weitblick 2015/2016

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weitblick 2015/2016
WEITBLICK
2015/2016
WEITBLICK
2015
Wir entwickeln und fertigen Systeme und Komponenten der Lichttechnik und Elektronik für die
Automobil­­in­dus­trie. Weiterhin verfügt HELLA über
eine der größten Handelsorganisationen für KfzTeile und -Zubehör so­wie für Diagnose und Service­
leis­tungen in Europa. Mit einem Umsatz von 5,8 Mil­­li­arden Euro im Geschäfts­jahr 2014 /2015 gehört der
HELLA Konzern zu den Top 40 der weltweiten Auto­
mobilzulieferer. Fast 32.000 Beschäftigte sind an
über 100 Standorten in rund 35 Ländern für uns
tätig. Als global aufgestelltes, börsennotiertes Familienunternehmen setzen wir unsere Wachstumsstra­
tegie konsequent fort – mit engagierten Mit­­ar­beitern,
innova­tiven Ideen und vor allem mit Weitblick.
WILLKOMMEN!
Innovationsführerschaft, operative Exzellenz sowie globale Präsenz und Zusammenarbeit
sind die Basis für den Erfolg von HELLA. Steigen Sie ein und erfahren Sie, wie wir unsere Kunden
stets aufs Neue überzeugen und begeistern.
S. 4–11
S. 12–19
S. 20–27
S. 28–35
S. 36–43
S. 44–47
S. 48–57
2
WEITBLICK
Konzern – Dr. Jürgen Behrend
und Dr. Rolf Breidenbach im
Interview, S. 4 –11
INHALT
WELTWEIT
UNTERWEGS
HAND IN HAND
Elektronik – Innovative Produkte
für effiziente Lösungen, S. 20 –27
ON DEMAND
IM EINSATZ
Special Applications –
Zukunft LED für verschiedenste
Anwendungen, S. 36– 43
Licht – Die Entstehung eines
Autoscheinwerfers, S. 12 –19
Aftermarket – Die Wachstumsregion Dubai, S. 28 –35
DAUERBRENNER
IDEEN FÜR MORGEN
Mitarbeiter mit Weitblick, S. 48 –57
Neues schaffen –
„Driving e-nnovation“, S. 44 – 47
AUF DEN PUNKT
HELLA GLOBAL – Der
Konzern in Zahlen, S. 58 – 59
3
WELTWEIT
UNTERWEGS
Für HELLA arbeiten rund 32.000 Mitarbeiter an
über 100 Standorten in mehr als 35 Ländern. Im Gespräch erklären Dr. Jürgen Behrend, geschä­fts­
führender, persönlich haftender Gesellschafter, und
Dr. Rolf Breidenbach, Vorsitzender der Geschäfts­­
führung, wie es dem Unternehmen gelungen ist, sich
vom deutschen Mittelständler zum Global Player
zu wandeln, und was es bedeutet, bei einem solchen
beschäftigt zu sein.
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WEITBLICK
WELTWEIT UNTERWEGS
2014 wurden in China knapp 18 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen, wodurch sich das Reich der Mitte an die Spitze der Automobilmärkte
setzte. Doch auch in anderen Wachstumsmärkten entwickelt sich die Automobilindustrie rasant. Der Ausbau des internationalen Netzwerkes
ist für HELLA deshalb heute wichtiger denn je.
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»Internationalisierung ist für HELLA seit vielen Jahren
ein fester Bestandteil der Unternehmensstrategie.«
Dr. Rolf Breidenbach, Vorsitzender der Geschäftsführung
Herr Dr. Behrend, man kennt HELLA als nachhaltiges, langfristig orientiertes Familienunternehmen. Nun haben Sie
im November 2014 den Schritt aufs Frankfurter Börsenparkett
gewagt – ist das nicht ein Bruch mit der langen Tradition?
Dr. Jürgen Behrend: Nein, keinesfalls. Im Gegenteil: Der
Börsengang eröffnet uns nun die Perspektive, als Familienunternehmen in einem globalisierten Wettbewerbsumfeld
langfristig unabhängig und noch flexibler zu agieren. Wir sind
zu dem Schluss gekommen, dass ein solcher Schritt jetzt
der richtige für die Weiterentwicklung von HELLA ist. Dabei
ist und bleibt HELLA auch nach dem Börsengang ein Fami­
lienunternehmen – mit einem stabilen Gesellschafterkreis und
einer nachhaltigen Unternehmensführung. Auch an unserem Werteverständnis wird sich dadurch nichts ändern.
Dr. Rolf Breidenbach: Der Börsengang ist somit ein wichtiger
Meilenstein in der lang­fristigen Weiterentwicklung des
Unternehmens. Mit den Erlösen – insgesamt rund 278 Millionen Euro – werden wir unseren Wachstumskurs fortsetzen,
das heißt vor allem weiter in neue Technologien investieren
und international ex­pandieren.
Die Internationalisierung ist seit langem Bestandteil der
HELLA Strategie. Herr Dr. Behrend, wie haben Sie als
geschäftsführender, persönlich haftender Gesellschafter
von HELLA die Entwicklung des Unternehmens – und
vor allem die Inter­nationalisierung – in den zurückliegenden 25 Jahren erlebt und mitgeprägt?
Dr. Jürgen Behrend: Als wir 1994 unsere erste internatio­nale
Management-Konferenz geplant haben, war HELLA ein
deutsches Unternehmen. Zwar hatten wir bereits ein Dutzend
Auslandsfabriken in Nordamerika, Asien und einigen westeuropäischen Ländern, aber von einem internatio­nalen Konzern konnte keine Rede sein. Damals waren die Organisa­
tionsstrukturen – historisch bedingt – ganz klar auf Lippstadt
ausgerichtet. Die hohe Dynamik der Wachstumsmärkte
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ließ den internationalen Kollegen jedoch oftmals keine Zeit,
auf Entscheidungen aus Deutschland zu warten. Das Prinzip der unternehmerischen Eigenverantwortung sollte hier
Abhilfe schaffen. Indem wir die Führungsverantwortung
schrittweise inter­nationaler aufgebaut haben, konnten unsere Standorte deutlich schneller und flexibler agieren. Wir
haben, bildlich gesprochen, aus dem großen, eher schwerfälligen Tanker eine Flotte von vielen selbstständig ope­
rierenden Schiffen gemacht. Jede Unternehmenseinheit für
sich ist nun schnell und wendig, trotz alledem segeln alle
unter der gemeinsamen HELLA Flagge.
Die erste Fabrik außerhalb Deutschlands hat HELLA ­bereits
1961 in Australien eröffnet – von Deutschland aus ziemlich genau das andere Ende der Welt. Näher ging es nicht?
Dr. Jürgen Behrend: Als Zulieferer haben wir stets die
Bedürfnisse unserer Kunden im Blick. Das hat zur Folge, dass
wir neue Märkte oftmals als Begleiter der Automobilhersteller erschließen. Mit der Gründung von HELLA Australia
haben wir uns einem Kunden angeschlossen: Volkswagen
hat damals die Produktion auf dem Kontinent aufgenommen.
Wir haben die Chance ergriffen und sind dem Kunden gefolgt, um insbesondere den lokalen Fertigungsanteil zu erreichen. Die große Internationalisierungswelle setzte in
den 1990er-Jahren ein.
Dr. Rolf Breidenbach: Internationalisierung ist für uns ein
zentraler Teil der Unternehmensstrategie und bedeutet
Wettbewerbsstärke. Wir nutzen die internationale Aufstellung,
um regionale Risiken zu begrenzen und gleichzeitig neue
Chancen ergreifen zu können. Dementsprechend gehen wir
heute längst nicht mehr nur als Begleiter europäischer
oder nordamerikanischer Kunden in neue Märkte, sondern
überzeugen Kunden direkt vor Ort von der Qualität unserer
Produkte, beispielsweise in Südkorea oder Indien.
… oder China …
WEITBLICK
WELTWEIT UNTERWEGS
Dr. Jürgen Behrend (u.) und Dr. Rolf Breidenbach (r.)
wollen mit den Erlösen des Börsengangs den
Wachstumskurs fortsetzen, das heißt vor allem
weiter in neue Technologien investieren und
international expandieren.
7
Global kompetent: HELLA ist heute in den
wesentlichen Wachstumsregionen gut aufgestellt
Während die Zahl der Mitarbeiter in Deutschland über die letzten zwei Jahrzehnte nahezu
konstant geblieben ist, hat sich die Zahl der Mitarbeiter außerhalb Deutschlands verdreifacht.
Europa
i
13.734
21.779
22.169
7.153
9.677
786
1995 2015
i
11.216
5.604
Asien /Pazifik/Südafrika
Konzernweite Entwicklung der
Mitarbeiterzahl im Vergleich
Deutschland
i
3.849
International 4.481
Nord- und Südamerika
Dr. Rolf Breidenbach: Auf alle Fälle. In den letzten fünf
Jahren ist der Automobilmarkt dort stark gewachsen – und
er wächst noch immer mit beeindruckendem Tempo. Deshalb bauen wir unsere Präsenz in China kontinuierlich aus.
Aber auch in anderen Wachstumsmärkten entwickelt sich
die ­Automobilindustrie rasant. Der weitere Ausbau unseres
internationalen Netzwerkes ist somit wichtiger denn je.
Und wie treiben Sie diesen Ausbau voran?
Dr. Rolf Breidenbach: Grundsätzlich verfolgen wir zwei
Stoßrichtungen: Entweder kooperieren wir mit Partnern vor
Ort, zum Beispiel über Joint Ventures, oder wir expandieren
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eigenständig. Beides gelingt uns sehr gut. So haben wir seit
2012 drei neue Standorte in Mexiko eröffnet und zwei un­
serer bestehenden Werke erweitert. In China haben wir drei
Joint Ventures mit chinesischen Unternehmen gegründet,
im Frühjahr 2014 etwa mit BAIC , einem der größten chinesischen Automobilhersteller.
Dr. Jürgen Behrend: Die Idee, im Rahmen der Expansion
auf starke Partnerschaften zu setzen, stammt ebenfalls aus den
1990er-Jahren und ist nach wie vor ein Erfolgsrezept von
HELLA. Damals wie heute befeuert der scharfe internationale
Wettbewerb eine Konsolidierung in der Zulieferindustrie:
Unternehmen konsolidieren – oder sie werden konsolidiert.
WEITBLICK
WELTWEIT UNTERWEGS
»Ich bin davon überzeugt, dass in der
interkulturellen, internationalen Zusammenarbeit
ein enormes kreatives Potenzial steckt.«
Dr. Jürgen Behrend, geschäftsführender, persönlich haftender Gesellschafter von HELLA
… für welche Seite hat HELLA sich entschieden?
Dr. Jürgen Behrend: Als Mittelständler kam für HELLA die
Rolle des Konsolidierers damals nicht in Frage, umso
wich­tiger war uns als Familienunternehmen aber unsere Unabhängigkeit. So entstand der Gedanke, unsere Kompetenzen mit Partnern zu bündeln und Mehrwert zu schaffen. Das
Prinzip „Kooperation statt Konzentration“ bildet bis heute
die Grundlage unserer Netzwerkstrategie.
Wie stellt sich der Wandel zum globalen Konzern intern dar?
