K3 4/2014 - Kreisjugendring München
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K3 4/2014 - Kreisjugendring München
17. Jahrgang • No. 4 • Juli 14 Schwerpunktthema Freiwilliges Engagement und Ehrenamt www.kjr-m.de Natürlich² verantwortungsvoll und lecker KJR-Einrichtungen machen mobil Duell ums Goldene Bügeleisen 2 Inhalt Aktuell Finale des KJR-Band-Contests 4 Elephant Factory gewinnt muc-king 2014 Impressum Ausgabe 4/2014 | erschienen am 23.6.2014 Verleger: Haushaltsrallye für Jungs im M10City 9 Duell ums Goldene Bügeleisen Jugendtreff am Biederstein beim EYE 2014 in Straßburg 12 „Es sollte ein Schulfach Europa geben“ Berufsorientierungstag für clevere Jungs 14 Wiederholung erwünscht! Jugendarbeit und Schule - Kooperation auf Augenhöhe 15 „Sozialpädagogik an der Schule wirksam machen“ kids on stage 2014 16 Großartige Show von Kindern für Kinder 25 Jahre soundcafé 17 Jubiläum mit vollem Kulturprogramm Angebote Kreisjugendring München-Stadt im Bayerischen Jugendring, Paul-Heyse-Str. 22, 80336 München Telefon 089 / 51 41 06-978, Fax 089 / 51 41 06-45 E-Mail: [email protected], Internet: www.kjr-m.de Verantwortlich: Tom Rausch, Vorsitzender Redaktion: Angelika Baumgart-Jena (verantwortlich), Michael Graber, Herbert Hartinger, Kerstin Hof, Marko Junghänel, Carolin Keller, Petra Kutzner, Claudia Lässig, Manuela Sauer, Armin Schroth, Gecko Wagner, Ingrid Zorn. Unterstützung im Schwerpunktteil durch Gerhard Wagner. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder. Titelbild: Herbert Hartinger, Haushaltsrallye Verwaltung: Jana Beyreuther Layout: Fa-Ro Marketing, München Druck: GPP Engelhardt GmbH, München Gedruckt auf 100% Recyclingpapier Auflage: 3.000 Exemplare Abonnementpreis: Der Bezug ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Sommerferienprogramm für Berg am Laim, Trudering und Neuperlach 30 Ferien Extra! Gebärdensprachdolmetscher auf dem OBEN OHNE Open Air 2014 31 Mittendrin – nicht nur dabei Kalender Erscheinungsweise: 8 Ausgaben jährlich Nächste Ausgabe Erscheinungsdatum:21.7.2014 Redaktionsschluss:30.6.2014 Schwerpunktthema:Kreativität Gefördert aus Mitteln der Landeshauptstadt München Neue Ausstellungen in der Galerie 90 32 Dreimal Kinderkunst Schwerpunkt: Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Perspektivwechsel bei jugendlichem Engagement 19 Jugendliches Engagement ist auch nicht mehr das, was es einmal war Erwachsene neigen dazu, die späteren Jugendgenerationen als Verfallsprodukte zu sehen. Wenn man dann mit empirischen Befunden dagegenhält, erntet man oft ungläubiges Staunen. Von Prof. Dr. Heiner Keupp Freiwillige im Kreisjugendring München-Stadt 22 Bunt und vielfältig wie Jugendarbeit selbst Der Einsatz von Freiwilligen gehört zur Tradition und zum Selbstverständnis des KJR. Ohne freiwilliges Engagement wäre seine Arbeit des KJR so nicht möglich. Von Dr. Manuela Sauer Auszeichnung für bürgerschaftlich Engagierte 24 „München dankt!“ Zum 1. August 2008 hat die Landeshauptstadt München die Auszeichnung „München dankt!“ für bürgerschaftlich Engagierte in München eingeführt. Von Marko Junghänel Kinderrat im Rumfordschlössl 24 Gute Voraussetzungen Seit Januar 2014 hat das Rumfordschlössl einen demokratisch gewählten Kinderrat. Die Wahlbeteiligung lag bei unglaublichen 98 Prozent. Von Sabine Laske Ehrenamt im Spielhaus Sophienstraße 25 Unendliche Möglichkeiten Ehrenamtliche Tätigkeit birgt vielseitige Möglichkeiten, soziale Kompetenz zu entwickeln. Bereiche, in denen im Spielhaus Sophienstraße erste Erfahrungen im Ehrenamt gemacht werden können, sind dabei sehr unterschiedlich. Von Jutta Schneider 4|14 Seit fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte 25 Das Team der ASP-Juniors Auf dem Abenteuer-Spiel-Platz Neuhausen gibt es seit 2009 die ASP Juniors. Dies sind ehrenamtliche Stammkinder des Spielplatzes, die nicht nur „spielen“, sondern sich aktiv am Geschehen der Einrichtung beteiligen wollen. Von Nicole Endrich Ehrenamt in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit 26 Wir für uns Die Duden-Definition von „Ehrenamt“ ist für die Offene Kinderund Jugendarbeit problematisch. Heute sind es junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst oder im Freiwilligen Sozialen Jahr, die hier unverhältnismäßig viel für unverhältnismäßig wenig Geld leisten. Von Wolfgang Petzold Stolpersteine beim Engagement in der Jugendarbeit 27 Schwarzbuch Ehrenamt Keine Zeit, zu viel Bürokratie, kein Dank – so lässt sich der Frust mancher Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit zusammenfassen. Von Carolin Keller und Herbert Hartinger Service-Learning an Schulen – Chance für Jugendverbände? 28 Das könnte funktionieren Service-Learning ist eine schulische Lehr- und Lernmethode, die zum Ziel hat, schulisches Lernen mit gesellschaftlichem Engagement zu verbinden. Von Gerhard Wagner Aktuell 3 KJR-Jahresempfang im Fezi Abenteuer Inklusion „Wege zur Inklusion“ lautete das Motto des diesjährigen KJR-Jahresempfangs am 8. April im Kinder- und Jugendtreff am Wettersteinplatz. Das Thema Inklusion begleitet den KJR, seine Einrichtungen und die im KJR zusammengeschlossenen Jugendverbände schon lange. Denn an den vielfältigen Angeboten der offenen und verbandlichen Jugendarbeit sollen ALLE Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen teilnehmen können. Selbsterfahrung mit Simulationsbrillen Bereits 2003 wurde dafür die KJR-Fachstelle ebs eingerichtet, die Pionierarbeit leistete. Als die Aufgaben und Angebote der Fachstelle 2004 beim 12. Deutschen Jugendhilfetag in Osnabrück präsentiert wurden, gab es viel Interesse und Lob, aber auch genauso viel Kopfschütteln „wie soll das denn gehen?“. Inzwischen sind zehn Jahre vergangen und die inklusiven Angebote haben deutlich zugenommen. Es gibt vielfältige Aktionen und tragfähige Kooperationen und so gelingt gemeinsam manches, wovon man vor zehn Jahren noch nicht mal geträumt hat – zum Beispiel Kinder im Rollstuhl auf einem Abenteuerspielplatz. Und auch Jugendverbände versuchen in und mit ihren Gruppen, inklusiv zu arbeiten. Manche projektbezogen, manche spontan und manche so systematisch, dass Inklusion sogar Teil der Ausbildung ist. Aber: „Klar machen müssen wir uns dabei immer, dass das nur kleine Schritte zu einer inklusiven Gesellschaft sind, von der wir noch weit weg sind“, betonte der KJR-Vorsitzende Tom Rausch in seiner Begrüßungsrede. Die Gäste bekamen an diesem Abend fünf sehr unterschiedliche Projekte präsentiert: Den Anfang machten Bert Witzens und Sebastian Braun von der Aubinger Tenne, wo eine langjährige Kooperation mit Spielratz e.V. besteht. Geistig behinderte junge Menschen besuchen die Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und feiern regelmäßig inklusive Partys mit den dortigen Besucherinnen und Besuchern. Bei der zweiten Präsentation berichteten Caro Eberl von der KJR-Fachstelle ebs und Ja- Unterschiede im Leben besonders und spaßig alle Menschen sind gleich überall Lebensfreude in Schulen einzigartig und neu das wird schon klappen wichtig nika Meisl vom Projekt „Auf Herz und Rampen prüfen“ von ihrer Arbeit. Danach wussten die Gäste des Jahresempfangs, was Deaf Graff ist, wie ein Dunkelbrunch abläuft, dass behinderte Kinder großen Spaß beim Zirkus Nordini haben und auch, welche Schwierigkeiten nichtbehinderte Kinder und Jugendliche mit Blindenlangstock und Rolli haben. Die Evangelische Jugend München – Soziale Rehabilitation präsentierte, ganz im Sinne des Konzepts, mit behinderten und nichtbehinderten jungen Menschen ihren Baustein „Inklusion“, der Teil der Jugendleiterinnen- und Jugendleiter-Ausbildung bei der Evangelischen Jugend ist. Der letzte Beitrag des Abends führte ins Abenteuer Inklusion. Susanne Kußmaul vom Abenteuer-Spiel-Platz Neuhausen berichtete, wie Kinder mit Handicap auf dem Gelände zurechtkommen und zeigte, dass ganz viel möglich ist, wenn man es nur will. Zum Schluss wurde es poetisch, als die Gäste in kleinen Gruppen „Elfchen“ - Gedichte, die aus Menschlichkeit beim KJR zukunftsreich und prächtig macht voll fett Spaß einfach 11 Worten bestehen - zum Thema Inklusion schreiben durften. Ein gelungener Abend, der kurzweilig das Thema Inklusion beleuchtete, bei dem aber auch deutlich wurde, dass es bis zur wirklichen Inklusion noch ein ganz weiter Weg ist. Ingrid Zorn, Angelika Baumgart-Jena, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, KJR Anleitung zur Poesie für Inklusion Bitte beantworte folgende Fragen: 1. Was siehst Du, wenn Du an Inklusion denkst? (bitte schreibe 1 Wort) 2. Wo siehst Du es? (bitte schreibe 2 Worte) 3. Wie sieht es aus? (bitte schreibe 3 Worte) 4. Was fühlst oder denkst Du? (bitte schreibe 4 Worte) 5.Schlusswort (bitte schreibe 1 Wort) Mehr Bilder unter www.kjr-m.de/galerie 4|14 4 Aktuell Finale des KJR-Band-Contests Elephant Factory gewinnt muc-king 2014 Mit der eigenen Band die Bühne rocken, Ruhm und Ehre ernten und eine Studioaufnahme gewinnen, das bietet mucking 2014, der Live-Musik-Wettbewerb des KJR für Münchner Newcomer-Bands. Am Freitag, den 30. Mai fand im Spectaculum Mundi in der Graubündener Straße 100 das große Finale statt. Dort spielten die vier Vorrundensieger RAD MINDS RUMBLE (Alternative Rock), NEON BLACK (Funk Rock), SUFFOCATE THE SILENCE (College Rock) und ELEPHANT FACTORY (Punk Rock) um den Titel muc-king 2014. Jede Band hatte 45 Minuten Zeit, um das Publikum und die Jury für sich zu begeistern, denn diese entschieden am Ende mittels Punktevergabe über den Gewinner. Über vier Stunden lang wurde sowohl auf der Bühne als auch im Publikum gerockt, getanzt, gesungen und gefeiert. Dabei konnten alle Bands musikalisch überzeugen und zeigen, dass sie zu Recht in diesem Finale standen. Eine Band aber zog das Publikum besonders in ihren Bann, indem sie ihre Musik mit einer unglaublichen Performance verknüpfte und die Zuschauerinnen und Zuschauer aktiv in ihre Show einbezog: ELEPHANT FACTORY, die um Mitternacht zum Sieger des Contests Mehr Bilder unter www.kjr-m.de/galerie gekürt wurden. Die jungen Musiker um Sänger und Gitarrist Fabian Wechselbaumer dürfen sich jetzt über zwei Wochenenden im „recplay“-Tonstudio freuen. Aber auch die anderen Bands gingen nicht leer aus, für sie gab es Einkaufsgutscheine von „Hieber Lindberg“ – und für alle Bands natürlich wieder jede Menge Fame & Fans! Veranstaltet vom afk-Radio-Projekt des KJR (www.rec-play.de) und unterstützt von hieber-lindberg.de und mucbook fand der Festival-Contest muc-king in diesem Jahr bereits zum 12. Mal statt. Weitere Infos unter www.muc-king.de oder www.facebook.com/info.mucking und im Jugendzentrum „aqu@rium“, Alois-WunderStr. 1, Tel. 88 94 94 16 Turner & Townsend unterstützt RIVA NORD Das „Tor zur Heide“ entsteht! Das RIVA NORD liegt am Rande des Naturschutzgebiets Nordheide. Vor der baulichen Erweiterung der NordheideSiedlung war der Grünstreifen vor dem Haus mit seinem ursprünglichen Bewuchs noch Teil der Heide. 2006 wurde er von der Wohnungsbaugesellschaft in einen „traditionellen deutschen“ Vorgarten umgewandelt und verlor dadurch eindeutig an Charme. Nun wird dieser Platz mit Pflanzen und Elementen, die mit dem Lebensraum Heide korrespondieren, zurückverwandelt. Dadurch können Kinder und Jugendliche, die die Einrichtung besuchen, aber auch die Nachbarschaft, direkt am Eingang der Heidefläche durch die verschiedenen Gestaltungselemente lehrreich erfahren, wie wertvoll dieser Naturraum ist. Natürlich bringen sich die Kinder und Jugendlichen auch im Entstehungsprozess mit ein, z.B. beim Erdeschaufeln, beim Holzsägen oder beim Pflanzen. Im Herbst des letzten Jahres wurden bereits die Naturstein-Trockenmauer mit der den Abschluss bildenden Kräuterspirale gebaut und die Beete von altem Gestrüpp und Gehölz befreit. Am 11. April fiel der Startschuss zur zweiten Bau-Etappe. Ein 4|14 Freiwilligen-Team von Turner & Townsend trug mit viel Tüftelei, Kraft und Ausdauer dazu bei, das Projekt „Tor zur Heide“ einen Schritt weiter in Richtung Ziel zu bringen. Das große Hochbeet bietet nun Platz für viele Nutz- und Zierpflanzen und das Insektenhotel lädt alle beflügelten Zimmersuchenden ein, sich dort einzuquartieren. Jetzt fehlen noch die restlichen vorgesehenen Elemente wie Wohlfühlhügel, Sinnespfad und natürlich das Weidentor, das „Tor zur Heide“. Frauke Gnadl, Projektleitung Fundraising, KJR 5 Aktuell Nachhaltigkeit bei den Nordstern KIDDIES Hochbeete und Sozialkompetenztraining Die Kinder der Nordstern KIDDIES in Krippe, Kindergarten und Hort beschäftigen sich in diesem Jahr mit dem Thema Nachhaltigkeit – Schwerpunkte sind Ernährung, Natur erleben, Konsum. Und damit die „grünen Helden“ - so das Motto der KIDDIES - auch ihren grünen Daumen erproben können, lag der Bau von Hochbeeten nahe. Unsere „Stadt-Kinder“ werden dadurch die Möglichkeit bekommen, Gemüse und Beeren selbst zu säen, anzupflanzen, wachsen zu sehen, zu hegen und zu pflegen und zu guter Letzt natürlich auch zu verspeisen. Durch beobachten, begreifen und schmecken erfahren sie, wie wertvoll natürlich produzierte Nahrung ist. Mit Stefan Asenbeck, Firma Kreativo, fanden wir den richtigen Fachmann für unser Vorhaben, denn wir wollten nicht nur Hochbeete bauen, sondern auch „nebenbei“ die Sozialkompetenz der Kinder trainieren. In den Osterferien ging es los. 20 Hortkinder bauten an vier Tagen in der ersten Ferienwoche mit ihren Betreuerinnen und Betreuern vier tolle Hochbeete. Neben graben, schaufeln, schleppen, abmessen, sägen, Mörtel anrühren und schrauben übten sich die Kinder in guter Zusammenarbeit. Am ersten Tag wurden gemeinsam Regeln für ein faires Miteinander und wertschätzende Umgangsformen aufgestellt. Am Ende jedes Tages besprach Stefan Asenbeck mit den kleinen Bauherrinnen und Bauherren, was man gemeinsam geschaffen hat, ob alle zu- frieden sind, was gut gelaufen ist und wer wo mitgearbeitet hat. Jedes Kind erhielt Applaus für seinen Einsatz und war stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein. Und das Ergebnis kann sich auch sehen lassen. Zusätzlich zum Gemeinschaftsbeet - ein Duftkräuterbeet mit Sitz-, Liege- und Spielfläche aus Holz - bekam jeder Bereich (Krippe/Kiga/Hort) noch ein eigenes Beet, von der Höhe her individuell abgestimmt auf die künftigen Gärtnerinnen und Gärtner und in der Ausführung sehr unterschiedlich. Die Krippenkinder freuen sich über ein Beet aus Rundhölzern mit Sitzbänken. Ein Beet aus Kanthölzern mit Sitzbänken wurde für den Kindergarten geschaffen. Ein gemauertes Beet aus Muschelkalksteinen mit Trittstufen und Sitzbänken gefällt den Hortkindern. In der zweiten Ferienwoche machten sich die Gruppen daran, Erdbeeren und Kräuter in die Beete zu pflanzen und Radieschen und Karotten zu säen. Auf den Fensterbänken in den Gruppenräumen wurden Tomaten, Gurken, Kürbisse, Zucchini etc. vorgezogen, um sie nach den Eisheiligen ins Freie zu setzen. Die Pflänzchen drinnen und draußen werden von den Kindern liebevoll versorgt und bringen sicher im Laufe des Jahres gute Ernte. Gefördert wurde dieses Nachhaltigkeitsprojekt durch eine großzügige Spende der Münchner-Kindl-Stiftung für Münchner Kinder. Herzlichen Dank! Mirjam Hilmenyuk, Nordstern KIDDIES, KJR Frauke Gnadl, Projektleitung Fundraising, KJR BNI unterstützt Kinder und Jugendliche Kinder und Jugendliche aufs Leben vorbereiten – das ist ein großes Anliegen des Kreisjugendring München-Stadt (KJR). Um die Teilhabe an Bildungsangeboten auch sozial benachteiligten Besucherinnen und Besuchern seiner Einrichtungen zu ermöglichen, gibt es das Spendenprojekt „Hilfe für Kids“. Dies wollten auch die Unternehmerinnen und Unternehmer von Business Network International (BNI) gerne unterstützen. So konnte Frauke Gnadl vom KJR bei einer Netzwerkveranstaltung des BNI am 14. Mai im Leonardo Royal Hotel Munich gleich drei Schecks entgegennehmen. 1.500 Euro steuerte BNI-Südbayern bei, 1.000 Euro gab es von der BNI-Stiftung und das Unternehmen Elektro Graser übernimmt im Umfang von 3.000 Euro die Installation einer Lichtanlage im Kindertreff Bogenhausen des KJR. Weitere 1.200 Euro kamen bei der Sammelaktion Gelungene Scheckübergabe mit BNI-Gründer Dr. Ivan Misner, seiner Frau Beth Misner, Frauke Gnadl (KJR), Klaus Graser (Elektro Graser), Oliver Trustaedt und Michael Morgott (beide BNI-Südbayern) (v.l.n.r.) zusammen, die während der Veranstaltung durchgeführt wurde. Business Network International (BNI) ist ein neutrales und unabhängiges Unternehmernetzwerk für Geschäftsempfehlungen, das 1985 von Unternehmensberater Foto: Mobile Fotografie Samir Sakkal 6.700 Euro für den KJR Dr. Ivan Misner in Arcadia (USA) gegründet wurde. Heute ist BNI mit über 6.597 Unternehmerteams in 55 Ländern auf allen 5 Kontinenten präsent. Im südbayerischen Raum gibt es 31 Unternehmergruppen. 