Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland

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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Dr. Claudia Büttner
Geschichte der Kunst am Bau in
Deutschland
BBR-Forschungsvorhaben
Forum „Kunst am Bau“
Impressum
Herausgeber
Bundesministerium für Verkehr,
Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)
Invalidenstraße 44
10115 Berlin
Bearbeitung
Dr. Claudia Büttner, München
Wissenschaftliche Begleitung
Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung (BBR)
Dr. Ute Chibidziura
Vervielfältigung
Alle Rechte vorbehalten
Zitierweise
BMVBS (Hrsg.): Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland, Berlin 2011
Die vom Auftragnehmer vertretene Auffassung ist
nicht unbedingt mit der des Herausgebers identisch.
© BMVBS
Ein Projekt des Forschungsprogramms „Zukunft Bau“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und
Stadtentwicklung (BMVBS), betreut vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Inhalt
Einleitung__________________________________________________________________ 4
Zum Vorgehen ________________________________________________________________________4
Dank ________________________________________________________________________________5
1. Vorgeschichte der Kunst am Bau _____________________________________________ 6
1.1. Regionalstaatliche Regelungen in der Weimarer Republik __________________________________7
1.2. Internationale Regelungen zur Kunst am Bau – Beispiel USA ________________________________9
2. Kunst am Bau im Nationalsozialismus_________________________________________ 10
2.1. Beispiele der Kunst am Bau im Nationalsozialismus ______________________________________13
3. Kunst am Bau in der Deutschen Demokratischen Republik ________________________ 20
3.1. Regelungen zur Kunst am Bau der DDR ________________________________________________20
3.2. Zur Kunst am Bau der frühen Jahre in der Sowjetisch Besetzten Zone ________________________24
3.3. Kunst am Bau der 50er Jahre in der DDR _______________________________________________27
3.4. Kunst am Bau der 60er Jahre in der DDR _______________________________________________29
3.5. Kunst am Bau der 70er Jahre in der DDR _______________________________________________35
3.6. Kunst am Bau der 80er Jahre in der DDR _______________________________________________41
4. Kunst am Bau in der Bundesrepublik Deutschland_______________________________ 44
4.I. Regelungen der Bundesländer ________________________________________________________44
4.2. Regelungen auf Bundesebene _______________________________________________________45
4.2.1. Bundestagsbeschluss zur Beteiligung bildender Künstler am Bau _______________________________ 45
4.4.2. Expertengremium _____________________________________________________________________ 48
4.2.3. Verfahren ___________________________________________________________________________ 51
4. 3. Die Entwicklung der K7 der RBBau____________________________________________________52
4.4. Vergleich der Kunst‐am‐Bau‐Richtlinien von 1934‐2005 ___________________________________56
5. Die Kunst am Bau in der Bundesrepublik Deutschland____________________________ 61
5. 1. Kunst am Bau in den 50er Jahren ____________________________________________________61
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5.2. Kunst am Bau in den 60er Jahren _____________________________________________________72
5.3. Kunst am Bau in den 70er Jahren _____________________________________________________78
5.4. Kunst am Bau in den 80er Jahren _____________________________________________________89
5.5. Kunst am Bau in den 90er Jahren _____________________________________________________97
5.6. Kunst am Bau in den 2000er Jahren __________________________________________________109
6. Zusammenfassung_______________________________________________________ 122
7. Literatur_______________________________________________________________ 126
7.1. Allgemeines zur Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland _____________________________126
7.2. Deutsches Reich und Nationalsozialismus _____________________________________________126
7.3. DDR ___________________________________________________________________________127
7.4. Bundesrepublik __________________________________________________________________128
7.5. Einzelne Künstler _________________________________________________________________131
7.6. Dokumente _____________________________________________________________________132
8. Bildnachweis ___________________________________________________________ 142
9. Verordnungen __________________________________________________________ 150
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
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EINLEITUNG
Die baubezogene Kunst, die heute im Auftrag des Bundes entsteht, kann kaum ohne ihren beson‐
deren Status einer demokratischen Auftragskunst gesehen und verstanden werden. Ihre Rezeption
wird immer auch von den bis heute nachwirkenden Diskussionen um die Kunst am Bau bestimmt.
Erst der Überblick über die Entwicklung der Kunst am Bau mit ihrer Vorgeschichte in der Weimarer
Republik, den Verordnungen und künstlerischen Hervorbringungen unter den Nationalsozialisten
und in beiden deutschen Republiken, den Ansprüchen und Hoffnungen von Künstlern und Politi‐
kern sowie den Veränderungen von Definition, Aufgabe und Zielsetzung machen die heutige Stel‐
lung der Kunst am Bau verständlich. Darüber hinaus zeigt er auch die fragile Position einer kultu‐
rellen Aufgabe im wechselnden gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umfeld. Umso
bedeutsamer wird es sein, die Kunstwerke vorzustellen, die in diesem hochgradig politisch defi‐
nierten und bürokratisch verwalteten Umfeld entstehen konnten.
ZUM VORGEHEN
Am Beginn steht die Sichtung der wenig umfangreichen wissenschaftlichen Literatur zu Kunst am
Bau, in der es neben dem Sammelband von Herlyn, Manske und Weisser von 1977 mit dem Ab‐
druck einiger wichtiger Originalquellen und der einzigen umfassenden Dissertation von Dühr
1988/1991 inzwischen einige Dissertationen zu Einzelmaßnahmen und Künstlern gibt.
Herangezogen werden regionale oder auf einzelne Künstler bezogene Darstellungen sowie die
Forschungen zur Kulturpolitik in Weimar, im Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit.
Die schlechte Literaturlage macht eine umfangreiche Recherche in den Parlamentsarchiven, in den
Bundesarchiven in Berlin und Koblenz und den Archiven des Bundesamts für Bauwesen und
Raumordnung erforderlich. Nur hier lassen sich die Originalverordnungen und Erlässe, Parla‐
mentsprotokolle und Anfragen ermitteln, die bisher nur in geringem Umfang in der Literatur bear‐
beitet worden sind ‐ insbesondere gibt es keine Betrachtung der Entwicklungen seit den siebziger
Jahren.
Zu vielen Bauten ist die Kunst am Bau kaum oder nicht dokumentiert. Die Kunstwerke lassen sich
nur punktuell über Künstlermonografien und Zeitschriftenartikel aufspüren, hier sind die Archivun‐
terlagen von besonderer Bedeutung, da es nur vereinzelte Publikationen zu Kunst und Architektur
einzelner Bundesinstitutionen gibt. Während sich allgemeine Informationen zur Kunst am Bau im
Nationalsozialismus und der DDR im Bundesarchiv (mit SAPMO) in Berlin finden lassen, sind Infor‐
mationen zu Einzelbauten und Kunstwerken nur in aufwändigen Recherchen in einer Vielzahl von
Landes‐, Regional‐, Bezirks‐, Kreis‐ und Stadtarchiven zu finden. Deren Auswertung hätte den Zeit‐
rahmen der Studie gesprengt. Daher wird in dieser Studie für die Beispiele auf publizierte Informa‐
tionen zurückgegriffen.
Für die Kunstbeispiele der Bundesrepublik in Berlin und Bonn werden hier jedoch größtenteils bis‐
her nicht publizierte Wettbewerbsunterlagen aus dem Bundesarchiv in Berlin und Koblenz (bisher
aus Gründen des Datenschutzes nur bis 1980 einsehbar), aus dem Archiv der Bundesbaudirektion
Archiv der Bundesbaugesellschaft mbH im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung in Bonn
und Berlin herangezogen. Auf die zusätzliche Einsichtnahme in Akten zu den Bauten des Bundes in
den 16 Bundesländern musste verzichtet werden.
Dargestellt werden die Vorgeschichte in der Weimarer Republik, der Beginn der Verordnung, ihre
Funktion und Ergebnisse im Nationalsozialismus. Es folgt eine Darstellung des Umgangs mit Kunst
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am Bau in der SBZ und der DDR mit ausgewählten Beispielen bis 1989. Danach wird die Wiederein‐
führung sowie die Entwicklung und Handhabung der Richtlinie in der Bundesrepublik verfolgt. Die
Kunst am Bau aus sechs Jahrzehnten wird mit Beispielen vorgestellt. Ein Vergleich der Bestimmun‐
gen zur Kunst am Bau von 1934 bis 2005 liegt vor. Sämtliche Verordnungen als Textanlage sowie
eine Literaturliste und der Bildnachweis ergänzen die Studie.
Im Text werden, um der sprachlichen Lesbarkeit willen, die männlichen Berufsbezeichnungen
stellvertretend für weibliche und männliche Personen verwendet. Sie stellen aber insbesondere
bei Aufzählungen keinen Hinweis auf das eigentliche Geschlecht dar. Die Zitate sind nicht an die
neue Rechtschreibung angepasst worden, sondern verblieben im Original.
DANK
Die Forschungen waren nur durch die Nutzung öffentlicher Archive sowie der Verwaltungsarchive
des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung und der Bundesbaugesellschaft in Berlin und
Bonn möglich. Ich bedanke mich besonders für die freundliche Unterstützung der Recherchen bei
Frau Christine Wegner in Berlin und Herrn Fredi Schmitz in Bonn.
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1. VORGESCHICHTE DER KUNST AM BAU
Für die Frühzeit ist es schwierig, eine Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland zu schreiben
und sich dabei auf die staatlichen Bauten des Deutschen Reichs zu beschränken. Denn auch wenn
die Kunst‐am‐Bau‐Verordnung eine staatliche Fördermaßnahme ist, so ist die Kunst am Bau doch
keine staatliche Erfindung. Der Staat reagiert lange nicht auf die Forderungen der Interessenge‐
meinschaft der Künstler nach staatlicher Unterstützung. Kunst am Bau als nationalstaatliches För‐
derinstrument setzt er erst ein, als die Forderungen auf den erhöhten Bedarf des Staates an künst‐
lerischer Gestaltung trifft. Die Nationalsozialisten benötigen zu ihrer Machtinszenierung vermehrt
ästhetische Demonstrationen und Symbole ihrer Ideologie.
In den wenigen Publikationen zur Kunst am Bau wird die Entstehung der Kunst‐am‐Bau‐
Verordnung als soziale Fördermaßnahme stets mit dem neuen Status der Kunst in der Weimarer
Republik in Verbindung gebracht. In der Reichsverfassung vom 11. August 1919 wird in Artikel 142
nicht nur erstmals die Freiheit der Kunst festgeschrieben, sondern auch ihre Pflege als staatliche
Aufgabe anerkannt: „Kunst, Wissenschaft und Lehre sind frei. Der Staat gewährt ihnen Schutz und
nimmt an ihrer Pflege teil.“ Elisabeth Dühr, die 1991 die bisher einzige wissenschaftliche Gesamt‐
darstellung der Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland vorlegt, spricht von einem „Produkt
des 20. Jahrhunderts, denn erst hier nimmt sich die staatliche Verwaltung in vollem Umfang der
Kunst, ihrer Bildungsanstalten, den Sammlungen [...] an.“ 1 Sie leitet aus dem Verfassungsartikel
auch eine neue Haltung gegenüber der Kultur ab, die die Verantwortung des Staates für die Ver‐
sorgung der Künste beinhaltet. Sie belegt dies mit zeitgenössischen Verfassungskommentaren, wie
dem von Gebhard 1932: „Es würde dem Verfassungsgrundsatz widersprechen, wenn ein Land,
etwa unter Berufung auf seine finanzielle Notlage, die Bereitstellung von Mitteln für die Pflege von
Kunst und Wissenschaft völlig einstellen würde.“ 2 Sie hat insofern Recht, da belegt werden kann,
dass Politiker in den zwanziger Jahren im Reichstag kulturpolitische Maßnahmen nicht zur Förde‐
rung der Künste, sondern zur materiellen Versorgung der Künstler mit dem Hinweis auf die Verfas‐
sung einfordern: „Ich würde es ferner begrüßen, wenn die Regierung […] auch die Artikel 142 der
Verfassung berücksichtigen würde, wonach der Staat verpflichtet ist, an der Pflege der Kunst teil‐
zunehmen. Wir bitten die Regierung zu erwägen, in welcher Weise Reich und Länder mehr als bis‐
her herangezogen werden können, um unserer Kunst und unseren deutschen Künstlern zu hel‐
fen.“ 3 Die Künstlerverbände, wie der 1920 gegründete Reichs(wirtschafts)verband bildender
Künstler, regen die „Arbeitsbeschaffung für Künstler“ 4 an und erinnern mit ihren Entschließungen 5
1
Dühr, Elisabeth: Kunst am Bau ‐ Kunst im öffentlichen Raum. Geschichte und Entwicklung öffentlicher Kunst im
Spannungsfeld von Architektur, Städtebau und Kulturpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. ‐ Frankfurt / M., Ber‐
lin, New York 1991, S. 13.
2
Handkommentar zur Verfassung des Deutschen Reiches vom 11.08.1919, hg. v. Gebhard, L.‐, München, Berlin, Leip‐
zig 1932, S. 529, zit. nach Dühr, ebd., S. 19.
3
Abgeordneter Schulz (SPD), Reichstag, 102. Sitzung, Mittwoch, den 27. Nov. 1929, in: Verhandlungen des Reichsta‐
ges, Bd.: 426, Berlin 1928, 4 J., publ. g. 1142 y, A‐426, S. 3260. Online unter http://www.reichstagsprotokolle.de
4
Reichsverband bildender Künstler Deutschlands: Entschließungen des Reichsverbandes bildender Künstler Deutsch‐
lands, gefaßt auf der Mitgliederversammlung 1927, Berlin, in: Staatsarchiv Bremen, 4, 49 – 492196, abgedruckt in:
Kunst im Stadtbild. Von 'Kunst am Bau' zu 'Kunst im öffentlichen Raum', hg. v. Herlyn, Sunke; Manske, Hans‐Joachim;
Weisser, Michael, Univ. Bremen. ‐ Bremen 1976, S. 147‐148.
5
Schreiben an Reichsarbeitsminister: Betr. Arbeitsbeschaffung für bildende Künstler, Reichverband bildender
Künstler Deutschlands, 28. Juni 1928, in: Staatsarchiv Bremen, 4.49 ‐ 492196 / auszugsweise Abschrift zu lV 7473128,
abgedruckt in: Kunst im Stadtbild 1976, S. 147.
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daran, dass auch die bildenden Künstler an Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, wie sie für andere
Berufsgruppen existieren, beteiligt werden sollten. Neben Atelier‐ und Ausstellungsorganisation,
Darlehen‐ und Unterstützungsgeldern werden Aufträge zur Ausstattung von Gebäuden und die
Beteiligung an Baumaßnahmen gefordert. Der Allgemeine Deutsche Bildhauerbund hat 1923 dazu
auch schon konkretere Vorschläge unterbreitet, nämlich bei Bauten des Reiches „einen bestimm‐
ten Prozentsatz der Bausumme für den plastischen Schmuck von Fassaden und Innenräumen“ 6 zu
veranschlagen. Mehrfach werden die Sozialmaßnahmen im Reichstag verhandelt, 7 dennoch bleibt
die Summe von 200.000 Reichsmark, die z. B. im Haushaltsplan 1927 „zur Behebung der Notstände
in der deutschen Kunst“ beschlossen werden, 8 gering.
Der Appell an den demokratisch verfassten Staat, sich durch Aufträge – anstelle von reiner Alimen‐
tierung – der Förderung der Künste anzunehmen, wird in der Weimarer Republik nur zögerlich und
zunächst nur von einem Freistaat, Preußen, aufgegriffen – ansonsten ist die Kulturpolitik noch eine
relativ unbedeutende Aufgabe in der neuen Demokratie. Kunst am Bau ist zunächst keine wichtige
nationale Angelegenheit. An den wenigen Aufträgen für baubezogene Kunst sind vor allem die
Kommunen, Länder, Privatleute und Unternehmen beteiligt. Die Geschichte der Kunst am Bau als
eine staatliche Förder‐ und Auftragsmaßnahme bildender Kunst im Zusammenhang des staatlichen
Hochbaus beginnt in der Weimarer Republik zunächst auf regionalstaatlicher Ebene.
1.1. REGIONALSTAATLICHE REGELUNGEN IN DER WEIMARER REPUBLIK
Reagiert hat auf die Forderungen lediglich ein deutsches Parlament, das des Freistaates Preußen,
der allerdings immerhin zwei Drittel des Deutschen Reiches ausmacht. Das Parlament fordert den
preußischen Freistaat mit einem Entschließungsantrag auf, den Künstlern staatliche Aufträge zu
verschaffen. So ergeht in Preußen die erste deutsche Kunst‐am‐Bau‐Verordnung. In dem Erlass des
Preußischen Ministers des Inneren vom 20. Juni 1928 an die Ober‐ und Regierungspräsidenten,
Landräte und Gemeindeverbände heißt es: „Der Preuß. Landtag hat das Staatsministerium durch
Annahme eines Entschließungsantrags ersucht: 1. bei der Errichtung und Ausstattung staatlicher
oder kommunaler Bauten mehr als bisher bildenden Künstlern unter besonderer Berücksichtigung
der beschäftigungslosen und in Not geratenen bildenden Künstler Arbeits‐ und Verdienstmöglich‐
keiten zu schaffen,
1. auf die Stadt‐ und Gemeindeverwaltungen in diesem Sinne einzuwirken,
2. die Organisation der bildenden Künstler zur Information und Beratung heranzuziehen.
Von diesem Entschließungsantrage gebe ich mit dem Bemerken Kenntnis, daß in der Preuß. Staat‐
lichen Hochbauverwaltung dem Entschließungsantrage entsprechend verfahren wird.“ 9
6
Allgemeine deutsche Bildhauerbund: Entschließung des Allgemeinen Deutschen Bildhauerbundes von einer Tagung
20.8. 1923, in: BArch Berlin, R 32 /8 135:, zit. nach Eckstein, Beate: Im öffentlichen Auftrag: Architektur‐ und Denk‐
malsplastik der 1920er bis 1950er Jahre im Werk von Karl Albiker, Richard Scheibe und Josef Wackerle. ‐ Hamburg
2005, S. 116.
7
Reichstag, 178. Sitzung, 17. März 1926, S. 6248‐625; Reichstag, 175. Sitzung, 10.März 1926, in: Verhandlungen des
Reichstags, S. 6118‐6119. Online unter http://www.reichstagsprotokolle.de
8
Beschluss des Reichstags, Schreiben des Präsidenten des Reichstags, 20.12.1926, in Verhandlungen des
Reichstags, 1924/28,33, S.3422. Online unter
http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w3_bsb00000100_00164.html
9
Heranziehung bildender Künstler bei Errichtung kommunaler Bauten. RdErl. d. MdI. v. 20.6.1928 ‐IV a 1 223 II, in:
Ministerial‐Blatt für die Preußische innere Verwaltung, hg. im Preußischen Ministerium des Innern, 89. Jg., Nummer
26. ‐ Berlin 27. Juni 1928, S. 633‐634.
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Doch viel ist damit noch nicht erreicht: Denn es erfolgt keine Umsetzung. So hat der Erlass in der
Staatlichen Bauverwaltung keine Folgen, da hier weder ein Erlass, noch eine Anweisung weiterge‐
geben wird. 10
Im Deutschen Reich trägt auch die Einsetzung eines Reichskunstwarts 1922 nichts zur Verbesse‐
rung der Situation bei. Edwin Redslob, der dieses Amt von 1920 bis 1933 versieht, hat weder den
politischen und adminsteriellen Einfluss, noch die Mittel, etwas zu ändern. Seine hauptsächliche
Aufgabe besteht darin, die künstlerisch qualitätvolle Formgebung von Hoheitszeichen und Brief‐
marken zu überwachen. 11 Dennoch hat er für diese staatlichen Kunstaufträge kein eigenes Bud‐
get. So bleibt es auch weiterhin bei den regelmäßigen Klagen der Abgeordneten von SPD und DNV
im deutschen Reichstag über die Notlage der bildenden Künstler. 12
Einerseits hat zu diesem Zeitpunkt die künstlerische Entwicklung eine ganze Reihe von baubezo‐
genen Kunstformen wie das Wandbild als Tafelbild, Fresko, Mosaik oder den Gobelin, Bodenges‐
taltungen, Glasfenster, Plastiken und Reliefs hervorgebracht. Andererseits verzichtet die Architek‐
tur des Neuen Bauens, 13 der Neuen Sachlichkeit und des Bauhauses aus ökonomischen, funktiona‐
len, vor allem aber stilistischen Gründen auf ornamentalem Bauschmuck. Selbst der Bildhauer
Hans Schwegerle räumt 1930 ein: „Absolute Sachlichkeit verträgt keinen sinnlosen Schmuck; das
gestorbene, zur Formel gewordene Ornament wie die seelenlose Dekorationsfigur sind eine Un‐
möglichkeit für sie, aber nicht das geistige Fluidum der künstlerischen Note als lebendiger Be‐
standteil ihrer Einheit. Die Plastik muß so unbedingt mit dem Bauwerk verbunden sein, so Teil des
Ganzen, daß ihr Fehlen einen Mangel bedeuten würde.“ 14 Da der Künstler aber weniger stilisti‐
sche, als vielmehr ökonomische Gründe für die Enthaltsamkeit gegenüber der Kunst am Bau aus‐
macht, konstatiert er: „Im Verfolg solcher Gesichtspunkte wird sich die Bauplastik bald wieder ei‐
nen legitimen, nicht nur geduldeten Platz erobern und die Not und Armut unserer Zeit wenden
helfen, zur Notwendigkeit werden und kein Luxus mehr sein, für den man die Mittel glaubt versa‐
gen zu müssen.“ 15
Wenn moderne Architekten wie Mies van der Rohe oder die Brüder Luckhardt nicht auf Kunst am
oder im Bau verzichten wollen, wählen sie nicht mehr die tradierten Formen, sondern bevorzugen
die aufeinander Bezug nehmende freie Gegenüberstellung von Kunst und Architektur. Auch Georg
Kolbe, der mit seiner Skulptur „Morgen“ in Mies van der Rohes Pavillon auf der Weltausstellung in
Barcelona 1929 prominent mit Kunst im Bau vertreten ist, unterscheidet deutlich zwischen Bau‐
schmuck und Plastik: „Bei diesem zeitgemäßen Disput handelt es sich wohl um die sogenannte
'Dekorations‐ und Bauplastik', ‐ welche Degradierung der Plastik ich aber ablehne. Plastik ist nicht
Dekorationselement der Architektur, ‐ sondern selbständiges Kunstwerk [....]. An wirklich sachli‐
chen Bauten vermag ich schwerlich das Fehlen plastischer Ergänzung feststellen. Ist hier und da
eine leere Wand, so wurde sie gewollt. Nicht jedes weiße Blatt muß beschrieben sein. Neues Bau‐
10
Die Durchsicht mehrerer Jahrgänge des Zentralblatts der Bauverwaltung. Mit Nachrichten der Reichs‐ und Staatsbe‐
hoerden, hg. im Preuß. Finanzministerium, ergibt keinen Hinweis eines Erlasses an die Bauverwaltung.
11
Heffen, Annegret: Der Reichskunstwart. Kunstpolitik in den Jahren 1920‐1933. Zu den Bemühungen um eine offiziel‐
le Reichskunstpolitik in der Weimarer Republik. ‐ Essen 1986.
12
Vgl. Schulz (SPD), v. Lindeiner‐Wildau (DNV), Reichstag, 102. Sitzung, Mittwoch, den 27. Nov. 1929, a.a.O., S. 3259‐
3260; Crispien (SPD), Reichstag, 177. Sitzung , Dienstag, den 17. Juni 1930, in: Verhandlungen des Reichstages, Bd.:
428, Berlin 1928, 4 J. publ g. 1142 y, A‐428, S. 5534. Online unter http://www.reichstagsprotokolle.de
13
Huse, Norbert: Neues Bauen' 1918 bis 1933. Moderne Architektur in der Weimarer Republik. ‐ München 1975.
14
Schwegerle, Hans: Bauplastik und die neue Architektur, in: Kunst und Handwerk, Bd. 80, 1930, S.78‐98, S. 79.
15
Ebd.
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en und Plastik vertragen sich aber trefflich. [...] Ich verlange vom Baumeister nicht Wandfläche –
sondern Raum.“ 16
Dennoch werden auch in den zwanziger Jahren bedeutende baubezogene Kunstwerke geschaffen.
Fast alle Werke entstehen im Rahmen von Aufträgen innerhalb des engeren Kunstkontextes oder
werden von privaten Unternehmen beauftragt. Nicht nur für das Bauhausgebäude in Weimar
schaffen die dort tätigen Künstler Kunst am Bau. So gestaltet Josef Albers Glasfenster für das
Sommerfeld‐Haus von Walter Gropius in Berlin Dahlem 1922 17 und für das Verlagshaus des Ull‐
stein Verlags in Berlin 1926/27 oder Oskar Schlemmer Wandbilder für das Museum Folkwang
1929/1931. 18 Auch innerhalb des Neuen Bauens, beispielsweise an den Bauten der Postbauschule
in München werden Reliefs und baubezogene Plastiken in die modernen Gebäude der zwanziger
Jahre integriert. So schmückt ein „Postpferd“‐Relief Karl Knappes das Postamt an der Tegernseer
Landstraße von Robert Vorhoelzer. Plastiken von Kindler finden sich am Postdienstgebäude in der
Winthierstraße, eine Torplastik von Josef Wackerle am Paketzustellamt München in der Arnulf‐
straße, beide errichtet von Franz Holzhammer, Robert Vorhoelzer und Walther Schmidt.
1.2. INTERNATIONALE REGELUNGEN ZUR KUNST AM BAU – BEISPIEL USA
Im Laufe der Weltwirtschaftskrise wird ‐ nicht nur in Deutschland ‐ die Not der Künstler zu einem
immer gravierenderen Problem. 1933 wird daher in den Vereinigten Staaten von Amerika mit dem
Public Works of Art Project (PWAP) unter dem demokratischen Präsidenten Theodor Roosevelt im
Rahmen des New Deal auch ein erstes Beschäftigungsprogramm für Künstler geschaffen. Im ersten
halben Jahr werden hier bis Juni 1934 1,3 Mio. Dollar für die Beschäftigung von Künstlern, aber
auch für Bildungsprogramme und Kunstprogramme in ländlichen Gegenden sowie erste For‐
schungs‐ und Archivierungsarbeiten im Bereich des Designs ausgegeben. Im Zuge des zweiten New
Deal wird am 6. Mai 1935 dann durch die Executive Order 7043 eine eigene Arbeitsbeschaffungs‐
behörde, die Work Progress Administration (WPA), und später die Work Projects Administration
von Finanzminister Morgenthau gegründet, zu der vom 29. August 1935 an bis zum Jahr der Auflö‐
sung 1943 auch das Federal Art Project (FAP) gehört.
Die Aufträge für bildende Künstler umfassen neben Tafelbildern und Skulpturen monumentale
Wandbilder und Mosaiken. Es ist von einem ähnlichen Programm für Wandbilder in Mexiko inspi‐
riert. Es geht darum, den Künstlern mit staatlichen Aufträgen zu Arbeit und Lohn zu verhelfen.
Allerdings liegen die Wochenlöhne der Bildhauer und Maler mit 23 bis 42 Dollar für 15 Arbeits‐
stunden unter denen einfacher Anstreicher. 19
Die staatlichen Wandbildaufträge vor allem für Postämter, 20 Gerichte und Schulen folgen künstle‐
risch den seit Anfang der dreißiger Jahre entstehenden, sehr erfolgreichen Wandbildern von Diego
Rivera und dem Regionalisten Thomas Hart Benton mit monumentalen, realistisch dargestellten
Glorifizierungen von amerikanischer Geschichte, Alltag und Industrie. Die Aufträge dazu kommen
16
Kolbe, Georg, in: Pfister, Rudolph: Architektur und Plastik, in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst, Jahrgang XVI,
1932, S. 377‐382, S. 380.
17
Vgl. Benezra, Neal: Neue Aufgaben jenseits des Ateliers. Josef Albers’ Wandbilder und sein bildhauerisches Werk, in:
Josef Albers. Eine Retrospektive, Solomon‐Guggenheim‐Museum New York. ‐ Köln 1988, S. 73‐88, S. 78f.
18
Vgl. Oskar Schlemmer. Der Folkwang‐Zyklus. Malerei um 1930, Staatsgalerie Stuttgart, hg. v. von Maur, Karin. ‐
Stuttgart 1993.
19
Steele, Frank G.: Die Verwaltung der bildenden Künste im „New Deal“ und im Dritten Reich, in: Die Dekoration der
Gewalt: Kunst und Medien im Faschismus, hg. v. Hinz; Mittig. ‐ Gießen 1979, S. 198‐204.
20
Vgl. Parks, Marlene: Democratic Vistas: Post Offices and Public Art in the New Deal. ‐ Philadelphia 1984.
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von Unternehmern wie Edsel Ford und Nelson Rockefeller, aber auch von der New Workers School
der kommunistischen Partei. 21
2. KUNST AM BAU IM NATIONALSOZIALISMUS
Auch die Nationalsozialisten reagieren auf die u. a. seit dem Baustopp für öffentliche Bauten 1931
verschlechterte Situation der bildenden Künstler. Sie schalten gleich zu Beginn ihrer Regierungszeit
die Künste gleich, indem sie jeden, der ab 1933 als bildender Künstler arbeiten, ausstellen oder
verkaufen will, zwingen, in die Reichskulturkammer und die Reichskammer der bildenden Künste,
einzutreten. Die Reichskulturkammer wird kontrolliert von einem neuen zentralen Kunstbeauf‐
tragten. Dieser ist nicht zu vergleichen mit dem relativ einflusslosen Reichskunstwart Edwin Reds‐
lob der Weimarer Republik. Der neue, am 13. März 1933 mit dem „Erlaß über die Errichtung des
Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda“ beauftragte, zentrale Reichsminister
wird Joseph Goebbels. Er erhält mit der Reichskulturkammer die Kontrolle über sämtliche Aktivitä‐
ten der bildenden Künstler.
Am 22. Mai 1934 schickt der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda ein Rundschrei‐
ben an die Obersten Reichsbehörden, die Landesregierungen, die Hauptverwaltung der Deutschen
Reichsbahn‐Gesellschaft und den Deutschen Gemeindetag, in dem er bestimmt, „dass bei allen
Hochbauten (Neu‐, Um‐ und Erweiterungsbauten) des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der
Körperschaften des öffentlichen Rechtes und der Körperschaften, bei denen Reich, Länder oder
Gemeinden die Aktienmehrheit oder die Mehrheit der Geschäftsanteile besitzen, grundsätzlich ein
angemessener Prozentsatz der Bausumme für die Erteilung von Aufträgen an bildende Künstler
und Kunsthandwerker aufgewendet wird.“ 22 Er präzisiert die Anordnung, indem er erläutert, „als
Bausumme sind die gesamten Herstellungskosten des Baues anzusehen mit Ausschluß der Kosten
des Erwerbes und der Aufschließung des Baugrundstückes.“ 23 Mit Ausnahme von „Bauten für un‐
tergeordnete Zwecke“ 24 sei die Regelung auf alle über 10.000 Reichsmark teuren Bauten anzu‐
wenden. Als förderungswürdig bezeichnet vorrangig die nicht beamteten oder angestellten Künst‐
ler. Die Kunst definiert der Minister als einen breiten Bereich zwischen Kunst und Kunsthandwerk:
„Kunstschöpfungen auf dem Gebiete der Malerei, der Bildhauerei, der Schmiedekunst, der Gieße‐
rei, der Kunstglaserei, der Kunstschnitzerei, der Kunsttischlerei und ähnlicher Kunsthandwerke“.
Neben „rein handwerklichen Arbeiten ohne künstlerische Bedeutung“ 25 schließt er explizit moder‐
ne Industrieprodukte aus: „Ich rechne hierzu nicht alle serien‐ und fabrikmäßig hergestellten Er‐
zeugnisse.“ 26
21
Vgl. O’Connor, Francis V.: Der Übergang vom Sozialen zum Individuellen in der Kunst der Depressionszeit: Die drei‐
ßiger Jahre, in: Amerikanische Kunst im 20. Jahrhundert. Malerei und Plastik 1913‐1993, hg. v. Joachimides, Christos
M.; Rosenthal, Norman, Martin Gropius Bau Berlin. ‐ München 1993, S. 69‐78; O’Connor, Francis V.: Art for the Mil‐
lions: Essays from the 1930s by Artists and Administrators of the WPA Federal Projects. ‐ Greenwich 1973.
22
Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda: Berlin, den 22. 5. 1934, gez. in Vertretung Walther Funk. VI
6200/18.5, BArch, R 43‐II/1029a, publiziert F 1a, S.3‐4, in: Sammlung der für die Geschäftsführung der Reichsbauver‐
waltung wichtigen Erlasse und Vorschriften, hg. v. Reichsfinanzministerium. ‐ Berlin 1940; gekürzt auch im RdErl. d. Pr.
FM. vom 6. 10. 1934, betr. Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker bei Bauaufgaben der Staatshochbau‐
verwaltung ‐ V 11, Nr.131/Ao.1‐9, in: Zentralblatt der Bauverwaltung vereinigt mit Zeitschrift für Bauwesen, hg. Preuß.
Finanzministerium, 54. Jg., (84. Jg. der Zeitschrift für Bauwesen), 1934, Heft 44, 31. Oktober 1934, S. 685 (abgedruckt
in: Kunst im Stadtbild 1976, S. 148‐149).
23
Ebd.
24
Ebd.
25
Ebd.
26
Ebd.
10
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Claudia Büttner
In Abgrenzung zur Moderne, die er eingangs polemisch angreift und deren Stil er als die Ursache
für die soziale Not der nicht mehr baubeteiligten Künstler ausmacht, fordert er eine neue Inhalt‐
lichkeit von Bau und Kunst: „Die Baukunst der Nachkriegszeit, deren materialistische Einstellung
nur zu häufig zu jener überspitzten, öden, so genannten ‚neuen Sachlichkeit’ führte. Diese Sach‐
lichkeit verzichtete auf die Mitwirkung der bildenden Kunst und des künstlerisch schaffenden
Handwerks und nahm damit den deutschen Kulturschaffenden die Möglichkeit, an den großen
Aufgaben der Baukunst den künstlerischen Ausdruck des Volksganzen mitzuformen.“ 27 Während
hier deutlich die programmatische Einbindung der Kunst in die ideologische Architektur der Natio‐
nalsozialisten das Ziel ist, klingt die Forderung nach einer inhaltlich kontextbezogenen Kunst heute
fast zeitgemäß: „Ich bitte ferner Vorsorge zu treffen, daß das mit dem Bau verbundene oder in‐
nerhalb des Baues angebrachte Kunstwerk nicht um seiner selbst willen als zwecklose Zutat, son‐
dern sinnvoll in Beziehung zu dem Zweck des Gebäudes, zu den örtlichen Begebenheiten und zur
Umgebung gebracht wird.“ 28
Das Rundschreiben vom 22. Mai 1934 wird in einem Erlass des Reichsministers der Finanzen vom
20. September 1934 29 ergänzt und an die Reichbauverwaltung sowie als Runderlass des Preußi‐
schen Finanzministers vom 6. Oktober 1934 30 an die Landesregierungen weitergegeben 31. Die Er‐
lasse der Finanzminister enthalten Änderungen bezüglich des Umfangs. So wird die Regelung ei‐
nerseits über Hochbauten hinaus auf alle Bauvorhaben ausgedehnt, andererseits ausdrücklich auf
die die Vermeidung „starrer Prozentsätze“ hingewiesen. Die Erlasse präzisieren das Vorgehen,
indem sie festlegen, dass mit den Vorentwürfen Vorschläge zu Kosten und Art der Kunst einzurei‐
chen und mit den ausführlichen Kostenvoranschlägen auch detaillierte Angaben zu den Einzelaus‐
gaben bei der Kunst zu machen sind. Der preußische Finanzminister weist ausdrücklich darauf hin,
„daß in besonderen Fällen die Reichskammer der bildenden Künste in Berlin, sowohl wie ihre Lan‐
desstellen zu künstlerischer Beratung und zur Benennung geeigneter Künstler und Kunsthandwer‐
ker jederzeit zur Verfügung stehen.“ 32 Demgegenüber ist es dem Reichsfinanzminister wichtiger,
die Entscheidungsbefugnisse in Bezug auf die Kunst zu nennen. Diese liegen im Rahmen der Kos‐
tenüberprüfung bei dem „Oberfinanzpräsident[en], soweit sie mir vorzulegen sind, werde ich dann
im Einzelfall festsetzen, welche von den künstlerischen Arbeiten ausgeführt und welche Mittel
dafür aufgewandt werden sollen.“ 33 Die Entscheidung über Kunst am Bau wird von der Spitze der
Finanzverwaltung, vom Oberfinanzpräsidenten oder vom Reichsfinanzminister getroffen. Der
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda erwartet von den Oberfinanzpräsidenten und
den Reichsstatthaltern jährlich bis zum 1. September detaillierte Berichte der Reichsbauämter
über die für Kunst am Bau aufgewandten Mittel, Musterlisten werden dazu bereitgestellt. Er be‐
hält sich eine gesetzliche Regelung vor. Über die Auswahlverfahren werden keine Angaben ge‐
macht, Kunstwettbewerbe wie beim Reichssportfeld bleiben jedoch die Ausnahme.
27
Ebd.
Ebd.
29
Erlass des Reichsministers der Finanzen vom 20.9.1934, Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker, O 60
20 – 24/34 I B Bau), F 1, S.1‐2 (Auszug), in: Sammlung der für die Geschäftsführung der Reichsbauverwaltung wichti‐
gen Erlasse und Vorschriften, hg. v. Reichsfinanzministerium. ‐ Berlin 1940.
30
Rund‐Erlass des Preußischen Finanzministers vom 6.10.1934, betr. Aufträge an bildende Künstler und Kunsthand‐
werker bei Bauaufgaben der Staatshochbauverwaltung, gez. Popitz ‐ V 11, Nr.131/Ao.1‐9, in: Zentralblatt der Bauver‐
waltung vereinigt mit Zeitschrift für Bauwesen, hg. v. Preuß. Finanzministerium, 54. Jg., (84. Jg. der Zeitschrift für
Bauwesen), 1934, Heft 44, 31. Oktober 1934, S. 685.
31
Der Preußische Finanzminister Johannes Popitz ist nach der Gleichschaltung Preußens 1932‐1938 der einzige
verbleibende Landesminister, der nicht durch einen Reichsminister ersetzt wird. Dieses ist neben ihm von 1932‐1945
Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk.
32
Rund‐Erlass des Preußischen Finanzministers vom 6.10.1934, a.a.O., S. 685.
33
Erlass des Reichsministers der Finanzen vom 20.9.1934, a.a.O.
28
11
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Nach den Meldungen der Landesfinanzämter und der Justizverwaltungsbauämter am 1934/35 und
1936/37 34 werden im Deutschen Reich zum einen nicht viele Bauten realisiert – vorwiegend wer‐
den Finanz‐ und Zollämter, daneben einige Amtsgerichtsgebäude und Kasernen errichtet. Zum
anderen bleibt die Beteiligung von Künstlern am Bau gering – einige der Ämter werden mit Kunst
ausgestattet. Bei den vielen Zollbeamtenwohnungen, die gleichzeitig errichtet werden, verzichten
die Landesfinanzverwaltungen auf Kunstbeauftragungen. Die Kosten der Kunstaufträge, bei denen
es sich häufig lediglich um Hoheitszeichen, Türoberlichtverglasungen, Ziergeländer und Ähnliches
handelt, werden mit 78 Reichsmark (0,05 % der Baukosten) bis zu 12.500 Reichsmark beim Bau
des Landesfinanzamts Düsseldorf (1,2 % der Baukosten) angegeben. Allerdings erstatten viele Lan‐
desfinanzämter lediglich Fehlanzeige, so dass bereits 1938 ein Erlass des Reichsfinanzministers zur
Einstellung der Meldepflicht erfolgt. 35
Da der nationalsozialistische Staat neben den wenigen bekannten, großen Bauprojekten von nati‐
onaler Bedeutung ‐ wie das Olympiagelände in Berlin mit Sportstätten, Stadion und Freilichtbühne
‐ vor allem militärische Gebäude, Unterkünfte, Schulungsbauten und Behörden errichtet, geht es
bei den künstlerischen Aufgaben im Wesentlichen um die Ausstattung mit Hoheitsabzeichen. So
verweist Anna Teut 1968 bereits auf den pragmatischen Ansatz der Regelung: „Allein der Bedarf
an den künstlerischen Aufgaben Adlern, Fahnen, Standarten und Pylonen strapazierte den
Schatzmeister der NSDAP in einem solchen Maße, daß eine öffentliche Finanzierungshilfe dringend
wünschenswert erschien.“ 36 Tatsächlich gibt es nach der „Verordnung über das Hoheitszeichen des
Reichs“ vom 5. November 1935, die „um der Einheit von Partei und Staat auch in ihren Sinnbildern
Ausdruck zu verleihen“, das Hoheitszeichen der NSDAP (Adler mit Hakenkreuz), zum Hoheitszei‐
chen des Reichs macht, Anordnungen über die Anbringung des Zeichens an allen behördlichen
Gebäuden. Interessanterweise dürfen keine standardisierten Adlerreproduktionen verwendet
werden, sondern es müssen jeweils neue Objekte kunsthandwerklich gestaltet werden. Auch der
Kunst‐am‐Bau‐Erlass erstreckt sich bewusst auf das Kunsthandwerk, schließt aber dezidiert indus‐
trielle Produkte aus. Elisabeth Dühr schließt 1991: „Kunst am Bau‐Mittel dienten folglich zum
größten Teil der Finanzierung dieses Ausstattungsbedarfs, der – unter Ausschaltung aller Diskre‐
panzen zwischen der künstlerischen Form und dem politischen Gehalt – überall den Rahmen für
den angestrebten ‚Staatskult’, [...] abgeben sollte.“ 37
Neben der sozialen Komponente wird von den Nationalsozialisten die Einbindung in eine gemein‐
same programmatische Aufgabe von Kunst und Architektur hervorgehoben: „‘Der Sachlichkeitsstil’
lehnte das Bildhauerwerk als unnötiges Beiwerk grundsätzlich ab. An den anderen Bauten blieb
Plastik mit wenigen Ausnahmen, über die später berichtet wird, dekorativ. Das ist nur zu einem
Teil auf fiskalische Hemmungen zurückzuführen: Beiden Künsten fehlten nicht nur die Aufträge; es
fehlten der Zeit die die großen gegenwart‐ und zukunfttragenden Ideen, die Anlaß und Kern der
Gestaltung einer monumentalen Architektur und Plastik hätten sein können, die sich an das Fühlen
der Allgemeinheit wendet.“ 38 Die Realisationen der Kunst am Bau während der NS‐Diktatur zerfällt
– ähnlich wie die Architektur in zwei grundsätzlich unterschiedlich behandelte Bereiche: Auf der
einen Seite gibt es die Skulpturen, Reliefs und Gobelins für die wenigen vor Kriegsbeginn realisier‐
ten Bauten der staatlichen Selbstdarstellung in Berlin, Nürnberg und München. Auf der anderen
34
Meldeblätter mit den Listen in: BArch, R 2 /26723 Az O 6020.
Reichsminister der Finanzen vom 5.4. 1938 – O 6020‐ 3/38 IV Bau, in: BArch, R 43‐II/1029a.
36
Teut, Anna: Architektur im Dritten Reich, 1933‐1945. ‐ Frankfurt a. M, Wien 1967, S.289.
37
Dühr 1991, S. 53.
38
Rittich, Werner: Architektur und Bauplastik der Gegenwart, Berlin 1938, S. 8.
35
12
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Seite dominieren vor allem kunsthandwerkliche Arbeiten, Reliefs und Hoheitszeichen an Kasernen
und Ämtern. „Inhaltlich verstärken sie (Skulpturen) die in der Architektur angestrebten Aus‐
druckswerte; während dort die Unangreifbarkeit der Staatsgewalt Gestalt gewinnt, wird hier ein
überhöhtes Bild des Trägers der Ideologie gezeichnet [...]. Ganz andere thematische Schwerpunkte
und formale Ausdruckswerte finden sich bei der öffentlich subventionierten Plastik im Bereich von
Wohnhaussiedlungen, Kommunalbauten oder Geschäftszentren [...]. Bevorzugte Themen sind hier
die Familie, Formen nicht entfremdeter Arbeit (Hirten, Bauern, Handwerker), Mensch und Tier im
Einklang mit der Natur, Märchen und Sagen.“ 39
2.1. BEISPIELE DER KUNST AM BAU IM NATIONALSOZIALISMUS
1930‐1936 R EICHSSPORTFELD , B ERLIN
Architektur: Werner March
Kunst: Karl Albiker, Staffelläufer, 1936, Travertin, 600 cm hoch, Olympiastadion, Osteingang;
Karl Albiker, Diskuswerfer, 1936, Travertin, 600 cm hoch, Olympiastadion, Osteingang;
Arno Breker, Zehnkämpfer, 1936, Bronze; Haus des Deutschen Sports, Jahnplatz;
Arno Breker, Siegerin, 1936, Bronze, Haus des Deutschen Sports, Jahnplatz;
Georg Kolbe, ruhender Jüngling, 1935, Stadionwestseite, Sportforum, Jahnplatz;
Max Läuger, Reliefs, Keramik, Schwimmstadion,
Arno Lehmann, Relief;
Sepp Mages, Sportkameraden, 400 x 100 x 600 cm, Muschelkalk, Maifeld;
Willy Meller, Siegerehrung / Siegesgöttin, 600 cm hoch, Travertin;
Waldemar Raemisch, Pfeiler mit Adlern, vergoldet, 2000 cm hoch, Haus des Deutschen Sports, Haupteingang;
Gustav Seitz, Relief;
Adolf Strübe, Stier, Kuh und Kalb, Sportforum, Sportforum, Jahnplatz;
Josef Wackerle, Rosseführer, 1936, 2 Skulpturen, Travertin, Stadionwestseite, 400 cm hoch, Marathontor;
Josef Thorak, Faustkämpfer / Boxer, 1936, Bronze, 375 cm;
Paul Wynand, Falkner, 1937/38, (versetzt).
Zu den wichtigsten Maßnahmen mit Kunst am Bau der Nationalsozialisten gehört das bereits vor
dem Erlass 1933 von Werner March in Berlin für 27 Mio. Reichsmark geplante Reichssportfeld. In
einer Kostenschätzung vom 30. 8. 1933 werden hier für Kunst 2.000 Reichsmark eingeplant. 40
1936 entstehen die neuen Sportanlagen für die Olympischen Spiele in Berlin. Dazu gehört u. a. das
1913 von Marchs Vater Otto errichtete Deutschen Stadion, das Werner March nun zum Olympia‐
stadion umbaut.
Direkt nachdem Berlin 1930 den Zuschlag für die Olympischen Spiele 1936 erhält, beginnen die
Bauarbeiten. Die Nationalsozialisten setzen den Bau fort und 1934, im Jahr des Erlasses zur Beteili‐
gung der Künstler mit Aufträgen am Bau, kommt es hier zu dem einzigen offenen Kunst‐am‐Bau‐
Wettbewerb während des Nationalsozialismus. Es hat sowohl im vormaligen Deutschen Stadion
39
Dühr 1991, S. 61.
Bundesarchiv Berlin, Berlin, R 1501/5608, Bl. 128 zit. nach Eckstein, Beate: Im öffentlichen Auftrag: Architektur‐ und
Denkmalsplastik der 1920er bis 1950er Jahre im Werk von Karl Albiker, Richard Scheibe und Josef Wackerle. ‐ Ham‐
burg 2005, S. 185.
40
13
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
wie auf dem Deutschen Sportforum von 1928 bereits in die Architektur integrierte Skulpturen von
Sportlern gegeben. 41
Das Konzept für die Kunst auf dem Reichssportfeld entwirft der Architekt Werner March: "Das
Programm für den plastischen Schmuck des Reichssportfeldes ergab sich aus den städtebaulichen
Bedingungen der Gesamtplanung des Architekten. Entsprechend der Einfachheit und Größe der
architektonischen Planung ließ sich Plastik nur in großem Maßstab und an einigen wenigen weithin
beherrschenden Standorten entwickeln." 42 Die erwünschte Intention beschreibt Alfred Abel 1936:
„Wieviel gesünder und künstlerisch stärker erweist sich das, was draußen im Reichssportfeld an
Bildwerken geschaffen wurde: aus zwingender Notwendigkeit geboren, an eine festumgrenzte
Aufgabe gebunden, für alle Zeiten eingebaut in den Rahmen einer großen Architektur, hat diese
Plastik nicht nur rein praktisch ihren zugehörigen Platz gefunden. Sie ist vielmehr auch ideell ein‐
bezogen in den Bezirk jenes neuen Geistes, von dem die Olympischen Spiele 1936 ein Beweis wa‐
ren.“ 43
Josef Wackerle, Rosseführer; Arno Breker: Zehnkämpfer, 1936; Josef Thorak, Faustkämpfer
Seit 1934 werden mehrere Wettbewerbe ausgerichtet: Ein allgemeiner, offener Wettbewerb wird
ausgeschrieben für die Glasfenster der Ehrenhalle der Führerloge, ein weiterer für die plastische
Ausschmückung der Dietrich‐Eckart‐Freilichtbühne. 44 Doch statt die Preisträger zu beauftragen,
werden mit einigen Teilnehmern neue Einladungswettbewerben durchgeführt oder Aufträge di‐
rekt vergeben. „Unter den Preisträgern dieses Wettbewerbes und bereits durch stilverwandte
Werke bekannten Bildhauern wurden dann in der Folge beschränkte Wettbewerbe für die Lösung
der einzelnen Aufgaben ausgeschrieben, die jeweils zur endgültigen Beauftragung mit den einzel‐
nen Arbeiten führten.“ 45 Zuständig für die Kunstauswahl sind die Mitglieder des im März 1935
zusammenkommenden Kunstausschusses der Olympiade. Es sind die Architekten Eugen Hönig und
Werner March, die Bildhauer Wilhelm Gerstel, Ludwig Isenbeck, Ulfert Janssen und Josef Wacker‐
le, der Maler Fritz Erler sowie je ein Vertreter des Innen‐, Propaganda‐ und Volksbildungsministe‐
riums. Im Juli 1935 wird beschlossen „daß es notwendig ist, daß alle Künstler Rahmen und Situati‐
41
Die Reiter‐ und Sportlerskulpturen aus Gips von Ludwig Cauer, Hermann Fuchs, Georg Kolbe, August Kraus, Walter
Schmarje, Sascha Schneider und Ludwig Vordermayer im Deutschen Stadion fallen dem Stadionneubau zum Opfer. Die
Skulptur „Diskuswerfer“ von Wolfgang Schaper bleibt auf dem Gelände erhalten. Vgl. dazu Berger, Ursel: Skulpturen
im Olympia‐Gelände ‐ Modelle, Fotografien, Dokumente anläßlich der gleichnamigen Ausstellung 2006 im Georg‐
Kolbe Museum Berlin. Online unter
http://www.diegeschichteberlins.de/geschichteberlins/berlinabc/stichworteot/634‐olympiagelaende.html
42
March, Werner: Konzept, zit. nach Berger, Ursel: Einfachheit, Strenge und Feierlichkeit. Die Skulpturen vom Berliner
Olympiagelände, online unter: http://www.bildhauerei‐in‐berlin.de/_html/OLYMPIA.pdf, Juni 2004, S. 2.
43
Abel, Alfred: Von der Plastik des Reichssportfeldes, in: Baugilde, 18. Jg. 1936, S.957‐975, zit. nach Schäche, Wolf‐
gang; Szymanski, Norbert: Das Reichssportfeld. Architektur im Spannungsfeld von Sport und Macht. – Berlin 2001, S.
99.
44
Hans Pfundtner, Staatssekretär des Reichsministerium des Inneren: Schreiben an Eugen Hönig, Präs. Der Reichs‐
kammer der bildenden Künste vom 4. Sept 1934, BArch Berlin 150/5611, Bl. 3 u. 4, zit. nach Eckstein 2005, S. 185.
45
March, Werner: Die Plastik im Reichssportfeld, in: Kunst und Volk, Bd. 4, 1936, S. 276‐279, S. 277.
14
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
on ihrer Plastiken an Ort und Stelle studieren. Reise‐ und Aufenthaltskosten für diesen Zweck wer‐
den vom Reich getragen.“ 46 Nach zwei weiteren Sitzungen im Dezember 1935, bei der als Vertre‐
ter des Reichskanzlers der Chef der Privatkanzlei Hitlers, Reichsleiter Philipp Bouhler teilnimmt,
und im März 1936 ist die Kunstauswahl abgeschlossen. 47 Obwohl Arbeiten von Thorak und
Schmidt‐Ehmen, die später zu den wichtigsten NS‐Bildhauern gehören, zunächst noch ausjuriert
werden, nimmt die Regierungsspitze direkt Einfluss auf das erste große Bauprojekt des Nationalso‐
zialismus.
Ursel Berger, die Leiterin der Berliner Georg‐Kolbe‐Museums betont die Einzigartigkeit der Kunst
auf dem Reichssportfeld: „Das 'Reichssportfeld' war die erste große Anlage in der NS‐Zeit, die Ar‐
chitektur und monumentale Plastik verband. Es war wegweisend für die späteren Großprojekte,
allerdings mit gegensätzlicher Vorgehensweise: keine Wettbewerbe mehr, kein debattierender
Kunstausschuß, keine breite Beteiligung von Künstlern und kein zurückhaltender archaistischer
Stil, wie bei den Olympiafiguren.“ 48
Realisiert werden auf dem gesamten Gelände vor allem Sportlerskulpturen, die in antikisierender
Nacktheit dem Körperkult des Sports huldigen. Neben Reliefs von Arno Lehmann und Gustav Seitz
entstehen Steinskulpturengruppen und Bronzen von Karl Albiker, Georg Kolbe, Sepp Mages, Willy
Meller und Josef Wackerle. Josef Wackerle flankiert das Marathontor mit monumentalen „Rosse‐
führern“, d.h. nackten Männern, die Pferde an der Leine halten.
Es beeindrucken aber vor allem die dem neuen faschistischen Menschenbild des durchtrainierten,
willensstarken Kämpfers verpflichteten Bronzeskulpturen: „Zehnkämpfer“ von Arno Breker und
der später hinzugefügte „Faustkämpfer“ von Josef Thorak. Während Breker seine Figuren erst spä‐
ter aus der strengen und statisch wirkenden Starre lösen wird, präsentiert Thorak mit seiner mar‐
tialischen Monumentalskulptur bereits ein exemplarisches Werk nationalsozialistischer Körperin‐
szenierung.
1933 D IETRICH ‐E CKART ‐B ÜHNE , B ERLIN
heute: Waldbühne
Architektur: Conrad Heidenreich (Entwurf), Werner March
Kunst: Adolf Wamper, Vaterländische Feier, Relief, Muschelkalk, 500 cm hoch, Eingang;
Adolf Wamper, Künstlerische Feier, Relief, Muschelkalk, 500 cm hoch, Eingang.
Adolf Wamper: Vaterländische Feier, Künstlerische Feier, 1935.
46
Protokoll der Sitzung des Kunstausschusses vom 5.7. 1935, in: BArch, R 1501 / 5612, Bl. 237, zit. nach Eckstein 2005,
S. 185.
47
3. Sitzung 17.12.1935, in: BArch, R 1501 / 5612, Bl. 361‐362; Sitzung März 1936, Einladung März 1936, in: BArch, R
1501 / 5613, Bl. 25‐26, zit. nach Eckstein 2005, S. 185.
48
Berger 2004, S.2.
15
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Für die Freilichtbühne, die wie die Langemarckhalle und der Glockenturm zum Reichssportfeld
gehört und während der Olympiade Kult‐ und Weihespiele ermöglichen soll, wird 1934 ein offener,
mehrstufiger Kunstwettbewerb durchgeführt. Allerdings wird die Empfehlung des Preisgerichts,
die Bildhauer Konstantin Frick und Josef Walz zu beauftragen, nicht umgesetzt. Die Kunstkommis‐
sion der Olympiade schreibt stattdessen einen neuen beschränkten Wettbewerb aus. Am Ende
erhält der Bildhauer Adolf Wamper, den Auftrag, zwei Reliefs zum Thema „Vaterländische Feier“
und „Künstlerische Feier“ für den Eingang der Dietrich‐Eckart‐Bühne zu gestalten. Die monumen‐
talen, etwa fünf Meter hohen, Muschelkalkreliefs flankieren den Zugang und zeigen zwei nackte
Männer mit Fackel und Schwert gegenüber von zwei Frauen mit Lorbeer und Leier.
1936 A USSTELLUNGSPAVILLON , M ÜNCHEN
Architektur: Oswald Bieber
Kunst: Josef Wackerle, 4 Reliefs in den Supraporten.
Das Gelände des so genannten Alten Botanischen Gartens in München, auf dem zuvor der 1931
abgebrannte Münchner Glaspalast gestanden hat, wird seit 1935 von dem Architekten Oswald E.
Bieber und dem Bildhauer Josef Wackerle umgestaltet. Neben einem Kaffeehaus und dem Nep‐
tunbrunnen wird 1936 ein Ausstellungs‐ und Ateliergebäude errichtet. Es ist ursprünglich als
Staatsatelier für Josef Thorak vorgesehen, der jedoch wenig später in Baldham bei München sein
Atelier bekommt. Josef Wackerle schafft für den einfachen neoklassizistischen Bau vier Figurenre‐
liefs als Supraporten. Sie zeigen antikisierte, unbekleidete Figurenszenen als Darstellungen von
Musik, Architektur, Bildhauerei und Malerei.
Seit 1950 wird das Gebäude vom 1946 gegründeten Schutzverband Bildender Künstler (SBK), ei‐
nem Gewerkschaftsverband, als Ausstellungsraum genutzt.
Josef Wackerle, 4 Reliefs in den Supraporten.
1936 O RDENSBURG V OGELSANG , E IFEL
Architektur: Clemens Klotz
Kunst: Willy Meller, Der Fackelträger, Skulptur, Stein, Sonnwendplatz der Ordensburg;
Willy Meller, Sportler, Relief, Stein;
Willy Meller, Adler, Skulpturen, Stein, Hof der Ordensburg;
Willy Meller, Der deutsche Mensch, Skulptur, Holz, Ehrenhalle im Turm der Ordensburg, (verloren).
16
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Willy Meller, Der Fackelträger, Adler, Der deutsche Mensch.
Die Ordensburg Vogelsang wird als die westliche von vier NS‐Schulungseinrichtungen für die Füh‐
rungselite der Nationalsozialisten 1936 in der Eifel von Clemens Klotz errichtet. Wie bereits bei
früheren Arbeiten beteiligt der Architekt Klotz mit Willy Meller einen Jugendfreund an den plasti‐
schen Arbeiten. Neben einem Sportlerrelief, der Skulptur eines heroischen nackten Fackelträgers,
die er für den Thing‐ oder Sonnwendplatz schafft, stattet er den zentralen Hof der Ordensburg mit
zwei überdimensionalen Adlern als Hoheitszeichen aus. Neben dem Fackelträger an der Feuerstel‐
le ist folgender Text in die Wand gemeißelt: “Ihr seid die Fackelträger der Nation ‐ Ihr tragt das
Licht des Geistes voran im Kampfe für Adolf Hitler.“
Das zentrale Werk „Der Deutsche Mensch“, eine Holzskulptur im Innern der Ehrenhalle im Turm
der Ordensburg ist seit Kriegsende verschollen. Das Monument erinnerte mit Namensinschriften in
der Wand an die 16 ‚Blutzeugen‘, Hitlers nationalsozialistische Gesinnungsgenossen, die 1923
beim Marsch auf die Feldherrenhalle in München erschossen worden sind. 49
1937 D EUTSCHES H AUS , W ELTAUSSTELLUNG P ARIS
Architektur: Albert Speer
Kunst: Josef Thorak: Kameradschaft, Familie, Skulpturen, Bronze;
Kurt Schmid‐Ehmen: Hoheitszeichen Adler, Bronze, Turmbekrönung
Georg Kolbe: Genius der Verkündigung, Bronze, Vorraum, Turmbau
Max Schwarzer: Kraft durch Freude, Arbeit, Mosaiken, Halle
Ernst Gorsemann, Wisent, Skulptur, Dachgarten
NN, Rehe, Skulptur, Dachgarten
Josef Thorak: Kameradschaft, Familie
49
Vgl. Eckstein, Beate: Das Werk das Bildhauers Willy Meller bis 1945. Unveröffentlichte Magisterarbeit, Köln 1998.
Schmitz‐Ehmke, Ruth: Die Ordensburg Vogelsang. Pulheim 1988.
17
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Ein anderes wichtiges Projekt, bei dem insbesondere das neue Verständnis einer Gemeinschafts‐
arbeit von Kunst und Architektur für die nationalsozialistische Ideologie deutlich wird, ist die Prä‐
sentation Deutschlands auf der Weltausstellung 1937. Architekturbezogene Kunst ist auf der Aus‐
stellung in Paris mehrfach prominent vertreten mit Pablo Picassos monumentalem Wandbild
„Guernica“ im Spanischen Pavillon, Fernand Légers „Le transport des forces“ im Palais de la De‐
couverte. Gegenüber dem Sowjetischen Pavillon errichtet Albert Speer den Deutschen Pavillon als
eine 136 Meter lange Halle, dominiert von einem insgesamt 65 Meter hohen, mit Werksteinen
verkleideten Stahlturm als Kopfbau. Diesen lässt er von Kurt Schmid‐Ehmen mit einem neunein‐
halb Meter Bronzeadler bekrönen und Josef Thorak zwei sieben Meter hohe Figurengruppen aus
Bronze auf Postamenten neben die Freitreppe stellen. Im Eingangsraum des Turmbaus ist eine
Plastik von Georg Kolbe zu sehen, wie sie ähnlich bereits 1929 in Barcelona in Mies van der Rohes
Pavillon aufgestellt worden war. Werner Rittich beschreibt die Intentionen 1938: “Das Hoheitszei‐
chen und die beiden überlebensgroßen Figurengruppen von Josef Thorak sind schon bei der Pla‐
nung des Bauwerks konzipiert worden. Der Bau sollte Sicherheit, Stolz, Selbstbewußtsein, Klarheit,
Disziplin und damit den Begriff des neuen Deutschland verkörpern; die Plastiken gaben mit den
Motiven der Kameradschaft und der Familie die Eckpfeiler des Baues und umrissen die tragends‐
ten Kräfte dieses Reiches, dessen Symbol Bau und Pfeiler überkrönte. Auch der äußere Zusam‐
menklang war so, daß keines fehlen durfte, ohne daß die Gesamtkomposition gestört wurde.“ 50
Die Kunsthistorikerin Magdalena Bushart erläutert dazu, die Künste „sollen den weltanschaulichen
Stellenwert, der der Architektur zugemessen wird, bildlich umsetzen und die Funktion eines Bau‐
werks illustrieren. Eine ideologische Rezeption auf ästhetischer Ebene wird dann in vollem Umfang
möglich, wenn bildnerischer Schmuck und Architektur als untrennbare Einheit vorgestellt wer‐
den.“ 51
1938 R EICHSLUFTFAHRTMINISTERIUM , B ERLIN
Architektur: Ernst Sagebiel
Kunst: Arnold Waldschmidt: Relief, 2000 cm lang, Pfeilerhalle;
Walter Lemcke: Hoheitszeichen.
Eines der letzten Werke der Kunst am Bau, ein über 20 Meter langes Wandrelief, entsteht noch
1941 für das neue Reichsluftfahrtministerium in Berlin. In der offenen nördlichen Pfeilerhalle
schafft Arnold Waldschmidt das monumentale Bild einer ‐ gegen die Leserichtung ‐ nach Osten
marschierenden Armee verschiedener Waffengattungen. Die Addition der mit weitem Schritt vo‐
ranschreitenden Soldatenreihen im Profil lässt den Marsch jedoch eher mechanisch denn tatkräf‐
tig oder gar euphorisch erscheinen.
50
Rittich 1938, S. 145.
Bushart, Magdalena: Bauplastik im Dritten Reich, in: Entmachtung der Kunst. Architektur, Bildhauerei und ihre Insti‐
tutionalisierung 1920‐1960, hg. v. Bushard, Magdalena; Nicolai, Bernd; Schuster, Wolfgang. ‐ Berlin 1985, S. 104‐113,
S. 106.
51
18
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Arnold Waldschmidt, Wandbild, Relief, 1941, Reichsluftfahrtministerium, Pfeilerhalle, Berlin
Wie das Beispiel zeigt, endet die Realisierung von Kunst am Bau unter den Nationalsozialisten
nicht mit dem Verbot aller "nicht kriegswichtigen" Neubauten am 15. 11. 1939. Obwohl Albert
Speer 1944 in einem Breker‐Ausstellungskatalog einräumt: „Die Notwendigkeiten des Krieges ha‐
ben es bewirkt, dass das baukünstlerische Schaffen zurückgestellt werden mußte“, setzt er selbst
sich dafür ein, dass bei wichtigen Prestigeprojekten des Staates weiterhin Aufträge an Künstler
verteilt werden: „Da während des Krieges Künstler […] nur sehr schwach beschäftigt sind, sollen
nach Weisung des Herrn Generalbauinspektors, Professor Speer, für die Reichstagsbauten nicht
nur die erteilten Aufträge weitergeführt, sondern nach Möglichkeiten auch noch neue Aufträge
erteilt werden.“ 52 Allerdings verzichtet die Regierung bereits im April 1938 „mit Rücksicht auf den
zur Zeit herrschenden starken Mangel“, 53 auf die jährliche Meldepflicht der an Künstler und
Kunsthandwerker vergebenen Aufträge.
Die Kunst am Bau im Nationalsozialismus kann trotz des wiederholten Einsatzes des für Kultur zu‐
ständigen Ministers für Volksaufklärung und Propaganda, Josef Goebbels, keinen festen Platz in
der Baukultur einnehmen. Einerseits müssen die Neubauten von Verwaltung und Militär vor dem
Krieg kostengünstig realisiert werden und daher werden nur Hoheitszeichen und wenige künstleri‐
sche Arbeiten von den Bauverwaltungen in Auftrag gegeben. Andererseits hat die Kulturverwal‐
tung keinen Zugriff auf Inhalte, Verfahren und Mittel. Bei den wenigen prestigeträchtigen Regie‐
rungs‐, Partei‐, Sport‐ und Kulturbauten gibt es in der Regel keine Wettbewerbe, sondern Archi‐
tekt und Regierungsspitze wählen die Künstler aus. Hier werden die ideologischen Grundsätze ei‐
ner Volk, Heimat und Rasse verpflichteten Einheit von Architektur und Kunst von Künstlern wie
Breker, Thorak, Wackerle, Meller u. a. umgesetzt.
52
Städtisches Hochbauamt, Abt. HM, 20.2.1940, in: Akten des Zweckverbands Reichparteitag Nürnberg, 944, im
Stadtarchiv Nürnberg, zit. nach Förster, Karin: Staatsaufträge an Bildhauer für das Reichsparteitagsgelände in Nürn‐
berg, in: Entmachtung der Kunst. Architektur, Bildhauerei und ihre Institutionalisierung 1920‐1960, hg. v. Bushart,
Magdalena, Nicolai, Bernd; Schuster, Wolfgang. Berlin 1985, S. 156‐182, S. 182.
53
Reichsminister der Finanzen, Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker, 5.4.1938, S. 5.
19
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
3. KUNST AM BAU IN DER DEUTSCHEN DEMOKRATISCHEN REPUBLIK
3.1. REGELUNGEN ZUR KUNST AM BAU DER DDR
In der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 7. Oktober 1949, Artikel 34, wird
die Förderung der Kultur noch recht allgemein formuliert: „(1) Die Kunst, die Wissenschaft und
ihre Lehre sind frei. (2) Der Staat nimmt an ihrer Pflege teil und gewährt ihnen Schutz, insbesonde‐
re gegen den Mißbrauch für Zwecke, die den Bestimmungen und dem Geist der Verfassung wider‐
sprechen.“ 54 Gleichwohl gehört bereits in der sowjetisch besetzten Zone die Förderung der Kultur
durch staatliche Aufträge an die Künstler zur neuen sozialistischen Kulturpolitik. Zur Vergabe von
Aufträgen wird bereits im September 1949 der Kulturfonds gegründet. 55 Finanziert aus Kulturab‐
gaben dient er der Bewilligung von Auftragsanträgen staatlicher Institutionen. Geleitet wird der
Kulturfonds der DDR durch ein von Volksbildungsminister Paul Wandel im Februar 1950 eingerich‐
tetes 30‐köpfiges Kuratorium, das jedoch die Entscheidungen der Arbeitsausschüsse, als den ei‐
gentlich aktiven Gremien, nur bestätigt. 56 Während im Kuratorium Künstler und Literaten vertre‐
ten sind, kommen in den Arbeitsausschüssen ‐ neben je einem Vertreter des Kuratoriums, des
Volksbildungsministeriums und des Kulturbundes ‐ lediglich Funktionäre der Organisationen FDGB,
FDJ, Gesellschaft für Deutsch‐Sowjetische Freundschaft (DSF), der IG Land und Forst sowie der
Maschinen‐Ausleih‐Stationen (MAS) zusammen.
Die Kulturverordnung vom 16. 3. 1950, die der Ministerpräsident Otto Grotewohl als Regierungs‐
erklärung abgibt, verspricht: „Bei allen im Investitionsplan vorgesehenen Neubauten und Wieder‐
instandsetzungen von Verwaltungsgebäuden sind 1 bis 2 % der bewilligten Bausummen für die
künstlerische Ausgestaltung der Räume mit Werken volksnaher und realistischer Kunst vorzuse‐
hen.“ 57 Damit nimmt die DDR die NS‐Regelung des prozentualen Anteils der Baukosten zur Finan‐
zierung von baubezogenen Werken auf. Während auf den Anspruch der Vereinigung der Künste
verzichtet wird, gibt es eine klare programmatische Ausrichtung von Stil und Aussage der Kunst.
Wie gleichzeitig im Westen sind es auch im Osten Deutschlands die Länder, die als erste an die
Reichsregelung zur Beteiligung bildender Künstler am Bau anknüpfen. So wird in Sachsen auf Mi‐
54
Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, Artikel 34, in: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen
Republik 1949, S. 5‐16.
55
Der Kulturfonds wurde bereits von Deutschen Wirtschaftskommission im März 1949 auf den Weg gebracht und im
September offiziell gegründet. Er wurde zunächst von der Deutschen Wirtschaftskommission verwaltet. Vgl. Verord‐
nung über die Erhaltung und Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur, die weitere Verbesserung der Lage
der Intelligenz und die Steigerung ihrer Rolle in der Produktion und im öffentlichen Leben, 31.3.1949, in: Zentralver‐
ordnungsblatt, Nr. 29, 1949, S. 227‐232; sowie die 4. Durchführungsverordnung, 2.9.1949, in: Zentralverordnungs‐
blatt, Nr. 78, 1949, S. 689f.
