in Zusammenhang mit Zellkulturen an weitere Verbrennungszentren auszugeben.
Kliniken können so wahlweise Sheets ordern, Zellen sprühen oder
beides bestellen. Wartung inklusive Sterilisation liegt in Händen des
DIZG. Das Institut arbeitet eng mit den 28 Verbrennungszentren in
Deutschland zusammen. Fünf der Zentren sind jetzt bereits in eine
klinische Studie eingebunden, die ab 2012 weitere Daten über die
Sprühtherapie liefern wird. Reimund Lepiorz
Sheets or Cell Sprayer One possible application envisioned by the
developers is in medically indicated cosmetic areas. Autologous
meshed split skin transplants often leave a pattern in visible areas
like hands or the face, which can be avoided by the uniform distribution caused by spraying. “Application for poorly healing chronic
wounds is also a possibility”, says Beate Petschke, department head
for biotechnology at DIZG.
The certification of the equipment will likely be completed this year.
Then, the DIZG plans to distribute the devices to other burn centers,
together with cell cultures. Clinics thus have the option of ordering sheets, spraying cells or ordering both. Maintenance, including
sterilization, will be performed by DIZG.
The institute works closely together with the 28 burn centers in
Germany. Five of the centers are already participating in a clinical
study, which will provide additional data on spray therapy starting
in 2012. Reimund Lepiorz
The German Institute for Cell and Tissue Replacement
The German Institute for Cell and Tissue Replacement provides cell and tissue transplants
for clinical use. They deal with two forms of human cell and tissue transplants. In case of
autologous cells, the cells of a patient are greatly reproduced through cell division so that
they can then be transplanted back into the same patient. Allogenic tissue transplants of
bones, skin, tendons, ligaments or amnion com from donors and are for the treatment
of other persons. The handling of human tissue is subject to the strictest regulations
in accordance with the German Pharmaceutical Act, the Tissue Act, and the Transplant
Act. The DIZG is one of three facilities in Germany that is licensed to manufacture these
medicinal products. It supplies about 500 clinics and hospitals in Germany, in Europe
and in South Korea. The institute was founded in 1993 as a non-profit limited liability
company and only pursues non-profit purposes.
Deutsches Institut für Zell- und Gewebeersatz (DIZG) gGmbH
Dr. Mark Smith, Herstellungsleiter und Direktor Forschung und Entwicklung
Tel: 030. 6576 3050, www.dizg.de
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I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1 Fi r m e n P r o f i l
Heparin:
Made in Germany
Die Pharma Action GmbH ist in naher Zukunft das einzige
Unternehmen, das Heparin vom Ausgangsstoff bis zum
fertigen Wirkstoff in Deutschland herstellt.
Erol Thomas Isim gründete Pharma Action bereits 1988, zunächst als klassische Außenhandelsfirma. Seit 1996 betreibt
sein Unternehmen Handel mit in Lohn hergestellten Wirkstoffen
wie Steroiden, Eisen-Hydoxid-Polymaltose, Pankreatin, Chondroitin und vor allem Heparin. »Wenn sie als Händler produktberührende Tätigkeiten ausüben, ist laut Arzneimittelgesetz allerdings eine Herstellergenehmigung nötig«, erklärt er. Es lag nah, einen Schritt weiter zu denken. Der Focus lag auf dem Hauptprodukt,
dem Heparin.
Heparin dient der Blutgerinnungshemmung und wird weltweit
vorbeugend und zur Behandlung von Thrombosen eingesetzt.
Das Rohheparin, das hauptsächlich aus der Dünndarmmukosa des
Schweins gewonnen wird, ist so genanntes »crude Heparin«. Es wird
vorwiegend aus China importiert, dann aufgereinigt und zum Wirkstoff
verarbeitet. Pharma Action hat sich zunächst darauf spezialisiert, den
Rohstoff soweit aufzureinigen, dass er europäischen und amerikanischen Maßstäben gerecht wird. »Die Entscheidung, noch weiter
in den Herstellungsprozess einzusteigen, war nicht unwesentlich
durch den »Baxter Case« beeinflusst«, sagt Herr Isim.
Baxter Case – der Heparin Skandal
Vor vier Jahren kam es nach der Gabe von Heparin des Herstellers
Baxter in den USA bei mehr als tausend Patienten zu schweren
allergischen Reaktionen. 81 Menschen starben. Der Rohstoff war mit
übersulfatiertem Chondroitinsulfat verunreinigt, das wie Heparin zu
den Mucopolysacchariden zählt. Wegen der Ähnlichkeit blieb es zu-
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Heparin: Made in Germany Pharma Action GmbH will soon be
the only company in Germany to manufacture Heparin from raw
material to the finished product.
