K3 September.indd - Kreisjugendring München

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K3 September.indd - Kreisjugendring München
9. Jahrgang • No. 6 • September 06
Schwerpunktthema
Ehrenamt und
bürgerschaftliches
Engagement
www.kjr-m.de
Akrobaten für einen Tag
Komm doch mit nach Indien
Partizipation
und Verantwortung
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Editorial
Aktuell
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das war ein Sommer – im Juli brütende Hitze und täglich
Akrobaten für einen Tag
„Komm doch mit nach Indien“
13. Mini-München
So schön kann Schulsport sein
Zwei Tage OBEN OHNE
Partizipation und Verantwortung
Spenden an das MKJZ
muc-king 2006
Abenteuer unter Brücken
„München – Hauptstadt der Bewegung“
Straßentennis erobert München
Spielen, Spielen, Spielen
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(zumindest für die Schulkinder) hitzefrei und pünktlich zum
ersten Ferientag kam das schlechte Wetter. „Für diese Jahreszeit zu kühl“, war der Standardsatz im Wetterbericht. Dass
man die Ferien trotzdem genießen konnte, zeigen die vielen
tollen Aktionen, über die wir in diesem K3 berichten. Und das
sind längst nicht alle, denn in ganz vielen Einrichtungen und
Jugendverbänden gab es vielfältigste Ferienaktionen, oftmals
getragen oder mitgetragen von ehrenamtlichen oder freiwilligen
Helfer/innen, womit wir auch schon bei Schwerpunkt dieser
Ausgabe sind: Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement.
Fachartikel, aber auch Beiträge von Praktiker/innen, zeigen die
Vielfalt, die Bedingungen und die Defizite in diesem Bereich
auf.
Neues gibt es aus dem K3-Redaktionsteam: Kathrin Wölfl, die
den Bereich Jugendverbandsarbeit vertrat, wurde Büroleiterin
der Geschäftsführung. Ihre Nachfolgerin ist Cornelia Haberstumpf. Beiden Kolleginnen wünschen wir viel Spaß bei ihren
Schwerpunkt
neuen Aufgaben. Unsere Öffentlichkeitsarbeitspraktikantin Itje
Kleinert, die uns ein Jahr lang unterstützte, hat am 1. September im KJR ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau begon-
Auf dem Weg zu einer
neuen Kultur der Freiwilligkeit?
Ausgezeichnet!
Fit für die eigene Sache
Umsonst, aber nicht vergebens
So qualifizieren sich Ehrenamtliche
in der Jugendarbeit in und um München
Vielfältige Jugendbewegungen
Regionale InsideOuts
Identitätsbildung erleichtern
Ehrenamt von Jugendlichen
Solidarität und Partizipation
in der demokratischen Gesellschaft
nen. Ihr Nachfolger - und damit auch neu im Redaktionsteam
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- heißt Felix Westermaier. Den beiden und Ihnen allen eine
schöne Zeit!
Das Redaktionsteam
Erscheinungstermine K3 / 2006
Ausgabe
Redaktionsschluss
Erscheinungstermin
07/2006
04.10.06
23.10.06
08/2006
06.11.06
27.11.06
Impressum
Ausgabe:
6/2006 - erschienen am 27. September 2006
Verleger:
Kreisjugendring München-Stadt im Bayerischen
Jugendring, Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München
Telefon 089 / 51 41 06-10, Fax 089 / 51 41 06-45
E-Mail: [email protected]
Internet: www.kjr-m.de
Verantwortlich:
Elke Geweniger, Vorsitzende
Redaktion:
Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich),
Elly Geiger, Michael Graber, Conny Haberstumpf,
Mechthilde Heiler, Erika Hennig, Julia Stoll,
Felix Westermaier, Ingrid Zorn
Angebote
comp@ss goes munich
Hilfe für Kids
Bilderbuch-Szenen
Zieh mit - den Nichtrauchenden zuliebe!
afk tv – Eine Chance für Fernsehmacher
Bühne blank
Aus der Fremde – in die Fremde?!
Voll verspielt und gut gebildet
Shell Jugendstudie
Synagogen in Deutschland
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Kalender
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Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht
unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.
Verwaltung:
Jana Beyreuther
Layout:
F A -R O M ARKETING , München
Druck:
GPP Engelhardt GmbH,
Lerchenstr. 8, 80995 München
Auflage:
3.000 Exemplare
Abonnementpreis:
Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Erscheinungsweise: 8 Ausgaben jährlich
Nächste Ausgabe:
Erscheinungsdatum:
Redaktionsschluss:
Schwerpunktthema:
23. Oktober 2006
4. Oktober 2006
Kinder und Jugendliche
stark machen
Gefördert aus Mitteln der Landeshauptstadt München
Titelbild: Erika Hennig
Aktuell
Zirkus Nordini
Akrobaten für einen Tag
Immer weiter biegt sich das zierliche Mädchen nach hinten, bis schließlich der Kopf den Boden direkt
neben den Fersen berührt. Scheinbar mühelos heben sich die Füße langsam vom Boden, beschreiben
einen Halbkreis, bis sie zum dunkelblauen Sternenhimmel zeigen. Für einen Augenblick steht die Welt
auf dem Kopf. Alles Gewicht liegt auf den Kinderhänden, bis sie die Beine wieder nach hinten fallen
lässt. In einer schwingenden Bewegung zieht das Mädchen den Oberkörper nach oben, richtet sich auf
und streckt den Kopf stolz in das gleißende Licht der Arena.
Für ihren großen Moment im Scheinwerferlicht übt die neunjährige Viviana seit
einer Woche täglich. 83 Kinder geben
zum Abschluss einer Ferienwoche eine
Galavorstellung im Kinderzirkus Nordini
in Münchens Stadtteil Hasenbergl. Die
Wiese zwischen den Plattenbauten hat
sich für kurze Zeit in einen farbenfrohen
Platz mit Wohnwagen und einer Pferdekoppel verwandelt, in der Mitte ein
rundes, gelb-rot-blaues Zelt. Es riecht
nach Zirkus.
„Am ersten Tag wollt ich gar nicht hierher,
weil ich dachte, das ist ja gar kein richtiger Zirkus“, erzählt Luca, Vivianas sieben
Jahre alter Bruder, „aber danach wollt ich
schon“. Der Vater von Luca und Viviana
ist noch im Urlaub bei seiner Familie in
Sizilien, die Mutter der beiden musste
schon zurück an ihren Arbeitsplatz bei
der Caritas. Jetzt schnuppern die Kinder
Zirkusluft im Ferienprojekt des KJR und
versuchen sich als Akrobaten, Clowns,
Jongleure, Dompteure oder Reiter.
Clownerie
„Die Finanzierung des Ferienprojektes war lange nicht gesichert“, erzählt
Projektleiterin Ulrike Renner. Neben
d e n A n m e l d e g e b ü h r e n w u r d e n nu n
zwei Drittel der Kosten durch Mittel der
Landeshauptstadt München und die
„Andreas-und-Elfriede-Zäch-Stiftung“
aufgebracht.
Ein kleiner Junge mit weißer Kochmütze
trägt ein Tablett mit appetitlich dekoriertem Obst vor sich her und bietet den
vom Üben erschöpften Artisten die Erfrischung an. „Ist das echt umsonst?”, fragt
Viviana. Der kleine Koch bestätigt das
mit heftigem Kopfnicken, da schnappt
Seiltanz
sie sich ein großes Stück Wassermelone.
Der rote Saft rinnt über ihr Kinn als ihr
einfällt, dass sie ja gleich zur Generalprobe muss. Schnell schiebt sie sich
den Rest in den Mund und wedelt mit
den klebrigen Händen. Sie rennt Richtung Arena, dreht sich noch einmal um,
strahlt, winkt. „Guckst Du auch zu?”
Renee Robert Frank, Direktor des Familienzirkus Roberto, ruft seine Schützlinge
zur Ordnung. „Könnt ihr mal den Schnabel halten! Wie nennt ihr euch? Was, ihr
habt noch keinen Zirkusnamen?” Nach
kurzer Diskussion einigen sich die Seiltänzer auf den Namen „Schmetterlinge
auf dem dünnen Faden”. Aus dem Lautsprecher dröhnt „Oh mein Papa”, Sohn
Joschi macht die Technik. „Wir brauchen
den Schluss von dem Lied”, sagt Renee
Frank. „Wenn wir das nicht hinkriegen,
spielen wir das live”. Mit einem Blick zu
Ulrike Renner, „das ist mein Cousin, das
kostet keinen Pfennig.”
1992 hat der Zirkus das erste Kinderferienprojekt in Ebersberg betreut, das umfangreiche Projekt LiLaLu ist aus dieser
Zusammenarbeit entstanden. Seitdem
arbeitet die Zirkusfamilie, bestehend aus
den Eheleuten Frank, der Großmutter,
neun Kindern und drei Enkeln jedes Jahr
mit Ferienkindern. „Die Kinder machen
das wie spielen. Die sehen zu und wollen
das gern selbst ausprobieren. Es ist nicht
so, dass die nur vorm Computer sitzen
wollen,” Renee Frank sitzt in der Pause
bei einem Glas Wasser, das Unterhemd
zur Anzughose, Bartstoppeln im Gesicht.
Fotos: KJR
„Vom Staat kriegen wir sonst keinen
Pfennig. Aber den Kindern tut es so gut,
einmal im Mittelpunkt zu stehen.”
Vom Kreisjugendr ing sind mehr als
zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Projekt beschäftigt. Vom
Klohäuschen über die Kaffeeküche,
Maske, Garderobe bis hin zum Sanitäter
muss die Organisation perfekt sein. „Wir
haben hier Kinder aller Nationalitäten”,
sagt Ulrike Renner. „Deutsch, griechisch,
türkisch, persisch, englisch, italienisch.”
Die Kommunikation ist offenbar kein Problem, auch Viviana und Luca sprechen
bereits drei Sprachen fließend: Spanisch,
Italienisch und Deutsch. Die Kinder
wählen selbst, in welcher Rolle sie die
Arena betreten wollen. Am begehrtesten
ist natürlich die Arbeit mit den Pferden,
gefolgt von Clownerie und der Arbeit am
Trapez. „Die Eltern sind vor der Vorstellung fast aufgeregter als ihre Kinder”,
weiß Ulrike Renner.
Nebel wabert durch die Arena, Seifenblasen fliegen an das blaue Zeltdach mit
den weißen Sternen, ein Stroboskop wirft
flackerndes Licht. Der Trompetenspieler
lässt den letzten Ton von „Oh mein Papa”
ausklingen und verbeugt sich. Direktor
Renee Frank steht im Scheinwerferlicht
im blauen Frack mit Goldtressen, Stille
kehrt ein: „Machen wir die Arena frei für
die Artisten. Hier kommen Eure Kinder,
die Kinder vom Zirkus Nordini!”
Britta Wülfing
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Aktuell
Eine spannende Ferienreise
„Komm doch mit nach Indien“
Dieser Aufforderung einer ungewöhnlichen Reise, zum Kennenlernen einer ganz anderen, geheimnisvollen und fremdartigen Kultur, kamen auch in diesem Jahr in den Sommerferien, mehr als vierzig Münchner
Mädchen und Buben im Alter zwischen sechs und dreizehn Jahren, nach. Sie machten sich dazu eine Woche lang, jeden Tag von unterschiedlichen KJR-Einrichtungen in München, auf den Weg nach Neuperlach,
in das Bewohnerzentrum. Begleitet wurden sie diesmal von sechs Kindern aus Mumbai (Bombay) im Alter
von zehn bis vierzehn Jahren, die in Gastfamilien untergebracht waren.
Ganesha sichert den Erfolg
„Indien, so hatte Sophie (7) ihrer Mutter
schon im letzten Jahr erklär t, ist gar
nicht so weit entfernt. Man muss nur mit
der U-Bahn fahren und dann ist man
schon richtig in Indien.“ Bilder der Fotoausstellungen „Kinder in Indien“ und
„Geheimnis Taj Mahal“, von Erika und
Volker Hennig, ein großes Namaste(Willkommen)Plakat, eine riesige Landkarte, Tücher, Räucherkerzen, der Duft
indischer Gewürze und indische Musik
empfingen jeden Morgen über sechzig
Kinder und Pädagog/innen. Auf dem
Boden im Kreis um einen „Puja-Tisch“
sitzend, wurden „Reiseerfahrungen“ des
letzten Tages ausgetauscht, Gewürze
vorgestellt, das Geheimnis des Taj Mahal
ergründet, die Geschichte vom Beginn
des Mallakhamb erzählt oder klassischem indischen Gesang gelauscht.
Begleitet wurde die Gruppe dabei von
Ganesha, einer Sandelholz-Figur, die
den elefantenköpfigen Hindugott zeigt. In
Indien symbolisiert die Figur ein erfolgreiches Gelingen einer Unternehmung
oder Reise. Ganesha, so sagt man dort,
kann dafür sorgen, dass alles ganz leicht
wird, was man neu beginnt. Und neu war
für die meisten Kinder vieles an dieser
Reise nach Indien.
Yoga an Seil und Pfahl
Allem voran das tägliche MallakhambTraining, das Kernstück dieser ungewöhnlichen Reise. Mallakhamb ist eine
spezielle Art von Yoga. Es wird an Seil
und Pfahl ausgeübt und eignet sich
besonders für Kinder und Jugendliche.
Neben der Förderung der Beweglichkeit haben Mallakhamb-Übungen auch
sehr positive Auswirkungen auf das
Selbstbewusstsein, die Wahrnehmung
und die Konzentration von Kindern und
Jugendlichen. Jutta Schneider, Leiterin vom Spielhaus Sophienstraße und
qualifizier te Yogalehrer in, hat diese
Yoga-Art und den Vorsitzenden des Mallakhamb-Centrum Uday V. Deshpande
vor einigen Jahren in Mumbai kennen
gelernt. Zusammen mit Erika Hennig
erarbeitete sie daraufhin das Konzept
von „Komm doch mit nach Indien,“ das
nun schon zum dritten Mal stattfand.
Neben drei erwachsenen Trainern vom
Mallakhamb-Centrum in Mumbai, waren
erstmals sechs indische Kinder zu Gast
in München, um hier deutschen Kindern
zu zeigen, was Mallakhamb ist und
Fotos: Erika Hennig
welche akrobatischen Figuren möglich
sind. Denn jedes der indischen Kinder
hat schon besondere Auszeichnungen
in dieser Sport-Yoga-Art. Ein von Jutta
Schneider entwickeltes Gasteltern-Programm machte die Unterbringung der
Kinder in Münchner Familien möglich.
Für die deutschen wie für die indischen
Kinder ein ganz besonderes sportliches
und auch interkulturelles Erlebnis neben
den täglichen Begegnungen bei „Komm
doch mit nach Indien“
Indien erfahrbar machen
Unterschiedliche Workshopangebote
vermittelten den Kindern zudem eine
Woche lang verschiedene Aspekte indischer Kultur. Hier ging es um Fakire und
Feuerzauber, Geschichten der indischen
Mythologie, Sari- und Turbanwickeln,
indisches Hochzeitsschminken, Töpfern,
Batiken, Jonglieren und klassischen
indischen Gesang. Was durch eine indische Begleitperson, die zudem Sängerin
ist, möglich war. Klar, dass viele dieser
fremdartigen Unternehmungen auch auf
gemalten Bildern festgehalten wurden.
Hauptsächlich Ganesha beflügelte dabei
immer wieder die Phantasie. So gab es
als Dank für den Weißblauen Bumerang
und den Alten Wirt in Thalkirchen einen
wunderschönen großen Ganesha. Erwin
Ritthaler vom Weißblauen Bumerang
hatte nämlich wieder dafür gesorgt,
dass es jeden Mittag ein echt indisches
Mittagsmahl gab. Und da zudem gerade
Ganesha-Fest in Indien war, hat Roy,
der Koch vom Alten Wirt, natürlich zur
Nachspeise auch die Lieblingssüßigkeit
von Ganesha „Lalud“ gemacht.
Obwohl das indische Essen für viele
sehr fremd war, wurde es von fast allen
Kindern gegessen oder zumindest immer wieder probiert. „Denn man ist ja in
Indien und da muss man sich auf alles
einlassen“, meinte einmal der zehnjährige Alois.
Dass sich das Gefühl in Indien zu sein
einstellt und die teilnehmenden Kinder
wirklich einen Einblick in das Leben und
die kulturellen Unterschiede und Lebenswirklichkeiten dieses großen Landes
bekommen, hat viele Ursachen. Neben
den Workshops, die Teile indischer Kultur
vermitteln, ist es sicher immer wieder
auch die Anwesenheit indischer Trainer
vom Mallakhamb Sport Centrum „Shree
Samarth Vyayam Mandir“ in Mumbai, die
hierzu beitragen. Allen voran aber sicher
die, dass sowohl Eltern und Kinder als
auch alle beteiligten Betreuer/innen eine
große Sympathie und Bereitschaft, sich
auf das Abenteuer Indien einzulassen,
mitbr ingen. Deutlich wird dies auch
daran, dass sechs Familien bereit waren, jeweils eines von sechs indischen
Kinder n bei sich aufzunehmen. Eine
Geste, die große Anerkennung verdient.
Ein herzliches Dankeschön auch an
den SZ-Adventskalender und an die LH
München, die durch ihre finanzielle Unterstützung „Komm doch mit nach Indien“
ermöglicht haben.
Erika Hennig
KJR-Kinderbeauftragte
Aktuell
Spielstadt für Kinder
13. Mini-München
“Mi-Mi-Mini-München…” - so beginnt der Song der Spielstadt Mini-München, die in diesem
Jahr vom 1. bis 19. August zum 13. Mal stattfand. Ein Ohrwurm mit Folgen, wer ihn einmal
gehört hat, bekommt ihn nicht mehr aus dem Sinn.
Ebenso ist es mit der Beteiligung an der
großen Mini-Stadt. Die Mitarbeit an MiniMünchen ist: Eintauchen in die Arbeit,
das Spiel, die Netzwerke mit ihren vielfältigen Bezügen und nach drei Wochen
erstaunt wieder auftauchen. Die Arbeit
der Pädagog/innen ist dabei geprägt von
Partizipation, eigenem Mitspielen, Spaß,
Ernst, Beziehungen und Organisation.
Die 13. Spielstadt auf einer Seite beschreiben zu wollen, ist kaum möglich,
ebenso wenig wie das vom KJR München-Stadt betriebene Spielhaus mit seiner Außenstelle „Oriental-Bar“, deshalb
hier nur einige Impressionen, der vom
KJR initiierten Aktionen. Verbunden mit
Fotos: Erika Hennig
einem herzlichen Dank an alle beteiligten
Mitarbeiter/innen und die Organisator/
innen von „Kultur & Spielraum“ für das
tolle Zusammenspiel zu Gunsten der fast
8000 Kinder, die in diesem Jahr MiniMünchen besucht haben. Es hat Spaß
gemacht und wir werden beim nächsten
Mal wieder dabei sein.
Erika Hennig
KJR-Kinderbeauftragte
Komm, wir reichen uns die Hand!
Kinder schicken Grüße um die Welt
Besucherinnen und Besucher des Jugendtreff
Cosimapark haben einen Erdkugelball bemalt
und Johannes Schacht nimmt die Grüße gerne
mit auf seine Dschunke „Münchner Freiheit“.
An anderen Orten der Welt, wo die Dschunke
anlegt, können Kinder die Kugel betrachten
und daran weitermalen - ein wertvoller Beitrag
für Frieden, Toleranz und Völkerverständigung.
Vielen Dank an Johannes Schacht!
Fotos: KJT Cosimapark
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Aktuell
Benefizlauf des ASP Neuhausen
So schön kann Schulsport sein
Bereits zum vierten Mal fand heuer der Benefizlauf für den AbenteuerSpielPlatz Neuhausen statt.
