Bayerische Schule 1/2010
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Bayerische Schule 1/2010
1 16. Januar 2010 63. Jahrgang BAYERISCHE SCHULE Zeitschrift des BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBANDS e.V., BLLV im VBE Thema Kind und Beruf Geteilte Zeit Bildungsbericht: Tückische Zahlen Altersteilzeit: Mögliche Nachteile Lernmittel: Umstrittene Whiteboards Editorial Liebe Leserinnen und Leser, nach einer Studie des Berliner Wissenschaftszentrums für Sozialforschung (WZB) für die Zeitschrift „Brigitte“ planen junge Frauen ihr Leben viel selbstbewusster als früher. Der Großteil der befragten Frauen will Beruf und Kinder miteinander vereinbaren. Für 85 Prozent ist wichtig, mit einem eigenen Einkommen unabhängig zu sein – auch mit Kindern. Mehr als zwei von drei Frauen wünschen sich zudem eine Familie mit Kindern. In kaum einer Branche können Frauen Kind und Beruf so gut in Einklang miteinander bringen, wie in der schulischen. Der relativ problemlose Wiedereinstieg in den Beruf nach einer Geburt, die Möglichkeit der Teilzeit, relativ flexible Arbeitszeiten und später auch die gemeinsamen Ferien – wo gibt es das schon? Kein Wunder also, dass sich immer mehr Abiturientinnen für das Lehramtsstudium entschließen. Wenn sie dann aber Kinder bekommen, stellen sie oftmals fest, dass die traumhaften Verhältnisse mitunter geradezu alptraumhafte Züge annehmen können. Vor allem dann, wenn Teilzeit zwar den halben Verdienst bedeutet, aber bei weitem nicht die halbe Arbeit. Und wer allein erzieht, und nicht tatkräftige Verwandte in der Nähe hat, muss schon ein wirklich sonniges Gemüt haben, um im Beziehungsberuf Lehrer die Nerven zu behalten. Das Thema dieses Hefts trifft auf eine überwiegend weibliche Mitgliedschaft unseres Verbandes zu. Die könnte sich fragen, wo in diesem Zusammenhang die Männer bleiben. Die Statistik sagt: Nur jeder 20. arbeitet in Teilzeit. Einen davon stellen wir Ihnen vor: Er ist Hauptschullehrer und BLLV-Mitglied und bei den drei Kindern zu Hause geblieben, um seiner Frau ein Dasein als Vollzeitlehrerin zu ermöglichen. Unverhofft wurde sie sogar Rektorin. Klingt heldenhaft. Unserem Redakteur Christian Bleher hat der Mann für ein Porträt (S. 20) anvertraut, dass er es nicht immer leicht hatte. Und auch sie nicht. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Tomi Neckov [email protected] 2 Bayerische Schule 1 2010 Inhalt 1 2010 04 Bildungsticker Politik 06 Bildungsbericht Von gleichen Chancen weit entfernt 11 Kurz berichtet, kurz kommentiert 12 Gespräche 14 Akzente Jahr der Schulleitung 15 Aus dem Landtag Thema 16 Kind und Beruf Geteilte Liebe 20 Portrait Hauptschullehrer als Hausmann 21 Leitartikel Familienfreundlicher Beruf? Service 22 Dienstrecht Nachteile bei Altersteilzeit vermeiden 25 Recht Neues Übertrittsverfahren 26 Soziales Mehr Klarheit bei Patientenverfügung 27 Verband 30 Fokus Umstrittene Whiteboards 32 Wirklich wahr Kopieren verboten 33 Unsere Jugendzeitschriften Psychologischer Ratgeber 35 Kleinanzeigen 39 Impressum Als Lehrerin kann frau Beruf und Familie stets locker vereinbaren Bayerische Schule 1 2010 3 Bildungsticker Viele Pensionierungen Wiesbaden (dpa) - Rund 19.500 Lehrerinnen und Lehrer sind 2008 pensioniert worden. Vor zehn Jahren waren es nur gut halb so viele. Etwa jeder Fünfte (22 Prozent) ging wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand. Grund für die Höhe der Pensionierungen ist der Einstellungsboom der 60er und 70er Jahre. (Mehr dazu auf S. 23.) ten, um zuverlässig zitieren zu können. Das OLG-Urteil zwinge die Nutzer zum Abschreiben mit der Hand. „In Zeiten elektronischer Medien, des Internets und der e-science ist das ein Anachronismus“, so Alexander Skipis vom Dachverband der Buchbranche. (Siehe auch Seite 32.) Abschlüsse anerkennen Lehrer gleich besolden Berlin (dpa) - Eine große Mehrheit der Bürger hält die schlechtere Bezahlung von Grundschullehrkräften für ungerecht. In einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) sagten 71 Prozent, es sei nicht gerechtfertigt, dass Lehrer an Grundschulen weniger Geld bekommen als an weiterführenden Schulen. Mehr Beratung gefordert Nürnberg (dpa/lby) - Gewalt, Mobbing, Drogen und Gruppenzwang – nach dem Willen von Erziehungsexperten soll bayerischen Schülern mit mehr Beratungsdiensten geholfen werden. „Rund 10 Prozent der Kinder haben psychische Probleme, sind depressiv oder einfach resignativ”, sagte der Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft für Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Bayern e. V. (LAG), Dr. Hermann Scheuerer-Englisch. Lesen, nicht drucken Frankfurt/Main/Darmstadt (dpa) - An elektronischen Leseplätzen in Bibliotheken darf nichts ausgedruckt werden. Dies widerspreche dem Urheberrecht genauso wie das Herunterladen von Inhalten auf USBSticks oder andere digitale Datenträger. Das geht aus einem Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt hervor. Die TU Darmstadt bedauerte die Entscheidung. Wissenschaftliches Arbeiten sei nur möglich, wenn Kopien von Textteilen erstellt werden könn4 Berlin (dpa) - Nach jahrelangem Ringen sollen hunderttausende Zuwanderer bald eine Anerkennung ihrer Abschlüsse und somit einen Zugang zu besseren Jobs erhalten. Rund 2,8 Millionen Zuwanderer hätten einen akademischen oder beruflichen Abschluss. Viele dieser Abschlüsse würden hierzulande aber nicht anerkannt. Strafe für Verweigerer Kassel (dpa) - Er argumentierte geschliffen, schaute interessiert durch seine Goldrandbrille. Weil ein 48 Jahre alter Hesse seine sieben Kinder aus religiösen Gründen nicht zur Schule schickte, hat das Landgericht Kassel den Vater und seine fünf Jahre jüngere Ehefrau zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je einem Euro verurteilt. Im Wiederholungsfall gilt er als vorbestraft. Anerkennung für Lehrer Berlin (dpa) - Bundespräsident Horst Köhler hat Deutschlands Lehrern den Rücken gestärkt. „Bei allem, was in der Bildungspolitik schief gelaufen ist und bei allem, was nicht gut ist – auf unseren Lehrern sollte man diese Kritik nicht abladen“, sagte Köhler. Die Pädagogen verdienten mehr Respekt und Anerkennung, viele seien „Helden des Alltags“. „Fränki“ weiter gefördert Würzburg (dpa/lby) - Unterfrankens Schüler können ihren Heimatdialekt weiter erforschen. Die Robert-Bosch-Stiftung fördert das Projekt „Fränki“ bis 2011. Bayerische Schule 1 2010 Bildungsticker Freiheit für Schulen München (dpa/lby) - Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) will Bayerns Schulen weitgehende Freiheiten geben. In Abkehr von bisherigen zentralistischen Gewohnheiten sollen die Schulen sowohl über ihren Etat als auch die Anstellung neuer Lehrer mitentscheiden können. Die Schulen sollen mehr Eigenverantwortung erhalten, Schulleiter künftig auch eine Managementausbildung absolvieren. Außerdem sollen Lehrer sich direkt an einzelnen Schulen bewerben können. Die Einzelheiten sind noch unklar. über Jahrzehnte hinweg einen gewaltigen volkswirtschaftlichen Schaden. Der Bildungsökonom Ludger Wößmann beziffert den durch mangelnde Schüler-Qualifikation ausgelösten Wachstumsverlust auf insgesamt 2,8 Billionen Euro. Als Risikoschüler gelten 15-Jährige, die beim weltweiten PISA-Test höchstens auf Grundschulniveau lesen und rechnen können und deshalb bei der Suche nach einer Lehrstelle oder einer Arbeitsstelle erhebliche Probleme haben. Berlin (dpa) - Der oberste Verbraucherschützer Deutschlands, Gerd Billen, hält ein eigenes Schulfach zur Verbraucherbildung für notwendig. „Kinder und Jugendliche müssen befähigt werden, gute Entscheidungen treffen zu können“, sagte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. Billen nannte SchleswigHolstein als Vorbild, wo das Fach Verbraucherbildung im neuen Schuljahr startete. In dem Fach im Norden geht es um das Essverhalten, die Konsumgesellschaft, Umweltschutz und Lebensmittelkennzeichnung. PISA auch 2012 Berlin (dpa) - Kinderlärm ist kein Autolärm und auch kein Umweltschaden. Vor dem Hintergrund mehrerer erfolgreicher Anwohnerklagen gegen Kindertagesstätten hat Rheinland-Pfalz im Bundesrat eine Initiative zur gesetzlichen Klarstellung gestartet. Kinderlärm sei „als Ausdruck natürlicher Lebensäußerung von Kindern grundsätzlich sozialadäquat“, heißt es in der Begründung der Initiative. Berlin/Bonn (dpa) - Deutschland wird auch 2012 bei dem weltweiten PISASchulleistungstest mitmachen. Dies wird die fünfte PISA-Studie seit dem Jahr 2000 sein. Die internationalen Ergebnisse des Testes aus dem Jahr 2009 werden Ende 2010 veröffentlicht. Das schlechte Abschneiden Deutschlands im internationalen Vergleich hatte vor Jahren einen Schock und eine breite Debatte über schulpolitische Reformen ausgelöst. Wiederholt kam es auch zu Spannungen zwischen den deutschen Kultusministern und den OECD-Forschern wegen unterschiedlicher Interpretationen der Ergebnisse. Musik für das Prekariat Irakische Stipendien Erlangen (dpa/lby) - Im Rahmen eines UniModellprojekts sollen an einigen Hauptund Realschulen im Großraum Nürnberg sogenannte Musikklassen eingerichtet werden. Den Schülern solle mit dem Musizieren eine sinnvolle Freizeitgestaltung jenseits von Computer und Internet angeboten werden. Zudem stärke gemeinsames Erlangen (dpa/lby) - Die Universität Erlangen-Nürnberg hat als erste deutsche Hochschule ein Stipendienabkommen mit dem Irak unterzeichnet. Wissenschaftler und Doktoranden können nun für ein bis zwölf Monate nach Franken kommen, um dort wissenschaftlich zu arbeiten und an Forschungsprojekten mitzuwirken. Kinderlärm kein Autolärm Verbraucher-Schulfach Musizieren die Teamfähigkeit und das Selbstbewusstsein der Schüler, sagte UniProfessor Wolfgang Pfeiffer. Das Projekt richte sich vor allem an Schüler aus Unterschichts- oder Ausländerfamilien. Die Musikinstrumente würden größtenteils von Sponsoren gestiftet. Zu wenig KiTa-Plätze Wiesbaden (dpa) - Für die Betreuung von Kleinkindern fehlen in Deutschland noch 275.000 Plätze. Nur wenn sie bis zum Jahr 2013 geschaffen werden, kann das von Bund, Ländern, Gemeinden und Wohlfahrtsverbänden vereinbarte Ziel erreicht werden, für 35 Prozent der unter Dreijährigen einen Platz in einer Krippe, Krabbelstube, KiTa oder bei einer Tagesmutter anzubieten. Schaden durch Risikoschüler Berlin (dpa) - Die unzureichende Förderung von sogenannten Risikoschülern in Deutschland verursacht nach einer Studie des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung Bayerische Schule 1 2010 5 Politik_Bildungsbericht Von gleichen Chancen weit entfernt Bayerischer Bildungsbericht 2009: Umfangreiches Datenmaterial mit Tücken Text: Gerd Hüfner* Rückläufige Schülerzahlen, steigende Übertrittsquoten und deren Auswirkungen auf die Schulen, Durchlässigkeit zwischen den Schularten und Anschlussfähigkeit der Abschlüsse – diese Themen prägen derzeit die bildungspolitische Diskussion in Bayern. Die Analyse zeigt en detail, was der Bildungsbericht 2009 zu diesen Themen beiträgt – oder nicht. Demografische Voraussetzungen: Fehlende Schülerprognose Der Bildungsbericht tritt mit dem Anspruch auf, „datenbasiertes Wissen“ für die „Steuerung des Schulsystems“ zur Verfügung zu stellen. Diesem Anspruch kann er insgesamt jedoch nicht gerecht werden, weil seine Aussagen für die Zukunft gelten sollen, er sich aber auf einen Rückblick auf die demografische Entwicklung von 1997 bis 2007 und pauschale Angaben für die Minderjährigen beschränkt. Der berichtete Rückgang von 5,8 Prozent ist wenig aussagekräftig. Nützlichere Informationen für die Schulplanungen liefert die Bevölkerungsprognose des Statistischen Landesamts. Darin sind die demografischen Daten für Landkreise und Städte ausgearbeitet, nach Altersgruppen differenziert, und für den Zeitraum von 2008 bis 2028 berechnet. Dieser Prognose zufolge wird etwa die Zahl der 10- bis 16-Jährigen in Bayern um 16,3 Prozent zurückgehen, den mit 39,2 Prozent größten Rückgang hat der Landkreis Tirschenreuth zu erwarten. 6 Übertritte I – Übertrittsquoten verkürzt dargestellt Die Übertrittsquoten aus der Grundschule haben zwischen 2003 und 2007 in das Gymnasium von 32,7 Prozent auf 37,1 Prozent, in die Realschule von 20,1 Prozent auf 22,3 Prozent zugenommen. Diese Quoten werden übersichtlich in Tabellen auch auf Kreisniveau berichtet. Allerdings sind sie nicht vollständig: Aus Jahrgangsstufe 5 der HS sind nämlich nochmals 0,7 Prozent der Schüler eines Jahrgangs in das Gymnasium und 5,5 Prozent in die RS übergetreten. Als Hauptschüler blieben in Jahrgangsstufe 6 nur 34,8 Prozent übrig. Diese Daten werden nicht auf Kreisniveau berichtet, was für eine regionalisierte Bildungsplanung von Mittelschulen und Schulverbünden unabdingbare Voraussetzung wäre. Übertritte II – Regional ungleiche Bildungschancen Die berichteten Übertrittsquoten aus der Grundschule dokumentieren den hohen Einfluss von sozialen, wirtschaftlichen und regioBayerische Schule 1 2010 Politik_Bildungsbericht Sortenreine Selektion: Bei Obst kein Problem, im Schulsystem schon – wie der Bildungsbericht unfreiwillig beweist Darum geht’s im Bildungsbericht Der „Bildungsbericht Bayern 2009“ stellt auf 230 Seiten grundlegende Daten zum bayerischen Schulsystem bis zum Schuljahr 2007/08 bereit. Im Kern geht es um vier Bereiche: Rahmenbedingungen der Schulen und Schularten, Übergänge und Übertritte vom Kindergarten bis zur Hochschule, Klassenwiederholungen und Schulartwechsel, Abschlüsse und Anschlüsse. Als Dimensionen von nal spezifischen Faktoren. In wohlhabenden Städten und ihrer Umgebung mit überdurchschnittlich reicher und hoch qualifizierter Bevölkerung besuchten 2007 weit mehr Kinder Gymnasien (56,5 Prozent im Landkreis München) als in ärmeren ländlichen Regionen (25,7 Prozent im Landkreis Freyung-Grafenau). In ländlichen Regionen mit besonderem wirtschaftlichen Entwicklungsbedarf war die Übertrittsquote in die Realschule am höchsten (32,8 Prozent Landkreis Donau-Ries). Die Übertritte in die Hauptschule schwankten zwischen 24,5 Prozent (Landkreis München) und 54,0 Prozent (Stadt Schweinfurt). Chancengerechtigkeit werden Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen, Schülern mit und ohne Migrations- Übertritte III – Auslese durch Notenhürden und hintergrund, städtischen und ländlichen Regionen berück- Probeunterricht nicht „begabungsgerecht“ sichtigt. Angaben über die Bildungschancen von Kindern aus bildungsfernen Schichten oder sozial benachteiligten Familien fehlen weitgehend. Bayerische Schule 1 2010 Am Gymnasium wurden 2,9 Prozent der Schüler, an der Realschule 13,7 Prozent durch Probeunterricht beziehungsweise Elternentscheidung aufgenommenen. Wie wenig aussagekräftig 7 Politik_Bildungsbericht notenbasierte Empfehlungen der Grundschule sind, zeigt sich darin, dass fast alle Schüler in Jahrgangsstufe 5 das Klassenziel erreichten: 97,7 Prozent der Schüler mit Empfehlung ebenso wie 96,5 Prozent der Schüler ohne Empfehlung aber mit bestandenem Probeunterricht, 95,3 Prozent der Schüler ohne Empfehlung und ohne bestandenem Probeunterricht aber durch Elternentscheid. Diese minimalen Unterschiede der Erfolgsquoten führen zu dem Schluss, dass es nicht möglich ist, mit dem praktizierten Verfahren zehnjährige Schüler nach Leistungsfähigkeit oder Begabung zu sortieren. Das Ausleseverfahren verliert weiter an Aussagekraft, wenn der Kultusminister bei der Vorstellung des Berichts betont, dass eigentlich 48 Prozent der Grundschüler eine Eignungsempfehlung für das Gymnasium erhalten hätten, aber nur 37,1 Prozent übergetreten seien (PM vom 11.11.2009). Diese Datenlage stellt nicht nur Verfahren und Zeitpunkt der vermeintlich begabungsgerechten Auslese in Frage, sondern die Auslese selbst. Übertritte IV – Bildungsbenachteiligung von Kindern mit Migrationshintergrund Die Übertrittsquoten nach der Grundschule werden nach Staatsangehörigkeit der Schüler dargestellt. Die zweite Generation der hier geborenen Kinder von zugewanderten Eltern, die eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, bleibt damit unberücksichtigt. Diese Darstellung wird der Migrations- und Integrationsproblematik nicht gerecht. Dennoch ergibt sich ein deutliches Bild: Nur halb so vielen ausländischen Kindern wie deutschen gelingt der Übertritt auf eine RS (11,2 Prozent) oder ein Gymnasium (19,2 Prozent), zwei Drittel wechseln auf eine HS und sind dort wie in den Förderschulen doppelt so häufig vertreten wie deutsche Schüler. Besonders benachteiligt sind die Kinder aus den ehemaligen Anwerbestaaten, darunter wiederum besonders die türkischen: Nur 11,0 Prozent von ihnen wechseln auf ein Gymnasium, überdurchschnittlich viele aber auf die Hauptschule (77,5 Prozent). 