N ewsletter N aturgefahren P ermafrost

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N ewsletter N aturgefahren P ermafrost
Permafrost
E i d g. I n s t i t u t f ü r S c h n e e – u n d L a w i n e n f o r s c h u n g S L F
Newsletter Naturgefahren
Permafrost – Taut die Schweiz auf?
Mit der Debatte zum Permafrost im Rekordsommer 2003 machten die Medien
das Phänomen in der Schweiz so bekannt wie nie zuvor. Aber was ist
Permafrost überhaupt? Armin Rist und Dr. Marcia Phillips
Vor dem extrem warmen, trockenen Sommer 2003 hätten wohl die meisten SchweizerInnen mit Permafrost eher Sibirien oder Alaska assoziiert. Von den weltweit ca. 38 Mio.
km2 Permafrost (fast ¼ der Landfläche) entfällt auch wirklich der grösste Teil auf die
Polargebiete. Permanent gefrorener Untergrund tritt aber auch unter gemässigtem Klima
in Gebirgen auf, z.B. im Himalaya, den Anden oder eben in den Alpen. Die Verbreitung
dieses alpinen Permafrostes wird neben der Höhenlage v. a. von der Ausrichtung des
Hanges und der Verteilung der Schneedecke bestimmt. Schon ab 2050m ü. M. ist in den
Alpen Permafrost möglich. Die Permafrostgebiete der Schweiz machen zwar nur ca. 5%
der Landesfläche aus, doch übersteigt das die Grösse der vergletscherten Fläche der
Schweiz deutlich.
Abb. 1: Ausschnitt des Blockgletschers d'Err, Oberhalbstein (Foto SLF/Th. Stucki)
Boden unter dem Gefrierpunkt
Im vertikalen Profil eines Permafrostbodens zeigen sich an der Oberfläche die grössten
jahreszeitlichen Temperaturschwankungen. Ab einer gewissen Tiefe wirken sich die atmosphärischen Schwankungen schliesslich nicht mehr auf die Bodentemperatur aus. Die
oberste Schicht taut im Sommer auf und heisst daher Auftauschicht. Darunter herrschen
ständig Temperaturen unter 0°C, hier liegt also Permafrost vor. Seine Obergrenze heisst
Permafrostspiegel. Die Bodentemperatur wird aber nicht nur von der Lufttemperatur
bestimmt, sondern auch vom ständigen Wärmefluss aus dem Erdinnern. Dadurch wird es
unterhalb der Tiefe, wo die atmosphärisch bedingten Temperaturschwankungen aufhören, wieder wärmer. Dort, wo die Temperatur den Gefrierpunkt erreicht, liegt die Permafrostbasis. Tiefer unten herrschen wieder frostfreie Bedingungen.
(weiter auf Seite 2)
Impressum
Inhalt
Permafrost – Taut die Schweiz auf?
Impressum
1
Permafrost – unser Standpunkt
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Zwei von uns:
Melissa Swartz
Berni Zingg
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Antworten aus der Lawinenwarnung
Neues aus der Forschung
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Eine Abteilung von innen:
Permafrostforschung
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Der Newsletter ist eine Publikation des Forschungsbereiches Naturgefahren der WSL. Das SLF ist ein
Institut der WSL. Der Forschungsbereich arbeitet zu
den Themen Lebensraum Alpen, Schnee, Naturgefahren.
© SLF, Flüelastrasse 11, CH 7260 Davos, www.slf.ch
Erscheinungsweise: viermal jährlich, elektronisch
Redaktionsleitung: Anja Schilling, Birgit Ottmer
Feedback: [email protected]
Ausgabe 01 / Juli 2004
Forschungsbereich Naturgefahren
Newsletter Naturgefahren
Abb. 2: Blockgletscher Muragl, oberhalb von Pontresina, Graubünden (Foto: SLF / A. Rist)
Kann man Permafrost sehen?
