Rolandseckfestival_Flyer - Arp Museum Bahnhof Rolandseck
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Rolandseckfestival_Flyer - Arp Museum Bahnhof Rolandseck
vom 2. bis 8. Juli 2016 Künstlerische Leitung: Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari Mit freundlicher Unterstützung von Gesellschaft der Freunde und Förderer Arp Museum Bahnhof Rolandseck I n h a lt s v e r z e i c h n i s Grußworte.. .........................................................................................................2 Biographien der Mitwirkenden (alphabetisch) Ohad Ben-Ari, Klavier...............................................................................................................6 Mor Biron, Fagott.......................................................................................................................7 Matthias Botzet, Kontrabass.................................................................................................8 Guy Braunstein, Violine..........................................................................................................8 Petrit Çeku, Gitarre...................................................................................................................9 Yulia Deyneka, Viola..............................................................................................................10 Gergana Gergova, Violine...................................................................................................11 Alban Gerhardt, Violoncello..............................................................................................13 Chen Halevi, Klarinette........................................................................................................15 Sunwook Kim, Klavier..........................................................................................................17 Ulrich Knörzer, Viola............................................................................................................18 Chezy Nir, Horn......................................................................................................................19 Rosanne Philippens, Violine..............................................................................................20 Zvi Plesser, Violoncello............................................................................................................21 Gili Schwarzman, Flöte.........................................................................................................23 Konzerte im Rahmen des Festivals Festival-Kickoff für Förderinnen und Förderer Mittwoch, 1.7.2015, 19 Uhr, Lobby.....................................................................................24 1. Abo-Konzert Samstag, 2.7.2016, 19 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck ......................................26 2. Abo-Konzert Sonntag, 3.7.2016, 19 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck ......................................29 3. Abo-Konzert Dienstag, 5.7.2016, 20 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck „Intimate Letters“....................................................................................................................33 (Aufzeichnung von Deutschlandradio Kultur und SWR) 4. Abo-Konzert Donnerstag, 7.7.2016, 19 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck ...............................37 5. Abo-Konzert Freitag, 8.7.2016, 20 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck .........................................40 Impressum..................................................................................................................................44 G R U SS W O RTE Liebe Freunde großer Musik, mit diesen Worten hat Johannes Wasmuth, Retter und Impresario des Musenbahnhofs Rolandseck, die Programme seiner Konzertreihe „Festival Pro“ eingeleitet. Daran knüpfe ich gerne an, um Sie im Jahr, in dem mein Onkel am 11. August seinen 80. Geburtstag hätte feiern können, zu Konzerten für das 11. Rolandseck Festival herzlich zu begrüßen. Über Jahrzehnte hinweg stand das Markenzeichen „Festival Pro“ für bedeutende Konzerte in Bonns Beethovenhalle und im Festsaal des Bahnhofs Rolandseck. Musiker wie Martha Argerich, Sviatoslav Richter und Stefan Askenase, Yehudi und Yaltah Menuhin, Daniel Barenboim, Itzhak Perlman, Pinchas Zukermann und Maurice André verliehen dem Musikgeschehen einen besonderen Klang. Später war Rolandseck auch Ort jährlicher Sommerakademien mit oftmals israelischen Nachwuchskünstlern. An diese Tradition knüpft das Rolandseck Festival an und macht Sie, unter künstlerischer Leitung von Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari, mit ausgezeichneten, zumeist israelischen Musiktalenten bekannt. Bei den Festival-Konzerten wünsche ich Ihnen erneut Stunden großer Musik in der außergewöhnlichen Atmosphäre des Künstlerbahnhofs Rolandseck. Dr. Johannes Wasmuth, München 2 Liebe Freundinnen und Freunde der Musik in Rolandseck, verehrtes Publikum, als stellvertretender Vorsitzender der Landesstiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck freut es mich besonders, dass unser Ausnahmenfestival in Rolandseck zum 11. Mal stattfinden kann. Das Festival ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine musikalische Initialzündung im Lichte der Völkerverständigung - mit den Rolandsecker Sommerkursen und den damals jungen israelischen Musikern in den 1980ern und 1990er Jahren - zur Tradition wird und diese aktiv weitergeführt wird. Denn aus den Kindern von einst sind arrivierte Musiker geworden. Sie bringen ihre Freundinnen und Freunde aus aller Welt mit, um sich hier musikalisch zu engagieren, um künstlerische Ideen in einem Ausnahmeumfeld zu präsentieren und um einen Ort mit dem Publikum zu feiern und zu genießen, der von Berühmtheiten wie Humboldt und anderen hochgelobt ist. Ich danke Ihnen allen für Ihren Besuch in Rolandseck und damit im Landkreis Ahrweiler und hoffe, Sie noch häufig hier begrüßen zu dürfen. Ihr Dr. Jürgen Pföhler Landrat des Kreises Ahrweiler Stellvertretender Vorsitzender der Landesstiftung Arp Museum Bahnhof Rolandseck Grußworte Fortsetzung 3 Liebe Freundinnen und Freunde, verehrtes Publikum, letztes Jahr haben wir in Rolandseck unser zehnjähriges Festivaljubiläum gefeiert. Es entstand aus den Besuchen junger Musikerinnen und Musiker, die Johannes Wasmuth mit Chaim Taub erstmalig an den Rhein einlud. Dieses Jahr wird in Rolandseck 100 Jahre Dada gefeiert. Auch die Kunst von Hans Arp, der als einer der wichtigsten Vertreter des Dadaismus gilt, holte Wasmuth an den Rhein. Er selbst hätte dieses Jahr ein Jubiläum zu feiern – seinen 80. Geburtstag: ein Anlass für uns, besonders das Augenmerk auf den Namensgeber unserer Gesellschaft und sein Lebenswerk zu lenken. Der Erhalt von Wasmuths geistigem Erbe ist uns heilige Pflicht und große Freude gleichermaßen. Die von ihm initiierten Künstlerfreundschaften,und seine Idee der Pflege von Freundschaft in Rolandseck auf vielerlei Art, sind auch in schwierigen Zeiten die Garanten für den Erhalt unseres „Univers à Rolandseck“. Allen, die sich in diesem Sinne engagiert haben und engagieren, gilt mein herzlicher Dank. Torsten Schreiber Initiator und künstlerischer Leiter der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft e.V. 4 33 Jahre Franz Rumler u. Sohn Piano Rumler GmbH Königswinterer Str. 111-113 53227 Bonn-Beuel Tel.: 0228-468846 Email: [email protected] 5 B I O G RA P H I EN Ohad Ben-Ari, Klavier trat bereits als 12-jähriger mit dem Israeli Philharmonic Orchestra auf. Nur ein Jahr später nahm er sein Studium an der Universität von Tel-Aviv auf. Abgeschlossen wurde es mit Auszeichnung von der Frankfurter Musikhochschule in 1994. Ben-Ari gewann mehrere Preise bei internationalen Wettbewerben wie dem ARD Wettbewerb in München und dem Arthur Rubinstein Wettbewerb, woraufhin er Einladungen von herausragenden Orchestern in der ganzen Welt erhielt, mit ihnen als Solist zu konzertieren. 1996 zog Ben-Ari in die USA um dort seine Karriere als Musikproduzent im Bereich des Pop und Jazz voranzutreiben. Er arbeitete mit wichtigen amerikanischen 6 Ben-Ari Biron Botzet Popkünstlern, trat in landesweit ausgestrahlten Fernsehsendungen auf und nahm Platten sowohl mit klassischer als auch mit Popmusik und Jazz auf, mit welchen er seine große stilistische Bandbreite unter Beweis stellte. Großen Erfolg hatte seine musikalische Zusammenarbeit mit seiner Schwester, der Geigerin Miri Ben-Ari, die für das gemeinsam produzierte Album für Universal Records einen Grammy gewann. Ohad Ben-Ari lebt und arbeitet seit 2010 in Berlin, wo er seine langjährige künstlerische Partnerschaft mit Guy Braunstein wiederaufnahm und seitdem intensiv mit diesem konzertiert. Im Jahre 2011 wurde Ben-Ari zum künstlerischen Leiter des Rolandseck Festival ernannt, und seit 2014 ist Ohad BenAri Leiter des ID Festivals, Berlin. Von der Bundesregierung für Kultur und Medien unterstützt, ist der Zweck des Festivals die Förderung von Kunst und Kultur und des Völkerverständigungsgedankens durch die Präsentation der Arbeiten israelischer Künstler, die in Deutschland wohnen. Im selben Jahr wurde Ben-Ari von Sir Simon Rattle als Solist mit den Berliner Philharmonikern eingeladen. Die Premiere Ben-Aris Originalwerk für Klavier und Orchester, ‘Tips’, gab es Anfang 2013 mit den Hamburger Symphonikern und sein Marimba Konzert wurde in Tokyo uraufgeführt. In 2015 wurde sein neues Werk - ‘Violins of Hope’ von den Berliner Philharmonikern beauftragt und vorgetragen. Braunstein Çeku Deyneka Gergova Mor Biron, Fagott Die tiefen Töne übten schon immer eine große Anziehungskraft auf ihn aus. Mor Biron spielte bereits Violoncello und Bassblockflöte ehe er sich – inspiriert von einem Konzerterlebnis – für das Fagott entschied. Sein erster Lehrer Gad Lederman war Mitglied des Israel Philharmonic Orchestra. 2001 begann er ein Fagottstudium an der Akademie für Musik in Jerusalem, das er 2004 bei Klaus Thunemann und Volker Tessman an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin fortsetzte. Von 2004 bis 2006 war er Stipendiat der Orchester Akademie der Berliner Philharmoniker. Mor Biron, dessen musikalische Ausbildung von Stipendien der America-Israel Cultural Foundation und der Barenboim-Said Foundation unterstützt wurde, sammelte in diversen Orchestern praktische Erfahrung u.a. in der Jerusalem Camerata, im Gustav Mahler Jugendorchster und im Berliner Sinfonie-Orchester (heute: Konzerthausorchester). Seit 2000 ist er außerdem Mitglied und Solist im West-Eastern Divan Orchester unter Daniel Barenboim. Bevor er zu den Berliner Philharmonikern kam war er Solofagottist des Orquesta del Palau de les Arts »Reina Sofia« in Valencia unter Lorin Maazel. Natürlich hat er auch außermusikalische Interessen: Er spielt Basketball, kocht für sich und andere und besucht gerne seine Heimat Israel, wo er mit Freunden genießt, was ihm dieses wunderbare Land bietet. Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir Philippens Plesser Schwarzman 7 B I O G RA P H I EN 8 Matthias Botzet, Kontrabass Guy Braunstein, Violine Matthias Botzet ist 1988 in Nettetal geboren und in Aachen in einer Musikerfamilie aufgewachsen. Schon früh begann er mit dem Cellospiel und gewann 2007 den Wettbewerb „Jugend musiziert“ in der Kategorie „Alte Musik“. Nach dem Wechsel zum Kontrabass studiert er seit 2010 bei Prof. Detmar Kurig an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. In der Spielzeit 2012/13 erhielt Matthias Botzet das Stipendium der Orchesterakademie der Essener Philharmoniker. Es folgten weitere Engagements bei den Düsseldorfer Symphonikern und dem WDR Rundfunkorchester. Seit 2014 ist er Solokontrabassist beim Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim. Guy Braunstein wurde in Tel Aviv geboren, wo er im Alter von sieben Jahren begann, Violine zu spielen. Er wurde von Chaim Taub unterrichtet, später setzte er seine Studien in New York bei Glen Dicterow und Pinchas Zukerman fort. Bereits im jungen Alter trat er international als Solist und Kammermusiker auf und spielte seitdem mit dem Israel Philharmonic Orchestra, dem Orchester der Tonhalle Zürich, den Bamberger Symphonikern, der Radioorchestern von Kopenhagen und Frankfurt, wie auch mit der Philharmonica della Scala, den Berliner Philharmonikern und vielen anderen. Der erfolgreiche Geiger spielte bald in den wichtigsten Konzerthallen der Welt und trat mit Künstlern wie Isaac Stern, András Schiff, Zubin Metha, Maurizio Pollini, Vladimir Fedosejew, Yefim Bronfman, Daniel Barenboim, Lioba Braun, Sir Simon Rattle, Mitsuko Uchida, Andrey Boreyko, Lang Lang, Jonathan Nott, Emmanuel Ax, Gary Bertini, Pierre Laurent Aimard, Semyon Bychkov und Angelika Kirchschlager auf. Von 2003 bis 2007 war er Professor an der Hochschule der Künste in Berlin, seit 2006 ist er künstlerischer Leiter des Rolandseck-Festivals, wohin er internationale Stars wie Emmanuel Pahud, Hélène Grimaud, Amihai Grosz und Francois Leleux holte. Ab 2000 war Guy Braunstein 1. Konzertmeister des Berliner Philharmonischen Orchesters – der jüngste Konzertmeister in der Geschichte der Philharmoniker – Ben-Ari Biron Botzet Braunstein Çeku Deyneka Gergova eine Position, die er bis 2013 inne hatte. Highlights der vergangenen Saison beinhalteten Auftritte mit BBC Philharmonic, BBC Scottish Symphony Orchestra, Philharmonia Orchestra, Israel Philharmonic, dem Beethoven Orchester Bonn, Sinfonieorchester Bilbao und Ulster Orchestra. Seine Zusammenarbeit mit dem Hamburger Symphonikern hat er in der letzten Saison fortgesetzt – als Solist und Dirigent. In der Doppelfunktion war er auch mit dem Noord Nederlands Orkest und der Poznan Philharmonie zu hören. Darüber hinaus trat er in ganz Europa als Kammermusiker auf. Guy spielt eines der seltenen Instrumente von Francesco Roggieri von 1679. Petrit Çeku, Gitarre Petrit Çekus außergewöhnliche Sensibilität und Ausdruckskraft haben Zuhörer weltweit begeistert. Er hat zahlreiche Soloabende in Europa und Nordamerika gegeben und war Solist bei vielen renommierten Orchestern wie das Baltimore Symphony Orchestra, das Tschechische Kammerorchester, das Staatsorchester St. Petersburg und die Philharmonie Zagreb. Er tritt regelmäßig mit dem Streichen- Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir semble Zagreber Solisten auf und ist Gründungsmitglied des Gitarrentrios Elegio, das 2008 gegründet wurde. Von dem Kritiker Colin Cooper wurde er hochgelobt und als „soloist of the highest ability“ bezeichnet. Çeku hat zahlreiche internationale Gitarrenwettbewerbe gewonnen, unter ihnen die Wettbewerbe von Parkening (Malibu, USA), Schadt (Allentown, USA), Biasini (Bologna, Italien) und Pittaluga (Alexandrien, Italien). 1985 in Prizren im Kosovo geboren, erhielt er seinen ersten Unterricht bei Luan Sapunxhiu. 2002 setzte er seine Studien in Zagreb, Kroatien, bei Xhevdet Sahatxhija fort, wo er 2008 sein Studium an der Musikakademie Zagreb als Studierender der Klasse von Darko Petrinjak abschloss. Hiernach studierte er bis 2013 am Peabody Conservatory in Baltimore bei Manuel Barrueco. Çekus erste CD erschien 2008 bei Naxos, seine zweite Platte mit einer Bearbeitung der Cellosuiten von Bach wurde im vergangenen Jahr bei dem spanischen Label Eudora herausgebracht. Petrit Çeku spielt eine Gitarre von Ross Gutmeier. Philippens Plesser Schwarzman 9 B I O G RA P H I EN Yulia Deyneka, Viola Seit 2005 ist Yulia Deyneka Solo-Bratschistin der Staatskapelle Berlin, eine Position, die sie schon während ihres Studiums erhielt. Auch solistisch ist sie immer wieder mit der Staatskapelle zu erleben, zuletzt in Alfred Schnittkes Konzert für Viola unter der Leitung von Andris Nelsons oder an der Seite von Wolfram Brandl in Mozarts Sinfonia Concertante unter Daniel Barenboim. In den letzten 10 Jahren sammelte sie zudem wichtige musikalische Impulse von Dirigenten wie Pierre Boulez, Zubin Mehta, und Simon Rattle sowie von Solisten wie Martha Argerich, Yo-Yo Ma, Gidon Kremer, Maurizio Pollini, Radu Lupu und Yefim Bronfmann. Seit 2003 10 Ben-Ari Biron Botzet ist sie Solo-Bratschistin im WestEastern Divan Orchester, dessen Bratschengruppe sie auch betreut. Konzerttourneen führten sie, auch als Solistin, nach Ramallah, Buenos Aires, Salzburg, Luzern und zu den BBC Proms. Zu der Eröffnung der Pariser Philharmonie in Januar 2015 führte sie mit Mitgliedern des Divans „Derive II“ von Pierre Boulez auf. Yulia Deyneka wurde 1982 auf der russischen Insel Sakhalin geboren und wuchs in Moskau auf. Ihren ersten Violinunterricht erhielt sie im Alter von sieben Jahren an der Gnessin Musikschule in Moskau. Sie wechselte später an die Spezialmusikschule des Tschaikowsky Konservatoriums, wo sie die Bratsche für sich entdeckte. Sie studierte zunächst bei Prof. Alexander Bobrovsky, bevor sie 2001 nach Deutschland kam. Ihr Diplom erwarb sie an der Hochschule für Musik und Theater Rostock bei Felix Schwartz und absolvierte ihr Konzertexamen bei Wilfried Strehle an der UdK Berlin. Mit Daniel Barenboim verbindet sie eine langjährige Kammermusikpartnerschaft. Mit ihm hat sie sowohl die wichtigsten Sonaten des Bratschenrepertoires als auch die großen Werke der Klavierkammermusik aufgeführt. Darüber hinaus ist sie bei den internationalen Kammermusikfestivals in Jerusalem, Annecy und Utrecht zu Gast. Als Kammermusikpartnerin spielte sie u.a. mit Boris Brovtsyn, Guy Braunstein, Janine Jansen, Nikolaj Znaider, Sergey Krylov, Michaela Martin, Vadim Repin, Denis Matsuev, Frans Helmerson und Jörg Widmann. In dieser Braunstein Çeku Deyneka Gergova Saison wird sie mit Guy Braunstein und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker alle Kammermusikwerke für Streicher von Johannes Brahms in der Philharmonie sowie gemeinsam mit Elena Bashkirova, Michael Barenboim und Julian Steckel Mozarts Klavierquartette im Wiener Musikverein aufführen. Yulia Deyneka widmet sich außerdem der Ausbildung junger Musiker. Von 2006 bis 2011 unterrichtete sie an der Musikakademie der Barenboim-Said-Stiftung in Sevilla und betreut die Orchesterakademie der Staatskapelle Berlin. Viele ihrer Studenten sind mittlerweile fest bei Orchestern in Frankreich, Deutschland und Spanien engagiert. Gergana Gergova, Violine Aus einer Musikerfamilie stammend, prägte Musik schon seit frühester Kindheit Gergana Gergovas Leben. Der 1.Preis bei dem Internationalen Violinwettbewerb „Vladigeroff“ sowie Preise bei verschiedenen Kammermusikwettbewerben wie „Schubert und die Musik der Moderne“- und „Joseph Joachim“ ermöglichen ihr eine internationale Karriere. Solistisch ist sie u.a. mit RSB Berlin, Festival Strings Luzern, Duisburger Philharmoniker und verschiedenen Orchestern in Bulgarien aufgetreten. Zusammen mit dem Pianisten Pavlin Nechev und dem Cellisten Thomas Kaufmann bildet sie das Trio Imàge, was 2008 mit dem Folkwangpreis ausgezeichnet wurde und seit 2009 Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir Kulturbotschafter des Goethe Instituts ist. Sie wird eingeladen zu Festivals wie „Spannungen“ Heimbach, Moritzburg, Lockenhaus Kammermusik Fest, Schubertiade, Verbier Festival, Chelsea Music Festival New York, West Cork Music Festival, Bahnhof Rolandseck, Hambacher Musikfest sowie den Herrenchiemsee Festspielen. Weitere Kammermusikpartner sind unter anderem Künstler wie Christian Tetzlaff, Daniel Hope, Akiko Suwanai, Guy Braunstein, Carolin Widmann, Jan Vogler, Cedric Tiberghien und Lars Vogt. Und nicht ausschließlich in der Klassik zuhause, spielte sie auch schon zusammen mit Jazzlegenden wie John Patitucci und Tom Harrell. Philippens Plesser Schwarzman 11 B I O G RA P H I EN Im Juni 2015 unternahm sie zusammen mit Brett Dean und Nils Mönkemeyer sowie Baiba Skride und Alban Gerhardt ein zweiwöchige Quintett-Tournee, die sie u.a. in die Wigmore Hall, in den Palais des Beaux Arts Brüssel und die Essener Philharmonie führte. In der kommenden Saison wird sie neben Konzerte mit Trio Imàge und Verpflichtungen als Konzertmeisterin ihr Debüt beim Luzern Festival geben. Als Konzertmeisterin arbeitete Gergana Gergova an der Deutschen Oper am Rhein/Duisburger Philharmoniker, mit den Festival Strings Lucerne, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, dem Münchner Rundfunkorchester, NDR Hannover und der Belgischen Kammerphilharmonie. Beim Teatro Real Madrid fungiert sie für die Saison 16/17 als erste Konzertmeisterin. Rundfunkaufnahmen machte sie u.a. für den ABC Australien, SWR, WDR, ORF sowie DeutschlandRadio Kultur. Für die Debüt CD ihres Trio Imàge, sämtliche Kaviertrios von Mauricio Kagel, erschienen bei CAvi Music, erhielt sie den ECHO-Klassik 2014 als beste Weltersteinspielung und wurde zudem für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert. Im selben Jahr erschien bei dem englischen Label Hyperion Hans Pfitzners Duo für Violine und Cello mit dem RSB Berlin unter Sebastian Weigle, welches auch für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik nominiert wurde. Die neue CD des Trio Imàge mit Kammermusik von Hans Sommer, die im Oktober 12 Ben-Ari Biron Botzet 2015 erschienen ist, erhielt erneut eine Nominierung für den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Sie begann ihre geigerische Ausbildung bei Blagorodna Taneva in Pleven (Bulgarien) und studierte nachher bei Prof. Mintcho Mintchev an der Folkwang Universität der Künste in Essen, wo sie 2004 ihr künstlerisches Diplom ablegte. Bis 2006 studierte sie noch an der Universität der Künste Graz bei Prof. Yair Kless. 