immundefekte - Zentrum für Humangenetik und
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immundefekte - Zentrum für Humangenetik und
Mevalonatkinase-Defizienz/Hyper-IgD-und-periodisches-Fiebersyndrom (HIDS) - Mevalonazidurie Stufe I: DNA-Sequenzierung der häufigst betroffenen 6 Exons, MVK-Gen Stufe II: Komplettsequenzierung, MVK-Gen Kinder- und Jugendmedizin* Neurogenetik Humangenetik Laboratoriumsmedizin Mikrobiologie/Virologie Transfusionsmedizin Pathologie *nicht vertragsärztlich tätig Molekulargenetik Pharmakogenetik/Nutrigenetik Stoffwechselgenetik Zytogenetik Reproduktionsgenetik Molekulare Onkologie Immungenetik Immunbiologie/Klinische Chemie TNF-Rezeptor-1-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS) Stufe I: DNA-Sequenzierung der häufigst betroffenen 5 Exons, TNFRSF1AGen Stufe II: Komplettsequenzierung, TNFRSF1A-Gen Abstammungsanalysen Bioinformatik Agammaglobulinämie Typ Bruton (XLA) Stufe I: Komplettsequenzierung, BTK-Gen Stufe II: MLPA-Deletionsdiagnostik, BTK-Gen Autoimmun-Polyendokrinopathie-Syndrom (APECED) Komplettsequenzierung, AIRE-Gen Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS) Komplettsequenzierung, WAS-Gen X-gekoppeltes lymphoproliferatives Syndrom (XLP1) Komplettsequenzierung, SH2D1A-Gen Anforderung IMMUNDEFEKTE Ü-Schein Muster 10 mit folgenden Angaben Ausnahmekennziffer: 32010 Diagnose: z.B. FMF, CAPS, HIDS, TRAPS, XLA, APECED, WAS oder XLP1 ICD-10 Code: z.B. [E85.0, G03.1, R77.1, R50.80, D80.0, E31.9, D82.0 oder D82.3], ICD-10-Codierung s. auch Parameterliste Auftrag: z.B. Stufe I: Mutationssuche 4 Exons, MEFV-Gen und/oder Stufe II: Komplettsequenzierung, MEFV-Gen Akkreditiert nach DIN EN ISO/ IEC 17025,DIN EN ISO 15189, EFI-Akkreditierung Hinweis: Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG erforderlich www.medizinische-genetik.de Material 2 ml EDTA-Blut Methode Aus genomischer DNA werden die entsprechenden kodierenden Exons einschließlich der Intron- / Exon-Spleißstellen der entsprechenden Gene amplifiziert und mittels Sanger-Methode sequenziert. Dauer der Untersuchung Stufe I + II: ca. 2-3 Wochen Literatur Ozen et Bilginer, Nat Rev Immunol doi: 10.1038/nrrheum. 2013.174. (2013) / Shinar et al, Ann Rheum Dis 71:1599 (2012) / Grumbt et al, Kinderärztliche Praxis 82:232 (2011) / Farmand et al, Leitlinie AWMF (2011) / Al-Herz et al, Front Immunol 2:1 (2011) Hereditäre periodische Fiebersyndrome Primäre Immundefekterkrankungen Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSDIAGNOSTIK (MVZ) Dr. Klein, Dr. Rost und Kollegen Medizinisches Versorgungszentrum Lochhamer Str. 29 82152 Martinsried DEUTSCHLAND Tel: +49.89.895578-0 Fax: +49.89.895578-780 www.medizinische-genetik.de [email protected] Version 1.2/19.02.2014 Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) - familiäres kälteassoziiertes Syndrom (FCAS), Muckle-Wells-Syndrom (MWS), NOMID/CINCA Stufe I: DNA-Sequenzierung Exon 3, NLRP3-Gen Stufe II: Komplettsequenzierung, NLRP3-Gen Wiss. Fachabteilungen Dr. Klein, Dr. Rost und Kollegen Familiäres Mittelmeerfieber (FMF) Stufe I: DNA-Sequenzierung der häufigst betroffenen 4 Exons, MEFV-Gen Stufe II: Komplettsequenzierung, MEFV-Gen Facharztbereiche Z ENTRUM FÜR H UMANGENETIK UND L ABORATORIUMSDIAGNOSTIK (MVZ) Diagnostik Hereditäre periodische Fiebersyndrome Hereditäre periodische Fiebersyndrome (HPF) gehören zur Gruppe der monogenen autoinflammatorischen Syndrome, die mit einer Überaktivierung des angeborenen Immunsystems assoziiert sind. Charakteristisch