Um Permafrost von der Oberfläche aus zu bestimmen, benutzt man geophysikalische Messmethoden
wie zum Beispiel Seismik, Geoelektrik oder Radar. Um den Permafrost jedoch direkt beobachten und
die Temperaturen messen zu können, sind aufwändige Bohrungen oder Grabungen unerlässlich.
Aber auch die Geländeformen lassen manchmal Rückschlüsse auf Permafrost zu. Hunderte Meter
lange Schuttströme mit einem hohen Eisgehalt nennt man Blockgletscher (vgl. Abb. 1). Sie bewegen
sich auf mässig steilen Hängen langsam talwärts, immerhin einige Zehner von Zentimetern pro Jahr.
Man kann sie gut erkennen, weil sie ähnlich aussehen wie ein Lavastrom. Auf Blockgletschern
wachsen wegen der ständigen Bewegung des Gerölls keine Pflanzen. Erst wenn sie langsam beginnen aufzutauen, fliessen sie nicht mehr, d.h. sind inaktiv und bekommen allmählich eine
Vegetationsdecke.
Was Permafrost in den Alpen bedeuten kann
1. Bauwerke wie Skilifte, Bergbahnen oder Lawinenverbauungen können in Permafrostgebieten
liegen. Permafrost ist, wie eben beschrieben, oft bewegter Boden. Daher müssen spezielle Massnahmen getroffen werden, damit die Bauten nicht durch Frosthebung, Bodenkriechen oder ähnliches
stark beschädigt werden.
2. Es ist wissenschaftlich noch nicht geklärt, ob sich bei einer möglichen Klimaerwärmung der Permafrost – analog zu den Gletschern in der Schweiz – zurückbildet. Auf jeden Fall ist neben der Lufttemperatur und der Strahlung auch der Einfluss der von Jahr zu Jahr stark variierenden Schneedecke sehr wichtig, da diese eine isolierende Wirkung hat und die Strahlung stärker reflektiert als
Gestein.
3. Wenn das Eis im Permafrost taut oder sich erwärmt und dadurch kriechender Permafrost immer
schneller wird, kann dies Murgänge oder Steinschlag zur Folge haben. Dieselben Ereignisse können
auch eintreten, wenn die Auftauschicht infolge einer Zusatzbelastung wie Schmelzwasserabfluss auf
dem Permafrost abrutscht. Somit müssen der Permafrost und seine möglichen Entwicklungen zur
Einschätzung von Naturgefahren berücksichtigt werden.
Um mit Naturgefahren effizient umgehen zu können, muss die Diskussion um den möglichen Einfluss
einer Klimaänderung auf den Permafrost sachlich und mit gutem Hintergrundwissen geführt werden.
Dieser Beitrag soll einige Grundlagen dazu liefern. (Armin Rist ist Doktorand und befasst sich mit
dem Wasserhaushalt im Permafrost . Dr. Marcia Phillips ist Leiterin des Teams Permafrost und
Klimaänderung und arbeitet mit Kriechstrukturen im Permafrost, der Langzeitüberwachung alpiner
Bodentemperaturen und der Interaktion zwischen Schneedecke und Permafrost.)
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Newsletter Naturgefahren
Permafrost – unser Standpunkt
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Aussergewöhnlich hohe Temperaturen im Sommer 2003 lösten hitzige Debatten über
den Zustand des Permafrostes in den Alpen aus. Der medienwirksame Felssturz am
Matterhorn im Juli 2003 bestätigte die Überzeugungen, dass die Alpen dahinschmelzen
und dass Bergdörfer einer düsteren Zukunft entgegensehen: Murgänge, Steinschlag und
andere Katastrophen werden den Alltag bestimmen, während die Berge allmählich ihr
stützendes Korsett, den Permafrost, verlieren. Dr. Walter J. Ammann, Dr. Marcia Phillips
Eine nähere Betrachtung des gefrorenen Bodens zeigt aber, dass die Lufttemperatur nicht der einzige
Faktor ist, der bei einer Diskussion über die Zukunft des Permafrostes beachtet werden muss. Vielmehr haben eine ganze Reihe von Aspekten mit ihren komplexen Wechselwirkungen entscheidenden
Einfluss.
