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Ausgabe 2 – April 2008
Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW
Schwerpunkt
Firmenporträt
Setbericht
Games-Branche
SoundVision
The Dust of Time
Dreharbeiten
1
Mit seiner Location-Seite
liefert der Newsletter regelmäßig einen bebilderten Gruß
aus einer Stadt der Region.
Ausgewählt werden die Motive
von Location-Scouts aus NRW.
Alle Bilder und noch viele weitere finden Sie auch auf der Website www.locationnrw.de.
Tobias Roelin,
Tel. (0201) 492826,
Mobil 0172-5324331;
[email protected]
Einwohner: 375.563
Grüße aus Bochum
Realisierte Filmprojekte (Auswahl):
„Der große Bellheim“,
„Tatort: Das Phantom“,
„Das Wunder von Bern“,
„Aus der Tiefe des Raumes“,
„Balko“, „Der Clown“
Treffer in der Motivdatenbank: 40
Ansprechpartner:
Stadt Bochum
Presse-und Informationsamt
Herbert Schmitz
Tel. (0234) 9103581;
[email protected]
Udo Wüllenweber,
Tel. (0211) 1577074
[email protected]
ZeitRaumRechercheLocation
Tel. (0221) 132527;
[email protected]
most wanted
Tel. (0700) 75747372;
[email protected]
2
newsletter 2/2008
– Location
Inhalt
Schwerpunkt: Die Games-Branche
Spiel, Spaß
und Sieg?
4
Meldungen
Branche, Kinos, Festivals, Preise
11
Das Auge hört mit
Firmenporträt: SoundVision
12
Auf dem Sprung
Die Seite für und über den Filmnachwuchs
14
roßes Kino!“ Wenn der Ökonom Jörg Müller-Lietzkow, einer der besten Kenner der
deutschen Games-Branche (siehe auch Interview S. 16), ins Schwärmen gerät, bedient er
sich rhetorisch immer noch beim guten, alten
Kino. Das beruhigt, denn was Wachstumszahlen und Hipness-Faktor anbelangt, lässt die
Spieleindustrie die Kollegen vom Film alt aussehen. Schon ist die Rede vom neuen Leitmedium des 21. Jahrhunderts.
Bei dem Kongress „Clash of Realities“ in der
Kölner Fachhochschule zur Wirkungsweise von
Spielen, bei der auch über Suchtpotenzial und
Gewaltverherrlichung gesprochen wurde, war
kaum einer der Besucher älter als 35. Die Branche ist nicht nur jung, auch ihr Marktpotenzial
scheint gewaltig. 2007 machte sie in Deutschland einen Umsatz von knapp 1,4 Milliarden
Euro. Das ist ein Plus von 21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und rund
600 Millionen Euro mehr als im
selben Jahr an den Kinokassen
umgesetzt wurde. Ein Ende des
Höhenflugs ist nicht in Sicht,
oder wie es Müller-Lietzkow
auf dem Kongress im März auf
den Punkt brachte: „Die Nichtspieler sterben aus. Die Spieler
wachsen nach.“
Sieht man vom „Spiel zum
Film“ oder „Film zum Spiel“ einmal ab, laufen die beiden Branchen derzeit noch wie zwei Parallelen nebeneinander her – zumindest gilt das für Deutschland. Noch scheint nicht entschieden, ob sich die Akteure
als Konkurrenten oder als Partner definieren
wollen. Sicher ist, dass Film und Games um das
knappe Geld und das knappe Freizeitbudget ihrer Kunden konkurrieren. Aber nicht nur dort.
Auch Standortpolitiker haben den Spielesektor längst als neuen Wachstumsmarkt entdeckt, ähnlich wie die Filmwirtschaft in den
90ern. Das gilt auch in Nordrhein-Westfalen und
hier vor allem in Köln, wo man Europas größte Spielemesse Games Convention unter dem
neuen Namen Games Com in die Domstadt holen konnte. Auch um die Entwickler und Publisher wirbt man an Rhein und Ruhr, wo mittlerweile ein Schwerpunkt der deutschen GamesBranche entstanden ist, obwohl hier, im Gegensatz zu Berlin, nicht mit speziellen Förderinstrumenten für die Entwicklung von Spielen gelockt
wird.
Mit einer nachrückenden Generation von
Filmemachern, die selbst als Spieler aufgewachsen sind, werden die Grenzen zwischen beiden
Branchen durchlässiger. Bei einer nicht-repräsentativen Umfrage unter Studenten der ifs und
G
KHM sagten viele, dass sie später nicht nur fürs
Fernsehen oder das Kino, sondern auch für Spiele arbeiten wollen. Schon jetzt gibt es Konvergenzen bei Autoren, Sound-Designern und Digitalen Studios, die für beide Branchen kreativ
tätig sind.
Die perfekte Kombination von Film und
Game bietet übrigens das Computerspiel „The
Movies“, in dem der Spieler als Chef eines Hollywood-Studios entscheidet, welche Filme mit
welchen Stars gedreht werden. Außerdem hat
er die Möglichkeit, als Regisseur aus vorgegebenen Modulen eigene Filme zu realisieren, die
er dann ins Internet stellen kann. Unter www.
movies.lionhead.com finden sich schon über
120.000 solcher Streifen. Entwickelt wurde das
Spiel von der englischen Firma Lionhead, die
mittlerweile zum Microsoft-Konzern gehört. Das
Logo der Firma ziert ein brüllender Löwenkopf,
NRW im Berlinalefieber
Rückblick Berliner Filmfestspiele
Schwerpunkt:
Die Games-Branche
16
Chancen für Alien-Invasionen
Interview mit dem Autor Axel Melzener
16
„Massiv den Mainstream angehen“
Interview mit dem Ökonom Jörg Müller-Lietzkow
18
In der Mitte angekommen
Die deutsche Computerspiel-Branche
19
Spielen als Beruf
Aus- und Weiterbildung im Berufsfeld Computer- und Videospiele
20
Mehr als nur Moorhühner
Die Branche in NRW: Ein Überblick
21
Siedler zwischen Ruhr und Emscher
Porträt: Funatics Software
22
Parallelwelten?
Konvergenzen zwischen Film – und Spielebranche
22
Sei dein eigener Stuntman
TV-Sender und ihre Games-Strategien
23
wie beim berühmten Trailer der Filme von
MGM. Wenn man genau hinguckt, gibt es eben
doch mehr Gemeinsamkeiten als man denkt.
Im aktuellen Heft wollen wir einen Blick
über den Zaun zu den Gamern werfen. Wir zeigen, wie die Branche arbeitet und sich finanziert, wer in NRW dabei ist und wo schon jetzt
funktionierende Konvergenzen zur Filmbranche
existieren.
Darüber hinaus bietet das Heft wieder die
bewährten Informationen aus der und über die
Branche in NRW mit Meldungen, aktuellen
Dreharbeiten und einem bildreichen Rückblick
auf die Berlinale. Wir durften Theo Angelopoulos bei seinen Dreharbeiten zu „The Dust of Time“ in Nordrhein-Westfalen begleiten und stellen Ihnen in unserem Firmenporträt die Kölner
SoundVision vor.
Vom Killerspiel zum Kulturgut
Die gewandelte Wahrnehmung von Computerspielen
Titel: „Lauf um dein Leben“. Eine Verlosung von
Premierenkarten finden Sie auf Seite 8. Foto: Kinowelt
23
Der mutige Schritt zur Seite
Trends im Markt der Computerspiele
24
Vampir mit Kunstblut
Setbesuch bei Theo Angelopoulos´ „The Dust of Time“
25
Dreharbeiten in NRW
26
Mit besten Empfehlungen
Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Freischwimmer“,
„Hardcover“, „Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman“,
„Neandertal“, und „Nichts geht mehr“
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Rüdiger Bertram
Chefredakteur
Editorial – newsletter 2/2008
Schwerpunkt Juni-Heft:
Filmkongress
Der nächste Newsletter erscheint Anfang Juni und bietet einen Ausblick auf den Internationalen Filmkongress,
zu dem die Filmstiftung NRW vom 7. bis zum 10. Juni
nach Köln einlädt. Bereits ab dem 20. Mai ist das Heft
online unter www.filmstiftung.de zu finden.
3
Jetzt auch im Kino:
Contergan
Erst Fernsehen, dann Kino: Zeitsprung-Produzent Michael Souvignier geht mit seinem
Fernsehfilm „Contergan“ einen ungewöhnlichen
Weg. Nach der erfolgreichen Ausstrahlung im
Herbst im Ersten kommt der Zweiteiler von Regisseur Adolf Winkelmann (Drehbuch: Benedikt Röskau) ab dem 10. April auch ins Kino. Dem Newsletter erzählte Michael Souvignier, wie es dazu kam.
Wie kam es zu
der Entscheidung,
„Contergan“ auch
ins Kino zu bringen?
Bereits bei den
Pressevorführungen
hat sich gezeigt, dass
die Kraft der Bilder und
Michael Souvignier,
die emotionale WirFoto: Zeitsprung
kung des Films auch
auf der großen Leinwand funktionieren. Man kann fast sagen,
„Contergan“ ist eigentlich für das Kino gemacht.
Von daher war für uns schnell klar, dass wir den
Film auch in die Kinos bringen wollen.
In welcher Kopienzahl kommt
der Film heraus, und wie läuft der
Vertrieb?
Die Kinoauswertung wird auf HD-Projektions-Basis erfolgen. Es gibt also keine klassische
Kinokopie, sondern ein digitales Trägermedium.
Diese innovative Technik steht deutschlandweit
in ca. 120 Häusern zur Verfügung. Das Interesse der Kinobetreiber ist groß, weil der Film über
die Fernsehausstrahlung und die zahlreichen
Auszeichnungen – Bambi, Goldene Kamera und
Grimme-Preis-Nominierung – bereits für große
Aufmerksamkeit gesorgt hat.
Gibt es Unterschiede zwischen
der Kinofassung und dem FernsehZweiteiler?
Nein, die Kinofassung ist identisch mit der
Fernsehfassung, also zwei Teile à 90 Minuten.
Zwischen beiden Teilen wird es eine kurze Pause geben.
Mittlerweile hat die Bundesregierung die Rente für die ConterganOpfer erhöht. Ist das auch ein Verdienst des Filmes?
Unser Film hat den Fokus der Öffentlichkeit auf das Thema Contergan gelenkt und damit auch auf den Missstand der völlig unzureichenden Opferrenten. Die konkrete Rentenerhöhung ist in erster Linie aber ein Erfolg der Opferverbände, die in direkten Verhandlungen mit
den zuständigen Ministerien diese Erhöhung
durchgesetzt haben. Wir können nur an Grünenthal appellieren, nun auch ihrerseits den
längst überfälligen Beitrag zur Verbesserung der
Opfersituation zu leisten.
MMC unter
Erfolgsdruck
Umgezogen:
Casting Network
Die Magic Media Company (MMC) soll
2008 und 2009 keine Verluste mehr machen.
Das ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen
Hans-Joachim Ziems, der im Auftrag der
Sparkasse Köln-Bonn die MMC saniert,
und dem Immobilienfonds OppenheimEsch, der die MMC-Studios in Köln und Hürth
besitzt. In der Vergangenheit hatte Europas
größter Studiobetreiber vor allem deshalb Verluste eingefahren, weil mit Oppenheim-Esch
Mietgarantien bis zu jährlich 18 Millionen Euro
vereinbart waren. Die Verluste waren Jahr um
Jahr von den MMC-Gesellschaftern ausglichen
worden – zunächst anteilig von RTL, ProSieben, den Gebrüdern Bernd und Helmut
Breuer und der Sparkasse, zuletzt nur noch
von der Kasse als nunmehr einziger Gesellschafterin. Die Altgesellschafter hatten sich entweder aus der MMC herausgekauft oder waren,
wie im Fall der Breuers, vom früheren Sparkassen-Chef Gustav Adolf Schröder von ihren
Mietverpflichtungen freigestellt worden. Nun
werde versucht, mit Oppenheim-Esch auch für
die Zeit ab 2010 eine Vereinbarung über Mietminderung zu erzielen, so Schröder-Nachfolger
Dietmar Binkowska. Zu den Verlusten hatte auch mangelndes Controlling beigetragen.
Inzwischen seien die Effizienz gesteigert, die Kosten gesenkt und neue Filmproduktionen akquiriert worden, berichtete Binkowska. Währenddessen erhielten 35 von zuletzt rund 150 Mitarbeitern die Kündigung. Weitere Streichungen
seien nicht vorgesehen, heißt es seitens der
MMC.
MMC, Tel. (02233) 5103;
[email protected]
Die virtuelle Adresse www.castingnetwork.de bleibt, geändert aber hat sich die
Anschrift von Tina Thieles Branchenportal rund
ums Casting in der realen Welt: Ab sofort sind die
Gewinnerin des BKM-Innovationspreises 2006 und
ihr Team im Kölner Hansaviertel in der Kasparstraße 25 unter der neuen Telefonnummer 022194655620 zu erreichen. Im Internet liefert die
Website in einem offenen Bereich Adressen, Interviews, Porträts und aktuelle Infos zum Casting,
in einem Premium-Bereich gibt es u.a. einen Produktionsspiegel zum Thema „Wer castet was?“.
4
Create.NRW
... geht in die zweite Runde. Der Förderwettbewerb des Landes NRW richtet sich an Akteure und Unternehmen aus der Film- und Fernsehwirtschaft und der Software- und Spieleindustrie,
die sich noch bis zum 30. Mai mit ihren Projektvorschlägen bewerben können. Im vergangenen
Jahr wurden 117 Ideen, Projekte und Konzeptvorschläge für den zweistufigen Wettbewerb des Wirtschaftsministeriums eingereicht.
Sechs Beiträge aus Duisburg, Düsseldorf, Herford,
Köln, Solingen und Wuppertal erhielten auf Empfehlung der Jury ein Preisgeld in Höhe von
10.000 Euro. „Kreative Menschen sollen in Nordrhein-Westfalen die notwendigen Freiräume, Unterstützung, vor allem aber einen Marktplatz finden“, betonte NRW-Wirtschaftsministerin
Christa Thoben. Ziel ist es, die Innovationskraft in kleinen und mittelständischen Unternehmen zu verbessern und Arbeitsplätze zu sichern.
Mehr Infos unter www.ziel2-nrw.de.
Haie mit Zuwachs
Julia Willmann, zuvor Spielfilmredakteurin bei
Arte, verstärkt seit kurzem als Producerin die
Kölner Little Shark Entertainment. Willmann zeichnet verantwortlich für die Entwicklung von TV- und Kinostoffen. Aktuell beschäftigt sie sich u.a. mit dem Projekt „Hangtime“,
einem Drama um die Beziehung zweier Brüder,
und mit der Entwicklung der Krimireihe „Stachelmann“, in der ein kauziger Historiker zum
unfreiwilligen Ermittler wird. Zugleich hat Willmann ein Auge auf die Entdeckung neuer Talente innerhalb der Branche.
Little Shark, Tel. (0221) 336114;
[email protected]
:le und la in Köln
Seit Ende 2007 vertritt Lale Nalpantoglu mit
ihrer Kölner Agentur :le und la Kinder und junge Schauspieler, die für Fernseh-, Film- und Werbefilmproduktionen vor der Kamera stehen.
„Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt auf der
Förderung und Betreuung, sowie der seriösen
und professionellen Vermittlung von talentierten Kindern und Jugendlichen mit vorwiegend
internationalem Hintergrund“, betont Nalpantoglu, die an der Kunsthochschule für Medien Regie studierte und zum aktuellen Stipendiaten-Jahrgang des AV-Gründerzentrums
NRW gehört. Seit ihrem Diplom arbeitet sie freiberuflich als Filmemacherin und Casterin. Zuletzt hat sie u.a für Relevantfilm die Kinderhauptrollen der WDR-Serie „Rennschwein Rudi Rüssel“ und des ARD- Fernsehfilms „Abschiede und andere Schwierigkeiten“ (Zieglerfilm
Köln) besetzt. Mehr Infos unter www.leund-la.de.
:le und la, Tel. (0221) 16924985;
[email protected]
Bielefeld: Lichtwerk übernimmt
Kamera
Ab April 2008 wird das Bielefelder Filmkunsttheater Kamera an der Feilenstraße von der
Lichtwerk Filmtheater Betriebs GmbH
übernommen und betrieben. Die bisherigen Inhaber des Traditionshauses, das Ehepaar Ingrid und Eberhard Heise, haben sich aus Altersgründen zu einer Übergabe an die Lichtwerker entschlossen. Die Kamera wurde 1950 vom
Bielefelder Filmkunst-Pionier Carl Aul im Haus
der Technik eröffnet und wechselte bereits 1957
in die Feilenstraße. Das Lichtwerk wurde vor 23
Jahren als Kino im Filmhaus Bielefeld gegründet. 2006 wechselte das Programmkino in
den Ravensberger Park und nahm hier den Spielbetrieb in einem neuen großzügig gestalteten
Gebäude mit drei Sälen (274 Plätze) auf. An der
Ausrichtung der Kamera, die in der Vergangenheit regelmäßig für ihr Filmprogramm ausgezeichnet wurde, soll sich nach Absicht der neuen Betreiber nichts ändern. Auch das Personal
wird von der neuen Gesellschaft übernommen.
Die Geschäftsführung der Kamera liegt bei Jürgen Hillmer, der bereits die Leitung des Lichtwerks innehat. Mehr Infos zu beiden Kinos unter www.kamera-filmkunst.de und
www.lichtwerkkino.de.
newsletter 2/2008
– Meldungen
WDR: Hanke
folgt Merker
Andrea Hanke, seit 1999 Redakteurin in der
WDR-Programmgruppe Fernsehfilm, hat zum
1. Februar die
Filmredaktion des
Senders übernommen. Sie folgt
Helmut Merker, der im September letzten Jahres in Pension gegangen ist. Von
2000 bis 2006 betreute Hanke die
wöchentliche TVSerie „Die Anrheiner“. Zwischenzeitlich war sie zusammen mit Katja de Bock auch Andrea Hanke,
für die Kölner „Tat- Foto: WDR/Herby Sachs
ort“-Krimis verantwortlich. Aktuell verantwortet Hanke u.a. die
Nachwuchsreihe „Six Pack“.
WDR, Tel. (0221) 220-0;
[email protected]
Postproduction
Supervising
… ist das Spezialgebiet von Anne Urban. Die
gelernte Film- und Videolaborantin, die seit November 2006 die Cinepostproduction
GmbH Geyer Köln als Niederlassungsleiterin führte, bietet ab Juni ihr Know-how wieder
freiberuflich an. Urban arbeitete vor ihrer Zeit
bei Geyer Köln u.a. für X Filme, Little Shark
und Pandora, für die sie als Postproduction
Supervisor auch Niki Caros „Whale Rider“ betreute. Die Kölner Südamerika-Expertin, die
2006 in Buenos Aires das German Film Festival
managte, kümmert sich außerdem um Projekte, die in Argentinien gedreht werden und dafür Beratung oder Produktionsservice benötigen.
Anne Urban, Tel. (0172) 8083200;
[email protected]
Lautstark gegen
Rassismus
Film und Fußball vereint gegen Rassismus und
Diskriminierung: Das ist das Konzept des bundesweiten Kurzfilmwettbewerbs „Lautstark“, zu
dem Borussia Dortmund, Stadion Live!
und die Internationalen Kurzfilmtage
Oberhausen (1. bis 6. Mai) im Rahmen des
Open-Air-Festivals „Kino im Stadion 2008“ im
Signal Iduna Park aufrufen. Die Schirmherrschaft
hat der Dortmunder Regisseur Adolf Winkelmann übernommen. Als Pate steht Fußballer
Lars Ricken dem Projekt zur Seite.
Filmemacher können ihre bis zu 15 Minuten langen Filme noch bis zum 2. Juni auf DVD
einreichen. Die ersten drei Sieger bekommen
Preisgelder von 250 bis 1.000 Euro und eine
Aufführung ihrer Werke mit weiteren ausgewählten Beiträgen im Rahmen der Veranstaltung „Lautstark“ am 30. Juli auf einer Riesenleinwand im Dortmunder Stadion.
Informationen zum Wettbewerb finden Sie
online unter www.kinoimstadion.de.
Kinochef Christian Schmalz (links) mit
Besucher Nr. 500.000 und Besucherin 500.001,
Foto: OFF Broadway
OFF Broadway:
Über eine halbe
Million Besucher
Mitte März war es soweit: Mitarbeiter und die
Geschäftsführung des Kölner OFF Broadway
konnten den 500.000 Besucher seit dem Umbau und der Wiedereröffnung am 27. Dezember 2000 in ihrem Kino begrüßen. Zu Beginn der
Hauptvorstellung bat Kinobetreiber Christian
Schmalz den überraschten Jubiläumsgast zusammen mit seiner Frau auf die Bühne, wo sie
aus den Händen der Projekt leitenden Praktikantin Rebekka Thies einen Blumenstrauß, das
Begleitbuch zu den Filmpsychologischen Be-
trachtungen „Zwischenwelten“ im OFF Broadway und einen Riesenschoko-Osterhasen erhielten.
Aktuelle Infos zum Kino unter
www.off-broadway.de.
„Football under cover“, ein Film über das erste offizielle Freundschaftsspiel zwischen der iranischen
Frauennationalmannschaft und einem Berliner Mädchen-Team, läuft am 17. April im Filmforum NRW.
Foto: Stranger than Fiction
FilmPartners bei Nobeo
Die Hürther Full-Service-Dienstleisterin Nobeo GmbH hat die Kölner FilmPartners Deutschland GmbH übernommen. Damit wird das Nobeo-Portfolio aus Studio-, Außen- und Postproduktion um den Bereich EB-Teams erweitert. Zudem verfügen beide Firmen über Know-how sowie
Produktionskapazitäten im Bereich Versteckte Kamera/Reality-TV. Isabelle Huppertz, als Accountund Produktionsmanagerin für das operative Geschäft von FilmPartners Deutschland zuständig,
ist sich sicher: „FilmPartners wird auch als Teil von Nobeo seine eigene Identität behalten.“
FilmPartners, Tel. (0221) 71600910; [email protected]
Dokufestival: Stranger than Fiction
Dokumentarfilme, die auf Festivals für Furore
sorgten, aber noch keinen Verleiher gefunden
haben, präsentiert auch in diesem Jahr wieder
das kleine, reisende Doku-Filmfest „Stranger
than Fiction“. Zum Programm 2008 gehören
u.a. „The Mosquito Problem“ von Andrey Paounov, „Terror’s Advocat“ von Barbet
Schroeder und „Strange Culture“ von Lynn
Hershman Leeson. Zu sehen sind die Filme
in Köln im Filmforum NRW vom 17. bis zum
22. April, im Bochumer Endstation Kino vom
24. bis zum 30. April und im Cinema Münster
vom 1. bis zum 6. Mai. In Köln geben Nach-
wuchsfilmemacher und Filmstudenten der ifs
internationale filmschule köln und der
Kunsthochschule für Medien eine Einführung in die Filme und zeigen eine eigene Arbeit
als Vorfilm, in Bochum und Münster präsentieren sich Filmemacher dem Publikum vor Ort und
setzen die jeweiligen Filme mit ihrer eigenen Arbeit in Beziehung. Die Reihe ist eine Veranstaltung
der KinoGesellschaft Köln und der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW.
Die vollständige Filmliste und alle Termine
finden Sie unter www.dokumentarfilminitiative.de.
2pilots verstärkt und auf Reisen
Die Heimatfilm-Produktion „Lemon Tree“ von Eran Riklis zu Gast in Köln, Foto: Heimatfilm
Internationaler Filmkongress:
Filme, Stars und Diskussionen
Vom 7. bis 10. Juni lädt Filmstiftung NRW
in die Kölner Messe zu ihrem Internationalen Filmkongress.
Der Kongress, der im Rahmen des medienforum.nrw stattfindet, bietet auch in diesem
Jahr Previews und Premieren geförderter Produktionen der Filmstiftung NRW in der Filmreihe KinoSpecials und Diskussionsrunden zu aktuellen Themen der Kinobranche. Geredet werden soll über die Herausforderung der Digitalisierung, die Novellierung des Filmfördergesetzes, die Situation des Kurzfilms, das Thema Migration im Kino, Literaturverfilmungen und über
digitales Filmmarketing, das am Beispiel des Projektes „Fräulein Stinnes fährt um die Welt“ erörtert wird. Ergänzt wird der Filmkongress durch
einen Workshop, den die Filmstiftung NRW in
Kooperation mit dem Irish Film Board und ACE
veranstaltet.
Aktuelle Informationen über die Panels und
Teilnehmer des Filmkongresses, der von Katharina Blum geleitet wird, sind ab Mitte April unter www.filmstiftung.de zu finden. Noch
mehr Infos finden Sie im nächsten Newsletter,
der vorab Anfang Juni in einer Sonderausgabe
Appetit auf die Diskussionen und Filme in Köln
macht.
Anmeldungen zum Internationalen Filmkongress bitte an [email protected].
Infos über das Programm des medienforumnrw (09.–11.06.) finden Sie unter www.medienforum.nrw.de.
Meldungen – newsletter 2/2008
Julia Röskau ist neue Producerin bei der
2pilots Filmproduktion GmbH mit Sitz
am Kölner Eigelstein. Vorher war sie als Producerin für die Kölner filmpool u.a. für „Der
Novembermann“ mit Götz George, Barbara Auer und Burghart Klaußner verantwortlich. Für die 2pilots-Produzenten Jörg
Siepmann und Harry Flöter wird sich Julia Röskau um neue Fernsehproduktionen kümmern.
2pilots-Producer Arne Ludwig kehrte
derweil im März von einem Trip nach Miami zurück, wo er auf dem 25. Miami International Film Festival auf einem Panel zum Thema „Financing Film Abroad“ saß. Nach seiner
Rückkehr erzählte er dem Newsletter, was die
Amerikaner an dem Thema so spannend fanden.
Wie kam es zu der Einladung
nach Miami?
Organisatorin und Producer Rep Susan Wrubel sprach mich beim Rio Filmfestival an, ob ich
als Europäer den Amerikanern Einblicke in den europäischen Produktionsalltag geben kann.
Was war die häufigste Frage in
den USA über Filmfinanzierung in
Europa, die Sie zu hören bekamen?
Wie bekomme ich Geld für Ko- und Postproduktion, und was ist die wichtigste Voraussetzung dafür? Ich antworte dann gutes Buch-
und Produktionsdevelopment.
Waren die
Amerikaner nur
am Kapital interessiert, oder geht
es ihnen um echten, auch kreativen Austausch?
Natürlich wolArne Ludwig,
len sie das Geld des
Foto: 2pilots
DFFF und der Länderförderungen mitnehmen. Aber man konnte spüren, dass die
Amerikaner als Einwanderernation zunehmend
an ihren europäischen, oft ja auch deutschen
Vorfahren und Geschichten interessiert sind, wie
das aktuelle Beispiel „Der Vorleser“ zeigt.