8 Bei den PISA-Untersuchungen wurde festgestellt, dass Migrantenkinder der zweiten Generation schlechtere Testergebnisse erreichen als im Ausland geborene Kinder. Der Bildungsbericht will diese Aussage mit folgendem Argument entkräften: Bei Betrachtung aller Kinder mit Migrationshintergrund besuchten zwar mehr Kinder der zweiten Generation die Jahrgangsstufe 8 der Hauptschule (59,7 Prozent) als Kinder der ersten Generation (57,5 Prozent). Dies sei jedoch nur den ungleichen Schülerzahlen der einzelnen Nationalitäten geschuldet. So besuchten auch türkische Kinder der ersten Generation zu 70,5 Prozent eine Hauptschule, jene der zweiten „nur“ zu 66,1 Prozent. Als Erfolg der Integrationsbemühungen bayerischer Bildungspolitik kann man aber auch diese Zahlen nicht bezeichnen. Durchlässigkeit – vor allem als Abschulung Der Bildungsbericht 2009 liefert auch Daten zur Durchlässigkeit der Schularten in der Sekundarstufe I ab Jahrgangsstufe 6. Demnach haben 2007 knapp 20.000 Schüler die Schulart gewechselt. 5.105 Schüler davon (25,6 Prozent) setzten die Laufbahn an einer Schulart mit einem höheren Abschluss fort. Dieser verhältnismäßig hohe Anteil ergibt sich allerdings aus einer nicht korrekten Darstellung. Als Aufstiege verbucht sie auch 2.269 Schüler, die aus der Jahrgangsstufe 6 der Hauptschule regulär in die vierjährige Wirtschaftsschule wechselten und weitere 956, die nach der Jahrgangsstufe 7 in die dreijährige Wirtschaftsschule gingen. Die Wirtschaftsschule vergibt jedoch mit dem mittleren Schulabschluss keinen „höheren“ Abschluss als die Hauptschule. Durchlässigkeit hingegen meint genau genommen das Verhältnis der Auf- und Abstufungen zwischen jeweils zwei Schularten innerhalb einer begonnen Schullaufbahn. Die Grafik zeigt, dass bei den Übergängen zwischen Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien insgesamt 962 Aufstiegen (8,4 Prozent) 10.423 Abstiege (91,6 Prozent), also im Verhältnis 1 zu 11, gegenüberstehen. Jungen steigen häufiger ab als Mädchen und ausländische Kinder häufiger als deutsche. Bayerische Schule 1 2010 Politik_Bildungsbericht Auf- und Abstiege zwischen Haupt-, Realschulen und Gymnasien Ende des Schuljahrs 2006/07 7000 6.033 6000 5000 4000 der Fachoberschüler kamen demnach aus der Realschule. Schüler mit Migrationshintergrund traten anteilsmäßig wesentlich häufiger an die FOS über als einheimische. Ein weiterer Hinweis, dass die angeblich leistungsgerechte frühe Auslese Migrantenkinder benachteiligt. 3.745 3000 2000 1000 645 742 82 138 Abschlüsse an FOS und BOS – hoher Anteil an 0 Hauptschule/Gymnasium Aufstiege Hauptschule/Realschule Realschule/Gymnasium Abbrechern Abstiege Angesichts dieses Verhältnisses lässt sich nicht von einer „Durchlässigkeit der Schularten“ sprechen. Der punktuellen Auslese nach der Grundschule folgt in Wirklichkeit eine kontinuierliche Auslese während der ganzen Schulzeit in Form konsequenter Abschulungen bei äußerst geringen Aufstiegsmöglichkeiten. Anschlussfähigkeit – schlechtes Weiterkommen für Hauptschüler Mangelnde horizontale Durchlässigkeit zwischen den Schularten soll kompensiert werden durch eine vertikale Durchlässigkeit. Gemeint ist damit die Anschlussfähigkeit der Abschlüsse an höher qualifizierende Bildungsgänge. 3.176 Hauptschüler (5,5, Prozent) der Jahrgangsstufe 9 wechselten 2007 in die zweijährige Wirtschaftschule, um dort den mittleren Schulabschluss zu erwerben. 20,3 Prozent besuchten die M 10 an der Hauptschule, wobei die meisten dieser Schüler bereits in Jahrgangsstufe 7 dem M-Zug zugewiesen wurden. Nur wenigen gelingt ein Wechsel aus der Jahrgangsstufe 9 einer Regelklasse in eine M 10 Klasse. Hauptschüler mit und ohne Quali haben demnach geringe Möglichkeiten einer schulischen Höher-qualifizierung. Auf dem Ausbildungsmarkt werden zudem – in der Konkurrenz um höherwertige Berufsausbildungen – meist Realschüler vorgezogen. An Fach- und Berufsoberschulen haben 2007 61,9 Prozent die Fachhochschulreife, 3,8 Prozent die fachgebundene Hochschulreife und 6,0 Prozent die allgemeine Hochschulreife erreicht. Das entspricht 34 Prozent der (Fach-)Hochschulreifen, die 2007 in Bayern erteilt wurden. 28,3 Prozent der Schüler verließen FOS beziehungsweise BOS ohne eines dieser Ziele zu erreichen – ein extrem hoher Anteil an Schulabbrechern in nur zweijährigen Schulen. Zur Feststellung der tatsächlichen vertikalen Durchlässigkeit, die über eine bloß formale Zugangsberechtigung hinausgeht, ist der Ausweis des Schulerfolgs an FOS und BOS nach schulischer Herkunft erforderlich. Erst dann kann beurteilt werden, inwieweit die Berufliche Oberschule für alle Schüler mit mittlerem Schulabschluss tatsächlich eine vollwertige Möglichkeit zur Weiterqualifizierung ist. Der Bildungsbericht 2009 bleibt die Antwort auf diese wichtige Frage der vertikalen Durchlässigkeit schuldig. *Dr. Gerd Hüfner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im BLLV Der Bildungsbericht Bayern 2009 kann als pdf-Datei heruntergeladen werden unter: www.bllv.de/bs/2010/01 Schüler mit mittlerem Abschluss haben bei entsprechenden Leistungen anschließend die Möglichkeit ein Gymnasium oder eine Fachoberschule zu besuchen. Nur 551 (1,5 Prozent) Realschulabsolventen traten 2007 in ein Gymnasium über. Der überwiegende Teil wechselte auf eine Fachoberschule: 9.940 Realschüler (26,8 Prozent), 2.078 der M 10 Hauptschüler (16,3 Prozent) und 1.001 Wirtschaftsschüler (12,9 Prozent). Dazu kamen 2.147 Gymnasiasten aus den Jahrgangsstufen 10 bis 12. Zwei Drittel Bayerische Schule 1 2010 9 Politik_Bildungsbericht Um die unterstellte Durchlässigkeit zu beweisen, werden drei Tricks angewandt: 1. Die Zahl der Wechsler auf eine höhere Schulart wird um rund 60 Prozent nach oben gemogelt. In Wirklichkeit stehen einem Aufstieg nicht drei Abstiege zwischen den Schularten gegenüber, wie in dem Bericht behauptet, sondern mehr als zehn. Durchlässigkeit zwischen den Schularten ist fast ausschließlich Durchlässigkeit nach unten. Kommentar von Fritz Schäffer Schule schöner sehen Zum zweiten Mal hat das ISB einen Bildungsbericht Bayern vorgelegt. Wie vor drei Jahren belegen die Zahlen Sinnlosigkeit und Ungerechtigkeit eines aufwendigen Ausleseverfahrens für das 2. Die Aufstiegsmöglichkeiten nach einem erfolgreichen M-Abschluss sind keineswegs rosig. Nur etwa halb so viele M 10 Schüler wie Realschüler setzen ihren Bildungsweg an der FOS fort. Und über deren Erfolgsquote gibt der Bericht keine Auskunft. 3. Besonders gerne betonen die Verteidiger des bestehenden Schulsystems, in Bayern werde die Hochschulreife fast so häufig über andere Wege erreicht wie über das Abitur am Gymnasium. Laut Bildungsbericht haben 34 Prozent der Schüler über FOS und BOS eine Hochschulreife erworben. Doch auch diese Zahl wird schief interpretiert: Sie suggeriert, dass sich dahinter ausschließlich Aufsteiger zwischen den Schularten verbergen würden. Offen bleibt allerdings die zentrale Frage, wie hoch der Anteil der Absolventen ist, die vor ihrem Übertritt an FOS und BOS Schulabstiege hinter sich gebracht haben. dreigliedrige System. Das hindert die Forscher im Auftrag der Regierung nicht, unverdrossen die genau umgekehrten Schlüsse zu propagieren. Von Durchlässigkeit jedenfalls kann keine Rede sein. Auch die zweite Auflage des Bildungsberichts legt offen, dass die bereits aus dem Vorläufer von 2006 bekannten Probleme nach wie vor ungelöst sind. Dazu gehört die starke regionale Differenz ebenso wie die sozial schiefe Verteilung bei Übertritten und Abschlüssen, die vor allem zu Lasten der Kinder mit Migrationshintergrund geht. Daneben eröffnet dieser Bildungsbericht noch eine weitere Erkenntnis: Das Übertrittsverfahren bleibt ohne erkennbaren Sinn. Ärgerlich nur, dass das ISB in der Interpretation seiner eigenen Zahlen zu ganz anderen Schlüssen kommt: Es will beweisen, dass das gegliederte Schulwesen die viel beschworene „Durchlässigkeit des gegliederten Schulwesens“ durchaus bietet. Damit aber betreibt das Institut politische Schönfärberei. Es schwankt zwischen Propaganda und Manipulation. Auch wenn das ISB als eine dem KM weisungsgebundene Einrichtung die offensichtliche Fehlinterpretation womöglich gar nicht aus eigenem Antrieb betrieben hat – ein Bildungsbericht sollte offen und ehrlich die Fakten darstellen und nicht vorgefassten ideologischen Positionen dienen. 10 Wer die Zahlen richtig liest, kommt zu dem Ergebnis: Durchlässigkeit bedeutet nicht so sehr Aufstiegsdurchlässigkeit, sondern vielmehr eine wilde Achterbahnfahrt zwischen den vielen verschiedenen Schularten und Bildungswegen aufgrund permanenter Fehlzuweisungen, ihrer Korrektur und der anschließenden Korrektur der Korrektur. Hinzu kommt, dass auch der mit 28,3 Prozent große Anteil an FOS- und BOS-Schülern, die ihren Weg zur Hochschulreife abbrechen mussten, nicht als Beleg für Durchlässigkeit taugt, zumal die unterschiedlichen Erfolgsquoten nicht nach der schulischen Herkunft der Schüler ausgewiesen werden. Wenn das KM in einer Pressemitteilung verkündet, dass „die Durchlässigkeit des Schulwesens merklich gesteigert wurde“, stellt das also eine klare und bewusste Fehlinterpretation des Zahlenmaterials dar. Das Gegenteil ist richtig – und aus dieser bitteren Erkenntnis müssen endlich Konsequenzen gezogen werden. Doch dazu muss man erst einmal die Tatsachen akzeptieren statt sie schönzureden. Fritz Schäffer leitet die Abt. Schul- und Bildungspolitik im BLLV Politik_Berichte und Kommentare In der Moderne angekommen: Der Koran als Apple-Gimmick – aber auch als Gegenstand eines neuen Fachs Islamischer Unterricht erweitert Erlanger Modell Nach zehn Jahren: Deutschsprachiger Islamunterricht an 83 Schulen Mit Beginn des Schuljahres 2009/10 wurde in Bayern eine lang erprobte Form des Islamunterrichts in deutscher Sprache verbindlich an 80 Grund- und Hauptschulen, zwei Realschulen und einem Gymnasium eingeführt. Derzeit besuchen rund 100.000 Muslime bayerische Schulen. Die haben mit der Einführung des neuen Islamunterrichts umso dringenderen Bedarf an entsprechend ausgebildeten Lehrern. Die Reform des islamischen Unterrichts nach dem „Erlanger Modell“ ist Ergebnis der beharrlichen Arbeit von zehn Jahren: Seit 1999 hatte der BLLV mit Vertretern aller Landtagsfraktionen, der beiden Kirchen, des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, der zuständigen Konsulate und aus Universitäten das Ziel einer adäquaten religiösen Bildung und Erziehung von muslimischen Kindern und Jugendlichen in der Schule verfolgt. Mit Beteiligung des BLLV erarbeitete das ISB Fachlehrpläne für den Islamunterricht in deutscher Sprache von der 1. bis zur 10. Jahrgangsstufe aller Schularten. Die Universität Erlangen-Nürnberg schuf die personellen und institutionellen Voraussetzungen für die Ausbildung von muslimischen Lehrkräften. Einige haben dieses Zusatzstudium bereits erfolgreich abgeschlossen und unterrichten in bayerischen Schulen. Parallel zur Lehrplanentwicklung wurden Lehr- und Lernmittel erarbeitet und amtlich zugelassen. An der Erarbeitung waren – bundesweit einmalig – auch Vertreter der muslimischen Elternschaft beteiligt. Seit dem Jahr 2002 wurden diese Lehrpläne an einer Erlanger Schule umgeBayerische Schule 1 2010 setzt, in den Folgejahren wurde das „Erlanger Modell“ auf immer mehr Standorte übertragen. Nunmehr ist der Anspruch aus dem Jahr 1999, dem Beginn des Entwicklungsprozesses, voll erfüllt. Damals hatte es in einer Erklärung aller Beteiligten geheißen: „Die Frage des Religionsunterrichts für die große Gruppe der muslimischen Kinder muss im Sinne des Grundgesetzes Art. 7, Abs. 3, geregelt werden, das heißt, nur ein Religionsunterricht in deutscher Sprache mit von den jeweiligen Kultusministern genehmigten und mit islamischen Ansprechpartnern abgesprochenen Lehrplänen, erteilt von qualifizierten Lehrkräften mit staatlicher Lehrbefähigung und unter staatlicher Schulaufsicht vermeidet problematische Selbsthilfeversuche.“ Der neue islamische Unterricht ist nicht konfessionsgebunden, er richtet sich an alle islamischen Ausprägungen und hat eine interkulturelle Komponente, weil er neben der Vermittlung der Glaubenswahrheiten des Islam auch die bundesdeutsche Verfassungsordnung einbindet und auch darauf abzielt, die vorurteilsfreie Begegnung zwischen Muslimen und anderen Religionen zu fördern. Da dieser Unterricht in deutscher Sprache unter deutscher Schulaufsicht stattfindet ist er im Gegensatz zur früheren islamischen Unterweisung in türkischer Sprache offen für alle Muslime. Manfred Schreiner Integrationsbeauftragter im BLLV 11 Politik_Gespräche Der BLLV im Gespräch mit SPD-Fraktionsvorsitzendem Rinderspacher, Hamm-Brücher, dem FW-Fraktionsvorsitzenden Aiwanger … Rinderspacher: SPD für moderne Lehrerbildung Hamm-Brücher: Demokratisch Handeln Aiwanger (FW): Mittelschule als Lösung „Die Fortführung der guten Kommunikation mit dem BLLV ist mir ein großes Anliegen“, meinte Markus Rinderspacher der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion in einem Gespräch mit BLLVPräsident Klaus Wenzel. Als gelernter Bankkaufmann und studierter Medienfachmann sei er zwar kein Bildungsexperte aber gerade deshalb sehr an Schul- und Bildungsfragen interessiert. Wenzel informierte daher über die Kernpunkte der BLLV-Programmatik und stellte einige Projekte etwas ausführlicher vor. Gesprächsthemen waren das „Neue Dienstrecht in Bayern“, die BLLVGrundschulaktion, der Erhalt wohnortnaher und qualitätsvoller Bildungsangebote und Kriterien einer modernen Lehrerbildung. Rinderspacher und Wenzel waren sich einig, dass Bildungsthemen immer wichtige Zukunftsthemen seien und dass deshalb Investitionen in Bildung für den Erhalt einer stabilen demokratischen Gesellschaft unabdingbar seien. Der SPD-Politiker erklärte, dass die SPD-Fraktion zu den Themen Lehrerbildung und Weiterentwicklung des Schulsystems im Jahr 2010 deutliche Akzente setzen werde. Es gebe immer mehr Eltern, die den auf vielen Kindern lastenden Druck nicht mehr widerspruchslos hinnehmen wollen. BS Am Rande einer Sitzung des Förderprogramms Demokratisch Handeln kam es zu einem intensiven Gedankenaustausch zwischen der ehemaligen FDPPolitikerin Hildegard Hamm-Brücher und BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Beide gehören seit 20 Jahren dem Kuratorium des Förderprogramms an und betonten daher auch die Bedeutung „wertvoller demokratie-pädagogischer Impulse für die Schulentwicklung im 21. Jahrhundert“. Hamm-Brücher erinnerte daran, dass sie ähnliche Gespräche schon vor über 50 Jahren mit dem damaligen BLLV-Präsidenten Wilhelm Ebert geführt habe: „Obwohl wir nicht immer einer Meinung waren, einte uns die Überzeugung, dass Bildung für die Entwicklung einer stabilen Demokratie eine ganz wichtige Voraussetzung ist.