- Innovationsbüro Fachkräfte für die Region
Transcription
- Innovationsbüro Fachkräfte für die Region
Vorwort Serviceangebote von Netzwerken Gemeinsam erfolgreich handeln. Broschürenreihe Gute Praxis für Netzwerke 2 3 Inhalt Serviceangebote von Netzwerken – gemeinsam erfolgreich handeln. Inhalt Vorwort: Netzwerke als Agenturen regionaler Serviceangebote zur Fachkräftesicherung – gemeinsam erfolgreich handeln. 4 1. Der Vorteil vernetzter Zusammenarbeit – Serviceangebote von Netzwerken 6 2. Serviceangebote für Fachkräfte – ein Mehrwert für die ganze Region12 2.1 Jetzt ist es klar – Informations- und Beratungsangebote für Fachkräfte 14 2.2 Herzlich Willkommen – Unterstützungsangebote für Neubürgerinnen und -bürger 20 2.3 Da helfen wir Ihnen gerne – Betreuungs- und Pflegeangebote für Familien 23 2.4 Für Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit – Qualifizierungs- und Beratungsangebote für KMU27 3. Fazit: Chancen und Möglichkeiten – Netzwerke als Agenturen regionaler Serviceangebote zur Fachkräftesicherung34 4. Anhang: Weitere Informationen 36 4.1 Das Innovationsbüro Fachkräfte für die Region 38 4.2 Netzwerke: Informationen und Kontaktdaten39 Impressum41 44 Netzwerke als Agenturen regionaler Serviceangebote zur Fachkräftesicherung Gemeinsam erfolgreich handeln. Fachkräfte gewinnen und binden heißt auch, sie in besonderen Lebenslagen zu unterstützen. Das kann die Kinderbetreuung in Notfällen oder die Beratung zur Existenzgründung für Rückkehrerinnen und Rückkehrer sein, aber auch Qualifizierungsangebote für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Qualifikationsniveaus in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Regionale Fachkräftesicherung kann durch oder Jugendliche über regionale Studien- Region „ankommen“, weil er nicht nur sie passgenaue Serviceangebote der regiona- angebote informieren. Es können aber selber bei Behördengängen oder bei der len Netzwerke vorangebracht werden und auch betriebsübergreifende Kinderbetreu- Arbeitsplatzsuche, sondern auch den Part- sowohl Beschäftigte, als auch Unterneh- ungseinrichtungen sein, die in Notfällen ner oder die Partnerin unterstützt. Auch men unterstützen. Gerade Netzwerke von einspringen und so die Vereinbarkeit von Dienste, die über die Regionen und die an- regionalen Akteuren können mit ihren Beruf und Familie verbessern. Auch Aus- sässigen Unternehmen informieren, helfen Kompetenzen und Mitteln dazu beitragen, bildungs- und Qualifizierungsverbünde weiter und sind Angebote regionaler Netz- diese Serviceangebote zu entwickeln und stellen eine Win-win-Situation für Be- werke zur Fachkräftesicherung. zu etablieren. schäftigte und Unternehmen dar. Dabei kann es sich zum einen um Einrich- Aber institutionelle Einrichtungen bieten tungen institutioneller Art handeln, wie nicht nur Unterstützung an, sondern auch z. B. regionale Beratungsstellen, die Fami- besonderen Service. Dieser lässt z. B. Neu- lien bei der Pflege von Angehörigen helfen bürgerinnen und -bürger schneller in einer Vorwort Kapitel 1 beschreibt, warum spezifisch Im 3. Kapitel wird Fazit gezogen. für eine Region entwickelte Serviceangebote sinnvoll sind. In Kapitel 2 wird praxisnah anhand zahlreicher Beispiele und Experteninter- Die vorliegende Broschüre ist die zweite einer Broschürenreihe des Innovationsbü- Eine Liste mit Links und Kontakt- ros Fachkräfte für die Region im Auftrag personen zu den vorgestellten Praxis- des BMAS, die sich mit der praktischen Ar- beispielen aus den Netzwerken finden beit von regionalen Netzwerken zur Fach- Sie in Kapitel 4. kräftesicherung beschäftigt.1 views dargestellt, welche Serviceangebote Netzwerke für welche Ziele entwickeln Für Anregungen und Fragen stehen wir können, wie die Angebote umgesetzt und Ihnen jederzeit gern zur Verfügung. welche Ergebnisse erzielt wurden. Herzliche Grüße und viel Vergnügen beim Lesen und Netzwerken Ihr Team vom Innovationsbüro 1 Siehe auch 1. Broschüre „Netzwerke und Unternehmen – gemeinsam erfolgreich handeln“ des Innovationsbüros Fachkräfte für die Region. Zur Entwicklung und Umsetzung von Zielen und Maßnahmen in Netzwerken siehe 3. Leitfaden „Das gemeinsame Projekt: Definition von Zielen und Maßnahmen“. Sie sind erhältlich unter www.fachkraeftebuero.de/publikationen. 5 1. Der Vorteil vernetzter Zusammenarbeit Serviceangebote von Netzwerken 8 Kleine und mittlere Unternehmen stehen bei der Fachkräftesicherung vor etlichen Herausforderungen, die größere Unterneh- nellen und finanziellen Kapazitäten ist es für sie schwerer, eigene sie erzielen sonst nicht erreichbare Vorteile, da sie mit dem Netzwerk eine andere „Macht“ haben und bekannt sind als die großen Unternehmen in ihrer Region und sie können die eingebrachten Ressourcen mitsteuern und die Weiterentwicklung der Projekte begleiten, Infrastrukturen aufzubauen bzw. Serviceangebote zur Fachkräftesicherung einzukaufen. Hinzu kommt, dass sie zumeist weniger lungs- und Umsetzungsprozess einbringen, men leichter meistern können. Aufgrund ihrer geringeren perso- Sie können ihre Interessen und Bedarfe in den Entwick- sie können Infrastrukturen nutzen und Serviceangebote sich mehr engagieren müssen, um wahrgenommen zu werden. abrufen, die ihnen sonst nicht zur Verfügung stünden. Netzwerke von regionalen Akteuren können diese Lücke füllen, in- Netzwerke zeigen mit ihren Serviceangeboten, dass sie im Sinne dem sie – idealerweise auch gemeinsam mit den Unternehmen – ihrer Regionen aktiv einen Beitrag zur Fachkräftesicherung der passende Serviceangebote entwickeln und anbieten. Die vernetz- ansässigen Unternehmen leisten und denen, die vor Ort arbei- te Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und Akteuren ten, bessere Möglichkeiten zur Beschäftigung anbieten können. bietet den KMU Möglichkeiten, die ihnen sonst nicht, oder nicht Zum anderen sichern sie mit dem Angebot ihre eigene Existenz in ausreichendem Maße, zur Verfügung stehen: und Nachhaltigkeit und können weitere Partner gewinnen. Serviceangebote von Netzwerken sind viel- nach passenden Auszubildenden bzw. nutzen oder die erforderlichen Servicean- fältig. Sie reichen von Informationen zu Fachkräften, helfen an Veränderung inter- gebote beziehen können. Das Besondere Unternehmen, über Ausbildungs- und Ar- essiertem Fachpersonal bei der Beschäfti- dabei ist, dass diese Serviceangebote nur beitsplätze sowie Betreuungsangebote gungssuche oder erhöhen die Beschäfti- möglich sind, weil sich viele einzelne Ak- für Angehörige und Notdienste, z. B. in der gungsfähigkeit von weniger Qualifizierten. teure mit ihren jeweiligen Ressourcen zu- Kinderbetreuung, bis hin zu Bildungsange- Mit den Einrichtungen steht interessierten sammengeschlossen und gemeinsam boten für Arbeitnehmerinnen und Arbeit- Erwerbspersonen oder Unternehmen etwas Neues geschaffen haben. nehmer sowie Arbeitssuchende. Sie unter- zumeist eine Kontaktstelle zur Verfügung, stützen Unternehmen, z. B. bei der Suche über die sie die benötigte Infrastruktur Kapitel 1 Im Interview: Jürgen Engler Geschäftsführer Trevisto Nürnberg Gibt es bestimmte Aspekte der Fachkräftesicherung in Ihrem Unternehmen, die Sie alleine nicht lösen können, obwohl sie für Ihren Betrieb wichtig wären? Wir haben in unserem mittelständischen Unternehmen seit Jahren feststellen müssen, dass es sehr schwer ist, geeignete IT-Fachkräfte für Nürnberg zu finden. Es scheitert letztlich schon daran, dass es keine Bewerberinnen und Bewerber gibt, die wir in einem persönlichen Gespräch überzeugen könnten. Wir wollten in den vergangenen Jahren bis zu sechs Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter pro Jahr einstellen. Gewonnen haben wir aber jedes Mal nur ein bis drei Personen. Als Gründe dafür haben wir folgende Aspekte analysiert: 1. Die geeigneten Bewerberinnen und Bewerber sind am Markt sehr rar, 2. die Bewerberinnen und Bewerber haben für einen Mittelständler zu hohe Gehaltsanforderungen und 3. Nürnberg erscheint den Bewerbern als Dienstort nicht attraktiv genug. Um überzeugen zu können, muss der Standort Nürnberg so interessant werden, dass das Gehalt allein nicht mehr das wichtigste Kriterium für die Entscheidung ist. Das kann eine Firma alleine nicht erreichen. Gibt es Serviceangebote von Fachkräftenetzwerken, die Sie dafür buchen würden? Haben Sie ein solches schon genutzt? Wir brauchen mehr Angebote, die dafür sorgen, dass Nürnberg so attraktiv wird, damit auch Bewerber z. B. aus München „anbeißen“. Wir würden uns umgehend persönlich engagieren, um hierfür den richtigen Weg zu finden. Für uns nützliche Services von Fachkräftenetzwerken wären etwa unterstützende Maßnahmen beim Suchen und Finden von geeignetem Personal oder die Teilnahme an entsprechenden Jobmessen oder auch der Aufbau von Kontaktbörsen für Bewerberinnen und Bewerber. Wir engagieren uns im Förderverein der Metropolregion Nürnberg, beteiligen uns an Veranstaltungen der Allianz pro Fachkräfte und nutzen die Angebote weiterer lokaler Initiativen, wie etwa Hi-Potential, mit der die Stadt Nürnberg um High-Potentials wirbt. Wir nutzen bei der Akquise von Bewerberinnen und Bewerbern die Website der Initiative. Welche Nutzen haben Sie durch das Netzwerk und wo sehen Sie noch Verbesserungsmöglichkeiten? Standortmarketing lässt sich nur im Netzwerk betreiben. Diesbezüglich profitieren wir von der Arbeit Allianz pro Fachkräfte der Metropolregion Nürnberg. Aber obwohl wir engagiert sind, haben wir zu den Fachkräftenetzwerken in der Region letztlich nur wenig unmittelbaren Zugang. Die IHK Nürnberg baut aber aktuell einen Arbeitskreis Fachkräftesicherung auf, der den Austausch intensivieren und die Beteiligung fördern soll. Da sind wir natürlich mit dabei. 