Dr. Jürgen Behrend: Wer erst seit kurzem im Unternehmen
ist, kennt vielleicht nur das globale Unternehmen HELLA.
Manche unserer Mitarbeiter sind aber schon seit vielen Jahrzehnten ein Teil des HELLA Netzwerkes. Sie haben den
Wandel hautnah miterlebt – und wie jede Veränderung bringt
auch dieser Wandel Herausforderungen mit sich. Mitar­
beiter sind für Schulungen im Ausland unterwegs, Management-Treffen finden nicht mehr nur in Deutschland statt.
Mitarbeiter aus Lippstadt arbeiten eng verzahnt mit Kollegen
aus China, indische Mitarbeiter entwickeln ­gemeinsam
mit tschechischen Teams. Daran muss man sich erst mal
gewöhnen, denn dabei treffen oft völlig un­terschiedliche
Kulturen, Arbeits- und Denkweisen aufeinander. Doch ich
bin davon überzeugt, dass gerade in der interkul­turellen,
internationalen Zusammenarbeit ein enormes kreatives
Potenzial steckt.
Dr. Rolf Breidenbach: Die Internationalisierung bietet viele
Chancen für unsere Mitarbeiter. Es ist sehr spannend, Teil
eines international wachsenden Unternehmens zu sein. Viele
reizt es beispielsweise, für eine gewisse Zeit an einem
HELLA Standort in Mexiko oder China tätig zu sein. Die Erfahrungen, die man dort sammelt, sind einzigartig.
Dr. Jürgen Behrend: Gleichzeitig ist und bleibt Lippstadt
das Zentrum von HELLA, hier laufen sozusagen die Fäden
zusammen. Auch wenn die Standorte sehr selbstständig
­arbeiten, Lippstadt ist das Flaggschiff der HELLA Flotte – das
Herz unseres Netzwerkes, das wir zum führenden Technologiestandort und Leitwerk ausbauen.
Spiegelt sich die Internationalisierung eigentlich auch in
Ihren Produkten und Technologien wider? Suchen die
­Hersteller für den chinesischen Markt etwa nach anderen
Lösungen als die Hersteller für den deutschen Markt?
Dr. Rolf Breidenbach: Definitiv, verschiedene Faktoren sind
dabei entscheidend. In Deutschland und Europa zum Beispiel spielte die Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs aufgrund der Gesetzgebung viel früher eine entschei­dende
Rolle in der Automobilindustrie als in den USA oder China.
Entsprechend haben wir im Geschäftsbereich Elek­tronik
schon sehr früh damit begonnen, Lösungen für unsere Kunden zu entwickeln, bei denen effizientes Energiemana­
gement im Fokus steht. Ein anderer Faktor ist das Design.
Nur weil ein Scheinwerfer den Endkunden in den USA
­gefällt, heißt das noch lange nicht, dass das gleiche Modell
auch in China Abnehmer findet. Aus diesem Grund ent­
wickeln wir lokal individuelle Lösungen und Produkte – durch
den Austausch in unserem Netzwerk profitiert davon aber
immer das ganze Unternehmen.
Dr. Jürgen Behrend: Durch unsere Technologien gelingt
es uns auch oft, selbst den Markt zu prägen. Unsere Mitarbeiter in Indien etwa haben in einer großen Kampagne dazu
beigetragen, die Beleuchtungsstandards von Lkw und Nutzfahrzeugen im Land zu verbessern, die lange Zeit weit unter dem internationalen Niveau lagen. So ist es uns gelungen,
nicht nur individuelle Lösungen anzubieten, sondern mit
9
­ nseren Produkten auch die Sicherheit zu erhöhen und den
u
Markt mitzugestalten. Durch unsere Technologien ergeben
sich für unsere Kunden häufig ganz neue Möglichkeiten.
Können Sie Beispiele für solche Technologien nennen?
Was sind die zukunftsweisenden Trends?
Dr. Rolf Breidenbach: Vor dem Hintergrund der aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte sind Technologien zur Realisierung
alternativer Antriebskonzepte Schlüssel zum Erfolg in der
Branche. Beispielsweise entwickeln wir aktuell ein innovatives Batteriemanagementsystem, das sowohl in PremiumHybridfahrzeugen als auch in Elektrofahrzeugen des Kleinwagensegments zum Einsatz kommen wird. Dieses überwacht kontinuierlich den Zustand der vergleichsweise teuren
Lithium-Ionen-Batterien und steuert selbige, um etwa
ein Überhitzen einzelner Zellen zu verhindern. Im Lichtbereich
finden neue Lichtquellen wie Laser oder OLED gerade ihre
ersten Anwendungen und sind in aller Munde. Sie werden definitiv eine Rolle in der Automobilbeleuchtung von morgen
spielen. Allerdings bin ich auch davon überzeugt, dass uns die
LED noch lange begleiten wird, denn das Potenzial von
LED -Anwendungen im Fahrzeug ist bei Weitem noch nicht
ausgereizt. Nach der Einführung in verschiedenen Premiummodellen werden wir die LED nun weiter zunehmend im
Vo­lumenmarkt etablieren.
Dr. Jürgen Behrend: Häufig prägen wir mit unseren Technologien
selbst die Märkte. Unsere Produkte eröffnen unseren Kunden oft ganz
neue Möglichkeiten.
10
Dr. Jürgen Behrend: Darüber hinaus arbeiten unsere Entwickler aktuell an vielen spannenden Themen, die die Mobilität von morgen maßgeblich prägen werden. Das beweist
einmal mehr, dass die Marke HELLA Strahlkraft besitzt und
für wegweisende Technologie mit Weitblick steht.
WEITBLICK
ÜBERBLICK / KONZERN
Global
Mit rund 32.000 Menschen in mehr als 35 Ländern bietet HELLA
spannende Möglichkeiten für internationale Zusammenarbeit und
individuelle Entfaltung.
Netzwerk
Zusammen mit starken Partnern bündeln
wir unser Know-how: So haben wir seit
der Einführung unserer Netzwerkstrategie
Ende der 1990er-Jahre inzwischen mehr
als ein Dutzend erfolgreicher Joint Ventures
gegründet.
Fortschritt
Unternehmergeist und das Bestreben, etwas zu bewegen, prägen
unsere Mitarbeiter seit jeher. Daher ist HELLA heute einer der
wichtigsten Lieferanten für automobile Lichttechnik und Elektronik.
5%
19 %
42 %
Umsatz nach Geschäftsaktivitäten mit
Konzernfremden – Geschäftsjahr 2014 / 2015
Automotive 4.364 Mio. €
– Licht 2.427 Mio. €
– Elektronik 1.937 Mio. €
Aftermarket 1.131 Mio. €
Special Applications 308 Mio. €
33 %
Seit der Gründung als Lampenmanufaktur im Jahr 1899 zählt HELLA zu den Innovationstreibern für Fahrzeugbeleuchtung. In diesem Bereich gehören wir zu den
führenden Produzenten in Europa und halten einen Weltmarktanteil von zwölf Prozent. Darüber hinaus haben wir auch mit unserem Elektronik-Sortiment
marktführende Positionen in zahlreichen Bereichen erlangt. Hierzu gehören Produkte, die zur Reduzierung der CO2-Emissionen und des Kraftstoffverbrauchs
sowie zur Erhöhung der Fahrersicherheit beitragen. Zudem ist HELLA Partner des Teilegroßhandels sowie der Werkstätten und verfügt über eine der größten
Handelsorganisationen Europas für Automobilteile, -zubehör, -diagnostik, Werkzeug und Dienstleistungen. Für Hersteller von Spezialfahrzeugen, wie beispielsweise Bussen, Caravans, Land- und Baumaschinen, entwickeln und vertreiben wir ebenfalls Licht- und Elektroniklösungen. Kundenzielgruppen außerhalb der
Automobilbranche bieten wir maßgeschneiderte LED-Lichtprodukte, zum Beispiel zur Straßen- und Gebäudebeleuchtung oder Flughafenbefeuerung.
HAND IN HAND
LICHT Mit den Frontscheinwerfern für den Facelift des Volkswagen Polo
betritt HELLA Neuland. Im Werk im tschechischen Mohelnice entwickelte ein
Team die erste LED-Variante für einen Kompaktwagen im Volumensegment:
für sämtliche Märkte rund um den Globus und in enger Zusammenarbeit mit
den Kollegen in Deutschland, China und Indien.
02
01
01 Programm-Manager Pavel Zlebek
arbeitete bei der Entwicklung eng mit den
HELLA Kollegen in China und Indien zusammen.
02 Mit seinem u-förmig geschwungenen
Lichtleiter hat der Scheinwerfer des Volkswagen
Polo ein unverwechsel­bares Aussehen.
03 Reflektoren und dekorative Elemente
entstehen im tschechischen Mohelnice.
14
WEITBLICK
HAND IN HAND
03
Im Großraumbüro von HELLA Autotechnik Nova herrscht
ordentlich Betrieb. Telefone klingeln, Männer und Frauen
gestikulieren mit Headsets vor ihren Bildschirmen und zwischen den 1,50 Meter hohen Regalen, die streng geordnet
die Arbeitsplätze von rund 50 Männern und Frauen einrahmen,
stehen immer wieder Kollegen ins Gespräch vertieft. „Abstimmung ist ein zentraler Bestandteil bei der Entwicklung
von Scheinwerfern. Wir sprechen daher immer wieder
mit Kunden, Zulieferern und den anderen Abteilungen“, sagt
Pavel Zlebek, der im hinteren Bereich seinen Schreibtisch
hat. Der Programm-Manager für Frontscheinwerfer trägt wie
seine Sitznachbarn – die Projektleiter – ein weißes Hemd
und Krawatte. In den anderen Boxen, in denen die Ingenieure
sitzen, ist die Kleiderordnung lockerer.
Geballter Sachverstand arbeitet in dem schlichten Gebäude
im Industriegebiet am Rand von Mohelnice, nur fünf Auto­
minuten entfernt vom schmucken Zentrum der 10.000-Einwohner-Stadt im Osten Tschechiens. Das Team ist für die
Entwicklung von Scheinwerfern zuständig. In den benachbar-
ten Hallen läuft die Produktion mit rund 2.000 Mitarbeitern.
Oben auf Pavel Zlebeks Regal liegt eine seiner Entwicklungen:
der LED-Hauptscheinwerfer des Volkswagen Polo 5, dessen
Facelift im März 2014 auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt wurde und seit November 2014 in Serie hergestellt wird.
Zlebek betreute das Projekt von Anfang an, seitdem im Jahr
2012 die erste Anfrage von Volkswagen auf seinem Schreibtisch landete. „Wir haben uns über das Projekt sehr gefreut,
weil wir damit zum ersten Mal die LED -Technik in einem
Volumenmodell der Kompaktklasse einführen konnten“, sagt
Zlebek, der seit über 18 Jahren bei HELLA arbeitet. Er kennt
alle nötigen Prozessschritte in- und auswendig, um einen
Scheinwerfer schließlich auf die Straße zu bringen – und
es gibt viele Schritte, das macht er klar.
