Ende der Schockstarre
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Ende der Schockstarre
Der Treasurer www.derTreasurer.de | www.finance-magazin.de Nachrichten für die Finanzabteilung FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Ende der Schockstarre Finanzierungen wieder in Fahrt Stiefkind Treasury? Die dritte Säule der Finanzabteilung OTC-Derivate Sorge wegen Regulierung SEPA-Zahlungen DKV Euro Service ist startklar Der Treasurer Editorial | 3 April 2010 | FINANCE-Sonderbeilage Treasury 2.0 In unserer Redaktion haben wir lange Debatten geführt, ob ein Auftritt im Web 2.0 für Treasurer überhaupt interessant ist. Zwar kann man nicht leugnen, dass Menschen sich immer mehr in Internet-Communities austauschen. Doch werden sich Treasurer, ohne das Deckmäntelchen eines Pseudonyms, wirklich offen über sensible Finanzthemen austauschen? Wir glaubten, ja. Allen Bedenken zum Trotz haben wir deswegen Anfang des Jahres eine Treasurer-Community auf der Plattform XING ins Leben gerufen. Die Resonanz war ermutigend: Innerhalb weniger Wochen haben sich über 400 Mitglieder angemeldet. Sehr gefreut haben wir uns über die positiven Resonanzen, die wir von Ihnen auf diesem Wege erhalten haben. Wir nutzen die Gruppe nun, um Sie mit exklusiven Infos und Hintergrundberichten aus der Treasurer-Redaktion zu versorgen, die weder in unserer Online- noch in unserer ANZEIGE Print-Ausgabe ihren Platz haben. Doch wollen wir Sie auch ermutigen, dort Diskussionen rund um aktuelle TreasuryThemen zu führen, wie es einige bereits sehr intensiv getan haben. Denn das ist das primäre Ziel der Gruppe. Mit PNs, also persönlichen Nachrichten, können Sie Ihre Fragen zudem direkt an andere Gruppenmitglieder richten. Den Zugang zur XING-Community finden Sie auf www.dertreasurer.de. Die neue Gruppe ergänzt das Angebot von Der Treasurer, es macht klassische Druckerzeugnisse aber nicht überflüssig. Der beste Beweis ist das neue Magazin, das Sie gerade in Ihren Händen halten. Hier finden Sie viele interessante Fachbeiträge, Kommentare und Fallstudien. Viel Gewinn beim Lesen wünscht Markus Dentz [email protected] 4 | Inhalt Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 6 TITELTHEMA Ende der Schockstarre 18 Bei Finanzierungen geht wieder was, wie die neuen Abschlüsse von Merck, Fresenius oder Grammer belegen. 8 FINANZIERUNG Förderkredite richtig bilanzieren Die Krise hat der zunehmenden Zentralisierung des Cash- und Liquiditätsmanagements die Basis entzogen. 20 Unternehmen müssen die Besonderheiten bei der Bilanzierung dieser Mittel im Auge behalten. 10 ZINSMANAGEMENT Quo vadis? 22 KOMMENTAR Die dritte Säule der Finanzabteilung 24 RISIKOMANAGEMENT Regulierung von OTC-Derivaten 16 SOFTWARE Reibungsloser Workflow in Finanzfragen International agierende Konzerne kommen um TreasuryManagement-Systeme nicht mehr herum. So auch Dematic. 26 Die geplante Standardisierung des Derivatehandels hat zu großer Sorge in Finanzabteilungen geführt. SEPA-ZAHLUNGSVERKEHR Turbo für die Payment-Factory Pünktlich zur Einführung der europäischen Lastschrift war der DKV Euro Service als einer der Ersten startklar. Das Treasury fristet im Vergleich zu Accounting oder Controlling oft noch ein Nischendasein. Warum eigentlich? 14 ZAHLUNGSVERKEHR Umbruch im E-Banking Die Anforderungen an Systeme, Beratung und Begleitung steigen. Die Banken müssen darauf reagieren. Trotz historisch niedriger Zinsen sollte man sich über die passende Sicherungsstrategie Gedanken machen. 12 LIQUIDITÄTSMANAGEMENT Der ewige Trend PERSONALIA Treasurer-Wechsel in Unternehmen und Banken Collins ist neuer Treasurer EMEA bei Eaton, und die Bank of America Merrill Lynch verstärkt ihre Treasury-Bereiche. ASSET MANAGEMENT Stratege Treasurer Corporate Treasurer nehmen heute eine strategischere Rolle ein als vor der Krise. IMPRESSUM Redaktion Markus Dentz (verantwortlich), Sabine Pfisterer, Andreas Knoch Verlag Herausgeber: FINANCIAL GATES GmbH Geschäftsführung Dr. André Hülsbömer, Volker Sach Mainzer Landstraße 199 60326 Frankfurt am Main Telefon: 0 69 / 75 91-32 52 Telefax: 0 69 / 75 91-32 24 E-Mail: [email protected] Internet: www.derTreasurer.de HRB Nr. 53454 Amtsgericht Frankfurt am Main Anzeigenvertrieb Sylvia Daun Telefon: 0 69 / 75 91-14 82 Telefax: 0 69 / 75 91-24 95 Bezugspreis Jahresabonnement: kostenlos Erscheinungsweise: drei Ausgaben im Jahr Mitherausgeber: BELLIN GmbH FINANZDIENSTE, Fortis Bank SA/NV Niederlassung Deutschland, PricewaterhouseCoopers AG, REVAL Accounting for Risk, SEB AG Partner: ecofinance Finanzsoftware GmbH, GMT – Global Market Touch GmbH, Hanse Orga AG, Omikron Systemhaus GmbH & Co. KG, UniCredit Bank AG Haftungsausschluss: Alle Angaben wurden sorgfältig recherchiert und zusammengestellt. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit des Inhalts von Der Treasurer übernehmen Verlag und Redaktion keine Gewähr. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und unverlangt zugestellte Fotografien oder Grafiken wird keine Haftung übernommen. Vervielfältigungs- und Nutzungsrechte können Sie beim F.A.Z.-Archiv unter [email protected] oder 0 69 / 75 91-29 86 erwerben. Nähere Informationen erhalten Sie hier www.faz-archiv.de/nutzungsrechte. Titel: iStock Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Frankfurt am Main Vertrieb asv vertriebs GmbH Süderstraße 77, 20097 Hamburg Internet: www.asv-vertrieb.de Layout: Daniela Seidel, FINANCIAL GATES WHAT MATTERS TODAY Relationships J.P. Morgan ist an Ihrer Seite, um Sie bei der Bewältigung Ihrer aktuellen Treasury Herausforderungen zu unterstützen. In der Zusammenarbeit helfen wir Ihnen, eine höhere Effizienz zu erreichen, Arbeitsprozesse schlanker zu gestalten und Ihre Liquiditätsreserven zu optimieren. Unsere Kunden profitieren von unserer globalen Aufstellung, unserer Erfahrung und unseren flexiblen Produktlösungen, die auf ausgezeichneten Service und marktführende Technologie bauen. WEITERE INFORMATIONEN FINDEN SIE UNTER jpmorgan.com/ts oder kontaktieren Sie uns direkt: Tanja Verseck, +49 69 7124 4517, [email protected] J.P. Morgan ist der Marketingname des Geschäftsbereichs Treasury Services der JPMorgan Chase Bank, N.A. und ihrer Zweigniederlassungen weltweit. ©2010 JPMorgan Chase & Co. Alle Rechte vorbehalten. 6 | Titelthema Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Ende der Schockstarre Es geht wieder was bei Finanzierungen. Nachdem letztes Jahr schon die Anleihen kamen, tut sich nun auch was an der Kredit- und Eigenkapitalfront. Rückschläge nicht ausgeschlossen. Von Markus Dentz und Andreas Knoch as war das für ein Winter! Kalt und lange wie schon seit Jahren nicht mehr. Schnee plagte Deutschland von Nord bis Süd. Die Stimmung war auf dem Gefrierpunkt. Doch mit den letzten Märztagen gehen die Temperaturen wieder in die Höhe, endlich naht der Frühling. Mit den steigenden Temperaturen präsentieren sich auch die Finanzierungsmärkte wieder freundlicher. Nun kommen langsam auch die Kreditmärkte wieder in Schwung. Ein früher Vorbote war die Philips-Back-up-Fazilität im Februar. Der niederländische Konzern kam mit einer fünfjährigen Kreditfazilität über 1,8 Milliarden Euro an den Markt. Beobachter sahen in der Transaktion einen „Türöffner“ für langfristige Kredite, die nach „Lehman“ fast vollständig von der Finanzierungslandkarte verschwunden waren. „Mit Philips ist das Preisniveau in kurzer Zeit um rund 40 Basispunkte gefallen“, erklärt ein Banker. Das Pricing lag bei 75 Basispunkten und damit in etwa auf dem Niveau von 2006. Im vergangenen Jahr gab es nur einzelne Transaktionen in Europa, die über fünf