4|14 6 Aktuell Studienfahrt von BJR und KJR Foto: Michael Graber Folgen des politischen Wandels in der Türkei für die Jugendarbeit in München Eine Studienfahrt führte 13 hauptamtliche Pädagoginnen und Pädagogen der Jugendarbeit aus München für eine Woche nach Torbalı und Izmir. Im Rahmen der vom Kreisjugendring München-Stadt und dem Bayerischen Jugendring gemeinsam durchgeführten Studienreise wurden Schulen und Einrichtungen der Jugendarbeit besucht. Die großen Demonstrationen in Istanbul in den letzten Monaten haben auch der deutschen Öffentlichkeit klargemacht, dass sich in der Türkei ein fundamentaler Wandel vollzieht. Dieser Wandel wird von den türkischstämmigen Menschen in München schon viel länger wahrgenommen, heftig diskutiert und sehr unterschiedlich bewertet. Um was geht es dabei? In aller Kürze – wobei hier vorausschickend gesagt werden muss, dass die Situation in der Türkei und türkische Politik alles andere als einfach zu verstehen sind: Neben einer sehr erfolgreichen Wirtschaftspolitik verändern die regierende religiös konservative, aber wirtschaftsliberale AKP und E. Erdogan die laizistische Türkei hin zu einem stärker islamisch geprägten Land. Die Innenpolitik ist zunehmend geprägt durch die Einschränkung der individuellen Persönlichkeitsrechte und der Meinungs- und Pressefreiheit auf der einen Seite und auch durch die Aussöhnung mit der kurdischen Bevölkerung auf der anderen Seite. Die Außenpolitik ist geprägt durch eine selbst4|14 bewusste und eigenständige Politik, die sich z.B. deutlich in die bestehenden Konflikte der Region einmischt, um türkische Interessen zu wahren. Unmittelbar vor der Studienreise fanden in der Türkei Kommunalwahlen statt. Die national regierende AKP konnte deutlich Stimmen hinzugewinnen und wertet die Wahl als Bestätigung der Politik Erdogans. Mit Ausnahme der als die liberalste Stadt der Türkei geltenden Großstadt Izmir hat die sozialdemokratische CHP alle wichtigen Rathäuser an die AKP verloren. So auch in der ersten Station der Studienreise, der 150.000-Einwohner-Stadt Torbalı südöstlich von Izmir. Die über Jahrzehnte regierende CHP wurde hier von der AKP abgelöst. Mit unmittelbaren Konsequenzen für die Stadt. Das Kulturzentrum wurde auf Anweisung der Bürgermeisterin umgehend geschlossen. Vielen Angestellten wurde gekündigt und Beamte wurden versetzt. Aber der Machtwechsel hat auch unmittelbare Folgen für die Jugendarbeit in Bayern. Der intensive und über Jahre bewährte Austausch mit der Stadt Wunsiedel und dem BJR ist nun extrem gefährdet. Die notwendige personelle und finanzielle Unterstützung der Stadtverwaltung Torbalı ist vorerst ausgesetzt. Dies verursachte Bestürzung und große Sorge bei den im Jugendaustausch aktiven Menschen dieser Stadt. Welche Folgen haben die Veränderungen in der Türkei nun für die Jugendarbeit in Bayern: Wir müssen auch in Deutschland über die politische Situation in der Türkei diskutieren. Dabei vor allem mit jungen Menschen mit türkischer Familiengeschichte. Sie sind stärker interessiert an und betroffen von den politischen Veränderungen in der Türkei. Der politische Bildungsauftrag der Jugendarbeit hat nicht nur Deutschland im Fokus, sondern die Interessen und die Lebenswelt der jungen Menschen. Um hier glaubwürdiger Diskussionspartner zu sein, müssen wir uns intensiver mit der Türkei beschäftigen. Wir müssen die politischen Kräfte in der Türkei unterstützen, die nicht für das osmanisch-kemalistische Staats- und Politikverständnis oder für islamistische Wert- und Moralvorstellungen stehen, sondern die sich für eine liberal-demokratische politische Kultur in der Türkei einsetzten. Wir müssen weiterhin Jugendaustausch organisieren. Die Türkei ist ein wunderbares und aufregendes Land und immer noch gefühltes Heimatland vieler junger Menschen, die in Deutschland leben. Diese Türkinnen und Türken bzw. Deutsche mit türkischen Wurzeln prägen unser Land mit. Wir sollten daher mehr darüber wissen. Nach einem Besuch auf dem Bazar von Izmir bekommt auch die (vom Autor hoch geschätzte) Landwehrstraße ganz neue Dimensionen. Gerhard Wagner, Abteilung Jugendarbeit, KJR Aktuell 7 Vier KJR-Einrichtungen zertifiziert Natürlich² - verantwortungsvoll und lecker Seit Jahren setzt der KJR vielfältige Maßnahmen um, die das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verfolgen. Um die notwendige Veränderung konsequent umzusetzen, hat der KJR im Jahr 2012 eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, an der sowohl die pädagogische Arbeit sowie sämtliche Betriebsabläufe ausgerichtet werden. Daher trafen sich im Frühling vergangenen Jahres die KJR-Freizeitstätten FEZI – Kinder- und Jugendtreff am Wettersteinplatz, Freizeittreff Lerchenauer, Intermezzo und Kindertreff AKKU mit dem Ziel, ihr Essensund Getränkeangebot nachhaltiger zu gestalten. „Nachhaltiger“ – das heißt regionaler, saisonaler, ökologischer und gesünder. Nach einem gemeinsamen Besuch der BIOFACH in Nürnberg und einem Einführungsworkshop wurden von den teilnehmenden Einrichtungen partizipativ Standards entwickelt. So sollen tierische Produkte (Eier, Milchprodukte, Fleisch, Wurst), Trockenwaren (Nudeln, Reis, Mehl, sonstiges Getreide, Konserven), Öle und Fette sowie die Getränke und Snacks vom Thekenverkauf zu 100 % bio sein. Außerdem achten die KJR-Einrichtungen darauf, dass sie ausschließlich fair gehandelten Kaffee, MSC-zertifizierten Fisch sowie regionales bzw. saisonales und/oder Bio-Obst und -gemüse verwenden. Darüber hinaus wurde festgehalten, dass sowohl beim Einkauf als auch der Lebensmittelverwertung Müll vermieden werden soll. Ein zentraler Erfolgsfaktor für das Gelingen ist die Integration der Kinder in den Umstellungsprozess. Warum Standards? Warum nicht einfach „ein bisschen nachhaltiger“? Die KJR-Nachhaltigkeitsstrategie sieht die Entwicklung von Nachhaltigkeitsstandards im Bereich Ernährung vor und das aus gutem Grund: Standards stehen für Verbindlichkeit und Transparenz und helfen auch beim allwöchentlichen Einkauf, nicht bei jedem Produkt neu abwägen zu müssen. Bis zum Auswertungstreffen ein halbes Jahr später wurden unterschiedliche Lieferanten getestet, neue Produkte und Rezepte ausprobiert und vieles unternommen, um auch die Kinder und Jugendlichen mit ins Boot zu holen. Nach der Testphase wurden die Standards verabschiedet. Am Freitag, den 23. Mai wurden die vier Einrichtungen für ihre Bemühungen und die erfolgreiche Umsetzung der Standards mit dem natürlich²-Zertifikat ausgezeichnet. Das KJR-Zertifikat wird zunächst für zwei Jahre verliehen; ein Jahr nach der Auszeichnung wird es ein Zwischentreffen geben und nach zwei Jahren wird bei einem Einrichtungsbesuch der aktuelle Stand überprüft. Derzeit durchlaufen fünf „neue“ Einrichtungen den Umstellungsprozess und erhalten dabei ein umfangreiches Unterstützungsprogramm. Interessierte Einrichtungen können im nächsten Jahr an dem Programm teilnehmen. Zudem ist geplant, dass künftig auch KJRKindertageseinrichtungen, die die Standards erfüllen, mit dem Zertifikat auf ihr Engagement hinweisen können. Die Standards sind umsetzbar, das konnten die vier Pilot-Einrichtungen zeigen. Klar ist aber, dass die Umstellung nicht „von alleine“ geht und eine gute Portion Umsetzungswille, Veränderungslust, Experimentierfreude und Geduld Voraussetzung für den Erfolg ist. Aber es lohnt sich, denn irgendwann ist das „Neue“ normal und es fühlt sich einfach gut an, mit dem Essens- und Getränkeangebot einen großen Beitrag zur Gesundheit der Kinder und Jugendlichen und zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten. Verena Jörg, Nachhaltigkeitsbeauftragte, KJR Spende der Stiftung ANTENNE BAYERN hilft Mittagstisch im ABIX Felicitas Hönes von der „Stiftung ANTENNE BAYERN hilft“ besuchte Anfang April den Abenteuerspielplatz Hasenbergl „ABIX“. Mit einer Spende von 7.000 Euro unterstützt die Stiftung auch in diesem Jahr wieder den Mittagstisch der Einrichtung. Beim gemeinsamen Mittagessen mit Kindern, Pädagoginnen und Pädagogen erfuhr Felicitas Hönes viel über die pädagogische Arbeit auf dem ABIX, ließ sich von den Kindern erzäh- len, wer was am liebsten mittags isst und in welcher Form die Kinder mithelfen. Seit über 10 Jahren unterstützt die Stiftung bereits die Kinderkantine des ABIX – und damit gehört dieses Projekt zu den wenigen von der Stiftung geförderten Maßnahmen, denn 95 % der Fördermittel fließen in die Einzelfallhilfe. Frauke Gnadl, Projektleitung Fundraising, KJR 4|14 8 Aktuell Mobile Angebote 2014 gestartet KJR-Einrichtungen machen mobil Ob als Vorlaufprojekte, Ferienhighlights oder dauerhafte Angebote von Freizeitstätten – mobile Angebote für Kinder und Jugendliche im Sozialraum haben im KJR eine lange Tradition. In einer Umfrage von 2012 gaben 18 der 49 Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit an, mobile Spiel- oder Bewegungsangebote im nahen Umfeld ihrer Freizeitstätte anzubieten und die Tendenz ist weiter steigend. So vielfältig wie die Angebote der Einrichtungen sind auch die Orte und Plätze, auf denen die Einrichtungen ihre Aktionen durchführen: auf Wiesen in der Nähe oder in Wohnanlagen, auf öffentlichen Plätzen, auf Skateranlagen, in Schulhöfen, in einem Nachbarschaftstreff oder sogar in einem Schwimmbad. Daher finden die mobilen Angebote, die sich aus Spiel-, Sport-, Bewegungs-, Kreativ- und Erlebniselementen zusammensetzen, bis auf wenige Ausnahmen saisonal in der Zeit von April/Mai bis September/Oktober und meist „nur“ bei gutem Wetter statt. So starteten beispielsweise am 1. April wieder die „Mobilen Spiele“ auf der Spielwiese des Georg-Freundorfer-Platzes – ein Angebot, das mittlerweile zum Standardprogramm des Multikulturellen Jugendzentrums (MKJZ) gehört. Jeden Donnerstag ziehen Kinder, Pädagoginnen und Pädagogen des MKJZ mit Hilfe eines Riesenkettcars einen mit Pedalos, Stelzen, Frisbees, Springseilen und den verschiedensten Bällen beladenen Leiterwagen zur Spielwiese. Vergleichbar und ähnlich etabliert sind die mobilen Angebote im Kinder- und Jugendtreff Trudering frei.raum oder im Kinder- und Jugendtreff Mooskito. „Angebote wie diese stellen nicht nur für die Stammbesucherinnen und -besucher eine willkommene Abwechslung zum Einrichtungsalltag dar, es werden auch viele Kinder erreicht, die die Freizeitstätte sonst nicht besuchen“, sagt Claudia Caspari, Abteilungsleiterin der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Nord/West im KJR. Spezielle mobile Angebote entstehen aber auch als Vorlaufprojekte in Neubaugebieten, in denen eine Einrichtung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit geplant ist. Das Team vom Spielhaus Sophienstraße fährt regelmäßig mit dem Drachenfahrrad „Zacki Zahn“ in das Wohngebiet Arnulfpark, um die Übergangssituation – hier ist noch kein Kinder- und Teenietreff vorhanden – für Kinder und Teenies erträglicher zu machen. Offene Spiel- und Kreativangebote, Besuche bei Invia, auf dem Abenteuer-Spiel-Platz Neuhausen oder im Jugendtreff Hirschgarten boten im letzten Jahr vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten und zeigten den Kindern und Teenies ein Netzwerk auf, um auch ohne das Spielhaus Sophienstraße die Freizeit zu 4|14 „Zacki Zahn“ als Übergangslösung – im Wohngebiet Arnulfpark fehlt ein Treff für Kinder und Jugendliche. verbringen und Unterstützung zu bekommen. Auch in Pasing entstand im letzten Jahr ein mobiles Angebot. Da erst ab 2019 mit der Fertigstellung der Freizeitstätte im Neubaugebiet zu rechnen ist und das angedachte größere Vorlaufprojekt für die künftige Einrichtung bislang aufgrund fehlender Fläche und des nicht rentablen Finanzierungsaufwands nicht konkretisiert werden konnte, entstand die Idee, Stunden für Mobile Arbeit bei einer Pasinger Einrichtung aufzustocken. So bietet das aqu@rium seit November 2013 zehn Stunden Mobile Arbeit zusätzlich an. Als Stützpunkt – besonders auch bei schlechtem Wetter – dient hier eine von der GEWOFAG überlassene Wohnung. Zweimal pro Woche gibt es nachmittags bzw. abends für 10- bis 15-Jährige vor allem draußen ein niedrigschwelliges aufsuchendes Kontakt- und Spielangebot. Zudem sollen bald spezielle Mädchenangebote umgesetzt werden. Ziel ist es, für die Teenies und Jugendlichen eine Brücke zu den bisherigen Angeboten in Pasing zu schlagen. Dass Vorlaufprojekte erfolgreich sind, beweist die Geschichte des Kinder- und Jugendhauses Schäferwiese, welche in einer Hütte begann, die „versehentlich“ abgerissen wurde. Die Einrichtung wurde anschließend in einem Bauwagen weitergeführt, bis sie in einem Festbau für Kindergarten und Jugendtreff mündete. Mobile Aktionen können aber auch als Ferienaktion stattfinden und so seit vielen Jahren einen Bedarf über das klassische Einzugsgebiet einer Freizeitstätte hinaus abdecken. Der Freizeittreff Lerchenauer veranstaltet immer in den ersten zwei Wochen der Sommerferien Spielaktionen für Kinder von 6 bis 12 Jahren in der kleinen Parkanlage an der Reinachstraße und am Skabiosenplatz. Dabei begeben sich die zahlreichen kleinen Besucherinnen und Besucher auf Entdeckungsreise ins Mittelalter, in die Zirkusmanege oder nach Indien. Es wird kräftig gebastelt, gekocht und gewerkelt, getanzt, gesungen und vor allem gespielt. Auch mobil, aber „anders“ ist das neueste mobile Angebot des KJR – das IdeenReichMobil (IRMo). IRMo ist ein mit Modulen aus den Bereichen Kreatives / Handwerk / Naturwissenschaft / Technik ausgestatteter Bus, der von Marc Bühling, einem Pädagogen mit Schreinerausbildung betreut wird. Was ist neu an diesem Angebot? Claudia Caspari: „IRMo ist kein ‚Spielebus‘, sondern ein mobiles Bildungsangebot. Strukturierte Angebote, gerade aus dem Bereich Kreatives, Handwerk und Technik, haben einen relativ hohen Vorbereitungs- und Durchführungsaufwand und nicht jede pädagogische Fachkraft kann Holzbauarbeiten oder einen Technikworkshop zu ferngesteuerten Autos anbieten. Diese Überlegungen führten uns zum IdeenReichMobil.“ Der Bus ist nach dem Baukastenprinzip ausgestattet und wird nach Absprache bestückt, je nach Interessen- und Bedarfslage. Das Konzept funktioniert. Seit Oktober 2013 ist IRMo im gesamten Stadtgebiet unterwegs und setzt für die Besucherinnen und Besucher aller KJR-Einrichtungen ein attraktives Angebot der klassischen Bildung um. Workshops zu Siebdruck, Riesenseifenblasen oder zum Bau von Devilsticks und Holzsteckstühlen waren dabei erst der Anfang – viele weitere sollen noch folgen. Dann stehen u.a. Lego-Technik und vor allem auch Experimente im naturwissenschaftlichen Bereich auf dem Programm. „Die Angebote finden in Räumen statt, die den Kindern und Jugendlichen vertraut sind und in denen sie Spaß haben dürfen und freiwillig entscheiden mitzumachen – und weil es etwas Besonderes ist, tun sie das auch!“, erklärt Caspari. Kontakt: Claudia Caspari, Abteilungsleitung Nord/West, Tel. 51 41 06 - 51, E-Mail: [email protected]. Eine Liste der mobilen Angebote im KJR gibt es online unter www.kjr-m.de/mobil Aktuell 9 Haushaltsrallye für Jungs im M10City Duell ums Goldene Bügeleisen Hibbelig stehen Diyar und Fadi vom Team „Die Bobs“ vor dem Raum, in dem sie gleich das Haushaltsquiz meistern müssen – sie sind zwei von insgesamt 54 Jungen, die am Freitag, den 25. April an der KJR-Haushaltsrallye im Jugendtreff M10City teilgenommen haben. In Zweierteams traten die Jungen aus verschiedenen KJR-Freizeitstätten in zwei Altersklassen (7-12 Jahre, 13-16 Jahre) gegeneinander an. Von 12 bis 18 Uhr mussten die Jungen an sieben Stationen verschiedene Herausforderungen des Haushalts bewältigen und dabei nicht nur ihre Schnelligkeit, sondern auch Kreativität und Geschick unter Beweis stellen. Ideenreichtum war vor allem beim „Brote belegen“ gefragt. In zehn Minuten sollten die Teams mit allerlei gesunden Zutaten einen leckeren und optisch ansprechenden Brotzeitteller kreieren. Beim „Tisch decken“ sollte für zwei Personen ein angenehmes Ambiente geschaffen werden. Die meisten Jungen lösten diese Aufgabe mit Bravour und verwendeten neben Tellern und Besteck auch Blumen und eine bunte Tischdecke als Dekoration. Beim „Hemden bügeln“ und „Wäsche sortieren“ stand dann die Sorgfalt im Mittelpunkt. Roter Pulli auf den einen, weiße Hose auf den anderen Haufen. Beim „Knopf annähen“ und beim „Löcher bohren“ bedurfte es einer gewissen Fingerfertigkeit. Die Aufgaben galten erst dann als gelöst, wenn der Knopf am Hemd hielt bzw. der Dübel im Loch verarbeitet wurde. Bewertet wurden bei allen Stationen neben der Zeit auch die Qualität und die Teamarbeit. So konnten die Jungen an jeder Station maximal 15 Punkte ergattern. „Der Wettkampfcharakter weckt den Ehrgeiz der Jungen. Alle wollen gewinnen, aber trotzdem Mehr Bilder unter www.kjr-m.de/galerie Beim „Löcher bohren“ waren die Jungen ganz in ihrem Element. kommt der Spaß nicht zu kurz!“, berichtet der KJR-Jungenbeauftragte Jonas Stecher. Spaß haben auch „Die Bobs“, die schon sechs Stationen mit Bravour gemeistert haben. Was den beiden Jungs bislang am besten gefallen hat? Fadi antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Das Bohren natürlich!