2009 schloss sie ihr Aufbaustudium Kammermusik bei Prof. Andreas Reiner an der Folkwang Universität der Künste mit Auszeichnung ab. Von 2009 bis 2011 absolvierte sie ihr Masterstudium Kammermusik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Prof. Eberhard Feltz. Weitere künstlerische Impulse erhielt sie von Menahem Pressler, Yfrah Neaman, Anner Bylsma, Heinrich Schiff und Shmuel Ashkenasi. Gergana spielt eine Violine von G.B. Guadagnini, Turin, dank einer großzügigen Leihgabe. Braunstein Çeku Deyneka Gergova Alban Gerhardt, Violoncello Alban Gerhardt hat sich im letzten Jahrzehnt unter den großen Cellisten unserer Zeit etabliert. Sein Klang ist unverwechselbar, und seine Interpretationen zeichnen sich durch höchste Originalität aus. Unter seinen Händen singt das Cello, bekannte Literatur wird neu entdeckt, unbekannten Werken wird ungeahntes Leben eingehaucht. Die glückliche Verbindung von untrüglichem musikalischen Instinkt, größter Emotionalität und einer natürlichen, äußerst fesselnden Bühnenpräsenz fasziniert sein wachsendes Publikum. Ein großes Anliegen ist es ihm, alte Hör- und Konzertgewohnheiten aufzubrechen und ein neues Publikum für klassische Musik zu begeistern, etwa mit seinen speziell an eine junge Hörerschaft gerichteten Programmen oder seinen OutreachProjekten wie „Bach im Bahnhof“. Im Frühjahr 2014 folgte Alban Gerhardt der dritten Einladung der Berliner Philharmoniker mit dem Cellokonzert von Unsuk Chin unter der Leitung von MyungWhun Chung. Weitere Höhepunkte der vergangenen und der aktuellen Saison sind u.a. Konzerte beim Boston und beim San Francisco Symphony Orchestra, beim City of Birmingham Symphony Orchestra, beim Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, bei der Tschechischen Philharmonie, beim Oslo Philharmonic Orchestra und beim WDR Sinfonieorchester. Nach frühen Wettbewerbserfolgen und seinem Debüt als Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir 21-Jähriger bei den Berliner Philharmonikern begann seine internationale Karriere, die ihn inzwischen zu mehr als 250 Orchestern in der ganzen Welt geführt hat, darunter Spitzenorchester wie Royal Concertgebouw, London Philharmonic, Philharmonia Orchestra, NHK Symphony Orchestra, Cleveland Orchestra, Philadelphia Orchestra, Chicago Symphony Orchestra und Tonhalle-Orchester Zürich. Partner am Pult waren dabei u.a. Myung-Whun Chung, Christoph von Dohnányi, Christoph Eschenbach, Marek Janowski, Neeme und Paavo Järvi, Vladimir Jurowski, Sir Neville Marriner, Kurt Masur, Andris Nelsons, Sakari Oramo, Kirill Petrenko, Esa-Pekka Salonen, Christian Thielemann, Michael Tilson-Thomas und David Zinman. Philippens Plesser Schwarzman 13 B I O G RA P H I EN Von 2012 bis 2015 war Alban Gerhardt „artist in residence“ des Oregon Symphony Orchestra und in 2014/15 „artist in focus“ der Londoner Wigmore Hall. Alban Gerhardts Repertoire ist äußerst umfangreich – so hat er bereits über 70 verschiedene Cellokonzerte aufgeführt. Zudem ist es ihm ein großes Anliegen, unbekanntere Werke vor dem Verschwinden von der Konzertbühne zu bewahren. Durch die häufige Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Komponisten wie Peteris Vasks, Brett Dean, Jörg Widmann, Osvaldo Golijov, Matthias Pintscher, Thomas Larcher, Mathias Hinke oder Unsuk Chin erweitert er sein Repertoire stetig. Besonders hervorzuheben ist hierbei das für Alban Gerhardt geschriebene Cellokonzert der Komponistin Unsuk Chin, welches er 2009 bei den BBC Proms in London uraufgeführt und seitdem in den Niederlanden, Deutschland, Skandinavien, im Fernen Osten und in den USA erstaufgeführt hat. im August 2014 ist die Weltersteinspielung des Cellokonzerts bei der Deutschen Grammophon in der revidierten Fassung von 2013 erschienen. Neben seiner intensiven solistischen Tätigkeit hat auch die Kammermusik in Alban Gerhardts Schaffen eine wichtige Bedeutung. Bei internationalen Festivals wie den BBC Proms in London oder dem Edinburgh Festival und in renommierten Sälen wie der Berliner Philharmonie, der Suntory Hall in Tokio und dem Pariser Théâtre du Châtelet musiziert er regelmäßig mit Kammermusikpartnern 14 Ben-Ari Biron Botzet wie Steven Osborne, Cecile Licad, Jörg Widmann, Brett Dean, Nils Mönkemeyer, Lars Vogt, Christian Tetzlaff, Lisa Batiashvili, Arabella Steinbacher, Gergana Gergova, Baiba Skride und Emmanuel Pahud. Alban Gerhardts CD-Einspielungen sind mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem dreimal mit dem ECHO Klassik. Große Aufmerksamkeit erhielt auch die Gesamteinspielung der Werke für Violoncello von Benjamin Britten (1913–1976) zu dessen 100. Geburtstag für das renommierte britische Label „Hyperion Records“, mit der er für den Gramophone Award 2013 nominiert war. Verdient gemacht hat er sich zudem durch die Aufnahmen seltener Cellokonzerte (d‘Albert, Barber, Dietrich, Dohnányi, Enescu, Gernsheim, Honegger, Volkmann, Pfitzner, Vieuxtemps, Ysaye, Rubinstein). Alban Gerhardts wichtigste Lehrer waren Boris Pergamenschikow, Markus Nyikos und Frans Helmerson. Er spielt ein einzigartiges Instrument aus der Werkstatt Matteo Goffrillers. In seinem Blog berichtet Alban Gerhardt über seine Erfahrungen während seiner Konzertreisen. Besuchen Sie ihn unter www.albangerhardt.com. Braunstein Çeku Deyneka Gergova Chen Halevi, Klarinette Das Debut des 15-jährigen Klarinettisten Chen Halevi mit dem Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Metha war eine Sensation. Haaretz schrieb: “Dieser Junge ist mit einer außergewöhnlichen Kombination aus künstlerischer Musikalität und beeindruckender Spieltechnik gesegnet, alles im Dienste der Musen.” Seitdem trat er mit mehreren der wichtigsten Orchester der Vereinigten Staaten, Europas und Japans auf, einschließlich der Israel Philharmonic, des Tokyo Sinfonieorchesters, der Europäischen Solisten, des Kammerorchesters Heilbronn, der Moskauer Virtuosen, des Radioorchesters Jerusalem, der Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir MDR Philharmonie Leipzig, des NDR Sinfonieorchesters Hamburg und des Deutschen Symphonieorchesters Berlin. Gebürtig aus der Negev Wüste in Israel, studierte er Klarinette bei Yitzhak Kazap und Richard Lesser und Kammermusik bei Mordechai Rechtman and Chaim Taub. Heute ist Chen Halevi einer der führendsten Klarinettenvirtuosen der Welt und spielt sowohl Soloprogramme, also auch Solokonzerte mit Orchester und Kammermusik mit gleichem Erfolg. Er ist berühmt für seine beeindruckende Bandbreite an Repertoire, die von der schwierigsten zeitgenössischen Musik bis hin zu Alter Musik auf authentischen Philippens Plesser Schwarzman 15 B I O G RA P H I EN barocken Instrumenten reicht. Als häufiger Teilnehmer an Sommerfestivals, wirkte Chen Halevi bei den Marlboro, Ravinia, und Santa Fe Festivals in den USA mit und nahm in Europa an Festivals in Schleswig‑Holstein, Colmar, Forcalquier, Prussia Cove, Davos, Rolandseck, Aldeburgh and Verbier teil. Außerdem war er unter den Teilnehmern des PMF Festivals in Japan and des Perth International Arts Festivals. Als großer Liebhaber von Kammermusik trat Chen Halevi sowohl zusammen mit Pinchas Zuckerman und Christoph Eschenbach als auch mit mehreren bekannten Streichquartetten auf, einschließlich des Keller, Szymanowski , Fine arts , Miro , Prazac, St. Lawrence, Arcanto, Vogler- und Kronos Quartetts.Er ist international anerkannt als meisterhafter Spezialist in der Aufführung zeitgenössischer Musik. Durch seine engen Verbindungen mit Komponisten führte er eine große Anzahl an Werken von unter anderem Berio, Kurtag, Lindberg, Golijov, Maresz, Jarrell, Ferneyhough, Stroppa, Mantovani und Ades auf. Chen Halevi wurden auch einige Werke gewidmet, darunter ein Zyklus von Denis Cohen, Nodus für Klarinette solo , “Ombre” für Klarinette und Elektronik, “soft machine” für Klarinette und Cello, “Les asperges de la lune” für Klarinette solo von Sven Ingo Koch und ein Klarinettentrio von Lior Navok. Seine Unterrichtstätigkeit und das Halten von Meisterkursen sind ebenfalls wichtige Gesichtspunkte 16 Ben-Ari Biron Botzet seiner Karriere. Er ist derzeit Professor für Klarinette and der staatl. Hochschule für Musik Trossingen und ist durch die ganze Welt gereist um Meisterkurse zu geben und um seine Ansätze und Methoden beim Unterrichten und Spielen zu verbreiten. Seit 2007 gehört er zu den Dozenten des Sommerfestivals des “Banff Center.” 2007 hat Chen Halevi ClaRecords gegründet. Eine Firma, die neue Werke sowohl von heute führenden als auch jungen und aufsteigenden Komponisten in Auftrag geben, produzieren und aufnehmen wird. ClaRecords wird auch mit anderen Arten moderner Kunst zusammenarbeiten, um den Dialog zwischen verschiedenen Ausdrucksformen des 21. Jahrhunderts zu stimulieren. In seinem ersten Jahr hat ClaRecords 5 neue Stücke in Auftrag gegeben und ein Musikvideo mit 3D Computeranimation erstellt. Braunstein Çeku Deyneka Gergova Sunwook Kim, Klavier Der in London lebende Sunwook Kim fand internationale Beachtung, als er den Leeds International Piano Competition in 2006 gewann – mit 18 Jahren seit 40 Jahren der jüngste Gewinner des Wettbewerbs und der erste asiatische Gewinner. Seine Interpretation von Brahms‘ erstem Klavierkonzert im Finale des Wettbewerbs fand höchstes Lob bei der Presse. Seitdem hat sich Sunwook Kim zu einem der veilversprechendsten Pianisten seiner Generation entwickelt und war als Solist mit so renommierten Orchester und Dirigenten aufgetreten wie dem London Symphony Orchestra (Gardiner, Harding), dem Concertgebouw Orchestra (Chung), dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (Janowski), dem NDR Sinfonieorchester Hamburg, dem Finnish Radio Symphony (Oramo, Manze, Sokhiev), dem Philharmonia Orchestra (Ashkenazy, Valcuha, Gardiner), dem London Philharmonic (Sinaisky), dem RadioFrance Philharmonic (Chung), der NHK Symphony (Steffens), dem Hallé Orchestra (Elder), und dem Bournemouth Symphony Orchestra bei seinem Debüt bei den BBC Proms im Sommer 2014. Regelmäßig spielt er Rezitale bei der Internationalen Klavierreihe in London (Queen Elizabeth Hall), dem City of London Festival und in der Reihe „Piano 4 Etoiles“ im Pariser Pleyel-Saal. In den vergangenen Jahren war er in Asien, aber auch im Konzerthaus Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir in Stockholm, der Wigmore Hall in London oder auch im Bonner Beethovenhaus zu erleben, um nur einige zu nennen. Im vergangenen Jahr erschien seine erste Solo-Aufnahme mit Werken von Beethoven, eine zweite mit Werken von César Franck und Brahms folgte in diesem Jahr. Sunwook wurde 1988 in Seoul geboren. Er begann mit drei Jahren, Klavier zu spielen. Sein Debut gab er mit zehn Jahren, zwei Jahre später folgte sein Debüt mit Orchester. Sunwook machte seinen Abschluss an der Korean National University of Arts im Februar 2008, und legte seinen Master of Arts in Dirigieren an der Royal Academy of Music ab. Bereits vor seinem großen Wettbewerbs-Erfolg in Leeds 2006 gewann er 2004 den Wettbewerb in Ettlingen und 2005 den Clara Haskil Wettbewerb in der Schweiz. 