Im Windschatten
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Im Windschatten
D I E Z E I T U N G F Ü R T R A N S P O R T, L O G I S T I K U N D M A N A G E M E N T Nr. 8 · 8. April 2016 www.transaktu el l .d e 6035 Euro 2,90 Wahlen: Die Spediteure Rüdinger, Peters und Gerloff analysieren die Ergebnisse und formulieren ihre Erwartungen. Vier Mann, eine Mission (von links): MAN-Produktions- und Logistikvorstand Dr. Carsten Intra, MAN-Vorstandschef Joachim Drees, Verkehrsminister Alexander Dobrindt und VW-Vorstandsmitglied Andreas Renschler. Karten für den TGP gewinnen Aufregung und Spannung erwartet die Besucher des 31. Truck-Grand-Prix (TGP) von 1. bis 3. Juli auf dem Nürburgring. trans aktuell verlost 10 x 2 Tickets. Teilnahme per E-Mail an [email protected] DIREKT UND ALLES AUS EINER HAND Der Ersatzteil-Service von KRONE Bestell-Hotline: +49 5951-209 302 www.krone-trailer.com Im Windschatten MAN startet Platooning – Dobrindt sieht positive Effekte für die Sicherheit R adler wissen es schon lange, dass man bei Rennen den Windschatten seines Vordermanns sucht. Die Lkw-Hersteller setzen ebenfalls verstärkt auf dieses Prinzip und bauen auf eine erhöhte Effizienz durch einen reduzierten Abstand. Platooning nennt sich dieses Kolonnenfahren, bei dem die einzelnen Lkw durch eine elektronische Deichsel miteinander verbunden sind. Wie fünf weitere Fahrzeugbauer beteiligt sich auch MAN an einem europäischen Feldversuch. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sowie VW-Vorstandsmitglied Andreas Renschler, MAN-Vorstandschef Joachim Drees und MAN-Produktions- und Logistikvorstand Dr. Carsten Intra haben am Montag in München einen Platoon aus zwei Sattelzügen auf die Reise geschickt. Der Blick auf die Plane zeigt, dass der Vergleich mit dem Radsport nicht an den Haaren herbeigezogen ist: Aufgedruckt ist jeweils ein Radfahrer, der zweite nutzt geschickt den Windschatten des ersten. „MAN Truck 2 Truck“ nennt der Fahrzeugbauer sein Platooning-Projekt. Ziel der Reise war Rotterdam. Dort trafen sich am Dienstag die Konvois aller sechs Hersteller, die an der European Truck Platooning Challenge teilnehmen. Die Sternfahrt geht auf eine Idee der niederländischen EU-Präsidentschaft zurück, die sich das Kolonnenfahren auf die Fahne geschrieben hat. Damit will sie den Spritverbrauch und die CO2-Emissionen reduzieren, den Verkehrsfluss verbessern und die Sicherheit erhöhen. Nur 18 Meter Abstand Zwar klingt ein reduzierter Abstand von durchschnittlich 18 Metern – wie im Fall des MANKonvois – zunächst nach einer erhöhten Gefahr für Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer. Doch sind Fahrzeugbauer, aber auch Politiker aus den Niederlanden und Deutschland überzeugt, dass dank der dahinterstehenden Assistenzsysteme die Lkw sicherer unterwegs sind. „Wir werden in Zukunft deutlich weniger Unfälle erleben, das Verkehrsgeschehen wird vorhersehbarer, Staus und Unfälle können vermieden werden“, erklärte Minister Dobrindt. Er bezeichnete das Platooning als einen Meilenstein auf dem Weg zum autonomen Fahren. Auf dem Weg dorthin sehe er zwar noch etliche rechtliche Hürden – die für ihn aber zu bewältigen seien. Eine Arbeitsgruppe in seinem Hause werde im September beim G7-Gipfel in Japan entsprechende Empfehlungen machen, kündigte er an. Erfreut zeigte sich Dobrindt darüber, dass MAN beim Erproben der neuen Technologie die Möglichkeiten des neu eingerichteten digitalen Testfelds auf der A 9 genutzt habe. „Mit diesem digitalen Testfeld haben wir einen Leuchtturm geschaffen, der auf der ganzen Welt Beachtung findet“, erklärte der CSU-Politiker. MAN-Vorstandschef Drees sagte, sein Unternehmen sei der erste Hersteller, der dieses Testfeld nutze und auch weiterhin darauf unterwegs sein möchte. Seit Februar fährt MAN dank einer Ausnahmegenehmigung des bayerischen Innenministeriums darauf Versuche. Platooning ist für das Unternehmen im Übrigen kein ganz neues Projekt: Bereits von 2005 bis 2009 hat sich MAN damit auseinandergesetzt, teils auch mit Platoons aus drei und vier Lkw. Bewusst hat sich der Hersteller im Rahmen der Sternfahrt aus Gründen der Akzeptanz in der Öffentlichkeit aber für einen Konvoi aus zwei Fahrzeugen entschieden. MAN geht davon aus, dass Firmen durch Platooning auf der Autobahn im Schnitt zehn Prozent Kraftstoff einsparen können. „Durch die Teilnahme an der Sternfahrt werden wir wichtige Erfahrungen sammeln und neue Erkenntnisse gewinnen“, betonte VW-Vorstandsmitglied Renschler. Gleichzeitig wolle man einen Impuls geben, um die Entwicklung dieser Technologie voranzutreiben. „Ich bin davon überzeugt: Bis 2020 ist die Einführung von Platooning in Europa technisch denkbar und machbar.“ Die Machbarkeit sei aber nur die halbe Miete. Nun komme es darauf an, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Andernfalls können Lkw bis auf Weiteres nicht im Windschatten ihres Vordermanns fahren. Seiten 6–8 Praxis: Der Logistiker VCK Deutschland bietet Industriekunden Lösungen für die letzte Meile an. Seite 10 Recht: Das sind die Schwachstellen im Werkverkehr. Seite 12 Alternative Antriebe: Für die E-Mobilität gibt es nur wenige Förderanreize. Seite 14 Baufahrzeuge: Neue Fahrzeugtechnik für die Baustellenlogistik. Text: Matthias Rathmann | Foto: MAN/Silvio Wyszengrad Mehr zur Europäischen Truck Platooning Challenge auf Seite 15 und 18 MEHR IM NETZ Seiten 20–21 BILDER ZUM START UNTER eurotransport.de/ manplatooning MAUTSTART IN BELGIEN – BGL SIEHT KORREKTURBEDARF In Belgien ist seit dem 1. April eine Maut für Lkw über 3,5 Tonnen fällig. Die entfernungsabhängige Gebühr auf Autobahnen und größeren Regionalstraßen ersetzt die bisherige Eurovignette. Erhoben wird die Gebühr über das elektronische System Viapass. Die Betreibergesellschaft Satellic, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom und der österreichischen Strabag, hat bereits rund 400.000 On-Board-Units (OBU) verkauft. Der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) rechnet jedoch mit erheblichen Einbußen für seine angeschlosse- Marktü b ersi cht: „Einführung besser verschieben“ TRANSPORTVERBAND FNTR nen Unternehmen, da viele Mautgeräte nicht betriebsbereit seien. Und die französische Straßentransportorganisation FNTR plädiert ebenso wie Verbände aus den Niederlanden und Spanien für eine Verschiebung der Lkw-Maut, da Reifen richtig managen – die größten Anbieter im Blick. Seite 16 Satellic demnach nicht alle OBUs rechtzeitig zur Verfügung stellen konnte. Die Gebühren betragen für einen Standard-Lkw je nach Schadstoffklasse, Gewicht und Region durchschnittlich 13 bis 15 Cent pro gefahrenem Kilometer. Die OBU muss permanent eingeschaltet sein, andernfalls wird eine Strafe von bis zu 1.000 Euro fällig. Im Stadtgebiet von Brüssel liegt die Maut noch höher: Für einen Euro-5-Lkw mit mehr als 32 Tonnen beträgt der Satz hier 0,213 Euro. Mit dieser Maßnahme soll der Einsatz umweltfreundlicherer Fahrzeuge vorangebracht werden. rw 2 trans aktuell 8 8. April 2016 MEINUNG UND HINTERGRUND Voller Einsatz Am 21. April öffnen Unternehmen und Organisationen ihre Türen für den 9. Tag der Logistik. Mehr als 260 interessante Veranstaltungen stehen schon im Programm. Die Initiative der Bundesvereinigung Logistik (BVL) macht mittlerweile auch international Schule: Neben Deutschland nehmen elf weitere Länder teil. Foto: Michael Wolf/BVL MEHR IM NETZ MEHR INFOS ZU DEN AKTIONEN: eurotransport.de/tdl2016 Geduld ist gefragt KOMMENTAR von Ilona Jüngst BAG-Bericht zur Laderampe – Transporteure monieren lange Wartezeiten W trans aktuell als Download Ab sofort können Sie die neueste trans aktuell-Ausgabe auch digital lesen. Registrierte Nutzer des Portals eurotransport.de geben in Einstellungen/„Meine Abos verwalten” für die trans aktuell in das Feld Abonnement-Nr. den Code 55747 ein und bestätigen diesen Eintrag durch einen Klick auf „Abonummer speichern“. Unter dem Button „Aktuelles Heft“ auf der Webseite ist dann die neueste Ausgabe zu finden. ährend die verladende Wirtschaft die aktuelle Situation an der Laderampe durchaus positiv bewertet, stellt sie für Transportunternehmen nach wie vor eine Herausforderung dar. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in einer aktuellen Befragung im Rahmen des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Demnach hat sich im Vergleich zur ersten Marktbefragung zur Rampensituation im Jahr 2010 für viele Rampenbetreiber die Situation verbessert. Geschuldet ist dies der Einführung von elektronischen Zeitfenster-Managementsystemen. Mit diesen Systemen habe sich die Wartezeit an den Rampen verkürzt, sofern die Zeitfenster von Lkw-Fahrern eingehalten würden, so der BAG-Bericht. Ist dies nicht der Fall, verlängern sich aber die Wartezeiten der Lkw deutlich, was vor allem die Unternehmen des Nahverkehrs mit mehreren Rampenanfahrten am Tag negativ spüren. Der Unmut der Transportunternehmen macht sich vor allem an den Wartezeiten fest, die nach Angaben der Unternehmen von 30 Minuten bis zu sechs Stunden dauern. Dabei müssen die Unternehmen und ihr Fahrpersonal laut der Umfrage vor allem bei Handelsunternehmen am meisten Geduld mitbringen, während die Wartezeiten bei Industrie- und Speditionsbetrieben kürzer sind. Transportunternehmen beklagen zudem mangelnde Regelungen zu den Ladetätigkeiten an der Rampe. So würden an vielen Rampen trotz fehlender schriftlicher Vereinbarung Fahrer zum Beoder Entladen herangezogen. Zudem fehle es an Vereinbarungen zur Vergütung von Wartezeiten sowie zum Palettentausch. In vielen Punkten sehen dem BAG-Bericht zufolge Transportunternehmen und Rampenbetreiber die Situation weiter völlig unterschiedlich. Einig sind sie sich dem Bericht zufolge aber darüber, dass sich seit der Befragung 2010 die Kommunikation an der Laderampe weiter verschlechtert hat – Folge der schlechter werdenden Sprachkenntnisse des Fahr- beziehungsweise des Lagerpersonals. Ansichten unterschiedlich Nicht besonders gut ist demzufolge auch die Rezeption des 2014 vom BMVI herausgegebenen Handbuchs „Schnittstelle Laderampe“ mit Best-Practice-Beispielen. Nur 41 Prozent der Befragten gaben an, das Werk überhaupt zu kennen. Und von denen, die das Buch kennen, bewertete es keiner als „sehr hilfreich“. Nur 18 Prozent konnten sich zu einem „eher hilfreich“ durchringen, während 44 Prozent die beschriebenen Lösungsansätze als „nicht hilfreich“ bewerteten. Die Transportunternehmen gaben demnach an, dass die abgebildeten Maßnahmen in der Praxis nicht umgesetzt werden könnten. Was sich aber laut BAG bei den Befragten als praxistauglich erwiesen hat, seien flexiblere Zeitfenster und eine digitale Vernetzung der Systeme in der Frage des Zeitfenster-Managements. Abhilfe schaffen könnten bei der Rampenproblematik des weiteren eine Anpassung der Bestellmengen, um die Wartezeiten zu verkürzen, sowie Cross-Docking und Traileryard-Konzepte, schreibt das BAG. Text: Ilona Jüngst und Susanne Spotz | Grafik: Florence Frieser AKTUELLE UMFRAGE Die aktuelle Situation an der Laderampe ist … Rampenbetreiber 84,1 Transportunternehmer positiv neutral 13,6 2,3 26,2 18,0 55,7 negativ Situation im Vergleich zur Befragung im Jahr 2010: 47,7 besser 47,7 unverändert 4,5 schlechter 31,7 36,7 An einem Strang ziehen Es scheint, wie so vieles, auf die Sichtweise anzukommen: zufriedene Rampenbetreiber, die mit Zeitfenster-Regelungen ihren Warenein- und -ausgang besser steuern können auf der einen Seite. Und Transportunternehmer im Wettbewerb um die besten Slots auf der anderen. Sie müssen zudem bei Verspätungen – ob verkehrsbedingt oder durch den letzten Stopp verursacht – die zusätzlichen Kosten alleine schultern. Dieses Ungleichgewicht kann nicht sein, schließlich sind beide Seiten aufeinander angewiesen. Es braucht klare vertragliche Abmachungen zu Palettentausch und zur Arbeitsverteilung an der Rampe, aber vor allem eine definierte Kommunikation entlang der gesamten Kette. Damit jeder seine Ressourcen – Rampen, Stellplätze und Personal auf der einen, Fahrzeug und Fahrer mit vorgegebener Lenk- und Ruhezeit auf der anderen Seite – effizienter einsetzen kann. 31,7 Angaben in Prozent, >100 befragte Unternehmen Quelle: BAG IMPRESSUM trans aktuell Die Zeitung für Transport, Logistik und Management Chefredaktion: Matthias Rathmann (rat) Redaktion: Franziska Nieß (fni), Ilona Jüngst (ilo), Carsten Nallinger (cn), Claudia Wild (wil), Knut Zimmer (kuz) Ressortleitung Test und Technik: Markus Braun (mkb) Online: Thorsten Gutmann (Ltg.); Markus Bauer, Susanne Spotz (Redaktion); Jan Grobosch (Grafik/Produktion) Weitere Mitarbeiter: Nicole de Jong (njo), Anja Falkenstein (af), Michael Kern (mk), Oliver Willms (owi), Andreas Wolf (aw) Grafik/Produktion: Katja Reibold (Ltg.), Florence Frieser, Frank Haug, Monika Haug, Götz Mannchen, Oswin Zebrowski Sekretariat: Uta Sickel Korrespondenten Berlin/Brüssel: Hans-Peter Colditz (co), Regina Weinrich (rw) Verlag: EuroTransportMedia Verlags- und Veranstaltungs-GmbH, Das Gemeinschaftsunternehmen von Dekra, Motor Presse Stuttgart und VF Verlagsgesellschaft Geschäftsführer: Oliver Trost Redaktioneller Gesamtleiter und Herausgeber: Werner Bicker Anschrift von Verlag und Redaktion: Postfach 81 02 07, 70519 Stuttgart Handwerkstraße 15, 70565 Stuttgart Tel.: 07 11/7 84 98-31, Fax: 07 11/7 84 98-59 E-Mail: [email protected] Internet: www.transaktuell.de Anzeigenleitung: Werner Faas, Tel.: 07 11/7 84 98-96 Anzeigenmarkt: Norbert Blucke, Tel. 07 11/7 84 98-94 Vertrieb: Bernd Steinfeldt (Ltg.), Gerlinde Braun, Sylvia Fischer, Tel. 07 11/7 84 98-14/-18, Fax 07 11/7 84 98-46, E-Mail: [email protected] Anzeigenverwaltung: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Nicole Polta, Gabi Volkert, Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart, Tel.: 07 11/1 82-14 03 Herstellung: Thomas Eisele Druck: Dierichs Druck + Media GmbH & Co. KG, Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel. trans aktuell erscheint 24 x jährlich, freitags. Höhere Gewalt entbindet den Verlag von der Lieferungspflicht, Ersatzansprüche können nicht geltend gemacht werden. Alle Rechte vorbehalten, © by ETM Verlags- und Veranstaltungs-GmbH. Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Fotos oder Zeichnungen übernimmt der Verlag keine Haftung. Die Mitglieder von Dekra erhalten trans aktuell im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Einzelpreis in Deutschland 2,90 Euro. Bezugspreise jährlich direkt ab Verlag (Lieferung frei Haus): Deutschland 69,60 Euro, Schweiz 134,40 sfr, Österreich 79,20 Euro, übriges Ausland auf Anfrage. Studenten erhalten gegen Vorlage einer Immatrikulationsbescheinigung einen Nachlass von 40 % gegenüber dem Kauf am Kiosk. ISSN-Nummer 0947-7268 Abonnenten-/Leserservice: trans aktuell, Vertrieb, Postfach 81 02 07, 70519 Stuttgart, Tel.: 07 11/7 84 98-14/-18, Fax: 07 11/7 84 98-46, E-Mail: [email protected], Web: www.transaktuell.de/shop Anzeigenpreisliste: Nr. 25, 2016, Gerichtsstand Stuttgart trans aktuell 8 8. April 2016 DIE SEITE DREI 3 Schon zugestellt Der Kommunikationsanbieter 1&1 plant taggleiche Lieferungen noch in diesem Jahr – zentrale Logistik in Montabaur D 20.000 Sendungen VERLASSEN TÄGLICH DAS LOGISTIKZENTRUM as Objekt der Begierde liegt sorgfältig gestapelt auf einer Palette in einem unteren Regalfach: matt schwarze Verpackung, diskreter Schriftzug. Schon im Vorfeld fieberten ihm viele Fans entgegen. Für das Unternehmen 1&1 war der Termin allerdings eine reine Organisationsfrage – Mitarbeiter mussten ihre Urlaubsplanung nochmals abstimmen, Zeitarbeitskräfte im Logistikzentrum in Montabaur für den Tag X eingestellt werden: dem Vorverkauf des neuen Samsung Galaxy S7-Modells. 13.000 Geräte verschickte 1&1 an diesem einen Tag. Ein Telekommunikationsunternehmen mit eigenem Logistikzentrum? „Darauf sind wir stolz. Ich kenne kein anderes Unternehmen der Branche, das die Logistik selbst betreibt“, sagt Marcell D'Avis, Managing Director bei 1&1. Noch in diesem Jahr will 1&1 sogar Same-Day-Belieferungen anbieten, zunächst in einem Radius von 150 Kilometern um Montabaur – in den Genuss kommen also Kunden aus Köln oder Frankfurt. Später soll der Service sukzessive ausgeweitet werden. Für die Belieferung wäre dann aber nicht mehr das Logistikzentrum in Montabaur zuständig, sondern sogenannte Logistiksatelliten, also Partnerunternehmen, die das Logistikkonzept übernehmen und von 1&1 dafür alles Notwendige – Hard- und Software, Know-how – zur Verfügung gestellt bekommen. „Das verschafft uns die notwendige Flexibilität beim Aufbau des Same-Day-Service“, sagt D’Avis. Im Rahmen des fünfteiligen Leistungsversprechens, das 1&1 seinen Kunden gibt, haben zwei einen direkten Bezug zur Logistik: „1 Nacht und Ihre Bestellung ist da“ sowie „1 Tag und ein defektes Gerät wird vor Ort ausgetauscht“ heißen die Prinzipien. Die Lo- gistik ist damit direkt in die Vermarktung eingebettet, die als ein Alleinstellungsmerkmal von 1&1 die Servicequalität bewirbt. „Weil wir aus diesem Servicegedanken heraus die gesamte Kette von der Bestellung bis zum Kunden in unserer Hand haben wollen, verantworten wir die Logistik selbst.“ Erst 2015 hat 1&1 sein Logistikzentrum um 1.400 auf rund 5.000 Quadratmeter erweitert und inklusive Inventarisierung dafür rund sechs Millionen Euro in die Hand genommen. „Wir platzten aus allen Nähten“, begründet Logistikleiter Ralf Nagel den Neubau, der bei laufendem Betrieb und ohne Substitutionsstandort erstellt wurde. Neue Förderanlage Heute arbeiten im Logistikzentrum rund 100 Mitarbeiter im Zweischichtsystem von 6 bis 23 Uhr. Neben dem Wareneingang, in dem neben Direktbelieferungen direkt von den Herstellern in Fernost auch Sendungen von Distributoren ankommen, gibt es jetzt getrennte Bereiche für die Warenbevorratung und das Pick und Pack. Nicht ohne Stolz zeigt Logistikleiter Nagel die neue Förderanlage des Standorts sowie zwei neue Kartonaufrichter, die bis zu 20 Kartons pro Minute schaffen. Geschwindigkeit und Kapazität sind in der 1&1-Logistik ein großes Thema. Rund fünf Millionen Sendungen hat das Logistikzentrum im vergangenen Jahr abgewickelt, bei einem jährlichen Sendungszuwachs von 20 Prozent. Durch die neue Förderanlage sind 28.000 Aufträge am Tag möglich. „Noch ist die Anlage nicht ausgelastet und eine zweite Ebene ist noch frei. Somit haben wir eine Gesamtkapazität bis zu sieben Millionen Sendungen“, sagt D'Avis. LOGISTIK IN EIGENREGIE 1&1 arbeitet rein als Direktvertrieb: Kunden bestellen über das Internet oder eine Telefonhotline, etwa einen neuen Router, ein Tablet oder Handy mit dazugehörendem Vertrag. 