Nach der Anfrage startete bei HELLA Autotechnik Nova die
Vorentwicklung in enger Zusammenarbeit mit den Designern
von Volkswagen. „Rund 80 Prozent kommen in dieser Phase
vom Kunden – wir steuern vor allem das Licht-Know-how bei.“
15
01
01 Spritzgussdruckmaschinen verarbeiten Kunststoffgranulate zu
Rahmenteilen. Dabei wird das Material auf bis zu 130 Grad erhitzt.
02 Alle Lichtfunktionen des Scheinwerfers werden genaustens überprüft.
03 Aus Duroplast, einem glasfaserverstärkten Kunststoff, sind die
Rohstücke der Reflektoren gegossen.
Die Gestaltungsmöglichkeiten steigen mit LEDs stark an,
was auch am Scheinwerfer des Volkswagen Polo zu sehen
ist. Er hat mit seinem u-förmig geschwungenen Lichtleiter
ein unver­wechselbares Aussehen, auch die Kühlkörper sind
zugleich Design-Elemente und prägen damit maßgeblich das
Gesicht des Fahrzeugs.
In der Entwicklung braucht es dafür einen gut durchdachten
Prozess, der schon in einem frühen Stadium die Kosten
und die Umsetzbarkeit in den Blick nimmt. Pavel Zlebek zeigt
eine Tabelle auf seinem Laptop, in der sämtliche 144 Bauteile bis hinunter zu den Rohstoffen und den Maschinenstunden
bei Zulieferbetrieben aufgeschlüsselt sind. „Über jeden
dieser Parameter diskutieren wir in monatlichen Telefonkonferenzen oder bei unseren Besuchen im Entwicklungszen­trum in Wolfsburg“, erklärt der Hobby-Fußballer, der mit seinen
Kollegen einmal wöchentlich auf dem Platz steht. Seine
16
Mitarbeiter im Großraumbüro zeichnen zudem die Bauteile,
die am Computer schon große Ähnlichkeit mit dem fertigen
Scheinwerfer haben.
Wenn der Zuschlag vom Automobilhersteller kommt – im Fall
des Polos im Februar 2013 –, werden sämtliche Vorarbeiten
noch einmal auf den Prüfstand gestellt und konkretisiert. Die
Kollegen kommunizieren mit den Zulieferern, geben die Spe­
zifikationen für die Maschinenwerkzeuge weiter und planen die
Produktion der wichtigsten Teile im eigenen Werk. „Rund
40 Prozent entstehen hier, vor allem strategische Teile wie Reflektoren und dekorative Elemente“, erläutert Pavel Zlebek,
der bei der Entwicklung eng mit den HELLA Kollegen in China
und Indien zusammenarbeitete. In Zeiten der globalen Produktion muss er aber noch viel weiter denken. Volkswagen produziert den Polo in Spanien, Südafrika, Indien, Russland
und China. „Die Prozesse müssen für die beste Qualität überall
WEITBLICK
HAND IN HAND
03
02
1:1 nachvollziehbar sein, damit unser Kunde zufrieden ist.“
Und mit dem LED -Hauptscheinwerfer ist das Team nur zu
einem gewissen Grad beschäftigt: „Wir haben ebenso die
Halogen-Variante entwickelt, die wir zudem für Links- und
Rechtsverkehr sowie an spezielle Regularien des chinesischen Marktes anpassen müssen“, beschreibt der Vater von
zwei erwachsenen Söhnen den Umfang der Arbeit.
Parallel zur Vorbereitung des Serienstarts produziert HELLA
Autotechnik Nova mehrere Scheinwerfer eines Modells,
die auf Schüttelbrettern und in Wärmeöfen in den Labors in
Mohelnice und Wolfsburg und im Falle von Volkswagen ­
auch auf Fahrten durch Arizona und die Savanne Kalahari getestet werden. „Bevor wir mit der Serie beginnen können,
haben unsere Scheinwerfer schon ein ganzes Autoleben hinter
sich“, sagt Pavel Zlebek. „Wenn dann das endgültige Okay
kommt, müssen wir mit allem anderen schon fertig sein, um
möglichst schnell loslegen zu können.“ Über 1.000 Satz LED Hauptscheinwerfer und dazu etwa 9.000 Satz der HalogenVariante pro Woche – jeweils ein linker und ein rechter Scheinwerfer – lautete schließlich der Erstauftrag für das Werk
Mohelnice.
Seitdem die Produktion gestartet ist, arbeiten Menschen
und Maschinen in einem auf die Minute getakteten Prozess
zusammen. In einer Halle verarbeiten Lkw-große Spritzgussdruckmaschinen Kunststoffgranulate zu Rahmenteilen.
Auf bis zu 130 Grad wird das Material erhitzt, in Stahlformen gepresst und schließlich von einem Roboter zur Qualitätskontrolle gehoben. Eine Mitarbeiterin prüft das Teil und
legt es in einen Container.
In der benachbarten Halle steht ein Kollege an einem kurzen
Fließband, auf dem sich beige-graue Bauteile bewegen.
17
01
02
01 Qualitätskontrolle: Die letzten kleinen Staub­körnchen
werden von der Abschlussscheibe entfernt.
02 Vorarbeiterin Jana Stanickova prüft bei der End­kontrolle
gewissenhaft jedes einzelne Teil.
Es sind die Rohstücke der Reflektoren, die aus Duroplast
gespritzt werden. Der glasfaserverstärkte Kunststoff liegt in
großen Blöcken in Gitterkästen, Pizzateig nicht unähnlich.
Vom Band aus landen die Produkte in einem weiteren Apparat,
in dem sie mit ionisierter Luft besprüht werden. „Das ist
wichtig, weil wir auf diese Weise die elektrostatische Ladung
vermeiden“, sagt Pavel Zlebek.
Dann kommen die Teile in die Lackierkabine, in der sie mit
Klarlack angestrichen werden. „Das dient als Grundlage für
den nächsten Schritt, die Metallisierung. Die Reflektoren
müssen glatt sein, damit die Lichtverteilung perfekt ist“, sagt
Pavel Zlebek. Im Bauch des Maschinentanks, neben dem
er gerade steht, wird die Aluminiumschicht aufgetragen.
Nachdem die Reflektoren mit LED -Chips bestückt sind, folgt
die letzte Montage. Vorarbeiterin Jana Stanickova zeigt
einer Kollegin im Team sämtliche Schritte, die nötig sind. Sie
identifiziert sich per Barcode und setzt die beiden Steuer­
geräte für das Fern- und Abblendlicht in das schwarze Gehäuse ein, nachdem sie die Software per Kabelver­bindung
aufgespielt hat. Wie an jeder Station im Produktionsprozess
prüft die Mittzwanzigerin die Qualität der einzelnen Teile,
indem sie diese mit einem feinen Fasertuch abwischt, inten18
siv betrachtet und sie wieder und wieder mit ionisierter
Luft einsprüht, um auch das letzte mögliche Staubkörnchen
entfernen zu können.
An weiteren Arbeitsplätzen setzt sie die Reflektoren ein,
drückt sie in vorgesehene Löcher, testet die Festigkeit, bestückt sie mit einem orangen Blinklicht. Sie verbindet den
voll ausgestatteten Rahmen mit der Kunststoffscheibe. „Fast
fertig“, sagt die junge Frau, die vor mehr als sieben Jahren
direkt nach dem Abitur bei HELLA begonnen hat. „Die Verklebung übernimmt eine Maschine“, erklärt sie und spannt
beide Teile in eine Arbeitsstation ein. Per Fließband wird der
Scheinwerfer weitertransportiert, von einem kleinen Ro­
boter zusammengefügt, der den Klebstoff aufbringt und per
Druck fixiert. In einem Glaskasten werden die Lichtfunk­
tionen getestet. „Dobre – odeber kus“, steht auf einem Bildschirm. „Gut – bitte entnehmen“, übersetzt Jana Stanickova
mit einem Lächeln und macht genau das. An dem letzten Tisch
setzt sie einen kleinen Stempel auf den Scheinwerfer auf.
„F27“ bringt sie in weißer Farbe auf, „das ist meine Kennung.“
Bis zu jedem einzelnen Mitarbeiter ist das Bauteil rück­
verfolgbar, was die Motivation hebt. „Und wir stehen damit
persönlich für die Qualität unserer Produkte ein“, ergänzt
Pavel Zlebek. „Das ist für uns und unsere Kunden sehr wichtig.“
WEITBLICK
ÜBERBLICK / GESCHÄFTSBEREICH LICHT
10 %
>
60 %
Umsatzanstieg mit Lichtprodukten wie
Scheinwerfern, Heck- und Innenleuchten
im Geschäftsjahr 2014 / 2015.
beträgt der Marktanteil von HELLA im dynamischen
Produktfeld LED-Scheinwerfer. Das macht uns zum
europäischen Marktführer. *
14
Entwicklungsstandorte im Geschäftsbereich
Licht sind Basis unseres Know-hows.
Segmentumsatz im Geschäftsbereich Licht (in Mio. €):
2012 / 2013
2013 / 2014
2014 / 2015
1.947
2.234
2.458
Licht ist unsere Leidenschaft und bildet seit mehr als 100 Jahren den Kern der Marke HELLA. Als Hersteller von Scheinwerfern, Heck- und Innenleuchten sowie
Lichtelektronik gehören wir heute zu den führenden Lieferanten von Lichtsystemen, die wir an namhafte Automobilhersteller in aller Welt vertreiben. Dank
unserer hohen technologischen Kompetenz steht die Marke HELLA für Innovationen und zukunftsorientierte Lichttechnologien. Wir betreiben an unserem
Hauptsitz in Lippstadt Europas größten Lichtkanal, in dem wir die neuesten Lichtsysteme unter realistischen Bedingungen testen und bewerten. Der ständige
technologische Fortschritt erhöht dabei nicht nur den Komfort beim Fahren, sondern vor allem auch die Sicherheit im Straßen­verkehr. Weltweit arbeiten
unsere Mitarbeiter an zehn Produktions- und 14 Entwicklungsstandorten im Geschäftsbereich Licht.
* Basierend auf einer im Auftrag von HELLA erstellten Marktstudie für ausgewählte
Produktgruppen nach Umsatzvolumen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge.
ON DEMAND
ELEKTRONIK Moderne Automobile sind sichere
Transportmittel, komfortable Lounges und rollende
Infotainment-Zentralen. Aber die Vielfalt hat einen
Preis: Energie. Für mehr Effizienz hat HELLA zahlreiche intelligente Lösungen entwickelt.
31,7 Mio. km
beträgt die Gesamtlänge des weltweiten Straßennetzes. Die Karte
auf dieser Doppelseite bildet die Hauptverkehrswege rund um
den Globus ab. Auf all diesen Straßen sorgen innovative Produkte
von HELLA für ein sicheres, komfortables und effizientes Fahren.
20
WEITBLICK
ON DEMAND
Autokäufer haben hohe Ansprüche. Stimmungsvolles Innenlicht, effiziente Antriebe, komfortable Assistenz-Systeme:
Die Liste an Ausstattungsmerkmalen, über die ein modernes
Auto verfügen soll, ließe sich lange fortsetzen. Aber von
nichts kommt nichts. Alles, was das Fahren schöner, sicherer
und angenehmer macht, erfordert Strom – den Verbrennungs- oder Elektromotoren bereitstellen müssen. Je mehr
ein Auto dem Fahrer bietet, umso gezielter muss die Energie verteilt werden. HELLA arbeitet deshalb kontinuierlich an
Produktlösungen, die nur dann Strom ziehen, wenn er tatsächlich benötigt wird. Drei dieser „Produkthelden“ haben wir
unter die Lupe genommen.