“ Knopf annähen war dagegen „nicht so ihr Ding“. Aber zum Schluss müssen die beiden Jungs beim Haushaltsquiz auch noch mit ihrem theoretischen Wissen glänzen. Dort können sie zwar die meisten Fragen beantworten, aber ein paar Aufgaben erweisen sich als zu knifflig. Bei der Frage nach der Bedeutung von „Panini“ hilft selbst der Blick auf die beliebten Panini-Bildchen nichts, die so kurz vor der Fußball-WM in keiner Hosentasche fehlen dürfen. Ist es a) eine Firma die Haushaltswaren herstellt, sind es b) belegte Brötchen oder ist es c) gar ein italienischer Mittelfeldspieler beim AC Mailand? „Die Bobs“ schwanken zwischen b) und c), entscheiden sich aber letztlich fatalerweise für den Fußballer. Am Ende hat es für „Die Bobs“ leider nicht zu einem Treppchenplatz gereicht. Stattdessen gewann in der Altersklasse der 13- bis 16-Jährigen das Team „M10City“ aus der gleichnamigen Einrichtung, das somit erfolgreich seinen Heimsieg aus dem letzten Jahr verteidigen konnte. Auf den weiteren Plätzen folgten die „Haidhauser“ (SBZ-Sendling) und die „Big Brothers“ (beide punktgleich auf Platz 2) sowie die „M&Ms“ (RIVA NORD). Die Altersklasse 7-12 Jahre konnte das Team „DJ-Master“ vor den „Tapferen Kriegern" und „Schneemann“ für sich entscheiden. Für alle Sieger-Teams gab es attraktive Preise wie Kopfhörer, Fußbälle und Kinogutscheine. Außerdem wurden in diesem Jahr noch zwei weitere, ganz besondere Trophäen vergeben: Das „Goldene Bügeleisen“ für die Einrichtung mit den meisten Punkten ging an das SBZ Sendling – und eine 8.88 Kilo schwere Wassermelone „durfte“ Felix vom KJT 2Club mit nach Hause nehmen. Beim Wettkampf „Schätze das Gewicht“ war er mit 9 Kilo am nächsten dran gewesen. Mädchen waren bei der Haushaltsrallye wie immer nicht zugelassen. „Bei der Rallye können die Jungen in einem geschützten Rahmen verschiedene Haushaltstätigkeiten ausprobieren, ohne Angst haben zu müssen, sich vor Mädchen zu blamieren“, erläutert Jonas Stecher. Bei dem, was die Jungs auch in diesem Jahr wieder geleistet haben, kann allerdings von „blamieren“ keine Rede sein, im Gegenteil: Hier könnten sich sicher auch Mädchen noch den ein oder anderen wertvollen Tipp holen. Herbert Hartinger, Öffentlichkeitsarbeit, KJR 4|14 10 Aktuell Studienreise nach Hamburg „Keine Panik auf der Titanic“ Nach Irrungen und Wirrungen zur (nicht eingeführten) Verlängerung der Grundschule von vier auf sechs Jahre wurden in Hamburg vor zwei Jahren alle Horte in ein (additives) Konzept der Ganztagsschulen an Grundschulen integriert. Dabei übernehmen die bisherigen Träger der Horte im sogenannten GBS (Ganztagsangebote an Grundschulen in Zusammenarbeit mit einem Jugendhilfeträger) an fünf Tagen den Nachmittag und die Ferienzeit. Alternativ können Eltern ihre Kinder auch im Rahmen der freiwilligen Teilnahme am Bildungs- und Betreuungsangebot an wenigstens drei Tagen/Woche an der Betreuung anmelden. Daneben gibt es Ganztagsschulen (GTS) an allen Schulformen in Verantwortung der Schule (ohne Jugendhilfeträger). Hier gibt es die offene, die gebunden und die teilgebundene Form. Die Betreuung der Kinder ist von 8 bis 16 Uhr kostenfrei, daneben gibt es die Möglichkeit einer Früh- und Spätbetreuung (6 bis 8 bzw. 16 bis18 Uhr) gegen Entgelt. Auch die Ferienbetreuung und das Mittagessen müssen bezahlt werden. Nach Gesprächen mit Verantwortlichen der Schulbehörde, der Sozialbehörde, dem Landesjugendring, dem Verband für Kinder- und Jugendarbeit sowie Besuchen in zwei Grundschulen entstand insgesamt der Eindruck, dass alle Beteiligten vordringlich mit den 4|14 Fotos: Heiko Neumann Dreißig Beschäftigte und Vorstandsmitglieder des KJR haben im Mai vier Tage lang Hamburg besucht, um sich über den flächendeckenden Ausbau der Ganztagsschulen und die Auswirkungen auf die Offene Kinder- und Jugendarbeit sowie die Jugendverbandsarbeit zu informieren. Daneben standen die Organisation der Kindertageseinrichtungen und Praxisbesuche in Einrichtungen auf dem intensiven und vielfältigen Programm. organisatorischen Problemen der Umstellung auf die Ganztagsschule beschäftigt sind und somit die qualitativen Fragestellungen der Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche notgedrungen im Moment eher nachrangig bleiben. Auch bei den Besuchen von Freizeitstätten oder Bauspielplätzen gab es unterschiedliche Rückmeldungen zu den ersten Erfahrungen mit der Ganztagsschule. Insgesamt kooperieren sehr viele OKJA-Einrichtungen mit benachbarten Schulen – sie dürfen aber max. bis zu 25 Prozent ihrer Ressourcen für die Kooperation mit Schule einsetzen. Als positive Effekte werden von der zuständigen Behörde die Veränderung der Stammnutzerschaft u.a. durch eine höhere Teilnahme von Mädchen oder die Steigerung der Attraktivität der Häuser genannt. In Hamburg ist die Offene Kinder- und Jugendarbeit strukturell anders aufgebaut als in München, es gibt dort eine Vielzahl kleiner Träger, die wenig gemeinsame politische Lobbywirkung für ihr Arbeitsfeld entfalten (können). Auch ist die OKJA von finanziellen Kürzungen betroffen, die seitens der Senatsverwaltung mit dem Umbau im Ganztag begründet wird. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Jugendverbänden: Große Verbände mit hauptamtlichen Personal wie die Hamburger Sportjugend sind in der Lage, mit Schulen zu kooperieren und neue Projekte aufzubauen - kleine Verbände hingegen können dies nicht stemmen und konstatieren auch Einschnitte im Engagement der Jugendlichen, weil die Schule zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Bei Besuchen von unterschiedlichen Kindertageseinrichtungen fiel auf, dass die Realität nicht zwingend mit den Aussagen der zuständigen Behörde übereinstimmte. Diese führte beispielsweise an, dass mehr als 50 Prozent der Vorschulkinder in der Vorschule betreut werden. Auch wurde sehr positiv von den kleinen Klassen berichtet. In den Kindertageseinrichtungen erfuhren wir dann, dass nur wenige Kinder in die Vorschule gehen und dass die Schulen um die Vorschulkinder kämpfen, um den Schulbestand zu sichern. Das Resultat sind kleine Klassen, da es zu viele Lehrkräfte für die wenigen Kinder gibt. Auch über das Kita-Gutschein-System wurden wir aufgeklärt. Zunächst beantragen die Eltern für ihr Kind bei ihrem zuständigen Bezirksamt einen Kita-Gutschein. Diesen können sie in jeder Kita einlösen, die am Kita-Gutschein-System teilnimmt. Den KitaPlatz suchen sich die Eltern selbst. Die Kita rechnet die Kosten direkt mit der Stadt ab. Eltern zahlen nur einen Anteil an den Kosten. Dieser ist nach Einkommen, Familiengröße, Altersgruppe und Betreuungsumfang gestaffelt. Bei den Besuchen der Kindertageseinrichtungen hat insbesondere die Ausstattung der Räume der Kita Wirbelkinder des Vereins WABE e.V. fasziniert, die ihren Kleinsten ei- 11 Aktuell nen überdachten mediterranen Sand-Innenhof, ein Kneippbecken, eine Infrarotsauna und qualitativ hochwertig ausgestattete Funktionsräume bietet. Nach vier Tagen fuhren wir mit einem ambivalenten Gesamteindruck nach Hause: Die gesellschaftspolitisch wünschenswerte Entwicklung einer Ganztagesbildung für Kinder und Jugendliche wird in Hamburg angepackt. Aber: die Politik sieht in erster Linie den organisatorischen Bedarf der ganztägigen Betreuung, der den Eltern Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht. In zweiter Linie wurde sehr oft das Thema PISA mit der Verbesserung der formalen Bildungsabschlüsse als Ziel genannt. Die Wünsche von Kindern und Jugendlichen nach Entfaltung, selbstbestimmtem Lernen nach Interesse, nach nonformaler oder informeller Bildung scheinen eher nachrangig zu sein. Erstaunt hat uns auch, dass die Schulsozialarbeit zwar ins Bildungsressort gehört, aber bei den konzeptionellen Überlegungen zum Ganztag unberücksichtigt bleibt. Summa summarum waren es intensive und spannende Tage mit interessanten Einblicken in Behörden und Einrichtungen. Eine Hafenrundfahrt beendete unser Programm und beeindruckte durch die Dimensionen von Frachtschiffen, Kränen, Docks und architektonischen Schmuckstücken in der Hafencity. Hamburg ahoi!!! Franz Schnitzlbaumer, Petra Kutzner, Michaela Scheel, KJR Schulischer Ganztag mit pädagogischem Mehrwert Ohne Jugendhilfe geht es nicht Schwierigste Schnittstelle ist die Vermittlung des Wertes professionellen Handelns der Jugendhilfe gegenüber der Schule als Bildungsträger. Bei Parolen wie „Keine Ganztagbeteiligung - kein Geld“ sehen Jugendhilfeträger ihre Grundfeste der Partizipation und Mitgestaltung zu Recht bedroht. In Hamburg hat man die Horte aufgelöst und inhaltlich dem schulischen Ganztag einverleibt. Dadurch hat man den logistischen Vorteil geschaffen, alles unter einem Dach anbieten zu können. Man hat damit aber auch eine Institution abgeschafft. Doch „pädagogischer Mehrwert ist fraglich, da der Hort einen besseren Betreuungsschlüssel hatte“, erfuhren wir beim dortigen Landesjugendring. Was passiert, wenn Dienst- und Fachaufsicht der Jugendhilfe im Bildungsressort verortet werden? Die Partizipationschancen offener Arbeit würden dadurch in der Logistik eines ganztägigen Schulbetriebs aufgelöst. Man schließt zugunsten der Schule einen „Dienstleistungsvertrag“ ab – wie man es von Handwerkern kennt. Doch wie war das noch mal mit dem gegenseitigen Respekt und der eigenen Identität, der Kooperationskultur? Oder ist Jugendhilfe auch nur ein (Freizeit-)Caterer wie das angelieferte Mittagessen in der Schulmensa? „Außerschulische Partner sollen gleichberechtigt einbezogen werden“, sagt Uwe Gaul von der Hamburger Schulbehörde (S. 22). Aber Jugendhilfe ist schon historisch für den Foto: Heiko Neumann Die Regelschulangebote gilt es im Ganztag mit Angeboten zur Lern- und Lebenswelt zu ergänzen. Nur wer steht hier in der Pflicht und ist die Schule hierfür der richtige Ort bzw. Jugendhilfe der ideale Partner? „Es geht darum … das Projekt Bildung und Betreuung an Schule in gemeinsamer Verantwortung zu gestalten“, in einer Zusammenführung „unterschiedlicher Systeme“. (Jan Pürksen, Seite 4). Und dabei „sollte nicht die eine der Kulturen ihre Identität aufgeben, zugunsten der jeweils anderen.“ Man spricht vom Ideal einer „Kooperationskultur“ (Michael Voges, Seite 5). nichtstrukturierten Freiraum, den Eigensinn, das Experiment des Aufwachsens zuständig, durch das Bildung erst möglich wird und sie ihren Transfer im Alltag erfährt. Ist diese Form von Bildung im schulischen Ganztag überhaupt gefragt? In Hamburg fiel der Begriff vom sozialräumlichen Bildungsalltag, der „überall im Sozialraum stattfinden kann, an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, zu unterschiedlichen Bedingungen“. Auch unter denen der Jugendhilfe oder nur subsumiert unter der Fachaufsicht der Bildungsverwaltung? Ein eigenständiger Bildungsauftrag für die Jugendhilfe würde die Institution Schule aufwerten, das politische Versprechen einer ganzheitlichen, transfertauglichen Bildung Realität werden lassen. Wenn der pädagogische Mehrwert der Jugendhilfe zum Tragen kommen soll, dann nur wenn der Fachbereich seine Identität wahrt. Freizeitstätten als quartiersbezogene Bindeglieder innerhalb der Lernwelt Jugendlicher. Ganztagsschule zur „Unterstützung des Lernens“ (S. 22) sollte aber eigentlich Unterstützung des Lebens meinen – mit formaler Bildung als einem Teil. Ein idealer Ganztag aus Bildung, Freizeit, Prävention, Kreativangebot, Kulturwerkstatt und möglicher Konfliktbearbeitung. Hier muss sich aber auch die klassische Jugendarbeit bedacht erneuern. Sie verteidigt ihre Ideale oft sehr grundsätzlich. Unter dem Dach der Schule dürfe Jugendarbeit nie gemacht werden, sagte in Hamburg ein Jugendverbandsvertreter. Aber die Gewährleistung der Freiräume Jugendlicher kann auch im Erfüllen ihres geäußerten Wunsches liegen, sie mit und an der Schule zu begleiten. Wir dürfen nicht, neben der Verteidigung der Ideale, die Bedarfe vergessen. Jugendhilfe darf vor allem nicht bloße Anpassung unterstützen. Und jede Umstrukturierung in diesem Bereich verlangt die Partizipation aller Beteiligten. Damit nicht bloße Umsteuerung daraus wird. Wenn Kinder und Jugendliche den Eindruck haben, etwas in diesem Ausmaß sei an ihnen vorbei entschieden worden, stellt das auch ihr Vertrauen in eine funktionierende Demokratie infrage. Auch ein Gedanke der Jugendarbeit. Ihre Perspektive ist wichtig. So oder so. Heiko Neumann, Intermezzo, KJR Die Seitenzahlen beziehen sich auf den Reader: FORUM für Kinder- und Jugendarbeit, Ausgabe „Die Schule im Dorf lassen“, 1. Quartal, März 2012, www.kinder-undjugendarbeit.de 4|14 12 Aktuell Jugendtreff am Biederstein beim EYE 2014 in Straßburg „Es sollte ein Schulfach Europa geben“ Mehr als 5000 Jugendliche und junge Erwachsene aus 28 EU-Ländern folgten der Einladung des Europäischen Parlaments zum „EYE 2014“, dem European Youth Event, von 9. bis 11.Mai nach Straßburg. Workshops, Panels, politische Diskussionen, Ideenlabore und Simulationsspiele boten aktive Beteiligungsmöglichkeiten rund um das Motto: „Ideen für ein besseres Europa“. Schwerpunktthemen waren Jugendarbeitslosigkeit, Digitale Revolution, Nachhaltigkeit, Zukunft der Europäischen Union, Europäische Werte. Das „Yo Festival“ mit Konzerten und Straßenfesten war ein Highlight informeller Begegnungen bei diesem dreitägigen Event, bei dem die Biedersteiner Jugendlichen mit ihren Performances einen kulturellen Beitrag aus Deutschland zum Besten gaben. Bei dem gesamten Event war die Organisation des Europäischen Jugendforums und die grundlegende Einstellung zur Partizipation - „von Jugendliche für Jugendliche“ - durchgehend spürbar. Jugendtreff am Biederstein mischt mit … Der Jugendtreff am Biederstein beteiligte sich mit 10 Jugendlichen und jungen Erwachsenen zwischen 15 und 21 Jahren. Die Teilnehmenden kamen aus unterschiedlichen Schul-, Ausbildungs- und Arbeitssituationen, ihre Interessen spannten einen weiten Bogen in Bezug auf ihre kulturelle Selbstinszenierung und Identität. In Vorbereitungstreffen von Januar bis Mai tauschten sie Kenntnisse und eigenen Erfahrungen über Europa aus. Sie verglichen die politischen und gesellschaftlichen Bedingungen in Europa mit anderen Kontinenten und beschäftigten sich mit ihrer eigenen Identität als Europäer bzw. Weitere Fotos, Doku und Videos unter: www.facebook.com/biederstein und www.jt-biederstein.de 4|14 Europa rückt zusammen – auch durch neue Freundschaften. Europäerin. Sie haben bereits in anderen europäischen und außereuropäischen Ländern gelebt oder kennen die Lebensbedingungen aus den Erzählungen ihrer Eltern. Auf die Frage, wie sie sich selbst vorstellen würden, nannten sie Name, Alter und „… ich komme aus München (oder auch Deutschland)“. Ihr Geburtsland ist für sie dabei weniger wichtig. Let‘s go to Strasbourg … Hochmotiviert ging es am Freitagmorgen bereits um 6 Uhr am Hauptbahnhof mit dem TGV los. Um 10 Uhr in Straßburg angekommen, waren wir schon um 11 Uhr in den ersten Workshops. In Vorbereitungstreffen hatten die Jugendlichen sich bereits für Themen entschieden: nVote@16 – jungen Leuten vertauen? Sarah 15, Laura 15, Sunny 15 Vote@16 wird in Europa kontrovers diskutiert und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Jugendlichen des JTB sind sich jedoch einig. Sie fühlen sich überfordert. Sie haben andere Probleme und tägliche Aufgaben zu bestehen. In der Schule ist die politische Bildung gering, eine differenzierte Meinungsbildung zur Parteienlandschaft findet nicht statt. Sie befürchten, dass Jugendliche sich zu leicht über coole Sprüche und Werbung im Internet manipulieren lassen. Im Workshop stimmten sie gegen eine Einführung von vote@16. nAuslandstudium Clara 17 „Ich wählte diesen Workshop, weil ich mich schon lange dafür interessiere, nach dem Abi ins Ausland zu gehen. Hier waren ein Chef von BMW, ein Mitarbeiter eines IT-Unternehmens und ein Architekt. Der Workshop hat mich noch mehr motiviert. Alle Referenten waren sich einig, dass Auslandstudierende gute Chancen haben. Sie gelten als spontaner, flexibler in Stresssituationen, sie haben gute Anpassungsfähigkeit, gutes Teamwork, sie sind sprachlich erfahrener, zudem bietet Erasmus Plus finanzielle Hilfe. n50/50-Beteiligung Melissa 17 „Hier wurde die Gleichberechtigung von Männern und Frauen in Unternehmen, Politik und Alltag thematisiert. Große Firmen sollten mehr an 50/50-Beteiligung arbeiten. Diskussionspunkte waren, wie man gegen Stereotype arbeiten kann und wie man überhaupt Gleichberechtigung schaffen kann.“ nSmart cities – Trends, oppportunities, challenges Huy 20, Phat 19, Sara 15, Ujin 21, Clara 17, Tai 20 In diesem Seminar wurden drei Unternehmen vorgestellt. Huawei definiert „smart city” als eine Stadt mit hoher Mobilität, Internetzugang in öffentlichen Verkehrsmitteln und moderner Technologie. Ebenso wird das Konzept des BYOD (bring your own device) in der nahen Zukunft wichtig. Hierbei soll jede Person mit dem eigenen Gerät leichter Zugang zu Informationen erhalten. SAP entwickelt Softwareprogramme für Konzerne und möchte im Jahr 2020 durch das Konzept 20-20-20 zusammen mit über 5000 anderen europäischen Städten das Ziel smart city erreichen. Hierbei sind 20 % Energiesteigerung, 20 % mehr erneuerbare Energien und 20 % weniger CO2-Ausstoß geplant. Die Firma OpenGrow bietet Stadtmenschen die Möglichkeit, Landwirtschaft zu betreiben bzw. Nahrungsmittel überall anzubauen. Dazu entwickelte sie eine Anbautechnik, bei der keine Erde benötigt wird, sondern nur spezielles nährstoffhaltiges Wasser. Aktuell nDigital opportunities: Harvard for everyone? Ujin 21,Huy19, Tai19, Phat19 Harvard in England bietet sogenannte „mocs“(massive open online courses), an denen jeder kostenlos online teilnehmen kann. „Flipped classroom“ (umgedrehter Unterricht) ist eine neue Lehrmethode, bei der Lehrkräfte bzw. Dozenten z.B. über Skype Aufgaben zusammen mit den Studierenden erarbeiten und nicht wie gewohnt Hausaufgaben geben. Immer mehr Studierende ziehen diese Online-Kurse dem normalen Campus vor. Dies bringt auch Vorteile für behinderte Studierende. Ebenso können Studierende außerhalb Englands an den Kursen teilnehmen. Allerdings beträgt die Abbruchquote 70 %. Die mangelnde Bekanntheit eines solchen Abschlusszertifikats erschwert eventuell die Arbeitssuche. nDigital opportunities: New games – More than fun? Ujin21, Huy20, Tai20, Phat19 Welche positiven Auswirkungen können digitale Spiele haben? Spieler und Spielerinnen aus der ganzen Welt treffen aufeinander. Schnelle Freundschaften entstehen, man verabredet sich, kommuniziert … so können Sprachkenntnisse verbessert werden. Viele Spiele sind zudem pädagogisch wertvoll. Mit diesen positiven Aspekten setzt sich Positiv Gaming auseinander. Auf dem EYE 2014 hat das Unternehmen das Tanzspiel „iDance präsentiert. Es fördert Konzentration, Koordination und Balance. Derzeit umstritten ist, ob Computerlernspiele im Unterricht eingesetzt werden sollen Jugendliche interessieren sich für die Gegenwart und die Zukunft, wenn diese Themen 13 für sie zugänglich werden. Sie sind motiviert, mitzugestalten. Das EYE 2014 bot eine ideale Mischung aus Partizipation und Event. Fazit der Teilnehmenden des JTB: Es müsste ein Schulfach „Europa“ geben. Es gibt so viel, was die junge Generation neu zu gestalten hat – neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen. Ziel für uns im Jugendtreff am Biederstein ist es, Jugendliche aus der Offenen Jugendarbeit zu eigener Beteiligung zu motivieren, neue Wege zu politischer Partizipation