30 Minuten nach Bestelleingang landet der Auftrag im Logistikzentrum, wo die Mitarbeiter die Sendungen anschließend auf einem Kommissionierwagen zusammenstellen. An diversen Arbeitsinseln verpacken weitere Mitarbeiter die Aufträge und versehen sie mit Lieferscheinen. Die Förderanlage bringt die Kartons zum Warenausgang, wo die Sendungen für die Frachtführer – DHL, Hermes und GLS – gebündelt werden. Die holen die Pakete ab, konsolidieren sie in ihren nächsten Frachtzentren und stellen die Sendungen dann über ihre Netzwerke deutschlandweit zu. „Bei einer Spätbestellung steht oftmals der letzte Frachtführer um 22.45 Uhr schon bereit, um das letzte Paket aus den Händen der Mitarbeiter zu empfangen“, sagt D’Avis. Selbst beim Standardversand kommen laut D’Avis bis zu 70 Prozent der Sendungen bereits am nächsten Tag an, ausgenommen in den Randgebieten der Republik. Kunden können aber auch extra den Overnight-Versand buchen – rund 20 Prozent nutzen diesen Service. Seit Dezember bietet 1&1 zudem die Zeitfensterbuchung an, die von 60 Prozent der Overnight-Kunden genutzt werde. Die begehrtesten Zeitfenster sind dabei nicht ab 17 Uhr abends, wie man vermuten würde, sondern die vor 10 Uhr. DAS UNTERNEHMEN ● 1&1 wurde 1988 in Montabaur gegründet, Schwerpunkt waren am Anfang Online-Dienste ● Heute gehört das Unternehmen zur United-Internet-Gruppe und beschäftigt weltweit mehr als 7.000 Mitarbeiter, davon rund 1.500 am Firmensitz Montabaur ● Die zwei Geschäftsbereiche sind Access (Mobilfunk und DSL) sowie Applications (Webhosting und das Portalgeschäft mit web.de und GMX) vice erhält“, sagt D’Avis. Nicht nur haben er und Logistikleiter Nagel über entsprechende Schnittstellen den sofortigen Zugriff auf alle Bestell- und Sendungsdaten, inklusive den Zeitstempeln der tatsächlichen Zustellung an der Haustüre. Monatlich führt das Unternehmen eine Kundenbefragung durch, in der auch die Frachtführer auf dem Prüfstand stehen, mithin bis zur Bewertung von Auftreten und Erscheinung der Kuriermitarbeiter, die ja als Einzige dem Kunden direkt gegenüber treten. „Logistik ist nicht nur ein wichtiger Teil unserer Wertschöpfungskette. Sie überbrückt auch den wertvollen Moment von der Bestellung bis zur Auslieferung – da ist es uns wichtig, dass hier alles klappt.“ Nur dann kann der Kunde sein neues, lang ersehntes Smartphone möglichst bald auspacken. Text: Ilona Jüngst | Fotos: 1&1, Jüngst Kein Outsourcing geplant „Die schnelle Auslieferung ist unser USP“, sagt D’Avis. Dafür sei Flexibilität eine Voraussetzung – sowohl aufseiten von 1&1 als auch der Frachtführer. Aus diesem Grund komme auch nicht wieder ein Logistikoutsourcing an einen Dienstleister in Frage: „Damals trieben uns immer wieder dieselben Fragen um, neben der Flexibilität etwa Forecasts oder auch vertragliche Themen. Wir sehen unsere Leistungen aber immer aus Kundensicht – und wenn wir mehr und besseren Service anbieten wollen, organisieren wir das am besten selbst.“ Für einen wichtigen Teil des Leistungsversprechens sind daher auch die Frachtführer zuständig. „Wir können keine Spätbestellung bis 22 Uhr anbieten, wenn die cutoff time beim Frachtführer 18 Uhr ist“, sagt D’Avis. Entsprechend deren Leistung setzt er den Frachtführer so ein, „dass der Kunde den besten Se- Stehen für das Leistungsversprechen: Logistikleiter Ralf Nagel (l.) und Geschäftsführer Marcell D’Avis. 4 trans aktuell 8 8. April 2016 POLITIK UND WIRTSCHAFT Vorrang für Aufbau West Minister Dobrindt will Mobilität langfristig sichern – Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgestellt ÖFFENTLICHKEIT DARF MITREDEN Mitsprache: Seit 21. März können sich sechs Wochen lang Bürger und Fachleute in die Verkehrsplanung einbringen, online oder auf dem Postweg Stellung zu einzelnen Projekten beziehen und Vorschläge machen. Transparenz: Der Entwurf des BVWP ist im Internet veröffentlicht und in mehreren Städten ausgelegt worden. Darüber hinaus gewährt das Bundesverkehrsministerium online konkrete Einblicke in die Projektbewertungen: unter www.bvwp2030.de Timing: B undesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat den Entwurf des mehrfach verschobenen Bundesverkehrswegeplans 2030 (BVWP) vorgelegt. Er enthält rund 1.000 Projekte mit einem Gesamtvolumen von 264,5 Milliarden Euro. Mit dieser – wie er sagt – klaren Finanzierungsperspektive könnten alle Projekte des vordringlichen Bedarfs bis 2030 umgesetzt werden, sagte Dobrindt in Berlin. ERHALT NUN KLAR VOR NEUBAU Der Plan signalisiert nun auch offiziell einen neuen verkehrspolitischen Ansatz. Nicht, weil Dobrindts Investitionshochlauf bisher kaum für möglich gehaltene Rekordsummen für Straßen, Schienen und Wasserwege ermöglicht, sondern weil die Prioritäten neu geregelt werden. Die Prinzipien „Erhalt vor Neubau“ und die „Engpassbeseitigung in hoch belasteten Korridoren“ stehen künftig eindeutig im Fokus. Fast 70 Prozent der Gesamtmittel fließen im Zeitraum von 2016 bis 2030 in den Erhalt der Infrastruktur. Im alten BVWP 2003 waren das lediglich 56 Prozent. Gestärkt werden sollen vor allem die Hauptachsen und Knoten und damit die Leistungsfähigkeit des Gesamtnetzes. So gehen 75 Prozent der Straßenbaumittel in großräumig bedeutsame Vorhaben und lediglich 25 Prozent in die regionale Erschließung. Beseitigt werden rund 1.700 Kilometer Engpässe auf Autobahnen und etwa 700 Kilomenter Schienenengpässe. Bedacht werden dabei besonders die westdeutschen Flächenländer Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen. Für die einzelnen Projekte wurde eine neue Dringlichkeitseinstufung geschaffen. Dabei werden zunächst die Aus- und Neubauvorhaben in „Laufende beziehungsweise fest disponierte Projekte“ und in „Neue Vorhaben“ aufgeteilt. Alle laufenden und fest disponierten Vorhaben werden so schnell wie möglich fertig gestellt; 25,2 Milliarden Euro stehen dafür zur Verfügung. Die neuen Vorhaben wurden in die Dringlichkeitsstufen „Vordringlicher Bedarf “ (VB), „Vordringlicher Bedarf Engpassbeseitigung“ (VBE), „Weiterer Bedarf “(WB) sowie „Weiterer Bedarf mit Planungsrecht“ (WB) eingeteilt. Dem BVWP zufolge sollen die Vorhaben des VB und des VBE bis 2030 umgesetzt beziehungsweise begonnen werden. Erst danach haben die Maßnahmen des Weiteren Bedarfs eine Realisierungschance. Nicht zu den Bundesverkehrswegen zählen die See-, Binnenund Flughäfen sowie die Güterverkehrszentren. Planung, Bau und Unterhaltung dieser Anlagen erfolgt durch Länder, Kommunen oder private Betreiber. Der Bund ist aber zuständig für die Anbindung dieser Anlagen an das Netz der Bundesverkehrswege. Vom Gesamtvolumen des BVWP in Höhe von 264,5 Milliarden Euro decken 226,7 Milliarden Euro den Substanzerhalt, die Ausund Neubauprojekte des VB mit VBE sowie die „sonstigen Investitionen“, zum Beispiel für Lärmsanierung, Parkflächen oder Betriebsgebäude, ab. 37,8 Milliarden Euro sind als sogenannte Schleppe zur Abfinanzierung solcher Vorhaben vorgesehen, die erst in einer späten Phase des BVWP-Geltungszeitraums begonnen und nach 2030 zu Ende finanziert werden. 141,6 Milliarden für Erhalt Für den Erhalt der Bestandsnetze von Straße, Schiene und Wasserstraße sieht der BVWP bis 2030 141,6 Milliarden Euro vor. Dies entspricht 69 Prozent des verfügbaren Finanzrahmens. Der BVWP 2003 wies dafür nur 83 Milliarden Euro aus. Für Aus- und Neubaumaßnahmen stehen 94,7 Milliarden Euro zu Buche. Damit sollen Engpässe aufgelöst, Verkehrsabläufe verbessert und „Erreichbarkeitsdefizite“ reduziert werden. Von den insgesamt 264,5 Milliarden Euro entfallen – einschließlich Erhaltung – 49,4 Prozent auf den Verkehrsträger Straße, 41,3 Prozent auf die Schiene und 9,3 Prozent auf die Wasserstraße. Für Aus- und Neubauprojekte ist der Anteil der Straße mit 55,4 Prozent noch etwas höher; durchschnittlich 2,3 Milliarden Euro stehen dafür pro Jahr bereit. Die Schiene erhält einen Anteil von 40,3 Prozent (1,7 Milliarden Euro pro Jahr), die Wasserstraße von 4,3 Prozent (20 Millionen Euro). Aus dem vorgelegten Entwurf des BVWP ergibt sich, dass Dobrindts Investitionshochlauf die dauerhafte Finanzierung des Schenker liefert Bahn-Bilanz: stabile Logistik, schwache Güterbahn M ehrere Lokführerstreiks und Stürme haben der Deutschen Bahn voriges Jahr zu schaffen gemacht. Zu kämpfen hatte vor allem der Schienengüterverkehr, den Konzernchef Dr. Rüdiger Grube bei der Bilanzvorlage als seine größte Baustelle bezeichnete. „Viele Kunden haben sich während der Streiks mit langfristigen Verträgen an andere Transporteure gebunden“, sagte er. Die Bahn setze alles daran, um diese Kunden zurückund neue hinzuzugewinnen. Sondereffekte wie die Streiks und das Unwetter hätten das Unternehmen mit 370 Millionen Euro belastet. Das ist einer der Gründe für den Ergebnisrückgang um 16,6 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte leicht um 1,9 Prozent auf 40,5 Milliarden Euro. Um den Schienengüterverkehr wieder auf Erfolgskurs zu bringen, plant die Bahn eine umfangreiche Sanierung. Wie „Die Welt“ berichtet, sollen 2.100 Stellen gestrichen und 215 Güterverkehrsstellen aufgegeben werden. Zum 1. März hatte der Konzern die Sparte DB Schenker Rail in DB Cargo umbenannt. Da- mit würden die Bahn- von den Logistikaktivitäten getrennt, hieß es. Was die Logistikaktivitäten angeht, haben diese dem Konzern voriges Jahr stabile Ergebnisse geliefert. „Im Landverkehr per Lkw haben wir mit DB Schenker unsere Marktführerschaft in Europa klar behauptet“, sagte Bahn-Chef Grube. Die Zahl der transportierten Sendungen stieg um 2,9 Prozent auf 101,7 Millionen. Die Tonnage in der Luftfracht nahm um 1,4 Prozent auf 1,1 Millionen zu und der Umsatz in der Kontraktlogistik gar um 17, 3 Prozent auf 2,4 Milliar- den Euro. Rückläufig war allein die Seefrachtsparte, die 1,9 Millionen 20-Fuß-Container beförderte – 2,1 Prozent weniger als 2014. Text: Matthias Rathmann | Foto: DB AG/Banaszak BVWP noch nicht sichert. Konkret sind für Erhalt, Ersatz und Ausbau der Verkehrsnetze bis 2030 durchschnittlich 15 Milliarden Euro pro Jahr notwendig. „Die Erhöhung der Mittel wird insbesondere durch die Ausweitung der Nutzerfinanzierung erreicht und ist um zusätzliche Haushaltsmittel zu ergänzen“, heißt es. Beides ist aber noch keine beschlossene Sache, genauso wie eine stärkere Einbindung privaten Kapitals. Zu beachten ist außerdem, dass sowohl bei den für den BVWP unterstellten Finanzmitteln als auch bei den Investitionskosten der Projekte keine künftigen Preissteigerungen berücksichtigt wurden. Nicht gerade begeistert von der vorgelegten Marschroute bis 2030 zeigt sich die Opposition. Dobrindt habe einen schlechten Job gemacht und eine „Wühlliste“ mit viel zu vielen Projekten vorgelegt, für die das Geld nicht reichen werde, monierte Dr. Valerie Wilms von den Grünen. Deswegen müsse der Bundestag selbst ran und die Listen gründlich prüfen. „Wir Grüne werden uns jedes Projekt sehr genau ansehen.“ Sabine Leidig von den Linken sagte, es dürfe nicht um Strategien für mehr Verkehr gehen. Überlegt werden müsse stattdessen, den Verkehr zu reduzieren. Für die Aufnahme in den neuen BVWP wurden insgesamt rund 2.000 Vorschläge für Ausund Neubauprojekte geprüft. Nun hoffen die Abgeordneten, dass es Projekte aus ihren Wahlkreisen in eine zeitnahe Umsetzung schaffen. Text: Hans-Peter Colditz | Fotos: BMVI, Fotolia | Nach sechswöchiger Bürgerbeteiligung wird der Entwurf des BVWP überarbeitet, danach erfolgt die Zuleitung ans Bundeskabinett. Dieses wird den Plan voraussichtlich im Sommer verabschieden. Dort könnte es noch Ärger geben, denn auf eine Ressortabstimmung hat Dobrindt bislang verzichtet. Die auf Basis des BVWP erarbeiteten Ausbaugesetze und die Bedarfspläne für die einzelnen Verkehrsträger werden dann vom Bundestag im Herbst diskutiert und beschlossen. Alle fünf Jahre folgen Bedarfsplanüberprüfungen. MEHR IM NETZ DIE REAKTIONEN DER VERBÄNDE UNTER www.eurotransport.de/ bvwp trans aktuell 8 8. April 2016 POLITIK UND WIRTSCHAFT 5 Es läuft gut für die Branche BAG erwartet deutliche Zuwächse für den Lkw-Fernverkehr sowie den Kombinierten Verkehr MEHR IM NETZ V or den deutschen Straßentransportbetrieben liegen erfreuliche Monate. Wie schon 2015 wird sich die Transportnachfrage bis Ende 2016 um nahezu zwei Prozent beim Aufkommen und um mehr als zwei Prozent bei der Leistung erhöhen. Auch für die weiteren Jahre bis 2019 liefert die vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) soeben vorgelegte „Mittelfristprognose Winter 2015/2016“ positive Zahlen. Ausschlaggebend dafür sind vor allem die Entwicklung des Weltwirtschaftswachstums sowie eine gute Binnennachfrage. Belebend, insbesondere für den privaten Konsum, wirken sich Aufkommen wird im laufenden Jahr um 1,7 Prozent zunehmen, die Leistung um 2,1 Prozent. Ab 2017 aber wird der Wachstumstrend auch bei der Straße etwas abgeschwächt. Beim Aufkommen rechnet die Prognose mit einem jährlichen Zuwachs von einem halben Prozentpunkt, bei der Leistung sollen es 1,1 Prozent werden. Die größten Zuwächse werden weiterhin bei den Straßengüterfernverkehren und grenzüberschreitenden Straßengüterverkehren erwartet. Auch diese Prognose hebt hervor, dass der Anteil ausländischer Lkw weiter zunehmen wird, vor allem aus Osteuropa. Erwartet wird, dass sich dieser Trend bis ZINSTIEF KURBELT DEN KONSUM AN auch die niedrigen Rohölpreise und das niedrige Zinsniveau in Europa aus. Vor diesem Hintergrund wird das Transportaufkommen im gesamten Güterverkehr bis 2019 insgesamt um durchschnittlich 0,8 Prozent pro Jahr anwachsen, die Transportleistung wird im gleichen Zeitraum um jährlich 1,3 Prozent steigen – ab 2017 wegen ungünstigerer Rahmenbedingungen allerdings mit sinkender Tendenz. Während aber die nationalen Gütertransporte nur relativ gering zulegen werden, wird für die grenzüberschreitenden Güterverkehre ein deutlich höheres Wachstum erwartet. Wie schon in den vergangenen Jahren wird der Straßengüterverkehr von allen Landverkehrsträgern am stärksten wachsen. Das 2019 fortsetzt und der Anteil ausländischer Lkw auf 14,6 und die Leistung auf 39,5 Prozent steigert (2014: 13,4 und 38 Prozent). Im Schienengüterverkehr haben sich die Bahnstreiks auch 2015 fortgesetzt und deutliche Spuren hinterlassen. So ging das Transportaufkommen im Vorjahr um ein Prozent zurück, hingegen stieg die Transportleistung der Schiene 2015 um 1,4 Prozent. Hier zeige sich die Attraktivität der Bahn bei langen Transportdistanzen, die zunehmend auch von privaten Bahnen bedient würden. 2016 soll der Güterverkehr der Schiene wieder deutlich steigen, beim Aufkommen um 1,1, bei der Leistung um 1,5 Prozent. Für den Zeitraum 2017 bis 2019 dürfte dieses Wachstum auch hier im Einklang mit der Konjunkturent- STARKER ZUWACHS FÜR DEN KOMBINIERTEN VERKEHR Transportaufkommen Straßengüterverkehr (einschl. Kabotage) Eisenbahngüterverkehr darunter Kombinierter Verkehr (KV) Binnenschifffahrt Rohrleitungen Luftfracht Insgesamt Seeverkehr* 2016 (in Mio. t) 3630,7 2019 (in Mio. t) 3682,0 365,2 87,0 371,7 93,9 1,1 3,0 0,6 2,6 223,9 91,2 4,4 4315,4 299,1 228,6 92,1 4,6 4379,2 316,6 1,2 0,6 1,0 1,6 2,4 0,7 0,3 1,5 0,5 1,9 Quelle: Bundesamt für Güterverkehr / trans aktuell * Wurde in der Prognose gesondert behandelt und ausgewiesen Veränderung Veränderung 16/15 in % 19/16 in % 1,7 0,5 wicklung etwas schwächer ausfallen (Aufkommen plus 0,6, Leistung plus ein Prozent). Als Wachstumsmarkt sehen die BAG-Fachleute den Kombinierten Verkehr (KV). Für ihn werden von 2016 bis 2019 überproportionale Steigerungen prognostiziert – beim Aufkommen satte drei Prozent, bei der Leistung 2,6 Prozent. Ursachen: der weiterhin stark wachsende Außenhandel und die damit einhergehenden Zu- nahmen im Seehafenhinterlandverkehr. Veränderungen gibt es auch beim Modalsplit. Nach Zugewinnen des Verkehrsträgers Straße von 2014 bis 2016 bei Aufkommen und Leistung von je über einem Prozent wird der Straßengüterverkehr der Prognose zufolge 2016 beim Aufkommen auf einen Anteil von 84,2 und bei der Leistung auf einen Anteil von 71,8 Prozent kommen. Die Anteile der Bahn gehen in diesem Jahr dagegen auf 8,5 beziehungsweise 17,2 Prozent weiter zurück. Von 2017 an bis 2019 sollen alle Anteile dann relativ stabil bleiben. Lediglich der Straßengüterverkehr wird seinen modalen Anteil bei der Transportleistung gegenüber den anderen Verkehrsträgern noch einmal leicht ausbauen. Text: Hans-Peter Colditz | Foto: Kombiverkehr EINE ÜBERSICHT ÜBER DEN STRASSENGÜTERVERKEHR NACH HERKUNFT UND ENTFERNUNG FINDEN SIE HIER: eurotransport.de/sgv 6 trans aktuell 8 8. April 2016 POLITIK UND WIRTSCHAFT „Schnittmengen gibt es immer“ Spediteur Roland Rüdinger über eine mögliche grün-schwarze Koalition in Baden-Württemberg trans aktuell: Herr Rüdinger, Ihre Partei CDU hat in BadenWürttemberg deutliche Verluste hinnehmen müssen. Haben Sie am Wahlabend einen Schnaps gebraucht? Rüdinger: Sagen wir so: Es war hart. Ich war als Wahlhelfer ja nah am Geschehen dran. Als CDUOrtsverbandsvorsitzender war ich anschließend auf der Wahlparty des Landrats. Da war Zittern angesagt, weil der CDU-Direktkandidat aus dem Wahlkreis Hohenlohe temporär an zweiter Stelle lag. Für den Direkteinzug in den Landtag hat es mit einem Vorsprung von 0,9 Prozent der Stimmen am Ende dennoch gereicht. Wie tief saß der Schock? Dass die CDU im Ländle mal Juniorpartner einer Koalition werden könnte, war durch die Prognosen ja nicht vorhersehbar. Doch. Ich hatte die AfD auch auf 15 Prozent geschätzt. Das liegt daran, dass man die Ängste der Bürger nicht wahrgenommen hat. Wir haben viele Übersiedler im Betrieb. In Künzelsau und Öhringen gibt es Wohnbauschwerpunkte für Übersiedler und in den entsprechenden Wahllokalen Ergebnisse von rund 50 Prozent für die AfD. Der Hohenloher AfD-Kandidat Anton Baron ist gebürtiger Kasache und trifft die Stimmung der Übersiedler. ZUR PERSON ● Roland Rüdinger (53) ist seit 1999 Geschäftsführer