Erstmals gab es diesmal zwei Lauftage im Sommer, statt einer Veranstaltung im Herbst. Eine gute
Entscheidung, da sehr viele Schulklassen diese Spendenaktion zu einem sportlichen Ausflug in der
Zeit vor den Zeugnissen nutzten.
Insgesamt waren 14 Klassen an den
beiden Vormittagen (17. und 18. Juli) da.
318 Schülerinnen und Schüler der DomPedro-Grundschule und der Grundschule
am Winthirplatz erliefen 4333 Runden,
rund 2165 Kilometer. Dazu kamen an
den Nachmittagen noch einmal 64 Läufer/innen mit 511 Runden.
Der Spor tsgeist der gerade zu Ende
gegangenen WM war immer noch zu
spüren. Oft liefen nationalgedresste Kids
Hand in Hand, Runde um Runde - einmal
Rom und wieder zurück.
Ein Dank gilt allen, die sich für das gute
Gelingen aktiv eingesetzt haben: den
Beschäftigten und Ehrenamtliche der
Einrichtung, den Nachbareinrichtungen
für die Toleranz, den Läufer/innen und
Pat/innen für ihren Einsatz, den freiwilligen Helfer/innen der State-Street-Bank
München, den Lehr kräften und den
helfenden Eltern für den reibungslosen
Ablauf an Start und Ziel, dem FT Gern
für die Markierungsmaschine und dem
Weißblauen Bumerang für die Verpflegung der Läufer/innen mit Muffins.
Die Rekorde wurden am heißen Dienstagnachmittag von zwei jungen Besuchern
erzielt. Julian Klinke schafft 30 Runden,
Maxi Galonska sogar 40 Runden - bei
35°C im Schatten.
Vielleicht sehen wir uns beim 5. Lauf im
nächsten Jahr?
Susanne Kußmaul
AbenteuerSpielPlatz Neuhausen
Open Air auf dem Münchner Königsplatz
Zwei Tage OBEN OHNE
Seit 1998 verwandelt sich der vielleicht schönste Platz Münchens jedes Jahr in ein riesiges
Festivalgelände. Heuer rockte der Münchner Königsplatz am 22. und 23. Juli. Ausreichend Zeit,
um Musik zu hören, zu chillen und die Atmosphäre zu genießen.
Ob die schwachen Besucherzahlen auf
die große Hitze oder auf klassische
Event-Ermüdung – 5 Wochen FußballWM waren zu viel – zurückzuführen sind,
bleibt ungeklärt.
Die Anwesenden hatten viel Platz und
feierten am Samstag mit Juli, Klee, den
Publikumslieblingen Killerpilze, Kain,
Loonataraxis und Chorea. Am Sonntag
sorgten Silbermond, Blumentopf, P:lot,
Les Babacools, Sorgente, Julia und The
Capones für Stimmung auf dem Platz.
Jede Menge Bilder für alle, die nicht da
waren, unter www.oben-air.de
Fotos: Andreas Rumpf
Aktuell
Erfolgreiches Projekt des MKJZ Westend
Partizipation und Verantwortung
„Schönere Farben, mehr Bilder!“ - Das waren die Wünsche der Besucher/innen des Multikulturellen Jugendzentrums Westend (MKJZ) bei einer Besucherbefragung Anfang des Jahres 2005. Das Besondere war: Die Kinder und Jugendlichen, die das MKJZ im Münchner Stadtteil Schwanthalerhöhe besuchen, wollten sich bei der
Verschönerung des Gebäudes und der Wände des Sportplatzes aktiv einbringen und selbst Verantwortung für
ihr Haus übernehmen. Das Team des MKJZ griff den Wunsch auf und initiierte das Projekt „Partizipation und
Verantwortung“. In über 25 Workshops vom 1. Juli 2005 bis zum 30. Juni 2006 - gefördert aus dem Programm
5000xZukunft der Aktion Mensch - konnte das Projekt erfolgreich umgesetzt werden.
Bunt sollte sie werden, die graue Außenfassade des Jugendzentrums. Doch
wie sollte das klappen mit den meterhohen Wänden? Für die Bemalung im
Juli 2005 war Kooperation nötig. Hilfe
wurde gesucht. Ein Anruf von Holger
Lackemann, dem Personaldirektor des
Marriott Hotels, brachte die Lösung: „Wir
möchten Ihnen unsere handwerklichen
Kenntnisse zur Verfügung stellen und einen Tag für Sie arbeiten!“ Statt Freizeit zu
nehmen oder einen Betriebsausflug zu
machen, wollten zehn Mitarbeiter/innen
einen Arbeitstag für das Jugendzentrum
investieren. Bevor die Helfer kamen, waren Vorarbeiten notwendig. In mehreren
Workshops wurde das Gebäude außen
gereinigt, bis alles bereit war für ein langes Arbeits-Wochenende. Der Bautrupp
des Marriott Hotels rückte termingerecht
mit einem Hebewagen an. Einen ganzen
Tag lang strich das Team des Hotels zusammen mit Kindern und Jugendlichen
die Außenwände des MKJZ Westend.
Gestaltung der Wände
des Sportplatzes
Noch im Herbst 2005 kam das Angebot
der Färberei, die Wände des Spor tplatzes mit Graffiti zu verschönern. Mit
einem ehrenamtlich arbeitenden Künstler
wurden die ersten Wände bunt gestaltet.
Das zunehmend schlechte Wetter zwang
zu einer Aktionspause. Das Team des
MKJZ und der Kinder- und Jugendrat
beschlossen, einen Verlängerungsantrag bei der „Aktion Mensch“ zu stellen,
der auch gewährt wurde. Im Frühjahr
2006 ging es mit Graffitiaktionen weiter.
Wieder konnte professionelle Unterstützung gewonnen werden. Der weltweit
bekannte Graffiti-Künstler Loomit zeigte
den Kindern und Jugendlichen, wie man
graue Wände mit der Sprühdose in effektvolle Bilder verwandelt. Doch ohne
Übung im Zeichnen und ohne Konzept
durfte keiner an die Wände. Also wurde
gezeichnet, ausprobier t, neu gelernt
und diskutiert: Welche Motive sollten in
welcher Farbe an die Wände des Sportplatzes? Die Mühen lohnten sich. Die
Wände wurden farbenfroh und zeigen
fantasievolle Kunstwerke. Die Kinder und
Jugendlichen konnten nun nach diesen
intensiven Workshops eigenständig im
Beisein von pädagogischen Fachkräften
weitere Graffitiaktionen durchführen.
Neugestaltung des Hofes
Im Oktober 2005 wurde in Kooperation
mit Student/innen der Fachhochschule
Rosenheim die Idee eines „Traumjugendzentrums“ und „Traumhofes“ geboren.
Es entstanden Konzepte, Arbeitsmodelle und ein Videofilm. Denn die Ideen
sollten öffentlich präsentier t werden:
Fällung kranker Bäume auf dem Vorplatz, Anschaffung eines Sonnensegels,
einer Tischtennisplatte, eines mobilen
Grillplatzes, eines Fahrradständers, Errichtung eines Kunsttors, das als Projektionsfläche für ein Open-Air-Kino dienen
könnte, einer Spielfläche für die Kleineren und Poller als Sitzmöglichkeit.
Im Frühjahr 2006 wurde es besonders
spannend: In einer Planungswerkstatt
bauten die Kinder und Jugendlichen mit
einem Architekten von „Urbanes Wohnen
e.V.“ ein Modell für die Neugestaltung
des Hofes. Präsentier t wurde dieses
bei einer Or tsbegehung, zu der auch
Mitglieder des Bezirksausschusses, des
Planungsreferats sowie Baureferats der
Landeshauptstadt München sowie der
Abteilungsleiter des KJR, Mitarbeiter
der Jugendpflege vom Stadtjugendamt, Mitarbeiter der MGS (Münchner
Gesellschaft für Stadterneuerung) und
Architekten von „Urbanes Wohnen e.V.“
eingeladen waren. Mit ihrer Begeisterung und ihrem Willen zur Mitwirkung
überzeugten die Kinder und Jugendlichen auch Architekten und Politiker.
Der Erfolg blieb nicht aus: Die Idee ei-
nes Traumhofes und das Engagement
von Kindern und Jugendlichen wurden
in der öffentlichen Sitzung des Bezirksausschusses im April 2006 begrüßt. Der
Ausschuss beschloss einstimmig und
forder te die Stadtverwaltung auf, das
Vorhaben zu verwirklichen.
Grünes Licht kam dann auch vom Baureferat und der MGS: Ab September
2006 wird mit der Neugestaltung des
Hofes begonnen, die kranken Bäume
werden gefällt und neue gepflanzt. Auch
Fahrradständer werden errichtet. Für die
weiteren Aktionen laufen die Verhandlungen. Es sieht gut aus...
Kinder- und Jugendrat
Noch etwas Neues entstand im Laufe
des Projekts: ein Kinder- und Jugendrat.
Hier sollten Kinder und Jugendliche im
Jugendzentrum langfristig Verantwortung übernehmen und mitbestimmen
dürfen z.B. bei Programmentwicklung,
Finanzen, Service, Hausgestaltung oder
Hausregeln.
Resümee
Schöne Farben – bunte Bilder! Es hat
Spaß gemacht, doch auch „Schweiß
gekostet“. Es hat Konflikte gegeben, gute
Argumente gebraucht und manchmal
einen langen Atem. Besonders wichtig
waren die Begeisterung und das Bewusstsein: „Wenn du etwas erreichen
möchtest, dann mach mit, pack mit an
und übernimm Verantwortung“.
Das Projekt fand auch beim Team des
MKJZ großen Anklang. Geplant ist, die
Partizipation von Kindern und Jugendlichen insbesondere unter dem Aspekt
der Integration von Kindern und Jugendlichen aus Migrantenfamilien weiter zu
fördern.
Ismail Sahin
MKJZ Westend, KJR
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Aktuell
Hausaufgabenbetreuung gesichert
Spenden an das MKJZ
Seit drei Jahren gibt es im Multikulturellen Jugendzentrum Westend (MKJZ) eine Hausaufgabenbetreuung für Grundschüler/innen. Die Weiterführung dieses Angebots war gefährdet und das Team des MKJZ
hatte seit Anfang dieses Jahres vergeblich versucht, Sponsoren zu finden. Dann kam von der Spontanen
Kinderhilfe München eine erfreuliche Nachricht. Präsident Andreas Hannemann rief beim MKJZ an: „Wir
übernehmen für ein Jahr die Hausaufgabenbetreuung Ihres Jugendzentrums“.
Hannemann überreichte persönlich einen
Scheck in Höhe von 1650 Euro. Damit ist
die Betreuung einer Gruppe von Grundschüler/innen bis Ende 2006 gesichert.
Die Spontane Kinderhilfe unterstützte
bereits im vergangenen Jahr die Hausaufgabenbetreuung des MKJZ.
Eine weitere erfreuliche Nachricht kam
vom Marriott Hotel. Beschäftigte des
Hotels spendeten 800 Euro. Ein großer
Wunsch der Kinder und Jugendlichen
konnte damit in Erfüllung gehen: ein Multimedia-Computer fürs Jugendzentrum.
Mit dem Computer wollen die Kids im
Internet surfen, Infos aus dem Internet
holen, Jobangebote suchen, Musik hören
oder Videoclips anschauen. Das Multimedia-Angebot des MKJZ wird ständig
pädagogisch betreut.
Das Marriott Hotel unterstützt das MKJZ
auch im Bereich Bildung: Von März bis
Juni fand ein Bewerbungstraining statt,
an dem Schülerinnen und Schüler der
Hauptschule an der Ridlerstraße teil
Musik-Contest für die Münchner Newcomer-Szene
muc-king 2006
Bereits zum vierten Mal veranstaltete das afk-Radio-Projekt des aqu@rium den Newcomer-Wettbewerb
„muc-king“. Auch in diesem Jahr konnten sich wieder 16 Münchner Nachwuchs-Bands dem Publikum
präsentieren. An vier Freitagen im Mai fanden die Vorentscheide auf den Bühnen im Soundcafé, Haneberger, 103er und aqu@rium statt, wobei The Donkeyshots, Stupid Maze, J.B.´s First und Skatifex die
meisten Stimmen für sich verbuchen konnten und in die Endrunde einzogen.
Trotz hochsommerlicher Hitze und Fußball-WM war das Finale am 30. Juni im
Spectaculum Mundi sehr gut besucht,
und die vier Siegerbands der Vorrunde
brachten mit abwechslungsreicher Musik
die Halle zum Kochen. Die Donkeyshots
legten mit Emo-Ska-Punk los, Stupid
Maze und J.B.´s First brachten das Stimmungs-Barometer mit poppigem Rock,
Funk und Soul weiter zum Steigen und
Skatifex ließen den Abend schließlich
mit Reggae und Ska fröhlich beschwingt
ausklingen. Das Publikum hatte an allen
vier Bands sichtlich seinen Spaß und
wählte J.B.´s First dank ihres groovigen
Party-Sounds und zwei ausgezeichneten
Sängerinnen zum muc-king 2006!
Kathi, Sarah, Patric, Moritz, Benny und
Adrian von J.B.´s First können als glückliche Gewinner demnächst zwei Wochenenden lang im aqu@rium-Studio Aufnahmen für ihre CD machen, aber auch die
anderen Final-Teilnehmer gingen nicht
leer aus: Wie schon in den letzten Jahren
unterstützte der „musicshop“ München
den Wettbewerb mit Instrumenten und
Einkaufsgutscheinen.
Auch von den beteiligten KJR-Einrichtungen wurden die Veranstaltungen wieder
äußerst positiv bewertet. Der Wettbewerb
wird dabei von allen als wertvolles und
Die Gewinner J.B.‘s First
erfolgreiches Angebot im Rahmen der
Jugendkulturarbeit geschätzt: muc-king
bietet der Münchner Nachwuchs-Szene
eine wichtige Präsentations-Plattform mit
attraktiven Preisen, und auch die Resonanz des Publikums ist überzeugend insgesamt kamen wieder weit über 1000
junge Besucherinnen und Besucher, um
sich die vielversprechenden Münchner
Newcomer anzuhören!
An dieser Stelle nochmals vielen Dank
an die Abteilungsleitungen OKJA für die
Unterstützung, an die Teams im Soundcafé, Haneberger, 103er, aqu@rium und
Intermezzo für die gute Zusammenarbeit
und an alle Ehrenamtlichen für das großartige Engagement!
Weitere Infos: www.muc-king.de
Olly Künzner, afk-Radioprojekt, KJR
Aktuell
Übernachten im Deutschen Museum
Abenteuer unter Brücken
Gleich am Nachmittag des letzten Schultages vor den Sommerferien fing für fünfzig Kinder und Eltern
ein besonderes Abenteuer an. Die erste Übernachtungsaktion auch für Erwachsene im Deutschen
Museum, in Kooperation mit dem KJR München-Stadt. Damit ging für viele Eltern der lang gehegte
Wunsch in Erfüllung, endlich auch einmal eine Nacht im Deutschen Museum zu verbringen. Bisher war
dies seit etwa zehn Jahren, jeweils im November, Kindern aus KJR-Einrichtungen vorbehalten.
Picknick im Kinderreich
Als kurz nach Pfingsten die Ankündigung
für diese Aktion erschien, waren die
meisten der Plätze schnell vergeben.
Unter den Teilnehmenden erstaunlich
viele Väter mit ihren Kinder n, eine
Familie aus Wolfsburg, die im Internet
davon erfahren hat und Jeffrey (13), ein
Austauschschüler aus Colorado, mit den
Kindern seiner Gastfamilie.
Während die Gr uppe - bepackt mit
Schlafsäcken, Isomatten, Picknickkörben, Rucksäcken und Kuscheltieren
- immer größer wurde, kamen auch
diesmal viele staunend-neidisch-neugierige Blicke und Fragen von anderen
Besucher/innen, für die der Museumstag
schon zu Ende war. Entgegengesetzt
zum Ausgang ging es erst einmal in den
Hörsaal Energietechnik. Traudel Weber
und Melanie Köhler vom Deutschen
Museum sowie Susanne Kußmaul und
Erika Hennig vom KJR begrüßten als
Fotos: Erika Hennig
langjähriges Übernachtungs-Team und
erklärten den Ablauf sowie die einzuhaltenden Sicherheitsmaßnahmen, damit
die Nacht nicht mit einem Besuch der
Polizei oder Feuerwehr durch Auslösung
der Alarmanlage unterbrochen wird. In
der Abteilung Brückenbau konnte sich
anschließend jede Kleingruppe ihren
schönsten Schlafplatz aussuchen.
Doch bis zum Rückzug in die Schlafsäcke war es noch lang. Im Kinderreich
warteten schön gedeckte Tische, Obst
und Getränke auf die Gäste. Einige zogen jedoch die Picknick-Variante auf dem
Boden vor und in kurzer Zeit war eine
zwanglose Ferienstimmung erreicht. Kinder und Erwachsene wateten barfuß in
den Wasserbecken und konnten sich erst
nach einigen Seufzern dazu entschließen, auch das weitere Abendprogramm
mitzumachen.
Das hat allerdings niemand bereut. Denn
sehr engagierte Mitarbeiter einzelner Abteilungen im Deutschen Museum boten
ihnen extra Führungen in der Luft- und
Raumfahrt, am Elektronenmikroskop und
in der Musikabteilung an. In letzterer
fand besonders eine Vorführung an der
Orgel große Beachtung. Ein Instrument,
welches bei Kindern kaum mehr bekannt
ist und was mit seiner Vielfalt an Spielmöglichkeiten höchste Bewunderung
auslöste.
Auch das Planetarium stand wieder auf
dem Programm. Ein Angebot, das bei
den Übernachtungen nicht wegzudenken
ist und Kinder und Erwachsene auch
diesmal verzauberte. Als das Licht ausging und der Sternenhimmel erschien,
gab es viele „Ahs“ und „Ohs“. Auch die
Geschichten von Sternbildern, Planeten
und Galaxien nahmen alle gefangen.
Ebenso der anschließende nächtliche
Spaziergang in kleinen Gruppen vom
Planetarium zurück, bei dem die Beleuchtung ausgeschaltet blieb.
Ein weiteres besonderes Erlebnis am
Ende dieses Abends war ein Performance-Märchen vom Bau der großen
Brücke, dargeboten von einem Schauspieler. Eine Schlummer trunk-Runde
für alle und dann ging es in die Schlafsäcke. Denn die Nächte im Museum sind
kurz. Spätestens um 7 Uhr kommen die
Reinigungskräfte. Da muss dann schon
alles eingepackt sein. So waren viele
sehr froh, dass sie mit ihrem TeilnahmeButton „Übernachten im Museum“ nach
einem gemeinsamen Frühstück noch im
Museum bleiben und auf weitere Entdeckungsreise gehen konnten.
Das Deutsche Museum und der KJR
München-Stadt werden diese Aktion
sicher im nächsten Jahr fortsetzen.
Erika Hennig
KJR-Kinderbeauftragte
9
10
Aktuell
Jugendtheaterprojekt zum Thema München und das Dritte Reich
„München – Hauptstadt der Bewegung“
Die Theatergruppe „Theater Vor Ort“ präsentierte im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Wider das Vergessen“
des KJR an zwei Wochenenden im Mai 2006 eine außergewöhnliche Führung durch die Münchner Innenstadt.
Anfang Oktober 2005 star teten die
Theaterproben mit einer Gruppe bestehend aus acht Jugendlichen im Durchschnittsalter von sechzehn Jahren. Die
Teilnehmenden wurden mit Flyern an
Schulen und Jugendzentren in München
auf das Projekt aufmerksam gemacht.
