1. Drittel - EC Red Bull Salzburg

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1. Drittel - EC Red Bull Salzburg
DAS STADIONMAGAZIN DES EC RED BULL SALZBURG
OKTOBER/NOVEMBER
1. DRITTEL 2015/2016
THOMAS
RAFFL
Unser Mann
in Übersee
DAS TEAM
Mission 2016
CONNELLY & FERRIERO
im Doppelporträt
INTERNATIONAL
CHL, NHL, Extraliga
ECRBS.REDBULLS.COM
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
SERVUS,
HOCKEY-FANS!
Wie kann man die unglaubliche letzte Saison noch toppen, in der unsere
Jungs die Tabelle die längste Zeit nur von oben gesehen und in den
Playoffs ein einziges Spiel verloren haben? „Eine solche Saison hast du
vielleicht einmal in deiner Karriere“, blickte Thomas Raffl in unserer Titelgeschichte zurück, bevor er sich als direkte Folge seiner starken Leistungen
diesen Herbst auf den Weg ins Trainingscamp des NHL-Clubs Winnipeg
gemacht hat, um sich (und dem österreichischen Eishockey) zu beweisen,
welche Entwicklung da in den letzten Jahren vonstatten gegangen ist.
Vom einst international irrelevanten Narzissenfest namens Österreichische
Eishockey-Liga zur respektierten Erste Bank Eishockey Liga, deren Vertreter
in der Champions Hockey League gegen vermeintlich große Hockeynationen bestehen: Das ist eine gute, eine gesunde Entwicklung, und wir
sind stolz, mit Red Bulls Salute und European Trophy schon früh über
Landesgrenzen hinausgeblickt zu haben. Es sind die härtere Konkurrenz,
der höhere Speed, der präzisere Pass, die Saisonen wie die letzte erst
möglich machen. In diesem Geist werden wir weiterarbeiten, und sollten
wir in Zukunft noch den einen oder anderen Spieler an die NHL „verlieren“,
wird uns das nur recht sein. „Egal ob ich es schaffe: Mein Beispiel soll den
jungen Österreichern zeigen, dass man es in der EBEL, der CHL und im
Nationalteam schaffen kann, NHL-Scouts auf sich aufmerksam zu machen“,
sagte Thomas Raffl, dem auch wir hier von Herzen alles Gute wünschen.
THOMAS RAFFL
STÜRMER
Die Redaktion
„ DIE RICHTIGE AUSRÜSTUNG
MACHT DEN UNTERSCHIED.”
Business Partner von EC Red Bull Salzburg
Coverfoto: GEPA pictures/Felix Roittner
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INHALT 4 Kader 6 Highlights aus CHL und EBEL 12 Thomas Raffl im Interview
18 Teamfoto, Spielplan 20 CHL-Europakarte 22 Benn Ferriero und Brian Connelly
26 NHL-Historie: Montréals letzter Cup 32 HC Sparta Prag 34 Held von einst: Juha Lind
Name: EC Red Bull Salzburg
Gegründet: 2000
Stadion: Eisarena Salzburg
Adresse:
Hermann-Bahr-Promenade 2,
A-5020 Salzburg
Web: www.redbulls.com
IMPRESSUM Herausgeber EC Red Bull Salzburg
Team Werner Jessner (Chefredaktion), Dominik Uhl (Artdirektion),
Markus Kučera (Fotoredaktion), Guido Stapelfeldt, Paul Stuefer
Redaktion & Produktion Red Bull Media House GmbH,
Heinrich-Collin-Straße 1, A-1140 Wien, +43 (0)1 90221-0,
www.redbulletin.com Druck Offset 5020 Druckerei & Verlag
Ges.m.b.H., Bayernstraße 27, A-5072 Siezenheim
3
TEAM
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
UNSER
TEAM
31Tor
Tor
Luka Gračnar
31.10.1993, SLO
2 Verteidiger
6 Verteidiger
10 Verteidiger
12 Stürmer
15 Stürmer
16 Stürmer
17Stürmer
19Stürmer
Ben Walter
11. 05.1984, CAN
Ryan Duncan
14. 07.1984, CAN
35
20
Tor
Axel Feichter
30. 03.1994,
SWE/AUT
Marco Bruckner
14. 05.1991, AUT
Manuel Latusa
23. 01.1984, AUT
Kyle Beach
13. 01.1990, CAN
Stürmer
Daniel Welser
16. 02.1983, AUT
Stürmer
Brett Sterling
24. 04.1984, USA
21
26 Stürmer
Peter Hochkofler
04.10.1994,
AUT/ITA
Stürmer
Andreas Kristler
30. 08.1990, AUT
40
67Stürmer
72 Stürmer
Brian Connelly
10. 06.1986, USA
42 Verteidiger
Layne Viveiros
04. 08.1995,
AUT/CAN
51Verteidiger
78 Stürmer
97Stürmer
HEAD
COACH
Daniel Ratushny
29.10.1970, CAN
80 Verteidiger
91Verteidiger
9Stürmer
Dominique Heinrich
31. 07.1990, AUT
Matthias Trattnig
22. 04.1979, AUT
Alexander
Rauchenwald
11. 05.1993, AUT
Benn Ferriero
29. 04.1987, USA
Fotos: GEPA pictures
Zdeněk Kutlák
13. 02.1980, CZE
Alexander
Pallestrang
04. 04.1990, AUT
7
Alexander Cijan
16. 05.1994, AUT
Verteidiger
Philipp Lindner
13. 07.1995, AUT
Brian Fahey
02. 03.1981, USA
4
33
Fabian Weinhandl
03. 01.1987, AUT
11Stürmer
Konstantin Komarek
08.11.1992, AUT
Per Ledin
14. 09.1978, SWE
John Hughes
06. 01.1988, CAN
ASSISTANT
COACH
Rob Davison
01. 05.1980, CAN
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AUGENSCHMAUS
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
6
GALLERY
Fotos: GEPA pictures
Herz und Seele der Red Bulls: Selbst bei einem Saisonstart, den wir alle uns ein klein wenig geschmeidiger vorgestellt hätten,
war gewaltig Dampf in unserer ehrwürdigen Hütte. Sowohl nach den CHL-Heimspielen als auch nach den ersten unglaublich
spannenden EBEL-Partien gegen Wien und Bozen überprüfte der Hallenwart den korrekten Sitz des Hallendachs im Volksgarten.