der Rüdinger Spedition in Krautheim, er ist verheiratet und hat zwei Kinder ● Gewerbepolitisch engagiert sich der Unternehmer als Vorsitzender des Verkehrsausschusses der IHK Heilbronn-Franken, als Vizepräsident des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg, als stellvertretender Vorsitzender im Fachausschuss Landverkehre des Deutschen Speditionsund Logistikverbands und als Mitglied des DIHKVerkehrsausschusses Überrascht das nicht? Man sollte doch meinen, dass Wähler mit internationalem Hintergrund offener gegenüber Flüchtlingen sind als andere. CDU und SPD haben hier ein gemeinsames Problem. Die SPD erreicht Linksintellektuelle und einfache Arbeiter. Die CDU hat ebenfalls Übersiedler in ihrer Klientel, die traditionell aus Anerkennung für Helmut Kohl CDU wählen. Die Übersiedler haben Angst, dass sie in ihrer Position von den Neuankömmlingen verdrängt werden, die häufig nicht über die nötigen deutschen Sprachkenntnisse oder eine hinreichende Schulbildung verfügen. Inwiefern verdrängt? Ganz einfach: Für Flüchtlinge gibt es öffentliche Fördertöpfe, die früher vielleicht mal den Übersiedlern vorbehalten waren. Die Übersiedler haben Angst, dass sie sich ihre Wohnungen nicht mehr leisten können. Kurzum: Sie haben brutale Verdrängungsängste. Wenn man dieser Klientel dann noch die innere Sicherheit wegnimmt, handeln sie irrational. Derjenige, der Pfefferspray kauft, neigt dazu, AfD zu wählen. Und wenn man das Gefühl hat, dass die etablierten Partien die innere Sicherheit nicht mehr gewährleisten können, bleibt man entweder der Wahl fern oder wählt eine nicht etablierte Partei. Der AfD ist es gelungen, in ganz großem Stil die Nichtwähler zu mobilisieren. Was sind die Lehren aus diesem Ergebnis? Das sind demokratisch legitimierte Kandidaten. Wenn wir deren Wähler nicht ernst nehmen, nehmen wir die Demokratie nicht ernst. Wir können doch nicht sagen: Das waren 15 Prozent Verrückte. Wie unterscheidet man dann unter unseren Mitmenschen, wer verrückt ist und wer nicht? Ich finde es jedenfalls nicht in Ordnung, jemanden gleich in eine rechte Ecke zu stellen, wenn er sagt, er fühle sich in Deutschland unsicher. Dieses Gefühl sollte man thematisieren – das hat man bisher nicht. Kommt die AfD für Sie als Gesprächspartner infrage? Die Kiwi-Koalition kommt. Jedenfalls gilt es als sehr wahrscheinlich, dass die bundesweit erste grün-schwarze Landesregierung an den Start geht. Die Koalitionsgespräche haben bereits begonnen. Seit 2011 hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) eine rot-grüne Koalition im Land geführt. Die SPD hat bei den Wahlen aber nahezu die Hälfte ihrer Anteile eingebüßt. Winfried Kretschmann Ministerpräsident Baden-Württemberg 2011 Ich habe kein Problem damit, mich mit der AfD zu unterhalten. Mit deren Wählern unterhalte ich mich täglich, da muss ich mich nur mit meinen Mitarbeitern unterhalten. Bei einem Übersiedleranteil von 40 Prozent in der Belegschaft kann man sich ausmalen, wie viele davon AfD gewählt haben. Ist Grün-Schwarz angesichts des Wahlausgangs in BadenWürttemberg für Sie eine echte Option oder würden Sie dem CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf davon abraten? Erstens ist es ihm wahrscheinlich relativ egal, was ich ihm rate. Zweitens wird es nicht viele andere Lösungen geben – wenn SPD und FDP nicht wollen. Man kann dann doch nicht in totale Realitätsverweigerung gehen. Sehen Sie denn Schnittmengen zwischen Grün und Schwarz? Schnittmengen gibt es unter demokratischen Parteien immer. Nachdem ein grüner Verkehrsminister in einer kompletten Legislaturperiode kein Güterverkehrskonzept hinbekommen hat, wird ihm das vielleicht mit schwarzer Nachhilfe gelingen. Wo ein Vakuum ist, kann man leicht etwas füllen. Ernsthaft: Ich habe es mir im Staatsministerium bestätigen lassen, dass es kein Konzept der Landesregierung zum Güterverkehr gibt. Wo müsste die Landesregierung an erster Stelle ansetzen, wenn sie ein solches Konzept erstellen wollte? Erstens: Wir brauchen Logistikflächen in Stadtnähe. Sonst geht der Verkehr ungebündelt auf die Stadt zu. Das können wir an der A 81 beobachten, wo ein großer Logistikdienstleister seinen Fernverkehr in Richtung Stuttgart ab Ilsfeld komplett auf Kleinfahrzeuge zerlegt. Zweitens: Wir benötigen zusätzliche Straßen. Entweder erklärt man den Bürgern, dass sie ihre Mobilität einschränken müssen oder man baut Straßen. Am besten wären neue Autobahnen. Weil man die aber politisch nicht durchsetzen kann, braucht man breitere. Drittens: Es bedarf weiterer Ortsumgehungen. Wir müssen die Leute in der Stadt versorgen, aber wir brauchen doch keinen Durchgangsverkehr. Die Bürger wollen keinen Lkw in der Stadt und der Lkw will ebenfalls nicht in die Stadt. In der Vergangenheit gab es vielversprechende CitylogistikKonzepte, die aber fast alle eingeschlafen sind. Wäre es an der 2016 Zeit, sie wieder aus der Schublade zu holen? Dazu gäbe es ein einfaches Konzept: Der Gewerbetreibende in der Stadt müsste verpflichtet werden, im Außenbezirk ein Warenpostfach zu unterhalten, an das die jeweiligen Lieferanten mit befreiender Wirkung anliefern können. Wir hätten den ungebündelten Verkehr dann bis zum Warenpostfach, und der jeweilige Betrieb müsste schauen, wie er seine Sendungen gebündelt und umweltverträglich zu sich in die Stadt bekommt. Und das jeweilige Postfach kann man sich dann zum Beispiel bei einem Logistikdienstleister am Stadtrand einrichten? Genau, wobei das nur funktioniert, wenn es auch beim Baurecht Bewegung gibt, der jeweilige Logistikdienstleister also am Stadtrand die nötigen Flächen bekommt. Bei Filialisten funktioniert das Konzept schon: Sie betreiben außerhalb der Stadt ihre Zentralläger, von denen die Ware gebündelt in die Stadt kommt. reicht ein Doppelklick und das Paket kommt direkt auf die Ladentheke. Deshalb dürfte es manch einer als unangenehm empfinden, wenn er seinen Warenfluss selbst organisieren müsste. Wäre das denn zumutbar? Aber ja. Der Einzelhändler könnte sich doch mit seinem Nachbarn zusammenschließen und den Citylogistiker beauftragen, ihn zum Beispiel morgens um 9 und nachmittags um 17 Uhr aus seinem Warenpostfach zu beliefern. So wie man einen Briefkasten einrichtet, damit der Postbote nicht bis in den siebten Stock steigen muss, so müssten die Gewerbetreibenden ein Warenpostfach einrichten. Nur so lässt sich in einer Wettbewerbswirtschaft der Güterverkehr in die Stadt bündeln. Text: Matthias Rathmann | Grafik: Götz Mannchen | Fotos: Rathmann, Rüdinger, Land Baden-Württemberg Woran scheiterte ein solches Konzept bisher? Die Gewerbetreibenden in der Stadt haben bei der Logistik bisher ein Rundum-Sorglos-Paket. Es LANG-LKW IM EINSATZ Standard gibt es im Fuhrpark der Rüdinger Spedition nicht – maximal den gemeinsamen Anspruch an die Fahrzeuge, damit XXL-Stückgut zu befördern. Die rund 140 eigenen Lkw umfassen Planentieflader ebenso wie Ultraleichtfahrzeuge mit zwölf Tonnen oder verlängerte Sattelauflieger mit 14,90 Meter Länge. Vor Jahren schon hatte sich Geschäftsführer Roland Rüdinger bemüht, die Flotte um den einen oder anderen Lang-Lkw anzureichern und bereits eine entsprechende Masterarbeit in Auftrag gegeben. Durch die Freigabe der A 81 in Baden-Württemberg nimmt Rüdinger seit 2. März am Feldversuch teil. Auf der noch nicht freigegebenen Zufahrt vom Firmensitz Krautheim zur Autobahn– eine Entfernung von 18 Kilometern – ist der Lang-Lkw konventionell unterwegs, aufgeteilt als Motorwagen und Sattelzug. Auf einem Parkplatz an der Autobahn wird zusammengesattelt. Die Streckenfreigabe dürfte in Bälde erfolgen. Rüdinger hat die Strecke von Krautheim zum Kombiterminal Schweinfurt zur Aufnahme ins Positivnetz beantragt. trans aktuell 8 8. April 2016 POLITIK UND WIRTSCHAFT 7 „Ampel bringt frischen Wind“ Intertrans-Geschäftsführer Michael Peters über eine mögliche Drei-Parteien-Koalition in Rheinland-Pfalz trans aktuell: Herr Peters, der Wahlsonntag hat auch in Rheinland-Pfalz einige Überraschungen bereitgehalten. Hätten Sie die starken Rückgänge der Grünen und damit ein Ende von Rot-Grün erwartet? Peters: Absolut, ich hatte in der Woche vor der Wahl meinem Prokuristen Klaus Schramm prophezeit, dass die Grünen eine Wahlschlappe erleiden, die FDP wieder in den Landtag eintritt, es bei SPD und CDU keine entscheidenden Verschiebungen geben wird und zusätzlich die AfD im zweistelligen Bereich erfolgreich sein wird. Selten lag ich mit meiner Prognose bei einer Landtagswahl so exakt richtig. Die Grünen haben sich in der Legislaturperiode mit keiner einzigen positiven konstruktiven Entscheidung in die Landespolitik in Rheinland-Pfalz eingebracht. Im Gegenteil, sie wurden nur als Zauderer und Verhinderer auf vielen Feldern der Landespolitik in der Pfalz wahrgenommen. Sind die 12,6 Prozent der Stimmen, die die AfD aus dem Stand holte, ein Alarmsignal? Nein, das ist kein Alarmsignal, sondern es war eine logische Schlussfolgerung der Bundespolitik der Regierungskoalition von Frau Merkel. Die Wähler waren frustriert und wir können froh sein, dass die AfD in Rheinland-Pfalz unter der 20-Prozent-Marke blieb. Glauben Sie, dass die AfD eines Tages auch für Verkehr und Logistik konstruktive Positionen entwickeln wird? Vorstellbar wäre dies schon, da die AfD versucht, auch in allgemeinen politischen Feldern Position zu beziehen. Die aktuelle Auflösung des Landesverbandes im Saarland belegt, dass man sich aus der rechten Ecke in die bürgerliche Mitte bewegen will. ● Michael Peters (49) ist seit November 2004 Geschäftsführer von Intertrans in Ludwigshafen. Seit 1991 ist er in der Firma tätig, die sein Großvater 1962 gegründet hatte. Vorausgegangen war ein Studium an der BA Mannheim im Fachbereich Logistik ● Der Unternehmer engagiert sich im Vorstand des Speditions- und Logistikverbands Hessen/ Rheinland-Pfalz (SLV), darüber hinaus ist er in zwei IHK-Prüfungsausschüssen tätig Abseits vom Lang-Lkw: Hat Malu Dreyer den Stellenwert der Logistikbranche erkannt? Da habe ich dann doch erhebliche Zweifel. Die Branche wird immer noch nicht als der drittgrößte Arbeitgeber in Deutschland wahrgenommen. Das beginnt schon damit, dass es kaum Flächen für Logistikneubauten gibt oder eine Rheinbrücke 2 in Wörth als Stiefkind behandelt wird und eine Rheinbrücke südlich von Ludwigshafen, obwohl seit den 60erJahren geplant, überhaupt nicht mehr im Fokus ist. Das wird sich mit dem Umbau der Hochstraße Nord in Ludwigshafen, Dauer über ein knappes Jahrzehnt, bitterlich rächen. In welchen Bereichen der Infrastruktur muss die neue Landesregierung konkret Antworten liefern? Hier geht es vor allem um die Sanierung bestehender Straßen und Brücken, aber auch die katastrophale Lage der Anwohner im Mittelrheintal, den Eisenbahnverkehr betreffend. Die neue Landesregierung muss endlich den vierspurigen Ausbau der B 10 Pirmasens–Landau weiter forcieren, aber auch den Flughafen Hahn als Wirtschaftsfaktor erhalten und möglichst ausbauen. Es gibt in diesen Bereichen unendlich viel zu tun. Auch wenn manches unpopulär erscheint, dient es doch der Wirtschaft unseres Bundeslandes und letztendlich hängen sehr viele Arbeitsplätze davon ab, nicht nur in der Logistik, son- Ministerpräsidentin Malu Dreyer kann mit den Grünen allein nicht mehr weiterregieren. Welche Regierungskonstellation halten Sie in Rheinland-Pfalz künftig für die wahrscheinlichste – und welche würden Sie sich wünschen? Ich gehe davon aus, dass es zu einer Ampelkoalition von Rot, Gelb und Grün kommen wird. Eine große Koalition ist ebenfalls denkbar, aber eine Drei-Parteien-Koalition würde eventuell mehr frischen Wind in die Ministerien bringen. In Rheinland-Pfalz dürfte die Ampel bald auf Grün springen: Die Sondierungsgespräche deuten auf eine Koalition aus SPD, FDP und Grünen hin. Mit den Grünen allein kann die SPD unter Ministerpräsidentin Malu Dreyer nicht mehr regieren. Kommt die Ampel, wäre die FDP auch wieder in einer Landesregierung vertreten. Malu Dreyer Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz 2011 dern vor allem in der Industrie. Viele Bürger wissen gar nicht, dass die Exportquote der Industrie in Rheinland-Pfalz bei circa 57 Prozent liegt. Dies funktioniert aber nur, wenn diese Waren auch just in time an die Käufer im Ausland geliefert werden können. Welche Verkehrsachsen in Rheinland-Pfalz müsste die künftige Landesregierung als Erstes in Angriff nehmen? Die A 61, die B 10 und den Übergang von Rheinland-Pfalz nach Baden-Württemberg im RheinNeckar-Dreieck. Der sechsspurige Ausbau der A 61 im Nadelöhr Pfalz ist ja beschlossene Sache, dies muss nur zügig umgesetzt werden. Die Brückensanierungen 2016 und auch Erweiterungen in Wörth, Schierstein und im Rhein-NeckarDreieck sollten endlich angegangen werden, auch wenn es politisch nicht immer populär ist. Wie ist es um die Infrastruktur speziell mit Blick auf Rasthöfe und Lkw-Parkplätze im Land bestellt? Hier wurde in den vergangenen Jahren einiges getan, natürlich wäre ein Mehr immer gut, aber die Verhältnisse in Rheinland-Pfalz sind jetzt nicht so angespannt wie in Baden-Württemberg oder Bayern. Text: Matthias Rathmann | Grafik: Götz Mannchen | Fotos: Intertrans, Land Rheinland-Pfalz Die Marken der BPW Gruppe: BPW | ERMAX | HBN-Teknik | HESTAL | idem telematics Welchen Trailer Sie auch bauen wollen, als Ihr Systempartner haben wir immer die perfekte Konstellation an Lösungen dafür. Hat Rot-Grün sich in den vergangenen Jahren hinreichend um die Belange der Logistik gekümmert oder hätten Sie sich – zum Beispiel beim LangLkw – mehr Unterstützung gewünscht? Immerhin wurden einige Weichen gestellt, was zum Beispiel mehr Parkplätze an den Autobahnen oder der sechsspurige Ausbau der A 61 zwischen Frankenthal und Speyer anbelangt. Aber das Verhalten der Regierung in Bezug auf den Lang-Lkw ist einfach nur eine peinliche Schande. Hat die Landesregierung hierzu den Dialog mit der Branche gesucht? Bei Gesprächen im Ministerium in Mainz wurden Fragen hierzu nur abgebügelt. Man berufe sich auf den Koalitionsvertrag, basta, kein Thema. Ein Gespräch darüber war somit nicht möglich. Die Grünen und auch die SPD haben mit diesem Verhalten ihre eigenen Wähler belogen, weil man sämtliche wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf weniger CO2-Emissionen und geringeren Verschleiß der Autobahnen und, ganz wichtig, der Brücken wegen der geringeren Achslasten wissentlich ignoriert hat. In Baden-Württemberg hat die .2016 11.04.–17.04 N E H C N MÜ UNS! BESUCHEN SIETAND 919/2 FN S FREIGELÄNDE Mit einem Universum abgestimmter Systeme sind wir Ihr idealer Systempartner. Unsere Produkte sind an den Anforderungen Ihrer Kunden ausgerichtet: von intelligenten Fahrwerksystemen über Aufbauten- und Verschließtechnik, Kunststofftechnologie und Beleuchtungssysteme bis hin zu Telematik-Komplettlösungen für Truck und Trailer. Und mit unseren Engineering-Dienstleistungen sowie individuellen Services unterstützen wir Sie dabei, Ihre Produktion wirtschaftlicher zu machen. www.bpw.de | www.wethinktransport.de wrwunited.de ZUR PERSON Vernunft und Erkenntnis obsiegt, in Rheinland-Pfalz war man aus Proporz dazu nicht in Lage. Das hat sich dann auch im Wahlergebnis widergespiegelt. 8 trans aktuell 8 8. April 2016 POLITIK UND WIRTSCHAFT „Ergebnis hat sich angedeutet“ Spediteur Thomas Gerloff über den Wahlausgang in Sachsen-Anhalt – gutes Zeugnis für bisherige schwarz-rote Koalition trans aktuell: Herr Gerloff, wir haben am Wahlsonntag in Sachsen-Anhalt ein kleines Erdbeben erlebt. Hätten Sie einen solchen Wahlausgang erwartet? Gerloff: Um ehrlich zu sein, war ich nicht besonders überrascht. Das Ergebnis dieser Wahl hat sich ja bereits bei den Umfragen angedeutet. Außerdem habe ich schon durch meinen Beruf sehr viel mit Menschen zu tun und aus Gesprächen konnte man schon vor der Abstimmung heraushören, dass viele Teile der Bevölkerung mit der allgegenwärtigen Flüchtlingspolitik unzufrieden sind und sich Ängste und Sorgen aufgebaut haben. Der Wahlausgang zeigt, dass die Flüchtlingspolitik aus Berlin und die Meinungen eines nicht unerheblichen Teils unserer Bevölkerung divergieren. Wie erklären Sie sich den Wahlerfolg der AfD, die in SachsenAnhalt aus dem Stand 24,2 Prozent der Stimmen holte? Aus meiner Sicht kommt der Wahlerfolg der AfD aufgrund von zwei Hauptursachen zustande: Zum einen – und das ist der größte Teil – handelt es sich hier um Protest- beziehungsweise einstige Nichtwähler, die mit ihrem Kreuz die Politik der Bundesregierung abstrafen möchten. Zum anderen können sich Parteien wie die AfD nur so stark entwickeln, weil SPD und CDU zu sehr in die politische Mitte gerückt sind. Dadurch ergeben sich links von der SPD und rechts von der CDU Potenziale für neue Parteien wie die AfD. Sicher ist diese politische Entwicklung ein Resultat aus der sogenannten großen Koalition und dem Streben der Volksparteien, bedingungslos jede Wählerschicht erreichen zu wollen. Glauben Sie, dass die AfD sich entwickeln kann und eines Tages auch bei der Verkehrspolitik Impulse geben kann? Nein, ich glaube nicht daran, dass sich die AfD auf der politischen Bühne etablieren kann. In meinen Augen kamen in der AfD viele verschiedene Personen aus unterschiedlichsten politischen Lagern zusammen, die sich in der Vergangenheit zunächst ein- In Sachsen-Anhalt gibt es nicht wirklich viele Optionen für eine neue Landesregierung, wenn es ohne Beteiligung von Linken oder AfD funktionieren soll. Für eine Fortsetzung von Schwarz-Rot reicht es nicht, sodass Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) voraussichtlich auch die Grünen einbinden wird. Die entsprechenden Sondierungsgespräche sind angelaufen. Reiner Haseloff Ministerpräsident Sachsen-Anhalt 2011 mal auf ein Thema gestürzt haben. Jetzt geht es um Inhalte und hoffentlich auch mal wieder um andere Themen. Somit wird sich zeigen, ob die AfD Antworten finden kann. Nachdem die bisherige schwarzrote Koalition keine Mehrheit mehr hat: Welche Regierungskonstellation ist für Sie in Sachsen-Anhalt künftig die wahrscheinlichste? Ich halte eine schwarz-rot-grüne Koalition für die wahrscheinlichste Regierungsform. Machen Sie Ihren Betrieb sicherer! In Deutschland kam es im ersten Halbjahr 2015 in der gewerblichen Wirtschaft und im öffentlichen Sektor zu über 400.000 meldepflichtigen Arbeitsunfällen. Der Trend ist zwar ganz leicht rückläufig. Doch immer noch ereignen sich in jeder Minute fast zwei Arbeitsunfälle. Dabei hätte die Mehrzahl dieser Unfälle schon durch einfache Maßnahmen vermieden werden können. Gelebter Arbeitsschutz ist Voraussetzung für dauerhafte betriebliche Sicherheit. Sicherheitsbeauftragte leisten bei der Prävention von Arbeitsunfällen wertvolle Arbeit. Denn als speziell geschulte „Kollegen unter Kollegen“ verfügen sie über das Auge für Unfallgefährdungen und weisen frühzeitig vor Ort auf mögliche Gefahren hin. In Kombination mit einer Qualifizierung zum Erstellen einer Gefährdungsbeurteilung gewinnen Sicherheitsbeauftragte weitere wichtige Kompetenzen im vorbeugenden Arbeitsschutz. Mit den praxisorientierten Arbeitssicherheits-Seminaren der DEKRA Akademie schützen Sie Ihre Mitarbeiter und Ihren Betrieb, sorgen für Rechtssicherheit und erfüllen alle diesbezüglichen Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes. Denn was nicht jeder weiß: Sicherheitsbeauftragte sind in Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern gesetzlich vorgeschrieben. Für mehr Flexibilität, Zeitersparnis und größeren Lernerfolg bietet die DEKRA Akademie die Ausbildung als Blended Learning an – einer bewährten Kombination aus Präsenztraining und E-Learning. Somit sparen Unternehmen einen Großteil der Anfahrts-, Übernachtungs- und Verpflegungskosten und müssen kürzer auf Ihre Mitarbeiter verzichten. Machen Sie Ihren Betrieb sicherer – mit der DEKRA Akademie! Weitere Informationen: DEKRA Akademie GmbH CompetenceCenter Handwerk, Industrie, Technik Rainer Lill Tel.: +49. 