Jeden Montagabend - außer in den
Schulferien - traf sich die Gruppe für drei
Stunden. Innerhalb von acht Monaten
entwickelten die Jugendlichen alle Szenen und Figuren, basierend auf wahren
Begebenheiten, mittels Improvisation
selbst. Die Vorgaben orientierten sich
an Gebäuden und Orten der Münchner
Innenstadt, die eng mit Ereignissen des
Dritten Reiches verknüpft waren. Um
die Geschichte besonders authentisch
darzustellen, wurde die Inszenierung an
Originalschauplätzen gezeigt.
Höhepunkt des Theaterprojekts waren
vier Aufführungen. An jeder Vorstellung
nahmen dreißig Personen teil. Die szenische Führung begann jeweils um 15 Uhr
und dauerte zwei Stunden. Erste Etappe
war das politische Kabarett „Die Pfeffermühle“ in der Nähe des Hofbräuhauses.
Es wurde 1933 von den Geschwistern
Erika und Klaus Mann sowie Therese
G i e h s e g e gr ü n d e t . We i t e r e S ze n e n
zeigten u.a. das Rathaus mit dem überzeugten nationalsozialistischen Oberbürgermeister Karl Fiehler, das Kaufhaus
Uhlfelder, dessen Besitzer Jude war und
die illegale Druckerei im Priesterhaus der
Münchner Asamkirche. Die Szenencollage endete an der ehemaligen Hauptsynagoge am Karlsplatz, die Hitler 1937
abreißen ließ. Das Publikum war meist
Szenische Stadtführung
ergriffen und begeistert. Besonders gelobt wurde das engagierte und ernsthafte
Schauspiel der jungen Akteure und die
Darstellung der nationalsozialistischen
Geschichte ohne zwanghaft belehrenden
Charakter. Lehrerinnen wollten Zusatzvorstellungen für ihre Schüler buchen.
Es gab Anfragen, ob man das Stück in
englischer Sprache oder in Gebärdensprache spielen könnte.
Viele Anwohner und Angestellte der
Spielstätten unterstützten die Vorstellungen mit großer Hilfsbereitschaft:
die Dominikanerinnen der Asamkirche,
die Mitarbeiter der Michaelskirche, der
Süddeutschen Zeitung und des Stadtmuseums. Der Museumsdirektor Dr. Till
lud die Theatergruppe sogar persönlich
ein, um mögliche Spielorte am Stadt-
Foto: Nico Fung
museum zu besichtigen und führte die
Jugendlichen durch die Ausstellung zum
Thema Nationalsozialismus „Chiffren der
Erinnerung“. Das Jugend- und Kulturzentrum der jüdischen Gemeinde beteiligte
sich mit einem musikalischen Beitrag an
zwei Aufführungen. Nicht zuletzt ist der
Einsatz von Gerhard Wagner und Sylvia
Schlund zu nennen. Sie übernahmen
die Organisation und Koordination des
behördlich vorgeschriebenen Sicherheitspersonals und gewährleisteten so
die Durchführung der Vorstellung.
Fotos zum Projekt gibt es unter
www.rampenfieber-muenchen.de
Schoschana Braut
Rampenfieber - Theaterpädagogischer Service, KJR
Streetlife-Festival
Die Straße ist zum Spielen da
Am 2. und 3. September waren wieder mehr als 250.000 Menschen auf der Ludwig- und Leopoldstraße unterwegs.
Auch Einrichtungen und Verbände des KJR beteiligten sich mit einem vielfältigen Programm am Streetlife-Festival. Fotos: KJR
Aktuell
Endspiel auf der ISPO Summer 2006
Straßentennis erobert München
Über 100 Kinder und Jugendliche aus den Münchner Stadtteilen Neuhausen, Neuaubing, Freimann,
Hasenbergl, Westend und Sendling nahmen an den 1. Münchner Straßentennis-Meisterschaften teil,
die von 2. bis 16. Juli 2006 von der Deutschen NewTennis Bewegung e.V. und dem Multikulturellen
Jugendzentrum Westend (MKJZ) in München organisiert und ausgerichtet wurden. Unter der Schirmherrschaft von Bürgermeister Hep Monatzeder und mit Unterstützung des Bayerischen Tennisverbandes e.V. und des KJR kämpften die Jugendlichen 14 Tage lang um die Tenniskrone der Straße.
Möglich wurde diese Veranstaltung erst
durch die einfache Straßenversion der
Deutschen NewTennis Bewegung e.V.
Zwei durch ein Absperrband verbundene
Fahrräder, die Linien mit Kreide markiert
und los geht’s. Bolzplätze, Schulhöfe,
Parkplätze und Hinterhöfe werden so
in wenigen Sekunden ohne großen Aufwand und Kosten zu Tenniscourts. So
dringt Tennis erstmalig in den Bereich
des Straßensports vor und ermöglicht
das Spiel mit der gelben Filzkugel völlig
neuen Personengruppen.
Das Endspiel der Münchner Straßentennis-Meisterschaften 2006 wurde in
der Event-Halle A4 auf der ISPO ausgetragen. Sieger in dem hart umkämpften
Endspiel (gespielt wurden drei lange
Gewinnsätze) wurden Alex Gejorgev (14
Jahre) und Mehmet Findik (14 Jahre),
beide vom Jugendtreff Neuhausen. Dritter wurde der 12-jährige Milorat Djakovic
vom MKJZ Westend. Die Sachpreise für
die Sieger spendeten die Firmen Wilson
Siegerehrung der Münchner Straßentennis-Meisterschaften auf der ISPO 2006
Fotos: Frank Schlottmann
und Reebok in Form von Tennisschlägern, Sporttaschen und Bekleidung.
Auch beim Endspiel auf der ISPO-Messe
kam die einfache Form des Straßentennis bei allen sehr gut an und das Motto
„Tennis so einfach wie Straßenfußball“
wurde von der Sports-Community sofor t verstanden. In allen beteiligten
Einrichtungen - JT Neuaubing, JT Hasenbergl, pfiffTEEN, MKJZ Westend,
JT Neuhausen und TKD Hellas - haben
die Meisterschaften einen kleinen Tennisboom ausgelöst und somit war das
wichtigste Ziel erreicht, den Tennissport
bei der heutigen Jugend wieder populär
zu machen. Täglich spielen die Jugendlichen in München jetzt mit großem Eifer
Straßentennis und eine Ausweitung
und For tführung der Münchner Straßentennis-Meisterschaften im nächsten
Jahr wird daher schon jetzt von allen
geforder t. Die Öffnung des einstigen
Elitesport Tennis ist somit ein sichtbares
Zeichen für eine weltoffene Gesellschaft
mit mehr Toleranz, die neue Impulse
setzt im Spannungsfeld zwischen Arm
und Reich.
Frank Schlottmann
Ismail Sahin
11
12
Aktuell
KJR-Kinderwelt im Olympiapark
Spielen, Spielen, Spielen
Als Bestandteil des Rahmenprogramms „Fan-Fest im Olympiapark“ zur FIFA WM 2006 bot die
KJR-Kinderwelt mit ihren zahlreichen Attraktionen einen Spiel-, Sport- und Erlebnisbereich für
junge Gäste aus aller Welt. Mit kleinen Unterbrechungen gab es diese Angebote während der
gesamten WM (6. Juni bis 9. Juli).
Das Wetter war traumhaft und wurde
nur durch ein paar Wärmegewitter mit
nicht zu unterschätzender Windstärke
unterbrochen. Da ist dann schon mal ein
Pavillon im Olympiasee baden gegangen
und der Rest der Zelte wurde nur mit
Mühe und vollem Einsatz des KinderweltTeams auf dem Boden gehalten.
Die Einrichtungen und Verbände des
Kreisjugendring München-Stadt - spe-
Fotos: Erika Hennig
ziell die Münchner Spor tjugend als
Mitorganisator - sorgten mit Fuß- und
Basketballturnieren, Kettcarparcours,
verschiedenen Wor kshops und Geschicklichkeitsspielen für Unterhaltung.
MobilSpiel e.V. unterstützte die Kinderwelt mit Spielaktionen und dem Verleih
von Spielgeräten. Tanzvorführungen der
Yellow Boogie Dancer sowie Judovorführungen des SF Har teck ergänzten
das Programm. Weitere Programmhighlights waren die Playmobil Roadshow
oder das von Aktion Mensch und dem
ZDFtivi-Infomagazin PuR organisierte
Agentennetzwerk „X&Co“. Im Rahmen
der integrativen Kinder- und Jugendarbeit hatte es sich die Fachstelle ebs
(erleben - begegnen - solidarisieren)
zusammen mit der Einrichtung Muspilli
zur Aufgabe gemacht, Kindern ohne Behinderung ein Erlebnisfeld zu eröffnen,
in dem sie die Fähigkeiten von Kindern
mit Behinderung kennen und schätzen
ler nten. Dazu zählten Aktionen wie
das Seillabyrinth oder der Rollstuhlparcours. Es wurde darauf geachtet,
dass möglichst viele Angebote von allen
Kindern, ob mit oder ohne Behinderung,
wahrgenommen werden konnten.
Einige Attraktionen wie die Hüpfburg, der
Kettcarparcours oder der Riesenkicker
standen den Kindern ununterbrochen
zur Verfügung. Andere Angebote waren
auf einige Tage beschränkt, was die
Kinderwelt bunt und abwechslungsreich
gestaltete.
Ein besonderer „Bewohner“ der Kinderwelt war Bertram der Wanderer, der
nicht nur die anwesenden Kinder mit
seinen Märchen verzauberte, sondern
auch dem Kinderwelt-Team ans Herz
gewachsen ist.
Am 24. und 25. Juni fand das Mädchenwochenende statt mit Freundschaftsspielen, Demotrainings und vielem mehr rund
um das Thema Frauenfußball. Jungs
durften während des Wochenendes natürlich auch auf den Platz, schließlich
sollten sie ja sehen, was Mädels so
können.
Das folgende Wochenende war dem Thema Gesundheit und Bewegung gewidmet. Bewegungsspiele, Tanz sowie eine
Ausstellung über Kinderrechte gehörten
an diesen Tagen zum Programm.
Unter www.kjr-kinderwelt.de können sich
Interessierte noch einmal über das Programm sowie die beteiligten Verbände
und Einrichtungen informieren. Dort gibt
es auch einen Link zur KJR-Galerie mit
zahlreichen Fotos.
Dank an die Stadt für die finanzielle
Unterstützung und den vielen Mitmacher/
innen für ihr tolles Engagement.
Florian Mayr
Abteilung Jugendarbeit, KJR
Foto: www.sxc.hu
Freiwilliges Engagement von Jugendlichen braucht neue Gelegenheitsstrukturen
Auf dem Weg zu einer neuen
Kultur der Freiwilligkeit?
Eine „neue Kultur der Freiwilligkeit“ wird man nur wahrnehmen können, wenn man der eigenen
Wahrnehmung nicht den Filter des klassischen Ehrenamtes vorschaltet. Die uns vorliegenden
empirischen Daten sind auch bereits auf der Basis eines Begriffs von Freiwilligkeit gewonnen
worden, der „Ehre“ und „Amt“ längst hinter sich gelassen hat.
Der Freiwilligensur vey von 1999 hat
gezeigt, dass zu dem bereits hohen
Niveau von etwa einem Drittel der Bevölkerung (34%), das sich engagier t,
ein weiteres knappes Dr ittel (26%)
hinzukommt, das am Engagement interessiert ist. Der gerade durchgeführte
zweite Freiwilligensur vey zeigt, dass
sich die Zahlen nach fünf Jahren noch
erhöht haben (36% engagiert und 32%
am Engagement interessiert). In diesem
Zusammenhang hatte Helmut Klages von
einer „riesigen ‘schlafenden Ressource’“
gesprochen und diese ist offensichtlich
weiter gewachsen. Man könnte vom
„Dornröschen“-Phänomen der Bürgergesellschaft sprechen. Wie können diese „schlafenden Ressourcen“ aktiviert
werden und Dornröschen wach geküsst
werden? Wo sind diese potentiell Engagierten und wie kann man sie erreichen
und zu konkreten Projekten ermuntern?
Als eine Antwort auf diese Frage sind
die Freiwilligen-Agenturen entstanden,
aber sie haben das Dornröschen noch
nicht aus dem Tiefschlaf geholt. Sicher
ist auf jeden Fall, dass dieses Potential
nur durch neue Gelegenheitsstrukturen
erreicht werden kann.
Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich in einer Phase des gesellschaftlichen Wandels, der mit Schlagworten
wie Globalisierung, Pluralisierung und
Individualisierung angedeutet ist. Dieser
Wandel erfasst nicht nur den ökonomischen und politischen Bereich, sondern
bedeutet auch, dass sich in den privaten
Welten grundlegende Veränderungen
vo l l z i e h e n . Vo n d e n Ko n s e q u e n ze n
einer sich herausbildenden globalen
Netzwerkgesellschaft sind alle Bereiche
des Alltagslebens betroffen: wie man
Beziehungen eingeht, Familie begreift,
sich beruflich orientiert, Freizeit gestaltet
und sich politisch betätigt. Von diesem
Wandel ist auch das freiwillige soziale
Engagement betroffen. Es löst sich aus
den milieuspezifischen Kontexten, in denen traditionelle Engagementformen ihre
spezifische Passform gefunden hatten.
Folgende Bilanz zum Freiwilligenengagement lässt sich ziehen:
1) Das freiwillige Engagement geht nicht
zurück, sondern unterliegt einem charakteristischen Wandel: Weg von dem
klassischen Ehrenamt, das seinen
„Nachschub“ aus traditionsreichen
sozialen und weltanschaulichen Milieus bezogen hat, hin zu einem Engagement, das sich aus Motiven einer
selbstbestimmten Lebensführung
speist.
2) Dieser Motivwandel hat weitreichende Konsequenzen für das freiwillige
Engagement: Weil sich Menschen
mit ihrem Engagement nicht mehr
selbstverständlich in den vorhandenen Strukturen von Politik und Organisationen verorten wollen, bedarf es
neuer Handlungsangebote. Da diese
häufig noch fehlen, gibt es ein „frei
flottierendes Potential an Gemeinsinn“, ein „brachliegendes Potential“
oder - noch dramatischer in der Formulierung - eine „riesige ‘schlafende
Ressource’“.
3) Die Idee einer entwickelten Zivilgesellschaft braucht eine bürgernahe „Er-
13
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Schwerpunkt
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
14
Schwerpunkt
dung“ und Realisierung. Sie lebt aus
der Identifikation mit demokratischen
Spielregeln im Sinne eines partizipativ und solidarisch orientierten Gemeinwesens, in dem die öffentlichen
Angelegenheiten zu Anliegen der Bürgerinnen und Bürger werden können,
die sich in diese Angelegenheiten einmischen, sie nach ihren Vorstellungen
und Interessen zu gestalten versuchen, die aber auch akzeptieren, dass
in einer pluralistischen Gesellschaft
keine Instanz, keine Person und keine
Gruppierung für sich beanspruchen
kann, über die einzig richtige Lösung
zu verfügen. Dieses zivilgesellschaftliche Engagement kann am ehesten im
kommunalen Raum praktiziert werden
und deshalb müssen entsprechende
Förderstrukturen in den Gemeinden
entwickelt werden.
In einer individualisierten Gesellschaft,
in der die Menschen ihre Biographien
immer weniger in den gesicherten Identitätsgehäusen der Berufsarbeit einrichten können und in der ihr Lebenssinn
zur Eigenleistung wird, sind vermehrt
Fähigkeiten zur Selbstorganisation in
den sozialen Mikrowelten geforder t.
Fer tige soziale Schnittmuster für die
alltägliche Lebensführung verlieren ihren
Gebrauchswert. Sowohl die individuelle
Identitätsarbeit als auch die Herstellung
von gemeinschaftlich tragfähigen Lebensmodellen unter Menschen, die in
ihrer Lebenswelt aufeinander angewiesen sind, erfordert ein eigenständiges
Verknüpfen von Fragmenten. Bewährte
kulturelle Modelle gibt es dafür immer
weniger. Die roten Fäden für die Stimmigkeit unserer inneren Welten zu spinnen, wird ebenso zur Eigenleistung der
Subjekte wie die Herstellung lebbarer
Alltagswelten. Kinder und Jugendliche
brauchen die dazu erforderlichen Lebenskompetenzen in einem sehr viel
höheren Maße als die Generationen vor
ihnen. Sie müssen in der Lage sein, ein
Berufsleben ohne Zukunftsgarantien zu
managen, ihren individuellen Lebenssinn
ohne die Vorgabe von Meta-Erzählungen
zu entwickeln und eine Komplexität von
Weltverhältnissen auszuhalten, die nur
noch in Sekten auf ein einfaches Maß
reduziert werden kann.
„Bürgerschaftliches Engagement” wird
aus dieser Quelle der ver nünftigen
Selbstsorge gespeist. Menschen suchen
in diesem Engagement Lebenssinn,
Lebensqualität und Lebensfreude, und
sie handeln aus einem Bewusstsein
heraus, dass keine, aber auch wirklich
keine externe Autorität das Recht für sich
beanspruchen kann, die für das Subjekt
stimmigen und befriedigenden Konzepte
des richtigen und guten Lebens vorzugeben. Zugleich ist gelingende Selbstsorge
von dem Bewusstsein durchdrungen,
dass autonome Lebensprojekte soziale
Anerkennung und Ermutigung brauchen.
Und schließlich heißt eine „Politik der
Lebensführung” auch: Ich kann mich
nicht darauf ver lassen, dass meine
Vorstellungen vom guten Leben im Delegationsverfahren zu verwirklichen sind.
Ich muss mich einmischen. Eine solche
Perspektive der Selbstsorge ist deshalb
mit keiner Version „vormundschaftlicher”
Politik und Verwaltung vereinbar. Sie
muss sich an einer Wohlfahr tspolitik
reiben, die den einzelnen zum passiven
Konsumenten „fürsorglicher Belagerung”
oder - in Zeiten knapper Kassen zunehmend - zum Objekt verschärften sozialer
Kontrollen macht.
Engagementbereitschaft
von Heranwachsenden
Im Widerspruch zu öffentlichen Klagen
über den Engagementverlust von Heranwachsenden gibt es dafür ebenso wie
für Erwachsene in der Bundesrepublik
Deutschland keine empirischen Belege.
Allerdings könnte man von einer Stagnation auf hohem Niveau sprechen.
Vergleicht man die Gruppe der 14- bis
25-Jährigen mit den 56- bis 66-Jährigen,
dann sieht man ein vergleichbar hohes
Engagementniveau, aber Zuwachsraten
sieht man nur bei den älteren Bürgerinnen und Bürgern.
Engagement in eine bessere Passung
mit den Erwartungen der Heranwachsenden zu bringen. Das ist aber nicht
nur eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit, sondern hat auch hohe Relevanz
bei der Förderung gelingender Identitätsprojekte bei Heranwachsenden. Im
bürgerschaftlichen Engagement finden
sie Möglichkeiten der aktiven Gestaltung
ihrer Lebenswelt und darin sind Chancen
für selbstbestimmte Identitätspassungen
enthalten.
Bei der Frage danach, wie freiwilliges
soziales Engagement gesicher t und
gesteigert werden kann, geht ein Blick
in die Richtung der Sozialisation von
Kindern und Jugendlichen und der Arbeit
der daran beteiligten Bildungsinstanzen.
