trendbrief altersvorsorge
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trendbrief altersvorsorge PERSPEKTIVEN. ANALYSEN. LÖSUNGEN. THEMA DIESER AUSGABE: Perspektive 2050 – Herausforderung demografischer Wandel Fünf Fragen an Dr. Alexander Erdland, Präsident des GDV Schwerpunkt: Eine gute Rente für alle Generationen »Wir sollten das Gute nicht immer schlechtreden.« Im Interview: Prof. Dr. Jochen Ruß, ifa Ulm NO.1 / JUNI 2013 ZAHLEN, DATEN, FAKTEN Das demografische Paradox: Wir werden immer älter, fühlen uns gleichzeitig jedoch immer jünger Hurra, wir werden älter! Die Silberne Revolution Die Zahl der gewonnenen Jahre wächst Quelle: Statistisches Bundesamt, 2009 2050 Der »Klub der 100-Jährigen« boomt Tatsächliche Anzahl und Prognose der Entwicklung der Hundertjährigen in Deutschland Quellen: Bundesamt für Statistik 2011; Berechnungen: Eckart Bomsdorf, obere Variante 2011/2013 2030 2010 15.000 Deutsche Männer verbringen durchschnittlich 65.000 25.000 Wirklich »Alt« ist man mit Downaging So viele Jahre jünger fühlen sich die verschiedenen Altersgruppen 75+ ihres Lebens in Gesundheit. Deutsche Frauen 91%. Jahren, meint die Generation 45plus. Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, 2008 Quelle: KarstadtQuelle Versicherungen: Die freie Generation, 2009 Trendbrief Altersvorsorge 10 Jahre 60 –74 8 Jahre 45–59 8 Jahre 30–44 7 Jahre 16–29 3 Jahre Quelle: Allensbacher Archiv, ifD-Umfrage, 2012 11 23 30 Quelle: Statistisches Bundesamt, 2009 6 17 25 Bevölkerung in absoluten Zahlen, Anteile der Altersgruppen in Prozent FÜNF FRAGEN AN: ALEXANDER ERDLAND »Wir brauchen einen gesellschaftlichen Dialog und gemeinsame Lösungen.« Fünf Fragen an: Dr. Alexander Erdland, Präsident des GDV 1. Warum ein neuer „trendbrief altersvorsorge“? Die Eurokrise verunsichert viele Bürger. Sie machen sich Sorgen um ihren Wohlstand. Bei allen aktuellen Herausforderungen dürfen wir aber nicht vergessen, dass der demografische Wandel in den nächsten Jahrzehnten zur entscheidenden Stellgröße für Wirtschaft, Sozialsysteme und die gesamte Gesellschaft wird. Wir brauchen deshalb einen gesellschaftlichen Dialog darüber, wie wir die Lasten zwischen den Generationen fair verteilen. Mit dem neuen trendbrief altersvorsorge wollen wir einen Beitrag leisten und Perspektiven und Analysen bieten. Gemeinsame Lösungen bedürfen einer breiten Basis, wenn sie Bestand haben sollen. Wir setzen auf eine Kultur des gegenseitigen Zuhörens und Lernens. 2. Kritiker wenden ein, mit der Demografie würden nur Ängste geschürt. Eine gute Rente könne auch die gesetzliche Rente garantieren. Es steht außer Frage: Wir werden weniger und wir werden älter. Heute ist bereits jeder Fünfte 65 Jahre oder älter. Davor die Augen zu verschließen, wäre fatal. Unser Ziel ist ein gutes Alterseinkommen für alle Generationen – auch für die Zukunft. Dazu gehört auch eine tragfähige gesetzliche Rente. Stabilität bietet aber erst das Drei-SäulenModell aus gesetzlicher Rente und privater und betrieblicher Altersvorsorge. Daran sollten wir festhalten. 