Welche Chancen haben Europäer umgekehrt, ihre Filme mit Hilfe
der Amerikaner zu realisieren?
Auch wenn der US-Marktanteil ausländischer Filme im US-Kino immer noch um die fünf
Prozent liegt, geben die Amerikaner mehr Risikokapital aus, zum einen, um mehr Stoffe zu
entwickeln, damit einer durchkommt, und zum
anderen, um schneller produzieren zu können,
und für dieses Wagnis suchen sie neue Stoffe.
2pilots, Tel. (0221) 9130153;
[email protected]
5
„Beautiful Bitch“: erfolgreich in Santa Barbara,
Foto: Martin Menke / Riva
Marl, Jerusalem & Santa Barbara
Preise für
geförderte Filme
Am 4. April vergab das Adolf-Grimme-Institut zum 44. Mal seine Grimme-Preise. Bei
der Verleihung im Stadttheater in Marl gehörten auch drei geförderte Filme der Filmstiftung NRW zu den ausgezeichneten Fernsehproduktionen: In der Kategorie „Information &
Kultur“ ging der Preis an die Dokumentarfilme
„Das kurze Leben des José Antonio Gutierrez“
von Heidi Specogna (Produktion:
Tag/Traum und ZDF/Arte) und „monks – the
transatlanic feedback“ von Dietmar Post und
Lucia Palacios (Produktion: play loud production, ZDF, 3Sat und HR). In der Kategorie „Fiktion“ siegte „An die Grenze“ von Regisseur Urs Egger und Drehbuchautor Stefan
Kolditz. Realisiert wurde der Fernsehfilm von
Produzent Christian Granderath für die Kölner Colonia Media und ZDF/Arte.
Ein Jahr nach ihrem Erfolg in Rotterdam, wo
Pia Marais für die WDR-Produktion „Die Un-
erzogenen“ (Buch: Horst Markgraf) der Kölner Pandora Film den Tiger Award erhielt,
sicherte sich die Regisseurin im Januar auf dem
Palm Springs International Film Festival auch den John Schlesinger Award für den
besten Debütfilm.
Ebenfalls in den USA war Regisseur Martin Theo Krieger erfolgreich. Mit seinem Kinofilm „Beautiful Bitch“, der von Riva Film für
den WDR realisiert wurde, gewann er im internationalen Wettbewerb des diesjährigen
Santa Barbara Film Festivals den Preis für
den besten ausländischen Film.
In Israel erhielt Regisseur Nadav Schirman den Israeli Film Academy Award für
seinen Film „Der Champagner Spion“ als bester
Dokumentarfilm. Produziert wurde die Doku von
der Kölner Lichtblick in Zusammenarbeit mit
ZDF/Arte.
Alice Dwyer und Frederick Lau in
„Freischwimmer“ beim Filmfestival MaastrichtAachen. Foto: novapool
Geschichten für die Provinz
Aachen/Maastricht:
Grenzenloses
Festival
Als grenzüberschreitendes Doppelereignis geht
das Filmfestival Maastricht-Aachen 2008
Anfang April in die zweite Runde. Über fünfzig
Filme werden noch bis zum 9. April in den beiden Städten gezeigt. Die Auswahl präsentiert
vor allem europäisches Arthouse-Kino mit Vorpremieren von „Mein Bruder ist ein Einzelkind“,
oder dem Venedig-Starter „Freischwimmer“ von
Andreas Kleinert.
Zudem wird in Aachen am Branchentag am
8. April mit Produzenten, Filmemachern und Studenten thematisiert, ob die Grenzlage für das
regionale Filmschaffen Vorteil oder Hindernis ist.
Das Jonglieren mit unterschiedlichen Fördersystemen macht vielsprachige und multikulturelle Regionen für Produzenten reizvoll. Drei Sprachen und fünf politische Gebilde in Steinwurfentfernung schrecken viele ab.
Mit dem Austausch von Filmen und Festivalgästen über die (Sprach-)Grenze und 30 Kilometer Luftlinie ergänzen sich die Festivals von
Aachen und Maastricht. Sie unterstützen sich
Europäischer Medienpreis für Regisseur Fatih Akin,
Foto: Kerstin Stelter/corazón international
zudem bei der Kopienbeschaffung von Wunschfilmen. Das limburgische Kulturzentrum zeigt eine Reihe neuer deutscher Filme, Aachen hat den
jungen niederländischen Film zu Gast. Der während des Festivals erstmals verliehene „Aachener Drehbuchpreis“ für ein 200-Sekunden-Skript
hat ebenfalls „Grenzerfahrung“ als Thema.
Auch das filmische Rahmenprogramm des
Europäischen Medienpreises „Médaille
Charlemagne pour les Médias Européens“, der am 24. April in Aachen an Fatih
Akin und den französischen Film- und Theaterregisseur Abdellatif Kechiche verliehen
wird, findet in beiden Festivalstädten seinen Niederschlag.
Mehr Infos unter www.ffmac.eu oder
www.lumiere.nl.
Filmforum NRW sucht die Kinokultur
in Köln
Mit der Podiumsdiskussion „Mehr als Kino? – Zum Stellenwert der Kinokultur in Köln“ beschließt
das Filmforum NRW am 16. April seine mehrteilige Film- und Vortragsreihe „Kino als Ort – Vom
Wanderkino zum digitalen Datenstrom“. Das Podium wird unter der Moderation von Frank Olbert (Kölner Stadt-Anzeiger) im Kino im Museum Ludwig verschiedene Aspekte der Kölner Kinosituation unter strukturellen und kulturellen Ansätzen thematisieren. Neben Schauspieler
Joachim Król und Filmproduzent Tom Spieß (Little Shark Entertainment) werden Barbara Foerster (Kulturamt, Stadt Köln), Eva Matlok (AG Kino-Gilde deutscher Filmkunsttheater), Regina Bittner (Kulturwissenschaftlerin, Bauhaus Dessau) und Prof. Gundolf S. Freyermuth (ifs internationale filmschule köln) das Podium beleben. Der Eintritt zum Abschlussabend des Projekts „Kino als Ort“ ist frei.
Filmforum NRW, Tel. (0221) 22124498; [email protected]
6
… ist der Titel eines Drehbuchseminars, das der Filmservice Münster.Land und die Filmwerkstatt Münster in Zusammenarbeit mit der Filmstiftung NRW vom 11. bis zum 13. April im
Künstlerdorf Schöppingen anbieten. Im Vordergrund des Seminars sollen Geschichten von deutschen und niederländischen Autoren stehen, die im ländlich geprägten Münsterland oder seinem
kleinstädtischen Mittelpunkt angesiedelt sind. Das Seminar bietet ein umfassendes Script Doctoring, eine Einführung in das Drehbuchschreiben und einen Reality-Check mit einem Filmproduzenten unter dem Titel „Das wird nicht billig!“, in dem das Verhältnis zwischen Autoren und Produzenten ausgelotet werden soll. Als Referenten stehen die Drehbuchautoren Christoph Busch
und Usch Luhn sowie Produzent Peter Stockhaus bereit. Mehr Infos unter www.filmservice-muenster-land.de
Filmservice Münster.Land, Tel. (02 51) 4921380, [email protected],
„Subtiler Witz, scharfe politische Analyse“:
die Hörspielpreisträger Daniel Wetzel und Helgard
Haug. Foto: Hanna Lippmann/Rimini Protokoll
Hörspielpreis der Kriegsblinden
Späte Ehrung für
Karl Marx
Die Jury hat entschieden: Bei ihrem Treffen in
Bremen war sie sich unter dem Vorsitz der Autorin Anna Dünnebier einig, das Hörspiel
„Karl Marx. Das Kapital. Erster Band”
von Helgard Haug und Daniel Wetzel mit
dem diesjährigen Hörspielpreis der
Kriegsblinden/Preis für Radiokunst auszuzeichnen. Die beiden Künstler, die unter ihrem Namen Rimini Protokoll bekannt wurden, gelten als die „Protagonisten und Begründer eines neuen Reality-Trends auf den Bühnen“
(Theater der Zeit), der die junge Theaterszene
geprägt hat. Ihre Arbeiten finden in der Grauzone zwischen Realität und Fiktion statt. Ihr aktuelles Stück „Karl Marx: Das Kapital. Erster
Band“ wurde 2007 mit dem Mülheimer Dramatiker Preis 2007 ausgezeichnet.
„Im Hörspiel ‚Karl Marx: Das Kapital, Erster
Band’ erforschen Helgard Haug und Daniel Wetzel, wo in der Gesellschaft dieses Buch, das jeder kennt und kaum einer gelesen hat, seine
Spuren hinterlassen hat. Menschen setzen ihr
newsletter 2/2008
– Meldungen
Leben in Beziehung zu dem Werk. Der eine hat
es gründlich studiert, die andere damit geheizt.
Die authentischen Stimmen sind zu einem provokanten und zugleich kulinarischen Radioerlebnis komponiert. Brüche, Zusammenstöße, absurde Beziehungen und eine hintergründige Komik entstehen“, lobte die Jury, die sich außerdem über den „subtilen Witz, scharfe politische
Analyse, Geiststreichelei und schließlich und vor
allem den akustischen Mehrwert“ des Stücks
freute.
Das Hörspiel wurde vom DLF und WDR
produziert und am 19. November 2007 urgesendet. Die feierliche Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden findet am 2. Juni auf
dem Petersberg in Bonn statt. Vergeben wird
die renommierteste deutsche Auszeichnung für
Hörspielautoren gemeinsam vom Bund der
Kriegsblinden Deutschlands e.V. und der
Filmstiftung Nordrhein-Westfalen.
Ehrung für Margarete Papenhoff
Verdienstmedaille
vom Bundespräsidenten für Kinobetreiberin Margarete Papenhoff,
Foto: Filmstiftung
Kinobetreiberin Margarete Papenhoff erhielt Mitte März die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Damit würdigt
Bundespräsident Horst Köhler, der den Orden verliehen hat, ihren Einsatz
für das Kino und den Film. Nach dem Tod ihres Vaters leitet die gelernte Bankkauffrau seit 1976 gemeinsam mit ihrer Schwester Gabriele Rosslenbroich
das 1907 gegründete Kino- und Theaterunternehmen Rosslenbroich mit Filmtheatern in Mettmann und Ratingen.
Für das Programm ihrer Kinos erhielten die beiden Schwestern regelmäßig
Auszeichnungen und Prämien, u.a. auch von der Filmstiftung NRW. Papenhoff, die sich seit 1977 auch als Verbandsfunktionärin für die Branche einsetzt,
ist außerdem Mitglied der Jury des Herbert-Strate-Preises der Filmstiftung
NRW und des HDF Kino e.V. sowie seit 2007 Vorsitzende der Unterkommission Förderkopien der Filmförderungsanstalt sowie Mitglied der Vergabekommission der FFA.
Das „Vivere“-Team in Hollywood: Esther Zimmering, Hannerlore Elsner, Michael Schmid-Ospach
und Anita Elsani. Foto: Volker Corell
Ende Januar reiste eine NRW-Delegation mit Ministerpräsident Jürgen
Das Cinema Münster zeigt die DokumentarfilmPremiere „Camilo – Der lange Weg
zum Ungehorsam“, Foto: Filmwerkstatt Münster
Rüttgers an der Spitze nach Hollywood, um die Kontakte zwischen
dem Filmland am Rhein und der Traumfabrik zu vertiefen. Zu einem
„Camilo“: Premiere
in Münster
Am 24. April startet der Dokumentarfilm „Camilo – Der lange Weg zum Ungehorsam“ in den
Kinos. Darin beschäftigt sich Regisseur Peter
Lilienthal mit Camilo Mejia, einem der bekanntesten US-amerikanischen Kriegsdienstverweigerer, der nach sechsmonatigem Einsatz im
Irakkrieg bei einem zweiwöchigen Heimaturlaub
die US-Armee verließ. Ein weiterer Hauptakteur
ist der Mexikaner Fernando Suarez, der seinen 19-jährigen Sohn in eben diesem Krieg
durch eine US-Mine verlor. Bevor die Gemein-
der Höhepunkte der Reise zählte die US-Premiere von Angelina
Maccarones Kinofilm „Vivere“ mit Hannelore Elsner in der Hauptrolle.
Für den Newsletter schildert Filmjournalist Frank Olbert, der die Reise
begleitete, seine Eindrücke.
schaftsproduktion von Steelecht, Filmwerkstatt Münster und Triangle 7 in die Kinos
kommt, feiert sie am 17. April im Münsteraner
Cinema Deutschlandpremiere.
Filmwerkstatt Münster,
Tel. (0251) 2303621;
[email protected]
Europäische Eleganz
in der Stadt der Engel
VON FRANK OLBERT
obert W. Welkos von der Los Angeles Times
kannte keine Scheu vor großen Vergleichen,
als er am 2. März ein Porträt der deutschen
Schauspielerin Hannelore Elsner veröffentlichte. Wie eine Meryl Streep oder eine Judy Dench,
so der „Times Staff Writer“, scheine Elsner förmlich ins Innere der Charaktere zu kriechen, die
sie verkörpere. Anlass für diese Hommage war
eine kleine Reihe mit Filmen, mit der das Fine
Arts Theater am Wilshire Boulevard das südkalifornische Publikum mit einer Akteurin bekannt
machte, die für das deutsche Film- und Fernsehpublikum schon seit einer halben Ewigkeit
zu den zentralen Identifikationsfiguren zählt: Dani Levis „Alles auf Zucker“ und Angelina Maccarones „Vivere“ waren Werke, die Einblick in
Hannelore Elsners umfängliche Arbeit gaben.
Zugleich waren diese Filme die cinematographische Folie, vor der zwei Filmorte den Brükkenschlag probten: das alteingesessene Hollywood mit seinen mächtigen Studios und einer
Jahrzehnte währenden Tradition – und das aufstrebende Nordrhein-Westfalen, das dessen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers höchstpersönlich als Medienstandort und Ansprechpartner für
die US-Filmszene empfahl. Rüttgers führte Ende Januar eine Delegation an, zu der unter anderem der auch für Medien zuständige Minister
Andreas Krautscheid, der Regisseur Sönke Wortmann sowie der Geschäftsführer der Filmstiftung
Nordrhein-Westfalen, Michael Schmid-Ospach,
gehörten.
Tatsächlich hat NRW der internationalen
Film- und Fernsehproduktion einiges zu bieten.
An Rhein und Ruhr ist mit der Filmstiftung
Deutschlands potenteste Förderinstanz ansässig, und wie eine Studie des Formatt-Instituts soeben festgestellt hat, liegt damit zumindest beim
R
„Mutum“ von Sandra Kogut läuft im Wettbewerb, Foto: IFFF
IFFF: Acht Filme für Debütpreis nominiert
Das Internationale Frauenfilmfestival
Dortmund|Köln, kurz: IFFF, findet vom 23. bis
zum 27. April in Köln statt. 95 Filme aus 30 Ländern werden in fünf Spielorten (Filmclub 813,
Filmforum NRW, Filmpalette, Metropolis und Odeon) Publikum und Branchengästen
präsentiert. Zwei Hauptsektionen bilden das
Rückgrat des IFFF: Im Panorama laufen internationale Neuentdeckungen des jungen Frauenfilms, während in der Reihe Quer Blick der internationale Lesben- und Transgenderfilm gepflegt und im Focus das Filmschaffen in China
vorgestellt wird. Sonderveranstaltungen präsentieren u.a. zwei Kurzfilmblöcke, neue Arbeiten
von Mara Mattuschka, Nina Menkes
oder Jennifer Reeves sowie eine Vorab-Präsentation von Lynn Hershman-Leesons Art
Cologne-Beitrag „Strange Culture“. Neben
dem Publikumspreis wird auch in diesem Jahr
wieder der mit 10.000 Euro dotierte Debütfilm-
preis verliehen. Aus über 70 gesichteten Produktionen wurden fünf europäische Spielfilme und
drei Beiträge aus Übersee ausgewählt: „Love
conquers all“ von Tan Chui Mui, „XXY“ von
Lucía Puenzo, „Mutum“ von Sandra Kogut, „Cowboy Angels“ von Kim Massee,
„L´homme qui marche“ von Aurélia
Georges, „Maybe Sweden“ von Margien
Rogaar, „Marta“ von Marta Novaková und
die Bestseller-Verfilmung „Brick Lane“ von Sarah Gavron, die das Festival als deutsche Erstaufführung präsentiert.
Als neuen Service präsentiert das IFFF den
Festival-Blog und die Festival-News, zwei studentische Projekte, die das Festival begleiten, dokumentieren und kommentieren. Einzelheiten
zum Programm finden sich unter www.frauenfilmfestival.eu.
IFFF, Tel. (0231) 5025480;
[email protected]
Meldungen – newsletter 2/2008
Fernsehen im nationalen Vergleich vorn – darüber hinaus werde rund ein Drittel der Auftragsproduktionen in Nordrhein-Westfalen produziert, was die Studie als Indikator für die Tatsache wertet, dass auch auswärtige Produzenten
die Bedingungen hierzulande schätzten.
Die Leistung der Filmstiftung, aber auch der
neu aufgelegte Fonds der NRW.Bank – dies waren mithin Kernpunkte, die Rüttgers seinen kalifornischen Gesprächspartnern offerieren
konnte; und die es zu feiern galt. Im Kamin des
deutschen Konsuls Christian Stocks im feinen Beverly Hills jedenfalls flackerte ein Feuer und
wärmte die fröstelige Winternacht in Los Angeles. Hier, im legendären Reichenviertel der Stadt
der Engel, kam man zum Empfang zusammen:
Draußen im parkähnlichen Garten tauchten
Leuchten alte Eichenbäume in blutrotes Licht,
drinnen in der Villa plauderte Ministerpräsident
Rüttgers angeregt mit Hannelore Elsner, und dies
war nur ein Indiz für eine äußert entspannte und
dennoch inspirierte Atmosphäre.
Wenige Kilometer weiter am Wilshire Boulevard hatte sich die cineastische Kompetenz versammelt. Im Fine Arts Theater durften sich die
„Vivere“-Darstellerinnen Elsner und Esther Zimmering bei der Diskussion mit den Zuschauern
das Kompliment gefallen lassen, sie verkörperten „europäische Eleganz“. Teile des amerikanischen Publikums in Los Angeles scheinen ein
spezielles Gefallen an Filmen vom Alten Kontinent, ja, enger eingegrenzt: aus Deutschland zu
finden. Man kennt sich aus, man nimmt Anteil,
man pflegt sogar eine Art Expertentum. In diesen Räumen, Stuck an der Decke und angedeutete Säulen an den Wänden, ist Europa viel mehr
Mythos als es dies Los Angeles für die anwesenden Besucher wäre.
7
„M – Eine Stadt sucht
einen Mörder“ läuft am
18. Mai im Düsseldorfer
Filmmuseum.Foto:
Filmmuseum Düsseldorf
Nachdem das BKM im März einen Vorentwurf zur Novellierung des
FFG vorgelegt hat, bezog auch Michael Schmid-Ospach, Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, Stellung zu den Plänen.
Die Novellierung des FFG
Die Produzenten stärken
Filmmuseum
V E R L O S U N G
„Die Kunst des Sterbens. Todesbilder im Film“ ist der Titel einer Sonderausstellung
mit begleitender Filmreihe
im Düsseldorfer Filmmuseum. Vom 19. April
bis zum 13. Juli zeigt das
Museum die vielfältigen Zusammenhänge zwischen
Film und Vergänglichkeit:
Von technischen Parallelen
der ersten Filmkamera zur
Waffentechnik bis hin zu
Ähnlichkeiten der TodesMotive im Film im Vergleich
zu klassischen Künsten wie
Literatur und Malerei. „Der
Besucher begegnet lebensgroßen Figuren des personifizierten Todes wie
Dracula, Frankenstein oder dem Vamp. Interaktive Stationen zeigen, wie der Film den Tod auch
abstrakt darstellt: Man begibt sich an typische
Orte des Todes, wie die verödete Großstadt in
‚Batman’; hört Töne oder sieht Bildmetaphern,
die den Tod ankündigen“, verspricht der Ausstellungs-Flyer. Weitere Infos zur Ausstellung, zu der
es auch ein medienpädagogisches Begleitprogramm für Schulklassen gibt, und die komplette Filmreihe finden Sie unter www.filmmuseum-duesseldorf.de
Verlosung:
„Lauf um dein Leben“
Am 21. April feiert „Lauf um dein Leben“ in Dinslaken Premiere, und Sie können dabei
sein. Adnan Köse hat die Lebensgeschichte des Triathleten Andreas Niedrig verfilmt. Der
Newsletter verlost 3 x 2 Karten für das Premierenspektakel unter den Lesern, die die folgende Frage richtig beantworten:
Wie viele geförderte Filme der Filmstiftung NRW sind für die Deutschen Filmpreise nominiert? 3, 4 oder 5?
Mailen Sie uns die richtige Antwort an [email protected] und gewinnen
Sie Karten für die beeindruckende Geschichte „vom Junkie zum Ironman“, die Kinowelt
am 24. April in die Kinos bringt. Der Rechtsweg ist wie anderswo auch ausgeschlossen.
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rundsätzlich sind die Diskussionen und die
damit verbundenen Änderungs- und Anpassungsvorschläge der Branchenbeteiligten zur
Novellierung des FFG – auch in dem mittlerweile gut erprobten fünfjährigen Rhythmus – zu
begrüßen“, beginnt der Text, mit dem Michael Schmid-Ospach auf den Entwurf für die Novellierung des Filmförderungsgesetzes reagiert.
Nur so sei gewährleistet, dass auf aktuelle Entwicklungen und Strömungen fach- und sachgerecht eingegangen werden könne. Auch für
den Geschäftsführer der Filmstiftung NRW ist
der zentrale Punkt der aktuellen Diskussion die
anstehende Digitalisierung der Kinos. Hier beziehe der Vorentwurf allerdings keine konkrete Position, sondern gebe die Verantwortung
an die Branche zurück. „Im entsprechenden Paragraphen (§ 56) steht zwar, dass eine erstmalige Digitalisierung im Rahmen der Modernisierungsförderung unterstützt werden kann. Woher die Mittel für diese kostenintensive, umfassende Umstellung kommen, wird jedoch noch
ausgespart“, so Schmid-Ospach. Der bisherige
Etat für diese Förderart (2007: rund 14 Millionen Euro) werde auch nach der vorgesehenen
Aufstockung dafür nicht ausreichen. Umschichtungen von anderen Förderbereichen zu Gunsten der Digitalisierung lehnt der Chef der Düsseldorfer Filmförderung ab, „da sie faktisch Kürzungen bedeuten und so negative Folgen für
die Kulturindustrie und den Markt nach sich ziehen würden“.
Als positiv vermerkt Schmid-Ospach, dass die
Fördermittel zur Zwischenfinanzierung der jeweils
geförderten Maßnahmen an Banken oder sonstige Kreditinstitute jetzt abtretbar oder verpfändbar sind. „Das stärkt und unterstützt die Produzentenszene.“ Ebenfalls positiv hebt er hervor,
dass Filme nicht mehr unbedingt in deutscher
Sprache, sondern auch in synchronisierter Version hergestellt werden können, und dass bei der
Referenzfilmförderung die niedrigere Besucherschwelle jetzt nicht nur für Kinder- und Erstlingsfilme, sondern auch für Filme mit Herstellungskosten unter einer Million Euro gelten soll. „Das
stärkt die Nachwuchsprojekte.“ Begrüßt wird von
Schmid-Ospach außerdem, dass nun auch „die
Fortentwicklung der Drehbücher“ ins FFG aufgenommen wurde. Die Filmstiftung habe bereits
im Jahr 2007 die „Stoffentwicklung“ sowohl für
Paket- als auch für Einzelprojekte eingeführt und
damit gute Erfahrungen gemacht.
Kritisch dagegen sieht der Filmstiftungschef
G
Der Tod
im Kino
in seinem Papier die Verschärfung der Referenzfilmförderung. In Zukunft soll dafür nicht mehr
nur ein Prädikat der Filmbewertungsstelle in
Wiesbaden reichen, sondern es soll das Prädikat „besonders wertvoll“ nötig sein, um die
maßgeblichen Referenzpunkte zu erwerben.
„Gerade für die unabhängige Produzentenszene ist die Bewertung ab ‚wertvoll’ ein wichtiges
Mittel, um Referenzmittel zu erhalten.“ Kritisiert
wird in dem Papier auch, dass die FFA zur Besicherung ausstehender Finanzierungsmittel keine Bürgschaften mehr für Zwischenfinanzierungen übernehme, es nach wie vor aber die Möglichkeit Bürgschaften gegenüber Sendeanstalten zur Besicherung der Rückzahlungsverpflichtung des Herstellers wegen Nichtfertigstellung
des Films gebe. Generell stelle sich die Frage,
warum Bürgschaften für öffentlich-rechtliche
Sender übernommen werden sollen, während
die Beschaffung auf dem freien Markt über Banken für die Produzenten nur unter erschwerten
Bedingungen möglich sei.
Für Nachvollziehbar hält Schmid-Ospach
auch die Kritik des Verbandes der Filmverleiher.
Zwar sei die Ausweitung bei der Verwendung
der Referenzmittel ohne Frage eine Verbesserung für die Verleiher, andererseits sei es nicht
einzusehen, dass einerseits die Sendeanstalten
ihren Beitrag zur FFA frei aushandeln können
und im Gegensatz dazu die Abgabe der Filmtheater klar festgeschrieben sei. „Die vom VdF
geforderte Aufstockung des TV-Anteils von rund
16 auf 50 Millionen Euro halte ich jedoch für
deutlich überzogen“, so Schmid-Ospach, der außerdem anregt, einen Platz im Präsidium der FFA
durch den Bundesrat zu besetzen. „Immerhin
kommt die Filmabgabe aus den Filmtheatern der
Länder, sodass diese in diesem Gremium auch
vertreten sein müssen.“ Darüber hinaus sei es
an der Zeit, neben Vertretern der evangelischen
und der katholischen Kirche im Verwaltungsrat
gemäß den Bestimmungen des ZDF-Staatsvertrags und des WDR-Gesetzes auch ein jüdisches
Mitglied im Verwaltungsrat aufzunehmen: „Die
entsprechenden Verträge zwischen dem Bundeskanzleramt und dem Zentralrat der Juden legen dies zusätzlich nahe.“
Den Text des Entwurfs für die Novellierung
des FFG und die Begründung finden Sie
unter www.bundesregierung.de/Content/
DE/Artikel/2008/03/2008-03-05novellierung-filmfoerderungsgesetz.html
Museumsreife Kunstvideos
Das Museum Ludwig in Köln hat im Februar die beiden Kunstvideos „Dora“ und „access“ von
Boaz Kaizman und Erik Sick für seine Sammlung angekauft, nachdem das Museum bereits
2006 das Erstlingswerk der beiden mit dem Titel „MAALESH“ erworben hatte. Parallel zur Eröffnung der Art Cologne am 15. April, auf der auch „access“ im Rahmen von open space von
dem Kölner Galeristen Mirko Mayer präsentiert wird, zeigt das Museum Ludwig vom 15. April
bis 26.Oktober 2008 alle drei Arbeiten in der ständigen Sammlung des Museums. Infos unter
www.scopitone.de
newsletter 2/2008
– Meldungen
Köln zeigt Lubitschs tragische
Komödie „Sein oder Nichtsein“ im Kino und im Theater.