“ HammBrücher und Wenzel stimmten überein, dass in Bayern kein langfristig angelegtes und professionell entwickeltes Konzept zu erkennen sei. Obwohl internationale Studien schon vor über dreißig Jahren die Ungerechtigkeit und die soziale Schieflage im Schul- und Bildungssystem diagnostiziert hätten, habe sich seit dieser Zeit wenig verbessert. Den BLLV bezeichnete HammBrücher als „wichtigen Mahner und Motor“ in einer bewegten Zeit. BS Bei der Zieldefinition bestand Einigkeit: Sowohl die Freien Wähler als auch der BLLV setzen sich ein für den Erhalt „einer wohnungsnahen Schule mit anspruchsvollem Niveau und zukunftsorientierten Abschlüssen“. Während sich der Fraktionsvorsitzende Hubert Aiwanger aber auf eine „Berufsorientierte Mittelschule mit M-Abschluss“ festlegte, möchte BLLV-Präsident Klaus Wenzel die Entscheidung über die jeweilige Organisationsform den Dialogforen überlassen. Das allerdings nur dann, wenn in diesen Foren eine ergebnisoffene Diskussion zugelassen werde. Im Klartext bedeutet dies für den BLLV: Wenn in einer Kommune der durch Mehrheiten abgesicherte Antrag gestellt wird, an einer Hauptschule einen Realschulzug zu etablieren, dann muss dieser Antrag vorurteilsfrei geprüft werden. Im Prinzip hatte Aiwanger nichts gegen diese Form der Regionalen Schulentwicklung, wollte sich aber dennoch nicht festlegen. Dagegen wollen sich die Freien Wähler aber noch einmal mit den Entscheidungskompetenzen der Dialogforen beschäftigen und gegebenenfalls einen Antrag im Landtag einbringen. Außerdem will Aiwanger die Freien Wähler bildungspolitisch noch klarer positionieren. BS 12 Bayerische Schule 1 2010 Politik_Gespräche … Wirtschaftsminister Zeil (FDP) und CSU-Fraktions-Chef Schmid Bayerische Schule 1 2010 Zeil: FDP steht zu Dienstrechtsreform Georg Schmid: Hilfe für Schulleiter „Auch bei schwieriger Haushaltslage müssen sich die Lehrerinnen und Lehrer darauf verlassen können, dass Reformvorhaben entsprechend der Planung realisiert werden“ – mit diesem deutlichen Hinweis auf die schrittweise Umsetzung des „Dienstrechts in Bayern“ wollte Martin Zeil, Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident, verdeutlichen, dass sich der BLLV auf den Koalitionspartner FDP verlassen könne. Die Irritationen, die durch manche schul- und bildungspolitische Abstimmung im Landtag entstanden sind, wurden bei dem ausführlichen Gespräch mit BLLV-Präsident Klaus Wenzel nicht ausgespart. Wenzel lobte das FDP-Papier zur selbstständigen Schule und wies darauf hin, dass die Rolle der Schulleitung klar beschrieben und gestärkt werden müsse und dass gute Rahmenbedingungen für Rektoren und Verwaltungsangestellte unerlässlich seien. Großes Interesse zeigte der FDPPolitiker beim Thema Regionale Schulentwicklung (RSE). Er werde sich dafür einsetzen, dass in die Dialogforen auch Vertreter der örtlichen Wirtschaft einbezogen werden. Im Interesse einer optimalen Lösung müsse den Mitgliedern der Foren zudem eine ergebnisoffene Diskussion zugestanden werden. BS Zum Einstieg in ein konstruktives Gespräch überreichte BLLV-Präsident Klaus Wenzel dem Vorsitzenden der CSU-Landtagsfraktion Georg Schmid eine vom Landesausschuss einstimmig verabschiedete Resolution. Darin fordert der BLLV für die Schulleitungen „mehr Eigenverantwortung und deutlich mehr Zeit für pädagogisches Führungshandeln“. Wenzel machte deutlich, dass es zu viele Schulleiter in Bayern gebe, die in der Hauptsache unterrichten und „nebenbei“ eine Schule leiten sollen. Vielen Politikern sei offensichtlich nicht bekannt, dass die Aufgaben in der Schulleitung erheblich zugenommen haben, ohne dass sich bei den personellen, zeitlichen und finanziellen Ressourcen viel getan hätte. Schmid sagte zu, zu diesem Themenkomplex mit den Schul- und Bildungspolitikern seiner Fraktion Lösungen zu suchen. Sehr positiv bewertete Wenzel die Ankündigung, man werde sich in den nächsten Wochen und Monaten „grundsätzlich und zukunftsorientiert“ mit Schul- und Bildungsfragen beschäftigen. Dabei, so Schmid, werde es keine Tabus geben. Wenzel verwies auf den BLLV-Leitantrag „Bessere Bildung für alle“, der für das Vorhaben der Fraktion wertvolle Hinweise enthalte. BS 13 Politik_Akzente Es liegt im Kompetenzbereich der Vereinten Nationen, jedes Jahr einer bestimmten Idee, einer Personengruppe oder alltäglichen Dingen zu widmen. Ob das für die jeweilige Idee, für die Personen oder die Gegenstände konkrete politische Auswirkungen hat, wurde bislang nicht überprüft. Oft bleibt es bei Reden und Absichtserklärungen, eventuell wird auch schon mal ein Manifest verabschiedet. In der Bevölkerung ist ohnehin kaum bekannt, für welche Jahreswidmung sich die UNO entschieden hat. Vermutlich wissen nicht einmal die Lehrerinnen und Lehrer, dass wir 2008 das Internationale Jahr der Kartoffel begangen haben. Angesichts dieser geringen Bedeutung der „Internationalen Jahre“ ist es nicht ohne Risiko, für 2010 das „Jahr der Schulleitung“ vorzuschlagen. Jeder weiß zwar, dass gute Schule ebenso wenig ohne bestens ausgestattete Schulleitungen auskommen kann wie bayerische Köche ohne Kartoffeln. Doch in der Praxis geht es den Schulleitungen deutlich schlechter als den Köchen. Jahr der Schulleitung Von Klaus Wenzel Nach wie vor werden die meisten Schulleiterinnen und Schulleiter in erster Linie als Lehrer eingesetzt und müssen sich „nebenbei“ um die Führung, Gestaltung und Verwaltung ihrer Schule kümmern. Nach wie vor sind viele Verwaltungsangestellte nur wenige Stunden pro Schultag im Sekretariat und ersticken in Routinearbeiten und bürokratischem Kleinkram. Nach wie vor mehren sich die Aufgaben und Anforderungen in den Schulleitungen, ohne dass es auch nur annähernd zu einer personellen, zeitlichen oder finanziellen Gegenleistung käme. Der BLLV nimmt die kleinen Schritte der Verwaltung und die konkreten Bemühungen der Politik wohl wahr. Es wird erkannt und anerkannt, dass sowohl für (einige) Verwaltungsangestellte als auch für (mehrere) Schulleiterinnen und Schulleiter kleine Verbesserungen erreicht wurden. Von einer zufriedenstellenden Lösung sind wir jedoch auch unter Berücksichtigung aller Willensbekundungen der Regierungsfraktionen noch sehr weit entfernt. Die politische Diskrepanz zwischen Wollen und Wirken ergibt sich daraus, dass Schule nach wie vor alt gedacht wird. Trotz aller Etiketten mit schönen Aufdrucken wie „Selbstständige Schule“, „Schule in Verantwortung“ oder „Teilautonome Schule“ wird Schule in Deutschland und ganz besonders in Bayern innerhalb eines streng hierarchisierten Systems vor allem verwaltet. Die Steuerung wird von der Zentrale übernommen, die über Weisungen und Anordnungen den nachfolgenden Behörden mitteilt, wie schulische Angelegenheiten zu organisieren sind. „Von oben für alle“ war gestern Moderne (Schul-)Systeme haben sich von dieser Art der Steuerung behutsam und konsequent verabschiedet. Entscheidend für moderne Systemsteuerung ist nicht in erster Linie das amtlich vorgeschriebene und zentral vereinheitlichte Input. Viel wichtiger sind Output und Outcome, also die Ergebnisse und Resultate sowie die Wirkung der jeweiligen Ergebnisse. Was gute Schule braucht, wird also nicht mehr überwiegend „von oben für alle“ festgelegt, sondern in der Einzelschule verhandelt und vereinbart. Dazu bedarf es eines gut ausgestatteten Schulleitungsteams. Die Ausstattung besteht erstens aus Freiheit verbunden mit Verantwortung. Zweitens aus Zuständigkeit und Entscheidungsbefugnis. Und drittens aus einem bestens gefüllten Personal-, Zeit- und Finanzbudget. Eigenverantwortlichkeit von Schulen, so wie sie Ende des vergangenen Jahres auch vom Kultusministerium als Perspektive genannt wurde, setzt Eigenverantwortlichkeit der Schulleitung voraus. Dies hat Konsequenzen für die Gestaltung von Lernprozessen, für die Einteilung von Klassen und Lerngruppen, für den Einsatz von Personal. Und es muss Konsequenzen haben für die Arbeitsbedingungen der Schulleitung. Für den BLLV wird 2010 daher das Jahr der Schulleitung werden. Die UNO hat für 2010 das „Internationale Jahr der biologischen Vielfalt“ ausgerufen. Ist nicht genau dasselbe wie „Jahr der Schulleitung“. Aber auch kein wirklicher Gegensatz. 14 Bayerische Schule 1 2010 PPolitik_Aus dem Landtag Integration und Inklusion er Bildungsausschuss hat zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention formal große Einmütigkeit demonstriert: Inklusion sei notwendig. Das Thema eigne sich nicht für parteipolitische Debatten, sondern erfordere Behutsamkeit. Alle Fraktionen forderten den Ausbau des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes (MSD) und sonderpädagogische Inhalte in der Lehrerbildung. Zwischen den Zeilen wurden aber deutliche Unterschiede sichtbar. Kultusminister Spaenle erklärte, Bayern sei schon lange auf dem richtigen Weg. Die bisherige „Integration durch Kooperation" werde als „Inklusion durch Kooperation“ fortgesetzt. Er will den Anteil der Kinder mit Behinderung an Regelschulen „deutlich steigern" und Kooperations- und Außenklassen ausbauen. Bereits jetzt könnten Eltern bei fünf der sieben Förderschularten die Schule wählen. Die D Sonderpädagogischen Förderzentren will der Minister als „Ort der Beschulung und Kompetenzzentren dauerhaft erhalten". Klaus Steiner (CSU) äußerte sich deutlich zurückhaltender: Bayern könne seinen bewährten Weg fortsetzen. Die Förderschulen sollten weder „ausgedünnt" noch zur „Restschule" gemacht werden. Renate Will (FDP) will die Förderschulen erhalten. Die Opposition setzte andere Akzente: Inklusion sei etwas anderes als Integration. Martin Güll (SPD) sagte, bei der Integration öffne sich das Systems für behinderte Kinder, die sich aber dem System anpassen müssten. Inklusion hingegen sei die Anpassung des Systems an die Bedürfnisse der Kinder. Schulen müssten sich grundsätzlich auf den Weg der individuellen Förderung begeben. Thomas Gehring (Grüne) mahnte, 87 Prozent der Kinder mit Behinderungen be- suchten in Bayern Förderschulen – und nicht Regelschulen. Das Förderschulwesen müsse umgebaut und mit den Regelschulen zusammengeführt werden. Günther Felbinger (FW) forderte eine deutliche Steigerung der Quote der behinderten Kinder an Regelschulen, begrüßte aber auch das Plädoyer Spaenles für den Erhalt der Förderschulen. Stefan Sandor stellte in Vertretung der Behindertenbeauftragten Irmgard Badura klar, Inklusion betreffe alle Schularten – auch Realschulen und Gymnasien. Die UN-Konvention fordere nicht die Abschaffung der Förderschulen, ihr Erhalt sei aber auch nicht zwingend. Vorrangig müsse für behinderte Kinder der Besuch einer Regelschule sein, wobei das Elternrecht zu beachten sei. Es wurde eine interfraktionelle Arbeitsgruppe eingerichtet, die einen gemeinsamen Antrag aller Fraktionen erstellen soll. ff Schwerbehinderte CSU: Frauenanteil SPD: Moratorium Der Freistaat beschäftigt zu 5,39 Prozent Menschen mit Behinderungen und übertrifft damit die Mindestquote von 5 Prozent. Dies teilte das Finanzministerium dem Ausschuss Öffentlicher Dienst mit. Stefan Schuster (SPD) kritisierte, dass es seit Inkrafttreten der Quote von 1977 fast 30 Jahre gebraucht habe, um diese zu erfüllen. Im Kultusministerium sei dies nach wie vor nicht der Fall. Adi Sprinkart (Grüne) sagte, die absolute Zahl der besetzten Pflichtplätze sei zurückgegangen. Günther Felbinger (FW) kritisierte zu hohe Hürden für die Einstellung in den Lehrerberuf als Ursache für die geringe Behindertenquote an Schulen. Einigkeit herrschte darüber, dass anerkannte Werkstätten für Behinderte mehr staatliche Aufträge bekommen sollen. ff Den Frauenanteil in den sogenannten MINT-Berufen will die CSU-Fraktion mit einem Dringlichkeitsantrag (Drs. 16/2375) erhöhen. Um Frauen verstärkt im Bereich Mathematik, Informatik, Natur- und Technikwissenschaften zu fördern, müsse man ihre Berufschancen verbessern. Dazu müsse die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern verringert werden. Die Staatsregierung soll berichten, welche Initiativen und Maßnahmen sie ergreifen will. Aus Sicht der CSU sei es bereits gelungen, in den Schulen Mädchen und Frauen hervorragende Qualifikationen im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich zu vermitteln. Das Hauptaugenmerk müsse nun darauf liegen, diese auch für ein entsprechendes Studium zu gewinnen. ff Im Plenum des Landtags forderte die SPD ein „Moratorium zu Gunsten einer nachhaltigen Schulentwicklung“ (Drs. 16/1689). Martin Güll forderte angesichts von Problemen und Schieflagen im Bildungsbereich dazu auf, darüber nachzudenken, wie wohnortnahe Schulen gerettet werden könnten. Er sprach sich für eine regionale Schulentwicklung aus. An allen Schularten soll „eine echte Mittlere Reife“ erworben werden können. Eduard Nöth (CSU) kritisierte den Antrag als Versuch, das RSE-Modell des BLLV durchzusetzen. Das gegliederte Schulsystem habe sich bewährt, es sei beliebt und anerkannt. Der Antrag wurde von CSU und FDP gegen die Stimmen von SPD und Grünen abgelehnt. Die Freien Wähler enthielten sich. ff Bayerische Schule 1 2010 15 Thema_Reportage 16 Bayerische Schule 1 2010 Thema_Kind und Beruf < Als Teilzeitkraft hat frau stets Zeit für ausgiebige Körperpflege Geteilte Liebe Mutter sein und gleichzeitig berufstätig – als Lehrerin ist das gut möglich, wie die vielen Teildeputate an Schulen belegen. Paradiesische Zustände ergeben sich daraus aber noch lange nicht. Drei Berichte aus sehr unterschiedlichen Familien. Text: Christian Bleher Grundschullehrerin – zwei Kinder die ungeteilte Aufmerksamkeit bei Hausaufgaben oder gemeinsamen Unternehmungen! Halte deinem Mann den Rücken …! Stopp Eines Abends, beim Zähneputzen, stellte Julia die alles entschei- – jetzt mal halblang! Astrid Gäb hat sich entschieden und ihre Entscheidung nie dende Frage. Die Sechsjährige und ihr Bruder Max hatten getrödelt und die Mama zu der Ansage veranlasst, dass die Gutenacht- bereut. Auch wenn es zeitlich schon mal ein wenig eng wird. geschichte ausfallen muss. Hatte sie nicht deutlich gemacht, dass Dann kommen ihr Bekannte in den Sinn, die in anderen Branchen sie noch an den Schreibtisch muss, um Hefte zu korrigieren? Da beschäftigt sind. Und die haben ganz andere Sorgen, weil sie ging das Mädchen aufs Ganze: „Wen hast du eigentlich lieber, nicht so einfach Teilzeit arbeiten können, die müssen sich Mama, die Kinder in deiner Klasse oder uns?“ Das war eine eben- beispielsweise langfristig auf eine bestimmte Stundenzahl pro so listige wie vollkommen unschuldige Frage. Und die Antwort fiel Woche festlegen. Kaum jemand kann schon mittags nach Hause der Mama nicht schwer: „Natürlich seid ihr mir das Wichtigste!“ gehen, sich den restlichen Tag relativ frei einteilen oder an bestimmten Werktagen ganz zu Hause Und doch: So eine Frage kann ganz bleiben. schön gemein klingen in den Ohren „Wen hast du eigentlich lieber, Diese Flexibilität ist, neben der einer Frau, die sich mit Ende 20 entFreude am Unterrichten, einer der guten schied, Familie und Beruf zu vereinbaMama, die Kinder in deiner Gründe, warum überdurchschnittlich ren und davon überzeugt war, dass das Klasse oder uns?