3. Andere malen das Gespenst einer künftigen Altersarmut an die Wand. Zu Recht? Altersarmut betrifft derzeit weniger als drei Prozent der Menschen über 65. Wer im Alter arm ist, war es häufig auch vorher. Geringer Lohn, unterbrochene Erwerbsbiografien durch Kindererziehung oder die Pflege von Angehörigen führen zusammen mit dem sinkenden Rentenniveau dazu, dass künftig eine steigende Zahl von Rentnern eine gesetzliche Rente unterhalb der Grundsicherung erhält. Arm wird später die heutige Jugend, wenn wir sie jetzt zu sehr belasten. Hier müssen wir früh ansetzen. Denn grundsätzlich gilt: Gute Bildung, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zusätzliche Vorsorge sind die Grundlage für ein gutes Alterseinkommen. Gleichzeitig müssen wir auch die Grundsicherung anpassen: Es darf nicht sein, dass Eigenvorsorge immer komplett angerechnet wird. 4. Sie selbst sind heute 61 Jahre alt. Wie lange können Sie sich vorstellen, zu arbeiten? »Gute Bildung, eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie und zusätzliche Vorsorge sind die Grundlage für ein gutes Alterseinkommen.« ALEXANDER ERDLAND Wenn ich gesund bleibe, noch viele Jahre. „Alt“ ist immer subjektiv. Die meisten Menschen fühlen sich heute jünger als sie sind. So geht es mir auch. 5. Sie sind für eine Aufhebung von starren Altersgrenzen? Warum nicht? Starre Altersgrenzen sind überholt. In vielen Berufen haben Sie heute bereits die Wahl, wann Sie in Rente gehen. Gefragt sind flexible und attraktive Lösungen beim Übergang in den Ruhestand, die es dem Einzelnen ermöglichen, seine Lebensarbeitszeiten auch verlängern zu können. So machen wir die gesetzliche und private Rente demografiefester. Trendbrief Altersvorsorge 1 SCHWERPUNKT: ANALYSEN UND LÖSUNGEN Eine gute Rente für alle Generationen nicht nur das Leben, auch die Altersvorsorge ist für viele unübersichtlich und komplex geworden. Wer in unsicheren Zeiten wie diesen für sein Alter vorsorgen will, muss mehr Geld, Zeit und Ausdauer einsetzen als früher. Chronik der Rentenreformen 2013 AltersvorsorgeVerbesserungsgesetz 2008 Rente mit 67 2005 Nachhaltigkeitsgesetz und Einführung der Basisrente 2001/02 Riester-Reformen 1997 Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz 1992 Rentenüberleitungsgesetz und Rentenreformgesetz (Blümsche Rentenreform) 1972 Öffnung der gesetzlichen Rentenversicherung für weitere Personenkreise 1957/58 Dynamische Lebensstandardrente Eine längere Erwerbstätigkeit bedeutet höhere Rentenansprüche insbesondere dann, wenn zusätzlich privat vorgesorgt wird. 2 Trendbrief Altersvorsorge 1. Höhere Lebenserwartung = nachlassende Gesundheit? Auch in Deutschland steigt die Lebenserwartung seit Jahrzehnten kontinuierlich an. In den letzten 50 Jahren hat sie sich für beide Geschlechter um etwa 11 Jahre erhöht.1 Bis zum Jahr 2050 rechnet das Statistische Bundesamt (2009) mit einem weiteren Anstieg der Lebenserwartung auf 87,2 (Männer) bzw. 90,9 Jahren (Frauen). Damit würde sich die Lebenserwartung in Zukunft um rund zwei Jahre pro Dekade erhöhen. Eine höhere Lebenserwartung muss nicht mit einem schlechter werdenden Gesundheitszustand einhergehen. Umfragen zeigen, dass sich die Menschen immer jünger fühlen2 – und zwar zwischen 10 und 20 Jahren weniger als ihr tatsächliches Alter. Die gesunden Lebensjahre ab dem Alter 65 nehmen kontinuierlich zu.3 2. Kompensation der Rentenlücke durch steigende Produktivität? Die Bevölkerung wird dagegen aufgrund geringer Geburtenraten bis 2030 auf etwa 79 Millionen und bis 2050 auf etwa 73,6 Millionen abnehmen.4 Der Anteil der über 65-Jährigen wird sich im selben Zeitraum im Verhältnis zu den 20- bis 64-Jährigen von heute 34 Prozent auf rund 53 Prozent (2030) bzw. auf rund 64,4 Prozent (2050) erhöhen. Mehr als jeder vierte Deutsche ist dann 65 Jahre oder älter. Können demografischer Wandel und der Rückgang der Arbeitskräfte durch eine steigende Produktivität ausgeglichen werden? Natürlich ist es gut, wenn die Wirtschaft und damit auch der Verteilungsspielraum für Erwerbstätige und Rentner wachsen. Produktivitätssteigerungen genügen aber alleine nicht als Antwort auf die Frage nach dem richtigen Rentenniveau, also dem Verhältnis von Renten zu den Löhnen. Eine gute Rentenpolitik muss die Lasten zwischen den Generationen, zwischen Erwerbstätigen und Rentnern fair verteilen. Dazu gehören die Anhebung des Renteneintrittsalters, moderat steigende Beitragssätze und ein sinkendes Rentenniveau. 