zu ebnen und zu eröffnen. Vor allem die digitalen Möglichkeiten bieten Zugänge und Abbau von Hierarchien in der Gesellschaft und im Bildungswesen. Patricia Herzog, Jugendtreff am Biederstein, KJR Dorf der Zukunft in Maulwurfshausen Mit neuem Wissen in die nächste Bauphase Einen Aufenthalt im Wildniscamp und Themenworkshops zu erneuerbaren Energien und klimafreundlicher Ernährung haben die Zukunftsagentinnen und -agenten des Abenteuerspielplatzes Maulwurfshausen in den Osterferien genutzt, um sich für ihr Dorf der Zukunft weiterzubilden. In der ersten Osterferienwoche fuhren 16 Kinder zwischen 8 und 13 Jahren mit der Bahn in den Bayerischen Wald, um gemeinsam vier Tage im Wildniscamp am Falkenstein zu verbringen. Mitten im Nationalpark befindet sich das riesige Gelände mit seinen verschiedenen einladenden Themen- und Länderhütten. Geschlafen wurde in der Erdhöhle, im Baumhaus, in der Wasserhütte sowie im Waldzelt. Gott sei Dank konnten die Hütten beheizt werden und es gab ausreichend Felle und Decken für die Nächte im Wald, denn das Wetter hatte von Anfang an viele Überraschungen parat. Doch das hielt die Kinder nicht davon ab, die meiste Zeit draußen in der Natur zu verbringen. Mit einer Wanderung, Naturerfahrungsspielen und einem Besuch im Haus der Wildnis mit seinem Wolfs- und Luchsgehege wurden die Besonderheiten des Nationalparks von einer Pädagogin sehr eindrücklich vermittelt. Außerdem erprobten die Kinder in verschiedenen Kleingruppen, wie sich ein stabiler Unterschlupf und kleine, fantasievolle Elbendörfer bauen lassen. Spannend war auch die hervorragend angeleitete Nachtwanderung, auf der einige Kinder laut ihren Aussagen trotz Dunkelheit das Gefühl von Geborgenheit in der Natur erfahren konnten. Das Thema Nachhaltigkeit spielte in den vier Tagen immer wieder eine Rolle und so ließen sich gut Bezüge zum eigenen Projekt „Dorf der Zukunft“ herstellen. Der Zusammenhalt in der Gruppe war groß, so dass auch Maulwurfshausener Zukunftsagentinnen und -agenten unterwegs „Neulinge“ für das Projekt begeistert werden konnten. Am Ende waren sich alle einig, dass der Aufenthalt viel zu kurz war, denn es hätte noch so viel mehr zu entdecken gegeben. Vielleicht lässt sich der Wunsch, nächstes Jahr wiederzukommen, realisieren - dann aber gleich für eine ganze Woche! In der zweiten Osterferienwoche standen verschiedene Themenworkshops auf dem Programm. Im Vorfeld einigten sich die Zukunftsagentinnen und -agenten auf die Themen erneuerbare Energie und Ernährung. Beim Workshop „Der Energie auf der Spur“, der zusammen mit zwei Referentinnen von GreenCity e.V. durchgeführt wurde, konnten die Kinder zunächst mit Strommessgeräten den Verbrauch von alltäglichen Geräten wie Radio, Fön, Energiesparlampen und Wasserkocher messen und vergleichen. Als die Sonne endlich zum Vorschein kam, konnten mit einem großen Solarkocher Tortellini gekocht und Solarspielzeug getestet werden. Am spannendsten war jedoch das Radeln auf dem Energiefahrrad, wodurch erfahrbar wurde, wie viel Energie nötig ist, um ein Radio zu betreiben sowie das eigene Handy aufzuladen. Den Workshop „Essen für ein gutes Klima“ führte Verena Jörg, die KJRNachhaltigkeitsbeauftragte und Expertin zum Thema nachhaltige Ernährung, durch. Anhand eines Quiz wurde der Zusammenhang zwischen unserer Ernährung und dem Klima aufgezeigt und diskutiert. Wer hätte z.B. gedacht, dass ein Deutscher im Laufe seines Lebens im Durchschnitt 945 Hühner verzehrt bzw. ein Hochleistungshuhn statt normalerweise 50 bis 60 Eier pro Jahr ca. 300 Eier legt? Im zweiten Teil wurden verschiedene Brotaufstriche selbst zubereitet und im Anschluss gemeinsam verspeist. Angelika Schläfer, ASP Maulwurfshausen, KJR 4|14 14 Aktuell Berufsorientierungstag für clevere Jungs Wiederholung erwünscht! Erzieher, Modenäher, Kinderpfleger – alles „nur“ typische Frauenberufe? Von wegen! Dass dies nicht der Fall ist, erfuhren knapp 80 Jungen ab 12 Jahren am Samstag, den 5. April beim 7. Berufsorientierungstag (BOT), den der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) in Kooperation mit der DGB-Jugend veranstaltete. Von 10 bis 15 Uhr ging es im DGB-Haus München vor allem darum, den Jungen frühzeitig die Augen für die vielfältigen Berufswege – auch jenseits von Berufswahlklischees – zu öffnen, Interesse für neue Möglichkeiten zu wecken und Alternativen aufzuzeigen. So standen den Jungen 20 Männer aus unterschiedlichen Ausbildungsberufen als Ansprechpartner zur Verfügung - z.B. ein Versicherungsfachwirt, ein Elektrotechniker, ein Erzieher und ein Koch. In persönlichen Gesprächen konnten die Jungen alles fragen, was sie interessiert und sich wertvolle Informationen holen. Dabei wurden den Jungen die ersten fünf Berufe zugelost, damit sie auch Berufe kennenlernen, die sie bisher nicht kannten oder die sie – auf den ersten Blick – nicht interessieren. Nach jeder absolvierten Station erhielten die Jungen Stempel, die sie am Losstand in Lose umtauschen konnten. So hatten sie die Chance auf attraktive Gewinne wie Fußbälle, Rucksäcke oder Spiele – und selbst die „Nieten“ zogen Trostpreise in Form von leckeren Süßigkeiten Mehr Bilder unter www.kjr-m.de/galerie 4|14 nach sich. Grund genug also, möglichst viele Berufe-Männer aufzusuchen! Auch der 12-jährige Simon sammelte an diesem Tag fleißig Stempel, nach einer Stunde hatte er bereits sieben Berufe-Männer interviewt. Für einen Beruf entschieden hat er sich aber noch nicht: „Schreiner, ITTechniker, Kinderpfleger - eigentlich haben mir die alle gut gefallen!“ Einzig im „Labor“, wo er als Chemielaborant mit künstlichem Beim berühmten JAPs-Fähigkeitenparcours legten die Jungen dann auch selbst Hand an und machten an Holzwerkstatt, Wickel- und Siebdruckstation durchweg eine gute Figur. Vor allem letztere stand bei den Jungen hoch im Kurs. Denn dort bedruckten sie unter der Anleitung von Marc Bühling einen Jutebeutel mit dem BOT-Motto „Und was wirst du?“ und kreierten so ihr eigenes Andenken an diesen aufregenden Tag. Blut hantieren musste, war ihm etwas flau im Magen. Außerdem wusste Simon auch in einem simulierten Telefongespräch mit einem potenziellen Arbeitgeber zu überzeugen. Diese Übung war Teil einer „Bewerbungsstraße“, in der die Jungen auch Vorstellungsgespräche üben konnten und nützliche Informationen zum Thema „Lebenslauf“ erhielten. Mehr um den Grips als um Muskeln und Geschicklichkeit ging es bei den Einstellungstests, die Willi Arnold vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) vorbereitet hatte. Hier mussten die Jungs ihr Allgemeinwissen, ihre Rechtschreib-Kenntnisse sowie ihre Mathe-Künste unter Beweis stellen und dabei allerlei knifflige Fragen beantworten. Welches Amt übt Joachim Gauck aus? Wie heißt der neue Münchner Oberbürgermeister? Und wie schreibt man überhaupt a) unendgeldlich b) unentgeltlich c) unentgeldlich d) unendgeltlich? Zum Glück war die Chill-Area nicht weit, wo sich die Jungen bei Fußball, Kicker, MiniTischtennis und vielen anderen Spielen von diesen Strapazen erholen und neue Kräfte für weitere Berufe-Interviews tanken konnten. Dass die Jungen an diesem Tag viel Spaß hatten und voll mitzogen, konnte Jonas Stecher, Jungenbeauftragter des KJR, bestätigen: „Das Feedback, sowohl von den Jungen als auch von den Berufe-Männern, war unglaublich positiv. Beide Seiten wollen den Berufsorientierungstag unbedingt wiederholen!“ Herbert Hartinger, Öffentlichkeitsarbeit, KJR Aktuell 15 Jugendarbeit und Schule - Kooperation auf Augenhöhe „Sozialpädagogik an der Schule wirksam machen“ Wo sonst hunderte Menschen zu Mittelaltermusik oder A-cappella tanzen, kamen am Dienstag, den 29. April gleich mehrere hochkarätige Gäste zu einer Diskussionsrunde zusammen. Im Saal des Intermezzo, der auch als Konzerthalle des Spectaculum Mundi fungiert, empfing Heiko Neumann, Leiter des Intermezzo, den Stadtschulrat Rainer Schweppe, Holger Mai und Christina Berr vom Referat für Bildung und Sport, Jugendamtsleiterin Dr. Maria Kurz-Adam, Tanja Al-Mehiawi und Karl-Heinz Hummel vom Stadtjugendamt, Franz Schnitzlbaumer, Steffi Lux, Armin Schroth und Mechthilde Heiler vom KJR, die Schulsozialarbeiterinnen Sarah Konik, Andrea Geiger, Schulsozialarbeiter Daniel Altmann, die Schulleiterin der Mittelschule an der Samberger Straße Ursula Neff, den Schulleiter der Mittelschule an der Walliser Straße Florian Bär sowie die ehemalige Schulleiterin der Schule Ingeborg Weinberger. Im Fokus der einstündigen Debatte stand die Kooperation Jugendarbeit - Schule. Im Detail ging es um die Zusammenarbeit des Intermezzo mit den Mittelschulen an der Walliser Straße und der Sambergerstraße. Nach einer kurzen Begrüßungsrede von KJR-Vorstandsmitglied Steffi Lux ergriff Stadtschulrat Schweppe das Wort. Er freute sich, als ein Nachfolger Anton Fingerles - ehemaliger Stadtschulrat und Gründer des Kreisjugendring München-Stadt vor 68 Jahren - wieder eine Einrichtung des KJR zu besuchen. Im vergangenen Jahr hatte Schweppe bereits dem Jugendtreff Neuaubing einen Besuch abgestattet. Dann startete Heiko Neumann mit einer kurzen Präsentation über das Konzept und die verschiedenen Angebote des Intermezzo. Im Anschluss berichteten Sarah Konik, Andrea Geiger und Daniel Altmann über ihre US-Marines im Einsatz in Maulwurfshausen Gelebte deutsch-amerikanische Freundschaft: Am 10. Mai unterstützte ein fünfköpfiges Team des U.S. Generalkonsulats München - darunter zwei US-Marines - die Spielstadt Maulwurfshausen. Gemeinsam mit den Kindern wurde ein Weidenpavillon für das „Dorf der Zukunft“ (Ökoprojekt der Einrichtung, wir berichteten im K3 3/2014) errichtet. Dazu mussten ca. 500 Weidenstöcke den richtigen Schnitt bekommen, gebunden und mit viel Muskelkraft in die richtige Form gebogen werden. Das Ergebnis des langen, aber sehr lustigen und abwechslungsreichen Tages kann sich sehen lassen. Jetzt heißt es nur noch jeden Tag gießen, gießen, gießen, damit der lebendige Pavillon auch schön grün wird! Angelika Schläfer, Spielstadt Maulwurfshausen Arbeit als Schulsozialarbeiter/innen an den jeweiligen Schulen bzw. im Intermezzo. Die Zusammenarbeit bewerteten alle Parteien – Schulsozialarbeiter/innen, Schulleitungen und Freizeitstätte – als durchweg positiv. „Wir wollen Sozialpädagogik an der Schule wirksam machen“, so Heiko Neumann. Oberstes Ziel sei „eine Kooperation auf Augenhöhe“. Vor allem die Schulleitungen Ursula Neff und Florian Bär lobten ausdrücklich die gelungene Kooperation mit dem Intermezzo. Denn die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule an der Walliser Straße kommen nicht nur zum Mittagessen und für die Hausaufgaben, sie nutzen das Intermezzo auch als Anlaufpunkt in ihrer Freizeit. Aber nicht nur die Schülerinnen und Schüler kommen zum Intermezzo, das Intermezzo kommt auch zu den Schülerinnen und Schülern. So werden mit verschiedenen Schulklassen Konflikttrainings oder erlebnispädagogische Ausflüge durchgeführt. Stadtschulrat Schweppe allerdings sieht die schulische Vernetzung als noch nicht stark genug. Vielmehr wünscht er sich eine noch intensivere Zusammenarbeit. Außerdem sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Schule noch mehr als Anlaufpunkt nutzen. Nach einer Stunde beendete Steffi Lux, die sich spontan als Moderatorin zu Verfügung gestellt hatte, die lebendige Diskussion und bedankte sich bei allen Anwesenden – die nächsten Termine standen auf der Tagesordnung. „Trotz der begrenzten Zeit konnten doch alle Parteien ihren Standpunkt zum Thema Kooperation Jugendarbeit - Schule anschaulich darlegen. Dennoch wäre eine baldige Wiederholung sicher wünschenswert, um diese Eindrücke weiter zu intensivieren“, resümiert Lux. Herbert Hartinger, Öffentlichkeitsarbeit, KJR 4|14 16 Aktuell kids on stage 2014 Großartige Show von Kindern für Kinder Theater, Musik und Tanz – das alles wurde bei „kids on stage“ am Freitag, den 9. Mai 2014 im Freizeittreff 103er geboten. Bereits zum 16. Mal präsentierten rund 100 Mädchen und Jungen von 6 bis 12 Jahren aus verschiedenen Freizeiteinrichtungen des KJR ein buntes und abwechslungsreiches Bühnenprogramm. Kurz vor Beginn herrschte noch Aufregung unter der Mädchen und Jungen, während die letzten Vorbereitungen hinter den Kulissen in Sachen Kostüm, Text und Bühnenbild liefen und sich der Saal nach und nach mit Gästen füllte. Als Erste betrat KJR-Vorstandsmitglied Marina Lessig die Bühne und eröffnete zusammen mit der Kinderbeauftragte des KJR und Organisatorin von „kids on stage“ Kerstin Hof die Show. Benita Steger und Eila Förschner vom Spielhaus Sophienstraße führten als Moderatorinnen souverän durch einen gelungenen Nachmittag. Sie riefen jede Darstellerin und jeden Darsteller namentlich auf die Bühne und bedankten sich nach ihren Auftritten mit einer Rose. Den Anfang machte die Inklusionstheatergruppe aus dem Spielhaus Sophienstraße in Kooperation mit der Mathilde-Eller-Schule, BiB e.V. und ebs (KJR) mit ihrem Stück „Fliegender Teppich in Gefahr“. Die „Lerchenauer Kids“ – ein Kooperationsprojekt zwischen dem Freizeittreff Lerchenauer und dem Autistischen Kompetenzzentrum zeigten selbstentwickelte Grusel-Songs aus dem Stück „Das verschwundene Schloss“. Doch bevor es weitergehen sollte mit dem Programm, kam es zu einer spontanen musikalischen Einlage eines Protagonisten aus dem Autistischen Kompetenzzentrum am Piano, die auch die zwei Moderatorinnen überraschte. 4|14 Musikalisch wurde es auch bei zwei Jungs aus dem Spielhaus Sophienstraße, die Songs wie „I‘m yours“ oder „Close“ präsentierten und dazu auch gleich die passenden HipHopMoves tanzten. „Zugabe, Zugabe!“, riefen die Zuschauerinnen und Zuschauer nach den Tanzauftritten der Tänzerinnen und Tänzer aus dem Freizeittreff Lerchenauer und den „Akku-Girls“ aus dem Kindertreff AKKU zu Songs wie „Beat it“ von Michael Jackson, bevor es in die Pause ging. Das Publikum sowie Darstellerinnen und Darsteller hatten Zeit, sich mit leckeren Broten und Getränken zu stärken, und schon füllte sich der Saal erneut bis in die letzten Reihen und Teil zwei des Programms konnte beginnen. „Die Schildbürger bauen ein Rathaus“ hieß das Theaterstück, das die Mädchen und Jungen aus dem Natur- und Kulturtreff Rumfordschlössl aufführten. Die Gruppe „Dancing Forever“ - auch aus dem Rumfordschlössl - und die „Harthof Girls“ aus dem Kinderhaus Harthof präsentierten ihre ganz eigenen Choreographien und ernteten dafür eine Menge Beifall. Auch das Musische Zentrum konnte mit mehreren Musik-, Tanz- und Gesangseinlagen das Publikum für sich begeistern und zum Jubeln bringen. Nicht zu vergessen der Auftritt der „KJR All Stars“, für den Kerstin Hof alle Pädagoginnen und Pädagogen sowie weitere Erwachsene auf die Bühne holte, und dann tanzten alle gemeinsam zu dem aktuellen Hit „Happy“. Auch die Kinder jubelten und tanzten kräftig auf ihren Plätzen mit. Zufrieden über eine gelungene Veranstaltung, „happy“ und mit einem Ohrwurm konnten alle Zuschauerinnen und Zuschauer, das Veranstaltungsteam sowie die Mädchen und Jungen, die auf der Bühne gestanden hatten, in ein erholsames Wochenende starten. Carolin Keller, Öffentlichkeitsarbeit KJR Aktuell 17 25 Jahre soundcafé Jubiläum mit vollem Kulturprogramm Trommeln, Gitarrenklänge und freudige Aufregung erfüllten am 16. Mai das soundcafé – letzte Soundchecks und Tanzgeneralproben ließen einen unterhaltsamen Jubiläumsabend erahnen. Die Show konnte beginnen! KJR-Vorstandsmitglied Elif Demir nahm die Gäste eingangs mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Einrichtung. Es wurde deutlich: Mit Nachwuchsband-Förderung, medienpädagogischen Foto-und Videoprojekten, DJ- und Tanzworkshops, Konzerten und Festivals steht das soundcafé seit einem Vierteljahrhundert für erfolgreiche Jugendkulturarbeit in München. Einen Eindruck von einigen Medienprojekten erhielten die Gäste auf Leinwänden und in der Fotoausstellung im oberen Stockwerk. Dahinter steht ein Team, dessen Arbeit geprägt ist durch viel Lebendigkeit, Humor, Elif Demir vom KJR-Vorstand und soundcafé-Leiter Achim Seipt Mehr Bilder unter www.kjr-m.de/galerie fachliche Atmosphäre, dialogische Kompetenz und Vertrauen. „Kurz gesagt: durch einen guten Sound,“ betonte Einrichtungsleiter Achim Seipt begeistert und trat mit der hauseigenen Team-Band auf die Bühne, um das musikalische Programm einzuleiten. Denn das war erst der Anfang! Dass sich viel talentierter Nachwuchs im soundcafé tummelt, durften die Gäste bis in den späten Abend selbst erleben: Klassisches Klavierspiel und fetzige Tanzeinlagen wurden gefolgt von fröhlicher Büfett-Begleitung durch die junge Sinti-Gruppe „The Vigilance of Gipsy Swing“. Im Anschluss rockten die Mädels und Jungs von „Deutschlands jüngster Tierschutzband“ JAMIELOU selbstbewusst mit frechen Texten die Bühne. Die rhythmischen Vibes von der Latin-Band PALO SANTO lockten auch zu später Stunde noch weiteres Publikum ins Haus und sorgten dafür, dass es niemanden mehr auf den Stühlen hielt und die Hüften geschwungen wurden. Bei dem umfangreichen kulturellen Unterhaltungsprogramm mit abschließender Feuershow war für jeden Geschmack etwas dabei – das soundcafé machte mit „music & more“ seinem Namen auch beim 25. Jubiläum alle Ehre. Tanja Wirth, KJR Bewerbungstraining im ClubIn Üben mit Profis aus der Wirtschaft Chris, Said und Anja sitzen angestrengt mit ihrem persönlichen Coach am Tisch im Seminarraum des ClubIn, Internationaler Treff für junge Leute von 17 bis 27 in Schwabing. Alle drei haben etwas gemeinsam: Sie möchten sich für einen Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz bewerben. Chris kommt aus Italien und strebt eine Ausbildung als Konditor in Deutschland an. Said aus Tunesien kam als Au-pair vor ein paar Monaten nach Deutschland. Der ausgebildete Ingenieur möchte in Deutschland seine Sprachkenntnisse verbessern und sich nach Abschluss des Auslandsjahrs in der Heimat in einem deutschen Unternehmen bewerben. Anja macht gerade ihre Mittlere Reife und ist sich noch unsicher, wo es genau hingehen soll: Berufsausbildung oder FOS? Mit Hilfe der Zeitspenden des Vereins Hirn, Herz, Hand e.V. der h&z Unternehmensbe- ratung ist es dem ClubIn möglich, dieses hochwertige Angebot den Jugendlichen bereitzustellen. In einem „one to one“-Setting haben die professionellen Beraterinnen und Berater die Möglichkeit, auf die jeweils individuelle Situation der Jugendlichen einzugehen und ihnen entsprechende Hilfestellung zu geben. Während Said gerade die Inhalte des Bewerbungsschreibens bespricht, übt Anja mit ihrem Coach im Rollenspiel ein Bewerbungsgespräch. Mit Chris werden Begrifflichkeiten geklärt. Sein Deutsch ist noch sehr holprig. Nach etwa einer Stunde intensiven Arbeitens kommen Chris, Said und Anja geschafft aber zufrieden aus dem Seminarraum. Unter dem Arm die Broschüre: „Tipps und Tricks für Bewerbungsunterlagen und Vorstellungsgespräch“. Eines steht für alle drei fest: „Es gibt noch viel zu tun!