Erol Thomas Isim founded Pharma Action in 1988, initially as a classic
foreign trade company. Since 1996, his company deals in pharmaceuticals produced under contract, such as steroids, pancreatin,
chondroitin, and especially heparin. “However, if you perform
activities as a dealer that bring you into contact with products, a
manufacturer’s license is necessary according to the German
Pharmaceutical Act”, he declares. It was logical to think one step
further. The focus was on the main product, Heparin.
Heparin is an anticoagulant and is used worldwide for the prevention
and treatment of thromboses. Raw heparin, which is primarily produced from the mucosa of the small intestines of pigs, is so-called
“crude Heparin”. It is imported primarily from China, then purified
and processed into the active substance. In the past few years,
Pharma Action has specialized in purifying the raw material to the
point that it meets European and American standards. “The decision
to become more involved in the manufacturing process was greatly
influenced by the ‘Baxter Case’”, says Mr. Isim.
Baxter Case – the Heparin Scandal Four years ago, more than a
thousand patients had severe allergic reactions after being given
heparin from the manufacturer Baxter in the USA. 81 people died.
The raw material was contaminated with over-sulfated chondroitin
sulfate, which is a mucopolysaccharide like heparin. It was initially
undetected due to the similarity. The raw heparin came from China.
In Germany, about 80 cases of allergic reactions occurred after
the use of heparin during the same period. Here, too, deliberately
contaminated raw material from China was the trigger. There were
Fi r m e n P r o f i l I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1
Erol Thomas Isim, Geschäftsführer der Pharma Action, will höhere Produktsicherheit, Transparenz und Chargenrückverfolgbarkeit.
nächst unentdeckt. Das Rohheparin stammte aus China. In Deutschland traten im gleichen Zeitraum nach der Verwendung von Heparin
etwa 80 Fälle schwerer allergischer Reaktionen auf. Auch hier war
vorsätzlich verunreinigter Rohstoff aus China der Auslöser. Rückrufaktionen gab es zudem in Australien, Schweden, in der Schweiz und
England. In der Folge des Skandals wurden die Arzneimittelvorschriften
in den USA und Europa verschärft.
Derzeit gibt es in Deutschland nur einen Hersteller von »crude
Heparin«. Sämtliche Wirkstoffkapazitäten stammen hingegen aus
dem Ausland. Rund 85 Prozent des in China hergestellten Heparins
wurde im vergangen Jahr nach Europa und USA exportiert.
»Für uns stellte sich deshalb schon früh die Frage, ob es nicht machbar
wäre, das Heparin von A bis Z in Deutschland herzustellen?« Das Ziel
war nicht nur, sich langfristig vom Grundstoff aus ausländischer Produktion freizumachen, sondern auch eine höhere Produktsicherheit,
vollständige Transparenz und Chargenrückverfolgbarkeit innerhalb
der Heparin-Wertschöpfungskette zu bieten.
Sicheres Heparin
Derzeit laufen die letzten Studien und Nachweise vom Upscaling des
Labormaßstabs zum Industriemaßstab, die dazu dienen, einen weiteren
Herstellerstatus zu erlangen. Die Zulassung ist für Anfang 2012 geplant. Des Weiteren arbeitet Pharma Action an der Erstellung von
Zulassungsdossiers für Heparin-Fertigarzneimittel. »Wir nähern uns
dann hierzulande einem Alleinstellungsmerkmal: Wir können als
einziges Unternehmen Heparin als echtes »Made in Germany«
anbieten, von der Ohrmarke bis zur Ampulle.« Jetzt, so der Geschäftsführer, steht der nächste Schritt an, die Kapazitätserweiterung.
Reimund Lepiorz
also recalls in Australia, Sweden, Switzerland and England. As a
result of the scandal, the pharmaceutical regulations in the USA and
Europe were tightened.
There is currently only one manufacturer of “crude Heparin” in Germany. On the other hand, all active substance capacities come from
abroad. Around 85 percent of the heparin produced in China was
exported to Europe and the USA in the past year.
“For this reason, we asked ourselves from the beginning whether it
was not possible to manufacture heparin from A to Z in Germany.”
The goal was not only long-term freedom from foreign production,
but also offering higher product safety, complete transparency and
batch traceability within the heparin supply chain.
Safe heparin Currently, the last studies and verification procedures
are conducted for upscaling from a laboratory scale to an industrial
scale, which will serve to attain an additional manufacturer’s status.
Certification is planned for the beginning of 2012. In addition, Pharma
Action is working on the creation of licensing dossiers for heparin
finished pharmaceuticals. “This brings us closer to a unique selling
proposition in this country: We are the only company that can offer
heparin that is truly ‘Made in Germany’, from ear tag to ampoule.”
