Wenn Individualität zählt
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Wenn Individualität zählt
BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 1 2 20. Februar 2010 63. Jahrgang BAYERISCHE SCHULE Zeitschrift des BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBANDS e.V., BLLV im VBE Inklusion statt Integration Wenn Individualität zählt Verärgerung über „Dialogforen” Frust wegen Gymnasial-„Reform” Christin S., 9 Jahre, Dyskalkulie BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 2 Inhalt Editorial 2 2010 04 Bildungsticker Politik 06 Mittelschulkampagne Von alten Klamotten und Maulkörben 08 Kurz berichtet, kurz kommentiert Liebe Leserinnen und Leser, 10 Gespräche vor bald einem Jahr hat sich Deutschland mit der Übernahme der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen dazu verpflichtet, die gesamte Gesellschaft „barrierefrei und inklusiv” auszurichten. Dies stellt alle Bundesländer vor die Aufgabe, auch ein inklusives Bildungssystem zu gewährleisten. Die wichtigsten Schritte zur Umsetzung der UN-Konvention in Bayern sind laut Kultusminister Spaenle, den Elternwillen bei der Wahl der Schule für ihre Kinder mit Behinderungen zu stärken und den „Bayerischen Weg“ der Integration auszubauen, zum Beispiel durch Einführung von „Inklusionsklassen“ und die Weiterentwicklung von Unterstützungs- und Kooperationsmaßnahmen. 12 Akzente Grundschule: Ein Kompromiss wird 90 13 Aus dem Landtag Thema Anlässlich des Jahrestages gehen wir der Frage nach, wie es mit der Umsetzung der Inklusion in Bayern wirklich aussieht. Reicht es schon, die vorhandenen Einrichtungen auszubauen beziehungsweise umzubenennen? Müsste da nicht mehr passieren? Ein wahrhaft inklusives Bildungssystem bedeutet: Gemeinsamer Schulbesuch ALLER Kinder – ob behindert oder nicht –, wie Dr. Pius Thoma von der Universität Augsburg, Herausgeber des Buches „Inklusive Schule“ im Interview mit der BS anmerkt. Entscheidend ist bei solcher Sicht nicht mehr das jeweilige, oftmals fragwürdige, „Krankheitsbild“, sondern die Individualität eines jeden Menschen – für die der unverwechselbare Fingerabdruck steht. Darüber nachzudenken, sollen unsere Titelbilder anregen. Inklusion UN-Konvention: Individuelle Förderung 17 Experteninterview „Inklusion nur geduldet“ 18 Erfahrungsbericht Grundschullehrerin übernimmt Koop-Klasse 20 Portrait Als behinderte Autistin an der Uni 22 Leitartikel Eine Konvention mit Potential Service Ein wahrhaft inklusives System geht auch von einem gemeinsamen Engagement aller Lehrer aus. Es ist – entgegen der landläufigen Meinung – nicht nur ein Thema für unsere Sonderpädagogen. Ganz im Gegenteil. Vor allem die Lehrkräfte an den allgemeinen Schulen müssen sich künftig verstärkt mit dem Gedanken auseinandersetzen, behinderte Kinder mitzuunterrichten. Dass eine derartige Herausforderung nicht in Überforderung enden muss, und sogar für alle Beteiligten zur Bereicherung werden kann, zeigt der Erfahrungsbericht einer Grundschullehrerin (S. 18), die erstmals eine Kooperationsklasse übernahm. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Ihr Tomi Neckov [email protected] 2 14 23 Recht Geänderte Volksschulordnung 24 Dienstrecht Altersgrenze: Regierung signalisiert Abmilderung 28 Verband Ehrenpräsident Ebert präsentiert Memoiren 34 Leserbriefe 36 Unsere Jugendzeitschriften 37 Kleinanzeigen 39 Impressum Die 1-Millionen-Euro-Frage: Welche Störung liegt hier vor? Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 3 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 4 Bildungsticker Bildungsticker Mangel an Erzieherinnen wegen Krippenausbau München (dpa/lby) - Wegen des Krippenausbaus droht in Bayern in den kommenden Jahren ein massiver Mangel an Erzieherinnen und anderen pädagogischen Fachkräften. Das räumte Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) ein. Bis 2013 fehlten in den Kindertageseinrichtungen im Freistaat voraussichtlich 1.000 bis 1.200 Fachkräfte. Gegengesteuert wird nach Angaben der Ministerin unter anderem durch neue Ausbildungsstätten und gezielte Anwerbemaßnahmen. Innenminister Herrmann will Sex-&-Crime-Filter Bad Kissingen (dpa/lby) - Bayerns Schulen sollen nach einem Vorschlag von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) Filter nutzen, um Kinder und Jugendliche vor Pornografie, Gewalt, Sekten und Extremismus im Internet zu schützen. Die „Time for kids“ Foundation aus Berlin stellt Schulen bundesweit eine Software zur Verfügung, um unliebsame Webseiten zu blockieren. Männliche Migranten als Problemschüler München (dpa/lby) - Männliche Jugendliche aus Einwandererfamilien haben die größten Probleme an Bayerns Schulen. Diese Gruppe stellt die meisten Schulabbrecher und erzielt die niedrigsten Schulabschlüsse. Böhmer will Migrantenquote für Lehrer Berlin (dpa) - Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, hat eine Debatte über eine feste Migrantenquote im Öffentlichen Dienst ausgelöst. „Bereits jetzt hat jeder Fünfte in Deutsch- 4 gen, eine Abkehr von der starren SechsSemester-Regelung beim Bachelor und auch den Hochschulwechsel durch eine vereinfachte Anerkennung von Leistungsscheinen erleichtern. Im Winter hatten Studierende mehrheitlich und zum Teil gemeinsam mit dem akademischen Personal gegen offensichtliche Missstände an den Unis protestiert. In der Kritik standen unnötige Stofffülle und Verschulung in den Bachelor-Studiengängen, eher gesunkene Mobilität sowie massiv gestiegener Leistungsdruck wegen der zusätzlichen Aufnahmehürden für das anschließende Master-Studium. Jeder dritte Schüler leidet unter Stress-Symptomen Berlin schafft im Sommer Hauptschulen ab Ministerium warnt vor „Würgespielen“ Berlin (dpa) - Ein Jahr lang hat das Land Berlin über seine Schulen gestritten, nun ist es beschlossen: Die Hauptstadt schafft im Sommer ihre Hauptschulen ab. Das Abgeordnetenhaus beschloss die Reform mit den Stimmen von SPD und Linken. Haupt-, Real- und Gesamtschulen werden zu sogenannten Sekundarschulen zusammengefasst. Sie bilden neben dem Gymnasium dann die einzige weiterführende Schulform nach der sechsjährigen Grundschule. Potsdam (dpa) - Als Reaktion auf den tragischen Tod eines 14-Jährigen bei einem „Würgespiel“ hat das Brandenburger Bildungsministerium jetzt Informationen über die tödlichen Gefahren solcher Praktiken ins Internet gestellt. Minister Holger Rupprecht (SPD) rief sowohl Lehrer als auch Schüler und Eltern zu erhöhter Sensibilität im Umgang mit dem Phänomen auf: „Würgespiele sind keine harmlose Mutprobe, sondern eine tödliche Gefahr.“ Lüneburg (dpa) - Nach einer Studie im Auftrag der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) leidet jeder dritte Schüler unter Stress-Symptomen wie Kopf- und Rückenschmerzen, Einschlafproblemen und Gereiztheit. Der Studie zufolge leiden Schüler, die die Auseinandersetzung mit Problemen meiden, mehr als doppelt so häufig regelmäßig unter Kopf-, Rückenoder Bauchschmerzen. Besonders oft treten gesundheitliche Probleme bei einem schlechten Klassenklima auf. Quereinstieg I: Handwerker zu Erziehern land einen Migrationshintergrund“, sagte sie und forderte: „Besonders dringend benötigen wir mehr Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen mit Migrationshintergrund. Sie sind wertvolle Brückenbauer und Ansprechpartner für die Jugendlichen aus Zuwandererfamilien.“ Berlin (dpa) - Berlin will auch Handwerker zu Erziehern machen. „Wir wollen den Quereinstieg ermöglichen“, kündigte Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) an. Der Plan sei keine Notlösung. Es sei sogar „pädagogisch sinnvoll, Leute mit anderen Erfahrungen zu holen, zum Beispiel auch Handwerker“. Türkische Gemeinde fordert Integrationsagenda Quereinstieg II: Diplomphysiker zu Lehrern Berlin (dpa) - Die Türkische Gemeinde in Deutschland fordert angesichts der Debatte um das Zusammenleben mit Migranten eine „Integrationsagenda 2010“. Darin müsste dem Bundesvorsitzenden Kenan Kolat zufolge das bisherige Sammelsurium an Politik-Ansätzen gebündelt werden. München (dpa) - Aufgrund des erhöhten Lehrerbedarfs in den Fächern Mathematik und Physik an Gymnasien eröffnet das Kultusministerium Diplomphysikern mit guter Diplomprüfung unter bestimmten Voraussetzungen den Einstieg in den Vorbereitungsdienst. Männliche Schulanfänger oft therapiebedürftig Kultusminister planen Bologna-Korrekturen Berlin (dpa) - Jeder fünfte Junge der AOKVersicherten braucht vor der Einschulung eine Sprachtherapie. Wie die AOK weiter feststellte, erhielten knapp 14 Prozent der Jungen dieses Alters eine Behandlung zur besseren Beweglichkeit. Dem Bericht zufolge wurden 2008 rund 350.000 Kinder unter 15 Jahren mit Physio-, Ergo- oder Sprachtherapie versorgt. Berlin (dpa/BS) - Zehn Jahre nach dem Bologna-Beschluss zur Vereinheitlichung des Hochschulraums in Europa planen die deutschen Kultusminister eine radikale Kurskorrektur. Sie