- Innovationsbüro Fachkräfte für die Region

Transcription

- Innovationsbüro Fachkräfte für die Region
Vorwort
Serviceangebote
von Netzwerken
Gemeinsam erfolgreich handeln.
Broschürenreihe
Gute Praxis für Netzwerke
2
3
Inhalt
Serviceangebote von
Netzwerken – gemeinsam
erfolgreich handeln.
Inhalt
Vorwort: Netzwerke als Agenturen regionaler Serviceangebote zur Fachkräftesicherung –
gemeinsam erfolgreich handeln. 4
1. Der Vorteil vernetzter Zusammenarbeit – Serviceangebote von Netzwerken 6
2. Serviceangebote für Fachkräfte – ein Mehrwert für die ganze Region12
2.1 Jetzt ist es klar – Informations- und Beratungsangebote für Fachkräfte
14
2.2 Herzlich Willkommen – Unterstützungsangebote für Neubürgerinnen und -bürger
20
2.3 Da helfen wir Ihnen gerne – Betreuungs- und Pflegeangebote für Familien
23
2.4
Für Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit – Qualifizierungs- und
Beratungsangebote für KMU27
3. Fazit: Chancen und Möglichkeiten – Netzwerke als Agenturen regionaler Serviceangebote zur
Fachkräftesicherung34
4. Anhang: Weitere Informationen
36
4.1 Das Innovationsbüro Fachkräfte für die Region 38
4.2
Netzwerke: Informationen und Kontaktdaten39
Impressum41
44
Netzwerke als Agenturen
regionaler Serviceangebote
zur Fachkräftesicherung
Gemeinsam erfolgreich handeln.
Fachkräfte gewinnen und binden heißt auch, sie in besonderen Lebenslagen zu unterstützen. Das kann die Kinderbetreuung in Notfällen oder
die Beratung zur Existenzgründung für Rückkehrerinnen und Rückkehrer sein, aber auch Qualifizierungsangebote für Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer aller Qualifikationsniveaus in kleinen und mittleren
Unternehmen (KMU).
Regionale Fachkräftesicherung kann durch
oder Jugendliche über regionale Studien-
Region „ankommen“, weil er nicht nur sie
passgenaue Serviceangebote der regiona-
angebote informieren. Es können aber
selber bei Behördengängen oder bei der
len Netzwerke vorangebracht werden und
auch betriebsübergreifende Kinderbetreu-
Arbeitsplatzsuche, sondern auch den Part-
sowohl Beschäftigte, als auch Unterneh-
ungseinrichtungen sein, die in Notfällen
ner oder die Partnerin unterstützt. Auch
men unterstützen. Gerade Netzwerke von
einspringen und so die Vereinbarkeit von
Dienste, die über die Regionen und die an-
regionalen Akteuren können mit ihren
Beruf und Familie verbessern. Auch Aus-
sässigen Unternehmen informieren, helfen
Kompetenzen und Mitteln dazu beitragen,
bildungs- und Qualifizierungsverbünde
weiter und sind Angebote regionaler Netz-
diese Serviceangebote zu entwickeln und
stellen eine Win-win-Situation für Be-
werke zur Fachkräftesicherung.
zu etablieren.
schäftigte und Unternehmen dar.
Dabei kann es sich zum einen um Einrich-
Aber institutionelle Einrichtungen bieten
tungen institutioneller Art handeln, wie
nicht nur Unterstützung an, sondern auch
z. B. regionale Beratungsstellen, die Fami-
besonderen Service. Dieser lässt z. B. Neu-
lien bei der Pflege von Angehörigen helfen
bürgerinnen und -bürger schneller in einer
Vorwort
Kapitel 1 beschreibt, warum spezifisch
Im 3. Kapitel wird Fazit gezogen.
für eine Region entwickelte Serviceangebote sinnvoll sind.
In Kapitel 2 wird praxisnah anhand
zahlreicher Beispiele und Experteninter-
Die vorliegende Broschüre ist die zweite
einer Broschürenreihe des Innovationsbü-
Eine Liste mit Links und Kontakt-
ros Fachkräfte für die Region im Auftrag
personen zu den vorgestellten Praxis-
des BMAS, die sich mit der praktischen Ar-
beispielen aus den Netzwerken finden
beit von regionalen Netzwerken zur Fach-
Sie in Kapitel 4.
kräftesicherung beschäftigt.1
views dargestellt, welche Serviceangebote
Netzwerke für welche Ziele entwickeln
Für Anregungen und Fragen stehen wir
können, wie die Angebote umgesetzt und
Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.
welche Ergebnisse erzielt wurden.
Herzliche Grüße und viel Vergnügen
beim Lesen und Netzwerken
Ihr Team vom Innovationsbüro
1 Siehe auch 1. Broschüre „Netzwerke und Unternehmen – gemeinsam erfolgreich handeln“ des Innovationsbüros Fachkräfte für die Region. Zur
Entwicklung und Umsetzung von Zielen und Maßnahmen in Netzwerken siehe 3. Leitfaden „Das gemeinsame Projekt: Definition von Zielen und
Maßnahmen“. Sie sind erhältlich unter www.fachkraeftebuero.de/publikationen.
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1. Der Vorteil vernetzter
Zusammenarbeit
Serviceangebote von Netzwerken
8
Kleine und mittlere Unternehmen stehen bei der Fachkräftesicherung vor etlichen Herausforderungen, die größere Unterneh-
nellen und finanziellen Kapazitäten ist es für sie schwerer, eigene
sie erzielen sonst nicht erreichbare Vorteile, da sie mit
dem Netzwerk eine andere „Macht“ haben und
bekannt sind als die großen Unternehmen in ihrer Region und
sie können die eingebrachten Ressourcen mitsteuern und die Weiterentwicklung der Projekte begleiten,
Infrastrukturen aufzubauen bzw. Serviceangebote zur Fachkräftesicherung einzukaufen. Hinzu kommt, dass sie zumeist weniger
lungs- und Umsetzungsprozess einbringen,
men leichter meistern können. Aufgrund ihrer geringeren perso-
Sie können ihre Interessen und Bedarfe in den Entwick-
sie können Infrastrukturen nutzen und Serviceangebote
sich mehr engagieren müssen, um wahrgenommen zu werden.
abrufen, die ihnen sonst nicht zur Verfügung stünden.
Netzwerke von regionalen Akteuren können diese Lücke füllen, in-
Netzwerke zeigen mit ihren Serviceangeboten, dass sie im Sinne
dem sie – idealerweise auch gemeinsam mit den Unternehmen –
ihrer Regionen aktiv einen Beitrag zur Fachkräftesicherung der
passende Serviceangebote entwickeln und anbieten. Die vernetz-
ansässigen Unternehmen leisten und denen, die vor Ort arbei-
te Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Akteuren
ten, bessere Möglichkeiten zur Beschäftigung anbieten können.
bietet den KMU Möglichkeiten, die ihnen sonst nicht, oder nicht
Zum anderen sichern sie mit dem Angebot ihre eigene Existenz
in ausreichendem Maße, zur Verfügung stehen:
und Nachhaltigkeit und können weitere Partner gewinnen.
Serviceangebote von Netzwerken sind viel-
nach passenden Auszubildenden bzw.
nutzen oder die erforderlichen Servicean-
fältig. Sie reichen von Informationen zu
Fachkräften, helfen an Veränderung inter-
gebote beziehen können. Das Besondere
Unternehmen, über Ausbildungs- und Ar-
essiertem Fachpersonal bei der Beschäfti-
dabei ist, dass diese Serviceangebote nur
beitsplätze sowie Betreuungsangebote
gungssuche oder erhöhen die Beschäfti-
möglich sind, weil sich viele einzelne Ak-
für Angehörige und Notdienste, z. B. in der
gungsfähigkeit von weniger Qualifizierten.
teure mit ihren jeweiligen Ressourcen zu-
Kinderbetreuung, bis hin zu Bildungsange-
Mit den Einrichtungen steht interessierten
sammengeschlossen und gemeinsam
boten für Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
Erwerbspersonen oder Unternehmen
etwas Neues geschaffen haben.
nehmer sowie Arbeitssuchende. Sie unter-
zumeist eine Kontaktstelle zur Verfügung,
stützen Unternehmen, z. B. bei der Suche
über die sie die benötigte Infrastruktur
Kapitel 1
Im Interview:
Jürgen Engler
Geschäftsführer Trevisto Nürnberg
Gibt es bestimmte Aspekte der Fachkräftesicherung in Ihrem Unternehmen, die Sie alleine nicht lösen können,
obwohl sie für Ihren Betrieb wichtig
wären?
Wir haben in unserem mittelständischen Unternehmen seit Jahren feststellen müssen,
dass es sehr schwer ist, geeignete IT-Fachkräfte für Nürnberg zu finden. Es scheitert letztlich schon daran, dass es keine Bewerberinnen und Bewerber gibt, die wir in einem persönlichen Gespräch überzeugen könnten. Wir wollten in den vergangenen Jahren bis zu sechs
Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter pro Jahr einstellen. Gewonnen haben wir aber jedes Mal
nur ein bis drei Personen. Als Gründe dafür haben wir folgende Aspekte analysiert:
1. Die geeigneten Bewerberinnen und Bewerber sind am Markt sehr rar,
2. die Bewerberinnen und Bewerber haben für einen Mittelständler zu hohe Gehaltsanforderungen und
3. Nürnberg erscheint den Bewerbern als Dienstort nicht attraktiv genug.
Um überzeugen zu können, muss der Standort Nürnberg so interessant werden, dass das
Gehalt allein nicht mehr das wichtigste Kriterium für die Entscheidung ist. Das kann eine
Firma alleine nicht erreichen.
Gibt es Serviceangebote von Fachkräftenetzwerken, die Sie dafür buchen
würden? Haben Sie ein solches schon
genutzt?
Wir brauchen mehr Angebote, die dafür sorgen, dass Nürnberg so attraktiv wird, damit
auch Bewerber z. B. aus München „anbeißen“. Wir würden uns umgehend persönlich engagieren, um hierfür den richtigen Weg zu finden. Für uns nützliche Services von Fachkräftenetzwerken wären etwa unterstützende Maßnahmen beim Suchen und Finden von
geeignetem Personal oder die Teilnahme an entsprechenden Jobmessen oder auch der
Aufbau von Kontaktbörsen für Bewerberinnen und Bewerber.
Wir engagieren uns im Förderverein der Metropolregion Nürnberg, beteiligen uns an Veranstaltungen der Allianz pro Fachkräfte und nutzen die Angebote weiterer lokaler Initiativen, wie etwa Hi-Potential, mit der die Stadt Nürnberg um High-Potentials wirbt. Wir
nutzen bei der Akquise von Bewerberinnen und Bewerbern die Website der Initiative.