“ viele Frauen den Beruf der Lehrerin auch funktioniert hat. Deswegen erfüllt Astrid Gäb an ihrer Grundschule in Dittel- anstreben – auch wenn der Verdienst etwas bescheidener ausfällt brunn, Landkreis Schweinfurt, ja schon kein volles Deputat, son- und die Karrierekurve eher flach. Die Flexibilität drückt sich auch dern teilt ihre Zeit: in 20 Wochenstunden Unterricht – und den aus in überdurchschnittlich viel Teilzeitbeschäftigungen: An den Rest. Und doch war es in diesem Moment im Bad so, als hätte bayerischen Grundschulen haben dem aktuellen bayerischen aus dem Mund des Töchterchens ihr eigenes schlechtes Bildungsbericht zufolge rund 60 Prozent der weiblichen Gewissen gesprochen. Oder ein Mann im Talar? Einer aus den Lehrkräfte einen Teilzeitvertrag. An den anderen allgemein bilden50ern, aus jenem fernen Zeitalter, als noch 98 Prozent der Kinder den Schularten ist es nur jeweils etwas weniger als die Hälfte. Von in eine klassische Familie mit verheirateten Eltern und weitgehend den männlichen Lehrkräften wiederum arbeiten jeweils nur um die allein verdienendem Gatten geboren wurden. Das klang wie: Sei zwölf Prozent in Teilzeit. Noch Mitte der 60er Jahre waren zwei ganz für die Kinder da! Dann musst du auch nicht mittags aus der Drittel aller Ehefrauen Hausfrauen und zugleich Mütter von durchSchule nach Hause hetzen, um noch schnell ein Essen zu kochen. schnittlich 2,5 Kindern. Heute sind nur noch gut ein Drittel komDann musst du auch nicht abends arbeiten! Schenke ihnen stets plett zu Hause. Bayerische Schule 1 2010 17 Thema_Kind und Beruf nur um den Preis, dass Frey an zwei Tagen schon zur ersten Stunde um 7.40 Uhr antreten muss. Das wiederum klappt mit Müh und Not, weil es von der Wohnung zur Grundschule ihrer Kinder nur ein paar Schritte sind. Leicht ist ein solches Leben im Minutentakt trotzdem nicht. Frey weiß: „Alles was ich nicht erledige, bleibt unerledigt“, und so manches bleibt tatsächlich auf der Strecke. Krank werden sollte am besten niemand und tatsächlich hat es die Kinder bislang immer nur am Wochenende erwischt. Charlotte Frey selbst erfreut sich zumeist guter Gesundheit, für den Notfall aber hat sie ein Netzwerk aus Nachbarn und Freunden eingerichtet, das sie schnell aktivieren kann. Da bringt schon mal jemand die Kinder zur Schule, oder holt Medizin aus der Apotheke. Zeit für sich selbst findet die Teilzeitmutter freilich oftmals erst nach Mitternacht, wenn alles ruhig ist, die Arbeiten korrigiert sind, der Schulalltag oder größere Projekte vorbereitet – Gymnasiallehrerin – zwei Kinder, allein erziehend und noch ein Buch lockt. Manchmal steht sie sogar am Wochenende um 6 Uhr auf, um zu arbeiten, damit sie tagsüber Die veränderte berufliche Rollenverteilung trägt ihren Teil dazu bei, mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen kann. All die Strapazen nimmt Frey aber gerne auf sich: Ein 9 to dass die gemeinsame Zeit in den Familien knapp wird. Mit dem Bröckeln der 3 K-Ideologie – Kinder, Küche, Kirche – schwindet 5-Job – das wäre für sie eine Belastung. Frey sagt: „Ich liebe dieauch der institutionelle Rahmen für das Beziehungsleben: 1965 sen Job, ich beziehe aus ihm einen großen Teil meiner Energie.“ wurden noch siebenmal so viele Ehen geschlossen wie geschie- Eine Frage, wie Astrid Gäb sie von ihrer Tochter Julia gehört hat, den wurden, 1985 waren es nur noch dreimal so viele, 2005 nur ist ihr noch nicht zu Ohren gekommen. So eine dumpfe Stimme noch doppelt so viele. Hochzeiten für Leute wie den Augsburger tief aus dem Inneren kennt jedoch auch sie. Besonders dumpf Bischof Walter Mixa, der gegen eine aus seiner Sicht verfehlte klingt sie im Winter, wenn sie die Kinder im Dunklen aus dem Familienpolitik der damaligen Familienministerin Ursula von der Haus schafft und im Dunklen wieder nach Hause holt, nach dem Leyen wetterte: Durch ihre Pläne für eine verbesserte Kinderbe- gemeinsamen Abendbrot noch die kleine Lektüre fortsetzt und treuung wolle sie nur „junge Frauen als Arbeitskräftereserve für die Gutnacht sagt. Da hört sie sich schon manchmal denken: „Was haben die Kinder jetzt eigentlich mit mir erlebt.“ Und doch: Industrie rekrutieren“ und degradiere sie zu „Gebärmaschinen“. Hohn in den Ohren einer alleinerziehenden Lehrerin wie Morgens die Kollegen zu treffen und in der Klasse mit den Kindern Charlotte Frey*. Die 34 Jahre alte Mutter zweier Söhne im Alter zu arbeiten, das ist eine wichtige Grundlage dafür, sich ausgeglichen zu fühlen. Frey sagt: „Ich kann von sechs und sieben Jahren unterrichtet an einem Gymnasium in 20 Stunden Kein Hortplatz, keine Arbeit, eine viel tollere Mutter sein, wenn ich meine Sache machen kann und nicht Teilzeit Englisch und Deutsch. Ihr ehekein Geld – das kann doch die nur Mama bin – auch wenn ich das maliger Partner nimmt die Kinder an genieße.“ jedem zweiten Wochenende, ihre Eltern Kommune nicht wollen Gewollt oder nicht, die gesellschaftwohnen ein paar hundert Kilometer entfernt von der Kreisstadt, in der sie lebt, und so war sie angewie- liche Realität sieht so aus: Fast jedes dritte Kind lebt nicht in einer sen auf einen Ganztageskindergartenplatz. Den bekam sie. Und klassischen Familie sondern ohne Vater (15 Prozent), ohne Mutter aus der Erfahrung, dass das Leben zwischen Schule und Kindern (2 Prozent), mit unverheirateten Eltern (6 Prozent) oder in einer schon zu machen ist, willigte sie ein, als der Direktor ihre Unter- Patchwork-Familie (9 Prozent). Auch die Art zu arbeiten hat sich richtsverpflichtung auf den derzeitigen Umfang erweitern wollte. grundlegend geändert: 2008 waren laut Statistischem Bundesamt Doch als es um die Einschulung der beiden Söhne ging, bekam in Deutschland von 34,7 Millionen Erwerbstätigen rund 7,7 Milliodie Lehrerin keinen Hortplatz. Sie war ihren eigenen Worten zufol- nen „atypisch“ beschäftigt, das heißt in Teilzeit, Zeitarbeit oder ge „geschockt“. Sie sprach persönlich beim Bürgermeister ihrer befristet. Weitere 2,1 Millionen waren sogenannte Solo-SelbstKreisstadt vor. Erklärte, dass das so alles nicht funktionieren kann. ständige, darunter auch Lehrkräfte, die unversichert auf schmaler Kein Hortplatz, keine Arbeit, kein Geld, das kann doch die Kom- Honorarbasis arbeiten. Die Zahl der atypischen sei innerhalb der mune nicht wollen. Dann hat es auf einmal doch geklappt. Das vergangenen zehn Jahre um rund 46 Prozent gestiegen, die der nächste Problem war der Stundenplan: Ein freier Tag pro Woche Solo-Selbstständigen um 27,8 Prozent. sollte für die angestellte Lehrerin herausspringen, das ging aber *Identität geändert Schwierig ist das Leben als unterrichtende Mami gar nicht mal so sehr wegen der Kinder. Die sind wie in Familie Gäb oftmals bestens versorgt. Jeden Donnerstag verbringen sie mit den Großeltern, die nur ein paar Kilometer entfernt wohnen, und auch sonst springen die öfter mal ein. Omi und Opi macht es eben Spaß, für die Enkel zu kochen, mit ihnen zu spielen oder bei den Hausaufgaben zu helfen – und auch denen gefällt es. Abgesehen davon lernen ihre Kinder früh selbstständig zu sein, was auch Freunden immer wieder mal positiv auffällt. Wer eher mal zu kurz kommt, ist der Mann. Der arbeitet als selbstständiger Finanzvermittler und muss Verständnis aufbringen, dass ihr Arbeitstag oftmals erst um 22.30 Uhr endet. Auch am Wochenende ist immer wieder Schreibtisch statt Schwimmbad angesagt. 18 Bayerische Schule 1 2010 Thema_Kind und Beruf Wer sie fragt, ob das alles nicht ein wenig stressig sei, kriegt zu hören: „Es ist anstrengend, aber selten belastend.“ Ohne Tagesmutter, einen Mann, der die Kinder in den Ganztageskindergarten oder später in die Schule bringt, eine Putzhilfe und eine Mutter, die zumindest an einem Tag aushilft, kann so ein Projekt natürlich nicht funktionieren. Inneren Ausgleich schafft ihr neues Hobby Reiten. Klagen kommt für die temperamentvolle Frau jedenfalls nicht in Frage, sie habe jedes ihrer Kinder gewollt, trage eben gerne Verantwortung und erfülle durch all ihre ehrenamtlichen Jobs in dieser Ellenbogengesellschaft „eine Vorbildfunktion“. Und vor allem: Zagler ist eben auch „furchtbar gern“ Lehrerin. Und hat als solche immer auch „ihr eigenes Geld“ verdienen wollen. Mit ihrem Mann führe sie eine „glückliche Ehe“. Und doch: Als sie nach dem ersten Kind ihren Job nicht aufgeben wollte, da war der Mann nicht wirklich erfreut. Sie sagt: „Er wollte damals eine zufriedene Frau zu Hause.“ Aber zufrieden, geschweige denn glücklich, wäre eine Susanna Zagler so nie geworden. Weil sie etwa gleich viel verdienten, schlug sie vor: „Bleib du zu Hause!“ Aber das wollte er nicht. Nur jeder 20. deutsche Mann will das – und tut es auch. So folgte Zagler ihrer inneren Stimme. Und die riet ihr, weiter Beruf und Hobby auszuüben. Als Teilzeitkraft kann frau locker nebenbei Essen machen Zagler ist ganz offensichtlich eine jener arbeitenden Mütter, die nicht aus finanzieller Not in den Beruf strebt. Wie das Statistische Bundesamt vor fünf Jahren ermittelte, arbeiten westHauptschullehrerin – drei Kinder deutsche Mütter zu 41 Prozent in Teilzeit, rund vier Fünftel davon Nicht ganz typisch ist die Lebenssituation der dreifachen Mutter aus „persönlichen oder familiären Gründen“. Bei ostdeutschen Susanna Zagler, Fachlehrerin für Ernährung und Gestaltung, auch Müttern überwiege der Mangel an Vollarbeitsplätzen als Grund. wenn sie wie viele andere in Teilzeit beschäftigt ist – 23 Stunden Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums an der Hauptschule Karlsfeld, minus ein paar Anrechnungsstun- Berlin für Sozialforschung, hat kürzlich für „Brigitte“ Frauen nach den, verteilt auf drei Wochentage. Ungewöhnlich ist, mit wie viel ihren Lebensentwürfen befragt und bei den Frauen zwischen 20 Power sich die Frau an wie vielen Stellen einsetzt. Sie ist Fach- und 30 ein neues Selbstbewusstsein und mehr Kompromisslosigkeit ausgemacht. Ihr Fazit: „Frauen beraterin, stellvertretende Fachgrupwollen heute auf den eigenen Beinen penleiterin im BLLV und als Webmaster Sie schlug vor: stehen.“ Dagegen warnte EmmaVorstandmitglied im MLLV, Elternspre„Bleib du zu Hause!“ Aber Herausgeberin Alice Schwarzer vor der cherin in den Klassen ihrer zwölfjährigen „Teilzeitfalle“. Hinzuverdienerinnen hätten Tochter Sophia sowie der neunjährigen das wollte er nicht. mehr Stress als die Hausfrau früher, und Tochter Alexandra und war es vier Jahre lang in der Klasse des 14 Jahre alten Sohnes Florian. Sie fährt die seien obendrein genauso abhängig von ihrem Mann. Zaglers Liebe zum Beruf musste jedenfalls groß gewesen Kinder zum Eishockey, zum Tennis, zum Reiten zum Fechten, zum Tanzen, koordiniert 30 Schulweghelfer und steht ein-, zweimal die sein, Stress hin oder her: Schon sechs Wochen nachdem der Sohn auf die Welt gekommen war, stand sie 22 Stunden im Woche selbst am Zebrastreifen. Sie erledigt zu Hause für den selbstständigen Mann die Unterricht, zum Stillen fuhr sie nach Hause, dazu bekam sie eine Buchhaltung, kümmert sich um den 83 Jahre alten Schwieger- Extrastunde. Reguläre Freistunden nutzte sie dazu, Milch fürs vater, der nicht mehr so gut allein zurecht kommt. Jahrelang hat sie Fläschchen abzupumpen. „Die Kinder haben sich einfach dem auch die Rock’n’Roll-Abteilung des TSV Dachau geleitet. Rhythmus angepasst“, erinnert sie sich. „Rhythmus“ muss man in Immerhin: Die drei Hündchen der Rasse Zwergspitz sowie acht diesem Fall wörtlich nehmen: Noch kurz vor der Geburt des mittMeerschweinchen werden von den Kindern versorgt. Allerdings: leren Kindes war Zagler im Rock’n’Roll-Training gestanden, und Als sie einmal auf Lehrgang war, kamen gewisse Aufsichts- wenn der Sohn zu Hause beim Opa geweint hat und der mit ihm pflichten zu kurz, wie man ein paar Monate später merkte, als aus in die Halle kam, war er augenblicklich ruhig. Auch so ein Fall von innerer Stimme. den zwei Hündchen drei geworden waren. Bayerische Schule 1 2010 19 Hauptschullehrer Toni Gschrei, 49, drei Kinder, sieben Jahre lang Vollzeitvater Habemus papam Sie Rektorin, er Teilzeitlehrer – nach Jahren als Hausmann bei den Kindern Für einen Mann, der nicht in seinem Beruf arbeitet, der daheim bleibt bei den Kindern, während die Frau das Geld verdient, für so einen Mann kann eine Sekunde zur Ewigkeit werden. Hauptschullehrer Toni Gschrei erinnert sich noch sehr gut an eine solche Sekunde. Da fragt ein Bekannter: „Und, was machst du zurzeit?“ Antwort: „Ich bin zu Hause.“ Befremdetes Schweigen. Gschrei eilfertig: „Aber ich mach auch was für den BLLV, Lehrerfortbildungen und so“. Zaghaftes Lächeln auf beiden Seiten, Themenwechsel. So kann es gehen. Man wird als Hausmann nicht immer von allen für voll genommen – und fängt prompt an, sich durch Verweis auf ehrenamtliche Arbeit zu rechtfertigen. Das virile Selbstvertrauen – von Windeln verweht. Gschrei macht kein Hehl daraus, dass der Impuls von seiner Frau, Maria Heininger, kam. Die Grundschullehrerin wollte nach dem dritten Kind nicht länger zu Hause bleiben, sondern endlich wieder arbeiten. Er wiederum sah darin „eine Chance“. Unverhofft wurde die 43-Jährige vor zwei Jahren Rektorin. Heute, die Kinder sind 14, 12 und 10 Jahre alt und hinter dem 49-Jährigen liegen sieben Jahre Heimarbeit und zwei in Teilzeit, fällt sein Resümee verhalten positiv aus: „Ganz frei von dem Selbstbild: du bist ‚nur’ zu Hause, war ich nicht. Aber ich würde es wieder machen. Es ist eine große Bereicherung.“ So ein radikaler Rollentausch ist auch heutzutage nicht selbstverständlich: Die Frau Mama etwa, selbst vierfache Mutter, bodenständige Oberpfälzerin, hatte ja gar nichts dagegen, dass ihr Sohn daheim bei den Kindern bleibt. Nur: ’rumerzählen braucht man es auch wieder nicht! Gschrei kennt eine Kollegin, da geht der Mann in die Backstube und sie bleibt zu Hause, obwohl er weniger verdient als sie. Was soll’n d’ Leut’ denken? Am Ärgsten aber erlebte er den Teufel der Kritik im engsten Umfeld – in 20 Gestalt seiner Erstgeborenen. Papa Gschrei fährt mit dem Auto durch den heimischen Landkreis Altötting, an Bord Tochter Magdalena, frisch eingeschult. Plötzlich die Frage aus dem Kindersitz: „Du Papa, alle arbeiten was Gscheid’s – nur du bist dahoam. Warum bist’n du dahoam?“ Habemus Papam – das Wort, mit dem die Kür des Papstes verkündet wird, bekam für den katholischen Religionslehrer eine bittere Bedeutung. Weniger: Ja, wir haben einen Papa! Eher: Oh Gott, da haben wir den Salat. Natürlich, Küche und Herd wollten erst erobert werden. Die Passauerin Heininger erinnert sich an einen Besuch in der Junggesellenbude ihres Künftigen. Sie schlug vor, mal eine Pizza zu bakken, er stimmte nur zögerlich zu: Das Ofenrohr diente als Schrank. Es war voll von Ordnern. Längst serviert Gschrei die selbst gefertigte Lasagne oder den Kartoffelauflauf, manchmal auch den Schweinsbraten. Den hat er von einem anderen Teilzeitvater gelernt, der zwecks Austausch seine Nähe suchte. Da hatte sich Gschrei schon jahrelang in Mutter-Kind-Gruppen bewährt – die wegen ihm ganz korrekt in Mutter-Vater-Kind-Gruppen umbenannt wurden. Gewonnen hat Gschrei vor allem ein neues Verständnis für seine Frau. Klagte sie früher, sie habe nicht eine Seite Zeitung gelesen, da dachte er nur: „Naja, alles eine Frage des Managements.“ Er an ihrer Stelle war dann selbst froh, wenn nur mal zehn Minuten am Tag für sich hatte, „die Kleinen wollen ständig was“. Hausaufgaben geben beide weniger auf. Sie sagt: „Das ist Terror!“ Für die Eltern. Leicht war es auch für sie nicht immer. „Welches G’wand die Kinder tragen“ – ihre Angelegenheit. Wie so manche Frage der häuslichen Ordnung. Er sagt: „Väter schalten da eher mal ab“. Sie bestätigt: „Man bleibt trotzdem Mutter.