wollen bei den Bachelor- und Masterstudiengängen die Stofffülle deutlich begrenzen, weniger Prüfun- Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 5 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 6 Politik_Mittelschulkampagne Politik_Mittelschulkampagne Von alten Klamotten und Maulkörben Kritik, Enttäuschung, Resignation – die Reaktionen auf die Kampagne des Alte Wäsche als Haute Couture – die Wenigsten halten das für eine saubere Sache Kultusministeriums zur Einführung der Mittelschule sind bayernweit dieselben: Die Kommunen fürchten, für überholte Maßnahmen teuer bezahlen zu müssen und für abzusehende Flurschäden verantwortlich gemacht zu werden. Auch die „Dialogforen“ kommen nicht wirklich gut an. Ein Stimmungsbild. Text: Chris Bleher Was Bayerns Kommunalvertreter von der Regierungsoffensive zur Einführung der Mittelschulen halten, wurde am deutlichsten sichtbar in Amberg. Das Kultusministerium hatte zum Auftakt seiner bayernweiten Informationskampagne ins Berufliche Schulzentrum von Amberg geladen. Bestuhlt war für 300 Gäste, es kamen 30. Die wurden in die vorderen Reihen des riesigen Saals gebeten, saßen sodann einigen hohen Herren aus München gegenüber und durften sich etwas von „passgenauen Entscheidungsprozessen vor Ort“ (Spaenle) anhören und davon, dass niemand bevormundet werden solle, wie die Regionalzeitung „Neuer Tag“ berichtete. Woran es liege, dass so wenige gekommen waren, habe ein Bürgermeister hinter vorgehaltener Hand so erklärt: „Vielleicht, weil sowieso schon alles beschlossene Sache ist.“ Der Amberger Oberbürgermeister Wolfgang Dandorfer (CSU) und sein Schwandorfer Amtskollege Helmut Hey (SPD) beschwerten sich neben anderem darüber, dass sie Schulverbünde einfädeln sollten, aber am Ende nicht mitbestimmen könnten. Hey: „Man bürdet uns etwas auf und gibt uns keine Mitwirkungskompetenz.“ Vor allem die Angst vor steigenden Kosten als Resultat weit auseinanderliegender Schulen in Schulverbünden war groß. Amberg ist nicht irgendein Ort in der geplanten Mittelschullandschaft, Amberg-Sulzbach ist Pilotlandkreis und war schon von daher Bayerische Schule 2 2010 wichtiger strategischer Termin bei dem Vorhaben des Kultusministers, „mit 2.500 Stadt- und Gemeindeoberhäuptern zu diskutieren“, wie verlautbart wurde. Doch dort wie anderswo offenbarte sich Kritik, Enttäuschung, Resignation – oftmals aus den eigenen Reihen. CSU-Landrat Richard Reisinger, ein ehemaliger Gymnasiallehrer, beschwerte sich via Presse auch über die sogenannten Dialogforen. Die hätte man abhalten sollen, „bevor die Regelungen festgezimmert wurden“. Der Realschulabschluss werde immer noch höher eingestuft als der des M-Zweigs, er sei mittlerweile für ein zweigliedriges Schulsystem. Besser besucht, aber kaum angenehmer für die Regierungsvertreter, war eine Veranstaltung für die Kommunalvertreter aus Oberbayern-Süd Anfang Januar im Ballhaus Rosenheim. Dort platzte dem Gilchinger Amtsträger Michael Muther (FW) am Ende der Veranstaltung mit rund 50 Kolleginnen und Kollegen der Kragen: Nachdem seine Wortmeldungen mehrfach ignoriert worden waren, rief der sechsfache Familienvater nach der Schlussrede des Staatssekretärs sein Fazit in die Versammlung: Die Mittelschule sei „ein alter Hut“. Es werde alles so bleiben wie es ist, egal wie man es nenne. Man könne den Eltern den Unterschied zwischen Real- und Mittelschule nicht verkaufen, erklärte er später gegenüber der BS, eine wirkliche Aufwertung der Hauptschule sei nicht zu erkennen. Die Bürgermeister des Landkreises Dachau gaben gar ein Positionspapier gegen das Mittelschulkonzept heraus und forderten eine sechsjährige Grundschulzeit. Es unterschrieben sämtliche Bürgermeister aller Parteien. Später kamen sie überein, die Pläne ab 2011/12 umzusetzen. Es bleibe ihnen nichts anderes übrig, sagte Bürgermeister-Obmann Konrad Wagner (Altomünster/FWG) auf Anfrage. Auch die „Dialogforen“ erregen bayerweit Unmut. Pars pro toto der Landkreis Dachau: Im Landratsamt der Kreisstadt wollte Johann Turner, Bürgermeister von Mammendorf (Bürgergemeinschaft), der Süddeutschen Zeitung zufolge wissen, „ob das neue System nur dazu diene, Lehrer einzusparen“. Eine klare Antwort habe er nicht bekommen. In Bezug auf Amberg hatte sich MdL Tanja Schweiger (FW) dem „Neuen Tag“ zufolge noch drastischer geäußert: Von einem Dialog habe man nicht sprechen können, zumal die Schulleiter und Lehrer zuvor an ihre Treuepflicht erinnert worden seien. Besser geeignet sei der Begriff „Maulkorberlass“. Bayerische Schule 2 2010 Kommentar von Fritz Schäffer Rheumadeckenpolitik Der Kultusminister, sein Staatssekretär und hohe Ministerialbeamte ziehen wie fliegende Händler durchs Land. Sie verkaufen keine Rheumadecken, sondern preisen eine Schulpolitik an, die auf allseitigen Widerstand trifft. Die Reaktion der Bürgermeister und anderer Adressaten auf zahllose Dialogoffensiven schwankt zwischen Resignation und offener Auflehnung. An rhetorischer Ungeschicklichkeit kann es nicht liegen, Spaenles Wortsalven kommen mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit. Es ist ganz einfach so: Die mit ungeheurer PR-Gewalt angepriesenen Produkte passen nicht mehr auf den Markt. Auch der geschickteste Autohändler steht auf verlorenem Posten, wenn er einem Trabi einen Heckspoiler anklebt, um ihn als modernen Sportwagen zu verticken. Was auf den ersten Blick lediglich als Kommunikationsdebakel erscheinen mag, offenbart in Wirklichkeit den Bankrott der Schulpolitik des Kultusministers, der partout an einem überholten Bild von Schule festhält. Mit den als Reform verkauften und hektisch verkündeten kosmetischen Veränderungen an der viel geschmähten Oberstufe des G8 scheint sich das Muster nun zu wiederholen: Auch da kündigte der Kultusminister eine Dialogoffensive durch alle bayerischen Bezirke an, in der er die Segnungen seiner Politik dem unverständigen Publikum nahe bringen will. Abzusehen, dass auch diese Klientel nichts von Rheumadeckenpolitik wissen will. 7 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 8 Politik_Kurz berichtet, kurz kommentiert Politik_Kurz berichtet, kurz kommentiert Wertlose Regierungsversprechen Das Desaster bei der Einstellung von Junglehrern wäre vermeidbar Reformer-ei Das Gymnasium wird in die Pfanne gehauen – so oder so Wenige Wochen nach Schuljahresbeginn hat der BLLV vor der drohenden Belastung der Q11-Schüler am Gymnasium gewarnt. Hatten die Vorgänger der jetzigen 11. Klassen in der Kollegstufe (K12) gut 28 Unterrichtsstunden pro Woche, beläuft sich das Pensum der Schülerinnen und Schüler, die die neue Qualifikationsphase Q11 besuchen, auf bis zu 38 Stunden. Vorgeschrieben sind insgesamt 132 Jahreswochenstunden in den vier Halbjahren – also durchschnittlich 33 pro Halbjahr. Viele Schülerinnen und Schüler haben dreimal Nachmittagsunterricht, manche auch viermal – Vorbereitungszeit nicht eingerechnet. Neben dieser rein zeitlichen Belastung wurden auch die Prüfungsanforderungen verschärft. So muss jeder Schüler in Deutsch, Mathematik und in einer Fremdsprache eine Abiturprüfung ablegen. Dies soll sowohl eine höhere Studierfähigkeit, die vor allem durch Schlüsselqualifikationen wie Kreativität, Teamfähigkeit, Selbständigkeit, Flexibilität et cetera definiert ist, födern, als auch eine breitere Allgemeinbildung erzielen, die durch mehr Lerninhalte nach einem nicht mehr existenten Wissenskanon erreicht werden soll. Beide Ziele schließen einander aber logisch aus. Entweder es wird in der Schule breiter oder aber es wird tiefer gelernt. Der Hebel, um dieses paradoxe Ziel zu erreichen, ist einzig die Verschärfung der Prüfungsanforderungen. Denn: Schon bisher musste jeder Abiturient die Fächer Deutsch, Mathematik und eine Fremdsprache in der gesamten Kollegstufe belegen und in die Gesamtnote einbringen. Somit kommt als einzige Änderung eine verpflichtende Prüfung am Ende hinzu. Hier wird Schule nach rein quantitativen Aspekten durchleuchtet: Werden Input und Anforderungen erhöht, steigen auch die Leistungen. Eine verpflichtende Abiturprüfung macht demnach aus einem schwachen MatheSchüler der 10. Klasse einen Spitzenmathematiker am Ende der 12. Klasse. Wer dies ernsthaft glaubt, ist naiv und lässt wesentliche Aspekte zur Steigerung der Unterrichtsqualität völlig außer Acht. 8 Demotivierende und frustrierende Reformerei Exemplarisch zeigt sich an der Oberstufenreform, dass das Gymnasium einer dringenden, grundsätzlichen Neuausrichtung bedarf. Derzeit leidet es unter dem Spagat zwischen dem Festhalten an überkommenen und veralteten Strukturen und Traditionen einerseits und einer halbherzigen und meist nur oberflächlich postulierten Öffnung für das unvermeidlich Neue andererseits: • So sind Gymnasien einerseits immer noch streng nach dem Fächerprinzip organisiert, sollen andererseits aber immer neue fächerübergreifende Anliegen verfolgen. • So