2232.94518-46 [email protected] www.dekra-akademie.de In welchen Bereichen muss die neue Landesregierung im Verkehrs- und Logistikbereich dringend Antworten finden? Natürlich ist es wichtig, dass unsere Infrastruktur weiter ausgebaut und stetig erneuert wird. Mit dem Wort Infrastruktur verbinde ich dabei nicht nur das Straßennetz, sondern auch die Möglichkeit, Daten schnell und störungsfrei auszutauschen. Auf diesem Feld ist in der Vergangenheit aber auch schon einiges passiert. Ein für mich und mein Unternehmen viel größeres Problem ist zurzeit jedoch der Fachkräftemangel und die zu beobachtende Tendenz, dass gerade junge Menschen aus unserem schönen Bundesland abwandern. Ich erhoffe mir, dass die neue Landesregierung mit ihrer Politik diesem Trend weiterhin entgegenwirkt und die richtigen Impulse setzt. Was das von Ihnen erwähnte Straßennetz angeht, gibt es Handlungsbedarf. Welche Verkehrsachsen in Sachsen-Anhalt empfinden Sie als Nadelöhre und als besonders stauträchtig? Das sind die A 2 und die A 14 als Transitstrecken für den Verkehr aus Osteuropa – besonders aus Polen und Tschechien – sowie die A 9 als wichtige Nord-Süd-Verbindung. Welche Art der Abhilfe erwarten Sie dort? Für Sachsen-Anhalt wäre es wichtig, dass der Ausbau der A 14 in Richtung Schwerin endlich fertiggestellt wird und die lückenlose Anbindung der B 6n an die A 9 erfolgt. Ansonsten kann ich relativ zufrieden sagen, dass in unserem Bundesland in der Vergangenheit viel Geld in die Infrastruktur gesteckt wurde. Als kleiner Wermutstropfen bleibt, dass die Umsetzung von neuen angedachten Projekten oftmals zu lange dauert. Wie ist es um die Infrastruktur speziell mit Blick auf Rasthöfe und Lkw-Parkplätze bestellt? 2016 Auf den Hauptverkehrsachsen und speziell auf den Autobahnen ist das Parkplatzproblem auch in unserem Bundesland allgegenwärtig. Hier begrüße ich jedoch die zum Teil neu eingerichteten Informationstafeln, die zumindest auf noch freie Parkplätze hinweisen. Hat sich die Vorgängerregierung unter Ministerpräsident Reiner Haseloff hinreichend um die Belange der Logistik gekümmert? Unsere Logistikgruppe gehört zu den größten Arbeitgebern im Land. Aus diesem Grund pflegen wir einen engen Kontakt zu Regionalpolitikern und unserer Landesregierung. Deshalb finden wir mit unseren Belangen auch Gehör in Magdeburg. Hat die bisherige Regierung den Stellenwert der Logistikbranche als Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber Ihrer Einschätzung nach in ausreichendem Maß erkannt? Ich finde schon, dass unsere alte Landesregierung die Logistikbranche als Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber eindeutig erkannt hat. Obwohl die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Bundesland doch recht positiv ist, sind wir in Sachsen-Anhalt nun mal wirtschaftlich nicht so stark aufgestellt wie beispielsweise in großen Teilen der alten Bundesländer. Somit ist es umso wichtiger, dass eine Landesregierung auf die Entwicklung in jeder Branche akribisch genau achtet. Das war aus meiner Sicht heraus bei der Vorgängerregierung der Fall und trifft hoffentlich auch wieder auf die neue Landesregierung zu. Abschließend sei gesagt, dass meiner Meinung nach gerade auf Bundesebene der Begriff „Logistikbranche“ zu selten in den Mund genommen wird und somit unsere Belange gefühlsmäßig untergehen. Text: Matthias Rathmann | Grafik: Götz Mannchen | Fotos: GKS Gerloff Spedition, Land Sachsen-Anhalt ZUR PERSON ● Thomas Gerloff, 27 Jahre, geschäftsführender Gesellschafter der GKS Gerloff Spedition ● Im Unternehmen seit 2012, zuvor Hochschulstudium zum Verkehrsingenieur an der TU Dresden trans aktuell 8 8. April 2016 POLITIK UND WIRTSCHAFT 9 Protest der Eingesessenen Frankreichs Regierung soll Dumping bekämpfen – Logistik bekommt neuen Stellenwert D WELTBANK-INDEX LOGISTIK Kampf gegen illegale Beschäftigung und unlauteren Wettbewerb zu verbessern, stellen die Verbände fest. Gleichzeitig aber dränge die Zeit, denn die Welle von Lkw und leichten Nutzfahrzeugen aus dem Ausland, die gesetzeswidrig unterwegs seien, werde immer größer und bedrohlicher. OTRE fordert als Sofortmaßnahme, in ganz Frankreich die bekannten Parkplätze und Logistikbereiche der im Ausland zugelassenen Fahrzeuge zu kontrollieren. Kontrollen müssten auch bei den Auftraggebern stattfinden, insbesondere dort, wo der Staat Aktionär sei. Außerdem müsse es eine verpflichtende elektronische Voranmeldung von Kabotagefahrten geben. Es gelte auch, die Übereinstimmung von Frachtbrief und Ladung besser zu kontrollieren. Nicht zuletzt müsse die Binnenmarktschutzklausel ange- wandt werden, wie sie in Artikel 7 der europäischen Rechtsetzung 93/3118 vorgesehen sei. Damit wäre auf der Stelle jede Form von Kabotage in Frankreich tabu. Verbände machen Druck Vidalies gestand zu, dass die Kontrollen verbessert werden müssten, um dem illegalen Wettbewerb zu begegnen. Eine Neufassung der Kabotageregelungen lehnte er aber ab. Das stieß auch bei anderen Verbänden wie FNTR, TLF und UNOSTRA auf völliges Unverständnis. Nicht nur die illegale, sondern auch die legale Kabotage bereite Probleme, argumentieren sie. Hier müsse der Kampf in Brüssel geführt werden. Es gehe nicht an, dass Frankreich sich bereits vor den Diskussionen zum „Road Package“ geschlagen gebe. Europäische Regeln fielen nicht in Brüssel vom Himmel, sondern würden von den Mitgliedsstaaten gestaltet. Es gelte, sich zu engagieren. Frankreich will in der Logistik unter die ersten fünf Global Player vorrücken. Das ist zumindest das Ziel der neuen Strategie „France logistique 2025“, die Verkehrsstaatssekretär Alain Vidalies auf der Transport- und Logistikmesse SITL vorgestellt hat. Für den Bericht haben staatliche Organe, Unternehmen, Berufsverbände, Infrastrukturbetreiber, Sozialpartner und Universitäten zusammengearbeitet. Derzeit belegt Frankreich nach dem Index der Weltbank aus dem Jahr 2014 den 13. Platz. Zu den vier Hauptzielen gehört neben einem der vorderen Plätze und einem multimodalen Angebot auch, die Stärken der Mitarbeiter besser zu nutzen. Die digitale Zukunft soll zum Wohle der Logistik vorbereitet und die Logistikkette als Transformationshebel für das Verhalten der Wirtschaftsakteure genutzt werden. Vidalies zufolge steht die Branche für zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts und sorgt für 1,8 Millionen Arbeitsplätze. Um den Informationsfluss innerhalb der Logistikkette zu verbessern, soll ein einheitliches Cargo Community System eingeführt werden. Was den Zoll angeht, wird an eine Ausweitung des Prinzips der Steuerschuldumkehr bei der Mehrwertsteuer gedacht. Die Ausbildung des Nachwuchses soll zudem besser an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst werden. Deutschland: Rang 1 Logistics-PerformanceIndex (LPI): 4,12 Punkte Frankreich: Rang 13 Logistics-PerformanceIndex (LPI): 3,85 Punkte Quelle: Weltbank, 2014 Text: Regina Weinrich | Fotos: Matthias Rathmann, Fotolia | Montage: Götz Mannchen Tirol pfeift auf EU-Kommission Sektorales Fahrverbot zum Herbst – Güterverlagerung auf die Schiene uns in hen Sie c u s e B d 213 4, Stan B e ll a H A uf der Inntalautobahn in Österreich soll ab 1. Oktober wieder stufenweise ein sektorales Fahrverbot gelten. Euro-6-Lkw sollen davon bis 2018 ausgenommen sein. Außerdem hat die Tiroler Landesregierung beschlossen, das Fahrverbot für Fahrzeuge, die die Luft stark verschmutzen, auszudehnen. Die EU-Kommission möchte vorrangig Tempo 80 für Pkw auf der Autobahn umgesetzt sehen und lehnt das Fahrverbot ab. Die Landesregierung will bestimmte unverderbliche Güter wie Abfälle, Steine und Stahl nur mehr auf der Schiene durch das Unterinntal und das Tiroler Wipptal transportieren lassen. Die EU-Kommission befürchtet dadurch eine unverhältnismäßige Beschränkung der Freizügigkeit beim Gütertransport. Sie hält neben dem Tempolimit für Pkw eines von 60 Stundenkilometern für Lkw und ein zügigeres Verbot der Euroklassen 3 und 4 für die bessere Lösung. „Gemeinsam mit den österreichischen Behörden wollen wir nun eine geeignete Lösung finden, um Tirols Naturerbe zu schützen“, sagte ein Behördensprecher. Tirols Landeshauptmann Günther Platter wies den EU-Vorschlag zurück. Bereits die vor eineinhalb Jahren eingeführte Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 Stundenkilometer sei von den Autofahrern nur akzeptiert worden, wenn im Gegenzug wieder ein sektorales Fahrverbot gilt. Damit könnten bis zu 200.000 Lkw von der Straße auf die Schiene verlagert werden, sagte er. Jährlich fahren rund zwei Millionen Lkw über den Brenner. Für die österreichischen Transportunternehmen gibt es Umrüstungsprämien, die 2015 rund 300 Fahrzeugen zugutekamen. Der Bund zahlt 12,5 Millionen Euro, wie viel das Land Tirol beisteuert, war noch offen. Die Internationale Straßentransportunion (IRU) hat den dritten Tiroler Vorstoß als „unverhältnismäßige Einschränkung des freien Warentransports“ kritisiert. Es sei eine Illusion zu glauben, dass diese Verkehre auf die Schiene verlagert werden könnten, da es hier nicht genug Kapazitäten gebe und geben werde. Tirol hatte schon 2003 und 2007 sektorale Fahrverbote erlassen, die der Europäische Gerichtshof kippte, weil sie mit der Warenverkehrsfreiheit unvereinbar waren. Text: Regina Weinrich Fotos: Simmlinger, Fotolia | Montage: Haug Transport.Intelligenz. Die gesamtheitliche Transportlösung für den Bau: S.KI Sattelkipper mit S.KI Control-App und unseren Premium-Services. Ihr Vorteil beim Asphalttransport mit der neuen thermoisolierten Mulde: Mehr Nutzlast, verbessertes Handling und ein maximaler Werterhalt. www.cargobull.com Mehr Infos: +49(0)2558 81-7001 7475 ie Konkurrenz osteuropäischer Transportunternehmen auf dem französischen Markt wird offenbar immer schärfer und problematischer für eingesessene Unternehmen. Rechtschaffene Unternehmen könnten den illegalen Praktiken der zentral- und osteuropäischen Konkurrenz nicht standhalten, schreibt die Präsidentin des Branchenverbandes OTRE (Organisation des Transporteurs Routiers Européens), Aline Mesples, an den verantwortlichen Staatssekretär für Verkehr, Alain Vidalies. Die Billig-Konkurrenz werde völlig ungestraft von Auftraggebern auf den Weg geschickt und diese seien zum Teil renommierte Verlader in Staatsbesitz. In der Folge liefen alle Fahrzeuge unter französischer Flagge Gefahr zu verschwinden, betont Mesples. Er ruft zu Demonstrationen am 9. April auf. OTRE vertritt die kleinen und mittelgroßen Unternehmen, die besonders gebeutelt sind. Die Straßentransportbranche in Frankreich beschäftigt 440.000 Menschen in 40.000 Betrieben. Die Wirtschaftskrise hat dem Sektor sehr zugesetzt. Die Regierung hatte bereits im November einen Untersuchungsausschuss eingerichtet, der die staatliche Kontrollpolitik im Straßentransport unter die Lupe nimmt. Dessen Ergebnisse, die im Sommer vorgelegt werden sollen, seien wichtig, um den 10 trans aktuell 8 8. April 2016 SPEDITION UND LOGISTIK Alles andere als normal VCK Logistics Germany auf Expansionskurs – Diversifizierung angesagt MEHR IM NETZ EINE AUSFÜHRLICHERE TEXTVARIANTE: eurotransport.de/vck D ie Digitalisierung unserer Umwelt, vom smarten Stromnetz bis zum selbstfahrenden Auto oder Lkw, hängt an der Übertragung von Daten. Ohne Telekommunikation läuft gar nichts. Ein Logistiker, der mit Dienstleistungen für diese Branche gewachsen ist, ist VCK Logistics Germany. Das Unternehmen, das aus der Compass Holding in Düsseldorf hervorgegangen ist, will unter dem Dach seiner niederländischen Muttergesellschaft weiter expandieren. Der Verbund der VCK-Gruppe ermöglicht den Düsseldorfern ein deutlich größeres Leistungs- 31. Internationaler ADAC TRUCK-GRAND-PRIX NÜRBURGRING spektrum. „Wir werden von der Industrie und den Kunden nicht mehr als kleines mittelständisches Unternehmen sondern als größerer Spieler gesehen“, sagt Geschäftsführer Michael Wortmann. Jetzt hält VCK Ausschau nach weiteren Unternehmen, die vom Geschäftsmodell und der 01. – 03. Juli 2016 01. - 03. Juli 2016 FiA Truck Racing Championship BLANCPAIN Sprint Series ADAC Mittelrhein Cup Geografie her in die Strategie passen. „Expansionsmöglichkeiten sehen wir in Skandinavien, in Osteuropa sowie Großbritannien und Irland“, sagt er. Österreich gehöre auch dazu. Ziel sei es, sich in einem ersten Schritt zu beteiligen und später eventuell zu 100 Prozent einzusteigen, wie es bereits mit Compass oder der Amsterdamer All-In-Logistics praktiziert wurde. In Deutschland und der Schweiz macht der Schwerpunkt Telekommunikation rund drei Viertel des Geschäfts aus. „Wir haben einen Namen im Markt, den wir weiter ausbauen möchten“, sagt Wortmann. „Unser Ziel ist, dass wenn es um Telekommunikation und Logistik geht, automatisch der Name VCK fällt.“ Dabei decke das Unternehmen eine Vielzahl von Dienstleistungen ab. Von der Beschaffung über die zentrale Lagerführung, das Zusammenstellen verschiedenster Materialien für einen Standort und den Transport dorthin. Von Düsseldorf aus werden bundesweit bis zu 50 Fahrzeuge disponiert. „Es geht aber auch um die sogenannte last mile logistic“, betont Wortmann und meint damit, dass die Techniken, die das mobile Telefonieren und den mobilen Datenaustausch ermöglichen, angeschlossen und verbaut werden. Dabei soll es aber nicht bleiben. Die Logistik der letzten Meile soll auf andere Industrien übertragen werden. Auch Hightech-Produkte wie DruckerScanner, Serverschränke oder Bankautomaten müssen zu ihrem Installationsort befördert werden. Es gibt Überlegungen, noch weiterführende Leistungen gemeinsam mit Partnern zu übernehmen. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Notebooks zu konfigurieren oder SoftwarePakete aufzuspielen. Das kann bis in die Büros der Endkunden gehen, nach dem Motto: Hier ist die Maus, alles ist startklar. „Neben dem, was klassischerweise ein Logistiker macht, machen wir aber auch Dinge, die damit eigentlich nichts zu tun haben“, sagt Wortmann. Etwa KundenWebshops betreiben, Mobiltelefone und SIM-Karten verwaltet und die Abrechnungen den entsprechenden Kostenstellen zugewiesen. Die Düsseldorfer mieten im Rahmen des Facility Service auch Standorte für ihre Kunden an, richten Arbeitsplätze ein und besorgen sogar den Kaffee. Fazit Wortmann: „Ein ganz normales Unternehmen sind wir nicht.