“ Christian Bleher Bayerische Schule 1 2010 Thema_Leitartikel Familienfreundlicher Beruf? Von Gerd Nitschke* Der Beruf der Lehrerin ist einer der familienfreundlichsten Berufe – diese Aussage trifft zu, wenn man einen rein dienstrechtlichen Maßstab anlegt. Der Freistaat Bayern ist ein Arbeitgeber, der mit seinen Gesetzen und Verordnungen die Voraussetzungen dafür schafft, dass seine Beschäftigten Kind und Beruf möglichst gut vereinbaren können. Die Möglichkeiten der Vereinbarkeit beginnen schon vor der Geburt durch verschiedene Schutzmaßnahmen in der Verordnung über den Mutterschutz für Beamtinnen, Freistellung bei negativem Antikörperbefund oder Entpflichtung von Pausenaufsichten beziehungsweise Sportunterricht und setzen sich fort in der Möglichkeit, bis zu drei Jahre Elternzeit pro Kind zu beantragen, was freilich auch für andere Arbeitnehmer gilt. Bei den Teilzeitmöglichkeiten, während der Elternzeit ab einer und in familienpolitischer Teilzeit ab sechs Unterrichtsstunden, und der familienpolitischen Beurlaubung, bis zu 15 Jahre, zeigt sich die Familienfreundlichkeit besonders deutlich. Die Doppelbelastung Kind und Beruf – wenn man bei Kindern überhaupt von Belastung sprechen darf – wird jedoch oft von den Lehrerinnen selbst unterschätzt und von den Vorgesetzten manchmal vergessen beziehungsweise übersehen. Kolleginnen, die diese Doppelbelastung auf sich nehmen, werden durch weitere Verordnungen vor Überbelastungen und Benachteiligungen geschützt. In der Lehrerdienstordnung wird darauf hingewiesen, dass „der verminderte Umfang der Unterrichtspflichtzeit bei der Heranziehung zu Unterrichtsvertretungen und außerunterrichtlichen Verpflichtungen berücksichtigt werden soll.“ Die Richtlinien zur Dienstlichen Beurteilung sprechen davon, dass Lehrerinnen „allein aufgrund der Tatsache der Teilzeitbeschäftigung bei der Beurteilung keine Nachteile erwachsen“ dürfen. Dienstbefreiungen bei Krankheit des Kindes oder der Betreuungsperson sind ebenso zu beachten wie die Änderungen der Laufbahnverordnung, womit nun 24 Monate Elternzeit und jegliche Teilzeit auf die beförderungsrelevante Dienstzeit angerechnet wird. Beim Ruhegehalt werden bis zu drei Jahre auf den Kindererziehungszuschlag (Geburten nach dem 1. Januar 1992) angerechnet. Der Freistaat Bayern, der familienfreundlichste Arbeitgeber? Die Praxis sieht nicht immer so rosig aus. Da kann es schon einmal vorkommen, dass eine Regierung Anträge auf sogenannte „unterhälftige Teilzeit" ablehnen möchte, auch wenn sie dafür zwingende dienstliche Gründe geltend machen müsste – die es nur sehr selten gibt. Vor Ort gibt es zu oft Schwierigkeiten bei der Stundenplangestaltung, weil Bayerische Schule 1 2010 Kindergärten eventuell noch nicht um sieben Uhr öffnen und Kolleginnen mit kleinen Kindern oftmals darauf angewiesen sind, erst zur zweiten Stunde beginnen zu dürfen. Schlechtere Beurteilung Ähnlich sieht es bei Unterrichtsvertretungen, Lehrerkonferenzen beziehungsweise Projekttagen aus – die Betreuung der eigenen Kinder lässt sich halt nicht immer an die Bedürfnisse der Schule anpassen. Außerdem ist es ein Trugschluss, wenn man meint: 50 Prozent Teilzeit sind 50 Prozent Arbeitszeit. Finanziell sind es genau diese 50 Prozent, aber bei der Berechnung der Arbeitszeit kommen trotzdem alle Lehrerkonferenzen, Fortbildungen, Projekttage und auch vermehrt Vertretungen dazu. Die Statistik der Beurteilung 2006 zeigt überdies, dass Teilzeitkräfte beziehungsweise Frauen benachteiligt wurden, was bei den jetzigen Beurteilungen aber hoffentlich nicht mehr der Fall ist. Die Auswertung der Anlassbeurteilung 2009 liegt leider noch nicht vor. Kinder sind unser wichtigstes Gut. Lehrerinnen, die Kind und Beruf in Einklang bringen möchten, sollten schon deswegen großzügigst unterstützt werden. Der Bayerische Landtag hat die Grundlagen dafür geschaffen, vor Ort geht es um die Anwendung und Umsetzung dieser Regelungen. *Der Autor ist Vizepräsident des BLLV 21 Altersteilzeit Reale Abzüge vom fiktiven Netto Wer sich in Altersteilzeit befindet und Steuerfreibeträge auf der Lohnsteuerkarte eintragen lässt oder Bescheide über Krankenkassenbeiträge an die Bezügestelle weiterleitet, muss mit finanziellen Nachteilen rechnen. Das lässt sich vermeiden. 22 Beamtinnen und Beamte erhalten während der gesamten Laufzeit der Altersteilzeit Bezüge in Höhe von derzeit 83 Prozent (bei Genehmigung ab 1. Januar 2010: 80 Prozent) der Nettodienstbezüge, die aus dem bisherigen Beschäftigungsumfang zustehen würden. Die Nettodienstbezüge setzen sich zusammen aus den Nettodienstbezügen, die für die Hälfte (bei Genehmigung ab 1. Januar 2010: 60 Prozent) der bisherigen regelmäßigen Arbeitszeit gezahlt werden und aus einem steuerfreien Altersteilzeitzuschlag, der die Bezüge bis zur Höhe von 83 Prozent (ab 1. Januar 2010: 80 Prozent) der bisherigen Nettobezüge aufstockt. Berechnungsbasis für den Altersteilzeitzuschlag sind die fiktiven Bruttobezüge ohne Berücksichtigung der Altersteilzeit. Diese werden um die gesetzlichen Steuerabzugsbeträge (Lohnsteuer, Solidaritätszuschlag und 8 Prozent der Lohnsteuer als pauschale Kirchensteuer) gemindert. Individuelle auf der Lohnsteuerkarte eingetragene Steuerfreibeträge bleiben hierbei unberücksichtigt. Der so ermittelte Betrag ergibt das fiktive Netto, von dem der betreffenden Person während der Altersteilzeit 83 Prozent (ab 1. Januar 2010: 80 Prozent) zustehen. Die Höhe des Altersteilzeitzuschlags ergibt sich dann aus der Differenz zu den Nettobezügen, die bei einer normalen Teilzeitbeschäftigung im Umfang von 50 Prozent (ab 1. Januar 2010: 60 Prozent) der regelmäßigen Arbeitszeit unter Berücksichtigung aller individueller Umstände der beziehungsweise des Beschäftigten gezahlt würden. Bei der Berechnung dieser normalen Teilzeitbezüge werden auf der Lohnsteuerkarte eingetragene Steuerfreibeträge berücksichtigt. Dies hat zur Folge, dass sich diese Nettobezüge erhöhen Bayerische Schule 1 2010 Service_Dienstrecht Rekordzahl von Pensionierungen In den beiden vergangenen Jahren sind so viele Lehrerinnen und Lehrer in Pension gegangen wie nie zuvor. Im Jahr 2008 wurden 19.500 verbeamtete Lehrkräfte in den Ruhestand versetzt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das nur 0,8 Prozent weniger als im bisherigen Rekordjahr 2007. Vor zehn Jahren waren nur gut halb so viele Lehrerinnen und Lehrer pensioniert worden. Grund für die derzeitige außergewöhnliche Steigerung ist der Einstellungsboom in den 60er und 70er Jahren. Wie schon in den Jahren zuvor wurden im Jahr 2008 erneut weniger Lehrkräfte aufgrund von Dienstunfähigkeit pensioniert, der Anteil lag im Jahr 2008 bei 22 Prozent (2007: 23 Prozent). Dies ist der tiefste Stand seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 1993. Berufsübergreifend betrachtet war in den übrigen Tätigkeitsbereichen, für die ebenfalls die Regelaltersgrenze von 65 Jahren gilt, der Anteil der Dienstunfähigkeit mit rund 15 Prozent an allen Pensionierungen immer noch niedriger als bei den Lehrerinnen und Lehrern. Gleichzeitig stieg unter den Lehrerinnen und Lehrern der Anteil derer, die die Regelaltersgrenze erreichten im Jahr 2008 auf 39 Prozent. Im Vorjahr waren es 37 Prozent. Im Durchschnitt waren die Lehrkräfte 62,6 Jahre alt, als sie in den Ruhestand eintraten (2007: 62,5 Jahre). Überdurchschnittlich viel Dienstunfähigkeit und sich demzufolge der Altersteilzeitzuschlag vermindert. Dies kann auch nach der Durchführung der Steuerveranlagung nicht mehr ausgeglichen werden. Betroffene vermeiden diese Nachteile, wenn sie sich während der Altersteilzeit keine Freibeträge auf der Lohnsteuerkarte eintragen lassen und die entsprechende Steuervergünstigung erst in der Steuererklärung geltend machen. Beitragsbescheinigungen nicht weiterleiten Ebenfalls Vorsicht geboten ist während der Altersteilzeit bei der Weiterleitung von Bescheinigungen über Krankenkassenbeiträge an die Bezügestelle. So können ab 2010 alle Beiträge zu einer Basiskranken- und Pflege-Pflichtversicherung steuerlich berücksichtigt werden. Das regelt das vor Kurzem in Kraft getretene Gesetz zur verbesserten steuerlichen Berücksichtigung von Vorsorgeaufwendungen (Bürgerentlastungsgesetz). Entsprechende Beitragsbescheinigungen werden derzeit von den Krankenkassen verschickt. Bei Weiterleitung dieser Bescheinigungen an die Bezügestelle erhöhen sich die Nettobezüge. Befindet sich die betroffene Beamtin beziehungsweise der betroffene Beamte in Altersteilzeit, hat dies also dieselben Auswirkungen wie ein eingetragener Freibetrag auf der Lohnsteuerkarte. Beamtinnen und Beamte in Altersteilzeit sollten daher die Beitragsbescheinigungen nicht an die Bezügestelle weiterleiten, sondern die Vorsorgeaufwendungen über die Einkommensteuererklärung geltend machen. bbb/ds Bayerische Schule 1 2010 Die hohe Zahl der Pensionierungen führte zu einem deutlichen Anstieg der Gesamtzahl der Empfängerinnen und Empfänger von Ruhegehalt. Zu Beginn des Jahres 2009 erhielten insgesamt 268.200 ehemalige Lehrkräfte Ruhestandsbezüge. Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 15.100 Personen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind Pensionierungen wegen Dienstunfähigkeit bei Lehrerinnen und Lehrern immer noch merklich höher als bei anderen Beamtengruppen. Rolf Habermann, Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes (BBB), erklärte zu der Veröffentlichung: „Das ist ein deutliches Zeichen, dass dieser Beruf überdurchschnittlichen Belastungen ausgesetzt ist.“ Gerade in diesem Bereich sei die Altersteilzeit, deren Fortführung in Bayern im Sommer dieses Jahres vom Landtag beschlossen wurde, von besonderer Bedeutung. Die Altersteilzeit ermöglicht es den Beschäftigten, früher aus dem Beruf auszuscheiden, ohne mit dem Makel „dienstunfähig“ gebrandmarkt zu werden. Dafür nehmen viele die damit einhergehenden finanziellen Verluste gerne in Kauf. „Ich kenne zahlreiche Kolleginnen und Kollegen, die sich damit im wahrsten Sinne des Wortes ,über die letzten Jahre retten'“, sagte Habermann. Insofern sieht er es auch als Verdienst der Altersteilzeit, dass die Zahl der Lehrerinnen und Lehrer, die die gesetzlichen Altersgrenzen erreichen, in den vergangenen Jahren konstant gestiegen ist. Die bisher bundesweit einmalige Fortführung der Regelung, die ursprünglich Ende 2009 auslaufen sollte, wird dem Freistaat Bayern von vielen Beschäftigten hoch angerechnet. Nichtsdestotrotz zeigten die Statistiken, dass bei den Arbeitsbedingungen der Lehrer noch einiges im Argen liegt. bbb/ds 23 Service_Dienstrecht Unfallschäden bei Dienstfahrten Neuer Versicherungspartner Unfallschäden an einem privaten Kraftfahrzeug, das aus triftigen Gründen für eine Dienstreise benutzt wird, werden künftig nicht mehr über die Versicherungskammer Bayern reguliert. Den entsprechenden Vertrag über eine Dienstfahrt-Fahrzeugversicherung (DFFV) hat der Freistaat Bayern gekündigt. Aufgelöst wurde nach einer europaweiten Ausschreibung vom Freistaat Bayern auch die damit verbundene so genannte Rabattverlustversicherung (RVV). Zum 1. Januar 2010 gilt ein Nachfolgevertrag mit der Basler Securitas-Versicherungen-AG, vertreten durch die Ecclesia Versicherungsdienst GmbH. Für Betroffene hat sich hinsichtlich der Anspruchvoraussetzungen nichts geändert. So besteht aus der DFFV unverändert ein Anspruch auf Sachschadenersatz, wenn der Dienstherr die Benutzung des privaten Kraftfahrzeugs ausdrücklich vorher schriftlich oder elektronisch angeordnet oder genehmigt hat und das private Kfz aus triftigen Gründen benutzt wird. Für Unfallschäden ab dem 1. Januar 2010 ist die Ecclesia Versicherungsdienst GmbH, Klingenbergstr. 4, 32758 Detmold, der zuständige Versicherer. Ergänzend zur DFFV wurde mit der Versicherungskammer die RVV privat abgeschlossen. Mit der RVV ist der sogenannte Rabattverlust versichert. Dieser Vermögensschaden ergibt sich, wenn während einer Dienstfahrt ein Haftpflichtschaden verursacht wird und der Beitragssatz der Kfz-Haftpflichtversicherung entsprechend angehoben wird. Mit der Versicherungskammer bestehende Einzelrabattversicherungen wurden ebenfalls mit Wirkung zum 31. Dezember 2009 beendet. Es besteht aber die Möglichkeit, mit Wirkung zum 1. Januar 2010 eine entsprechende Versicherung bei der Ecclesia Versicherungsdienst GmbH zu einer Jahresprämie von derzeit 16,48 Euro (inklusive 19 Prozent Versicherungssteuer) abzuschließen. Mit diesem Hinweis wird keine Empfehlung ausgesprochen, dieses Angebot an Stelle möglicherweise bestehender vergleichbarer Angebote anderer Versicherungsunternehmen anzunehmen. bbb/ds Ausbildungszeiten bei Freistellung Wenn sich Beamtinnen oder Beamte aus familiären Gründen vom Dienst freistellen lassen, müssen sie nur noch bis Ende dieses Jahres eine zusätzliche Verschlechterung ihres Ruhegehaltssatzes hinnehmen. Die bisherigen ungünstigeren Regelungen zur sogenannten Quotelung von Ausbildungszeiten bei Freistellungszeiten von länger als einem Jahr werden geändert. Dem bereits vom Kabinett beschlossenen Entwurf für das neue Bayerische Beamtenversorgungsgesetz (BayBeamtVG) zufolge, werden die bisherigen Regelungen nicht in das Landesrecht übernommen. Bisher werden bei der Berechnung der regelmäßigen ruhegehaltfähigen Dienstzeit Ausbildungszeiten nur in vermindertem Umfang berücksichtigt, wenn entsprechende Freistellungszeiten (Beurlaubung, Teilzeit) vorliegen. Dabei wurden Ausbildungszeiten nur in dem Umfang berücksichtigt, der dem Verhältnis der tatsächlichen ruhegehaltfähigen Dienstzeit zu der Dienstzeit entspricht, die ohne Freistellung erreicht worden wäre. Die positive Entwicklung im Bereich der Quotelung wird vom BLLV und vom BBB ausdrücklich begrüßt. ds Gegen die Wand – hoffentlich RVV-versichert! Elternzeit auch für Enkelkinder Großeltern können unter bestimmten Umständen Elternzeit für ihre Enkelkinder in Anspruch nehmen. Möglich ist dies dann, wenn ein Elternteil des Kindes minderjährig ist oder sich im letzten oder vorletzten Jahr der Ausbildung befindet, die vor Vollendung des 18. Lebensjahres begonnen wurde und die Arbeitskraft des Elternteils voll in Anspruch nimmt. Diese Änderung der Urlaubsverordnung wurde im Bayerischen Gesetz- und Verordnungsblatt (GVBl) vom 16. November 2009 veröffentlicht. Schwerpunkt der Änderung ist die Anpassung der für die bayerischen Beamtinnen und Beamten geltenden urlaubsrechtlichen Vorschriften an die im Januar 2009 in Kraft getretene Änderung des Gesetzes zum Elterngeld und zur Elternzeit (BEEG). BS Bayerische Schule 1 2010 Service_Recht Übertrittsverfahren Kann eine Schulleiterin eine Probearbeit annullieren? An einer Grundschule wurden zu Schuljahresbeginn in der Lehrerkonferenz grundsätzliche Festlegungen zu den Leistungsnachweisen der 4. Jahrgangsstufe getroffen. Dabei wurden die ersten vier Schulwochen als Lernphase ausgewiesen, in der keine Probearbeiten geschrieben werden. Eine Kollegin hatte diese neue Verordnung und die Festlegung der Lehrerkonferenz wohl noch nicht verinnerlicht, so dass sie drei Wochen nach Schulbeginn die erste Probearbeit in Deutsch schreiben ließ. Die Probearbeit fiel mit einem Schnitt von 2,31 nicht schlecht aus und die Lehrkraft gab sie nach der üblichen Besprechung in der Klasse heraus. Daraufhin beschwerten sich Erziehungsberechtigte von Kindern, die nicht so gut abgeschnitten hatten. Die Schulleiterin annullierte die Probearbeit nach Rücksprache mit der Lehrkraft. Nun protestierten die Eltern, deren Kinder bei dieser Probearbeit gut abgeschnitten hatten, und wandten sich mit einer Beschwerde an Schulamt und Regierung. Der Hilferuf der Schulleiterin erreichte die BLLV-Rechtsabteilung, die folgende Rechtsauskunft gab: Die Schulleiterin hat richtig gehandelt, indem sie die Probearbeit für ungültig erklärte. Dies ergibt sich aus der Lehrerdienstordnung, in der es heißt: „Der Schulleiter kann von sich aus tätig werden, entweder auf Veranlassung durch einen Schüler, durch Erziehungsberechtigte oder durch eigene Initiative. Er kann einen Leistungsnachweis für die ganze Klasse für ungültig erklären, wenn die Anforderungen für die Jahrgangsstufe nicht angemessen waren oder der Lehrstoff nicht genügend vorbereitet war.