Fair Play im Sportunterricht

Transcription

Fair Play im Sportunterricht
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Unterrichtsreihe „Fair Play im Sportunterricht. Unterrichtsreihe zur
Verbesserung der Sozialkompetenz in einer 6. Klasse des Gymnasiums.“
Mit sehr großem finanziellem Aufwand und der Unterstützung der Wirtschaft setzen sich
seit fünfzehn Jahren der deutsche Sportbund (DSB), die Deutsche Sportjugend (DSJ),
das Nationale Olympische Komitee (NOK) und die Deutsche Olympische Gesellschaft
(DOG) für Fair Play ein. Mit PR-Aktionen wie „Spitzensportler werben für einen fairen
Sport“ oder der „Fair geht vor“-Kampagne soll die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf
Fairness und Unfairness gelenkt werden. Auch die Kirchen, die Deutsche Jugendkraft
(DJK) und die Sportministerkonferenz appellieren mit ihren Resolutionen an die
Verantwortlichen im Sport und an die Sporttreibenden (vertiefend KÄHLER 1991b).
Begriffsklärung
„Fair Play“ bezeichnet ein Verhalten, das über das bloße Einhalten der Regeln („formelle
Fairness“) hinausgeht und eine ethisch-moralische Haltung („informelle Fairness“)
beschreibt (vertiefend VOLKAMER 1991). Diese ist nicht ausdrücklich geregelt und kann
deswegen nicht – wie die formelle Fairness – durch härtere Strafen und/ oder
gezielteren Schiedsrichtereinsatz verschärft oder erzwungen werden. Sie beinhaltet u.a.:
(1) den partnerschaftlichen Umgang mit dem Gegner, (2) das Achten auf gleiche
Chancen und Bedingungen, (3) die Fähigkeit, sich in kritischen Situationen des
Wettstreits von der eigenen Rolle zu distanzieren, (4) das Begrenzen des Gewinnmotivs
als auch (5) die Wahrung der Haltung in Sieg und Niederlage (vertiefend LUTHER/ HOTZ
1998, 19-21). VOLKAMER 1991 stellt fest, dass innerhalb der formellen und informellen
Fairness das Begriffspaar „fair-unfair“ nicht auf einer Kontinuumebene liegt, da im
informellen Bereich das Gegenteil von fair nicht unfair ist. Im formellen Bereich ist
umgekehrt jemand, der nicht unfair spielt, sich also an die Regeln hält, deswegen nicht
gleich fair. So kann Unfairness prinzipiell kontrolliert und durch geeignete Maßnahmen
ausgeschlossen werden, wobei Fairness dagegen prinzipiell eine freiwillige Leistung
darstellt.
Fairness bezieht sich nach GABLER (1988) inhaltlich auf Handlungen im Rahmen sozialer
Interaktionen, in deren Mittelpunkt ein definiertes wechselseitiges Aufeinanderwirken
der Beteiligten steht. Bei der Bildung von Gruppen, der Vereinbarung von Regeln, beim
Helfen und Sichern sowie im koedukativen Sportunterricht überhaupt erfährt
kooperatives Verhalten einen besonderen Stellenwert. Durch das Provozieren
konkurrenzorientierter Situationen im Sportunterricht ergeben sich Möglichkeiten,
soziales Miteinander zu reflektieren und Probleme und Konflikte zunehmend selbstständig, fair und verantwortungsvoll zu regeln. In diesem Zusammenhang versteht
KÄHLER (1991a) die Schiedsrichter-Aufgabe als eine wichtige Lerngelegenheit. Sie
ermöglicht es: (1) unfair spielenden Schülern den Wettkampf aus einer anderen Perspektive heraus zu betrachten, die Wichtigkeit der Regeln zu erkennen und zu lernen
sich daran zu halten, (2) das Selbstvertrauen weniger sportlicher Schüler zu stärken
sowie (3) ein Gefühl von Verantwortung zu initiieren. Dabei soll der Schiedsrichter bzw.
die Schiedsrichterin frei gewählt werden und das Vertrauen der Schülerinnen und
Schüler besitzen, das Regelwerk sollte sowohl einfach und jedem bekannt sein, als auch
seitens der Schülerinnen und Schüler technisch befolgt werden können. Wichtig ist
weiterhin, in der Gruppe gemeinsam Regeländerungen vorzunehmen, wenn die zu
Beginn festgelegten Regeln die Chancengleichheit verletzen oder den Spielfluss und
somit die Spielfreude hemmen.
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Der Lehrer hat in diesem Zusammenhang eine Vorbildrolle einzunehmen, d.h. er muss
selbst gerecht handeln und urteilen und dabei auch Regelüberschreitungen innerhalb
gleicher Maßstäbe ahnden.
LUTHER und HOTZ (1998, 17) fordern darüber hinaus, dass eine wirksame Fair PlayErziehung nicht auf eine einmalige Aktion beschränkt bleiben darf, sondern langfristig
und fächerübergreifend im Unterricht Einklang finden muss (Materialien zum fächerübergreifenden Unterricht finden sich u.a. in LUTHER/ HOTZ 1998 und DOG 1991).