2,3
Autos
werden im Schnitt in jeder Sekunde weltweit produziert.
21
DENKEND LENKEN
0,8l
Niemand verschwendet gerne Kraft, aber viele Autos tun genau das. Noch dazu unbemerkt. Ein „Übeltäter“ ist die Lenkung: Für hydraulische Servolenkungen, wie sie in fast allen
Pkw zum Einsatz kommen, stellt der Motor laufend Energie
bereit. Dabei muss und will der Fahrer gar nicht ständig lenken,
etwa wenn er steht, anhält oder auf der Autobahn ein langes
Stück geradeaus fährt.
Es geht effizienter – dank eines zehn mal zehn Zentimeter
großen Kästchens, das von HELLA entwickelt wird. Das
Steuergerät für die elektrische Lenkkraftunterstützung (EPS)
macht recht erstaunliche Einsparungen möglich: bis zu
0,8 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern. Durch den geringeren
22
weniger Kraftstoff verbraucht ein
Fahrzeug mit intelligenten Steuer­
geräten auf 100 Kilometern. Das
entspricht einer CO2 -Reduktion um
bis zu 20 Gramm pro Kilometer.
Verbrauch sinken schließlich auch die CO2-Emissionen. In
Millionen von Fahrzeugen vom Kompakt- bis zum Sport­
wagen ist das leichte Steuergerät, das HELLA seit 2005 kon­
tinuierlich weiterentwickelt, heute im Einsatz.
Schlicht wirkt es, aber dahinter steckt beachtliche Ingenieurskunst. Wegen der geringen Größe ist eine hohe Präzi­sion
erforderlich, um die komplexe Verbindungstechnik innerhalb des Steuergerätes zu realisieren. Mehr als zehn Jahre
HELLA Produkterfahrung stecken in dem Kästchen. Pro­
duziert wird das Steuergerät in einer modernen Inline-Fertigung, das bedeutet: vollautomatisch im Reinraum, um
Verunreinigungen auszuschließen.
WEITBLICK
ON DEMAND
>
300
Mitarbeiter gehören zum HELLA Team, das
global an Steuergeräten für die elektrische
Lenkkraftunterstützung arbeitet.
10 Mio.
Fahrzeuge weltweit wurden bereits
mit HELLA Steuergeräten für die
elektrische Lenkkraftunterstützung
ausgestattet.
Mario Saure leitet das internationale Team an den HELLA
Standorten in Deutschland, Frankreich, Indien und China, das
für die Entstehung und die Entwicklung der elektrischen
Lenkung verantwortlich ist. Energieeffizienz spielt dabei eine
entscheidende Rolle – zusammen mit einem weiteren wich­
tigen Faktor: dem Fahrgefühl. Der Diplom-Ingenieur, der selbst
gerne hinterm Steuer sitzt, kennt die Bedürfnisse der inter­
nationalen Kunden: „Die Lenkung ist von Land zu Land unterschiedlich. Während in Europa ein direktes Lenkverhalten
sehr gefragt ist, ist die asiatische Lenkung eher indirekt.“
Das EPS -Steuergerät von HELLA unterstützt diese feinen
Nuancen, um Fahrern auf der ganzen Welt ein optimales
Lenkverhalten zu bieten. Dazu kommuniziert das Steuergerät
mit weiteren Sensoren im Fahrzeug. Gerade diese Dynamik
macht das Produkt für den 34-Jährigen zu einer interessanten Herausforderung, wenn es darum geht, das Fahrerleb­nis in Zukunft noch komfortabler und sicherer zu machen.
So könnte die Lenkung in Zukunft autonom Bewegungen
durchführen, auf Basis von Informationen, die das Steuergerät von den Fahrerassistenz-Systemen empfängt. Das ist
beispielsweise hilfreich zur Korrektur von
Seitenwindeinwirkungen oder um im Straßenverkehr verlässlich die Spur zu halten.
Nicht zuletzt ist das EPS ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum autonomen Fahren.
23
WENIGER IST MEHR
Bekanntlich hilft viel nicht immer viel. Diese Weisheit trifft auch
auf Verbrennungsmotoren zu. Sie benötigen zwar etwas,
das sie verbrennen können – zum Beispiel Diesel oder Benzin –, aber nur so viel, wie je nach Fahrsituation notwendig
ist. In konventionellen Fahrzeugarchitekturen fördert die Kraftstoffpumpe immer die maximale Kraftstoffmenge zum Verbrennungsmotor. Überschüssiger Treibstoff wird dann zurück
in den Tank gepumpt – ein Verfahren, das aufgrund des
Pumpvorgangs unnötig Energie beansprucht.
Das geht besser, dachten sich die HELLA Ingenieure und entwickelten ein Steuergerät, das die Leistung der Kraftstoffpumpen gewissermaßen intelligent regelt. „Das Grundprinzip
beruht auf der bedarfsgerechten Versorgung des Motors
mit Kraftstoff. Das ermöglicht erhebliche Einsparpotenziale“,
sagt System­ingenieur Christoph Schäfer, der bei HELLA in
der Produkt­gruppe Energiemanagement tätig ist. Mit anderen
Worten: Intelligent geregelte Kraftstoffpumpen sind ein
Mosaikstein, um den CO2-Ausstoß und den Verbrauch zu senken. Dank ihres Einsatzes können auf einer Strecke von
100 Kilometern rund 0,15 Liter Kraftstoff eingespart werden.
Der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß je Kilometer reduziert sich
um rund drei Gramm. Hochgerechnet auf eine durchschnittliche
jährliche Fahrleistung von rund 20.000 Kilometern macht
das immerhin fast 60 Kilogramm weniger CO2-Emissionen.
24
Die Kraftstoffpumpensteuergeräte wurden ursprünglich von
der HELLA Electronics Corporation in den USA entwickelt
und sind jenseits des Atlantiks weit verbreitet. Zug um Zug
wird das HELLA Kraftstoffpumpensteuergerät auch in an­
deren Märkten immer beliebter, denn die CO2-Emissionen
sollen und müssen überall reduziert werden. Seit 2006 ist
HELLA in dem Segment aktiv. Zehn Millionen Steuergeräte
wurden seitdem verkauft. Alleine im Jahr 2014 haben
rund vier Mil­lio­­nen Einheiten einen Abnehmer gefunden –
Tendenz steigend.
„Unsere Stärke beruht auf einem sehr guten Preis-LeistungsVerhältnis“, erläutert Christoph Schäfer, der Kunden betreut,
die HELLA Projektleiter in den USA unterstützt und auch die
Vorentwickler mit neuen Produktideen versorgt. „Die Quali­tät
ist hoch, die Ausfallraten sehr niedrig und es gelingt uns,
die Steuergeräte immer kompakter zu entwickeln und kosten­
bewusster herzustellen“, sagt der 33-Jährige. Autohersteller
schätzen das. Und so stehen die Zeichen auf
Wachstum. HELLA geht davon aus, dass
bis 2020 praktisch alle Fahrzeuge weltweit
mit einem intelligenten Kraftstoff­­pum­pen­steuergerät ausgestattet sein dürften.
WEITBLICK
ON DEMAND
60
kg CO2
spart ein Automobil dank der Kraftstoffpumpensteuergeräte von HELLA
jedes Jahr ein, wenn es jährlich rund 20.000 Kilometer zurücklegt.
2020 werden die meisten
Fahrzeuge weltweit mit
einem intelligenten Kraft­stoffpumpensteuergerät
ausgestattet sein.
2006
Im Jahr 2014 kamen rund
vier Millionen dieser
Steuergeräte auf den Markt.
nahm HELLA die Tätigkeit
im Bereich der Kraftstoff­
pumpensteuergeräte auf.
25
WACHSAME PUMPE
1-2g CO2
spart die elektrische Pumpe
gegenüber einer mechanischen
Pumpe auf 100 km.
Ein langer Atem zahlt sich aus. HELLA zumindest hat diese
Erfahrung schon häufig gemacht und deshalb zählt Aus­
dauer seit langem zu den Prioritäten des Unternehmens. Ein
Beispiel dafür sind elektrisch angetriebene Vakuumpumpen, die die Bremskraft unterstützen, sich flexibel im Motorraum verbauen lassen und auf Abruf den für Bremsvor­
gänge nötigen Unterdruck erzeugen. Während mechanisch
angetriebene Vakuumpumpen direkt an den Motor angeschlossen sind und somit permanent Energie aufnehmen,
werden die HELLA Vakuumpumpen nur dann aktiv, wenn
tatsächlich Unterdruck benötigt wird. Dank der HELLA Pumpen stößt ein Auto bis zu zwei Gramm weniger CO2 pro
100 Kilometer aus.
Bereits in den 1990er-Jahren hat HELLA die ersten Ideen zu
den heutigen Vakuumpumpen entwickelt, weiß Jens Hunecke
zu berichten, der bei HELLA das weltweite ProgrammManagement für Vakuumpumpen leitet. Ein kleines Team
entwickelte damals die erste Unterdruckpumpe für das
Bremssystem, da die Ingenieure schon damals den Trend erkannt hatten, dass die zukünftigen Fahrzeuge zusätzlichen
Vakuumbedarf haben würden. Aus dieser Idee entwickelte
26
sich bis heute eine eigene Produktgruppe, mit der HELLA
Weltmarktführer ist. Heute finden jährlich mehr als fünf
Millionen solcher Pumpen zur Bremskraftunterstützung den
Weg ins Innere von Automobilen.
Eine Pumpe – das klingt nun wirklich nicht aufregend, könnte
man meinen. „Tatsächlich verbergen sich in dem Bauteil
mehr als 30 Jahre technisches Know-how und Erfahrung“, sagt
Jens Hunecke. Die in Deutschland, Mexiko, Rumänien und
China produzierten Pumpen sind wartungsfrei und arbeiten
on demand.
Und die Entwicklung steht nicht still. „Die Autohersteller verwenden zunehmend kleinere Motoren mit Turboaufladung,
für die Vakuumpumpen mehr und mehr ein Thema werden“,
erläutert Jens Hunecke. Deshalb arbeitet HELLA laufend
an deren Verbesserung. Eine neue Pumpengeneration mit
mehr Leistung, einer schnelleren Evaku­
ierungszeit und längerer Lebensdauer steht
in den Startlöchern. 2016 kommt sie auf
den Markt, erste Aufträge von Autoherstellern liegen bereits vor.
WEITBLICK
ÜBERBLICK / GESCHÄFTSBEREICH ELEKTRONIK
TRENDS
Sicherheit. Mit innovativen Technologien und
Funktionen für Fahrerassistenz-Systeme trägt
HELLA aktiv zur Verkehrssicherheit bei.
Umwelt. HELLA liefert intelligente Lösungen zur
Reduzierung des CO2-Ausstoßes sowie des
Kraftstoffverbrauches, um die herausfordernden
Emissionsziele zu erreichen.