Welche Nutzen haben Sie durch das
Netzwerk und wo sehen Sie noch Verbesserungsmöglichkeiten?
Standortmarketing lässt sich nur im Netzwerk betreiben. Diesbezüglich profitieren wir
von der Arbeit Allianz pro Fachkräfte der Metropolregion Nürnberg. Aber obwohl wir
engagiert sind, haben wir zu den Fachkräftenetzwerken in der Region letztlich nur wenig
unmittelbaren Zugang. Die IHK Nürnberg baut aber aktuell einen Arbeitskreis Fachkräftesicherung auf, der den Austausch intensivieren und die Beteiligung fördern soll. Da sind
wir natürlich mit dabei.
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Im Interview:
Markus Lötzsch
Hauptgeschäftsführer der IHK
für Nürnberg und Mittelfranken
Warum haben Sie gemeinsame
Serviceangebote für Fachkräfte und
Unternehmen entwickelt?
Weil wir zusammen einfach mehr erreichen können. Den beiden Gründungsvätern der
Allianz pro Fachkräfte, der Bundesagentur für Arbeit und der IHK Nürnberg für Mittelfranken, war es klar, dass jeder von uns Fachkräftesicherung betreibt. Wir als IHK machen das vor allem durch die Sicherung der dualen Ausbildung und die Bundesagentur
durch die Arbeitsvermittlung. Zugleich haben wir aber viele Schnittstellen, an denen wir
durch Kooperation und ein abgestimmtes Vorgehen viel mehr erreichen können, als durch
Alleingänge. Deshalb haben wir eine Kooperationsvereinbarung geschlossen und weitere
Partner eingeladen, mitzumachen. Auf Grundlage der Prinzipien Freiwilligkeit, Eigenverantwortung, Kooperationsbereitschaft und Offenheit arbeiten wir seit 2011 gemeinsam
daran, die Metropolregion Nürnberg voranzubringen.
Worin liegen die Vorteile, die Netzwerke bieten können, bei denen sich institutionelle Akteure zusammenschließen
– was können Netzwerke, das Unternehmen alleine nicht leisten?
Eine Firma kann manche Dinge nicht alleine angehen. Alles, was sich unter dem Begriff
„Regionalentwicklung“ zusammenfassen lässt, geht einfach nur im Netzwerk vorwärts.
Das gilt auch für uns. Auch eine IHK kann nicht in jedem Bereich Kompetenzen aufbauen, und deshalb arbeiten wir viel in Netzwerken wie der Allianz pro Fachkräfte.
Ich will das am Beispiel unserer Welcome-Service-Center deutlich machen: Willkommenskultur berührt viele Bereiche des Lebens, und deswegen sind viele verschiedene Akteure zuständig. Daher benötigen wir unter anderem natürlich die Kommunen, die Bundesagentur für Arbeit oder etwa Migrantenvereine wie den TIAD e. V. Jeder der Akteure
bringt seine Kompetenzen mit ein, und diese zusammen bilden das Serviceangebot des
Welcome-Centers. Alleine ginge das kaum.
Zusammen können wir solche Querschnittsaufgaben mit vielen thematischen Schnittstellen viel besser managen und so gute Angebote für Firmen und Fachkräfte machen.
Wie profitieren die einzelnen Netzwerkpartner davon?
Gemeinsam gute Projekte machen und so unseren Standort, die Metropolregion
Nürnberg, stärken. Darin liegt für jeden der Netzwerkakteure der Nutzen. Wir sind
da aus Überzeugung aktiv.
Kapitel 1
11
2. Serviceangebote
für Fachkräfte
Ein Mehrwert für die ganze Region
14
Sie wollen mit Ihrem Netzwerk dafür sorgen, dass Ihre Region
Wir stellen Ihnen konkrete Beispiele vor, die Erfolge erzielt haben.
für Fachkräfte und Unternehmen attraktiv ist und bleibt. Dazu
Eine Möglichkeit dafür sind Informationsangebote für Fachkräfte
suchen Sie Möglichkeiten, um vorhandene Fachkräftepotenziale
zu Regionen und Unternehmen sowie Unterstützungsangebote für
vor Ort zu aktivieren und zu halten. Parallel bemühen Sie sich
Rückkehrerinnen und Rückkehrer oder Neubürgerinnen und -bür-
auch um die Gewinnung von Neubürgerinnen und -bürgern.
ger. Netzwerke sind bestens dafür geeignet, solche Informationen
Denn nur so können Sie Fachkräfte für die Unternehmen sichern
anzubieten und Interessierte zu beraten.
und zur Bekanntheit Ihrer Region beitragen.
2.1 Jetzt ist es klar – Informations- und Beratungsangebote für Fachkräfte
Der erste Schritt, um Fachkräfte zu halten
ortfaktoren zu geben. Dies können Infor-
Zugezogene sein. Die meisten Netzwerke
oder zu gewinnen, ist, neben guten Infor-
mationen zu Kultur, Sport, Infrastruktur
bieten diese sowohl über das Internet an,
mationen zur Region und zu den vorhan-
und Immobilien sowie zu sozialen Ange-
als auch mittels qualifizierter Expertinnen
denen Arbeitgebern, inklusive Stellenange-
boten, z. B. Kitas, Pflege-, Freizeit- oder
und Experten in den Beratungsstellen.
boten, auch solche zu den weichen Stand-
Gesundheitsangebote und Netzwerke für
Leben in der Uckermark – Willkommens-Agentur Uckermark
Die Willkommens-Agentur bietet über
Rückkehr- und Zuzugsinteressierte wer-
ren sowie Informationen und Angebote,
den Internetauftritt www.leben-in-um.de
den mit Unternehmen, Einrichtungen und
z. B. zu Fördermöglichkeiten und Weiter-
Informationen über aktuelle Entwicklun-
Akteuren vor Ort in Kontakt gebracht und
bildungen bekannt geben. Damit können
gen und Möglichkeiten in der Uckermark.
erhalten Informationen über regionale An-
sie Marketing in der gewünschten Ziel-
Interessierte können bei einer individuel-
gebote. Wenn sie z. B. an einer Existenz-
gruppe betreiben, sich mit engagierten
len Beratung persönliche Wünsche, Bedar-
gründung in der Uckermark interessiert
Menschen aus regionalen Initiativen ver-
fe und Perspektiven darstellen und erhal-
sind, werden sie zu den Möglichkeiten ei-
netzen und am Wissenstransfer innerhalb
ten passende Angebote. Daneben beglei-
ner Zusammenarbeit mit regionalen Ak-
des Netzwerkes teilnehmen. Aufgrund der
tet die Willkommens-Agentur Uckermark
teuren informiert. Damit finden sie unkom-
engen Zusammenarbeit mit der Agentur
Rückkehrende sowie Zuziehende auf ih-
pliziert direkte Kontakte zu Fachkräften,
für Arbeit erhalten suchende Unterneh-
rem Weg in die Uckermark. Von den ers-
Kunden oder Gleichgesinnten mit gemein-
men auch Lebensläufe von Interessenten.
ten Umzugsgedanken bis zum konkreten
samen Interessen.
Start in der alten oder neuen Heimat unterstützt die Agentur mit fundierten Erfah-
Die Willkommens-Agentur richtet sich
rungswerten, regionalem Wissen und
aber auch an Unternehmen. Diese erhalten
einem umfangreichen Angebot zu lokalen
die Möglichkeit, Ausschreibungen auf
Akteuren und Einrichtungen. Die Will-
dem Online-Portal zu veröffentlichen,
kommens-Agentur Uckermark ist der
z. B. Stellen- oder Immobilienangebote.
Kontakt vor Ort für all jene Angelegenhei-
Betriebe können sich außerdem über den
ten, die sich aus der Ferne allein schwer
Newsletter, das Online-Portal oder den
regeln lassen.
Facebook-Auftritt der Agentur präsentie-
Kapitel 2
Im Interview:
Ariane Böttcher
Vorstandsmitglied Zuhause in Brandenburg e. V.
Wie ist die Willkommens-Agentur
entstanden?
Unser Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Menschen, die in der Uckermark leben oder
aus der Uckermark abgewandert sind. Allen gemein ist, dass sie Wanderungserfahrungen
haben. Die Motivation für die Initiative war, Perspektiven in der Region aufzuzeigen. Dafür
entstanden die Vorgängerprojekte „Wandern und Rückkehr in der Uckermark“ und das
Online-Projekt „Leben in der Uckermark“. Sie sollten Wissen und Erfahrungen sammeln,
welche Aspekte für Rückkehrinteressenten relevant sind und tatsächlich zur Rückwanderung bewegen, wie Rückkehrerinnen und Rückkehrer empfangen werden, welche Stolpersteine es gibt und welche Angebote für Rückkehrwillige interessant sind. Aus den gewonnenen Erkenntnissen ist die Willkommens-Agentur entstanden.
Wieso haben Sie gerade Rückkehrerinnen und Rückkehrer in den Fokus Ihrer
Aktivitäten genommen?
Rückkehrerinnen und Rückkehrer haben einen Vorteil – man kennt sie schon und weiß,
wie sie „ticken“. Allerdings erreicht unser Angebot auch Personen, die nicht aus der
Uckermark stammen. Bei den Anfragen und in der Beratung kommt rund die Hälfte der
Hilfesuchenden nicht aus der Region. Der Erfolg beim Zuzug ist aber bei den Rückkehrerinnen und Rückkehrern deutlich höher. Entscheidend ist bei allen Interessenten der
individuelle Kontakt, der permanent möglich ist, z. B. telefonisch oder per E-Mail.
Wie gehen Sie konkret vor?
Im ersten Schritt wird bei jedem Einzelnen geschaut, wie die Ausgangsvoraussetzungen
sind, welcher Bedarf besteht, ob eine Familie dabei ist, ob der Partner oder die Partnerin
ebenfalls eine Stelle sucht und was außerdem noch nötig ist. Danach geben wir Informationen zur Region, treten in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern, helfen beim Umzug
oder bei Behördengängen und vieles mehr. Es ist bei jedem unserer inzwischen über 200
Interessentinnen und Interessenten ein sehr individueller Beratungsprozess. Wichtig ist
die persönliche Ansprache der Leute.
Außerdem haben wir mit der Zeit gelernt, dass der Prozess häufig länger dauert, weil viele
Existenzgründungen dabei sind. Das liegt u. a. am Arbeitsmarkt in der Region, der noch
schwierig ist. Das Interesse für eine Rückwanderung ist aber so groß, dass viele im Verlauf
der Beratung auf die Idee kommen, sich selbständig zu machen. Und bei Existenzgründungen ist der Beratungsaufwand sehr groß und der Findungsprozess der Interessentinnen und Interessenten nicht leicht, sodass es bis zu zwei Jahre dauern kann, bis der Schritt
vollzogen ist.