Es zeigt sich bei Jugendlichen grundsätzlich ein relativ hohes Aktivitätslevel
in der Bereitschaft, ehrenamtliche Arbeit
zu übernehmen oder sich sozial zu engagieren, wenn folgende Bedingungen
gegeben sind:
■ Je früher Jugendliche freiwillig und
ehrenamtlich tätig werden, desto eher
bleiben sie dabei und engagieren
sich weiterhin in den verschiedensten
Bereichen. Umgekehrt gilt, je länger
Jugendliche sich in keiner Form en36
35
14-24 Jahre
34
34
26-35 Jahre
39
36-45 Jahre
41
40
40
46-55 Jahre
34
56-65 Jahre
40
26
66-75 Jahre
76+ Jahre
31
16
1999
2004
18
Ein viel diskutierter Grund für die eher
stagnierende Entwicklung bei Jugendlichen wird in den ständig steigenden
schulischen und universitären Anforderungen gesehen, die die verfügbare freie
Zeit von Heranwachsenden immer weiter
einschränken.
Jugendliche zeigen insbesondere in ihrer unmittelbaren Lebenswelt eine hohe
soziale Empfindsamkeit und engagieren
sich auch dor t, wo sie Hilfsbedürftigkeit sehen. Nicht unähnlich wie bei der
Erwachsenengeneration, aber noch
deutlicher ausgeprägt, legen Jugendliche den Maßstab der Authentizität, der
eigenen Selbstentfaltungswünsche, der
Kontrollierbarkeit und der Partizipation
an Engagementmöglichkeiten an. Und
dieses Engagement braucht auch eine
biographische Passung, also es muss
zu veränderten Bildungs- und Berufseinstiegsverläufen passen. Es wäre wichtig,
die Gelegenheitsstrukturen für soziales
■
■
■
■
■
gagieren, desto unwahrscheinlicher
wird ein späteres Engagement.
Kontakte zu bereits ehrenamtlich Tätigen, z.B. in ihrer Familie oder Peergroup, erhöhen die Chance, dass sich
Jugendliche selbst auch engagieren,
signifikant.
Je mehr das in der ehrenamtlichen
Tätigkeit repräsentierte Wertsystem
mit dem eigenen übereinstimmt, desto
eher engagieren sich Jugendliche.
Jugendliche engagieren sich häufiger,
wenn die Möglichkeiten ehrenamtlicher Arbeit sinn- oder erlebnisorientiert sind und sie das Gefühl haben,
dort etwas zu lernen.
Jugendliche möchten sich gebraucht
fühlen.
Bietet ehrenamtliche Arbeit die Möglichkeit der Selbstverwirklichung und
sichtbaren Selbstinszenierung, ist sie
- vor allem für männliche - Jugendliche
attraktiv.
■ Jugendliche wollen persönlich gefragt
oder angesprochen werden; persönlicher Kontakt zu Mediatoren ist ein
zentraler Faktor.
■ Es gibt nicht „die typischen Jugendlichen“, die sich ehrenamtlich engagieren, wenngleich ein höherer
sozioökonomischer Status (durch
das Elternhaus) ein Engagement in
ehrenamtlicher Arbeit wahrscheinlicher macht; ausschlaggebend sind
die persönliche Charakteristik, Wertvorstellungen und die Einbindung der
Jugendlichen in soziale Kontexte, in
denen ehrenamtliche Arbeit verankert
ist (z.B. in der Familie, Freundeskreis
etc.).
■ Ehrenamtliche Arbeit kann für Jugendliche vieles sein und vielfältige
Formen haben. Die Palette reicht vom
kurzfristigen „Freundschaftsdienst“
zum langjährigen Commitment in z.B.
kirchlichen Organisationen.
■ Gründe dafür, dass Jugendliche aufhören bzw. phasenweise aufhören, sich
zu engagieren, bestehen nur zu einem
geringen Teil darin, dass sie kein
Interesse mehr haben; Gründe sind
vielmehr, dass das Projekt beendet
war, der Mangel an Zeit und dass sie
nicht weiter gefragt wurden.
An die Sozialisationsinstanzen lassen
sich daraus folgende konkreten For-
derungen zur Förderung von sozialem
Engagement bei Jugendlichen ableiten:
■ Mediatoren sensibilisieren. Bewusstseinsarbeit mit den Mediatoren hinsichtlich ihrer großen Bedeutung der
Motivation („Ihr seid wichtige Vermittler!“). Organisationen wie Kirchen,
Vereine, Pfadfinder usw. spielen eine
ganz zentrale Rolle in der Förderung
von Freiwilligenarbeit. Wenn sie z.B.
Vermittlungsstellen, Clearinghouses
einrichten und aktiv auf die Jugendlichen zugehen, kann ein positiver
Effekt erzielt werden.
■ Sinn- und Erlebnisorientierung. Soziales Engagement als „In-oder Outdoor-Activity“ mit einer Sinn- und Erlebnisorientierung (z.B. gemeinsames
Müllsammeln in den Isarauen).
■ Vernetzung von Institutionen. (z.B.
Kooperation eines Altenheims mit einem Jugendzentrum, u.a. auch durch
„Oral-History-Treffs“: „Wir erzählen
euch was von uns und ihr erzählt was
von euch!“ als persönliche Basis von
ehrenamtlicher Arbeit).
■ Tra n s p a r e n z h e r s t e l l e n z w i s c h e n
Altruismus und Individualismus. Ein
offener Umgang mit den Fragen: Was
bringt mir das? Was bringt euch das?
Was gehör t alles dazu, wenn sich
jemand für soziales Engagement entscheidet? Darf man einfach so wieder
aufhören, wenn man nicht mehr will
oder keine Zeit hat? Kann man später
wieder einsteigen? Gibt es eine ideologische „Message“? Muss ich mich
ändern (z.B. in meinem Kleidungsstil),
wenn ich mich engagieren will?
Einen großen Teil ihres Alltags verbringen Heranwachsende in Bildungseinrichtungen. Vor diesem Hintergrund
sollten diese Or te werden, an denen
bürgerschaftliches Engagement als ein
Erfahrungsfeld integriert ist, in dem nicht
nur elementare Lernprozesse für die Zivilgesellschaft stattfinden, sondern auch
Schlüsselqualifikationen der Lebensbewältigung für die aktuelle gesellschaftliche Konstellation erworben werden
sollten. Kindergärten, -krippen, Schulen
und Hochschulen können Rahmenbedingungen liefern, die zu einem sozialen Engagement führen. Dies geschieht z.B. in
den deutschen Waldorf-Schulen, wo von
den Schülern der gymnasialen Oberstufe
ein dreiwöchiges Praktikum im sozialen
Bereich verlangt wird.
Prof. Dr. Heiner Keupp
Universität München,
Department Psychologie,
Reflexive Sozialpsychologie
Endlich ein Münchner Jugendpreis für Engagement und Beteiligung
Ausgezeichnet!
„Es müsste halt einen Preis für Beteiligung geben“. Das war ein Stoßseufzer, geäußert im ersten
Workshop des Sozialpolitischen Diskurses München unter dem Motto „Partizipation – Wir gestalten
die soziale Stadt“, und es war eine Reaktion auf die vielfältigen Schwierigkeiten, an denen die Bereitschaft Jugendlicher, aktiv ihr soziales Umfeld zu gestalten, oft abprallt. Aber dieser Stoßseufzer war
auch eine Idee: Warum nicht mal einen Preis ausloben für Engagement und Beteiligung von Jugendlichen? – Jetzt gibt es diesen Preis: „ausgezeichnet!“. Die Preisverleihung findet am 15. Oktober im
Rahmen der Freiwilligenmesse im Gasteig statt.
Zwei Jahre hat das kleine Organisationsteam (Mitarbeiterinnen von der
Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V., dem Münchner Kinder- und
Jugendforum/Kultur und Spielraum e.V.,
dem Institut für Praxisforschung und
Projektberatung, IPP und dem Münchner Trichter) nicht locker gelassen, hat
finanzielle, organisatorische und ideelle
Unterstützung gesucht, bis aus der
Idee Wirklichkeit wurde. Nun machen
27 Bewerbungen bereits bei der ersten
Ausschreibung des Preises deutlich,
wie viele Kinder und Jugendliche sich in
ihrer Stadt engagieren und wie vielfältig
dieses Engagement ist. Beworben haben
sich alle angesprochenen Altersgruppen,
von Teenies bis zu Jugendlichen an der
Grenze zum Erwachsenwerden. Die
Bewerbungen kommen aus Projekten,
aus Freizeitstätten, aus Jugendgruppen
und aus Schulen, aber auch von Jugendlichen, die zufällig irgendwo auf die
Ausschreibung gestoßen sind.
Das Engagement der Jugendlichen
richtet sich zum einen auf das eigene
Lebensumfeld. Unglaublich, was die
Bewerber/innen für „ausgezeichnet!“
alles auf die Beine gestellt haben: Sie
planen bis ins Detail eine Wanderreise
für ein Jugendzentrum, initiieren ein
Simulationsspiel über die Vollversammlung der Vereinten Nationen in der
eigenen Schule, setzen neue Formen
von Mitsprache im Stadtteil durch oder
organisieren einen Erfahrungsaustausch
für Projektarbeit in Schulen. Sie mobilisieren Ressourcen für die Interessen
von Jugendlichen in Kirchengemeinden
und in Freizeitsportanlagen und legen im
wahrsten Sinne des Wortes Hand an, um
ihren Vorstellungen Gestalt zu geben.
15
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Schwerpunkt
16
Schwerpunkt
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Aber auch das gibt es ganz oft: Jugendliche, die andere unterstützen, die etwas
ler nen und ihre Freizeit nutzen, um
Gleichaltrige bei Problemen zu beraten,
um Jüngeren beim Lernen und anderen
Aufgaben zu helfen oder den Alltag
älterer Menschen leichter zu gestalten.
Solche Bereitschaft, Verantwortung für
andere Menschen zu übernehmen, findet
sich bei Hauptschüler/innen ebenso wie
bei Wirtschaftsschüler/innen und Gymnasiast/innen.
Die sieben jugendlichen Jurymitglieder,
ausgelost unter den Bewerbergruppen,
hatten es also nicht leicht, und sie machten es sich auch nicht leicht: Welche all
der engagier ten Jugendlichen sollten
Preise erhalten, wo doch alle so viel
Engagement zeigten und so wichtige und
eindrucksvolle Projekte initiiert hatten
oder mit Leben erfüllten? Ausführlich
haben sie in der Jurysitzung mögliche
Kriterien diskutier t. Reichweite in die
Zukunft und die „Ansteckungsgefahr“,
d.h. die Motivation zum Nach- und
Weitermachen waren den Jugendlichen
dabei sehr wichtig.
Neugierig geworden? Am 15. Oktober um
16 Uhr findet im Rahmen der Freiwilligenmesse, veranstaltet von FöBE (Verbund
zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements), die Preisverleihung im Gasteig
statt. Alle Bewerber/innen sind eingeladen, und es werden alle Projekte kurz
vorgestellt. Und das Wichtigste findet natürlich auch statt: Die Preisträger/innen
- so viel sei verraten, es sind insgesamt
zehn - werden endlich „ausgezeichnet!“,
und das nicht nur mit Geld. Es gibt Preise
zwischen 100 und 500 Euro und es gibt
unbezahlbare Begegnungen: mit der
vielfach ausgezeichneten Schauspielerin Julia Jentsch, Oberbürgermeister
Christian Ude und dem Journalisten der
Süddeuschen Zeiung Arno Makowsky.
Renate Grasse, Arbeitsgemeinschaft
Friedenspädagogik
Junge Erwachsene aus aller Welt engagieren sich im ClubIn
Fit für die eigene Sache
Samstagnachmittag im Internationalen Jugendclub ClubIn: Eine Gruppe junger Frauen aus Russland,
Ukraine, Georgien, Peru, USA, die hier in München leben, als Au-pair arbeiten, die Sprache erlernen,
sitzt um einen großen Tisch im Barraum des Jugendclubs. Die kleinen Tische wurden zusammengeschoben, denn endlich sieht man sich wieder nach einer anstrengenden Woche Arbeit, Studium,
Sprachkurs, Babysitten… Es gibt jede Menge zu erzählen.
Gala ser vier t Tee und Kuchen. Sie
arbeitet ehrenamtlich im ClubIn und
unterstützt heute die Hauptamtlichen im
offenen Treff. Gala kam selbst vor fünf
Jahren aus der Ukraine nach Deutschland, um nach ihrem Studium der Politikwissenschaften als Au-pair zu arbeiten.
Mittlerweile studiert sie Slawistik und
weiß noch nicht genau, wo`s hingehen
soll. Nach dem Studium zurück in die
Heimat, in München einen Job finden
oder vielleicht Familie gründen? Die ehrenamtliche Arbeit im Jugendclub ist eine
wichtige Erfahrung für die Ukrainerin.
Sie selbst hat erlebt, wie schwierig es
ist, in der Fremde Wurzeln zu schlagen
und Freunde zu finden. Der Jugendclub
hat ihr dabei geholfen. Heute nutzt sie
ihre Erfahrungen für die Beratung junger
Frauen bei Fragen der Aufenthaltsgenehmigung, der Bewerbung für ein Studium,
leistet Übersetzungshilfe oder bringt die
eigene Nähmaschine mit, um den Frauen die Kunst des Nähens beizubringen.
Die Arbeit im ClubIn ist für Gala auch
eine Herausforderung. Im Kontakt mit
den Clubbesucher/innen aus Osteuropa
verfällt sie hin und wieder in ihre eigene
Muttersprache, obwohl ihr klar ist, dass
es eines der wesentlichen Ziele des
Jugendclubs ist, junge Leute, die hier
für ein oder mehrere Jahre im Ausland
leben, zu unterstützen, sich in einer
fremden Umgebung zurechtzufinden, die
andere Kultur verstehen zu lernen sowie
Integrationsaufgaben zu bewältigen.
Die Clubmitarbeiterinnen können dies
durch Sprache steuern, so dass sich alle
Jugendlichen, die den ClubIn als Freizeittreff, Beratungsstelle, Kontaktpunkt
nutzen - egal welche Sprache sie spre-
chen - willkommen und angesprochen
fühlen. (An manchen Abenden sind 10
Nationalitäten und mehr im ClubIn vertreten.) Im Team oder im Rahmen von
Schulungen gibt es Raum, die eigene
Rolle bzw. Funktion im Club zu reflektieren. Dabei wird u.a. deutlich, dass
es auch mal wichtig ist, ein intensives
Problemgespräch in der gemeinsamen
Muttersprache zu führen.
Seit Anfang dieses Jahres engagiert sich
auch Nadia aus Brasilien ehrenamtlich
im ClubIn. Sie übernimmt am Mittwochoder Donnerstagabend den Thekendienst, gestaltet „Kitschpartys“, Discos
oder Kicker turniere, hilft den beiden
Hauptamtlichen (Sozial-)Pädagoginnen
bei der Programmplanung oder stellt im
Rahmen des Angebots „Fit für die Uni“
ihr Studienfach im Club vor. Tanja aus der
Ukraine hilft beim Samstagstee, gibt Aupairs hilfreiche Tipps oder leitet Ausflüge
und Wanderungen am Wochenende.
Mehr im Hintergrund arbeitet Tomas aus
Kolumbien. Er pflegt die Website des
Clubs. Einige sprachliche Fehler seien
deshalb verziehen.
Der ClubIn lebt aber auch stark von den
Ideen und Interessen der Besucher/innen.
Wenn etwa die afghanischen jungen Männer im Rahmen eines „Länderabends“ ihr
Herkunftsland im Club vorstellen oder
wenn ein- bis zweimal im Monat Schrittfolgen zu Samba- und Salsa-Rhythmen
eingeübt werden. Wer Lust hat, kann
Fotos im Club ausstellen oder die Räume
außerhalb der regelmäßigen Cluböffnungszeiten für Aktivitäten nutzen.
Man kann aber auch einfach so im
ClubIn vorbeischauen, Leute treffen,
Musik hören, Kickern, im „Netclub“ das
Inter netangebot nutzen oder einfach
entspannen! Dazu gibt es ein breites Getränkeangebot zu günstigen Preisen.
Inter nationaler Jugendclub „ClubIn“,
Treffpunkt für junge Leute von 17 bis 27
Jahren, www.clubin-muenchen.de
Ulrike Stempfle,
Internationaler Jugendclub
Engagement in der Schule
Umsonst, aber nicht vergebens
Ich wurde oft gefragt, weshalb ich meine Freizeit für die Schule opfere, noch Stunden nach Unterrichtsende in der Schule bin – kurz wieso ich mich engagiere. Meine Antwort? Weil es süchtig macht. Kurz und
bündig, simpel und pauschal. Ich könnte natürlich auch jedes Mal einen Vortrag darüber halten, denn
es gibt unzählige Motive, die mich und alle anderen Verrückten zu Dingen treiben wie in der Schule zu
übernachten oder unsere Pausen damit zu verbringen, irgendwelche Lehrer zu suchen. Allerdings ist mir
bewusst, dass sich nach einigen Minuten die ersten Zuhörer hinter den Säulen und passierenden Lehrern
verschwinden würden. Doch Gott sei Dank gibt es K3, dessen Leser/innen ich Zeit und sogar ein wenig
Interesse unterstelle, was ich schonungslos ausnutze, um hier allen Wunschantworten, die mir seither im
Geiste kreisen, Luft zu machen! Viel Spaß!
SMV – oder wieso ich
„meine Zeit verschwende“
Die Motivation, die mich zuerst zur
Schülerzeitung und danach zur Schülermitverantwortung getrieben hat, war
eine andere als die, die mich heute
immer noch dabei hält. Die Arbeit von
beispielsweise Mediatoren oder Schülerzeitungsredakteuren basiert auf einer
grundlegenden Motivation – Konflikte
zu schlichten oder die Schüler zu unterhalten. In der SMV lernt man, über den
Tellerrand hinaus zu schauen, da man
in fast jedem Gebiet aktiv werden kann.
Man kann seine Stärken und Schwächen
ausloten, sie einbringen oder mit seinen
Mitstreitern ausgleichen. Meine Stärken
zum Beispiel liegen hauptsächlich im
Zeichnen und Arbeit delegieren, also
übernahm ich in der Organisation des
jährlichen Schulballs die Dekoration und
die Entwürfe für die Wandbemalungen,
nach denen unsere fleißigen Helferchen
unter meinen Anweisungen malten.
Es gibt unzählige Beispiele, die ich
hier anbringen könnte, die Quintessenz
davon ist jedoch, dass man, wenn man
sich engagiert – egal in welchem Bereich
– man Erfahrungen über sich selbst
macht, die wertvoller und wichtiger sind,
als das Rinnsal von Informationen, das
die gigantische Gießkanne namens
Schule täglich durch unsere Ohren laufen lässt. Es kommt nur selten vor (gar
nicht, um genau zu sein), dass mir mein
Sozialkundelehrer beibringt, wie ich mich
vor dem Direktor für eine Sache einsetze, ohne einen Verweis zu kassieren
und sogar noch bekomme, was ich will.
Kein Lehrer kann einem durch Vorträge
und gut gemeinte Tipps beibringen, wie
man die ungeteilte Aufmerksamkeit einer
Klasse bekommt – mal ehrlich, das hat
er/sie selbst nur selten. Doch wenn man
erst mal seine ersten Klassengänge
hinter sich hat, vor einer Klassensprecher vollversammlung stand oder ein
Seminar geleitet hat, ist man mit genug
Wassern gewaschen, um seinem Lehrer
in der nächsten Diskussion zur Abifahrt
die Stirn zu bieten.
Wie bekomme ich Verbündete?
Alles schön und gut, wenn man es in die
exklusiven Kreise geschafft hat, aber
Fotos: MSB
was, wenn es die noch gar nicht gibt?
