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BBR-Online-Publikation, Januar 2005 Herausgegeben vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Endbericht Projektbetreuung Frau Christine Kuhn Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Berlin Auftragnehmer Gerald Wagner (Projekleitung), Martin Ammon, Annett Faßhauer Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gGmbH (ISW), Halle/Saale Ein Projekt des Forschungsprogramms „Aufbau Ost“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) und des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR). Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung ii I. Inhaltsverzeichnis II. Abbildungsverzeichnis................................................................................................... iv III. Tabellenverzeichnis....................................................................................................... v IV. Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................ vi 1. Untersuchungsgegenstand und methodische Vorgehensweise.................................1 1.1 Untersuchungsgegenstand ................................................................................1 1.2 Methodisches Vorgehen .....................................................................................2 2. Überblick über Struktur, Aufgaben und Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe ......................................................................................................................4 2.1. Organisatorische Grundlagen ............................................................................4 2.2. Kindertageseinrichtungen und Tagespflege.....................................................6 2.3. Hilfen zur Erziehung ............................................................................................6 3. Literaturanalyse zur Thematik Demografie und Jugendhilfe .....................................11 3.1 Auswahl und Erkenntnisziele ...........................................................................11 3.2 Wesentliche Ergebnisse einzelner Studien.....................................................12 3.3 Zusammenfassendes Fazit der Literaturanalyse............................................27 4. Fallstudien für ausgewählte Regionen.........................................................................31 4.1 Auswahl der Regionen für die Fallstudien ......................................................31 4.2 Erhebungsinstrument für die Experteninterviews .........................................32 4.3 Fallstudie 1: Stadt Magdeburg .........................................................................33 4.3.1 Daten zur Bevölkerung und Sozialstruktur...............................................33 4.3.2 Daten zur Kinder- und Jugendhilfe ..........................................................38 4.3.3 Künftige Bedarfsentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext des demografischen Wandels................................................44 4.3.4 Entwicklung sozialer Belastungsfaktoren.................................................48 4.3.5 Ergebnisse der Experteninterviews .........................................................50 4.3.6 Zusammenfassung der Ergebnisse .........................................................59 4.4 Fallstudie 2: Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ...................................................62 4.4.1 Daten zur Bevölkerung und Sozialstruktur...............................................62 4.4.2 Daten zur Kinder- und Jugendhilfe ..........................................................65 4.4.3 Künftige Bedarfsentwicklung der Hilfen zur Erziehung im Kontext des demografischen Wandels................................................70 4.4.4 Entwicklung sozialer Belastungsfaktoren.................................................72 4.4.5 Ergebnisse der Experteninterviews .........................................................73 4.4.6 Zusammenfassung der Ergebnisse .........................................................88 4.5 Fallstudie 3: Landkreis Nordvorpommern ......................................................91 4.5.1 Daten zur Bevölkerung und Sozialstruktur...............................................91 4.5.2 Daten zur Kinder- und Jugendhilfe ..........................................................94 4.5.3 Künftige Bedarfsentwicklung in den Bereichen der Kinderund Jugendhilfe im Kontext des demografischen Wandels .....................99 4.5.4 Entwicklung sozialer Belastungsfaktoren...............................................102 4.5.5 Ergebnisse der Experteninterviews .......................................................103 4.5.6 Zusammenfassung der Ergebnisse .......................................................112 4.6 Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe: Anspruch und Umsetzung .......................................................................................................113 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 5. 6. 7. iii Sozialräumliche Disparitäten in den neuen Bundesländern ....................................118 5.1 Entwicklung von Indikatorensystemen im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe – Ergebnisse der Literaturanalyse............................................118 5.1.1 Anliegen: Analyse- und Prognoseinstrument.........................................118 5.1.2 Ausgangspunkt: Demografische Entwicklung........................................118 5.1.3 Arbeitsfeld Kindertagesbetreuung..........................................................120 5.1.4 Arbeitsfeld Hilfen zur Erziehung.............................................................120 5.1.5 Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse........................................122 5.2 Indikatorensystem zur Abbildung sozialräumlicher Disparitäten auf der Ebene der neuen Bundesländer.....................................................................123 5.2.1 Indikatorenset ........................................................................................123 5.2.2 Vorgehensweise bei der Entwicklung des Datenmodells ......................125 5.2.3 Ausgewählte Analyseergebnisse auf Kreisebene..................................126 5.2.4 Ausgewählte Analyseergebnisse auf Ebene der siedlungsstrukturellen Regionstypen .........................................................................................131 5.2.5 Ranking anhand der Indikatoren sozialräumlicher Disparitäten.............133 5.3 Zusammenhang zwischen der Ausprägung sozialräumlicher Disparitäten und dem Einsatz von Hilfen zur Erziehung .............................135 5.3.1 Gesamtergebnis.....................................................................................135 5.3.2 Vergleich auf Länderebene....................................................................136 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen............................................................138 6.1 Demografischer und sozialer Wandel – Entwicklung der Rahmenbedingungen für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern .....138 6.2 Anpassungsstrategien der Akteure der Kinder- und Jugendhilfe ..............141 6.3 Einige explizite Handlungsempfehlungen.....................................................146 Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf ..................................................................148 V. Literaturverzeichnis .................................................................................................... 153 VI. Anhang...................................................................................................................... 159 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung iv II. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Altersstruktur der Zielgruppen von Hilfen zur Erziehung..................................................8 Abbildung 2: Anteile der Bevölkerungsklassen der unter 25-Jährigen bis 2010 in der Stadt Magdeburg .....................................................................................................................34 Abbildung 3: Arbeitslosenquote und Quote der Jugendarbeitslosigkeit in der Stadt Magdeburg, 1991-2002 ......................................................................................................................36 Abbildung 4: Anteile der Sozialhilfeempfänger an den Altersgruppen der Wohnbevölkerung der Stadt Magdeburg, 2003............................................................................................36 Abbildung 5: Ausgaben der Jugendhilfe der Stadt Magdeburg 1999 – 2003 .....................................44 Abbildung 6: Anteile der Bevölkerungsklassen der unter 26-Jährigen bis 2010 im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ........................................................................................................63 Abbildung 7: Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.............67 Abbildung 8: Adressaten der Hilfen zur Erziehung nach Alter und Hilfeform (2003) im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt .......................................................................................68 Abbildung 9: Ausgaben der öffentlichen Jugendhilfe des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt ..............69 Abbildung 10: Ausgaben für Teilbereiche der Hilfen zur Erziehung im Landkreis SaalfeldRudolstadt ......................................................................................................................70 Abbildung 11: Prognostizierte Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Jahr 2010 im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt .......................................................................................71 Abbildung 12: Anteile der Bevölkerungsklassen der unter 26-Jährigen bis 2010 im Landkreis Nordvorpommern............................................................................................................92 Abbildung 13: Adressaten der Hilfen zur Erziehung nach Alter und Hilfeform im Landkreis Nordvorpommern 2004 ..................................................................................................98 Abbildung 14: Prognostizierte Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Jahr 2010 im Landkreis Nordvorpommern.........................................................................................101 Abbildung 15: Arbeitslosenquoten in ausgewählten Kreisen der neuen Ländern (2001) ...................126 Abbildung 16: Sozialhilfequote in ausgewählten Kreisen der neuen Länder (1999)...........................127 Abbildung 17: Anteil der Einpersonenhaushalte für ausgewählte Kreise Ostdeutschlands ...............128 Abbildung 18: Hilfen zur Erziehung in ausgewählten Kreisen Ostdeutschlands.................................129 Abbildung 19: Entwicklung einzelner Altersgruppen in ausgewählten Kreise (1990 bis 1999) ..........130 Abbildung 20: Ausgewählte Sozialstrukturindikatoren der siedlungsstrukturellen Regionstypen der neuen Bundesländer ..............................................................................................131 Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung von 2003 bis 2010 in den siedlungsstrukturellen Regionstypen der neuen Bundesländer .......................................................................133 Abbildung 22: Prognose der Entwicklung jugendhilferelevanter Altersgruppen in den neuen Bundesländern (2003-2020).........................................................................................139 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung v III. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Adressaten der Hilfen zur Erziehung nach Alter und Hilfeform in der Stadt Magdeburg, 2002 ...........................................................................................................41 Tabelle 2: Dauer beendeter stationärer Hilfen in der Stadt Magdeburg, 2002 ...............................43 Tabelle 3: Stationäre Hilfen (Vollzeitpflege) – Status-Quo-Prognose für die Stadt Magdeburg .....................................................................................................................46 Tabelle 4: Stationäre Hilfen (Heimerziehung /sonstige betreute Wohnformen) – Status-Quo Prognose für die Stadt Magdeburg ................................................................................47 Tabelle 5: Teilstationäre Hilfen: Erziehung in einer Tagesgruppe – Status-Quo-Prognose für die Stadt Magdeburg ......................................................................................................48 Tabelle 6: Ausgaben der öffentlichen Jugendhilfe im Landkreis Nordvorpommern .......................99 Tabelle 7: Auszug des Ranking der ostdeutschen Kreise ............................................................134 Tabelle 8: Ranking der siedlungsstrukturellen Regionstypen in den neuen Bundesländern........134 Tabelle 9: Korrelationskoeffizienten der untersuchten Sozialraum-Indikatoren und der HzEQuote............................................................................................................................135 Tabelle 10: Korrelationskoeffizienten der zusammengefassten Bereiche und der HzE-Quote......136 Tabelle 11: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Arbeitsmarkt .........................................163 Tabelle 12: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Sozialleistungen...................................165 Tabelle 13: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Bildung .................................................168 Tabelle 14: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Bevölkerung .........................................170 Tabelle 15: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Familie..................................................172 Tabelle 16: Ranking der ostdeutschen Kreise bezüglich der HzE-Quote.......................................174 Tabelle 17: Gesamtergebnis des Ranking der ostdeutschen Kreise ..............................................176 Tabelle 18: Ranking der siedlungsstrukturellen Regionstypen der neuen Bundesländer ..............179 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung IV. Abkürzungsverzeichnis ABM - Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ALG II - Arbeitslosengeld II ARGE - Arbeitsgemeinschaft ASD - Allgemeiner Sozialer Dienst AWO - Arbeiterwohlfahrt EW - Einwohner GmbH - Gesellschaft mit begrenzter Haftung KiFöG - Kinderförderungsgesetz KiBeG - Kinderbetreuungsgesetz KJHG - Kinder- und Jugendhilfegesetz KJP - Kinder- und Jugendplan SAM - Strukturanpassungsmaßnahme SGB - Sozialgesetzbuch isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH vi Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 1 1. Untersuchungsgegenstand und methodische Vorgehensweise 1.1 Untersuchungsgegenstand Die Kinder- und Jugendhilfe ist ein wichtiges Feld der Sozialpolitik mit weitgehend kommunaler Zuständigkeit. Angebote bzw. Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe betreffen u.a. • Tageseinrichtungen für Kinder • Offene Jugendarbeit • Erziehungsberatung • Ambulante Hilfen zur Erziehung • Sozialpädagogische Familienhilfe und Tagesgruppen • Heime und andere betreute Wohnformen Alle diese Bereiche sind von erheblichen demografischen, sozialstrukturellen und finanzpolitischen Veränderungen betroffen. Dies gilt für die neuen Bundesländer in besonders ausgeprägter Weise. Die dauerhaft niedrigen Geburtenraten einerseits und anhaltender Abwanderungsdruck andererseits führen längerfristig zu signifikanten Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen wird sich auf mittlere Sicht gegenüber dem Stand zu Beginn der 90er Jahre etwa halbieren. Dieser Prozess trifft, mit unterschiedlicher Stärke, nahezu alle Regionen Ostdeutschlands. Vor diesem Hintergrund stehen insbesondere die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor Strukturanpassungen, die das gesamte Leistungsspektrum der Kinder- und Jungendhilfe betreffen.1 In diesem Kontext ist es das zentrale Anliegen der Studie, a) die strukturellen Auswirkungen der demografischen Entwicklung und die damit verbundene Problemdimension – insbesondere bezüglich der Entstehung von Überkapazitäten im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe – zu erfassen sowie b) praxistaugliche Lösungsansätze zur Bewältigung der Problemkonstellation aufzuzeigen. 1 Vgl. Deutscher Bundestag (2002), S. 42 ff. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 2 Die Studie wird in drei Untersuchungsfelder gegliedert: Untersuchungsfeld I: Ermittlung und Bewertung von Überkapazitäten bei Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe Untersuchungsfeld II: Beschreibung sozialräumlicher Disparitäten Untersuchungsfeld III: Beschreibung und Bewertung von Synergiepotenzialen im Rahmen der Organisationsentwicklung im Bereich Jugend und Soziales. 1.2 Methodisches Vorgehen Die Recherchen und Analysen zum Untersuchungsgegenstand erfolgten auf mehreren Ebenen. Zunächst wird in Kapitel 2 ein kürzer Überblick über Struktur und Aufgaben des Kinderund Jugendhilfesektors gegeben. Für die zu untersuchenden spezifischen Bereiche Kindertagesstätten und Hilfen zur Erziehung werden die relevanten Zielgruppen ausgewiesen. Der aktuelle Stand der Diskussion in der einschlägigen Fachliteratur zur Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird in Kapitel 3 dargestellt und zusammenfassend bewertet. Kapitel 4 enthält als zentralen Untersuchungsansatz die Analyse dreier Fallregionen in Ostdeutschland. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Tageseinrichtungen für Kinder mit 55 % sowie die Hilfen zur Erziehung mit 26 % den weit überwiegenden Teil der Ausgaben in der Kinder- und Jugendhilfe umfassen,2 wurden diese beiden Bereiche als thematische Schwerpunkte der regionalen Fallstudien ausgewählt. Im Rahmen der Fallstudien ging es darum, den gegenwärtigen Stand sowie künftige Tendenzen in den genannten Handlungsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe zu erfassen sowie Strategien und Planungsinstrumente aufzuzeigen, mit denen die Akteure den Auswirkungen des demographischen Strukturwandels in zu begegnen versuchen. Das Vorgehen umfasste insbesondere 2 • die Darstellung der Bevölkerung- und Sozialstruktur in den Fallregionen • die Dokumentation der jeweils zu betrachtenden Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe in den Fallregionen Werte gerundet, für Deutschland insgesamt im Jahr 1999. Quelle: 11. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 3 • die Prognose der künftigen Entwicklung der Inanspruchnahme von Leistungen in den untersuchten Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe auf der Basis von Bevölkerungsvorausberechnungen • die Durchführung und Auswertung von Experteninterviews sowie die Zusammenfassung der Ergebnisse Um die Ausprägung sozialräumlicher Disparitäten in den neuen Bundesländern bewerten zu können, wurde im Kapitel 5 der Studie ein entsprechendes Indikatorensystem entwickelt. Im Kontext des Untersuchungsgegenstandes erfolgte hier zunächst eine Literaturanalyse hinsichtlich sozialräumlicher Indikatoren, die zur Bedarfsermittlung in verschiedenen Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe herangezogen werden. Die hierbei identifizierten Indikatoren bildeten einen wichtigen Ausgangspunkt für die anschließende Erarbeitung eines Indikatorenmodells zur Abbildung von sozialräumlichen Disparitäten in den neuen Bundesländern auf Ebene der Kreis und der siedlungsstrukturellen Regionstypen. Zentrale Ergebnisse und Schlussfolgerungen der Untersuchung werden in Kapitel 6 zusammengefasst. Schließlich gibt Kapitel 7 einen Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf zur Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext des demografischen Wandels. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4 2. Überblick über Struktur, Aufgaben und Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe 2.1. Organisatorische Grundlagen Die Verantwortung für die Kinder- und Jugendhilfe liegt im kommunalen Aufgabenbereich. Laut Kinder- und Jugendhilfegesetz besteht für die jeweiligen Landkreise bzw. kreisfreien Städte die Pflicht zur Einrichtung eines Jugendamtes. Als zweigliedrige Behörde setzt sich das örtliche Jugendamt entsprechend aus dem Jugendhilfeausschuss und der Verwaltung des Jugendamtes zusammen. Der Jugendhilfeausschuss befasst sich mit allen grundsätzlichen Angelegenheiten der Jugendhilfe, d.h. mit der Jugendhilfeplanung, der Förderung der freien Jugendhilfe sowie mit den Problemen junger Menschen und Familien. Dem Ausschuss gehören neben Mitgliedern des Kommunalparlaments und sachverständigen Bürgern auch Vertreter der Träger der freien Jugendhilfe an. Vorgesehen ist darüber hinaus die Beratung des Jugendhilfeausschusses durch Fachleute aus angrenzenden Zuständigkeitsbereichen. Demgegenüber obliegen der Verwaltung des Jugendamtes die laufenden Aufgaben der Wahrnehmung der öffentlichen Jugendhilfe bzw. die Ausführung der Beschlüsse des Stadtrates und des Jugendhilfeausschusses.3 Dies umfasst die Steuerung der Verwaltung im Sinne von Aufgaben wie Controlling, Personal, Finanzen und Öffentlichkeitsarbeit. Zu den weiteren Angelegenheiten des Jugendamtes zählen die Förderung bzw. der Betrieb von Einrichtungen der Kindertagesbetreuung, die allgemeine Förderung bspw. von Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit sowie die Familienförderung. Ebenso fallen der Soziale Dienst und die dazugehörigen Leistungsbereiche wie Hilfen zur Erziehung, Adoption, Familien- und Jugendgerichtshilfe oder Amtsvormundschaft/ Pflegschaft in den Aufgabenbereich des Jugendamtes. Verantwortung Als weiterer für Arbeitsschwerpunkt zentrale Einrichtungen obliegt wie dem örtlichen Beratungsstellen, Träger Heime die oder Jugendbildungsstätten. Die Bundesländern entscheiden über die Erweiterung bzw. Ergänzung der Gesetzeslage in der Kinder- und Jugendhilfe. Exemplarisch ist dies an der Gesetzgebung zur Kindertagesbetreuung zu beobachten. Laut § 69 SGB VIII wird die Einrichtung eines Landesjugendamtes bestimmt, dessen Aufgabe es ist, die Träger der Jugendhilfe zu beraten bzw. Unterstützung zu gewährleisten hinsichtlich der Fortbildung sowie des Schutzes der Adressaten in den Einrichtungen. 3 Vgl. §§ 70, 71 SGB VIII. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 5 Eine qualifizierte Jugendhilfeplanung soll zur fachlichen und bedarfsgerechten Entwicklung der Jugendhilfe beitragen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, gegenwärtige Angebote, Veranstaltungen und Dienste der Kinder- und Jugendhilfe im Planungsbereich bezüglich der Zielsetzung zu prüfen und hinsichtlich ihrer zukünftigen Gestaltung zu beurteilen. Entsprechend leistet die Jugendhilfeplanung einen entscheidenden Beitrag zur Ressourcenoptimierung. Daraus ergibt sich, das die Bevölkerungsentwicklung altersrelevanter Gruppen sowie sozialstrukturelle Einflussfaktoren in den Planungsprozess mit einzubeziehen sind, um die Bedarfslagen innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe qualifiziert und zeitnah berücksichtigen zu können. Hierbei sind politische Vorgaben, fachliche Handlungsgebote und finanzielle Umsetzungsmöglichkeiten in Übereinstimmung zu bringen. Neben dem Jugendamt und dem Jugendhilfeausschuss agieren vor Ort zahlreiche freie Träger der Jugendhilfe wie Wohlfahrtsverbände, Vereine und Selbsthilfegruppen. Sie stellen eine Vielzahl von Angeboten für Kinder und Jugendliche sowie deren Familien entsprechend dem Leistungsspektrum nach SGB VIII bereit. Ein wichtiger Vorteil der Verteilung des Angebotsspektrums auf mehrere verschiedene Trägereinrichtungen ist, dass trägerspezifisch unterschiedliche Herangehensweisen bzw. Umsetzungsmethoden zur Anwendung kommen können und die Adressaten entsprechende Wahlmöglichkeit besitzen. Bezüglich der Umsetzung des Leistungsspektrums für Kinder und Jugendliche nach SGB VIII existiert für die freien und öffentlichen Träger das Gebot zur Kooperation.4 Hinsichtlich der Erfüllung der Aufgaben nach SGB VIII obliegt den öffentlichen Trägern die Gesamt- und Planungsverantwortung. Dabei steht auch die Übertragung von Aufgaben an die freie Jugendhilfe im Vordergrund, wobei eine Angebotsergänzung sowie die Abstimmung unterschiedlicher Angebote angestrebt wird.5 In der Praxis erbringen die freien Jugendhilfeträger den größeren Anteil der Jugendhilfeleistungen, insbesondere im Bereich der Trägerschaft von Kindergärten, Heimen sowie der Jugendarbeit.6 Für die Adressaten hat das Leistungsspektrum der Kinder- und Jugendhilfe generell Angebotscharakter. Es gilt das Prinzip der Freiwilligkeit, wobei die Träger der Jugendhilfe eine Empfehlungsfunktion haben. Oberste Priorität hinsichtlich der Jugendhilfeleistungen besteht darin, Familien7 durch gezielte Angebote in ihrer Erziehungsaufgabe zu unterstützen und ergänzen. 4 5 6 7 Vgl. § 4 Abs. 1 SGB VIII. Vgl. § 4 Abs. 2 SGB VIII. Vgl. Schleicher, Hans (2004). Dabei ist unter „Familie“ nicht zu verstehen, dass ausschließlich verheiratete Elternpaare mit Kindern die Hilfeleistungen in Anspruch nehmen können, sondern hierunter fallen sämtliche isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 2.2. 6 Kindertageseinrichtungen und Tagespflege Zur Betreuung, Förderung sowie Bildung der Kinder können pädagogische Einrichtungen wie Krippe, Kindergarten, Hort oder Tagespflege in Anspruch genommen werden. In diesen Einrichtungen werden Kinder bestimmter Altersgruppen ganztägig oder halbtags aufgenommen sowie pflegerisch und erzieherisch regelmäßig betreut. Die gesetzliche Regelung des Leistungsangebotes erfolgt durch die §§ 22 bis 25 SGB VIII. Seit 1996 besteht für jedes Kind ab 3 Jahren bis zum Schuleintritt ein Rechtanspruch auf einen Kindergartenplatz.8 Zu den Tageseinrichtungen zählen die Krippen und Krabbelstuben, in denen die Betreuung der Altersgruppe der unter 3-Jährigen realisiert wird. Für die Kinder ab 3 Jahren bis zum Schuleintritt bestehen Betreuungsmöglichkeiten in Kindergärten. Sogenannte Horte dienen ausschließlich der Betreuung von 6- bis 12-Jährigen. Neben den genannten drei „reinen“ Einrichtungstypen für die Betreuung der Kinder im Alter unter 12 Jahre, existieren gemischte Einrichtungen. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass Kinder verschiedener Altersstufen in derselben Einrichtung betreut werden. Als Alternative zu den Kindertagesstätten besteht für Familien die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Tagespflegepersonen.9 Die in diesem Feld tätigen Personen werden als „Pflegeeltern“ bzw. „Tagesmütter“ bezeichnet.. An den Betreuungskosten müssen sich die Eltern beteiligen. Die einzelnen Länder können Kriterien bzw. eine Staffelung der Kosten, bspw. nach Einkommen und Anzahl der Kinder oder Familienangehörigen, festlegen. Darüber hinaus kann auch ein Verzicht auf Beitragszahlung in besonderen Fällen oder eine Kostenübernahme durch die Kommunen erfolgen.10 2.3. Hilfen zur Erziehung Als individuelle Einzelhilfen werden die Hilfen zur Erziehung gemäß §§ 27 bis 35 SGB VIII bezeichnet. Leistungen dieses Hilfenspektrums sollen dann gewährt werden, wenn im konkreten Einzelfall eine dem Kindeswohl entsprechende Erziehung nicht mehr gegeben ist 8 9 10 familiäre Beziehungsformen wie Ein-Eltern- und Stiefeltern-Familien, unverheiratete Paare mit (nicht notwendig gemeinsamen) Kindern, Pflegeeltern sowie Kinder, die von nahen Verwandten (Tanten/Onkeln, Großeltern etc.) erzogen werden. Vgl. § 24 Abs. 1 SGB VIII. Vgl. § 23 SGB VIII. Vgl. §§ 90, 91 SGB VIII. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 7 und aus diesem Grund spezifische Hilfe für die weitere Entwicklung des Kindes bzw. Jugendlichen notwendig wird.11 Ist die Notwendigkeit bzw. Eignung der Hilfe gegeben, dann besteht für die sorgeberechtigte Person ein Rechtsanspruch auf Beratung in dem jeweiligen Jugendamt, einer Beratungsstelle oder in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Folgende Leistungen können im Rahmen der Hilfegewährung zum Einsatz kommen: - Erziehungsberatung (§ 28 SGB VIII) - Soziale Gruppenarbeit (§ 29 SGB VIII) - Erziehungsbeistand/ Betreuungshelfer (§ 30 SGB VIII) - Sozialpädagogische Einzelhilfe (§ 31 SGB VIII) - Erziehung in einer Tagesgruppe (§ 32 SGB VIII) - Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII) - Heimerziehung, sonstige betreute Wohnformen (§ 34 SGB VIII) - Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII) - Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche (§ 35a SGB VIII). Die Entscheidung darüber, welche Hilfe als geeignet und notwendig erscheint bzw. wer sie erbringen soll, wird durch das Jugendamt in Kooperation mit den Personensorgeberechtigten und den Kindern bzw. Jugendlichen getroffen, da im Rahmen der Hilfengewährung stets ein Wahlrecht12 besteht. Aufgrund der Vorgabe ziel- und zweckgerichteter Anwendung der Hilfen zur Erziehung besteht die Pflicht zur Aufstellung eines sogenannten Hilfeplans. Dieser dokumentiert die Planung sowie die Entscheidungen über zu erbringende Leistungen sowie die Ziele und Aufgaben der Leistungserbringer und der Klienten. Schließlich soll das Hilfeplanverfahren die Weiterentwicklung und Umsetzung der gewährten Leistungen überprüfen.13 Die Kosten für die gewährte Hilfe übernimmt das Jugendamt. Erfolgt eine Unterbringung des Klienten außerhalb der Familie oder eine Erziehung in einer Tagesgruppe, wird seitens des Jugendamtes überprüft bzw. berechnet, inwiefern die Sorgeberechtigten und Jugendlichen sich an den entstehenden Kosten beteiligen müssen. 11 12 13 Vgl. § 27 SGB VIII Vgl. § 5 SGB VIII. Vgl. § 36 SGB VIII. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 8 Das weit gefächerte Spektrum der erzieherischen Hilfen umfasst einerseits Hilfen, die einen Verbleib der Kinder und Jugendlichen in der Familie ermöglichen (ambulante, teilstationäre Hilfen) und andererseits Hilfen, die außerhalb des Elternhauses stattfinden (stationäre Hilfen). Durch die Einführung des neuen Kinder- und Jugendhilfegesetzes 1991 werden vom Gesetzgeber der Präventionsgedanke und die offene Arbeit stärker in den Vordergrund der Kinder- und Jugendhilfe gestellt. Besondere Aufmerksamkeit erfährt der Vorzug von ambulanten Hilfen vor Hilfen außerhalb der Familie. Die Inanspruchnahme der jeweiligen Hilfen zur Erziehung ist auf spezielle Altersgruppen ausgerichtet, wie die folgende Abbildung verdeutlicht. Abbildung 1: Altersstruktur der Zielgruppen von Hilfen zur Erziehung Altersgruppen der Adressaten Hilfeleistung 0-3 J. 3-6 J. 6-12 J. 12-15 J. 15-18 J. 18 J. u. älter Erziehungsberatung (§ 28 SGB VIII) Soziale Gruppenarbeit (§ 29 SGB VIII) Erziehungsbeistand/ Betreuungshelfer (§ 30 SGB VIII) Sozialpädagogische Familienhilfe (§ 31 SGBVIII)14 Erziehung in einer Tagesgruppe (§ 32 SGB VIII) Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII) Heimerziehung/ sonstige betreute Wohnformen (§ 34 SGB VIII) Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII) Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder, Jugendliche (§ 35a SGB VIII) Quelle: Landeshauptstadt Kiel (Hrsg.) (2002), eigene Darstellung. Die erzieherischen Hilfen können auch in einzelnen Fällen über das 18. Lebensjahr hinaus gewährt werden.15 Für junge Volljährige besteht die Möglichkeit, Hilfen fortzusetzen bzw. neu zu beginnen, wenn ihre persönliche Lage dies erforderlich macht und sie sich hinsichtlich der eigenen Problembewältigung engagieren. In diesen Fällen wird die Hilfe in der Regel bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres gewährt, in Ausnahmefällen darüber hinaus. 14 15 Hinsichtlich der Adressaten der sozialpädagogischen Familienhilfe, werden die Kinder deren Familien die Hilfe erhalten hinzu gerechnet. Vgl. § 41 SGB VIII. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 9 Die Hilfen zur Erziehung können unterteilt werden in Hilfen innerhalb der Familie und außerhalb der Familie. Welche speziellen Zielsetzungen bzw. therapeutischen Inhalte zur Problembehebung seitens der Adressaten den einzelnen Hilfen zu Grunde liegen und in welchen Zeiträumen die Hilfen zur Erziehung gewährt werden, soll anhand der folgenden Übersicht16 erläutert werden. Übersicht 1: Inhalt und Zeitrahmen der verschiedenen Hilfearten Art der Hilfe Inhalt Dauer der Hilfe Ambulante Hilfen § 28 SGB VIII Hilfe um Verhaltensauffälligkeiten, Erziehungs- und Lernschwierigkeiten Orientierung am vorzubeugen bzw. diese zu diagnostizieren und zu behandeln; Hilfe bei der individuellen Hilfeplan in Klärung und Bewältigung individueller/ familienbezogener Probleme und der der Regel 5 Beratungs- ursächlichen Faktoren, Unterstützung zur Lösung von Erziehungsfragen; bzw. Therapiestunden (nicht länger als 1 Jahr) § 29 SGB VIII § 30 SGB VIII § 31 SGB VIII Hilfe bei der Überwindung von Entwicklungsschwierigkeiten und Orientierung am Verhaltensproblemen; Unterstützung der Entwicklung durch soziales Lernen individuellen Hilfeplan, in in der Gruppe (Nutzung gruppendynamischer Prozesse für die der Regel befristet auf 12 pädagogische Arbeit) Monate Unterstützung des Kindes oder Jugendlichen bei der Bewältigung von Orientierung am Entwicklungsproblemen möglichst unter Einbezug des sozialen Umfelds und individuellen Hilfeplan, in unter Erhalt des Lebensbezugs zur Familie, mit dem Ziel der der Regel befristet auf 2 Verselbständigung des Klienten Jahre Unterstützung von Familien in ihren Erziehungsaufgaben durch intensive Orientierung am Betreuung und Begleitung; Hilfe zur Bewältigung von Alltagsproblemen und individuellen Hilfeplan, in bei der Lösung von Konflikten sowie Krisen; Unterstützung durch Hilfe zur der Regel befristet auf 2 Selbsthilfe Jahre Teilstationäre Hilfen § 32 SGB VIII Unterstützung bei der Entwicklung des Kindes oder des Jugendlichen durch Orientierung am soziales Lernen in der Gruppe; Begleitung der schulischen Förderung und individuellen Hilfeplan, in Elternarbeit, um so den Verbleib des Kindes bzw. Jugendlichen in seiner der Regel befristet auf 2 Familie zu sichern Jahre Stationäre Hilfen § 33 SGB VIII Entsprechend dem Alter und Entwicklungstand des Kindes bzw. Orientierung am Jugendlichen und seinen persönlichen Bindungen sowie den Möglichkeiten individuellen Hilfeplan, bei der Verbesserung der Erziehungsbedingungen in der Herkunftsfamilie soll einer angestrebten dem Kind bzw. dem Jugendlichen innerhalb einer anderen Familie eine Rückführung soll diese zeitlich befristete oder auf Dauer angelegte Lebensform geboten werden. innerhalb von 2 bis 3 Jahren erreicht werden 16 Vgl. §§ 28 – 35a SGB VIII und Landeshauptstadt Kiel (Hrsg.) (2002). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung § 34 SGB VIII 10 In einer Einrichtung über Tag und Nacht oder in einer sonstigen betreuten Orientierung am Wohnform soll das Kind bzw. der Jugendliche durch die Verbindung von individuellen Hilfeplan, bei Alltagserleben mit pädagogischen und therapeutischen Angeboten in seiner einer angestrebten Entwicklung gefördert werden, wenn innerhalb der eigenen Familie aufgrund Rückführung soll diese erheblicher Erziehungsschwierigkeiten eine dem Wohl des Kindes bzw. innerhalb von 2 bis 3 Jugendlichen entsprechende Erziehung anders nicht mehr sichergestellt Jahren erreicht werden werden kann. Je nach persönlichem Hintergrund des Adressaten soll die Rückführung in die Herkunftsfamilie erreicht werden oder die Erziehung in einer anderen Familie vorbereitet werden oder eine auf längere Zeit angelegte Lebensform bieten, mit dem Ziel der Verselbständigung (Unterstützung und Beratung der Adressaten hinsichtlich der Ausbildung, Beschäftigung sowie der allgemeinen Lebensführung). § 35 SGB VIII Unterstützung von Jugendlichen hinsichtlich deren sozialer Integration und Orientierung am Fähigkeit der eigenverantwortlichen Lebensführung, wenn sie bspw. durch individuellen Hilfeplan, in fehlende familiäre Beziehungen oder mehrfach erlebte negative der Regel befristet auf 2 Lebenserfahrungen beeinträchtigt sind, sich in besonders gefährlichen Jahre Lebenslagen befinden, zunehmend delinquentes Verhalten zeigen und/ oder ohne schulische/ berufliche Bezüge sind. § 35a SGB VIII Unterstützung von seelisch behinderten oder von einer seelischen Zeitliche Befristung, bis zur Behinderung bedrohte Kinder bzw. Jugendliche, die ohne diese Hilfe nicht Erreichung der im dem Alter entsprechend am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Die individuellen Hilfeplan Hilfe erfolgt entweder in ambulanter oder, teilstationärer Form oder durch festgelegten Ziele geeignetes Pflegepersonal oder durch stationäre Unterbringung. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 11 3. Literaturanalyse zur Thematik Demografie und Jugendhilfe 3.1 Auswahl und Erkenntnisziele In den letzten Jahren ist eine Reihe von Untersuchungen durchgeführt worden, die den Zusammenhang von demografischer Entwicklung und deren Auswirkungen auf die Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe in den Mittelpunkt des Interesses stellen. Ausgangspunkt hierfür war i.d.R. die Erkenntnis, dass absehbare Veränderungen in der Bevölkerungsentwicklung Auswirkungen auf Umfang und Struktur von Angeboten und Bedarfen wesentlicher Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe haben. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wurden einschlägige Untersuchungen für folgende Regionen in die Analyse einbezogen: • Neue Bundesländer insgesamt • Bundesland Brandenburg • Bundesland Thüringen • Bundesland Sachsen-Anhalt • Bundesland Nordrhein-Westfalen • Landschaftsverband Rheinland • Landschaftsverband Westfalen-Lippe • Stadt Chemnitz • Stadt Neubrandenburg • Stadt Magdeburg. Die Analyse der Quellen erfolgte im Wesentlichen unter den folgenden Fragestellungen: a) Zu welchen Ergebnissen kommen die längerfristig angelegten, regionalisierten Bevölkerungsprognosen für die relevanten Altersgruppen der Kinder- und Jugendhilfe? b) Welche Konsequenzen werden aus den Prognoseergebnissen für die Kinder- und Jugendhilfe insgesamt bzw. für einzelne Arbeitsfelder abgeleitet? c) Wie werden Nutzen und Begrenzungen derartiger prognosebasierter Analysen beurteilt? Nachfolgend werden die zentralen inhaltlichen Ergebnisse dieser Untersuchungen zunächst einzeln dargestellt und im Anschluss zusammenfassend reflektiert und bewertet.17 17 Ergebnisse der Literaturanalyse in Bezug auf die Anwendung von Indikatorensystemen für Planungs- und Bewertungsaufgaben in der Kinder- und Jugendhilfe enthält Kapitel 5 dieses Berichts. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 3.2 12 Wesentliche Ergebnisse einzelner Studien Dortmunder Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik: Analyse der Auswirkungen demografischer Veränderungen auf die Arbeitsfelder der Kinderund Jugendhilfe in den Regionen Rheinland, Brandenburg und Thüringen (2001-2003) Den zentralen Ansatzpunkt der Untersuchungen bilden Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2010 bzw. 2012. Voraussagen über die quantitative Entwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe beziehen sich auf das künftige Angebot an Betreuungsplätzen und damit verbunden auf den Personalbedarf. Qualitative Aspekte des Kinder- und Jugendhilfesektors werden anhand der vorliegenden und künftigen Qualifikationsstruktur der Mitarbeiter sowie anhand von Kennzahlen wie der Personal-Jugendlichen-Quote18 aufgezeigt. Die Betrachtungen erfolgen differenziert nach Arbeitsfeldern der Kinder- und Jugendhilfe. Aufgrund der zeitlichen Nähe demografischer Auswirkungen sowie des bestehenden Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz kommt den Kindertageseinrichtungen eine besondere Bedeutung zu. Unter der Vorgabe vom Gesetzgeber formulierter Betreuungsschlüssel kann auf Basis der Prognosezahlen der Altersgruppe der 3- bis 6Jährigen ein direkter Bedarf bzw. Überschuss an Kindergartenplätzen und folglich an Personal ermittelt werden. Grundlegend hierfür ist die Konstanz der Versorgungsquote19 bis zum Prognosehorizont. In den beiden Regionen der neuen Bundesländer leitet sich infolge ansteigender Geburtenzahlen ein erhöhter Bedarf an Kindergartenplätzen im Untersuchungszeitraum ab. Basierend auf der Altersstruktur der sozialpädagogischen Fachkräfte (in Thüringen z.B. beträgt der Anteil der über 40-Jährigen Mitarbeiter zwei Drittel) ergibt sich ein zusätzlicher Personalbedarf. Um dieser ansteigenden Nachfrage zu begegnen, gilt es, die Ausbildung von Fachkräften zu intensivieren. In der Region des Landschaftsverbandes Rheinland werden sinkende Geburtenzahlen erwartet. Um das Überangebot an Kindergartenplätzen abzubauen, wird zum einen die Variante der Umwandlung herkömmlicher Kindergartenplätze in Betreuungsplätze für andere Altersgruppen diskutiert. Zum anderen wäre eine Qualitätsverbesserung der Kinderbetreuung durch eine Reduktion der Gruppengrößen vorstellbar. 18 19 Diese Quote beschreibt die Jugendlichen pro tätige Person (Vollzeitstelle) in der Kinder- und Jugendhilfe. Vgl. hierzu Fendrich/ Schilling (2003), S. 28 ff. Die Versorgungsquote berechnet sich aus der Anzahl der Kinder mit Anspruch auf einen Kindergartenplatz und den geplanten Plätzen mit Rechtsanspruch. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 13 In der Kinder- und Jugendarbeit erscheint wegen fehlender verbindlicher Vorgaben für eine Personal-Jugendlichen-Quote keine exakte Schätzung des künftigen Personalbedarfes analog zu den Kindertagesstätten möglich. Zur Bestimmung der momentanen Situation werden Kennziffern20 zum Vergleich der Bundesländer herangezogen. Im Rahmen der demografischen Prognosedaten kann lediglich eine tendenzielle Entwicklung des Umfanges der Adressatengruppe abgebildet werden. In der Jugendsozialarbeit besitzen Faktoren wie die Abwanderung hoch qualifizierter Jugendlicher und der regionale Ausbildungsmarkt eine größere Relevanz für die künftige Entwicklung dieses Bereiches als die Fertilitätsquote. Die Hilfen zur Erziehung stehen weniger in einem direkten Verhältnis zu den Entwicklungen der Bevölkerung, sondern werden überwiegend von sozialkulturellen Belastungsfaktoren beeinflusst. Hierzu zählen die Anzahl der Bezieher von Sozialleistungen, familiäres und soziales Umfeld sowie der Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Insgesamt wird die Anwendbarkeit der Bevölkerungsprognose als umfassende Grundlage zur Abschätzung zukünftiger Personalbedarfe in der Kinder- und Jugendhilfe als begrenzt eingeschätzt. Entsprechend lassen sich Vorausberechnungen lediglich auf der Basis über den gesamten Untersuchungszeitraum konstanter sozialkultureller Belastungsfaktoren durchführen. Im Weiteren liefern die Analysen Anleitungen zur sachgemäßeren Aufbereitung von Prognosedaten und zur Erstellung von Statistiken in der Kinder- und Jugendhilfe für die Ebene der Jugendämter. Entsprechend soll neben der Anzahl der verfügbaren Plätze in den Kindertagesstätten auch der Ausweis belegter Plätze erfolgen. Insgesamt besteht die Forderung nach einer genaueren Aufteilung der Leistungen nach Altersgruppen bzw. Jahrgängen innerhalb der Statistik. Die Installierung eines Indikatorensystems, das soziale Belastungsfaktoren abbildet, soll als Planungsgrundlage im Bereich Hilfen zur Erziehung dienen. Kritisch – im Sinne der Prognosefähigkeit – werden die ausgeprägten räumlichen Disparitäten der Bevölkerungsveränderungen in den jeweiligen Ländern/ Regionen bewertet. Auf kleinräumiger Ebene bestehen ausgeprägte Unterschiede in den Strukturen und Entwicklungstrends in 20 Als Kennziffern gelten die Jugendlichen pro tätige Person (Vollzeitäquivalent) in der Kinder- und Jugendarbeit und die Pro-Kopf-Ausgaben für Einrichtungen und Maßnahmen in der Kinder- und Jugendarbeit. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 14 einzelnen Kreisen und Gemeinden. Entsprechend wird eine Untersuchung auf Kreisebene angeregt.21 Für die Kinder- und Jugendarbeit werden mehrere Szenarien der zukünftigen Entwicklung diskutiert: a) Gleichbleibende Personalzahlen könnten trotz einer Verringerung der Zielgruppe zu einer höheren Qualität der Arbeit insgesamt beitragen. b) Bei Konstanz der Finanzmittel und gleichzeitigem Personalabbau könnte ein besseres Qualifikationsniveau der verbleibenden Mitarbeiter durch Weiterbildung erreicht werden. c) Als denkbare Alternative wird ebenfalls die Überschneidung der Arbeitsfelder bspw. zwischen Kindertagesstätten und der Kinder- und Jugendarbeit angeregt, um eine höhere Flexibilität des Personals zu gewährleisten. Gesellschaft für soziale Beratung und Informationstechnologie: Expertise zu den Zusammenhängen zwischen demografischer Entwicklung, Armut, Migration und der Jugendhilfe in Nordrhein-Westfalen (2004) Allgemein zeichnet sich eine rückläufige Anzahl von Kindern und Jugendlichen ab. Insbesondere die Bevölkerungsschicht mit höherem Bildungs- und Statusniveau ist davon stärker betroffen als die Bevölkerungsgruppe mit niedriger Bildung. In Entsprechung hierzu sieht die Untersuchung einen wachsenden Bedarf an Bildung in den Kinderbetreuungseinrichtungen des Jugendhilfebereiches. Weiterhin zeigt die Analyse, dass Bezieher von Sozialleistungen zum großen Teil auch Hilfen zur Erziehung in Anspruch Kinderbetreuungsmöglichkeiten, nehmen. insbesondere von Der bestehende Mangel Ganztagesbetreuungsangeboten an für Kinder und Jugendliche, trägt hier zu einer Behinderung der Wiedereingliederung dieser Leistungsempfänger in den Arbeitsmarkt bei. Der Ausbau des Betreuungssystems setzt zudem eine zunehmende Vernetzung der Jugendhilfe mit dem Schulsystem voraus. 21 Vgl. Fendrich/ Schilling (2002 und 2003) sowie Rietzke/ Schilling (2001). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 15 Im Zuge der Reformen des Arbeitsmarktes bzw. des veränderten Aufgabenspektrums der Arbeitsagenturen ergibt sich die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit der Jugendhilfe mit dem Bereich der Arbeitsverwaltung. Zudem bestehen Bedenken, dass infolge der „Hartz-Gesetze“ Jugendliche zunehmend in geringqualifizierte Arbeitsstellen als in Ausbildung vermittelt werden. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, gilt es eine bessere Vernetzung der Jugendsozialarbeit mit Bildungseinrichtungen zu schaffen. Weiterhin wird eine unzureichende die Integration von Migranten konstatiert. Der verstärkte Einsatz von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund soll den Zugang zu dieser Zielgruppe der Jugendhilfe verbessern. Im Ergebnis wird die Aufforderung formuliert, bestehende Konzepte mit Blick auf heutige und künftige Anforderungen hinsichtlich ihrer Eignung zu überprüfen. Neben der Einführung von Qualitätsstandards sollen Evaluationen der Arbeit in allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe durchgeführt werden. Ebenso besteht Notwendigkeit für engere Kooperationen aller Teilbereiche der Jugendhilfe zur Gestaltung zukunftsträchtiger Konzepte.22 Stadt Chemnitz: Rahmenplan zur Jugendhilfeplanung der (2003) Der Rahmenplan zur Jugendhilfeplanung der Stadt Chemnitz zeigt exemplarisch die Entwicklungstendenzen in der Jugendhilfe einer Großstadt in den neuen Bundesländern. Als ein wesentlicher Trend der aktuellen Jugendhilfeplanung in der Stadt Chemnitz tritt die Aufgabenübertragung von öffentlichen auf freie Träger zunehmend in den Vordergrund. Unter dem Gesichtspunkt „Anpassungsprozess an die künftige Nachfrage“ erfolgt die Benennung neuer Handlungsfelder insbesondere im Bereich der Vernetzung der Jugendarbeit mit dem Schulsystem.23 Gesellschaftliche Veränderungen, speziell in der Struktur von Familien, verstärken Problemlagen junger Menschen, so dass ein Mehrbedarf an Hilfsstellungen seitens der Jugendhilfe erwartet wird. Die Bevölkerungsentwicklung der Stadt Chemnitz ist seit 1990 durch einen starken Geburtenrückgang und eine hohe Abwanderungsrate gekennzeichnet. Infolge der Abwanderung vornehmlich junger, besser qualifizierter Menschen steigt der 22 23 Vgl. Bruckner (2004). Handlungsfelder könnten bspw. die Schuljugendarbeit oder die Schulsozialarbeit sein. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 16 durchschnittliche Bedarf an Leistungen der Jugendhilfe bei den Verbleibenden. Die Abwanderung konzentriert Belastungsfaktoren sich auf überproportional bestimmte an Stadtteile, Gewicht gewinnen. in denen Im sozialkulturelle Ergebnis tritt eine Verschiebung der Bevölkerungsstruktur zu unteren Schichten und Randgruppen auf. Als Konsequenz des so beschriebenen Strukturwandels der Nachfrage nach Leistungen der Jugendhilfe wird die Forderung nach einer bedarfsorientierten und flexiblen Angebotsstruktur formuliert.24 Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe: Auswirkungen der demographischen Entwicklung auf die Jugendsozialarbeit (2004) Den Ausgangspunkt der Analyse bildet die bis 2010 um rund ein Fünftel schrumpfende Zielgruppe der Jugendlichen in den neuen Bundesländern. Einen generellen Einfluss auf die Nachfrage nach Leistungen der Jugendsozialarbeit haben nach der Studie insbesondere folgende Trends bzw. Faktoren: • Zunahme der Jugendarbeitslosigkeit • Zunahme der Anzahl der Ausbildungsabbrecher • Zunahme der Anzahl Jugendlicher ohne oder mit unzureichender Schulausbildung • Zunahme der Anzahl der Schulverweigerer. Die Untersuchung stellt den demografischen Wandel unter die Schlagwörter Verhäuslichung, Verinselung und Mediatisierung. Diese Entwicklung ist geprägt durch den Rückzug der Kinder und Jugendlichen in die häusliche Umgebung infolge der schrumpfenden Anzahl Gleichaltriger. Zusätzlich verschärft wird diese Situation durch die überwiegende Abwanderung qualifizierter junger Menschen. Zwar kann in Ostdeutschland ein Rückgang der Zielgruppe für Jugendsozialarbeit (18- bis unter 21-Jährige) verzeichnet werden, aber es kann nicht von einem linearen Absinken des Bedarfes an Leistungen der Jugendsozialarbeit ausgegangen werden. Konkrete Prognosen der Bedarfsentwicklung sind nur auf der Basis von Regionaldaten möglich, da die Streuung innerhalb größerer Räume keine verlässliche Planung erlaubt. 24 Vgl. o. A. (2003b). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 17 Die zunehmende Entvölkerung vornehmlich ländlicher Regionen erfordert verstärkte Zusammenarbeit der Jugendarbeit bzw. Jugendsozialarbeit mit den Schulen. Dies gilt zunehmend für den Bereich der Einrichtung von Angeboten zur Ganztagesbetreuung an Schulen. Im Kontext der abnehmenden Anzahl von Jugendlichen in ländlichen Regionen erhält der Bereich der mobilen Jugendarbeit eine größere Bedeutung für diese Regionen. Aufgrund einer ansteigenden Anzahl an Jugendlichen ohne Schulabschluss entsteht ein wachsender Bedarf an Leistungen der Jugendsozialarbeit für diese Zielgruppe. Der Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund verzeichnet, ausgehend von einem noch vergleichsweise niedrigen Niveau, eine stetige Zunahme. Insbesondere in den Städten wird eine Konzentration von Migranten erwartet. Da diese zumeist aus einer bildungsferneren Schicht stammen, sollte Jugendsozialarbeit verstärkt in den Schulen angeboten werden. Auch der Bedarf an sozialpädagogischer Unterstützung aufgrund der starken Benachteiligung von Migranten bei der beruflichen Ausbildung nimmt im Trend zu. Die angespannte Lage am Arbeitsmarkt und damit einhergehend am Ausbildungsmarkt wird sich nach Einschätzung der Untersuchung zukünftig noch verschlechtern. Verantwortlich für diese Entwicklung sind die höheren Qualifikationsanforderungen der Ausbildungsträger. Demnach ergeben sich wachsende Anforderungen an das Schulsystem sowie den Bereich der Jugendsozialarbeit. Im Ergebnis weist die Untersuchung auf den starken Einfluss struktureller Rahmenbedingungen, die sich bspw. durch die Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Arbeitsmarktpolitik beschreiben lassen, auf den Bedarf in der Jugendsozialarbeit hin.25 Damit werden implizit die Grenzen demografiezentrierter Prognose- und Planungsansätze verdeutlicht. Fachhochschulen Neubrandenburg und Dortmund: Gutachten zur Situation der Jugendhilfe in der Stadt Neubrandenburg und deren künftiger Entwicklung bis zum Jahr 2010 (2001) Bis zum Jahr 2000 verzeichnete die Stadt Neubrandenburg aufgrund eines starken Geburtenrückganges und eines hohen Wanderungsverlustes einen Rückgang ihrer Einwohnerzahl um 20 Prozent gegenüber 1989. 