bestimmen einerseits die prall gefüllten Lehrpläne und eng getakteten Prüfungsintervalle den Unterricht, andererseits sollen möglichst viele außerunterrichtliche Angebote wie Praktika, Exkursionen, Projekte während der Unterrichtszeit stattfinden. • So sollen die Gymnasien einerseits immer noch einen klaren Ausleseauftrag erfüllen, diesen andererseits aber ignorieren, indem sie viele Schüler trotz schlechter Leistungen vorrücken lassen und an der Schule behalten. Diese Widersprüche müssen aufgelöst werden. Dabei steht das Gymnasium in Bayern vor einer äußerst schwierigen Herausforderung. Einerseits brauchen wir dringend eine neue Vision von Schule und Gymnasium und darauf aufbauend konkrete Reformen, andererseits ist nach der überhasteten Einführung des achtstufigen Gymnasiums die Bereitschaft für weitere Reformen bei den Lehrkräften, Eltern und Schülern des Gymnasiums verständlicherweise sehr gering. Demotivation, Frustration und Enttäuschung über den überstürzten Reformprozess überwiegen immer noch bei vielen Kolleginnen und Kollegen. Wenn sich das Gymnasium aber den Herausforderungen einer gewandelten Gesellschaft, eines daraus resultierend neuen Auftrags und der modernen Lern- und Leistungskultur erfolgreich stellen will, müssen tiefgreifende Konsequenzen für seine innere Verfassung und seine Ausstattung gezogen werden. Der BLLV stellt demnächst ein Diskussionspapier zur Zukunft des bayerischen Gymnasiums vor. rk Bayerische Schule 2 2010 Ende Januar schockte die Meldung, dass nur 50 Prozent der Bewerber eine Stelle bekommen werden, nicht nur die Absolventen des aktuellen Prüfungsjahrganges am Gymnasium. Zum Redaktionsschluss lagen die genauen Zahlen noch nicht vor, aber man muss davon ausgehen, dass in einigen Fächerkombinationen nur fünf Prozent der Bewerber eingestellt werden. Dieses Desaster ist keineswegs gottgegeben, sondern das Ergebnis mangelnden politischen Willens, für Bildung ausreichend Finanzen zur Verfügung zu stellen. So könnte der Freistaat den Bewerberüberhang etwa nutzen, um sein Versprechen vom 24. Juni 2008 einzulösen, wonach bis 2014 an weiterführenden Schulen nicht mehr als 30 Schülerinnen und Schüler in einer Klasse sitzen sollen. Bisher verwiesen Staatsregierung und Kultusministerium regelmäßig darauf, dass dieses hehre Ziel leider nicht verfolgt werden könne, da es zu wenig Bewerber gebe. Nun zeigt sich, wie viel dieses Versprechen der Staatsregierung wert ist: Nichts. Für die Betroffenen bleibt nur Fassungslosigkeit. Noch Mitte Dezember erfuhren viele über ihre Seminarlehrer vom Ministerium, ihre Stellen seien so gut wie sicher. Dies ist unverantwortlich. Ende Januar war es für viele zu spät, sich nach Alternativen umzusehen. Welches Desaster im Februar droht, musste doch schon seit Schuljahresanfang im Ministerium klar gewesen sein. Denn: Sowohl die Anzahl der Zweigschulreferendare (die ab Februar als billige Arbeitskräfte ausgenutzt werden) als auch die Zahl der Absolventen ist bekannt. Da muss es dem Ministerium doch möglich sein, eine vernünftige Bedarfsplanung fürs nächste Halbjahr zu veröffentlichen. Das Kultusministerium muss jetzt schleunigst handeln: Es ist nicht zu rechtfertigen einerseits Bewerber mit guten und sogar sehr guten Examensnoten in die Arbeitslosigkeit zu entlassen und andererseits auch weiterhin Notmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Unterrichtsversorgung durchzuführen. Dies gilt insbesondere für solche Maßnahmen, durch die die Referendare selbst während ihrer Ausbildungszeit zusätzlichen Belastungen ausgesetzt werden, um den Bedarf ihrer eigenen Planstelle wegzurationalisieren. Deshalb muss die Verpflichtung für Referendare zur Unterrichtsaushilfe umgehend gesenkt werden. Konkret fordert der BLLV daher eine deutliche Reduzierung der maximalen Unterrichtsverpflichtung von Referendaren im 2. Ausbildungsabschnitt, die 2007 wegen der angespannten Personalsituation auf 17 Stunden angehoben wurde. Daneben sollen Referendare im 3. Ausbildungsabschnitt ab sofort nicht mehr eigenverantwortlich unterrichten, wie dies bis zur Ausrufung des Lehrermangelnotstands vor vier Jahren obligatorisch gewesen ist. Diese Forderungen haben Ende Januar innerhalb von zwei Tagen mehr als 1.000 Personen in einem offenen Brief auf unserer Homepage unterzeichnet: www.bllv.de/bs/2010/02 rk Nachbarschaftshilfe Gassigehen: Gegen ein kleines Entgelt finden unbeschäftigte Junglehrer sicher eine neue Herausforderung BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 10 Politik_Gespräche Politik_Gespräche Der BLLV im Gespräch mit MdL Wild (SPD), dem Städtetagspräsidenten Schaidinger, der Behindertenbeauftragten Badura … … dem Landesbeauftragten für den Datenschutz Petri und den Landtagsabgeordneten der Freien Wähler SPD: Inklusion in allen Schularten Städtetag und Mittelschule: Enges Korsett Behindertenbeauftragte: Inklusion vorantreiben Bedenklicher Umgang mit Datenschutz Bedauern über fehlende Unterstützung durch FW Das Themenspektrum beim Gedankenaustausch zwischen BLLV-Präsident Klaus Wenzel und der Landtagsabgeordneten Margit Wild (SPD) reichte von Inklusion über Schulentwicklung bis zur Lehrerbildung und der Belastung der Schulleitungen. Wild begrüßte es, dass zum Thema Inklusion eine interfraktionelle Arbeitsgruppe eingerichtet wurde, die hoffentlich ein ebenso pragmatisches wie perspektivisches Konzept erarbeiten wird. Inklusion betreffe aus ihrer Sicht allerdings nicht nur das Verhältnis zwischen Regelschulen und Förderschulen sondern müsse Konsequenzen für die Entwicklung aller Schularten und des gesamten Schulsystems haben. Für die Lehrerbildung kündigte Wild einen Gesetzentwurf der SPDFraktion an. Wenzel stellte fest, dass es in Vorgesprächen große Übereinstimmung bezüglich der wichtigsten Reformpunkte gab: mehr Bezüge zum Berufsfeld Schule, mehr Orientierung an Schulstufen als an Schularten, mehr Flexibilität und weniger Gängelung für die Studierenden. Ausführlich wurden die ständig wachsenden Belastungen in der Schulleitung besprochen. Wild sagte zu, dieses wichtige Problemfeld ausführlich im Bildungsausschuss zu thematisieren und sich um konkrete Unterstützung zu bemühen. BS Die Zukunft der Hauptschule stand im Zentrum eines konstruktiven Gesprächs zwischen dem Bayerischen Städtetag und dem BLLV, geführt von Städtetagspräsident Hans Schaidinger, Oberbürgermeister von Regensburg, und BLLVPräsident Klaus Wenzel sowie Manfred Riederle, Schulreferent, Reiner Knäusl, Geschäftsführer des Städtetages, und den BLLV-Vertretern Gerd Hüfner und Fritz Schäffer. Beide Seiten stimmten darin überein, dass das Mittelschulkonzept des Kultusministeriums trotz positiver Aspekte keine dauerhafte Lösung der Probleme bringen wird. Schaidinger unterstrich, dass sowohl auf die demografische Entwicklung als auch auf die sinkende Attraktivität der Hauptschule überzeugende und nachhaltige Antworten gefunden werden müssen. Von besonderer Bedeutung sei ein anschlussfähiger Abschluss, der den Absolventen sowohl Ausbildungen in anspruchsvollen Berufen ermögliche als auch weitere höher qualifizierende Schullaufbahnen. Er betonte, dass die Städte zwar keine generelle Reform der Schulstrukturen fordern, aber mehr Offenheit für schulartübergreifende Modellversuche im Rahmen der Regionalen Schulentwicklung unterstützen. Genauso wie Wenzel halte er das Korsett für die Dialogforen und Schulverbünde für zu eng geschnürt. fs „Inklusion kann nur in einem offeneren Schulsystem funktionieren“, sagte die Behindertenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Irmgard Badura, im Gespräch mit dem BLLV. BLLV-Präsident Klaus Wenzel bekräftigte, ein anderes, inklusives Schulsystem sei für eine demokratische und offene Gesellschaft ein Muss. Fritz Schäffer, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik, berichtete, dass der BLLV derzeit ein Grundlagenpapier zur Umsetzung der UN-Konvention erstelle. Es wird sich für ein inklusives Schulsystem aussprechen im Bewusstsein, dass dieses „quer“ zum jetzigen „segregierenden Schulsystem“ stehe. Der BLLV fordere aber die Freiheit der Schulwahl. Pauschale Antworten oder gar eine „Zwangsinklusion“ seien abzulehnen. Einigkeit bestand zwischen Badura und dem BLLV auch darin, dass sonderpädagogische Kompetenz und Förderung in einem inklusiven Schulsystem erhalten und aufgebaut werden müsse. Damit die Regelschule für Kinder mit Behinderungen auch tatsächlich zur Regelschule wird, müssten die erforderlichen Ressourcen zur Verfügung stehen. Stefan Sandor, Mitarbeiter der Behindertenbeauftragten, forderte, auch über Konsequenzen für die Lehrerbildung nachzudenken. ff Der erste Entwurf (2008) der Staatsregierung zu „Datenverarbeitung und Datenschutz im Bayerischen Schulwesen“ hatte beim BLLV zu Skepsis und zur Forderung nach Verschlankung und Verbesserung geführt. Der Bayerische Landesbeauftragte für den