Jahre liefen. Nun sehen Banken wieder viele Teilnehmer – auch aus den Reihen der deutschen Großkonzerne –, die den langfristigen Kreditmarkt anzapfen wollen. Aus der Liga der DAX-Konzerne machte jüngst Fresenius von sich reden: Der Gesundheitskonzern handelte mit seinen Banken für eine 1,2 Milliarden Euro schwere Darlehenstranche deutlich W bessere Konditionen aus. Um ein Drittel konnte Fresenius den Zinssatz der Tranche drücken. Bei den derzeitigen Marktzinssätzen ergebe sich eine Reduzierung der bisher geltenden Konditionen um satte 2,25 Prozent, hieß es aus dem Unternehmen. Den Kredit hatte Fresenius für die teilweise Finanzierung der Übernahme von APP Pharmaceuticals im Jahr 2008 aufgenommen, die den Konzern – nach früheren Angaben – rund 5 Milliarden US-Dollar inklusive Schulden gekostet hat. Seit dem Zukauf haben sich Fresenius zufolge die Bedingungen am Fremdkapitalmarkt und auch die Verschuldungskennziffern des Konzerns verbessert. Selbst HeidelCement, im vergangenen Jahr noch arg in Bedrängnis geraten, will den Banken billigere Kredite abtrotzen und sich von den „enormen Zinslasten befreien“, gab jüngst Finanzchef Lorenz Näger zu Protokoll. Insgesamt drücken den Baustoffkonzern gut 8 Milliarden Euro Schulden. Auch im schwierigen AutomotiveSegment gibt es erfreuliche Neuabschlüsse, wenn auch noch häufig mit Einbindung der Staatsbank KfW, die wesentliche Risiken übernimmt. So hat sich der Amberger Automobilzulieferer Grammer jüngst mit einem Bankenkonsortium auf eine dreijährige Kreditlinie über 110 Millionen Euro geeinigt. Gegenüber der bisherigen Kreditlinie sei das eine Erhöhung um 20 Prozent. Über den Bankkredit hinaus stehe dem Sitzhersteller ein Schuldscheindarlehen über 70 Millionen Euro mit einer Laufzeit bis August 2013 zur Verfügung. Selbst der Mittelstand bekommt inzwischen wieder etwas: So hat sich der Campingspezialversender Fritz Berger ein Finanzierungspaket in Höhe von 1,5 Millionen Euro gesichert. Das bayrische Unternehmen ist eine 90-prozentige Beteiligung der auf Restrukturierung spezialisierten Gesellschaft Arques Industries. 2009 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von rund 46 Millionen Euro sowie ein operatives Ergebnis von 0,8 Millionen Euro. 2010: Kreditschock bleibt aus Die Beispiele zeigen: Der Kreditschock, den viele für 2010 vorausgesagt hatten, blieb bislang aus. Mit den miesen Bilanzen aus dem vergangenen Jahr, so der naheliegende Gedanke, müssten die Unternehmensbonitäten auf breiter Front fallen, das Kreditangebot sich dementsprechend verknappen. Doch es ist wohl so wie mit vielen Prognosen: Je länger man darüber redet, desto geringer wird die Eintrittswahrscheinlichkeit. Viele große Restrukturierungen wurden schon 2009 auf den Weg gebracht, die Banken sind im engen Kontakt mit ihren Kunden. Deswegen sind Kreditentscheidungen schon vorweggenommen worden, auch wenn die Krise natürlich noch nicht ganz ausgestanden ist. Besonders Mittelständler mit schwachen Bonitäten und Geschäftsmodellen werden noch eine schwere Zeit vor sich haben. Sonnenschein herrscht weiterhin am Anleihemarkt, auch wenn das Emissionsvolumen des Vorjahres 2010 (euro- Der Treasurer Titelthema | 7 April 2010 | FINANCE-Sonderbeilage päische Corporate Bonds 240 Milliarden Euro) wohl nicht erreicht werden wird. Nachdem Märkte und Emittenten den Griechenland-Schock verdaut haben, wagen sich die ersten Unternehmen wieder vor. Beispiel Merck: Die Darmstädter, die gerade die 5,3 Milliarden Euro teure Übernahme des Biotech-Zulieferers Millipore bekanntgegeben haben, stürmten kurz darauf den Bondmarkt. Die Investoren rissen ihnen Anleihen in Höhe von 3,2 Milliarden Euro aus den Händen. Wie bei mehreren Emissionen der vergangenen Monate war auch diese Platzierung mehrfach überzeichnet, und die Risikoaufschläge lagen am unteren Ende der Preisspanne. Auch Rhön Klinikum hat mit einer gelungenen Emission von sich reden gemacht. Anfang März kam der Klinikbetreiber mit einem sechsjährigen Bond über 400 Millionen Euro an den Markt. Wegen der mehr als zwölffachen Überzeichnung konnte man bei den Konditionen knausern. Der Spread lag mit 125 Basispunkten unter der Vermarktungsspanne, die ursprünglich zwischen 130 und 135 Basispunkten festgelegt worden war. Der Klinikbetreiber gehört zu den wenigen Unternehmen, die nach dem Krisenjahr 2009 eine Ratingheraufstufung erhielten. Moody’s erhöhte erst im Februar die Note von Baa3 auf Baa2. Die Agentur goutiert damit die Finanzpolitik des Klinikbetreibers, der 2009 seine Bilanz mit einer Kapitalerhöhung von 460 Millionen Euro auf Vordermann brachte. Für ungeratete Adressen sind die Märkte weiter offen, wie die jüngste Emission von Vestas, einem dänischen Windkraftanlagenhersteller, zeigte. Einen Dämpfer erhielt nur der Reifenspezialist Conti, der trotz anhaltender Gerüchte nicht mit einem High-Yielder herauskam. Börsengänge vor Ostern Am IPO-Markt steht – pünktlich zu Ostern – das Ende der gut zweijährigen Fastenzeit an. Von einem Durchbruch bei Börsengängen kann zum jetzigen Zeitpunkt zwar keine Rede sein. Dennoch gibt es aktuell ein regelrechtes Gedränge beim Gang aufs Parkett: Mit Kabel Deutschland, Brenntag, Tom Tailor und Joyou stehen zurzeit vier Aspiranten in den Startlöchern. In den vergangenen Monaten waren es vor allem bereits notierte AGs, die über die Ausgabe neuer Aktien an frisches Geld kamen. Das hat es Börsendebütanten nicht eben leichter gemacht. Doch selbst solide Industrieadressen wie Hochtief Concessions blitzten noch vor wenigen Wochen bei den Investoren ab. Mit dem Rückenwind fester Aktienmärkte könnte sich das nun ändern. Insgesamt gut 2 Milliarden Euro wollen die vier Firmen und ihre Eigentümer einsammeln. Mit je gut über 800 Millionen Euro haben Kabel Deutschland und Brenntag die größten Ambitionen. Banker sind sich sicher: Glücken die Emissionen, werden weitere folgen. An gro- ßen Namen herrscht jedenfalls kein Mangel. Doch im Falle eines Misserfolges dürfte der IPO-Markt für die nächsten Monate wieder ins Koma fallen. Klar ist: Die Situation ist weiterhin nicht völlig entspannt. Das verwundert nicht, war 2009 doch global gesehen das Jahr mit den meisten Defaults, wie eine S&P-Studie jetzt gezeigt hat, die auch Banken einschließt. So fielen im vergangenen Jahr Emissionen im Volumen von 627 Milliarden US-Dollar aus – der höchste Wert seit dem Beginn der Datensammlung 1981. Viele deutsche Unternehmen konnten sich außerdem nur mit KfW-Hilfe neue Finanzierungen sichern – wie jetzt der hochverschuldete Solarmodulhersteller Solon. Einige fielen selbst durch dieses Raster. Doch das Frühlingserwachen macht Mut: Die schlimmste Phase der Krise ist mittlerweile längst vorbei. Alle Märkte machen wieder auf. Und das ist eine wirklich gute Nachricht für alle Finanzverantwortlichen und Treasurer nach den vielen Hiobsbotschaften der letzten Jahre. || [email protected] 8 | Finanzierung Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Förderkredite richtig bilanzieren Förderdarlehen und Sicherheiten sind wesentlicher Bestandteil der weltweiten Konjunkturpakete. Unternehmen, die diese Instrumente nutzen, müssen die Besonderheiten bei der Bilanzierung beachten. Von Thomas Schräder m Rahmen der angespannten wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre ist es für Unternehmen immer schwieriger geworden, Zugang zu Fremdkapital zu erhalten. Hinzu kommt, dass vermehrt bestehende Kreditvereinbarungen wegen des Bruchs von Covenants fälliggestellt werden. Erfolgreiche Kreditneuverhandlungen sind in der Regel nur zu ungünstigeren Konditionen möglich. Eine