“ Die Angebote des ClubIn Internationaler Treff für junge Leute von 17 bis 27 sind auf der Website: www.clubin-muenchen.de unter „Aktuelles“ einzusehen. Ulrike Stempfle, ClubIn Internationaler Treff 4|14 18 Aktuell Erzieher an Münchner Bildungsbrennpunkten erhalten Fortbildungsstipendien Junge Vor!Denker: Wie wollen wir leben? Passend zum KJR-Jahresthema „Nachhaltigkeit“ erhielt Stefan Hofmann gemeinsam mit fünf Kolleginnen aus anderen Einrichtungen am 31. März Stipendienurkunden für die Fortbildung „Junge Vor!Denker“. Ab Juni werden sie in der KJR-Kindertagesstätte Nordstern KIDDIES, im Kindergarten in der Dieselstraße und im katholischen Kindergarten „Leiden Christi“ mit Kindern über Zukunftsfragen philosophieren. Neben diesen Einrichtungen wird die freiberufliche Stipendiatin Agnieszka Spizewska an mehreren Einrichtungen in AubingLochhausen das Konzept des Projekts „Junge Vor!Denker“ der Eberhard von Kuenheim Stiftung umsetzen. Alle Erzieherinnen und Erzieher fördern damit bei ihren philosophierenden Kindern die Sprech- und Dialogfähigkeit, ihr Selbstbewusstsein und den Blick für die Perspektiven anderer. Es ist sehr beeindruckend, dass sich die Nordstern KIDDIES so intensiv mit dem Thema „Nachhaltigkeit“ in allen Bereichen beschäftigen. Stefan Hofmann erhielt das Stipendium, weil die Jury von seiner pädagogischen Haltung beeindruckt war. Er sieht sich nicht nur als Wegbegleiter und Mentor der Kinder. Er möchte ihnen auch einen Entdeckungsund Erlebnisraum schaffen, wo sie vielfältige eigene Erfahrungen sammeln können. Auch für die Einrichtungen und die Eltern hält die Koordinatorin für familienintegrative und stadtteilorientierte Arbeit, Martina Labenz, das Konzept für sinnvoll: „Gerade in Zeiten, in denen gute Erzieherinnen und Erzieher stark gefragt sind, können wir mit einem Angebot wie „Junge Vor!Denker“ einen echten Mehrwert für das Team, die Kinder und die Eltern bieten.“ Stefan Hofmann von den Nordstern KIDDIES mit Einrichtungsleiterin Mirjam Hilmenyuk und Abteilungs leiterin Petra Kutzner Seit 2010 ist „Junge Vor!Denker“ ein Projekt der Eberhard von Kuenheim Stiftung in Zusammenarbeit mit der „Akademie Kinder philosophieren“. Es hat zum Ziel, Kindern den Raum zu geben, ihre heutige und zukünftige Lebenswelt mitzugestalten und so einen Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu leisten. Prof. Dr. Egon Endres, Jurymitglied für die Stipendien und Präsident der katholischen Stiftungsfachhochschule sieht darin ein wichtiges Thema: „Für unsere Studierenden von Berufen im Sozial- und Bildungsbereich ist es gerade in unserer vernetzten Welt sehr wertvoll, die Perspektiven anderer einnehmen zu können, ihnen Raum zu geben und so zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft beizutragen.“ Die Idee, Stipendien an Bildungsbrennpunkte zu vergeben, entstand Ende 2013 in der Stiftung während der Vorbereitungen der jährlichen Weihnachtsaktion: Statt eines materiellen Weihnachtsgeschenks lobte die Stiftung im Namen ihrer Partner und Freunde Stipendien für Pädagoginnen und Pädagogen an Münchner Bildungsbrennpunkten aus. Unterstützt wurde die Weihnachtsaktion von Stadtschulrat Rainer Schweppe. Die Jury setzte sich aus den Bildungsexperten Peter Scheifele, dem Stellvertreter des Stadtschulrats, und Prof. Dr. Egon Endres sowie dem Vorstand der Stiftung, Carl-August Graf v. Kospoth, zusammen. Entscheidend bei der Auswahl der Stipendiaten waren die persönliche Motivation der Bewerber, der Bedarf vor Ort und die Umsetzungsbedingungen in der jeweiligen Einrichtung. „Mit diesem Geschenk wollen wir die Idee der Jungen Vor!Denker noch stärker in München verankern. Wir freuen uns sehr, dass mit dem Referat für Bildung und Sport und der Katholischen Stiftungsfachhochschule eine hochkarätige Jury die Auswahl aus so engagierten Bewerbern hatte. Damit haben wir beste Bedingungen, um das Philosophieren über Zukunftsfragen langfristig in den Kindertagesstätten zu verankern“, so Carl-August v. Kospoth bei der Übergabe der Stipendienurkunden. Mit dem Start der Fortbildung werden ab Juni Kinder an Münchner Bildungsbrennpunkten gemeinsam darüber philosophieren, wie sie unsere Gesellschaft gestalten möchten – und das im Handeln umsetzen. Interessierte Leitungen und Erzieher finden weitere Informationen zu der Zusatzausbildung unter www.jungevordenker.de. Jacob Rohm, Eberhard von Kuenheim Stiftung der BMW AG Petra Kutzner, Abteilungsleiterin Kindertageseinrichtungen, KJR KJR-Positionspapier Note 5 für die Gebundene Ganztagsschule an Grundschulen Der Kreisjugendring München-Stadt (KJR) beendet nach zwei Jahren Kooperation mit der Grundschule an der Helmholtzstraße zum Schuljahresende 2013/2014 die Zusammenarbeit bei der Gebundenen Ganztagsschule. Seit September 2012 hat das Spielhaus Sophienstraße, das im Arnulfpark auch ein Mobilprojekt für Kinder und Teenager durchführt, im Rahmen des Förderprogramms des Freistaats Bayern mit der Grundschule zusammengearbeitet. „Obwohl es gerade an dieser Schule durch die hohe Kooperationsbereitschaft und kon4|14 zeptionelle Offenheit der Rektorin und des Kollegiums ideale Voraussetzungen für eine Kooperation gibt, waren letztlich die grundsätzlichen Defizite an der Struktur und der finanziellen Ausstattung die Gründe für den Ausstieg“, erklärt Tom Rausch, Vorsitzender des KJR. „Wir haben uns in dem Zusammenhang intensiv mit der Ganztagsbildung für Grundschulkinder befasst und müssen leider feststellen, dass die Rahmenbedingungen mangelhaft sind.“ Der KJR hat deshalb ein Positionspapier zur Ganztagsbildung von Grundschulkindern veröffentlicht. „Für Kinder und Eltern ist unter den derzeitigen Bedingungen - das klassische Angebot von Halbtagsschule und Hort die bessere Alternative“, empfiehlt der KJR-Vorsitzende. Der KJR schließt sich auch der Forderung des Bayerischen Städtetags an, der kürzlich den „Wildwuchs“ unterschiedlicher Ganztags- und Betreuungsangebote heftig kritisiert und einen „Ganztagsgipfel“ gefordert hat, bei dem Freistaat und Kommunen gemeinsam an der Verbesserung der Situation arbeiten sollen. Das Positionspapier steht online als PDF zum Download zur Verfügung: www.kjr-m.de/ ueber-uns/positionen.html 19 Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, studioprokopy werbeagentur & fotostudio Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Die Clique bleibt wesentliche Sozialisationsinstanz – auch beim Thema Engagement Perspektivwechsel in der Betrachtung jugendlichen Engagements Jugendliches Engagement ist auch nicht mehr das, was es einmal war Viele, die ihr Erwachsenwerden in der Zeit der Studentenbewegung erlebt haben, neigen dazu, die späteren Jugendgenerationen als Verfallsprodukte zu sehen. Sie werden entweder als narzisstisch, unpolitisch, karrieristisch – bestenfalls pragmatisch bezeichnet. Nicht selten werden sie pauschal als Ichlinge diffamiert. Wenn man dann mit empirischen Befunden dagegenhält, erntet man oft ungläubiges Staunen. Auf dem bereitstehenden „68er-Prüfstand“ wird aktuelles jugendliches Engagement als zu leicht befunden. Dem jugendlichen Engagement fehle die nötige politische Radikalität und Durchschlagskraft. Wenn dann als Gegenargument die Protestbewegung gegen „Stuttgart 21“ angeführt wird, sieht man dort vor allem die unerschrockenen Kämpferinnen und Kämpfer der eigenen Generation, die den Protest anführen würden. Es war schon immer problematisch, die eigenen zeittypischen Erfahrungen zum Normalitätsmaßstab für nachfolgende Generationen zu erklären. Das gilt insbesondere in einer Zeit, in der sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen grundlegend verändern. Die Bundesrepublik Deutschland befindet sich in einer Phase des gesellschaftlichen Wandels, der mit Schlagworten wie Globalisierung, Pluralisierung und Individualisierung angedeutet ist. Dieser Wandel erfasst nicht nur den ökonomischen und politischen Bereich, sondern bedeutet auch, dass sich in den privaten Welten grundlegende Veränderungen vollziehen. Von den Konsequenzen eines sich herausbildenden globalen Netzwerk-Kapitalismus sind alle Bereiche des Alltagslebens betroffen: wie man Beziehungen eingeht, Familie begreift, sich beruflich orientiert, erwachsen wird, Schule erlebt, Freizeit gestaltet und sich politisch betätigt. Von diesem Wandel ist auch das freiwillige soziale Engagement betroffen. Es löst sich aus den milieuspezifischen Kontexten, in denen traditionelle Engagementformen ihre spezifische Passform gefunden hatten. Jugendliche sind keine Ichlinge Den ideologisch verschleierten Blick auf Jugendliche, der nur „Ichlinge“ oder „EgoShooter“ auszumachen vermag, kann man mit nüchternen Zahlen kontern. Die 1999, 2004 und 2009 durchgeführten repräsentativen Freiwilligenerhebungen haben uns einen guten empirischen Überblick zum bürgerschaftlichen Engagement ermöglicht. Der Freiwilligensurvey von 1999 hat gezeigt, dass zu dem bereits hohen Niveau von etwa einem Drittel der Bevölkerung (34 Prozent), das sich engagiert, ein weiteres knappes Drittel (26 Prozent) hinzukommt, das am Engagement interessiert ist. Der zweite Freiwilligensurvey von 2004 und der dritte von 2009 zeigen, dass sich die Zahlen erhöht haben. In diesem Zusammenhang hatte Helmut Klages von einem „brachliegenden Potenzial“ oder einer „riesigen ‘schlafenden Ressource’“ gesprochen. Folgende Bilanz zum Freiwilligenengagement lässt sich auf der Basis der empirischen Forschung ziehen: 1)Freiwilliges Engagement geht nicht zurück, sondern unterliegt einem charakteristischen Wandel: weg von dem klassischen Ehrenamt, das seinen „Nachschub“ aus traditionsreichen sozialen und weltanschaulichen Milieus bezogen hat, hin zu einem Engagement, das sich aus Motiven einer selbstbestimmten Lebensführung speist. 2)Für Engagementverlust bei Jugendlichen und Erwachsenen gibt es keine empirischen Belege. Allerdings könnte man von einer Stagnation auf hohem Niveau sprechen. Vergleicht man die Gruppe der 14- bis 25-Jährigen mit den 56- bis 66-Jährigen sieht man ein vergleichbar hohes Engagementniveau, Zuwachsraten gibt es hingegen nur bei älteren Bürgerinnen und Bürgern. 3)Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die über Jahre die höchsten Engagement raten zeigten, stagniert das Engagement, während es bei den älteren Bevölkerungsgruppen deutlich ansteigt. Die Verdichtung der Bildungsgänge nimmt Heranwachsenden selbstbestimmte Zeitressourcen und reduziert die Möglichkeiten für freiwilliges Engagement. 4)Die „Anlagesphären“ für das vorhandene soziale Kapital verändern sich als Konsequenz dieses Motivwandels. Weil sich Menschen mit ihrem Engagement nicht mehr 4|14 20 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt selbstverständlich in den vorhandenen Strukturen von Politik und Organisationen verorten wollen, bedarf es neuer Handlungsangebote. Da diese für einige noch nicht existieren bzw. nicht bekannt sind, gibt es ein „frei flottierendes Potenzial an Gemeinsinn“ (Helmut Klages). 5)D ie Idee einer entwickelten Zivilgesellschaft braucht eine bürgernahe „Erdung“ und Realisierung. Sie lebt aus der Identifikation mit demokratischen Spielregeln im Sinne eines partizipativ und solidarisch orientierten Gemeinwesens, in dem die öffentlichen Angelegenheiten zu Anliegen der Bürgerinnen und Bürger werden. Diese Bürgerschaft mischt sich in diese Angelegenheiten ein, versucht sie nach ihren Vorstellungen und Interessen zu gestalten, akzeptiert auch, dass in einer pluralistischen Gesellschaft keine Instanz, keine Person und keine Gruppierung für sich beanspruchen kann, über die einzig richtige Lösung zu verfügen. Dieses zivilgesellschaftliche Engagement kann am ehesten im kommunalen Raum praktiziert werden und deshalb müssen entsprechende Förderstrukturen in den Gemeinden entwickelt werden (vgl. dazu Keupp 2003). Erwachsenwerden heute In einer individualisierten Gesellschaft, in der die Menschen ihre Biographien immer weniger in den gesicherten Identitätsgehäusen der Berufsarbeit einrichten können und in der ihr Lebenssinn zur Eigenleistung wird, sind vermehrt Fähigkeiten zur Selbst organisation in den sozialen Mikrowelten gefordert. Fertige soziale Schnittmuster für die alltägliche Lebensführung verlieren ihren Gebrauchswert. Sowohl die individuelle Identitätsarbeit als auch die Herstellung von gemeinschaftlich tragfähigen Lebensmodellen unter Menschen, die in ihrer Lebenswelt aufeinander angewiesen sind, erfordert ein eigenständiges Verknüpfen von Fragmenten. Die roten Fäden für die Stimmigkeit unserer inneren Welten zu spinnen, wird ebenso zur Eigenleistung der Subjekte wie die Herstellung lebbarer Alltagswelten. Kinder und Jugendliche brauchen die dazu erforderlichen Lebenskompetenzen in einem sehr viel höheren Maße als die Generationen vor ihnen. Sie müssen in der Lage sein, ein Berufsleben ohne Zukunftsgarantien zu managen, ihren individuellen Lebenssinn ohne die Vorgabe von Meta-Erzählungen zu entwickeln und die Komplexität von Weltverhältnissen auszuhalten. Auf diesem Hintergrund bekommt das zivilgesellschaftliche Engagement von ihnen einen zentralen Stellenwert. Dazu drei Thesen: These 1: Die Lebensphase Jugend soll Menschen die psychosoziale und qualifikatorische Basis für ein gelingendes Erwachsenenleben schaffen. Von einer sich dramatisch verändernden globalisierten kapitalistischen Gesellschaft ist auch das Aufwachsen betroffen. Es kommt vor allem im Bildungssystem zu einer Beschleunigung und Verdichtung der Jugendphase und zu einer Engführung durch das Ziel „employability“. These 2: Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen haben zunehmend die Spielräume für Experimentieren mit möglichen Identitätsentwürfen reduziert. Die wachsenden psychosozialen Probleme von Jugend- Eila (12) Bist du eine Ausnahme unter deinen Freunden, weil du dich ehrenamtlich engagierst? Ich kenne sonst niemanden. Das kann aber auch daran liegen, dass ich erst seit drei Jahren in München lebe. Aber natürlich – meine Freundinnen, mit denen ich zusammen im Spielhaus bin, arbeiten ja auch ehrenamtlich mit. In der Schule finden das die meisten gut, was ich mache. Meine Eltern auch – immer vorausgesetzt, die Schule leidet nicht darunter. Aber das ist im Moment kein Problem. Du kümmerst dich im Spielhaus auch um den Spielgeräteverleih, stimmt‘s? Stimmt. Ich komme in meiner Mittagspause und helfe mit beim Spielgeräteverleih. Ich mache das seit letztem Jahr zusammen mit meiner Freundin Benita. Wer von euch beiden hat wen überredet, da mitzumachen? Das war eigentlich Zufall. Irgendwann hatte ich mich mal auf den Stuhl gesetzt, auf dem immer die Person saß, die den Spielgeräteverleih bis dahin gemacht hatte. Daraufhin fragte mich Jutta Schneider, die Leiterin des Spielhauses, ob ich nicht mal den Verleih machen möchte. Ich habe es dann einfach ausprobiert, am nächsten Tag gleich wieder … Und irgendwann war es dann normal. 