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Ausgabe 2 – April 2008 Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW Schwerpunkt Firmenporträt Setbericht Games-Branche SoundVision The Dust of Time Dreharbeiten 1 Mit seiner Location-Seite liefert der Newsletter regelmäßig einen bebilderten Gruß aus einer Stadt der Region. Ausgewählt werden die Motive von Location-Scouts aus NRW. Alle Bilder und noch viele weitere finden Sie auch auf der Website www.locationnrw.de. Tobias Roelin, Tel. (0201) 492826, Mobil 0172-5324331; [email protected] Einwohner: 375.563 Grüße aus Bochum Realisierte Filmprojekte (Auswahl): „Der große Bellheim“, „Tatort: Das Phantom“, „Das Wunder von Bern“, „Aus der Tiefe des Raumes“, „Balko“, „Der Clown“ Treffer in der Motivdatenbank: 40 Ansprechpartner: Stadt Bochum Presse-und Informationsamt Herbert Schmitz Tel. (0234) 9103581; [email protected] Udo Wüllenweber, Tel. (0211) 1577074 [email protected] ZeitRaumRechercheLocation Tel. (0221) 132527; [email protected] most wanted Tel. (0700) 75747372; [email protected] 2 newsletter 2/2008 – Location Inhalt Schwerpunkt: Die Games-Branche Spiel, Spaß und Sieg? 4 Meldungen Branche, Kinos, Festivals, Preise 11 Das Auge hört mit Firmenporträt: SoundVision 12 Auf dem Sprung Die Seite für und über den Filmnachwuchs 14 roßes Kino!“ Wenn der Ökonom Jörg Müller-Lietzkow, einer der besten Kenner der deutschen Games-Branche (siehe auch Interview S. 16), ins Schwärmen gerät, bedient er sich rhetorisch immer noch beim guten, alten Kino. Das beruhigt, denn was Wachstumszahlen und Hipness-Faktor anbelangt, lässt die Spieleindustrie die Kollegen vom Film alt aussehen. Schon ist die Rede vom neuen Leitmedium des 21. Jahrhunderts. Bei dem Kongress „Clash of Realities“ in der Kölner Fachhochschule zur Wirkungsweise von Spielen, bei der auch über Suchtpotenzial und Gewaltverherrlichung gesprochen wurde, war kaum einer der Besucher älter als 35. Die Branche ist nicht nur jung, auch ihr Marktpotenzial scheint gewaltig. 2007 machte sie in Deutschland einen Umsatz von knapp 1,4 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und rund 600 Millionen Euro mehr als im selben Jahr an den Kinokassen umgesetzt wurde. Ein Ende des Höhenflugs ist nicht in Sicht, oder wie es Müller-Lietzkow auf dem Kongress im März auf den Punkt brachte: „Die Nichtspieler sterben aus. Die Spieler wachsen nach.“ Sieht man vom „Spiel zum Film“ oder „Film zum Spiel“ einmal ab, laufen die beiden Branchen derzeit noch wie zwei Parallelen nebeneinander her – zumindest gilt das für Deutschland. Noch scheint nicht entschieden, ob sich die Akteure als Konkurrenten oder als Partner definieren wollen. Sicher ist, dass Film und Games um das knappe Geld und das knappe Freizeitbudget ihrer Kunden konkurrieren. Aber nicht nur dort. Auch Standortpolitiker haben den Spielesektor längst als neuen Wachstumsmarkt entdeckt, ähnlich wie die Filmwirtschaft in den 90ern. Das gilt auch in Nordrhein-Westfalen und hier vor allem in Köln, wo man Europas größte Spielemesse Games Convention unter dem neuen Namen Games Com in die Domstadt holen konnte. Auch um die Entwickler und Publisher wirbt man an Rhein und Ruhr, wo mittlerweile ein Schwerpunkt der deutschen GamesBranche entstanden ist, obwohl hier, im Gegensatz zu Berlin, nicht mit speziellen Förderinstrumenten für die Entwicklung von Spielen gelockt wird. Mit einer nachrückenden Generation von Filmemachern, die selbst als Spieler aufgewachsen sind, werden die Grenzen zwischen beiden Branchen durchlässiger. Bei einer nicht-repräsentativen Umfrage unter Studenten der ifs und G KHM sagten viele, dass sie später nicht nur fürs Fernsehen oder das Kino, sondern auch für Spiele arbeiten wollen. Schon jetzt gibt es Konvergenzen bei Autoren, Sound-Designern und Digitalen Studios, die für beide Branchen kreativ tätig sind. Die perfekte Kombination von Film und Game bietet übrigens das Computerspiel „The Movies“, in dem der Spieler als Chef eines Hollywood-Studios entscheidet, welche Filme mit welchen Stars gedreht werden. Außerdem hat er die Möglichkeit, als Regisseur aus vorgegebenen Modulen eigene Filme zu realisieren, die er dann ins Internet stellen kann. Unter www. movies.lionhead.com finden sich schon über 120.000 solcher Streifen. Entwickelt wurde das Spiel von der englischen Firma Lionhead, die mittlerweile zum Microsoft-Konzern gehört. Das Logo der Firma ziert ein brüllender Löwenkopf, NRW im Berlinalefieber Rückblick Berliner Filmfestspiele Schwerpunkt: Die Games-Branche 16 Chancen für Alien-Invasionen Interview mit dem Autor Axel Melzener 16 „Massiv den Mainstream angehen“ Interview mit dem Ökonom Jörg Müller-Lietzkow 18 In der Mitte angekommen Die deutsche Computerspiel-Branche 19 Spielen als Beruf Aus- und Weiterbildung im Berufsfeld Computer- und Videospiele 20 Mehr als nur Moorhühner Die Branche in NRW: Ein Überblick 21 Siedler zwischen Ruhr und Emscher Porträt: Funatics Software 22 Parallelwelten? Konvergenzen zwischen Film – und Spielebranche 22 Sei dein eigener Stuntman TV-Sender und ihre Games-Strategien 23 wie beim berühmten Trailer der Filme von MGM. Wenn man genau hinguckt, gibt es eben doch mehr Gemeinsamkeiten als man denkt. Im aktuellen Heft wollen wir einen Blick über den Zaun zu den Gamern werfen. Wir zeigen, wie die Branche arbeitet und sich finanziert, wer in NRW dabei ist und wo schon jetzt funktionierende Konvergenzen zur Filmbranche existieren. Darüber hinaus bietet das Heft wieder die bewährten Informationen aus der und über die Branche in NRW mit Meldungen, aktuellen Dreharbeiten und einem bildreichen Rückblick auf die Berlinale. Wir durften Theo Angelopoulos bei seinen Dreharbeiten zu „The Dust of Time“ in Nordrhein-Westfalen begleiten und stellen Ihnen in unserem Firmenporträt die Kölner SoundVision vor. Vom Killerspiel zum Kulturgut Die gewandelte Wahrnehmung von Computerspielen Titel: „Lauf um dein Leben“. Eine Verlosung von Premierenkarten finden Sie auf Seite 8. Foto: Kinowelt 23 Der mutige Schritt zur Seite Trends im Markt der Computerspiele 24 Vampir mit Kunstblut Setbesuch bei Theo Angelopoulos´ „The Dust of Time“ 25 Dreharbeiten in NRW 26 Mit besten Empfehlungen Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Freischwimmer“, „Hardcover“, „Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman“, „Neandertal“, und „Nichts geht mehr“ Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Rüdiger Bertram Chefredakteur Editorial – newsletter 2/2008 Schwerpunkt Juni-Heft: Filmkongress Der nächste Newsletter erscheint Anfang Juni und bietet einen Ausblick auf den Internationalen Filmkongress, zu dem die Filmstiftung NRW vom 7. bis zum 10. Juni nach Köln einlädt. Bereits ab dem 20. Mai ist das Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden. 3 Jetzt auch im Kino: Contergan Erst Fernsehen, dann Kino: Zeitsprung-Produzent Michael Souvignier geht mit seinem Fernsehfilm „Contergan“ einen ungewöhnlichen Weg. Nach der erfolgreichen Ausstrahlung im Herbst im Ersten kommt der Zweiteiler von Regisseur Adolf Winkelmann (Drehbuch: Benedikt Röskau) ab dem 10. April auch ins Kino. Dem Newsletter erzählte Michael Souvignier, wie es dazu kam. Wie kam es zu der Entscheidung, „Contergan“ auch ins Kino zu bringen? Bereits bei den Pressevorführungen hat sich gezeigt, dass die Kraft der Bilder und Michael Souvignier, die emotionale WirFoto: Zeitsprung kung des Films auch auf der großen Leinwand funktionieren. Man kann fast sagen, „Contergan“ ist eigentlich für das Kino gemacht. Von daher war für uns schnell klar, dass wir den Film auch in die Kinos bringen wollen. In welcher Kopienzahl kommt der Film heraus, und wie läuft der Vertrieb? Die Kinoauswertung wird auf HD-Projektions-Basis erfolgen. Es gibt also keine klassische Kinokopie, sondern ein digitales Trägermedium. Diese innovative Technik steht deutschlandweit in ca. 120 Häusern zur Verfügung. Das Interesse der Kinobetreiber ist groß, weil der Film über die Fernsehausstrahlung und die zahlreichen Auszeichnungen – Bambi, Goldene Kamera und Grimme-Preis-Nominierung – bereits für große Aufmerksamkeit gesorgt hat. Gibt es Unterschiede zwischen der Kinofassung und dem FernsehZweiteiler? Nein, die Kinofassung ist identisch mit der Fernsehfassung, also zwei Teile à 90 Minuten. Zwischen beiden Teilen wird es eine kurze Pause geben. Mittlerweile hat die Bundesregierung die Rente für die ConterganOpfer erhöht. Ist das auch ein Verdienst des Filmes? Unser Film hat den Fokus der Öffentlichkeit auf das Thema Contergan gelenkt und damit auch auf den Missstand der völlig unzureichenden Opferrenten. Die konkrete Rentenerhöhung ist in erster Linie aber ein Erfolg der Opferverbände, die in direkten Verhandlungen mit den zuständigen Ministerien diese Erhöhung durchgesetzt haben. Wir können nur an Grünenthal appellieren, nun auch ihrerseits den längst überfälligen Beitrag zur Verbesserung der Opfersituation zu leisten. MMC unter Erfolgsdruck Umgezogen: Casting Network Die Magic Media Company (MMC) soll 2008 und 2009 keine Verluste mehr machen. Das ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen Hans-Joachim Ziems, der im Auftrag der Sparkasse Köln-Bonn die MMC saniert, und dem Immobilienfonds OppenheimEsch, der die MMC-Studios in Köln und Hürth besitzt. In der Vergangenheit hatte Europas größter Studiobetreiber vor allem deshalb Verluste eingefahren, weil mit Oppenheim-Esch Mietgarantien bis zu jährlich 18 Millionen Euro vereinbart waren. Die Verluste waren Jahr um Jahr von den MMC-Gesellschaftern ausglichen worden – zunächst anteilig von RTL, ProSieben, den Gebrüdern Bernd und Helmut Breuer und der Sparkasse, zuletzt nur noch von der Kasse als nunmehr einziger Gesellschafterin. Die Altgesellschafter hatten sich entweder aus der MMC herausgekauft oder waren, wie im Fall der Breuers, vom früheren Sparkassen-Chef Gustav Adolf Schröder von ihren Mietverpflichtungen freigestellt worden. Nun werde versucht, mit Oppenheim-Esch auch für die Zeit ab 2010 eine Vereinbarung über Mietminderung zu erzielen, so Schröder-Nachfolger Dietmar Binkowska. Zu den Verlusten hatte auch mangelndes Controlling beigetragen. Inzwischen seien die Effizienz gesteigert, die Kosten gesenkt und neue Filmproduktionen akquiriert worden, berichtete Binkowska. Währenddessen erhielten 35 von zuletzt rund 150 Mitarbeitern die Kündigung. Weitere Streichungen seien nicht vorgesehen, heißt es seitens der MMC. MMC, Tel. (02233) 5103; [email protected] Die virtuelle Adresse www.castingnetwork.de bleibt, geändert aber hat sich die Anschrift von Tina Thieles Branchenportal rund ums Casting in der realen Welt: Ab sofort sind die Gewinnerin des BKM-Innovationspreises 2006 und ihr Team im Kölner Hansaviertel in der Kasparstraße 25 unter der neuen Telefonnummer 022194655620 zu erreichen. Im Internet liefert die Website in einem offenen Bereich Adressen, Interviews, Porträts und aktuelle Infos zum Casting, in einem Premium-Bereich gibt es u.a. einen Produktionsspiegel zum Thema „Wer castet was?“. 4 Create.NRW ... geht in die zweite Runde. Der Förderwettbewerb des Landes NRW richtet sich an Akteure und Unternehmen aus der Film- und Fernsehwirtschaft und der Software- und Spieleindustrie, die sich noch bis zum 30. Mai mit ihren Projektvorschlägen bewerben können. Im vergangenen Jahr wurden 117 Ideen, Projekte und Konzeptvorschläge für den zweistufigen Wettbewerb des Wirtschaftsministeriums eingereicht. Sechs Beiträge aus Duisburg, Düsseldorf, Herford, Köln, Solingen und Wuppertal erhielten auf Empfehlung der Jury ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro. „Kreative Menschen sollen in Nordrhein-Westfalen die notwendigen Freiräume, Unterstützung, vor allem aber einen Marktplatz finden“, betonte NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben. Ziel ist es, die Innovationskraft in kleinen und mittelständischen Unternehmen zu verbessern und Arbeitsplätze zu sichern. Mehr Infos unter www.ziel2-nrw.de. Haie mit Zuwachs Julia Willmann, zuvor Spielfilmredakteurin bei Arte, verstärkt seit kurzem als Producerin die Kölner Little Shark Entertainment. Willmann zeichnet verantwortlich für die Entwicklung von TV- und Kinostoffen. Aktuell beschäftigt sie sich u.a. mit dem Projekt „Hangtime“, einem Drama um die Beziehung zweier Brüder, und mit der Entwicklung der Krimireihe „Stachelmann“, in der ein kauziger Historiker zum unfreiwilligen Ermittler wird. Zugleich hat Willmann ein Auge auf die Entdeckung neuer Talente innerhalb der Branche. Little Shark, Tel. (0221) 336114; [email protected] :le und la in Köln Seit Ende 2007 vertritt Lale Nalpantoglu mit ihrer Kölner Agentur :le und la Kinder und junge Schauspieler, die für Fernseh-, Film- und Werbefilmproduktionen vor der Kamera stehen. „Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der Förderung und Betreuung, sowie der seriösen und professionellen Vermittlung von talentierten Kindern und Jugendlichen mit vorwiegend internationalem Hintergrund“, betont Nalpantoglu, die an der Kunsthochschule für Medien Regie studierte und zum aktuellen Stipendiaten-Jahrgang des AV-Gründerzentrums NRW gehört. Seit ihrem Diplom arbeitet sie freiberuflich als Filmemacherin und Casterin. Zuletzt hat sie u.a für Relevantfilm die Kinderhauptrollen der WDR-Serie „Rennschwein Rudi Rüssel“ und des ARD- Fernsehfilms „Abschiede und andere Schwierigkeiten“ (Zieglerfilm Köln) besetzt. Mehr Infos unter www.leund-la.de. :le und la, Tel. (0221) 16924985; [email protected] Bielefeld: Lichtwerk übernimmt Kamera Ab April 2008 wird das Bielefelder Filmkunsttheater Kamera an der Feilenstraße von der Lichtwerk Filmtheater Betriebs GmbH übernommen und betrieben. Die bisherigen Inhaber des Traditionshauses, das Ehepaar Ingrid und Eberhard Heise, haben sich aus Altersgründen zu einer Übergabe an die Lichtwerker entschlossen. Die Kamera wurde 1950 vom Bielefelder Filmkunst-Pionier Carl Aul im Haus der Technik eröffnet und wechselte bereits 1957 in die Feilenstraße. Das Lichtwerk wurde vor 23 Jahren als Kino im Filmhaus Bielefeld gegründet. 2006 wechselte das Programmkino in den Ravensberger Park und nahm hier den Spielbetrieb in einem neuen großzügig gestalteten Gebäude mit drei Sälen (274 Plätze) auf. An der Ausrichtung der Kamera, die in der Vergangenheit regelmäßig für ihr Filmprogramm ausgezeichnet wurde, soll sich nach Absicht der neuen Betreiber nichts ändern. Auch das Personal wird von der neuen Gesellschaft übernommen. Die Geschäftsführung der Kamera liegt bei Jürgen Hillmer, der bereits die Leitung des Lichtwerks innehat. Mehr Infos zu beiden Kinos unter www.kamera-filmkunst.de und www.lichtwerkkino.de. newsletter 2/2008 – Meldungen WDR: Hanke folgt Merker Andrea Hanke, seit 1999 Redakteurin in der WDR-Programmgruppe Fernsehfilm, hat zum 1. Februar die Filmredaktion des Senders übernommen. Sie folgt Helmut Merker, der im September letzten Jahres in Pension gegangen ist. Von 2000 bis 2006 betreute Hanke die wöchentliche TVSerie „Die Anrheiner“. Zwischenzeitlich war sie zusammen mit Katja de Bock auch Andrea Hanke, für die Kölner „Tat- Foto: WDR/Herby Sachs ort“-Krimis verantwortlich. Aktuell verantwortet Hanke u.a. die Nachwuchsreihe „Six Pack“. WDR, Tel. (0221) 220-0; [email protected] Postproduction Supervising … ist das Spezialgebiet von Anne Urban. Die gelernte Film- und Videolaborantin, die seit November 2006 die Cinepostproduction GmbH Geyer Köln als Niederlassungsleiterin führte, bietet ab Juni ihr Know-how wieder freiberuflich an. Urban arbeitete vor ihrer Zeit bei Geyer Köln u.a. für X Filme, Little Shark und Pandora, für die sie als Postproduction Supervisor auch Niki Caros „Whale Rider“ betreute. Die Kölner Südamerika-Expertin, die 2006 in Buenos Aires das German Film Festival managte, kümmert sich außerdem um Projekte, die in Argentinien gedreht werden und dafür Beratung oder Produktionsservice benötigen. Anne Urban, Tel. (0172) 8083200; [email protected] Lautstark gegen Rassismus Film und Fußball vereint gegen Rassismus und Diskriminierung: Das ist das Konzept des bundesweiten Kurzfilmwettbewerbs „Lautstark“, zu dem Borussia Dortmund, Stadion Live! und die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen (1. bis 6. Mai) im Rahmen des Open-Air-Festivals „Kino im Stadion 2008“ im Signal Iduna Park aufrufen. Die Schirmherrschaft hat der Dortmunder Regisseur Adolf Winkelmann übernommen. Als Pate steht Fußballer Lars Ricken dem Projekt zur Seite. Filmemacher können ihre bis zu 15 Minuten langen Filme noch bis zum 2. Juni auf DVD einreichen. Die ersten drei Sieger bekommen Preisgelder von 250 bis 1.000 Euro und eine Aufführung ihrer Werke mit weiteren ausgewählten Beiträgen im Rahmen der Veranstaltung „Lautstark“ am 30. Juli auf einer Riesenleinwand im Dortmunder Stadion. Informationen zum Wettbewerb finden Sie online unter www.kinoimstadion.de. Kinochef Christian Schmalz (links) mit Besucher Nr. 500.000 und Besucherin 500.001, Foto: OFF Broadway OFF Broadway: Über eine halbe Million Besucher Mitte März war es soweit: Mitarbeiter und die Geschäftsführung des Kölner OFF Broadway konnten den 500.000 Besucher seit dem Umbau und der Wiedereröffnung am 27. Dezember 2000 in ihrem Kino begrüßen. Zu Beginn der Hauptvorstellung bat Kinobetreiber Christian Schmalz den überraschten Jubiläumsgast zusammen mit seiner Frau auf die Bühne, wo sie aus den Händen der Projekt leitenden Praktikantin Rebekka Thies einen Blumenstrauß, das Begleitbuch zu den Filmpsychologischen Be- trachtungen „Zwischenwelten“ im OFF Broadway und einen Riesenschoko-Osterhasen erhielten. Aktuelle Infos zum Kino unter www.off-broadway.de. „Football under cover“, ein Film über das erste offizielle Freundschaftsspiel zwischen der iranischen Frauennationalmannschaft und einem Berliner Mädchen-Team, läuft am 17. April im Filmforum NRW. Foto: Stranger than Fiction FilmPartners bei Nobeo Die Hürther Full-Service-Dienstleisterin Nobeo GmbH hat die Kölner FilmPartners Deutschland GmbH übernommen. Damit wird das Nobeo-Portfolio aus Studio-, Außen- und Postproduktion um den Bereich EB-Teams erweitert. Zudem verfügen beide Firmen über Know-how sowie Produktionskapazitäten im Bereich Versteckte Kamera/Reality-TV. Isabelle Huppertz, als Accountund Produktionsmanagerin für das operative Geschäft von FilmPartners Deutschland zuständig, ist sich sicher: „FilmPartners wird auch als Teil von Nobeo seine eigene Identität behalten.“ FilmPartners, Tel. (0221) 71600910; [email protected] Dokufestival: Stranger than Fiction Dokumentarfilme, die auf Festivals für Furore sorgten, aber noch keinen Verleiher gefunden haben, präsentiert auch in diesem Jahr wieder das kleine, reisende Doku-Filmfest „Stranger than Fiction“. Zum Programm 2008 gehören u.a. „The Mosquito Problem“ von Andrey Paounov, „Terror’s Advocat“ von Barbet Schroeder und „Strange Culture“ von Lynn Hershman Leeson. Zu sehen sind die Filme in Köln im Filmforum NRW vom 17. bis zum 22. April, im Bochumer Endstation Kino vom 24. bis zum 30. April und im Cinema Münster vom 1. bis zum 6. Mai. In Köln geben Nach- wuchsfilmemacher und Filmstudenten der ifs internationale filmschule köln und der Kunsthochschule für Medien eine Einführung in die Filme und zeigen eine eigene Arbeit als Vorfilm, in Bochum und Münster präsentieren sich Filmemacher dem Publikum vor Ort und setzen die jeweiligen Filme mit ihrer eigenen Arbeit in Beziehung. Die Reihe ist eine Veranstaltung der KinoGesellschaft Köln und der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW. Die vollständige Filmliste und alle Termine finden Sie unter www.dokumentarfilminitiative.de. 2pilots verstärkt und auf Reisen Die Heimatfilm-Produktion „Lemon Tree“ von Eran Riklis zu Gast in Köln, Foto: Heimatfilm Internationaler Filmkongress: Filme, Stars und Diskussionen Vom 7. bis 10. Juni lädt Filmstiftung NRW in die Kölner Messe zu ihrem Internationalen Filmkongress. Der Kongress, der im Rahmen des medienforum.nrw stattfindet, bietet auch in diesem Jahr Previews und Premieren geförderter Produktionen der Filmstiftung NRW in der Filmreihe KinoSpecials und Diskussionsrunden zu aktuellen Themen der Kinobranche. Geredet werden soll über die Herausforderung der Digitalisierung, die Novellierung des Filmfördergesetzes, die Situation des Kurzfilms, das Thema Migration im Kino, Literaturverfilmungen und über digitales Filmmarketing, das am Beispiel des Projektes „Fräulein Stinnes fährt um die Welt“ erörtert wird. Ergänzt wird der Filmkongress durch einen Workshop, den die Filmstiftung NRW in Kooperation mit dem Irish Film Board und ACE veranstaltet. Aktuelle Informationen über die Panels und Teilnehmer des Filmkongresses, der von Katharina Blum geleitet wird, sind ab Mitte April unter www.filmstiftung.de zu finden. Noch mehr Infos finden Sie im nächsten Newsletter, der vorab Anfang Juni in einer Sonderausgabe Appetit auf die Diskussionen und Filme in Köln macht. Anmeldungen zum Internationalen Filmkongress bitte an [email protected]. Infos über das Programm des medienforumnrw (09.–11.06.) finden Sie unter www.medienforum.nrw.de. Meldungen – newsletter 2/2008 Julia Röskau ist neue Producerin bei der 2pilots Filmproduktion GmbH mit Sitz am Kölner Eigelstein. Vorher war sie als Producerin für die Kölner filmpool u.a. für „Der Novembermann“ mit Götz George, Barbara Auer und Burghart Klaußner verantwortlich. Für die 2pilots-Produzenten Jörg Siepmann und Harry Flöter wird sich Julia Röskau um neue Fernsehproduktionen kümmern. 2pilots-Producer Arne Ludwig kehrte derweil im März von einem Trip nach Miami zurück, wo er auf dem 25. Miami International Film Festival auf einem Panel zum Thema „Financing Film Abroad“ saß. Nach seiner Rückkehr erzählte er dem Newsletter, was die Amerikaner an dem Thema so spannend fanden. Wie kam es zu der Einladung nach Miami? Organisatorin und Producer Rep Susan Wrubel sprach mich beim Rio Filmfestival an, ob ich als Europäer den Amerikanern Einblicke in den europäischen Produktionsalltag geben kann. Was war die häufigste Frage in den USA über Filmfinanzierung in Europa, die Sie zu hören bekamen? Wie bekomme ich Geld für Ko- und Postproduktion, und was ist die wichtigste Voraussetzung dafür? Ich antworte dann gutes Buch- und Produktionsdevelopment. Waren die Amerikaner nur am Kapital interessiert, oder geht es ihnen um echten, auch kreativen Austausch? Natürlich wolArne Ludwig, len sie das Geld des Foto: 2pilots DFFF und der Länderförderungen mitnehmen. Aber man konnte spüren, dass die Amerikaner als Einwanderernation zunehmend an ihren europäischen, oft ja auch deutschen Vorfahren und Geschichten interessiert sind, wie das aktuelle Beispiel „Der Vorleser“ zeigt. Welche Chancen haben Europäer umgekehrt, ihre Filme mit Hilfe der Amerikaner zu realisieren? Auch wenn der US-Marktanteil ausländischer Filme im US-Kino immer noch um die fünf Prozent liegt, geben die Amerikaner mehr Risikokapital aus, zum einen, um mehr Stoffe zu entwickeln, damit einer durchkommt, und zum anderen, um schneller produzieren zu können, und für dieses Wagnis suchen sie neue Stoffe. 