Now, says the executive director, the next step is the expansion of
capacities. Reimund Lepiorz
Kontakt: Pharma Action GmbH im IPW
Tel: 030. 890 44 99, www.pharma-action.com
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Innotech 04/2011projekte
Ein ultraflexibler
Operationssaal
Im Studiengang Life Science Engineering an der
HTW entstand zu Forschungszwecken ein realer
Operationssaal. An ihm werden unterschiedliche
raumlufttechnische Situationen erprobt.
12
Seit Dezember 2008 ist die neue DIN 1946-4 »Raumlufttechnische Anlagen in Gebäuden und Räumen des Gesundheitswesens« gültig. Sie stellt den Stand der Technik für die Planung,
Gestaltung, Abnahme, den Betrieb und die Wartung von OPSälen dar. Alle Operationssäle, die in den nächsten Jahren in
Deutschland neu- oder umgebaut werden, werden sich an dieser
Norm orientieren.
Ein Prüf- und Abnahmeverfahren zur Inbetriebnahme eines OP
Saals ist messtechnisch sehr anspruchsvoll. Erschwert wird die
Abnahmethematik durch das Bestehen von zwei in ihrer Gültigkeit äquivalenten, von der technischen Herangehensweise aber
unterschiedlichen, hygiene-technischen Methoden: die Schutzgradmethode und die Turbulenzgradmethode. In der Fachwelt
ist umstritten, ob eine der beiden Methoden besser ist, also
wurden beide in die DIN 1946-4 aufgenommen. Das bedeutet,
Operationssäle werden zur Zeit, bei Abnahme nach der neuen
Krankenhausnorm, nach einem der beiden Abnahmeverfahren
qualifiziert.
Professor Frank Reichert beschäftigt sich seit vielen Jahren mit
der Raumluftechnik, speziell mit reinraumtechnischen Anlagen
und der Luftfiltration. Als die Firma Camfil Farr, mit der sein
Fachbereich eng zusammenarbeitet, an der Entwicklung einer
neuen OP-Zuluftdecke arbeitete, war das für ihn das Initial, sich
intensiver mit der OP-Technologie zu beschäftigen. Mittlerweile
sind am Aufbau und der Weiterentwicklung des Forschungs-OP’s,
neben den Sponsoren, auch kleine und mittelständische Unternehmen verschiedener Branchen beteiligt, die ihre neuesten
Technologien in das Projekt einbringen.
Raumlufttechnik
Der Forschungs-OP ist keine virtuelle Simulation, sondern ein real
existierender Operationssaal auf dem Campus der HTW. Er wurde
nach Vorgaben der neuen Norm gebaut, ist etwa 50 Quadratmeter groß und ultraflexibel. Das heißt, er wurde so konzipiert,
dass möglichst viele unterschiedliche raumlufttechnische
Situationen erprobt werden können. Entsprechend anspruchsvoll und vielseitig ist die technische Ausstattung. In allen vier
Wandecken sind sowohl unterhalb der Decke als auch in Fußbodennähe Abluftdurchlässe installiert, um die Abluft als Umluft
über die raumlufttechnische Anlage, die sich in einem Technikraum neben dem OP befindet, zurück in das System führen zu
können. Die OP-Decke ist mit einer integrierten Ringabsaugung
zur Rezyklierung der Raumluft versehen. Die raumlufttechnische
Anlage ist dann nur noch für die Außenluft (Frischluft) und Fortluft (Ableitung in die Stadtluft) zuständig.
Der OP arbeitet außerdem mit einer modernen Mess- und Regeltechnik, um Temperaturen sehr präzise einzuregeln und ein
Konstantklima zu erzeugen. »Die Temperaturspreizung, die wir
anstreben, wenn Zuluft zur Raumluft eingeblasen wird, liegt bei
ungefähr einem Kelvin«, so Professor Reichert. Das Heizkonzept
besteht aus einer Wandheizung, die sich in drei Sektionen einstellen lässt, und einer Fußbodenheizung, die den gesamten Fußboden, oder nur Teilbereiche, wie die Ränder des Raumes heizt.
So kann eine Vielzahl von Belüftungs- und Beheizungsvarianten
gegeneinander ausprobiert werden.
ProjekteInnotech 04/2011
Prof. Frank Reichert beschäftigt sich seit Jahren mit Raumlufttechnik. Der
Forschungs-OP soll gut zehn Jahre lang technische Daten liefern. Er kann
unter anderem auch für Schulungen und Zertifizierungen genutzt werden.