2013 wurde Sunwook Kim vom Beethovenhaus Bonn als erster Stipendiat des neuen Mentoren-Programms ausgewählt, was ihm Zugang zur Sammlung und sämtlichen Quellen des Hauses ermöglicht. Philippens Plesser Schwarzman 17 B I O G RA P H I EN Ulrich Knörzer, Viola Ulrich Knörzer begann zunächst mit dem Violinunterricht und wechselte drei Jahre später er zur Viola. Er gewann drei Mal den 1. Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“. Sein Studium absolvierte er bei Rainer Moog an der Kölner Musikhochschule, bevor er bei Karen Tuttle an der Juilliard School of Music in New York seine solistische Ausbildung abschloss. Er nahm an Meisterkursen von Max Rostal, Sandor Vegh, Nobuko Imai, Wolfram Christ und Yuri Bashmet teil. Als Solist und Kammermusiker mehrfach ausgezeichnet, gehört Ulrich Knörzer seit 1990 dem Berliner Philharmonischen Orchester an und tritt regelmäßig kammermusikalisch auf, vor allem als Mitglied des Scharoun Ensembles Berlin. Seit 1999 hat er eine Professur für Viola an der Hochschule der Künste Berlin. Zu seinen solistischen Auftritten gehören auch Aufführungen des Violakonzerts von Bela Bartók, für das er sich besonders interessiert und engagiert. 18 Ben-Ari Biron Botzet Braunstein Çeku Deyneka Gergova Chezy Nir, Horn Chezy Nir war von 1991 bis 2014 Solohornist des Israel Symphony Orchestra Rishon LeZion und des Hausorchesters der New Israeli Opera. Als Solist hatte er Auftritte mit den meisten führenden israelischen Orchestern. Ebenso konzertierte er in Rezitalen und als Solist in und außerhalb Israels, wie zum Beispiel mit dem Orchester der Alten Oper in Frankfurt. Er ist Gründungsmitglied des New Israeli Woodwind Quintett und ein gefragter Professor für Horn an der Buchmann-Mehta Academy for Music an der Universität von Tel Aviv und an der Jerusalem Music Academy. Nir nahm an Festivals wie dem International Jerusalem Chamber Music Festival, dem Red Sea Festival, dem Davos Festival, Rolandsecker Sommerkursen, dem Rolandseck-Festival, dem Festival von Salon de Provence, Gstaadt, Kaposvar und Kfar Blum teil. Er konzertierte mit Yefim Bronfman, Shmuel Ashkenazy, Chaim Taub, Franklin Cohen, dem Jerusalem Quartet, dem Doric String Quartet und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker. Er wurde mehrmals von Maestro Daniel Barenboim zu Tourneen mit dem West-Eastern Divan Orchetra eingeladen. Chezy Nir studierte bei Meir Rimon an der Rubin-Akademie Tel Aviv und bei Marie-Luise Neunecker an der Frankfurter Musikhochschule. Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir Philippens Plesser Schwarzman 19 B I O G RA P H I EN Rosanne Philippens, Violine Mit drei Jahren begann Rosanne Violine zu spielen. Ihre Lehrer waren Coosje Wijzenbeek, Vera Beths, Anner Bylsma, Herman Krebbers und Ulf Wallin. 2009 machte sie ihren Abschluss summa cum laude am Royal Conservatoire. Ebenfalls 2009 gewann sie neben zwei anderen dem Nationalen Violinwettbewerb am Concertgebouw in Amsterdam. 2014 beendete sie ihren Masterstudiengang an der Hanns Eisler Universität in Berlin mit der höchstmöglichen Punktzahl. Rosanne ist viel solistisch und im kammermusikalischen Bereich tätig. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Yannick Nézet Séguin, Michel Tabachnik, Xian Zhang und Otto Tausk. Zur Zeit ist sie bei dem Plattenlabel Channel Classics unter Vertrag, bei dem sie erst kürzlich die Einspielung des ersten Szymanowky-Konzerts einspielte. Ihre nächste CD mit dem zweiten Violinkonzert von Prokofjew und dem Orchester St. Gallen unter der Leitung von Otto Tausk ist in Vorbereitung. In nächster Zeit wird Rosanne ihre Debüt mit dem Sinfonieorchester Barcelona unter der Leitung von Lawrence Foster geben, außerdem ihr Kammermusikdebüt mit Menahem Pressler im Concertgebouw in Amsterdam. Als Solistin wird sie mit dem Philharmonischen Orchester Stuttgart, Het Gelders Orkest, Swedens Dalasinfoniettan und dem Niederländischen Rundfunk zu hören sein. 20 Ben-Ari Biron Botzet Braunstein Çeku Deyneka Gergova Sie spielt regelmäßig in Sälen wie dem Concertgebouw in Amsterdam oder auch der Berliner Philharmonie und dem Berliner Konzerthaus. Sie arbeitet mit renommierten Kollegen zusammen wie beispielsweise Janine Jansen, Guy Braunstein, Amihai Grosz, Jean-Guihen Queyras, Nicolas Altstaedt und Thorleif Thedeen. Regelmäßige Einladungen führen sie zu Festivals wie z.B. das Vinterfest in Schweden, das Rolandseck-Festival, das Voice of Music Festival in Israel und Les Rencontres Musicales in Frankreich. Sie spielt eine Violine von Michel Angelo Bergonzi (Cremona 1750), die ihr von der Dutch Music Instruments Foundation zur Verfügung gestellt wird. Zvi Plesser, Violoncello Der israelische Cellist Zvi Plesser blickt auf eine bemerkenswert breitgefächerte Karriere zurück: Er trat sowohl als Solocellist als auch als Kammermusiker auf und ist ein hervorragender Lehrer. Zvi Plesser wohnt in Israel und arbeitet von dort aus mit führenden Instrumentalisten und Dirigenten unserer Zeit zusammen. Als Solist spielte er mit dem Israel Philharmonic Orchestra, dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Israel Chamber Orchestra, dem Shanghai Symphony Orchestra, dem National Symphony Orchestra, und der Academy of St. Martin in the Fields, den Hamburger Symphonikern, dem Shanghai Symphony Orchestra und mit Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir Philippens Plesser Schwarzman 21 B I O G RA P H I EN Dirigenten wie Zubin Mehta, Sir Neville Marriner, Asher Fish, David Stern, Steven Sloan und Sergio Comissiona. Im Januar 2015 trat er als Solist mit den Berliner Philharmonikern unter Daniel Barenboim auf. Er war Mitglied des Streichquartetts „huberman“ und ist Gründungsmitglied der Concertante. Als passionierter Kammermusiker hat er mit führenden Mitgliedern der Berliner Philharmonikern konzertiert. In der vergangenen Saison hat er im Pleyel Saal, dem Louvre und im Théȃtre Champs-Elysées in Paris gespielt, im Konzerthaus in Wien, der Berliner Philharmonie, der Wigmore Hall und vielen anderen. 2010 wurde er zu einer Tournee mit vierzehn Konzerten in Australien mit dem Jerusalem Quartet eingeladen. Er war Gast bei Festivals wie dem Marlboro Festival, dem Cervantino Festival in Mexico, dem Jerusalem International Chamber Music Festival, dem Ako Festival in Japan, dem Kuhmo Festival in Finnland, dem Festival in Salon de Provence und dem Rolandseck-Festival. 2011 wurde er künstlerischer Leiter des “Voice of Music Festival in the Upper Galilee” - dem ältesten Kammermusikfestival in Israel. Er arrangierte mit Hillel Zori die sechs Solosuiten für Cello von Bach für zwei Celli.. Er ist Absolvent der Juilliard School, wo er bei Zara Nelsova studierte. Seine maßgeblichen Lehrer waren Zvi Harel in Israel und David Soyer in den USA. Zvi unterrichtet an der Jerusalem Academy of Music and Dance seit 1998, er unterrichtete zudem an der North Carolina School of Arts und an der Hochschule für 22 Ben-Ari Biron Botzet Musik in Würzburg. Zur Zeit gibt er weltweit Meisterklassen. Neben vielen Radio- und Fernsehaufnahmen nahm er für die Label Helicon, Kleos, Meridian und andere auf. Als ein Absolvent des Jerusalem Music Center, als Teil eines von Isaac Stern geleiteten Programmes für hochbegabte junge Musiker, gewann Zvi Plesser den Francoise Shapira Competition, den 41. jährlichen Washington Competition und war Stipendiat der America-Israel Cultural Foundation. Braunstein Çeku Deyneka Gergova Gili Schwarzman, Flöte Die international renommierte Flötistin Gili Schwarzman ist in der ganzen Welt als Solistin mit Orchestern wie der Jerusalem Symphony, dem Israeli Chamber Orchestra, der Berliner Camerata, dem Orquesta de Valencia, dem Sinfonieorchester Berlin, dem Neuen Kammerorchester Potsdam, den Hulencourt Soloists in Brüssel, dem Orchester der nördlichen Niederlande, der European Symphony, dem Tallinn Chamber Orchestra und dem polnischen Iventus Orchester sowie vielen anderen aufgetreten. Gili Schwarzman ist nicht nur als Solistin unterwegs, sondern auch als passionierte Kammermusikerin. Diese Leidenschaft führte sie mit einigen der großen Musikern unserer Zeit zusammen (z.B. Alisa Weilerstein, Amihai Grosz, Lioba Braun, Emanuel Pahud und Guy Braunstein) und bescherte ihr Auftritte auf renommierten Bühnen in ganz Europa – hierzu gehören die Queen Elisabeth Hall in London, das Mozarteum Salzburg, die Berliner Philharmonie und die Hamburger Laeiszhalle, um nur einige zu nennen. Sie ist zudem regelmäßige Teilnehmerin bei vielen namhaften Festivals wie dem Jerusalem Chamber Music Festival, Musique à l’Emperi in Salon de Provence, dem Spring Festival of Zagreb, den Salzburger Festspielen, dem Luzern Fetsival und dem Rolandseck-Festival. Die in Israel geborene Gili Schwarzman studierte Musik an der Jerusalem Music Academy und Gerhardt Halevi Kim Knörzer Nir an der Universität von Tel Aviv, wo sie eine Auszeichnung für herausragende Leistung erhielt. Daraufhin setzte sie ihr Studium an der Musikakademie München in der Klasse von Prof. Andras Adorjan fort. Sie ist mehrfache Preisträgerin, so zum Beispiel bei der Solo International Competition in Prag und ist zudem Stipendiatin der America-Israel Cultural Foundation. Im Laufe ihrer musikalischen Ausbildung hatte Gili Schwarzman das Privileg, bei bedeutenden Flötisten wie Emmanuel Pahud, Philippe Bernold, Michel Debost, Davide Formisano und Pierre-Yves Artaud zu studieren. In den Jahren 2007 bis 2012 war Gili Mitglied im West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim. Philippens Plesser Schwarzman 23 F e s t i va l - K i c koff für Förderinnen und Förderer des Rolandseck-Festivals Freitag, 1. 7.2016, 19 Uhr, Museumsneubau, Lobby Fritz Kreisler: Präludium und Allegro im Stile von Gaetano Pugnani Gabriel Fauré: Romance Eugene Ysaÿe: Poème Elegiaque (ded. to Fauré) Ohad Ben Ari: French Study Pablo de Sarasate: Romanza Andaluza Ernest Chausson: Poème (ded. to Ysaÿe) Eugene Ysaÿe: Caprice apres l‘etude en forme de valse de Saint-Saëns Rosanne Philippens, Ohad Ben-Ari 24 Festival-Kickoff Wir danken unseren Unterstützern: Buchhandlung Werber Gilbert-Helmling OHG Hauptstr. 40 53604 Bad Honnef Telefon: 02224/2601 Fax: 02224/4700 E-Mail: [email protected] Buchhandlung & Galerie Böttger Maximilianstr. 