Grassilagen 2014 – erste Ergebnisse

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Grassilagen 2014 – erste Ergebnisse
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Tier
BAUERNBLATT l 4. Oktober 2014 ■
Erfolgreich füttern
Grassilagen 2014 – erste Ergebnisse
Das Jahr 2014 hat nicht nur den
Ackerbauern, sondern auch den
Futterbauern hohe Erträge beschert. Bei der Grassilage konnten
je nach Region bislang drei bis vier
Schnitte geerntet werden, und dies
unter überwiegend guten bis sehr
gutenErntebedingungen.Schonim
ersten Schnitt wurden 15 bis
20 m³/ha geerntet, die Folgeschnitte waren nicht minder ertragreich.
Die Ernte einer Herbstsilage steht
noch an, damit das Gras möglichst
nicht zu lang in den Winter kommt.
Schon die Startbedingungen im
Frühjahr waren sehr gut, die Grasnarben haben den relativ milden
Winter ohne große Auswinterungsschäden überstanden. Das
optimale Wetter im Frühjahr und
im Sommer begünstigte ein sehr
gutes Graswachstum. Bis auf einige
Engpässe während der warmen
Monate Juli und August kam fast
immer Regen zur rechten Zeit. Die
Grassilagevorräte sind in vielen Betrieben so groß, dass vielfach der
Futterbedarf gedeckt ist. Aus diesem Grund wurden vermehrt Folgeschnitte zum Kauf angeboten.
Für die Gestaltung von leistungsstarken und kostengünstigen Rationen ist ein entsprechend hoher
Die Grasnarben haben den letzten Winter gut überstanden. Die Mengenerträge im ersten Schnitt waren überdurchschnittlich hoch.
Fotos: Johannes Thomsen
Futterwert von Bedeutung. Dies ist
unter den Vorzeichen stark gestiegener Grund- und Kraftfutterkosten besonders wichtig. Mit Span-
nung werden deshalb immer die
Analysenwerte der Grassilagen erwartet, da die Grassilagen immer
noch das wichtigste Futtermittel in
Übersicht 1: Grassilagequalität 1. Schnitt in Schleswig-Holstein 2009 bis 2014
Schnitt
1. Schnitt
vorläufig
Varianz
Jahr
2009
2010
2011
2012
2013
2012
(921)
Tr.S
%
RProt.
%
nXP
g
RNB
g
Rohfaser
%
37,5
37,7
40,2
38,8
39,5
33,9
27,7-40,0
15,4
15,5
15,8
16,0
15,6
14,8
12,9-16,7
139
135
138
135
129
134
126-142
2,9
3,3
3,2
4,0
4,3
2,2
0,0-4,4
22,9
24,3
22,4
24,4
25,8
24,2
22,2-26,3
Landwirtschaftskammer SH, LVZ Futterkamp – 16. September 2014
in der Trockensubstanz
ADForg
NDF
Zucker
%
%
%
25,8
27,8
26,2
27,9
29,8
27,4
25,0-29,7
unseren Milchviehbetrieben sind.
Bis Mitte September sind in Schleswig-Holstein zirka 1.500 Grassilagen in die Lufa in Kiel zur Analyse
43,1
45,7
43,7
48,1
51,4
48,0
44,4-51,7
8,1
6,6
7,5
5,5
4,5
4,8
1,6-8,0
Sand
%
Elos1)
1,9
2,3
2,4
2,8
3,4
2,7
0,9-4,5
69,3
66,6
68,0
66,0
62,3
67,3
62,9-71,7
Sand
%
Elos1)
2,3
2,6
3,6
3,7
3,0
2,4
0,6-4,2
66,5
67,3
64,7
62,0
65,4
67,2
63,1-71,2
Energie
MJ ME
MJ NEL
10,5
10,2
10,3
10,1
9,6
10,2
9,7-10,7
6,32
6,06
6,20
6,02
5,70
6,10
5,7-6,5
Grassilagequalität 2./3. Schnitt in Schleswig-Holstein 2009 bis 2014
Schnitt
Jahr
Tr.S
%
2./3. Schnitt
RProt.