3. Führt ein sinkendes Rentenniveau zu Altersarmut? Die Politik hat sich aus Gründen der Generationengerechtigkeit Zielwerte für den Beitragssatz und das Rentenniveau gegeben. Der Beitragssatz soll bis zum Jahr 2020 nicht über 20 Prozent und bis 2030 nicht über 22 Prozent der Löhne steigen. Die Renten sollen im Verhältnis zu den Löhnen auf 46 Prozent bis zum Jahr 2020 bzw. 42 Prozent bis zum Jahr 2030 sinken. Daraus eine millionenfache Altersarmut für die Zukunft abzuleiten, ist dennoch ein Irrtum. Die gesetzliche Rente ist zwar eine wichtige, aber bei weitem nicht die einzige Quelle für Einkommen im Alter. Und der Staat fördert den Aufbau zusätzlicher Alterseinkommen in der privaten und betrieblichen Vorsorge. Die steigende Lebenserwartung bei steigender Gesundheit bietet zudem die Chance, länger zu arbeiten. Aus der Rente mit 67 ergibt sich also ein günstiger Effekt, der an der Entwicklung des Standardrentenniveaus mit einer normierten Zahl von Beitragsjahren gar nicht ablesbar ist. Eine längere Erwerbstätigkeit bedeutet höhere Rentenansprüche insbesondere dann, wenn zusätzlich privat vorgesorgt wird. Werden die Leistungen etwa aus einer Riester-Rente berücksichtigt, bleibt das Versorgungsniveau vor Steuern nahezu konstant. Für Versicherte mit Kindern wird das Niveau sogar höher ausfallen.5 Altersarmut ist somit gerade keine zwangsläufige Folge der Reformen. Auch heute beziehen zahlreiche Rentner z. B. aufgrund unterbrochener Erwerbsbiografien eine relativ schmale gesetzliche Rente. Sie sind aber deshalb nicht arm, weil sie über den Partner abgesichert sind oder neben der Rente über Einnahmen aus Mieten etc. verfügen. SCHWERPUNKT: ANALYSEN UND LÖSUNGEN 4. Lohnt sich Riester nur für 100-Jährige? Studien wie die des DIW 6, die der RiesterRente eine geringe Rendite attestieren bzw. zu dem Schluss kommen, der Sparer müsse sehr alt werden, um in den Genuss einer bestimmten Rendite zu kommen, erliegen einem methodischen Irrtum: Sie rechnen den Rendite erhöhenden Effekt der staatlichen Förderung heraus. Zudem bringt Riester durch die Überschussbeteiligung deutlich mehr als nur die garantierten Leistungen (siehe Abb. „Riester lohnt sich“, S.4). Gerade für Geringverdiener und Familien ist die Riester-Rente eine besonders rentable Altersvorsorge. Die Rahmenbedingungen für die geförderte Altersvorsorge werden durch das AltersvorsorgeVerbesserungsgesetz7 weiter verbessert. Die Attraktivität der Riester-Rente wird so auch für die Zukunft gestärkt. 5. Der Blick ins Ausland: Das deutsche Drei-Säulen-Modell hat sich bewährt, bedarf aber einer verständlichen und transparenten Information Als Alternative zur deutschen RiesterRente wird vor allem das schwedische Modell genannt. Hier gilt ein Mischsystem der staatlichen Alterssicherung: eine umlagenfinanzierte, einkommensbezogene Altersrente und eine obligatorische kapitalgedeckte Prämien- rente. Da letztere eine Pflichtversicherung ist, fallen keine Vertriebs- bzw. Abschlusskosten an. Es gibt aber auch Nachteile: Eine staatliche Förderung fehlt insbesondere für Geringverdiener und Familien. Der