Damit die Leute bleiben, legen wir viel Wert auf Nachbereitung und Integrationsarbeit
und stehen bei Problemen als Anlaufstelle bereit. Dazu gehören „Rückkehrerstammtische“
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mit monatlich ca. 20 Leuten für den Austausch. Die angesprochenen Probleme und Fragen
bereiten wir dann auf und nutzen die Erkenntnisse für die weitere Arbeit in der Beratung.
Wie erreichen Sie potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten und wie die
Unternehmen?
Inzwischen melden sich Interessierte bei der Willkommens-Agentur, aber dafür war
und ist viel Vermarktung über Medien und Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Viele nutzen
unseren Facebook-Auftritt als Medium zur Kontaktaufnahme, der dann zu persönlichen
Gesprächen führt.
Ein weiterer Weg ist Werbung in der Region, insbesondere die Ansprache von Eltern und
Großeltern. Das geht so weit, dass Mütter oder Großmütter Termine für die Kinder machen. Die Familienangehörigen erreichen wir über die lokale Presse. So haben wir eine
Postkartenaktion „Heimweh? Uckermark – viel Platz für deine Ideen“ als Zeitungsbeilage
gestartet. Sie ergab einen guten Rücklauf und im weiteren Verlauf viele Gespräche, die
dazu beitrugen, dass die lokale Presse anschließend darüber berichtete und einzelne
Rückkehrergeschichten vorstellte. Eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist dafür entscheidend,
es müssen in kurzem Abstand kontinuierlich weitere Aktionen und Berichte folgen.
Im Interview:
Arne Roßberg
Rückkehrer und Geschäftsführer
Fitness- & Gesundheitsstudio
„PEGASUS – vital & gesund“ in Templin
Sie haben das Angebot von Zuhause
in Brandenburg genutzt. Wie sind Sie
darauf aufmerksam geworden?
Ich habe Templin bereits nach der sechsten Klasse verlassen, da ich als Leichtathlet am
Sportgymnasium Neubrandenburg besser gefördert werden konnte. Danach war ich rund
zehn Jahre in NRW in der Fitnessbranche, sowohl angestellt als auch selbständig, tätig.
Mein Ziel war es aber schon immer, ein eigenes Studio zu leiten. Irgendwann war sowohl
bei meiner Partnerin als auch bei mir die Situation so, dass wir etwas Neues wagen wollten. Die geringe Angebotsdichte an Fitnessstudios in der Region sowie die Nähe zur Familie sprachen für Templin. Dazu kam, dass mein Konzept und meine Philosophie bisher
noch nicht in Studios angeboten wurden. Wir sahen nun in meiner Heimat die Möglichkeit,
diese Ideen zu verwirklichen. Über die Agentur für Arbeit in Eberswalde wurden wir auf
die Beratung und Unterstützung für Existenzgründer durch den Lotsendienst hingewiesen.
Wie sah die Unterstützung konkret aus?
In meiner Heimatstadt Templin fand ich beste Bedingungen für mein Konzept eines
gesundheitsorientierten Fitnessstudios. Sehr geholfen hat mir die Förderung bei der
Existenzgründung. Die Industrie- und Handelskammer und der Lotsendienst haben
mich ausführlich beraten und unterstützten mich beim Schritt in die Selbständigkeit.
Kapitel 2
Das betraf alle Aspekte, von den Formalien über Zuschüsse und Kreditvergabe bis hin
zur Standortwahl. So konnte ich im Herbst 2013 mein Fitness- & Gesundheitsstudio
„PEGASUS – vital & gesund“ in Templin eröffnen.
Darüber hinaus fanden meine Freundin und ich auch Unterstützung in allen anderen Belangen unseres Umzugs. Das Angebot von Zuhause in Brandenburg hat uns sehr geholfen. Da ich inzwischen selbst Arbeitgeber bin, werde ich das Angebot nutzen, um für mein
Unternehmen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu finden, wenn ich in der Region
nicht direkt fündig werde.
Zum Bleiben animieren – die Präsenzstelle der Hochschule Brandenburg
Der Anteil an Schülerinnen und Schülern,
gendlichen, Schulen, Hochschulen und
schulfernen Region ermöglicht werden.
die studieren können und wollen, steigt
Wissenschaft schaffen. Damit sollen mehr
Die Präsenzstelle bietet Bildungsinter-
seit längerem kontinuierlich an. Allerdings
ortsansässige potenzielle Fachkräfte in der
essierten einen Zugang zu akademischer
sind Studienabsolventinnen und -absol-
Region gehalten werden.
Bildung, indem sie über Angebote der
venten meist für ihre Herkunftsregion ver-
Fachhochschule Brandenburg berät und
loren, wenn sie fern ihrer Heimat studieren.
Auf Initiative des Wachstumskerns Auto-
Qualifikationsmaßnahmen vor Ort organi-
Um das zu verhindern, will das Netzwerk
bahndreieck Wittstock/Dosse e. V. wurde
siert. Damit konnten sowohl die Studier-
Wachstumskern Autobahndreieck Witt-
2005 die Präsenzstelle Prignitz der Fach-
neigung als auch die Studierquote in der
stock/Dosse e. V. junge Erwachsene für die
hochschule Brandenburg gegründet. Da-
Region in den letzten Jahren erheblich
KMU in der Region halten und früh eine
mit soll ein intensiver Austausch zwischen
gesteigert werden.
Verbindung zwischen den Betrieben, Ju-
Wissenschaft und Wirtschaft in einer hoch-
Im Interview:
Daniela Herrling
Standortmanagerin Fachhochschule Brandenburg
Präsenzstelle Prignitz
Wer spricht Sie an und wen sprechen
Sie an?
Wir sprechen zum einen die Unternehmen der Region an, zum anderen wenden wir uns
an Schülerinnen und Schüler, aber auch an andere Bildungsinteressierte aus der Region
sowie bereits Studierende.
Die Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien erreichen wir zum Beispiel über die
Sprechtage zur Studien- und Berufsorientierung oder über Workshops an der Fachhochschule Brandenburg, die sich an größere Schülergruppen aus der Region wenden.
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Die Studierenden sind für die Betriebe in der Region ein weiteres interessantes Potenzial.
Wir bieten ihnen Praktika und Themen für Abschlussarbeiten an. So entstehen Kontakte
zwischen zukünftigen Fachkräften und Unternehmen, bei denen sich Betriebe und akademische Nachwuchskräfte kennenlernen können.
Aufgrund unserer Öffentlichkeitsarbeit erreichen uns aber auch Anfragen von Schülerinnen und Schülern oder Studierenden, die von unserem Angebot gehört haben und sich
beraten lassen wollen.
Wie sieht das Angebot konkret aus?
Für Schülerinnen und Schüler bieten wir
Hochschulorientierung, bei der die Studienangebote der brandenburgischen
Hochschulen vorgestellt werden,
Berufsorientierung, auch mit der Vermittlung von Praktika und Ferienjobs sowie
Karriereorientierung durch die Vorstellung von akademischen Berufsfeldern
und eine Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft.
Unternehmen bieten wir vor allem die Möglichkeit,
ihre Ausbildungsangebote, Praktikantenstellen, Ferienjobs und akademischen Berufsfelder bei den regelmäßigen Studien- und Berufsorientierungstagen an
den Schulen der Region vorzustellen,
sich bei der Rekrutierung von akademischen Nachwuchskräften durch Hoch-
für unternehmensbezogene Fragestellungen Studierende zu finden, die diese schulkontakte unterstützen zu lassen sowie
in Projekt- und Abschlussarbeiten untersuchen.
Ein weiteres Angebot unserer Präsenzstelle ist die Ermittlung des Qualifikationsbedarfs
in Unternehmen und die Vorstellung von Weiterbildungsangeboten.
Wie erreichen Sie die Aufmerksamkeit
für Ihr Beratungsangebot?
Wir haben viele Marketingaktivitäten, z. B. über Flyer und Anzeigen. Außerdem sprechen
wir unsere Zielgruppen online über die Fachhochschule Brandenburg an. Über unsere Termine vor Ort berichtet die regionale Presse. Den größten Effekt erreichen wir aber durch
direkte Ansprache und persönlichen Kontakt vor Ort, den wir über die Präsenzstelle erreichen. Es ist für die Interessierten gut, dass es dort eine feste Ansprechperson gibt, die
nicht nur vor dem Studium, sondern auch später noch zur Stelle ist, wenn Unterstützung
benötigt wird, z. B. bei der Suche nach einem Praktikumsplatz.
Wie wird das Angebot finanziert?
Anfangs wurde das Projekt ausschließlich durch das Netzwerk Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse e. V. finanziert. Seit 2007 gab es eine ESF-Förderung,
bei der der Eigenanteil durch den Verein getragen wurde. Seit Mai 2015 wird das Projekt
Präsenzstelle Prignitz durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur
aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert, 20
Prozent der Projektmittel kommen vom Verein Wachstumskern Autobahndreieck
Wittstock/Dosse e. V.
Kapitel 2
Im Interview:
Marcel Jaedeke
Student an der BTU Cottbus
Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen
Wie sind Sie auf das Angebot der
Präsenzstelle der FH Brandenburg
aufmerksam geworden?
Es gab das Projekt Prignitzer Nachwuchspool, das Kontakte zwischen den beteiligten
Unternehmen und Schülerinnen und Schülern ermöglichen sollte. Ich hatte mich für
den Nachwuchspool beworben, wurde dadurch in den Verteiler des Netzwerkes aufgenommen und habe von den Angeboten erfahren.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe mich schon während der Schulzeit über Studienmöglichkeiten informiert, wobei ich auf jeden Fall ein technisches Studium absolvieren wollte. Was den Studienort
anging, war ich relativ offen und mir nicht sicher, ob ich in Brandenburg bleiben wollte.
Wichtig war mir v. a. eine Hochschule mit guter Reputation, die im Hochschulranking
gut gewertet ist. Ich habe im gesamten Bundesgebiet gesucht und dann auch schon Angebote erhalten. Allerdings komme ich aus keinem Akademikerhaushalt und die Kosten
des Studiums waren für mich ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Studienortes.
Darum habe ich Alternativen gesucht. So kam ich auf die Brandenburgische Technische
Universität in Cottbus und wurde in meiner Annahme über eine gute Ausstattung und
die Qualität des Studienangebotes bestätigt.
Wie sah die Unterstützung
konkret aus?
Über den Prignitzer Nachwuchspool, an dem ich schon vor dem Abitur teilgenommen
hatte, war ich mit dem Beratungsangebot der Präsenzstelle vertraut. Ich habe mich von
der Präsenzstelle beraten lassen und mit der Beraterin mehr als zwei Stunden gesprochen. Wir haben über Hochschulen in Brandenburg gesprochen, über die Vorteile von
Brandenburg und die Unternehmen in der Region. Das Gespräch war sehr ausführlich, ich
habe viel erfahren über die Möglichkeiten. Das Gespräch hat am Ende meine Entscheidung beeinflusst.