“ Text: Regina Weinrich | Fotos: VCK „Werden als größerer Spieler gesehen“ MICHAEL WORTMANN, GESCHÄFTSFÜHRER DEUTSCHLAND, ZUR BETEILIGUNG DER NIEDERLÄNDISCHEN VCKHOLDING DAS UNTERNEHMEN ● Das niederländische Unternehmen VCK wurde 1915 gegründet, Geschäftsbereiche sind neben Geschäftsreisen die Logistik mit den Feldern Port Logistics (Amsterdam), Luftfracht (Flughafen Schiphol), Seefracht (Rotterdam) und Supply-Chain-Solutions (Deutschland, Schweiz und Niederlande) ● Unter der Holding VCK Logistics Germany arbeiten in Deutschland die VCK Logistics SCS und die VCK Logistics SCS Projects ● Schwerpunkt der Arbeit ist die Logistik im Bereich der Telekommunikation mit einem sehr breiten Leistungs- und Produktportfolio Großes Open-Air-Festival ● VCK Deutschland und Schweiz machen mit zusammen 100 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 30 Millionen Euro WWW.TRUCK-GRAND-PRIX.DE trans aktuell 8 8. April 2016 SPEDITION UND LOGISTIK 11 Gemeinsame Sache DB Schenker und GLS kooperieren beim Paketversand – keine Exklusivität vereinbart Zusammenarbeit ist Chefsache: Rico Back (GLS Gruppe, l.) und Ewald Kaiser (DB Schenker Landverkehr). D DIE PARTNER ● Die GLS Gruppe betreibt in 41 europäischen Staaten 39 zentrale Umschlagplätze und 688 Depots ● Der Paketdienst beschäftigt rund 14.000 Mitarbeiter, täglich sind 19.000 Fahrzeuge im Einsatz ● 2014/2015 transportierte GLS 436 Millionen Pakete und erzielte einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro ● DB Schenker ist in den Bereichen Landverkehr, Luft- und Seefracht, Kontraktlogistik und Supply Chain Management tätig ● Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 65.000 Mitarbeiter an rund 2.000 Standorten ● 2015 hat der Spediteur einen Umsatz von rund 15,5 Milliarden Euro erwirtschaftet er Spediteur DB Schenker und der Paketdienst GLS haben eine Paketkooperation gestartet. „Wir haben uns entschieden, Europa organisatorisch zu einer Region zu formen und parallel dazu unser Paketangebot zu standardisieren und auf neue Beine zu stellen“, sagt Ewald Kaiser, Vorstand Landverkehr DB Schenker und Chef der Geschäftsregion Europa. DB Schenker betreibt in Europa ein flächendeckendes, 700 Niederlassungen umfassendes Netz. Der Schwerpunkt des Produktangebots ist das klassische Stückgut. „Unsere Kunden haben uns aber schon länger darauf aufmerksam gemacht, dass bei unseren europäischen Leistungen das Paket fehlt“, fügt er hinzu. Zwar sei Schenker in dem Segment vor allem in den nordischen Ländern wie Norwegen, Schweden, Finnland und auch Polen mit einem eigenen Paketprodukt aktiv. In den anderen Ländern gibt es überwiegend lokale Kooperationen. Die Kunden hätten eine Flächendeckung vermisst, die nun gemeinsam mit GLS aufgebaut werde. „Unsere Unternehmen sind extrem komplementär aufgestellt“, sagt er. Eine direkte Wettbewerbssituation bestehe nicht. Der Stückgutmarkt wachse nach wie vor, aber nicht mehr so stark wie der Paketmarkt – insbesondere beim Privatkundengeschäft (B2C), bei dem in Deutschland für 2016 eine Wachstumsrate von rund 18 Prozent vorhergesagt wird. „Unsere Kooperation wird auch daran partizipieren“, erklärt Kaiser. Der Fokus beider Partner liege auf dem Geschäftskunden-Segment (B2B), auch wenn GLS gruppenweit bereits 30 Prozent seines Volumens im B2C-Bereich produziert. Die Partnerschaft beruht auf Gegenseitigkeit. Exklusivität haben die Partner allerdings nicht vereinbart. Schenker bietet GLS Speditionsleistungen auf der langen Strecke in Europa an, während sich GLS um die letzte Meile kümmert. „Wir haben dafür den besten Partner, den man sich wünschen kann“, sagt Kaiser. „Der Paketmarkt wächst um etwa fünf Prozent und damit stärker als die allgemeine Marktentwicklung“, fügt Rico Back, Geschäftsführer der GLS Gruppe, hinzu. Die Sendungen werden zunehmend kleiner und die Zustellung für Stückgutunternehmen damit teurer. „Das Paket ist unser Spezialgebiet. Unser Anliegen war es von Anfang, die europäischen Länder zu vernetzen“, sagt er. Konkret heißt das, dass Schenker Pakete an GLS und GLS standardisierte Ware wie Paletten an Schenker übergibt – und das flächendeckend in Europa. Darüber hinaus sind jetzt die Informationssysteme der Partner vernetzt. Neu ist, dass der Kunde bei Schenker über die Plattform „New Generation E-Services“ bucht, egal ob es sich dabei um ein Paket, Stückgut oder eine Komplettladung handelt. Schenker übernimmt die Ware inklusive Pakete und speist sie in das GLS-System ein, „an einem Punkt, der wirtschaftlich und von der Lauf- zeit her am sinnvollsten ist“, erklärt Kaiser. In Spanien bringe Schenker 500 Pakete über Land nach Barcelona oder Madrid und übergibt sie dort an den Paketdienst. Kaiser und Back sind davon überzeugt, dass das grenzüberschreitende Paket das am stärksten wachsende Produkt sei. „Deutschland als europäischer Exportmotor ist prädestiniert dafür, die Kooperation zu beginnen“, betont Back. Nach dem Start in Deutschland sollen als nächstes die Benelux-Länder, Frankreich und Spanien an das Netz gehen. Ziel ist es, bis Ende 2017 alle Länder aufgeschaltet zu haben. Dass an den innereuropäischen Grenzen derzeit durch die Flüchtlingsströme erhöhte Kontrollen stattfinden, führe jedoch zu Staus. Er hoffe, dass der freie Warenverkehr in Europa bestehen bleibe. Text: Nicole de Jong | Foto: Markus Hertrich/Deutsche Bahn STE JETZT TE N! DAILY DOPPELSIEG DER NEUE EUROCARGO Bester seiner Klasse: Der DAILY überzeugt durch höchste Anforderungen in puncto Leistung, Komfort und Produktivität Eine internationale Fachjury hat entschieden. Daily: ‚‚Van of the Year 2015“. EUROCARGO: ‚‚Truck of the Year 2016“. Die neue Extraklasse: Mit HI-SCR ohne Abgasrückführung ist der neue EUROCARGO effizient und umweltfreundlich unterwegs INFORMATIONEN UNTER: GLANZLEISTUNG.IVECO.DE 12 trans aktuell 8 8. April 2016 RECHT PRAKTISCH Gefährliches Halbwissen Fahrerqualifizierung, Gefahrgut – bei welchen Punkten Werkverkehre aufpassen müssen B ei regulären Autobahnkontrollen winken die Polizeibeamten besonders gerne 7,5-Tonner und Fahrzeuge der Sprinter-Klasse in Kombination mit einem Anhänger heraus. Warum? Diese Fahrzeuge gelten als typisch für den Werkverkehr. Der spielt jedoch bei vielen Herstellern, bei Dienstleistern oder auch bei Handwerksbetrieben wenn überhaupt dann nur eine Nebenrolle – etwa in Form eines Lagermitarbeiters, der dann etwa als Gelegenheitsfahrer auftritt. trans aktuell fasst für genau diese Unternehmen einige gängige Rechtsvorschriften zusammen, bei denen die Beamten bei Kontrollen in der Regel Treffer erzielen. Einsatz: Die Definition von gewerblichem Güterverkehr und Werkverkehr findet sich im Güterkraftverkehrsgesetz (GüKG) Paragraf 1 – Werkverkehr ist demnach „Güterkraftverkehr für eigene Zwecke eines Unternehmens“ mit bestimmten Voraussetzungen. „Einige Unternehmen erfüllen nicht alle Voraussetzungen, die das New York, New York Connecting Continents – die besondere Leserreise von nach New York vom 3. bis 7. November 2016 und GüKG nennt“, sagt Götz Bopp von der IHK Stuttgart. Probleme gibt es außerdem beim Einsatz von Selbstständigen oder Subunternehmern: Legal dürfen nur der Unternehmer oder Unternehmenseigner, im Unternehmen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte oder Leiharbeitnehmer hinter dem Steuer sitzen. Auch Tochtergesellschaften einer Gruppe dürfen nur jeweils für die eigenen Belange Werkverkehr vornehmen. Ein weiterer Punkt ist, dass teilweise nicht nur eigene Güter des Unternehmens, sondern auch „Fremdware“ beziehungsweise Güter des Kunden transportiert werden. Das können etwa im Messebau schon zehn Kartons Sekt für die Standbewirtung des Kunden oder eine Palette Werbebroschüren sein – das könne bei einer Kontrolle schon für Probleme sorgen. Kontrolle: Werkverkehrsunternehmen, die nicht alles selbst befördern und auch Transportdienstleister beauftragen, müssen die Regelungen des Paragrafen 7 c GüKG beachten und sich vom Transportunternehmen regelmäßig die Genehmigung vorlegen lassen: einmal jährlich mit Vorankündigung, optimalerweise einmal jährlich unangekündigt. Diese Leserreise verbindet Kontinente und Logistik mit Sport: Erleben Sie die Metropole New York und erhalten Sie exklusive Einblicke in die Transportbranche in den USA. Freuen Sie sich auf Besuche der Dachser-Niederlassung auf Long Island, eines Händlers des Truck-Herstellers Daimler und des Paketzentrums von UPS im Herzen von Manhattan. Das besondere Highlight ist die Teilnahme am New York Marathon am 6. November. Eine Stadtrundfahrt rundet diese exklusive Leserreise ab. Neben dem Flug mit Singapore Airlines sind im Reisepreis von 2.790 Euro enthalten: alle Transfers, Übernachtungen im Hotel Courtyard by Marriott New Jersey, das Rahmenprogramm und die Teilnahme am New York Marathon. 15 Leserinnen und Leser können an der Reise teilnehmen. Melden Sie sich schnell an! Bei mehr Interessenten entscheidet das Los. • Infos und Bewerbung im ETM Verlag bei Josephine Ohl, Tel.: 07 11/7 84 98 15, Mail: [email protected]. Bei mehr als 15 Teilnehmern entscheidet das Los. Die Teilnehmer werden schriftlich per E-Mail informiert und der durchführenden Reiseagentur Grosse-Coosmann Sportreisen in Münster gemeldet. Bewerbungsschluss ist der 29. April 2016. Unsere Reisepartner: Die Logistikdienstleister Dachser und UPS sowie die Nutzfahrzeughersteller Daimler und Krone gestalten das Fachprogramm. Lenk- und Ruhezeiten: „Durch gefährliches Halbwissen und mangelhafte Beratung“ kommt es laut Bopp immer wieder zu Aussagen, dass der Werkverkehr im Umkreis von 50 oder 100 Kilometern um den Standort generell von den Sozialvorschriften befreit wäre. Richtig sei, dass es zwar zahlreiche Werkverkehrsunternehmen gibt, die aufgrund ihrer Tätigkeit vom Fahrpersonalrecht befreit sind, etwa durch die sogenannte Handwerkerklausel. „Diese Ausnahmen sind aber stets daran geknüpft, dass spezifische Voraussetzungen erfüllt werden, und in aller Regel auch auf eine bestimmte Gewichtsklasse oder einen Einsatzradius beschränkt.“ Alle Fahrten, für die keine Ausnahme gilt, sind aufzeichnungspflichtig. Qualifikation: Werkverkehr findet für gewerbliche Zwecke statt und die Fahrer müssen deshalb, sofern keine Ausnahme vorliegt, gemäß dem Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) den Nachweis ihrer Qualifikation und die Ziffer 95 im Führerschein (oder mittelfristig auch über einen gesonderten „Fahrerqualifizierungsnachweis“) erbringen. Die sogenannte Handwerkerregelung (Paragraf 1 Abs. 2, Nr. 5 BKrFQG) trifft auf Fahrer zu, die Material oder Ausrüstung transportieren, das sie konkret zur Ausübung ihres Berufes benötigen. Zudem darf das Führen des Fahrzeugs nicht die Haupttätigkeit des Fahrers sein. Ladungssicherung: „Ganz verallgemeinert: Das Kenntnisniveau und die Ausstattung mit Ladungssicherungsmitteln sind im Werkverkehr häufig suboptimal“, sagt Bopp. Fatal ist dies für Werkverkehrsunternehmen auch, weil im Falle von Schäden oder Unfällen durch eine ungenügende Ladungssicherung die Verantwortlichkeiten und auch die Haftung beim Werkverkehrsunternehmen gebündelt seien, so der Verkehrsexperte. Gefahrgut: Lacke, Säuren und Laugen gehören zum Arbeitsmaterial von vielen Handwerkern und Dienstleistern. Gibt es einen gültigen ADR-Schein? Sind Warntafeln und Schutzausrüstung an Bord? Besteht Zusammenladeverbot? „Die Vorschriften des Gefahrgutrechts werden von Betroffenen immer wieder mit dem Hinweis auf Mindermengen und kurze Transportstrecken abgewiegelt“, sagt Bopp. Das aber ist kein Argument für die Polizei. Sonn- und Feiertagsfahrverbot: Das Fahrverbot gilt sowohl für Fahrzeuge zur Güterbeförderung über 7,5 Tonnen zGG als auch für ZugfahrzeugAnhänger-Kombinationen zur Güterbeförderung unter 7,5 Tonnen. „Speziell die Kombination Sprinter mit Hänger ist immer wieder Gegenstand von Kontrollen“, berichtet Bopp aus seiner Erfahrung. Besser ist es also, die gängigen Regelungen zu beachten und den Behörden keinen Kontrollerfolg zu bescheren. Text: Ilona Jüngst | Foto: Fotolia | Montage: Götz Mannchen EXPERTENFORUM NOCH FRAGEN ZUM THEMA SOZIALVORSCHRIFTEN? GÖTZ BOPP IST UNSER EXPERTE AUF www.eurotransport.de/ experten trans aktuell 8 8. April 2016 AUS DEM VERLAG 13 Ganz nah an der Praxis trans aktuell-Symposien mit unterschiedlichen Themen an vier Orten – Speditionen als Gastgeber E in Doppelklick kann verhängnisvolle Folgen haben. Unternehmer, deren Mitarbeiter unbekümmert einen Mailanhang geöff net und damit dem Trojaner „Locky“ Einlass gewährt haben, können davon ein Lied singen. Wie viele Betriebe von Angriffen durch eine ErpresserSoftware wie Locky geschädigt wurden, ist unklar, die Dunkelziffer ist hoch. Fakt ist aber, dass die Landeskriminalämter (LKA) derzeit alle Hände voll zu tun haben, um Unternehmen aufzuklären, IT-Attacken abzuwehren und den Cyberkriminellen auf die Schliche zu kommen. „So massiv war es noch nie“, heißt es zum Beispiel von der Kripo Waiblingen. Betroffen sind auch Transport- und Logistikunternehmen sowie Werkverkehre. Wie ernst die Bedrohung ist und was Betriebe konkret tun können, um auf Nummer sicher zu gehen, erläutern Fachleute verständlich und praxisnah bei einem trans aktuell-Symposium am Mittwoch, den 27. April, in den Räumen der Rüdinger Spedition in Krautheim im Hohenlohekreis. An der Veranstaltung, die der Verband Spedition und Logistik Baden-Württemberg (VSL) unterstützt, wirken neben den Spediteuren Roland Rüdinger und INFOS UND ANMELDUNG ● Programm, Preise und Anmeldung zum Symposium zur IT-Sicherheit bei der Rüdinger Spedition am 27. April in Krautheim unter www.etmevents.de/tasymposien2016 ● Vormerkung und weitere Informationen zu den geplanten Symposien bei Simon Hegele (Kontraktlogistik), Karl Dischinger (Automobillogistik) und Koch International (Privatkundengeschäft, B2C) bei Melanie Kura im ETM Verlag, Tel: 07 11/7 84 98-13, E-Mail: [email protected] Thomas Schwarz auch Moritz Huber vom LKA Baden-Württemberg und Hans-Wilhelm Dünn vom Cyber-Sicherheitsrat Deutschland als Referenten mit. Mit von der Partie sind ferner Prof. Christopher Stoller von der Dualen Hochschule BadenWürttemberg und Peter Janson vom Versicherungsmakler Oskar Schunck. Nicht nur die Wahl der Referenten macht den Bezug zur Branche deutlich. Auch die Wahl der Ausrichtungsstätte zeigt, dass man mit einem Veranstaltungsformat kaum näher am praktischen Geschehen sein kann. Das Symposium findet nicht etwa in einem anonymen Tagungshotel, sondern direkt in den Räumlichkeiten der Rüdinger Spedition statt. Sie bietet im Obergeschoss ihres Neubaus, der die Disposition beherbergt, beste Konferenzbedingungen. Diesem Praxisgedanken trägt nicht nur die Veranstaltung bei Rüdinger, sondern die komplette trans aktuell-Symposiumsreihe für das laufende Jahr Rechnung. Vier Tagungen sind geplant, verteilt auf das Jahr und in vier Regionen. Gemeinsam ist ihnen, dass Logistikdienstleister die Rolle des Gastgebers einnehmen. Neben Rüdinger am 27. April in Krautheim sind das die Firma Simon Hegele am 19. Juli in Raunheim direkt am Frankfurter Flughafen, die Fachspedition Karl Dischinger am 25. Oktober in Kirchhofen bei Freiburg und die Spedition Koch International am 22. November in Osnabrück. Wie die Veranstaltung bei Rüdinger wird auch die bei Dischinger vom VSL unterstützt, die bei Simon Hegele vom Speditionsund Logistikverband Hessen/ 27. April Krautheim 19. Juli Raunheim 25. Oktober Kirchhofen Rheinland-Pfalz (SLV) und die bei Koch International von der Stückgutkooperation Cargoline. Mitglieder von SLV, VSL, Cargoline sowie Leser von trans aktuell und Dekra-Mitglieder erhalten bei einer Teilnahme entsprechende Rabatte. Weitere Ermäßigungen gibt es für Besucher, die mindestens zwei Symposien buchen. Dreht sich bei Rüdinger alles um 22. November Osnabrück die IT-Sicherheit, stehen bei Simon Hegele die Kontraktlogistik, bei Dischinger die Automobillogistik und bei Koch International das für Stückgutspeditionen relativ neue Endkundengeschäft (B2C) im Fokus. Ein Besuch lohnt sich also allemal. Text: Matthias Rathmann | Montage: Monika Haug | Fotos: Unternehmen Eine runde Sache 10. Auflage von trans aktuell läuft am 23. April bei Krone Ob Mailand oder Madrid: Hauptsache, Sie nutzen das UTA Kartensystem. Damit sind Sie an über 52.000 Akzeptanzstellen in ganz Europa gern gesehen. läuft E in besonderes Jubiläum kündigt sich im Emsland an: Der Branchenlauf „trans aktuell läuft“ geht in die zehnte Runde. Der Startschuss für die Jubiläumsveranstaltung erfolgt am Samstag, den 23. April, vor der Kulisse der barocken Schlossanlage Clemenswerth in Sögel. Gastgeber ist das Fahrzeugwerk Bernard Krone aus Werlte, das erneut mit großem eigenen Team ins Rennen geht. Läuft Ihre Firma auch? Dann sollten Sie sich den Termin vormerken und ein Laufteam aus Ihrem Unternehmen auf die Beine stellen. Jeder, der beruflich mit Transport, Logistik oder Nutzfahrzeugen zu tun hat, ist willkommen. Zur Wahl stehen die bewährten Strecken über fünf und zehn Kilometer, außerdem gibt es einen Bambini-Lauf. Nach dem sportlichen Kräftemessen ist Entspannung angesagt: Im Trailer Forum in Werlte erwartet alle Jubiläumsläufer ein großes Buffet, Bier vom Fass, rockige Live-Musik und eine ausgelassene After-Run-Party − natürlich mit viel Zeit für Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Unternehmen der Transport- und Logistikbranche. Erneut steht auch eine Podiumsdiskussion zu aktuellen Themen auf dem Programm. Die Teilnehmer sind in guter Gesellschaft: Mehrere Logistikdienstleister haben bereits Teams gemeldet, darunter Hellmann, Koch International, Kaufland Logistik, Ansorge und Transco Süd. Die Teilnahmegebühr beträgt 39 Euro (Einzelläufer) und 35 Euro je Läufer bei Teams. Mehr Infos bei Jannah Wolken aus dem KroneMarketing. Tel: 0 59 51/20 92 53, E-Mail: [email protected]. Text: Matthias Rathmann | Foto: Karl-Heinz Augustin UTA. Non Stop. UTA bietet Ihnen in 40 europäischen Ländern ein dichtes Netz von über 52.000 Akzeptanzstellen. 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Und auch die Politik hat eher die privaten Pkw im Blick, wenn sie über eine staatliche Kaufprämie diskutiert. „Nutzfahrzeuge spielen in den Zukunftsszenarien überhaupt keine Rolle“, bemängelt Stephan Opel, Geschäftsführer von Gruber Logistics in Kreuztal. „Aber nur eine Gesamtlösung unter Einbeziehung von E-Lkw oder E-Transportern kann ein entsprechender Ansatz sein, denn es geht letztendlich um den Komplettumbau des Mobilitätssektors.“ den Kosten, da Strom gegenüber Dieselkraftstoff mit wesentlich weniger Steuern belegt ist (siehe Kasten). „Die Einsparungen liegen typischerweise bei 60 bis 65 Prozent“, sagt Dr. Sebastian Stütz vom Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik in Dortmund. In einem groß angelegten Forschungsprojekt hat er Elektromobile Urbane Wirtschaftsverkehre (Elmo) untersucht. Partner war auch das Handelsunternehmen TEDi, das mit zwei Zwölf-Tonnen- zeuge. Für diese wäre etwa eine Förderung der Ladeinfrastruktur direkt in den Betriebsstätten von Nutzen. „Der Staat muss endlich Geld in die Hand nehmen, um die entsprechende Infrastruktur bereitzustellen“, fordert Stephan Opel. „Sollte kein zuverlässiges und flächendeckendes Netz an Ladestationen für E-Fahrzeuge zur Verfügung stehen, und zwar beginnend in den Städten, werden sich diese nicht durchsetzen, erst recht nicht E-Nutzfahrzeuge.