Oder wenn sie drohen, mangels „Nachwuchs“ auszusterben (sprich die Schule
zu verlassen)? Neulinge zu gewinnen,
gestaltet sich an den meisten Schulen als
„Mission Impossible“, denn diejenigen,
die das Freiwilliger-Helfer-Gen in sich
tragen, finden meist schnell zu einer
Institution, die sie braucht. Doch leider
ist diese Spezies so rar gesät, dass es
eine richtige Herausforderung wird, andere Schüler zu finden, die die Arbeit der
vergangenen Generationen mit Ausdauer
und Elan weiterführen. Meiner Erfahrung
nach hängt das stark vom Beliebt- und
Bekanntheitsgrad der Mitglieder ab, wie
viel Andrang an Helfern man bekommt.
Da nun das Völkchen der sozial engagier ten Menschen durchaus seine
Eigenheiten hat, ist es für Ottonormalverbraucher, sagen wir, schwierig, sich
damit zu arrangieren. Im Klartext: SMVler
& Co. sind Freaks, die nichts Besseres zu
tun haben, als in der Schule rumzuhängen und sich für irgendwen einzusetzen!
(Die ganz Harten interessieren sich auch
noch für Politik!) Wie soll man so etwas
nur entgegenwirken?
Letztendlich kann man am besten durch
kommerzielle Aktionen wie Partys oder
andere Spaßveranstaltungen beein-
drucken, um dadurch auf die sozialen
Absichten aufmerksam zu machen oder
sie wenigsten zu finanzieren. Das beste
Mittel ist jedoch positive Mundpropaganda, durch die der Freundeskreis die
eigene Begeisterung und das Glitzern in
den Augen mitbekommt, das man hat,
wenn man davon erzählt, wie viel Geld
beispielsweise bei der letzten Spendenaktion eingenommen wurde, oder dass
der letzte Filmabend so gut angekommen
ist, dass er zu einer festen Veranstaltung wird. Die Anerkennung, die dabei
von den Lehrern, Eltern und hoffentlich
auch von den Mitschülern kommt, ist
zwar nicht der primäre Antrieb, aber eine
wohltuende Entschädigung nach Stress
und Strapazen.
„Immer auf die Kleinen!“
Diesem so genannten Dinosauriereffekt,
den ich oben mit dem altersbedingten
Schwinden des Organisationsker ns
beschrieben habe, kann man langfristig
entgegenwirken indem man entweder
seine Seele an den Teufel verkauft oder
– nicht ganz so simpel, aber gesünder
– eine Mini-SMV gründet (oder das Tutorensystem infiltriert).
Mini-SMV ist so etwas wie die Vorschule zur SMV, nur dass man mehr spielt
17
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Schwerpunkt
18
Schwerpunkt
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
(nicht, dass Spiele in der „großen“ SMV
vernachlässigt werden sollten!) und es
mit der Organisation von ihren manchmal
eher utopischen Ideen, die die Schule
betreffen, nicht so genau nimmt. Genau
nehmen solte man es aber mit den Standardveranstaltungen wie Kuchenverkauf
oder Faschingsparty, denn das sind wahre Geldmaschinen für die SMV-Kassen!
Es macht den meisten Spaß und führt sie
langsam an die SMV- und Freiwilligenarbeit heran, erfordert von den Betreuern
aber viel Energie und Ausdauer! Doch es
lohnt sich, denn Lesenächte mit 30 Unterstufenkids bringen eine Mordsgaudi!
Stress, Stunk und Streit…
Manch anderem mag es vielleicht anders
gegangen sein, doch ich hatte in den
letzten fünf Jahren auch meine zweifelhaften oder gar verzweifelten Momente.
Man wird vor Herausforderungen gestellt,
die den bitteren Geschmack von richtiger
Arbeitswelt haben, womit man anfangs
nicht rechnet. Je größere Projekte zu
bewältigen sind, desto größere Probleme
und Anforderungen kommen wie Wellen
auf dich zu und warten darauf gebrochen
dich weiter, um jetzt mit einem ausgelutschten, aber hier immer wieder zutreffenden Sprichwort zu kommen: Was dich
nicht umbringt, macht dich stärker!
zu werden, wenn sie dich nicht brechen.
Ich habe mich oft brechen lassen; von
Misserfolgen, Fehlern, fehlender Unterstützung; entweder war jemand da, der
es stattdessen gemeistert hat, oder der
Plan scheiterte. Aber auch das bringt
Und jetzt, das geliebte Fazit: Wer trotz
allem weiter macht, sich nicht von einem
schlechtgelaunten Direktor, Lehrerschaft
oder machtgeilem Elter nbeirat einschüchtern lässt, es schafft, dass Schülersprecher, SMV und andere an einem
Strang ziehen, seine Zeitplanung mit der
Schule so arrangiert, dass er nicht durchfällt und nach alledem trotzdem nicht
einen qualvollen Tod durch Erschöpfung
erleidet, der kann getrost seinem Abschluss und der Zukunft entgegen sehen!
Denn wenn man sich durch all die Probleme und Herausforderungen, an denen
man zweifellos über sich hinaus wächst,
durchgerungen und -gewunden hat, kann
einem kein aufgeblasener Personalchef
mehr erzählen, die Abgänger von heute
seien für die harte Wirtschaftswelt da
draußen nicht gerüstet!
Timea Lajos
Münchner Schülerbüro
Jugendleiter/innen-Ausbildung beim KJR München-Land
So qualifizieren sich Ehrenamtliche
in der Jugendarbeit in und um München
Die Jugendbildungsstätte Burg Schwaneck, eine Einrichtung des Kreisjugendring München-Land, bietet seit
Jahrzehnten eine Ausbildung für ehrenamtliche Jugendliche an, um diese für ihre Tätigkeit in der Jugendarbeit zu qualifizieren. Sie tut dies für alle Jugendlichen, die in Freizeitstätten, Jugendverbänden, Pfarreien und
anderen Einrichtungen ehrenamtlich engagiert sind und nicht anderweitig, z.B. im eigenen Jugendverband,
eine Ausbildung erhalten. Die Ausbildung richtet sich an alle Ehrenamtlichen innerhalb Bayerns, mit dem
Schwerpunkt auf der Stadt und dem Landkreis München. Durch die vielen Teilnehmenden aus Freizeitstätten
des KJR München-Land, wurden deren spezielle Bedürfnisse im Seminar berücksichtigt und das Seminarkonzept weiterentwickelt. Aufgrund dieses besonderen Fokus beteiligt sich der KJR München-Stadt seit Beginn
des Jahres 2005 zur Qualifizierung der eigenen „Freizeitstättenjugend“ an dieser Ausbildung.
Warum ausbilden?
Wenn die Besucher/innen von Freizeitstätten oder Teilnehmer/innen von
Maßnahmen aus den Kinderschuhen
wachsen, werden aus ihnen häufig
interessierte Jugendliche, die Lust haben, sich selbst in der Jugendarbeit
zu engagieren. Meist wollen sie damit
Spaß haben, mit Menschen in Kontakt
bleiben, schöne Erfahr ungen weiter
geben, die Gesellschaft mitgestalten
und/oder sich einfach selbst persönlich
weiter qualifizieren. Allerdings reicht das
persönliche Interesse und Engagement
allein nicht aus, um die verantwortungsvolle ehrenamtliche Tätigkeit ausüben zu
können. Es braucht spezielle persönliche
und fachliche Fähigkeiten. So muss die
Getränkeverkäuferin bei einer Party wissen, an wen sie Bier ausschenken darf
oder wie sie bei Konflikten deeskalierend
eingreifen kann. Der Leiter einer Ferien-
maßnahme muss sich damit auseinander
gesetzt haben, wie er sich in einer Gruppe mit vielen schreienden Kindern durchsetzen kann oder wie ein Anmeldezettel
für eine Maßnahme rechtlich wasserdicht
gestaltet wird. Zum einen sichert sich
der Veranstalter einer Maßnahme durch
den Einsatz von qualifiziertem Personal
rechtlich und qualitativ ab. Im KJR München-Land gilt daher die Devise: Nur
wer Jugendleiter/in ist, darf das Haus
alleine öffnen und wirklich Verantwortung bei Veranstaltungen übernehmen.
Zum anderen dient die Ausbildung dem
eigenen Schutz der zukünftigen Jugendleiter/innen, da sie wissen, auf was sie
sich einlassen. Außerdem profitieren die
Jugendlichen davon, dass sie sich neben
der persönlichen Weiterentwicklung
beispielsweise bei Bewerbungen durch
die ausgestellte Teilnahmebestätigung
besonders auszeichnen.
Wen ausbilden?
Die Ausbildung r ichtet sich an alle
Jugendlichen, die sich ehrenamtlich
engagieren und dabei Verantwor tung
für andere übernehmen möchten. Das
Mindestalter ist 16 Jahre.
Wie ausbilden?
Die Ausbildung der Jugendbildungsstätte Burg Schwaneck orientiert sich seit
Beginn an einem sehr hohen Qualitätsstandard. So sind bereits jetzt die für
die Zukunft geplanten Qualitätsanforderungen des Bayerischen Jugendrings an
die Ausbildung gewährleistet. Die hohe
Qualität wird deutlich an der Länge der
Ausbildung (7 Tage), dem Einsatz von
qualifizier tem Personal und der breit
gefächer ten Zielsetzung. So hat die
Ausbildung zum einen den Anspruch,
relevante Inhalte praxisnah und interessant zu vermitteln. Gleichzeitig ist aber
auch die Persönlichkeitsentwicklung
der zukünftigen Jugendleiter/innen ein
zentrales Thema. In intensiven FeedbackRunden findet eine Auseinandersetzung
mit der eigenen Rolle, dem persönlichen
Auftreten und dem eigenen Selbstverständnis als Leiter/in statt. Leiten heißt
Verantwortung übernehmen, heißt Kon-
flikte klären, heißt organisieren und im
Team arbeiten. All dies wird vor Ort trainiert. Selbsterfahrung, Handlungs- und
Praxisorientierung und die Partizipation
der Beteiligten sind dabei handlungsleitende Prinzipien der Ausbildung. Dieser
Lernansatz ermöglicht nachhaltige Lernerfahrungen. Die Jugendlichen starten
dadurch selbstbewusst, in Kenntnis ihrer
eigenen Stärken und Schwächen, mit
einem pädagogischen Grundverständnis
ihre ehrenamtliche Tätigkeit und finden
sich in den Strukturen der Jugendarbeit
gut zurecht. Umgesetzt werden die Lerninhalte in einem Wochenseminar, das
nach dem Projektansatz direkt an den
eigenen Erfahrungen der Jugendlichen
ansetzt. Alternativ kann die Ausbildung
auch an drei Wochenenden absolviert
werden.
Die Ausbildung berechtigt in Verbindung mit einem Grundlagenkurs 1. Hilfe
und einer ehrenamtlichen Tätigkeit zur
Beantragung der JuleiCa (JugendleiterInnenCard).
Abschließend gilt es darauf hinzuweisen,
dass der Anspruch an eine Ausbildung
nie allumfassend sein kann. Die Ausbildung dient als Einstieg für eine Tätigkeit
im Bereich der Freizeitstätten und Jugendverbände. Ein Coaching und eine
Einführung in die Besonderheiten des
Trägers und der Tätigkeit muss durch
erfahrene Jugendleiter/innen oder Pädagog/innen vor Ort in den jeweiligen
Einrichtungen gewährleistet werden.
Tanja Huller-Kröplin
KJR München-Land
www.burgschwaneck.de
Freiwilliges Engagement junger Menschen in Israel
Vielfältige Jugendbewegungen
Israel - die einzige stabile Demokratie im Nahen Osten - ist ein kleines, aber dicht bevölkertes
Land, das im Spannungsfeld vieler Kulturen und Konflikte liegt. Die meisten jungen Israelis
müssen zur Armee, viele von ihnen engagieren sich aber über diese Verpflichtung hinaus freiwillig für ihr Land, aber auch in Krisen- und Notstandsgebieten der Welt.
In der israelischen Jugendarbeit spielen
die Jugendbewegungen (Tnuot Noar)
- landesweite Jugendverbände verschiedener Traditionen und Strömungen - eine
dominierende Rolle. Sie nehmen in der
außerschulischen Erziehungs- und Bildungsarbeit eine zentrale Funktion wahr.
Zigtausend Jugendliche sind bereit, sich
in Jugendverbänden zu engagieren, einen
freiwilligen Beitrag für die Gesellschaft zu
leisten und persönliche Verantwortung
als Gruppenleiter oder Gruppenleiterin
zu übernehmen. Von den Kindern im
Grundschulalter sind 20 Prozent Mitglieder in einer Jugendbewegung. Vor allem
die Pfadfinderbewegung (Hazofim) ist in
den letzten Jahren stark gewachsen und
konnte ihre Mitgliederzahl in den Jahren
1997 bis 2003 von 38 000 auf 60 000 um
60 Prozent steigern.
Die verschiedenen Jugendbewegungen
bieten ihren Mitgliedern soziale Kontakte, Gelegenheiten der Begegnung
zwischen Jungen und Mädchen, Möglichkeiten intensiver Kommunikation
und des Austausches von Informationen
und Standpunkten. Durch Seminare,
Kurse und vielfältige Freizeitaktivitäten
werden Möglichkeiten geschaffen, tiefe
und bleibende Freundschaften zwischen
Jugendlichen aus Städten und Dörfern,
Kibbuzim, Entwicklungsregionen und
Siedlungen zu schließen und Menschen
aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Gruppen und Schichten zusammenzuführen.
Die Gesamtheit der Jugendbewegungen
in Israel zeigt eine große Vielfalt in Bezug
auf ihre jeweilige politische Einstellung
(sozialistisch, national, liberal) oder
religiöse Orientierung (nationalreligiös,
reformjüdisch, ultrareligiös, muslimisch,
christlich). Zum größten Teil unterhalten
sie starke personelle und finanzielle
Bindungen zu etablierten Institutionen
in Gesellschaft und Politik (Parteien, Gewerkschaften, Kibbuzbewegung, religiöse Verbände). Darüber hinaus pflegen sie
enge Beziehungen zu gleich gesinnten
Jugendbewegungen im In- und Ausland.
Mitglieder der Jugendbewegungen zählen zu den aktivsten und dynamischsten
Teilen der politischen Verbände und
Parteien in Israel. Sie wollen mit ihren
Aktivitäten und mit ihrer spezifischen
Verbandskultur eine gelebte Alternative zur allgemeinen gesellschaftlichen
Realität sein.
Zentrale gemeinsame Prinzipien der
Jugendbewegungen auf lokaler und
landesweiter Ebene sind: Freiwilligkeit
(Woluntariut), praktisches Handeln (Assija), anspornendes persönliches Beispiel
(Dugma Ischit), starkes Gemeinschaftsgefühl (Schajachut). Es geht um die
Anerkennung gemeinsamer Werte und
die Schaffung von Identifikationsmöglichkeiten mit gesellschaftlichen und nationalen Zielen. Durch Freizeitaktivitäten,
Schulungsprogramme und sozial-politisches Engagement wird das Selbstbewusstsein von Jugendlichen gestärkt und
ihre Bereitschaft zu gemeinschaftlichem
Handeln gefördert. Besonders wichtig ist
den Jugendbewegungen die Motivierung
von Freiwilligen für soziale Hilfsdienste in
Projekten mit Neueinwanderern und benachteiligten Bevölkerungsgruppen oder
für Dienste in der Kämpfenden Pionierjugend (Nachal) mit einer Kombination aus
Militärdienst und Zivildienst. Ein großer
19
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Schwerpunkt
20
Schwerpunkt
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Teil der Freiwilligen des Dienstjahres
(Schnat Scherut) und des Nationalen
Dienstes (Scherut Le’umi) kommt aus
den Reihen der Jugendbewegungen.
Jugendverbände in Israel sind bis heute
spürbar und sichtbar von bündischen
Traditionen aus Europa wie der Wander vogel-Bewegung und der Pfadfinderbewegung beeinflusst. Noch immer
werden Aktivitäten und Atmosphäre
israelischer Jugendbewegungen durch
Verbundenheit mit Natur, Wanderungen,
Lieder, Volkstänze, das Tragen einer
eigenen Kluft und ein gewisses Pathos
geprägt. Viele Israelis sind entsprechend
sozialisiert. Auch wenn einige Elemente
dieser Traditionen heute in Teilen der
israelischen Jugend als anachronistisch
empfunden werden, prägen sie weiter in
hohem Maße Ziele und Formen der Jugendarbeit und sind lebendige Bestandteile der Jugendszene geblieben.
Aufgrund der angespannten politischen
Situation zeigt sich in den vergangenen
Jahren in Teilen der Jugendbewegungen
ein Trend zu exklusiverem und weniger
pluralistischem Denken als in vergangenen Jahren. Damit verbunden ist eine
gewisse Radikalisier ung politischer
Positionen zum Beispiel in Bezug auf
das Verhältnis zwischen religiösen und
säkularen Bevölkerungsgruppen oder
in Bezug auf eine denkbare Regelung
des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Durch diese Entwicklung werden
politisch unterschiedlich or ientier te
gesellschaftliche Gruppierungen eher
auseinander als zusammen gebracht.
Zur Minderung der polarisierenden Tendenzen wird den Jugendbewegungen
bisweilen eine größere Distanz zur Parteipolitik und eine engeren Bindung an
die Regierung durch verstärkte staatliche
Förderungen nahe gelegt.
Insgesamt nimmt das Gewicht traditioneller landesweiter Jugendverbände
ab und wächst die Bedeutung lokaler
Gemeindestrukturen mit ihren Jugendzentren und Jugendclubs. Der Trend zu
stärkerer Individualisierung und Ich-Bezogenheit unter Jugendlichen ist auch
in der Jugendverbandsarbeit spürbar
und zeigt sich in wachsender Distanz
Jugendlicher zu Großorganisationen. Außerhalb der Großverbände hat sich eine
Fülle unabhängiger Jugendgruppen und
Initiativen entwickelt. Immer mehr junge
Menschen organisieren ihre Freizeit und
ihr gesellschaftliches Engagement ohne
Mitglieder in Jugendverbänden zu sein.
Quelle: Datenbank für internationale
Jugendarbeit – www.dija.de
Zusammengestellt von
Michael Graber, JIZ
Partizipationstage des Münchner Jugendrats
Regionale InsideOuts
Am 1. und 8. Juli veranstaltete der Münchner Jugendrats je einen regionalen Jugendpartizipationstag
- in der Maxvorstadt und in der Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt. Ziel der beiden Veranstaltungen war es,
Jugendliche und junge Erwachsene zur Gestaltung ihres Stadtteils und zum Austausch mit lokalen
Politiker/innen zu bewegen. Ebenso sollte durch einem Informationsmarkt der Kontakt zu lokalen
Initiativen und Jugendprojekten hergestellt werden.
Um die Veranstaltungen zu ermöglichen,
wurden die beiden Bezirksausschüsse
als Unterstützer gewonnen. Die Bezirksausschüsse sind die Stadtbezirksgremien Münchens, welche in Belangen mit
lokalpolitischem Bezug mitentscheiden
dürfen.
In etwa fünf Wochen schaffte es der
Münchner Jugendrat, selbstständig beide
Veranstaltungen auf die Beine zu stellen.
Pia Berndt und Anahita Bidjanbeg waren
für jeweils eine der Veranstaltungen mit
der Koordination betraut. Nima Lirawi
kümmer te sich um die Pressearbeit.
Johannes Trischler war für infrastrukturelle Fragen und Ressourcen bei beiden
Veranstaltungen zuständig. Regelmäßig
fanden Koordinationstreffen zur Vorbereitung der Veranstaltungen statt.
Eingeladen wurden alle Jugendlichen
zwischen 14 und 18 Jahren beider Stadtteile mittels eines persönlichen Briefes.
Die Resonanz auf diese Einladungen
war eher bescheiden, sicherlich weil
auch mit der Konkurrenzveranstaltung
Fußball-WM zu kämpfen war. Hier ist zu
überlegen, welche Formen zukünftige
Veranstaltungen auf Stadtteilebene haben können.