Datenschutz, Dr. Thomas Petri, schloss sich den damaligen Bedenken des BLLV weitgehend an und erreichte in Verhandlungen mit der Staatsregierung eine Fassung mit „ausschließlich unproblematischen Kategorien“. In einem Gespräch mit Dr. Petri bedankte sich BLLV-Präsident Klaus Wenzel für das kompetente und engagierte Wirken des Datenschutzbeauftragten und ließ sich den aktuellen Gesetzentwurf detailliert erklären. Auf Befremden stieß das Verhalten des Kultusministeriums, das den Verbänden für diesen komplexen und sehr bedeutenden Gesetzentwurf lediglich fünf Wochen für die Formulierung einer Stellungnahme gewährte. Außerdem wurde die schriftlich angekündigte mündliche Anhörung erst nach Aufforderung des BLLV durchgeführt, wobei die Verbände erst vier Tage vor der Anhörung informiert wurden. Petri und Wenzel waren sich einig, dass dieses Vorgehen bei einem ohnehin sehr sensiblen Thema zusätzliche Skepsis schaffen könne. BS „Wir bedauern, dass die Freien Wähler die Grundschulpetition des BLLV nicht mehr unterstützt haben – trotz 100.000 Unterzeichnern“ – dies sagte BLLV-Präsident Klaus Wenzel im Gespräch mit Abgeordneten der Freien Wähler (FW). MdL Eva Gottstein erklärte, sie und Günther Felbinger hätten im Bildungsausschuss für die Petition gestimmt – außer für die längere gemeinsame Schulzeit, die die FW ablehnen. Wenzel und Simone Fleischmann, Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft im BLLV, waren für den BLLV bei den Beratungen im Bildungsausschuss anwesend. Die FW haben nur für mehr Förderung und kleinere Klassen gestimmt. Beim gleichen Status für Grundschullehrer enthielten sie sich der Stimme. Die freie Schullaufbahnentscheidung, die längere gemeinsame Schulzeit und die bessere Lehrerbildung wurden von den FW abgelehnt. So steht es auch im Protokoll. Gottstein kündigte ein Gutachten zur Zukunft des bayerischen Schulsystems an. Auf dessen Basis wollen sich die FW im Frühjahr neu positionieren. Sie sagte: „Die Zeit arbeitet für diejenigen, die mit diesem System nicht einverstanden sind.“ Fritz Schäffer, Leiter der Abteilung Schulund Bildungspolitik im BLLV, ermutigte die FW, der Idee einer Regionalen Schulentwicklung näherzutreten. ff 10 Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 11 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 12 Politik_Akzente PPolitik_Aus dem Landtag Der neuralgische Punkt unseres Schulsystems ist die frühe Verteilung der Kinder auf parallele Schularten. Kaum wird dieses Thema angesprochen, finden sich Befürworter und Gegner einer „begabungsorientierten äußeren Differenzierung“, womit letztlich ein Vorgang umschrieben wird, der viele Probleme schafft. Und zwar für Kinder ebenso wie für Eltern, für Pädagogen ebenso wie für Politiker. Nicht selten behaupten die Anhänger der frühzeitigen Auslese, dass lern- und entwicklungspsychologische Befunde für die Einführung der vierjährigen Grundschule ausschlaggebend waren. Wissenschaftler hätten schon vor Jahrzehnten bestätigt, dass den Kindern am meisten geholfen sei, wenn sie im Alter von neun bis maximal zehn Jahren in (vermeintlich) leistungshomogene Gruppen sortiert werden. Was soll man dagegen sagen? Ein Kompromiss wird 90 Von Klaus Wenzel Tatsache ist, dass die vierjährige Grundschule zum Zeitpunkt ihrer Entstehung weder von Wissenschaftlern gefordert wurde, noch auf psychologischen Befunden basiert. Sie ist ein problematischer Kompromiss, der zwar mathematisch korrekt war, aber die Bedürfnisse der Kinder weitgehend negierte. Im August 1919 wurde durch die Weimarer Verfassung die allgemeine Grundschule in Deutschland gesetzlich verankert. Die Nationalversammlung hatte allerdings nicht die Dauer der gemeinsamen Schulzeit festgelegt. So bekam die Reichsschulkonferenz den Auftrag, diese Festlegung zu treffen, wobei sich im Lauf der Diskussion zwei Lager herausbildeten. Die einen wollten die Aufgabe der Grundschule darauf beschränkt sehen, den Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen beizubringen. Dies sei mit tüchtigen Lehrern in zwei Jahren zu erreichen. Die Grundschule, so eine offizielle Begründung von damals, sollte die Funktion einer „gymnasialen Vorschule“ übernehmen. Mehr als zwei Jahre Grundschule lehnte diese Gruppe ab und diffamierte eine längere gemeinsame Schule als „Kinderzuchthaus“. Die anderen proklamierten einen „Bildungsauftrag“ der Grundschule und forderten für die solide Erfüllung dieses Auftrags mindestens sechs Jahre. Sie beriefen sich auf Comenius und Fichte aber auch auf den „Deutschen Lehrertag“ von 1885, bei dem „eine lange Schulzeit für alle“ gefordert wurde, damit der „Anspruch auf Bildung“ eingelöst werden könne und zwar „unabhängig von Stand und Einkommen“. Klausuren: Viele schöne Worte – wenig Konkretes ei den diesjährigen Winterklausuren der fünf Landtagsfraktionen waren sachpolitische Entscheidungen, etwa im Bereich der Bildungspolitik, rar. Stattdessen gab es Gerüchte und Spekulationen im Vorfeld, Ankündigungen und Geschlossenheitsappelle während der Klausuren und leuchtende Zukunftsvisionen danach. Die CSU-Tagung in Wildbad-Kreuth war dominiert von der Personaldebatte um den Fraktionsvorsitzenden Georg Schmid. Die „Revolution“ von Markus Söder fiel jedoch aus und Parteivorsitzender Horst Seehofer gewährte demonstrative Rükkendeckung. Die Abgeordneten diskutierten über den von Schmid eingeleiteten Entlastungsangriff eines „Zukunftsdialogs“: Sie sollten in mehreren Foren ihre Vorstellungen von Bayern im Jahr 2020 entwickeln und aufzeigen, wofür die CSUFraktion steht. Eines der Foren fand zur Bildungspolitik statt. Da man die Themen mit den Menschen diskutieren will und vor B allem zuhören möchte, gab es keine Beschlüsse. Die SPD-Abgeordneten Rinderspacher, Pronold und Kohnen demonstrierten im Anschluss an die Kreuther Tagung die Verluste von 3,75 Milliarden Euro der HGAA. Mit dem Geld hätten für zehn Jahre 5.000 zusätzliche Lehrer eingestellt oder allen bayerischen Schülern zehn Jahre ein kostenloses Mittagessen finanziert werden können. Bei ihrer eigenen Klausur in Irsee demonstrierte die SPD Geschlossenheit und plante eine Gesprächsoffensive an der Wählerbasis, um verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen. Nabelschau auch bei den Freien Wählern in Bischofsreut. Angesichts fraktionsinterner Turbulenzen, dem Ausschluss von Gabriele Pauli und der Abwahl von zwei Stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden machte man sich daran, mit Hilfe eines externen Coaches die eigene Teamfähigkeit zu verbessern. Fraktionsvor- sitzender Hubert Aiwanger ließ sich auch durch die Meinungsumfrage des BR nicht verunsichern, die die FW nur noch bei sechs Prozent sieht. Dieselbe Umfrage attestierte Bündnis 90/Die Grünen einen Zuwachs an Zustimmung auf 15 Prozent, was wohl mit ihrer seit Jahren konsequent verfolgten Bildungspolitik zu tun hat. Die selbsternannte „PremiumOpposition“ diskutierte bei ihrer Klausur wirtschaftliche Veränderungsprozesse in der Region und ihre gesellschaftlichen Folgen. Die Grünen stellten somit im Gegensatz zu anderen anspruchsvolle Sachthemen in den Mittelpunkt. Für den Nachtragshaushalt 2010 forderten sie insbesondere zusätzliche Bildungsinvestitionen. Die FDP beschloss bei ihrer Klausur ein „Zukunftskonzept“ mit dem Titel „Chancen schaffen – Bayern erneuern“ mit den Themen Wirtschaft und Energie, Wissenschaft, Gesundheit, Umwelt und Chancengerechtigkeit. ff Kultusetat schrumpft CSU: AbwärtsTREND Kompetenzlose Foren Die Bayerische Staatsregierung hat dem Landtag den Entwurf für den Nachtragshaushalt 2010 zugeleitet. Gegenüber dem Gesetz zum Doppelhaushalt 2009/10 werden die Ausgaben um 322,7 Millionen Euro gekürzt, der Haushalt wächst nicht wie vorgesehen um 2,9 Prozent, sondern nur um 2,1 Prozent. Allein im Kultusetat werden die Ausgaben um 20,6 Millionen auf 9,47 Milliarden Euro reduziert. Der Kultusetat steuert infolge der QuellePleite 2,5 Millionen Euro zum „Strukturprogramm Nürnberg-Fürth“ bei (gesamt 115 Millionen). Zudem werden die zum 1. September geplanten Stellenhebungen auf den 1. Januar 2011 verschoben (-6 Millionen). Zum Ausbau der Ganztagsschulen werden die Zuweisungen an die Gemeinden auf 43,9 Millionen verdoppelt. ff In die Klausursitzungen der Landtagsfraktionen platzte die jährliche BayernTRENDUmfrage des Bayerischen Rundfunks. Die Bürger wurden unter anderem nach den bildungspolitischen Kompetenzen der Parteien gefragt. Den höchsten Zuspruch erhielt die CSU mit 38 Prozent (3 Prozent weniger als im Vorjahr). Es folgten SPD (17 Prozent/-8 Prozent), FDP (12 Prozent/+3 Prozent) und Grüne (7 Prozent/ +3 Prozent). Nur 1 Prozent (-4 Prozent) favorisierten die Bildungspolitik der Freien Wähler. Laut Forschungsgruppe Wahlen war die Bildungspolitik das wahlentscheidende Thema der Landtagswahl 2008. Für 32 Prozent der Befragten war die Schul- und Bildungspolitik das wichtigste