Foto: Kölner Filmhaus
Köln lacht
über
Hitler
„KJFG No. 5“ von Alexey Alekseev läuft im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb. Foto: Alexey Alekseev
Oberhausen: Kurzfilmtage suchen
Unruhestifter
Premiere bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen (01.-06.05.): Erstmals veröffentlicht das Festival seinen Marktkatalog
2008 als CD-Rom und erleichtert damit die Suche nach Filmen und Regisseuren. Etwa zwei
Wochen vor Festivalbeginn veröffentlichen die
Kurzfilmtage das Verzeichnis bereits passwortgeschützt auf ihrer Homepage www.kurzfilmtage.de, um Fachbesuchern die Möglichkeit zu bieten, sich optimal auf das Festival vorzubereiten. 2008 bieten die Kurzfilmtage einen
riesigen Pool an Kurzfilmen aus der ganzen Welt
an. Die Video Library ermöglicht die Sichtung
von weit über 6.000 Arbeiten. Ergänzt wird das
Angebot durch den Kurzfilmbestand der Internetplattform reelport.com sowie durch Arbeiten aus den 2006 erfolgreich eingeführten
Screenings, in denen in diesem Jahr 16 führende internationale Verleiher experimenteller
Arbeiten ihre neuesten Titel vorstellen.
Ein Schwerpunkt der diesjährigen Kurzfilmtage widmet sich dem Thema „Grenzgänger
und Unruhestifter“. Die Kuratoren Sherry Mill-
ner und Ernest Larsen (USA) und Madeleine Bernstorff (Deutschland) fragen in zehn
Filmprogrammen, einer Performance und einer
Diskussion, ob und wie sich der politische Kurzfilm im Lauf der Geschichte verändert hat. Untersucht werden soll, ob es eine neue Generation politischer Filmemacher gibt und wie ihre
Filme aussehen.
Die Ergebnisse eines der Schwerpunkte des
vergangenen Jahres veröffentlichen die Kurzfilmtage als englischsprachige Anthologie. Der Band
„Kinomuseum“ wird herausgegeben von Mike
Sperlinger und Kurator Ian White und erscheint in der Kunstwissenschaftlichen Bibliothek
des Verlags Walther König. 2007 suchte
man in Oberhausen nach einem neuen Ort für
Künstlerfilme jenseits von Kino und Museum.
Die Anthologie liefert eine Sammlung der wichtigsten Texte, ergänzt und erweitert durch Essays und eine Podiumsdiskussion mit der polemischen Frage „Scheitert das Museum?“
Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652;
[email protected]
Bizarres in Düsseldorf
Die Vielfalt des Independent Films spiegelt die
Filmreihe „Mondo Bizarr“, die der Düsseldorfer
Illustrator Marc Ewert in Kooperation mit der
Filmwerkstatt Düsseldorf an jedem dritten Freitag in der Blackbox im Filmmuseum präsentiert (www.mondobizarr.
com). Ewert: „Wir zeigen filmische Perlen, die
man im Kino sonst kaum zu Gesicht bekommt.“
Als erste Perle kommt am 11. April Yoshiaki
Kawajiris Anime-Klassiker „Ninja Scroll“ auf
die Leinwand. Eine weitere neue Reihe der Filmwerkstatt heißt „Mon.O-Ton“. Dazu werden
Künstler eingeladen, ihr Werk, ihre Projekte und
Themen per Video oder Dia vorzustellen. Erster
Gast ist am 26. Mai die Fotografin Elisa Iven.
„Mon.O-Ton“ findet ein- bis zweimonatlich am
letzten Montag im Monat im Studio im Filmmuseum Düsseldorf statt.
Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701;
[email protected]
Klaus Kreimeier, Medienwissenschaftler an der Universität Siegen, vertritt
die These, Deutschland
hätte weniger Probleme mit
Neonazis, wäre hier mehr
„Hitler-Trash“ gelaufen. Dem
kommen das Kölner Filmhaus, das Kölner Theater
der Keller und das Theater im Bauturm nun nach
und zeigen Hitler-Trash à la
Ernst Lubitsch. Während
die beiden Theater das Stück
„Sein oder Nichtsein“ nach
dem gleichnamigen Lubitsch-Film ab dem 15.
Mai auf die Bühne des Millowitsch-Theaters bringen, widmet sich das Filmhaus dem
Thema „Lachen über Hitler – Komödiantischer
Umgang mit dem Nationalsozialismus“ mit ausgesuchten Filmen. Vom 14. bis 31. Mai laufen
im Filmhaus Kino u.a. Charlie Chaplins „Der
große Diktator“, Mel Brooks` „The Producers
– Frühling für Hitler“ und natürlich auch die Tragikomödie „Sein oder Nichtsein“. Das komplette Programm steht ab Ende April unter www.koelner-filmhaus. de.
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-0;
[email protected]
Nominiert als beste Schauspieler:
Victoria Trauttmansdorff
und Matthias Brandt in
„Gegenüber“. Foto: Heimatfilm
Deutscher Filmpreis
Die Tour der
Nominierten
Bochum und Köln sind die beiden NRW-Stationen des LolaFestivals 08, mit dem die
Deutsche Filmakademie
vom 16. bis 20. April mit den
nominierten Filmen für den Deutschen Filmpreis tourt. Zu sehen sind dabei auch vier Produktionen, die von der Filmstiftung NRW
gefördert wurden.
Fatih Akins „Auf der anderen Seite“ hat sogar fünf Mal die Chance auf die begehrte Auszeichnung und zwar in den Kategorien bester
Film, beste Regie, bestes Drehbuch, beste Nebendarstellerin (Hanna Schygulla) und bester Schnitt (Andrew Bird). Regisseur Jan
Bonny kann sich über die gelungene Besetzung
bei seinem Film „Gegenüber“ freuen: Seine beiden Hauptdarsteller Matthias Brandt und
Victoria Trauttmansdorff erhielten jeweils
eine Nominierung als beste Schauspieler. Trauttmansdorff konkurriert in der Kategorie beste
weibliche Hauptdarstellerin dabei mit Valerie
Koch, die die Nominierung für ihre Rolle in „Die
Anruferin“ erhielt. Außerdem gefördert und nominiert: Maria Schraders Bestseller-Verfilmung „Liebesleben“, die den Preis in den Kategorien beste Kamera (Benedict Neuenfels)
und bestes Szenenbild (Christian M. Goldbeck) gewinnen kann.
Verliehen werden die Lolas am 25. April in
Berlin. Das komplette Programm des Lola Festivals finden Sie unter www.deutscherfilmpreis.de.
Impressum
Herausgeber:
Michael Schmid-Ospach
Peter Hanemann (A.R.T.)
Wolfgang Hippe (A.R.T.)
Redaktionsassistenz:
Sonja Steinberg
Redaktionsschluss:
31. März 2008
Chefredakteur:
Rüdiger Bertram
Mitarbeiter
dieser Ausgabe:
Günter Jekubzik,
Uwe Mies, Mark Stöhr, Jörg
Laumann, Matthias Grimm,
Frank Olbert
Gestaltung/Layout:
inrhein, düsseldorf,
alfred friese
Anzeigenbetreuung:
Sonja Steinberg
Tel. (0211) 9305024
Titel:
„Lauf um dein Leben“,
Foto: Kinowelt
Anzeigenschluss
für die nächste Ausgabe:
15. Mai 2008
CvD:
Stefanie Hadding
Redaktion:
Oliver Baumgarten,
Katharina Blum, Tanja Güß,
Meldungen – newsletter 2/2008
Der newsletter ist kostenlos
und kann bei der Filmstiftung NRW wahlweise als
Print-Version oder als PDF
abonniert werden. Sobald
das PDF zum Download zur
Verfügung steht, werden
Sie per Mail informiert.
Die Berücksichtigung von
Terminen richtet sich
nach dem Erscheinen des
Newsletters im Internet.
Das kann leider dazu führen, dass Termine bereits
überholt sind, wenn die
Druckausgabe
des Newsletter ausgeliefert
wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die
Download-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis.
Danke an alle Produzenten,
Sender & Verleiher für
ihre Unterstützung und die
Bilder zu ihren Filmen.
Tel.: (0211) 93 05 00
Fax: (0211) 93 05 085
Kaistraße 14
D – 40221 Düsseldorf
[email protected]
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Berufsgeheimnisse Stephanie Ernst
„Commissario Brunetti“: Licht und Schatten für die Tiefenwirkung. Foto: ARD
Berufsgeheimnisse 2. Folge
Szenenbildnerin
Stephanie Ernst
ür unsere neue Reihe Berufsgeheimnisse
verrät dieses Mal die Szenenbildnerin Stephanie Ernst, wie sie die Illusion eines großen Raumes herstellt. Das erreicht sie unter
anderem durch Spiegel, die einen kleinen
Raum ohne viel Aufwand größer wirken lassen. Dabei achtet die Kölnerin darauf, dass
die Spiegel beweglich sind. Nur so lässt sich
verhindern, dass bei den Aufnahmen Kamera und Team in den Spiegeln zu sehen sind.
Ein weiterer Trick ist die
geschickte Anordnung
der Möbel und Gegenstände, durch die man
ebenfalls eine Tiefe im
Raum erreichen kann. Im
Vordergrund platziert Stephanie Ernst die höchsten
Möbel, ohne dabei den
Raum komplett zu verbauen, dazu im Anschnitt
Stephanie Ernst
eine Säule, Pflanzen, einen transparenten Vorhang. Nach hinten wird
die Möblierung dann kleiner und rückt näher zusammen. Dieser Eindruck von Tiefe verstärkt sich noch, wenn sich der Raum nach
hinten verjüngt. Beachten sollte man auf je-
F
den Fall, dass die Möbel beim Aufbau immer
ein wenig von der Wand abgerückt werden
und den Kleinmöbeln und Requisiten genug
Luft lassen. „An die Wand gepappte Schränke, Regale und Kommoden wirken zweidimensional und schaffen keine Raumwirkung“, so Stephanie Ernst. Zudem nutzt die
Szenenbildnerin Licht und Schatten für die
Tiefenwirkung. Deshalb sei es wichtig, schon
zu Beginn des Dekorationsbaus zu entscheiden, wo die Lichtquellen sein sollen.
„Traditionelle Techniken der Raumillusion
werden heute oft vernachlässigt, obwohl
man doch immer so wirtschaftlich wie möglich arbeiten muss und die Perspektive einem
Bild sehr viel gibt“, betont Stephanie Ernst.
Nach vier Semestern Bau- und Kunstgeschichte studierte die gebürtige Kölnerin Architektur. Nach drei Jahren Berufserfahrung
absolvierte sie ein Volontariat im Bereich Szenenbild beim WDR. Seit 1995 arbeitet sie als
freie Szenenbildnerin und Architektin, oft
auch im Ausland.
Stephanie Ernst ist für das Szenenbild von
insgesamt 14 Verfilmungen der „Commissario Brunetti“-Krimis von Donna Leon verantwortlich.
Stephanie Ernst,
Tel. (0173) 5387171;
[email protected]
Wenn auch Sie uns Ihre Tricks und Berufsgeheimnisse verraten möchten und sich und ihre
Arbeit im Newsletter der Filmstiftung NRW vorstellen wollen, senden Sie uns einfach eine Mail
an [email protected]
Paris träumt von
NRW und der Liebe
Anlässlich des Frankreich-NRW-Jahres präsentiert die Filmstiftung NRW in Paris filmische
Höhepunkte ihrer Arbeit. Eröffnet wird das Gastspiel am 5. Oktober 2008 im Cinéma L’Arlequin
mit einer feierlichen Matinée. Ab dem 15. Oktober geht es dann mit einer Filmreihe und Gesprächsrunden mit Filmschaffenden aus beiden
Ländern weiter. Dabei werden nationale und internationale Produktionen gezeigt, die mit Hilfe aus NRW entstanden. Unter anderem wird
es einen Nachwuchsabend geben, der spannendes Filmschaffen aus NRW präsentiert. In Zusammenarbeit mit der Filmwoche Duisburg
bilden Dokumentarfilme einen weiteren
Schwerpunkt. Die Reihe findet in Kooperation
mit German Films und dem Goethe-Institut als Fokus beim Festival des Deutschen Films
in Paris statt.
Ziel der Saison France-Nordrhein-Westfalen
2008/2009 ist die Intensivierung kultureller, gesellschaftlicher und politischer Zusammenarbeit.
Die Schirmherrschaft haben der französische
Premierminister François Fillon und der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen
Rüttgers übernommen. Unter der Leitidee
„Kreative Energie – Kunst und Kultur aus Nordrhein-Westfalen“ präsentiert sich das Land NRW
mit Ausstellungen und Veranstaltungen in den
renommiertesten Kultureinrichtungen der französischen Hauptstadt.
Film-Dienst:
Film-Scores auf CD
Das Bonner Filmmagazin Film-Dienst hat unter dem Motto „Komponiert in Deutschland“
die Edition Filmmusik aufgelegt. Erschienen
sind in der Reihe bisher sieben Ausgaben, die
jeweils dem Œuvre eines deutschen Komponisten wie Annette Focks („Die Kirschenkönigin“), Martin Todsharow („Die Unberührbare“, „Elementarteilchen“) und jüngst Dieter
Schleip („Liegen lernen“, „Der Rote Kakadu“)
gewidmet sind. Auf jeder CD finden sich Scores
zu verschiedenen Filmen und bilden so einen
Überblick über das kompositorische Schaffen
des jeweiligen Künstlers. Die von Jörg Gerle
und Horst Peter Koll konzipierte Reihe enthält überdies ein Booklet mit einer kurzen Einführung sowie einer Auswahlfilmografie der
Komponisten. Die Edition Filmmusik erscheint
beim Label Normal Records und ist im Handel sowie über die Website www.filmdienst.de erhältlich. Jede CD kostet 16,95
Euro, Film-Dienst-Abonnenten sparen pro Stück
zwei Euro.
Cannes: Kontakte
im Pavillon
Bei der 61. Ausgabe des Festival de Cannes
(14.-25. Mai) bietet der German Pavillon von German Films und Focus Germany, dem Verbund der sieben großen deutschen Filmförderer,
wieder einen Ort der Ruhe im Festivaltrubel. Das
Zelt, in dem Sie auch Mitarbeiter der Filmstiftung NRW treffen können, bildet den idealen
Rahmen für Gespräche und Kontakte.
Telefonisch erreichen Sie den Pavilion unter
0033 (0) 492590250.
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newsletter 2/2008
– Meldungen
Drei Studien für NRW
Zahlen und Fakten
Die NRW-Medienpolitik hat einen schnelleren
Gang eingelegt. Die Zielvorgabe des für Medien
zuständigen Ministers Andreas Krautscheid: „Mit Innovationen neue Markterfolge
und Arbeitsplätze generieren.“ Zwei aktuellen
Studien, die die Landesregierung in Auftrag gegeben hat, liefern wichtige Informationen für
diesen Prozess. Als Krautscheid unlängst gemeinsam mit dem Geschäftsführer der Filmstiftung NRW, Michael SchmidOspach, und dem Geschäftsführer des Dortmunder Formatt-Instituts, Horst Röper,
die Studie „Fernseh- und Filmproduktion
2005 und 2006“ vorstellte, war der Elan zu
spüren. Krautscheid und Schmid-Ospach waren soeben aus L.A. zurückgekehrt, wo sie zusammen mit Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Filmproduzenten den Medienplatz
NRW beworben hatten. Dabei war es auch zur
Unterzeichnung eines Koproduktionsabkommens zwischen einer US-Produzentin und der
Kölner Magic Media Company MMC für
einen Spielfilm gekommen, der demnächst im
Köln-Ossendorfer Coloneum gedreht wird.
Nach der Formatt-Studie, die die Filmstandorte NRW, Berlin, Bayern und Hamburg nach gewichteten Produktionsminuten beschreibt, liegt
der Medienplatz Berlin bei den Fernseh- und
Filmproduktionen vorn – als Produzenten-Sitz.
Der größte Teil der Produktion wird indes weiterhin an Rhein und Ruhr realisiert. Bei den Kinofilmen waren es 2006 13,6 Prozent (Berlin
9,2; Bayern 8,5). Insgesamt wächst der Anteil
der Filmproduktionen, der im Ausland realisiert
wird. Laut Studie liegt er bei rund einem Drittel des Gesamtvolumens.
Den Grund dafür, dass der Wettbewerb deutscher Medienstandorte wieder schärfer geworden ist, benennt die Studie „Mediencluster
NRW: Innovationen fördern, Strukturen bilden“ des Kölner Me:mi-Instituts:
„Die Kerngeschäfte der klassischen Medien stagnieren oder sind rückläufig.“ Auch im Filmbereich hat sich die Wertschöpfungskette durch
DVD und Videokopien verändert. In der Distribution konkurriert das Kino mit vielen anderen
Präsenzflächen für Filme. Hinzu kommen demografische Entwicklungen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt die Studie, sich der digitalen
Konvergenz zu stellen und Cluster zu bilden.
Me:mi-Geschäftsführer Werner Schwaderlapp: „Um volle Wirkung zu entfalten, kommt
es auf die Vernetzung der Potenziale an.“
Wie die Mediencluster vor Ort in Köln beschaffen sind, lässt sich aus dem im März von der
Rheinenergie Stiftung Kultur veröffentlichten „Kulturwirtschaftsbericht Köln
2007“ ablesen. Demnach befördert die starke Rundfunklandschaft auch die Filmwirtschaft,
deren Umsatz am Platz 2004/05 noch einmal
um 15 Prozent gewachsen ist. Die Autoren
Bernd Fesel und Michael Söndermann
widmen sich insbesondere der Innovationsfähigkeit der Filmproduktion, dem Ausbildungsbereich in der Filmbranche und den Berufszugängen für Absolventen. Dabei raten sie dem
Standort zu einer verstärkten internationalen
Ausrichtung. Zumindest sei „eine europaweite innovative Präsenz Kölns erforderlich“.
Im Portfolio von SoundVision sucht man vergebens den dröhnenden Theaterdonner großer Kommerzproduktionen. Die Ton- und
Postproduktionsspezialisten aus der Kölner Südstadt setzen vor allem auf Arthouse-Filme und hochwertige Dokumentationen. Und auch
der Filmnachwuchs findet im Hightech-Park von Lothar Segeler und Tilo Busch ein offenes Ohr.
b jemand ein Bein hinterher zieht oder
nicht, ist nicht nur ein augenfälliger Unterschied. Man hört es auch. Zumindest, wenn
man wie Tilo Busch den ganzen Tag mit Tönen
und Geräuschen beschäftigt ist und ein hochsensibles audiovisuelles Gespür entwickelt hat.
Der Geschäftsführer von SoundVision und sein
Team arbeiten mit Liebe zum Detail. Und da ist
es eben wichtig, ob ein lahmes Bein mehr
schleift als klackt. Das Bein gehört Joseph Goebbels in Lutz Hachmeisters Dokumentation „Das
Goebbels-Experiment“. Darin werden Originalbild- und Tonaufnahmen mit eingesprochenen
Tagebucheinträgen von Goebbels unterlegt.
SoundVision übernahm die Vertonung des historischen Materials und restaurierte die Reden.
Ein heikles Unterfangen. „Der Balanceakt bestand darin“, erzählt Tilo Busch, „die Tonqualität der Reden zu verbessern, ohne ihnen ihren speziellen Charakter zu nehmen. Schnell
landet man sonst bei einem Zustand der Verschlimmbesserung.“ Dieser Begriff taucht öfter auf, wenn Busch von seiner Arbeit erzählt,
und beschreibt treffend das komplexe Feld der
Tonarbeit und den bewussten Umgang des Kölner Unternehmens mit den Gefahren des Überproduzierens.
Seit der Gründung 1990 durch Lothar Segeler haben sich die technischen Möglichkeiten von SoundVision immer mehr erweitert.
Ausgestattet mit der Dolby-Lizenz in allen möglichen Spielarten erlaubt das hochmoderne
Equipment Kino- wie Fernsehmischungen. Im
Projektionsraum stehen ein Filmprojektor, ein
Videobeamer und ein Großbildmonitor zur Verfügung, die für alle gängigen analogen wie digitalen Abspielformate ausgelegt sind. Dazu
kommen noch ein Aufnahmeraum für Sprachsynchronisationen und Geräuschaufnahmen sowie ein zweiter Sprechraum, der mit seiner trokkenen Akustik für Voiceover und Kommentare optimiert ist.
Die guten Bedingungen in der Kölner Südstadt haben sich in der Branche herumgesprochen und dem 13-köpfigen Betrieb einen feinen, auch überregionalen Kundenstamm verschafft. Insbesondere Arthouse-Produktionen
kommen gerne auf SoundVision zurück, weil
sie hier neben dem Know-how ein menschliches und engagiertes Umfeld vorfinden. Das gilt
auch umgekehrt: „Uns ist es wichtig, dass die
Leute, mit denen wir zusammenarbeiten, mit
Herzblut bei der Sache sind“, so Busch. In jüngerer Zeit erledigte SoundVision die Dolby-Mischung, das Sounddesign, die Geräuschaufnahmen und die Nachsynchronisation für den Kinofilm „Die Besucherin“ von Lola Randl. Auch
„Up! Up! To The Sky“ von Hardi Sturm, „Für den
unbekannten Hund“ der Reding-Brüder und Angelina Maccarones „Vivere“ wurden in der Südstadt bearbeitet. Nicht selten gehen die Kölner
gerade bei Nachwuchsproduktionen mit ins finanzielle Risiko und arbeiten auf Rückstellungsbasis. Busch: „Dann sind wir quasi Mitproduzenten. Inzwischen weiß ich genau, wenn ich
ein Drehbuch lese, ob das Projekt auf Rückstel-
O
Firmenporträt: SoundVision
Das Auge hört mit
VON MARK STÖHR
lungen hinausläuft oder nicht.“ Oft steigt er
trotzdem mit ein.
SoundVision hat sich über die Jahre ein dichtes Netzwerk aufgebaut – auch im Dokumentationsbereich. Viele renommierte und mit Preisen bedachte Produktionen tragen die soundästhetische Handschrift der rheinländischen
Postproduktionsexperten: „Schattenväter“ von
Doris Metz etwa, „Massaker“ von Monika Borgmann, Lokman Slim und Hermann Theißen oder
auch „River and Tides“ von Thomas Riedelsheimer. „Bei unserer Arbeit steht das klangliche Erlebnis im Vordergrund. Die Technik ist das eine, die Kunst besteht aber darin, dass man diese Technik gar nicht merkt.“
Deswegen kommt für Tilo Busch auch die
Betreuung von rein kommerziellen Projekten
nicht mehr in Frage. Es gab Versuche in der Richtung: „Bei Vorabendserien gilt das Prinzip: Die
Sprache muss laut sein, freistehen und darf nicht
mit der Musik verwoben werden. Da gibt es keine Laut-Leise-Dynamik mehr. Echtes Flüstern z.B.
Firmenporträt – newsletter 2/2008
kommt in diesem Konzept überhaupt nicht vor.
Außerdem ist das Zeitbudget so knapp bemessen, dass du die Aufträge weghauen musst. Das
schafft irgendwann Zynismus, und das wollten
wir nicht.“
Trotzdem arbeitet SoundVision natürlich
auch fürs Fernsehen. Der Zweiteiler „Armageddon – Die längste Nacht“ bekam in Köln vom
Sounddesign bis zur Synchronisation sein endgültiges Audiogewand, dazu kommen zahlrei-
che Fernsehspiele, Tatorte, Reportagen oder
auch Tierfilme. Eines der Lieblingsprojekte ist zurzeit die deutsche Fassung für die zweite Staffel der britischen Kinderserie „Charlie und Lola“. „Hier bieten wir das Komplettpaket an: Wir
mischen, casten die Sprecher und führen die
Sprachaufnahmen durch. Wir verfügen inzwischen über eine umfangreiche Sprecherkartei,
auch englischsprachig.“ Das Ergebnis ist eine
deutsche Version, die sich mindestens auf Augenhöhe mit dem englischen Original bewegt.
„Wir müssen wieder mehr Qualität wagen“,
sagt Tilo Busch. „Man hört gerade im Fernsehen mehr als man denkt.“
SoundVision, Tel. (0221) 311071;
[email protected]
Oben: Die Ton- und Postproduktionsspezialisten
von SoundVision setzen auf Arthouse-Filme
und hochwertige Dokus. Links: Tilo Busch und
Lothar Segeler, Fotos: SoundVision
11
Anne Weinknecht und Heinrich Schmieder
in „Der Verdacht“: Autor Felix Hassenfratz
ist für sein Drehbuch zum Film für den
Studio Hamburg Nachwuchspreis nominiert,
Foto: Yoshi Heimrath
Neues aus der ifs
Noch bis zum 15. April läuft die Bewerbungsfrist für den Bachelor-Studiengang Film an der
ifs internationale filmschule köln mit den
Schwerpunkten Drehbuch, Filmregie und Kreatives Produzieren. Nach der Aufnahmeprüfung
im Juli startet das Studium am 22. September.
Wer noch Inspiration für die Bewerbung
braucht, der kann sich auf den einschlägigen
Videoplattformen vier Spots von den ifs-Absolventen Hanno Olderdissen und Markus
Sehr anschauen. Beide hatten einen SpotWettbewerb ihrer Schule gewonnen und werben nun mit ihren ironischen Beiträgen im Internet für den BA-Studiengang der Filmschule.
Vom 9. bis 12. April veranstaltet die ifs unter dem Titel „Bringing Out Your Character“ ei-
nen Workshop mit der britischen Schauspieltrainerin Mel Churcher. Ergänzend dazu gibt es
am 9. April um 19 Uhr im Filmforum NRW
im Kino im Museum Ludwig eine ifs-Begegnung, bei der Mel Churcher Anton Corbijns
Spielfilmdebüt „Control“ vorstellt, für das sie den
Hauptdarsteller Sam Riley für seine Rolle als
Joy Division-Sänger Ian Curtis vorbereitete. Der Eintritt zur ifs-Begegnung ist wie gewohnt frei.
Am 30. April ist dann Dani Levy zu Gast
bei der ifs-Begegnung Debüt. Im Filmforum
NRW präsentiert er sein Erstlingswerk „Du mich
auch“ aus dem Jahr 1986. Die ifs lädt dazu gemeinsam mit dem Filmmagazin Schnitt und
der Filmgalerie 451 ein.
Ein voller Erfolg war der erste Empfang der
deutschen Filmhochschulen auf der Berlinale.
„Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen.