Versicherte trägt allein das Kapitalmarktrisiko, da eine garantierte Mindestrente wie bei der Riester-Rente nicht existiert. Das deutsche Drei-Säulen-Modell hat sich bewährt. Entscheidend für die finanzielle Situation im Alter ist das Einkommen aus allen drei Säulen der Alterssicherung. So kommt auch eine Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung8 zu dem Fazit: „Aufgrund der zu erwartenden Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung wird zur Erhaltung des Lebensstandards die staatliche organisierte Alterssicherung nicht ausreichen, sodass sowohl die private als auch die betriebliche Vorsorge verstärkt werden muss.“ Das Bewusstsein für eine zusätzliche Altersvorsorge erhöhen würde eine säulenübergreifende Renteninformation nach dänischem Vorbild. In Deutschland informiert bislang jede der drei Säulen für sich: gesetzliche Rente, betriebliche und private Altersvorsorge. Eine säulenübergreifende Informationsplattform macht für jeden Bürger transparent, mit welchen Leistungen er im Alter rechnen kann. So kann in Dänemark jeder Bürger den Stand seiner Vorsorge über eine Internetplattform jederzeit einsehen. Eine gute Rente für alle Generationen ... 1. ruht auf drei Säulen, 2. vermeidet eine Überlastung der Generationen untereinander, 3. sorgt für lebenslange Leistungen, 4. berücksichtigt insbesondere Geringverdiener und Familien, 5. ist verlässlich und transparent. Gerade für Geringverdiener und Familien ist die RiesterRente eine besonders rentable Altersvorsorge. Anzahl der über 65-Jährigen auf 100 Menschen im Alter von 20-64 Quelle: Statistisches Bundesamt, 2009 Trendbrief Altersvorsorge 3 INTERVIEW »Wir sollten das Gute nicht immer schlechtreden.« Die Riester-Rente ist ein »sinnvoller Baustein zur Altersversorgung« sagt Jochen Ruß, Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften in Ulm. Riester lohnt sich Herr Professor Ruß, Sie verteidigen trotz aller Kritik immer wieder die Riester-Versicherung. Warum? Ein Vergleich Riester-Rente Monatlicher Eigenbeitrag 101,50 Die Riester-Rente ist aus Kundensicht nachweislich für die meisten Menschen ein sinnvoller Baustein für die Altersversorgung, der eine attraktive erwartete Rendite bei sehr geringem Risiko aufweist. Die mir bekannten Studien, die zu einem anderen Ergebnis kommen, sind methodisch falsch bzw. werden falsch interpretiert, da sie gar nicht die Rendite für den Kunden analysieren. Im Übrigen ist für die Frage, ob ein Riester-Vertrag für einen Sparer sinnvoll ist, die Rendite zwar unbestritten ein wichtiges – aber sicher nicht das einzige – Kriterium. Die Riester-Rente ist nämlich nicht nur eine Kapitalanlage, sondern primär eine Versicherung. Versicherungen dürfen aber nie ausschließlich nach Renditeaspekten bewertet werden. Und vor allem nicht nur unter Betrachtung des Normalfalls. 378 193 203 163 104 netto bei aktueller Verzinsung 88 netto bei Auszahlung der garantierten Summe Lebensversicherung Monatlicher Eigenbeitrag 101,50 343 Der Normalfall wäre? 175 148 172 88 netto bei aktueller Verzinsung Der Normalfall ist, dass ich ungefähr bei meiner Lebenserwartung sterbe. Wenn ich heute schon wüsste, dass es genau so kommt, bräuchte ich keine Rentenversicherung. Die Rentenversicherung bietet aber ein sicheres Einkommen, selbst wenn ich 90 Jahre alt oder noch älter werde. Diese Sicherheit ist ein Zusatznutzen jenseits der erwarteten Rendite. 