in hülle und fülle - Der Outdoor Guide
Transcription
in hülle und fülle - Der Outdoor Guide
KNOW-HOW Test Isolationsjacken Test Isolationsjacken KNOW-HOW 18 Wärmejacken im Test IN HÜLLE UND FÜLLE Winterzeit = Warme-Jacken-Zeit! Ohne eine gefütterte Zwischenoder Oberschicht geht da keiner mehr vor die Tür, geschweige denn in die Berge. Der OUTDOOR GUIDE hat 18 Isolationsjacken darauf Daunen sind wie Schneeflocken Aber warum überhaupt Synthetik, wenn Daunen so gut funktionieren? Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: Dau nen sind extrem feuchtigkeitsanfällig. Werden sie nass, klumpen sie zusammen. Dies, weil sie dreidimensional 152 fast wie Schneeflocken aufgebaut sind und nach dem Vollsaugen in alle Richtungen zusammenfallen können. Dann isolieren sie nicht mehr oder nur noch schlecht. Feuchtigkeit kann auf zwei Wegen in die Jacke bzw. an die Daunen kommen. Zum einen natürlich von au ssen: Regen oder auch feuchter Schnee lassen die klei nen Isolationskünstler schnell zusammenklumpen. Zum andern kommt auch Kondensfeuchtigkeit von in nen (durch Schwitzen), und sammelt sich bei Daunenja cken aufgrund des Temperaturgefälles an der Innenseite des Aussenmaterials. Entsprechend sind Daunenjacken nicht für das Tragen bei aktiven Bewegungen gemacht. Es sei denn, es ist extrem kalt und man schwitzt trotz intensiver Körperaktivität kaum. Fehlende Transparenz bei der Beschaffung Beim Naturprodukt Daunen ist es nicht immer einfach nachzuvollziehen, woher sie stammen. In Zeiten von Nachhaltigkeit und sozialem Gewissen ist dies aber von Interesse, denn Lebendrupf ist Tierquälerei. Aber wo ran kann der Kunde erkennen, wie der Hersteller seiner Jacke an die Füllung gekommen ist? Auch wenn einige Hersteller inzwischen sensibel mit diesem Thema um FOTO Damiano Levati Daunen sind ein Naturprodukt mit erstaunlichen Eigen schaften. Im Verhältnis zu ihrem Eigengewicht schlies sen Daunen sehr viel Luft ein. Viel Lufteinschluss be deutet gleichzeitig eine gute Isolierung. Das machen sich die Menschen schon seit Generationen zunutze. Noch nicht ganz so alt ist das Bestreben, die Natur zu imitieren oder sogar zu übertrumpfen. Synthetische Iso liermaterialien haben inzwischen ein erstaunlich hohes Niveau erreicht. Allen voran Primaloft. Das künstliche Füllmaterial ist so leicht und weich, dass man es nicht spürt, wenn es auf der Hand liegt. Aber auch andere Hersteller bieten interessante, synthetische Isolierstof fe an. Den Unterschied zwischen hochwertigen und weniger ausgearbeiteten «Dämmschichten» kann jeder Verbraucher fühlen. Je höher der Wohlfühl- und Ku schelfaktor, desto besser sind in der Regel auch die Fül lungen. Ein taktiler Test lässt den Unterschied ebenfalls gut erkennen: Je steifer und fester das Isoliermaterial, desto weniger hochwertig ist es. FOTO Cory Richards getestet, wo ihre Stärken liegen – oder ihre Schwächen. 