Die Resonanz aus der Branche war enorm“,
freuen sich die ifs-Studenten Philipp Lutz und
Bogdana Lorenz, die maßgeblich an der Gestaltung und Organisation des „Hochschultags“
beteiligt waren. Am 15. Februar stellten sich hier
zum ersten Mal die Filmstudenten der sieben
größten Filmhochschulen Deutschlands in einer
eigenen Veranstaltung vor – mit Screenings ausgewählter Filme und Pitchings neuer Projekte.
Derweil laufen Filme von ifs-Studenten und
-Absolventen auf zahlreichen Festivals und konkurrieren um bedeutsame Auszeichnungen. So
sind etwa Hanno Olderdissen (für die Regie von
„Robin“) sowie Felix Hassenfratz (Buch für
„Der Verdacht“) und Markus Sehr (Buch für „Absolution“) für den Studio Hamburg Nachwuchspreis nominiert, der am 10. April vergeben wird. Drei Absolventen sind zudem für
den Produzentenpreis des Internationalen
Studentenfilmfestivals Sehsüchte nominiert: Katrin Hohendahl („Robin“), Moritz
Grenzebach („Absolution“) und Nima Kianzad („Pietas“). Absolvent Stephan
Schiffers gewann für seinen Spot „Sexy Flasche“ den Mehrweg-Filmpreis der Stiftung Initiative Mehrweg und der Deutschen
Umwelthilfe. Auch dieser Spot ist auf YouTube zu sehen. Alle Infos auch unter
www.filmschule.de.
ifs, Tel. (0221) 9201880;
[email protected]
Filmlaboratorium in Düsseldorf
Noch bis zum 30. Juni läuft die Bewerbungsfrist für das Filmlaboratorium der Filmwerkstatt Düsseldorf. Kunst- und
Filmhochschulabsolventen, Filmemacher und Videokünstler erhalten hier die Gelegenheit, sich weiter zu entwickeln, Neuland
zu erkunden und ihre eigene Filmsprache zu finden.
Ziel ist es, ein Feld des filmischen Ausdrucks zu unterstützen,
das sich durch seine Nähe zu den modernen Künsten auszeichnet. Den ausgewählten Teilnehmern wird ein Jahres-Budget zur
Verfügung gestellt. Außerdem stehen ihnen die Geräte und
Schnitt-/Ton-Studios der Filmwerkstatt zur Verfügung. Die künst-
Die Österreichische Methode
12
filmarbeiten von fünf Absolventen der Kölner Hochschule für Medien besteht. Die
Gemeinschaftsarbeit von Florian Mischa
Böder, Gerrit Lucas, Erica von Moeller, Peter Bösenberg und Alexander
Tavakoli entstand an Schauplätzen in und
um Köln sowie in der Skihalle bei Neuss. Produziert hat den bereits mehrfach auf Festivals
präsentierte Film (u.a. Hofer Filmtage 2006),
der von der Filmbewertungsstelle mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnet wurde, Toby Holzinger mit seiner Aachener
Toby Holzinger Produktion in Koproduktion mit der Claussen+Wöbke+Putz
Filmproduktion. Seit dem 20. März tourt
der Film, der vom Zorro Filmverleih verliehen wird, durch die deutschen Kinos. In
Nordrhein-Westfalen ist der Film im April in
Filmtheatern in Köln, Düsseldorf und Bochum
zu sehen. Aufführungsdaten, -orte und weitere Infos unter www.dieoesterreichischemethode.de
newsletter 2/2008
Bei der Kölner Kunsthochschule für Medien steht der Beginn des Sommersemesters
vor der Tür. Am 10. April eröffnet das Semester
offiziell mit der Diplomfeier. Genau zwei Wochen später steht dann auch schon eine besondere Regieübung auf dem Lehrplan: Stanislaw Mucha wird ein Wochenende lang mit
den Studierenden arbeiten. Zur Einstimmung
darauf und als Anreiz für Interessierte außerhalb
der KHM stellt der Regisseur am 24. April um
19 Uhr in der Aula der Kunsthochschule seine
jüngste Regiearbeit „Hope“ persönlich vor. Weiter geht es dann im Mai mit der Filmreihe „Best
of KHM“ und einer Filmreihe zu Pier Paolo
Pasolini sowie der „Schlussklappe“, die für den
5. und 6. Juni vorbereitet wird.
Unterdessen feierte KHM-Absolvent Reto
Caffi Anfang Februar auf dem weltweit größten Kurzfilmfestival in Clermond-Ferrand einen
bedeutsamen Erfolg: Sein Abschlussfilm „Auf
der Strecke“ gewann den Grand Prix des Internationalen Wettbewerbs, was automatisch die
Qualifizierung für das Rennen um den KurzfilmOscar 2009 bedeutet. Außerdem ist Caffis 30Minüter in der Kategorie „Beste Regie“ nominiert für den Studio Hamburg Nachwuchspreis, der am 10. April vergeben wird.
Ebenfalls Grund zur Freude hatte Bettina
Eberhard, deren KHM-Abschlussfilm „Lostage“ auf den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit einer Lobenden Erwähnung der
Nachwuchsjury „Dialogue en perspective“ für
seine „großartige und einzigartige Bildsprache“
bedacht wurde.
KHM, Tel. (0221) 201890;
[email protected]
lerische Leitung liegt bei Erwin Michelberger, die technische
Betreuung übernimmt Justyna Feicht. Als Gastmentor konnte Regisseur Philip Gröning gewonnen werden. Voraussetzung
für die Bewerbung sind der Abschluss an einer Kunst- oder
Filmhochschule oder der Nachweis bisheriger künstlerischer Arbeiten. Der Wohnsitz muss in Nordrhein-Westfalen sein.
Filmlaboratorium, Tel. (0211) 4080701;
[email protected]
Aktuell im Kino
Julia ist der Einsamkeit überdrüssig und will ihrem Leben ein Ende setzen; zumindest will sie
eine Methode dafür ausprobieren, indem sie sich
volltrunken in den Schnee legt und für immer
einschläft – eben die österreichische Methode.
Suizidpläne hegt auch Clara, nachdem ihr ein
Gehirntumor diagnostiziert wurde. Doch dann
tritt ein Student in ihr Leben, der ganz begeistert
von ihr ist. Begeistert ist auch Eva von dem Psychologen Roman, der aber mit Carmen verheiratet ist, die erst langsam ahnt, dass ihr Mann
ein Verhältnis haben könnte. Sängerin Maleen
sieht die Beziehung zu Pianist Sascha in der Sackgasse, bis sie ihm wissentlich eine vergiftete Ecstasy-Pille verpasst. Mona ist in Handschellen an
ein Bett gefesselt. Hans ist ihr Peiniger und ihr
Freund, aber wer von beiden hat wirklich die
Kontrolle über die Situation?
Fünf Frauenschicksale aus der deutschen Gegenwart bilden die kaleidoskopisch verschachtelte, episodische Erzählstruktur des Kinofilms
„Die Österreichische Methode“, der aus Kurz-
Neues aus der KHM
– Nachwuchsseite: Auf dem Sprung
AV-Gründerzentrum
André Erkau, Absolvent der
Die 3. Generation
Kölner Kunsthochschule für
Seit Januar 2008 nimmt die nunmehr dritte Generation die Vorzüge des AV-Gründerzentrums NRW in Anspruch. Die zehn Stipendiaten erhalten innerhalb des laufenden Jahres neben einer Finanzspritze in Höhe von je 10.000
Euro ein umfassendes Beratungs- und
Coaching-Programm. Darüber hinaus sollen sich
die Existenzgründer nicht nur untereinander
stärker vernetzen, sondern werden zudem in
das bestehende Netzwerk des Medienstandortes NRW eingebunden. Unternehmenspatenschaften, die 2008 erstmals eingeführt wurden,
runden das Stipendiumsangebot ab.
Die zehn jungen Unternehmen decken ein
breites Feld im Bereich der Bildmedien ab: Die
aerafilm etwa (Silvia Schopf und Jochen
Peters) ist Filmproduktion ebenso wie crossmedialer Dienstleister, DieBesetzungCouch
(Christian Zinecker und Klaus Neumann)
verlegt Vorgänge des Castings weitgehend ins
Internet, während Ester.Reglin.Film (Roswitha Ester und Torsten Reglin) für Kino und TV entwickeln und produzieren möchte. Die film-manufaktur (Robert Wiezorek) produziert und inszeniert dokumentarische
TV-Formate und Wirtschaftsfilme, und
Gentlemen’s Agreement (Markus Sehr
und Hanno Olderdissen) versteht sich als
Kreativ-Dienstleister im Bereich Werbung und
Musikvideo. KINGZ ENTERTAINMENT
(Benni Diez und Marinko Spahic) produziert u.a. VFX-Content für verschiedene Medienplattformen, :le und la (Lale Nalpantoglu)
ist eine Schauspiel- und Casting-Agentur für Kinder und Jugendliche, und Punktfilm (Anna
Ditges) stellt qualitativ hochwertige Dokumentarfilme her. Rauschengel Film (Christoph
Loebermann und Jörg Stehler) schließlich
produziert Imagefilme, TV- und Kinowerbung,
und TV Sisters (Elfi Jäger und Sonja Behrens) bietet umfassende Programmrecherchen
und Format- bzw. Trendscouting an.
„Die spannende und wachstumsstarke
Branche der AV-Medien bietet in NRW reichlich
Raum und Möglichkeiten für gute Ideen und zupackendes Unternehmertum“, begrüßte
NRW-Minister Andreas Krautscheid die neuen Stipendiaten, und Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach ergänzte: „Zehn kreative Geschäftsideen zu
fördern, das heißt auch, Verantwortung zu
übernehmen für Unternehmer und Mitarbeiter. Das Beratungs- und Coaching-Programm ist Ausdruck dieser Verantwortung.“
Gesellschafter der in Köln-Mülheim ansässigen AV-Gründerzentrum GmbH, deren
Geschäftsführung Horst Schröder seit
Oktober 2007 inne hat, sind die Stadt
Köln, die Filmstiftung NRW, ecmc
Europäisches Zentrum für Medienkompetenz, Magic Media Company und die IHK Köln.
AV-Gründerzentrum NRW,
Tel. (0221) 6110748;
[email protected]
„Die Österreichische Methode“:
eine Gemeinschaftsarbeit von
KHM-Studenten über fünf Frauen
und einen Selbstmordversuch
im Schnee, Foto: Spirit Filmverleih
Medien, gewann mit seinem
Debüt „Selbstgespräche“
den Max-Ophüls-Preis 2008.
Oliver Baumgarten traf den
gebürtigen Dortmunder in Köln.
Porträt: André Erkau
Raus aus der Schublade!
ein Filmemacher steckt gerne in einer
Schublade. Das gilt auch für André Erkau:
„Plant man für seinen nächsten Film etwas
scheinbar völlig anderes, heißt es schon mal:
Das hat der ja noch nie gemacht, warum sollte das klappen?“ Erkau kennt dieses Gefühl gut,
denn schon der Übergang von seinem Diplomfilm „37 ohne Zwiebeln“ zum Erstling „Selbstgespräche“ war einer quer durch die Genres:
„Noch vor dem Debüt war ich der Lustig-Skurrile, und dann ist es beim Debüt plötzlich gar
nicht mehr so lustig und skurril …“
Die Vielfalt, die sich André Erkau für seine
filmische Karriere wünscht, ist er aus seiner vorherigen Profession bereits gewohnt. In Dortmund geboren, aber vorwiegend in Bremen
aufgewachsen, begann er früh beim Theater.
Als er mit Anfang zwanzig am Bremer Theater
in der Regie hospitierte, wollte es der Zufall, dass
kurzfristig eine kleine Rolle frei wurde. Er sprang
ein, und sein Traum, Regisseur zu werden, war
erst einmal vergessen. „Wir haben mit etwa
zehn Leuten das Junge Theater in Bremen gegründet, in dem ich weiter hauptsächlich gespielt habe“, erzählt Erkau, der seine Fähigkeiten stetig verbessern wollte und deswegen an
der Hamburger Frese-Schule Schauspiel studierte. Nach dem Abschluss erhielt er ein Engagement an der Württembergischen Landesbühne in Esslingen, wo er vier Jahre lang die typische Theatermühle durchlief: fünf bis sechs Rollen pro Spielzeit, dazu zahlreiche Tourneen, die
eine Landesbühne zusätzlich zu absolvieren hat.
Doch mit der Zeit war Erkau mit den Möglichkeiten, die ihm der Theateralltag bot, unzufrieden: „Ich hatte irgendwann nicht mehr die
Realitäten vorgefunden, deretwegen ich einst
spielen wollte. Mir erschien es so, dass, wenn
man sich erst einmal in einer solchen Theaterfabrik befindet, man sich kaum noch mit den
Stoffen inhaltlich auseinander setzt und nicht
mehr so konstruktiv als Spiegel der Gesellschaft
fungieren kann, wie es noch im freien Theater
möglich war.“ Aus dieser Erfahrung heraus begann er mit Kollegen, mit einer DV-Kamera zu
experimentieren, und plötzlich tauchte auch der
K
alte Wunsch nach Regie wieder auf, der die
Schauspielerei nach und nach verdrängte. „Ich
habe schnell gemerkt, dass ich wesentlich bessere Sachen mache, wenn ich mich ganz klar
für eine Seite entscheide. Der Spaß, den ich auf
der Bühne empfunden habe, hat sich nun als
Drehbuchautor und Regisseur noch einmal potenziert.“
33 Jahre alt war André Erkau, als er sich
schließlich 2001 an deutschen Filmhochschulen für Filmregie bewarb. Genau zwei Einladungen hat er aufgrund des Alters nur bekommen,
die Kölner Kunsthochschule für Medien ist es
am Ende geworden. „Gerade für die älteren Semester ist die KHM genau die richtige Hochschule“, erzählt Erkau, „weil sie nicht so verschult ist, und weil man sich sein Studium dort
wie einen Fruchtsalat zusammenstellen kann.
Dank des Aufbaus mit Modulen hat man zwischendurch außerdem immer auch mal wieder
Gelegenheit, gewisse Auszeiten zu nehmen und
zu jobben.“ Bis 2004 entstanden drei Kurzfilme,
ehe Erkau dann 2005 mit dem 15-Minüter „37
ohne Zwiebeln“, eine flott erzählte und technisch ausgeklügelte Geschichte über Zeitsprünge, sein Diplom an der KHM machte. „37 ohne Zwiebeln“ feierte internationale Publikumsund Festivalerfolge und gewann insgesamt
knapp 30 Auszeichnungen, darunter den MaxOphüls-Preis und den Studio Hamburg Nachwuchspreis. Nun war André Erkau „der LustigSkurrile“ und erlebte gleichsam, dass Preise nicht
nur positive Seiten haben: „Während der ersten
zehn Preise herrschte eine ausnahmslos tolle
Stimmung um mich herum. Ungefähr ab Preis
Nummer 15 allerdings trübte sie sich etwas, und
es hieß gelegentlich: Naja, so gut ist der Film
nun auch wieder nicht…“
In der Schublade des Lustig-Skurrilen steckte Erkau nicht bei allen, denn einen Produzenten für sein Langfilmdebüt „Selbstgespräche“
hatte er zu dieser Zeit mit der Geißendörfer Filmund Fernsehproduktion längst schon gefunden.
Gemeinsam mit Christian Cloos vom ZDF/Das
kleine Fernsehspiel und den GFF-Producern Roswitha Ester und Torsten Reglin entwickelte er
Nachwuchsseite: Auf dem Sprung – newsletter 2/2008
„Selbstgespräche“, einen Film über Kommunikationsprobleme angesiedelt in einem Callcenter. Gleich bei seiner Premiere in Saarbrücke
begeisterte der im Vergleich zu „37 ohne Zwiebeln“ langsamere und konzentriertere Film Publikum und Jury gleichermaßen: André Erkau
erhielt seinen zweiten Max-Ophüls-Preis – dieses Mal für einen Langfilm. „Ich war nahezu hysterisch“, erzählt Erkau, „weil in diesem Moment
ein tonnenschweres Gewicht von mir abgefallen ist. Bei aller Überzeugung vom Projekt stehen eben auch zahlreiche Ängste im Raum.“ Für
den Familienvater André Erkau bleibt Saarbrükken sein bisher wichtigstes Festival: Es hat den
Langfilm möglich gemacht und nun auch die
Türen für seinen zweiten Film, den er mit der
Wüste Filmproduktion realisieren wird, weit aufgestoßen. „Arschkalt“ lautet der Arbeitstitel, das
Treatment ist fertig, um es zur Drehbuchförderung einzureichen. Und? Wird es skurril-lustig?
„Es wird diesmal ein Roadmovie, die Geschichte eines emotional erkalteten Gefrierkostlieferanten“, deutet Erkau schmunzelnd an und verrät nicht viel mehr. Schließlich soll ja nicht gleich
schon das Treatment wieder in einer Schublade verschwinden.
Oben: August Zirner (links) und Maximilian
Brückner in „Selbstgespräche“, Regisseur André
Erkau bei der Arbeit, Foto: GFF/Thomas Kost
13
Gespräch über die Filmbeziehungen zwischen Polen und Deutschland. Von links:
Malgorzata Szumowska, Raimond Goebel (Pandora Film), Agnieszka Odorowicz,
Stanislaw Mucha, Patrycia Ziolkowska, Robert Thalheim und Grazyna Torbicka.
Rhein- und Ruhrländer in der Hauptstadt: RTL-Chefin Anke Schäferkordt
mit Dieter Gorny, Aufsichtsratsvorsitzender der Filmstiftung NRW
NRW-Presse in Berlin: die
NRW-Filmjournalistinnen Martina
Schürmann (NRZ) und Dorothee
Krings (Rheinische Post)
Kulturstaatsminister Bernd
Neumann und Hartmut Palmer
(Der Spiegel)
Wajdas Traum
VON KATHARINA BLUM
s waren gerade einmal fünf kurze Wochen von der Idee bis zur Umsetzung: Als bekannt wird, dass die Berlinale Andrzej Wajdas „Katyn“
zeigt, herrscht in der Filmstiftung NRW schnell Konsens, eine begleitende Diskussionsrunde zu veranstalten. Mit Wajda, der sich immer sehr für
die Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland engagiert hat, pflegen die Düsseldorfer Filmförderer seit einigen Jahren eine gute Beziehung.
Polen war eines der ersten Reiseziele von Filmstiftungs-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach nach seinem Amtsantritt. Mittlerweile existiert eine erfolgreiche Kooperation zwischen der ifs internationale filmschule köln
und der Andrzej Wajda Filmschule in Warschau, und viele NRW-Firmen
koproduzieren mit polnischen Partnern, wie etwa Zieglerfilm Köln bei „Unkenrufe“ oder Pandora bei Malgorzata Szumowskas Filmen „Stranger“ und
„33 Szenen“, der gerade mit Julia Jentsch in der Hauptrolle in der Kölner
Fußgängerzone abgedreht wurde.
Für das Berlinale-Panel setzt sich die Filmstiftung NRW mit Vertretern
des Polnischen Instituts in Düsseldorf zusammen. Gemeinsam überlegt man,
wer zum Deutsch-Polnischen Verhältnis beim Film etwas beitragen könnte. Die Resonanz ist überwältigend. Die meisten sagen spontan zu: Robert
Thalheim, Malgorzata Szumowska, Stanislaw Mucha, Raimond Goebel, Patrycia Ziolkowska und Agnieszka Odorowicz wollen gerne kommen. Auch
Wajda ist sofort bereit, ein Grußwort zu sprechen. An dem Thema muss
etwas dran sein, wenn es schon im Vorfeld auf so viel Interesse stößt.
Der Eindruck bestätigt sich am Tag der Diskussion. Es ist der Freitag vor
der Bekanntgabe der Berlinale-Sieger, und der Raum im Hotel Esplanade
ist voll. Als Wajda spricht, spürt man Rührung im Zuschauerraum und auf
dem Podium. Wajda erinnert daran, dass es nicht immer so war mit der
Möglichkeit der Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, dass es Zeiten gab, in denen man von Europa und europäischer Zusammenarbeit
träumte, und er ermutigt die Anwesenden weiter zu machen. „Ich wünschte, ich wäre noch so jung, um an dem wundervollen Ausbau der Kooperationen mitzuwirken“, beendete er seine Rede.
Auf dem Podium wird der Zuspruch aufgenommen. Stanislaw Mucha
erinnert daran, dass es schön, aber nicht nur einfach sei, mit einem internationalen Cast bzw. Set zu arbeiten, dass er schon Sätze gehört hat wie
„guter Film, schade nur, dass du ein Pole bist“. Auch
Malgorzata Szumowska erzählt, wie sehr die kulturellen Unterschiede den Alltag der Dreharbeiten
beeinflussen können. „Aber“, sagt sie, „es ist jedes
Mal eine große Bereicherung!“ Patrycia Ziolkowska
betrachtet die Arbeit aus ihrer Situation als Migrantin und betont, dass sie es als sehr fruchtbar empfindet, dass sich die unterschiedlichen Kulturen bei
der Arbeit mischen. Die Lebhaftigkeit der Beiträge,
Andrzej Wajda hielt
die Fragen aus dem Zuschauerraum zeigen: Die Kodie Eröffnungsrede.
operation zwischen beiden Ländern ist auf einem
spannenden, ausbaubaren Weg. Auch Raimond Goebel von der Kölner Pandorafilm spricht vom immer wiederkehrenden Interesse an dieser Zusammenarbeit, und die Direktorin des Polnischen Filminstituts Agnieszka Odorowicz bestätigt, dass man inzwischen auch in Polen Gelder für Koproduktionen zur Verfügung stelle. Wajdas Traum nimmt in vielen aktuellen Koproduktionen Gestalt an: Der Traum von Filmen, die „über die Grenzen verstanden werden, aber dennoch ihre Identität bewahren“.
Regisseurin Isabel
Kleefeld (links),
Christina Bentlage
(Filmstiftung NRW)
und Tom Spieß
(Little Shark).
E
Die Schauspielerinnen
Claudia Michelsen, Sophie
von Kessel und Pressebetreuerin
Gitta Deutz-Zaboji
14
Michael Schmid-Ospach und Jürgen Rüttgers mit Hannah
Herzsprung und Filmemacher Fatih Akin.
Transatlantischer
Dialog: NRWMinister Andreas
Krautscheid und
Bernd Desinger
vom GoetheInstitut Los Angeles
Regisseur Christoph Hochhäusler im Gespräch mit
Frédéric Maire, Direktor
des Locarno Filmfestivals
Lars von Triers
Produzentin
Vibeke Windelov
mit Michael
Schmid-Ospach
Michael Verhoeven, Monique Adorf ,
Senta Berger und Mario Adorf (v.l.)
Prof. Günter Rohrbach
(Präsident der Deutschen Filmakademie)
mit seiner Frau Angelika
Wittlich
Claudia Droste-Deselaers (Filmstiftung NRW)
mit Regisseur Josef Rusnak, der demnächst das Leben
von Romy Schneider verfilmen wird.
Drei von der LfM: Susanne Land (LfM Nova), Frauke
Gerlach (Vorsitzende der Medienkommission, LfM) und
Frank Weyers-Goebel (Projektleiter Film- und Fernsehkongress, LfM Nova)
Rund 1000 Gäste nutzten die Einladung zum NRW-Empfang in der
Landesvertretung, um zu feiern, Gespräche zu führen und Kontakte zu
knüpfen.
Produzentin Bettina Brokemper
(Heimatfilm) mit Eran Riklis
und Hiam Abbass (Mitte).
Noch wussten sie nicht,
dass ihr Film „Lemon Tree“
den Publikumspreis im
Panorama gewinnen würde.
Jürgen Vogel und Filmstiftungssprecherin
Tanja Güß.
[email protected]
Entspannte Atmosphäre
in der neuen Location:
Die Produzenten
Tanja (links) und Regina
Ziegler im Gespräch mit
LfM-Direktor Norbert
Schneider im San Nicci
in der Friedrichstraße.
– Berlinale Rückblick
Die Gastgeber Michael Schmid-Ospach und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers baten
einige der Gäste auf die Bühne der Landesvertretung NRW. Darunter Mario Adorf und
Senta Berger.
Vorfreude auf den Kinostart im Dezember:
Das „Buddenbrooks“-Team mit
Regisseur Heinrich Breloer, August Diehl,
Gernot Roll und Mark Waschke.
Regisseur Jovan Arsenic und sein Team von „Helden aus der Nachbarschaft“ in Feierlaune: Ihr Film lief im Panorama der Berlinale
Empfang des Landes NRW
und der Filmstiftung NRW
NRW im
Berlinalefieber
Heike Makatsch (rechts) mit Produzentin
Judy Tossell („Helen“) in der NRW-Landesvertretung: Gemeinsam planen
sie einen Bio-Pic über Hildegard Knef.
Ihr erster öffentlicher
Auftritt als Paar:
Telekom-Chef René
Obermann und Moderatorin Maybrit Illner
Produzent Michael
Simon de Normier
realisiert „Der Vorleser“ in NRW, Wim
Wenders drehte bereits
2007 sein
„Palermo Shooting“
in Düsseldorf.
Presselunch im San Nicci
Prof. Gabriele Henkel und Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
Shooting Star Hannah Herzsprung und Filmemacher Fatih Akin im Blitzlichtgewitter
150 Gäste kamen zum Presselunch: Peter Lohmeyer, Hiam Abbass und Produzent Claus Boje
nutzten die Gelegenheit zu Gesprächen.
Traditionell begrüßten die Gastgeber auf dem NRW-Empfang auch die Shooting Stars aus neun europäischen Ländern.
Berlinale Preise für NRW
Publikumsliebling „Lemon Tree“
iel Lob und einen Preis konnten die geförderten Produktionen der Filmstiftung NRW in diesem Jahr aus Berlin mit nach Hause nehmen. Eran Riklis
neuer Film „Lemon Tree“, eine internationale Koproduktion der Kölner Heimatfilm mit der Eran Riklis Production, der französischen MACT und Riva Film, gefiel den Besuchern so gut, dass sie ihn mit dem Panorama Publikums-Preis 2008
auszeichneten. Der israelische Regisseur bewies damit erneut, dass man auch
mit politischen Filmen unterhalten und den Publikumsgeschmack treffen kann.
Schon für die ebenfalls geförderte Produktion „Die syrische Braut“ hatte er 2004
den Publikumspreis in Locarno gewonnen. In NRW wird der Film erstmals beim
Internationalen Filmkongress der Filmstiftung im Juni zu sehen sein.
Über eine lobende Erwähnung in der Berlinale-Reihe Perspektive Deutsches
Kino konnte sich Regisseurin Bettina Eberhard für ihren Film „Lostage“ freuen.