Problem, gefolgt vom Arbeitsmarkt mit 21 Prozent. ff Das Kultusministerium (KM) will den Dialogforen zur Mittelschule keine Entscheidungskompetenz geben. Dies geht aus einer Anfrage des Bildungspolitischen Sprechers der Grünen, Thomas Gehring, hervor. Die Dialogforen sollen lediglich „Transparenz mit allen Beteiligten“ herstellen und „die jeweiligen regionalen Gegebenheiten, Beobachtungen und Wünsche stärker einbeziehen“ (Drs. 16/3071). Detailfragen sollen anschließend in „Regionalgesprächen vor Ort geklärt“ werden. Auf deren Grundlage würden „konkrete Planungsmodelle“ erarbeitet. Verantwortlich sei ein „Leitungsteam“ aus Regierung, Schulamt und Landrat. Wenn sich die Dialogforen bewähren, sollen sie erhalten bleiben – laut KM auch zur „Weiterentwicklung der Schulorganisation“. ff Zwei plus sechs durch zwei = fauler Kompromiss Die Unruhen der jungen Weimarer Republik veranlassten Reichsinnenminister Erich Koch-Weser, rasch zu einem Ergebnis zu kommen. Er forderte die Vertreter der beiden Lager auf, einen Kompromiss zu suchen. Mathematisch korrekt war der gefundene Kompromiss deshalb, weil man die Forderung der einen Gruppe (2 Jahre) mit der der anderen Gruppe (6 Jahre) addierte und durch zwei dividierte. So gibt es seit April 1920 eine vierjährige Grundschule, der 90. Geburtstag steht vor der Tür. Seriöse Stimmen, die eine fröhliche Geburtstagsparty fordern, sind nicht zu vernehmen. Vielmehr hat der Auftakt zu unserer Grundschulaktion im vergangenen Jahr gezeigt, dass dieser Schulart (und ihren Schülern und Lehrern!) mit politischer Unterstützung mehr gedient ist als mit einer Geburtstagstorte. Denn die Probleme haben sich nicht geändert. Auch im Jahr 2010 gibt es viele Menschen, die unsere Grundschule auf eine „gymnasiale Vorschule“ zurecht stutzen wollen. Auch im Jahr 2010 haben alle Kinder „Anspruch auf Bildung“, und zwar „unabhängig von Stand und Einkommen“. Auch 2010 geht es nicht in erster Linie um Lesen, Schreiben und Rechnen, sondern um vielseitige und umfassende Kompetenzen. Die Petition des BLLV zur Grundschulaktion ist deswegen keineswegs „erledigt“, auch wenn das eine Mehrheit im Landtag gerne so hätte. Der 90. Geburtstag unserer Grundschule sollte für die Politik und für uns alle Ansporn und Auftrag sein, den Kindern alters- und zeitgerechte Lernprozesse zu ermöglichen, damit wirklich Lernen und Leistung im Vordergrund stehen und nicht das Auswendiglernen des „zentralprüfungsrelevanten Kernstoffs“. 12 Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 13 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 14 Thema_Reportage Thema_Inklusion I n d i v i d u e l l e Förderung inklusive Die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung erweist sich als Pflichtaufgabe für alle Schulen. Ebenso wie für die Schulpolitik. Allerdings muss man sich auf ein zentrales Bildungsziel verständigen. Leitmotiv: Die Gleichwertigkeit aller Menschen. Abaz M., 10 Jahre, Mukoviszidose Gallina D., 13 Jahre, Vollblindheit Bildungsbarometer Inklusion Fortschritte auf dem Weg zur inklusiven Bildung in den Bundesländern, SoVD-Bewertung: Stand August 2009 Johannes P., 7 Jahre, Multiple Dyslalie Ein 34-seitiger Text der Vereinten Nationen krempelt derzeit die deutsche Bildungslandschaft um: Die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung. In Artikel 24 werden die Vertragsstaaten aufgefordert, ihr derzeitiges Schulsystem zu überprüfen. Es soll auf allen Ebenen dem Inklusionsgedanken der Konvention entsprechen. Das heißt nichts weniger als: Der gemeinsame Schulbesuch aller Kinder, ob behindert oder nicht, muss gewährleistet sein. Wo das noch nicht der Fall ist, sind die Länder verpflichtet, dies zu ändern und einen Entwicklungsprozess anzustoßen. Deutschland ist seit dem 26. März 2009 daran gebunden. Jennifer R., 16 Jahre, Autoaggressionen Achtung! diese Grafik wurde nochmal neu erstellt. Bitte neue einbauen (von dieser CD) 14 Text: Frank Tollkühn Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 Die Konvention von 2006 haben mittlerweile weltweit mehr Staaten ratifiziert als die UN-Kinderrechtskonvention, die es seit 20 Jahren gibt. Die Diskussion ist also keine Modeerscheinung, sondern fordert von der Gesellschaft eine intensive Auseinandersetzung mit der Thematik. Für Bayern bedeutet das: Der Freistaat muss wie alle anderen Bundesländer wesentlich mehr Kindern und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf als bisher den Besuch der allgemeinen Schule ermöglichen. Die Integration behinderter Kinder ist, so geht es zumindest aus zahlreichen Veröffentlichungen des Kultusministeriums hervor, in den vergangenen Jahren forciert worden. Die Fakten: Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden derzeit an 139 Außenklassen in bayerischen Grund- und Hauptschulen unterrichtet. Dies sind komplette Klassen der Förderschulen im Gebäude der allgemeinen Schule. Gemeinsamen Unterricht für Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gibt es in 532 Kooperationsklassen. Außerdem können einzelne Kinder mit Unterstützung von Integrationshelfern eine allgemeine Schule besuchen. Offen bleibt, wie viele Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf bereits am Unterricht der allgemeinen Schule teilnehmen. Das Ministerium spricht von 23 Prozent, laut einer Studie des Sozialverbands Deutschland (SoVD) sind es in Bayern aber gerade mal 12,5 Prozent. 15 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 16 Thema_Inklusion Thema_Experteninterview Dr. Pius Thoma, 63, war Sonderschullehrer und ist Akademischer Direktor am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Grundschuldidaktik der Universität Augsburg. Thoma ist gemeinsam mit Dr. Cornelia Rehle Herausgeber des Buches „Inklusive Schule“. Inklusion – ein Bekenntnis zur Vielfalt Inklusion bedeutet selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen gesellschaftlichen Bereichen. Im pädagogischen Kontext meint dies die Möglichkeit, aus verschiedenen Bildungsangeboten auszuwählen und dann teilhaben sowie mitgestalten zu können. Das erfordert die Anerkennung, dass alle Kinder und Jugendlichen gleichen Alters mit unterschiedlichen Voraussetzungen und damit verschiedenen Bedürfnissen lernen – es ist ein Bekenntnis zur Heterogenität. Schulen müssen stärker als bisher die individuellen Lernzeiten und -strategien akzeptieren und differenzierte Angebote bereitstellen. Es geht nicht darum, dass sich der einzelne Schüler an ein bestehendes Lernangebot anpasst, sondern dass die Schulen für die Vielfalt ihrer Schüler da sind. Erst damit wird eine individuelle Lernförderung der Schüler mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf in der allgemeinen Schule, wie sie die UN-Konvention vorschreibt, möglich. Schüleranteil mit Förderbedarf Anteil der Schülerinnen und Schüler in Förderschulen und in allgemeinen Schulen in den Bundesländern im Jahr 2006/07 Die Konsequenz ist ein bedarfsgerechter Ausbau von Bildungsnetzwerken. Dies kann nur von allen Bildungseinrichtungen – von der Grundschule bis zum Gymnasium – gemeinsam bewerkstelligt werden. Die sonderpädagogischen Förderzentren müssen die allgemeinen Schulen bei diesem Entwicklungsprozess hin zu einem inklusiven Schulangebot unterstützen. Sie sind ein wichtiges Element in diesem Netz. Sie haben die Erfahrungen, das Wissen, die Methoden und Instrumente und können die sonderpädagogische Fachkompetenz zur Verfügung stellen. Gegenwärtig werden die Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf in einem dualen System an „Allgemeinen Schulen“ und „Förderschulen“ gefördert. Das stationäre Angebot ist deutlich stärker ausgebaut – wenn man jedoch die UN-Konvention erfüllen will, muss es zu Gunsten der mobilen Dienste verschoben werden. Die Qualität der sonderpädagogischen Förderung muss dabei erhalten bleiben. Eine Auflösung der sonderpädagogischen Einrichtungen ist nicht nötig. Die regionalen Strukturen und Möglichkeiten sind recht unterschiedlich, daher muss es künftig regionale Lösungen geben. Die Wünsche und Bedürfnisse der Kinder und Eltern sind dabei zu berücksichtigt. „Die Idee wird nur geduldet“ Dr. Pius Thoma über den bayerischen Sonderweg zur Inklusion Bayerische Schule: Das bayerische Kultusministerium rühmt sich, die UN-Konvention zur Inklusion bundesweit vorbildlich umzusetzen – zu Recht? Dr. Pius Thoma: Bayern hat zu Beginn des Jahres den Vorsitz der Kultusministerkonferenz übernommen und bemerkenswerterweise kurz davor seinen „Weg zur Integration durch Kooperation“ in einen „Weg zur Inklusion durch Kooperation“ umbenannt. Achtung! diese Grafik wurde nochmal neu erstellt. Bitte neue einbauen (von dieser CD) Wo sehen Sie den Unterschied zwischen Integration und Inklusion? Integration ist eher eine Anpassungspädagogik beziehungsweise eine Wiedereingliederung, Inklusion meint – ganz im Sinne der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen – die bedingungslose Teilhabe Aller an den Bildungssystemen einer Gesellschaft von Anfang an. Kooperation als Grundlage Und der „bayerische Weg“ ist nicht wirklich inklusiv? Es wird nur das Alte neu benannt. Daran ändern auch sogenannte „Inklusionsklassen“ nichts, die eingeführt werden sollen. So etwas ist sogar ein Widerspruch in sich: eine Klasse mit diesem Namen separiert. Angeblich handelt es sich um weiterentwickelte Kooperationsklassen. Mit diesem Begriff wiederum werden Regelschulklassen bezeichnet, in die zumeist vier bis fünf Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufgenommen werden. Damit der Auf- und Ausbau dieser Bildungsnetzwerke gelingt, ist das Interesse und Engagement aller Kollegen erforderlich. Inklusive Strukturen, die einen Unterricht für alle Schüler ermöglichen, führen auch nicht zur Auflösung der einzelnen Professionen. Die sonderpädagogische Fachkompetenz ist und bleibt unverzichtbar. Es wird aber im Rahmen dieser Entwicklung ein zentrales Merkmal der bisherigen Lehrerrolle aufgelöst: die alleinige Verantwortung für die Schüler einer Lerngruppe. Der Vielfalt in den Lernprozessen kann nur durch eine umfangreiche Unterstützungskultur begegnet werden. Es kann nicht jeder alles können. Die Kooperation zwischen verschiedenen Professionen stellt somit die Grundlage für eine inklusive Schullandschaft dar. Dazu wiederum braucht es eine bessere Lehrerbildung – und schlicht mehr Lehrer und Zeit zur Teamarbeit. Diese Klassen entsprechen nicht der Idee der Inklusion? Auf den ersten Blick schon. Das Ministerium betont auch stets, dass die Vorschrift der Lernzielgleichheit zugunsten einer Lernzieldifferenzierung abgeschafft sei. Das bedeutet, ein behindertes Kind darf jetzt auch nach individuellem Lehrplan unterrichtet werden, vorausgesetzt, so heißt es im Bayerischen Erziehungs- und Unterrichtsgesetz einschränkend, es kann am normalen Unterrichtsverfahren „aktiv teilnehmen“. Wer aber kann ermessen, ob etwa ein autistisches und körperbehindertes Mädchen aktiv teilnimmt? Außerdem: Noch immer können Eltern nicht frei entscheiden, welche Schulart sie für ihr Kind als die geeignetere erachten. Ich kenne Paare, die nach Österreich ausgewandert sind, weil dort der Elternwille respektiert wird. Kurzum: Hierzulande wird nicht alles getan, die Idee der Inklusion umzusetzen – sie wird geduldet. 16 Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 Das Ministerium will die so genannten Förderzentren erhalten. Die Expertise dieser Einrichtungen ist doch sicher nicht überflüssig, auch wenn sie per se nicht-inklusiv sind? Das Problem steckt in Köpfen der Lehrkräfte beider Seiten: Die Regelschullehrer haben gelernt, dass manche Kinder nur von Experten betreut werden können, sie sollen lediglich möglichst früh melden, welches Kind welchen sonderpädagogischen Förderbedarf erkennen lässt. Die Sonderpädagogen wiederum beanspruchen allein die diagnostische und pädagogisch-didaktische Kompetenz für sich – und genau dieses hohe berufliche Ethos steht ihnen im Weg. Wie das? Förderlehrer werden bezogen auf Kategorien von Behinderungen ausgebildet. Dieses Kategorisieren aber ist nicht haltbar. Unter den so genannten Down-Kindern oder solchen mit Lernbehinderung zum Beispiel gibt es genauso Heterogenität wie sonst wo. Die Aufteilung der Förderschullandschaft nach fein differenzierten Störungsbildern ist der falsche Weg? Eine Lehrerbildung bezogen auf Störungsbilder ist der traditionelle Weg. Der moderne Weg ist ein ökosystemischer Ansatz, der alle möglichen Zusammenhänge berücksichtigt und nicht ausschließlich das Kind unter seinen Handicaps betrachtet: Was zum Beispiel als Lernbehinderung erscheint, hat seine Ursache oft in sozio-kulturellen Bedingungen der Herkunftsfamilie oder auch in der fehlenden Unterstützung an der Regelschule. Eine solche Sichtweise erfordert sicherlich ein grundlegendes Umdenken. Es geht um einen Paradigmenwechsel: Wir sollten uns von der Illusion der homogenen Lerngruppen verabschieden und über Heterogenität nachdenken, statt über den Begriff Inklusion zu streiten. Das Problem entsteht ja nur, weil man standardisierte Normen für Lerngruppen setzt und Kinder daran misst, anstatt von der Unterschiedlichkeit der Schüler auszugehen – aller Schüler. Interview: Christian Bleher 17 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 18 Thema_Erfahrungsbericht Thema_Erfahrungsbericht Am ersten Schultag war ich sehr gespannt auf meine neuen Kinder, insbesondere auf die sechs Kinder mit Förderbedarf. Wie würden sie sich in der neuen Klasse fühlen? Würden sie im Stoff mitkommen? Würden sie von den 14 Regelschulkindern angenommen werden? Würden diese nicht zu kurz kommen? Und, und, und ... Als es daran ging, die Schultasche auszupacken und die mitgebrachten Hefte zu beschriften, wurde mir schnell klar, auf welches „Abenteuer“ ich mich da eingelassen hatte. Was für Regelschüler in diesem Alter normale Arbeit ist, überforderte die Förderkinder in jeglicher Hinsicht. Auf meine Frage „Wer von den Kindern, die bereits fertig sind, könnte helfen?“ waren sofort einige Regelschulkinder zur Stelle. Es klappte so gut, dass ich gleich die sogenannten „Paten“ einführte. Das waren jeweils die sechs Schulkinder, die mit einer Arbeit als erstes fertig waren und sich dann um eines der Förderkinder kümmerten. So erfolgte auf ganz natürlichem Wege eine Teilintegration der Förderkinder. Die ersten Wochen – Hausaufgaben nach Zeit Jedes Kind war anders als das andere Ellen Lanz-Zeilinger war 20 Jahre lang Grundschullehrerin in den Jahrgangsstufen drei und vier, als sie im Schuljahr 2004/05 erstmals eine Kooperationsklasse übernahm. Was sie zunächst als willkommene Herausforderung begriff, wurde schnell zur Überforderung. Alles schien schief zu laufen – bis die Lehrkraft begann, einige Grundannahmen in Frage zu stellen. Ein Erfahrungsbericht* Ein großes Problem zu Beginn des Schuljahres war das Thema Hausaufgaben. Ich hatte keine Ahnung, wie viel die einzelnen Förderkinder bewältigen konnten und gab ihnen zunächst den normalen Umfang auf. Tage danach riefen die ersten verzweifelten Fördereltern an, weil sie Stunden mit ihren Kindern an den Hausaufgaben saßen. Wir kamen überein, dass sie diese nach einer Stunde abbrechen sollten. Den Regelschulkindern fiel es schwer zu verstehen, dass die Förderkinder weniger Hausaufgaben machen mussten als sie. Daraufhin sprach ich das Thema „Förderkinder“ und die Probleme an, die diese hatten. Überraschenderweise gingen sie sehr natürlich damit um. Sie fanden heraus, dass es nicht nur Unterschiede zwischen den Regelschulkindern und Förderkindern gab, sondern dass jedes Kind in unserer Klasse anders war als das andere und dass auch manche Regelschüler Stunden an den Hausaufgaben saßen. Gemeinsam fanden wir eine Lösung: Jedes Kind machte Hausaufgaben nach Zeit. Das war für alle ein Riesenansporn. Mein persönliches Problem am Anfang war der Unterricht. Während die Regelschulkinder und auch drei der Förderkinder einen Hefteintrag alleine schreiben konnten, saß Monika** nur da und war nicht bereit, an der vorgegebenen Aufgabe zu arbeiten. Frederik war überfordert, wenn er drei einfache Anweisungen hintereinander ausführen sollte. Kilian war unendlich bemüht, brachte aber gerade mal die Überschrift ins Heft. Anna fiel täglich durch unerklärliche Wutausbrüche auf. Mit viel Geduld, gutem Zureden und der nicht zu unterschätzenden Hilfe durch die Paten kam aber etwas mehr Ruhe in die Klasse. Eine große Hilfe waren für mich die Supervisionsstunden beim Leiter des MSD. Eine der zweiwöchentlichen Sitzungen brachte die Wende in meinem Denken. Es war Ende November. Ich wusste bereits, was ich von jedem Kind verlangen konnte und differenzierte dementsprechend. Auch Kilian bekam seine Aufgaben so gestellt, dass er sie vom Umfang und auch vom Schwierigkeitsgrad her meistern konnte. Aber: Er schaffte in einer Schulstunde *Dieser Text ist die gekürzte Fassung eines Beitrages in „Inklusive Schule – Leben und Lernen mittendrin“, Pius Thoma, Cornelia Rehle (Hrsg.), Klinkhardt 2009 **Alle Namen geändert 18 Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 nur zwei Sätze oder vier Rechnungen. „Wie soll Kilian jemals die 3. Klasse schaffen?“, fragte ich den Leiter des MSD. Er fragte zurück: „Fühlt sich Kilian in der Klasse wohl?“ Ich antwortete: „Ja!“ „Geht er gerne in die Schule?“ „Hat er täglich einen individuellen Lernzuwachs?“ Ich antwortete „ja“ und wieder „ja“. Da sagte der Kollege: „Wo ist dann das Problem?