153 KNOW-HOW Test Isolationsjacken Test Isolationsjacken KNOW-HOW Adidas «ST Lightdown Jacket» Arcteryx «Fission SL Jacket» Bergans «Sastrugi Down Jacket» PREIS CHF 350.GEWICHT 340 g BESCHREIBUNG Eine extrem leichte Daunenjacke zu einem interessanten Preis. Die Isolierung ist für das Gewicht ordentlich, kann aber natürlich mit einigen schwereren Jacken nicht mithalten. Die Ausstattung ist einfach, aber dafür ist das Packmass wiederum sehr gut. INFO adidas sport gmbh, Tel. 041 784 14 14 WWW adidas.com PREIS CHF 998.GEWICHT 640 g BESCHREIBUNG Das Flaggschiff der Isolierjacken, zumindest wenn man vom Preis ausgeht. Aber auch die einzige wasserdichte Jacke im Test. Die Materialien sind edel, die Verarbeitung top, ebenso die Ausstattung. Eine Jacke für Skifahrer und Eiskletterer – oder für Leute, die im Winter oft bei schlechtem Wetter raus müssen oder raus wollen. INFO Gecko Supply, Tel. 044 273 18 01 WWW arcteryx.com PREIS CHF 729.GEWICHT 765 g BESCHREIBUNG Die wärmste Jacke im Test! Die Bergans ist ein dickes und kuscheliges Teil, mit viel Füllung und guter Daunenqualität. Es gibt kaum Kältebrücken, das macht sich vor allem an besonders kalten und windigen Tagen bemerkbar. Die «Sastrugi» kann man ausserdem von beiden Seiten anziehen. Praktisches Detail: der in der Tasche integrierte Packsack. INFO Bergans Fritid AS, Tel. +47 32 25 25 00 WWW bergans.no gehen, sollte man beim Kauf eines Daunenproduktes entsprechend auf ein Hinweisschildchen «Nicht lebend gerupft» achten. Oder beim Kundenservice des Herstel lers konkret nachfragen. Trotz aller Bemühungen ist es den Chemikern welt weit noch nicht gelungen, synthetische Materialien zu entwickeln, welche die Eigenschaften der Daunen errei chen. Zumindest nicht in Bezug auf die Isolierfähigkeit im Verhältnis zum Gewicht. Bedenkt man, dass gute Daunen etwa zwei Millionen winzige Verästelungen haben, und das bei einem Eigengewicht von ca. 0,001 Gramm, wird die Schwierigkeit der «Kopie» nachvoll ziehbar. Durch ihre besondere Bauart – im Gegensatz zu Federn haben sie keinen Kiel, sondern einen eher punkt förmigen Kern – sind Daunen zudem extrem elastisch. Auch nach starken Komprimierungen kehren sie in ihre Ursprungsform zurück. Neben dem geringen Gewicht haben sie also auch ein hervorragendes Packmass. 154 Daunen vs. Synthetik Für welche Füllung sollte man sich also entscheiden – Daunen oder Synthetik? Wer eine Jacke mit bester Isolierung bei minimalem Gewicht möchte, kommt an Daunen nicht vorbei. Um damit aber am zur Eissäule er starrten, winterlichen Wasserfall zu stehen und eventu ell stundenlang zu sichern, während es von oben tropft, ist eine Jacke mit Naturfüllung nicht die erste Wahl. Grundsätzlich gilt: Wer eine gut isolierende und un empfindliche Jacke für vermehrt feuchte Bedingungen möchte, ist mit einem Modell mit synthetischer Füllung besser unterwegs. Dafür ebenfalls geeignet sind HybridJacken, also eine Kombination beider Füllungen. Immer mehr Hersteller versuchen, die Vorteile der beiden Ma terialien zu vereinen. Im Testfeld des OUTDOOR GUIDE waren das Berghaus mit dem «Mount Asgard Hybrid Ja cket» und Norröna mit den «Lyngen Down Jacket». Bei Berghaus sind die beiden unterschiedlichen Füllmateri alien auch farblich sichtbar gekennzeichnet. Primaloft an Armen, Schultern und Bund, also dort, wo die Jacke möglichen äusseren Nässequellen am stärksten ausge setzt ist, und Daunen an den körpernahen Partien. Die se Kombination hat im Test überzeugt. Eine andere Lösung für feuchte Bedingungen sind Iso lierjacken mit wasserdichtem Aussenmaterial. Im Test galt dies nur für das Modell «Fission SL» der kanadischen