9 10 Im Interview: Markus Lötzsch Hauptgeschäftsführer der IHK für Nürnberg und Mittelfranken Warum haben Sie gemeinsame Serviceangebote für Fachkräfte und Unternehmen entwickelt? Weil wir zusammen einfach mehr erreichen können. Den beiden Gründungsvätern der Allianz pro Fachkräfte, der Bundesagentur für Arbeit und der IHK Nürnberg für Mittelfranken, war es klar, dass jeder von uns Fachkräftesicherung betreibt. Wir als IHK machen das vor allem durch die Sicherung der dualen Ausbildung und die Bundesagentur durch die Arbeitsvermittlung. Zugleich haben wir aber viele Schnittstellen, an denen wir durch Kooperation und ein abgestimmtes Vorgehen viel mehr erreichen können, als durch Alleingänge. Deshalb haben wir eine Kooperationsvereinbarung geschlossen und weitere Partner eingeladen, mitzumachen. Auf Grundlage der Prinzipien Freiwilligkeit, Eigenverantwortung, Kooperationsbereitschaft und Offenheit arbeiten wir seit 2011 gemeinsam daran, die Metropolregion Nürnberg voranzubringen. Worin liegen die Vorteile, die Netzwerke bieten können, bei denen sich institutionelle Akteure zusammenschließen – was können Netzwerke, das Unternehmen alleine nicht leisten? Eine Firma kann manche Dinge nicht alleine angehen. Alles, was sich unter dem Begriff „Regionalentwicklung“ zusammenfassen lässt, geht einfach nur im Netzwerk vorwärts. Das gilt auch für uns. Auch eine IHK kann nicht in jedem Bereich Kompetenzen aufbauen, und deshalb arbeiten wir viel in Netzwerken wie der Allianz pro Fachkräfte. Ich will das am Beispiel unserer Welcome-Service-Center deutlich machen: Willkommenskultur berührt viele Bereiche des Lebens, und deswegen sind viele verschiedene Akteure zuständig. Daher benötigen wir unter anderem natürlich die Kommunen, die Bundesagentur für Arbeit oder etwa Migrantenvereine wie den TIAD e. V. Jeder der Akteure bringt seine Kompetenzen mit ein, und diese zusammen bilden das Serviceangebot des Welcome-Centers. Alleine ginge das kaum. Zusammen können wir solche Querschnittsaufgaben mit vielen thematischen Schnittstellen viel besser managen und so gute Angebote für Firmen und Fachkräfte machen. Wie profitieren die einzelnen Netzwerkpartner davon? Gemeinsam gute Projekte machen und so unseren Standort, die Metropolregion Nürnberg, stärken. Darin liegt für jeden der Netzwerkakteure der Nutzen. Wir sind da aus Überzeugung aktiv. Kapitel 1 11 2. Serviceangebote für Fachkräfte Ein Mehrwert für die ganze Region 14 Sie wollen mit Ihrem Netzwerk dafür sorgen, dass Ihre Region Wir stellen Ihnen konkrete Beispiele vor, die Erfolge erzielt haben. für Fachkräfte und Unternehmen attraktiv ist und bleibt. Dazu Eine Möglichkeit dafür sind Informationsangebote für Fachkräfte suchen Sie Möglichkeiten, um vorhandene Fachkräftepotenziale zu Regionen und Unternehmen sowie Unterstützungsangebote für vor Ort zu aktivieren und zu halten. Parallel bemühen Sie sich Rückkehrerinnen und Rückkehrer oder Neubürgerinnen und -bür- auch um die Gewinnung von Neubürgerinnen und -bürgern. ger. Netzwerke sind bestens dafür geeignet, solche Informationen Denn nur so können Sie Fachkräfte für die Unternehmen sichern anzubieten und Interessierte zu beraten. und zur Bekanntheit Ihrer Region beitragen. 2.1 Jetzt ist es klar – Informations- und Beratungsangebote für Fachkräfte Der erste Schritt, um Fachkräfte zu halten ortfaktoren zu geben. Dies können Infor- Zugezogene sein. Die meisten Netzwerke oder zu gewinnen, ist, neben guten Infor- mationen zu Kultur, Sport, Infrastruktur bieten diese sowohl über das Internet an, mationen zur Region und zu den vorhan- und Immobilien sowie zu sozialen Ange- als auch mittels qualifizierter Expertinnen denen Arbeitgebern, inklusive Stellenange- boten, z. B. Kitas, Pflege-, Freizeit- oder und Experten in den Beratungsstellen. boten, auch solche zu den weichen Stand- Gesundheitsangebote und Netzwerke für Leben in der Uckermark – Willkommens-Agentur Uckermark Die Willkommens-Agentur bietet über Rückkehr- und Zuzugsinteressierte wer- ren sowie Informationen und Angebote, den Internetauftritt www.leben-in-um.de den mit Unternehmen, Einrichtungen und z. B. zu Fördermöglichkeiten und Weiter- Informationen über aktuelle Entwicklun- Akteuren vor Ort in Kontakt gebracht und bildungen bekannt geben. Damit können gen und Möglichkeiten in der Uckermark. erhalten Informationen über regionale An- sie Marketing in der gewünschten Ziel- Interessierte können bei einer individuel- gebote. Wenn sie z. B. an einer Existenz- gruppe betreiben, sich mit engagierten len Beratung persönliche Wünsche, Bedar- gründung in der Uckermark interessiert Menschen aus regionalen Initiativen ver- fe und Perspektiven darstellen und erhal- sind, werden sie zu den Möglichkeiten ei- netzen und am Wissenstransfer innerhalb ten passende Angebote. Daneben beglei- ner Zusammenarbeit mit regionalen Ak- des Netzwerkes teilnehmen. Aufgrund der tet die Willkommens-Agentur Uckermark teuren informiert. Damit finden sie unkom- engen Zusammenarbeit mit der Agentur Rückkehrende sowie Zuziehende auf ih- pliziert direkte Kontakte zu Fachkräften, für Arbeit erhalten suchende Unterneh- rem Weg in die Uckermark. Von den ers- Kunden oder Gleichgesinnten mit gemein- men auch Lebensläufe von Interessenten. ten Umzugsgedanken bis zum konkreten samen Interessen. Start in der alten oder neuen Heimat unterstützt die Agentur mit fundierten Erfah- Die Willkommens-Agentur richtet sich rungswerten, regionalem Wissen und aber auch an Unternehmen. Diese erhalten einem umfangreichen Angebot zu lokalen die Möglichkeit, Ausschreibungen auf Akteuren und Einrichtungen. Die Will- dem Online-Portal zu veröffentlichen, kommens-Agentur Uckermark ist der z. B. Stellen- oder Immobilienangebote. Kontakt vor Ort für all jene Angelegenhei- Betriebe können sich außerdem über den ten, die sich aus der Ferne allein schwer Newsletter, das Online-Portal oder den regeln lassen. Facebook-Auftritt der Agentur präsentie- Kapitel 2 Im Interview: Ariane Böttcher Vorstandsmitglied Zuhause in Brandenburg e. V. Wie ist die Willkommens-Agentur entstanden? Unser Netzwerk ist ein Zusammenschluss von Menschen, die in der Uckermark leben oder aus der Uckermark abgewandert sind. Allen gemein ist, dass sie Wanderungserfahrungen haben. Die Motivation für die Initiative war, Perspektiven in der Region aufzuzeigen. Dafür entstanden die Vorgängerprojekte „Wandern und Rückkehr in der Uckermark“ und das Online-Projekt „Leben in der Uckermark“. Sie sollten Wissen und Erfahrungen sammeln, welche Aspekte für Rückkehrinteressenten relevant sind und tatsächlich zur Rückwanderung bewegen, wie Rückkehrerinnen und Rückkehrer empfangen werden, welche Stolpersteine es gibt und welche Angebote für Rückkehrwillige interessant sind. Aus den gewonnenen Erkenntnissen ist die Willkommens-Agentur entstanden. Wieso haben Sie gerade Rückkehrerinnen und Rückkehrer in den Fokus Ihrer Aktivitäten genommen? Rückkehrerinnen und Rückkehrer haben einen Vorteil – man kennt sie schon und weiß, wie sie „ticken“. Allerdings erreicht unser Angebot auch Personen, die nicht aus der Uckermark stammen. Bei den Anfragen und in der Beratung kommt rund die Hälfte der Hilfesuchenden nicht aus der Region. Der Erfolg beim Zuzug ist aber bei den Rückkehrerinnen und Rückkehrern deutlich höher. Entscheidend ist bei allen Interessenten der individuelle Kontakt, der permanent möglich ist, z. B. telefonisch oder per E-Mail. Wie gehen Sie konkret vor? Im ersten Schritt wird bei jedem Einzelnen geschaut, wie die Ausgangsvoraussetzungen sind, welcher Bedarf besteht, ob eine Familie dabei ist, ob der Partner oder die Partnerin ebenfalls eine Stelle sucht und was außerdem noch nötig ist. Danach geben wir Informationen zur Region, treten in Kontakt mit potenziellen Arbeitgebern, helfen beim Umzug oder bei Behördengängen und vieles mehr. Es ist bei jedem unserer inzwischen über 200 Interessentinnen und Interessenten ein sehr individueller Beratungsprozess. Wichtig ist die persönliche Ansprache der Leute. Außerdem haben wir mit der Zeit gelernt, dass der Prozess häufig länger dauert, weil viele Existenzgründungen dabei sind. Das liegt u. a. am Arbeitsmarkt in der Region, der noch schwierig ist. Das Interesse für eine Rückwanderung ist aber so groß, dass viele im Verlauf der Beratung auf die Idee kommen, sich selbständig zu machen. Und bei Existenzgründungen ist der Beratungsaufwand sehr groß und der Findungsprozess der Interessentinnen und Interessenten nicht leicht, sodass es bis zu zwei Jahre dauern kann, bis der Schritt vollzogen ist. Damit die Leute bleiben, legen wir viel Wert auf Nachbereitung und Integrationsarbeit und stehen bei Problemen als Anlaufstelle bereit. Dazu gehören „Rückkehrerstammtische“ 15 16 mit monatlich ca. 20 Leuten für den Austausch. Die angesprochenen Probleme und Fragen