Komfort. Für eine komfortable Fahrumgebung
entwickelt HELLA hochwertige und intelligente
Karosserieelektronik-Funktionen.
ZUKUNFTSTHEMEN
Konnektivität. Als essenzieller Bestandteil
unseres Alltages hält die Vernetzung des
Konsumenten nun auch Einzug ins Auto. HELLA
begleitet diesen Fortschritt mit verschie­denen
innovativen Konzepten.
Automatisiertes Fahren. Mit technologisch ausgefeilten Sensor- und Softwarelösungen
unterstützt HELLA Automobilhersteller bei der
Umsetzung der Vision des autonom fahrenden
Automobils.
Segmentumsatz im Geschäftsbereich Elektronik (in Mio. €):
2012 / 2013
2013 / 2014
2014 / 2015
1.829
2.039
2.210
Ohne Elektronik läuft im Auto von heute gar nichts. Schätzungen gehen davon aus, dass inzwischen rund 30 Prozent der Produktionskosten eines
Fahrzeugs auf elektronische Komponenten entfallen. Mit mehr als 60 verschiedenen Produkten und über 20 Technologien ist HELLA seit mehr als 60 Jahren
zuverlässiger Elektronikpartner der Automobilbranche. Zum Elektronikportfolio gehören Produkte, die zur Reduzierung der CO2 -Emissionen und des
Kraftstoffverbrauches sowie zur Erhöhung der Fahrsicherheit und des Komforts beitragen. Mit vielen dieser Produkte haben wir nicht nur in Europa,
sondern auch weltweit eine marktführende Position erlangt. Um unsere Kunden weltweit bedienen zu können, verfügen wir mittlerweile über
20 Entwicklungs- sowie 16 Produktionsstandorte, unter anderem in Deutschland, Rumänien, China und den USA.
IM EINSATZ
AFTERMARKET Seit dem Jahr 2010 ist HELLA in Dubai mit
einer eigenen Handelsgesellschaft aktiv. Das multinationale
Team baut die Geschäfte in der Wachstumsregion stetig aus,
indem es auf Know-how, Marktkenntnis und eine Ausweitung
des Produktportfolios setzt.
Metropole Dubai: Unzählige Wolkenkratzer bestimmen die Skyline.
Die Stadt wächst rasanter als Shanghai.
30
WEITBLICK
IM EINSATZ
Schnellen Schrittes kommt Torben Petersen aus der Ankunftshalle des Flughafens Dubai. Der Däne mit den kurzen
grauen Haaren hat eine Laptop-Tasche über der Schulter
hängen. Mit der rechten Hand zieht er einen kleinen Koffer
hinter sich her, mit der linken verstaut er sein Smartphone
in seinem Jackett, das locker über dem Arm hängt. An diesem
Nachmittag sind es knapp 35 Grad, aber Petersen lässt sich
die trockene Hitze nicht anmerken.
828 Metern das höchste Gebäude der Welt. Direkt am Ufer
ankern Yachten, vielen Einwohnern des politischen und wirtschaftlichen Zentrums der Region geht es sichtlich gut.
Die Stadt wächst rasant, schätzungsweise jeder sechste Baukran, der rund um den Globus im Einsatz ist, steht hier.
Der 60-Jährige ist auf dem Weg in sein Büro in der Frei­han­delszone von Dubai, wo er die Handelsgesellschaft HELLA Middle
East (HMEA) seit ihrer Gründung im Jahr 2010 leitet. Er kommt
gerade aus Katar, wo er mit mehreren Kunden gesprochen
hat. Zu der Region, die er und sein Team betreuen, gehören außerdem die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi-Arabien,
Oman, Bahrain und Kuwait sowie weitere Länder.
Während er sich auf die Rückbank eines der rot und grün
lackierten Taxis fallen lässt, zeigt der Manager auf einige
massive Geländewagen, die am Flughafen parken. „Das sind
Modelle, die wir mit ausstatten“, sagt der Vater von zwei
erwachsenen Kindern und deutet auf die Arbeitsscheinwerfer
an den Fahrzeugen. „Von diesen sehr robusten Produkten
verkaufen wir hier mehr als an jedem anderen Ort in der Welt.“
Die Fahrzeuge, die Petersen meint, sind ebenso speziell wie
vieles an dem Markt, für den er verantwortlich ist. In den
Vereinigten Arabischen Emiraten werden viele gepanzerte
Autos produziert und in den Mittleren Osten und nach Afrika
­exportiert. Es gibt allein 16 Hersteller, die sich auf die Produktion der Wagen spezialisiert haben, Standardmodelle um­
rüsten und mit robusten HELLA Lichtprodukten ausstatten.
Wachstum und Dynamik
Die Fahrt geht weiter, über den Dubai Creek, einen breiten
Meeresarm des Persischen Golfs, der sich in die Stadt hineinzieht. Rechts aus dem Autofenster sind unzählige
Wolkenkratzer zu sehen, darunter der Burj Khalifa – mit
Auch deswegen ist der Standort Dubai strategisch gut
gewählt, findet Petersen. Der arabische Raum zählt zu den derzeit interessantesten Wachstumsmärkten weltweit, nicht
zuletzt wegen der Brückenfun­ktion in Richtung Afrika. Vor der
Gründung der Niederlassung war HELLA im Mittleren Osten
mit einem Exklusivimporteur vertreten, der den freien KfzTeilemarkt versorgte und Erstausrüstungsprodukte an
Hersteller von Sonderfahrzeugen vertrieb. „Die Marke HELLA
ist präsent. Davon profitieren wir, denn unsere Produkte
werden hier seit Jahren sehr geschätzt“, sagt Petersen.
Seither hat die Firma einen großen Sprung gemacht. Dank
des breiten Portfolios, das HMEA von 500 auf 3.500 aktive Produkte in der Region steigerte, hat eine rasante Entwicklung begonnen. „Unser Importeur hat vor 2011 rund
fünf Millionen Euro umgesetzt. Wir haben 2014 / 2015 rund
20 Millionen Euro erreicht – und werden sicherlich weiterwachsen“, sagt Petersen, der zu­­vor unter anderem schon
den dänischen HELLA Importeur restrukturierte und
sechs Jahre lang die Geschäfte einer dänischen Großbrau­
erei in Vietnam leitete.
Gründe für die gute Entwicklung gibt es mehrere. Der wichtigste: HELLA ist im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern
inzwischen deutlich präsenter in der Region. Bisher kannten
viele Kunden das HELLA Portfolio nur in Auszügen. „Darauf
reagieren wir, indem unsere Vertriebsmitarbeiter aktiver
denn je sind und zum Beispiel auch die Produkte von Behr
Hella Service oder Hella Pagid verstärkt anbieten“, sagt
Petersen. Das Engagement hat ein klares Ziel: „Wir wollen
nicht zu viele Kunden auf den einzelnen Märkten gewinnen, sondern lieber einzelne mit einer großen Produktpalette
31
»Wir wollen nicht zu viele Kunden auf den
einzelnen Märkten gewinnen, sondern
lieber einzelne mit einer großen Produktpalette ausstatten.«
Torben Petersen, Geschäftsführer HELLA Middle East, Dubai
ausstatten.“ Damit unterscheidet sich auch das Auftragsmuster von HMEA von dem anderer Vertriebsgesellschaften.
Die Zahl der Aufträge ist geringer, das Auftragsvolumen
hingegen um ein Vielfaches größer als in anderen Regionen.
Nah am Kunden
Die Mitarbeiterstruktur von HMEA ist dafür bestens geeignet. Die 16 Beschäftigten haben viele Erfahrungen in regionalen Firmen gesammelt, ein großer Vorteil, wie Petersen es
beschreibt. „Sie verstehen die Märkte und beherrschen die
Sprache. Das sorgt für viel Vertrauen, das man durch eine
Exportabteilung im Heimatland nicht so einfach aufbauen
kann.“ Den Nachteil, dass viele der Mitarbeiter noch nicht
in einem Konzern gearbeitet und daher die Kommunikationsstrukturen erst einmal kennenlernen müssen, gleicht das
seiner Meinung nach absolut aus. „Außerdem stehen wir
ständig in engem Kontakt mit unseren Zulieferern und
der HELLA Zentrale in Deutschland, was uns sehr hilft.“
Die besondere Situation in Dubai – das Unternehmen agiert
in einer Freihandelszone – macht spezielles Know-how
erforderlich, das das Team in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Jedes Geschäft ist ein Export-Geschäft, was
mit Formalitäten wie Zollerklärungen und der Bereitstellung
von Exportpapieren oder Herkunftsbestätigungen einher­geht – erst recht, weil in den einzelnen Ländern, mit denen
HMEA Handel treibt, höchst unterschiedliche Regeln be­
achtet werden müssen. „Für Saudi-Arabien zum Beispiel müssen ganz andere Spezifikationen ausgewiesen werden als
etwa für Katar“, erzählt Petersen. Manche Produkttests im
Labor laufen über vier bis sechs Wochen, weil die Normen
für das Zielland erfüllt werden müssen. „Auch hier pflegen
wir eine enge Zusammenarbeit im Konzern und vor allem
mit unseren Kollegen im Headquarter in Lippstadt.“
Hinzu kommen die weiten Entfernungen innerhalb der Region, die auch dazu führen, dass viele Kunden wegen der
Kosten nur Lieferungen in komplett gefüllten Containern ak32
zeptieren. Das macht die Logistik kompliziert, weil HMEA
nicht sämtliche Produkte in den eigenen Lagern bevorraten
kann. „Unsere Bestellungen haben oft einen längeren Vorlauf, weil wir bestimmte Artikel zunächst etwa aus Deutschland importieren müssen.“
Bei einem Produkt vor allem zählt das nicht. „In den Golfstaaten sind rotierende Warnleuchten für Lkw gesetzlich
vorgeschrieben. Deswegen verkaufen wir rund 60.000 Stück
pro Jahr und damit 70 bis 80 Prozent der HELLA Jahres­
produktion allein hier“, erzählt Petersen. HELLA erreicht damit einen Marktanteil von 50 Prozent. Und das, obwohl
deutlich günstigere und zum Teil kopierte Produkte in der Region verkauft werden. „Die Firmen wollen aber unsere
Leuchten, weil die Qualität so hoch ist; erst recht bei den hier
herrschenden extremen klimatischen Bedingungen mit
großer Hitze und viel Staub.“
Bei HMEA angekommen, steigt Petersen aus dem Taxi. Er
bezahlt, greift seine Tasche und geht durch die breite Glaseingangstür in das Gebäude, in dem HELLA in der 5. Etage
rund 300 Quadratmeter gemietet hat. Im Büro sitzen die Mitarbeiter in kleinen Gruppen zusammen, einige telefonieren. „Wir haben sehr viel Kundenkontakt“, sagt Petersen. Vor
allem die Produkt-Manager müssen fit sein, um zum Beispiel Kunden die Funktionen der Leuch­ten oder Heizungen
schnell und schlüssig zu erklären. „Oft sind es Bedienfehler, die wir dann per Ferndiagnose korri­gieren können“, sagt
Petersen. Dafür bekommen die HMEA -Mitarbeiter intensive Trainings, die punktgenau auf die S
­ ituation vor Ort zugeschnitten sind. „Wir bauen unseren Service stark aus und
die Kunden wissen das zu schätzen“, erklärt Petersen. Während er zum Telefonhörer greift, um noch eine Frage mit dem
Kunden in Katar zu klären, schaut er aus dem Fenster über
die in der Sonne leuchtenden Hochhäuser. „Dubai ist ein idealer Ort, um die Region zu ver­stehen und bestmöglich zu
versorgen. Der direkte Bezug zu unseren Kunden motiviert
uns – und damit können wir auch in Zukunft weiterwachsen.“
WEITBLICK
IM EINSATZ
01
01 Der Standort Dubai zählt weltweit
zu den Wachstumsmärkten.