Bei der Veranstaltung in der Maxvorstadt,
die im Jugendzentrum M10City (Maßmannbergl) stattfand, waren der Vorsitzende des Bezirksausschusses 3, Klaus
Bäumler (CSU), und zwei Mitglieder
Fotos: Münchner Jugendrat
des BA, aus dem Stadtrat Beatrix Zurek
(SPD) und Jutta Koller (Bündnis 90/Die
Grünen) sowie aus dem Bundestag der
Wahlkreisabgeordnete Dr. Axel Berg
(SPD) anwesend. Unter anderem wurde
über Rechtsextremismus in politischen
Gremien diskutiert, auch anhand eines
konkretem Beispiels aus dem BA 3, in
dem sechs Jahre lang ein Vertreter der
„Republikaner“ saß. Ebenfalls entstanden Diskussionen zu den Themenfeldern
„Nahost“ und „Regenerative Energien“.
Im Stadtbezirk Isar vorstadt/Ludwigsvorstadt wurde über die Integration von
Menschen mit Behinderungen, Umweltpolitik und die Fahrpreise des öffentlichen Nahverkehrs in München diskutiert.
Auch fand ein Austausch mit den anwesenden Aktiven des Dachverbands der
schwul-lesbischen Jugendinitiativen in
München „Diversity“ statt.
Bei der Vorbereitung und auch nach
den Veranstaltungen besuchten Aktive
des Münchner Jugendrats Sitzungen
der jeweiligen Bezirksausschüsse. Mittlerweile findet ein Austausch zwischen
politisch interessierten Jugendlichen und
gewählten Vertreter/innen der Bezirksausschüsse statt.
Außerdem konnte durch die Vorbereitung
der Veranstaltungen Kontakt zu zahlreichen Jugendverbänden aufgenommen
werden. Den Dialog zwischen einem
offenen Jugendpartizipationsprojekt und
der Jugendverbandsarbeit auszubauen
und zu intensivieren bleibt eine der
Zielsetzungen nach diesen regionalen
InsideOuts.
Ziel bleibt es, Jugendlichen und jungen
Erwachsenen die Möglichkeit zu eröffnen, dass sie in ihrem Lebensumfeld auf
politische und gesellschaftliche Veränderungen Einfluss nehmen können.
Sylvio Bohr
Münchner Jugendrat
Freiwilliges Engagement in Migrantenselbstorganisationen
Identitätsbildung erleichtern
Migration gehört seit Jahrzehnten zur gesellschaftlichen Realität in Deutschland und stellt eine
gesamtgesellschaftliche und gesamtstaatliche Aufgabe dar, deren Lösung ein integriertes Konzept erfordert. Für den Integrationsprozess von Migrantinnen und Migranten in die Aufnahmegesellschaft kommt dem freiwilligen Engagement eine ganz wichtige und bislang zumeist unterschätzte Rolle zu.
Das gängige Bild zeigt den Migranten
als benachteiligte und hilfsbedürftige Person. „Dass Migranten sich auf
verschiedenen Gebieten ehrenamtlich
engagieren, gerät dabei oft aus dem
Blick. Die freiwillige Arbeit, die sie in Kultur-, Sport-, Religions-, Elternvereinen,
Selbsthilfegruppen und Berufsverbänden
leisten, war bisher kein Thema“, räumte
auch Peter Haupt, der damalige Staatssekretär des Bundesministeriums für
Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
bei der Tagung „Freiwilliges Engagement
von Migranten“ in Bonn ein.
In der öffentlichen Wahrnehmung hat
sich in den letzten Jahren ein deutlich
positiver Perspektivenwechsel zur Relevanz von Migrantenselbstorganisationen
vollzogen. In der Anfangsphase der
Migration konzentrierte sich die Wahrnehmung von Migrantenselbstorganisationen vor allem auf die Hervorhebung
extremer politischer Bestrebungen.
Bis weit in die achtziger Jahre fanden
Migrantenselbstorganisationen in der
Öffentlichkeit kaum eine nennenswerte Beachtung. In der Fachdiskussion
d e r n e u n z i g e r Ja h r e w u r d e n d a n n
die Leistungen der Migrantenfamilien
ebenso wie die Relevanz der Migrantenselbsorganisationen für die Integration der Migranten hervorgehoben.
Wesentliche Impulse, die zu diesem
Perspektivenwechsel und einer anderen
Wahrnehmung beitrugen, wurden durch
den Sechsten Familienbericht „Familien
ausländischer Herkunft in Deutschland“
(BMFSFJ 2000) gegeben. Bedeutsam
ist in diesem Bericht, dass Migration als
Familienprojekt charakterisiert wird. Es
wird u.a. ausgeführt, dass die sozialen
Beziehungen unter Migranten eher verwandtschaftlich geprägt sind. So werden
z.B. die besseren Sprachkenntnisse der
Kinder und Enkel häufig zur Informationsbeschaffung und Kontaktaufnahme
mit Behörden genutzt, während die
älteren Migranten ihre Kinder bei der
Kinderbetreuung unterstützen und somit
deren Integration in den Arbeitsmarkt
erleichtern. Weiter wird skizziert, dass
Migrantenselbstorganisationen einen
erheblichen Beitrag zur individuellen
und sozialen Orietierung ihrer Mitglieder
in die Aufnahmegesellschaft und zur
Durchsetzung kollektiver Minderheiteninteressen leisten. Hervorgehoben
wird auch, dass die Migrantenselbstorganisationen vielfältige Angebote
zur Befriedigung materieller, sozialer,
religiöser und kultureller Bedürfnisse
ihrer Mitglieder entwickeln.
Formen und Funktionen
der Selbstorganisation
Grundsätzlich wird zwischen Selbstorganisationen, die sich am Herkunftsland
und solchen, die sich an der Aufnahme-
gesellschaft orientieren, unterschieden.
In „herkunftslandorientierten Selbstorganisationen“ stehen die Politik, Kultur
und Religion der Herkunftsländer im
Mittelpunkt. Insbesondere für die erste
Einwanderergeneration bilden diese
Selbstorganisationen einen geschützten
sozialen Raum, in dem Gelegenheiten
für soziale Kontakte und Freizeitaktivitäten bereitgestellt werden. Zudem sind
diese Organisationen bzw. Gr uppen
für sie eine wichtige Adresse sozialer
Anerkennung.
In „aufnahmelandorientierten Selbstorganisationen“ organisieren sich insbesondere jüngere Migranten stärker, da
die traditionellen Vereine ihrer Eltern
für sie unattraktiv und unflexibel sind.
Dazu zählen z.B. die seltenen, jedoch
eigenständigen Jugendverbände von
Migrantenjugendlichen, die in wenigen
Jugendringen vertreten sind.
Zur aufnahmelandorientier ten Par tizipation zählt auch die Beteiligung von
Migranten in deutschen Organisationsformen (z.B. in Sportvereinen und
Gewer kschaften) oder inter kulturell
orientierten Verbänden (z.B. AFS, CISV,
Esperanto, YFU, Junge Europäer).
In der Fachliteratur werden als wesentliche Funktionen von Migrantenselbstorganisationen folgende genannt, die auch
als Motivationsgründe für die freiwillige
Arbeit interpretiert werden können:
21
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Schwerpunkt
22
Schwerpunkt
Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
■ Orientierungs-, Unterstützungs- und
Schutzfunktion,
■ Pflege und Tradierung der Kultur der
Herkunftsgesellschaft,
■ Sozialisationsfunktion für die Nachfolgegeneration und Ort der Auseinandersetzung mit den veränderten
Sozialisationserfordernissen der Aufnahmegesellschaft,
■ identitätsstützende Funktion,
■ Selbstverwirklichungsfunktion für die
aktiven Mitglieder,
■ Interessenartikulation und Interessenvertretung,
■ Dienstleistungsfunktion,
■ Brücken- und Vermittlungsfunktion zur
Mehrheitsgesellschaft.
In Bezug auf die zweite und dritte Generation können die Migrantenselbstorganisationen wie z.B. die eigenständigen
Jugendverbände eine besondere Rolle
wahrnehmen. „Vor dem Hintergrund der
Ausgrenzungserfahrungen hier geborener und aufgewachsener Jugendlicher
und den hiermit verbundenen Schwierigkeiten der Identitätsfindung bieten
Selbstorganisationen die Möglichkeit,
unter „Seinesgleichen“ Halt zu finden
und können somit eine stabilisierende
Funktion der Identitätsbildung einnehmen“ (Selbstorganisationen in NRW,
MASSKS 1999, S. 84).
Ergebnisse des Freiwilligensurveys
Das freiwillige Engagement von Migrantinnen und Migranten hat unterschiedliche Ausprägungen und reicht von
privater und individueller Hilfe in der
Nachbarschaft bis hin zu organisierter
Selbsthilfe und Vereinsaktivitäten.
Die Migrantenstichprobe des Freiwilligensurveys 2004 hat herausgefunden,
dass Migranten sich zu 61% außerhalb
von Familie und Beruf aktiv in Vereinen,
Gruppen, Organisationen oder Einrichtungen beteiligen (Deutsche 71%). Am
häufigsten beteiligen sich Migranten im
Bereich „Sport und Bewegung“ (35%), an
zweiter Stelle steht der Bereich „Freizeit
und Geselligkeit“ (18,5%). Weitere große Aktivitätsbereiche sind Schule und
Kindergarten (14%), Kultur und Musik
(13,5), der soziale Bereich (10,5%) sowie
der Bereich Kirche und Religion (9,5%).
Die Aktivitätsstruktur von Migranten
und Deutschen ähnelt sich in großen
Teilen. 23% der befragten Migranten sind
freiwillig engagiert. Somit übernehmen
Migranten im Rahmen von Gemeinschaftsaktivitäten seltener als Deutsche bestimmte längerfristige Aufgaben
und Arbeiten. Je länger Migranten in
Deutschland leben, desto größer ist der
Anteil freiwillig Engagierter. Am höchsten
ist der Anteil Engagierter, die bis 1970
nach Deutschland einreisten, hauptsächlich aus klassischen Gastarbeiterländern
(Türkei, Griechenland, Italien, Spanien).
Das deutet darauf hin, dass freiwilliges
Engagement auch ein Indikator für die
Infostand eines Migrantenvereines auf dem Internationalen Sommerfest des Ausländerbeirates 2006.
Foto: Claudia Guter
soziale Einbindung im Aufnahmeland
ist. Recht ausgeglichen ist der Anteil
von freiwillig Engagierten bei männlichen
und weiblichen Migranten – auch in den
verschiedenen Altersgruppen.
Jüngere Migranten üben seltener eine
freiwillige Tätigkeit aus, äußern aber
vermehrt Bereitschaft zum freiwilligen
Engagement. Migranten setzen sich
besonders häufig für bestimmte Zielgruppen ein. Am bedeutendsten für das
Engagement von Migranten sind Kinder
und Jugendliche. 41% der Tätigkeiten
von Migranten richten sich an diese
Zielgruppe.
Die relativ geringe freiwillige Tätigkeit
der jüngeren Migranten wurde auch im
11. Kinder- und Jugendbericht festgestellt. Migrantenjugendliche nehmen weit
unterproportional an der Jugendarbeit
und den Jugendverbänden teil. Die Angebote der Offenen Jugendarbeit finden
bei Migrantenjugendlichen den meisten
Zuspruch. In den klassischen Jugendverbänden sind sie kaum bzw. sehr
marginal vertreten. Es gibt sehr wenige
richtig eigenständig selbstorganisierte
Migrantenjugendverbände.
Migrantenjugendliche in München
In München gibt es eine Vielzahl von
Migrantenselbstorganisationen (ca. 400
Vereine, Initiativen und Gruppen, vgl.
Vereinsverzeichnis des Ausländerbeirats
München, Migrantinnen und Migranten in
München, 2006). Es handelt sich dabei
meist um Erwachsenenorganisationen.
Migrantenjugendliche, die in der Jugendarbeit aktiv werden wollen, nutzen
zumeist die Möglichkeit, sich im Jugendbereich einer Erwachsenenorganisation
zu engagieren. Diese Jugendgruppen
sind sehr stark auf Erwachsenenverband oder Eltern angewiesen, was ihre
Emanzipation von den Erwachsenen
erschwer t. Dies hat zur Folge, dass
Jugendarbeit unter unzureichenden
Bedingungen durchgeführt wird. Es fehlt
oft an Räumen, Ausrüstung, Kenntnissen und geschulten Gruppenleiter n.
Aufgrund der Ehrenamtlichkeit und der
fehlenden Professionalität schaffen es
viele Jugendgruppen nicht, die nötigen
Strukturen und Arbeitsformen für eine
dauerhafte Jugendarbeit aufzubauen.
Im Kreisjugendring München-Stadt sind
zehn Migrantenjugendverbände organisier t (innerhalb der djo - Deutsche
Jugend in Europa weitere sechs Jugendverbände). Als Gründe, sich freiwillig zu engagieren, werden neben der
Möglichkeit, unter „Seinesgleichen“ Halt
zu finden, folgende weitere genannt:
„Spaß haben“, „sympathische Menschen treffen“, „Anerkennung finden“,
„eigene Interessen vertreten“, „Lösung
eigener Probleme“, „Suche nach einem
Schutzraum, wo man sich als gleichberechtigter Mensch anerkannt fühlt“, „die
gegenseitige Hilfe“ und „die Bewahrung
der kulturellen Identität“.
Schlussbetrachtung
Freiwilliges Engagement von Migrantinnen und Migranten ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer solidarischen,
zukunftsfähigen Bürgergesellschaft und
ein unverzichtbarer Baustein von Integration. Die Fähigkeit zur Selbstorganisation
ist eine unabdingbare Voraussetzung,
um in einer modernen demokratischen
Gesellschaft anzukommen und zurechtzukommen. Die Etablierung der Migrantenselbstorganisationen darf nicht mit
Skepsis betrachtet und als Gefährdung
(Parallelgesellschaft!) angesehen werden, sondern als demokratische Form
der Einbindung in die Zivilgesellschaft.
Cumali Naz
Beauftragter für interkulturelle
Arbeit im KJR München-Stadt
Vorsitzender des Ausländerbeirats
München
Kompetenznachweis des BJR
Ehrenamt von Jugendlichen
Der Bayerische Jugendring (BJR) hat für Jugendliche, die sich ehrenamtlich in der Jugendarbeit
engagieren, einen Kompetenznachweis erarbeitet. Der Kompetenznachweis soll vor allem im
künftigen Berufsleben der Jugendlichen eine Unterstützung bei Bewerbungen sein und dem Arbeitgeber signalisieren, dass hier Schlüsselqualifikationen vorliegen.
Wenn junge Menschen sich in Jugendo r g a n i s a t i o n e n , w ä h r e n d d e r Fe r i enfreizeit oder auch im offenen Treff
engagieren, tun sie das, weil es ihnen
Spaß macht.
Dabei profitieren sie jedoch auch. Sie
lernen Verantwortung zu übernehmen,
Entscheidungen zu treffen, mit Konflikten
und Problemen konstruktiv umzugehen
und qualifizieren sich über zusätzliche
Aus- und For tbildungen in sozialen,
organisatorischen und weiteren spezifischen Bereichen der Jugendarbeit.
Junge Menschen eignen sich durch ihr
ehrenamtliches Engagement Schlüsselqualifikationen an.
Foto: www.pixequelle.de
Die Grundlage für diesen Kompetenznachweis ist die Ausbildung zum/zur JugendleiterIn. Über diese Grundausbildung
werden fachliche Fähigkeiten vermittelt,
die Voraussetzung für eine verantwortungsvolle und qualitativ hochwer tige
Jugendarbeit sind. Erkennungszeichen für
diese Qualität ist die sogenannte Juleica
– die JugendleiterInnen-Card.
Mit dem Kompetenznachweis wird Ehrenamtlichen, aber auch den Verantwortlichen in der Jugendarbeit die Möglichkeit
gegeben, erworbene Kompetenzen darzustellen und nachzuweisen.
Der Bayer ische Jugendr ing verfolgt
mit dem Kompetenznachweis das Ziel,
ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit zu stärken. Auf der Grundlage
der Empfehlungen der Jugendministerkonferenz können Kompetenzen, die
im ehrenamtlichen Engagement in der
Jugendarbeit erworben wurden, nachgewiesen und gegenüber der Öffentlichkeit
dargestellt werden.
Mehr Infos unter www.bjr.de
Fachtagung
Solidarität und Partizipation
in der demokratischen Gesellschaft
Freiwilliges Engagement in seinen verschiedenen Formen hat in Deutschland eine lange Tradition. Aber
erst in den letzten Jahren - vor allem aber seit dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen „Internationalen Jahr der Freiwilligen“ (IJF) und der Veröffentlichung des ersten Freiwilligen-Surveys 1999 - wurde intensiver über die Freiwilligen selbst, ihre Motivation zum Engagement und den gesellschaftlichen
sowie den individuellen Ertrag im Engagement geforscht und diskutiert.
Hierbei wird das freiwillige Engagement
als ein wesentliches Element des politischen Projektes „Zivilgesellschaft“
gesehen. Einigkeit besteht über die
gesellschaftliche Bedeutung des freiwilligen Engagements: Es ist gelebte
Verantwor tung, Demokratie und Solidarität.
Die Veranstaltung behandelt verschiedene Aspekte des freiwilligen Engagements von Jugendlichen und von
türkischen Migrant/innen, stellt Ergebnisse aktueller Forschung vor und fragt
nicht nur nach dem individuellen Ertrag
des Engagements, sondern auch nach
seiner gesellschaftlichen Bedeutung
und den Rahmenbedingungen, die die
Bereitschaft zum Engagement fördern
und erhalten.
Wann: Freitag, 10. November 2006,
9.30 bis 16 Uhr
Wo: DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64
Programm:
■ 9:30 Uhr: Begrüßung durch die Vorsitzende des KJR Elke Geweniger
■ 9:45 Uhr: „Engagiert leben, das Eigene finden, sich einmischen. Zur
Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für Jugendliche und die
Gesellschaft“; Prof. Dr. Heiner Keupp,
Universität München
■ 11:00 Uhr „Jugendliches Engagement
im Wandel. Freiwilliges Engagement
von Jugendlichen im Zeitvergleich“.
Ergebnisse des 2. Freiwilligen-Surveys; Sibylle Picot, TNS-Infratest
München
■ 13:30 Uhr „Lernen im Engagement.
Informelle Lernprozesse im Jugendalter in Settings des freiwillige Engagements“; Wiebken Düx, Universität
Dortmund
■ 14:45 Uhr „Freiwilliges Engagement
von Türkinnen und Türken“; Dirk Halm,
Zentrum für Türkeistudien der Universität Duisburg-Essen
Gesamtmoderation: Dr. Florian
Strauss, IPP – Institut für Praxisforschung und Projektberatung München
Es wird kein Teilnahmebeitrag erhoben.
Anmeldung ist erforderlich bis 6.11.06
bei: Monika Wenzig, Tel. 51 41 06-40,
Fax 51 41 06-78 oder E-Mail:
[email protected]
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Ehrenamt und bürgerschaftliches Engagement
Schwerpunkt
24
Angebote
Computerführerschein für Kinder und Jugendliche
comp@ss goes munich
comp@ss ist ein Computerführerschein für Kinder und Jugendliche, mit dem ihnen alters- und
entwicklungsgemäß Medienkompetenz vermittelt wird. Er fördert insbesondere benachteiligte
Kinder und Jugendliche und verbessert ihre Chancen beim Übergang Schule/Beruf.
Was ist das Neue?
Die Vermittlung von Medienkompetenz
war immer Ziel medienpädagogischer
Angebote. Auch Computerführerscheine
oder andere Zertifikate werden gelegentlich in der außerschulischen Jugendbildung angeboten. Die hierbei vermittelten
Inhalte sind jedoch von Einrichtung zu
Einrichtung sehr unterschiedlich und
werden untereinander häufig nicht anerkannt.