Aufgepasst auf die neue Nummer 26: Der 20-jährige Peter Hochkofler, der seit Sommer neben der italienischen auch die
österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, hat sich in den letzten fünf Jahren im Nachwuchsprogramm der Red Bulls Schritt für
Schritt hochgearbeitet. An seinen ersten EBEL-Einsatz ging der 1,90-Meter-Mann ohne Respekt heran – genau wie erwartet.
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AUGENSCHMAUS
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Maßstab CHL: Keine Spur von „Vorbereitungsspiel“, jedes einzelne Match wird mit vollem Einsatz und Ernst geführt. Schwedens
starke Gruppengegner wie HV71 aus Jönköping zeigen dir da selbst im August, welches Tempo international gefragt ist. Selbst
wenn wir gegen HV71 auswärts 4:1 und daheim 1:3 verloren haben: Für den Aufstieg in die K.-o.-Runde hat es gereicht.
Unsere zweite Hälfte im Tor: Stammkraft Luka Gračnar teilt sich die Arbeit in dieser Saison mit dem gebürtigen Grazer Fabian
Weinhandl. Der 28-Jährige ist eine etablierte Kraft in der Liga: Bislang hat er bei den Graz 99ers, UPC Vienna Capitals und
beim KAC die Pucks unserer Stürmer gestoppt. Bei seinem Salzburg-Debüt wurde er gleich zum „Man of the Match“ gekürt.
WEIL JEDER ZIELE HAT
Fotos: GEPA pictures
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Erfahrung hilft: Gegen SønderjyskE Vojens aus Dänemark hatten wir in der Saison 2006/07 bereits im IIHF Continental Cup
gespielt. Wie schon damals hatten unsere Jungs (im Bild: „Little“ John Hughes) alle Schläger und Kufen voll zu tun, um das gut
aufgestellte und mit einem Mittelwert von 1,82 Metern überdurchschnittlich große Team in die Schranken zu weisen.
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AUGENSCHMAUS
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Endlich der erste EBEL-Heimsieg: Nach 27 Minuten lagen wir gegen Bozen als überlegenes Team mit 1:4 zurück, doch die
Burschen steckten keine Sekunde lang auf: Ben Walter (Bild) startete die Aufholjagd, auch unser Neuzugang Per Ledin steuerte
seinen Treffer bei. Schließlich legte Konstantin Komarek Bozen-Goalie Hübl im Penalty-Shootout das entscheidende Ei.
Fotos: GEPA pictures
Back again: Kyle Beach hatte sich durch seine Torserie in den letztjährigen Playoffs in unsere Herzen gespielt. Lange war nicht
klar gewesen, ob er nach der Sommerpause wieder zu den Red Bulls zurückkehren würde. Und dann war alles genau so wie
früher. Hier nimmt er Wien-Goalie Lawson bei einem Schuss unseres Kapitäns Matthias Trattnig die Sicht, Tor Red Bulls!
Die Liga ist enger zusammengerückt, Tempo, Intensität und Qualität des Coachings sind für Saisonbeginn sehr hoch. Unerwartete Ergebnisse (wie der Heimsieg der Dornbirner Bulldogs gegen uns) führten zu einer Tabelle, die wir gern von unten gelesen
hätten: Dornbirn und Znojmo voran, wir hinten, so geht das ja gar nicht. Gut für den Sport ist diese Entwicklung aber allemal.
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INTERVIEW
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
DIE
GROSSE
CHANCE
Mit neunundzwanzig, zehn Jahre nach seinem ersten
Anlauf, hat Thomas Raffl endlich die Möglichkeit zu einer
NHL-Karriere bekommen: Die Winnipeg Jets haben
ihn zum Trainingscamp geladen. Ein vielleicht letztes
Interview mit der langjährigen Nummer 5 der Red Bulls.
Foto: GEPA pictures/Felix Roittner
Interview: Werner Jessner
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INTERVIEW
yle Okposo, Jeff Petry, Trevor Lewis,
Tyler Myers, Alexander Edler, Blake
Comeau, Luke Schenn, Dale Weise …
… ja, mit all denen habe ich schon einmal in einem
Team gespielt. Vor genau zehn Saisonen. Zuerst
bei den Current Swift Broncos und den Kelowna
Rockets in der WHL, dann bei den Des Moines
Buccaneers in der USHL.
Warum hat das bei dir damals nicht geklappt?
Nach einem Jahr warst du wieder retour in
Villach.
Ich war noch ein Kind, und mein Timing war nicht
gut. Die meisten Europäer, die gedraftet werden
wollen, gehen schon im Frühling rüber, um eine
Eingewöhnungsphase zu haben. Ich erst im Herbst,
und ich hätte gleich produzieren sollen.
Aus ihnen sind NHL-Stars geworden, teilweise
Superstars. Andere deiner damaligen Kollegen
waren in ihrem Alter dominant, haben aber drei
Jahre später ihre Karriere beendet. Erkennst du
da ein System?
Gar nicht. Junioren und Profis sind zwei Paar
Schuhe. Manche brauchen länger, andere sind
schon in jungen Jahren sehr weit, manchen steigt
der frühe Ruhm zu Kopf. Der ist meistens das Entscheidende im Spitzensport: der Kopf.
Wie warst du mit 19 Jahren so drauf?
Körperlich im oberen Drittel und ein sehr eifriger
Spieler. Ich wollte mich immer verbessern. Wenn
aber die Erfolgserlebnisse ausbleiben, beginnst du
Sachen zu hinterfragen. Wenn du niemanden hast,
der hinter dir steht und dir hilft, wieder aufzustehen,
wird es in diesem sehr kompetitiven Umfeld schwer.
Dass mein Bruder
Michael bereits in
der NHL spielt, hilft
mir genau so lang,
bis ich in Winnipeg
aus dem Flieger
steige.