bereiten wir dann auf und nutzen die Erkenntnisse für die weitere Arbeit in der Beratung. Wie erreichen Sie potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten und wie die Unternehmen? Inzwischen melden sich Interessierte bei der Willkommens-Agentur, aber dafür war und ist viel Vermarktung über Medien und Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Viele nutzen unseren Facebook-Auftritt als Medium zur Kontaktaufnahme, der dann zu persönlichen Gesprächen führt. Ein weiterer Weg ist Werbung in der Region, insbesondere die Ansprache von Eltern und Großeltern. Das geht so weit, dass Mütter oder Großmütter Termine für die Kinder machen. Die Familienangehörigen erreichen wir über die lokale Presse. So haben wir eine Postkartenaktion „Heimweh? Uckermark – viel Platz für deine Ideen“ als Zeitungsbeilage gestartet. Sie ergab einen guten Rücklauf und im weiteren Verlauf viele Gespräche, die dazu beitrugen, dass die lokale Presse anschließend darüber berichtete und einzelne Rückkehrergeschichten vorstellte. Eine gute Öffentlichkeitsarbeit ist dafür entscheidend, es müssen in kurzem Abstand kontinuierlich weitere Aktionen und Berichte folgen. Im Interview: Arne Roßberg Rückkehrer und Geschäftsführer Fitness- & Gesundheitsstudio „PEGASUS – vital & gesund“ in Templin Sie haben das Angebot von Zuhause in Brandenburg genutzt. Wie sind Sie darauf aufmerksam geworden? Ich habe Templin bereits nach der sechsten Klasse verlassen, da ich als Leichtathlet am Sportgymnasium Neubrandenburg besser gefördert werden konnte. Danach war ich rund zehn Jahre in NRW in der Fitnessbranche, sowohl angestellt als auch selbständig, tätig. Mein Ziel war es aber schon immer, ein eigenes Studio zu leiten. Irgendwann war sowohl bei meiner Partnerin als auch bei mir die Situation so, dass wir etwas Neues wagen wollten. Die geringe Angebotsdichte an Fitnessstudios in der Region sowie die Nähe zur Familie sprachen für Templin. Dazu kam, dass mein Konzept und meine Philosophie bisher noch nicht in Studios angeboten wurden. Wir sahen nun in meiner Heimat die Möglichkeit, diese Ideen zu verwirklichen. Über die Agentur für Arbeit in Eberswalde wurden wir auf die Beratung und Unterstützung für Existenzgründer durch den Lotsendienst hingewiesen. Wie sah die Unterstützung konkret aus? In meiner Heimatstadt Templin fand ich beste Bedingungen für mein Konzept eines gesundheitsorientierten Fitnessstudios. Sehr geholfen hat mir die Förderung bei der Existenzgründung. Die Industrie- und Handelskammer und der Lotsendienst haben mich ausführlich beraten und unterstützten mich beim Schritt in die Selbständigkeit. Kapitel 2 Das betraf alle Aspekte, von den Formalien über Zuschüsse und Kreditvergabe bis hin zur Standortwahl. So konnte ich im Herbst 2013 mein Fitness- & Gesundheitsstudio „PEGASUS – vital & gesund“ in Templin eröffnen. Darüber hinaus fanden meine Freundin und ich auch Unterstützung in allen anderen Belangen unseres Umzugs. Das Angebot von Zuhause in Brandenburg hat uns sehr geholfen. Da ich inzwischen selbst Arbeitgeber bin, werde ich das Angebot nutzen, um für mein Unternehmen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu finden, wenn ich in der Region nicht direkt fündig werde. Zum Bleiben animieren – die Präsenzstelle der Hochschule Brandenburg Der Anteil an Schülerinnen und Schülern, gendlichen, Schulen, Hochschulen und schulfernen Region ermöglicht werden. die studieren können und wollen, steigt Wissenschaft schaffen. Damit sollen mehr Die Präsenzstelle bietet Bildungsinter- seit längerem kontinuierlich an. Allerdings ortsansässige potenzielle Fachkräfte in der essierten einen Zugang zu akademischer sind Studienabsolventinnen und -absol- Region gehalten werden. Bildung, indem sie über Angebote der venten meist für ihre Herkunftsregion ver- Fachhochschule Brandenburg berät und loren, wenn sie fern ihrer Heimat studieren. Auf Initiative des Wachstumskerns Auto- Qualifikationsmaßnahmen vor Ort organi- Um das zu verhindern, will das Netzwerk bahndreieck Wittstock/Dosse e. V. wurde siert. Damit konnten sowohl die Studier- Wachstumskern Autobahndreieck Witt- 2005 die Präsenzstelle Prignitz der Fach- neigung als auch die Studierquote in der stock/Dosse e. V. junge Erwachsene für die hochschule Brandenburg gegründet. Da- Region in den letzten Jahren erheblich KMU in der Region halten und früh eine mit soll ein intensiver Austausch zwischen gesteigert werden. Verbindung zwischen den Betrieben, Ju- Wissenschaft und Wirtschaft in einer hoch- Im Interview: Daniela Herrling Standortmanagerin Fachhochschule Brandenburg Präsenzstelle Prignitz Wer spricht Sie an und wen sprechen Sie an? Wir sprechen zum einen die Unternehmen der Region an, zum anderen wenden wir uns an Schülerinnen und Schüler, aber auch an andere Bildungsinteressierte aus der Region sowie bereits Studierende. Die Schülerinnen und Schüler an den Gymnasien erreichen wir zum Beispiel über die Sprechtage zur Studien- und Berufsorientierung oder über Workshops an der Fachhochschule Brandenburg, die sich an größere Schülergruppen aus der Region wenden. 17 18 Die Studierenden sind für die Betriebe in der Region ein weiteres interessantes Potenzial. Wir bieten ihnen Praktika und Themen für Abschlussarbeiten an. So entstehen Kontakte zwischen zukünftigen Fachkräften und Unternehmen, bei denen sich Betriebe und akademische Nachwuchskräfte kennenlernen können. Aufgrund unserer Öffentlichkeitsarbeit erreichen uns aber auch Anfragen von Schülerinnen und Schülern oder Studierenden, die von unserem Angebot gehört haben und sich beraten lassen wollen. Wie sieht das Angebot konkret aus? Für Schülerinnen und Schüler bieten wir Hochschulorientierung, bei der die Studienangebote der brandenburgischen Hochschulen vorgestellt werden, Berufsorientierung, auch mit der Vermittlung von Praktika und Ferienjobs sowie Karriereorientierung durch die Vorstellung von akademischen Berufsfeldern und eine Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft. Unternehmen bieten wir vor allem die Möglichkeit, ihre Ausbildungsangebote, Praktikantenstellen, Ferienjobs und akademischen Berufsfelder bei den regelmäßigen Studien- und Berufsorientierungstagen an den Schulen der Region vorzustellen, sich bei der Rekrutierung von akademischen Nachwuchskräften durch Hoch- für unternehmensbezogene Fragestellungen Studierende zu finden, die diese schulkontakte unterstützen zu lassen sowie in Projekt- und Abschlussarbeiten untersuchen. Ein weiteres Angebot unserer Präsenzstelle ist die Ermittlung des Qualifikationsbedarfs in Unternehmen und die Vorstellung von Weiterbildungsangeboten. Wie erreichen Sie die Aufmerksamkeit für Ihr Beratungsangebot? Wir haben viele Marketingaktivitäten, z. B. über Flyer und Anzeigen. Außerdem sprechen wir unsere Zielgruppen online über die Fachhochschule Brandenburg an. Über unsere Termine vor Ort berichtet die regionale Presse. Den größten Effekt erreichen wir aber durch direkte Ansprache und persönlichen Kontakt vor Ort, den wir über die Präsenzstelle erreichen. Es ist für die Interessierten gut, dass es dort eine feste Ansprechperson gibt, die nicht nur vor dem Studium, sondern auch später noch zur Stelle ist, wenn Unterstützung benötigt wird, z. B. bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Wie wird das Angebot finanziert? Anfangs wurde das Projekt ausschließlich durch das Netzwerk Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse e. V. finanziert. Seit 2007 gab es eine ESF-Förderung, bei der der Eigenanteil durch den Verein getragen wurde. Seit Mai 2015 wird das Projekt Präsenzstelle Prignitz durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Brandenburg gefördert, 20 Prozent der Projektmittel kommen vom Verein Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse e. V. Kapitel 2 Im Interview: Marcel Jaedeke Student an der BTU Cottbus Fachrichtung Wirtschaftsingenieurwesen Wie sind Sie auf das Angebot der Präsenzstelle der FH Brandenburg aufmerksam geworden? Es gab das Projekt Prignitzer Nachwuchspool, das Kontakte zwischen den beteiligten Unternehmen und Schülerinnen und Schülern ermöglichen sollte. Ich hatte mich für den Nachwuchspool beworben, wurde dadurch in den Verteiler des Netzwerkes aufgenommen und habe von den Angeboten erfahren. Wie ging es dann weiter? Ich habe mich schon während der Schulzeit über Studienmöglichkeiten informiert, wobei ich auf jeden Fall ein technisches Studium absolvieren wollte. Was den Studienort anging, war ich relativ offen und mir nicht sicher, ob ich in Brandenburg bleiben wollte. Wichtig war mir v. a. eine Hochschule mit guter Reputation, die im Hochschulranking gut gewertet ist. Ich habe im gesamten Bundesgebiet gesucht und dann auch schon Angebote erhalten. Allerdings komme ich aus keinem Akademikerhaushalt und die Kosten des Studiums waren für mich ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Studienortes. Darum habe ich Alternativen gesucht. So kam ich auf die Brandenburgische Technische Universität in Cottbus und wurde in meiner Annahme über eine gute Ausstattung und die Qualität des Studienangebotes bestätigt. Wie sah die Unterstützung konkret aus? Über den Prignitzer Nachwuchspool, an dem ich schon vor dem Abitur teilgenommen hatte, war ich mit dem Beratungsangebot der Präsenzstelle vertraut. Ich habe mich von der Präsenzstelle beraten lassen und mit der Beraterin mehr als zwei Stunden gesprochen. Wir haben über Hochschulen in Brandenburg gesprochen, über die Vorteile von Brandenburg und die Unternehmen in der Region. Das Gespräch war sehr ausführlich, ich habe viel erfahren über die Möglichkeiten. Das Gespräch hat am Ende meine Entscheidung beeinflusst. Auch als ich während meines Studiums ein Praktikum in einem KMU machen wollte, hat mich die Präsenzstelle unterstützt, indem sie mir bei der Stellensuche geholfen hat. Was war für Sie wichtig bei der Beratung? Die persönliche Ansprechpartnerin, die sich viel Zeit genommen hat und stets per E-Mail oder telefonisch erreichbar war, fand ich wichtig. Das half mir schon bei der Orientierung vor dem Studium. Sehr hilfreich waren aber auch die Beratung während des Studiums sowie die Informationen, die von der Präsenzstelle per E-Mail versandt wurden, z. B. zu Praktikumsangeboten. 