Auch als ich während meines Studiums ein Praktikum in einem KMU machen wollte, hat
mich die Präsenzstelle unterstützt, indem sie mir bei der Stellensuche geholfen hat.
Was war für Sie wichtig bei der
Beratung?
Die persönliche Ansprechpartnerin, die sich viel Zeit genommen hat und stets per E-Mail
oder telefonisch erreichbar war, fand ich wichtig. Das half mir schon bei der Orientierung
vor dem Studium. Sehr hilfreich waren aber auch die Beratung während des Studiums sowie die Informationen, die von der Präsenzstelle per E-Mail versandt wurden, z. B. zu
Praktikumsangeboten.
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2.2 Herzlich Willkommen – Unterstützungsangebote für Neubürgerinnen und -bürger
Eine neue berufliche Herausforderung, ein
mit Familie stattfindet, er bedeutet großen
kräfte als auch Unternehmen – eine sinn-
neuer Wohn- und Lebensort und für aus-
Aufwand, gerade in der Anfangsphase. Dies
volle Maßnahme, die Netzwerke in ihren
ländische Arbeitnehmerinnen und Arbeit-
schreckt viele potenzielle Fachkräfte von
Regionen anbieten können. Die wesent-
nehmer eventuell noch zusätzlich eine
einem regionalen oder sogar länderüber-
lichen Aspekte bei einem Wechsel und
neue Sprache und Kultur. Ein Jobwechsel
schreitenden Wechsel ab. Deshalb ist die
dazu vorhandene Unterstützungsangebo-
ist mit tiefgreifenden und vielfältigen Ver-
Schaffung einer themenübergreifenden
te können so vorbereitend in Erfahrung
änderungen verbunden. Unabhängig da-
Anlaufstelle für Interessentinnen und Inte-
gebracht werden.
von, ob der Wechsel alleine, zu zweit oder
ressenten – und zwar sowohl für Fach-
Neubürgerinnen und Neubürger willkommen heißen –
Welcome-Service-Center im Landkreis Roth:
Ein Beispiel, wie das gehen kann, ist das
Der große Vorteil eines Netzwerkes dabei
laubnis, bei Fragen zur Anerkennung von
Welcome-Service-Center im Landkreis
ist, dass es die Ansprechpartnerinnen und
ausländischen Qualifikationen sowie zu
Roth. Es will die ersten Schritte in der neu-
Ansprechpartner vor Ort kennt, Kontakte
Bewerbungen und regionalen Stellenange-
en Heimat erleichtern und konkrete Hilfe-
zu Behörden, Ämtern und sozialen Ein-
boten. Es hilft bei der Suche nach Sprach-
stellungen geben. Kompetente und auf-
richtungen herstellt und bei fast allen Fra-
kursen und Kindergarten-, Schul-, Hort-,
geschlossene Ansprechpartnerinnen und
gen helfen kann, die Neubürgerinnen und
Ausbildungs- und Praktikumsplätzen oder
Ansprechpartner helfen weiter, sodass
Neubürger und ihre Angehörigen aus dem
nach Pflege- und Betreuungseinrichtungen
sich Neubürgerinnen und Neubürger
In- und Ausland haben.
für ältere mitziehende Familienangehörige.
schnellstmöglich wohlfühlen und ankommen können.
Auch bei der Wohnungssuche oder zu reDas Welcome-Service-Center berät und
gionalen Sport- und Freizeitmöglichkeiten
vermittelt Kontakte, z. B. bei allgemeinen
finden die Interessentinnen und Interes-
Einbürgerungsfragen oder zur Arbeitser-
senten Antworten und Informationen.
Im Interview:
Karl Scheuerlein
Leiter Welcome-Service-Center (Roth)
Geschäftsführer
Unternehmerfabrik Landkreis Roth GmbH
Warum sind Sie aktiv geworden?
Auslöser waren v. a. der demografische Wandel und Änderungen der wirtschaftlichen
Struktur. Es gibt zwar noch keinen durchgängigen Mangel an Arbeitskräften, aber die
Altersstruktur ändert sich in vielen Betrieben, und manche Branchen haben schon Fachkräftebedarfe, die nicht oder nicht ausreichend gedeckt werden können. Wir wollten als
Kapitel 2
Netzwerk in der Region bei diesem Thema schon frühzeitig tätig werden, um für die Zeit
gewappnet zu sein, in der das Thema richtig zuschlägt. Wir sind ein Teil der Metropolregion Nürnberg und haben mit dem Welcome-Service-Center die Pilotrolle im Rahmen der Allianz pro Fachkräfte inne.
Wie sind Sie vorgegangen?
Das Thema Zuwanderung wurde sowohl von den Unternehmen als auch von den Netzwerkpartnern angegangen. Hauptthema am Anfang war der Aufbau von Netzwerken
und Strukturen. Gerade bei komplexeren Fällen aus dem Ausland ist es sinnvoll, alle Akteure mit einzubinden, damit nur eine Ansprechpartnerin oder ein Ansprechpartner für
die Ankommenden nötig ist. Das kann das Welcome-Center selbst, aber auch ein anderer Partner aus dem Netzwerk sein, der diese Rolle übernimmt. Die Kommunikation
zwischen Zuwanderin bzw. Zuwanderer und Familie (wenn vorhanden), den betroffenen
Unternehmen, Behörden und z. B. Betreuungseinrichtungen oder Schulen und Bildungsträgern, übernimmt das Welcome-Center. Damit weiß das Unternehmen oder die betroffene Person, dass es eine zentrale Ansprechperson für alle Fragen und Belange gibt.
Das Center ist der Türöffner in die Region, der über alle Kontakte und Informationen
verfügt, die Neuankömmlinge brauchen.
Von der Idee bis zur Einbindung aller Akteure haben wir ein gutes dreiviertel Jahr gebraucht, sodass wir jetzt in der Lage sind, unkompliziert und kurzfristig zu helfen. Ein
persönliches Kennen der wichtigsten Kontaktpersonen in den verschiedenen Organisationen vor Ort ist dabei für den Erfolg des Projekts entscheidend.
Die Bandbreite der Betreuung ist groß und reicht von einfachen Beratungsgesprächen für
Interessentinnen und Interessenten per Telefon bis hin zu persönlicher Begleitung bei
Firmenbesuchen oder bei der Kommunikation mit Verwaltungen, z. B. bei der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen. Die Ansprechperson beim Welcome-Service-Center ist Mittlerin oder Mittler und Schnittstellenmanagerin oder -manager für
alle Beteiligten.
Wie haben Sie die Unternehmen
eingebunden?
Das Center wurde und wird in der Region sehr intensiv in Print und online vermarktet.
Außerdem stellen wir uns und unsere Angebote immer wieder in den Gremien der IHK
vor Ort vor und nutzen auch die Unternehmensnetzwerke der Wirtschaftsförderung.
So haben wir erreicht, dass die Unternehmen informiert und die Beratungs- und Unterstützungsangebote bekannt gemacht und inzwischen auch angenommen werden.
Allerdings muss das Thema sensibel und diskret behandelt werden. Viele Unternehmen
wollen in der Außendarstellung nicht bekannt machen, dass sie Schwierigkeiten bei
der Fachkräftesicherung haben. Diskretion zu konkreten Fällen ist aber auch aus Datenschutzgründen in alle Richtungen, also bei Arbeitgebern, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie bei den beteiligten Behörden wichtig. Nur so kann das Vertrauen entstehen, das für eine effiziente Fallbearbeitung notwendig ist.
21
22
Im Interview:
Linda Freudenberger
Rückkehrerin in die Region
Wie sind Sie auf den Service aufmerksam geworden?
Nach einem zehnjährigen Aufenthalt in Neuseeland wollte ich mit meinem Partner aus
familiären Gründen nach Deutschland zurück. Meine Eltern machten mich während der
Vorbereitungen für den Umzug schon auf das Angebot des Welcome-Service-Centers
in Roth aufmerksam. Sie hatten über Bekannte davon erfahren. Ich habe mich über den
Internetauftritt des Netzwerks dann informiert und schon aus Neuseeland per E-Mail
Kontakt aufgenommen. Dadurch konnten wir schon vorab viele Fragen klären. Nach
unserer Ankunft in Deutschland haben wir uns dann telefonisch und persönlich beraten
lassen.
Welche Fragen hatten Sie?
Sehr viele, die z. T. auch erst im Beratungsprozess erkennbar wurden. Obwohl ich aus
Deutschland komme, waren mir viele Dinge nicht oder nicht mehr klar. Deswegen war
der erste Überblick über alle notwendigen oder sinnvollen Aspekte, die man beachten
muss, sehr hilfreich. Da war das Welcome-Service-Center genau die richtige Anlaufstelle, die kompetent geholfen hat und auf alle unsere Fragen Antworten und Ansprechpersonen parat hatte.
Für mich funktionierte alles relativ unkompliziert. Ich hatte bereits eine Stelle, die ich
aber erst später antreten musste. Darum war es zunächst nötig, mich bei der Agentur für
Arbeit als arbeitssuchend zu melden. Schon dabei unterstützte mich das Welcome-Service-Center. Außerdem erhielt ich Informationen bei der Frage zu den Versicherungen,
die wir benötigen.
Aufwendiger war es für meinen Freund, für den es als Nicht-EU-Bürger viel mehr Dinge
zu beachten galt. Das fing an mit der Meldung beim Einwohnermeldeamt und anderen
Behördengängen, betraf die Führerscheinübertragung oder die Einrichtung eines Bankkontos. Auch zu den Integrationskursen brauchten wir Informationen. Dazu musste er
beraten und bei den Formalitäten auch unterstützt werden. Selbst zum Thema Zugtickets
konnten unsere Fragen beantwortet werden. Es war sehr hilfreich, dass es eine Anlaufstelle gab, die uns beriet und alle Informationen bündelte. Manchmal denke ich, dass
wir es alleine nicht geschafft hätten.