Bedrohung für Bergdörfer?
Permafrost ist ein fast unsichtbares und unspektakuläres Phänomen. Boden mit Temperaturen unter
dem Gefrierpunkt ist für sich genommen kein Problem. Schwierigkeiten können auftauchen, wenn
der Untergrund Eis enthält und sich an steilen Hängen befindet. Poröses Bodenmaterial wie
Moränenschutt oder Geröll enthält oft Eis, das hangabwärts kriechen kann. Die oberste Schicht des
Permafrostes, die Auftauschicht, verliert im Sommer ihre Stabilität. Diese Mischung aus Steinen,
Wasser und Luft ist bei intensiven Niederschlägen besonders instabil. Auch Felswände, die ja ausgesprochen solide erscheinen, weisen ein System von Rissen und Spalten auf, die mit Eis gefüllt sind.
Hohe Lufttemperaturen oder das Eindringen von Wasser kann das Eis in den Spalten schmelzen und
dazu führen, dass die Wände instabil werden und abbrechen – eine mögliche Bedrohung für dicht
besiedelte Bergregionen.
Mit Messungen das Geschehen verfolgen
Das SLF hat ein Netz von 15 Bohrlöchern in den Schweizer Alpen, die es erlauben, die Bodentemperaturen und allfällige Hangbewegungen direkt zu messen. Diese Daten ermöglichen uns die
Langzeitüberwachung der Permafrostvorkommen und bilden die Grundlage für Modellberechnungen.
Auswertungen der Messungen zeigen, dass die Bodentemperatur hochgradig abhängig von der
Dauer der Schneebedeckung und von der Menge des Sickerwassers ist – beides Grössen, die von
Jahr zu Jahr stark variieren. Wir untersuchen auch, welche Rolle das Wasser in diesen Prozessen
spielt, um festlegen zu können, was die kritische Wassermenge in der Auftauschicht ist, damit der
Hang seine Stabilität verliert. Entgegen landläufiger Meinung, ist die Bodentemperatur in den letzten
acht Jahren nicht in allen Bohrlöchern gestiegen.
Die Schneedecke als Schlüsselfaktor
Neben der Aktivität des Wassers, hat auch die Art des Untergrundes grosse Bedeutung für die Entwicklung des Permafrostes: lose Felsblöcke erwärmen sich im Sommer weniger schnell als feiner,
kompakter Boden, weil sie mehr Luft enthalten. So isolieren sie den darunterliegenden Permafrost.
Eisreiche Geländeformen wie zum Beispiel Blockgletscher, haben eine lange Reaktionszeit, da es
riesige Energiemengen braucht um Eis zu schmelzen. Steile Felswände haben im Winter – wenn
überhaupt – nur eine sehr dünne Schneedecke und reagieren dadurch sehr schnell auf hohe Lufttemperaturen oder direkte Sonneneinstrahlung. Dies erklärt die gesteigerte Steinschlagintensität in
hohen Lagen im Sommer 2003. Mit Versuchen im Labor und im Feld konnten wir viele Daten gewinnen, mit denen wir die Entwicklung des alpinen Permafrostes am Modell berechnen. Auch hier
zeigt sich wieder: die Schneedecke übt den entscheidenden Einfluss aus.
Keine dramatischen Szenarios
Bevor glaubwürdige Prognosen über den Permafrost gemacht werden können, müssen die komplexen Wechselwirkungen der verschiedenen Einflussfaktoren besser verstanden werden. Die Ankündigung dramatischer Szenarios muss vermieden werden, bis die Prozesse wirklich verstanden sind.