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Waren die Jets die einzigen Interessenten?
Nein, die Pittsburgh Penguins, Vancouver Canucks
und Calgary Flames sind ebenfalls an uns herangetreten. Im Herbst, als es eigentlich schon zu spät
war, waren die Winnipeg Jets das einzige Team,
das noch übrig war.
Warum zu spät?
Das Transferfenster, auf das sich der Internationale
Eishockeyverband IIHF und die NHL geeinigt
haben, hat sich am 15. Juni geschlossen. Salzburg
hätte mich nicht gehen lassen müssen. Aber Hochachtung und Dankbarkeit für die Reaktion des
Clubs: Sie haben mir nichts in den Weg gelegt,
im Gegenteil. Ich hatte den Eindruck, sie würden
sich für mich freuen, wenn ich es drüben schaffe.
Wie siehst du persönlich deine Chancen, dich
durchzusetzen?
Alles ist möglich. Wenn ich spielen will, muss ich
im Camp nicht um eine, sondern wahrscheinlich
um zwei Klassen besser sein als ihre jungen Draftpicks. Klingt brutal, ist aber so. Mein geradliniges
Spiel durchziehen, Pucks zum Tor. Als Filigrantechniker für die erste Sturmlinie bin ich sowieso
nicht vorgesehen.
Kann man sagen: Diese Einladung ist eine
Belohnung für zehn Jahre Hockey auf höchstem
europäischem Niveau? Villach, Luleå, Salzburg,
in verletzungsfreien Jahren grob gerechnet
immer einen Punkt pro Match …
… kann man. Zehn Jahre lang durchbeißen, das
Hilft eine gewisse Präpotenz, sich in Amerika
durchzusetzen?
Im Endeffekt zählt es am Eis. Jeder, der dort ist,
will spielen. Er und nicht der andere. Das weiß
man, wenn man eine Kabine betritt.
Hilft dir, dass dein Bruder Michael bei den Philadelphia Flyers so eingeschlagen hat?
Der Name ist jetzt bekannter. Das hilft mir genau
so lang, bis ich in Winnipeg aus dem Flieger
steige. Dann nimmer.
Hast du Michi um Tipps für das Verhalten abseits
der Eisfläche gefragt?
Jeder Mensch ist anders. Ich werde dort in die
Kabine und aufs Eis gehen und einfach ich sein.
Ich verstelle mich nicht. Sie haben mich zu diesem
Trainingscamp eingeladen, sie interessieren sich
für mich, und jetzt liegt es an mir, zu zeigen, was
ich kann.
Foto: GEPA pictures/Harald Steiner
K
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Nordamerika statt Mitteleuropa? Übersteht Thomas Raffl das Trainingscamp der Winnipeg Jets, ist alles drin.
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INTERVIEW
Woher kommt dein Arbeitsethos?
Mein Vater ist täglich um fünf Uhr in der Früh aufgestanden, hat bis 15 Uhr als Elektriker bei den
ÖBB gearbeitet, ist nach dem Essen in die Eishalle,
hat dort Schuhe geschliffen, ist zuerst mit der U20
aufs Eis und hat danach noch den Nachwuchs
trainiert. Vor 22 Uhr war selten Schluss, und am
nächsten Tag ging es von vorn los. Das vergisst du
nicht. Er hat zu Michi und mir immer gesagt: „Wenn
ihr die Karriere als Spitzensportler einschlagen
könnt, dann betrachtet das als Job. Investiert Zeit.
Es gibt nichts geschenkt.“ So was prägt.
Es heißt, du trainierst manchmal zu viel …
… stimmt. Der Satz „Nimm dir einen Tag frei“ ist in
meiner Karriere jedenfalls deutlich öfter gefallen
als „Geh trainieren!“.
Fitter denn je?
Ja, ich habe mich wieder verbessert. In den letzten
vier Jahren habe ich 20 Kilo an Muskelmasse
zugelegt, bin dabei aber noch spritziger geworden.
Am Ergometer fahre ich GrundlagenausdauerEinheiten mit 290 Watt. Auch im Sommer habe ich
locker 20 Wochenstunden trainiert. Im Moment
wiege ich 108 Kilo auf 1,94 Meter.
Wo hast du NHL-Niveau, wo fehlt es dir noch?
Ich habe beispielsweise bei der letzten A-WM
gegen die großen Nationen gezeigt, dass ich mithalten kann. Dank der Champions Hockey League
rücke ich schon mit Game Shape ins Camp ein.
Das ist sicher ein Vorteil. Ob es reicht? Das werden
wir sehen.
16
Würdest du einen „2-way contract“ für AHL und
NHL unterschreiben?
Sicher. Das ist meine letzte Chance für Amerika.
So realistisch bin ich schon.
Wie ist die Neuigkeit eigentlich in der Kabine
angekommen?
Die Jungs haben sich alle mit mir gefreut. Ich lebe
den Traum, den sie alle haben.
Wenn es mit Winnipeg klappt: Was würdest du
an den Red Bulls vermissen?
Alles! Die Stadt, den Zusammenhalt, die Organisation, die Fans. Ich hatte selten so viel Spaß
am Eishockey wie hier. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte: Ich würde jederzeit wieder hierherkommen. Das letzte Jahr hat dem Ganzen noch
die Krone aufgesetzt. Eine Traum-Saison wie die
letzte passiert dir mit Glück einmal im Leben. Das
vergisst du nie.
Wer könnte deine Lücke bei den Red Bulls füllen?
Ach, unser Kader ist so gut, da mache ich mir
keine Sorgen.
Und wenn du nach dem Trainingscamp ohne
NHL-Vertrag zurückkommst?
Dann mache ich hier weiter, mit der tollen Erfahrung eines NHL-Camps in den Beinen. Es ist eine
Win-Win-Situation.
NAME Thomas Raffl
GEBOREN AM 19. Juni 1986
GRÖSSE 1,94 m
GEWICHT 108 kg
EBEL-STATISTIK
408 Spiele, 122 Tore,
151 Assists, 378 Strafminuten
(nur Grunddurchgang; Stand: 15. 09. 2015)
Foto: GEPA pictures/Felix Roittner
musst du schon wollen. Doch selbst wenn es bei mir
nicht klappen sollte, ist es ein perfektes Signal für
alle Jungen: Du kannst in der EBEL, der Champions
Hockey League und in Österreichs Nationalteam
die NHL-Scouts auf dich aufmerksam machen.