02 Spezielles Know-how in der
Freihandelszone: das HMEA Team.
03 Die meisten der von HELLA in
Dubai verkauften Produkte kommen
in Geländewagen zum Einsatz.
02
03
33
Erfolgsrezept:
Ein multinationales Team in
einem globalisierten Markt
Drei Fragen an Torben Petersen, Geschäftsführer
von HELLA Middle East, Dubai.
Herr Petersen, in Ihrem 17-köpfigen Team arbeiten Menschen aus neun Ländern. Welche Vorteile hat diese Struktur?
Wir sind in einem Land tätig, das in hohem Maße von Internationalität lebt. In der Freihandelszone, in der wir unser
Büro haben, sitzen Firmen aus unterschiedlichen Branchen
und aus wahrscheinlich allen Ländern der Erde. Alleine in
unserem Gebäude haben wir fünf verschiedene Restaurants,
die alle Geschmäcker abdecken – von indischen über libane­
sische oder japanische Speisen bis hin zum einfachen Sandwich. Unser Team spiegelt diese Diversität wider. Und Viel­falt hat viele Vorteile.
Was sind die Herausforderungen, ein multinationales Team
zu führen, in dem etwa Libanesen mit Indern, Philippinern,
Syrern und Deutschen zusammenarbeiten?
Sie haben einen Dänen vergessen, nämlich mich (Petersen
lacht). Zunächst einmal: Es macht riesigen Spaß, weil ich
34
mit höchst unterschiedlichen Charakteren und Mentalitäten
umgehen darf. Aber es geht nicht nur um die Herkunft, sondern zum Beispiel auch um die Religionszugehörigkeit. Wir
arbeiten mit Muslimen, Hindus und Christen, deren Tradi­
tionen wir respektieren. Das heißt im Detail, dass wir unsere
arbeitsfreien Tage auf die Feiertage der islamischen Staats­
religion ausgerichtet haben, aber auch die Bedürfnisse etwa
der Christen zu Weihnachten oder Ostern einbeziehen.
Wie haben Sie das Arbeitsleben organisiert?
In manchen vergleichbaren Unternehmen entstehen Hier­
archien vor allem aufgrund der Nationalität. Bei uns spielt
das keine Rolle, wir sind alle gleichberechtigte Kollegen
und achten auf die Leistung und die Position und nicht auf
Hautfarbe, Religion oder Nationalität. Dazu gehört aber
auch, dass wir sehr respektvoll miteinander umgehen, auch
wenn es einmal Konflikte gibt.
WEITBLICK
ÜBERBLICK / GESCHÄFTSSEGMENT AFTERMARKET
32
Länder beheimaten die Standorte unseres
globalen Aftermarket-Vertriebsnetzwerkes.
> 40.000
Artikel umfasst das Handelssortiment von
HELLA im Bereich Aftermarket.
TOP 3
im freien Kfz-Teilehandel in Europa: Mit unserem Großhandelsgeschäft
zählen wir zu den internationalen Spitzenanbietern. *
Segmentumsatz im Geschäftssegment Aftermarket (in Mio. €):
2012 / 2013
2013 / 2014
2014 / 2015
1.129
1.144
1.187
Im Geschäftssegment Aftermarket verfügt HELLA über eine der europaweit größten Handelsorganisationen im Kfz-Teilehandel: Wir führen mehr als
40.000 Ersatz-, Verschleiß- und Zubehörteile für Großhändler und freie Werkstätten. Das Sortiment konzentriert sich auf Beleuchtung, Elektrik, Elektronik,
Thermomanagement, Diagnose sowie Werkstattausstattung und ist unter anderem durch Joint Ventures stark gewachsen. Dazu gehören unter anderem Hella
Pagid als Anbieter von Bremsprodukten sowie der Kühlungs- und Klimaersatzteilspezialist Behr Hella Service. Hella Gutmann Solutions stellt Diagnosegeräte
und weitere Werkstattausrüstung her. HELLA zeichnet sich zudem durch ein kundenorientiertes Angebot von Servicekonzepten, ein globales Vertriebsnetz sowie
Marketing- und technische Unterstützung für Werkstätten und Großhandel aus.
* Basierend auf einer von HELLA erstellten Marktstudie für
ausgewählte Produktgruppen nach Umsatzvolumen.
DAUERBRENNER
SPECIAL APPLICATIONS Der LED gehört die Zukunft des
Lichts. Eine starke Aus­sage, die sich bei HELLA schon
in vielen Bereichen bewahrheitet. Ein Blick in die Geschäfts­
felder Landwirtschaft, Tankstellen, Einsatzfahrzeuge
und Supermärkte zeigt, wo die sparsamen, lichtstarken und
energie­ffi­zienten Leuchtdioden im Einsatz sind.
01
01 Produkte für Agrarmaschinen liegen voll im Trend.
02 Für die Landwirtschaft bietet HELLA Scheinwerfer
in verschiedenen Lichtstärken an.
03 Für gute Sicht sorgt HELLA auch an Tankstellen.
02
Die Szene auf dem vor einigen Tagen frisch gepflügten Feld
wirkt fast schon ein wenig gespenstisch: Es ist kurz nach
halb zehn an einem Mittwochabend, als sich aus der Dunkelheit ein knapp zwölf Meter breiter, bläulich leuchtender
Lichtstreifen schält. Je näher er kommt, umso besser sind
die zwei Dutzend Scheinwerfer zu erkennen, die den Acker
gleichmäßig beleuchten. Bis der Traktor relativ nah beim
Betrachter anhält und Überraschendes offenbart: Die Hellig­keit stammt von nur zwei Arbeitsscheinwerfern. Sie strahlen den Flüssigdünger an, den die Anbauspritze gerade
punkt­genau ausbringt.
„Das Gerät ist mit zwei LED -Scheinwerfern ausgestattet, in
die eine spezielle blaue Lichtscheibe integriert ist“, sagt
Markus Kirchner. „Der Landwirt erkennt sehr genau, wie
38
der Spritzkegel geformt ist – und damit kann er zum Beispiel übermäßiges Ausbringen vermeiden.“ Kirchner betreut
bei HELLA die Zielgruppe Landwirtschaft und weiß sehr
genau, worauf es ankommt. Ein gutes Dutzend LED-Arbeitsscheinwerfer für verschiedene Anwendungen und mit un­
terschiedlichen Lichtstärken hat HELLA mittlerweile im Angebot. Mit stark steigender Tendenz, denn das Thema
LED liegt im landwirtschaftlichen Bereich voll im Trend.
Nicht nur das: Über alle Geschäftsfelder hinweg baut HELLA
die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auf dem Gebiet der LED -Technologie kontinuierlich aus. Aufgrund des
Preisrückgangs bei den Halbleiterlichtquellen hat die Tech­
nologie insbesondere in den vergangenen zwei bis drei Jahren einen enormen Schub erhalten. Anwendungen lohnen
WEITBLICK
DAUERBRENNER
03
sich nun in fast allen Be­reichen, ganz gleich, ob es sich um
Tankstellen und Supermärkte handelt, die HELLA im Geschäftsfeld Industries versorgt, oder um Lösungen für Polizei-, Feuerwehr- oder Krankenfahrzeuge.
noch 3,7 Ampere. Gleichzeitig ist die Lebensdauer deutlich
länger als bei Xenon- oder Halogenscheinwerfern: Mit
rund 60.000 Stunden wartungsfreiem Betrieb rechnet HELLA,
das ist ein Traktorleben lang.
Doch zunächst zurück zur Landwirtschaft: Schwerpunkt
im Handelsbereich von HELLA ist das Nachrüsten älterer
Maschinen für die Land- und Forstwirtschaft. „Wir haben
maßgeschneiderte Lösungen für alle gebräuchlichen Modelle geschaffen“, erklärt Kirchner. Die Vorteile liegen klar
auf der Hand. Der Spritverbrauch, der in der Landwirtschaft
ein wichtiger Faktor ist, sinkt aufgrund der geringeren
Energieaufnahme. Die Licht­maschine des Schleppers oder
Traktors wird ent­lastet, statt zwölf Ampere bei vier Halogen-Scheinwerfern sind es nach der Umrüstung auf LEDs nur
Markus Kirchner liefert noch ein weiteres Argument für die
LED . „Landwirte und Lohnunternehmer haben für bestimmte
Ernte-, Düngungs- oder Bodenvorbereitungsphasen nur
ganz kleine Zeitfenster. Erst recht, wenn es zum Beispiel einen komplett verregneten Sommer oder sehr frühen Frost
gibt“, erläutert der Fachmann. „Deswegen müssen sie die
knappe Zeit gut ausnutzen und teilweise rund um die Uhr
arbeiten, und dafür brauchen sie unser Licht.“
39
Tanken mit guter Sicht
Einen ganz anderen Markt bedienen HELLA Kollegen aus dem
Geschäftsfeld Industries. Seit dem Jahr 2011 bieten sie
Lichtlösungen für Tankstellen an. „Wir haben seit dem Start
rund 1.000 Tankstellen des Bundesverbands freier Tank­
stellen (bft) ausgerüstet“, berichtet Raimondo Baiamonte,
Vertriebsexperte für Tankstellenbeleuchtung,
Der Markteintritt brauchte einiges an Vorbereitung, erzählt
der Key Account Manager. „Wir mussten zunächst ein Anwendungsbeispiel schaffen, um unsere Technologien zeigen
zu können.“ Ein modulares System ist entstanden, bei
dem die LED -Lichtmodule werkzeuglos auszuwechseln sind.
„Die Tankstellenbetreiber legen viel Wert auf eine gute,
das heißt vor allem homogene Ausleuchtung. Hier können wir
klar überzeugen und dabei auch noch Energie sparen“,
sagt Baiamonte. Wo zuvor 250 Watt pro Lichtpunkt eingesetzt
werden mussten, kommen die LEDs mit 50 Watt aus.
In einer umfangreichen Ausschreibung überzeugte HELLA
wenig später einen weiteren wichtigen Kunden: den zentralen
Aral-Einkauf, der zum BP Konzern gehört. Nun stattet das
Unternehmen die deutschen und österreichischen Aral-Tankstellen mit der sparsamen LED-Beleuchtung aus. „Wir haben mit der Einfachheit, Robustheit, Dichtigkeit und Effizienz
unseres Systems gepunktet“, erzählt Christoph Neumann,
Produktmanager für Industriebeleuchtung. Im Rahmen einer
generalstabsmäßig geplanten Aktion mit verschiedenen
Installationsunternehmen wurden im Spätherbst 2014 in nur
zwölf Wochen deutschlandweit 670 Aral Tank­stellendächer
mit HELLA LED-Aufbauleuchten ausgerüstet.