2pilots, Tel. (0221) 9130153; [email protected] 5 „Beautiful Bitch“: erfolgreich in Santa Barbara, Foto: Martin Menke / Riva Marl, Jerusalem & Santa Barbara Preise für geförderte Filme Am 4. April vergab das Adolf-Grimme-Institut zum 44. Mal seine Grimme-Preise. Bei der Verleihung im Stadttheater in Marl gehörten auch drei geförderte Filme der Filmstiftung NRW zu den ausgezeichneten Fernsehproduktionen: In der Kategorie „Information & Kultur“ ging der Preis an die Dokumentarfilme „Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez“ von Heidi Specogna (Produktion: Tag/Traum und ZDF/Arte) und „monks – the transatlanic feedback“ von Dietmar Post und Lucia Palacios (Produktion: play loud production, ZDF, 3Sat und HR). In der Kategorie „Fiktion“ siegte „An die Grenze“ von Regisseur Urs Egger und Drehbuchautor Stefan Kolditz. Realisiert wurde der Fernsehfilm von Produzent Christian Granderath für die Kölner Colonia Media und ZDF/Arte. Ein Jahr nach ihrem Erfolg in Rotterdam, wo Pia Marais für die WDR-Produktion „Die Un- erzogenen“ (Buch: Horst Markgraf) der Kölner Pandora Film den Tiger Award erhielt, sicherte sich die Regisseurin im Januar auf dem Palm Springs International Film Festival auch den John Schlesinger Award für den besten Debütfilm. Ebenfalls in den USA war Regisseur Martin Theo Krieger erfolgreich. Mit seinem Kinofilm „Beautiful Bitch“, der von Riva Film für den WDR realisiert wurde, gewann er im internationalen Wettbewerb des diesjährigen Santa Barbara Film Festivals den Preis für den besten ausländischen Film. In Israel erhielt Regisseur Nadav Schirman den Israeli Film Academy Award für seinen Film „Der Champagner Spion“ als bester Dokumentarfilm. Produziert wurde die Doku von der Kölner Lichtblick in Zusammenarbeit mit ZDF/Arte. Alice Dwyer und Frederick Lau in „Freischwimmer“ beim Filmfestival MaastrichtAachen. Foto: novapool Geschichten für die Provinz Aachen/Maastricht: Grenzenloses Festival Als grenzüberschreitendes Doppelereignis geht das Filmfestival Maastricht-Aachen 2008 Anfang April in die zweite Runde. Über fünfzig Filme werden noch bis zum 9. April in den beiden Städten gezeigt. Die Auswahl präsentiert vor allem europäisches Arthouse-Kino mit Vorpremieren von „Mein Bruder ist ein Einzelkind“, oder dem Venedig-Starter „Freischwimmer“ von Andreas Kleinert. Zudem wird in Aachen am Branchentag am 8. April mit Produzenten, Filmemachern und Studenten thematisiert, ob die Grenzlage für das regionale Filmschaffen Vorteil oder Hindernis ist. Das Jonglieren mit unterschiedlichen Fördersystemen macht vielsprachige und multikulturelle Regionen für Produzenten reizvoll. Drei Sprachen und fünf politische Gebilde in Steinwurfentfernung schrecken viele ab. Mit dem Austausch von Filmen und Festivalgästen über die (Sprach-)Grenze und 30 Kilometer Luftlinie ergänzen sich die Festivals von Aachen und Maastricht. Sie unterstützen sich Europäischer Medienpreis für Regisseur Fatih Akin, Foto: Kerstin Stelter/corazón international zudem bei der Kopienbeschaffung von Wunschfilmen. Das limburgische Kulturzentrum zeigt eine Reihe neuer deutscher Filme, Aachen hat den jungen niederländischen Film zu Gast. Der während des Festivals erstmals verliehene „Aachener Drehbuchpreis“ für ein 200-Sekunden-Skript hat ebenfalls „Grenzerfahrung“ als Thema. Auch das filmische Rahmenprogramm des Europäischen Medienpreises „Médaille Charlemagne pour les Médias Européens“, der am 24. April in Aachen an Fatih Akin und den französischen Film- und Theaterregisseur Abdellatif Kechiche verliehen wird, findet in beiden Festivalstädten seinen Niederschlag. Mehr Infos unter www.ffmac.eu oder www.lumiere.nl. Filmforum NRW sucht die Kinokultur in Köln Mit der Podiumsdiskussion „Mehr als Kino? – Zum Stellenwert der Kinokultur in Köln“ beschließt das Filmforum NRW am 16. April seine mehrteilige Film- und Vortragsreihe „Kino als Ort – Vom Wanderkino zum digitalen Datenstrom“. Das Podium wird unter der Moderation von Frank Olbert (Kölner Stadt-Anzeiger) im Kino im Museum Ludwig verschiedene Aspekte der Kölner Kinosituation unter strukturellen und kulturellen Ansätzen thematisieren. Neben Schauspieler Joachim Król und Filmproduzent Tom Spieß (Little Shark Entertainment) werden Barbara Foerster (Kulturamt, Stadt Köln), Eva Matlok (AG Kino-Gilde deutscher Filmkunsttheater), Regina Bittner (Kulturwissenschaftlerin, Bauhaus Dessau) und Prof. Gundolf S. Freyermuth (ifs internationale filmschule köln) das Podium beleben. Der Eintritt zum Abschlussabend des Projekts „Kino als Ort“ ist frei. Filmforum NRW, Tel. (0221) 22124498; [email protected] 6 … ist der Titel eines Drehbuchseminars, das der Filmservice Münster.Land und die Filmwerkstatt Münster in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung NRW vom 11. bis zum 13. April im Künstlerdorf Schöppingen anbieten. Im Vordergrund des Seminars sollen Geschichten von deutschen und niederländischen Autoren stehen, die im ländlich geprägten Münsterland oder seinem kleinstädtischen Mittelpunkt angesiedelt sind. Das Seminar bietet ein umfassendes Script Doctoring, eine Einführung in das Drehbuchschreiben und einen Reality-Check mit einem Filmproduzenten unter dem Titel „Das wird nicht billig!“, in dem das Verhältnis zwischen Autoren und Produzenten ausgelotet werden soll. Als Referenten stehen die Drehbuchautoren Christoph Busch und Usch Luhn sowie Produzent Peter Stockhaus bereit. Mehr Infos unter www.filmservice-muenster-land.de Filmservice Münster.Land, Tel. (02 51) 4921380, [email protected], „Subtiler Witz, scharfe politische Analyse“: die Hörspielpreisträger Daniel Wetzel und Helgard Haug. Foto: Hanna Lippmann/Rimini Protokoll Hörspielpreis der Kriegsblinden Späte Ehrung für Karl Marx Die Jury hat entschieden: Bei ihrem Treffen in Bremen war sie sich unter dem Vorsitz der Autorin Anna Dünnebier einig, das Hörspiel „Karl Marx. Das Kapital. Erster Band” von Helgard Haug und Daniel Wetzel mit dem diesjährigen Hörspielpreis der Kriegsblinden/Preis für Radiokunst auszuzeichnen. Die beiden Künstler, die unter ihrem Namen Rimini Protokoll bekannt wurden, gelten als die „Protagonisten und Begründer eines neuen Reality-Trends auf den Bühnen“ (Theater der Zeit), der die junge Theaterszene geprägt hat. Ihre Arbeiten finden in der Grauzone zwischen Realität und Fiktion statt. Ihr aktuelles Stück „Karl Marx: Das Kapital. Erster Band“ wurde 2007 mit dem Mülheimer Dramatiker Preis 2007 ausgezeichnet. „Im Hörspiel ‚Karl Marx: Das Kapital, Erster Band’ erforschen Helgard Haug und Daniel Wetzel, wo in der Gesellschaft dieses Buch, das jeder kennt und kaum einer gelesen hat, seine Spuren hinterlassen hat. Menschen setzen ihr newsletter 2/2008 – Meldungen Leben in Beziehung zu dem Werk. Der eine hat es gründlich studiert, die andere damit geheizt. Die authentischen Stimmen sind zu einem provokanten und zugleich kulinarischen Radioerlebnis komponiert. Brüche, Zusammenstöße, absurde Beziehungen und eine hintergründige Komik entstehen“, lobte die Jury, die sich außerdem über den „subtilen Witz, scharfe politische Analyse, Geiststreichelei und schließlich und vor allem den akustischen Mehrwert“ des Stücks freute. Das Hörspiel wurde vom DLF und WDR produziert und am 19. November 2007 urgesendet. Die feierliche Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden findet am 2. Juni auf dem Petersberg in Bonn statt. Vergeben wird die renommierteste deutsche Auszeichnung für Hörspielautoren gemeinsam vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. und der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen. Ehrung für Margarete Papenhoff Verdienstmedaille vom Bundespräsidenten für Kinobetreiberin Margarete Papenhoff, Foto: Filmstiftung Kinobetreiberin Margarete Papenhoff erhielt Mitte März die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Damit würdigt Bundespräsident Horst Köhler, der den Orden verliehen hat, ihren Einsatz für das Kino und den Film. Nach dem Tod ihres Vaters leitet die gelernte Bankkauffrau seit 1976 gemeinsam mit ihrer Schwester Gabriele Rosslenbroich das 1907 gegründete Kino- und Theaterunternehmen Rosslenbroich mit Filmtheatern in Mettmann und Ratingen. Für das Programm ihrer Kinos erhielten die beiden Schwestern regelmäßig Auszeichnungen und Prämien, u.a. auch von der Filmstiftung NRW. Papenhoff, die sich seit 1977 auch als Verbandsfunktionärin für die Branche einsetzt, ist außerdem Mitglied der Jury des Herbert-Strate-Preises der Filmstiftung NRW und des HDF Kino e.V. sowie seit 2007 Vorsitzende der Unterkommission Förderkopien der Filmförderungsanstalt sowie Mitglied der Vergabekommission der FFA. Das „Vivere“-Team in Hollywood: Esther Zimmering, Hannerlore Elsner, Michael Schmid-Ospach und Anita Elsani. Foto: Volker Corell Ende Januar reiste eine NRW-Delegation mit Ministerpräsident Jürgen Das Cinema Münster zeigt die DokumentarfilmPremiere „Camilo – Der lange Weg zum Ungehorsam“, Foto: Filmwerkstatt Münster Rüttgers an der Spitze nach Hollywood, um die Kontakte zwischen dem Filmland am Rhein und der Traumfabrik zu vertiefen. Zu einem „Camilo“: Premiere in Münster Am 24. April startet der Dokumentarfilm „Camilo – Der lange Weg zum Ungehorsam“ in den Kinos. Darin beschäftigt sich Regisseur Peter Lilienthal mit Camilo Mejia, einem der bekanntesten US-amerikanischen Kriegsdienstverweigerer, der nach sechsmonatigem Einsatz im Irakkrieg bei einem zweiwöchigen Heimaturlaub die US-Armee verließ. Ein weiterer Hauptakteur ist der Mexikaner Fernando Suarez, der seinen 19-jährigen Sohn in eben diesem Krieg durch eine US-Mine verlor. Bevor die Gemein- der Höhepunkte der Reise zählte die US-Premiere von Angelina Maccarones Kinofilm „Vivere“ mit Hannelore Elsner in der Hauptrolle. Für den Newsletter schildert Filmjournalist Frank Olbert, der die Reise begleitete, seine Eindrücke. schaftsproduktion von Steelecht, Filmwerkstatt Münster und Triangle 7 in die Kinos kommt, feiert sie am 17. April im Münsteraner Cinema Deutschlandpremiere. Filmwerkstatt Münster, Tel. (0251) 2303621; [email protected] Europäische Eleganz in der Stadt der Engel VON FRANK OLBERT obert W. Welkos von der Los Angeles Times kannte keine Scheu vor großen Vergleichen, als er am 2. März ein Porträt der deutschen Schauspielerin Hannelore Elsner veröffentlichte. Wie eine Meryl Streep oder eine Judy Dench, so der „Times Staff Writer“, scheine Elsner förmlich ins Innere der Charaktere zu kriechen, die sie verkörpere. Anlass für diese Hommage war eine kleine Reihe mit Filmen, mit der das Fine Arts Theater am Wilshire Boulevard das südkalifornische Publikum mit einer Akteurin bekannt machte, die für das deutsche Film- und Fernsehpublikum schon seit einer halben Ewigkeit zu den zentralen Identifikationsfiguren zählt: Dani Levis „Alles auf Zucker“ und Angelina Maccarones „Vivere“ waren Werke, die Einblick in Hannelore Elsners umfängliche Arbeit gaben. Zugleich waren diese Filme die cinematographische Folie, vor der zwei Filmorte den Brükkenschlag probten: das alteingesessene Hollywood mit seinen mächtigen Studios und einer Jahrzehnte währenden Tradition – und das aufstrebende Nordrhein-Westfalen, das dessen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers höchstpersönlich als Medienstandort und Ansprechpartner für die US-Filmszene empfahl. Rüttgers führte Ende Januar eine Delegation an, zu der unter anderem der auch für Medien zuständige Minister Andreas Krautscheid, der Regisseur Sönke Wortmann sowie der Geschäftsführer der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, Michael Schmid-Ospach, gehörten. Tatsächlich hat NRW der internationalen Film- und Fernsehproduktion einiges zu bieten. An Rhein und Ruhr ist mit der Filmstiftung Deutschlands potenteste Förderinstanz ansässig, und wie eine Studie des Formatt-Instituts soeben festgestellt hat, liegt damit zumindest beim R „Mutum“ von Sandra Kogut läuft im Wettbewerb, Foto: IFFF IFFF: Acht Filme für Debütpreis nominiert Das Internationale Frauenfilmfestival Dortmund|Köln, kurz: IFFF, findet vom 23. bis zum 27. April in Köln statt. 95 Filme aus 30 Ländern werden in fünf Spielorten (Filmclub 813, Filmforum NRW, Filmpalette, Metropolis und Odeon) Publikum und Branchengästen präsentiert. Zwei Hauptsektionen bilden das Rückgrat des IFFF: Im Panorama laufen internationale Neuentdeckungen des jungen Frauenfilms, während in der Reihe Quer Blick der internationale Lesben- und Transgenderfilm gepflegt und im Focus das Filmschaffen in China vorgestellt wird. Sonderveranstaltungen präsentieren u.a. zwei Kurzfilmblöcke, neue Arbeiten von Mara Mattuschka, Nina Menkes oder Jennifer Reeves sowie eine Vorab-Präsentation von Lynn Hershman-Leesons Art Cologne-Beitrag „Strange Culture“. Neben dem Publikumspreis wird auch in diesem Jahr wieder der mit 10.000 Euro dotierte Debütfilm- preis verliehen. Aus über 70 gesichteten Produktionen wurden fünf europäische Spielfilme und drei Beiträge aus Übersee ausgewählt: „Love conquers all“ von Tan Chui Mui, „XXY“ von Lucía Puenzo, „Mutum“ von Sandra Kogut, „Cowboy Angels“ von Kim Massee, „L´homme qui marche“ von Aurélia Georges, „Maybe Sweden“ von Margien Rogaar, „Marta“ von Marta Novaková und die Bestseller-Verfilmung „Brick Lane“ von Sarah Gavron, die das Festival als deutsche Erstaufführung präsentiert. Als neuen Service präsentiert das IFFF den Festival-Blog und die Festival-News, zwei studentische Projekte, die das Festival begleiten, dokumentieren und kommentieren. Einzelheiten zum Programm finden sich unter www.frauenfilmfestival.eu. IFFF, Tel. (0231) 5025480; [email protected] Meldungen – newsletter 2/2008 Fernsehen im nationalen Vergleich vorn – darüber hinaus werde rund ein Drittel der Auftragsproduktionen in Nordrhein-Westfalen produziert, was die Studie als Indikator für die Tatsache wertet, dass auch auswärtige Produzenten die Bedingungen hierzulande schätzten. Die Leistung der Filmstiftung, aber auch der neu aufgelegte Fonds der NRW.Bank – dies waren mithin Kernpunkte, die Rüttgers seinen kalifornischen Gesprächspartnern offerieren konnte; und die es zu feiern galt. Im Kamin des deutschen Konsuls Christian Stocks im feinen Beverly Hills jedenfalls flackerte ein Feuer und wärmte die fröstelige Winternacht in Los Angeles. Hier, im legendären Reichenviertel der Stadt der Engel, kam man zum Empfang zusammen: Draußen im parkähnlichen Garten tauchten Leuchten alte Eichenbäume in blutrotes Licht, drinnen in der Villa plauderte Ministerpräsident Rüttgers angeregt mit Hannelore Elsner, und dies war nur ein Indiz für eine äußert entspannte und dennoch inspirierte Atmosphäre. Wenige Kilometer weiter am Wilshire Boulevard hatte sich die cineastische Kompetenz versammelt. Im Fine Arts Theater durften sich die „Vivere“-Darstellerinnen Elsner und Esther Zimmering bei der Diskussion mit den Zuschauern das Kompliment gefallen lassen, sie verkörperten „europäische Eleganz“. Teile des amerikanischen Publikums in Los Angeles scheinen ein spezielles Gefallen an Filmen vom Alten Kontinent, ja, enger eingegrenzt: aus Deutschland zu finden. Man kennt sich aus, man nimmt Anteil, man pflegt sogar eine Art Expertentum. In diesen Räumen, Stuck an der Decke und angedeutete Säulen an den Wänden, ist Europa viel mehr Mythos als es dies Los Angeles für die anwesenden Besucher wäre. 7 „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ läuft am 18. Mai im Düsseldorfer Filmmuseum.Foto: Filmmuseum Düsseldorf Nachdem das BKM im März einen Vorentwurf zur Novellierung des FFG vorgelegt hat, bezog auch Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, Stellung zu den Plänen. Die Novellierung des FFG Die Produzenten stärken Filmmuseum V E R L O S U N G „Die Kunst des Sterbens. Todesbilder im Film“ ist der Titel einer Sonderausstellung mit begleitender Filmreihe im Düsseldorfer Filmmuseum. Vom 19. April bis zum 13. Juli zeigt das Museum die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Film und Vergänglichkeit: Von technischen Parallelen der ersten Filmkamera zur Waffentechnik bis hin zu Ähnlichkeiten der TodesMotive im Film im Vergleich zu klassischen Künsten wie Literatur und Malerei. „Der Besucher begegnet lebensgroßen Figuren des personifizierten Todes wie Dracula, Frankenstein oder dem Vamp. Interaktive Stationen zeigen, wie der Film den Tod auch abstrakt darstellt: Man begibt sich an typische Orte des Todes, wie die verödete Großstadt in ‚Batman’; hört Töne oder sieht Bildmetaphern, die den Tod ankündigen“, verspricht der Ausstellungs-Flyer. Weitere Infos zur Ausstellung, zu der es auch ein medienpädagogisches Begleitprogramm für Schulklassen gibt, und die komplette Filmreihe finden Sie unter www.filmmuseum-duesseldorf.de Verlosung: „Lauf um dein Leben“ Am 21. April feiert „Lauf um dein Leben“ in Dinslaken Premiere, und Sie können dabei sein. Adnan Köse hat die Lebensgeschichte des Triathleten Andreas Niedrig verfilmt. Der Newsletter verlost 3 x 2 Karten für das Premierenspektakel unter den Lesern, die die folgende Frage richtig beantworten: Wie viele geförderte Filme der Filmstiftung NRW sind für die Deutschen Filmpreise nominiert? 3, 4 oder 5? Mailen Sie uns die richtige Antwort an [email protected] und gewinnen Sie Karten für die beeindruckende Geschichte „vom Junkie zum Ironman“, die Kinowelt am 24. April in die Kinos bringt. Der Rechtsweg ist wie anderswo auch ausgeschlossen. 8 rundsätzlich sind die Diskussionen und die damit verbundenen Änderungs- und Anpassungsvorschläge der Branchenbeteiligten zur Novellierung des FFG – auch in dem mittlerweile gut erprobten fünfjährigen Rhythmus – zu begrüßen“, beginnt der Text, mit dem Michael Schmid-Ospach auf den Entwurf für die Novellierung des Filmförderungsgesetzes reagiert. Nur so sei gewährleistet, dass auf aktuelle Entwicklungen und Strömungen fach- und sachgerecht eingegangen werden könne. Auch für den Geschäftsführer der Filmstiftung NRW ist der zentrale Punkt der aktuellen Diskussion die anstehende Digitalisierung der Kinos. Hier beziehe der Vorentwurf allerdings keine konkrete Position, sondern gebe die Verantwortung an die Branche zurück. „Im entsprechenden Paragraphen (§ 56) steht zwar, dass eine erstmalige Digitalisierung im Rahmen der Modernisierungsförderung unterstützt werden kann. Woher die Mittel für diese kostenintensive, umfassende Umstellung kommen, wird jedoch noch ausgespart“, so Schmid-Ospach. Der bisherige Etat für diese Förderart (2007: rund 14 Millionen Euro) werde auch nach der vorgesehenen Aufstockung dafür nicht ausreichen. Umschichtungen von anderen Förderbereichen zu Gunsten der Digitalisierung lehnt der Chef der Düsseldorfer Filmförderung ab, „da sie faktisch Kürzungen bedeuten und so negative Folgen für die Kulturindustrie und den Markt nach sich ziehen würden“. Als positiv vermerkt Schmid-Ospach, dass die Fördermittel zur Zwischenfinanzierung der jeweils geförderten Maßnahmen an Banken oder sonstige Kreditinstitute jetzt abtretbar oder verpfändbar sind. „Das stärkt und unterstützt die Produzentenszene.“ Ebenfalls positiv hebt er hervor, dass Filme nicht mehr unbedingt in deutscher Sprache, sondern auch in synchronisierter Version hergestellt werden können, und dass bei der Referenzfilmförderung die niedrigere Besucherschwelle jetzt nicht nur für Kinder- und Erstlingsfilme, sondern auch für Filme mit Herstellungskosten unter einer Million Euro gelten soll. „Das stärkt die Nachwuchsprojekte.“ Begrüßt wird von Schmid-Ospach außerdem, dass nun auch „die Fortentwicklung der Drehbücher“ ins FFG aufgenommen wurde. Die Filmstiftung habe bereits im Jahr 2007 die „Stoffentwicklung“ sowohl für Paket- als auch für Einzelprojekte eingeführt und damit gute Erfahrungen gemacht. Kritisch dagegen sieht der Filmstiftungschef G Der Tod im Kino in seinem Papier die Verschärfung der Referenzfilmförderung. In Zukunft soll dafür nicht mehr nur ein Prädikat der Filmbewertungsstelle in Wiesbaden reichen, sondern es soll das Prädikat „besonders wertvoll“ nötig sein, um die maßgeblichen Referenzpunkte zu erwerben. „Gerade für die unabhängige Produzentenszene ist die Bewertung ab ‚wertvoll’ ein wichtiges Mittel, um Referenzmittel zu erhalten.“ Kritisiert wird in dem Papier auch, dass die FFA zur Besicherung ausstehender Finanzierungsmittel keine Bürgschaften mehr für Zwischenfinanzierungen übernehme, es nach wie vor aber die Möglichkeit Bürgschaften gegenüber Sendeanstalten zur Besicherung der Rückzahlungsverpflichtung des Herstellers wegen Nichtfertigstellung des Films gebe. Generell stelle sich die Frage, warum Bürgschaften für öffentlich-rechtliche Sender übernommen werden sollen, während die Beschaffung auf dem freien Markt über Banken für die Produzenten nur unter erschwerten Bedingungen möglich sei. Für Nachvollziehbar hält Schmid-Ospach auch die Kritik des Verbandes der Filmverleiher. Zwar sei die Ausweitung bei der Verwendung der Referenzmittel ohne Frage eine Verbesserung für die Verleiher, andererseits sei es nicht einzusehen, dass einerseits die Sendeanstalten ihren Beitrag zur FFA frei aushandeln können und im Gegensatz dazu die Abgabe der Filmtheater klar festgeschrieben sei. „Die vom VdF geforderte Aufstockung des TV-Anteils von rund 16 auf 50 Millionen Euro halte ich jedoch für deutlich überzogen“, so Schmid-Ospach, der außerdem anregt, einen Platz im Präsidium der FFA durch den Bundesrat zu besetzen. „Immerhin kommt die Filmabgabe aus den Filmtheatern der Länder, sodass diese in diesem Gremium auch vertreten sein müssen.“ Darüber hinaus sei es an der Zeit, neben Vertretern der evangelischen und der katholischen Kirche im Verwaltungsrat gemäß den Bestimmungen des ZDF-Staatsvertrags und des WDR-Gesetzes auch ein jüdisches Mitglied im Verwaltungsrat aufzunehmen: „Die entsprechenden Verträge zwischen dem Bundeskanzleramt und dem Zentralrat der Juden legen dies zusätzlich nahe.