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Sein letztes Tor für die Red Bulls? Thomas Raffl jubelt über
das 1:0 nach einem sehenswerten Breakaway gegen Wien.
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BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Foto: GEPA pictures
SPIELPLAN
18
RUNDE
1/16
5
6
7
8
1/16
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
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27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
DATUM
Di., 22.09.2015
Fr., 25.09.2015
So., 27.09.2015
Fr., 02.10.2015
So., 04.10.2015
Di., 06.10.2015
Fr., 09.10.2015
So., 11.10.2015
Di., 13.10.2015
Fr., 16.10.2015
So., 18.10.2015
Di., 20.10.2015
Fr., 23.10.2015
So., 25.10.2015
Fr., 30.10.2015
So., 01.11.2015
Fr., 13.11.2015
So., 15.11.2015
Di., 17.11.2015
Fr., 20.11.2015
So., 22.11.2015
Di., 24.11.2015
Fr., 27.11.2015
So., 29.11.2015
Fr., 04.12.2015
So., 06.12.2015
Fr., 11.12.2015
Sa., 12.12.2015
Di., 15.12.2015
Fr., 18.12.2015
So., 20.12.2015
Di., 22.12.2015
So., 27.12.2015
Mo., 28.12.2015
Mi., 30.12.2015
ZEIT
HEIMTEAM GAST
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg Storhamar Hamar
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg EC-KAC
17:30 Uhr
EC VSV EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg Fehérvár AV19
16:00 Uhr
EC Red Bull Salzburg EC VSV
19:00 Uhr
Storhamar Hamar EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
Moser Medical Graz 99ers EC Red Bull Salzburg
16:00 Uhr
EC Red Bull Salzburg HCB Südtirol
19:15 Uhr
UPC Vienna Capitals EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg HDD Telemach Olimpija Ljubljana
16:00 Uhr
EC Red Bull Salzburg HC TWK Innsbruck „Die Haie”
19:15 Uhr
EC VSV EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EHC Liwest Black Wings Linz EC Red Bull Salzburg
16:00 Uhr
EC Red Bull Salzburg EHC Liwest Black Wings Linz
19:15 Uhr HDD Telemach Olimpija Ljubljana EC Red Bull Salzburg
16:00 Uhr
EC Red Bull Salzburg Moser Medical Graz 99ers
19:15 Uhr
Dornbirner Eishockey Club EC Red Bull Salzburg
16:00 Uhr
EC Red Bull Salzburg EC VSV
18:30 Uhr
HC Orli Znojmo EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EHC Liwest Black Wings Linz EC Red Bull Salzburg
17:30 Uhr
HCB Südtirol EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg Dornbirner Eishockey Club
19:15 Uhr
Moser Medical Graz 99ers EC Red Bull Salzburg
17:30 Uhr
EC-KAC EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg Moser Medical Graz 99ers
17:30 Uhr
EC Red Bull Salzburg HC Orli Znojmo
19:15 Uhr
UPC Vienna Capitals EC Red Bull Salzburg
17:30 Uhr
Fehérvár AV19 EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg Fehérvár AV19
19:45 Uhr
HCB Südtirol EC Red Bull Salzburg
17:30 Uhr HC TWK Innsbruck „Die Haie” EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr
EC Red Bull Salzburg UPC Vienna Capitals
17:30 Uhr
EC Red Bull Salzburg EC-KAC
19:15 Uhr
Fehérvár AV19 EC Red Bull Salzburg
19:15 Uhr HC TWK Innsbruck „Die Haie” EC Red Bull Salzburg
19
CHL
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
CHL:
ES WIRD
ERNST!
Die Gruppenphase ist vorbei, ab jetzt geht
es im K.-o.-Modus weiter: Die 32 besten
europäischen Teams sind noch im Bewerb,
und wir sind mittendrin.
Eine super Gruppenphase war das: Der neue
Modus mit 16 Dreiergruppen, bei denen sich Sieger
und Zweiter für die K.-o.-Phase qualifizieren, hat
sich voll bewährt. Über 326.000 Menschen sind
im (meteorologischen) Sommer in die Eishallen
Europas gepilgert, um vermeintlich unbekannte
Gegner zu sehen. Sollte jemand daran gezweifelt
haben: Hockey ist kein Wintersport, merken!
Und was ist herausgekommen? Statistisch gesehen ist unser Sechzehntelfinale gegen Storhamar
Hamar ein echter Ausreißer: Nur ein Match gegen
den einzigen slowakischen Vertreter (Košice) wäre
noch unwahrscheinlicher gewesen. Acht schwedische Teams haben es geschafft, sieben aus Finnland, fünf aus Tschechien und Deutschland, je zwei
aus Österreich, der Schweiz und Norwegen, eines
aus der Slowakei. Mehr als die Hälfte Skandinavier: Spiegelt das die wahren Kräfteverhältnisse in
Europa wider? Starke Schweden und Finnen durfte
man ja erwarten, aber dass Norwegen gleich viele
Teams in die K.-o.-Phase bringt wie die vermeintliche Weltmacht Schweiz, überrascht dann doch.
20
Ebenfalls interessant: Nach dem verschlafenen
letzten Jahr ist die CHL in dieser Saison endlich
auch in Deutschland angekommen. Nur ein einziges Team hat man in der Gruppenphase verloren, dafür kommen mit Mannheim, Düsseldorf
und den Eisbären gleich die drei Erstplatzierten
der Zuschauerstatistik aus der DEL. CHL in Mannheim: über 8000 Fans im Schnitt!
Ein Match Österreich gegen Deutschland?