Zur Zeit der Arbeit an diesem Artikel sind noch zahlreiche Permafrostgebiete in der Schweiz mit über
einem Meter Schnee bedeckt – eine perfekte Isolationsschicht für den Permafrost. Dr. Walter J.
Ammann (Institutsleiter SLF), Dr. Marcia Phillips.
Newsletter Naturgefahren
Eine Frau
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Melissa Swartz
Geboren am 13. Juni 1971 in
Santa Monica, California
(USA)
Abteilung Wasser-, Erd- und
Felsbewegungen, Erdwissenschaftlerin
Wer Melissa fragt, was sie in
ihrer Freizeit macht, bekommt spontan die Antwort
«anything outdoors». Aber
nicht nur da spielt die Natur
eine wichtige Rolle. Nach
dem Studium der Erdwissenschaften an der University of
California in Santa Cruz, hat
sie die Arbeit als «field
assistant» an der Universität
übernommen. Auch die
Jahre danach, als Geologin
beim Beraterbüro Dames
and Moore in San Francisco,
Kalifornien, waren von der
Arbeit draussen, eben der
Feldarbeit geprägt.
Für einen Masters-Studiengang im Bereich Environmental Engineering zog es
Melissa ins irische Dublin.
Auch nach dem Studium
blieb sie noch in Irland und
entwickelte ein Schema zum
Grundwasserschutz beim
Geological Survey of Ireland.
Und seit rund zwei Jahren ist
Melissa im Forschungsbereich Naturgefahren tätig.
Für das Team Murgänge und
Geschiebe evaluiert sie
Programme, um Murgänge
zu simulieren und besser zu
verstehen.
SLF seit bald drei Jahren
Messeinrichtungen und
mechanische Bauteile, die
auf dem Markt nicht
angeboten werden.
So hat sie – mit Tätigkeiten
im Bereich Naturgefahren,
Umweltingenieurwesen und
Ressourcenschutz – gelernt,
ein Problem aus ganz
verschiedenen Perspektiven
zu betrachten.
Er arbeitet eng mit den
Wissenschaftler/Innen am
Institut zusammen und hilft
so mit, dass aus Visionen
eine messbare Wirklichkeit
wird.
Hinter Melissas Arbeit steht
immer das Interesse, der
Öffentlichkeit über ihre
Forschung zu berichten und
Wissenschaft für jederman
verständlich zu kommunizieren. Ganz besonderen
Spass macht es ihr dabei,
Kinder spielerisch in die
Geheimnisse der Natur
einzuweihen. (Anja Schilling)
Ein Mann
Berni Zingg
Geboren am 11. Juni 1979
in Chur
Abteilung Logistik,
Maschinentechniker TS,
Konstruktion und AVOR
(Arbeitsvorbereitung)
In der Wissenschaft zählen
Resultate und gemessene
Grössen. Um diese Werte zu
erhalten, entwickelt Berni am
In der Entwicklungsphase
setzt er die Idee zu einem
Produkt um und zeichnet
Konstruktionspläne mit
CAD. Aktuell arbeitet er an
einer Stahlkonstruktion, um
eine neue Messplatte im
institutseigenen Versuchsfeld für Grosslawinen im
Vallée de la Sionne
montieren zu können.
Dass Berni eine Vorliebe für
die Mechanik hat, erkennt
unschwer, wer ihn in einem
seiner restaurierten Oldtimer sieht. Was damit
anfing, dass er zur Aufbesserung des Taschengeldes die Töffli von
Kollegen geflickt hat, ist
heute die aufwändige
Beschäftigung mit alten
Volvos – und die Resultate
können sich sehen lassen.
Das Rüstzeug für Beruf und
Hobby hat er sich bei einer
Lehre als Maschinenmechaniker bei der EMSChemie geholt. Mit der
anschliessenden Weiterbildung zum Maschinentechniker TS ist er in die
Welt des Ingenieurwesens
eingetaucht.