Marke Arc’teryx. Bei wasserdichten Jacken, sogenannten Hardshells, werden die Nähte von innen mit IndustrieTapes und Heisskleber abgedichtet. Dieses Verfahren ist bei Daunenjacken extrem aufwändig, weil so zuerst das Aussenmaterial wasserdicht vernäht und getaped wer den muss und erst im Anschluss Füllung und Innenfutter eingesetzt werden können. Dieser Aufwand hat seinen Preis: Die Arc’teryx Jacke ist mit Abstand die teuerste im gesamten Test. Wer also flexible Einsatzmöglichkeiten bevorzugt, könnte zum gleichen Preis eine etwas günsti gere, nicht wasserdichte Isolationsjacke und eine leichte Wetterschutzjacke kombinieren. Berghaus «Mount Asgard Hybrid Jacket» PREIS CHF 499.GEWICHT 435 g BESCHREIBUNG Berghaus kombiniert die beiden bekanntesten Isoliermaterialien miteinander: Daunen und Primaloft. Am Körper kommen Daunen zum Einsatz, Schultern, Arme und Saum sind mit Primaloft gefüllt. Eine gelungene Kombination mit niedrigem Gewicht und dafür sehr guter Isolierleistung. Auch das Packmass ist absolut rucksacktauglich. INFO Montana Sport AG, Tel. 062 388 91 00 WWW berghaus.com Michelin-Look Einen Nachteil haben Daunen auch noch: Da das Material sehr fein und volatil ist – ein Kilogramm Daunen besteht aus ca. einer halben bis einer Million «Einzelteilen» – muss es in der Jacke an Ort und Stelle gehalten werden. Sonst passiert dasselbe wie bei Omas alten Bettdecken: Die gesamten Daunen fallen nach unten. Um also die Daunen zu fixieren, werden sie in abgetrennte Kanäle ge füllt, die durch abgesteppte Nähte getrennt sind. An die sen Nähten entstehen dann Kältebrücken. Besonders auf fällig ist dies bei den sehr leichten Daunenjacken, da dort mit wenig Füllung gearbeitet wird, die in vielen schmalen Kammern fixiert sind. Wärmere Jacken besitzen breite re Kammern, weil man diese etwas praller füllen kann. Auch bei der Herstellung von Daunenschlafsäcken wer den diese Kältebrücken bestmöglich vermieden. Hochwertige Daunenschlafsäcke sind so konstruiert, dass sich zwei Kammern immer in irgendeiner Anord nung überlagern. Bei Bekleidung ist das aber wenig sinn 155 KNOW-HOW Test Isolationsjacken Jack Wolfskin «Atmosphere Down Jacket» PREIS CHF 203.GEWICHT 499 g BESCHREIBUNG Eines fällt bei der Atmosphere von Jack Wolfskin sofort auf: der günstige Preis. Dafür bietet die Atmosphere einiges. Die Isolierung ist gut, wenngleich die Füllung von der Qualität mit den Besten nicht mithalten kann. Die Aussenmaterialien sind weniger hochwertig. Die Bündchen an Armen (Softshell mit Daumenschlaufe) sind sehr gut platziert und funktionieren einwandfrei. INFO Jack Wolfskin, Tel. 044 810 38 11 WWW jack-wolfskin.com Thermografie im Jackentest Kältebrücken an Jacken kann man erkennen, indem man sie vor eine starke Lichtquelle hält. Für eine solide Beurteilung ist dieses Verfahren unzureichend. Dafür gibt es die Thermografie, die im Zeitalter der energetischen Sanierung von Häusern ein alltägliches Handwerkzeug geworden ist. Dabei handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren, das Infrarot- oder auch Wärmestrahlung sichtbar macht. Die Wärmebilder zeigen auf, welche Bereiche warm und welche kalt sind. An Häusern kann man so erkennen, wo Energie verloren geht. Bei der thermografischen Messung von