Daran arbeiten wir noch. Sollten wir Storhamar
Hamar aus dem Bewerb kegeln, würde in der
nächsten Runde der Sieger des innerfinnischen
Duells TPS Turku gegen JYP Jyväskylä warten,
beide keine Unbekannten für unsere Jungs. Wenn
wir schon träumen: Wir kommen auch gegen die
Finnen weiter, und unser Schwesterteam, der EHC
München, übersteht ebenfalls die nächsten beiden
Runden. Dann würde im Viertelfinale der Knaller
steigen, auf den wir schon so lange warten: unsere
Bullen gegen die Münchner, was würden wir dafür
geben! Doch bescheiden bleiben: Bis es so weit ist,
fließt noch viel Wasser Salzach und Isar hinab.
3
19
HV71 Jönköping
HC Oceláři Třinec
26
14
24
17
11
29
Adler Mannheim
Espoo Blues
Zürcher SC Lions
Sparta Prag
Kärpät Oulu
Düsseldorfer EG
31
22
13
10
30
15
6
1
Storhamar Hamar
EC Red Bull Salzburg
TPS Turku
JYP Jyväskylä
EHC Red Bull München
Lukko Rauma
Växjö Lakers
Djurgården Stockholm
5
7
Linköping HC
Bílí Tygři Liberec
4
16
HC Davos
IFK Helsinki
Stavanger Oilers
Eisbären Berlin
Skellefteå AIK
HC Košice
25
9
32
27
7
21
Frölunda Göteborg
ERC Ingolstadt
HC Litvínov
UPC Vienna Capitals
Tappara Tampere
Vítkovice Ostrava
Luleå Hockey
Färjestad Karlstad
8
28
20
23
12
18
5
2
11
10
12
31
32
15 13
2
14
1
9
4
8
3
6
27
29
26
24
25
20
28
30
22
16
18
19
17
21
23
21
GET TO KNOW
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
SO TICKEN
BENN&BRIAN
Ungewöhnliche Fragen, ungewöhnliche Antworten: Wir fühlen Benn
Ferriero und Brian Connelly, unseren
beiden Neuzugängen aus Amerika,
auf den Zahn.
Foto: GEPA pictures/Felix Roittner
Interview: Werner Jessner
22
23
GET TO KNOW
Das Beste an eurer Heimatstadt?
BC Bloomington – das liegt in der Nähe von
Minneapolis – ist berühmt für die zweitgrößte
Shoppingmall der USA.
BF Was meine Heimatstadt Boston auszeichnet,
sind natürlich die alten Sehenswürdigkeiten,
aber ich liebe vor allemm das Meer dort: Strand,
Fischen, Kitesurfen.
Dein Lieblingsteam als Kind?
BF Die Boston Bruins und im Baseball die Boston
Red Sox.
BC Die New York Rangers unter Brian Leetch.
Zweitcoolster Sport, nach Eishockey?
BF Baseball.
BC Golf.
Schönster Moment im Eishockey bis jetzt:
BF Mein erstes NHL-Match am 1. Oktober 2009
für die San Jose Sharks. Und natürlich jeder Titel:
der Sieg bei der U18-WM mit dem Team USA
und meine beiden NCAA-Titel im College.
BC Dass ich auf einer renommierten Schule mit
einem guten Hockey-Programm aufgenommen
wurde und so den Grundstein zu einer ProfiKarriere legen konnte.
Starting Six: Wer spielt in deinem Team,
inklusive dir?
BC Shea Weber, im Sturm Jonathan Toews, Alex
Owetschkin und Patrick Kane. Wer dann im Tor
steht ist, fast schon egal, aber sicherheitshalber
nehme ich Carey Price.
24
BF Henrik Lundqvist im Tor, Ray Bourque und
Bobby Orr in der Verteidigung, ich spiele Center
und habe Wayne Gretzky und Tom Brady, den
Quarterback der New England Patriots, an den
Flügeln. Damit werden wir vielleicht nichts mehr
gewinnen, aber ich möchte ohnehin nur plaudern
mit den Jungs.
Was macht dich glücklich?
BC Erfolg und Entspannung. Tun können, was
man will.
BF Das gute Gefühl, wenn du nach einem Spiel
alles gegeben hast. Und die Off-Season, wo du
viel Zeit mit Frau und Hund verbringst.
Was macht ihr im Bus während Auswärtsfahrten?
BC Meistens spiele ich Karten. Die Regeln, nach
denen die Österreicher spielen, kenne ich schon.
BF Hie und da spiele ich auch ein bisschen Karten,
aber ich höre auch Musik, lese und schlafe. Hauptsache abschalten!
Was ärgert dich?
BC Schlechte Autofahrer. Und Menschen, die
mich für blöd halten.
BF Mopedfahrer in der Stadt machen mich verrückt! Aber das liegt vielleicht daran, dass ich ein
Landei bin.
Foto: GEPA pictures/Florian Ertl
Wer ist mit dir hier in Salzburg?
Brian Connelly Meine Frau Emily und unser Hund
Bailey. Den hatten wir schon in Schweden.
Benn Ferriero Meine Frau Helly und unser Hund
Calvin. Er ist mit uns aus Amerika mitgeflogen.
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Soundtrack vor dem Spiel?
BF Je nach Stimmung. Favoriten sind Pearl Jam
oder die Red Hot Chili Peppers. Wenn ich mehr in
Rap-Stimmung bin: Mac Miller oder Lil Wayne.
BC Nix Besonderes. Rock, Techno, Charts, was
mir gerade reinschneit.
Beschreibe deinen Eltern Salzburg!
BC Meine Mutter war vor ein paar Jahren schon
hier. Aber es ist ungefähr so, wie wir Amerikaner
uns Europa vorstellen: viel Geschichte, verwinkelte
Straßen, gute Restaurants.
BF Eine Filmkulisse aus einem Bond-Film, der in
einer historischen europäischen Stadt spielt.
Dein erstes Wort auf Deutsch?
BC Danke!
BF Ebenfalls danke. Die anderen wichtigen Worte
kommen dann im Laufe der Saison.
Der beste Rat, den du je bekommen hast?