44, 53111 Bonn Tel.: 0228 – 350 27 19 E-Mail: [email protected] 1. Abokonzert 25 1 . A B O K O NZERT Samstag, 2.7.2016, 19 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck „100 Jahre DADA I“ Ohad Ben-Ari, Gili Schwarzman, Chen Halevi, Chezy Nir, Mor Biron Erwin Schulhoff: Bassnachtigall für Kontra-Fagott Antonín Dvořák: Klavierquartett Nr. 1 D-Dur op. 23 Mor Biron Allegro moderato Andantino con variazioni Finale. Allegretto scherzando Ludwig van Beethoven: Streichquartett Nr. 15 a-Moll op. 132 In stillem Gedenken an: Heinz-Peter Horst, Bettina Fehr, Franz F. Stobrawa und Hans-Dietrich Genscher Assai sostenuto. Allegro Allegro ma non tanto Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit, in der lydischen Tonart. Molto adagio, neue Kraft fühlend. Andante. Molto adagio. Andante. Molto adagio. Mit innigster Empfindung Alla Marcia, assai vivace. Più allegro Allegro appassionato. Presto Arp Quartett Louis Spohr: Quintett c-Moll op. 52 für Klavier und Bläser Allegro moderato Larghetto con moto Menuetto. Allegretto Finale. Allegro molto 26 Festival Kickoff Sunwook Kim, Rosanne Philippens, Yulia Deyneka, Zvi Plesser Erwin Schulhoff: Bassnachtigall für Kontra-Fagott „Die Kunst an sich ist der Ausdruck gesteigerter menschlicher Sehnsucht, das Kunstwerk als solches die Explosion eines gesteigerten Empfindens. Absolute Kunst ist Revolution“, so äußerte sich der tschechische Komponist Erwin Schulhoff zu seinem Kunstverständnis. 1894 in Prag geboren, wurde Schulhoff auf die Empfehlung Antonin Dvořáks hin bereits mit zehn Jahren als Klavierschüler am Prager Konservatorium aufgenommen. Von dort aus führten seine Studien ihn nach Wien, Leipzig und Köln. Nach dem Kriegsdienst in der österreichischen Armee lebte er bis 1924 in Deutschland, wo er beeinflusst wurde von Avantgarde, Dadaismus, Jazz, aber auch von Impressionismus, Expressionismus und Neoklassizismus. Wegen seiner jüdischen Abstammung und seiner Hinwendung zum Kommunismus konnte er seine Karriere nach 1933 in Deutschland nicht fortsetzen. Er ging zurück nach Prag, wo er aber 1941 interniert wurde, da er inzwischen die sowjetische Staatsbürgerschaft hatte und somit als Feind Deutschlands galt. 1942 starb er im Konzentrationslager Wülzburg in Bayern an Tuberkulose. 1922 entstand sein Werk „Bassnachtigall“ für Kontra-Fagott. Wie auch in anderen kammermusikalischen Werken wird hier Schulhoffs außergewöhnliches Gespür für die besonderen klanglichen Merkmale des Instruments deutlich. Ebenso wie die besondere Freude Schulhoffs an der Groteske, der Satire und dem Dadaismus. Wenngleich die „Bassnachtigall“ mit dem ungewöhnlichen Instrument vielleicht recht grotesk wirkt, so zeugen aber die technische Virtuosität und Komplexität von der Ernsthaftigkeit des Stückes. Angelehnt an die Dada-Radau-Konzerte hat Schulhoff selbst dem Werk einen provozierenden Text hinzugefügt: „Der göttliche Funke kann wie in einer Leberwurst auch in einem KontraFagott vorhanden sein.“ Ludwig van Beethoven: Streichquartett Nr. 15 a-Moll op. 132 Beethovens 15. Streichquartett in a-Moll gehört zu den drei Quartetten, die der Komponist für den Fürsten Nikolaus von Galitzin, St. Petersburg, schrieb. In der langsamen Einleitung des Kopfsatzes wird das Grundthema vorgestellt und wie ein Kanon durch alle Stimmen geführt. Auch das Thema des folgenden Allegros leitet sich aus dem in der langsamen Einleitung eingeführten Thema ab. Zwar ist der Satz ein klassischer Sonatensatz, das Thema trägt jedoch den Satz und ist Kern der weiteren musikalischen Entwicklungen. Das Seitenthema, das die zweite Violine einbringt, bleibt nur vorübergehend. Auch Durchführung und abschließende Coda sind beherrscht vom Hauptthema. Im Gegensatz hierzu entfaltet sich der zweite Satz aus zwei Motiven heraus, einem unisono vorgetragenen Dreitonmotiv, das mit einem kontrapunktischen Motiv beantwortet wird. Als Kontrast zu diesem ersten, etwas gedämpft klingenden Teil, ist danach ein heiteres Trio mit einem hüpfenden Tanzmotiv über einem dudelsackartigen Liegeton zu hören. Das folgende Adagio bildet das Herzstück des Quartetts: der „Heilige Dankgesang“ hat biographischen Bezug, denn die Entstehung des Werks verzögerte sich durch eine schwere Erkrankung Beethovens. Der dreiteilige Satz beginnt mit einem Choral, dem ein „Neue Kraft fühlend“ überschriebenen Andante mit reichen Verzierungen folgt. Eine Variante des Chorals beendet den Satz. Mit einem markanten Marschthema leitet der vierte Satz schnell zum Finale in Rondoform über. Das hymnische Hauptthema wird immer drängender und endet in einer glanzvollen Prestocoda. Louis Spohr: Quintett c-Moll op. 52 für Klavier und Bläser Das im Frühjahr und Sommer 1820 entstandene Quintett für Kla- 1. Abokonzert Fortsetzung 27 vier und Bläser op. 52 von Louis Spohr schrieb dieser für seine Frau Dorette, um ihr den gesundheitlich bedingten Verzicht auf ihr Harfenspiel durch eine nette Komposition zu erleichtern. Spohr ist sonst bekannt für seine recht strenge kontrapunktische Technik; dieses Werk wird jedoch von Eleganz bestimmt. Lediglich im ersten Satz verschränkt Spohr beim Hauptthema Bläser und Tasteninstrument durch geschickte Satztechnik, wie man es von ihm nicht anders erwartet hätte. Ansonsten haben die Bläser eher eine begleitende Funktion und unterstreichen die Atmosphäre im Klavier. Der Satz strahlt eine geistvolle Leichtigkeit aus. Das folgende Larghetto ist in sich dreigeteilt und hat in den umrahmenden Teilen dialogischen Charakter. Der Mittelteil jedoch wird von einem triumphalen Klavierpart bestimmt. Melancholisch erklingt das Menuett, in dessen Trio ebenfalls das Klavier das Sagen hat. Voller Dramatik ist der Finalsatz, das Allegro molto, das über weite Teile klingt wie eine von Bläsern begleitete Klaviersonate. Obschon das Werk beim Publikum sehr gut ankam, war es jedoch wegen des anspruchsvollen Klavierparts eher selten im Konzert zu hören. Veranlasst durch den Besuch befreundeter Musiker stellte Spohr bald nach der Vollendung des ursprünglichen Werks eine Fassung für Klavier und Streichquartett her, die als Opus 53 im Druck erschien. 28 1. Abokonzert Antonín Dvořák: Klavierquartett Nr. 1 D-Dur op. 23 Zwischen den beiden Klavierquartetten von Antonín Dvořák liegen 15 Jahre – eine Zeitspanne, die sowohl für seine persönliche als auch seine künstlerische Entwicklung sehr bedeutend waren. In nur 18 Tagen komponierte er 1875 sein erstes Klavierquartett, im unmittelbaren zeitlichen Umfeld des Klaviertrios op. 21 und des Streichquintetts op. 77. Die Nähe zu den Nachbarwerken macht sich sowohl im Charakter als auch in formalen Elementen bemerkbar: charakterlich vermittelt es zwischen dem heiteren Quintett und dem ausdrucksstarken Trio, Ähnlichkeiten liegen in der formalen Ausgestaltung und dem großen Melodienreichtum. Der Kopfsatz ist ausschweifend angelegt (ca. 15 Min.) mit eher ruhigen Themen, die aber dennoch dramatische Steigerungen beinhalten. Besonders interessant sind die Wege, die Dvořák harmonisch beschreitet sowie die übereinandergelegten Themen in der Coda. Hierauf folgt ein langsamer Variationssatz, dessen Variationen er sehr frei in Stimmung, Melodik und Satztechnik gestaltet. Im Finalsatz kombiniert Dvořák rhythmisch geschickt den klassischen Finalsatz mit dem Typus des Scherzos: hier wechseln 3/8-, 4/4- und 6/8-Takt ab, wobei sich die verschiedenen Teile am Ende verbinden. 2 . A B O K O NZERT Sonntag, 3.7.2016, 19 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck Allegro Lento maestoso. Vivace „100 Jahre DADA II“ Ohad Ben-Ari, Rosanne Philippens, Chezy Nir Joseph Haydn: Streichquartett C-Dur op. 76, 3 („Kaiser-Quartett“) Allegro Poco adagio (cantabile) Menuetto. Allegro. Trio Finale. Presto Arp Quartett Robert Schumann: Kinderszenen (bearb. für verschiedene Besetzungen von Guy Braunstein) Sunwook Kim, Rosanne Philippens, Guy Braunstein, Yulia Deyneka, Zvi Plesser, Gili Schwarzman, Chen Halevi, Chezy Nir, Mor Biron Erik Satie: “Parade” , Fassung für Klavier zu vier Händen Ohad Ben-Ari, Sunwook Kim Antonín Dvořák: Trio Nr. 4 EMoll op. 90 („Dumky”), bearbeitet für Klavier, Violine und Horn Lento maestoso. Allegro quasi doppio movimento (attaca) Poco Adagio. Vivace non troppo (attaca) Andante. Vivace non troppo Andante moderato. Allegretto scherzando. Meno mosso Joseph Haydn: Streichquartett C-Dur op. 76, 3 („Kaiser-Quartett“) Das sogenannte Kaiser-Quartett ist wohl jedem Menschen ein Begriff, denn in ihm hat Joseph Haydn die Melodie unserer heutigen Nationalhymne verarbeitet. Es gehört zu einer Gruppe von sechs Quartetten op. 76, die er für den Grafen Joseph Erdödy komponiert und wofür er 100 Dukaten erhalten hatte. Ein Musikwissenschaftler bezeichnete die sechs Quartette als „Ernte“, da sie alles zusammenfassen, was Haydn auf dem Gebiet des Streichquartetts geschaffen hat. Viele sehen die Gruppe als seinen wichtigsten Beitrag zur Gattung an. Hierbei gibt es Aspekte, die in allen sechs Quartetten zu finden sind: da wäre die Rückkehr zur Polyphonie, zum kontrapunktischen Satz, außerdem die Spannung zwischen der Verwendung konventioneller Satztypen und ihrer Verfremdung sowie zuletzt die Besonderheit, dass jedes der Quartette für sich einen einzelnen Kosmos bildet. Von dem Variationssatz über „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ mal ganz abgesehen, ist das ganze Quartett ‚kaiserlich‘. Der erste Satz strotzt nur so von Unternehmungslust: die vier Phrasen des Hauptthemas werden gekonnt wie Bälle hin- und hergeworfen. In der Durchführung erklingen ungarische Tanzrhyth- 2. Abokonzert Fortsetzung 29 men, wobei die schnelle Coda an Beethoven erinnert. Der folgende Variationssatz baut sich zunehmend auf: das Thema wird zunächst vierstimmig vorgestellt, dann werden die Konstellationen kleiner mit einem Geigenduett, einem Trio der tieferen Streicher und dann sind wiederum alle Instrumente zu hören. Mit den von oben herab spielenden Geigen in der Coda könnte man meinen, der hymnische Text sei erhört worden. Munter und an österreichische Volksmusik erinnernd erklingt das Menuett. Bereits das Trio deutet einen Wechsel nach c-Moll an, der im Finale vollzogen wird. Wild erklingt das Thema, das immer wieder durch sanftere Abschnitte abgemildert wird. Am Ende dominieren jedoch die wilden Klänge, so dass der Finalsatz alles andere als ein heiterer „Kehraus“ ist. Schon dem Verlag Artaria war bei der Drucklegung der Quartette 1799 bewusst, dass es sich um eine besondere Gruppe handelt und auch in der Fachpresse fanden Haydns Quartette op. 76 großen Zuspruch. So war in der Leipziger „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ zu lesen: „Diese Quartette, deren daseyn und Anzeige dem Recensenten eine wahre Freude macht, sind wieder ein neuer Beweis von der unversiegbaren Quelle der Laune und des Witzes ihres berühmten Verfassers, und seiner ganz werth.