Jacken wird das gleiche Vorgehen angewendet. Für den Test hat der OUTDOOR GUIDE nicht auf eine einfache Infrarot-Thermokamera zurückgegriffen, wie es sie inzwischen in vielen Baumärkten gibt. Zum Einsatz kam eine hochwertige Zeiss-Infrarotkamera im Wert von 156 Test Isolationsjacken KNOW-HOW Norröna «Lyngen Down 750 Jacket» Mammut «Stratus Flash Jacket» Marmot «Shadow Jacket» PREIS CHF 549.GEWICHT 665 g BESCHREIBUNG Die «Lyngen Down 750» ist ein dickes Ding. Breite, dick mit Daune ausgestopfte Kanäle halten am Körper ordentlich warm. Auch Norröna arbeitet mit der Kombination aus Daune und Primaloft. An den Arm unterseiten kommt Primaloft zum Einsatz, ebenso an der Kapuze. Am Übergang von Primaloft zu Daune sind deutliche Kältebrücken erkennbar, wodurch die Jacke bei der Durchschnittstemperatur einiges einbüsst. INFO Norröna Sport SA, Tel. +47 6677 24 00 WWW norrona.no PREIS CHF 290.GEWICHT 490 g BESCHREIBUNG Die «Stratus Flash Jacket» von Mammut hat die geringste Isolationsfähigkeit im Testfeld und ist damit für den intensiven sportlichen Einsatz bei tiefen Temperaturen oder die etwas wärmeren Übergangsjahreszeiten gemacht. Bei kalten Temperaturen still stehen ist mit dieser Jacke jedenfalls keine Option. Die Ausstattung ist gut und umfasst genügend Taschen sowie eine funktionelle Kapuze. INFO Mammut Sports Group AG, Tel. 062 769 81 81 WWW mammut.ch PREIS CHF 370.GEWICHT 1185 g BESCHREIBUNG Mit der «Shadow» bietet Marmot eine dicke und warme Daunenjacke zu einem sehr interessan- rund 60’000 Franken. Wichtig bei der Thermografie ist ein möglichst hoher Temperaturunterschied. Deswegen werden Häuser in der Regel auch nicht im Sommer thermografiert, sondern im Winter (innen plus 20 Grad Celsius, aussen minus 10 Grad Celsius). Die Thermografie der Jacken wurde deshalb in der Kältekammer der Filiale München des Fachhändlers Globetrotter vorgenommen. Dort herrschen konstant minus 20 Grad Celsius. Das Thermobild zeigt helle und dunkle Partien. Je heller eine Stelle, desto wärmer ist sie, je dunkler, desto kühler. Überall dort, wo helle Stellen zu sehen sind, entweicht also Wärme, was bei Isolationsjacken negativ zu bewerten ist. Je mehr helle Stellen auftreten und je heller diese sind, desto weniger gut isoliert ist eine Jacke. Um eine Aussage über die Gesamtisolation der Jacke zu erhalten, haben wir neben dem reinen Farbspektrum noch drei weitere Werte ermittelt. Die Maximaltempera- tur, die Minimaltemperatur und die Durchschnittstemperatur. Die Maximaltemperatur legt die Stelle der Jacken offen, die am schlechtesten isoliert. Bei ganz vielen Modellen war dies im Bereich der Achseln (erkennbar wiederum an der hellen Farbe). Je höher die Maximaltemperatur, desto signifikanter die schwächste Stelle der Jacke. Die Minimaltemperatur zeigt die Stellen an, die am besten isolieren. Die wärmsten Jacken haben beispielsweise einen fast komplett dunklen Oberkörper. Der wichtigste Wert ist die Durchschnittstemperatur. Hier wurde die Temperatur für die gesamte Jacke ermittelt. Denn eine einzelne Kältebrücke muss noch nicht heis sen, dass die ganze Jacke schlecht isoliert. Je geringer die Durchschnittstemperatur, desto besser die Note für diese Kategorie. Mithilfe der Thermografie kann man so insgesamt recht