“ Den Text des Entwurfs für die Novellierung des FFG und die Begründung finden Sie unter www.bundesregierung.de/Content/ DE/Artikel/2008/03/2008-03-05novellierung-filmfoerderungsgesetz.html Museumsreife Kunstvideos Das Museum Ludwig in Köln hat im Februar die beiden Kunstvideos „Dora“ und „access“ von Boaz Kaizman und Erik Sick für seine Sammlung angekauft, nachdem das Museum bereits 2006 das Erstlingswerk der beiden mit dem Titel „MAALESH“ erworben hatte. Parallel zur Eröffnung der Art Cologne am 15. April, auf der auch „access“ im Rahmen von open space von dem Kölner Galeristen Mirko Mayer präsentiert wird, zeigt das Museum Ludwig vom 15. April bis 26.Oktober 2008 alle drei Arbeiten in der ständigen Sammlung des Museums. Infos unter www.scopitone.de newsletter 2/2008 – Meldungen Köln zeigt Lubitschs tragische Komödie „Sein oder Nichtsein“ im Kino und im Theater. Foto: Kölner Filmhaus Köln lacht über Hitler „KJFG No. 5“ von Alexey Alekseev läuft im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb. Foto: Alexey Alekseev Oberhausen: Kurzfilmtage suchen Unruhestifter Premiere bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen (01.-06.05.): Erstmals veröffentlicht das Festival seinen Marktkatalog 2008 als CD-Rom und erleichtert damit die Suche nach Filmen und Regisseuren. Etwa zwei Wochen vor Festivalbeginn veröffentlichen die Kurzfilmtage das Verzeichnis bereits passwortgeschützt auf ihrer Homepage www.kurzfilmtage.de, um Fachbesuchern die Möglichkeit zu bieten, sich optimal auf das Festival vorzubereiten. 2008 bieten die Kurzfilmtage einen riesigen Pool an Kurzfilmen aus der ganzen Welt an. Die Video Library ermöglicht die Sichtung von weit über 6.000 Arbeiten. Ergänzt wird das Angebot durch den Kurzfilmbestand der Internetplattform reelport.com sowie durch Arbeiten aus den 2006 erfolgreich eingeführten Screenings, in denen in diesem Jahr 16 führende internationale Verleiher experimenteller Arbeiten ihre neuesten Titel vorstellen. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Kurzfilmtage widmet sich dem Thema „Grenzgänger und Unruhestifter“. Die Kuratoren Sherry Mill- ner und Ernest Larsen (USA) und Madeleine Bernstorff (Deutschland) fragen in zehn Filmprogrammen, einer Performance und einer Diskussion, ob und wie sich der politische Kurzfilm im Lauf der Geschichte verändert hat. Untersucht werden soll, ob es eine neue Generation politischer Filmemacher gibt und wie ihre Filme aussehen. Die Ergebnisse eines der Schwerpunkte des vergangenen Jahres veröffentlichen die Kurzfilmtage als englischsprachige Anthologie. Der Band „Kinomuseum“ wird herausgegeben von Mike Sperlinger und Kurator Ian White und erscheint in der Kunstwissenschaftlichen Bibliothek des Verlags Walther König. 2007 suchte man in Oberhausen nach einem neuen Ort für Künstlerfilme jenseits von Kino und Museum. Die Anthologie liefert eine Sammlung der wichtigsten Texte, ergänzt und erweitert durch Essays und eine Podiumsdiskussion mit der polemischen Frage „Scheitert das Museum?“ Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652; [email protected] Bizarres in Düsseldorf Die Vielfalt des Independent Films spiegelt die Filmreihe „Mondo Bizarr“, die der Düsseldorfer Illustrator Marc Ewert in Kooperation mit der Filmwerkstatt Düsseldorf an jedem dritten Freitag in der Blackbox im Filmmuseum präsentiert (www.mondobizarr. com). Ewert: „Wir zeigen filmische Perlen, die man im Kino sonst kaum zu Gesicht bekommt.“ Als erste Perle kommt am 11. April Yoshiaki Kawajiris Anime-Klassiker „Ninja Scroll“ auf die Leinwand. Eine weitere neue Reihe der Filmwerkstatt heißt „Mon.O-Ton“. Dazu werden Künstler eingeladen, ihr Werk, ihre Projekte und Themen per Video oder Dia vorzustellen. Erster Gast ist am 26. Mai die Fotografin Elisa Iven. „Mon.O-Ton“ findet ein- bis zweimonatlich am letzten Montag im Monat im Studio im Filmmuseum Düsseldorf statt. Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701; [email protected] Klaus Kreimeier, Medienwissenschaftler an der Universität Siegen, vertritt die These, Deutschland hätte weniger Probleme mit Neonazis, wäre hier mehr „Hitler-Trash“ gelaufen. Dem kommen das Kölner Filmhaus, das Kölner Theater der Keller und das Theater im Bauturm nun nach und zeigen Hitler-Trash à la Ernst Lubitsch. Während die beiden Theater das Stück „Sein oder Nichtsein“ nach dem gleichnamigen Lubitsch-Film ab dem 15. Mai auf die Bühne des Millowitsch-Theaters bringen, widmet sich das Filmhaus dem Thema „Lachen über Hitler – Komödiantischer Umgang mit dem Nationalsozialismus“ mit ausgesuchten Filmen. Vom 14. bis 31. Mai laufen im Filmhaus Kino u.a. Charlie Chaplins „Der große Diktator“, Mel Brooks` „The Producers – Frühling für Hitler“ und natürlich auch die Tragikomödie „Sein oder Nichtsein“. Das komplette Programm steht ab Ende April unter www.koelner-filmhaus. de. Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-0; [email protected] Nominiert als beste Schauspieler: Victoria Trauttmansdorff und Matthias Brandt in „Gegenüber“. Foto: Heimatfilm Deutscher Filmpreis Die Tour der Nominierten Bochum und Köln sind die beiden NRW-Stationen des LolaFestivals 08, mit dem die Deutsche Filmakademie vom 16. bis 20. April mit den nominierten Filmen für den Deutschen Filmpreis tourt. Zu sehen sind dabei auch vier Produktionen, die von der Filmstiftung NRW gefördert wurden. Fatih Akins „Auf der anderen Seite“ hat sogar fünf Mal die Chance auf die begehrte Auszeichnung und zwar in den Kategorien bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch, beste Nebendarstellerin (Hanna Schygulla) und bester Schnitt (Andrew Bird). Regisseur Jan Bonny kann sich über die gelungene Besetzung bei seinem Film „Gegenüber“ freuen: Seine beiden Hauptdarsteller Matthias Brandt und Victoria Trauttmansdorff erhielten jeweils eine Nominierung als beste Schauspieler. Trauttmansdorff konkurriert in der Kategorie beste weibliche Hauptdarstellerin dabei mit Valerie Koch, die die Nominierung für ihre Rolle in „Die Anruferin“ erhielt. Außerdem gefördert und nominiert: Maria Schraders Bestseller-Verfilmung „Liebesleben“, die den Preis in den Kategorien beste Kamera (Benedict Neuenfels) und bestes Szenenbild (Christian M. Goldbeck) gewinnen kann. Verliehen werden die Lolas am 25. April in Berlin. Das komplette Programm des Lola Festivals finden Sie unter www.deutscherfilmpreis.de. Impressum Herausgeber: Michael Schmid-Ospach Peter Hanemann (A.R.T.) Wolfgang Hippe (A.R.T.) Redaktionsassistenz: Sonja Steinberg Redaktionsschluss: 31. März 2008 Chefredakteur: Rüdiger Bertram Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günter Jekubzik, Uwe Mies, Mark Stöhr, Jörg Laumann, Matthias Grimm, Frank Olbert Gestaltung/Layout: inrhein, düsseldorf, alfred friese Anzeigenbetreuung: Sonja Steinberg Tel. (0211) 9305024 Titel: „Lauf um dein Leben“, Foto: Kinowelt Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 15. Mai 2008 CvD: Stefanie Hadding Redaktion: Oliver Baumgarten, Katharina Blum, Tanja Güß, Meldungen – newsletter 2/2008 Der newsletter ist kostenlos und kann bei der Filmstiftung NRW wahlweise als Print-Version oder als PDF abonniert werden. Sobald das PDF zum Download zur Verfügung steht, werden Sie per Mail informiert. Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen des Newsletters im Internet. Das kann leider dazu führen, dass Termine bereits überholt sind, wenn die Druckausgabe des Newsletter ausgeliefert wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die Download-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis. Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen. Tel.: (0211) 93 05 00 Fax: (0211) 93 05 085 Kaistraße 14 D – 40221 Düsseldorf [email protected] 9 Berufsgeheimnisse Stephanie Ernst „Commissario Brunetti“: Licht und Schatten für die Tiefenwirkung. Foto: ARD Berufsgeheimnisse 2. Folge Szenenbildnerin Stephanie Ernst ür unsere neue Reihe Berufsgeheimnisse verrät dieses Mal die Szenenbildnerin Stephanie Ernst, wie sie die Illusion eines großen Raumes herstellt. Das erreicht sie unter anderem durch Spiegel, die einen kleinen Raum ohne viel Aufwand größer wirken lassen. Dabei achtet die Kölnerin darauf, dass die Spiegel beweglich sind. Nur so lässt sich verhindern, dass bei den Aufnahmen Kamera und Team in den Spiegeln zu sehen sind. Ein weiterer Trick ist die geschickte Anordnung der Möbel und Gegenstände, durch die man ebenfalls eine Tiefe im Raum erreichen kann. Im Vordergrund platziert Stephanie Ernst die höchsten Möbel, ohne dabei den Raum komplett zu verbauen, dazu im Anschnitt Stephanie Ernst eine Säule, Pflanzen, einen transparenten Vorhang. Nach hinten wird die Möblierung dann kleiner und rückt näher zusammen. Dieser Eindruck von Tiefe verstärkt sich noch, wenn sich der Raum nach hinten verjüngt. Beachten sollte man auf je- F den Fall, dass die Möbel beim Aufbau immer ein wenig von der Wand abgerückt werden und den Kleinmöbeln und Requisiten genug Luft lassen. „An die Wand gepappte Schränke, Regale und Kommoden wirken zweidimensional und schaffen keine Raumwirkung“, so Stephanie Ernst. Zudem nutzt die Szenenbildnerin Licht und Schatten für die Tiefenwirkung. Deshalb sei es wichtig, schon zu Beginn des Dekorationsbaus zu entscheiden, wo die Lichtquellen sein sollen. „Traditionelle Techniken der Raumillusion werden heute oft vernachlässigt, obwohl man doch immer so wirtschaftlich wie möglich arbeiten muss und die Perspektive einem Bild sehr viel gibt“, betont Stephanie Ernst. Nach vier Semestern Bau- und Kunstgeschichte studierte die gebürtige Kölnerin Architektur. Nach drei Jahren Berufserfahrung absolvierte sie ein Volontariat im Bereich Szenenbild beim WDR. Seit 1995 arbeitet sie als freie Szenenbildnerin und Architektin, oft auch im Ausland. Stephanie Ernst ist für das Szenenbild von insgesamt 14 Verfilmungen der „Commissario Brunetti“-Krimis von Donna Leon verantwortlich. Stephanie Ernst, Tel. (0173) 5387171; [email protected] Wenn auch Sie uns Ihre Tricks und Berufsgeheimnisse verraten möchten und sich und ihre Arbeit im Newsletter der Filmstiftung NRW vorstellen wollen, senden Sie uns einfach eine Mail an [email protected] Paris träumt von NRW und der Liebe Anlässlich des Frankreich-NRW-Jahres präsentiert die Filmstiftung NRW in Paris filmische Höhepunkte ihrer Arbeit. Eröffnet wird das Gastspiel am 5. Oktober 2008 im Cinéma L’Arlequin mit einer feierlichen Matinée. Ab dem 15. Oktober geht es dann mit einer Filmreihe und Gesprächsrunden mit Filmschaffenden aus beiden Ländern weiter. Dabei werden nationale und internationale Produktionen gezeigt, die mit Hilfe aus NRW entstanden. Unter anderem wird es einen Nachwuchsabend geben, der spannendes Filmschaffen aus NRW präsentiert. In Zusammenarbeit mit der Filmwoche Duisburg bilden Dokumentarfilme einen weiteren Schwerpunkt. Die Reihe findet in Kooperation mit German Films und dem Goethe-Institut als Fokus beim Festival des Deutschen Films in Paris statt. Ziel der Saison France-Nordrhein-Westfalen 2008/2009 ist die Intensivierung kultureller, gesellschaftlicher und politischer Zusammenarbeit. Die Schirmherrschaft haben der französische Premierminister François Fillon und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers übernommen. Unter der Leitidee „Kreative Energie – Kunst und Kultur aus Nordrhein-Westfalen“ präsentiert sich das Land NRW mit Ausstellungen und Veranstaltungen in den renommiertesten Kultureinrichtungen der französischen Hauptstadt. Film-Dienst: Film-Scores auf CD Das Bonner Filmmagazin Film-Dienst hat unter dem Motto „Komponiert in Deutschland“ die Edition Filmmusik aufgelegt. Erschienen sind in der Reihe bisher sieben Ausgaben, die jeweils dem Œuvre eines deutschen Komponisten wie Annette Focks („Die Kirschenkönigin“), Martin Todsharow („Die Unberührbare“, „Elementarteilchen“) und jüngst Dieter Schleip („Liegen lernen“, „Der Rote Kakadu“) gewidmet sind. Auf jeder CD finden sich Scores zu verschiedenen Filmen und bilden so einen Überblick über das kompositorische Schaffen des jeweiligen Künstlers. Die von Jörg Gerle und Horst Peter Koll konzipierte Reihe enthält überdies ein Booklet mit einer kurzen Einführung sowie einer Auswahlfilmografie der Komponisten. Die Edition Filmmusik erscheint beim Label Normal Records und ist im Handel sowie über die Website www.filmdienst.de erhältlich. Jede CD kostet 16,95 Euro, Film-Dienst-Abonnenten sparen pro Stück zwei Euro. Cannes: Kontakte im Pavillon Bei der 61. Ausgabe des Festival de Cannes (14.-25. Mai) bietet der German Pavillon von German Films und Focus Germany, dem Verbund der sieben großen deutschen Filmförderer, wieder einen Ort der Ruhe im Festivaltrubel. Das Zelt, in dem Sie auch Mitarbeiter der Filmstiftung NRW treffen können, bildet den idealen Rahmen für Gespräche und Kontakte. Telefonisch erreichen Sie den Pavilion unter 0033 (0) 492590250. 10 newsletter 2/2008 – Meldungen Drei Studien für NRW Zahlen und Fakten Die NRW-Medienpolitik hat einen schnelleren Gang eingelegt. Die Zielvorgabe des für Medien zuständigen Ministers Andreas Krautscheid: „Mit Innovationen neue Markterfolge und Arbeitsplätze generieren.“ Zwei aktuellen Studien, die die Landesregierung in Auftrag gegeben hat, liefern wichtige Informationen für diesen Prozess. Als Krautscheid unlängst gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, Michael SchmidOspach, und dem Geschäftsführer des Dortmunder Formatt-Instituts, Horst Röper, die Studie „Fernseh- und Filmproduktion 2005 und 2006“ vorstellte, war der Elan zu spüren. Krautscheid und Schmid-Ospach waren soeben aus L.A. zurückgekehrt, wo sie zusammen mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Filmproduzenten den Medienplatz NRW beworben hatten. Dabei war es auch zur Unterzeichnung eines Koproduktionsabkommens zwischen einer US-Produzentin und der Kölner Magic Media Company MMC für einen Spielfilm gekommen, der demnächst im Köln-Ossendorfer Coloneum gedreht wird. Nach der Formatt-Studie, die die Filmstandorte NRW, Berlin, Bayern und Hamburg nach gewichteten Produktionsminuten beschreibt, liegt der Medienplatz Berlin bei den Fernseh- und Filmproduktionen vorn – als Produzenten-Sitz. Der größte Teil der Produktion wird indes weiterhin an Rhein und Ruhr realisiert. Bei den Kinofilmen waren es 2006 13,6 Prozent (Berlin 9,2; Bayern 8,5). Insgesamt wächst der Anteil der Filmproduktionen, der im Ausland realisiert wird. Laut Studie liegt er bei rund einem Drittel des Gesamtvolumens. Den Grund dafür, dass der Wettbewerb deutscher Medienstandorte wieder schärfer geworden ist, benennt die Studie „Mediencluster NRW: Innovationen fördern, Strukturen bilden“ des Kölner Me:mi-Instituts: „Die Kerngeschäfte der klassischen Medien stagnieren oder sind rückläufig.“ Auch im Filmbereich hat sich die Wertschöpfungskette durch DVD und Videokopien verändert. In der Distribution konkurriert das Kino mit vielen anderen Präsenzflächen für Filme. Hinzu kommen demografische Entwicklungen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Studie, sich der digitalen Konvergenz zu stellen und Cluster zu bilden. Me:mi-Geschäftsführer Werner Schwaderlapp: „Um volle Wirkung zu entfalten, kommt es auf die Vernetzung der Potenziale an.“ Wie die Mediencluster vor Ort in Köln beschaffen sind, lässt sich aus dem im März von der Rheinenergie Stiftung Kultur veröffentlichten „Kulturwirtschaftsbericht Köln 2007“ ablesen. Demnach befördert die starke Rundfunklandschaft auch die Filmwirtschaft, deren Umsatz am Platz 2004/05 noch einmal um 15 Prozent gewachsen ist. Die Autoren Bernd Fesel und Michael Söndermann widmen sich insbesondere der Innovationsfähigkeit der Filmproduktion, dem Ausbildungsbereich in der Filmbranche und den Berufszugängen für Absolventen. Dabei raten sie dem Standort zu einer verstärkten internationalen Ausrichtung. Zumindest sei „eine europaweite innovative Präsenz Kölns erforderlich“. Im Portfolio von SoundVision sucht man vergebens den dröhnenden Theaterdonner großer Kommerzproduktionen. Die Ton- und Postproduktionsspezialisten aus der Kölner Südstadt setzen vor allem auf Arthouse-Filme und hochwertige Dokumentationen. Und auch der Filmnachwuchs findet im Hightech-Park von Lothar Segeler und Tilo Busch ein offenes Ohr. b jemand ein Bein hinterher zieht oder nicht, ist nicht nur ein augenfälliger Unterschied. Man hört es auch. Zumindest, wenn man wie Tilo Busch den ganzen Tag mit Tönen und Geräuschen beschäftigt ist und ein hochsensibles audiovisuelles Gespür entwickelt hat. Der Geschäftsführer von SoundVision und sein Team arbeiten mit Liebe zum Detail. Und da ist es eben wichtig, ob ein lahmes Bein mehr schleift als klackt. Das Bein gehört Joseph Goebbels in Lutz Hachmeisters Dokumentation „Das Goebbels-Experiment“. Darin werden Originalbild- und Tonaufnahmen mit eingesprochenen Tagebucheinträgen von Goebbels unterlegt. SoundVision übernahm die Vertonung des historischen Materials und restaurierte die Reden. Ein heikles Unterfangen. „Der Balanceakt bestand darin“, erzählt Tilo Busch, „die Tonqualität der Reden zu verbessern, ohne ihnen ihren speziellen Charakter zu nehmen. Schnell landet man sonst bei einem Zustand der Verschlimmbesserung.“ Dieser Begriff taucht öfter auf, wenn Busch von seiner Arbeit erzählt, und beschreibt treffend das komplexe Feld der Tonarbeit und den bewussten Umgang des Kölner Unternehmens mit den Gefahren des Überproduzierens. Seit der Gründung 1990 durch Lothar Segeler haben sich die technischen Möglichkeiten von SoundVision immer mehr erweitert. Ausgestattet mit der Dolby-Lizenz in allen möglichen Spielarten erlaubt das hochmoderne Equipment Kino- wie Fernsehmischungen. Im Projektionsraum stehen ein Filmprojektor, ein Videobeamer und ein Großbildmonitor zur Verfügung, die für alle gängigen analogen wie digitalen Abspielformate ausgelegt sind. Dazu kommen noch ein Aufnahmeraum für Sprachsynchronisationen und Geräuschaufnahmen sowie ein zweiter Sprechraum, der mit seiner trokkenen Akustik für Voiceover und Kommentare optimiert ist. Die guten Bedingungen in der Kölner Südstadt haben sich in der Branche herumgesprochen und dem 13-köpfigen Betrieb einen feinen, auch überregionalen Kundenstamm verschafft. Insbesondere Arthouse-Produktionen kommen gerne auf SoundVision zurück, weil sie hier neben dem Know-how ein menschliches und engagiertes Umfeld vorfinden. Das gilt auch umgekehrt: „Uns ist es wichtig, dass die Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, mit Herzblut bei der Sache sind“, so Busch. In jüngerer Zeit erledigte SoundVision die Dolby-Mischung, das Sounddesign, die Geräuschaufnahmen und die Nachsynchronisation für den Kinofilm „Die Besucherin“ von Lola Randl. Auch „Up! Up! To The Sky“ von Hardi Sturm, „Für den unbekannten Hund“ der Reding-Brüder und Angelina Maccarones „Vivere“ wurden in der Südstadt bearbeitet. Nicht selten gehen die Kölner gerade bei Nachwuchsproduktionen mit ins finanzielle Risiko und arbeiten auf Rückstellungsbasis. Busch: „Dann sind wir quasi Mitproduzenten. Inzwischen weiß ich genau, wenn ich ein Drehbuch lese, ob das Projekt auf Rückstel- O Firmenporträt: SoundVision Das Auge hört mit VON MARK STÖHR lungen hinausläuft oder nicht.“ Oft steigt er trotzdem mit ein. SoundVision hat sich über die Jahre ein dichtes Netzwerk aufgebaut – auch im Dokumentationsbereich. Viele renommierte und mit Preisen bedachte Produktionen tragen die soundästhetische Handschrift der rheinländischen Postproduktionsexperten: „Schattenväter“ von Doris Metz etwa, „Massaker“ von Monika Borgmann, Lokman Slim und Hermann Theißen oder auch „River and Tides“ von Thomas Riedelsheimer. „Bei unserer Arbeit steht das klangliche Erlebnis im Vordergrund. Die Technik ist das eine, die Kunst besteht aber darin, dass man diese Technik gar nicht merkt.“ Deswegen kommt für Tilo Busch auch die Betreuung von rein kommerziellen Projekten nicht mehr in Frage. Es gab Versuche in der Richtung: „Bei Vorabendserien gilt das Prinzip: Die Sprache muss laut sein, freistehen und darf nicht mit der Musik verwoben werden. Da gibt es keine Laut-Leise-Dynamik mehr. Echtes Flüstern z.B. Firmenporträt – newsletter 2/2008 kommt in diesem Konzept überhaupt nicht vor. Außerdem ist das Zeitbudget so knapp bemessen, dass du die Aufträge weghauen musst. Das schafft irgendwann Zynismus, und das wollten wir nicht.“ Trotzdem arbeitet SoundVision natürlich auch fürs Fernsehen. Der Zweiteiler „Armageddon – Die längste Nacht“ bekam in Köln vom Sounddesign bis zur Synchronisation sein endgültiges Audiogewand, dazu kommen zahlrei- che Fernsehspiele, Tatorte, Reportagen oder auch Tierfilme. Eines der Lieblingsprojekte ist zurzeit die deutsche Fassung für die zweite Staffel der britischen Kinderserie „Charlie und Lola“. „Hier bieten wir das Komplettpaket an: Wir mischen, casten die Sprecher und führen die Sprachaufnahmen durch. Wir verfügen inzwischen über eine umfangreiche Sprecherkartei, auch englischsprachig.“ Das Ergebnis ist eine deutsche Version, die sich mindestens auf Augenhöhe mit dem englischen Original bewegt. „Wir müssen wieder mehr Qualität wagen“, sagt Tilo Busch. „Man hört gerade im Fernsehen mehr als man denkt.“ SoundVision, Tel. (0221) 311071; [email protected] Oben: Die Ton- und Postproduktionsspezialisten von SoundVision setzen auf Arthouse-Filme und hochwertige Dokus. Links: Tilo Busch und Lothar Segeler, Fotos: SoundVision 11 Anne Weinknecht und Heinrich Schmieder in „Der Verdacht“: Autor Felix Hassenfratz ist für sein Drehbuch zum Film für den Studio Hamburg Nachwuchspreis nominiert, Foto: Yoshi Heimrath Neues aus der ifs Noch bis zum 15. April läuft die Bewerbungsfrist für den Bachelor-Studiengang Film an der ifs internationale filmschule köln mit den Schwerpunkten Drehbuch, Filmregie und Kreatives Produzieren. Nach der Aufnahmeprüfung im Juli startet das Studium am 22. September. Wer noch Inspiration für die Bewerbung braucht, der kann sich auf den einschlägigen Videoplattformen vier Spots von den ifs-Absolventen Hanno Olderdissen und Markus Sehr anschauen. Beide hatten einen SpotWettbewerb ihrer Schule gewonnen und werben nun mit ihren ironischen Beiträgen im Internet für den BA-Studiengang der Filmschule. Vom 9. bis 12. April veranstaltet die ifs unter dem Titel „Bringing Out Your Character“ ei- nen Workshop mit der britischen Schauspieltrainerin Mel Churcher. Ergänzend dazu gibt es am 9. April um 19 Uhr im Filmforum NRW im Kino im Museum Ludwig eine ifs-Begegnung, bei der Mel Churcher Anton Corbijns Spielfilmdebüt „Control“ vorstellt, für das sie den Hauptdarsteller Sam Riley für seine Rolle als Joy Division-Sänger Ian Curtis vorbereitete. Der Eintritt zur ifs-Begegnung ist wie gewohnt frei. Am 30. April ist dann Dani Levy zu Gast bei der ifs-Begegnung Debüt. Im Filmforum NRW präsentiert er sein Erstlingswerk „Du mich auch“ aus dem Jahr 1986. Die ifs lädt dazu gemeinsam mit dem Filmmagazin Schnitt und der Filmgalerie 451 ein. Ein voller Erfolg war der erste Empfang der deutschen Filmhochschulen auf der Berlinale. „Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen. Die Resonanz aus der Branche war enorm“, freuen sich die ifs-Studenten Philipp Lutz und Bogdana Lorenz, die maßgeblich an der Gestaltung und Organisation des „Hochschultags“ beteiligt waren. Am 15. Februar stellten sich hier zum ersten Mal die Filmstudenten der sieben größten Filmhochschulen Deutschlands in einer eigenen Veranstaltung vor – mit Screenings ausgewählter Filme und Pitchings neuer Projekte. Derweil laufen Filme von ifs-Studenten und -Absolventen auf zahlreichen Festivals und konkurrieren um bedeutsame Auszeichnungen. So sind etwa Hanno Olderdissen (für die Regie von „Robin“) sowie Felix Hassenfratz (Buch für „Der Verdacht“) und Markus Sehr (Buch für „Absolution“) für den Studio Hamburg Nachwuchspreis nominiert, der am 10. April vergeben wird. Drei Absolventen sind zudem für den Produzentenpreis des Internationalen Studentenfilmfestivals Sehsüchte nominiert: Katrin Hohendahl („Robin“), Moritz Grenzebach („Absolution“) und Nima Kianzad („Pietas“). Absolvent Stephan Schiffers gewann für seinen Spot „Sexy Flasche“ den Mehrweg-Filmpreis der Stiftung Initiative Mehrweg und der Deutschen Umwelthilfe. Auch dieser Spot ist auf YouTube zu sehen. Alle Infos auch unter www.filmschule.de. ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected] Filmlaboratorium in Düsseldorf Noch bis zum 30. Juni läuft die Bewerbungsfrist für das Filmlaboratorium der Filmwerkstatt Düsseldorf. Kunst- und Filmhochschulabsolventen, Filmemacher und Videokünstler erhalten hier die Gelegenheit, sich weiter zu entwickeln, Neuland zu erkunden und ihre eigene Filmsprache zu finden. Ziel ist es, ein Feld des filmischen Ausdrucks zu unterstützen, das sich durch seine Nähe zu den modernen Künsten auszeichnet. Den ausgewählten Teilnehmern wird ein Jahres-Budget zur Verfügung gestellt. Außerdem stehen ihnen die Geräte und Schnitt-/Ton-Studios der Filmwerkstatt zur Verfügung. Die künst- Die Österreichische Methode 12 filmarbeiten von fünf Absolventen der Kölner Hochschule für Medien besteht. Die Gemeinschaftsarbeit von Florian Mischa Böder, Gerrit Lucas, Erica von Moeller, Peter Bösenberg und Alexander Tavakoli entstand an Schauplätzen in und um Köln sowie in der Skihalle bei Neuss. Produziert hat den bereits mehrfach auf Festivals präsentierte Film (u.a. Hofer Filmtage 2006), der von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet wurde, Toby Holzinger mit seiner Aachener Toby Holzinger Produktion in Koproduktion mit der Claussen+Wöbke+Putz Filmproduktion. Seit dem 20. März tourt der Film, der vom Zorro Filmverleih verliehen wird, durch die deutschen Kinos. In Nordrhein-Westfalen ist der Film im April in Filmtheatern in Köln, Düsseldorf und Bochum zu sehen. Aufführungsdaten, -orte und weitere Infos unter www.dieoesterreichischemethode.de newsletter 2/2008 Bei der Kölner Kunsthochschule für Medien steht der Beginn des Sommersemesters vor der Tür. Am 10. April eröffnet das Semester offiziell mit der Diplomfeier. Genau zwei Wochen später steht dann auch schon eine besondere Regieübung auf dem Lehrplan: Stanislaw Mucha wird ein Wochenende lang mit den Studierenden arbeiten. Zur Einstimmung darauf und als Anreiz für Interessierte außerhalb der KHM stellt der Regisseur am 24. April um 19 Uhr in der Aula der Kunsthochschule seine jüngste Regiearbeit „Hope“ persönlich vor. Weiter geht es dann im Mai mit der Filmreihe „Best of KHM“ und einer Filmreihe zu Pier Paolo Pasolini sowie der „Schlussklappe“, die für den 5. und 6. Juni vorbereitet wird. Unterdessen feierte KHM-Absolvent Reto Caffi Anfang Februar auf dem weltweit größten Kurzfilmfestival in Clermond-Ferrand einen bedeutsamen Erfolg: Sein Abschlussfilm „Auf der Strecke“ gewann den Grand Prix des Internationalen Wettbewerbs, was automatisch die Qualifizierung für das Rennen um den KurzfilmOscar 2009 bedeutet. Außerdem ist Caffis 30Minüter in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert für den Studio Hamburg Nachwuchspreis, der am 10. April vergeben wird. Ebenfalls Grund zur Freude hatte Bettina Eberhard, deren KHM-Abschlussfilm „Lostage“ auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit einer Lobenden Erwähnung der Nachwuchsjury „Dialogue en perspective“ für seine „großartige und einzigartige Bildsprache“ bedacht wurde. KHM, Tel. (0221) 201890; [email protected] lerische Leitung liegt bei Erwin Michelberger, die technische Betreuung übernimmt Justyna Feicht. Als Gastmentor konnte Regisseur Philip Gröning gewonnen werden. Voraussetzung für die Bewerbung sind der Abschluss an einer Kunst- oder Filmhochschule oder der Nachweis bisheriger künstlerischer Arbeiten. Der Wohnsitz muss in Nordrhein-Westfalen sein. Filmlaboratorium, Tel. (0211) 4080701; [email protected] Aktuell im Kino Julia ist der Einsamkeit überdrüssig und will ihrem Leben ein Ende setzen; zumindest will sie eine Methode dafür ausprobieren, indem sie sich volltrunken in den Schnee legt und für immer einschläft – eben die österreichische Methode. Suizidpläne hegt auch Clara, nachdem ihr ein Gehirntumor diagnostiziert wurde. Doch dann tritt ein Student in ihr Leben, der ganz begeistert von ihr ist. Begeistert ist auch Eva von dem Psychologen Roman, der aber mit Carmen verheiratet ist, die erst langsam ahnt, dass ihr Mann ein Verhältnis haben könnte. Sängerin Maleen sieht die Beziehung zu Pianist Sascha in der Sackgasse, bis sie ihm wissentlich eine vergiftete Ecstasy-Pille verpasst. Mona ist in Handschellen an ein Bett gefesselt. Hans ist ihr Peiniger und ihr Freund, aber wer von beiden hat wirklich die Kontrolle über die Situation? Fünf Frauenschicksale aus der deutschen Gegenwart bilden die kaleidoskopisch verschachtelte, episodische Erzählstruktur des Kinofilms „Die Österreichische Methode“, der aus Kurz- Neues aus der KHM – Nachwuchsseite: Auf dem Sprung AV-Gründerzentrum André Erkau, Absolvent der Die 3. Generation Kölner Kunsthochschule für Seit Januar 2008 nimmt die nunmehr dritte Generation die Vorzüge des AV-Gründerzentrums NRW in Anspruch. Die zehn Stipendiaten erhalten innerhalb des laufenden Jahres neben einer Finanzspritze in Höhe von je 10.000 Euro ein umfassendes Beratungs- und Coaching-Programm. Darüber hinaus sollen sich die Existenzgründer nicht nur untereinander stärker vernetzen, sondern werden zudem in das bestehende Netzwerk des Medienstandortes NRW eingebunden. Unternehmenspatenschaften, die 2008 erstmals eingeführt wurden, runden das Stipendiumsangebot ab. Die zehn jungen Unternehmen decken ein breites Feld im Bereich der Bildmedien ab: Die aerafilm etwa (Silvia Schopf und Jochen Peters) ist Filmproduktion ebenso wie crossmedialer Dienstleister, DieBesetzungCouch (Christian Zinecker und Klaus Neumann) verlegt Vorgänge des Castings weitgehend ins Internet, während Ester.Reglin.Film (Roswitha Ester und Torsten Reglin) für Kino und TV entwickeln und produzieren möchte. Die film-manufaktur (Robert Wiezorek) produziert und inszeniert dokumentarische TV-Formate und Wirtschaftsfilme, und Gentlemen’s Agreement (Markus Sehr und Hanno Olderdissen) versteht sich als Kreativ-Dienstleister im Bereich Werbung und Musikvideo. KINGZ ENTERTAINMENT (Benni Diez und Marinko Spahic) produziert u.a. VFX-Content für verschiedene Medienplattformen, :le und la (Lale Nalpantoglu) ist eine Schauspiel- und Casting-Agentur für Kinder und Jugendliche, und Punktfilm (Anna Ditges) stellt qualitativ hochwertige Dokumentarfilme her. Rauschengel Film (Christoph Loebermann und Jörg Stehler) schließlich produziert Imagefilme, TV- und Kinowerbung, und TV Sisters (Elfi Jäger und Sonja Behrens) bietet umfassende Programmrecherchen und Format- bzw. Trendscouting an. „Die spannende und wachstumsstarke Branche der AV-Medien bietet in NRW reichlich Raum und Möglichkeiten für gute Ideen und zupackendes Unternehmertum“, begrüßte NRW-Minister Andreas Krautscheid die neuen Stipendiaten, und Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach ergänzte: „Zehn kreative Geschäftsideen zu fördern, das heißt auch, Verantwortung zu übernehmen für Unternehmer und Mitarbeiter. Das Beratungs- und Coaching-Programm ist Ausdruck dieser Verantwortung.“ Gesellschafter der in Köln-Mülheim ansässigen AV-Gründerzentrum GmbH, deren Geschäftsführung Horst Schröder seit Oktober 2007 inne hat, sind die Stadt Köln, die Filmstiftung NRW, ecmc Europäisches Zentrum für Medienkompetenz, Magic Media Company und die IHK Köln. AV-Gründerzentrum NRW, Tel. (0221) 6110748; [email protected] „Die Österreichische Methode“: eine Gemeinschaftsarbeit von KHM-Studenten über fünf Frauen und einen Selbstmordversuch im Schnee, Foto: Spirit Filmverleih Medien, gewann mit seinem Debüt „Selbstgespräche“ den Max-Ophüls-Preis 2008. Oliver Baumgarten traf den gebürtigen Dortmunder in Köln. Porträt: André Erkau Raus aus der Schublade! ein Filmemacher steckt gerne in einer Schublade. Das gilt auch für André Erkau: „Plant man für seinen nächsten Film etwas scheinbar völlig anderes, heißt es schon mal: Das hat der ja noch nie gemacht, warum sollte das klappen?“ Erkau kennt dieses Gefühl gut, denn schon der Übergang von seinem Diplomfilm „37 ohne Zwiebeln“ zum Erstling „Selbstgespräche“ war einer quer durch die Genres: „Noch vor dem Debüt war ich der Lustig-Skurrile, und dann ist es beim Debüt plötzlich gar nicht mehr so lustig und skurril …“ Die Vielfalt, die sich André Erkau für seine filmische Karriere wünscht, ist er aus seiner vorherigen Profession bereits gewohnt. In Dortmund geboren, aber vorwiegend in Bremen aufgewachsen, begann er früh beim Theater. Als er mit Anfang zwanzig am Bremer Theater in der Regie hospitierte, wollte es der Zufall, dass kurzfristig eine kleine Rolle frei wurde. Er sprang ein, und sein Traum, Regisseur zu werden, war erst einmal vergessen. „Wir haben mit etwa zehn Leuten das Junge Theater in Bremen gegründet, in dem ich weiter hauptsächlich gespielt habe“, erzählt Erkau, der seine Fähigkeiten stetig verbessern wollte und deswegen an der Hamburger Frese-Schule Schauspiel studierte. Nach dem Abschluss erhielt er ein Engagement an der Württembergischen Landesbühne in Esslingen, wo er vier Jahre lang die typische Theatermühle durchlief: fünf bis sechs Rollen pro Spielzeit, dazu zahlreiche Tourneen, die eine Landesbühne zusätzlich zu absolvieren hat. Doch mit der Zeit war Erkau mit den Möglichkeiten, die ihm der Theateralltag bot, unzufrieden: „Ich hatte irgendwann nicht mehr die Realitäten vorgefunden, deretwegen ich einst spielen wollte. Mir erschien es so, dass, wenn man sich erst einmal in einer solchen Theaterfabrik befindet, man sich kaum noch mit den Stoffen inhaltlich auseinander setzt und nicht mehr so konstruktiv als Spiegel der Gesellschaft fungieren kann, wie es noch im freien Theater möglich war.“ Aus dieser Erfahrung heraus begann er mit Kollegen, mit einer DV-Kamera zu experimentieren, und plötzlich tauchte auch der K alte Wunsch nach Regie wieder auf, der die Schauspielerei nach und nach verdrängte. „Ich habe schnell gemerkt, dass ich wesentlich bessere Sachen mache, wenn ich mich ganz klar für eine Seite entscheide. Der Spaß, den ich auf der Bühne empfunden habe, hat sich nun als Drehbuchautor und Regisseur noch einmal potenziert.“ 33 Jahre alt war André Erkau, als er sich schließlich 2001 an deutschen Filmhochschulen für Filmregie bewarb. Genau zwei Einladungen hat er aufgrund des Alters nur bekommen, die Kölner Kunsthochschule für Medien ist es am Ende geworden. „Gerade für die älteren Semester ist die KHM genau die richtige Hochschule“, erzählt Erkau, „weil sie nicht so verschult ist, und weil man sich sein Studium dort wie einen Fruchtsalat zusammenstellen kann. Dank des Aufbaus mit Modulen hat man zwischendurch außerdem immer auch mal wieder Gelegenheit, gewisse Auszeiten zu nehmen und zu jobben.“ Bis 2004 entstanden drei Kurzfilme, ehe Erkau dann 2005 mit dem 15-Minüter „37 ohne Zwiebeln“, eine flott erzählte und technisch ausgeklügelte Geschichte über Zeitsprünge, sein Diplom an der KHM machte. „37 ohne Zwiebeln“ feierte internationale Publikumsund Festivalerfolge und gewann insgesamt knapp 30 Auszeichnungen, darunter den MaxOphüls-Preis und den Studio Hamburg Nachwuchspreis. Nun war André Erkau „der LustigSkurrile“ und erlebte gleichsam, dass Preise nicht nur positive Seiten haben: „Während der ersten zehn Preise herrschte eine ausnahmslos tolle Stimmung um mich herum. Ungefähr ab Preis Nummer 15 allerdings trübte sie sich etwas, und es hieß gelegentlich: Naja, so gut ist der Film nun auch wieder nicht…“ In der Schublade des Lustig-Skurrilen steckte Erkau nicht bei allen, denn einen Produzenten für sein Langfilmdebüt „Selbstgespräche“ hatte er zu dieser Zeit mit der Geißendörfer Filmund Fernsehproduktion längst schon gefunden. Gemeinsam mit Christian Cloos vom ZDF/Das kleine Fernsehspiel und den GFF-Producern Roswitha Ester und Torsten Reglin entwickelte er Nachwuchsseite: Auf dem Sprung – newsletter 2/2008 „Selbstgespräche“, einen Film über Kommunikationsprobleme angesiedelt in einem Callcenter. Gleich bei seiner Premiere in Saarbrücke begeisterte der im Vergleich zu „37 ohne Zwiebeln“ langsamere und konzentriertere Film Publikum und Jury gleichermaßen: André Erkau erhielt seinen zweiten Max-Ophüls-Preis – dieses Mal für einen Langfilm. „Ich war nahezu hysterisch“, erzählt Erkau, „weil in diesem Moment ein tonnenschweres Gewicht von mir abgefallen ist. Bei aller Überzeugung vom Projekt stehen eben auch zahlreiche Ängste im Raum.“ Für den Familienvater André Erkau bleibt Saarbrükken sein bisher wichtigstes Festival: Es hat den Langfilm möglich gemacht und nun auch die Türen für seinen zweiten Film, den er mit der Wüste Filmproduktion realisieren wird, weit aufgestoßen. „Arschkalt“ lautet der Arbeitstitel, das Treatment ist fertig, um es zur Drehbuchförderung einzureichen. Und? Wird es skurril-lustig? „Es wird diesmal ein Roadmovie, die Geschichte eines emotional erkalteten Gefrierkostlieferanten“, deutet Erkau schmunzelnd an und verrät nicht viel mehr. Schließlich soll ja nicht gleich schon das Treatment wieder in einer Schublade verschwinden. Oben: August Zirner (links) und Maximilian Brückner in „Selbstgespräche“, Regisseur André Erkau bei der Arbeit, Foto: GFF/Thomas Kost 13 Gespräch über die Filmbeziehungen zwischen Polen und Deutschland. Von links: Malgorzata Szumowska, Raimond Goebel (Pandora Film), Agnieszka Odorowicz, Stanislaw Mucha, Patrycia Ziolkowska, Robert Thalheim und Grazyna Torbicka. Rhein- und Ruhrländer in der Hauptstadt: RTL-Chefin Anke Schäferkordt mit Dieter Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender der Filmstiftung NRW NRW-Presse in Berlin: die NRW-Filmjournalistinnen Martina Schürmann (NRZ) und Dorothee Krings (Rheinische Post) Kulturstaatsminister Bernd Neumann und Hartmut Palmer (Der Spiegel) Wajdas Traum VON KATHARINA BLUM s waren gerade einmal fünf kurze Wochen von der Idee bis zur Umsetzung: Als bekannt wird, dass die Berlinale Andrzej Wajdas „Katyn“ zeigt, herrscht in der Filmstiftung NRW schnell Konsens, eine begleitende Diskussionsrunde zu veranstalten. Mit Wajda, der sich immer sehr für die Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland engagiert hat, pflegen die Düsseldorfer Filmförderer seit einigen Jahren eine gute Beziehung. Polen war eines der ersten Reiseziele von Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach nach seinem Amtsantritt. Mittlerweile existiert eine erfolgreiche Kooperation zwischen der ifs internationale filmschule köln und der Andrzej Wajda Filmschule in Warschau, und viele NRW-Firmen koproduzieren mit polnischen Partnern, wie etwa Zieglerfilm Köln bei „Unkenrufe“ oder Pandora bei Malgorzata Szumowskas Filmen „Stranger“ und „33 Szenen“, der gerade mit Julia Jentsch in der Hauptrolle in der Kölner Fußgängerzone abgedreht wurde. Für das Berlinale-Panel setzt sich die Filmstiftung NRW mit Vertretern des Polnischen Instituts in Düsseldorf zusammen. Gemeinsam überlegt man, wer zum Deutsch-Polnischen Verhältnis beim Film etwas beitragen könnte. Die Resonanz ist überwältigend. Die meisten sagen spontan zu: Robert Thalheim, Malgorzata Szumowska, Stanislaw Mucha, Raimond Goebel, Patrycia Ziolkowska und Agnieszka Odorowicz wollen gerne kommen. Auch Wajda ist sofort bereit, ein Grußwort zu sprechen. An dem Thema muss etwas dran sein, wenn es schon im Vorfeld auf so viel Interesse stößt. Der Eindruck bestätigt sich am Tag der Diskussion. Es ist der Freitag vor der Bekanntgabe der Berlinale-Sieger, und der Raum im Hotel Esplanade ist voll. Als Wajda spricht, spürt man Rührung im Zuschauerraum und auf dem Podium. Wajda erinnert daran, dass es nicht immer so war mit der Möglichkeit der Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, dass es Zeiten gab, in denen man von Europa und europäischer Zusammenarbeit träumte, und er ermutigt die Anwesenden weiter zu machen. „Ich wünschte, ich wäre noch so jung, um an dem wundervollen Ausbau der Kooperationen mitzuwirken“, beendete er seine Rede. Auf dem Podium wird der Zuspruch aufgenommen. Stanislaw Mucha erinnert daran, dass es schön, aber nicht nur einfach sei, mit einem internationalen Cast bzw. Set zu arbeiten, dass er schon Sätze gehört hat wie „guter Film, schade nur, dass du ein Pole bist“. Auch Malgorzata Szumowska erzählt, wie sehr die kulturellen Unterschiede den Alltag der Dreharbeiten beeinflussen können. „Aber“, sagt sie, „es ist jedes Mal eine große Bereicherung!“ Patrycia Ziolkowska betrachtet die Arbeit aus ihrer Situation als Migrantin und betont, dass sie es als sehr fruchtbar empfindet, dass sich die unterschiedlichen Kulturen bei der Arbeit mischen. Die Lebhaftigkeit der Beiträge, Andrzej Wajda hielt die Fragen aus dem Zuschauerraum zeigen: Die Kodie Eröffnungsrede. operation zwischen beiden Ländern ist auf einem spannenden, ausbaubaren Weg. Auch Raimond Goebel von der Kölner Pandorafilm spricht vom immer wiederkehrenden Interesse an dieser Zusammenarbeit, und die Direktorin des Polnischen Filminstituts Agnieszka Odorowicz bestätigt, dass man inzwischen auch in Polen Gelder für Koproduktionen zur Verfügung stelle. Wajdas Traum nimmt in vielen aktuellen Koproduktionen Gestalt an: Der Traum von Filmen, die „über die Grenzen verstanden werden, aber dennoch ihre Identität bewahren“. Regisseurin Isabel Kleefeld (links), Christina Bentlage (Filmstiftung NRW) und Tom Spieß (Little Shark). E Die Schauspielerinnen Claudia Michelsen, Sophie von Kessel und Pressebetreuerin Gitta Deutz-Zaboji 14 Michael Schmid-Ospach und Jürgen Rüttgers mit Hannah Herzsprung und Filmemacher Fatih Akin. Transatlantischer Dialog: NRWMinister Andreas Krautscheid und Bernd Desinger vom GoetheInstitut Los Angeles Regisseur Christoph Hochhäusler im Gespräch mit Frédéric Maire, Direktor des Locarno Filmfestivals Lars von Triers Produzentin Vibeke Windelov mit Michael Schmid-Ospach Michael Verhoeven, Monique Adorf , Senta Berger und Mario Adorf (v.l.) Prof. Günter Rohrbach (Präsident der Deutschen Filmakademie) mit seiner Frau Angelika Wittlich Claudia Droste-Deselaers (Filmstiftung NRW) mit Regisseur Josef Rusnak, der demnächst das Leben von Romy Schneider verfilmen wird. Drei von der LfM: Susanne Land (LfM Nova), Frauke Gerlach (Vorsitzende der Medienkommission, LfM) und Frank Weyers-Goebel (Projektleiter Film- und Fernsehkongress, LfM Nova) Rund 1000 Gäste nutzten die Einladung zum NRW-Empfang in der Landesvertretung, um zu feiern, Gespräche zu führen und Kontakte zu knüpfen. Produzentin Bettina Brokemper (Heimatfilm) mit Eran Riklis und Hiam Abbass (Mitte). Noch wussten sie nicht, dass ihr Film „Lemon Tree“ den Publikumspreis im Panorama gewinnen würde. Jürgen Vogel und Filmstiftungssprecherin Tanja Güß. [email protected] Entspannte Atmosphäre in der neuen Location: Die Produzenten Tanja (links) und Regina Ziegler im Gespräch mit LfM-Direktor Norbert Schneider im San Nicci in der Friedrichstraße. – Berlinale Rückblick Die Gastgeber Michael Schmid-Ospach und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers baten einige der Gäste auf die Bühne der Landesvertretung NRW. Darunter Mario Adorf und Senta Berger. Vorfreude auf den Kinostart im Dezember: Das „Buddenbrooks“-Team mit Regisseur Heinrich Breloer, August Diehl, Gernot Roll und Mark Waschke. Regisseur Jovan Arsenic und sein Team von „Helden aus der Nachbarschaft“ in Feierlaune: Ihr Film lief im Panorama der Berlinale Empfang des Landes NRW und der Filmstiftung NRW NRW im Berlinalefieber Heike Makatsch (rechts) mit Produzentin Judy Tossell („Helen“) in der NRW-Landesvertretung: Gemeinsam planen sie einen Bio-Pic über Hildegard Knef. Ihr erster öffentlicher Auftritt als Paar: Telekom-Chef René Obermann und Moderatorin Maybrit Illner Produzent Michael Simon de Normier realisiert „Der Vorleser“ in NRW, Wim Wenders drehte bereits 2007 sein „Palermo Shooting“ in Düsseldorf. Presselunch im San Nicci Prof. Gabriele Henkel und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers Shooting Star Hannah Herzsprung und Filmemacher Fatih Akin im Blitzlichtgewitter 150 Gäste kamen zum Presselunch: Peter Lohmeyer, Hiam Abbass und Produzent Claus Boje nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen. Traditionell begrüßten die Gastgeber auf dem NRW-Empfang auch die Shooting Stars aus neun europäischen Ländern. Berlinale Preise für NRW Publikumsliebling „Lemon Tree“ iel Lob und einen Preis konnten die geförderten Produktionen der Filmstiftung NRW in diesem Jahr aus Berlin mit nach Hause nehmen. Eran Riklis neuer Film „Lemon Tree“, eine internationale Koproduktion der Kölner Heimatfilm mit der Eran Riklis Production, der französischen MACT und Riva Film, gefiel den Besuchern so gut, dass sie ihn mit dem Panorama Publikums-Preis 2008 auszeichneten. Der israelische Regisseur bewies damit erneut, dass man auch mit politischen Filmen unterhalten und den Publikumsgeschmack treffen kann. Schon für die ebenfalls geförderte Produktion „Die syrische Braut“ hatte er 2004 den Publikumspreis in Locarno gewonnen. In NRW wird der Film erstmals beim Internationalen Filmkongress der Filmstiftung im Juni zu sehen sein. Über eine lobende Erwähnung in der Berlinale-Reihe Perspektive Deutsches Kino konnte sich Regisseurin Bettina Eberhard für ihren Film „Lostage“ freuen. Die Regisseurin und Autorin ist Absolventin der Kunsthochschule für Medien (KHM) und drehte ihren 34-minütigen Kurzfilm im Ruhrgebiet. Insgesamt waren in der Reihe sieben Filme von Absolventen und Studenten der beiden Kölner Filmschulen KHM und ifs zu sehen. Lobend erwähnt wurden auch Christian Asmussen und Matthias Bruhn, deren Animationsfilm „Post“ in der Berlinale Reihe Generation Kplus zu sehen war. „Dieser Film ist mitreißend durch seinen verrückten, anarchistischen Humor, anrührend durch seine liebevolle Botschaft über einen Mann, der einen ganzen Ort glücklich