4|14 Jutta fragte mich dann, ob ich das nicht ganz machen möchte. So bin ich zu dieser Aufgabe gekommen. Merkst du, dass dich diese Aufgabe irgendwie verändert? Man lernt viel. Bei so einer Aufgabe muss man ja mit den Kindern gut umgehen können; man muss mit den verschiedensten Leuten klarkommen. Wenn man da keinen Spaß dran hat, funktioniert es nicht. Ich bin gern für die anderen Kinder da und lerne ganz nebenbei, wie man sich besser organisiert. Was möchtest du später mal beruflich machen? Vielleicht tatsächlich Kinderärztin. Hast du auch irgendwelche Vorteile durch deine Arbeit im Spielhaus? Mir wird vieles ermöglicht. Natürlich nicht im Sinne von Bezahlung oder so. Aber ich kann zum Beispiel in diesem Jahr die Veranstaltung KiKS moderieren. Oder ich bin im „Team Stuck“, wo man zur Museumsführerin ausgebildet wird. Ich bekomme also viele Chancen. Was brauchst du für deine ehrenamtliche Arbeit? Ich würde mir wünschen, dass die Schule diese Arbeit mehr respektiert und wir mehr Freiraum für unsere Arbeit bekommen. Grundsätzlich gibt es zwar schon eine Beurlaubung, wenn ich so eine Moderation wie für KiKS mache. Aber das ist eher die Ausnahme. Ehrenamt ist … Verantwortung, die gleichzeitig Spaß macht. Ich tue gern etwas für andere und bin froh, dass ich mit Menschen arbeiten kann. 21 lichen und jungen Erwachsenen zeigen uns die „Kostenseite“ dieser Entwicklung. Wir brauchen eine Kultur des Aufwachsens, die die Verwirklichungschancen für ein selbstbestimmtes Leben fördert. These 3: Freiwilliges soziales Engagement kann für Heranwachsende eine hervorragende Chance bieten, jugendspezifische Entwicklungsaufgaben in einer spätmodernen Gesellschaft zu bewältigen. Im Zentrum steht die eigene Identitätsarbeit. Dazu bedarf diese Engagementform förderlicher Rahmenbedingungen, die Selbstwirksamkeitserfahrungen und Partizipation ermöglichen und nicht in die Logik der vorherrschenden Bildungs systeme „gesperrt“ werden. Die Sozialisationsforschung hat mittlerweile ein gut abgesichertes Wissen über die Bedingungen gelingenden Erwachsenwerdens erarbeitet. Dazu gehören Kompetenzen im kognitiven, emotionalen und sozialen Bereich, weiterhin Empathie und Achtsamkeit für die Befindlichkeit anderer Menschen, Bindungs- und Beziehungsfähigkeit und schließlich Vertrauen in die eigene Person als Basis für gelingende Identitätsentwicklung. Aktuell wird die besondere Bedeutung zivilgesellschaftlichen Engagements von Jugendlichen herausgearbeitet. Ihre Erfahrung, mit ihrer Beteiligung an der Gestaltung ihrer Kinder und Jugendlichen engagieren sich – aber eben anders als früher und oft jenseits vorgegebener Strukturen Lebensbedingungen, durch Einmischung in Politik und Gesellschaft den Verhältnissen nicht ohnmächtig ausgeliefert zu sein, ist die Grundlage für Selbstwirksamkeit und Handlungsfähigkeit. Von daher ist es notwendig, den Diskurs zum Freiwilligenengagement von Jugendlichen nicht aus der Perspektive von Vereinen und Organisationen zu führen, die Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Freiwilliges Engagement und Ehrenamt sich über die Rekrutierung ihrer künftigen Mitgliedschaft Gedanken machen, sondern aus der Perspektive der Jugendlichen und ihrem gelingenden Erwachsenwerden im Sinne der Förderung des „aufrechten Gangs“. Prof. Dr. Heiner Keupp Christian Straubinger (21) Das klingt nach viel Arbeit. Machst du das alles ehrenamtlich? Mit meiner Jungen-Gruppe habe ich mich bisher einmal wöchentlich getroffen. Jetzt haben wir 14-tägig noch einen zweiten Termin, weil wir ein Sportprogramm gestartet haben. Wir sind insgesamt vier Leiter und wechseln und ab. Es macht ja Spaß, deshalb ist das schon OK. Wie engagierst du dich ehrenamtlich? Ich arbeite im Verein des Jugendzentrums „Diversity München“. Das Ganze hat im Juli 2013 angefangen. Ich bin im Internet auf das Jugendzentrum gestoßen, kurz darauf zum ersten Treffen der Jungs gegangen und habe mir das angeschaut. Ich hatte bis dahin noch keinen Kontakt zur Szene und suchte nach Anschluss. Wir sind ein Verein, der in verschiedene Gruppen aufgeteilt ist. Ich bin in die JungenGruppe gegangen. Der damalige Leiter dieser Gruppen wollte aufhören, weil ihm einfach die Zeit fehlte. Der Verein suchte dringend Nachwuchs. Nachdem ich kurz überlegt hatte, dachte ich mir, dass ich ja auch die Leitung der Gruppe übernehmen könnte. Ich habe ja ohnehin schon viel Zeit im Jugendzentrum verbracht. Also lag diese Entscheidung nahe und ich wurde Jugendleiter. In verschiedenen Sitzungen habe ich schnell die anderen Gruppen und deren Leitungen kennengelernt – vor allem die Gruppe diversity@school. Ich fand deren Arbeit inhaltlich sehr spannend. Wir gehen in Schulklassen und klären die Schülerinnen und Schüler auf. Mir hat das so gefallen, dass ich auch Mitglied in dieser Gruppe wurde. Bei diversity@school muss man bei drei Schulbesuchen hospitieren, an Teamsitzungen teilnehmen – anschließend kann man selbständig Projekttage durchführen. Wie bist du zu Diversity gekommen? Ich habe mich mit 19 Jahren als schwul geoutet – das ist eigentlich ziemlich spät. Ich war bis dahin einfach noch nicht so weit. Während meines Coming-out habe ich nach Leuten gesucht, mit denen ich mich offen unterhalten konnte, die meine Situation verstehen konnten. Ich bin jetzt unter anderem deshalb als Leiter tätig, weil ich die Jüngeren auf diesem Weg begleiten und unterstützen möchte. Warum aber gleich eine JugendleiterFunktion? Ich habe mich von Anfang an gefreut, Verantwortung übernehmen zu können, weil es einfach Spaß macht, weil man einen anderen Blickwinkel bekommt. Ich habe jetzt viele Gespräche, in denen ich direkt die Probleme und Fragen unserer Mitglieder beantworten kann. Ich kann die „Neuen“ an die Hand nehmen und ihnen unsere Anliegen erklären. Es ist echt cool, Leiter zu sein. 4|14 22 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Freiwillige im Kreisjugendring München-Stadt Der Einsatz von Freiwilligen gehört zur Tradition und zum Selbstverständnis des Kreisjugendring München-Stadt (KJR) als Zusammenschluss von Jugendverbänden sowie als Träger von Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) und der Kindertagesbetreuung. Ohne freiwilliges Engagement wäre die Arbeit des KJR so nicht möglich. Die Vorstandsmitglieder im KJR machen ihren „Job“ ehrenamtlich, die Mitgliedsverbände werden zu einem großen Teil ehrenamtlich getragen, in unseren Kitas engagieren sich Elternbeiräte freiwillig, Jugendräte, Haussprecherinnen und -sprecher, Thekenteams, Selbstö ffnungsgruppen und viele andere junge Freiwillige gestalten unsere Freizeitstätten mit. Erwachsene bringen sich und ihre Zeit bei Ferienfahrten, Projekten oder regelmäßigen Angeboten ehrenamtlich ein. Im Rahmen von sogenannten „Social Days“ unterstützen Beschäftigte von Unternehmen unsere Einrichtungen tageweise. Sie führen beispielsweise kleinere Renovierungen oder Bauarbeiten aus. In vielen Einrichtungen und der Geschäftsstelle wird ein Freiwilliges Soziales Jahr oder der Bundesfreiwilligen- Ehrenamt ist vielfältig – zum Beispiel als Betreuerin oder Betreuer bei Ferienfahrten dienst abgeleistet. Diese Liste ließe sich sicher fortsetzen. Wer gehört zum Kreis der Freiwilligen? Freiwillige unterstützen und bereichern die Arbeit des KJR sowohl im Bereich der Pädagogik als auch in anderen Feldern, die für das Gelingen unseres pädagogischen Auftrags nötig sind. Dabei sind Freiwillige kein kostengünstiger Ersatz regulärer Arbeitsverhältnisse, sondern stellen einen Gewinn für die Organisation und unser Angebot dar. Die große Anzahl an Freiwilligen und die Heterogenität der Personen und Felder, in denen Johannes Saller (15) Was machst du? Ich bin beim Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder Jugendleiter. Unser Stamm ist in Trudering. Wir haben dort einen Bauwagen, in dem sich jeden Tag eine andere Gruppe trifft. Ich leite eine Gruppe von 9- bis 10-Jährigen. amt bei Jugendlichen vielleicht doch nicht. Wie unterstützt dich dein Verband? Unser Stamm hat die Ausbildung zum Gruppenleiter organisiert – an drei Wochenenden waren wir zu Seminaren unterwegs plus eine Abschlussfahrt nach Kroatien. Die Stammesführung hat Erfahrung, die sie an uns weitergibt. Auch der Landesverband ist da sehr hilfreich. Seit wann bist du ehrenamtlich aktiv? Meine Gruppe ist noch ziemlich jung. Ich selbst bin erst seit Ende 2013 ehrenamtlicher Gruppenleiter – zuvor war ich aber schon Mitglied im Verband. Wie bist du zu dieser Aufgabe gekommen? Durch meinen besten Freund. Der hatte mich immer zu Gruppenstunden mitgenommen. Nach und nach kamen dann alle meine engen Freunde zum Verband. Mir hat das von Anfang an gut gefallen. Danach haben auch wiederum Freunde von mir begonnen, Gruppen zu leiten. Ich fand das auch ganz prima – wollte aber eher Gruppen von älteren Kindern übernehmen, mit denen ich längere Zeit zusammenbleiben konnte. So habe ich dann die Sippenführung übernommen. Welche Rolle spielt der Spaß dabei? Die Freude und der Spaß an dieser Aufgabe sind die Hauptgründe dafür, dass ich das mache. Und wenn man so will, auch eine Art Generationenvertrag. Mein Sippenführer hat 4|14 Woran wirst du dich in zehn Jahren erinnern? Ich denke, dass man bei den Pfadfindern mehr fürs Leben lernt als in der Schule. Man lernt Verantwortung, Achtsamkeit, selbständig zu sein. Man übernimmt ja Verantwortung für sich und andere. mir damals eine tolle Zeit im Jugendverband ermöglicht. Ich will das den Jüngeren jetzt auch ermöglichen. Oft hört man, dass sich Jugendliche nicht engagieren? In meiner Straße gibt es vier Pfadfinder – alles Freunde von mir. In meiner Klasse werde ich aber schon häufiger gefragt, warum ich das freiwillig mache. Ganz so üblich ist das Ehren- Wie wird dein Ehrenamt anerkannt? In der Schule wird es zwar nicht ins Zeugnis geschrieben, aber die Schule unterstützt uns Ehrenamtliche – man bekommt zum Beispiel immer frei, wenn man in ein Lager fährt. Vervollständige bitte den Satz: „Ehrenamt ist für mich …” ein wichtiger Teil meines Lebens. Ehrenamt ist Verantwortung und auch Zeitaufwand, den man aber gern in Kauf nimmt, weil man unendlich viel Spaß hat. Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, Journalistenbüro Röhr : Wenzel Bunt und vielfältig wie Jugendarbeit selbst 23 sie sich einbringen, verdeutlicht zunehmend den Bedarf, sich die unterschiedlichen Gruppen und Einsatzfelder von Freiwilligen näher anzusehen und Bedingungen für deren gelingenden Einsatz zu definieren. Eine Arbeitsgruppe beschäftigte sich 2013 mit den vielfältigen Freiwilligen(-formen) in den Einrichtungen des KJR und erarbeitete Standards für freiwilliges Engagement, die im Februar 2014 vom Vorstand verabschiedet wurden. Zunächst musste in der Arbeitsgruppe definiert werden, für welche Gruppen von Freiwilligen Standards erarbeitet werden sollten. Schnell wurde klar, dass alle Freiwilligen, die zur Zielgruppe der jeweiligen Einrichtung gehören – also im Bereich der Freizeitstätten die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und im Bereich der Kindertagesstätten auch Elternbeiräte –, nicht von den Standards erfasst werden sollen. Es gehört zum pädagogischen Auftrag des KJR, die Zielgruppe zu freiwilligem Engagement anzuregen und anzuleiten. Ferner fallen auch die Freiwilligen im Rahmen von Unternehmens-Engagement nicht unter die Standards, da ihre Einsätze nur punktuell und in einem begrenzten Zeitrahmen stattfinden. Für alle anderen Personen, die beim KJR weder fest angestellt sind noch sich im Praktikum befinden und deren freiwillige Tätigkeit nicht zur Sicherung ihres Lebensunterhalts beiträgt, gelten die Standards zum Einsatz Freiwilliger ebenso wie für alle, die ein Freiwilliges Soziales Jahr, ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. Da der Einsatz im Rahmen geregelter Frei- Regelmäßige Weiterbildungsangebote gehören zur Qualitätssicherung ehrenamtlichen Engagements willigendienste stärker rechtlich geregelt ist, wurden sowohl Standards für diese Gruppe als auch für alle übrigen Freiwilligen formuliert. Qualitätssicherung in der Freiwilligenarbeit Die Standards verstehen sich als Spielregeln für das Miteinander von KJR und Freiwilligen, damit freiwilliges Engagement für alle positive Wirkung entfalten kann. So sind für die unterschiedlichen Tätigkeiten, die von Freiwilligen übernommen werden, Aufgaben- bzw. Einsatzprofile zu erstellen. Über die beiderseitigen Erwartungen, Verpflichtungen sowie organisatorischen Rahmenbedingungen wird eine EngagementAbsprache bzw. Vereinbarung getroffen. Mit den Freiwilligen, die regelmäßig tätig sind, finden in jedem Einsatzgebiet kontinuierlich Einsatzbesprechungen und Reflexionen statt. Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Dabei werden geeignete Partizipationsformen und verbindliche Teilhabemöglichkeiten für die Freiwilligen geschaffen. Durch regelmäßige und angemessene Anerkennung wird die Wertschätzung für die Tätigkeiten der Freiwilligen zum Ausdruck gebracht. Die Freiwilligen sichern ihrerseits zu, die pädagogischen Leitlinien des KJR sowie die Standards zur Nachhaltigkeit zu beachten und ihre Tätigkeit nach bestem Wissen und Gewissen auszuführen. Die Freiwilligen entscheiden selbst, wann, wo und wie lange sie eine freiwillige Tätigkeit ausführen wollen. Nun geht es an die Umsetzung der Standards und darum, zu sehen, welche Wirkungen diese in der Praxis der Freiwilligen, der Beschäftigten und derjenigen Zielgruppen, denen die freiwillige Tätigkeit letztlich zugutekommen soll, entfalten können. Dr. Manuela Sauer, Grundsatzreferentin, KJR Jana (17) Du arbeitest auch ehrenamtlich im Spielhaus in der Sophienstraße – aber in einem ganz anderen Bereich als Eila und Benita. Was machst du genau? Im Spielhaus gibt es das Ferienangebot „Komm doch mit nach Indien“. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass man dabei in der Gruppe Mallakhamb – Yoga am Seil und Pfahl – trainieren kann. Für diese spezielle Yoga-Art, die es europaweit nur bei uns hier gibt, begleite ich Kurse. Ich war vorher selbst vier Jahre Teilnehmerin – jetzt assistiere ich ehrenamtlich der Trainerin. 2010 bin ich übrigens zum ersten Mal hier gewesen. Was motiviert dich dazu, diese Kurse zu geben? Ich weiß noch nicht, was ich später beruflich machen werde. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass ich – ganz gleich, was ich dann tue – etwas aus diesem Ehrenamt für mich mitnehme. Ich habe im letzten Jahr die Juleica erworben und dabei schon viel gelernt. Beim Training mit den Kindern merke ich, dass ich gut Gruppen anleiten kann. Anfangs war das gar nicht so einfach – gestern selbst noch Teilnehmerin an den Kursen und heute Wer so eine Sportgruppe leitet, übernimmt viel Verantwortung. Hilft man dir dabei? Die Jugendleiterschulung war eine große Hilfe. Sonst gilt bei uns das Prinzip ‚learning by doing‘. Nachdem es wohl europaweit keine anderen Gruppen außer uns gibt, die Mallakhamb anbieten, müssen wir selbst viel ausprobieren und lernen; das machen wir dann immer gemeinsam. Assistentin in der Gruppe. Da muss man sich erst einmal Respekt erarbeiten. Was sagen deine Freunde und deine Familie, dass du viel Zeit für dieses Ehrenamt opferst? Ich habe Freunde, die in der Pfarrjugend aktiv sind. Insofern wissen die, was Ehrenamt bedeutet und dass es Spaß macht. Dass Jugendliche sich heute angeblich nicht mehr ehrenamtlich engagieren wollen, kann ich nicht bestätigen. Das ist ein Vorurteil. Was wünschst du dir als Ehrenamtliche? Viele meine Freunde sind zu schüchtern, um selbst was zu machen. Ich wünsche mir mehr Kinder, die ein Ehrenamt übernehmen. Der Kreisjugendring München-Stadt zeigt es ja, dass das geht, und kann Beispiel sein. Ich fühle mich jedenfalls wunderbar unterstützt – es ist immer jemand erreichbar, wenn man Fragen hat. Und ich fühle mich auch sicher durch die Jugendleiterausbildung. Ehrenamt ist … schön, weil ich sehe, dass ich damit andere Leute glücklich machen kann. Eine Bestätigung im Zeugnis ist mir nicht so wichtig – ich will einfach was machen. 4|14 24 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Auszeichnung für bürgerschaftlich Engagierte „München dankt!“ Zum 1. August 2008 hat die Landeshauptstadt München die Auszeichnung „München dankt!“ für bürgerschaftlich Engagierte in München eingeführt. „München dankt!“ ist eine über alle Tätigkeitsfelder des bürgerschaftlichen Engagements reichende einheitliche Anerkennung, die vom Oberbürgermeister und der Einrichtung, in der die Bürgerin oder der Bürger ehrenamtlich tätig war oder ist, ausgesprochen wird. Auf Initiative der Stadt München konnte unter Beteiligung von Wohlfahrtsverbänden, Wirtschaftskammern, Wissenschaft, engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Kirchen, Erwachsenenbildungsträgern, interessierten Unternehmen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung dem Stadtrat das Ergebnis in Form der Ehrung „München dankt!“ nach intensivem Diskussionsprozess vorgelegt werden. Engagement sichtbar machen Bürgerschaftliches Engagement kommt in vielfältiger Form und Intensität in den unterschiedlichsten Themenfeldern zum Tragen. Durch Mitwirkung und Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern entwickeln sich in München viele Angebote, die in dieser Qualität und Vielfalt sonst nicht möglich wären. München dankt deshalb diesen engagierten Bürgerinnen und Bürgern für ihre ehrenamtliche Tätigkeit mit dieser Auszeichnung. Mit der Ehrung „München dankt!“ werden neben dem Dank für das Engagement die konkreten Arbeitsfelder, damit verbundene Anforderungen bzw. Kompetenzen und gegebenenfalls dafür erworbene Qualifizierungen dargestellt. Diese neue Form von Anerkennung kann zum Beispiel Bewerbungen beigelegt werden oder als Referenz für ein weiteres bürgerschaftliches Engagement dienen. Immer wieder geben befragte Unternehmen an, dass sie eine solche Auszeichnung von Bewerberinnen und Bewerbern bei gleicher fachlicher Eignung positiv bewerten würden. Vor allem soziale Kompetenzen sind nicht aus Büchern erlernbar. Diese sogenannten weichen Kompetenzen werden unter anderem in einer ehrenamtlichen Tätigkeit geübt und vertieft. Bei gleicher fachlicher Eignung kann dies also ein Pluspunkt für die ehrenamtlich tätige Person sein. Das Gutscheinheft Der Münchner Stadtrat hat Mitte 2012 beschlossen, den Münchner Bürgerinnen und Bürgern, die für ihr bürgerschaftliches Enga- gement mit „München dankt!“ ausgezeichnet werden, als weitere Anerke n nu ng e i n Gutscheinheft zu überreichen. Das Gutscheinheft ermöglicht jeweils einer Person den einmaligen kostenlosen Eintritt in verschiedene Musen, Theater und Bäder der Stadt sowie in den Tierpark Hellabrunn. Außerdem enthält das Heft Gutscheine für eine Streifenkarte für den Freizeitsport, eine kostenlose Auffahrt auf den Olympiaturm, die Teilnahme an einer geführten Stadiontour durch den Olympiapark sowie die Teilnahme an einer geführten Erlebnistour durch den Olympiapark. Mit diesem Angebot bedankt sich die Landeshauptstadt München für das beispielhafte Engagement, das viele Bürgerinnen und Bürger für die Münchner Stadtgesellschaft leisten. (Website der Landeshauptstadt München) Kinderrat im Rumfordschlössl Gute Voraussetzungen Der Kinderrat „R7“ konnte daraufhin seine Aufgaben wahrnehmen und sich den anderen Kindern präsentieren. Bei den ersten Kinderversammlungen ging es unter anderem um die Reflexion bestehender und die Einführung neuer Regeln, wie beispielsweise den Umgang mit dem Fußballgelände, die Umsetzung einer allgemeinen Ordnung in und um die Einrichtung. Der „R7“ gestaltete die Versammlungen eigenständig, das pädagogische Team hielt sich zurück. Alle Kinder hörten zu und das Gefühl von Benachteiligung und Unmutsäußerungen blieb aus. Der Wunsch der Kinderrats-Kinder nach dem Besuch im 4|14 Für den „R7“ gab es sogar einen richtigen Wahlkampf. Rathaus, die Gestaltung des nächsten Kinderund Jugendforums zu übernehmen, wurde am 23. Mai Wirklichkeit. Vom Kinder- und Jugendforum, der Vorbereitung zur Gestal- tung und des Engagements der Kinder folgt ein Bericht im nächsten K3. Sabine Laske, Rumfordschlössl, KJR Foto: Rumfordschlössl Seit Januar 2014 hat das Rumfordschlössl einen demokratisch gewählten Kinderrat: „R7“. In geheimen Wahlen wurde nach einem zweiwöchigen Wahlkampf mit Plakaten, auf denen sich die Kinder mit Foto und aussagekräftigen Sätzen zu Motivation und Umsetzungsplänen vorstellten, in selbstgebauten Wahlkabinen gewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 98 Prozent. 