Grassilagen 2014 – erste Ergebnisse
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Grassilagen 2014 – erste Ergebnisse
38 Tier BAUERNBLATT l 4. Oktober 2014 ■ Erfolgreich füttern Grassilagen 2014 – erste Ergebnisse Das Jahr 2014 hat nicht nur den Ackerbauern, sondern auch den Futterbauern hohe Erträge beschert. Bei der Grassilage konnten je nach Region bislang drei bis vier Schnitte geerntet werden, und dies unter überwiegend guten bis sehr gutenErntebedingungen.Schonim ersten Schnitt wurden 15 bis 20 m³/ha geerntet, die Folgeschnitte waren nicht minder ertragreich. Die Ernte einer Herbstsilage steht noch an, damit das Gras möglichst nicht zu lang in den Winter kommt. Schon die Startbedingungen im Frühjahr waren sehr gut, die Grasnarben haben den relativ milden Winter ohne große Auswinterungsschäden überstanden. Das optimale Wetter im Frühjahr und im Sommer begünstigte ein sehr gutes Graswachstum. Bis auf einige Engpässe während der warmen Monate Juli und August kam fast immer Regen zur rechten Zeit. Die Grassilagevorräte sind in vielen Betrieben so groß, dass vielfach der Futterbedarf gedeckt ist. Aus diesem Grund wurden vermehrt Folgeschnitte zum Kauf angeboten. Für die Gestaltung von leistungsstarken und kostengünstigen Rationen ist ein entsprechend hoher Die Grasnarben haben den letzten Winter gut überstanden. Die Mengenerträge im ersten Schnitt waren überdurchschnittlich hoch. Fotos: Johannes Thomsen Futterwert von Bedeutung. Dies ist unter den Vorzeichen stark gestiegener Grund- und Kraftfutterkosten besonders wichtig. Mit Span- nung werden deshalb immer die Analysenwerte der Grassilagen erwartet, da die Grassilagen immer noch das wichtigste Futtermittel in Übersicht 1: Grassilagequalität 1. Schnitt in Schleswig-Holstein 2009 bis 2014 Schnitt 1. Schnitt vorläufig Varianz Jahr 2009 2010 2011 2012 2013 2012 (921) Tr.S % RProt. % nXP g RNB g Rohfaser % 37,5 37,7 40,2 38,8 39,5 33,9 27,7-40,0 15,4 15,5 15,8 16,0 15,6 14,8 12,9-16,7 139 135 138 135 129 134 126-142 2,9 3,3 3,2 4,0 4,3 2,2 0,0-4,4 22,9 24,3 22,4 24,4 25,8 24,2 22,2-26,3 Landwirtschaftskammer SH, LVZ Futterkamp – 16. September 2014 in der Trockensubstanz ADForg NDF Zucker % % % 25,8 27,8 26,2 27,9 29,8 27,4 25,0-29,7 unseren Milchviehbetrieben sind. Bis Mitte September sind in Schleswig-Holstein zirka 1.500 Grassilagen in die Lufa in Kiel zur Analyse 43,1 45,7 43,7 48,1 51,4 48,0 44,4-51,7 8,1 6,6 7,5 5,5 4,5 4,8 1,6-8,0 Sand % Elos1) 1,9 2,3 2,4 2,8 3,4 2,7 0,9-4,5 69,3 66,6 68,0 66,0 62,3 67,3 62,9-71,7 Sand % Elos1) 2,3 2,6 3,6 3,7 3,0 2,4 0,6-4,2 66,5 67,3 64,7 62,0 65,4 67,2 63,1-71,2 Energie MJ ME MJ NEL 10,5 10,2 10,3 10,1 9,6 10,2 9,7-10,7 6,32 6,06 6,20 6,02 5,70 6,10 5,7-6,5 Grassilagequalität 2./3. Schnitt in Schleswig-Holstein 2009 bis 2014 Schnitt Jahr Tr.S % 2./3. Schnitt RProt. % 2009 42,6 14,9 2010 42,2 16,5 2011 40,1 16,1 2012 39,6 15,2 2013 41,5 15,2 2. Schnitt 2014 40,1 14,8 Varianz (479) 32,1-48,1 12,5-16,8 1) Elos = Enzymlöslichkeit der organischen Substanz nXP g RNB g Rohfaser % 134 138 134 129 133 135 128-142 2,4 4,4 4,2 3,7 3,1 2,1 −0,8-4,9 24,8 24,2 23,7 25,0 24,2 24,1 22,3-25,8 in der Trockensubstanz ADForg NDF Zucker % % % 27,8 28,5 27,8 29,0 28,0 26,8 25,0-28,6 46,2 46,8 46,7 51,1 49,9 48,9 45,7-52,2 7,7 6,2 4,7 4,7 6,9 6,8 3,1-10,5 Energie MJ ME MJ NEL 10,1 10,2 10,0 9,6 10,0 