25 Vgl. Christe (2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 18 Nach Vorausberechnungen des Gutachtens reduziert sich der Personalbedarf im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit bis zum Jahr 2010 in Entsprechung der absinkenden Anzahl der Anspruchnehmer auf ein Drittel des Wertes des Jahres 2000. Die Sozialstruktur der Stadt ist gekennzeichnet durch zunehmende Segregation mit der Konsequenz einer ungleichen Problembelastung einzelner Stadtteile. Im Weiteren stellt die Untersuchung mögliche Problemfelder der Jugendarbeit in Neubrandenburg dar. Ein Lösungsansatz des vornehmlich durch die demografische Entwicklung geprägten Zukunftsszenarios befasst sich vorrangig mit der Reorganisation der Struktur in der Jugendarbeit in Neubrandenburg bis zum Jahr 2010. Der öffentliche Träger der Jugendhilfe soll sich demnach auf die Steuerung der Ressourcen sowie die Unterstützung und Begleitung von Angeboten der Jugendarbeit beschränken. In diesem Zusammenhang wird die Schaffung von teilkommerziellen Angeboten der Jugendarbeit empfohlen, um mit Zusatzeinnahmen Personal zu finanzieren und so eine Entlastung der Mitarbeiter zu erreichen. Kritisch wird die vorhandene Struktur der Datenerfassung gesehen, weil sich daraus keine spezifischen Aussagen zur Entwicklung der Jugendarbeit ableiten lassen. Die vorgenommene Fortschreibung der Personalzahlen linear zur Entwicklung der Bevölkerungszahlen der Zielgruppe vernachlässigt Veränderungen sozialkultureller Belastungsfaktoren sowie den Einsatz von (nicht selten fachfremden) Mitarbeitern auf ABM- bzw. SAM-Stellen und erscheint daher nicht problemadäquat. Im Bereich ambulanter und teilstationärer Hilfen zur Erziehung ergibt sich ein prognostizierter Rückgang der Hilfen von über einem Drittel bis 2010. Die in Anspruch genommenen stationären Hilfen zur Erziehung gehen prognosegemäß bis 2010 um mehr als die Hälfte zurück. Im Kontext einer stark angestiegenen Anzahl von Kindern bzw. minderjährigen Sozialhilfeempfängern wird schließlich im Gutachten eine Relativierung der allein auf die Entwicklung der Einwohnerzahlen abstellenden Prognoseergebnisse vorgenommen. Praktisch ist mit einem weitaus stärkeren Bedarf an Hilfen zur Erziehung zu rechnen, als sich anhand des Bevölkerungsrückganges ableiten lässt. Auch eine Konstanz der Versorgungsquote kann nicht unterstellt werden, vielmehr ist mit einem Ansteigen der Inanspruchnahme zu rechnen. Bis zum Jahr 2010 sollen die einzelnen Sozialen Dienste der Stadt Neubrandenburg in einem Allgemeinen Sozialen Dienst gebündelt werden. Seitens des Jugendamtes besteht isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 19 die Absicht, sich auf die Anspruchsprüfung, Bewilligung und Kontrolle der Leistungen im Rahmen der Hilfen zur Erziehung zu beschränken.26 Universität Dortmund: Expertise zu den Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs auf die Kinder- und Jugendhilfe bis zum Jahr 2010 in der Region Westfalen-Lippe (2000) In der Untersuchungsregion ist mit einer abnehmenden Anzahl der Kinder im Alterssegment unter 10 Jahren zu rechnen. Dies bedingt einen verringerten Bedarf an Kindergartenplätzen. Als mögliche Strategien, den daraus resultierenden Personalüberhang zu beschränken, werden die Umwandlung von Kindergartenplätzen in Plätze für unter 3Jährige bzw. in die Betreuung von 6- bis unter 10-Jährige vorgeschlagen.27 Rechenbasis für die Umwandlung der überschüssigen Kindergartenplätze in Betreuungsplätze anderer Altersgruppen bildet die Quote der Müttererwerbstätigkeit dieser Alterskohorten. Der zeitliche Verlauf dieser Erwerbsquote zeigt in der Untersuchungsregion Westfalen-Lippe einen prognostizierten Bedarf an Betreuungsplätzen in den Altersgruppen der unter 3-Jährigen und der 6- bis unter 10-Jährigen im Jahr 2010. Allerdings wird eine Vorausschätzung allein auf der Grundlage der Erwerbsquote als unzureichend angesehen. Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt für die künftige Bedarfsplanung dieses Bereiches ist daher die Ermittlung des tatsächlichen Bedarfes an Betreuungsplätzen. Hierbei wird die Umfrage unter betroffenen Eltern als mögliches Instrument der Erkenntnisgewinnung vorgeschlagen. Der Leistungsbereich der Kinder- und Jugendhilfe zur Integration behinderter Kinder und Jugendlicher kann mangels Datenmaterials nicht prognostiziert werden. Anhand der historischen Entwicklung wird für die Zukunft ein Anstieg der relativen Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit schweren Behinderungen28 erwartet. Demzufolge entsteht in diesem Bereich voraussichtlich ein höherer Leistungsbedarf, der in Prognosen und Planungen der Kinder- und Jugendhilfe einfließen muss. Für die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit verzeichnet die Untersuchung bis 2010 stark differierende Tendenzen in den einzelnen Altersgruppen. Insgesamt ergibt sich ein 26 27 28 Vgl. Freigang/ Schone (2001). Die Umwandlung von Kindergartenplätzen in Plätze für Kinder unter 3 Jahren und 6- bis unter 10Jährige erfolgt nach unterschiedlichen Betreuungsschlüsseln. Vgl. hierzu Schilling (2000), S. 16. Unter den Begriff Behinderung fällt bspw. die Suchtproblematik. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 20 zunehmender Personal- und Finanzbedarf für die Erstellung von Angeboten in der Kinder- und Jugendarbeit. Für das Gebiet Westfalen-Lippe kann demnach von einem künftigen Mehrbedarf an Personal ausgegangen werden. Im Bereich der Jugendsozialarbeit ist auf der Grundlage einer positiven Bevölkerungsentwicklung in der Gruppe der Jugendlichen mit einer absoluten Zunahme des Leistungsbedarfs zu rechnen. Infolge der ungenügenden Datenlage über den derzeitigen Zustand der Jugendsozialarbeit kann die Analyse keine konkreten Zukunftsempfehlungen aussprechen, sondern beschränkt sich auf eine Auflistung von Faktoren29 respektive Indikatoren, die den künftigen Bedarf maßgeblich beeinflussen werden. Um den Bedarf im Bereich der Hilfen zur Erziehung abschätzen zu können, stellt der Faktor der Bevölkerungsentwicklung nach Aussage der Untersuchung keine verlässliche Quelle dar. In der Analyse werden verschiedene Ansätze zur Herleitung von Einflussfaktoren auf die Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung vorgestellt. Diese weisen als Bezugspunkte die soziale Belastung insgesamt, belastete Lebenslagen junger Menschen sowie allgemeine Parameter des Lebensumfeldes auf. Insgesamt zeichnen sich auf der Grundlage der Bevölkerungsprognose keine Bedarfsveränderung bei den ambulanten Hilfen, aber eine leichte Zunahme im Bereich der Heimerziehung ab. Basis dieser Berechnungen ist die Fortschreibung der prozentualen Inanspruchnahme im Jahr 1998. Infolge veränderter sozialer Belastungsfaktoren können diese Ergebnisse allerdings nicht unmittelbar zur Grundlage künftiger Bedarfsplanungen gemacht werden. Im Ergebnis wird konstatiert, dass – bis auf den Sektor der Kinderbetreuung in Kindergärten – demografische Daten und Prognosen allein keine verlässlichen Angaben über die künftige Bedarfsentwicklung in der Kinder- und Jugendhilfe liefern. Entsprechend wird als wichtigste Schlussfolgerung die Umwandlung von überschüssigen Kindergartenplätze in 30 Betreuungsplätze für andere Altersgruppen angesehen. 29 30 Als Faktoren zur Einschätzung des künftigen Bedarfes gelten die Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit, die Anzahl der Schulabbrecher, die Anzahl junger Menschen ohne Schulausbildung und die Anzahl der Schulverweigerer. Vgl. Schilling (2000). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 21 Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Landesjugendamt: Expertise Zukunft der Jugendhilfe – Szenarien und Tendenzen zu ausgewählten Bevölkerungsgruppen (2004) Die vom Landesjugendamt Westfalen-Lippe in Auftrag gegebene Expertise untersucht den Zusammenhang von demografischen Entwicklungen, Armut und Migration. Zu Beginn wird explizit darauf hingewiesen, dass Prognosen gesicherte Daten über den Ist-Zustand und zukünftige Trends sowie Wirkungszusammenhänge voraussetzen, die in der Praxis oft nur lückenhaft vorhanden sind. Auch wird die vergleichsweise geringe Aussagekraft von LangfristPrognosen herausgestellt. Komplexe Wirkungszusammenhänge im Hinblick auf den demografischen Wandel werden in der Expertise in Form einzelner Zukunftsszenarien abgebildet. Ausgangspunkt der Expertise ist das Zukunftsszenario zur Bevölkerungsentwicklung. Hier wird festgestellt, dass mit dem prognostizierten Bevölkerungsrückgang eine veränderte Alterszusammensetzung einhergeht. Der Bevölkerungsrückgang wirkt sich in den jeweiligen Altersgruppen unterschiedlich stark aus. Im Rahmen des Bevölkerungsszenarios wird darauf hingewiesen, dass die Kommunen möglichst über eigene Prognosen verfügen sollten, um entsprechend strategisch sinnvolle Planungen formulieren zu können. Anschließend werden Szenarien der Arbeitsmarktsituation, des Bildungsbereiches und der Integration von Zuwanderern im Zuge der Bevölkerungsentwicklung dargestellt, die wiederum als Ausgangspunkt für die Analyse der Folgen demografischer Entwicklung auf die Situation von Kindern, Jugendlichen und deren Familien dienen. Im Zuge des demografischen Wandels wird der Umfang der Adressatengruppen der Kinderund Jugendhilfe deutlich abnehmen. Am stärksten betroffen ist hierbei die Altersgruppe der unter 6-Jährigen. Daraus ergibt sich dennoch keine Entlastung der Jugendhilfe. Konträr hierzu gilt die Annahme, dass eine steigende Inanspruchnahme seitens der Kinder und Jugendlichen aus Familien mit niedrigem Bildungsniveau sowie mit Migrationhintergrund erfolgen wird. Die Vermutung geht auch dahin, dass immer mehr Kinder von Scheidungen betroffen sind und somit Scheidung als Risikofaktor für das Aufwachsen der betroffenen Kinder in negativ prägenden Lebensumständen zu werten ist. Hinsichtlich der Betreuung von Kindern unter 6 Jahren, wird durch demografische Veränderungen eine Bedarfsabnahme der klassischen Kindergartenplätze beschrieben. Dies eröffnet wiederum Möglichkeiten zur Erweiterung des Betreuungsangebotes für unter 3- isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 22 Jährige, die Ganztagsbetreuung für Kindergarten- und Schulkinder sowie die vorschulische Förderung. Diesbezüglich sind Kooperationspotentiale zwischen Jugendhilfe und Kinderbetreuung sowie Schulsystem auszuschöpfen. Demografischer Wandel und dessen Auswirkungen werden auch im Hinblick auf die Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit sowie die Hilfen zur Erziehung bewertet. In diesem Zusammenhang sind nicht allein demografische Trends bedarfsbestimmend, sondern vor allem soziale Indikatoren. In diesem Zusammenhang wird betont, wie bedeutsam die Evaluation der Jugendhilfearbeit in diesen Bereichen angesichts knapper finanzieller Ressourcen ist. Vor allem in der Jugendsozialarbeit und bei den Hilfen zur Erziehung besteht die Intention, sozialen Benachteiligungen von Kindern und Jugendlichen entgegenzuwirken. Insbesondere in der Jugendsozialarbeit muss die aktive Zusammenarbeit der Jugendhilfe mit Schulen sowie Arbeitsmarktakteuren erfolgen.31 Im der Bereich der Hilfen zur Erziehung werden im besonderen Maße Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund als Zielgruppe herausgestellt, die bisher nicht ausreichend von der Jugendhilfe erreicht wird. Statistiken weisen für diese Bevölkerungsgruppe eine sehr geringe Inanspruchnahme der Hilfeleistungen auf, obwohl sie im Bereich der Jugendgerichtshilfe deutlich überrepräsentiert sind. Dementsprechend sollte zukünftig verstärkt die Einstellung von Personal mit Migrationshintergrund vorgenommen werden. Insgesamt bewertet die Expertise die Herausforderungen des demografischen Wandels für die Kinder- und Jugendhilfe sowie an angrenzende Handlungsfelder als Aufforderung zur Herausbildung neuer effektiver Kooperationsformen, insbesondere mit den Schulen. Des weiteren wird die Bedeutung der Entwicklung von Qualitätsstandard sowie deren Kontrolle durch ständige Evaluation betont. Darüber hinaus wird aber nicht nur Kooperationsbereitschaft bei der Jugendhilfe, den Schulen oder dem Arbeits- und Sozialwesen gefordert, sondern auch eine zielorientierte Zusammenarbeit seitens der Kommunen, um abgestimmte Konzepte entwickeln bzw. umsetzen zu können.32 Eine Denk- und Handlungsweise über bestehende Systemgrenzen hinweg wird als absolutes Muss von allen betroffenen Akteuren gefordert, da nur so präventives Handeln zum gewünschten Erfolg führen kann. 31 32 Vgl. Bruckner (2004). Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2002 a). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 23 Regiestelle E&C der Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin: Expertengespräch zum Thema „Demografische Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen in sozialen Brennpunkten / Gebieten mit besonderem Entwicklungsbedarf“ (Dokumentation zur Veranstaltung vom 18. September 2001 (2001) Der Einfluss demografischer Veränderungen auf soziale Sicherungssysteme, Arbeitsmarkt, Bildung, Kultur, Gesundheit sowie Soziales wird in Abhängigkeit von regionalen Besonderheiten wie Größe und Struktur der Stadt/Gemeinde, Wirtschaft, Infrastruktur und historischen Bezügen betrachtet, da einzelne Faktoren gegensätzliche Auswirkungen auf die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen begründen. Im Rahmen des Expertengespräches erfolgten zunächst eine allgemeine Darstellung der wichtigsten demografischen Eckdaten und eine Prognose der Bevölkerung sowie Ausführungen zu verschiedenen Entwicklungsszenarien von Städten und Stadtteilen. Diesbezüglich werden zum einen die Abwanderung und der Leerzug in Plattenbaugroßsiedlungen in mittleren und großen ostdeutschen Städten und zum anderen die ethnische Konzentration bzw. Verjüngung der Bevölkerungsstruktur sowie die hohe Kinderzahl in Innenstadtkiezen westdeutscher Großstädte untersucht. Im Blickfeld der Untersuchung liegt die soziale Entmischung in unattraktiven Wohnvierteln mittlerer und kleinerer Städte mit durchschnittlicher Prosperität. Die Relevanz dieser Entwicklungen für die Gestaltung der Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen durch entsprechende Maßnahmen der Jugendhilfeplanung, Stadtentwicklung bzw. des Quartiersmanagements stehen im Mittelpunkt des Diskurses. Das erste Entwicklungsszenario kommt zu dem Ergebnis, dass der Rückgang der Geburtenzahl und die gestiegenen Lebenserwartungen auch weiterhin dazu beitragen, dass sich der Prozess der demografischen Alterung in Deutschland fortsetzt. Allerdings verläuft die Entwicklung in den einzelnen Bundesländern und Regionen nicht gleichförmig. In ostdeutschen Großstädten ist der rasche Bevölkerungsrückgang als Ergebnis eines deutlichen Geburtenrückgangs zu sehen. Allerdings wird dieser Prozess durch eine starke Abwanderung aufgrund schlechter Arbeitsmarkbedingungen zusätzlich forciert. In westdeutschen Großstädten hat die Zuwanderung einen bedeutsamen Einfluss auf die Entwicklung der Bevölkerungszahlen. Darüber hinaus bestehen bei einem hohen Migrantenanteil deutliche Unterschiede hinsichtlich der Altersstruktur der ausländischen und isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 24 deutschen Bevölkerung. Die ausländische Bevölkerung ist im Durchschnitt jünger und weist einen wesentlich höheren Anteil von Kindern und Jugendlichen auf. Aus dem ersten Szenario wird die Schlussfolgerung gezogen, dass je nach Auseinandersetzung mit dieser Thematik die Jugendlichen und Senioren sich entweder als Randgruppen der Gesellschaft fühlen werden oder nicht. Lösungsansätze bzw. -vorschläge werden im Rahmen dieses Szenarios nicht angesprochen. Im zweiten Szenario geht es um Zusammenhänge von Abwanderung, Alterung und Stadtumbau am Beispiel des Stadtteils Neustädter Feld der ostdeutschen Stadt Magdeburg. Durch den Bevölkerungsrückgang in Verbindung mit wachsendem Wohnungsleerstand verschärfen sich in der Stadt Magdeburg die Probleme im Bereich der sozialen Infrastrukturen. Aufgrund von Abwanderung erfolgt eine Standortschwächung, die sich langfristig negativ auf potentielle Zuwanderer und Einwohnerzuwächse auswirkt. Die demografische Entwicklung und die damit einher gehend zunehmende altersstrukturelle Differenzierung der Stadtteile sind als Risikopotenzial für die Stadtentwicklung insgesamt anzusehen. Problematisch sind ebenfalls die sozialen Segregationsprozesse, die zu einer Konzentration von sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen hauptsächlich in den Großsiedlungen der Stadt Magdeburg führen. Vor diesem Hintergrund verfolgt die Jugendhilfe der Stadt Magdeburg seit 1997 spezifische Handlungsstrategien wie 33 • die Orientierung am sozialen Raum, • die Vermeidung bzw. Reduzierung infrastrukturell bedingter Benachteiligungen von Kindern und Jugendlichen und deren Familien, • die Orientierung der Jugendhilfeplanung an infrastrukturellen Handlungsanforderungen für die Gestaltung der Jugendhilfe sowie • den Einbezug von Sozialarbeitern der dezentral orientierten Organisationseinheiten der Jugendhilfe im Stadtentwicklungsprozess.33 Vgl. Stiftung Sozialpädagogisches Institut Berlin (2001). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 25 Universität Dortmund: Expertise für den 3. Kinder- und Jugendbericht, Erziehungshilfebericht für Sachsen-Anhalt (2004) Zielstellung des Erziehungshilfeberichts ist, auf der Basis der vorgenommenen Analyse des Bereichs der Hilfen zur Erziehung in Sachsen-Anhalt Handlungsbedarfe sowie Herausforderungen hinsichtlich der zukünftigen Weiterentwicklung dieses Aufgabenfeldes der Kinder- und Jugendhilfe aufzuzeigen, um somit Impulse für die überörtliche und kommunale Jugendhilfeplanung zu geben. Im Rahmen der Analyse wird in einem ersten Schritt die Inanspruchnahme der Leistungen der Hilfen zur Erziehung analysiert, mit Blick auf Fallzahlentwicklungen und Verschiebungen zwischen den verschiedenen Leistungssegmenten. Die Fallzahlentwicklung bei der Gewährung der Hilfen zur Erziehung lässt erkennen, dass seit 1995 eine Schwerpunktverlagerung hin zu Hilfen innerhalb der Familie stattfand. Dementsprechend wird der Leitgedanke der präventiven und familienunterstützenden Jugendhilfe deutlich. Die Ursachen hierfür liegen auf drei Ebenen: • auf der Ebene der überörtlichen und örtlichen Jugendhilfeplanung, d.h. es kamen Fördermaßnahmen zum Einsatz, die einen Ausbau der Tagesgruppenerziehung sowie der Sozialpädagogischen Familienhilfe zum Ziel hatten, um kostenintensive stationäre Hilfen wie die Heimunterbringung zu umgehen; • auf der konzeptionellen Ebene wird eine verstärkte Ausrichtung der Jugendhilfe auf die erfolgreiche Integration von Kindern und Jugendlichen in die Gesellschaft beobachtet; • auf der Ebene der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung werden Ursachen für eine Schwerpunktverlagerung in der Zunahmen krisenhafter familiärer Strukturen sowie im Anstieg von Belastungen der Lebenslagen der jungen Menschen gesehen.34 Empfehlungen des Erziehungshilfeberichts für die kommunale Jugendhilfeplanung sind auf eine Neugestaltung des Hilfespektrums gerichtet. Derzeitige Hilfen sollten überdacht und vor allem flexibler gestaltet werden. Allerdings wird betont, dass mit der Favorisierung von ambulanten Hilfeleistungen der Bedarf an familienersetzenden stationären Hilfen nicht völlig entfällt. 34 Der demografischen Entwicklung wird demzufolge in der Studie kein wesentlicher Einfluss auf Schwerpunktverlagerungen im Bereich „Hilfen zur Erziehung“ zugeschrieben. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 26 Im Anschluss daran erfolgt die Darstellung von alters- und geschlechtsspezifischen Besonderheiten hinsichtlich der Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung. Seit 1995 ist ein altersspezifisches Hilfeprofil zu erkennen: Die ambulanten Hilfeleistungen sollen hauptsächlich in den jüngsten Altersgruppen Anwendung finden, während die 6- bis unter 12Jährigen die Zielgruppe der teilstationären Hilfen und die 15- bis unter 18-Jährigen die Zielgruppe für die stationären Hilfen bilden. Im Zuge der geschlechtsspezifischen Auswertung fasst die Untersuchung zusammen, dass Jungen sowie junge Männer außer im Bereich der stationären Hilfen überrepräsentiert sind. Dahingehend erfolgt die Annahme, dass die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe die Problemlagen von Mädchen und jungen Frauen nicht im gleichen Maße wahrnehmen wie die der männlichen Adressaten. Dementsprechend wird an die Jugendhilfeplanung die Anforderung gestellt, Wahrnehmungs- und Definitionsprozesse von Lebens- und Problemlagen der Adressaten zukünftig zu hinterfragen, um auf diesem Weg Probleme von weniger auffälligen Kindern und Jugendlichen stärker ins Blickfeld nehmen zu können. Soziale Belastungsindikatoren wie Sozialhilfedichte, Anteil von Wohngeldempfänger oder Jugendarbeitslosenquote als mögliche Determinanten der „Heimerziehungsquote“ weisen in Sachsen-Anhalt nur schwache statistische Zusammenhänge auf. Differenziert nach den einzelnen Leistungsbereichen der Hilfen zur Erziehung ist festzustellen, dass die Inanspruchnahme ambulanter Hilfen eine noch geringere Abhängigkeit von den Belastungsfaktoren zeigt, als es bei den stationären Hilfen der Fall ist. Für das Segment der teilstationären Hilfen wurde sogar ein negativer statistischer Zusammenhang ermittelt. Angesichts dieser Befunde ist von Interesse, ob Wahrnehmungs- bzw. Definitionsprozesse, finanzielle Rahmenbedingungen sowie die Angebotsstruktur der Kinder- und Jugendhilfe die sozialen Belastungsindikatoren überlagern. Regionale Disparitäten hinsichtlich der Gewährung von Hilfen zur Erziehung können für die Stadt- und Landkreise in Sachsen-Anhalt nicht festgestellt werden. Als zukünftige Herausforderung an die Kinder- und Jugendhilfe wird die Notwendigkeit beschrieben, die Gewährungspraxis dahingehend zu analysieren, welche Faktoren bedarfsbestimmend wirken. Im Rahmen der Untersuchung wird schließlich auch der Einfluss der demografischen Entwicklung auf den Bedarf im Bereich der Hilfen zur Erziehung thematisiert. Dabei wird der Demografie eher die Rolle einer Hintergrund-Variablen zugewiesen. Die Bevölkerungsprognose für Sachsen-Anhalt zeigr, dass die Zahl der unter 12-Jährigen etwa konstant bleibt, während die Zahl der über 12-Jährigen stark zurückgeht. Demzufolge isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 27 erscheint eine Schätzung der zukünftigen Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung anhand kleiner Altersgruppen sinnvoll, da innerhalb der Bevölkerung der unter 21-Jährigen unterschiedlich starke Schwankungen auftreten. Zusammenfassend wird die langfristige Entwicklung des Bedarfs im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe von unterschiedlichen Faktoren determiniert, insbesondere • dem Wahrnehmungs- und Definitionsprozess, • den sozialen Rahmenbedingungen bzw. Belastungsfaktoren, • der regionalen Angebotsstruktur, der öffentlichen Haushaltslage sowie • der demografischen Entwicklung innerhalb der einzelnen relevanten Altersgruppen. Schließlich wird im Bericht die Notwendigkeit einer Verbesserung der Datenlage erläutert. Aus Sicht der Jugendämter wird sie zumeist als unzureichend eingeschätzt und dringlicher Handlungsbedarf signalisiert. Die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe werden aufgefordert, statistisches Faktenwissen kontinuierlich zu sammeln und zu aktualisieren, um so eine entsprechendes Instrumentarium für die Jugendhilfeplanung bereitstellen zu können.35 3.3 Zusammenfassendes Fazit der Literaturanalyse Die Nutzung von längerfristigen Bevölkerungsprognosen als Ausgangsbasis für die Entwicklung von Strategien und Planungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe hat erst in den letzten Jahren – im Zuge einer zunehmenden Sensibilität in unterschiedlichen Lebensbereichen und Politikfeldern für die Implikationen des demografischen Wandels - an Bedeutung gewonnen. Dementsprechend stützen sich die Untersuchungen i.d.R. auf eine längerfristige Prognose der Bevölkerungsentwicklung der jeweiligen Region in den jugendhilferelevanten Altersgruppen. Dabei weisen die betrachteten Untersuchungen ein relativ ähnliches Muster auf. Quantitative Prognoseaussagen betreffen vornehmlich die Kindertageseinrichtungen, da aufgrund vorgegebener Betreuungsschlüssel sich linear zur Bevölkerungsentwicklung ein direkter Personalbedarf bzw. -überschuss ableiten lässt. Bedingung für diese Kalkulation ist eine unveränderte Versorgungsquote. Die erweiterte Darstellung der künftigen Personalsituation basiert auf der bestehenden Altersstruktur der Fachkräfte. Darüber hinaus können aus dem 35 Vgl. Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung ermittelten Bedarf bzw. Auszubildendenzahlen Überschuss aufgezeigt Konsequenzen werden. für die Strategien 28 Entwicklung zur Begegnung der von Kapazitätsüberschüssen liegen in der Umwandlung der Plätze für die Betreuung anderer Altersklassen oder in der Erzielung von Qualitätsverbesserungen durch die Verkleinerung der Gruppengröße. Für die weiteren Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe lassen sich aus den Bevölkerungsprognosen lediglich Tendenzen ableiten. Der Ansatz einer Fortschreibung des Arbeitsumfanges bzw. Leistungsbedarfs der Jugendhilfe linear zu den Bevölkerungszahlen der relevanten Altersgruppen wird allgemein abgelehnt. Gründe hierfür liegen im Fehlen verlässlicher Kennziffern Leistungsumfanges pro bevölkerungsprognostischer bzw. Quoten, Jugendlichen Ansätze in anhand realisierbar den derer eine wäre. Bestimmung Trotz Untersuchungen der stimmen des Dominanz die Autoren weitgehend darin überein, dass der Faktor Demografie für die Vorausschätzung des Bedarfs an Kinder- und Jugendhilfe eine eher untergeordnete Rolle besitzt. Ergebnisse der Bevölkerungsprognosen sind in der Regel nicht unmittelbar planungsrelevant, sondern können lediglich einen Ausgangspunkt für Strategiediskussionen bzw. Planungsprozesse bilden. Wesentliche Determinanten für Umfang und Struktur von Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe werden in soziokulturellen Belastungsfaktoren gesehen. Hierzu zählen beispielsweise Familienstrukturen, Sozialleistungsbedarf sowie Arbeitsmarkt- bzw. Ausbildungschancen. Prognosen auf Basis konstant gehaltener Belastungsfaktoren greifen allerdings zu kurz. Notwendig wäre eine (statistisch fundierte) Trendanalyse bzw. -prognose. Die in die Literaturanalyse einbezogenen Untersuchungen verzichten allerdings auf eine historische Betrachtung soziokultureller Belastungskennziffern – vermutlich aus Mangel an entsprechenden Daten. Allein qualitative Trendaussagen über künftige Entwicklungen finden sich vereinzelt. Schließlich wird in den Untersuchungen darauf hingewiesen, dass Ziele bzw. Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe in vielen Bereichen nicht allgemein verbindlich vorgegeben sind, sondern wesentlich durch differenzierte Wahrnehmungs- und Definitionsprozesse beeinflusst werden. Dabei gehen in die Bestimmung z.B. von Versorgungs-Zielquoten nicht nur fachliche Erwägungen, sondern insbesondere finanzpolitische Vorgaben ein. Änderungen der Zielvorgaben haben hier u.U. weitaus stärkere Auswirkungen auf den Ressourcenbedarf der Kinder- und Jugendhilfe als die (prognosefähige) Entwicklung der Zahl der Kinder/ Jugendlichen in einzelnen Altersgruppen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 29 Handlungsempfehlungen betreffen vornehmlich die qualitative Ausgestaltung der Kinderund Jugendhilfe. Statt eines Personalabbaues wird zur Qualitätserhöhung ein Ausbau der Personalkapazität nahegelegt. Auch in Arbeitsfeldern mit rückläufigen Kinder- und Jugendlichenzahlen wird in der Regel für eine Verbesserung der Personal- und Leistungsstandards bzw. eine Orientierung hin zu weiteren Aufgabenfeldern votiert, nicht für einen Rückschnitt von Ressourcen. Die Verbesserung des Qualifikationsniveaus der Mitarbeiter soll gleichermaßen zu einer Qualitätserhöhung beitragen. Generell wird eine stärkere Kooperation zwischen den einzelnen Arbeitsfeldern gefordert, um bspw. den flexibleren Einsatz der Mitarbeiter zu gewährleisten. Erkennbar ist ein Trend zur Verstärkung der Aufgabenteilung zwischen öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe. Dabei wird eine generelle Beschränkung der Tätigkeit öffentlicher Träger auf Prüfung, Vergabe und Kontrolle der Leistungen diskutiert. Zur Aufrechterhaltung des Leistungsumfanges bei sinkenden Budgets schlagen einige Analysen die Schaffung von teilkommerziellen Angeboten vor. Als zukünftiges Arbeitsfeld der Kinder- und Jugendhilfe gewinnt der Bildungsbereich nach Ansicht der Untersuchungen stärker an Gewicht. Nicht zuletzt im Sinne präventiven Handelns soll die Kinder- und Jugendhilfe zunehmend mit Schulen, Bildungsträgern und Institutionen der Arbeitsmarktintegration kooperieren. Eine quantitativ stark wachsende Zielgruppe der Kinder- und Jugendhilfe stellen die Migranten sowohl in erster als auch in den Folgegenerationen dar. Um diesem ansteigenden Integrationsbedarf zeitnah zu begegnen, müssen bestehende Konzepte überprüft und erweitert sowie der Mitteleinsatz erhöht werden. Allerdings sind hier die Problemlangen in einzelnen Regionen bzw. Städten der neuen Bundesländer sehr unterschiedlich ausgeprägt. Kritisch bewerten die Analysen die markanten kleinräumigen Unterschiede in der demografischen Entwicklung. Verlässliche Vorhersagen sollen demnach regional auf der Kreisebene angestrebt werden, wobei in größeren Städten eine Unterteilung auf einzelne Stadtteile empfohlen wird. Schwachstellen der Untersuchungen bestehen bezüglich der Entwicklung und des Einsatzes flexibler Indikatorensysteme, die über die demografischen Trends hinaus eine weiterführende Betrachtung erlauben. Um die Anwendung solcher Indikatorensysteme zu gewährleisten, wird in den Analysen häufig die Forderung nach einer einheitlichen, nach isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 30 Altersgruppen bzw. Jahrgängen gestaffelten Erfassung und Ausweisung der von der Kinderund Jugendhilfe empfangenen Leistungen formuliert. Die Ergebnisse der Literaturrecherche zeigen, dass in Deutschland und speziell auch in den neuen Bundesländern in wachsendem Maße Zusammenhänge von demografischer Entwicklung und veränderten Rahmenbedingungen/ Anforderungen an die Kinder- und Jugendhilfe erkannt werden. Entsprechend nehmen Bemühungen zu, aus diesen Trends Konsequenzen für die Planung der Kinder- und Jugendhilfe abzuleiten. Von der Prognose der Entwicklung verschiedener Altersgruppen zur Ableitung konkreter Konsequenzen für die Jugendhilfeplanung ist es jedoch noch ein beachtlicher Schritt. Dennoch ist festzustellen, dass zunehmend die simultane Betrachtung demografischer Entwicklungen und sozialer Belastungsindikatoren als Instrument der Bedarfsprognose für die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe an Bedeutung gewinnt. Zum derzeitigen Zeitpunkt finden sich allerdings in der einschlägigen Literatur eher allgemeine Orientierungen für notwendige Entwicklungsrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Hinweise auf konkrete Schritte zur Neuausrichtung, innovative Lösungsmodelle etc. werden hingegen kaum benannt. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 31 4. Fallstudien für ausgewählte Regionen 4.1 Auswahl der Regionen für die Fallstudien Entsprechend den Projektzielen wurden vertiefende Fallstudien in drei ostdeutschen Regionen unterschiedlicher siedlungsstruktureller Prägung durchgeführt. Für analytische Zwecke der Raumordnung/ Raumbeobachtung werden in Deutschland nach den Kriterien Siedlungsstruktur und Verdichtung drei grundlegende Regionstypen unterschieden: a) Agglomerationsräume b) Verstädterte Räume c) Ländliche Räume. Als Fallstudienregionen wurden für das Projekt die Kreisfreie Stadt Magdeburg (SachsenAnhalt) sowie die Landkreise Saalfeld-Rudolstadt (Thüringen) und Nordvorpommern (Mecklenburg-Vorpommern) ausgewählt. Magdeburg und Saalfeld-Rudolstadt sind Teile von Regionen des Typs „Verstädterte Räume“, Nordvorpommern Teil einer Region des Typs „Ländliche Räume“. Innerhalb der Regionstypen werden siedlungsstrukturelle Kreistypen unterschieden. Danach ordnen sich die Fallstudienregionen wie folgt ein: Kreisfreie Stadt Magdeburg: Kernstadt im verstädterten Raum (Fläche: 193 km2, Bevölkerungsdichte: 1.200 EW/ km2);36 Landkreis Saalfeld-Rudolstadt: Ländlicher Kreis im verstädterten Raum (Fläche: 1.035 km2, Bevölkerungsdichte: 128 EW/ km2 – damit nahe am Durchschnitt der neuen Bundesländer: 140 EW/ km2); Landkreis Nordvorpommern: Ländlicher Kreis geringer Dichte im ländlichen Raum (Fläche: 2.168 km2, Bevölkerungsdichte: 55 EW/ km2). Der Gewinnung der Regionen Saalfeld-Rudolstadt und Nordvorpommern gingen Kontakte des isw Instituts mit den Landesjugendämtern Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern voraus. Die Fallstudien-Regionen wurden dem isw Institut durch die Landesjugendämter zur Zusammenarbeit empfohlen. 36 Stand: 31.12.2000, Statistisches Bundesamt (2002). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4.2 32 Erhebungsinstrument für die Experteninterviews Im Rahmen der regionalen Fallstudien erfolgte die Durchführung explorativer Interviews mit maßgeblichen Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere mit Vertretern des jeweiligen Jugendamtes und des Jugendhilfeausschusses sowie der freien Jugendhilfe. Thematische Untersuchungsschwerpunkte bildeten in der Stadt Magdeburg sowie im Landkreis Nordvorpommern die Kinder- und Jugendhilfebereiche „Kindertagesstätten“ und „Hilfen zur Erziehung“. Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt wurde der Bereich Hilfen zur Erziehung analysiert. Außerdem wurde in dieser Fallregion aufgrund des hier gesetzten Untersuchungsschwerpunktes „Hartz IV und die Auswirkungen auf die Kinder- und Jugendhilfe“ zusätzliche Interviews mit Vertretern der ansässigen Agentur für Arbeit sowie Vertretern der hier im Zusammenhang mit Hartz IV gegründeten Arbeitsgemeinschaft (ARGE) durchgeführt.37 Die Expertengespräche wurden in der Form von Leitfaden gestützten halbstrukturierten face-to-face Interviews durchgeführt.38 Die Wahl einer offenen Gesprächsführung wird von der Zielsetzung der Erfassung und Bewertung struktureller Gegebenheiten in der Kinder- und Jugendhilfe determiniert. Bewusst weit gestaltete Antwortspielräume gestatteten der Erfassung bzw. Darstellung der spezifischen Erfahrungs- und Bewertungshintergründe der jeweiligen Gesprächspartner.39 Daneben dienten die Interviews der Ergänzung und Interpretation der im Vorfeld aufbereiteten statistischen Daten der Fallregionen.40 Auf der Makroebene gliedert sich die Interviewstruktur in fünf Teilbereiche. Analog zum Analyseschema des Forschungsprojektes bilden Fragen zu den Untersuchungsfeldern I, II und III (vgl. folgende Absätze) den Kern der Interviews. Die Mikroplanung der Interviewstruktur orientiert sich ausgehend von Hauptfragen hin zu Detailfragen. Ein Fragenblock zur Erfassung des Aufgabenbereichs und Erfahrungshintergrundes der jeweiligen interviewten Person wurde diesen Blöcken vorangestellt. Im Untersuchungsfeld I sollte von den jeweiligen Gesprächspartnern – vor dem Hintergrund bereite realisierter und zu erwartender demografischer Veränderungen – die momentane bzw. zukünftige Situation in den Bereichen Kindertagesstätten und Hilfen zur Erziehung hinsichtlich Personal, Infrastruktur, Finanzen sowie Adressaten erläutert und eingeschätzt werden. Des weiteren 37 38 39 40 wurden innerhalb dieses Untersuchungsfeldes Fragen bezüglich Vgl. § 44b SGB II (2003). Vgl. Bortz/ Döring (1995), S. 217. Vgl. Schnell/ Hill/ Esser (1995), S. 353. Vgl. Schwarz/ Engel-Rezbach (2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH der Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 33 Handlungsmöglichkeiten, des Kapazitätsbedarfs, vorliegender Planungsstrategien sowie Auswirkungen gesetzlicher Rahmenbedingungen gestellt. Das Untersuchungsfeld II hat die Erfassung und Bewertung bedarfsbestimmender Indikatoren für die Kindertagesstätten bzw. Hilfen zur Erziehung zum Gegenstand. Im Untersuchungsfeld III stehen die Existenz, Bewertung sowie Planung von zukünftigen Kooperationen bzw. Kooperationspartnern innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe und mit Institutionen benachbarter Handlungsfelder im Mittelpunkt. Zusätzlich zu den drei Hauptuntersuchungsfeldern wurde in den Interviews die Gestaltung der Kinder- und Jugendhilfe nach den Leitprinzipien des Gender Mainstreaming thematisiert. In allen drei Fallregionen wurde des weiteren die Thematik „Hartz IV“ im Hinblick auf die Auswirkungen für die Kinder- und Jugendhilfe diskutiert. Hierzu erfolgte die Formulierung eines spezifischen Fragenkatalogs.41 Im Anschluss an die Erfassung der einzelnen Untersuchungsschwerpunkte mündeten die Interviews in eine offenen Diskussion im Rahmen der Themenstellung. 4.3 Fallstudie 1: Stadt Magdeburg 4.3.1 Daten zur Bevölkerung und Sozialstruktur Demografie Ausgehend von einer Bevölkerungsgröße von 288.355 Einwohnern im Jahr 1990 ist die Anzahl der Einwohner Magdeburgs kontinuierlich gesunken – auf 229.755 Personen im Jahr 2002 bzw. um rund 20 Prozent. Dieser Schrumpfungsprozess lässt sich zum einem auf einen mit dem Jahr 1991 einsetzenden negativen Geburtensaldo, zum anderen auf einen stark negativen Wanderungssaldo zurückführen. Letzterer weist zwischen 1990 und 2002 stark unterschiedliche Entwicklungen auf. Während die Anzahl der Zuzüge nahezu gleichmäßig von knapp 5.000 im Jahr 1991 auf über 8.500 im Jahr 2002 ansteigt, schwankt der Umfang der Wegzüge zwischen 14.500 und 6.600 innerhalb dieses Zeitraumes. Nach einem fast ausgeglichenen Wanderungssaldo im Jahr 1993 und einem anschließenden Anstieg ist seit 1995 ein stetiges Absinken des Wanderungssaldos auf gut 500 Personen im Jahr 2002 zu beobachten. 41 Vgl. die im Anhang V.1. aufgeführten Fragebögen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 34 Von 1993 bis 1997 ist der negative Saldo der natürlichen Bevölkerungsentwicklung rückläufig und hat sich bei einem Wert von ca. 1.000 stabilisiert.42 Im Jahr 1990 wurde eine Anzahl von über 3.000 Geburten registriert. Den Tiefpunkt markiert das Jahr 1995 mit 1.338 Geburten. Seit 1997 liegt die Anzahl der Geburten in Magdeburg konstant auf einem Niveau von ca. 1.600.43 Der Darstellung der zukünftigen Bevölkerungsentwicklung in Magdeburg wurde die 3. Regionalisierte Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamtes Sachsen-Anhalt zugrunde gelegt. Nach diesen Prognosezahlen geht die Bevölkerung Magdeburgs von 2002 bis 2010 um 5 % zurück. Die Bevölkerungsabnahme verteilt sich hierbei mit ca. 1.500 pro Jahr nahezu konstant über den Prognosezeitraum.44 Bei einer differenzierten Betrachtung der kinder- und jugendhilferelevanten Altersgruppen zeichnen sich unterschiedliche Tendenzen ab. Während die Altersgruppen der unter 10Jährigen zwischen 12 % (unter 3-Jährige) und 33 % (6- bis unter 10-Jährige) zunehmen, sinken die Alterskohorten der 10- bis unter 25-Jährigen um bis zu zwei Drittel (16- bis unter 19-Jährige). Auswirkungen dieser gegenläufigen Entwicklung zeigen sich gleichermaßen in der Aufteilung zwischen den Altersgruppen. Abbildung 2: Anteile der Bevölkerungsklassen der unter 25-Jährigen bis 2010 in der Stadt Magdeburg 100% 90% 80% 19-25 70% 16-19 60% 10-16 50% 6-10 40% 3-6 30% 0-3 20% 10% 0% 2002 2006 2010 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (2004), S. 104; Berechnungen isw Institut 42 43 44 Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 28. Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 28. Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (2004), S. 10. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 35 Wie in Abbildung 2 dargestellt, tritt eine Schwerpunktverlagerung von der Altersgruppe der 10bis unter 25-Jährigen zur Altersgruppe der unter 10-Jährigen auf. Nahezu gleich starke Zuwächse verzeichnen die drei Gruppen der unter 10-Jährigen. Der Anteil der 16- bis unter 19-Jährigen halbiert sich im Prognosezeitraum bis 2010 auf 7,5 %. Bis 2006 verringert sich der Anteil der 10- bis unter 16-Jährigen von einem Viertel auf knapp 15 % und steigt bis 2010 wieder leicht an. Lediglich die Altersgruppe der 19- bis unter 25-Jährigen bleibt im Prognosezeitraum nahezu konstant mit einem Anteil von einem Drittel.45 Die Anzahl der in Magdeburg lebenden Ausländer hat sich ausgehend von 1995 bis zum Jahr 2002 um knapp ein Fünftel auf 7.249 erhöht. Aufgrund des gleichzeitigen Bevölkerungsrückganges stellt sich im Zeitverlauf eine kontinuierliche Steigerung des Ausländeranteiles von 2,3 auf 3,2 % im Jahr 2002 dar.46 Bei Betrachtung der einzelnen Stadtteile zeigt sich, dass in vier Stadtteilen Magdeburgs der Anteil der ausländischen Bevölkerung mit 7,3 bis 13,9 % deutlich über dem Durchschnittswert der gesamten Stadt liegt.47 Sozialstruktur Im Zeitraum von 1991 bis 2002 kann ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosenquote von anfänglich 8,3 % (1991) auf bis zu 20,6 % (1999) festgestellt werden. Bis 2002 sank die Arbeitslosenquote leicht auf 18,3 %. Jugendliche unter 25 Jahren sind prozentual weniger oft von Arbeitslosigkeit betroffen, dennoch weist der Verlauf dieser Quote eine starke Kopplung an die Entwicklung der Gesamtarbeitslosenquote auf.48 45 46 47 48 Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (2004), S. 104. Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003 a), S. 43. Zu diesen vier Stadtteilen zählen Altstadt (8,5 %), Alte Neustadt (12,2 %), Buckau (13,9 %) und Rothensee (7,3 %). Vgl. hierzu Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003 d) S. 5. Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 146. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Abbildung 3: 36 Arbeitslosenquote und Quote der Jugendarbeitslosigkeit in der Stadt Magdeburg, 1991-2002 in Prozent 20 15 10 5 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Arbeitslosenquote 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Jugendarbeitslosenquote Quelle: Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003 a), S. 146. Seit dem Jahr 2000 ist ein leichter Anstieg der Sozialhilfe-Fälle in Magdeburg auf 6.700 Fälle (Bedarfsgemeinschaften) im Jahr 2002 zu verzeichnen. Im gleichen Maß tritt ein kontinuierlicher Anstieg der Sozialhilfeempfänger zwischen 1999 (12.095) und 2002 (12.651) auf.49 Abbildung 4: Anteile der Sozialhilfeempfänger an den Altersgruppen der Wohnbevölkerung der Stadt Magdeburg, 2003 30,0 in Prozent 25,0 20,0 15,0 10,0 5,0 0,0 0 bis 2 3 bis 6 7 bis 13 14 bis 17 18 bis 25 26 bis 39 40 bis 59 ab 60 Jahre Quellen: Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 51/52; Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003b und 2003c), S. 2; Berechnungen isw Institut. 49 Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 71. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 37 Die Differenzierung der Sozialhilfeempfänger nach Altersgruppen und Geschlecht zeigt in den Altersgruppen der 18- bis 25-Jährigen und der über 60-Jährigen eine deutliche Übergewichtung des Frauenanteiles. Mit jeweils einem Viertel der altersgleichen Wohnbevölkerung als Empfänger von Sozialhilfe in den Altersgruppen der unter 3-Jährigen und der 3- bis unter 6-Jährigen sowie einem Anteil von 13 % bei den 7- bis 13-Jährigen sind diese Alterskohorten am stärksten von Sozialhilfebedürftigkeit betroffen. Damit zeigt sich, das insbesondere Eltern mit Kleinkindern im Alter unter 7 Jahren, also vor Beginn der Schulphase, Probleme in der Bestreitung ihres Lebensunterhaltes besitzen. Der Anstieg in der Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen ist auf das Ende der Ausbildung bzw. den Schulabgang zurückzuführen. Die Betrachtung der Anzahl der Sozialhilfeempfänger nach Altersgruppen verdeutlicht, dass von den über 12.000 Sozialhilfeempfängern in Magdeburg im Jahr 2003 knapp über die Hälfte unter 25 Jahre alt war.50 Im Zeitraum von 1999 bis 2004 ist die Anzahl der wohngeldbeziehenden Haushalte in Magdeburg mit Werten von 9.700 im Jahresdurchschnitt auf durchschnittlich 10.500 im Jahr 2004 leicht angestiegen. Die gewährten Leistungen weisen in diesem Fünfjahreszeitraum Schwankungen zwischen 11 und 12 Mio. Euro pro Jahr auf.51 Die Entwicklung der Jugendkriminalität ist nach den vorliegenden statistischen Daten ambivalent zu beurteilen. In der Kriminalstatistik der Stadt Magdeburg konnte ein Rückgang der Anzahl Jungtatverdächtiger zwischen 1998 und 2003 um knapp ein Fünftel auf 3.739 Personen verzeichnet werden. Gleichzeitig verringerten sich die Anklagen von Heranwachsenden um 12 % von 2000 auf 2002. Dem gegenüber steht ein Anwachsen der Jugendgerichtstermine von 11 % auf über 1.100 Termine in diesem 3-Jahres-Zeitraum.52 Dies weist auf einen Anstieg schwerwiegenderer Delikte hin. Insgesamt hat sich die Anzahl der in der Stadt Magdeburg ansässigen Familien in Analogie zur abnehmenden Wohnbevölkerung zwischen 1994 und 2002 um gut 12.000 Familien verringert. Innerhalb der Familienstruktur zeichnet sich ein Trend von der Familienform der Ehe zur Form der Alleinstehenden ab. Entsprechend sank der Anteil der Ehepaare an den Familien von 60 % (1994) auf 53 % (2002), hingegen erhöhte sich der Anteil Alleinstehender 50 51 52 Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 51/52; Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003b und 2003c), S. 2. Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (1999 – 2004), S. 3. Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 75. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 38 ohne Kinder von 28 % auf ein Drittel. Der Anteil der Alleinerziehenden an den Familien blieb über den Zeitraum relativ konstant bei Werten zwischen 12 und 13 %. Alleinerziehende Frauen dominieren die Gruppe der Alleinerziehenden mit einen Anteil von 86 %. In der Gruppe der Ehepaare weist das Verhältnis der Ehen mit Kindern und zu den Ehen ohne Kinder eine deutliche Tendenz zur kinderlosen Gemeinschaft auf. War im Jahr 1994 noch die Hälfte der Ehen mit Kindern, so reduziert sich dieser Wert auf ein Drittel im Jahr 2002.53 Zwischen 1995 und dem Jahr 2002 weist die Anzahl der Ehescheidungen in der Stadt Magdeburg einen starken Anstieg auf. Der im Jahr 2000 erreichte Höchstwert von 711 Ehescheidungen ist demnach doppelt so hoch wie der Wert des Jahres 1995 (380). In Relation zur Anzahl der bestehenden Ehen der Jahre 1994 bis 2002 ergibt sich ein kontinuierlicher Anstieg des Anteils der Ehescheidungen an der Anzahl der Ehen. Entsprechend hat sich der Anteil der Ehescheidungen an den bestehenden Ehen 2002 mit 1,2 % gegenüber 1996 (0,5 %) mehr als verdoppelt. Die Anzahl der von Ehescheidungen betroffenen Kinder entwickelt sich analog zur Anzahl der Ehescheidungen. Der Höchstwert liegt im Jahr 2000 mit 620 betroffenen Kindern und zeigt einen deutlichen Anstieg gegenüber 1996 (271).54 Von den 7.861 Schulabgängern des Schuljahres 2002/03 umfassen die Abschlüsse an Realschulen mit knapp 50 % den größten Anteil. Die Hoch- bzw. Fachhochschulreife hat ein Viertel der Schüler erreicht. 12 % der Schulabgänger erhielten einen Hauptschulabschluss und nahezu 14 % der Schüler verließen die Hauptschule ohne Abschluss. 4.3.2 Daten zur Kinder- und Jugendhilfe Struktur und Kapazitäten des Bereiches Tageseinrichtungen für Kinder Gemäß dem Gesetz des Landes Sachsen-Anhalt zur Förderung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen (KiBeG, seit Februar 2003 Inkrafttreten des KiFöG)55 haben Kinder bis zur Versetzung in den 7. Schuljahrgang einen Rechtsanspruch auf einen ganztägigen Platz in einer Kindertageseinrichtung. Darüber hinaus haben Schulkinder, die das 14. Lebensjahr noch 53 54 55 Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 36. Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 32 f. Im Rahmen des KiFöG besteht eine Einschränkung auf Ganstagesbetreuung im Bereich Kindertagesstätten. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 39 nicht vollendet haben, die Möglichkeit, Angebote in Tageseinrichtungen (Hort) wahrzunehmen, wenn Plätze vorhanden sind. Im Jahr 1998 verfügte die Stadt Magdeburg über insgesamt 117 Tageseinrichtungen für Kinder unter 14 Jahren. 2001 war eine deutliche Zunahme von Tageseinrichtungen für Kinder zu verzeichnen, so dass die Anzahl der Einrichtungen im Zeitraum von 1998 bis 2002 von insgesamt 117 auf 136 anstieg.56 Eine Betrachtung der Einrichtungen nach kommunaler und freier Trägerschaft zeigt, dass die Anzahl der Kindertageseinrichtungen in kommunaler Trägerschaft von 1998 bis zum Jahr 2002 (79 Kindertagestätten) kontinuierlich um 14 % abnahm. Im Gegenzug erfolgte eine stetige Erhöhung der Anzahl der Tageseinrichtungen für Kinder in freier Trägerschaft von 1998 bis 2002 (57 Einrichtungen), so dass sich deren Anzahl mehr als verdoppelte.57 Die Entwicklung der verfügbaren Plätze, d.h. die für eine normale Belegung zugelassenen Plätze, getrennt betrachtet nach Kindergarten, Kinderkrippe sowie Hort, beschreibt insgesamt eine Erhöhung von 7.977 im Jahr 1999 auf 10.760 im Jahr 2003. Dabei fällt insbesondere die Kapazitätserweiterung im Hortbereich58 ins Gewicht, dessen Platzangebot sich im betrachteten Zeitraum nahezu verdreifacht (2003: 3.387 Plätze). Die Kinderkrippen sowie Kindergärten haben ihr Platzangebot kontinuierlich angehoben, jedoch in einem weitaus geringerem Umfang, als es im Hortbereich zu beobachten ist. Die Kinderkrippen erweiterten ihre Platzzahl bis 2003 (2.506 Plätze) um 18 %, die Kindergärten um 5% (2003: 4.876 Plätze). Parallel zum Zuwachs der Tageseinrichtungen für Kinder in der Stadt Magdeburg sowie dem damit verbundenen Platzangebot war für den Zeitraum 1998 bis 2002 ein leichter Anstieg des Personaleinsatzes um 5 % zu verzeichnen. Aufgeteilt nach Einrichtungen, sind 2002 in den Kinderkrippen 113, in den Kindergärten 101 und in den Horten 143 Personen tätig. 916 Personen werden in anderweitigen Einrichtungen59 betreuend eingesetzt. 56 57 58 59 Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a),S.80 Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a),S.80. Die starke Zunahme der Horteinrichtungen lässt sich dahingehend begründen, dass die Horte in den Aufgabenbereich des Jugendamtes Magdeburg übertragen wurden. Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.) (1998, 2002). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 40 Struktur und Kapazitäten des Bereiches der Hilfen zur Erziehung Bezüglich der infrastrukturellen Entwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung lässt sich feststellen, dass von 1998 bis 2002 ein Abnahme der Anzahl der Einrichtungen um 7 % erfolgte. Dies geht mit einer Reduzierung der verfügbaren Plätze sowie dem in diesem Bereich der Kinder- und Jugendhilfe tätigen Personal um ein Drittel einher. Während 1998 in den 31 Einrichtungen für Hilfen zur Erziehung und Hilfen für junge Volljährige sowie für die Inobhutnahme 411 Plätze zur Verfügung stehen, sind 2002 noch insgesamt 29 Einrichtungen mit 278 Plätzen verfügbar. Inanspruchnahme der Bereiche Tageseinrichtungen für Kinder und Hilfen zur Erziehung Hinsichtlich der Belegungszahlen in den Tageseinrichtungen für Kinder der öffentlichen und freien Träger kam es im Zeitraum von 1998 bis 2002 insgesamt zu einem Anstieg von 7.491 auf insgesamt 10.293 zu betreuende Kinder. Mehr als die Hälfte der Kinder befanden sich 1998 in Kindertagesstätten in kommunaler Trägerschaft. In den darauffolgenden Jahren sind keine deutlichen Belegungsschwankungen erkennbar, die Anzahl der Kinder erhöhte sich bis zum Jahr 2002 kontinuierlich auf 6.341. In den Einrichtungen der freien Träger lässt sich für diesen Zeitraum eine deutlichere Steigerung der Belegung feststellen. Ausgehend vom Jahr 1998 mit einer Belegung durch 1.370 Kinder erhöhte sich diese Anzahl bis zum Jahr 2000 stetig. Im Jahr 2001 erfolgt zudem ein sprunghafter Anstieg auf mehr als das Doppelte, so dass schließlich 2002 mehr als ein Drittel der Kinder in den Kindertageseinrichtungen der freien Träger betreut werden.60 Die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung zeigt von 1999 bis 2003 einen konstanten Anstieg um insgesamt ein Fünftel auf 822 Fälle. Den Schwerpunkt des Aufgabenbereiches Hilfen zur Erziehung bilden in der Stadt Magdeburg stationäre Hilfen bzw. Hilfen außerhalb der Familie mit einem Anteil von über 80 %. Innerhalb dieses Leistungsbereiches kam es bei der Heimerziehung bzw. den sonstigen betreuten Wohnformen sowie der Vollzeitpflege zu einer Erhöhung der Fallzahlen von 537 auf insgesamt 680 in Anspruch genommene Hilfen. Mehr als die Hälfte der Fälle entfiel hierbei auf die stationäre Unterbringung in Heimen. 60 Die Belegung der Kindertagestätten von 1998 bis 2002 beinhaltet die Hortplätze nach dem Kinderbetreuungsgesetz des LSA vom 28.01.1998; Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptsstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a), S. 80. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 41 Die teilstationären Hilfen besitzen mit 12 % zwar einen relativ geringen Anteil am Gesamtbereich der Hilfen zur Erziehung, dennoch ist eine Verdopplung der Inanspruchnahme im Zeitraum von 1999 bis 2003 zu verzeichnen. Im Jahr 2003 wurden insgesamt 99 teilstationäre Hilfen gewährt. Diese Wachstumsrate lässt sich darauf zurückführen, dass die Erziehung in Tagesgruppen bei bestimmten Fallkonstellationen als eine Alternative zur stationären Unterbringung gesehen wird, um eine Herausnahme der Adressaten aus ihrem gewohnten Lebensumfeld zu vermeiden. Im Sektor ambulanter Hilfen verringert sich die Inanspruchnahme von 1999 bis 2003 (43 Hilfen) insgesamt um ein Drittel, wobei allerdings starke jährliche Fallzahlschwankungen innerhalb dieses Leistungsbereiches über den beobachteten Zeitraum auftreten.61 Die ambulanten Leistungsbereiche umfassen 2003 den geringsten Anteil (ca. 5 %) am Gesamtangebot der Hilfen zur Erziehung. Die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Jahr 2002, bezogen auf 10.000 der unter 21-Jährigen Bevölkerung der Stadt Magdeburg, zeigt eine Quote von insgesamt 185,5 Hilfen. Im Folgenden soll für das Jahr 2002 eine Differenzierung nach Alter und Hilfeform für einzelne Leistungsbereiche verdeutlichen, inwiefern sich für die jeweiligen Altersgruppen spezifische Hilfearten heraus kristallisieren lassen. Tabelle 1: Adressaten der Hilfen zur Erziehung nach Alter und Hilfeform in der Stadt Magdeburg, 200262 Hilfeformen stationäre Hilfen Vollzeitpflege (§ 33) 6- unter 12- unter 15- unter 18 J. und unter 6 J. 12 J. 15 J. 18 J. älter 43,5 88,9 70,3 47,4 15,4 16,3 91,6 110,6 176,4 133 0 0 10,4 12,2 12,1 3,3 6,5 0 62,8 Heimerziehung/ sonstige betreute Wohnformen (§ 34) ambulante Hilfen ohne sozialpädagogische 63 Familienhilfe (§§ 29, 30, 35) Minderjährige, deren Familien Sozialpädagogische Familienhilfe erhalten (§ 31) teilstationäre Hilfen (§ 32) 2,5 48,2 -9,7 0 Quelle: Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004). 61 62 63 Vgl. Statistisches Landesamt Sachsen Anhalt (Hrsg.) (1999-2003). Aufsummierung der zum 31.12. eines Jahres andauernden und der innerhalb eines Jahres beendeten Leistungen; Angaben bezogen auf 10.000 der altersentsprechenden Bevölkerung. In der Stadt wird die Hilfe laut § 35 SGB VIII zu den ambulanten Hilfen gezählt. Vgl. Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 42 In der Vollzeitpflege befinden sich überwiegend die jüngeren Altersgruppen (6- bis unter 15Jährige). Hinter diesem Hilfeangebot verbirgt sich eine Vielfalt unterschiedlicher Hilfearrangements, die von der kurzfristigen pflegerischen Aufnahme der Kinder und Jugendlichen in einer familiären Notsituation bis hin zur langfristigen Lebensperspektive für die Adressaten reichen können. Die Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht (Heimerziehung) oder im betreuten Wohnen soll für Kinder und Jugendliche im Alter von 8 bis unter 18 Jahren sowie für Jugendliche aus Familien mit erheblichen Erziehungsschwierigkeiten zum Einsatz kommen, wenn eine dem Wohl des Kindes entsprechende Erziehung in anderer Form nicht sichergestellt werden kann. In der Stadt Magdeburg ist im Jahr 2002 überwiegend die Altersgruppe der 15-Jährigen und Älteren von dieser Hilfeform betroffen, wobei das Gros der Inanspruchnahme auf die 15- bis unter 18-Jährigen entfällt. Die beiden Leistungsbereiche der ambulanten und teilstationären Hilfen (Hilfen innerhalb der Familie) lassen ebenso eine spezifische Altersverteilung bezüglich der Inanspruchnahme deutlich werden. Die Adressaten der ambulanten Hilfen wie soziale Gruppenarbeit (§ 29 SGB VIII), intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII) und Erziehungsbeistand sowie Betreuungshelfer (§ 30 SGB VIII) sind vorrangig in der Altersgruppe der über 12Jährigen zu finden. Die soziale Gruppenarbeit wird 2002 in der Stadt Magdeburg nicht in Anspruch genommen. Sozialpädagogischer Familienhilfe wird vor allem jenen Minderjährigen der Altersgruppen der unter 12-Jähringen gewährt, deren Familien aufgrund ihrer persönlichen Lebensgeschichte bei der Kindererziehung Hilfe bedürfen. Die Inanspruchnahme der teilstationären Hilfe in Form von Erziehung in einer Tagesgruppe (§ 32 SGB VIII) lässt eindeutig erkennen, dass die Unterstützung vorrangig auf die Altersgruppe der 6- bis unter 15-Jährigen abzielt. Die Hilfen zur Erziehung werden zeitlich befristet bis zur Erreichung der im individuellen Hilfeplan festgelegten Ziele gewährt. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 2: 43 Dauer beendeter stationärer Hilfen in der Stadt Magdeburg, 2002 Dauer beendeter Hilfen Dauer beendeter Hilfen Beendete Hilfen (§ 34 SGB VIII) davon (in %) (§ 33 SGB VIII) davon (in %) (§§ 33, 34 SGB VIII) darunter (in %) Insges. unter 1 (absolut) J. 77 35,1 über Insges. unter 1 1- 3 J. 3 J. (absolut) J. 46,8 18,2 14 21,4 über 3 Insges. 1- 3 J. J. (absolut) 35,7 42,9 91 mit Hilfe 8,8 64 in Familie 65 in Selbst. 58,2 66 23,1 Quelle: Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004). Die Darstellung begonnener Leistungen nach § 34 SGB VIII zeigt, dass 2002 insgesamt 88 Hilfen mit familienersetzendem Charakter vom Jugendamt bewilligt werden. Die Mehrzahl der gewährten Heimerziehungen entfällt auf die Altersgruppe der 15- bis unter 18-Jährigen.67 Ausgaben in den Bereichen Tageseinrichtungen für Kinder und Hilfen zur Erziehung Die Netto-Ausgaben der Stadt Magdeburg im Bereich Jugendhilfe beliefen sich im Jahr 2003 auf etwa 65 Mio. Euro, wobei die Ausgabenentwicklung für den Zeitraum von 1999 bis 2002 insgesamt einen deutlichen Anstieg – um etwa ein Zehntel – aufweist. Davon ausgenommen sind lediglich die Personalausgaben der Jugendhilfeverwaltung. Im Jahr 2003 ist allerdings ein Ausgabenrückgang zu verzeichnen. Im Jahr 2002 wurden ca. 44 Mio. Euro für die Kinderbetreuung unter 14-Jähriger ausgegeben. Die freien Träger erhielten etwa 11 Mio. Euro für Betreuungsleistungen der Kinder in Kindertageseinrichtungen. Im darauffolgenden Jahr kam es bei der Mehrzahl der Jugendhilfebereiche zu Kostensenkungen. Ausgenommen von dieser Tendenz sind die Ausgaben für die Einzel- und Gruppenhilfe (3 %).68 64 65 66 67 68 In dieser Spalte werden die beendeten Hilfen mit einer nachfolgenden Maßnahme ohne Leistungen gemäß §§ 33/ 34 SGB VIII angegeben. Gemeint ist die Rückführung in die Familie, d.h., gezählt wird der anschließende Aufenthaltsort Familie. Gemeint ist die Überleitung in die Selbständigkeit, d.h., gezählt wird die eigene Wohnung als anschließender Aufenthaltsort. Vgl. Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004), S.94 Vgl. hierzu die Abbildung VI.1. im Anhang. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Abbildung 5: 44 Ausgaben der Jugendhilfe der Stadt Magdeburg 1999 – 2003 90.000 Ausgaben insgesamt 1.000 EUR 80.000 70.000 Ausgaben für Einzel- und Gruppenhilfen 60.000 Ausgaben für Einrichtungen 50.000 40.000 Personalausgaben der Jugendhilfeverwaltung 30.000 reine Ausgaben 20.000 für Kindertageseinrichtungen öffentlicher Träger 10.000 1999 2000 2001 2002 2003 für die Förderung von Kindertageseinrichtungen freier Träger Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (Hrsg.) (1999-2003). 4.3.3 Künftige Bedarfsentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext des demografischen Wandels Bedarfsentwicklung in den Bereichen der Kindertagesstätten In der Altersgruppe der unter 3-Jährigen kommt es, entsprechend der Bevölkerungsprognose, ausgehend vom Jahr 2002 zu einem kontinuierlichen Anstieg um 12 % bis zum Jahr 2010. Die Betrachtung der jährlichen Wachstumsraten verdeutlicht dennoch eine Abschwächung des Wachstums über den Prognosezeitraum. So beträgt der Zuwachs der Altersgruppe der unter 3-Jährigen von 2002 zu 2003 2,4 % und sinkt bis 2010 auf eine Jahresrate von 0,4 %.69 Das Angebot an Krippenplätzen wuchs im Zeitraum von 1999 (2.130 Plätze) bis 2003 um knapp 400 Plätze, so dass 2003 für die Hälfte der unter 3-Jährigen Kinder ein Krippenplatz 69 Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (2000), S. 3; Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (2003a), S. 80. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 45 bereitgestellt werden konnte. Für den Prognosezeitraum bis 2010 ergibt sich bei einer unterstellten konstanten Quote der bereitgestellten Plätze im Bereich der Krippe von 50 %, analog zur Entwicklung dieser Alterskohorte ein Mehrbedarf von 12 % oder 290 Plätzen gegenüber dem Jahr 2002. Die Alterskohorte der 3- bis 6-Jährigen wird zwischen dem Jahr 2002 und 2010 um insgesamt ein Fünftel anwachsen. Hierbei ist eine Variation der jährlichen Wachstumsraten zwischen 1,5 und 3,6 % im Maximum festzustellen. Die jährlichen Wachstumsraten weisen ein wellenförmiges Muster auf und erreichen Höchstwerte in den Jahren 2004 (3,6 %) und 2008 (2,9 %).70 Basierend auf der Bevölkerungsprognose und dem Bestand von 4.867 Kindergartenplätzen im Jahr 2003 Plätzen ergibt sich ein zusätzlicher Bedarf von 500 Plätzen im Jahr 2010. Aufgrund der bestehenden Überkapazitäten im Jahr 2003 von über 300 Plätzen zeigt sich bei Konstanz dieser Platzanzahl erst ab dem Jahr 2006 die Notwendigkeit des Ausbaues des Platzangebotes. In den Jahren 2004 und 2005 wird demnach eine Kapazität vorgehalten, die 155 bzw. 45 Plätze über dem tatsächlichen Bedarf liegt. Mit einem Zuwachs von einem Drittel bis zum Jahr 2010 verzeichnet die Altersgruppe der 6bis 10-Jährigen die weitaus größte Zunahme aller relevanten Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen. Bis zum Jahr 2005 weist das jährliche Wachstum mit 4,2 bis 5,5 % die höchsten Raten auf und sinkt anschließend auf Quoten zwischen 2,3 und 3,6 % ab. Die Erhöhung der Bevölkerungszahl der 6 bis 10-Jährigen bedingt bei einem prozentual gleich bleibenden Platzangebot71 einen entsprechenden Ausbau im Hortbereich um ein Drittel bis 2010. Entsprechend müssten im Jahr 2010 knapp 1.000 Plätze zusätzlich im Hortbereich zur Verfügung gestellt werden. Bedarfsentwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung Im Folgenden soll die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung unter dem Gesichtspunkt der demografischen Veränderungen innerhalb der relevanten Altersgruppen untersucht werden. 70 71 Die Einschätzung der zeitlichen Entwicklung der Gewährung bestimmter Vgl. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (2000), S. 3; Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (2003a), S. 80. Die Bereitstellungsquote im Jahr 2003 betrug 44 %. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 46 Hilfeleistungen erfolgt zunächst unter der Voraussetzung, dass sich die Quote der relevanten Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung bis zum Jahr 2010 nicht ändern wird. Die ambulanten Hilfen werden aufgrund zu geringer Fallzahlen im Jahr 2002 bei der Analyse nicht berücksichtigt. Die Inanspruchnahme der stationären Hilfe in Form der Vollzeitpflege beträgt im Jahr 2002 insgesamt 216 gewährte Fälle. Dabei entfallen mehr als die Hälfte der Hilfen auf die Altersgruppe der 6- bis unter 15-Jährigen. Anhand der Bevölkerungsprognose ist zu erwarten, dass sich bis 2010 die Anzahl der 12- bis unter 15-Jährigen fast halbiert. Im Gegensatz dazu wächst die Gruppe der unter 12-Jährigen kontinuierlich an, so dass sich im Zuge der demografischen Entwicklung der Schwerpunkt der Inanspruchnahme bis zum Jahr 2010 auf diese Altersgruppe verlagert. Tabelle 3: Stationäre Hilfen (Vollzeitpflege) – Status-Quo-Prognose für die Stadt Magdeburg § 33 SGB VIII Fallveränderung Anzahl der Hilfen im Jahr Bevölkerung Altersgruppe 2002 72 2002 73 Bevölkerungsprognose für 2010 geschätzte Fälle für 74 2010 75 absolut in % unter 6 J. 40 9.186 10.638 46 6 15,0 6- unter 12 J. 68 4.758 6.344 91 23 33,8 - 12- unter 15 J. 58 13.288 7.733 34 -24 41,4 - 15- unter 18 J. 36 8.531 3.271 14 -22 61,1 - 18 J. und älter 14 18.298 15.404 12 -2 14,3 Gesamt 216 54.061 43.390 197 -19 -8,8 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (2004); Berechnungen isw Institut. Die Inanspruchnahme der stationären Hilfe in Form der Heimunterbringung und sonstige betreute Wohnformen hat ihren Schwerpunkt in der Altersgruppe der über 15-Jährigen. 72 73 74 75 Die absoluten Fallzahlen basieren auf der Bevölkerungsverteilung der jeweiligen Altersgruppen laut statistischem Jahrbuch der Landeshauptstadt Magdeburg 2003. Vgl. Schilling/ Pothmann/ Fuchs (2004), S. 91. Anzahl der Bevölkerung in der relevanten Altersgruppe. Anzahl der prognostizierten Bevölkerung der relevanten Altersgruppen. Der Prognose der einzelnen Bevölkerungsgruppen liegt die 10. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung zugrunde. Geschätzte Fälle für 2010 auf der Basis der Quoten von 2002. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 47 Aufgrund der starken Abnahme dieser Altersgruppe bis 2010 kann davon ausgegangen werden, dass sich in der Heimunterbringung und den sonstigen betreuten Wohnformen ein Rückgang um etwa 27 % einstellt. Tabelle 4: Stationäre Hilfen (Heimerziehung /sonstige betreute Wohnformen) – Status-Quo Prognose für die Stadt Magdeburg § 34 SGB VIII Anzahl der Altersgruppe Fallveränderung Bevölkerungs- Hilfen im Bevölkerung prognose für geschätzte Fälle Jahr 2002 2002 2010 für 2010 absolut in % unter 6 J. 15 9.186 10.638 17 2 13,3 6- unter 12 J. 70 4.758 6.344 93 23 32,9 12- unter 15 J. 91 13.288 7.733 53 -38 -41,8 15- unter 18 J. 136 8.531 3.271 52 -84 -61,8 18 J. und älter 121 18.298 15.404 102 -19 -15,7 Gesamt 433 54.061 43.390 317 -116 -26,8 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (2004); Berechnungen isw Institut Die teilstationäre Hilfe in Form der Erziehung in einer Tagesgruppe wird 2002 überwiegend von den 6- bis unter 15-Jährigen in Anspruch genommen. Mit Blick auf die Bevölkerungsprognose für die Altersgruppe 6 bis unter 12 Jahre ist festzustellen, dass jene bis 2010 um ein Viertel anwachsen wird, während in den anderen Altersbereichen mit einer Abnahme zu rechnen ist. Somit ist unter konstanten Rahmenbedingungen zu vermuten, dass insgesamt eine Reduzierung der teilstationären Hilfeform um 5 % erfolgt. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 5: Teilstationäre Hilfen: Erziehung in einer Tagesgruppe – Status-Quo-Prognose für die Stadt Magdeburg § 32 SGB VIII Anzahl der Altersgruppe 48 Fallveränderung Bevölkerungs- Hilfen im Bevölkerung prognose für geschätzte Fälle Jahr 2002 2002 2010 für 2010 Absolut in % unter 6 J. 0 9.186 10.638 0 0 -- 6- unter 12 J. 48 4.758 6.344 64 16 33,3 12- unter 15 J. 40 13.288 7.733 23 -17 -42,5 15- unter 18 J. 7 8.531 3.271 3 -4 -57,1 18 J. und älter 0 18.298 15.404 0 0 -- Gesamt 95 54.061 43.390 90 -5 -5,3 Quelle: Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt (2004); Berechnungen isw Institut 4.3.4 Entwicklung sozialer Belastungsfaktoren Prognosen zum künftigen Leistungsbedarf im Sektor der Hilfen zur Erziehung, die allein auf die quantitative Bevölkerungsentwicklung abstellen, können lediglich erste Anhaltspunkte liefern. Als weitere maßgebliche Komponente hinsichtlich einer Bedarfsanalyse im Bereich der Hilfen zur Erziehung muss eine Betrachtung der Entwicklung der Sozialstruktur der Stadt Magdeburg einfließen. Zur Darstellung des Zusammenhanges zwischen der Entwicklung der Fallzahlen und sozialen Faktoren werden bestehende Erkenntnisse vorangegangener Untersuchungen76 zu Grunde gelegt. Der Anteil der ausländischen Bevölkerung als Indikator für soziale Belastungen wird in Magdeburg auf Ebene der Gesamtstadt trotz eines Anstieges als weniger beeinflussend eingeschätzt. Dem entgegen steht die Verteilung der ausländischen Bevölkerung auf Stadtteilebene. In Stadtteilen mit einem Ausländeranteil von bis zu 14 % lässt sich ein Einfluss auf den Bedarf an Hilfen zur Erziehung ableiten. Anhaltspunkte hierfür sind der höhere Anteil von Ausländern an den Empfängern von Sozialleistungen, der erhöhte Integrationsbedarf aufgrund von Sprachbarrieren sowie Benachteiligungen der ausländischen Bevölkerung im Bereich der Bildung, am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.77 76 77 Beispielhaft sind hier anzuführen: Fendrich/ Schilling (2003), Freigang/ Schone (2001), Bruckner (2004) und Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004). Vgl. Bruckner (2004), S. 15 ff. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Die Jugendarbeitslosigkeit als einer der wichtigsten Einflussfaktoren 49 auf die Bedarfsentwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung zeigt nach dem Höhepunkt im Jahr 1999 mit 19,2 % eine fallende Tendenz.78 Entsprechend weist diese Quote auf einen negativen Zusammenhang bzw. von 2001 auf 2002 auf keinen stärkeren Bedarf an Hilfen zur Erziehung hin. Den positiven Zusammenhang zwischen der Anzahl der minderjährigen Empfänger von Sozialhilfe und der Heimerziehungsquote konnte in verschiedenen Untersuchungen bestätigt werden.79 Demnach kann die Erhöhung der Anzahl von Sozialhilfeempfängern in der Stadt Magdeburg innerhalb des Zeitraumes zwischen 1999 und 2002 auf einen steigenden Bedarf an Hilfen zur Erziehung hinweisen. Als weiterer Indikator von Belastungssituationen stellt der Erziehungshilfebericht des Landes Sachsen-Anhalt den Anteil der Wohngeldempfänger heraus. Entsprechend lässt sich im Zusammenhang mit dem Anstieg der Empfänger von Wohngeld in der Stadt Magdeburg eine Ausweitung der Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung erwarten. Die Zunahme der Jugendgerichtstermine um 11 % zwischen 2000 und 2002 deutet entgegen der rückläufigen Anzahl von Jungtatverdächtigen auf eine stärkere Belastung durch die Jugendkriminalität hin. Rietzke und Schilling (2001) klassifizieren die Anzahl der Jugendgerichtshilfefälle als Indexwert für belastete Lebenslagen junger Menschen. Erzieherische Maßnahmen wie erzieherische Gespräche mit Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden oder soziale Trainingskurse könnten in diesem Zusammenhang an Gewicht gewinnen. Im Ergebnis kann aus der Erhöhung der Jugendkriminalität ein zunehmender Bedarf an Hilfen zur Erziehung abgeleitet werden.80 Trotz der Abkehr vom Familienmodell Ehe kann kein Anstieg des Anteiles der Alleinerziehenden in der Stadt Magdeburg verzeichnet werden. Einzig die Entwicklung der Ehescheidungen und die hiervon betroffenen Kinder deuten auf eine Zunahme hin. Die Untersuchung von Rietzke und Schilling (2001) weist die Anzahl der Scheidungskinder als Belastungsfaktor aus. Somit kann infolge der veränderten Familienstrukturen auf eine Zunahme des Bedarfes an Hilfen zur Erziehung gefolgert werden. 78 79 80 Vgl. hierzu den Sozialstrukturindex in Schilling/ Pothmann/ Fuchs (2004), S. 70 ff. Vgl. hierzu Schilling/ Pothmann/ Fuchs (2004). Vgl. Rietzke/ Schilling (2001), S. 34. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4.3.5 50 Ergebnisse der Experteninterviews Grundsätzliche Entwicklungen Durch die zunehmende Übertragung von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe an freie Träger vollzieht sich ein Wandel im Aufgabenspektrum des Jugendamtes der Stadt Magdeburg. Zum einen muss der Prozess der Übertragung von öffentlichen Einrichtungen an freie Träger vom Jugendamt entsprechend vorbereitet und begleitet werden. Zum anderen sieht sich das Jugendamt in der Pflicht neue Aufgabenfelder zu besetzen bzw. vorhandene Bereiche stärker auszubauen. Zu diesen neuen Arbeitsfeldern des Jugendamtes zählen bspw. Steuerungs- und Kontrollaufgaben gegenüber den freien Trägern. Aufgrund der abnehmenden Anzahl an Kindern und Jugendlichen sehen sich die freien Träger einem immer intensiveren Wettbewerb ausgesetzt. Ansätze, um diesem Problem der schwindenden Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen entgegenzuwirken, werden bspw. in dem zunehmend flexibleren Einsatz des Personals in den Bereichen der Hilfen zur Erziehung und den Kindertagesstätten gesehen. Der Übergang der Einrichtungen vom öffentlichen zu freien Trägern erfordert zudem zusätzliche Kontrollinstrumente des Jugendamtes gegenüber den freien Trägern. Im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen dem Jugendamt und den freien Trägern entsteht die Notwendigkeit, die Maßstäbe und Bedingungen für die Sicherstellung eines qualitätsgerechten Angebotes auszuhandeln. Die Qualitätskontrolle erfolgt über Leistungsverträge mit den freien Trägern, wodurch zusätzlicher Personalbedarf seitens des Jugendamtes entsteht. Im Weiteren gestaltet sich durch die Übertragung der Einrichtungen an die freien Träger die Zusammenarbeit mit anderen Behörden (bspw. dem Schulamt in Fragen des Hortes) als wesentlich komplexer. Neben dem Jugendamt müssen nunmehr diese neuen Träger in Planungsprozesse mit einbezogen werden. Vorhandene Kooperationen zwischen den einzelnen Behörden werden durch die Zusammenarbeit mit den neuen Trägern von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe erweitert. Neue bzw. komplexere Problemlagen der Kinder und Jugendlichen erfordern neue respektive angepasste Leistungsprofile der Hilfen zur Erziehung, um sich auf veränderte Anforderungen einzustellen. Die Regelungsintensität im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe durch Vorschriften und Verordnungen wird von Seiten der Behörden als sehr hoch eingestuft. Änderungen der Gesetzesgrundlage, bspw. des KiBeG oder die Aufhebung der Schulbezirksgrenzen, bedingen einen enormen Verwaltungsaufwand. Der zumeist zu kurze Zeitrahmen für die isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 51 Umsetzung der Gesetzesänderungen stellt ein großes Problem dar. Die operative Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe wird durch die Vielzahl der vorhandenen Gesetze und Vorschriften erschwert. Es besteht die Forderung nach einem größeren Handlungsspielraum für die Arbeit der Kommunen, um regionale Unterschiede angemessen zu berücksichtigen. Regelungen die Grundsicherung betreffend sollten nach wie vor beim Gesetzgeber liegen. Hingegen wäre die Feststellung des Umfanges des Leistungsbedarfs vor Ort wünschenswert. Die freien Träger von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe sehen durch die Gesetzgebung ebenso einen starken Einfluss auf ihre Arbeit. Insbesondere in der Verwaltung und Organisation entsteht ein hoher Zusatzaufwand durch Änderungen der Gesetzeslage (Beispiele: Kinderförderungsgesetz Sachsen-Anhalt, Änderung der Schulbezirksgrenzen). Kindertageseinrichtungen Das bis Anfang der 90er Jahre bestehende dichte Netz an Kindertagesstätten musste infolge der demografischen Entwicklung in Magdeburg stark ausgedünnt werden. Dennoch kann die momentane Infrastruktur der Kindertagesstätten als ausreichend eingestuft werden. Dem gesetzlich geregelten Anspruch eines jeden Kindes auf einen Kindergartenplatz wird Rechnung getragen. Ein nach wie vor bestehendes Problem ist dagegen das Überangebot an Gebäudeflächen nicht mehr genutzter Kindertagesstätten. Hier werden gegenwärtig noch Raumkapazitäten vorgehalten, die den Bedarf um das Doppelte übersteigen. Gleichermaßen besitzen die durch freie Träger übernommenen Einrichtungen ein Angebot an Fläche, dass eine Aufstockung der Belegungszahlen jederzeit ermöglichen würde. Nach Darstellung in den Experteninterviews hat die Stadt Magdeburg bislang darauf verzichtet, sich von den nicht mehr genutzten Kapazitäten endgültig zu trennen. Zur Begründung wird auf die Erwartung eines künftigen „demografischen Aufschwungs“ verwiesen, der zu einer wieder wachsenden Nachfrage nach Betreuungsplätzen führen könnte. Eine solche Erwartung erscheint u. E. wenig realistisch. Die Strategie, umfangreiche Raumkapazitäten längerfristig vorzuhalten, wäre somit in Frage zu stellen. Um konkrete Entscheidungen zum Kapazitätsabbau treffen zu können, ist freilich ein längerfristig tragfähiges Konzept für die räumliche Verteilung der Einrichtungen im Stadtgebiet erforderlich. Die Bereitstellung von Mitteln zur Sanierung bzw. Teilsanierung der Einrichtungen wird als unzureichend eingeschätzt. Entsprechend langsam kann eine Erneuerung der Bausubstanz erfolgen. Bis zum Jahr 2004 konnte erst ein Fünftel der Kindertagesstätten saniert werden. Infolge der zunehmenden Übertragung von Einrichtungen an freie Träger ergibt sich eine isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 52 Änderung der Mittelaufwendungen, da die freien Träger sich mit 10 % an den Sanierungskosten beteiligen müssen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit der Einwerbung von Drittmitteln, somit eröffnen sich neue Finanzierungsmöglichkeiten für die Einrichtungen der freien Träger. Für die zukünftige Entwicklung der Struktur im Bereich der Kindertagesstätten stellt sich zunehmend die Frage nach der konzeptionellen Gestaltung der Einrichtungen durch deren Träger. Stärker als reine Platzzahlen rückt die Qualität des Angebotes in den Vordergrund, da die Eltern über die Belegung und damit die Auslastung der Einrichtungen entscheiden. Demnach sehen die freien Träger weniger das Wohnquartier der Kindertagesstätte als Einzugsbereich an und versuchen durch entsprechende Schwerpunktsetzung in der Konzeption eine hohe Belegung zu erreichen. Ein wichtiges Instrument für die Kapazitätsplanung im Bereich der Kindertagesstätten durch das Jugendamt ist die im Zweijahresrhythmus durchgeführte Schwangerenbefragung, wodurch Intentionen der werdenden Mütter frühzeitig erfasst werden sollen. Grundsätzlich erfolgt die Planung der Platzzahlen im Folgejahr durch einen dreiprozentigen Aufschlag der bestehenden Belegungszahlen. Durch den gesetzlichen Anspruch auf einen Kindergartenplatz ist der Umfang der Platzzahlen festgeschrieben. Über Zuschüsse vom Land werden die Kindertagesstätten mitfinanziert. Einzig bei der Gestaltung der Elternbeiträge besteht Spielraum für eine Erhöhung der Finanzmittel. Neben der Finanzierung der Einrichtungen ergibt sich die Frage der Kosten zur Weiterqualifizierung des Personals. Hierbei tritt verstärkt die Notwendigkeit der Teilfinanzierung über private Beiträge von Seiten der Mitarbeiter in den Vordergrund der Planung. Weiterhin stellt der zunehmende Übergang von öffentlichen Trägern zu freien Trägern wachsende Anforderungen an das Personal, da zunehmend Managementaufgaben in den Aufgabenbereich der Mitarbeiter fallen. Die Personalausstattung der Kindertageseinrichtungen ist durch gesetzliche Personalschlüssel81 vorgegeben. Flexible Reaktionen auf Schwankungen in der Auslastung der Einrichtungen sind lediglich bedingt gegeben, da tarifvertragliche Vereinbarungen vorliegen.82 Zusätzlich besteht das Problem der Überalterung der Mitarbeiter: Mittlerweile ist 81 82 Der Personalschlüssel für die Kinderkrippe beträgt eine pädagogische Fachkraft für 6 Kinder. Im Kindergarten beläuft sich der Personalschlüssel auf eine Fachkraft für 13 Kinder und im Hort ist eine Fachkraft für 25 Kinder vorgeschrieben. Vgl. hierzu Land Sachsen-Anhalt (2003). Je nach Umfang der Platzbelegung kann variabel zwischen einer 30 oder 40 Stunden Woche für die Erzieherinnen gewählt werden. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 53 ein Drittel des Personals in den Kindertagesstätten über 50 Jahre alt. Allerdings wird dieser Sachverhalt von den Interviewpartnern als weniger kritisch eingeschätzt. Die Übernahme der Einrichtungen durch freie Träger eröffnet zusätzlich im Personalbereich eine weitaus höhere Flexibilität. Durch die Fortschreibung der Geburtenzahlen über das Jahr 2010 hinaus zeigt sich ein weiterer deutlicher Geburtenrückgang. Dies wirkt nach Ansicht des Jugendamtes einem erhöhten altersstruktur-bedingten Personalbedarf entgegen. Nach Ansicht der freien Träger stellt die Überalterung des Personals gegenwärtig kein Problem dar, dennoch wird in den nächsten zehn Jahren mit dem verstärkten Ausscheiden von Mitarbeiten durch das Erreichen des Rentenalters gerechnet. Bezüglich der Auslastung der Kindertageseinrichtungen wird seit 1999 eine Quote von 96 bis 99 % erreicht. Zukünftig werden allerdings zunehmend Probleme gesehen, eine Belegung sicher zu stellen, die eine wirtschaftliche bzw. finanziell ausgeglichene Arbeit zulässt. Hilfen zur Erziehung Die Infrastruktur im Bereich der Hilfen zur Erziehung kann in der Stadt Magdeburg als ausreichend betrachtet werden. Drei freie Träger sind im Bereich der Hilfen zur Erziehung aktiv. Die Standortverteilung ihrer Einrichtungen basiert auf einer gebietsbezogenen Aufteilung der Stadtfläche. Im Mittelpunkt des Angebotes steht die Heimerziehung (§ 34 SGB VIII). Die bestehende Kapazität der freien Träger ist gegenwärtig nicht ausgelastet, so dass eher ein Überangebot besteht. Das Fallvolumen an Hilfen zur Erziehung wird in Bezug zu den vorhandenen Belastungen in einer Großstadt wie Magdeburg als gering eingestuft. Seit dem Jahr 1999 kann eine konstante Fallanzahl festgestellt werden. Aufgrund der neuen Zuständigkeit des Jugendamtes für den Hortbereich kann ein starker Rückgang an Plätzen in der Tagespflege ausgemacht werden. Das Fallaufkommen im Bereich Inobhutnahme hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre sehr stark verringert. Ein momentan stark ausgeprägtes Problem stellt die hohe Anzahl von Schulverweigerern dar. Hierbei setzt sich das Jugendamt für eine zeitnahe Erhöhung des Mittel- und Personaleinsatzes in diesem Problemfeld ein. Verringerte Ausgaben durch eine verminderte Belegung der Heimplätze sollten nicht zu Budgetkürzungen führen, statt dessen stärker in die Präventionsarbeit fließen. Als Zielstellung im Arbeitsfeld der Hilfen zur Erziehung gilt die Erhaltung des Lebensumfeldes anstelle der Anwendung stationärer Hilfen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 54 Die Auswirkungen der demografischen Veränderungen auf den Bedarf an Hilfen zur Erziehung werden vom Jugendamt zwar als stark, dennoch nicht als maßgeblich bedarfsbestimmend eingestuft. Demgegenüber verweist das Jugendamt auf steigende soziale Belastungsfaktoren, die künftig einen höheren Bedarf an Hilfen bedingen können. Strukturell könnte ein steigender Bedarf aufgrund der vorgehaltenen Kapazitäten problemlos realisiert werden. Die freien Träger von Einrichtungen des Bereiches Hilfen zur Erziehung stellen schon gegenwärtig einen Rückgang der Belegungszahlen fest, der sich zukünftig noch verstärken wird. Gleichermaßen sehen sich die Anbieter stationärer Hilfen zunehmend mit Kindern und Jugendlichen konfrontiert, die eines intensiveren und spezifischeren Betreuungsaufwandes bedürfen. Diese erhöhten Anforderungen bedingen eine Weiterqualifizierung des Personal und gegebenenfalls eine Anpassung der vom Gesetzgeber vorgegebenen Personalschlüssel. In der zukünftigen Entwicklung der Kinder- und Jugendhilfe wird eine stärkere Vermischung zwischen den Adressaten aus der Gruppe der Kinder und der Gruppe der Jugendlichen gesehen. Indikatoren als Planungs- und Steuerungsgrundlage Bevölkerungs(prognose)daten als Indikatoren zur Ermittlung künftiger Bedarfe werden lediglich im Bereich der Kindertagesstätten, mit Blick auf vorgegebene Personalschlüssel, als ausreichende Planungsgrundlage angesehen. Grundlegend für die Bedarfsplanung sollte hierbei die unterschiedliche Entwicklung in den einzelnen Stadtteilen sein. Als Folge der geringen Finanzausstattung wird von der Schulentwicklungsplanung die Gebäudesituation bzw. der Sanierungsbedarf eines Gebäudes als Standortfaktor angeführt. Infolge des Fehlens verlässlicher bzw. vorgeschriebener Quoten im Bereich der Hilfen zur Erziehung entfällt die Möglichkeit einer Fortschreibung des Fallaufkommens entlang der Bevölkerungsentwicklung. Die Problemsituationen von Kindern und Jugendlichen gestalten sich zunehmend komplexer. Das zunehmende Auflösen der klassischen Familienstruktur birgt nach Experteneinschätzung die größten Problempotentiale. Ebenso stellen die freien Träger eine zunehmende Überforderung der Eltern mit den Ansprüchen und Bedürfnissen ihrer Kinder fest. Gleichermaßen gelten der Arbeitsmarkt sowie der Bereich der Bildung als bedarfsbestimmende Größen hinsichtlich der Fallzahlen in den Hilfen zur Erziehung. Hierbei treten Faktoren wie Jugendarbeitslosigkeit und Bildungsabschlüsse in den Vordergrund der Diskussion. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 55 Als Indikator bzw. Maßstab für die Entwicklung der Arbeit im Bereich der Hilfen zur Erziehung werden im Magdeburg Fallzahlen anderer Jugendämter in vergleichbaren ostdeutschen Großstädten als Reflexionsinstrument herangezogen. Von Seiten des Jugendamtes wird eine Unterscheidung relevanter Indikatoren auf zwei Ebenen vorgenommen. Einerseits existieren Indikatoren, die sich auf eine einzelne Einrichtung und deren Leistungsspektrum beziehen. Diese Indikatoren lassen sich bspw. im Rahmen einer Milieuanalyse einsetzen. Auf der zweiten Ebene werden Indikatoren zur politischen Diskussion – mit dem Ziel einer regionalisierten Ressourcensteuerung in der Stadt Magdeburg – herangezogen. Die Bereiche, die mit Indikatoren abgebildet werden, sind: - Arbeitsmarkt, - öffentliche Sozialleistungen, - Demografie, - Bildung, - Gesundheit. Problematisch erweist sich die momentane Datenlage zu diesen Indikatoren, wonach Daten fehlen bzw. sich die Zeitpunkte der Datenbereitstellung stark unterscheiden. Als Erfassungsgrundlage der Daten dienen unterschiedliche Gebietsaufteilungen, die je nach Behörde differieren. Entsprechend kann eine einheitliche Zuordnung der Daten bspw. auf Stadtteilebene bzw. noch kleinräumiger nicht vorgenommen werden. Somit fordert das Jugendamt einen einheitlichen Erhebungszeitpunkt und eine einheitliche (möglichst kleinräumige) Abgrenzung.83 Insgesamt müssen, so der Stand der Überlegungen, vorhandene Indikatoren schnell umsetzbar sein, um zeitnahe Aussagen zu erlauben. Gleichfalls sollten die Indikatoren so geartet sein, dass eine Auswertung der Indikatoren nicht nur von Seiten der Verwaltung, sondern innerhalb jeder Einrichtung möglich wäre. Zukünftige Strategien und Handlungsansätze Kindertageseinrichtungen Insgesamt ergibt sich für die Zukunft die Notwendigkeit neuer bzw. ausgeweiteter Betreuungsformen, um eine Ganztagesbetreuung von Kindern umzusetzen. Aktuelle Befragungen seitens des Jugendamtes zeigen zwar Zufriedenheit der Eltern bezüglich des 83 Zum Einsatz eines so skizzierten Indikatorenmodells existieren in Magdeburg gegenwärtig konzeptionelle Überlegungen. Praktisch ist es noch nicht umgesetzt. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 56 Angebotes, richten aber den Fokus der Diskussion auch auf eine stärkere Anpassung des Angebotes an die Arbeitszeiten der Eltern. Als zukünftige Strategien für den Bereich der Kindertagesstätten werden eine stärkere Orientierung an den Bedürfnissen der Familien und des Arbeitsmarktes gesehen. Demzufolge sollte eine Kinderbetreuung für Eltern bereitgestellt werden, deren Arbeitszeiten im Schichtdienst oder an Wochenenden liegen. Dieser Bedarf an flexiblen Öffnungszeiten der Kindertagesstätten wurde von den freien Trägern erkannt und erste Konzepte zur Umsetzung liegen den Behörden zur Prüfung vor. Denkbare Varianten wären ebenso der Ausbau der Tagespflege durch Tagesmütter. Hierbei stellt sich jedoch das Problem der Kontrolle und Sicherung von Qualitätsstandards des Angebots. Für die Zukunft wird von Seiten des Jugendamtes die Erweiterung des Angebotes in den Kindertageseinrichtungen über ihre eigentliche Aufgabe der Kinderbetreuung hinaus als strategischer Ansatz verfolgt. Entsprechend soll eine Öffnung der Kindertagesstätten zum Wohnumfeld hin erfolgen. Gleichermaßen wird die Chance gesehen, über die stärkere Einbindung der Eltern in die Kindertagesstätten weitere Aufgabenbereiche zu erschließen. Das bedeutet auch, im Zuge der Präventionsarbeit bereits frühzeitig (beginnend in den Kindertageseinrichtungen) Angebote von Hilfen zur Erziehung an die Eltern heranzutragen bzw. im Dialog mit den Eltern zu ermitteln. Nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern sollen im Rahmen dieser Arbeit unterstützt und angeleitet werden. Insgesamt wird ein leichterer Zugang sowie eine stärkere Wahrnehmung und Akzeptanz der Hilfen zur Erziehung angestrebt. Die Umsetzung einer solchen Strategie erfordert einen Umbau der Ressourcen, wobei der durch die präventiven Maßnahmen zu erwartende Rückgang in der Heimerziehungsquote Ressourcen freisetzt, die zum Ausbau der Kindertageseinrichtungen genutzt werden könnten. Neben der personellen Verstärkung bedingt dieses neue Aufgabenfeld der Präventionsarbeit veränderte Räumlichkeiten in den Einrichtungen. Dies ist notwendig, um Hilfeangebote den Eltern unterbreiten zu können, ohne den normalen Ablauf in den Kindertagesstätten zu stören. Erste Kindergärten haben sich dieser Strategie angepasst und den Um- oder Ausbau der Räumlichkeiten vollzogen, vereinzelt liegen Bestrebungen vor. Im Großteil der Einrichtungen muss jedoch, so die aktuelle Einschätzung, noch Überzeugungsarbeit geleistet werden. In den Einrichtungen der freien Träger, die dieses Konzept umsetzen, wurde dies generell positiv aufgenommen und bewertet. Aufgrund des fortschreitenden Bevölkerungsrückganges liegen neue Strategien bspw. in der Raumausnutzung vor. Diesbezüglich existieren bereits Umsetzungen zur Doppelnutzung isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 57 von Räumlichkeiten durch Schule und Hort, so dass keine separaten Räume für den Hortbetrieb vorgehalten werden müssen. Die zunehmende Abgabe von Kindertagesstätten durch die Stadt Magdeburg eröffnet den freien Träger die Möglichkeit, durch den Zusammenschluss mehrerer Einrichtungen eines Trägers wirtschaftlicher zu arbeiten und darüber hinaus einen fachlichen Austausch zwischen den Mitarbeitern der einzelnen Einrichtungen zu etablieren. Hilfen zur Erziehung Im Bereich der Hilfen zur Erziehung sollen in erster Linie stationäre Maßnahmen vermieden werden, um Kinder und Jugendliche in ihrem normalen Lebensumfeld zu belassen. Dies setzt einen größeren Umfang präventiver Arbeit seitens des Jugendamtes voraus. Momentan kann ein Anwachsen der Problemkonstellationen bei den Adressaten beobachtet werden. Gründe hierfür werden in der unterschiedlich starken Entwicklung der Problemlagen in einzelnen Stadtteilen innerhalb der Stadt Magdeburg gesehen. Eine Tendenz der Zunahme von Problemfällen kann derzeitig jedoch noch nicht abgeleitet werden. Zukünftig muss eine stärkere Vernetzung zwischen der Bedarfs- und der Organisationsentwicklung erfolgen. Hiervon sind neben der Verwaltung gleichermaßen die freien Träger betroffen. Der Einsatz von Controllinginstrumenten wird in der künftigen Entwicklung eine verstärkte Rolle spielen. Die Einführung einer kontinuierlichen Qualitätsbewertung der Arbeit sowie die Etablierung beständiger Lernprozesse werden als Hauptaufgaben in der Zukunft angesehen. Die freien Träger der Einrichtungen im Bereich der Hilfen zur Erziehung streben vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung eine Abkehr von breit angelegten Angebotsformen hin zu spezialisierten Leistungen an. Diese Spezialisierung der Träger (z.B. auf die Zielgruppe Behinderte) stellt höhere Anforderungen an das Personal sowie die Infrastruktur bzw. die Räumlichkeiten der Einrichtungen. Ebenso steigt mit zunehmender Spezialisierung der finanzielle Aufwand. Als weiteres wichtiges Ziel betrachtet das Jugendamt der Stadt Magdeburg die Entwicklung von Leistungen und Verfahren, die auf sich ändernde Adressatengruppen und Problemkonstellationen (z.B. Schulverweigerer) reagieren können. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 58 Organisatorische Fragen Zur Planung der künftigen Arbeit wird von Seiten des Jugendamtes verstärkt Computersoftware eingesetzt. Dies geschieht u.a. um die vorhandene Datenlage besser in die Planungsprozesse miteinbeziehen zu können. Im Weiteren soll die vorliegende Berichterstattung über die einzelnen Verwaltungsbereiche hinaus ausgeweitet werden, um ein umfassendes Berichtssystem einzuführen. Die Periodizität der Gesamtberichterstattung sollte auf die Wahlperioden (alle fünf Jahre) beschränkt werden, um eine Überlastung der Verwaltung zu vermeiden. Als Übergang innerhalb dieser Fünfjahreszeiträume wird die Erstellung von Teil- bzw. Spezialberichten vorgeschlagen. Diese Spezialberichte würden dann eine tiefergehende Auseinandersetzung mit einzelnen Arbeitsfeldern erlauben. Von Seiten der Behörden werden die bestehenden Kooperationen mit anderen Ämtern in der Stadt84 bzw. länderübergreifend als gut aufgestellt und ausreichend angesehen. Allerdings bestehen in der Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit aufgrund der unterschiedlichen Struktur der Behörden Probleme. Im Kontext der Gesetzgebung von Hartz IV sieht das Jugendamt die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit. Neue bzw. veränderte Aufgabengebiete des Jugendamtes sind im Rahmen dieser Gesetzesänderung momentan nur unzureichend absehbar. Die regionale Aufstellung von Teams der Agentur für Arbeit auf Basis der vom Jugendamt geschaffenen fünf Sozialzentren85 ergeben zukünftig mehr Schnittstellen zwischen diesen Behörden. Die freien Träger befürchten eine Zunahme der Problemlagen für Kinder und Jugendliche in der Folge der Hartz-IV-Regelungen. Als positive Auswirkung der Hartz IV Gesetzgebung wird übereinstimmend die Einführung von „Ein Euro Jobs“ gesehen, da zusätzliche Aufgaben in den Einrichtungen erfüllt werden können. Wichtigste Kooperationspartner der freien Träger im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe aus dem Bereich der Behörden sind das Jugendamt der Stadt Magdeburg bzw. die Jugendämter anderer Regionen, das Schul-, Gesundheits- und Sozialamt. Darüber hinaus besteht eine Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit sowie anderen Ämtern der Stadt Magdeburg. Zwischen den einzelnen freien Trägern findet ebenso wie mit den übergeordneten Spitzenverbänden ein Austausch statt. Zusätzlich existieren Arbeitsgruppen 84 85 Kooperationen bestehen u. a. mit dem Schulverwaltungsamt, dem Stadtplanungsamt bzw. mit dem Hochbauamt sowie mit der Agentur für Arbeit. Vgl. www.soziales-magdeburg.de isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung und Fachtagungen, die unter Einbeziehung des Jugendamtes, 59 unterschiedliche Fragestellungen bearbeiten. Insgesamt bewerten die freien Träger den Umfang der Kooperationen momentan als hinreichend. Einzig die Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie der Fachhochschule in Magdeburg wurde als zu gering eingeschätzt. Im Kontext sich ändernder Leistungsumfänge der freien Träger infolge erwarteter Spezialisierungen müssen Kooperationen mit einzelnen Ämtern entsprechend vertieft werden. Die Arbeit mit dem Gender-Mainstreaming-Prinzip wird von Seiten des Jugendamtes als Querschnittsaufgabe angesehen. Einer strikten Budgetierung der Mittel zur Bereitstellung spezifischer Angebote für Mädchen und junge Frauen steht das Jugendamt kritisch gegenüber. Als wichtiger wird die Nachfrageermittlung geschlechterspezifischer Angebote eingestuft, um flexibel auf diese Entwicklungen reagieren zu können. Die Einrichtung von Evaluationsinstrumenten für geschlechterspezifische Arbeit wird von Seiten des Jugendamtes vorangetrieben. In der Arbeit der freien Träger wird der Geschlechterverteilung in der Angebotsaufstellung Rechnung getragen. Es existieren spezielle Angebote ausschließlich für Mädchen und junge Frauen. Als problematisch erweist sich hierbei die Finanzierung derartiger Projekte, so dass teilweise lediglich Modellprojekte durchgeführt wurden. 4.3.6 Zusammenfassung der Ergebnisse Bis zum Jahr 2010 sinkt die Bevölkerung der unter 25-Jährigen in der Stadt Magdeburg um ein Fünftel. Ursächlich hierfür ist der starke Rückgang in der Altersgruppe der 10- bis unter 25Jährigen um über ein Drittel. In der Alterskohorte der unter 10-Jährigen wird hingegen ein Wachstum um über ein Fünftel bis 2010 prognostiziert. Auf der Grundlage der Bevölkerungsprognose kann in den Bereichen Krippe und Kindergarten von einer Zunahme der benötigten Plätze von jeweils gut einem Zehntel bis 2010 ausgegangen werden. Im Hortbereich muss, bedingt durch den zu erwartenden Zuwachs von einem Drittel, der weitaus stärkste Ausbau des Platzangebotes bis zum Jahr 2010 stattfinden. Die Vorausschätzung der Fallzahlen im Bereich Hilfen zur Erziehung erfolgte ausschließlich auf Basis der Bevölkerungsentwicklung. In der Vollzeitpflege kann ein Rückgang um knapp ein Zehntel bis 2010 prognostiziert werden. Heimerziehung und sonstige betreute isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 60 Wohnformen sinken bis 2010 mit über einem Viertel am stärksten, wohingegen der Sektor der teilstationären Hilfen lediglich leicht um 5 % bis 2010 abnimmt. Die betrachteten Indikatoren zur Sozialstruktur weisen im Ergebnis auf ein Ansteigen der sozialen Belastungsfaktoren in Magdeburg hin. Hierzu zählen die wachsende Anzahl an Empfängern von Sozialleistungen, zunehmende Jugendkriminalität sowie Veränderungen in der Familienstruktur. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass sich die betrachteten Bereiche Kindertageseinrichtungen und Hilfen zur Erziehung bis 2010 gegensätzlich entwickeln. Während die Platzzahlen in den Kindertageseinrichtungen infolge der demografischen Entwicklung dieser Altersgruppen erhöht werden müssen, sinkt der Bedarf an Hilfen zur Erziehung aufgrund der sich verringernden Anzahl von Jugendlichen. Die dargestellten Entwicklungen der sozialen Belastungsfaktoren relativieren diesen Rückgang an Hilfen zur Erziehung dahingehend, dass die verbleibende Adressatengruppe stärkeren sozialen Problemlagen ausgesetzt ist. Bspw. sind sozial schwächere Familien an den Empfängern von Hilfen zur Erziehung überdurchschnittlich stark vertreten, so dass ein weiteres Anwachsen der Empfängergruppe von Sozialleistungen einen Zuwachs an Hilfen zur Erziehung bedeuten würde. Gleichermaßen wird von Seiten des Jugendamtes der demografische Rückgang der Adressaten der Hilfen zur Erziehung als weniger bedarfsbestimmend eingeschätzt. Der prognostizierte Mehrbedarf in den Kindertageseinrichtungen bedingt Strategien zum Ausbzw. Umbau des bestehenden Angebotes. Vom Jugendamt vorgehaltene Räumlichkeiten würden eine sofortige Verdoppelung des Platzangebotes in den Kindergärten gestatten. Aufgrund der angespannten Haushaltslage in der Stadt Magdeburg soll im Hortbereich in den Schulen stärker eine Doppelnutzung der Räumlichkeiten, d.h. die gemeinsame Nutzung der Räume für den Schul- und Hortbetrieb, umgesetzt werden. Da somit keine separaten Räume für den Hortbetrieb benötigt würden, ist mit einem entsprechend geringerem finanziellen Aufwand zu rechnen. Strategien, die darauf gerichtet sind, der sinkenden Adressatengruppe in den Hilfen zur Erziehung zu begegnen, liegen in einer zunehmenden Vernetzung der einzelnen Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe. Bezogen auf das Personal soll ein flexiblerer Einsatz ermöglicht werden, der eine Verschiebung zwischen den einzelnen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe zulässt. Als wesentliches Strategieelement strebt das Jugendamt für die Zukunft eine Verlagerung des Maßnahmenschwerpunktes in die Präventionsarbeit an. Zu dieser präventiven Arbeit gehört ein verstärktes Angebot ambulanter Hilfen, um die Unterbringung außerhalb der Familie zu isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 61 vermeiden. Die freien Träger von Einrichtungen der stationären Hilfe stehen dieser Strategie kritisch gegenüber. Sie rechnen lediglich mit einer zeitlichen Verschiebung stationärer Maßnahmen. Im Weiteren besteht die Tendenz, dass diese verbleibenden Fälle in den stationären Einrichtungen aufgrund ihrer Schwere zumeist einen höheren Betreuungsaufwand und höhere Kosten verursachen. Eine weiterer Strategieansatz des Jugendamtes bezüglich der präventiven Arbeit liegt in der Ausdehnung der Hilfen zur Erziehung im Bereich der Kindertagesstätten. Aufgrund dieser Angebotserweiterung sollen bereits frühzeitig Problemlagen von Kindern erkannt und mit entsprechenden Hilfen interveniert werden. Um Beratungsangebote außerhalb der normalen Abläufe des Kindergartens anbieten zu können, muss ein Aus- bzw. Umbau der Räumlichkeiten in den Kindergärten sowie der Einsatz entsprechend geschulter Fachkräfte zusätzlich zum Betreuungspersonal vorgenommen werden. Die freien Träger von Einrichtungen für Hilfen zur Erziehung wenden sich hingegen zunehmend infolge der sinkenden Adressatenzahlen von breit angelegten Angeboten ab und spezialisieren sich. Dies bedingt eine zusätzliche Qualifikationen des Personals respektive die Einstellung weiteren Fachpersonals sowie veränderte Anforderungen an die Ausstattung und die Räumlichkeiten der Einrichtungen. Abschließend lässt sich einschätzen, dass sowohl von Seiten der Behörden als auch von den freien Trägern der Kinder- und Jugendhilfe in der Stadt Magdeburg die Problematik der demografischen Veränderungen wahrgenommen wurde und wird. Neben der Sensibilisierung für die Bevölkerungsentwicklung besitzt die Entwicklung der sozialen Belastungsfaktoren einen großen Einfluss auf die Bedarfs- und Konzeptplanung der Akteure der Kinder- und Jugendhilfe. Das Jugendamt als öffentlicher Träger von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe reduziert durch die zunehmende Übertragung von Einrichtungen an freie Träger die Risiken der öffentlichen Hand bzgl. unzureichender Auslastung der Einrichtungen. Aus der fortschreitenden Übertragung der Einrichtungen an die freien Träger ergeben sich neue Handlungsschwerpunkte für das Jugendamt, die zumeist Steuerungs- und Kontrollaufgaben gegenüber den freien Trägern betreffen. In erster Linie sind die freien Träger als Anbieter der Leistungen in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe von den zukünftig sich stark verändernden Bevölkerungszahlen betroffen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4.4 Fallstudie 2: Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 4.4.1 Daten zur Bevölkerung und Sozialstruktur 62 Demografie Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ging die Bevölkerung im Sechsjahreszeitraum von 1998 bis 2003 um 5,5 % auf 127.910 Personen zurück. Nahezu zu gleichen Teilen lässt sich diese Entwicklung auf den Geburtensaldo und den Wanderungssaldo zurückführen. Der Geburtensaldo verhält sich von 1998 bis 2003 mit Werten zwischen -620 und -720 relativ gleichmäßig. Eher ungleich zeigt sich hingegen der Wanderungssaldo, der mit -469 im Jahr 1999 ein Minimum und mit -1.248 im Jahr 2001 ein Maximum beschreibt. Die Betrachtung der Altersgruppen der unter 27-Jährigen ergibt für den Zeitraum zwischen 1998 und 2003 ein stark differenziertes Bild. Während die Altersgruppe der unter 3-Jährigen leicht wächst, nimmt die Gruppe der 3- bis unter 6-Jährigen um über ein Fünftel zu. Die Anzahl der 6- bis unter 12-Jährigen verringert sich im gleichen Zeitraum auf die Hälfte. Von 1998 bis 2003 reduziert sich die Zahl der 12- bis unter 18-Jährigen um knapp ein Fünftel. Die Alterskohorte der 18- bis unter 21-Jährigen weist einen geringen Verlust, die Altersgruppe der 21- bis unter 27-Jährigen allerdings einen leichten Zuwachs auf.86 Basierend auf den Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes Thüringen stellt sich die Entwicklung der Bevölkerung im Landkreis SaalfeldRudolstadt bis zum Jahr 2010 wie folgt dar.87 Insgesamt sinkt die Bevölkerung der unter 26Jährigen ausgehend vom Jahr 2003 bis 2010 um ein Fünftel auf ca. 25.000 Personen. Dieser Bevölkerungsverlust spiegelt sich in den einzelnen Altersgruppen unterschiedlich stark wieder. In den Alterskohorten der unter 6-Jährigen und 19- bis unter 26-Jährigen zeichnen sich lediglich geringe Veränderungen von unter drei Prozent Wachstum bzw. Verlust ab. Einzig deutliche Zuwächse sind mit einem Plus von neun Prozent in der Altersgruppe der 6- bis unter 12-Jährigen registrierbar. Mit einem Rückgang von über der Hälfte weisen die Alterskohorten der 12- bis unter 19-Jährigen den massivsten Bevölkerungsverlust auf. Die Betrachtung der Anteile der einzelnen Altersgruppen an der Gesamtanzahl der unter 26Jährigen zeigt eine nachweisliche Verschiebung zwischen den verschiedenen Gruppen. 