BF Meine Mutter sagte mir vor jedem Match:
„Arbeite hart und halte dich aufrecht.“
BC Ich muss hier ebenfalls meine Eltern zitieren:
„Gib nie auf und hab Spaß!“
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• Pünktlichkeit
• Gepflegtes Erscheinungsbild
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OVERTIME
HEROES
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Foto: Bruce Bennett Studios/Getty Images
FEATURE
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27
FEATURE
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
Topscorer waren Vincent Damphousse, Kirk Muller
und Brian Bellows, im Tor vertraute Headcoach
Jacques Demers auf Patrick Roy, der unter dem
unmenschlichen Druck der Stadt schier zu zerbrechen drohte: „Trade Patrick Roy“ hatte eine Firma,
die Hockey-Cards herstellte, nicht ganz unzweideutig im Winter in der ganzen Stadt plakatiert.
Die ersten beiden Partien gewannen Pierre
Pagés Nordiques auf eigenem Eis, doch im dritten
Match nahm eine der ungewöhnlichsten Serien
der Hockey-Geschichte ihren Anfang – sie erzählt
von einem Team, das immer stärker spielte, je
unwahrscheinlicher sein Erfolg wurde.
Spiel drei gegen die Nordiques, 22. April
1993, ausverkauftes Montréal Forum. Nach
der regulären Spielzeit stand es 1:1, doch nach
59 Sekunden in der Overtime prallte der Puck
unglücklich von einem Schlittschuh, vorbei an dem
darob fuchsteufelswilden Nordiques-Goalie Ron
Hextall, ins Tor.
Im vierten Spiel zwei Tage später glich
Montréal die Serie aus, Spiel fünf in Québec ging
wieder in die Overtime, in deren achter Minute
Kirk Muller die Nordiques erledigte. Spiel sechs
daheim in Montréal war dann nur noch Formsache – 6:2 für die Habs, danke, meine Herren.
Um einen Eindruck zu kriegen, welchen Stellenwert Eishockey in Montréal hat: Der US-Sportsender ESPN weist für die Canadiens in der Saison
2014/15 einen Zuschauerschnitt von 21.286
pro Spiel aus, das alles bei einer Hallenkapazität
von offiziell 21.273. Es waren also bei jedem
einzelnen Spiel mehr Menschen in der Halle, als
eigentlich Platz haben sollten. Insgesamt 872.752
Zuschauer haben letzte Saison ein Heimspiel der
„Habs“ (Kurzform für les habitants, die Einwohner
der französischsprachigen Provinz Québec)
besucht – knapp übertroffen nur vom amtierenden
Stanley-Cup-Sieger Chicago.
Die großen Zeitungen wie die „Montréal
Gazette“, das „Journal de Montréal“ oder „La
Presse“ widmen dem Hockeyclub täglich mehrere
Seiten – selbst in Zeiten, wo eigentlich nichts los ist.
Wie hoch der Druck am Hockey-Markt Montréal
ist, mussten selbst gute Headcoaches erfahren,
die öffentlich so lang weichgekocht wurden, bis
sie das Handtuch warfen. Einzige Verfehlung: Sie
sprachen nur unzureichend Französisch. Ähnliches
gilt natürlich auch für die Spieler: Selbst Publikumslieblinge wie Verteidiger P. K. Subban lernen hier
freiwillig die zweite kanadische Nationalsprache,
sonst kann es mit der Liebe der fanatischen Anhänger nach ein paar verpatzten Spielen nämlich
ganz schnell vorbei sein.
28
Es gibt keinen stolzeren Verein in der NHL
als die Canadiens de Montréal, gegründet am
4. Dezember 1909 als Aushängeschild der frankophonen Gemeinde. 24 Stanley Cups, 8 Conference Championships, 23 Division Championships
– mehr, immer mehr von allem. 3260 Siege im
Grunddurchgang. Mehr retired numbers als alle
anderen (15 zu Ehren von 19 Spielern), mehr
Mitglieder in der Hall of Fame (26), mehr Ehrenträger, mehr Geschichte, mehr von allem.
Bis rauf in die 1970er Jahre konnte man
davon ausgehen, dass gut die Hälfte aller Stanley
Cups sowieso nach Montréal gehen würde, so
dominant war diese Dynastie. In den 1980ern
wurde die Suppe schon dünner: Ein einziges Mal
(1986) holte man den Cup in die Provinz Québec.
Auch in die denkwürdige Saison 1992/93
ging man als Underdog und schaffte es immerhin
in die Playoffs.
Die ewigen Rivalen Boston Bruins und Québec
Nordiques hatten den Grunddurchgang vor den
Habs beendet, und ausgerechnet die Nordiques
– trainiert von einem auch hierzulande nicht völlig
unbekannten Mann namens Pierre Pagé – waren
der Gegner in der ersten Playoff-Runde. Pierre
hatte Kapazunder wie Mats Sundin, Joe Sakic
oder Andrei Kowalenko in seiner Truppe, der
Kader der Canadiens klang weniger glamourös:
Fotos: Getty Images
Von einem Team, das niemals aufgab:
die unglaubliche Geschichte der Montréal
Canadiens in der Saison 1992/93.
Ein Team hatte sich gefunden und begonnen an
sich zu glauben.
In der nächsten Runde warteten die Buffalo
Sabres, die in der ersten Runde dankenswerterweise Montréals Erzrivalen, die Boston Bruins, rausgeworfen hatten. Der Dank der Canadiens: ein
Sweep, wobei die letzten drei (!) Spiele allesamt
in der Overtime entschieden wurden. Der psychologische Vorteil lag inzwischen ganz klar auf
Seiten der Habs: Wann immer es in die Overtime
ging, wusste das Team, das ein sehr flaches Mannschaftsgefüge hatte und seine Kraft aus der Tiefe
des Kaders schöpfte, dass es stark war. Saustark.
In der Finalserie der Eastern Conference
brauchte es im zweiten Match gegen die New
York Islanders am 18. Mai immerhin die zweite
Overtime, um den Sack zuzumachen. In Spiel
drei reichte dafür schon die erste, und somit hatte
dieses scheinbar gar nicht so tolle Team einen
weiteren NHL-Rekord eingestellt: elf Playoff-Siege
in Serie! Ein Heimspiel durften die Islanders gewinnen, damit war es dann aber auch schon gut.