Planungshilfe und Normungsassistent
Der OP soll gut zehn Jahre lang technische Daten liefern. Die
Erkenntnisse dienen nicht nur dem Bau neuer, oder der Sanierung alter OP’s. Aus dem multifunktionalen OP ließen sich
technische Komponenten für einen leistungsfähigeren OP
herausfiltern. Besonders interessant, so Professor Reichert, ist
das Modell durch die integrierte Deckenluft, speziell für Nachrüstungen und Sanierungen. Um das Modell weiter zu optimieren, sind Kooperationen mit anderen HTW-Studiengängen, wie
Mikrosystemtechnik, technische Gebäudeausrüstung oder der
Informatik geplant. Der OP kann außerdem für Schulungen und
Zertifizierungen genutzt werden. »Ich könnte mir auch vorstellen,
dass wir Ingenieure für die im Jahre 2012 geplante Zusatzqualifi-
kation »Raumluftqualität« hier ausbilden«, so Professor Reichert.
Auch im Hinblick auf die zwei unterschiedlichen Abnahmemethoden und die künftige EU-Normung könnte der OP Wertvolles
leisten. »Wir untersuchen die beiden Abnahmemethoden mit
dem multiflexiblen System, liebäugeln aber auch mit einer vereinfachten »dritten« Methode, die, wenn sie sich bewährt, in die
Norm einfließen könnte.« Professor Reichert geht davon aus,
dass sich die physikalischen Messungen durch rein visuelle ersetzen lassen. Mithilfe eines künstlichen Nebels können Luftströme dargestellt und ausgewertet werden. So ließe sich ein
OP qualifizieren, ohne ihn auf die eine oder andere der beiden
bestehenden Methoden anzupassen. Reimund Lepiorz
Kontakt: HTW Berlin, Fachbereich 2,
Life Science Engineering, Prof. Frank Reichert,
Tel: 030. 5019 4325, www.htw-berlin.de
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Innotech 04/2011projekte
Zellen länger leben lassen
Professor Jacqueline Franke sucht nach Substanzen, die die­
Lebensspanne von Zellen verändern. Ob kürzeres oder längeres
Leben: beides ist für die Herstellung von Medikamenten sehr
interessant.
Substanzen, die die Lebenspanne von Zellen beeinflussen, sind
für Forscher und die Industrie gleichermaßen hochinteressant.
Deswegen steht die Aufklärung und medizinische Beeinflussung
von Alterungsprozessen seit einigen Jahren im Brennpunkt der
biotechnologischen Forschung. Alterungsmodulatoren stellen
die Basis für Anti-Agingwirkstoffe, Nahrungsmittelzusätze oder
Kosmetika. Und weil Alterung und Krebs einen starken Zusammenhang aufweisen – Krebszellen sind immortal, unsterblich – ist
jede Substanz, die die Lebensdauer von Zellen verkürzt, auch
ein potentieller Anti-Krebswirkstoff. Die Anzahl der bekannten
Ultra-Tiefkühlschrank, in dem gentechnisch veränderte Organismen, humane
und tierische Zelllinien sowie katalytisch aktive Enzyme und chemische Substanzen bei -86°C für lange Zeiträume sicher gelagert werden.
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Substanzen, die die Lebensdauer verändern, ist jedoch bisher
sehr gering. Somit eröffnet jeder neue Kandidat Perspektiven
für die Entwicklung neuer, wirksamerer Produkte.
Professor Jacqueline Franke fahndet in Substanzbanken, so genannten »compound libraries«, nach solchen Alterungsmodulatoren. »Wir suchen zunächst dort, wo bisher noch nie gesucht
wurde.« Zuerst in einer HTW-eigenen Naturstoffbank, mit hoher
Komplexität und einer hohen Anzahl unbekannter Substanzen, die
noch nicht ausführlich charakterisiert sind. Die zweite Strategie
beruht darauf, bekannte Stoffe zu nutzen und nach neuen
Effekten zu durchkämmen. Dazu dient im Rahmen einer Kooperation mit dem Leibnitz Institut für molekulare Pharmakologie in
Berlin Buch (FMP) eine etablierte Bank von 18.000 Substanzen.
Die Vorzüge der Spalthefe
Als Modellorganismus dient die gewöhnliche Spalthefe – Schizo­
saccharomyces pombe – die auch bei der Herstellung von Bier
verwendet werden kann. An ihr wird die chronologische Lebensdauer untersucht, also jene Zeit, die eine Zelle überlebt, die
sich nicht mehr teilt. Solche post-mitotischen Zellen sind in
den meisten menschlichen Gewebetypen zu finden. Die Hefezelle bietet noch mehr Gemeinsamkeiten mit menschlichen
Zellen. Es sind eukaryontische Zellen, das heißt, sie besitzen
ebenfalls einen Zellkern und viele grundlegende Stoffwechselprozesse laufen ähnlich ab wie beim Menschen. Ungefähr 50
Gene sind bekannt, die sowohl in der Hefe wie beim Menschen
krankheitsrelevant sind.