Darstellung der Unterrichtsreihe
Diese theoretischen Grundlagen berücksichtigend begann ich in der Klasse 6e des
Hohenstaufen-Gymnasiums in Kaiserslautern am 12. Februar 2003 mit der Durchführung der nachfolgend skizzierten, fachübergreifenden Unterrichtsreihe zum Thema Fair
Play im Fach Sport. Fächerverbindend mit Deutsch arbeitete ich mit den Schülerinnen
und Schülern zunächst den Begriff „Fair Play“ unter den Aspekten der formellen und
informellen Fairness anhand von Beispielsituationen theoretisch auf. Danach folgte die
praktische Umsetzung in Wettkampfsituationen (Staffel, Laufduell), im kooperativen
Spiel in der Großgruppe. Daran schlossen sich die Unterrichtsinhalte Raufen und
Akrobatik an. Dabei ging ich innerhalb der Reihe nach dem Prinzip vom Einfachen zum
Komplexen vor, d.h. (a) vom geringen zum intensiven Körperkontakt, (b) von
halbkooperativen zu Vertrauensübungen sowie (c) von Partner- zur Gruppenaktivität. In
der Abschlussstunde wurden die Schülerinnen und Schüler vor die Aufgabe gestellt, ein
Spiel mit Hilfe einer Spielkarte (Bild, das eine Spielsituation zeigt) zu entwickeln, d.h.
gemeinsam eine Spielidee zu finden, Spielregeln aufzustellen und „ihr Spiel“ zu spielen.
Zum Abschluss der Fair Play-Reihe erhielten die Schülerinnen und Schüler Aufkleber,
die ihr gewähltes Fair Play-Logo sowie den Slogan einer Schülerin („Fair Play –
everyday“, vgl. Hausaufgabe vom 21.02.03) zeigen. Das im Laufe der Unterrichtsreihe
entstandene Fair Play-Plakat (Collage aus einzelnen Bildergeschichten, Hausaufgabe
vom 14.02.03) wurde im Anschluss in ihrem Klassensaal aufgehängt.
Die Reihe – gehalten im angeleiteten Unterricht – sowie meine Lehrtätigkeit in dieser
Klasse waren mit der Lehrprobenstunde am 07. März 2003 abgeschlossen. Die
Schulung der Sozialkompetenz fand anschließend im Sportunterricht im Rahmen des
Mannschaftsspiels Fußball sowie im Deutschunterricht in der Unterrichtsreihe
„Sprachlicher Umgang mit anderen“ durch die Fachlehrer ihren Weitergang.
Unterrichtsplanung
Die Unterrichtsreihe setzt sich aus einem sportpraktischen sowie einem sporttheoretischen Teil zusammen. Ersterer beinhaltet zwei Doppel- und zwei Einzelstunden und
findet im Wechsel in der schuleigenen Sport- bzw. Turnhalle statt. Der sporttheoretische
Teil besteht aus zwei Einzelstunden, die im Klassenraum bzw. Informatiksaal gehalten
werden. Das Gesamtkonzept der Unterrichtsreihe ist nachfolgend skizziert.
Sportpraktischer Teil
Datum
Zeit
Freitag
14.02.03
5.+6.
Stunde
Inhalt
Hausaufgabe
Sporthalle
FAIR PLAY – Wettkämpfen, Spiel
Bildergeschichte weiterzeichnen
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Freitag
21.02.03
Freitag
28.02.03
Freitag
07.03.03
5.+6.
Stunde
6.
Stunde
5.
Stunde
Turnhalle
FAIR PLAY – Raufen
Turnhalle
FAIR PLAY – Akrobatik
Sporthalle
FAIR PLAY – Lehrprobe
Spiel- und Übungsformen
Fair Play-Slogan finden
Inhalt
Hausaufgabe
Klassensaal
Einführung des Fair Play-Begriffs und
thematisieren des Fair PlayVerständnisses im Deutschunterricht
Informatiksaal
“Fair-Play-R@lly” mit Urkunde
(www.sportunterricht.de)
Fair Play-Vertrag ausfüllen
erarbeitete Raufregeln
wiederholen
Sporttheoretischer Teil
Datum
Zeit
Mittwoch
12.02.03
5.
Stunde
Donnerstag
06.03.03
1.
Stunde
Literaturverzeichnis
Materialien zum fächerübergreifenden Unterricht
Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG): FAIRhalten. Materialien zur
Fairnesserziehung in der Schule. Frankfurt: Heinrich 1991. (vergriffen!)
E NZ , F.: Um Sportler zu sein, genügt es nicht Sportler zu sein. Sportkarikaturen.
Ettenheim: o.V. 1987.
H ORN , A. / P AUL , H.: Geschichten über Fairness im Sport. Donauwörth: Auer
1999.
KÄHLER, R.: Erziehung zur Fairneß im Sportunterricht. Teil III: Der Schiedsrichter – das
praktische Beispiel Fairneß konkret zu vermitteln. In: Sportunterricht 1991a, 10,
153-160.