10,2 9,8-10,7 6,05 6,11 5,98 5,70 5,96 6,12 5,8-6,5 Tier ■ BAUERNBLATT l 4. Oktober 2014 worden. Von den Zielvorstellungen ist 40 % Trockenmasse immer noch an der Obergrenze, die möglichst nicht überschritten werden sollte. Die Sandgehalte lagen mit 2,7 % im ersten Schnitt und mit 2,4 % im zweiten Schnitt eben unter dem langjährigen Mittel. Die Varianz war ebenfalls gering, deshalb gab es nur wenige Silagen mit zu hohen Sandgehalten. Ausschlaggebend für diese durchweg zufriedenstellenden Werte waren die dichten Grasnarben, die guten Erntebedingungen, aber auch die schonende Behandlung des Erntegutes. InsgeTrockenmasse samt sind die ermittelte Trockenund Sandgehalt masse und Sandgehalte in der RaIn der Übersicht 1 sind die Unter- tionsgestaltung unproblematisch. suchungsergebnisse der Grassilagen des Jahres 2014 im Vergleich zu Niedrige den Vorjahren zusammengestellt. Proteingehalte Dabei fällt zunächst auf, dass die Trockenmassegehalte im ersten Für die Silagen des ersten SchnitSchnitt mit 33,9 % für die Silierung tes als auch für die Silagen des und für die Fütterung zwar ausrei- zweiten Schnittes wurden mittlere chend, aber deutlich niedriger lie- Rohproteingehalte von 14,8 % i. d. gen als in den Vorjahren. Mögli- T. ermittelt, dies ist etwa 1 % wecherweise liegt dies an den hohen niger als im Mittel der vergangeErträgen, die eine schnellere Ab- nen fünf Jahre. Unter Berücksichtitrocknung nicht zuließen. Die Vari- gung der zur Verfügung stehenden anz der untersuchten T-Gehalte ist Energie in diesen Silagen errechnet gering, es gab kaum zu nasse und sich ein nXP-Gehalt (im Dünndarm kaum zu trockne Silagen im ersten verfügbares Protein) von 134 bezieSchnitt. Die zweiten Schnitte waren hungsweise 135 g und ein RNBmit durchschnittlich 40,1 % deut- Wert (ruminale Stickstoffbilanz) lich trockener als die Silagen des von + 2,2 g beziehungsweise 2,1 g. ersten Schnittes. In den Vorjahres- Der Stickstoffüberschuss liegt somit werten sind die Silagen des zweiten deutlich niedriger als in den VorjahSchnittes vielfach zu trocken ge- ren. Dies wird in der Rationsberechder Inhaltsstoffe und Berechnung der Energiegehalte eingeschickt worden. Bislang wurden 921 Grassilagen des ersten Schnittes und 479 Grassilagen des zweiten Schnittes analysiert und ausgewertet. So können bereits jetzt die Rationen berechnet und das Ergänzungsfutter in der Menge und Qualität angepasst werden. Mit dem neuen Silomais muss später noch mal gerechnet werden, wenn die Analysenwerte vorliegen und der Silomais lagerstabil ist. Viele Silos waren bereits nach dem ersten Schnitt voll, nach drei beziehungsweise vier guten Schnitten wird auf vielen Betrieben der Siloraum knapp. nung zu berücksichtigen sein, die auf Grundlage dieser Silagen eine höhere Proteinergänzung ausweisen wird. Die Varianz der Proteinwerte ist gering, zwei Drittel der Proben liegen im Rohproteingehalt zwischen 13 und 17 %. Silagen mit negativen RNB-Werten gibt es kaum, nur ein sehr kleiner Teil der Silagen tendiert gegen null. Die Proteinbilanzen der Rationen können mit den in der Praxis üblichen Kombinationen zwischen Gras- und Maissilage mit etwas höherem Einsatz von proteinreichen Einzel- und Ausgleichsfuttermitteln ohne große Probleme ausgeglichen werden. Energieschätzung und Verdaulichkeit Im Jahr 2008 wurden das Untersuchungskonzept und die