“ www.MercedesServiceCard.com Cleverer und schneller unterwegs. Fahrverbote drohen Dieser könnte auch die Citylogistik beflügeln. Das ist auch nötig. Angesichts von Staus, Lärm und Abgasen drohen bereits manche Städte mit drastischen Maßnahmen bis hin zu Fahrverboten für herkömmliche Nutzfahrzeuge. Für die feinstaubbelastete Stuttgarter Innenstadt, aktuell deutsche Staustadt Nummer eins, gibt es seit 2010 ein Durchfahrtverbot für Lkw ab 3,5 Tonnen ohne konkreten Lieferauftrag. Nur der Quell-/Zielverkehr ist davon ausgenommen. Im baden-württembergischen Verkehrsministerium erwägt man, die Durchfahrtszone zu verkleinern und nur noch besonders schadstoffarme Fahrzeuge, etwa mit E-Antrieb, zuzulassen. E-Lkw fahren emissionsfrei, dynamisch und leise – und rechnen sich zumindest bei den laufen- HESSEN ELEKTRISIERT ● Die Landesregierung Hessen hat im September 2015 neue Förderrichtlinien für die E-Mobilität verabschiedet. Gefördert werden Projekte, die den Nachweis der Praxis- und Alltagstauglichkeit der Elektromobilität zum Ziel haben ● Gefördert werden auch Projekte für Wirtschaftsverkehre und City-Logistik sowie Anwendungen von E-Nutzfahrzeugen und deren Erprobung unter Alltagsbedingungen ● Die Förderung erfolgt in Form eines Zuschusses in Höhe von maximal 50 Prozent der zuwendungsfähigen Ausgaben, bei Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen sogar bis zu 100 Prozent E-Lkw seine Märkte beliefert. „Die E-Lkw leisten mit einer Nutzlast von je 4,7 Tonnen das Gleiche wie ihre Diesel-Pendants“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Wünschenswert sei, dass auch andere auf elektromobile Flottenlösungen setzen, „damit die Nachfrage steigt und die Konstruktionskosten der Hersteller sinken“. Doch vom Staat gibt es dafür kaum finanzielle Anreize, eine Kaufprämie für Lkw wird nicht in Betracht gezogen. „Damit würde man zunächst nur mit Milliarden an Steuergeldern vor allem die Autoindustrie bei Laune halten“, hat auch Gruber-Chef Opel Bedenken. Ein solcher Zuschuss wäre wohl auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Denn E-Lkw werden derzeit kaum von großen Herstellern produziert, sondern auf der Basis von Dieselfahrzeugen in Kleinserien umgebaut und elektrifiziert – zusammen mit dem größten Kostenblock, der separaten Antriebsbatterie, eine teure Angelegenheit im sechsstelligen Bereich. Die wenigen Privilegien für EFahrzeuge, die im vergangenen Jahr durch das Elektromobilitätsgesetz geschaffen wurden – Nutzung der Busspur, reservierte Parkplätze mit Ladesäulen, Befreiung von Parkgebühren – passen oder gelten nicht für schwere Lieferfahr- Zwar hat TEDi für seine Lkw durch die Projekte Elmo sowie „Geräuscharme Nachtlogistik“ (GeNaLog) Bundesfördergelder erhalten; eine Förderrichtlinie von 2015 will neben der Elektrifizierung der kommunalen Fuhrparks auch die praxisnahe Forschung von Elektro-Lkw unterstützen. Doch solche Fördergelder werden Einzelfälle bleiben. Auch Sonderabschreibungen auf gewerbliche E-Fahrzeuge, wie der Bundesrat sie fordert, oder eine verbrauchsabhängige Lkw-Maut wären weitere Signale, auf die die durchaus innovationsfreudige Transportbranche dringend wartet. Derzeit kommen E-Lkw nur in den Genuss der günstigsten Mautklasse A, zusammen mit Euro-6-Fahrzeugen. Projektleiter Stütz sieht einen anderen möglichen Anreiz: „Wenn die Politik den Rechtsrahmen dafür schafft, dass der E-Lkw neue Geschäftsmodelle erschließen kann, die durch konventionelle Lkw kaum zu bedienen sind.“ ELkw könnten etwa im Belieferungsverkehr eingesetzt werden und nachts Waren in die Stadt liefern, ohne dass dies die Nachtruhe der Anwohner störe. „Wenn damit ein E-Lkw pro Tag in drei Schichten arbeiten kann, während der konventionelle Lkw nur in zwei Schichten gefahren werden darf, wiegen die höheren Anschaffungskosten gar nicht mehr so schwer.“ Der Forscher wirbt für ein Prüfsiegel „Leise Logistik“, wie es die Niederlande in Form des PIEK-Zertifikats eingeführt haben und das unter anderem zu Nachtbelieferungen berechtigt. „So etwas könnte der Türöffner für den E-Lkw sein.“ Einstieg mit Praxistest Wer als Fuhrparkleiter trotz Bedenken mehr Elektromobilität in seiner Flotte wagen will, dem rät Verkehrslogistiker Stütz im Vorfeld des Kaufs zu einem Praxistest über einige Wochen im Winter, wenn der Stromverbrauch am höchsten und die Reichweite am geringsten ist. Eine Kaufentscheidung sollte mit einer umfassenden Mobilitätsgarantie abgesichert werden, sodass ungeplante Ausfälle nicht zu Produktionsausfällen führen, sondern sofort durch Ersatzfahrzeuge abgefangen werden können. Er rät, zunächst nur einen ELkw anzuschaffen, um auch Schritt für Schritt Akzeptanz bei den Mitarbeitern aufzubauen. Auch müsste die lokale Stromversorgung dann noch nicht ausgebaut werden. „Die Fahrzeuge sollten in Gebieten eingesetzt werden, die der Effizienz des Antriebs besonders entgegenkommen, also urbane Gebiete mit hohem Stopand-go-Anteil, wo Dieselfahrzeuge viel Kraftstoff unproduktiv verbrauchen, während E-Antriebe von der Energierückgewinnung beim Bremsen zusätzlich profitieren.“ All das klingt logisch und überzeugend. Und dennoch: Selbst die Bundesministerien haben die regierungsseitig angeordnete Quote von zehn Prozent Elektrofahrzeugen in den Flotten 2015 verfehlt. ● E-Lkw im Güterkraftverkehr sind zwar ab 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht mautpflichtig, aber sind durch null Cent Mautsatzanteil für die Kosten der Luftverschmutzung in der preisgünstigsten Kategorie A ● Die Stromsteuerbelastung von 20,50 Euro pro Megawattstunde beträgt nur einen Bruchteil der Energiesteuerbelastung eines Diesel-Lkw ● Reine Elektrofahrzeuge aller Fahrzeugklassen sind bei der Kraftfahrzeugsteuer begünstigt. Bei Erstzulassung sind sie fünf Jahre steuerbefreit, danach ist die Steuer gewichtsbezogen und um die Hälfte ermäßigt Text: Anja Falkenstein | Foto: Meyer Logistik E-FORCE MIT NEUEN MODELLEN ● Der Schweizer Hersteller für Elektro-Lkw, E-Force One, will einen weiteren Schritt vom Prototyp zum Serienfahrzeug gehen. Neben einer neuen Fahrzeuggeneration, der E-Force 2.0 mit 18 Tonnen, sind auch Lkw mit 36, 24 und 16 Tonnen geplant. Das Interesse ist nach Angaben eines Unternehmenssprechers groß, besonders in der Schweiz. Das Handelsunternehmen Coop habe sechs weitere Fahrzeuge bestellt, von denen einer in Berlin unterwegs sein wird. ● In Planung sei auch, die Batteriegröße den Kundenbedürfnissen anzupassen. trans aktuell 8 8. April 2016 K O M M U N I K AT I O N 15 Auf Tuchfühlung Mehr Sicherheit bei 15 Meter Abstand – der Highway Pilot Connect von Daimler macht’s möglich MEHR IM NETZ M ittags auf der A 52 nahe Düsseldorf: drei Mercedes-Benz Actros im Gänsemarsch, was an sich noch keine Beachtung verdient. Selbst der Abstand von gerade einmal 15 Metern – gesetzlich vorgeschrieben sind rund 50 Meter – gehört (leider) zum täglichen Bild auf Deutschlands Straßen. Doch tatsächlich ist hier alles anders. Die Testfahrt ist Teil der Veranstaltung Campus Connectivity von Daimler in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. lonne mittels der elektronischen Deichsel an, wird dies auf dem Tablet angezeigt. Folgt ein Druck auf den hellblauen Schalter, kann das Platooning beginnen. Wie von Zauberhand verringert der Lkw daraufhin den Abstand zum Vordermann auf letztlich nur noch 15 Meter. Das bringt zunächst einmal einen Vorteil beim Verbrauch, und zwar für alle am Platoon Beteiligten, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Bei einem Platoon von drei Lkw spart der mittlere rund elf Prozent Diesel. Der hin- BIS ZU ELF PROZENT WENIGER VERBRAUCH SIND DRIN Dabei hat der Fahrer seine Hände mehr oder minder bequem auf dem Schoß liegen, denn ins Fahrgeschehen muss er noch jederzeit eingreifen können. Des Rätsels Lösung findet sich unter anderem auf den Planen der Trailer. In großen Lettern steht dort Highway Pilot Connect (HPC) zu lesen. Auch weisen wild blinkende gelbe Lichtleisten am Heck jedes Trailers darauf hin, dass es sich hier um keinen alltäglichen Transportvorgang handelt. Im Cockpit selbst stechen einem zunächst zwei blaue Schalter ins Auge sowie ein Android-Tablet, welches in den Doppel-DIN-Schacht eingebaut ist, aber jederzeit herausgenommen werden kann. Der dunkelblaue Taster dient zum Einschalten des Highway Pilot. Ab dann ist der Actros autonom unterwegs. Bietet sich das Bilden einer Ko- Mit den beiden blauen Tasten lässt sich zunächst der Highway Pilot und dann der Highway Pilot Connect einschalten. tere ist mit einem Minus von sieben Prozent dabei. Der vordere Lkw profitiert hingegen gerade einmal mit einer Reduktion von etwa zwei Prozent, was den besseren Strömungsverhältnissen am Heck geschuldet ist. Um jetzt nicht wie die Zugvögel durchwechseln zu müssen, wobei keiner die Kolonne anführen möchte, wird bereits über ein internes Verrechnungsmodell nachgedacht, sodass alle am Platoon beteiligten Fahrzeuge beziehungsweise Fahrer in gleichen Teilen vom Platoon profitieren. Ebenso wichtig, wenn nicht noch entscheidender, ist das Thema Verkehrssicherheit. Auch wenn das bei einem Sicherheitsabstand von 15 Metern erst einmal abstrus klingt. Tatsächlich steckt an dieser Stelle ein einfaches Rechenmodell dahinter. So hat der Highway Pilot eine Reaktionszeit von gerade einmal 0,1 Sekunden. Bei einer Geschwindigkeit von 80 km/h legt der Lkw folglich gerade einmal 2,2 Meter zurück, bevor er beispielsweise ein Bremsmanöver startet. Bis zum Stillstand wären folglich zwischen den Lkw noch ausreichend Platz. Natürlich hat aber nicht jeder Lastzug denselben Bremsweg. Die gesetzlich zulässigen Bremswegunterschiede wiederum liegen bei 15 Metern inklusive der bereits eingerechneten Reaktionszeit. Denn das Signal zum Bremsen kommt immer vom Führungsfahrzeug, sodass sich die Reaktionszeit nicht aufsummiert. Zudem sieht der Fahrer auf dem Tablet immer den Straßenverlauf vor dem ersten Lkw, wird das Bild doch von dessen Kamera per WLAN an alle anderen PlatoonFahrzeuge weitergegeben. Während der Fahrt gestaltet sich alles gänzlich unaufgeregt. In einer Baustelle gibt das System die Kontrolle automatisch an den Fahrer zurück. Greift der nicht ein, bremst der Lastzug automatisch bis zum Stillstand runter und schaltet gleichzeitig den Warnblinker ein. In unserem Fall übernimmt der Fahrer umgehend die Hoheit über den Actros und zirkelt ihn durch die Baustelle hindurch. Tatsächlich fehlt an einer Stelle die Fahrbahnmarkierung, sodass der Highway Pilot spätestens an dieser Stelle den manuellen Eingriff des Fahrers verlangt hätte. Bis dahin hält der Lkw jedoch erst einmal zuverlässig die Spur. Möglich macht das alles eine ausgefeilte Kamera- und Sensortechnik. So sitzt oberhalb des Armaturenträgers eine Stereokamera, die bis zu 100 Meter vorausblicken kann. Oberhalb des Kfz-Kennzeichens befinden sich gleich zwei Radarsensoren. Die liefern die Abbildungen der Umgebung sowie die Geschwindigkeit des vorausfahrenden Fahrzeugs. Dabei ist ein Sensor für den Ausblick in die Ferne zuständig. Dieser reicht 250 Meter weit mit einem Öffnungswinkel von 18 Grad. Der Sensor für die Nähe arbeitet mit einem Öffnungswinkel von 130 Grad und blickt immerhin noch 70 Meter voraus. Weitere Radarsensoren sind links und rechts der Hinterachse des Trailers montiert. Mit einem Öffnungswinkel von 170 Grad und einer Weite von 60 Metern überwachen sie die Rückseite des Fahrzeugs. Herzstück ist die Lenkung Zusammengeführt werden alle diese Informationen im Steuergerät. Mittels spezieller Algorithmen kann der Bordcomputer hieraus eine entsprechende Fahrstrategie ableiten. Dass diese dann auch ans Getriebe weitergegeben werden können, ermöglich ein spezielles Lenksystem. Herzstück ist dabei eine hydraulische Lenkung, die mit einer elektromechanischen Lenkunterstützung kombiniert ist. Doch zurück ins Fahrerhaus: Eine Autobahneinfahrt nähert sich und der Lkw vergrößert automatisch den Sicherheitsabstand auf 50 Meter. Kaum ist die Auffahrt vorüber und der eingescherte Pkw auf die mittlere Spur gewechselt, beginnt der Lkw den Abstand wieder auf 15 Meter zu verringern. Gleiches gilt übrigens auch im umgekehrten Fall. Nämlich dann, wenn plötzlich ein Pkw einschert. Auch dann wird der Sicherheitsabstand umgehend angepasst, die Verbindung zum Platoon bleibt jedoch die ganze Zeit erhalten. Etwas anders sieht es aus, wenn ein nicht Platoonfähiger Lkw dazwischenfährt. Ab dem Moment fährt der Lkw zwar noch autonom weiter, ist aber nicht mehr Teil des Platoons. Der Fahrer bekommt aber auf dem Display die Platoon-fähigen Fahrzeuge in einer Reichweite bis zu 200 Meter angezeigt. Übrigens: Noch sind die Ereignisse wie die Ein- und Abfahrten speziell für die Teststrecke als Geodaten hinterlegt. In einem weiteren Schritt soll dann HDKartenmaterial zum Einsatz kommen, was buchstäblich den Weg über die Teststrecke hinaus frei machen würde. Text: Carsten Nallinger | Fotos: Daimler MEHR ZUM CAMPUS CONNECTIVITY LESEN SIE HIER: www.eurotransport.de/ campusconnectivity ZU DEN VIDEOS: www.eurotransport.de/ platooninghpc 16 trans aktuell 8 8. April 2016 FA H R Z E U G U N D T E C H N I K Reifenkosten im Griff Hersteller und Dienstleister punkten durch Reichweite, schnelle Pannenhilfe und Mehrwertleistungen wie Apps R 45 Prozent TRAGEN DIE REIFEN IN SUMME AN DEN GESAMTKOSTEN eifen haben es in sich. Bei Fuhrparkmanagern genießen sie als Kostenfaktor große Aufmerksamkeit. Denn via Rollwiderstand beeinflussen sie direkt den Dieselverbrauch jedes Lkw. Insgesamt summiert sich laut Continental der Anteil der Reifen an den Gesamtkosten auf 45 Prozent, da die Reifenlaufleistung auch direkt Wartungsund Reparaturkosten beeinflusst. Reifen müssen langlebig, zuverlässig, schlechtwettertauglich und leichtlaufend sein. Fabrikate gibt es viele, manche setzen auf eine Traditionsmarke, bei anderen entscheiden Service- und Wartungsdienste und immer auch der Preis. Wer sich im Fuhrpark nicht selbst um seine Reifen kümmern will, kann auf eine Reihe Dienstleister zurückgreifen. Neben den Herstellern Continental, Goodyear Dunlop und Michelin mit ihren Servicepartnern haben einige Reifenhändler und -dienstleister unsere Fragen beantwortet. Eine Sonderstellung hat hier der ADAC Truck Service, der zwar keine Reifen vertreibt, aber mit 5.500 Servicestellen weltweit das größte Netz bietet und im Pannenfall den schnellsten Aufschlag verspricht – nach nur 45 Minuten. Auf ihn als Partner setzt etwa der Reifenhändler Reiff aus Reutlingen, der nach eigenen Angaben 5.000 deutsche Kunden hat. Reiff bieten neben dem ReifendruckÜberwachungssystem Alligator auch ein Reifenmanagement mit elektronischer Fleetcheck an. Mit einem flächendeckenden Händlernetz wirbt Pneuhage aus Karlsruhe mit mehr als 60 Jahren Erfahrung im Lkw-Reifenservice und -handel. Der Mitgründer von Pneunet, dem herstellerunabhängigen Reifenservicenetzwerk für Nfz-Flotten, bietet neben einem großen Lager auch Beratung zur Verbrauchsoptimierung und herstellerunabhängige Bereifungskonzepte, spezielle Produkte für Industrie, AS- und EM-Reifen sowie Einlagerung an. Herstellerunabhängig agiert auch Servicequadrat aus Dieburg mit beachtlichem Händler- und Servicenetz. Der mobile Service braucht mit maximal drei Stunden zwar recht lange, dafür erhalten Großkunden hier einen Budgetvertrag. ternational. Fleet First und Truck Force heißen die Servicepakete für große (ab 50 Fahrzeuge) beziehungsweise kleine Kunden. Zum Goodyear-Konzern gehört die Tochtergesellschaft GDHS, die seit 40 Jahren Franchisegeber für den Reifenhandel in der DACH-Region ist. Rund 1.000 Betriebe haben sich über die drei Systeme Premio, Quick und HMI angeschlossen. Mit dem Fuhrparkmanager 2.1 bietet das Unternehmen eine webbasierte Lösung zum Flotten-Check auch von unterwegs. Groß im Rennen ist zudem Euromaster aus Kaiserslautern, die international an 2.400 Stationen präsent sind. Das Kunden- Digitale Offensive startet Michelin ist international mit seiner Tochter Euromaster unterwegs. Als Mehrwertdienste locken hier das Kundenportal MyAccount, zur Online-Verwaltung steht die App Tire Log bereit, es gibt Neureifengarantien für alle Flottengrößen und spezielle Angebote ab einem Fuhrpark von 100 Fahrzeugen. Ebenfalls breit aufgestellt ist Goodyear Dunlop mit 430 Händler- und Servicepunkten in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) und 2.000 in- paket heißt hier Master Care und ist auch für Kleinstflotten ab zwei Fahrzeugen verfügbar. Der Reifenhersteller Continental ist über seine Handelstochter Vergölst und deutsche Reifenhändler flächendeckend vertreten. Das Reifengeschäft und Serviceangebote wie Reifenmanagement Cesar, Conti Pressure Check und Conti 360 Grad Fleet Service haben dem Unternehmen 2015 rund 39,2 Milliarden Euro Umsatz eingebracht. Conti bietet seinen Kunden auch eine Beratung zur Optimierung direkter und indirekter Reifenkosten, Service- und Kilometerverträge. Text: Claudia Wild | Foto: Euromaster ANBIETER VON REIFENMANAGEMENT IM ÜBERBLICK Eigenmarken: national: durch HandelsContinental, ContiRe, tochter Vergölst & dt. ReiRunderneuerte fenhandel; international: durch europ. Reifenhandel alle Marken national: 320 international: 2.400 GD Handelssysteme / Goodyear/Dunlop national: 250 Standorte Premio Reifen + Auto- Marken, alle gängigen mit professionellem Lkwservice www.adhs.de, Hersteller, Eigenmarke: Service, international: 50 www.premio.de Sava, Neureifen und Runderneuerte Goodyear Dunlop Tires Eigenmarken: GoodDACH-Region: 430 Germany year, Dunlop, Fulda, international: 2.000 www.goodyear.eu Sava, Debica, Runderneuerte Michelin Reifenwerke Neureifen: Michelin, international: Euromaster lkw.michelin.de Runderneuerte: (Tochterunternehmen) Michelin Remix national: 31 und Reiff Reifen und Bridgestone, ContinenAutotechnik tal, Dunlop, Goodyear, 255 über Kooperationspartner Pneunet www.reiff-nfz.de GT Radial, Hankook, Michelin, Pirelli; Eigenmarke: Uniroyal; Runderneuerte: Bandag Servicequadrat alle Markenfabrikate; national: 1.100 www.servicequadrat. Eigenmarken: Point S, international: 3.500 de Top Service Team mit erweiterter Gewährleistung; Runderneuerte Recherche und Aufbereitung: Claudia Wild; Quelle: Unternehmen. Kein Anspruch auf Vollständigkeit. national: 320 international: 2.400 ■ 3 GDHS-Franchisenehmer: Premio Reifen+Autoservice, HMI, Quick Reifendiscount. ■ DACH-Region: 300 Premio-/ HMI-Partner mit Reifen- und Komplettservice DACH-Region: 430 international: 2.000 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24-h-Hotline: in D und europaweit ■ ■ 24-h-Hotline: in D und europaweit ■ Automatische Auswertung ■ ■ 24-h-Hotline: in D; international in 39 Ländern Wartezeit bis Eintreffen: max. 45 min. ■ ■ ■ ■ Reifendruck-Überwachung Rechnungsübertragung detaillierte Darstellung nach Kostenstellen nach Vereinbarung monatlich täglich Vor-Ort-Einsatz Beratung Mehrwertdienstleistungen Online-Shop ■ Effizienzberatung Continental Reifen Deutschland www.continentallkw-reifen.de Euromaster www.euromaster.de national: über 800 international: 5.500 ■ 24-h-Hotline: in D und EU; max. Wartezeit bis Eintreffen: 1–2 h Sonstiges: zentrale Pannennummer, landwirt. Erntenotdienst Reifenanalyse Reifen-Management-System ADAC Truck Service www.adac.de national: ca. 900 eigene, 280 Pneunet-Standorte, mehr als 500 Reifen 1plus, international: 47 eigene, ■ 43 Pneunet-Stationen (Österreich, Schweiz) Pannenhilfe Profiltiefe, Schäden national: 117 Michelin, Bridgestone, international: 4 in Polen Continental, Goodyear, Pirelli, Hankook, beides über PneuhageGruppe Yokohama alle, Westlake, Kormoran, Recamic, 25.000 Neureifen, 10.000 Runderneuerte Abrechnung Reifenüberwachung Vor Ort beim Kunden Pneuhage Reifendienste Süd/Ost, www.pneuhage.de www.pneunet.de Reifen-Monitoring Dienstleistungen Runderneuerung Servicenetz und Partner Nachschneiden Händlernetz Kundenlager Reifendienstleister und -hersteller Marken und Bestand ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24-h-Hotline: in D und europaweit ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ europaweit; max. Wartezeit ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24-h-Hotline: in D und bis Eintreffen: 150 min. national: 31 und 255 über Kooperationspartner Pneunet national: 1.100 international: 3.500 ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24-h-Hotline: in D und über 25 Ländern; max. Wartezeit ■ bis Eintreffen: 120 min. ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24-h-Hotline: in D und international über den ADAC Truck Service ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ 24-h-Hotline: in D und international; max. Wartezeit bis ■ Eintreffen: 180 min.; mobiler Service bundesweit ■ ■ ■ ■ ■ trans aktuell 8 8. April 2016 FA H R Z E U G U N D T E C H N I K 17 Erstarktes Kippermännchen Langendorf will am Markt wieder aufschließen – mit neuen Produktionsstandards und Fahrzeugen L „Restrukturierung ist zu zwei Dritteln erledigt“ LANGENDORFGESCHÄFTSFÜHRER DR. KLAUS STRAUTMANN ZUM NEUSTART DES UNTERNEHMENS ange Zeit erinnerte das Kippermännchen im Signet des Trailerherstellers Langendorf an die griechische Mythenfigur Atlas – auch wenn nicht gleich die Last der gesamten Himmelskuppel auf seinen Schultern lag. Stattdessen war es die Last der Insolvenz, der das Unternehmen aus Waltrop zu trotzen versuchte. 2012 musste der Betrieb nach 2002 zum zweiten Mal Insolvenz anmelden. Damit zählte der Trailerhersteller zu den Opfern der Konjunkturkrise 2008/2009. Hilfe kam 2013 durch den im Agrarbereich verwurzelten Fahrzeugbauer Strautmann. Eigentümer Dr. Klaus Strautmann investierte in das angeschlagene Unternehmen – und das mit Erfolg: Noch im gleichen Jahr konnte Langendorf das Insolvenzverfahren eigenverantwortlich abschließen. Heute, knapp drei Jahre danach, scheinen die Anstrengungen von Erfolg gekrönt zu sein. „Stand heute können wir mit Stolz sagen, dass die Restrukturierung zu ungefähr zwei Dritteln erledigt ist“, berichtet Strautmann. Im Geschäftsjahr 2014/2015 hat die Trailerschmiede 861 Fahrzeuge produziert: 533 Kipper, 195 Glasinnenlader, 78 Spezialfahrzeuge wie Tieflader und 55 Baustoff-Innenlader. Der Umsatz belief sich auf 47 Millionen Euro, ein Plus von 12,5 Millionen Euro im Vergleich zum Insolvenzjahr 2012/13. „Seitdem hat das Unternehmen bis Ende des vergangenen Geschäftsjahrs insgesamt sechs Millionen Euro investiert“, erklärt der Langendorf-Geschäftsführer. In den kommenden Jahren seien noch einmal zwei Millionen Euro für den Ausbau des Standorts geplant. Damit stößt das 1965 bezogene Werksgelände in Waltrop dann an seine räumlichen Grenzen. Das Ergebnis des Sanierungskurses zeigt sich auch in einem überarbeiteten Fahrzeugprogramm, das Langendorf auf der Bauma 2016 ab 11. April in München präsentieren will. Die Innenlader seien durch Leichtbau inzwischen rund 500 Kilogramm leichter, heißt es. Zudem möchte Langendorf einen neuen Kipper mit einer Halbschalenmulde aus Aluminium präsentieren, der weitgehend aus Standard-Komponenten des laufenden Kipper- und Kippaufbau-Programms konzipiert ist. Weitere Details will das Unternehmen noch nicht verraten. Modulare Baugruppen seien dabei die Basis für die aktuelle Produktion. Ein Ansatz, den Langendorf auch bei den Tiefladern verfolgt. Hier konzentriert sich das Unternehmen auf den Standardbereich, wie es heißt. Dies habe eine konsequente Straffung der Fahrzeugvarianten zur Folge. Damit sei Langendorf auf einem gutem Weg, wieder an frühere Verkaufszahlen anzuknüpfen. „In den nächsten Jahren wollen wir zum modernsten Kipperhersteller in Europa werden“, kündigt Strautmann an. Mit mehr als 125 Jahren Erfahrung im Nutzfahrzeugbereich verfüge kein anderer Hersteller über eine so ausgeprägte Expertise vor allem im Bereich der Kipper. Und das stimme alle in Waltrop mehr als zuversichtlich – auf dem Weg zur angestrebten Technologieführerschaft. Text: Knut Zimmer | Fotos: Langendorf Ford Ranger Produktion neu aufgestellt Neben der Neuaufstellung in den Gesellschaften Langendorf Service, Langendorf Service Potsdam (markenunabhängige Reparaturen und Umbauten) und Langendorf Trading (Gebrauchtfahrzeughandel und Vermietung) wurde laut Strautmann vor allem in die Produktion investiert. Dazu gehörten neben neuen Maschinen und Robotertechnik auch neue Lackierhallen. Mit den Umbaumaßnahmen einher ging auch eine Optimierung der internen Logistik und der Produktionsabläufe. „Alle bisherigen Investitionen wurden aus dem Cashflow oder fremdfinanziert“, berichtet das Branchenurgestein, das von 1998 bis 2000 Mitglied der Krone-Geschäftsführung war. DER NEUE FORD RANGER Mit einer Wattiefe von bis zu 80 cm kann dem neuen Ford Ranger niemand das Wasser reichen. Aber auch auf neueste Technologien wie z. B. die innovativen Fahrer-Assistenzsysteme müssen Sie nicht verzichten. Kraft und Komfort schließen sich nicht mehr aus. Innenlader gehören neben Kippern zum Kerngeschäft. Die neuen Fahrzeuge will Langendorf ab 11. April auf der Bauma vorstellen. Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. 18 trans aktuell 8 8. April 2016 FA H R Z E U G U N D T E C H N I K Kluge Kolonne Scania hat bei der Platooning-Sternfahrt den weitesten Weg – Teilstrecke ab Södertälje mit verlängerten Lang-Lkw F rüh am Morgen im schwedischen Södertälje: Scania macht sich bereit zur Sternfahrt gen Rotterdam. Politik und Behörden sind ebenso im Präsentations-Hangar im unternehmenseigenen Transportbetrieb namens Scania Transport Laboratorium zugegen wie Experten und Medienvertreter. Während Entwickler, Management und Prominenz in der auf seine erbliche Vorbelastung hin – und dreht munter den Zündschlüssel seines Lkw, der in zweierlei Hinsicht außergewöhnlich ist: Zum einen hat er gleich zwei Standard-Trailer im Schlepp, die per Dolly verbunden sind. Zum anderen gehört sein weiß lackiertes Vehikel eben zu jenem dreiköpfigen Platoon, mit dem Scania nicht nur die weiteste Strecke aller Teilnehmer zum großen Platoon- In der Praxis fühlt sich das erst einmal gar nicht so spektakulär an. Auf der Autobahn gen Süden tippt Landholm an zweiter Stelle im Platoon-Trio auf den Lenkradtasten herum, bis sowohl im Display als auch auf einem extra installierten Zusatzmonitor oben auf dem Armaturenträger die Ziffer „1“ erscheint. Sie steht für „Level 1“ und das bedeutet: Bei Autobahntempo 85 km/h rückt Landholms EFFEKTE BEIM SPRITSPAREN STELLEN SICH ERST BEI ETWA 70 KM/H EIN trockenen Halle das Für und Wider von Platooning diskutieren, klettert Fahrer Björn Landholm draußen im strömenden Regen in seinen R 420. Er fährt seit vielen Jahren Touren von Södertälje runter nach Zwolle in den Niederlanden, wo Scania seit 1965 etwas näher am europäischen Markt produziert als droben im südschwedischen Stammwerk. Der 51-Jährige hat Diesel im Blut, fährt Lkw aus Leidenschaft. „Mein Vater hatte ein Transportunternehmen“, weist Landholm Gipfel in Rotterdam zurücklegt, sondern auch einen besonders steinigen Weg antritt. Behörden von insgesamt fünf Staaten müssen Landholms Reise zustimmen: Schweden, Dänemark, Deutschland, Belgien und die Niederlande haben je eigene Vorstellungen von den Voraussetzungen, unter denen sie eine Ausnahmegenehmigung ausstellen. Abstand verkürzen Genau genommen ist Landholm also mit einem ganzen Bündel an Ausnahmegenehmigungen unterwegs. Scania ist mit zwei Eurosatteln im Schlepp auf Tour, sprich mit 32 Meter Länge. Dieses Ensemble gehört zu einem schon vor einiger Zeit in Schweden gestarteten Versuch mit längeren Kombinationen als den dort sonst üblichen 25-Meter-Zügen. Doch spätestens in Dänemark ist Schluss mit 32 Metern: Da muss Scania den zweiten Trailer abkoppeln und mit einer weiteren Zugmaschine die Fahrt mit zwei normalen Eurosatteln fortsetzen. Schluss ist dort aber nicht mit dem „Platooning“ genannten Verfahren, das in Gestalt dieses besonderen Trios an Lkw auf dem Weg von Södertälje nach Rotterdam eine ebenso echte wie ausgedehnte Premiere feiert. Sinn und Zweck der auf abgesperrtem Testgelände unzählige Male exerzierten Übung sind klar: den Abstand der Fahrzeuge untereinander verkürzen, sodass statt der üblichen 50 Meter nur noch 10 bis 20 Meter Distanz die Kandidaten trennen und damit Sprit sparen. Lkw dem Vordermann so auf die Pelle, dass nur noch circa zehn Meter die beiden trennen. Level 2 würde den Abstand um 0,25 Sekunden vergrößern, Level 3 ihn um den gleichen Betrag noch einmal heraufschrauben und so weiter – bis bei 1,5 Sekunden oder 30 Metern jenes Limit erreicht wäre, das der reguläre Abstandsregeltempomat als unterstes Limit zulässt. Außer zu lenken hat Björn Landholm jetzt nicht mehr viel zu tun. Denn nun ist es das Führungsfahrzeug, das per Wi-Fi die ihm folgenden Lkw in Sachen Geschwindigkeit und Bremsungen in Echtzeit an die Kandare nimmt. Das heißt: Bremst der erste Lkw leicht, bremsen die beiden anderen zeitgleich und automatisch ebenso leicht. Geht der Frontmann stark in die Eisen, tun’s ihm die folgenden Lkw gleich, ohne dass ihr Fahrer das Pedal zu bemühen hätte. Dabei fällt auf, dass die Bremsungen etwas abrupt da- herkommen, was auch den neuen Aufliegern geschuldet sein kann. Auch andersherum, beim Beschleunigen, hat die Sache ihre Grenzen. Denn es ist ausgerechnet der dritte und letzte Lkw in diesem außergewöhnlichen Konvoi, der die meiste Fracht zu schleppen hat. Zieht also der Frontmann fröhlich davon, so dauert’s beim Schlusslicht dann schon ein wenig, bis aus dem Nachzügler wieder ein nützliches Glied der PlatoonGesellschaft mit ordnungsgemäßen zehn Meter Abstand auf den Vordermann wird. Klarer Fall auch, dass dieses sogenannte Platooning beim Verlassen der Autobahn nichts mehr in Landholms Lkw zu suchen hat. Erstens stellen sich segensreiche Effekte beim Spritsparen ohnehin erst ab ungefähr 70 km/h ein. Und zweitens haben sowohl der Zweite als auch der Dritte im Bunde es tunlichst zu unterlassen, dem Führungsfahrzeug beispielsweise blind über eine Kreuzung hinweg auf den Fersen zu folgen. So kommt es, dass Landholm dem PlatooningModus fix Adieu sagt, sobald sein 32-Meter-Zug den Dunstkreis der Autobahn verlässt. „Die Politik wachrütteln” Drinnen im Hangar führt Vorentwickler Gunnar Tornmalm derweil aus, warum bei dieser Demonstration der Schwerpunkt eben noch gar nicht so sehr auf technischer Brillanz liegt: „Es geht in erster Linie darum, die Politik wachzurütteln“, sagt der Techniker und fügt an: „Wir wollen erst einmal demonstrieren, dass es funktioniert.“ Wie ernst es der Nutzfahrzeugindustrie damit ist, zeigt nichts besser als der Umstand, dass immerhin sechs Aerodynamik in der Kolonne Druckkoeffizient Druckverhältnisse beim Lkw jeweils bei 5, 10 und 20 Meter Distanz. der sieben großen Hersteller mit jeweils eigenen Lösungen an diesem bisher einzigartigen Event teilnehmen. Ginge es nach Björn Landholm am Steuer seines R 420, der die Platooning-Technik so gut kennt wie kaum ein anderer und inmitten des Scania-Platoons in Richtung Rotterdam unterwegs ist, sollte lieber heute als morgen die sparsame Kolonnenfahrt in Europa möglich sein. „Gäbe es Ähnliches für den Pkw“, lautet das Fazit des von Platoon-Komfort wie -Sicherheit überzeugten Praktikers, „hätte ich solch ein System sofort in meinem Pkw.“ Text: Michael Kern | Foto: Scania | Grafik: Götz Mannchen trans aktuell 8 8. April 2016 FA H R Z E U G U N D T E C H N I K 19 Wachstum mit Transportern Mercedes will in Nordamerika mit dem Sprinter und dem Vito weitere Absatzpotenziale erschließen Z ufriedene Gesichter beim diesjährigen Jahresabschlussgespräch von Mercedes-Benz Vans: 321.000 Fahrzeuge wurden im vergangenen Geschäftsjahr an die Kunden ausgeliefert, neun Prozent mehr als im Jahr 2014. Damit erwirtschaftete Mercedes mit 880 Millionen Euro ein gegenüber 2014 um 29 Prozent gesteigertes Ergebnis. 88.400 Fahrzeuge setzte der Hersteller im vergangenen Jahr in Deutschland ab. Auf dem gesamten westeuropäischen Markt waren es 208.500, zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Der Marktanteil im Segment der mittelgroßen bis großen Transporter liegt laut Mercedes damit bei 18,4 Prozent. In Osteuropa waren es 32.200 Fahrzeuge. Auf dem russischen Markt, der laut dem Leiter der Transporter-Sparte, Volker Mornhinweg, insgesamt um rund 31 Prozent zurückging, seien 9.100 Fahrzeuge verkauft worden. Nach den russischen Fahrzeugherstellern GAZ und UAZ sind die Deutschen damit drittgrößter Anbieter. Zusammen mit dem Kooperationspartner GAZ fertigte Mercedes-Benz in Russland im vergangenen Jahr den 10.000sten Sprinter Classic. Das Modell Sprinter leistete auch den größten Beitrag zu den 40.500 abgesetzten Fahrzeugen auf dem nordamerikanischen Markt (32.400 in den USA). Große Hoffnungen setzt Mercedes aber ebenso in den Ende des vergangenen Jahres für den nordamerikanischen Markt angepassten Vito namens Metris, der dort Premiere feierte. In Brasilien verzeichnen die Stuttgarter mit 6.500 verkauften Fahrzeugen hingegen ein Minus von 32 Prozent. Volker Mornhinweg: „Der Gesamtmarkt für große Transporter in Brasilien ging um volle 37 Prozent zurück.“ Mit 15.800 Fahrzeugen in Lateinamerika habe man dennoch fast das Vorjahresniveau erreicht. Grund dafür seien gute Geschäfte in Argentinien. Zunehmend wichtiger wird laut Mornhinweg für Mercedes das Geschäft mit Großkunden, das 2015 um 13 Prozent zunahm. In Europa wuchs dieses Geschäftsfeld um zehn Prozent, in den Übersee-Märkten mit Schwerpunkt USA, Mexiko und Australien sogar um 40 Prozent. Für das laufende Jahr erwartet der Leiter der Transporter-Sparte sowohl bei Groß- als auch bei mittelgroßen und Privatkunden weiteres Wachstum. Nach etwa 194.200 verkauften Einheiten 2015 werde dabei insbesondere der Sprinter weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Den Erfolg des Transporters feierte Mercedes bei der Jahrespressekonferenz mit der Übergabe des dreimillionsten Sprinter an den Reisemobilbauer Hymer. Auf einen konkreten Zeitpunkt der Markteinführung der nächsten Sprinter-Generation wollte sich Volker Mornhinweg nicht festlegen. Die Produktionskapazitäten, die mit der auslaufenden Crafter-Herstellung im Auftrag von VW Nutzfahrzeuge zum Ende der aktuellen SprinterBaureihe frei werden, werde man aber komplett für eigene Produktionssteigerungen nutzen. So soll beispielsweise noch in diesem Jahr eine schwere Variante des Sprinter mit 5,5 Tonnen Gesamtgewicht an den Start gehen. Eine schnellere und vor allem wirtschaftlichere Versorgung des nordamerikanischen Markts verspricht sich Mercedes von einem neuen Transporter-Werk in Charleston, South Carolina, das eine Investition von rund einer Milliarde US-Dollar beansprucht. Große Bedeutung misst Mercedes-Benz Vans auch dem Bereich E-Commerce und der damit einhergehenden Distribu- tion mit Transportern zu. Volker Mornhinweg: „Unser Ziel ist klar: Wir machen den Van der Zukunft zum Teil des Internets der Dinge.“ Text: Andreas Wolf | Fotos: Daimler www.fiaetrc.com MITTELGROSSER PICK-UP MIT STERN Mercedes-Benz Vans will sein Portfolio weiter ausbauen. Ein mittelgroßer Pick-up soll das Programm erweitern. Das Segment sei volumenstark und bringe weltweites Wachstumspotenzial, sagte Volker Mornhinweg. Zielmärkte seien zunächst Lateinamerika, Südafrika, Australien und Europa. Produziert werden soll in Spanien (Barcelona) und Argentinien. 2016 TRUCK RACE TROPHY 29. APRIL BIS 01. MAI 2016 AM RED BULL RING Nähere Informationen und Tickets unter: www.projekt-spielberg.com Division R.A.L. Handel 20 trans aktuell 8 8. April 2016 MEHR IM NETZ WEITERE FAHRZEUGE IM RAHMEN DER BAUMA UNTER eurotransport.de/ bauma SONDERTHEMA D er Bau hat seine eigenen Gesetze. Da läuft im Winter wenig, im Sommer aber geht es rund. Der Ton ist eher rau, gleichwohl herzlich. Und der Lkw sieht sich mit Tücken konfrontiert, auf die er anderswo so schnell nicht stößt. Frisch der Ladung ledig, gerät der Vorwärtsdrang des Lkw dort nur zu oft und jäh ins Stocken. Durchdrehende Räder dort, wo der Antrieb sitzt, sind auf dem Bau fast so gängig wie eine dicke Scheibe Fleischkäse zum Vesper. Ursache für solch Ungemach ist eine Mangelerscheinung, um die keiner herumkommt, der im Gelände ablädt. Denn ist der Lkw erst einmal leer, drückt eben nicht mehr viel Gewicht auf die Hinterachse. Da die aber nur so viel an Zugkraft in Traktion umsetzen kann, wie Gewicht auf den angetriebenen Rädern lastet, ist zum Beispiel die übliche 4x2-Sattelzugmaschine schnell mit ihrem Latein am Ende, wenn sie statt elf oder zwölf Tonnen Hinterachslast nach dem Abladen plötzlich gar keine Ladung mehr auf ihren Schultern spürt. Was tun? Das klassische Mittel, sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf zu ziehen, lautet Achsformel 4x4. Doch sind die Nachteile des Allradantriebs hinlänglich bekannt. Er kostet eine Menge Nutzlast, bringt einen Haufen Reibungsverlust innerhalb des Triebstrangs mit sich und führt somit zu einem Mehrverbrauch, der in der Gegend von acht bis zehn Prozent pro zusätzliche angetriebene Achse liegt. Einschränkungen beim Wendekreis gelten zudem für den Allradler: Ein Arocs 4x4 mit Radstand 3.600 Millimeter und zuschaltbarem Allradantrieb braucht beispielsweise gleich einmal rund 70 Zentimeter mehr für den U-Turn als der 4x2 mit gleichem Radstand. Nun gibt es aber noch eine andere Art, die Vorderachse anzutreiben. Nicht auf die klassische Art per Verteilergetriebe und Differenzial in der Vorderachse, sondern per hydraulischem Radnabenantrieb vorn. Krane praktizieren dies schon längst. MAN kam in Gestalt des Hydro-Drive damit vor elf Jahren und Mercedes zog vergangenes Jahr nach. Premiere feierte da ein HAD (Hydraulic-Auxiliary-Drive) genanntes System, das dem Lkw unter die Arme greift, wo er nach dem Abladen doch wesentlich mehr Gewicht und somit Traktionspotenzial ins Feld führen kann als auf der Hinterachse: eben vorn. Zum Vergleich: Gerade mal gut zwei Tonnen lasten beim leeren Kippsattel mit zweiachsiger Zugmaschine auf der Hinterachse, gut fünf Tonnen hingegen auf der Lenkachse vorn. Da nehmen sich jene 6.250 Nm geradezu bescheiden aus, mit denen jeder der beiden Radnabenmotoren des HAD-Arocs vorn maximal loslegen kann: Umgerechnet in Zugkraft resultieren daraus bei Bereifung 315 oder 385/65 R 22,5 (wie beim hier gefahrenen Arocs-Zweiachser) ungefähr 2,45 Tonnen zusätzliche DIE LÖSUNG AUF EINEN BLICK Vier Dinge braucht’s: eine vom Rädertrieb des Motors angetriebene Hydraulikpumpe, Vorderachse mit Radnabenmotoren sowie Seitenmodul und Ventilblock. Die Leistung der Pumpe beziffert Daimler auf 112 kW (152 PS), den maximal von ihr gelieferten Volumenstrom auf 350 Liter pro Minute und den maximalen Pumpendruck auf 450 bar. Im System zirkulieren 32 Liter Hydrauliköl, die in den Radnabenmotoren (jeweils 934 Kubikzentimeter Hubraum und zehn kreisförmig angeordneten Kolben) Folgendes bewirken: Hydraulischer Druck presst die Kolben, die über Laufrollen an der Spitze verfügen, nach außen gegen einen Nockenring. Dabei entsteht das Drehmoment, das die Vorderräder in Schwung bringt. 