sind meist in der Kindheit beginnende, rezidivierende Fieberepisoden von unterschiedlicher Häufigkeit und Dauer, die von einer systemischen Entzündung insbesondere der serösen Grenzflächen, Gelenke, Augen, Haut und des Gastrointestinaltrakts begleitet werden. In den symptomfreien Intervallen zeigen die Betroffenen häufig eine subklinische Inflammation, die als Risikofaktor für die Langzeitkomplikation Amyloidose gilt. HPF sind seltene Erkrankungen, deren variable phänotypische Ausprägung die diagnostische Abklärung erschwert. Bei klinisch unklaren Fällen ist daher die molekulargenetische Diagnostik essenziell, um die Diagnose zu sichern. Mutationen sind nicht ausschließlich mit einem der 3 Krankheitsbilder assoziiert. Bei einem Teil der CAPS-Patienten kann mit herkömmlichen Verfahren keine Mutation im NLRP3-Gen nachgewiesen werden, wobei neue Studien unter Verwendung von Next Generation Sequencing zeigen, dass bei einigen dieser Patienten somatische NLRP3-Mosaike vorliegen. Primäre Immundefekterkrankungen Primäre Immundefekte sind angeborene Störungen des Immunsystems, die sich durch eine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, Allergien, Autoimmun- und Krebserkrankungen manifestieren. Inzwischen sind mehr als 180 verschiedene – meist bereits molekulargenetisch definierte – primäre Immundefekte bekannt, die entsprechend der IUIS-Klassifikation (2011) in 8 Gruppen eingeteilt werden. 14% 9% 7% 5% 57% Immundefekte, bei denen der Antikörpermangel im Vordergrund steht Kombinierte T- und B-Zelldefekte Andere gut definierte ImmundefektSyndrome Erkrankungen mit Immundysregulation Defekte der Phagozytenzahl und/oder -funktion Defekte der natürlichen Immunität Komplementdefekte Autoinflammatorische Erkrankungen Abb. 3: Häufigkeiten der Immundefektklassen (anhand des ESID-Registers) Abb. 1: Cryopyrin ist ein intrazellulärer Rezeptor, der verschiedene pathogen- und danger-assoziierte molekulare Muster (PAMP, DAMP) erkennt und dadurch in eine aktive Form überführt wird. Weitere Proteine werden rekrutiert, die das Inflammasom bilden. Das MEFV-Genprodukt Pyrin ist ebenfalls an diesem Proteinkomplex beteiligt. IL-1β vermittelt die Entstehung von Fieber, Aktivierung von Leukozyten und Produktion weiterer Entzündungsmediatoren. TNF-α bindet an TNFR1 und löst über NFκB ebenfalls die Synthese von Entzündungsmediatoren aus. Mutationen im MVK-Gen führen vermutlich über eine Verminderung der Isoprenoidkonzentration zur Dysregulation der IL-1β-Produktion. Familiäres Mittelmeerfieber (FMF) FMF ist die häufigste Form der HPF und wird überwiegend durch autosomalrezessive Mutationen im MEFV-Gen verursacht. Betroffen sind vor allem Bewohner des östlichen Mittelmeerraums. Die meisten FMF-Fälle sind auf wenige, häufige Mutationen zurückzuführen, so dass durch die Analyse weniger Exons bereits ca. 98% der Mutationen erfasst werden. Allerdings sind bei etwa 20 – 30% der klinischen eindeutigen FMF-Fälle keine oder nur eine Mutation im MEFV-Gen nachweisbar. Darüber hinaus gibt es Sequenzvarianten, deren klinische Bedeutung bislang nicht eindeutig geklärt ist. Cryopyrin-assoziierte periodische Syndrome (CAPS) Die Gruppe der CAPS umfasst drei sehr seltene autosomal-dominant vererbte Erkrankungen, die durch Mutationen im NLRP3-Gen verursacht werden: das familiäre kälteassoziierte Syndrom (FCAS), das Muckle-WellsSyndrom (MWS) und das NOMID-Syndrom treten, aufgrund der Schwere der Erkrankung, Mutationen meist sporadisch auf. Viele der bisher