KÄHLER, R.: Erziehung zur Fairneß im Sportunterricht. Teil IV: Quellen, Materialien,
Literatur, Schlussbetrachtung. In: Sportunterricht 1991b, 12, 177-185.
LUTHER, D.: Fair play. Eine Ausstellung für die Schulen. Lehrerhandreichung.
Erarbeitet im Auftrag des Landessportbundes Rheinland-Pfalz. Mainz: LSB 1994.
Dazu: Schüler-Arbeitsblatt (Flyer), hrsg. vom LSB Rheinland-Pfalz, Mainz 20003.
LUTHER, D.: Integrative Werterziehung in Schule und Sportunterricht. Welche
Voraussetzungen braucht die Förderung wertorientierten Verhaltens. Regensburg:
Roderer 1998.
LUTHER, D./ HOTZ, A.: Erziehung zu mehr Fairplay. Anregungen zum sozialen Lernen –
im Sport, aber nicht nur dort!. Bern/ Stuttgart/ Wien: Haupt 1998.
SCHWANK, B./ MÜLLER, N.: Fair play - Lehrbriefe 1-9. In: LSB Rheinland-Pfalz (Hrsg.):
sport inform. Mainz 1991-1993.
VOLKAMER, M.: Fairneßerziehung im Schulsport. In: Sportunterricht. Lehrhilfen. 1991,
11, 186-190.
http://www.sportunterricht.de/fairplay/index.html Fair Play im Sport. Materialien für
den Sportunterricht. Zusammengestellt von ROLF DOBER.
Akrobatik
CURT, B./ MEDLER, M./ RÄUPKE, R.: Erlebnisturnen. Anregungen für den praktischen
Sportunterricht; Bd. 17. Flensburg: Sportbuch-Verlag CM 20023.
KRUBER, D./KIKOW, A.: Übungskarten zur Freizeitakrobatik in Schule und Verein. Celle
2003
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
-
ZEUNER, A./ HOFMANN, S./ LESKE, R.: Sportiv Gerätturnen. Leipzig: Klett 2000.
Ringen und Raufen
BEUDELS, W./ ANDERS, W.: Wo rohe Kräfte sinnvoll walten. Handbuch zum Ringen,
Rangeln und Raufen in Pädagogik und Therapie. Dortmund: borgmann 20022.
GERR, R. L. C.: Ringen – Raufen als psychomotorisches Bildungs- und
Erziehungsmittel. Dortmund: modernes lernen 1982.
Landessportbund/ Sportjugend NRW (Hrsg.): Ringen und Kämpfen –
Zweikampfsportarten. Handreichung für die Schule der Primarstufe und
Sekundarstufe I. Dortmund Lenters 2002.
MÜLLER, B.: Gegeneinander kämpfen – um friedlich miteinander sein zu können. In:
Sportpädagogik 1996, 4, 41-46.
HARTMANN, J.: 100 kleine Zweikampfübungen. Frankfurt/ M.: Ullstein 1993.
HEITLINGER, A.: „Kämpfen“ und „Raufen“ in der Schule. In: Lehrhilfen für den
Sportunterricht 2001, 9, 7-11.
LUTZEIER, G.: Richtiges Fallen: Lehren und lernen. In: Lehrhilfen für den
Sportunterricht 1986, 9, 129-143.
Praxis in Bewegung: Sport & Spiel 2001, 4: „Ringen und Raufen“.
RICHERT, W.: „Sumo-Ringer“ in der Grundschule. In: Lehrhilfen für den Sportunterricht
1998, 1, 1-11.
Sportpädagogik 1998, 5: „Zweikämpfen“.
Spielen
KRÖGER, C./ ROTH, K.: Ballschule. Ein ABC für Spielanfänger. Schriftenreihe für
Bewegung, Spiel und Sport; Bd. 1 Sportspiele. Schorndorf: Hofmann 1999.
OPPERMANN, H.-P.: Miteinander Spiele entwickeln ... . Ein Beitrag zur Fairneßerziehung
in der Schule. In: Körpererziehung 1998, 2, 57-62.
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
1. Unterrichtseinheit – 12.02.2003, Einzelstunde
Thema: Fair Play
Gegenstand: Stärken der Sozialkompetenz
Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen:
den Begriff „Fair Play“ (und damit zusammen das Begriffspaar „fair“ und
„unfair“) mit Hilfe von Beispielen erklären.
den eigenen Sportunterricht reflektieren und beschreiben, welche unfaire
Situationen ihnen begegnet sind.
sich über OH-Folie (Bild/ Text) vorgegebene Sportsituation „in die Haut eines
anderen“ versetzten und dessen Gefühle beschreiben.
Möglichkeiten aufzeigen, gegen Unfairness im Sport aufzutreten.
durch die Geschichte des 3000m-Hindernisläufers Nurmi den “Geist“ des Fair
Play beschreiben.
Die Aussage „Fair Play ist, wenn ….“ ergänzen.
eine vorgegebene Spielsituation (OH-Folie) beschreiben und hinsichtlich des
Fair Play-Gedanken eine Lösung finden.
Hausaufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler füllen zu Hause ihren Fair Play-Vertrag aus und
bringen ihn zur nächsten Sportstunde mit.