Und wenn gerade keine
Instrumente entwickelt
werden müssen und auch
die Oldtimer perfekt dastehen, geht Berni gerne
auf Skitouren oder schaut
sich die Gegend vom
Mountainbike aus an.
(Anja Schilling)
Versuchsanlagen und
Logistik
Newsletter Naturgefahren
Antworten aus der Lawinenwarnung
Gibt es im Sommer Lawinen? Beni Zweifel
Wer denkt schon bei der sommerlichen Bergtour an eine Lawine? Aber auch im Sommer fällt im Hochgebirge regelmässig Schnee, aus dem sich Lawinen bilden können. Bergsteiger, die sich in einer steilen
Firn- oder Eisflanke befinden, sind sehr exponiert. Da reicht ein kleines Schneebrett oder ein Rutsch um
einen gefährlich Absturz zu verursachen. Knapp 2% aller tödlichen Lawinenunfälle kommen so zustande und geschehen in den Monaten Juni, Juli, August und September. Lawinen sind also ein Risiko, dass
auch bei Sommertouren beachtet werden muss. Bei ergiebigen Schneefällen werden deshalb vom
Lawinendienst im Sommer Mitteilungen herausgegeben, die Informationen zur Lawinengefahr enthalten. Was im Sommer auch beachtet werden muss, ist die Gefahr von Eislawinen, die jedes Jahr
Todesopfer fordern. Eisschlag ist zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich und sehr schwierig vorherzusagen. (Beni Zweifel ist Glaziologe und am SLF als Lawinenwarner tätig.)
Was machen die Lawinenwarner im Sommer? Thomas Stucki
Eine Frage, die uns häufig gestellt wird. Von Juni bis Oktober verfolgen wir die Entwicklung der
Situation, um bei Bedarf eine Mitteilung herauszugeben. Zudem werden die Monatsberichte des
WinterAktuell verfasst. Im Rahmen der Betreuung unseres Beobachternetzes erledigen wir administrative Aufgaben und pflegen die Daten. Wir stehen auch mitten in einer Reorganisation des Beobachternetzes, die diesen Sommer unter anderem mit detaillierten Untersuchungen an den Beobachtungsstandorten verbunden ist. Um die Unfallberichte ausarbeiten zu können, sammeln wir Informationen zu
tödlich verlaufenen Lawinenunfällen und bereiten diese auf. Auch im Sommer 2004 wollen wir intensiv
an den Winterberichten arbeiten. Am „International Snow Science Workshop“ im September in Jackson
Hole, USA werden Untersuchungen zu einem Gerät präsentiert, das vom Lawinenwarndienst im vergangenen Winter zum erstenmal für die Beurteilung der Schneedecke eingesetzt wurde. Und – wie Sie
wohl schon vermuten – im Sommer ist bei uns auch Ferienzeit. (Thomas Stucki ist Naturwissenschafter
und Leiter des Teams Lawinenwarnung am SLF)
Neues aus der Forschung
Hochwasser in Sachsen im Sommer 2002 – Was ist genau passiert? Dr. Christoph Hegg
In der ersten Augusthälfte 2002 wurden grosse Teile Mitteleuropas von heftigen Niederschlägen heimgesucht. Besonders stark betroffen war der Erzgebirgsraum südlich von Dresden, wo in drei Tagen in
vielen Gebieten über 200 mm (200 Liter/m2) Niederschlag fielen. Die Gebirgsflüsse in diesem Raum
überschwemmten riesige Landflächen und zerstörten Häuser, Verkehrswege und Wasserbauten. Die
Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanzierte im Rahmen der von der Schweiz
geleisteten Hochwasserhilfe die Erarbeitung einer Analyse der Ereignisse.
Abb. 3: Aufräumen nach dem Hochwasser vom 11. - 13. August 2002 in Tharandt an der Weisseritz
südlich von Dresden (Foto: LfUG, Dresden).