“ 30 2. Abokonzert Robert Schumann: Kinderszenen (bearb. für verschiedene Besetzungen von Guy Braunstein) Robert Schumanns „Kinderszenen“ gehören wohl zu seinen berühmtesten Klavierwerken, allen vorweg die „Träumerei“. Vermutlich im Februar und März 1838 entwarf er eine Reihe von kleineren Klavierstücken, die ein Jahr später publiziert wurden. Clara schrieb er am 19. März 1838 hierzu, dass er „an die 30 kleine putzige Dinger geschrieben“ und davon „zwölf ausgelesen und ‚Kinderscenen‘ genannt habe“. Er stellte ihr in Aussicht, dass sie sich darüber freuen würde, aber die Virtuosin vergessen müsse. Durch seine Technik, aber auch inhaltlich, hat Schumann versucht, die zwölf Stücke miteinander zu verzahnen. Die Titel sind dabei nicht wörtlich zu verstehen, sondern sollen vielmehr ein Wink sein hinsichtlich Verständnis und Vortrag. Schumann hat sich sogar ausdrücklich dagegen geäußert, die Kinderszenen als Programmmusik im eigentlichen Sinne zu verstehen. Technisch hat Schumann den Zyklus bewusst einfacher gehalten, aber im Gegensatz zu seinem „Album für die Jugend“ sind sie nicht explizit für Kinder oder Jugendliche geschrieben, sondern vielmehr als „Rückspiegelungen eines älteren für ältere“ (R. Schumann) gedacht. Vielfach verkannt, äußerte sich doch die spätere Musikkritik begeistert über Schumanns Opus 15: „Die Kinderszenen sind […] von einer Phantasie geschaffen, die sich hier ersichtlich nur für einige schöne Augenblicke in das Kinderparadies hineinversetzt und hineingeträumt hat“, schrieb Ernst Bücken und Hans Pfitzner fasste zusammen: „Jedes der kleinen Stücke dieses Opus ist musikalisches Gebilde von feinem Reiz, Poesie, Musikalität und vor allem persönlichster Eigenart“. Erik Satie: “Parade” , Fassung für Klavier zu vier Händen „Parade“ ist ein Ballett, das in den Jahren 1916/1917 aus der Zusammenarbeit von Jean Cocteau, Erik Satie und Pablo Picasso heraus für Sergei Djagilews Ballets Russes entstand. Die Idee zu einem Ballett hatte Jean Cocteau bereits 1913, nachdem er eine Aufführung von Strawinskys „Le Sacre du Printemps“ gesehen hatte. Mit der Idee eines „David“-Balletts wandte er sich an Djagilew, der dies aber ablehnte. Die Idee zum Ballett „Parade“, in dem Zirkusartisten versuchen, die Aufmerksamkeit vorübergehender Passanten für eine Vorführung zu gewinnen, fand bei dem Ballettmeister jedoch Anklang, da die Themen Zirkus, Schausteller und Akrobaten zu dieser Zeit schwer in Mode waren. Auch Pablo Picasso hatte sich in seinen Bildern diesem Themenbereich zugewandt, wobei sein kubistischer Harlekin von 1915 wohl das Werk ist, das den stärksten Bezug hat. 1915 stieß auch Erik Satie zu dieser „Projektgruppe“ hinzu, nachdem Jean Cocteau dessen Musik im Konzert erlebt hat. Für Satie war Ballettmusik völliges Neuland, aber er stimmte dennoch zu. Von der Musik existieren verschiedene Versionen – so ist heute Abend die Fassung des Komponisten für Klavier zu vier Händen zu hören. Zusätzlich gab es noch eine Fassung von Cocteau sowie die eigentliche Partitur. Orientiert hat sich Satie musikalisch am Neoklassizismus; so ist der Formaufbau in der Regel eine A-B-A-Anlage. Außerdem baute er Jazzelemente ein, wie man an dem abschließenden Ragtime – dem ersten in Europa komponierten – erkennen kann. „Parade“ war die erste Zusammenarbeit von Satie, Cocteau und Picasso und markierte den Beginn einer zunehmenden Verbindung der Künste im 20. Jahrhundert. Die Uraufführung am 18. Mai 1917 wurde jedoch zu einem Skandal: Satie wurde als „unharmonischer Clown“ bezeichnet, Picasso nannte man einen „Stümper“. Auf die besonders böse Kritik des Journalisten Jean Poueigh reagierte Satie mit einer ‚freundlichen‘ Postkarte: „Monsieur et cher ami – vous êtes un cul, un cul sans musique! Signé Erik Satie“ – „Mein Herr und lieber Freund – Sie sind ein Arsch, ein Arsch ohne Musik! Gezeichnet Erik Satie“ 2. Abokonzert Fortsetzung 31 Antonín Dvořák: Trio Nr. 4 E-Moll op. 90 („Dumky”), bearbeitet für Klavier, Violine und Horn „Dumky“ nannte Antonín Dvořák selbst sein Opus 90, welches von ihm niemals als Klaviertrio bezeichnet wurde. Der Begriff „Dumka“ (Einzahl von Dumky) heißt in den slawischen Sprachen so etwas wie Gedanke oder Nachsinnen. In der Ukraine wurde seit dem 15. Jahrhundert ein epischhistorisches Volkslied als Dumka bezeichnet und in der Kunstmusik des 19. Jahrhunderts findet man den Begriff als Bezeichnung für liedhafte Kompositionen, die durchaus auch rein instrumentaler Natur sein können. Franz Liszt, Peter Tschaikowsky und Henri 32 2. Abokonzert Wieniawski verwendeten den Begriff als Titel für ihre Kompositionen, das berühmteste Werk dieses Namens ist jedoch Dvořáks „Dumky“. Die Dumky entstanden Ende 1890, Anfang des Jahres 1891, eine Phase, in der der Komponist nach neuen Wegen programmatischen Komponierens suchte. Auf radikale Weise setzt er in Dumky den Wunsch um, sich von den vorher bekannten Formen loszulösen. Dies erkennt man schon an den zahlreichen Sätzen, die jede traditionelle Viersätzigkeit sprengen. Mit der Dumka verbindet Dvořák einen ständigen Wechsel zwischen schwermütigen Abschnitten und schnellen, tänzerischen Abschnitten. Das Prinzip des Kontrastes sowie der Variation ersetzt hier die traditionellen Formprinzipien der Kammermusik. Die Themen der einzelnen Sätze sind thematisch nicht miteinander verknüpft und auch die Tonarten sind frei gewählt, dennoch verbinden sich die Dumka-Sätze zu einem gelungenen großen Ganzen. Mit seinen verschiedenen Stimmungen und Klangeffekten sowie der meisterhaften Behandlung des Satzes ist Dvořák mit „Dumky“ ein ganz wunderbares Stück Kammermusik gelungen. 3 . A B O K O NZERT Dienstag, 5.7.2016, 20 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck „Intimate Letters“ (Aufzeichnung von Deutschlandradio Kultur und SWR) Wolfgang Amadeus Mozart: Flötenquartett A-Dur KV 298 Andantino Menuetto Rondo. Allegretto grazioso Gioacchino Rossini: BläserQuartett Nr. 1 F-Dur für Flöte, Klarinette, Fagott und Horn Allegro moderato Andante Allegro Gili Schwarzman, Chen Halevi, Mor Biron, Chezy Nir Jean Françaix: Oktett für Klarinette, Fagott, Horn und Streicher Gili Schwarzman, Gergana Gergova, Ulrich Knörzer, Alban Gerhardt Moderato. Allegrissimo Scherzo Andante. Adagio Mouvement de Valse Francis Poulenc: Trio, Fassung für Violine, Fagott und Klavier Chen Halevi, Mor Biron, Chezy Nir, Rosanne Philippens, Gergana Gergova, Ulrich Knörzer, Alban Gerhardt, Matthias Botzet Lent. Presto Andante con moto Rondo Guy Braunstein, Mor Biron, Ohad Ben-Ari Leoš Janáček: Streichquartett Nr. 2 „Intime Briefe” Andante Adagio. Presto. Grave Moderato. Presto Allegro Arp Quartett Wolfgang Amadeus Mozart: Flötenquartett A-Dur KV 298 Es ist kaum vorstellbar, dass Wolfgang Amadeus Mozart sich mit seinen Kompositionen für Flöte unglaublich schwer tat, wie der Briefwechsel mit seinem Vater in der Entstehungszeit der DejeanQuartette beweist. Ganz anders sieht es bei dem Flötenquartett A-Dur aus, das 1787 in Wien entstand. 1778 hatte Mozart in Paris die Form des Quatuor d’airs dialogués kennengelernt, kleine und leichte Quartette, in denen bekannte ‚Ohrwürmer‘ aus damals aktuellen Opern thematisch verarbeitet wurden. Auslöser für die 3. Abokonzert Fortsetzung 33 diesmal freiwillige Beschäftigung mit dem eigentlich ungeliebten Instrument war die Freundschaft zu dem Wiener Botanikprofessor von Jacquin sowie seinen beiden Kindern Gottfried und Franziska. Im ersten Satz und im Rondo verwendet Mozart Themen aus Opern, in denen er sich damals gelangweilt hat. Dementsprechend nicht ganz ernst zu nehmen sind auch seine Ausarbeitungen der Themen, was sich nicht zuletzt in der humorvollen Tempobezeichnung des letzten Satzes zeigt. Auf den französisch angehauchten Variationssatz folgt ein Menuett, das ebenfalls französische Züge und ein schönes Flötensolo im Trio hat. Im abschließenden Rondo zieht Mozart seinen Konkurrenten Paisiello und eine seiner Opern durch den Kakao. Aufgeführt wurde das Werk mit Gottfried von Jacquin an der Flöte und dem Komponisten selbst an der Bratsche. Es wird ein launiger und lustiger Abend gewesen sein. Francis Poulenc: Trio, Fassung für Violine, Fagott und Klavier Francis Poulenc komponierte sein Trio op. 43 1926 an der französischen Riviera und widmete es seinem spanischen Kollegen Manuel de Falla. Grundsätzlich bevorzugte er in der Kammermusik die Bläser gegenüber den Streichern. In diesem Fall macht die Reihenfolge, in der die mitwirkenden Instrumente genannt werden, deutlich, wer das Sagen hat: So ist das Klavier hier nicht im Hintergrund, 34 2. Abokonzert sondern wird deutlich mehr gefordert als Violine und Fagott. Mit seinen Dissonanzen ist das Werk eindeutig ein Werk des 20. Jahrhunderts, jedoch ist es spannend, Poulencs Rückgriffe auf die Musik der Klassiker und Romantiker zu entdecken. Die kurze langsame Einleitung erinnert in seiner völlig freien Spielweise mit Taktwechseln und unterschiedlichen Charakteren an ein Opernrezitativ. Das sich anschließende spritzige Presto zitiert ein Allegro von Joseph Haydn. Das kurze Andante erinnert an ein lyrisches Lied, das so auch von Mozart stammen könnte. In dem abschließenden schnellen Rondo ist nun wieder ein ganz konkretes Zitat zu hören: Das wiederkehrende Thema des Rondos hat Poulenc von SaintSaens übernommen. Das Werk des erst 27-jährigen Poulenc war direkt von Erfolg gekrönt und war sein erster großer Erfolg auf dem Gebiet der Kammermusik. Leoš Janáček: Streichquartett Nr. 2 „Intime Briefe” Das zweite Streichquartett von Leoš Janáček ist sein bedeutendstes kammermusikalisches Werk. 1928 innerhalb von drei Wochen entstanden, schrieb er es als musikalische Liebeserklärung an Kamilla Stösslová, seine wesentlich jüngere Geliebte. Der erste Satz ist bestimmt durch zwei thematische Gedanken, die sich in verschiedenen Formen und Farben durch selbigen ziehen. Das Sextenthema in der Violine wird von der Bratsche beantwortet, wobei diese am Steg spielt und insofern eine ganz besondere Klangfarbe einbringt. Als ausdrucksstarke Melodie erklingt das Bratschenthema auf dem Höhepunkt, mit dem Sextenthema klingt der Satz schließlich aus. Auch im zweiten Satz ist die Viola von geradezu tragender Bedeutung: sie trägt das intensive Thema vor, das in freien Varianten den ganzen Satz durchzieht. Unterbrochen werden die Varianten von einem tanzartigen Prestoteil und schließlich dem Violinenthema des ersten Satzes, das gegen Ende in den zweiten Satz hereinbricht. Der dritte Satz ist der emotionale Höhepunkt von Janáčeks zweitem Streichquartett: mit einem wiegenden Thema beginnt der Satz, das aber schnell von einer glühenden Liebesmelodie abgelöst wird. Die eh schon extreme Emotionalität wird durch dazwischen fahrende, heftige Akzente noch