Lösung hierfür können Förderungsmaßnahmen aus Programmen der öffentlichen Hand sein. Förderdarlehen zeichnen sich insbesondere dadurch aus, dass sie zu günstigeren Konditionen gegeben werden, als diese am regulären Finanzmarkt vorzufinden sind. Die vergünstigten Konditionen reichen dabei von niedrigeren Zinssätzen, Zinsfestschreibungen und tilgungsfreien Anfangsjahren über die Möglichkeit einer vorzeitigen Rückzahlung und Sonderzahlungen ohne eine Vorfälligkeitsentschädigung bis hin zu einem nachrangigen Charakter. Auch die Gewährung von Bürgschaften und die Freistellung von Haftungsansprüchen sind weitverbreitet. Dadurch sind die Unternehmen in der Lage, ihre Finanzierungskosten zu senken. Angeboten werden solche Fördermaßnahmen u.a. von der KfW, von Bundesministerien und von der Europäischen Union. Anfang März 2010 hat die KfW im Rahmen ihres I Förderprogrammes die Zinssätze ihrer Förderdarlehen erneut um 25 Basispunkte gesenkt, was die Attraktivität der Förderprogramme weiter verbessert. Die Voraussetzungen, die ein Antragsteller erfüllen muss, sind vielfältig und können dessen Branche, Wirtschaftlichkeit oder Unternehmensstruktur betreffen. In der Regel werden jedoch nur Projekte und Investitionsvorhaben gefördert, die einen wirtschaftlichen Erfolg in Aussicht stellen. In manchen Fällen sind die Fördermittel auch an Projekte in bestimmten Branchen oder an Aktivitäten, wie z.B. den Umweltschutz gebunden. Fallstricke beachten In der Regel sind Kreditneuverhandlungen und Förderdarlehen mit vielfältigen Auswirkungen auf die Bilanzierung nach IFRS verbunden. Förderdarlehen sind nach IAS 39 bei ihrem erstmaligen Ansatz mit dem beizulegenden Zeitwert zu bewerten. Aufgrund der vergünstigten Konditionen liegt dieser regelmäßig unter dem Auszahlungsbetrag. Soweit die Differenz auf Zuwendungen aus Programmen der öffentlichen Hand zurückzuführen ist, darf jedoch keine sofortige Gewinnerfassung erfolgen. Nach IAS 20 ist vielmehr eine Verteilung über die Laufzeit des Darlehens vorzunehmen. Während der Laufzeit des Darlehens können Sonderzahlungen zudem zu einer Änderung der ursprünglich geplanten Zahlungsströme führen. In diesen Fällen ist der Buchwert des Darlehens unter Beibehaltung des anfänglichen Effektivzinses erfolgswirksam anzupassen. Im Rahmen von Kreditneuverhandlungen ist stets ein Vergleich der Konditionen vor und nach der Neuverhandlung vorzunehmen. Weichen diese substantiell voneinander ab, sind die Kosten im Zusammenhang mit dem alten Darlehen sowie der Neuverhandlung in der Regel erfolgswirksam zu erfassen. Aus dem Bruch von Covenants ergeben sich Auswirkungen auf Ausweis und Offenlegung. So sind von der Bank fälliggestellte Kredite nach IAS 1 unter den kurzfristigen Verbindlichkeiten auszuweisen. Darüber hinaus ist nach IFRS 7 über die Vertragsbrüche zu informieren. || 쮿 Der Autor Thomas Schräder ist Partner im Bereich Corporate Treasury Solutions bei PricewaterhouseCoopers. thomas.schraeder@ de.pwc.com Mehr Anwendungen Cash Management •Zahlungsverkehr • E-Invoicing • Depotverwaltung • Dokumentäres Geschäft Mehr Interfaces Windows-Interface • WebInterface • Terminalserver • Mandantenfähigkeit Mehr Internationalität Mehr Lösungen Über 50 Module • in 27 Ländern • in 17 Sprachen • SEPA • SWIFT • direkte EB-Connectivity via EBICS, MCFT ... MultiCash • MultiCash@Web • MultiCash Transfer • UbiqCash • Payment Factory www.omikron.de | [email protected] 10 | Zinsmanagement Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Quo vadis? Die Zinsen sind auf historisch niedrigem Niveau. Warum man sich gerade deshalb Gedanken über eine passende Sicherungsstrategie machen sollte. Von Martin Hasenberg ie Frage nach dem Zinsrisiko, genauer dem Zinsänderungsrisiko, erscheint einigen Finanzverantwortlichen in der aktuellen Situation unverständlich. Die Finanzierungskonditionen sind sowohl kurz- und mittel- als auch langfristig äußerst komfortabel und historisch auf extrem niedrigem Niveau. Ebenso geben die Fundamentaldaten noch keine besorgniserregenden Signale einer Trendwende der Notenbankpolitik. Die US-Notenbank Fed wird weiterhin genau beobachten, wie sie mit dem Zielkonflikt zwischen den aufkeimenden inflationären Tendenzen und der noch immer nicht bewältigten Kredit- und Immobilienkrise umgehen kann. Nur im Euro-Bereich wird erwartet, dass die schwächlichen „PIGSI-5“, sprich Portugal, Italien, Griechenland, Spanien und Irland, für einen erhöhten Liquiditätsund Finanzierungsbedarf sorgen werden. Sind vor kurzem die „Ouzo-BondEmissionen“ von institutionellen Anlegern gut aufgenommen worden, bedeutet das noch keine Entwarnung für weitere Auktionen dieser Art. Alleine die PIGSI-5–Staaten haben bei deutschen Banken über 500 Milliarden Euro Verbindlichkeiten untergebracht. Mit dieser Summe lässt sich hervorragend Politik machen: Wer die genannten Adressen im Portfolio hält, muss langfristig gute Miene zum bösen Spiel machen. So könnte aus dem Schuldnerproblem sehr schnell ein Gläubigerproblem werden. Die Konsequenz ist ein ewiges Nachschießen an Liquidität der Gläubigerban- D ken für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre. Dieser anhaltende Liquiditätsbedarf bedeutet aber nichts anderes als das Anwerfen der Notenpressen durch die EZB. Somit werden die aktuellen Finanzprobleme durch eine künftige Inflation sozialisiert. Und hier schließt sich der Kreis um die Frage: Welche Risiken entstehen dem Mittelstand und der Industrie aus dem aktuellen Zinsniveau? 5 oder 10 Prozent Steigerung Unternehmen mit einem langfristigen Finanzierungsbedarf sollten in geeigneten Stresstests die Frage beantworten: Was bedeutet ein Anstieg der EZB-Leitzinsen um 5 oder 10 Prozent für die Unternehmensfinanzierung? „Unvorstellbar!“, glauben Experten aus den Researchabteilungen. Hierbei geht es aber nicht primär um die Vorstellungskraft von Analysten, sondern um Szenarien, die in der Vergangenheit ebenso für Erstaunen und Ungläubigkeit gesorgt haben. Es soll also keine Drohkulisse aufgebaut, sondern vielmehr sollten zyklische Marktentwicklungen beobachtet werden. Und ob solch eine zurzeit unvorstellbare Zinsentwicklung eintreten kann, belegt ein Blick in die Vergangenheit. Erinnern wir uns an den Anfang der achtziger Jahre. Damals waren hohe Zinssätze Realität. Banken verzinsten Tagesgeldanlagen mit über 10 Prozent, und die inverse Zinsstruktur (kurzfristige Zinsen sind höher als langfristige) sorgte für erhebliche Probleme in der Unternehmensfinanzierung. Aus heutiger Sicht unvorstellbar – bei den derzeit moderaten Inflationsraten. Und genau bei der Betrachtung der aktuellen Inflationsrate kann man schon heute ein neues Sorgenkind identifizieren: Großbritannien. Galt das britische Pfund in der Vergangenheit als Fels in der europäischen Brandung, wird jetzt deutlich, dass dort die finanzpolitischen Hausaufgaben nicht gemacht wurden und die Versäumnisse sich in der aktuellen Inflationsrate verdeutlichen. Vor diesem gewaltigen, aber immer noch nicht vollständigen Bild von Zinsänderungspotentialen sind Kreditnehmer sicherlich gut beraten, sich langfristig zu finanzieren und auch die hierfür entsprechenden Aufschläge zu bezahlen. Mit den entsprechenden Zinssicherungsinstrumenten (Swaps, Caps und FRA’s), kann das Finanzierungsrisiko bei richtiger Anwendung abgefedert werden. Immer mit dem Gedanken, dass die Zinskurve diejenige der frühen achtziger Jahr erreichen könnte. || 쮿 Der Autor Martin Hasenberg ist Geschäftsführer des Software- und Beratungsunternehmens GMT in Norderstedt. Martin.Hasenberg@ gmtworld.de 12 | Kommentar Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Die dritte Säule der Finanzabteilung Immer noch fristet das Treasury in vielen Unternehmen ein Nischendasein. Warum eigentlich? Von Martin Bellin ielen Lesern ist eine mäßige Anerkennung nicht fremd. Das hängt damit zusammen, dass der Treasurer in vielen Unternehmen immer noch als Spezialist eine Art Randerscheinung ist, dessen Arbeitsgebiete für andere nicht oder nur in Teilen nachvollziehbar sind. Daneben gibt es weiterhin sehr viele Unternehmen, in denen ein Treasury überhaupt nicht etabliert ist. Tagesdisposition, Refinanzierung oder das Fremdwährungsmanagement im Rechnungswesen oder im Controlling werden mit behandelt. Allein schon die Bezeichnung „Treasury“ ist oft nicht bekannt und muss erst einmal erklärt werden. Es wird Zeit, dass sich dies ändert. Liquidität war in den guten Zeiten, in denen sich zumindest Deutschland in den letzten Jahrzehnten bewegt hat, kein wirklicher Engpass. Unternehmen wurden daran gemessen, ob sich ihre GuV ordentlich entwickelt. Die Kasse war nur ein Randthema, eine Residualgröße. Doch die Zeiten haben sich geändert. Fremdwährungen spielen wegen der Internationalisierung eine zunehmend große Rolle. Außerdem nimmt die Zahl der Unternehmen, die von sich behaupten, kein Fremdwährungsrisiko zu haben (da man auch in das „ferne Ausland“ in Euro fakturiere), glücklicherweise ab. Refinanzierungsthemen haben gerade in dem Umfeld der letzten zwölf Monate deutlich an Bedeutung gewonnen. Die tägliche Disposition der laufenden Konten, die Vernetzung von Unternehmensstandorten in Sachen Liquiditätsverteilung ist nicht mehr nur über die Einrichtung von Cashpools zu bewältigen. Die Zeit, das Treasury als festen Bestandteil des Unternehmens zu etablieren, ist längst da. Neben das externe Rechnungswesen, das Accounting, und das interne Rechnungswesen, das Controlling, gehört eine fest etablier- Sa sch aD uis V Martin Bellin ist Geschäftsführer der Bellin GmbH Finanzdienste in Ettenheim. te dritte Säule: das Treasury. Organisatorisch muss es auf der gleichen Ebene aufgestellt werden. Erst dann erkennt man auch, dass der Treasurer in seinen Aufgaben in die strategischen Unternehmensprozesse frühzeitig einzubinden ist und nicht nur die Ergebnisse anderer zu verarbeiten hat. Wenn etwa der USDollar in die falsche Richtung gelaufen ist, kann auch der Treasurer nichts mehr tun. Negativbeispiele im fragwürdigen Umgang mit Derivaten, mit denen versucht wurde, solche Dinge im Nachgang zu retten, gibt es genügend. Doch Maßnahmen sollten im Vorfeld getroffen werden. Das Treasury wäre in vielen Unternehmen in der Lage, rechtzeitig wesentliche Weichen zu stellen und Derivate sinnvoll zum Wohle der Firma einzusetzen, würde es die erforderlichen Informationen rechtzeitig bekommen. In der Produktion ist man immer noch äußerst großzügig, die letzte technische Finesse zur Effizienzsteigerung wird zu Recht umgesetzt. Im Zins- und Währungsmanagement oder in der Liquiditätssteuerung sparen die gleichen Unternehmen hingegen jeden Cent. Die Investition in Ausbildung sowie organisatorische Maßnahmen und Systeme können in schwierigen Zeiten das Überleben sichern. Allerdings nicht, wenn der Patient schon tot ist. Ich freue mich auf den Tag, an dem Treasury in Deutschland im gleichen Atemzug wie das Rechnungswesen oder das Controlling genannt wird. Ich glaube aber, dass noch ein weiter Weg zu gehen ist. Die Unternehmen, die die dritte Säule bereits etabliert haben und sich auf diese auch stützen, stabilisieren bereits heute ihr Tagesgeschäft. Sie können ihre Margen verbessern und risikofreier agieren. Denn: Die nächste Bewährungsprobe kommt so sicher wie leider auch das nächste Erbbeben. „Be prepaired“ wäre bis dahin nicht die schlechteste Strategie. || Best Domestic Cash Manager in France th 5 Regional Cash Manager Best Cash Management in Central & Eastern Europe Bank in Eastern Europe Euromoney Poll 2009 Euromoney Poll 2009 TMI Awards 2009 OB IN ROTTERDAM ODER WELTWEIT, WIR UNTERSTÜTZEN SIE BEI DER OPTIMIERUNG IHRES INTERNATIONALEN CASH MANAGEMENTS. “Finanzdisposition und Steuerung der Liquidität waren für den finanziellen Erfolg eines Unternehmens noch niemals so wichtig wie heute. Zur Optimierung des nationalen und internationalen Cash Managements unterstütze ich Sie die Finanzströme zu straffen und effizienter zu gestalten. Dank der weltweiten Präsenz der Societe Generale bin ich jederzeit in der Lage maßgeschneiderte Lösungen für meine Kunden zu erstellen. In unserem Fokus steht dabei immer die langfristige Betreuung des Unternehmens.” Bart de Boer, Head of Corporate Cash Management, Niederlande. Societe Generale Payments Services in Deutschland: [email protected] Neue Mainzer Strasse 46 / 50 - 60311 Frankfurt am Main - Tel.: 49 (0) 69 71 74 0 www.cashmanagement.societegenerale.com We stand by you 14 | Risikomanagement Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Regulierung von OTC-Derivaten Die Überlegungen, den Derivatehandel über zentrale Gegenparteien abzuwickeln, haben zu großer Sorge in Finanzabteilungen geführt. Denn maßgeschneiderte Instrumente sind aus dem Geschäftsalltag nicht mehr wegzudenken. geht er einen Derivatebestand von 120 Prozent seines Jahresumsatzes ein. Das mag auf den ersten Blick erschrecken, ist aber notwendig, um für den Unternehmer eine Kalkulationsgrundlage zu schaffen. Von Dr. Volker Anhäuser roduktentwicklung in Deutschland, Produktion in Asien, Absatz in den Vereinigten Staaten – die Wertschöpfungsketten internationaler Unternehmen erstrecken sich um den ganzen Globus. Arbeitsteilung über Kontinente hinweg ist selbstverständlich geworden, setzt aber voraus, dass Unternehmen das Wechselkursrisiko beherrschen können, das zwischen unterschiedlichen Währungsräumen besteht. Zu diesem Zweck setzen viele von ihnen Sicherungsgeschäfte (Derivate) ein, die den Wechselkurs für zukünftige Zahlungen schon heute festschreiben (Forward) oder das Unternehmen gegen ungünstige Wechselkursentwicklungen versichern (Option). Das Volumen dieser Sicherungsgeschäfte übersteigt dabei oft den Jahresumsatz. Geht man beispielsweise davon aus, dass ein Maschinenbauer 40 Prozent seiner Produktion außerhalb der Euro-Zone verkauft, folgt daraus, dass auf 40 Prozent des Umsatzes ein Wechselkursrisiko besteht. Schreibt der Unternehmer für die nächsten drei Jahre die Wechselkurse durch Sicherungsvereinbarungen mit seinen Banken fest, P Unlösbare Aufgaben iStock/Thinkstock/Getty Images Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, den Derivatehandel zu standardisieren und über zentrale Gegenparteien abzuwickeln. Damit die zentrale Gegenpartei kein Kreditrisiko auf ihre Handelspartner eingeht, sollen diese die Marktwerte der bestehenden Geschäfte beispielsweise mit Bargeld besichern. Diese Besicherung würde aber zahlreiche Unternehmen vor unlösbare Aufgaben stellen: Die Margin-Calls übersteigen die vorhandene Konzernliquidität. Wenn man unterstellt, dass sich ein Wechselkurs um ein Drittel bewegt, ergibt sich für das Unternehmen eine Liquiditätsanforderung von 40 Prozent des Jahresumsatzes, was einem Drittel des Sicherungsvolumens entspricht. Kein Unternehmen hält so viel Liquidität vor. Es droht, dass Unternehmen den Abschluss von Sicherungsvereinbarungen ganz unterlassen. Treasurer aus der Industrie können sich ein Leben ohne maßgeschneiderte Derivate kaum mehr vorstellen. Was bringen die neue Regulierungspläne aus Brüssel? Der Treasurer Risikomanagement | 15 April 2010 | FINANCE-Sonderbeilage Weiterführende Überlegungen gehen dahin, den bilateralen Derivateeinsatz nicht zu