56
Im Kuratorium waren Schriftstellern wie der Vorsitzende Bernhard Kellermann, Gerhard Descyk, Hans Marchwitza,
Ehm Welk, die bildenden Künstler Max Lingner und Gustav Seitz, die Theaterleute Paul Bildt, Heino Brandes, Erich
Engel, Ernst Legal und Hans Rodenberg, Ernst Müller vom FDGB, der Staatssekretär im Außenministerium, Max
Ackermann, ein „Jungaktivist“, ein „Maurerpolier“ und eine „Arbeiterin“. Vierneisel, Beatrice: Ein Versuch, das
„Auftragswesen“ der DDR auf dem Gebiet der bildenden Kunst zu erhellen, in: „Volkseigene Bilder“. Kunstbe‐
sitz der Parteien und Massenorganisationen der DDR, hg. v. Dokumentationszentrum Kunst der DDR – Berlin 1999,
online unter http://www.beatricevierneisel.de/Auftragswesen.pdf
57
Verordnung zur Entwicklung einer fortschrittlichen demokratischen Kultur des deutschen Volkes und zur weiteren
Verbesserung der Arbeits‐ und Lebensbedingen der Intelligenz, in: Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Repu‐
blik, Nr. 28 vom 23.03.1950, S. 185.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
nisterratsbeschluss vom 12. 4. 1951 ein Fonds eingerichtet, der 2 % der Baukosten für die Aufträge
an bildende Künstler vorsieht. Allerdings werden diese Beschlüsse insofern hinfällig, da 1952 die
Länder aufgelöst und die DDR in 14 Bezirke aufgeteilt wird.
Am 22. August 1952 ergeht auch für die gesamte DDR die Anordnung über die künstlerische Aus‐
gestaltung von Verwaltungsbauten „zur Entwicklung einer fortschrittlichen demokratischen Kultur
des deutschen Volkes und zur weiteren Verbesserung der Arbeits‐ und Lebensbedingungen der
Intelligenz.“ 58 Sie ist eine Durchführungsbestimmung zur Kulturverordnung vom 16. 3. 1950 und
legt fest, 1‐2 % der Bausumme von allen Bauten, die nicht primär Produktions‐, Verkehrs und
Wohnzwecken dienen, sondern Verwaltungs‐, Kultur‐ und Sozialbauten sind, für die künstlerische
Ausgestaltung zu verwenden. Realisiert werden können Wandbilder, Sgraffitos, Reliefs und Bau‐
plastiken, aber auch frei von den Bauten Gemälde, Graphiken und Plastiken. Die Mittel können
auch konzentriert verwandt werden, da sie nicht objektgebunden sind. Für die Aufträge wird eine
transparente Honorarordnung aufgestellt: „Die Mindestsummen in der Honorarordnung von 1952
ließen zudem Staffelpreise zu, die weniger einem Markt als einer politischen Option folgten, und
nicht zuletzt wurden für Aufträge höhere Preise angesetzt als für Ankäufe, ebenso höhere für
thematische Figurenbilder, d. h. Werke politischen Inhalts.“ 59
Zum Verfahren heißt es in der Anordnung, die „Planträger“, d. h. die Institutionen, entscheiden
über die Höhe der Kosten, „in Übereinstimmung mit der Staatlichen Kommission für Kunstangele‐
genheiten“ über die Art der Gestaltung sowie „unter Hinzuziehung des Verbandes Bildender
Künstler“ über die „Objekte, die künstlerisch gestaltet werden“. Die Künstlerbeauftragung und
‐auswahl, die bei größeren Vorhaben über Wettbewerbe erfolgen soll, nimmt die neugegründete
Staatliche Auftragskommission vor. Obwohl 1953 auch der Kulturfonds in das Ministerium für Kul‐
tur bzw. das Staatssekretariat eingegliedert wird und sämtliche Mittel verwaltet (die für allgemei‐
ne Kunstaufträge und die Prozente für baubezogene Kunstaufträge), gibt es für allgemeine Kunst‐
aufträge und die baubezogenen Aufträge mit dem Arbeitsausschuss des Kulturfonds und der Staat‐
liche Auftragskommission zwei getrennte Gremien. Nach Beatrice Vierneisel werden für künstleri‐
sche Arbeiten bei Bauinvestitionen, bereits im Mai 1950 für das laufende Jahr 3,5 Mio. Mark aus‐
gegeben, 2,5 Mio. Mark für Bauplastiken, 1,5 Mio. Mark für Ankäufe von Bildern. 60
Die Kritik an der zentralen Auftragskommission von Künstlern und Bezirksräten führt dazu, dass
einige Bezirke, wie zum Beispiel Dresden, die staatliche Auftragskommission durch eine dezentrale
Kommission ersetzen. Wogegen nach Vierneisel „die Räte der Bezirke Leipzig und Dresden 1957
erstmals Mittel zur eigenen Auftragserteilung erhalten, was auf die anderen Bezirke ausgedehnt
werden sollte. Bezirksauftragskommissionen hatten sich entsprechend der zentralen Auftrags‐
kommission gebildet, nur waren sie bisher ohne rechtliche Grundlage, wie eine Analyse des Kultur‐
fonds feststellte.“ 61 Zu diesen mit Vertretern des Künstlerverbands und lokalen Kunstakademien
besetzten Bezirksauftragskommissionen (BAK), deren Mitglieder von der Bezirksleitung des Ver‐
bandes Bildender Künstler vorgeschlagen und vom Rat des jeweiligen Bezirks berufen werden,
kommen 1954 noch die vom Rat der Kreise und von den Städten gebildeten Gebietsauftragskom‐
58
Anordnung über die künstlerische Ausgestaltung von Verwaltungsbauten vom 22.08. 1952, in: Gesetzblatt der Deut‐
schen demokratischen Republik, Nr. 119 vom 1. 09.1952, S. 790.
59
Vierneisel 1999, S. 11. Honorarordnung v. 1952, SAdK, VBK‐Archiv‐Potsdam, Nr. 32. „Vgl. Sitzungsunterlagen in den
Beständen SAPMO‐BArch, DY 30/IV 2/906/112‐114; BA, DR 1/7528‐ 7532 für die Zeit bis 1960. Die folgenden Hono‐
rarordnungen von 1971 und 1978 nahmen die inhaltlichen Festlegungen schrittweise“, so Vierneisel weiter.
60
SAPMO‐BArch, DY 30/IV 2/906/113, Bl. 11, zit. nach Vierneisel, ebd., S. 8.
61
BArch, DR 2 / 5606, zit. nach Vierneisel, ebd., S. 21,
21
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
missionen (GAK). 62 Sie laden Künstler ein, zu den von Betrieben und Institutionen vorgeschlagenen
Themen und Orten Entwürfe einzureichen. Nach der Auswahl der Entwürfe beauftragen sie die
Überarbeitung und Neuentwicklung als vergütete Leistung. Die Gutachterkommissionen der Bezir‐
ke sind für die Ausführung zuständig. Sie setzen sich offiziell aus Arbeitern, Bauern, Angehörigen
der Intelligenz, den planenden Architekten, den Investitionsträgern und Künstlern zusammen.
Im Frühjahr 1959, einen Monat vor der 1. Bitterfelder Konferenz am 24.4., werden die Bezirksauf‐
tragskommissionen als Expertenkommissionen durch Beiräte für Bildende Kunst ersetzt. Diese
bestehen nun aus einer 60%igen Mehrheit von Laien, also Werktätigen, Arbeitern und Bauern,
gegenüber einem nun geringeren Anteil an Funktionären, Künstlern und Architekten.
Die offiziell als Bitterfelder Weg bezeichnete Doktrin „der Vereinigung von Kunst und Leben, von
Künstler und Volk“ 63 bestimmt die Kulturpolitik der DDR bis in die Mitte der sechziger Jahre und
begründet neben Maßnahmen zur Integration von Künstlern in die Betriebe u. a. die stärkere Be‐
teiligung von Werktätigen an der Auftragsvergabe.
Am 4. 11. 1959 ergeht die Anordnung über die Bildung von Beiräten für Bildende Kunst und die
Anordnung über die künstlerische Ausgestaltung von Investitionsbauten des Ministers für Kultur. 64
Künstlerische Aufträge sind nicht mehr nur bei Verwaltungsbauten zu berücksichtigen, sondern
auch beim Wohnungsbau für 0,2 % der Planbaukosten zu vergeben. Die Themen der künstleri‐
schen Gestaltung werden vorgegeben: Es sind unter anderen Frieden, Völkerfreundschaft, Ver‐
bundenheit mit der Sowjetunion, Umgestaltung und Verteidigung der DDR. 1961 betont das ZK der
SED die erwünschte Thematik der Kunst nochmals: „1. Das neue moralische Antlitz, die neuen so‐
zialistischen Beziehungen der Menschen, die sich heute in allen Sphären unseres Lebens entwi‐
ckeln 2. Die nationale Rolle der DDR im Kampf um den Frieden in Deutschland, gegen den west‐
deutschen Militarismus. 3. Die internationale Bedeutung der DDR als den wahren Repräsentanten
des deutschen Volkes." 65
Die Staatliche Auftragskommission wird durch einen Zentralen Beirat bildende Kunst beim Minis‐
terium für Kultur ersetzt. Dieser Beirat hat die Aufgabe, die „einheitliche Entwicklung auf dem Ge‐
biet der bildenden, besonders der architekturgebundenen Kunst im Sinne des sozialistischen Rea‐
lismus zu fördern". 66 Bei größeren Vorhaben sind Wettbewerbe durchzuführen. Trotz der schein‐
baren Dezentralisierung durch die Beiräte auf Bezirksebene bleibt die bisherige, zentrale Kontrolle
erhalten, da alle Aufträge, die von den Beiräten im Einvernehmen mit den „Investträgern“ verge‐
ben und von letzteren mit den Künstlern abgeschlossen werden, vom Vorsitzenden des Beirates
für bildende Kunst, Herbert Heerklotz, unterzeichnet werden müssen. Zu den „Investträgern“, die
die Aufträge an die Künstler definieren und einreichen, gehören neben den staatlichen Behörden
wie Ministerien, Bezirksräte und Kreise vor allem der Freien Deutschen Gewerkschaftsbund
(FDGB), die Freie Deutsche Jugend (FDJ), die Gesellschaft für Deutsch‐Sowjetische Freundschaft
(DSF), der Demokratische Frauenbund Deutschlands (DFD), der Kulturbund, der Verband Bildender
Künstler Deutschlands (VBKD), die Nationale Volksarmee, volkseigene Betriebe und Kombinate
62
Richtlinien für die Arbeitsweise der Staatlichen Auftragskommissionen um 1953/54 in: LHS Dresden, Stadtarchiv,
4.2.14, 99, o. S., zit. nach Simpson, Simone: Zwischen Kulturauftrag und künstlerischer Autonomie. Dresdner Plastik
der 1950er und 1960er Jahre. ‐ Köln, Weimar, Wien 2008
63
Stichwort „Bitterfelder Weg“, in: Lexikon der Kunst, Bd. I A‐F, (Leipzig 1968), Nachdruck Westberlin 1983, S. 301‐
302, S. 301.
64
Anordnung über die Bildung von künstlerischen Beiräten, Sächsisches Staatsarchiv , HsStA D, Bezirkstag, RdB Dres‐
den, 6595, o. S., zit. nach Simpson 2008.
65
Kulturabteilung des ZK der SED, 10.11.1961, in: SAPMO‐BArch, DY 30/IV 2/906/185, Bl. 287.
66
BArch, DR 2 / 4101, zit. nach Vierneisel 1999, S. 24.
22
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
und die Parteien. Politisch kontrolliert vom Beirat für bildende Kunst, liegt die praktische „Ober‐
hoheit über Kunst am Bau bei den Büros der Chefarchitekten der Bezirke“, so Peter Guth 1995. 67
Dieses ändert sich erst ab Ende der 60er Jahre. Jetzt werden Büros für architekturbezogene Kunst
(BfaK) eingerichtet, die den Einfluss der Chefarchitekten auf die Kunst am Bau minimieren.
Im Frühjahr 1964 findet die 2. Bitterfelder Konferenz statt, die u. a. ein Scheitern der bisherigen
Kulturpolitik des Miteinanders von Künstlern und Laien in den Betrieben einräumt. Offiziell heißt
es, die Konferenz „konnte feststellen, daß wesentliche Aufgaben der ersten Phase gelöst waren.
Sie stellte den Künstlern die Aufgabe, über die empirische Berührung mit der Wirklichkeit hinaus
sich tiefere Einsichten in die bestimmenden ökonomischen, sozialpolitischen und ideologischen
Prozesse der Gegenwart zu erarbeiten.“ 68 Daraufhin werden im März 1965 die Gremien zur Beauf‐
tragung der Künstler erneut umstrukturiert. Statt der Beiräte für bildende Kunst sind wieder Be‐
zirksauftrags‐ und Gutachterkommissionen für Bildende Kunst für die Vergabe der Kunstaufträge
zuständig. Die Anzahl der Werktätigen bzw. Laien verringert sich. Wichtiger wird nun die „tech‐
nisch‐ökonomische Zielstellung (TÖZ)“, die mit einer „künstlerisch‐ideologische(n) Konzeption für
den gesamten Baukomplex“ einhergehen soll. 69 Um diese Konzeption durchsetzen zu können und
die Zusammenarbeit von Künstlern und Architekten zu verbessern, wird ein Stufenplan aufgestellt,
der zwei neue vorbereitende Zeitstufen enthält. 1966 wird die Kommission wieder zu einem Beirat
für Bildende Kunst. 70
Nachdem am 6. 4. 1968 schon in der neuen Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik,
in Artikel 18, die Definition der geförderten Kultur in eine sozialistische Nationalkultur mit enger
Bindung zum Leben des Volkes geändert worden war, 71 wird auch die Kunst‐am‐Bau‐Anordnung
am 23. 12. 1971 geändert in die „Anordnung über die künstlerische Ausgestaltung von gesell‐
schaftlichen Bauten mit Werken der sozialistisch‐realistischen architekturbezogenen Kunst“. In ihr
kommt es zu einer gravierenden Kürzung der Mittel: “Die Höhe der genannten Mittel für Kunst‐
werke […] darf 0,5 % des Baupreises der Investitionen für ein gesellschaftliches Bauvorhaben […]
maximal 500 TM nicht überschreiten.“ 72 Zehn Jahre später wird die Kürzung in der Anordnung
über die Realisierung von Werken der architekturbezogenen Kunst vom 22. 6. 1982 nochmals be‐
kräftigt. Jetzt stehen pro Wohnungseinheit nur mehr 45 Mark pro Wohnungseinheit zur Verfü‐
gung. 73
Trotz einer 1957 erlassenen "Anordnung über die Erfassung und Sicherung des staatlichen Eigen‐
tums" gibt es in keiner Anordnung eine Vorschrift zum Inventarisieren und Dokumentieren des
beauftragten Kunstbesitzes. Lediglich die Nutzer und Bezirksräte sollten die Auftragswerke und
ihren Standort dokumentieren. Das Statut des Kulturfonds von 1974 ordnete erstmals ausdrücklich
67
Guth, Peter: Wände der Verheissung. Zur Geschichte der architekturbezogenen Kunst in der DDR, Leipzig 1995, S.
29.
68
Stichwort „Bitterfelder Weg“, in: Lexikon der Kunst 1983, S. 302.
69
Arbeitsordnung der Bezirksauftrags‐ und Gutachterkommission vom 5.3.1965, in: TU Dresden, Uni Archiv, Künstleri‐
scher Beirat, o.S., zit. nach Simpson 2008, S. 51.
70
Arbeitsordnung des Beirates für bildende Kunst (BbK) vom 27.5.1966, in: TU Dresden, Uni Archiv, Künstlerischer
Beirat, o.S., zit. nach Simpson, ebd.
71
Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6. April 1968, in: Gesetzblatt der Deutschen Demokrati‐
schen Republik 1968 I, S. 199‐222.
72
Anordnung über die künstlerische Ausgestaltung von gesellschaftlichen Bauten mit Werken der sozialistisch‐ realis‐
tischen architekturbezogenen Kunst, 23.12.1971, in: Gesetzblatt II, Nr. 3, 1972, S. 29.
73
Anordnung über die Realisierung von Werken der architekturbezogenen Kunst, 22.6.1982, in: Gesetzblatt I, Nr. 22.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
an: "Kunstwerke und Objekte, die vom Kulturfonds erworben werden, sind Volkseigentum und
gehen in Rechtsträgerschaft des Kulturfonds über. […] Die Kunstwerke und Objekte können zur
kostenlosen Nutzung an staatliche Organe, kulturelle Einrichtungen, Künstlerverbände und Einzel‐
persönlichkeiten sowie an Kollektive übergeben werden. Der Kulturfonds der Deutschen Demokra‐
tischen Republik schließt Vereinbarungen über Nutzung und Pflege ab.“ 74 So gibt es keine umfas‐
sende Bestandsaufnahme der in der DDR beauftragten baubezogenen Kunstwerke. Zudem muss
Peter Guth schon 1995 in seiner großen Bestandsaufnahme der baubezogenen Kunst am Bau fest‐
stellen: „Viele Unterlagen der Räte der Bezirke und Kreise, des Künstlerverbandes und der Büros
für architekturbezogenen Kunst sind nicht archiviert oder zerstreut.“ 75
3.2. ZUR KUNST AM BAU DER FRÜHEN JAHRE IN DER SOWJETISCH BESETZTEN ZONE
Bereits in der sowjetisch besetzten Zone (SBZ) werden die ersten baubezogenen Kunstwerke reali‐
siert. Im Rahmen des Wiederaufbaus zerstörter Gebäude entstehen Wandbilder. Vor allem ältere,
aus dem Krieg oder dem Exil heimkehrende Maler beginnen, ihre Vorstellung der Gestaltung einer
neuen sozialistischen Gesellschaft in Bildern zu realisieren. Ihre Darstellungsweise ist geprägt von
Kenntnissen des mexikanischen Muralismus und der Malweise von Leger und Picasso. Wichtig ist
Künstlern wie Auftraggebern vor allem, gesetzte Themen, wie den Aufbruch in eine neue Zeit, den
Aufbau einer friedlichen, sozialistischen Gesellschaft mit Bildern öffentlich zu machen. Die Wand‐
bilder nutzen große Flächen in Hallen und Fassaden, ohne auf die Architektur näher einzugehen.
Schon Gerhard Stelzer betont 1969 bei den als freie Bilder konzipierten Monumentalbildern der
ersten Zeit: „Die Erkenntnis, dass ein Wandbild nicht einfach Bild an der Wand ist, musste sich erst
noch durchsetzen.“ 76 Peter Guth bekräftigt diese Einschätzung 1995: „Eine Auseinandersetzung
mit strukturellen Fragen, also eine Beschäftigung mit Problemen der räumlichen Zuordnung von
Kunst und Architektur hatte es faktisch nicht gegeben. […] Die Dresdner Wandbildaktion verstand
sich ausdrücklich als Aktion für transportable Wandbilder. Doch weiter ging die Diskussion nicht.
Der Grund liegt auf der Hand: Es gab keine einheitliche Architekturkonzeption. [...] Das illustrierte
politische Postulat hatte zu genügen.“ 77 Auch Martin Schönfeld betont 1996 völlig zu Recht: „Kon‐
zepte einer Synthese von Wandbild und Architektur oder Ansätze zu einer Fassaden gestaltenden
Wandmalerei standen noch nicht zur Debatte.“ 78
74
Gesetzblatt, Nr. 26, 18.4.74; VuM des MfK, 4/1976, zit. nach Vierneisel 1999, S. 45.
Guth 1995, S. 8.
76
Stelzer, Gerhard: Kunst am Bau, Leipzig 1969, S. 125.
77
Guth 1995, S. 98.
78
Schönfeld, Martin: Das „Dilemma der festen Wandmalerei“. Die Folgen der Formalismus‐Debatte für die Wandbild‐
bewegung in der SBZ/DDR 1945‐1955, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR. Aufsätze, Berichte, Materialien 1945‐1990,
hg. v. Gillen, Eckhardt; Feist, Günter; Vierneisel, Beatrice. ‐ Köln 1996, S. 444‐463, S. 446.
75
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1948 B AHNHOF F RIEDRICHSTRAßE , B ERLIN , S CHALTERHALLE
Architektur: Bestand
Kunst: Horst Strempel, Trümmer weg, baut auf, 1948, 3‐teiliges Wandbild, 500 x 350 cm, 350 x 170 cm, 1951 zerstört.
Zeugnis von der Bedeutung und Problematik der Kunst
am Bau in der politischen Umbruchsituation der Nach‐
kriegszeit, zu Beginn des Kalten Krieges zwischen Ost
und West geben die Geschehnisse um das Wandbild von
Horst Strempel 79. Das Bild des von den Nationalsozialis‐
ten verfolgten Künstlers und zurückgekehrten Frank‐
reichemigranten entsteht während der Blockade West‐
berlins von Juni bis November 1948 im Auftrag der von
Willi Kreikemeyer, dem Präsidenten der Reichsbahndi‐
Horst Strempel, Wandbild, 1948, Bahnhof Friedrichstraße
rektion Berlin, für die Schalterhalle des Bahnhofs Fried‐
richstraße in Berlin. Es wird 1951 zerstört. Im Rahmen eines Programms zur Umgestaltung der Ber‐
liner S‐Bahnhöfe werden mehrere Künstler von der Reichsbahndirektion beauftragt, Wandbilder
zum Thema Aufbau zu schaffen, um die Bahnhöfe im östlichen Zentrum Berlins zu „markanten
Wiederaufbausymbolen“ zu machen. Nach dem Eklat um das Bild von Horst Strempel werden alle
weiteren Aufträge zurückgestellt. 80
Strempels Triptychon unter dem Titel „Trümmer weg, baut auf“ besteht aus einem 500 x 350 cm
großen Mittelbild und zwei 350 x 170 cm messenden Seitenbildern. Das in der Tradition mexikani‐
scher Monumentalmalerei gemalte Bild zeigt zentral in den Raum hereinschreitende, stilisierte
Arbeiter beim Aufbau einer im Hintergrund durch Trümmer angedeuteten Stadtlandschaft.
Das Bild gerät zunächst in die ideologischen Auseinandersetzungen um die Spaltung Berlins. Es
wird im Osten als „farbenprächtige Sinfonie des Wiederaufbaues“ 81 gelobt und im Westen als un‐
realistische Propagandakunst kritisiert. Kurz darauf wird das Werk zu einem hervorgehobenen
Beispiel der so genannten „Formalismusdebatte“. Die mit einem Artikel von Alexander Dymschitz
in der Täglichen Rundschau im November 1948 entfachte Kampagne lehnt moderne Bildgestaltung
ab und setzt eine propagandistische Kunst im Stile des sozialistischen Realismus nach sowjetischen
Vorbild als Einheitsstil in der sowjetisch besetzen Zone durch. Ab 1949 erscheinen auch im Osten
eine Reihe von Zeitungsartikeln, in denen Form und Haltung des Werkes massiv angegriffen wer‐
den. Am 25. 2. 1951 erfolgt die Übermalung von Strempels Wandbild.
79
Feist, Günter: Das Wandbild im Bahnhof Friedrichstraße. Eine Horst‐Strempel‐Dokumentation 1945‐1955, In: Zone 5
– Kunst in der Viersektorenstadt 1945‐1951, hg. v. Gillen, Eckhart; Schmidt, Diether. ‐ Berlin 1989, S. 92‐137.
80
René Graetz, ein aus dem englischen Exil zurückgekehrter Maler, erhält den Auftrag für ein 300 x 3000 cm großes,
dreiteiliges Wandbild für die Schalterhalle des Schlesischen Bahnhof, später Ostbahnhof. Seine Entwürfe werden im
Frühjahr 1949 nicht mehr umgesetzt.
81
Berliner Zeitung, 30. 10.1948.
25
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Zeitungsausschnitte aus: Der Sonntag (Ost) 1948, Junge Welt (Ost) 25. 2. 1951 und Quick (West) 7. 4. 1951.
Später wird ein weiteres Bild von Horst Strempel, René Graez und Arno Mohr für das Stahlwerk
Henningsdorf, dessen Entwurf zu zehn auf der II. Deutschen Kunstausstellung in Dresden ausge‐
stellten Wandbilderentwürfen zählt, angegriffen und zerstört. Nachdem bereits der Auftraggeber
Kreikemeyer nach seiner Verhaftung als „westlicher Agent“ in der Haft gestorben ist, flieht Strem‐
pel nach einem Verhör in den Westen. Seine zunächst von einem Berliner Stadtbezirk abgelehnter
Zuzugsgenehmigung wird erst nach einer Presseintervention von einem anderem Bezirk erteilt.
Auf der 5. Tagung des ZK der SED am 17. 3. 1951 wird Strempels Wandbild als Beispiel des Forma‐
lismus hervorgehoben: „Ein Beispiel des Formalismus in der Malerei war das Wandbild von Horst
Strempel im Bahnhof Friedrichstraße in Berlin. Bei den dort dargestellten Figuren fehlten nicht nur
die charakteristischen Merkmale unserer besten Menschen, die sich mit aller Kraft für die Erfül‐
lung der Aufgaben, die wir uns vorgenommen haben, einsetzten. Die dort dargestellten Menschen
waren unförmig proportioniert und wirkten sogar abstoßend. Solche Menschen existieren in Wirk‐
lichkeit nicht, sondern nur in der Vorstellung des Künstlers. So sieht abstrakte Kunst aus.“ 82 1969
bezeichnet Gerhard Stelzer in einer DDR‐Monografie zur Kunst am Bau das übermalte Wandbild
wieder als „Erstes Beispiel revolutionärer und monumentaler Wandmalerei im demokratischen
Deutschland der Nachkriegszeit“ und „bedeutsamstes ausgeführtes Wandbild jener Periode und
charakteristisch für die Zeit seiner Entstehung […] dramatisches Zeitstück und leidenschaftliches
Agitationsbild.“ 83 Dem überschwänglichen Lob folgt ein euphemistischer Erklärungsversuch für die
Diskussion um das Bild, aber keinerlei Information zum Hergang und zur offiziell veranlassten Zer‐
störung: „Es nimmt nicht wunder, wenn dieses Werk, das in seiner künstlerischen Absicht, in Form
und Inhalt so stark von persönlich erfülltem Zeiterleben verpflichtet war, widersprüchliche Auf‐
nahme fand. Auffassung und formale Mittel, die Formulierung gerade der Hauptgestalten konnten
zur Kritik und Missverständnis Anlaß geben.“ 84
82
Lauter, Hans: Kampf gegen den Formalismus in Kunst und Literatur, für eine fortschrittliche deutsche Kultur, in: 5.
Tagung des ZK der SED, Berlin 1951, S. 27, zit. nach Feist 1989, S. 125.
83
Stelzer 1969, S. 341, S. 123ff.
84
Ebd., S. 124‐125.
26
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
3.3. KUNST AM BAU DER 50ER JAHRE IN DER DDR
In den 50er Jahren werden die Aufträge an bildende Künstler einerseits durch die staatliche An‐
ordnung und die Einrichtung der Auftragskommission zu einem wichtigen Bestandteil der kulturel‐
len Auftragspolitik. Andererseits bleibt die Produktion von der rigiden Formalismuskritik bestimmt.
Neben Skulpturen, Brunnen, Glasgestaltungen und dekorativen Bauelemente ist das Wandbild die
zentrale Kunstform baubezogener Kunst in der DDR. Der Staat sucht händeringend nach positiven
Beispielen für das neue sozialistisch‐realistische Wandbild. Wichtig für die Wandbilder ist die for‐
mal korrekte und inhaltlich der Staatsideologie angepasste Ausführung der Werke. Nicht die Origi‐
nalität oder die Bildidee werden gewürdigt, abweichende formale Innovationen sind unerwünscht.
Die Einbindung der künstlerischen Werke in die architektonische Konzeption bleibt in den 50er
Jahren weiter ungelöst. Die mangelnde Zusammenarbeit von Künstlern und Architekten wird aber
inzwischen auch offiziell kritisiert. So erinnert der Künstler Walter Arnold, Professor an der Dres‐
dener Akademie der Künste, in seinem Vortrag über „Die sozialistische Architektur und die bilden‐
de Kunst“ auf der Konferenz über Fragen der Architektur und Bildenden Kunst am 19. und
20. November 1954 in der Akademie der Künste in Berlin an die Kritik der Künstler an der „un‐
glückliche[n] Aufgabenstellung bei Wettbewerben und Aufträgen“. Er beklagt: „Doch schon bei
den ersten Besprechungen über die Aufgaben zwischen Architekten und bildenden Künstlern, bei
den ersten ausgeführten Arbeiten zeigte sich, dass die Zusammenarbeit zwischen den Architekten
und den bildenden Künstlern noch recht unbefriedigend ist. Seien wir ehrlich! Es fällt uns schwer,
gute Beispiele in der Zusammenarbeit Architekt = bildender Künstler, die dann auch zu vorbildli‐
chen Resultaten führte, zu nennen.“ 85 Als Lösung empfiehlt er: „1) muss schon bei der Planung
und Entwicklung des Projektes die künstlerische Gestaltung mit einbezogen und möglichst konkret
festgelegt werden, so daß der bildende Künstler schon mit der Bearbeitung seines Werkes begin‐
nen kann, wenn die Architektur erst auf dem Papier steht.
2) muss erreicht werden, daß auf keinen Fall die Mittel zur künstlerischen Gestaltung am Ende
eines Jahres verfallen, sondern daß sie solange zur Verfügung stehen, bis die künstlerischen Arbei‐
ten abgeschlossen sind.
3) müssen die bildenden Künstler sich bemühen, auch ihre eigenen Arbeitsmittel und ‐methoden
zu verbessern. Ich denke dabei z. B. an die Schaffung von großen, im Winter heizbaren Gemein‐
schaftsateliers, an die Bildung von Kollektivs für größere Aufgaben, an den Erfahrungsaustausch
mit Kollegen, die an ähnlichen Objekten arbeiten usw.“ 86
1953 H AUS DER M INISTERIEN , B ERLIN
Wilhelmstraße / Leipziger Straße
Architektur: Ernst Sagebiel, 1938 ehemaliges Reichsluftfahrtministerium, 1947‐49 Deutsche Wirtschaftskommission
Kunst: Max Lingner, Bedeutung des Friedens für die kulturelle Entwicklung und die Notwendigkeit des kämpferischen
Einsatzes für ihn, 1952‐1953, Wandbild, Meißener Keramik, 300 x 2400 cm
85
Arnold, Walter: Die sozialistische Architektur und die bildende Kunst, in: Konferenz über Fragen der Architektur und
Bildenden Kunst am 19./20. Nov. 1954 in der Akademie der Künste in Berlin Bd. 2: 1954 Stenographisches Protokoll, 1.
Konferenztag 19.11.1954, S. 28‐50, in: SAPMO‐Arch, DY 32 / 5353, S. 31.
86
Ebd., S. 41.
27
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Max Lingner, Die Bedeutung des Friedens für die kulturelle Entwicklung und die Notwendigkeit des kämpferischen Einsatzes für ihn, 1952.
„Max Lingners Wandbild am Haus der Ministerien in Berlin, dem ehemaligen Reichsluftfahrtministe‐
rium der Nationalsozialisten, ist zweifellos eines der wichtigsten Auftragswerke der frühen DDR“, so
Monika Flacke in der Publikation zur Ausstellung Auftragskunst der DDR im Deutschen Historischen
Museum 1995. 87 Das 24 Meter lange, fünfteilige Kachelbild in der Pfeilervorhalle des Hauses der
Ministerien hängt an repräsentativer Stelle. Es wird allerdings im Gegensatz zu Horst Strempels Bild
im Bahnhof Friedrichstraße nur von einem eingeschränkten Personenkreis gesehen. Dass es den‐
noch eine besondere Bedeutung erlangt, liegt an einer sehr seltenen Form der Öffentlichkeitsarbeit
für Kunst am Bau.
Das Wandbild Lingners wird als formal und inhaltlich beispielhaftes
Werk präsentiert. In einer Broschüre idealisiert Gerhard Strauß
insbesondere die Zusammenarbeit von Künstler und staatlichem
Auftraggeber, in diesem speziellen Fall des Ministerpräsidenten Otto
Grotewohl persönlich. Ausführlich wird geschildert, wie Lingner seine
Entwürfe sechsmal nach den Wünschen Grotewohls umarbeitet, um
am Ende eine schematisch hölzern wirkende, aber politisch korrekte
Darstellung ohne kompositorische Prägnanz zu erhalten. 88 Korrekt
heißt die uninspirierte Umsetzung banaler Vorgaben: die umfassende
Addition aller am sozialistischen Aufbau beteiligten Bevölkerungsgruppen von den Funktionären
und Parteiaktivisten über die Werktätigen, Soldaten, Jugendlichen, Bauarbeiter, Bauern, Ingenieu‐
re bis zu den Familien.
Interessant ist insbesondere die hier vorgestellte Position des Ministerpräsidenten. Dieser nimmt
persönlich als erster Auftraggeber des sozialistischen Staates in der Unterweisung und im Dialog
mit dem Künstler die traditionelle Rolle des feudalen Kunstkenners und fürstlichen Auftraggebers
ein.
1955 H OCHSCHULE FÜR BILDENDE K ÜNSTE , W EIßENSEE B ERLIN
Architektur: Selman Selmanagic
Kunst: Jürgen von Woyski, 12 Reliefs, Keramik, je 6 Reliefs, 300 x 180 cm, 1955, Eingang, ‐ Toni Mau: Fries, Eingang;
Arno Mohr, Wendepunkt, 1956, Fresco, Secco/ Kasein, 300 x 900 cm, Aula;
Kurt Robbel, Fischereihafen, 1956, Wandbild, 340 x 600cm, Fresco‐Secco / Kasein, Flur, Treppenhaus, 2. OG;
Bert Heller, Wandbild, 1956, Mensa, (zerstört);
87
Auftragskunst der DDR 1949‐1990, hg. v. Flacke, Monika, Deutsches Historisches Museum. ‐ München, Berlin 1995,
S. 59.
88
Strauss, Gerhard: Vom Auftrag zum Wandbild. Über die Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Künstler, dar‐
gestellt an der Entstehung des Wandbildes von Max Lingner, hg v. Deutsche Akademie der Künste Berlin. ‐ Berlin 1953.
28
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Im Auftrag des Kulturfonds schaffen Arno Mohr, Kurt Robbel und Bert Heller Wandbilder für die
neue Kunsthochschule in Berlin Weißensee. Obwohl es eine Gesamtkonzeption für die Gestaltung
der Hochschule gibt 89, entstehen hier sehr unterschiedliche, nicht aufeinander abgestimmte Wer‐
ke. Schon die als Diplomarbeit von Jürgen von Woyski für die Fassade des Haupteingangs geschaf‐
fenen zwölf Keramikreliefs mit Genredarstellungen zu den verschiedenen Kunstgattungen, die in
der Hochschule unterrichtet werden, passen nicht zum geometrisch‐abstrakten Fries von Toni
Mau.
Kurt Robbel, Fischereihafen, 1956; Arno Mohr: Wendepunkt, Wandbild, 1956.
Während seine Kollegen eher beliebige Alltagsszenen wählen und damit fast idyllische Genrebilder
kreieren wie z. B. Kurt Robbels „Fischereihafen“, inszeniert Mohr ein programmatisches Historien‐
bild über den Segen des Sozialismus. Auf dem Wandbild Wendepunkt stellt er eine plakative ideolo‐
gische Vorher‐Nachher‐Situation dar. Auf der rechten Bildhälfte wird in naturalistisch typisierender
Darstellung die schwere Arbeit der Bauern im Gegensatz zum ignoranten Nichtstun der in der Kut‐
sche vorüberfahrenden Grundbesitzer gezeigt. Auf der linken Bildhälfte ist ein harmonisches, ruhi‐
ges Nebeneinander verschiedener Berufsgruppen wie Bauern, Arbeiter, Ingenieure und Künstler
und einer Familie zu sehen. Dieser Gruppe zugewandt ist zentral neben einem Baum die Gestalt von
Karl Marx platziert, die den Wendepunkt von kapitalistischer Feudalherrschaft zum Sozialismus
markiert. Zu den Unterschieden der Auffassung in den Wandbildern schreibt Gerhard Stelzer: „die
[Ausdrucksweise] Mohrs [ist] episch, statisch, reflektorisch. Bei Kurt Robbel ist sie lyrisch, rhyth‐
misch, emotional. Hier ist das tektonische Prinzip am stärksten gewahrt, die Ausdruckskraft gebau‐
ter Form und individuellen Erlebens am unmittelbarsten geäußert. Allerdings ist zugleich auch von
Thematik und Handlungsbezogenheit im literarischen Sinne abgesehen.“ 90 Dieses Nebeneinander
von großer Propaganda und folkloristisch‐naiver Darstellung charakterisiert zum einen die gesamte
Produktion der Kunst am Bau der DDR, ändert sich aber in der Folgezeit zunächst deutlich zu Guns‐
ten der Propagandakunst.
3.4. KUNST AM BAU DER 60ER JAHRE IN DER DDR
Bis zur Mitte der sechziger Jahre gilt die Doktrin des Bitterfelder Wegs für die Kunst‐am‐Bau‐Politik
der DDR. Das bedeutet, dass überwiegend Laien als Funktionäre in den Gremien über Kunst bera‐
ten. Seit 1959 hat sich das Betätigungsfeld der Kunst am Bau erweitert und wird auf den Woh‐
nungsbau ausgedehnt. Es entstehen zentrale programmatische Wandbilder des sozialistischen
Realismus an Staatsbauten, Kultureinrichtungen und für die erste Botschaft der DDR im Ausland.
Zu den besonders gefragten Künstlern für diese Wandbilder gehört Walter Womacka. Für dekora‐
tive Gestaltung macht sich insbesondere der Stahlplastiker Fritz Kühn einen Namen.
89
90
Vgl. Guth 1995, S. 416.
Stelzer 1969, S. 129.
29
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1962‐64 S TAATSRATGEBÄUDE , B ERLIN
Architektur: Architektenkollektiv Roland Korn und Hans Erich Bogatzky, Entwurf Josef Kaiser
Fritz Kühn, Metallwand, geätzt, Sitzungssaal; Türen, Metallplatten;
Walter Womacka, Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung, 1964, Fenstergestaltung, Klebeglas, 1650 x 1000 cm, 3‐
geschossiges Treppenhaus;
Günter Brendel, Fries, Porzellan, 4500 cm lang.
Fritz Kühn, Metallwand, geätzt, Türen, Sitzungssaal.
Wichtige Ministerien und Repräsentationsgebäude wie das Staatsratsgebäude werden mit pro‐
grammatischen Kunstwerken ausgestattet. Beim Staatsratsgebäude wird die klassische Methode
der symbolischen Einverleibung des Besiegten durch Spolien angewandt. Die gestürzte Monarchie
und die historische Feudalherrschaft verleibt sich der Sozialismus durch die Integration des Portals
des gesprengten Schlosses in die Fassade des Staatsratsgebäudes ein. Im Innern prägen program‐
matische Wandbilder zu den Errungenschaften des Sozialismus von Kühn, Brendel und Womacka
die Räume.
Der Sitzungssaal wird auf der Stirnseite mit einem Metallätzbild von Fritz Kühn ausgestattet. In
schematischer Darstellung werden die wirtschaftlichen Potenziale des Landes symbolisch unter der
Friedenstaube einander gegenübergestellt: die Landwirtschaft mit Kornähren und Chemielaborkol‐
ben auf der einen und die Industrie mit Schornsteinen und Kühlturm auf der anderen Seite.
Lediglich die Mosaikstruktur des Hintergrundes deutet künstlerische Gestaltungsfreiheit an.
Im Unterschied zu dieser Propagandakunst hat Fritz Kühn auch Geländer, Heizungsgitter sowie die
Türen als Metallarbeiten mit rein ornamentalen Mustern gestaltet.
Walter Womacka: Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung, Glasfenster, 1964.
Im Gegensatz zu dem nur einem besonderen Personenkreis zugängigen Sitzungssaal hatte das von
Walter Womacka für das Treppenhaus gestaltete Klebeglasbild eine größere Öffentlichkeitsfunkti‐
on. Das sehr bunte Glasbild schildert die Geschichte der Arbeiterbewegung, indem es viele Einzel‐
szenen unterschiedlicher Größe ineinander verschränkt und von unten nach oben die positive
Entwicklung skizziert. Auf der untersten Ebene sind links im Vordergrund drei fahnenschwenkende
30
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Arbeiter postiert. Hinter ihnen befindet sich ein rot unterlegter Fries aus kleineren Figurengrup‐
pen, die sitzen oder mit Transparenten marschieren. In der Mitte sind die stilisierten Porträtzüge
von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg im Profil und Halbprofil zu sehen, untertitelt mit dem
Schriftzug: „Trotz Alledem!“ In der nächsten Ebene sind neben einer größeren Dreierfigurengrup‐
pe, die eine Frau mit Kind, einen Arbeiter mit Schutzbrille und einen Pläne studierenden Ingenieur
vor gelbem Hintergrund zeigen, kleine Gruppenszenen übereinander angeordnet, mit Personen,
die trauernd zusammenstehen oder sich bewaffnen. Im nächsten Geschoss folgen eine Szene tan‐
zender Kinder, die von einem Reigen weißer Tauben bekrönt wird, sowie eine Versöhnungsgeste
mit Arbeitern, die sich die Hände reichen, sowie ein Bild des Wiederaufbaus mit Ruinen und
handwerkenden Frauen. Im obersten Geschoss steht im Zentrum der Darstellung eine fröhlich
lachende Familiengruppe mit einer Frau mit Blumen, wehendem Haar und Kleid sowie einem
Mann mit Kind auf dem Arm. Darüber prangt das neue Staatswappen der DDR, Hammer und Zirkel
umgeben vom Ährenkranz. Drum herum sind Maschinen, Radarschirme und Schmelzöfen neben
blühenden Landschaften mit Strommasten, Flugzeug und Arbeitergruppen zu sehen.
1960‐64 V ERLAGSHAUS , F REIHEIT , H ALLE
Straße der Deutsch‐Sowjetischen Freundschaft, heute Delitzscher Straße
Kunst: Willi Neubert, Die sozialistische Bezirkspresse als kollektiver Propagandist und Organisator, 1964, Emaille, 500 x
1600 cm, Fassade.
Fritz Willi Neubert, Die sozialistische Bezirkspresse als kollektiver Propagandist und Organisator, 1964
Innerhalb eines größeren Baukomplexes entsteht das fünfgeschossige Redaktionsgebäude der
Zeitung „Die Freiheit“ im Auftrag der SED‐Bezirksleitung. Die SED‐Bezirksleitung beauftragt auch
den Künstler Willi Neubert mit dem Wandbild „Die sozialistische Bezirkspresse als kollektiver Pro‐
pagandist und Organisator“. Es ist ein programmatisch klar strukturiertes Propagandabild mit allen
bekannten Symbolen und Bildideen zur Illustration des Sozialismus in der DDR.
1990 wird aus der Parteizeitung die unabhängige "Mitteldeutsche Zeitung", die seit 1991 zum Ver‐
lag M. DuMont Schauberg gehört. Nachdem zunächst das Wandbild zerstört wird, entsteht 1992
ein neues Druckhaus.
31
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1963‐66 H AUS DES L EHRERS , B ERLIN
Architektur: Herrmann Henselmann
Kunst: Walter Womacka, Unser Leben, 1964, Bildfries, Aluminium, Emaille, 700 x 12500 cm, umlaufend, 3. U. 4. OG,
Mosaik.
Zu den wichtigen städtebaulichen Aufgaben der sechziger Jahre in Berlin gehört die Neugestaltung
des Alexanderplatzes. Trotz einer Gesamtplanung mit künstlerischen Akzenten von Walter Woma‐
cka bleibt es – und dies ist generell typisch für die Gestaltungen in der DDR ‐ bei der Einzelapplika‐
tion von monumentalen Propagandaarbeiten.
Walter Womacka: Unser Leben, Mosaik, 1964.
Ein Beispiel dieser Art ist Walter Womackas „Unser Leben“, ein Bildfries, der im dritten und vierten
Obergeschoss um das moderne Hochhaus gelegt wird. Formal ist das Bild nicht mit dem Haus, das
ihm als Folie dient, verbunden. Dies räumt auch Gerhard Stelzer 1969 ein: „Es ist noch nicht gelun‐
gen, eine günstige Beziehung von architektonischer und bildnerischer Form zu erreichen. Die
bandartige, tektonisch unstrukturierte Betonfläche ist ohne optischen Halt auf der Fassadenfläche,
scheinbar auf‐ und abschiebbar, und als Bildträger für eine derartige figürliche Komposition nicht
gerade günstig zu nennen. Sie hat etwas Momentanes, Zufälliges, Transparenthaftes. Daß hinter
dem Betonband Bibliotheksräume verborgen sind, die aus funktionellen Gründen fensterlos sein
sollten und dadurch diese Lösung nahelegten, ist nicht ohne weiteres ersichtlich und nicht sogleich
einzusehen.“ 91
1961‐1966 S TADTBIBLIOTHEK , B ERLIN
Breite Straße 32‐34
Architektur: Heinz Mehlan; VEB Berlin Projekt
Kunst: Fritz Kühn, A‐Portal, 1961, 117 Stahlplatten 400 × 600 cm, Buchstabe „A“ in 117 Varianten, Haupteingang.
Die Fassade der Stadtbibliothek ist ein gutes Beispiel für die Bedeutung, die die abstrakte Orna‐
mentik für die Gestaltung der modernen DDR‐Architektur in den sechziger Jahren erhält. Der Me‐
91
Stelzer 1969, S. 132.
32
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
tallskulpteur Fritz Kühn ist nicht nur der wichtigste und innovativste, sondern auch der am häufigs‐
ten mit wichtigen Bauprojekten befasste Vertreter. Für die Stadtbibliothek schafft er ganz ortsspe‐
zifisch ein beeindruckendes Portal aus einer ornamentalen Umsetzung von Varianten des Buchsta‐
ben „A“.
1968 B OTSCHAFT DER DDR, B UDAPEST
Architektur: Heinz Graffunder
Kunst: Fritz Kühn, 3 doppelflügelige Eingangstüren, Metallplatten, geätzt, blau getönt;
Fritz Kühn, Brunnen, aus 27 Elementen, kupfern, Garten;
Dieter Gantz, Gobelin, Festsaal;
Glasgestaltung Magdeburg (Hamann, Richter, Wilhelm), Glasbrunnen, 1966, Glas, Innenhof;
Ernst Schwarz, Leuchtkörper, Innenhof;
E. G. Clauß, Landkarte, Keramik;
Dieter Gantz, Wandteppich zu Dramen von Bertold Brecht, 1966/67, 400 x 620 cm, ausgeführt Fischer, Weber, Ristau,
VEB Hallesche Weberei, Halle.
Für den ersten Botschaftsneubau der Deutschen Demokratischen Republik in Budapest wird be‐
reits bei der Projektierung des Neubaus die Konzeption der Kunst von den Künstlern und dem Kol‐
lektiv des Architekten Heinz Graffunder, der Leitung der Abteilung Bau und Investition des Minis‐
teriums für auswärtige Angelegenheiten und dessen Architekt Hans Karthaus beraten.
Dieter Gantz, Gobelin zu Brechts Dramen, 1968; Glasgestaltung Magdeburg, Glasbrunnen; Fritz Kühn, Metallbrunnen:
Dieter Gantz entwirft für den zweigeschossigen Festsaal nach Motiven von Bertolt Brechts Dramen
einen großen Wandteppich. Neben der zentralen Gestalt der Mutter Courage tauchen Figuren aus
Arturo Ui, der Dreigroschenoper, Galileo Galilei und dem Kaukasischen Kreidekreis auf. Während
die Glasgestaltung Magdeburg eine Glasskulptur für den Brunnen und Ernst Schwarz auffällige
moderne Leuchtkörper für den Innenhof gestalten, stattet Fritz Kühn den Garten mit einem vieltei‐
ligen, kupfernen Metallbrunnen aus. Kühn gestaltet auch die drei doppelflügeligen, metallenen
Eingangstüren. Der Architekt betont, dass es bei der Zusammenarbeit von Künstlern und Architek‐
ten nötig sei, dass „die Planträger bereits in ihren Grundkonzeptionen, […], eine klare Aussage
über die Grundthematik der bildkünstlerischen Vorhaben, wenn nicht gar eine Grobkonzeption
selbst zu treffen haben. Das wiederum bedeutet, dass die Abteilung Kultur als Fachplanträger
ebenso wie das Bezirksbauamt mit der Abteilung des Chefarchitekten ihre baulichen Konzeptionen
aus dem Generalbebauungsplan ableiten und mit dem eines ‚Generalplanes der Kunst‘ integrie‐
33
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
ren.“ Graffunder interessiert dies besonders, weil er an künstlerischen Innovationen interessiert
ist: „Es zeigt sich, daß es bereits entsprechende Voraussetzungen gibt, und es gilt weitere zu erar‐
beiten, um die begrenzten Anwendungsmöglichkeiten der ‚klassischen‘ künstlerischen Techniken
durch neue moderne Möglichkeiten der Umsetzung bildkünstlerischer Absichten zu erweitern.“ 92
1967‐1969 K ULTURPALAST D RESDEN
Architektur: Wolfgang Hänsch
Kunst: Gerhard Bondzin, Weg der roten Fahne, 1969, Betonplatten, 1100 x 3000 cm.
Zu den durch eine besonders plakative Bildkomposition gekennzeichneten Wandbildern gehört
„Der Weg der roten Fahne“ von Gerhard Bondzin am Kulturpalast in Dresden.
Der Kulturpalast ist als der Höhepunkt einer neuen Fußgängerzone geplant, die quer durch das
Stadtzentrum von Süd nach Nord führt. Gemäß dieser – nie ganz abgeschlossenen Planung – wird
auf der Westseite und nicht auf der Seite zum Altmarkt ein Wandbild projektiert. Das ebenfalls
geplante Ernst‐Thälmann‐Denkmal vor dem Haus wird nicht realisiert. Vergleichsweise spät wird
die künstlerische Gestaltung des Gebäudes und ein Wandbild auf der Westfassade des Neubaus
ausgeschrieben. Bei dem beschränkten Wettbewerb mit 15 Künstlern sind Ort und Materialien
(Beton, Metall, Glas) und das Thema „Die Rolle Dresdens im Kampf der Arbeiterklasse“ vorge‐
schrieben. Zum Preisgericht gehört neben den politischen Vertretern von Stadt, Bezirk, Partei auch
der Kunstbeirat der Stadt Dresden. Da er nicht mit der Vergabe des 1. Preises an Rudolf Sitte ein‐
verstanden ist, löst er sich auf. Zu einem zweiten beschränkten Wettbewerb werden u. a. Wieland
Foerster, Jo Jastram, Rudolf Sitte, Walter Womacka, Walter Arnold und Walter Howard geladen,
die beiden Letztgenannten nehmen jedoch nicht teil. Wieder gewinnt Rudolf Sitte mit einem neu‐
en Entwurf. Doch auch dieses Mal erhält er den Auftrag nicht. Die SED‐Stadtspitze vergibt den Auf‐
trag statt dessen direkt an den Rektor der Dresdener Kunsthochschule, Gerhard Bondzin. 93
Gerhard Bondzin, Weg der roten Fahne, 1969.
Er schafft ein Bild, das zahlreiche statische Menschengruppen mit roten Fahnen um die stilisierten
Figuren von Marx, Engels, Thälmann und Ulbricht versammelt. Im Vordergrund schwingt eine Frau
92
Graffunder, Heinz, in: Das Botschaftsgebäude der DDR in Budapest. Architekt Heinz Graffunder antwortet auf Fra‐
gen der Redaktion, Bildende Kunst, 1968, S. 512‐516, S. 516.
93
Vgl. Schirmer, Herbert: Gerhard Bondzin. Der Weg der roten Fahne, 1969, in: Auftragskunst der DDR 1995, S. 194‐
198.
34
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
die titelgebende rote Fahne. Trotz des kompositorischen Bezugs auf Eugène Delacroix „Die Freiheit
führt das Volk“ von 1830 bleiben Bewegungen und Bildauffassung starr und schematisch. Das
bleibt selbst in der DDR nicht unkommentiert. Ullrich Kuhirt findet schon 1983: „die Bildidee und
ihre formale Lösung zu ‚vordergründig‘, zu aufgetragen pathetisch, um nachhallende Wirkung zu
erzielen.“ 94
3.5. KUNST AM BAU DER 70ER JAHRE IN DER DDR
In den 70er Jahren entstehen neben wichtigen Wohnungsbauprojekten einige große repräsentati‐
ve Bauten wie der Palast der Republik, der als Kulturstätte geplant, mit einer Galerie großer Auf‐
tragsbilder ausgestattet wird. Aber auch im Hochschul‐ und Städtebau entstehen wichtige Groß‐
projekte, wie der Bau von Halle Neustadt. Die Werke der Kunst am Bau sind monumentale, sche‐
matische Umsetzungen der immer gleichen Symbole und Kompositionen zum Thema „Sieg des
Sozialismus“. Die Durchführung wird jedoch zum Teil expressiver und die formale Gestaltung et‐
was freier, d. h. weniger realistisch. Einige Künstler stellen bereits im Westen aus und so wird auch
in den Auftragswerken eine formale Freiheit signalisiert. Dies gilt insbesondere für die repräsenta‐
tiven Kunstwerke im Palast der Republik.
1969/70 Z ENTRALAMTES FÜR S TATISTIK
Berlin, Otto‐Braun‐Str. 70‐72,
Kunst: Ronald Paris, Lob des Kommunismus, 200 x 1100 cm, Wandgemälde, Rabitzwandfläche, Dispersionsfarbe, Fest‐
saal.
Der Festsaal des Zentralamts für Statistik der DDR in Berlin wird mit einem monumentalen, elf Me‐
ter langen Wandbild „Lob des Kommunismus“ ausgestattet. Ronald Paris gestaltet das program‐
matische Bild in bewährter, additiver Reihung von Menschengruppen und Einzelfiguren.
Aufgrund des Abrisses des Gebäudes bot die Bundesanstalt für Immobilienverwaltung und die
Bundeskunstverwaltung 2010 das Gemälde zum Erwerb an. Seit Oktober 2010 ziert es das DDR‐
Restaurant Domklause in der Berliner Karl‐Liebknecht‐Straße. 95
94
Kuhirt, Ullrich in: Kunst der DDR 1960‐1980, hg. v. Kuhirt, Ullrich. ‐ Leipzig 1983, S. 245.
Online unter
http://www.badv.bund.de/003_menue_links/d0_serviceangebot/kunstverwaltung/verwertung/angebot_wandg_vwt/
index.html 11.1.10
95
35
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1974 B ILDUNGSZENTRUM H ALLE N EUSTADT , F ASSADEN
heute Stadt Halle, Sozialamt, Bürgeramt etc.
Kunst: José Renau, Der Mensch – Beherrscher der Naturkräfte, Majolika, 1971‐72, Ausführung 1974 L. Scholz, Trep‐
penhaus; Fassade, links;
José Renau, Einheit der Arbeiterklasse, Gründung der DDR, Majolika, 1971‐72, Ausführung 1974 L. Scholz, Treppen‐
haus; Fassade, rechts
José Renau, Marsch der Jugend in die Zukunft, Majolika, 1971‐72, Ausführung 1974 L. Scholz; Schwimm‐
bad/Clubmensa, Ostfassade, (zerstört)
Bedeutende Beispiele für die Gesamtkonzeption von Woh‐
nungs‐ und Funktionsbauten mit großflächiger Wandmalerei
finden sich in der Trabantenstadt Halle Neustadt. Drei
Wandbilder entwirft José Renau 1971/72 für die Fassade
des Bildungszentrums und eine Wand des Schwimmbads.
Diese werden vom Architekturhistoriker Bruno Flierl 1970
hervorgehoben, obwohl er sich allgemein kritisch zur Situa‐
tion der Kunst am Bau äußert. Für ihn gibt es kaum integra‐
tiv eingebundenen Kunst: „Es ist zu beobachten, daß bei
José Renau, Wandbilder, 1971/72 ‐ 1974
Architekten und bildenden Künstlern wie auch beim gesell‐
schaftlichen Auftraggeber das früher allgemein übliche Denken in einzelnen Gebäude oftmals noch
nicht überwunden und ein Denken in komplexen baulich‐räumlichen Strukturen städtebaulicher
Größenordnung noch nicht entwickelt ist.“ 96 Bruno Flierl vergleicht die Beziehung des Wandbildes
zum Bau mit der des Plakats zur beliebigen Fläche: „Am Gebäude selbst scheint es wie zufällig, bar
jeglicher Beziehung zu seiner inneren Struktur, wie ein Riesenplakat an die Fassade ‚geklebt‘ zu
sein.“ 97 Umso eindringlicher ist sein Lob für die Wandbilder von José Renau in Halle: „Das ein‐
drucksvollste Beispiel für eine aktive städtebaulich‐räumliche Bindung von Wandbildern, die bau‐
lich‐tektonisch eine passive Rolle spielen, ist die bildkünstlerische Gestaltung des Bildungszent‐
rums in Halle‐Neustadt. Hier ist ein räumlich klar definierter kompakter städtebaulicher Teilbe‐
reich des Stadtzentrums im Entstehen begriffen, an dessen Rand zum Inneren des Zentrums hin
mehrere Gebäude Wandbilder tragen, so daß er als ein
zusammenhängender städtebaulicher Komplex, als ein Stück
Stadt bemalt erscheint. Dieser primären städtebaulich –
räumlichen Wirkung zuliebe wird die baulich‐tektonische
Bindung dieser großen Wandbilder an den Gebäuden, die sie
tragen, zweitrangig behandelt. Träger des einen Wandbildes ist
die eine, zum Stadtzentrum orientierte Seitenwand der
Schwimmhalle. Die andere Seitenwand bleibt leer. Träger zweier
weiterer Wandbilder sind die Treppenhäuser eines
Institutsgebäudes, die das Bauwerk zwar weithin sichtbar gliedern, aber vom Standpunkt architek‐
96
Flierl, Bruno: Plastik und Wandbild im städtebaulichen Raum S. 111 –129, S. 120, Vortrag beim 3. Seminar "Ausstel‐
lung Architektur und bildende Kunst anläßlich des 20. Jahrestages der DDR" vom 9. bis 10. Apr. 1970 in Berlin.‐ Steno‐
graphisches Protokoll, in: SAPMO‐BArch, DY 15 / 438 .
97
Ebd., S. 123.
36
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
tonischer Gestaltung nicht eben gerade besonders bevorzugte Orte für bildkünstlerische Aussagen
sind.“ 98 Die von L. Scholz 1974 auf Majolika übertragenen Kachelbilder von Renau am Kulturinsti‐
tut, heute Stadtverwaltung Halle, zeigen bunt und dynamisch komponierte Umsetzungen der ideo‐
logischen Vorgaben. In „Der Mensch – Beherrscher der Naturkräfte“ bilden die hinter der mit
hochgerissenen Armen proklamierenden Figur sichtbaren Menschen als Masse nur das Fundament
der von Zahnrädern und stilisierten Gebäudes definierten Aufwärtsbewegung, die in einen kosmi‐
schen Wirbel um den Roten Stern im oberen Abschnitt mündet. In die „Einheit der Arbeiterklasse,
Gründung der DDR“ wacht ein monumentaler Kopf von Karl Marx über kristalline Formen, Archi‐
tekturfragmente und ein Meer roter Fahnen im unteren Bereich.
1973‐1976 P ALAST DER R EPUBLIK , B ERLIN
Architektur: Heinz Graffunder, 2008 abgerissen
Kunst: Jo Jastram, Lob des Kommunismus, 1976, Reliefwand, Eingang zur Volkskammer;
Glasgestaltung Magdeburg (Reginald Richter, Richard Wilhelm), Gläserner Baum, 1971/72, Schichtglas, Floatglas, Edel‐
stahl, Hauptfoyer;
Glasgestaltung Magdeburg, Gläserne Blume, Schichtglas, Floatglas, Edelstahl, Hauptfoyer;
Günther Brendel, Großes Stillleben, 1975/76, Dispersion auf Hartfaser, 280 x 368 cm, Galerie, Hauptfoyer;
René Graetz / Arno Mohr, Krieg und Frieden, 1975, Tempera auf Hartfaser, 280 x 368 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Erhard Großmann, Tadshikistan, 1975, Tempera auf Hartfaser, 280 x 600 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Bernhard Heisig, Ikarus, 1975, Öl auf Hartfaser, 280 x 450 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Wolfgang Mattheuer, Guten Tag, 1975, Öl auf Hartfaser, 280 x 281 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Arno Mohr, Forscht bis ihr wißt, 3‐teilig, 1974/76; Mischtechnik auf Hartfaser, 280 x 552 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Willi Neubert, Gestern ‐ Heute, 1975, Mischtechnik auf Hartfaser, 280 x 345 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Ronald Paris, Unsere Welt von morgen / Unser die Welt ‐ trotz alledem, 1975/76, Dispersion auf Hartfaser, 280 x 600
cm, Galerie, Hauptfoyer;
Kurt Robbel, Die schaffenden Kräfte, 1975/76, Mischtechnik auf Hartfaser, 280 x 160 / 272 / 160 cm, Galerie, Hauptfo‐
yer;
Wolfram Schubert, Brot für alle, 1975, Tempera auf Hartfaser, 280 x 368 cm; Willi Sitte, Die rote Fahne ‐ Kampf, Leid
und Sieg, 1975/76, Öl auf Hartfaser, 280 x 300 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Werner Tübke, Mensch ‐ Maß aller Dinge, 1975, Mischtechnik auf Hartfaser, 5‐teilig: Familie, Liebespaar, je 170 x170
cm, Kampf der Zentauren und Lapithen, Totenklage, Der Tanz um das goldene Kalb je 85 x 170 cm, Galerie, Hauptfo‐
yer;
Hans Vent, Menschen am Strand, 1975, Dispersion auf Hartfaser, 280 x 552 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Matthias Wegehaupt, Raum für Neues, 1975, Mischtechnik auf Hartfaser, 280 x 552 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Walter Womacka, Wenn Kommunisten träumen..., 1975, Öl auf Hartfaser, 280 x 552 cm, Galerie, Hauptfoyer;
Lothar Zitzmann, Weltjugendlied, 1975, Öl auf Hartfaser, 280 x 552 cm, Galerie, Hauptfoyer.
(Alle Werke sind heute Dauerleihgabe im Deutschen Historischen Museum, Berlin.)
Einer der wichtigsten Neubauten der 70er Jahre in der DDR ist der Palast der Republik, der sowohl
die Sitzungssäle der Volkskammer als auch Platz für Kulturveranstaltungen und öffentlich zugängli‐
che Gastronomie bieten soll. 99 Der Chefarchitekt Heinz Graffunder schreibt dazu: „Die Vision pro‐
gressiver Architekten zu Beginn unseres Jahrhunderts von der Selbstdarstellung der Werktätigen in
98
Ebd., S. 124.
Vgl. Hartung, Ulrich, Zwischen Bauhaus und Barock. Zur Ästhetik des Palastes der Republik, in: kunsttexte.de, Sekti‐
on Denkmalpflege, Nr.1, 2001, online unter http://edoc.hu‐berlin.de/kunsttexte/download/denk/hartung.pdf
99
37
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
lichtdurchfluteten Volkshäusern hat sich nunmehr im Palast der Republik verwirklicht.“ 100 Neben
dekorativen Gestaltungen von Restaurant und Bars mit Kachelbildern, Glasobjekten der Glasges‐
taltung Magdeburg gehören ein Wandrelief von Jo Jastram sowie eine Galerie mit 16 programma‐
tischen Auftragswerken im Hauptfoyer zur Ausstattung des Hauses.
Jo Jastram, Lob des Kommunismus, 1976, Eingang zur Volkskammer; Glasgestaltung Magdeburg, Glasblume, 1972, Hauptfoyer
Im Eingangsbereich zur Volkskammer dominiert das monumentale Bronzerelief „Lob des Kommu‐
nismus“ von Jo Jastram den Raum. Der Künstler bezieht sich in seiner figurenreichen Darstellung,
die in antikisierender Nacktheit durchgeführt ist, auf die Brechtgedichte „Lob des Kommunismus“
und "Lob des Lernens". Die Gedichte sind auch an den Seiten wiedergegeben. Im zentralen Haupt‐
foyer, das von unzähligen modernen Leuchten geprägt ist, finden sich der „Gläserne Baum“ und
die „Gläserne Blume“ von Reginald Richter und Richard Wilhelm von der Glasgestaltung Magde‐
burg. Sie haben bereits an der Botschaft in Budapest mit dem Architekten zusammengearbeitet.
Arno Mohr, Forscht bis ihr wißt, 3‐teilig, 1974/761; Ronald Paris, Unsere Welt von morgen, 1974/76
Für die Galerie beauftragt der Kulturminister Hans‐Joachim Hoffmann, beraten von dem Bildhauer
Fritz Cremer, 1974 die wichtigsten Maler der DDR, Wandbilder zu gestalten: Gerhard Bondzin,
Günther Brendel, René Graetz, Erhard Großmann, Bernhard Heisig, Wolfgang Mattheuer, Arno
Mohr, Karl Erich Müller, Willi Neubert, Ronald Paris, José Renau, Kurt Robbel, Horst Sagert, Wolf‐
ram Schubert, Willi Sitte, Günter Tiedeken, Werner Tübke, Hans Vent und Walter Womacka. Für
die nicht teilnehmenden Bondzin, Müller, Renau, Sager und Tiedeken kommen Matthias Wege‐
haupt und Lothar Zitzmann hinzu. 101 Sechzehn Gemälde für das Hauptfoyer entstehen. Hier reali‐
siert Arno Mohr das dreiteilige Wandbild „Forscht bis ihr wißt“ als plakativen Aufruf. Auf dem Bild
wendet sich eine zentrale Figur mit ausgebreiteten Armen im Mittelfeld drei jüngeren Personen im
rechten Bildfeld zu. Sie werden bereits vor dem Hintergrund der klassizistischen Architektur der
Universität mit dem Bildwerk der Brüder Humboldt gezeigt. Ronald Paris zeigt in einem weiteren
Wandbild „Unsere Welt von morgen“ als eine bunte, expressiv gestaltete Komposition von eng
zusammenrückenden Menschengruppen.
100
101
Graffunder, Heinz u. a., Der Palast der Republik. ‐ Leipzig 1977, S. 15.
Vgl. Auftragskunst der DDR, 1995.
38
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1974 K ARL ‐M ARX ‐U NIVERSITÄT , L EIPZIG
Kunst: Künstlerkollektiv Rolf Kuhrt, Frank Ruddigkeit, Klaus Schwabe, Karl Marx und das revolutionäre, weltverän‐
dernde Wesen seiner Lehre, 1974, Bronzerelief, 1440 x 600 x 300 cm, (Gebäude abgerissen, Relief 2008 neu installiert,
Jahnallee)
Der bereits 1945 in Karl‐Marx‐Platz umbenannte Augustusplatz wird Ende der sechziger Jahre um‐
gestaltet. Da hier auch das Hauptgebäude der Universität entsteht, kommt es über die künstleri‐
sche Gestaltung des Komplexes zum Streit zwischen Stadt und Universität. So werden 1969 sowohl
von der Stadt bzw. dem Stadtrat Gehrke 102 als auch von der Stabsgruppe Neubau der Universi‐
tät 103 Konzepte für die künstlerische Gesamtkonzeption vorgelegt. Die Stabsgruppe setzt sich aus
Vertretern des Baukombinates Leipzig, geleitet von Helmut Ullmann, und einem Kollektiv des Ver‐
bands der bildenden Künstler Deutschlands des Bezirks Leipzig, angeführt von Bernhard Heisig,
zusammen. 1970 einigen sich Universität und Stadt, d. h. die bildkünstlerische Arbeitsgruppe und
die Universitätsleitung auf der einen Seite und auf der anderen Seite der Rat der Stadt und der
Beirat für Architektur und bildende Kunst beim Rat der Stadt. Der Beirat wird am 5. 8. 1970 durch
das dem Büro des Chefarchitekten der Stadt unterstellte Büro für architekturbezogene Kunst er‐
setzt. Der Stadtrat legt der SED‐Bezirksleitung eine „politisch‐ideologische Gesamtkonzeption zur
Durchführung der Beschlüsse des Politbüros zur baukünstlerischen Stadtgestaltung” 104 vor. Darin
werden 1,5 Mio. Mark für die Kunst festgelegt. 105 Mehrere Wettbewerbe sind geplant, für eine
Skulptur auf dem Platz, ein Wandbild und ein Fries im Gebäude sowie im Mittelpunkt: ein Relief als
Supraporte über dem Portal des Rektoratsgebäudes an der Westseite des Platzes. 106 Das Thema
der Supraporte wird mehrfach geändert. Nach „Karl Marx und das revolutionäre weltverändernde
102
Stadtrat Gehrke, Politisch‐ideologische Konzeption der künstlerischen Gestaltung des Karl‐Marx‐Platzes, 8.1.1969:
Universitätsarchiv Leipzig, R199, S. 57‐61 sowie Politisch‐ideologische Gesamtkonzeption zur Durchführung der Be‐
schlüsse des Politbüros zur baukünstlerischen Stadtgestaltung”. Vorlage des Oberbürgermeisters, angenommen in der
Sitzung der SED‐BL vom 5.2.1969: in: Staatsarchiv Leipzig, SED‐BL IVB‐2/3/067; zit. nach Adam, Hubertus: Zeichen der
Universität oder platzbeherrschendes Monument? Zur Planungs‐ und Entstehungsgeschichte des Leipziger Universi‐
tätsreliefs, in: Sozialistisch behaust & bekunstet. Hochschulen und ihre Bauten in der DDR, hg. v. Gibas, Monika;
Pasternack, Peer. ‐ Leipzig 1999, S. 187‐201, S. 191.
103
Stabsgruppe Neubau, Kulturell‐künstlerische Gestaltung des Neubauensembles am Karl‐Marx‐Platz, 6.3.1969; in:
Universitätsarchiv Leipzig, R 199, S. 74/75; Beilage: Gerhard Winkler, Standorte für Kunstwerke am Komplex Karl‐
Marx‐Platz, Karl‐Marx‐Universität, 27.2.1969; ebd., S. 76‐78 sowie dies., Bildkünstlerische Grundkonzeption für den
Komplex Karl‐Marx‐Universität, 14. 4. 1969; ebd., S. 159‐173; zit. nach Adam 1999, S. 190.
104
Rat der Stadt, Verwirklichung der politisch‐ideologischen Gesamtkonzeption zur bildkünstlerischen Gestaltung nach
Schwerpunkten. Vorlage v. 5. 2. 1970 für die Sekretariatssitzung der SED‐Bezirksleitung, 12. 2. 1970; in: Staatsarchiv
Leipzig, SED‐BL IV B‐2/3/104, zit. nach Adam 1999, S. 191.
105
Davon sind 550.000 Mark für das Relief bestimmt, das 1974 1,12 Mio. Mark kosten wird.
106
Vorgeschlagen werden für die Supraporte Willi Neubert, Klaus Schwabe, Max Gerhard Uhlig und Walter Womacka.