Die Regisseurin und Autorin ist Absolventin der Kunsthochschule für Medien (KHM)
und drehte ihren 34-minütigen Kurzfilm im Ruhrgebiet. Insgesamt waren in der
Reihe sieben Filme von Absolventen und Studenten der beiden Kölner Filmschulen KHM und ifs zu sehen. Lobend erwähnt wurden auch Christian Asmussen
und Matthias Bruhn, deren Animationsfilm „Post“ in der Berlinale Reihe Generation Kplus zu sehen war. „Dieser Film ist mitreißend durch seinen verrückten,
anarchistischen Humor, anrührend durch seine liebevolle Botschaft über einen
Mann, der einen ganzen Ort glücklich gemacht hat“, so die Begründung der internationalen Jury des Deutschen Kinderhilfswerks. Dem konnten sich die Besucher bei der NRW-Premiere Anfang März im Kölner Odeon Kino nur anschließen. Produziert wurde der Kurzfilm vom Kölner Trickstudio Lutterbeck.
V
Zwei gute Gründe zum Feiern gab es für das Team der Kölner COIN Film: Mit
„Die Besucherin“ und „Liebe und andere Verbrechen“ waren sie gleich doppelt
auf der Berlinale vertreten.
Deutsch-israelischer Gedankenaustausch: Ludi Boeken
(„Unter Bauern“), Katriel Schory
vom Israel Film Fund (Mitte)
und Karin Knöbelspies.
Zwei Talente mit Zukunft:
Jan Bonny („Gegenüber“) und
Pia Marais („Die Unerzogenen“)
Regisseur Oskar Roehler freute sich
über das Treffen mit Schauspielerin
Johanna Wokalek.
Berlinale Rückblick – [email protected]
15
Der gebürtige Solinger
Axel Melzener hat sich bereits
vor seinem Drehbuchstudium
an der Filmakademie
Baden-Württemberg mit
der Entwicklung von Games
beschäftigt. Heute macht
er beides: Er schreibt für Spiele
ebenso wie für den Film.
Über mögliche und tatsächliche
Sie begannen früh, als Komponist und Entwickler für Computerspiele zu arbeiten. Warum haben
Sie sich mit Aufnahme des Studiums
dem Filmdrehbuch zugewendet?
Mitte der 90er Jahre zeichnete sich ja
schon ab, dass beide Medien zusammenwachsen. Zu der Zeit gab es aber noch keine Ausbildungsmöglichkeiten im Spielebereich in
Deutschland. Damals war die Branche hier noch
rein autodidaktisch. Ich wollte aber studieren,
einen richtigen Abschluss haben. Da war Film
die nahe liegendste Alternative. Dabei war ich
nicht so einer, der schon mit acht Jahren mit der
Kamera durch den Garten lief – es war das Geschichtenerzählen generell, das mich reizte.
Während meines Filmstudiums habe ich die
Spielewelt nicht vernachlässigt, sondern weiter
an Games gearbeitet, auch wenn Film und Fernsehen zunehmend Priorität für mich bekamen.
Synergien beider Medien
auf dramaturgischer Ebene
sprach Melzener mit
Oliver Baumgarten.
Axel Melzener,
Foto: privat
Worin ähneln sich das Schreiben für den Film und das Schreiben
für Computerspiele?
Auch eine Spielestory braucht Konflikte,
Charaktere, Dialoge – da gibt es durchaus eine Schnittmenge. Der größte Unterschied liegt
in den Limitationen, die vom Spieldesign herrühren. Es gibt nur so viel Story, wie es die technischen Rahmenbedingungen ermöglichen.
Wenn die Entwickler sagen: Dieses oder jenes
Feature können wir nicht einbauen, dann muss
man die Story danach ausrichten. Die narrative Ebene richtet sich nach dem Programm, nicht
umgekehrt. Die Story ist eben nicht der wichtigste Teil eines Spiels, sondern das Gameplay.
Das heißt aber nicht, dass man den narrativen
Teil vernachlässigen darf – im Gegenteil, er ist
Interview mit Axel Melzener
Chancen für A
vor allem für die Vermarktung und Zugänglichkeit eines Spiels sehr wichtig. Genau das wird
in Deutschland oft übersehen, und dann wundern sich die Entwickler, warum ihre Games sich
nicht so gut verkaufen wie die US-Pendants, obwohl sie technisch vielleicht genauso gut sind.
Es fehlt eben der kinomäßige Ansatz bei der Promotion, und dafür braucht man kinematischere Spiele.
Wie viel ist die Drei-Akt-Struktur beim Computerspiel wert?
Die meisten Gamestories operieren mit
klassischen Dramaturgiemodellen. Aristoteles
lässt sich ohne weiteres auf das Figurengeflecht
eines Spiels übertragen. Auch Campbells Heldenreise kann Spielen starke erzählerische Impulse geben. Die Interaktivität einer Spiele-Story widerspricht diesem Gerüst im Grunde nicht.
Sie kann sich zwar in mehr verschiedene Richtungen bewegen, aber um die Produktion überschaubar und finanzierbar zu halten, müssen die
Möglichkeiten des Spielers beschränkt werden.
Meistens laufen die verschiedenen Verzweigungen also doch wieder an gewissen Knotenpunkten zusammen. Insofern ist Spieledramaturgie
keine große Befreiung von dramaturgischen Ketten. Sie erfordert nur mehr Verästelungen. Sie
macht dem Autor damit auch mehr Arbeit. Wo
ein Filmdrehbuch im Schnitt bei 120 Seiten liegt,
kann es bei einem Spiel das Fünffache werden,
weil der Konsument eine lange Spielzeit für sein
Geld erwartet. Er zahlt ja auch das Vielfache eines Kinotickets dafür.
Wie geht man bei Games mit
den Figuren um – müssen die Charaktere ähnlich sorgsam entwickel
werden wie im Spielfilm?
Nein, hier gibt es einen deutlichen Unterschied. Spielehelden müssen in erster Linie visuell reizvoll sein. Es sind meist ikonografische
Charaktere ohne viel Tiefgang. Das kommt daher, dass diese Figuren im Gegensatz zum Film
nicht von Schauspielern verkörpert werden, son-
Im Gespräch mit Peter
Hanemann stellt Ökonom
Jörg Müller-Lietzkow die
Spielewirtschaft zwischen
Zielgruppen, Teilmärkten und
Standorten vor. Müller-Lietzkow
ist Professor für Medien-
Interview mit Jörg Müller-Lietzkow
„Massiv den
Mainstream angehen“
organisation und Mediensysteme an der Universität
Paderborn. Zu seinen jüngsten
Veröffentlichungen zählt
das Buch „Gegenwart und
Zukunft der Computer- und
Videospielindustrie in Deutschland“.
Jörg Müller-Lietzkow,
Foto: privat
16
Die Games-Branche boomt.
2007 sind die bundesweit verkauften Stückzahlen um zwölf und die
Umsätze sogar um 21 Prozent gestiegen. Sehen Sie Grenzen des
Wachstums?
Die Grenze wird natürlich theoretisch erst
mit der größtmöglichen Zahl an Spielern global erreicht sein. Wenn Sie für Deutschland neben den etwa zehn Millionen Standard- und
Hardcore-Spielern die Casual Gamer einrechnen,
liegen Sie aktuell bei rund 20 Millionen Spielern.
Ich glaube allerdings nicht, dass in den nächsten zehn Jahren so viele Leute spielen wollen
wie heute Bücher lesen.
[email protected]
– Schwerpunkt
Wie differenzieren sich die Altersgruppen?
Nach der Umsatzstatistik liegt das Durchschnittsalter bei 28 bis 29 Jahren. Ich vermute,
dass die allermeisten Spieler im Durchschnitt 22,
23 Jahre alt sind. Nur generieren diese nicht
zwingend Umsatz, sondern wissen, diesen zu
vermeiden. Bei Konsumentenbefragungen
bleibt unklar, ob die Käufer auch die Spieler sind.
Wir wissen, dass die Spiele der Kinder von den
Eltern gekauft werden. Wenn die Eltern aber
auch selbst spielen, kann es sein, dass sie für sich
oder für den Nachwuchs einkaufen.
Alien-Invasionen
dern eben vom Spieler gesteuert. Letztendlich
ist ein Game-Charakter ja nur eine Projektionsfläche für den Konsumenten, sein Abbild in der
virtuellen Welt. Je klischierter und anonymer die
Figur ist, umso leichter kann der Konsument diese leere Hülle ausfüllen. Das muss aber nicht
ewig so bleiben, hier gibt es Spielraum für Entwicklungen. Ich glaube, Games-Helden der Zukunft werden psychologisch differenzierter sein,
eine Aufgabe, bei der auch klassische Drehbuchautoren gefragt sind.
Interaktivität war das Zauberwort der späten 1990er Jahre. Wie
ist es denn aber mit der Interaktivität bei Games beschaffen – geschieht nicht am Ende doch immer
das, was Sie sich ausdenken?
Tatsache ist, dass viele Käufer keinen Wert
auf absolute Handlungsfreiheit legen. Für die
meisten Spieler geht eine linear erzählte, aber
dafür spannende, emotional involvierende Story vor. Das ist auch genrebedingt. In einem Ad-
venture, das man allein spielt, entfaltet sich die
Story meist geradlinig, während sich ein OnlineRollenspiel, bei dem sich Ereignisse aus der Interaktion von tausenden miteinander spielenden Fans ergeben, sehr unvorhersehbar entwikkeln kann. Spannend für Autoren – und anders
als beim Film – ist, dass man dem Spieler verschiedene Lösungsmöglichkeiten für Probleme
anbieten kann. Anstatt einen Zuschauer eine
Story nur passiv und strikt einen einzelnen Weg
entlang erleben zu lassen, hat der Gamewriter
die Möglichkeit, den Spieler vor aktive Entscheidungen zu stellen. Das finde ich kreativ herausfordernd, weil man sich in die Psyche des Spielers hineinversetzen, seine Winkelzüge vorausahnen muss. Die wahre Kunst liegt nicht in der
Herstellung grenzenloser Interaktivität, sondern
in der Erzeugung von deren Illusion.
Wie sehr orientieren sich Games-Autoren am Spielfilm? Oder
dreht sich das Verhältnis zurzeit sogar um?
Spieleautoren orientieren sich vor allem bei
Adventures, Rollenspielen und Shooter-Kampagnen stark am Film und arbeiten mit demselben dramaturgischen Handwerkszeug. Leider
beherrschen es viele noch nicht so gut wie ihre Kollegen vom Film. Die meisten Spieleentwickler denken noch zu technikorientiert, vertrauen zu wenig auf Stories und Emotionen und
käuen nur die immer gleichen Vorbilder wieder.
Was gerade für deutsche Drehbuchautoren interessant sein dürfte, ist die Genrevielfalt in Spielen. Die meisten Games bieten Science Fictionoder Fantasy-Szenarien. Autoren, die von AlienInvasionen oder schwertschwingenden Rittern
träumen, können im Spielesektor ihre Vorlieben
viel besser ausleben als im deutschen Kino, das
ja außer Komödien und Historiendramoletten
wenig bietet. Umgekehrt haben Computerspiele die Autoren meiner Generation, die mit
Games aufgewachsen sind, sicher auch geprägt.
Filme sind heute schneller, actionreicher, visueller, und das hat mit der zunehmenden Verankerung der Games im medialen Bewusstsein
der Gesellschaft zu tun.
Wie schätzen Sie das Potenzial der zunehmenden Zusammenarbeit beider Branchen ein?
In den USA ist es längst normal, dass zu
Filmen ein Spiel entwickelt wird, oder umgekehrt. Die Branchen werden in Zukunft noch enger zusammenwachsen, einerseits, da sie auf
technischer Ebene immer mehr gemeinsame
Ressourcen nutzen, andererseits, weil immer
mehr Kreative aus dem Filmbereich für das kinematische Aufpolieren von Spielen angeheuert werden. In Deutschland wird mir das Potenzial aber noch viel zu wenig ausgeschöpft. Das
Problem ist, dass die richtigen Stoffe fehlen, die
zugleich als Spiel und Film auswertbar sind. Wie
soll man aus „Sophie Scholl“ ein Game machen?
Und umgekehrt, würde sich „Die Siedler“ für eine Fernsehserie eignen? Vielleicht – aber die
Übersetzbarkeit scheint doch sehr gering. Die
Filmleute sitzen zu oft auf dem hohen Ross ihres Kulturauftrages, und die Spielemenschen
bleiben zu sehr in ihrer technokratischen NerdEcke. Man müsste sich in der Mitte treffen, sich
die Hand reichen – dann könnte Großartiges
entstehen. Ich für meinen Teil werde weiterhin
dabei mithelfen, diese Brücken zu bauen.
Seminar: Storytelling in Games
Game Designer und Drehbuchautor Axel Melzener bietet im August in Köln das fünftägige
Seminar „Storytelling in Games“ an. Voraussetzungen zur Teilnahme sind Grundkenntnisse im
Bereich von Game Design und ganz allgemein
der Spieleindustrie. Die fünf Tage teilen sich auf
in die Lehrbereiche „Einführung und Genretheorie“, „Narratives Szenariodesign“, „Grundlagen
der Dramaturgie“, „Dramaturgische Werkzeuge“ sowie „Dialoge und Cut Scenes“. Das Seminar findet vom 4. bis 8. August jeweils zwischen 10 und 17 Uhr im Kölner Seminarzentrum
statt. Anmeldungen sind noch bis zum 1. Juli
möglich, die Teilnahmegebühr beträgt 399 Euro.
Nähere Informationen stehen unter www.gamewriting.net bereit.
John Locke, der glatzköpfige Sonderling aus der US-Serie „Lost“,
wird in Düsseldorf bei Ubsoft zum Pixelmann. Foto: Ubisoft
Was ist mit den viel zitierten Silver-Gamern?
Der Anteil der Gamer im Seniorenalter
wird überschätzt. Ein zunehmend größerer Teil
der Spieler sind Frauen. Insbesondere Gesellschaftsspiele wie SingStar oder Nintendo WiiPlay kommen bei den von mir gerne auch als
„Vanilla Gamern“ bezeichneten Spielerinnen an.
Für welche Märkte produzieren
die hiesigen Developer?
Bei Strategiespielen sind wir international
konkurrenzfähig, die produzieren deutsche Unternehmen auch gerne: Games are done by Gamers for Gamers. Aber das ist nicht selten
schwierig für den internationalen Markt. Zudem
produzieren wir in Deutschland aktuell nur sehr
wenige aufwändig entwickelte Spiele für den
Massenmarkt, im Fachjargon Triple-A-Titel genannt. A-Titel hingegen, zumindest für Europa,
gibt es eine ganze Reihe. Vielfach sind es PCSpiele. Bei den Konsolenspielen liegen wir im
internationalen Vergleich im Rückstand. Hier
stecken noch große Potenziale auch für deutsche Anbieter.
Wie beurteilen Sie das Verhältnis zwischen Games und Film?
Es wird kaum noch Spiele geben, bei denen nicht über einen Film nachgedacht wird.
Ich bezweifle allerdings, ob die Konvergenz immer Sinn macht. Es gibt, empirisch zu beobachten, Positiv- und Negativeffekte. Beispiel: Wenn
„Harry Potter“ als Film funktioniert, dann mag
er ökonomisch auch als Spiel funktionieren, aber
es gibt auch die gegenläufige Variante, wo es
eben nicht funktioniert.
ten Mutes: Über Rhein-Ruhr bis hin zur Lippe
ist ein sinnvolles und funktionsfähiges Modell
gestaltbar. Die Landesregierung ist hier auch im
nationalen Vergleich gut aufgestellt.
Bundesländer, Kommunen und
auch Filmförderungen haben die
Games-Branche entdeckt. Sind sie
Trittbrettfahrer oder Pioniere?
Es gibt bundesweit sieben oder acht
Standorte, die begriffen haben, dass es in der
digitalen Spieleindustrie um große, international attraktive Produktionsvolumina geht. Ob Sie
nun ein Spiel in Nordamerika, Asien oder Europa
produzieren: Sie werden immer 15 bis 20 Millionen Euro ausgeben müssen, um die international geforderte Qualität zu entwickeln. Beim
Film dreht nur Hollywood kontinuierlich in solchen und noch größeren Größenordnungen.
Das unterscheidet Film und Spiel fundamental.
Ihre Empfehlung für NRW?
NRW würde sich schwer tun, wenn man
wie Thüringen allein auf Kinderspiele setzen
würde oder alle 70-Jährigen zu Gamern machen
wollte. Das Land und seine Industriestruktur lassen durchaus zu, dass man massiv den Mainstream mit großen, international konkurrenzfähigen Produkten angeht.
Wiederholt sich im Games-Bereich die medienwirtschaftliche
Standortkonkurrenz zwischen Köln,
Berlin, München und Hamburg?
Teilweise scheint es so. Köln jedenfalls hat
mit den World Cyber Games, die in diesem
Herbst stattfinden, und der GamesCom, die die
KölnMesse ab 2009 veranstaltet, zwei gewichtige Anker geworfen. Wie die Wirkung für ganz
NRW sein wird, hängt davon ab, ob man strukturell in der Lage ist, dieses große Flächenland
mit dem Thema zu verknüpfen. Ich bin aber gu-
Schwerpunkt – [email protected]
Inwieweit befördern die TVSender am Platz die Entwicklung?
Die Fernsehindustrie hat schwindende
Werbeeinnahmen. Die Sender wollen und müssen neue Felder finden. Mit digitalen Spielen tun
sie sich aber noch schwer. Es fehlt noch das
Know-how, mit den eigenen Marken einen international erfolgreichen Roll-out zu erreichen.
Diese Internationalität ist notwendig und unterscheidet nicht zuletzt Spiele und Fernsehen.
Immerhin haben sich RTL und auch ProSiebenSat.1 personell gut verstärkt.
Können Spieleentwickler vom
Crossover zwischen den kulturwirtschaftlichen Branchen profitieren?
Grundsätzlich ja. Allerdings müssten unsere Netzwerke aus sehr vielen Kulturen bestehen, inklusive der asiatischen. Wir müssen da-
rauf hinarbeiten, dass Studios aus China oder Korea hier Dependancen aufbauen und umgekehrt.
Durch interkulturellen Austausch würden wir in
die Lage kommen, global wahrscheinlich erfolgreichere Produkte zu entwickeln.
Was bedeutet das für die
Ausbildung?
Nur eine rein berufspraktische Perspektive genügt nicht. Auch die Universitäten müssen sich in Lehre und Forschung einbringen. Großer Nachholbedarf herrscht aber
vor allem auf der Produktions- und Finanzierungsebene. Was wir hier gut können, ist der
medienwissenschaftliche Diskurs.
Der Bundestag hat sich für die
Förderung qualitativ hochwertiger
sowie kulturell und pädagogisch
wertvoller Spiele ausgesprochen.
Was sollte gefördert werden?
Wenn man nur edukative Spiele fördert,
geht viel vom Sinn des Spiels als Spiel verloren.
Auch Freude und Entspannung haben eine
wichtige gesellschaftliche Funktion. Am besten
wäre es, wenn Developer oder Produzenten, die
eine Game-Idee haben, um Fördermittel pitchen
würden. Im Unterschied zum Film können sie
z. B. gleich eine Demonstrationsversion zeigen. So würde auch der gesellschaftliche
Mehrwert leicht erkennbar, und dieser
könnte auch im Spiel selbst liegen, was dann
durchaus förderungswürdig ist.
17
und 1,36 Milliarden Euro wurden laut einer vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) vorgelegten GfK-Erhebung im vergangenen Jahr auf dem GamesMarkt umgesetzt. Die Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr liegt bei 21 Prozent. In den
USA sind die Zuwächse sogar noch erheblicher.
Dort setzte die Computer- und Videospielebranche im Jahr 2007 fast 50 Prozent mehr um als
im Vorjahr. „Computer- und Videospiele sind
in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen“, sagt der BIU-Geschäftsführer Olaf Wolters. Sein Verband, eine Interessengemeinschaft
von Spieleanbietern und Produzenten (Publisher), repräsentiert mit seinen zwölf Mitgliedern
laut eigenen Angaben einen Anteil von mehr
als 80 Prozent am deutschen Gamesmarkt.
Beim BIU, der die Zahl der Beschäftigten in der
deutschen Spielebranche auf 5.000 schätzt,
zeigt man sich auch mit Blick auf die Umsatzentwicklung im laufenden Jahr überaus optimistisch. Für das erste Halbjahr 2008 geht der
Verband von einer weiteren Umsatzsteigerung
aus. Neue Videospielkonsolen wie die Sony
Playstation 3, Nintendos Wii oder Microsofts
Xbox 360 gelten ebenso als Wachstumstreiber
wie mobile Spielgeräte. Unter diesen Handhelds
war im vergangenen Jahr Nintendos portable
DS besonders erfolgreich. Mit der neuen Generation der Spielkonsolen erschließt sich die
Branche auch neue Zielgruppen. Wolters: „Hier
erreichen wir sehr viele neue Kunden, weshalb
dieser Bereich auch am stärksten wächst.“ So
sei die Hälfte der Nutzer von Handheldspielen
seit diesem Jahr weiblich.
Bei den Spielinhalten dominierte im vergangenen Jahr ein so genanntes Serious Game die
deutschen Verkaufshitlisten. Laut Media Control war der bestverkaufte Titel 2007 in der Gesamterhebung aller Formate „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging – Wie fit ist Ihr
Gehirn?“ von Nintendo, gefolgt von
„Dr. Kawashima: Mehr Gehirn-Jogging“. Den PC-Spielemarkt, der im Gegensatz
zu den Konsolenspielen insgesamt rückläufig ist,
dominierte das Rollenspiel „World of Warcraft“
von Vivendi Games. Ebenfalls populär in
Deutschland sind Simulationen wie „Die Sims
2“, das umstrittene Action-Spiel „Counter-Strike Source“ oder Sportspiele wie „Fußball Manager“ und „FIFA 08“ (alle Electronic Arts). Überhaupt prägen internationale Publisher wie die
US-Unternehmen Electronic Arts, Vivendi Games, Activision oder die französische Ubisoft den
deutschen Gamesmarkt. Nur wenige einheimische Unternehmen wie Koch Media können
sich im Konzert der Großen behaupten. „Im Jahr
2006 betrug der Marktanteil internationaler Publisher in Deutschland rund 95 Prozent“, rechnet Holger Strecker vor, der beim TV-Konzern
RTL die 2007 gegründete Computerspiel-Unit
„RTL Games“ leitet. Vor diesem Hintergrund will
RTL seine Aktivitäten im Bereich Publishing zunehmend erweitern. Bereits seit 1999 veröffentlicht das Unternehmen eigene PC- und Videospiele, darunter erfolgreiche Titel zu Senderthemen wie „RTL Skispringen“ oder „Alarm für Cobra 11“. Auch beim TV-Konkurrenten ProSiebenSat.1 hat man die Zeichen
der Zeit und das crossmediale
R
„Der weiße Hai“ aus der Krefelder
Games-Schmiede THQ,
Foto: THQ
18
Auf dem Kongress „Clash of Realities“ Anfang März in Köln war es
spürbar: Das neue Selbstbewusstsein der deutschen Games-Branche,
das nicht zuletzt aus den guten wirtschaftlichen Daten resultiert.
Film- und Spielejournalist Jörg Laumann liefert für den Newsletter
eine Einführung in die Produktionsbedingungen der Branche.
Die deutsche Computerspiel-Branche
In der Mitte
angekommen
VON JÖRG LAUMANN
Potenzial des Spielemarktes erkannt und beim
Tochterunternehmen SevenOne Intermedia eine Gamesabteilung eingerichtet, die seit Anfang
2008 auch als Publisher auftritt.
Neben den Publishern, deren Interessen
vom BIU vertreten sind, wird das Geschehen auf
dem PC- und Videospielemarkt von den Entwicklern geprägt. Sie zeichnen für die Konzeption und die Erstellung der Spiele verantwortlich, die von den Publishern finanziert und vermarktet werden. Der Bundesverband G.A.M.E.,
der die Interessen von mehr als 50 Entwicklern
vertritt, fordert seit Jahren sichere Finanzierungsstrukturen und Fördermaßnahmen für die Spielebranche. Nicht zuletzt trägt auch die wirtschaftliche Ausstattung der deutschen Entwickler dazu bei, dass der Games-Markt in Deutschland nach wie vor international dominiert ist.
Bis zu 20 Millionen Euro stehen bei US-Produktionen für die Entwicklung eines Vollpreistitels
zur Verfügung, mit hohen Lizenzgebühren verbundene Film-Games wie „Enter the Matrix“
können bis zu 50 Millionen Euro in Anspruch
nehmen. Bei den meisten deutschen Spieleentwicklungen liegt das Budget hingegen unter
zwei Millionen Euro. Dennoch haben sich viele erfolgreiche Entwickler auch hierzulande etablieren können, darunter die Berliner Crytek
(„Crysis“), die Frankfurter Deck 13 Interactive
(„Ankh“) oder die Mülheimer Aruba Studios
(„Weisse Bescheid?!“), die von G.A.M.E.-Hauptgeschäftsführer Stephan Reichart geleitet werden. Wie die Aruba Studios ist eine Vielzahl von
Unternehmen in der deutschen Games-Branche im Bundesland Nordrhein-Westfalen angesiedelt, mehr als 30 sind es laut G.A.M.E. insgesamt an Rhein und Ruhr. So residieren unter
anderem die deutsche Niederlassung von Electronic Arts und der Spielefernsehsender
Giga TV in Köln, Ubisoft in Düsseldorf.
Auch die jährliche Konferenz der Videospieler, die sich als eSportler in
Vereinen organisiert haben, findet
in Köln statt. Der Dachverband
dieser Gamer, der Deutsche
eSport-Bund, zählt fast 1,5 Millionen organisierte Spieler in
Deutschland, die in rund
40.000 Mannschaften, den so genannten
Clans, ihren Sport betreiben.
Trotz aller Aktivitäten und positiven Entwicklungen kommt aus der deutschen Games-Branche der Ruf nach mehr Unterstützung. Thomas
Dlugaiczyk, der mit der Games Academy in Berlin eine der wenigen – privat finanzierten – Ausbildungsstätten für die Spieleindustrie leitet, fordert mehr bildungspolitische Anstrengungen.
„Der Arbeitsmarkt in unserer Branche ist im oberen Leistungsdrittel angesiedelt“, erklärte er unlängst auf einer Konferenz in Hannover. „Darauf muss die Bildungspolitik eine entsprechende Antwort geben.“ Konkrete finanzielle Fördermaßnahmen für die Entwicklung von Computerspielen sind bislang eher dünn gesät. Medienübergreifend ausgerichtete Länderförderungen
newsletter 2/2008
– Schwerpunkt
wie Medienboard Berlin-Brandenburg oder
nordmedia unterstützen die Entwicklung von
Prototypen im Games-Bereich, Kulturstaatsminister Bernd Neumann will 2008 erstmals einen
Förderpreis in Höhe von 300.000 Euro für pädagogische wertvolle Spiele ausloben. Mit großem Interesse schauen deutsche Entwickler und
Publisher unterdessen ins europäische Ausland.
So hat etwa die finnische Wirtschaftsförderung
2007 mehr als sechs Millionen Euro für dort angesiedelte Games-Unternehmen zur Verfügung
gestellt. In Frankreich können bis zu drei Millionen Euro staatliche Förderung für eine Spieleproduktion abgerufen werden.