verbieten, sondern nur durch verschärfte Eigenkapitalvorhaltung der Banken zu verteuern, um einen Anreiz zu schaffen, von unbesicherten Derivaten abzusehen. Dies wäre bedauerlich, weil die Absicherungsvereinbarungen der Unternehmen einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen stiften. Durch die Herstellung von Planungssicherheit ermöglichen sie eine internationale Arbeitsteilung. Standards schwer beizubehalten Hinter jedem Absicherungsgeschäft steht dabei ein spezielles Grundgeschäft. Dies kontrolliert der Wirtschaftsprüfer, der – nur wenn strenge Bestimmungen eingehalten wurden – das sogenannte HedgeAccounting bestätigt. Die Überlegung, den Derivatehandel zu standardisieren, steht dabei im Widerspruch zu den RechANZEIGE nungslegungsvorschriften, die die Gewährung von Hedge-Accounting daran knüpfen, dass ein Absicherungsgeschäft möglichst exakt auf ein bestehendes Grundgeschäft passt. Wenn ein Unternehmen in Deutschland fertigt, aber in den USA verkauft, hat es Einnahmen in US-Dollar und Lohnkosten in Euro. Ob die Einnahmen die Ausgaben übersteigen, hängt davon ab, wie sich der US-Dollar zum Euro entwickelt. Wenn das Unternehmen den Wechselkurs nicht festschreiben kann, ist ihm die Planungsgrundlage entzogen. Wechselkurschwankungen von 30 Prozent kann kein Unternehmen in seiner Gewinnmarge auffangen. Wenn das Unternehmen seine Gewinnmarge schützen will, bleibt ihm nur, auch in seinem Absatzland USA zu produzieren. Festzuhalten bleibt: Die Regierungen wollen die Stabilität und Transparenz an den Derivatemärkten erhöhen. Dies ist begrüßenswert. Zwischen dem Derivateeinsatz von Industrieunternehmen sowie 쮿 Der Autor Dr. Volker Anhäuser leitet das Derivateund FX-Geschäft mit Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bei BNP Paribas. info.de@ bnpparibas.com den vielzitierten Hedgefonds gibt es erhebliche Unterschiede. Bei Unternehmen ist nicht die Gewinnerzielung das Motiv, sondern die Schaffung einer Kalkulationsgrundlage. Es wäre bedauerlich, wenn durch Regulierungen, die die Besonderheiten der Industrie nicht berücksichtigen, der volkswirtschaftlich sinnvolle Derivateeinsatz der Industrie Schaden nähme. || 16 | Asset Management Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Stratege Treasurer Die strategische Bedeutung des Treasury wächst. Cashflowdisposition und Kontrahentenrisiken sind die aktuell dominanten Themen, die Corporate Treasurer umtreiben. Von Sven Lorenz ür Corporate Treasurer war 2009 ein herausforderndes Jahr: Viele Unternehmen mussten mit knapperen Liquiditätsressourcen arbeiten, die Cashflowdisposition wurde strategisch wichtiger. Parallel dazu sorgte die Schieflage bedeutender Finanzinstitute dafür, dass die Bonität der Geschäftspartner in den Fokus rückte. Das zeigt die aktuelle Global-Cash-ManagementStudie von J.P. Morgan AM, die zum elften Mal auf jährlicher Basis Entwicklungen und Trends im Liquiditätsmanagement von Unternehmen untersucht. Als einer der wichtigsten Trends hat sich die anhaltende Risikoaversion der Corporate Treasurer herauskristallisiert. Qualität wird nach wie vor höher gewichtet als Rendite. Aber auch die Bedeutung des Treasury an sich wächst. Corporate Treasurer nehmen heute eine strategischere Rolle ein und erwarten, dass sich dies künftig noch verstärken wird. Nachdem vor der Krise die Anzahl der Bankbeziehungen kontinuierlich zurückging, stocken die Unternehmen seit 2007 ihre Bankpartnerschaften wieder auf. So haben sich 32 Prozent der Unternehmen 2009 noch breiter aufgestellt – nicht zuletzt, um das Kontrahentenrisiko zu diversifizieren oder sich Zugang zu Krediten zu sichern. Bei rund der Hälfte der Befragten ist die Anzahl der Bankverbindungen gleich geblieben. Reduzieren will sie nur jeder Fünfte. Wichtigstes Entscheidungskriterium für ein Institut ist mit 59 Prozent die Servicequalität. Wichtiger als das breite Angebot ver- F schiedener Treasury-Management-Services ist für die Auswahl einer Bank allerdings ein Full-Service-Angebot. Bei der Allokation der Liquidität sind in den verschiedenen Regionen nach wie vor sehr unterschiedliche Herangehensweisen zu finden. Während in den USA 45 Prozent der Corporate Treasurer Fondsvehikel nutzen, sind es global nur 28 Prozent. Insgesamt ist die Allokation in Bankeinlagen über die vergangenen Jahre jedoch gesunken: 2007 lag diese global noch bei 61 Prozent, bei der aktuellen Befragung bei 54 Prozent. IMMFA-Fonds gefragt Während das Gros des Liquiditätsmanagements noch über die klassische Bankdisposition erfolgt, gaben 47 Prozent der Befragten an, aktuell in institutionelle Geldmarktfonds mit AAA-Rating zu investieren. Weitere 27 Prozent verlassen sich auf eine noch konservativere Variante: Geldmarktfonds mit AAARating, die ausschließlich in Staatsanleihen investieren. Weniger sicherheitsorientierte Fonds nutzen derzeit nur 10 Prozent. Während bei der Befragung 2008 die Rendite noch das wichtigste Kriterium zur Auswahl eines Geldmarktfonds war, steht aktuell für 45 Prozent der Befragten die tägliche Liquidität und jederzeitige Verfügbarkeit der Gelder ganz oben. Auf dem zweiten Platz folgt der Ertrag (44 Prozent) und auf dem dritten Rang die Reputation (39 Prozent). Die Risikoaversion der Unternehmen zeigt sich unter anderem darin, dass die Anlagekriterien bei 49 Prozent der Befragten Geldmarktfonds ausschließen – ein Anstieg um rund zehn Prozentpunkte. Hier spiegelt sich sicherlich das gesunkene Vertrauen gegenüber Geldmarktfonds, die kein AAA-Rating aufweisen, wider. Schließlich haben einige Fonds in der Finanzkrise offenbart, dass es auch im Universum Geldmarktfonds unterschiedliche Risikoprofile gibt. Die Folgen der Kreditkrise werden die Corporate Treasurer also auch weiterhin beschäftigen, so das Fazit der Studie. Und gerade in Deutschland ist zu beobachten, dass die sehr risikoaversen Geldmarktfonds verstärkte Nachfrage erfahren, weil zunehmend klare Limite für Bankeinlagen implementiert wurden. Vorzugsweise werden Fonds von Asset Managern gewählt, die in der IMMFA – der Institutional Money Market Fund Association – organisiert sind. Die IMMFA stellt klar definierte Regeln auf, wie diese institutionellen Geldmarktfonds investieren können. || 쮿 Der Autor Sven Lorenz leitet den Vertrieb von Geldmarktfonds für institutionelle Investoren bei J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt am Main. Sven.x.Lorenz@ jpmorgan.com 18 | Liquiditätsmanagement Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Der ewige Trend Die Finanzkrise hat der zunehmenden Zentralisierung des Cash- und Liquiditätsmanagements im Corporate Treasury die Grundlage entzogen. Vielmehr zeigt sich ein Trend in die entgegengesetzte Richtung. Von Manfred Fleckenstein mfragen bestätigten in den vergangenen Jahren immer wieder, dass das Cash- und Liquiditätsmanagement in den Treasury-Abteilungen zunehmend zentralisiert worden ist. Jüngste Studien belegen jedoch auch eine zumindest vorübergehende Unterbrechung dieses Trends. Im SEB & GTNews Cash Management Survey 2009, einer Umfrage unter Treasurern in Westeuropa (40 Prozent), Nordamerika (30 Prozent) und Asien (30 Prozent) gaben vergangenen Herbst im Schnitt 34,4 Prozent der Befragten an, ihre Organisation arbeite mit dezentralen Strukturen. Bei den Befragten aus dem deutschen Sprachraum war es sogar fast die Hälfte. Auch wenn an der jährlichen Erhebung Firmen unterschiedlicher Struktur und Größe teilnehmen, bleibt festzuhalten, dass Prozesse und Entscheidungen oft noch dezentral organisiert sind. U Faktoren für Dezentralisierung Im Einzelfall gibt es dafür unterschiedliche