Zum Auftrag gehört unter anderem die Beleuchtung des
Tankstellendachs, für die sich HELLA eine ganz besondere
Lösung ausgedacht hat: Statt separater Leuchten, die bislang den blauen Anfahrschutz anstrahlten, setzt HELLA den
gesamten Tankbereich nun mithilfe von LEDs und einer
speziell auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Aral
ent­wickelten Optik in Szene. „Wir haben unsere Kompetenz bei der Lichtverteilung umfassend eingebracht“, sagt
Neumann, der mit beeindruckenden Zahlen aufwartet.
„Wir haben den Stromverbrauch von insgesamt rund 2.250
auf 450 Watt reduziert bei einem Zugewinn an Lichtqualität und werblicher Attraktivität.“ Eine Ersparnis pro Tankstelle von etwa 80 Prozent.
40
Mit Blaulicht zum Einsatz
Von Deutschland nach England: Auf der anderen Seite des
Ärmelkanals ist gut abzulesen, was die LED-Technik auch in
ganz speziellen Situationen leisten kann. Wenn die Fahr­
zeuge der Polizei dort auf dem Motorway eine Unfallstelle absichern, können sie das nach hinten strahlende Blaulicht
per Knopfdruck ausschalten, um den Verkehrsfluss auf der
anderen Seite nicht unnötig zu irritieren. „Mit den früher
üblichen Halogendrehspiegeln war es nicht möglich, die Signalabstrahlung auf bestimmte Bereiche zu beschränken“,
sagt Thomas Dumin. Der Zielgruppenmanager, der eine
Schnittstelle zwischen Markt, Vertrieb und Technologieexperten bildet, ist bei HELLA für die Ausrüstung von Fahrzeugen zuständig, an die ganz besondere Anforderungen gestellt werden: Feuerwehr-, Kranken- und Polizeiwagen.
Mit diesen Kunden und ihren besonderen Anforderungen hat
HELLA schon sehr lange Erfahrung. Im Jahr 1972 kam die
erste Rundumtonkombina­tion (RTK) auf den Markt – so heißt
die Signalanlage im Fach­jargon, bei der Blaulicht und Akustik im sogenannten Dachbalken verbaut werden. Mittlerweile
ist HELLA bei der siebten Generation der RTKs angekommen, für die das Unternehmen die wichtigen Kennleuchten
selbst fertigt und zudem viel Know-how in die Software und
die Steuerung steckt.
Insbesondere der Bedarf vor allem in Europa, dem Kernmarkt
von HELLA, wird immer größer. „Die LEDs werden fortwährend besser und wir passen die Module ständig an“, betont
Thomas Dumin. „Damit haben wir vielfältigere Lösungen
zur Verfügung, die wir zu guten Preisen anbieten können.“ Die
Vorteile liegen hier wie bei den anderen Anwendungsfeldern
auf der Hand: Die Leuchten sind langlebig, Energie sparend und
verlässlich. Außerdem kann – im Gegensatz zu den Halogendrehspiegelleuchten – auf mechanische Teile verzichtet
werden, was ebenfalls die Lebensdauer der Anlagen erhöht.
Leuchtendes Einkaufserlebnis
Von der Straße ins Geschäft: HELLA stattet in Deutschland
bereits erste Filialen der Supermarktkette Jibi aus. Jibi setzt
komplett auf LEDs, vom Parkplatz über die Regale bis hin
zum Lager. „Unsere Technologie dient der optimalen Warenpräsentation“, sagt Max Telgkamp. „Das Licht ist gleichmäßig, es hebt nicht einzelne Produkte heraus, sondern schafft
ein ganzheitliches Einkaufserlebnis.“
WEITBLICK
DAUERBRENNER
Die Ausrüstung von Feuerwehrwagen sowie Kranken- und Polizeifahrzeugen
mit speziellen Signalanlagen stellt besondere Anforderungen an die LED-Technik.
41
Leuchtendes Einkaufserlebnis: Für die optimale Präsentation ihrer Waren
setzen Supermarktketten auf LED-Beleuchtung von HELLA .
Für den Produktmanager im Geschäftsbereich HELLA In­­dus­tries war der Umbau des Jibi-Markts in Steinhagen der
Start zu einer langen Geschäftsbeziehung. „Wir sind nun
Stammlieferant und werden zu Beginn drei bis vier Laden­
lokale pro Jahr umrüsten.“ Anhand eines ersten „Referenz­
supermarktes“ haben Telgkamp und sein Team sämtliche
Schritte von der Lichtplanung über die Art der Optiken bis
'hin zur Höhe der Anbringung und gewünschten Lichtverteilung zusammen mit den Jibi-Verantwortlichen festgelegt.
Im Jahr 2012 begann der Kontakt zum Kunden. „Die zu diesem
Zeitpunkt verfügbare Generation von LEDs lag schließlich
auf einem Niveau, das unseren Anforderungen gerecht wurde.
Technologisch, aber auch preislich“, erläutert Max Telgkamp.
Mit der jetzt gefundenen Lösung spart Jibi ordentlich Strom.
In einem gut beleuchteten Supermarkt kein kleiner Faktor:
Die Kosten für die Beleuchtung sinken nach der Umrüstung
um mehr als 50 Prozent.
42
Die LEDs ersetzen die typischen Neonröhren, die die Waren
mit Reflektoren beleuchteten. Die HELLA Lösung ist modular aufgebaut. Wenn neue, leistungsstärkere LEDs auf den
Markt kommen, kann das System schnell und leicht auf den
neuesten Stand gebracht werden.
Bei dem LED -Lichtbandsystem IL2 PLUS arbeitet HELLA
mit speziellen Optiken, die wenig Licht im Laufgang erzeugen,
aber die Lebensmittel weich und hell beleuchten. Entwickelt und produziert wurden die LED -Module samt Vorschaltgeräten in Lippstadt. „Dabei haben wir eng mit den Kollegen von Jibi zusammengearbeitet, um die beste Lösung zu
finden“, sagt Max Telgkamp. Nach dem ersten Kunden in
diesem Bereich geht HELLA nun auf weitere Supermarktketten zu. „Wir haben viel gelernt und werden dieses
Know-how auch weiterhin ausbauen.“
WEITBLICK
ÜBERBLICK / GESCHÄFTSSEGMENT SPECIAL APPLICATIONS
29 %
des Umsatzes im speziellen Erstausrüstungsgeschäft gehen auf die hohe
Nachfrage nach LED-Produkten zurück.
135.900
LED -Straßenleuchten von HELLA
sind weltweit installiert.
6
Entwicklungsstandorte in Dänemark,
Deutschland, Finnland, Indien, Neuseeland
und Österreich sorgen für innovative
Lösungen im Bereich Special Applications.
Segmentumsatz im Geschäftssegment Special Applications (in Mio. €):
344
2012 / 2013
346
2013 / 2014
2014 / 2015
310
Mit dem Geschäftssegment Special Applications erweitert HELLA das automobile Kerngeschäft auf andere Branchen. Wir bieten Produktlösungen in der
Speziellen Erstausrüstung (SOE) für Hersteller von Spezialfahrzeugen wie Bussen, Caravans sowie Land- und Baumaschinen. Auch für die Bereiche Straßen-,
Flughafen-, Innen- und Industriebeleuchtung liefern wir innovative Lösungsansätze, indem wir unser herausragendes Know-how aus dem AutomotiveSegment auf diese Kundenzielgruppen übertragen. So haben wir etwa die erste designorientierte Trailerheckleuchte mit LED-Lichtleitern und die innovative
LED-Straßen­beleuchtungsfamilie Eco Streetline entwickelt. Allein in Deutschland sind 120 Städte mit unseren LED-Straßenleuchten ausgestattet. Die
Langlebigkeit und Robustheit der LED-Technologie wird auch international geschätzt: Weltweit sind 135.900 LED-Straßenleuchten von HELLA installiert.
IDEEN FÜR MORGEN
Mit dem Ideenwettbewerb „Driving e-nnovation“ hat HELLA 140 frische Ideen für
neue Produkte gesammelt, von denen die besten nun in die Vorentwicklung gehen.
Die Urheber sind die Mitarbeiter: Rund 1.000 Beschäftigte aus allen Standorten weltweit haben sich mit Projekten beteiligt – in spontan zusammengefundenen Teams,
hoch motiviert und innovativ.
01
02
Neue Sensoren für Fahrerassistenz-Systeme, ein Bauteil für
das Wärmemanagement, Produkte, die Schmelzsicherungen
kostengünstig ersetzen, oder eine weitentwickelte Idee,
wie sich Daten via Mobilfunk übertragen lassen: Die 60 Mit­­ar­beiter von HELLA, die in einem hellen Konferenzraum
am Hockenheimring sitzen, müssen innerhalb kürzester Zeit
viel ver­arbeiten. Während von draußen die Renngeräu­sche
von hochgezüchteten Sportwagen zu hören sind, läuft die
entscheidende Phase von „Driving e-nnovation“. Im unter­
nehmensinternen Innovationswettbewerb stellen zehn Teams
jeweils fünf Minuten lang ihre Konzepte vor.
Am Ende des Tages stehen zehn höchst verschiedene Innovationen mit völlig unterschiedlichen Reifegraden. Eine gute
Ausbeute aus den rund 140 Einreichungen von HELLA
Teams aus aller Welt. „Von den Ergebnissen sind wir rundherum begeistert “, sagt Carsten Kügeler, der bei HELLA
in der Vorentwicklung im Bereich Elektrotechnik arbeitet und
gemeinsam mit einer belgischen Agentur den Wettbewerb
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auf die Beine gestellt hat. Das ist auch am Abend der Ver­
leihung zu sehen: Als der geschäftsführende Gesellschafter
Dr. Jürgen Behrend die Gewinner kürt, zeigen sich alle
zufrieden. Auch die, die nicht aufs Treppchen durften. Immerhin hatten sie es aus rund 1.000 Mitarbeitern aus China,
Indien, den USA , Rumä­nien und natürlich Deutschland in die
Endauswahl geschafft.
„Driving e-nnovation“ zeigt, wie HELLA sich auf die Zukunft
vorbereitet. Das Unternehmen hat zwar ein gut funktionierendes, innovatives Produktportfolio. Gleichzeitig aber verändern sich die Anforderungen, entstehen neue Märkte,
wechseln die Trends immer schneller: „Wir müssen neben
der laufenden Entwicklung weiter in die Zukunft blicken“,
sagt Kügeler. Im Wettbewerb ging es daher auch nicht darum,
interne Prozesse zu verbessern oder bestehende Produkte
in eine neue Generation zu führen. „Wir haben einen Innovationshorizont von fünf bis zehn Jahren angepeilt.“ Der Wettbewerb hat das geschafft. Abseits vom Alltagsgeschäft haben
WEITBLICK
IDEEN FÜR MORGEN
03
04
01/04 Interessiert verfolgen die Teilnehmer
die Vorträge der anderen Teams.
02 Rennwagen auf der Teststrecke geben
dem Event eine sportliche Kulisse.