1
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
2
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Die Geschichte von Nurmi:
Reporter 1: Wir befinden uns hier bei den Olympischen Spielen in Amsterdam. Wir stehen
am Start des 3000 Meter-Hindernislaufs. Jeden Moment kann es los gehen. Die Nerven –
auch die der Zuschauer und Trainer - sind aufs Äußerste gespannt: Wir erwarten hier ein
heißes Kopf an Kopf Rennen zwischen dem Favoriten, dem erfolgreichen Finne Nurmi und
dem Herausforderer, dem Franzose Duchesne.
Reporter 2: Ja, der Startschuss ist gefallen und die Läufer befinden sich auf der Geraden
zum ersten Hindernis; Nurmi und Duchesne sind beide gut vom Start weggekommen,
Duchesne liegt vorne, doch – ... O-Gott, was passiert denn da?? Der Favorit des Rennen,
das finnische Weltwunder Nurmi, stürzt direkt beim ersten Hindernis und schlägt der Länge
nach ins Wasser.
Arbeitsauftrag:
1. Versetzt euch in die Lage von Duchesne, Nurmi, den Zuschauern, den beiden
Trainern. Was fühlen, denken, rufen die betreffenden Personen in diesem
Augenblick?
2. Versucht die Geschichte weiter zu erzählen!
Reporter 1: Aber was ist das?? Duchesne stoppt, dreht sich um und hilft Nurmi aus dem
Graben. Und das Rennen geht weiter! Mit welchem Tempo!
Reporter 2: Nurmi und Duchesne zeigen einen sensationellen Lauf. Trotz dem verpassten
ersten Hindernis haben sie die anderen Läufer hinter sich gelassen und liefern sich ein
heißes Laufduell. Noch liegt Duchesne vorne, doch Nurmi zieht schon zum Überholen an
ihm vorbei.
Reporter 1: Und er hat ihn schon überholt. Beide Läufer gehen auf die letzte Runde. Sie
sind den anderen Läufern um viele Meter voraus. Das finnische Weltwunder Nurmi ist
Erster, der Franzose Duchesne liegt dich hinter ihm.
Reporter 2: Ja und in diesem Moment laufen die Beiden auf die Zielgerade zu.
Arbeitsauftrag:
1. Beschreibt den Zieleinlauf!
Reporter 1: Was passiert den da schon wieder? Da, einen halben Meter vom Ziel entfernt,
stoppt Nurmi. Er will Duchesne als ersten durchs Ziel laufen lassen.
Reporter 2: Aber Duchesne lächelt und nimmt es nicht an. Dafür laufen nun beide nebeneinander über die Ziellinie in ihrem wahrlich mehr als doppelten Sieg. Sensationell!!
Diskussion:
1. Ein Weiterlaufen Duchesnes wäre nicht regelwidrig gewesen.
2. „Geist“ des Fair Play: Fair Play ist mehr als das Einhalten von Regeln (Achtung
und Verantwortung gegenüber seinem Gegenspieler)
3
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
4
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
2. Unterrichtseinheit – 14.02.2003, Doppelstunde
Thema: Fußball, Kleine Spiele
Gegenstand: Stärken der Sozialkompetenz
Lernziele: Die Schüler und Schülerinnen sollen:
partnerschaftlich und gemeinschaftsbezogen handeln.
Mannschaften im Hinblick auf einen reibungslosen Spielablauf selbst bilden.
Regeln einhalten sowie Regeländerungen und -zusätze einbringen.
ihre koordinativen Fähigkeiten verbessern.
LERNINHALTE
ORGANISATION
MEDIEN/MATERIAL
METHODE
Einleitung
Begrüßung, Fair Play Vertrag
einsammeln
V-Form
Bänke
LV
Linienlauf
Halle, Großgruppe
Bodenmarkierungen
BA
Hauptteil
AB-Läufe
Hallenlängsseite,
Gruppe A und B laufen
nacheinander bzw. als PA
BA, SD
AB-Wettlauf
Gruppe A gegen B
BA
Schattenlauf
halbe bzw. ganze Halle,
paarweise, pro Paar ein Ball
Bälle
BA, SD / LD
Zupassen mit Torschuss
Halle, paarweise,
6 Tore
12 Hütchen, Bälle
BA, SD / LD
Frantic
Halle, Großgruppe, jeder hat
einen Ball
Bälle
BA, SD / LD
Thema: Mannschaftsbildung
Hallenmitte
-
feV
Fußball unter der Schnur -„haltet
euer Spielfeld sauber“
6 Spielfelder – 2:2 mit Schiris
Bänke, Schnur, Bälle
BA, SD / LD
V-Form
Bänke, Arbeitsblatt/ HA
feV
Schluss
Abschlussgespräch
Spielbeschreibung „Frantic“:
Die Klasse hat die Aufgabe als Gruppe alle Bälle, die vom Spielleiter während des
Spiels in das Spielfeld eingegeben werden, solange wie möglich in Bewegung zu
halten (gespielt wird ohne Handeinsatz, vgl. Fußballregeln!). Wenn der Spielleiter
sieht, dass der erste Ball liegen bleibt, ruft er laut „eins“, beim zweiten „zwei“ bis er
beim 6. liegengebliebenen Ball das Spiel mit einem lauten „Stopp!“ beendet. Zu
Beginn des Spiels werden so viele Bälle in das Spielfeld gerollt wie Personen mitspielen. Nach 30 Sekunden Spielzeit gibt der Spielleiter alle 10 Sekunden einen
zusätzlichen Ball ins Spiel.