25 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Ehrenamt im Spielhaus Sophienstraße Unendliche Möglichkeiten Schülerinnen und Schüler des benachbarten Luisen-Gymnasiums übernehmen in der Mittagsbetreuungszeit den Spielgeräteverleih und koordinieren die Nutzung des TobeRaums, sie übernehmen die Moderation bei „kids on stage“ und bei der Eröffnungsveranstaltung von KiKS. Teenies und Jugendliche, arbeiten in den Workshops von „Komm doch mit nach Indien“ und in der wöchentlichen Mallakhamb-Gruppe mit. Für diejenigen, die aus „Komm doch mit nach Indien“ altersmäßig herausgewachsen sind, besteht eine Hauptmotivation darin, weiter an der Atmosphäre dieses Projektes teilhaben und Kontakt zu den indischen Gästen halten zu können. Im zweiten Schritt erleben sie, dass es viel Spaß macht, Verantwortung zu übernehmen, mit einer Gruppe umgehen zu lernen. All das führt zu Anerkennung und mehr Selbstbewusstsein. Hier hat Ehrenamt ganz viele Gesichter: Die Kinder aus dem Spielhaus war u.a. bei „One Billion Rising“ dabei Die Juleica-Schulung bietet in diesem Prozess sehr gute Unterstützung. Auch die Kinder profitieren. Viele wachsen als Einzelkind auf. Für sie ist es reizvoll, beispielsweise einmal einen „großen Bruder“ neben sich zu haben. Wenn durch das Ehrenamt Neigungen Foto: Spielhaus Sphienstraße Ehrenamtliche Tätigkeit birgt vielseitige Möglichkeiten, soziale Kompetenz zu entwickeln. Bereiche, in denen im Spielhaus Sophienstraße erste Erfahrungen im Ehrenamt gemacht werden können, sind dabei sehr unterschiedlich. entdeckt werden, eine Ausbildung folgt und eine Honorartätigkeit möglich wird, umso besser … Jutta Schneider, Spielhaus Sophienstraße, KJR Seit fünf Jahren eine Erfolgsgeschichte Das Team der ASP-Juniors Sie sind zwischen 8 und 16 Jahre alt und unterstützen das „Erwachsenen-Team“ des ASP Neuhausen im täglichen Betrieb. Ab 14 Jahren übernehmen sie zusätzlich die Anleitung der jüngeren Juniors als sogenannte „Tjuniors“. Ab dem 15. Lebensjahr werden sie aktiv bei der Anmeldung zur JuleicaSchulung unterstützt. Im Projektrahmen entwickelten die Kinder mit Unterstützung des pädagogischen Teams ein eigenständiges Konzept, mit dem sie als Kinderteam aktiv und nachhaltig das Geschehen auf dem ASP beeinflussen können. Die ASP-Juniors fungieren als eigenes Kinderteam. Im Gesamtteam können sie – innerhalb eines finanziellen und zeitlichen Rahmens – allein, unter Begleitung und in Absprache mit dem Team Ideen und Projekte planen und selbständig umsetzen. Sie sind Ansprechpersonen für alle Spielplatzbesucherinnen und -besucher und Das aktuelle Junior-Team nach der Schulung im Mai 2014 setzen sich für die Wünsche und Interessen der Kinder ein. Durch ihr Engagement, ihre Präsenz auf dem Platz sowie die Umsetzung und Planung eigener Ideen motivieren sie Foto: ASP Neuhausen Auf dem Abenteuer-Spiel-Platz Neuhausen (ASP) gibt es seit 2009 die ASP-Juniors. Dies sind ehrenamtliche Stammkinder des Spielplatzes, die nicht nur „spielen“, sondern sich aktiv am Geschehen der Einrichtung beteiligen wollen. sichtbar und nachhaltig alle Spielplatzkinder, sich selbst aktiv zu beteiligen. Nicole Endrich, ASP Neuhausen, KJR 4|14 26 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Ehrenamt in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Unter dem Stichwort „Ehrenamt“ findet sich im Duden „… ehrenvolles (besonders öffentliches) Amt, das überwiegend unentgeltlich ausgeübt wird“. Diese Definition von „Ehrenamt“ ist in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit problematisch. „Überwiegend unentgeltlich ausgeübt“ bedeutet in der sozialen Arbeit meist „umsonst“ oder „billig“. Früher waren es die „preiswerten“ Ersatzdienstleistenden, die den Pflegenotstand kaschierten. Heute sind es junge Menschen im Bundesfreiwilligendienst oder im Freiwilligen Sozialen Jahr, die unverhältnismäßig viel für unverhältnismäßig wenig Geld leisten – auch in der Offenen Kinderund Jugendarbeit. Ein anderer problematischer Begriff ist „Ehre“. Er taucht immer wieder in negativem Kontext auf, ist Relikt aus wertkonservativen Zeiten und deshalb eine unglückliche Formulierung für die Dinge, die wir eigentlich meinen. Nicht mehr als eine Aufwandsentschädigung ist das, was an die jungen Menschen gezahlt wird, die ein freiwilliges Jahr im Dienste der Gesellschaft ableisten und damit gleichzeitig ihre eigene Persönlichkeit weiterentwickeln. Umso wichtiger ist es, diese Arbeit wertzuschätzen und die Leistung als solche zu benennen. Denn was treibt junge Menschen an, sich für etwas einzusetzen? Geld kann es nicht sein; da gibt es einfach zu wenig zu holen. Schon landet man bei der inhaltlichen Verknüpfung, die Ehrenamt braucht, damit es sinnstiftend ist: Engagement. Was ist ihre Motivation? Unter Engagement versteht der Duden: „… [persönlicher] Einsatz aus [weltanschaulicher] Verbundenheit; Gefühl des Verpflichtet-Seins zu etwas“. Es ist also das ehrenamtliche Engagement, das mir täglich im Mikrokosmos einer Kinder- und Jugendfreizeitstätte begegnet. Im Spiel- und Bildungszentrum Sendling (SBZ) haben – oft seit Jahrzehnten – Kulturvereine, die Mitglieder im Kreisjugendring sind, ihren Treffpunkt gefunden. Junge Erwachsene organisieren ihre Vereine, planen für die Teilnehmenden Auftritte, Feiern, Informationsveranstaltungen. Hier scheint die Motivation klar zu sein. Sie entspringt dem Wunsch, dass Ursprungskultur und Traditionen auch in der neuen Heimat lebendig bleiben sollen. Zweites Beispiel: Junge Eltern bauen für ihre Kinder im Kindergarten einen Bauwagen um. Deren Motivation? Sie machen das natürlich für ihre Kinder. Schließlich gibt es Jugendliche, die immer dann da sind, wenn die pädagogischen 4|14 Ehrenamt in Freizeitstätten – Jugendliche helfen zum Beispiel bei Planung und Durchführung von medienpädagogischen Angeboten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Unterstützung brauchen. Sie organisieren Sommerfeste mit, betreuen dabei Stände, bauen auf und ab, organisieren den Einkauf und den Spüldienst. Sie helfen mit bei der Deko der Weihnachtsfeier, servieren, arrangieren ... ältere Jugendliche begleiten Ausflügen, sie fahren als Betreuungspersonal bei Wochenendausflügen mit, betreuen verantwortlich eine wöchentliche Selbstöffnung für Jugendliche. Sie unterstützen uns im offenen Treff, indem sie darauf schauen, dass Regeln eingehalten werden, geben Bescheid, wenn etwas kaputt ist, oder intervenieren, wenn es zu Auseinandersetzungen unter Jugendlichen kommt. Eine Frage der Ressourcen Natürlich freut sich der eine oder andere über ein Geschenk, ein kostenloses Essen, Getränke. Mancher fragt auch, was er denn für diese oder jene Arbeit bekommen wird. „Du tust es für die Gemeinschaft, … für uns alle, … damit wir ein schönes Fest haben …“, verlockt wenig – und dennoch reicht es oft, ihre Hilfe zu bekommen. Lob und Anerkennung motivieren Jugendliche. Häufig erfahren Jugendliche in ihren Familien oder innerhalb ihres sozialen Umfeldes keine Anerkennung, oft haben sie nur wenige Freunde. Für diese Jugendlichen bieten wir die Möglichkeit, sich zu beweisen, an Aufgaben zu wachsen und sich und anderen zu zeigen, dass sie planen, denken und handeln können. Im geschützten Rahmen können sie ausprobieren, Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Sie finden dabei den persönlichen Kontakt und die Zuwendung des pädagogischen Personals. Zur Entwicklung der Heranwachsenden gehören auch Kurse für Jugendleitungen, die beispielsweise vom Kreisjugendring München-Stadt durchgeführt werden. Die Teilnahme berechtigt zum Erwerb der Jugendleitercard (Juleica), einem Nachweis der persönlichen Reifung. Wer glaubt, dass man sich Arbeit spart, wenn man die Unterstützung von ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen hat, der irrt. Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Wir für uns Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Anfang der 2000er Jahre fand an der Stiftungsfachhochschule München eine Tagung zum Thema „Partizipation und Ehrenamt in Freizeitstätten“ statt. Das Ergebnis zeigte, dass ein hoher Grad von Partizipation in Freizeitstätten auch mehr Ressourcen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beansprucht. Diese Ressourcen wollen wir weiterhin gern investieren, damit unsere jugendlichen Besucher und Besucherinnen sich zu verantwortlichen und selbständig denkenden Bürgern und Bürgerinnen entwickeln können. Wolfgang Petzold, Spiel- und Bildungszentrum Sendling, KJR 27 Worüber reden wir eigentlich? In den 49 Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Trägerschaft des Kreisjugendring München-Stadt leisteten im Jahr 2013 insgesamt 22 junge Leute einen Bundesfreiwilligendienst, 15 weitere ein Freiwilliges Soziales Jahr, zwei ein Freiwilliges Ökologisches Jahr und 735 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer (überwiegend im geringfügig vergüteten Ehrenamt) unterstützten mit insgesamt 22.256 Stunden unsere angestellten Pädagoginnen und Pädagogen sowie Praktikantinnen und Praktikanten bei der Umsetzung ihrer Aufgaben für und mit Kindern, Teenies, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Damit leisteten sie einen wesentlichen Beitrag für ein kinder- und jugendgerechtes, tolerantes und freundliches Für- und Miteinander in der Landeshauptstadt. Dafür ein ganz herzliches DANKE. Armin Schroth, Abteilungsleiter OKJA Süd, KJR Stolpersteine, die das Engagement in der Jugendarbeit bremsen Schwarzbuch Ehrenamt Keine Zeit, zu viel Bürokratie, kein Dank – so lässt sich der Frust mancher Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit zusammenfassen. Ein Drittel der Jugendlichen sind in Bayern in ihrer Freizeit ehrenamtlich in Jugendgruppen, -vereinen und -verbänden aktiv. Stimmen die Rahmenbedingungen nicht, so können sich junge Menschen ein Ehrenamt nicht leisten. Zudem brauchen die Jugendlichen Räume. Die bekommen sie über ihren Bürgermeister. Der verweist die Jugendlichen zunächst an den Kommunalen Jugendpfleger Michael. Er bietet dem Verein seine Unterstützung an und stellt klar, dass Jugendarbeit Aufgabe der Gemeinde ist und der Bürgermeister Räumlichkeiten zur Verfügung stellen muss. Nach der Sitzung des Gemeinderats wird dem Verein „Culture Gap“ das leerstehende Gasthaus überlassen. Die Miete wird als Zu- Matthias Fack, Präsident des Bayerischen Jugendrings (BJR) fordert: „Ehrenamtliches Engagement muss auch für junge Menschen attraktiv sein. Was wir brauchen, ist ein Ehrenamts- und Jugendcheck für alle Gesetze und Vorschriften, um bürokratische Hürden für ehrenamtliches Engagement in der Jugendarbeit abzubauen.“ Der tägliche Frust Im „Schwarzbuch Ehrenamt“ setzt sich der BJR mit den alltäglichen Hindernissen ehrenamtlich Engagierter in der Jugendarbeit – aus der Sicht von Jugendlichen erzählt – auseinander. Die Geschichte im „Schwarzbuch Ehrenamt“ handelt von Leo, Steffi, Murat, Fritz und Aishe, die zwischen 14 und 21 Jahre alt sind. Sie wohnen in Schwarzheim Das „Schwarzbuch Ehrenamt“ listet Hürden auf, die den und wollen gemeinsam einen Ehrenamtlichen im Weg stehen. Verein namens „Culture Gap“ schuss gegengerechnet, aber die laufenden gründen. Bei der Gründungsversammlung Betriebskosten müssen vom Verein selbst wird Steffi zur Vorsitzenden gewählt. Doch erwirtschaftet werden, da die Gemeinde dafür darf man mit 17 Jahren schon Vorsitzende kein Geld zur Verfügung hat. „Culture Gap“ eines Vereins sein? Da der Vereinsvorsitz hat nun ein Zuhause. keine alltägliche Entscheidung ist und für Jetzt geht's los mit dem Papierkram: MietSteffi zu Verpflichtungen führt, ist eine vertrag, Nutzungsvertrag, Hausordnung und Einwilligung beider Elternteile erforderlich. Regelungen zum Jugendschutz. Mithilfe des Sonst könnte Steffi keine wirksamen EntKommunalen Jugendpflegers gelingt es den scheidungen treffen und handeln. fünf Jugendlichen, diese Hürden zu nehmen und von der Gemeinde einen Zuschuss für die Aktivitäten sowie Renovierung und das Mobiliar des Raumes zu erhalten. Wer soll das schaffen? Nach Vereinsgründung, Eintragung beim Notar und einer Anerkennung als gemeinnützig durch das Finanzamt hat inzwischen auch der BJR seine Zustimmung zur Satzung des Vereins gegeben. Wenn „Culture Gap“ ein Jahr aktiv ist, kann er sogar die Aufnahme in den Kreisjugendring beantragen und hat bei den Vollversammlungen Stimmrecht. Der Verein etabliert sich. Allerdings gibt es immer wieder Diskussionen um den Jugendschutz, da aufmerksame Bürgerinnen und Bürger aus Sorge um die öffentliche Ordnung die Polizei informieren. Das Jugendschutzgesetz beinhaltet beispielsweise Regeln zum Thema Rauchen, Alkohol und die Anwesenheit minderjähriger Jugendlicher auf Partys. Urheberrecht, Hygieneund Lebensmittelrecht, Rundfunkbeiträge sowie das Veröffentlichen von PartyFotos und das richtige Impressum auf einer eigenen Homepage bereiten dem Verein weitere Probleme. Aus Erfahrungen lernt man, doch geht das nicht einfacher? Der BJR bietet zu diesen Fragen Hilfe und gibt Tipps. Unter www.bjr.de kann das „Schwarzbuch Ehrenamt“ als Online-Version kostenlos heruntergeladen werden. Carolin Keller und Herbert Hartinger, Öffentlichkeitsarbeit KJR 4|14 28 Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Service-Learning an Schulen – eine Chance für Jugendverbände? Service-Learning (Lernen durch Engagement) ist eine schulische Lehr- und Lernmethode, die zum Ziel hat, schulisches Lernen mit gesellschaftlichem Engagement zu verbinden. ServiceLearning verfolgt die Absicht, das gesellschaftliche Engagement von jungen Menschen mit Unterrichtsinhalten zu verbinden und in den Schulalltag zu integrieren. Dieser Schulalltag wird dabei möglichst engagementfreundlich gestaltet und die Inhalte bzw. Einsätze im Rahmen des gesellschaftlichen Engagements werden in den curricularen Jahresablauf eingebunden. Die Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler beim „Engagement für andere“ machen, sollen dabei reflektiv zum Unterrichtsinhalt sein. Damit wird die Hoffnung verbunden, dass die jungen Menschen lernen, dass es sich lohnt, sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Erwartet wird zudem, dass dadurch die soziale und demokratische Kompetenz bei den Schülern und Schülerinnen steigt. Service-Learning gibt es bereits deutschlandweit an zahlreichen Schulen und soll auch in München an verschiedenen Schulen etabliert werden. Im Herbst 2014 wird es dazu voraussichtlich einen ersten Fachtag in München – orga- Nicht nur inhaltlich kann der Unterricht von den Erfahrungen des außerschulischen Engagements profitieren – auch methodisch, zum Beispiel in Form der Projektarbeit nisiert durch das Referat für Bildung und Sport – geben. Damit dieses spannende Konzept moderner Schulbildung auch für die Jugendarbeit und besonders für die ehrenamtlichen Jugendverbände nutzbar wird, müssen jedoch Anpassungen vorgenommen werden: 1)Vor allem ehrenamtlich geprägtes Engagement findet nicht zur selben Uhrzeit wie Schule statt. Eine Einbindung von Engagement-Einsätzen in den Stundenplan ist hier nur sehr schwer vorstellbar. Daher müssen Konzepte erarbeitet werden, die auch ein Engagement von Schülerinnen und Schülern am Abend und am Wochenende (beispielsweise als Gruppenleitung in einem Jugendverband) ermöglichen und als gleichwertig anerkennen. 2)G esellschaftliches Engagement findet nicht nur in unmittelbar sozialen Be- Benita (11) Du arbeitest im Spielhaus in der Sophienstraße ehrenamtlich. Was machst du dort genau? Ich bin auf einer Ganztagsschule. Mittwochs und donnerstags kümmere ich mich um die Spielgeräteausleihe. Ich bin seit einem halbem Jahr dabei. An diesen beiden Tagen bin ich ein bis zwei Stunden im Spielhaus. finde ich einerseits spannend – ist andererseits auch eine Anerkennung, dass man dabei sein kann. Woran wirst du dich in zehn Jahren erinnern, wenn du an deine Arbeit im Spielhaus denkst? Ich glaube an Veranstaltungen wie „kids on stage“ – da durften wir auf der Bühne moderieren. Daran werde ich mich wohl erinnern. Demnächst kommt „KiKS“ – das wird auch wieder schön. Wie bist du dazu gekommen? Meine Freundin Eila hatte das schon länger gemacht. Sie hat mir davon erzählt. Zuerst haben wir das zusammen gemacht – jetzt wechseln wir beide uns ab. Du bist noch ziemlich jung. Kennst du viele Kinder, die schon in dem Alter eine ehrenamtliche Aufgabe übernehmen? Ich kenne nicht so viele, die ehrenamtlich was machen. Mir macht das einfach unheimlich viel Spaß. Das Spielhaus ist so schön und macht tolle Angebote. Lernst du auch was für dich selbst bei deiner Aufgabe? Ich denke, man lernt den Umgang mit Menschen. Wahrscheinlich lernt man auch, sich selbst besser zu organisieren, seine Kräfte einzuteilen und zu planen; und genau zu 4|14 arbeiten. Da ergänzen Eila und ich uns ganz gut – die eine ist ein bissel genauer – die andere nicht so arg … Merkst du, dass dein ehrenamtliches Engagement irgendwie anerkannt wird? Im Spielhaus finden sehr viele Veranstaltungen statt. Dadurch lernen wir viel. Das Was sagen deine Klassenkameraden zu deiner ehrenamtlichen Arbeit? Meine Eltern finden vor allem toll, dass ich ehrenamtlich arbeite. In der Schule schauen mich meine Klassenkameraden schon manchmal schräg an, weil sie nicht verstehen, dass ich meine Zeit opfere. Aber es gibt keine doofen Kommentare. Es gibt auch einige, die wir für unsere ehrenamtliche Arbeit gewinnen konnten. Ehrenamt ist für dich … mit meinem Ehrenamt anderen eine Freude zu machen. Ich tue gern für andere etwas und wünsche mir, dass sie eine gute Zeit haben, Spaß haben und neue Leute kennenlernen. DBJR, DVD „Blickwinkel“, Journalistenbüro Röhr : Wenzel Das könnte funktionieren 29 reichen statt. So wichtig die Kooperation mit Behindertenwerkstätten oder AltenService-Zentren ist, bürgerschaftliches Engagement ist viel breiter: Kulturinitiativen, Ökologie-Projekte, jugendpolitische Aktionen ... Schule sollte auch den Zugang zu diesen Engagement-Bereichen ermöglichen. 