Zunehmendes Finanzierungspotenzial für
die Gamesbranche entsteht auch durch die Verbreitung neuer Technologien. Die Verbindung
der Computerspiele mit dem Internet, etwa bei
Rollenspielen wie „World of Warcraft“, Sportspielen oder bei kleinen Games, die der Nutzer
zum Teil gratis aus dem Netz herunterladen
kann und die oftmals zu Marketingzwecken genutzt werden, bieten auch für Venture Capitalisten einen Anreiz, in die Spieleentwicklung zu
investieren. Attraktiv für Investoren sind die vielfältigen Distributionsmöglichkeiten über das Internet sowie die Tatsache, dass im Bereich der
Online-Games durch den Einsatz interaktiver
Werbeflächen, die laufend aktualisiert werden
können, durchaus relevante Zusatzeinnahmen
zu generieren sind. Insgesamt wurden 2007
weltweit rund 150 Millionen Dollar Risikokapital in den Gamesmarkt investiert, davon entfielen allein 25 Millionen auf den größten Vermarkter von Werbung in Spielen, die Firma IGA
Worldwide. In Deutschland steht auch diese
Entwicklung noch am Anfang. Geschäftsmodelle mit dem Einsatz von Risikokapital sind hier vor
allem aus dem Bereich der Handyspiele bekannt.
Was tun die „Sims“ nach Feierabend? Computer
spielen, was sonst? Foto: Electronic Arts
ir leben in spannenden Zeiten“, sagt
Gundolf S. Freyermuth, Professor an der
ifs internationale filmschule Köln. „Nicht jede
Generation hat die Möglichkeit, die Entwicklung einer ganz neuen Variante audiovisueller
Kunst und Kommunikation hautnah zu erleben.“ Gemeint ist der seit einigen Jahren andauernde Prozess der Digitalisierung, der alle
Bereiche der medialen Produktion und Kommunikation immer mehr zusammenwachsen
lässt und die klassischen Grenzen zwischen Film
und Fernsehen, Animation und Games verwischt. Von der dabei entstehenden neuen Arbeits- und Medienwelt betroffen ist vor allem
der Bereich der Aus- und Weiterbildung. Welche Angebote müssen hier geschaffen werden,
um den medialen Konvergenzen und ihren speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden? Welche ermöglichen Wachstum und weitere Arbeitsplätze? Und um welche neuen Qualifikationen und Berufsbilder geht es?
Insbesondere den Computer- und Videospielen ist hohe Aufmerksamkeit sicher, denn
die Games-Branche gilt als herausgehobene
Wachstumsbranche mit Zukunft. 200 neue Arbeitsplätze könnten hier sofort geschaffen werden, wenn ausreichend qualifizierte Bewerber
zur Hand wären, schätzt Stephan Reichert, der
die Geschäftsstelle von G.A.M.E, dem Bundesverband der deutschen Spieleentwickler, in Mülheim/Ruhr leitet. Da „Spieleentwickler“ noch
kein Ausbildungsberuf ist, arbeiten in den einschlägigen Unternehmen vor allem Mediengestalter, Fachinformatiker oder Grafikdesigner –
alles Menschen, die über eine breite Palette von
Fähigkeiten im handwerklichen Bereich verfügen. Berufliche Quereinsteiger, die kompetent,
aber ohne spezielle berufliche Qualifikation ihren Job erledigen, spielen eine wesentliche Rolle. Für diese Zielgruppe haben die Deutschen
Industrie- und Handelskammern (DIHK) zwar eine Weiterbildung zum Game Designer (IHK) entwickelt und dafür 2001 auch einen Weiterbildungs-Innovationspreis erhalten, doch nur wenige Anbieter wie die IT-Akademie Ostwestfalen in Gütersloh
bieten entsprechende Kurse an.
Die IHK Essen
plant derzeit eine
entsprechende
Maßnahme und
geht davon aus,
dass allein in Nordrhein-Westfalen
rund 600 Personen
Interesse an einem
entsprechenden
Zertifikat haben
müssten, das ihnen
neben ihrer Berufserfahrung Qualitäten im kreativen
Schreiben, Projekt-
W
Die Digitalisierung lässt alle Bereiche der medialen Produktion und Kommunikation immer mehr zusammenwachsen. Welche Angebote müssen im Bereich
Aus- und Weiterbildung geschaffen werden, um den medialen Konvergenzen
und ihren speziellen Bedürfnissen gerecht zu werden? Und um welche neuen
Qualifikationen und Berufsbilder geht es?
Aus- und Weiterbildung im Berufsfeld Computer- und Videospiele
Spielen als Beruf
VON WOLFGANG HIPPE
management, Marketing und Bereichen wie
Spiel- und Medientheorie bestätigt.
Auch im Hochschulbereich hat sich einiges
getan. Die private BiTS Business and Information Technology School in Iserlohn bietet einen
Studienschwerpunkt in Sachen Games.
„Während die TV-Branche erste Anzeichen einer Sättigung zeigt, erreicht der Bereich Interactive Entertainment bislang noch nicht in ausreichender Form den Massenmarkt“, so Manuela Richter von der BiTS-Geschäftsleitung. Technisches Potenzial und inhaltliche Konzepte seien noch entwicklungsfähig, die Synergien zu anderen Medienbereichen erst ansatzweise umgesetzt. Die BiTS bietet anerkannte BachelorStudiengänge von sechs Semestern an, dazu die
Diplom-Studiengänge Medienmanagement
und Wirtschaftsinformatik. Interactive Entertainment und Media Informatics sind als Querschnittsqualifikation vorgesehen. Daneben ist
ein studentisches Gaming-Ressort eingerichtet,
das unter Leitung von Patrick Streppel diesen
Studienschwerpunkt vertieft.
In Düsseldorf bietet die MEDIADESIGN
Hochschule für Design und Informatik (MD.H)
den Studiengang Gamedesign (B.A.). Sie setzt
auf praxisnahes Wissen und kooperiert deshalb
mit Verlagen, Agenturen und Produktionsfirmen
vor Ort. Neben Software-Kenntnis (Grafik-, 3Dund Programmier-Skills) gehören Themen wie
Vertragsgestaltung, Jugendschutz und Branding
zum Studienplan. Geleitet wird der Fachbereich
von der vormaligen Filmdramaturgin Prof. Linda Breitlauch und dem Dozenten André Scheufeld. Auch die MD.H ist eine private, staatlich
anerkannte Hochschule. Sie wurde 2004 in Ber-
Schwerpunkt – newsletter 2/2008
lin gegründet und hat dort auch ihren Hauptsitz. Daneben bietet sie ihr Programm in Düsseldorf und München an.
In Planung
„And the winner is ... das Game Technology
Competence Center (GTCC)”, hieß es im Dezember 2007, als NRW-Wirtschaftsministerin
Christa Thoben im Rahmen des Landeswettbewerbs Create.NRW die Preise verteilte. Das Projekt der Universität Duisburg-Essen sieht sich als
„Zentrum eines Netzwerks von Wirtschaft und
Forschung im Bereich der wachstumsstarken
Computer- und Spieleindustrie in NRW“. Zu den
Partnern von GTCC zählen u.a. die Düsseldorfer Blue Byte Software GmbH und die Ubisoft
GmbH. Neben Beratungsangeboten und berufsnahen Workshops ist die Planung des Masterstudiengangs „Game and Entertainment“
bereits weit fortgeschritten. Projektleiter Jörg
Niesenhaus kann dabei auf die lange Erfahrung
des „Lehrstuhls für interaktive Systeme und Interaktionsdesign“ verweisen: „Seit einigen Jahren bieten wir neben den regulären Veranstaltungen immer wieder Spielethemen an, die in
der Regel innerhalb kürzester Zeit ausgebucht
sind. Die Studierenden setzen sich hoch motiviert mit neuen Technologien auseinander, die
im Rahmen digitaler Spiele Verwendung finden.“
Solche interdisziplinären Projekte sind u.a. Teil
der Bachelor-Studiengänge „Angewandte Informatik“ und „Angewandte Kognitions- und
Medienwissenschaft“.
Nicht ganz so weit sind die Bemühungen
um das Cologne Game Lab (CGL) der Fachhochschule Köln gediehen. Kern des CGL soll ein
zweijähriger Master-Studiengang Game Development & Research sein, der die Bereiche Game Design, Audiovisuelles Design, Programmierung und Management in einem interdisziplinär ausgerichteten Curriculum vereinen soll. An
der Entwicklung beteiligt sind u.a. die Köln International School of Design (KISD) und die ifs.
Auf den „Master“ habe man sich verständigt,
weil es in Deutschland wie im Ausland bereits
eine ganze Reihe „Bachelor“-Angebote gebe,
so Prof. Björn Bartholdy von der KISD, bei dem
die Federführung liegt. „Unser Credo bei der
Entwicklung des Studienganges liegt bei der Beschäftigung mit non-linearen Inhalten“, so Bartholdy. „Wir wollen uns nicht nur auf das klassische Computer- oder Videospiel konzentrieren, sondern auch Bildungssoftware, digitale
Lernräume, multimediale Szenarios und Installationen sowie den interaktiven Film adressieren. Hier geht es jenseits der klassischen linearen Medien insgesamt um durch den Benutzer
gesteuerte, nicht unbedingt sequentielle Abfolgen der Inhalte.“ Und das Qualifikationsprofil
der Zukunft? „Ich möchte es als den spezialisierten Generalisten beschreiben“, so Bartholdy.
Nach dem derzeitigen Stand könnte der neue
Studiengang im Herbst 2009 starten. Allerdings
wird die Vorbereitung derzeit nur von „ein paar
engagierten Leuten getragen“ und ist auch
noch nicht ausreichend finanziert: „Wir brauchen hier noch massive Unterstützung.“ In der
Zwischenzeit stehen auch andere Dinge auf
dem Programm, so etwa die Etablierung von
„Saga’s interactice fiction workshop“, der fast
zehn Jahre an der Filmhochschule München angeboten wurde und jetzt an der KISD neu installiert wird.
BiTS, www.bits-iserlohn.de
und www.bits-gaming.de
MEDIADESIGN Düsseldorf
www.mediadesign.de
Game Technology Competence
Center (GTCC) Duisburg/Essen
www.interactivesystems.info
Köln International School of Design
www.kisd.de
Blutelfe aus dem Online-Rollenspiel „World of
Warcraft", für das neun Millionen Menschen
monatlich Abo-Gebühren zahlen. Foto: Blizzard
19
enaue Zahlen, wie viel die Branche zwischen Rhein und Weser an Arbeitsplätzen
und Umsätzen generiert, gibt es nicht. Im „5.
Kulturwirtschaftsbericht NRW“ gehen die Games im Software-Bereich auf. Zusammengenommen ergeben sich dann im Jahresvergleich
zwischen 2004 und 2005 NRW-spezifische Zuwachsraten von 10 Prozent bei den Unternehmen und 30 Prozent bei den Umsätzen. Die
Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg zuletzt nur noch leicht um 2,7 Pro-
G
NRW hat sich zu einem Zentrum der deutschen Spielebranche entwikkelt. Eine kleine Reise entlang des Rheins und der Ruhr führt zu den
wichtigsten Firmen im Land.
Branchenumsatz Dt. 2007
1,362 Mrd. Euro
Branchenumsatz Dt. 2006
1,126 Mrd. Euro
Branchenumsatz weltweit
(geschätzt) 25-30 Mrd. Euro
Die Branche in NRW: Ein Überblick
Mehr als nur
Moorhühner
VON PETER HANEMANN
Verkaufsschlager Fußball: „Fifa 07“ wurde 2006
547.000 Mal verkauft. Foto: Electronic Arts
zent auf 52.899 (2006/05). Der Entwickler-Verband G.A.M.E. jedenfalls hält NRW, gemessen
am Umsatz und der Anzahl der Unternehmen,
für den wichtigsten Games-Standort Deutschlands. G.A.M.E.-Geschäftsführer Stephan Reichert: „Die maßgeblichen Produzenten sind hier.“
Mit ihren Vertriebserfolgen macht die Branche immer wieder Schlagzeilen. So war etwa
das Fußballspiel „Fifa 07“ 2006 mit 547.000 verkauften Exemplaren Spitzenreiter in Deutschland, gefolgt vom Rennspiel „Need for Speed
Carbon“ (426.000) und „Die Sims 2 Haustiere“
(353.000). Alle drei Spiele stammen aus den Studios von Electronic Arts. 2006 verkaufte der
weltweit größte Spiele-Publisher aus Redwood
City/USA dem deutschen Einzelhandel Spiele im
Wert von 250 Millionen Euro. Electronic Arts
Deutschland (EA) firmiert seit 2001 in Köln. Von
dort aus wird das Geschäft im gesamten
deutschsprachigen Raum gesteuert, in dem EA
mit einem Marktanteil von deutlich über 20 Prozent führend ist. Zum Erfolg des Publishers hat
auch das PC-Spiel „Fußballmanager“ beigetragen, dessen aktuelle Version bis Februar schon
130.000 Mal verkauft wurde. Entwickelt wurde es von der Bright Future GmbH, die aus internen EA-Studios hervorging. EA selbst hat mit
der 2006 übernommenen EA Phenomic in Ingelheim ein eigenes Entwicklungsstudio in
Deutschland.
In der Fernsehstadt Köln lässt sich die Entwicklung der Games-Branche sendernah beobachten. So hat RTL Television mit RTL Games einen expandierenden Spieleableger. Einen Fernsehableger hat hingegen die 2000 gegründete Turtle Entertainment GmbH. Mit der Electronic Sports League (ESL) betreibt sie die größte
Liga für Computerspieler in Europa. Mit über
165 Millionen Seitenaufrufen im Monat gehört
das Liga-Portal www.esl.eu zu den bundesweit
20 größten Internetauftritten. www.esl.eu ist
auch per Pay-TV zu empfangen. Zwischenzeitlich war es Turtle Entertainment möglich, durch
eine Beteiligung an der ebenfalls in Köln ansässigen Giga Digital Television GmbH ESL-Content
auch über den TV-Sender Giga und den IPTVSender Giga 2 zu verbreiten. Inzwischen wurde die Beteiligung zurückgenommen, Giga 2
wurde eingestellt. Ende letzten Jahres übernahm
Premiere Giga.
20
Flussabwärts in Düsseldorf firmiert mit Ubisoft eine weitere Weltfirma. Der 1986 gegründete Publisher aus Frankreich betreibt mit weltweit 3.900 Mitarbeitern in 15 Ländern 23 Studios, vertreibt sein Spieleportfolio in 25 Sprachen in 21 Ländern und macht dabei einen Umsatz von 850 Millionen Euro. Das bekannteste
Ubisoft-Produkt in Deutschland sind „Die Siedler“, die sechs Millionen Mal verkauft wurden.
Das Computer-Strategiespiel war auch der
Grundstein zum Erfolg des 1988 gegründeten
Blue Byte Studios, das die „Siedler“ erstmals
1993 herausbrachte. Auch mit „Battle Isle“ (ab
1991) und dem 1997 veröffentlichten Strategiespiel „Incubation“ war das Düsseldorfer Kreativhaus erfolgreich. 2001 wurde Blue Byte für
rund 26 Millionen Mark mitsamt den Rechten
an sämtlichen Spielserien von Ubisoft gekauft.
Zeitweilig schien es, als sollte Ubisoft selbst gekauft werden. 2004 übernahm EA 19,9 Prozent
der Aktienpakete.
Düsseldorf ist auch Sitz der Zone 2 Media,
die seit 2002 etwa ein Dutzend Computerspiele entwickelt hat, darunter Wirtschaftssimulationstitel (u.a. „Dönermafia“), Kindersoftware
(u.a. „Kong’s World“) und Gelegenheitsspiele
(u.a. „Crazy Burger“). Inzwischen hat sich Zone 2 auf TV-begleitende Computerspiele spezialisiert (u.a. „Die Kochprofis“).
In Mülheim/Ruhr haben sich die Aruba Studios einen Namen gemacht. Als Dienstleister in
der Softwareentwicklung arbeitet Aruba auch
im Auftrag von RTL (u.a. „Ich bin ein Star, holt
mich hier raus!“). Weiter östlich in Gütersloh produziert die Ascaron Entertainment GmbH Titel
wie „Patrizier“, „Anstoß“ oder „Sacred“. Neben
seinem Stammsitz unterhält Ascaron ein Studio
in Aachen und eine eigene Auslandsvertretung
in Birmingham.
1998 gründete die kalifornische THQ, die
u.a. das Computerspiel zum Kassenschlager
„Ratatouille“ entwickelte, mit dem Kauf der Firmen ABC Spielspass, Rushware Microhandelsgesellschaft und der Softgold Computerspiele
ihre Deutschland-Niederlasssung in Krefeld. Insgesamt sind am Standort derzeit rund 60 Mitarbeiter beschäftigt. Eine spezielle NRW-Historie ist mit dem „Moorhuhn“ verbunden. Zum
Zahlen-Spiele
Fliegen gebracht hatte es die Phenomedia AG,
die 2002 aufgrund von Unregelmäßigkeiten Insolvenz anmelden musste. Das Verfahren läuft
immer noch, die Inhalte der Firma wurden jedoch vom Insolvenzverwalter inzwischen verkauft oder geschlossen. Das Kerngeschäft wird
von der Bochumer Phenomedia Publishing
Gmbh fortgeführt, die auch das Moorhuhn weiterfliegen lässt. Ein zweites Standbein ist die spielerische Umsetzung deutscher Filmlizenzen (u.a.
„7 Zwerge“, „(T)Raumschiff Surprise“) sowie von
Musik- und Comic-Lizenzen. Betroffen von der
Phenomedia-Insolvenz war auch die 100-prozentige Tochter Piranha Bytes Software GmbH,
die von Essen aus seit 2001 mit ihrer der „Gothic“-Serie Furore macht. Die meisten Mitarbeiter und Marken wurden 2002 an die neu gegründete Pluto 13 GmbH in Essen übertragen.
newsletter 2/2008
– Schwerpunkt
Beschäftige in Dt. (geschätzt)
5.000 - 15.000
Beschäftigte in den USA (geschätzt)
220.000
Entwicklungsstudios in Dt.
ca. 150
Entwicklungsbüros in NRW
ca. 30
Spieler in Dt. (geschätzt)
18-25 Mio.
Organisierte E-Sportler in Dt.
1,5 Mio.
E-Sport-Mannschaften
40.000
Mitglieder beim Online-Rollenspiel World of Warcraft
9 Mio.
Marktanteil int. Publisher in DT.
95 %
Produktionsbudget
pro Spiel in den USA
bis zu 20 Mio. Euro
Produktionsbudget
pro Spiel in Dt.
durchschnittlich unter 2 Mio.
Preis für eine Wii-Konsole
ca. 250 Euro
Preis für ein neues PC-Spiel
ca. 40-60 Euro
Quellen: Diverse
Thomas Friedmann, Thomas Häuser und Thorsten Kneisel zählen seit der Veröffentlichung von
„Die Siedler II“ zu den erfolgreichsten deutschen Spieleentwicklern. Den Geschäftsführern
der Funatics Software GmbH ergeht es allerdings wie der gesamten Branche: Jenseits der Szene
werden sie kaum zur Kenntnis genommen.
Porträt: Funatics Software
Siedler zwischen
Ruhr und Emscher
NRW-Events rund um die
Computerspiele
Spielplätze an
Rhein und Ruhr
VON PETER HANEMANN
öln wird ab 2009 regelmäßiger Ausrichter
der bedeutendsten Veranstaltung im Bereich der Computer- und Videospiele sein. Seit
Ende Februar steht fest, dass der Träger der
2002 als Games Convention gegründeten zentralen Messe der internationalen Computerspielbranche, der Bundesverband Interaktive
Unterhaltungssoftware e.V. (BIU), im nächsten
Jahr Leipzig in Richtung Köln verlässt und dort
gemeinsam mit der koelnmesse erstmals die
neu gegründete GamesCom ausrichten wird.
Die GamesCom soll als europäische Leitmesse fortan jeweils im September mehr als
200.000 Besucher anlocken.
In seiner Bedeutung – zumindest bei den
Usern – knapp dahinter liegen die World Cyber
Games (WCG), die erstmals vom 5. bis 9. November 2008 ebenfalls in der koelnmesse der
Domstadt Einzug halten – nach Seattle, San
Francisco, Monza und Seoul, wo sie im Jahre
2000 erfunden wurden. Die WCG sind das
größte E-Sport-Event der Welt. Es wird in Nationalmannschaftsverbänden um hohe Preisgelder gespielt. Im ewigen Medaillenspiegel liegt
Deutschland übrigens hinter Südkorea und den
USA an dritter Stelle.
Neben diesen beiden Massenveranstaltungen mit großer internationaler Ausstrahlung gibt
es aber auch kleinere, sehr viel spezifischere
Events im Bereich der Computer- und Videospiele. So fand vom 5. bis 7. März in Köln zum zweiten Mal die internationale Konferenz „Clash of
Realities“ statt. Organisiert von der Fachhochschule Köln und Electronic Arts Deutschland,
konzentriert sich dieser Kongress auf akademischen Austausch und die Diskussion über den
Facettenreichtum des Forschungsgegenstands
der interaktiven Unterhaltung (www.clash-ofrealities.electronic-arts.de).
Einen ähnlichen Ansatz hat die 5. Internationale eSports Conference, die vom 27. bis 28.
Mai 2008 in Köln stattfindet. In Vorträgen und
Workshops werden wissenschaftliche wie wirtschaftliche Aspekte des eSport-Bereichs für ein
sich vornehmlich aus Fachleuten bestehendes
Publikum erörtert (www.esconf.com).
Nur zwei Wochen später schließlich, am 13.
und 14. Juni 2008, planen die Mülheimer Aruba Studios das erste Living Games Festival. In
der Jahrhunderthalle zu Bochum soll sich dieses Festival als kulturelle und inhaltliche Plattform rund um aktuelle Themen wie „Medienkompetenz“ und „Jugendkultur“ (www.livinggames-festival.de) entfalten.
K
homas Häuser und Thorsten Kneisel kennen
sich seit der Schulzeit in Mülheim/Ruhr. Als
die Computer Ende der 1980er Jahre das Laufen lernten, entwickelten sie sich autodidaktisch
zu Spielemachern. Thomas Friedmann studierte zunächst Wirtschaftsinformatik in Karlsruhe.
Im Entwicklerstudio Blue Byte, das damals noch
in Mülheim firmierte und 2003 nach Düsseldorf
umzog, traf er auf seine Partner. Das Trio war
federführend bei vielen Blue Byte-Projekten involviert, insbesondere bei „Die Siedler II: Veni,
Vidi, Vici“. 1998 verließen die drei das Unternehmen und gründeten Funatics Development.
Der erste unter dem Funatics-Label veröffentlichte Titel war die Umsetzung des Brettspielklassikers „Die Siedler von Catan“. Sie erschien
1999 unter dem Namen „Catan – Die erste Insel“ bei Ravensburger Interactive. Von diesem
T
Spiel, das bis heute als beste Brettspielumsetzung aller Zeiten gilt, wurden bisher allein in
Deutschland über 200.000 Stück verkauft. Mit
„Zanzarah – Das verborgene Portal“ (2002) entwickelte Funatics ein Abenteuer-Actionspiel, das
national wie international höchste Wertungen
und Auszeichnungen erhielt. Die bisher erfolgreichste Produktlinie der Firmengeschichte ist mit
weltweit über 300.000 verkauften Exemplaren
die „Cultures“-Reihe, deren erster Teil im September 2000 veröffentlicht wurde. 2003 erschien mit „Cultures – Die Saga“ bereits der siebte Titel der Aufbaustrategiespiel-Serie.
Nach dem Release von „Cultures“ gingen
75 Prozent des Studios in den Besitz der Phenomedia AG („Moorhuhn“) über, von deren Insolvenz 2002 auch Funatics Development betroffen war. Um ihre Projekte weiterführen zu
können, gründeten Friedmann, Häuser und
Kneisel die Nachfolgefirma Funatics Software.
Aus der Insolvenzmasse von Phenomedia kauften sie die Rechte an „Cultures“ und „Catan –
Die erste Insel“.
Funatics Software blieb erfolgreich. So wurde das in enger Zusammenarbeit mit Ubisoft,
Düsseldorf, und Blue Byte entwickelte Strategiespiel „Die Siedler – Das Erbe der Könige“ 2004
innerhalb weniger Wochen allein in Deutschland über 200.000 Mal verkauft und fand weltweit rund eineinhalb Millionen Kunden. Die
nächsten Veröffentlichungen waren 2006 der
Aufbau-Klassiker „Die Siedler II – Die nächste
Generation“ sowie der Echtzeitstrategie-Hit „ParaWorld“, dessen Entwicklung Funatics beim
vormaligen Berliner Software-Entwicklungskombinat zu Ende gebracht hatte. Das prähistorische Universum („Mit 15 spielbaren Welten“)
wird von kriegerischen Stämmen und riesigen
Dinosauriern beherrscht.
Heute arbeitet die Firma, die vor zwei Jahren von Mülheim nach Oberhausen wechsel-
Das aktuelle Funatics-Projekt: „Die Siedler
– Aufbruch der Kulturen“. Foto: Ubisoft
Schwerpunkt – newsletter 2/2008
Geschäftsführer-Trio Thomas Häuser,
Thomas Friedmann und Thorsten Kneisel
(von links) von Funatics. Foto: Funatics
te, mit neun fest angestellten Mitarbeitern und
einem Team von Freiberuflern. Die meisten sind
Quereinsteiger und wie die Gründer Autodidakten. Die Zahl der freien Mitarbeiter differiert von
Projekt zu Projekt. Auch in der Spielewirtschaft
geht der Trend hin zum verstärkten Einsatz von
Freien. Mit Festen und Freien werden im Jahr
ein bis zwei Projekte realisiert. Die Vorlaufzeiten liegen bei einem bis eineinhalb Jahren. Mit
der Situation am Platz NRW sind die früheren
Mülheimer durchaus zufrieden. Friedmann
spricht von einer „guten Mischung aus Technologie, Kreativität und Mediennähe“. Aktuell hofft
er auf einen Schub durch die neue Aufmerksamkeit, die die Games-Branche seitens der Politik
erfährt. Das betrifft auch die Steuerpolitik. Wie
in der Filmbranche gibt es das Problem, dass bei
personenbezogenen Projekten, die eine Laufzeit von über einem Jahr haben, steuertechnisch
kaum Rückstellungen möglich sind. Friedmann:
„Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“
21
ie Anlehnung des Computerspiels an die
filmische Dramaturgie legt das Wirken von
Autoren für beide Medien nahe. Dass dies in
der Praxis durchaus üblich ist, davon berichtet
Axel Melzener, der sich selbst „Medienautor“
nennt, im Interview auf Seite 16 ausführlich.