Ein weiterer Vorteil der Hefe ist für die Forschungsreihe äußerst
interessant – sie lässt sich im automatisierten Hochdurchsatz-
projekteInnotech 04/2011
Bild links : Prof. Dr. Jacqueline Franke. Bilder unten: Der Multichannel-Arm
der Liquid Handling Workstation ermöglicht genaues automatisiertes, paralleles Pipettieren von 96 Proben im Mikroliterbereich. Angeschlossen ist
ein Inkubator, der bis zu 42 Mikrotiterplatten unter genauer Regulation der
Luftfeuchtigkeit mit hoher Frequenz schütteln kann.
verfahren untersuchen. Die Substanzen aus der »compound
library« und die Hefezellen werden mittels einer »liquid workstation« zusammengebracht und gescreent. Der Pipetierroboter bringt 96 Ansätze zeitgleich zusammen und das viele Male
hintereinander. Eine Menge, die von Hand nicht zu leisten wäre.
Ein wichtiger Teil des Projektes ist die Targetidentifizierung – die
Identifizierung der Zielmoleküle. »Wenn eine Zelle länger oder
kürzer als die üblichen 20 Tage lebt, wollen wir nicht nur wissen,
welcher Stoff das bewirkt, sonder auch, wie er den Stoffwechselweg beeinflusst, welches Enzym hier wirkt, ob ein Enzym zum
Beispiel blockiert oder ­aktiviert wird.« Neben der Identifizierung
bestimmter Alterungsmodulatoren ermöglicht diese Bestimmung
ein Verstehen der molekularen Wirkungsweise der Substanzen
und erleichtert die Einschätzung der Richtung einer potentiellen
wirtschaftlichen Verwertung.
Angewandte Forschung
Professor Franke erforschte bereits vor ihrer Berufung an die
HTW die Grundlagen biochemischer Prozesse der Alterung.
»Das neue Projekt ist insofern interessant, da es Grundlagenforschung mit angewandter Forschung verbindet« sagt sie.
Die praxisorientierte Ausrichtung zeigt sich schon in der Kombination der Projektpartner. Neben dem FMP Berlin (Leibniz-­
Institut für Molekulare Pharmakologie) sind auch das Zentrum
für ­Medizinische Struktur- und Zellbiologie der Universität
Lübeck, die Tecan Deutschland GmbH – Marktführer auf dem
Gebiet der Laborautomation und des Liquid Handlings – und
die AnalytiCon Discovery GmbH Potsdam als Begleiter für die
Produktentwicklung eingebunden.
Als mögliches Ergebnis sieht Professor Franke einen Wirkstoff
oder ein Modell aus den Hefeversuchen, das sich auf höhere
­Organismen anwenden lässt. Die Arbeit mit biologischen
­Systemen war allerdings von jeher langwierig und bis heute
sind noch viele Prozesse, die in Zellen ablaufen, ungeklärt. Das
Projekt ist deshalb auf mehrere Jahre angelegt. »Wir rechnen
allerdings damit, dass in ein bis zwei Jahren erste Ergebnisse bei
der Targetidentifizierung vorliegen«, so Professor Franke.
Reimund Lepiorz
Kontakt: HTW Berlin, Fachbereich 2, Life Science Engineering,
Prof. Dr. Jacqueline Franke, Tel: 030. 5019 4375,
www.htw-berlin.de
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Innotech 04/2011
Wits chaftsförderung
Regionalmanagement
Berlin Schöneweide am Start
Adlershofer Standortmanager wollen Berlin Schöneweide von einem Stadtteil im Wartestand in einen
­Zukunftsort verändern
Zur Arbeit in seinem neuen sonnigen Büro im Technologie- und Gründerzentrum Spreeknie (TGS) kommt
Helge Neumann (60) dieser Tage wenig. Der Chef des
Regionalmanagements Berlin Schöneweide, das Anfang
September an den Start gegangen ist, grast erst mal
den Standort ab. Neumann und sein Team sprechen
mit Unternehmern, Wissenschaftlern, Investoren, mit
der bezirklichen Verwaltung, Organisationen und Ver-
Bild oben: Organizing Schöneweide AG übergibt den Regionalmanagern ein Stück der Industriebahn
Schöneweide als »Grundstein« für ihre Arbeit. Bild unten: Das Regionalmanagement vor Ort von
links nach rechts: Angela Mühlner (Büro), Dr. Helge Neumann und Daniela Lange (Regionalmanager)
bänden. Sie sind angetreten, um den traditionsreichen
Industriestandort wieder zu beleben und zu einem
Zukunftsort zu entwickeln. Drei Jahre haben die Standortmanager, die Erfahrungen aus dem benachbarten
Technologiepark Adlershof mitbringen, dafür Zeit.