19 20 2.2 Herzlich Willkommen – Unterstützungsangebote für Neubürgerinnen und -bürger Eine neue berufliche Herausforderung, ein mit Familie stattfindet, er bedeutet großen kräfte als auch Unternehmen – eine sinn- neuer Wohn- und Lebensort und für aus- Aufwand, gerade in der Anfangsphase. Dies volle Maßnahme, die Netzwerke in ihren ländische Arbeitnehmerinnen und Arbeit- schreckt viele potenzielle Fachkräfte von Regionen anbieten können. Die wesent- nehmer eventuell noch zusätzlich eine einem regionalen oder sogar länderüber- lichen Aspekte bei einem Wechsel und neue Sprache und Kultur. Ein Jobwechsel schreitenden Wechsel ab. Deshalb ist die dazu vorhandene Unterstützungsangebo- ist mit tiefgreifenden und vielfältigen Ver- Schaffung einer themenübergreifenden te können so vorbereitend in Erfahrung änderungen verbunden. Unabhängig da- Anlaufstelle für Interessentinnen und Inte- gebracht werden. von, ob der Wechsel alleine, zu zweit oder ressenten – und zwar sowohl für Fach- Neubürgerinnen und Neubürger willkommen heißen – Welcome-Service-Center im Landkreis Roth: Ein Beispiel, wie das gehen kann, ist das Der große Vorteil eines Netzwerkes dabei laubnis, bei Fragen zur Anerkennung von Welcome-Service-Center im Landkreis ist, dass es die Ansprechpartnerinnen und ausländischen Qualifikationen sowie zu Roth. Es will die ersten Schritte in der neu- Ansprechpartner vor Ort kennt, Kontakte Bewerbungen und regionalen Stellenange- en Heimat erleichtern und konkrete Hilfe- zu Behörden, Ämtern und sozialen Ein- boten. Es hilft bei der Suche nach Sprach- stellungen geben. Kompetente und auf- richtungen herstellt und bei fast allen Fra- kursen und Kindergarten-, Schul-, Hort-, geschlossene Ansprechpartnerinnen und gen helfen kann, die Neubürgerinnen und Ausbildungs- und Praktikumsplätzen oder Ansprechpartner helfen weiter, sodass Neubürger und ihre Angehörigen aus dem nach Pflege- und Betreuungseinrichtungen sich Neubürgerinnen und Neubürger In- und Ausland haben. für ältere mitziehende Familienangehörige. schnellstmöglich wohlfühlen und ankommen können. Auch bei der Wohnungssuche oder zu reDas Welcome-Service-Center berät und gionalen Sport- und Freizeitmöglichkeiten vermittelt Kontakte, z. B. bei allgemeinen finden die Interessentinnen und Interes- Einbürgerungsfragen oder zur Arbeitser- senten Antworten und Informationen. Im Interview: Karl Scheuerlein Leiter Welcome-Service-Center (Roth) Geschäftsführer Unternehmerfabrik Landkreis Roth GmbH Warum sind Sie aktiv geworden? Auslöser waren v. a. der demografische Wandel und Änderungen der wirtschaftlichen Struktur. Es gibt zwar noch keinen durchgängigen Mangel an Arbeitskräften, aber die Altersstruktur ändert sich in vielen Betrieben, und manche Branchen haben schon Fachkräftebedarfe, die nicht oder nicht ausreichend gedeckt werden können. Wir wollten als Kapitel 2 Netzwerk in der Region bei diesem Thema schon frühzeitig tätig werden, um für die Zeit gewappnet zu sein, in der das Thema richtig zuschlägt. Wir sind ein Teil der Metropolregion Nürnberg und haben mit dem Welcome-Service-Center die Pilotrolle im Rahmen der Allianz pro Fachkräfte inne. Wie sind Sie vorgegangen? Das Thema Zuwanderung wurde sowohl von den Unternehmen als auch von den Netzwerkpartnern angegangen. Hauptthema am Anfang war der Aufbau von Netzwerken und Strukturen. Gerade bei komplexeren Fällen aus dem Ausland ist es sinnvoll, alle Akteure mit einzubinden, damit nur eine Ansprechpartnerin oder ein Ansprechpartner für die Ankommenden nötig ist. Das kann das Welcome-Center selbst, aber auch ein anderer Partner aus dem Netzwerk sein, der diese Rolle übernimmt. Die Kommunikation zwischen Zuwanderin bzw. Zuwanderer und Familie (wenn vorhanden), den betroffenen Unternehmen, Behörden und z. B. Betreuungseinrichtungen oder Schulen und Bildungsträgern, übernimmt das Welcome-Center. Damit weiß das Unternehmen oder die betroffene Person, dass es eine zentrale Ansprechperson für alle Fragen und Belange gibt. Das Center ist der Türöffner in die Region, der über alle Kontakte und Informationen verfügt, die Neuankömmlinge brauchen. Von der Idee bis zur Einbindung aller Akteure haben wir ein gutes dreiviertel Jahr gebraucht, sodass wir jetzt in der Lage sind, unkompliziert und kurzfristig zu helfen. Ein persönliches Kennen der wichtigsten Kontaktpersonen in den verschiedenen Organisationen vor Ort ist dabei für den Erfolg des Projekts entscheidend. Die Bandbreite der Betreuung ist groß und reicht von einfachen Beratungsgesprächen für Interessentinnen und Interessenten per Telefon bis hin zu persönlicher Begleitung bei Firmenbesuchen oder bei der Kommunikation mit Verwaltungen, z. B. bei der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen. Die Ansprechperson beim Welcome-Service-Center ist Mittlerin oder Mittler und Schnittstellenmanagerin oder -manager für alle Beteiligten. Wie haben Sie die Unternehmen eingebunden? Das Center wurde und wird in der Region sehr intensiv in Print und online vermarktet. Außerdem stellen wir uns und unsere Angebote immer wieder in den Gremien der IHK vor Ort vor und nutzen auch die Unternehmensnetzwerke der Wirtschaftsförderung. So haben wir erreicht, dass die Unternehmen informiert und die Beratungs- und Unterstützungsangebote bekannt gemacht und inzwischen auch angenommen werden. Allerdings muss das Thema sensibel und diskret behandelt werden. Viele Unternehmen wollen in der Außendarstellung nicht bekannt machen, dass sie Schwierigkeiten bei der Fachkräftesicherung haben. Diskretion zu konkreten Fällen ist aber auch aus Datenschutzgründen in alle Richtungen, also bei Arbeitgebern, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie bei den beteiligten Behörden wichtig. Nur so kann das Vertrauen entstehen, das für eine effiziente Fallbearbeitung notwendig ist. 21 22 Im Interview: Linda Freudenberger Rückkehrerin in die Region Wie sind Sie auf den Service aufmerksam geworden? Nach einem zehnjährigen Aufenthalt in Neuseeland wollte ich mit meinem Partner aus familiären Gründen nach Deutschland zurück. Meine Eltern machten mich während der Vorbereitungen für den Umzug schon auf das Angebot des Welcome-Service-Centers in Roth aufmerksam. Sie hatten über Bekannte davon erfahren. Ich habe mich über den Internetauftritt des Netzwerks dann informiert und schon aus Neuseeland per E-Mail Kontakt aufgenommen. Dadurch konnten wir schon vorab viele Fragen klären. Nach unserer Ankunft in Deutschland haben wir uns dann telefonisch und persönlich beraten lassen. Welche Fragen hatten Sie? Sehr viele, die z. T. auch erst im Beratungsprozess erkennbar wurden. Obwohl ich aus Deutschland komme, waren mir viele Dinge nicht oder nicht mehr klar. Deswegen war der erste Überblick über alle notwendigen oder sinnvollen Aspekte, die man beachten muss, sehr hilfreich. Da war das Welcome-Service-Center genau die richtige Anlaufstelle, die kompetent geholfen hat und auf alle unsere Fragen Antworten und Ansprechpersonen parat hatte. Für mich funktionierte alles relativ unkompliziert. Ich hatte bereits eine Stelle, die ich aber erst später antreten musste. Darum war es zunächst nötig, mich bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend zu melden. Schon dabei unterstützte mich das Welcome-Service-Center. Außerdem erhielt ich Informationen bei der Frage zu den Versicherungen, die wir benötigen. Aufwendiger war es für meinen Freund, für den es als Nicht-EU-Bürger viel mehr Dinge zu beachten galt. Das fing an mit der Meldung beim Einwohnermeldeamt und anderen Behördengängen, betraf die Führerscheinübertragung oder die Einrichtung eines Bankkontos. Auch zu den Integrationskursen brauchten wir Informationen. Dazu musste er beraten und bei den Formalitäten auch unterstützt werden. Selbst zum Thema Zugtickets konnten unsere Fragen beantwortet werden. Es war sehr hilfreich, dass es eine Anlaufstelle gab, die uns beriet und alle Informationen bündelte. Manchmal denke ich, dass wir es alleine nicht geschafft hätten. Kapitel 2 2.3 Da helfen wir Ihnen gerne – Betreuungs- und Pflegeangebote für Familien Ein wesentliches Potenzial zur Verbreite- wenn die sonst genutzte Betreuungsmög- dem sie die Nachfrage bündeln und Inte- rung der Fachkräftebasis in Deutschland