zuverlässige Aussagen über die Isolation einzelner Jacken erhalten. ten Preis an. Die Ausstattung ist sehr gut, die Jacke robust. Das Aussenmaterial wäre wasserdicht, da die Nähte aber nicht getaped sind, ist sie nur stark wasserabweisend, aber nicht mehr dicht. Die Daunenqualität ist durchschnittlich, die Jacke unterm Strich für eine Funktionsjacke etwas schwer und voluminös. Im Rucksack findet sie kaum Platz. INFO Marmot Mountain Europa GmbH, Tel. +49 9153 920 590 WWW marmot.de 157 KNOW-HOW Test Isolationsjacken Test Isolationsjacken KNOW-HOW voll. Es wäre aufgrund des aufwendigen Schnittes näm lich sehr teuer und würde den bei Daunenjacken ohnehin schon erweiterten Körperumfang nochmals steigern. Und wer sieht schon gerne aus wie ein Michelin-Männchen? Kampf gegen Kältebrücken Millet «Spindrift Primaloft Jacket» PREIS CHF 359.GEWICHT 355 g BESCHREIBUNG Die «Spindrift Primaloft» von Millet ist eine dünne und leichte Primaloftjacke. Sie isoliert im Labor überraschend gut – durch die flächige Verarbeitung entstehen kaum Kältebrücken. Interessant sind bei der Spindrift vor allem Gewicht und Packmass. Eine typische Jacke, die man immer im Rucksack dabei hat, im Sommer wie im Winter. INFO Catrade Sportsmarketing AG, Tel. 062 737 55 60 WWW catrade.ch Das Problem der Kältebrücken ist den Herstellern be kannt. Daher sind alle Daunenjacken auf der Vorder seite mit einem durchgehenden Futter versehen. So soll zumindest verhindern werden, dass der Wind durch die Nähte pfeift. Kältebrücken findet man leicht, wenn man die Jacke gegen eine helle Lichtquelle hält: Dort, wo viel Licht durchscheint, kommt auch viel Kälte durch. Synthetische Füllmaterialien können im Gegensatz dazu flächig verarbeitet werden. Der Synthetik-Fleece wird auf dem Aussenmaterial durch Verklebung fixiert. Dies vereinfacht die Verarbeitung, und es resultieren weniger Kältebrücken. Erstaunlich ist in diesem Zusam menhang, dass Patagonia bei der «Nano Puff» Steppnäh Mountain Hardware «Kelvinator Jacket» PREIS CHF 359.GEWICHT 510 g BESCHREIBUNG Die Kelvinator Jacke ist eine relativ dicke Daunenjacke. Allerdings weist sie ein paar deutliche Kältebrücken auf, die die Isolationsfähigkeit ordentlich nach unten reissen. Für das, was sie bietet, ist die «Kelvinator» jedoch nicht besonders teuer. INFO New Rock SA, Tel. 091 935 14 00 WWW newrocksport.ch te verwendet, die technisch eigentlich nicht notwendig wären, dafür aber einige Kältebrücken bilden. Syntheti sche Isolierung gibt es je nach Einsatz und gewünschtem Dämmverhalten in unzähligen Versionen und Dicken. Ein direkter Vergleich der getesteten Jacken mit Kunst faserfüllung ist daher problematisch. Schöffel beispiels weise hat im Modell «Mansiri» eine dicke Lage Primaloft verarbeitet. Die Jacke weist zwar eine hohe Wärmeleis tung aus, ist dafür aber relativ schwer. Millet hat in die «Spindrift Jacket» nur eine dünne Lage Primaloft einge setzt. Sie wiegt nur halb so viel wie das Schöffel-Modell. Bei den Daunen verhält es sich nicht viel anders. Ne ben der reinen Füllmenge zählt vor allem die Daunen qualität. Sie wird meist in zwei Kennzahlen angegeben. Einerseits im Mischungsverhältnis von Daunen zu Fe dern (zum Beispiel 90/10). Je höher der Daunenanteil, desto besser ist das