Für das Wandbild im Gebäudeinneren zum Thema „Arbeiterklasse und Intelligenz sind im Sozialismus in untrennba‐
rem Bündnis unter Führung der Arbeiterklasse, mit der Partei an der Spitze, verbunden” sollen Wolfgang Mattheuer,
Arno Rink, Werner Tübke, Lothar Zitzmann und für einen Fries des Auditoriums Maximum zum Thema „Die Wissen‐
schaft – eine Hauptproduktivkraft im Sozialismus” Gerhard Bondzin, Bernhard Heisig und Willi Sitte eingeladen wer‐
den. Vgl. ebd.
39
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Wesen seiner Lehre“ heißt es schließlich „Leninismus ‐ der Marxismus unserer Epoche“. 107 Das
Relief soll 1440 x 600 cm groß sein, in Beton und Klinker oder in Aluminium realisiert werden und
etwa 250.000 Mark kosten. Die Stadt schreibt im März 1970 den „Wettbewerb für Entwürfe zu
drei Hauptobjekten der bildkünstlerischen Gestaltung der Karl‐Marx‐Universität Leipzig“ aus. Zu
gestalten ist folgendes Programm: „Durch eine oder mehrere sozialistische Menschengruppen ist
auszudrücken: ‐ das von kapitalistischer Ausbeutung befreite Volk ist unter Führung der Arbeiter‐
klasse und ihrer marxistisch‐leninistischen Partei an der Spitze, der SED, die geschichtsbildende
Kraft in der Epoche des weltweiten Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus; ‐ unter Führung
der Partei hat sich der Mensch seine Umwelt erobert und gestaltet sie schöpferisch; ‐ die sozialisti‐
sche Gemeinschaft der Menschen beherrscht Wissenschaft und Technik, die Arbeiterklasse und
ihre Verbündeten gestalten die Zukunft der Menschheit ‐ den Sozialismus / Kommunismus; ‐ die
Ideen des Kommunistischen Manifestes, die Lehren von Marx, Engels und Lenin sind in der DDR
verwirklicht; die Arbeiterklasse hat keine von den Interessen des Volkes getrennten Interessen,
diese Lehren führten zur Oktoberrevolution und zum Aufbau des Sozialismus in der UdSSR als
Grundmodell des Sozialismus, sie bestimmen die Entwicklung der Welt von heute und morgen, so
auch die in der DDR in fester Freundschaft und Verbundenheit zur Sowjetunion.“ 108
Künstlerkollektiv Rolf Kuhrt, Frank Ruddigkeit, Klaus
Schwabe, Karl Marx und das revolutionäre, weltverän‐
dernde Wesen seiner Lehre, 1974
Künstlerkollektiv Rolf Kuhrt, Frank Ruddigkeit, Klaus Schwabe, Entwurf zum
Relief, 1970
Dazu lädt die Stadt für das Wandbild Arno Rink, Werner Tübke und Lothar Zitzmann und für die
Supraporte Gerhard Eichhorn, Bernhard Heisig, Klaus Schwabe und Max Gerhard Uhlig ein. Das
Preisgericht besteht aus 17 Mitgliedern, die den Rat der Stadt Leipzig, die Universität und den
Verband der bildenden Künstler vertreten.
Beim Wandbild geht Werner Tübke als Gewinner hervor. Die Supraporte gestaltet Klaus Schwabe
im Kollektiv mit Frank Ruddigkeit und Rolf Kuhrt. Die geplante Skulptur auf dem Platz entfällt und
der Entwurf für das Fassadenrelief muss mehrfach umgearbeitet werden. Die Entwürfe des Reliefs
werden 1972/73 auf der VII. Kunstausstellung der DDR in Dresden und 1972 auf der VIII. Bezirks‐
kunstausstellung in Leipzig ausgestellt. 109
Das Relief dominiert der übergroße Kopf von Karl Marx, der im linken Bildteil nach links schaut.
Vor dem Gesicht ist eine von oben links nach rechts unten gestaffelt verlaufende Figurengruppe zu
sehen, die von einer als Lenin bezeichneten Figur angeführt wird. Links außen ragt ein Rufer her‐
107
Vgl. Huth, Matthias; Naumann, Sandra: Augustusplatz, Karl‐Marx‐Relief, in: Kunstorte Leipzig; online unter:
http://www.hgb‐leipzig.de/kunstorte/ Vgl. Stuhr, Inge: Analyse der bildkünstlerischen Ausgestaltung am Hauptgebäu‐
deeingang (Aussenfläche) des Neubauensembles Karl‐Marx‐Universität, Diplomarbeit. ‐ Leipzig 1974.
108
Rat der Stadt, a.a.O, S. 194.
109
Vgl. auch Huth; Naumann 1974, sowie Adam, Hubertus: „Unsere Gesellschaft bedarf der monumentalen Darstel‐
lung ihrer großen revolutionären Inhalte”. Eine Idee und ihr Scheitern – Anmerkungen zum Leipziger Uniersitätsrelief,
in: Der Leipziger Augustusplatz. Funktionen und Gestaltwandel eines Großstadtplatzes, hg. v. Topfstedt, Thomas;
Lehmann, Pit. ‐ Leipzig 1994, S. 87‐104.
40
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
vor. Im Zentrum erscheint eine etwas größer dargestellte Figurengruppe hinter einer Frauenge‐
stalt, die eine Art Demonstrationszug von rechts her kommend anführt. Rechts im Hintergrund – in
einer sternförmigen Nische ist eine Gruppe von sechs diskutierenden Personen zu erkennen. Alle
Figuren sind realistisch durchgeführt, in faltige Gewänder, Umhänge und Jacken gehüllt. Eingefasst
sind alle Gruppen von sternförmigen und als wehende Fahnen charakterisierten Begrenzungen.
In drei Jahren entsteht das 1440 x 600 x 300 cm große Bronzerelief. Das Tonmodell wird von Stuk‐
kateuren in Gips umgesetzt und in der Gießerei Lauchhammer in Bronze gegossen. „Die dem Rek‐
toratsgebäude vorgesetzte Stahlträger‐Stützkonstruktion, in welche die Einzelteile des Reliefs ein‐
gehängt wurden, war von den Künstlern in Zusammenarbeit mit Bauingenieuren entwickelt wor‐
den, da die Architekten die Zusammenarbeit aufgekündigt hatten und das Gebäude selbst das
immense Gewicht des Kunstwerks nicht tragen konnte.“ 110 Auch hier gibt es also wieder keine
Kooperation von Künstlern und Architekten. Das Kunstwerk wird am 5. Oktober 1974, zwei Tage
vor dem 25. Jahrestag der DDR, übergeben.
Seit der Auflösung der DDR wird über das Relief gestritten. 1991 benennt sich die Karl‐Marx‐
Universität in Universität Leipzig um. 2006 wird das Hauptgebäude der Universität abgerissen und
das Relief in drei Teile zerlegt. Nach langen Diskussionen wird es in die Bezirksdenkmalliste aufge‐
nommen und 2008 an einem anderen Standort, auf dem Gelände der Sportfakultät Jahnallee, auf‐
gestellt.
3.6. KUNST AM BAU DER 80ER JAHRE IN DER DDR
Im letzten Jahrzehnt der DDR entstehen wichtige Kulturbauten. Die Wandbilder werden inhaltlich
allgemeiner, häufiger tauchen mythologische Themen auf. Formal werden sie expressiver und ent‐
sprechend damit wieder mehr den internationalen Entwicklungen nichtbaubezogener Malerei,
ohne allerdings je an die zeitgenössische Moderne anzuschließen.
1981 N EUES G EWANDHAUS , L EIPZIG
Architektur: Rudolf Skoda
Kunst: Wolfgang Peuker, Welttheater, 1981, Wandbild auf Stuck, 4‐teilig, (übermalt);
Frank Ruddigkeit, Musik und Zeit, 1981, Tafelbild, 2210 x 996 cm;
Sighard Gilles, Lied von der Erde, 1981, Deckenbild des Saalunterbodens, 70000 cm.
Sighard Gilles Lied von der Erde, 1981, Foyer.
110
Adam 1999, S. 201.
41
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Ein wichtiges Projekt in den 80er Jahren ist der Bau und die Ausgestaltung des neuen Gewandhau‐
ses in Leipzig. Ein monumentales Deckenbild auf der Saalunterseite im Foyer gestaltet Sighard Gil‐
les mit dem „Lied der Erde“.
1989 B AUERNKRIEGSGEDENKSTÄTTE , B AD F RANKENHAUSEN
Kunst: Werner Tübke, Frühbürgerliche Revolution in Deutschland, Wandbild, 2000 qm, 1987
Einen besonderen Status nimmt das Wandbild „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von
Werner Tübke in Bad Frankenhausen ein. Nachdem bereits 1973 im ZK der SED die Idee aufge‐
kommen ist, zur ideologischen Legitimation der sozialistischen Gesellschaft in der DDR eine Bil‐
dungs‐ und Gedenkstätte für die revolutionären Bewegungen der Bauernkriege im 16. Jahrhundert
zu schaffen, wird am 8. 5. 1974 der Grundstein zur Gedenkstätte an einem der Bauernkriegs‐
schauplätze in Bad Frankenhausen gelegt.
Werner Tübke, Frühbürgerliche Revolution in Deutschland
Werner Tübke erhält am 1. 1. 1976 einen Vertrag für die Bildkonzeption eines 1.400 x 12.300 cm
großen Panoramas der „Frühbürgerlichen Revolution in Deutschland“. Von 1979 bis 1981 erstellt
er die fünfteilige 1:10‐Fassung auf Holztafeln in der Größe von 139 x 246 cm. Diese Fassung wird
von einem Ausschuss, bestehend aus dem Kulturminister Hans‐Joachim Hoffmann, dem Mitglied
des Politbüros des ZK der SED, Kurt Hager, der Leiterin der Abteilung Kultur des ZK der SED Ursula
Ragwitz, dem Sekretär für Wissenschaften, Volksbildung und Kultur der Bezirksleitung der SED
Halle, Edith Brandt sowie dem Kunsthistoriker Karl Max Kober begutachtet und zur Ausführung frei
gegeben. 1982 werden von Dietrich Wenzel und Helmut Felix Heinrichs 900 Konturenzeichnungen
auf Klarsichtfolie angefertigt. Von 1982 bis 1987 übertragen Werner Tübke und seine fünf Mitar‐
beiter, Helmut Felix Heinrichs, Eberhard Lenk, Volker Pohlenz, Andreas Katzy und Matthias Steier,
die er ein Jahr in seinem Malstil trainiert hat, die 1:10‐Fassung mittels 900 projizierter Fotografien
der Konturenzeichnungen in Öl auf die aufgespannte Leinwand.
Werner Tübke wird während seiner Arbeit in Bad Frankenhausen Werk eine ganz besondere Privi‐
legierung zuteil. So wird ihm über die gesamte Zeit ein Haus oder wahlweise eine Neubauwohnung
42
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
vor Ort zur Verfügung gestellt sowie ein Volvo mit Chauffeur. 111 Tübke selbst sieht seine privile‐
gierte Stellung auch als Teil einer speziellen Propaganda demonstrativer künstlerischer Freiheit:
„Ich will mal so sagen: Wenn bereits bei den Eröffnungsreden zum Ausdruck kommt (primär), daß
hier in unserem Lande ein begabter Maler einen an sich unvorstellbaren Künstlertraum hat erfül‐
len können (fast private Töne dabei), so hat das seine kulturpolitische Wirkung, und nicht zu we‐
nig.“ 112 Der Staat ist sehr um eine breite Öffentlichkeitsarbeit im In‐ und Ausland bemüht. 113 Tat‐
sächlich wird dieses Gemälde alleine seiner Monumentalität und unzeitgemäßen Altmeisterlich‐
keit wegen Gegenstand auch der westlichen Kunstpresse.
111
Vgl. dazu Schreiben des Leiter Abt. Bild. Kultur Fritz Donner an Kulturminister Hoffmann, 18 9. 1987, in: BArch, DR 1
/ 7673, zit. nach: Mann, Bärbel; Schütrumpf, Jörn: Frühbürgerliche Revolution in Deutschland Panorama auf dem
Schlachtberg bei Bad Frankenhausen, in: Auftragskunst der DDR 1995, S. 369‐382, S. 376.
112
Brief Tübke an Keller, 9.10.1988, in: BArch, DR 1766, o.S., zit. nach: Mann; Schütrumpf, ebd.
113
So lautet eine Anweisung: „Die Signierung und Übergabe des Monumentalbildes ist zu publizieren durch: ADN,
Neues Deutschland, Zentralbild, Bezirkszeitung ‚Freiheit‘ Halle, ‚Leipziger Volkszeitung‘, Fernsehen der DDR ‐ Aktuelle
Kamera / Kulturmagazin, DEFA‐Dokumentarfilmstudio, Radio DDR.“ Vgl. Meißner, Günter: Chronologie des Monumen‐
talgemäldes „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“ von Werner Tübke im Bauernkriegs‐Panorama Bad Fran‐
kenhausen, in: Kober, Karl Max: Werner Tübke. Monumentalbild Frankenhausen. ‐ Dresden 1989, zit. nach: Mann;
Schütrumpf, ebd., S. 376.
43
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
4. KUNST AM BAU IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
In der am 23. Mai 1949 mit der Verkündung des Grundgesetzes gegründeten Bundesrepublik
Deutschland wird, relativ schnell nach der Konstituierung des Deutschen Bundestags im Septem‐
ber in der provisorischen Hauptstadt Bonn, auch der kulturellen Aufgaben des Staates gedacht.
4.I. REGELUNGEN DER BUNDESLÄNDER
Dennoch sind – wie in der Weimarer Republik ‐ die Länder die ersten, die sich der Künstlerförde‐
rung erneut annehmen. In einem Schreiben des Niedersächsischen Finanzministers verkündet die‐
ser bereits am 6. April 1949 nicht nur die Wiederaufnahme des Kunst‐am‐Bau‐Erlasses, sondern er
gibt erstmalig eine prozentuale Staffelung der Kunstkosten in Bezug auf die Baukostenhöhe an. Er
habe „Dienststellen der Staatshochbauverwaltung angewiesen, bei Ausführung von Staatsbauten
künftig wieder grundsätzlich einen angemessenen Teilbetrag der Bausumme für die Vergebung
von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker vorzunehmen. Nach meinem Erlaß vom
5. April 1949 können bei der Ausführung von Staatsbauten daher bis zu 100 000.‐ DM = 4 %; von
100 000.‐ DM – 500 000.‐ DM = 3 %; von 500 000.‐ DM – 2 000 000.‐ DM = 2 % für künstlerische
Ausgestaltung in Anspruch genommen werden.“ 114
Auf den niedersächsischen Erlass bezieht sich wenige Monate später auch der Senator Max
Unold 115 ausdrücklich, wenn er im Bayerischen Senat den Antrag „betreffend Abzweigung von
Mitteln bei Staatsbauten für die Vergebung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthand‐
werker“ stellt: „Die Staatsregierung wird ersucht, den Erlaß einer Verwaltungsanordnung herbei‐
zuführen, daß bei Ausführung von Staatsbauten grundsätzlich ein angemessener Teilbetrag der
Bausumme für die Vergebung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker zu Verfü‐
gung gestellt wird.“ 116 Dem Antrag stimmt der Senat am 30. Juni 1949 in öffentlicher Sitzung zu 117
und die Bayerische Staatsregierung reagiert, indem das Bayerische Staatsministerium des Inneren
am 3. Januar 1950 eine entsprechende Verordnung erlässt. 118 Diese betont den Zusammenhang
114
Niedersächsischer Finanzminister: Schreiben vom 6.4.1949, zit. nach: Über die Mitwirkung bildender Künstler und
Kunsthandwerker am Bau, in: Der Baumeister, 49. Jg., 1952, H. 7, Juli 1952, S. 491. Der Erlass wird mehrfach zitiert, ist
aber bisher nicht auffindbar, da er nicht im Niedersächsischen Amtsblatt von 1946 bis 1950 publiziert ist. Auch das
Niedersächsische Landesarchiv, Kirsten Hoffmann, schreibt am 20.01.2010: „Die Recherche in den hiesigen amtlichen
Publikationen war erfolglos, eine Suche im Bestand des Finanzministeriums (Nds 200) ebenfalls. Die Akte Nds. 200
Acc. 2002/43 Nr. 9, die im Titel auf „Kunst am Bau“ hinweist, erwähnt zwar ebenfalls den Erlass, dieser scheint jedoch
nicht erhalten zu sein.“
115
Max Unold ist Maler, Kunstprofessor und Präsident des Berufsverbands Bildender Künstler. In den zwanziger und
dreißiger Jahren hat er u. a. Wandbilder für das Neue Museum Wiesbaden und das Kreuzfahrtschiff Europa geschaf‐
fen.
116
Bayerischer Senat, Bericht und Antrag des Ausschusses für kulturpolitische Fragen zum Antrag des Senators Unold
betreffend Abzweigung von Mitteln bei Staatsbauten für die Vergebung von Aufträgen an bildende Künstler und
Kunsthandwerker (Nr. 643), Berichterstatter: Unold, 29. Juni 1949, Anlage 268, S. 1, in: Verhandlungen des Bayeri‐
schen Senats II. Tagung 1949 /1950. Stenographische Berichte – Band II, 20.‐ 45. Sitzung. 20. Sitzung am 26. August
1948 bis zur 45. Sitzung am 17. Dezember 1949, Anlagen Band II, Anlagen 114‐429. ‐ München 1950.
117
Der Bayerische Senat an die Bayerische Staatsregierung, Beschluß des Senats über den Antrag des Senators Unold
betreffend Abzweigung von Mitteln bei Staatsbauten für die Vergebung von Aufträgen an bildende Künstler und
Kunsthandwerker, 30. Juni 1949, in: Verhandlungen des Bayerischen Senats II. Tagung 1949 /1950. Stenographische
Berichte – Band II, 20.‐ 45. Sitzung. 20. Sitzung am 26. August 1948 bis zur 45. Sitzung am 17. Dezember 1949, Anlagen
Band II, Anlagen 114‐429. ‐ München 1950.
118
Bayerisches Staatsministerium des Innern, Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker bei Ausführung von
staatlichen und mit staatlichen Mitteln geförderten Bauten, MB vom 3.1.1950 Staatsanzeiger Nr. 2, in: Bereinigte
44
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
von Kunst und Architektur, verweist auf die Bedeutung fürs Stadt‐ und Landschaftsbild und enthält
keinen Passus bezüglich der Förderungswürdigkeit selbstständiger oder beamteter Künstler. Damit
liegt das Augenmerk stärker auf der kulturellen als der sozialen Verpflichtung. Hingegen bezieht
sie ihre 2‐Prozentregelung ausdrücklich sowohl auf staatliche wie staatlich geförderte Maßnah‐
men und legt allerdings auch anderen ‐ wie Städten, Gemeinden und Privatunternehmen ‐ ein
ähnliches Verfahren nahe.
Während in Bayern von Juni 1949 bis Januar 1950 an der Verfügung gearbeitet wird, ist in Nord‐
rhein‐Westfalen schon am 8. Oktober 1949 eine entsprechende Verfügung des Ministers für Wie‐
deraufbau in Absprache mit dem Finanzminister erlassen worden, die „die Vergebung von Aufträ‐
gen an bildende Künstler und Kunsthandwerker im Rahmen der staatlichen Bauausführungen“
regelt. 119 Sie schreibt vor, dass bei staatlichen Hochbauten „über 50. 000 DM künftig wieder
grundsätzlich ein Teilbetrag der Bausumme für die Vergebung von Aufträgen“ verwendet wird. Es
werden 16 Staffelungen der Anteile von 2,5 % bei 50.000‐200.000 bis zu 1,0 % bei über 3 Mio. DM
aufgeführt.
Baden‐Württemberg erhält mit HB 2867/4/Kö vom 25. 4. 1950 einen Erlass des Finanzministeri‐
ums, Bauabteilung, zur Beteiligung der Künstler am Bau. Hier verweist man lapidar auf die kurze
NS‐Tradition. Man habe „wieder auf den Modus zurückgegriffen, bei allen öffentlichen Bauten [..]
mit Kosten von 250.000,‐ DM einen Betrag von 1 % der Bausumme für die Beschaffung von Wer‐
ken bildender Künstler und des Kunsthandwerks vorzusehen.“ 120
4.2. REGELUNGEN AUF BUNDESEBENE
4.2.1. BUNDESTAGSBESCHLUSS ZUR BETEILIGUNG BILDENDER KÜNSTLER AM BAU
Am 2. November 1949 wird auch auf Bundesebene die Initiative für künstlerische Aufträge am Bau
ergriffen ‐ sieben Monate nach dem niedersächsischen Schreiben zur Kunst am Bau und zeitgleich
mit Bayern, das die fünf Monate zuvor beschlossene Verfügung zur Kunst am Bau auf den Weg
bringt. Die Fraktion der Bayernpartei bringt einen Antrag im Kulturausschuss des Bundestages ein,
in dem sie die Beteiligung bildender Künstler an den Aufträgen des Bundes fordert. 121 Die födera‐
listisch orientierte, vor allem für ein unabhängiges Bayern eintretende Regionalpartei ist nur auf‐
grund der 1949 noch für jedes Bundesland einzeln geltenden 5%‐Regel in den Bundestag gelangt
und ist von 1949 bis 1953 mit nur 11 Abgeordneten im Bundestag vertreten. Während sie in Bay‐
ern verschiedene, kulturpolitisch bestimmte Koalitionen gegen die CSU eingeht, fällt sie überregi‐
Sammlung der Verwaltungsvorschriften des Bayerischen Staatsministerium des Innern. 1.10.1872‐30.6.1957, 1. Band.
‐ München 1958, S. 129‐130. Vgl. auch Bayerischer Senat. 2. Sitzung, Nr. 2, Dienstag, den 17. Januar 1950, I. Band, in:
Verhandlungen des Bayerischen Senats, Band 3. 2.Tagungsperiode 1950/51. Stenographische Berichte – 1. Sitzung am
10. Januar 1950 bis zur 24. Sitzung am 15. Dezember 1950, Anlagen. Anlage 1 bis Anlage 244.‐ München 1951, S. 10.
119
Der Minister für Wiederaufbau des Landes Nordrhein‐Westfalen an alle Regierungspräsidenten, an die Universitäts‐
leitungen in Bonn und Münster, Bauleitung der Techn. Hochschule in Aachen, Die Vergebung von Aufträgen an bil‐
dende Künstler und Kunsthandwerker im Rahmen der staatlichen Bauausführungen, 8.10.1949, II B 712 / 1787, in:
BArch Koblenz, B 157 / 1674, S. 31.
120
Landesbezirk Baden, Hochbaureferat Karlsruhe, Schreiben an das Bundesministerium der Finanzen, 13.4.1951, zu
Bau 0 6107 – 1/51, in: BArch Koblenz, B 157 / 89.
121
Besold, Decker, Seelos, Etzel, und Fraktion der Bayernpartei: Antrag der Fraktion der Bayernpartei, Betr. Beteiligung
bildender Künstler an den Aufträgen des Bundes, 2. Nov. 1949, BT‐Drs. 1/157, in: Verhandlungen des Deutschen Bun‐
destages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953.
45
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
onal vor allem durch radikale Anträge auf, wie den nach der Wiedereinführung der Todesstrafe im
Februar 1950. 122
Der Antrag der Bayernpartei zur Künstlerförderung greift die bekannte Regelung der NS‐Zeit wie‐
der auf und sieht 1 % der Bausumme für die Beschaffung von Werken bildender Künstler zur Aus‐
stattung der Gebäude vor. Mit der gleichen Einschränkung wie bei den Nationalsozialisten sollen
die Aufträge nur an nicht beamtete oder angestellte Künstler vergeben werden. Die Anhörung der
Berufsvertretung der Künstler wird angeregt.
Dass es den Initiatoren weniger um die Ausstattung der Gebäude, als vielmehr um die Aufträge für
die Künstler geht, zeigt der Vorschlag, die Aufträge nach einem Länderschlüssel, je nach Zahl der in
den Ländern lebenden Künstler zu verteilen, sowie zwei weitere Antragsergänzungen: Hier wird
die Umsatzsteuerbefreiung von bis zu 1 % der Bausumme privater Bauten, wenn dieser Betrag für
Kunst aufgewandt wird, und ein jährlicher Lohn‐ und Einkommenssteuerfreibetrag von 1000 DM
für Kunstankäufe vorgeschlagen.
Am 7. Dezember 1949 verhandelt der Kulturausschuss den Antrag zunächst. Danach wird er in
einer komprimierten Beschlussvorlage ohne die steuerlichen Ergänzungen am 25. Januar 1950 im
Deutschen Bundestag eingebracht: „Um die bildende Kunst zu fördern, ist bei allen Bauaufträgen
(Neu‐ und Umbauten) des Bundes soweit Charakter und Rahmen des Einzelbauvorhabens dies
rechtfertigen, grundsätzlich ein Betrag von mindestens 1 % der Bauauftragssumme für Werke bil‐
dender Künstler vorzusehen. Diese Kunstwerke müssen zur Ausstattung der vergebenen Bauten
verwendet werden. Bei Verteilung der Aufträge sind Künstler a l l e r deutschen Länder zu berück‐
sichtigen. Die Auswahl der Kunstwerke im einzelnen obliegt einer Körperschaft, in der der Auss‐
chuß für Kulturpolitik ausreichend vertreten sein muß. Die Berufsvertretung der bildenden Künst‐
ler soll bei der Vergebung der Aufträge gehört werden.“ 123
In der Bundestagsdebatte erklärt der Abgeordnete der Bayernpartei, Anton Besold, den Antrag
nicht nur mit dem Auftragsmangel und der Not der Künstler, sondern wehrt auch den möglichen
Hinweis auf den Nazierlass sofort ab, indem er ‐ wie Max Unold im Bayerischen Senat sieben Mo‐
nate zuvor ‐ betont „er stammt schon aus der Zeit vor 1933“. 124 Die Bayernpartei will mit ihrem
Antrag „Kunst‐ und Handwerkszweige vor dem Untergang retten“ 125 und sie begründet diese
Pflicht des Staates zur Künstlerförderung mit den eingesetzten Mitteln für die Ausbildung der
Künstler. Wichtig ist den Initiatoren – wie bereits Goebbels in seinem Erlass ‐, dass es sich nicht um
Almosen, sondern um gezahlte Leistungen handelt, diese hätten „starke erzieherische Kräfte“. 126
Trotz seines beflissenen Einsatzes werden in den Ausführungen Besolds klare Vorurteile gegen‐
über zeitgenössischer, autonomer Kunst deutlich: „Gegenüber der Größe und der Bedeutung der
konkreten Aufgaben, wie sie künstlerische Mitarbeit am Bauwerk stellt, werden sich alle Schlag‐
worte, alle Ismen‐Diskussionen über die verschiedenen Kunstrichtungen und Kunstauffassungen
allmählich verflüchtigen. Der heutige Ausstellungsbetrieb, der einen großen Teil der einschlägigen
öffentliche Mittel verschlingt, ist durch die Gefahr der Zweckentbundenheit und der Zweckentlee‐
rung allein nicht geeignet, die Gestaltungskraft unserer Begabten und unserer Künstler zu entwi‐
ckeln. Dies ist zuvörderst allein möglich durch die praktische Zielsetzung, durch konkret gestellte
122
Die Bundestagsdebatte dazu findet am 27. März 1950 statt und führt zur Ablehnung dieser ersten von sieben re‐
gelmäßig von verschiedener Parteien gestellten Anträgen.
123
Abgeordneter Arnold Hennig, Berichterstatter: Mündlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik, 7. Dezember
1949, BT‐Drs. 1/337, Deutscher Bundestag, 1. Wahlperiode 1949, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1.
Wahlperiode 1949 – 1953.
124
Abgeordneter Anton Besold, Deutscher Bundestag, BT‐Parlamentsprotokoll, 30. Sitzung, Mittwoch, 25. Januar
1950, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953, S. 941‐943, S. 941.
125
Ebd., S. 942.
126
Ebd.
46
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Aufgaben an Künstler und Kunsthandwerker, eben durch den Auftrag.“ 127 Kunst‐am‐Bau‐Aufträge
sollten seiner Ansicht nach dazu dienen, mit angewandter Kunst der Ausstellungskunst etwas ent‐
gegenzusetzen.
In der Debatte um die Zusammensetzung des Sachverständigengremium werden Befürchtungen
laut, wie sie etwa der Abgeordnete der Deutschen Partei, Hans‐Joachim von Merkatz äußert, es
könnten von Experten, „extravagante, vielleicht hochwertige, aber für die Menge des Volkes un‐
verständliche Kunstwerke“ 128 ausgewählt werden. Diese zeugen vor allem von Ressentiments ge‐
genüber modernen Kunstformen. Es sind dieselben Ressentiments, wie sie von den Nationalsozia‐
listen gezielt geschürt worden sind: „Kunstwerke, die an sich nicht verstanden werden können,
sondern als Daseinsberechtigung erst eine schwulstige Gebrauchsanweisung benötigen, um end‐
lich jenen Verschüchterten zu finden, der einen so dummen oder frechen Unsinn geduldig auf‐
nimmt, werden von jetzt ab den Weg zum deutschen Volk nicht mehr finden.“ 129 Adolf Hitlers po‐
lemischer Vorwurf der Abgehobenheit und Unverständlichkeit bleibt als Vorurteil gegenüber der
modernen Kunst, die mit abstrakten Formen z. B. auf die realistische Darstellung des Menschen‐
bildes verzichtet, 130 bestehen. Mit der diffusen Unterscheidung zwischen avantgardistischer,
zweckfreier, unverständlicher Kunst auf der einen und konkreten, volksnahen Aufgaben auf der
anderen Seite wird hier bereits in der Begründung der Kunst am Bau eine Haltung und Definition
der baubezogenen Kunst vorgegeben, die ihr lange als negatives Klischee anhaften wird.
Dennoch findet der Antrag Unterstützer in allen Parteien. So begründet Arnold Hennig (SPD) die
Zustimmung des Kulturausschusses mit einem allgemeinen kulturellen und pädagogischen An‐
spruch: „Es gibt gegenwärtig keine Mäzene mehr, es gibt kaum noch Sammler. [...] Auch ist das
museale Dasein zeitgenössischen künstlerischen Schaffens nur ein mehr oder weniger trauriger
Notbehelf. Kunst gehört ins Volk, Kunst gehört dorthin, wo Menschen zusammenkommen. Es ist
außerordentlich wichtig, wenn an Straßenecken und Brücken, wo tagtäglich Tausende von Men‐
schen vorübergehen, Kunstwerke hohen Ranges aufgestellt sind und sie zum Erlebnis besonders
der heranwachsenden Generation gemacht werden.“ 131
Der im Anschluss an die Debatte gefällte, leicht gekürzte Beschluss des Bundestages vom
25. Januar 1950 lautet folgendermaßen: „Um die bildende Kunst zu fördern, wird die Bundesregie‐
rung ersucht, bei allen Bauaufträgen (Neu‐ und Umbauten) des Bundes, soweit Charakter und
Rahmen des Einzelbauvorhabens dies rechtfertigen, grundsätzlich einen Betrag von mindestens 1
% der Bauauftragssumme für Werke bildender Künstler vorzusehen. Bei Verteilung der Aufträge
sollen Künstler aller deutschen Länder berücksichtigt werden. Die Auswahl der Kunstwerke im Ein‐
127
Ebd.
Ebd.
129
Hitler, Adolf: Aus der Rede des Führers zur Eröffnung des Hauses der Deutschen Kunst in München, zit. nach Aus‐
stellungsführer Entartete Kunst. ‐ München 1937, S. 24, faks. in: Entartete Kunst. Das Schicksal der Avantgarde im
Nazi‐Deutschland, hg. v. Barron, Stephanie. ‐ München 1992, S. 357‐390, S. 382.
130
Vgl. die zeitgenössischen Debatten zwischen Hans Sedlmayr und Willi Baumeister in: Das Menschenbild in unserer
Zeit, hg. v. Evers, Hans Gerhard im Auftrag des Magistrats der Stadt Darmstadt und des Komitees Darmstädter
Gespräch 1950. ‐ Darmstadt 1951.
131
Abgeordneter Arnold Hennig, Deutscher Bundestag, BT‐Parlamentsprotokoll, 30. Sitzung, Mittwoch, 25. Januar
1950, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953, S. 941‐943, S. 941.
128
47
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
zelnen obliegt einem Fach‐Gremium. Es wird empfohlen, die Berufsvertretung der bildenden
Künstler bei der Vergebung der Aufträge zu hören.“ 132
Am 17. März 1950 beschließt die Bundesregierung die Einrichtung der Bundesbaudirektion Bonn.
Ihr überträgt sie „die Bauangelegenheiten des Bundespräsidenten, des Bundesrats, des Bundesta‐
ges, des Bundeskanzlers und der Bundesministerien (mit Ausnahme des Bundesministeriums für
Post‐ und Fernmeldewesen und der Hauptverwaltung Bundeseisenbahn) sowie der Vertretungen
des Bundes im Ausland […], soweit es sich um Dienstgebäude handelt“. 133 Zu den Maßnahmen des
Bundes, die mit Kunst am Bau ausgestattet werden, gehören neben den repräsentativen Bauten
der obersten Staatsorgane, die Behördenbauten der Bundesämter, Bundesinstitute und Anstalten,
außerdem Bundesgerichte und Forschungseinrichtungen. Darüber hinaus stellen, seit der Grün‐
dung des Bundesministeriums für Verteidigung am 7. Juni 1955, die militärischen Bauten, wie Ka‐
sernen, Verwaltung und Bundeswehrhochschulen, einen großen Teil der Bundesbaumaßnahmen
dar. Die Bundesbaudirektion ist für die Bauten in Berlin, Bonn und im Ausland zuständig. Alle an‐
deren Bauvorhaben werden durch die Bauverwaltung des Bundeslandes, in dem sich die jeweilige
Liegenschaft befindet, durchgeführt. Bis zu ihrer Privatisierung 1994 werden auch Verkehrsbauten
der Bahn und die Bauten von Bundespost und Fernmeldeeinrichtungen mit Kunst am Bau verse‐
hen. Die Bahn und die Post haben dafür eigene, den Finanzbaudirektionen vergleichbar regional
strukturierte Baudirektionen.
Am 3. April 1950 setzt der Bundesminister der Finanzen den Bundestagsbeschluss durch Verfü‐
gung an die neu geschaffene Bundesbaudirektion um. 134 Der Bundesminister für das Post‐ und
Fernmeldewesen erlässt die entsprechende Verfügung erst am 3. Oktober 1951. 135
4.4.2. EXPERTENGREMIUM
Ein wichtiger Punkt bleibt in seiner praktischen Umsetzung lange umstritten: die Einsetzung eines
Fachgremiums. Nachdem über das Hinzuziehen von Kunstsachverständigen und Künstlern bei der
Auswahl der Kunst bereits bei der Bundestagsdebatte heftig diskutiert worden ist, und die Bayern‐
partei ein Fachgremium in den wiederholt geänderten Antrag aufnehmen lässt, folgt der Bundes‐
kanzler eher den Vorbehalten der Deutschen Partei: „Kann aber nun durch das Einschalten von
‚Kulturkammern’, Berufsvertretungen und jener Verzunftung unserer deutschen Kunst so geholfen
werden, wie es erforderlich ist?“ 136 Konrad Adenauer teilt im Juni mit, dass die Regierung das be‐
schlossene Fachgremium nicht einsetze: „Von einer ständigen Kunstkommission ist Abstand ge‐
nommen worden; vielmehr wird es für zweckmäßig gehalten, je nach der Art des Auftrages Mit‐
glieder des Verbandes der bildenden Künstler und geeignete beamtete Kunstsachverständige über
die Heranziehung von Künstlern zu befragen.“ 137
132
Präsident des Deutschen Bundestages an den Deutschen Bundesrat, Bonn den 26. Januar, Abschrift des Bundesrats
an die Vertretungen der Länder, 3. Februar 1950, BR‐Drs. 67/50, in: Verhandlungen des Deutschen Bundesrates, 1.
Wahlperiode 1949 – 1953.
133
Beschluss der Bundesregierung über die Errichtung einer Bundesbaudirektion Bonn, in: Ministerialblatt des Bun‐
desministeriums der Finanzen, 1. Jg. 1949/50, 13. Juni 1950, Nr. 13, S. 300.
134
Bericht des Bundeskanzlers, 21.06.1950, BT‐Drs. 1 /108, Deutscher Bundestag, 1. Wahlperiode 1949, in: Verhand‐
lungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953.
135
Vgl. Über die Mitwirkung bildender Künstler und Kunsthandwerker am Bau, in: Der Baumeister, 49. Jg., 1952, H. 7,
Juli 1952, S. 491. Im Amtsblatt des Bundesministers für das Post und Fernmeldewesen der Jahrgänge 1950‐1953 ist die
Verfügung nicht nachweisbar.
136
In: Deutscher Bundestag, BT‐Parlamentsprotokoll, 30. Sitzung, Mittwoch, 25. Januar 1950, a.a.O., S. 942.
137
Bericht des Bundeskanzlers, 21.06.1950, BT‐Drs. I /1085, a.a.O.
48
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Das Bundesministerium Finanzen ist jedoch bemüht, den Bundestagsbeschluss wortgetreu umzu‐
setzen und berät am 25. 7. 1950 über das oberste Gremium, das unter der Federführung des Fi‐
nanzministeriums nicht nur die Künstler für baubezogene Kunstaufträge der Bundesbauten, son‐
dern auch für amtliche Graphik, Münzen und Siegel auswählen soll. Beteiligen will man aus den
Bundesministerien der Finanzen, des Inneren, für Post‐ und Fernmeldewesen, und für Verkehr je
zwei „auf dem Gebiet der bildenden Kunst erfahrene Fachmänner“ 138 sowie zwei Vertreter der
bildenden Künste und den lokalen Landeskonservator. Deshalb werden die anderen Ministerien
zur Benennung ihrer Vertreter aufgefordert. An der ersten Sitzung zur Gründung des geplanten
Fachgremiums am 25. 1. 1951 nehmen für das Finanzministerium Ministerialrat Weiß und Ministe‐
rialrat Badberger von der Bundesbaudirektion, Gussone für das Innenministerium, der Architekt
Ministerialrat Schreiber für das Postministerium, Reichsbahndirektor Krug für das Verkehrsminis‐
terium sowie Plötz für das Landwirtschaftsministerium teil. 139 Neben einer Einladung an den Aus‐
schuss Kunst des Bundestages, künftig einen Vertreter zu entsenden, werden fünf Vorschläge für
jene Künstler, die im Fachgremium vertreten sein sollen, festgehalten: für Plastik der Kölner und
erfolgreiche NS‐Bildhauer Willy Meller, für Graphik Alfred Burgartz, Direktor der Folkwangschule in
Essen, für Siegel und Medaillen der Kölner Bildhauer Ludwig Gies sowie für Malerei der Düsseldor‐
fer Maler Wilhelm Schmurr und der Münchner Graphiker Eberhard Hölscher. Der Kunstausschuss
des Bundestages kritisiert das Vorgehen der Verwaltung. Neben der Beteiligung des Postministeri‐
ums wird vor allem die geringe Beteiligung von Künstlern und damit die Majorisierung des Gremi‐
ums durch die Verwaltung bemängelt: „Ich bin beauftragt, ausdrücklich die Bedenken des Aus‐
schusses anzumelden, gegen die Heranziehung von nur zwei Vertretern der bildenden Künste und
des Landeskonservators von Nordrhein‐Westfalen. Man befürchtet, dass eben durch eine solche
Zusammensetzung mit dem Übergewicht von Vertretern der Ministerien an dem bestehenden
unerfreulichen Zustand nicht viel verbessert werden wird.“ 140 Dennoch wird das Fachgremium in
kleiner, rein administrativer Besetzung gebildet, ohne Künstler zu beteiligen.
Der Bundesminister der Finanzen teilt am 19. 3. 1951 den Landesfinanzministern die Bildung des
Kunstgremiums auf Bundesebene mit. Ein Interesse an dem Gremium gibt es jedoch kaum und
auch der Aufruf, der mit dem gleichen Schreiben an die Oberfinanzdirektionen der Länder ergeht,
zu prüfen, inwiefern eigene Fachgremien für die Kunstaufträge an den von den Ländern realisier‐
ten Bundesbauten gebildet werden könnten, findet keine große Resonanz. 141 Da auch der Funkti‐
onsbereich des Gremiums bei den Ministerien umstritten blieb, fällt das Fazit der Tätigkeit nach
dem ersten Jahr durch den Vorsitzenden des Fachgremiums, Ministerialrat Badberger von der
Bundesbaudirektion, ernüchternd aus. Man habe ein Plakat für das Finanzministerium, ein Signet
für die Bundesbahn, einen Ehrenpreis für das Landwirtschaftsministerium und Filmpreise für das
Innenministerium juriert, aber das Postministerium sei nicht kooperativ und habe es nicht in An‐
138
Ministerialrat Weil, Bundesministerium der Finanzen, Vermerk, 25.7.1950, in: BArch Koblenz, B 157 / 89.
Der Landeskonservator von Tieschowitz fehlt unentschuldigt. Protokoll der Sitzung vom 25.1.1951, in: BArch Kob‐
lenz, B 157 / 89.
140
Stellungnahme des Unterausschuss Kunst des Bundestages, Arnold Hennig, 6.2.1951 zu Bau 016017‐ 3/5, in: BArch
Koblenz, B 157 / 89. In einem Schreiben des Bundesinnenministeriums an das Finanzministerium vom 26.2.1951, in:
BArch Koblenz, B 157 / 89 sind die Gegenvorschläge für die Besetzung des Gremiums mit Künstlern überliefert: „Emil
Preetorius, München; Trump, München; Eberhard Hölscher, München; Magnifizienz Erwin Redslob, FU Berlin; Böh‐
land, Kunstschule Wiesbaden; Studienrat Fiederling, Kunstschule Mainz.“
141
Schreiben des Bundesministeriums der Finanzen am 19.3.1951 an die Oberfinanzdirektionen der Länder, Bau 0 6107
– 1/51, in: BArch Koblenz, B 157 / 89. Lediglich der Landesbezirk Baden will künftig das Kunstgremium des Bundes
selbst bei den Bauten anrufen. Schreiben des Landesbezirks Baden, Hochbaureferat Karlsruhe an Bundesministerium
der Finanzen, 13.4.1951 zu Bau 0 6107 – 1/51, in: BArch Koblenz, B 157 / 89.
139
49
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
spruch genommen: „Es ist schwer überprüfbar, ob tatsächlich grössere Aufgaben nicht vorliegen,
oder Nichteinbeziehung des Fachgremiums mangels Bereitwilligkeit der verschiedenen Ministeri‐
alstellen vorliegt.“ 142
So muss auch das Bundesministerium des Inneren, das zusammen mit dem Ausschuss für Kunst
des Bundestages auf die Einrichtung des Gremiums bestanden hatte, akzeptieren, dass das
„Kunstgremium für künstlerische Aufträge auf der Bundesebene nur bei künstlerischen Arbeiten
grösseren Umfangs oder von allgemeinem Interesse mit eingeschaltet wird. Die Vergebung von
künstlerischen Aufträgen geringen Umfanges und im lokalen bzw. regionalen Bereich sollte den
Bundesressorts, insbesondere den Instanzen der Bundespost und Bundesbahn, überlassen blei‐
ben.“ 143
1953 verweist der Finanzminister erneut auf die Existenz seines Fachgremiums 144 und macht des‐
sen Zuständigkeit auch zum zentralen Thema der Verordnung über „Aufträge an bildende Künst‐
ler“ in der „Vorläufigen Richtlinie für die Durchführung von Bundesbauten“ vom 1. August 1953. 145
In der Folge kommt es nicht nur über die Beteiligung eines Fachgremiums, sondern auch über die
Federführung zu Kompetenzstreitigkeiten innerhalb der Ministerien. So beansprucht 1956 das
Bundesministerium des Inneren eine gemeinsame Federführung des Gremiums mit dem Bundesfi‐
nanzministerium wegen der anstehenden Weltausstellung 1958. 146 Doch auch das Auswärtige Amt
hat ein eigenes Gremium zusammengerufen, das den Kommissar der Weltausstellung Herbert von
Buttlar bestellt.
In der endgültigen Fassung der Richtlinien vom 2. Januar 1957 wird lediglich darauf verwiesen,
dass es sich der Bundesminister der Finanzen vorbehält, das Fachgremium zu beteiligen.
In den Richtlinien heißt es seit 1975, dass an der Künstlerauswahl Künstler und Kunstsachverstän‐
dige zu beteiligen sind, eine ständige Beratung ist in der Verordnung nicht mehr vorgesehen.
Erst im Zusammenhang mit dem Regierungsumzug von Bonn nach Berlin erhält Kunst eine größere
Bedeutung und eine ganze Reihe von Gremien aus Politikern und Kunstfachleuten werden gebil‐
det. Im November 1990 wird zunächst vom Ältestenrat des Deutschen Bundestags der 12. Wahl‐
periode beschlossen, ein neues, politisch besetztes Gremium als Kunstbeirat für die Bauten des
Bundestages zu schaffen. Er ist für die künstlerische Ausgestaltung von Neubauten des Deutschen
Bundestags zuständig und muss sich zunächst um die Kunst für den Neubau des Plenarbereichs in
Bonn kümmern. Der politisch besetzte Kunstbeirat zieht zur Konzeption und Beratung Kunstsach‐
verständige hinzu. Dieses Verfahren kommt als erstes beim neuen Plenarsaal in Bonn zum Tragen.
Auf der Sitzung des Ältestenrates des Deutschen Bundestags am 9. 2. 1995 wird angeregt und am
29. 6. 1995 beschlossen, den Kunstbeirat neu zu besetzen. Man beschließt Kunstsachverständige
einzusetzen, streitet über den Einfluss der Verbände und einigt sich darauf, für den Reichstag 3 %
statt maximal 2 % der Baukosten für Kunst zur Verfügung zu stellen. Der neue Kunstbeirat besteht
142
Schreiben des Vorsitzenden des Fachgremiums, Badberger, an das Bundesministerium der Finanzen am 13.2.1952,
in: BArch Koblenz, B 157/ 89.
143
Schreiben des Bundesministeriums des Inneren an das Bundesministerium der Finanzen, 28.4. 1952, Gesch‐Z.
3545‐281/57, in: BArch Koblenz, B 157 / 89.
144
Rundschr. Bundesminister der Finanzen: Oberstes Kunstgremium und Vergabe von Aufträgen an bildende Künstler
vom 1. August 1953 – II D – O 6074‐16/53, in: BArch Koblenz, B 157 / 96.
145
Vgl. die Punkte 3., 4.,5. von 7 in: Vorläufige Richtlinien für die Durchführung von Bundesbauten. Aufträge an bil‐
dende Künstler, hg. v. Bundesministerium der Finanzen, an Finanzminister (Finanzsenatoren) der Länder, Bundesrech‐
nungshof, Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung. 1.8.1953 II D – 06074 – 16/53, in BArch
Koblenz, B 157 / 89, S. 108‐110, S. 109.
146
Vgl. u.a. Vermerk der Bundesbauverwaltung vom 13.12.1956, in: BArch Koblenz, B 157 / 89
50
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
aus neun Mitgliedern, die sich nach dem aktuellen Fraktionsschlüssel der 13. Wahlperiode zu‐
sammensetzen: 4 (CDU: Rita Süssmuth, Renate Blank, Anke Eymer, Volker Kauder, Kurt Würz‐
bach):3 (SPD: Peter Conradi, Barbara Imhoff, Thomas Krüger):1 (FDP: Ina Albowitz):1 (Grüne: Fran‐
ziska Eichstädt‐Bohlig). Die PDS erhält ein beratendes Mitglied (Stefan Heym) ohne Stimmrecht. 147
Im selben Jahr vereinigt sich der Kunstbeirat unter dem Vorsitz der Bundestagspräsidentin mit der
Kunstkommission, die seit 1976 für den Ankauf von Kunstgegenständen aus Mitteln des Einzel‐
plans 02 zuständig ist und ebenfalls aus Abgeordneten der in den Bundestag gewählten Parteien,
entsprechend der Stärke ihrer Fraktionen, besteht. 148 Der Kunstbeirat des Bundestages der 13.
Wahlperiode bleibt auch in der 14. Wahlperiode bestehen.
Auch der Bundesrat, das Bundespräsidialamt, das Bundeskanzleramt und die Bundesregierung
setzen eigene Beratergremien ein. Während es sich bei einigen um reine Kunstbeiräte handelt, die
Konzepte erstellen und Künstlervorschläge unterbreiten, setzen sich andere Gremien ‐ wie die des
Bundeskanzleramts ‐ aus internen Vertretern und externen Beratern zusammen. Sie sind im Falle
des Bundeskanzleramts nicht identisch mit den zu Wettbewerben zusätzlich berufenen Preisge‐
richten. Die Koordination der vielen Berater und die Abstimmung der Konzepte erweisen sich als
problematisch. So sieht sich 1998 der Beirat des Bundestages genötigt, eine parlamentarische An‐
frage an die Bundesregierung zu stellen, um zu erfahren, wann Genaueres über das Kunstkonzept
der Bundesregierung bekannt gegeben würde. 149
Ein ständiges übergeordnetes Fachgremium kommt auf Bundesebene erst mit der Verordnung von
2005 zu Stande. In der K7 der RBBau und dem zugehörigen Leitfaden Kunst am Bau wird die Kon‐
sultation von Experten angeraten. Als künstlerischer Beirat berät der Sachverständigenkreis den
Nachfolger der Bundesbaudirektion, das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, bei
Grundsatzfragen zur Kunst am Bau. Lediglich in der Zusammensetzung hat er große Ähnlichkeiten
mit dem von Bundesbauminister Töpfer 1996 eingerichteten „Kunstbeirat für die Baumaßnahmen
der Bundesregierung in Berlin“. Wie dieser besteht er aus Kunstsachverständigen, Architekten und
Künstlern, die für mehrere Jahre berufen werden.
4.2.3. VERFAHREN
Über die Aufträge für die Bonner Regierungsbauten in den 50er und 60er Jahren bestimmen bis
auf wenige Ausnahmen kleine Verwaltungsgremien, die zumeist aus Ministerialrat Karl Badberger
für das Fachgremium, einer weiteren Person aus der Bundesbaudirektion und einem Vertreter des
beteiligten Nutzerressorts bestehen. Neben vielen Direktaufträgen finden beschränkte Einla‐
dungswettbewerbe statt. In den 50er und 60er Jahren wird von der Bundesbauverwaltung ein ein‐
ziger offener Wettbewerb durchgeführt. Es ist der auch der erste größere Wettbewerb des Bun‐
des, das „Preisausschreiben für einen plastischen Schmuck am Erweiterungsbau des Bundeshauses
in Bonn“ 1952. Dazu wird nicht das kontinuierlich arbeitende Fachgremium, sondern eine Jury zur
Beurteilung eingesetzt, die aus vier Bundestagsabgeordneten, zwei Verwaltungsbeamten und sie‐
ben bildenden Künstlern besteht. Die Ausschreibung wird in den bedeutendsten nationalen Fach‐
147
Ergebnisprotokoll, Sitzung des Ältestenrats 29.6.1995, in: Archiv BBB (Bundesbaugesellschaft Berlin mbH, 1993‐
2009) im Archiv BBR, Berlin.
148
Ergebnisprotokoll 2. Sitzung, Kunstbeirat des Ältestenrats am 28.9. 1995, in: Archiv BBB (Bundesbaugesellschaft
Berlin mbH, 1993‐2009) im Archiv BBR, Berlin.
149
Anfrage Peter Conradi (SPD) und Antwort der Regierung am 26. 2.1998, Deutscher Bundestag, 13. WP, BT‐Drs 13/
10073, online unter http://dip.bundestag.de/l.
51
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
zeitschriften veröffentlicht. 150 In der Bundesbaudirektion wird das Missverhältnis von 30.000 DM,
die für die künstlerische Produktion und den Verwaltungskosten für das Verfahren von etwa
12.000 DM von Anfang an kritisiert: „Diese [öffentliche Ausschreibung] hat einen überdurch‐
schnittlichen Kostenaufwand zur Folge, der im Verhältnis zur Grösse des zu erstellenden Objektes
nicht mehr so recht in Einklang zu bringen ist.“ 151
Das aufwändigste Wettbewerbsverfahren der Bundesbaudirektion und sein relativ bescheidenes
künstlerisches Ergebnis gerät schnell in Vergessenheit und so kann die Bundesregierung auch den
nächsten offenen Wettbewerb, die Ausschreibung der Kunst für das Bundeskanzleramt 1974 wie‐
der als den „ersten offenen Wettbewerb des Bundes“ propagieren. 152 Auch 1975 räumt die Bun‐
desbaudirektion wieder ein, dass Aufwand und Ergebnis bei dem offenen Wettbewerb in keinem
Verhältnis stehen, und man weiterhin bei entsprechendem Finanzvolumen eher beschränkte
Wettbewerbe durchführen werde, denn es „wird deutlich, daß ein offener Wettbewerb in Zukunft
wahrscheinlich auch den Künstlern gegenüber, die viel Kraft, Zeit und Geld investieren, nur dann
vertreten werden kann, wenn entsprechende Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, d. h. bei
Wettbewerben mit größerem Volumen. […] Bei einer Summe von 1,2 Mio. DM für die Planung und
Ausführung der künstlerischen Arbeiten wäre ein beschränkter Wettbewerb wahrscheinlich
zweckmäßiger gewesen.“ 153
In der Folge werden jeweils etwa die Hälfte der baubezogenen Kunstaufträge direkt und in be‐
schränkten Einladungswettbewerben mit drei bis fünf Künstlern vergeben. Es fällt auf, wie die we‐
nigen größeren Wettbewerbe der ersten Jahrzehnte dazu genutzt werden, Künstler oder sogar
konkrete Entwürfe für spätere, direkt beauftragte Maßnahmen zu rekrutieren. Die beim Kanzler‐
amt in Bonn nicht berücksichtigten Göpfert und Hölzinger werden mit einer Beteiligung am Bun‐
desministerium für Verteidigung vertröstet. In den Preisgerichten der Wettbewerbe sind neben
Vertretern der Bundesbaudirektion und damit in Personaleinheit auch des Fachbeirats, Vertreter
des Finanzministeriums und der betroffenen Ressorts beteiligt. Künstler oder andere Sachverstän‐
dige werden ausschließlich bei den größeren Wettbewerben hinzugezogen.
Das ändert sich erst Mitte der siebziger Jahre, nachdem diese Praxis auf verschiedenen gesell‐
schaftlichen und politischen Ebenen diskutiert wird.
4. 3. DIE ENTWICKLUNG DER K7 DER RBBAU
Nach dem Bericht des Kulturausschusses vom 7. 12. 1949, der den Bundestagsantrag der Bayern‐
partei auf Beteiligung der bildenden Künstler am Bau befürwortet, wird im Baureferat des Bundes‐
finanzministeriums eifrig nach Grundlagen zur Umsetzung eines solchen Beschlusses gesucht. He‐
rangezogen werden die NS‐Verordnungen bzw. die Richtlinien des Reichsministers der Finanzen
vom 20. 9. 1939 und vom 20. 5. 1935, 154zu denen es in einem Vermerk des Baureferats vom
14. Januar 1950 heißt: „Es scheint zweckmäßig, diese Richtlinien [handschriftliche Anmerkung: in
abgewandelter Form] allen Bundesbehörden, die Bauaufträge zu vergeben haben, bekannt zu ge‐
ben.“ 155
150
Anzeigen wurden geschaltet in Die Bauverwaltung, Der Baumeister, Kunst und das schöne Heim.
Bundesbaudirektion, Badberger, Schreiben an Bundesministerium der Finanzen, 9.5.1952, wg. Wettbewerb Preis‐
ausschreiben zur Erlangung eines Reliefs am Erweiterungsbau des Bundeshauses, in: BArch Koblenz, B 157 / 1669.
152
Vermerk Leuschner, Bundesbaudirektion, 24.1.1975, in: Archiv BBR, Akte Bundeskanzleramt.
153
Ebd., S.3.
154
Vgl. RdF v. 20.9.1934 – O 6020 – 24/34 I B Bau und RdF v. 20.5.1935 – O 6020 – 18/25 I B Bau, a.a.O.
155
Vermerk Baureferat, 14. Januar 1950, in: BArch Koblenz, B 157 / 95, S. 152‐154, S. 153.
151
52
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Am 1. August 1953 wird in den ersten „Vorläufigen Richtlinien für die Durchführung von Bundes‐
bauten“ auch der Punkt „Aufträge an bildende Künstler“ erstmalig formal neu geregelt. Baumaß‐
nahmen, Kostenanteil für die Kunst, Kunstformen und die Zuständigkeit das Fachgremium zur Be‐
urteilung der Auswahl sind hier geregelt, genauso die jährliche Mitteilungspflicht über Aufträge
und verausgabte Mittel.
Es dauert noch einige Zeit, bis der Bundesminister der Finanzen am 2. Januar 1957 die ersten end‐
gültigen Richtlinien für die Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauver‐
waltungen, kurz RBBau, herausgibt und einführt. 156 Die Richtlinien enthalten alle für die Bauaufga‐
ben relevanten Verordnungen und werden ‐ schon 1963 vergriffen ‐ ab der zweiten Auflage 1965
als Loseblattsammlung weitergeführt und in Abschnitten ergänzt und aktualisiert. 157 In ihnen wer‐
den unter Abschnitt K7 „Aufträge an bildende Künstler“ definiert: Baumaßnahmen, Baukostenan‐
teil, Kostengruppen, Zeitpunkt, Orte, Kunstformen, Auswahlverfahren, Entscheidungsinstanz,
Fachberatung, Nutzerbeteiligung und Dokumentation. Die K7 wird sich in den folgenden Jahrzehn‐
ten mehrfach (1965, 1975, 1995, 2005) überarbeitet und 2005 durch einer Ausführungsbestim‐
mung ergänzt. Gegenüber den vorläufigen Richtlinien von 1953 fällt vor allem die geringere Be‐
deutung des Fachgremiums beim Bundesfinanzminister auf. Seine Einbeziehung in Entscheidungen
obliegt jetzt ganz dem Finanzministerium.
Mit Kenntnis der Textgenese, d. h. der direkten Heranziehung der Erlasse von 1934 und 1935,
überrascht es nicht, wie auffällig sich die neue Richtlinie noch immer sprachlich an die nationalso‐
zialistische Verordnung anlehnt. Von der grammatikalischen Stellung „bei allen Baumaßnahmen
des Bundes ... ist ein Betrag von 1 bis 2 % der Kosten … für Aufgaben der Künstler vorzusehen“ 158 –
„bei allen Hochbauten … ein angemessener Prozentsatz der Bausumme für die Erteilung von Auf‐
trägen an bildende Künstler und Kunsthandwerker aufgewendet wird“ 159 bis zur Reihenfolge der
Definitionen entsprechen sich die Erlasse. Beide Verordnungen enden mit demselben bürokrati‐
schen Satz „Fehlanzeige ist erforderlich“. 160 Auch die bürokratischen Vorgänge werden ähnlich
beschrieben.
Die wesentlichen Unterschiede sind inhaltlicher Art, so verzichtet die K7 – ganz im Gegensatz zu
Goebbels breit angelegter propagandistischer Begründung – auf jede programmatische oder in‐
haltliche Aufgabenstellung für die Kunst. Beauftragt werden nicht mehr Malerei, Bildhauerei und
Kunsthandwerk wie 1934, sondern zu den geförderten Aufträgen in der Bundesrepublik gehören
Bilder, Plastiken und lediglich die Entwürfe kunsthandwerklicher Arbeiten, während deren Ausfüh‐
rung aus den Baukosten zu bestreiten ist.
Der aktuellen Kunstentwicklung und ihrem Diskurs folgend definiert die K7 seit 1975 nur noch all‐
gemein „Kunstwerke und Entwürfe [….] künstlerisch gestalteter Bauteile“. 161 Es wird auch nicht
156
Richtlinien für die Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanz‐Bauverwaltungen, RBBau, hg. v.
Bundesminister der Finanzen, Bonn 1957, mit Einführungserlass des Bundesministers der Finanzen, den 2. Januar
1957, II D/1 – Bau ‐ O 6020‐93/56.
157
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereichs der Finanzbauverwaltun‐
gen (RBBau), Abschnitt K 7, Loseblattsammlung seit 1963 vergriffen, Buchausgabe, hg. vom Bundesschatzministerium,
Berlin, 2. Auflage 1965.
158
RBBau 1957.
159
Erlass des Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda: Berlin, den 22. 5. 1934, a.a.O.
160
Erlass des Reichsministers der Finanzen vom 20.9.1934, a.a.O. und RRBau 1957.
161
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltun‐
gen (RBBau), K7 Beteiligung Bildender Künstler, aus: Veröffentlichungen des Bundesministers für Raumordnung, Bau‐
wesen und Städtebau; in: Ministerialblatt des Bundesministers der Finanzen und des Bundesministers für Wirtschaft
vom 10. Juli 1975, S. 383.
53
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
mehr von „künstlerische(m) Schmuck“ 162, sondern von „künstlerische(r) Ausgestaltung“ 163 ge‐
sprochen.
2005 wird als wichtige Erweiterung der künstlerischen Möglichkeiten der Passus eingeführt, dass
Kunstwerke in Ausnahmefällen auch „über die Grundstücksgrenzen hinaus“ 164 realisiert werden
dürfen.
Interessanterweise gibt es in der K7, trotz ihrer Herkunft und der Begründung in der politischen
Diskussion, keinen Hinweis auf den sozialen Hintergrund der Verordnung, d. h., es werden keine
Bedingungen bezüglich der Bedürftigkeit, Nationalität oder künstlerischen Qualifikation der Künst‐
ler genannt.
Während die nationalsozialistische Verordnung wohlweislich keine Angaben zum Verfahren
macht, da üblicherweise keine Wettbewerbe durchgeführt wurden, werden 1957 sowohl Wett‐
bewerbe wie freihändige Vergabe genannt. Seit 1975 ist festgelegt, dass Wettbewerbe die Regel
bei der Vergabe von Kunstaufträgen „bei bedeutenden Baumaßnahmen“ seien. 165
Die K7 weist stets auf die optionale Einbeziehung der, schon im Bundestagsbeschluss diskutierten
Fachberatung durch Künstler und Kunstsachverständige hin. Zwar wird bereits 1975 festgelegt,
dass vor Entscheidungen „in angemessenem Umfang bildende Künstler bzw. Kunstsachverständige
zu beteiligen“ sind. 166 Doch erst die mit der 18. Austauschlieferung zur K7 von 2005 167 hinzukom‐
mende Ausführungsbestimmung, der „Leitfaden Kunst am Bau“, macht klare Vorgaben zur Einbe‐
ziehung von Fachleuten, indem er die Zusammensetzung der Preisgerichte definiert: „In der Jury
sind Bauseite (Nutzer, Bauverwaltung und das beteiligte Architekturbüro) und Kunstsachverstän‐
dige paritätisch vertreten.“ 168
Erstaunlicherweise tauchen die Berufsverbände der Künstler, trotz ihrer Nennung im Bundestags‐
beschluss von 1950 zunächst nicht in der K7 auf. Ihre jahrzehntelange Lobbyarbeit, insbesondere
für die Kunst am Bau, erfährt erst 1975, seitdem sie in der K7 als mögliche Berater genannt wer‐
den, erste Erfolge. Seit 2005 werden sie als Vertretung anerkannt: Sie sind bei Besetzung von
Preisgerichten zu befragen und können als „bundesweit tätige […] Künstlerverbände [...] jeweils
einen Beobachter mit Gaststatus in die Jurysitzungen entsenden“. 169
Beteiligung und Transparenz als Maxime demokratischen Handelns sind die wesentlichen Errun‐
genschaften, die die Richtlinie K7 erst 1975 und dann mit den Ausführungsbestimmungen des Leit‐
fadens 2005 verändert haben. Seit 1975 sind neben den Fachleuten auch die Nutzer, die zuvor nur
vorab zu informieren waren, sowie Architekten, Garten‐, Landschafts‐ und Innenarchitekten an
den Entscheidungsprozessen zu beteiligen. Seit 2005 haben auch die Nutzer eine Stimme in den
Preisgerichtssitzungen. Zusätzlich kann die Oberste Technische Instanz der Nutzer Gäste entsen‐
den.
162
RBBau 1957.
RBBau 1975.
164
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes, RBBau, Grundwerk bis 19. Austauschlieferung ein‐
gearbeitet, hg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 18. Aust.‐Lfg. ‐ Bonn 2005, S. 55.
165
RBBau 1975.
166
RBBau 1975.
167
RBBau 2005.
168
Leitfaden Kunst am Bau, hg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. ‐ Bonn 2005, S. 10.
169
Ebd., S. 11.
163
54
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Wenig Wert wird bei den Reformen der siebziger Jahre auf die Dokumentation der Ergebnisse ge‐
legt. Während der nationalsozialistische Erlass 1934 und die ersten bundesdeutschen Richtlinien
1953 bis 1965 die jährliche Berichterstattung vorschreiben, gibt es seit 1975 keine Angabe mehr
zur Dokumentation. Diese wird erst 2005 wieder neu aufgenommen.
Obgleich die Richtlinie zur Beteiligung bildender Kunst am Bau über die Jahrzehnte nur graduell
modifiziert und damit den gesellschaftlichen Entwicklungen, dem Demokratieverständnis und dem
Kunstdiskurs angepasst wird, bleibt ein wesentlicher Punkt, wie der Bemessungssatz, ein heiß um‐
strittenes Politikum.
Nachdem die ersten Regelungen für Kunst am Bau in den Bundesländern Niedersachsen und Bay‐
ern mit zwei und mehr Prozent der Baukosten eine hohe Vorgabe machen, legt der Bundestagsbe‐
schluss vom 25. 1. 1950 „mindestens 1 % der Bauauftragssumme“ 170 fest.
Schon in der vorläufigen Richtlinie von 1953 führt dies zur Angabe von „1 % bis 2 % der Baukos‐
ten“. 171 Auch nach der Umformulierung und Änderung der Richtlinie 1975 bleibt die Bezugsgröße
mit „bis zu 2 %“ 172 erhalten. Trotz verstärkter Aufmerksamkeit und Diskussion um die Kunst am
Bau bleibt die Richtlinie in den siebziger Jahren unangetastet. Es kommt jedoch im Bundestag zu
Anregungen, wie der des SPD‐Abgeordneten Müller aus Schweinfurt 1978, die Kannregelung in
eine Mussregel umzuwandeln. 173 Zusätzlich wird 1977 unter der sozialdemokratischen Bundesre‐
gierung ein Ergänzungsfonds zur Verbesserung der beruflichen und sozialen Lage der Künstler mit
jährlich rund 3 Millionen DM aufgelegt, der „zusätzliche Aufträge an bildende Künstler zur künstle‐
rischen Ausgestaltung von Baumaßnahmen des Bundes“ 174erlaubt. Nachdem 8,6 Mio. für 129 Pro‐
jekte 175 ausgegeben worden sind, wird das Programm von der christdemokratischen Regierung
1984 mit Rücksicht auf die „gespannte Situation des Bundeshaushalts“ beendet. 176
Elf Jahre später erfolgt eine Neuauflage der Richtlinie K7, deren einzige Änderung darin besteht,
dass die Festlegung auf prozentuale Baukostenanteile von bis zu 2 % gestrichen wird. In der Bun‐
destagsdebatte am 21. September 1994 zum Thema beruhigt die CDU‐Abgeordnete Roswitha
Wisniewski: „Dabei gehe ich davon aus, daß die Richtlinie K7, wie bisher, eine für öffentliche Bau‐
ten verbindliche Regelung bleibt, auch wenn keine Festlegung auf eine Obergrenze erfolgt. Da‐
170
Präsident des Deutschen Bundestages an den Deutschen Bundesrat, Bonn den 26. Januar, Abschrift des Bundesrats
an die Vertretungen der Länder, 3. Februar 1950, BR‐Drs. 67/50, in: Verhandlungen des Deutschen Bundesrates, 1.
Wahlperiode 1949 – 1953.
171
Vorläufige Richtlinien für die Durchführung von Bundesbauten. Aufträge an bildende Künstler, 1953, S. 109.
172
RBBau 1975.
173
Abgeordneter Müller, SPD (Schweinfurt), Frage für Fragestunde des Deutschen Bundestages, 1.12.1978, Deutscher
Bundestag, BT‐Drs 8 /2339, S. 13, online unter http://dip.bundestag.de/l
174
Beschluss des Bundeskabinetts 2.06.1976. Vgl. Rave, Horst: Bau Kunst Verwaltung. Dokumentation Ergänzungs‐
fonds des Bundes 1977 bis 1984, hg. v. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau.‐ Karlsruhe
1985.
175
v. Köckritz, Sieghard: Der Ergänzungsfonds, in: Horst Rave: Bau Kunst Verwaltung. Dokumentation Ergänzungsfonds
des Bundes 1977 bis 1984, hg. v. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. ‐ Karlsruhe 1985, S.
9 ‐11.
176
Deutscher Bundestag ‐ Antwort Bundesregierung, Bundesministerium des Innern (federführend) 31.10.1984, BT‐
Drs 10/2237, online unter,http://dip.bundestag.de/l Vgl. Grochowiak, Thomas: Hochgelobt und trotzdem fallengel‐
asen, ‐ Ein Nekrolog!? in: Rave, Horst: Bau Kunst Verwaltung. Dokumentation Ergänzungsfonds des Bundes 1977 bis
1984, hg. v. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau. ‐ Karlsruhe 1985, S.12‐13, S. 13.
55
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
durch kann und sollte sogar bei besonders repräsentativen Bauten mehr als 2. v. H. der Baukosten
für Kunst am Bau verwendet werden.“ 177
Dennoch bleibt die Opposition bei der Kritik, die Peter Conradi (SPD) formuliert: „Für meine Frak‐
tion stelle ich jedoch fest, daß die Bestimmung der Richtlinie RBBau K7 ‚Kunst am Bau’, nach der
bei Baumaßnahmen des Bundes bis zu 2 % der Kosten der Bauwerke für Aufträge an bildende
Künstler vorzusehen sind, zur Substanz der Richtlinie gehört. Die Entscheidung der Bundesregie‐
rung vom 4. Juli 1994, diesen Satz zu streichen, höhlt die Bedeutung der Richtlinie aus. Wir halten
es mit dem Ansehen der Bundesrepublik Deutschland als Kulturnation für unvereinbar, daß zu‐
künftig die bauausführenden Behörden die Beteiligung bildender Künstlerinnen und Künstler
rechtfertigen müssen und Finanzbeamte über deren Beteiligung und den verfügbaren finanziellen
Rahmen zu entscheiden haben. Die Streichung bedeutet einen Rückzug des Bundes aus der Kultur‐
förderung, den die SPD‐Bundestagsfraktion scharf verurteilt und nach der Bundestagswahl rück‐
gängig machen wird.“ 178
Trotz Regierungswechsels wird die Änderung in der Richtlinie nicht wieder aufgehoben. Sie wird
jedoch seit der 18. Austauschlieferung der K7 2005 von Ausführungsbestimmungen ergänzt, die
die prozentualen Baukostenanteile für Kunst wieder zwischen 0,5 und 1,5 % festlegen.