lichkeit ausfällt, kann dazu beitragen. ressierte wie Dienstleister zusammenbrin- bieten Frauen. Sowohl durch eine Erhö- gen. Die eigentlichen Serviceangebote für hung der Arbeitszeiten als auch durch eine Bei Betreuungs- und Pflegeangeboten für die Unternehmen und Beschäftigten in der Ausweitung der Beschäftigung lassen sich Familien, aber auch bei Bildungs- und Qua- Region stellen sie nicht zur Verfügung, schätzungsweise rund 1,5 Millionen zu- lifizierungsangeboten für KMU, sind die sondern „kaufen“ sie bei entsprechenden sätzliche Fachkräfte aktivieren. Eine Ver- institutionellen Akteure, z. B. Wirtschafts- Anbietern ein. Das können z. B. eine Kin- besserung der Vereinbarkeit von Familie förderung, berufsständische Kammern dernotfallbetreuung oder Qualifizierungs- und Beruf ist also ein gutes Mittel zur regi- oder Agentur für Arbeit, häufig eher orga- angebote für die Beschäftigten eines Un- onalen Fachkräftesicherung. Die Betreuung nisierend und koordinierend tätig. Sie tre- ternehmens nach einer Beratung durch die von Kindern, gerade auch in Notfällen, ten als Kontaktstellen und Makler auf, in- Agentur für Arbeit oder IHK sein. 2 Vertrauen als Schlüssel – die Kindernotfallbetreuung der Ems-Achse Die Notfallbetreuung der Ems-Achse ist Um im Notfall eine Kinderbetreuung zu entwickeln. Die Ergebnisse dieser Treffen ein Service für Arbeitnehmerinnen und Ar- übernehmen, stehen drei Tagesmütter- spiegelt die Kontaktperson zurück in die beitnehmer sowie für Unternehmen, um teams montags bis freitags auf Abruf be- Projektgruppe. So ist sichergestellt, dass konkrete Hilfestellungen bei der Vereinbar- reit. Eingesetzt werden diese durch die sich die Notfallbetreuung ständig weiter- keit von Familie und Beruf geben zu kön- Vermittlungsstelle beim Familienservice entwickelt. nen. Mit der Betreuung ist gewährleistet, Weser-Ems e. V. Sie ist für die Einsatz- dass bei einem Ausfall der eigentlichen Kin- planung und auch für die Schulung der Vertrauen und Verlässlichkeit stellen die derbetreuung eine qualifizierte Tagesmut- Tagesmütter verantwortlich. Außerdem wesentlichen Erfolgsfaktoren des Projekts ter einspringt.3 Der Ablauf ist einfach: Bei ist sie von Montag bis Freitag zwischen dar. Während die Kinder selten damit Pro- einem Notfall – also z. B. bei Krankheit der 7:00 Uhr und 19:00 Uhr ständig über das bleme haben, dass eine zunächst fremde regulären Tagesmutter – meldet ein Erzie- Notfallhandy erreichbar. Person auf sie aufpasst, müssen oftmals hungsberechtigter diesen an die angege- die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bene Kontaktperson im Betrieb. Diese ruft „Was ist eigentlich ein Notfall?“, „Wo fin- erst davon überzeugt werden, dass das gut dann die Kontaktperson der Notfallbe- det die Kinderbetreuung statt?“, „Warum funktionieren kann. Die regelmäßige Aus- treuung an, die anschließend mit dem oder werden Kinder mit bestimmten akuten wertung der Einsätze zeigt nämlich, dass der Erziehungsberechtigten die Einsatzde- Erkrankungen vom Angebot ausgeschlos- die Erziehungsberechtigten erst dann an- tails bespricht (Ort der Betreuung, ggf. sen?“. Mit diesen und anderen Fragen von fangen, die Notfallbetreuung zu nutzen, Allergien des Kindes, etc.). Anhand des Ein- Unternehmen und Beschäftigten setzen wenn sich die Tagesmütter im Betrieb vor- satzplans informiert sie die in Bereitschaft sich auf der Planungsebene der Ems-Ach- gestellt haben und damit persönlich be- stehende Tagesmutter, die dann die Kinder- se die Projektgruppe sowie auf der Um- kannt sind. Für Unternehmerinnen und betreuung am vereinbarten Ort übernimmt. setzungsebene das Vermittlungspersonal Unternehmer empfiehlt es sich zudem, als 4 Innerhalb von zwei Stunden kann diese mit den Tagesmüttern auseinander. Die ersten Schritt eine Kontaktperson im Ersatzbetreuung organisiert werden. Nach Kontaktperson der Notfallbetreuung or- Betrieb zu organisieren. dem Einsatz telefoniert die Kontaktperson ganisiert regelmäßige Treffen, bei denen der Notfallbetreuung zur Qualitätssiche- sich die Tagesmütter über ihre Einsätze rung mit allen Beteiligten. austauschen und gemeinsame Standards 2 3 4 Siehe auch Perspektive 2025, Bundesagentur für Arbeit 2011. In diesem Projekt gibt es bislang nur Tagesmütter. Deshalb wird hier nur die feminine Form verwendet. Die Projektgruppe ist eine originäre Einheit des Netzwerks und setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Institutionen zum Thema Vereinbarkeit zusammen, z. B. Gleichstellungsbeauftragte, Koordinierungsstelle Frau und Beruf sowie Emsländische Stiftung Beruf und Familie. 23 24 Im Interview: Nils Siemen Projektleiter Ems-Achse: Jobmotor Nordwest Wie organisiert man als Netzwerk eine Kindernotfallbetreuung? Bei der Kindernotfallbetreuung handelt es sich um eine von über 30 Maßnahmen, die wir im Rahmen unserer Fachkräfteinitiative umgesetzt haben. Das Angebot zielt darauf ab, Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Kindern konkret bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unterstützen. Die Idee geht auf die Emsländische Stiftung Beruf und Familie zurück, die die Notfallbetreuung im Rahmen eines Modellprojekts im Landkreis Emsland zwischen 2008 und 2010 erfolgreich getestet hat. Wir konnten in der Projektgruppe „Familien-Achse“ auf diese Erfahrungen zurückgreifen, als wir die Maßnahme im Oktober 2010 flächendeckend in den sechs Gebietskörperschaften der Ems-Achse eingeführt haben. Wir sind dabei eine Partnerschaft mit dem Familienservice Weser-Ems e. V. eingegangen. Dort ist die Koordinatorin der sechs Tagesmütter angesiedelt, die für das Projekt eingestellt wurden. Wie finanziert man diese oder trägt sich so ein Projekt alleine? Das Gros der Kosten entfällt bei dieser Maßnahme auf das qualifizierte Personal. Die Finanzierung aller unserer Projekte basiert auf drei gleichwertigen Säulen: den Mitgliedsbeiträgen der Unternehmen, den Beiträgen der Kommunen sowie den projektbezogenen Fördermitteln – in diesem Fall EFRE-Mittel (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) bzw. Mittel aus dem Fond „Regionale Wachstumsprojekte“ des Landes Niedersachsen. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hängt dabei übrigens von der Unternehmensgröße ab – dabei gilt, je mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Betrieb hat, desto mehr zahlt er ein. Hierdurch verteilen wir die Kosten auf mehrere Schultern. Wie bei den anderen Maßnahmen auch, entstehen darüber hinaus für die Nutzerinnen und Nutzer der Kindernotfallbetreuung keine zusätzlichen Kosten. Im Interview: Petra Rosenboom Bürgerdienste, Jugend, Soziales – Jugendpflege Leitung bei der Gemeinde Westoverledingen Warum haben Sie die Kindernotfallbetreuung in Ihrer Gemeinde eingeführt? Die Notfallbetreuung ist ein weiteres Projekt zur Qualitätssteigerung unseres Unternehmens. Um als Arbeitgeber attraktiv zu sein, ist es notwendig, den Mitarbeiterinnen Kapitel 2 und Mitarbeitern ideale Arbeitsbedingungen zu bieten. Das schafft Zufriedenheit und Sicherheit, wodurch auch unsere Dienstleistungen besser werden. Unsere Gemeinde beschäftigt rund 170 Personen, viele davon zentral in der Verwaltung. Etliche allerdings auch an verschiedenen Standorten, u. a. in unseren vier Kindertageseinrichtungen, auf dem Bauhof oder im Klärwerk. Falls die normale Betreuung bei einer Familie ausfällt oder aufgrund von Witterungsbedingungen die Schule geschlossen ist, müssen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Urlaub nehmen. Um das zu verhindern, ist Unterstützung notwendig. In unseren Kindertageseinrichtungen gilt für die Angestellten Anwesenheitspflicht. Krankheit oder Ausfälle verursachen speziell dort große Probleme. Jetzt können sie das Angebot nutzen und, obwohl unser Angebot noch neu ist, besteht bereits reges Interesse. Das Besondere bei uns ist, dass die Betreuung auch außer Haus genutzt werden kann. Da die Betreuerinnen unbekannt sind und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Schwierigkeiten mit einer Betreuung im eigenen Haus hätten, können die Kinder auch in unserem „Haus der Begegnung WO(h)Ltat“ betreut werden, in dem z. B. auch Veranstaltungen und Kurse angeboten werden. Es befindet sich direkt hinter unserer Verwaltung, sodass die Erziehungsberechtigten im Betreuungsfall immer in der Nähe sind. Was ist Ihr Part bzw. warum haben Sie es nicht von sich aus angeboten? Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Reihe familienfreundlicher Leistungen. Dazu gehören neben der Gleitzeit auch Teilzeitangebote und Telearbeitsplätze sowie Jobsharing, das derzeit zwei Mitarbeiterinnen nutzen. Die Kolleginnen teilen sich einen Arbeitsplatz, Montag und Dienstag ist die eine anwesend, Mittwoch und Donnerstag die andere. Freitags wechseln sich beide ab. Außerdem bieten wir eine Ferienbetreuung in Kooperation mit dem Landkreis Leer für 40 Tage im Jahr an. Das wird sehr gut angenommen. Nur eine Notfallbetreuung fehlte uns bisher. Als kleinerer Betrieb hätten wir wahrscheinlich auch nicht ausreichend Nachfrage, um die Finanzierung dieses Angebots alleine sichern zu können. Finden sich aber viele Partner zusammen – wir sind in der Region bereits das 71. Unternehmen, das sich an dem Angebot beteiligt – dann rechnet sich das. Wir haben die Kindernotfallbetreuung deshalb über die Ems-Achse gebucht. Die Gemeinde zahlt der Wachstumsregion Ems-Achse e. V. einen Mitgliedsbeitrag, in dem die Notfallbetreuung enthalten ist. Es entstehen keine weiteren Kosten für Eltern oder Gemeinde. Im Betrieb ist ab sechs Uhr morgens ein Notfalltelefon besetzt und über eine Koordinierungsstelle kann innerhalb von zwei Stunden eine Betreuung sichergestellt werden. Das funktioniert sogar, falls die Schule mal ausfällt und mehrere Kinder betreut werden müssen. 