Kapitel 2
2.3 Da helfen wir Ihnen gerne – Betreuungs- und Pflegeangebote für Familien
Ein wesentliches Potenzial zur Verbreite-
wenn die sonst genutzte Betreuungsmög-
dem sie die Nachfrage bündeln und Inte-
rung der Fachkräftebasis in Deutschland
lichkeit ausfällt, kann dazu beitragen.
ressierte wie Dienstleister zusammenbrin-
bieten Frauen. Sowohl durch eine Erhö-
gen. Die eigentlichen Serviceangebote für
hung der Arbeitszeiten als auch durch eine
Bei Betreuungs- und Pflegeangeboten für
die Unternehmen und Beschäftigten in der
Ausweitung der Beschäftigung lassen sich
Familien, aber auch bei Bildungs- und Qua-
Region stellen sie nicht zur Verfügung,
schätzungsweise rund 1,5 Millionen zu-
lifizierungsangeboten für KMU, sind die
sondern „kaufen“ sie bei entsprechenden
sätzliche Fachkräfte aktivieren. Eine Ver-
institutionellen Akteure, z. B. Wirtschafts-
Anbietern ein. Das können z. B. eine Kin-
besserung der Vereinbarkeit von Familie
förderung, berufsständische Kammern
dernotfallbetreuung oder Qualifizierungs-
und Beruf ist also ein gutes Mittel zur regi-
oder Agentur für Arbeit, häufig eher orga-
angebote für die Beschäftigten eines Un-
onalen Fachkräftesicherung. Die Betreuung
nisierend und koordinierend tätig. Sie tre-
ternehmens nach einer Beratung durch die
von Kindern, gerade auch in Notfällen,
ten als Kontaktstellen und Makler auf, in-
Agentur für Arbeit oder IHK sein.
2
Vertrauen als Schlüssel – die Kindernotfallbetreuung der Ems-Achse
Die Notfallbetreuung der Ems-Achse ist
Um im Notfall eine Kinderbetreuung zu
entwickeln. Die Ergebnisse dieser Treffen
ein Service für Arbeitnehmerinnen und Ar-
übernehmen, stehen drei Tagesmütter-
spiegelt die Kontaktperson zurück in die
beitnehmer sowie für Unternehmen, um
teams montags bis freitags auf Abruf be-
Projektgruppe. So ist sichergestellt, dass
konkrete Hilfestellungen bei der Vereinbar-
reit. Eingesetzt werden diese durch die
sich die Notfallbetreuung ständig weiter-
keit von Familie und Beruf geben zu kön-
Vermittlungsstelle beim Familienservice
entwickelt.
nen. Mit der Betreuung ist gewährleistet,
Weser-Ems e. V. Sie ist für die Einsatz-
dass bei einem Ausfall der eigentlichen Kin-
planung und auch für die Schulung der
Vertrauen und Verlässlichkeit stellen die
derbetreuung eine qualifizierte Tagesmut-
Tagesmütter verantwortlich. Außerdem
wesentlichen Erfolgsfaktoren des Projekts
ter einspringt.3 Der Ablauf ist einfach: Bei
ist sie von Montag bis Freitag zwischen
dar. Während die Kinder selten damit Pro-
einem Notfall – also z. B. bei Krankheit der
7:00 Uhr und 19:00 Uhr ständig über das
bleme haben, dass eine zunächst fremde
regulären Tagesmutter – meldet ein Erzie-
Notfallhandy erreichbar.
Person auf sie aufpasst, müssen oftmals
hungsberechtigter diesen an die angege-
die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
bene Kontaktperson im Betrieb. Diese ruft
„Was ist eigentlich ein Notfall?“, „Wo fin-
erst davon überzeugt werden, dass das gut
dann die Kontaktperson der Notfallbe-
det die Kinderbetreuung statt?“, „Warum
funktionieren kann. Die regelmäßige Aus-
treuung an, die anschließend mit dem oder
werden Kinder mit bestimmten akuten
wertung der Einsätze zeigt nämlich, dass
der Erziehungsberechtigten die Einsatzde-
Erkrankungen vom Angebot ausgeschlos-
die Erziehungsberechtigten erst dann an-
tails bespricht (Ort der Betreuung, ggf.
sen?“. Mit diesen und anderen Fragen von
fangen, die Notfallbetreuung zu nutzen,
Allergien des Kindes, etc.). Anhand des Ein-
Unternehmen und Beschäftigten setzen
wenn sich die Tagesmütter im Betrieb vor-
satzplans informiert sie die in Bereitschaft
sich auf der Planungsebene der Ems-Ach-
gestellt haben und damit persönlich be-
stehende Tagesmutter, die dann die Kinder-
se die Projektgruppe sowie auf der Um-
kannt sind. Für Unternehmerinnen und
betreuung am vereinbarten Ort übernimmt.
setzungsebene das Vermittlungspersonal
Unternehmer empfiehlt es sich zudem, als
4
Innerhalb von zwei Stunden kann diese
mit den Tagesmüttern auseinander. Die
ersten Schritt eine Kontaktperson im
Ersatzbetreuung organisiert werden. Nach
Kontaktperson der Notfallbetreuung or-
Betrieb zu organisieren.
dem Einsatz telefoniert die Kontaktperson
ganisiert regelmäßige Treffen, bei denen
der Notfallbetreuung zur Qualitätssiche-
sich die Tagesmütter über ihre Einsätze
rung mit allen Beteiligten.
austauschen und gemeinsame Standards
2
3
4
Siehe auch Perspektive 2025, Bundesagentur für Arbeit 2011.
In diesem Projekt gibt es bislang nur Tagesmütter. Deshalb wird hier nur die feminine Form verwendet.
Die Projektgruppe ist eine originäre Einheit des Netzwerks und setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Institutionen
zum Thema Vereinbarkeit zusammen, z. B. Gleichstellungsbeauftragte, Koordinierungsstelle Frau und Beruf sowie Emsländische Stiftung
Beruf und Familie.
23
24
Im Interview:
Nils Siemen
Projektleiter Ems-Achse: Jobmotor Nordwest
Wie organisiert man als Netzwerk eine
Kindernotfallbetreuung?
Bei der Kindernotfallbetreuung handelt es sich um eine von über 30 Maßnahmen, die
wir im Rahmen unserer Fachkräfteinitiative umgesetzt haben. Das Angebot zielt darauf
ab, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit
Kindern konkret bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Die Idee
geht auf die Emsländische Stiftung Beruf und Familie zurück, die die Notfallbetreuung im Rahmen eines Modellprojekts im Landkreis Emsland zwischen 2008 und 2010
erfolgreich getestet hat. Wir konnten in der Projektgruppe „Familien-Achse“ auf diese
Erfahrungen zurückgreifen, als wir die Maßnahme im Oktober 2010 flächendeckend in
den sechs Gebietskörperschaften der Ems-Achse eingeführt haben. Wir sind dabei eine
Partnerschaft mit dem Familienservice Weser-Ems e. V. eingegangen. Dort ist die Koordinatorin der sechs Tagesmütter angesiedelt, die für das Projekt eingestellt wurden.
Wie finanziert man diese oder trägt
sich so ein Projekt alleine?
Das Gros der Kosten entfällt bei dieser Maßnahme auf das qualifizierte Personal. Die
Finanzierung aller unserer Projekte basiert auf drei gleichwertigen Säulen: den Mitgliedsbeiträgen der Unternehmen, den Beiträgen der Kommunen sowie den projektbezogenen Fördermitteln – in diesem Fall EFRE-Mittel (Europäischer Fonds für regionale
Entwicklung) bzw. Mittel aus dem Fond „Regionale Wachstumsprojekte“ des Landes
Niedersachsen. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hängt dabei übrigens von der Unternehmensgröße ab – dabei gilt, je mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Betrieb hat,
desto mehr zahlt er ein. Hierdurch verteilen wir die Kosten auf mehrere Schultern. Wie
bei den anderen Maßnahmen auch, entstehen darüber hinaus für die Nutzerinnen und
Nutzer der Kindernotfallbetreuung keine zusätzlichen Kosten.
Im Interview:
Petra Rosenboom
Bürgerdienste, Jugend, Soziales – Jugendpflege
Leitung bei der Gemeinde Westoverledingen
Warum haben Sie die Kindernotfallbetreuung in Ihrer Gemeinde eingeführt?
Die Notfallbetreuung ist ein weiteres Projekt zur Qualitätssteigerung unseres Unternehmens. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, ist es notwendig, den Mitarbeiterinnen
Kapitel 2
und Mitarbeitern ideale Arbeitsbedingungen zu bieten. Das schafft Zufriedenheit und
Sicherheit, wodurch auch unsere Dienstleistungen besser werden. Unsere Gemeinde
beschäftigt rund 170 Personen, viele davon zentral in der Verwaltung. Etliche allerdings
auch an verschiedenen Standorten, u. a. in unseren vier Kindertageseinrichtungen, auf
dem Bauhof oder im Klärwerk.
Falls die normale Betreuung bei einer Familie ausfällt oder aufgrund von Witterungsbedingungen die Schule geschlossen ist, müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Urlaub nehmen. Um das zu verhindern, ist Unterstützung notwendig. In unseren Kindertageseinrichtungen gilt für die Angestellten Anwesenheitspflicht. Krankheit oder Ausfälle verursachen speziell dort große Probleme. Jetzt können sie das Angebot nutzen
und, obwohl unser Angebot noch neu ist, besteht bereits reges Interesse. Das Besondere
bei uns ist, dass die Betreuung auch außer Haus genutzt werden kann. Da die Betreuerinnen unbekannt sind und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Schwierigkeiten mit
einer Betreuung im eigenen Haus hätten, können die Kinder auch in unserem „Haus der
Begegnung WO(h)Ltat“ betreut werden, in dem z. B. auch Veranstaltungen und Kurse
angeboten werden. Es befindet sich direkt hinter unserer Verwaltung, sodass die Erziehungsberechtigten im Betreuungsfall immer in der Nähe sind.
Was ist Ihr Part bzw. warum haben Sie
es nicht von sich aus angeboten?
Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Reihe familienfreundlicher
Leistungen. Dazu gehören neben der Gleitzeit auch Teilzeitangebote und Telearbeitsplätze sowie Jobsharing, das derzeit zwei Mitarbeiterinnen nutzen. Die Kolleginnen teilen sich einen Arbeitsplatz, Montag und Dienstag ist die eine anwesend, Mittwoch und
Donnerstag die andere. Freitags wechseln sich beide ab. Außerdem bieten wir eine Ferienbetreuung in Kooperation mit dem Landkreis Leer für 40 Tage im Jahr an. Das wird
sehr gut angenommen. Nur eine Notfallbetreuung fehlte uns bisher.
Als kleinerer Betrieb hätten wir wahrscheinlich auch nicht ausreichend Nachfrage, um
die Finanzierung dieses Angebots alleine sichern zu können. Finden sich aber viele Partner zusammen – wir sind in der Region bereits das 71. Unternehmen, das sich an dem
Angebot beteiligt – dann rechnet sich das. Wir haben die Kindernotfallbetreuung deshalb
über die Ems-Achse gebucht. Die Gemeinde zahlt der Wachstumsregion Ems-Achse e. V.
einen Mitgliedsbeitrag, in dem die Notfallbetreuung enthalten ist. Es entstehen keine
weiteren Kosten für Eltern oder Gemeinde.