%
2009
42,6
14,9
2010
42,2
16,5
2011
40,1
16,1
2012
39,6
15,2
2013
41,5
15,2
2. Schnitt
2014
40,1
14,8
Varianz
(479)
32,1-48,1 12,5-16,8
1)
Elos = Enzymlöslichkeit der organischen Substanz
nXP
g
RNB
g
Rohfaser
%
134
138
134
129
133
135
128-142
2,4
4,4
4,2
3,7
3,1
2,1
−0,8-4,9
24,8
24,2
23,7
25,0
24,2
24,1
22,3-25,8
in der Trockensubstanz
ADForg
NDF
Zucker
%
%
%
27,8
28,5
27,8
29,0
28,0
26,8
25,0-28,6
46,2
46,8
46,7
51,1
49,9
48,9
45,7-52,2
7,7
6,2
4,7
4,7
6,9
6,8
3,1-10,5
Energie
MJ ME
MJ NEL
10,1
10,2
10,0
9,6
10,0
10,2
9,8-10,7
6,05
6,11
5,98
5,70
5,96
6,12
5,8-6,5
Tier
■ BAUERNBLATT l 4. Oktober 2014
worden. Von den Zielvorstellungen
ist 40 % Trockenmasse immer noch
an der Obergrenze, die möglichst
nicht überschritten werden sollte.
Die Sandgehalte lagen mit 2,7 %
im ersten Schnitt und mit 2,4 % im
zweiten Schnitt eben unter dem
langjährigen Mittel. Die Varianz
war ebenfalls gering, deshalb gab
es nur wenige Silagen mit zu hohen
Sandgehalten. Ausschlaggebend
für diese durchweg zufriedenstellenden Werte waren die dichten
Grasnarben, die guten Erntebedingungen, aber auch die schonende
Behandlung des Erntegutes. InsgeTrockenmasse
samt sind die ermittelte Trockenund Sandgehalt
masse und Sandgehalte in der RaIn der Übersicht 1 sind die Unter- tionsgestaltung unproblematisch.
suchungsergebnisse der Grassilagen des Jahres 2014 im Vergleich zu
Niedrige
den Vorjahren zusammengestellt.
Proteingehalte
Dabei fällt zunächst auf, dass die
Trockenmassegehalte im ersten
Für die Silagen des ersten SchnitSchnitt mit 33,9 % für die Silierung tes als auch für die Silagen des
und für die Fütterung zwar ausrei- zweiten Schnittes wurden mittlere
chend, aber deutlich niedriger lie- Rohproteingehalte von 14,8 % i. d.
gen als in den Vorjahren. Mögli- T. ermittelt, dies ist etwa 1 % wecherweise liegt dies an den hohen niger als im Mittel der vergangeErträgen, die eine schnellere Ab- nen fünf Jahre. Unter Berücksichtitrocknung nicht zuließen. Die Vari- gung der zur Verfügung stehenden
anz der untersuchten T-Gehalte ist Energie in diesen Silagen errechnet
gering, es gab kaum zu nasse und sich ein nXP-Gehalt (im Dünndarm
kaum zu trockne Silagen im ersten verfügbares Protein) von 134 bezieSchnitt. Die zweiten Schnitte waren hungsweise 135 g und ein RNBmit durchschnittlich 40,1 % deut- Wert (ruminale Stickstoffbilanz)
lich trockener als die Silagen des von + 2,2 g beziehungsweise 2,1 g.
ersten Schnittes. In den Vorjahres- Der Stickstoffüberschuss liegt somit
werten sind die Silagen des zweiten deutlich niedriger als in den VorjahSchnittes vielfach zu trocken ge- ren. Dies wird in der Rationsberechder Inhaltsstoffe und Berechnung
der Energiegehalte eingeschickt
worden. Bislang wurden 921 Grassilagen des ersten Schnittes und
479 Grassilagen des zweiten Schnittes analysiert und ausgewertet. So
können bereits jetzt die Rationen
berechnet und das Ergänzungsfutter in der Menge und Qualität angepasst werden. Mit dem neuen Silomais muss später noch mal gerechnet werden, wenn die Analysenwerte vorliegen und der Silomais lagerstabil ist.
Viele Silos waren bereits nach dem ersten Schnitt voll, nach drei beziehungsweise vier guten Schnitten wird auf vielen Betrieben der Siloraum knapp.
nung zu berücksichtigen sein, die
auf Grundlage dieser Silagen eine
höhere Proteinergänzung ausweisen wird. Die Varianz der Proteinwerte ist gering, zwei Drittel der
Proben liegen im Rohproteingehalt
zwischen 13 und 17 %. Silagen mit
negativen RNB-Werten gibt es
kaum, nur ein sehr kleiner Teil der
Silagen tendiert gegen null. Die
Proteinbilanzen der Rationen
können mit den in der Praxis üblichen Kombinationen zwischen
Gras- und Maissilage mit etwas
höherem Einsatz von proteinreichen Einzel- und Ausgleichsfuttermitteln ohne große Probleme ausgeglichen werden.