25 26 Im Interview: Kathrin Busch Assistenz Firmen-/Agrarkundengeschäft Volksbank Niedergrafschaft eG Hoogstede Wie wurden Sie auf den Service aufmerksam? Die Volksbank Niedergrafschaft ist Partner bei der von der Ems-Achse angebotenen Kindernotfallbetreuung. Nach meiner Einstellung wurde ich von unserer Vorstandssekretärin über die Notfallbetreuung informiert und erhielt alle Formulare. Als Koordinatorin für die Notfallbetreuung in der Volksbank steht sie außerdem jeden Tag ab 7:30 Uhr als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Was ist für Sie der Vorteil? Es ist unheimlich beruhigend, dass es dieses Angebot gibt. Selbst, wenn man es nicht benötigt, fühlt man sich als Mutter sicherer. Und kommt es einmal zu einem Notfall, in dem man es in Anspruch nimmt, muss man keinen Tag Urlaub nehmen und z. B. Kundentermine absagen. In den beiden Fällen, in denen ich das Angebot genutzt habe, war es so, dass ich am Tag vorher schon wusste, dass die normale Betreuung ausfallen würde. So konnte ich bereits am Vortag die Notfallbetreuung anstoßen, die morgens gleich um acht Uhr da war. Wie sind Ihre Erfahrungen bzw. die Ihrer Kinder? Das ist ohne Einschränkungen ein wunderbares Angebot. Auch für meine Tochter ist es gut, und es gab bisher keine Schwierigkeiten. Das liegt aber auch daran, dass die Tagesmütter sehr offen auf die Kinder zugingen und mit ihnen spielten oder bastelten. Kapitel 2 2.4 Für Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit – Qualifizierungs- und Beratungsangebote für KMU Weitere Möglichkeiten, erhebliche Fach- fähigkeit. Dabei schaffen es gute Maßnah- orientierte Personalpolitik zu etablieren. kräftepotenziale zu aktivieren, sind Quali- men aus Netzwerken, Mitarbeiterinnen Dadurch können dann z. B. flexiblere Ar- fizierungs- und Beratungsangebote. Durch und Mitarbeiter so zu fördern, dass An- beitszeiten, ein betriebliches Gesundheits- Erhöhung des Qualifikationsniveaus stei- und Ungelernte in KMU einen Berufsab- management oder Zielvereinbarungssys- gern die Unternehmen ihre Wettbewerbs- schluss nachholen. Oder sie schaffen es teme in KMU eingeführt werden. fähigkeit und die Mitarbeiterinnen und Mit- durch ein individuelles Beratungsangebot, arbeiter gleichzeitig ihre Beschäftigungs- eine zukunftsgerechte und mitarbeiter- „Für einen Berufsabschluss ist es nie zu spät“ – Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz Ein gutes Beispiel, wie Netzwerke Bil- durch Steigerung der Beschäftigungsfä- betroffene, meist ländliche Region mit dungspotenziale in KMU fördern können, higkeit und des Qualifizierungsniveaus Entwicklungspotenzial in wirtschaftli- ist das Netzwerk Nachqualifizierung eine strukturelle Verbesserung der beruf- chen Wachstumsbranchen, zu denen die in der Pfalz (NQ Pfalz). In ihm arbeiten lichen Integration von An- und Ungelern- genannten Gewerbe zählen. Punktuell unter Federführung der Handwerkskam- ten in KMU zu erreichen. besteht hier bereits heute in prosperierenden Gebieten ein Fachkräftebedarf, mer Agenturen für Arbeit, Berufsbildende Schulen, Bildungsträger, Innungen, das Die Handwerkskammer Pfalz betreut der nicht zu einhundert Prozent gedeckt IQ-Netzwerk, Jobcenter, Kreishandwer- rund 18.000 KMU. Davon gehören 3.660 werden kann. Größte Engpässe gibt es kerschaften, Migrantenorganisationen, zum Elektro- und Metallhandwerk sowie aktuell bei beruflich qualifizierten Elekt- 5 Unternehmen der Region und Verbände 2.247 zum Bau- und Ausbaugewerbe. ronikerinnen und Elektronikern sowie in zusammen. Sie alle verfolgen das Ziel, Die Pfalz ist eine vom Strukturwandel einigen metallverarbeitenden Berufen. Im Interview: Frank Bixler Qualifizierungsberater Handwerkskammer der Pfalz Warum sind Sie bei dem Thema Nachqualifizierung als Netzwerk aktiv geworden? Weil es bereits heute Engpässe in bestimmten Branchen gibt: Auf 100 gemeldete Stellen kommen zum Teil nur 45 Arbeitslose. Die Vakanzzeiten dieser Berufe liegen deutlich über dem Durchschnitt. Im Zuge des demografischen Wandels wird sich diese Situation noch verschärfen. Gleichzeitig erwartet die Wirtschaft immer mehr Facharbeiterqualifikationen, die selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren der Arbeit voraussetzen. Somit sinken die Beschäftigungschancen für An- und Ungelernte und personelle Ressourcen werden nicht vollends ausgeschöpft. Allen Beteiligten war somit klar: Diese Herausforderung kann man nur gemeinsam bewältigen. 5 Alle Zahlen stammen von der Handwerkskammer Pfalz. 27 28 Was genau wird in dem Projekt gemacht? Das Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz (NQ Pfalz) macht deutlich, wie individuelle abschlussorientierte Nachqualifizierung und Qualifizierungsberatung in einem Konzept zusammen kommen. Es wird gefördert aus Mitteln des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie. Abschlussorientierte Nachqualifizierung (NQ) ist ein Instrument der beruflichen Bildung. Dabei werden die unterschiedlichen Möglichkeiten des nachträglichen Erwerbs des Berufsabschlusses aufgezeigt und organisiert. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, dass die bisher erworbenen beruflichen Kompetenzen mit einbezogen werden. Um den Anforderungen einer individuellen Beratung gerecht zu werden, kombiniert das Projekt Case Management mit aktiver Netzwerkarbeit. Was kann mit dem Angebot erreicht werden? Mit der Nachqualifizierung kann sehr viel erreicht werden – und das für beide Zielgruppen: KMU und deren Beschäftigte. Die Unternehmen erhalten praktikable Ansätze, wie sie die Qualifizierungspotenziale ihrer an- und ungelernten Beschäftigten besser erschließen können. Die Beratung im Betrieb zielt auf eine langfristige Sicherung des Bedarfs an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ab. Sie fördert die Kompetenzentwicklung, die zukunftsfähige Beschäftigung und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der KMU. Die Beschäftigten erhalten die Möglichkeiten des nachträglichen Erwerbs eines Berufsabschlusses. Von besonderer Bedeutung ist hier, die bisher erworbenen beruflichen Kompetenzen zu verwerten. Durch einen erfolgreichen Berufsabschluss steigern die Beschäftigten ihr Qualifizierungsniveau und ihre Beschäftigungsfähigkeit. Damit reduzieren sie die Gefahr einer möglichen Arbeitslosigkeit. Die Nachqualifizierung ist somit ein wichtiger Beitrag zur Fachkräftesicherung in der Pfalz. Auch für das Netzwerk kann etwas erreicht werden. Denn Netzwerke müssen lernende Organisationen sein und einen ganz konkreten Nutzen im Sinne kreativer neuer Lösungen zum Thema bieten. Erst dann arbeitet ein Netzwerk schnell, flexibel und setzt eher auf informelle als auf formelle Strukturen. Durch den Austausch und die Zusammenarbeit der jeweiligen Netzwerkpartner in diesem Projekt, eröffnen sich der Zugang zu anderen Kompetenzen und Ressourcen sowie der Transfer von Ideen und Anregungen. Warum ist das Netzwerk für die Zielerreichung wichtig? Das Projektkonzept NQ Pfalz umfasst auch die Koordinierung aller Beteiligten während der Umsetzung von Nachqualifizierung, nach der Grundidee „Bildung als Koproduktion“. Die Qualifizierungsberaterinnen und -berater stimmen sich mit den beteiligten Unternehmen, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, den Bildungsdienstleistern, den Agenturen für Arbeit, den Jobcentern und ggf. weiteren Partnern ab: Z. B. dazu, wie die Kompetenzen und Ressourcen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Weg zum Berufsabschluss mit der Berufstätigkeit, den Interessen des jeweiligen Arbeitgebers und den Bedingungen des Weiterbildungsmarktes effektiv zusammengeführt werden können. Kapitel 2 Im Interview: Stefan Egelhof Geschäftsführer und Orthopädieschuhmachermeister Schwerdtfeger Sanitätshaus und Orthopädieschuhtechnik in Kaiserslautern Warum beteiligen Sie sich an dem Netzwerk. bzw. Projekt? Wir müssen leider in den letzten Jahren feststellen, dass wir unseren Fachkräftebedarf regional nicht mehr über den Arbeitsmarkt decken können. Es fehlt an geeigneten ausbildungswilligen Jugendlichen, die sich für den Ausbildungsberuf Orthopädieschumacherin oder -schumacher interessieren, sowie an qualifizierten Fachkräften. „Abschlussorientierte Nachqualifizierung“ ist für uns ein neuer Weg der Fachkräftegenerierung. Bewährte an- und ungelernte Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Unternehmens können effizient zum Berufsabschluss geführt werden. Der Markt für berufliche Weiterbildung ist groß und unübersichtlich. Um sich als Unternehmen darin zurechtzufinden, leistet das Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz (NQ Pfalz) professionelle Unterstützung durch Markt- und Branchenkenntnis. Was müssen Sie dafür tun? Aufgeschlossen und kooperationsbereit gegenüber Alternativen zu den herkömmlichen Wegen der Aus- und Weiterbildung sein. Außerdem unterstützen wir die Netzwerkarbeit durch Aufzeigen unserer Win-win-Situation in der Öffentlichkeit. Wie sehen Ihre bisherigen Erfolge aus? Einer unserer Produktionshelfer hat sich 2013 dazu entschlossen, den Berufsabschluss zum Orthopädieschuhmacher nachzuholen. Aufgrund seiner Gehörlosigkeit und den damit verbundenen Einschränkungen – so musste zum Beispiel eine Berufsschule gefunden werden, die Gehörlose unterrichtet – entschieden wir uns für eine betriebliche Einzelumschulung mit Förderung durch die Agentur für Arbeit. Die Zwischenprüfung hat er bereits erfolgreich abgelegt. Ohne die Zusammenarbeit mit dem Projekt NQ Pfalz wäre dies nicht so reibungslos möglich gewesen. 