Irgendwann musste diese Serie doch reißen, doch
das war im Moment allen egal.
Endlich hatte Montréal wieder ein StanleyCup-Finale, noch dazu ging es gegen die Los
Große Gegner während
der gesamten Playoffs:
Nach Québec Nordiques,
Buffalo Sabres und New
York Islanders warteten zu
guter Letzt Wayne Gretzkys
Los Angeles Kings. Der
größte Spieler der Eishockey-Geschichte hatte in
den Playoffs 1993 zwar
unglaubliche 40 Scorerpunkte gesammelt, doch
gegen Montréals Kollektiv
war das zu wenig.
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Foto: Robert Beck/Sports Illustrated/Getty Images
FEATURE
Fels im Getümmel: Goalie Patrick Roy mauserte sich während der Playoffs vom Wackelkandidaten zum MVP.
Angeles Kings von Superstar Wayne Gretzky.
Aller Druck lastete auf Goalie Patrick Roy, dem
The Great One im ersten Spiel auch gleich ein
Tor einschenkte. Überhaupt war die Lage fatal:
Das einzige Canadiens-Tor beim Auswärtssieg
der Kings in der Kathedrale der fanatischen
kanadischen Fans war ein Eigentor von Gretzky
gewesen, die Offensive der Canadiens ein Fiasko.
Die Serie drohte zu reißen, der Traum zu platzen.
Dieses Team war schon zu lange über Wasser
gewandelt, schien es. Doch nun schlug die Stunde
von Headcoach Jacques Demers.
Drei Minuten vor Ende von Spiel zwei führten
die Kings mit 2:1. In einer Unterbrechung lässt
der Montréal-Coach den Stock eines KingsVerteidigers vermessen – und tatsächlich: Die
Krümmung ist zu stark, der Stock illegal. Woher
Demers’ Verdacht stammte, ist bis heute ungeklärt.
Die offizielle Variante besagt, dass der Tipp von
einem der Canadiens-Stürmer kam. Die inoffizielle
Variante besagt, dass der für die Auswärtskabine
zuständige Kabinenwart den „Zund“ gegeben hat.
Jedenfalls muss Marty McSorley, ein grimmiger
Enforcer und Gretzky-Teamkollege seit gemein-
30
samen Oilers-Zeiten, für zwei Minuten vom Eis.
Zusätzlich macht Patrick Roy Platz für einen weiteren Stürmer, und mit sechs zu vier Feldspielern
gelingt tatsächlich noch der Ausgleich. Welches
Team schließlich die folgende Overtime gewonnen
hat? Müßige Frage: Verteidiger Éric Desjardins
schießt nach 51 Sekunden sein drittes Tor an diesem Abend. Die Serie will und will nicht reißen.
Spiel drei in Los Angeles? Stand 3:3 nach
der regulären Spielzeit. Die großen Kings waren
wie paralysiert; sie ahnten offenbar, was kommen
würde. Diesmal dauerte es nur 34 Sekunden, bis
John LeClair das rote Licht leuchten ließ.
Auch Spiel vier endete – wie konnte es anders
sein – mit einem Overtime-Sieg der Canadiens,
3:2, durch John LeClair nach 14:37 Minuten.
Zehn Overtime-Siege in den Playoffs am Stück, so
etwas hatte es noch nie gegeben in der langen
NHL-Geschichte. Hier war ein Team am Werk,
das umso stärker wurde, je länger der Bewerb
andauerte. Das physisch scheinbar keine Grenzen
kannte und mental sowieso nicht. Die Uhr war
der Freund dieses Teams, und der unglaubliche
Erfolgslauf beflügelte dessen Spieler weit über
alles, was sich selbst das verwöhnte Publikum
Montréals vorstellen konnte.
Entnervt fuhren die Superstars der Kings nach
Québec, um sich dort am 9. Juni 1993 vier Tore
abzuholen und nur eines zu schießen. Gretzky
gratulierte, andere Spieler der Kings hatten an der
Niederlage deutlich mehr zu knabbern. Sie fühlten
sich betrogen: Wie kann es sein, dass ein Team in
jeder einzelnen Overtime gewinnt?
Ganz Montréal war das egal. Hauptsache
Stanley Cup, der 24. der Geschichte! Die vermeintlichen Underdogs hatten der großen Historie
der Canadiens de Montréal ein paar weitere
Kapitel hinzugefügt. Goalie Patrick Roy war vom
Wackelkandidaten zum Gewinner der Conn
Smythe Trophy für den Most Valuable Player
der Playoffs geworden; Jahre später sollte seine
Nummer 33 bei den Habs gesperrt werden. Die
Feiern waren dramatisch, und die Fans überzogen
deutlich, als sie nach fast einem Jahrzehnt ohne
Titel Druck abließen: Schlägereien, Verhaftungen,
Dummheiten überall.
Vielleicht hat das Team damals all sein Glück
für die nächsten Jahrzehnte aufgebraucht, vielleicht war es auch nur eine Folge von schlechtem
Management, durchschnittlichen Verpflichtungen,
zu langem Festhalten an frankophonen Spielern,
zu viel Druck seitens der Öffentlichkeit, aber seit
dieser unglaublichen Saison 1992/93 haben die
Habs keinen einzigen Stanley Cup mehr geholt.
Und dennoch: Beobachtet man die Entwicklung
der Mannschaft in den letzten Jahren, könnte es
gut sein, dass man endlich wieder ein 1993 erlebt
in der Hockey-Hauptstadt der Welt. Man muss ja
nicht gleich jede Overtime gewinnen.
Text: Werner Jessner
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LEGENDÄRE VEREINE
BULLY // 1. DRITTEL 2015/2016
HC SPARTA
PRAG
Über sein genaues Alter streiten selbst Historiker:
Manche sagen, der Verein wurde 1893 als AC
Královské Vinohrady gegründet, andere nennen
1894, weil da der Name Sparta zum ersten Mal
auftaucht. Allerdings gibt es da noch kein Eishockey, ja nicht einmal Bandy. (Bandy ist wie Fußball
am Eis, mit großem Feld und elf Spielern.) Bandy
spielt Sparta seit 1903. Und Hockey nach kanadischen Regeln, also so, wie wir es kennen, gibt
es bei Sparta seit 1909. Verwirrend das alles? Es
geht noch weiter.