5
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Hausaufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler denken sich eine Geschichte zum Thema Fair Play
im Sportunterricht aus und zeichnen die ausgeteilte Bildergeschichte (Arbeitsblatt
2) zu Ende. Diese bringen sie in der nächsten Sportstunde zur Gestaltung der Fair
Play-Collage mit.
6
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
3. Unterrichtseinheit – 21.02.2003, Doppelstunde
Thema: Raufen
Gegenstand: Stärken der Sozialkompetenz
Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen:
den Partner achten und Verantwortung für seine Sicherheit und Gesundheit
übernehmen.
homogene Mannschaften (nach Körpergewicht/ Größe/ Kraft) zusammenstellen.
Regeln finden und einhalten.
ihre Wahrnehmungsfähigkeit verbessern und ihre Bewegungserfahrung erweitern.
LERNINHALTE
ORGANISATION
Einleitung
Fair Play Bildergeschichte aufhängen,
Begrüßung
V-Form
MEDIEN/MATERIAL
METHODE
Bänke, Plakat
LV, SD
Hallenhälfte (Markierung)
BA, SD
Hauptteil
Hahnenkampf
Großgruppe
Kleine Kampfspiele
o
Ziehen/ Drücken
o
Kampf um Sitz oder Stand
o
Bleifuß
o
Kampf um Stand
o
Knie/ Po abschlagen
o
Eidechsenkampf
o
Sumoringer
partnerweise
Hallenlängsseite
Halle
Halle / auf Linie
Bodenmarkierung
Reflexionsphase: Regelwerk, Organisation
der Kampffläche, Gruppeneinteilung,
Aufbau der Kampffläche
Hallenmitte
Vierergruppen
(siehe Anhang)
Matten, Schaubild
feV, SD
Kampforganisation – Raufphase:
o
Kampf um die Matte
o
Sumoringer ( mit Begrüßungs- und
Verabschiedungsritual)
o
Kampf um den Ball
o
Ringkampf (Ausbrecher, Elefant,
Wildperd zähmen, Aufstehen gegen
Widerstand, Schraubstock)
Vierergruppen verteilt auf Matten, Blatt, Stift
7 Kampfflächen;
pro Kampffläche kämpfen
2 S. während die beiden
anderen beobachten,
7 Softbälle
eingreifen und Regeln
notieren
BA, SD
Reflexionsphase: Aufstellen eines
gemeinsamen Regelwerkes (Begriffe),
klären der Aufgabe des Mattenrichters, evt.
neue Gruppenzusammensetzung,
Organisation des Wettkampfes
Hallenmitte
o
Wettkampf
Plakat – Regelwerk
gruppenintern
feV, SD
SD
Schluss
Abbau und Entspannungsmassage
Partner
Matten
BA, SD
Abschlussgespräch
V-Form
Bänke, Arbeitsblatt/ HA
feV
Hausaufgabe:
Die Schüler und Schülerinnen entwickeln einen Slogan zur Fair Play Reihe (z.B.
„Fair bringt mehr!“, “Fairständnis fairbindet“).
7
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Arbeitsblatt/ HA:
Mein Slogan zur Fair Play-Reihe:
___________________________________________
______________________________________________
Name:________________________
Hallenaufbau (eine Kampffläche besteht aus 2-4 Matten):
3
2
4
1
6
5
7
Arbeitsblatt:
8
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
4. Unterrichtseinheit – 28.02.2003, Einzelstunde
Thema: Akrobatik
Gegenstand: Stärken der Sozialkompetenz
Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen:
Vertrauen zu ihren Mitgliedern in der Gruppe entwickeln.
den Partner achten und Verantwortung für seine Sicherheit und Gesundheit
übernehmen.
Absprachen einhalten.
ihre Wahrnehmungsfähigkeit verbessern und ihre Bewegungserfahrung erweitern.
LERNINHALTE
ORGANISATION
MEDIEN/MATERIAL
METHODE
Einleitung
Fair Play Slogans einsammeln
V-Form
Bänke
LV
4er Gruppe
2 Matten je Gruppe
BA, SD
Hauptteil
Pendel
Akrobatik
o
eigene Figuren finden
Demonstration
vorgegeben Figuren ausprobieren
Demonstration
in 4er Gruppen; partnerweise
mit Sicherheitsstellung
SD
Arbeitsblatt „Akrobatik“;
alternativ „Figurenkarten“
o
SD
4er/ 8er Gruppe
Figuren in größeren Gruppen
finden
Demonstration
BA
o
Reflexionsphase:
“Regelwerk“ in Akrobatik?