beschriebenen Abb. 2: Diagnostischer Algorithmus bei Kindern mit HPF (mod. n. Gattorno et al, Curr Opin Pediatr 22:771, 2011). Werden die FMF-Kriterien (Tel Hashomer) nicht erfüllt und läßt auch die ethnische Herkunft nicht auf FMF schließen, sollte die Fieberdauer berücksichtigt und erkrankungsspezifische Symptome erfragt werden. Eine sorgfältige Familienanamnese kann Rückschlüsse auf den Vererbungsgang geben. FMF und HIDS werden autosomal-rezessiv, TRAPS und CAPS autosomal-dominant vererbt. Mevalonatkinase-Defizienz/Hyper-IgD-und-periodisches-Fiebersyndrom (HIDS) HIDS, bei dem man weltweit von einigen hundert Fällen ausgeht, wird autosomal-rezessiv vererbt und ist mit Mutationen im MVK-Gen und einer reduzierten Aktivität der Mevalonatkinase assoziiert. Mutationen, die eine nahezu komplette Enzym-Defizienz zur Folge haben, führen zum schweren Bild der Mevalonazidurie. HIDS manifestiert sich im Gegensatz zu FMF und TRAPS fast ausnahmslos in der frühen Kindheit. Bis zu 80% der Patienten weisen erhöhte IgD-Serumkonzentrationen auf, die jedoch unspezifisch sein können. Daher ist meist eine genetische Diagnostik angezeigt. TNF-Rezeptor-1-assoziiertes periodisches Syndrom (TRAPS) TRAPS wird autosomal-dominant vererbt. Ursächlich sind Mutationen im TNFRSF1A-Gen, das für den TNF-Rezeptor-1 kodiert. Ein großer Teil der Mutationen betrifft konservierte Cysteinreste und ist meist mit einem schweren Krankheitsverlauf und erhöhtem Amyloidoserisiko assoziiert. Bei 1-5% der Bevölkerung finden sich genetische Varianten, die nicht in jedem Fall zu TRAPS führen oder mit einem milderen Krankheitsbild assoziiert sind. TRAPS ist vor allem durch die, im Vergleich zu FMF und HIDS, längeren Fieberepisoden von ca. 1-3 Wochen charakterisiert. Ein Großteil der primären Immundefekte ist - jeder für sich genommen sehr selten, manche davon wurden nur bei einzelnen Patienten beschrieben. In Summe wird die Prävalenz der klinisch relevanten Immundefekte jedoch auf ca. 1:1.200 – 1:2.000 geschätzt. Nur ein kleiner Teil der Patienten wird rechtzeitig diagnostiziert und einer adäquaten Behandlung zugeführt. Um die Diagnoserate zu erhöhen wurden von der AWMF 2011 Leitlinien zur Diagnostik von primären Immundefekten veröffentlicht (www.awmf.org). Warnzeichen für primäre Immundefekte 1. 2. 3. 4. 5. Kinder Erwachsene Pathologische Infektanfälligkeit: “ELVIS” Erreger, Lokalisation, Verlauf, Intensität und Summe Immundysregulation: “GARFIELD” Granulome, Autoimmunität, rezidivierendes Fieber, ungewöhnliche Ekzeme, Lymphoproliferation, chronische Darmentzündung Gedeihstörung Gewichtsverlust, meist mit Diarrhoe Auffällige Familienanamnese (z.B. Konsanguinität, Immundefekt, pathologische Infektanfälligkeit) Labor: Lymphopenie, Neutropenie, Hypogammaglobulinämie Abb. 4: Warnzeichen können helfen, primäre Immundefekte bei Kindern und Erwachsenen zu identifizieren. Bei Verdacht auf einen primären Immundefekt sollte als Basisdiagnostik ein Differenzialblutbild und die Bestimmung der Immunglobuline erfolgen. Weiterführende Diagnostik, wie die Untersuchung von Impfantikörpern, Lymphozytenphänotypisierung, Zellfunktionstests sowie molekular- genetische Untersuchungen sollten in enger Abstimmung mit einem in Diagnostik und Behandlung von Immundefekten erfahrenen Arzt erfolgen. Sekundäre, erworbene Immundefekte, wie z. B. die HIV-Infektion und Differenzialdiagnosen, die mit pathologischer Infektanfälligkeit einhergehen, müssen von primären Immundefekten abgegrenzt werden.