Energieschätzung und
Verdaulichkeit
Im Jahr 2008 wurden das Untersuchungskonzept und die Energieschätzung für die Grassilagen bundeseinheitlich geändert. Da noch
immer nicht allen Landwirten die
neuen Begriffe und Abkürzungen
geläufig sind, folgt eine kurze Erläuterung zur Systematik der Futteruntersuchung. Bis zum Jahr 2008
wurde der Energiegehalt von
Grassilagen nur aus dem Eiweißgehalt, dem Rohfasergehalt und dem
Rohascheanteil abgeleitet. Seit
2008 erfolgt die Energieschätzung
auf der Basis der Parameter Rohfett, Rohasche, ADF-org und Elos, einem Parameter für die Verdaulichkeit der organischen Masse.
● ADF (Saure Detergentien-Faser):
schwer verdauliche Bestandteile
der Zellwand = Lignin und Zellulose. Die Orientierungswerte in
Grassilagen liegen zwischen 25 und
29 %. Im Attest wird weiterhin der
Wert ADForg ausgewiesen. Der Wert
ist geringfügig höher, da hier noch
vom ADF-Wert die Rohasche abgezogen wird. Die ADForg-Werte der
diesjährigen Silage lagen mit 27,4
% im ersten Schnitt und 26,8 % im
zweiten Schnitt im mittleren Bereich von 29,0 %.
● Elos (Enzymlösliche organische
Substanz): Prozentzahl, die in etwa
dem entspricht, was das Tier von
diesem Futter verdauen würde.
Orientierungswerte für sehr gute
Grassilagen liegen über 70 %. In
diesem Jahr erreichten die ersten
Schnitte einen Elos-Wert von 67,3
und die zweiten Schnitte von
In der Rationsgestaltung spielt die Grassilage immer noch die wichtigste Rolle. Da die Futtermenge reichlich ist, wird 67,2 %. Dies deutet darauf hin, dass
mehr auf die Nutzung der eigenen Futtervorräte geachtet werden.
im Durchschnitt aller Silagen nur
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Tier
BAUERNBLATT l 4. Oktober 2014 ■
Übersicht 2: Mineralstoffgehalte in Grassilagen 2009 bis 2014
Landwirtschaftskammer SH, LVZ Futterkamp – 18. September 2014
Schnitt
Jahr
Ca
1. Schnitt
1. Schnitt
Varianz
2. Schnitt
Varianz
Insgesamt läuft die Milch gut. Die Leistungen des Landeskontrollverbandes
sind gegenüber dem Vorjahr um mehr als 1 kg angestiegen. Dies zeigt, dass das
Grundfutter nicht schlecht sein kann.
mittlere Energiegehalte erreicht
wurden.
Nur mittlere
Energiegehalte
Durch die Einbeziehung des
Elos-Wertes kann die Verdaulichkeit eines Futtermittels wesentlich besser berücksichtigt werden
als nach der alten Methode.
Durch den ADForg-Wert werden
die Gehalte der strukturbestimmenden
Zellwandbestandteile
sehr viel genauer abgebildet als
durch den Rohfasergehalt. Bei der
Anwendung der neuen Schätzformel bedeutet es: Je höher der
Elos-Wert und der Rohfettgehalt
und je niedriger der Rohaschegehalt und der Gehalt an ADForg
sind, desto höher ist der Energiegehalt der Grassilage. Eine Differenzierung nach Aufwuchs und
Schnittnummer muss nicht mehr
erfolgen.
Die geschätzten Energiegehalte
lagen bei den Grassilagen des ersten
Schnittes bei 6,10 MJ NEL je kg T, dies
ist im Vergleich zu den Vorjahren ein
eher mäßiger Wert. Die Varianz ist
relativ hoch, sie beträgt 0,38 MJ
NEL/kg T. Das bedeutet, dass 66 %
der Proben innerhalb der Spanne
von 5,7 bis 6,5 MJ NEL/kg T liegen.