Gründe. Neben der in Deutschland weiter vorhandenen Unsicherheit zur SEPA-Implementierung dürften zwei übergeordnete Hauptfaktoren als Folge der Finanzkrise den weiteren Zentralisie- rungsüberlegungen sprichwörtlich die Basis entzogen haben: >> Neubewertung der Kontrahentenrisiken: Das Vorbereiten einer zentralen Liquiditätsmanagement-Struktur schließt eine Bewertung der für die Zukunft in Frage kommenden Hausbanken ein. Die Anzahl der Kernbanken soll sich in der Regel reduzieren. Seit 2008 machten die Instabilitäten in der Finanzindustrie dem Treasurer jedoch eine langfristig haltbare Risikoevaluierung zeitweise schwer bis unmöglich. Daher wurde in nicht wenigen Fällen die Zahl der Bankverbindungen sogar ausgeweitet, um die Risiken zu diversifizieren. Ein Gegentrend, der auch durch den Mehrjahresvergleich der oben angegebenen Studie bestätigt wird: Die Anteile der dezentralen Strukturen haben sich zwischen Herbst 2008 und Herbst 2009 gegenüber zentralen Lösungen erhöht. >> Ressourcen: Der Zentralisierung von Treasury-Aktivitäten geht ein aufwendiges Projekt voraus, das die Ist- und SollProzesse analysiert sowie die Anpassungen im IT-Umfeld definiert. Infolge der Krise ist die Verantwortung der Treasurer immer schneller gewachsen, ihre Aufgabenfelder haben sich erweitert. Das bedeutet eine höhere Arbeitsbelastung im Treasury. In Deutschland haben es mittelständische Unternehmen dazu noch schwer, offene Stellen mit adäquaten Kandidaten zu besetzen. Im Ergebnsi sind für Projekte wie die Zentralisierung der Liquiditätssteuerung schlicht keine Ressourcen verfügbar. Treasurer arbeiten mehr denn je mit Hausbanken zusammen, denen sie vertrauen und die langfristig Mehrwert bieten. Vertrauen aufbauen heißt kommunizieren. Banken haben im jährlichen Review-Gespräch nicht nur Informationen einzufordern, sondern auch selbst über ihre eigene strategische Ausrichtung und Bonität zu berichten. Mehrwert stiftet nur die Bank, die Know-how, Zeit und Kapazitäten investiert und den Treasurer dabei unterstützt, mit für ihn überschaubarem Aufwand die Prozesse seiner Organisation effizienter zu gestalten. Denn: Der Zentralisierungstrend mag entschleunigt worden sein, der Druck zur Kostensenkung bleibt. || 쮿 Der Autor Manfred Fleckenstein ist Head of Cash Management Advisory Germany bei der SEB AG in Frankfurt am Main. manfred.fleckenstein @seb.de Weltweite Wachstumschancen Working Capital als Wachstumsquelle. Ob Sie neue Wege einschlagen oder effizienter expandieren wollen, Bank of America Merrill Lynch unterstützt Sie dabei, Ihr Geschäftspotenzial weltweit zu optimieren. Wir beraten Sie mit umfassenden Lösungen im Bereich Working Capital, Liquidität, Investitionen und Anlagen, die genau auf Ihre geschäftlichen, branchen- und länderspezifischen Anforderungen zugeschnitten sind. Richten Sie Ihr Unternehmen und Ihre Finanzen auf Wachstum aus! „Bank of America Merrill Lynch“ ist der Marketingname des globalen Bank- und Kapitalmarktgeschäfts der Bank of America Corporation. Das Kreditgeschäft, Derivategeschäft und andere kommerzielle Bankgeschäfte werden weltweit von Konzerngesellschaften der Bank of America Corporation, darunter auch Bank of America, N.A., Mitglied der FDIC, ausgeführt. Das Wertpapiergeschäft, die strategische Beratung und andere Investment-BankingAktivitäten laufen weltweit über Investment-Banking-Konzerngesellschaften der Bank of America Corporation („Investment-Banking-Konzerngesellschaften“), zu denen in den USA die Banc of America Securities LLC und Merrill Lynch, Pierce, Fenner & Smith Incorporated gehören, die beide eingetragene Broker-Dealer und Mitglieder der FINRA und SIPC sind, sowie über andere regional eingetragene Gesellschaften. Von den Investment-BankingKonzerngesellschaften angebotene Anlageprodukte: sind nicht durch die FDIC versichert * können an Wert verlieren * sind nicht bankgarantiert. ©2010 Bank of America Corporation. 20 | Zahlungsverkehr Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Umbruch im E-Banking Das Electronic Banking ist in Bewegung. Sowohl die Anforderungen an die Systeme als auch die Anforderungen an die Beratung und Begleitung steigen. Die Banken müssen darauf reagieren. Von Norbert Mayer und Peer-Gunnar Simon b Cash Pooling, Finanzplanung oder der tägliche Abruf der Kontoinformationen, alles beginnt mit einem Electronic-Banking-System. Die Auswahl ist groß, das Leistungsspektrum auch. Neue Standards im Electronic Banking, wie EBICS oder SEPA, haben die Prozesse im Zahlungsverkehr so verändert, dass die bisher genutzten Electronic-Banking-Systeme an ihre Grenzen stoßen. Neue Electronic-BankingSysteme müssen multibankfähig und auf die aktuellen Standards im In- und Auslandszahlungsverkehr ausgerichtet sein. In der Praxis zeigt sich zudem, dass Portallösungen in den Unternehmen auf geringe Akzeptanz stoßen. Viele TreasuryAbteilungen bevorzugen, dass ihre Bankdaten auf den eigenen Systemen im Unternehmen gespeichert werden. Eine Möglichkeit – die auch die UniCredit Bank mit ihren Electronic-Banking-System NEW eBANKING umsetzt – ist eine Serverlösung. Diese wird im Intranet des Unternehmens als Webapplikation installiert. Der Vorteil: Alle zugangsberechtigten Arbeitsstationen aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen und Standorten können auf das System zugreifen. O Beratung wird wichtiger Von den Banken wird heute jedoch mehr verlangt, als solitäre Electronic-Banking-Lösungen anzubieten. Gerade die mittelständische Unternehmenskund- schaft erwartet Beratung und Begleitung bei der Optimierung des Cash Managements und der Liquiditätsplanung, denn die Anforderungen sind komplex. Schon der Aufbau eines Finanzstatus, der zum Einmaleins der Finanzsteuerung eines Unternehmens gehört, kann zu einem erheblichen Aufwand führen. Über standardisierte Schnittstellen zum Electronic-Banking-System sowie zu den gängigen Softwarelösungen der Finanzbuchhaltung muss eine Verbindung zu allen zahlungsrelevanten Daten geschaffen werden. Nur so lässt sich per Knopfdruck ein Überblick über die Finanzlage des Unternehmens abrufen. vereinfachen. Zusammen mit der Finanzleitung und den zuständigen Mitarbeitern im Rechnungswesens wurden anschließend die Detailanforderungen an den Liquiditätsplan sowie die Schnittstellenanforderungen eruiert. Im Ergebnis ist es dem Kunden nun möglich, Kontosalden aus NEW eBANKING und offene Kredit- und Debitposten aus seiner Finanzbuchhaltung in das neue Liquiditätsplanungstool zu übernehmen. Auch Darlehen, Geldmarkt- und FX-Geschäfte sowie revolvierende Plandaten lassen sich nun erfassen. Am Ende des Projekts stand der Liquiditätsstatus einschließlich Kreditlinienübersicht und Plan. || Komplexität und Kosten abwägen In einem aktuellen Fall stand einer unserer Kunden vor dem Problem, dass durch mehrere Standorte der Zugriff auf sein Electronic-Banking-System beeinträchtigt war. Die Auftragssituation und Wirtschaftslage erforderte aber einen präziseren Überblick über seine Liquiditätssituation und -entwicklung. Mit den am Markt verfügbaren Systemen ließen sich die Anforderungen zwar lösen. Allerdings standen Komplexität und Kosten in keinem vernünftigen Verhältnis zum Mehrwert. In einem ersten Schritt wurde deshalb seine client- und standortabhängige Electronic-Banking-Lösung durch ein modernes und webbasiertes System (Client-Server-Architektur) abgelöst. Dadurch ließen sich Freigaben und Prozesse bei der Zahlungsabwicklung erheblich 쮿 Die Autoren Norbert Mayer (links) ist Leiter Cash- und Working-Capital-Beratung, Peer-Gunnar Simon (rechts) ist Leiter Sales Cash