Gewichts-/Isolationsverhältnis. Ein geringer Anteil Federn ist aber immer dabei, mindes tens drei bis fünf Prozent. Das zweite Kriterium ist die Füllkraftangabe (fillpower). Sie wird in der Masseinheit «cuin» (cubic inch) angeben. Die Einheit beschreibt, Ihr Spezialist für die Lawinenrettung 158 www.girsberger-elektronik.ch powderhornworld.com GIRSBERGER 159 KNOW-HOW Test Isolationsjacken Test Isolationsjacken KNOW-HOW Patagonia «Nano Puff Jacket» Powderhorn «Gunpowder Jacket» Salewa «Purusha Down Jacket» Salomon «Minim Down Jacket» PREIS CHF 289.GEWICHT 345 g BESCHREIBUNG Wer eine leichte Jacke sucht, ist mit der «Nano Puff» bestens beraten. Auch das Packmass ist äusserst klein. Allerdings ist nicht ganz nachvollziehbar, warum Patagonia die Jacke trotz Primaloftfüllung mit Stepp-Nähten versieht. Ein Vorteil von Synthetik-Füllungen ist ja der, dass man das Material nicht durch Nähte fixieren muss, die potenzielle Kältebrücken darstellen. INFO UB Trading, Tel. 043 244 51 35 WWW patagonia.com PREIS CHF 599.GEWICHT 885 g BESCHREIBUNG Der guten Isolationsfähigkeit und üppigen Ausstattung steht bei der «Gunpowder Jacket» das erhebliche Gewicht gegenüber. Damit ist klar – diese Jacke ist eher für den gemässigten sportlichen Einsatz konzipiert. Dank hohem «Style-Faktor» hinterlässt sie dafür auch im Alltagseinsatz oder auf der Skipiste jederzeit einen nachhaltigen Eindruck. INFO Chris Sports Systems, Tel. 071 969 66 66 WWW powderhornworld.com PREIS CHF 279.GEWICHT 495 g BESCHREIBUNG Die «Purusha Down Jacket» von Salewa hat ein durchgehendes Innenfutter, um die Kältebrücken abzupuffern. Das macht sich in dem Thermobild positiv bemerkbar. Die Materialien inklusive Daunenfüllung sind weniger qualitativ, dafür gibt es die Jacke auch zu einem günstigen Preis. INFO Salewa Sport AG, Tel. 071 335 09 30 WWW salewa.ch PREIS CHF 330.GEWICHT 385 g BESCHREIBUNG Salomon schickt mit der «Minim Down» eine ganz interessante Jacke ins Rennen. Sie ist superleicht, klein verpackbar und auch noch ziemlich warm. Dafür ist die Ausstattung (logischerweise) zurückgenommen. Zwei einfache Einschubtaschen ohne Reissverschluss – Ende. Aber wer viel Wärme für wenig Gewicht sucht, ist mit der Minim gut beraten. Und das auch noch zu einem akzeptablen Preis. INFO Amer Sports SA, Tel. 041 784 12 12 WWW salomon.com wie viel Raum eine definierte Menge Daune einnimmt. Je mehr Raum, desto grösser der Lufteinschluss, desto höher ergo auch die Isolationskraft. Von guten Daunen jacken spricht man bereits ab einer Füllkraft von ca. 600 cuin, sehr gute liegen bei ca. 650 cuin. Gewisse Werte, wie zum Beispiel 900 cuin bei der «Diez Jacket» von The North Face, sind mit den aktuellen Testmetho den nur schwer rekonstruierbar. Aber auch mit «nur» 750 cuin wäre dieses Modell zweifellos eine gute Jacke. gerne mit ihren sehr feinen Kielen durch das Gewebe. Synthetikjacken haben dieses Problem zwar nicht, aber auch sie brauchen eine möglichst robuste Aussenhaut. Denn schliesslich sollte eine Jacke nicht nach einer Sai son durchlöchert oder aufgerieben sein. Ähnlich wie bei der Füllung gilt es auch beim Aus senmaterial einen optimalen Kompromiss zwischen Ge wicht und Leistung zu finden. Ein häufig «verbautes» Material stammt von Pertex. Die Firma ist