“ Da wurde mir klar, wo ich das Problem hatte: Ich wollte, dass alle Kinder am Ende der 3. Klasse auf dem gleichen Stand sind und das erwartete ich unbewusst auch von den Förderkindern. Von da an sah ich vieles anders. Ein Förderkind konnte nicht dieselben Ziele erreichen, die ein Lehrplan für die 3. Klasse vorgab. Das nahm einen ungeheuren Druck von mir und damit auch von den Kindern. Ich hörte auf, die Kinder gleich machen zu wollen und fing an, in jedem Kind ein Individuum zu sehen mit seinen eigenen Stärken und Schwächen. Ich durfte die Kinder dementsprechend nicht in ein herkömmliches Unterrichtsschema pressen, sondern musste jedem einzelnen Kind angemessene Aufgaben stellen. Zusammen mit der Sonderschullehrerin vom MSD und der Förderlehrerin entwickelten wir in den Kernfächern einen differenzierten Unterricht, der sich aus drei verschiedenen Leistungsgruppen zusammensetzte. So gingen einzelne Förderkinder in leistungsstarke Gruppen, einzelne Regelschulkinder dagegen in leistungsschwache. Diese Differenzierung erwies sich als so gut, dass wir sie bis zum Ende der 4. Klasse beibehielten. Letztendlich konnten drei der Förderschüler auf eine Hauptschule übertreten und die anderen drei gingen als Förderschüler weiter in eine 5. Kooperationsklasse. Die uns begleitende Sonderschullehrerin meinte: „So weit wären diese Kinder an einer Sonderschule nie gekommen.“ Die Förderkinder hätten in den Regelschulkindern positive Vorbilder erlebt und seien durch sie immens gefördert aber auch gefordert worden. Und ich musste sagen: „So weit wären die Regelschüler ohne die Förderkinder nie gekommen.“ Ich hatte in meiner langen Dienstzeit noch nie eine Klasse, deren Schüler so sozial aufgeschlossen, hilfsbereit, verantwortungsvoll, liebevoll im Umgang miteinander und offen für das Anderssein eines anderen Kindes waren. Fazit: die zwei schönsten Jahre meiner Dienstzeit Die Arbeit in einer Kooperationsklasse mit Förderkindern ist eine „Win-Win-Situation“: Die Förderkinder hatten einen immensen Lernzuwachs, die Regelschulkinder waren durch ihre Patenschaften besonders herausgefordert und lernten durch das Meistern dieser Herausforderung mehr als in einer normalen Klasse, die Eltern der Förderkinder konnten endlich ihr Kind im Sprengel beschulen lassen, die Eltern der Regelschulkinder konnten zufrieden sein, weil ihre Kinder aufgrund dieser (noch!) Sondersituation besonders gefordert und auch gefördert wurden: ihre Kinder hätten in einer herkömmlichen Klasse nie diese soziale Reife erlangt. Wir Lehrkräfte konnten Erfahrungen auf vielen Ebenen sammeln: Umgang mit Verschiedenheit, Unterrichtsqualität, fruchtbare Zusammenarbeit mit Kollegen ... Für mich waren es die zwei schönsten Schuljahre meiner Dienstzeit. Ich hätte sehr gerne eine weitere Kooperationsklasse übernommen, aber aus finanziellen Gründen wurde an unserer Schule keine mehr genehmigt. 19 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 20 Thema_Portrait Gestützte Kommunikation heißt: unabhängig vom eigenen Willen schreiben helfen. Bei Abschlussprüfungen wird sie nicht anerkannt. Ordnen, ohne wirklich zu verstehen Veronika Raila ist Autistin und körperbehindert. Als sie sechs Jahre alt war, attestierte man ihr einen IQ von Null und steckte sie in eine Förderschule. Mittlerweile ist sie 18 und Gaststudentin an der Uni Augsburg. Ihre Mutter dissertiert ebendort – über Inklusion Text: Chris Bleher Für Veronika Raila hat das Wort „Inklusion“, zu Deutsch „Einschließung“, zwei Bedeutungen: eine abgründige und eine verheißungsvolle. Die erste entspricht einem lähmenden Gefühl: Eingeschlossen zu sein als hellwacher Geist und hochempfindsame Seele im Gefäß eines Körpers, den sie nicht willkürlich bewegen kann. Die zweite entspricht einem beflügelnden Wunsch: Eingeschlossen zu sein in eine Gemeinschaft, wahrgenommen zu werden als vollwertiger Mensch, auch wenn der nicht gehen kann und nicht greifen, nicht sprechen und nicht dem Gegenüber direkt in die Augen schauen. Für Veronikas Eltern hieß das schon vor vielen Jahren: Darum zu kämpfen, dass ihre Tochter trotz schwers20 ter Behinderung am regulären Bildungsbetrieb teilhaben darf. Es ging um Inklusion – in der besseren Bedeutung. Petronilla und Uwe Raila ahnten zunächst selbst nicht, wie sehr sich ihre Tochter aus jener Sonderwelt wegwünschte, in die sie nach dem Besuch eines integrativen Kindergartens verwiesen worden war. Eine Sonderpädagogin hatte dem Mädchen kurzerhand einen IQ von null attestiert, die Falltür war aufgesprungen. Als Veronika Jahre später einmal gebeten wurde, in einem Seminar für Grundschulpädagogik zu schildern, wie sie ihre zwei Jahre auf der Förderschule erlebte, bekamen die Lehramtsanwärter via Computer-Sprachwandler dies zu hören: „Zunächst wurde Bayerische Schule 2 2010 ich wegen meiner Körperbehinderung vom Regelschulsystem diskriminiert, und im Förderschulsystem wurde von diesen Merkmalen auf innere Werte geschlossen. Dieser Gedankengang ließ mich zu einem Ding, zu einer Sache mutieren. Können Sie sich meine Gefühle vorstellen, wenn ich frühmorgens in den roten Bus stieg, der mich zu dieser Schule brachte?“ Schon bald entdeckte ihre Mutter jedoch eine Methode, ihre Tochter besser kennenzulernen: Facilitated Communication (FC), Gestützte Kommunikation. Sie lernte, die Hand der Tochter locker über Symboltafel oder Tastatur zu halten, frei von eigenem Willen, und zarten Impulsen in Richtung dieses oder jenes Zeichens zu folgen. Ein Schulpsychologe korrigierte derweil das Fehlurteil „geistige Behinderung“ und diagnostizierte das AspergerSyndrom, eine besondere Form von Autismus. Veronika lernte rasch Lesen, Rechnen und Schreiben – und sich durch FC mitzuteilen. Ihre Mutter, eine Berufsschullehrerin, fand langsam Zugang zu einer wundersamen Welt verwinkelter Gedankengänge und fremdartiger Wahrnehmung. Irgendwann entdeckte sie, dass Vroni Zahlen in Potenzen mit der Basis 2 zerlegt sowie in Primfaktoren. 8 heißt bei ihr: 23. 13 ist: 23 + 51. Veronika erklärte: „Zuerst habe ich nach deiner Art gerechnet, aber schon bald hat mein Kopf mir die andere Lösungsart gezeigt.“ Ihr Kopf zeigte auch ungewöhnliche Formulierungen – wie in Veronikas dialogischem Poem „Ozean des Wissens", einem ihrer Gedichte und Schriften, die demnächst unter dem Titel „Vor Sonnenaufgang“ veröffentlicht werden: „Wo ist die Küste der Liebe?/Da wo das Meer des Wissens ganz flach wird, das Wasser klar und ruhig./ (…) Ist dort auch der sichere Boden, auf dem ich zu gehen vermag?/Natürlich, dort ist auch der sichere Boden./Kann man dort das Strandgut der Gedanken fest mit einbauen?/Ich denke, wenn Platz dafür gelassen wurde, manche Teile passen wie bei einem Puzzle hinein. Für andere muss oft noch ein Puzzle geschaffen werden.“ Ob das Mädchen im Rollstuhl ins Bild einer normierenden Bildungslandschaft passen würde, hing sehr davon ab, wie gut FC funktionierte und anerkannt wurde. Zweifel war Gift. Als Petronilla Raila ganz zu Anfang einmal die Methode laut denkend in Frage stellte, bemerkte sie entsetzt, wie sich Veronikas Augen eindrehten und trüb wurden. Veronika erinnert sich: „Da habe ich mich gefühlt, als ob du mich von der Erde entfernst.“ Die Grundschule absolvierte sie mit einem Schnitt von 2,0. Sie fand Aufnahme im katholischen Privatgymnasium Maria Stern in Augsburg – obwohl sich zunächst in Elternkreisen Unmut regte. Der Unterricht fand wegen ihr zumeist im Erdgeschoss statt, für Prüfungen gewährte man ihr ein Drittel mehr Zeit. Als klar wurde, dass der Stress für das überempfindsame Mädchen auch unter dieser Voraussetzung zu groß war, durfte es sich endlich den Stoff nach eigener Art aneignen und Prüfungen – unabhängig von Noten – zu Hause bearbeiten. Einmal sollten die Schüler ein Stundenprotokoll anfertigen. Das erledigten alle brav, Veronika aber schrieb das Protokoll einer Sitzung des Jüngsten Gerichts – und ihre Deutschlehrerin war begeistert. Allerdings wurde schnell klar, dass im bestehenden Leistungssystem überbordende Phantasie und Kreativität ohne valide Bewertung bleiben musste. Das bedeutete: kein Abitur. Die wissbegierige, junge Frau fühlte sich nach Ende der 9. Klasse ein zweites Mal wie beflügelt, als die Uni Augsburg ihr gestattete, Theologie- und Literatur-Vorlesungen zu besuchen. Als GaststuBayerische Schule 2 2010 dentin durfte sie an der Seite einer Diplom-Heilpädagogin sogar an Seminaren und Vorlesungen teilnehmen. Mittlerweile ist sie im dritten Semester und hat für einige Arbeiten bereits Scheine bekommen. Bernhard Kamm, Schulpsychologe, Gymnasial-Deutschlehrer und Dozent an der Uni Augsburg, kennt ihren unbeirrbaren Wissensdrang – genauso wie die Schnell-Schnell-Uni zu Zeiten von Bologna. Einen akademischen Abschluss hält er für unwahrscheinlich: Noch gibt es keine Prüfungsordnung, die auf sie anwendbar wäre. Dennoch ist er froh, dass sie aufgenommen wurde. Das Glück, das sie offensichtlich erfahre, sei schon Grund genug dafür. Veronika selbst beschreibt es heute, im Alter von 18 Jahren, so: „Meine erste Vorlesung ließ mich erschauern, das Wissen spülte sich in einem Schwall bis in meine kleinsten Zellen.