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Newsletter Naturgefahren
Die Studie klärt die Ursachen des Hochwassers und identifiziert die Prozesse, die zu den Schäden
geführt haben. Ein wichtiger Bestandteil der Analyse ist es auch, Vorschläge zu entwickeln, wie der
Hochwasserschutz in Sachsen verbessert werden kann. Die Abteilung Wasser-, Erd- und Felsbewegungen der WSL begleitet das Projekt fachlich und unterstützt die sächsischen Kollegen. Dabei kann
von den Erfahrungen mit den Analysen der Hochwasser 1999 und 2000 in der Schweiz profitiert werden.
Ende August 2004 wird der Schlussbericht publiziert, der beim Sächsischen Landesamt für Umwelt und
Geologie oder bei der Bibliothek der WSL bezogen werden kann. (Dr. Christoph Hegg ist Leiter des
Teams Forstliche Hydrologie und befasst sich vorwiegend mit Wildbachgefahren.)
Mass balance of flowing avalanches Dr. Betty Sovilla
The most efficient way of avoiding avalanche damage to buildings and infrastructure is the avoidance of
vulnerable areas. To know these areas, it is essential to have access to highly accurate hazard maps.
These hazard maps are being improved by using computer models that predict flow velocities and
runout distances. The processes that form the basis of these models are very complex and have therefore been simplified for calculation. Up until now it has been standard to assume that the mass of the
avalanche is constant along the track. That would mean that the snow mass that starts from the
release area is the same mass that arrives in the deposition zone and that therefore no snow
entrainment takes place.
Abb. 4: Snow entrainment after an avalanche in the test site of SLF, Vallée de la Sionne in Wallis
(Photo: SLF / B.Sovilla)
However, observations have shown that this is clearly wrong. Often the snow cover gets eroded along
the track, sometimes down to the ground. Snow is also deposited along the avalanche path. As a
consequence, the mass balance of avalanches is not calculated properly in the models, which makes
the hazard maps unreliable. A study, carried out at the SLF, investigates mass entrainment and
deposition processes in snow avalanches in order to determine their influence on the avalanche motion.
The primary goal is to improve hazard mapping procedures. The mass balance is measured with real
scale experiments. The collected data is then used to develop new models that include entrainment and
can therefore help to improve the practical guidelines. (Dr. Betty Sovilla is a civil engineer and wrote
her phd about avalanche dynamics.)
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Newsletter Naturgefahren
Wirksamkeit und Kosten von Wildbach-Schutzmassnahmen Dr. Hans Romang
Die Schweiz hat im Wildbachverbau langjährige Erfahrungen. Der Umgang mit Schutzmassnahmen
steht heute aber immer mehr im Spannungsfeld von Raumnutzungsinteressen und ökonomischen
Überlegungen. Eine gerade abgeschlossene Dissertation macht deutlich, wie Schutzmassnahmen
Einfluss nehmen auf die Intensität und die Wahrscheinlichkeit von Gefahrenprozessen. Es wird geklärt,
welche möglichen Schäden auftreten können. Dazu wurden in Fallstudien Massnahmen, wie zum
Beispiel der Geschiebesammler, genau untersucht. Ein Fokus richtet sich auf den Zustand in dem sich
die vorhandenen Wildbachverbauungen befinden. Weiter werden die ökonomischen Bewertungsmethoden untersucht. Die Dissertation kann bei der Bibliothek der Universität Bern oder im Fachhandel
bezogen werden. (Dr. Hans Romang ist Geograph und hat seine Dissertation am Forschungsbereich
Naturgefahren erarbeitet. Er ist Mitinhaber der Firma tur gmbh in Davos www.tur.ch.)