Durchgesetzt hatte sich die dortige Beteibergesellschaft WISTA-MANAGEMENT GMBH bei einer europaweiten Ausschreibung mit 18 Bewerbern. 750.000 Euro
stehen für diese Mammutaufgabe zur Verfügung. Ein
Fünftel davon haben lokale Unternehmen und die
Bürgerplattform Organizing Schöneweide kofinanziert,
600.000 Euro sind Fördermittel, die über die Senatsverwaltung für Wirtschaft bereitgestellt werden. Doch was bringt die Interview-Tour? Projekte wie »Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier« (BIWAQ) und die
»Wirtschaftsdienliche Maßnahme Kultur- und Kreativwirtschaft« haben viel Vorarbeit geleistet. Noch ergeben
die vielen Puzzleteile jedoch kein einheitliches Bild, sagt
Neumann. Er ist selbst Schöneweider und hat daher
nicht nur ein berufliches Interesse an einem prosperierenden Schöneweide.Mit dem Campus der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) sind die richtigen
Weichen gestellt. Jetzt gilt es, Unternehmen anzusiedeln
und Arbeitsplätze zu schaffen. »Dafür müssen wir erst
mal definieren, wo die Stärken des Standorts liegen,
welche Potenziale es zu heben gilt, um daraus Cluster zu
entwickeln, die den Ort unterscheidbar machen«, erklärt
Neumanns Kollegin Daniela Lange. Für die Projektmanagerin scheinen die Abläufe routiniert, hat sie doch genau
das zuvor auch für den Charlottenburger Standort rings
um TU Berlin und Universität der Künste getan.
wi t s c h a f t s f ö r d e r u n g Hilfe zur Selbsthilfe
In erster Linie fragen die Regionalmanager auch nach
den Plänen von Investoren und Stadtentwicklern. »Weil
der überwiegende Teil der Liegenschaften hier in privater
Hand ist, müssen wir die Eigner überzeugen, selbst zu
investieren«, so Neumann. Noch wissen die Regionalmanager nicht, welche Flächen und Grundstücke für
ansiedlungswillige Firmen und Gründer überhaupt zur
Verfügung stehen. Nachfrage gibt es durchaus. Aber
trotz des vielen Leerstands und der Brachen fehlt es
teilweise an baureifen Flächen. »Einen Investor, der
Wohnungen für Studenten in der Nähe der HTW bauen
wollte, mussten wir deswegen erst einmal vertrösten«,
Innotech 04/2011
bedauert Neumann. Entmutig ist er aber deswegen
nicht. Er war vor 20 Jahreneiner der Pioniere, die den
Aufbau des Technologieparks Adlershof vorangetrieben
haben. Das ehemalige Gelände der Akademie der Wissenschaften und des Fernsehfunks der DDR in Adlershof
sollte Anfang der 1990-er Jahre auch innerhalb von drei
Jahren zu einer integrierten Landschaft aus Wirtschaft
und Wissenschaft entwickelt werden, so die Planungen.
Bis das Projekt schwarze Zahlen schrieb und zu einem
Wachstumsmotor der Region wurde, hat es dann aber
doch ein paar Jahre länger gedauert. »In Schöneweide
stehen wir mit unserer Arbeit erst am Anfang«, so Neumann und ergänzt: »Aber im Unterschied zu Adlershof,
ist das hier nicht nur ein politisch gewolltes, sondern ein
von den Schöneweider Unternehmern und Bürgern mitfinanziertes Projekt.« Und auch darum geht es der Crew
um Helge Neumann und Daniela Lange: Sie wollen bei
ihren Interviews herausfinden, welche Erwartungen die
Schöneweider in Bezug auf das Regionalmanagement
haben. Denn nur gemeinsam mit allen Partnern wird es
gelingen, den Standort auf der neuen Wachstumsachse
vom Internationalen Flughafen in Berlin-Schönefeld über
Adlershof und Tempelhof bis zur Mitte der deutschen
Hauptstadt zu einen wirtschaftlichen und kulturellen
Schwerpunkt zu machen, davon sind die neuen Standortmanager überzeugt.
Regionalmanagement Berlin Schöneweide im TGS Spreeknie,
Tel: 030. 5304 1110, www.schoeneweide.com
Das Regionalmanagement Schöneweide ist ein Projekt des Bezirksamtes Treptow-Köpenick von
Berlin in Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen im
Rahmen des Wirtschaftsförderprogramms Gemeinschaftsaufgabe »Verbesserung der regionalen
Wirtschaftsstruktur« (GRW); finanziert hälftig aus Bundes- und Landesmitteln und durch fünf
private Kofinanzierer. Beauftragt mit der Projektdurchführung ist die WISTA-MANAGEMENT GMBH.