Energieschätzung für die Grassilagen bundeseinheitlich geändert. Da noch immer nicht allen Landwirten die neuen Begriffe und Abkürzungen geläufig sind, folgt eine kurze Erläuterung zur Systematik der Futteruntersuchung. Bis zum Jahr 2008 wurde der Energiegehalt von Grassilagen nur aus dem Eiweißgehalt, dem Rohfasergehalt und dem Rohascheanteil abgeleitet. Seit 2008 erfolgt die Energieschätzung auf der Basis der Parameter Rohfett, Rohasche, ADF-org und Elos, einem Parameter für die Verdaulichkeit der organischen Masse. ● ADF (Saure Detergentien-Faser): schwer verdauliche Bestandteile der Zellwand = Lignin und Zellulose. Die Orientierungswerte in Grassilagen liegen zwischen 25 und 29 %. Im Attest wird weiterhin der Wert ADForg ausgewiesen. Der Wert ist geringfügig höher, da hier noch vom ADF-Wert die Rohasche abgezogen wird. Die ADForg-Werte der diesjährigen Silage lagen mit 27,4 % im ersten Schnitt und 26,8 % im zweiten Schnitt im mittleren Bereich von 29,0 %. ● Elos (Enzymlösliche organische Substanz): Prozentzahl, die in etwa dem entspricht, was das Tier von diesem Futter verdauen würde. Orientierungswerte für sehr gute Grassilagen liegen über 70 %. In diesem Jahr erreichten die ersten Schnitte einen Elos-Wert von 67,3 und die zweiten Schnitte von In der Rationsgestaltung spielt die Grassilage immer noch die wichtigste Rolle. Da die Futtermenge reichlich ist, wird 67,2 %. Dies deutet darauf hin, dass mehr auf die Nutzung der eigenen Futtervorräte geachtet werden. im Durchschnitt aller Silagen nur 39 40 Tier BAUERNBLATT l 4. Oktober 2014 ■ Übersicht 2: Mineralstoffgehalte in Grassilagen 2009 bis 2014 Landwirtschaftskammer SH, LVZ Futterkamp – 18. September 2014 Schnitt Jahr Ca 1. Schnitt 1. Schnitt Varianz 2. Schnitt Varianz Insgesamt läuft die Milch gut. Die Leistungen des Landeskontrollverbandes sind gegenüber dem Vorjahr um mehr als 1 kg angestiegen. Dies zeigt, dass das Grundfutter nicht schlecht sein kann. mittlere Energiegehalte erreicht wurden. Nur mittlere Energiegehalte Durch die Einbeziehung des Elos-Wertes kann die Verdaulichkeit eines Futtermittels wesentlich besser berücksichtigt werden als nach der alten Methode. Durch den ADForg-Wert werden die Gehalte der strukturbestimmenden Zellwandbestandteile sehr viel genauer abgebildet als durch den Rohfasergehalt. Bei der Anwendung der neuen Schätzformel bedeutet es: Je höher der Elos-Wert und der Rohfettgehalt und je niedriger der Rohaschegehalt und der Gehalt an ADForg sind, desto höher ist der Energiegehalt der Grassilage. Eine Differenzierung nach Aufwuchs und Schnittnummer muss nicht mehr erfolgen. Die geschätzten Energiegehalte lagen bei den Grassilagen des ersten Schnittes bei 6,10 MJ NEL je kg T, dies ist im Vergleich zu den Vorjahren ein eher mäßiger Wert. Die Varianz ist relativ hoch, sie beträgt 0,38 MJ NEL/kg T. Das bedeutet, dass 66 % der Proben innerhalb der Spanne von 5,7 bis 6,5 MJ NEL/kg T liegen. Die Silagen des zweiten Schnittes erreichten mit 6,12 MJ NEL/kg T sogar noch einen leicht höheren Energiegehalt als der erste Schnitt. Mit 0,33 ist die Varianz nicht ganz so groß, zwei Drittel der Proben liegen zwischen 5,8 und 6,5 MJ NEL/kg T. Wie immer kann man aus den Daten ableiten, dass es doch noch deutliche Qualitätsunterschiede zwischen den Silagen gibt. Die Ursachen liegen 2009 2008 2009 2010 2013 2014 (730 