gemacht hat“, so die Begründung der internationalen Jury des Deutschen Kinderhilfswerks. Dem konnten sich die Besucher bei der NRW-Premiere Anfang März im Kölner Odeon Kino nur anschließen. Produziert wurde der Kurzfilm vom Kölner Trickstudio Lutterbeck. V Zwei gute Gründe zum Feiern gab es für das Team der Kölner COIN Film: Mit „Die Besucherin“ und „Liebe und andere Verbrechen“ waren sie gleich doppelt auf der Berlinale vertreten. Deutsch-israelischer Gedankenaustausch: Ludi Boeken („Unter Bauern“), Katriel Schory vom Israel Film Fund (Mitte) und Karin Knöbelspies. Zwei Talente mit Zukunft: Jan Bonny („Gegenüber“) und Pia Marais („Die Unerzogenen“) Regisseur Oskar Roehler freute sich über das Treffen mit Schauspielerin Johanna Wokalek. Berlinale Rückblick – [email protected] 15 Der gebürtige Solinger Axel Melzener hat sich bereits vor seinem Drehbuchstudium an der Filmakademie Baden-Württemberg mit der Entwicklung von Games beschäftigt. Heute macht er beides: Er schreibt für Spiele ebenso wie für den Film. Über mögliche und tatsächliche Sie begannen früh, als Komponist und Entwickler für Computerspiele zu arbeiten. Warum haben Sie sich mit Aufnahme des Studiums dem Filmdrehbuch zugewendet? Mitte der 90er Jahre zeichnete sich ja schon ab, dass beide Medien zusammenwachsen. Zu der Zeit gab es aber noch keine Ausbildungsmöglichkeiten im Spielebereich in Deutschland. Damals war die Branche hier noch rein autodidaktisch. Ich wollte aber studieren, einen richtigen Abschluss haben. Da war Film die nahe liegendste Alternative. Dabei war ich nicht so einer, der schon mit acht Jahren mit der Kamera durch den Garten lief – es war das Geschichtenerzählen generell, das mich reizte. Während meines Filmstudiums habe ich die Spielewelt nicht vernachlässigt, sondern weiter an Games gearbeitet, auch wenn Film und Fernsehen zunehmend Priorität für mich bekamen. Synergien beider Medien auf dramaturgischer Ebene sprach Melzener mit Oliver Baumgarten. Axel Melzener, Foto: privat Worin ähneln sich das Schreiben für den Film und das Schreiben für Computerspiele? Auch eine Spielestory braucht Konflikte, Charaktere, Dialoge – da gibt es durchaus eine Schnittmenge. Der größte Unterschied liegt in den Limitationen, die vom Spieldesign herrühren. Es gibt nur so viel Story, wie es die technischen Rahmenbedingungen ermöglichen. Wenn die Entwickler sagen: Dieses oder jenes Feature können wir nicht einbauen, dann muss man die Story danach ausrichten. Die narrative Ebene richtet sich nach dem Programm, nicht umgekehrt. Die Story ist eben nicht der wichtigste Teil eines Spiels, sondern das Gameplay. Das heißt aber nicht, dass man den narrativen Teil vernachlässigen darf – im Gegenteil, er ist Interview mit Axel Melzener Chancen für A vor allem für die Vermarktung und Zugänglichkeit eines Spiels sehr wichtig. Genau das wird in Deutschland oft übersehen, und dann wundern sich die Entwickler, warum ihre Games sich nicht so gut verkaufen wie die US-Pendants, obwohl sie technisch vielleicht genauso gut sind. Es fehlt eben der kinomäßige Ansatz bei der Promotion, und dafür braucht man kinematischere Spiele. Wie viel ist die Drei-Akt-Struktur beim Computerspiel wert? Die meisten Gamestories operieren mit klassischen Dramaturgiemodellen. Aristoteles lässt sich ohne weiteres auf das Figurengeflecht eines Spiels übertragen. Auch Campbells Heldenreise kann Spielen starke erzählerische Impulse geben. Die Interaktivität einer Spiele-Story widerspricht diesem Gerüst im Grunde nicht. Sie kann sich zwar in mehr verschiedene Richtungen bewegen, aber um die Produktion überschaubar und finanzierbar zu halten, müssen die Möglichkeiten des Spielers beschränkt werden. Meistens laufen die verschiedenen Verzweigungen also doch wieder an gewissen Knotenpunkten zusammen. Insofern ist Spieledramaturgie keine große Befreiung von dramaturgischen Ketten. Sie erfordert nur mehr Verästelungen. Sie macht dem Autor damit auch mehr Arbeit. Wo ein Filmdrehbuch im Schnitt bei 120 Seiten liegt, kann es bei einem Spiel das Fünffache werden, weil der Konsument eine lange Spielzeit für sein Geld erwartet. Er zahlt ja auch das Vielfache eines Kinotickets dafür. Wie geht man bei Games mit den Figuren um – müssen die Charaktere ähnlich sorgsam entwickel werden wie im Spielfilm? Nein, hier gibt es einen deutlichen Unterschied. Spielehelden müssen in erster Linie visuell reizvoll sein. Es sind meist ikonografische Charaktere ohne viel Tiefgang. Das kommt daher, dass diese Figuren im Gegensatz zum Film nicht von Schauspielern verkörpert werden, son- Im Gespräch mit Peter Hanemann stellt Ökonom Jörg Müller-Lietzkow die Spielewirtschaft zwischen Zielgruppen, Teilmärkten und Standorten vor. Müller-Lietzkow ist Professor für Medien- Interview mit Jörg Müller-Lietzkow „Massiv den Mainstream angehen“ organisation und Mediensysteme an der Universität Paderborn. Zu seinen jüngsten Veröffentlichungen zählt das Buch „Gegenwart und Zukunft der Computer- und Videospielindustrie in Deutschland“. Jörg Müller-Lietzkow, Foto: privat 16 Die Games-Branche boomt. 2007 sind die bundesweit verkauften Stückzahlen um zwölf und die Umsätze sogar um 21 Prozent gestiegen. Sehen Sie Grenzen des Wachstums? Die Grenze wird natürlich theoretisch erst mit der größtmöglichen Zahl an Spielern global erreicht sein. Wenn Sie für Deutschland neben den etwa zehn Millionen Standard- und Hardcore-Spielern die Casual Gamer einrechnen, liegen Sie aktuell bei rund 20 Millionen Spielern. Ich glaube allerdings nicht, dass in den nächsten zehn Jahren so viele Leute spielen wollen wie heute Bücher lesen. [email protected] – Schwerpunkt Wie differenzieren sich die Altersgruppen? Nach der Umsatzstatistik liegt das Durchschnittsalter bei 28 bis 29 Jahren. Ich vermute, dass die allermeisten Spieler im Durchschnitt 22, 23 Jahre alt sind. Nur generieren diese nicht zwingend Umsatz, sondern wissen, diesen zu vermeiden. Bei Konsumentenbefragungen bleibt unklar, ob die Käufer auch die Spieler sind. Wir wissen, dass die Spiele der Kinder von den Eltern gekauft werden. Wenn die Eltern aber auch selbst spielen, kann es sein, dass sie für sich oder für den Nachwuchs einkaufen. Alien-Invasionen dern eben vom Spieler gesteuert. Letztendlich ist ein Game-Charakter ja nur eine Projektionsfläche für den Konsumenten, sein Abbild in der virtuellen Welt. Je klischierter und anonymer die Figur ist, umso leichter kann der Konsument diese leere Hülle ausfüllen. Das muss aber nicht ewig so bleiben, hier gibt es Spielraum für Entwicklungen. Ich glaube, Games-Helden der Zukunft werden psychologisch differenzierter sein, eine Aufgabe, bei der auch klassische Drehbuchautoren gefragt sind. Interaktivität war das Zauberwort der späten 1990er Jahre. Wie ist es denn aber mit der Interaktivität bei Games beschaffen – geschieht nicht am Ende doch immer das, was Sie sich ausdenken? Tatsache ist, dass viele Käufer keinen Wert auf absolute Handlungsfreiheit legen. Für die meisten Spieler geht eine linear erzählte, aber dafür spannende, emotional involvierende Story vor. Das ist auch genrebedingt. In einem Ad- venture, das man allein spielt, entfaltet sich die Story meist geradlinig, während sich ein OnlineRollenspiel, bei dem sich Ereignisse aus der Interaktion von tausenden miteinander spielenden Fans ergeben, sehr unvorhersehbar entwikkeln kann. Spannend für Autoren – und anders als beim Film – ist, dass man dem Spieler verschiedene Lösungsmöglichkeiten für Probleme anbieten kann. Anstatt einen Zuschauer eine Story nur passiv und strikt einen einzelnen Weg entlang erleben zu lassen, hat der Gamewriter die Möglichkeit, den Spieler vor aktive Entscheidungen zu stellen. Das finde ich kreativ herausfordernd, weil man sich in die Psyche des Spielers hineinversetzen, seine Winkelzüge vorausahnen muss. Die wahre Kunst liegt nicht in der Herstellung grenzenloser Interaktivität, sondern in der Erzeugung von deren Illusion. Wie sehr orientieren sich Games-Autoren am Spielfilm? Oder dreht sich das Verhältnis zurzeit sogar um? Spieleautoren orientieren sich vor allem bei Adventures, Rollenspielen und Shooter-Kampagnen stark am Film und arbeiten mit demselben dramaturgischen Handwerkszeug. Leider beherrschen es viele noch nicht so gut wie ihre Kollegen vom Film. Die meisten Spieleentwickler denken noch zu technikorientiert, vertrauen zu wenig auf Stories und Emotionen und käuen nur die immer gleichen Vorbilder wieder. Was gerade für deutsche Drehbuchautoren interessant sein dürfte, ist die Genrevielfalt in Spielen. Die meisten Games bieten Science Fictionoder Fantasy-Szenarien. Autoren, die von AlienInvasionen oder schwertschwingenden Rittern träumen, können im Spielesektor ihre Vorlieben viel besser ausleben als im deutschen Kino, das ja außer Komödien und Historiendramoletten wenig bietet. Umgekehrt haben Computerspiele die Autoren meiner Generation, die mit Games aufgewachsen sind, sicher auch geprägt. Filme sind heute schneller, actionreicher, visueller, und das hat mit der zunehmenden Verankerung der Games im medialen Bewusstsein der Gesellschaft zu tun. Wie schätzen Sie das Potenzial der zunehmenden Zusammenarbeit beider Branchen ein? In den USA ist es längst normal, dass zu Filmen ein Spiel entwickelt wird, oder umgekehrt. Die Branchen werden in Zukunft noch enger zusammenwachsen, einerseits, da sie auf technischer Ebene immer mehr gemeinsame Ressourcen nutzen, andererseits, weil immer mehr Kreative aus dem Filmbereich für das kinematische Aufpolieren von Spielen angeheuert werden. In Deutschland wird mir das Potenzial aber noch viel zu wenig ausgeschöpft. Das Problem ist, dass die richtigen Stoffe fehlen, die zugleich als Spiel und Film auswertbar sind. Wie soll man aus „Sophie Scholl“ ein Game machen? Und umgekehrt, würde sich „Die Siedler“ für eine Fernsehserie eignen? Vielleicht – aber die Übersetzbarkeit scheint doch sehr gering. Die Filmleute sitzen zu oft auf dem hohen Ross ihres Kulturauftrages, und die Spielemenschen bleiben zu sehr in ihrer technokratischen NerdEcke. Man müsste sich in der Mitte treffen, sich die Hand reichen – dann könnte Großartiges entstehen. Ich für meinen Teil werde weiterhin dabei mithelfen, diese Brücken zu bauen. Seminar: Storytelling in Games Game Designer und Drehbuchautor Axel Melzener bietet im August in Köln das fünftägige Seminar „Storytelling in Games“ an. Voraussetzungen zur Teilnahme sind Grundkenntnisse im Bereich von Game Design und ganz allgemein der Spieleindustrie. Die fünf Tage teilen sich auf in die Lehrbereiche „Einführung und Genretheorie“, „Narratives Szenariodesign“, „Grundlagen der Dramaturgie“, „Dramaturgische Werkzeuge“ sowie „Dialoge und Cut Scenes“. Das Seminar findet vom 4. bis 8. August jeweils zwischen 10 und 17 Uhr im Kölner Seminarzentrum statt. Anmeldungen sind noch bis zum 1. Juli möglich, die Teilnahmegebühr beträgt 399 Euro. Nähere Informationen stehen unter www.gamewriting.net bereit. John Locke, der glatzköpfige Sonderling aus der US-Serie „Lost“, wird in Düsseldorf bei Ubsoft zum Pixelmann. Foto: Ubisoft Was ist mit den viel zitierten Silver-Gamern? Der Anteil der Gamer im Seniorenalter wird überschätzt. Ein zunehmend größerer Teil der Spieler sind Frauen. Insbesondere Gesellschaftsspiele wie SingStar oder Nintendo WiiPlay kommen bei den von mir gerne auch als „Vanilla Gamern“ bezeichneten Spielerinnen an. Für welche Märkte produzieren die hiesigen Developer? Bei Strategiespielen sind wir international konkurrenzfähig, die produzieren deutsche Unternehmen auch gerne: Games are done by Gamers for Gamers. Aber das ist nicht selten schwierig für den internationalen Markt. Zudem produzieren wir in Deutschland aktuell nur sehr wenige aufwändig entwickelte Spiele für den Massenmarkt, im Fachjargon Triple-A-Titel genannt. A-Titel hingegen, zumindest für Europa, gibt es eine ganze Reihe. Vielfach sind es PCSpiele. Bei den Konsolenspielen liegen wir im internationalen Vergleich im Rückstand. Hier stecken noch große Potenziale auch für deutsche Anbieter. Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen Games und Film? Es wird kaum noch Spiele geben, bei denen nicht über einen Film nachgedacht wird. Ich bezweifle allerdings, ob die Konvergenz immer Sinn macht. Es gibt, empirisch zu beobachten, Positiv- und Negativeffekte. Beispiel: Wenn „Harry Potter“ als Film funktioniert, dann mag er ökonomisch auch als Spiel funktionieren, aber es gibt auch die gegenläufige Variante, wo es eben nicht funktioniert. ten Mutes: Über Rhein-Ruhr bis hin zur Lippe ist ein sinnvolles und funktionsfähiges Modell gestaltbar. Die Landesregierung ist hier auch im nationalen Vergleich gut aufgestellt. Bundesländer, Kommunen und auch Filmförderungen haben die Games-Branche entdeckt. Sind sie Trittbrettfahrer oder Pioniere? Es gibt bundesweit sieben oder acht Standorte, die begriffen haben, dass es in der digitalen Spieleindustrie um große, international attraktive Produktionsvolumina geht. Ob Sie nun ein Spiel in Nordamerika, Asien oder Europa produzieren: Sie werden immer 15 bis 20 Millionen Euro ausgeben müssen, um die international geforderte Qualität zu entwickeln. Beim Film dreht nur Hollywood kontinuierlich in solchen und noch größeren Größenordnungen. Das unterscheidet Film und Spiel fundamental. Ihre Empfehlung für NRW? NRW würde sich schwer tun, wenn man wie Thüringen allein auf Kinderspiele setzen würde oder alle 70-Jährigen zu Gamern machen wollte. Das Land und seine Industriestruktur lassen durchaus zu, dass man massiv den Mainstream mit großen, international konkurrenzfähigen Produkten angeht. Wiederholt sich im Games-Bereich die medienwirtschaftliche Standortkonkurrenz zwischen Köln, Berlin, München und Hamburg? Teilweise scheint es so. Köln jedenfalls hat mit den World Cyber Games, die in diesem Herbst stattfinden, und der GamesCom, die die KölnMesse ab 2009 veranstaltet, zwei gewichtige Anker geworfen. Wie die Wirkung für ganz NRW sein wird, hängt davon ab, ob man strukturell in der Lage ist, dieses große Flächenland mit dem Thema zu verknüpfen. Ich bin aber gu- Schwerpunkt – [email protected] Inwieweit befördern die TVSender am Platz die Entwicklung? Die Fernsehindustrie hat schwindende Werbeeinnahmen. Die Sender wollen und müssen neue Felder finden. Mit digitalen Spielen tun sie sich aber noch schwer. Es fehlt noch das Know-how, mit den eigenen Marken einen international erfolgreichen Roll-out zu erreichen. Diese Internationalität ist notwendig und unterscheidet nicht zuletzt Spiele und Fernsehen. Immerhin haben sich RTL und auch ProSiebenSat.1 personell gut verstärkt. Können Spieleentwickler vom Crossover zwischen den kulturwirtschaftlichen Branchen profitieren? Grundsätzlich ja. Allerdings müssten unsere Netzwerke aus sehr vielen Kulturen bestehen, inklusive der asiatischen. Wir müssen da- rauf hinarbeiten, dass Studios aus China oder Korea hier Dependancen aufbauen und umgekehrt. Durch interkulturellen Austausch würden wir in die Lage kommen, global wahrscheinlich erfolgreichere Produkte zu entwickeln. Was bedeutet das für die Ausbildung? Nur eine rein berufspraktische Perspektive genügt nicht. Auch die Universitäten müssen sich in Lehre und Forschung einbringen. Großer Nachholbedarf herrscht aber vor allem auf der Produktions- und Finanzierungsebene. Was wir hier gut können, ist der medienwissenschaftliche Diskurs. Der Bundestag hat sich für die Förderung qualitativ hochwertiger sowie kulturell und pädagogisch wertvoller Spiele ausgesprochen. Was sollte gefördert werden? Wenn man nur edukative Spiele fördert, geht viel vom Sinn des Spiels als Spiel verloren. Auch Freude und Entspannung haben eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Am besten wäre es, wenn Developer oder Produzenten, die eine Game-Idee haben, um Fördermittel pitchen würden. Im Unterschied zum Film können sie z. B. gleich eine Demonstrationsversion zeigen. So würde auch der gesellschaftliche Mehrwert leicht erkennbar, und dieser könnte auch im Spiel selbst liegen, was dann durchaus förderungswürdig ist. 17 und 1,36 Milliarden Euro wurden laut einer vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) vorgelegten GfK-Erhebung im vergangenen Jahr auf dem GamesMarkt umgesetzt. Die Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr liegt bei 21 Prozent. In den USA sind die Zuwächse sogar noch erheblicher. Dort setzte die Computer- und Videospielebranche im Jahr 2007 fast 50 Prozent mehr um als im Vorjahr. „Computer- und Videospiele sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen“, sagt der BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters. Sein Verband, eine Interessengemeinschaft von Spieleanbietern und Produzenten (Publisher), repräsentiert mit seinen zwölf Mitgliedern laut eigenen Angaben einen Anteil von mehr als 80 Prozent am deutschen Gamesmarkt. Beim BIU, der die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Spielebranche auf 5.000 schätzt, zeigt man sich auch mit Blick auf die Umsatzentwicklung im laufenden Jahr überaus optimistisch. Für das erste Halbjahr 2008 geht der Verband von einer weiteren Umsatzsteigerung aus. Neue Videospielkonsolen wie die Sony Playstation 3, Nintendos Wii oder Microsofts Xbox 360 gelten ebenso als Wachstumstreiber wie mobile Spielgeräte. Unter diesen Handhelds war im vergangenen Jahr Nintendos portable DS besonders erfolgreich. Mit der neuen Generation der Spielkonsolen erschließt sich die Branche auch neue Zielgruppen. Wolters: „Hier erreichen wir sehr viele neue Kunden, weshalb dieser Bereich auch am stärksten wächst.“ So sei die Hälfte der Nutzer von Handheldspielen seit diesem Jahr weiblich. Bei den Spielinhalten dominierte im vergangenen Jahr ein so genanntes Serious Game die deutschen Verkaufshitlisten. Laut Media Control war der bestverkaufte Titel 2007 in der Gesamterhebung aller Formate „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging – Wie fit ist Ihr Gehirn?“ von Nintendo, gefolgt von „Dr. Kawashima: Mehr Gehirn-Jogging“. Den PC-Spielemarkt, der im Gegensatz zu den Konsolenspielen insgesamt rückläufig ist, dominierte das Rollenspiel „World of Warcraft“ von Vivendi Games. Ebenfalls populär in Deutschland sind Simulationen wie „Die Sims 2“, das umstrittene Action-Spiel „Counter-Strike Source“ oder Sportspiele wie „Fußball Manager“ und „FIFA 08“ (alle Electronic Arts). Überhaupt prägen internationale Publisher wie die US-Unternehmen Electronic Arts, Vivendi Games, Activision oder die französische Ubisoft den deutschen Gamesmarkt. Nur wenige einheimische Unternehmen wie Koch Media können sich im Konzert der Großen behaupten. „Im Jahr 2006 betrug der Marktanteil internationaler Publisher in Deutschland rund 95 Prozent“, rechnet Holger Strecker vor, der beim TV-Konzern RTL die 2007 gegründete Computerspiel-Unit „RTL Games“ leitet. Vor diesem Hintergrund will RTL seine Aktivitäten im Bereich Publishing zunehmend erweitern. Bereits seit 1999 veröffentlicht das Unternehmen eigene PC- und Videospiele, darunter erfolgreiche Titel zu Senderthemen wie „RTL Skispringen“ oder „Alarm für Cobra 11“. Auch beim TV-Konkurrenten ProSiebenSat.1 hat man die Zeichen der Zeit und das crossmediale R „Der weiße Hai“ aus der Krefelder Games-Schmiede THQ, Foto: THQ 18 Auf dem Kongress „Clash of Realities“ Anfang März in Köln war es spürbar: Das neue Selbstbewusstsein der deutschen Games-Branche, das nicht zuletzt aus den guten wirtschaftlichen Daten resultiert. Film- und Spielejournalist Jörg Laumann liefert für den Newsletter eine Einführung in die Produktionsbedingungen der Branche. Die deutsche Computerspiel-Branche In der Mitte angekommen VON JÖRG LAUMANN Potenzial des Spielemarktes erkannt und beim Tochterunternehmen SevenOne Intermedia eine Gamesabteilung eingerichtet, die seit Anfang 2008 auch als Publisher auftritt. Neben den Publishern, deren Interessen vom BIU vertreten sind, wird das Geschehen auf dem PC- und Videospielemarkt von den Entwicklern geprägt. Sie zeichnen für die Konzeption und die Erstellung der Spiele verantwortlich, die von den Publishern finanziert und vermarktet werden. Der Bundesverband G.A.M.E., der die Interessen von mehr als 50 Entwicklern vertritt, fordert seit Jahren sichere Finanzierungsstrukturen und Fördermaßnahmen für die Spielebranche. Nicht zuletzt trägt auch die wirtschaftliche Ausstattung der deutschen Entwickler dazu bei, dass der Games-Markt in Deutschland nach wie vor international dominiert ist. Bis zu 20 Millionen Euro stehen bei US-Produktionen für die Entwicklung eines Vollpreistitels zur Verfügung, mit hohen Lizenzgebühren verbundene Film-Games wie „Enter the Matrix“ können bis zu 50 Millionen Euro in Anspruch nehmen. Bei den meisten deutschen Spieleentwicklungen liegt das Budget hingegen unter zwei Millionen Euro. Dennoch haben sich viele erfolgreiche Entwickler auch hierzulande etablieren können, darunter die Berliner Crytek („Crysis“), die Frankfurter Deck 13 Interactive („Ankh“) oder die Mülheimer Aruba Studios („Weisse Bescheid?!“), die von G.A.M.E.-Hauptgeschäftsführer Stephan Reichart geleitet werden. Wie die Aruba Studios ist eine Vielzahl von Unternehmen in der deutschen Games-Branche im Bundesland Nordrhein-Westfalen angesiedelt, mehr als 30 sind es laut G.A.M.E. insgesamt an Rhein und Ruhr. So residieren unter anderem die deutsche Niederlassung von Electronic Arts und der Spielefernsehsender Giga TV in Köln, Ubisoft in Düsseldorf. Auch die jährliche Konferenz der Videospieler, die sich als eSportler in Vereinen organisiert haben, findet in Köln statt. Der Dachverband dieser Gamer, der Deutsche eSport-Bund, zählt fast 1,5 Millionen organisierte Spieler in Deutschland, die in rund 40.000 Mannschaften, den so genannten Clans, ihren Sport betreiben. Trotz aller Aktivitäten und positiven Entwicklungen kommt aus der deutschen Games-Branche der Ruf nach mehr Unterstützung. Thomas Dlugaiczyk, der mit der Games Academy in Berlin eine der wenigen – privat finanzierten – Ausbildungsstätten für die Spieleindustrie leitet, fordert mehr bildungspolitische Anstrengungen. „Der Arbeitsmarkt in unserer Branche ist im oberen Leistungsdrittel angesiedelt“, erklärte er unlängst auf einer Konferenz in Hannover. „Darauf muss die Bildungspolitik eine entsprechende Antwort geben.