Im Betrieb ist ab sechs Uhr morgens ein Notfalltelefon besetzt und über eine Koordinierungsstelle kann innerhalb von zwei Stunden eine Betreuung sichergestellt werden. Das
funktioniert sogar, falls die Schule mal ausfällt und mehrere Kinder betreut werden müssen.
25
26
Im Interview:
Kathrin Busch
Assistenz Firmen-/Agrarkundengeschäft
Volksbank Niedergrafschaft eG Hoogstede
Wie wurden Sie auf den Service
aufmerksam?
Die Volksbank Niedergrafschaft ist Partner bei der von der Ems-Achse angebotenen
Kindernotfallbetreuung. Nach meiner Einstellung wurde ich von unserer Vorstandssekretärin über die Notfallbetreuung informiert und erhielt alle Formulare. Als Koordinatorin für die Notfallbetreuung in der Volksbank steht sie außerdem jeden Tag ab
7:30 Uhr als Ansprechpartnerin zur Verfügung.
Was ist für Sie der Vorteil?
Es ist unheimlich beruhigend, dass es dieses Angebot gibt. Selbst, wenn man es nicht
benötigt, fühlt man sich als Mutter sicherer. Und kommt es einmal zu einem Notfall, in
dem man es in Anspruch nimmt, muss man keinen Tag Urlaub nehmen und z. B. Kundentermine absagen. In den beiden Fällen, in denen ich das Angebot genutzt habe, war
es so, dass ich am Tag vorher schon wusste, dass die normale Betreuung ausfallen würde. So konnte ich bereits am Vortag die Notfallbetreuung anstoßen, die morgens gleich
um acht Uhr da war.
Wie sind Ihre Erfahrungen bzw. die
Ihrer Kinder?
Das ist ohne Einschränkungen ein wunderbares Angebot. Auch für meine Tochter ist es
gut, und es gab bisher keine Schwierigkeiten. Das liegt aber auch daran, dass die Tagesmütter sehr offen auf die Kinder zugingen und mit ihnen spielten oder bastelten.
Kapitel 2
2.4 Für Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit – Qualifizierungs- und
Beratungsangebote für KMU
Weitere Möglichkeiten, erhebliche Fach-
fähigkeit. Dabei schaffen es gute Maßnah-
orientierte Personalpolitik zu etablieren.
kräftepotenziale zu aktivieren, sind Quali-
men aus Netzwerken, Mitarbeiterinnen
Dadurch können dann z. B. flexiblere Ar-
fizierungs- und Beratungsangebote. Durch
und Mitarbeiter so zu fördern, dass An-
beitszeiten, ein betriebliches Gesundheits-
Erhöhung des Qualifikationsniveaus stei-
und Ungelernte in KMU einen Berufsab-
management oder Zielvereinbarungssys-
gern die Unternehmen ihre Wettbewerbs-
schluss nachholen. Oder sie schaffen es
teme in KMU eingeführt werden.
fähigkeit und die Mitarbeiterinnen und Mit-
durch ein individuelles Beratungsangebot,
arbeiter gleichzeitig ihre Beschäftigungs-
eine zukunftsgerechte und mitarbeiter-
„Für einen Berufsabschluss ist es nie zu spät“ – Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz
Ein gutes Beispiel, wie Netzwerke Bil-
durch Steigerung der Beschäftigungsfä-
betroffene, meist ländliche Region mit
dungspotenziale in KMU fördern können,
higkeit und des Qualifizierungsniveaus
Entwicklungspotenzial in wirtschaftli-
ist das Netzwerk Nachqualifizierung
eine strukturelle Verbesserung der beruf-
chen Wachstumsbranchen, zu denen die
in der Pfalz (NQ Pfalz). In ihm arbeiten
lichen Integration von An- und Ungelern-
genannten Gewerbe zählen. Punktuell
unter Federführung der Handwerkskam-
ten in KMU zu erreichen.
besteht hier bereits heute in prosperierenden Gebieten ein Fachkräftebedarf,
mer Agenturen für Arbeit, Berufsbildende
Schulen, Bildungsträger, Innungen, das
Die Handwerkskammer Pfalz betreut
der nicht zu einhundert Prozent gedeckt
IQ-Netzwerk, Jobcenter, Kreishandwer-
rund 18.000 KMU. Davon gehören 3.660
werden kann. Größte Engpässe gibt es
kerschaften, Migrantenorganisationen,
zum Elektro- und Metallhandwerk sowie
aktuell bei beruflich qualifizierten Elekt-
5
Unternehmen der Region und Verbände
2.247 zum Bau- und Ausbaugewerbe.
ronikerinnen und Elektronikern sowie in
zusammen. Sie alle verfolgen das Ziel,
Die Pfalz ist eine vom Strukturwandel
einigen metallverarbeitenden Berufen.
Im Interview:
Frank Bixler
Qualifizierungsberater
Handwerkskammer der Pfalz
Warum sind Sie bei dem Thema
Nachqualifizierung als Netzwerk
aktiv geworden?
Weil es bereits heute Engpässe in bestimmten Branchen gibt: Auf 100 gemeldete Stellen
kommen zum Teil nur 45 Arbeitslose. Die Vakanzzeiten dieser Berufe liegen deutlich
über dem Durchschnitt. Im Zuge des demografischen Wandels wird sich diese Situation
noch verschärfen. Gleichzeitig erwartet die Wirtschaft immer mehr Facharbeiterqualifikationen, die selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren der Arbeit voraussetzen. Somit sinken die Beschäftigungschancen für An- und Ungelernte und personelle
Ressourcen werden nicht vollends ausgeschöpft. Allen Beteiligten war somit klar: Diese
Herausforderung kann man nur gemeinsam bewältigen.
5
Alle Zahlen stammen von der Handwerkskammer Pfalz.
27
28
Was genau wird in dem Projekt
gemacht?
Das Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz (NQ Pfalz) macht deutlich, wie individuelle
abschlussorientierte Nachqualifizierung und Qualifizierungsberatung in einem Konzept
zusammen kommen. Es wird gefördert aus Mitteln des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie.
Abschlussorientierte Nachqualifizierung (NQ) ist ein Instrument der beruflichen Bildung.
Dabei werden die unterschiedlichen Möglichkeiten des nachträglichen Erwerbs des
Berufsabschlusses aufgezeigt und organisiert. Von besonderer Bedeutung ist hierbei,
dass die bisher erworbenen beruflichen Kompetenzen mit einbezogen werden. Um den
Anforderungen einer individuellen Beratung gerecht zu werden, kombiniert das Projekt
Case Management mit aktiver Netzwerkarbeit.
Was kann mit dem Angebot erreicht
werden?
Mit der Nachqualifizierung kann sehr viel erreicht werden – und das für beide Zielgruppen: KMU und deren Beschäftigte. Die Unternehmen erhalten praktikable Ansätze,
wie sie die Qualifizierungspotenziale ihrer an- und ungelernten Beschäftigten besser erschließen können. Die Beratung im Betrieb zielt auf eine langfristige Sicherung des
Bedarfs an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. Sie fördert die Kompetenzentwicklung, die zukunftsfähige Beschäftigung und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der KMU.
Die Beschäftigten erhalten die Möglichkeiten des nachträglichen Erwerbs eines Berufsabschlusses. Von besonderer Bedeutung ist hier, die bisher erworbenen beruflichen
Kompetenzen zu verwerten. Durch einen erfolgreichen Berufsabschluss steigern die
Beschäftigten ihr Qualifizierungsniveau und ihre Beschäftigungsfähigkeit. Damit reduzieren sie die Gefahr einer möglichen Arbeitslosigkeit. Die Nachqualifizierung ist somit
ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Pfalz.
Auch für das Netzwerk kann etwas erreicht werden. Denn Netzwerke müssen lernende
Organisationen sein und einen ganz konkreten Nutzen im Sinne kreativer neuer Lösungen zum Thema bieten. Erst dann arbeitet ein Netzwerk schnell, flexibel und setzt eher
auf informelle als auf formelle Strukturen. Durch den Austausch und die Zusammenarbeit der jeweiligen Netzwerkpartner in diesem Projekt, eröffnen sich der Zugang zu
anderen Kompetenzen und Ressourcen sowie der Transfer von Ideen und Anregungen.
Warum ist das Netzwerk für die
Zielerreichung wichtig?
Das Projektkonzept NQ Pfalz umfasst auch die Koordinierung aller Beteiligten während
der Umsetzung von Nachqualifizierung, nach der Grundidee „Bildung als Koproduktion“.
Die Qualifizierungsberaterinnen und -berater stimmen sich mit den beteiligten Unternehmen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den Bildungsdienstleistern, den Agenturen für Arbeit, den Jobcentern und ggf. weiteren Partnern ab: Z. B. dazu, wie die Kompetenzen und Ressourcen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Weg zum Berufsabschluss mit der Berufstätigkeit, den Interessen des jeweiligen Arbeitgebers und den
Bedingungen des Weiterbildungsmarktes effektiv zusammengeführt werden können.
Kapitel 2
Im Interview:
Stefan Egelhof
Geschäftsführer und Orthopädieschuhmachermeister
Schwerdtfeger Sanitätshaus und Orthopädieschuhtechnik
in Kaiserslautern
Warum beteiligen Sie sich an dem
Netzwerk. bzw. Projekt?
Wir müssen leider in den letzten Jahren feststellen, dass wir unseren Fachkräftebedarf
regional nicht mehr über den Arbeitsmarkt decken können. Es fehlt an geeigneten ausbildungswilligen Jugendlichen, die sich für den Ausbildungsberuf Orthopädieschumacherin oder -schumacher interessieren, sowie an qualifizierten Fachkräften. „Abschlussorientierte Nachqualifizierung“ ist für uns ein neuer Weg der Fachkräftegenerierung.
Bewährte an- und ungelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Unternehmens
können effizient zum Berufsabschluss geführt werden. Der Markt für berufliche Weiterbildung ist groß und unübersichtlich. Um sich als Unternehmen darin zurechtzufinden,
leistet das Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz (NQ Pfalz) professionelle Unterstützung durch Markt- und Branchenkenntnis.
Was müssen Sie dafür tun?
Aufgeschlossen und kooperationsbereit gegenüber Alternativen zu den herkömmlichen
Wegen der Aus- und Weiterbildung sein. Außerdem unterstützen wir die Netzwerkarbeit
durch Aufzeigen unserer Win-win-Situation in der Öffentlichkeit.
Wie sehen Ihre bisherigen Erfolge aus?