Figurenkarten
SD
Hallenmitte; alle Matten
werden
zusammengeschoben
feV
Schluss
Großfigur, Abbau
Großgruppe
Matten
SD
Abschlussgespräch
V-Form
Bänke, Arbeitsblatt/ HA
LV
Hausaufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler lesen ihr in der letzten Unterrichtsstunde erstelltes
Regelwerk zum „Raufen“ zu Hause durch.
9
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Arbeitsblatt/ HA:
Regelwerk:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Der Kampfrichter ist die oberste Instanz! Er beginnt den
Kampf mit „Hachijme!“ und kann ihn jederzeit mit „Yame!“
unterbrechen oder beenden.
Die Kämpfer begrüßen sich vor und nach dem Kampf und drücken damit ihren
Respekt und ihre Achtung voreinander aus.
Der Partner darf nur am Rumpf gepackt werden; Angriffe unter die Gürtellinie
sind verboten.
Es darf gedrückt, geschoben und gezogen werden; schubsen, schlagen, reißen,
beißen, petzen, kitzeln oder an den Haaren ziehen ist verboten.
Der Partner darf nie am Hals oder Kopf gegriffen werden; auch darf nicht an
seiner Kleidung gezerrt werden.
Der Partner darf nicht beleidigt oder beschimpft werden.
Wenn der Partner „stopp“ sagt oder mit der Hand auf den Boden klatscht, ist
der Kampf sofort zu unterbrechen.
Die Kämpfer haben die Kampfzeit und die Ringzone einzuhalten.
Während des Kampfes sitzen die Zuschauer am Rand der Kampffläche und
haben sich leise zu verhalten, damit sich die Kämpfer konzentrieren können.
© 6e (21/02/03)
10
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Figurenkarten:
Quelle: CURT/ MEDLER/ RÄUPKE 2002, 62.
Die Figurenkarten sind der Quelle CURT/ MEDLER/ RÄUPKE (2002, 62-107) entnommen: Die Zeichnungen habe ich mehrfach kopiert, bunt schraffiert und
einlaminiert. Während der Unterrichtseinheit liegen die Figurenkarten in einem
Schuhkarton in der Hallenmitte, aus dem die Gruppen nach Könnensstand Karten
entnehmen und die darauf abgebildeten Figuren nachturnen können.
11
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
5. Unterrichtsreihe – 06.03.2003, Einzelstunde
Thema: „Fair-Play-R@lly“
Gegenstand: Stärken der Sozialkompetenz
Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen:
unterschiedliche Aufgaben rund um das Thema Fair Play lösen.
sich über das Medium Internet näher über Fair Play im Sport informieren.
den Umgang mit den Neuen Medien üben (Funktionsweise des Computers,
Suche und Informationsverarbeitung im Internet).
mit dem Partner zusammenarbeiten.
Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler paarweise an die Computer verteilt
haben, erfolgt eine kurze Einweisung zum Verhalten im Informatiksaal, bevor sie
die Rechner hochfahren dürfen und ein Arbeitsblatt für die Stunde erhalten.
Arbeitsblatt:
Fair-Play-R@lly
START:
(1) Adresse www.sportunterricht.de eingeben!
(2) In der 2. Spalte den LINK Fair-Play-R@llye anklicken; dafür musst
du erst das Bild weiter nach unter scrollen.
(3) Folge dem Text ...
Wenn du eine Aufgabe nicht lösen kannst, findest du auf der Seite
meistens einen LINK, unter dem du dich über das Thema informieren
kannst.
Viel Spaß!
☺ S. Hauswirth
Wer schnell fertig ist, kann sich folgende web-Seiten näher anschauen:
• www.sportunterricht.de
• www.die-schnelle-sportstunde.de
• www.sport-news.de
• www.netschool.de/spo/spo_top.htm
12
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
6. Unterrichtseinheit – 07.03.2003, Einzelstunde
Thema: Spiel- und Übungsformen
Gegenstand: Stärken der Sozialkompetenz
Lernziele: Die Schülerinnen und Schüler sollen:
in einer vorgegebenen Zeit eine abgesteckte Strecke mit Zusatzaufgaben
mehrmals überwinden.
im Zweikampf ihre Kraft einsetzen und dosieren.
über bestimmte Bewegungsaufgaben ihre koordinativen Fähigkeiten, insbesondere ihre Kopplungs- und Gleichgewichtsfähigkeit, schulen.
Mannschaften im Hinblick auf einen reibungslosen Spielablauf selbst bilden.
Spielregeln finden sowie Regeländerungen und -zusätze einbringen.
den Partner achten und Verantwortung für seine Sicherheit und Gesundheit
übernehmen.
vereinbarte Regeln einhalten und mit den Mitspielern kooperieren.