“ Konkrete finanzielle Fördermaßnahmen für die Entwicklung von Computerspielen sind bislang eher dünn gesät. Medienübergreifend ausgerichtete Länderförderungen newsletter 2/2008 – Schwerpunkt wie Medienboard Berlin-Brandenburg oder nordmedia unterstützen die Entwicklung von Prototypen im Games-Bereich, Kulturstaatsminister Bernd Neumann will 2008 erstmals einen Förderpreis in Höhe von 300.000 Euro für pädagogische wertvolle Spiele ausloben. Mit großem Interesse schauen deutsche Entwickler und Publisher unterdessen ins europäische Ausland. So hat etwa die finnische Wirtschaftsförderung 2007 mehr als sechs Millionen Euro für dort angesiedelte Games-Unternehmen zur Verfügung gestellt. In Frankreich können bis zu drei Millionen Euro staatliche Förderung für eine Spieleproduktion abgerufen werden. Zunehmendes Finanzierungspotenzial für die Gamesbranche entsteht auch durch die Verbreitung neuer Technologien. Die Verbindung der Computerspiele mit dem Internet, etwa bei Rollenspielen wie „World of Warcraft“, Sportspielen oder bei kleinen Games, die der Nutzer zum Teil gratis aus dem Netz herunterladen kann und die oftmals zu Marketingzwecken genutzt werden, bieten auch für Venture Capitalisten einen Anreiz, in die Spieleentwicklung zu investieren. Attraktiv für Investoren sind die vielfältigen Distributionsmöglichkeiten über das Internet sowie die Tatsache, dass im Bereich der Online-Games durch den Einsatz interaktiver Werbeflächen, die laufend aktualisiert werden können, durchaus relevante Zusatzeinnahmen zu generieren sind. Insgesamt wurden 2007 weltweit rund 150 Millionen Dollar Risikokapital in den Gamesmarkt investiert, davon entfielen allein 25 Millionen auf den größten Vermarkter von Werbung in Spielen, die Firma IGA Worldwide. In Deutschland steht auch diese Entwicklung noch am Anfang. Geschäftsmodelle mit dem Einsatz von Risikokapital sind hier vor allem aus dem Bereich der Handyspiele bekannt. Was tun die „Sims“ nach Feierabend? Computer spielen, was sonst? Foto: Electronic Arts ir leben in spannenden Zeiten“, sagt Gundolf S. Freyermuth, Professor an der ifs internationale filmschule Köln. „Nicht jede Generation hat die Möglichkeit, die Entwicklung einer ganz neuen Variante audiovisueller Kunst und Kommunikation hautnah zu erleben.“ Gemeint ist der seit einigen Jahren andauernde Prozess der Digitalisierung, der alle Bereiche der medialen Produktion und Kommunikation immer mehr zusammenwachsen lässt und die klassischen Grenzen zwischen Film und Fernsehen, Animation und Games verwischt. Von der dabei entstehenden neuen Arbeits- und Medienwelt betroffen ist vor allem der Bereich der Aus- und Weiterbildung. Welche Angebote müssen hier geschaffen werden, um den medialen Konvergenzen und ihren speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden? Welche ermöglichen Wachstum und weitere Arbeitsplätze? Und um welche neuen Qualifikationen und Berufsbilder geht es? Insbesondere den Computer- und Videospielen ist hohe Aufmerksamkeit sicher, denn die Games-Branche gilt als herausgehobene Wachstumsbranche mit Zukunft. 200 neue Arbeitsplätze könnten hier sofort geschaffen werden, wenn ausreichend qualifizierte Bewerber zur Hand wären, schätzt Stephan Reichert, der die Geschäftsstelle von G.A.M.E, dem Bundesverband der deutschen Spieleentwickler, in Mülheim/Ruhr leitet. Da „Spieleentwickler“ noch kein Ausbildungsberuf ist, arbeiten in den einschlägigen Unternehmen vor allem Mediengestalter, Fachinformatiker oder Grafikdesigner – alles Menschen, die über eine breite Palette von Fähigkeiten im handwerklichen Bereich verfügen. Berufliche Quereinsteiger, die kompetent, aber ohne spezielle berufliche Qualifikation ihren Job erledigen, spielen eine wesentliche Rolle. Für diese Zielgruppe haben die Deutschen Industrie- und Handelskammern (DIHK) zwar eine Weiterbildung zum Game Designer (IHK) entwickelt und dafür 2001 auch einen Weiterbildungs-Innovationspreis erhalten, doch nur wenige Anbieter wie die IT-Akademie Ostwestfalen in Gütersloh bieten entsprechende Kurse an. Die IHK Essen plant derzeit eine entsprechende Maßnahme und geht davon aus, dass allein in Nordrhein-Westfalen rund 600 Personen Interesse an einem entsprechenden Zertifikat haben müssten, das ihnen neben ihrer Berufserfahrung Qualitäten im kreativen Schreiben, Projekt- W Die Digitalisierung lässt alle Bereiche der medialen Produktion und Kommunikation immer mehr zusammenwachsen. Welche Angebote müssen im Bereich Aus- und Weiterbildung geschaffen werden, um den medialen Konvergenzen und ihren speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden? Und um welche neuen Qualifikationen und Berufsbilder geht es? Aus- und Weiterbildung im Berufsfeld Computer- und Videospiele Spielen als Beruf VON WOLFGANG HIPPE management, Marketing und Bereichen wie Spiel- und Medientheorie bestätigt. Auch im Hochschulbereich hat sich einiges getan. Die private BiTS Business and Information Technology School in Iserlohn bietet einen Studienschwerpunkt in Sachen Games. „Während die TV-Branche erste Anzeichen einer Sättigung zeigt, erreicht der Bereich Interactive Entertainment bislang noch nicht in ausreichender Form den Massenmarkt“, so Manuela Richter von der BiTS-Geschäftsleitung. Technisches Potenzial und inhaltliche Konzepte seien noch entwicklungsfähig, die Synergien zu anderen Medienbereichen erst ansatzweise umgesetzt. Die BiTS bietet anerkannte BachelorStudiengänge von sechs Semestern an, dazu die Diplom-Studiengänge Medienmanagement und Wirtschaftsinformatik. Interactive Entertainment und Media Informatics sind als Querschnittsqualifikation vorgesehen. Daneben ist ein studentisches Gaming-Ressort eingerichtet, das unter Leitung von Patrick Streppel diesen Studienschwerpunkt vertieft. In Düsseldorf bietet die MEDIADESIGN Hochschule für Design und Informatik (MD.H) den Studiengang Gamedesign (B.A.). Sie setzt auf praxisnahes Wissen und kooperiert deshalb mit Verlagen, Agenturen und Produktionsfirmen vor Ort. Neben Software-Kenntnis (Grafik-, 3Dund Programmier-Skills) gehören Themen wie Vertragsgestaltung, Jugendschutz und Branding zum Studienplan. Geleitet wird der Fachbereich von der vormaligen Filmdramaturgin Prof. Linda Breitlauch und dem Dozenten André Scheufeld. Auch die MD.H ist eine private, staatlich anerkannte Hochschule. Sie wurde 2004 in Ber- Schwerpunkt – newsletter 2/2008 lin gegründet und hat dort auch ihren Hauptsitz. Daneben bietet sie ihr Programm in Düsseldorf und München an. In Planung „And the winner is ... das Game Technology Competence Center (GTCC)”, hieß es im Dezember 2007, als NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben im Rahmen des Landeswettbewerbs Create.NRW die Preise verteilte. Das Projekt der Universität Duisburg-Essen sieht sich als „Zentrum eines Netzwerks von Wirtschaft und Forschung im Bereich der wachstumsstarken Computer- und Spieleindustrie in NRW“. Zu den Partnern von GTCC zählen u.a. die Düsseldorfer Blue Byte Software GmbH und die Ubisoft GmbH. Neben Beratungsangeboten und berufsnahen Workshops ist die Planung des Masterstudiengangs „Game and Entertainment“ bereits weit fortgeschritten. Projektleiter Jörg Niesenhaus kann dabei auf die lange Erfahrung des „Lehrstuhls für interaktive Systeme und Interaktionsdesign“ verweisen: „Seit einigen Jahren bieten wir neben den regulären Veranstaltungen immer wieder Spielethemen an, die in der Regel innerhalb kürzester Zeit ausgebucht sind. Die Studierenden setzen sich hoch motiviert mit neuen Technologien auseinander, die im Rahmen digitaler Spiele Verwendung finden.“ Solche interdisziplinären Projekte sind u.a. Teil der Bachelor-Studiengänge „Angewandte Informatik“ und „Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaft“. Nicht ganz so weit sind die Bemühungen um das Cologne Game Lab (CGL) der Fachhochschule Köln gediehen. Kern des CGL soll ein zweijähriger Master-Studiengang Game Development & Research sein, der die Bereiche Game Design, Audiovisuelles Design, Programmierung und Management in einem interdisziplinär ausgerichteten Curriculum vereinen soll. An der Entwicklung beteiligt sind u.a. die Köln International School of Design (KISD) und die ifs. Auf den „Master“ habe man sich verständigt, weil es in Deutschland wie im Ausland bereits eine ganze Reihe „Bachelor“-Angebote gebe, so Prof. Björn Bartholdy von der KISD, bei dem die Federführung liegt. „Unser Credo bei der Entwicklung des Studienganges liegt bei der Beschäftigung mit non-linearen Inhalten“, so Bartholdy. „Wir wollen uns nicht nur auf das klassische Computer- oder Videospiel konzentrieren, sondern auch Bildungssoftware, digitale Lernräume, multimediale Szenarios und Installationen sowie den interaktiven Film adressieren. Hier geht es jenseits der klassischen linearen Medien insgesamt um durch den Benutzer gesteuerte, nicht unbedingt sequentielle Abfolgen der Inhalte.“ Und das Qualifikationsprofil der Zukunft? „Ich möchte es als den spezialisierten Generalisten beschreiben“, so Bartholdy. Nach dem derzeitigen Stand könnte der neue Studiengang im Herbst 2009 starten. Allerdings wird die Vorbereitung derzeit nur von „ein paar engagierten Leuten getragen“ und ist auch noch nicht ausreichend finanziert: „Wir brauchen hier noch massive Unterstützung.“ In der Zwischenzeit stehen auch andere Dinge auf dem Programm, so etwa die Etablierung von „Saga’s interactice fiction workshop“, der fast zehn Jahre an der Filmhochschule München angeboten wurde und jetzt an der KISD neu installiert wird. BiTS, www.bits-iserlohn.de und www.bits-gaming.de MEDIADESIGN Düsseldorf www.mediadesign.de Game Technology Competence Center (GTCC) Duisburg/Essen www.interactivesystems.info Köln International School of Design www.kisd.de Blutelfe aus dem Online-Rollenspiel „World of Warcraft", für das neun Millionen Menschen monatlich Abo-Gebühren zahlen. Foto: Blizzard 19 enaue Zahlen, wie viel die Branche zwischen Rhein und Weser an Arbeitsplätzen und Umsätzen generiert, gibt es nicht. Im „5. Kulturwirtschaftsbericht NRW“ gehen die Games im Software-Bereich auf. Zusammengenommen ergeben sich dann im Jahresvergleich zwischen 2004 und 2005 NRW-spezifische Zuwachsraten von 10 Prozent bei den Unternehmen und 30 Prozent bei den Umsätzen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg zuletzt nur noch leicht um 2,7 Pro- G NRW hat sich zu einem Zentrum der deutschen Spielebranche entwikkelt. Eine kleine Reise entlang des Rheins und der Ruhr führt zu den wichtigsten Firmen im Land. Branchenumsatz Dt. 2007 1,362 Mrd. Euro Branchenumsatz Dt. 2006 1,126 Mrd. Euro Branchenumsatz weltweit (geschätzt) 25-30 Mrd. Euro Die Branche in NRW: Ein Überblick Mehr als nur Moorhühner VON PETER HANEMANN Verkaufsschlager Fußball: „Fifa 07“ wurde 2006 547.000 Mal verkauft. Foto: Electronic Arts zent auf 52.899 (2006/05). Der Entwickler-Verband G.A.M.E. jedenfalls hält NRW, gemessen am Umsatz und der Anzahl der Unternehmen, für den wichtigsten Games-Standort Deutschlands. G.A.M.E.-Geschäftsführer Stephan Reichert: „Die maßgeblichen Produzenten sind hier.“ Mit ihren Vertriebserfolgen macht die Branche immer wieder Schlagzeilen. So war etwa das Fußballspiel „Fifa 07“ 2006 mit 547.000 verkauften Exemplaren Spitzenreiter in Deutschland, gefolgt vom Rennspiel „Need for Speed Carbon“ (426.000) und „Die Sims 2 Haustiere“ (353.000). Alle drei Spiele stammen aus den Studios von Electronic Arts. 2006 verkaufte der weltweit größte Spiele-Publisher aus Redwood City/USA dem deutschen Einzelhandel Spiele im Wert von 250 Millionen Euro. Electronic Arts Deutschland (EA) firmiert seit 2001 in Köln. Von dort aus wird das Geschäft im gesamten deutschsprachigen Raum gesteuert, in dem EA mit einem Marktanteil von deutlich über 20 Prozent führend ist. Zum Erfolg des Publishers hat auch das PC-Spiel „Fußballmanager“ beigetragen, dessen aktuelle Version bis Februar schon 130.000 Mal verkauft wurde. Entwickelt wurde es von der Bright Future GmbH, die aus internen EA-Studios hervorging. EA selbst hat mit der 2006 übernommenen EA Phenomic in Ingelheim ein eigenes Entwicklungsstudio in Deutschland. In der Fernsehstadt Köln lässt sich die Entwicklung der Games-Branche sendernah beobachten. So hat RTL Television mit RTL Games einen expandierenden Spieleableger. Einen Fernsehableger hat hingegen die 2000 gegründete Turtle Entertainment GmbH. Mit der Electronic Sports League (ESL) betreibt sie die größte Liga für Computerspieler in Europa. Mit über 165 Millionen Seitenaufrufen im Monat gehört das Liga-Portal www.esl.eu zu den bundesweit 20 größten Internetauftritten. www.esl.eu ist auch per Pay-TV zu empfangen. Zwischenzeitlich war es Turtle Entertainment möglich, durch eine Beteiligung an der ebenfalls in Köln ansässigen Giga Digital Television GmbH ESL-Content auch über den TV-Sender Giga und den IPTVSender Giga 2 zu verbreiten. Inzwischen wurde die Beteiligung zurückgenommen, Giga 2 wurde eingestellt. Ende letzten Jahres übernahm Premiere Giga. 20 Flussabwärts in Düsseldorf firmiert mit Ubisoft eine weitere Weltfirma. Der 1986 gegründete Publisher aus Frankreich betreibt mit weltweit 3.900 Mitarbeitern in 15 Ländern 23 Studios, vertreibt sein Spieleportfolio in 25 Sprachen in 21 Ländern und macht dabei einen Umsatz von 850 Millionen Euro. Das bekannteste Ubisoft-Produkt in Deutschland sind „Die Siedler“, die sechs Millionen Mal verkauft wurden. Das Computer-Strategiespiel war auch der Grundstein zum Erfolg des 1988 gegründeten Blue Byte Studios, das die „Siedler“ erstmals 1993 herausbrachte. Auch mit „Battle Isle“ (ab 1991) und dem 1997 veröffentlichten Strategiespiel „Incubation“ war das Düsseldorfer Kreativhaus erfolgreich. 2001 wurde Blue Byte für rund 26 Millionen Mark mitsamt den Rechten an sämtlichen Spielserien von Ubisoft gekauft. Zeitweilig schien es, als sollte Ubisoft selbst gekauft werden. 2004 übernahm EA 19,9 Prozent der Aktienpakete. Düsseldorf ist auch Sitz der Zone 2 Media, die seit 2002 etwa ein Dutzend Computerspiele entwickelt hat, darunter Wirtschaftssimulationstitel (u.a. „Dönermafia“), Kindersoftware (u.a. „Kong’s World“) und Gelegenheitsspiele (u.a. „Crazy Burger“). Inzwischen hat sich Zone 2 auf TV-begleitende Computerspiele spezialisiert (u.a. „Die Kochprofis“). In Mülheim/Ruhr haben sich die Aruba Studios einen Namen gemacht. Als Dienstleister in der Softwareentwicklung arbeitet Aruba auch im Auftrag von RTL (u.a. „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“). Weiter östlich in Gütersloh produziert die Ascaron Entertainment GmbH Titel wie „Patrizier“, „Anstoß“ oder „Sacred“. Neben seinem Stammsitz unterhält Ascaron ein Studio in Aachen und eine eigene Auslandsvertretung in Birmingham. 1998 gründete die kalifornische THQ, die u.a. das Computerspiel zum Kassenschlager „Ratatouille“ entwickelte, mit dem Kauf der Firmen ABC Spielspass, Rushware Microhandelsgesellschaft und der Softgold Computerspiele ihre Deutschland-Niederlasssung in Krefeld. Insgesamt sind am Standort derzeit rund 60 Mitarbeiter beschäftigt. Eine spezielle NRW-Historie ist mit dem „Moorhuhn“ verbunden. Zum Zahlen-Spiele Fliegen gebracht hatte es die Phenomedia AG, die 2002 aufgrund von Unregelmäßigkeiten Insolvenz anmelden musste. Das Verfahren läuft immer noch, die Inhalte der Firma wurden jedoch vom Insolvenzverwalter inzwischen verkauft oder geschlossen. Das Kerngeschäft wird von der Bochumer Phenomedia Publishing Gmbh fortgeführt, die auch das Moorhuhn weiterfliegen lässt. Ein zweites Standbein ist die spielerische Umsetzung deutscher Filmlizenzen (u.a. „7 Zwerge“, „(T)Raumschiff Surprise“) sowie von Musik- und Comic-Lizenzen. Betroffen von der Phenomedia-Insolvenz war auch die 100-prozentige Tochter Piranha Bytes Software GmbH, die von Essen aus seit 2001 mit ihrer der „Gothic“-Serie Furore macht. Die meisten Mitarbeiter und Marken wurden 2002 an die neu gegründete Pluto 13 GmbH in Essen übertragen. newsletter 2/2008 – Schwerpunkt Beschäftige in Dt. (geschätzt) 5.000 - 15.000 Beschäftigte in den USA (geschätzt) 220.000 Entwicklungsstudios in Dt. ca. 150 Entwicklungsbüros in NRW ca. 30 Spieler in Dt. (geschätzt) 18-25 Mio. Organisierte E-Sportler in Dt. 1,5 Mio. E-Sport-Mannschaften 40.000 Mitglieder beim Online-Rollenspiel World of Warcraft 9 Mio. Marktanteil int. Publisher in DT. 95 % Produktionsbudget pro Spiel in den USA bis zu 20 Mio. Euro Produktionsbudget pro Spiel in Dt. durchschnittlich unter 2 Mio. Preis für eine Wii-Konsole ca. 250 Euro Preis für ein neues PC-Spiel ca. 40-60 Euro Quellen: Diverse Thomas Friedmann, Thomas Häuser und Thorsten Kneisel zählen seit der Veröffentlichung von „Die Siedler II“ zu den erfolgreichsten deutschen Spieleentwicklern. Den Geschäftsführern der Funatics Software GmbH ergeht es allerdings wie der gesamten Branche: Jenseits der Szene werden sie kaum zur Kenntnis genommen. Porträt: Funatics Software Siedler zwischen Ruhr und Emscher NRW-Events rund um die Computerspiele Spielplätze an Rhein und Ruhr VON PETER HANEMANN öln wird ab 2009 regelmäßiger Ausrichter der bedeutendsten Veranstaltung im Bereich der Computer- und Videospiele sein. Seit Ende Februar steht fest, dass der Träger der 2002 als Games Convention gegründeten zentralen Messe der internationalen Computerspielbranche, der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware e.V. (BIU), im nächsten Jahr Leipzig in Richtung Köln verlässt und dort gemeinsam mit der koelnmesse erstmals die neu gegründete GamesCom ausrichten wird. Die GamesCom soll als europäische Leitmesse fortan jeweils im September mehr als 200.000 Besucher anlocken. In seiner Bedeutung – zumindest bei den Usern – knapp dahinter liegen die World Cyber Games (WCG), die erstmals vom 5. bis 9. November 2008 ebenfalls in der koelnmesse der Domstadt Einzug halten – nach Seattle, San Francisco, Monza und Seoul, wo sie im Jahre 2000 erfunden wurden. Die WCG sind das größte E-Sport-Event der Welt. Es wird in Nationalmannschaftsverbänden um hohe Preisgelder gespielt. Im ewigen Medaillenspiegel liegt Deutschland übrigens hinter Südkorea und den USA an dritter Stelle. Neben diesen beiden Massenveranstaltungen mit großer internationaler Ausstrahlung gibt es aber auch kleinere, sehr viel spezifischere Events im Bereich der Computer- und Videospiele. So fand vom 5. bis 7. März in Köln zum zweiten Mal die internationale Konferenz „Clash of Realities“ statt. Organisiert von der Fachhochschule Köln und Electronic Arts Deutschland, konzentriert sich dieser Kongress auf akademischen Austausch und die Diskussion über den Facettenreichtum des Forschungsgegenstands der interaktiven Unterhaltung (www.clash-ofrealities.electronic-arts.de). Einen ähnlichen Ansatz hat die 5. Internationale eSports Conference, die vom 27. bis 28. Mai 2008 in Köln stattfindet. In Vorträgen und Workshops werden wissenschaftliche wie wirtschaftliche Aspekte des eSport-Bereichs für ein sich vornehmlich aus Fachleuten bestehendes Publikum erörtert (www.esconf.com). Nur zwei Wochen später schließlich, am 13. und 14. Juni 2008, planen die Mülheimer Aruba Studios das erste Living Games Festival. In der Jahrhunderthalle zu Bochum soll sich dieses Festival als kulturelle und inhaltliche Plattform rund um aktuelle Themen wie „Medienkompetenz“ und „Jugendkultur“ (www.livinggames-festival.de) entfalten. K homas Häuser und Thorsten Kneisel kennen sich seit der Schulzeit in Mülheim/Ruhr. Als die Computer Ende der 1980er Jahre das Laufen lernten, entwickelten sie sich autodidaktisch zu Spielemachern. Thomas Friedmann studierte zunächst Wirtschaftsinformatik in Karlsruhe. Im Entwicklerstudio Blue Byte, das damals noch in Mülheim firmierte und 2003 nach Düsseldorf umzog, traf er auf seine Partner. Das Trio war federführend bei vielen Blue Byte-Projekten involviert, insbesondere bei „Die Siedler II: Veni, Vidi, Vici“. 1998 verließen die drei das Unternehmen und gründeten Funatics Development. Der erste unter dem Funatics-Label veröffentlichte Titel war die Umsetzung des Brettspielklassikers „Die Siedler von Catan“. Sie erschien 1999 unter dem Namen „Catan – Die erste Insel“ bei Ravensburger Interactive. Von diesem T Spiel, das bis heute als beste Brettspielumsetzung aller Zeiten gilt, wurden bisher allein in Deutschland über 200.000 Stück verkauft. Mit „Zanzarah – Das verborgene Portal“ (2002) entwickelte Funatics ein Abenteuer-Actionspiel, das national wie international höchste Wertungen und Auszeichnungen erhielt. Die bisher erfolgreichste Produktlinie der Firmengeschichte ist mit weltweit über 300.000 verkauften Exemplaren die „Cultures“-Reihe, deren erster Teil im September 2000 veröffentlicht wurde. 2003 erschien mit „Cultures – Die Saga“ bereits der siebte Titel der Aufbaustrategiespiel-Serie. Nach dem Release von „Cultures“ gingen 75 Prozent des Studios in den Besitz der Phenomedia AG („Moorhuhn“) über, von deren Insolvenz 2002 auch Funatics Development betroffen war. Um ihre Projekte weiterführen zu können, gründeten Friedmann, Häuser und Kneisel die Nachfolgefirma Funatics Software. Aus der Insolvenzmasse von Phenomedia kauften sie die Rechte an „Cultures“ und „Catan – Die erste Insel“. Funatics Software blieb erfolgreich. So wurde das in enger Zusammenarbeit mit Ubisoft, Düsseldorf, und Blue Byte entwickelte Strategiespiel „Die Siedler – Das Erbe der Könige“ 2004 innerhalb weniger Wochen allein in Deutschland über 200.000 Mal verkauft und fand weltweit rund eineinhalb Millionen Kunden. Die nächsten Veröffentlichungen waren 2006 der Aufbau-Klassiker „Die Siedler II – Die nächste Generation“ sowie der Echtzeitstrategie-Hit „ParaWorld“, dessen Entwicklung Funatics beim vormaligen Berliner Software-Entwicklungskombinat zu Ende gebracht hatte. Das prähistorische Universum („Mit 15 spielbaren Welten“) wird von kriegerischen Stämmen und riesigen Dinosauriern beherrscht. Heute arbeitet die Firma, die vor zwei Jahren von Mülheim nach Oberhausen wechsel- Das aktuelle Funatics-Projekt: „Die Siedler – Aufbruch der Kulturen“. Foto: Ubisoft Schwerpunkt – newsletter 2/2008 Geschäftsführer-Trio Thomas Häuser, Thomas Friedmann und Thorsten Kneisel (von links) von Funatics. Foto: Funatics te, mit neun fest angestellten Mitarbeitern und einem Team von Freiberuflern. Die meisten sind Quereinsteiger und wie die Gründer Autodidakten. Die Zahl der freien Mitarbeiter differiert von Projekt zu Projekt. Auch in der Spielewirtschaft geht der Trend hin zum verstärkten Einsatz von Freien. Mit Festen und Freien werden im Jahr ein bis zwei Projekte realisiert. Die Vorlaufzeiten liegen bei einem bis eineinhalb Jahren. Mit der Situation am Platz NRW sind die früheren Mülheimer durchaus zufrieden. Friedmann spricht von einer „guten Mischung aus Technologie, Kreativität und Mediennähe“. Aktuell hofft er auf einen Schub durch die neue Aufmerksamkeit, die die Games-Branche seitens der Politik erfährt. Das betrifft auch die Steuerpolitik. Wie in der Filmbranche gibt es das Problem, dass bei personenbezogenen Projekten, die eine Laufzeit von über einem Jahr haben, steuertechnisch kaum Rückstellungen möglich sind. Friedmann: „Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“ 21 ie Anlehnung des Computerspiels an die filmische Dramaturgie legt das Wirken von Autoren für beide Medien nahe. Dass dies in der Praxis durchaus üblich ist, davon berichtet Axel Melzener, der sich selbst „Medienautor“ nennt, im Interview auf Seite 16 ausführlich. Neben der digitalen Bildproduktion, wo Konvergenzen üblich sind, scheinen aber gerade auch auf allen Ebenen des Tons Überschneidungen möglich und sinnvoll. Filmkomponisten zum Beispiel dürften doch sicherlich auch Computerspiele mit ihrer Musik veredeln. Tun sie auch, doch sehr viel seltener, als man das vermuten würde: „Im Grunde handelt es sich um zwei parallele Welten“, erzählt der Kölner Medienkomponist Matthias Hornschuh. Dramaturgisch und ästhetisch bezögen sich GamesKomponisten sehr klar auf den Film, weshalb es auch für ihn äußerst interessant wäre, für Computerspiele zu komponieren. Theoretisch. In der Praxis allerdings stellt sich vielen Komponisten ein durchaus konkretes Problem: „Gema-Mitglieder werden von der Spieleindustrie faktisch ausgeschlossen – und professionelle Komponisten sind in der Regel Mitglied. Die Games-Branche lehnt nämlich die gewachsenen Vergütungsmodelle der Gema ab“, so Hornschuh. Die Spieleindustrie zahle zwar höhere Honorare, dafür aber würden keinerlei Tantiemen abfallen. Die Filmindustrie hingegen zahle niedrigere Honorare, dafür gäbe es Tantiemen. Der Grund hierfür findet sich in den neuartigen Auswertungsmechanismen der Spieleindustrie, die sich im derzeitigen Gema-System ihrer Meinung nach nicht adäquat spiegele. Deshalb, so Hornschuh, wünschten sich die Medienkomponisten von der Gema eine höhere Flexibilität und von der Spieleindustrie die Bereitschaft, das so wichtige Tantiemensystem nicht zu unterlaufen. „Ein Überleben der Komponisten ohne das Tantiemenprinzip wäre langfristig gesehen undenkbar“, betont Hornschuh. Auch Komponist Joachim Dürbeck, der mit seinem Partner René Dohmen jüngst den MaxOphüls-Preis für die beste Musik für „Selbstgespräche“ gewann, interessiert die Games-Branche, doch findet auch er nur schwerlich Zugang. „Bei den großen Playstation-Spielen“, erzählt Dürbeck, „versammelt sich ja mittlerweile das Who-is-Who der Musikbranche mit ihren Kompositionen.