zusätzlich unterstrichen. Abgerundet wird der Satz durch das wiegende Thema des Beginns, das am Ende noch einmal erklingt. Ein folkloristisches, hüpfendes Tanzthema eröffnet das Finale, zu dem sich bald ein großes Intervallthema hinzugesellt, das sich ins Extreme steigert. Aus einem Pizzicato-Motiv heraus bildet sich eine schwärmerische Liebesmelodie, vorgetragen von der ersten Geige, das sich mit dem Tanzthema schließlich verbindet und so das Werk beendet. Janáčeks Streichquartett Nr. 2 „Intime Briefe“ gehört heute zu den wichtigsten und schönsten Kompositionen des 20. Jahrhunderts in dieser Gattung. Gioacchino Rossini: Bläser-Quartett Nr. 1 F-Dur für Flöte, Klarinette, Fagott und Horn Die sechs Bläserquartette, die der vor allem für seine Opern bekannte Gioacchino Rossini komponierte, gehören inzwischen zum festen Repertoire in der Kammermusik für Bläser. Komponiert sind sie allerdings zunächst für Streicher, denn es handelt sich bei ihnen um Bearbeitungen der sechs Sonaten für Streicher. Um die Entstehung der Streichersonaten rankte Rossini gerne diverse Geschichten und strickte damit an der Legende, er habe diese im zarten Alter von zwölf Jahren und ohne jegliche Anleitung geschrieben. Fakt ist, dass die Werke in der Tat in Rossinis Jugendjahren entstanden, allerdings später von ihm revidiert wurden. Bei den Quartetten handelt es sich stilistisch mehr um leichte Divertimenti als um wirkliche Sonaten. Sie waren angepasst an die Situation der Entstehung, nämlich ein wenig sommerliche Hausmusik für sich und Freunde zu schreiben. Der Form nach orientiert sich Rossini zwar an der klassischen Sonatenform, allerdings ist die solistische Berücksichtigung aller vier Instrumente eher typisch für das Divertimento. Auch die Grazie der Kopfsätze sowie die volkstümlichen Finali erinnern an die Gattung des Divertimentos. 3. Abokonzert Fortsetzung 35 Jean Françaix: Oktett für Klarinette, Fagott, Horn und Streicher Das Oktett für Bläser und Streicher von Jean Françaix entstand 1972 für das Octuor de Paris und diente als Ergänzung zum Schubert-Oktett für die gleiche Besetzung in dessen Konzerten. Diese Intention war ganz klar von Françaix formuliert und auch in seiner Komposition war ihm daran gelegen, einen Kontrast zu Schuberts Werk zu schaffen. Der Beginn des ersten Satzes klingt wie ein Streichquartett, das von einem Dialog zwischen Fagott und Klarinette abgelöst wird. Plötzlich steigert sich das Tempo und wird zu einem munteren Quickstep, der 36 3. Abokonzert zunächst von den Bläsern dominiert und dann von den Streichern übernommen wird. Die Übernahme des Themas im Fagott und die folgenden Abänderungen erinnern ein wenig an eine Durchführung, jedoch gibt es keine Reprise und auch keine Sonatensatzform. Die freche Klarinettenmelodie, die am Beginn des zweiten Satzes steht, wird von allen Stimmen imitiert. Als Kontrast hierzu erklingt im Trioteil eine ausschweifende Geigenkantilene, bevor die Klarinettenmelodie im Walzertakt wiederholt wird. Ein harter Kontrast hierzu ist der wiegende dritte Satz. Françaix’ Oktett endet mit einer Persiflage auf den Wiener Walzer, worin er sich über die Tugenden und Untugenden der Wiener Kaffeehausgeiger lustig macht. Eine simple Klarinettenmelodie bildet den zweiten Walzer, der durch falsche Begleitakkorde karikiert wird. Stolpernd endet der letzte Satz mit ständigen Taktwechseln. Von vielen wurde das Werk von Françaix nicht ganz ernst genommen, was aber kaum jemand äußern wollte, um nicht der Humorlosigkeit bezichtigt zu werden. Der Kritiker Karl Schumann bringt es auf den Punkt: “Moral: Heiterkeit macht nahezu kugelsicher.” Das Können des Jean Françaix bestand jedoch darin, den Kenner und Liebhaber mit Geist und Witz zu unterhalten sowie die bestehenden Hemmschwellen gegenüber der konzertanten Gegenwartsmusik abzubauen. 4 . A B O K O NZERT Donnerstag, 7.7.2016, 19 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck „Fandango“ Franz Schubert: Adagio Es-Dur D 897 für Klavier, Violine und Violoncello („Notturno) Georg Friedrich Händel: Sonate F-Dur für Gitarre und Flöte op. 1, 11 Larghetto Allegro Siciliana Allegro Petrit Çeku, Gili Schwarzman Ohad Ben-Ari, Gergana Gergova, Alban Gerhardt ANTONÌN DVOŘÁK: Streichquintett Nr. 3 Es-Dur op. 97 ISAAC ALBÉNIZ: Iberia, 1. Buch (bearbeitet von D. Walter für Flöte, Fagott und Klavier) Evocacion El puerto Fête-dieu à Seville Gili Schwarzman, Mor Biron, Ohad Ben-Ari Luigi Boccherini: Gitarren Quintett Nr. 4 in D-Dur, G.448 (“Fandango“) Allegro maestoso Pastorale Grave assai. Fandango Petrit Çeku, Rosanne Philippens, Guy Braunstein, Ulrich Knörzer, Zvi Plesser Allegro non tanto Allegro vivo. Minore. Un poco meno mosso Larghetto. Variazioni Finale. Allegro giusto Guy Braunstein, Gergana Gergova, Yulia Deyneka, Ulrich Knörzer, Alban Gerhardt Franz Schubert: Adagio Es-Dur D 897 für Klavier, Violine und Violoncello („Notturno“) Der Titel „Notturno“ für den einzelnen Klaviertriosatz von Franz Schubert stammt von seinem Verleger Diabelli und wurde zur Verkaufsförderung dem Werk nachträglich hinzugefügt. Es ist nicht ganz klar, wann Schubert den einzelnen Satz schrieb, es scheint jedoch naheliegend, dass es im zeitlichen Umfeld der beiden anderen, vollständigen Klaviertrios im Jahr 1827 entstand und vermutlich sogar ursprünglich als lang- 4. Abokonzert Fortsetzung 37 samer Satz für eines dieser Werke gedacht war. Das einsätzige Werk besticht durch eine ganz besondere Konstellation und Behandlung der Instrumente: während die beiden Streicher in dieser Zeit ansonsten eher eigenständig behandelt werden, so verwendet Schubert sie so gut wie nie einzeln, sondern lässt sie nahezu parallel laufen. Dadurch und durch ein immer wiederkehrendes rhythmisches Muster entsteht der Eindruck eines Kreisens um den immer gleichen Gedanken. Abwechslung entsteht jedoch durch den harmonischen Prozess, der zwischen An- und Entspannung schwankt. Auch wenn Schubert die Streicher in der Regel parallel führt, so spielt er doch mit den klanglichen Möglichkeiten eines Kontrastes zwischen Streichern und dem Klavier. Da der kleine Adagio-Satz nahezu auf sämtliche Effekte verzichtet, fand dieses feine Stück Schubert’scher Kammermusik im Konzertsaal nicht die gleiche Beachtung wie die beiden kompletten Klaviertrios. Isaac Albeniz: Iberia, 1. Buch (bearbeitet von D. Walter für Flöte, Fagott und Klavier) Der spanische Komponist Isaac Albéniz begann seine Karriere als Klavier-Wunderkind und gab sein erstes Konzert 1864, im zarten Alter von vier Jahren. Bald schon lief er von zu Hause weg, zunächst nur innerhalb Spaniens, dann floh er aber sogar bis nach Kuba. Ab 1874 konnte er seine Studien in Belgien und Deutschland fortsetzen, wo er 38 4. Abokonzert u.a. von Franz Liszt unterrichtet wurde. Nach einem längeren Spanien-Aufenthalt, während dessen er eine Art spanischen Nationalstil entwickelte, ging er 1902 nach Paris, wo er bis zu seinem Tode lebte. Dort setzte er seine Kompositionsstudien bei Vincent d’Indy und Paul Dukas fort. Die Klaviersuite „Iberia“ gilt als das Meisterwerk Albéniz‘. Die Suite, die von 1905-08 entstand, besteht aus vier Bänden, die jeweils drei Stücke beinhalten. Die Werke verlangen dem Pianisten großes virtuoses Können ab – in einem Maße, wie man das aufgrund der vorangegangen Klavierkompositionen Albéniz‘ nicht erwartet hätte. Sogar die Widmungsträger hielten die Stücke teilweise für unspielbar. „Iberia“ ist ein meisterhaftes Beispiel für Isaac Albéniz ganz einzigartige Tonsprache und seinen spanischen Nationalstil. So wurden Auszüge des Werks auch sowohl von ihm selbst als auch von einigen anderen Komponisten für Orchester arrangiert. Luigi Boccherini: Gitarren Quintett Nr. 4 in D-Dur, G.448 (“Fandango“) Die Gitarrenquintette von Luigi Boccherini gehören mit zu seinen bekanntesten und beliebtesten Kammermusik-Kompositionen. Kein Wunder, denn nur zu gern verbindet man als Hörer den Klang der Gitarre mit Spanien und so haben auch die Gitarristen seine Werke als nur allzu gerne in ihr Repertoire aufgenommen. Boccherini hat sich erst am Ende seiner Komponistenlaufbahn, 1798, der Gitarre zugewandt und Auszüge aus seinen früheren Klavier- und Streichquintetten für diese Besetzung bearbeitet. Das berühmteste der Gitarrenquintette beginnt mit einem Allegro im Marschrhythmus, in dem Boccherini sein Lieblingsinstrument, das Cello, mit zahlreichen Soli bedacht hat. Hierauf folgt eine Pastorale, in der man die ‚Pifferari‘, Volksmusikanten aus dem Apennin und den Abruzzen zu hören glaubt, also eine Musik, die Boccherini aus seiner Heimatstadt Lucca kannte. Namengebend ist der letzte Satz des Quintetts, der spanische Fandango, ein leicht skandalöser Werbetanz. Spanisches Klangkolorit geben hier die Castagnetten, die zusätzlich verwendet werden. Georg Friedrich Händel: Sonate F-Dur für Gitarre und Flöte op. 1, 11 15 Sonaten für Soloinstrument und Basso continuo fasste der Händel-Forscher Friedrich Chrysander in seiner Händel-Gesamtausgabe zu einem Opus 1 zusammen. Hier finden sich sowohl Sonaten für Violine, Oboe als auch für Blockoder Traversflöte. Stilistisch hat man es hier mit dem sogenannten „vermischten Geschmack“ zu tun, einer Kombination italienischer und französischer Stilelemente, die zu Händels Zeit quasi typisch für deutsche Komponisten waren. Zwar hat Händel keine Werke explizit für die fünfsaitige Barockgitarre geschrieben, jedoch zog er in seinen Sonaten die Gitarre als Basso continuo durchaus in Betracht. So wird auch die Sonate F-Dur häufiger in dieser Besetzung gespielt. Angelehnt an die italienische Sonata da chiesa ist auch diese viersätzig in der Folge langsam – schnell – langsam – schnell. Im beginnenden Larghetto erklingt eine Händelsche Opernarie, wiegend ist die Siciliana und tänzerisch sind die beiden schnellen Sätze. Antonín Dvořák: Streichquintett Nr. 3 Es-Dur op. 97 Was haben ein verhinderter Urlaub und Dvořáks Streichquintett Nr. 3 gemeinsam? Eine ganze Menge, denn ohne ersteres wäre letzteres unter Umständen gar nicht entstanden. 