LERNINHALTE
ORGANISATION
MEDIEN/MATERIAL
METHODE
Einleitung
Begrüßung und Gruppeneinteilung
Hallenmitte
Bänke, Hemdchen
LV
Laufen in der Gruppe
o Distanzlauf auf Zeit mit Prellen
o Wechselsprünge
Halle
2 Gruppen
Großgruppe
Bänke
Matten, Linien, Bälle
Bänke
BA, LD
Hauptteil
Zweikämpfe mit Kontakt
o
Ü 1: Hahnenkampf
o
Dehnen Schulterpartie /
Raufregeln wiederholen
o
Ü 2: Seit-/ Rückenschieben
o
Ü 3: Knie abschlagen
BA, SD
Großgruppe
U-Form
„Regelwerk Raufen“- Plakat
Partnerweise
Kleines Spiel
o
Spielidee und -regeln
entwickeln und Spiel erproben
o
Demonstration
2 Spielgruppen; bestehend
aus je 2 Mannschaften
Spielkarte (4x), Bälle (4x), Seile
SD
Abbau
Halle
Bänke, Bälle, Matten
BA
U-Form
Fair Play-Plakat,
Fair Play-Aufkleber
LV
Schluss
Abschlussgespräch
(Ende der Unterrichtsreihe)
Aufkleber – Layout:
13
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Spielkarte zum „Kleinen Spiel“:
(Modifiziert nach KRÖGER/ ROTH 1999, 51.)
Spielkarte:
Kleines Spiel:
Gruppe _____
Diese Mädchen und Jungen haben ein neues Spiel erfunden.
Könnt ihr euch denken, wie es geht? Sicherlich müsst ihr noch
Regeln vereinbaren, damit es euer Spiel wird. Erfindet einen
Namen für das Spiel, bildet Mannschaften, benennt einen
Schiedsrichter oder eine Schiedsrichterin und versucht euer
Spiel zu spielen.
Materialien findet ihr in euerer „Materialienkiste“ (umgedrehter kleiner Kasten)!
© 6e (07/03/03)
14
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
15
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Fair Play-Geschichten
Fechter für Fair Play
Gaudin, der braunlockige, französische Florett-Fechter stand in der Endrunde der Olympischen Spiele in Amsterdam 1928. Die Atmosphäre war zum Zerreisen gespannt. Der
lange Italiener, der ihm gegenüberstand, war ihm an Reichweite überlegen. Von der
Höhe seiner 2,05 Meter herunter hielt der kühlere Italiener den heranfedernden,
temperamentvollen Franzosen in Distanz.
Dann kam jener großartige Augenblick, in dem Gaudin zum Inbegriff des Fair Play
wurde, zum unvergesslichen Beispiel des Sportkämpfers, der sich selbst überwand: Der
Italiener hatte den wild andrängenden Franzosen abgefangen. Erregte Rufe lösten sich
aus der Zuschauermenge. Auch aus Gaudins Mund drangen helle Laute, mit denen er
seinen konzentrierten Angriff zu beflügeln suchte. Die hohe Fechterkunst der beiden
Nationen entfaltete sich in einem klassischen Kampf. Im Getümmel von Angriff und
Abwehr unterbrach plötzlich das Kampfgericht. Der Italiener hatte von seiner Höhe
herab die Waffe gesenkt und schaute ihrer Spitze nach. Offensichtlich wusste er nicht
genau, ob er einen Treffer erzielt hatte. Im Gremium der Kampfrichter ging der Streit der
Meinungen hin und her. Was sich jedoch hinter den Gittern der Haube auf den
Gesichtern der Fechter abspielte, wusste niemand. Als sich die Kampfrichter schließlich
geeinigt hatte, trat ein Sprecher vor und verkündigte: “non touché!“ – Kein Treffer. Da
geschah das Wunderbare. Der Franzose riss die Haube herunter. Sein Gesicht war tiefrot
und von einem durchdringenden Glanz erfüllt. Er hob das Florett steil hoch vor die Brust,
trat einen Schritt zum Kampfgericht hin und verkündete: „Je suis touché!“.
Eine Ruhe trat ein, die unheimlich war. Dieser Mann gab zu, getroffen zu sein, obwohl
das Kampfgericht für ihn entschieden hatte. Bedeutet nicht sein freiwilliges Bekenntnis
den Verlust der Goldmedaille, der höchsten Ehre auf der Olympidade? Dann aber
überströmte das Gefühl für die Größe des Mannes den Raum. Italiener stürzten herbei,
um den Franzosen zu umarmen. Beifall toste durch die Halle. Der lange Italiener aber
hob verwirrt die Waffe zum Salut.
Arbeitsauftrag
• „Ich bin getroffen worden!“ – Hättest du es zugegeben?
Schreibe in Stichworten auf, welche Gedanken und
Gefühle in der kurzen Zeit in dir gekämpft haben mögen.
• Denkt euch Möglichkeiten aus, wie vorbildliche Aufrichtigkeit von bestimmten Sportler/-innen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden kann.
aus: Luther, D.; Hotz, A.: Erziehung zu mehr Fairplay, Verlag Paul Haupt
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Die Geschichte von Nurmi
Reporter 1: Wir befinden uns hier bei den Olympischen Spielen in Amsterdam. Wir
stehen am Start des 3000 Meter-Hindernislaufs. Jeden Moment kann es losgehen.
Die Nerven – auch die der Zuschauer und Trainer sind aufs Äußerste gespannt: Wir
erwarten hier ein heißes Kopf an Kopf Rennen zwischen dem Favoriten, dem
erfolgreichen Finnen Nurmi und dem Herausforderer, dem Franzose Duchesne.