29 30 Im Interview: Jörg Neufeld Umschüler zum Orthopädieschuhmacher Schwerdtfeger Sanitätshaus und Orthopädieschuhtechnik in Kaiserslautern Warum machen Sie bei dem Projekt mit? Es war schon immer mein Traum als Schuhmacher zu arbeiten. Ich bin sehr glücklich, nach vielen Jahren, in denen ich immer nur für höchstens ein Jahr bei einem Betrieb beschäftigt war, endlich einen Chef gefunden zu haben, der mir die Chance zum Nachholen des Berufsabschlusses bietet. Welche Unterstützung erhalten Sie? Unterstützung verdanke ich vor allem meinem Chef. Sehr große Unterstützung habe ich auch durch meine Familie und Arbeitskolleginnen und -kollegen erhalten. Inwiefern würden Sie das Projekt anderen weiterempfehlen? Anfangs fiel mir die Entscheidung zur Nachqualifizierung nicht leicht. ln einem Beratungsgespräch mit dem Projekt Nachqualifizierung in der Pfalz (NQ Pfalz) und mit der Agentur für Arbeit Kaiserslautern-Pirmasens wurde alles für meine Nachqualifizierung besprochen. Die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter haben dann einen auf mich zugeschnittenen Qualifizierungs- und Finanzierungsplan aufgestellt, mit dem ich starten konnte. Jetzt erst realisiere ich, wie gut diese Entscheidung für meine Zukunft ist. Vorwort Bildungsberatung auch für die Kleinen – unternehmensWert:Mensch der Allianz pro Fachkräfte in der Metropolregion Nürnberg Ein weiteres Beispiel zur Sicherung des ten und mitarbeiterorientierten Personal- zentralen personalpolitischen Handlungs- Fachkräftebedarfs von KMU ist das Projekt politik. Inhaltlich bewegt es sich im Kon- felder folgt. Gefördert werden in der neu- unternehmensWert:Mensch der Allianz text der Initiative Neue Qualität der Arbeit en Runde ab Oktober 2015 bis zu zehn pro Fachkräfte. Die Netzwerkpartner in (INQA), in deren vier zentralen personal- Beratungstage im Volumen von bis zu der Region sind die Handwerkskammer politischen Handlungsfeldern Maßnahmen 10.000 Euro. Die Förderquote bei Unter- für Mittelfranken und IHK Nürnberg für angeschoben werden können: „Personal- nehmen mit bis zu zehn Mitarbeiterinnen Mittelfranken. Sie sind Erstberatungs- führung“, „Chancengleichheit und Diversity“, und Mitarbeitern beträgt 80 Prozent; bei stellen in der Neuauflage des Programms „Gesundheit“ und „Wissen und Komptenz“. Betrieben von elf bis 249 Mitarbeiterinnen unternehmensWert:Mensch des Bundes- und Mitarbeitern 50 Prozent. ministeriums für Arbeit und Soziales aus Im Rahmen einer Erstberatung der in- Mitteln des Europäischen Sozialfonds ESF). teressierten Unternehmen wird der konkrete Handlungsbedarf ermittelt, auf den Das Förderprogramm unterstützt KMU im Anschluss eine weiterführende Pro- bei der Umsetzung einer zukunftsgerech- zessberatung rund um Themen der vier Im Interview: Stefan Crämer Geschäftsführer Crämer & Co. GmbH aus Nürnberg Warum haben Sie sich über das Projekt unternehmensWert:Mensch unterstützen lassen? Als Mittelständler mit über 80 Beschäftigten, von denen viele Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrer oder junge Eltern sind, mussten wir, um ein attraktiver Arbeitgeber zu bleiben, neue Möglichkeiten zur Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern finden. Dazu gehörten auch flexiblere Arbeitszeitmodelle und Führungsmodelle. Nur so konnten wir gleichzeitig den Anforderungen des Unternehmens und der Beschäftigten gerecht werden. Was war das Ergebnis der Beratung? Wir haben das Programm dazu genutzt, um unsere Personalplanung zu optimieren und mit unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht zu werden. Die Beratung zu mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch den Netzwerkpartner IHK war sehr sinnvoll. Das Programm ist eine tolle Sache und hat uns absolut geholfen. 31 32 Im Interview: Monika Schuhmann Projektleiterin unternehmensWert:Mensch Warum sind Sie aktiv geworden? KMU haben einen großen Handlungsbedarf angesichts der großen Fachkräftenachfrage, aber nur ein kleiner Teil von ihnen hat überhaupt einen eigenen HR-Manager. Diese Firmen benötigen also eine umfassende und umsetzungsorientierte Beratung zu HR-Themen, die durch eine niederschwellige Förderung unterstützt werden können. Das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch passte also perfekt in die Landschaft. Wie sind Sie vorgegangen? Bereits in der Pilotphase von Oktober 2012 bis März 2015 haben in unserer Region 140 Mitgliedsunternehmen der IHK in Nürnberg für Mittelfranken erfolgsversprechend von dieser Förderung profitiert. Die teilnehmenden Unternehmen beschäftigten zwischen zwei und 229 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und stammen aus den unterschiedlichsten Branchen. Besonders stark waren IT-Unternehmen in der Pilotphase vertreten, die den Fachkräftemangel schon jetzt stark spüren. Die Unternehmen nutzten die Fachberatungen beispielsweise zur Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements, zum Aufbau eines Zielvereinbarungssystems mit Mitarbeitergesprächen, zur Einführung einer weiteren Führungsebene oder zur Verbesserung des Wissenstransfers im Betrieb. Dann stand der Rollout für ganz Deutschland an und wir befragten unsere Kammerkolleginnen und -kollegen in Bayern, ob ein bayernweiter Antrag für dieses Projekt eine gelungene Erweiterung des bestehenden Beratungsprogramms der Kammern sei. Gemeinsam stimmten wir dann unsere Anträge aufeinander ab und verwiesen auf das hervorragende Netzwerk in den Regionen, das es leicht macht, Projekte gut zum Laufen zu bringen – mit Erfolg. Seit August 2015 sind wir erneut Erstberatungsstelle im Programm und wollen unseren KMU zu einer Förderung verhelfen. So können viele firmeninterne Projekte umgesetzt und die Arbeitgeberattraktivität der beteiligten Firmen erhöht werden. Das stärkt letztlich auch die Wettbewerbsfähigkeit der Firmen. Wie gewinnen Sie die Unternehmen für das Projekt? Es handelt sich um ein sehr gutes, praxisnahes Förderprogramm. Die Firmen haben einen direkten Nutzen und fragen es daher gerne nach. Ich begleite die KMU durch das Förderprogramm unternehmensWert:Mensch. Aus der Pilotphase sind sehr viele Unternehmen auf diese Fördermöglichkeit aufmerksam geworden und haben dieses auch weiterempfohlen. Der Nutzen für unsere KMU hat sich bereits herumgesprochen, viele Unternehmen haben schon im Vorfeld anfragt, wann es weiter geht. Dies ist ein deutliches Zeichen, dass besonders hier ein großer Nutzen für KMU angeboten wird und dass erfolgreiche Projekte sich im Netzwerk herumsprechen. Kapitel 2 Was konnten Sie bisher erreichen? Wir haben das Programm in der Pilotphase bei uns in der Region durch eine Befragung der teilnehmenden Firmen evaluiert. Das Ergebnis: 140 Firmen haben in der Pilotphase teilgenommen, weil ihnen das Thema Fachkräftesicherung wichtig ist. Wir konnten viele Unternehmen nachhaltig auf den Weg bringen, eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur zu etablieren und Veränderungen anzustoßen. Das ist ein toller Erfolg! 33 34 3. Fazit: Chancen und Möglichkeiten Netzwerke als Agenturen regionaler Serviceangebote zur Fachkräftesicherung Fazit Mit unterschiedlichsten Serviceangeboten leisten Netzwerke entwickeln und verwirklichen, z. B. bei geförderten Projekten. wichtige Beiträge zur Fachkräftesicherung in den Regionen. Als Netzwerk besitzen die kooperierenden Akteure dann für die Die Angebote decken ein weites Spektrum an Zielgruppen und Mittelbeantragung und Umsetzung die Kapazitäten und Kompe- Themen ab. Einige Projekte wurden Ihnen in dieser Broschüre tenzen, um ein Projekt wie die Nachqualifizierung in der Pfalz vorgestellt. Alle Angebote haben viele thematische Schnittstel- erfolgreich durchzuführen. Bereits bestehende Maßnahmen len und erfordern die Kompetenzen, Kapazitäten und Kontakte können zudem gemeinsam weiterentwickelt und ausgebaut wer- unterschiedlicher regionaler Arbeitsmarktakteure. den. Bei Übernahme von hier geschilderten Beispielen können Netzwerke darüber hinaus überlegen, diese auf die Situation in Durch die Kooperation dieser Akteure entstehen Strukturen, die ihrer eigenen Region individuell anzupassen. So ließe sich eine die Fachkräftegewinnung und -sicherung gerade kleinerer Unter- wie bei der Ems-Achse bisher werktägliche Kindernotfallbetreu- nehmen in vielerlei Hinsicht erleichtern. So lassen sich Aufwände ung von 7:00 Uhr bis 19:00 Uhr, auch auf das Wochenende und reduzieren, wenn es etwa im Sinne eines „Einheitlichen Ansprech- längere Uhrzeiten ausweiten, die