Vor diesem Hintergr und
e n t w i cke l t d i e A r b e i t s gemeinschaft comp@ssBerlin seit April 2001 mit
großem Erfolg einheitliche
Inhalte, um Attraktivität und
gegenseitige Anerkennung
der Kinder- und Jugendcomputerführerscheine zu
erhöhen. Dabei wirken Berliner Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kitas, Horte, Bibliotheken, Schulen
und beteiligte Kindern und
Jugendliche mit. So wurden Standards entwickelt,
u m d i e E t a bl i e r u n g d e r
comp@ss-Zertifikate in der
Wirtschaft zu ermöglichen
und Jugendlichen bessere
Chancen bei Bewerbungen
zu geben.
Warum ein eigener
Computerführerschein
für Kinder und Jugendliche?
Der europäische Computerführerschein (ECDL) ist
europaweit aner kannter
Standard. Im Vordergrund
stehen jedoch Büroanwendungen mit einem ausgeprägten Fokus auf das Microsoft-Office-Paket. Im Gegensatz dazu
setzt der comp@ss an der Lebenswirklichkeit und den Interessen der Kinder
und Jugendlichen an. Medienkompetenz
wird mit digitaler Musik- oder Bildbearbeitung oder der Gestaltung einer privaten Homepage ebenso erworben, wie mit
dem Erlernen von Textverarbeitung und
Tabellenkalkulation. Die Jugendlichen
bestimmen selbst, für welche Module sie
Zertifikate erwerben wollen.
Mit seinen vier Stufen und den verschiedenen Modulen, wird der comp@ss den
unterschiedlichen Bedürfnissen und
Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen gerecht.
Der Junior-comp@ss ist ein einfaches
Einstiegszertifikat für Kinder ohne Lesekompetenz ab ca. fünf Jahren. Es
geht vor allem darum, einen sinnvollen
Einstieg in die Computerwelt zu ermöglichen. Auf das Inter net wird hierbei
verzichtet.
Für Kinder mit Lesefähigkeit und wachsendem Interesse für das Internet, aber
auch für Jugendliche gibt es den Netcomp@ss. Aufbauend auf dem Junior-
comp@ss liegt hier der Schwerpunkt auf
dem ersten Umgang mit dem Internet.
Dazu gehören nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch wichtige Inhalte,
wie Selbst- und Datenschutz sowie rechtliche Hinweise zu Software aus dem Netz
und Verhalten z.B. im Chat.
Junior- und Net-comp@ss ver mitteln
technische und soziale Grundkompetenzen für Kinder und Jugendliche zur
eigenständigen und unschädlichen Nutzung von Computer und Internet.
Der comp@ss-4U und der comp@ssSpezial, die dr itte und vier te Stufe
des Kinder- und Jugendführerscheins,
vermitteln darüber hinaus umfassende
Kenntnisse im informationstechnischen
Bereich, die durch Zer tifikate belegt
werden. Sie sind besonders geeignet für
Jugendliche im Übergang von der Schule
zum Beruf. Der comp@ss-4U verfügt
über elf Module, die einzeln zertifiziert
werden. Die comp@ss-Spezial-Module
können Vertiefungen der Grundmodule
des comp@ss-4U darstellen oder nicht
abgedeckte Themen behandeln.
Wer kann mitmachen?
Der modulare Aufbau
bietet die Chance, dass
jede Einr ichtung, die
Computerarbeit macht,
Anbieter werden kann,
Die Einrichtung entscheidet für sich, welche Stufen und Module
sie anbietet. Es gibt keine Prüfungen mit neuen
Anbietern, über deren
Eignung. Entscheidend
ist ein erstes Gespräch
mit einer/m comp@ssBerater/in. Die Anbietereinrichtung erkennt in
einer Selbstver pflichtungserklärung die Regeln und Standards an
und bestätigt, dass sie
sich selbst für qualifiziert hält, den comp@ss
zu vergeben.
Ausführliche Infor mationen zum comp@ssBerlin findet man auf
d e r H o m e p a g e w w w.
compass-berlin.de.
Dor t stellen auch unterschiedliche Anbieter
Material und Berichte
zur Verfügung, so dass
nicht jeder alles neu entwickeln muss.
Seit März wird der comp@ss auch in
München vom Café Netzwerk angeboten.
Mit dem ersten Münchner comp@ssFachtag am 27. Oktober erfolgt der Startschuss zur münchenweiten Einführung.
In den darauf folgenden Herbstferien
wird der comp@ss in mehreren Kinderund Jugendeinrichtungen des KJR und
anderer Träger angeboten.
Mehr Infos zum Fachtag siehe Seite
25.
Robert Huber
Cafe Netzwerk, KJR
Angebote
Startschuss für Computerführerschein
Hör-Spiel-Work-Shop
comp@ss-Fachtag
Ganz Ohr
Der comp@ss-Fachtag am 27. Oktober ist der Startschuss für die münchenweite Einführung des in Berlin entwickelten Computerführerscheins
für Kinder und Jugendliche.
Rampenfieber, der theaterpädagogische Service, und das afk-Radioprojekt (beide KJR) bieten in den
Herbstferien einen zweitägigen
Hörspiel-Workshop an.
Er bietet Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Kinder- und Jugendeinrichtungen, Kindertagesstätten, Schulen, Bibliotheken und anderer Bildungseinrichtungen, die Möglichkeit, den comp@ss
kennen zu lernen, und sich zu überlegen,
comp@ss-Anbieter zu werden.
Programm:
10 Uhr: Vorstellung des Projekts durch
erfahrene comp@ss-Praktiker aus Berlin
12 Uhr: Mittagspause (Mittagessen ist
im Teilnahmebeitrag von 12 Euro enthalten)
13 Uhr: Arbeitsgruppen
■ Qualitätsmanagement für Anbieter
■ Junior- und Net-comp@ss - Praxisbeispiele
■ comp@ss-4U und comp@ss-Spezial
- Praxisbeispiele
■ comp@ss in der Schule / in Kooperation mit Schule
15:30 Uhr: Berichte aus den Arbeitsgruppen im Plenum.
Ausblick - wie geht es weiter mit dem
comp@ss in München
Weitere Infos und Anmeldung (bis 13.10.)
im Cafe Netzwerk, Tel. 54 83 27 00 oder
unter www.cafe-netzwer k.de/Anmeldung
Spendenkampagne des KJR München-Stadt
Hilfe für Kids
100% Hilfe für von Armut betroffene und sozial
benachteiligte Kinder und Jugendliche in München!
Was ist 2006 bisher gelaufen?
Bis August haben wir von unseren Spenderinnen und Spendern über 60.000
Euro erhalten und bereits 725 betroffene
Kinder und Jugendliche unterstützt.
Viele der Spenden haben wir in den
Bereich Bildung investiert. Denn eine
gute Schulbildung ist besonders wichtig
- auch und gerade für Kinder aus sozial
benachteiligten Familien. Sie legt den
Grundstein für das spätere Leben. So
haben wir im Westend Kindergartenkindern geholfen, Deutsch zu lernen. Wir
haben Mathematiknachhilfe bezahlt, und
im Hasenbergl konnten sich Jugendliche
in einem Kurs auf den Qualifizierenden
Hauptschulabschluss vorbereiten.
Wir wissen, immer mehr Menschen in
München leben in Armut, wir wissen
auch, dass Kinder und Jugendliche
am stärksten betroffen sind. Und das
erleben wir in unseren Einrichtungen
hautnah. Um helfen zu können, brauchen
wir Sie!
Der Workshop richtet sich an alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen,
die Lust haben, ein Hörspiel zu produzieren. Teilnehmen können Schauspielinteressierte, Rapper, Musiker und
Technikfreaks, die an der Arbeit im Tonstudio interessiert sind. Im Rahmen des
Workshops werden Figuren und Dialoge
entwickelt, Texte eingesprochen, Sounds
und Songs aufgenommen und anschließend im Digital-Studio geschnitten und
zusammengesetzt. Das fertige Hörspiel
wird im Störfunk auf afk M94,5, dem
Aus- und Fortbildungsradio in München,
gesendet.
Neu: Website für „Hilfe für Kids“ und
HfK-Nachrichten
Unter www.hilfe-fuer-kids.de finden Sie
weitere Informationen zum Spenden-
projekt. Hier können Sie auch die HfKNachrichten lesen und als PDF-Datei
herunterladen.
Spendenkonto:
Kreisjugendring München-Stadt
Stadtsparkasse München
BLZ 701 500 00, Konto 214 502
Stichwort Hilfe für Kids
D e r Wo r k s h o p f i n d e t a m D i e n s t a g ,
31.10. und Donnerstag, 02.11.2006,
jeweils von 12 bis 18 Uhr im Jugendzentrum aqu@rium in Pasing statt. Der
Unkostenbeitrag beträgt zehn Euro (incl.
Getränke). Anmeldeschluss ist der 25.
Oktober 2006.
Infos & Anmeldung bei:
Olly Künzner
afk-Radio-Projekt, c/o aqu@rium
Alois-Wunder-Str. 1, München
Tel. 88 94 94 16
E-Mail: [email protected]
www.rampenfieber-muenchen.de
25
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Angebote
Ein Workshop zum Theater-Spielen
Bilderbuch-Szenen
Bilderbücher begleiten uns in den ersten Lebensjahren. Viele erinnern sich als Erwachsene
noch an die Geschichten der abendlichen Vorlesestunden. Diese Geschichten bieten umfangreiches Material und Ideen, um daraus Theaterszenen und -stücke zu entwickeln.
Der Wor kshop „Bilderbuch-Szenen“
vermittelt methodische Ansätze der Erarbeitung von Spielvorlagen mit Kindern
und Jugendlichen.
Theater hat unzählige Facetten und lässt
sich auch mit einfachen Mitteln verwirklichen – der Fantasie, der Kreativität
und den Spielmöglichkeiten sind keine
Grenzen gesetzt.
Fotos: FestSpielHaus
Der Workshop soll sowohl eine Schnupperwerkstatt für Anfänger sein, als auch
fortgeschrittenen Theaterspielern neue
Anregungen zum eigenen Tun geben.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf
der praktischen Theaterarbeit, die durch
gemeinsame Spiele, Übungen und individuelle Trainingssequenzen selbst
ausprobiert wird.
Der Workshop findet am Wochenende
7. und 8. Oktober jeweils von 11 bis
17.30 Uhr im FestSpielHaus, Quiddestr.
17 (München) statt.
Workshopleitung: Sigi Müller M.A., Theaterpädagogin BuT
Die Teilnahme kostet 40 Euro
Bitte Trainingskleidung und warme Socken mitbringen.
Weitere Infos und Anmeldung:
Tel. 67 20 20 oder per E-Mail an
[email protected]
Begegnungen zwischen Menschen und ihren Religionen
Erzählen von Gott und der Welt
Die demokratische Gesellschaft lebt von der Anerkennung unterschiedlicher weltanschaulicher und
religiöser Auffassungen, sie lebt vom Diskurs um Lösungen beim Aufeinandertreffen ungleicher Interessen, sie lebt vom steten Ringen um Verständigung. Verständigung setzt Verstehen voraus. Das Erzählstück „Mit Abraham fing alles an“ macht es uns auf humorvolle Weise leicht, Gemeinsamkeiten zu
entdecken, Unterschiede und Grenzen zwischen Juden, Christen und Muslimen zu verstehen. Erzählt
wird am Morgen für Schulklassen (ab 10.30 Uhr) und abends (ab 20 Uhr) für alle.
Warum glaubt der Mensch? Was heißt
Verständigung in religiöser Vielfalt wahrnehmen, zuhören, den Blickwinkel
wechseln? Welche Fähigkeiten müssen
gelernt werden für den Umgang mit religiösen-weltanschaulichen Konflikten?
Welche pädagogischen Antworten gibt
es? Welche Kraft, Macht hat der Glaube
und welche Wirkungen, Gefahren?
diese und weitere Fragen aus interdisziplinärer Sicht in den Impulsreferaten
und bei der Gesprächsrunde der Fortbildungsveranstaltung am Nachmittag (1418 Uhr). Begleitend werden ganztägig
in einer Ausstellung, auf Bücher- und
Infor mationstischen in der Werkstatt
der Kulturen Anregungen für die Praxis
vorgestellt.
Vertreter und Vertreterinnen aus drei Religionsgemeinschaften, aus den Medien,
der Wissenschaft und Praxis beleuchten
Veranstaltungsort:
Staatliches Museum für Völkerkunde,
Maximilianstraße 42, München
Projektleitung und Kontakt:
Angela Dellner-Aumann
Direktorium der LH München,
Beschwerdestelle für Diskriminierungsfälle
Burgstraße 4, München,
Tel. 089/233-24488
Anmeldung:
Für alle drei Veranstaltungen ist eine
Anmeldung bis 10. Oktober per E-Mail an
[email protected], Stichwort „Erzählen“, erforderlich.
Angebote
Rauchverbot in KJR-Einrichtungen
Zieh mit - den Nichtrauchenden zuliebe!
Im Rahmen der Diskussion um ein Rauchverbot in öffentlichen Räumen hat sich der Kreisjugendring
München-Stadt (KJR) für den aktiven Nichtraucherschutz ab Beginn des neuen Schuljahres entschieden.
Alle KJR-Einrichtungen
sind ab sofort rauchfrei
Unter dem Motto „Zieh mit
– den Nichtrauchenden
zuliebe!“ werden die
Jugendlichen mit unterschiedlichen Plakatmotiven
auf das Rauchverbot hingewiesen.
In den KJR-Einrichtungen galten bisher sehr unterschiedliche
Regelungen zum Rauchen: von
rauchfreien Häusern bis hin zu
Einrichtungen, die das Rauchen
räumlich und/oder zeitlich eingeschränkt haben. Klar geregelt war
dabei immer ein Rauchverbot für
unter 16-Jährige.
Mit der Umsetzung eines generellen
Rauchverbots in den Einrichtungen
des KJR sollen vor allem die nicht rauchenden Besucherinnen und Besucher
geschützt werden.
Fotoausstellung zur Tschernobyl-Katastrophe
verstrahlt - verdrängt - vergessen
Anlässlich des 20. Jahrestags der Tschernobyl-Katastrophe präsentiert Greenpeace vom 18. Oktober bis zum 5. November eine Fotoausstellung mit dem Titel „verstrahlt – verdrängt – vergessen“ im
Gasteig. Die Portraits von Robert Knoth zeigen Personen aus drei radioaktiv verseuchten Gebieten in
Russland, Weißrussland und Kasachstan.
Menschen, die mit ihrer Gesundheit dafür
bezahlen müssen, dass andere meinten,
Atomkraft beherrschen zu können. Viele
der damals radioaktiv verstrahlten Gebiete sind immer noch unbewohnbar und die
Menschen leiden unter den Folgen der
Radioaktivität. Robert Knoth gelingt es,
ein Gefühl der Nähe und Vertrautheit zu
erzeugen, als ob ihn seine fotografierten
Modelle bis auf den Grund ihrer Seele
blicken ließen. Auch ohne Bilder der
Katastrophe direkt zu zeigen, vermittelt
die Ausstellung in eindringlichen und persönlichen Aufnahmen einen bewegenden
Eindruck von den schrecklichen Folgen
des Reaktorunfalls.
Foto: Robert Knoth/Greenpeace
Ort:
Gasteig München, Glashalle, 1. OG
Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag, 8 bis 23 Uhr
Mehr Infos:
www.greenpeace.de/tschernobyl
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28
Angebote
Ab Januar 2007 gibt es wieder freie Praktikumsplätze
afk tv – Eine Chance für
Fernsehmacher von morgen!
Im Münchner Aus- und Fortbildungskanal afk tv drehen, schneiden, recherchieren und
texten fast täglich rund 16 junge Leute unter kompetenter Betreuung, um dreimal die
Woche von 21 bis 23 Uhr auf Sendung zu gehen.
Ziel von afk tv ist es, jungen Leuten zu
zeigen, wie der Arbeitsalltag im Fernsehen aussieht und welche Tätigkeitsfelder
es dort gibt. Das alles wird in einer Lehrredaktion sehr realistisch umgesetzt. Das
6-monatige (unentgeltliche) Praktikum
kann entweder in der Redaktion oder der
Technik absolviert werden. Außerdem
haben pro Halbjahr ein(e) PR- und ein(e)
Archiv-/ Dokumentationspraktikant(in)
die Chance, das Handwerkszeug zu erlernen.
Die Arbeit in der Redaktion glieder t
sich in drei Spar ten: Programmplanung, Pressearbeit und die Herstellung
eigener Beiträge. Anfangs lernen die
Redakteure, selbständig Programm zu
planen und passende Anmoderationen
für die afk-Studioaufzeichnungen zu
verfassen. Außerdem erstellen und
versenden sie Pressetexte und sind für
deren Veröffentlichung im Internet zuständig. Parallel dazu beginnt man seine
eigenen Projekte - von der Idee über die
Konzeptentwicklung bis hin zum Schnitt
- zu realisieren. Man lernt selbständig zu
recherchieren und einen Beitrag in Bild
und Ton umzusetzen.
Das technische Praktikum weist in die
Grundtechniken der Kamera ein, wobei
man von Anfang an die Kamera beim Dreh
selbst in die Hand nehmen darf und so
praktische Erfahrungen sammeln kann.
Außerdem wird man in die analogen sowie digitalen Schnittplätze eingewiesen,
um den Schnitt für afk-eigene Produktionen durchzuführen. Technikpraktikanten
sind auch für die Digitalisierung von
Beiträgen und die weitere Abwicklung der
afk tv-Sendungen zuständig. Und fernsehtechnisches Grundwissen bekommt man
auch noch dazu.
Einen großen Bereich bilden auch die regelmäßig stattfindenden Studioaufzeich-
Fotos: afk tv
nungen. Die Praktikanten haben somit
die Möglichkeit, in den verschiedensten
Bereichen echtes Fernsehprogramm zu
machen - und zwar praxisnah mit echter
Studiotechnik. Ob Aufnahmeleitung oder
Maske, Kamera oder Regie - im Studio
arbeiten Redaktion und Technik eng
zusammen. Außerdem kann man hier
- bei entsprechender Begabung - auch
einmal vor der Kamera stehen und den
Zuschauer durch eine Sendung oder ein
Studiointerview führen.
Nach dem Praktikum sollte jeder fit
genug sein, sich bei Sendern, Fernsehakademien, Journalistenschulen oder
anderswo um eine TV-Ausbildung zu
bewerben, so wie das viele unserer Ehemaligen erfolgreich getan haben.
afk tv ging zum ersten Mal am 30. Juni
1996 auf Sendung und konnte somit dieses Jahr seinen 10. Geburtstag feiern.
Schon im Jahr 1995 wurde auf Initiative
der Bayerischen Landeszentrale für neue
Medien (BLM) die gemeinnützige afk
GmbH gegründet. Gesellschafter sind
private Fernseh- und Radiosender wie
ProSieben oder Antenne Bayern, namhafte bayerische Ausbildungseinrichtungen,
sowie die Stadt München und der bayerische Jugendring. Die Gesellschaft beherbergt drei Vereine: das afk-Fernsehen
und den Radiosender M94.5 in München,
sowie das Radio afk max in Nürnberg.
Montags gibt es im Programm von afk tv
Kurzfilme und Dokumentationen von der
Münchner Filmhochschule. Am Mittwoch
steht „Fernsehen von Jugendlichen für
Jugendlichen“ auf dem Programm. Hier
geht es um Kultur und Musik, aber auch
um Politik und Probleme für die 15- bis
25-Jährigen. Freitags ist dann der spannende Tag für die „Macher“ von afk tv.