seit Jahren spezialisiert auf extrem leichte Nylon- oder PolyamidGewebe. Die Top-Stoffe im Bereich Gewicht, wie bei spielsweise Pertex Quantum, zeigen unter 30 Gramm pro Quadratmeter auf der Waage an. Neben Quantum gibt es innerhalb der Pertex-Familie weitere unterschiedliche Qualitäten, die sich meist durch das Metergewicht und die Ausrüstung unterscheiden. Alle Pertex-Materialien weisen eine wasserabweisende Imprägnierung der Stoffe auf, eine sogenannte DWR-Schicht (Durable Water Repel lant). Diese lässt Wasser auf der Oberfläche abperlen. Je kleiner die einzelnen Tröpfchen, desto besser die DWR. Es gibt auch andere Hersteller mit guten Obermateri alien, dann allerdings fast immer mit einer Markenbe zeichnung. Ist auf dem Einnäher in der Jacke nur von Polyamid oder Nylon die Rede, kann man davon ausge hen, dass es sich nicht um ein Markenprodukt handelt. Salewa beispielsweise gibt keinen Produktnamen an, und das Aussenmaterial fällt im Vergleich zu anderen Geweben deutlich ab. Die Haptik des Stoffes unterschei det sich von den anderen Markenprodukten, einige Tes ter bezeichnen den «Griff» als «unangenehm». der Jacket» von Powderhorn eher weniger in Frage. Vor dem Kauf sollte man sich fragen, bei welchen Aktivitä ten und äusseren oder klimatischen Bedingungen man die Jacke hauptsächlich trägt. Ist einem schnell kalt? Wie stark wird die Jacke mechanischen Belastungen ausgesetzt? Wird die Jacke vornehmlich im Rucksack transportiert und nur im Bedarfsfall herausgenomm men? Sollt sie eine Kapuze haben? In jedem Fall lohnt es sich, in Qualität zu investieren. Jeder, der schon einmal auf dem Gipfel sein leichtes Isolationsjäckchen aus dem Rucksackfach gezupft hat, hat sicherlich nicht nur die kuschelige Wärme sondern auch die neidischen Blicke der anderen genossen. ✸ Auch Äusserlichkeiten wichtig Neben einer durchdachten Konstruktion und einer gu ten Füllung zeichnen sich hochwertige Daunenjacken immer auch durch ein gutes Aussenmaterial aus. Die ses muss auf der einen Seite daunendicht sein. Das ist eine Herausforderung für die Hersteller, denn neben den Daunen ist wie beschrieben immer auch ein Anteil kleiner Federn in der Füllung, und diese bohren sich 160 Die persönlichen Kaufkriterien Gewicht, Isolationskraft, Packmass und Robustheit: Je der Nutzer sollte für sich selbst entscheiden, wie wichtig ihm die einzelnen Kriterien sind. Und sie entsprechend beim Kauf einbeziehen. Legt man vor allem Wert auf Gewicht wie die meisten Alpinisten, kommen Modelle wie die Marmot «Shadow Jacket» oder die «Gunpow TEXT Johannes Wessel 161 KNOW-HOW Test Isolationsjacken Test Isolationsjacken KNOW-HOW 750 700 700 750 – VAUDE «TRIOLET» – THE NORTH FACE «DIEZ» 700 RAB «NEUTRINO ENDURANCE» Synthetik SCHÖFFEL «MANSIRI» Daune SALOMON «MINIM DOWN» Daune SALEWA «PURUSHA DOWN» Daune/ Synthetik POWDERHORN «GUNPOWDER» Daune PATAGONIA «NANO PUFF» Synthetik MOUNTAIN HARDWARE «KELVINATOR» Qualität Daunenfüllung (in cuin) Daune MILLET «SPINDRIFT PRIMALOFT» Füllung MARMOT «SHADOW JACKET» PREIS CHF 340.GEWICHT 450 g BESCHREIBUNG Die Vaude «Triolet» ist sehr gut mit dem «Diez Jacket» von North Face vergleichbar. Die Daunenkanäle sind bei der Triolet etwas schmäler und damit die Kältebrücken etwas zahlreicher. Auch sind die