Einer unserer Produktionshelfer hat sich 2013 dazu entschlossen, den Berufsabschluss
zum Orthopädieschuhmacher nachzuholen. Aufgrund seiner Gehörlosigkeit und den damit verbundenen Einschränkungen – so musste zum Beispiel eine Berufsschule gefunden
werden, die Gehörlose unterrichtet – entschieden wir uns für eine betriebliche Einzelumschulung mit Förderung durch die Agentur für Arbeit. Die Zwischenprüfung hat er bereits
erfolgreich abgelegt. Ohne die Zusammenarbeit mit dem Projekt NQ Pfalz wäre dies nicht
so reibungslos möglich gewesen.
29
30
Im Interview:
Jörg Neufeld
Umschüler zum Orthopädieschuhmacher
Schwerdtfeger Sanitätshaus und Orthopädieschuhtechnik
in Kaiserslautern
Warum machen Sie bei dem Projekt
mit?
Es war schon immer mein Traum als Schuhmacher zu arbeiten. Ich bin sehr glücklich,
nach vielen Jahren, in denen ich immer nur für höchstens ein Jahr bei einem Betrieb
beschäftigt war, endlich einen Chef gefunden zu haben, der mir die Chance zum Nachholen des Berufsabschlusses bietet.
Welche Unterstützung erhalten Sie?
Unterstützung verdanke ich vor allem meinem Chef. Sehr große Unterstützung habe ich
auch durch meine Familie und Arbeitskolleginnen und -kollegen erhalten.
Inwiefern würden Sie das Projekt
anderen weiterempfehlen?
Anfangs fiel mir die Entscheidung zur Nachqualifizierung nicht leicht. ln einem Beratungsgespräch mit dem Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz (NQ Pfalz) und mit der
Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens wurde alles für meine Nachqualifizierung
besprochen. Die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben dann einen auf mich
zugeschnittenen Qualifizierungs- und Finanzierungsplan aufgestellt, mit dem ich starten
konnte. Jetzt erst realisiere ich, wie gut diese Entscheidung für meine Zukunft ist.
Vorwort
Bildungsberatung auch für die Kleinen – unternehmensWert:Mensch der Allianz
pro Fachkräfte in der Metropolregion Nürnberg
Ein weiteres Beispiel zur Sicherung des
ten und mitarbeiterorientierten Personal-
zentralen personalpolitischen Handlungs-
Fachkräftebedarfs von KMU ist das Projekt
politik. Inhaltlich bewegt es sich im Kon-
felder folgt. Gefördert werden in der neu-
unternehmensWert:Mensch der Allianz
text der Initiative Neue Qualität der Arbeit
en Runde ab Oktober 2015 bis zu zehn
pro Fachkräfte. Die Netzwerkpartner in
(INQA), in deren vier zentralen personal-
Beratungstage im Volumen von bis zu
der Region sind die Handwerkskammer
politischen Handlungsfeldern Maßnahmen
10.000 Euro. Die Förderquote bei Unter-
für Mittelfranken und IHK Nürnberg für
angeschoben werden können: „Personal-
nehmen mit bis zu zehn Mitarbeiterinnen
Mittelfranken. Sie sind Erstberatungs-
führung“, „Chancengleichheit und Diversity“,
und Mitarbeitern beträgt 80 Prozent; bei
stellen in der Neuauflage des Programms
„Gesundheit“ und „Wissen und Komptenz“.
Betrieben von elf bis 249 Mitarbeiterinnen
unternehmensWert:Mensch des Bundes-
und Mitarbeitern 50 Prozent.
ministeriums für Arbeit und Soziales aus
Im Rahmen einer Erstberatung der in-
Mitteln des Europäischen Sozialfonds ESF).
teressierten Unternehmen wird der konkrete Handlungsbedarf ermittelt, auf den
Das Förderprogramm unterstützt KMU
im Anschluss eine weiterführende Pro-
bei der Umsetzung einer zukunftsgerech-
zessberatung rund um Themen der vier
Im Interview:
Stefan Crämer
Geschäftsführer
Crämer & Co. GmbH aus Nürnberg
Warum haben Sie sich über das Projekt
unternehmensWert:Mensch unterstützen lassen?
Als Mittelständler mit über 80 Beschäftigten, von denen viele Berufsrückkehrerinnen
und -rückkehrer oder junge Eltern sind, mussten wir, um ein attraktiver Arbeitgeber zu
bleiben, neue Möglichkeiten zur Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern finden. Dazu gehörten auch flexiblere Arbeitszeitmodelle und Führungsmodelle. Nur so
konnten wir gleichzeitig den Anforderungen des Unternehmens und der Beschäftigten
gerecht werden.
Was war das Ergebnis der Beratung?
Wir haben das Programm dazu genutzt, um unsere Personalplanung zu optimieren und mit
unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden. Die Beratung zu mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch den Netzwerkpartner
IHK war sehr sinnvoll. Das Programm ist eine tolle Sache und hat uns absolut geholfen.
31
32
Im Interview:
Monika Schuhmann
Projektleiterin
unternehmensWert:Mensch
Warum sind Sie aktiv geworden?
KMU haben einen großen Handlungsbedarf angesichts der großen Fachkräftenachfrage,
aber nur ein kleiner Teil von ihnen hat überhaupt einen eigenen HR-Manager. Diese
Firmen benötigen also eine umfassende und umsetzungsorientierte Beratung zu
HR-Themen, die durch eine niederschwellige Förderung unterstützt werden können.
Das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch passte also perfekt in die Landschaft.
Wie sind Sie vorgegangen?
Bereits in der Pilotphase von Oktober 2012 bis März 2015 haben in unserer Region 140
Mitgliedsunternehmen der IHK in Nürnberg für Mittelfranken erfolgsversprechend von
dieser Förderung profitiert. Die teilnehmenden Unternehmen beschäftigten zwischen
zwei und 229 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und stammen aus den unterschiedlichsten Branchen. Besonders stark waren IT-Unternehmen in der Pilotphase vertreten, die
den Fachkräftemangel schon jetzt stark spüren. Die Unternehmen nutzten die Fachberatungen beispielsweise zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements,
zum Aufbau eines Zielvereinbarungssystems mit Mitarbeitergesprächen, zur Einführung
einer weiteren Führungsebene oder zur Verbesserung des Wissenstransfers im Betrieb.
Dann stand der Rollout für ganz Deutschland an und wir befragten unsere Kammerkolleginnen und -kollegen in Bayern, ob ein bayernweiter Antrag für dieses Projekt eine
gelungene Erweiterung des bestehenden Beratungsprogramms der Kammern sei.
Gemeinsam stimmten wir dann unsere Anträge aufeinander ab und verwiesen auf das
hervorragende Netzwerk in den Regionen, das es leicht macht, Projekte gut zum
Laufen zu bringen – mit Erfolg. Seit August 2015 sind wir erneut Erstberatungsstelle im
Programm und wollen unseren KMU zu einer Förderung verhelfen. So können viele
firmeninterne Projekte umgesetzt und die Arbeitgeberattraktivität der beteiligten Firmen erhöht werden. Das stärkt letztlich auch die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen.
Wie gewinnen Sie die Unternehmen
für das Projekt?
Es handelt sich um ein sehr gutes, praxisnahes Förderprogramm. Die Firmen haben
einen direkten Nutzen und fragen es daher gerne nach. Ich begleite die KMU durch
das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch. Aus der Pilotphase sind sehr viele
Unternehmen auf diese Fördermöglichkeit aufmerksam geworden und haben dieses
auch weiterempfohlen. Der Nutzen für unsere KMU hat sich bereits herumgesprochen, viele Unternehmen haben schon im Vorfeld anfragt, wann es weiter geht. Dies
ist ein deutliches Zeichen, dass besonders hier ein großer Nutzen für KMU angeboten
wird und dass erfolgreiche Projekte sich im Netzwerk herumsprechen.
Kapitel 2
Was konnten Sie bisher erreichen?
Wir haben das Programm in der Pilotphase bei uns in der Region durch eine Befragung
der teilnehmenden Firmen evaluiert. Das Ergebnis: 140 Firmen haben in der Pilotphase
teilgenommen, weil ihnen das Thema Fachkräftesicherung wichtig ist. Wir konnten viele
Unternehmen nachhaltig auf den Weg bringen, eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur zu etablieren und Veränderungen anzustoßen. Das ist ein toller Erfolg!
33
34
3. Fazit: Chancen
und Möglichkeiten
Netzwerke als Agenturen
regionaler Serviceangebote
zur Fachkräftesicherung
Fazit
Mit unterschiedlichsten Serviceangeboten leisten Netzwerke
entwickeln und verwirklichen, z. B. bei geförderten Projekten.
wichtige Beiträge zur Fachkräftesicherung in den Regionen.
Als Netzwerk besitzen die kooperierenden Akteure dann für die
Die Angebote decken ein weites Spektrum an Zielgruppen und
Mittelbeantragung und Umsetzung die Kapazitäten und Kompe-
Themen ab. Einige Projekte wurden Ihnen in dieser Broschüre
tenzen, um ein Projekt wie die Nachqualifizierung in der Pfalz
vorgestellt. Alle Angebote haben viele thematische Schnittstel-
erfolgreich durchzuführen. Bereits bestehende Maßnahmen
len und erfordern die Kompetenzen, Kapazitäten und Kontakte
können zudem gemeinsam weiterentwickelt und ausgebaut wer-
unterschiedlicher regionaler Arbeitsmarktakteure.
den. Bei Übernahme von hier geschilderten Beispielen können
Netzwerke darüber hinaus überlegen, diese auf die Situation in
Durch die Kooperation dieser Akteure entstehen Strukturen, die
ihrer eigenen Region individuell anzupassen. So ließe sich eine
die Fachkräftegewinnung und -sicherung gerade kleinerer Unter-
wie bei der Ems-Achse bisher werktägliche Kindernotfallbetreu-
nehmen in vielerlei Hinsicht erleichtern. So lassen sich Aufwände
ung von 7:00 Uhr bis 19:00 Uhr, auch auf das Wochenende und
reduzieren, wenn es etwa im Sinne eines „Einheitlichen Ansprech-
längere Uhrzeiten ausweiten, die Arbeitszeiten in Unternehmen
partners“ nur eine Kontaktstelle oder -person gibt, oder auch
mit Schichtbetrieb besser abdeckt.
gemeinsam umfangreichere Serviceangebote und Maßnahmen
Durch Fachkräftesicherung die Region attraktiver machen
Die Angebote der regionalen Netzwerke
Rückkehrer gewonnen oder Informatio-
tragen auch zur Bekanntheit und Attrak-
nen über Unternehmen und Wirtschaft
tivität ihrer Region und der vorhandenen
einer Region online verbreitet werden
Unternehmen bei. Dies ist gerade dann
sollen. Das ist sowohl im Interesse der
der Fall, wenn es um Projekte im Bereich
regionalen Wirtschaft als auch der Ein-
der Anwerbung von Neubürgerinnen und
wohnerinnen und Einwohner.