Neben experimentellen Videoproduktionen oder Talkshows laufen Reportagen
oft zum Thema Fernsehen selbst. Und
jeden ersten Freitag im Monat serviert
die Lehrredaktion das afk-Magazin „Null.
Acht.Neun“, das von der Idee bis zu den
fertigen Beiträgen von den Praktikanten
selbst produziert wird.
Wer seinen Kabelfernseh-Vertrag bei der
KMS (Kabelfernsehen München ServiCenter GmbH) abgeschlossen hat, kann
die fernsehmacher von morgen auf münchen2 (Kanal 56) empfangen – montags,
mittwochs und freitags von 21 bis 23 Uhr.
Kunden von Kabel Deutschland finden
afk tv auf Kanal S6. Seit Herbst 2005
laufen außerdem am Sonntagvormittag
auf münchen.tv die Programm-Highlights
(Kanal 66 oder S7).
Ab Januar 2007 bietet afk tv wieder jungen Leuten die Chance, in einem 6-monatigen Praktikum das Fernsehmachen
vor und hinter der Kamera zu lernen.
Neben Redaktions- und Technikpraktikanten werden außerdem je eine Stelle
als PR- und als Archiv-/DokumentationsPraktikant besetzt. Bewerbungsschluss
ist der 24. Oktober 2006. Weitere Infos
unter www.afktv.de oder telefonisch unter
089 / 427 408 86.
Angebote
Theater rund um das Thema Knete, Kohle & Moneten
Bühne blank
In Kooperation mit der Schuldenpräventionsstelle Cashless München bietet Rampenfieber
ab Oktober 2006 ein neues Theaterprojekt für spielhungrige Jugendliche an.
Nach der Sommerpause haben Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahren wieder
die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten mit
professioneller Unterstützung auf einer
Bühne auszuleben. Diesmal dreht sich
alles um das Thema Knete, Kohle & Moneten: Geld regiert die Welt, oder nicht?
Geld stinkt nicht, oder doch? Jung, lässig
und (fast) immer pleite? Wie kommt es,
dass am Ende des Geldes noch so viel
Monat übrig ist?
Der theaterpädagogische Service Rampenfieber und das Schuldenpräventionsprojekt Cashless-München wollen
Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich
mit der Bedeutung von Geld und Konsum
auseinanderzusetzen. Ob Geld die Welt
regier t oder was es heißt, keines zu
haben, sind neben anderen Fragen Ausgangsthesen, mit denen Jugendliche in
diesem Theaterprojekt konfrontiert werden. Sie haben hier Gelegenheit, eigene
Ideen zum Thema einzubringen und
daraus ein Theaterstück zu entwickeln.
Unter Anleitung der Theaterpädagogin
Schoschana Braut finden die Proben ab
dem 23. Oktober 2006 jeweils montags
von 16 bis 19 Uhr im Jugendtreff am
Biederstein in Schwabing statt.
Jedes Treffen beinhaltet ein intensives
Schauspieltraining. Erfahr ungen im
Theaterspiel sind nicht notwendig. Voraussetzung ist jedoch die Bereitschaft,
an allen Proben und den Aufführungsterminen teilzunehmen.
Die Inszenierung wird an zwei aufeinander folgenden Samstagen im Mai 2007
präsentiert.
Anmeldung & Infos zum Theaterprojekt:
Schoschana Braut, Rampenfieber - Theaterpädagogischer Service (KJR),
Gohrenstr. 6, 80802 München,
Tel. 34 44 85, E-Mail: [email protected]
www.rampenfieber-muenchen.de
Mehr Infos zu Cashless unter
www.cashless-muenchen.de
Foto: Nico Fung
Neue Ausstellung in der Galerie 90
Leerstelle
Jugendliche mit und ohne Schulabschluss, die in München und Umgebung keine Lehrstelle fanden, reflektieren ihre Wirklichkeit und die von
anderen Randgruppen der Gesellschaft.
Dabei geraten auch Tendenzen, andere
auszugrenzen, in den Blick. In der eigenen Angst, statt einer Lehrstelle nur eine
Leerstelle zu erhalten und in der Gesellschaft keinen Ort der Zugehörigkeit zu
finden, entdecken sie eine der Wurzeln
für Rassismus und Diskriminierung, aber
auch einen Ausgangspunkt zu einer mutigeren Haltung sich selbst und anderen
gegenüber.
Vernissage am Mittwoch, den 27. September um 18 Uhr. Anschließend (19.30
Uhr) Lesung im JIZ (Paul-Heyse-Str. 22).
Ute Dukat liest Texte von Jugendlichen
ohne Lehrstelle, in denen diese ganz
unverstellt aussprechen, was sie denken
und fühlen.
Die Bilder sind bis 8. Dezember werktags
von 9 bis 16 Uhr in der Galerie 90 zu
sehen. Der Eintritt ist frei.
Seit 1990 gibt es die Galerie 90 in der
Geschäftsstelle des Kreisjugendring
München-Stadt in der Paul-Heyse-Str.
22. Im 1. und 4. Stock zeigt die Galerie 90
Ausstellungen, die Aspekte der offenen
und verbandlichen Jugendarbeit sowie
gesellschaftliche Themen aufgreifen.
Infos: Erika Hennig, Tel. 51 41 06 46,
E-Mail: [email protected]
Wettbewerb
zum Thema Armut
Echt arm?
7 Millionen Deutsche leben in Armut.
Doch jeder hat eine andere Vorstellung
davon, was Armut bedeutet. In diesem
Wettbewerb geht es darum, die persönliche Definition von
Armut in Text, Bild,
To n o d e r F i l m
wiederzugeben.
Mitmachen kann
jede/r ab zwölf
Jahren.
Einsendeschluss ist der
30. November
2006.
Nähere Informationen
gibt es unter
www.diegesellschafter.de
29
30
Angebote
Spielfilm-Reihe zu Migration, Integration und Jugend
Aus der Fremde – in die Fremde?!
Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit dem KJR München-Stadt und dem Ausländerbeirat München
präsentiert das Jugendinformationszentrum (JIZ) von Oktober 2006 bis Juni 2007 sieben Spielfilme, die
nicht nur unterhaltsam und spannend sind, sondern auch verschiedene Themenbereiche von Migration
und Integration thematisieren.
Spanien schwillt der Protestzug auf Millionen von Menschen an.
Gast: Dr. F. Kayode Salau – Regionales
Zentrum Bayern
Anschließend wird Cumali Naz (Vorsitzender des Ausländerbeirats und
Interkult-Beauftragter des KJR München-Stadt) jeweils mit Gästen und dem
Publikum über Aspekte von Migration
und Integration in Bezug auf Jugendarbeit diskutieren. Alle Interessierten sind
herzlich eingeladen.
Veranstaltungstag ist immer ein Dienstag, Beginn: 18.30 Uhr - Der Eintritt ist
frei!
Anmeldung bitte unter Tel. 51 41 06 60
oder per E-Mail: [email protected]
10.10.2006 – Solino
Die unterschiedliche Entwicklung zweier
italienischer „Gastarbeiter“-Söhne im
Aktuelle Infos zu den Filmen und Gästen
gibt es unter: www.filmreihe.jiz-m.de
Ruhrgebiet.
Gast: Dr. Norma Mattarei – Akademie
der Nationen
7.11.2006 – Der Marsch
Im Sudan bricht eine Gruppe verzweifelter Menschen auf, um dem Hungertod zu
entfliehen. Auf ihrem Marsch Richtung
Weitere Termine: 5.12. Fremde Haut;
6.2. Just a kiss; 6.3. Tee im Harem des
Archimedes; 8.5. Swetlana; 12.6. Kurz
und schmerzlos
Stephan Hadrava
Jugendinformationszentrum
München
JFF-Befragung auf der Games Convention 2006
Voll verspielt und gut gebildet
Computerspielbegeisterte Jugendliche haben ein durchaus hohes Bildungsniveau. Das jedenfalls legt eine Befragung nahe, die das JFF auf der Games Convention 2006 durchgeführt hat.
Zwei Drittel der 109 befragten 12- bis 18-Jährigen besuchen das Gymnasium. Für diesen hohen
Prozentsatz spielt sicher der Messecharakter eine Rolle, evtl. auch der Ort der Befragung, die
GC-family-Halle. Sie zog nur einen Teil des jugendlichen Publikums an. Trotzdem: Es spricht
einiges dafür, Computerspielbegeisterung und Schulversagen nicht allzu schnell in eine Kausalbeziehung zu pressen.
Deutlich wird das auch an einer Spezialgruppe, an den Jugendlichen, die OnlineSpiele favorisieren. Knapp ein Viertel der
Befragten ist explizit dieser Gruppe zuzurechnen, d.h. sie widmen sich regelmäßig und ausgiebig Online-Spielen. Diese
vorwiegend männlichen Spieler (nur 4%
weibliche Befragte gaben sich als OnlineSpielerinnen zu erkennen) sind zu über
der Hälfte (57%) Gymnasiasten, weitere
21% besuchen die Realschule. Für fast
zwei Drittel (63%) ist das Spielen eine
tägliche Beschäftigung und sie verbringen damit tendenziell viel Zeit, einzelne
nannten bis zu neun Stunden. Einige
würden dieses Zeitbudget noch erhöhen,
wenn nicht Eltern und Alltagspflichten
sie daran hindern würden. Die Vorlieben
der Online-Spieler konzentrieren sich auf
zwei Genres: Rollenspiele favorisieren
73%; der klare Spitzenreiter ist „World of
Warcraft“. 57% sind Shooter-Fans; hier
ist der Spitzenreiter „Counter-Strike“.
Spielvorlieben und Spielverhalten der
Online-Spieler haben mehrere Implikationen:
Online-Spieler betrachten das hohe
Zeitbudget als ein Muss. Dazu ein „World
of Warcraft“-Spieler: „Wenn man nicht
ständig am Ball bleibt und täglich mehrere Stunden spielt, verliert man den Anschluss und ist draußen.“ Online-Spieler
sitzen allein vor dem Rechner, aber sie
sind nicht einsam.
Ein 14-Jähriger, ebenfalls Fan von „World
of Warcraft“: „Meine Eltern sagen immer,
ich soll mich doch mit Freunden treffen.
Aber sie verstehen einfach nicht, dass
ich meine Freunde beim Computerspielen im Teamspeak treffe.“
Online-Spieler favorisieren zu beachtlichen Anteilen Kampf- und Ver nichtungsszenarien. Das gilt vorrangig für
die Shooter-Fans. Dass ihre Vorlieben
schwerlich als harmlos zu bezeichnen
sind, schien den befragten Jugendlichen
kaum Probleme zu machen. Offenherzig
nannten sie uns ihre Favoriten, auch
wenn diese, wie im Fall von zwei 13Jährigen „Battlefield 2“- Spielern, für ihr
Alter noch nicht freigegeben sind.
Online-Spieler haben öfter Ärger mit den
Eltern als andere Spieler. Hauptgründe
sind die investierte Zeit und mangelnde
soziale Kontakte. Doch sie wissen dagegen zu halten, vorrangig mit dem Hinweis
auf ausreichende Schulleistungen. Ein
12-Jähriger dreht populistische Argumente zu seinen Gunsten und besänftigt
seine Eltern mit dem Hinweis: „Ich geh
ja auch raus und ich bin ja auch ganz
dünn“.
Neben den Ergebnissen zu den OnlineSpielern erbrachte die JFF-Befragung
eine Reihe weiterer Einblicke in die
aktuellen Spielvorlieben und Spielgewohnheiten von Jugendlichen. Aus einer
parallel durchgeführten Befragung von
Eltern resultieren zudem Hinweise auf
den familiären Umgang mit dem computerspielbegeisterten Nachwuchs.
Die Ergebnisse der Befragung werden
sukzessiv ab der 37. KW auf der Website
des JFF veröffentlicht: www.jff.de
Angebote
Die Ergebnisse der 15. Shell Jugendstudie
Jugend 2006 – eine pragmatische
Generation unter Druck
Die junge Generation wird gemeinhin als „Seismograph“ für anstehende gesellschaftliche
Entwicklungsnotwendigkeiten betrachtet. Die Shell Jugendstudien sind in dieser Hinsicht ein
Standardwerk der deutschen Jugendforschung.
Die Shell Jugendstudie 2006 beschäftigt
sich mit den Lebenslagen, den Einstellungen und Orientierungen sowie der
Bereitschaft zum Engagement bei den
heutigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Besonderer Wert wird auch dieses Mal
wieder darauf gelegt, die spezifischen
Herangehensweisen von jungen Menschen gegenüber den gesellschaftlichen
Herausforderungen darzustellen. Neben
den Problemen am Arbeitsmarkt werden
dabei ebenfalls die „großen Themen“,
wie der demografische Wandel oder auch
die Globalisierung, angesprochen.
Wann: Donnerstag, 19. Oktober 2006,
14 bis 16.30 Uhr
Wo: CVJM, Landwehrstraße 13, München
Programm:
■ 14:00: Begrüßung durch die Vorsitzende des KJR, Elke Geweniger
■ 14:15 „Jugend 2006 – eine pragmatische Generation unter Druck“,
Zentrale Ergebnisse der 15. Shell Jugendstudie, Vortrag und Diskussion
Referent: Ulrich Schneekloth, TNS
Infratest München
Es wird kein Teilnahmebeitrag erhoben.
Anmeldung erforderlich: Monika Wenzig,
Tel. 51 41 06-40, Fax 51 41 06-78 oder
E-Mail: [email protected]
Synagogen in Deutschland
„... und ich wurde ihnen
zu einem kleinen Heiligtum ...“
Detailreiche Holzmodelle, gebaut von Studenten der TU Braunschweig, geben einen Überblick
über die Entwicklung der Synagogenarchitektur in Deutschland zwischen dem 18. Jahrhundert
und dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Mit über 3.000 Lehr- und Bethäusern
waren jüdische Ritualbauten über Jahrhunderte ein integraler Bestandteil des
deutschen Stadtbildes, bis sie fast sämtlich unter der nationalsozialistischen
Diktatur zerstört wurden. Die Ausstellung gibt einen guten Überblick über
Synagogen in Deutschland und deren
architektonische und geschichtliche Aspekte. Sie bietet Anregungen sowohl für
Jugendliche aus Jugendverbänden als
auch für Multiplikatoren, die Geschichte
der Juden in Deutschland als einen Teil
der deutschen Geschichte zu sehen und
kennen zu lernen.
Die Ausstellung ist vom 11. Oktober bis
2. November im Saal der IKG München,
2. Stock in der Reichenbachstraße 27
zu sehen.
Der KJR veranstaltet gemeinsam mit
dem Jugend- und Kulturzentrum der IKG
München am Mittwoch, den 25. Oktober
von 18 bis 19.30 Uhr eine Führung durch
diese Ausstellung (mit anschließendem
Gespräch).
Anmeldungen zu dieser Führung bitte an
das Sekretariat der Abteilung Jugendarbeit im KJR München-Stadt unter der
Rufnummer 51 41 06 30 oder per E-Mail:
[email protected]
Fest der Begegnung
Theater, Zauber, Tanz und mehr
Das 7. Fest der Begegnung findet am
7. Oktober ab 15 Uhr im Kinder- und
Jugendtreff Hasenbergl ’s Dülfer in
Kooperation mit dem Verein „Hilfe für
das autistische Kind“ statt. Die Schirmherrschaft hat die 2. Bürgermeisterin
Christine Strobl.
Es gibt ein umfangreiches Bühnenprogramm und für das leibliche Wohl wird
bestens gesorgt. Der Eintritt ist frei.
Telefonische Anmeldung erbeten unter
313 24 79.
Das ausführliche Programm gibt es unter
www.kjr-m.de/service/aktuell_termine
31
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Kalender
KJR München-Stadt - Postfach 151 223 - 80047 München
PVSt - Deutsche Post AG - Entgelt bezahlt - 13074
Termine
„Die Echten“ singen am 6. Oktober im Spectaculum Mundi / Intermezzo
wann
was
wo
weitere Infos
26.9.
20 Uhr
„Deutschstunde“
Gast: Necla Kelek
Literaturhaus München,
Salvatorplatz 1, Saal, 3. Stock
VK unter Tel. 29 19 34 27
27.9.
18 Uhr
Vernissage: Leerstellen
(Ausstellungsende: 8.12.)
Galerie 90, KJR MünchenStadt, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
Tel. 51 41 06 46
27.9., 19.30 Uhr
Lesung: Leerstellen, mit Ute Dukat
JIZ, Paul-Heyse-Str. 22
www.kjr-m.de
29.9.
10 Jahre Jugendtreff AKKU
Lohstr. 70, 81543 München
www.kjr-m.de
29.9., Einlass
18.30 Uhr, Vorstellung 20 Uhr
Phönix aus der Asche:
„Da legst di nieder. Plim! Plam! Plum“
KJT Hasenberg `s Dülfer,
Katharina Adam Haus,
Dülferstr. 34
Anmeldung erforderlich:
313 24 79, Mo-Fr 13.30-18
Uhr, [email protected]
www.kjr-m.de
6.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Die Echten (A)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.dieechten.at
7.10.
10-16 Uhr
Rechtsextremismus als Indikator einer
gescheiterten Integration
Jugendinformationszentrum
(JIZ), Paul-Heyse-Str. 22
www.bjr.de
7.10.
20:30 Uhr
Vokal Total: Yellow and Green, Weimar,
Special Guest: Stimmband (München)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.yellowandgreen.de
7.10.
Da sein für München
Marienplatz bis Odeonsplatz
www.muenchen.de
7.10.
15 Uhr
7. Fest der Begegnung
KJT Hasenbergl `s Dülfer,
Dülferstr. 34
www.kjr-m.de
8.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Nostalphoniker (München)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.nostalphoniker.de
10.10.
18.30 Uhr
JIZ-Spielfilmreihe zu Migration, Integration
und Jugend: Solino
JIZ, Paul-Heyse-Str. 22
www.filmreihe.jiz-m.de
13.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Six Pack (Bayreuth)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.sixpack.tmt.de
13.-15.10.
Team Global (Kick-off-Workshop)
Gewerkschaftshaus München,
Schwanthalerstr. 64
www.kjr-m.de
13.10.
40-jähriges Jubiläum KJT Trudering
KJT Trudering „Freizi“,
Feldbergstr. 63
www.kjr-m.de
13.10.
18.30 Uhr
Kabarett: “Ehre … und der Beitritt der
Türkei in die EU“
Jugendtreff M10City,
Maßmannstr. 10
www.m10city.de
14.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Doppelkonzert Muttis Kinder
(Rostock) und Terzinfarkt (München)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
muttis-kinder.de, terzinfarkt.de
15.10.
11-21 Uhr
Münchner Freiwilligen-Messe
Münchner Gasteig
www.muenchen.de/
engagiert-leben
15.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: cash-n-go (Augsburg)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.cash-n-go.de
19.10.
14 Uhr
Fachveranstaltung
„15. Shell Jugendstudie“
CVJM, Landwehrstr. 13
www.kjr-m.de
20.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: mëdlz+band (Dresden)
Kleine Georg-Elser-Halle
www.spectaculum-mundi.de
www.medlz.de
21.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Indigo (F)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.indigovocal.com
22.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Principianti - die A-CappellaMix-Night mit: 5 vor der Ehe (Hannover),
Quempas (A), John Beton & the five
Holeblocks (Aschaffenburg)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.vorderehe.de
www.quempas.com
www.johnbeton.de
27.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Vocal Sampling (Kuba)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.kapa-productions.com
28.10.
20.30 Uhr
Vokal Total: Doppelkonzert Niniwe (Berlin)
und Vocaldente (Hannover)
Spectaculum Mundi / Intermezzo, Graubündener Str. 100
www.spectaculum-mundi.de
www.niniwe.de, vocaldente.de