Proben) 2014 (730 Proben) 5,0 5,1 5,7 4,8 4,7 5,3 3,3-7,0 5,7 4,6-6,9 hauptsächlich in den unterschiedlichen Schnittzeitpunkten und in den unterschiedlichen Sandgehalten. Eine Zusammenstellung der Untersuchungsinstitute in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ergab ebenfalls Energiegehalte, die bei 6,1 MJ NEL/kg Trockenmasse lagen. Insofern liegen die Werte der schleswig-holsteinischen Landwirte gleichauf mit den Werten der anderen norddeutschen Berufskollegen. Der Zuckergehalt (leicht lösliche Kohlenhydrate) lag im Mittel des ersten Schnittes mit durchschnittlich 4,8 % i. d. T. im Vergleich der Vorjahre eher im niedrigen Bereich. Dies ist möglicherweise eine Folge der hohen Mengenerträge. Die Varianz der Werte ist relativ groß, sehr früh geschnittene Silagen haben oft Zuckergehalte von 8 bis 10 %, andere Silagen enthalten nur etwa 2 % Restzucker. Die Silagen des zweiten Schnittes enthalten mit 6,8 % mehr Zucker als in den Vorjahren. Die Werte einzelner Silagen schwanken zwischen 3 und 11 %. Auch aus diesem Grund ist eine Futteranalyse notwendig, um Anhaltspunkte für die Kalkulation wichtiger Kennzahlen (zum Beispiel Zucker, Stärke) der Ration zu erhalten. Untersuchung der Mineralstoffgehalte Die Untersuchung der Mineralstoffgehalte (ein Paket mit fünf Elementen kostet 19 € zuzüglich Mehrwertsteuer) gehört in erfolgreichen Milchviehbetrieben zum Standardprogramm. In diesem Jahr wurden 79 % der Silagen des ersten Schnittes und 52 % der Silagen des zweiten Schnittes auf Mineralstoffgehalte untersucht. In der Übersicht 2 sind die Ergebnisse der diesjährigen Silagen und der Vorjahre dargestellt. Die Durchschnittswerte der Untersuchungsjahre unterliegen nur geringen Schwankungen, in g je kg Trockensubstanz Na K Mg 25,2 3,3 2,8 2,0 3,4 2,3 25,1 2,1 3,1 2,5 24,9 2,3 3,6 2,6 26,4 2,1 3,4 2,4 25,7 2,0 3,2 2,8 24,8 21 2,3-4,1 1,3-4,4 15,4-34,1 1,3-2,8 2,9 3,1 21,6 2,4 2,5-3,2 2,0-4,2 15,8-27,4 2,0-2,7 P die Varianz der Werte zwischen den Betrieben ist jedoch so groß, dass nur eine Mineralstoffanalyse genaue Hinweise für die Mineralstoffergänzung in der Ration gibt. Etwa 40 Betriebe haben darüber hinaus noch die Spurenelemente untersuchen lassen. Diese Ergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt kommentiert. FAZIT Futteruntersuchungen sind eine wichtige Voraussetzung für eine korrekte Rationsplanung. Leistungsgerecht und kostenoptimiert kann man nur füttern, wenn die Qualität des Grundfutters bekannt ist. Futteruntersuchungen sollten frühzeitig vorliegen, damit die Rationen langfristig geplant werden können. Betriebe, die noch keine Futteruntersuchungen vorzuliegen haben, sollten baldmöglichst ihren Berater mit der Probennahme beauftragen. Im Verhältnis zu den Gesamtfutterkosten und zu möglichen Fehlern in der Rationsgestaltung rentieren sich die Ausgaben für Grundfutteranalysen immer. Die Basisuntersuchung (24,50 €) einer Grassilage inklusive des Mineralstoffpaketes (19 €) kostet für Mitglieder von Beratungsringen 43,50 € zuzüglich Mehrwertsteuer. Dies entspricht dem aktuellen Gegenwert von etwa 1,5 dt Ausgleichsfutter. Der frühzeitige hohe Probeneingang zeigt, dass die Notwendigkeit der Futtermitteluntersuchung von den meisten Milchviehhaltern erkannt wurde. Johannes Thomsen, Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 81-90 09 47 [email protected]