74 netto bei Auszahlung der garantierten Summe Aktiendepot Kritiker wenden ein, die Riester-Rente lohne sich allenfalls für Menschen mit einer sehr hohen Lebenserwartung. Monatlicher Eigenbeitrag 101,50 165 140 nominal (ohne Inflation) bei 2% Inflation bei 2,5% Inflation Quelle: DER SPIEGEL 19/2013, Berechnungen des GDV 324 Riester-Rente = Monatsrente nach Steuern bei 30% Steuersatz, Rente vor Steuern 540 Euro. Ansparphase mit 42% Förderung, also 175 Euro Bruttobeitrag berechnet. Alle drei Berechnungen basieren auf dem Riester-Beispiel des Spiegels, also einem Nettoeigenbeitrag von monatlich 101,50 Euro. Die Renten für die Lebensversicherung und das Aktiendepot wurden dabei entsprechend dem Verhältnis aus dem ursprünglichen Beitrag von 220 Euro und dem hier unterstellten Beitrag von 101,50 Euro umgerechnet. 4 Trendbrief Altersvorsorge Die mir bekannten Studien rechnen aus der Rendite den Rendite erhöhenden Effekt der staatlichen Förderung heraus. Die Frage, ob sich die RiesterRente für einen konkreten Kunden lohnt, kann mit solchen Berechnungen nicht beantwortet werden. Hier muss man die Rendite betrachten, die dieser Kunde auch wirklich erzielt – inklusive der Effekte der staatlichen Förderung. Darüber hinaus wird übrigens oft nur die garantierte Rendite einer Riester-Rente betrachtet. Diese wird aber durch Überschüsse erhöht. Die Kunden können daher davon ausgehen, dass sie deutlich mehr als die ga- rantierten Leistungen erhalten. Dass man nur die garantierten Leistungen erhält, ist im Prinzip unmöglich. Wenn man richtig rechnet, bietet eine gute Riester-Rente für die allermeisten Kunden ein sehr gutes Verhältnis von erwarteter Rendite zum Risiko und stellt somit einen sinnvollen Baustein zur Altersversorgung dar. Es wird oft kritisiert, dass Versicherer die garantierte Rente mit vorsichtigen Lebenserwartungen kalkulieren. Teilen Sie diese Auffassung? Der Gesetzgeber hat bei der Riester-Rente ja bewusst und sinnvollerweise verlangt, dass das angesparte Kapital in Form einer lebenslangen Rente ausbezahlt wird. Die Riester-Rente bietet einen Versicherungsschutz gegen das Risiko länger zu leben, als das Geld reicht. Die Lebenserwartung zukünftiger Rentner kann aber heute noch nicht präzise prognostiziert werden. Daher müssen Rentenversicherungen vorsichtig kalkuliert werden. Dies ist auch gesetzlich vorgeschrieben und stellt die einzige Möglichkeit dar, dem Riester-Rentner ein lebenslanges Einkommen zu garantieren. Geht die aktuelle Diskussion um die Altersversorgung der Deutschen in die richtige Richtung? Es wäre wünschenswert, dass Verbraucherschützer, Medien, Produktanbieter und Wissenschaft in einen konstruktiven Dialog eintreten, um existierende Schwächen von Altersvorsorgeprodukten und anderen Finanzdienstleistungsprodukten zu adressieren. Ziel muss die Verbesserung von Schlechtem sein und nicht – wie leider in jüngster Vergangenheit bei der Riester-Rente – das Schlechtreden von Gutem. Prof. Dr. Jochen Ruß ist Geschäftsführer des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften. Die vollständige Fassung des Interviews finden Sie auf www.gdv.de PERSPEKTIVEN Perspektive 2050: Die demografiefeste Altersvorsorge Rentenniveau und ergänzende private Vorsorge »Kapitaldeckung bietet eine sinnvolle – aus ökonomischer Sicht überdies die einzig wirksame – Ergänzung umlagefinanzierter Renten, wenn deren Finanzierungsbasis bei stagnierender oder schrumpfender Zahl qualifizierter Erwerbstätiger unter Druck gerät.