“ Außerdem müssen sich die Eltern auf Festlegungen, die ihnen bekannt gegeben wurden, verlassen können. Nachdem die Schulleitung aber auch darauf zu achten hat, dass die Anforderungen in den Klassen vom Schwierigkeitsgrad annähernd gleich sind, beziehungsweise dass die Arbeiten gleichmäßig verteilt sind, hat die Schulleiterin unter Abwägung aller Aspekte mit der Annullierung richtig gehandelt. Begründen lässt sich dies in erster Linie mit einer ungenügenden Vorbereitung des Lehrstoffes. Nachdem das Kultusministerium die Lernphasen festgelegt und die Lehrerkonferenz diese mit einem Zeitrahmen konkretisiert hat, musste die Schulleiterin zur Bayerische Schule 1 2010 Einhaltung der Bestimmungen und unter dem Aspekt der Gleichbehandlung die Probearbeit für ungültig erklären. Gegen diese Entscheidung können keine Rechtsmittel eingelegt werden, da die Benotung einer Probearbeit grundsätzlich keinen Verwaltungsakt darstellt. Also können die Eltern gegen die Benotung einer Probearbeit nicht mit Widerspruch oder Klage vorgehen, ebenso wenig gegen die Erklärung der Ungültigkeit. Das Beschwerderecht bleibt den Erziehungsberechtigten natürlich immer offen. hpe Kommentar von Hans-Peter Etter Recht schlägt Pädagogik Dieser Fall zeigt überdeutlich, was auf die Schulleitungen und die Lehrkräfte mit den neuen Bestimmungen zum Übertritt in der 4. Jahrgangsstufe alles zukommen wird. Die Justiziabilität steht im Vordergrund. Die Aufgeregtheiten werden größer, die Anfechtungen von Übertrittszeugnissen werden leichter und häufiger, und damit wird der Druck auf Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleiter immer größer. Inwieweit das Hecheln von Probearbeit zu Probearbeit, inwieweit deren Ankündigungen und inwieweit Lern- und Prüfungsphasen einer Grundschule und damit 9- und 10-jährigen Kindern gerecht werden, ist zu einer juristischen Frage geworden. Neben der pädagogischen Freiheit der Lehrkraft bleibt mit diesen Übertrittsregelungen vor allem die Pädagogik auf der Strecke. 25 Künftig gilt: Der Arzt darf den Tod eines Patienten nicht verhindern, wenn der es verfügt hat. Mehr Klarheit bei Patientenverfügung Neue gesetzliche Regelung entschärft ethisches Dilemma Seit dem 1. September 2009 ist die Patientenverfügung samt Vorsorgevollmacht durch Beschluss des Deutschen Bundestages per Gesetz in §§ 1901 ff. des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) verankert und somit für Ärzte und Angehörige rechtsgültig und verbindlich. Darüber hinaus ist auch ihre Reichweite maximal, denn ihre Gültigkeit ist nicht von Art und Stadium einer Krankheit abhängig, sondern gilt allgemein. Stellte doch bislang die Entscheidungsfindung bei einem Patienten, der sich in einer kritischen Situation befand, sich zudem auch nicht mehr selbst äußern konnte und bei dem auch keine Willenserklärung in Form einer Patientenverfügung vorlag, für den Arzt eine große ethische Herausforderung dar. Aber auch wenn eine solche Verfügung vorlag, ergab sich oftmals das Problem, wie sich der Arzt verhalten sollte, wenn die Patientenverfügung dem widersprach, was er als Arzt eigentlich gerne getan hätte. Die neue gesetzliche Regelung schafft die erforderliche Klarheit, denn es gilt, dass der Behandlungsvertrag zwischen Arzt und Patient aus einem therapeutisch begründeten Angebot des Arztes (Indikation) und dem Einverständnis des Patienten besteht. Lehnt der Patient dieses Angebot ab, auch wenn ihm dadurch gesundheitliche Schäden bis hin zum Tod entstehen könnten, darf der Arzt diese Therapie nicht durchführen. Dies gilt sowohl für die mündliche Willenserklärung des wachen, orientierten Patienten, als auch für die schriftliche, wenn die Verfügung für diese Situation anwendbar ist. Bei der Abfassung einer Patientenverfügung sollte man daher einen anerkannten, juristisch einwandfreien Vordruck wie den des 26 Sozialreferates des BLLV verwenden. Nicht außer Acht lassen sollte man auch eine gute medizinische kompetente Beratung, da gerade der Teil „Situationsbeschreibung“ der Patientenverfügung von entscheidender Bedeutung für ihre Anwendbarkeit ist. Dieser Teil der Patientenverfügung muss daher präzise und aussagekräftig sein. Für eine optimale Patientenverfügung sind grundsätzlich folgende drei Teile notwendig: Die Situationsbeschreibung, also in welchen Erkrankungssituationen die Verfügung angewandt werden soll; die Therapie, die man sich für die Situation dann wünscht (zum Beispiel Schmerztherapie, Linderung der Atemnot, lindernde Pflege usw.); welche Therapie abgelehnt wird (zum Beispiel Beatmung, künstliche Nahrungszufuhr usw.). Unerlässlich ist darüber hinaus eine Vorsorgevollmacht, in der ein Stellvertreter benannt ist, der in der konkreten Situation dann die Anwendbarkeit der Patientenverfügung prüft und die Umsetzung gegebenenfalls auch durchsetzt. Grundsätzlich sollte jeder Mensch – unabhängig vom Alter – der sich mit der Gestaltung seines Lebensendes offen auseinandersetzt und sicher gehen will, dass sein Wille in dieser Phase seines Lebens berücksichtigt wird, eine Patientenverfügung und eine entsprechende Vorsorgevollmacht erstellen. Selbstverständlich kann beides jederzeit geändert oder widerrufen werden. Laut Gesetz behält die Patientenverfügung aber – unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Erstellung – ihre Gültigkeit, wenn kein ausdrücklicher Widerruf erfolgt ist. Max Schindlbeck und Rudolf Franz Bayerische Schule 1 2010 Service_Soziales / Verband Ehrungen Fakten zur Patientenverfügung Der BLLV lebt von der Stärke und Solidarität seiner Mitglieder. Er kann dabei auf eine langjährige Tradition verweisen. Zu • In einer Patientenverfügung legt man fest, ob und wie man ärztlich behandelt werden will, wenn man seinen Willen nicht selbst äußern kann – zum Beispiel in Fällen von Wachkoma, Demenz oder schwerem Alzheimer. • Einheitliche Vorlagen gibt es nicht. Das BLLV-Sozialreferat empfiehlt die Verwendung der eigenen, juristisch einwandfreien Vordrucke. Man schätzt, dass bislang rund 9 Millionen Bürger solche Anordnungen verfasst haben. Seit 1. September 2009 gibt es nun eine sichere gesetzliche Grundlage – die alten Verfügungen bleiben aber wirksam. • Das Gesetz schreibt keine verbindliche vorherige ärztliche Beratung vor. Die Patienten-verfügung kann vom Verfasser jederzeit – auch mündlich – aufgehoben werden. • Das Dokument richtet sich laut Informationsschrift des Bundesministeriums der Justiz (BMJ) zwar in erster Linie an die Ärztin oder den Arzt und das Behandlungsteam, aber auch an den Betreuer/Bevollmächtigten des Patienten. Dieser muss prüfen, „ob die Festlegungen auf die aktuelle Lebens- und Behandlungssituation zutreffen“. • Besteht zwischen dem Arzt und dem Betreuer/Bevollmächtigten Streit über den Willen des Patienten, muss das Gericht entscheiden, falls Todesgefahr bei einem Behandlungsabbruch besteht (§ 1904 Abs. 2 u. 4 BGB). Weitere Informationen und einen Vordruck des Sozialreferats finden Sie unter www.bllv.de/bs/2010/01 ms und rf Bayerische Schule 1 2010 besonderem Dank ist er seinen langjährigen Mitgliedern verpflichtet. Wir gratulieren: Für 75-jährige Mitgliedschaft: KV Bogen: Josef Merklein BV München: Therese Stauder KV Bad Aibling: Alfred Hillar KV Ingolstadt: Ludwig Bleimeier Für 70-jährige Mitgliedschaft: BV München: Elisabeth Brehmer, Dr. Friedrich KV Würzburg-Stadt: Irmtraud Merinksy Bröcker, Adolf Jung, Marianne König, Jutta BV Nürnberg: Meta Weindel Schwaiger KV Eschenbach: Elisabeth Lobenstein KV Hof-Stadt: Hans-Heinrich Oesper KV Würzburg-Stadt: Marga Räbel Für 60-jährige Mitgliedschaft: KV Lichtenfels-Bad Staffelstein: Heinrich KV Landshut: Klaramarie Mursch, Carola Seeberger Obermaier, Ida Saller, Carola Steinberger, Josef KV Passau: Marianne Migl, Hermann Seidl Waldherr, Josef Wimbürger, Anneliese Winner KV München-Land: Stettmeier Elisabeth KV Miesbach: Maria Eckl, Helmut Krog, Walde- KV Neuburg-Schrobenhausen: Maria Giess, mar Rausch, Isolde Silbernagel, Hans Stangl Siegfried Maillinger KV Münchberg: Manfred Schmidt KV Gefrees: Gerhard Meyer Für 50-jährige Mitgliedschaft: KV Bogen: Annemarie Kouba KV Miesbach: Käthe Hiergeist BV München: Gunther Appelt, Thea Dressel, KV Nabburg: Konrad Gietl Elisabeth Friedl, Elfriede Fricke, Ludwig Förschl, KV Bogen: Josef Miksch Anneliese Gegenfurtner, Herbert Hofmann, KV Bad Aibling: Gertraud Höllerer, Ulrike Mast Margarete Hofmann, Herta Kettler, Gertrud KV Ingolstadt: Anneliese Müller, Löschke, Hedwig Lugauer, Hermine Müller, Irmgard Rödel, Christa Springer Max Priller, Walter Royer, Erika Tichai, Ludwig BV München: Luise Bauer, Ursula Großschmidt, Voith, Inge Weidenhiller Maria Krafzik, Maria-Luise Machat, Helga Müller, KV Hof-Stadt: Fritz Goller Marianne Trischberger, Herbert Wahl, Rosmarie KV Würzburg-Stadt: Gerda Appel, Erna Zehetmair Holzinger, Johanna Mantel, Anneliese Reichert, KV Hof-Stadt: Rudolf Deeg, Ernst Zeller Ursula Schmiedel, Peter Mehnert BV Nürnberg: Erwin Arnold, Heinrich KV Würzburg-Stadt: Anny Bemmerlein, Helmut Daumenlang, Erich Eisner, Rudolf Flurer, Kurt Brand, Gerda Burger Gemählich, Werner Hörlbacher, Erich Müller, BV Nürnberg: Dr. Herbert F. Bauer, Mathilde Hilde Murau, Heinrich Pommer, Edith Rettelbach, Grammel, Bernd Heinicke, Martina Noack M.A., Melitta Schmidt, Henry Schmidt-Burkhardt, Franziska Nusselt, Peter Philipp, Angela Richard Schuler, Willi Seibold Schlosser, Beate Schmitz, Isolde Stellbogen KV Lichtenfels-Bad Staffelstein: Gisela Heilmann, KV Lichtenfels-Bad Staffelstein: Sebastian Wolfgang Zwieb Gernert, Renate Mathes, Franz Schöpf, KV Passau: Gottfried Strobel Manfred Utz, Fred Weinmann KV Vilsbiburg: Karl Cifrain, Josef Zeiler KV Passau: Paul Freund, Ingrid Lampeldorfer, KV Wasserburg: Angela Köck, Karl Zellner Helga Salzinger, Sebastian Sträussl, Ingrid KV Aichach: Helmut Riemer Wagner, Inge Wrana, Sigmund Zillner KV Vilsbiburg: Magda Beier-Portenlänger, Für 55-jährige Mitgliedschaft: Wolfgang Schenk KV Miesbach: Erika Elisabeth Bahner, Inge Leid- KV Wasserburg: Lorenz Huber, Emil Kaser, gschwendner-Lampl, Johann Maier, Inge Metzger Elisabeth Zuzok 27 Verband KV Aichach: Wilfried Maier, Erika Probst, Gegner, Manfred Geißler, Edith Hebeler, Frühholz-Hillert, Hedwig Gillich, Ulrike Girardet, Dorothea Thoma Horst Henrich, Brigitte Herd, Ellen Hesselmann, Ursula Göhlich, Dorit Gronefeld, Martina Hezel, KV München-Land: Christa Dürr, Walter Schwab Irene Hönig, Hannelore Kars, Ilse Kasperek, Ursula Barbara Hoffmann, Sabine Kahle, Ruth Krägeloh, KV Neuburg-Schrobenhausen: Bruno Appel, Maas, Gudrun Nürnberger, Waltraud Rittsteiger, Dr. Hubert Krepper, Maria Krimm, Dodo Kröber, Heribert Hillinger, Waltraud Schleifer, Renate Schmidt, Eva Schreiber, Bernhard Sporer, Maria Elisabeth Lindauer, Ulrike Lyding- Wolfgang Wagner Ulrike Teichmann, Marie-Luise Vogelhuber Sachsenmaier, Ursula Menzel, Birgit Roeben, KV Illertissen-Babenhausen: Raimund Helmschrott, KV Lichtenfels-Bad Staffelstein: Albertine Betz, Ingeborg Rötzer, Monika Rolvering, Heide Gerhard Sandtner Maria Bramann, Jürgen Erhard, Heinrich Geßlein, Schwager, Gerda Seelig, Susanne Sievernich, Elfriede Wörner Dagmar Vollers, Doris Weikl, Heidi Wölfelschneider, Für 40-jährige Mitgliedschaft: KV Passau: Monika Baumgartner, Josef Görlich, Gabriele Zillig KV Miesbach: Maria Angermüller, Petra Reiter, Peter Kohn, Hans Lindinger, Hans Rottbauer sen., KV Hof-Stadt: Marion Krauß, Elke Pschibl-Brandl, Leonhard Sanktjohanser Christel Strehl, Norbert Wimmer Friederike Römer, Anne Striepe KV Gefrees: Rosemarie Mader, Peter Schaeche KV Vilsbiburg: Dietrich Claus, Peter Köppen, KV Würzburg-Stadt: Elisabeth Dörsam, Joachim KV Nabburg: Christel Denk, Johann Kumeth, Peter Krautter, Emmi Pless Dutz, Renate Schwab, Eva Schenk Gabriele Seidel, Marianne Wagner KV Wasserburg: Rupert Hägele, Günther Lindner, BV Nürnberg: Dieter Ammersdörfer, Karin Bartlitz, KV Bogen: Wolfgang Folger, Katharina Kerscher, Ilse Schuhbeck, Hartmut Schwinn Ingrid Baur, Wolfgang Bayer, Sonja Böhm, Fritz Reinhard Knockl, Kunigunde Michl, KV Eschenbach: Siegfried Rupprecht Braun, Heidi Brehm, Thomas vom Busch, Susanne Reinhard Zwicknagl KV Aichach: Maria Böhm, Günther Büschl, Courtie, Iris Edl, Jürgen Fischer, Cornelia Gick, KV Bad Aibling: Brigitte Alexy, Reinhard Hauke, Josef Ettl, Dorothea Habel, Brigitte Häfner, Elisabeth Heege, Eva Illini, Birgid Karheiding, Felix Hollmann, Christa Kreiseder, Helmut Niedzballa Kreppold Maria, Alfred Kurz, Gernot Thiel Ingrid Krause, Dr. Sabine Martschinke, Beate KV Ingolstadt: Helga Bensch, Luise Bittl, Inge KV München-Land: Renate Gückel, Jutta Hacker, Mathes, Barbara Nikolaus, Ursula Peller-Munker, Dollhopf-Schröder, Amalie Frank, Heidrun Funk, Richard Harrer, Johanna Mayer, Jutta Simmich, Maja Petra Pfeiffer, Cornelia Rudolph-Bittner, Doris Brigitte Gebauer, Kurt Gottschall, Rolf Dieter Wollenweber, Angelika Zeller Scholz, Cornelia Sieler, Sabine Stimpfle, Häusler, Johann Heimisch, Helmut Heise, Heinrich KV Neuburg-Schrobenhausen: Günter Hartinger, Doris Trips, Susanne Wahl, Uta Wendrich, Herrler, Erich Hube, Walburga Knöferle, Dr. Alfons Reinhard Majerka, Elisabeth Sailer Heike Westinger-Siegert, Gabriela Wölfel Kraus, Hedwig Linden, Karin Mayer, Klaus Mayer, KV Illertissen-Babenhausen: Werner Demmler, KV Lichtenfels-Bad Staffelstein: Heike Schnee Johann Neubauer, Hans Pöppel, Wolfgang Reichel, Herbert Ehm, Barbara Gmeiner, Alfred Grimm, KV Passau: Isolde Ascher-Lessig, Waltraud Ingrid Roider, Johann Stanzl, Ulrike Strobel, Wolfgang Hackl, Elisabeth Kimmel, Tatjana Rommel- Bachinger, Susanne Hickl-Pokorny, Claudia Friederike Tyroller, Ernst Weiser, Mathilde Weiser, Masur Neustifter, Susanne Ragaller KV Vilsbiburg: Christine Dax Martin Wittmann KV Kirchenlamitz: Christa Rau Für 25-jährige Mitgliedschaft: KV Wasserburg: Ulrike Grundherr BV München: Barbara Böheim, Ursula Chara, Uta KV Bamberg-Land: Ursula Dittmar, Angelika Trefflich KV Aichach: Heidi Hötschel, Sabine Kapfhamer, Döllgast, Johanna Gerstner, Franz Götz, Siegfried KV Hammelburg: Ulrike Lutz, Maria Mihm Theresia Wernetshammer Grohmann, Manfred Gruber, Ursula Hirschhäuser, KV Kronach: Susanne Backer, Klaus Barnickel, Erna Jungbeck, Richard Kick, Erwin Kinzler, Vera Martina Eier, Susanne Fröba, Thomas Müller, Andrea Kosakowski, Susanne Kuhnt, Maria Laping, Ranzenberger, Andrea Schülein, Ute Thüroff, Waltraud Meusel-Forster, Ursula Mölter, Irmingard Norbert Vogel Pisinger, Barbara Promm, Gertrud Reichel, Barbara KV Landshut: Eva Dotzler, Elisabeth Huber, Weitere Ehrungen finden Sie in der nächsten Ausgabe. Rottenkolber, Ellen Rudolph, Monika Scharl, Franz Ulrike Huber, Monika Oßner, Gabi Scharfenberg Scheiblhuber, Ingrid Schmiedel, Christian KV Miesbach: Manfred Kreuzmayr, Cornelia Schug Schmieder, Dorothea Spiehs, Renate Steinert, KV Münchberg: Wolfgang Bischof Renate Stremme, Ingeborg Wieberger, Reinhard KV Bogen: Maria Percovic, Manfred Schmidbauer Wiesmüller, Hermann Wirth, Peter Zimmermann KV Bad Aibling: Hans Amann, Gabriele Babl, Ursula KV Hof-Stadt: Volker Gebhardt, Christa Lenhard, Johannes Mangels, Helga Ranker, Andrea Münchberger, Klaus-Dieter Sattler, Werner Strunz Riedl, Engelbert Riedl, Magdalena Winkler KV Würzburg-Stadt: Waltraud Forster, Ursula KV Ingolstadt: Barbara Croissant-Betz, Josef Freihold, Christa Freytag, Rainer Hauser, Lilo Diepold, Lydia Geiger, Erika Heide-Kowarsch, KV Neustadt an der Waldnaab: Frank Hartmann, Halbleib, Volker Kauczok, Waltraud Knauer, Johanna Werner Lieberer, Dr. J.