“ Auch Dürbeck findet, dass die Preisspiegel der Gema manches Mal den Komponisten eher im Wege stünden. Bettina Müller, Sprecherin der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Ve r v i e l f ä l t i - D Es gibt eine visuelle Ebene und eine akustische Ebene: Die Beschaf- TV-Sender und ihre Games-Strategien fenheiten von Computerspielen und Filmen scheinen sich nicht nur auf den ersten Blick stark zu ähneln. Was also liegt näher, als die handwerkliche und künstlerische Urheberschaft in denselben Händen zu vermuten? Die Konvergenz der Arbeitsbereiche beider Medien ist in der Tat sehr hoch, doch noch lange sind die potenziellen Synergien nicht annähernd ausgeschöpft. Konvergenzen zwischen Film und Spielen Parallelwelten? VON OLIVER BAUMGARTEN gungsrechte, kurz Gema, kennt das Problem. Immerhin sind die Mitglieder, in deren Interesse die Gema handelt und zu denen eben auch die Komponisten gehören, an der Tarifgestaltung selbst beteiligt. Unter Hinweis auf die Neuen Medien muss Bettina Müller allerdings einräumen: „Die Schnelllebigkeit dieser Märkte ist für uns, die wir an der Schnittstelle zwischen Urhebern und Branche stehen, eine wirkliche Herausforderung. Die Frage lautet: Wie können wir die Tarife gestalten, dass wir den Marktentwicklungen und den Interessen der Urheber gerecht werden, die Tarife gleichzeitig aber auch evaluierbar bleiben?“ An diesem Reibungspunkt der Parallelwelten wird noch gearbeitet. In beiden Welten zu Hause sind bereits die Sound-Designer. Die Studios, die ansonsten ihren Schwerpunkt bei Kino- und TV-Produktionen haben, werkeln längst fleißig an Computerspielen. „Wirtschaftlich interessant“ sei es und wegen des „filmischen Denkens“ auch inhaltlich spannend, findet etwa Tilo Busch von der Kölner SoundVision. Markus Löbel, ebendort Mediengestalter Bild/Ton, fremdelt trotzdem ein wenig mit „dieser ganz anderen Industrie“. Besonders aber mag er, dass man den Sound bei Games nach interaktiven Funktionen ausrichten muss, dass also der Ton auf die Ak- tionen des Spielers reagiert. Wie wichtig gerade die Geräuschebene für Computerspiele ist, macht er unter anderem auch daran fest, dass immer berühmtere Synchronstimmen in den Spielen zu hören seien, in „Jack Keane“ etwa die deutsche Stimme von Johnny Depp. Denis Bergemann kann das bestätigen. Mit seiner Berliner Agentur Sprecherdatei vermittelt und vertritt er Sprecher und nimmt im Laufe der letzten Jahre ein gesteigertes Interesse der Spieleindustrie an aus Filmsynchron bekannten Stimmen wahr. Was natürlich auch nicht zuletzt daran liegt, dass viele Spiele an einen Kinofilm angelehnt sind und dann stets die selben Sprecher verlangt werden. Ein lukratives Geschäft für die Sprecher. „Bei Computerspielen wird viel gesprochen“, so Bergemann, „man kommt locker auf bis zu 500 Takes.“ Selbst 1.000 Takes seien keine Seltenheit. Bei kommerziellen Spielen, die hohen Umsatz erwarten lassen, werden bis zu 12 Euro pro Take gezahlt. Dabei machen gerade die Stimmen oft das „Gesicht“ der Games aus. „Zum Teil werben die Hersteller sogar auf dem Spiele-Cover damit, die Stimme einer bestimmten Person dabei zu haben“, so Bergemann. Sei dein eigener Stuntman larm für Cobra 11“ ist ein Tausendsassa. Man kann es bei RTL als TV-Serie verfolgen, in der Mediathek RTL.now abrufen oder für 25,30 Euro als Spiel erwerben („mit noch mehr Stunts, Sprüngen und neuer KI für selbständige Wegfindung“). Jenseits des werbefinanzierten Free-TVs entfaltet der Kölner Sender eine virtuelle Parallelwelt aus Teleshopping, Onlineund Mobile-Angeboten, Telefonmehrwertdiensten, DVD-Vertrieb und Games. Das Business rund um Computer- und Konsolenspiele verantwortet die Kölner RTL Games GmbH, die für unterschiedliche Spieler-Typen PC- und Videospiele konzipiert und veröffentlicht. Die 100prozentige Tochter von RTL interactive setzt dabei vor allem auf den Massenmarkt der Arcade- und Casual-Games. Darüber hinaus spricht RTL Games mit einzelnen Titeln auch Adventure-, Fantasy- und Rollenspiel-Fans an. Erklärtermaßen will RTL Games mit seinen Projekten neben dem PC alle Konsolen-Plattformen bedienen. Am Markt operiert der neue Spiele-Publisher mit einer Drei-Label-Strategie. Spiele mit direktem TV-Bezug wie das Action-Game „Alarm für Cobra 11“ sowie familienaffine Titel wie das Horst Schlämmer-Quiz „Weisse Bescheid?!“ erscheinen unter RTL Playtainment. Die Marke RTL Sports fasst Video-Spiele wie „RTL Skispringen“, „RTL Biathlon“ oder „RTL Winter Games“ zusammen. Das Label Black Inc. wiederum richtet sich an Fans des Adventure, Fantasy- und Rollenspiel-Segments und spricht speziell die Core-Gamer an. Geschäftsführer Holger Strecker: „Wir wollen uns am nationalen, aber auch am europäischen Markt etablieren und am Wachstum der Videospiel-Branche partizipieren.“ Auf die Verknüpfung seiner TV-Angebote mit Spielen setzt auch der Kölner Sender Super RTL. So hält sein „Toggo-CleverClub“ über 100 Lernspiele bereit, mit denen schulrelevante Themen wie Sprache, Rechnen, Englisch und Sachkunde abgedeckt werden. Das edukative, kostenpflichtige Internetangebot für Grundschulkinder ist werbefrei. Daneben gibt es die mit vielen Spielen durchsetzten Internet-Seiten Toggo.de und Toggolino.de. Toggo.Mobile.de informiert über Games fürs Handy. Im Superrtl.Shop.de können die Eltern dann einkaufen, zum Beispiel für 19,99 Euro das Konsolen-Spiel „SpongeBob“. Auch der WDR kommt den Kindern beim Einstieg in die Welt der Games entgegen. Zu den Angeboten zählen leichte PC-Spiele rund um die „Sendung mit der Maus“ und die Lügenwelt von “Käpt`n Blaubär“. Wer mag, kann auch mit Götz Alsmann & Christine Westermann „ewigen Kindergeburtstag“ feiern. Bei einem der Spiele geht es darum, „endlich mal viele andere ‚Zimmer frei!’Fans zu treffen, direkt mit ihnen zusammen zu ziehen, sich zu amüsieren und möglichst viele Sozialpunkte zu ergattern“. A RTL bringt die Stunts von „Alarm für Cobra 11“ ins Spiel. Foto: RTL Games 22 newsletter 2/2008 – Schwerpunkt n ihrer mittlerweile fast dreißig Jahre alten Geschichte zeigt die Wachstumskurve des Computer- und Videospielemarktes ununterbrochen nach oben. Doch derzeit stehen große Herausforderungen in der Branche an: Die Produktionskosten einzelner Spiele sind im Zeitalter der High-End-Konsolen immens gestiegen, der Markt der traditionellen Spiele-Genres wie Strategie und Action ist weitestgehend erschlossen und gesättigt, und die immer erfolgreicher werdenden Online-Spiele binden ihre Spieler über Monate hinweg an ein einziges Produkt. Doch wie so häufig besteht der Weg aus der Krise in einem mutigen Schritt zur Seite: Verstärkt rücken die Spieleentwickler bisher schwache Käufergruppen, wie Frauen und Gelegenheitsspieler, in den Fokus – mit ebenso überraschendem wie überwältigendem Erfolg. Die Lebenssimulation „Die Sims“ avancierte auf dem PC zum meist verkauften Computerspiel aller Zeiten – mit einem überwiegenden Anteil weiblicher Spieler. Versuche mit Partyspielen wie Sonys Karaoke-Serie „SingStar“, dem „Buzz“-Quiz oder der Webcam-Hampelei „EyeToy“ gingen durch die Bank weg auf. Nintendo feiert derweil Erfolge mit dem IQ-Test „Gehirn-Jogging“ oder seiner Wii-Konsole, mit der der Nutzer dank Bewegungssensor Bowling und Boxen fast wie in der Wirklichkeit erlebt. Trotz aller Unkenrufe ist der Erfolg der Kernsparte aber nach wie vor ungebrochen: Die aktuelle Prozessoren-Generation macht mittlerweile eine Grafikqualität möglich, wie sie vor Jahren nur in Kinofilmen denkbar war. Traditionel- I Matthias Grimm, leitender Redakteur des Spielemagazins gamona.de, berichtet für den Newsletter über neue Trends auf dem Markt für Computerspiele. Trends im Markt der Computerspiele Der mutige Schritt zur Seite VON MATTHIAS GRIMM le Genres wie Strategie, Shooter und Rollenspiele setzen auf die Weiterentwicklung mit immer neuer Grafiktechnik und sukzessive überarbeiteten Inhalten. Um das Risiko einer Spieleproduktion angesichts der stark gestiegenen Kosten kalkulierbar zu halten, fahren viele Entwickler, ähnlich der Filmbranche, eine Sequel- und Branding-Politik mit wieder erkennbaren und leicht abgewandelten Inhalten in jeweils nur neuem Gewand. Besonders am Marktführer Electronic Arts ist zu sehen, dass sich diese Strategie als erfolgreich erweist, obwohl sie bei den Spielern verpönt ist. Inhaltlich waren die letzten Jahre dennoch von einigen Innovationen geprägt: Mit „Half-Life 2“ hielt die Physik-Engine Einzug in den festen Kanon der Spielelemente. Die Spiele entfernen sich damit von festgelegten Regeln und Ereignissen, stattdessen nähern sie sich einer realen Welt. Dort wird dem Spieler eine größtmögliche Handlungsfreiheit zugestanden, er kann seine Umgebung nach eigenem Gutdünken erforschen und seinen Spielcharakter durch aktive Entscheidungen selbst entfalten. Eine filmreife Präsentation ist ebenso mehr und mehr gefragt: Insbesondere Horrorspiele wie die „Silent Hill“-Reihe haben eine spieleigene Bildsprache entworfen, die das Medium Film Wie auch das Kino haben die Computerspiele lange gebraucht, um sich aus der Schmuddelecke zu befreien. Die geänderte Sicht hat auch mit dem geänderten Angebot der Branche zu tun, die zunehmend familienkompatible Games anbietet, ohne dabei jedoch auf die populären Ego-Shooter zu verzichten. Die gewandelte Wahrnehmung von Computerspielen Vom Killerspiel zum Kulturgut VON WOLFGANG HIPPE omputer- und Videospiele galten lange Zeit vor allem als Jugend gefährdende Killergames. Erst jetzt werden sie hierzulande als Kulturgut entdeckt. Ein überfälliger Schritt, befinden inzwischen Kulturpolitiker und Branchenvertreter. In Zukunft soll es weniger um ihre Gefahren als vielmehr um ihre Potenziale gehen. Der Konsens: Computerspiele und andere interaktive Unterhaltungsmedien sind nicht nur wirtschaftlich und technologisch wichtig, sondern gewinnen auch kulturell und gesellschaftlich immer mehr an Bedeutung. Wenn es nach Malte Beckmann geht, dem Berliner Geschäftsführer von G.A.M.E., dem Bundesverband der deutschen Spieleentwickler, kann man präzise benennen, wann in Deutschland Computer- und Videospiele aufhörten, nur „Killerspiele“ zu sein und sich zu „Kunst“, mindestens aber zum „Kulturgut“ wandelten. Es war der 12. Dezember 2007. An diesem Tag stellte die Europäische Kommission klar, C dass eine französische Steuergutschrift zur Förderung der Spieleproduktion mit EU-Recht zu vereinbaren sei. Frankreich hatte sein Gesetz zuvor den europäischen Vorgaben angepasst und EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes überzeugt, dass die Regelung „nur echten Kulturprojekten zugute kommt und nicht als industriepolitisches Instrument zur Förderung der Videospielindustrie genutzt“ werde. Denn „Beihilfen“, wie es im offiziellen Europäisch heißt, sind nur dann zulässig, wenn sie nicht dem gemeinsamen EU-Interesse zuwider laufen oder den Wettbewerb gefährden und eben „Kultur“ fördern. Das europaweit interessante Ergebnis: Neben Steuererleichterungen für die Branche verwaltet die CNC (Centre national de la cinématographie), die französische FFA, auch einen jährlichen Förderfonds von rund vier Millionen Euro zur Entwicklung von Spielen. Daneben werden regionale Entwicklungsschwerpunkte (Cluster) in Lyon und Paris unterstützt. Schwerpunkt – newsletter 2/2008 Die Verhandlungen zwischen Paris und Brüssel zogen sich immerhin zwei Jahre hin, ein Indiz für die komplexe Ausgangslage. Denn ursprünglich sollte die steuerliche Vergünstigung der zum damaligen Zeitpunkt angeschlagenen französischen Spieleindustrie wieder aufhelfen, der drohende Verkauf von Vivendi Universal Games an einen US-Konzern wurde öffentlich als „Bedrohung der Nationalkultur“ empfunden. Nur folgerichtig brachte die französische Regierung neben den Steuer- und Förderprivilegien auch ein Museum für Computer- und Videospiele ins Gespräch – immerhin sind französische Spielehersteller seit 1992 gesetzlich verpflichtet, der französischen Nationalbibliothek kostenlos ein Exemplar jedes ihrer Titel zu überlassen. Bis heute sind dort mehr als 70.000 Spiele archiviert. Anfang der neunziger Jahre waren hierzulande Computer- und Videospiele kein Thema – schon gar nicht als archivwürdiges kulturelles Erbe. Man hatte sich eben von der Diskussion nicht einfach nur nachahmt, sondern durch geschickte Inszenierung, zum Beispiel mit Beleuchtung oder dem subtilen Einsatz von Toneffekten, Spannung und Atmosphäre erzeugt, wie sie nur in einem Computerspiel funktionieren können. Über sämtliche Genres hinweg gewinnt der Mehrspieler-Modus an Bedeutung: Dieser ist längst nicht mehr bloße Dreingabe zur Einzelspielererfahrung, sondern entscheidendes Kaufkriterium und eine wichtige Möglichkeit für den Hersteller, eine nachhaltige Fan-Community aufzubauen und über lange Zeit an ein Spiel und seine Marke zu binden. Der weltweite Erfolg reiner Multiplayer-Titel wie „Counter-Strike“ oder „Battlefield“ unterstreicht diesen Trend. Jener Prozess gipfelt in den momentan außerordentlich erfolgreichen Massive Multiplayer Online Games, in denen sich Tausende von Spielern in einer riesigen, meist phantastischen Welt eine Ersatzexistenz aufbauen. Die schier unerschöpflichen Möglichkeiten solcher Spiele und ihre eskapistischen Tendenzen zementieren nicht nur ihren Erfolg, sondern rücken auch das Thema Spielesucht in den Fokus der Öffentlichkeit. Der anhaltende Siegeszug zum Beispiel von „World of WarCraft“ mit mittlerweile über neun Millionen monatlich zahlenden Abonnenten verspricht in diesem Bereich das größte Potenzial für die nächsten Jahre. Da hierbei die soziale Komponente eine entscheidende Rolle spielt, ist dieses Genre insbesondere bei Frauen beliebt – was auch den Erfolg von „Second Life“ erklärt, dessen virtuelle Welt mit einem Spiel im engeren Sinne eigentlich nichts mehr zu tun hat. um Horrorvideos auf dem heimischen Bildschirm erholt und widmete sich nun dem Thema Jugend, Gewalt und Medien am Beispiel des Privatfernsehens. Die Schlachten im Cyberspace gerieten erst nach der Jahrtausendwende in den Blick. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich längst und weitgehend unbemerkt von der etablierten Kulturszene eine eigene Jugendkultur rund um die Computer- und Videospiele etabliert. Allerdings zeigen einschlägige Untersuchungen, dass die Games den Alltag der Jugendlichen längst nicht so dominieren wie Jugendschützer befürchteten. Statt aufgeregter Debatten, die immer wieder nach Gewaltausbrüchen Computer spielender Jugendlicher stattfanden und zu Verbotsrufen führten, wird die Wirkungsweise von Spielen heute wissenschaftlich erforscht. „Seit Mitte der achtziger Jahre haben wir uns keinem neuen Bereich der Jugendkultur mehr wirklich geöffnet“, bilanzierte zwischenzeitlich Olaf Zimmermann die bundesdeutsche Kulturförderpolitik. Im Windschatten der französischen EU-Verhandlungen startete der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats schließlich eine Kampagne gegen das schlechte Image der Games und für deren Förderung. Computerspiele und ihre Macher sollten endlich auch Gegenstand der deutschen Kulturpolitik werden. Durchaus mit Erfolg: Inzwischen hat der Bundestag beschlossen, einen deutschen Spielepreis auszuschreiben. Olaf Wolters vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware mahnte bereits staatliche Unterstützung wie in Frankreich an: „Wer Deutschland als Produktionsstandort von Spielen stärken will, muss nicht nur die kulturelle Dimension berücksichtigen, sondern Spiele auch als Speerspitze der Entwicklung neuer Technologien begreifen und entsprechend fördern.“ 23 Der Kölner Eifelplatz ist nicht mehr als ein Kreisverkehr mit einer kleinen Grünfläche in der Mitte. Ausgerechnet der soll – so will es die Story von Theo Angelopoulos’ neuem Film „The Dust of Time“ – als New York durchgehen, was selbst in der Dunkelheit des abendlichen Drehs Vertrauen in die Magie des Kinos verlangt. Setbesuch: „The Dust of Time“ Vampir mit Kunstblut VON CHRISTIAN SEEBAUM ur Ontario Bar ist die kleine rheinische Eckkneipe kurzfristig umbenannt worden, Ontario Lane steht auf dem Straßenschild. Die ersten beiden Autos am Straßenrand – ein uralter VW-Bus und ein Pick-up-Oldtimer – gehören zur Kulisse, dahinter beginnt der Kölner Alltag. Große Scheinwerfer auf der Platzmitte, deren Licht von Reflektoren gestreut wird, tauchen den Platz in Zwielicht. Gedreht wird der Spaziergang eines Paares, aus der Kneipe heraus über die Straße, halb um den Platz herum. Zu diesem Zweck ist die Kamera auf dem abgesägten Heck eines großen amerikanischen Wagens montiert, der, von mehreren Helfern geschoben, als Dolly dient. Theo Angelopoulos, der neben seinem Kameramann Andreas Sinanos auf der Ladefläche Platz genommen hat, lässt proben, um das Timing zwischen den beiden Spaziergängern Michel Piccoli und Irène Jacob, der Kamera und den Statisten im Hintergrund zu perfektionieren. Immer wieder muss ein Statisten-Paar an der Hauswand neben dem Eingang der Bar auf Kommando anfangen wild zu knutschen; immer wieder fährt, während die Kamera sich langsam zurück bewegt, im Hintergrund ein altes rotes Auto vorbei, geht ein Mann mit Hund von rechts nach links durchs Bild – es erinnert ein wenig an den alten Abspann der „Lindenstraße“ mit seiner stetigen Abfolge von Bus, Auto und Moped. Bei Theo Angelopoulos können Proben auch schon mal fünf Stunden dauern, berichtet Claudia Pöpsel (Lichtmeer Film), die deut- Z sche Produzentin des 8,3 Millionen-Euro-Projektes. Dafür gehe danach oft alles ganz schnell, so dass das Drehverhältnis sich im rekordverdächtigen Bereich von 4:1 oder gar 3:1 bewege. „The Dust of Time“ ist mit griechischem, deutschem, italienischem und russischem Geld finanziert und spiegelt die Lebensgeschichten der griechischen Flüchtlinge Eleni und Spyros sowie ihres Sohnes und ihrer Enkeltochter in den politischen und sozialen Ereignissen des 20. Jahrhunderts. Claudia Pöpsel ist übermüdet. Jetzt, wo die auf vier Monaten verteilten mehr als 60 Drehtage sich dem Ende zuneigen, zeigen sich die Spuren der vielen Nachtdrehs deutlich. „Und wenn ich dann um fünf Uhr ins Bett komme, ruft Theo oft schon um neun Uhr wieder an.“ Theo Angelopoulos ist 72 Jahre alt, doch am Set scheint er unermüdlich. Der kleine Mann mit Brille, der seine Anweisungen auf Französisch gibt, ist ununterbrochen in Bewegung. Pausen gibt es bei seinen Dreharbeiten nicht, und essen und trinken darf die Crew nur „heimlich“ am Rande. Auch bei „The Dust of Time“ folgt der Grieche seiner Maxime, nach der in seinen Filmen die Sonne niemals scheint. Es wird ausschließlich bei Wolken oder nachts gedreht. Vampir nennen ihn manche im Team. Nach aufwändigen Drehtagen in Berlin, für die der direkt am Ku’damm gelegene Wittenbergplatz komplett gesperrt wurde, entdeckte Angelopoulos beim Ansehen der Muster, dass sich einige Sonnestrahlen zuviel ins Bild gestohlen hat- ten. Der Vampir kannte kein Pardon: Das Team musste nach Berlin zurückreisen und nachdrehen, erneute Platzsperrung inklusive. Er sei ein sehr penibler Regisseur, bemerkt Claudia Pöpsel. Als Mitproduzent aber auch ein sehr verantwortungsbewusster, der ungeplante Mehrkosten ganz selbstverständlich an anderer Stelle wieder einspare. Einige Tage später abends in einer verfallenen Fabrikhalle in Wesseling bei Köln. Vor vielen Jahren wurde hier einmal Schleifpapier hergestellt, jetzt liegt auf allem dick der Staub der Zeit. Mit geradezu gewissenhafter Gründlichkeit sind sämtliche Fensterscheiben irgendwann eingeworfen worden. Kein Platz, den man im Dunkeln allein aufsuchen würde. Aber ein fantastischer Drehort. Willem Dafoe, der im Film nur A. heißt, folgt als besorgter Vater dem Freund seiner verschwundenen Tochter hierher – und beobachtet, wie dieser bei einem Zweikampf seinen Gegner tötet. Während der Kampf vorbereitet wird, bleibt der US-Star zunächst hinter den Kulissen. In zwei Gruppen stehen sich in der weitläufigen Halle etwa 30 Motorradfahrer mit ihren Maschinen gegenüber, ihre Schweinwerfer beleuchten den Kampflatz, wo die beiden hitzköpfigen jungen Männer aufeinander losgehen. Für den blonden Andreas Bach ist es die erste Filmrolle, seinen Kontrahenten verkörpert ein Stuntman. Wieder und wieder stehen die beiden sich erst wie zum Duell gegenüber, führen dann ihren Ringkampftanz auf, der jedes Mal sein ab- „The Dust of Time“: Michel Piccoli bei Dreharbeiten in einer Kölner Bar, Foto: Nelly Tragousti 24 newsletter 2/2008 – Setbericht ruptes Ende findet, wenn Bach ein Messer zieht und den am Boden liegenden Gegner in die Seite sticht. In sechs, sieben Durchgängen wird die Choreografie immer ausgefeilter. „Mehr John Wayne!