Reporter 2: Ja, der Startschuss ist gefallen und die Läufer befinden sich auf der
Geraden zum ersten Hindernis; Nurmi und Duchesne sind beide gut vom Start
weggekommen, Duchesne liegt vorne, doch – ... O-Gott, was passiert denn da??
Der Favorit des Rennens, das finnische Weltwunder Nurmi, stürzt direkt beim
ersten Hindernis und schlägt der Länge nach ins Wasser.
Arbeitsauftrag:
• Versetzt euch in die Lage von Duchesne, Nurmi, den Zuschauern, den
beiden Trainern. Was fühlen, denken, rufen die betreffenden Personen in
diesem Augenblick?
• Versucht die Geschichte weiter zu erzählen!
Reporter 1: Aber was ist das?? Duchesne stoppt, dreht sich um und hilft Nurmi aus
dem Graben? Und das Rennen geht weiter! Mit welchem Tempo!
Reporter 2: Nurmi und Duchesne zeigen einen sensationellen Lauf. Trotz dem
verpassten ersten Hindernis haben sie die anderen Läufer hinter sich gelassen und
liefern sich ein heißes Laufduell. Noch liegt Duchesne vorne, doch Nurmi zieht
schon zum Überholen an ihm vorbei.
Reporter 1: Und er hat ihn schon überholt. Beide Läufer gehen auf die letzte
Runde. Sie sind den anderen Läufern um viele Meter voraus. Das finnische
Weltwunder Nurmi ist Erster, der Franzose Duchesne liegt dicht hinter ihm.
Reporter 2: Ja und in diesem Moment laufen die Beiden auf die Zielgerade zu.
Arbeitsauftrag:
• Beschreibt den Zieleinlauf!
Reporter 1: Was passiert denn da schon wieder? Da, einen halben Meter vom Ziel
entfernt, stoppt Nurmi. Er will Duchesne als ersten durchs Ziel laufen lassen.
Reporter 2: Aber Duchesne lächelt und nimmt es nicht an. Dafür laufen nun beide
nebeneinander über die Ziellinie zu ihrem wahrlich mehr als doppelten Sieg.
Sensationell!!
Diskussion:
• Ein Weiterlaufen Duchesnes wäre nicht regelwidrig
gewesen.
• „Geist“ des Fair Play: Fair Play ist mehr als das Einhalten
von Regeln (Achtung und Verantwortung gegenüber
seinem Gegenspieler).
Olympia ruft – Athen 2004 - Unterrichtsmaterialien für die Sekundarstufe I
Fair Play bei der Tour de France
Nur 15 Sekunden trennten Jan Ullrich bei der 15. Etappe der Tour de France 2003 von
Lance Amstrong, dem Träger des gelben Trikots. Plötzlich stürzt Armstrong, nachdem er
etwas dicht an die Zuschauer herangefahren war. Doch Jan Ullrich forciert das Tempo
nicht, sondern wartet auf Armstrong. Nachdem der wieder aufgestiegen ist, kann Ullrich
dem Antritt von Armstrong nicht standhalten und verliert fast eine Minute.
Die französische Tageszeitung L'EQUIPE rühmte die Reaktion des Herausforderers:
"Ullrich wollte den Sieg nicht geschenkt haben und hat sich damit richtig verhalten",
kommentierte das Blatt die Szene, als der Sieger von 1997 nach Armstrongs Fall das
Tempo drosselte. "Mit großem Fair Play hat Ullrich gebremst", würdigte auch Italiens
STAMPA die Situation, und TUTTOSPORT schrieb von einer "beispielhaften Geste".
Für den 29-jährigen Bianchi-Kapitän Jan Ullrich war sein Verhalten dagegen ganz
normal: "Ich habe nicht einen Moment lang überlegt anzugreifen, das tut man einfach
nicht."
Für die Presse hatte sich der Deutsche auf dem Weg hinauf nach Luz-Ardiden zum
"Ritter des Fair Play" geschlagen, auch wenn die Trümpfe auf den Sieg nun an Lance
Armstrong übergegangen sind.
Die DEUTSCHE OLYMPISCHE GESELLSCHAFT (DOG) ehrt Jan Ullrich mit der Fair-PlayPlakette des deutschen Sports. „Im hart umkämpften Duell um den Toursieg hat Jan
Ullrich keinen unfairen Vorteil aus dem Missgeschick seines sportlichen Gegners
gezogen“, erklärt DOG-Präsident Dr. Hans-Joachim Klein. Als oberstes Prinzip des Sports
stehe die Wahrung der Chancengleichheit über dem Streben nach dem Sieg, so Klein
weiter.
Arbeitsauftrag
• Informiere dich näher über die Deutsche Olympische Gesellschaft (DOG),
z.B. im Internet unter www.olympia-bewegt-alle.de .
• Welche Ziele verfolgt die Deutsche Olympische Gesellschaft? Wofür
verleiht die DOG jedes Jahr ihre Fair-Play-Plakette?
• Fallen dir weitere Beispiele aus dem Sport ein, bei denen Spieler besondere
Fairness gezeigt haben?