« Prof. Dr. Martin Werding, Lehrstuhl für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen, Ruhr-Universität Bochum Quelle: Deutsche Rentenversicherung; Projektionen: SIM.11, Bertelsmann Stiftung 2013 QUELLENANGABEN Schwerpunkt »Eine gute Rente für alle Generationen« 1 Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Aufbruch in die altersgerechte Arbeitswelt. Bericht der Bundesregierung zur Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre, 2010. 2 Allensbach 2012 im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung. 3 Elena Muth, Anne Kruse, Gabriele Doblhammer, Lebenserwartung in Deutschland, Rostock 2008. 4 Statistisches Bundesamt, 2009, Obergrenze der „mittleren“ Bevölkerung. 5 Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Alterssicherungsbericht 2012. 6 DIW, Wochenbericht 47/2011. 7 BT-Drucksachen 17/10818, 17/12219, 17/12220, 17/12628. 8 Diether Döring, Rainer Buth, Anja Helena Rosengart, Bedroht die künftige demographische Entwicklung die Vermögenswerte kapitalgedeckter Altersversorgungssysteme?, Hans-Böckler-Stiftung, Arbeitspapier 128, 2007. Trendbrief Altersvorsorge trendbrief altersvorsorge PERSPEKTIVEN. ANALYSEN. LÖSUNGEN. Ihre Ansprechpartner Ilka Houben Leiterin Sozialpolitik 030-2020-5220 [email protected] Una Großmann Presse 030-2020-5185 [email protected] Bestellungen, Fragen und Kommentare bitte an: [email protected] Der Trendbrief im Internet: www.gdv.de/trendbrief IMPRESSUM HERAUSGEBER: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. VERANTWORTLICH: Dr. Peter Schwark Mitglied der Hauptgeschäftsführung Wilhelmstraße 43 / 43G 10117 Berlin trendbrief altersvorsorge PERSPEKTIVEN. ANALYSEN. LÖSUNGEN. Auf einen Blick: Links und Literatur zum Weiterlesen • Die Publikation Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Aufbruch in die altersgerechte Arbeitswelt. Bericht der Bundesregierung zur Anhebung der Regelaltersgrenze auf 67 Jahre, 2010: bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/anlage-bericht-der-bundesregierung-anhebung-regelaltersgrenze.pdf?__blob=publicationFile • „Ältere Menschen fühlen sich zehn Jahre jünger“, Allensbach-Umfrage im Auftrag der Robert Bosch Stiftung: bosch-stiftung.de/content/language1/html/40884.asp • Studie „Lebenserwartung in Deutschland“ von Elena Muth, Anne Kruse, Gabriele Doblhammer, Lebenserwartung in Deutschland, Rostock 2008: wiwi.uni-rostock.de/soziologie/esf/forschung/drittmittelprojekte/lebenserwartung-in-deutschland-trends-prognose-risikofaktoren-und-der-einfluss-ausgewaehlter-medizininnovationen/ • Statistisches Bevölkerungsamt: Bevölkerungsentwicklung in Deutschland bis 2060: destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkerung/BevoelkerungDeutschland2060Presse5124204099004.pdf?__blob=publicationFile • Alterssicherungsbericht 2012 der Bundesregierung: bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Gesetze/alterssicherungsbericht_2012.pdf?__blob=publicationFile • DIW-Wochenbericht zur Riester-Rente 47/2011: diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.389130.de/11-47.pdf • Das neue Altersvorsorge-Verbesserungsgesetz 2013: dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP17/481/48106.html • Arbeitspapier 128/2007 der Hans-Böckler-Stiftung: „Bedroht die künftige demographische Entwicklung die Vermögenswerte kapitalgedeckter Altersversorgungssysteme?“: boeckler.de/pdf/p_arbp_128.pdf • Alterssicherung, Arbeitsdynamik und neue Reformen: Wie das Rentensystem stabilisiert werden kann, Studie von Prof. Dr. Martin Werding im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung, 2013: bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-1E92EFB9-F59F055A/bst/xcms_bst_dms_37459_37732_2.pdf