Neben der digitalen Bildproduktion, wo Konvergenzen üblich sind, scheinen aber gerade
auch auf allen Ebenen des Tons Überschneidungen möglich und sinnvoll. Filmkomponisten
zum Beispiel dürften doch sicherlich auch Computerspiele mit ihrer Musik veredeln. Tun sie
auch, doch sehr viel seltener, als man das vermuten würde: „Im Grunde handelt es sich um
zwei parallele Welten“, erzählt der Kölner Medienkomponist Matthias Hornschuh. Dramaturgisch und ästhetisch bezögen sich GamesKomponisten sehr klar auf den Film, weshalb
es auch für ihn äußerst interessant wäre, für
Computerspiele zu komponieren. Theoretisch.
In der Praxis allerdings stellt sich vielen Komponisten ein durchaus konkretes Problem: „Gema-Mitglieder werden von der Spieleindustrie
faktisch ausgeschlossen – und professionelle
Komponisten sind in der Regel Mitglied. Die Games-Branche lehnt nämlich die gewachsenen
Vergütungsmodelle der Gema ab“, so Hornschuh. Die Spieleindustrie zahle zwar höhere
Honorare, dafür aber würden keinerlei Tantiemen abfallen. Die Filmindustrie hingegen zahle niedrigere Honorare, dafür gäbe es Tantiemen. Der Grund hierfür findet sich in den neuartigen Auswertungsmechanismen der Spieleindustrie, die sich im derzeitigen Gema-System
ihrer Meinung nach nicht adäquat spiegele.
Deshalb, so Hornschuh, wünschten sich die
Medienkomponisten von der Gema eine höhere Flexibilität und von der Spieleindustrie die
Bereitschaft, das so wichtige Tantiemensystem
nicht zu unterlaufen. „Ein Überleben der Komponisten ohne das Tantiemenprinzip wäre langfristig gesehen undenkbar“, betont Hornschuh.
Auch Komponist Joachim Dürbeck, der mit
seinem Partner René Dohmen jüngst den MaxOphüls-Preis für die beste Musik für „Selbstgespräche“ gewann, interessiert die Games-Branche, doch findet auch er nur schwerlich Zugang.
„Bei den großen Playstation-Spielen“, erzählt
Dürbeck, „versammelt sich ja mittlerweile das
Who-is-Who der Musikbranche mit ihren Kompositionen.“ Auch Dürbeck findet, dass die
Preisspiegel der Gema
manches Mal den
Komponisten eher im
Wege stünden.
Bettina Müller,
Sprecherin der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und
mechanische
Ve r v i e l f ä l t i -
D
Es gibt eine visuelle Ebene und eine akustische Ebene: Die Beschaf-
TV-Sender und
ihre Games-Strategien
fenheiten von Computerspielen und Filmen scheinen sich nicht nur
auf den ersten Blick stark zu ähneln. Was also liegt näher, als die
handwerkliche und künstlerische Urheberschaft in denselben Händen
zu vermuten? Die Konvergenz der Arbeitsbereiche beider Medien ist
in der Tat sehr hoch, doch noch lange sind die potenziellen Synergien
nicht annähernd ausgeschöpft.
Konvergenzen zwischen Film und Spielen
Parallelwelten?
VON OLIVER BAUMGARTEN
gungsrechte, kurz Gema, kennt das Problem.
Immerhin sind die Mitglieder, in deren Interesse die Gema handelt und zu denen eben auch
die Komponisten gehören, an der Tarifgestaltung selbst beteiligt. Unter Hinweis auf die Neuen Medien muss Bettina Müller allerdings einräumen: „Die Schnelllebigkeit dieser Märkte ist
für uns, die wir an der Schnittstelle zwischen Urhebern und Branche stehen, eine wirkliche Herausforderung. Die Frage lautet: Wie können wir
die Tarife gestalten, dass wir den Marktentwicklungen und den Interessen der Urheber gerecht
werden, die Tarife gleichzeitig aber auch evaluierbar bleiben?“ An diesem Reibungspunkt der
Parallelwelten wird noch gearbeitet.
In beiden Welten zu Hause sind bereits die
Sound-Designer. Die Studios, die ansonsten ihren Schwerpunkt bei Kino- und TV-Produktionen haben, werkeln längst fleißig an Computerspielen. „Wirtschaftlich interessant“ sei es und
wegen des „filmischen Denkens“ auch inhaltlich spannend, findet etwa Tilo Busch von der
Kölner SoundVision. Markus Löbel, ebendort
Mediengestalter Bild/Ton, fremdelt trotzdem ein
wenig mit „dieser ganz anderen Industrie“. Besonders aber mag er, dass man den Sound bei
Games nach interaktiven Funktionen ausrichten muss, dass also der
Ton auf die Ak-
tionen des Spielers reagiert. Wie wichtig gerade die Geräuschebene für Computerspiele ist,
macht er unter anderem auch daran fest, dass
immer berühmtere Synchronstimmen in den
Spielen zu hören seien, in „Jack Keane“ etwa
die deutsche Stimme von Johnny Depp.
Denis Bergemann kann das bestätigen. Mit
seiner Berliner Agentur Sprecherdatei vermittelt
und vertritt er Sprecher und nimmt im Laufe der
letzten Jahre ein gesteigertes Interesse der Spieleindustrie an aus Filmsynchron bekannten Stimmen wahr. Was natürlich auch nicht zuletzt daran liegt, dass viele Spiele an einen Kinofilm angelehnt sind und dann stets die selben Sprecher
verlangt werden. Ein lukratives Geschäft für die
Sprecher. „Bei Computerspielen wird viel gesprochen“, so Bergemann, „man kommt locker auf
bis zu 500 Takes.“ Selbst 1.000 Takes seien keine Seltenheit. Bei kommerziellen Spielen, die hohen Umsatz erwarten lassen, werden bis zu 12
Euro pro Take gezahlt. Dabei machen gerade
die Stimmen oft das „Gesicht“ der Games aus.
„Zum Teil werben die Hersteller sogar auf dem
Spiele-Cover damit, die Stimme einer bestimmten Person dabei zu haben“, so Bergemann.
Sei dein eigener
Stuntman
larm für Cobra 11“ ist ein Tausendsassa.
Man kann es bei RTL als TV-Serie verfolgen,
in der Mediathek RTL.now abrufen oder für
25,30 Euro als Spiel erwerben („mit noch mehr
Stunts, Sprüngen und neuer KI für selbständige Wegfindung“). Jenseits des werbefinanzierten Free-TVs entfaltet der Kölner Sender eine
virtuelle Parallelwelt aus Teleshopping, Onlineund Mobile-Angeboten, Telefonmehrwertdiensten, DVD-Vertrieb und Games. Das Business
rund um Computer- und Konsolenspiele verantwortet die Kölner RTL Games GmbH, die für
unterschiedliche Spieler-Typen PC- und Videospiele konzipiert und veröffentlicht. Die 100prozentige Tochter von RTL interactive setzt dabei vor allem auf den Massenmarkt der Arcade- und Casual-Games. Darüber hinaus spricht
RTL Games mit einzelnen Titeln auch Adventure-, Fantasy- und Rollenspiel-Fans an. Erklärtermaßen will RTL Games mit seinen Projekten
neben dem PC alle Konsolen-Plattformen bedienen. Am Markt operiert der neue Spiele-Publisher mit einer Drei-Label-Strategie. Spiele mit
direktem TV-Bezug wie das Action-Game
„Alarm für Cobra 11“ sowie familienaffine Titel wie das Horst Schlämmer-Quiz „Weisse Bescheid?!“ erscheinen unter RTL Playtainment.
Die Marke RTL Sports fasst Video-Spiele wie
„RTL Skispringen“, „RTL Biathlon“ oder „RTL
Winter Games“ zusammen. Das Label Black Inc.
wiederum richtet sich an Fans des Adventure, Fantasy- und Rollenspiel-Segments und spricht
speziell die Core-Gamer an. Geschäftsführer
Holger Strecker: „Wir wollen uns am nationalen, aber auch am europäischen Markt etablieren und am Wachstum der Videospiel-Branche
partizipieren.“
Auf die Verknüpfung seiner TV-Angebote
mit Spielen setzt auch der Kölner Sender Super
RTL. So hält sein „Toggo-CleverClub“ über 100
Lernspiele bereit, mit denen schulrelevante Themen wie Sprache, Rechnen, Englisch und Sachkunde abgedeckt werden. Das edukative, kostenpflichtige Internetangebot für Grundschulkinder ist werbefrei. Daneben gibt es die mit vielen Spielen durchsetzten Internet-Seiten
Toggo.de und Toggolino.de. Toggo.Mobile.de
informiert über Games fürs Handy. Im
Superrtl.Shop.de können die Eltern dann
einkaufen, zum Beispiel für 19,99 Euro
das Konsolen-Spiel „SpongeBob“.
Auch der WDR kommt den Kindern
beim Einstieg in die Welt der Games entgegen. Zu den Angeboten zählen leichte PC-Spiele rund um die „Sendung mit
der Maus“ und die Lügenwelt von
“Käpt`n Blaubär“. Wer mag, kann auch
mit Götz Alsmann & Christine Westermann „ewigen Kindergeburtstag“ feiern.
Bei einem der Spiele geht es darum,
„endlich mal viele andere ‚Zimmer frei!’Fans zu treffen, direkt mit ihnen zusammen zu ziehen, sich zu amüsieren und
möglichst viele Sozialpunkte zu ergattern“.
A
RTL bringt die Stunts von
„Alarm für Cobra 11“ ins Spiel.
Foto: RTL Games
22
newsletter 2/2008
– Schwerpunkt
n ihrer mittlerweile fast dreißig Jahre alten Geschichte zeigt die Wachstumskurve des Computer- und Videospielemarktes ununterbrochen
nach oben. Doch derzeit stehen große Herausforderungen in der Branche an: Die Produktionskosten einzelner Spiele sind im Zeitalter der
High-End-Konsolen immens gestiegen, der
Markt der traditionellen Spiele-Genres wie Strategie und Action ist weitestgehend erschlossen
und gesättigt, und die immer erfolgreicher werdenden Online-Spiele binden ihre Spieler über
Monate hinweg an ein einziges Produkt.
Doch wie so häufig besteht der Weg aus der
Krise in einem mutigen Schritt zur Seite: Verstärkt
rücken die Spieleentwickler bisher schwache
Käufergruppen, wie Frauen und Gelegenheitsspieler, in den Fokus – mit ebenso überraschendem wie überwältigendem Erfolg. Die Lebenssimulation „Die Sims“ avancierte auf dem PC
zum meist verkauften Computerspiel aller Zeiten – mit einem überwiegenden Anteil weiblicher Spieler. Versuche mit Partyspielen wie Sonys Karaoke-Serie „SingStar“, dem „Buzz“-Quiz
oder der Webcam-Hampelei „EyeToy“ gingen
durch die Bank weg auf. Nintendo feiert derweil
Erfolge mit dem IQ-Test „Gehirn-Jogging“ oder
seiner Wii-Konsole, mit der der Nutzer dank Bewegungssensor Bowling und Boxen fast wie in
der Wirklichkeit erlebt.
Trotz aller Unkenrufe ist der Erfolg der Kernsparte aber nach wie vor ungebrochen: Die aktuelle Prozessoren-Generation macht mittlerweile eine Grafikqualität möglich, wie sie vor Jahren nur in Kinofilmen denkbar war. Traditionel-
I
Matthias Grimm, leitender Redakteur des Spielemagazins
gamona.de, berichtet für den Newsletter über neue Trends auf dem
Markt für Computerspiele.
Trends im Markt der Computerspiele
Der mutige Schritt zur Seite
VON MATTHIAS GRIMM
le Genres wie Strategie, Shooter und Rollenspiele setzen auf die Weiterentwicklung mit immer
neuer Grafiktechnik und sukzessive überarbeiteten Inhalten. Um das Risiko einer Spieleproduktion angesichts der stark gestiegenen Kosten
kalkulierbar zu halten, fahren viele Entwickler,
ähnlich der Filmbranche, eine Sequel- und Branding-Politik mit wieder erkennbaren und leicht
abgewandelten Inhalten in jeweils nur neuem
Gewand. Besonders am Marktführer Electronic
Arts ist zu sehen, dass sich diese Strategie als erfolgreich erweist, obwohl sie bei den Spielern
verpönt ist.
Inhaltlich waren die letzten Jahre dennoch
von einigen Innovationen geprägt: Mit „Half-Life 2“ hielt die Physik-Engine Einzug in den festen Kanon der Spielelemente. Die Spiele entfernen sich damit von festgelegten Regeln und
Ereignissen, stattdessen nähern sie sich einer realen Welt. Dort wird dem Spieler eine größtmögliche Handlungsfreiheit zugestanden, er kann seine Umgebung nach eigenem Gutdünken erforschen und seinen Spielcharakter durch aktive
Entscheidungen selbst entfalten.
Eine filmreife Präsentation ist ebenso mehr
und mehr gefragt: Insbesondere Horrorspiele
wie die „Silent Hill“-Reihe haben eine spieleigene Bildsprache entworfen, die das Medium Film
Wie auch das Kino haben die Computerspiele lange gebraucht, um sich aus der Schmuddelecke zu
befreien. Die geänderte Sicht hat auch mit dem geänderten Angebot der Branche zu tun, die zunehmend
familienkompatible Games anbietet, ohne dabei jedoch auf die populären Ego-Shooter zu verzichten.
Die gewandelte Wahrnehmung von Computerspielen
Vom Killerspiel zum Kulturgut
VON WOLFGANG HIPPE
omputer- und Videospiele galten lange Zeit
vor allem als Jugend gefährdende Killergames. Erst jetzt werden sie hierzulande als Kulturgut entdeckt. Ein überfälliger Schritt, befinden inzwischen Kulturpolitiker und Branchenvertreter. In Zukunft soll es weniger um ihre Gefahren als vielmehr um ihre Potenziale gehen.
Der Konsens: Computerspiele und andere interaktive Unterhaltungsmedien sind nicht nur
wirtschaftlich und technologisch wichtig, sondern gewinnen auch kulturell und gesellschaftlich immer mehr an Bedeutung.
Wenn es nach Malte Beckmann geht, dem
Berliner Geschäftsführer von G.A.M.E., dem
Bundesverband der deutschen Spieleentwickler, kann man präzise benennen, wann in
Deutschland Computer- und Videospiele aufhörten, nur „Killerspiele“ zu sein und sich zu
„Kunst“, mindestens aber zum „Kulturgut“ wandelten. Es war der 12. Dezember 2007. An diesem Tag stellte die Europäische Kommission klar,
C
dass eine französische Steuergutschrift zur Förderung der Spieleproduktion mit EU-Recht zu
vereinbaren sei. Frankreich hatte sein Gesetz zuvor den europäischen Vorgaben angepasst und
EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes überzeugt, dass die Regelung „nur echten Kulturprojekten zugute kommt und nicht als industriepolitisches Instrument zur Förderung der Videospielindustrie genutzt“ werde. Denn „Beihilfen“,
wie es im offiziellen Europäisch heißt, sind nur
dann zulässig, wenn sie nicht dem gemeinsamen EU-Interesse zuwider laufen oder den Wettbewerb gefährden und eben „Kultur“ fördern.
Das europaweit interessante Ergebnis: Neben
Steuererleichterungen für die Branche verwaltet die CNC (Centre national de la cinématographie), die französische FFA, auch einen jährlichen
Förderfonds von rund vier Millionen Euro zur Entwicklung von Spielen. Daneben werden regionale Entwicklungsschwerpunkte (Cluster) in Lyon und Paris unterstützt.
Schwerpunkt – newsletter 2/2008
Die Verhandlungen zwischen Paris und Brüssel zogen sich immerhin zwei Jahre hin, ein Indiz für die komplexe Ausgangslage. Denn ursprünglich sollte die steuerliche Vergünstigung
der zum damaligen Zeitpunkt angeschlagenen
französischen Spieleindustrie wieder aufhelfen,
der drohende Verkauf von Vivendi Universal Games an einen US-Konzern wurde öffentlich als
„Bedrohung der Nationalkultur“ empfunden.
Nur folgerichtig brachte die französische Regierung neben den Steuer- und Förderprivilegien
auch ein Museum für Computer- und Videospiele ins Gespräch – immerhin sind französische
Spielehersteller seit 1992 gesetzlich verpflichtet,
der französischen Nationalbibliothek kostenlos
ein Exemplar jedes ihrer Titel zu überlassen. Bis
heute sind dort mehr als 70.000 Spiele archiviert.
Anfang der neunziger Jahre waren hierzulande Computer- und Videospiele kein Thema
– schon gar nicht als archivwürdiges kulturelles
Erbe. Man hatte sich eben von der Diskussion
nicht einfach nur nachahmt, sondern durch geschickte Inszenierung, zum Beispiel mit Beleuchtung oder dem subtilen Einsatz von Toneffekten,
Spannung und Atmosphäre erzeugt, wie sie nur
in einem Computerspiel funktionieren können.
Über sämtliche Genres hinweg gewinnt der
Mehrspieler-Modus an Bedeutung: Dieser ist
längst nicht mehr bloße Dreingabe zur Einzelspielererfahrung, sondern entscheidendes Kaufkriterium und eine wichtige Möglichkeit für den
Hersteller, eine nachhaltige Fan-Community aufzubauen und über lange Zeit an ein Spiel und
seine Marke zu binden. Der weltweite Erfolg reiner Multiplayer-Titel wie „Counter-Strike“ oder
„Battlefield“ unterstreicht diesen Trend.
Jener Prozess gipfelt in den momentan außerordentlich erfolgreichen Massive Multiplayer Online Games, in denen sich Tausende von
Spielern in einer riesigen, meist phantastischen
Welt eine Ersatzexistenz aufbauen. Die schier unerschöpflichen Möglichkeiten solcher Spiele und
ihre eskapistischen Tendenzen zementieren nicht
nur ihren Erfolg, sondern rücken auch das Thema Spielesucht in den Fokus der Öffentlichkeit.
Der anhaltende Siegeszug zum Beispiel von
„World of WarCraft“ mit mittlerweile über neun
Millionen monatlich zahlenden Abonnenten verspricht in diesem Bereich das größte Potenzial
für die nächsten Jahre. Da hierbei die soziale
Komponente eine entscheidende Rolle spielt, ist
dieses Genre insbesondere bei Frauen beliebt –
was auch den Erfolg von „Second Life“ erklärt,
dessen virtuelle Welt mit einem Spiel im engeren Sinne eigentlich nichts mehr zu tun hat.
um Horrorvideos auf dem heimischen Bildschirm
erholt und widmete sich nun dem Thema Jugend, Gewalt und Medien am Beispiel des Privatfernsehens. Die Schlachten im Cyberspace gerieten erst nach der Jahrtausendwende in den
Blick. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich längst und
weitgehend unbemerkt von der etablierten Kulturszene eine eigene Jugendkultur rund um die
Computer- und Videospiele etabliert. Allerdings
zeigen einschlägige Untersuchungen, dass die
Games den Alltag der Jugendlichen längst nicht
so dominieren wie Jugendschützer befürchteten. Statt aufgeregter Debatten, die immer wieder nach Gewaltausbrüchen Computer spielender Jugendlicher stattfanden und zu Verbotsrufen führten, wird die Wirkungsweise von Spielen heute wissenschaftlich erforscht. „Seit Mitte der achtziger Jahre haben wir uns keinem
neuen Bereich der Jugendkultur mehr wirklich
geöffnet“, bilanzierte zwischenzeitlich Olaf Zimmermann die bundesdeutsche Kulturförderpolitik. Im Windschatten der französischen EU-Verhandlungen startete der Geschäftsführer des
Deutschen Kulturrats schließlich eine Kampagne
gegen das schlechte Image der Games und für
deren Förderung. Computerspiele und ihre Macher sollten endlich auch Gegenstand der deutschen Kulturpolitik werden. Durchaus mit Erfolg:
Inzwischen hat der Bundestag beschlossen, einen deutschen Spielepreis auszuschreiben. Olaf
Wolters vom Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware mahnte bereits staatliche Unterstützung wie in Frankreich an: „Wer Deutschland als Produktionsstandort von Spielen stärken will, muss nicht nur die kulturelle Dimension berücksichtigen, sondern Spiele auch als
Speerspitze der Entwicklung neuer Technologien
begreifen und entsprechend fördern.“
23
Der Kölner Eifelplatz ist nicht mehr als ein Kreisverkehr mit einer kleinen Grünfläche in der Mitte. Ausgerechnet der soll – so will
es die Story von Theo Angelopoulos’ neuem Film „The Dust of Time“ – als New York durchgehen, was selbst in der Dunkelheit des
abendlichen Drehs Vertrauen in die Magie des Kinos verlangt.
Setbesuch: „The Dust of Time“
Vampir mit Kunstblut
VON CHRISTIAN SEEBAUM
ur Ontario Bar ist die kleine rheinische Eckkneipe kurzfristig umbenannt worden, Ontario Lane steht auf dem Straßenschild. Die ersten beiden Autos am Straßenrand – ein uralter VW-Bus und ein Pick-up-Oldtimer – gehören zur Kulisse, dahinter beginnt der Kölner Alltag. Große Scheinwerfer auf der Platzmitte, deren Licht von Reflektoren gestreut wird, tauchen den Platz in Zwielicht. Gedreht wird der
Spaziergang eines Paares, aus der Kneipe heraus über die Straße, halb um den Platz herum.
Zu diesem Zweck ist die Kamera auf dem abgesägten Heck eines großen amerikanischen
Wagens montiert, der, von mehreren Helfern
geschoben, als Dolly dient. Theo Angelopoulos, der neben seinem Kameramann Andreas
Sinanos auf der Ladefläche Platz genommen
hat, lässt proben, um das Timing zwischen den
beiden Spaziergängern Michel Piccoli und Irène Jacob, der Kamera und den Statisten im Hintergrund zu perfektionieren. Immer wieder
muss ein Statisten-Paar an der Hauswand neben dem Eingang der Bar auf Kommando anfangen wild zu knutschen; immer wieder fährt,
während die Kamera sich langsam zurück bewegt, im Hintergrund ein altes rotes Auto vorbei, geht ein Mann mit Hund von rechts nach
links durchs Bild – es erinnert ein wenig an den
alten Abspann der „Lindenstraße“ mit seiner
stetigen Abfolge von Bus, Auto und Moped.
Bei Theo Angelopoulos können Proben
auch schon mal fünf Stunden dauern, berichtet Claudia Pöpsel (Lichtmeer Film), die deut-
Z
sche Produzentin des 8,3 Millionen-Euro-Projektes. Dafür gehe danach oft alles ganz schnell,
so dass das Drehverhältnis sich im rekordverdächtigen Bereich von 4:1 oder gar 3:1 bewege. „The Dust of Time“ ist mit griechischem,
deutschem, italienischem und russischem Geld
finanziert und spiegelt die Lebensgeschichten
der griechischen Flüchtlinge Eleni und Spyros
sowie ihres Sohnes und ihrer Enkeltochter in
den politischen und sozialen Ereignissen des 20.
Jahrhunderts.
Claudia Pöpsel ist übermüdet. Jetzt, wo die
auf vier Monaten verteilten mehr als 60 Drehtage sich dem Ende zuneigen, zeigen sich die
Spuren der vielen Nachtdrehs deutlich. „Und
wenn ich dann um fünf Uhr ins Bett komme,
ruft Theo oft schon um neun Uhr wieder an.“
Theo Angelopoulos ist 72 Jahre alt, doch am
Set scheint er unermüdlich. Der kleine Mann
mit Brille, der seine Anweisungen auf Französisch gibt, ist ununterbrochen in Bewegung.
Pausen gibt es bei seinen Dreharbeiten nicht,
und essen und trinken darf die Crew nur „heimlich“ am Rande. Auch bei „The Dust of Time“
folgt der Grieche seiner Maxime, nach der in
seinen Filmen die Sonne niemals scheint. Es wird
ausschließlich bei Wolken oder nachts gedreht.
Vampir nennen ihn manche im Team. Nach aufwändigen Drehtagen in Berlin, für die der direkt am Ku’damm gelegene Wittenbergplatz
komplett gesperrt wurde, entdeckte Angelopoulos beim Ansehen der Muster, dass sich einige Sonnestrahlen zuviel ins Bild gestohlen hat-
ten. Der Vampir kannte kein Pardon: Das Team
musste nach Berlin zurückreisen und nachdrehen, erneute Platzsperrung inklusive. Er sei ein
sehr penibler Regisseur, bemerkt Claudia Pöpsel. Als Mitproduzent aber auch ein sehr verantwortungsbewusster, der ungeplante Mehrkosten ganz selbstverständlich an anderer Stelle wieder einspare.
Einige Tage später abends in einer verfallenen Fabrikhalle in Wesseling bei Köln. Vor vielen Jahren wurde hier einmal Schleifpapier hergestellt, jetzt liegt auf allem dick der Staub der
Zeit. Mit geradezu gewissenhafter Gründlichkeit sind sämtliche Fensterscheiben irgendwann
eingeworfen worden. Kein Platz, den man im
Dunkeln allein aufsuchen würde. Aber ein fantastischer Drehort. Willem Dafoe, der im Film
nur A. heißt, folgt als besorgter Vater dem
Freund seiner verschwundenen Tochter hierher
– und beobachtet, wie dieser bei einem Zweikampf seinen Gegner tötet.
Während der Kampf vorbereitet wird, bleibt
der US-Star zunächst hinter den Kulissen. In
zwei Gruppen stehen sich in der weitläufigen
Halle etwa 30 Motorradfahrer mit ihren Maschinen gegenüber, ihre Schweinwerfer beleuchten den Kampflatz, wo die beiden hitzköpfigen
jungen Männer aufeinander losgehen. Für den
blonden Andreas Bach ist es die erste Filmrolle, seinen Kontrahenten verkörpert ein Stuntman. Wieder und wieder stehen die beiden sich
erst wie zum Duell gegenüber, führen dann ihren Ringkampftanz auf, der jedes Mal sein ab-
„The Dust of Time“: Michel Piccoli bei Dreharbeiten in einer Kölner Bar, Foto: Nelly Tragousti
24
newsletter 2/2008
– Setbericht
ruptes Ende findet, wenn Bach ein Messer zieht
und den am Boden liegenden Gegner in die Seite sticht. In sechs, sieben Durchgängen wird die
Choreografie immer ausgefeilter. „Mehr John
Wayne!“, fordert der Regieassistent, der auch
als Dolmetscher zwischen Angelopoulos und
dem Jungdarsteller fungiert. So viel Action in
einem Angelopoulos-Film war nie.