Dank an die privaten Kofinanzierer: Keshet Geschäftsführungs GmbH & Co. Rundfunk-Zentrum
Berlin KG, Die Bürger-Bau & Altbausanierung GmbH, Berlin-Chemie Menarini, For Life GmbH
I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1 wi r t s c h a f t s f ö r d e r u n g
Schöneweide klar definieren
Ende 2009 hat sich der Unternehmerstammtisch ­Schöneweide,
­unterstützt durch fast 30 Mitglieder, zum Unternehmerkreis Schöne­
weide e.V. (UKS) umformiert. Nun richtet sich der UKS neu aus und
wählte einen neuen Vorstand. Eingetragen sind Jan Ijspeert, Geschaftsführer der BAE Batterien GmbH und Janin ­Weller, Geschäftsführerin vom Kino Spreehöfe (Bild oben). Frau Weller vertritt den
Unter­nehmerkreis auch in der Steuerungsrunde des Regionalmana­
gements. Ein Gespräch mit dem neuen Vorstand über die neue Ausrichtung, bisher Erreichtes und die Arbeit am Weltkulturerbe.
Was hat der Unternehmerkreis seit seiner Gründung
erreicht und wie ist der Verein heute aufgestellt?
Wir sehen uns unter anderem als Vertretung der wirtschaftlichen Unternehmensinteressen in Schöneweide
und arbeiten an einer starken Vernetzung zwischen den
Mitgliedern. Es geht um die Umsetzung von sowohl wirtschaftlichen als auch sozialen Themen. Wichtig ist uns
die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung und
dem neuen Regionalmanagement, und eine stärkere
Einbindung von Öffentlichen Institutionen wie der HTW.
Eine wichtige Errungenschaft ist die Initiative »Gestatten
Schöneweide«, die im Projekt »Mitten Drin« vom Senat
nominiert worden ist, und zweitens die Einbindung des
Unternehmerkreises im Lenkungskreis des Regionalmanagements. In jüngster Vergangenheit hat der jetzige
Vorstand eine gemeinsame Zielsetzung mit dem
Regional­management erarbeitet. Wir haben zudem
professionelle Organisationsstrukturen geschaffen und
damit die Grundlage, um im nächsten Schritt aktiv neue
Mitglieder zu werben. Damit soll der Unternehmerkreis
als Ansprechpartner eine stärkere Rolle in der Entwicklung von Schöneweide spielen.
18
Wo besteht noch besonderer Handlungsbedarf? Es
geht um eine klare Definition der Rolle von Schöneweide, also ein klares Profil in der Gesamtansiedlungs-
strategie des Bezirks. Dazu gehört auch eine Gewerbe­
flächenstrategie. Die jetzige Gewerbeflächenstruktur
hemmt eine schlagfertige Ansiedlungsstrategie. Aus
diesem Grund bietet vielleicht der Erhalt der Innenfläche, an der bis vor kurzem die Sporthalle der der
HTW ­geplant war, eine ausgezeichnete Chance für die
An­siedlung von Gewerbe.
Sie arbeiten ja auch daran, ein bestimmtes Image
von Schöneweide zu vermitteln. Was steht im Vordergrund? Insbesondere die Industrietradition von Schöneweide. Die damalige Elektropolis war Anfang 1900 ein
Labor für Entwicklungen in der Elektroindustrie europaweit, inklusive der Entwicklung von Elektrofahrzeugen.
Was kaum jemand realisiert: hier ist wirklich die Rede
von eine Art »Weltkulturerbe«, für das wir genauso wie
für dessen Erhalt und eine positive Vermarktung nach
außen Verantwortung tragen.
Sind Sie bei Ihrer Arbeit auf sich allein gestellt, oder
gibt es Unterstützung aus dem Bezirk oder dem Senat? Zunächst möchten wir betonen, dass alle Arbeit im
Vorstand ehrenamtlich stattfindet und eine Unterstützung durch den Bezirk und den Senat notwendig ist. Seit
der Neuausrichtung des Unternehmerkreises findet ein
intensiver Austausch mit dem Bezirk statt, der auch zu
der Einbindung im Lenkungskreis des Regionalmanagements führte. Auch ist zeitnah ein Termin mit dem neuen
Bezirksbürgemeister, Herr Igel, vorgesehen. Wir werden
unsere Zielsetzungen deutlich machen und wollen intensiver mit dem Bezirk zusammenarbeiten. Als nächster
Schritt streben wir Anfang kommenden Jahres weitere
Terminen mit dem Senat, Berlin Partner und der IHK an.