86 87 Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (2004a). Die Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung erfolgt Altersgruppen des Bereiches der Hilfen zur Erziehung. ausschließlich für die relevanten isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Abbildung 6: 63 Anteile der Bevölkerungsklassen der unter 26-Jährigen bis 2010 im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 100% 19-26 90% 80% 16-19 70% 60% 12-16 50% 6-12 40% 30% 3-6 20% 10% 0-3 0% 2003 2006 2010 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (2004), S. 204 f; Berechnungen isw Institut. Wie in Abbildung 6 dargestellt, wächst der Anteil der 19- bis unter 26-Jährigen an der Gesamtzahl der unter 26-Jährigen bis auf 42 % an. Hingegen sinkt der Anteil der 12- bis unter 19-Jährigen von über einem Drittel auf unter ein Fünftel im Jahr 2010. Die Kohorte der unter 12-Jährigen erhöht ihren Anteil auf nahezu 40 % im Jahr 2010.88 Sozialstruktur Ausgehend vom Jahr 1999 ist ein stetiges Ansteigen der Arbeitslosenquote im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt von 16,2 auf 18,6 % (2003) festzustellen. Die Verteilung der Arbeitslosenquoten im Landkreis beschreibt ein Nord-Süd-Gefälle. Im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2003 beläuft sich die Quote der Jugendarbeitslosigkeit nahezu unverändert auf 13 % bzw. ist 2003 gegenüber dem Vorjahr um einen halben Prozentpunkt gesunken. In absoluten Zahlen zeichnet sich hingegen ein deutlicher Anstieg der Anzahl von Arbeitslosigkeit betroffenen Jugendlichen ab. So sind im Jahr 2003 1.203 junge Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einem Zuwachs von 11 % gegenüber dem Jahr 2000. Auf Basis der Gemeinden des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt ergibt sich eine unterschiedliche Verteilung der Jugendarbeitslosenquote. In der Mehrzahl der 17 Gemeinden 88 Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (2004a), S. 204 f. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 64 des Landkreises schwanken die Werte der Jugendarbeitslosenquote geringfügig um den Durchschnittswert von 13 %. In den Gemeinden VGS Uhlstädt-Kirchhasel und VGS Mittleres Schwarzatal erreicht die Quote der Jugendarbeitslosigkeit mit 21 bzw. 20 % die Höchstwerte des Landkreises. Hingegen verzeichnen die Gemeinden Rottenbach und die VGS Bergbahnregion mit 4 bzw. 7 % Jugendarbeitslosenquote die Minimalwerte im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt.89 Der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Gesamtbevölkerung des Landkreises SaalfeldRudolstadt liegt seit 1999 nahezu unverändert unter 2 %. Über die Hälfte der Bezieher von Hilfen zum Lebensunterhalt ist unter 27 Jahre alt. Der Anteil der Sozialhilfeempfänger unter 27 Jahren an der altersgleichen Bevölkerung ist mit 3,5 % mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Ein differenzierteres Bild ergibt die Betrachtung der minderjährigen Sozialhilfeempfänger auf der Ebene der Gemeinden. In den Städten Rudolstadt (9,3 %), Bad Blankenburg (4,7 %), Königsee (5,0 %) und Saalfeld (6,5 %) ist die Quote der minderjährigen Sozialhilfeempfänger überdurchschnittlich hoch. In den verbleibenden Gemeinden rangieren die Anteile der minderjährigen Sozialhilfeempfänger zumeist deutlich unter der Dreiprozentmarke. Die Verteilung der Quote der Sozialhilfeempfänger innerhalb des Landkreises zeigt, dass in den Städten Rudolstadt, Blankenburg und Saalfeld deren Anteil deutlich über dem Durchschnittswert von 1,6 % liegt. In den übrigen Gemeinden beträgt der Anteil der Sozialhilfeempfänger durchschnittlich ein halbes Prozent. Eine Aufschlüsselung nach Bedarfsgemeinschaften verdeutlicht, dass insbesondere Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern überdurchschnittlich oft auf Unterstützung durch Sozialhilfe angewiesen sind. Deren Anteil an der Gesamtanzahl der Sozialhilfeempfänger beträgt 2003 30 %. Dies spiegelt sich gleichermaßen in den Angaben von Sozialhilfeempfängern wieder, die sich in einer besonderen sozialen Situation befinden. Demnach ist der Anlass der Hilfebeantragung bei knapp 90 % dieser Empfänger entweder die Geburt eines Kindes oder die Trennung bzw. Scheidung vom Partner. Der Umfang der Hilfen zum Lebensunterhalt hat seit dem Jahr 2000 um ein Drittel auf 6,8 Mio. Euro im Jahr 2003 zugenommen.90 89 90 Vgl. Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004a), S. 43 f. Die Quote der Jugendarbeitslosigkeit wurde auf Basis der durchschnittlichen Quote der Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 25 Jahre berechnet. Vgl. Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004a), S. 20 ff. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 65 Im Fünfjahreszeitraum zwischen 1999 und 2003 kann ein Ansteigen der Anzahl der wohngeldbeziehenden Haushalte im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt um ein Fünftel auf insgesamt 5.758 Haushalte festgestellt werden. Der Umfang der Leistungen erhöhte sich im gleichen Zeitraum um 12 % auf 6,5 Mio. Euro. Zwischen den Gemeinden zeigt sich, dass insbesondere die Städte Bad Blankenburg (7,5 %) und Saalfeld (7,0 %) die höchsten Anteile der Wohngeldempfänger an den Einwohnern aufweisen.91 Im Bereich der Jugendkriminalität ist die Anzahl der Anklagen gegen Jugendliche und Heranwachsende von 2002 bis 2003 um etwa ein Drittel auf insgesamt 513 Fälle gesunken. Eine fortlaufende Reduzierung der Anklagen lässt sich für das Jahr 2004 aber nicht feststellen, da zur Halbjahresfrist bereits 290 Anklagen gegen Jugendliche und Heranwachsende registriert wurden.92 Die Familienstruktur ist im Zeitraum von 1999 bis 2003 nahezu unverändert geblieben. Von 54.000 Familien im Jahr 2003 lebten 57 % in Ehen, zu gleichen Teilen als Ehepaare mit Kindern und ohne Kinder, 13 % waren Alleinerziehende und 30 % Alleinstehende. Seit dem Jahr 1999 weist die Anzahl der Ehescheidungen einen kontinuierlichen Anstieg auf. Mit einer Anzahl von 339 Ehen werden demnach im Jahr 2003 58 % mehr Ehen geschieden als 1999, der Anteil je 1.000 Einwohner nimmt im gleichen Zeitraum von 1,6 auf 2,6 % zu.93 Von den Schulabgängern des Schuljahres 2002/03 kann die Hälfte einen Realschulabschluss und je ein Fünftel das Abitur oder einen Hauptschulabschluss nachweisen. Lediglich 8,7 % der Abgänger verlassen die Schule ohne den 94 Hauptschulabschluss, wobei dieser Anteil seit dem Jahr 1999 (13,5 %) stark rückläufig ist. 4.4.2 Daten zur Kinder- und Jugendhilfe Struktur und Kapazitäten des Bereiches der Hilfen zur Erziehung Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt verfügt der gesamte Bereich der Kinder- und Jugendhilfe im Jahr 2002 über 92 Einrichtungen mit entsprechend 871 zur Verfügung stehenden Plätzen und 91 92 93 94 Vgl. Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004a), S. 33 ff. Vgl. Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004a), S. 53. Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (2004). Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 66 285 dort tätigen Personen. Darunter befinden sich 12 Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung, der Hilfe für junge Volljährige sowie der Inobhutnahme, mit insgesamt 169 bereitgestellten Plätzen und 101 Beschäftigten. Im Vergleich zum Jahr 1998 erfolgt in einigen Einrichtungen dieser Bereiche eine Abnahme um etwa ein Viertel.95 Anfang 2004 werden im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 211 Plätze stationärer Erziehungshilfen vorgehalten, obwohl nur 35 Kinder und Jugendliche der Region in stationären Einrichtungen des Landkreises untergebracht sind. Die Belegung der verbleibenden stationären Plätze erfolgt durch andere Bundesländer bzw. Landkreise. Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung Von 1999 bis 2003 wird deutlich, dass im Bereich der Hilfen zur Erziehung insgesamt eine Abnahme der Inanspruchnahme um fast ein Zehntel zu beobachten ist. Im Landkreis SaalfeldRudolstadt umfassen die Hilfen außerhalb des Elternhauses (§§ 33 bis 35a SGB VIII) mehr als die Hälfte des Leistungsspektrums der Hilfen zur Erziehung. Die stärkste Veränderung wird bei der stationären Unterbringung im Heim und den sonstigen betreuten Wohnformen laut § 34 SGB VIII ersichtlich. Hier erfolgt im genannten Zeitraum eine Reduzierung der Gewährung um fast 50 %. Die Vollzeitpflege in einer anderen Familie (§ 33 SGB VIII) steigt bis zum Jahr 2002 leicht an, sinkt dann aber wieder um 12% und erreicht somit 2003 den Stand von 1999. 95 Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik (1999, 2003). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 67 Abbildung 7: Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 110 §29 SGB VIII 100 90 §30 SGB VIII absolute Fallzahlen 80 §31 SGB VIII 70 §32 SGB VIII 60 50 §33 SGB VIII 40 §34 SGB VIII 30 20 §35 SGB VIII 10 §35a SGB VIII 0 1999 2000 2001 2002 2003 Quelle: Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004a); eigene Darstellung. Eine schwankende Fallzahlentwicklung ist im Zeitraum von 1999 bis 2003 bei der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche gemäß § 35a SGB VIII zu beobachten. Die intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII) weist von 1999 bis 2003 durchgängig eine sehr geringe Inanspruchnahme auf. Insgesamt lässt sich im Bereich der stationären Hilfen eine Schwerpunktverlagerung feststellen. Während 1999 der Großteil der Fälle bei der Heimunterbringung bzw. anderen betreuten Wohnformen (§ 34 SGB VIII) liegt, ist aufgrund der starken Reduzierung dieser Hilfeform zu erkennen, dass 2003 die Vollzeitpflege den Hauptanteil an den stationären Hilfen ausmacht. Die ambulanten Hilfen (§§ 29 bis 31 SGB VIII) umfassen ca. ein Drittel des Gesamtleistungsspektrum der Hilfen zur Erziehung, wobei die Hilfen laut §§ 30, 31 SGB VIII den Schwerpunkt bilden. Hier fällt besonders der starke Zuwachs der Inanspruchnahme der Hilfe in Form von Erziehungsbeistand und Betreuungshelfer (§ 30 SGB VIII) auf. Die soziale Gruppenarbeit (§ 29 SGB VIII) weist nur in den Jahren 2001 und 2002 eine Inanspruchnahme auf, die sich auf maximal fünf Fälle beläuft. Vom Gesamtleistungsangebot der Hilfen zur Erziehung umfasst die teilstationäre Hilfe gemäß § 32 SGB VIII (Erziehung in einer Tagesgruppe) den geringsten Anteil bzw. weist sie im genannten Zeitraum sehr geringfügige Fallzahlschwankungen auf. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 68 Die zunehmende Verlagerung bezüglich der Gewährung von Hilfen zur Erziehung von stationären hin zu ambulanten Hilfen lässt sich darauf zurückführen, dass zum einen den Hilfen innerhalb der Familie der Vorrang gegenüber den Hilfen außerhalb zu geben ist. Dementsprechend sollen integrative und sozialräumlich angelegte Hilfen angewendet sowie vielfältige Leistungen des Hilfespektrums ortsnah und aus einer Hand gewährt werden. Zum anderen besteht seitens des Jugendamtes des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt die Strategie der Kostenreduzierung durch Vermeidung der vorschnellen Gewährung stationärer Unterbringung. Abbildung 8: Adressaten der Hilfen zur Erziehung nach Alter und Hilfeform (2003) Landkreis Saalfeld-Rudolstadt im teilstationäre Hilfen (§32 SGB VIII) 200 180 absolute Fallzahlen 160 ambulante Hilfen (§§ 29, 30 SGB VIII) 140 120 Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche (§ 35a SGB VIII) 100 80 60 Heimerziehung/ sonstige betreute Wohnformen (§ 34 SGB VIII) 40 20 0 Gesamt unter 6 Jahre 6-12 Jahre 13-17 Jahre 18-27 Jahre Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII) Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen Quelle: Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004b); eigene Darstellung. Die Betrachtung der Altersstruktur der Kinder und Jugendlichen, denen Hilfen zur Erziehung im Jahr 2003 gewährt wurden, verdeutlicht, dass die Vollzeitpflege in einer anderen Familie überwiegend in der Altersgruppe der 6- bis 12-Jährigen erfolgt. Die stationäre Unterbringung laut § 34 SGB VIII wird vorrangig von den älteren Altersgruppen (13 - 27 Jahre) in Anspruch genommen. Gründe hierfür liegen in der Intention des Jugendamtes, eine Heimerziehung für Kinder vor dem 8. Lebensjahr zu vermeiden. Im Bereich der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche ist eine niedrigere Inanspruchnahme zu erkennen, so dass von den insgesamt 10 Fällen die Hälfte auf die 13- bis 17-Jährigen entfällt. Im ambulanten und teilstationären Leistungsbereich befinden sich überwiegend Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 17 Jahren. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 69 Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe Die Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt sind von 1998 bis 2000 kontinuierlich angestiegen. Erst in den darauffolgenden Jahren ist eine schrittweise Reduzierung dieser Ausgaben zu erkennen, so dass 2003 ca. insgesamt 18 Mio. Euro für die Kinder- und Jugendhilfe aufgewendet wurden. Besonders deutlich ist der Anstieg der Finanzausgaben um mehr als 50% für die Einrichtungen der Jugendhilfe bis zum Jahr 2000. In den Jahren bis 2003 werden diese Ausgaben reduziert. 2003 betragen jene für die Unterhaltung und den Betrieb von eigenen Einrichtungen sowie die Zuschüsse für Einrichtungen freier Träger insgesamt knapp 10,5 Mio. Euro. Dabei werden die Einrichtungen der freien Träger mit etwa 5,8 Mio. Euro finanziert. Geringfügigere Schwankungen im Zeitraum von 1998 bis 2003 weisen die Ausgaben für die Einzel- und Gruppenhilfe96 sowie die Personalausgaben der Jugendhilfeverwaltung auf. Der Bereich der Einzel- und Gruppenhilfe wurde 2003 mit ca. 6 Mio. Euro finanziert, wovon der Anteil der freien Träger bei 254.000 Euro lag. Abbildung 9: Ausgaben der öffentlichen Jugendhilfe des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt97 25000 reine Ausgaben insgesamt 1000 Euro 20000 Einnahmen Ausgaben insgesamt 15000 Einzel- und Gruppenhilfen 10000 Einrichtungen der Jugendhilfe 5000 Personal der Jugendhilfeverwaltung 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.) (1998-2003). Mehr als die Hälfte des Etats der Jugendhilfe des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt umfasst der Bereich der Hilfen zur Erziehung. Eine Betrachtung der zeitlichen Entwicklung dieser 96 97 Die Ausgaben für die Einzel- und Gruppenhilfe enthalten die Aufwendungen der Träger der öffentlichen Jugendhilfe für individuelle gruppenbezogene Hilfen sowie Zuschüsse für personenbezogene Einzelmaßnahmen an Träger der freien Jugendhilfe. Die „reinen Ausgaben insgesamt“ ergeben sich, indem von den „Ausgaben insgesamt“ die „Einnahmen“ abgezogen werden. Die „Ausgaben insgesamt“ umfassen die Ausgaben für Einzelund Gruppenhilfe, für Einrichtungen der Jugendhilfe sowie das Personal der Jugendhilfeverwaltung. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 70 Ausgaben zeigt eine deutliche Abnahme um mehr als 40 % bei der stationären Unterbringung nach § 34 SGB VIII. Gründe hierfür liegen in der Intention des Jugendamtes eine stärkere Fallreduzierung zu forcieren. Im Bereich der Vollzeitpflege nach § 33 SGB VIII sind hingegen nur geringfügige Ausgabenveränderungen erkennbar. Demgegenüber stiegen die Ausgaben für die kostenintensive Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche nach § 35a SGB VIII sowie für die Erziehung in einer Tagesgruppe nach § 32 SGB VIII bis zum Jahr 2002 leicht an. Millionen Euro Abbildung 10: Ausgaben für Teilbereiche der Hilfen zur Erziehung im Landkreis SaalfeldRudolstadt 5 4,5 4 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 § 35a SGB VIII § 35 SGB VIII § 34 SGB VIII § 33 SGB VIII § 32 SGB VIII 2000 2001 2002 2003 Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.) (1998-2003). 4.4.3 Künftige Bedarfsentwicklung der Hilfen zur Erziehung im Kontext des demografischen Wandels Im Folgenden wird die Entwicklung der Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt im Kontext demografischer Veränderungen innerhalb der relevanten Altersgruppen näher betrachtet. Die Prognose der Gewährung bestimmter Hilfeleistungen erfolgt zunächst unter der Annahme einer konstanten Quote der relevanten Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung von 2003 bis 2010. Auf der Basis der demografischen Entwicklung der Adressaten der Hilfen zur Erziehung bis 2010 kann festgestellt werden, dass sich insgesamt eine Verminderung der Inanspruchnahme um fast ein Viertel prognostizieren lässt. Die Bevölkerungszahl in der Gruppe der unter 6Jährigen zeigt bis 2010 keine gravierenden Veränderungen, so dass bezüglich der Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung hier keine Fallzahlreduzierung bzw. -steigerung zu vermuten ist. In der Altersgruppe der 6- bis 12-Jährigen erfolgt bis 2010 eine leichte isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 71 Zunahme um etwa 9 %, dementsprechend kann hier eher von einer sehr geringfügigen Erhöhung der Hilfen ausgegangen werden. Eine deutliche Reduzierung um über 50% der Bevölkerungszahlen in der Gruppe der 13- bis 17-Jährigen lässt erwarten, dass die Hilfeleistungen hier stärker zurückgehen werden. Die 18-Jährigen und Älteren werden bis 2010 hingegen nur eine geringere Bevölkerungsabnahme um etwas mehr als 2 % zu verzeichnen haben. Im Ergebnis ist auch bezüglich dieser Adressatengruppe mit einer geringeren Fallzahlreduzierung zu rechen. Zusammenfassend lässt sich einschätzen, dass bei konstanten Rahmenbedingungen vor allem bei den ambulanten Hilfen sowie bei der Heimerziehung bzw. sonstiger betreuter Wohnformen eine Verminderung um ca. ein Drittel im Jahr 2010 eintreten könnte, da hier die Abnahme der Bevölkerung in der Altersgruppe der 13- bis 17-Jährigen besonders ins Gewicht fällt. Abbildung 11: Prognostizierte Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Jahr 2010 im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 160 teilstationäre Hilfen (§ 32 SGB VIII) 140 absolute Fallzahlen 120 ambulante Hilfen (§§ 29, 30 SGB VIII) 100 Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche (§35 a SGB VIII) 80 60 40 Heimerziehung/ sonstige betreute Wohnformen (§34 SGB VIII) 20 Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII) 0 Gesamt unter 6 Jahre 6-12 Jahre 13-17 Jahre 18-27 Jahre Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen Quelle: Thüringer Landesamt für Statistik (Hrsg.) (2004a). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4.4.4 72 Entwicklung sozialer Belastungsfaktoren Im Fünfjahreszeitraum von 1999 bis 2003 zeigen die Arbeitslosenquote und die Quote der Jugendarbeitslosigkeit eine gegenläufige Entwicklung. Der Zunahme der Arbeitslosenquote steht eine geringe Abnahme der Quote der Jugendarbeitslosigkeit gegenüber. Trotz sinkender Quote ist ein Anstieg der Anzahl der von Jugendarbeitslosigkeit betroffenen Personen um 11 % innerhalb von drei Jahren zu registrieren. Bei räumlich differenzierter Betrachtung zeigt sich, dass einzelne Gemeinden mit einer Jugendarbeitslosenquote von 20 % stärker belastet sind. Insgesamt weist die rückläufige Jugendarbeitslosenquote auf eine sinkende Belastung und damit auf einen geringeren Bedarf an Hilfen zur Erziehung hin. Im Durchschnitt leben 3,5 % der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt von Sozialhilfe. Eine überdurchschnittlich hohe Anzahl minderjähriger Sozialhilfeempfänger zeigt sich in den Städten des Landkreises. Entsprechend ergibt sich eine differenzierte Aussage zum Bedarf an Hilfen zur Erziehung, der im gesamten Landkreis kaum, in den Städten jedoch erheblich durch die hohe Quote minderjähriger Sozialhilfeempfänger beeinflusst wird. Aufgrund des Anstieges von Haushalten, die Wohngeld empfangen, um ein Fünftel von 1998 bis 2003 kann eine Zunahme der sozialen Belastungsfaktoren festgestellt werden. Insbesondere der überdurchschnittlich hohe Anteil an Wohngeldempfänger in den Städten weist auf eine hohe Belastung in diesen hin. Demzufolge kann auch hier von einem positivem Einfluss auf die Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung ausgegangen werden. Die Zunahme der Anklagen gegen Jugendliche und Heranwachsende im Jahr 2004 und die damit verbundene mögliche Inanspruchnahme erzieherischer Hilfen bzw. ambulanter Hilfen wie Diversion, Betreuungsweisungen oder auch die Teilnahme an sozialen Trainingskursen können ein Hinweis darauf sein, dass sich hier ebenfalls ein steigender Bedarf an Hilfen zur Erziehung abzeichnet. Im Zeitraum von 1999 bis 2003 haben sich im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt kaum Veränderungen hinsichtlich der Familienstruktur beobachten lassen. Lediglich der kontinuierliche Anstieg der Ehescheidungen seit 1999 weist u. U. darauf hin, dass Kinder zunehmend von veränderten Familienstrukturen betroffen sind. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4.4.5 73 Ergebnisse der Experteninterviews Aktuelle Situation Von Seiten des Jugendamtes wird die personelle Situation im Arbeitsfeld der Hilfen zur Erziehung momentan als zufriedenstellend eingestuft. Insbesondere in den ambulanten Hilfen stellte das Jugendamt in der Vergangenheit ein zu niedriges Qualifikationsniveau des Personals fest. Dies erklärt sich durch die Ausstattung dieser Hilfeform zu Beginn der 90er Jahre zumeist mit Arbeitskräften des zweiten Arbeitsmarktes (ABM, SAM). Gegenwärtig wird die personelle Situation als gut beurteilt. Im Bereich der stationären Hilfen arbeiten vornehmlich Mitarbeiter mit der Qualifikation eines Erziehers. Diese Qualifikation zeigt ihre Grenzen auf, so dass die Mitarbeiter den steigenden Anforderungen zunehmend nicht mehr gewachsen sind. Vom bestehenden Personal wird somit eine Weiterqualifizierung, bspw. eine therapeutische Zusatzausbildung, erwartet. Ergänzend hierzu werden Neueinstellungen nur mit dem Qualifikationsprofil DiplomSozialpädagoge bzw. Diplom-Psychologe vorgenommen. Insgesamt befürwortet und fördert das Jugendamt die Fortbildung der eigenen Mitarbeiter. Initiative und Engagement seitens der Mitarbeiter sind letztlich entscheidend, da die Weiterqualifizierung nicht als obligatorische Aufgabe verortet wird. Ein genereller Fortbildungsbedarf wird bei Änderungen der Gesetzeslage gesehen, da diese als Grundlage und Rahmen der Arbeit dient. Bei den freien Trägern steht immer deutlicher die Qualifikation der Mitarbeiter im Vordergrund. Generell arbeiten die Mitarbeiter in festen Arbeitsverhältnissen. Spezialisierte Fachkräfte, deren Einsatz zeitlich stark beschränkt ist, werden ergänzend auf freiberuflicher Basis zur Mitarbeit herangezogen. Hinsichtlich der Altersstruktur besteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern. Diese Zusammensetzung erweist sich dahingehend als vorteilhaft, dass jüngere Mitarbeiter näher an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen leben und durch die Lebenserfahrung älterer Mitarbeiter Ergänzung findet. In speziellen Einrichtungen, die mit Jugendlichen nach § 35a SGB VIII arbeiten, beanstanden die freien Träger zu gering kalkulierte Personalschlüssel. Entsprechend muss der regulär anfallende Arbeitsaufwand durch Überstunden abgefangen werden. Ebenso beschreiben die freien Träger einen verstärkten Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern im therapeutischen Bereich. Gegenwärtig existiert hinsichtlich der Infrastruktur der Kinder- und Jugendhilfe eine vielseitige Trägerlandschaft im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt. Neben größeren Anbietern von isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 74 Maßnahmen für Jugendliche gibt es eine große Anzahl kleinerer freier Träger, die zumeist ehrenamtlich organisiert sind. Unter dem zunehmenden Kostendruck ist ein Trend hin zu größeren, kostengünstigeren Anbietern zu beobachten. Entsprechend wird eine zukünftige Gefährdung der vorhandenen Pluralität in der Trägerlandschaft gesehen. Der Bereich der ambulanten Hilfen ist als gut aufgestellt und entsprechend dem Bedarf als gut ausgelastet zu beschreiben. Hingegen liegen bei den stationären Hilfen nach §§ 34 und 35a SGB VIII aus Sicht des Jugendamtes enorme Überkapazitäten vor. Entsprechend steht über 220 Plätzen im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ein Bedarf von unter 50 Heimplätzen gegenüber.98 Da von diesen Kindern und Jugendlichen knapp die Hälfte in angrenzenden Landkreisen untergebracht wird, beträgt der reale Bedarf an Heimplätzen nur ca. ein Zehntel der vorgehaltenen Kapazität. Die überwiegende Belegung der stationären Plätze nach §§ 34, 35 und 35a SGB VIII erfolgt im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt überregional, d.h. deutschlandweit. Vornehmlich kommen die Adressaten aus den südlichen99 sowie anderen neuen Bundesländer. Gründe für die überregionale Belegung liegen zum einen in den geringeren Personalkosten und damit verbundenen geringeren Platzkosten. Zum anderen werden therapeutische Gründe für die überregionale Unterbringung der Kinder und Jugendlichen benannt. Als problematisch wird von den Gemeinden die Unterbringung von Kindern und Jugendlichen aus anderen Bundesländern insofern eingestuft, dass ein Großteil nach Beendigung der stationären Hilfe in der Gemeinde verbleibt. Dadurch erwächst eine finanzielle Belastung des Landkreises, da diese jungen Erwachsenen oft weiterhin auf finanzielle Hilfe in Form von Sozialhilfe angewiesen sind. Die freien Träger von stationären Einrichtungen beobachten seit Jahren die Entwicklung der Adressatengruppen. Hierbei wird festgestellt, dass zunehmend mehr Kinder und Jugendliche nicht nach § 34 SGB VIII in normalen Heimplätzen, sondern als Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen bzw. Behinderungen nach § 35 a SGB VIII untergebracht werden müssen. Gleichfalls nehmen die freien Träger ein Ansteigen des Alters der Adressaten bei der Heimeinweisung wahr. Infolge der regulären Begrenzung der stationären Hilfen auf den Beginn des 18. Lebensjahres wird die Phase, in der auf die Verselbstständigung des Adressaten hingearbeitet werden soll, erheblich verkürzt. Über die Altersgrenze von 18 Jahren 98 99 Diese Platzzahlen beziehen sich auf das Jahr 2003. Aus dem Gebiet der alten Bundesländer bestehen seitens der freien Träger vornehmlich Vereinbarungen mit den Jugendämtern der Länder Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. Die überregionale Belegung aus den neuen Bundesländern erfolgt vorrangig aus Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 75 kann nach einer Einzelfallprüfung auch weiterhin eine Heimunterbringung gewährt werden, generell sind jedoch lediglich unterstützende ambulante Hilfen in sehr beschränkten Umfang für Jugendliche ab dem 18. Lebensjahr vorgesehen. Gründe für das höhere Alter der Adressaten bei der Heimeinweisung sehen die freien Träger im zunehmenden Sparzwang der Jugendämter, die die kostenintensive stationäre Hilfe umgehen wollen, indem vorab den Adressaten zunächst ambulante Hilfen gewährt werden. Beobachtungen der freien Träger zeigen, dass sich die soziale Struktur der Herkunftsfamilien der Adressaten in den letzten Jahren immer stärker zu den sozial schwächeren Familien verschoben hat. In Einrichtungen nach § 35 a SGB VIII, die sich verstärkt der Problematik von Suchterkrankungen100 widmen, wird die überregionale Unterbringung der Jugendlichen aus therapeutischer Sicht als notwendig eingestuft. Die Gefährdung durch das bisherige Umfeld der Jugendlichen ist meist zu stark. Entsprechend müssen größere räumliche Distanzen zwischen Heimatregion und Unterbringungsort hergestellt werden. Die nach § 32 SGB VIII angebotene soziale Gruppenarbeit birgt nach Ansicht der freien Träger noch zusätzliches Potenzial. Nach Einschätzung der freien Träger liegt der Bedarf dieser Hilfeform, die zur Präventionsarbeit zählt, weitaus höher als das bestehende Angebot. Hier wird eine stärkere Wahrnehmung der Meldefunktion des Allgemeinen sozialen Dienstes eingefordert. Die freien Träger beobachten zunehmend den Trend, dass insbesondere die qualifizierten Jugendlichen vornehmlich in die alten Bundesländer abwandern. Entsprechend wachsen unter den „verbleibenden“ Jugendlichen die sozialen Problemlagen an, so dass demografisch bedingter Geburtenrückgang und Abwanderung nicht zu abnehmenden Fallzahlen in der Kinder- und Jugendhilfe führen. Parallel hierzu zeigt sich eine Häufung der Problemlagen der Adressaten. In der Vergangenheit selten auftretende „schwere“ Fälle mit multikomplexen Problemen werden gegenwärtig immer mehr zum Normalfall. Die Einrichtung geschlechtsspezifischer Angebote für Kinder und Jugendliche im Sinne von Gender Mainstreaming wird vom Jugendamt als bedarfsabhängig angesehen. Entsprechend werden Angebote bei Bedarf etabliert. Das generelle Vorhalten von geschlechtsspezifischen Angeboten wird als nicht notwendig eingestuft. Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt existiert nach Kenntnis des Jugendamtes momentan ein Einrichtung, die geschlechterspezifisch ausgerichtet ist (Mädchenwohnheim in Saalfeld). 100 Suchterkrankungen werden vom Gesetzgeber als Behinderung eingestuft. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Die Gesamtheit der freien Träger betrachtet geschlechtsspezifische Angebote 76 als Querschnittsaufgabe ihrer Arbeit. Spezielle Projekte mit einer geschlechtlichen Orientierung werden entsprechend der Nachfrage angeboten. Eine generelle Vorhaltung geschlechtsspezifischer Angebote nach politisch motivierten Vorgaben lehnen die freien Träger ab. Einzelne Träger bieten bspw. in Form einer Wohngruppe spezielle Angebote für junge Mädchen. In der therapeutischen Arbeit werden rollentypische Verhaltensformen diskutiert und fließen langfristig in die Therapie mit ein. Hierbei ist insbesondere die Übertragung der Ergebnisse in die Familie der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung. Angesichts der angespannten Finanzsituation der Kommunen besteht grundsätzlich die Vorgabe des Jugendamtes zur Kostensenkung. Hierbei wird zunehmend versucht, kostenintensive Hilfeformen wie die Heimerziehung nach §§ 34 und 35a SGB VIII zu vermeiden und frühestmöglich mit ambulanten Hilfen auf Problemlagen zu reagieren. Dies bedingt einen massiven Ausbau der ambulanten Hilfen, so dass in diesem Sektor mit einem deutlichen Anstieg der Ausgaben zu rechnen ist. Die freien Träger bewerten die Finanzierung über Leistungsstundensätze im Bereich der ambulanten Hilfen als schwierig, da aufgrund weiter Entfernungen im Landkreis SaalfeldRudolstadt die auftretenden Fahrzeiten kaum über diese Sätze mit abzudecken sind. Gleichermaßen stellen die freien Träger einen zunehmenden Kostendruck von Seiten des Jugendamtes fest. Von Mitteleinsparungen sind vorrangig freiwillige Aufgaben des KJHG betroffen. Darüber hinaus besteht vom Jugendamt die Intention kostenintensive Hilfeformen wie die Heimunterbringung auf ein Minimum zu beschränken. Eine unzureichende Datenlage bzw. Evaluation der Kinder- und Jugendhilfe wird von Seiten der freien Träger als Ursache für die fehlende Darstellung von Wirkmechanismen und Erfolgsbewertungen gesehen. Ein effektiverer Einsatz der finanziellen Ressourcen dieses Bereiches würde jedoch dies nach Ansicht der freien Träger voraussetzen. Zukünftige Entwicklung Als eine wichtige Entwicklungslinie sieht das Jugendamt den steigenden Bedarf an hochqualifiziertem Fachpersonal im Bereich Hilfen zur Erziehung. Anwachsenden Problemlagen der Adressaten kann durch den Einsatz von Mitarbeitern mit der Qualifikation eines Erziehers nicht adäquat begegnet werden. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 77 Um künftige Bedarfsschwankungen besser ausgleichen zu können, wird eine flexiblere Gestaltung der Arbeitsverhältnisse anvisiert. Entsprechend sollen feste Arbeitsverhältnisse mit einer Basisstundenzahl entstehen, die bedarfsabhängig erweitert werden kann. In einer Befristung der Arbeitsverhältnisse sieht das Jugendamt eine Gefährdung der Arbeit, da Beziehungsarbeit grundlegend im Umgang mit Kindern und Jugendlichen ist. Des Weiteren zeichnen sich bereits heute Probleme bei der Rekrutierung hochqualifizierten Personals ab. Entsprechend soll der Anreiz einer Festanstellung, wenn auch mit einer geringeren Basisstundenanzahl, erhalten bleiben. Im Kontext der demografischen Entwicklung und der entsprechend sinkenden Anzahl von Kindern und Jugendlichen wird der Bedarf laut Jugendamt geringfügig zurückgehen. Folglich erwartet das Jugendamt künftig einen leicht schrumpfenden Personalbestand im eigenen Tätigkeitsbereich. Aufgrund der strategischen Ausrichtung der freien Träger auf überregionale Belegung ihrer Einrichtungen erscheint der bestehende Personalbestand hier auch zukünftig gesichert. Darüber hinaus existieren Bestrebungen, die vorgehaltenen Platzzahlen zu erweitern. Entsprechend könnte hier mit stabilen Personalzahlen bzw. mit einem steigenden Bedarf gerechnet werden. Infolge des Anwachsen der Problemlagen der Adressaten wird von den freien Trägern zukünftig ein steigender Bedarf an hoch qualifiziertem Personal gesehen. Schließlich hängt der Personalbedarf der Zukunft von der Qualitätsentwicklung des Angebotes ab. Der Übergang zu anderen Betreuungs- und Hilfeformen bleibt nicht ohne Folgen für den Personaleinsatz. Aufgrund der schon gegenwärtig auftretenden Probleme bei der Personalbeschaffung hoch qualifizierter Mitarbeiter wollen die freien Träger noch aktiver auf Studenten und Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen zugehen. Über Praktika und Angebote für Diplomarbeiten sollen potenzielle Mitarbeiter leichter erreicht und geworben werden. Parallel zur sinkenden Anzahl von Adressaten rechnet das Jugendamt mit einem Rückgang des Bedarfes an Hilfen zur Erziehung, wenngleich der Hilfebedarf im Vergleich zur Anzahl an Kindern und Jugendlichen weitaus geringer sinken dürfte. Gründe für dieses Anwachsen der relativen Inanspruchnahme der Hilfen werden vom Jugendamt und den freien Trägern in der Zunahme der sozialen Belastungsfaktoren gesehen. In der Entwicklung der letzten Jahre lässt sich bereits ein Ansteigen der Problemstellungen von Kindern und Jugendlichen verorten, so dass in Zukunft eine Zunahme der multikomplexen Problemlagen erwartet wird. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 78 Das Jugendamt geht von einem steigenden Kostendruck seitens der Kommunen aus, so dass mit einer geringeren finanziellen Ausstattung auch im Bereich der Hilfen zur Erziehung zu rechnen ist. Konzeptionell bedeutet dies verstärkte Präventionsarbeit zur Vermeidung der teueren stationären Hilfen. Infolge des sich zukünftig noch verstärkenden Sparzwanges der Kommunen befürchten die freien Träger eine sich verschlechternde Finanzausstattung der Kinder- und Jugendhilfe. Als Konsequenz wird die zunehmende Bedeutung des Angebotspreises an Stelle der inhaltliche Kompetenz beim Abschluss von Leistungsverträgen befürchtet. Gegenwärtig suchen die freien Trägern vor dem Hintergrund der Einsparbemühungen nach Auswegen aus einer strikten Tarifbindung ihres Personals. Eine Bedarfsprognose und –planung allein anhand der Bevölkerungsvorausberechnung wird vom Jugendamt als ungenügend eingeschätzt. Entsprechend können prognostizierte Bevölkerungszahlen lediglich einen Entwicklungskorridor beschreiben. Das Jugendamt leistet im Wesentlichen die konzeptionelle Steuerung der Hilfen zur Erziehung. Dies erfordert ein breites Berichtswesen, das u. a. auf Befragungen zurückgreift, die gewonnenen Informationen sammelt und aufbereitet. Darüber hinaus findet eine fachliche Weiterentwicklung der Hilfen zur Erziehung statt. Den freien Trägern steht, sofern sie dies wünschen, der Informationsaustausch mit dem Jugendamt über künftige Planungen offen, wobei beide Seiten in ihren Entscheidungen unabhängig bleiben. Präventionsarbeit soll in den kommenden Jahren in der Arbeit des Jugendamtes ein größeres Gewicht erhalten. Somit besteht die Absicht des Jugendamtes möglichst frühzeitig, d.h. beginnend mit der Schwangerschaft Hilfen und Unterstützung anzubieten, um sich abzeichnenden Problemen zeitnah begegnen zu können. Die Umsetzung der Erziehungsberatung für Schwangere fand bereits durch Schulungen für Hebammen und entsprechende Beratungen für Schwangere statt. Demgegenüber befindet sich das Angebot von Beratungsleistungen bzgl. Hilfen zur Erziehung durch die Kindertagesstätten derzeit noch im Planungsstadium. Hierzu sind spezielle Schulungen der Erzieherinnen bzw. der zusätzliche Einsatz von Fachpersonal erforderlich. Fortsetzung soll dieses Angebot an Hilfen auch im Bereich der Schule finden, so dass hier zukünftig Erziehungsberatungsstellen eingerichtet werden sollen. Insgesamt steht hinter der Strategie des Präventionsausbaus gleichermaßen die Intention der Einschränkung kostenintensiver stationärer Maßnahmen. Die freien Träger sehen hierin einen langfristigen Trend, so dass die Angebote nicht mehr nur einer inhaltlichen sondern verstärkt einer kostenmäßigen Betrachtung unterliegen. Um den Einsatz der kostenintensiven isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 79 stationären Maßnahmen effektiver gestalten zu können, sollten neben einer verstärkten Fallprüfung vor Beginn der Hilfe auch kürzere Abstände zwischen den Prüfzeitpunkten während der Hilfeanwendung liegen. Gegenwärtig führt das Jugendamt nach § 36 SGB VIII halbjährig eine Prüfung der Fälle bei Heimunterbringung durch. Eine intensivere Beobachtung und Prüfung der Fälle durch das Jugendamt würde nach Ansicht der freien Träger zu einer früheren Beendigung der stationären Maßnahmen führen. Der Ersatz von stationären durch ambulante Hilfen könnte demnach schneller gewährleistet werden. Die Strategie des Jugendamtes zum nahezu generellen Ersatz von stationären Hilfen durch ambulante Hilfen sehen die freien Träger sehr kritisch. Ein bestimmter Anteil der Adressaten benötigt nach Meinung der freien Träger auch künftig stationäre Maßnahmen, hier würden ambulante Hilfen lediglich zu einer zeitverzögerten Anwendung der Heimunterbringung führen. Auch bestünde die Gefahr, dass infolge der späteren Gewährung stationärer Hilfen sich die Problemlage so massiv verschlechtert hat, dass der Umfang der Hilfe sich zeitlich stark ausdehnt. Die freien Träger sprechen sich gemeinhin für eine individuellere Hilfeplanung an den Bedürfnissen des Adressaten aus. Eine schnellere Reaktion auf Problemlagen durch den gezielten, aber auch intensiven Einsatz von einzelnen oder kombinierten Hilfen würde nach Ansicht der freien Träger effizientere Ergebnisse erzielen. Zunehmender finanzieller Druck auf die Träger der Kinder- und Jugendhilfe wird nach Auffassung der freien Träger zur Bildung größerer, kostengünstigerer Anbieter führen. Entsprechend wird für die Zukunft auch eine Gefährdung der gefächerten Angebots- und Trägerstruktur erwartet. Zudem befürchten die freien Träger, dass sich vermehrt kommerzielle Anbieter in der Kinder- und Jugendhilfe des Landkreises etablieren. Im Kontext der abnehmenden Belegung durch das örtliche Jugendamt werden die freien Träger auch zukünftig auf die Strategie der Auslastung durch überregionale Belegung setzen. Darüber hinaus streben sie eine weitere Spezialisierung ihrer Angebote an, um den künftigen Anforderungen der Kostenträger gerecht zu werden. Diese Spezialisierung betrifft bspw. den Bereich behinderter Kinder und Jugendlicher. Um den Anforderungen einer Spezialisierung gerecht zu werden, müssen bspw. die Räumlichkeiten verändert, das Therapieangebot ausgebaut und hoch qualifiziertes Personal gewonnen werden. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 80 Kooperationen Das Jugendamt bewertet die Zusammenarbeit mit anderen Ämtern wie dem Sozialamt, dem Gesundheitsamt, der Arbeitsagentur und der Polizei als gut aufgestellt. In Bezug auf die freien Träger der Hilfen zur Erziehung existieren verschiedene Arbeitskreise im Landkreis, durch die ein Austausch zwischen Jugendamt und freien Trägern sowie unter den Trägern stattfindet. Als unzureichend wird demgegenüber aus Sicht des Jugendamtes die Zusammenarbeit mit dem Bereich der Schulen eingeschätzt. Als Gründe hierfür gelten die unterschiedlichen regionalen Zuständigkeit von Jugendamt und Schulamt. Im Weiteren bemängelt das Jugendamt die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen. Auch die freien Träger beurteilen die Zusammenarbeit mit den örtlichen Schulen als teilweise sehr schwierig. Strukturelle Unterschiede sowie mangelnde Flexibilität seitens der Schulen gestalten die Kooperationen zwischen diesen Partnern eher problematisch.101 Das Personal an den Schulen wird von den freien Trägern zunehmend als überlastet wahrgenommen. In der Schule als Mittelpunkt von Kindern und Jugendlichen wird nach Ansicht der freien Träger zu wenig bzw. keine Beratungsarbeit geleistet. Insgesamt bewerten die freien Träger die bestehenden Kooperationen mit den Ämtern als gut. Dennoch werden konzeptionelle Abstimmungsprobleme zwischen den Arbeitsbereichen der Kinder- und Jugendhilfe und den Zuständigkeitsbereichen anderer Ämter gesehen.102 Einrichtungen der stationären Hilfe im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, die von der Belegung durch das örtliche Jugendamt ausgeschlossen sind, nehmen dennoch an Arbeitsgruppen bspw. zur Qualitätsentwicklung teil. Innerhalb dieser Arbeitsgruppe zur Qualitätsentwicklung wurde ein Fragebogen entwickelt, der als Basis zur Qualitätskontrolle und -weiterentwicklung im Bereich der stationären Hilfen dient. Die Befragung erfolgt einmal jährlich durch die Versendung von Fragebögen an das Jugendamt, den Hilfeempfänger sowie dessen Eltern. Als Ergebnis wird ein Ranking der Einrichtungen erstellt, das die weitere Verbesserung des Angebotes unterstützen soll. Stationäre Einrichtungen, die keine Belegung durch das örtliche Jugendamt des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt erfahren, sind in ihrer gesamten Zusammenarbeit mit diesem Amt 101 102 Bspw. trifft dies auf die Problematik der Schulverweigerer zu. Die Behandlung dieser Schüler durch Schulverweise löst diese Schwierigkeiten nicht. Gegenteiliges ist zumeist der Fall. Exemplarisch hierfür wird die relativ konzentrierte Unterbringung von Sozialhilfeempfängern in Wohngebieten mit niedrigen Miethöhen angesehen. Die Konzentration birgt ein hohes Risikopotential, in dem sich nach Ansicht der freien Träger zunehmend Problemlagen vermehren. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 81 entsprechend eingeschränkt. Einrichtungen mit regionaler Belegung aus dem Landkreis besitzen zumeist intensive Beziehungen mit dem örtlichen Jugendamt und schätzen diese Zusammenarbeit als gut ein. Im Bereich der stationären Hilfe ist die Zusammenarbeit mit den Gemeinden von besonderem Interesse. Hierbei soll die Integration der Kinder und Jugendlichen in den Sozialraum vollzogen werden. Im Großteil der Fälle berichten die freien Trägern von einer gelungenen Integration ihrer Einrichtungen in die Gemeinden, so dass auch darüber hinaus Kooperationen mit am Ort ansässigen Unternehmen für Praktika und Ausbildungen der Jugendlichen entstanden sind. Zunehmende Bedeutung erlangt die Zusammenarbeit zwischen den freien Trägern, medizinischen Einrichtungen und vor Ort ansässigen Ärzten. Aufgrund vermehrt auftretender psychischer Störungen und Erkrankungen bei den Adressaten der Heimeinrichtungen wird auf die Zusammenarbeit mit psychiatrischen Einrichtungen zunehmend großen Wert gelegt. Als Orientierung für die künftige Ausgestaltung von Kooperationen streben einzelne freie Träger eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen im Landkreis ansässigen Trägern an. Trotz der existierenden Konkurrenzsituation zwischen den freien Trägern sichert die jeweilige Spezialisierung grundlegende Unterschiede in der Angebotsgestaltung und somit der Auslastung der Einrichtungen. Einfluss gesetzlicher Regelungen Von Seiten des Jugendamtes wird der Einfluss der Gesetzgebung auf die Hilfen zur Erziehung generell als gering eingestuft. Die freien Träger sehen negative Auswirkungen der Gesetzgebung auf die Praxis der Kinder- und Jugendhilfe. Insbesondere die oft zu knapp kalkulierten Umsetzungszeiträume werden als Behinderung der eigentlichen Arbeit wahrgenommen. Im Prinzip der Freiwilligkeit wird zudem ein Vollzugsdefizit gesehen. Familien, in denen ein Hilfebedarf besteht, der aber nicht wahrgenommen wird, laufen der Pflicht des Jugendamtes zur Erhaltung des Kindeswohles entgegen. Große Befürchtungen äußern sowohl das Jugendamt als auch die freien Träger hinsichtlich der Bestrebungen der Föderalismuskommission. Diese „Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung“ verfolgt das Ziel die Verteilung der Gesetzgebungskompetenzen zwischen dem Bund und den Ländern neu zu ordnen.103 In 103 Vgl. AWO-Bundesverband e. V. (2004), S. 8f. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 82 dieser Strategie wird die Gefahr gesehen, dass gegenwärtig bundeseinheitliche Gesetze in der Auslegung bzw. Umsetzung durch die Länder sich noch stärker unterscheiden werden. Insbesondere im Bereich der freiwilligen Leistungen besteht große Unsicherheit über die zukünftige Ausgestaltung dieser Angebote. Indikatoren als Planungs- und Steuerungsgrundlage Als Indikatoren für die künftige Bedarfsgestaltung in den Hilfen zur Erziehung wird seitens des Jugendamtes das gesamte gesellschaftliche Umfeld mit seinen Einwirkungen auf die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen benannt. Die Schule und die Familie besitzen hierbei den größten Einfluss. Entsprechend weist das Jugendamt Problemlagen in diesen Bereichen als Indikatoren der Bedarfsentwicklung in den Hilfen zur Erziehung aus. Weiterhin wird als wichtiger Indikator die Angebotsvielfalt im Sozialraum der Kinder und Jugendlichen gesehen. Der vom Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt herausgegebene Sozialstrukturatlas bildet den Landkreis mit einer großen Anzahl von Indikatoren ab, so dass anhand dieser Dokumentation eine Einordnung der sozialräumlichen Problemlagen im Landkreis möglich wird. Die im Sozialstrukturatlas dargestellten sozialen Belastungsfaktoren wie bspw. Jugendarbeitslosigkeit, Kriminalität, Sozialhilfeempfänger usw. beschreiben tendenzielle Entwicklungen, die u.a. in die Bedarfsplanung der Hilfen zur Erziehung mit einfließen. Als kostenintensiv zeigte sich lediglich die erste Erstellung des Sozialstrukturatlas, die Fortschreibung ist deutlich weniger aufwendig. Entsprechend bescheinigt das Jugendamt dem Sozialstrukturatlas ein ausgewogenes Nutzen-Kosten-Verhältnis. Aufgrund der Komplexität der Bedarfsentwicklung im Bereich der Hilfen zur Erziehung können die im Sozialstrukturatlas abgebildeten Indikatoren zwar nicht unmittelbar der Bedarfsplanung zugrunde gelegt werden, bilden aber eine wichtige Diskussionsbasis für die strategische Ausrichtung der Angebote. Auch seitens der freien Träger wird der Sozialstrukturatlas als wertvolle Diskussionsgrundlage bewertet. Die Planung der Bedarfsentwicklung erfolgt bei den freien Trägern dennoch zumeist auf der Grundlage der historischen Entwicklung. Insofern wird anhand vorliegender Anfragen und erreichter Auslastungsquoten die zukünftige Platzanzahl ermittelt. Da Schwankungen in der Belegung generell nicht ausgeschlossen werden können, dient die flexibel angelegte Arbeitszeitgestaltung der Mitarbeiter als Puffer. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 83 Sonderuntersuchungsfeld Hartz IV Am 1. Januar trat das vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz IV) in Kraft. Kernelement ist die Zusammenführung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe für erwerbsfähige Hilfebedürftige zum Arbeitslosengeld II (ALG II). Das vierte Gesetz spiegelt sich im SGB II wieder und formuliert Aufgaben und Ziele einer Grundsicherung für Arbeitsuchende. Der Leitgedanke des SGB II ist „Fördern und Fordern“. Die Arbeitsverwaltung sieht den Menschen als Kunden, der in den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln ist. Den Ausgangspunkt bildet die Eigenverantwortung von erwerbsfähigen, hilfebedürftigen Personen und den mit ihnen in einer Bedarfsgemeinschaft104 lebenden Personen hinsichtlich der Sicherstellung des eigenen Lebensunterhaltes. Es besteht die Forderung, dass von den ALG II-Empfängern sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft werden, die zur Verringerung bzw. Beendigung der Hilfebedürftigkeit beitragen und somit aktiv an ihrer Eingliederung in Arbeit mitwirken.105 Im Vorfeld der Leistungsgewährung nach dem SGB II erfolgt eine Bedürftigkeitsprüfung.106 Der Grundsatz des „Förderns“ beinhaltet die umfassende Unterstützung der Hilfebedürftigen durch entsprechende Eingliederungsleistungen mit dem Ziel der Vermittlung in Arbeit.107 Im Zusammenhang mit Hartz Arbeitsgemeinschaft (ARGE) 108 IV wurde im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt eine eingerichtet, um die Leistungserbringung aus einer Hand in den Job Centern109 zu ermöglichen. Die Agentur für Arbeit und die kommunalen Träger sollen gemäß § 44b SGB II gemeinsam ihre Aufgaben zur Grundsicherung für Arbeitssuchende auf die ARGE übertragen. 104 105 106 107 108 109 Als Bedarfsgemeinschaft werden diejenigen Angehörigen und Partner bezeichnet, die mit den erwerbsfähigen Hilfebedürftigen zusammenleben. Darunter fallen erwerbsfähige Hilfebedürftige, im Haushalt lebende Eltern, Elternteil eines minderjährigen Kindes, der Partner der erwerbsfähigen Person, der nicht dauernd getrennt lebende Ehegatte oder Lebenspartner bzw. die eheähnliche Gemeinschaft. Vgl. § 2 SGB II (2003). Vgl. §§ 11, 12 SGB II (2003). Vgl. § 14 SGB II (2003). Vgl. § 44b SGB II (2003), Die ARGE ist eine rechtlich eigenständige Einrichtung mit einem/ einer Geschäftsführer/ in, die/ der sowohl von der Agentur für Arbeit oder der Kommune gestellt werden kann. Die ARGE kann Verwaltungsakte oder Widerspruchsbescheide erlassen. Laut § 9 Abs. 1 SGB III sollen ab dem 01.01.2005 von den Agenturen für Arbeit sogenannte Job Center als einheitliche Anlaufstellen errichtet werden, so dass diejenigen, die einen Arbeitsplatz oder Ausbildungsplatz suchen, hier informiert werden, der Beratungs- und Betreuungsbedarf geklärt und der erste Eingliederungsschritt verbindlich vereinbart wird. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 84 Der § 3 Abs. 2 SGB II ist in besonderer Weise für junge Arbeitslose und deren Familien von Bedeutung. Entsprechend wird darauf verwiesen, dass „erwerbsfähige Hilfebedürftige, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, unverzüglich nach Antragstellung auf Leistungen nach diesem Buch in eine Arbeit, eine Ausbildung oder eine Arbeitsgelegenheit zu vermitteln sind. Können Hilfebedürftige ohne Berufsabschluss nicht in eine Ausbildung vermittelt werden, soll die Agentur für Arbeit darauf hinwirken, dass die vermittelte Arbeit oder Arbeitsgelegenheit auch zur Verbesserung ihrer beruflichen Kenntnisse und Fähigkeiten beiträgt.“110 Eine zentrale Rolle wird hierbei den Job-Centern zugeschrieben. In ihrem Aufgabenbereich liegt das Anbieten von ganzheitlichen Hilfen aus einer Hand, d.h. sie sind verantwortlich für die Erbringung der neu zu regelnden Geldleistungen, für das Erbringen der entsprechenden Eingliederungsleistungen sowie weiterer sozialer Dienstleistungen.111 In den Job-Centern kommt dem neu einzurichtendenden Fallmanagement eine zentrale Bedeutung zu. Zukünftig ist nicht allein die Eigeninitiative des jungen Menschen gefordert, sondern auch die Initiative des sogenannten Fallmanagers. Diese sind die Schlüsselfiguren bei der Förderung der Arbeitssuchenden. Angestrebt wird auf Dauer ein Verhältnis von einem Ansprechpartner zu 75 Jugendlichen.112 Problematisch erweist sich hierbei die Umsetzung dieser Vorgaben. Derzeitig betreut im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ein Agenturmitarbeiter 500 Arbeitslose. Ab dem 01. Januar 2005 soll seitens der Agentur ein Betreuungsschlüssel von 1:300 und für die Jugendlichen ein Verhältnis von 1:150 realisiert werden. Gegenwärtig sieht die Agentur für Arbeit kaum die Möglichkeit, selbst den Zielwert von 1 : 150 mit Beginn des Jahres 2005 erreichen zu können. Mit dem ihm zugeordneten Fallmanager muss jeder arbeitssuchende Jugendliche eine Eingliederungsvereinbarung113 abschließen, in der sich beide Seiten zu konkreten Maßnahmen verpflichten, damit die Integration in den Arbeitsmarkt erfolgreich umgesetzt wird. Die Eingliederungsvereinbarung wird für sechs Monate abgeschlossen. Erfolgt keine Integration des Jugendlichen, kommt es zum Abschluss einer neuen Eingliederungsvereinbarung für weitere sechs Monate. Sie legt fest, was der Hilfesuchende zu erwarten hat und wozu er sich verpflichtet. Dazu gehören bspw. die Annahme einer zumutbaren Arbeit, die Bereitschaft zur Teilnahme an Eingliederungsmaßnahmen, der 110 111 112 113 Vgl. § 3 Abs. 2 SGB II (2003). Darunter zählen bspw. Sucht- und Schuldnerberatung, psychosoziale Beratung etc. Das Verhältnis 1: 75 ist als Richtwert anzusehen. Vgl. § 15 SGB II (2003). Ergänzende Hilfen zur Unterstützung wie bspw. Schuldnerberatung, Drogenberatung und Kinderbetreuung etc. liegen ebenfalls in der Entscheidungsbefugnis des Fallmanagers. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 85 Nachweis von Eigenbemühungen ebenso wie die Sanktionsmöglichkeiten bei Nichtbeachtung. Der Fallmanager soll einzelfallbezogen die Eingliederungsleistungen sowie gegebenenfalls die erforderlichen ergänzenden sozialen Dienstleistungen festlegen, um zielorientiert eine verknüpfende, der Bedarfslage entsprechende, sinnvoll aufeinander abgestimmte Förderkette zur beruflichen und sozialen Integration sicherzustellen. Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt werden diesbezüglich die derzeitigen Arbeitsberater der Agentur für Arbeit vorab binnen einer Woche im Fallmanagement geschult, um dann später weitere Schulungen innerhalb der ARGE zu durchlaufen, die anhand eines Qualifizierungsplanes realisiert werden sollen. Die im Fallmanagement zu erbringenden Leistungen und deren daran gebundene Tiefe an Fachlichkeit erfordert von den Mitarbeitern ein umfangreiches Qualifikationsprofil, diagnostische Fähigkeiten sowie die Entwicklung von Hilfe-, Förderungs- sowie Eingliederungsplänen und entsprechender Controllingverfahren. Diesbezüglich ist es unabdingbar, dass die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der Agentur für Arbeit und den Trägern der Jugendhilfe bzw. den Sozialarbeitern intensiviert werden muss. Um die Unterstützung der Jugendlichen sorgfältig wahrnehmen und diese auch offensiv in den Verhandlungen mit den Job-Centern bzw. Fallmanager zum Ausdruck bringen zu können, ist es des weiteren erforderlich, dass dem auch einen entsprechender Wissenstand und eine thematische Auseinandersetzung der Sozialarbeiter bezüglich Hartz IV vorausgehen muss. Es erscheint zudem im Vorfeld notwendig, dass die jungen Menschen im Hinblick auf die Antragsstellung, und dann vor allem bezüglich des Abschlusses entsprechender Eingliederungsvereinbarungen massiv unterstützt und beraten werden. Die Jugendlichen sollen in die Lage versetzt werden, kreativ und selbständig ihre realen Unterstützungsbedarfe zu formulieren, so dass sie nicht nur auf die Angebotsschablonen des Job-Centers reagieren können. Somit besteht die zukünftige Tendenz hin zu einem steigenden Bedarf an Erziehungsbeistand. Weit über 1.000 Jugendliche sind im Januar 2005 im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt von § 3 Abs. 2 SGB II betroffen, so dass hier entsprechende Integrationsangebote vorliegen müssen. Für diejenigen Jugendlichen, die einen Berufsabschluss haben, steht die sofortige Vermittlung in Arbeit im Vordergrund. Seitens der örtlichen Agentur für Arbeit laufen bereits konkrete Gespräche mit potentiellen Arbeitgebern bezüglich möglicher Arbeitsplätze. Problematischer erscheint dagegen die Vermittlung bzw. Integration bei den Jugendlichen, die über keine Berufsausbildung verfügen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 86 Im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt sollen die Anforderungen des § 3 Abs. 2 SGB II Mithilfe eines Integrationsprojektes114 umgesetzt werden. Ziel ist es, den betroffenen Jugendlichen Angebote zu unterbreiten, die deren individuelle Biografien, persönliche Interessenslagen bzw. -fähigkeiten berücksichtigen. In Zusammenarbeit mit ansässigen Bildungsträgern sollen entsprechend Maßnahmen wie Profiling, Assessment sowie Eignungserprobung durchgeführt werden, um im Anschluss daran eine punktuelle Qualifizierungen der Jugendlichen zu ermöglichen. Nach einem entsprechenden Zeitraum sind dann bereichsspezifische Praktika in Betrieben vorgesehen, die schließlich in die Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt münden sollen. Die Verweigerung des Abschlusses einer Eingliederungsvereinbarung, die fehlende Eigenbemühung, die Ablehnung bzw. Nichtfortführung einer zumutbaren Arbeit, Ausbildung oder Arbeitsgelegenheit115 sowie die Verweigerung bzw. der Abbruch der Teilnahme an einer Eingliederungsmaßnahme ziehen für den Jugendlichen entsprechende Sanktionen nach sich, was schon beim ersten Verstoß eine Sperre des ALG II für drei Monate bedeutet. Tritt dieser Fall ein, erhält der Jugendliche lediglich die Kosten für seine Unterkunft und Heizung, die aber direkt an den Vermieter gezahlt werden. Dies geschieht zur Vermeidung einer unsachgemäßen Geldverwendung durch den Jugendlichen. Des weiteren erhält der junge Mensch Lebensmittelmarken. Seitens des Jugendamtes und der Agentur für Arbeit des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt wird diese Form des Drucks auf das Verhalten der Jugendlichen als positiv eingeschätzt, da auch nur bei denjenigen Betroffenen Hilfe fruchten kann, bei denen sie auch gewollt wird. Diese Form des „Nein-Sagens“ wird als notwendige Erziehungsmaßnahme gesehen. Aus der Sicht der freien Träger besteht teilweise Besorgnis über die Härte der Sanktionen. Trotz allem bewerten die freien Träger den Druck auf die Jugendlichen ebenso als notwendig, um die Jugendlichen in Arbeit und somit in ein strukturiertes Leben einzuführen. Dennoch bestehen auf dieser Seite die Befürchtungen, dass die Fallmanager den Problemlagen der Adressaten fachlich nicht gewachsen sind. Vereinzelt werden auch Befürchtungen artikuliert, dass mit der Umsetzung der Sanktionen „in aller Härte“ die Gefahr der Zunahme der Jugendkriminalitätsquote besteht. Vermutungen hinsichtlich eines bevorstehenden Anstiegs von Kinderarmut infolge der Hartz-IV-Gesetzgebung werden allerdings von Seiten des Jugendamtes sowie der Agentur für Arbeit als unbegründet zurückgewiesen. 114 115 Das angedachte Integrationsprojekt hat den Namen Modell-Verbund-Projekt „Arbeit statt Arbeitsgelegenheiten“. Vgl. § 10 SGB II (2003). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 87 Für ALG II-Empfänger wird über die Gewährung von Unterstützungsleistungen hinaus eine Prüfung der Angemessenheit des Wohnraumes vorgenommen. Somit besitzt die Agentur für Arbeit die Befugnis nach einer 6-Monatsfrist den Umzug anzuordnen. In dieser Praxis sieht das Jugendamt vom Landkreis Saalfeld-Rudolstadt die Gefahr der Herausbildung von Ghettos. Hier wird die Notwendigkeit gesehen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, um die Entstehung sozialer Brennpunkte zu vermeiden. Von dieser gesetzlichen Regelung können ebenso Nachteile für die Kinder entstehen, da durch einen forcierten Umzug der Familie ein Einrichtungswechsel, Schulwechsel sowie der Zusammenbruch sozialer Unterstützungsnetze herbeigeführt werden würde. Im Kontext der Hartz-IV-Gesetzgebung besitzt das Jugendamt die Intention möglichst keine „Ein-Euro-Jobs“ bei den freien Trägeren der Hilfen zur Erziehung zu schaffen, da hier eine Verdrängung der regulären Arbeitsplätze befürchtet wird. Konzeptionell kann durch diese Form der befristeten Arbeitsverhältnisse116 kein Beziehungsverhältnis zwischen den Kindern und Jugendlichen und der entsprechenden „Ein-Euro-Arbeitskraft“ aufgebaut werden. Ein konstant bestehendes Beziehungsnetzwerk ist aber gerade für die Adressaten der Hilfen zur Erziehung von enormer Bedeutung, da hier schon im Vorfeld mehrere Beziehungsabbrüche stattgefunden haben. Somit stuft das Jugendamt den Einsatz von „Ein-Euro-Jobs“ im Bereich der Hilfen zur Erziehung als problematisch und aus therapeutischer Sicht eher als schädlich ein. Analog zum Jugendamt sehen die freien Träger ebenfalls kaum Einsatzmöglichkeiten für „EinEuro-Jobs“ in der Kinder- und Jugendhilfe. Besonders die Notwendigkeit des Einsatzes von Fachpersonal in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird von den freien Trägern als unabdingbar gesehen. Die Gewährleistung von Qualität und pädagogische Arbeit ist aus Sicht der freien Träger durch diese Job-Form nicht gegeben. Somit werden die „Ein-Euro-Jobs“ nicht als Ersatzmöglichkeit für die Fachkräfte gesehen. Die Beschäftigung von „Ein-EuroArbeitskräften“ in sogenannten Neben- und Hilfstätigkeiten117 findet ebenfalls von der Mehrheit der freien Träger Ablehnung. Des weiteren werden die „Ein-Euro-Jobs“ in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen insofern kritisch beurteilt, als durch den Einsatz von Hilfskräften, z.B. in Jugendclubs, junge Menschen in ihrer Selbständigkeit und Kreativität beschnitten werden können, wenn ihnen Motivation und Möglichkeiten genommen werden, selbst mitzugestalten und Verantwortung zu übernehmen. 116 117 Die Dauer der „Ein-Euro-Jobs“ beträgt maximal sechs Monate. Unter diese Form von Tätigkeiten fallen bspw. Arbeiten im technischen Bereich (Instandsetzung), einfache Formen der Kinder- und Jugendarbeit, die nicht unter die Regelleistungen fallen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 88 Zusammenfassend kann festgehalten werden dass bei den freien Trägern insgesamt die Befürchtungen bestehen, dass es durch die Inkraftsetzung der Hartz IV Gesetzgebung bei einem beträchtlichen Teil Bevölkerung in der Region eher zu einer Verschlechterung der sozialen Lage kommen könnte. Dennoch müsse zunächst die reale Umsetzung ab dem 01. Januar 2005 beobachtet werden, um Auswirkungen feststellen zu können. Im Rahmen der durchgeführten Experteninterviews waren bei einer geringen Anzahl der freien Träger gewisse Unsicherheiten bezüglich der Auslegung bestimmter Gesetzesvorgaben laut SGB II118 erkennbar. 4.4.6 Zusammenfassung der Ergebnisse Vom Ausgangspunkt im Jahr 2003 entwickelt sich die Altersgruppe der unter 27-Jährigen in der Fallregion Saalfeld-Rudolstadt im Prognosezeitraum bis 2010 stark negativ. Dieser Rückgang kann nahezu vollständig auf den massiven Bevölkerungsverlust der Gruppe der 12bis unter 19-Jährigen, deren Anzahl um über die Hälfte schrumpft, zurückgeführt werden. Unter der Annahme konstanter Rahmenbedingungen wirkt sich die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2010 vorrangig auf die Bereiche der ambulanten Hilfen (§§ 29, 30 SGB VIII) sowie den Sektor der Heimbetreuung bzw. der sonstigen betreuten Wohnformen (§ 34 SGB VIII) aus. Die prognostizierte Abnahme um jeweils ein Drittel des Fallaufkommens in diesen Hilfeformen kann entsprechend der Bevölkerungsprognose direkt mit dem starken Absinken der Bevölkerungsgruppe der 12- bis unter 19-Jährigen in Zusammenhang gestellt werden. Die Untersuchung der Sozialstrukturentwicklung des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt verweist auf eine leichte Zunahme sozialer Belastungsfaktoren. Generell als problematisch stellt sich das Ansteigen der Arbeitslosenquote dar. Aufgrund der Konzentration von Sozialleistungsempfängern auf die Städte ist hier eine prekäre Entwicklung zu beobachten. Im Ergebnis ließen die demografische Entwicklung und die damit einhergehende Entwicklung des Fallaufkommens im Bereich der Hilfen zur Erziehung in der Tendenz einen weiteren Bedarfsrückgang erwarten. Die konzeptionellen Vorstellungen des Jugendamtes und der freien Träger zur zukünftigen Arbeit im Bereich der Hilfen zur Erziehung sowie die bestehende Praxis der Fremdbelegung in den Heimeinrichtungen stellen allerdings ein Gegengewicht zu den Implikationen der Bevölkerungsprognose dar. 118 Vorrangig ging es hierbei um die Auslegung des § 9 Abs. 4 SGB II. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 89 Der prognostizierte Rückgang der stationären Hilfe nach § 34 SGB VIII wird, infolge der Vorgaben des Jugendamtes, diese kostenintensive Hilfeform auf ein Minimum zu beschränken, zusätzlich verstärkt. Unabhängig von demografischen Veränderungen besteht seitens des Jugendamtes die Intention, teurere Hilfen zugunsten vergleichsweise günstigerer Leistungen einzusparen. Aus der immer ausgeprägteren kostenseitigen Betrachtung von Angeboten durch das Jugendamt erwächst zudem nach Einschätzung einiger Akteure die Gefahr der Vernachlässigung inhaltlicher Aspekte der Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. Die Orientierung der im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt ansässigen Heimeinrichtungen nach § 34 und 35a SGB VIII auf die deutschlandweite Belegung ihrer Plätze ist als zukunftsweisend anzusehen. Diese überregionale Belegungspraxis erlaubt den freien Trägern, unabhängig von demografischen Entwicklungen „vor Ort“ und konzeptionellen Neuausrichtungen des örtlichen Jugendamtes, Hilfen in einem breiten Rahmen anzubieten. Eine weitere Reduzierung der Belegungszahlen durch das örtliche Jugendamt und eine sinkende Adressatengruppe in der Region sollten somit durch die langfristig existierende überregionale Orientierung der freien Träger aufgefangen werden. Die strategische Ausrichtung des Ausbaues der Präventionsarbeit zur Vermeidung von Hilfen außerhalb der Familie stellt einen wichtigen Trend der kommenden Jahre dar. Entsprechend wird es, trotz Bevölkerungsrückgang, im Bereich der ambulanten Hilfen weniger zum Kapazitätsabbau, sondern zum Ausbau kommen. Bereits seit einigen Jahren zeichnet sich die Zunahme der Problemlagen von Kindern und Jugendlichen, die Hilfen in Anspruch nehmen, ab. Aufgrund der dargestellten tendenziellen Zunahme sozialer Belastungsfaktoren ergeben sich steigende Anforderungen an das im Bereich der Hilfen zur Erziehung tätige Personal, verbunden mit der Notwendigkeit von Zusatzqualifikationen bzw. dem Bedarf an hoch qualifiziertem Personal. Strategien bestehen insbesondere bei den freien Trägern in der aktiven Werbung und Akquisition von Fachkräften an Universitäten und Fachhochschulen. Um Schwankungen in der Belegungszahl besser begegnen zu können, wurde von den freien Trägern bereits in der Vergangenheit ein flexibles Arbeitszeitsystem mit einer Basisstundenzahl und der Möglichkeit zur Aufstockung etabliert. Das Jugendamt sieht diese Variante für sich gleichermaßen als zukunftsweisend an. Die finanzielle Ausstattung des Bereiches der Hilfen zur Erziehung wird zukünftig als problematisch eingestuft, so dass Budgetkürzungen nach Auffassung der freien Träger zur isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 90 Reduzierung von Angebotsvielfalt und Abstrichen bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Hilfen führen werden. Der sich abzeichnende Wettbewerbs- bzw. Fusionsdruck unter den Einrichtungen verschärft die Lage insbesondere kleinerer Anbieter, wodurch ebenfalls eine Gefährdung der Angebotsvielfalt entsteht. Die Thematik des Gender Mainstreaming besitzt weder aus behördlicher noch aus Sicht der Träger eine große Relevanz. Geschlechtsspezifische Angebote werden als „bedarfsabhängige Variable“ deklariert. Politisch motivierte Vorgaben erfahren einstimmig Ablehnung. Im Kontext der Gesetzgebung von Hartz IV existiert im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt eine breit aufgestellte Zusammenarbeit zwischen dem Jugendamt, der Agentur für Arbeit und verschiedenen Weiterbildungsträgern. Es liegt diesbezüglich ein erstes Projekt zur Integration arbeitsloser Jugendlicher im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt vor. Zusammenfassend besteht seitens des Jugendamtes eine bewusste Wahrnehmung der demografischen und sozialstrukturellen Veränderungen in der Zukunft des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt. Entwicklungstendenzen in den Adressatengruppen werden untersucht und die konzeptionellen Planung einbezogen, wobei finanzpolitische Entscheidungen zunehmend die Arbeit dominieren. Aufgrund der strategischen Ausrichtung der freien Träger auf überregionale Belegung ihrer Einrichtungen entziehen sich diese dem Risiko von Überkapazitäten sowie zukünftig schrumpfenden Adressatenzahlen des Landkreises. Entsprechend besitzen die qualitative Aufstellung des Leistungsangebotes und die Kooperationsstrukturen insbesondere zu den Jugendämtern anderer Regionen höchste Priorität. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4.5 Fallstudie 3: Landkreis Nordvorpommern 4.5.1 Daten zur Bevölkerung und Sozialstruktur 91 Demografie Im Landkreis Nordvorpommern hat sich die Bevölkerung von 1995 bis 2003 um 2,6 % auf 115.190 Personen verringert. Im Zeitraum von 2001 bis 2003 gründet sich diese Entwicklung vor allem auf den im Vergleich zum Geburtensaldo stärker negativen Wanderungssaldo.119 Die Bevölkerungszahl in der Altersgruppe der unter 27-Jährigen weist für die Jahre 2000 bis 2003 insgesamt eine Abnahme um fast ein Zehntel auf. Bei näherer Betrachtung der einzelnen Altersgruppen wird für den Zeitraum von 2001 bis 2003 eine sehr differenzierte Entwicklung erkennbar. Die Altersgruppe der unter 3-Jährigen sinkt um knapp 3 %, während die Gruppe der 3- bis unter 6-Jährigen um mehr als 6 % angewachsen ist. Die stärkste Reduzierung im genannten Zeitraum ist bei der Altersgruppe der 6- bis unter 12-Jährigen mit insgesamt einem Drittel zu beobachten. Von 2000 bis 2003 geht die Bevölkerungsanzahl in der Gruppe der 12- unter 18-Jährigen um 14 % zurück. Während die Alterskohorte der 18- bis unter 21-Jährigen um fast 7 % abnimmt, erfolgt in der Gruppe der 21- bis unter 27-Jährigen eine Zunahme um über 6 %.120 Die voraussichtliche Bevölkerungsentwicklung in den jugendhilfe-relevanten Altersgruppen für den Landkreis Nordvorpommern bis 2010 wird in Abbildung 12 dargestellt.121 Bei der Bevölkerung der unter 26-Jährigen wird im Zeitraum von 2003 bis 2010 insgesamt einen Rückgang um mehr als ein Viertel prognostiziert, so dass im Jahr 2010 ca. 23.500 junge Menschen im Landkreis leben werden. Bis auf die Alterskohorten der unter 3-Jährigen (2,4 %) und 6- bis12-Jährigen (14,7 %) ist in allen anderen Altersklassen ein Rückgang zu beobachten. Die stärksten Zuwächse um ca. ein Drittel erfolgen im genannten Zeitraum bei den 9- bis 11-Jährigen. Der Bevölkerungsverlust der unter 26-Jährigen lässt sich auf den hohen Rückgang in der Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen zurückführen. Hier ist ein Verlust von 48,5 % bis 65,1 % zu erkennen, wobei der Höhepunkt bei den 16- bis 17-Jährigen mit mehr als -68 % liegt. 119 120 121 Vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg Vorpommern (2004a). Vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg Vorpommern (2000-2003). Aufgrund der im Projektzeitraum nicht vorhandenen Bevölkerungsprognose auf Kreisebene gegliedert nach Altersgruppen, wurden die prozentualen Veränderungen der Bevölkerungsvorausberechnung für Mecklenburg-Vorpommern bis 2020 auf die entsprechenden Altersgruppen der Bevölkerung von Nordvorpommern übertragen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 92 Abbildung 12: Anteile der Bevölkerungsklassen der unter 26-Jährigen bis 2010 im Landkreis Nordvorpommern 100% 90% 80% 19-26 70% 16-19 60% 12-16 50% 6-12 40% 3-6 30% 0-3 20% 10% 0% 2003 2006 2010 Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2003); Berechnungen isw Institut. Abbildung 12 zeigt bei den 6- bis 12-Jährigen eine deutliche Anteilszunahme von 14 auf 22 %. Demgegenüber sinkt der Anteil der 16- bis 19-Jährigen am stärksten. 2003 betrug deren Anteil an der Gesamtbevölkerung der unter 26-Jährigen noch 18 %, er fällt auf 8 % im Jahr 2010 ab. Sozialstruktur Seit 1998 ist in eine stetige Zunahme der Arbeitslosenzahlen im Landkreis Nordvorpommern von 11.698 auf 14.185 (2004) zu beobachten. Mithin stieg die Arbeitslosenquote von 21,8 % auf 24,2%. Im Jahr 2001 waren über ein Drittel der Arbeitslosen länger als ein Jahr ohne Beschäftigung. Von 2002 bis 2004 erhöht sich die Arbeitslosenzahl bei den Jugendlichen unter 25 Jahre um 17,2 % auf 1.705. Fast ein Viertel der arbeitslosen Jugendlichen ist im Jahr 2004 seit mehr als sechs Monaten ohne Arbeit.122 Von 2000 bis 2003 ist die Quote der Sozialhilfeempfänger, gemessen an der Gesamtbevölkerung des Landkreises Nordvorpommern, kontinuierlich von 2,5 auf 3,9 % angestiegen.123 Der Anteil der Empfänger von Hilfen zum Lebensunterhalt unter 25 Jahren liegt seit 2000 über 50 %. Mit über 3,5 % ist die Quote der Empfänger unter 25 Jahre bezogen auf die altersgleiche Bevölkerung im genannten Zeitraum dreimal höher als die Quote in der 122 123 Vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (1999-2004) und Bundesagentur für Arbeit (2004). Die Quote der Sozialhilfeempfänger beschreibt die Anzahl der Personen mit laufender Sozialhilfe außerhalb von Einrichtungen bezogen auf 100 Personen der Wohnbevölkerung. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 93 Gesamtbevölkerung. Der Anteil der Sozialhilfeempfänger in der Altersgruppe der unter 3Jährigen, gemessen an der altersgleichen Wohnbevölkerung, liegt über 18 %. Die nähere Betrachtung der Bedarfsgemeinschaften verdeutlicht, dass im Jahr 2003 mit knapp einem Viertel relativ oft Alleinerziehende mit minderjährigen Kindern von Sozialhilfe abhängig sind.124 Der Umfang aufgewendeter Hilfen zum Lebensunterhalt umfasste im Jahr 2003 insgesamt 24 Mio. Euro. Im Zeitraum von 1997 bis 2003 ist im Landkreis Nordvorpommern ein deutlicher Anstieg der wohngeldbeziehenden Haushalte um mehr als ein Drittel auf insgesamt 8.419 Haushalte zu erkennen. In den genannten Jahren liegt der Anteil der von Arbeitslosigkeit betroffenen Wohngeldempfänger durchgängig bei über 40%.125 Die Familienstruktur hat sich im Landkreis Nordvorpommern in den Jahren von 2000 bis 2003 nur geringfügig verändert. Dennoch ist zu beobachten, dass sich der Trend schrittweise vom klassischen Familienmodell abwendet. Im genannten Zeitraum nehmen die Familien mit Kindern kontinuierlich um 7,4 % ab. Ebenso erfolgt ein Zuwachs um 5,7 % bei den alleinerziehenden Frauen. Im Zeitraum von 2001 bis 2002 sind die Ehescheidungen um ein Viertel zurückgegangen, während im darauffolgenden Jahr wiederum ein leichter Zuwachs um fast 10 % zu erkennen ist. Insgesamt wurden 2003 293 Ehen geschieden. Im Beobachtungszeitraum nehmen insbesondere die Ehescheidungen nach bereits fünf Ehejahren drastisch zu (+20,5 %). 59 % der Scheidungen betreffen im Jahr 2003 Kinder.126 Die Zahl der Schulabgänger ist von 1999 bis 2003 insgesamt um 12,1 % gesunken. Besonders hoch ist die Abnahme bei den Absolventen des Gymnasiums (-19,7 %) und der Hauptschule (-26,3 %). Auch die Zahl der Absolventen mit Realschulabschluss ging zurück (-7,8 %). Hingegen ist eine deutliche Zunahme bei den Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss bzw. mit landesspezifischem Förderabschluss zu registrieren. Während 1999/2000 insgesamt 172 Jugendliche die Schule ohne Abschluss verließen, waren es im Abschlussjahr 2003 204, was einer Steigerung um 18,6 % entspricht. Zusammenfassend erreicht im Jahr 2003 mehr als die Hälfte der Absolventen einen Realschulabschluss, nahezu ein Fünftel den Hauptschulabschluss und ca. 16 % verlassen die Schule mit der allgemeinen Hochschulreife. Der Anteil von Schulabgängern ohne 124 125 126 Vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2003, 2004). Vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (1999-2004) und Bundesagentur für Arbeit (2004). Vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2002-2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 94 Hauptschulabschluss (2003: 12 %) ist gemessen an der Gesamtanzahl der Schulabschlüsse im Vergleich zu 2000 um ein Drittel angewachsen.127 4.5.2 Daten zur Kinder- und Jugendhilfe Struktur und Kapazitäten der Bereiche „Tageseinrichtungen für Kinder“ und „Hilfen zur Erziehung“ Der Landkreis Nordvorpommern verfügte im Jahr 2000 über insgesamt 86 Tageseinrichtungen zur Betreuung von Kindern unter 12 Jahre. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Einrichtungen zu fast gleichen Anteilen in der Hand von freien (41) und kommunalen Trägern (45), mit zusammen 2 Kindergärten, 18 Horten und 66 gemischten Einrichtungen. Bis zum Jahr 2003 erfolgt ein geringfügiger Abbau um ca. 6 %, wobei die reinen Horteinrichtungen mit der Schließung von acht Einrichtungen am stärksten betroffen sind. Im Gegensatz hierzu erfolgte die Neueröffnung von drei gemischten Einrichtungen. Für den genannten Zeitraum ist der Trend eines schrittweisen Übergangs der Kindertageseinrichtungen in freie Trägerschaft zu beobachten. Von den im Jahr 2002 noch insgesamt 45 kommunalen Kindertageseinrichtungen befanden sich im Jahr 2003 nur noch 22 in öffentlicher Hand. Demzufolge ist bei den freien Trägern eine Zunahme der Kindertageseinrichtungen um mehr als 40 % festzustellen.128 Neben dem Angebot von Kinderkrippe, Kindergarten bzw. Hort besteht die Möglichkeit der Betreuung durch Tagespflegestellen. In diesem Bereich lässt sich ein kräftiger Zuwachs von 2002 (29 Tagespflegepersonen) auf insgesamt 43 im Februar 2004 beobachten (+48 %). Im Jahr 2002 standen insgesamt 5.306 Plätze zur Belegung zur Verfügung. Davon entfielen 871 Plätze auf den Krippenbereich, 2.687 auf die Kindergärten, 1.748 auf die Horte sowie 100 auf Betreuungsplätze für behinderte Kinder. Zu diesem Zeitpunkt erfolgte die Betreuung der Kinder durch 566 in den Einrichtungen tätige Personen, darunter 152 Vollzeitkräfte.129 Für den Bereich der Hilfen zur Erziehung existierten im Jahr 2002 im Landkreis Nordvorpommern insgesamt 32 Einrichtungen. Hierzu zählen Einrichtungen, die Hilfen in 127 128 129 Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2004c) und Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002). Vgl. Landratsamt Nordvorpommern (2003). Für die Betreuung von Kindern unter 12 Jahren liegen folgende Betreuungsschlüssel vor: 1: 6 im Krippenbereich, 1 : 18 im Kindergarten sowie 1 : 22 für den Hort. Vgl. hierzu Land Mecklenburg Vorpommern (2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 95 Form von Betreuung in einer Tagesgruppe (§ 32 SGB VIII), Heimunterbringung/ sonstiger betreuter Wohnformen (§ 34 SGB VIII), intensiver sozialpädagogischer Einzelbetreuung (§ 35 SGB VIII), Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche (§ 35a SGB VIII) sowie Hilfe nach §§ 41 bis 43 SGB VIII130 ermöglichen. Für diese Hilfeleistungen standen seinerzeit 355 Plätze sowie 131 Mitarbeiter zu Verfügung. Inanspruchnahme der Tageseinrichtungen für Kinder Die Belegungsdaten weisen für den Zeitraum von 2000 bis 2003 eine leichte Zunahme um 2,6 % auf, im Jahr wurden 2003 insgesamt 4.568 Kinder in Kindertageseinrichtungen betreut. Der Zuwachs der Inanspruchnahme fand vorrangig im Bereich Kindergarten statt. Hier ist seit 2000 eine stetige Erweiterung um gesamt 15 % zu verzeichnen. Dementsprechend erfolgte 2003 die Betreuung von insgesamt 2.459 Kindern. Die Krippenbelegung zeigt im genannten Zeitraum leichte Schwankungen. 2003 wurden 759 Plätze in den Krippen in Anspruch genommen. Hingegen ist bezüglich der Hortplatzbelegung (2003: 1.350) eine deutliche Reduzierung um mehr als 15 % erkennbar.131 Die Form der Tagesbetreuung hat insbesondere in den letzten zwei Jahren an Zuspruch gewonnen. Im Zeitraum von 2002 bis Februar 2004 ist hier ein Anstieg der Inanspruchnahme um knapp 40 % zu beobachten, wobei 2004 die Mehrzahl der 99 zu betreuenden Kinder im Alter von 0 bis unter 7 Jahre sind. Für den Landkreis Nordvorpommern ergibt sich bei der Gegenüberstellung des Platzangebotes und der tatsächlichen Belegung im Jahr 2002 eine Überkapazität von mehr als 700 Plätzen in den Kindertagesstätten. Mehr als die Hälfte der Hortplätze wurden 2002 nicht in Anspruch genommen. über 400 Hortplätze waren unbelegt. Der Krippen- und Kindergartenbereich besaß zu diesem Zeitpunkt eine ungenutzte Kapazität von über 300 Plätzen. 130 131 § 41 SGB VIII beinhaltet die Hilfe für junge Volljährige bzw. die Nachbetreuung nach einem stationären Aufenthalt. § 42 SGB VIII regelt die Inobhutnahme von Kindern und Jugendlichen und § 43 SGB VIII die Herausnahme des Kindes oder des Jugendlichen ohne Zustimmung des Personensorgeberechtigten. Vgl. Landratsamt Nordvorpommern (2003). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 96 Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung Im Zeitraum von 2000 bis 2003 stieg die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung um fast ein Fünftel an. Im Jahr 2003 wurden insgesamt 576 Hilfen gewährt. Schwerpunkt des Leistungsspektrums sind im Landkreis Nordvorpommern die ambulanten Hilfen (§§ 28 - 31 SGB VIII) mit fast 53 %. Hier sind im genannten Vier-Jahres-Zeitraum immer wieder Fallzahlschwankungen zwischen –7 und +14 % zu erkennen. Den zweitgrößten Anteil (40 %) an den Gesamtleistungen der Hilfen zur Erziehung nehmen die stationären Hilfen nach §§ 33, 34 SGB VIII ein. Von 2000 bis 2004 steigt die Anzahl geringfügig auf 252 Fälle132 an. Eine beinahe konstant gebliebene Inanspruchnahme ist für die Jahre 2000 bis 2003 im teilstationären Hilfebereich laut § 32 SGB VIII festzustellen. Insgesamt erfolgt die Betreuung in einer Tagesgruppe im Jahr 2003 in 21 Fällen.133 Bezieht man die Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung134 im Jahr 2003 auf 10.000 der unter 21-Jährigen Bevölkerung des Landkreises Nordvorpommern, ergibt sich eine Quote von 238,5 Hilfen. Des weiteren ist in diesem Untersuchungsfeld von Interesse, wie sich die Gewährung der einzelnen Hilfeformen im Jahr 2004 auf die jeweiligen Altersgruppen niederschlägt bzw. ob sich für die einzelnen Alterssegmente spezifische Hilfearten herausstellen lassen. Die stationäre Vollzeitpflege wird mit 116 Fällen überwiegend von der Altersgruppe der unter 18-Jährigen in Anspruch genommen. Die Mehrzahl der Fälle finden sich bei den 6- unter 12Jährigen. Einzige Ausnahme bilden die über 18-Jährigen mit insgesamt 7%. Die Gewährung der Heimerziehung bzw. sonstiger betreuter Wohnformen erfolgt 2004 nahezu vollständig im Altersbereich der über 12-Jährigen. Über die Hälfte dieser Hilfeform wird von den 15- bis unter 18-Jährigen in Anspruch genommen. Die stationären Hilfeleistungen nach §§ 35, 35a SGB VIII sind in allen relevanten Altersgruppen in nur wenigen Fällen zu beobachten, insgesamt liegen 16 Inanspruchnahmen vor. Die intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung ist mit 8 Gewährungen vorrangig in der 132 133 134 Stand der Daten 10/2004, vgl. Landratsamt Nordvorpommern (2003). Vgl. Landratsamt Nordvorpommern (2003). Zur Bildung der Quote für 2003 wird die Inanspruchnahme der Hilfen gemäß §§ 28-34 SGB VIII herangezogen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 97 Altersgruppe der 15- bis unter 18-Jährigen zu finden. Bei der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche sind außer den unter 6-Jährigen alle anderen relevanten Altersgruppen von dieser sehr kostenintensiven Hilfe betroffen. Insgesamt liegen für das Jahr 2004 8 Fälle vor. Die Adressaten der ambulanten Hilfen sind überwiegend in den Altersgruppen der über 12Jährigen zu finden. Die Erziehungsberatung zur Klärung und Bewältigung individueller und familienbezogener Probleme wird 2004 in nahezu zwei Dritteln der Fälle von den 12- bis unter 18-Jährigen in Anspruch genommen. Jeweils 12 % entfallen auf die übrigen relevanten Altersbereiche.135 Die Soziale Gruppenarbeit mit insgesamt 21 Fällen findet ihre Anwendung vorrangig bei den 12- bis unter 15-Jährigen.136 Der Erziehungsbeistand bzw. Betreuungshelfer wird 2004 in insgesamt 97 Fällen bewilligt. Hierbei liegt der Hauptanteil bei den 15-Jährigen und Älteren. Die teilstationäre Hilfe in Form von Erziehung in einer Tagesgruppe lässt eindeutig eine Konzentration auf die Altersgruppe der 6- bis unter 12-Jährigen erkennen. Von den insgesamt 21 Fällen umfasst diese Altersgruppe 57,5%. Alle anderen Alterssgemente sind zu fast gleichen Teilen an der Inanspruchnahme dieser Hilfeleistung beteiligt. 135 136 Die Gesamtinanspruchnahme dieser Hilfeform liegt bei 41 Fällen. Die soziale Gruppenarbeit wird in zwei Fällen von den 6- bis unter 12-Jährigen, in 11 Fällen von den 12- bis unter 15-Jährigen und in acht Fällen von den 15- bis unter 18-Jährigen beansprucht. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 98 Abbildung 13: Adressaten der Hilfen zur Erziehung nach Alter und Hilfeform im Landkreis Nordvorpommern 2004137 160 teilstationäre Hilfen (§ 32 SGB VIII) 140 absolute Fallzahlen 120 ambulante Hilfen (§§ 28, 29, 30 SGB VIII) 100 80 Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche (§ 35a SGBVIII) 60 40 Heimerziehung/ sonstige betreute Wohnformen (§ 34 SGB VIII) 20 0 unter 6 J. 6-unter 12 J. 12- unter 15- unter 18 J. und 15 J. 18 J. älter Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII) Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen Quelle: Landratsamt Nordvorpommern (2004); eigene Darstellung. Ausgaben der Kinder- und Jugendhilfe Die Ausgaben der öffentlichen Jugendhilfe des Landkreises Nordvorpommern weisen im Zeitraum von 1998 bis 2003 eine Reduzierung auf.138 Die finanziellen Aufwendungen für den Bereich der Einzel- und Gruppenhilfe sowie die Ausgaben insgesamt nehmen im genannten 137 138 Stand der Daten 10/2004. Vgl. Landratsamt Nordvorpommern (2004). Auf die grafische Darstellung der Daten für den § 35 SGB VIII wurde aufgrund zu geringer Fallzahlen verzichtet. Ebenso erfolgte eine Zusammenfassung der §§ 28, 29, 30 SGB VIII in der Variable „ambulante Hilfen“, aufgrund niedriger Fallzahlen in den einzelnen Leistungsbereichen. Die Daten für die Ausgaben der öffentlichen Jugendhilfe wurden seitens des Statistischen Landesamtes bestätigt, obgleich in den Jahren 1998 und 2001 Unregelmäßigkeiten vorliegen. Entsprechend bleiben die Ausgaben für Einrichtungen im Jahr 1998 und die Ausgaben für das Personal der Jugendhilfeverwaltung für 2001 unberücksichtigt. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 99 Zeitraum um etwa ein Zehntel ab. Eine deutlich geringfügigere Reduzierung (-3,8 %) erfolgt bei den Personalkosten für die Jugendhilfeverwaltung. Tabelle 6: Ausgaben der öffentlichen Jugendhilfe im Landkreis Nordvorpommern Ausgaben für 1998 1999 2000 2001 2002 2003 1000 EUR Einzel- und Gruppenhilfe 8.862 9.045 9.763 9.077 9.088 7.943 Einrichtungen 205 11.046 11.838 11.755 10.763 10.082 Personal der Jugendhilfeverwaltung 1.305 1.343 1.353 142 1.414 1.255 Insgesamt 10.373 21.434 22.954 20.973 21.265 19.279 Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg Vorpommern (1999-2004). 4.5.3 Künftige Bedarfsentwicklung in den Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe im Kontext des demografischen Wandels Bedarfsentwicklung in den Bereichen der Kindertagesstätten In der für den Bereich der Krippen relevanten Altersgruppe der unter 3-Jährigen bleibt die Anzahl bis 2010 nahezu konstant. In diesem Zeitraum liegt der Tiefpunkt mit 2.245 Kindern im Jahr 2006. Für die folgenden Jahren wird dann wiederum eine leichte Zunahme prognostiziert, so dass im Jahr 2010 voraussichtlich 2.433 Kinder dieser Altersgruppe im Landkreis Nordvorpommern leben werden. Im Jahr 2002 wurden von den 871 bereitgestellten Krippenplätzen 762 belegt. Dementsprechend lag hier eine Überkapazität von 109 Plätzen vor. Unter der Annahme einer konstanten Quote der Inanspruchnahme lässt sich für das Jahr 2010 bei unverändertem Angebot eine Überkapazität von 107 Plätzen prognostizieren. Dementsprechend verbiebe die Überkapazität auf dem Niveau des Jahres 2002. Im Zeitraum von 2002 bis 2010 weist die für den Kindergarten relevante Altersgruppe eine wellenförmige Wachstumskurve auf. Im Beobachtungszeitraum wird insgesamt eine Reduzierung der Gruppe der 3- bis 6-Jährigen um knapp 4 % prognostiziert. Entsprechend der Bevölkerungsprognose sowie der bereits im Jahr 2002 vorliegenden Überkapazität von 211 Plätzen im Kindergartenbereich kann unter konstanten Rahmenbedingungen hinsichtlich der Inanspruchnahme und des Platzangebotes davon ausgegangen werden, dass sich die Überkapazität auf insgesamt über 300 Plätze belaufen wird. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 100 Im Gegensatz zu den Entwicklungen in den Bereichen Krippe und Kindergarten kann im Hortbereich von einer Bevölkerungszunahme der relevanten Alterskohorten ausgegangen werden. Von 2002 bis 2010 wird für die Altersgruppe der 6- bis 12-Jährigen ein Zuwachs von nahezu 12 % vorausgeschätzt. Ab dem Jahr 2003 erfolgt eine kontinuierliche Zunahme, so dass im Jahr 2010 voraussichtlich 5.109 Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren im Landkreis Nordvorpommern leben werden. Durch den im genannten Zeitraum zu verzeichnende Zuwachs lässt sich unter Annahme konstanter Rahmenbedingungen hinsichtlich der Belegungszahlen eine Steigerungen um etwa ein Zehntel feststellen. Dennoch müsste aufgrund der im Jahr 2002 bereits bestehenden Überkapazitäten von etwa 455 Plätzen im Jahr 2010 immer noch von einen Überangebot von ca. 300 Hortplätzen ausgegangen werden. Bedarfsentwicklung der Hilfen zur Erziehung Hinsichtlich der demografischen Entwicklung in den einzelnen relevanten Altersgruppen der Hilfen zur Erziehung erfolgt bis 2010 eine Verminderung der Inanspruchnahme um mehr als ein Drittel.139 Die Gruppe der unter 6-Jährigen weist von 2004 bis 2010 eine geringfügige Abnahme auf, so dass sich hier keine Veränderungen bezüglich der Inanspruchnahme der Hilfen vermuten lassen. In der Altersgruppe der 6- bis unter 12-Jährigen wird bis zum Jahr 2010 eine Zunahme der Bevölkerungszahl von über 13 % prognostiziert. Daraus schlussfolgernd kann unter konstanten Rahmenbedingungen eine leichte Steigerung der Inanspruchnahme von insgesamt 65 Hilfen im Jahr 2004 auf 74 Hilfen im Jahr 2010 angenommen werden. Eine deutlicher Bevölkerungsverlust (-26 %) findet bis 2010 in der Gruppe der 12- bis unter 15-Jährigen statt. Besonders gravierend ist hier der Rückgang bei den 14-Jährigen mit über 50 %. Dies schlägt sich entsprechend auf die zu prognostizierende Entwicklung der Inanspruchnahme nieder, so dass aus demografischer Sicht bis 2010 eine deutliche Abnahme der Hilfen von 86 auf insgesamt 64 möglich ist. 139 Aufgrund zu geringer Fallzahlen bei den Hilfen gemäß §§ 35, 35a SGB VIII erscheint eine Prognose weniger sinnvoll. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 101 Der größte Rückgang erfolgt allerdings bei den 15- bis unter 18-Jährigen mit über 60 % in allen Altersklassen dieser Gruppe. Diesbezüglich zeigt sich hier eine starke Reduzierung der Inanspruchnahme von 156 Hilfen (2004) auf 56 Hilfen im Jahr 2010. Die Altersgruppe der über 18-Jährigen weist eine ähnlich hohe Abnahme (-24,2 %) wie die Kohorte der 12- bis unter 18-Jährigen auf, so dass auch hier von einer deutlichen Senkung der Gewährung auszugehen ist. Abbildung 14: Prognostizierte Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung im Jahr 2010 im Landkreis Nordvorpommern 80 teilstationäre Hilfen (§ 32 SGB VIII) 70 absolute Fallzahlen 60 ambulante Hilfen (§§ 28, 29, 30 SGB VIII) 50 40 Heimerziehung/ sonstige betreute Wohnformen (§ 34 SGB VIII) 30 20 Vollzeitpflege (§ 33 SGB VIII) 10 0 unter 6 J. 6-unter 12 12- unter J. 15 J. 15- unter 18 J. 18 J. und älter Altersgruppen der Kinder und Jugendlichen Quelle: Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2003); Berechnungen isw Institut. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass sich insbesondere der hohe Bevölkerungsverlust in der Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen fallreduzierend auswirkt. Die kostenintensiven Hilfen Heimerziehung/ sonstige betreute Wohnformen sowie die Vollzeitpflege könnten unter demografischen Gesichtspunkten bis zum Jahr 2010 um über 60 % reduziert werden. Im Bereich der ambulanten Hilfen äußern sich die demografischen isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 102 Veränderungen bei den Altersgruppen der über 12-Jährigen in einer entsprechend hohen Abnahme der absoluten Fallzahlen. 4.5.4 Entwicklung sozialer Belastungsfaktoren Die Jugendarbeitslosigkeit als bedeutender Indikator für die Bedarfsentwicklung zeigt von 2002 bis 2004 einen deutlichen Anstieg um mehr als 17 %, so dass 2004 die Quote der von Arbeitslosigkeit betroffenen Jugendlichen bei 24,4 % liegt. Demzufolge weist die Entwicklung dieser Quote im genannten Zeitraum auf einen zunehmenden Bedarf an Hilfen zur Erziehung hin. Darüber hinaus besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl minderjähriger Sozialhilfeempfänger und der Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung. Neben der Quote der Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt unter 25 Jahren, die in den Jahren 2000 bis 2003 gestiegen ist, ist hier ein prozentualer Anteil von mehr als die Hälfte an der Gesamtzahl der Sozialhilfeempfänger zu beobachten. Daraus lässt sich ein Mehrbedarf an Hilfen zur Erziehung ableiten. Einen weiteren sozialen Belastungsfaktor stellt der Anteil der Wohngeldempfänger dar. Im Jahr 2003 erfolgt im Vergleich zum Vorjahr eine Zunahme um mehr als 13 %. Auch mit Blick auf den Anstieg der Zahl von Wohngeldempfängern lässt sich ein entsprechender Mehrbedarf an Leistungen der Hilfen zur Erziehung ableiten. Im Landkreis Nordvorpommern ist eine schrittweise Veränderung der traditionellen Familienstruktur, hin zu Familien ohne Kinder bzw. Alleinerziehenden zu beobachten. Von 2001 bis 2003 sinkt die Anzahl der Scheidungen bzw. der hiervon betroffenen Kinder um 19 bzw. 29,3 %. Dementsprechend weist die Anzahl der Scheidungskinder als Belastungsindikator eher auf einen niedrigeren Bedarf an Hilfen zur Erziehung hin. Schließlich wird der hohe Anteil an Pendlern, die aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation längere Arbeitswege sowohl innerhalb des Landkreises als auch darüber hinaus in Kauf nehmen, vom Jugendamt sowie von den freien Trägern als Belastungsfaktor bewertet. Aufgrund der längeren Abwesenheit eines Elternteiles wirkt sich diese Situation besonders negativ auf Familien mit Kindern aus. Im Jahr 2003 lag die Quote der Auspendler aus dem Kreis Nordvorpommern in die Bundesgebiete West und Ost bei 25,6%.140 140 Vgl. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2004a) und Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 4.5.5 103 Ergebnisse der Experteninterviews Grundsätzliche Entwicklungen Im Bereich der Kindertagesstätten bestehen im Landkreis Nordvorpommern keine Engpässe. Entsprechend der Vorgaben kann jedem Kind zwischen 3 Jahren und Schuleintritt ein Kindergartenplatz angeboten werden. Insbesondere die Krippen- und Horteinrichtungen halten ein derart großes Angebot an Plätzen zur Verfügung, dass in diesen Bereichen hohe Überkapazitäten vorliegen. Im Kontext der Einführung des neuen KiFöG im August 2004 mussten die freien sowie kommunalen Träger von Kindertageseinrichtungen erstmalig ihre Kostenkalkulation offen legen. In der Vergangenheit wurden Kostenpauschalen einheitlich für alle Einrichtungen, allerdings gestaffelt nach Krippe, Kindergarten und Hort, unabhängig von der tatsächlichen Kostenstruktur anerkannt. Durch die Neuregelung im KiFöG müssen die Einrichtungen entsprechend ihrer Kostenstruktur Leistungsvereinbarungen mit dem Jugendamt treffen. Hierbei offenbaren sich große Preisunterschiede. Eine wichtige Ursache für die zwischen den Einrichtungen zum Teil stark differierenden Kosten bilden (kommunal-)politische Entscheidungen zum Erhalt von Einrichtungen auch bei geringer Auslastung. Nach Einschätzung des Jugendamtes nehmen zwischen 6 und 10 % der Kinder und Jugendlichen im Landkreis Nordvorpommern die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe wahr. Der überwiegende Teil des Beratungsbereiches verläuft anonymisiert. Vom Leistungsspektrum der Kinder- und Jugendhilfe werden vorwiegend präventive Leistungen abgefordert. Bestrebungen des Gesetzgebers zur Erweiterung des Bildungsauftrages in den Kindertageseinrichtungen werden generell als positiv bewertet. Beim Ausbau dieses Bereiches besteht allerdings die Befürchtung, dass bisherige Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe eingeschränkt werden müssen. Lösungsansatz „Verbundmodell“ Das Verbundmodell „Regionale Jugendhilfe“ des Landkreises ging aus dem im Jahr 1999 vom Jugendamt und verschiedenen freien Trägern geschaffenen „Leistungsverbund regionale Jugendhilfe“ hervor. Dieses Verbundmodell gewährleistet den zugehörigen freien Trägern einen gesicherten Personalbestand sowie mehr Entscheidungsfreiheit im Bezug auf ihr Leistungsangebot. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 104 Im Einzelnen beruht das Verbundmodell auf der Aufhebung der Budgetierung nach Fachleistungsstunden, so dass den freien Trägern jeweils für ein Jahr ein fester Personalpool zur Verfügung steht. Die so erreichte finanzielle Planungssicherheit ermöglicht es den freien Trägern, den Einsatz der Hilfen passgenau am Bedarf auszurichten. Entsprechend bieten diese Akteure ambulante Leistungen der Hilfen zur Erziehung kombiniert mit präventiven Angeboten der Jugend- und Jugendsozialarbeit an. Zielstellung des Verbundmodells ist ein effizienterer Mitteleinsatz verbunden mit einer erhöhten Qualität des Hilfeangebotes. Dies wird u. a. durch den Wegfall bürokratischer Hemmnisse wie der Antragstellung beim Jugendamt durch die freien Träger oder das Kombinierungsverbot verschiedener Hilfearten erreicht. Neben dem Personalbestand der einzelnen Träger kann im Rahmen des Verbundmodells Personal anderer freier Träger angefordert und somit trägerübergreifend eingesetzt werden.141 Kindertageseinrichtungen In den 81 Kindertageseinrichtungen des Landkreises Nordvorpommern liegt gegenwärtig eine Überkapazität von 900 Plätzen vor. Diese Überkapazität bezieht sich vornehmlich auf die Bereiche der Krippe und des Hortes. Zwar ist die Problematik dem Jugendamt bereits länger bewusst, dennoch gestaltet sich ein Abbau dieses Überhanges als sehr schwierig. Einerseits besitzt das Jugendamt keinen Einfluss auf die Vergabe der Betrieberlaubnis für Kindertagesstätten, dies geschieht durch das Landesjugendamt. Andererseits halten die Gemeinden trotz zu geringer Auslastungszahlen an den Kindertagesstätten als sozialen Treffpunkten so lange wie möglich fest. Das Jugendamt kann hier lediglich Empfehlungen gegenüber den Trägern der Einrichtungen aussprechen. Aufgrund der sinkenden Platzzahlen geben die Kommunen verstärkt ihre Kindertagesstätten an freie Träger ab. Im Zuge dieser Übertragung findet zum Teil ein Kapazitätsabbau in den Kindertagesstätten statt. In einzelnen Fällen kommt es ebenso zur Auflösung der Kindertageseinrichtung und zum Einsatz von Tagespflegepersonen. Um das Angebot an Kindertageseinrichtungen in der Fläche des dünn besiedelten Landkreises sicher zu stellen, wurde bereits in der Vergangenheit das System der Tagespflege eingeführt. Die Tagespflege, die den Kindertagesstätten gleich gestellt ist, ist konzeptionell auch so angelegt, dass sie eine Alternative zu den begrenzten Öffnungszeiten der Kindertagesstätten bietet. Zur Sicherstellung eines qualitativen angemessenen Angebotes 141 Vgl. Landratsamt Nordvorpommern (2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 105 in der Tagespflege wurden durch das Jugendamt Standards entwickelt, die bspw. eine 160stündige Grundausbildung für in diesem Bereich tätige Personen vorschreiben. Von Seiten des Jugendamtes soll die gegenwärtig erreichte Anzahl von ca. 100 Tagespflegestellen im Landkreis Nordvorpommern zukünftig nicht ausgebaut werden, sondern lediglich qualitativ ergänzend zu den regulären Tageseinrichtungen bestehen. Im Bereich der Kindertagesstätten stellt das Jugendamt eine Überalterung des Personals fest. Momentan liegt der Altersdurchschnitt bei über 45 Jahren, so dass bereits in den kommenden Jahren mit einer steigendem Anteil von Übergängen in Altersrente zu rechnen ist. Von der Qualifikation her werden überwiegend Erzieher, zum Teil mit Zusatzausbildungen, eingesetzt. Hinzu kommen Diplom-Sozialpädagogen. Die Beschäftigung der Mitarbeiter erfolgt in festen Arbeitsverhältnisse mit einer Basisstundenzahl. Somit kann flexibel durch eine Aufstockung der Arbeitsstunden auf veränderte Auslastungszahlen reagiert werden. Die freien Träger von Kindertageseinrichtungen im Landkreis Nordvorpommern beschreiben die momentane Auslastung ihrer Einrichtungen als gut, teilweise bestehen Bestrebungen zum Ausbau der vorhandenen Kapazität. Von der Qualifikationsstruktur werden vornehmlich Erzieher mit Zusatzausbildungen, bspw. im therapeutischen Bereich, eingesetzt. Die Beschäftigung erfolgt generell in festen Arbeitsverhältnissen mit einer Basisstundenzahl, die bedarfsabhängig erweitert werden kann. Fortbildungen der Mitarbeiter haben bei einzelnen Trägern obligatorischen Charakter, die Mehrzahl der Träger überlässt diese Entscheidung den Mitarbeitern. Nach Ansicht des öffentlichen Trägers besteht die Notwendigkeit, Überkapazitäten in den Kindertageseinrichtungen abzubauen, da sich aufgrund der entstehenden Mehrkosten der einzelne Platz verteuert. Entsprechend erhöht sich die Zuzahlung für die Eltern. Infolge der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung und der hiermit verbunden negativen Arbeitsmarktsituation erhält bereits ein hoher Prozentsatz der Eltern eine Kostenübernahme durch das örtliche Jugendamt. Einzelne Träger beziffern diesen Anteil im Durchschnitt auf 40 %, in wirtschaftlich sehr schwachen Regionen auf nahezu zwei Drittel der Eltern. Trotz eines prognostizierten Bevölkerungsrückganges geht das Jugendamt optimistisch davon aus, dass durch vorgehaltenen eine Kapazitäten höhere Inanspruchnahme zukünftig besser der ausgelastet Kindertagesstättenplätze werden. Insbesondere die die Adressatengruppen der Bereiche Krippe und Hort werden nach Ansicht des Jugendamtes in der Zukunft stärker als bisher auf diese Plätze zurückgreifen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 106 Hilfen zur Erziehung Im Vergleich zu anderen Regionen besitzt der Landkreis Nordvorpommern eine konstant hohe Anzahl an stationären Hilfefällen. In der Vergangenheit hat das Jugendamt größere stationäre Einrichtungen zugunsten kleinerer aufgelöst bzw. durch den Aufbau kleinerer Einrichtungen ersetzt. Als problematisch erweist sich nach Einschätzung des Jugendamtes der vermehrte Zuzug von potentiellen Adressaten für die stationären Hilfen in den Landkreis. Da Wohnungsbaugesellschaften im Landkreis Nordvorpommern günstigen Wohnraum schaffen, ziehen – so die Wahrnehmung – vermehrt sozial schwächere Familien aus Städten wie Stralsund oder Greifswald in die umliegende Region. Der dadurch entstehende zusätzliche Bedarf an stationären Plätzen beläuft sich dem Jugendamt zufolge auf ca. 10 – 15 Kinder bzw. Jugendliche pro Jahr. Darüber hinaus betrachtet das Jugendamt den Trend zur vermehrten Ansiedlung freier Träger im Landkreis Nordvorpommern als kritisch und für die Strukturen der ansässigen Kinder- und Jugendhilfe belastend. Aufgrund der Erteilung der Betriebserlaubnis durch das Landesjugendamt wird dem örtlichen Jugendamt kein Mitspracherecht bei der Niederlassung neuer freier Träger im Landkreis eingeräumt. Der überwiegende Teil dieser Träger ist infolge seiner überregionalen Ausrichtung nicht auf eine Belegung durch das örtliche Jugendamt angewiesen. Entsprechend existieren kaum Bestrebungen beider Seiten für Kooperationen. Belastungen für das Kinder- und Jugendhilfesystem des Landkreises Nordvorpommern erwachsen u.a. dadurch, dass die aus anderen Regionen untergebrachten Hilfeempfänger die Infrastruktur des Landkreises mit benutzen. Hierbei stellt das Jugendamt eine Belastung des Schulsystems, der Amtshilfen sowie spezieller Projekte (z.B. für Schulverweigerer) fest. Die im Bereich der Hilfen zur Erziehung tätigen freien Träger nehmen einen Anstieg sozialer Belastungsfaktoren im Landkreis Nordvorpommern wahr. Zum einen stellen die freien Träger bei den Adressaten innerhalb ihrer Einrichtungen zunehmend ausgeprägtere Problemlagen fest. Zum anderen beobachten sie z.B. trotz sinkender Anzahl von Kinder und Jugendlichen eine wachsende Inanspruchnahme von Förderschulen. Daraus resultieren Befürchtungen hinsichtlich sich selbst verstärkender Problemspiralen, wonach bei unzureichendem oder fehlendem Schulabschluss die Chancen für einen Ausbildungsplatz und im Anschluss für einen Arbeitsplatz auf ein Minimum sinken. In diesem Fall wird ein steigender Bedarf an Berufsförderung gesehen. Tritt zudem der Fall der Geburt eines Kindes ein, entsteht oft auch einen wachsender Bedarf an Erziehungsberatungen. Die Abwanderung isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 107 insbesondere junger hoch bzw. besser qualifizierter Menschen verstärkt diese negativen Entwicklungstendenzen. Insgesamt plädieren die freien Träger dafür, Hilfen zur Erziehung frühestmöglich in der Entwicklung der Kinder anzusetzen. Entsprechend bieten einzelne Träger über Projekte Beratungsleistungen im Hortbereich der Schulen an. Darüber hinaus werden durch die Mithilfe und Anleitung der freien Träger Selbsthilfegruppen etabliert, in denen sich Eltern untereinander austauschen und helfen können. Gegenwärtig arbeitet bei den freien Trägern in der Mehrzahl Personal mit dem Abschluss als Diplom-Sozialpädagoge mit zusätzlichen Sonderqualifikationen, bspw. im therapeutischen Bereich, der Kommunikationspsychologie oder der Erlebnispädagogik. Die Anzahl der Mitarbeiter mit Erzieherausbildung ist zurzeit gering. Infolge des Anwachsens der Problemlagen der Kinder und Jugendlichen werden die Qualifikationsanforderungen an die Mitarbeiter künftig stark zunehmen. Entsprechend werden Neueinstellen lediglich mit der Qualifikation eines Diplom-Sozialpädagogen, vermehrt mit Zusatzqualifikationen, vorgenommen. Große Entfernungen und eine geringe Bevölkerungsdichte stellen freie Träger sowie die Kinder und Jugendlichen vor Probleme der Erreichbarkeit. Die eingeschränkte Mobilität der Adressaten bedingt, dass die freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit anderen Einrichtungen gemeinsame Anlaufpunkte (bevorzugt z.B. Schulstandorte) erschließen müssen. Freie Träger mit Einrichtungen der intensiven sozialpädagogischen Betreuung nach § 35 SGB VIII stellen einen vermehrten Bedarf dieser personal- und entsprechend kostenintensiven Hilfeform fest. Zudem ist ein Sinken des Alters der erstmaligen Inanspruchnahme seitens der Adressaten zu verzeichnen, so dass diese Leistung teilweise bereits bei 12-Jährigen angewendet wird. Gründe dieser Entwicklung werden in der starken Zunahme der Belastungsfaktoren und Problemlagen bereits in frühster Kindheit von Jugendlichen gesehen. Planungsprozesse im Bereich der Hilfen zur Erziehung werden nicht zentral durch das örtliche Jugendamt durchgeführt, sondern finden bei den einzelnen Trägern im Rahmen ihrer Arbeit statt. Hier erfolgt insbesondere die Bedarfsbestimmung durch Kontakte mit potentiellen Adressaten, den Familien bzw. in den Schulen. Aufgrund dieser direkten Bedarfsermittlung können die freien Träger auf diese aktuelle Nachfrage reagieren. Zentrale Erhebungsinstrumente wie Fragebögen werden nicht verwendet. In den vierteljährlichen isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 108 Treffen der freien Träger des seit 1999 bestehenden Verbundmodells142 mit dem Jugendamt wurde ein Informationsaustausch institutionalisiert. Ebenso wird im Rahmen dieser Treffen an der strategischen und konzeptionellen Weiterentwicklung des Angebotsspektrums der Hilfen zur Erziehung gearbeitet. Die gegenwärtige finanzielle Ausstattung des Bereiches der Hilfen zur Erziehung beurteilt das Jugendamt als ausreichend. Betonung findet die Tatsache, dass innerhalb der letzten Jahre infolge der Etablierung des Verbundmodells die Kosten dieses Leistungssektors konstant gehalten werden konnten. Für die künftige Entwicklung des Bereiches der Hilfen zur Erziehung befürchten die freien Träger, dass allgemein unter dem Kostendruck der Kommunen die qualitativen Standards infolge geringerer Entgeldvereinbarungen kaum mehr zu realisieren sein werden. Bereits gegenwärtig stellen freie Träger mit überregionaler Belegung wachsende finanzielle Einschnitte bei den Jugendämtern fest. Exemplarisch lässt sich hierfür die Beobachtung einzelner freier Träger mit überregionaler Belegung anführen, die bemängeln, dass Sozialarbeiter der zuständigen Jugendämter in den Heimatregionen der Klienten keine Reisekosten mehr erstattet bekommen, um im Landkreis Nordvorpommern bspw. die weitere Gestaltung bzw. Bewertung der Leistungen laut Hilfeplänen abzusprechen. Entsprechend beschränkt sich der Kontakt zwischen dem zuständigen Jugendamt und der Hilfeeinrichtung immer häufig auf Telefonate bzw. Schriftverkehr. Aktuell verordnete Sparmaßnahmen betreffen zumeist Zusatzangebote wie Ferienfahrten, die seitens der freien Träger als schwer ausgleichbare finanzielle Einschnitte bezeichnet werden. Gender Mainstreaming Geschlechtsspezifische Angebote fließen in die Arbeit der freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe ein, insofern ein aktueller Bedarf besteht. Gegenwärtig existieren vereinzelt spezifische mädchen- oder jungenorientierte Projekte. Teilweise empfinden freie Träger die Thematik des Gender Mainstreaming als in der politischen Diskussion überbewertet. Trotz dieser Ablehnung wird im Zuge der Beantragung von Projektgeldern gern auf eine genderorientierte Ausrichtungen eingegangen. 142 Vgl. Die Ausführungen im Kapitel 4.3.7.1. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 109 Vom Jugendamt wird Gender Mainstreaming als Querschnittaufgabe der gesamten Kinderund Jugendhilfe angesehen. Kooperation Das Jugendamt beschreibt eine gut funktionierende Zusammenarbeit mit den vor Ort ansässigen Ämtern wie dem Gesundheitsamt, dem Sozialamt, dem Bauamt etc. Im Rahmen der Kooperationen mit verschiedenen Bildungsträgern finden unterschiedlichste Projekte statt. Zwischen dem Jugendamt und den freien Trägern, die in die Jugendhilfeplanung des Landkreises aufgenommen sind, existiert eine erprobte Zusammenarbeit. Andererseits bestehen seitens des Jugendamtes keine Bestrebung, mit jenen freien Trägern in Kontakt zu treten bzw. Kooperationen aufzubauen, die nicht in der Jugendhilfeplanung aufgenommen wurden. Eine Zusammenarbeit derjenigen Träger im Landkreis, die ausschließlich überregional ihre Plätze belegen, findet nicht bzw. nur ansatzweise statt. Wichtig für die Mehrzahl der freien Träger ist die Zusammenarbeit innerhalb der jeweiligen Dachverbände. Auf dieser Basis finden neben einem Informationsaustausch zumeist Weiterbildungen bzw. bei überregionaler Belegung auch die Nachfragesteuerung statt. Bedingt durch die zunehmende Anzahl an Adressaten, die psychische Erkrankungen aufweisen, gewinnt die Zusammenarbeit mit Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie zunehmend an Bedeutung für die Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Im Zusammenhang mit der anwachsenden Anzahl von Schulverweigerern unter den Hilfeempfängern werden von den freien Trägern Kooperationen mit den Schulen als wichtig erachtet. Hierbei bestehen aufgrund der abnehmenden Schülerzahlen und der damit verbundenen Schließung von Schulen Bedenken, inwiefern existierende Kooperationen weitergeführt bzw. eine neue Zusammenarbeit aufgebaut werden muss. Seitens des Jugendamtes des Landkreises wird die Zusammenarbeit mit dem übergeordneten Landesjugendamt als schwierig bzw. als kaum vorhanden beschrieben. Insbesondere die relativ freie Vergabe von Betriebserlaubnissen durch das Landesjugendamt ohne Rücksprache mit dem örtlichen Jugendamt stößt auf Unverständnis, da dies einen Eingriff in isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 110 die bereits bestehende Trägerstruktur bedeutet. Auch bemängelt das Jugendamt das Fehlen einer überörtlichen Planung der Kinder- und Jugendhilfe durch das Landesjugendamt. Die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit wird vom Jugendamt und den freien Trägern als unzureichend beschrieben. Insbesondere im Kontext von Hartz IV werden infolge des Fehlens von Kooperationsstrukturen massive Probleme bspw. in der sozialpädagogischen Betreuung der jugendlichen ALG II-Empfänger gesehen. Unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte und das starre Leistungssystem der Agentur für Arbeit werden als Hemmnisse für die Zusammenarbeit seitens der freien Träger und des Jugendamtes wahrgenommen. Künftig strebt das Jugendamt verstärkt eine Kooperation mit Unternehmen im Bezug auf die Vermittlung von Jugendlichen in Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisse an. Indikatoren als Planungs- und Steuerungsgrundlage Für die Bedarfsplanung im Bereich der Kindertagesstätten ist nach übereinstimmender Einschätzung des Jugendamtes und der freien Träger die demografische Entwicklung der zentrale Einflussfaktor. Für den Bedarf an Hilfen zur Erziehung sieht das Jugendamt einen Hauptindikator insbesondere in den sich verändernden Familienstrukturen. Analog bewerten die freien Träger innerfamiliäre Konfliktsituationen wie bspw. eine Scheidung, Trennung etc. als starke Belastungsfaktoren für Kinder und Jugendliche, woraus sich in einer Vielzahl von Fällen Hilfebedarfe ergeben. Ein Großteil der Familien in Nordvorpommern nimmt aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation weitere Entfernungen zum Arbeitsplatz in Kauf. In Familien mit Pendlern führt diese zeitweise Trennung von einem Elternteil für die Kinder und Jugendlichen zumeist ebenfalls zur Herausbildung von Problempotenzialen, weshalb dieser Indikator ebenfalls als relevant eingeschätzt wird. Angesichts extrem hoher Arbeitslosenzahlen im Landkreis Nordvorpommern sowie in den umliegenden Kreisen sehen sich Jugendliche zumeist mit Problemen konfrontiert, die Hoffnungslosigkeit bewirken. Diese Zukunftsangst bezüglich Ausbildung und Arbeitsplatz führt den Akteuren der Jugendhilfe zufolge zur steigenden Nachfrage nach Hilfen zur Erziehung. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 111 Insgesamt stellen die freien Träger zunehmend eine Überforderung der Eltern in Bezug auf die Erziehung ihrer Kinder fest. Diese Tendenz erweist sich als unabhängig von der sozialen Schicht, so dass gleichermaßen in „Wohlstandsfamilien“ wie in sozialen Randgruppen Hilfebedarfe entstehen. Zukünftige Strategien und Handlungsansätze Im Kontext sinkender Bevölkerungszahlen besteht seitens des Jugendamtes die Intention, die Jugendhilfe stärker in die Schulen einzubinden. Dies geschieht nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Bestrebungen zur Einführung von Ganztagesschulen. Diese Schulform erfordert die Entwicklung neuartiger, auf diesen Schultyp ausgerichteter Konzepte in der Kinder- und Jugendhilfe. Ebenso sollen durch das Jugendamt Regionalzentren aufgebaut werden, die die Gesamtheit der Hilfen zur Erziehung in einer Einrichtung anbieten. Mit Blick auf die fortschreitende Entvölkerung insbesondere der schon jetzt dünn besiedelten Gebiete verfolgt das Jugendamt die Strategie der Schließung von Jugendeinrichtungen in Orten mit sehr kleinem Einzugsbereich und schlechter Erreichbarkeit. Ziel dieses Vorgehens ist die Bündelung der Aktivitäten an ausgewählten Standorten. Die freien Träger von stationären Einrichtungen wollen sich zukünftig in ihrem Leistungsspektrum stärker als gegenwärtig spezialisieren. In der ab Januar 2005 umzusetzenden Hartz-IV-Gesetzgebung sehen die freien Träger ein großes Problempotential und erwarten, dass sich die Lebenslagen von betroffenen Kindern und Jugendlichen weiter verschlechtern werden. Gegenwärtig erscheint den befragten Trägern eine genauere Abschätzung der Auswirkungen von Hartz IV allerdings noch nicht möglich. Befürchtungen bereiten die finanziellen Einschnitte bei den ALG II-Empfängern, so dass mit einer zunehmenden Kriminalitätsrate und einem Ansteigen der Jugendgerichtsfälle gerechnet wird. Hieraus leitet sich für das Jugendamt ein erhöhter Bedarf an Jugendsozialarbeit ab. Stärkerer Druck auf die jugendlichen ALG II-Empfänger durch strikte Sanktionen wird dennoch nahezu einhellig begrüßt, da dies eine Notwendigkeit sei, um Aktivität und Eigeninitiative bei den Jugendlichen zu erreichen. Sehr kritisch stehen die freien Träger den „Ein-Euro-Jobs“ gegenüber, da in der Qualität der Arbeit und der Befristung dieser Arbeitsverhältnisse Probleme gesehen werden. Entsprechend isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 112 bieten die freien Träger keine Arbeitsstellen im „Ein-Euro-Job“-Bereich an. Als wesentlich zweckmäßiger wird hierbei ein Einsatz von Praktikanten eingestuft. 4.5.6 Zusammenfassung der Ergebnisse Von 2003 bis zum Jahr 2010 ist in der Untersuchungsregion Nordvorpommern für die relevante Altersgruppe der unter 27-Jährigen ein starker Rückgang zu beobachten. Gravierend ist insbesondere der Bevölkerungsrückgang innerhalb der Gruppe der 14- bis unter 20-Jährigen um mehr als die Hälfte. Basierend auf der Bevölkerungsprognose lässt sich unter konstanten Rahmenbedingungen bis 2010 eine Zunahme der Inanspruchnahme für den Bereich Hort um mehr als ein Zehntel erwarten, während in den Bereichen Krippe und Kindergarten von einer konstanten bzw. leicht sinkenden Belegung ausgegangen werden kann. Bezüglich der Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung wirkt sich die Bevölkerungsentwicklung unter der Vorgabe konstanter Rahmenbedingungen bis 2010 deutlich fallzahlreduzierend auf die ambulanten und stationären Hilfen aus. Die Gewährung der Hilfe in Form von Heimunterbringung bzw. sonstiger betreuter Wohnformen (§ 34 SGB VIII) geht entsprechend um nahezu die Hälfte zurück. Ausschlaggebend hierfür ist der massive Bevölkerungsverlust der Adressaten im Alter von 15 bis unter 18 Jahren. Die Hilfen in Form von ambulanten Leistungen (§§ 28 bis 30 SGB VIII) lassen aus demografischer Sicht eine Reduzierung um mehr als ein Drittel vermuten. Die Ursache hierfür liegt im Rückgang der Bevölkerungsgruppe im Alter von über 12 Jahren. Im Rahmen der Untersuchung sozialer Belastungsindikatoren ist festzustellen, dass insbesondere die Jugendarbeitslosenquote (24,4 %) und der Anteil von jungen Menschen unter 25 Jahren an der Gesamtzahl der Sozialhilfeempfänger im Trend eine Zunahme aufweisen. Von den Akteuren vor Ort werden darüber hinaus als sozial belastende Faktoren die Anzahl der Wohngeldempfänger sowie die veränderten Familienstrukturen herausgestellt. In diesem Zusammenhang wird auf das berufsbedingte Pendlerverhalten als Belastung für bestehende Familienstrukturen verwiesen. Im Bereich der Kindertagesstätten zeigt sich eine gegensätzliche Entwicklung bezüglich der Strategie des Jugendamtes und der tatsächlichen Inanspruchnahme. Entgegen der Annahme einer höheren Auslastung der Kindertagesstätten belegen die Entwicklungen eindeutig innerhalb der letzten drei Jahre einen Anstieg der Überkapazität bis auf 900 Plätze im Jahr isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 113 2004. Das Vorhalten von zusätzlichen Kapazitäten erscheint insbesondere im Hinblick auf Bevölkerungsprognosen als unbegründet. Der alternative Einsatz der Tagespflege zur Aufrechterhaltung bzw. Erweiterung des Leistungsspektrums der Kindertagesstätten erscheint angesichts des steigenden Drucks zur Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt eine zukunftsträchtige Strategie. Aufgrund der durch das Jugendamt festgelegten Standards in der Tagespflege ist ein qualitatives Profil dieser Leistungsart entwickelt worden. Im Bereich der stationären Hilfen führt das Jugendamt das konstant hohe Niveau der Fallzahlen bei sinkender Anzahl von Kindern und Jugendlichen auf externe, nicht beeinflussbare Faktoren (z.B. Zuwanderung, siehe oben) zurück. Die Zunahme sozialer Belastungsfaktoren bedingt aus Sicht der Akteure passgenauere Hilfeleistungen und zukünftig noch besser qualifiziertes Personal. Das momentan feststellbare Anwachsen der Problemlagen der Kinder und Jugendlichen wird sich, so die Erwartung, in der Zukunft fortsetzen, so dass bspw. vermehrt die Hilfeform der intensiven sozialpädagogischen Einzelbetreuung nach § 35 SGB VIII Anwendung finden wird. Als strategische Ausrichtung für die Zukunft sehen die freien Träger zunehmend einen Trend zur Spezialisierung der Angebote. Laut Einschätzung der örtlichen Akteure der Kinder- und Jugendhilfe hat sich im ambulanten Bereich das System des Verbundmodells bewährt und soll künftig weiter ausgebaut werden. Der flexible Personaleinsatz sowie das Kombinationssystem der Hilfeleistungen erweisen sich als zukunftsträchtig. Sinkende Bevölkerungszahlen der unter 25-Jährigen und gleichzeitig zunehmende Problemlagen erfordern neue Konzeptionen und Strategien in der Kinder- und Jugendhilfe. Zur Erhöhung der Erreichbarkeit der Adressaten sollen Beratungsleistungen noch stärker als bisher in den Schulen angeboten werden. 4.6 Gender Mainstreaming in der Kinder- und Jugendhilfe: Anspruch und Umsetzung Gleichstellungspolitische Ziele sind bereits seit 1991 im § 9 Abs. 3 SGB VIII festgeschrieben. Unter dem Begriff Gender Mainstreaming wurde im Januar 2000 die Verpflichtung zur Berücksichtigung der Geschlechterperspektive ausdrücklich als Leitprinzip in die Förderrichtlinien des KJP des Bundes aufgenommen. Dementsprechend hat sich die Verbindlichkeit für alle aus dem KJP geförderten Träger der Kinder- und Jugendhilfe erhöht, diese Bestimmung in ihrer Arbeit umzusetzen. Dies bedeutet, dass spezifische Belange von isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 114 Mädchen, Jungen, jungen Frauen und jungen Männern zur Verbesserung ihrer Lebenslagen sowie der Abbau geschlechterspezifischer Benachteiligungen müssen bei allen Maßnahmen besondere Berücksichtigung finden. Zudem soll darauf geachtet werden, dass Frauen bei der Besetzung und Förderung hauptamtlicher Fachkraftstellen angemessen vertreten sind.143 Gemäß des gesetzlichen Auftrag nach § 9 Abs. 3 SGB VIII besteht zum einen die Zielsetzung die gesellschaftliche Situation von Mädchen, jungen Frauen, Jungen und jungen Männern und insbesondere Defizite der Jugendhilfe im Hinblick auf Mädchen und Jungen sichtbar zu machen, um ihnen wirkungsvoll zu begegnen. Des weiteren soll entsprechend darauf Einfluss genommen werden, dass in den jeweiligen sozialen Lebenslagen die unterschiedlichen Alttagswelten von Mädchen und Jungen Berücksichtigung finden. Zum anderen besteht die Intention, in der Kinder- und Jugendhilfe Mädchen und Jungen spezifische Erfahrungsmöglichkeiten sowie Entfaltungsräume zu bieten, um so zur Identitätsbildung beizutragen und auf den Abbau struktureller Benachteiligungen hinzuwirken. Im Zuge des Gender-Mainstreaming-Ansatzes besteht die Zielsetzung, Mädchen, Jungen, jungen Frauen und jungen Männer für einen partnerschaftlichen Umgang zu sensibilisieren. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Rollenverhalten soll zur gewaltfreien Konfliktlösung beitragen. Dies dient dem Ziel, allen Formen von Gewalt gegen Mädchen, Jungen, junge Frauen und junge Männer entgegenzuwirken sowie Betroffenen Schutz und Hilfe zu gewähren.144 Gender Mainstreaming soll beide Geschlechter in die Bedarfs- und Angebotsgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe miteinbeziehen. Gender Mainstreaming ist als eine Querschnittsaufgabe konzipiert, die im sogenannten „Top-Down“ Verfahren von der Leitungsebene in allen strukturellen und strategischen Bereichen der Personal- und Organisationsgestaltung bzw. Qualitätssicherung Berücksichtigung findet. Hierbei ist es notwendig, dass in sämtlichen Aufgabengebieten der Kinder- und Jugendhilfe auf eine Wissensbasis über Geschlechterdifferenzierung zückgegriffen werden kann, insbesondere im Umgang mit Adressaten. Sämtliche Aufgaben, die in der Kinder- und Jugendhilfe verortet sind, gelten als genderrelevant. Die Kinder- und Jugendhilfe wird von den Anforderungen sowie Möglichkeiten des Prinzips Gender Mainstreaming nicht unvorbereitet getroffen. Hier werden seit langem 143 144 Vgl. Absatz 1 der allgemeinen Grundsätze der Richtlinien, Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2002c). Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2002b). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 115 Debatten über theoretische und konzeptionelle Grundlagen geschlechtsbezogener Mädchenund Jungenarbeit geführt, das Prinzips der Geschlechterdifferenzierung ist im Kinder- und Jugendhilfegesetz verankert. Aufgrund vorliegender Erfahrungen, Analysen und Konzepte zu dieser Thematik sollten die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe vorbereitet reagieren können. Allerdings erfolgt die tatsächliche Umsetzung der Gender-Mainstreaming-Prinzipien bei den Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe nicht immer mit der gleichen Selbstverständlichkeit. Als erster Schritt zur erfolgreichen Realisierung des Gender Mainstreaming Ansatzes besteht das Erfordernis einer detaillierte Analyse der Zielgruppen, der Strukturen einer Einrichtung und der Klärung der Wirksamkeit von Angeboten. Hierbei bieten sich zahlreiche Synergiemöglichkeiten mit Akteuren benachbarter Handlungsfelder wie Bildung, Soziales, Sport, Arbeit und Kultur. Die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe sind dahingehend aufgefordert bspw. Informationen über unterschiedliche Freizeit- oder Bildungsinteressen von Jungen und Mädchen, spezifische Betroffenheiten bei Straftaten oder sonstigem devianten Verhalten, Gewalterfahrungen, Beratungsbedürfnisse etc. zusammenzutragen und auszuwerten.145 Gender Mainstreaming fokussiert die Umsetzung der Leitprinzipien nicht nur außerhalb, sondern auch innerhalb der eigenen Organisationsstrukturen, d.h. die Beachtung der Gleichstellung von Männern und Frauen findet in verschiedenen Bereichen statt. Hierzu zählen die Personalpolitik und -entwicklung, Entscheidungs- sowie Arbeitsstrukturen. Insbesondere die Hilfen zur Erziehung bieten im Rahmen der stationären Unterbringung vielseitige Möglichkeiten bezüglich der Umsetzung von Gender Mainstreaming. Im Mittelpunkt stehen die Interaktionen sowie Verhaltensweisen zwischen den jeweiligen Geschlechtern sowie unter gleichgeschlechtlichen Klienten. Darüber hinaus bieten die Interaktionsformen zwischen den Adressaten und dem jeweiligen Personal Ansatzpunkte für die Umsetzung der Leitprinzipien des Gender Mainstreaming. Ebenso liefert der Freizeitbereich in der Heimerziehung entsprechende geschlechterorientierte Gestaltungsmöglichkeiten. Hierbei finden die Zugangsgeschichten Berücksichtigung. Dies schließt bzw. die Einweisungsgründe Überprüfung von der jeweiligen Klienten geschlechtsbezogenen Qualitätsstandards sowie die Kontrolle der stationären Einrichtungen im Hinblick auf Gender Mainstreaming mit ein.146 145 146 Vgl. Jahn/ Kolip/ Voigt-Kehlenbeck (2002). Vgl. Ginsheim/ Meyer (Hrsg.) (2001). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 116 Im Rahmen der Experteninterviews in den einzelnen Fallregionen wird allerdings deutlich, dass der Gender Mainstreaming-Ansatz nicht von allen Seiten hinreichend akzeptiert und in der praktischen Arbeit umgesetzt wird. Von einigen Akteuren werden die Leitlinien weniger als Handlungsorientierung, sondern eher als abstrakt und praxisfern angesehen. Von Seiten der Jugendämter wird die Arbeit mit dem Gender Mainstreaming Prinzip – zutreffend – als Querschnittsaufgabe bezeichnet, die konkrete Umsetzung erscheint gleichwohl schwierig. Einem generellen Vorhalten von geschlechtsspezifischen Angeboten für Kinder und Jugendliche stehen die öffentlichen wie freien Trägern kritisch gegenüber. In den untersuchten Regionen erfolgt nach dem Urteil der Akteure eine bedarfsabhängige Gestaltung von Maßnahmen bzw. Projekten im Sinne des Gender Mainstreaming. Die mit dem Gender Mainstreaming verbundenen Förderkriterien für entsprechende Projekte stufen die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe als problematisch ein, die explizite Betonung des Gender-Ansatzes in Förderanträgen für die Umsetzung spezieller Angebote wurde zum Teil als übertrieben bewertet. Seitens einiger Akteure wird nach eigenem Bekunden im Zuge der Beantragung von Fördermitteln dennoch auf die gewünschte Gender-„Antragslyrik“ zurückgegriffen. Im Rahmen der Untersuchung der Fallregionen wurde deutlich, dass hinsichtlich des GenderGedanken besonders die mädchen- und frauenspezifische Arbeit im Fokus steht, weniger jungen- bzw. männerspezifische Ansätze. Allerdings ist der Gender-Mainstreaming-Ansatz nicht identisch mit früheren Konzepten der „mädchenbewussten Jugendhilfeplanung“, vielmehr sollen beide Geschlechter grundsätzlich einzeln betrachtet und berücksichtigt werden. Demzufolge besteht in den untersuchten Fallregionen durchaus noch Potenzial für die Weiterentwicklung der bisher vorrangig praktizierten mädchenbewussten Jugendhilfeplanung zum Gender Mainstreaming. Ein entscheidender Unterschied zwischen dem Ansatz zur mädchen-/ frauenorientierten Jugendhilfeplanung und dem Gender-Mainstreaming-Ansatz besteht in der Ausrichtung auf die Handlungsebenen. Während die Jugendhilfeplanung als Analysesystem zur politischen Entscheidungsvorbereitung dient und somit von „unten nach oben“ wirkt, ist Gender Mainstreaming auf der Ebene der politischen Entscheidungsvorbereitung sowie -findung anzusiedeln und wirkt demnach von „oben nach unten“ bzw. als „Top-down-System“.147 147 Vgl. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2002 b). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 117 Jugendhilfeplanung mündet in Empfehlungen zu bestimmten Maßnahmen und auf ihre Durchsetzung gerichtete Lobbyarbeit im Jugendhilfeausschuss. In Ergänzung hierzu hält Gender Mainstreaming Entscheidungsträger dazu an, Organisationsstrukturen sowie deren geschlechterrelevanten Einflussfaktoren zu untersuchen, diesbezüglich Entwicklungsziele bzw. -optionen darzulegen und in notwendige Maßnahmen und Analyseprozesse einfließen zu lassen. In den Fallregionen erfolgt die Analyse und Planung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe vorrangig bedarfsorientiert „von unten nach oben“. Gender Mainstreaming als Top-down-Ansatz kam hier bisher noch kaum zum Zuge. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 118 5. Sozialräumliche Disparitäten in den neuen Bundesländern 5.1 Entwicklung von Indikatorensystemen im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe – Ergebnisse der Literaturanalyse 5.1.1 Anliegen: Analyse- und Prognoseinstrument In jüngerer Vergangenheit sind verstärkte Bemühungen von Akteuren der Kinder- und Jugendhilfeplanung sozialräumlicher zu beobachten, Disparitäten zu geeignete entwickeln, Indikatorensysteme anhand derer eine zur Darstellung bedarfsgerechte Ressourcenplanung und -allokation für die Kinder- und Jugendhilfe möglich ist. Der Anspruch an solche Indikatorensysteme besteht darin, ein Instrumentarium für möglichst längerfristig-prognostische Aussagen bzgl. der Entwicklung einzelner Bereiche der Kinderund Jugendhilfe zu erhalten. Ein Anliegen des Forschungsprojekts war es, ein solches System auf der Ebene der neuen Bundesländer mit kreisscharfer Abgrenzung der räumlichen Analyseeinheiten zu entwickeln. Die Zusammenstellung eines aussagekräftigen Bündel von Indikatoren verlief über eine erste Bestandsaufnahme bereits vorliegender räumlich orientierter Sozialstrukturanalysen148 für einzelne Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe und der dort verwendeten Indikatoren. Im Ergebnis dieser Recherche werden im Folgenden die für das angestrebte Forschungsziel geeigneten Indikatoren herausgearbeitet. Dabei konzentriert sich der Bericht auf die beiden finanziell gewichtigsten Arbeitsfelder der Kinder- und Jugendhilfe: die Kindertagesbetreuung sowie die Hilfen zur Erziehung. 5.1.2 Ausgangspunkt: Demografische Entwicklung Der demografische Wandel und seine Auswirkungen auf die Handlungsfelder der Kinder- und Jugendhilfe ist in der Mehrzahl der vorliegenden Analysen bzw. Expertisen die zentrale Problemstellung. Das zunehmende Interesse an dieser Thematik lässt sich dahingehend begründen, dass es gerade für die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe von Bedeutung ist, sich Kenntnisse über Bedingungen sowie Faktoren der Bevölkerungsentwicklung anzeigen zu lassen, um das gewonnene Wissen in eine aktive Planung und Gestaltung der Kinder- und Jugendhilfe zu integrieren. 148 Vgl. Bruckner (2004), Christe (2004), Fendrich/ Schilling (2003), Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004), ISA Institut für soziale Arbeit e.V. (2002), Freigang/ Schone (2001). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 119 Sämtliche Aussagen zur längerfristigen Bevölkerungsentwicklung beruhen auf sogenannten Modellrechnungen. Maßgeblichen Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung besitzen folgende drei Faktoren: • Geburtenrate (Fertilität), • Sterblichkeit (Mortalität), • Wanderung (Entwicklung der Migration).149 Ziel einer Bevölkerungsprognose ist es, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, welche Entwicklung sich unter bestimmten Annahmen über die Einflussfaktoren ergeben würde. Die genannten Faktoren werden zumeist auf der Basis der Entwicklung der vergangenen Jahre bestimmt. Die komplexen Wirkungszusammenhänge und die zeitliche Reichweite von Bevölkerungsprognosen über die Auswirkungen des demografischen Wandels sind mit einigen Unsicherheitsfaktoren verbunden bzw. als Wenn-Dann-Aussage über die zukünftige Entwicklung zu interpretieren. Entscheidendes Kriterium hinsichtlich der Aussagekraft der Daten für die Kinder- und Jugendhilfe ist eine möglichst kleinräumige und differenzierte Hochrechnung sowie Darstellung der geschätzten Bevölkerungsentwicklung.150 Die Geburtenrate ist nicht nur im Rahmen der weiteren Bevölkerungsentwicklung ein entscheidender Faktor, sondern auch bedeutsam für die Planung des Bedarfs an Kinder- und Jugendhilfeleistungen, d.h. diese wirkt sich bspw. zeitlich versetzt auf die relevanten Altersgruppen für Kindertageseinrichtungen aus. Die Mortalitätsrate der Bevölkerung nimmt aufgrund der geringen Kindersterblichkeit keinen direkten Einfluss auf die Gestaltung der Kinder- und Jugendhilfe. Die Wanderungsbewegungen bzw. die Ab- und Zuwanderung als Komponente der Bevölkerungsprognose kann zum einen als Binnenwanderung, d.h. als Zu- und Abwanderung über die Landesgrenze eines Bundeslandes und zum anderen als Außenwanderung von Deutschen sowie von Ausländern betrachtet werden. Diese ist insofern relevant, da hier Aussagen über Wanderungsgewinne oder -verluste einzelner Bevölkerungsgruppen gewonnen werden, die den Umfang und die soziale Struktur der Adressaten für Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe Wanderungsbewegung 149 150 ist zukünftig allerdings beeinflussen. problematisch, Eine da Prognose diese des durch Faktors zahlreiche Vgl. Höpflinger (1997). Anhand der vorgelagerten Literaturrecherche des Kapitels 2.1. konnte beobachtet werden, dass ein hoher Anteil der Migranten Sozialleistungen bezieht. Dieses Faktum besitzt Auswirkungen auf die Angebotsgestaltung und -planung der Kinder- und Jugendhilfe. Vgl. Bruckner (2004), ISA Institut für soziale Arbeit (2002). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 120 Standortfaktoren beeinflusst wird wie durch die wirtschaftliche Entwicklung oder durch die Attraktivität der Wohnlage einer zu betrachtenden Region.151 Ein Informationsgewinn hinsichtlich der Entwicklung relevanter Bevölkerungsgruppen152 und der wirtschaftlichen sowie sozialen Situation kann als Anlass für die Planung und Gestaltung von Angeboten der Kinderund Jugendhilfe gesehen werden. 5.1.3 Arbeitsfeld Kindertagesbetreuung Die demografische Entwicklung als Indikator für jugendamtsbezogene Bedarfsabschätzungen ist besonders aussagekräftig für den Bereich Tageseinrichtungen für Kinder. Die Tagesbetreuung von Kindern macht den Großteil der finanziellen Gesamtaufwendungen aus und nimmt gleichzeitig eine herausragende Stellung innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe ein. Unter dem Aspekt des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz wird erkennbar, dass sich schon kleinere quantitative Veränderungen innerhalb der relevanten Altersgruppen auf den Platz- und Betreuungsbedarf von Kindertageseinrichtungen auswirken und entsprechend in der Planung berücksichtigt werden müssen. 5.1.4 Arbeitsfeld Hilfen zur Erziehung Hilfen zur Erziehung knüpfen an individuelle soziale Problemlagen an. Für die Wahrnehmung und Bewertung solcher Problemlagen im Sozialraum reicht der Blick auf die Entwicklung demografischer Faktoren allein nicht aus. Vielmehr ist eine Ergänzung um soziale bzw. sozialstrukturelle Belastungsfaktoren erforderlich, um vorhandene Trends und sozialräumliche Disparitäten als Voraussetzung für eine bedarfsgerechte Ressourcenplanung und -allokation innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe erfassen zu können.153 Folgende relevante soziale bzw. sozialstrukturelle Belastungsfaktoren werden in der Fachliteratur aufgeführt: 151 152 153 - Bevölkerungsdichte - Anteil der unter 21-Jährigen - Wohnfläche je Einwohner Vgl. Fendrich/ Schilling (2003). Zu diesen Bevölkerungsgruppen zählen Personen mit hohem Qualifikationsniveau, Frauen in Altersgruppen mit hoher Fertilitätsquote, Berufsanfänger und Spätaussiedler. Vgl. Bruckner (2004), Christe (2004), Fendrich/ Schilling (2003), Freigang/ Schone (2001), ISA Institut für soziale Arbeit (2002), o. A. (2003 a). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 121 - Ausländeranteil - Quote der Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt/ der minderjährigen Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt - Personen mit Wohngeldbezug - Arbeitslosenquote/ Jugendarbeitslosigkeit - Langzeitarbeitslosenquote - Beschäftigungsdichte - Anzahl der Alleinerziehenden/ minderjährigen Alleinerziehenden - Anteil Minderjähriger bei nicht-verheirateten Eltern - Anzahl der Scheidungskinder - Anzahl der Jugendgerichtsfälle - Anzahl Jugendlicher ohne Schulausbildung - Einkommenssituation - Schulden pro Kopf - Anteil der Hilfen zur Erziehung je 10.000 Jugendliche. Die dargestellte Auswahl potenzieller sozialer Belastungsindikatoren lässt sich strukturieren nach den Bereichen Bevölkerung, Sozialleistungen, Arbeitsmarkt, Familie, Bildung und wirtschaftliche Situation. Fuchs, Pothmann, Schilling (2004) weisen auf die Wechselwirkungen einzelner durch Sozialindikatoren abgebildeter Einflussfaktoren. Eine isolierte Betrachtung einzelner Indikatoren gilt als problematisch, da i.d.R. erst das Zusammenwirkens verschiedener Faktoren zur Entstehung bzw. Verschärfung von Belastungssituationen führt.154 Die Auswahl des Faktors Anteil der unter 21-Jährigen findet nach Fuchs/ Pothmann/ Schilling seine Begründung im positiven Zusammenhang zur Quote der Hilfen zur Erziehung. Entsprechend weist ein hoher Anteil an jungen Menschen unter 21 Jahren auf eine höhere Belastungssituation hin.155 Der Indikator Bevölkerungsdichte bezieht sich auf die Beobachtung ausgeprägterer Problemlagen von Kindern und Jugendlichen in Regionen mit höherer Einwohnerdichte. Die Wohnfläche je Einwohner gilt als Indikator zur Beschreibung der sozialen Lage.156 Aufgrund der Beschränkung des Bezugs von öffentlichen Sozialleistungen auf Personen, die ihren Lebensunterhalt nicht selbstständig bestreiten können, ergibt sich dessen Eignung als Maß für soziale Belastungen. Neben der Quote von Empfängern laufender Hilfen zum 154 155 156 Vgl. Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004), S. 75 ff. Vgl. Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004), S. 75 ff. Vgl. Stadt Flensburg (2003), S. 2. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 122 Lebensunterhalt an der Gesamtbevölkerung ist der Anteil der minderjährigen Empfänger dieser Leistungen von besonderer Bedeutung, da sozial schwächere Familien überdurchschnittlich oft auf Hilfen zur Erziehung angewiesen sind.157 Arbeitslosigkeit bedeutet für die betroffenen Personen einen Unterstützungsbedarf an Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt sowie die Gefahr der Einkommensarmut und gilt deshalb als zentraler Indikator zur Beschreibung sozialer Disparitäten..158 Der Einbezug des Indikators Ausländeranteil bezieht sich auf Hilfebedarf im Kontext der Integrationsprobleme von Migranten.159 Eine bedeutende Belastungssituation für Kinder und Jugendliche stellt die Scheidung respektive Trennung der Eltern dar. Entsprechend besteht bei Scheidungskindern vermehrt eine Inanspruchnahme an Hilfen zur Erziehung.160 Die Einkommenssituation einer Familie steht als Indikator für eine sozialbelastende Situation, da sich infolge derer familiäre Krisen und soziale Schichteinordnungen vornehmen lassen. 161 5.1.5 Schlussfolgerungen aus der Literaturanalyse Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Bevölkerungsentwicklung eine zentrale Bezugsgröße für Prognose- und Planungsansätze in der Kinder- und Jugendhilfe darstellt, die aber Ergänzung erfahren muss durch soziale und sozialstrukturelle Belastungsindikatoren. Das trifft besonders für den Bereich der Hilfen zur Erziehung zu. Hier ist es in besonderem Maße erforderlich, sozialräumliche Ungleichheiten als obligatorische Informationsbasis für die bedarfsgerechte Ressourcenplanung und -allokation innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe zu erfassen. Für den Leistungsbereich Kindertageseinrichtungen wird ersichtlich, dass die demografische Variable hier nicht den Status eines Hintergrundindikators einnimmt, sondern Prognosen über die Entwicklung der relevanten Altersgruppen zulässt, die sich zeitnah auf 157 158 159 160 161 In Folge der Hartz-IV-Regelungen müsste der Indikator künftig auf den Bezug von ALG II bzw. Sozialgeld abstellen. Vgl. o. A. (2003 a), S. 16 ff. Vgl. o. A. (2003 a), S. 28 f. Vgl. Landkreis Freising (Hrsg.) (2001), S. 37 ff. Vgl. Landkreis Freising (Hrsg.) (2001), S. 65 ff. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 123 den absehbaren Bedarf an bspw. Krippen- oder Kindergartenplätzen auswirken. Plausibel ist in diesem Zusammenhang der Ansatz, dass Bevölkerungsprognosen möglichst kleinräumig erstellt werden, da der Rückgang oder die Zunahme der Bevölkerung bzw. bestimmter Altersgruppen in den Städten und Gemeinden zu unterschiedlichen Zeitpunkten einsetzt und auch unterschiedlich stark ausfällt. Praktisch existiert allerdings ein unauflöslicher Zielkonflikt zwischen dem Anspruch, demografische Trends möglichst kleinräumig zu prognostizieren, und der Zuverlässigkeit/ Eintrittswahrscheinlichkeit derartiger kleinräumiger Prognosen. In Bezug auf den Bereich der Hilfen zur Erziehung macht es der sachliche Kontext erforderlich, neben der demografischen Entwicklung auch Indikatoren für soziale Lebenslagen heranzuziehen, um zu planungsrelevanten Aussagen zu gelangen. Dabei ist zu beachten, dass die oben angeführten Belastungsindikatoren für einzelne Leistungsbereiche in unterschiedlichem Maße relevant sind. 5.2 Indikatorensystem zur Abbildung sozialräumlicher Disparitäten auf der Ebene der neuen Bundesländer 5.2.1 Indikatorenset In der Literatur werden verschiedene sozialstrukturelle Belastungsfaktoren herausgestellt, die eine Abbildung sozialräumlicher Disparitäten erlauben. Diese Faktoren konzentrieren sich auf die Bereiche Bevölkerung, Arbeitsmarkt, Bildung, familiäre Situation, öffentliche Sozialleistungen und Kriminalität. Im Weiteren empfiehlt die Fachliteratur eine möglichst kleinräumige Erfassung dieser Einflussgrößen, da in größeren Räumen (wie den neuen Bundesländen) starke Binnendifferenzierungen zu erwarten sind. Anhand der vorgelagerten Literaturanalyse sowie der in den Fallstudienregionen geführten Experteninterviews konnte eine Reihe soziale Belastungsfaktoren identifiziert und vertiefend bewertet werden. Allgemein wird die wirtschaftliche und soziale Situation einer Region als Indikator benannt. Als stärkste Einflussfaktoren für sozial belastete Problemlagen gelten die Arbeitsmarktlage (bzw. in enger Verbindung damit die Lage am Ausbildungsstellenmarkt) sowie die Familiensituation. Innerhalb der Familie erweisen sich das Auflösen von klassischen Familienstrukturen durch Scheidung, Trennung oder auch Pendlerverhalten der Eltern als wesentliche Belastungsfaktoren. In Anlehnung an den Sozialatlas der Stadt Flensburg wird unter Verwendung der vorstehend dargestellten Faktoren ein Indikatorensystem zur Beschreibung sozialräumlicher Disparitäten isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 124 entwickelt.162 Ergänzend zu den im Flensburger Sozialatlas abgebildeten Bereichen Bevölkerung, Arbeitsmarkt, Sozialleistungen und Hilfen zur Erziehung werden die Sektoren Bildung und Familie mit einbezogen. Nachfolgend sind die einzelnen Bereiche mit den jeweiligen zugeordneten Einzelindikatoren163 dargestellt. Arbeitsmarkt: Arbeitslosenquote Jugendarbeitslosenquote = Anteil der Arbeitslosen an den Arbeitnehmern = Arbeitslose unter 25 Jahre je 1.000 15- bis unter 25-Jährige Anteil der Langzeitarbeitslosen = Anteil der Arbeitslosen, 1 Jahr und länger arbeitslos, an den Arbeitslosen Beschäftigungsdichte Sozialleistungen: Sozialhilfequote Mietzuschuss Bildung: Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss Quote der Schulabgänger mit Hochschulreife Demografie: 162 163 = Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte je 1.000 Einwohner = Empfänger laufender Hilfen zum Lebensunterhalt je 1.000 Einwohner = Haushalte, die Empfänger von Mietzuschuss sind, je 1.000 Haushalte = Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss an den Schulabgängern = Anteil der Schulabgänger mit Hochschulreife an den Schulabgängern Einwohnerdichte = Einwohner je km2 Bevölkerungsbestand unter 25 Jahre = Anteil der Einwohner unter 25 Jahre Vgl. Stadt Flensburg (2003). Die ausgewählten Indikatoren wurden durch die vorliegende Datenlage determiniert, weshalb Faktoren wie Jugendkriminalität aufgrund fehlender Kreisdaten nicht berücksichtigt werden konnte. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Familie: Anteil der Einpersonenhaushalte Kinder- und Jugendhilfe: 125 = Anteil der Einpersonenhaushalte an den Haushalten Personen je Haushalt = Personen je Haushalt Anteil der Berufspendler = Anteil der Auspendler an den Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort HzE-Quote = Quote der Hilfen zur Erziehung außerhalb des Elternhauses pro 10.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis unter 18 Jahren Datenbasis der Indikatoren sind die Datenbank INCAR des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) sowie Angaben der statistischen Ämter der neuen Bundesländer. Die Daten beziehen sich auf die Jahre 1998 bis 2003. 5.2.2 Vorgehensweise bei der Entwicklung des Datenmodells Die Indikator werden für jeden Landkreis/ jede Kreisfreie Stadt der neuen Bundesländer separat erfasst. Anschließend erfolgt die Transformation in ein Ranking-Modell. Dabei wurde wie folgt vorgegangen: Im ersten Schritt wird für jeden Indikator entsprechend seines Wertes (z.B. die Höhe der Arbeitslosenquote) der Rang in der Rangfolge aller Regionen ermittelt. Da sich jeder Bereich (bspw. Arbeitsmarkt) aus mehreren Indikatoren (bspw. Arbeitslosenquote, Jugendarbeitslosigkeit, Dauerarbeitslose, Beschäftigungsdichte) zusammensetzt, erfolgt im zweiten Schritt die Aufsummierung der einzelnen Rangwerte jedes Indikators in der Rangsumme (bspw. Arbeitsmarkt). Um als Ergebnis ein zusammenfassendes Ranking über alle Bereiche zu erhalten, werden die Rangsummen der einzelnen Bereiche im GesamtErgebnisrang aufsummiert. Dieser Ergebnisrang bestimmt die Position der einzelnen Regionen im Gesamt-Ranking: Die Region mit dem niedrigsten Ergebnisrang liegt auf dem ersten Platz, und die Region mit dem höchsten Ergebnisrang auf dem letzten.164 164 Vgl. Stadt Flensburg (2003) und die Tabellen im Anhang VI.3. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 5.2.3 126 Ausgewählte Analyseergebnisse auf Kreisebene Sozialstruktur Im Jahr 2001 beträgt die Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern durchschnittlich 18,2 %. Mit einem Durchschnittswert von knapp 20 % markiert Sachsen-Anhalt die Obergrenze, Thüringen mit unter 16 % die untere Grenze. Abbildung 15: Arbeitslosenquoten in ausgewählten Kreisen der neuen Ländern (2001) 30 Arbeitslosenquote 25 20 15 10 5 kreisfreie Stadt Görlitz Kreis UeckerRandow Kreis Demmin kreisfreie Stadt Hoyerswerda Kreis Köthen neue Länder einschließlich Berlin Kreis Wartburgkreis kreisfreie Stadt Potsdam Kreis Ludwigslust Kreis Hildburghausen Kreis Sonneberg 0 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); eigene Darstellung. Die Kreise mit den geringsten Arbeitslosenquoten liegen vornehmlich in Thüringen. Hierzu zählen der Kreis Sonneberg und der Kreis Hildburghausen. Trotz des höchsten Durchschnittswertes in Sachsen-Anhalt weisen die kreisfreien Städte Görlitz und Hoyerswerda in Sachsen sowie die Kreise Demmin und Uecker-Randow in Mecklenburg-Vorpommern mit über 25 % Arbeitslosigkeit die höchsten Werte in den neuen Ländern auf. Bezogen auf den Kreis Ludwigslust mit weniger als 50 arbeitslosen Jugendlichen je 1.000 Personen der altersgleichen Bevölkerung165 besitzen die kreisfreien Städte Görlitz, Brandenburg an der Havel und Neubrandenburg mehr als doppelt so viele Arbeitslose unter 25 Jahren. Im Vergleich der neuen Bundesländer besitzen Thüringen und MecklenburgVorpommern durchschnittlich etwa ein Zehntel weniger jugendliche Arbeitslose. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitslosen differiert in den ostdeutschen Kreisen zwischen einem Fünftel (Kreis Sonneberg) und knapp 50 % in der kreisfreien Stadt Hoyerswerda. 165 Die altersgleiche Bevölkerung bezieht sich auf die 15- bis 25-Jährigen Einwohner der Region. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 127 Der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Bevölkerung variiert innerhalb der neuen Bundesländer zwischen Werten von unter ein bis über sechs Prozent. Die Thüringer Kreise weisen mit einer durchschnittlichen Quote der Sozialhilfeempfänger von zwei Prozent besonders niedrige Werte auf. Eine Differenzierung zwischen kreisfreien Städten und Kreisen ergibt, dass in den kreisfreien Städten der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Gesamtbevölkerung überdurchschnittlich hoch ist. Entsprechend existiert keine kreisfreie Stadt mit unter 2,1 % Sozialhilfeempfängern in den neuen Bundesländern. Analog hierzu zeigt die Entwicklung der Anzahl der Sozialhilfeempfänger von 1995 bis 1999 nur in acht Kreisen eine Abnahme. Hingegen sind die höchsten Zuwächse von bis zu 117 % in den kreisfreien Städten zu lokalisieren. 70 60 50 40 30 20 10 kreisfreie Stadt Schwerin kreisfreie Stadt Halle/Saale kreisfreie Stadt Dessau kreisfreie Stadt Leipzig kreisfreie Stadt Greifswald neue Länder einschließlich Berlin Kreis Stollberg Kreis OhreKreis Kreis Hildburghausen Kreis Wartburgkreis 0 Kreis SchmalkaldenMeiningen Sozialhilfeempfänger je 1.000 Einwohner Abbildung 16: Sozialhilfequote in ausgewählten Kreisen der neuen Länder (1999) Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002). Mit einem Anteil von über einem Zehntel besitzt Mecklenburg-Vorpommern die höchste Mietzuschussquote in den neuen Ländern und liegt damit mehr als 40 % über dem ostdeutschen Durchschnittswert von 7,3 %. Auf der Kreisebene zeigt sich, dass in den kreisfreien Städten ein deutlich größerer Anteil der Einwohner einen Mietzuschuss erhält als in den Kreisen. Das Gros der kreisfreien Städte liegt bei dieser Quote im Bereich von 9 bis 14 %. Der Anteil der Einpersonenhaushalte ist in den Landkreisen bis zu zwei Drittel geringer als in den kreisfreien Städten. Vergleichbar gestaltet sich die Verteilung der Personen je Haushalt, so dass in den Kreisen vornehmlich mehr Personen in einem Haushalt leben als in den kreisfreien Städten. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 128 Abbildung 17: Anteil der Einpersonenhaushalte für ausgewählte Kreise Ostdeutschlands kreisfreie Stadt Greifswald kreisfreie Stadt Neubrandenburg kreifsfreie Stadt Potsdam kreisfreie Stadt Gera kreisfreie Stadt Schwerin neue Länder einschließlich Berlin Kreis Nordwestmecklenburg Kreis Wartburgkreis Kreis Hildburghausen Kreis Saalkreis Kreis Eichsfeld 0 10 20 30 40 50 60 in Prozent Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); eigene Darstellung. Im Bereich Bildung und Schule zeigen sich in Ostdeutschland relativ starke Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Die Anteile der Schüler ohne Hauptschulabschluss fallen auf Länderebene mit Werten zwischen neun und knapp 13 % noch relativ ähnlich aus. Beträchtliche Unterschiede bestehen bezüglich des Anteiles der Hauptschulabschlüsse: Sachsen und Sachsen-Anhalt weisen mit Werten von ca. 11 % lediglich gut die Hälfte der Anteile von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen auf. Die Betrachtung der Kreise ergibt ein stark differenziertes Bild des Bildung- und Schulbereiches. Ohne Hauptschulabschluss verlassen zwischen fünf (kreisfreie Stadt Potsdam) und über 20 % (kreisfreie Stadt Wismar) der Schulabgänger die Schule. Analog hierzu umfasst die Spannweite der Anteile der Hauptschulabschlüsse an der Gesamtheit der Schulabschlüsse knapp sechs (kreisfreie Stadt Dessau) bis 27 % (Kreis Nordwestmecklenburg). Die Anteile von Realschulabschlüssen sind mit knapp unter einem Drittel in den kreisfreien Städten Weimar und Potsdam am geringsten, im Gegensatz hierzu weist der Kreis Kamenz mit nahezu zwei Dritteln Anteil den ostdeutschen Höchstwert auf. Als extrem unterschiedlich stellen sich die erreichten Abschlüsse der Hochschulreife im isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 129 Vergleich der Kreise dar. Nahezu in allen kreisfreien Städten beträgt der Anteil der Schulabgänger mit Hochschulreife an den gesamten Schulabgängern zwischen 30 (kreisfreie Stadt Dessau) und 45 % (kreisfreie Stadt Jena). Die geringsten Anteile von Schulabschlüssen mit der Hochschulreife weisen die Kreise mit Werten unter 16 % (Kreis Nordwestmecklenburg) aus. Der Anteil der Auspendler an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der Kreise in den neuen Bundesländern variiert zwischen unter 20 % (kreisfreie Stadt Dresden) und knapp 70 % (Kreis Saalkreis). Die Anzahl der Hilfen zur Erziehung außerhalb des Elternhauses variiert sehr stark auf der Ebene der Kreise. Die geringste Inanspruchnahme weist der Kreis Sömmerda mit 37 Hilfen im Jahr 2002 auf. Hingegen bewilligt die kreisfreie Stadt Dresden im Jahr 2002 insgesamt 769 Hilfen. Unter Bezug auf die Bevölkerungsanzahl der relevanten Altersgruppe kann die HzE-Quote, d. h. die Quote der Hilfen zur Erziehung außerhalb des Elternhauses pro 10.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis unter 18 Jahren, wie folgt abgebildet werden. Abbildung 18: Hilfen zur Erziehung in ausgewählten Kreisen Ostdeutschlands 800 700 600 500 Fallzahlen HzE 400 HzE-Quote 300 200 100 kreisfreie Stadt Görlitz kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel kreisfreie Stadt Magdeburg kreisfreie Stadt Rostock kreisfreie Stadt Zwickau Kreis Gotha Kreis Bautzen Kreis Annaberg Kreis Hildburghausen Kreis Sömmerda 0 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002 und 2003); Statistische Landesämter Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen (2003 und 2004); Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg (2004). Es kann festgestellt werden, dass die HzE-Quote der Kreise wesentlich geringer ausfällt als in den kreisfreien Städten. Entsprechend markiert die kreisfreie Stadt Suhl mit einer HzE-Quote von 113,8 den niedrigsten Wert unten den kreisfreien Städten der neuen Bundesländer. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 130 Demografie Der durchschnittliche Anteil der unter 25-Jährigen an der Gesamtbevölkerung lag im Jahr 1999 in Ostdeutschland bei 26,4 %. Unterdurchschnittliche Quoten lassen sich vornehmlich in kreisfreien Städten der südlichen Bundesländer (bspw. der kreisfreien Stadt Chemnitz mit 23,4 %) feststellen. Die höchsten Anteile unter 25-Jähriger bestehen in MecklenburgVorpommern mit bis zu 30 % (Kreis Nordwestmecklenburg). Die differenzierte Betrachtung der einzelnen Altersgruppen ergibt auf der Ebene der Kreise lediglich geringfügige Unterschiede. In der Altersgruppe der unter 5-Jährigen leben je nach Kreis zwischen 2,8 und 4 % der Gesamtbevölkerung des Kreises. Der Anteil der 5- bis unter 18-Jährigen schwankt zwischen 12 und 17 %. Die Altersgruppe der 18- bis unter 25-Jährigen besitzt Anteile an der Gesamtbevölkerung der einzelnen Kreise zwischen 8 und nahezu 12 %. Hingegen lassen sich in der Entwicklung dieser Altersgruppen von 1990 bis 1999 deutliche Unterschiede feststellen. Abbildung 19: Entwicklung einzelner Altersgruppen in ausgewählten Kreise (1990 bis 1999) 40 unter 5 Jahre 20 in Prozent 0 -20 Kreis PotsdamMittelmark Kreis Saalkreis kreisfreie Stadt Hoyerswerda 5 bis unter 18 Jahre -40 -60 18 bis unter 25 Jahre -80 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002). Die Ergebnisse Bevölkerungsprognose signalisieren eine große Binnendifferenzierung innerhalb Ostdeutschlands. Die vorausberechneten Entwicklungen für den Zeitraum von 2003 bis 2010 streuen zwischen einer Zunahme um ein Fünftel (Kreis Stollberg) und einer Abnahme um knapp 13 % (kreisfreie Stadt Jena) der Gesamtbevölkerung. Höhere isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 131 Bevölkerungszuwächse von über vier Prozent sind ausschließlich in den Landkreisen zu verzeichnen.166 Für die ostdeutschen Bundesländer einschließlich Berlin ergeben sich durch Aufspaltung der Bevölkerungsvorausberechnung nach Altersgruppen gegenläufige Tendenzen der künftigen Bevölkerungsentwicklung. Die Altersgruppe der unter 5-Jährigen verzeichnet für den Prognosezeitraum von 2003 bis 2010 einen Zuwachs von etwa einem Zehntel. Hingegen sinken die Altersgruppen der 6- bis 15-Jährigen (-11,7 %), der 16- bis 19-Jährigen (-41,1 %) und der 20- bis 25-Jährigen (-3,6 %) unterschiedlich stark. 5.2.4 Ausgewählte Analyseergebnisse auf Ebene der siedlungsstrukturellen Regionstypen In den siedlungsstrukturellen Regionstypen Ostdeutschlands (Agglomerationsräume, verstädterten bzw. ländliche Räume) stellen sich die wichtigsten Indikatoren der Sozialstruktur wie folgt dar. Abbildung 20: Ausgewählte Sozialstrukturindikatoren der siedlungsstrukturellen Regionstypen der neuen Bundesländer 100 90 Agglomerationsräume 80 70 60 Verstädterte Räume 50 40 30 Ländliche Räume 20 10 Bevölkerung unter 25 Jahre Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss Mietzuschuss Sozialhilfeempfänger jüngere Arbeitslose Arbeitlosenquote 0 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); eigene Darstellung. Die Arbeitslosenquote liegt sich in den drei Regionstypen nahezu auf dem gleichen Niveau. Leicht unterdurchschnittlich ist die Quote der jüngeren Arbeitslosen mit 82 von 1.000 der 166 Eine differenziertere Betrachtung der Bevölkerungsprognose nach Altersgruppen war auf Grundlage der Datenbasis auf der Ebene der Kreise nicht möglich. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 132 Altersgruppe lediglich in den ländlichen Räumen. Mit Werten zwischen 34 und 36 % lassen sich kaum Unterschiede bezüglich des Anteiles der Langzeitarbeitslosen an den Arbeitlosen insgesamt feststellen. Im Bereich der Sozialleistungen zeigen sich deutliche Differenzen zwischen den einzelnen Regionstypen. Mit einer Quote von 4,7 % empfangen knapp doppelt so viele Bewohner der Agglomerationsräume Sozialhilfe als in verstädterten (2,5 %) oder in ländlichen Räumen (2,5 %). Dies spiegelt sich ebenfalls im starken Zuwachs des Anteils der Sozialhilfeempfänger von 1995 bis 1999 in den Agglomerationsräumen (+58 %) wieder. Bei den gewährten Mietzuschüssen liegt ein gegenteiliges Bild zwischen den Regionstypen vor. Entsprechend bezuschussen die verstädterten und ländlichen Regionen mit einem Anteil von ca. acht Prozent deutlich häufiger ihre Bewohner als die Agglomerationsräume mit 6,6 %. Die Verteilung der Schulabschlüsse ist zwischen den Regionstypen relativ gleichmäßig. Einzigste Ausnahme bilden die Schüler mit Hochschulreife, deren Anteil in den Agglomerationsräumen mit 29 % höher liegt als in verstädterten (26,4 %) und in ländlichen Räumen (23,6 %). Der Anteil der unter 25-Jährigen an der Gesamtbevölkerung ist mit 25,7 % in den Agglomerationsräumen im Vergleich zu den verstädterten (26,4 %) und ländlichen Räumen (27,8 %) geringfügig kleiner. Innerhalb der Altersgruppen kann festgestellt werden, dass mehr Kinder im Alter unter 5 Jahren (3,6 %) in den Agglomerationsräumen leben. In den Alterskohorten der 5- bis unter 25-Jährigen weist dieser Raumtyp jedoch deutlich geringere Anteile an den Kindern und Jugendlichen auf, als die verstädterten und ländlichen Räume. Die Bevölkerungsprognose, ausgehend vom Jahr 2003 bis zum Jahr 2010, zeigt deutliche Unterschiede in der künftigen Entwicklung. Zwar sinkt die betrachtete Altersgruppe der unter 25-Jährigen in allen drei Regionstypen, dennoch in den verstädterten und ländlichen Räumen mit -14,9 % bzw. -17 % wesentlich stärker als in den Agglomerationsräumen mit -6,6 %. Ebenso bestehen massive Differenzen in der Entwicklung der einzelnen Alterskohorten einerseits sowie zwischen den Alterskohorten der drei Regionstypen andererseits. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 133 Abbildung 21: Bevölkerungsentwicklung von 2003 bis 2010 in den siedlungsstrukturellen Regionstypen der neuen Bundesländer 20,0 Agglomerations räume Prozent 0,0 0 bis 5 Jahre -20,0 6 bis 15 Jahre 16 bis 19 20 bis 25 Jahre unter 25 Jahre Verstädterte Räume Ländliche Räume -40,0 -60,0 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2003), Berechnungen isw Institut. Der Anteil der Einpersonenhaushalte an den Gesamthaushalten liegt in den Agglomerationsräumen mit knapp 40 % deutlich höher als in den verstädterten (32,4 %) bzw. in den ländlichen Räumen (29 %). Demgegenüber ist die Anzahl der Personen je Haushalt in den ländlichen und verstädterten Räumen nahezu gleich hoch und deutlich niedriger in den Agglomerationsräumen. Mit einem Viertel der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten pendeln in den Agglomerationsräumen wesentlich weniger Berufstätige als in den verstädterten (34,3 %) und in den ländlichen Räumen (32,8 %). 5.2.5 Ranking anhand der Indikatoren sozialräumlicher Disparitäten Ranking der Kreise Im Ergebnis des Rankings auf Kreisebene dominieren im ersten Drittel der Rangliste die Landkreise. Demgegenüber sind die kreisfreien Städte vor allem im Mittelfeld sowie auf den letzten Rängen platziert. Die beste Wertung im Ranking der ostdeutschen Kreise erhält der Kreis Potsdam-Mittelmark. Insbesondere in den Bereichen Sozialleistungen, Bildung und Bevölkerung rangiert dieser Kreis unter den zehn am höchsten bewerteten Kreisen der neuen Bundesländer. Mit einer Arbeitslosenquote von 13 %, einer Sozialhilfequote von 1,5 %, einem Anteil von Schulabgängern ohne Hauptschulabschluss von 7,4 %, einem Bevölkerungszuwachs von knapp 14 % bis 2010 und einem Anteil der Einpersonenhaushalte von 23,4 % weist der Kreis Potsdam-Mittelmark im Vergleich der neuen Bundesländer die insgesamt günstigsten Werte auf, so dass hier eine geringe soziale Belastung herausgestellt werden kann. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 7: 134 Auszug des Ranking der ostdeutschen Kreise Arbeitsmarkt Sozialleistungen Bildung Bevölkerung Gesamtrang Gesamtrang Gesamtrang Gesamtrang Familie Gesamtrang Rangsumme Ergebnisrang Kr. Potsdam-Mittelmark 14 5 8 3 33 63 1 Kr. Dahme-Spreewald 13 14 5 1 35 68 2 Kr. Saale-Orla-Kreis Kr. Ohre-Kreis Kr. Gotha Kr. Teltow-Fläming Kr. Schmalkalden-Meiningen Kr. Wernigerode Kr. Sonneberg Kr. 9 13 31 65 2 120 3 17 4 64 12 36 133 4 5 4 31 59 31 9 134 29 32 29 6 47 143 6 8 2 72 56 8 146 7 33 21 11 13 82 160 8 5 10 47 51 53 166 9 Vogtlandkreis 6 16 60 32 54 168 10 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 110 14 110 88 394 103 Krf. St. Neubrandenburg Kr. Demmin 111 87 68 85 43 394 104 Kr. Schönebeck 104 66 54 68 102 394 105 Kr. Aschersleben-Staßfurt 85 63 88 77 90 403 106 Kr. Bernburg 98 67 112 78 52 407 107 Krf. St. Greifswald 50 111 41 106 108 416 108 110 103 108 55 50 426 109 Krf. St. Görlitz 105 109 20 102 97 433 110 Krf. St. Hoyerswerda 106 98 53 64 112 433 111 41 107 99 95 105 447 112 Kr. Uecker-Randow Krf. St. Wismar Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002 und 2003); Berechnungen isw Institut. Ranking der siedlungsstrukturellen Regionstypen Im Ergebnis der Rangfolge der siedlungsstrukturellen Regionstypen in den neuen Ländern zeigt sich, dass in den Bereichen Arbeitsmarkt, Bildung und Bevölkerung die ostdeutschen Agglomerationsräume vergleichsweise die besten Kennziffern aufweisen. Tabelle 8: Ranking der siedlungsstrukturellen Regionstypen in den neuen Bundesländern ArbeitsSozialBevölkerFamilie markt leistungen Bildung ung siedlungstruktureller Regionstyp Gesamtrang Gesamt- Gesamt- Gesamt- Rang- Ergebnissumme rang rang rang rang Gesamtrang Agglomerationsräume 1 1 1 1 3 7 1 Verstädterte Räume 2 1 2 2 2 9 2 Ländliche Räume 3 1 3 3 1 11 3 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002 und 2003); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 135 Die verstädterten Räume liegen durchgängig im Mittelfeld der Rangfolge. Hingegen belegen die ländlichen Räume aufgrund ihrer relativ schlechteren Position in den Bereichen Arbeitsmarkt, Bildung und Bevölkerung den letzten Platz. 5.3 Zusammenhang zwischen der Ausprägung sozialräumlicher Disparitäten und dem Einsatz von Hilfen zur Erziehung 5.3.1 Gesamtergebnis Um den Zusammenhang zwischen der regional unterschiedlichen Ausprägung sozialer Belastungsfaktoren und dem Einsatz der Kinder- und Jugendhilfe zu beurteilen, wird schließlich das Ergebnis des vorstehenden Rankings ins Verhältnis zu den HzE-Quoten der Kreise gesetzt. Hierfür wird das statistische Konzept der Rangkorrelation genutzt. Die Berechnung des Zusammenhanges der Rangfolge im Indikatorensystem sozialer Disparitäten mit der Rangfolge der HzE-Quoten für die Kreise der neuen Bundesländer ergibt einen Korrelationskoeffizienten von 0,45.167 D.h. zwischen der kalkulierten Rangfolge der Kreise und der Rangfolge der HzE-Quoten besteht ein signifikant positiver Zusammenhang. Entsprechend sind in Kreisen mit niedrigen sozialen Belastungsfaktoren praktisch auch geringe HzE-Quoten festzustellen. Aufgrund unterschiedlich starker Korrelationen zwischen den Rangfolgen der einzelnen fünf Bereiche Arbeitsmarkt, Sozialleistungen, Bildung, Bevölkerung und Familie werden zusätzlich die Zusammenhänge jedes einzelnen Bereiches mit der HzE-Quote untersucht. Tabelle 9: Bereich Korrelationskoeffizient Korrelationskoeffizienten der untersuchten Sozialraum-Indikatoren und der HzEQuote Arbeitsmarkt Sozialleistungen Bildung Bevölkerung Familie 0,21 0,64 0,31 0,06 0,49 Quelle: Berechnungen isw Institut. 167 Die einfache Regressionsanalyse verfolgt das Ziel, den Wert einer abhängigen Variable mit Hilfe des Wertes einer unabhängigen Variable vorherzusagen, die an denselben Objekten / Personen oder Erscheinungen erhoben wurde. Entsprechend wird der Effekt der Veränderung einer unabhängigen Variablen auf eine abhängige Variable gemessen. Die Stärke des Zusammenhanges der beiden Variablen spiegelt sich im Korrelationskoeffizienten wieder, d.h. er kann einen Wert zwischen 0 (kein Zusammenhang) und 1 (sehr enger Zusammenhang) annehmen. Vgl. hierzu Schnell/ Hill/ Esser (1995), S. 417 ff. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 136 Aus Tabelle 9 ist ersichtlich, dass die Korrelationskoeffizienten der einzelnen Bereiche eine unterschiedlich starke Ausprägung aufweisen. Um den Zusammenhang zwischen der HzEQuote und einzelnen Bereichen des sozio-ökonomischen Kontextes genauer erfassen zu können, werden die Bereiche, die lediglich einen schwachen statistischen Zusammenhang mit der HzE-Quote aufweisen, nicht weiter berücksichtigt. Die drei bzw. zwei Bereiche mit den höchsten Korrelationskoeffizienten werden in nachfolgender Tabelle abgebildet. Tabelle 10: Korrelationskoeffizienten der zusammengefassten Bereiche und der HzE-Quote Sozialleistungen Sozialleistungen Bildung Familie Bereiche Familie Korrelationskoeffizient 0,52 0,63 Quelle: Berechnungen isw Institut. Insgesamt kann festgestellt werden, dass durch die Beschränkung des Indikatorensystems auf drei bzw. zwei Bereiche ein stärkerer Zusammenhang ausgewiesen werden kann. Den engsten Zusammenhang mit der HzE-Quote weist die Rangfolge der Bereiche „Sozialleistungen“ und „Familie“ auf. Daraus ist die Schlussfolgerung abzuleiten, dass in Kreisen, die über hohe Anteile an Sozialhilfeempfängern, Mietzuschüssen, Einpersonenhaushalten, Auspendlern sowie eine geringe Anzahl an Personen je Haushalt verfügen, höhere soziale Belastungen auftreten, die systematisch zu einem Mehrbedarf an Hilfen zur Erziehung außerhalb der Elternhauses führen. 5.3.2 Vergleich auf Länderebene Die Berechnung der durchschnittlichen Platzierung168 der Kreise jedes Bundeslandes lässt die Bildung einer Rangfolge zwischen den fünf Bundesländern zu. Demnach beträgt die durchschnittliche Platzierung der Kreise in Thüringen 37,5 und liegt somit deutlich unter den Werten für Brandenburg (47,8) und Sachsen (60,1). Sachsen-Anhalt (66,5) und MecklenburgVorpommern (70,4) weisen die ungünstigsten Platzierung unter den neuen Ländern auf. Die Betrachtung der Rangfolge auf Ebene der Bundesländer ergibt, dass die ersten neun Plätze eines jeden Bundeslandes mit Landreisen belegt sind. Dies weist auf deutlich geringere soziale Belastungen in den Landkreisen als in kreisfreien Städten hin. 168 Hierbei wird die Summe der in der Gesamtrangfolge erreichten Platzierungen gebildet und durch die Anzahl der Kreise dividiert. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 137 Im Hinblick auf die Differenzierung der Kreise innerhalb der einzelnen Bundesländer kann festgestellt werden, dass sich in den Ländern Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen unterschiedliche räumliche Muster herausgebildet haben. Die westlichen Kreise Mecklenburg-Vorpommern weisen tendenziell geringere Belastungsfaktoren auf als die östlich gelegenen Kreise. Hingegen stellt sich in Sachsen ein deutliches Nord-Süd-Gefälle dar, die südlichen Kreise sind besser gestellt als die nördlichen. In Thüringen zeigt sich, dass tendenziell die westlichen Regionen des Landes geringere Belastungsfaktoren aufweisen als die östlich gelegenen. Für Brandenburg und Sachsen-Anhalt lassen sich im Unterschied zu den anderen drei Bundesländern keine eindeutigen Muster in der räumlichen Struktur der Rangfolgen erkennen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 138 6. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 6.1 Demografischer und sozialer Wandel – Entwicklung der Rahmenbedingungen für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern Mit Blick auf die für die Studie formulierten wichtigsten Erkenntnisziele lassen sich nach unseren Untersuchungsergebnissen folgende Einschätzungen treffen: (1) Niedrige Geburtenraten, anhaltende Netto-Abwanderungen sowie ein zunehmender Anstieg des Durchschnittsalters prägen die demografische Entwicklung in den neuen Bundesländern. In der Folge dieser Prozesse verändern sich wichtige Rahmenbedingungen für die Kinder- und Jugendhilfe. (2) Die mit dem demografischen Wandel einher gehenden Herausforderungen werden in der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe durch zwei weitere wesentliche Einflusskomplexe überlagert. Zu registrieren sind ein signifikanter Wandel in der Sozialstruktur der Bevölkerung sowie zunehmende Finanzierungsprobleme der öffentlichen Haushalte auf allen Ebenen. (3) Die Auswirkungen der demografischen Prozesse in den neuen Bundesländern lassen sich auf verschiedenen Ebenen erfassen: unmittelbar als quantitative Veränderungen der für die Kinder- und Jugendhilfe relevanten Altersgruppen sowie der Altersstruktur des Personals in der Kinder- und Jugendhilfe, mittelbar hinsichtlich der Ausprägung von Problemlagen in den Zielgruppen. (4) Auf der Grundlage der BBR-Prognosen ist in den neuen Bundesländern – mit regional unterschiedlicher Akzentuierung – im Zeitraum 2003 bis 2020 ein Rückgang der Gesamtbevölkerung in den kinder- und jugendhilferelevanten Altersgruppen (bis 27 Jahre) um etwa ein Sechstel zu erwarten. In einzelnen Altersgruppen stellt sich die Entwicklung unterschiedlich dar: • Anstieg der Zahl der Kinder unter 3 Jahre (Krippe) bis zum Jahr 2012 um 9 %, anschließend bis 2020 Rückgang auf das Ausgangsniveau von 2003; • Anstieg der Zahl der Kinder in der Altersgruppe 3 bis unter 6 Jahre (Kindergarten) bis zum Jahr 2015 um 16 %, anschließend bis 2020 Rückgang bis auf 12 % über dem Ausgangsniveau; • stetiger Anstieg der Zahl der Kinder in der Altersgruppe 6 bis unter 12 Jahre (Hort) bis zum Jahr 2019 um 19 %; isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 139 starker Rückgang der Zahl der Jugendlichen in der Altersgruppe 12 bis unter 18 • Jahre bis 2010 auf 62 % des Ausgangsniveaus von 2003, anschließend bis 2020 Wiederanstieg auf 72 %; leichter Anstieg der Altersgruppe 18 bis 27 Jahre bis 2007, nachfolgend bis 2020 • anhaltender Rückgang auf 68 % des Ausgangsniveaus von 2003. Abbildung 22: Prognose der Entwicklung jugendhilferelevanter Altersgruppen in den neuen Bundesländern (2003-2020) 5.000.000 4.000.000 18 bis 27 3.000.000 12 bis unter 18 6 bis unter 12 3 bis unter 6 2.000.000 0 bis unter 3 1.000.000 0 2003 2009 2015 2020 Quelle: Bevölkerungsprognose BBR, Berechnungen isw Institut. (5) Im Prognosezeitraum ist somit ein Anstieg der Kinderzahlen im Segment „Kindertagesbetreuung“ (bis unter 12 Jahre) zu erwarten. Dieses Segment stellt bereits heute den mit Abstand größten Kostenblock in der Kinder- und Jugendhilfe dar. Somit ist zumindest auf kürzere und mittlere Sicht davon auszugehen, dass die demografische Entwicklung nicht zur finanziellen Entlastung der öffentlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern führen wird. (6) Demografische Prozesse der Fertilität und Mobilität haben sozial selektive Wirkungen. Nach Experteneinschätzung führt insbesondere die überdurchschnittlich häufige Abwanderung von besonders leistungsfähigen Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen zu einer stärkeren Konzentration von Problemlagen bei den in Ostdeutschland verbleibenden Alterskohorten. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung (7) 140 Schließlich zeichnet sich, bedingt durch personalpolitische Entscheidungen in der Phase der Systemtransformation, auch eine zunehmende „Überalterung“ des Fachpersonals in der Kinder- und Jugendhilfe der neuen Bundesländer ab. (8) Indikatoren zur Entwicklung der sozialen Situation in den neuen Bundesländern signalisieren zum einen im Trend zunehmende Problemlagen junger Menschen (Auflösung traditioneller Familienstrukturen, Sozialhilfebedürftigkeit, geringwertige Bildungsabschlüsse, Ausbildungsplatzdefizit, Jugendarbeitslosigkeit etc.), zum anderen eine erhebliche räumliche Differenzierung sozialer Problemlagen. Beides stellt die Kinder- und Jugendhilfe vor sich wandelnde Herausforderungen. (9) Eine Analyse der Ausprägung sozialräumlicher Disparitäten auf der Ebene der siedlungsstrukturellen Regionstypen kommt für die neuen Bundesländer zu dem Schluss, dass sich die Situation in den Agglomerationsräumen überdurchschnittlich günstig, in den ländlichen Räumen hingegen überdurchschnittlich ungünstig darstellt. Diese Bewertung geht vor allem auf die Einflussfaktoren Arbeitsmarktlage, Schulbildung und Bevölkerungsentwicklung zurück. (10) Andererseits spielen diese Faktoren, wie eine entsprechende Korrelationsanalyse zeigt, als Determinanten für den regional unterschiedlichen Einsatz von „Hilfen zur Erziehung“ eine untergeordnete Rolle. Maßgeblich dafür sind vielmehr die regionale Ausprägung von Problemlagen in den Familienstrukturen und das Ausmaß an Abhängigkeit von öffentlichen Sozialleistungen. Demzufolge wären diese Faktoren auch für eine indikatorenbasierte Ressourcenplanung in der Kinder- und Jugendhilfe besonders relevant. (11) Sowohl die unterschiedliche quantitative Entwicklung der einzelnen Altersgruppen als auch der Wandel in der Sozialstruktur bedingen Veränderungen in der Angebots- bzw. Leistungsstruktur der Kinder- und Jugendhilfe, insbesondere in Bezug auf • die Verteilung der Ressourcen auf die einzelnen Alters- bzw. Leistungssegmente, • die Kapazität und Standortverteilung von Einrichtungen, • die pädagogischen Konzepte. (12) Generell gilt, dass bei der Planung des Angebots an Kindertagesstätten in sehr viel stärkerem Maße an die Ergebnisse von Bevölkerungsprognosen angeknüpft werden kann als in anderen Arbeitsbereichen der Kinder- und Jugendhilfe. Während beim Bedarf an Kindertagesbetreuung ein enger Zusammenhang zur „Kopfzahl“ in den jeweiligen isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 141 Altersgruppen besteht, wird der Bedarf in den anderen Arbeitsbereichen der Kinder- und Jugendhilfe maßgeblich von anderen Faktoren beeinflusst. (13) Beim Einsatz der Hilfen zur Erziehung (bzw. bei ihrer Planung) ist die Zahl der Kinder bzw. Jugendlichen in den relevanten Altersgruppen nicht mehr als eine HintergrundVariable. Die Entwicklung der Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung wird weniger durch die quantitative Entwicklung der Altersgruppe determiniert als vielmehr durch die Entwicklung sozialstruktureller Faktoren in der jeweiligen Region sowie die Wahrnehmungs- und Definitionsprozesse der Akteure der Jugendhilfe selbst. Hier werden schnell die Grenzen demografiebasierter Planungen erreicht. (14) Insgesamt wird vom weit überwiegenden Teil der Akteure aus der Praxis der Kinder- und Jugendhilfe die Einschätzung vertreten, dass der anhaltende Prozess sozialer Differenzierung in Ostdeutschland neue Anforderungen an die Kinder- und Jugendhilfe stellt. Zumindest für den Arbeitsbereich der Hilfen zur Erziehung werden dadurch die Effekte des Bevölkerungsrückgangs in den jugendhilferelevanten Altersgruppen überlagert und kompensiert. Hinsichtlich der Entwicklung der Kindertageseinrichtungen wird – nicht zuletzt mit Verweis auf die Ergebnisse der PISA-Studien – der Anspruch einer zukünftig besseren pädagogischen Förderung in den Vordergrund gerückt. Demografiebedingt ist hier für die nächsten Jahre ohnehin ein zusätzlicher Bedarf zu erwarten. Zusammenfassend resultiert daraus ein Plädoyer dafür, das Budget der Kinder- und Jugendhilfe nicht parallel zur abnehmenden Bevölkerung zu kürzen, sondern zu Gunsten von mehr Bildung und Prävention umzuschichten. 6.2 Anpassungsstrategien der Akteure der Kinder- und Jugendhilfe Kapazitätsanpassungen (15) Von den Akteuren der Jugendhilfe werden die Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die Angebote und Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe wahrgenommen und münden in Anpassungsreaktionen. Dies geschieht in der Praxis zuallererst dort, wo die Auswirkungen des demografischen Wandels direkt und unmittelbar zu spüren sind. Im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ist dies das Feld der Kindertagesbetreuung, also Kinderkrippen, Kindergärten und Horte. Hier wurden die Kapazitätsplanungen in den vergangenen Jahren sukzessive an sich verändernde Kinderzahlen angepasst. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 142 (16) Obwohl mit Blick auf vorliegende Bevölkerungsprognosen allen Verantwortlichen klar sein sollte, dass die aus der demografischen Entwicklung resultierenden Anpassungserfordernisse mindestens auf mittlere Sicht kaum beeinflussbar (und daher in Grenzen „berechenbar“, d.h. quantitativ vorausschätzbar) sind, fielen Entscheidungen zur Kapazitätsanpassung bisher oft kurzfristig und reaktiv. (17) Gespräche mit den für die Planung zuständigen Akteuren in den Fallstudien-Regionen wiesen auf z.T. unrealistische Erwartungen hin, die Zahl der Kinder in den relevanten Altersgruppen könne sich evtl. in den nächsten Jahren kräftig erholen, weshalb auf tiefere Einschnitte in die vorgehaltenen Kapazitäten verzichtet werden sollte. (18) Vor diesem Hintergrund übertrafen in den Fallstudien-Regionen der Untersuchung trotz erfolgter Anpassungen die Kapazitäten z.T. noch erheblich den aktuellen Bedarf – sowohl im Bereich der Kindertagesstätten als auch bei den stationären Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung. Handlungsoptionen der Jugendämter (19) Die öffentlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe praktizieren – über die vorstehend skizzierten quantitativen Kapazitätsanpassungen hinaus – weitere wichtige Ansätze der Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen und Aufgabenschwerpunkte. Ein zentrales Strategieelement ist die Übertragung vormals kommunaler Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe auf freie Träger. Dieser Prozess ist in den zurückliegenden Jahren weit vorangeschritten, allerdings noch nicht so weit wie im früheren Bundesgebiet. Für die Zukunft ist eine Fortsetzung des Trends zu erwarten. (20) Die zunehmende Übertragung der Trägerschaft für Einrichtungen auf Dritte führt dazu, dass die öffentlichen Träger notwendige Anpassungsleistungen aufgrund sich verändernder Bedarfe nicht mehr unmittelbar selbst erbringen müssen. Die Anpassung von Personal- und Raumkapazitäten an den jeweiligen Bedarf haben die Träger zu leisten. Sie und nicht die Kommunen haben somit auch das wirtschaftliche Risiko evtl. unterlassener Anpassungsentscheidungen zu tragen. Praktisch haben wachsende Budgetrestriktionen der öffentlichen Haushalte in den letzten Jahren zu erhöhtem Kostendruck bei den für die unmittelbare Leistungserbringung zuständigen Trägern geführt. (21) In der so entstehenden neuen Arbeitsteilung rücken bei den öffentlichen Trägern der Jugendhilfe Planung und Controlling in den Mittelpunkt der Tätigkeit. Hierfür sind wirksame Konzepte und Instrumente zu entwickeln und einzusetzen. Zielvereinbarungen, Leistungsmessung und Erfolgsbewertung gewinnen an Gewicht. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 143 (22) Bei der Planung der Ressourcen zeichnet sich ein wachsendes Interesse der öffentlichen Träger im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe an indikatorengestützten Prognose- und Planungsinstrumenten ab. Dabei sollen interne Daten aus den Arbeitsbereichen mit externen Daten (zur Bewertung von sozio-ökonomischen Trends sowie sachlichen und räumlichen Interventionsschwerpunkten) kombiniert werden. Für eine effektive Nutzung der anfallenden Prozessdaten müssen jedoch oft erst noch die EDV-seitigen Voraussetzungen in den Jugendämtern geschaffen werden. (23) Verstärkt bemühen sich die öffentlichen Träger der Kinder- und Jugendhilfe auch darum, mehr Transparenz bzgl. Kostenstrukturen herzustellen, um so die Angemessenheit von Angeboten und Leistungen der freien Träger besser beurteilen zu können. Hier ist – neben den Daten für das jeweils zu finanzierende Angebot – auch die Verfügbarkeit von Vergleichsdaten für ähnliche Leistungen (Benchmark) erforderlich. (24) Im Zusammenhang mit dem sich wandelnden Aufgabenspektrum der Jugendämter hin zur strategischen Steuerung halten die Betroffenen darüber hinaus eine entsprechend höhere Qualifikation des Fachpersonals für erforderlich. Fortschritte in diesem Bereich werden darüber (mit-) entscheiden, inwieweit die übrigen Entwicklungsansätze tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden können und zu den erwarteten Gewinnen an Wirksamkeit und Effizienz führen. Handlungsoptionen der freien Träger (25) Für die freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe hat die Qualifikation ihres Personals ebenfalls einen hohen Stellenwert. Vor dem Hintergrund ungünstiger Altersstrukturen und des von einigen Trägern artikulierten Fachkräftemangels sind verstärkte Bemühungen um langfristig erfolgreiche Rekrutierungsstrategien zu beobachten. (26) Andererseits reagieren die Träger auf veränderte Leistungsbedarfe – nicht zuletzt vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen – mit möglichst flexiblen Personaleinsatzkonzepten. Hierzu wurden z.B. spezielle Arbeitszeitmodelle entwickelt, die über eine Basisstundenzahl hinaus bei steigendem Bedarf längere Arbeitszeiten ermöglichen. In der Fallstudienregion Nordvorpommern beschäftigen verschiede Träger Fachkräfte aus einem gemeinsamen Personalpool. Schließlich sind auch Bemühungen von Trägern zu beobachten, aufgrund steigenden Kostendrucks von der Tarifbindung bei der Vergütung des Personals abzurücken. (27) Zunehmendem Kostendruck versuchen die freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe auch dadurch auszuweichen, das sie sich auf spezialisierte Angebote konzentrieren. Hierfür kommen bspw. besondere Zielgruppen (behinderte Kinder und Jugendliche, isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 144 Migranten) in Betracht. Bei einer Reihe von Trägern, mit denen im Rahmen der regionalen Fallstudien Interviews geführt worden sind, wurde diese Option aufgezeigt. (28) In einigen Regionen der neuen Bundesländer (darunter auch in den Fallstudienregionen Saalfeld-Rudolstadt und Nordvorpommern) bestehen deutlich höhere Kapazitäten im Bereich der stationären Einrichtungen der Jugendhilfe, als dies für die Sicherstellung des regionalen Bedarfs erforderlich wäre. Verschiedene Träger haben hier Kapazitäten eingerichtet, um Jugendliche aus anderen Regionen Deutschlands – vorzugsweise der alten Bundesländer – unterzubringen und zu betreuen. Dies wird offenbar auch für kommerzielle Anbieter zunehmend attraktiv. Treibende Faktoren dieses „Dienstleistungsexports“ sind die im Vergleich zu Westdeutschland signifikant niedrigeren Personal- und Unterbringungskosten. Aus ökonomischer Perspektive führt dies zu einem Zugewinn an Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region. Dennoch bewerten die regionalen Akteure der Kinder- und Jugendhilfe diese Entwicklung überwiegend skeptisch: Die Jugendämter, weil sie die Maßnahmen zur Qualitätskontrolle und -sicherung der Einrichtungen (für die sie keine Zuständigkeit haben) für unzureichend halten und langfristig eher negative „Nebenwirkungen“ für die Region erwarten. Die in der Region etablierten Träger, weil sie hier längerfristig zusätzliche Konkurrenz vermuten und verstärkten Preis- statt Qualitätswettbewerb befürchten. Anpassungsstrategien und Modelle im Rahmen der Organisationsentwicklung (29) Insbesondere in dünn besiedelten, ländlich-peripheren Gebieten ist das Angebot an Kinderbetreuung im Vorschulalter in traditionelle Einrichtungen wie Kindergärten und Kinderkrippen oft nicht mehr zu vertretbaren Kosten aufrecht zu erhalten. Hier setzen die Akteure in zunehmendem Maße auf ortsnahe Angebote der Tagespflege. In der Untersuchungsregion Nordvorpommern hat dieses Angebot bereits ein hohes Niveau erreicht. Diese Variante schließt nicht nur ggf. entstehende Versorgungslücken, sondern bietet auch mehr Flexibilität als die an feste Öffnungszeiten gebundenen Kindertagesstätten und eröffnet so größere Spielräume für die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Kinderbetreuung. Insofern erscheint das Modell Tagespflege auch als ergänzendes Angebot für andere Regionen zukunftsträchtig. (30) Ein anderer Ansatz besteht im Übergang ehemals zielgruppenspezifischer Einrichtungen zu zielgruppenübergreifenden Angebotsstrukturen. Praktisch kann dies die Betreuung unterschiedlicher Zielgruppen in der gleichen Einrichtung beinhalten – also Angebote von Krippe, Kindergarten, Hort in Kombination z.B. mit isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Betreuungsangeboten für Senioren oder weiteren Zielgruppen – 145 aber auch die Kombination von Betreuungs- und Beratungsangeboten. So können einerseits bestehende Raumkapazitäten kostengünstiger ausgelastet werden. Aber auch ein effizienterer Einsatz der personellen Kapazitäten ließe sich so erreichen. Voraussetzung wäre freilich, dass die Beschäftigten über entsprechende Zusatz- bzw. Mehrfachqualifikationen verfügen. Schließlich sehen die Akteure hier auch Potenziale für eine wirksame Umsetzung pädagogischer Konzepte. In diesem Sinne bestehen z.B. in der Stadt Magdeburg Überlegungen zur räumlichen Zusammenlegung von Kinderbetreuung und Angeboten an Eltern zur Erziehungsberatung. (31) Unvermeidlich erscheint nach Einschätzung in den Jugendämtern ein Rückzug von Einrichtungen aus der Fläche, wo Mindestnormen wirtschaftlicher Auslastung nicht mehr erfüllt werden können. Dies wird – z.B. in der Fallstudienregion Nordvorpommern – mit dem Konzept der Konzentration auf solche Standorte verbunden, in denen aufgrund von Synergiepotenzialen der Bestand längerfristig gesichert werden kann. So sollen Jugendclubs zumindest an allen Schulstandorten erhalten werden. In diesem Sinne ist die Neustrukturierung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe in den Kontext einer generellen Neuordnung des Netzes zentraler Orte der untersten Hierarchiestufe in der Raumplanung einzuordnen, verbunden mit einer entsprechenden Ausrichtung anderer öffentlich finanzierter Angebote (z.B. ÖPNV) auf die veränderte Struktur. (32) Nicht allein vor dem Hintergrund des demografie-induzierten Handlungsdrucks, sondern auch aus pädagogisch-konzeptionellen Erwägungen heraus streben die Träger der Kinder- und Jugendhilfe eine engere Abstimmung und Verzahnung ihrer Angebote mit den Schulen an. Ziel ist es, entstehende individuelle Problemlagen möglichst frühzeitig erkennen und präventiv eingreifen zu können. In diesem Prozess erscheint mehr Offenheit und Entgegenkommen von Seiten der Schulbehörden erforderlich. (33) Neben der verstärken Zusammenarbeit mit den Schulen hat die Etablierung effektiver Strukturen der Zusammenarbeit zwischen Trägern der Jugendhilfe und den im Zuge der Hartz-Reform einzurichtenden Job-Centern hohe Priorität. Die Untersuchung fand in einem Zeitraum statt, in dem die Strukturen der Arbeitsvermittlung und -beratung einen gravierenden Umbruch erfuhren. In diesem Stadium war die Zusammenarbeit zwischen den Trägern der Jugendhilfe und den neuen Job-Centern nach unserer Einschätzung nicht überall zufriedenstellend gelöst. Hier dürfte in einer Reihe von Regionen für die nähere Zukunft noch erheblicher Handlungsbedarf bestehen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 146 (34) Schließlich ist im Ergebnis unserer Analysen einzuschätzen, dass die Akteure der Kinder- und Jugendhilfe dem Gender-Mainstreaming-Prinzip bislang eher ambivalent gegenüberstehen. Auf der einen Seite wird es – insbesondere in den Jugendämtern – als geltendes Gebot betrachtet. Auf der anderen Seite sind Skepsis und unzureichende Erfahrungen hinsichtlich der praktischen Umsetzung dieses Prinzips zu konstatieren. Standard scheinen gegenwärtig eher noch Ansätze der frauen- bzw. mädchenspezifischen Jugendhilfeplanung zu sein. 6.3 Einige explizite Handlungsempfehlungen (35) Die vorstehende Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse unserer Studie enthält eine Reihe impliziter Handlungsorientierungen. Nachfolgend werden darüber hinaus einige explizite Empfehlungen formuliert. Da das Handlungsfeld der Kinder- und Jugendhilfe in erster Linie in kommunaler Zuständigkeit liegt, sind die Empfehlungen vorrangig an diese Ebene adressiert. Bund und Länder können allerdings flankierende Maßnahmen ergreifen. (36) Mit Blick darauf, dass die Sensibilität für die demografische Veränderungen in den neuen Bundesländern in einzelnen Regionen noch recht unterschiedlich ausgeprägt ist, erscheint es geboten, vorliegende Fakten und Prognosen verstärkt zu kommunizieren. Hier stehen alle überregionalen Ebenen in der Verantwortung. Die Landesjugendämter könnten beim Informationstransfer und –austausch mit den Jugendämtern eine Schlüsselrolle einnehmen. Einige, aber nicht alle, haben diesbezüglich bereits Aktivitäten entfaltet. (37) Wichtig erscheint es, gute Beispiele für Ansätze zur Bewältigung des demografischen Wandels – aber auch darüber hinaus – verstärkt zu kommunizieren. Dies betrifft mit Blick auf die Ergebnisse unserer Untersuchung u.a. - Modelle der Tagespflege in Ergänzung zu etablierten Einrichtungen, - Ansätze der indikatorengestützen Analyse und Planung in der Kinder- und Jugendhilfe, - Ansätze in den Bereichen Controlling, Zielvereinbarungen, Erfolgsbewertung, - den Betrieb von Einrichtungen mit zielgruppenübergreifenden Arbeitsansätzen, - Kooperationsmodelle Jugendhilfe untereinander bzw. mit Einrichtungen Dritter, - die Umsetzung des Gender-Mainstreaming-Prinzips. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 147 (38) Angeregt wird Erstellung einer einheitlichen EDV-gestützten Datengrundlage mit relevanten Informationen für alle Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe. Damit könnte den Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe ein grundlegendes Planungsinstrument zur Verfügung gestellt werden. Dabei besteht die Zielsetzung, Datenbestände verschiedener Institutionen zusammenzuführen, so dass historische Daten mit Prognosedaten verknüpft werden können. Diese Datengrundlage könnte die Basis für eine koordinierte, an der tatsächlichen Entwicklung der Bevölkerungsgruppen und sozialstrukturellen Belastungsfaktoren ausgerichteten Planung in der Kinder- und Jugendhilfe sein – auch über den regionalen Wirkungskreis des jeweiligen Jugendamtes hinaus. (39) Aufbauend auf einer einheitlichen Datenbasis wird die Erarbeitung und Fortschreibung eines Sozialstrukturatlas auf der Ebene der Kreise empfohlen, um Auswertungen für den effizienten Instrumenteneinsatz – auch vor dem Hintergrund demografischer Trends – zu gewährleisten. (40) Um den z.T. unumgänglichen demografiebedingten Rückzug von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe aus dünn besiedelten Gebieten zu kompensieren (aber auch unter dem generellen Aspekt einer stärkeren Wirksamkeit), erscheint schließlich eine intensivere Kooperation zwischen Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe und angrenzender Handlungsfelder (wie Bildung, Arbeit, Gesundheit) geboten. Höchste Priorität hat nach unserer Einschätzung eine engere die Zusammenarbeit der Träger der Kinder- und Jugendhilfe mit den Schulen und den Institutionen der Arbeitsvermittlung/ Arbeitsberatung. (41) Neue Arbeitsformen, die zunehmende Diagnose multikomplexer Problemlagen, aber auch eine intensivere Kooperationen an den Schnittstellen der Kinder- und Jugendhilfe zu anderen Arbeitsbereichen erfordern schließlich hoch qualifiziertes Personal. Daher erscheint es für die Zukunft notwendig, verstärkt in die Fortbildung des vorhandenen Personals sowie – mit Blick auf die Altersstruktur der Beschäftigten – in die Gewinnung qualifizierter Nachwuchskräfte zu investieren. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 148 7. Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf In der vorgelegten Studie werden auf der Grundlage einer umfassenden Literaturanalyse, dreier vertiefender regionaler Fallstudien sowie eines Indikatorenmodells wichtige Rahmenbedingungen und exemplarische Lösungsansätze zur Anpassung an demografische Veränderungsprozesse in der Kinder- und Jugendhilfe der neuen Bundesländer untersucht. Im Verlauf der Untersuchung wurde deutlich, dass über den für die Studie gesetzten Rahmen hinaus in einigen Bereichen weiterer Forschungsbedarf besteht. Hierzu wird in diesem Kapitel ein Ausblick gegeben. Die Ausführungen basieren zum einen auf Erkenntnissen der Untersuchung selbst (Literaturanalyse, Experteninterviews), zum anderen auf einer einschlägigen Kurzbefragung der Landesjugendämter im Herbst 2004. Sie sind strukturiert nach • Auswahl/ Begründung der inhaltlichen Schwerpunkte, • Darstellung wesentlicher Erkenntnisziele, • Darstellung geeigneter methodischer Ansätze. Forschungsfeld 1: Erweiterte Recherche und Bewertung von Modellen zur Anpassung der Strukturen der Kinder- und Jugendhilfe an die Herausforderungen des demografischen Wandels Inhaltliche Schwerpunkte/ Begründung: In einer Reihe von Regionen haben die Akteure beispielhafte Lösungsansätze zur Bewältigung des demografischen (und damit verbunden des sozialstrukturellen) Wandels für einzelne Handlungsfelder der Kinder- und Jugendhilfe entwickelt und z.T. bereits umgesetzt. In den drei für die Fallstudien ausgewählten Regionen wurden entsprechende Ansätze identifiziert. Allerdings wurde aufgrund der Beschränkung auf drei Fallstudien-Regionen bisher nur ein begrenzter Ausschnitt des Gesamtbildes erfasst. Informationen aus einigen Landesjugendämtern weisen darauf hin, dass in anderen Regionen weitere interessante Lösungsansätze existieren. Insofern wird empfohlen, entsprechende Modelle systematisch zu recherchieren und analytisch so aufzuarbeiten, dass sie hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und ihrer Übertragungsfähigkeit beurteilt werden können. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 149 Dabei sollte vor allem auf die jeweiligen konkreten Lösungsansätze fokussiert werden. Eine Analyse der Gesamtsituation in weiteren Fallstudienregionen erscheint demgegenüber nachrangig. Wesentliche Erkenntnisziele: Ziel ist es, über den bisherigen Erkenntnisstand hinaus geeignete Anpassungsstrategien bzw. -maßnahmen zu identifizieren, zu beschreiben und zu bewerten. Im Mittelpunkt des Interesses stehen zunächst die Beurteilung des Problemlösungspotenzials und der Wirksamkeit der recherchierten Strategien bzw. Ansätze. Die Bewertung neuer Lösungsmodelle sollte im direkten Vergleich zu traditionellen Ansätzen erfolgen, um so den Zusatznutzen einschätzen zu können. Schließlich sind für die untersuchten Lösungsansätze Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit auf andere Regionen einzuschätzen. Methodische Ansätze: • standardisierte, explorative Kurzbefragung von Jugendämtern und ausgewählten freien Trägern zur Gewinnung erster Hinweise auf Strategien/ Modelle; • Durchführung projektbezogener vergleichender Fallstudien, dabei Bewertung der neuen Ansätze im Verhältnis zu traditionellen Lösungen; • Wo möglich, sollten die Fallstudien auch vergleichende Kosten-Nutzen-Analysen einschließen. Forschungsfeld 2: Vertiefte Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung und diesbezüglichen Einflussfaktoren; Weiterentwicklung des Indikatorensystems Inhaltliche Schwerpunkte/ Begründung: Die aus der demografischen Entwicklung ableitbare Fallreduzierung im Bereich der Hilfen zur Erziehung bedingt nicht automatisch eine finanzielle Entlastung der Kinder- und Jugendhilfe. Im Rahmen der regionalen Fallstudien/ Experteninterviews wurde der zunehmende Einfluss sozialer Belastungsindikatoren hervorgehoben. Diesbezügliche Indikatoren geben den Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe einen groben Anhaltspunkt für künftige Angebotsplanungen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 150 Das im Rahmen der Studie entwickelte Indikatorenmodell stellt auf eine beschränkte Auswahl von Sozialindikatoren ab, die auf Bundesebene einheitlich verfügbar sind. Von Interesse wäre darüber hinaus die Einbeziehung weiterer Indikatoren, die potenzielle Einflussfaktoren für eine regional unterschiedliche Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung repräsentieren. Dies gilt sowohl für Indikatoren zur Demografie, zu sozialstrukturellen Belastungsfaktoren als auch für die Erfassung von Wahrnehmungs- und Definitionsprozessen169 auf Seiten der Akteure der Kinder- und Jugendhilfe, der Eltern und der Schule. Wesentliche Erkenntnisziele: Zunächst ist zu klären, in welchem Maße demografische und soziale Faktoren die Inanspruchnahme bestimmen und inwieweit darüber hinaus auch Wahrnehmungs- bzw. Definitionsprozesse der Akteure der Jugendhilfe die Leistungsgewährung beeinflussen bzw. möglicherweise sogar dominieren. Darüber sollten die vorliegende Angebotsstruktur sowie die finanziellen Rahmenbedingungen als Indikatoren einbezogen werden, um Aussagen darüber zu gewinnen, welchen Einfluss entsprechende Indikatoren besitzen.170 Auf dieser Basis ist ein Indikatorensystem zu entwickeln, das unterschiedlich starke Einflüsse von demografischen und sozialen Belastungsfaktoren sowie regionale Disparitäten in einem Modellrahmen abbildet. Die Einbindung dieses Indikatorensystems in ein Prognosemodell soll Planungsprozesse in der Kinder- und Jugendhilfe wirksam unterstützen. Methodische Ansätze: • Analyse regionalstatistischer Daten; • Erfassung des Einflusses regional unterschiedlicher Wahrnehmungs- und Definitionsprozesse mittels repräsentativer Befragung; • Regressionsanalysen; • Entwicklung eines Prognosemodells. 169 Wahrnehmungs- und Definitionsprozesse beziehen sich bspw. auf die unterschiedliche Inanspruchnahme von Hilfen zur Erziehung zwischen den Geschlechtern. Entsprechend nehmen mehr Jungen und junge Männer Hilfen zur Erziehung in Anspruch als Mädchen und junge Frauen, obwohl beide Geschlechter in den gleichen sozialen und familiären Bedingungen aufwachsen. Dies wird auf unterschiedliche Wahrnehmungs- und Definitionsprozesse des Hilfebedarfes seitens der Akteure der Kinder- und Jugendhilfe zurückgeführt. Vgl. Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004), S. 105f. Vgl. Fuchs/ Pothmann/ Schilling (2004). 170 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 151 Forschungsfeld 3: Analyse internationaler Erfahrungen in Bezug auf Anpassungsstrategien der Kinderund Jugendhilfe an den demografischen Wandel Inhaltliche Schwerpunkte/ Begründung: Angeregt wird eine Analyse von Anpassungsstrategien der Kinder- und Jugendhilfe an den demografischen Wandel in anderen (vorzugsweise europäischen) Regionen. Der Schwerpunkt liegt auf Regionen mit ähnlichen Problemlagen wie in den neuen Bundesländern. Auch andere europäische Regionen stehen vor der Herausforderung, auf den demografischen Wandel zu reagieren und ihre Systeme der Kinder- und Jugendhilfe entsprechend neu auszurichten. Einschlägige Erfahrungen dürften auch für die Akteure in den neuen Bundesländern von Nutzen sein. Wesentliche Erkenntnisziele: Ziel ist die systematische Untersuchung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der konzeptionellen Ausrichtung, den Organisations- und Umsetzungsstrukturen sowie in der Erfolgsbewertung der Kinder- und Jugendhilfe in verschiedenen europäischen Regionen. In diesem Zusammenhang wären z.B. unterschiedliche Schwerpunktsetzungen hinsichtlich des Bildungs- bzw. Betreuungsanspruchs zu berücksichtigen.171 Im zweiten Schritt sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Wahrnehmung des Problemkomplexes „demografischer Wandel“ sowie bei der Entwicklung und Umsetzung diesbezüglicher Anpassungsstrategien in unterschiedlichen Regionen Europas zu erfassen und vergleichend zu analysieren. Die Erweiterung des Betrachtungshorizonts über den nationalen Rahmen hinaus soll zu neuen Einsichten und Impulsen zur Entwicklung geeigneter Entwicklungsansätze für die neuen Bundesländer führen. Methodische Ansätze: • Strukturierung als gemeinsames Forschungsprojekt mehrerer europäischer Partner; • länderübergreifend vergleichende datengestützte Analysen; • Erfassung und Bewertung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden auf der Ebene der strategisch-konzeptionellen Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe. 171 Vgl. Veil (2003) isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 152 Forschungsfeld 4: Neuorganisation der Zusammenarbeit zwischen Kinder- und Jugendhilfe und den Institutionen der Arbeitsvermittlung/ Arbeitsberatung in der Folge der Hartz-Reform Inhaltliche Schwerpunkte/ Begründung: Im Zuge der jüngsten Arbeitsmarktreformen wurden die Zuständigkeiten für die Betreuung einzelner Personengruppen neu geregelt. Die Fallstudien im Rahmen der vorliegenden Untersuchung deuten auf die Auflösung bisheriger Strukturen der Zusammenarbeit von Trägern der Jugendhilfe mit den Agenturen für Arbeit hin. Vor dem Hintergrund neuer Aufgabenschwerpunkte und institutioneller Zuständigkeiten bei der Betreuung von Arbeitslosen/ Arbeitsuchenden ist von großem Interesse, wie künftig die Schnittstellen zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und den Institutionen der Arbeitsvermittlung/ Arbeitsberatung ausgestaltet werden. Die Untersuchung fiel in eine Übergangsperiode, in der entsprechende Perspektiven noch kaum absehbar waren. Gegen Mitte bis Ende des Jahres 2005 sollte allerdings eine erste systematische Bestandaufnahme möglich sein und vorgenommen werden. Wesentliche Erkenntnisziele: Aus der Sicht der Kinder- und Jugendhilfe sind sowohl die neu gefundenen Arrangements in der Zusammenarbeit mit den Job-Centern als auch die Neuausrichtung der Aktivitäten der Arbeitsförderung zur Betreuung/ Vermittlung jugendlicher Klienten von Interesse. Dies betrifft beispielsweise • die Einbeziehung von Fachkräften und Ressourcen der Jugendhilfe im Rahmen des Fallmanagements (Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe, Erziehungsberatung…); • die Realisierung des vorgegebenen Betreuungsschlüssels; • die Einhaltung der Zielvorgaben für Qualifikations-/ Beschäftigungsangebote an arbeitslose Jugendliche; • die Herausbildung von Schwerpunkten beim Einsatz von Förderinstrumenten; • die tatsächlich erreichten Eingliederungseffekte; • den Einsatz und die Wirksamkeit von Sanktionen gegenüber Jugendlichen. Methodische Ansätze: • repräsentative Erhebung bei Job-Centern und Jugendämtern; • evtl. vertiefende Fallstudien zur Aufarbeitung von good-practice-Beispielen einzelner Regionen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 153 V. Literaturverzeichnis Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2000): Magdeburger Statistische Monatsberichte. Kindertagesstätten in der Stadt Magdeburg. Mai 2000. Magdeburg. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003a): Statistisches Jahrbuch – Das Jahr 2002 in Zahlen. Magdeburg. Amt für Statistik der Landeshauptstadt Magdeburg (Hrsg.) (2003b): Magdeburger Statistische Monatsberichte. Entwicklung ausgewählter Sozialdaten im 1. Halbjahr 2003. Sonderdruck September 2003. Magdeburg. 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Bundesagentur für Arbeit (2004) (Hrsg.): Eckwerte des Arbeitsmarktes nach Kreisen. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 154 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) (2003): Raumordnungsprognose. Bevölkerung. INKAR PRO. 1999 – 2020. Bonn. Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) (2002): Indikatoren und Karten zur Raumentwicklung Ausgabe 2002. INKAR. Bonn. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2002 a): Elfter Kinder- und Jugendbericht. Berlin. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2002 b): Geschlechterdifferenzierte Jugendhilfeplanung und Gender Mainstreaming – Prozesse. Berlin. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.) (2002 c): Richtlinien vom 19.12. 2000. Kinder- und Jugendplan des Bundes. 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Erster Zwischenbericht. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 155 ISA, Institut für soziale Arbeit e.V. (2003): Jugendhilfestrategien 2010 – Ein Modellprojekt zu den Konsequenzen der demographischen Entwicklung auf die Kinder- und Jugendhilfe. Zweiter Zwischenbericht. Jahn, Ingeborg/ Kolip, Petra/ Voigt-Kehlenbeck, Corinna (2002): Gender Mainstreaming. Geschlechtsbezogene Analysen in der Kinder- und Jugendhilfe – Eine Praxishandreichung. Bremen. Jugendamt der Landeshauptstadt Magdeburg (2004): Geschäftsbericht des Jugendamtes. Magdeburg. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg (2004): Jugendhilfe im Land Brandenburg. Junge Menschen mit begonnener, beendeter und bestehender Hilfe (Bestandsfortschreibung) 2003. Statistische Berichte. Potsdam. Landeshauptstadt Kiel (Hrsg.) (2002): Hilfen zur Erziehung in Kiel – Entwicklungen, Perspektiven. Kiel. Landkreis Freising (Hrsg.) (2001): Sozialraumanalyse für den Landkreis Freising. Freising. Land Mecklenburg Vorpommern (2004): Gesetz zur Förderung von Kindern in Kindertageseinrichtungen und in Tagespflege (KiföG M-V). Landratsamt Nordvorpommern (Hrsg.) (2003): Kinder- und Jugendhilfebericht des Landkreises Nordvorpommern. Grimmen. Landratsamt Nordvorpommern (Hrsg.) (2004): Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung nach Altersgruppen. Grimmen. Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004a): Sozialstrukturatlas 2004 des Landkreises Saalfeld-Rudolstadt. Saalfeld. Landratsamt Saalfeld-Rudolstadt (2004b): Auszug der Datenbank des Landratsamtes Saalfeld-Rudolstadt. Saalfeld. Land Sachsen-Anhalt (2003): Gesetz zur Förderung und Betreuung von Kindern in Tageseinrichtungen und in Tagespflege des Landes Sachsen-Anhalt (Kinderförderungsgesetz – KiFöG). o. A. (2003 a): Fachbereich Jugend. Jugendhilfe- und Sozialplanung. Sozialbericht Nr.1. Teil 1. o. A. (2003 b): Rahmenplan zur Jugendhilfeplanung der Stadt Chemnitz. Anlage 2, Beschlussvorlage Nr. B-173/2003. Rauschenbach, Thomas/ Schilling, Matthias (1997): Die Kinder- und Jugendhilfe und ihre Statistik. Band I. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 156 Rietzke, Tim/ Schilling, Matthias (2001): Auswirkungen des Bevölkerungsrückganges auf die Kinder- und Jugendhilfe bis zum Jahr 2010 im Rheinland. Dortmunder Arbeitsstelle Kinderund Jugendhilfestatistik AKJStat. Santen, van Eric/ Mamier, Jasmin/ Pluto, Liane/ Seckinger, Mike/ Zink, Gabriele (2003): Kinder- und Jugendhilfe in Bewegung – Aktion oder Reaktion? Eine empirische Analyse. München. Schilling, Matthias (2000): Auswirkungen des Bevölkerungsrückgangs auf die Kinder- und Jugendhilfe bis zum Jahr 2010 in Westfalen-Lippe. Expertise der Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik AKJStat. Schilling, Matthias/ Pothmann, Jens/ Fuchs, Kirsten (2004): Erziehungshilfebericht. Expertise für den 3. Kinder- und Jugendbericht. Arbeitsstelle Kinder- und Jugendhilfestatistik AKJStat. Dortmund. Schleicher, Hans (2004): Recht der Kinder- und Jugendhilfe – Ein Überblick über das Sozialgesetzbuch (SGB) VIII. Schnell, Rainer/ Hill, Paul B./ Esser, Elke (1995): Methoden der empirischen Sozialforschung. 5. Auflage, R. Oldenbourg Verlag. München, Wien, Oldenbourg. Schwarz, Manfred/ Engel-Rezbach, Klara (2004): Kommunale Bedarfsplanung zur Kindertagesbetreuung. Arbeitshilfe des Landesjugendamt. Stadt Flensburg (2003): Sozialatlas Stand 2002. Flensburg. Statistisches Bundesamt (2003a): Bevölkerung Deutschlands bis 2050. 10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung. Wiesbaden. Statistisches Bundesamt (2003b): 11 Jahre Kinder- und Jugendhilfegesetz in Deutschland. Ergebnisse der Kinder- und Jugendhilfestatistiken. Wiesbaden. Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2002): Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden. Statistisches Jahrbuch 2002 für die Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (2004): Jugendhilfe. Kamenz. Statistisches Landesamt Mecklenburg Vorpommern (2004a) (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch 2004. Schwerin. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2004b) (Hrsg.) Einrichtungen der Jugendhilfe, Stand 31.12.2002. Schwerin. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2004c) (Hrsg.): Allgemeinbildende Schulen in Mecklenburg-Vorpommern (2003/04). Schwerin. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 157 Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2004c): Inanspruchnahme der Hilfen zur Erziehung außerhalb des Elternhauses. Auskunft der Öffentlichkeitsabteilung. Schwerin. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2004-1999) (Hrsg.) Ausgaben der Jugendhilfe. Schwerin. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2003, 2004) (Hrsg.): Sozialhilfe in Mecklenburg Vorpommern. Schwerin. Statistisches Landesamt Mecklenburg-Vorpommern (2003) Bevölkerungsentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern bis 2020. Schwerin. (Hrsg.): Statistisches Landesamt Mecklenburg Vorpommern (2000-2003) (Hrsg.): Bevölkerung nach Alter und Geschlecht in Mecklenburg-Vorpommern, Kreisergebnisse. Schwerin. 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Schweden, Frankreich, Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte (B 44/ 2003). Internetquellen: www.bmgs.de (Stand 22.12.2004): Sozialgesetzbuch. Zweites Buch – (SGB II). Grundsicherung für Arbeitssuchende. Sozialgesetzbuch. Drittes Buch – (SGB III). Arbeitsförderung. www.bmfsj.de (Stand 28.12.2004) Sozialgesetzbuch. Achtes Buch – (SGB VIII). Kinder- und Jugendhilfe. www.soziales-magdeburg.de (Stand: 11.11. 2004). www.tls.thueringen.de/datenbank (Stand: 30.11. 2004). www.familienhandbuch.de (Stand 29.12.2004). isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 159 VI. Anhang VI. 1. Fragebögen VI.1.1. Fragebogen für die Stadt Magdeburg, die Landkreise Saalfeld-Rudolstadt (ohne Kita) und Nordvorpommern Untersuchungsfeld I. 1. Wie bewerten Sie die momentane Situation in den Bereichen der Kindergärten und der Hilfen zur Erziehung bezüglich: a) Personal (Struktur, Qualifikation, Art bzw. Befristung der Beschäftigungsverhältnisse) b) Infrastruktur (Einrichtungen, Räumlichkeiten) c) Finanzen (Einnahmen, Ausgaben) d) AdressatInnen (Inanspruchnahme, Auslastung) 2. Wie bewerten Sie die zukünftige Situation in den Bereichen der Kindergärten und der Hilfen zur Erziehung bezüglich: a) Personal (Struktur, Qualifikation, Art bzw. Befristung der Beschäftigungsverhältnisse) b) Infrastruktur (Einrichtungen, Räumlichkeiten) c) Finanzen (Einnahmen, Ausgaben) d) AdressatInnen (Inanspruchnahme, Auslastung) 2.1 Inwieweit lassen sich die Entwicklungen zurückführen auf a) demografische Einflüsse/Veränderungen b) andere Faktoren . 3. Welche Handlungsmöglichkeiten bzw. welche Bedarfe (kapazitätsorientiert) liegen für die Bereiche der Kindergärten und der Hilfen zur Erziehung vor? a) Welche Mindeststandards müssten langfristig sicher gestellt werden? b) Was bedeutet dies für b1) die Ressourcen b11) Personal (Struktur, Qualifikation, Art bzw. Befristung der Beschäftigungsverhältnisse) isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 160 b12) die Infrastruktur (Einrichtungen, Räumlichkeiten) b13) die Finanzen (Einnahmen, Ausgaben) b2) Organisation b21) Verwaltung b22) Träger 4. Welche Instrumente liegen ihrer Planung zugrunde? a) Welche Strategien wurden diesbezüglich eingeleitet? a1) Wie schätzen Sie die Erfolgschancen bzw. Risiken der genannten Strategien ein? 5. Wie sehen Sie hierbei die Aus- bzw. Einwirkung politischer sowie gesetzlicher Rahmenbedingungen? Untersuchungsfeld II. 1. Welche Indikatoren besitzen Ihrer Meinung nach den wichtigsten Einfluss auf die Bedarfsentwicklung in den Arbeitsfelder der Kindergärten und der Hilfen zur Erziehung? a) Welche Indikatoren werden praktisch genutzt? a1) Wie beurteilen Sie die Kosten/ den Nutzen der Erhebung dieser Indikatoren. Untersuchungsfeld III. 1. Existieren Formen von Kooperationen, v. a. zur Bewältigung von demografischen Herausforderungen, in den Bereichen Kindergärten und der Hilfen zur Erziehung, wenn ja welche? 2. Wie beurteilen Sie die genannten Kooperationen, wo sehen Sie Vor- und / oder Nachteile dieser Zusammenarbeit? 3.Welche Kooperationsformen bzw. -partner könnten Sie sich für die Zukunft vorstellen? a) Existieren bereits konkrete Konzepte der künftigen Zusammenarbeit? isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 161 4. Gender Mainstreaming a) Wie gestalten Sie die Informationsgewinnung sowie Analyse, anhand derer Sie Maßnahmen im Sinne des Gender-Mainstreaming entwickeln? b) Wie haben sich die Richtlinien bzgl. des „Gender-Mainstreaming“ auf die Gestaltung von Projekten innerhalb der Kinder- und Jugendhilfebereiche ausgewirkt? c) Welche Projekte oder Zielsetzungen bestehen hinsichtlich der zukünftigen Gestaltung innerhalb der Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe? d) Wo sehen Sie eventuell Probleme in der Umsetzung der vorgegebenen Zielstellungen des Gender-Mainstreaming-Ansatzes? 5. Hartz IV a) Mit welchen Auswirkungen auf den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe rechnen Sie durch Hartz IV? b) Mit welchen Maßnahmen wollen Sie dem begegnen? b1) Wie bewerten Sie die momentane Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden bezüglich Hartz IV? b2) Was wäre aus Ihrer Sicht erforderlich hinsichtlich der zukünftigen Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden bezüglich Hartz IV? isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 162 VI.1.2. Fragebogen für den Themenkomplex Hartz IV im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt 1. a) Mit welchen Auswirkungen auf den Bereich der Kinder- und Jugendhilfe rechnen Sie durch Hartz IV? b) Mit welchen Maßnahmen/Angeboten wollen Sie dem begegnen? 2. Durch die Einführung der Fallmanager nehmen die Anforderungen an diese Mitarbeiter in den Arbeitsagenturen stark zu. a) Über welche neuen bzw. erweiterten Qualifikation müssen die Fallmanager verfügen? b) Wie gestaltet sich der Umfang der Fortbildungen? c) Welcher Stand wurde bisher erreicht? 3. Nach § 15 SGB II sollen erwerbsfähige Hilfebedürftige durch eine Eingliederungsvereinbarung in Arbeit, Ausbildung oder Arbeitsgelegenheiten vermittelt werden. a) Welche Tätigkeiten sind für die Vermittlung vorgesehen? b) Welcher Art sind die Angebote (Mitbestimmung des Jugendlichen)? c) Wie hoch ist das Angebot an Arbeitsstellen (da für jeden Jugendlichen ein Platz zur Verfügung gestellt werden soll)? d) Liegen Strategien vor, die eine Qualifikation/ Ausbildung von Jugendlichen über eine Arbeitsgelegenheit hinaus vorsehen? Wenn ja, in welchen Einrichtungen wird dies angeboten? 4. Nach § 31 SGB II erfolgt bei ALG II Empfängern zwischen15 und 25 Jahren die komplette Streichung der Finanzzuwendungen für drei Monate bei Verstoß gegen die Vorschriften. a) Wie werden diese Sanktionen in der Realität umgesetzt? b) Existieren Strategien, um Jugendliche, über die Sanktionen verhängt werden, trotz allem zu unterstützen? 5. Wie ist die zukünftige Zusammenarbeit mit den Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe angelegt? a) Gibt es Änderungen/ Entwicklungen gegenüber den jetzigen Kooperationen? b) Wie bewerten Sie die bestehenden Kooperationen? isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 163 VI.2 Rankingtabellen Tabelle 11: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Arbeitsmarkt Arbeitslosenquote Jugendarbeitslose Raumbezug Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Potsdam Jena Eisenach Gotha Sonneberg Vogtlandkreis Unstrut-Hainich-Kreis Schmalkalden-Meiningen Saale-Orla-Kreis Rostock Ludwigslust Schwerin Dahme-Spreewald Potsdam-Mittelmark Saale-Holzland-Kreis Hildburghausen Ohre-Kreis Bad Doberan Wartburgkreis Saalfeld-Rudolstadt Eichsfeld Altmarkkreis Salzwedel Rügen Weimarer Land Weimar Greiz Chemnitzer Land Plauen Teltow-Fläming Suhl Nordwestmecklenburg Sömmerda Wernigerode Meißen Torgau-Oschatz Annaberg Stollberg Parchim Mittlerer Erzgebirgskreis Dresden Wismar Erfurt Ostvorpommern Sächsische Schweiz Bördekreis Chemnitz Aue-Schwarzenberg Kamenz Oder-Spree Greifswald Gera Magdeburg Saalkreis Märkisch Oderland Frankfurt/Oder Schlüssel 12054 16053 16056 16067 16072 14178 16064 16066 16075 13003 13054 13004 12061 12069 16074 16069 15362 13051 16063 16073 16061 15370 13061 16071 16055 16076 14173 14166 12072 16054 13058 16068 15369 14280 14389 14171 14188 13060 14181 14262 13006 16051 13059 14287 15355 14161 14191 14292 12067 13001 16052 15303 15265 12064 12053 % 11,9 13,1 13,1 13,4 9,2 15,1 15,3 13,8 15,0 17,3 11,4 15,4 13,6 13,0 14,0 11,0 13,9 16,0 12,0 16,0 13,0 15,1 17,9 15,5 16,9 16,7 17,6 17,3 15,0 15,2 14,2 17,4 15,5 16,9 18,3 18,6 17,4 17,4 18,4 16,2 19,0 17,2 19,8 18,3 17,0 18,3 19,4 17,8 17,6 19,3 18,5 19,0 17,3 18,2 19,9 Rang NBL Anzahl 4 8 9 10 1 18 21 12 17 34 3 22 11 6 14 2 13 25 5 26 7 19 46 24 31 29 42 35 16 20 15 39 23 30 52 55 38 37 53 27 60 33 68 51 32 50 66 45 41 65 54 61 36 49 70 77 69 69 64 63 66 67 68 75 78 49 83 69 73 80 61 73 70 62 76 63 77 81 73 96 81 74 94 75 87 65 78 66 85 76 93 66 66 82 97 74 100 80 87 82 95 77 80 86 89 99 89 84 89 84 Rang NBL 27 14 15 6 4 8 12 13 24 30 1 45 16 18 35 2 19 17 3 25 5 28 40 20 86 39 21 78 23 54 7 31 9 50 26 76 11 10 42 91 22 102 38 55 41 82 29 36 52 62 99 61 47 60 49 Arbeitsmarkt Langzeitarbeitslose Beschäftigungsdichte % 26,1 30,0 30,9 28,9 20,7 21,6 25,1 33,1 31,1 28,3 30,2 32,3 32,0 31,6 27,0 30,4 29,6 28,2 33,4 28,9 34,6 30,5 26,5 29,0 27,9 29,3 34,8 30,0 36,8 37,8 31,9 28,8 39,5 37,4 35,6 31,2 33,3 33,9 33,1 37,0 41,1 36,9 32,4 33,6 33,1 37,0 35,3 40,1 34,0 38,3 34,4 40,1 36,1 32,0 42,0 Rang NBL 5 18 23 12 1 2 4 32 24 10 20 30 28 26 7 21 17 9 36 13 45 22 6 14 8 15 47 19 62 73 27 11 85 71 55 25 35 40 34 66 93 64 31 39 33 65 52 90 41 75 44 91 57 29 100 % 52,8 45,0 50,4 33,3 30,0 30,7 30,8 33,3 34,1 41,5 28,8 53,0 31,0 30,0 30,3 28,2 29,4 29,3 28,9 29,7 29,3 29,7 32,5 28,3 38,5 29,1 31,1 39,9 29,9 42,4 23,9 27,0 29,4 33,1 30,2 33,7 26,5 26,5 29,3 45,5 36,9 52,9 29,2 29,5 27,0 45,6 29,5 32,3 28,5 42,7 38,3 48,6 27,8 27,6 45,3 Rang NBL Rangsumme 3 12 6 27 51 45 44 28 24 18 71 1 43 52 47 82 60 62 69 55 64 56 34 80 21 66 41 20 53 14 112 96 61 30 48 26 102 103 63 10 23 2 65 58 97 9 59 36 77 13 22 7 87 90 11 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 39 52 53 55 57 73 81 85 89 92 95 98 98 102 103 107 109 113 113 119 121 125 126 138 146 149 151 152 154 161 161 177 178 181 181 182 186 190 192 194 198 201 202 203 203 206 206 207 211 215 219 220 227 228 230 Gesamtrang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Weißeritzkreis Leipzig Muldentalkreis Freiberg Müritz Jerichower Land Nordhausen Cottbus/Chosebusz Zwickau Stralsund Güstrow Wittenberg Barnim Ilm-Kreis Dessau Bautzen Neubrandenburg Delitzsch Halberstadt Mittweida Riesa-Großenhain Stendal Ostprignitz-Ruppin Sangerhausen Nordvorpommern Merseburg-Querfurt Altenburger Land Bitterfeld Zwickauer Land Aschersleben-Staßfurt Spree-Neiße Oberhavel Döbeln Anhalt-Zerbst Halle/Saale Mecklenburg-Strelitz Havelland Leipziger Land Niederschles. Oberlausitzkreis Weißenfels Prignitz Elbe-Elster Bernburg Löbau-Zittau Mansfelder Land Brandenburg an der Havel Burgenlandkreis Kyffhäuserkreis Schönebeck Görlitz Hoyerswerda Uckermark Quedlinburg Oberspreewald-Lausitz Uecker-Randow Demmin Köthen 14290 14365 14383 14177 13056 15358 16062 12052 14167 13005 13053 15171 12060 16070 15101 14272 13002 14374 15357 14182 14285 15363 12068 15266 13057 15261 16077 15154 14193 15352 12071 12065 14375 15151 15202 13055 12063 14379 14284 15268 12070 12062 15153 14286 15260 12051 15256 16065 15367 14263 14264 12073 15364 12066 13062 13052 15159 16,6 19,1 17,6 17,8 20,7 18,6 20,2 18,9 20,5 21,3 22,7 19,9 18,1 19,5 20,2 20,7 20,0 18,9 19,9 17,9 20,1 20,6 21,1 21,9 22,0 21,7 20,5 20,3 19,2 23,5 20,0 17,6 20,5 19,2 20,4 21,7 18,9 19,8 22,2 21,3 21,2 22,5 21,9 23,2 24,0 21,8 22,3 23,0 20,1 25,5 25,2 23,8 22,2 23,3 25,3 25,3 24,1 28 62 43 44 85 56 78 57 81 89 101 71 48 67 77 86 74 59 72 47 75 84 87 95 96 92 83 79 63 105 73 40 82 64 80 91 58 69 97 90 88 100 94 103 107 93 99 102 76 112 109 106 98 104 111 110 108 92 97 88 90 90 78 94 95 89 90 96 89 91 88 89 88 117 97 86 84 96 82 99 97 78 98 82 85 78 98 90 101 95 80 107 88 98 90 83 95 94 94 90 91 96 115 102 105 92 113 103 99 96 106 104 98 93 74 93 56 66 69 32 79 83 65 70 89 63 72 57 64 58 112 92 53 48 87 44 100 94 34 96 43 51 33 97 68 103 84 37 109 59 95 67 46 85 80 81 71 73 90 111 104 107 75 110 105 101 88 108 106 98 77 34,8 36,7 34,4 37,3 34,8 37,2 36,3 41,5 41,5 38,3 29,5 37,5 33,4 37,2 43,2 39,6 38,4 39,6 43,7 41,8 38,4 36,6 35,5 24,1 34,8 38,0 38,4 36,9 39,3 33,5 38,9 35,4 39,7 42,8 42,8 35,9 34,9 39,0 38,4 38,9 39,9 37,2 44,8 41,3 34,4 47,8 36,4 34,6 40,9 44,3 49,9 41,4 44,9 42,3 41,8 42,0 44,9 50 61 42 70 49 67 58 97 96 76 16 72 37 68 105 86 80 87 106 98 79 60 54 3 48 74 77 63 84 38 81 53 88 103 104 56 51 83 78 82 89 69 108 94 43 111 59 46 92 107 112 95 110 102 99 101 109 28,4 42,0 27,6 29,8 32,1 27,9 33,3 48,3 51,3 42,0 30,7 30,2 26,8 29,1 41,4 32,2 52,3 32,8 31,4 28,3 32,3 27,7 31,4 27,1 26,2 33,9 28,1 27,1 24,6 29,5 28,6 26,3 30,2 26,6 42,4 26,3 26,2 27,1 26,8 28,8 28,8 27,7 29,0 28,8 26,5 33,0 28,0 27,0 24,4 32,8 31,1 28,9 28,2 28,8 28,4 27,2 24,2 78 16 91 54 38 86 29 8 5 17 46 49 99 67 19 37 4 32 40 81 35 88 39 93 107 25 84 94 109 57 76 105 50 101 15 106 108 95 100 72 73 89 68 74 104 31 85 98 110 33 42 70 83 75 79 92 111 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 164 230 232 232 234 241 241 244 245 247 252 252 255 256 259 265 267 270 270 271 274 276 276 280 285 285 287 287 287 289 297 298 301 304 305 308 312 312 314 321 329 330 339 341 344 344 346 347 353 353 362 368 372 379 389 395 401 405 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 12: 165 Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Sozialleistungen Sozialleistungen Sozialhilfeempfänger insgesamt Raumbezug Schlüssel % Rang NBL Mietzuschuss % Rang NBL Rangsumme Gesamtrang Kr. Wartburgkreis 16063 10,4 2 34,8 2 4 1 Kr. Schmalkalden-Meiningen 16066 8,1 1 44,4 5 6 2 Kr. Hildburghausen 16069 11,3 3 40,0 4 7 3 Kr. Ohre-Kreis 15362 11,7 4 45,0 6 10 4 Kr. Potsdam-Mittelmark 12069 15,2 13 36,6 3 16 5 Kr. Eichsfeld 16061 12,9 6 57,1 12 18 6 Kr. Sömmerda 16068 14,2 9 50,3 9 18 7 Kr. Saalkreis 15265 16,9 19 29,0 1 20 8 Kr. Saale-Holzland-Kreis 16074 15 12 54,3 10 22 9 Kr. Sonneberg 16072 17,9 27 48,6 7 34 10 Kr. Saalfeld-Rudolstadt 16073 13,8 7 66,3 28 35 11 Kr. Altmarkkreis Salzwedel 15370 17,7 24 58,0 13 37 12 Kr. Saale-Orla-Kreis 16075 17,6 23 60,2 15 38 13 Kr. Dahme-Spreewald 12061 18,3 31 49,5 8 39 14 Kr. Elbe-Elster 12062 17,8 25 60,2 16 41 15 Kr. Vogtlandkreis 14178 15,3 14 68,5 34 48 16 Kr. Kamenz 14292 15,5 17 68,4 32 49 17 Kr. Greiz 16076 13,8 8 70,7 41 49 18 Kr. Kyffhäuserkreis 16065 18,1 29 63,1 22 51 19 Kr. Oberhavel 12065 19,6 36 61,0 18 54 20 Kr. Wernigerode 15369 18,5 32 64,3 25 57 21 Kr. Märkisch Oderland 12064 20,4 43 60,4 17 60 22 Kr. Stollberg 14188 12,1 5 75,8 55 60 23 Kr. Mittweida 14182 15,5 16 72,8 47 63 24 Kr. Bautzen 14272 19,5 35 66,4 29 64 25 Kr. Annaberg 14171 15,5 15 74,9 52 67 26 Kr. Mittlerer Erzgebirgskreis 14181 17,6 22 72,3 45 67 27 Kr. Barnim 12060 18,2 30 69,4 39 69 28 Kr. Nordhausen 16062 21,5 49 62,3 21 70 29 Kr. Mansfelder Land 15260 23,1 61 56,9 11 72 30 Kr. Gotha 16067 22,1 54 61,6 19 73 31 Kr. Teltow-Fläming 12072 17,9 26 73,5 49 75 32 Kr. Weimarer Land 16071 20 40 68,7 35 75 33 Kr. Muldentalkreis 14383 16,5 18 76,3 58 76 34 Kr. Weißenfels 15268 21,4 47 67,4 30 77 35 Kr. Bördekreis 15355 19,1 34 71,1 43 77 36 Kr. Anhalt-Zerbst 15151 22,4 58 61,7 20 78 37 Kr. Sangerhausen 15266 21,9 52 64,3 26 78 38 Kr. Oder-Spree 12067 20,3 42 69,3 38 80 39 Kr. Niederschles. Oberlausitzkreis 14284 19,8 38 71,0 42 80 40 Kr. Zwickauer Land 14193 15 11 84,6 70 81 41 Kr. Unstrut-Hainich-Kreis 16064 24,5 70 58,6 14 84 42 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 166 Kr. Bad Doberan 13051 14,7 10 90,1 82 92 43 Kr. Ludwigslust 13054 24,1 66 68,4 33 99 44 Kr. Meißen 14280 18 28 84,8 71 99 45 Kr. Wittenberg 15171 23,6 65 69,0 37 102 46 Kr. Chemnitzer Land 14173 17,4 20 92,5 83 103 47 Kr. Delitzsch 14374 19,6 37 80,4 67 104 48 Kr. Döbeln 14375 17,4 21 92,5 84 105 49 Kr. Torgau-Oschatz 14389 20,2 41 78,9 64 105 50 Kr. Prignitz 12070 20 39 82,3 68 107 51 Kr. Halberstadt 15357 21,4 48 78,3 62 110 52 Kr. Burgenlandkreis 15256 21,9 51 78,6 63 114 53 Kr. Havelland 12063 24,7 72 71,3 44 116 54 Kr. Weißeritzkreis 14290 24,4 68 73,4 48 116 55 Kr. Sächsische Schweiz 14287 20,6 44 85,1 73 117 56 Kr. Leipziger Land 14379 23,3 62 76,0 56 118 57 Kr. Spree-Neiße 12071 26,1 79 70,6 40 119 58 Kr. Merseburg-Querfurt 15261 28,8 89 67,8 31 120 59 Kr. Freiberg 14177 21,3 45 85,5 76 121 60 Kr. Löbau-Zittau 14286 22,3 56 79,5 66 122 61 Kr. Köthen 15159 32,8 99 63,2 23 122 62 Kr. Aschersleben-Staßfurt 15352 24,5 69 75,0 53 122 63 Kr. Stendal 15363 24,9 75 74,4 51 126 64 Kr. Quedlinburg 15364 29,1 90 68,8 36 126 65 Kr. Schönebeck 15367 36 102 63,5 24 126 66 Kr. Bernburg 15153 32,9 100 64,7 27 127 67 Krf. St. Suhl 16054 24,2 67 77,2 60 127 68 Kr. Parchim 13060 18,9 33 101,8 95 128 69 Kr. Ostprignitz-Ruppin 12068 24,7 73 76,0 57 130 70 Kr. Nordwestmecklenburg 13058 23 60 85,4 75 135 71 Kr. Riesa-Großenhain 14285 23,5 63 84,9 72 135 72 Kr. Ostvorpommern 13059 22,2 55 89,8 81 136 73 Krf. St. Jena 16053 21,3 46 98,4 92 138 74 Kr. Bitterfeld 15154 27,3 82 76,4 59 141 75 Kr. Jerichower Land 15358 30,3 95 72,3 46 141 76 Kr. Ilm-Kreis 16070 29,3 91 74,0 50 141 77 Kr. Aue-Schwarzenberg 14191 22,7 59 92,6 85 144 78 Krf. St. Gera 16052 22,3 57 94,7 89 146 79 Kr. Güstrow 13053 22 53 102,9 96 149 80 Krf. St. Potsdam 12054 27,7 85 79,2 65 150 81 Krf. St. Zwickau 14167 21,8 50 108,9 100 150 82 Kr. Altenburger Land 16077 25,9 78 85,8 77 155 83 Kr. Mecklenburg-Strelitz 13055 23,6 64 100,9 94 158 84 Krf. St. Weimar 16055 31,9 97 77,6 61 158 85 Krf. St. Dresden 14262 27,2 81 86,5 78 159 86 Kr. Demmin 13052 24,8 74 93,6 86 160 87 Krf. St. Magdeburg 15303 39,3 107 75,0 54 161 88 Kr. Nordvorpommern 13057 25,2 76 93,6 87 163 89 Kr. Rügen 13061 28,1 86 89,1 80 166 90 Kr. Oberspreewald-Lausitz 12066 28,3 88 87,0 79 167 91 Kr. Müritz 13056 24,6 71 111,3 101 172 92 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung 167 Krf. St. Chemnitz 14161 27,4 83 95,9 90 173 93 Krf. St. Brandenburg an der Havel 12051 25,4 77 106,0 97 174 94 Krf. St. Cottbus/Chosebusz 12052 28,3 87 93,8 88 175 95 Krf. St. Halle/Saale 15202 55,7 111 84,0 69 180 96 Krf. St. Dessau 15101 40,4 110 85,3 74 184 97 Krf. St. Hoyerswerda 14264 27,4 84 111,5 102 186 98 Krf. St. Frankfurt/Oder 12053 27,2 80 124,3 109 189 99 Krf. St. Eisenach 16056 32,4 98 96,1 91 189 100 Kr. Uckermark 12073 29,4 92 108,5 99 191 101 Krf. St. Erfurt 16051 34,7 101 106,1 98 199 102 Kr. Uecker-Randow 13062 30,1 93 117,6 107 200 103 Krf. St. Plauen 14166 30,1 94 117,3 106 200 104 Krf. St. Stralsund 13005 31,2 96 116,9 105 201 105 Krf. St. Leipzig 14365 40,3 109 99,2 93 202 106 Krf. St. Wismar 13006 36,6 103 115,5 104 207 107 Krf. St. Rostock 13003 37,9 105 113,7 103 208 108 Krf. St. Görlitz 14263 37,2 104 143,1 111 215 109 Krf. St. Neubrandenburg 13002 38,5 106 127,5 110 216 110 Krf. St. Greifswald 13001 39,5 108 144,2 112 220 111 Krf. St. Schwerin 13004 61,6 112 119,0 108 220 112 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 13: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Bildung Raumbezug Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Potsdam Jena Cottbus/Chosebusz Frankfurt/Oder Dahme-Spreewald Stralsund Elbe-Elster Potsdam-Mittelmark Spree-Neiße Dresden Wernigerode Plauen Oberspreewald-Lausitz Neubrandenburg Zwickau Mittweida Brandenburg an der Havel Ilm-Kreis Halle/Saale Görlitz Altenburger Land Schwerin Oder-Spree Sächsische Schweiz Rostock Wittenberg Magdeburg Ostprignitz-Ruppin Teltow-Fläming Chemnitzer Land Saale-Orla-Kreis Chemnitz Unstrut-Hainich-Kreis Köthen Eichsfeld Leipzig Uckermark Weißenfels Annaberg Dessau Greifswald Bitterfeld Greiz Sangerhausen Gera Bad Doberan Sonneberg Freiberg Mecklenburg-Strelitz Bautzen Eisenach Oberhavel Hoyerswerda Schönebeck Prignitz Weimar Rügen Erfurt Gotha Vogtlandkreis Schulabgänger ohne Schlüs- Hauptschulabschluss sel % Rang NBL 12054 16053 12052 12053 12061 13005 12062 12069 12071 14262 15369 14166 12066 13002 14167 14182 12051 16070 15202 14263 16077 13004 12067 14287 13003 15171 15303 12068 12072 14173 16075 14161 16064 15159 16061 14365 12073 15268 14171 15101 13001 15154 16076 15266 16052 13051 16072 14177 13055 14272 16056 12065 14264 15367 12070 16055 13061 16051 16067 14178 5,0 8,1 7,0 8,4 6,7 5,8 5,7 7,4 6,4 10,0 8,4 9,4 7,6 11,0 10,8 9,1 11,2 10,6 11,5 11,1 10,5 10,5 9,2 10,3 11,7 9,0 12,1 10,7 10,1 11,0 11,2 12,3 12,4 9,9 9,6 13,6 11,2 9,4 8,6 12,7 11,5 10,4 10,0 9,3 13,0 9,4 12,8 11,0 10,3 11,4 14,9 9,0 15,9 10,8 10,1 16,5 7,7 15,1 12,3 10,2 1 10 6 11 5 3 2 7 4 26 12 21 8 48 41 18 52 39 56 50 38 37 19 32 58 16 63 40 29 47 51 66 69 25 24 85 53 22 13 72 57 35 28 20 77 23 74 49 33 55 101 17 105 42 30 109 9 103 67 31 Bildung Schulangänger mit Hochschulreife % Rang NBL 44,0 2 45,3 1 36,7 5 34,1 8 32,1 15 30,3 23 29,3 28 29,9 25 27,5 36 31,9 17 27,6 35 29,4 27 25,7 47 33,9 9 31,4 21 26,0 45 33,2 12 29,7 26 33,2 11 31,8 18 28,6 30 28,4 31 25,5 50 26,6 41 32,1 16 24,5 59 32,4 14 27,1 38 25,5 49 28,4 32 28,3 33 31,5 19 31,5 20 23,6 64 23,6 65 34,7 7 27,1 39 23,0 71 21,7 82 30,1 24 26,8 40 23,8 62 23,4 69 22,0 77 30,4 22 21,9 78 29,0 29 24,9 54 22,6 72 25,3 51 35,2 6 20,3 91 39,8 4 23,5 67 21,9 79 40,0 3 18,5 103 33,8 10 25,8 46 21,3 83 Rangsumme 3 11 11 19 20 26 30 32 40 43 47 48 55 57 62 63 64 65 67 68 68 68 69 73 74 75 77 78 78 79 84 85 89 89 89 92 92 93 95 96 97 97 97 97 99 101 103 103 105 106 107 108 109 109 109 112 112 113 113 114 Gesamtrang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 168 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Barnim Quedlinburg Havelland Ohre-Kreis Suhl Stollberg Nordvorpommern Demmin Märkisch Oderland Wartburgkreis Müritz Schmalkalden-Meiningen Parchim Nordhausen Sömmerda Muldentalkreis Delitzsch Anhalt-Zerbst Leipziger Land Kyffhäuserkreis Saale-Holzland-Kreis Löbau-Zittau Burgenlandkreis Zwickauer Land Kamenz Stendal Jerichower Land Aschersleben-Staßfurt Saalfeld-Rudolstadt Nordwestmecklenburg Merseburg-Querfurt Meißen Ostvorpommern Riesa-Großenhain Ludwigslust Güstrow Weimarer Land Niederschles. Oberlausitzkreis Wismar Weißeritzkreis Döbeln Aue-Schwarzenberg Torgau-Oschatz Saalkreis Halberstadt Bördekreis Mittlerer Erzgebirgskreis Uecker-Randow Mansfelder Land Hildburghausen Altmarkkreis Salzwedel Bernburg 12060 15364 12063 15362 16054 14188 13057 13052 12064 16063 13056 16066 13060 16062 16068 14383 14374 15151 14379 16065 16074 14286 15256 14193 14292 15363 15358 15352 16073 13058 15261 14280 13059 14285 13054 13053 16071 14284 13006 14290 14375 14191 14389 15265 15357 15355 14181 13062 15260 16069 15370 15153 11,9 13,3 11,8 10,0 19,1 10,4 8,9 8,9 11,3 10,9 10,4 13,8 10,8 14,6 13,7 12,4 14,3 12,9 12,2 14,9 13,6 13,2 13,8 11,8 10,8 14,2 12,7 15,3 13,2 10,8 13,7 16,2 11,8 13,2 12,6 12,1 14,6 12,6 20,7 14,3 13,3 12,8 14,4 13,0 14,1 13,4 16,2 14,3 14,4 14,0 16,3 19,3 62 82 60 27 110 34 15 14 54 46 36 89 44 99 88 68 94 76 65 102 86 79 90 59 43 93 73 104 81 45 87 107 61 80 71 64 100 70 112 95 83 75 97 78 92 84 106 96 98 91 108 111 25,0 27,8 24,8 20,2 33,1 20,6 16,9 16,0 22,6 21,8 20,2 26,1 20,7 27,3 25,7 23,5 26,2 23,8 22,3 26,3 24,7 23,6 24,8 20,8 17,1 24,4 21,9 25,1 22,4 15,5 22,5 24,9 18,6 20,9 20,1 18,1 23,2 19,3 23,9 21,1 20,1 18,5 20,9 17,3 20,1 18,6 21,1 19,6 19,6 16,6 20,0 17,2 53 34 56 92 13 90 109 111 73 81 93 44 89 37 48 68 43 63 76 42 58 66 57 88 108 60 80 52 75 112 74 55 101 86 95 105 70 100 61 84 96 104 87 106 94 102 85 99 98 110 97 107 115 116 116 119 123 124 124 125 127 127 129 133 133 136 136 136 137 139 141 144 144 145 147 147 151 153 153 156 156 157 161 162 162 166 166 169 170 170 173 179 179 179 184 184 186 186 191 195 196 201 205 218 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 169 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 14: 170 Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Bevölkerung Bevölkerung Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Raumbezug Schlüssel Dahme-Spreewald Oberhavel Potsdam-Mittelmark Havelland Stollberg Teltow-Fläming Leipziger Land Anhalt-Zerbst Brandenburg an der Havel Sächsische Schweiz Barnim Ohre-Kreis Wernigerode Jerichower Land Zwickau Plauen Märkisch Oderland Nordwestmecklenburg Meißen Mecklenburg-Strelitz Eisenach Magdeburg Saalkreis Ilm-Kreis Döbeln Nordvorpommern Bördekreis Ludwigslust Leipzig Freiberg Gotha Vogtlandkreis Chemnitzer Land Weimarer Land Suhl Gera Saale-Holzland-Kreis Bad Doberan Muldentalkreis Weißenfels Ostvorpommern Kamenz Müritz Weißeritzkreis Köthen Altmarkkreis Salzwedel Burgenlandkreis Halberstadt Dresden Ostprignitz-Ruppin Sonneberg Elbe-Elster Prignitz Wittenberg Uecker-Randow Schmalkalden-Meiningen Saalfeld-Rudolstadt Erfurt Zwickauer Land Sömmerda 12061 12065 12069 12063 14188 12072 14379 15151 12051 14287 12060 15362 15369 15358 14167 14166 12064 13058 14280 13055 16056 15303 15265 16070 14375 13057 15355 13054 14365 14177 16067 14178 14173 16071 16054 16052 16074 13051 14383 15268 13059 14292 13056 14290 15159 15370 15256 15357 14262 12068 16072 12062 12070 15171 13062 16066 16073 16051 14193 16068 Bevölkerungsstand Bevölkerungsvorausunter 25 Jahre berechnung Einwohnerdichte % Rang NBL % Rang NBL Anzahl Rang NBL 26,4 48 9,9 7 70 18 26,8 59 13,8 2 107 38 27,7 80 13,8 3 78 22 27,4 73 11,1 5 87 27 25,3 20 20,9 1 352 85 27,6 78 9,3 8 76 20 25,4 21 9,1 11 205 78 26,4 47 -2,8 50 64 16 25,1 13 3,6 18 373 86 25,6 29 2,6 21 166 69 27,6 76 11,8 4 114 40 27,9 83 3,7 17 79 23 25,5 25 -3,3 54 120 46 27,3 69 -1,8 41 75 19 23,9 4 1,8 25 1005 102 23,5 2 -1,0 36 701 93 28,3 89 7,5 13 88 32 30,1 111 9,2 10 58 14 26,1 40 4,2 15 242 82 29,3 104 -0,7 32 42 2 24,0 6 -2,5 45 428 88 24,5 10 2,6 22 1200 108 27,8 81 9,3 9 131 51 26,0 38 -2,6 48 144 55 26,0 37 -0,1 30 184 75 28,8 100 -0,6 31 55 11 26,9 61 -2,6 47 92 34 29,5 106 1,3 27 52 10 23,7 3 0,2 29 1658 111 27,1 66 10,8 6 168 72 26,3 44 -0,9 35 159 65 24,2 7 -5,2 77 155 62 24,4 9 -2,9 51 421 87 28,2 88 3,6 19 114 41 26,0 35 1,3 26 468 89 25,3 16 -1,1 38 743 96 27,2 68 -1,7 40 115 42 30,0 110 8,3 12 87 29 27,3 70 2,9 20 153 61 25,1 14 -3,8 59 212 79 28,6 95 -2,3 43 60 15 28,7 97 5,5 14 116 43 28,9 101 -3,0 52 41 1 27,3 72 4,1 16 164 67 26,6 55 -2,1 42 147 58 28,7 96 -3,3 56 44 3 25,6 28 -5,0 75 138 52 26,4 49 -3,8 60 120 47 25,6 26 2,6 23 1455 109 28,5 92 -3,8 61 45 5 24,9 11 -6,5 84 157 63 27,1 65 -5,4 78 69 17 26,7 58 -7,9 98 45 4 26,4 50 -6,0 81 88 30 28,7 98 -3,3 55 52 9 26,3 46 -4,8 72 119 44 25,3 18 -7,1 94 128 50 26,0 34 -0,7 33 745 97 25,0 12 -4,6 69 264 83 27,9 84 -2,5 44 101 37 Rangsumme Gesamtrang 73 99 105 105 106 106 110 113 117 119 120 123 125 129 131 131 134 135 137 138 139 140 141 141 142 142 142 143 143 144 144 146 147 148 150 150 150 151 151 152 153 154 154 155 155 155 155 156 158 158 158 160 160 161 162 162 162 164 164 165 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Merseburg-Querfurt Halle/Saale Mansfelder Land Hoyerswerda Saale-Orla-Kreis Wartburgkreis Oder-Spree Schönebeck Quedlinburg Nordhausen Torgau-Oschatz Mittweida Delitzsch Kyffhäuserkreis Sangerhausen Parchim Aschersleben-Staßfurt Bernburg Hildburghausen Potsdam Greiz Dessau Altenburger Land Güstrow Demmin Schwerin Uckermark Rostock Rügen Mittlerer Erzgebirgskreis Annaberg Bitterfeld Weimar Niederschles. Oberlausitzkreis Wismar Riesa-Großenhain Oberspreewald-Lausitz Chemnitz Stendal Löbau-Zittau Bautzen Görlitz Spree-Neiße Aue-Schwarzenberg Cottbus/Chosebusz Greifswald Eichsfeld Frankfurt/Oder Unstrut-Hainich-Kreis Neubrandenburg Stralsund Jena 15261 15202 15260 14264 16075 16063 12067 15367 15364 16062 14389 14182 14374 16065 15266 13060 15352 15153 16069 12054 16076 15101 16077 13053 13052 13004 12073 13003 13061 14181 14171 15154 16055 14284 13006 14285 12066 14161 15363 14286 14272 14263 12071 14191 12052 13001 16061 12053 16064 13002 13005 16053 25,5 25,9 25,2 26,2 26,8 27,3 27,6 25,3 25,7 26,5 28,5 25,4 26,9 26,7 26,3 29,3 25,9 25,5 28,0 26,5 25,9 24,0 24,4 29,8 29,3 27,1 28,4 26,2 28,3 27,5 26,5 25,6 27,1 28,8 26,0 27,1 26,6 23,4 28,5 26,2 28,0 25,3 27,8 26,1 27,7 30,0 31,4 29,2 28,2 29,8 26,5 27,5 24 31 15 41 60 71 77 19 30 54 94 22 62 57 45 105 32 23 86 51 33 5 8 108 103 63 91 42 90 75 53 27 64 99 36 67 56 1 93 43 85 17 82 39 79 109 112 102 87 107 52 74 -4,6 2,4 -8,1 -1,4 -6,5 -4,3 -4,5 -6,6 -6,8 -4,8 -3,4 -6,5 -4,2 -7,1 -8,3 -4,9 -6,8 -6,9 -5,4 -0,8 -8,3 -7,5 -9,9 -5,1 -6,6 -1,0 -7,9 -3,3 -6,7 -4,1 -4,8 -7,2 -2,6 -6,0 -4,3 -6,3 -9,7 -8,5 -8,9 -6,9 -4,3 -8,1 -8,3 -9,7 -4,2 0,6 -5,8 -2,8 -9,4 -3,3 -10,7 -12,8 70 24 100 39 86 65 68 87 90 71 58 85 63 95 104 74 91 92 79 34 102 97 110 76 88 37 99 53 89 62 73 96 46 82 67 83 108 105 106 93 66 101 103 109 64 28 80 49 107 57 111 112 168 1835 142 530 86 111 88 168 146 139 87 179 151 91 99 49 158 170 79 1182 147 562 201 55 49 777 50 1108 77 159 202 217 741 79 1132 149 119 1174 58 222 165 916 93 266 722 1081 121 489 123 856 1559 874 71 112 54 91 26 39 31 70 56 53 28 74 60 33 36 7 64 73 24 107 57 92 76 12 6 98 8 104 21 66 77 80 95 25 105 59 45 106 13 81 68 101 35 84 94 103 48 90 49 99 110 100 165 167 169 171 172 175 176 176 176 178 180 181 185 185 185 186 187 188 189 192 192 194 194 196 197 198 198 199 200 203 203 203 205 206 208 209 209 212 212 217 219 219 220 232 237 240 240 241 243 263 273 286 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 171 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 15: Ranking der ostdeutschen Kreise im Bereich Familie Familie Raumbezug Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Eichsfeld Saale-Orla-Kreis Unstrut-Hainich-Kreis Kyffhäuserkreis Elbe-Elster Ostprignitz-Ruppin Nordvorpommern Schmalkalden-Meiningen Gotha Bautzen Hildburghausen Sangerhausen Parchim Löbau-Zittau Ostvorpommern Müritz Niederschles. Oberlausitzkreis Ludwigslust Wittenberg Saalkreis Kamenz Wartburgkreis Nordhausen Nordwestmecklenburg Rügen Mansfelder Land Bad Doberan Altmarkkreis Salzwedel Torgau-Oschatz Mittlerer Erzgebirgskreis Jerichower Land Muldentalkreis Potsdam-Mittelmark Güstrow Dahme-Spreewald Ohre-Kreis Annaberg Weißeritzkreis Ilm-Kreis Prignitz Sömmerda Märkisch Oderland Demmin Saale-Holzland-Kreis Saalfeld-Rudolstadt Anhalt-Zerbst Teltow-Fläming Weimarer Land Riesa-Großenhain Uecker-Randow Döbeln Bernburg Sonneberg Vogtlandkreis Oberhavel Mecklenburg-Strelitz Aue-Schwarzenberg Freiberg Uckermark Burgenlandkreis Anteil der Schlüs- Einpersonenhaushalte sel % Rang NBL 16061 16075 16064 16065 12062 12068 13057 16066 16067 14272 16069 15266 13060 14286 13059 13056 14284 13054 15171 15265 14292 16063 16062 13058 13061 15260 13051 15370 14389 14181 15358 14383 12069 13053 12061 15362 14171 14290 16070 12070 16068 12064 13052 16074 16073 15151 12072 16071 14285 13062 14375 15153 16072 14178 12065 13055 14191 14177 12073 15256 16,8 26,4 23,0 22,5 21,6 26,3 24,0 24,3 27,9 26,5 19,8 22,7 24,1 26,2 27,1 28,4 23,0 24,2 26,7 19,6 22,9 20,2 29,5 21,5 28,0 22,2 22,9 27,0 24,3 25,9 26,8 24,5 23,4 28,6 25,8 24,6 28,6 27,3 28,6 28,2 26,3 25,5 28,9 27,6 30,7 25,4 26,4 27,5 29,7 30,6 27,6 28,0 26,3 28,1 27,7 29,9 30,3 29,7 35,1 27,8 1 30 12 8 6 27 15 19 44 32 3 9 16 26 36 51 13 17 33 2 11 4 61 5 45 7 10 35 18 25 34 20 14 55 24 21 54 37 56 49 28 23 58 41 72 22 31 39 64 71 40 46 29 48 42 68 69 63 87 43 Personen je Haushalt Rang NBL 2,42 8 2,35 20 2,27 45 2,31 32 2,24 56 2,24 58 2,37 15 2,30 35 2,33 27 2,26 51 2,36 18 2,27 44 2,38 12 2,18 80 2,32 29 2,27 47 2,31 33 2,38 13 2,24 60 2,72 1 2,33 24 2,36 19 2,27 49 2,51 3 2,21 72 2,24 57 2,66 2 2,33 26 2,22 70 2,25 54 2,35 21 2,37 16 2,48 4 2,26 52 2,42 9 2,44 6 2,24 62 2,39 11 2,29 39 2,20 75 2,38 14 2,37 17 2,27 48 2,44 7 2,27 50 2,29 38 2,33 25 2,45 5 2,23 68 2,20 76 2,17 82 2,24 61 2,24 59 2,21 73 2,35 22 2,40 10 2,16 83 2,23 67 2,20 77 2,23 66 Anteil der Berufspendler % Rang NBL 34,1 60 27,9 26 27,9 27 31,5 45 28,3 29 23,6 11 36,8 68 31,5 46 28,6 30 25,7 19 41,9 84 33,0 53 40,7 79 20,4 3 31,1 44 24,0 12 36,5 67 41,8 83 26,8 22 69,9 112 41,3 81 43,8 94 22,9 8 53,5 110 20,0 2 33,2 55 51,4 108 35,1 62 30,0 37 32,1 48 39,2 72 43,2 92 53,9 111 27,1 23 44,9 97 47,4 103 25,2 15 42,0 85 30,3 40 24,5 13 44,6 96 45,5 101 30,0 36 45,1 98 27,7 25 42,1 87 42,7 91 47,6 104 26,3 20 20,9 6 29,7 35 32,6 51 39,4 74 30,7 42 45,8 102 42,5 89 25,4 16 30,1 38 20,6 5 34,8 61 Rangsumme 69 76 84 85 91 96 98 100 101 102 105 106 107 109 109 110 113 113 115 115 116 117 118 118 119 119 120 123 125 127 127 128 129 130 130 130 131 133 135 137 138 141 142 146 147 147 147 148 152 153 157 158 162 163 166 167 168 168 169 170 Gesamtrang 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 172 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Oder-Spree Barnim Stendal Havelland Bördekreis Weißenfels Merseburg-Querfurt Spree-Neiße Sächsische Schweiz Mittweida Altenburger Land Erfurt Greiz Köthen Delitzsch Leipziger Land Frankfurt/Oder Bitterfeld Meißen Zwickauer Land Dresden Wernigerode Oberspreewald-Lausitz Jena Quedlinburg Stralsund Leipzig Neubrandenburg Dessau Aschersleben-Staßfurt Chemnitz Magdeburg Rostock Stollberg Chemnitzer Land Halberstadt Görlitz Brandenburg an der Havel Zwickau Halle/Saale Schwerin Schönebeck Plauen Eisenach Wismar Cottbus/Chosebusz Weimar Greifswald Gera Suhl Potsdam Hoyerswerda 12067 12060 15363 12063 15355 15268 15261 12071 14287 14182 16077 16051 16076 15159 14374 14379 12053 15154 14280 14193 14262 15369 12066 16053 15364 13005 14365 13002 15101 15352 14161 15303 13003 14188 14173 15357 14263 12051 14167 15202 13004 15367 14166 16056 13006 12052 16055 13001 16052 16054 12054 14264 30,4 28,4 29,7 29,0 27,4 28,0 29,7 28,3 31,6 28,6 37,2 43,1 31,5 31,7 29,8 28,4 34,0 31,5 30,9 29,4 42,2 30,8 31,5 44,7 33,3 39,6 41,0 46,5 39,4 33,1 43,4 43,5 41,9 29,5 32,2 31,7 41,4 31,9 40,0 43,3 45,0 32,8 43,6 40,0 39,6 44,3 42,5 48,2 45,5 40,4 45,6 39,7 70 52 65 59 38 47 66 50 78 57 88 101 77 80 67 53 86 75 74 60 99 73 76 107 85 90 96 111 89 84 103 104 98 62 82 79 97 81 93 102 108 83 105 94 91 106 100 112 109 95 110 92 2,31 2,34 2,21 2,33 2,32 2,27 2,30 2,28 2,23 2,25 2,26 2,11 2,32 2,28 2,30 2,28 2,05 2,24 2,24 2,29 2,01 2,19 2,19 2,13 2,15 2,09 1,96 2,11 2,06 2,16 2,01 1,90 2,02 2,24 2,22 2,18 2,03 2,02 2,03 2,03 1,98 2,16 2,11 2,11 2,09 2,08 2,13 2,11 2,08 2,07 2,13 2,01 34 23 74 28 30 46 36 41 69 55 53 91 31 43 37 42 101 65 64 40 108 78 79 88 86 95 111 93 100 85 109 112 106 63 71 81 103 105 102 104 110 84 92 90 96 97 87 94 98 99 89 107 36,2 44,4 29,0 42,0 48,5 41,5 40,5 43,6 30,2 40,2 33,1 20,5 42,3 39,7 45,3 52,2 25,6 35,8 37,1 50,4 19,6 33,3 33,2 25,6 30,4 28,1 21,1 24,6 28,6 32,8 23,3 22,9 26,3 45,4 39,3 38,5 29,3 31,6 30,8 29,3 27,1 40,6 32,3 35,6 35,5 32,4 38,8 33,5 33,9 41,2 42,5 49,4 66 95 32 86 105 82 77 93 39 76 54 4 88 75 99 109 18 65 69 107 1 57 56 17 41 28 7 14 31 52 10 9 21 100 73 70 33 47 43 34 24 78 49 64 63 50 71 58 59 80 90 106 170 170 171 173 173 175 179 184 186 188 195 196 196 198 203 204 205 205 207 207 208 208 211 212 212 213 214 218 220 221 222 225 225 225 226 230 233 233 238 240 242 245 246 248 250 253 258 264 266 274 289 305 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 173 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 16: Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Ranking der ostdeutschen Kreise bezüglich der HzE-Quote Raumbezug Schlüssel Sömmerda Hildburghausen Annaberg Bautzen Gotha Sangerhausen Greiz Saale-Holzland-Kreis Bad Doberan Mittlerer Erzgebirgskreis Delitzsch Freiberg Niederschles. Oberlausitzkreis Stollberg Weimarer Land Kamenz Meißen Schmalkalden-Meiningen Nordwestmecklenburg Löbau-Zittau Eichsfeld Torgau-Oschatz Wernigerode Spree-Neiße Nordhausen Quedlinburg Ludwigslust Kyffhäuserkreis Weißenfels Sächsische Schweiz Anhalt-Zerbst Weißeritzkreis Rügen Sonneberg Vogtlandkreis Elbe-Elster Wittenberg Potsdam-Mittelmark Bitterfeld Mittweida Saalfeld-Rudolstadt Köthen Wartburgkreis Altenburger Land Zwickauer Land Teltow-Fläming Aschersleben-Staßfurt Muldentalkreis Ostvorpommern Suhl Güstrow Chemnitzer Land Jerichower Land Döbeln Riesa-Großenhain Saale-Orla-Kreis Leipziger Land Burgenlandkreis Ohre-Kreis 16068 16069 14171 14272 16067 15266 16076 16074 13051 14181 14374 14177 14284 14188 16071 14292 14280 16066 13058 14286 16061 14389 15369 12071 16062 15364 13054 16065 15268 14287 15151 14290 13061 16072 14178 12062 15171 12069 15154 14182 16073 15159 16063 16077 14193 12072 15352 14383 13059 16054 13053 14173 15358 14375 14285 16075 14379 15256 15362 Hilfen außerhalb der Familie 37 56 72 147 134 70 123 100 150 109 148 171 133 102 111 196 174 170 172 189 170 142 122 218 133 107 213 136 109 205 118 187 127 96 279 206 204 344 164 200 200 108 237 168 206 277 169 238 211 77 218 216 177 128 217 173 256 244 223 HzE-Quote Rang NBL 29,4 48,0 57,4 61,0 62,7 69,2 69,9 71,0 73,4 76,4 76,4 76,5 77,9 78,7 78,9 79,0 79,5 81,0 82,9 85,1 85,6 88,4 89,1 90,9 92,4 93,6 95,7 96,8 98,0 99,5 100,3 100,7 102,7 103,4 103,5 104,0 104,3 104,3 104,9 104,9 106,7 107,0 108,5 109,8 110,5 111,2 113,2 113,2 113,7 113,8 114,0 114,1 115,5 115,7 116,7 117,8 118,7 119,1 120,3 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 174 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Ilm-Kreis Bördekreis Märkisch Oderland Bernburg Neubrandenburg Wismar Nordvorpommern Dresden Saalkreis Leipzig Aue-Schwarzenberg Prignitz Parchim Altmarkkreis Salzwedel Mansfelder Land Unstrut-Hainich-Kreis Dahme-Spreewald Merseburg-Querfurt Halberstadt Havelland Oder-Spree Schwerin Cottbus/Chosebusz Chemnitz Gera Schönebeck Ostprignitz-Ruppin Stendal Oberspreewald-Lausitz Müritz Uckermark Greifswald Eisenach Weimar Plauen Uecker-Randow Barnim Oberhavel Halle/Saale Potsdam Demmin Dessau Mecklenburg-Strelitz Hoyerswerda Jena Stralsund Erfurt Frankfurt/Oder Zwickau Rostock Magdeburg Brandenburg an der Havel Görlitz 16070 15355 12064 15153 13002 13006 13057 14262 15265 14365 14191 12070 13060 15370 15260 16064 12061 15261 15357 12063 12067 13004 12052 14161 16052 15367 12068 15363 12066 13056 12073 13001 16056 16055 14166 13062 12060 12065 15202 12054 13052 15101 13055 14264 16053 13005 16051 12053 14167 13003 15303 12051 14263 211 151 374 122 140 79 244 769 162 766 258 194 244 221 204 249 320 260 161 326 425 206 231 466 237 169 278 352 331 176 378 129 91 135 143 226 435 477 551 293 280 194 268 134 260 167 552 225 290 650 749 271 217 122,0 122,1 122,6 123,1 123,2 123,6 124,4 125,7 125,8 129,4 130,2 132,5 133,4 134,1 134,8 135,3 136,0 136,1 138,7 141,1 141,4 143,2 145,8 148,6 152,3 152,5 152,9 153,6 154,1 155,4 155,7 159,7 161,4 161,5 162,6 163,9 164,8 165,5 166,0 169,1 177,6 180,8 182,4 185,4 194,2 199,4 200,9 208,0 216,6 238,4 247,0 255,2 255,3 175 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 Quellen: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); Statistische Landesämter MecklenburgVorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen (2003 und 2004); Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Brandenburg (2004). Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 17: Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. 176 Gesamtergebnis des Ranking der ostdeutschen Kreise Potsdam-Mittelmark Dahme-Spreewald Saale-Orla-Kreis Ohre-Kreis Gotha Teltow-Fläming Schmalkalden-Meiningen Wernigerode Sonneberg Vogtlandkreis Eichsfeld Bad Doberan Elbe-Elster Wartburgkreis Saale-Holzland-Kreis Unstrut-Hainich-Kreis Ludwigslust Sächsische Schweiz Märkisch Oderland Saalkreis Wittenberg Kamenz Sömmerda Oberhavel Altmarkkreis Salzwedel Hildburghausen Saalfeld-Rudolstadt Stollberg Ilm-Kreis Annaberg Barnim Ostprignitz-Ruppin Chemnitzer Land Nordwestmecklenburg Weimarer Land Oder-Spree Muldentalkreis Greiz Sangerhausen Freiberg Mittweida Bautzen Anhalt-Zerbst Nordhausen Plauen Ostvorpommern Dresden Nordvorpommern Parchim Meißen Jerichower Land 12069 12061 16075 15362 16067 12072 16066 15369 16072 14178 16061 13051 12062 16063 16074 16064 13054 14287 12064 15265 15171 14292 16068 12065 15370 16069 16073 14188 16070 14171 12060 12068 14173 13058 16071 12067 14383 16076 15266 14177 14182 14272 15151 16062 14166 13059 14262 13057 13060 14280 15358 Arbeits- Sozial-leistBevölmarkt ungen Bildung kerung Familie GesamtGesamtGesamtGesamtGesamtRang- Ergebnisrang rang rang rang rang summe rang 14 5 8 3 33 63 1 13 14 5 1 35 68 2 9 13 31 65 2 120 3 17 4 64 12 36 133 4 4 31 59 31 9 134 5 29 32 29 6 47 143 6 8 2 72 56 8 146 7 33 21 11 13 82 160 8 5 10 47 51 53 166 9 6 16 60 32 54 168 10 21 6 35 107 1 170 11 18 43 46 38 27 172 12 97 15 7 52 5 176 13 19 1 70 66 22 178 14 15 9 81 37 44 186 15 7 42 33 109 3 194 16 11 44 95 28 18 196 17 44 56 24 10 69 203 18 54 22 69 17 42 204 19 53 8 104 23 20 208 20 67 46 26 54 19 212 21 48 17 85 42 21 213 22 32 7 75 60 41 215 23 87 20 52 2 55 216 24 22 12 111 46 28 219 25 16 3 110 79 11 219 26 20 11 89 57 45 222 27 37 23 66 5 94 225 28 69 77 18 24 39 227 29 36 26 39 91 37 229 30 68 28 61 11 62 230 31 78 70 28 50 6 232 32 27 47 30 33 95 232 33 31 71 90 18 24 234 34 24 33 97 34 48 236 35 49 39 23 67 61 239 36 58 34 76 39 32 239 37 26 18 43 81 73 241 38 79 38 44 75 12 248 39 59 60 48 30 58 255 40 75 24 16 72 70 257 41 71 25 50 101 10 257 42 89 37 78 8 46 258 43 62 29 74 70 23 258 44 28 104 12 16 103 263 45 43 73 93 41 15 265 46 40 86 10 49 81 266 47 80 89 67 26 7 269 48 38 69 73 76 13 269 49 34 45 92 19 79 269 50 61 76 87 14 31 269 51 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Kr. Krf. St. Kr. Kr. Kr. Kr. Potsdam Weißenfels Jena Zwickau Havelland Bördekreis Eisenach Kyffhäuserkreis Magdeburg Müritz Rügen Torgau-Oschatz Mittlerer Erzgebirgskreis Weißeritzkreis Prignitz Mecklenburg-Strelitz Suhl Leipziger Land Döbeln Leipzig Brandenburg an der Havel Gera Spree-Neiße Rostock Köthen Mansfelder Land Erfurt Schwerin Altenburger Land Frankfurt/Oder Niederschles. Oberlausitzkreis Burgenlandkreis Delitzsch Zwickauer Land Löbau-Zittau Merseburg-Querfurt Güstrow Chemnitz Weimar Halle/Saale Bitterfeld Cottbus/Chosebusz Stralsund Halberstadt Dessau Riesa-Großenhain Aue-Schwarzenberg Stendal Quedlinburg Uckermark Oberspreewald-Lausitz Neubrandenburg Demmin Schönebeck Aschersleben-Staßfurt Bernburg 12054 15268 16053 14167 12063 15355 16056 16065 15303 13056 13061 14389 14181 14290 12070 13055 16054 14379 14375 14365 12051 16052 12071 13003 15159 15260 16051 13004 16077 12053 14284 15256 14374 14193 14286 15261 13053 14161 16055 15202 15154 12052 13005 15357 15101 14285 14191 15363 15364 12073 12066 13002 13052 15367 15352 15153 1 95 2 64 92 45 3 103 52 60 23 35 39 56 96 91 30 93 88 57 101 51 86 10 112 100 42 12 82 55 94 102 73 84 99 81 66 46 25 90 83 63 65 74 70 76 47 77 108 107 109 72 111 104 85 98 81 35 74 82 54 36 100 19 88 92 90 50 27 55 51 84 68 57 49 106 94 79 58 108 62 30 102 112 83 99 40 53 48 41 61 59 80 93 85 96 75 95 105 52 97 72 78 64 65 101 91 110 87 66 63 67 1 38 2 15 63 106 51 80 27 71 57 103 107 100 55 49 65 79 101 36 17 45 9 25 34 109 58 22 21 4 98 83 77 84 82 91 96 32 56 19 42 3 6 105 40 94 102 86 62 37 13 14 68 54 88 112 80 40 112 15 4 27 21 74 22 43 89 71 90 44 53 20 35 7 25 29 9 36 103 88 45 63 58 86 83 108 94 47 73 59 100 61 84 98 93 62 92 105 111 48 82 96 104 99 69 87 97 110 85 68 77 78 111 66 84 99 64 65 104 4 92 16 25 29 30 38 40 56 110 76 51 87 98 109 68 93 74 26 72 101 71 77 17 60 75 80 14 67 34 91 107 100 78 106 86 96 89 49 57 63 85 59 83 88 43 102 90 52 177 274 274 274 275 277 279 279 280 281 282 284 288 293 293 295 300 308 312 314 315 319 320 324 324 327 328 332 333 340 343 343 345 346 348 356 359 360 360 366 367 370 372 373 375 378 387 388 389 389 391 393 394 394 394 403 407 isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Krf. St. Kr. Krf. St. Krf. St. Krf. St. Greifswald Uecker-Randow Görlitz Hoyerswerda Wismar 13001 13062 14263 14264 13006 50 110 105 106 41 111 103 109 98 107 41 108 20 53 99 106 55 102 64 95 108 50 97 112 105 178 416 426 433 433 447 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH 108 109 110 111 112 Effiziente Instrumente und Strategien für die Kinder- und Jugendhilfe in den neuen Bundesländern vor dem Hintergrund der Demografie und Abwanderung Tabelle 18: 179 Ranking der siedlungsstrukturellen Regionstypen der neuen Bundesländer Arbeitsmarkt Aggregat JugendarbeitsBeschäftigungslose dichte Dauerarbeitslose Arbeitslosenquote Wert Agglomerationsräume Wert Rang Wert Rang Wert Rang Rangsumme Gesamtrang 17,7 1 89 3 34,2 1 33,9 1 6 1 19 3 87 2 36,1 2 33,5 2 9 2 18,3 2 82 1 36,2 3 31,4 3 9 3 Verstädterte Räume Ländliche Räume Rang Sozialleistungen Sozialhilfeempfänger Aggregat Wert Mietzuschuss Rang Wert Rangsumme Rang Gesamtrang Agglomerationsräume 46,9 3 65,9 1 4 1 Verstädterte Räume 24,9 2 78,9 2 4 1 Ländliche Räume 24,7 1 80,5 3 4 1 Bildung Schulangänger Schulabgänger ohne mit Hauptschulabschluss Hochschulreife Aggregat Wert Rang Wert Rangsumme Rang Gesamtrang Agglomerationsräume 11,7 2 29 1 3 1 Verstädterte Räume 11,5 1 26,4 2 3 2 Ländliche Räume 11,9 3 23,6 3 6 3 Bevölkerung BevölkerungsvorausBevölkerungs-stand berechnung unter 25 Jahre unter 25 Jahre Einwohnerdichte Aggregat Wert Rang Wert Rang Wert Rang Rangsumme Gesamtrang Agglomerationsräume 25,7 1 -,6 1 281 3 5 1 Verstädterte Räume 26,4 2 -14,9 2 159 2 6 2 Ländliche Räume 27,8 3 -17,0 3 78 1 7 3 Familie Anteil der Einpersonenhaushalte Aggregat Wert Rang Personen je Haushalt Anteil der Berufspendler Wert Wert Rang Rangsumme Rang Gesamtrang Agglomerationsräume 39,3 3 2,06 3 25,6 1 7 3 Verstädterte Räume 32,4 2 2,21 2 34,3 3 7 2 29 1 2,26 1 32,8 2 4 1 Ländliche Räume Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2002 und 2003); Berechnungen isw Institut. isw Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung gemeinnützige Gesellschaft mbH