4.4. VERGLEICH DER KUNST‐AM‐BAU‐RICHTLINIEN VON 1934‐2005
Inhalt
Baumaßnahmen
Jahr Verordnungstext
1934 „bei allen Hochbauten (Neu‐, Um‐ und Erweiterungsbauten) des
Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften, bei de‐
nen Reich, Länder oder Gemeinden die Aktienmehrheit oder die
Mehrheit der Geschäftsanteile besitzen“
außer „Bauten für untergeordnete Zwecke, die in keiner Beziehung
zu Straßen oder Plätzen stehen“
1953 „Bei allen Baumaßnahmen des Bundes, soweit Charakter und
Rahmen des Einzelbauvorhabens es rechtfertigen“
1957 „Bei allen Baumaßnahmen des Bundes“ und „mit Mitteln des Bun‐
des geförderten“ „soweit Charakter und Rahmen der Baumaß‐
nahmen dies rechtfertigen“
1965 ‐„‐
1975 „Bei Baumaßnahmen des Bundes“ „soweit Zweck und Bedeutung
der Baumaßnahmen dieses rechtfertigen“
1995 „Bei Baumaßnahmen des Bundes sind Leistungen zur künstleri‐
schen Ausgestaltung an bildende Künstler zu vergeben, soweit
Zweck und Bedeutung der Baumaßnahmen dieses rechtfertigen.“
2005 ‐„‐ / „auch bei Maßnahmen Dritter, die maßgeblich durch den
Bund mitfinanziert werden“, „Zuwendungsmaßnahmen […] über 1
Mio. […] auf die Anwendung […] hinwirken“ „bei einer anteiligen
Finanzierung des Bundes von 50 v. H. sind […] anzuwenden“
177
Parlamentsprotokoll, Deutscher Bundestag, Beratung der Beschlußempfehlung und des Berichts des Innenaus‐
schusses zum Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP, Erklärungen der Fraktionen, Deutscher Bundestag,
12. Wahlperiode, 234. Sitzung, 21.September 1994, BT‐Protokoll 12 / 243, S. 21690, online un‐
ter,http://dip.bundestag.de/l
178
Ebd.
56
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Kostenanteil
Kostengruppe
Zeitpunkt
Art der Kunst
1934 „nicht von einer starren Kostengrenze abhängig“,
kein „starrer Prozentsatz“
1953 “1 % bis 2%”
1957 „1‐2 %“
1965 ‐„‐
1975 „sind bis zu 2%“
1995 k. A.
2005 k. A. / bis 20 Mio. € 1,5 %
20‐100 Mio. € 1 %
über 100 Mio. € 0,5%
1934 „nicht auf Hochbauten beschränkt sein, sondern sich auf alle Bau‐
vorhaben erstrecken, bei denen der Natur der Sache nach eine
solche Möglichkeit besteht“
1953 „B I Kosten der Gebäude und B II, Kosten der Aussenanlagen nach
DIN 276“
1957 „von Gebäuden (DIN 276 2,1) und Außenanlagen (2.2)
1965 ‐„‐
1975 „jedoch nur Kostengruppen 3.1 und 3.2“
1995 „Kostengruppe 300“
2005 KGr. 300 und 400
1934 „In den Vorentwürfen ist im Erläuterungsbericht ein Vorschlag zu
machen“, mit „Kostenanschlägen“
1953 „ in den Kostenvoranschlag … aufzunehmen“
1957 Kosten sind bereits bei der „Kostenschätzung“ mit „Kostenvoran‐
schlag“ festzulegen
1965 ‐„‐
1975 „bei Aufstellung der Haushaltungsunterlage ‐ Bau – so festgelegt
werden, daß die künstlerische ldee in die weitere Bauplanung ein‐
bezogen“
1995 ‐„‐
2005 „bei der Entscheidungsunterlage Bau (ES‐Bau) festlegen. Künstleri‐
sche Idee ist bei der Aufstellung der Entwurfsunterlage Bau […]
einzubeziehen““
1934 „Kunstschöpfungen auf dem Gebiete der Malerei, der Bildhauerei,
der Schmiedekunst, der Gießerei, der Kunstglaserei, der Kunst‐
schnitzerei, der Kunsttischlerei und ähnlicher Kunsthandwerke“
„nicht alle serien‐ und fabrikmäßig hergestellten Erzeugnisse sowie
rein handwerkliche Arbeiten ohne künstlerische Bedeutung“
1953 „Werke der Bildhauer und Kunstmaler in und an Dienst und
Wohngebäuden“, „Plastiken und Bilder“, „Bildhauerkunst in den
Anlagen und Plätzen“ „Entwürfe [nicht Herstellung und Einbau] für
Arbeiten des Kunsthandwerks aus Metall, Holz und anderen Bau‐
stoffen“
1957 „Werke der Bildhauer und Kunstmaler in und an Gebäuden, Plasti‐
ken und Bilder“, „Entwürfe [nicht Herstellung und Einbau] für Ar‐
57
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1965
1975
1995
2005
1934
Ort
1953
1957
1965
1975
1995
2005
Entscheidungs‐
Instanz
1934
1953
1957
1965
1975
1995
2005
beiten des Kunsthandwerks aus Metall, Holz und anderen Werk‐
stoffen“
‐„‐
„Kunstwerke“ „Entwürfe() für Kunstwerke oder künstlerisch ges‐
taltete Bauteile, deren Herstellung zusätzliche handwerkliche Leis‐
tungen Dritter erforderlich macht“
‐„‐
‐„‐
„sinnvoll in Beziehung zu dem Zweck des Gebäudes, zu den örtli‐
chen Gegebenheiten und zur Umgebung“
„in und an Dienst‐ und Wohngebäuden“, „Diensträume und Säle“,
„in den Anlagen und Plätzen“
„Diensträume und Säle“, „in gärtnerischen Anlagen, auf Plätzen
und dgl.“
‐„‐
„in und an Gebäuden, für die Ausstattung einzelner Diensträume
sowie in gärtnerischen Anlagen und dgl.“
‐„‐
‐„‐ „über die Baugrundstücksgrenze hinaus auf die Umgebung des
Bauvorhabens erstrecken“
Oberfinanzpräsident oder Reichsfinanzminister
“Alle Vorschläge über die Art und Ausführung der künstlerischen
Aufgaben bei Baumaßnahmen des Bundes, die nach Anlaß und
Umfang über die lokale bzw. regionale Bedeutung hinausgehen,
sind dem Fachgremium bei dem Bundesminister der Finanzen vor‐
zulegen.“ „Bei kleineren Aufträgen für künstlerische Arbeiten, die
nicht dem Fachgremiums vorgelegt werden, ist stets das sachkun‐
dige Gremium bei der höheren Landesbaudienststelle zu hören.“
„Bei Baumaßnahmen, die nach Anlaß und Umfang über lokale bzw.
regionale Bedeutung hinausgehen […] Bundesminister der Finan‐
zen“, dazu Vorlage,
sonst „technische Aufsichtsbehörde in der Mittelinstanz“ – Ergeb‐
nis vom Bundesminister der Finanzen zu genehmigen
‐„‐ , Bundesschatzminister
„Die Entscheidung über die künstlerische Ausgestaltung obliegt
der Bauverwaltung.“
„der obersten technischen lnstanz zur Entscheidung“
‐„‐
‐„‐
58
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Verfahren
1934
1953
1957
1965
1975
1995
2005
Fachberatung
1934
1953
1957
1965
1975
1995
2005
Nutzerbeteiligung
1934
1953
1957
1965
1975
1995
2005
k. A.
k. A.
freihändige Auftragsvergabe, Wettbewerb
‐„‐
„Bei bedeutenden Baumaßnahmen sind in der Regel Wettbewerbe
durchzuführen.“
‐„‐
‐„‐ / „Offene und begrenzt‐offene Wettbewerbe“, „Ankaufverfah‐
ren“, „In der Jury sind Bauseite (Nutzer, Bauverwaltung und das
beteiligte Architekturbüro) und Kunstsachverständige paritätisch
vertreten.“ „Die bundesweit tätigen Künstlerverbände, die Oberste
Technische Instanz sowie die für den Nutzer zuständige Oberste
Instanz können jeweils einen Beobachter mit Gaststatus in die Ju‐
rysitzungen entsenden“
k. A.
“Alle Vorschläge über die Art und Ausführung der künstlerischen
Aufgaben bei Baumaßnahmen des Bundes, die nach Anlaß und
Umfang über die lokale bzw. regionale Bedeutung hinausgehen,
sind dem Fachgremium bei dem Bundesminister der Finanzen vor‐
zulegen.“ „Bei kleineren Aufträgen für künstlerische Arbeiten, die
nicht dem Fachgremiums vorgelegt werden, ist stets das sachkun‐
dige Gremium bei der höheren Landesbaudienststelle zu hören.“
„Der Bundesminister der Finanzen behält sich vor, vor Genehmi‐
gung der künstlerischen Arbeiten das gemäß Bundestagsbeschluß
vom 25. Januar 1950 gebildete Fachgremium für Fragen der bil‐
denden Künste zu beteiligen.“
‐„‐
„Für die Auswahl von Künstlern kann das Bauamt Vorschläge einer
Berufsvertretung der bildenden Künstler einholen.“ „vor der Ent‐
scheidung […] Architekten (ggf. auch Garten‐ und Landschaftsar‐
chitekten bzw. Innenarchitekten), […] in angemessenem Umfang
bildende Künstler bzw. Kunstsachverständige zu beteiligen.
‐„‐
‐„‐ / „Die Bauverwaltung kann sich bei der Vorbereitung und
Durchführung von Kunst‐am‐Bau‐Maßnahmen durch Kunstsach‐
verständige beraten lassen“
k. A.
k. A.
„ist von den beabsichtigten künstlerischen Arbeiten rechtzeitig zu
verständigen“
‐„‐ / „Er hat dafür zu sorgen, dass bewegliche Kunstgegen‐stände
ihrer ursprünglichen Bestimmung erhalten bleiben.“
„vor der Entscheidung … den Nutznießer… zu beteiligen“
‐„‐
‐„‐ / „Die Empfehlungen der Jury sollen in Hinblick auf die Realisie‐
rungschancen nicht gegen den Nutzer gefällt werden.“
59
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Dokumentation
1934 jährliche Berichterstattungspflicht über die für Kunst verausgabten
Mittel mit Musterblatt, 1.3. des Jahres
1953 jährliche Berichterstattungspflicht über die für Kunst verausgabte
Mittel mit Musterblatt, 1.5.des Jahres
1957 ‐„‐
1965 jährliche Berichterstattungspflicht über die für Kunst verausgabte
Mittel mit Musterblatt, 15.1 des Jahres
1975 k. A.
1995 k. A.
2005 „Die Verfahren und realisierten Kunstwerke sind in geeigneter
Form zu dokumentieren und mit Erläuterungsbericht der Obersten
Instanz nach Abschluss der Maßnahme vorzulegen.“
60
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
5. DIE KUNST AM BAU IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
5. 1. KUNST AM BAU IN DEN 50ER JAHREN
Nachdem im Nachkriegsdeutschland zunächst der dringendste Wohn‐ und Verwaltungsbedarf
durch Wiederaufbau und Umwidmung von Altbauten gedeckt wird, beginnt auch der Bund erste
Neubauvorhaben zu realisieren. Die wichtigsten Bauten sind neben dem Bundeshaus in Bonn in
Bonn, der Bundesrechnungshof in Frankfurt und das Deutsche Patent‐ und Markenamt in Mün‐
chen. Eine besondere Rolle kommt auch der Präsentation Deutschlands auf der Weltausstellung in
Brüssel 1958 zu.
Nach dem Bundestagsbeschluss 1950 und der Bewilligung erster Mittel für die Beteiligung von
Künstlern an den Bauten des Bundes in Bonn entstehen die ersten Kunstwerke im Auftrag der
Bundesrepublik. Sie sind eher bescheiden, zurückhaltend und traditionell. Hier findet kein Auf‐
bruch statt, sondern beauftragt werden überwiegend Künstler, die bereits Erfahrungen mit baube‐
zogenen Arbeiten sammeln konnten, nicht selten auch bekannte NS‐Künstler. 179 Nach den Ho‐
heitszeichen, die auch für die Repräsentationsbauten der jungen Demokratie benötigt werden,
kommen figurative Darstellungen von Tieren und Menschen (nicht mehr heroisch nackt, sondern
in Alltagskleidung) als Plastik, Relief, in Mosaik oder Wandbildern zur Realisation, nur seltenbstrak‐
te oder nichtfigurative Arbeiten. Daneben entstehen einfache symbolische Zeichen sowie unver‐
bindliche Alltagsdarstellungen, jedoch keine Umsetzungen politischer Themen.
Zu den ersten künstlerischen Aufträgen für die Bauten des Bundes kommt es,
nachdem der Bundestag für das Rechnungsjahr 1951 200.000 DM für Aufträge
an bildende Künstler für Dienstgebäude in Bonn zur Verfügung stellt. Dies heißt,
dass die Kunstwerke zunächst nicht den Kosten der einzelnen Baumaßnahmen,
sondern diesem gesonderten Etat zugeordnet werden.
Der Entwurf des Reliefs für das Bundeshaus schmückt 1952 die Titelseite der
Zeitschrift „Bauwelt“ und auch die „einflussreichste Architekturzeitschrift der
50er Jahre,“ 180 „Der Baumeister“, berichtet 1952 über die ersten Verordnun‐
gen 181 und widmet der Kunst am Bau im Mai 1953 ein ganzes Heft: „Der Zusammenarbeit des Ar‐
chitekten mit seinem Kameraden von der bildenden Kunst gilt dieses Heft“. Entsprechend der Tra‐
dition der Zeitschrift sind die vorgestellten künstlerischen Arbeiten sehr konservativ und gehen
kaum über traditionellen Bauschmuck hinaus: „Naturgemäß vermag das Relief die zu stellenden
Forderungen am leichtesten zu erfüllen, zumal wenn es aus Stein oder Putz besteht, weil diese
179
Dass die Identifizierung bekannter Nazikünstler ein Problem darstellt, zeigt eine offizielle Aufstellung der realisier‐
ten Kunst am Bau für die Frankfurter Illustrierte durch Ministerialdirigent von Rossig, Bundesbaudirektion, Bundesmi‐
nisterium der Finanzen, 8.8.1953, in: BArch Koblenz, B 157 / 1674. Dreimal wird hier fälschlicherweise „W. Mellem“
aufgeführt, der korrekt Willy Meller heißt. In allen anderen Kostenaufstellungslisten des Ministeriums wird er korrekt
geschrieben. Die Beauftragung dieses bekannten NS‐Künstlers an bedeutender Stelle soll vermutlich nicht bekannt
werden. Dabei gestaltete er u.a. das Hoheitszeichen am Bundeskanzleramt, dem Palais Schaumburg.
180
„Die Tatsache, daß der Baumeister 1950 zum mehr oder minder offiziellen Mitteilungsorgan des 1948 in allen Bun‐
desländern wieder gegründeten Bundes Deutscher Architekten wurde, wertete seine Bedeutung noch weiter auf“,
Petsch, Joachim: Zum Problem der Kontinuität nationalsozialistischer Architektur und Stadtplanung in den fünfziger
Jahren am Beispiel der Zeitschrift "Baumeister", in: Die Dekoration der Gewalt: Kunst und Medien im Faschismus, hg.
v. Hinz; Mittig. ‐ Giessen 1979, S. 231‐242, S. 233.
181
Über die Mitwirkung bildender Künstler und Kunsthandwerker am Bau, in: Der Baumeister, 49. Jg., 1952, H. 7. Juli
1952, S. 491.
61
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Werkstoffe der Mauer ursächlich verwandt sind.“ 182 Damit gibt die Zeitschrift auch die Haltung der
für Kunst am Bau zuständigen Baudirektion wieder. Neben Reliefs werden vor allem Wandbilder
und Glasfenster sowie freistehende Plastiken beauftragt. Kunst am Bau wird zu einem wichtigen
Arbeitsgebiet der Künstler im Wiederaufbau. Die meisten kleineren Bundesaufträge in Bonn wer‐
den direkt vergeben und gehen zu einem großen Teil an lokale, rheinische Künstler.
Neben den repräsentativen Bauten für die obersten Staatsorgane baut der Bund Verwaltungsge‐
bäude für die Ministerien und Bundesbehörden, Kasernen und Wohnungsbauten für die Bundes‐
regierung in Bonn sowie für die Alliierten in den Ländern. So finden sich auch die zeittypischen
Realisationen beliebiger figurativer Bildhauerarbeiten. Der Bundesminister für Wohnungsbau
schreibt dazu: „Die Siedlung am Venusberg bietet ganz besonders gute Gelegenheit, schöne bild‐
hauerische Arbeiten, etwa in der Form eines Brünnchens oder Reliefs, einer Kinder‐ oder Tierplas‐
tik oder in anderer Form aufzustellen. Künstler, die im Rheinland ansässig sind, sollten mit der Aus‐
führung beauftragt werden.“ 183
1953 A LTES H OCHHAUS ‐ B UNDESHAUS (B UNDESRAT UND B UNDESTAG ), B ONN
Görresstraße und Hermann‐Ehlers‐Straße
Architektur: Hans Schwippert; Bundesbaudirektion
Kunst: Hannes Schulz Tattenpach, Relief, 1953, Eingangsbereich;
Gerhart Schreiter, Gipsrelief, 1957, Bundeshaus, Vorraum des Plenarsaals
Edith Müller‐Ortloff, Gobelin, 1957, 275 x 175 cm, Vorraum des Plenarsaals
Hannes Schulz‐Tattenpach, Relief, 1953
Zu einem der ersten Kunstwettbewerbe gehört der für den von der
Bundesbaudirektion an das Bundeshaus von Schwippert angebauten
achtgeschossigen Erweiterungsbau, das so genannte „Alte
Abgeordnetenhochhaus“ mit Abgeordnetenbüros und Bibliothek. 1952
wird das „Preisausschreiben für einen plastischen Schmuck am
Erweiterungsbau des Bundeshauses in Bonn“ 184 für eine Wandfläche
am Haupteingang von 4 x 6 Metern als erster offener, einstufiger,
182
Der Baumeister, 50. Jg., 1953, H. 5, Mai 1953, S. 297‐331, S. 309.
Bundesminister für Wohnungsbau, i.A. gez. Jaspert, Schreiben an Garten und Heim, 8.6.1953, in: BArch Koblenz, B
157 / 95, S. 49‐50, S. 49.
184
Preisausschreiben für einen plastischen Schmuck am Erweiterungsbau des Bundeshauses in Bonn, in: BArch Kob‐
lenz, B 157 / 1669, S.22‐23.
183
62
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
anonymer Kunstwettbewerb in den wichtigsten Kunstzeitschriften ausgeschrieben. Nach 724 An‐
fragen werden 333 Arbeiten eingereicht. Eine eigene Jury wird zusammengestellt aus vier Bundes‐
tagsabgeordneten, zwei Verwaltungsbeamten von Bundesbaudirektion und Finanzministerium
und sieben bildenden Künstlern.
Das Preisgericht vergibt die drei ersten Preise, die mit Preisgeldern von 1.500 DM, 1.000 DM und
750 DM verbunden sind, an 1. Günther Lossow, 2. Fritz Koenig und 3. Josef Höntgesberg. Außer‐
dem erfolgen 10 Ankäufe zu je 500 DM. Zur Ausführung kommt einer dieser Ankäufe von Hannes
Schulz‐Tattenpach.
Er realisiert das Relief eines aufsteigenden reiherartigenVogels
vor Sonnen‐ oder Mondscheibe, der als Phönix aus der Asche
aufsteigend gedeutet werden kann. Die Begründung der Jury für
den Entwurf lautet: „Besonders glücklich erscheint an diesem
Entwurf die leicht ornamentale Belebung der Flächen und das
Thema. Eine Ausführung ins Sgraffito würde am ersten die dort
notwendige Wirkung erzielen. Die Eleganz der Linienführung
geht zum Teil auf Kosten des künstlerischen Ernstes.“ 185
Hannes Schulz‐Tattenpach ist zuvor eher als Maler, denn als Bildhauer aufgetreten und hatte unter
dem Namen Odo Tattenpach 1932 die Entwürfe zu den Glasfenstern der Versöhnungskirche in
Leipzig‐Gohlis, einem wichtigen Baudenkmal der klassischen Moderne, geliefert. Die nur zum Teil
figürlichen Darstellungen auf den Fenstern waren als ‚entartet’ kritisiert worden. Der Entwurf für
das Bundeshochhaus entspricht mit seiner einfachen Darstellung und der metaphorischen Motiv‐
wahl den meisten Werken der Zeit.
Gerhart Schreiter: Gipsrelief, 1957; Edith Müller‐Ortloff, Gobelin, 1957.
Bereits 1954 soll der Saal des Ältestenrats im Bundeshaus mit einem Wandteppich, die Wandelhal‐
le mit einer Friedrich‐Ebertbüste „von Kolbe oder Bleeker“ und der Hof mit einem Brunnen von
Gerhart Schreiter ausgestattet werden. 186 Nach einem Ortstermin wird von Badberger für das
185
Vgl. Niederschrift über die Sitzung des Preisgerichts am 7. und 8.10.1952 in der Bundesbaudirektion Bonn, S. 6, in:
Archiv der Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn, sowie Badberger, Karl: Oberbaudirektor a.D.:
Architekturplastik am Bundeshaus, in: Die Bauverwaltung. Zeitschrift für behördliches Bauwesen. Mit behördlichen
Nachrichten aus den Bauverwaltungen des Bundes und der Länder, 2. Jg., Heft 5, Mai 1953, S. 137‐141, S. 137.
186
Badberger, Vorsitzender Fachgremium, Schreiben an Präsident des Bundestages, 27.2.1954, in: BArch Koblenz,
B157 / 90
63
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Fachgremium Kunst, 187 Philipp für die Bundesbaudirektion und Direktor Trossmann für den Bun‐
destag entschieden, die Büste und den Wandteppich zurückzustellen, aber Gerhart Schreiter mit
einem Stuckrelief für den Vorraum des Plenarsaals zu beauftragen. 188 Aber erst 1957 kommt es
auf Anregung durch das Fachgremium zur Ausstattung des Plenarsaals. 189 Zu dem beschränkten,
anonymen Wettbewerb zum Thema „Das Gesetz“ werden drei Einladungen ausgesprochen, an das
Atelier Edith Müller‐Ortloff, Meersburg, Bodensee; an Walter Müller, Worpswede, und den NS‐
Künstler Karl Heinz Dallinger, München, der nicht nur 1937 das Café im Haus der Kunst in Mün‐
chen gestaltet hat, sondern mit seinen Teppichen auch das Oberkommando der Wehrmacht aus‐
stattete. 190 Das Preisgericht des Wettbewerbs am 10. 10. 1957 besteht aus dem neuen Vorsitzen‐
den des Fachgremiums, Ministerialrat Jahn vom Bundesministerium der Finanzen, Abteilung Bau,
Gussone vom Kulturreferat des Bundesministeriums des Innern, Staatssekretär Koch, Ministerial‐
direktor Leusser und Ministerialdirigent Pfitzer für den Bundesrat. Für die Entwürfe wird den Teil‐
nehmern 400 DM und der Gewinnerin 2500 DM für den ausführungsreifen Entwurf gezahlt. Trotz
des ernüchternd schlechten Ergebnisses wird eine Künstlerin mit dem Gobelin beauftragt: „Nach
den vorliegenden Ideenskizzen scheint eine strenge Bindung an das Thema „Das Gesetz“ zu keiner
dem Raum entsprechenden und dem heutigen künstlerischen Empfinden befriedigende Lösung zu
führen. Dem Auslober wird vorgeschlagen, eine abstrakte Darstellung etwa in der Art des Entwurfs
12345 F zu wählen.“ 191
1953 B UNDESRECHNUNGSHOF F RANKFURT
Architektur: Friedel Steinmeyer, Werner Dierschke
Kunst: Eberhard Schlotter, Potsdam, Sgraffito: 266 x 500 cm, 1953 signiert, Eingangshalle, (übermalt);
Speisesaal, Säulenbemalung, Lackmalerei;
Portiersloge, Sgraffito, Mosaik, Detopak (gegossenes Glas, feuerpoliert) 1953, (zerstört);
NN, Adler auf Säule, (versetzt nach Bonn)
Die Kunst für den Bundesrechnungshof, einem der ersten größeren Bundesbauten außerhalb
Bonns, kommt es zu dem ersten öffentlichen Eklat über die Kunst am Bau. Der an allen Entschei‐
dungen persönlich beteiligte Präsident des Bundesrechnungshofes, Mayer, lehnt die Kunst ab und
macht dies in seiner Rede zur Eröffnung des Hauses auch öffentlich. Dies wird befremdet von den
Journalisten registriert. So heißt es in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Schon in der offiziel‐
len Festrede hatte sich Präsident Mayer von diesem Potsdam Relief distanziert, weil, wie er beton‐
187
Vgl. Expertengremium Kapitel 4.4.2.
Badberger, Vorsitzender Fachgremium, Vermerk, 1.10.1954, in: BArch Koblenz, B 157 / 90.
189
Ministerialrat Jahn, Vorsitzender Fachgremium, Baudirektion, Bundesministerium der Finanzen, regt beschränkten
Wettbewerb für ca. 15.000 DM an, vgl. Vermerk, 10.4.1957, in: BArch Koblenz, B 157 / 90.
190
Vgl. dazu die Gobelins in: Große Deutsche Kunstausstellung 1940. ‐ München 1940, S. 27; Zu den Werken von Karl
Heinz Dallinger, in: Die Kunst im Dritten Reich, Okt. 1938, S. 341‐347.
191
Kennziffer 12345 Edith Müller‐Ortloff, Meersburg, in: Protokoll der Sitzung vom 10.10.1957, Bundesbaudirektion,
in: BArch Koblenz, B 157 / 90.
188
64
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
te, 'diese verspielte Darstellung den Sinn dessen, was Potsdam gerade in Beziehung auf den Rech‐
nungshof bedeutet, in keiner Weise erfaßt hat'. Auch der Bundespräsident, […] betrachtete das
Potsdam‐Motiv nachdenklich, ohne sich dazu zu äußern. 'Damit sind wir regelrecht überfahren
worden', äußerten die Beamten, die man befragte, warum sie denn nicht ihren Einspruch gegen
diese Darstellung vorher geltend gemacht hätten.“ 192 Und auch in der Frankfurter Presse wurde
die ablehnende Nutzerhaltung gegenüber der modernen Kunst hervorgehoben: „Mayer meinte,
der von den Architekten Steinmeyer und Dierschke entworfene Bau sei ihm und seinen Mitarbei‐
tern 'zunächst zu modern' erschienen. ‚Nur in einem Punkt können wir nicht mit, mit dem Pots‐
dam‐Relief in der Eingangshalle', das durchaus nicht den Geist von Potsdam darstelle, wie er in
dem Bundesrechnungshof lebendig sei. Heuss wies dagegen darauf hin, daß gerade eine so sachli‐
che Institution wie der Bundesrechnungshof ein wenig ‚zukunftsgewandte Phantasie‘ benötige, die
der Architekt, wenn auch nur durch eine Nebentür, hereingelassen habe. Schließlich ermahnte
Troeger dazu, daß Licht und Luft in den Räumen des Bundesrechnungshofes mithelfen werden,
Vorurteile gegen moderne Kunst zu überwinden.“ 193
Dass es grundsätzliche Probleme schon mit der Architekturauffassung gegeben hat, die sich mit
der Kunst nicht reduzieren, sondern sogar steigern sollen, macht schon das späte Zustandekom‐
men des Kunstwettbewerbs deutlich. In der Meldung der Oberfinanzdirektion Frankfurt für das
Rechnungsjahr 1952 werden für den Bundesrechnungshof 26.000 DM, das entspricht etwa ca.
0,7 % der Baukosten, für Kunst am Bau ausgewiesen werden. 194 Dennoch kommt es erst im letzten
Moment, wenige Monate vor der Eröffnung des Gebäudes zur Einbeziehung von Künstlern: „Da
die Angelegenheit wegen des bevorstehenden Einweihungstermines sehr drängt, wird um umge‐
hende Entscheidung gebeten.“ 195 Das Staatsbauamt Frankfurt, der Präsident des Bundesverfas‐
sungsgericht Mayer und die Architekten, Stadtbaurat a. D. Werner Dierschke und Friedel Stein‐
meyer, haben sehr konkrete Vorschläge für Kunst im Bundesrechnungshof entwickelt: „In der Ein‐
gangshalle befindet sich gegenüber dem Pförtnerraum eine ruhige Wandfläche, die zur Aufnahme
einer zurückhaltenden bildnerischen Darstellung geeignet ist. Von Seiten des Bundesrechnungsho‐
fes besteht der Wunsch, als Hinweis auf den früheren Dienstort des Bundesrechnungshofes, ein
Städtebild aus Potsdam anzubringen. Gedacht ist an eine zurückhaltende reliefartige Behandlung
der Wand, an getöntes Gipsmosaik oder dergleichen.“ 196 Außerdem wünscht man für den Haupt‐
eingang eine Adlerskulptur, für die Außenwand unter Arkaden im Erdgeschoss eine farbige Be‐
handlung und einen gewebten Wandbehang für die Längswand im Sitzungssaal. Es werden zwei
beschränkte Wettbewerbe für Relief und Adler vorgeschlagen, mit fünf Künstlern für das Relief
und vier hessischen Bildhauern für den Adler.
Nachdem das Bundesfinanzministerium dem Vorhaben im Juli zugestimmt hat, nicht ohne seine
direkte Beteiligung einzufordern, 197 werden folgende fünf Künstler zu Entwürfen zum Thema „Mo‐
tiv aus Potsdam“ eingeladen: Heinrich Heuser, Berlin; Paul Ohnsorge, Berlin; Berndt Krimmel, Ber‐
lin; Ernst Schlotter, Darmstadt; S. Reich an der Stolpe, Hofheim. Für die Entwürfe werden jeweils
192
Doris Schmidt, Der Bundesrechnungshof. Sein neues Haus in Frankfurt, in: FAZ, 19.11.1953, zit. nach Reinhard,
Hans: Eberhard Schlotter – Kunst am Bau 195‐1958, Wilhelmshaven, 1991, S. 163.
193
vS, Der Bundesrechnungshof im neuen Heim, in: Frankfurter Presse, 20.11.1953, zit. nach Reinhard 1991, S. 163.
194
Oberfinanzdirektion Frankfurt, Meldung an das Bundesministerium der Finanzen 1953, Rückmeldungen auf Gre‐
mienbildung und Meldebogen, Erlass 23.10. 1951 Bau 6020 – 29993/51 für das Rechnungsjahr 1952, in: BArch Kob‐
lenz, B 157 / 92.
195
Staatsbauamt Frankfurt, Schwedes, Schreiben an die Oberfinanzdirektion Frankfurt, 24.6. 1953, in: BArch Koblenz,
B 157 / 3066, Bd. 2.
196
Ebd.
197
Bundesministerium der Finanzen, Schreiben an die Oberfinanzdirektion Frankfurt vom 1. 7.1953, in: BArch Koblenz,
B 157 / 3066, Bd. 2.
65
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
200 DM Honorar gezahlt. Die Jury, die bereits einen Monat später die eingereichten Entwürfe be‐
urteilt, besteht aus dem Präsidenten und einem Mitarbeiter des Bundesrechnungshofes, den Ar‐
chitekten Steinmeyer und Dierschke, dem Bauleiter der Frankfurter Aufbau AG, zwei Mitarbeitern
des Staatsbauamtes Frankfurt, zwei Mitarbeitern der Oberfinanzdirektion Frankfurt, u. a. dem
Bildhauer Brinckmann, Verwalter des Kunstfonds der Oberfinanzdirektion, sowie zwei Mitarbei‐
tern des Bundesfinanzministeriums, einer davon ist Karl Badberger vom Fachgremium der Bun‐
desbaudirektion. Obwohl das Gremium befindet: „Von den eingereichten Entwürfen ist keiner
ausführungsreif“, 198 wird Eberhard Schlotter mit der Überarbeitung und anschließend auch mit der
Ausführung beauftragt. „Der Maler Schlosser [Namensfehler im Dokument, d. V.] hat als einziger
nicht eine ganze Fläche bunt behandelt, sondern nur einen teppichartigen, senkrechten Wand‐
streifen mit Potsdamer Vignetten illustriert“ 199 ‐ „Die Entwürfe von Schlotter, Darmstadt, stehen
qualitativ an erster Stelle. Sie zeigen neben einer reichen Fantasie eine hervorragende Beherr‐
schung der darstellerischen Mittel.“ 200
Eberhard Schlotter, Entwurf 1 zu Potsdam; Eberhard Schlotter, Potsdam, Sgraffito, 1953, (zerstört).
Allerdings distanziert sich im Oktober 1953 der Präsident des Bundesrechnungshofs von dem
Wandbild und macht dies auch öffentlich bei der Einweihung des Hauses deutlich. Er betont stets,
dass sich seine Kritik nicht gegen die künstlerische Form, sondern die inhaltliche Behandlung des
Themas geht: „Meine Ablehnung gründete dabei, wie Sie wissen, nicht in erster Linie auf den
künstlerischen Gehalt der Darstellung, über den, wie bei jedem anderen Kunstwerk, verschiedene
Auffassungen möglich sind, sondern auf die Verkennung der dem Auftrage zu Grunde liegenden
Idee. Ob diese Fehlbeurteilung des Auftragsgehalts auf einem Mißverständnis oder auf einem Un‐
vermögen des Künstlers beruht, lasse ich dahingestellt. […] Das Urteil dieser Gäste ist nun, wie ich
meine, überwiegende ablehnend gewesen, wobei die abweichende Auffassung des Hessischen
Finanzministers die einzige Ausnahme in dem teilweise recht drastischen Chor der abfälligen Äu‐
ßerungen bildete. Ich halte es daher für unerlässlich, dass nunmehr daraus praktische Konsequen‐
zen gezogen werden.“ 201 In der Folge werden vom Künstler einige Änderungen durchgeführt, „um
wenigstens eine Ersetzung der besonders beanstandeten Gestaltungsteile der Wand (Schäferspie‐
le und Grenadier) durch andere Darstellungen zu erreichen“ z. B. durch „eine Brücken‐ und eine
Brunnendarstellung (Tritonengruppe)“. „Als erwünscht wurde noch die Ergänzung der Kuppel der
Nikolaikirche bezeichnet, da zu diesem Schinkel’schen Bauwerk als typisches Merkmal auch die
198
Protokoll der Besprechung der künstlerischen Arbeiten am 12.8. 1953, Badberger, Bundesbaudirektion Bonn,
14.8.1953 ‐ Referat II D / 4 II D‐ 06240 – 26 /53, in: BArch Koblenz, B 157 / 3066, Bd. 2.
199
Ebd.
200
Niederschrift über die Beurteilung der für die künstlerische Ausgestaltung des Neubaues Bundesrechnungshof in
Frankfurt eingereichten Entwürfe, Schwedes, 12.8.1953, zu II D 06240‐ 28/53, in: BArch Koblenz, B 157 / 3066, Bd. 2.
201
Präsident des Rechnungshofes, Mayer, Schreiben an Steinmeyer, Architekt, 9.12.1953, in: BArch Koblenz, B 157 /
3066, Bd. 2.
66
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Obelisken an den Seiten gehören.“ 202 Nicht umgesetzt wird hingegen ein älterer Lösungsvorschlag:
„Es war ursprünglich beabsichtigt, das Relief durch einen künstlerisch gestalteten Vorhang zu
überdecken. Nachdem ich aber hiergegen Bedenken erhoben habe, hat Präsident Mayer darauf
verzichtet und sich damit zufrieden gegeben, dass der Maler Schlotter […] nochmals zu den ge‐
wünschten Änderungen Stellung nimmt.“ 203
Wie stark der Einfluss des interessierten Nutzers jedoch sein kann, macht Präsident Mayer dann
anderer Stelle deutlich: So wird auf seinen Vorschlag hin, für den Gobelin des Sitzungszimmers ein
Zitat Friedrichs des Großen von 1784 als Vorlage genommen: „Man wird sagen: ,Die Rechnungen
langweilen mich‘: Ich erwidere: ‚Das Wohl des Staates erfordert, dass ich sie nachsehe, und in die‐
sem Falle darf keine Mühe mich verdriessen‘.“ 204 Und immerhin wird für den Direktauftrag an die
Gobelinmanufaktur mehr als doppelt so viel wie für die Wandbilder von Eberhard Schlotter ausge‐
geben. 205
1954 D EUTSCHES P ATENT ‐ UND M ARKENAMT M ÜNCHEN
Architektur: Franz Hart und Georg Helmuth Winkler WEP Effinger Partner
Kunst: Robert Lippl, Magdeburger Halbkugeln, 2‐tlg., Stahl, Email, Vergoldung, Beleuchtung, H 190/ 330 cm, B 360/
430 cm, Außenfassade Zweibrückenstraße;
Robert Lippl, Adler, Glas, geätzt oder graviert, Glastüren Eingang im Innenhof (zerstört);
Fritz Koenig, Adler, Bronze, ca. 40 cm, Fassade Zweibrückenstraße;
Fritz Koenig, Eule, Bronze, ca. 20 cm hoch, Türdrücker im Innen‐ und Außenbereich;
Fritz Koenig, Schlangenrelief, Basaltlava, Supraporte Hofeingang Zweibrückenstraße;
Fritz Koenig, Quellbrunnen, 1956/57, italienischer Nagelfluh, ca. 450 cm, Innenhof;
Grassmann, Abstrakte Steininkrustationen, Jurakalk, Diabas, Serpentin, Fußboden Eingangsfoyer;
Willi Jahn, Sonnenuhr, Granit‐, Kalkstein, Kleinpflaster, Belag im Innenhof;
Eugen Max Cordier (Entwurf), Deller (Ausführung), Wandreliefs (Technische Erfindungen), o. J., Basaltlava, ca. 400 x
400 cm, Türeinfassungen im Hofdurchgang Erhardstraße.
202
Präsident des Rechnungshofes, Mayer, Vermerk zur Besprechung am 14. 12. 1953, 17.12.1953, in: BArch Koblenz, B
157 / 3066, Bd. 2. Teilnehmer: Mayer, Ministerialrat Roßborg, ORR Kriele, Steinmeyer, ORR Schwedes.
203
Bundesbaudirektion, Badberger, Vermerk, 1.3.1954, II D – 0 6240 – 3 /54, in: BArch Koblenz, B 157 / 3066, Bd. 2 .
204
Präsident des Rechnungshofes, Mayer, 17.12.1953, Vermerk zur Besprechung, 14.12.1953, vgl. FN 202
205
Vgl. Oberfinanzdirektion Frankfurt, Meldung an das Bundesministerium der Finanzen 1954, Rückmeldungen auf
Gremienbildung und Meldebogen, Erlass 23.10. 1951 Bau 6020 – 29993/51 für das Rechnungsjahr 1953, in: BArch
Koblenz, B 157 / 92. Hier finden sich folgende Kostenangaben: Schlotter 4.100 DM; Wettbewerbskosten 5 Maler 1000
DM; Gobelin 8.400 DM; Bundesadler 6000 DM; Wettbewerbskosten 4 Bildhauer 600 DM; Wandbilder Sitzungssaal
verschiedene Kunstanstalten 3243 DM.
67
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Robert Lippl, Magdeburger Halbkugeln; Fritz Koenig, Schlangenrelief; Eugen Max Cordier, Nördl. Wandrelief
Als einer der ersten Bundesbauten in der bayerischen Landeshauptstadt wird das 1949 von Berlin
nach München verlegte Deutsche Patent‐ und Markenamt gegenüber dem Deutschen Museum
1954 neu errichtet. Es gehört zu den wichtigsten dezentralen Bundesämtern und erhält eine für
einen Verwaltungsbau reiche Ausstattung mit Kunst am Bau.
Die Kunst am Bau wird von der Oberbaudirektion München, Staatshochbauamt II in enger Abspra‐
che mit dem Architekten direkt beauftragt. Die Kunst dient der Artikulation und Dekoration einiger
wesentlicher Architekturschwerpunkte. Der in der schlichten Klinkerfassade kaum wahrnehmbare,
fluchtende Durchgang zum Haupteingang wird durch eine auffällige monumentale Plastik von Ro‐
bert Lippl betont. Lippl hat bereits in Bonn mehrere Aufträge der Bundesbaudirektion erhalten.
Der Architekt Franz Hart zur Beauftragung Lippls: „Wir haben die Halbkugeln in erster Linie des‐
halb angeordnet, um der sehr glatt gehaltenen großen Ziegelfassade an einer Stelle einen plasti‐
schen Akzent zu geben und damit den darunter befindlichen Durchgang zum Haupteingang zu be‐
tonen. … So kamen wir auf die Guericke’schen Halbkugeln, die auch im Deutschen Museum ver‐
wahrt sind. Der Bildhauer (L. R. Lippl), der mit der Ausarbeitung des Wahrzeichens beauftragt war,
hat allerdings die sog. „Magdeburger Halbkugeln“ nicht historisch genau nachgebildet, sondern
zwei reine Halbkugeln daraus sozusagen abstrahiert.“ 206
Wesentlich konservativer als die Kugeln ist Lippls Adlerätzung auf der Glastür des Haupteingangs
sowie der von Fritz Koenig geschaffene Brunnen im Innenhof sowie dessen Tiersymbole: der Adler
als Hoheitszeichen an einer Fassadenecke sowie Eulen als bronzene Türklinken. Oberhalb der
Hauptdurchgangstür an der Fassade dient ein Schlangenrelief als Supraporte. Im Innern der Ge‐
bäude finden sich weitere Türeinfassungen von Eugen Max Cordier, Bodeneinlegearbeiten aus
Kalkstein mit dem Grundriss des Gebäudes von Grassmann und im Innenhof eine Sonnenuhr von
Willi Jahn.
Später erhält das Haus weitere Werke. 1977‐84 aus Mitteln des Ergänzungsfonds des Bundes: 207
Hans Daucher, Wolkenstimmung, 1979, Sitzungssaal 2131;
Axel Götz, Der unsinnige Versuch, Ursache und Wirkung trennen zu wollen, 1979;
Friedrich Koller, Schwebewürfel, Metallskulptur, 1979, (abgehängt);
Friedrich Koller, Relief, 1978;
Friedrich Koller, Bundesadler, 1979;
Im Rahmen der Generalsanierung 1999/2000 findet erneut ein „formloses künstlerisches Verfah‐
ren zur Einholung künstlerischer Entwürfe“ durch das Staatshochbauamt München II statt. Zwei
Werke, eine 28teilige Fotoserie sowie eine Lichtinstallation, werden bei Münchner Künstlern für
den Innenraum in Auftrag gegeben: Beate Passow, Die Erfindung des Rothen Ultramarin, 1999/ 2000, 28 Fotos
in 10 Tableaus, Cibachrom, je 300 x 220 cm, Treppenhaus;
Dietmar Tanterl, Couleur Opera, 1999/ 2000, 32 Neonwürfeln.
206
Franz Hart, in: Informationsblatt der DPMA, o.A., zit. nach Diehl, Ruth: Akzeptanz von Kunst am Bau bei Bundesbau‐
ten, unveröffentl. Studie im Auftrag des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung. – Bonn 2007, S. 31.
207
Vgl. Rave 1984.
68
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1954 A USWÄRTIGES A MT , B UNDESAUßENMINISTERIUM , B ONN
Kunst: Bernhard Heiliger / Fritz Melis, Weltkarte, Messing, Kupfer, Kopfwand großer Sitzungssaal;
Fritz Melis, Relief, Hirschjagd, Kleiner Sitzungssaal;
Ulrich Bliese, Gestaltung d. Säulen, Kasino;
Yrsa v. Leistner, Brunnen und Kanzlerbüste;
W. Klein, Kunstverglasung;
Bachem‐Heinen, Batikteppich;
E. Hillebrandt, Kempter, Türdrücker;
Weiden, Wasserspeier.
Bernhard Heiliger / Fritz Melis, Wandgestaltung; Fritz Melis, Relief, Kleiner Sitzungsaal; Ulrich Bliese, Säulengestaltung, Kasino.
Einer der ersten Ministeriumsneubauten in Bonn ist der Bau des Auswärtigen Amtes für das Bun‐
desaußenministerium in Bonn an der Koblenzer Straße, heute Adenauerallee. Seit dem Umzug des
Bundesaußenministeriums 1999 nach Berlin, beherbergt es heute den zweiten Amtssitz sowie Tei‐
le des Bundesjustizministeriums. Für etwa 1 % der Baukosten, das sind 100.000 DM, wird 1954
Kunst am Bau realisiert. 208 Neben bekannten Künstlern wie Bernhard Heiliger und Fritz Melis, die
die eher grafische Dekoration einer Weltkarte für die Kopfwand des Sitzungssaals schaffen, wer‐
den einige lokale Künstler direkt mit der Gestaltung von einem Wandbild, einem Teppich, der Säu‐
len im Kasino, eines Brunnens, der Verglasung, von Wasserspeiern und Türklinken beauftragt.
1958 D EUTSCHER P AVILLON , B RÜSSEL , W ELTAUSSTELLUNG
Architekturen: Egon Eiermann, Sep Ruf
Kunst: Josef Henselmann: Der Herzschlag eines Volkes geht durch geteiltes Land, Installation, Holz, Pavillon 8, OG
Bernhard Heiliger: Figurenbaum, 1958; Aluminium, Außenraum Eingangsbereich, vor den Kanzlerbungalow versetzt
1967;
Fritz Koenig: Maternitas, 1958, Bronze, Außenraum vor Pavillon 3, vor den Kanzlerbungalow versetzt 1967;
Nele Bode: Skulptur, Metall, Glas, Außenraum vor Pavillon 8
Fritz Kindermann: Brunnen, Sandstein, Granit, Binnenhof
208
Bundesbauverwaltung Bonn, Meldung 1956 Bund für 1955, Rückmeldung auf Gremienbildung und Meldebogen,
Erlass 23.10. 1951 Bau 6020 – 29993/5, in: BArch Koblenz, B 157 / 92
69
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1957 wird ein beschränkter Wettbewerb für Skulpturen am Deutschen Pavillon der Weltausstel‐
lung in Brüssel durchgeführt. 209 Auf Wunsch der Architekten Eiermann und Ruf wird der Wettbe‐
werb in sechs räumliche Abschnitte von A‐F unterteilt, zu denen jeweils drei deutsche Bildhauer
um Entwürfe gebeten werden. Karl Knappe wird als einziger zu zwei Aufgabenstellungen gebeten.
Für die Eingangsplastik, A, werden Bernhard Heiliger, Berlin; Hans Mettel, Frankfurt, und Wilhelm
Loth, Darmstadt eingeladen. Außerdem werden aufgefordert für eine „Plastik vor der südlichen
Baumgruppe“, B: Hans Uhlmann, Berlin; Paul Wedepohl, Bienkopf Minden; Otto Baum, Stuttgart.
Für einen „Brunnen in der grossen Baumgruppe“, C: Karl Knappe, München; Paul Dierkes, Berlin;
Hans Kindermann, Karlsruhe. Für eine „Glasplastik westlich des Pavillon 8 vor Bibliothek“, D: Hans
Theodor Baumann, Schopfheim; „Fräulein Nele Bode, über Arnold Bode, Kassel“; Ludwig
Schaffrath, Köln; Helmut Lander, Darmstadt. Für eine „Plastik ‚Mutter und Kind‘ südlich vom Pavil‐
lon 3“, E: Fritz Koenig, Landshut; Kurt Lehmann, Hannover; Kurt Schwippert, Wuppertal, „Bruder
von Hans Sch.“. Für eine „Plastik ‚Geteiltes Deutschland‘ im Pavillon 8“, F: Karl Knappe, München;
Ewald Mataré, Köln; Ludwig Gies, Köln; Josef Henselmann, München.
Der „Beurteilungsausschuss besteht aus dem Generalkommissar der Bundesrepublik für die Welt‐
ausstellung in Brüssel, Senator H. Wenold aus Bremen; einem seiner Mitarbeiter, je einem Vertre‐
ter von Bundesbaudirektion, Bundesinnenministerium, Bundesfinanzministerium, 210 den beiden
planenden Architekten Eiermann und Ruf, ihren Kollegen Hans Schwippert sowie dem Kunsthisto‐
riker Kurt Martin und den Bildhauer Ludwig Gies.
Die Unabhängigkeit des Gremiums wird nicht problematisiert, obwohl ein Jurymitglied über seinen
Bruder (Schwippert), den er selbst vorgeschlagen hat, 211 und ein weiteres über seine eigene Teil‐
nahme (Gies) zu befinden hat. Von den 17 Eingeladenen ist nur eine Künstlerin, die wiederum über
ihren Vater kontaktiert wird.
Regierungsbaudirektor Meyer von der Bundesbaudirektion betont die Bedeutung der Kunst für
den Weltausstellungsbeitrag: „Die kulturelle Bedeutung der deutschen Ausstellungsbeteiligung
wird auch baulich noch dadurch unterstrichen, dass plastische Kunstwerke deutscher Künstler an
bevorzugten Stellen der Bauanlage eingefügt werden.“ 212 „Hierbei sollte in Anlehnung an die Ar‐
chitektur der Pavillons eine künstlerische Gestaltung unter Verwendung neuzeitlicher Gestal‐
tungsmittel und Techniken wie Glas, Stahl und Leichtmetall versucht werden.“ 213 Gleichzeitig ma‐
chen aber die Architekten Eiermann und Ruf ihre moderne Haltung, Kunst am Bau allenfalls als
freien Kontrapunkt zu ihrer Architektur zu verstehen, unmissverständlich deutlich: „Jedoch halten
es die Architekten nicht für richtig, die Konstruktion ihrer Häuser und die und die der Brücke oder
der Übergänge mit plastischem Schmuck in irgendeiner Weise zu versehen, sondern versprechen
sich nur etwas von einer in sich unabhängigen und nur im räumlichen Zusammenklang wirksamen,
freistehenden Plastik.“ 214
209
Vgl. Bundesministerium der Finanzen, Dokument VI c/5 in: BArch Koblenz, B 157 / 94.
Vgl. Niederschrift über die Sitzung des Wettbewerbsausschusses in Heidelberg am 4.7.1957, Bundesbaudirektion,
in: BArch Koblenz, B 157 / 94, S. 4‐13.
211
Ebd., S. 8
212
Meyer, F.S., Regierungsbaudirektor: Die deutschen Ausstellungsbauten für die Weltausstellung in Brüssel, in: Die
Bauverwaltung, 7. Jg. Mai 1958 Heft 5, S. 184‐190, S. 189.
213
Ebd.
214
Eiermann, Egon; Ruf, Sep: Meinung der Architekten zur Eingangsplastik, Anlagen zur Wettbewerbsausschreibung,
in: BArch Koblenz, B 157 / 94, S. 46.
210
70
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Fritz Koenig, Maternitas, 1958 neben einem Schiffssteven; Bernhard Heiliger, Figurenbaum, 1958.
Letztendlich werden zwei große freie Plastiken von Fritz Koenig und Bernhard Heiliger, eine Glas‐
Metallkonstruktion von Nele Bode und ein Brunnen von Fritz Kindermann realisiert, die in dem
von den Architekten gewünschten Sinne an das ungebundene Miteinander von Kunst und Archi‐
tektur erinnern, das auch schon den Mies van der Rohes Barcelona‐Pavillon von 1927 auszeichne‐
te. Im Inneren des Pavillon 8 „Erziehung und Bildung“ thematisiert Josef Hanselmanns Holzinstalla‐
tion „Der Herzschlag eines Volkes geht durch geteiltes Land“ die deutsche Teilung mit einer Land‐
karte Deutschlands mit den Grenzen 1937 und einem teilweise verkohlten Holzbalken. 215
1958 D IE DEUTSCHE S CHULE , M AILAND
Architektur: Bundesbaudirektion (Entwurf), Bauleitung: Dr.‐Ing. Carlo Ravisso
Kunst: Max Frey, Die Schule, das Tor zum Leben, Mosaik und eloxiertes Leichtmetall, Foyer;
Max Frey, Die Brücke zwischen Heimat und Gastland, Mosaik und eloxiertes Leichtmetall, Foyer.
Für den ersten deutschen Schulneubau nach dem Krieg im Ausland wird der Godesberger Künstler
Max Frey direkt mit zwei Wandbildern für den Treppenaufgang beauftragt. 216 Frey ist der Bundes‐
baudirektion durch frühere Aufträge bekannt. Er hatte mehrere Wohnbauten des Bundes in Bonn
mit Wandmalereien ausgestattet. Für die Wandbilder stehen 15.000 DM zur Verfügung, das ent‐
spricht nach Angaben der Bundesbauverwaltung einem Baukostenanteil von 0,55 Prozent. 217
Max Frey, Die Schule, das Tor zum Leben und Die Brücke zwischen Heimat und Gastland, 1958
215
Vgl. Sigel, Paul: Exponiert. Deutcshe Pavillons auf Weltausstellungen. ‐ Berlin 2000, S. 195f.
Meyer, F. S., Ministerialrat: Die deutsche Schule in Mailand, in: Die Bauverwaltung, 7. Jg. Heft 12, Dez. 1958, S. 463‐
470.
217
So die Angabe in der Meldung der Bundesbauverwaltung Bonn 1957, Bund für 1956, Rückmeldung auf Gremienbil‐
dung und Meldebogen, Erlass 23.10. 1951 Bau 6020 – 29993/5, in: BArch Koblenz, Akte B 157 / 92.
216
71
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Die beiden Wandbilder im Eingangsbereich der Schule werden durch schwungvolle Lineamente
aus Metallbändern und abstrakte Flächen strukturiert. Unter dem Titel „Schule, das Tor zum Le‐
ben“ werden einfache symbolische Motive, wie die Waage für Gerechtigkeit, ein Notenschlüssel
für Musik, dem A Ω für Anfang und Ende nebeneinandergesetzt. Dem gegenüber zeigt das Bild
„Brücke zwischen Gastland und Heimat“ unter der Windrose mit der bezeichneten Richtung Nord
eine stilisierte Idylle aus Silhouetten von fliegenden Vögeln, Segelboten und Bergen.
5.2. KUNST AM BAU IN DEN 60ER JAHREN
In diesem Jahrzehnt beginnt die Bundesrepublik sich in Bonn mehr als nur provisorisch einzurich‐
ten. Das Bekenntnis zu Bonn als neuer Hauptstadt wird mit dem Bau des Abgeordnetenhauses als
singulärem Hochhaus ausgedrückt, während der Umbau des Reichstags in Berlin den Anspruch auf
das alte Zentrum demonstriert und alle Optionen offenhält. Unter Bundeskanzler Erhard entsteht
der moderne Bungalow des Bundeskanzlers. Auch die Neue Nationalgalerie in Berlin und der Pavil‐
lon auf der Weltausstellung in Brüssel 1967 präsentieren Deutschland als demokratische und äs‐
thetisch der Moderne verpflichtete Nation.
Die Kunst am Bau an den genannten Gebäuden entspricht ihrer Bedeutung als repräsentativer,
auch ästhetisch demonstrativer Hinweis auf Deutschlands Integration in die westliche Welt. Zu
den modernen Bauten führender Architekten ‐ von Sep Ruf, Mies van der Rohe, Egon Eiermann,
Hans Scharoun ‐ treten die repräsentativsten, modernen Künstler Deutschlands mit eigenständi‐
gen Großplastiken, allen voran Bernhard Heiliger, Fritz Koenig und Norbert Kricke. Mit zeitlicher
Verzögerung – Abstraktion und Informel sind aktuell von Pop Art, Minimal Art, Fluxus abgelöst ‐
spricht auch die Bundesrepublik „Abstraktion als Weltsprache“. 218
1963‐64 W OHN ‐ UND E MPFANGSGEBÄUDE DES B UNDESKANZLERS
Architektur: Sep Ruf
Kunst: Bernhard Heiliger, Figurenbaum, 1957‐58, Aluminium, 330 x 260 x 110 cm, von Weltausstellung Brüssel, Gar‐
ten;
Fritz Koenig, Maternitas, 1958, von Weltausstellung Brüssel, hierher versetzt 1967, Garten;
Paul Dierkes, Drei Stelen, Garten.
Bernhard Heiliger, Figurenbaum 1958; Paul Dierkes, Drei Stelen.
218
Vgl. Haftmann, Werner: Malerei nach 1945, II. documenta, Ausstellungskatalog, Bd. 1. – Köln 1959, S. 15.
72
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Der Kanzlerbungalow, den Sep Ruf für Ludwig Erhard errichtet, wird erst spät mit plastischer Kunst
im Freien ausgestattet. Es handelt sich dabei um die zwei wichtigsten Kunstwerke um den deut‐
schen Pavillon der Weltausstellung in Brüssel 1958. Nach einigen Jahren Zwischenlagerung und
Präsentation, u. a. im Lenbachhaus München, erhalten die Skulpturen von Bernhard Heiliger und
Fritz Koenig in Bonn ihren endgültigen Aufstellungsort. Die von der Bundesbaudirektion für die
freie Aufstellung um den deutschen Pavillon in Auftrag gegebenen Werke fügen sich nun ohne
ästhetischen Verlust in die Gegenüberstellung mit dem Kanzlerpavillon von Sep Ruf ein. Die belie‐
bige ‐ lediglich als kontrapunktisch zu bezeichnende ‐ Aufstellung moderner abstrakter Plastik vor
moderner Architektur wird hier in der ästhetischen Übereinstimmung von Architekten und Bild‐
hauern bewusst gewählt.
Fritz Koenig, Maternitas, 1958.
1962‐68 N EUE N ATIONALGALERIE , P REUßISCHER K ULTURBESITZ , B ERLIN
Architektur: Mies van der Rohe
Kunst: Henry Moore, Archer / Bogenschütze, 1964, Bronze, 325 x 224 cm, Plattform;
Alexander Calder, Köpfe und Schwanz / Tetes et Queue, Stabile, 1965, 550 x 470 x 330 cm, Plattform;
Joannis Avramidis, Polis, 1965, 200 x 470 x 330 cm;
George Rickey, Vier Vierecke im Geviert, 1969, je Viereck: 150 x 150 x 12 cm, Plattform;
Bernhard Heiliger, Vertikales Motiv I‐III, 1966‐67, 1968, 1966‐67, Bronze, teilweise poliert, Höhen v. l.: 214 cm,
262 cm, 232 cm, Skulpturenhof;
Marino Marini, Der Schrei, 1963, 165 x 129 x 285 cm, Skulpturenhof.
Henry Moore, Bogenschütze, 1964; Alexander Calder, Köpfe und Schwanz, 1965; Bernhard Heiliger, Vertikales Motiv I‐III, 1968.
Auch mit der Ausstattung der Sockelplattform um die neue Nationalgalerie wird noch einmal die
moderne Position des freien Miteinanders von Kunst und Architektur zelebriert. Die letztlich gegen
die integrierende Idee der Kunst am Bau gerichtete Haltung wird hier bewusst betont. Der 1962
zunächst vom Berliner Senat bei Mies van der Rohe in Auftrag gegebene Bau einer „Galerie des 20.
73
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Jahrhunderts“ wird 1965 von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und damit vom Bund als Neue
Nationalgalerie geplant. Es handelt sich hier um eine Kombination aus Kunst am Bau und dem Be‐
ginn einer nationale Sammlung. Wie in einem so genannten Skulpturengarten, wie es ihn z. B. im
schon im Kröller Müller Museum in Otterlo seit 1961 gibt, werden um den modernen Bau Mies
van der Rohes abstrakte und nonfigurative Plastiken internationaler Bildhauer wie Moore, Calder
und in Ergänzung auch Heiliger und anderer platziert.
Der Neuen Nationalgalerie fällt als Museumsneubau der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im frisch
geteilten Berlin eine besondere Bedeutung in der bundesrepublikanischen Kulturpolitik zu. Und
mit dieser architektionischen und skulpturalen Präsentation setzt sie ein eindringliches, program‐
matisches Signal der abstrakten Moderne als westlicher Weltsprache. „Der nationale Auftrag hieß
Internationalität und meinte den internationalen geistigen Entwurf der Kunst“, so Jörn Merker
über den Anspruch des Gründungsdirektors der Neuen Nationalgalerie, Werner Haftmann. 219
1965‐67 D EUTSCHER P AVILLON , W ELTAUSSTELLUNG M ONTREAL
Architektur: Rolf Gutbrod, Ferdinand Otto (Entwurf), Bundesbaudirektion
Kunst: Norbert Kricke, Große Mannesmann, Edelstahl, 1958/61, (heute vor der Mannesmann AG / Vodafon, Düssel‐
dorf);
Erich Reuter, Gegensätzliche Strukturen, 1962, Bronze, 1300 x 300 cm, (heute TU Berlin, Haupteingang, Str. 17. Juni).
Norbert Kricke: Große Mannesmann, 1961; Erich Reuter: Gegensätzliche Strukturen, 1962, Montreal 1967.
1967 präsentiert sich Deutschland mit einer spektakulären Zeltarchitektur auf der Weltausstellung
in Montreal. Die als Kunst am Bau vorgestellten Kunstwerke entsprechen nur zum Teil dem tech‐
nologischen und formalen Fortschritt verpflichteten Architekturanspruch. Norbert Krickes Plastik
erfüllt diesen Anspruch durch seine große freischwingende Drahtskulptur. Allerdings ist sie eine
bereits 1964 auf der documenta III gezeigte Leihgabe, die später ihre Aufstellung vor dem Gebäu‐
de der Auftraggeber, des Unternehmens Mannesmann in Düsseldorf finden wird.
219
Merkert, Jörn: Neubeginn in der Erinnerung an die Tradition des Kronprinzen‐Palais. Werner Haftmann und die
Nationalgalerie am Kulturforum, in: „Der Deutschen Kunst“. Nationalgalerie und nationale Identität 1876‐1998, hg. v.
Rückert, Claudia; Kuhrau, Sven; Amsterdam 1998, S. 52‐170, S. 163.
74
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Ernst Reuter: Gegensätzliche Strukturen, Montreal, 1967, später TU Berlin
Erich Reuters ungegenständliches Bronzerelief im Eingangsbereich weist zwar ebenfalls eine in‐
formelle Gestaltung auf, bildet als monumentale Wand aus traditioneller Bronze aber einen Ge‐
gensatz zu der leichten Kunststoffzeltarchitektur. Sie entsteht im Auftrag der Bundesbauverwal‐
tung und findet ihre endgültige Anbringung anschließend an der Außenwand des Hauptgebäudes
der Technischen Universität in Berlin.
1965‐69 A BGEORDNETENHOCHHAUS , B UNDESTAG , B ONN
Architektur: Egon Eiermann
Kunst: Supraporten Hearingssaal 1916: Meistermann, Georg, Ehrenchronik demokratischen Verhaltens, 1969‐70, Ac‐
rylglas, bleigefasst; Zyklus aus 2 Supraporten und 69 Glastafeln, farbiges Glas, bleigefasst, 2 250 x 230, 69 ca. 80 x 40
cm;
Supraporte Sitzungssaal 2109: Günther Uecker, o. T., 1970, Holz, Nägel, Acryl, Licht, Elektromotor, 250 x 230 cm;
Supraporte Sitzungssaal 2309: Fritz Koenig, Großes Kugelrelief II, 1970, Aluminium, 250 x 230 cm;
Supraporte Sitzungssaal 2509: Norbert Kricke, o. T. (Relief mit Zylindern), o. J., Edelstahl, 250 x 230 cm;
Supraporte Sitzungssaal 2309: Günther Ferdinand Ris, o. T., o. J., Kunststoff, Metall, 250 x 230 x 32 cm;
Supraporte Sitzungssaal 2316: Lothar Schall, Rheinentsprungen, 1971, Öl, Aquarell, Kasein auf Holz, 250 x 230 cm;
Supraporte Sitzungssaal 2301: Emil Schumacher, o. T., 1970, Mischtechnik, 250 x 230 cm;
Supraporte Sitzungssaal 2705: Woty Werner, o. T. , 1970/ 71, Wolle, 250 x 230 cm;
Supraporte Sitzungssaal des Verteidigungsausschusses, Saal 2712: HAP Grieshaber, Weltgericht oder Inferno des Krie‐
ges, 1970, Öl, Acryl auf Holz; Triptychon: 250 x 460 cm geöffnet; 250 x 230‐cm‐Mittelteil, 250 x 115 cm Seitenteile‐
Kunst im Restaurant, 31. OG: Angelika Baasner‐Matussek, Schalenrelief, 1969, Wandkeramik, 4‐tlg., je 100 x 80 x 5 cm;
Foyer: Alexander Camaro, Formel C, 1968, Öl auf Lwd., 250 x 200 cm, (verschollen);
urspr. Foyer, jetzt Flur vor Raum 2706: Hans Kaiser, Steine, o. J., Glasmosaik, 160 x 225 cm;
Otto Herbert Hajek, Triptychon, 1980 Paraphrasen zu den Nationalfarben, 1980.
Der Bundestag lässt für seine Abgeordneten von Eugen Eiermann in Bonn mit einem auffälligen
Hochhaus einen weithin sichtbaren, neuen Ort schaffen. Er manifestiert damit er das Bekenntnis
der Bundesrepublik zu seiner Hauptstadt Bonn und läutet das Ende des Provisoriums ein. Im neu‐
en Abgeordnetenhaus, das nach dem Bundestagspräsidenten Eugen Gerstenmaier ‚Langer Eugen‘
genannt wird, werden Kunstwerke von der Baudirektion direkt bei mehr oder weniger renommier‐
ten Künstlern in Auftrag gegeben.
75
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Saal 1916: Georg Meistermann, Teilansicht; Saal 2109: Günther Uecker; Saal 2309: Fritz Koenig; Saal 2509: Norbert Kricke.
Saal 2309: Günther Ferdinand Ris; Saal 2316: Lothar Schall; Saal 2301: Emil Schumacher; Saal 2705: Woty Werner.
Als Form wird die Supraporte gewählt. Für acht der 19
zweigeschossigen Sitzungssäle im 19. bis 28. Obergeschoss
sind diese immer gleichen Wandflächen über den
zweiflügeligen Saaltüren zu gestalten. Aufträge gehen an
wichtige Künstler, meist Maler, der 50er und 60er Jahre mit
sehr unterschiedlichen stilistischen Ansätzen: Neben
deutschen Klassikern der Nachkriegsmoderne, Georg
Meistermann und Woty Werner, werden wichtige informelle
Saal 2712: HAP Grieshaber, Weltgericht oder
Maler wie Emil Schumacher, ein Mitglied der Gruppe ZERO,
Inferno des Krieges, 1970
Günther Uecker, der vor allem mit Holzschnitten bekannte
Graphiker HAP Grieshaber sowie der informelle Skulpteur Norbert Kricke beauftragt. Zwei weitere
Aufträge gehen an die eher unbekannten Künstler Lothar Schall und Günther Ferdinand Ris. Letz‐
ter hat eine ganze Reihe von Arbeiten für die Bundesbaudirektion realisiert.
Georg Meistermann gestaltet als einziger zwei Supraporten über den Saaltüren des doppelt so
großen Hearingssaals 1916. Er verbindet die Schwarz‐Weiß‐Zeichnungen über den Türen mit ei‐
nem Fries aus 69 farbigen Glastafeln, auf denen Texte eine „Ehrenchronik demokratischen Verhal‐
tens“ ergeben. Ähnlich theatralisch gestaltet nur HAP Grieshaber mit seinem aufklappbaren Trip‐
tychon über dem Saal des Verteidigungsaufschusses mit einem figurativ‐abstrakten Holzschnitt als
„Weltgericht oder Inferno des Krieges“. „Was ich dem Verteidigungsausschuss sagen will? In wel‐
cher Situation die Bundesrepublik ist. Ich weise auf das Weltgericht hin. Es ist schwer für die Bun‐
desrepublik, sich zu behaupten“, so der Künstler in einer Publikation der Bundesbaudirektion. 220
Alle anderen schaffen, ihrer stilistischen Arbeitsweise entsprechende, mehr oder weniger plasti‐
sche Reliefs, Gemälde oder einen Wandteppich mit rein formalen Strukturen.
220
Leuschner, Wolfgang: Bauten des Bundes 1965‐1980, hg. v. Bundesminister für Raumordung, Bauwesen und Städ‐
tebau. ‐ Karlsruhe 1980, S. 209.
76
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Angelika Baasner‐Matussek, Schalenrelief, Restaurant.
Außer diesen speziellen baubezogenen Arbeiten werden für das Foyer und das Restaurant ein in‐
formelles Gemälde von Alexander Camaro sowie Glas‐ und Keramikgestaltungen bei den wenig
bekannten Künstlern Hans Kaiser und Angelika Baasner‐Matussek bestellt.
1959‐69 B ERLIN , R EICHSTAG , W ESTFOYER
Architektur: Paul Baumgarten
Kunst: Bernhard Heiliger, Kosmos 70, 1963‐69, zweiteilige Hängeskulptur, Aluminium, farbig, 900 x 1514 x 388 cm,
(1994 entfernt).
Der Architekt Paul Baumgarten baut von 1959 bis 1969 den Reichstag in Berlin für eine unbe‐
stimmte zukünftige Nutzung um. 1965 beauftragt die Bundesbaudirektion Bernhard Heiliger direkt
mit einer Großskulptur, da Baumgarten den bekannten Berliner Bildhauer bereits in seinem Wett‐
bewerbsentwurf für die Gestaltung einer Skulptur im Westfoyer vorgeschlagen habe. 221 Trotz der
sehr hohen – bisher in der Geschichte der Bundesrepublik höchsten – Kosten der Skulptur von
950.000 DM ohne Rüstung, folgt die Bundesbaudirektion dem Vorschlag des Architekten: „Der
Entwurf Baumgarten für die Gestaltung der Vorhalle und des Plenarsaales im Reichstag ist ange‐
wiesen auf die monumentale Plastik von Heiliger. Ohne diese Plastik ist der Entwurf Baumgarten
kaum zu verwirklichen. Architektur und Plastik gehen eine Einheit ein, die zwingend ist. Die bereits
getroffene Entscheidung für die Ausführung des Entwurfes Baumgarten schliesst auch die Ent‐
scheidung für die Ausführung der Plastik ein.“ 222
Heiligers Entwurf sieht eine zweiteilige Hängeskulptur an der Glaswand des Plenarsaals vor: „Vor‐
geschlagen wird ein monumentales, als „transparente Reliefplastik“ zu bezeichnendes Relief für
den Reichstag, Berlin. Der Ort für die Anbringung ist die grosse Glaswand, durch die der Plenarsaal
von der Vorhalle getrennt wird. Mehrfache Entwürfe, zeichnerisch, räumlich‐plastisch, sind im
Laufe des letzten Jahres erarbeitet worden und liegen vor.
221
Vgl. Bundesbaudirektion, Schreiben an Bundesschatzministerium, 5.7.1965, I B ‐ 0 6236 Rt. – 464.556/65, in: BArch
Koblenz, B 157 / 6580.
222
Bundesbaudirektion, Leuschner, Vermerk, II B/2 Bonn, 13.7.1965, III B/2 – O 6236‐ 69/65, in: BArch Koblenz, B 157
/ 6580.