Kontakt: Unternehmerkreis Schöneweide e.V.
Tel: 030. 2437 5040, www.uksw.de
v e r a n s ta lt u n g e n Innotech 04/2011
Ver anstalt ungen
Sommerfest und Politik
Der Spätsommer in Berlin stand weitgehend im Zeichen des Wahlkampfes und einer der Höhepunkte des
diesjähriges Sommerfestes war kurz vor der Wahl zum
Abgeordnetenhaus ein Treffen der Spitzenkandidaten
der fünf Parteien im IPW. Sie diskutierten über Schwerpunkte und Ziele zukünftiger Mittelstands- und Innovationspolitik in Berlin. An der Diskussion nahmen der
Wirtschaftspolitische Sprecher der SPD, Frank Jahnke
(MdA), und der FDP, Volker Thiel (MdA), teil. Die CDU
vertritt Katrin Vogel, für Bündnis 90/Die Grünen Berlin
sprach ihr Fraktionsvorsitzender Volker Ratzmann (MdA)
und für Die LINKE Norbert Pewestorff.
Die Podiumsdiskussion begann um 17 Uhr im Gewerbezentrum »Manfred von Ardenne« und war gut besucht.
Über 70 Gäste hörten die Ausführungen der Politiker
und nutzten nach der Diskussion die Gelegenheit, mit
dem ein oder anderen Vertreter der Parteien ins Gespräch zu kommen.
Ein weiteres Highlight des Abends, und mittlerweile
schon Tradition im IPW, war das speziell zu diesen Anlass
gebraute Bier der fermtec GmbH (IPW, Haus 201). Dr.
Jürgen Schöber, Geschäftsführer der fermtec GmbH,
kreierte ein in seiner Note wahrscheinlich absolut einmaliges und nach diesem Abend vergriffenes Getränk.
Gut 300 Gäste aus dem Innovationspark, dem TGS
Spreeknie sowie viele Geschäftspartner und Ansprechpartner aus den Verwaltungen genossen bei leichtem
Jazz die angenehme Bewirtung und eine gutsommerliche
Abendatmosphäre, Social Networking eingeschlossen.
Wissenstransfer Technologieförderung
Im Rahmen eines Trainee-Programmes besuchten 33
Gäste aus Indonesien den Innovationspark Wuhlheide.
Die Besucher, allesamt Absolventen indonesischer
Hochschulen, informierten sich über den Aufbau und
den Betrieb von Technologiezentren und sammelten
Informationen über die Arbeit kleiner technologieorientierter Unternehmen. Näheren Einblick bekamen sie bei
Unternehmen vor Ort: dem Deutschen Institut für Zellund Gewebeersatz (DIZG) gGmbH, dem Optotransmitter
Umweltschutz Technologie e.V. und bei Dr. Pagenkopf
Abfalltrennprozesse. Dr. Karl-Heinz Klinger von Technostart GmbH und Franz Dietrich hielten Referate, in denen
sie besonders auf die Situation der Asien-Pazifik-Region
eingingen. Bevor die Teilnehmer in Ihre Heimat zurückkehren, um dort als zukünftige Leiter von Technologiezentren ihre Arbeit aufzunehmen, setzten sie Ihr Training in kleineren Gruppen bei WISTA, der Technischen
Universität Dresden, der Rheinisch-Westfaelische Technische Hochschule Aachen, der Technischen Universität
München und bei Steinbeis fort.
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forschen
entwickeln
produzieren
I n n o t e c h 0 4 / 2 0 1 1 S e rv i c e
Ob im grünen Umfeld der Wuhlheide oder im historischen Industriegebiet Oberschöneweide – zentral gelegen finden Sie die
passenden Räume für Ihr Unternehmen im Südosten Berlins! Flexible Mietbereichsgestaltung, intakte Unternehmensnetzwerke
und eine kundenorientierte Vor-Ort-Betreuung der Unternehmen sind wesentliche Stärken der Zentren. ­Werkstätten, Labore,
Multifunktions- und Büroräume stehen Ihnen neben einem umfangreichen Service zur Verfügung. Weitere I­ nformationen und
ein persönliches Mietangebot erhalten Sie von unserer Liegenschaftsverwaltung!
20
Liegenschaftsverwaltung für IPW und TGS / www.ipw-berlin.de, www.tgs-berlin.de
[email protected], [email protected] / Tel: 030.65 76 24 31, Tel: 030.53 04 10 00
G e sta ltu n g @ B I LD M itt e . d e
in den Räumen der Technologiezentren Spreeknie und Innovationspark Wuhlheide