-Peter Reithmayer, Renate 64 Jahre, Gertrud Zemann, 57 Jahre Kurz, Margit Lutz, Sylvia Pokorny-Laufer, Marlies Rönner, Gabriele Schönhuber, Ilona Stöhr, Christa KV Bogen: Alois Czerwenka, 87 Jahre, Vögele-Wahlen, Marianne Wolf Walentin, Gabriele Zimmermann Xaver Groß, 84 Jahre BV Nürnberg: Werner Bartel, Evelyn Baume, KV Kirchenlamitz: Ute Gava, Gabriele Kastl KV Bad Aibling: Elisabeth Lasse, 81 Jahre Christa Borrmann, Eleonore Christ, Herta Domke, BV München: Ursula Barth, Anita Bock, Susanne KV Weilheim: Anna Kramer, 82 Jahre Monika Emmert, Helga Gebhardt, Rosemarie Buchka, Anita Dyrda, Marion Eichstetter, Hilde KV Vilsbiburg: Alois Frank, 87 Jahre 28 Gedenken Der BLLV trauert um treue und verdiente Mitglieder. Er wird ihnen ein ehrendes Gedenken bewahren. Bayerische Schule 1 2010 Lernen als Abenteuer Vom 9. bis zum 11. April 2010 findet in Augsburg ein Kongress zum Thema „Lernen als emotionales und kognitives Abenteuer“ statt. Er wird ausgerichtet vom RuthCohn-Institut München e.V. und macht die von der Psychotherapeutin und Pädagogin Ruth Cohn entwickelte Methode der Themenzentrierten Interaktion (TZI ) als Lehrund Leitungsmodell erlebbar. Der Kongress soll Pädagoginnen und Pädagogen aus unterschiedlichen Bildungsbereichen zum fachlichen Austausch zusammenbringen und bietet durch Vorträge, Foren und Workshops Informationen und Diskussionen zu neuen Erkenntnissen über das Lernen und Lehren. Am Samstag, 10. April, wird Klaus Wenzel, Präsident des BLLV, mit den Kongressteilnehmern über die Rahmenbedingungen des Lernens diskutieren. Weitere Informationen, Programm, Kosten und Anmeldung über www.rci-iat.de Schulleitergesundheit Am Samstag, 12. Juni 2010, findet unter der Leitung von Prof. Dr. J. Bauer in der Hochgrat-Klinik Stiefenhofen (Allgäu) ein BLLV-Gesundheitstag für Schulleiter/innen statt. Informationen und Anmeldung bei [email protected]. News für Förderlehrer Der BLLV möchte künftig auch alle Förderlehrer und Förderlehrerinnen in Form eines Newsletters über aktuelle Themen aus dem Bereich der Förderlehrer informieren. Dazu benötigen wir Ihre E-Mail-Adresse. Bei Interesse bitten wir um Mitteilung an unseren Webmaster: [email protected] oder über www.bllv.de/bs/2010/01. Appell des Kassiers Bitte teilen Sie Ihrem Kreiskassier jede Änderung Ihres Stundenmaßes, Ihrer Bankverbindung, Ihrer Adresse oder über beginnende oder zu Ende gehende Beurlaubungen mit. BS Bayerische Schule 1 2010 In München: Trainieren mit dem Körper zu sprechen Programmvorschau Januar bis März 2010/01A Eingreifen statt wegschauen / Grundkurs 29. – 31.01.2010 / Kochel, Dieter Gaube 2010/01 Elterngespräche zum Übertritt 30.01.2010 / Offingen, Iris Steinmeier 2010/02 Das Leben, eine Kunst / Kraft schöpfen 27.02.2010 / München, Toni Gschrei 2010/03 Stimme und Körpersprache 06.03.2010 / München, Dagmar Franz-Abbott 2010/04 Goldschmieden 06.03.2010 / München, Thomas Proft 2010/06 Sonne in der Stimme 11.03.2010 / Nürnberg, Kathrin Imke Hinweis: Für die Anerkennung als eine die staatliche Lehrerbildung ergänzende Maßnahme ist der Dienstvorgesetzte verantwortlich. Dienstbefreiung kann beantragt werden. Einzelheiten / Anmeldung: www.akademie.bllv.de oder www.fortbildung.bllv.de Telefon: 089 721001-46 29 Elektronische Tafeln sind nicht so leicht in Schwarz-Weiß-Kategorien einzuordnen Das Ende der Kreidezeit? Tafel und Kreide ade, Wand frei für das Whiteboard – was den Herstellern der kostspieligen Klassenzimmerelektronik so passen würde, hat noch längst nicht alle Lehrer überzeugt. Kritiker vermissen didaktische Schulung und befürchten die Rückkehr ins Zeitalter des lehrerzentrierten Unterrichts. Text: Elisabeth Göpel Vier Jahre lang hatte Schulleiterin Renate Kreis Spenden eingetrieben für den Unterricht von Morgen. Für einen Unterricht mit Beamer und USB-Stick statt mit Tafel und Kreide. In der Grundschule Geretsried sollte jedes der 20 Klassenzimmer ein interaktives Whiteboard erhalten. Kreis überzeugte sie alle, vom Bäcker bis zum Bürgermeister, und brachte das Geld für die Komplettausstattung zusammen. Im vergangenen Juli lud sie zu einem Schulfest, um das „Ende der Kreidezeit“ zu feiern. Eltern, Lehrer, Medienpädagogen und Regierungsvertreter durften staunen, als Kreis mit dem elektronischen Stift etwa das Wort „Schule“ an30 schrieb und mit zwei Klicks in die Druckschriftart „Times New Roman“ verzauberte. „Dieses Board, liebe Gäste“, verkündete die Rektorin, „ist die Tafel der Zukunft“. Nicht alle sind so leicht für diese Zukunft zu begeistern. Jürgen Schließzeit, Medienpädagoge und selbst Lehrer, sieht in der elektronischen Tafel, bestehend aus Board, Beamer und Rechner mit Internetzugang, zwar eine „interessante Möglichkeit“, die Schüler stärker in den Unterricht einzubeziehen. Allerdings geschehe genau das zu selten, weil vielen Lehrern die nötige Medienkompetenz fehle. Das Lehramtsstudium bereite nicht auf Bayerische Schule 1 2010 Fokus den Unterricht am interaktiven Whiteboard vor. Nur wenige bayerische Schulleiter teilen derzeit die Whiteboard-Begeisterung der Geretsrieder Kollegin: Gerade mal 1.330 elektronische Tafeln hängen einer aktuellen Erhebung des Kultusministeriums zufolge in den Klassenzimmern des Freistaats. Deutschlandweit sind es etwa 26.000. Andere Nationen haben entschlossener umgerüstet: In Großbritannien nutzten laut einer Studie des Forschungsinstituts DTC World von Anfang 2008 rund 60 Prozent aller Klassen die neuen Tafeln, in Kanada fast alle, Polen oder Mexiko sind auf dem besten Weg dorthin. Weltweit sind 1,5 Millionen Klassenräume mit Whiteboards ausgestattet. Mittelfränkische Whiteboard-Pioniere warnen vor Spielerei Pionier in Bayern war die Volksschule Thalmässing bei Nürnberg. Rektor Ottmar Misoph begann im April 2005 mit der Umstellung – und befand sogleich: „So etwas gehört nicht in den Informatikraum, sondern in die Grundschule.“ Dass Kinder mit dem Finger Elemente verschieben oder Bilder großflächig und hoch aufgelöst ansehen können, machte das Board in seinen Augen gerade für eine erste Grundschulklasse attraktiv. Inzwischen ist in 23 Räumen seiner Schule computergestützter Unterricht möglich. Bereits im Frühjahr 2008 war seine Grund- und Hauptschule die erste komplett mit Whiteboards ausgestattete Schule in Bayern. Doch auch Misophs Whiteboardfreude kennt Grenzen. Die Erfahrung lehre, dass das Board zwar die Aktivität der Schüler herausfordere, die Tafel aber nicht ersetzen könne. Es sei „das Sahnehäubchen des guten Unterrichts“. Ohne geeignetes Unterrichtskonzept bleibe es Spielerei. Damit sich die Investition von 5.000 bis 8.000 Euro für Tafel Ultra-Nahdistanzbeamer und Notebook lohnt, brauche es Zeit und Geld für Schulungen. Und ob die Kolleginnen und Kollegen die elektronische Tafel dann wirklich einsetzten, oder doch auf die gute, alte Tafel zurückgriffen, hänge ganz vom Lernziel ab. Auch Medienexperte Schließzeit betont, dass das Board nur bei geeigneter Didaktik der Kreidetafel methodisch überlegen ist. Andernfalls fördere es den lehrerzentrierten Unterricht. Sein Fazit: Damit die Schüler nicht einer 45-Minuten-Frontal-Show ausgesetzt werden, seien Fortbildungen unerlässlich. Zwar böten auch die Hersteller Schulungen an – doch die erklärten meist nur den Umgang mit der Technik. Die Lehrer wüssten dann, was das Board kann, aber nicht, wie man sinnvoll damit umgeht. Über 250 Lehrerinnen und Lehrer haben sich im vergangenen Jahr schon mal von Misoph und seinen Whiteboard erprobten Kollegen vorführen lassen, wie Whiteboard gestützter Unterricht funktioniert. Der Thalmässinger Lehrer Karlheinz Seefeld etwa wendet die neue Technik immer wieder mal in seiner ersten und zweiten Klasse an, um bestimmte Sachverhalte anschaulicher darzustellen. Geht es zum Beispiel um das Thema Milchzähne, bittet Seefeld die Kinder, die Münder weit zu öffnen, so dass er mit der Bayerische Schule 1 2010 Digitalkamera alle Gebisse fotografieren kann. Die Bilder lädt er sogleich auf den Rechner, der mit dem Whiteboard verbunden ist, und im Handumdrehen beamt er sie allesamt auf eine Fläche von zwei Quadratmetern. Dann holt er ein Kind nach dem anderen nach vorn. Mit den jeweils passenden Farben für Eck- oder Schneidezähne, die sie zuvor anhand einer Grafik gelernt hatten, markiert jedes per Elektronikstift die eigenen Zähne. Ob Zahnkunde, Buchstaben mit dem Finger schreiben oder Einkaufen im Geschäft – für Seefeld ist das Board eine Methode, seine Schüler zum selbstständigen Arbeiten herauszufordern. Für Seefelds Kollegin Bärbel Timmermanns dagegen ist die elektronische Tafel eher eine Herausforderung. Sie unterrichtet Religion an drei Schulen, doch den Unterricht am Board kennt sie nur aus Thalmässing. Erst nach ein paar Jahren hat sie sich nach eigener Aussage an die Technik heran getraut. „Es fängt schon bei der Orientierung an: Wo ist jetzt was. Wenn ich mich nicht blamieren will, muss ich nachmittags am Board üben.“ 20 Minuten Unterricht kostet sie noch immer zwei Stunden Vorbereitung. Noch gibt es zu wenige interaktive Unterrichtsmaterialien Als Vorteil empfindet Timmermanns jedoch, dass sie die Inhalte, die sie mit den Kindern gemeinsam erarbeitet hat, am Ende der Schulstunde auf dem USB-Stick speichern und in der nächsten Stunde wieder aufrufen kann. Obwohl sie das Whiteboard nur selten einsetzt, ist ihr aufgefallen, dass sich damit nicht nur der Unterricht verändert: „Sobald man es anmacht, sind die Kinder wahnsinnig konzentriert.“ Was die Pädagogin an ihren Schülern beobachtet hat, hat zuletzt eine Metastudie des European Schoolnet bestätigt. Das interaktive Whiteboard erhöhe Motivation und Aufmerksamkeit der Schüler und führe dazu, dass sie sich stärker am Unterricht beteiligen. Mit einem Board allein sind Schüler freilich nicht zu aktivieren und zu motivieren, warnt Medienpädagoge Schließzeit. Dazu brauche es Lehrer, die wissen, wie man Inhalte interaktiv aufbereitet und die bereit seien, ihre Materialien auch mal auszutauschen. Noch gibt es kaum fertiges Stundenmaterial. Interaktive Übungen bieten vor allem die Hersteller, die Schulbuchverlage zeigen sich jedoch zurückhaltend. Als Materialbörse für interaktive Tafelbilder versteht sich die Plattform www.myboard.de, die Schließzeit selbst gegründet hat. Dort können sich Lehrer über interaktive Boards informieren und eigenes Material einstellen. Beim Empfang in Geretsried hätten Interessierte übrigens nicht nur die hochoffizielle Begeisterung wahrnehmen können, sondern auch die Sorgen derer, denen Whiteboards helfen sollen. Abseits des digitalen Zaubers bei der Einführungsveranstaltung verriet ein Kind: „Mir tun die Augen weh, wenn ich länger drauf schau.“ Ein anderes klagte über Kopfschmerzen. Für solche Fälle hält man hinten im Klassenzimmer – ganz altmodisch – Matten bereit. Zum Drauflegen und Entspannen. 31 Wirklich wahr Ärger mit dem Heiligen Geiz An elektronischen Leseplätzen in Bibliotheken darf jetzt nichts mehr ausgedruckt oder auf USB-Stick geladen werden, es widerspricht dem Urheberrecht. Das entsprechende Urteil des Frankfurter Oberlandesgerichts bleibt bedauerlicherweise ziemlich an der Oberfläche: Es betrachtet nur das fertige Werk und dessen Urheber, nicht aber das Material, aus dem dieser Urheber sein Werk gefertigt hat: Buchstaben und Zahlen. Schon die sind geistiges Eigentum, und als solches schützenswert, wie der folgende sprach- und kulturgeschichtliche Ratgeber beweist. 1. Die Zahlen werden „arabische“ Zahlen genannt, weil sie aus Arabien kommen. Bitte jetzt nicht gleich abwinken und sagen, es sind ja im Grunde genommen nur zehn, wegen solcher Lappalien würde kein Scheich vor Gericht ziehen. Aber wenn Sie mal 1 und 1 zusammenzählen, dann wissen Sie, was Ihnen blüht, wenn doch. Die 1 auf der Schadensersatzforderung hat dann so viele 0en, wie nicht in diese Zeile passen. Gratis-Tipp an alle Lehrer: Schreiben Sie folgende Zahlen ab (nicht kopieren): 00966 1 465 4650. Dann geben Sie sie in Ihr Telefon ein, und wenn Riad, König Abdullah bin ‚Abdul’-’Aziz Al Saud, dran ist, bitten Sie ihn ganz freundlich, das geistige Eigentum seiner Vorväter weiterhin unentgeltlich an unwissende, kleine Europäer vermitteln zu dürfen. Die ohnehin schwerreichen Hüter der Scharia drücken dann bestimmt noch mal ein Auge zu – und zwar nicht das Ihre. 32 2. „Unsere“ Buchstaben heißen „lateinische Buchstaben“, weil sie aus Italien, dem Land der Lateiner, kommen. Wenn Sie vorhaben, welche nachzudrucken und in Umlauf zu bringen, fragen Sie deren Rechtsnachfolger Berlusconi, ob es ihm überhaupt recht ist, wenn man sich beliebig am geistigen Eigentum seiner Vorfahren schadlos hält, ohne zu zahlen wie an seinen Autobahnen. Die Mafia lässt sich so leicht kein x für ein u vormachen! 3. Für den Fall, dass Sie die Erlaubnis zur Nutzung von Zahlen und Buchstaben erhalten, verraten wir Ihnen nun, wie Sie und Ihre Schüler dem Gesetz aus Frankfurt Folge leisten und trotzdem alle Werke Ihrer Wahl vervielfältigen können: Sie aktivieren die jahrtausende alte Kopiertradition der Klöster. Ordensbrüder haben hinter dicken Mauern schon immer mit Feder und Tinte fette Schwarten abgepinselt. Und noch heute, im Zeitalter von Brother und anderen Vervielfältigungsfirmen, sind einige der mittelalterlichen Copyshops erhalten. Also: Leasen Sie einen Ordensbruder! Franziskaner nicht in der Flasche, sondern in der Kutte! Ein ausgereifter 90-ZollMönch mit Rosenkranzprozessor schafft an guten Tagen 13 Seiten und das in kalligraphisch einwandfreier Form und für Gotteslohn. Soll doch der Heilige Geiz den Stick über der raubkopierenden Meute brechen – Sie bleiben unbescholten! Christian Bleher Bayerische Schule 1 2010 Unsere Jugendzeitschriften Kinder- und Jugendpsychiater Schulte-Körne Immer mehr Kinder psychisch belastet Im neuen FLOH-Praxisheft beraten Fachautoren Lehrkräfte Das Thema ist und bleibt brisant: Immer mehr Kinder zeigen Auffälligkeiten, die auf psychische Probleme schließen lassen. Psychisch belastet sind nach den Ergebnissen des Kinder- und Jugend-Surveys, der im Auftrag der Bundesregierung erstellt wurde, in ganz Deutschland zwischen 15 und 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen. Das Thema war folgerichtig auf mehreren Lehrertagen im Mittelpunkt gestanden und ist auch für weitere Lehrertage geplant. Die Frage ist nur: Worin genau unterscheidet sich unauffälliges Verhalten von auffälligem? Wann muss man gar von einer psychischen Erkrankung sprechen? Und vor allem: Wie soll man als Lehrkraft auf Auffälligkeiten reagieren? Eine erste Hilfestellung für Lehrer kommt nun von Prof. Dr. Gerd SchulteKörne, dem Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München. Er hat gemeinsam mit vier Kollegen aus der Kinder- und Jugendpsychiatrie an einem Praxisheft mitgearbeitet, das BLLV und Stiftung LERNEN der SchulJugendzeitschriften FLOHKISTE/floh! herausgebracht haben. Das Kultusministerium hatte zur Problematik der Verhaltensauffälligkeiten und der Frage, wie Lehrer fachlich darauf vorbereitet werden können, im Jahr 2008 ein Pilotprojekt gestartet. „Eine Belastung“, erklärt Prof. SchulteKörne, „bedeutet nicht, psychisch erkrankt zu sein, eine psychische Belastung kann aber zu einer psychischen Erkrankung führen. Daher ist es sehr bedeutsam, das Verhalten des Kindes im Schulalltag in Bezug zu seiner psychischen Belastung oder Erkrankung zu erkennen, zu verstehen und Anfordern zur Schuleinschreibung! Das NEUE Praxisheft zum Schulhalbjahr dieses Wissen für die eigene Unterrichtspraxis zu berücksichtigen.“ Das diesjährige Praxisheft bietet neben einer generellen Beschreibung psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen folgende Themen: Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung; Depressive Störungen; Essstörungen; Angststörungen; Suizidalität, Suizid und Suizidprävention; Suchtstörung; Zwangsstörung; LeseRechtschreib-Störung. Es steht allen Lehrerinnen und Lehrern, die FLOHKISTE/floh! in ihrer Klasse empfehlen, wie immer kostenlos zur Verfügung. Ansonsten kann es mit einer Schutzgebühr von 15 € beim Domino Verlag bezogen werden. Neue FLOHKISTE-Hefte zum Schulhalbjahr Für die Eltern und die künftigen Erstklässler Jahreslauf und Kinderhilfe Der 32-seitige Elternratgeber „Bald in die Schule“ wird den Schulen nun wegen der enormen Nachfrage bereits zum sechsten Mal angeboten. Etwa dreiviertel aller Schulleitungen haben ihn in den vergangenen Jahren jeweils in einer Auflage von über 100.000 Exemplaren geordert. Dazu werden die Schulen in diesen Tagen erneut eingeladen. Die künftigen Erstklässler selbst bekommen zur Schuleinschreibung ein FLOHKISTchen-Heft. Mit dieser Vorschulausgabe der FLOHKISTE werden sie angeregt, ihre Fähigkeiten für den Schulstart zu trainieren. Elternratgeber und „FLOHKISTchen“ bekommen die Schulen kostenlos. Für Kinder und Eltern können zwei FLOHKISTE-Probehefte kostenlos angefordert werden: Bayerische Schule 1 2010 • Schulstufe, zum Lehrplanthema Jahreslauf, Wetter: Winter. • Schulstufe, Kinder der Welt – nicht alle können so wie wir leben. Dieses Heft ist in Zusammenarbeit mit der BLLVKinderhilfe entstanden. Das Klassensatz-Angebot haben alle Grundschulklassen nach den Weihnachtsferien übersandt bekommen. Fragen Sie bei der Schulleitung nach oder rufen Sie an, falls es nicht eingetroffen ist: 089/179130. 