Die Silagen des zweiten Schnittes erreichten mit 6,12 MJ NEL/kg T sogar
noch einen leicht höheren Energiegehalt als der erste Schnitt. Mit 0,33
ist die Varianz nicht ganz so groß,
zwei Drittel der Proben liegen zwischen 5,8 und 6,5 MJ NEL/kg T. Wie
immer kann man aus den Daten ableiten, dass es doch noch deutliche
Qualitätsunterschiede zwischen den
Silagen gibt. Die Ursachen liegen
2009
2008
2009
2010
2013
2014
(730 Proben)
2014
(730 Proben)
5,0
5,1
5,7
4,8
4,7
5,3
3,3-7,0
5,7
4,6-6,9
hauptsächlich in den unterschiedlichen Schnittzeitpunkten und in den
unterschiedlichen Sandgehalten. Eine Zusammenstellung der Untersuchungsinstitute in Niedersachsen
und Nordrhein-Westfalen ergab
ebenfalls Energiegehalte, die bei
6,1 MJ NEL/kg Trockenmasse lagen.
Insofern liegen die Werte der schleswig-holsteinischen Landwirte gleichauf mit den Werten der anderen
norddeutschen Berufskollegen.
Der Zuckergehalt (leicht lösliche
Kohlenhydrate) lag im Mittel des
ersten Schnittes mit durchschnittlich 4,8 % i. d. T. im Vergleich der
Vorjahre eher im niedrigen Bereich. Dies ist möglicherweise eine
Folge der hohen Mengenerträge.
Die Varianz der Werte ist relativ
groß, sehr früh geschnittene Silagen haben oft Zuckergehalte von
8 bis 10 %, andere Silagen enthalten nur etwa 2 % Restzucker. Die
Silagen des zweiten Schnittes enthalten mit 6,8 % mehr Zucker als
in den Vorjahren. Die Werte einzelner Silagen schwanken zwischen 3 und 11 %. Auch aus diesem Grund ist eine Futteranalyse
notwendig, um Anhaltspunkte für
die Kalkulation wichtiger Kennzahlen (zum Beispiel Zucker, Stärke) der Ration zu erhalten.
Untersuchung der
Mineralstoffgehalte
Die Untersuchung der Mineralstoffgehalte (ein Paket mit fünf Elementen kostet 19 € zuzüglich
Mehrwertsteuer) gehört in erfolgreichen Milchviehbetrieben zum
Standardprogramm. In diesem Jahr
wurden 79 % der Silagen des ersten
Schnittes und 52 % der Silagen des
zweiten Schnittes auf Mineralstoffgehalte untersucht. In der Übersicht 2 sind die Ergebnisse der diesjährigen Silagen und der Vorjahre
dargestellt. Die Durchschnittswerte
der Untersuchungsjahre unterliegen nur geringen Schwankungen,
in g je kg Trockensubstanz
Na
K
Mg
25,2
3,3
2,8
2,0
3,4
2,3
25,1
2,1
3,1
2,5
24,9
2,3
3,6
2,6
26,4
2,1
3,4
2,4
25,7
2,0
3,2
2,8
24,8
21
2,3-4,1
1,3-4,4 15,4-34,1 1,3-2,8
2,9
3,1
21,6
2,4
2,5-3,2
2,0-4,2 15,8-27,4 2,0-2,7
P
die Varianz der Werte zwischen
den Betrieben ist jedoch so groß,
dass nur eine Mineralstoffanalyse
genaue Hinweise für die Mineralstoffergänzung in der Ration gibt.
Etwa 40 Betriebe haben darüber
hinaus noch die Spurenelemente
untersuchen lassen. Diese Ergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt kommentiert.
FAZIT
Futteruntersuchungen sind eine
wichtige Voraussetzung für eine korrekte Rationsplanung.
Leistungsgerecht und kostenoptimiert kann man nur füttern, wenn die Qualität des
Grundfutters bekannt ist. Futteruntersuchungen
sollten
frühzeitig vorliegen, damit die
Rationen langfristig geplant
werden können. Betriebe, die
noch keine Futteruntersuchungen vorzuliegen haben, sollten
baldmöglichst ihren Berater mit
der Probennahme beauftragen.
Im Verhältnis zu den Gesamtfutterkosten und zu möglichen
Fehlern in der Rationsgestaltung rentieren sich die Ausgaben für Grundfutteranalysen
immer. Die Basisuntersuchung
(24,50 €) einer Grassilage inklusive des Mineralstoffpaketes
(19 €) kostet für Mitglieder von
Beratungsringen 43,50 € zuzüglich Mehrwertsteuer. Dies
entspricht dem aktuellen Gegenwert von etwa 1,5 dt Ausgleichsfutter. Der frühzeitige
hohe Probeneingang zeigt, dass
die Notwendigkeit der Futtermitteluntersuchung von den
meisten Milchviehhaltern erkannt wurde.
Johannes Thomsen,
Landwirtschaftskammer
Tel.: 0 43 81-90 09 47
[email protected]