77
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Bernhard Heiliger, Kosmos 70, 1969.
Es handelt sich um eine bis zur Decke hinaufreichende und in die Horizontale sich ausbreitende
Komposition, die an beiden Seiten der Glaswand, in einigem Abstand, angebracht wird. Sie besteht
aus einzeln in Metall zu giessenden, flachen, scheibenhaften Formkörpern, die in einem bestimm‐
ten Rhythmus zu setzen sind und durch ein linienhaftes Stangensystem verbunden und gehalten
werden. Als Material wurde an Aluminium gedacht, das teilweise hell poliert wird und mit dunklen
Flächen abwechselt. Das Stangensystem wird ebenfalls aus Aluminium oder aus Stahl beste‐
hen.“ 223 Nachdem Heiliger sein Angebot auf 750.000 DM korrigiert hat, erteilt die Bundesbaudi‐
rektion ihm am 20.12.1967 den Auftrag.
1994 wird die Skulptur beim Umbau des Reichstags, auf Wunsch des Architekten Sir Norman Fos‐
ter, entfernt. 2005 ist sie anlässlich einer Retrospektive im Berlin Gropiusbau nochmals zu sehen.
5.3. KUNST AM BAU IN DEN 70ER JAHREN
Auf die Unentschiedenheit der sechziger Jahre in Hinblick auf die Hauptstadtsituation folgt im
nächsten Jahrzehnt aktives Handeln. Die Bundesrepublik beginnt sich ihre neue Hauptstadt Bonn
anzueignen, indem der Bund das Regierungsviertel umstrukturiert. Neue Ministerien werden er‐
richtet – nicht als Solitärbauten, sondern in labyrinthischen Gebäudekonglomeraten aus Beton wie
den so genannten Kreuzbauten.
Die Verwaltung benötigt im ganzen Land Räume. Nicht nur ein neues Bundeskanzleramt, sondern
viele neue Bundesbehörden, Bundesanstalten und ‐ämter erhalten neue Gebäudekomplexe. Au‐
ßerdem werden neue Botschaften und Auslandsschulen errichtet.
Die Kunst am Bau wird in größeren, auch öffentlich rezipierten Wettbewerben ermittelt. Dennoch
beginnt sich die kunsthistorische Entwicklung von der Kunst‐am‐Bau‐Entwicklung zu trennen. Ei‐
nerseits besteht eine Ungleichzeitigkeit von künstlerischer Bedeutung einerseits und der Beteili‐
gung am Bau andererseits. So bestimmen bedeutende Künstler der 50er und 60er Jahre mit ihren
Werken weiterhin die Neubauten des Bundes. Andererseits können sich avancierte Positionen, die
in der Kunstgeschichtsschreibung für die siebziger Jahre einen wichtigen Stellenwert haben, weder
im einzigen offenen Wettbewerb des Bundes durchsetzen (Hans Haacke, Klaus Rinke, Timm Ul‐
richs) oder als Wettbewerbsgewinner ihre ungewöhnlichen Ideen realisieren (Haus‐Rucker‐Co.),
noch werden sie direkt hinzugezogen (Joseph Beuys). Es formiert sich ein Gruppe von Künstlern,
die immer wieder mit skulpturalen Arbeiten betraut werden, z. B. Otto Herbert Hajek, Ansgar
Nierhoff, Günther Ferdinand Ris, Erich Hauser, Heinz Mack, Alf Lechner, Herrmann Goepfert / Jo‐
hannes Peter Hölzinger, Ursula Sax. Viele Skulpturen werden als Ensembles oder Bodenskulpturen
in größere Freiraumgestaltungen integriert. Häufig wird Wasser als Gestaltungselement gesetzt.
Insbesondere Künstler wie Otto Herbert Hajek oder Johannes Peter Hölzinger setzen auch bei den
223
Heiliger, Bernhard: Vorschlag und Angebot, 1.7.1965, in: BArch Koblenz, B 157 / 6580.
78
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Bundesbauten integrative Konzepte um, bei denen es weniger um die Realisation einzelner
Kunstwerke, als um die neue Idee der gemeinsamen Umweltgestaltung geht.
1963‐71 D EUTSCHE B OTSCHAFT , B RASILIA
Architektur: Hans Scharoun
Kunst: Günther Ferdinand Ris, 3 Wasser‐Licht‐Stelen, Edelstahl, Plexiglas, 360 x 280 x 170 cm, Durchmesser 120 cm;
Fritz Koenig, Bilderschriftkugel, 1970;
Emil Schumacher, Lothar Quinte, Herbert Öhm;
Hans Theo Baumann (Entwürfe): 3 Wandteppiche, Geschirr.
Günther Ferdinand Ris, Wasser‐Licht‐Stelen.
Auffällige Außenarbeiten umgeben die von Hans Scharoun 1971 errichtete Deutsche Botschaft in
der neuen brasilianischen Hauptstadt Brasilia. Günther Ferdinand Ris, der schon einige Arbeiten
für die Bundesbaudirektion geschaffen hat, stellt drei Stelen aus poliertem Edelstahl und Plexiglas
mit Beleuchtung für Wasserkaskaden als Brunnenskulpturen in Becken um die Botschaft. 224
1973 B UNDESANSTALT FÜR A RBEIT , N ÜRNBERG
heute Bundesagentur für Arbeit, Regensburger Str. 104
Kunst: Norbert Kricke, Großer Wasserwald, 1973, 24 Stelen, Plexiglas, Wasser, Beleuchtung, Vorplatz,
Adolf Luther, Sphärisches Objekt, 1973, Glasspiegelwand, Foyer.
Für die Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg schafft Norbert Kricke einen schon 1956 projektierten
und 1964 für die Rheinische Girozentrale in Düsseldorf erstmals realisierten „Wasserwald“. Sein
„Großer Wasserwald“ 225 besteht aus vierundzwanzig etwa zwei Meter hohen beleuchteten Plexi‐
glasstelen, die auf dem Vorplatz der Bundesanstalt in den Boden eingelassen als Zylinder das Was‐
ser aufnehmen und kaskadenartig abfließen lassen. Im Konzept von 1956 heißt es bereits: „Die
224
225
Morschel, Jürgen: Deutsche Kunst der 60er Jahre. Plastik, Objekte, Aktionen, Teil II. ‐ München 1972.
Norbert Kricke, hg. v. Jürgen Morschel, Staatsgalerie Stuttgart. ‐ Ostfildern 1976.
79
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Anwendung von Plexiglas als Behälter eröffnet viele neue Möglichkeiten. So könnten auf einem
Platz im Süden Zylinder aus Plexiglas stehen, unterschiedlich in Höhe, Durchmesser und Abstand
voneinander. Wasser steigt in ihnen auf, nicht schnell, aber so, daß es oben überfließt und außen
an der Säule als durchsichtiger Film von Bewegung abwärts läuft. Jede Säule ist umgeben von ei‐
nem schmalen Schlitz am Boden, in dem das Wasser unauffällig verschwindet. Auf dem trockenen
Pflaster also stehen diese lebendigen Säulen, ruhig und doch flimmernd vor Bewegung, glänzend
im Licht. Sie werfen keine schweren und dunklen Schatten wie massive Objekte in dieser starken
Sonne sondern helle und fließende von Lichtschimmern durchtränkte. Der Eindruck ist unwirkli‐
cher und magischer, als wenn die Säulen in einer Wasserfläche stünden. Das geht weit hinaus über
den Gebrauch von Wasser als Dekoration. Es ist funktionell, da es der Atmosphäre Kühlung bringt.
Aber seine eigentliche Funktion liegt in der Schaffung einer neuen Dimension für die Stadt, den
architektonischen Raum.“ 226
Norbert Kricke, Großer Wasserwald, 1973 – Zustand 2010; Adolf Luther, Sphärisches Objekt, 1973, Foyer.
1969‐75 "K REUZBAUTEN ", B ONN
B UNDESMINISTERIUM DER J USTIZ ( SÜDLICHES G EBÄUDE ), B UNDESMINISTERIUM FÜR F ORSCHUNG UND T ECHNO‐
LOGIE , B UNDESMINISTERIUM FÜR B ILDUNG UND W ISSENSCHAFT ( NÖRDLICHES G EBÄUDE ),
heute Bundesministerium für Bildung und Forschung, Eisenbahnbundesamt, Streitkräfteamt und das Deutsche Institut
für Erwachsenenbildung
Architektur: Planungsgruppe Stieldorf (Architekturen M. Adams, R. Glatzer, G. Hornschuh, G. Pollich, P. Türler)
Kunst: Victor Bonato, Gegenströmung, Stahl, Beton, Godesberger Allee;
Haus‐Rucker‐Co (Laurids Ortner / Klaus Pinter / Günther Zamp Kelp), Pavillon der Elemente, 1978/80, Cortenstahl,
verzinkter Stahl, Leuchtstoffröhren, Klinkerpflaster, Godesberger Allee;
Hansjürgen Grümmer, Steinkreisel, 1973 / 74, Basaltlava, zentrale Auffahrt;
Erich Hauser, Werknummer 8 / 77 (Knoten), 1977, Edelstahl, poliert; Vorplatz Kantine;
Gestaltungsgruppe für Farbe, Raum, Plastik, o. T., 1975, Wandmalerei, farbiger Kunststoff, Kantine, (zerstört);
Ansgar Nierhoff, Plastische Kreuzung, 1977, Stahl, 1930 x 1825 x 92 cm, zentraler Innenhof;
Petra Siering, Projektion I und II, 1992, Marmor, Stahl, zentraler Innenhof;
Karl Dierkes, Große Lichtwand, Innenhof Haus A 1;
Hansjürgen Grümmer, Polyphems Spielzeug, Basaltlava; Innenhof Haus A 1;
Joachim Spies, o. T., Kunststoff, Innenhof Haus A 1;
Victor Bonato, Hour‐Flower, 1978, Spiegel, Stahl, Motor, Innenhof Haus A 2;
Günther Ferdinand Ris, Fortifikation, Bronze, Innenhof Haus A 2;
226
Kricke, Norbert; Thwaites, J.A.: Form of Water / Wasserformen, November 1956, in: Norbert Kricke, hg. v. Jürgen
Morschel, Staatsgalerie Stuttgart. ‐ Ostfildern 1976, S. 106‐108.
80
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Ursula Sax, Ausgewendelte Säulen, Edelstahl, Triebwerk der Ariane‐Trägerrakete, Innenhof Haus A 2;
Rolf Szymanski, Schiffsleib und Stele, Bronze, Eingang Haus 3;
Matschinsky‐Denninghoff , Planta, Edelstahl, Grünanlage zwischen Haus A 4 und Haus A 5;
Rolf Szymanski, Die Frauen von Messina, Bronze, Grünanlage zwischen Haus A 5 und A 6;
Robert Schwarz, Wandgestaltung, 1981, Seide, Eingangsbereich BMFW;
Wandobjekt, Seide, Hartfaser, 1981, Sitzungsaal MBFW.
Erich Hauser, Werknummer 8/77, 1977; Haus‐Rucker‐Co, Pavillon der Elemente, 1978/80; Matschinsky‐Denninghoff, Planta.
Die so genannten Kreuzbauten mit zwei von sieben geplanten Hochhausbauten werden 1969‐1975
für drei Ministerien an der Heinemannstraße 2‐10 in Bonn errichtet. Sie sind Teil einer ersten gro‐
ßen städtebaulichen Planung für das Regierungsviertel in Bonn. Nachdem bereits 1972 ein Wett‐
bewerb für ein „künstlerisches Leit‐ und Informationssystem für den Außen‐ und Innenraum“ 227
ausgelobt worden ist, planen die Nutzerministerien und die Bundesbaudirektion 1973 die Durch‐
führung beschränkter Wettbewerbe für Kunst auf den Freiflächen der Neubauten, da 570.000 DM
für Kunst am Bau zur Verfügung stehen. Der Präsident der Bundesbaudirektion Leuschner schlägt
dazu vor, auf förmliche Ausschreibungsverfahren zu verzichten und vier bewährte Künstler wie
Max Bill, Otto Herbert Hajek, Bernhard Heiliger und Günther Ferdinand Ris, ersatzweise Erich Hau‐
ser und Norbert Kricke, einzuladen. Als Kunstsachverständige sollen Eduard Trier, Köln, und Marx,
Bonn, in die Jury. 228 Dieser Vorschlag wird nicht umgesetzt.
Im Januar 1974 kommt es zu einem größeren formalen Wettbewerbsverfahren. Zu dem zweistufi‐
gen Wettbewerb für Kunst in den Außenanlagen werden 25 Künstler 229 von einer Auswahljury
eingeladen. 230 Die künstlerischen Entwürfe werden mit 1.500 DM in der 1. und 5.000 DM in der 2.
Stufe honoriert. 231 Die Wettbewerbsjury besteht aus neun Mitgliedern: drei Vertretern der Nut‐
zerministerien, einem Vertreter des Bundesbauministeriums, zwei Architekten, nämlich einem
Vertreter der planenden Architektengruppe Stielmann sowie dem Kieler Stadtbaurat Adams; drei
Kunstsachverständigen, Werner Haftmann, Nationalgalerie Berlin, Eberhard Marx, Städtisches
227
Information aus: Diehl 2007, S. 44 ff
Bundesbaudirektion, Wolfgang Leuschner, Schreiben an das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft,
Staatssekr. Jochimsen, 21.8.1973, Abdrucke an Bundesministerium für Forschung und Technologie. Bundesministeri‐
um für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
229
H. Brummack, P. Clahsen, H. Haacke, O.H. Hajek, E. Hauser, E. Heerich, Haus Rucker und Co., N. Kricke, H.‐G. van
Look, W. Loth, A. Luther, H. Mack, Matschinsky‐Denninghoff, A. Nierhoff, O. Piene, H. Press, K. Rinke, G. F. Ris, U.
Rückriem, R. Ruthenbeck, U. Sax, H.A. Schult, G. Uecker, T. Ulrichs, Wehberg/Lange.
230
Die Auswahljury am 17.1.1974 besteht aus 14 Mitgliedern: fünf Vertretern der Nutzerministerien, fünf Vertretern
von Bundesbauministerium und Bundesbaudirektion, zwei Architekten, nämlich einem Vertreter der planenden Archi‐
tektengruppe Stielmann sowie dem Kieler Stadtbaurat Kulenkampf; zwei Kunstsachverständigen, nämlich Werner
Haftmann, Nationalgalerie Berlin, Eberhard Marx, Städtisches Museum Bonn. Vgl. Protokoll zur 1. Sitzung der Jury am
17.1.1974, Bundesbaudirektion, Schmidt, II B 1, 21.1.1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heine‐
mannstr
231
In der zweiten Stufe wird das Honorar von ursprünglich 3.000 auf 5.000 DM angehoben. Vgl. Protokoll der 3. Jury‐
sitzung am 20.2.1975, Künstlerische Ausgestaltung des Baugebietes A, Schmidt, Bundesbaudirektion, II B 1, 20.3.1975,
in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
228
81
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Museum Bonn, und Harald Szeemann, Bern. 232 Im März 1974 findet ein Informationsgespräch mit
14 Künstlern vor Ort statt. „Für die künstlerische Gestaltung stehen der rechteckige zentrale In‐
nenhof und die noch nicht gestalteten Flächen im Südwesten des gesamten Geländes zur Verfü‐
gung.“ 233 350.000 DM werden für die Kunst bereitgestellt. Bis Ende Juli 1974 reichen 18 Künstler
Entwürfe ein. 234 Daraus wählt die Jury im Januar 1975 vier Vorschläge: Es sind der Entwurf einer
mehrteiligen, monumentalen Installation „Wellenwiese mit Lichtbogen“ von Haus‐Rucker‐Co, für
die Metallskulptur „Knoten“ von Erich Hauser, für eine sich im Wasser bewegende Metallplatte
von Günther Uecker und für einen abstrakten, stählernen „Baum“ von Matschinsky‐Denninghoff
auf dem Verkehrskreisel vor den Gebäuden. 235 Im März 1975 werden mit den Künstlern Gespräche
geführt. Außer Günther Uecker, dessen Arbeit ausgeschieden wird, werden die übrigen zur Über‐
arbeitung der Entwürfe aufgefordert. 236 Der spektakuläre Entwurf „Wellenwiese“ der Künstler‐
gruppe Haus‐Rucker‐Co mit einer wellenförmigen Landschaftsgestaltung und einer auffälligen,
konstruktiven Installation aus Rampen und ansteigenden Bepflanzungen verspricht eine hohe Auf‐
enthaltsqualität und eine besondere, zeitgemäße Attraktion für die als öffentlich zugänglicher Park
geplanten Ministeriumshöfe. Die Jury charakterisiert sie als „ideenreich und progressiv. Sie hat
nicht die Absicht, mit der Architektur zur konkurrieren, sondern sich vielmehr der Architektur
harmonisch anpaßt.“ 237 Und obwohl sie als ein „verantwortbarer und realisierbarer Vorschlag“
angesehen wird, dessen Kosten nur etwas über denen der Skulptur von Matschinsky‐Denninghoff
und in einer schmaleren Version auch darunter liegen, wird die Arbeit von den Nutzern aus Be‐
denken bezüglich der Kosten und Realisierbarkeit abgelehnt.
Erster Preis Wettbewerb Kunst am Bau: Haus‐Rucker‐Co, Wellenwiese, 1974‐76, nicht ausgeführter Entwurf.
Das Votum des Preisgerichts wird nicht umgesetzt. Die konventionelleren Stahlskulpturen des
Künstlerpaares Matschinsky‐Denninghoff und von Erich Hauser, die die Experten der Jury zunächst
nicht überzeugen können – „Wesentlicher Punkt jedoch war, daß der Baum (als ein reines ‚Kunst‐
werk der 60er Jahre‘) nicht der gestellten Aufgabe gerecht wurde“ 238 – werden später an neuen
Standorten realisiert. Die schon zuvor praktizierte, und von den Künstlern im Wettbewerb, kriti‐
232
Das Preisgericht ist lediglich in der 1. Sitzung vollständig. Während von den externen Kunstsachverständigen Harald
Szeemann nur in der ersten Sitzung teilnimmt, Haftmann an der 1.‐3.Sitzung, nimmt nur Marx an allen Sitzungen teil.
Vgl. Protokolle in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
233
Bundesbaudirektion Schmidt, Vermerk zum Gespräch mit den Künstlern am 15.3.1974, Künstlerische Ausgestaltung
des Baugebietes A, 10.4.1974, S.3, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
234
Nicht beteiligt haben sich O.H. Hajek, E. Heerich, W. Loth, O. Piene, K. Rinke, U. Rückriem und R. Ruthenbeck. Vgl.
Berichte der Vorprüfung. Künstlerische Ausgestaltung des Baugebietes A, Vorprüfer Rudolf Knubel, Bernhard Schmidt,
August 1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
235
Protokoll der 2. Jurysitzung am 9.1.1975, Bundesbaudirektion, Schmidt, II B 1, 30.1.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte
GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
236
Vgl. Protokoll der 3. Jurysitzung am 20.2.1975, Künstlerische Ausgestaltung des Baugebietes A, Schmidt, Bundes‐
baudirektion, II B 1, 20.3.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
237
Vgl. Protokoll der 4. Jurysitzung am 28.5.1975, Künstlerische Ausgestaltung des Baugebietes A, Schmidt, Bundes‐
baudirektion, II B 1, 30.5.1975, S. 4, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
238
Ebd.
82
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
sierte 239 Aufstellung direkt beauftragter Werke auf Wunsch der Ministerien oder der Architekten
wird auch nach dem Wettbewerb fortgesetzt. So sind bereits Arbeiten von Günther Ferdinand Ris
und Ursula Sax vor dem Wettbewerb aufgestellt worden. 240 Skulpturen von Victor Bonato, Hans‐
jürgen Grümmer, Rolf Szymanski kommen ebenso zur Aufstellung wie eine Skulptur des beim
Wettbewerb erfolglosen Ansgar Nierhoff.
An Stelle des preisgekrönten Wettbewerbsentwurfs von Haus‐Rucker‐Co. wird auf dem zentralen,
abgesenkten Innenhof 1977 – auf ungeklärte Veranlassung hin – eine direkt angekaufte Stahl‐
skulptur von Ansgar Nierhoff platziert, die zuvor auf der documenta 6 gezeigt worden war. 241
Auf Veranlassung durch die Bundesministerien für Forschung und Technik sowie Bildung und Wis‐
senschaft erhält drei Jahre nach dem Wettbewerb auch Haus‐Rucker‐Co. 1978 einen Auftrag für
eine neue Arbeit auf dem Gelände. 1980 wird ihr Pavillon der Elemente aufgestellt.
Da aus den Mitteln des Ergänzungsfonds 1980 100.000 DM für ein Kunstwerk und Verfahren be‐
willigt werden, 242 wird am 1. 6. 1980 ein weiterer beschränkter Kunstwettbewerb für das Ministe‐
rium für Bildung und Wissenschaften durchgeführt. Dazu werden die fünf Künstler Hartmut Böhm,
Gerd Lind, Leo Müllenholz, Bernd Völkle und Robert Schwarz eingeladen. Das Preisgericht besteht
aus folgenden Personen: aus dem nicht anwesenden Prof. Thomas Grochowiak und Anatol Buch‐
holz, beide Künstler; Björn Engholm, Bundesminister für Bildung und Wissenschaft; MD Erhard
Weiss und MDg Otto Casser, beide Bundesbauministerium, RD Gotthard Scholz, Bundeswirt‐
schaftsministerium, Johannes Galandi und einer weiteren ebenfalls nicht anwesenden Person. Am
15. 1. 1981 wählt es die Entwürfe von Robert Schwarz für Wandgestaltungen auf Seidenbahnen
für den Eingangsbereich und ein Objekt mit Seidenbahnen auf Hartfaserplatte für den Sitzungs‐
saal. 243
1974‐76 B UNDESKANZLERAMTSGEBÄUDE
seit 1999 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Architekturen: Planungsgruppe Stieldorf (M. Adams, R. Glatzer, G. Hornschuh, G. Pollich, P. Türler)
Kunst: Hans‐Dieter Bohnet, Hans Luz, Außengestaltung, Skulpturen, Bepflanzung, Betonelemente, Pflasterung, Vor‐
platz und Vorfahrtsbereich;
Hans‐Dieter Bohnet, Integration, 1976, Edelstahl, beweglich (1976 versetzt, 1986 vor dem Abgeordnetenhochhaus);
Adolf Luther, Glaskinetik, 1975, Glas, Spiegel, Eingangshalle;
239
Bundesbaudirektion, Schmidt, Vermerk zum Gespräch mit den Künstlern am 15.3.1974, Künstlerische Ausgestal‐
tung des Baugebietes A, 10.4.1974, S. 1, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
240
Vgl. Bundesbaudirektion, Vermerk zu den noch zur Verfügung stehenden Mittel, 1 – B 1100/2 ‐ … / 73, in: Archiv
BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr
241
Vgl. ausführliche Beschreibung der Skulptur durch den Künstler, in: documenta 6, Kassel 1977, Bd.1., Malerei. Plas‐
tik. Performance, S. 214.
242
Vgl. Bundesbaudirektion, Hoffmann, Vermerk 1980, BBD II B – B 1123/1 – 20/81, 1980, in: Archiv BBR Bonn, Akte
GONO BMW und BMJ Heinemannstr.
243
Vgl. Protokoll der Preisgerichtssitzung vom 15.1.1981, Bundesbaudirektion, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW
und BMJ Heinemannstr.
83
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Adolf Luther, Sphärisches Objekt 244 / Lichtdecke, 1975/ 76, 948 Hohlspiegel, rund, mit Plexiglashaube, Durchmesser
51 cm, Gesamtmaß Raum 1700 x 1800 cm, Beleuchtung, Konferenzsaal / Natosaal; 245
Günther Ferdinand Ris, Lichtwald, 1975 / 76, Kunststoff, Beleuchtung, Höhe ca. 250 cm, Durchfahrt;
Erich Hauser, 13 / 75, 1975, 6 Bodenskulpturen, Edelstahl, Durchmesser 2 x 200 cm, 2 x 400 cm, 2 x 600 cm, über‐
dachter Vorfahrtsbereich;
Henry Moore, Large Two Forms, 1966–69, Bronze, 365 x 400 x 610 cm, Vorfahrtsbereich.
Parallel zu den Kreuzbauten realisiert die Bundesbauverwaltung ein anderes prestigeträchtiges
Neubauvorhaben. Dasselbe Architektenteam, die Planungsgruppe Stielmann, baut 1974‐76 auch
das Bundeskanzleramt in Bonn. Bereits seit 1972 führt die Bundesbaudirektion Gespräche mit
Fachleuten wie dem Kunsthistoriker Werner Haftmann, Direktor der Berliner Neuen Nationalgale‐
rie, über die mögliche Beteiligung von Künstlern an der Gestaltung: „ Haftmann sprach die Mög‐
lichkeit an, neben der Festschreibung der Funktionen und der Bereiche, auch einen Inhalt als Auf‐
gabe zu stellen. Entsprechend der Bauwettbewerbsprinzipien wird auf eine monumentale Gestal‐
tung bzw. Errichtung eines Monuments sowie eine Inhaltsdefinition verzichtet.“ 246
Nach eingehenden Beratungen wird für die Kunst am Kanzleramt 1974 der zweite offene Kunst‐
am‐Bau‐Wettbewerb der Bundesrepublik ausgeschrieben. „Erste Überlegungen haben gezeigt,
dass der Gedanke der Einbeziehung der bildenden Kunst umfassender gesehen werden müsste –
nicht im Sinne des etwas fragwürdigen Begriffes von ‚Kunst am Bau‘, sondern durch eine Gestal‐
tung des Raumes der Umwelt mit Hilfe verschiedenster Mittel, wobei daran gedacht werden könn‐
te, neben dem Bildhauer auch den Landschaftsgestalter, den Lichtgestalter usw. zu beteiligen.
Hierzu bedarf es einer Konzeption mit dem Ziel, neue Aspekte, neue visuelle Möglichkeiten zu
entwickeln.“ 247 Für das Wettbewerbsverfahren stehen rund 130.000 DM zur Verfügung, der Bau‐
kostenanteil für Kunst beträgt insgesamt 1.234.680 DM. 248 Zugelassen zu dem zweistufigen Wett‐
bewerb sind alle Künstler und Landschaftsgestalter, die in Deutschland leben. Neben einer Selbst‐
darstellung wird eine Konzeption für die „künstlerische Gestaltung im Bereich der Gebäude des
Bundeskanzleramtes in Bonn“ erwartet. 249 Auf die Ausschreibung gehen 177 Bewerbungen ein. 250
Das Preisgericht besteht aus 13 Personen, die aber nie alle gemeinsam anwesend sind: ein Vertre‐
ter des Bundeskanzleramts, drei Vertreter de Bundesbauministeriums bzw. der Bundesbaudirekti‐
on, fünf Architekten, davon zwei Vertretern der planenden Architektengruppe Stielmanns, sowie
Christian Farenholtz, Thomas Sieverts, Bert Seidel; ein Landschaftsarchitekt, Günter Grzimek; zwei
Kunsthistoriker, Werner Hofmann und Werner Haftmann, ein Künstler, Bernd Damke.
Im Verfahren zeigt sich, dass die Vorschläge nach den verschiedenen Aufgabenbereichen betrach‐
tet werden müssen, da es den Künstlern freigestellt ist, Einzelvorschläge, Teilkonzeptionen für den
244
Genaue Angaben siehe Adolf Luther ‐ Licht und Materie, Retrospektive 1958‐1977, Junior Galerie. ‐ Goslar 1982.
Vgl. Kunst. Landschaft. Architektur. Architekturbezogene Kunst in der Bundesrepublik, hg. von Häusser, Robert;
Honisch, Dieter, Institut f. Auslandsbeziehungen. ‐ Bad Neuenahr 1983.
246
Bundesbaudirektion, Bohnenkamp, Vermerk zur Sitzung am 3.5.1972, , 14.3.1972, S. 2, in: Archiv BBR, Bonn, Akte
Kanzleramt.
247
Bundesbaudirektion, Bohnenkamp, Vermerk zur Sitzung am 25.2.1972, 28.2.1972, in: Archiv BBR Bonn, Akte Kanz‐
leramt. Dieser Text findet sich mit wenigen grammatikalischen Änderungen auch in der Pressemitteilung der Bundes‐
baudirektion II B 4 vom 14.1. 1974. Die letzten beiden Sätze werden jedoch wie folgt geändert: „Der Entwurf für den
Neubau des Bundeskanzleramtes, zeigt ein geschlossenes System, für das Zutaten dekorativen Schmückens nicht
zwingend sind.“
248
Bundesbaudirektion, II B 4, Bobbert, Informationen an Architekten u. a., 11. 1.1974, in Archiv BBR, Bonn, Akte
Kanzleramt. Dagegen lauten die Zahlen intern 1976 100.000 DM für das Verfahren, 820.000 DM für die Kunst, Siehe
Bundesbaudirektion,Vermerk Kunst im Neubau, 5.2.1976, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt.
249
Ausschreibungsunterlagen Neubau Bundeskanzleramt – Bildende Kunst, 1974, in: Archiv BBR, Berlin.
250
Vgl. Protokoll über die Sitzung der Gutachterkommission „Kunstwettbewerb Neubau“ am 29.4.1974, Bundesbaudi‐
rektion, 4. 5. 1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt.
245
84
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Vorfahrtplatz, Innenräume usw. oder eine Gesamtkonzeption zu entwickeln. Von den 177 einrei‐
chenden Künstlern werden 20 Künstler, ‐paare und ‐gruppen aufgefordert, ihre Arbeiten für eine
2. Bewertungsstufe weiterzuentwickeln: Hans Dieter Bohnet / Hans Luz, Heinrich Brummack,
Bernhard Goepfert / Johannes Peter Hölzinger, Friedrich Gräsel, Hansjürgen Grümmer / E. Somer‐
lad / Jürgen Giers, Erich Hauser, Bernhard Heiliger, Karl‐Heinz‐Kliemann, Ferdinand Kriwet, Rolf
Lieberknecht, Adolf Luther, Hans‐Günther van Look / Heinrich Raderschall, Matschinsky‐
Denninghoff, Maier‐Aichen, Ansgar Nierhoff, Erich Reusch, Ris / Strassberger / Isterling / Boie, K.‐L.
Schmaltz, Michael Schwarze, Hein Sinken. Nach einem Kolloquium im Juli 1974 werden in der
zweiten Wettbewerbsstufe im November 1974 folgende Empfehlungen zur Beauftragung abgege‐
ben: für den Bundeskanzlerplatz und die Vorfahrt: Hans Luz, Bernhard Göpfert / Johannes Peter
Hölzinger. Außerdem hinzuzuziehen, für die Vorfahrt: Erich Hauser; für den Innenbereich Adolf
Luther; für den Innenhof: Heinz Brummack. für den Park: Günther Ferdinand Ris. 251
Adolf Luther, Glaskinetik, Eingangshalle; Adolf Luther, Lichtdecke, Konferenzsaal; Günther Ferdinand Ris, Lichtwald, Durchfahrt
Die Empfehlungen des Preisgerichts werden im Wesentlichen umgesetzt. Hans Luz und Hans Die‐
ter Bohnet werden beauftragt „mit der Gestaltung des Vorplatzes und der umgebenden Bereiche,
Bestandteil der Gestaltung sind die Grünstrukturen, die plastischen Reliefs, eine mobile Edelstahl‐
plastik (Kugel) sowie farbige Skulpturen zwischen Palais und Neubau.“ Das bedeutet, dass sie den
gesamten Außenraum für eigene Ideen beanspruchen. Adolf Luther realisiert keine Außenplastik,
sondern eine Raumplastik im Innern und eine Deckeninstallation für den Konferenzraum. 252 Auch
Günther Ferdinand Ris kann keine Außenskulptur realisieren, sondern schafft eine Lichtinstallation
in der Durchfahrt. Erich Hauser verwirklicht seine Bodenskulptur im Vorfahrtbereich. Nicht weiter
beauftragt werden Heinz Brummack und Bernhard Göpfert / Johannes Peter Hölzinger: 253 „Es
wurde ihnen nicht vorenthalten, dass die Wahl auf die Künstler Luz und Bohnet fiel […], die eine
weitere Beteiligung von Konzeptkünstlern nicht erforderlich machen. Ob es möglich sein wird, die
beiden Künstler G. und H. zu einem späteren Zeitpunkt zu beteiligen, könne im gegenwärtigen
Augenblick noch nicht gesagt werden.“ 254 Allerdings stellte die Bundesbaudirektion ihnen einen
anderen Auftrag in Bonn in Aussicht: „Wegen ihrer besonderen Qualifikation hinsichtlich ihrer Vor‐
stellung zur Gestaltung der Umwelt habe ich sie für die Ausarbeitung eines Konzeptes für das
BMVg Hardtberg in Aussicht genommen und sie dies auch unverbindlich wissen lassen.“ 255
251
Vgl. Ergebnisniederschrift der Sitzung der Gutachterkommission am 7.11.1974, Bundesbaudirektion 8.11.1974, in:
Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt.
252
Vgl. Bundesbaudirektion, Vermerk Arbeitsgruppe Neubau Bundeskanzleramt zur Besprechung mit Chef BK im Pla‐
nungspavillon am 27.12.1974, 27.12.1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt.
253
Bundesbaudirektion, Winde, Vermerk zur Weiterbearbeitung, 28.5.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Bundeskanz‐
leramt.
254
Bundesbaudirektion, Leuschner, Vermerk, 24.1.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Bundeskanzleramt.
255
Ebd.
85
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Trotz des Anspruchs, Gesamtkonzeptionen von Landschaftsplanern,
Architekten und Künstlern entwickeln zu lassen, werden bei dem
Wettbewerb eine ganze Reihe von additiven Einzelpositionen aus‐
gewählt, die sich im wichtigsten repräsentativen Bereich – im Au‐
ßenraum, auch noch überlagern. Einem Team wird gestattet, statt
die anderen zu integrieren, den Raum mit eigenen Arbeiten gestal‐
ten, so dass sogar andere favorisierte Positionen ganz wegfallen.
Erich Hauser, 13/ 75, Vorfahrtsbereich
Auch wenn dieser Wettbewerb erfolgreicher ist, als der kleinere,
parallel stattfindende für die Kreuzbauten, da einige, auch innerhalb des architektonischen Kon‐
textes überzeugende Arbeiten realisiert werden, bleibt die Kunst im Außenbereich unbefriedigend
repräsentiert.
Der Hausherr Helmut Schmidt greift diesen Makel noch einmal auf und lässt die Skulptur „Integra‐
tion“ von Bohnet entfernen. Der „Spiegel“ zitiert den Bundeskanzler mit seiner Kritik: „Nur einmal
hatte der Kanzler vorher in die im übrigen reichlich belanglose Kunst am Bau eingegriffen: Eine
rotierende Kugelplastik, die im betonierten Vorgarten aufgestellt werden sollte, verbannte er kur‐
zerhand in den Park. Das Werk des Bildhauers Hans Dieter Bohnet erinnerte ihn zu sehr an eine
Weltkugel – ‚und wir sind schließlich nicht der Nabel der Welt‘." 256 Die ihm bei der Ausstattung der
Räume behilflichen Museumsdirektoren Hugo Borger, Gerhard Bott und der Planer Gerhart Laage
schlagen dem Bundeskanzler Künstler wie Josef Albers und Max Bill zur weiteren Ausgestaltung
der Räume vor. Sie präferieren Künstlern, die sie auch dem Wettbewerb hätten entnehmen kön‐
nen: „Wir schlagen für den Vorplatz eine Plastik von Henry Moore vor. Ihr wird die dort notwendi‐
ge Eigenständigkeit von uns zugewiesen. Sollte eine solche nicht zu erlangen sein, könnte eine
Wasserplastik einen gewissen Ersatz bieten. Hierfür kämen die deutschen Künstler Hölzinger –
Goepfert in Frage.“ 257
Helmut Schmidt mit Henry Moore vorm Kanzleramt; Henry Moore, Large Two Forms, Grünfläche.
Nach einer schriftlichen Anfrage trifft der Kanzler den internationalen Bildhauerstar 1977 und zeigt
Henry Moore persönlich den Standort einer möglichen Arbeit. Nach einem Besuch im Atelier wird
eine bereits 1966 in einer kleineren Version präsentierte Skulptur angekauft. „Large Two Forms“
wird am 28. August 1979 auf dem Vorplatz des Bundeskanzleramts aufgestellt.
Die Skulptur wird zu einem der wichtigsten Erkennungszeichen der Bundesrepublik. Die Kunsthis‐
torikerin Silke Wenk widmet ihr als „Allegorie des modernen Sozialstaates“ 1997 eine eigene
Buchpublikation. 258 Doch mit der Skulptur wird die Kunst nicht nur im metaphorischen Sinne zum
256
Kanzleramt. Bammel vor dem Umzug, in: Der Spiegel, 10/1976, 1.3.1976.
Borger, Hugo; Bott, Gerhard; Laage, Gerhart, Schreiben an Helmut Schmidt nach Gespräch am 27.11.1975, in: Ar‐
chiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt.
258
Wenk, Silke, Henry Moore. Large Two Forms. Eine Allegorie des modernen Sozialstaates. ‐ Frankfurt M. 1997.
257
86
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Politikum. Sie bringt es auch zur ersten parlamentarischen Anfrage zur einem Einzelkunstwerk in
der Bundesrepublik. Leider geht es dabei weniger um Ästhetik oder Inhalt der Kunst als vielmehr
um ihren Kaufpreis. 259 Auch nach dem Regierungsumzug nach Berlin bleibt die Skulptur in Bonn. 260
1975/76 B UNDESMINISTERIUM FÜR E RNÄHRUNG , L ANDWIRTSCHAFT UND F ORSTEN
Architektur: Bundesbaudirektion Bonn
Kunst: Otto Herbert Hajek, Platzartikulation mit Platzmal, Brunnen, 2500 qm, Platzzeichen, Stahl 535 x 480 x 220
261
cm;
Otto Herbert Hajek, Innengestaltung 1.u. 2. OG.
Otto Herbert Hajek, Platzartikulation
Eine von vielen großen Auftragswerken von Otto
Herbert Hajek für die Bundesbaudirektion oder die
Postbaudirektion ist die Gesamtgestaltung des
neuen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten 1974/75 in Bonn. Hajek, der von 1972
bis 1979 auch Vorsitzender des Deutschen Künst‐
lerbundes ist, gehört schon seit den 50er Jahren zu
den wichtigen Künstlern von architekturbezogener
Plastik. In den 70ern wird er zu einem der wichtigs‐
ten Repräsentanten der umweltgestaltenden Kunst. Für Hochschulen (Saarbrücken, Freiburg),
Städte (Mülheim, Stuttgart, Schwelm, Adelaide / Australien), Privatunternehmen und öffentliche
259
Der ist mit 120.000 Pfund zuzüglich 50.000 DM Einfuhrsteuern verhältnismäßig günstige Kaufpreis wird am
12.2.1981 im Haushaltsausschuss als Antrag auf Ankauf eingebracht und gegen die Stimmen der Opposition ange‐
nommen. Er steht auch im Mittelpunkt der BT‐Anfrage 37 der CDU/ CSU‐Abgeordneten Roitzsch, in: Fragen für die
Fragestunden der Sitzungen des Deutschen Bundestages, 13.3.1981, S. 6., Deutscher Bundestag. 9. Wahlperiode, BT‐
Drs 9/226; und Antwort des Staatssekretärs Lahnstein, in: Deutscher Bundestag, 9. Wahlperiode, 27. Sitzung,
20.3.1981, S. 1308‐1309, online unter http://dip.bundestag.de/l
260
Zum Verbleib der Skulptur in Bonn, siehe BT‐Antwort der Regierung, Chef des Bundeskanzleramtes, Bundesminis‐
ters Bodo Hombach vom 16. Dezember 1998, in: Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 1. Februar 1999 einge‐
gangenen Antworten der Bundesregierung, Deutscher Bundestag, BT‐Drs 14/360, 14. Wahlperiode, 05. 02. 99, S. 2,
online unter http://dip.bundestag.de/l
261
Vgl. O.H. Hajek. Die Durchdringung des Lebens mit Kunst, Archiv f. Bildende Kunst im German, Nationalmuseum
Nürnberg, Stuttgart 1987.
87
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Bauten im In‐ und Ausland (WDR Köln, Deutsche Botschaft in Togo) schafft Hajek „Farbwege“ und
Plätze.
Den Vorplatz des Bundeslandwirtschaftsministeriums, den Eingangsbereich und das Innere des
Gebäudes im Treppenhaus und den Fluren des ersten und zweiten Obergeschosses gestaltet Hajek
in Bonn. Er überzieht Böden und Wände im Inneren mit bunten Farben in breiten Streifen und
geometrischen Mustern und ergänzt sie auf dem Vorplatz mit Metallstelen und farbigen Objekten.
Damit schafft er ein Ensemble, das mit seinem alles einvernehmenden Gestaltungsanspruch und
der popig‐fröhlichen Farbigkeit ein Sinnbild der Kunst der siebziger Jahre sein könnte.
Otto Herbert Hajek, Innengestaltung
1976 B UNDESWEHRHOCHSCHULE M ÜNCHEN , N EUBIBERG
Architektur: Heinle, Wischer & Partner, Finanzbauamt München II
Kunst: Heinz Mack, Skulptur für den Himmel, 1976, Stele, Edelstahl und Plexiglas, 3250 cm hoch, Lehrgebäude 35,
Außenbereich;
Günter Fruhtrunk, Relief Große Wand, 1976, Emailfarbe auf Metall, Mensa.
Mit den beiden Bundeswehrhochschulen in München‐Neubiberg und Hamburg entstehen 1973
nicht nur wichtige deutsche Hochschuleinrichtungen, sondern auch große Neubaukomplexe des
Bundesministeriums der Verteidigung. Die beiden Hochschulen werden mit einigen monumenta‐
len Werken der Kunst am Bau ausgestattet. In München werden 1976 zwei beschränkte Kunst‐
wettbewerbe für den Eingangsbereich des Lehrgebäudes 35 und die Universitätsmensa ausge‐
schrieben. Im Außenraum wird eine die 23,5 Meter hohe Edelstahlstele von Heinz Mack aufgestellt
und in der Mensa eine konstruktive Wandmalerei von Günter Frühtrunk realisiert. Darüber hinaus
werden beide Hochschulen mit einer Auswahl zeitgenössischer Graphiken ausgestattet. Ange‐
schafft aus den Mitteln der Kunst am Bau entsteht eine von renommierten Kunsthistorikern wie z.
B. Stephan Schmidt‐Wulffen betreute Graphiksammlung. Neben den beiden Bundeswehrhoch‐
schulen werden in der Folge die Standortverwaltung Unna und die Bundeswehrkrankenhäuser in
Ulm und Koblenz zu den Standorten dieser Kunstsammlung. 262
262
Vgl. Bd 1‐4 der Kunst am Bau: Dokumentation, hg. v. Bundesministerium der Verteidigung, Bonn 1977‐1999;
Einsichten: moderne Graphik. Sammlung d. Bundeswehr, hg. v. Bundesministerium der Verteidigung, Bonn 1986.
88
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Günter Fruhtrunk, Relief Große Wand, 1976, Mensa.
1978 D EUTSCHLANDFUNK / D EUTSCHE W ELLE K ÖLN
Architektur: Planungsgruppe Stieldorf, Weber & Partner DF
Kunst: Norbert Kricke, Skulptur, 1981, Edelstahl matt geschliffen, ca. 1400 x 2700 x 1700 cm, Außenbereich (Entwurf
Wasserwände für Platz);
Erich Reusch, Elektrostatische Wand;
Eduardo Luigi Paolozzi, Glasmosaik, Eingangshalle.
Norbert Kricke, Skulptur
Für die Kunst am Gebäude der Deutschen Welle und des
Deutschlandfunks in Köln wird 1977 ein beschränkter Wett‐
bewerb mit 10 Teilnehmenden durchgeführt. Eingeladen
werden Künstler, die der Baudirektion aus den Bonner Mi‐
nisteriumswettbewerben gut bekannt sind: Burkhart Byerle,
Herrmann Goepfert / Johannes Peter Hölzinger, Hansjürgen
Grümmer, Erich Hauser, Norbert Kricke, Heinz Mack, Erich
Reusch, Günter Ferdinand Ris, Hein Sinken, Hans‐Günther
van Look. Realisiert wird eine ungewöhnliche, sehr markante
Metallskulptur von Norbert Kricke. Die Deutsche Welle zieht
1999 nach Bonn um.
5.4. KUNST AM BAU IN DEN 80ER JAHREN
Die achtziger Jahre sind bestimmt von weiteren großen Ministeriumsneubauten des Bundes in
Bonn, von vielen Bauten des Verteidigungsministeriums mit der Bundesbaudirektion und den
Oberfinanzbaudirektionen der Länder sowie Bauten der Bundespost, die durch eigene Postbaudi‐
rektionen viele neue Verwaltungsbauten errichtet. Auch die Bundesanstalten und Bundesämter
erhalten Neubauten. Baulich wie künstlerisch erscheinen die großen Bürokomplexe immer einheit‐
licher. Die Verwaltungsbauten des Bundes unterscheiden sich nicht von Banken oder anderen pri‐
vaten Unternehmen. So wie sich bundesweit einige Architektenbüros als viel beschäftigte Exper‐
ten für den Bundesbau etablieren, so werden auch einige Künstler immer wieder zu den be‐
schränkten Kunstwettbewerben geladen. Das Spektrum der Kunst reicht inzwischen von den gro‐
ßen geometrischen Metallskulpturen im Außenraum, die als Bodenarbeiten häufig auch in die
Landschafts‐ und Platzgestaltung eingreifen, über figurative Skulpturengruppen bis zu diversen
89
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Wandgestaltungen. Oft werden dabei auch die typischen Materialien des zeitgenössischen Designs
wie Spiegel und Neonlicht dekorativ eingesetzt.
1974‐79 B UNDESWEHRKRANKENHAUS U LM
Architektur: Heinle, Wischer & Partner; Staatliches Hochbauamt II, Ulm
Kunst: Max Schmitz, Dimension Mensch, 1977/1982, Skulptur. Cortenstahl, 160 x 160 x 70 cm, Außenbereich;
Georg Karl Pfahler, o. T., 1979‐82, Bodenmodellierung, 5 Objekte, je 250 x 800‐2000 cm, Beton, Acryl, Außenbereich;
Alfonso Hüppi, Rauminstallation, Styropor, Papier, Leim, Acryl, 3‐teilig: Adam und Eva‐Brunnen: 360 x 180 cm; Ei:
150 cm hoch; Fassadenstürzer: 170 x 60 cm, Halle, OG;
Alfonso Hüppi, Biblia pauperum, 1979, Wandinstallation, Papier, Glas, Acryl, 380 x 1600 cm, 380 x 340 cm; Halle, UG.
Für den Neubau des Bundeswehrklinikums Ulm stellt der Bundesminister der Verteidigung 1,5
Mio. DM für Kunst am Bau zur Verfügung. Die Kunstkommission der Oberfinanzdirektion unter
Vorsitz des Künstlers Max Bill entwickelt auf Vorschlag der planenden Architekten ein Kunstkon‐
zept für drei Bereiche mit unterschiedlicher Öffentlichkeit: die öffentlichen Außenanlagen, die
halböffentlichen Hallen und Warteräume, die privaten Krankenzimmer und Personalräume. Das
Land Baden‐Württemberg führt 1979 zwei beschränkte Kunstwettbewerbe für den Außenraum
und die Hallen durch. 263 Es werden zehn Entwürfe für den Außenbereich und sieben Entwürfe für
den Innenraum eingereicht. 264 Georg Karl Pfahler wird mit der Gestaltung einer „künstlerischen
Minilandschaft“ beauftragt. Er formt grasbewachsene Hügel und Mulden, fügt Wege und blaue
Betonplattformen ein. Weitere gärtnerische Anlagen können aus Kostengründen nicht realisiert
werden. In der zweigeschossigen Halle installiert Alfonso Hüppi zwei mehrteilige Werke installiert.
Es sind eine zweidimensionale Wandgestaltung und drei figurative Skulpturengruppen aus Papp‐
maché.
Georg Karl Pfahler, Bodenmodellierung, 1982; Alfonso Hüppi, Fassadenstürzer / Ei / Adam und Eva, 1981.
Für den nichtöffentlichen Bereich werden vor allem Graphiken angekauft. Die Architekten wählen
die mobilen Gemälde und Graphiken für die Krankenzimmer und Wartebereiche mit aus. Dabei
bevorzugen sie konkrete Kunst, informelle und monochrome Malerei. Damit gehört das Bundes‐
wehrkrankenhaus Ulm zu einem von fünf Standorten der seit den siebziger Jahren von der Bun‐
deswehr aufgebauten Graphiksammlung. Die Architekten veranstalten 1983 auch ein Symposion
263
Vgl. Kunst am Bau: Dokumentation, hg. v. Bundesministerium der Verteidigung, Bd. 3., Teil 1. Graphik ‐ Bundes‐
wehrkrankenhaus Ulm. ‐ Bonn 1977.
264
Vgl. Kunst an Staatlichen Bauten in Baden‐Württemberg 1980‐1995, hg. v. Finanzministerium Baden‐Württemberg.
‐ Stuttgart / Ostfildern 1995, S. 235‐237.
90
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
„Kunst im Krankenhaus“, um die besonderen Ansprüche an die Kunst in diesem sensiblen Bereich
zu diskutieren. 265
1981 H EINRICH ‐ DER ‐L ÖWE ‐K ASERNE , B RAUNSCHWEIG
Architektur: Staatshochbauamt Braunschweig II
Kunst: Eberhard Linke, Gespräch zwischen den Blöcken, 1981, 4‐teilig, Bronze, Klinkermauerwerk, Außenbereich.
Die Heinrich‐der‐Löwe‐Kaserne wird vom niedersächsischen Staatshochbauamt Braunschweig für
den Bund errichtet. Für den Außenbereich erhält Eberhard Linke den Auftrag, eine größere Skulp‐
turengruppe zu gestalten. Er verbindet den aktuellen Trend zur großflächigen Landschaftsgestal‐
tung mit realistischer Bronzeplastik. Zwischen Bodenmodellierungen und Backsteinmauern ent‐
steht ein Wasserbecken, um das realistisch gestaltete Bronzefiguren positioniert sind, die mitein‐
ander zu kommunizieren scheinen. Die Mimik und Gesten der männlichen Figuren illustrieren den
Titel der Arbeit „Gespräch zwischen den Blöcken.“
1984‐1991 P HYSIKALISCH ‐T ECHNISCHE B UNDESANSTALT , B RAUNSCHWEIG
Bundesallee 100
Architektur: Staatshochbauamt Braunschweig II
Kunst: HAWOLI. Skulptur I und II, 1984, Granitfindlinge, Bimetalfeder, Stahlkeile, Max Planck‐Gebäude Wärmetechnik,
Außenbereich;
Andreas Wegner, Gäa, 1987, Skulptur, Bronze, Vieweg‐Bau, Eingangsbereich außen;
Heinz‐Günter Prager, Fließender Raum, 1989‐90, Skulptur, Kupfer, Heisenberg‐Gebäude, Außenbereich;
Ansgar Nierhoff, Kreisfläche mit (6) Kugeln und Stele, 1991, Eisen, Abteilung Sicherheitstechnik, Außenbereich;
Heinz Breloh, Lebensgröße PTB, 1991‐92, Bronze, Edelstahl, Glas, Reinraumzentrum, Außenbereich;
Petrus Wandrey, Balance of Power, 1992, Wandinstallation, Stahl, Messing, Acrylglas, Holz, Leiterplatten, Reinraum‐
zentrum, Rotunde;
Andrea Ostermeyer, Aggregat, 1992‐95, Eisenplatten, Bleirollen, 270 x 200 x 13 cm, Reinraumzentrum, Außenbereich.
Die seit den 50er Jahren ständig erweiterte Physikalisch‐Technische Bundesanstalt in Braun‐
schweig wird nach der Platzierung einer größeren Anzahl von Werken in den 60er und 70er Jahren
seit 1984 erneut mit Skulpturen im Außenraum ausgestattet. 266 Für Kunst auf den Grünflächen
265
Kunst im Krankenhaus. Symposion im Bundeswehrkrankenhaus Ulm, 27.‐28.10.1983, hg. v. Heinle, Wischer und
Partner. ‐ Stuttgart 1984.
266
Vgl. Kunst ‐ genau genommen. Kunst der Physikalisch‐Technischen Bundesanstalt Braunschweig 1959‐ 2003, hg. v.
Physikalisch‐Technische Bundesanstalt Braunschweig. ‐ Braunschweig 2003; BauArt. Künstlerische Gestaltung staatli‐
cher Bauten in Niedersachsen, hg. v. Keimer, Ingo; Romain, Lothar; Zerull, Ludwig. ‐ Hannover 1999, S. 166‐175.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
rund um die Neubauten des Max‐Planck‐Baus für Wärmetechnik, des Vieweg‐Baus und des Hei‐
senberg‐Gebäudes, für das neue Reinraumzentrum sowie für die Abteilung Sicherheitstechnik
werden vor allem Stahlbildhauer beauftragt. Ansgar Nierhoff, Heinz Prager, HAWOLI, Heinz Breh‐
low, Andreas Wegner und Andrea Ostermeyer als Bildhauer der nächsten Generation, platzieren
hier ihre Metallarbeiten.
Hawoli, Skulptur I und II, 1984; Heinz‐Günter Prager, Fließender Raum, 1990; Andrea Ostermeyer, Aggregat, 1995
Während Hawoli, Nierhoff, Prager und Ostermeyer geometrisch strenge Werke schaffen, die durch
die Spannung von Formen und Materialien zueinander wirken, gestalten Wegner und Breloh figu‐
rative Bronzeskulpturen, die mythologisch oder metaphorisch auf die Situation von Mensch und
Technik eingehen. Die Mischung der Arbeiten ist typisch für die Kunst vor vielen Behörden und
Bundeseinrichtungen in den achtziger Jahren.
Andreas Wegner, Gäa, 1987; Heinz Breloh, Lebensgröße PTB, 1991.
1979‐1987‐(1995) B UNDESMINISTERIUM DER V ERTEIDIGUNG , B ONN
Hardthöhe, Fontainengraben 150
Architektur: Groth und Lehmann‐Walter
Gartenarchitektur: Büro Bödeker, Wagenfeld und Partner
Sonderbauten: Kasino‐Süd: Johannes Peter Hölzinger / Helmut Hergarten
Ministerflügel: Johannes Peter Hölzinger / Architekturbüro Mronz mit Rotation, 12 Elipsen, Metall, unter der Glasde‐
cke hängend
Kunst: Johannes Peter Hölzinger, Leitsystem, Kunstkonzept, Freiraumgestaltung, 1986‐89;
visuelles Leitsystem (Motive: Winkel, Welle, Spirale) Farben z. B. für Fassadenlamellen, 1. Hofrelief aufgesetzt / 2.
Hofrelief aufgesetzt, abgesenkt; 8 Torpavillons, Kern 650 Winkelvariante gelb / grün, Kern 640 Winkel grün, Kern 630
Welle / Winkel blau / grün, Kern 620 Welle blau, Kern 550, Spiralvariante violett, Kern 540 Spirale rot, Kern 530 Halb‐
schale / Spirale gelb / rot, Kern 520, Halbschale gelb; Bodeninstallation; Halle; Deckenrelief; Flurrelief; Kunstkonzept
„Partiturplan“ für den Kunst;
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Ansgar Nierhoff, Drei Orte: Der Platz – das Spiel des Möglichen, 4 Kugeln; Der Ort der vier Säulen; Die Wand, 9 Kugeln
2 Wände; Vorplatz;
Andreas Sobeck / Formalhaut (Ottmar Hörl, Gabriela Seifert, Götz G. Stöckmann), Tribüne, Aluminiumriffelblech, Ac‐
rylglas, bemalt, Außenraum;
Norbert Müller‐Everling, Spiralobjekt, Steg zur Kantine;
Eberhard Fiebig, eingefaltete Säule, im Wasser;
Leonardo Mosso, Lichtwolke, Neonlichtinstallation, 20 Elementen, je 2000 cm lang, Kantine.
Ein besonderes Herangehen an integrierte Kunstplanung praktiziert das Bundesverteidigungsmi‐
nisterium und die Bundesbaudirektion am bereits 1979 errichteten Gebäudekomplex des Ministe‐
riums für Verteidigung auf der Hardthöhe in Bonn. Schon 1975, nach dem Architekturwettbewerb
1974, plant der Präsident der Bundesbaudirektion Wolfgang Leuschner die Einbeziehung Hölzin‐
gers bzw. seiner damaligen Planungsgruppe in dieses Bauvorhaben. 267 Nach Erfolg in einem Gut‐
achterwettbewerb erstellt der Architekt und Künstler Johannes Peter Hölzinger ein umfassendes
künstlerisches Konzept für die Innen‐ und Außenanlagen. 1986, nach einem weiteren gewonnenen
Wettbewerb, plant er auch die Sonderbauten des 3. Bauabschnitts, Kasino, Konferenzzentrum und
den Ministerbau. Im Zentrum seines Konzepts steht ein visuelles Leitsystem, das die Farben und
Formen in den Gebäudeteilen bestimmt und sich auch auf dem Boden der Höfe als Relief und in
den Torpavillons fortsetzt.
Johannes Peter Hölzinger: Leitsystem, Deckenrelief, 1. Hofrelief; 2. Hofrelief;Torpavillon Kern 540 Spirale rot.
Für Kunst am Bau auf dem Gelände des Bundesministeriums der Verteidigung stehen 1987 insge‐
samt drei Millionen DM zur Verfügung. Ende 1987 wird auf Grundlage von Hölzingers Konzept ein
beschränkter Kunstwettbewerb für die integrierte Kunst an acht Standorten ausgeschrieben, zu
dem 39 Künstler und drei Künstlerinnen eingeladen werden: für den Vorplatz Rolf Glasmeier,
Eberhard Fiebig, Heinz Mack, Christian Megert, Günther Ferdinand Ris, Gerlinde Beck. Für den
Fußweg: Alf Lechner, Karl Georg Pfahler, Erwin Reusch, Karl Ludwig Schmaltz, Martin Conrath,
Ansgar Nierhoff. Für eine große Außenwand: Hartmut Böhm, Klaus Staudt, Günther Uecker, Hans
Peter Reuter – letzterer sagt ab. Für die Tribüne des Paradeplatzes: Ottmar Hörl, Ursula Sax, And‐
reas Sobeck, Erwin Heerich, Norbert Müller. Für den Steg zum Kasino: Peter Bömmels, Rolf Glas‐
meier, Erwin Heerich, Ottmar Hörl, Manfred Mayerle, Norbert Müller. Für ein Objekt im See:
Eberhard Fiebig, Heinz Mack, Christian Megert, Gerlinde Beck, Olaf Metzel, Brigitte Matschinsky‐
Denninghoff und nach Absagen der beiden letzteren: Ladis Schwartz, Otto Dressler. Für die Außen‐
flächen: Jan Meyer‐Rogge, Jens Trimpin, Johannes Bierling, Gerhard Hock, Hubert Kiecol, Heiner
Kuhlmann, Heinz‐Günter Prager, Herman Schwahn, Haus‐Rucker und Co, Ladis Schwartz. Für den
Hügel am Führungszentrum: Andreas Sobeck, Victor Bonato, Hans Jürgen Grümmer, HAWOLI, Alf
Schuler und nach Absage von letzterem, Klaus Simon, Peter Jacobi. Vier Künstler nehmen nicht
teil. Zehn Künstler werden zu mehreren Standorten eingeladen. Für die Entwürfe werden jeweils
5000 DM Honorar gezahlt. Das Preisgericht besteht aus 11 Juroren: vier Vertretern des Bundesver‐
267
Vgl. Bundesbaudirektion, Wolfgang Leuschner, Vermerk, 24.1.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Bundeskanzleramt.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
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teidigungsministeriums; je ein Vertreter des Bundesbauministeriums und der Bundesbaudirektion;
zwei Kunstsachverständigen, Hugo Borger, Köln, und Katharina Schmidt, Bonn, sowie drei Künst‐
lern: Dierk Engelken, Otto Herbert Hajek, Siegfried Neuenhausen. 268
Ansgar Nierhoff, Drei Orte: Der Platz – das Spiel des Möglichen, Der Ort der vier Säulen, Die Wand.
Realisiert werden neben den Anlagen von Johannes Peter Hölzinger Arbeiten auf dem Vorplatz
und den Fußwegen von Ansgar Nierhoff, eine Tribüne von Ottmar Hörl bzw. der Gruppe Formal‐
haut und Andreas Sobeck sowie ein Objekt im See von Eberhard Fiebig. Nach der Wiedervereini‐
gung Deutschlands wird 1990 beschlossen, Führungs‐ u. Konferenzzentrum in Bonn nicht mehr zu
bauen. Das Kasino‐Süd entsteht später von 1995 bis 1997.
Andreas Sobeck / Formalhaut: Tribüne; Norbert Müller‐Everling: Spiralobjekt, Leonardo Mosso, Lichtwolke;
Auf dem Steg zur Kantine installiert Norbert Müller‐Everling eine betretbare Spirale und im Inne‐
ren Leonardo Mosso eine 20‐teilige Lichtinstallation. Hölzinger dazu später: „Die Strukturierung
des Kunstwettbewerbs mit einer das gesamte Gelände der Neubauten überziehenden ‚Partitur‘
grafischer Zeichen für thematische Vorgaben und räumliche Positionen eröffnete die Chance,
Kunst und Landschaft, Kunst und Architektur aufeinander zuzudenken. Die Objekte der Kunst und
ihre Standorte in den Außenbereichen übernehmen Funktionen der Vermittlung zur umgebenden
Natur, der Hinführung zur Gebäudeanlage und der Orientierung: Die Baumkonstruktionen der Tri‐
büne von Sobeck, Hörl / Formalhaut setzen Motive der natürlichen Baumreihen fort, die drei Orte
von Ansgar Nierhoff akzentuieren die Wegeführung von der Südwache zur Gebäudeanlage und die
eingefaltete Säule von Eberhard Fiebig im See vor dem Kasino ist ein fernwirksames Umleitobjekt
aus der Fußgängerachse von der Nordwache zur Sicht‐ und Gebäudeachse des Kasinos.“ 269
268
Vgl. Kunstwettbewerb Bundesministerium der Verteidigung, Wettbewerbsverfahren und Aufgaben mit Anmerkun‐
gen, in: Archiv BBR, Bonn.
269
Synthèse des Arts: die Verbindung von Kunst und Architektur bei den Regierungsbauten auf der Hardthöhe in
Bonn, hg. v. Hölzinger, Johannes Peter, Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn / Berlin. ‐ Stuttgart 1998, S.
10.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
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Hölzinger, Kantine innen, Leonardo Mosso, Lichtwolke; Hölzinger, Kantine; Eberhard Fiebig: Eingefaltete Säule.
1987 F ERNMELDEÄMTER 2 UND 3, S TUTTGART
Architektur: Hans Kammerer, Walter Belz, Klaus Kucher u. Partner (Entwurf), Joachim Heinzmann, Oberpostdirektion
Stuttgart
Kunst: Waldemar Otto, Skulpturen, Vorplatz, Straßenseite;
Florian Lechner, Skulpturen, Vorplatz;
Jürgen Goertz, Teleparty, Platzgestaltung;
Angelo Marrachini, Lichtinstallation, Foyer.
Waldemar Otto, Skulpturen; Jürgen Goertz, Teleparty, Platzgestaltung; Angelo Marrachini, Lichtinstallation, Foyer.
Zwei der vielen Postneubauten der achtziger Jahre sind die Fernmeldeämter 2 und 3 in Stuttgart,
die mit ungewöhnlich vielen Kunstwerken und dabei auch stilistisch sehr unterschiedlichen Arbei‐
ten ausgestattet sind. Um die Fernmeldeämter werden geometrisch‐konstruktive Stahlskulpturen
von Florian Lechner sowie figurativ‐realistische Bronzefiguren von Waldemar Otto aufgestellt. Im
Inneren des mit Spiegeln ausgekleideten Foyers installiert Angelo Marrachini grell leuchtende
Lichtskulpturen im Stil des aktuellen Memphis Designs. 270
270
Vgl. Möhrle, Johannes: Postbauten, hg. v. Bundesministerium f. d. Post‐ und Fernmeldewesen. ‐ Stuttgart, Zürich
1989.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
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1987 B UNDESMINISTERIUM FÜR P OST U . F ERNMELDEWESEN , B ONN
heute Bundesumweltministerium, Heinrich von Stephan Str.1, Robert‐Schumann‐Platz
Architektur: Heinle, Wischer und Partner, Hochbauabteilung des Bundesministeriums für Post und Fernmeldewesen
Oberpostdirektion Köln
Kunst: Leo Kornbrust, Skulptur, 2 Granitkugeln, Vorplatz;
Alf Lechner, o. T. (Sprengring), Bodenskulptur, Stahlring, Vorplatz;
Heinz Mack, Großes Wasserrelief, 1987, 700 x 700 cm, Wasserwand und zwei Natursteine, Eingangsbereich;
Ferdinand Kriwet, Lesewald, 10sprachig, Ministerbereich;
Horst Rave, Wandgestaltung, Farbgestaltung rot, 3. Obergeschoss;
Peter Tutzauer, Briefe, Wandgestaltung Regenbogen, Spiegel, Granit, Aluminium, Farbe, 2. Obergeschoss;
Ansgar Nierhof, Stelen, Metall, Innenhof;
Martin Mayer, Filia Rheni, Bronze, Gartenbereich vor dem Kasino.
Der Bonner Robert‐Schumann‐Platz verbindet zwei große Neubaukomplexe von Bundesministe‐
rien der 80er Jahre miteinander. Deshalb wird 1983 zunächst ein beschränkter Kunstwettbewerb
für die Platzgestaltung gemeinsam von Postministerium und dem Ministerium für Verkehr, Bau
und Stadtplanung ausgeschrieben. Alf Lechner und Leo Kornbrust entwickeln gemeinsam eine
Konzeption für den Platz. Mit ihren typischen geometrischen Stahl‐ und Steinfigurationen akzentu‐
ieren die Künstler die große Fläche.
Alf Lechner, Bodenskulptur, Vorplatz; Leo Kornbrust, Granitkugeln, Vorplatz.
Erst 1986 führt die Hochbauabteilung des Bundesministeriums für Post und Fernmeldewesen für
den Neubau des Bundespostministeriums einen beschränkten Wettbewerb für Kunst im Eingangs‐
bereich, im Ministerstockwerk und im 3. und 4. Obergeschoss durch. Von 85 Entwürfen, die 50
Maler und Bildhauer einreichen, werden acht Werke realisiert. 271
Im Eingangsbereich schafft Heinz Mack ein großes glänzendes Wasserrelief. Ferdinand Kriwet wird
aufgefordert, seine Installation „Lesewald“ im Ministergeschoss zu realisieren. Ein weiterer Ent‐
wurf für die Ministeretage wird durch Ansgar Nierhoff im Innenhof umgesetzt.
271
Vgl. Möhrle, ebd.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
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Heinz Mack, Großes Wasserrelief, 1986/87, Halle; Ferdinand Kriwet, Lesewald, Ministerbereich; Ansgar Nierhof, Stelen, Hof.
Anfang 1987 sollen für den 3. und 4. Stock nochmals Künstler aufgefordert werden, Entwürfe ein‐
zureichen. 272 Im selben Jahr werden die Bonner Künstler Horst Rave und Peter Tutzauer mit
Wandgestaltungen beauftragt. Für Platzgestaltung und Relief stehen 4 Mio. DM zur Verfügung. 273
Peter Tutzauer, Wandgestaltung, 3. OG; Horst Rave, Wandgestaltung, 2. OG.
5.5. KUNST AM BAU IN DEN 90ER JAHREN
Nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Entscheidung für Berlin als alter und neuer
Bundeshauptstadt kommen wichtige und repräsentative Bauaufgaben auf den Bund zu. In Berlin
baut neben der Bundesbaudirektion, welche in den 90er Jahren in das Bundesamt für Bauwesen
und Raumordnung umbenannt wird, auch eine private Gesellschaft. Die Bundesbaugesellschaft
mbH wird für den Bau der Regierungsgebäude am Spreebogen und das Kanzleramt gegründet.
Die Zuständigkeiten für die Kunst am Bau werden in diesem Zusammenhang gravierend verändert.
Neben den Gremien der Bundesbaudirektion oder die für den Bund bauenden Länder als Preisge‐
richte einsetzen, werden nun zusätzlich vielfältige neue Gremien geschaffen. Bundestag, Bundes‐
rat, 274 Bundespräsident 275 und Bundeskanzler 276 berufen eigene Beratungsgremien, die zum Teil
politisch, aber auch als reine Sachverständigenbeiräte mit Fachleuten besetzt sind. 277
272
Vgl. Ihlefeld, Heli: Kunst für das neue Postministerium, in: Kunstreport, hg. v. Deutscher Künstlerbund e.V., Berlin,
Nr.1, 1987, S. 13 ‐14.
273
Vgl. Möhrle 1989.
274
Der Beirat des Bundesrates besteht aus den Kunstvermittlern Carl Haenlein, Kestnergesellschaft Hannover; Hein‐
rich Klotz, ZKM Karlsruhe; Barbara Straka, Haus am Waldsee Berlin, und Kari Tapio Uusiheimala, Kunsthochschule Burg
Giebichenstein Halle.
275
Das Bundespräsidialamt beraten die Kunstsachverständigen Dieter Honisch, Neue Nationalgalerie Berlin; Klaus
Gallwitz, Frankfurt a. M.; Barbara Catoir, Köln, und Werner Schaub, BBK Bonn.
276
Zur Kunstkommission des Bundeskanzlers gehören Peter‐Klaus Schuster, Staatliche Museen Preußischer Kulturbe‐
sitz Berlin; Christoph Stölzl, Berlin; Axel Schultes, Architekt; Anton Pfeifer, MdB und der jeweils amtierende Staatsmi‐
nister für Kultur, Michael Naumann, bzw. Julian Nida‐Rümelin.