33 Unsere Jugendzeitschriften Das erwartet Sie im Januar und Februar Liebe Kolleginnen und Kollegen, haben Sie die FLOHKISTE/floh!-Infos zum Schul-Halbjahr erhalten? Gleich nach den Weihnachtsferien sollten diese an Ihrer Schule eingetroffen sein. Mit unserer Bitte, gerade auch den Zwischenzeugnis-Termin dafür zu nutzen, die Eltern auf die Bedeutung des Lesens für alle Unterrichtsfächer hinzuweisen. Wer zum Leser werden soll, braucht natürlich auch regelmäßig Lesestoff. Die vom BLLV herausgegebenen Schul-Jugendzeitschriften sind dafür der beste Grundstock. Christian Marek, Schulleiter und vom BLLV bestellter pädagogischer Schriftleiter FLOHKISTE für die 1. Klasse: Nr. 2 (erscheint am 25. Januar): Wochentage Nr. 3/4 Doppelheft (erscheint am 8. Februar): Karneval/Fasching Titel Nr. 5 (erscheint am 22. Februar): Wasser als Lösungsmittel Welcher Tag ist denn heute? Welcher war gestern, vorgestern? Welcher ist morgen, übermorgen? Dieses FLOHKISTE-Heft trainiert auf lustige Weise das „Wochenkarussell“. Lachen auf Rezept? Vielen Menschen täte das gut, denn Lachen macht gesund – nicht nur im Fasching. Wasser allein ist durchsichtig. Aber mit anderen Flüssigkeiten vermischt, bekommt es eine Farbe ... Nr. 2 (erscheint am 25. Januar): Hecke im Winter Nr. 3/4 Doppelheft (erscheint am 8. Februar): Karneval/Fasching Nr. 5 (erscheint am 22. Februar): Thermometer Im Winter gibt’s keine Pause. Darum ist auch in dieser Jahreszeit draußen in der Natur viel zu entdecken! Die Geschichte „Als der Winterwind den Hasen beißen wollte“ ist 2. Lesefitness-Check. Warum verkleiden wir uns? Was steckt hinter unserem Lachen? Hinter dem fröhlichen Treiben steckt genau genommen eine ernste Sache … Warum ist es draußen kalt trotz Sonnenschein? Wie warm ist es drinnen? Der Körper lässt sich täuschen – gut, dass es Thermometer gibt. 3. Lesefitness-Check: „Der nächste Frühling kommt bestimmt“ Nr. 2 (erscheint am 25. Januar) Wintersport Nr. 3/4 Doppelheft (erscheint am 8. Februar): Körpersprache Nr. 5 (erscheint am 22. Februar): Unsere Augen Durch Unachtsamkeit und Leichtsinn lösen Schifahrer immer wieder Lawinen aus. Unfälle provozieren aber auch die Rücksichtslosen, die sich nicht an die „Verkehrsregeln“ auf der Piste halten. Uns wächst zwar keine lange Pinocchio-Nase, wenn wir mal lügen. Doch was ein Mensch durch seine Körperreaktionen unbewusst mitteilt, ist oft etwas ganz anderes als das, was er mit Worten sagt. Alles, was in unserem Gedächtnis hängen bleibt, erfahren wir durch unsere Sinnensorgane. Wir lernen also durch Schmecken und Fühlen, durch Riechen und Hören. Am allermeisten aber durch Sehen! FLOHKISTE für die 2. Klasse: floh! für die 3. und 4. Klasse: ich TU WAS! – die WISSENs-Zeitschrift für Mensch-Natur-Technik-Umwelt Ausgabe 1 für die 1. bis 3. Schulstufe 34 O!KAY! – die Englischzeitschrift vom FLOH Ausgabe 2 ab der 4. Schulstufe Februar: Weiß wie Schnee Februar: Sprache/Verständigung Nr. 2, The rooms Warum ist der Schnee weiß und das Zebra schwarz-weiß? Wir finden heraus, dass Weiß gar keine Farbe ist, und erleben, wie wir Farben sehen können, ohne dass sie vorhanden wären. Zwitschern, Fauchen, Quaken – Tierarten haben die unterschiedlichsten Möglichkeiten entwickelt, sich zu verständigen. Die „Urlaute“ der Vorzeitmenschen bildeten auch den Anfang unserer Sprache. Mein Zuhause und all die vielen Räume – dazu gibt es Alltagswörter, die man auch auf Englisch beherrschen sollte. In der Februar-Ausgabe lernen die Kinder die Wörter living room, children’s room, toilet u. a. Bayerische Schule 1 2010 Anzeigen Teachers and Teacher Trainers for Vocational Education in the Middle East GTZ IS is searching for Teachers and Teacher Trainers for two projects in Saudi Arabia and the Unites Arab Emirates: 1. Teacher Trainers / Professors for Technical Trainers College (TTC), Riyadh, Saudi Arabia The Project GTZ IS manages the first Technical Trainers College (TTC) at request of the Technical and Vocational Training Corporation (TVTC) of the Kingdom of Saudi Arabia. TTC combines high level theoretical, practical and pedagogical study programs. With a target capacity of 1200 trainees at the end of the first full training cycle, it will be a large institution with more than 120 trainers. (For additional information: www.ttcollege.org). Candidates should be able to train graduates from colleges (diploma holders), who strive for a vocational trainer qualification as Bachelor of Engineering Technology (BET) as well as an internationally recognized certificate as Technical and Vocational Trainer in one of the following areas: I I I Electrical Engineering Air Conditioning and Refrigeration Mechanical Engineering I I I Information & Communication Technology (ICT) Vocational Pedagogy Business Administration Your profile Academic background in a teaching environment, especially in Technical and Vocational Education and Training (TVET) in combination with Engineering, Mathematics/Science, Social Sciences, Business Administration or other relevant subjects. At least 5 years of professional experience in a teaching or training position in a private or government training institution or within a cooperative training system in one of the fields mentioned above. Working experience with student teachers or student trainers in either a school (as mentor), a university or a practical teacher training institution. Computer literacy, good command in Microsoft Office applications. Verbal and written communication skills in English sufficient to prepare and teach lessons. Contracts GTZ is offering an internationally competitive remuneration package. Contracts will be offered for the duration of two years with renewal options. One year or one semester are also possible. 2. Teachers for Vocational Education and Training Institutes (VETIs), Al Ain and Madinat Zayed, UAE The Project In July 2008 the Abu Dhabi Education Council (ADEC), the local governmental education authority, opened two Vocational Education and Training Institutes (VETIs) that are located in Al Ain and Madinat Zayed, UAE. These training facilities are established and managed by GTZ to prepare young Emirati citizens for a rewarding career. (For additional information: www.veti.ac.ae). The VETIs (for girls and boys at post secondary level) provide a structured link between school and the labor market and ensure high quality skill outcomes and competencies to enhance individuals' employability by providing nationally recognized qualifications. GTZ IS is authorized by ADEC to search and provide teachers of the following subjects: I I I I I General Secondary Education (Mathematics, English language) Industrial Technology Information Technology Medical & Health Care Business Management & Commerce The teachers will be responsible for the delivery of courses and programmes within their field of expertise. Additional tasks will be I assistance in development of curricula I assistance in students` recruitment and PR measures I contribution to quality assurance Your profile Formal qualification as a teacher in one of the fields mentioned above (preferably with two different subjects). At least 3 years of professional experience in a teaching position in either a governmental or private training institution. Ability to work in a multi-cultural environment. Very good verbal and written communication skills in English. Computer literacy (word processing, spread sheets, presentation, internet-tools). Contracts The contracts will be issued for 3 years. Please note: GTZ is authorized to provide the teachers, but all contracts will be issued by the Institutes on behalf of ADEC not on behalf of GTZ. Your Application If you are interested in performing in one of the projects mentioned above, please email your cover letter and CV including contact information (telephone number and email address) via E-Recruiting: www.gtz.de/en/karriere/stellenmarkt/24996.asp or contact Mr. Tobias Gerlach: +49/6196/79-3108. Applications will be considered throughout the years 2009 and 2010. Bayerische Schule 1 2010 35 Anzeigen Lieben Sie Kinder? Sind Sie engagierte/r, der Reformpädagogik gegenüber aufgeschlossener und begeisterter Lehrer/ Lehrer/in und würden sich eine Schulleitung zutrauen? Haben Sie viel Energie und würden nichts lieber tun, als diese – mit großem Gestaltungsspielraum – in den Aufbau einer Grundschule nach dem Vorbild Maria Montessoris, aber auch anderer Reformpädagogen zu stecken? Wir möchten unser seit drei Jahren in freier Trägerschaft äußerst erfolgreich arbeitendes, betriebliches Montessori – Kinderhaus, das „Frieda Lang Haus für Kinder“ um eine Grundschule erweitern. Leistungsgerechte Vergütung und tatkräftige Unterstützung von Seiten des Schulträgers und des Kinderhaus-Teams sind Ihnen sicher. Sind Sie interessiert? Dann freuen wir uns auf Ihre Unterlagen! Richten Sie Ihre Bewerbung bitte an: Frau Susanne Lang MEKRALang GmbH & Co. KG Buchheimer Straße 4 · 91465 Ergersheim www.mekra.de In der Internationalen Montessori-Schule München, Lerchenstraße 14, 80995 München, wird ab April 2010 eine Stelle frei Wir suchen eine Grundschullehrkraft mit 2. Staatsexamen, Englischkenntnissen und AMI-Diplom (6 -12 Jahre) bzw. der Bereitschaft dieses Montessori-Diplom zu erwerben. Nähere Angaben zur Schule: • befindet sich noch im Aufbau • Unterrichtsinhalte richten sich nach dem Lehrplan für die bayerische Grundschule und dem Montessori-Curriculum • jahrgangsgemischter Unterricht (Klasse 1 bis 4) • bilingualer Unterricht (deutsch und englisch) • pro Lerngruppe: eine deutschsprachige Lehrkraft mit Staatsexamen (trägt die Verantwortung für die Lerngruppe) und ein/e Assistent/in mit Muttersprache Englisch • Unterrichtszeit: 8 Uhr bis 15 Uhr Bei Interesse oder Rückfragen kontaktieren Sie bitte: [email protected] 36 Bayerische Schule 1 2010 Anzeigen Burnou t Die HELIOS Privatklinik Bad Grönenbach bietet Ihnen in Bayern ein breites medizinisches Leistungsspektrum auf höchstem Niveau. Neben einer erstklassigen medizinischen Betreuung erwartet Sie ein Hotel-Ambiente mit einer Vielzahl an Serviceleistungen, die Sie vergessen lassen in einem Akutkrankenhaus zu sein. Das Behandlungskonzept im Bereich Burnout beinhaltet: Burnout spezifische Gruppen, Behandlung der Folgeerkrankungen von Burnout, regelmäßig stattfindende Visiten, tiefenpsychologisch fundierte Gruppentherapie, Psychologische Einzeltherapie, Konzentrative Bewegungstherapie (KBT), Kunsttherapie, Entspannungstraining und meditative Übungen, Projektorientierte Gruppenarbeit, Austauschforum, Sport- und Bewegungstherapie, Massage / Wellness und Ernährung. Ein speziell entwickeltes Einrichtungskonzept sorgt für angenehmes Ambiente zum Wohlfühlen und Genesen: warme Farben und edele Materialien strahlen Ruhe und Geborgenheit aus. Die in die Einrichtung integrierte moderne Technik wie Flachbildschirm, DVD-Player, Datenanschluss und Minibar bietet unseren Patienten den besonderen Komfort der HELIOS Privatklinik. HELIOS Privatklinik Bad Grönenbach Heike Mayer, Privatpatientenservice Sebastian-Kneipp-Allee 7 · 87730 Bad Grönenbach Telefon: (08334) 25 99 29-550 · [email protected] www.helios-kliniken.de/privatklinik-bad-groenenbach Bayerische Schule 1 2010 37 Anzeigen Spezialreiseveranstalter für Klassen- und Gruppenfahrten nach Großbritannien, Irland und Frankreich Bürgermeisterstraße 24 A | 16321 Bernau Telefon: (03338) 75 39-6 | Fax: (03338) 75 39 79 www.maerkische-schuelerreisen.de FERIENVERMIETUNG CÔTE D’AZUR HYÈRES Studios und Appt. mit Klimaanlage. 2 bis 9 Pers. Direkt am Meer. Ideal für Familien und Sportler. Wasch- und Spülmaschine, TV Tél: 0033(0)4 94 58 01 09 · Fax: 0033(0)4 94 58 09 37 www.vac-med.fr Beamten- und Angestellten-Darlehen Partner der Nürnberger Versicherung Festzins 12 Jahre 5,60 % effekt. Jahrezins 5,99% Beispiel: 30jährige Beamtin, Festzins 6,50% Laufzeit 20 Jahre, effekt. Jahreszins 6,89 % 35.000,- € mtl. 322,90 € inkl. 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Bavariaring 37, 80336 München Postanschrift: Postfach 15 02 09, 80042 München Telefon 089 7210 01-0, Fax 089 721001-90 [email protected], www.bllv.de Redaktionsanschrift: Bayerische Schule Redaktion Heidwiesen 43, 97520 Heidenfeld Telefon 09723 937 00 41, Fax 09723 937 00 42 [email protected] Chefredakteur: Tomi Neckov Heidwiesen 43, 97520 Heidenfeld Telefon 09723 937 00 41, Fax 09723 937 00 42 [email protected] Stellvertreter: Andreas Liebald, Gartenstr. 2, 97353 Wiesentheid, Telefon 09383 90 24 94 Redaktionelle Leitung: Christian Bleher Kapellenstr. 7, 82299 Türkenfeld Telefon 08144 99 67 92, [email protected] Grafische Gestaltung: Sonia Hauptmann, Bavariaring 37, 80336 München Telefon 089 7210 01-820, [email protected] Fotos: Fotostudio Roeder, Justus-von-Liebig-Ring 11 b 82152 Krailling, Telefon 089 850 17 06, [email protected] Illustration: Bernd Wiedemann Justus-von-Liebig-Ring 11 b, 82152 Krailling Anzeigen: A.V.I. Allgemeine Verlags- und Informationsgesellschaft mbH Am Ortfelde 100, 30916 Isernhagen, Telefon 0511 77 95 38-0, Fax 0511 77 95 38-10 [email protected] Druck: Erdl Druck Medienhaus GmbH Gabelsbergerstraße 4–6, 83308 Trostberg, Telefon 08621 808-200 Autorenkürzel: BBB für Bayerischer Beamtenbund, BS für Bayerische Schule, ds für Dietmar Schidleja, ff für Florian Fischer, hpe für Hans-Peter Etter, ms für Max Schindlbeck, rf für Rudolf Franz Die Bayerische Schule erscheint acht bis neun Mal pro Jahr. Sie wird allen BLLVMitgliedern geliefert; der Mitgliedsbeitrag enthält den Bezugspreis. Nichtmitglieder können die Bayerische Schule direkt bei der BLLV Landesgeschäftsstelle (s. oben) bestellen. Der Bezugspreis beträgt für Privatpersonen 50,00 Euro, für Die nächste Ausgabe erscheint am 20.02.2010. Institutionen (gegen Nachweis) 10,00 Euro jährlich; Einzelhefte inkl. Versand 5,00 Euro. Abonnements-Zahlungen bitte nur auf das Post girokonto des BLLV, Nr. 40677-806, bei der Postbank München. Bitte geben Sie Ihre voll ständige Anschrift deutlich lesbar an! Leser zuschriften senden Sie bitte direkt an die Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manu skripte übernehmen wir keine Haftung. Falls kein Rückporto beiliegt, können sie auch nicht an den Autor Anzeigenschluss ist der 20.01.2010. zurückgesandt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion oder des BLLV dar. Die Bayerische Schule 2 erscheint am 20. Februar 2010 Titel: Inklusion Bayerische Schule 1 2010 39 »Burn Out?« KUREN SIE IN ENTSPANNTER ATMOSPHÄRE Möchten Sie eine Kur machen oder präventiv etwas für Ihre Gesundheit tun? Das Kurhotel Eberl bietet Ihnen als »Vital- und Kuroase« beste Voraussetzungen für bewährte und professionell überwachte Behandlungen. Von der ärztlichen Diagnose bis hin zur Individualtherapie durch nach neuestem Wissensstand geschulten Therapeuten. 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