Management Ost bei der UniCredit Bank AG im Bereich Global Transaction Banking. [email protected] [email protected] 22 | SEPA-Zahlungsverkehr Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Turbo für die Payment Factory Pünktlich zur Einführung der europäischen Lastschrift war der DKV Euro Service als einer der Ersten startklar. Die ValutaGutschrift verkürzte sich um einen Tag auf tagesaktuelle Buchungen. Aus zehn verschiedenen Abwicklungssystemen wurde eins. Von Thorsten Brühl und Gregor Opgen-Rhein er DKV (Deutscher Kraftverkehr), europäischer Spezialist für Tankund Servicekarten sowie ergänzende Dienstleistungen im Transportgewerbe, erwirtschaftete 2008 einen Umsatz von 4,6 Milliarden Euro und beschäftigt derzeit 550 Mitarbeiter. Das Düsseldorfer Familienunternehmen ist in 31 Ländern durch Tochtergesellschaften und beauftragte Agenturen vertreten und wird zentral gesteuert. Mit einem vierzehntäglichen Abrechnungszyklus und unterschiedlichen Zahlungszielen der Kunden gehören Lastschriftverfahren zum Kerngeschäft. Das Finanzteam des DKV wickelt den Zahlungsverkehr über die jeweils nationalen Lastschriftsysteme in 15 Ländern und in acht Währungen ab. Darüber hinaus werden manuell zahlende Kunden über eigens kreierte „Collect-Kontenmodelle“ national und international betreut. Das Zahlungsverkehrsvolumen liegt derzeit bei 10 Milliarden Euro. In dieser Umsatzgrößenordnung und mit dem internationalen Geschäftsmodell des DKV lag es nahe, dass das Unter- D nehmen frühzeitig – weit vor der offiziellen Einführung des SEPA-Abbuchungsverfahrens – die Initiative ergriff. Bereits bei Projektbeginn im Jahr 2007 wollte das Treasury sicherstellen, unmittelbar mit Einführung der europäischen Lastschrift diese für den DKV zu nutzen. Ein ehrgeiziges Ziel, dem sich das Unternehmen dennoch stellte. Durchgeführt werden sollte das Vorhaben mit der Hausbank, der Deutschen Bank, und dem Kölner Softwareanbieter Omikron. Beide Partner arbeiteten zu diesem Zeitpunkt bereits eng mit dem DKV zusammen. Startschuss vor drei Jahren Im Jahr 2007 fiel der Startschuss, obwohl es zu diesem Zeitpunkt noch viele Unklarheiten gab. Gesetzliche Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die Gültigkeit der SEPA-Mandate und das Ineinandergreifen von Verantwortlichkeiten und Arbeitsabläufe waren noch nicht gesetzt. Außerdem war kaum vorhersehbar, ob das Verfahren Akzeptanz bei Kunden und Geldinstituten finden würde. Trotz dieser offenen Fragen war der DKV überzeugt, dass sich der Aufwand langfristig lohnen würde und die Kosten sich in kurzer Zeit amortisieren würden. Heute steht fest: Das Kostenvolumen im mittleren sechsstelligen Bereich wird sich im Rahmen des kommenden 18-monatigen Projektablaufs tragen. Knapp drei Jahre nach Projektbeginn profitiert der DKV bereits von der erhöhten Liquidität, die nicht nur in Krisenzeiten geschäftsrelevant ist. Die Valuta-Gutschrift kann jetzt in der kürzestmöglichen Zeit abgewickelt werden. Weitere Vorteile sind die kürzeren und schnelleren Prozesse. Seit 2003 arbeiten der DKV und Omikron partnerschaftlich zusammen. Der DKV nutzte die Plattform „Payment Factory“ bereits als Pilotkunde und baute sie zur zentralen Drehscheibe für den nationalen und internationalen Zahlungsverkehr aus – mittlerweile mit mehr als 30 Banken in 15 Ländern. In einem Zeitraum von 24 Monaten wurden bestehende Alt-Systeme abgelöst und Prozesse auf die automatisierte Plattform umgestellt. Während dieser Phase wurde die Software stetig weiterentwickelt und der DKV zu einem wichtigen Ideengeber, Der Treasurer SEPA-Zahlungsverkehr | 23 April 2010 | FINANCE-Sonderbeilage DKV (Deutscher Kraftverkehr) ist ein europäischer Spezialist für Tank- und Servicekarten sowie ergänzende DKV Dienstleistungen im dessen individuelle Anforderungen umgesetzt wurden und in die Gestaltung der Prozesse eingeflossen sind. Der Softwareanbieter Omikron avancierte zum vertrauensvollen Partner, wodurch gemeinsam neue Wege beschritten und zukunftsorientierte Lösungen etabliert werden konnten. So sind heute beispielsweise dank der Payment-Factory-Lösung Lastschriften mit sämtlichen britischen Bankhäusern im BACS-System integriert, die zuvor nur über separate Banklösungen abgewickelt wurden. Arbeitsabläufe anpassen Auch die Einführung der neuen europäischen Lastschrift setzte auf dieser erfolgreichen Zusammenarbeit auf. Die „Payment Factory“ musste an die besonderen Anforderungen im SEPA-Zahlungsverkehr angepasst werden. So findet eine automatisierte Leitwegbestimmung statt, die eine Formatvalidierung und bankabhängige Festlegung der verwendeten Auftragsarten und Kommunikationsverfahren berücksichtigt. Mit Einführung der SEPA-Lastschriften mussten sämtli- che Parameter und Workflows angepasst werden, ohne für den Übergangszeitraum die bestehenden Abläufe zu gefährden. Diese Komplexität erforderte eine intensive Koordination – nicht nur auf Systemebene, sondern auch zwischen den Partnern. Nach einem ausgedehnten Probelauf wurden die letzten Stellschrauben in der Gesamtlösung justiert, so dass aufgrund der schnellen Reaktionszeiten aller Beteiligten die ehrgeizigen Zeitziele des DKV eingehalten werden konnten. Im ersten Schritt wurde das neue europäische Lastschriftverfahren zunächst mit 2.000 Kunden getestet. Die Pilottranche war für den DKV besonders wichtig. Der Rücklauf lag bei erfreulichen 60 Prozent, allein in den ersten zwei Wochen. Es zeigte sich allerdings, dass die Formulare nicht eindeutig für DKV-Kunden aufbereitet worden waren. Dadurch erhöhte sich der Aufwand, die Mandate zu bearbeiten und zu erfassen, was sich glücklicherweise in einem überschaubaren Rahmen hielt. Bei Einführung der SEPA-Lastschrift war auch diese Hürde genommen. Pünktlich zum frühesten Inkasso-Zeitpunkt der SEPA-B-to-B-Last- Transportgewerbe. schrift wurden am 2. November 2009 die ersten 130 Kundenlastschriften im ERPSystem freigeschaltet und zum Inkasso eingereicht. Alle Projektbeteiligten waren darauf stolz, als „First Mover“ ein kleines Stück Finanzgeschichte geschrieben zu haben. || 쮿 Die Autoren Thorsten Brühl (links) ist Head of Treasury bei der DKV EURO SERVICE GmbH + Co. KG und Gregor Opgen-Rhein (rechts) ist Account Manager bei der Omikron Systemhaus GmbH & Co. KG in Köln. [email protected] 24 | Software & IT Der Treasurer Dematic FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 Globale Kompetenz und lokales Know-how lauten die Leitmotive des Intralogistikdienstleisters Dematic. Von Sandra Brühl und Christoph Budde ematic ist ein weltweit führender Anbieter intelligenter Lösungen für Lagertechnik, Materialfluss und Intralogistik. An 30 Standorten weltweit arbeiten ca. 3.