Kältebrücken besser zu erkennen als bei dem North Face Modell. Trotzdem ist das «Triolet Jacket» eine interessante, leichte und klein verpackbare Daunenjacke zu einem angemessenen Preis. INFO Vaude Völkl (Schweiz) AG, Tel. 041 769 72 20 WWW vaude.com MAMMUT «STRATUS FLASH» PREIS CHF 419.GEWICHT 440 g BESCHREIBUNG Das «Diez Jacket» ist für sein Gewicht ordentlich warm. Das Packmass ist winzig, allerdings fehlt dem «Diez Jacket» auch eine Kapuze. An der Front hat die Jacke auf der Innenseite ein durchgehendes Futter wie fast alle Daunenjacken, die durchgesteppt sind. Die 900 cuin Füllkraft sind eine sehr optimistische Angabe, auch wenn die Daunenqualität sicher zur Spitze im Test gehört. INFO Icon Outdoor AG, Tel. 044 388 41 21 WWW thenorthface.com NORRÖNA «LYNGEN DOWN 750» PREIS CHF 399.GEWICHT 640 g BESCHREIBUNG Rab weiss, wie es geht! Die «Neutrino Endurance» ist eine Jacke aus besten Materialien, sowohl was die Aussenstoffe als auch die Füllung angeht. Der britische Spezialist für Daunenbekleidung hat viel edle Daunen in die Jacke gestopft (225 g) und ihr eine vollwertige und sehr funktionelle Kapuze spendiert. Das schlägt sich zwar in einem etwas höheren Gewicht nieder, aber das ist es auch wert. Bei der Isolierung ist die Rab gut dabei. INFO Pro Import Castella SA, Tel. 026 912 76 47 WWW rab.uk.com JACK WOLFSKIN « ATMOSPHERE DOWN» PREIS CHF 299.GEWICHT 695 g BESCHREIBUNG Die «Mansiri» ist eine dicke und warme Primaloftjacke. Am Körper kommt sie fast ohne Kältebrücken daher, weil Schöffel eine dicke Primaloftlage eingebaut hat. Das schlägt sich natürlich im Gewicht nieder. Mit fast 700 Gramm zählt die «Mansiri» nicht zu den Leichtgewichten. Sie ist aber eine warme, feuchtigkeitsunempfindliche Jacke für den Sicherungsmann beim Eisklettern oder beim langen Aufenthalt im Iglu. INFO Schöffel Schweiz AG, Tel. 071 335 60 10 WWW schoeffel.de BERGHAUS «MOUNT ASGARD HYBRID» Vaude «Triolet Jacket» BERGANS «SASTRUGI DOWN» The North Face «Diez Jacket» ARCTERYX «FISSION SL» Rab «Neutrino Endurance Jacket» ADIDAS «ST LIGHTDOWN» Schöffel «Mansiri Jacket» Daune Synthetik Daune Synthetik Daune Daune Daune Synthetik Daune Daune Daune 650 – 650 – 750 k.A. k.A. – 800 900 k.A. Ripstop Nylon Ripstop Polyester Nylon Polyamid Pertex Quantum Polyamid Pertex Endurance Pertex Ripstop k.A. Aussenmaterial Nylon Gore Tex Pro Shell Pertex Endurance Pertex Quantum Polyamid Polyamid Polyamid Nylon Pertex Quantum Ultra Light Gewicht (in g) 340 640 765 435 499 665 490 1185 355 510 345 885 495 385 695 640 440 450 Gewicht 2 5 3 2 4 4 3 4 1 5 3 5 2 4 5 3 3 4 4 Füllqualität 4 4 5 4 4 5 3 3 5 3 5 5 3 4 5 5 5 4 Minimaltemperatur (lt. Thermografie) 3 3 5 4 3 3 2 4 3 3 2 3 3 4 3 4 3 3 Maximaltemperatur (lt. Thermografie) 3 4 4 4 3 3 3 4 2 4 2 3 2 4 4 4 3 3 Isolierung insg. (lt. Thermografie) 3 3 5 3 2 4 2 4 2 3 2 3 3 4 4 4 4 3 – 5 4 5 – 5 5 5 4 1 – – 5 4 – – 3 5 4 3 3 4 5 5 4 3 3 4 2 2 4 4 2 2 3,6 3,5 4,0 3,6 3,1 3,6 3,1 3,3 3,5 3,1 3,3 3,1 3,0 4,0 3,8 3,9 3,6 3,3 Note Kapuze 1 Note Ausstattung GESAMT BEURTEILUNG 2 Bewertungen: 5 (sehr gut) 4 (gut) 3 (befriedigend) 2 (ausreichend) 1 (mangelhaft). 1 fliesst nicht dirket in die Gesamtnote mit ein sondern über die Note Ausstattung. 2 Diese Zeilen wurden doppelt gewertet. 162 163