Working in cold ground
“What are you going to do when all the permafrost has disappeared?” The people working
in the permafrost team at SLF are frequently asked such questions and then briefly
consider abandoning everything and applying for a job in marine or Mars research, both of
which will probably be around for a long time. Dr. Marcia Phillips
However, for the time being the Alps are still well frozen. In the face of climate warming with its
changes in air temperature and precipitation regimes, it is difficult to predict the fate of permafrost,
particularly in complex Alpine terrain. One very important determining factor is the snow cover, which is
not just a layer of ice, vapour and air covering the ground for long periods of time at high altitudes, but
a material which can have both warming and cooling effects depending on when it is present, in what
form, and how much of it there is.
Abb. 5: Snownets have proven to be best as avalanche defence structures on steep, creeping permafrost slopes with rockfall. Snownets are flexible and their geometry can be adapted. These nets above
Arolla have been observed carefully since 1997, to investigate their influence on the ground temperature and slope stability. (Photo: SLF / M. Phillips)
Research in the field and in the laboratory, combined with computer models
At SLF the effects of the snow cover on ground temperature are closely investigated in the field, in the
laboratory and using computer models. An avalanche slope at Flüelapass near Davos is monitored to
determine the effects of avalanche deposits on permafrost distribution at the base of the slope.
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Newsletter Naturgefahren
In contrast, snow-supporting structures above Pontresina prevent avalanches from starting but also
modify the natural distribution of the snow cover by retaining the snow at the top of the slope and
changing ground temperature there. At both sites, the characteristics of the snow are studied throughout the winter and in parallel, ground temperatures are measured in boreholes.
What happens with the snow that melts?
The duration of the snow cover (usually more than 9 months in permafrost terrain) and the nature of
its distribution in the course of the winter have a significant role in determining the annual evolution of
ground temperature. When the snow melts – usually in midsummer, it does not simply disappear. Large
amounts of water trickle into the ground in a short period of time and affect both ground temperature
and slope stability, just like a bucket of water being poured onto a loose pile of sand. Is any of the
water refrozen in the process? How much water is required to trigger a so-called debris flow? – this is a
rapidly moving mixture of rocks, soil and water with unpleasant consequences if a village or a road are
located below. These water-related problems are currently being investigated for the first time with in
situ measurements in a steep permfrost slope and the results should be very interesting, if the
instruments do not get washed away in the process!
Abb. 6: Installing instruments in a steep scree slope at 3000 m a.s.l. to measure the effects of water on
permafrost (Photo: SLF / A. Rist).
Creeping slopes
Slope movements are not necessarily of a catastrophic nature in permafrost and are generally very
slow, in the form of creep movements when frozen sediments contain ice. This can be a problem when
structures such as pylons, huts or snow-supporting structures are anchored on steep slopes because
they can be damaged or become unsafe. The SLF permafrost team is therefore also investigating
whether and how structures can be built there and how long they will last while they undergo slow but
constant displacement downslope. Before the permafrost has completely melted away we hope to have
obtained much more information allowing us to understand the processes involved in its formation,
evolution and possible destruction. There will still be plenty of time to look for a new job then! (Dr
Marcia Phillips leads the permafrost research team at SLF and mainly works with creeping structures in
permafrost, long-term monitoring of ground temperature in the Alps and interactions between the snow
cover and permafrost.)
Zum Schluss noch dies: Werbung in eigener Sache
→ Wussten Sie, dass man am SLF jetzt auch einkaufen kann? Hier geht es zum Online-Shop.
→ Am jährlich stattfindenden Forum für Wissen geht es dieses Jahr um Schutzwald und Naturgefahren. Eine spannende Möglichkeit, Einblick in ein aktuelles Forschungsgebiet zu erhalten! Es
findet statt am 28. und 29. Oktober 2004 im Kongresszentrum Davos.
→ Sprechen Sie mit Experten, diskutieren Sie mit: Am Science Coffee am 23. Juli 2004 um 19.30
Uhr am SLF geht es um Klimawandel und Tourismus. Teilnahme kostenlos und ohne Anmeldung!
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