“, fordert der Regieassistent, der auch als Dolmetscher zwischen Angelopoulos und dem Jungdarsteller fungiert. So viel Action in einem Angelopoulos-Film war nie. Für den Gegenschuss, bei dem die Kamera auf einem Kran langsam von der Decke herabschweben soll, kommt auch Willem Dafoe herbei, in dunkelblauer Jacke und mit Brille. Es geht auf 23 Uhr zu, und es ist kalt. Exakt wird, in einem Nebel aus Lärm und Abgasen, probiert, wie die Motorradfahrer nach der Flucht des Messerstechers am besten aus dem Bild fahren sollen. Als endlich alles bereit zu sein scheint, die Kämpfer am Boden in Position sind und Angelopoulos der Kamera das Kommando geben will – platzt vorzeitig der unter der Kleidung des Stuntman versteckte Kunstblutbeutel. Schnell muss der Boden gereinigt, der Darsteller neu präpariert werden. Unterdessen verkürzt Willem Dafoe den bewundernswert geduldigen Motorradstatisten mit etwas Smalltalk die Zeit. Auch Produzentin Claudia Pöpsel ist wieder am Drehort, jetzt deutlich ausgeschlafener und sehr gelassen: „Immerhin gibt es einen natürlichen Drehschluss: Wenn es hell wird.“ – Genau, denkt man, denn wenn die Sonne aufgeht, steigt auch Vampir Angelopoulos nicht in einen Sarg, sondern wie jeder andere auch ins Bett. Besuch am „Vorleser“-Set in den MMC-Studios: David Kross, Stephen Daldry, Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, Kate Winslet, Michael Schmid-Ospach und Minister Andreas Krautscheid (v.l.). Foto: Melinda Sue Gordon Im Sumpf stecken geblieben: Bjarne Henriksen und „Fräulein Stinnes“ Sandra Hüller. Foto: taglicht media/Ali Schmidt Fräulein Stinnes fährt um die Welt Anfang März fiel die letzte Klappe für den Dokumentarspielfilm „Fräulein Stinnes fährt um die Welt“ im Kölner Gerling-Gebäude. Die Szene spielt im Film an der legendären Berliner Rennstrecke Avus. Dort erlebte die IndustriellenTochter Clärenore Stinnes in den Zwanzigern einen triumphalen Empfang, nachdem sie als erste Frau mit dem Auto um die Welt gefahren war. Sandra Hüller („Madonnen“) und der Däne Bjarne Henriksen („Das Fest“) standen für die Hauptrollen des Dokumentarspielfilms vor der Kamera von Sophie Maintigneux. Nach Marokko wurde in Köln und Umgebung sowie im Freilicht Museum Kommern gedreht. Das Buch von Sönke Lars Neu- Broadview TV Für den WDR (Redaktion: Christian Hirz) geht die Kölner Broadview TV (Produzentin: Nina Hetzer) auf Reisen: Die Filmemacherin Beatrice von Schilling begibt sich im Mai auf Spurensuche nach Irland. Gedreht wird die Dokumentation „Sehnsucht nach Irland“ bis zum 8. Mai. Die letzten drei Tage sind NRW vorbehalten. Autor und Regisseur Sebastian Briefe an den König Der Jugendfilm „Briefe an den König“, für den Anfang März in Overath die letzten Szenen gedreht wurden, baut auf die gute Zusammenarbeit der Niederlande und NRW. Die Verfilmung des Fantasy-Bestsellers wird von der Kölner Heimatfilm (Produzentin: Bettina Brokemper) zusammen mit Eyeworks Egmond (Hans de Weers), Armada, Studio.TV. Film (Albert Schäfer) und dem ZDF (Redaktion: Heike Lagé) produziert. Für die Hauptrollen engagierte Regisseur Peter Verhoeff die Schauspieler Lars Rudolph, Uwe Ochsenknecht und Rüdiger Vogler sowie die niederländischen Jung-Stars Yannick van de Velde und Quinten Schramm. Zorro bringt den Film in die deutschen Kinos. Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990; [email protected] Cologne Film „Der weiße Raum“ heißt die neue Folge aus der Fernsehkrimi-Reihe „Marie kann zaubern“ mit Mariele Millowitsch als Kölner Kommissarin Marie Brand. Vom 22. April bis Ende Mai realisiert Christoph Schnee in Köln und Umgebung das Buch von Alexander Adolph für Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung) und das ZDF (Redaktion: Klaus Bassiner, Wolfgang Feindt). Neben Mariele Millowitsch stehen Hinnerk Schönemann und Stefan Reck vor der Kamera von Diethard Prengel. Zwei weitere Fernsehkrimis der ZDF-Reihe „Wilsberg“ (Redaktion: Martin R. Neumann) produziert Micha Terjung und Producer Anton Moho für Cologne Film vom 26. wöhner setzte Regisseurin Erica von Moeller („Hannah“) als Mischung aus originalem Film- und Bildmaterial der damaligen Reise sowie aus neu inszenierten Spielszenen um. taglicht media-Produzent Bernd Wilting realisierte das Projekt gemeinsam mit dem WDR (Redaktion: Jutta Krug) im Rahmen der Dokumentarfilmreihe „World Wide“. Der Kinostart ist für das Frühjahr 2009 vorgesehen, die Fernsehausstrahlung daran anschließend Ende des Jahres. Ein ausführlicher Bericht über die Dreharbeiten folgt im nächsten Newsletter. taglicht media, Tel. (0221) 349090; [email protected] Dehnhardt realisiert „Sehnsucht nach Südfrankreich“ und begibt sich dafür auf die Suche nach Menschen, die sich ihren Traum vom Leben wie Gott in Frankreich erfüllt haben. Johannes Imdahl ist vom 16. bis 21. Mai vor Ort, bis zum 25. Mai wird der Dreh in Köln und Düsseldorf abgeschlossen. Broadview TV, (0221) 5796430; [email protected] Tannöd „Die Herbstzeitlosen“ hieß die erfolgreiche Komödie der Schweizer Regisseurin Bettina Oberli. Jetzt wartet sie mit ihrer Adaption des Krimi-Bestsellers „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel auf den Herbst und damit eher winterliche Kulissen in der Eifel. Oberli setzt für Wüste Film West (Produzenten: Hajo Emons und Kristina Löbbert) das Drehbuch, das sie gemeinsam mit Petra Lüschow verfasst hat, über den brutalen Mord an einer ganzen Familie auf einem abgelegenen Bauernhof in Szene. Bei den Bildern verlässt sich Oberli auf Kameramann Stéphane Kuthy. Die Besetzungsvorschläge liefert Ritter Casting. Über Entstehung und Verlauf des Projektes werden die Macher beim Internationalen Filmkongress im Juni berichten. Wüste Film West, Tel. (0221) 5105067; [email protected] März bis Ende Mai in Köln, Münster und Umgebung. Passend zum Drehort übernimmt Reinhard Münster die Inszenierung des Buches „Der Mann am Fenster“ von Sönke Lars Neuwöhner. Das feste Wilsberg-Team von Leonard Lansink, Oliver Korittke, Rita Russek und Ina Paule Klink wird um Jörg Schüttauf, Tom Wlaschiha, Johann von Bülow und Karina Fallenstein ergänzt. In der Folge „Das Jubiläum“ (Drehbuch: Stefan Rogall) feiern die Darsteller Saskia Vester, Peter Sattmann, Eva Kryll und Peter Benedict mit. Bei beiden „Wilsbergs“ steht Robert Berghoff hinter der Kamera. Den Cast für alle drei Produktionen stammt von Die Besetzer. Cologne Film, Tel. (0221) 934708; [email protected] Dreharbeiten – newsletter 7/2007 Der Vorleser Nach Ostern begannen in NRW die Dreharbeiten für „Der Vorleser“. Drei Wochen wird sich die Filmcrew für die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Bernhard Schlink in den MMC-Studios sowie auf dem Gelände der HDI Gerling Lebensversicherung in der Kölner Innenstadt aufhalten, wo der Dreh einer Massenszene Ende März die Stadt in Atem hielt. Kate Winslet spielt die weibliche Hauptrolle der Geschichte, die in den fünfziger Jahren spielt. Neben ihr und David Kross werden Ralph Fiennes, Bruno Ganz, Alexandra Maria Lara, Karoline Herfurth, Hannah Herzsprung, Burghart Klaußner und Jürgen Tarrach vor der Kamera stehen. Beteiligte Produktionsfirmen sind The Weinstein Company, Mirage Enterprises, Scott Rudin Productions und Neunte Babelsberg Film GmbH. Aus NRW sind die Centralscope NRW GmbH und SenfkornFilm beteiligt. Regisseur Ste- Eschbach Die Eifel genießt in der Krimi-Szene eine exzellenten Ruf, und so dreht sich von Ende März bis Ende April in Bad Münstereifel und Umgebung auch im Fernsehfilm „Eschbach“ alles ums Verbrechen: In der Nähe des kleinen Eifeldorfs Eschbach wird auf einer einsamen Strecke im Wald ein Geldtransporter überfallen, die Fahrer kommen mit einem Schrecken davon. Als die junge LKA-Kommissarin Lona Schanz in die Provinz fährt, um den Fall zu übernehmen, ist dies auch eine Reise in ihre Kindheit: Rolf Schanz, der Dorf- phen Daldry („Billy Elliot“) vertraut beim Produktionsdesign auf Brigitte Broch und Christian Goldbeck. Broch, die in Solingen aufgewachsen ist, erhielt bereits den Oscar für ihre Arbeit am Set von „Moulin Rouge“. Senator Film Verleih bringt „Der Vorleser“ in die Kinos. Überschattet wurden die Dreharbeiten vom plötzlichen Tod des Oscar-Preisträgers und Koproduzenten Anthony Minghella, der Mitte März im Alter von 54 Jahren in London verstarb. Senfkorn Film, Tel. (0228) 18467880; [email protected] sheriff des Ortes, ist Lonas Vater, der vor Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen hat. Die Kölner Filmpool (Produzentin: Iris Kiefer) produziert den Krimi nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt für das ZDF (Redaktion: Gabriele Heuser), die Regie führt Johannes Grieser, und Maria Simon spielt darin die Kommissarin. Mit ihr stehen Christian Redl, Jacob Matschenz sowie Karl Kranzkowski vor der Kamera von Sten Mende. Filmpool, Tel. (0221) 921599605; [email protected] Perfekte Bankräuber in „12 Winter“: Jürgen Vogel und Axel Prahl (rechts), Foto: 20:15/Tom Trambow 12 Winter Noch bis zum 17. April dauern die Dreharbeiten für den Bankräuber-Krimi „12 Winter“ in Köln und im Bergischen Land. Produziert wird die WDR-Koproduktion (Redaktion: Michael André) mit Arte und Degeto von der Kölner 20:15 Film- und Fernsehproduktions GmbH (Produzenten: Bettina Brokemper und Martin Zimmermann). Die erfolgreichste Bankraubserie in der Geschichte Deutschlands ist Thema des TV-Thrillers: Während ihrer gemeinsamen Zeit im Gefängnis schließen der Einbrecher Klaus Starck (Axel Prahl) und Bankräuber Mike Roth (Jürgen Vogel) Freundschaft. Nach der Entlassung treffen sich die Freunde wieder und planen den perfekten Bankraub. 12 Winter lang – die Einbrüche finden immer in der dunklen Jahreszeit statt – sind die beiden der Schrecken der kleinen Sparkassen und Banken. Ihr Markenzeichen: Hohes Tempo, keine unnötige Gewalt, keine Toten oder Verletzten. Absolute Professionalität und Beschränkung auf wenige, dafür gut geplantes Überfälle werden ihr Markenzeichen. Jürgen Vogel, Axel Prahl, Matthias Koeberlin und Wotan Wilke Möhring spielen die Hauptrollen. Regie führt Thomas Stiller nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt. „12 Winter“ soll im kommenden Jahr im Ersten gesendet werden. 20:15 Film- und Fernsehproduktion, Tel. (0221) 48490880; [email protected] 25 Laura Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW Mit den beiden erfahrenen Niederländern Ben Verbong und Theo Bieskens realisieren Elsani Film aus Köln und die Dortmunder 3L Filmproduktion die emotionale Komödie „Laura“ nach einem Drehbuch von Karin Howard und Katja Kittendorf, in dem der bevorstehende Tod Lauras nicht verhindern kann, dass in der Familie alte Auseinandersetzungen wieder aufbrechen. Anfang Mai beginnt der Dreh in Schleswig-Holstein, vom 14. Mai bis zum 26. Juni wird das 3-Millionen-Euro-Projekt in Köln vollendet. Christiane Paul, Senta Berger, Katharina Schubert, Julia Maria Köhler, Katharina Schubert und Anna Böger spielen die Hauptrollen. Die Kinoauswertung übernimmt der 3L Filmverleih. Elsani film (0221) 5108585; [email protected] Colonia Media Emily Watson in „Within the Whirlwind“, Foto: Tatfilm Within the Whirlwind Im März wurden in Köln, Rommerskirchen und Kommern die Dreharbeiten der Oscar-Regisseurin Marleen Gorris („Antonias Welt“) für das emotionale Drama „Within the Whirlwind“ beendet. Der Kinofilm (Buch Nancy Larson, Wojciech Gajewicz) erzählt auf Basis der Autobiografie der russischen Dichterin Evgenia Ginzbourg, die den Gulag dank ihres Glaubens an die Poesie überlebte. Emily Watson spielt die Hauptrolle. Ulrich Tukur, Lena Stolze, Beata Fudalej, Agata Buzek und Benjamin Sadler stehen ihr zur Seite. Die Kölner Tatfilm (Produzentin: Christine Ruppert) produziert das Drama, dessen Budget mit sechs Millionen Euro veranschlagt ist. Alamode Film steht bereits als Verleiher fest. Tatfilm, Tel. (0221) 4307550; [email protected] 33 Szenen aus dem Leben In einem Jahr verliert Julia alles, was bisher ihr Leben ausmachte: Ihr Mann verlässt sie, ihr Hund stirbt, dann auch beide Eltern. In der Abfolge der Begräbnisse gerät die Karriere in Gefahr. Und schließlich wird Julia durch einen Freund schwanger, den jeder für schwul hält. „33 Szenen aus dem Leben“ ist der Titel des Films, für den Autorin und Regisseurin Malgorzata Szumowska („Leben in mir“) Anfang März in Köln und Umgebung die letzten Aufnahmen abdrehte. Die Kölner Pandora (Produzent: Raimond Goebel) produziert den Film mit Julia Jentsch, Peter Gantzler und Andrzej Hudziak in den Hauptrollen fürs Kino. ZDF/Arte (Meinolf Zurhorst) sind als TVSender dabei. Real Fiction wird das Drama ins Kino bringen. Pandora, Tel. (0221) 973320; [email protected] 26 Köln war Tat- und Drehort für zwei Fernsehkrimis der Colonia Media im Auftrag des WDR: Für den Tatort „Rabenherz“ (Buch: Markus Busch) ermitteln Dietmar Bär und Klaus J. Behrendt als Kommissare Ballauf und Schenk bis zum 19. April in Köln und Umgebung. Unter der Regie von Torsten C. Fischer wird ein vermeintlicher Mord ohne Motiv aufgeklärt. Die Redaktion für den WDR hat Andrea Hanke. Für den neuen Schimanski „Schicht im Schacht“ (Buch: Jürgen Werner, Redaktion: Wolf-Dietrich Brücker) drehte Regisseur Thomas Jauch vom 18. Februar bis zum 19. März 2008 in Köln, Duisburg und Umgebung. Neben Götz George, der als Schimanski mit seinem Ex-Kollegen Hänschen (Chiem van Houweninge) einen alten Fall aufrollt, standen Julian Weigend, Denise Virieux, Anne Ratte-Polle, Robert Gallinowski, Aljoscha Stadelmann, Max von Pufendorf und Walter Gontermann vor der Kamera von Clemens Messow. Sonja Goslicki produzierte die beiden Krimis für Colonia Media. Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; [email protected] Mit besten Empfeh Hardcover Kinostart: 3. April Verleih: Universum Film / Vertrieb: Disney er schüchterne Christoph (Lukas Gregorowicz) schreibt Räuberpistolen für eine Groschenheftreihe. Jetzt will er endlich einen richtigen Kriminalroman verfassen. Als Reiseführer für die Recherchen in der Halbwelt heuert er den Kleinganoven Dominik (Wotan Wilke Möhring) an, nachdem der gerade beim Autoklau erwischt worden ist. Zwar ist Dominik derzeit nur der Mann, der für Gangsterboss Chico (Justus von Dohnanyi) den Hund ausführt, aber in der Szene kennt er sich schon ganz gut aus. D Christian Zübert legt mit seiner dritten Regiearbeit nach „Lammbock“ und „Der Schatz der weißen Falken“ eine flotte Gaunerkomödie vor, die überraschend erdiges Düsseldorfer Milieu aufbietet und in Köln und Düsseldorf gedreht wurde. Zübert versteht sich eben auf authentische Typenzeichnung in kinogerechter Überhöhung und Dialoge von geradezu entwaffnend lakonischem Witz. Die exzellent besetzten Schauspieler, allen voran Wotan Wilke Möhring in seiner Darbietung als Ganovenprolet, halten die Laune über die volle Distanz hoch. Deutschland 2007 Regie: Christian Zübert; Buch: Christian Zübert; Produktion: Little Shark Entertainment in Koproduktion mit WDR, Arte und der GFP; www.hardcover-derfilm.de Hannah’s Words Bei dem Musikdrama „Hannah’s Words“, der vom 4. April bis zum 5. Mai 2008 in Köln gedreht wird, fungiert die Neue Mediopolis Köln (Produzenten: Petra Hengge und Alexander Ris) erstmals als Hauptproduzent. Koproduzent ist der WDR (Redaktion: Andrea Hanke). Regisseur Andreas Struck erzählt darin von dem Nu-Jazz Trompeter Martin, der die Liebe seines Lebens verlässt, um wieder zu sich selbst zu finden. Die Hauptrollen spielen Stefan Rudolf, Chulpan Khamatova, Paula Kalenberg und Nestroy-Preisträgerin Traute Hoess. Die Musik des Films wird vom norwegischen Nu-Jazz Trompeter Nils Petter Molvaer eingespielt. Das Drehbuch stammt von Dagmar Gabler. Den deutschen Verleih hat Neue Visionen übernommen. Neue Mediopolis Filmproduktion, Tel. (0221) 3795450; [email protected] Up! Up! To the Sky Kinostart: 10. April Verleih: Zorro Film ußerirdischer oder nicht – das ist für Arnold keine Frage. Der Sohn von Landwirtin Ida stammt eben aus dem Space-Sektor Gliese 581 und baut entschlossen an einem Raumschiff für die Rückkehr, bis es Mama zuviel wird. Arnold wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen, wo Doktorandin Wanda das perfekte Studienobjekt für den Karrieresprung gefunden glaubt. Schnell aber stellt sich heraus, dass die Dinge nicht so einfach liegen, wie gedacht – nicht in der Wissenschaft, nicht in der Landwirtschaft, nicht in der Liebe und schon gar nicht dann, wenn es um Außerirdische geht. A newsletter 2/2008 – Dreharbeiten / Kinovorschau Romantische Komödien mit dramatischem Unterton und klarem Bekenntnis zu Science Fiction-Fantastik inmitten norddeutschen Landschaftsidylls sind hierzulande eher die Seltenheit und verdienen schon deshalb volle Aufmerksamkeit. Wenn dann noch Max Riemelt die Hauptrolle spielt und in Nebenrollen Katja Riemann, Armin Rohde und Anneke Kim Sarnau auflaufen, ist das schon mehr als die halbe Miete. Hinzu kommen stimmungsvolle Cinemascope-Bilder aus den Gegenden rund um Hamburg und Münster und ein untrüglicher Sinn für magische Poesie. Deutschland 2008 Regie: Hardi Sturm; Buch: Hardi Sturm; Produktion: Schneider + Groos Filmproduktion in Koproduktion mit NDR hlungen Neandertal Freischwimmer Kinostart: 24. April Verleih: Novapool Pictures er 15-jährige Rico (Frederick Lau) führt an seiner Schule ein Außenseiterdasein. Seine Hörbehinderung nutzt er immer wieder als Fluchtweg aus dem Alltag. Als einer seiner Mitschüler vergiftet wird und sich herausstellt, dass eigentlich Rico das Opfer sein sollte, findet der Junge Halt bei seinem Deutschlehrer Wegener (August Diehl), mit dem ihn zugleich die Leidenschaft für Modellbau verbindet. Zu Hause kommt Rico kaum noch klar, zumal seine Mutter (Dagmar Manzel) eine Beziehung mit Sportlehrer Sammer (Devid Striesow) unterhält. Aber auch mit Wegener scheint etwas nicht zu stimmen, als der vorschlägt, Ricos Mitschülerin Re- D Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman Kinostart: 24. April Verleih: Kinowelt Filmverleih bhängen, kiffen, klauen und jede Menge Party – Andreas (Max Riemelt) und seine drei Kumpels genießen das Leben. Dann gerät Andreas immer mehr auf die schiefe Bahn, die Drogen werden härter. Er verliert den Job, die Ehe mit Sabine (Jasmin Schwiers) zerbricht. Als er nach einer Überdosis nur knapp davonkommt, therapiert Andreas sich mit Sport. Coach Oscar, Uwe Ochsenknecht, wird ihm dabei wertvoller Helfer und väterlicher Freund. A gine (Alice Dwyer) originalgetreu nachzubauen. Rund zehn Jahre nach seiner letzten Kinoarbeit „Wege in die Nacht“ legt Andreas Kleinert nun einen Thriller vor, in dem er seine TVErfahrungen im Kriminalfach (u.a. „Polizeiruf 110“ und „Schimanski“) nun auf der Großbildleinwand nutzt. Mit prominenten Akteuren und atmosphärisch dichter Bildgestaltung verknüpft er Teenagerängste und Alptraumklima zu spannendem, bisweilen sogar kafkaesk anmutendem Nervenkitzel. Die stimmungsvollen Kulissen wurden bei den Dreharbeiten in Monschau, Wilhelmstal und Solingen-Gräfrath sowie Köln und Umgebung eingefangen. Kinostart: 24. April Verleih: Farbfilm Verleih Vertrieb: Barnsteiner-Film eurodermitis! Seit Guido denken kann, hat ihn die Krankheit fest im Griff. Nun, mit 17, wird Guido nach besonders schwerem Ausschlag klar, wie sehr ihm die vermeintlich heile Welt des Elternhauses zugesetzt hat. Er büchst aus und findet Unterschlupf in der WG seines älteren Bruders, wo er auf den Gelegenheitsarbeiter Rudi trifft. Guido beginnt, sich Charakterzüge des rücksichtslosen Rudi zu Eigen zu machen und stellt überrascht fest, dass seine Krankheitssymptome nachlassen. Ein familiärer N Schicksalsschlag stellt sein Selbstbewusstsein auf die Probe. Groß werden, verlogene Erwachsenenwelten und Neurodermitis sind die Säulen dieser ungewöhnlichen Reifeprüfung, mit der Ingo Haeb und Jan-Christoph Glaser 2006 auf den Hofer Filmtagen ihr Debüt bestritten. Das kraftvolle Spiel der Hauptdarsteller Jacob Matschenz (Guido) und Andreas Schmidt (Rudi) und die ungeschminkte Authentizität der auf HDV aufgenommenen Bilder bescherten dem Film zahlreiche Festivaleinsätze. Deutschland 2006 Regie: Ingo Haeb, Jan-Christoph Glaser; Buch: Ingo Haeb; Produktion: Rommel Film, GFP Medienfonds Produktion in Koproduktion mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel und Arte Deutschland 2007 Regie: Andreas Kleinert Buch: Thomas Wendrich Produktion: Typhoon in Koproduktion mit WDR Ein in Szenen schockierend ungeschminktes Charakterdrama, mit dem Adnan Köse in seinem Regiedebüt die Lebensgeschichte des Triathleten Andreas Niedrig in rasanten Kinobildern mit viel Milieu aus dem Ruhrgebiet (gedreht wurde u.a. in Dinslaken und Bochum) einfängt. In der starken Besetzung um den in diesem Jahr energisch auftrumpfenden Max Riemelt setzen vor allem Axel Stein, Robert Gwisdek und Ismael Deniz als Andreas’ Kumpels nachhaltige, dramatische Akzente. Ingo Naujoks hat einen Gastauftritt als windiger Dealer mit besonders ausgefallener Haarmode. Deutschland 2008 Regie: Adnan G. Köse; Buch: Adnan G. Köse, Fritjof Hohagen; Produktion: Enigma Film in Koproduktion mit Odeon Pictures, Neue Kinowelt Filmproduktion, Lunaris Film- und Fernsehproduktion; www.laufumdeinleben.kinowelt.de Nichts geht mehr Kinostart: 8. Mai Verleih: Alpha Medienkontor it dem Auszug aus dem Elternhaus fängt das Leben erst richtig an. Konstantin weiß noch gar nicht, wie ihm geschieht, als sein älterer Bruder August ihn genau dafür unter die Fittiche nimmt und in einen rasenden Strudel aus Spaß, Streichen und subversiven Aktionen zieht. Bald schlagen die Brüder zu heftig über die Stränge und bekommen Ärger mit der Polizei. Aber während August dadurch erst recht in Fahrt kommt, sucht Konstantin immer verzweifelter nach der Reißleine. Die Lage zwischen den Brüdern spitzt sich zu. Ein Jahr nach der Gemeinschaftsarbeit „Die Österreichische Methode“, die ebenfalls derzeit in den Kinos zu sehen ist, stellte Florian Böder M Kinovorschau – newsletter 2/2008 auf den Hofer Filmtagen 2007 mit „Nichts geht mehr“ seine erste abendfüllende Regiearbeit vor. Seine auf HD-Cam in Bochum, Hannover, Wuppertal und Köln aufgenommene Konfliktstory um zwei ungleiche Brüder strotzt vor Dynamik und präsentiert mit Jörg Pohl (Konstantin) und Jean-Luc Bubert (August) sowie Nadja Bobyleva und Susanne Bormann tolle Nachwuchsdarsteller. Deutschland 2007 Regie: Florian Mischa Böder; Buch: Florian Mischa Böder, Alexander Pellucci; Produktion: Aquafilm in Koproduktion mit dem ZDF / Das kleine Fernsehspiel; www.nichtsgehtmehr-film.de Kinostart: „Die Österreichische Methode“ Infos zum Film auf Seite 12 27