Für den Gegenschuss, bei dem die Kamera auf einem Kran langsam von der Decke herabschweben soll, kommt auch Willem Dafoe
herbei, in dunkelblauer Jacke und mit Brille. Es
geht auf 23 Uhr zu, und es ist kalt. Exakt wird,
in einem Nebel aus Lärm und Abgasen, probiert, wie die Motorradfahrer nach der Flucht
des Messerstechers am besten aus dem Bild
fahren sollen. Als endlich alles bereit zu sein
scheint, die Kämpfer am Boden in Position sind
und Angelopoulos der Kamera das Kommando geben will – platzt vorzeitig der unter der
Kleidung des Stuntman versteckte Kunstblutbeutel. Schnell muss der Boden gereinigt, der
Darsteller neu präpariert werden. Unterdessen
verkürzt Willem Dafoe den bewundernswert
geduldigen Motorradstatisten mit etwas Smalltalk die Zeit. Auch Produzentin Claudia Pöpsel
ist wieder am Drehort, jetzt deutlich ausgeschlafener und sehr gelassen: „Immerhin gibt es einen natürlichen Drehschluss: Wenn es hell
wird.“ – Genau, denkt man, denn wenn die
Sonne aufgeht, steigt auch Vampir Angelopoulos nicht in einen Sarg, sondern wie jeder andere auch ins Bett.
Besuch am „Vorleser“-Set in den
MMC-Studios: David Kross,
Stephen Daldry, Ministerpräsident
Jürgen Rüttgers, Kate Winslet,
Michael Schmid-Ospach und
Minister Andreas Krautscheid (v.l.).
Foto: Melinda Sue Gordon
Im Sumpf stecken geblieben: Bjarne Henriksen
und „Fräulein Stinnes“ Sandra Hüller.
Foto: taglicht media/Ali Schmidt
Fräulein Stinnes
fährt um die Welt
Anfang März fiel die letzte Klappe für den Dokumentarspielfilm „Fräulein Stinnes fährt
um die Welt“ im Kölner Gerling-Gebäude. Die
Szene spielt im Film an der legendären Berliner
Rennstrecke Avus. Dort erlebte die IndustriellenTochter Clärenore Stinnes in den Zwanzigern einen triumphalen Empfang, nachdem sie als erste Frau mit dem Auto um die Welt gefahren
war. Sandra Hüller („Madonnen“) und der
Däne Bjarne Henriksen („Das Fest“) standen für die Hauptrollen des Dokumentarspielfilms vor der Kamera von Sophie Maintigneux. Nach Marokko wurde in Köln und Umgebung sowie im Freilicht Museum Kommern
gedreht. Das Buch von Sönke Lars Neu-
Broadview TV
Für den WDR (Redaktion: Christian Hirz)
geht die Kölner Broadview TV (Produzentin:
Nina Hetzer) auf Reisen: Die Filmemacherin
Beatrice von Schilling begibt sich im Mai
auf Spurensuche nach Irland. Gedreht wird die
Dokumentation „Sehnsucht nach Irland“
bis zum 8. Mai. Die letzten drei Tage sind NRW
vorbehalten. Autor und Regisseur Sebastian
Briefe an den
König
Der Jugendfilm „Briefe an den König“, für
den Anfang März in Overath die letzten Szenen
gedreht wurden, baut auf die gute Zusammenarbeit der Niederlande und NRW. Die Verfilmung des Fantasy-Bestsellers wird von der Kölner Heimatfilm (Produzentin: Bettina Brokemper) zusammen mit Eyeworks Egmond (Hans de Weers), Armada, Studio.TV. Film (Albert Schäfer) und dem
ZDF (Redaktion: Heike Lagé) produziert. Für
die Hauptrollen engagierte Regisseur Peter
Verhoeff die Schauspieler Lars Rudolph,
Uwe Ochsenknecht und Rüdiger Vogler sowie die niederländischen Jung-Stars Yannick van de Velde und Quinten
Schramm. Zorro bringt den Film in die deutschen Kinos.
Heimatfilm, Tel. (0221) 9777990;
[email protected]
Cologne Film
„Der weiße Raum“ heißt die neue Folge aus
der Fernsehkrimi-Reihe „Marie kann zaubern“ mit Mariele Millowitsch als Kölner
Kommissarin Marie Brand. Vom 22. April bis Ende Mai realisiert Christoph Schnee in Köln
und Umgebung das Buch von Alexander
Adolph für Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung) und das ZDF (Redaktion: Klaus
Bassiner, Wolfgang Feindt). Neben Mariele Millowitsch stehen Hinnerk Schönemann und Stefan Reck vor der Kamera von
Diethard Prengel.
Zwei weitere Fernsehkrimis der ZDF-Reihe
„Wilsberg“ (Redaktion: Martin R. Neumann) produziert Micha Terjung und Producer Anton Moho für Cologne Film vom 26.
wöhner setzte Regisseurin Erica von
Moeller („Hannah“) als Mischung aus originalem Film- und Bildmaterial der damaligen Reise sowie aus neu inszenierten Spielszenen um.
taglicht media-Produzent Bernd Wilting
realisierte das Projekt gemeinsam mit dem
WDR (Redaktion: Jutta Krug) im Rahmen der
Dokumentarfilmreihe „World Wide“. Der Kinostart ist für das Frühjahr 2009 vorgesehen, die
Fernsehausstrahlung daran anschließend Ende
des Jahres. Ein ausführlicher Bericht über die
Dreharbeiten folgt im nächsten Newsletter.
taglicht media,
Tel. (0221) 349090;
[email protected]
Dehnhardt realisiert „Sehnsucht nach
Südfrankreich“ und begibt sich dafür auf die
Suche nach Menschen, die sich ihren Traum vom
Leben wie Gott in Frankreich erfüllt haben. Johannes Imdahl ist vom 16. bis 21. Mai vor
Ort, bis zum 25. Mai wird der Dreh in Köln und
Düsseldorf abgeschlossen.
Broadview TV, (0221) 5796430;
[email protected]
Tannöd
„Die Herbstzeitlosen“ hieß die erfolgreiche
Komödie der Schweizer Regisseurin Bettina
Oberli. Jetzt wartet sie mit ihrer Adaption des
Krimi-Bestsellers „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel auf den Herbst und damit eher
winterliche Kulissen in der Eifel. Oberli setzt für
Wüste Film West (Produzenten: Hajo
Emons und Kristina Löbbert) das Drehbuch, das sie gemeinsam mit Petra Lüschow
verfasst hat, über den brutalen Mord an einer
ganzen Familie auf einem abgelegenen Bauernhof in Szene. Bei den Bildern verlässt sich Oberli auf Kameramann Stéphane Kuthy. Die Besetzungsvorschläge liefert Ritter Casting.
Über Entstehung und Verlauf des Projektes werden die Macher beim Internationalen Filmkongress im Juni berichten.
Wüste Film West,
Tel. (0221) 5105067;
[email protected]
März bis Ende Mai in Köln, Münster und Umgebung. Passend zum Drehort übernimmt
Reinhard Münster die Inszenierung des Buches „Der Mann am Fenster“ von Sönke
Lars Neuwöhner. Das feste Wilsberg-Team
von Leonard Lansink, Oliver Korittke, Rita Russek und Ina Paule Klink wird um
Jörg Schüttauf, Tom Wlaschiha, Johann
von Bülow und Karina Fallenstein ergänzt. In der Folge „Das Jubiläum“ (Drehbuch: Stefan Rogall) feiern die Darsteller Saskia Vester, Peter Sattmann, Eva Kryll
und Peter Benedict mit. Bei beiden „Wilsbergs“ steht Robert Berghoff hinter der Kamera. Den Cast für alle drei Produktionen
stammt von Die Besetzer.
Cologne Film, Tel. (0221) 934708;
[email protected]
Dreharbeiten – newsletter 7/2007
Der Vorleser
Nach Ostern begannen in NRW die
Dreharbeiten für „Der Vorleser“.
Drei Wochen wird sich die Filmcrew
für die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Bernhard
Schlink in den MMC-Studios sowie auf dem Gelände der HDI Gerling Lebensversicherung in der Kölner Innenstadt aufhalten, wo der
Dreh einer Massenszene Ende März
die Stadt in Atem hielt. Kate Winslet spielt
die weibliche Hauptrolle der Geschichte, die in
den fünfziger Jahren spielt. Neben ihr und David Kross werden Ralph Fiennes, Bruno
Ganz, Alexandra Maria Lara, Karoline
Herfurth, Hannah Herzsprung, Burghart Klaußner und Jürgen Tarrach vor der
Kamera stehen. Beteiligte Produktionsfirmen
sind The Weinstein Company, Mirage
Enterprises, Scott Rudin Productions
und Neunte Babelsberg Film GmbH. Aus
NRW sind die Centralscope NRW GmbH
und SenfkornFilm beteiligt. Regisseur Ste-
Eschbach
Die Eifel genießt in der Krimi-Szene eine exzellenten Ruf, und so dreht sich von Ende März bis
Ende April in Bad Münstereifel und Umgebung
auch im Fernsehfilm „Eschbach“ alles ums Verbrechen: In der Nähe des kleinen Eifeldorfs Eschbach wird auf einer einsamen Strecke im Wald
ein Geldtransporter überfallen, die Fahrer kommen mit einem Schrecken davon. Als die junge LKA-Kommissarin Lona Schanz in die Provinz
fährt, um den Fall zu übernehmen, ist dies auch
eine Reise in ihre Kindheit: Rolf Schanz, der Dorf-
phen Daldry („Billy Elliot“) vertraut beim
Produktionsdesign auf Brigitte Broch und
Christian Goldbeck. Broch, die in Solingen
aufgewachsen ist, erhielt bereits den Oscar für
ihre Arbeit am Set von „Moulin Rouge“. Senator Film Verleih bringt „Der Vorleser“ in
die Kinos.
Überschattet wurden die Dreharbeiten vom
plötzlichen Tod des Oscar-Preisträgers und Koproduzenten Anthony Minghella, der Mitte März
im Alter von 54 Jahren in London verstarb.
Senfkorn Film, Tel. (0228) 18467880;
[email protected]
sheriff des Ortes, ist Lonas Vater, der vor Jahren den Kontakt zu ihr abgebrochen hat.
Die Kölner Filmpool (Produzentin: Iris
Kiefer) produziert den Krimi nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt für das
ZDF (Redaktion: Gabriele Heuser), die Regie führt Johannes Grieser, und Maria Simon spielt darin die Kommissarin. Mit ihr stehen Christian Redl, Jacob Matschenz sowie Karl Kranzkowski vor der Kamera von
Sten Mende.
Filmpool, Tel. (0221) 921599605;
[email protected]
Perfekte Bankräuber in „12 Winter“: Jürgen Vogel
und Axel Prahl (rechts), Foto: 20:15/Tom Trambow
12 Winter
Noch bis zum 17. April dauern die Dreharbeiten für den Bankräuber-Krimi „12 Winter“ in
Köln und im Bergischen Land. Produziert wird
die WDR-Koproduktion (Redaktion: Michael
André) mit Arte und Degeto von der Kölner
20:15 Film- und Fernsehproduktions
GmbH (Produzenten: Bettina Brokemper
und Martin Zimmermann). Die erfolgreichste Bankraubserie in der Geschichte Deutschlands ist Thema des TV-Thrillers: Während ihrer
gemeinsamen Zeit im Gefängnis schließen der
Einbrecher Klaus Starck (Axel Prahl) und Bankräuber Mike Roth (Jürgen Vogel) Freundschaft. Nach der Entlassung treffen sich die
Freunde wieder und planen den perfekten Bankraub. 12 Winter lang – die Einbrüche finden immer in der dunklen Jahreszeit statt – sind die beiden der Schrecken der kleinen Sparkassen und
Banken. Ihr Markenzeichen: Hohes Tempo, keine unnötige Gewalt, keine Toten oder Verletzten. Absolute Professionalität und Beschränkung
auf wenige, dafür gut geplantes Überfälle werden ihr Markenzeichen.
Jürgen Vogel, Axel Prahl, Matthias Koeberlin und Wotan Wilke Möhring spielen die Hauptrollen. Regie führt Thomas Stiller nach einem Drehbuch von Holger Karsten Schmidt. „12 Winter“ soll im kommenden Jahr im Ersten gesendet werden.
20:15 Film- und Fernsehproduktion,
Tel. (0221) 48490880;
[email protected]
25
Laura
Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW
Mit den beiden erfahrenen Niederländern Ben
Verbong und Theo Bieskens realisieren Elsani Film aus Köln und die Dortmunder 3L
Filmproduktion die emotionale Komödie
„Laura“ nach einem Drehbuch von Karin Howard und Katja Kittendorf, in dem der bevorstehende Tod Lauras nicht verhindern kann,
dass in der Familie alte Auseinandersetzungen
wieder aufbrechen. Anfang Mai beginnt der
Dreh in Schleswig-Holstein, vom 14. Mai bis
zum 26. Juni wird das 3-Millionen-Euro-Projekt
in Köln vollendet. Christiane Paul, Senta
Berger, Katharina Schubert, Julia Maria Köhler, Katharina Schubert und Anna Böger spielen die Hauptrollen. Die Kinoauswertung übernimmt der 3L Filmverleih.
Elsani film (0221) 5108585;
[email protected]
Colonia Media
Emily Watson in „Within the Whirlwind“,
Foto: Tatfilm
Within the
Whirlwind
Im März wurden in Köln, Rommerskirchen und
Kommern die Dreharbeiten der Oscar-Regisseurin Marleen Gorris („Antonias Welt“) für das
emotionale Drama „Within the Whirlwind“
beendet. Der Kinofilm (Buch Nancy Larson,
Wojciech Gajewicz) erzählt auf Basis der Autobiografie der russischen Dichterin Evgenia
Ginzbourg, die den Gulag dank ihres Glaubens an die Poesie überlebte. Emily Watson
spielt die Hauptrolle. Ulrich Tukur, Lena
Stolze, Beata Fudalej, Agata Buzek und
Benjamin Sadler stehen ihr zur Seite. Die Kölner Tatfilm (Produzentin: Christine Ruppert) produziert das Drama, dessen Budget mit
sechs Millionen Euro veranschlagt ist. Alamode Film steht bereits als Verleiher fest.
Tatfilm, Tel. (0221) 4307550;
[email protected]
33 Szenen aus dem
Leben
In einem Jahr verliert Julia alles, was bisher ihr
Leben ausmachte: Ihr Mann verlässt sie, ihr
Hund stirbt, dann auch beide Eltern. In der Abfolge der Begräbnisse gerät die Karriere in Gefahr. Und schließlich wird Julia durch einen
Freund schwanger, den jeder für schwul hält.
„33 Szenen aus dem Leben“ ist der Titel
des Films, für den Autorin und Regisseurin Malgorzata Szumowska („Leben in mir“) Anfang März in Köln und Umgebung die letzten
Aufnahmen abdrehte. Die Kölner Pandora
(Produzent: Raimond Goebel) produziert den
Film mit Julia Jentsch, Peter Gantzler und
Andrzej Hudziak in den Hauptrollen fürs Kino. ZDF/Arte (Meinolf Zurhorst) sind als TVSender dabei. Real Fiction wird das Drama
ins Kino bringen.
Pandora, Tel. (0221) 973320;
[email protected]
26
Köln war Tat- und Drehort für zwei Fernsehkrimis der Colonia Media im Auftrag des WDR:
Für den Tatort „Rabenherz“ (Buch: Markus
Busch) ermitteln Dietmar Bär und Klaus
J. Behrendt als Kommissare Ballauf und
Schenk bis zum 19. April in Köln und Umgebung. Unter der Regie von Torsten C. Fischer wird ein vermeintlicher Mord ohne Motiv aufgeklärt. Die Redaktion für den WDR hat
Andrea Hanke.
Für den neuen Schimanski „Schicht im
Schacht“ (Buch: Jürgen Werner, Redaktion: Wolf-Dietrich Brücker) drehte Regisseur Thomas Jauch vom 18. Februar bis zum
19. März 2008 in Köln, Duisburg und Umgebung. Neben Götz George, der als Schimanski mit seinem Ex-Kollegen Hänschen (Chiem
van Houweninge) einen alten Fall aufrollt,
standen Julian Weigend, Denise Virieux,
Anne Ratte-Polle, Robert Gallinowski,
Aljoscha Stadelmann, Max von Pufendorf und Walter Gontermann vor der Kamera von Clemens Messow. Sonja Goslicki produzierte die beiden Krimis für Colonia
Media.
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;
[email protected]
Mit besten Empfeh
Hardcover
Kinostart: 3. April
Verleih: Universum Film / Vertrieb: Disney
er schüchterne Christoph (Lukas Gregorowicz) schreibt Räuberpistolen für eine
Groschenheftreihe. Jetzt will er endlich einen
richtigen Kriminalroman verfassen. Als Reiseführer für die Recherchen in der Halbwelt heuert er den Kleinganoven Dominik (Wotan Wilke Möhring) an, nachdem der gerade beim
Autoklau erwischt worden ist. Zwar ist Dominik derzeit nur der Mann, der für Gangsterboss Chico (Justus von Dohnanyi) den Hund
ausführt, aber in der Szene kennt er sich schon
ganz gut aus.
D
Christian Zübert legt mit seiner dritten Regiearbeit nach „Lammbock“ und „Der Schatz
der weißen Falken“ eine flotte Gaunerkomödie vor, die überraschend erdiges Düsseldorfer Milieu aufbietet und in Köln und Düsseldorf gedreht wurde. Zübert versteht sich eben
auf authentische Typenzeichnung in kinogerechter Überhöhung und Dialoge von geradezu entwaffnend lakonischem Witz. Die exzellent besetzten Schauspieler, allen voran Wotan Wilke Möhring in seiner Darbietung als Ganovenprolet, halten die Laune über die volle
Distanz hoch.
Deutschland 2007
Regie: Christian Zübert; Buch: Christian Zübert;
Produktion: Little Shark Entertainment in
Koproduktion mit WDR, Arte und der GFP;
www.hardcover-derfilm.de
Hannah’s Words
Bei dem Musikdrama „Hannah’s Words“,
der vom 4. April bis zum 5. Mai 2008 in Köln
gedreht wird, fungiert die Neue Mediopolis Köln (Produzenten: Petra Hengge und
Alexander Ris) erstmals als Hauptproduzent.
Koproduzent ist der WDR (Redaktion: Andrea
Hanke). Regisseur Andreas Struck erzählt
darin von dem Nu-Jazz Trompeter Martin, der
die Liebe seines Lebens verlässt, um wieder zu
sich selbst zu finden. Die Hauptrollen spielen
Stefan Rudolf, Chulpan Khamatova,
Paula Kalenberg und Nestroy-Preisträgerin
Traute Hoess. Die Musik des Films wird vom
norwegischen Nu-Jazz Trompeter Nils Petter
Molvaer eingespielt. Das Drehbuch stammt
von Dagmar Gabler. Den deutschen Verleih
hat Neue Visionen übernommen.
Neue Mediopolis Filmproduktion,
Tel. (0221) 3795450;
[email protected]
Up! Up! To the Sky
Kinostart: 10. April
Verleih: Zorro Film
ußerirdischer oder nicht – das ist für Arnold
keine Frage. Der Sohn von Landwirtin Ida
stammt eben aus dem Space-Sektor Gliese 581
und baut entschlossen an einem Raumschiff für
die Rückkehr, bis es Mama zuviel wird. Arnold
wird in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen,
wo Doktorandin Wanda das perfekte Studienobjekt für den Karrieresprung gefunden glaubt.
Schnell aber stellt sich heraus, dass die Dinge
nicht so einfach liegen, wie gedacht – nicht in
der Wissenschaft, nicht in der Landwirtschaft,
nicht in der Liebe und schon gar nicht dann,
wenn es um Außerirdische geht.
A
newsletter 2/2008
– Dreharbeiten / Kinovorschau
Romantische Komödien mit dramatischem
Unterton und klarem Bekenntnis zu Science
Fiction-Fantastik inmitten norddeutschen
Landschaftsidylls sind hierzulande eher die Seltenheit und verdienen schon deshalb volle Aufmerksamkeit. Wenn dann noch Max Riemelt
die Hauptrolle spielt und in Nebenrollen Katja Riemann, Armin Rohde und Anneke Kim
Sarnau auflaufen, ist das schon mehr als die
halbe Miete. Hinzu kommen stimmungsvolle Cinemascope-Bilder aus den Gegenden
rund um Hamburg und Münster und ein untrüglicher Sinn für magische Poesie.
Deutschland 2008
Regie: Hardi Sturm; Buch: Hardi Sturm; Produktion: Schneider + Groos Filmproduktion in Koproduktion mit NDR
hlungen
Neandertal
Freischwimmer
Kinostart: 24. April
Verleih: Novapool Pictures
er 15-jährige Rico (Frederick Lau) führt an
seiner Schule ein Außenseiterdasein. Seine Hörbehinderung nutzt er immer wieder als
Fluchtweg aus dem Alltag. Als einer seiner Mitschüler vergiftet wird und sich herausstellt, dass
eigentlich Rico das Opfer sein sollte, findet der
Junge Halt bei seinem Deutschlehrer Wegener
(August Diehl), mit dem ihn zugleich die Leidenschaft für Modellbau verbindet. Zu Hause
kommt Rico kaum noch klar, zumal seine Mutter (Dagmar Manzel) eine Beziehung mit Sportlehrer Sammer (Devid Striesow) unterhält. Aber
auch mit Wegener scheint etwas nicht zu stimmen, als der vorschlägt, Ricos Mitschülerin Re-
D
Lauf um dein Leben
– Vom Junkie
zum Ironman
Kinostart: 24. April
Verleih: Kinowelt Filmverleih
bhängen, kiffen, klauen und jede Menge
Party – Andreas (Max Riemelt) und seine
drei Kumpels genießen das Leben. Dann gerät
Andreas immer mehr auf die schiefe Bahn, die
Drogen werden härter. Er verliert den Job, die
Ehe mit Sabine (Jasmin Schwiers) zerbricht. Als
er nach einer Überdosis nur knapp davonkommt, therapiert Andreas sich mit Sport.
Coach Oscar, Uwe Ochsenknecht, wird ihm dabei wertvoller Helfer und väterlicher Freund.
A
gine (Alice Dwyer) originalgetreu nachzubauen.
Rund zehn Jahre nach seiner letzten Kinoarbeit „Wege in die Nacht“ legt Andreas Kleinert nun einen Thriller vor, in dem er seine TVErfahrungen im Kriminalfach (u.a. „Polizeiruf
110“ und „Schimanski“) nun auf der Großbildleinwand nutzt. Mit prominenten Akteuren und
atmosphärisch dichter Bildgestaltung verknüpft
er Teenagerängste und Alptraumklima zu spannendem, bisweilen sogar kafkaesk anmutendem
Nervenkitzel. Die stimmungsvollen Kulissen wurden bei den Dreharbeiten in Monschau, Wilhelmstal und Solingen-Gräfrath sowie Köln und
Umgebung eingefangen.
Kinostart: 24. April
Verleih: Farbfilm Verleih
Vertrieb: Barnsteiner-Film
eurodermitis! Seit Guido denken kann, hat
ihn die Krankheit fest im Griff. Nun, mit 17,
wird Guido nach besonders schwerem Ausschlag klar, wie sehr ihm die vermeintlich heile Welt des Elternhauses zugesetzt hat. Er
büchst aus und findet Unterschlupf in der WG
seines älteren Bruders, wo er auf den Gelegenheitsarbeiter Rudi trifft. Guido beginnt, sich Charakterzüge des rücksichtslosen Rudi zu Eigen zu
machen und stellt überrascht fest, dass seine
Krankheitssymptome nachlassen. Ein familiärer
N
Schicksalsschlag stellt sein Selbstbewusstsein auf
die Probe.
Groß werden, verlogene Erwachsenenwelten und Neurodermitis sind die Säulen dieser ungewöhnlichen Reifeprüfung, mit der Ingo Haeb und Jan-Christoph Glaser 2006 auf den Hofer Filmtagen ihr Debüt bestritten. Das kraftvolle Spiel der Hauptdarsteller Jacob Matschenz
(Guido) und Andreas Schmidt (Rudi) und die ungeschminkte Authentizität der auf HDV aufgenommenen Bilder bescherten dem Film zahlreiche Festivaleinsätze.
Deutschland 2006
Regie: Ingo Haeb, Jan-Christoph Glaser; Buch: Ingo
Haeb; Produktion: Rommel Film, GFP Medienfonds
Produktion in Koproduktion mit ZDF/Das kleine
Fernsehspiel und Arte
Deutschland 2007
Regie: Andreas Kleinert
Buch: Thomas Wendrich
Produktion: Typhoon in Koproduktion mit WDR
Ein in Szenen schockierend ungeschminktes Charakterdrama, mit dem Adnan Köse in seinem Regiedebüt die Lebensgeschichte des Triathleten Andreas Niedrig in rasanten Kinobildern
mit viel Milieu aus dem Ruhrgebiet (gedreht wurde u.a. in Dinslaken und Bochum) einfängt. In
der starken Besetzung um den in diesem Jahr
energisch auftrumpfenden Max Riemelt setzen
vor allem Axel Stein, Robert Gwisdek und Ismael Deniz als Andreas’ Kumpels nachhaltige, dramatische Akzente. Ingo Naujoks hat einen Gastauftritt als windiger Dealer mit besonders ausgefallener Haarmode.
Deutschland 2008
Regie: Adnan G. Köse; Buch: Adnan G. Köse, Fritjof
Hohagen; Produktion: Enigma Film in Koproduktion mit Odeon Pictures, Neue Kinowelt Filmproduktion, Lunaris Film- und Fernsehproduktion;
www.laufumdeinleben.kinowelt.de
Nichts geht mehr
Kinostart: 8. Mai
Verleih: Alpha Medienkontor
it dem Auszug aus dem Elternhaus fängt
das Leben erst richtig an. Konstantin weiß
noch gar nicht, wie ihm geschieht, als sein älterer Bruder August ihn genau dafür unter die
Fittiche nimmt und in einen rasenden Strudel
aus Spaß, Streichen und subversiven Aktionen
zieht. Bald schlagen die Brüder zu heftig über
die Stränge und bekommen Ärger mit der Polizei. Aber während August dadurch erst recht
in Fahrt kommt, sucht Konstantin immer verzweifelter nach der Reißleine. Die Lage zwischen
den Brüdern spitzt sich zu.
Ein Jahr nach der Gemeinschaftsarbeit „Die
Österreichische Methode“, die ebenfalls derzeit
in den Kinos zu sehen ist, stellte Florian Böder
M
Kinovorschau – newsletter 2/2008
auf den Hofer Filmtagen 2007 mit „Nichts geht
mehr“ seine erste abendfüllende Regiearbeit vor.
Seine auf HD-Cam in Bochum, Hannover, Wuppertal und Köln aufgenommene Konfliktstory
um zwei ungleiche Brüder strotzt vor Dynamik
und präsentiert mit Jörg Pohl (Konstantin) und
Jean-Luc Bubert (August) sowie Nadja Bobyleva und Susanne Bormann tolle Nachwuchsdarsteller.
Deutschland 2007
Regie: Florian Mischa Böder; Buch: Florian Mischa
Böder, Alexander Pellucci; Produktion: Aquafilm in
Koproduktion mit dem ZDF / Das kleine Fernsehspiel; www.nichtsgehtmehr-film.de
Kinostart:
„Die Österreichische
Methode“
Infos zum Film auf Seite 12
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