277
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, Redaktion Schindler, Klaus, hg. v. Bundesministerium für Ver‐
kehr, Bau‐ und Wohnungswesen. ‐ Berlin 2002
97
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
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Der Kunstbeirat des Bundestages setzt für den Plenarsaal in Bonn ein zweiköpfiges Kunstberater‐
team ein, das zusammen mit dem Architekten und der Bauverwaltung ein Konzept und Künstler‐
vorschläge für den Kunstbeirat erarbeitet. Für die künstlerische Ausgestaltung des umgebauten
Reichstagsgebäudes in Berlin 278 und die Bauten des Bundestags, Dorotheenblöcke und Alsenblö‐
cke, später Jakob‐Kaiser‐Haus, 279 Paul‐Löbe‐Haus und Marie‐Elisabeth‐Lüders‐Haus, 280 werden
getrennte Fachgremien eingesetzt, wobei das Vorschlagsrecht für die Kunstsachverständigen bei
den Architekten und beim Kunstbeirat liegt. 281
Für die Bauten der Bundesregierung setzt Bundesbauminister Töpfer 1996 den „Kunstbeirat für
die Baumaßnahmen der Bundesregierung in Berlin“ ein. Er besteht aus weiteren Kunstsachver‐
ständigen: Klaus Bußmann, Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster; Armin Zwei‐
te, Kunstsammlung NRW Düsseldorf; Wilfried Wang, Architekturmuseum Frankfurt; Peter‐Klaus
Schuster, Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin; Werner Schaub, BBK Bonn; Sabine Franek‐Koch,
Künstlerin und Michael Schoenholtz, Künstler. Der Beirat entwickelt Konzepte für die künstlerische
Gestaltung der Regierungsgebäude, insbesondere die Bundesministerien, die die Bundesbauge‐
sellschaft realisiert. Sein Konzept von 1997 sieht „fünf Direktbeauftragungen, ein Kolloquium, 23
beschränkte und vier offene Wettbewerbe vor.“ 282
Große finanzielle Mittel, höchste Aufmerksamkeit und ein besonderer Anspruch auf große Reprä‐
sentativität prägen die Kunst für die neuen deutschen Regierungsbauten in Berlin. Da sich in den
90er Jahren auch die allgemeine Kunstentwicklung und ihr öffentlicher Diskurs gewandelt haben,
ist eine keine Frage, auch die wichtigsten deutschen Gegenwartskünstler, wie Gerhard Richter,
Sigmar Polke, Rebecca Horn, Hans Haacke, für Kunst am Bau zu gewinnen.
Neu ist neben der Bildung von Expertenkommissionen als Begleitung oder auch als Beteiligte des
Preisgerichts, die Einsetzung von Kunstberatern, die Konzepte entwickeln und danach Künstler
direkt beauftragen. Dieses Vorgehen ist in engem Zusammenhang mit dem Aufkommen kommer‐
zieller Kunstberatungsagenturen zu sehen. Diese aus dem boomenden Kunstmarkt der 80er Jahre
hervorgegangenen Spezialisten unterstützen Unternehmen und Privatpersonen bei dem Aufbau
von Sammlungen, der Ausstattung von Räumen und der Beauftragung von orts‐ und architektur‐
bezogener Kunst.
278
Für den Reichstag entwickeln die Kunsthistoriker Götz Adriani, Kunsthalle Tübingen, und Karin Stempel, Kunsthoch‐
schule Kassel, das Kunstkonzept.
279
Für die Kunst am Jakob‐Kaiser‐Haus sind die Kunsthistoriker Manfred Schneckenburger, Kunstakademie Münster,
und Evelyn Weiss, Museum Ludwig Köln, konzeptionell zuständig.
280
Das Kunstkonzept für das Paul‐Löbe‐Haus und das Marie‐Elisabeth‐Lüders‐Haus verantworten die Kunsthistoriker
Klaus Werner, Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, und Armin Zweite, Leiter der Kunstsammlung
NRW Düsseldorf.
281
Ergebnisprotokoll – Kunstbeirat des Ältestenrats 13. WP, 2.Sitzung 12.10.95, Ersatzplenarsaal Wasserwerk, in: in:
Archiv BBB (Bundesbaugesellschaft Berlin mbH, 1993‐2009) im Archiv BBR, Berlin.
282
Bußmann, Klaus: Die Arbeit des Kunstbeirats der Bundesregierung, in: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in
Berlin 2002, S. 68.
98
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1991 A RBEITSAMT U ELZEN
Architektur: Michaelis, Uelzen
Kunst: Günther Uecker, Hängeskulptur, 1991 verzinkte Stahlrohre, Foyer.
Ein typisches Beispiel für die avancierte Kunst in deutschen Bundesbehörden findet sich im Ar‐
beitsamt Uelzen in Niedersachsen. Für das dreigeschossige Atrium des Neubaus in Uelzen wird
Günther Uecker 1990 mit einer großen mehrteiligen Metallinstallation beauftragt, die als Mobile
von der Decke schwebt und in allen Stockwerken zu sehen ist. 283
Günther Uecker, Hängeskulptur, 1991
1988‐92 B UNDESHAUS , NEUER P LENARSAAL , B ONN
Architektur: Behnisch & Partner
Kunst: Olaf Metzel, Meistdeutigkeit, 1996, Skulptur, Haupteingangsbereich außen;
Rebecca Horn, Mondfluß, 1997, Installation, Außenbereich;
Mark de Suvero, L’Allumé, 1989‐92, Skulptur, Stahl, Lack, 1080 x 1080 x 480 cm, Außenbereich;
Nicola de Maria, Wandgestaltung, Restaurant;
Sam Francis, Dynamic Symmetry, 1978, Tafelbild, Acryl / Leinwand;
Joseph Beuys, O. T. (Gräberfeld) 1957/58, keramisches Relief, 77,2 x 57,5 x 4 cm, Leihgabe Museum Schloss Moyland;
Hermann Glöckner, Durchbruch, Metallplastik, Außenbereich Görrestraße.
Der im November 1990 mit der Aufgabe, die Neubauten des Deutschen Bundestags künstlerisch
auszugestalten, gebildete Kunstbeirat des Deutschen Bundestags beauftragt mit dem Konzept für
die Kunst des Neubaus des Plenarbereichs in Bonn zwei Kunstberater. Die Kunsthistorikerin Ingrid
Mössinger und der Kunstkritiker Peter Iden, beide aus Frankfurt, entwickeln zusammen mit dem
Architekten Günther Behnisch, der Bundesbaudirektion und dem Bundesbauministerium Vor‐
schläge für Kunstaufträge, die im Kunstbeirat entschieden werden. 284
283
Vgl. BauArt. Künstlerische Gestaltung staatlicher Bauten in Niedersachsen 1999.
Vgl. Informationen in: Ergebnisprotokoll 2. Sitzung, Kunstbeirat des Ältestenrats am 28.9.1995, in: Archiv BBB im
Archiv BBR, Berlin.
284
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Nicola de Maria, Restaurant
Ausgewählt werden von ihnen bekannte internationale Künstler, wie
der ältere Bildhauer Mark de Suvero mit einer Stahlskulptur und der
jüngere Maler Nicola de Maria, der das Restaurant farbig gestaltet.
Daneben werden sehr unterschiedliche künstlerische Positionen aus
Deutschland eingeladen: Olaf Metzel und Rebecca Horn sind wichtige
zeitgenössische Repräsentanten ortsbezogener Kunst, die ihre Installa‐
tionen nicht nur als Kunst am Bau, sondern auch ohne Auftrag an
spezifischen Orten entwickeln. Sie realisieren für den Außenbereich
neue Arbeiten.
Mark de Suvero, L’Allumé, 1990; Rebecca Horn, Mondfluss, 1997; Hermann Glöckner, Metallplastik, Durchbruch.
Dazu wird ein Gemälde des amerikanischen abstrakten Expressionisten Sam Francis von 1978 und
eine für die 70er und 80er Jahre kennzeichnende konstruktive Bildhauerarbeit des 1987 verstor‐
benen, ostdeutschen Künstlers Hermann Glöckner angekauft. Außerdem veranlassen die Experten
den Erwerb einer Dauerleihgabe einer frühen Arbeit des ebenfalls 1986 verstorbenen Joseph
Beuys. 285 Damit repräsentiert sich der Bundestag mit seiner Kunst sowohl historisch, politisch,
künstlerisch und aktuell auf hohem Niveau.
1985‐1994 H AUS DER G ESCHICHTE DER B UNDESREPUBLIK , B ONN
Architektur: Kunst: Karl Burgeff, „Föderalismus“, Bodeninstallation, Basalt‐Lava, Deutschlandkarte, 1200 x 80 cm,
Bank, Basaltlava, 16‐teilig, südl. Eingang am Rheinweg;
Wolfgang Mattheuer, Jahrhundertschritt, 1984 /1994 (1. Auflage), Haus der Geschichte, Haupteingang
Mit der Bundeskunsthalle und dem Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn
werden, kurz vor dem Umzug der Regierung in die neue Hauptstadt Berlin, noch einmal wichtige
Gebäude für die Interimshauptstadt Bonn realisiert. Sie sind die ersten Kulturbauten des Bundes in
Bonn, 286 da die Kulturhoheit bei den Ländern liegt. Auch das Haus der Geschichte der Bundesre‐
publik Deutschland wird als Stiftung gegründet. Zur Begleitung des Neubaus richtet die Stiftung
des Hauses der Geschichte eine eigene Kommission ein. Sie wird gebildet aus dem Vorsitzenden
des Kuratoriums der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Oscar Schnei‐
285
Vgl. Kunst und Design im Plenarbereich, Broschüre, hg v. Deutscher Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit. ‐ Bonn
1999.
286
Ausnahmen kultureller Tätigkeit des Bundes bildeten zuvor nur die beiden Stiftungen „Preußischer Kulturbesitz“ in
Berlin und „Germanisches Nationalmuseum“ in Nürnberg.
100
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
der, Bundesminister a. D.; Berthold Roland, ehemaliger Direktor des Landesmuseums Mainz; Hen‐
rik R. Hanstein, Kunsthaus Lempertz; Hartmut Rüdiger, Architekt, MDir. Günter Schäffel, Bundes‐
bauministerium; H. Rechenberg, Bundesbaudirektion; Hermann Schäfer und Jürgen Reiche, Haus
der Geschichte. 287 Am 27. 4. 1994 wird in einer Kommissionssitzung der „Abschluß einer freihändi‐
gen Beauftragung“ 288 von Karl Burgeff mit einer Skulptur zum Thema „Föderalismus“ für 164.000
DM beschlossen. Karl Burgeff plant für den Eingangsbereichs des Museums am Rheinweg eine
zweiteilige Arbeit. Auf einer 12 Meter langen Bodenplatte aus Basaltlava ist eine Deutschlandkarte
als Relief zu sehen. Daneben gibt es eine 16‐teilige Bank mit einer Marmorintarsie, in die auch eine
Landkarte mit den Namen und Wappen der Länder eingelassen ist. Die Jury begründet ihre Ent‐
scheidung u. a. damit, „daß das Denkmal auch wegen seiner Funktionalität vom Publikum ange‐
nommen zu werden verspricht.“ 289
Sehr viel mehr Aufmerksamkeit erregt hingegen die Skulptur „Jahrhun‐
dertschritt“des DDR‐Künstlers Wolfgang Mattheuer. Sie ist eine von insge‐
samt fünf Güssen und wird 1994 vom Haus der Geschichte erworben und
vor den Haupteingang gestellt. „Der „Jahrhundertschritt“ ist nicht nur die
bedeutendste Plastik des im Frühjahr 2004 verstorbenen Künstlers; sie ist
zugleich eines der wichtigsten Werke der bildenden Kunst aus der DDR
insgesamt. Im Unterschied zu vielen anderen, die oft zu Unrecht vorschnell
in den Depots der Museen verschwunden sind, wirkt sie heute noch täglich
Wolfgang Mattheuer, Jahr‐
fort. Sie steht nach wie vor auf dem Hof der Galerie Moritzburg in Halle,
aber auch mitten in Berlin vor dem Gebäude der früheren Grundkreditbank in der Nähe des Zoo‐
logischen Gartens. Schließlich ist sie zu einem Wahrzeichen der Stiftung Haus der Geschichte der
Bundesrepublik Deutschland geworden. In Bonn wie in Leipzig flankiert sie den Eingang der beiden
Ausstellungshäuser der Stiftung ‐ als eine beständige Aufforderung an die Besucher, sich an dem
zerrissenen 20. Jahrhundert weiter zu reiben und aus seiner Geschichte zu lernen.“ 290 „Die Plastik
vor den Museen in Bonn und Leipzig dokumentiert auch die Widersprüche dieses Jahrhunderts
zwischen Elend und Größe, Aggression und Widerstand, zwischen Bedrohung und Zerrissenheit ‐
sie ist eine Denkfigur zur deutschen Zeitgeschichte“, so eine Pressemitteilung des Zeitgeschichtli‐
chen Forums in Leipzig, das als Partnerinstitut ebenfalls eine Version präsentiert. 291
287
Vgl. Protokoll der Sitzung zum Auswahlverfahren Kunst am Bau für den Neubau „Haus der Geschichte der Bundes‐
republik Deutschland“ vom 27.4.1994, 29.4.1994, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Haus der Geschichte.
288
Bundesbaudirektion, Hahn, Vermerk, 12.1.1995, BDD III 2 B 1106 7 /95, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Haus der Ge‐
schichte.
289
Ebd.
290
Bernd Lindner, Das zerrissene Jahrhundert. Zur Werk‐ und Wirkungsgeschichte von Wolfgang Mattheuers Plastik
„Jahrhundertschritt“, in: Zeithistorische Forschungen/Studies in Contemporary History, Online‐Ausgabe, 2 (2005), H. 2,
URL: <http://www.zeithistorische‐forschungen.de/16126041‐Lindner‐2‐2005.
291
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Pressemitteilung, 30.09.1999 Der Jahrhundertschritt Mattheuer‐Skulptur vor
dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1996‐1998 B UNDESPRÄSIDIALAMT , B ERLIN
Architektur: Martin Gruber + Helmut Kleine‐Kraneburg
Kunst: Lothar Baumgarten, o. T., 1998, Bodeninstallation, Terrazzo, Lichthof EG;
Wandinstallation, 90 Tafeln, 1998, Majolika
Das neue Bundespräsidialamt in Berlin hat einen eigenen
Kunstbeirat. Es sind die Kunstexperten Dieter Honisch, Leiter der
Neuen Nationalgalerie Berlin; Klaus Gallwitz, der ehemalige
Direktor des Städels in Frankfurt, die Frankfurter Kritikerin
Barbara Catoir und Werner Schaub vom BBK Bonn. Sie
bestimmen noch während der Rohbauphase 1996 und nach
einem Treffen zwischen Künstler und Architekten die direkte
Beauftragung Lothar Baumgartens mit der künstlerischen
Lothar Baumgarten, Wand‐ und
Gestaltung des Neubauinneren. In Zusammenarbeit mit den
Bodengestaltung, 1998.
Architekten verwirklicht er eine minimalistische Installation aus
90 doppelten Majolikatafeln, die in den offenen Atriumsfluren des 1.‐3. Obergeschosses in regel‐
mäßigen Abständen auf Augenhöhe in die weißen Wände eingelassen sind. Im Erdgeschoss gestal‐
tet er den hellgrauen Terrazzoboden des elliptischen Gebäudes, indem er ihn in neun Quadrate
aufteilt und in diese wahllos erscheinende, hoch‐ und quergestellte Ziffern des magischen Quad‐
rats einlässt. 292 Von dem renommierten Konzeptkünstler als vollkommene Harmonie von Kunst
und Architektur gedacht, ist es eine sich sehr zurücknehmende bis unauffällige Arbeit. 293
1995‐1999 A USWÄRTIGES A MT , B ERLIN
Architektur Altbau: Heinrich Wolff, Reichsbankbaudirektor, 1934‐40
Umbau 1999‐2000: Kollhoff und Timmermann Architekten, Hans Kollhoff
Architektur Erweiterungsbau: Müller Reimann Architekten, Thomas Müller, Ivan Reimann
Kunst: Gerhard Merz, Eingangshalle mit blauer Decke, 2000, Wandgestaltung;
Gerhard Merz, Flur mit grüngelber Wand, 2000, Wandgestaltung;
Trak Wendisch, Seiltänzer, 2001, Skulptur, Innenhof;
Stephan Balkenhol, Figuren, 2002, Skulpturen, Dach;
Hubert Kiecol, Stelen, 2000, Skulpturen, Dach;
Harald Klingelhöller, Ich bin hier – Du bist hier, 2001, Skulpturen, Dach;
Gisela Hachmann‐Ruch, Bildzeichen, Installation, 2000, 36 Acrylplatten, Edelstahl, Wartebereich 1. OG, Treppenhaus;
James Fraser Carpenter, Lichtunnel, 2002, Lichtinstallation, Glas, zwischen Altbau und Erweiterungsbau.
292
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O., S. 11f; Kunst im Bundespräsidialamt, Faltblatt, hg. v.
Bundesamt für Raumordnung. ‐ Berlin o.J.
293
Baumgarten, Lothar: Terrazzo und Majolika. Kunstkonzept für das Bundespräsidialamt; in: Bau und Raum 1998, S.
148‐151.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Zu den ersten Bundesministerien, für die ein Gebäude in Berlin hergerichtet wird, gehört 1995 das
Auswärtige Amt. Es wird im ehemaligen Reichsbankgebäude, das später das ZK der SED
beherbergt hat, untergebracht. 294 Neben dem Altbau entsteht ein Erweiterungsbau. Zuständig für
den Bau ist das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Für die Kunst am Bau hat der neue
„Kunstbeirat für die Baumaßnahmen der Bundesregierung in Berlin“ ein Konzept entwickelt. Der
Beirat besteht aus den Kunstsachverständigen: Klaus Bußmann, Landesmuseum für Kunst und Kul‐
turgeschichte Münster; Armin Zweite, Kunstsammlung NRW Düsseldorf; Wilfried Wang, Architek‐
turmuseum Frankfurt; Peter‐Klaus Schuster, Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin; Werner
Schaub, BBK Bonn; Sabine Franek‐Koch, Künstlerin, und Michael Schoenholtz, Künstler. Dieser Bei‐
rat schlägt 1997 für die künstlerische Gestaltung des Altbaus, die auch vom Architekten Hans
Kollhoff bevorzugte, direkte Beauftragung von Gerhard Merz vor. Lediglich das Honorar für den
Künstler soll aus dem Kunst‐am‐Bau‐Mitteln kommen, die Umsetzung aber baulich finanziert
werden. Die Kosten des Direktauftrags werden später mit 1,8 Mio. DM angegeben. Gemeinsam
entwickeln Architekt und Künstler die Wand‐ und Deckengestaltung sowie die Beleuchtung des
historischen belasteten Baus.
Gerhard Merz, Eingangshalle mit blauer Decke; Flur mit grüngelber Wand.
Obwohl der Kunstbeirat der Bundesregierung in seinem Kunstkonzept 1997 auch für die Höfe und
das Dach Vorschläge mit Künstlernamen wie Hans Haacke, Sigmar Polke, Hanne Darboven und
Frieder Schnock / Renata Stih benennt, die zu einem Kolloquium geladen werden sollen, wird
anders verfahren. 295 Im Juni 1999 schreibt das Bundesamt einen beschränkten anonymen, zwei‐
stufigen Kunstwettbewerb mit 10 Eingeladenen für die Dachterrassen des Altbaus, das siebte
Obergeschoss und die Höfe 2 und 5 aus. Eingeladen werden Stephan Balkenhol, Hede Bühl, Armin
Forbig, Katharina Fritsch, Magdalena Jetelova, Hubert Kiecol, Olaf Metzel, Frieder Schnock/Renata
Stih, Thomas Schütte und Thomas Virnich. Nach der Absage von Hede Bühl werden drei weitere
Künstler zugeladen: Harald Klingelhöller, Joseph Legrand und Trak Wendisch.
Nach einem Rückfragenkolloquium im Juli entscheidet das Preisgericht am 8. 9. 1999 und 9. 12.
1999. Die Jury besteht aus den sechs Fachpreisrichtern: Klaus Bußmann, Westfälisches Landesmu‐
seum Münster; Florian Matzner, Akademie der Bildenden Kunst, München; Ruth Reese, Kunsthis‐
torikerin; Freda Heyden, Künstlerin (1. Stufe); Olaf Nicolai, Künstler (2. Stufe); Friedrich Meschede,
DAAD; Werner Schaub, BBK; und den fünf Sachpreisrichtern: MDirig. Friedrich von Kunow, VLR
Friedrich Däuble, Auswärtiges Amt; Tobias Amme, (für Kollhoff) Architekt; MDirig. Manfred Rettig
(1. Stufe), MR Rüdiger Marquis, Bundesbauministerium; Florian Mausbach, Präsident des Bundes‐
amts für Bauwesen und Raumordnung.
294
Zur Geschichte des Hauses siehe: Das Haus am Werderschen Markt : von der Reichsbank zum Auswärtigen Amt, hg.
v. Wilderotter, Hans. ‐ Berlin 2000.
295
Vgl. Fallstudie von Kunze, Ronald; Schmidt, Dagmar; Stahl, Johannes: Kunst und Architektur bei Bundesbauten,
Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen mit Fallbeispielen, 2004, unveröff.,
in: Archiv des BBR Berlin.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
In die zweite Stufe werden im September vier Künstler gewählt: Stephan Balkenhol, Hubert Kiecol,
Harald Klingelhöller und Trak Wendisch. Während die schwebenden Figuren von Trak Wendisch
über dem Hof nur teilweise realisiert werden, schaffen auf den Dachterrassen Hubert Kiecol, Ste‐
phan Balkenhol und Harald Klingelhöller ihre projektierten Skulpturen.
Trak Wendisch, Seiltänzer, 2001; Stephan Balkenhol, Figuren, 2002; Hubert Kiecol, Stelen, 2000; Harald Klingelhöller, Ich bin hier – Du bist hier,
2001.
Auch die Vorschläge des Kunstbeirats der Bundesregierung für drei Kunstwettbewerbe für den
Erweiterungsbau werden nicht umgesetzt. 296 Statt dessen schreibt das Bundesamt für Bauwesen
und Raumordnung im Juli 2000 drei beschränkte anonyme Realisierungswettbewerbe für Kunst im
Besucherwarteraum, Treppenraum und Tunnelvorraum des Erweiterungsbau aus. Eingeladen
werden jeweils fünf Künstler, für den Besucherbereich Peter Heber, Michael Morgner, Gernot
Meyer‐Grönhof, Jürgen Partenheimer und Gudrun Dittmar, für den Wartebereich Frank Badur,
Nikolaus Bienefeld, Gisela Hachmann‐Ruch, Albert Oehlen, Arend Zwicker und für den Tunnelvor‐
raum: Barbara Hammann, GüntherDohr, Thomas Emde, Mauricio Nannucci und Omi Riesterer. Im
November entscheidet das Preisgericht. Es besteht aus den sechs Fachpreisrichtern Ulrich Bi‐
schoff, Gemäldegalerie Neue Meister Dresden; Barbara Engelbach, Museum Siegen; Kornelia v.
Bersworth‐Wallrabe, Museum Schwerin; Werner Schaub, BBK; Ruth Reese, Kunsthistorikerin Aus‐
wärtiges Amt und Claudia Busching, Künstlerin sowie den Sachpreisrichtern MDirig. Friedrich von
Kunow und Stefan Kuhnt, Auswärtiges Amt; Thomas Müller, Architekt; MR Rüdiger Marquis, Bun‐
desministerium für Verkehr, Bau‐ und Wohnungswesen und BORin Beate Hückelheim‐Kaune, Bun‐
desamt für Bauwesen und Raumordnung. Es werden die Entwürfe von Jürgen Partenheimer für
den Besucherbereich und von Gisela Hachmann‐Ruch für den Wartebereich ausgewählt und in der
Folgezeit auch umgesetzt. Für den Tunnelvorraum gibt es keine Empfehlung der Jury. Erst später
kommt es zur Direktbeauftragung von James Fraser Carpenter, 297 der eine Lichtinstallation reali‐
siert.
296
Der Kunstbeirat der Regierung schlägt in seinem Konzept 1997 vor, für den Innenhof Stephan Balkenhol, Armin
Forbrig, Katharina Fritsch, Magdalena Jetelová,Thomas Schütte und Thomas Virnich einzuladen. Für das Foyer sollen
Nikolaus Bienefeld, Katja Hajek, Jürgen Partenheimer und Andreas Schmid eingeladen werden. Den unterirdischen
Gang könnte zwischen Christian Herdeg, Wolfgang Laib, Reiner Ruthenbeck und Franziska Schemel entschieden wer‐
den Vgl. dazu Fallstudie von Kunze; Schmidt; Stahl 2004.
297
Vgl. ebd.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1998‐1999 MINISTERIUM DER F INANZEN , B ERLIN
Architektur: Ernst Sagebiel, 1935
Reichsluftfahrtministerium, 1950 Haus der Ministerien, 1991‐96 Treuhand, 16. Januar 1992 Detlev‐Rohwedder‐Haus,
Herrichtung: Generalplaner HPP‐International
Kunst: Jochen Gerz: Das Geld, die Liebe, der Tod, die Freiheit ‐ was zählt am Ende?, 2000, Videoinstallation, Eingang
Wilhelmstraße;
Robert Schad, Courante (Vom Lauf der Dinge, 2001, Stahlringe, Innenhof;
Michael Wirkner, o. T., 2000, 9 Tafelbilder, Öl, Leinwand, Treppenaufgang;
Roswitha Josefine Pape, How do we see the world, 2000, 20teilige Wandarbeit, MDFPlatten, Leinen, Lobby, 2. OG.
Auch für das als Bundesfinanzministerium hergerichtete Haus der Ministerien empfiehlt der
Kunstbeirat der Bundesregierung, eine direkte Künstlerbeauftragung sowie drei Kunstwettbewer‐
be mit eigener Jury durchzuführen.
Jochen Gerz: Das Geld, die Liebe, der Tod, die Freiheit ‐ was zählt
am Ende
Der Kunstbeirat der Bundesregierung beauftragt
den mit historisch‐politisch brisanten Themen
vertrauten Jochen Gerz mit einer
Auseinandersetzung mit dem Ort. Die
Videoinstallation „Das Geld, die Liebe, der Tod, die
Freiheit ‐ was zählt am Ende?“ mit 51 von 70
Interviews, die der Künstler zu den Grundfragen
des Lebens bei den Ministeriumsangestellten
macht, wird 1999‐2000 am Eingang der
Wilhelmstraße installiert. Hier kann sie von
Passanten aktiviert werden.
Im Juni 1999 werden außerdem vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung für die Kunst im
neuen Bundesministerium der Finanzen drei einstufige beschränkte Kunstwettbewerbe durchge‐
führt. Von den mit 17 Eingeladenen sagen lediglich Tadashi Kawamata und Keith Sonnier ab.
Am Wettbewerb für den nördlichen Innenhof nehmen sechs Künstler teil: Piet Trantel, Brigitte
Raabe, Werner Pokorny, Harald Klingelhöller, Robert Schad und ein nicht genannter Künstler.
Für den großer Treppenaufgang entwerfen vier Künstler Arbeiten: Dieter Krieg, Neo Rauch, Mi‐
chael Wirkner und Michael Morgner. Für Treppenhaus und Lobby beteiligen sich sechs Künstler:
Rolf Händler, Georg Karl Pfahler, Roswitha Pape, Heinz Daniels und Norbert Bleidt.
Im November 1999 trifft die Jury ihre Entscheidung. Sie besteht aus Wilfried Wang, Architekt,
Deutsches Architekturmuseum Frankfurt; Werner Schaub, BBK; Katharina Sieverding, Barbara Kei‐
del, Künstlerinnen; Kornelia Berswordt‐Wallrabe, Kunstwissenschaftlerin; MDirig. von der Driesch,
Bundesministerium der Finanzen; MDirg Manfred Rettig, Bundesministerium für Verkehr, Bau‐
und Wohnungswesen; G. Feldmayer, Architekt; Ingo Trendelenburg, Präsident der Oberfinanzdi‐
rektion Berlin. Die Jury empfiehlt zur Realisierung die Entwürfe einer Skulptur von Robert Schad
105
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
und Gemälden von Michael Wirkner und Roswitha Pape. Die monumentale Stahlskulptur und die
Tafelbilder werden realisiert. 298
1993‐1999 D EUTSCHER B UNDESTAG , R EICHSTAGSGEBÄUDE , B ERLIN
Architektur: Paul Wallot, 1894, Neugestaltung und Kuppel: Norman Foster
Kunst: Christian Boltanski, Archiv der Deutschen Abgeordneten, 1999, Installation, Metallkästen, Reichstagsgebäude,
Untergeschoss;
Gerhard Richter, Schwarz Rot, Gold, 1998, Glas, Emaillefarbe, Reichstagsgebäude, westliche Eingangshalle;
Bernhard Heisig, Zeit und Leben, 1999, Reichstagsgebäude, Cafeteria;
Jenny Holzer, 1999, LED Installation, Reichstagsgebäude;
Anselm Kiefer, Nur mit Wind, mit Zeit und Klang, 1998, Reichstagsgebäude, Empfangsraum;
Hans Haacke, DER BEVÖLKERUNG, 2000, Installation, Holztrog, 680 x 2080 x 30 cm, mit Erde zu befüllen, darin 120 cm
hohe liegende Leuchtbuchstaben, Reichstagsgebäude, nördlicher Innenhof; Internetseite mit Webcam und Informati‐
onen, http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/kunst/kuenstler/haacke/derbevoelkerung
Außerdem: Georg Baselitz; Grisha Bruskin; Hanne Darboven; Rupprecht Geiger; Gotthard Graubner; Markus Lüpertz;
Georg Karl Pfahler, Sigmar Polke; Ulrich Rückriem; Emil Schumacher; Katharina Sieverding, Rosemarie Trockel;Günther
Uecker ; CarlFriedrich Claus; sowie Ankäufe von Altenbourg, Böttcher‐Strawalde, Claus, Dammbeck, Glöckner, Matt‐
heuer, Stöhrer und Dauerleihgabe der ifa von Josef Beuys.
Nachdem der Ältestenrat des Bundestags auf Beschluss seines Kunstbeirates vom 28. 9. 1995 zu‐
stimmt, den Kostensatz „für den Umbau des Reichstagsgebäudes von 2 auf 3 % zu erhöhen“, 299
stehen für die Kunst 8,02 Mio. DM zur Verfügung. 300 Auf Wunsch des Architekten werden die bis‐
her im Reichstag installierten Kunstwerke, insbesondere die große Arbeit Bernhard Heiligers ent‐
fernt. Zur Auswahl der Kunst für den zum Bundestag umgebauten Reichstag setzt der Kunstbeirat
des Bundestages ein eigenes Sachverständigenteam ein. 301 Die Kunsthistoriker Götz Adriani,
Kunsthalle Tübingen, Karin Stempel, Kunsthochschule Kassel, und Dieter Honisch, Direktor der
Neuen Nationalgalerie, der sein Amt am 13.1.98 niederlegt 302, entwickeln ein Kunstkonzept und
stellen es erstmals im Oktober 1996 dem Kunstbeirat vor. 303 Die Experten empfehlen Direktverga‐
ben und begründen dies mit der mangelnden Bereitschaft der prominenten Künstler, sich an
Wettbewerben zu beteiligen: „hält das Sachverständigenteam sowohl die Durchführung von
Wettbewerben, zu denen sich ohnehin kaum einer / eine der benannten Künstler/innen bereitfin‐
den dürfte, als auch – von einigen Ausnahmen abgesehen – den Ankauf bereits vorhandener Wer‐
ke für wenig erfolgversprechend und sinnvoll.“ 304 Nach Einarbeitung der Kritik, mehr internationa‐
298
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin 2002., S. 138f
Ergebnisprotokoll – Kunstbeirat des Ältestenrats 13. WP, 2. Sitzung 12.10.95, Ersatzplenarsaal Wasserwerk Bonn,
S.2, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
300
Vgl. Bundesbaugesellschaft Berlin mbH, Vermerk, 9.10.98, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
301
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin 2002, S. 17f
302
Bundesbaugesellschaft Berlin mbH, Wolter, Vermerk, 28.02.00, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
303
Vgl. Sir Norman Foster and Partners, Mark Braun, Gesprächsnotiz Nr. 298, 8. Sitzung des Kunstbeirat Bonn am
15.10.1996, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
304
Adriani, Götz; Honisch, Dieter; Stempel, Karin: Konzept der Sachverständigen für das Reichstagsgebäude, Berlin
1998, S.2, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
299
106
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
le, mehr junge, mehr weibliche und mehr ostdeutsche Künstler einzuladen sowie mehr ortsspezifi‐
sche Werke zu beauftragen, wird das Konzept im Oktober 1998 akzeptiert. Die Standorte sind aus‐
gewählt und Gespräche mit den Künstlern Georg Baselitz, Christian Boltanski, Grisha Bruskin, Han‐
ne Darboven, Rupprecht Geiger, Gotthard Graubner, Hans Haacke, Bernhard Heisig, Jenny Holzer,
Anselm Kiefer, Markus Lüpertz, Georg Karl Pfahler, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Ulrich Rück‐
riem, Emil Schumacher, Rosemarie Trockel und Günther Uecker werden aufgenommen, um die
Kunst für den Reichstag direkt anzukaufen und zu beauftragen. 305
Christian Boltanski, Archiv der Deutschen Abgeordneten, 1999; Gerhard Richter, Schwarz Rot, Gold, 1998; Jenny Holzer, 1998.
Mit der Auswahl ist eine höchst repräsentative Sammlung der in Deutschland am Ende des 20.
Jahrhunderts als bedeutsam angesehenen zeitgenössischen Kunst entstanden. Neben den wich‐
tigsten lebenden deutschen Künstlern (Haacke, Richter, Polke, Trockel) sind auch die Nachkriegs‐
jahrzehnte (Schumacher, Uecker, Geiger, Pfahler, Stöhrer, Graubner, Beuys, Baselitz, Lüpertz, Kie‐
fer, Rückriem) sowie die Opposition in der DDR (Altenbourg, Claus, Dammbeck, Glöckner, Heisig,
Mattheuer, Strawalde) mit wichtigen Positionen vertreten. Die Besetzungsmächte werden durch
die Beteiligung von Grisha Bruskin, Jenny Holzer, Christian Boltanski repräsentiert.
Anselm Kiefer, Nur mit Wind, mit Zeit und Klang, 1998, Bernhard Heisig, Zeit und Leben, 1999.
Die einzige kritische Arbeit, die sich dezidiert mit dem Ort, seiner historischen Vergangenheit und
Fragen zum Demokratieverständnis auseinandergesetzt, ist Haackes interaktive Installation. Für
die Bodeninstallation „DER BEVÖLKERUNG“, die auf die historische und für Hans Haacke historisch
belastete und unzureichende Inschrift „DEM DEUTSCHEN VOLKE“ am Reichstagsgebäude reagiert,
sollen alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages einen Sack Erde aus ihren Wahlkreisen bei‐
steuern. Mit dieser Beteiligung würden die Begriffe Heimat, Heimaterde, Volk, Bevölkerung, De‐
mokratie neu reflektiert.
305
Deutscher Bundestag, Pressemitteilung, 9.10.1998, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
107
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Hans Haacke, DER BEVÖLKERUNG, Zustand bei der Eröffnung 2000 und 2008.
Nach dem Ankauf der Moore‐Plastik für das Bundeskanzleramt wird Hans Haackes Arbeit das zwei‐
te Kunstwerk, über das im Deutschen Bundesstag verhandelt wird. Es ist das erste Mal, dass in der
Bundesrepublik Deutschland über die Realisierung eines Kunstwerks parlamentarisch abgestimmt
wird. Hans Haacke, der Deutschland schon 1993 zusammen mit Nam June Paik auf der Biennale in
Venedig vertreten hat und dafür mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet worden ist, wird im
Frühsommer 1998 eingeladen, nimmt an und erhält einen Vertrag mit der Bundesbaugesellschaft.
Am 2.11.99 stimmt der Kunstbeirat des Bundestags dem vorgelegten Entwurf mit großer Mehrheit
(9:1) zu und auch bei einer erneuten Behandlung im Januar 2000 gibt es im Kunstbeirat eine
Mehrheit für die Umsetzung des Werks. Doch das von Experten und Parlamentariern erwogene
Urteil hat keinen Bestand. Am 26. 1. 2000 kündigt die CDU/CSU‐Fraktion Widerstand gegen das
Werk an. Nachdem der Ältestenrat am 17. 2. 2000 eine Parlamentsdebatte empfiehlt und ein frak‐
tionübergreifender Gruppenantrag mit 142 Unterschriften mit der Ablehnung des Werkes eingeht,
kommt es am 5. April 2000 zu einer einstündigen Bundestagsdebatte. In der Debatte werden 260
zu 258 Stimmen für Realisierung abgegeben, bei 31 Enthaltungen. 306
Noch im selben Jahr 2000 wird das Werk realisiert. 307 Die Abgeordneten werden zur Beteiligung
aufgefordert und erhalten Jutesäcke für die Erde. Bundestagspräsident Thierse bringt als erster
Erde vom jüdischen Friedhof in seinem Berliner Wahlkreis in die Installation im nördlichen Innenhof ein,
zwischen den am Boden liegenden 120 cm hohen Leuchtbuchstaben, die den Schriftzug „DER BE‐
VÖLKERUNG“ bilden. Eine Webcam überträgt den Wachstumsprozess des sich selbst überlassenen
Bodenstücks auf die Internetseite des Projekts. 308
1995‐99 ARD‐H AUPTSTADTSTUDIO , B ERLIN
Wilhelmstraße 67a, Ecke Reichstagufer
Architektur: O. Arup & Partners, Ortner & Ortner, ARD
Kunst: Dagmar Demming, Sprach‐Stills, über 4 Etagen;
Veronika Kellndorfer, Cage d´escalier, Siebdrucke auf Glas, 3. und 4. OG;
Brigitte Kowanz, Colour Bars, Neonlichtinstallation, Tür der Redaktionshalle zum Foyer;
306
Vgl. BT‐Plenarprotokoll BT 14/98 06.04.2000, S. 9080 C ‐ Ablehnung in namentlicher Abstimmung (258:260:31), BT‐
Drs 14/2867 (neu), online unter http://dip.bundestag.de/l.
307
DER BEVÖLKERUNG. Aufsätze und Dokumente zur Debatte um das Reichstagsprojekt von Hans Haacke, hg.v. Diers,
Michael Diers; König, Kasper, Portikus Frankfurt. ‐ Köln 2000.
308
http://www.bundestag.de/kulturundgeschichte/kunst/kuenstler/haacke/derbevoelkerung
108
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Thomas Locher, GG. Art. 5. [MEINUNGS‐ UND PRESSEFREIHEIT; FREIHEIT DER KUNST UND DER WISSENSCHAFT], EIN
KOMMENTAR, Textinstallation, Fenster der Fassade zur Spree;
Egbert Mittelstädt, Venetian Wipe, Lichtinstallation mit ARD‐Signet, 1998/99.
Für den Neubau des ARD‐Hauptstadtstudios, das der SFB, heute RRB, und der WDR im Auftrag der
ARD bauen lassen, wird erst im Nachhinein Kunst für den fertigen Bau gesucht. Die Bauherrenge‐
meinschaft der ARD setzt die Kunstberaterin Iris von der Tann vom Büro für Kunst und Kultur ein,
um ein Kunstkonzept zu entwickeln und die Künstler vorzuschlagen. Ein Gremium aus vier ARD‐
Vertretern, Hans Buchholtz, WDR, Mitglied des Lenkungsausschusses, Jürgen Engert, SFB‐Direktor
des ARD‐Hauptstadtstudios. Dirk‐Jens Rennefeld, SFB‐Verwaltungsdirektor, Ernst Dohlus, SFB‐
Gesamtprojektleiter und die zwei Kunstsachverständigen Monika Grütters, Bankgesellschaft Ber‐
lin, sowie Britta Schmitz, Nationalgalerie Berlin, berät über Konzeption und Auswahl. 309
Dagmar Demming, Sprach‐Stills, 2 Teilansichten; Veronika Kellndorfer, Cage d´escalier.
Realisiert werden vier Medien‐, Licht‐ und Textinstallationen von jungen und bereits etablierten
Künstlern. Neben den bekannten Künstlern Thomas Locher, der eine Textinstallation mit Fragen
zum Grundgesetzartikel 5, Pressefreiheit an der Fassade und Brigitte Kowanz, die eine konstrukti‐
ve Farblichtinstallation in einem Durchgang zum Foyer installiert, sind die beiden jüngeren Künst‐
lerinnen Dagmar Demming und Veronika Kellndorfer mit Fotoinstallationen und einer formalen
Wandgestaltung aus Siebdrucken auf Glas beteiligt.
Zusätzlich schafft Egbert Mittelstädt eine Lichtarbeit für das Signet der ARD an der Fassade durch
eine Lammelleninstallation.
Brigitte Kowanz, Colour Bars; Thomas Locher, GG. Art. 5, Egbert Mittelstädt, Venetian Wipe.
5.6. KUNST AM BAU IN DEN 2000ER JAHREN
Auch im neuen Jahrtausend ist die Kunst am Bau des Bundes noch immer vor allem die der neuen
Gebäude für Bundestag und Regierung in Berlin. Der Regierungsumzug nach Berlin führt darüber
hinaus auch zu Veränderungen bei einigen Behörden und Institutionen. In Bonn und in den neuen
Bundesländern werden Gebäude neu hergerichtet und von neuen Nutzern bezogen. Einige Bun‐
desbehörden und Botschaften erhalten Neubauten. Außer im Bundeskanzleramt wird Kunst wie‐
der weniger repräsentativ ausgewählt und es werden deutlich jüngere Künstler beauftragt. Ein
309
Vgl. ARD Hauptstadtbüro, Broschüre, hg. v. Bauherrengemeinschaft ARD Hauptstadtstudio. ‐ Berlin 1999.
109
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Generationenwechsel ist vollzogen und auch neue Kunstformen, wie Installationen mit Medien,
Fotografie oder Nutzerbeteiligung, entstehen im Rahmen der Kunst am Bau des Bundes.
Die Veränderung der allgemeinen Situation auf dem Kunstmarkt, der Wandel der Kunstformen,
der ortsspezifische Auftragswerke auch zum Normalfall im Ausstellungswesen macht, und nicht
zuletzt die 2005 geänderten Grundlagen der Kunst am Bau des Bundes mit neuer Richtlinie und
dezidierten Ausführungsbestimmungen führen zu einer Aufwertung der Kunst am Bau. Auch pro‐
minente Künstler beteiligen sich an Wettbewerbsverfahren und helfen mit ihrem Status und guten
Arbeiten, baubezogene Kunst zu einer geachteten Kunstgattung werden zu lassen.
1997‐2000 I NTERNATIONALER S EEGERICHTSHOF , V EREINTE N ATIONEN , H AMBURG
Architektur: Alexander Freiherr und Emanuela Freiin von Branca; Finanzbauamt Hamburg
Kunst: Matt Mullican, o. T., 2001, Bodeninstallation, Gießharz‐Metalllegierung, Einganghalle, Innenhof;
Heimo Zobernig, o. T., 2000, Bodeninstallation, Pflasterstein, Innenhof;
Thomas Stricker, mehr als siebenzehntel, 2001, Skulptur, Bronze, nördlicher Innenhof.
Beim Neubau des Internationalen Gerichtshofs wird für die Kunst am Bau 1998 ein Kunstkonzept
von einem Berater, dem Kunsthistoriker und Leiter des Hamburger Kunstvereins Stephan Schmidt‐
Wulffen erstellt. Schmidt‐Wulffen ist seit Jahrzehnten auch für die Kunstsammlung des Bundesver‐
teidigungsministeriums mitverantwortlich. Das Konzept hat zwei Schwerpunkte, Direktaufträge für
ausgewählte Standorte und einen beschränkten Wettbewerb mit jüngeren Künstlern für einen
Außenbereich. Das Preisgericht setzt sich aus einem Fachpreisrichter, dem Kurator Marius Babias
und sieben Sachpreisrichtern: Emanuela Freiin von Branca, Architektin; Wolfgang Neusüß, Bun‐
desbauministerium; Fadé und Welp, Bundesjustizministerium; einem Vertreter des Internationa‐
len Seegerichtshofes; de la Motte, Oberfinanzdirektion Hamburg; Stallbaum, Justizbehörde Ham‐
burg; Pohlandt, Finanzbauamt Hamburg; zusammen. Über die Umsetzung der Empfehlungen des
Preisgerichts entscheidet das Richtergremium des Seegerichtshofs durch Abstimmung.
Der von Schmidt‐Wulffen vorgeschlagene, beschränkte Wettbewerb für den nördlichen Innenhof
wird im November 1998 durchgeführt. Fünf jüngere Künstler werden eingeladen: Alicia Framis,
Tita Giese, Flora Neuwirth, Manfred Pernice, Thomas Stricker. Ausgewählt wird im April 2000,
nach Absprache mit den Richtern, ein Skulpturentwurf von Thomas Stricker, der dann auch umge‐
setzt wird.
Matt Mullican, o. T., 2001; Heimo Zobernig, o. T., 2000; Thomas Stricker, mehr als siebenzehntel, 2001.
110
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Für elf weitere Standorte schlägt Schmidt‐Wulffen überwiegend renommierte Künstler zur Direkt‐
beauftragung vor, Angela Bulloch, Mark Dion, Olafur Eliasson, Isa Genzken, Liam Gillick, Dominique
Gonzales‐Foerster, Ingo Günther, Thomas Locher, Matt Mullican, Carsten Nicolai und Heimo Zo‐
bernig. Von diesen werden in Abstimmung mit Vertretern des Gerichtshofs und der Architektin,
die sechs Künstler, Liam Gillick, Dominique Gonzales‐Foerster, Ingo Günther, Matt Mullican, Cars‐
ten Nicolai und Heimo Zobernig, ausgewählt. Sie werden im März 1999 vom Finanzbauamt Ham‐
burg zu Entwürfen für die vorab im Konzept festgelegten Orte eingeladen. 310
Im August 1999 werden Matt Mullican und Heimo Zobernig mit Bodenarbeiten im Innen‐ und Au‐
ßenraum ausgewählt und dem Seegericht zur Beauftragung empfohlen.
Auf Bitten des Seegerichtshofs werden danach noch zusätzlich Künstler aus der Dritten Welt zuge‐
laden. Schmidt‐Wulffen schlägt fünf Künstler vor: Romuald Hazoumé aus Benin; Alexis Kcho aus
Cuba; Vong Phaophanit aus Thailand; Nedko Solakov aus Bulgarien und Rirkrit Tiravanija aus Thai‐
land. Von diesen werden drei, Alexis Kcho, Vong Phaophanit und Nedko Solakov zu Entwürfen ein‐
geladen.
Im April 2000 empfiehlt das Preisgericht auch die Entwürfe von Dominique Gonzales‐Foerster und
Nedko Solakov zur Umsetzung. Von den Richtern des Internationalen Gerichtshof akzeptiert wird
lediglich das erste Votum. Matt Mullican und Heimo Zobernig werden beauftragt, ihre Bodenar‐
beiten auszuführen.
Die minimalistisch Bodenskulpturen mit eingelegten geometrischen Zeichen von Mullican und
Buchstaben von Zobernig werden durch die organisch geformte Bronzeskulptur Strickers ergänzt.
Trotz großer Bemühungen um eine Vielfalt aktueller Werke jüngerer Künstler wird die Architektur
letztendlich von drei sehr traditionell und unauffällig wirkenden Kunstwerken umgeben.
2000 B UNDESRAT , B ERLIN
Leipziger Str. 3‐4
Architektur: Friedrich Schultze‐Colditz, 1899‐1904, Preußisches Herrenhaus
Architektur/ Sanierung: Schweger + Partner
Kunst: Per Kirkeby, Skulpturen, 1999/2000; Bronze, Dach, Ehrenhoffassade;
Rebecca Horn, Die drei Grazien, 2000, Installation, Wandelhalle.
Für die künstlerische Gestaltung des neu hergerichteten Preußischen Herrenhauses als Sitz des
Bundesrats ist der 1997 eigens für den Bundesrat ernannte Kunstbeirat zuständig. Er besteht aus
den Kunstvermittlern Carl Haenlein von der Kestnergesellschaft Hannover, Heinrich Klotz, dem
Leiter des ZKM Karlsruhe, Barbara Straka, der Leiterin des Hauses am Waldsee Berlin und dem
Künstler Kari Tapio Uusiheimala von der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle, sowie Nut‐
zervertretern und dem Architekten. 1998 lädt der Beirat zehn Künstler, Antony Gormley, Jan
Hooss, Rebecca Horn, Per Kirkeby, Astrid Klein, Markus Lüpertz, Maix Mayer, Fabrizio Nanucci,
Thomas Schütte und Sean Scully, zu einem beschränkten Kunstwettbewerb ein.
Im November 1998 werden Rebecca Horn mit einer Bewegungsinstallation für die Wandelhalle
und Per Kirkeby mit sechs großen Bronzeskulpturen und zwei Bronzetafeln für das Dach des Ge‐
310
Vgl. dazu Fallstudie zu Kunze; Schmidt; Stahl 2004.
111
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
bäudes beauftragt. 311 Ursprünglich hat Kirkeby sechs große Skulpturen von vier Metern Höhe so‐
wie sechs kleinere von anderthalb Metern Höhe geplant. 312
Per Kirkeby, Skulpturen, 1999/2000; Rebecca Horn, Die drei Grazien, 2000
Im Mai 1999 wird vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung zusätzlich ein zweistufiger
beschränkter kooperativer Wettbewerb für die Gestaltung der Länderwappen im Plenarsaal mit 30
Einladungen durchgeführt.
2001 B UNDESKANZLERAMT , B ERLIN
Architektur: Axel Schultes, Charlotte Frank
Kunst: Eduardo Chillida, Berlin, 1999, Skulptur, Eisen, 5500 cm hoch, Vorplatz;
Markus Lüpertz, Die Philosophin, 1998, Bronze, bemalt, 280 x 106 x 96 cm, Foyer;
Markus Lüpertz, Die sieben Tugenden / Farbräume, 2001, Wandgestaltung, 6 Wandflächen, Treppenhaus;
Ernst Wilhelm Nay, Documenta Bild A, Bild C, Bild B, 1964, Öl auf Leinwand, je 396 x 396 cm, Dauerleihgaben, Presse‐
saal; Foyer;
Jeff Wall, Blind Window no. 1; Blind Window no.2., Farbbilder, Leuchtkästen, Ankäufe, nördlicher Eingangsbereich;
Franz Ackermann, Hekicopter 22, Freunde, 2003, Öl auf Leinwand, 322 x 816 cm, Skylobby;
Michel Majerus, POP, 2002, Acryl auf Leinwand, 322 x 816 cm, Skylobby;
Corinne Wasmuth, Düsseldorf, 2002, Öl auf Leinwand, 322 x 816 cm, Skylobby;
Corinne Wasmut, Madrid, Öl auf Leinwand, 2002, 322 x 816 cm, Skylobby.
Die künstlerische Ausstattung des neuen Bundeskanzleramts in Berlin wird vom Kanzleramt selbst
bestimmt. 313 Sie ist damit eine der wenigen dezidiert persönlich zusammengestellten Kunst‐am‐
Bau‐Projekte. Der Bundeskanzler selbst ist für die Auswahl mitverantwortlich, obwohl er sich dabei
von einer 1999 gegründeten Kommission, von Peter‐Klaus Schuster, dem Direktor der Staatlichen
Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin; Christoph Stölzl, dem Direktor des Deutschen Histori‐
schen Museums in Berlin; dem Architekten Axel Schultes, zeitweise auch von dem Verleger Jobst
Siedler, von dem Bundestagsabgeordneten Anton Pfeifer und von dem jeweils amtierenden
Staatsminister für kulturelle Angelegenheiten, Michael Naumann bzw. Julian Nida‐Rümelin, bera‐
311
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin 2002., S. 55f
Vgl. Carl Haenlein, Künstlerischer Wettbewerb für das Bundesratsgebäude – Rebecca Horn und Per Kirkeby, in: Der
Bundesrat im ehemaligen Preußischen Herrenhaus, hg. v. Bundesrat. ‐ Berlin 2002, S.149‐159.
313
Vgl. Die Kunst im Bundeskanzleramt. Malerei, Skulptur, Fotografie, Red. Luig, Sybille, Staatliche Museen zu Berlin. –
Köln 2005
312
112
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
ten lässt. 314 Eine erste Konzeption sieht Kunst an Sieben Orten, vor dem Haus, im Foyer, am Nord‐
eingang, im Pressesaal, in der Skylobby, in den Fluren und im Garten vor.
Bundeskanzler Schröder besichtigt Eduardo Chillidas Werk 2000 in Spanien; Skulptur aufgestellt in Berlin.
Das „künstlerische Hauptwerk im Kanzleramt“ 315 präsentiert sich, der Skulptur des englischen
Künstlers Henry‐Moore in Bonn vergleichbar, öffentlich vor dem Kanzleramt. Die über fünf Meter
Stahlskulptur, angekauft von dem spanischen Bildhauer Eduardo Chillida erhält den Titel „Berlin“.
Sie ist eine monumentale, abstrakte Geste, die gleichzeitig einen repräsentativ zeitgenössischen
und internationalen Anspruch manifestiert. Gerhard Schröder schreibt dazu: „Vor dem Gebäude
zieht die kraftvolle Skulptur des spanischen Künstlers Eduardo Chillida bereits die Blicke auf sich
und verweist mit ihrer Zweiteiligkeit auf das Schicksal unseres Landes: die Teilung und die Vereini‐
gung. Es ist eine würdige Empfangskulisse für Gäste aus Deutschland, aber auch aus dem Aus‐
land.“ 316 Für die Skulptur, wie für die Auftragsarbeiten an den Treppenhauswänden und im Foyer
von Markus Lüpertz setzt sich der neue Bundeskanzler Gerhard Schröder aktiv ein. Während er die
Skulptur zuvor in Spanien begutachtet, setzt er sich mit Lüpertz und seiner Konzeption persönlich
intensiv auseinander. Vier Vorzeichnungen zu den Farbgestaltungen im Treppenhaus, die eine
Verbindung der Farbwahl zur Tugenden‐ und Temperamentenlehre herstellen (Blau – Weisheit,
Umbra – Kraft, Rot – Tapferkeit, Ocker/Gelb/Gold – Gerechtigkeit, Grün/Weiß – Klugheit), werden
von Schröder im Büro der Bundeskanzlers aufgehängt. 317 „Obgleich unter Helmut Kohl begonnen,
ist die Ausgestaltung des Kanzleramts in Berlin ein Produkt der Schröder‐Ära, der mit großer Geste
als Mäzen zu agieren und mit Künstlern auf gleicher Augenhöhe zu verkehren pflegte. Dies ge‐
schah über einen bestimmten Habitus. So kam es zwischen dem Bundeskanzler und dem Künstler‐
fürsten Lüpertz oft zu großen Verbrüderungsgesten: Lüpertz würdigte Schröders Politik so wie die‐
ser die Kunst von jenem.“ 318
314
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin 2002, S. 72f
Architektur und Kunst – das neue Bundeskanzleramt, Faltblatt, hg. v. Presse‐ und Informationsamt der Bundesre‐
gierung. ‐ Berlin o.J., o.S.
316
Schröder, Gerhard: Grusswort, in: Die Kunst im Bundeskanzleramt. Malerei, Skulptur, Fotografie, Red. Luig, Sibylle,
Staatliche Museen zu Berlin. ‐ Köln 2005, S. 9.
317
Vgl. Bedenbender, Katharina: Markus Lüpertz. Die 7 Tugenden, Kanzleramt Berlin, Treppenhaus, in: Macht zeigen.
Kunst als Herrschaftsstrategie, hg. v. Ullrich, Wolfgang, Deutsches Historisches Museum. – Berlin 2010, S. 144‐147
sowie Hoang Dieu‐Thanh; Hurtic, Betina: Gerhard Schröder. Kanzler der Künstler, in: Macht zeigen 2010, S.130‐135.
318
Bedenbender, Katharina: Das Eingangs‐Lob. Über das Verständnis von Tugendhaftigkeit in Politik und Wirtschaft,
in: Macht zeigen 2010, S. 43‐53, S. 46.
315
113
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Markus Lüpertz, die 7 Tugenden, Wandgestaltung, Skulptur; Markus Lüpertz und Gerhard Schröder 2002, 2005.
Während die Flure und der Garten keine neuen Kunstwerke erhalten, werden für den Bereich des
Nordeingangs zwei Werke des kanadischen Fotokünstlers Jeff Wall auf der Biennale in Venedig
2001 angekauft. In den Pressesaal holt die Kommission drei, wegen ihrer damaligen, spektakulären
Aufhängung berühmte documenta 3‐Arbeiten von Ernst Wilhelm Nay von 1964.
Franz Ackermann, Helicopter 22, Freunde, 2003; Michel Majerus, Pop, 2002.
Corinne Wasmuth, Düsseldorf 2002; Madrid, 2002.
Für die oberen, fünften bis siebten Geschosse des Leitungsgebäudes schreibt die Bundesbauge‐
sellschaft im November 2001 einen beschränkten einstufigen Kunstwettbewerb für Kunst am Bau
an den Wandflächen aus. Eingeladen werden zunächst zwölf, nach zwei Absagen (Andreas Siek‐
mann, Daniel Richter) dreizehn jüngere Künstler: Franz Ackermann, Monica Bonvicini, Karol Broni‐
atowski, Maria Eichhorn, Peter Friedl, Katharina Grosse, Michel Majerus, Pjotr Nathan, Neo Rauch,
Thomas Ruff, Beate Terfloth, Corinne Wasmuth, Amelie von Wulffen. Das Preisgericht besteht aus
fünf Fachpreisrichtern, Ute Meta Bauer, Kuratorin Documenta GmbH / Künstlerin; Angela Schnei‐
der, Kunsthistorikerin Neue Nationalgalerie Berlin; Axel Schultes, Architekt; Hortensia Völckers,
Bundeskanzleramt, Arnim Zweite, Direktor der Kunstsammlung NRW, und vier Sachpreisrichtern:
Staatsminister Julian Nida‐Rümelin, MR Hans Thaysen, Ulrich Gundelach und Rosa Schmitt‐
Neubauer vom Bundeskanzleramt. 319 Im April 2002 werden folgende Künstler zur Bearbeitung von
je zwei ihrer Entwürfe ausgewählt: Monica Bonvicini, Michel Majerus, Franz Ackermann sowie
Corinne Wasmuth. 320 Mit der Realisierung werden der in Deutschland lebende und im November
2002 tödlich verunglückende Luxemburger Michel Majerus und die beiden Deutschen Franz
Ackermann und Corinne Wasmuth mit zwei Arbeiten beauftragt. Monica Bonvicinis Spiegel‐
Installation läßt sich nicht verwirklichen. 2003 werden vier gleichgroßen Gemälde der drei Künstler
319
Kunstwettbewerb Bundeskanzleramt. Ausschreibungsunterlagen, Berlin November 2001, in: Archiv BBB im Archiv
BBR, Berlin.
320
Protokoll der Sitzung des Preisgerichts Kunstwettbewerb Bundeskanzleramt vom 10.4.2002, in: Archiv BBB im Ar‐
chiv BBR, Berlin.
114
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
im Bankettgeschoss, der Skylobby installiert. 321 Mit ihnen erhält das Kanzleramt wichtige Positio‐
nen aktueller deutscher Malerei.
2001 Bundesministerium der Verteidigung, Berlin
Ehemaliges Reichmarineamt, Oberkommando der Wehrmacht – Bendlerblock, Stauffenbergstr. 18, mit Gedenkstätte
Deutscher Widerstand
Architektur: Bestand 1911‐14, Herrichtung: Burckhard, Emch, u. Berger, ARGE Haase, Bräunlin, Engel u. Zillich
Kunst: Via Lewandowsky, Roter Teppich, 2003, Wolle, 500 x 1000 cm, Foyer;
Renate Anger, Ein Falter: Catocala nupta. Rotes Ordensband, Fries aus 8 Einzelbilder, 1705 x 120 cm Rexam Stretch
Canvas, Tintendruck, Stauffenbergsaal, Längswand;
Eva D., Tranparenz und Licht, 2002, Wandinstallation, 6 teilig, Papier, je 50 x 230 cm, Besprechungsraum;
Franz Leschinger, Stauffenbergbüste, 2002, Bronze, Stauffenbergsaal.
Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung schreibt im Januar 2002 zwei beschränkte
Kunstwettbewerbe für die Kunst am neuen zweiten Dienstsitz des Bundesministeriums der Vertei‐
digung in Berlin aus. Fünf Künstler werden für eine Gestaltung den Konferenzsaal eingeladen: Er‐
win Gross, Regina Rinker, Renate Anger, Bernd Damke und Roth / Stauffenberg. Ausgewählt wird
im Mai 2002 der Entwurf von Renate Anger, den diese auch umsetzt.
Für die zentrale Säulenhalle werden sechs Künstler eingeladen: Alf Schuler, Willi Weiner, Via Le‐
wandwsky, Oliver Hein, Sigrun Jakubaschke‐Ehlers, Monika Brandmeier. Hier wird Via Lewan‐
dowsky zur Ausführung empfohlen.
Das Preisgericht besteht aus den fünf Fachpreisrichtern: Sabine Franek, Kunstbeirat; Werner
Schaub, Kunstbeirat, BBK; Brigitte Rieder‐Jähner; Frank Michael Zeidler, Künstler; Jörg Frank,
Künstler; und den vier Sachpreisrichtern: Staatssekretär Walther Stützle, Bundesverteidigungsmi‐
nisterium; Minsterialrat Horst Grothues, Bundesbauministerium; Volkhard Laitenberger, BKM;
Florian Mausbach, Präsident des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung. 322
Via Lewandowsky, Roter Teppich, 2003.
Neben den Arbeiten von Renate Anger und Eva D., die eher beliebige Sujets in ihren Arbeiten ver‐
wenden, 323 wird mit Via Lewandowskys „Rotem Teppich“ ein dezidiert kritisch‐provokantes Thema
für den zentralen Raum des Verteidigungsministeriums ausgewählt. Eine Luftaufnahme des zer‐
321
Die Kunst im Bundeskanzleramt 2005.
Vgl. Ergebnisprotokoll der Preisgerichtssitzung Kunstwettbewerb Bundesministerium der Verteidigung in Berlin, 2.
Dienstsitz, am 22.5.2002, in: Archiv BBR, Berlin.
323
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, 2002, S. 208f
322
115
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
störten Berlins als Motiv des roten Teppichs ist eine mutige Auseinandersetzung mit dem Ort, sei‐
ner Geschichte und der aktuellen Funktion.
1997‐2002 P AUL ‐L ÖBE ‐H AUS , B UNDESTAG , B ERLIN
Architektur. Stephan Braunfels
Kunst: Ellsworth Kelly, Berlin Panels, 2000, Aluminium, beschichtet, Westfassade;
Joseph Kosuth, Was war also das Leben? 2001, Bodenarbeit, Metallbuchstaben (Texte Thomas Mann, Ricarda Huch),
Halle;
Francois Morellet, Haute et basse tension, 2001, Neon, Halle;
Neo Rauch, Fassade, Leiter, 2001, Lichtinstallation (2 Figuren), Ostfassade;
Angela Bulloch, Seats of Power – Spheres of Influence, 2001, Sitzbänke, Leuchten, interaktive Installation, Ausschuss‐
sitzungssaal / Besucherrestaurant;
Jorgé Pardo, Untitled (restaurant), 2002, Installation, (Tische, Stühle und Leuchten des Restaurants) Abgeordnetenre‐
staurant;
Tobias Rehberger, Ohne Titel (worldwide), 2002, Installation, (12 Stühle und zwei Tische, gefertigt von Tischlern aller
Kontinente nach Skizzen des Künstlers von Möbelklassikern), Besucherrestaurant;
Karin Sander, Devotionalien (Delegationsgeschenke an den Bundestag, Bonn‐Berlin) 2001, Westeingang, PC, Lautspre‐
cher, Holz;
Jörg Herold, Lichtschleife mit Datumsgrenze, Reflektor, Beton, nördlicher Hof (N 1.5.);
Franka Hörnschemeyer, BFD – bündig fluchtend dich, 2001, Stahl, Aluminium, nördlicher Hof (N 2.5.);
Joannis Avramidis, Kopf mit tiefenräumlichen Flächen, 1969/82, Bronze, südlicher Hof (S. 2.5.);
(e.) Twin Gabriel, Deutscher 1 und Deutscher 2, 2001, Skulptur, Teflon, südlicher Hof (S. 1.5);
Till Exit, Module 1998, Edelstahl, Beton, Acrylglas, südlicher Hof (S. 4.5);
Ulrich Horndash, Ohne Titel, Farbgestaltung der Wandtäfelung, 2001, Ausschusssitzungssäle;
Barbara Probst, ohne Titel, Farbgestaltung des Bodenbelags, 2001, Ausschusssitzungssäle;
Helmut Federle, Impressionen der automatisierten Abweichung (The China Projekt), 2001, Sperrholz, Blattgold, Sieb‐
druck.
Nördlich des Reichstags baut die Bundesbaugesellschaft für die Abgeordneten des Bundestags das
so genannte Band des Bundes, zu dem auch die Alsenblöcke gehören. Der Kunstbeirat des Bundes‐
tags hat für die Alsenblöcke bzw. das spätere Paul‐Löbe‐Haus im Westen und das Marie‐Elisabeth‐
Lüders‐Haus im Osten die Kunstsachverständigen Klaus Werner, Rektor der Hochschule für Grafik
und Buchkunst in Leipzig, und Armin Zweite, den Direktor der Kunstsammlung NRW Düsseldorf
eingesetzt, um ein Kunstkonzept zu erarbeiten. In ihrem Konzept schlagen sie einen beschränkten
Wettbewerb mit 39 Künstlern, davon zehn Künstlerinnen, und vier ostdeutschen Künstler vor. 324
Für die Kunst am Bau beider Häuser stehen 10,3 Mio. DM netto zur Verfügung. 325 Allerdings sollen
gemäß Beschluss des Kunstbeirates vom 24./25.2.1997 10 % des Kunst‐am‐Bau‐Etats pro Gebäude
für Ankäufe ausgegeben werden.
Zunächst wird für die Haupteingangsfassade des Paul‐Löbe‐Hauses der amerikanische Farbfeldma‐
ler Ellsworth Kelly mit sechs monochromen Arbeiten beauftragt. Für die Halle zwischen den beiden
Häusern erhält amerikanische Konzeptkünstler Joseph Kosuth den direkten Auftrag zu einer the‐
matisch und inhaltlich ortsspezifischen Bodentextinstallation. Ebenfalls direkt beauftragt wird der
324
325
Vgl. Protokoll der 9. Sitzung des Kunstbeirats am 14.1.1997, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
Vgl. Bundesbaugesellschaft mbH, Vermerk, 9.10.98, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
116
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
französische Lichtkunstklassiker Francois Morellet mit einer sich durch beide Häuser ziehenden
Lichtinstallation.
Francois Morellet, Haute et basse tension, 2001; Joseph Kosuth, Was war also das Leben? 2001;
Franka Hörnschemeyer, BFD – bündig fluchtend dich, 2001; (E.) Twin Gabriel, Deutscher 1 und Deutscher 2, 2001.
Das integrierte Kunstkonzept von Werner und Zweite sieht vor allem die Beteiligung sehr bekann‐
ter, älterer, amerikanischer Minimal‐Künstler wie Carl Andre, Ellsworth Kelly, Sol Lewitt und Ri‐
chard Serra vor, denen man keine Wettbewerbe zumuten will: „Das internationale Renommee
dieser Amerikaner läßt es unwahrscheinlich erscheinen, daß sie sich an einem Wettbewerb betei‐
ligen würden.“ 326
Für die Höfe des Paul‐Löbe‐Hauses wird ein beschränkter Wettbewerb vorgeschlagen. Dieser wird
1998 mit 20, mehrfach jüngeren Künstlern durchgeführt. Es sind Joannis Avramidis, Michael Crois‐
sant, Bogomir Ecker, Olafur Eliasson, Till Exit, (e.) Twin Gabriel, Nikolaus Gerhard, Asta Gröting
(die mit Jürgen Drescher und Christine Kern einreicht), Jörg Herold, Franka Hörnschemeyer, Anita
Jorgensen, Hubert Kiecol, Raimund Kummer, Maren Roloff, Stefan Schröder, Andreas Slominski,
Pia Stadtbäumer, Werner Stötzer sowie Susana Solano und Hermann Kleinknecht eingeladen, von
denen aber die letzten beiden nicht teilnehmen. Eine Besonderheit stellt die Teilnahme von Joan‐
nis Avramidis dar, der absagt, da er nur Direktaufträge annimmt. Über den Architekten werden
aber dennoch Vorschläge von Avramidis für zwei Bronzeskulpturen eingereicht und auch mit be‐
rücksichtigt.
Für jeden der 20 x 25 Meter großen Höfe in den Alsenblöcken stehen 250.000 DM brutto zur Ver‐
fügung. Als Preisgericht fungieren die beiden Kunsthistoriker Werner und Zweite, der Architekt
Stephan Braunfels und ein Vertreter der Bundesbaugesellschaft, Michael Herscu. Nach einem Ver‐
gabekolloquium im Juni 1998 wird auf einer Auswahlsitzung im August 2008 beschlossen, die Ent‐
würfe von Till Exit, Jörg Herold, (e.) Twin Gabriel dem Kunstbeirat zur Realisierung vorzuschlagen
und den Erwerb einer Arbeit mit vergrößertem Sockel von Joannis Avramidis zu empfohlen. Nach
einigem Hin‐ und Her‐ zwischen Verwaltung und Architekten wegen der Hofauswahl zur Platzie‐
rung einzelner Installationen und der Gestaltung der Höfe mit oder ohne Hecken, kommt es Ende
1998 zur endgültigen Zuordnung der angekauften Skulptur von Avramidis, der Arbeiten von Hörn‐
schemeyer und von (e.) Twin Gabriel in den nördlichen und von Exit und Herold in den südlichen
Hof.
326
Zweite, Arnim; Werner, Klaus: Integriertes Kunstkonzept, Bundestagsbauten Alsen‐/ Luisenblock, S. 7, in: Archiv
BBB im Archiv BBR, Berlin.
117
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Angela Bulloch, Seats of Power – Spheres of Influence, 2001; Neo Rauch, Fassade, Leiter, 2001, Jorge Pardo, o. T. (restaurant), 2002.
Ein weiterer beschränkter Wettbewerb wird für die Ausschusssitzungsäle, den Europasaal, den
Anhörungssaal und die Restaurants durchgeführt. Zweite und Werner schlagen vor: „Nach unserer
Auffassung sollten, stark verallgemeinernd gesprochen, minimalistische und konzeptuelle Tenden‐
zen dominieren, um den formalen Konsens in den unterschiedlichen ästhetischen Eingriffen zu
gewährleisten.“ 327 Eingeladen werden im Frühjahr 1998 23 Künstler oder Künstlergruppen aus der
„Generation der Mittdreißiger bis Mittfünfziger“, 328 von denen sechs, nämlich Ernst Caramelle,
Ayse Erkmen, Helmut Federle, Sol LeWitt, Jürgen Partenheimer und Wibke Siem absagen. Für den
Bereich der Ausschusssäle nehmen zehn Künstler teil: Thomas Emde, Eberhard Havekost, Ulrich
Horndash, Stefan Hunstein, Nikolaus Koliusis, Brigitte Kowanz, Rune Mields, Yana Milev, Barbara
Probst und Gerwald Rockenschaub.
Entwürfe für den Europasaal und die Restaurants kommen von sieben Künstlern: Angela Bulloch,
Martin Gerwers, Katharina Grosse, Julia Mangold, Neo Rauch, Tobias Rehberger und Karin Sander.
Für den Anhörungssaal entwerfen: Imi Knoebel, Jorge Pardo und Karin Sander.