1893 arbeitete der Komponist in New York an seiner Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ und wollte in den Sommermonaten seine Familie in der Heimat besuchen. Als dies nicht möglich war, holte er kurzerhand seine Familie nach Amerika und reiste mit ihr in die tschechische Siedlung Spillville in Iowa. Dort konnte Dvořák sich erholen und sich ganz in die Heimat versetzt fühlen. Er genoss die Natur und machte gemeinsam mit den Einheimischen Kammermusik. Kompositorisch schlugen sich diese sehr glücklichen Monate in der Entstehung seines „Amerikanischen Quartetts“, aber auch seines „Amerikanischen Quintetts“ nieder. Wegen der üblicheren Besetzung ist das Quartett im Konzertsaal verbreiteter, ‚amerikanischer‘ 4. Abokonzert Fortsetzung 39 5 . A B O K O NZERT ist jedoch das Streichquintett. Dvorak fasste unter dem Begriff der amerikanischen Musik sowohl indianische Musik als auch afroamerikanische Spirituals sowie die Musik der irischen Einwanderer zusammen. Im Falle seines Streichquintettes dominieren jedoch ganz klar die exotischen Klänge: die ersten beiden Sätze sind durchzogen von den starken Rhythmen indianischer Tänze. Der dritte Satz ist ein Variationssatz über ein Motiv, das sich Dvořák schon kurz nach seiner Ankunft in Amerika notiert hatte. Simpel endet das Werk mit einem einfachen Rondo mit verschiedenen Tanzthemen. Das Streichquintett op. 97 gehört zu den großen Erfolgen des amerikanischen Dvořák, bei dem der Erfolg auch sofort nach der Uraufführung einsetzte. Sogar sein Verleger Simrock, mit dem Dvořák sich zuvor zerstritten hatte, kam nach diesem Erfolg von sich aus auf den Komponisten zu und bot ihm ein ungewöhnlich hohes Honorar für das Stück. Freitag, 8.7.2016, 20 Uhr, Festsaal Bahnhof Rolandseck „100 Jahre DADA III“ Sergej Rachmaninow: Trio Élégiaque Nr. 1 g-moll Lento lugubre. più vivo Ohad Ben-Ari, Rosanne Philippens, Zvi Plesser Johannes Brahms: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51, 2 Allegro non troppo Andante moderato Quasi Minuetto, moderato. Allegretto vivace. Tempo I Finale. Allegro non assai Arp Quartett Erwin Schulhoff: Fünf Pittoresken op. 31, bearbeitet für Klavier und Bläser Foxtrott Ragtime In futurum One-step Maxixe Ohad Ben-Ari, Gili Schwarzman, Mor Biron 40 4. Abokonzert / 5. Abokonzert Mario Castelnuovo-Tedesco: Gitarrenquintett op. 143 Allegro, vivo e schietto Andante mesto Scherzo. Allegro con spirito, alla Marcia Finale. Allegro con fuoco Petrit Çeku, Guy Braunstein, Rosanne Philippens, Yulia Deyneka, Zvi Plesser Sergej Rachmaninow: Trio Élégiaque Nr. 1 g-mol Mit gerade einmal 18 Jahren komponierte der junge Rachmaninow sein erstes Klaviertrio g-Moll, dem er den Titel „Trio élégiaque“ gab. Angelehnt war diese Bezeichnung an seine großen Vorbilder Glinka und Tschaikowsky, die ihre Werke ebenfalls als elegisch bezeichnet hatten. Außerdem sehen viele darin auch ein Selbstbekenntnis des Künstlers, da Rachmaninow dafür bekannt war, ein Melancholiker zu sein, der niemals lächelte. Im Gegensatz zu seinem zehn Jahre später entstandenen zweiten Klaviertrio, das regelrecht ausladende Züge annahm, handelt es sich bei seinem ersten Werk dieser Gattung um ein kompaktes einsätziges Stück. Der gerade einmal Achtzehnjährige hatte gerade sein Klavierexamen am St. Petersburger Konservatorium bestanden und stand kurz vor seiner Abschlussprüfung im Fach Komposition, die er mit seiner Oper „Aleko“ mit Bravour bestehen sollte. Man feier- te das junge Genie, Tschaikowsky förderte den Komponisten großzügig. Vor dem Hintergrund der im unmittelbaren zeitlichen Umfeld entstandenen anderen Werke, erklärt sich auch die zerklüftete Form des Trios sowie die wild-romantischen Klänge. Man kann das Stück gleichsam als sinfonische Dichtung für nur drei Instrumente ansehen, es verbinden sich opernhafte Klänge mit poetischen Ideen eines Puschkin oder auch eines Lermontov, an dessen Dichtung sich Rachmaninow schon bei seiner 2. Sinfonie orientiert hatte. Düster gibt das Klavier schon den Grundduktus des Werks vor, woraus sich ein Sonatensatz mit konstrastreichen Abschnitten entwickelt. Gesteigert wird der Satz am Ende zu einem monumentalen Trauermarsch. Die Uraufführung spielte Rachmaninow selbst am Klavier, gemeinsam mit dem Geiger David Kreyn und dem Cellovirtuosen Anatolij Brandukov. Johannes Brahms: Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 51, 2 Mit der Gattung des Streichquartetts tat Johannes Brahms sich unglaublich schwer – zu übermächtig war das große Vorbild Beethoven mit seinen gewaltigen Werken. Als Brahms seine ersten beiden Quartette op. 51 1873 veröffentlichte, hatte er sich bereits 20 Jahre mit der Gattung beschäftigt. 1853 hatte er bereits ein Quartett fertiggestellt, dass er aber wieder zurückzog. Wie so oft in Zwillings- 5. Abokonzert Fortsetzung 41 werken, gelang es Brahms auch bei diesen beiden Stücken, sehr gegensätzliche Stimmungen zu entwerfen. Klingt das Opus 51, 1 recht düster, so ist im zweiten der beiden Quartette nichts mehr von Düsternis zu hören, es wirkt wesentlich gelöster. Obschon in der Zeit der Entstehung Brahms und sein Freund, der Geiger Joseph Joachim sich zeitweise überworfen hatten, gibt es doch Anzeichen dafür, dass Brahms diesen beim Schreiben im Sinn hatte. Mit der Tonfolge a-f-a-e zielt das Thema des Kopfsatzes auf Joachims Motto „Frei, aber einsam“. Der zweite Satz, das Andante, wirkt trotz der liedhaften Melodie rhythmisch jedoch unruhig; im Mittelteil zitiert Brahms sich selbst bzw. seinen zweiten Ungarischen Tanz. Das folgende Menuett besticht durch seine komplexen Satztechniken, bevor dann im Finale die beiden Freunde Joachim und Brahms in zwei Tanzthemen – das eine ungarisch, das andere wienerisch – durchklingen, wobei die Themen sich am Ende verbinden. Trotz der meisterhaften Satztechnik, die im Vergleich zum ersten Quartett auch noch perfektioniert wurde, bleibt dem Werk aber durchgehend ein heiterer und natürlicher Charakter erhalten. Die Uraufführung des zweiten Quartetts bestritt das Joachim-Quartett, das zudem das Werk zur Brahms-Gedächtnisfeier im Mai 1897 ein weiteres Mal in sein Programm aufnahm, was wiederum die enge Verbindung zwischen dem Komponisten und dem Geiger dokumentiert. Das Vorbild Beethoven fürchtete Brahms ganz 42 5. Abokonzert ohne Grund, denn auch seine Streichquartette gehören heute zu den schönsten und bedeutendsten Werken dieser Gattung. Erwin Schulhoff: Fünf Pittoresken op. 31 (bearbeitet für Klavier und Bläser von Ohad Ben-Ari) In den Fünf Pittoresken op. 31 von Erwin Schulhoff aus dem Jahr 1919 finden wir, ähnlich wie schon in seiner im Eröffnungskonzert gespielten „Bassnachtigall“, dadaistische Elemente, die für ihn nach dem Ersten Weltkrieg eine große Rolle spielten. Noch stärker und zum ersten Mal so intensiv sind hier aber Jazz-Elemente zu erkennen. Er nutzt diese Elemente, um seine Musik einem größeren Publikum zugänglich zu machen, ohne offensichtlich politisch motiviert zu sein. Später tritt seine Vorliebe für den Jazz hinter seine politischen Ambitionen zurück und verschwindet schließlich ganz aus seinem Repertoire. Dass es sich um Jazzstücke handelt, wird schon durch die Satzbezeichnungen deutlich: der Foxtrott erinnert an die Ragtimes, die Scott Joplin ungefähr zur gleichen Zeit schrieb, wobei Schulhoff noch ein wenig raffinierter vorgeht. Unterkühlt und mit Anlehnungen an Erik Satie und Claude Debussy erklingt der folgende Ragtime, auf den In futurum folgt, worin Schulhoff die Klangexperimente des John Cage vorwegnimmt. Lebhaft lenkt der folgende One step alles wieder in die richtigen harmonischen Bah- nen, bevor die kleine Suite mit dem Maxixe und dem Aufgreifen aller vorherigen Sätze endet. Mario Castelnuovo-Tedesco: Gitarrenquintett op. 143 Der italienische Komponist Mario Castelnuovo-Tedesco ist heutzutage nur wenig präsent im Konzertleben. 1895 in Florenz geboren, sind sein Leben und sein künstlerisches Schaffen auf vielfache Art miteinander verbunden: prägend ist seine Liebe zur toskanischen Heimat, die Pflege seines jüdischen Erbes und – damit verbunden – auch die künstlerische Annäherung an das amerikanische Exil. 1939 verließ CastelnuovoTedesco das faschistische Italien, nachdem Mussolini ihn noch wenige Jahre zuvor mit der Komposition einer Schauspielmusik beauftragt hatte. Seine Musik wurde dem Neoklassizismus zugeordnet, denn allem Atonalen stand er fremd gegenüber. Heute noch präsent sind vor allem seine Werke für Gitarre, die er ausnahmslos für den Gitarrenvirtuosen Andrés Segovia komponierte. 1950 wurde Segovia zu einem Kammerkonzert der Los Angeles Music Guild eingeladen und bat Castelnuovo-Tedesco daher um ein Werk für Gitarre und Streichquartett, das dieser binnen eines Monats schrieb. Die Beschreibung des Werks ist an dieser Stelle dem Komponisten selbst überlassen, der Folgendes schrieb: „Der erste der vier Sätze, ‚Allegro, vivo e schietto‘ entspricht der regulä- ren Form des Sonaten-Allegros. Der zweite Satz, ‚Andante mesto‘, ist lyrischen Charakters mit spanischen Untertönen (das zweite Thema heißt ‚Erinnerung an Spanien‘). Der dritte Satz, ‚Allegro con spirito alla marcia‘ ist ein Scherzo mit zwei Trios. Der letzte Satz ‚Allegro con fuoco‘ in Form eines Rondos ist sehr brillant und kontrapunktisch – das zweite Thema ist ebenfalls in spanischer Stimmung gehalten – was könnte für Andrés Segovia angemessener sein?“ 43 I M P RESS U M Planung und Organisation: Torsten Schreiber, künstlerischer Leiter der Johannes-Wasmuth-Gesellschaft e.V. Programmheftredaktion: Verena Düren Werkeinführungen: Originalbeiträge von Verena Düren Festivalassistenz: Verena Düren, Dina und Paul Hess Ehrenamt: Sabien Badenhoop, Karin und Dr. René Meyer, Gerda Naujoks, Hans-Joachim Hecek, Klaus-Dieter Mertens, Irena Wachendorff, Cornelia Rabitz und viele weitere Mitglieder der Wasmuth-Gesellschaft Schirmherr: Außenminister und Vizekanzler a.D. Hans Dietrich Genscher (†) Ehrenmitglieder: Martha Argerich, Daniel Barenboim, Michael Barenboim, Elisabeth Leonskaja, Guy Braunstein, Ohad Ben-Ari, Richard Meier und Alfred Brendel Ehrenvorsitzender: Dr. Johannes Wasmuth Ehrenmitglieder des Vorstandes: Hans Peter Kürten, Min.-Dir. a. D. Dr. Dr. h.c. Barthold C. Witte Vorstand (kommissarisch zum Zeitpunkt der Drucklegung): Andreas Loesch (1.Vorsitzender), Dr. Johannes Dilling (2. Vorsitzender), Bernd Böcking (Schatzmeister), Susanne Gundelach (Schriftführerin), Irene Diederichs (Beisitzerin), Jürgen Hube (Beisitzer), Torsten Schreiber (Beisitzer) Johannes-Wasmuth-Gesellschaft e.V. Zanderstraße 47, 53177 Bonn www.wasmuthgesellschaft.de Fotonachweise: Titelfoto: René Meyer | Festivalfotos: Dr. Tina Hamann, Horst Gundelach | Foto Ohad Ben-Ari: Künstler | Foto Mor Biron: Timm Kölln | Foto Matthias Botzet: Künstler | Foto Guy Braunstein: Ofer Plesser | Foto Petrit Çeku: Atdhe Mulla | Foto Yulia Deyneka: Mauro Turatti | Foto Gergana Gergova: Larry Horricks | Foto Alban Gerhardt: Kaupo Kikkas | Foto Chen Halevi: Vincent Bouchard | Foto Sunwook Kim: Martin Jehnichen | Foto Ulrich Knörzer: Jim Rakete | Foto Chezy Nir: Künstler | Foto Rosanne Philippens: Merlijn Doomernik | Foto Zvi Plesser: Lisa Mazzucco | Foto Gili Schwarzman: Künstler 44 Das Konzert im Radio. Aus Opernhäusern, Philharmonien und Konzertsälen. Jeden Abend. Konzert So bis Fr • 20:03 Oper Sa • 19:05 bundesweit und werbefrei UKW, DAB +, Kabel, Satellit, Online, App deutschlandradiokultur.de 45 Johannes Wasmuth - Skulptur von Marg Moll