03 Jurymitglied Dr. Breidenbach im Dialog
mit den Innovationsteams
die kreativen Köpfe des Unternehmens neue Produkte und
Prozesse erdacht, ohne Scheuklappen, aber am Ende doch
sehr anwendbar. „Jedes Projekt wurde im Hinblick auf seine
Verwert­barkeit und Kosteneffizienz beurteilt“, erklärt Carsten
Kügeler. „Wir hatten eine riesige Bandbreite von Ideen. Teilweise sind die Kollegen auf Produkte gekommen, die kaum
einen Anknüpfungspunkt an unser heutiges Portfolio haben,
aber mit unserem Know-how umsetzbar wären“, erzählt der
promovierte Elektrotechnikingenieur. „Auf der anderen Seite
gab es Ideen, bestehende Produkte für neue Märkte und deren
Anforderungen zu modifizieren.“
Der Wettbewerb hat viel Arbeit gemacht, für alle: Der Ideengeber suchte sich auf der zugehörigen Internetplattform
ein Team zusammen, zum Beispiel aus Finanz-, Entwicklungsoder Marketingexperten. Ebenfalls virtuell stellte er in vier
Runden seine Idee vor, die direkt bewertet wurde. Mittels Geld:
Jeder angemeldete Mitarbeiter war gleichzeitig Investor,
der ein Budget von 1.000 virtuellen Euro auf die für ihn viel­
versprechen­dsten Projekte verteilen konnte. Hinzu kamen
130 eingeladene Investoren, denen jeweils 25.000 Euro zur
Verfügung standen. „Es reichte dabei nicht, nur die Idee zu
nennen. Sie musste mit wichtigen Faktoren wie einer technischen Beschreibung, möglichen Absatzmärkten oder einer Kostenstruktur ausgearbeitet werden“, erklärt Kügeler.
Rund 50 Ideen wurden anschließend von einer Jury bewertet,
die aus Mitgliedern der Geschäftsführung sowie der Geschäftsleitung Elektronik bestand. Sie wählten die zehn besten
aus, die beim Event in Hockenheim vorgestellt wur­den. Die
Preise für die Gewinner waren übrigens in zweierlei Hinsicht
sehr attraktiv. Das Siegerteam flog zur SEMA Auto Show
nach Las Vegas und konnte ebenso wie die Zweit- und Drittplatzierten sein Projekt in die Vorentwicklung überführen,
erzählt Kügeler. „Auf die Ergebnisse sind wir sehr gespannt.
Wir erwarten Produkte, die bis zur Marktreife gelangen,
aber auch Ideen, die in die Entwicklung miteinfließen. Damit
haben wir unsere Ziele auf allen Ebenen erreicht.“
47
AUF DEN
PUNKT
Unsere Mitarbeiter sind die Basis unseres Erfolgs.
Sie entwickeln und fertigen die Produkte, kennen
die Märkte und Regionen – und haben ihre ganz
eigene Vision von ihrer Arbeit und vom Unternehmen.
Neun dieser Frauen und Männer erzählen, was
„Weitblick“ für sie bedeutet.
48
WEITBLICK
AUF DEN PUNKT
»Ich arbeite in der Produktion und weiß, wie wichtig mein Job ist. Mit allen
Kollegen, egal in welcher Funktion, bauen wir an der Gegenwart und
Zukunft von HELLA. Wir haben Anteil daran, dass unser multinationales
Unternehmen immer innovativer und stärker wird.«
Huang Jing, Produktionsmitarbeiterin in der optischen Kontrolle von Leiterplatten in Shanghai, China
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»Die Begegnung mit Kollegen aus aller Welt, zum Beispiel aus Mexiko oder
China, finde ich besonders spannend. Verschiedene Nationalitäten und
Arbeitsmethoden kennenzulernen erfordert Offenheit und Toleranz. Das
funktioniert bei HELLA gut – und so können wir auch gemeinsame
globale Projekte mit Erfolg beenden.«
Romana Švecová, Projektkoordinatorin im Vertrieb, Mohelnice, Tschechien
50
WEITBLICK
AUF DEN PUNKT
»HELLA ist ein Unternehmen, welches seine Ziele seit über 115 Jahren mit
Weitblick und Nachhaltigkeit verfolgt. Das Verständnis der Anforderungen
unserer Kunden sowie die Umwandlung von Geschäftschancen in stabile
Geschäftsbeziehungen sind grundlegende Beiträge der HELLA Vertriebsund Marketing­organisation im Sinne einer Nachhaltigkeit mit Weitblick –
sowohl kurz- als auch langfristig.«
Dr. Matthias Schöllmann, Geschäftsführer Vertrieb & Marketing Erstausrüstung, Lippstadt, Deutschland
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»Qualität, Effizienz und Verantwortung sind die drei Säulen, auf die wir in
unserem Corporate Center in Rumänien setzen. Wir wollen herausragende
Ergebnisse erzielen – und diese Herangehensweise als Teil der HELLA
Familie auch auf die zukünftigen Mitarbeitergenerationen übertragen.«
Mirabela Chera, Leiterin des HELLA Corporate Centers, Timisoara, Rumänien
52
WEITBLICK
AUF DEN PUNKT
»Meine Arbeit macht mir Spaß, auch wenn wir im Team oft unter Volldampf
arbeiten, um unsere Ziele zu erreichen. Aber wir schaffen das immer –
und damit leisten wir einen Beitrag für das Unternehmen und am Ende auch
für uns selbst. Denn durch hohe Produktionszahlen und die Teilnahme an
Trainings können wir unser Einkommen steigern.«
Martha Lucia Soto Ibarra, Produktionsmitarbeiterin Kunststoffspritzguss in Guadalajara, Mexiko
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»Unser Ziel für das Unternehmen und die Mitarbeiter ist klar
definiert: Wir wollen eine nachhaltige Strategie verfolgen, aber
auch aktuelle Entwicklungen im Auge behalten. Unser Planen
und Handeln reflektieren wir regelmäßig – und schärfen nach,
wenn nötig. In diesem Spannungsfeld benötigen wir einerseits
viel Flexibilität, andererseits aber auch Beharrlichkeit und Durchsetzungsvermögen.«
Marco Gräsler, Leiter Prozessplanung im Bereich Lichtelektronik
(LED -Module und Leuchtweitensteller) in Recklinghausen, Deutschland
54
WEITBLICK
AUF DEN PUNKT
»Ein zukunftsorientiertes Arbeiten hat für mich zwei Dimensionen: Wir brauchen
die Fähigkeit, gesellschaftliche und wirtschaft­liche Trends sowie innovative
Technologien zu erkennen. Und wir müssen gleichzeitig den Mut haben – jeder
für sich und das Unternehmen als Ganzes – den visionären Blick auch in
konkrete Produkte und Prozesse umzusetzen.«
Dr. Michaela Schäfer, Leiterin des Konzernbüros in Lippstadt, Deutschland
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»In Indien stirbt alle vier Minuten ein Mensch im Straßenverkehr. Mit
sicherheitssteigernden Produkten und unserer Arbeit wollen wir
dazu beitragen, dass es weniger tödliche Autounfälle gibt. Das ist
ein großes Vorhaben, das uns alle verbindet. Es motiviert meine
Kollegen und mich, auch weiterhin verantwortungsvoll und mit
Aufrichtigkeit auf unsere gemeinsamen Ziele hinzuarbeiten.«
Kamlesh Kaur, Technikerin in der Fließbandfertigung in Derabassi, Indien
56
WEITBLICK
AUF DEN PUNKT
»Als Führungskräfte müssen wir dafür stehen, dass visionäre Ideen
und Konzepte in unserem Unternehmen für Mitarbeiter transparent
und umsetzbar sind. Die Anforderungen unserer Kunden sollen
erfüllt und Herausforderungen bewältigt werden können – dafür
müssen wir die Möglichkeiten schaffen.«
Steve Lietaert, Geschäftsführer des HELLA Corporate Centers in Plymouth, USA
57
GLOBAL
118
Standorte weltweit. Die Globalisierungsstrategie des Familienunternehmens
sichert einen stabilen Wachstumskurs.
5,8
Mrd. €
Umsatz. Der Aufwärtstrend hält
an: Der Umsatz hat sich dabei in den
letzten 20 Jahren vervierfacht.
JOINT VENTURES
Behr Hella Service
Deutschland Vertrieb und Vermarktung von Pro­dukten aus den Bereichen Fahrzeugklimatisierung
und Motorkühlung im freien Teilemarkt
Behr-Hella Thermocontrol
Deutschland Design, Entwicklung und Produktion
von Bedien- und Steuergeräten für die Fahrzeug­
klimatisierung
Beijing Hella BHAP Automotive Lighting
China Entwicklung, Produktion und Vermarktung
von Scheinwerfern und Heckleuchten für den
chine­sischen Markt
58
Beijing Samlip Automotive Lighting
China Produktion und Vertrieb von Scheinwerfern,
Heckleuchten und Signalleuchten für Kunden in China
Changchun Hella Faway Automotive Lighting
China Entwicklung, Produktion und Vertrieb von
Lichtsystemen sowie Integration von Elektronik­
teilen und Steuergeräten in Scheinwerfer
HBPO
Deutschland Design, Entwicklung, Produktion und
Vertrieb komplexer Frontend-Module
Hella Pagid
Deutschland Vertrieb und Vermarktung eines
breiten Bremsenportfolios sowie von Brems­
komponenten wie Verschleißteilen oder Brems­
flüssigkeiten
HSL Electronics Corporation
Südkorea Produktion von Lichtelektronik, Produkten
für das Energiemanagement und diverser Kompo­n enten
wie intelligente Batteriesensoren und Fahrpedale
InnoSenT
Deutschland Entwicklung, Produktion und Vertrieb
innovativer Radartechnologie für FahrerassistenzSysteme
Mando Hella Electronics
Südkorea Entwicklung, Produktion und Vertrieb
von Fahrwerksystemen, Fahrzeugelektronik sowie
Fahrerassistenz-Systemen für mehr Verkehrs­
sicherheit und Komfort
1899
Geburtsstunde. Am 11. Juni
gründet Sally Windmüller die „Westfälische-Metallindustrie AktienGesellschaft“ in Lippstadt, Deutschland.
39
Länder. HELLA ist in 39 Ländern
aktiv und beschäftigt Mitarbeiter aus
der ganzen Welt. Englisch als
gemeinsame Unternehmenssprache
ist die logische Konsequenz.
176
Patentanmeldungen im letzten Geschäftsjahr beweisen unsere Innovationskraft.
Daher rangieren wir unter den internationalen
Top-Zulieferern.
WELTWEITE ENTWICKLUNGS-, PRODUKTIONS- UND VERTRIEBSSTANDORTE
EUROPA
Italien
Niederlande
Norwegen
Österreich
Polen
Portugal
Rumänien
Russland
Schweiz
Belgien
BosnienHerzegowina
Dänemark
Deutschland
Finnland
Frankreich
Griechenland
Irland
LEGENDE
Vertrieb
Produktion
Slowakei
Slowenien
Spanien
Tschechien
Türkei
Ungarn
Vereinigtes
Königreich Entwicklung
NORD- UND SÜDAMERIKA
ASIEN, PAZIFIK, SÜDAFRIKA
Brasilien
Mexiko
Australien
China
Dubai
Indien
Japan
Neuseeland
USA
Philippinen
Singapur
Südafrika
Südkorea
Thailand
Vietnam
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