Das Preisgericht besteht aus: Armin Zweite, Klaus Werner, Manfred Schneckenburger, Karin Stem‐
pel und Götz Adriani, Kunstsachverständige aus dem Beirat des Deutschen Bundestags; Stephan
Braunfels, Architekt, sowie Rita Süssmuth, Renate Blank, Thomas Krüger und Peter Conradi (ohne
Stimme), Abgeordneten aus dem Kunstbeirat des Bundestages. Zur Umsetzung empfohlen werden
anschließend, für die Ausschusssitzungssäle die Farbgestaltungen von Wänden und Boden von
Ulrich Horndash und Barbara Probst gemeinsam, für das Foyer von Europasaal und Besucherre‐
staurant eine interaktive Installation von Angela Bulloch, im Besucherrestaurant ein Konzept von
Tobias Rehberger, eine Idee von Neo Rauch für die Außenwand und für den Anhörungssaal ein
Werk von Imi Knoebel. Von Stefan Hunstein und Eberhard Havekost werden Arbeiten angekauft.
Neue Entwürfe werden von Julia Mangold und Karin Sander sowie von Jorge Pardo für das zweite
Restaurant erbeten. Es dauert noch bis 2002, bis alle verschiedenen Kunstformen weiterentwi‐
ckelt, abgestimmt und installiert sind. Oft sind es Details, die eine differenzierte Abstimmung zwi‐
schen Kunst und Architektur erfordern. So stellt beispielsweise der Galerist Neuger im Kunstbeirat
das überarbeitete Konzept von Jorge Pardo für das Abgeordnetenrestaurant vor und muss den
vom Kunstbeirat befürworteten Einwand des Architekten Braunfels aufnehmen, statt eines wei‐
ßen Terrazzobodens lieber einen grünen zum Haus passenden zu planen. 329 Die Werke stellen mit
Malerei, Neoninstallationen, Textarbeiten, interaktiven Medienarbeiten, konzeptionellen Ansätzen
und Dienstleistungskunst ein breites Spektrum aktueller Positionen des internationalen Kunstge‐
schehens vor, das noch durch weitere Positionen im Nachbarhaus ergänzt wird.
327
Zweite, Arnim; Werner, Klaus: Integriertes Kunstkonzept, Bundestagsbauten Alsen‐/ Luisenblock, S. 11, in: Archiv
BBB im Archiv BBR, Berlin.
328
Ebd.
329
Ergebnisprotokoll 9. Sitzung 14. WP des Kunstbeirats des Ältestenrats, 10.10.2000, in: Archiv BBB im Archiv BBR,
Berlin.
118
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
2002 S TIFTUNG A LFRED ‐W EGENER ‐I NSTITUT , B REMERHAFEN
Architektur: Steidle + Partner
Kunst: Erich Wiesner, Ziegelsteinfassade.
Der erste Bau des Alfred‐Wegner‐Instituts für Polar‐ und Meeres‐
forschung in Bremerhaven ist ein seltenes Beispiel für eine intensi‐
ve Zusammenarbeit von Künstler und Architekt als langjährigen
Freunden und Partnern. Der Architekt Otto Steidle und der Künstler
Erich Wiesner haben die Fassade des Gebäudes gemeinsam entwi‐
ckelt. „Aus meiner Erfahrung haben sich hierfür zwei verschiedene
Ansätze, die der Symbiose und die der Autonomie, bewährt,“ so
Otto Steidle: „gehe ich neuerdings beide Wege gleichzeitig: Den
Weg des symbiotischen, gesamtkunstwerkorientierten, kontinuier‐
lich am Thema Kunst und Architektur arbeitenden Projektes mit Erich Wiesner und davon unab‐
hängig den anderen Weg des autonomen Künstlerbeitrags.“ 330
1997‐2002 D EUTSCHE W ELLE ‐ F UNKHAUS B ONN
Architektur: Joachim Schürmann und Partner
Kunst: Yoshiyuki Miura, Die Welle, 2004, Installation, Stahldrähte, Wasserbecken vor Gremiensaal;
Sokari Douglas Camp, Fest für Neptun, 2004, Skulptur, Stahl, Wasserbecken vor Kantine;
Manuel Marin, Comunicacion cruzada, 2004, Skulptur, Aluminium, 640 x 240 cm, südliches Wasserbecken;
Svetlana + Igor Kopystiansky, Verstecktes Radio, 2004, Rucksack mit Radio, Vitrine, südlicher Durchgangsbereich;
Babak Saed, Ich und der Hahn, 2004, Toninstallation, mittlerer Durchgangsbereich;
Für die Einrichtung der Deutschen Welle in das neue, nicht mehr als Abgeordnetenhaus benötigte
Gebäude in Bonn stehen 200.000 Euro für Kunst zur Verfügung. Da die Deutsche Welle mit dem in
einem Wettbewerb für Kunst am Bau 2001 ermittelten Beitrag nicht einverstanden ist, wird vom
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung ein international ausgerichtetes Kunstkonzept entwi‐
ckelt. Im Oktober 2003 findet ein Kunstkolloquium mit fünf Künstlern statt. Das Preisgericht setzt
sich aus acht Personen zusammen: Christoph Schreier, Kunstmuseum Bonn; Ursula Neugebauer,
Künstlerin; Hans Josef Klein, Kunstkommission Deutsche Welle; Thomas Kliemann, Bonner Gene‐
ralanzeiger; Wolf Dittmann, Architekt; Reinhard Hartstein, Deutsche Welle; Wolfgang Neusüß,
Bundesbauministerium; Florian Mausbach, BBR. Im April 2004 wird festgelegt, dass Yoshiyuki Miu‐
ra eine minimalistische Installation aus Metalldrähten im Wasserbecken vor dem Gremiensaal in‐
stalliert und eine manirierte Stahlfigur von Sokari Douglas Camp in einem Wasserbecken vor der
330
Steidle, Otto Steidle: Kunst und öffentlicher Raum ‐ Kunst am Bau, in: Public Art, hg. von Florian Matzner ‐ Ostfil‐
dern 2001, S. 221‐229, S. 224.
119
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Kantine sowie eine bunte abstrakte Metallkonfiguration von Manuel Marin in einem dritten Was‐
serbecken aufgestellt wird. 331
Yoshiyuki Miura, Die Welle, 2004; Sokari Douglas Camp, Fest für Neptun, 2004; Manuel Marin, Comunicacion cruzada, 2004.
Außerdem wird eine Realinstallation in musealer Vitrine von Svetlana und Igor Kopystiansky in
einem Durchgang und eine Texttoninstallation von Babak Saed in einem weiteren Durchgang reali‐
siert. 332 Damit wird eine vielfältige, bunte Mischung unterschiedlichster Stile und künstlerischer
Herangehensweisen zusammengestellt.
Svetlana + Igor Kopystiansky, Verstecktes Radio, 2004; Babak Saed, Ich und der Hahn, 2004.
2000‐2003 B UNDESGERICHTSHOF , E RWEITERUNG , K ARLSRUHE
Architektur: Dohle + Lohse Architekten, Staatliches Hochbauamt Baden‐Baden, Außenstelle Karlsruhe
Kunst: Markus Lüpertz, 2005, Bundesadler, Skulptur, Bronze, farbig, ca. 100 cm, Großer Sitzungssaal;
Rudolf Herz, LEX INJUSTA NON EST, 2003, Bodenskulptur, Bronze, 40 cm hoch, Außenbereich;
Georg Herold, o. T., 2003, Installation, Wartebereich Westflügel.
Das Staatliche Hochbauamt Baden‐Baden, Außenstelle Karlsruhe, realisiert für den Bund 2003 den
Erweiterungsbau des Bundesgerichtshofs mit zwei neuen Gerichtssälen. Für die Kunst am Erweite‐
rungsbau schreibt es einen beschränkten Wettbewerb unter elf Künstlern aus. Das Preisgericht ist
die Kunstkommission der Landesvermögen‐ und Bauabteilung Baden‐Württemberg. Sie setzt sich
üblicherweise zusammen aus: zwei Mitarbeitern des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden‐
Württemberg, einem Vertreter der Abteilung Vermögen und Hochbau des Finanzministeriums
sowie zwei Künstlern und zwei Kunsthistorikern der Staatliche Kunsthalle Karlsruhe und der
Staatsgalerie Stuttgart. Zur Realisierung empfohlen werden eine Bodeninstallation im Außenraum
331
Vgl. Protokoll des Kunstwettbewerbs Deutsche Welle ‐ Funkhaus Bonn Neubau der Funk‐ und Verwaltungszentrale,
29.1.04, in: Archiv BBR, Berlin.
332
Vgl. Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006, 2007, S.68‐75.
120
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
von Rudolf Herz und eine Installation für einen Innenraum von Georg Herold, die beide 2003 um‐
gesetzt werden. 333
Rudolf Herz, LEX INJUSTA NON EST, 200; Georg Herold, o. T, 2003.
Zusätzlich empfiehlt die Kommission 2005 eine Direktbeauftragung von Markus Lüpertz mit einem
Bundesadler für den Sitzungssaal. Alle drei Kunstwerke sind thematisch explizit auf den Ort bezo‐
gen und entsprechen aktuellen zeitgenössischen Kunstauffassungen.
Sitzungssaal; Markus Lüpertz, Bundesadler, 2005.
333
Vgl. ebd., S. 128‐145.
121
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
6. ZUSAMMENFASSUNG
Kunst am Bau bezeichnet Auftragskunst, die im Rahmen von Hochbaumaßnahmen von bil‐
denden Künstlern und Kunsthandwerkern geschaffen wird. In Deutschland hat Kunst am Bau
als staatliche Maßnahme eine Geschichte, deren Anfänge bis in die Weimarer Republik zu‐
rückreichen. Als regionalstaatliche Sozialmaßnahme zur Bekämpfung von Not und Arbeitslo‐
sigkeit der bildenden Künstler in der Nachkriegszeit der zwanziger Jahre wird 1928 eine erste
Kunst‐am‐Bau‐Verordnung vom preußischen Staat erlassen. Neben dem wirtschaftlich beding‐
ten Auftragsrückgang ist auch die stilistische und ästhetische Entwicklung der modernen
Kunst dafür verantwortlich, dass der Bedarf an schmückender Ornamentik, Bauplastik und
Wandbildern zurückgeht. Die moderne Architektur der Neuen Sachlichkeit, des Internationa‐
len Stils und des Bauhauses, die in den folgenden Jahren in Deutschland aus ideologischen
Gründen verdammt, keine Fortsetzung findet, setzt vor allem auf ein gleichberechtigtes Mit‐
einander der Künste.
Die erste für das gesamte Deutsche Reich gültige Regelung lässt am 22. 5. 1934 der Reichsmi‐
nister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels als Verwaltungserlass über die
beiden für die im Finanzressort angesiedelte Bauverwaltung zuständigen Minister, den
Reichsfinanzminister und den preußischen Finanzminister, in Kraft setzen. Für einen prozen‐
tualen Anteil an den Hochbaukosten staatlicher Bauten des Reiches, der Länder und der
Kommunen, ohne den Wohnungsbau, ist die Bauverwaltung gehalten, Künstler und Kunst‐
handwerker mit Skulptur, Malerei und anderen Werkformen zu beauftragen. Als Sozialmaß‐
nahme sollen nur nicht beamtete oder nicht angestellte deutsche Künstler beauftragt wer‐
den. Die Verordnung schreibt keine Verfahren für die Kunstauswahl vor. Umgesetzt wird die
Verordnung zum großen Teil durch Direktaufträge für Hoheitszeichen und traditionellen Bau‐
schmuck. Daneben entstehen wenige von bekannteren NS‐Künstlern gestaltete Skulpturen,
Reliefs und Gobelins für die repräsentativen Bauten des NS‐Staates. Durch die propagandisti‐
sche Präsenz dieser wenigen Monumentalwerke, die ein neues faschistisches Menschenbild
vorstellen, werden sie zum beherrschenden Bild der nationalsozialistischen Kunst‐am‐Bau‐
Politik.
Nach dem zweiten Weltkrieg wird die Verordnung in beiden deutschen Staaten wieder aufge‐
griffen. In der Bundesrepublik wie in der DDR sind es zunächst die Länder und Kommunen, die
entsprechende Regelungen schaffen.
In der DDR regelt bereits die Kulturverordnung von 16. 3. 1950 und die Anordnung über die
künstlerische Ausgestaltung von Verwaltungsbauten vom 22. 8. 1952 die Beteiligung von bil‐
denden Künstlern am Bau. Ein bis zwei Prozent der Baukosten von Verwaltungs‐, Kultur‐ und
Sozialbauten stehen für Werke ideologisch klar definierter, „volksnaher und realistischer“
Kunst zur Verfügung. Ab 1959 wird auch der Wohnungsbau mit 0,2 Prozent der Planbaukosten
herangezogen. Die Kunstwerke müssen nicht baugebunden realisiert werden und Maßnah‐
menmittel können auch gebündelt werden. Daher werden neben Skulpturen, Reliefs, Glas‐
und Wandbildern auch Graphiken und Gemälde in Auftrag gegeben. Zuständig für die Vergabe
der Aufträge ist die 1953 gegründete Staatliche Auftragskommission, später die Bezirks‐ und
Gebietsauftragskommissionen, die mit Experten aus dem Künstlerverbands und lokalen
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Kunstakademien besetzt sind. Mit dem Bitterfelder Weg 1959 ändert sich diese Zusammen‐
setzung der Kunstauswahlgremien: Sie nennen sich Beiräte für Bildende Kunst und sind über‐
wiegend mit werktätigen Laien besetzt. Auch die zentrale Auftragskommission wird zum Bei‐
rat für Bildende Kunst beim Ministerium für Kultur. Hier müssen weiterhin alle Aufträge in
den Bezirken beschlossenen Aufträge mitgezeichnet werden. Ministerien, Bezirke, Kreise,
Verbände, Betriebe und Institutionen können Vorschläge für Themen, Orte und künstlerische
Aufgaben für die Kunst an Neubauten machen. Danach laden die Beiräte für Bildende Kunst,
Künstler ein, entsprechende Entwürfe vorzulegen. Durchgeführt werden die beschränkten
Wettbewerbe von den Büros der Chefarchitekten, die auch viele Direktvergaben vornehmen.
Seit Ende der 60er Jahre übernehmen die Büros für architekturbezogene Kunst die Organisa‐
tion der Verfahren. Realisiert werden in der DDR vor allem viele monumentale Wandbilder im
Stile des sozialistischen Realismus. Neben den Wandbildern als Majolikamosaiken, Emaillebil‐
der und Fresken, entstehen große Glasarbeiten, Reliefs und Bauplastiken. Auch ornamentale
Gestaltungen, Brunnen und Skulpturengruppen werden realisiert.
Nachdem in den Anfangsjahren viele Werke aus ideologischen Gründen übermalt und zerstört
werden, folgen später nur noch programmatisch auf die Linie der Staatspartei abgestimmte
Bildkompositionen. Die propagandistischen Themen der Werke sind, mit dem Lob des Sozia‐
lismus, der Geschichte der siegreichen Arbeiterbewegung usw., genau vorgegeben. Daher
entstehen viele kompositorisch ähnliche Werke mit einem beschränkten Repertoire an Sym‐
bolen und Metaphern, wie Kornähren, rauchenden Fabrikschloten und fahnenschwingenden
Propagandisten.
Auch in der Bundesrepublik beschließt der Deutsche Bundestag am 25. 1. 1950 die Förderung der
bildenden Kunst durch Kunstaufträge von mindestens ein Prozent der Bauauftragssumme bei
staatlichen Hochbauten. Begründet wird der, auf Antrag der Bayernpartei zu Stande gekommene,
Beschluss wieder mit der sozialen Not der Künstler. Aber auch der kulturpolitische Anspruch wird
formuliert, der freien Ausstellungskunst einen Bereich für angewandte Kunst gegenüberzustellen,
dessen Produktion eine größere Verständlichkeit ausweise.
Der Bundesminister der Finanzen, zuständig für die Bauverwaltung des Bundes gibt am 1. 4. 1953
die ersten Vorläufigen Richtlinien für die Durchführung von Bundesbauten heraus, die im Kapitel
K7 auch die Richtlinien für Aufträge an bildende Künstler beinhalten. Die sprachlich eng an die Vor‐
läuferverordnung der Nationalsozialisten angelehnte Richtlinie schreibt für die staatlichen Hoch‐
bauten die Bereitstellung von ein bis zwei Prozent der Baukosten für Kunstaufträge vor, soweit
„Rahmen und Charakter der Baumaßnahme dieses rechtfertigen“. Mit diesem bis heute durch den
Passus „soweit Zweck und Bedeutung der Baumaßnahmen dieses rechtfertigen“ eingeschränkten
Auftrag wird die Verordnung zu einer von der Finanz‐ bzw. Bauverwaltung auslegbaren Kann‐
Regelung. Die zu beauftragenden Kunstformen sind Malerei, Skulptur und auch kunsthandwerkli‐
che Entwürfe, nicht jedoch deren Ausführung. Diese ist aus den Baukosten zu finanzieren. Es wer‐
den keine Kriterien zur Förderungswürdigkeit der Künstler genannt. Die Richtlinien werden 1957
bestätigt und 1975 sprachlich überarbeitet und um Angaben zum Vergabeverfahren ergänzt.
Seit 1975 sind bei wichtigen Bauten in der Regel Wettbewerbe durchzuführen. An den Verfahren
sind auch die Architekten, die Nutzer, bildende Künstler und Kunstsachverständige zu beteiligen.
Ein zu Beginn in der Verordnung genanntes, beratendes Fachgremium hatte sich praktisch nie
durchsetzen können. Nachdem 1995 die Angabe zur Höhe der Mittel für Kunst am Bau aus der
Verordnung gestrichen worden ist, erfährt die K7 2005 eine wichtige Neuerung. Mit dem “Leitfa‐
den Kunst am Bau“ wird ihr eine Ausführungsbestimmung hinzugefügt, die u. a. die Höhe der zur
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Verfügung zu stellenden Mittel wieder zwischen 0,5 % bis 1,5 %, je nach Höhe der Baukosten, de‐
finiert. Die Kunst darf sich nun auch in der Umgebung des Bauvorhabens erstrecken. Vor allem
sind seit 2005 die Auswahlgremien der offenen oder begrenzt‐offenen Wettbewerbe sowie An‐
kaufverfahren genau definiert: Sie sind paritätisch mit Vertretern der Bauseite (Nutzer, Bauverwal‐
tung, Architekten) und Kunstsachverständigen zu besetzen. Auch eine allgemeine Fachberatung
der Bauverwaltung durch Kunstsachverständige wird wieder genannt.
Die Kunst am Bau des Bundes spiegelt das Selbstverständnis des Staates und die Bedeutung der
einzelnen Bauaufgaben wieder. Zunächst ist die künstlerische Qualität der Kunstwerke, die viel‐
fach in Direktvergaben durch die Bauverwaltung, aber auch nach beschränkten Wettbewerben
und einem ersten offenen Wettbewerb für das Bundeshaus, in Auftrag gegeben werden, nicht
sehr hoch. Abstrahierte Figuration mit einfacher Metaphorik und allgemein verständlichen Symbo‐
len bestimmen die Kunstwerke. Hoheitszeichen, Landkarten, Ziergitter, Gobelins und Brunnen ge‐
hören zu den bevorzugten Aufgaben.
Erst ab Ende der 50er Jahre werden wichtige Künstler, wie Bernhard Heiliger, Fritz Koenig und
Norbert Kricke, Erich Reuter mit abstrakten Skulpturen für repräsentative Bauten beauftragt. Als
freies Pendant zu den modernen Bauten der Weltausstellungen 1958 und 1967, vor dem Kanzler‐
bungalow und vor der Neuen Nationalgalerie und im Reichstag in Berlin demonstrieren sie die
Teilhabe der Bundesrepublik an der Abstraktion als Weltsprache der westlichen Hemisphäre. Auch
für die Ausstattung der Verwaltungsbauten des Bundes werden in den 60er und 70er Jahren abs‐
trakte, informelle Skulpturen und Malerei bevorzugt. Die Kunst am Bau hält entgegen der allge‐
meinen künstlerischen Entwicklung an bewährten Positionen fest, indem zeitgenössische Kunst‐
entwicklungen wie Minimal und Pop Art, Fluxus und Hard Egde weitgehend außer Acht gelassen
werden. Ebenso greift man bei beschränkten Kunstwettbewerben für die Verwaltungsbauten von
Ministerien, Bundesämtern und Instituten häufig auf einen überschaubaren Kreis an Künstlern
zurück.
Die Diskussionen um „Expansion der Kunst“, die Bedeutung von Kunst als Mittel der Umweltges‐
taltung findet in den siebziger Jahren auch Eingang in die Kunst am Bau des Bundes. Einerseits
realisieren die Künstler jetzt häufiger raumgreifende Bodenskulpturen, andererseits befassen sie
sich mit städtebaulichen und landschaftsplanerischen Aufgaben. Künstler wie Otto Herbert Hajek
und Johannes Peter Hölzinger gestalten Wahrnehmungsräume, gestalten Plätze und definieren
Orte formal und sehr farbig.
In den 80er und 90er Jahren ändert sich das Spektrum der beauftragten Kunststile, indem erneut
figurativ‐realistische Skulpturen in traditioneller Bronze, aber auch designorientierte Objekte zu
den beliebten konstruktiv‐geometrischen Stahl‐ und Steinplastiken hinzukommen. Licht, Glas, po‐
lierte Stein‐ und Metalloberflächen und Farbfelder bestimmen die Wandgestaltungen.
Nicht erst mit den neuen, repräsentativen Aufgaben des Bundes in Zusammenhang mit dem
Hauptstadtumzug nach der deutschen Wiedervereinigung, sondern bereits mit der Kunstauswahl
für den neuen Plenarsaal 1992 zeigt sich eine neue, an der internationalen Entwicklung zeitgenös‐
sischer Kunst orientierte Auswahl der Kunst am Bau. Neben eigenen Kunstfachbeiräten für Bun‐
destag, Bundesrat, Bundeskanzler und Bundespräsident werden einzelne Expertenteams aus re‐
nommierten Kunsthistorikern und Kuratoren beauftragt, Kunstkonzepte für einzelne Bauten zu
entwickeln und umzusetzen. Neben Direktaufträgen für wichtige (ältere), internationale Künstler
werden in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends viele beschränkte Wettbewerbe unter jünge‐
ren, aber gleichwohl im Kunstbetrieb eingeführten, Künstlern durchgeführt.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Das Spektrum der Kunst am Bau des Bundes entspricht damit heute dem des aktuellen Kunstge‐
schehens. Je nach Bauaufgabe und Repräsentationscharakter des Gebäudes reichen die Arbeiten
von hochkarätigen musealen Positionen der Malerei, Skulptur und Lichtkunst bis zu ortsspezifi‐
schen oder interaktiven Rauminstallationen, Konzeptkunst und Beteiligungsprojekten. Selten blei‐
ben dabei inhaltliche Auseinandersetzungen mit den Aufgaben von Behörden und der Geschichte
von Orten, wie die von Hans Haacke oder Via Lewandowsky in ihren Werken für den Reichstag und
das Verteidigungsministerium.
125
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
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1949/1950, Beilagen Band IV, Beilagen 2888‐4656. ‐ München 1951
Bayerischer Landtag, Tagung 1949/50, Beilage 3052, S.2, in: Verhandlungen des bayerischen Land‐
tages. 1V. Tagung 1949/1950, Beilagen Band IV, Beilagen 2888‐4656. ‐ München 1951
Bayerischer Landtag, Stenographischer Bericht, einhundertsechsundfünfzigste öffentliche Sitzung,
Nr. 156, Freitag, den 24. März 1950, VI. Band, in Verhandlungen des Bayerischen Landtags. IV. Ta‐
gung 1949/1950, Stenographische Berichte Nr. 149‐192, 149, Stenographische Berichte Nr. 149‐
192, 149. am 7. März 1950 bis zur 192. Sitzung am 20. November 1950, VI. Band. ‐ München 1951,
S. 267
Bayerischer Senat, Bericht und Antrag des Ausschusses für kulturpolitische Fragen zum Antrag des
Senators Unold betreffend Abzweigung von Mitteln bei Staatsbauten für die Vergebung von Auf‐
trägen an bildende Künstler und Kunsthandwerker (Nr. 643), Berichterstatter: Unold, 29. Juni
1949, Anlage 268, S. 1, in: Verhandlungen des Bayerischen Senats II. Tagung 1949 /1950. Steno‐
graphische Berichte – Band II, 20.‐ 45. Sitzung. 20. Sitzung am 26. August 1948 bis zur 45. Sitzung
am 17. Dezember 1949, Anlagen Band II, Anlagen 114‐429. ‐ München 1950
Bayerischer Senat. Siebenunddreißigste öffentliche Sitzung. Nr. 27, Donnerstag, den 30. Juni 1949,
II. Band, in: Verhandlungen des Bayerischen Senats II. Tagung 1949 /1950. Stenographische Berich‐
te – Band II, 20.‐ 45. Sitzung. 20. Sitzung am 26. August 1948 bis zur 45. Sitzung am 17. Dezember
1949, Anlagen Band II, Anlagen 114‐429. ‐ München 1950, S. 539
Bayerischer Senat an die Bayerische Staatsregierung, Beschluß des Senats über den Antrag des
Senators Unold betreffend Abzweigung von Mitteln bei Staatsbauten für die Vergebung von Auf‐
trägen an bildende Künstler und Kunsthandwerker, 30. Juni 1949, in: Verhandlungen des Bayeri‐
schen Senats II. Tagung 1949 /1950. Stenographische Berichte ‐ Band II, 20.‐ 45. Sitzung. 20. Sit‐
zung am 26. August 1948 bis zur 45. Sitzung am 17. Dezember 1949, Anlagen Band II, Anlagen 114‐
429. ‐ München 1950.
Bayerischer Senat. 2. Sitzung, Nr. 2, Dienstag, den 17. Januar 1950, I. Band, in: Verhandlungen es
Bayerischen Senats, Band 3. 2.Tagungsperiode 1950/51. Stenographische Berichte – 1. Sitzung am
10. Januar1950 bis zur 24. Sitzung am 15. Dezember 1950, Anlagen. Anlage 1 bis Anlage 244. ‐
München 1951, S. 10
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bel, Bernhard Schmidt, August 1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heine‐
mannstr
Borger, Hugo; Bott, Gerhard; Laage, Gerhart, Schreiben an Helmut Schmidt nach Gespräch am
27.11.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt
Bundesbaudirektion, Schreiben an Bundesschatzministerium, 5.7.1965, I B ‐ 0 6236 Rt. –
464.556/65, in: BArch Koblenz, B 157 / 6580
Bundesbaudirektion, Vermerk, 13.12.1956, in: BArch Koblenz, B 157 / 89
Bundesbaudirektion, Vermerk Arbeitsgruppe Neubau Bundeskanzleramt zur Besprechung mit
Chef BK im Planungspavillon am 27.12.1974, 27.12.1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt
Bundesbaudirektion, Vermerk Kunst im Neubau, 5.2.1976, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt
Bundesbaudirektion, Vermerk zu den noch zur Verfügung stehenden Mittel, 1 – B 1100/2 ‐ … / 73,
in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr
Bundesbaudirektion, Badberger, Schreiben an Bundesministerium der Finanzen, 9.5.1952, wg.
Wettbewerb Preisausschreiben zur Erlangung eines Reliefs am Erweiterungsbau des Bundeshau‐
ses, in: BArch Koblenz, B 157 / 1669
Bundesbaudirektion, Badberger, Vorsitzender Fachgremium an Präsident des Bundestages,
27.2.1954, in: BArch Koblenz, B 157 / 90
Bundesbaudirektion, Badberger, Vorsitzender Fachgremium, Vermerk, 1.10.1954, in: BArch Kob‐
lenz, B 157 / 90
Bundesbaudirektion, Karl Badberger, Vermerk, 1.3.1954, II D – 0 6240 – 3 /54, in: BArch Koblenz,
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Bundesbaudirektion, Bohnenkamp, Vermerk zur Sitzung am 25.2.1972, 28.2.1972, in: Archiv BBR
Bonn, Akte Kanzleramt
Bundesbaudirektion, Bohnenkamp, Vermerk zur Sitzung am 3.5.1972, , 14.3.1972, S. 2, in: Archiv
BBR, Bonn, Akte Kanzleramt
Bundesbaudirektion, Hoffmann, Vermerk 1980, BBD II B – B 1123/1 – 20/81, 1980, in: Archiv BBR
Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr
Bundesbaudirektion, Hahn, Vermerk, 12.1.1995, BDD III 2 B 1106 7 /95, in: Archiv BBR, Bonn, Akte
Haus der Geschichte
Bundesbaudirektion, Leuschner, Vermerk, II B/2 Bonn, 13.7.1965, III B/2 – O 6236‐ 69/65, in:
BArch Koblenz, B 157 / 6580
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Bundesbaudirektion, Winde, Vermerk zur Weiterbearbeitung, 28.5.1975, in: Archiv BBR, Bonn,
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Bundesministerium des Inneren an das Finanzministerium vom 26.2.1951, in: BArch Koblenz, B
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3545‐281/57, in: BArch Koblenz, B 157 / 89
BR‐Abschrift Deutscher Bundesrat, BR‐Drs. 67/50, in: Verhandlungen des Deutschen Bundesrates,
1. Wahlperiode 1949 – 1953
BT‐Anfrage 37 der CDU/ CSU‐Abgeordneten Roitzsch, in: Fragen für die Fragestunden der Sitzun‐
gen des Deutschen Bundestages, 13.3.1981, S. 6., Deutscher Bundestag. 9. Wahlperiode, BT‐Drs
9/226, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Antrag der Fraktion der Bayernpartei, Betr. Beteiligung bildender Künstler an den Aufträgen
des Bundes, B‐Drs. 1/157, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 –
1953
BT‐Antrag der Fraktion der SPD, Deutscher Bundestag, 12. Wahlperiode, Kunst am Bau, Hans‐
Ulrich Klose, 20.06.1994, BT‐Drs 12/8032, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Antwort Bundesregierung, Deutscher Bundestag; BMBau (federführend) 27.02.1979 BT‐Drs
08/2600, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Antwort Bundesregierung, Deutscher Bundestag; BMBau (federführend) 12.09.1979 BT‐Drs
08/3168, online unter http://dip.bundestag.de/l
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BT‐ Antwort Bundesregierung; BMI (federführend) 31.10.1984, BT‐Drs 10/2237, online unter
http://dip.bundestag.de/l
BT‐ Antwort der Bundesregierung, Staatssekretärs Lahnstein, in: Deutscher Bundestag, 9. Wahl‐
periode, 27. Sitzung, 20.3.1981, S. 1308‐1309, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Antwort der Bundesregierung, Chef des Bundeskanzleramtes, Bundesministers Bodo Hombach
vom 16. Dezember 1998, in: Schriftliche Fragen mit den in der Woche vom 1. Februar 1999 einge‐
gangenen Antworten der Bundesregierung, Deutscher Bundestag, BT‐Drs 14/360, 14. Wahlperio‐
de, 05.02.99, S. 2, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐ Bericht des Bundeskanzlers, 21.06.1950, BT‐Drs. 1 /1085, Deutscher Bundestag, 1. Wahlperio‐
de 1949, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953
BT‐Beschlußempfehlung und Bericht des Innenausschusses zum Antrag der Fraktionen der
CDU/CSU, SPD und der FDP ‐ BT‐Drs. 12/8184 ‐, Deutscher Bundestag, 12. Wahlperiode, 6.
09.1994, BT‐Drs. 12/8455, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Frage für Fragestunde des Deutschen Bundestages, Abgeordneter Müller, SPD (Schweinfurt),
1.12.1978, Deutscher Bundestag, BT‐Drs 8/2339, S. 13, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Kleine Anfrage, Deutscher Bundestag, de Terra, CDU/CSU; Dr. Köhler (Wolfsburg), CDU/CSU;
Dr. Möller, Pfeifer, Dr. Kreile, Broll, Daweke, Dr. Sprung, Rühe, Voigt, Dr. Jenninger und der Frakti‐
on CDU/CSU 12.02.1979 BT‐Drs 08/2563, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Kleine Anfrage, Deutscher Bundestag, de Terra, CDU/CSU; Dr. Köhler (Wolfsburg), CDU/CSU;
und andere; CDU/CSU 22.08.1979, BT‐Drs 08/3130, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Mündlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik, BT‐Drs. 1/337, Deutscher Bundestag, 1.
Wahlperiode 1949, in: Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953
BT‐ Nachtrag zur Antwort Bundesregierung, Deutscher Bundestag; BMBau (federführend)
23.11.1979 Drucksache 08/3424, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Parlamentsprotokoll, 30. Sitzung, Mittwoch, 25. Januar 1950, in: Verhandlungen des Deut‐
schen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953, S. 941‐943
BT‐Parlamentsprotokoll, 73. Sitzung, Bonn Mittwoch, 12. Juli 1950, in: Verhandlungen des Deut‐
schen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953, S. 2625
BT‐Parlamentsprotokoll, 123. Sitzung, 7. Dez. 1978, Antwort Dr. Sperling, PStSekr BMBau, S. 9589
D, 9590A, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Parlamentsprotokoll, Deutscher Bundestag, 12, Wahlperiode, 237. Sitzung, 29. Juni 1994, Be‐
ratung des Antrags der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und der FDP ‐ BT‐Drs. 12/8184 ‐, BTP‐
12/237, S. 20895, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Parlamentsprotokoll, Deutscher Bundestag, Beratung der Beschlußempfehlung und des Be‐
richts des Innenausschusses zum Antrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD und FDP, Erklärungen
der Fraktionen, Deutscher Bundestag, 12. Wahlperiode, 234. Sitzung, 21.September 1994, BT‐
Protokoll 12/243, S. 21690, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐ Plenarprotokoll BT 14/98 06.04.2000, S.9080 C ‐ Ablehnung in namentlicher Abstimmung
(258:260:31), BT‐ Drs 14/2867 (neu), online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐ Anfrage Peter Conradi (SPD) und Antwort der Regierung am 26. 2.1998, Deutscher Bundestag,
13. WP, BT‐Drs 13 / 10073, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Frage für Fragestunde des Deutschen Bundestages, 1.12.1978, Deutscher Bundestag, BT‐Drs
8/2339, S. 13, online unter http://dip.bundestag.de/l
BT‐Schreiben des Bundeskanzlers, BT‐Drs. 1/1085, Deutscher Bundestag, 1. Wahlperiode 1949, in:
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Deutscher Bundestag, Pressemitteilung, 9.10.1998, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
136
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Eiermann, Egon; Ruf, Sep: Meinung der Architekten zur Eingangsplastik, Anlagen zur Wettbe‐
werbsausschreibung, in: BArch Koblenz, B 157 / 94, S. 46
Ergebnisprotokoll der Preisgerichtssitzung Kunstwettbewerb Bundesministerium der Verteidi‐
gung in Berlin, 2. Dienstsitz, am 22.5.2002, in: Archiv BBR, Berlin
Ergebnisniederschrift der Sitzung der Gutachterkommission am 7.11.1974, Bundesbaudirektion
8.11.1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt
Ergebnisprotokoll – Kunstbeirat des Ältestenrats 13. WP, 2.Sitzung 12.10.95, Ersatzplenarsaal
Wasserwerk, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
Ergebnisprotokoll, Sitzung des Ältestenrats 29.6.1995, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
Ergebnisprotokoll 2. Sitzung, Kunstbeirat des Ältestenrats am 28.9.1995, in: Archiv BBB im Archiv
BBR, Berlin
Flierl, Bruno: Plastik und Wandbild im städtebaulichen Raum S. 111 –129, S. 120, Vortrag beim 3.
Seminar „Ausstellung Architektur und bildende Kunst anläßlich des 20. Jahrestages der DDR" vom
9. bis 10. Apr. 1970 in Berlin. Stenographisches Protokoll, in: SAPMO‐BArch, DY 15 / 438
Gesellschaft für Deutsch‐Sowjetische Freundschaft ‐ Konferenz über Fragen der Architektur und
Bildenden Kunst am 19./20. Nov. 1954 in der Akademie der Künste in Berlin Bd. 2: 1954. Stenogra‐
phisches Protokoll, Konferenztag 19.11. 1954, in: SAPMO – BArch, DY 32 / 5353
Heiliger, Bernhard: Vorschlag und Angebot, 1.7.1965, in: BArch Koblenz, B 157 / 6580
Heranziehung bildender Künstler und Kunsthandwerker zu öffentlichen Bauvorhaben, Erlässe
1934/35/36/38, Az O 6020, in. BArch, R 43‐II/1029a
Kulturabteilung des ZK der SED, 10.11.1961, in: SAPMO‐BArch, DY 30 / IV 2 / 906 / 185, Bl. 287
Kunstwettbewerb Bundesministerium der Verteidigung, Wettbewerbsverfahren und Aufgaben
mit Anmerkungen, in: Archiv BBR, Bonn
Kunstwettbewerb Bundeskanzleramt. Ausschreibungsunterlagen, Berlin November 2001, in: Ar‐
chiv BBB im Archiv BBR, Berlin
Kunze, Ronald; Schmidt, Dagmar; Stahl, Johannes: Kunst und Architektur bei Bundesbauten, Stu‐
die im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Wohnungswesen mit Fallbeispielen,
2004, unveröff., in: Archiv des BBR Berlin
Landesbezirk Baden, Hochbaureferat Karlsruhe an Bundesministerium der Finanzen, 13.4.1951 zu
Bau 0 6107 – 1/51, in: BArch Koblenz, B 157 / 89
Meldungen der Landesfinanzämter 1935, 1936, 1937, in: BArch, R 2 / 26722
Minister für Wiederaufbau des Landes Nordrhein‐Westfalen an alle Regierungspräsidenten, an
die Universitätsleitungen in Bonn und Münster, Bauleitung der Techn. Hochschule in Aachen, Die
Vergebung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker im Rahmen der staatlichen
Bauausführungen, 8.10.1949, II B 712 / 1787, in: BArch Koblenz, B 157 / 1674, S. 31
Niederschrift der Sitzung des Preisgerichts am 7. und 8.10.1952 in der Bundesbaudirektion Bonn,
S. 6, in: Archiv der Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Bonn
Niederschrift über die Beurteilung der für die künstlerische Ausgestaltung des Neubaues Nieder‐
schrift über die Sitzung des Wettbewerbsausschusses in Heidelberg am 4.7.1957, Bundesbaudi‐
rektion, in: BArch Koblenz, B 157 / 94, S. 4‐13
Bundesrechnungshof in Frankfurt eingereichten Entwürfe, Schwedes, 12.8.1953, zu II D 06240‐
28/53, in: BArch Koblenz, B 157 / 3066, Bd. 2
Oberfinanzdirektion Frankfurt, Meldung an das Bundesministerium der Finanzen 1953, Rückmel‐
dungen auf Gremienbildung und Meldebogen, Erlass 23.10. 1951 Bau 6020 – 29993/51 für das
Rechnungsjahr 1952, in: BArch Koblenz, B 157 / 92
137
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Oberfinanzdirektion Frankfurt, Meldung an das Bundesministerium der Finanzen 1954, Rückmel‐
dungen auf Gremienbildung und Meldebogen, Erlass 23.10. 1951 Bau 6020 – 29993/51 für das
Rechnungsjahr 1953, in: BArch Koblenz, B 157 / 92
Präsident des Rechnungshofes, Mayer, Schreiben an Steinmeyer, Architekt, 9.12.1953, in: BArch
Koblenz, B 157 / 3066, Bd. 2
Präsident des Rechnungshofes, Mayer, Vermerk zur Besprechung am 14. 12. 1953, 17.12.1953, in:
BArch Koblenz, B 157 / 3066, Bd. 2
Preisausschreiben für einen plastischen Schmuck am Erweiterungsbau des Bundeshauses in
Bonn, in: BArch Koblenz, B 157 / 1669, S.22‐23
Preußischen Finanzminister, Rund‐Erlaß vom 6. 10. 1934, betr. Aufträge an bildende Künstler und
Kunsthandwerker bei Bauaufgaben der Staatshochbauverwaltung, gez. Popitz ‐ V 11, Nr.131/Ao.1‐
9, in: Zentralblatt der Bauverwaltung vereinigt mit Zeitschrift für Bauwesen, hg. v. Preuß. Finanz‐
ministerium, 54. Jg., (84. Jg. der Zeitschrift für Bauwesen), 1934, Heft 44, 31. Oktober 1934, S. 685.
Preußischer Minister des Innern an Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda am 8. 11.
1934, in: BArch, R 2 / 26722
Preußischer Minister des Innern: Heranziehung bildender Künstler bei Errichtung kommunaler
Bauten. RdErl. d. MdI. v. 20.6.1928 ‐IV a 1 223 II, in: Ministerial‐Blatt für die Preußische innere
Verwaltung, hg. im Preußischen Ministerium des Innern, 89. Jg., Nummer 26, Berlin 27. Juni 1928,
S. 633‐634
Protokoll zur 1. Sitzung der Jury am 17.1.1974, Bundesbaudirektion, Schmidt, II B 1, 21.1.1974, in:
Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr
Protokoll der 2. Jurysitzung am 9.1.1975, Bundesbaudirektion, Schmidt, II B 1, 30.1.1975, in: Ar‐
chiv des BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ Heinemannstr
Protokoll der 3. Jurysitzung am 20.2.1975, Künstlerische Ausgestaltung des Baugebietes A,
Schmidt, Bundesbaudirektion, II B 1, 20.3.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ
Heinemannstr
Protokoll der 4. Jurysitzung am 28.5.1975, Künstlerische Ausgestaltung des Baugebietes A,
Schmidt, Bundesbaudirektion, II B 1, 30.5.1975, in: Archiv BBR, Bonn, Akte GONO BMW und BMJ
Heinemannstr
Protokoll der 9. Sitzung des Kunstbeirats am 14.1.1997, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin.
Ergebnisprotokoll 9. Sitzung 14. WP des Kunstbeirats des Ältestenrats, 10.10.2000, in: Archiv BBB
im Archiv BBR, Berlin
Protokoll der Besprechung der künstlerischen Arbeiten am 12.8. 1953, Badberger, Bundesbaudi‐
rektion Bonn, 14.8.1953 ‐ Referat II D / 4 II D‐ 06240 – 26 /53, in: BArch Koblenz, B 157 / 3066, Bd.
2
Protokoll der Preisgerichtssitzung vom 15.1.1981, Bundesbaudirektion, in: Archiv BBR, Bonn, Akte
GONO BMW und BMJ Heinemannstr
Protokoll der Sitzung des Preisgerichts Kunstwettbewerb Bundeskanzleramt vom 10.4.2002, in:
Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
Protokoll der Sitzung vom 25.1.1951, Bundesbaudirektion, in: BArch Koblenz, B 157 / 89
Protokoll der Sitzung vom 10.10.1957, Bundesbaudirektion, in: BArch Koblenz, B 157 / 90
Protokoll der Sitzung zum Auswahlverfahren Kunst am Bau für den Neubau „Haus der Geschich‐
te der Bundesrepublik Deutschland“ vom 27.4.1994, 29.4.1994, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Haus
der Geschichte
Protokoll der Sitzung zur Auswahl von Empfehlungen von Entwürfen im Vergabeverfahren Hof‐
gestaltung Paul‐Löbe‐Haus, am 22.8.1998, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
138
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Protokoll des Kunstwettbewerbs Deutsche Welle ‐ Funkhaus Bonn Neubau der Funk‐ und Verwal‐
tungszentrale, 29.1.04, in: Archiv BBR, Berlin.
Protokoll über die Sitzung der Gutachterkommission „Kunstwettbewerb Neubau“ am 29.4.1974,
Bundesbaudirektion, 4. 5. 1974, in: Archiv BBR, Bonn, Akte Kanzleramt
Reichsarbeitsminister an Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda am 8. 2. 1935, in:
BArch, R 2 / 26722
Reichsarbeitsminister an den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda am 11. 2. 1935,
S. 13 Nr. 430 / 35, in: BArch R 3901 / 20923
Reichsminister der Finanzen an Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda am 7. 1. 1936,
in: BArch, R 2 / 26722
Reichsminister der Finanzen an Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda am
10.2.1936, in: BArch, R 2 / 26722
Reichsminister der Finanzen, Erlaß am 20.9.1934, Aufträge an bildende Künstler und Kunsthand‐
werker, O 60 20 – 24 /34 I B Bau), F 1, S.1‐2 (Auszug), in: Sammlung der für die Geschäftsführung
der Reichsbauverwaltung wichtigen Erlasse und Vorschriften, hg. v. Reichsfinanzministerium, Ber‐
lin 1940
Reichsminister der Finanzen: Erlaß am 20.5.1935 – O 6020 – 18 /35 I B Bau
Reichsminister der Finanzen: Erlaß vom 5.4. 1938 Aufträge an bildende Künstler und Kunsthand‐
werker, – O 6020‐ 3/38 IV Bau, in: BArch, R 43‐II/1029a, publ. in: F2, S. 5, Sammlung der für die
Geschäftsführung der Reichsbauverwaltung wichtigen Erlasse und Vorschriften, hg. v. Reichsfi‐
nanzministerium, Berlin 1940
Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft an Reichsminister für Volksaufklärung und Pro‐
paganda am 29. 9. 1934, in: BArch, R 2 / 26722
Reichsminister für Preisüberwachung an Reichsarbeitsminister am 4. 1. 1935, VIII R 13 Nr. 9751 /
34, in: BArch, R 3901 / 20923
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda an den Reichsminister der Finanzen am 13.
9. 1934, in: BArch, R 2 / 26722
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda an Reichsminister der Finanzen am 26.11.
1935, in: BArch, R 2 / 26722
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda: Erlaß an die Obersten Reichsbehörden, die
Landesregierungen, die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn‐Gesellschaft und den Deut‐
schen Gemeindetag, 22. Mai 1934, VI 6200/18.5., 4 S., in: BArch, R 43‐II /1029a
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda: Erlaß, Berlin, den 22. 5. 1934, gez. in Vertre‐
tung Walther Funk. VI 6200/18.5, in: BArch, R 43‐II / 1029a, publiziert F 1a, S. 3‐4, in: Sammlung
der für die Geschäftsführung der Reichsbauverwaltung wichtigen Erlasse und Vorschriften, hg. v.
Reichsfinanzministerium. ‐ Berlin 1940
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda: Erlaß 22. Mai 1934, VI 6200/18.5., gekürzt
im RdErl. d. Pr. FM. vom 6. 10. 1934, betr. Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker bei
Bauaufgaben der Staatshochbauverwaltung ‐ V 11, Nr.131/Ao.1‐9, in: Zentralblatt der Bauverwal‐
tung vereinigt mit Zeitschrift für Bauwesen, hg. Preuß. Finanzministerium, 54. Jg., (84. Jg. der Zeit‐
schrift für Bauwesen), 1934, Heft 44, 31. Oktober 1934, S. 685 (abgedruckt in: Kunst im Stadtbild,
a.a.O., S. 148‐149)
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda: Erlaß an die Obersten Reichsbehörden, die
Landesregierungen, die Deutsche Arbeitsfront, den Reichsbischof von Berlin, den Erzbischof Kardi‐
nal Bertram, den Erzbischof Kardinal v. Faulhaber, die Hauptverwaltung der Deutschen Reichs‐
bahn‐Gesellschaft, den Reichskommissar für den freiwilligen Arbeitsdienst, den Generalinspektor
139
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
für das deutsche Strassenwesen, den Deutschen Gemeindetag und den Bund deutscher Verkehrs‐
verbände und Bäder, 27. April 1935, IX 9540/13.4.35.Ba 3/3, 3 S., in: BArch, R 43‐II /1029a
Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda: Erlaß an die Obersten Reichsbehörden und
Landesregierungen, 8. Juli 1936, IX 9540/24.3.36 Bad 1/2, 2 S., in: BArch, R 43‐II /1029a.
Reichstag, 102. Sitzung, Mittwoch, den 27. Nov. 1929, in: Verhandlungen des Reichstages, Bd.:
428, Berlin 1928, 4 J. publ g. 1142 y, A‐428, S. 3259‐3260, online unter
http://www.reichstagsprotokolle.de
Reichstag, 175. Sitzung, 10. März 1926, in: Verhandlungen des Reichstags, S. 6118‐6119, online
unter http://www.reichstagsprotokolle
Reichstag, 177. Sitzung, Dienstag, den 17. Juni 1930, in: Verhandlungen des Reichstages, Bd.: 428,
Berlin 1928, 4 J. publ g. 1142 y, A‐428, S. 5534. Online unter http://www.reichstagsprotokolle.de
Reichstag, 178. Sitzung, 17. März 1926, in: Verhandlungen des Reichstags, S. 6248‐625; online
unter http://www.reichstagsprotokolle.de
Reichstag, Beschluss des Reichstags, Schreiben des Präsidenten des Reichstags, 20.12.1926, in
Verhandlungen des Reichstags, 1924/28,33, S. 3422, online unter:
http://www.reichstagsprotokolle.de/Blatt2_w3_bsb00000100_00164.html
Reichsverband bildender Künstler Deutschlands: Entschließungen des Reichsverbandes bildender
Künstler Deutschlands, gefasst auf der Mitgliederversammlung 1927, Berlin, in: Staatsarchiv Bre‐
men, 4, 49 – 492196, abgedruckt in: Kunst im Stadtbild. Von 'Kunst am Bau' zu 'Kunst im öffentli‐
chen Raum', hg. v. Sunke Herlyn / Hans‐Joachim Manske / Michael Weisser, Univ. Bremen, Bremen
1976, S. 147‐148
Reichsverband bildender Künstler Deutschlands: Betr. Arbeitsbeschaffung für bildende Künstler,
Berlin 1928, in: Staatsarchiv Bremen,4,49 ‐ 492196 / auszugsweise Abschrift zu lV 7473128, abge‐
druckt in: Kunst im Stadtbild. Von 'Kunst am Bau' zu 'Kunst im öffentlichen Raum', hg. v. Sunke
Herlyn / Hans‐Joachim Manske / Michael Weisser, Univ. Bremen, Bremen 1976, S. 147
Richtlinien für die Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanz‐
Bauverwaltungen, RBBau, hg. v. Bundesminister der Finanzen, Bonn 1957, mit Einführungserlaß
des Bundesministers der Finanzen, den 2. Januar 1957, II D/1 – Bau ‐ O 6020‐93/56
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereichs der
Finanzbauverwaltungen (RBBau), Abschnitt K 7, Loseblattsammlung seit 1963 vergriffen, Buch‐
ausgabe, hg. vom Bundesschatzministerium, Berlin, 2. Auflage 1965
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Fi‐
nanzbauverwaltungen (RBBau), K7 Beteiligung Bildender Künstler, aus: Veröffentlichungen des
Bundesministers für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau; in: Ministerialblatt des Bundesmi‐
nisters der Finanzen und des Bundesministers für Wirtschaft vom 10. Juli 1975, S. 383
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes, RBBau, Grundwerk bis 19. Aus‐
tauschlieferung eingearbeitet, hg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,
18. Aust.‐Lfg. Bonn 2005, S. 55
Sammlung der für die Geschäftsführung der Reichsbauverwaltung wichtigen Erlasse und Vor‐
schriften, hg. v. Reichsfinanzministerium, Berlin 1940
Sir Norman Foster and Partners, Mark Braun, Gesprächsnotiz Nr. 298, 8. Sitzung des Kunstbeirat
Bonn am 15.10.1996, in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
Staatsbauamt Frankfurt, Schwedes, Schreiben an die Oberfinanzdirektion Frankfurt, 24.6. 1953,
in: BArch Koblenz, B 157 / 3066, Bd. 2
Unterausschuss Kunst des Bundestages, Arno Hennig, Stellungnahme, 6.2.1951 zu Bau 016017‐
3/5, in: BArch Koblenz, B 157 / 89
140
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, Artikel 34, in: Gesetzblatt der Deutschen
Demokratischen Republik 1949, S. 5‐16
Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik vom 6. April 1968, in: Gesetzblatt der Deut‐
schen Demokratischen Republik 1968 I, S. 199‐222
Verordnung über die Erhaltung und Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur, die
weitere Verbesserung der Lage der Intelligenz und die Steigerung ihrer Rolle in der Produktion
und im öffentlichen Leben, 31.3.1949, in: Zentralverordnungsblatt, Nr. 29, 1949, S. 227‐232
Verordnung zur Entwicklung einer fortschrittlichen demokratischen Kultur des deutschen Volkes
und zur weiteren Verbesserung der Arbeits‐ und Lebensbedingungen der Intelligenz in: Gesetz‐
blatt der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1950, S. 185
Vorläufige Richtlinien für die Durchführung von Bundesbauten. Aufträge an bildende Künstler,
hg. v. Bundesministerium der Finanzen, an Finanzminister (Finanzsenatoren) der Länder, Bundes‐
rechnungshof, Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung 1.8.1953 II D –
06074 – 16/53, in BArch Koblenz, B 157 / 89, S. 108‐110, S. 109
Vorsitzender des Fachgremiums, Badberger, an das Bundesministerium der Finanzen am
13.2.1952, in: BArch Koblenz, B 157/ 89
Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Pressemitteilung, 30.09.1999 Der Jahrhundertschritt Mattheu‐
er‐Skulptur vor dem Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig
Zweite, Arnim; Werner, Klaus: Integriertes Kunstkonzept, Bundestagsbauten Alsen‐/ Luisenblock,
in: Archiv BBB im Archiv BBR, Berlin
141
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
8. BILDNACHWEIS
D IE R ECHTE AN DEN W ERKEN
liegen bei den jeweiligen Künstlern, resp. ihren Erben sowie bei der VG Bild Kunst für:
Arno Breker, Horst Strempel, Max Lingner, Walter Womacka, Willi Neubert, Ronald Paris, Rolf Kuhrt, Frank Ruddigkeit,
Klaus Schwabe, Sighard Gille, Werner Tübke, Bernhard Heiliger, Max Freym, Henry Moore, Alexander Calder, Georg
Meistermann, Günther Uecker, Emil Schumacher, HAP Grieshaber, Ansgar Nierhoff, Erich Hauser, Adolf Luther, Heinz
Mack, Otto Herbert Hajek, Günter Fruhtrunk, Alfonso Hüppi, Georg Karl Pfahler, HAWOLI, Heinz‐Günter Prager, And‐
rea Ostermeyer, Andreas Wegner, Waldemar Otto, Leo Kornbrust, Olaf Metzel, Rebecca Horn, Hermann Glöckner,
Wolfgang Mattheuer, Veronika Kellndorfer, Brigitte Kowanz, Thomas Locher, Gerhard Merz, Trak Wendisch, Stephan
Balkenhol, Hubert Kiecol, Lothar Baumgarten, Jochen Gerz, Christian Boltanski, Jenny Holzer, Bernhard Heisig, Heimo
Zobernig, Eduardo Chillida, Via Lewandowsky, François Morellet, Joseph Kosuth, Neo Rauch, Franka Hörnschemeyer,
Twin Gabriel, Georg Zey, Hans Hemmert, Axel Lieber, Thomas Schmidt, Sokari Douglas Camp, Svetlana + Igor Kopysti‐
ansky, Babak Saed, Georg Herold, Rudolf Herz
D IE R ECHTE AN DEN F OTOGRAFIEN
Reichssportfeld
1. Reichssportfeld 1936, Foto: aus: Berlin.de
2. Reichssportfeld Olympiastadion 1936, Foto aus: Berlin.de
3. Arno Breker, Zehnkämpfer, 1936, Reichssportfeld, aus: Rittich, Werner, Architektur und Bauplastik. ‐ Berlin 1938
4. Joseph Wackerle, Rosseführer, 1936, Reichssportfeld, Foto aus: Bushart 1985, nach: Kurt Lothar Tank, Deutsche
Plastik unserer Zeit. – 1942
5. Josef Thorak, Faustkämpfer, Foto Ewald Gnilka, Bildarchiv Preußischer Kulturbesitz
Dietrich‐Eckart‐Bühne
1. Dietrich Eckart Bühne, Reichssportfeld, Foto aus: Berlin.de
2. Adolf Wamper, Relief Männer, 1936, Dietrich Eckart Bühne, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
3. Adolf Wamper, Relief Frauen, 1936, Dietrich Eckart Bühne, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
Ausstellungspavillon München
1. Ausstellungspavillon München, Foto 2010 Claudia Büttner
2.‐5. Joseph Wackerle, Relief 1‐4, 1936, Ausstellungspavillon, Foto 2010 Claudia Büttner
Ordensburg Vogelsang
1. Ordensburg Vogelsang, Innenhof, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
2.‐3. Willy Meller, Fackelträger, Ordensburg Vogelsang, Innenhof, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
4. Willy Meller, Adler, Ordensburg Vogelsang, Innenhof, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
5. Willy Meller, Der deutsche Mensch, Ordensburg Vogelsang Innenhof, Foto aus:
http://www.video4u.be/vogelsang/geschichte/index.html
Deutsches Haus Weltausstellung
1. Albert Speer, Deutsches Haus, 1937, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
2. Josef Thorak, Weltausstellung 1937, Kameradschaft, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
3. Josef Thorak, Weltausstellung 1937, Familie, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
Reichsluftfahrtministerium
1. Reichsluftfahrtministerium, Bundesarchiv Bild 146‐1979‐074‐36A / Fotograf Otto Hagemann 1938
2. Luftfahrtministerium, Hoheitszeichen, Bundesarchiv Bild 146‐2006‐0118 / Fotograf Heinz Pollmann 1940
3.‐6. Arnold Waldschmidt, Relief, Teilansicht 1‐4, Reichsluftfahrtministerium, Foto aus: Rittich, Werner, a.a.O.
SBZ Bahnhof Friedrichstraße
1. Bahnhof Friedrichstraße, Bundesarchiv Bild 183‐S95056 / Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst 1950
2. Horst Strempel, 1948, Bahnhof Friedrichstraße, Foto Illus Berlin, aus: Gerhard Stelzer, Kunst am Bau, Leipzig 1969,
3‐ 5. REPROS Zeitungen aus: Feist, Günter, Das Wandbild im Bahnhof Friedrichstraße. Eine Horst‐Strempel‐
Dokumentation 1945‐1955, in: Zone 5 – Kunst in der Viersektorenstadt 1945‐1951, hg. v. Gillen, Eckhardt; Schmidt,
Diether. ‐ Berlin 1989
DDR Haus der Ministerien
1. Haus der Ministerien, Foto 2010 Claudia Büttner;
2.‐6. Max Lingner, Wandbild Haus der Ministerien, 1953, Foto 2010 Claudia Büttner
142
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
7.REPRO Lingner Strauss, Titelbild
DDR Kunsthochschule Weißensee
1. Kunsthochschule Weißensee, Foto Heike Overberg
2. Kurt Robbel, Fischereihafen, 1956, Kunsthochschule Weißensee, Foto Peter Garbe, Berlin aus: Stelzer, Gerhard,
a.a.O.
3. Arno Mohr, Wandbild, 1956, Kunsthochschule Weißensee, Foto Richard Abraham, aus: Guth, Peter Wände der
Verheissung, Leipzig 1995
DDR Staatsratsgebäude
1. Staatsratsgebäude, Foto Gisela Pape, online unter www.berlincity‐map.de;
2. DDR‐Staatsratsitzung vor Wandbild, Bundesarchiv Bild 183‐Z0624‐038 / Fotograf Rainer Mittelstädt 1981
3. Fritz Kühn, Staatsratsgebäude, Sitzungssaal, Bundesarchiv Bild 183‐C1001‐0001‐005 / Fotograf Hans Günter Qua‐
schinsky 1964
4. Fritz Kühn, Staatsratsgebäude, Türen, Bundesarchiv Bild 183‐C1009‐0020‐007 / Fotograf Hans Günter Quaschinsky
1964
5. Walter Womacka Staatsratsgebäude Glasbild, Foto Wolfgang Reuss, Senatsverwaltung Stadtentwicklung Berlin;
6. Staatsratsgebäude Fenster Walter Womacka, Foto online unter http de.academic.ru.pictures.de
DDR Haus des Lehrers
1. Haus des Lehrers, Foto K. Hoffmeister, Berlin aus: Stelzer, Gerhard, a.a.O.
2. Walter Womacka Haus des Lehrers, Foto Freundeskreis Walter Womacka
DDR Stadtbibliothek Berlin
1. Fritz Kühn, Stadtbibliothek Berlin, Bundesarchiv Bild 183‐E1024‐0301‐003 / Fotograf Horst Sturm 1966
2. Fritz Kühn, Stadtbibliothek Berlin, Foto J. Cornelius, online, GNU Free Documentation License
DDR Verlagshaus Freiheit Halle
1. Verlagshaus Freiheit Halle mit Wandbild Willi Neubert, Fotograf unbekannt
2. Willi Neubert, Freiheit, Halle, Foto aus: Guth, Peter, a.a.O.
DDR Botschaft in Budapest
1. Heinz Graffunder, Botschaft in Budapest 1968, Foto aus: Neue Bildende Kunst, 1968
2. Dieter Gantz, Gobelin, Budapest, Foto: Peter Garbe, Berlin, aus: Stelzer, Gerhard, a.a.O.
3. PGH Glasgestaltung Magdeburg, Budapest, Foto aus: Stelzer, Gerhard, a.a.O.
4. Fritz Kühn, Brunnen, Budapest, Foto aus: Neue Bildende Kunst, 1968
DDR Kulturpalast Dresden
1. Gerhard Bondzin, Kulturpalast Dresden, Foto Bernd Hutschenreuther, online, frei Wiki Commons;
2. Gerhard Bondzin, Kulturpalast Dresden, Foto aus: Auftragskunst der DDR 1949‐1990, a.a.O.
DDR Zentralamt für Statistik der DDR
1. Ronald Paris, Zentralamt für Statistik der DDR, Foto Bundesimmobilienverwaltung
DDR Bildungszentrum Halle Neustadt
1. ‐3. Jose Renau, Halle Neustadt, Foto 2010 Claudia Büttner
DDR Palast der Republik
1. Palast der Republik, Bundesarchiv Bild 183‐R0423‐0026 / Fotograf Heinz Junge 1976
2. Jo Jastram, Lob des Kommunismus, 1976, Eingang zur Volkskammer, aus: Guth, Peter, a.a.O. (aus: Bildende Kunst
und Architektur)
3. Glasgestaltung Magdeburg, Gläserne Blume Palast der Republik, Foto 1992 Ommo Wille, onlilne unter
www.zwischenzeit‐ddr.de
4. Arno Mohr, Forscht, bis ihr wißt, Palast der Republik, aus: Guth, Peter. a.a.O. (aus: Graffunder, Beerbaum, Palast der
Republik 1977)
5. Ronald Paris, Unsere Welt von Morgen, Wandbild, Palast der Republik, Foto Bernd Sikora, aus: Guth, Peter., a.a.O.
DDR Universität Leipzig
1. Universität Leipzig, Haupteingang, Bundesarchiv Bild 183‐P0307‐001 / Fotografen Waltraud Grubitzsch, Allgemeiner
Deutscher Nachrichtendienst, 1975
2. Rolf Kuhrt, Frank Ruddigkeit, Klaus Schwabe, Relief, Universität Leipzig, Foto Klaus Rossa, online frei
3. Rolf Kuhrt, Frank Ruddigkeit, Klaus Schwabe, Entwurf zum Relief, online http://www.hgb‐leipzig.de/kunstorte
DDR Gewandhaus Leipzig
1. Gewandhaus Leipzig, Bundesarchiv Bild 183‐Z1008‐034 / Fotografin Waltraud Grubitzsch 1981
2. Gewandhaus Leipzig mit Sighard Gille, Foto 2009 Futzi99 online unter trivago de
3. Sighard Gille, Gewandhaus Leipzig, Foto Gille, aus: Guth, Peter, a.a.O.
DDR Bauernkriegspanorama
1. Panoramagebäude Bad Frankenhausen, Foto online unter httpwwwmuseumsfreunde‐bbde;
143
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
2. Werner Tübke, Panorama, Bad Frankenhausen, Foto online unter
http://www.rsom.wak.th.schule.de/wordpress/?m=200906
Bundeshaus Bonn
REPRO Titelblatt der Bauwelt, Mai Juni 1953, Heft 22.
1. Bundeshaus Bonn, Aufnahme 2006, freies Foto online
2. Schulz‐Tattenpach, Relief, Bundeshaus, Foto Schulz‐Tattenpach, BBR
3. Schulz‐Tattenpach, Bundesregierung / Fotografin Doris Adrian 1955
4. Zeichnung der Ortsvorgabe im Wettbewerb, Foto aus: Die Bauverwaltung, a.a.O.
5. Entwurf 1. Preis Günther Lossow, aus: Die Bauverwaltung, a.a.O.
6. Entwurf 2. Preis Fritz Koenig, aus: Die Bauverwaltung, a.a.O.
7. Entwurf Schulz‐Tattenpach mit Urteilsbegründungen, aus: Die Bauverwaltung, a.a.O.
8. Modell des Wettbewerbsbeitrags Schulz Tattenpach, aus: Bauwelt, Juni 1953, Heft 22;
9. Gerhart Schreiter, Gipsrelief, Bundeshaus, Foto: BBR
10. Edith Müller‐Ortloff, Gobelin, Bundeshaus, Foto BBR
Bundesrechnungshof Frankfurt
1. Bundesrechnungshof Frankfurt, außen, Bundesarchiv Bild 145‐F050404‐0003 / Fotograf Detlef Gräfingholt 1977
2. Bundesrechnungshof Frankfurt, Adler, Foto: Jupp Falke, Frankfurt, aus: Stein auf Stein, hg. v. Bundesbauidirektion. ‐
Bundesbauverwaltung, Wien Berlin, 1964
3. Eberhard Schlotter, Wandbild, Foyer, Foto Friedrich Emich, aus: Reinhardt, Hans: Eberhard Schlotter. Kunst am Bau
1950‐1958. ‐ Wilhelmshaven 1991
4. Eberhard Schlotter, Säulenbemalung, Speisesaal, Foto Friedrich Emich, aus: Reinhardt, Hans, a.a.O.
5. Eberhard Schlotter, Portiersloge, Foto Friedrich Emich, aus: Reinhardt, Hans, a.a.O.
6. Eberhard Schlotter, Wandbild, Foto Renate Gruber, Darmstadt, aus: Reinhardt, Hans, a.a.O.
7. REPRO Eberhard Schlotter, Skizzen zum Wandbild, aus: Reinhardt, Hans, a.a.O.
Deutsches Marken‐ und Patentamt München
1. Deutsches Patent‐ und Markenamt München, Foto Meta Köhler, München aus: Stein auf Stein, a.a.O.
2. Robert Lippl, Magdeburger Halbkugeln, Deutsches Patent‐ und Markenamt München Zweibrückenstraße, Foto
Claudia Büttner
3. Fritz Koenig, Schlangenrelief, Deutsches Patent‐ und Markenamt München Zweibrückenstraße, Foto Meta Köhler,
München aus: Stein auf Stein, a.a.O.
4. Eugen Max Cordier, Wandgestaltung, Deutsches Patent‐ und Markenamt München Zweibrückenstraße, Foto Clau‐
dia Büttner
Pavillon der Weltausstellung
1, Ruf Eiermann, Deutscher Pavillon, 1958, Weltausstellung Brüssel, Foto: Erika Meissner, Kassel, Architekturmuseum
der Technischen Universität München
2. Fritz Koenig, Maternitas, 1958, Ruf Eiermann, Pavillon Bruessel, Foto online unter web.ard.de
3. Bernhard Heiliger Figurenbaum vorm Pavillon Brüssel, Foto aus: Barran, Fritz, Kunst am Bau heute. ‐ Stuttgart 1964
Auswärtiges Amt
1. Auswärtiges Amt, Bundesregierung / Fotograf Rolf Unterberg, 1955
2. Bernhard Heiliger / Fritz Melis, Großer Sitzungssaal, Kopfwand, Foto BBR;
3. Fritz Melis, Hirschjagd, Wandbild, Kleiner Sitzungsaal, Foto Schafgans, BBR;
4. Ulrich Bliese, Speisesaal, Säulengestaltung, Foto Schafgans, BBR
Deutsche Schule Mailand
1. Deutsche Schule Mailand, Nordfassade, Foto Publifoto Mailand, aus: Die Bauverwaltung, 7. Jg. Heft 12 Dez. 1958, S.
463‐470
2.‐3. Max Frey, Wandbild, Foto Servizi Mailand, aus: Die Bauverwaltung, a.a.O
Kanzlerbungalow
1. Kanzlerbungalow Bonn, Foto BR‐online‐Publikation‐‐276091‐20090122110907
2. Bernhard Heiliger, Figurenbaum vor Kanzlerbungalow, Foto BBR
3. Bernhard Heiliger, Figurenbaum vorm Kanzlerbungalow Bonn, Foto BBR
4. Paul Dierkes, Drei Stelen, Foto 1964 Ludwig Wegmann, aus: Macht zeigen. Kunst als Herrschaftsstrategie, hg. v.
Ullrich, Wolfgang, Deutsches Historisches Museum Berlin. ‐ Berlin 2010
5. Fritz Koenig, Maternitas vorm Kanzlerbungalow, Foto BBR
6. Fritz Koenig, Maternitas vorm Kanzlerbungalow, Foto BBR
6. Neue Nationalgalerie Berlin
1. Neue Nationalgalerie, Bundesregierung / Fotograf Bernd Kühler
2. Henry Moore, Bogenschütze / Archer, Berlin, Foto Marc Wellmann, Bernhard Heiliger Stiftung 2004
144
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
3. Alexander Calder, Têtes et Queue, Foto 2007 hanneorla, online unter
http://www.flickr.com/photos/hanneorla/2091294345/;
4. Berndhard Heiliger, Vertikale Motive, Foto Bernhard Heiliger Stiftung online unter http://www.bernhard‐heiliger‐
stiftung.de/
Deutscher Pavillon Montreal 1967
1.Deutscher Pavillon, Expo Montreal, Foto 1967 BBR
2.Norbert Kricke, Große Mannesmann, Expo Montreal, Foto 1967 BBR
3.Erich Reuter, Gegensätzliche Strukturen, 1962, Expo Montreal, Foto 1967 BBR
4. Erich Reuter, Gegensätzliche Strukturen 1962, TU Haupteingang Str. 17; Foto Marc Wellmann 2004, Bernhard Heili‐
ger Stiftung
Bundestag Abgeordnetenhochhaus Bonn
1. Bundestag‐Abgeordnetenhaus Bonn, Bundesregierung / Fotograf Richard Schulze‐Vorberg 1976
2. Supraporte Hearingsaal 1916, Georg Meistermann, Teilansicht, Foto BBR
3. Supraporte Sitzungssaal 2109, Günther Uecker, Foto Ruth Diehl, BBR
4. Supraporte Sitzungssaal 2309, Fritz Koenig, 1970, Foto BBR
4. Supraporte Sitzungssaal 2509, Norbert Kricke, Foto BBR
5. Supraporte Sitzungssaal 2309, Günther Ferdinand Ris, Foto BBR
6. Supraporte Sitzungssaal 2316, Lothar Schall, 1971, Foto BBR
7. Supraporte Sitzungssaal 2301, Emil Schumacher, 1970, Foto Ruth Diehl, BBR
8. Supraporte Sitzungssaal 2705, Woty Werner, 1970/71, Foto BBR
9. Supraporte Sitzungssaal des Verteidigungsausschusses, Saal 2712, HAP Grieshaber, Foto BBR
10. HAP Grieshaber, Weltgericht oder Inferno des Krieges, 1970, Foto BBR
11. Angelika Baasner‐Matussek, Schalenrelief, 1969, Foto BBR
Reichstagsgebäude
1. Bernhard Heiliger, Kosmos 70, Reichstagsgebäude, Foto Bernhard Heiliger Stiftung
2.‐3. Bernhard Heiliger, Kosmos 70, Reichstagsgebäude, Foto BBD, BBR;
Deutsche Botschaft Brasilia
1‐3. Günther Ferdinand Ris, Wasserstelen, 1971, Deutsche Botschaft Brasilia, Foto aus: Leuschner, Wolfgang, a.a.O.