3)Bürgerschaftliches Engagement ist in der Regel ehrenamtlich strukturiert. Verbindliche Kooperationen, wie oftmals vom Partner Schule verlangt, sind nur sehr schwer in der Freizeit zu realisieren. So kann’s gehen … Abschließend sei ein Weg genannt, wie Service-Learning in Kooperation zwischen Jugendverbänden und Schule funktionieren könnte. In einer Projektwoche werden interessierte Schülerinnen und Schüler der 10. Jahrgangsstufe im Rahmen einer JuleicaSchulung zu Jugendleiterinnen und -leitern ausgebildet. In den darauf folgenden Ferien werden diese angehenden Jugendleitungen als Helferinnen und Helfer bei Ferienmaßnahmen eingesetzt. Die Schülerinnen und Schüler suchen sich dabei einen Jugendverband, der ihnen inhaltlich nahe ist. Der Praxiseinsatz wird nach den Ferien in der Schule besprochen und reflektiert. Die beteiligten Jugendverbände können dabei darauf hoffen, engagierte Jugendleiterinnen und -leiter hinzuzugewinnen und ihre Angebote durch das Engagement der Schülerinnen und Schüler zu stärken. Gerhard Wagner, Abteilung Jugendarbeit, KJR Was in der Gruppenstunde funktioniert, kann auch für den Unterricht nützlich sein Foto: DBJR, DVD „Blickwinkel“, dieprojektoren agentur für gestaltung und präsentation Freiwilliges Engagement und Ehrenamt Beispiel: Franz Ludwig Gymnasium Bamberg mit der Bamberger Lebenshilfe Werkstätte Die zwei Institutionen arbeiten bereits seit vielen Jahren eng zusammen. Neben den Fächern Deutsch, Wirtschaft und Sport gibt es im Fach Musik eine spannende Kooperation (Quelle: www.servicelearning.de) „In den Bamberger-Lebenshilfe-Werkstätten wird die Veeh-Harfe hergestellt, ein Instrument, das es auch Menschen mit Behinderungen ermöglicht, ohne Notenkenntnisse zu musizieren. Damit ergibt sich eine hervorragende Schnittstelle zum Fach Musik. Für das Fach Musik selbst sehen Lehrpläne in den Jahrgangsstufen unter anderem folgende Lernziele vor: Neugierde und Offenheit gegenüber neuen musikalischen Erfahrungen, Musiktheorie, Orchesterkunde, Erprobung des vorhandenen Schulinstrumentariums bzw. Durchführung eines Konzerts. Die Veeh-Harfe wurde in unser Schulinstrumentarium aufgenommen. Sie kommt bei Konzerten zum Einsatz, in denen die Schülerinnen und Schüler sowie Mitarbeiter der Bamberger Lebenshilfe-Werkstätten mit Behinderungen gemeinsam musizieren. Die Konzerte, aber auch die gemeinsamen Probentermine ermöglichen zwischenmenschliche Begegnungen. Der besondere Klang des Veeh-Harfen-Spiels stellt für viele eine neue Hörerfahrung dar und bereichert die Palette der Stilrichtungen und Musikvorlieben.“ Angebote KJR-Publikation Neuer Reader von AMYNA „Hilfe für Kids”-Jahresbericht Nur Spaß …? Das KJR-Spendenprojekt „Hilfe für Kids” wurde vor 15 Jahren ins Leben gerufen, um sozial benachteiligte Besucher und Besucherinnen unserer 49 Kinder- und Jugendfreizeitstätten und neun Kindertageseinrichtungen zu unterstützen und ihnen die Teilhabe an der Mittagsbetreuung, an Ferienfahrten und Ausflügen sowie an Bildungsangeboten zu ermöglichen. Manches Ungleichgewicht, manche subjektiv empfundene Ungerechtigkeit hat sich in über 15 Jahren zum Positiven verändert – für manche Dinge muss man sich nach wie vor starkmachen. Deshalb befasst sich dieser Jahresbericht schwerpunktmäßig mit Bildung – und zwar der Bildung an außerschulischen Lernorten. Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gleichermaßen an Bildungs- und Freizeitangeboten teilhaben können. Denn wir sehen darin einen wesentlicher Beitrag, um der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung in arm und reich entgegenzuwirken. Dr. Manuela Sauer, Referentin für Grundsatzfragen beim KJR, hält auf den ersten Seiten des Jahresberichts ein Plädoyer für außerschulische Bildung, denn „Das Leben ist nicht nur Schule“. Ab Seite 7 wird es dann konkret. Wir zeigen an Beispielen auf, welche Bildungsangebote über „Hilfe für Kids“ im Hortbereich, in einer Kindereinrichtung und in einer Jugendfreizeitstätte gefördert werden. Und ab Seite 15 sehen Sie auf einem Blick, wie wir alle Spendengelder verwendet haben und wer uns unterstützt hat. Die Broschüre kann über [email protected] bestellt werden und steht unter www.kjr-m.de/ publikationen zum Download bereit. Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gibt es seit Jahren einen Anstieg der Tatverdächtigenzahlen - besonders bei männlichen Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren. Wie kommt das? Was lässt sich dagegen tun? Fachkräfte aus Forschung und Kinderund Jugendhilfe fanden sich beim Fachtag GrenzwertICH von AMYNA in München zusammen und steuerten Artikel für das Buch „War doch nur Spaß …? Sexuelle Übergriffe durch Jugendliche verhindern“ bei. Der nun erschienene Reader bietet einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und die fachliche Diskussion zum Thema sexuelle Übergriffe durch Jugendliche. Zudem gibt er Anregungen, wie Einrichtungen und Fachkräfte den Schutz von Mädchen und Jungen vor sexuellen Grenzverletzungen durch Gleichaltrige erhöhen können. Mehr Informationen bei AMYNA unter [email protected] und www.amyna.de. 4|14 30 Angebote Sommerferienprogramm für Berg am Laim, Trudering und Neuperlach Ferien Extra! Stachus in der Herzogspitalstraße 24 sowie online unter www.kjr-m.de/ferien. „Ferien Extra!“ ist ein gemeinsames Ferienprogramm von sechs Kinder- und Jugendeinrichtungen des Kreisjugendring MünchenStadt und wendet sich ausdrücklich nicht nur an Stammbesucherinnen und -besucher der KJR-Freizeitstätten, sondern an alle Kinder und Jugendlichen im Münchner Südosten. Dies ist im ersten Jahr sehr gut gelungen. Wegen des großen Erfolgs bietet der KJR „Ferien Extra!“ nun dauerhaft in allen Ferien an. Weitere Informationen bei Elias Eberl, Tel. 0171 / 866 63 12, [email protected] sowie bei den beteiligten Freizeitstätten: Seit über einem Jahr gibt es „Ferien Extra!“, das Ferienprogramm des KJR speziell für die Stadtteile Berg am Laim, Trudering und Neuperlach. Im Programm für die Sommerferien sind spannende Workshops, Tagesausflüge und Mehrtagesfahrten sowie Sportangebote und viele weitere tolle Möglichkeiten, die Ferien zu verbringen. Wasserspaß und eine willkommene Abkühlung gibt es beim Isarschwimmen und beim Schlauchbootfahren auf der Isar. Eine unvergessliche Woche mit einem sagenhaften Freizeitangebot können Kinder und Jugendliche beim Walchenseelager erleben. Tagesausflüge führen nach Garmisch-Partenkirchen zur Partnachklamm, in den Wildpark Poing oder in den Wolfratshausener Märchenwald. Außerdem kann bei den BauProjektWochen auf dem Abenteuerspielplatz Maulwurfshausen an etwas Großem gebaut werden – dort entsteht gerade das „Dorf der Zukunft“. Bei „Ferien Extra!“ gibt es Angebote für Kinder ab 6 Jahren, aber auch für Jugendliche bis 20 Jahre. Der Ferienspaß ist dabei sehr günstig. Die Tagesangebote kosten maximal 20 Euro, viele sind schon für zwei, drei oder fünf Euro zu haben. Die mehrtägigen Angebote kosten zwischen 80 und 295 Euro mit Fahrt, Unterkunft, Verpflegung, Programm und Betreuung. Für Familien mit geringem Einkommen gibt es bei allen Programmen Zuschussmöglichkeiten. Ganz ohne Kosten können Kinder und Jugendliche die Offenen Treffs der KJREinrichtungen nutzen und zum Beispiel Kicker oder Billard spielen, HipHop oder Breakdance tanzen, im Internet surfen oder Fußball spielen. Das Programmheft „Ferien Extra!“ ist in Berg am Laim, Trudering und Neuperlach in den Stadtteilbibliotheken, den Sozialbürgerhäusern und in den Häusern des Kreisjugendring München-Stadt erhältlich, außerdem im Jugendinformationszentrum JIZ nahe dem nZeugnerhof Josephsburgstr. 10, Tel. 431 36 42 [email protected] www.zeugnerhof.de nKJT Trudering - frei.raum Feldbergstr. 63, Tel. 439 29 62 [email protected] www.frei.raum-trudering.de nBWZ Neuperlach Kurt-Eisner-Str. 28, Tel. 670 63 03 [email protected] www.bewohnerzentrum.de nCome In Rudolf-Vogel-Bogen 4, Tel. 613 72 80 [email protected] www.freizeitforum-come-in.de nJugendtreff RamPe Kurt-Eisner-Str. 28, Tel. 670 48 50 [email protected] www.jugendtreff-rampe.de nAbenteuerspielplatz Maulwurfshausen Albert-Schweitzer-Str. 24 Tel. 670 11 31 [email protected] www.maulwurfshausen.de Neue Broschüre und Geschäftsbericht 2013 Angebote für Kinder und Jugendliche In der Broschüre „Angebote für Kinder und Jugendliche im Kreisjugendring München-Stadt“ informieren wieder weit über 100 Freizeitstätten, Jugendverbände, Projekte und Fachstellen auf über 50 Seiten kompakt, prägnant und aktuell, was sie zu bieten haben. In einer Einsteckhülle auf der letzten Seite gibt es außerdem den KJR-Geschäftsbericht 2013 mit dem Bericht des Vorstands, Haushaltszahlen und weiteren wichtigen Informationen. Die Broschüre lädt ein, sich über verbandliche und offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in München zu 4|14 informieren und unterschiedliche Projekte kennenzulernen. Die Broschüre ist kostenlos im Jugendinformationszentrum, Herzogspitalstr. 24, erhältlich und steht als Download unter www.kjr-m.de/menu/publikationen zur Verfügung. Gegen einen frankierten und adressierten A4 Rückumschlag (1,45 Euro) kann die Broschüre auch zugeschickt werden - in gedruckter Form oder als PDF auf CD. Bestellungen bitte an den KJR München-Stadt, Öffentlichkeitsarbeit, Postfach 15 12 23, 80047 München Angebote 31 Gebärdensprachdolmetscher auf dem OBEN OHNE Open Air 2014 Mittendrin – nicht nur dabei Ein barrierefreies Festivalgelände, behindertengerechte Toiletten und ein Bereich für Menschen im Rollstuhl, der sich in unmittelbarer Nähe zur Bühne befindet – Barrierefreiheit wird auch auf dem diesjährigen OBEN OHNE Open Air wieder eine zentrale Rolle spielen. die Gebärdensprachdolmetscher das Line-up tatkräftig unterstützen und die Musik für die gehörlosen Festivalteilnehmerinnen und -teilnehmer übersetzen. So haben Gehörlose die Möglichkeit, beim OBEN OHNE Open Air mittendrin und nicht nur dabei zu sein. Um ihnen einen freien Blick auf die Dolmetscher zu ermöglichen, sind in den ersten Reihen mehrere Plätze für Gehörlose reserviert. Personen mit einem Behindertenausweis können, wie in den letzten Jahren, eine Begleitperson kostenlos mit auf das Festival nehmen. Das OBEN OHNE Open Air findet am Samstag, den 19. Juli von 13 bis 22 Uhr auf dem Königsplatz statt. Gut erreichbar ist das Festival mit der U2. Einlass nur mit Ticket. Glasflaschen sind nicht erlaubt! Weitere Informationen rund um das Open Air gibt es unter www.oben-air.de und www.facebook.com/OBENOHNEOpenAir Um noch weitere Barrieren abzubauen, kommen auf dem OBEN OHNE Open Air heuer erstmals Gebärdensprachdolmetscher zum Einsatz. „In den letzten Jahren wurden Konzerte immer öfter mittels Gebärdensprache gedolmetscht und so für eine ganz neue Zielgruppe erfahrbar und erlebbar gemacht – für gehörlose Menschen. Außerdem wird so auch die Begegnung von behinderten mit nichtbehinderten Menschen gefördert“, sagt Isabel Berghofer-Thomas, Projektleitung vom Team Großveranstaltungen und Jugendkultur im KJR. Auf einer separaten Bühne werden 6. Interkulturelles Jugendvolkstanzfestival Bunt tanzt gut Ein buntes, lebensfrohes Spektakel, ein Fest der traditionellen Kultur und der Völkerverständigung: Das ist seit sechs Jahren „Bunt tanzt gut“ im Andechser Zelt auf dem Sommer-Tollwood. Veranstalter sind Kreisjugendring MünchenStadt und djo - Deutsche Jugend in Europa. Wie bunt und vielfältig die unterschiedlichen Kulturen dieser Welt sind, kann man am Samstag, den 6. Juli von 14 bis 17.30 Uhr ganz nah erleben. Dann versammeln sich elf Jugendvolkstanzgruppen aus München und Oberbayern, um dem Publikum mit einer Mischung aus Bewegung, Klang und farbenprächtigen Trachten von ihren Kulturen zu erzählen. Im Mittelpunkt des Festivals steht dieses Jahr das Thema „Die vier Jahreszeiten“: Wie wird der Jahreslauf mit Frühling, Sommer, Herbst und Winter in den unterschiedlichen Kulturen mit Tänzen begleitet? Genießen Sie einen bunten Nachmittag voller Lebensfreude und kultureller Vielfalt! Der Eintritt ist frei. Nähere Infos bei Cumali Naz, Beauftragter für interkulturelle Arbeit im KJR, c.naz@ kjr-m.de, Tel. 51410676 JugendGeschichtsWerkstatt auf dem Königsplatz Sommer.dok Das Sommer.dok des KJR beleuchtet Geschichte und Gegenwart auf eine neue Art und Weise. Gestaltet von jungen Leuten für junge Leute wird am 16. Juli auf dem Königsplatz zum zweiten Mal eine Jugendgeschichtswerkstatt zum Thema Nationalsozialismus veranstaltet. Historisch-politische Bildung - interessant, kreativ, abwechslungsreich. Egal ob mit oder ohne Vorwissen und kostenlos. Von 9 Uhr bis 13 Uhr gibt es ein geschlossenes Programm für Schulklassen u.a. mit Führungen, Kreativworkshops, Aufklärung gegen Rechts. Nachmittags ab 15 Uhr startet das offene Programm für alle mit u.a. „Shalom Israel!“, Rechtsruck in Europa, der Münchner Stadtrat unter der Lupe und „Times are Changing“ – die 68er. Den ganzen Tag über laufen Angebote zum Mitmachen, Anschauen, Ausprobieren: z.B. Dauerkreativ gegen Rechts, Lese-Ecke, Ausstellung „Deckname Betti“ zu Jugendwiderstand im Nationalsozialismus, Kinozelt und wieder der inzwischen schon berühmte „Denk-Pfad“. 4|14 32 Kalender KJR München-Stadt - Postfach 151 223 - 80047 München PVSt - Deutsche Post AG - Entgelt bezahlt - 13074 Neue Ausstellungen in der Galerie 90 Dreimal Kinderkunst Gleich drei neue Ausstellungen gibt es noch bis Mitte September in der Galerie 90 des KJR (Paul-Heyse-Straße 22) zu sehen. „Hier fühle ich mich wohl!“ Von Januar bis Juni 2013 haben rund 1.000 Kinder unter dem Motto „Hier fühle ich mich wohl!“ am Kinderfotopreis 2013 teilgenommen. Einige Beiträge werden nun in der Galerie 90 veröffentlicht. Der Kinderfotopreis ist ein medienpädagogischer Wettbewerb für Kinder von 3 bis 12 Jahren in München und Oberbayern. Im Mittelpunkt steht jedes Jahr ein anderes Thema, das für alle Kinder dieser Altersgruppe relevant ist – unabhängig von Herkunft, Ge-schlecht, Bildung oder Behinderung. Der Kinderfotopreis in München/Oberbayern ist ein Projekt des Medienzent-rum München des JFF (MZM) und des Bezirksjugendring Oberbayern. Weitere Informationen zu Kooperationspartnern, Fördern und Sponsoren unter www.kinderfotopreis.de „Vom Nordstern einmal um die Welt“ Verschiedenste kulturelle Hintergründe bringen die aus über 30 Ländern stammenden Kinder, Eltern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Nordstern KIDDIES mit. Dieses Potential wurde mit dem Jahresthema „Vom Nordstern einmal um die Welt“ in allen Bereichen der Einrichtung – ob in Krippe, Kindergarten oder Hort – genutzt. So beschäftigten sich insgesamt 124 Kinder bis 10 Jahre ein Jahr lang mit bekannten und fremden Bräuchen, Speisen, Sprachen, Spielen, Sportarten, Festen, Tänzen und Liedern. Bei der gemeinsamen „Weltreise“ sind Kinder, Eltern und Team nachhaltig zusammengewachsen. „Ach du grüne Neune - Mit Rücksicht nach vorne schauen“ Nachhaltigkeit ist 2014 auch ein großes Thema in der Sportkita Wirbelwind. Von Februar bis Dezember soll den Kindern mit verschiedenen Aktionen die Bedeutung der Natur vermittelt werden. Dabei lernen sie, kreativ mit Werkstoffen umzugehen, denn jede und jeder Einzelne kann zum Schutz der Umwelt einen Beitrag leisten. Erste Eindrücke des Nachhaltigkeitsprojekts gibt es in der Galerie 90 zu bestaunen. Termine 4|14 wann was wo weitere Infos 26.6., 20 Uhr (Einlass ab 18 Uhr) SYNCHRONICITY After-Work-Event von Auron Zoe und Kollegen: Illustrationen, Plakate und Anime Färberei, Claude-Lorrain-Str. 25 Rgb. www.diefaerberei.de 1.-5.7. Kinderkultur am Sommerabend Musisches Zentrum, Georgenstr. 13a www.musisches-zentrum.de 3.7., 9-14 Uhr KJR-Fachtag zur Schulsozialarbeit: Lebensort Schule Evangelische Stadtakademie, Herzog-Wilhelm-Str. 24 www.kjr-m.de 3.7., 19 Uhr Vernissage: Omg – it‘s a landscape!!! Malerei, Grafik und Skulptur von Veronika Hilger (Ausstellung bis 13.7., Fr.-So. 15-19 Uhr) Färberei, Claude-Lorrain-Str. 25 Rgb. www.diefaerberei.de 5.7., 13 Uhr 40 Jahre BWZ Neuperlach Bewohnerzentrum Neuperlach, Kurt-Eisner-Str. 28 www.kjr-m.de 5.+6.7. 8. KJR-Fußballcup Jugendtreff Neuhausen, Hanebergstr. 14 www.kjr-m.de 6.7., 14-17.30 Uhr 6. Interkulturelles Jugendvolkstanzfestival „Bunt tanzt gut“ Tollwood, Andechser Zelt s. S. 31, www.kjr-m.de 14.-18.7. Datenschutz-Aktionswoche: „Who’s watching you?“ Haus der Jugendarbeit, Rupprechtstr. 29 www.interaktiv-muc.de 16.7., 9-22 Uhr Sommer.dok – die JugendGeschichtsWerkstatt Königsplatz München www.facebook.com/Sommer.dok 19.7., 13 Uhr OBEN OHNE Open Air Königsplatz München www.oben-air.de