Arbeitszeiten in Unternehmen partners“ nur eine Kontaktstelle oder -person gibt, oder auch mit Schichtbetrieb besser abdeckt. gemeinsam umfangreichere Serviceangebote und Maßnahmen Durch Fachkräftesicherung die Region attraktiver machen Die Angebote der regionalen Netzwerke Rückkehrer gewonnen oder Informatio- tragen auch zur Bekanntheit und Attrak- nen über Unternehmen und Wirtschaft tivität ihrer Region und der vorhandenen einer Region online verbreitet werden Unternehmen bei. Dies ist gerade dann sollen. Das ist sowohl im Interesse der der Fall, wenn es um Projekte im Bereich regionalen Wirtschaft als auch der Ein- der Anwerbung von Neubürgerinnen und wohnerinnen und Einwohner. Neubürgern geht, Rückkehrerinnen und Es profitieren alle in der Region Es lohnt sich für Unternehmen, sich an fähigkeit und den eigenen Marktwert er- das Bleiben, denn die Menschen merken, solchen Projekten aktiv zu beteiligen oder höhen können, und es wird Unterstützung dass sie willkommen sind und gebraucht sie zu nutzen. Denn sie profilieren sich als bei der Kinderbetreuung oder Pflege von werden. engagierte, attraktive Arbeitgeber, die ih- Angehörigen angeboten. ren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu- Davon profitiert die gesamte Region: Ihr sätzlichen Service anbieten, nachgefragt Für Interessierte aus anderen Ländern Fachkräfteangebot und ihre Attraktivität sind und dadurch ihren Fachkräftebedarf und Regionen sowie für bereits zugezoge- steigen, ein gemeinsames Bewusstsein leichter und besser decken können. ne Fachkräfte und ihre Familien bieten die und Zusammengehörigkeitsgefühl nach Netzwerkstrukturen erste Anlaufstellen innen und nach außen entsteht. Und Aber auch wer in der Region bereits lebt und offerieren vielfältige Angebote bei durch den gemeinsamen Auftritt wird und arbeitet, kann profitieren: betriebliche der Ankunft und beim Einleben. Die je- eine regionale Marke etabliert, die weit Arbeits- und Karrieremöglichkeiten vor weiligen Ansprechpersonen begleiten die über die regionalen Grenzen hinaus Ort werden aufgezeigt, es wird zu Quali- Neubürgerinnen und -bürger vor Ort und bekannt ist. fikationsmöglichkeiten und Fördermitteln stehen ihnen unterstützend zur Seite. Das beraten, die die eigene Beschäftigungs- erleichtert das Ankommen und festigt 35 36 4. Anhang Weitere Informationen Vorwort 37 38 4.1 Das Innovationsbüro Fachkräfte für die Region Das Innovationsbüro Fachkräfte für die gionalen Voraussetzungen vor Augen Unternehmerverbände, Gewerkschaften, Region ist ein Projekt des Bundesminis- führt. In vielen Regionen der Bundesrepu- Wirtschaftsförderer und Rentenversiche- teriums für Arbeit und Soziales (BMAS). blik sind deshalb in den letzten Jahren rungsträger zusammenkommen und kon- Ausgangspunkt für das Projekt war die Projekte, Initiativen und Netzwerke zur krete Maßnahmen zur Fachkräftesiche- Erkenntnis, dass es für die Fachkräftesi- Fachkräftesicherung entstanden. Allen lo- rung vor Ort vorantreiben. Dabei haben cherung in den Regionen keine einfachen kalen Netzwerken ist gemein, dass in ih- sich viele interessante und nachahmens- Patentrezepte gibt. Vor allem dann nicht, nen regionale Akteure wie z. B. Agenturen werte Projekte entwickelt. wenn man sich die unterschiedlichen re- für Arbeit, Kammern, Arbeitgeber und Genau da setzt das Innovationsbüro Fachkräfte für die Region an: Wir unterstützen und beraten regionale Netzwerke und Initiativen etwa bei Fragen zur Gründung oder zur Netzwerkorganisation. Wir organisieren Erfahrungsaustauschkreise und Workshops für Netzwerke und Interessierte, um regionale Strategien und Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren und weiterzuentwickeln. Wir richten bundesweite Veranstaltungen wie die jährliche Fachtagung und den Innovationstag aus, um eine breite Öffentlichkeit für das Thema Fachkräftesiche- rung zu sensibilisieren, die überregionale Vernetzung voranzutreiben und um neue Impulse und Ideen zu verbreiten. Wir bieten mit unserem Internetauftritt www.fachkraeftebuero.de eine zentrale Plattform, die zahlreiche Informationen zum Thema regionale Fachkräftesicherung, zur Netzwerkarbeit, zu guter Praxis und zu innovativen Projekten bündelt. Wir veröffentlichen Leitfäden zu den internen Prozessen von erfolgreicher Netzwerkarbeit und Broschüren zu guter Praxis in den Regionen. Informationen über die vom Innovations- Weitere ergänzende Unterstützungsan- büro identifizierten Netzwerke finden Sie gebote finden Sie im Rahmen der Initi- unter: ative Neue Qualität der Arbeit und des www.fachkraeftebuero.de/netzwerke/ ESF-Modellprogramms netzwerkdatenbank/ unternehmensWert:Mensch unter: www.inqa.de www.unternehmens-wert-mensch.de Anhang 4.2 Netzwerke: Informationen und Kontaktdaten Allianz pro Fachkräfte Ems-Achse, Jobmotor Nordwest Nachqualifizierung in der Pfalz Die Allianz pro Fachkräfte in der Metro- Das als Verein organisierte Netzwerk will Das Projekt Nachqualifizierung in der polregion Stuttgart will Fachkräfte aller die gemeinsame Wirtschaftsregion Ems- Pfalz (NQ Pfalz) bietet eine strukturelle Qualifikationsstufen gewinnen. Dazu Achse stärken. Weiterentwicklung und Verbesserung der wird mit entsprechenden Projekten die beruflichen Integration von An- und Un- Verbesserung des Lebensumfelds in der Auf Basis der Analyse von Fachkräftebe- gelernten in KMU durch Steigerung des Region vorangebracht sowie die Willkom- darfen und -potenzialen haben sich die Qualifizierungsniveaus. Für die Zielgruppe menskultur für zuziehende Fachkräfte Partner des Netzwerkes die übergeordne- ermöglicht es eine soziale und berufliche und ihre Familien gestärkt. ten Ziele gesetzt, der Wirtschaftsregion Integration, indem der nachträgliche Ems-Achse ein attraktives Profil zu verlei- Erwerb des Berufsabschlusses aufge- Die regionalen Akteure haben sich unter hen sowie zusätzliche Arbeitsplätze in der zeigt, organisiert und begleitet wird. Dies einer Dachmarke zusammengetan und Region zu schaffen. reduziert die Wahrscheinlichkeit einer vermarkten ihre Aktivitäten gemeinsam. drohenden Arbeitslosigkeit und ist ein Die Dachmarke Ems-Achse bildet den Beitrag zur Fachkräftesicherung. Überbau, unter dem die Initiativen und Maßnahmen zur Fachkräftesicherung umgesetzt werden. Website: Website: Website: www.allianz-pro-fachkraefte.de www.emsachse.de www.nachqualifizierung-pfalz.de Kontakt: Kontakt: Kontakt: Yvonne Wetsch Dr. Dirk Lüerßen Frank Bixler IHK Nürnberg für Mittelfranken Wachstumsregion Ems-Achse e. V. Handwerkskammer der Pfalz Tel.: +49 (0)911 1335-142 Tel.: +49 (0)4961 - 94 09 980 Tel.: +49 (0)631 3677-227 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] 39 40 Wachstumskern Autobahndreieck Zuhause in Brandenburg e. V. Wittstock/Dosse e. V. Mit dem Fachkräftemanagement, der Zuhause in Brandenburg hat zum Ziel, Etablierung als Logistikdrehscheibe und den demografischen Wandel aktiv zu ge- einem gezielten Standortmarketing möch- stalten und damit eine positive Verände- te das Netzwerk seit 2005 die Region als rung der Einwohnerzahlen zu erreichen. Wachstumskern zwischen den Metropol- Das soll vor allem durch die Förderung regionen Berlin/Brandenburg und Ham- von Rückwanderung und Zuzug in die burg weiterentwickeln und damit zur Fach- Region erreicht werden. kräftesicherung beitragen. Denn durch die ländliche Lage sind Fachkräfteengpässe in Außerdem sollen durch ein zielgruppen- der mittelständisch geprägten Wirtschaft spezifisches Marketing Perspektiven für schon jetzt zu spüren. junge Menschen aufgezeigt werden. Alle Maßnahmen haben das Ziel, die Wirtschaftskraft zu stärken und den Fachkräftebedarf der regionalen Unternehmen zu sichern. Website: Website: www.prignitz-in-germany.com www.zuhause-in-brandenburg.de Kontakt: Kontakt: Mike Blechschmidt Ariane Böttcher Bernd Blechschmidt Industrie- und Zuhause in Brandenburg e. V. Gebäudeservice GmbH Tel.: +49 (0)3987 - 20 06 746 Tel.: +49 (0)3395 764010 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Anhang Impressum Herausgeber: Redaktion: DIHK Service GmbH Innovationsbüro Geschäftsführer Dr. Achim Dercks, Fachkräfte für die Region Dr. Ulrich Koch, Sofie Geisel Amtsgericht Charlottenburg HRB 90039 B Ust.-IDNr.: DE 169824169 Steuernummer: 37/276/20732 Stand: 2. Auflage Oktober 2015 Gestaltung: Commerzbank AG Berlin Anne Krieger Kommunikationsdesign Konto 4104 429 100 Tel.: +49 (0)163 - 69 58 623 BLZ 120 800 00 Internet: www.annekrieger.de IBAN DE 57 1208 0000 4104 4291 00 Druck: DCM Druck Center Meckenheim GmbH Im Auftrag von: Werner-von-Siemens-Straße 13 53334 Meckenheim Bundesministerium Tel.: +49 (0)2225 - 88 93 550 für Arbeit und Soziales Internet: www.druckcenter.de Wilhelmstraße 49 10117 Berlin Fax: +49 (0)30 - 18 52 72 236 E-Mail: [email protected] Internet: www.bmas.de Bezugsstelle: Innovationsbüro Fachkräfte für die Region DIHK Service GmbH Breite Straße 29 10178 Berlin Tel.: +49 (0)30 - 20 308 6201 Fax: +49 (0)30 - 20 308 5 6201 E-Mail: [email protected] Internet: www.fachkraeftebuero.de Foto/Bildnachweis: Ahrens & Steinbach fotogloria 41 Innovationsbüro Fachkräfte für die Region DIHK Service GmbH Breite Straße 29 10178 Berlin Telefon +49 (0)30 - 20 308 6201 Fax +49 (0)30 - 20 308 5 6201 [email protected] www.fachkraeftebuero.de