Bundesanstalt für Arbeit
1. Bundesanstalt für Arbeit mit Norbert Kricke, Großer Wasserwald, Foto 2010 Claudia Büttner
2. Norbert Kricke, Großer Wasserwald, 1973, Foto online unter Plexiglas Kuempel.com
3. Norbert Kricke, Großer Wasserwald, 1973, Foto 2010 Claudia Büttner
4. Adolf Luther, Sphärisches Objekt, Foto 2010 Claudia Büttner
Kreuzbauten Bonn
1.‐2. Kreuzbauten mit Ansgar Nierhoff, Plastische Kreuzung, 1977, Fotos Wilfried Täubner, BBR
3.‐ 4. Haus‐Rucker‐Co, Wellenwiese, 1974‐76, nicht ausgeführter Entwurf, Foto BBR
5. Erich Hauser, Werknummer 8/77, 1977, Vorplatz Kantine, Foto Wilfried Täubner, BBR
6. Haus‐Rucker‐Co (Laurids Ortner, Günther Zamp Kelp, Manfred Ortner), Pavillon der Elemente, 1978/ 81, Godesber‐
ger Allee, Foto Wilfried Täubner, BBR
7. Matschinsky‐Denninghoff, Planta, Grünfläche Haus A 4 – A 5, Foto Wilfried Täubner, BBR
Bundeskanzleramt Bonn
1. Bundeskanzleramt, Bundesarchiv Bild 145‐F062200‐006 / Fotograf Harald Hoffmann 1982
2. Erich Hauser, 13/ 75, 1975, Vorfahrt Bundeskanzleramt, Foto Robert Häusser, aus: Kunst. Landschaft. Architektur,
hg. von Häusser, Robert; Honisch, Dieter. 1983;
3. Adolf Luther, Lichtdecke, 1975/ 76, Natosaal, Bundeskanzleramt, Foto Robert Häusser aus: Kunst. Landschaft. Archi‐
tektur, hg. von Robert Häusser, Dieter Honisch. ‐ Bad Neuenahr 1983
4. Adolf Luther, Glaskinetik, 1975, Eingangshalle, Bundeskanzleramt, Foto aus: Leuschner, Wolfgang, a.a.O.
5. Günther Ferdinand Ris, Lichtwald, Bundeskanzleramt, Foto aus: Leuschner, Wolfgang, a.a.O.
6. Bundeskanzleramt Henry Moore Plastik, Bundesregierung / Fotograf Engelbert Reineke 1999
7. Bundeskanzler Hellmut Schmidt mit Henry Moore vorm Kanzleramt, Bundesregierung / Fotograf Engelbert Reineke
13.6.1977
Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
1.‐9. Otto Herbert Hajek, Platzartikulation, Platzzeichen, Innengestaltung, Bundesministerium für Ernährung, Land‐
wirtschaft und Forsten, Fotos: BBR
Bundeswehrhochschule München‐Neubiberg
1. Heinz Mack, Stele, Edelstahl und Plexiglas, Außenbereich, Foto aus: Mack. Wegweiser zu den Werken von Heinz
Mack, hg. v. Mack, Ute ‐ Düsseldorf, Wien, New York 1992
145
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
2. Günter Fruhtrunk, Relief Große Wand, Mensa, Foto Robert Häusser, aus: Kunst. Landschaft. Architektur, a.a.O.
Deutschlandfunk / Deutsche Welle Köln
1. Deutsche Welle Köln, Foto Riadismat, online frei unter Wikipedia Commons
2. Norbert Kricke Deutsche Welle, Foto aus: Bis Jetzt. Plastik im Außenraum der Bundesrepublik, hg. v. Lothar Romain,
Georgengarten Hannover Herrenhausen. ‐ München 1990
Bundeswehrkrankenhaus Ulm
1. Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Foto 2003 Gamsbart, online frei unter Wikipedia commons
2. Alfonso Hüppi, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Foto Marianne Götz, Stuttgart, aus: Kunst an Staatlichen Bauten in
Baden‐Württemberg 1980 ‐ 1995, hg. v. Finanzministerium Baden‐Württemberg. ‐ Stuttgart/Ostfildern 1995;
3. Alfonso Hüppi, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Foto Robert Häusser, aus: Kunst. Landschaft. Architektur, a.a.0:
4. Georg Karl Pfahler, Bundeswehrkrankenhaus Ulm, Foto Marianne Götz, Stuttgart, aus. Kunst an Staatlichen Bauten
in Baden‐Württemberg; a.a.O.
Heinrich der Löwe‐Kaserne, Braunschweig
1. Eberhard Linke, Gespräch zwischen den Blöcken, 1981, Foto Andreas Nietzold, Braunschweig, aus: BauArt. Künstle‐
rische Gestaltung staatlicher Bauten in Niedersachsen, hg. v. Keimer, Ingo / Romain, Lothar / Zerull, Ludwig. – Hanno‐
ver 1999
2. Eberhard Linke, Gespräch zwischen den Blöcken, Teilansicht, Foto Andreas Nietzold, Braunschweig, aus: BauArt,
a.a.O.
Physikalisch‐Technische Bundesanstalt Braunschweig
1. Ansgar Nierhoff, 1991, Physik. Techn. Bundesanstalt, Foto Jutta Brüdern, Braunschweig, aus: BauArt, a.a.O.
2. HAWOLI, Skulptur, 1984, Physik. Techn. Bundesanstalt, Foto o. A., aus: Braunschweig, aus: BauArt, a.a.O.
3. Heinz‐Günter Prager, Fließender Raum, 1989‐90, Foto Eberhard Claus, aus: Kunst genau genommen. Kunst am Bau
in der PTB Braunschweig, hg. v. Physik. Techn. Bundesanstalt, ‐ Braunschweig 2004
4. Andrea Ostermeyer, 1992, Physik. Techn. Bundesanstalt, Foto aus: BauArt, a.a.O.
5. Andreas Wegner, Gäa, 1987, Foto Eberhard Claus, Foto aus: Kunst genau genommen, a.a.O.
6. Heinz Breloh, Lebensgröße PTB, 1991, Foto Jutta Brüdern, Braunschweig, aus: BauArt, a.a.O.
Bundesministerium der Verteidigung
1. Bundesministerium der Verteidigung, Foto: Bundesministerium der Verteidigung
2. Johannes Peter Hölzinger: Deckenrelief, 1986, Foto: Bundesministerium der Verteidigung;
3. Johannes Peter Hölzinger: Hofrelief, Foto: Dieter Leistner, aus: Synthèse des arts: die Verbindung von Kunst und
Architektur bei den Regierungsbauten auf der Hardthöhe in Bonn, Eberhard Fiebig, Formalhaut, Ottmar Hörl, Johan‐
nes Peter Hölzinger, Leonardo Mosso, Norbert Müller‐Everling, hg. v. Hölzinger, Johannes Peter, Bundesamt für Bau‐
wesen und Raumordnung, Bonn/ Berlin. ‐ Stuttgart 1998
4. Johannes Peter Hölzinger: Torpavilon, Kern 540 Spirale rot, Foto Ivan Nemec aus: Synthèse des arts, a.a.O.
5.‐7. Ansgar Nierhoff, Drei Orte: Der Platz – das Spiel des Möglichen, Der Ort der vier Säulen, Die Wand, Foto P. For‐
mella aus: Synthèse des Arts, a.a.O.
8. Andreas Sobeck / Formalhaut: Tribüne, Foto P. Formella aus: Synthèse des Arts, a.a.O.
9. Norbert Müller‐Everling: Spiralobjekt, Foto Ivan Nemec aus: Synthèse des Arts, a.a.O.
10. Leonardo Mosso, Lichtwolke, Foto Ivan Nemec aus: Synthèse des Arts, a.a.O.
11. Hölzinger Kantine/ Leonardo Mosso, Lichtwolke, Foto: Bundesministerium der Verteidigung
12.‐13. Hölzinger Kantine, Eberhard Fiebig: Eingefaltete Säule, Foto: Bundesministerium der Verteidigung
Fernmeldeämter 2 und 3, Stuttgart
1. Florian Lechner, Skulptur, Fernmeldeämter Stuttgart, Foto Wolf Dieter Gericke, aus: Möhrle, Johannes, Postbauten,
hg. v. Bundesministerium f. d. Post‐ und Fernmeldewesen. ‐ Stuttgart, Zürich 1989
2. Waldemar Otto, Skulpturen, Fernmeldeämter Stuttgart, Foto Wolf Dieter Gericke, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
3. Jürgen Goertz, Teleparty, Platzgestaltung, Foto Wolf Dieter Gericke, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
4. Angelo Marrachini, Leuchtskulptur, Foto Wolf Dieter Gericke, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
Bundesministerium für Post u. Fernmeldewesen
1. Bundesministerium für Post u. Fernmeldewesen mit Vorplatz, Foto Waltraut Krase, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
2. Alf Lechner, Vorplatz Bundespostministerium, Fotograf unbekannt, aus Wikipedia Commons;
3. Leo Kornbrust, Vorplatz Bundespostministerium, Foto Hans Weingartz, Bonn, Wikipedia Commons;
4. Heinz Mack, Großes Wasserrelief, 1986/87, Foto Deimel und Wittmer, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
5. Heinz Mack, Großes Wasserrelief, 1986/87, Foto Siegfried Mayska, Mönchengladbach, aus: Mack, a.a.O.
6. Ansgar Nierhoff, Stelen, Hof Bundespostministerium, Foto Waltraut Krase, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
7. Peter Tutzauer, Wandgestaltung, 3. OG. Bundespostministerium, Foto Deimel und Wittmer, aus: Möhrle, Johannes,
a.a.O.
8. Horst Rave, Wandgestaltung, rot, 2. OG., Foto Deimel und Wittmer, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
146
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
9. Ferdinand Kriwet, Lesewald, 10sprachig, Ministerbereich, Foto Deimel und Wittmer, aus: Möhrle, Johannes, a.a.O.
Arbeitsamt Uelzen
1.‐3. Günther Uecker, Fotos: Foto‐Matalla, Uelzen aus: BauArt, a.a.O.
Bundeshaus Bonn Plenargebäude
1. Olaf Metzel, Meistdeutigkeit, 1993‐1997, Foto Hans Weingartz, Bonn, online frei unter Wiki commons
2. Nicola de Maria, Restaurant Bundeshaus Bonn, Foto: Nic Tenwiggenhorn, Düsseldorf, aus Kunst und Design im Ple‐
narbereich, hg. v. Deutschen Bundestag, Referat Öffentlichkeitsarbeit. ‐ Bonn 1999
3. Mark de Suvero, L’Allumé, 1990, Foto Friedrich Rosenstiel, Köln, aus: Kunst und Design im Plenarbereich, a.a.O.
4. Rebecca Horn, Mondfluß, 1997, Foto Friedrich Rosenstiel, Köln, aus: Kunst und Design im Plenarbereich, a.a.O.
5. Hermann Glöckner, Metallplastik, Durchbruch, Foto Friedrich Rosenstiel, Köln, aus: Kunst und Design im Plenarbe‐
reich, a.a.O.
Haus der Geschichte Bonn
1. Haus der Geschichte Bonn, Foto Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland;
2. Wolfgang Mattheuer, Jahrhundertschritt, 1984, Foto Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Bundespräsidialamt Berlin
1. Bundespräsidialamt Berlin, Foto H. G. Esch, Köln, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, Redaktion
Schindler, Klaus, hg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau‐ und Wohnungswesen. ‐ Berlin 2002
2.‐3. Lothar Baumgarten, Bundespräsidialamt Berlin, Lichthof EG, Foto Stefan Müller, Berlin, aus: Kunst am Bau: die
Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
Bundestag im Reichstag
1. Reichstagsgebäude, Foto: André Kirchner, Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
2. Christian Boltanski, Archiv der Deutschen Abgeordneten, 1999, Reichstagsgebäude, Untergeschoss, Foto: Friedrich
Rosenstiel, Köln, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
3. Gerhard Richter, Schwarz Rot, Gold, 1998, Reichstagsgebäude, Westl. Eingangshalle, Foto: Werner Huthmacher,
Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
4. Jenny Holzer, 1999, Reichstagsgebäude, Foto: o.A., aus: Der deutsche Bundestag. Das Reichstagsgebäude: Architek‐
tur und Kunst, hg. v. Deutschen Bundestag, Text: Redecke, Sebastian; Kaernbach, Andreas. ‐ Berlin 2001
5. Anselm Kiefer, Nur mit Wind, mit Zeit und Klang, 1998, Reichstagsgebäude, Empfangsraum, Foto aus: Der deutsche
Bundestag, a.a.O.
6. Bernhard Heisig, Zeit und Leben, 1999, Reichstagsgebäude, Cafeteria, Foto: o.A., aus: Der deutsche Bundestag,
a.a.O.
7. Hans Haacke, DER BEVÖLKERUNG, Eröffnung 2000, Reichstagsgebäude, nördlicher Innenhof, Foto Jens Liebchen ©
DBT, Hans Haacke / VG Bild‐Kunst. Hans Hacke, New York.
8. Hans Haacke, DER BEVÖLKERUNG, Zustand 2008, Reichstagsgebäude, nördlicher Innenhof, Foto: Stefan Müller ©
Hans Haacke / VG Bild‐Kunst. Hans Hacke, New York.
Auswärtiges Amt Berlin
1. Altbau Auswärtiges Amt, Foto 2007 frei online unter wiki commons;
2. Gerhard Merz, Eingangshalle mit blauer Decke, Auswärtiges Amt, Foto Ivan Nemec, Berlin, aus: Kunst am Bau: die
Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
3. Gerhard Merz, Flur mit grüngelber Wand, Auswärtiges Amt, Foto Ivan Nemec, Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projek‐
te des Bundes in Berlin, a.a.O.
4. Trak Wendisch, Seiltänzer, 2001, Innenhof, Auswärtiges Amt, Foto Stefan Müller, Berlin, aus: Kunst am Bau: die
Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
5. Stephan Balkenhol, Figuren, 2002, Dach, Auswärtiges Amt, Foto Stefan Müller, Berlin, aus: Kunst am Bau: die Pro‐
jekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
6. Hubert Kiecol, Stelen, 2000, Dach, Auswärtiges Amt, Foto Stefan Müller, Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projekte des
Bundes in Berlin, a.a.O.
7. Harald Klingelhöller, Ich bin hier – Du bist hier, 2001, Dach, Auswärtiges Amt, Foto Stefan Müller, Berlin, aus: Kunst
am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
Ministerium der Finanzen
1.‐2. Bundesministerium der Finanzen, Foto 2010 Claudia Büttner
3.‐4. Jochen Gerz, Das Geld, die Liebe, der Tod, die Freiheit ‐ was zählt am Ende?, Teilansicht Video, Bundesministeri‐
um der Finanzen, Foto 2010 Claudia Büttner
ARD Hauptstadtstudio Berlin
1. Egbert Mittelstädt, Venetian wipe, ARD Hauptstadtstudio, Foto bild2352161 online unter www.ard‐
hauptstadtstudio.de
147
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
2. Dagmar Demming, Sprach‐stills, ARD Hauptstadtstudio, Foto bild234890 onlaine unter www.ard‐
hauptstadtstudio.de
3. Dagmar Demming, Sprach‐stills, ARD Hauptstadtstudio, Foto bild234888 online unter www.ard‐hauptstadtstudio.de
4. Veronika Kellndorfer, Cage d'escalier, ARD Hauptstadtstudio Foto bild235186 online unter www.ard‐
hauptstadtstudio.de
5. Brigitte Kowanz, Colour Bars, Foto bild234842 oline unter www.ard‐hauptstadtstudio.de
6. Thomas Locher GG Art 5, ARD Hauptstadtstudio, Foto bild234372 online unter www.ard‐hauptstadtstudio.de
7. Egbert Mittelstädt, Venetian wipe, ARD Hauptstadtstudio, Foto bild235030 online unter www.ard‐
hauptstadtstudio.de
Internationaler Seegerichtshof Hamburg
1. Internationaler Seegerichtshof Hamburg, Foto frei online unter wiki commons
2. Matt Mullican, 2001, Seegerichtshof, Foto Felix Borkenau, Hamburg, aus: Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006, hg.
vom Bundesministerium für Verkehr, Bau‐ und von Stadtentwicklung. ‐ Berlin 2007
3. Heimo Zobernig, 2000, Seegerichtshof, Foto Felix Borkenau, Hamburg, aus: Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006,
a.a.O.
4. Thomas Stricker 2001, Seegerichtshof, Foto Felix Borkenau, Hamburg, aus: Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006,
a.a.O.
1. Bundesrat, Foto Bernhard Kroll, Hamburg, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
2. Per Kirkeby, 1999/2000, 2 Skulpturen, Bundesrat, Dach, Ehrenhoffassade, Foto 2010 Claudia Büttner
3. Per Kirkeby, 1999/2000, 2 Skulpturen, Bundesrat, Dach, Ehrenhoffassade, Foto: Foto Bernhard Kroll, Hamburg, aus:
Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
4. Rebecca Horn, Die drei Grazien, Installation, Wandelhalle Bundesrat, Foto André Kirchner, Berlin, aus: Kunst am
Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
Bundeskanzleramt Berlin
1. Bundeskanzleramt mit Chillida, Bundesregierung / Fotografin Andrea Bienert 2001
2. Bundeskanzler Schröder in Spanien mit Chillida‐Skulptur, Bundesregierung / Fotografin Julia Fassbender 16.9.2000
3. Eduardo Chillida, 1999, Bundeskanzleramt, Foto: Monika Fielitz, Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes
in Berlin, a.a.O.
4. Markus Lüpertz, Die Philosophin, Foto 2009 Felix Grünschloß aus: Macht zeigen, a.a.O.
5. Schröder und Lüpertz im Bundeskanzleramt beim Aufbau, Foto 2002 Rudi Meisel aus: Macht zeigen, a.a.O.
6. Lüpertz und Schröder vor Lüpertz, Farbraum Gelb, Kanzleramt, Foto 2005 Andrea Bienert, aus: Macht zeigen, a.a.O.
7. Franz Ackermann, Helicopter 22, Freunde, 2003, Bundeskanzleramt, Foto Jens Ziehe, Berlin, aus: Kunst im Bundes‐
kanzleramt. Malerei, Skulptur, Fotografie. Red. Luig, Sabine. – Köln 2005
8. Michel Majerus, Pop, 2002, Bundeskanzleramt, Foto Jens Ziehe, Berlin, aus: Kunst im Bundeskanzleramt, a.a.O.
9. Corinne Wasmuth, Düsseldorf, 2002, Bundeskanzleramt, Foto Jens Ziehe, Berlin, aus: Kunst im Bundeskanzleramt,
a.a.O.
10. Corinne Wasmuth, Madrid, 2002, Bundeskanzleramt, Foto Jens Ziehe, Berlin, aus: Kunst im Bundeskanzleramt, a.‐
a.O.
Bundesministerium der Verteidigung Berlin
1. Bundesministerium der Verteidigung, Foto: André Kirchner, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin,
a.a.O.
2. Via Lewandowsky, 2003, Roter Teppich, BMVG, BBR / Fotograf Martin Seidel
3. Via Lewandowsky, 2003, Roter Teppich, BMVG, Bundeswehr/ Fotografin Alexandra Bucurescu
Bundestag Paul‐Löbe‐ Haus Berlin
1. Bundestag Paul Löbe Haus Berlin, Foto 2009 marcela, online unter wiki commons, gemeinfrei
2. François Morellet, Haute et basse tension, 2001, Neon, Halle, Bundestag PLH, Foto: Stephan Erfurt, Berlin, aus:
Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
3. Joseph Kosuth, Was war also das Leben? 2001, Bodenarbeit, Halle Bundestag PLH, Foto: Stephan Erfurt, Berlin, aus:
Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
4. Neo Rauch, Fassade, Leiter, 2001, Lichtinstallation, Ostfassade Bundestag PLH, Foto: Stephan Erfurt, Berlin, aus:
Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
5. Jorge Pardo, o.T. (restaurant), 2002 , Restaurant, Coutesy Neugerriemschneider, aus: Art Now 3, hg. v. Hans Werner
Holzwarth. ‐ Köln 2008
6.‐ 7. Angela Bulloch, Seats of Power – Spheres of Influence, 2001, Sitzungssaal Bundestag PLH, Foto: Stephan Erfurt,
Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.l
8. Franka Hörnschemeyer, BFD – bündig fluchtend dich, 2001, Stahl, Aluminium, nördlicher Hof Bundestag PLH, Foto:
Stephan Erfurt, Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
148
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
9(E.) Twin Gabriel, Deutscher 1 und Deutscher 2, 2001, Skulptur, Teflon, südlicher Hof Bundestag PLH, Foto: Stephan
Erfurt, Berlin, aus: Kunst am Bau: die Projekte des Bundes in Berlin, a.a.O.
Alfred‐Wegener‐Institut für Polar‐ und Meeresforschung, Bremerhafen
1.‐2. Steidle + Partner und Erich Wiesner, Alfred‐Wegener‐Institut für Polar‐ und Meeresforschung, Bremerhafen, Foto
Martin Seidel, aus: Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006, a.a.O.
Deutsche Welle Bonn
1. Deutsche Welle Bonn, Foto frei online unter wikipedia commons
2. Yoshiyuki Miura, Die Welle, 2004, Deutsche Welle, Foto Martin Seidel, aus: Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006,
a.a.O.
3. Sokari Douglas Camp, Fest für Neptun, 2004, Deutsche Welle, Rainer Rehfeld, Bonn, aus: Kunst am Bau: die Projekte
2000‐2006, a.a.O.
4. Manuel Marin, Comunicacion cruzada, 2004, Deutsche Welle, Rainer Rehfeld, Bonn, aus: Kunst am Bau: die Projekte
2000‐2006, a.a.O.
5. Svetlana + Igor Kopystiansky, Verstecktes Radio, 2004, Deutsche Welle, Foto Martin Seidel, aus: Kunst am Bau: die
Projekte 2000‐2006, a.a.O.
6.‐ 7. Babak Saed, Ich und der Hahn, 2004, Deutsche Welle, Foto Martin Seidel, aus: Kunst am Bau: die Projekte 2000‐
2006, a.a.O.
Bundesgerichtshof Karlsruhe
1.‐ 2. Bundesgerichtshof Karlsruhe, Foto: Stephan Baumann, Karlsruhe, aus: Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006,
a.a.O.
3. Markus Lüpertz, 2005, Bundesadler, Skulptur, Holz, Großer Sitzungssaal, Foto: Stephan Baumann, Karlsruhe, aus:
Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006, a.a.O.
4. Georg Herold, o. T., 2003, Installation, Wartebereich Westflügel, Foto: Stephan Baumann, Karlsruhe, aus: Kunst am
Bau: die Projekte 2000‐2006, a.a.O.
5. Rudolf Herz, LEX INJUSTA NON EST, 2003, Bodenskulptur, 40 cm hoch, Foto: Stephan Baumann, Karlsruhe, aus:
Kunst am Bau: die Projekte 2000‐2006, a.a.O.
149
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
9. VERORDNUNGEN
20. Juni 1928
Runderlaß des preußischen Ministers des Innern, Heranziehung bildender Künstler bei Errichtung
kommunaler Bauten
20. September 1934
Erlaß des Reichsministers der Finanzen vom 20. 9. 1934, Aufträge an bildende Künstler und Kunst‐
handwerker
6. Oktober 1934
Runderlaß des Preußischen Finanzministerium: Betr. Aufträge an bildende Künstler und Kunst‐
handwerker bei Bauaufgaben der Staatshochbauverwaltung
5. April 1938
Erlaß des Reichsministers der Finanzen, Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker
22. August 1952
Deutschen Demokratischen Republik, Anordnung über die künstlerische Ausgestaltung von Ver‐
waltungsbauten
2. November 1949
Antrag der Fraktion der Bayernpartei, Betr. Beteiligung bildender Künstler an den Aufträgen des
Bundes, Dr Besold, Dr. Decker, Dr. Seelos, Dr. Etzel und Fraktion der Bayernpartei
7. Dezember 1949
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik, BT‐Drs. 1/337, Deutscher Bundestag
25. Januar 1950
Entschließung des Bundestages, 30. Sitzung Deutscher Bundestages: BT‐Parlamentsprotokoll 1/
30.
1. August 1953
RdSchr., Bundesminister der Finanzen: Oberstes Kunstgremium und Vergabe von Aufträgen an
bildende Künstler / Vorläufige Richtlinien für die Durchführung von Bundesbauten. Aufträge an
bildende Künstler
2. Januar 1957
Einführungserlaß, Richtlinien für die Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Fi‐
nanzbauverwaltungen RBBau, hg. v. Bundesminister der Finanzen
1965
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Fi‐
nanzbauverwaltungen (RBBau), Abschnitt K 7
10. Juli 1975
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Fi‐
nanzbauverwaltungen (RBBau), K7 Beteiligung Bildender Künstler
Februar 1995
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Fi‐
nanzbauverwaltungen (RBBau), K7 Beteiligung Bildender Künstler
2005
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes, RBBau, Grundwerk bis 19. Aus‐
tauschlieferung eingearbeitet
150
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
20. Juni 1928
Runderlaß des preußischen Ministers des Innern, Heranziehung bildender Künstler bei Errichtung kommunaler Bau‐
ten, RdErl. d. MdI. v. 20.6.1928 ‐IV a 1 223 II, in: Ministerial‐Blatt für die Preußische innere Verwaltung, hg. im Preußi‐
schen Ministerium des Innern, 89. Jg., Nummer 26, Berlin 27. Juni 1928, S. 633‐634:
„Der Preuß. Landtag hat das Staatsministerium durch Annahme eines Entschließungsantrags ersucht: 1. bei der Er‐
richtung und Ausstattung staatlicher oder kommunaler Bauten mehr als bisher bildenden Künstlern unter besonderer
Berücksichtigung der beschäftigungslosen und in Not geratenen bildenden Künstler Arbeits‐ und Verdienstmöglichkei‐
ten zu schaffen,
2. auf die Stadt‐ und Gemeindeverwaltungen in diesem Sinne einzuwirken,
3. die Organisation der bildenden Künstler zur Information und Beratung heranzuziehen.
Von diesem Entschließungsantrage gebe ich mit dem Bemerken Kenntnis, daß in der Preuß. Staatlichen Hochbauver‐
waltung dem Entschließungsantrage entsprechend verfahren wird.
An die Ober‐ u. Reg. ‐Präs., Landräte und Gemeindeverbände. MBliV. S. 633
20. September 1934
Erlaß des Reichsministers der Finanzen vom 20. 9. 1934, Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker
FI
Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker
(Auszug)
lm Einvernehmen mit dem Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda soll in teilweiser
Abweichung von den Ausführungen seines Erlasses vom 22. Mai 1934 (nachstehend)
1. die Verpflichtung, bei Bauaufgaben künftighin Aufträge für Künstler und Kunsthandwerker vorzu­
sehen, nicht von einer starren Kostengrenze abhängig gemacht werden;
2. auch ein starrer Prozentsatz von der Gesamtkostensumme für besagte Zwecke nicht festgelegt
werden, weil bei den verschiedenen Bauvorhaben die Möglichkeiten, Kunstwerke u. dgl. anzubrin­
gen, zu verschieden sind;
3. die Verpflichtung, bildende Künstler und Kunsthandwerker heranzuziehen, nicht auf Hochbauten
beschränkt sein, sondern sich auf alle Bauvorhaben erstrecken, bei denen der Natur der Sache
nach eine solche Möglichkeit besteht.
Es ist wie folgt zu verfahren:
ln den Vorentwürfen ist im Erläuterungsbericht ein Vorschlag zu machen über die Höhe der Summe,
die für Kunst und kunsthandwerkliche Arbeiten aufgewandt werden soll; außerdem ist zu erläutern,
für welche Arbeiten im einzelnen diese Summe gedacht ist. ln den ausführlichen Kostenanschlägen
ist am Schluß auf besonderem Blatt eine Zusammenstellung aller Einzelposten des Anschlags zu fer­
tigen, die Arbeiten für Künstler und Kusnthandwerer umfassen. Diese Zusammenstellung ist aufzu­
rechnen und die Summe im Prozentverhältnis zu den Gesamtkosten zu setzen. Soweit nach den
bestehenden Vorschriften die Kostenanschläge von der Oberfinanzpräsidenten endgültig zu prüfen
und festzustellen sind, wird der Oberfinanzpräsident, soweit sie mir vorzulegen sind, werde ich dann
im Einzelfall festsetzen, welche von den künstlerischen Arbeiten ausgeführt und welche Mittel dafür
aufgewandt werden sollen.
Meldungen nach beiliegendem Muster sind ich mir zum 1. März jeden Jahres dem Reichsfinanzmi­
nisterium zu machen. Fehlanzeige ist erforderlich.
In den Listen sind alle Bauvorhaben aufzunehmen, gleichviel, ob bei ihnen bilden­
de Künstler und Kunsthandwerker beschäftigt sind oder nicht. Auch macht es kei­
nen Unterschied, ob der betreffende Bau für die Reichsfinanzverwaltung oder ein
anderes Ressort ausgeführt wird. Nicht aufzunehmen sind nur solche Bauvorhaben,
die für Auftraggeber außerhalb der Reichsverwaltung ausgeführt wurden (vgl. die
unter „B“ der Vorlagen über den Geschäftsumfang im Bauwesen aufgeführten
Bauten). Über diese sind die erforderlichen Zusammenstellungen unmittelbar an
die betreffenden Auftraggeber (Reichsversicherungsanstalt, Reichsmonopolver­
151
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
waltung für Branntweisn u. a.) zu geben, die das Weitere selbst veranlassen wer­
den.
RdF v. 20.9.1934 – O 6020 – 24/34 I B Bau
RdF v. 20.5.1935 – O 6020 – 18/25 I B Bau
152
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
20. September 1934
Runderlaß des Reichsministers der Finanzen vom 20. 9. 1934, Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker
bei Bauaufgaben der Staatshochbauuerwaltung ‐ V 11
Nr.131/Ao.1‐9 ‐.
Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Berlin, den 22. 5. 1934. VI 6200/18.5.
in: Zentralblatt der Bauverwaltung vereinigt mit Zeitschrift für Bauwesen, hg. Preuß. Finanzministeri­
um, 54. Jg., (84. Jg. der Zeitschrift für Bauwesen), 1934, Heft 44, 31. Okober 1934, S. 685.
(l) Baukunst ist Sinnbild des Staatslebens. Die Richtigkeit dieses Satzes beweist in bedauerlichem
Maße die Baukunst der Nachkriegszeit, deren materialistische Einstellung nur zu häufig zu jener
überspitzten, öden, sogenannten „neuen Sachlichkeit" führte. Diese Sachlichkeit verzichtete auf die
Mitwirkung der bildenden Kunst und des künstlerisch schaffenden Handwerks und nahm damit den
deutschen Kulturschaffenden die Möglichkeit, an den großen Aufgaben der Baukunst den künstleri­
schen Ausdruck des Volksganzen mitzuformen. Die nationalsozialistische Regierung, in Sonderheit
mein auf diesem Gebiet federführendes Ministerium, hat die Aufgabe, hier Wandel zu schaffen und
im Rahmen des großen allgemeinen Arbeitsbeschaffungsprogramms - in Sonderheit auf dem Ge­
biete des Bauwesens - dem kunst- und kulturschaffenden Menschen wieder Arbeits- und Gestal­
tungsmöglichkeit zu gewähren. Zur Erreichung dieses Zweckes müssen die Bauverwaltungen des
Reiches, der Länder und der Gemeinden voran-schreiten und durch ihr Beispiel anregend auf die
privaten Bauherren wirken.
(2) Ich halte es hierbei für unerläßlich, daß bei allen Hochbauten (Neu-, Um- und Erweiterungsbau­
ten) des Reiches, der Länder, der Gemeinden, der Körperschaften des öffentlichen Rechtes und
der Körperschaften, bei denen Reich, Länder oder Gemeinden die Aktienmehrheit oder die Mehr­
heit der Geschäftsanteile besitzen, grundsätzlich ein angemessener Prozentsatz der Bausumme für
die Erteilung von Aufträgen an bildende Künstler und Kunsthandwerker aufgewendet wird. Als Bau­
summe sind die gesamten Herstellungskosten des Baues anzusehen mit Ausschluß der Kosten des
Erwerbes und der Aufschließung des Baugrundstüches.
(3) Von obigem Grundsatz dürften, abgesehen von Bauten für untergeordnete Zwecke, die in kei­
ner Beziehung zu Straßen oder Plätzen stehen, noch die Bauten ausgenommen werden, deren
Bausumme den Betrag von l0 000 RM nicht übersteigt.
(4) Zu den Arbeiten der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks rechne ich u. a. Kunstschöpfun­
gen auf dem Gebiete der Malerei, der Bildhauerei, der Schmiedekunst, der Gießerei, der Kunstgla­
serei, der Kunstschnitzerei, der Kunsttischlerei und ähnlicher Kunsthandwerke. Ich rechne hierzu
nicht alle serien- und fabrikmäßig hergestellten Erzeugnisse sowie rein handwerkliche Arbeiten ohne
künstlerische Bedeutung, wie Anstreicherarbeit, Stuckaturarbeiten üblicher Art und dergleichen.
(5) Ich bitte ferner Vorsorge zu treffen, daß das mit dem Bau verbundene oder innerhalb des Baues
angebrachte Kunstwerk nicht um seiner selbst willen als zwecklose Zutat, sondern sinnvoll in Bezie­
hung zu dem Zweck des Gebäudes, zu den örtlichen Begebenheiten und zur Umgebung gebracht
wird. Endlich bitte ich mit Rücksicht auf die furchtbare Notlage der freischaffenden Künstier und
Kunsthandwerker bei den von mir gewünschten zusätzlichen Arbeiten für die bildende Kunst und
das Kunsthandwerk Künstler, die einen Lehrauftrag haben oder die in irgendeinem Beamten- oder
Algestelltenverhältnis stehen, nur ausnahmsweise heranzuziehen.
An die Landesregierungen.
Vorstehende Abschrift eines Erlasses des Herrn Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda
vom 22. Mai 1934 übersende ich zur Kenntnisnahme und Beachtung mit folgender Maßgabe:
Im Einvernehmen mit dem Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda soll in teilweiser
Abweichung von den Ausführungen seines Erlasses vom 22. Mai 1934:
1. die Verpflichtung, bei Bauaufgaben künftighin Aufträge für Künstler und Kunsthandwerker
vorzusehen, nicht von einer starren Kostengrenze abhängig gemacht werden;
2. auch ein starrer Prozentsatz von der Gesamtkostensumme für besagte Zwecke nicht festgelegt
werden, weil bei den verschiedenen Bauvorhaben die Möglichkeiten, Kunstwerke u. dgl. anzubrin­
gen,
zu verschieden sind;
3. die Verpflichtung, bildende Künstler und Kunsthandwerker heranzuziehen, nicht auf Hochbauten
153
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
beschränkt sein, sondern sich auf alle Bauvorhaben erstrecken, bei denen der Natur der
Sache
nach eine solche Möglichkeit besteht.
Ich ersuche, künftig folgendermaßen zu verfahren:
In den Vorentwürfen ist im Erläuterungsbericht ein Vorschlag zu machen über die Höhe
der Summe,
die für Kunst und kunsthandwerkliche Arbeiten aufgewandt werden soll; nach Möglichkeit
ist zu erläu­
tern, für welche Arbeiten im einzelnen diese Sumne gedacht ist. In den ausführlichen Kos­
tenanschlägen
ist ein Betrag „für künstlerische Ausgestaltung“ unter Titel „Insgemein“ aufzunehmen und
dabei
anzugeben, aus welchen Sonderaufträgen oder Zuschlägen zu einzelnen Positionen des
Anschlages er
sich zusammensetzt. Im übrigen weise ich darauf hin, daß in besonderen Fällen die Reichskammer der bildenden
Künste in Berlin sowohl wie ihre Landesstellen zu künstlerischer Beratung und zur Benennung geeigneter Künstler und
Kunsthandwerker jederzeit zur Verfügung stehen.
Meldungen nach untenstehendem Muster bitte ich mir zum l. März jeden Jahres zu machen. Fehlanzeige
ist erforderlich.
Dr. Popitz.
An die Herren Reg.Präs. und den Herrn Präs. der Pr. Bau‐ u. Fin. Dir.
Muster.
Der Reg.Präsident..........
Übersicht über die bei den Bauvorhaben des Haushaltsjahres 19. ./. . für bildende Künstler und Kunst‐
handwerker aufgewandten Mittel.
Dienst‐
stellen
Bau‐
vorhaben
Pr.
Staats‐
hochbau‐
amt bzw.
selbstän‐
dige ört‐
liche
Baulei‐
tung
Neubau des..
200 000,00
Für bildende Künstler und Kunsthandhand‐
werker vor‐
gesehene Summe
In RM
in % der
Bausumme
2½%
5 000,00
Erweiterungsbau
des .......
100 000,00
2 000,00
2%
20 000,00
2 000,00
1%
Umbau des..
(Saaleinbau)
Umbau der
ehemaligen
Kaserne X
zu Woh‐
nungen ...
30 000,00
‐‐
‐‐
5. April 1938
Reichsminister der Finanzen: Erlaß vom 5.4. 1938 Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker, – O 6020‐
3/38 IV Bau, in: BArch, R 43‐II/1029a, publ. in: F2, S. 5, Sammlung der für die Geschäftsführung der Reichsbauverwal‐
tung wichtigen Erlasse und Vorschriften, hg. v. Reichsfinanzministerium, Berlin 1940
F2
Aufträge an bildende Künstler und Kunsthandwerker
154
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Mit Rücksicht auf den zur Zeit herrschenden starken Mangel, insbesondere an technischen Hilfskräften, verzichte ich
im Einvernehmen mit dem Herrn Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda bis auf weiteres auf die am 1.
März jeden Jahres fälligen Meldungen über die an bildenden Künstler und Kunsthandwerker erteilten Aufträge.
Im übrigen ist aber auch weiterhin im Sinne meiner Erlasse vom 20. September 1934 – O 6020 – 24/34 I B Bau – und
vom 20. Mai 1935 – O 6020 – 18/35 I B Bau 334 – zu verfahren.
Reichsminister der Finanzen vom 5.4. 1938 – O 6020‐ 3/38 IV Bau
334
S. Abschnitt F, Blatt F 1.
155
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
22. August 1952
Anordnung über die künstlerische Ausgestaltung von Verwaltungsbauten, 22. August 1952, in: Gesetzblatt der DDR,
Berlin 1952, S. 790
156
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
2. November 1949
Antrag der Fraktion der Bayernpartei, Betr. Beteiligung bildender Künstler an den Aufträgen des Bundes, Dr Besold,
Dr. Decker, Dr. Seelos, Dr. Etzel und Fraktion der Bayernpartei, BT‐Drs. 1 / 157, Drucksache 157, Deutscher Bundes‐
tag, 1. Wahlperiode 1949, Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953
Antrag der Fraktion der Bayernpartei
Betr. Beteiligung bildender Künstler an den Aufträgen des Bundes
„Der Bundestag solle beschließen,
um der Not der freischaffenden bildenden Künstler Abhilfe zu schaffen:
I.
a) Bei allen Bauaufträgen (Neu‐ und Umbauten) des Bundes ist grundsätzlich ein Betrag von mindestens 1 % der Bau‐
auftragssumme für die Beschaffung von Werken bildender Künstler vorzusehen. Diese Kunstwerke müssen zur Aus‐
stattung der vergebenen Bauten verwendet werden.
b) Die Verteilung der Aufträge erfolgt nach einem Schlüssel, welcher unter Zugrundelegung der Zahl der in den einzel‐
nen Ländern ansässigen freischaffenden Künstler errechnet und festgesetzt wird.
c) Bei den Aufträgen sollen vor allem solche freischaffenden Künstler berücksichtigt werden, die nicht in einem Beam‐
ten‐ oder Angestelltenverhältnis stehen, das ein regelmäßiges und ausreichendes Einkommen gewährleistet.
d) Die Berufsvertretung der bildenden Künstler soll bei der Vergebung der Aufträge gehört werden.
II.
Bei privaten Neu‐ und Umbauten bleibt ein Betrag für die Beschaffung von Werken bildender Künstler durch den Bau‐
herrn, soweit er zur Ausstattung dieser Gebäude verwendet wird, bis zur Höhe von 1 % der Bausumme umsatzsteuer‐
frei.
III.
Die Aufwendung von Beträgen bis zu DM 1000,‐ im Jahre für die Beschaffung von Original‐Kunstwerken lebender
Künstler bleibt einkommen‐ und lohnsteuerfrei.
Bonn, den 2. November 1949
Dr. Besold, Dr. Decker, Dr. Seelos, Dr. Etzel, und Fraktion“
7. Dezember 1949
Mündlicher Bericht des Ausschusses für Kulturpolitik, BT‐Drs. 1/337, Deutscher Bundestag, 1. Wahlperiode 1949
Verhandlungen des Deutschen Bundestages, 1. Wahlperiode 1949 – 1953
„Mündlicher Bericht
des Ausschusses für Kulturpolitik (37. Ausschuß)
über den Antrag der Fraktion der Bayernpartei Drucksache Nr. 157
betr. Beteiligung bildender Künstler an den Aufträgen des Bundes
Berichterstatter:
Abgeordneter Hennig
Antrag des Ausschusses:
Der Bundestag wolle beschließen:
Um die bildende Kunst zu fördern, ist bei allen Bauaufträgen (Neu‐ und Umbauten) des Bundes soweit Charakter und
Rahmen des Einzelbauvorhabens dies rechtfertigen, grundsätzlich ein Betrag von mindestens 1 % der Bauauftrags‐
summe für Werke bildender Künstler vorzusehen. Diese Kunstwerke müssen zur Ausstattung der vergebenen Bauten
verwendet werden.
Bei Verteilung der Aufträge sind Künstler a l l e r deutschen Länder zu berücksichtigen. Die Auswahl der Kunstwerke im
einzelnen obliegt einer Körperschaft, in der der Ausschuß für Kulturpolitik ausreichend vertreten sein muß.
Die Berufsvertretung der bildenden Künstler soll bei der Vergebung der Aufträge gehört werden.
Bonn, den 7. Dezember 1949
Der Auschuß für Kulturpolitik
Gaul Vorsitzender
Hennig Berichterstatter
157
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
25. Januar 1950
Entschließung des Bundestages, 30. Sitzung Deutscher Bundestages: BT‐Parlamentsprotokoll 1/ 30. , BR‐Drs. 67/50,
Drucksache 67/50, Verhandlungen des Deutschen Bundesrates, 1. Wahlperiode 1949 – 1953
Deutscher Bundesrat, Sekretariat, Bonn, den 3. Februar 1950
Abschrift Deutscher Bundestag
Der Präsident
Bonn, den 26. Januar 1950
An den
Herrn Präsidenten
des Deutschen Bundesrates, Bonn
Der Deutsche Bundestag hat in seiner 30. Sitzung am 25. Januar 1950 auf Grund des mündlichen Berichtes des Aus‐
schusses für Kulturpolitik über den Antrag der Bayernpartei – Nr. 157 und 337 der Drucksachen –
beschlossen:
Um die bildende Kunst zu fördern, wird die Bundesregierung ersucht, bei allen Bauaufträgen (Neu‐ und Umbauten)
des Bundes, soweit Charakter und Rahmen des Einzelbauvorhabens dies rechtfertigen, grundsätzlich ein Betrag von
mindestens 1 % der Bauauftragssumme für Werke bildender Künstler vorzusehen.
Bei Verteilung der Aufträge sollen Künstler aller deutschen Länder berücksichtigt werden. Die Auswahl der Kunstwer‐
ke im einzelnen obliegt einem Fach‐Gremium. Es wird empfohlen, die Berufsvertretung der bildenden Künstler bei der
Vergebung der Aufträge zu hören.
gez. Köhler
An die
Vertretungen der Länder
Im Hause
mit der Bitte um Kenntnisnahme ergebenst übersandt
158
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1. August 1953
Vorläufige Richtlinien für die Durchführung von Bundesbauten,
Bundesministerium der Finanzen vom 1.8.1953 – 0 6074 – 16 /53
Aufträge an bildende Künstler.
Im Einvernehmen mit dem Herrn Bundesminister des Innern wird in Ausführung. des Bundestagsbeschluss vom
25.1.50 folgende Anweisung herausgegeben:
1. Bei allen Baumaßnahmen des Bundes, soweit Charakter und Rahmen des Einzelbauvorhabens es rechtfertigen, ist
ein Betrag von 1 % bis 2 % der Baukosten (BI Kosten der Gebäude und BII, Kosten der Aussenanlagen nach DIN 275)
für Aufgaben der bildenden Künstler vorzusehen und in den Kostenvoranschlag nach DIN 276 unter Baunebenkosten
aufzunehmen.
2. Unter Aufgaben für die bildenden Künstler sind Werke der Bildhauer und Kunstmaler in und an den Dienst‐ und
Wohngebäuden, die mit öffentlichen Mitteln erbaut oder gefördert werden, sowie Plastiken und Bilder für die Aus‐
stattung einzelner Diensträume und Säle einschließlich der Erzeugnisse der Bildhauerkunst in den Anlagen und Plätzen
zu verstehen. Hierzu gehört auch die Anfertigung von Entwürfen für Arbeiten des Kunsthandwerks aus Metall , Holz
und anderen Baustoffen. Dagegen sollen die Kosten für die Herstellung und den Einbau von Kunsthandwerkserzeug‐
nissen grundsätzlich aus den Baumitteln bezahlt werden.
3. Alle Vorschläge über die Art und Ausführung der künstlerischen Aufgaben bei Baumaßnah‐men des Bundes, die
nach Anlaß und Umfang über die lokale bzw. regionale Bedeutung hinausgeben, sind dem Fachgremium, bei dem
Bundesminister der Finanzen vorzulegen.
4. In der Regel hat die nachgeordnete höhere Baubehörde dem Fachgremium Vorschläge zu machen; sie kann sich je
nach dem Umfang der Arbeiten für die Ausarbeitung der Vorschläge des bei ihr gebildeten sachkundigen Gremiums
bedienen.
5. Bei kleineren Aufträgen für künstlerische Arbeiten, die nicht dem Sachgremium beim Bundesfinanzministerium
vorgelegt werden (Ziff. 3), ist stets das sachkundige Gremium bei der höheren Landesbaudienststelle zu hören.
6. Die für die künstlerischen Aufgaben veranschlagten Mittel sind zweckgebunden und dürfen nicht für anderweitige
Bauaufgaben verwandt werden.
7. Zum 1. Mai jeden Jahres ist dem Bundesminister der Finanzen von den 0berfinanzdirektionen und der Bundesbaudi‐
rektion eine Übersicht über die im vergangenen Rechnungsjahr für Aufträge an bildende Künstler verausgabten Mittel
nach beiliegendem Muster in 2‐facher Ausfertigung vorzulegen.
Fehlanzeige ist erforderlich.
(BdF v. 1.8,1953 IID – O 6074 – 16/ 53)
Muster
Übersicht über die bei Bauvorhaben des Bundes im Rechnungsjahr 19 ....
für Aufträge an bildende Künstler aufgewandten Mittel.
Terminmeldung zum 1. Mai jeden Jahres.
lfd.
Dienststelle
Bauvorhaben
Gesamtbaukosten
Für Aufträge an bildende Künstler
Nr.
(Bauamt)
und Art der
(BI Kosten der
vorgesehene
aufgewandte
künstleri‐
Gebäude u. B II
Mittel
Kosten der Aus‐ It. Kostenan
bisher noch zu
schen Arbei‐
ten,
senanlagen nach (vor)schlag
ver‐
vergebende
Künstler.
DIN 275) nach
genehmigt
braucht Mittel
geprüftem Kosten‐
DM % der
DM
DM
an‐(vor) schlag Bausummen
DM
1
München
HZA Minden‐
Ost (Plastik)
400.00,‐‐
6000,‐ 1 ½
4.500,‐ 1.500,‐
OFD – oder BBD
Ort, Datum, Unterschrift
159
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
2. Januar 1957
Richtlinien für die Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanz‐Bauverwaltungen RBBau, hg. v.
Bundesminister der Finanzen, Bonn 1957 (mit Einführungserlaß, Richtlinien für die Bauaufgaben des Bundes im
Zuständigkeitsbereich der Finanz‐Bauverwaltungen RBBau, hg. v. Bundesminister der Finanzen, Bonn, den 2. Januar
1957, II D/1 – Bau ‐ O 6020‐93/56
K 7 Aufträge an bildende Künstler
1. Bei allen Baumaßnahm.en des Bundes und solchen, die mit Mitteln des Bundes gefördert werden, ist ein Betrag von
1 bis 2 % der Kosten der Gebäude (DIN 276 Ziffer 2.1) und Außenanlagen (DIN 276 Ziffer 2.2) für Aufgaben der bilden‐
den Künstler vorzusehen, soweit Charakter und Rahmen der Baumaßnahme dies rechtfertigen.
2. Die Kosten für Aufträge an bildende Künstler sind bereits bei der Kostenschätzung (Formblatt 5/A/56 BdF) bei den
Baunebenkosten zu berücksichtigen. Die endgültigen Kosten für Aufträge an bildende Künstler sind im Kostenanschlag
(Formblatt 7/56 BdF) anzugeben, Die im Kostenvoranschlag ‐ § 14 RHO ‐ genehmigte Summe darf nicht überschritten
werden.
2.1 Im Erläuterungsbericht zum Bauentwurf sind ausführliche Angaben über die beabsichtigte Verwendung der für
künstlerische Aufgaben veranschlagten Mittel zu machen.
2.2 Die Mittel sind zweckgebunden.
3. Unter Aufgaben für bildende Künstler sind Werke der Bildhauer und Kunstmaler in und an Gebäuden, Plastiken und
Bilder für die Ausstattung einzelner Diensträume und Säle sowie Werke der Bildhauerkunst in gärtnerischen Anlagen,
auf Plätzen und dgl. zu verstehen. Hierzu gehört auch die Anfertigung von Entwürfen für Arbeiten des Kunsthand‐
werks aus Metall, Holz und anderen Baustoffen. Dagegen sollen die Kosten für die Herstellung und den Einbau von
Erzeugnissen des Kunsthandwerks bei den Baumitteln veranschlagt und daraus bezahlt werden
4. Bei Baumaßnahmen, die nach Anlaß und Umfang über eine lokale bzw. regionale Bedeutung hinausgehen, behält
sich der Bundesminister der Finanzen die Entscheidung über die künstlerische Ausstattung vor. Es ist ihm daher vor
Beauftragung eines Künstlers oder vor Durchführung eines Wettbewerbs (möglichst schon im Rahmen des Vorent‐
wurfs) zunächst vorzuschlagen, welche künstlerischen Arbeiten ausgeführt werden sollen,
4.1 Dabei ist die Art des künstlerischen Schmucks (z.B. Brunnen mit Plastik), das vorgesehene Materlal, das Thema und
der Ort der Aufsteliung (nötigenfalls unter Beifügung von Skizzen) anzugeben. Es ist vorzuschlagen, ob der Auftrag
freihändig oder auf Grund eines Wettbewerbs vergeben werden soll, welche Künstler und welche Preisrichter vorge‐
sehen sind und welche Kosten durch den evt1. Wettbewerb (Anzahl und Höhe der Preise usw.) und durch die Ausfüh‐
rung der Arbeiten entstehen werden.
4.2 Sofern vom Bundesminister der Finanzen bei der Entscheidung über den Vorschlag nichts anderes bestimmt wird,
ist der von der technischen Aufsichtsbehörde in der Mittelinstanz zur Ausführung vorgesehene Entwurf bzw. bei
Wettbewerben das Ergebnis des Wettbewerbs dem Bundesminister der Finanzen zur Genehmigung vorzulegen.
5, Der Bundesminister der Finanzen behält sich vor, vor Genehmigung der künstlerischen Arbeiten das gemäß Bun‐
destagsbeschluß vom 25. Januar 1950 gebildete Fachgremium für Fragen der bildenden Künste zu beteiligen.
6, Der Nutznießer der geplanten Baumaßnahme ist von den beabsichtigten künstlerischen Arbeiten rechtzeitig zu
verständigen.
7. Zum 1. Mai jeden Jahres ist dem Bundesminister der Finanzen von der technischen Aufsichtsbehörde in der Mit‐
telinstanz eine Ubersicht über die im vergangenen Rechnungsjahr für Aufträge an bildende Künstler verausgabten
Mittel nach umseitigem Muster in zweifacher Ausfertigung vorzulegen. Fehlanzeige ist erforderlich.
160
Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
1965
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereichs der Finanzbauverwaltun‐
gen (RBBau), Abschnitt K 7, Loseblattsammlung seit 1963 vergriffen, Buchausgabe, hg. vom Bundesschatzministeri‐
um, Berlin, 2. Auflage 1965.
4.1 K7 Aufträge an bildende Künstler
1. Bei allen Baumaßnahmen des Bundes und solchen, die mit Mitteln des Bundes gefördert werden, ist ein Betrag von
1 bis 2 % der Kosten der Gebäude (DIN 276 Ziffer 2.1) und Außenanlagen (DIN 276 Ziffer 2.2) für Aufgaben der bilden‐
den Künstler vorzusehen, soweit Charakter und Rahmen der Baumaßnahme dies rechtfertigen.
2. Die Kosten für Aufträge an bildende Künstler sind bereits bei der Kostenschätzung (Muster 5 A) bei den Bauneben‐
kosten zu berücksichtigen. Die endgültigen Kosten für Aufträge an bildende Künstler sind im Kostenanschlag (Muster
7) anzugeben. Die im Kostenvoranschlag ‐ § 14 RHO ‐ genehmigte Summe darf nicht überschritten werden.
2.1 Im Erläuterungsbericht zum Bauentwurf sind ausführliche Angaben über die beabsichtigte Verwendung der für
künstlerische Aufgaben veranschlagten Mittel zu machen,
2.2 Die Mittel sind zweckgebunden.
3. Unter Aufgaben für bildende Künstler sind Werke der Bildhauer und Kunstmaler in und an Gebäuden, Plastiken und
Bilder für die Ausstattung einzelner Diensträume und Säle sowie Werke der Bildhauerkunst in gärtnerischen Anlagen,
auf Plätzen und dgl. zu verstehen. Hierzu gehört auch die Anfertigung von Entwürfen für Arbeiten des Kunsthand‐
werks aus Metall, Holz und anderen Baustoffen. Dagegen sollen die Kosten für die Herstellung und den Einbau von
Erzeugnissen des Kunsthandwerks bei den Baumitteln veranschlagt und daraus bezahlt werden.
4. Bei Baumaßnahmen, die nach Anlaß und Umfang über eine lokale bzw. regionale Bedeutung hinausgehen, behält
sich der Bundesschatzminister die Entscheidung über die künstlerische Ausstattung vor. Es ist ihm daher vor Beauftra‐
gung eines Künstlers oder vor Durchführung eines Wettbewerbs (möglichst schon im Rahmen des Vorentwurfs) zu‐
nächst vorzuschlagen, welche künstlerischen Arbeiten ausgeführt werden sollen.
4.1 Dabei ist die Art des künstlerischen Schmucks (z.B. Brunnen mit Plastik), das vorgesehene Material, das Thema und
der Ort der Aufstellung (nötigenfalls unter Beifügung von Skizzen) anzugeben,
Es ist vorzuschlagen, ob der Auftrag freihändig oder auf Grund eines Wettbewerbs vergeben werden soll, welche
Künstler und welche Preisrichter vorgesehen sind und weiche Kosten durch den evtl. Wettbewerb (Anzahl und Höhe
der Preise usw.) und durch die Ausführung der Arbeiten entstehen werden.
4.2 Sofern vom Bundesschatzminister bei der Entscheidung über den Vorschlag nichts anderes bestimmt wird, ist der
von der technischen Aufsichtsbehörde in der Mittelinstanz zur Ausführung vorge‐sehene Entwurf bzw. bei Wettbe‐
werben das Ergebnis des Wettbewerbs dem Bundesschatzminister zur Genehmigung vorzulegen.
Der Bundesschatzminister behält sich vor, vor Genehmigung der künstlerischen Arbeiten das gemäß Bundestags‐
beschluß vom 25. Januar 1950 gebildete Fachgremium für Fragen der bildenden Künste zu beteiligen.
Der Nutznießer der geplanten Baumaßnahme ist von den beabsichtigten künstlerischen Arbeiten rechtzeitig zu ver‐
ständigen. Er hat dafür zu sorgen, daß bewegliche Kunstgegenstände ihrer ursprünglichen Bestimmung erhalten blei‐
ben.
Von der Ortsbaudienststelle ist eine Übersicht über die im vergangenen Rechnungsjahr in ihrem Geschäftsbereich an
bildende Künstler erteilten Aufträge nach dem umseitigen Muster in zweifacher Ausfertigung aufzustellen. Die Über‐
sicht ist zweifach der technischen Aufsichtsbehörde in der Mittelinstanz bis zum 15. Januar jeden Jahres vorzulegen.
Eine Ausfertigung ist dem Bundes‐schatzminister termingerecht zu übersenden. Fehlanzeige ist erforderlich.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
10. Juli 1975
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltun‐
gen (RBBau), K7 Beteiligung Bildender Künstler, aus: Veröffentlichungen des Bundesministers für Raumordnung,
Bauwesen und Städtebau; in: Ministerialblatt des Bundesministers der Finanzen und des Bundesministers für Wirt‐
schaft vom 10. Juli 1975, S. 383
K 7 BETEILIGUNG BILDENDER KUNSTLER
1 . Bei Baumaßnahmen des Bundes sind bis zu 2% der Kosten der Bauwerke ‐ jedoch nur Kostengruppen 3.1 und 3.2 –
für Aufträge an bildende Künstler vorzusehen, soweit Zweck und Bedeutung der Baumaßnahmen dieses rechtferti‐
gen.*
Als Leistungen bildender Künstler kommen Kunstwerke in und an Gebäuden, für die Ausstattung einzelner Diensträu‐
me sowie in gärtnerischen Anlagen u. dgl. in Betracht. Hierzu gehört auch die Anfertigung von Entwürfen für Kunst‐
werke oder künstlerisch gestaltete Bauteile, deren Herstellung zusätzliche handwerkliche Leistungen Dritter erforder‐
lich macht.
2. Art und Umfang der künstlerischen Leistungen sollen bereits bei Aufstellung der Haushaltungsunterlage ‐ Bau – so
festgelegt werden, daß die künstlerische ldee in die weitere Bauplanung einbezogen und bei der Bauausführung ver‐
wirklicht werden kann. Zu diesem Zweck können bereits in diesem Stadium Gestaltungsvorsch!äge von Künstlern ein‐
geholt werden.
Für die Auswahl von Künstlern kann das Bauamt Vorschläge einer Berufsvertretung der bildenden Künstler einholen.
3. Bei bedeutenden Baumaßnahmen sind in der Regel Wettbewerbe durchzuführen; bezüglich der Kosten hierfür
siehe K 13.
Die oberste technische lnstanz kann sich bei bedeutenden Baumaßnahmen mit dem Planungsauftrag die Entscheidung
über die Auswahl der Künstler und darüber vorbehalten, welcher Gestaltungsvorschlag in die weitere Bauplanung
einzubeziehen ist.
Sofern die oberste technische lnstanz nichts anderes bestimmt, hat die technische Aufsichtsbehörde in der Mit‐
telinstanz den zur Ausführung vorgesehenen Entwurf bzw. das Ergebnis des Wettbewerbs der obersten technischen
lnstanz zur Entscheidung über die Ausführung vorzulegen.
4. Die Entscheidung über die künstlerische Ausgestaltung obliegt der Bauverwaltung. Sie hat vor der Entscheidung den
mit der Planung beauftragten Architekten (ggf. auch Garten‐ und Landschaftsarchitekten bzw. Innenarchitekten), den
Nutznießer und in angemessenem Umfang bildende Künstler bzw. Kunstsachverständige zu beteiligen.
5. Die Art der künstlerischen Ausgestaltung und das vorgesehene Material sind im Erläuterungsbericht zur Haushalts‐
unterlage ‐ Bau ‐ zu beschreiben. Dabei ist die Höhe der Ausgaben für die Herstellung und/oder den Einbau von
Kunstwerken/ künstlerisch gestalteten Bauteilen anzugeben.
6. Die Ausgaben für Leistungen bildender Künstler nach Nr. 1 Abs. 2 sind als Baunebenkosten (vgl. K 17) zu veranschla‐
gen. Ausgaben, die dadurch entstehen, da1 zur Verwirklichung der künstlerischen Leistung Arbeiten Dritter für die
Herstellung und den Einbau von Kunstwerken oder für die Herstellung künstIerisch gestalteter Bauteile erforderlich
werden, sind als Kosten der Bauwerke ‐ Kostengruppe 3 ‐ oder der Außenanlagen ‐ Kostengruppe 5 ‐ zu veranschlagen.
Diese Ausgaben sind nicht in den Ansatz nach Nr. 1 einzubeziehen. Die aufgrund der Kostenberechnung genehmigten
Summen dürfen nicht überschritten werden; sie sind zweckgebunden.
* Bei Verteidigungsbauten vgl. L 1
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
Februar 1995
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes im Zuständigkeitsbereich der Finanzbauverwaltun‐
gen (RBBau), K7 Beteiligung Bildender Künstler, hg. v. Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städte‐
bau, Bonn, 16. Aust.‐Lfg. (Februar 1995), S. 63—64
K 7 Beteiligung bildender Künstler
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1. Bei Baumaßnahmen des Bundes sind Leistungen zur künstlerischen Ausgestaltung an bildende Künstler zu verge‐
ben, soweit Zweck und Bedeutung der Baumaßnahmen dieses rechtfertigen. Als Leistungen bildender Künstler kom‐
men Kunstwerke in und an Gebäuden für die Ausstattung einzelner Diensträume sowie in gärtnerischen Anlagen u.
dgl. in Betracht. Hierzu gehört auch die Anfertigung von Entwürfen für Kunstwerke oder künstlerisch gestaltete Bau‐
teile, deren Herstellung zusätzliche handwerkliche Leistungen Dritter erforderlich macht.
2 . Art und Umfang der künstlerischen Leistungen sind bereits bei der Aufstellung der Haushaltsunterlage — Bau — so
festzulegen, daß die künstlerische Idee in die weitere Bauplanung einbezogen und bei der Bauausführung verwirklicht
werden kann. Zu diesem Zweck können bereits in diesem Stadium Gestaltungsvorschläge von Künstlern eingeholt
werden.
Für die Auswahl von Künstlern kann das Bauamt Vorschläge einer Berufsvertretung der bildenden Künstler einholen.
3. Bei bedeutenden Baumaßnahmen sind in der Regel Wettbewerbe durchzuführen; bezüglich der Kosten hierfür
siehe K 13.
Die oberste technische Instanz kann sich bei bedeutenden Baumaßnahmen mit dem Planungsauftrag die Entscheidung
über die Auswahl der Künstler und darüber vorbehalten, welcher Gestaltungs‐vorschlag in die weitere Planung einzu‐
beziehen ist.
Sofern die oberste technische Instanz nichts anderes bestimmt, hat die Technische Aufsichtsbehörde in der Mit‐
telinstanz den zur Ausführung vorgesehenen Entwurf bzw. das Ergebnis des Wettbewerbs der obersten technischen
Instanz zur Entscheidung über die Ausführung vorzulegen.
4 . Die Entscheidung über die künstlerische Ausgestaltung obliegt der Bauverwaltung. Sie hat vor der Entscheidung
den mit der Planung beauftragten Architekten (ggf. auch Garten‐ und Landschaftsarchitekten bzw. Innenarchitekten),
den Nutznießer und in angemessenem Umfang bildende Künstler bzw. Kunstsachverständige zu beteiligen.
5 . Die Art der künstlerischen Ausgestaltung und das vorgesehene Material sind im Erläuterungsbericht zur Haushalts‐
unterlage — Bau — zu beschreiben. Dabei sind die Höhe der Ausgaben für die Herstellung und/oder den Einbau von
Kunstwerken/ künstlerisch gestalteten Bauteilen anzugeben.
6 . Die Ausgaben für Leistungen bildender Künstler (Nr. 1) müssen im angemessenen Verhältnis zu den Kosten des
Bauwerks — Kostengruppe 300 — stehen. Die Honorare sind als Baunebenkosten — Kostengruppe 700 — (vgl. K 17)
in der Kostenberechnung zur Haushaltsunterlage — Bau — im einzelnen zu veranschlagen.
Ausgaben, die dadurch entstehen, daß zur Verwirklichung der künstlerischen Leistung Arbeiten des Künstlers und ggf.
Dritter für die Herstellung und den Einbau von Kunstwerken oder für die Herstellung künstlerisch gestalteter Bauteile
erforderlich werden, sind als Kosten der Kostengruppe 620 zu veranschlagen. Diese Ausgaben sind nicht in den Ansatz
nach Nr. 6 Abs. 1 einzubeziehen. Die aufgrund der Kostenberechnung zur HU— Bau — genehmigten Summen dürfen
nicht überschritten
werden.
Die Ausgaben sind zweckgebunden.
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Geschichte der Kunst am Bau in Deutschland
Claudia Büttner
2005
Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes, RBBau, Grundwerk bis 19. Austauschlieferung ein‐
gearbeitet, hg. v. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, 18. Aust.‐Lfg. (2005), S. 55
K 7 Beteiligung bildender Künstler
1 Bei Baumaßnahmen des Bundes sind Leistungen zur künstlerischen Ausgestaltung an bildende Künstler zu vergeben,
soweit Zweck und Bedeutung der Baumaßnahmen dieses rechtfertigen. Als Leistungen bildender Künstler kommen
Kunstwerke in und an Gebäuden, für die Ausstattung einzelner Diensträume sowie in gärtnerischen Anlagen u. dgl. in
Betracht. Hierzu gehört auch die Anfertigung von Entwürfen für Kunstwerke oder künstlerisch gestaltete Bauteile,
deren Herstellung zusätzliche handwerkliche Leistungen Dritter erforderlich macht. Ausnahmsweise sind im Beneh‐
men mit der Obersten Technischen Instanz auch künstlerische Ausgestaltungen möglich, die sich über die Baugrund‐
stücksgrenze hinaus auf die Umgebung des Bauvorhabens erstrecken, sofern dafür die rechtlichen Voraussetzungen
vorliegen und die Beziehung zum Bauwerk erkennbar bleibt.
2 Kosten für künstlerische Leistungen sind bereits frühzeitig, bei Großen Baumaßnahmen bei der Aufstellung der Ent‐
scheidungsunterlage ‐ Bau ‐ festzulegen. Die künstlerische Idee ist bei der Aufstellung der Entwurfsunterlage ‐ Bau ‐ in
die Bauplanung einzubeziehen und bei der Bauausführung zu verwirklichen. Zu diesem Zweck können frühzeitig
Gestaltungs‐vorschläge von Künstlern eingeholt werden. Für die Auswahl von Künstlern kann die Bauverwaltung Vor‐
schläge einer Berufsvertretung der bildenden Künstler einholen.
3 Bei bedeutenden Baumaßnahmen sind in der Regel Wettbewerbe durchzuführen (s. K13). Diese Ausgaben sind nicht
in den Ansatz nach Nr. 6 einzubeziehen, sondern unter der Kostengruppe 751 des Musters 6 RBBau zu veranschlagen.
Die Oberste Technische Instanz kann sich bei bedeutenden Baumaßnahmen mit dem Planungs‐ und Ausführungsauf‐
trag die Entscheidung über die Auswahl der Künstler und darüber vorbehalten, welcher Gestaltungsvorschlag in die
weitere Planung einzubeziehen ist. Sofern die Oberste Technische Instanz nichts anderes bestimmt, hat die Fachauf‐
sicht führende Ebene den zur Ausführung vorgesehenen Entwurf bzw. das Ergebnis des Wettbewerbs der Obersten
Technischen Instanz zur Entscheidung über die Ausführung vorzulegen.
4 Die Entscheidung über die künstlerische Ausgestaltung obliegt der Bauverwaltung. Sie hat vor der Entscheidung den
mit der Planung beauftragten freiberuflichTätigen, den Nutzer / Bedarfsträger und in angemessenem Umfang bilden‐
de Künstler bzw. Kunstsachverständige zu beteiligen.
5 Die Art der künstlerischen Ausgestaltung und das vorgesehene Material sind im Erläuterungsbericht zur Entwurfsun‐
terlage ‐ Bau ‐ zu beschreiben. Dabei sind die Höhe der Ausgaben für die Herstellung und / oder den Einbau von
Kunstwerken / künstlerisch gestalteten Bauteilen anzugeben.
6 Die Ausgaben für Leistungen bildender Künstler (Nr. 1) müssen im angemessenen Verhältnis zu den Kosten des
Bauwerks – Kostengruppen 300 und 400 – stehen, wobei von einem Bauwerk mit üblichem Technisierungsgrad ) aus‐
zugehen ist. Ausgaben, die dadurch entstehen, dass zur Verwirklichung der künstlerischen Leistung Arbeiten des
Künstlers und ggf. Dritter für die Herstellung und den Einbau von Kunstwerken oder für die Herstellung künstlerisch
gestalteter Bauteile erforderlich werden, sind als Kosten der Kostengruppe 620 zu veranschlagen. Honorare, soweit
von den Kosten des Kunstwerkes trennbar und nicht in Kostengruppe 620 bereits enthalten, sind als Baunebenkosten
– Kostengruppe 752 (vgl. K 8) – zu veranschlagen. Die für die Kunst am Bau genehmigten Summen dürfen nicht über‐
schritten werden. Die Ausgaben sind zweckgebunden.
7 Die Verfahren und realisierten Kunstwerke sind in geeigneter Form zu dokumentieren und mit Erläuterungsbericht
der Obersten Technischen Instanz nach Abschluss der Maßnahme vorzulegen.
8 Das BMVBW kann in einem ‐ Leitfaden Kunst am Bau ‐ Näheres regeln. Der Leitfaden dient als Orientierungshilfe für
die Beteiligung bildender Künstlerinnen und Künstler gem. K 7, L 1 und L 2 der RBBau.
2) Als üblich wird ein Bauwerk angesehen, dessen Kosten der Kostengruppe 400 nicht mehr als 1 / 3 der Bauwerkskos‐
ten (KG 300 + 400) betragen; bei Bauwerken mit höherem Technisierungsgrad werden die Kosten der KG 400 nur bis 1
/ 3 der Bauwerkskosten in Ansatz gebracht.
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