6.250 Nm oder knapp 55 PS pro Rad sind bei dieser Umsetzung von hydraulischer in mechanische Arbeit à la HAD maximal möglich. Die dabei entstehende Wärme in Schach zu halten ist Aufgabe des mit Ölkühler und Lüfter sowie Hydrauliktank, Ölfilter und Ventilsteuerblock bestückten Seitenmoduls, das an der rechten Flanke des Fahrzeugs hinter dem Tank sitzt. Ungefähr 20 kW soll die Kühlleistung betragen und damit den vollen Einsatz des Systems für ungefähr fünf Minuten Dauer möglich machen, bevor es wegen zu hoher Temperatur abschaltet. Generell ist die HAD-Funktion nur bis 25 km/h und in der kleinen Gruppe des Getriebes aktiv. Bei höherer Geschwindigkeit geht HAD sozusagen in Stand-by-Modus, um sich bei Bedarf unter 25 km/h wieder ein- oder ab 60 km/h komplett abzuschalten. Traktion a Hydraulischer Vorderradantrieb HAD des Mercedes A Zugkraft für die Vorderachse. Das ist zwar nur die Hälfte dessen, was bei der vorhandenen Achslast zu holen wäre und was ein echter Allradler größtenteils in Traktion umsetzen könnte. Doch die Praxis zeigt: HAD per Drucktaste in der Schalterleiste aktiviert, gibt oft den entscheidenden kleinen Kick, der über Weiterkommen oder Ruf nach der Raupe entscheidet. Gewöhnungsbedürftig ist für den Offroad-Profi anfangs vor allem eines: Gewohnt, in heiklen Situationen Zartheit im Umgang mit dem Gas walten zu lassen, kommt er bei HAD mit dieser Methode nicht allzu weit. „Viel hilft viel“ lautet das Motto, dem die HAD-Logik gehorcht. Denn sie ist folgendermaßen gestrickt: Wie viel Vortrieb die Radnabenmotoren entfesseln, bemisst sich anhand von zwei Kriterien. Zum einen heißt es: Je mehr Schlupf an der Hinterachse auftritt, desto größer der Biss vorn. Zum anderen gilt: Je stärker das Gaspedal durchgetreten wird, desto mehr Zugkraft stellt HAD an den Rädern der Lenkachse parat. Ob der hydrostatische Zusatzantrieb werkelt oder nicht, zeigt die Farbe, in der sein Symbol – eine stilisierte Lenkachse – im Display aufscheint. Bei Weiß herrscht Bereitschaft, bei Blau regt sich was. Schüchternheit im Umgang mit dem Gaspedal ist also fehl am Platz. „Immer feste druff “ heißt die Devise. Butterweich und wie von Zauberhand geführt, steuert HAD die seiner Meinung nach nötige Menge an Vortrieb vorn mal mehr, mal weniger zu. Klar ist damit auch: Mercedes hat HAD mehr als Anfahr- oder allenfalls als kurzfristige Offroad- Hilfe konzipiert denn MAN den Hydro-Drive, bei dem die aktivierte Vorderachse ja permanent ihr Bestes gibt, die Traktion zu verbessern. Wobei sich seit der Vorstellung im vergangenen Jahr vor allem zwei Dinge getan haben, die eines belegen: Bei dem mittlerweile rund 500 Mal verkauften System legt Mercedes beileibe nicht die Hände in den Schoß. So schaltet jetzt Powershift bei eingelegtem HAD-Modus auch mal zwei Gänge auf einen Schlag anstatt nur einer Gangstufe, wie das anfangs noch der Fall war. ASR light statt Sperre Seit Februar dieses Jahres ist der HAD-Mercedes sogar mit so einer Art virtueller Differenzial- Kerniges Mult Konkurrenz für den Unimog – der MAN TGM 13.250 Allrad D TECHNISCHE DATEN Motor Sechszylinder-Diesel D0836 mit zweistufiger Turboaufladung und Ladeluftkühlung, Common-Rail-Einspritzung, Euro 6 per SCR, AGR, DPF Hubraum Leistung Max. Drehmoment Getriebe 6.871 cm3 184 kW (250 PS) bei 2.200/min Achsen Länge x Breite x Höhe Radstand Leergewicht Zul. Gesamtgewicht Zul. Anhängelast 1.000 Nm bei 1.200–1.750/min Automatisiertes 12-Gang-Schaltgetriebe Tipmatic ZF 12 AS-1210 OD, Gelände-Schaltprogrammierung, Verteilergetriebe G 102 Permanenter Allradantrieb (i = 4,59), angetriebene Faustachse vorn VP-06 mit Zweiblatt-Parabelfederung, Stoßdämpfern an der Vorderachse, Differenzialsperre, hinten: MAN-AP-Achse HP-1133 mit Vierbalgfederung, Differenzialsperre 6.300 x 2.550 x 3.550 mm 3.250 mm 6.970 kg 13.400 kg 14.800 kg reiseitenkippbrücke, Ladekran, voll durchsperrbarer Off road-Allradantrieb, Nebenabtrieb, Kommunal-Anbauplatte, Winterdienst-Hydraulik und vieles mehr: Dieser TGM präsentiert sich in seiner Multifunktionalität als das Schweizer Messer unter den leichten Trucks. MAN nennt ihn folglich nicht nur einfach Lkw, sondern einen Allrad-Geräteträger, der es mit den vielfältigen Herausforderungen im kommunalen Einsatz aufnehmen soll. Dass er dies durchaus zu leisten imstande ist, beweist der hochbeinige Münchner auch dann, wenn es abseits asphaltierter Straßen zur Sache geht. Mit permanentem Allradantrieb, Einzelbereifung an allen Rädern und der empfehlenswerten TipmaticGetriebeautomatisierung kennt der 13-Tonner im Gelände kaum Hindernisse. Kommt es ganz dick, lassen sich neben Untersetzung und der Zentralsperre noch beide Achssperren über den bediensicheren Drehschalter nacheinan- der aktivieren. An der Bedientastenklaviatur im wertig wirkenden Armaturenbrett lassen sich dazu Offroad-Goodies wie GeländeABS und Kletterbremse für die kontrollierte Talfahrt aktivieren. So auf maximale Kraftübertragung programmiert, bezwingt der TGM tatsächlich auch erstaunlich widrige Aufstiege. Die Einzelbereifung mit kräftig dimensionierten 365/80ern auf 20-Zoll-Felgen bietet deutlich spürbarer weniger Bodendruck und Rollwiderstand als ein Zwilling hinten, was der Fahrt auf losem Terrain dienlich ist. Auch auf engen ausgefahrenen Spuren halten die vier SuperSingle den Kommunalarbeiter zielsicher auf dem eingeschlagenen Kurs. Dank des kurzen Radstands von 3.250 Millimetern und einer ebenso kurzen 4,59erÜbersetzung der Außenplanetenachsen durcheilt der TGM das Gelände so flink wie ein Steinbock. Das Limit setzt hier – wie so oft im Offroad-Einsatz – das Fahrpersonal hinter dem Steuer. Der im österreichischen MAN-Werk in Steyr gefertigte Generalist dürfte im kommunalen Arbeitsalltag allerdings nur selten auf derlei anspruchsvolles Terrain entführt werden. Sein Job ist saisonabhängig variabel. Im Sommer kann das Straßendienste, Erdbewegungen und Leitungsbau abseits der Straße bedeuten, während im Winter die Stunde der Fronthydraulik schlägt. Mit einem Full-Size-Schneeschild an der Front und dem Streuaufsatz auf der Brücke kann der TGM rund um die Uhr bei jedem Wetter ausrücken. Die Sitzposition in der höhergelegten C-Kabine und das größtenteils aus dem großen Brudermodell TGS übernommene Armaturendesign lassen den TGM auch vom Fahrerplatz aus als ausgewachsenen Lkw erscheinen. Entsprechend steil fällt der Aufstieg in die gute Stube aus. Der permanente Allradantrieb, der im Gegensatz zur schweren MAN-Klasse ohne die Option zuschaltbar die Antriebsarbeit an allen Achsen übernimmt, gilt als bediensicher. Denn was nicht eigens zugeschaltet werden muss, kann man auch nicht fehlerhaft bedienen. Diese Erkenntnis gilt genauso für die Gangwahl. Hier regelt der Getrieberechner der ZF-Box souverän die Auswahl zwischen den zwölf Fahrstufen. Seine Offroad-Getriebesoftware sorgt für angepasste, sprich leistungsbetonte Schaltmanöver abseits der Verkehrszivilisation. Unnötige Schaltungen im Sortiment der zwölf Fahrstufen verdrückt sich das Getriebe bei Steigungsfahrten, die Kletterbremse führt den Kommunal-Klettermax rutschsicher talwärts. Fit für Straßendienste Zum insgesamt erfreulichen Gesamteindruck des TGM trägt auch der muntere Sechszylinder mit knapp sieben Liter Hubraum bei. Der D08-Reihenmotor will aber gedreht werden und liefert erst jenseits der 1.000/min-Marke trans aktuell 8 8. April 2016 B A U FA H R Z E U G E Gang der zwölfstufigen Schaltbox G-281-12. Der erste Gang, übersetzt mit 14,93, erreicht dann bei Nenndrehzahl schon 8,7 km/h. Das schmeckt der Kupplung beim Rangieren nicht unbedingt. Der erste Rückwärtsgang, mit 16,33 immerhin etwas kürzer gehalten, schlägt nur noch mit 7,9 km/h Endgeschwindigkeit zu Buche. Als Nutzlastriese tritt der Arocs trotz Hypoidachse hinten mit HAD-Mimik nicht mehr an. Rund 21 Wie weit der HAD dem reinrassigen Kiesbomber mit Hypoidachse hinten gefährlich werden kann, das dürfte sich vor allem an der Frage entscheiden, ob das Plus an Geländegängigkeit tatsächlich ein Minus von 400 Kilogramm bei der Nutzlast aufwiegt. Ins Kalkül zu ziehen wäre ferner, dass auch HAD einen gewissen Mehrverbrauch mit sich bringt. Daimler nennt für einen 4x2 mit Hypoidachse einen Zuschlag von 1,5 Prozent. BIS ZU 500 KILOGRAMM LEICHTER ALS DAS PENDANT MIT 4X4 auf Abruf Arocs 1845 zieht bei Bedarf den Karren aus dem Dreck sperre vorn lieferbar. ASR light nennt das Werk diese zusätzliche Vorrichtung, die in der Lage ist, ungefähr wie bei elektrischer Differenzialsperrung beim Pkw, die Räder differenzierter zu beschicken. Ein Umlenken des Volumenstroms auf das nicht durchdrehende Vorderrad bewirkt, dass dort mehr Zugkraft aufgebaut werden kann und HAD die Abschaltschwelle somit erst gar nicht oder zumindest später erreicht. Nachgelegt hat Mercedes übrigens auch bei der Arocs-Kabine: War diese anfangs nicht mit beifahrerseitigem Außentritt zur Brückeninspektion zu haben, so ist jetzt eine vorbildliche Lösung samt Reling und ExtraPlattform für den Fuß am Heck der Kabine zu haben. Dass HAD als Traktionshilfe für eher straßenorientierte Fahrzeuge konzipiert ist, zeigt allein schon die Liste der damit verfügbaren Konfigurationen: Grundsätzlich liefert das Werk nur hinten luftgefederte Chassis mit dem hydrostatischen Vorderachsantrieb. Als Achsformeln ist hauptsächlich an 4x2 sowie 6x2 mit Nachlaufachse gedacht. Das Höchste der OffroadGefühle für das, was mit HAD infrage kommt, sind 6x4-Dreiachser mit Luftfederung hinten. So kommt es nicht von ungefähr, dass Mercedes als Probanden für diesen Fahrbericht gleich einen ausgesprochenen Straßenroller vom Schlage der 4x2 geschickt hat. Mit Hypoidachsen hinten statt der für härtere Nüsse besser geeigneten Außenplanetenachsen, also ein typischer Kiesbomber, dessen Metier in erster Linie der Asphalt ist. Vorteile der Hypoidachse: Sie rollt spürbar leichter als das Pen- titalent d-Geräteträger kennt kaum Grenzen leicht verwertbares Drehmoment, ab 1.200/min steht der Bestwert mit 1.000 Newtonmetern an. Der Leistungsverlauf des bewährten Common-Rail-Triebwerks passt zum Einsatz. Die vergleichsweise gleichmäßige Leistungsabgabe zählt bei kommunalen Aufgaben – zu denen auch die extreme Langsamfahrt im Straßendienst gehört. Die breite Spreizung der Gänge macht nur wenige Kompromisse nötig. Wegen der kurzen Achsen dreht der TGM im zwölften Gang bei Autobahn-Marschtempo 85 km/h bei 1.600 Touren. Erfreulich stimmt die Tatsache, dass der 13-Tonner auf der Straße nicht den harten Hund heraushängen lässt. Unbeladen dank seiner üppigen Sonderausstattungen knapp sieben Tonnen schwer, liegt der TGM mit seinem gemäßigten Traktionsstollenprofil auf Asphalt nahezu so souverän auf der Straße wie seine Straßenbrüder im Verteilerverkehr. Die Luftfederung an der Hinterachse und die erfolgreiche Leer-/Last-Abstimmung der Zweiblatt-Parabelfedern vor- ne sind das Geheimnis des in dieser Fahrzeugkategorie überraschend guten Fahrkomforts. Auch der nicht zuletzt wegen des Palfinger-Ladekrans und der hochgelegten Aufbauten veränderte Schwerpunkt macht sich bei Kurvenfahrten kaum bemerkbar. Die Leistung der EBS-geregelten Scheibenbremsen an beiden Achsen ist nicht zu beanstanden, die Lenkanlage wirkt in Präzision und Bedienstärke sympathisch. Bleibt bei so viel Vollausstattung letztlich der angstvolle Blick in die Preisliste. Stramme 135.400 Euro laut Bruttoliste ruft MAN für den Alleskönner auf. Eine Summe, die an UnimogDimensionen heranreicht. Dafür bietet der MAN neben seiner ausgewiesenen Geländetauglichkeit auch volle Autobahntauglichkeit unter Mitführung eines knapp 15 Tonnen schweren Hängers. Viel Geld für viel Können also – fast genauso wie bei einem original Schweizer Taschenmesser. Text und Foto: Oliver Willms dant mit Planetengetrieben in den Naben. Ecoroll zum Beispiel kommt wesentlich besser zur Geltung. Gewicht ist obendrein gespart: Zwei bis drei Zentner werden es sein. Nachteil allerdings: Nur 270 Millimeter Bodenfreiheit lässt das naturgemäß voluminösere Gehäuse der Hypoidache übrig. Und: Kommt der Kandidat doch mal in die Verlegenheit, zum Beispiel mit 40 Tonnen Kampfgewicht an einer steilen Rampe anfahren zu müssen, dann ist es so sicher nicht, ob die Steckwellen diese Übung tatsächlich ungeschoren überstehen. Solches Für und Wider setzt sich fort bei der Achsübersetzung von 2,733. Da stehen auf der Habenseite spritsparende 1.180 Touren bei Autobahntempo 85 km/h. Im Soll liegt die ziemlich hohe Endgeschwindigkeit vom ersten 400 Kilo Mehrgewicht bringt der hydrostatische Vorderradantrieb mit sich. Mit vollem 390-Liter-Tank drückt die Test-Sattelzugmaschine solo dann fahrfertig schon mit 8,4 Tonnen auf die Waage. 14,8 Tonnen sind’s mit Auflieger im Schlepp – macht immer noch 25,2 Tonnen Nutzlast. Nun fragt man sich, in wessen Revier der HAD-Arocs wildert. Ist es der nutzlastoptimierte Straßenkipper mit Achsformel 4x2 und ohne HAD, der echte Allradler à la 4x4 oder doch eher der gemäßigte 8x4, der den HAD am meisten zu fürchten hat? Die Antwort ist nicht einfach. Für den gemäßigten 8x4, zum Beispiel in Gestalt des Arocs 3245, wird der HAD-Zweiachssattel zu halbwegs echter Konkurrenz erst dann, wenn er mit Außenplanetenachsen antritt. Da stünden dann beim HAD-Sattel noch immer mindestens 25 Tonnen Nutzlast contra ungefähr 17 Tonnen beim Vierachser – ein gewichtiges Argument. Freilich kann der Sattel-HAD dem Vierachser bei Geländegängigkeit und Steigfähigkeit nicht das Wasser reichen. Doch gibt es einige Fuhrparks, die den Vierachser nur für den Fall des Falles vorhalten. Als direkte Konkurrenz zum echten 4x4 ist der Arocs HAD zwar erst gar nicht konzipiert. Falls die zusätzliche HAD-Traktion vorn aber den Ansprüchen schon genügt, seien die Vorteile dennoch kurz aufgelistet: 350 bis 500 Kilogramm mehr Nutzlast (je nachdem, ob zuschaltbarer oder permanenter Allrad), acht bis zehn Prozent weniger Verbrauch. Ob 4x2 mit oder ohne HAD, spielt beim Wendekreis keine Rolle. Was die Wartungskosten angeht, lässt die Rechnung tief blicken, die Daimler bei den Serviceverträgen aufmacht. Da beträgt der Aufschlag gegenüber einer zweiachsigen Sattelzugmaschine ohne HAD in der Kategorie Komplettservice bei 48 Monaten Laufzeit und 85.000 Kilometern pro Jahr acht Prozent. Die klassische allradgetriebene Zugmaschine in 4x4 schlägt mit 40 Prozent an Zusatzkosten im Vergleich zum 4x2 zu Buche. Text und Foto: Michael Kern TECHNISCHE DATEN Motor Hubraum Leistung Max. Drehmoment Wassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor (OM 471 LA) mit Turboaufladung und Ladeluftkühlung, Common-Rail-Einspritzung, Euro 6 per SCR, AGR und DPF 12.809 cm3 449 PS (330 kW) bei 1.800/min 2.200 Nm bei 1.100/min (12. Gang Top-Torque 2.400 Nm bei 1.100/min) Mercedes G 281-12 (Dreigang-Hauptgetriebe mit Getriebe Range- und Splitgruppe), 12 Gänge, Spreizung 14,93 (14,93–1,00) 7,5-Tonnen-Vorderachse mit HAD, 13-Tonnen-HypoidAchsen Hinterachse mit Quersperre (i = 2,733) Dreiblatt-Parabelfederung vorn, Vierbalg-Luftfederung Fahrwerk mit Stabilisator hinten, Scheibenbremsen rundum, Bereifung 385/65 R 22,5 vorn, 315/80 R 22,5 hinten Bodenfreiheit vorn/hinten 314 mm (385/65 R 22,5)/ 270 mm (315/80 R 22,5) 8.400 kg Leergewicht SZM Nutzlast Zul. Gesamtgewicht 9.600 kg 18.000 kg V E R K AU F E N , K AU F E N , S U C H E N R U N D U M S N U T Z FA H R Z E U G MARKT A N N A H M E F Ü R G E W E R B L I C H E A N Z E I G E N : T E L E F O N 0 7 11 / 7 8 4 9 8 - 9 4 , F A X - 2 9 LEASING/LKW-VERMIETUNG KAUFEN MIETEN ERSATZTEILE/ZUBEHÖR LEASEN + Herstellerunabhängig + Markenfabrikate + Deutschlandweit GTI Miet-Fahrzeug Traileunr sesirndDing! 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FERNFAHRER 6 Fax (07 11) 1 82-17 83 (Zum Anzeigenschluss nur bis 16.00 Uhr) Coupon senden an: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG KombiMarkt 70162 Stuttgart E-Mail: [email protected] (Zum Anzeigenschluss nur bis 16.00 Uhr) Bitte gewünschte Kombination und Ihre komplette Anschrift angeben. ANZEIGENVARIANTEN Zu verkaufen: Diverse MAN Zubehör F90/ F 200 Lederausstatung, Türwindabweiser, Bullfänger, Tel. XX XX/X XX XX XX H Die gleiche Anzeige mit Foto kostet nur € 30,– mehr Zu verkaufen: Diverse MAN Zubehör F90/ F 200 Lederausstattung, Türwindabweiser, Bullfänger, Tel. XX XX/X XX XX XX H Bitte ankreuzen Gewünschte Zeitschriftenbelegung ■ Kombination ■ Einzelbuchung ■ Einzelbuchung ■ Einzelbuchung Millimeter-Preise für FließsatzAnzeigen: privat gewerblich je mm € je mm € + MwSt. 1,90 4,10 1,90 2,30 1,90 2,30 1,90 2,30 Einzelbuchung: Text bis: Mi., 13. 04. trans aktuell 9 Di., 26. 04. trans aktuell 10 Mi., 27. 04. lastauto omnibus 6 Fr., 15. 04. 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