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an der Weiterentwicklung kundenindividueller Logistiksysteme und Services. „Wir verbinden globale Ausrichtung mit genauer Kenntnis der lokalen Gegebenheiten. Wir sind sozusagen weltweit vor Ort“, erläutert Sandra Brühl, Treasury Associate bei Dematic, die strategische Positionierung des Unternehmens. Die finanzielle Steuerung des Konzerns erfolgt zentral in Luxemburg. Hier fließen sämtliche Informationen aus den Tochterunternehmen im Servicebereich „Treasury“ zusammen. Die Schwerpunkte der drei TreasuryMitarbeiter und -Mitarbeiterinnen liegen in den Bereichen Cash Management, Liquiditätsplanung, Netting, Intercompany Finanzierung sowie FX-Management. Aufgrund des internationalen Projektge- D schäfts kommt auch der Verwaltung von Bürgschaften und Garantien große Bedeutung zu. Ein weiteres Aufgabenfeld ist das Working-Capital-Management. Zur Steuerung der Treasury-Workflows, der Ermittlung des Liquiditätsbedarfs und als Grundlage für das Treasury-Monatsreporting setzt Dematic ein Treasury-Management-System ein. Globale Liquiditätsplanung Das weltweite Zusammenspiel im Dematic-Konzern zeigt sich beispielhaft in der Liquiditätsplanung. Die etwa 30 Ansprechpartner, die über den gesamten Globus verteilt sind, kooperieren eng mit der Treasury-Zentrale in Luxemburg. Dematic plant auf Sechsmonatsbasis rollierend. Jeweils zu Monatsbeginn ermittelt die Zentrale die Anfangsbestände der Cashpositionen für jede Gesellschaft und stellt diese den lokalen Partnern mittels automatischem Upload in die Sechsmonatspläne zu. Innerhalb von vier Arbeits- tagen melden die Tochtergesellschaften der Konzernzentrale ihrerseits die geplanten Intercompany-Zahlungen für die nächsten sechs Monate, die ebenfalls zentral hochgeladen werden. Das System bildet diese Informationen gesondert nach Gesellschaften in 18 Liquiditätsplänen ab. Die Einzelpläne werden dann durch die Tochtergesellschaften um externe Cashflows, Löhne und Gehälter ergänzt. Auch Anfragen für Intercompany-Finanzierungen können gemeldet werden. Nach der Überprüfung der Einzelpläne wird auf Holdingebene konsolidiert. Komfortabel ist die systemgestützte Verwaltung sämtlicher Liquiditätspläne, die es den Treasury-Mitarbeitern ermöglicht, die Einzelpositionen aus dem konsolidierten Plan über Drill-down einzusehen. Differenziert und übergreifend Der Konzern arbeitet mit rund 20 Währungen. Die einzelnen Gesellschaften planen in ihrer jeweiligen Landeswäh- Der Treasurer Software & IT | 25 April 2010 | FINANCE-Sonderbeilage Reibungsloser Workflow in Finanzfragen Die Herausforderungen im Treasury wachsen mit dem Grad der Internationalisierung. Der weltweit agierende Intralogistikkonzern Dematic setzt deshalb auf Softwareunterstützung. rung, können – je nach Projektsituation – aber auch Cashflows in anderen Währungen erfassen. Der konsolidierte Gruppenplan der Holding weist hingegen alle Positionen in der Konzernwährung Euro aus, Fremdwährungen werden systemseitig online umgerechnet. „Über eine einfache Drill-down-Funktion können wir die Originalwährung jederzeit auf Knopfdruck in Erfahrung bringen“, schildert Brühl die Annehmlichkeiten eines zentralen Treasury-Systems. Interaktion bei Treasury-Deals Bei Geldmarkt- und Devisengeschäften setzt der Intralogistikexperte ebenfalls auf eine bilaterale Abstimmung zwischen den Tochtergesellschaften und der Konzernmutter. Sämtliche Transaktionen werden bei Dematic zentral abgeschlossen. Die Holding erfasst unter Berücksichtigung des Vier-Augen-Prinzips alle Geschäfte und spiegelt diese auf die Gegenkonten der Tochtergesellschaften. Entsprechend der unternehmensweiten Risikomanagementstrategie schließt das Unternehmen auch Sicherungsgeschäfte ab. Die Abwicklung erfolgt wiederum nach Rücksprache mit den Tochtergesellschaften in der Konzernzentrale. Berichte über Cashpositionen, Netting, Exposure Management, Bürgschaften und Garantien sowie das Working Capital. || Umfassendes Konzernreporting 쮿 Die Autoren Sämtliche Informationen aus der Liquiditätsplanung fließen im monatlichen Cash-Forecast-Bericht zusammen. Dieser steht sowohl dem Investor als auch den Tochtergesellschaften zur Verfügung. Über Plan-Ist-Vergleiche wird die Liquiditätsplanung regelmäßig kontrolliert. „Durch die enge Zusammenarbeit im Konzern konnten die Planungsqualität und Planungsgenauigkeit deutlich gesteigert werden. Abweichungen ergeben sich heute hauptsächlich aus dem internationalen Projektgeschäft, wenn es zum Beispiel zu Verschiebungen bei einzelnen Projekten kommt“, erklärt Brühl. Das Konzernreporting umfasst zudem Christoph Budde (links) ist Head of Sales der ecofinance Finanzsoftware & Consulting GmbH, Sandra Brühl (rechts) ist Treasury Associate bei der Dematic Holding S. à r. l. [email protected] [email protected] 26 | Personalia Der Treasurer FINANCE-Sonderbeilage | April 2010 왘 Collins neuer Treasurer EMEA bei Eaton 왗 Samusch geht William Collins ist neuer Vice President Finance and Treasury für die Region EMEA bei dem US-Konzern Eaton Corporation (Umsatz 2008: 15,4 Mrd. US-Dollar). Sein Dienstsitz ist im Schweizer Ort Morges in der EMEAZentrale von Eaton. Williams ist bereits seit 2007 für den diversifizierten Industriekonzern und Spezialisten für Energiemanagement tätig. Er begann seine Karriere dort als Leiter Finanzen und Controller für die Heavy Duty Transmissions Division des Eaton-Truck-Geschäftsfeldes. Zuvor arbeitete der ehemalige Wirtschaftsprüfer für Schneider Electric Industries und verantwortete dort drei internationale Aufgabengebiete in Paris, Osaka und Tokio – zuletzt als Finanzchef für Nordostasien. Eaton wurde in Deutschland durch die Übernahme des Elektrotechnikspezialisten Moeller bekannt, die sie 2008 von dem Private-Equity-Haus Doughty Hanson für 1,55 Milliarden Euro übernommen hat. Der TreasuryVorstand der Bawag PSK, Carsten Samusch, scheidet im Mai 2010 nach Vertragsende freiwillig aus der österreichischen Bank aus. Ein Nachfolger ist noch nicht bekannt. Samusch war im Mai 2007 in den Vorstand der Bawag berufen worden. 왘 Bank of America Merrill Lynch verstärkt Treasury-Bereiche Carole Berndt ist Anfang März von der Bank of America Merrill Lynch zur Leiterin Treasury der Region EMEA ernannt worden. In dieser Position verantwortet sie aus London heraus die Entwicklung und Implementierung der integrierten Strategie der Bank für das Treasury-Geschäft in dieser Region. Sie berichtet direkt an Joel van Dusen, stellvertretender Head of Global Corporate Banking. Berndt kommt von der Citibank, wo sie neun Jahre arbeitete. Darüber hinaus hat das Institut noch sein Treasury-Services-Team in Deutschland und Großbritannien ausgebaut. Andrej Ankerst verstärkt das Team in Frankfurt am Main. Dort verantwortet er als „Senior Vice President Global Treasury & Liquidity Sales – EMEA“ den Vertrieb von Treasury-Management-Lösungen an Großkonzerne in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ankerst ist erst seit Januar 2010 bei dem amerikanischen Institut. Zuvor arbeitete er 13 Jahre bei der Dresdner Bank, zuletzt als Head of Sales Cash Management. Neben Ankerst in Deutschland stoßen noch Carlos Fernicola, Karen Marks, Paul Taylor, Alex Verbaeten und Alex Wong zum Londoner Team dazu. 왘 Grunder kommt Simon Grunder ist seit 1. Januar Group Treasurer bei Meyer Burger Te c h n o l o g y, einer weltweit aktiven Technologiegruppe der Solarindustrie. Zuvor arbeitete Grunder über neun Jahre als Treasury Consultant bei der SAP, wo er weltweit Treasury-Management-Systeme implementierte. Sein letztes Projekt war die Einführung eines Global Cash & Treasury Managementsystems für Conoco-Phillips. 왘 Wechsel bei der GfK Frank Kröner (vormals Adidas) ist seit Mitte 2009 neuer Group Treasurer bei GfK. Sein Vorgänger Dieter Schlunek wechselte Anfang September 2009 als Leiter Konzern-Finanzwesen/Group Treasurer zur TÜV SÜD AG. Zuvor war er acht Jahre bei der Nürnberger GfKGruppe. Schlunek verfügt über sieben Jahre Erfahrung im Firmenkundengeschäft einer deutschen Großbank. BEWAHREN SIE IHREN OPTIMISMUS. ABER SICHERN SIE IHN AB. Liquidität freisetzen heißt Zukunft sichern! Dafür entwickeln wir gemeinsam mit Ihnen die optimale Strategie für Ihr Unternehmen. Mit den richtigen Lösungen für Ihr Cash Management, der Steuerung Ihrer Währungs-, Zins- und Rohstoffrisiken sowie der Optimierung Ihres Working Capital, können Sie Ihre Liquidität sichern. So können Sie auch in angespannten Zeiten entspannt bleiben. www.hvb.de/corporatebanking