Neubürgern geht, Rückkehrerinnen und
Es profitieren alle in der Region
Es lohnt sich für Unternehmen, sich an
fähigkeit und den eigenen Marktwert er-
das Bleiben, denn die Menschen merken,
solchen Projekten aktiv zu beteiligen oder
höhen können, und es wird Unterstützung
dass sie willkommen sind und gebraucht
sie zu nutzen. Denn sie profilieren sich als
bei der Kinderbetreuung oder Pflege von
werden.
engagierte, attraktive Arbeitgeber, die ih-
Angehörigen angeboten.
ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu-
Davon profitiert die gesamte Region: Ihr
sätzlichen Service anbieten, nachgefragt
Für Interessierte aus anderen Ländern
Fachkräfteangebot und ihre Attraktivität
sind und dadurch ihren Fachkräftebedarf
und Regionen sowie für bereits zugezoge-
steigen, ein gemeinsames Bewusstsein
leichter und besser decken können.
ne Fachkräfte und ihre Familien bieten die
und Zusammengehörigkeitsgefühl nach
Netzwerkstrukturen erste Anlaufstellen
innen und nach außen entsteht. Und
Aber auch wer in der Region bereits lebt
und offerieren vielfältige Angebote bei
durch den gemeinsamen Auftritt wird
und arbeitet, kann profitieren: betriebliche
der Ankunft und beim Einleben. Die je-
eine regionale Marke etabliert, die weit
Arbeits- und Karrieremöglichkeiten vor
weiligen Ansprechpersonen begleiten die
über die regionalen Grenzen hinaus
Ort werden aufgezeigt, es wird zu Quali-
Neubürgerinnen und -bürger vor Ort und
bekannt ist.
fikationsmöglichkeiten und Fördermitteln
stehen ihnen unterstützend zur Seite. Das
beraten, die die eigene Beschäftigungs-
erleichtert das Ankommen und festigt
35
36
4. Anhang
Weitere Informationen
Vorwort
37
38
4.1 Das Innovationsbüro Fachkräfte für die Region
Das Innovationsbüro Fachkräfte für die
gionalen Voraussetzungen vor Augen
Unternehmerverbände, Gewerkschaften,
Region ist ein Projekt des Bundesminis-
führt. In vielen Regionen der Bundesrepu-
Wirtschaftsförderer und Rentenversiche-
teriums für Arbeit und Soziales (BMAS).
blik sind deshalb in den letzten Jahren
rungsträger zusammenkommen und kon-
Ausgangspunkt für das Projekt war die
Projekte, Initiativen und Netzwerke zur
krete Maßnahmen zur Fachkräftesiche-
Erkenntnis, dass es für die Fachkräftesi-
Fachkräftesicherung entstanden. Allen lo-
rung vor Ort vorantreiben. Dabei haben
cherung in den Regionen keine einfachen
kalen Netzwerken ist gemein, dass in ih-
sich viele interessante und nachahmens-
Patentrezepte gibt. Vor allem dann nicht,
nen regionale Akteure wie z. B. Agenturen
werte Projekte entwickelt.
wenn man sich die unterschiedlichen re-
für Arbeit, Kammern, Arbeitgeber und
Genau da setzt das Innovationsbüro Fachkräfte für die Region an:
Wir unterstützen und beraten regionale Netzwerke und Initiativen etwa bei Fragen
zur Gründung oder zur Netzwerkorganisation.
Wir organisieren Erfahrungsaustauschkreise und Workshops für Netzwerke und
Interessierte, um regionale Strategien und Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren
und weiterzuentwickeln.
Wir richten bundesweite Veranstaltungen wie die jährliche Fachtagung und den
Innovationstag aus, um eine breite Öffentlichkeit für das Thema Fachkräftesiche-
rung zu sensibilisieren, die überregionale Vernetzung voranzutreiben und um neue
Impulse und Ideen zu verbreiten.
Wir bieten mit unserem Internetauftritt www.fachkraeftebuero.de eine zentrale
Plattform, die zahlreiche Informationen zum Thema regionale Fachkräftesicherung,
zur Netzwerkarbeit, zu guter Praxis und zu innovativen Projekten bündelt.
Wir veröffentlichen Leitfäden zu den internen Prozessen von erfolgreicher
Netzwerkarbeit und Broschüren zu guter Praxis in den Regionen.
Informationen über die vom Innovations-
Weitere ergänzende Unterstützungsan-
büro identifizierten Netzwerke finden Sie
gebote finden Sie im Rahmen der Initi-
unter:
ative Neue Qualität der Arbeit und des
www.fachkraeftebuero.de/netzwerke/
ESF-Modellprogramms
netzwerkdatenbank/
unternehmensWert:Mensch unter:
www.inqa.de
www.unternehmens-wert-mensch.de
Anhang
4.2 Netzwerke: Informationen und Kontaktdaten
Allianz pro Fachkräfte
Ems-Achse, Jobmotor Nordwest
Nachqualifizierung in der Pfalz
Die Allianz pro Fachkräfte in der Metro-
Das als Verein organisierte Netzwerk will
Das Projekt Nachqualifizierung in der
polregion Stuttgart will Fachkräfte aller
die gemeinsame Wirtschaftsregion Ems-
Pfalz (NQ Pfalz) bietet eine strukturelle
Qualifikationsstufen gewinnen. Dazu
Achse stärken.
Weiterentwicklung und Verbesserung der
wird mit entsprechenden Projekten die
beruflichen Integration von An- und Un-
Verbesserung des Lebensumfelds in der
Auf Basis der Analyse von Fachkräftebe-
gelernten in KMU durch Steigerung des
Region vorangebracht sowie die Willkom-
darfen und -potenzialen haben sich die
Qualifizierungsniveaus. Für die Zielgruppe
menskultur für zuziehende Fachkräfte
Partner des Netzwerkes die übergeordne-
ermöglicht es eine soziale und berufliche
und ihre Familien gestärkt.
ten Ziele gesetzt, der Wirtschaftsregion
Integration, indem der nachträgliche
Ems-Achse ein attraktives Profil zu verlei-
Erwerb des Berufsabschlusses aufge-
Die regionalen Akteure haben sich unter
hen sowie zusätzliche Arbeitsplätze in der
zeigt, organisiert und begleitet wird. Dies
einer Dachmarke zusammengetan und
Region zu schaffen.
reduziert die Wahrscheinlichkeit einer
vermarkten ihre Aktivitäten gemeinsam.
drohenden Arbeitslosigkeit und ist ein
Die Dachmarke Ems-Achse bildet den
Beitrag zur Fachkräftesicherung.
Überbau, unter dem die Initiativen und
Maßnahmen zur Fachkräftesicherung
umgesetzt werden.
Website:
Website:
Website:
www.allianz-pro-fachkraefte.de
www.emsachse.de
www.nachqualifizierung-pfalz.de
Kontakt:
Kontakt:
Kontakt:
Yvonne Wetsch
Dr. Dirk Lüerßen
Frank Bixler
IHK Nürnberg für Mittelfranken
Wachstumsregion Ems-Achse e. V.
Handwerkskammer der Pfalz
Tel.: +49 (0)911 1335-142
Tel.: +49 (0)4961 - 94 09 980
Tel.: +49 (0)631 3677-227
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
39
40
Wachstumskern Autobahndreieck
Zuhause in Brandenburg e. V.
Wittstock/Dosse e. V.
Mit dem Fachkräftemanagement, der
Zuhause in Brandenburg hat zum Ziel,
Etablierung als Logistikdrehscheibe und
den demografischen Wandel aktiv zu ge-
einem gezielten Standortmarketing möch-
stalten und damit eine positive Verände-
te das Netzwerk seit 2005 die Region als
rung der Einwohnerzahlen zu erreichen.
Wachstumskern zwischen den Metropol-
Das soll vor allem durch die Förderung
regionen Berlin/Brandenburg und Ham-
von Rückwanderung und Zuzug in die
burg weiterentwickeln und damit zur Fach-
Region erreicht werden.
kräftesicherung beitragen. Denn durch die
ländliche Lage sind Fachkräfteengpässe in
Außerdem sollen durch ein zielgruppen-
der mittelständisch geprägten Wirtschaft
spezifisches Marketing Perspektiven für
schon jetzt zu spüren.
junge Menschen aufgezeigt werden.
Alle Maßnahmen haben das Ziel, die Wirtschaftskraft zu stärken und den Fachkräftebedarf der regionalen Unternehmen zu
sichern.
Website:
Website:
www.prignitz-in-germany.com
www.zuhause-in-brandenburg.de
Kontakt:
Kontakt:
Mike Blechschmidt
Ariane Böttcher
Bernd Blechschmidt Industrie- und
Zuhause in Brandenburg e. V.
Gebäudeservice GmbH
Tel.: +49 (0)3987 - 20 06 746
Tel.: +49 (0)3395 764010
E-Mail: [email protected]
E-Mail: [email protected]
Anhang
Impressum
Herausgeber:
Redaktion:
DIHK Service GmbH
Innovationsbüro
Geschäftsführer Dr. Achim Dercks,
Fachkräfte für die Region
Dr. Ulrich Koch, Sofie Geisel
Amtsgericht Charlottenburg
HRB 90039 B
Ust.-IDNr.: DE 169824169
Steuernummer: 37/276/20732
Stand:
2. Auflage
Oktober 2015
Gestaltung:
Commerzbank AG Berlin
Anne Krieger Kommunikationsdesign
Konto 4104 429 100
Tel.: +49 (0)163 - 69 58 623
BLZ 120 800 00
Internet: www.annekrieger.de
IBAN DE 57 1208 0000 4104 4291 00
Druck:
DCM Druck Center Meckenheim GmbH
Im Auftrag von:
Werner-von-Siemens-Straße 13
53334 Meckenheim
Bundesministerium
Tel.: +49 (0)2225 - 88 93 550
für Arbeit und Soziales
Internet: www.druckcenter.de
Wilhelmstraße 49
10117 Berlin
Fax: +49 (0)30 - 18 52 72 236
E-Mail: [email protected]
Internet: www.bmas.de
Bezugsstelle:
Innovationsbüro
Fachkräfte für die Region
DIHK Service GmbH
Breite Straße 29
10178 Berlin
Tel.: +49 (0)30 - 20 308 6201
Fax: +49 (0)30 - 20 308 5 6201
E-Mail: [email protected]
Internet: www.fachkraeftebuero.de
Foto/Bildnachweis:
Ahrens & Steinbach
fotogloria
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Innovationsbüro
Fachkräfte für die Region
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Breite Straße 29
10178 Berlin
Telefon +49 (0)30 - 20 308 6201
Fax +49 (0)30 - 20 308 5 6201
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