Die wechselhafte Geschichte Prags spiegelt sich
auch im Hockey wider. So spielte Sparta in seiner
Geschichte um den Titel des Protektorats Böhmen
und Mähren, in der tschechoslowakischen Liga
und seit 1993/94 in der Extraliga. Der letzte Titel
stammt aus dem Jahr 2007.
Besonders international war man für einen
Club, der Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang
eingesperrt war, immer weit vorn dabei. Zwei
Spengler Cups und nicht weniger als vier Tatra
Cups, quasi dessen osteuropäisches Gegenstück,
legen ein stolzes Zeugnis davon ab. In der Champions Hockey League hat man sich heuer hinter
unserem Gegner im Sechzehntelfinale, Storhamar
Hamar, souverän für die K.-o.-Runde qualifiziert.
Sparta kultiviert eine gepflegte Gegnerschaft
zum Stadtrivalen Slavia, obwohl es im Kommunismus der Armee-Verein Dukla Prag war, der
gewinnen sollte, Sparta und Slavia begegneten
einander auf Augenhöhe. Bis heute ist die 14.000
Zuschauer fassende Tipsport Arena bei Matches
gegen den Stadtrivalen regelmäßig bummvoll.
Im aktuellen Kader, trainiert von Weltmeister
Josef Jandač, stehen außer Tschechen und Slowaken nur zwei Legionäre, und wir kennen beide
gut: Der Kanadier Ryan Glenn hat in der Saison
2012/13 in Salzburg gegeigt, und der Slowene
Robert Sabolič war eine der Stützen des HC
Jesenice, als der noch in der EBEL gespielt hat.
Nach dem knappen Semifinal-Aus in der letzten
Saison heißt das Ziel heuer Titel Nummer 5.
FAKTEN
GEGRÜNDET: 1909 (offiziell)
STADION: Tipsport Arena
FASSUNGSVERMÖGEN: 14.331
TRAINER: Josef Jandač
CAPTAIN: Jaroslav Hlinka
LETZTE SAISON: 4. Platz im Grunddurchgang,
Semifinal-Aus gegen HC Oceláři Třinec
REKORDE
TSCHECHOSLOWAKISCHER MEISTER
1953, 1954, 1990, 1993
TSCHECHISCHER MEISTER
2000, 2002, 2006, 2007
SPENGLER-CUP-SIEG 1962, 1963
FINALIST EUROPEAN HOCKEY LEAGUE 2000
FINALIST EUROPEAN CHAMPIONS CUP 2008
32
Fotos: Sparta Prague/Champions Hockey League via Getty Images
Feine tschechische Klinge, über hundertjährige Tradition und
fünfstellige Besucherzahlen: Der HC Sparta Prag gehört zum alten
Adel europäischer Hockeyclubs.
33
HELD VON FRÜHER
JUHA LIND
„2010 habe ich nach über 1000 Spielen meine
Karriere dort beendet, wo sie begonnen hatte,
nämlich bei meinem Heimatverein Jokerit Helsinki.
Vier Jahre in der NHL, vier in Schweden, die
beiden so erfolgreichen Saisonen in Salzburg,
47 Spiele im Nationalteam: Ich bin wirklich viel
herumgekommen und könnte nicht sagen, welche
Saison meine beste war.
Seit vier Jahren ist mein Leben ruhiger, und
das ist auch gut so. Ich kümmere mich
hauptsächlich um unsere drei Buben,
das ist der größte Luxus. Als
Experte für den finnischen Sender
Yle bin ich dem Sport nach
wie vor verbunden und
muss allein wegen
der CHL wissen,
was in den europäischen Ligen
passiert. Privat
interessieren mich
natürlich vor allem
jene Teams, für die
ich selbst gespielt habe. Hie
und da träume ich noch immer, dass
ich in der Kabine im Volksgarten sitze!
Seit meiner Zeit hat sich der Sport
dramatisch verbessert. Alles ist schneller
geworden, die Coaches haben das Spiel taktisch
auf ein neues Level gebracht, das Training ist spezialisierter. Wer da nicht mitzieht, hat international
keine Chance. Ich habe den Eindruck, dass sich
das österreichische Hockey sehr anstrengt, leider
34
aber die Berge eine zu große Verlockung sind
und viele Kids noch immer beim Skifahren landen
statt am Eis.
An meine Zeit bei den Red Bulls denke ich
gern zurück. Super Stadt, gutes Team, der Titel,
und aufgrund der kleinen Halle war die Stimmung
immer geil. Die Leute zogen sich ihr Trikot über
und vergaßen sich regelrecht! Das mag ich an
Mitteleuropa. Natürlich habe ich in Salzburg
auch Tore geschossen, aber noch wichtiger war
mir damals, den jungen Spielern etwas mitzugeben. Die Qualität eines Hockeyspielers misst du
nicht an Scorerpunkten allein …
Erstaunt hat mich damals, wie wenige Salzburger Englisch gesprochen haben. So
musste ich ein bisschen Deutsch lernen. Ein Satz, den ich nie vergessen
werde: ‚Hast du meine Lederhose
gesehen?‘, damit kann ich in Finnland voll punkten.
Bereue ich etwas? Na gut,
eines der zwei WM-Finals, die
wir gegen die Tschechen verloren, hätte ruhig zu unseren Gunsten ausgehen
können. Aber keine
Sorge, ich geh auch
so jeden Tag als
glücklicher Mann
schlafen, bevor
mich in der Früh
die Kids wieder
aufwecken.“
Foto: GEPA/Thomas Bachun
Zwei Jahre lang war der Finne Führungsspieler der Red Bulls.
Heute ist er Familienvater und TV-Experte.
Rahofer.
EISKALTE
PERFORMANCE
Zwei, die auf jedem Terrain Grip haben: Suzuki ist stolzer Partner des EC Red Bull Salzburg.
Mehr Informationen auf www.suzuki.at