“ Kamm sagt: „Für ihre Mitstudierenden ist es eine Bereicherung zu sehen, wie der Wunsch nach Bildung zu einer Lebensnotwendigkeit werden kann.“ Und ihre Arbeiten finden Wertschätzung: Theologie-Professor Franz Sedlmeier lobt, Veronika sehe „ungewöhnliche Zusammenhänge“, etwa auf dem Gebiet der alttestamentlichen EzechielForschung. Als „Bereicherung“ erlebt auch Literaturwissenschaftlerin PD Dr. Bernadette Malinowski, was Veronika „mit ihrer originellen Kombinationsgabe“ beiträgt, wenn sie etwa die postmoderne Erzählweise eines Botho Strauß deute. Petronilla Raila hegt nach wie vor eine tiefe Abneigung gegen ein Bildungssystem, „das Kinder zwingt, Normen zu erfüllen und ihnen so die Gelegenheit raubt, sich selbst zu entwickeln“. Folgerichtig dissertiert sie derzeit über Inklusion – an der SoziologischPhilosophischen Fakultät jener Uni, die ihrer Tochter Zugang gewährt hat. In einer früheren Arbeit hatte die Chemielehrerin versucht zu zeigen, dass eine heterogene Bildungslandschaft eine Naturnotwendigkeit gemäß dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik darstellt. Diesem zufolge verteilen sich gleiche Teilchen gleichmäßig im Raum, sobald man eine vorangegangene künstliche Trennung aufhebt. In der Biologie führten künstliche Ordnungen letztlich sogar zum Absterben des Organismus. Ihr Analogieschluss: Man darf unterschiedliche, aber im Kern gleichwertige Menschen nicht in vermeintlich homogene Gruppen aufteilen. Am Ende der Arbeit zitierte sie ihre Tochter, die einmal über die Zahlentheorie des Pythagoras schrieb: „Menschen ordnen, ohne wirklich zu verstehen.“ Petronilla Raila verschafft ihrer Tochter Zugang zu Bildung 21 BS_2_2010_S.1-23_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:08 Uhr Seite 22 Thema_Leitartikel Service_Recht Geänderte Volksschulordnung oftmals unbekannt Eine Konvention mit Potential Zehn Punkte, die Sie in der Neufassung kennen sollten Von Frank Tollkühn* Viele Anfragen an die Rechtsabteilung des BLLV lassen die Vermutung zu, dass die Änderungen der Volksschulordnung (VSO) aus dem Jahre 2008 beziehungsweise 2009 oft unbekannt sind. Hier zehn ausgewählte Punkte der VSO. Am 26. März 2009 ist die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung auch in Deutschland in Kraft getreten. Verbindlich umzusetzen sind seither das Recht auf Selbstbestimmung, Partizipation sowie ein umfassender Schutz vor Diskriminierung. Die gesamte Gesellschaft ist aufgefordert, sich barrierefrei und inklusiv auszurichten. Gerade für den Bildungsbereich ergeben sich durch die Konvention Möglichkeiten für Innovationen. Die Frage der Inklusion und der Weiterentwicklung der allgemeinen Schulen wird in Bayern mit dem Weg „Inklusion durch Kooperation“ beantwortet. Damit sind unter anderem Außen- und Kooperationsklassen oder der Einsatz von Integrationshelfern gemeint. Unterstützt werden die allgemeinen Schulen von den Förderzentren. Die sind für den Gesamtprozess unerlässlich. Die Richtung stimmt, doch zeigt die Praxis, dass wir noch lange nicht am Ziel sind. Ein inklusives Bildungssystem besteht aus Schulen, die ein inklusives Schulprofil entwickelt haben. Die allgemeinen Schulen in Bayern aber sind – von den Grundschulen bis zum Gymnasium – weder personell, noch räumlich noch inhaltlich-pädagogisch in dieser Form auf den Inklusionsprozess eingestellt. Die bayerische Schullandschaft mit ihrer Vielgliedrigkeit ab der Sekundarstufe steht im Widerspruch zum Gedanken der inklusiven Schule. Die erkennt Vielfalt an und sieht Heterogenität als Chance. Abgesehen davon sind die Förderzentren 22 derzeit mit der Aufgabe überfordert, die allgemeinen Schulen bei der Umsetzung zu begleiten. Sie haben selbst zu wenige Ressourcen. Das MSD-Notversorgungsprogramm, wie es vielfach Lehrer lächelnd titulieren, reicht bei Weitem nicht aus. Bei den politischen Entscheidungen müssen auch der demografische Wandel, die Wünsche aller Beteiligten und die öffentliche Diskussion, wo die sonderpädagogische Förderung bestmöglich erfüllt wird, berücksichtigt werden. Es stellen sich somit zwei Fragen: Wie kann Inklusion gelingen? Was bedeuten die Veränderungen für Schulen und den einzelnen Lehrer? Der BLLV will keinen Aktionismus, sondern einen angemessenen Diskussionsprozess. Das Innovationspotential in der Konvention kann sich nur im Dialog, mit genügend Zeit und Ressourcen für den geforderten Schulentwicklungsprozess wirklich entfalten. Die Diskussion ist keine Eintagsfliege sondern ein völkerrechtlicher Auftrag, den es langfristig zu erfüllen gilt. Da ist es zu begrüßen, dass im Dezember eine fraktionsübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet wurde. Doch bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse herauskommen und für wie verbindlich die Politik sie dann hält. Vor allem kommt es darauf an, sich mit der Thematik ideologiefrei auseinanderzusetzen. Es muss im Zusammenhang mit Inklusion vorbehaltlos über Unterrichtspraktiken, Schulstrukturen oder Schulprofile diskutiert werden können. Alle Schulen werden sich auf ihre Art verändern und neu ausrichten müssen. Die beiden Verbandsanhörungen im Ministerium im Jahr 2009 waren hierfür wichtig. Ein gutes Zeichen ist auch die angekündigte stärkere Bedeutung der sonderpädagogischen Förderung gemäß der UN-Konvention durch Kultusminister Spaenle bei seinem Amtsantritt zur Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz am 22. Januar in Berlin. Jetzt gilt es, den Ansatz im intensiveren Diskurs aller Beteiligten weiterzuführen. * Der Autor ist Leiter der Fachgruppe Förderschulen im BLLV Bayerische Schule 2 2010 1. Schulgemeinschaft 8. Nachmittagsunterricht und Hausaufgaben Am Anfang der Verordnung, von § 3 bis § 22, befinden sich seit 2008 die Regelungen über die Schulgemeinschaft, Schulleitung, Lehrkräfte, Eltern und das Schulforum. An Tagen, an denen verpflichtender Nachmittagsunterricht stattfindet, darf keine Hausaufgabe für den nächsten Tag gegeben werden. Ebenso sollen Sonntage, Feiertage und Ferien von Hausaufgaben freigehalten werden. 2. Schulleitung und Hausrecht In § 4 wird gesagt, dass die Schulleiterin oder der Schulleiter die pädagogische, organisatorische und rechtliche Gesamtverantwortung tragen, und dass sie das Hausrecht ausüben. 3. Rechte der Lehrerkonferenz § 5 bis § 9 legen die Rechte der Lehrerkonferenz fest, weitere Paragrafen konkretisieren sie. Ihre Befugnisse wurden ausgeweitet. 4. Androhung von Entlassung Es besteht keine Bindung mehr an die Reihenfolge der Ordnungsmaßnahmen. Schülerinnen und Schülern kann nach Beendigung der Vollzeitschulpflicht die Androhung und die Entlassung ausgesprochen werden (§§ 14 und 15). 5. Finanzielle Abwicklung von Veranstaltungen Bei der finanziellen „Abwicklung sonstiger schulischer Veranstaltungen“ (§ 23) ist von der Schule ein Konto einzurichten, auf das die Erziehungsberechtigten zu entrichtende Kostenbeiträge einbezahlen können (etwa für einen Schullandheimaufenthalt). Die Verwaltung des Kontos obliegt der Schule (Lehrerkonferenz), die einen Kassenprüfungsausschuss (drei Lehrkräfte) zu wählen hat. Für Schülerfirmen soll ein eigenes Konto eingerichtet werden. Für die Teilnahme an Betriebspraktika ist eine Schülerhaftpflichtversicherung abzuschließen. 6. Informationsveranstaltungen und Übertrittszeugnisse In § 29 wird den Erziehungsberechtigten in Informationsveranstaltungen eine eingehende Beratung zur Wahl des schulischen Bildungswegs und zum Übertrittsverfahren angeboten. Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 4 erhalten am ersten Unterrichtstag im Mai ein Übertrittszeugnis, welches das Zwischenzeugnis ersetzt. Am letzten Unterrichtstag der zweiten vollen Unterrichtswoche des Monats Januar ist eine Zwischeninformation zum Leistungsstand zu geben (§ 50 Abs. 1). 7. Aufsichtspflicht Die Fürsorge- und Aufsichtspflicht einer Lehrkraft ist ausführlich in § 37 geregelt. Nach Abs. 2 kann Schülerinnen und Schülern ab der 5. Jahrgangsstufe gestattet werden, während der unterrichtsfreien Zeit die Schulanlage zu verlassen. Bayerische Schule 2 2010 9. Erhebung von Leistungsnachweisen Nach § 43 der VSO wird festgelegt, dass in der ersten Lehrerkonferenz grundsätzliche Festlegungen zur Erhebung von Leistungsnachweisen zu treffen sind, die den Schülerinnen und Schülern sowie den Erziehungsberechtigten bekannt zu geben sind. In Jahrgangsstufe 4 sind Probearbeiten anzukündigen. In der Grundschule darf grundsätzlich nur eine Probearbeit am Tag und höchstens zwei Probearbeiten in der Woche geschrieben werden. Den Erziehungsberechtigten sind die Probearbeiten zur Kenntnisnahme mit nach Hause zu geben. Probearbeiten sind von der Schule bis zum Ablauf des übernächsten Schuljahres aufzubewahren. 10. Bewertung von Leistungen In § 44 werden Maßgaben zur Bewertung von Leistungen der Schülerinnen und Schüler erteilt. So kann beispielsweise die Lehrerkonferenz in begründeten Einzelfällen beschließen, dass bei einer Schülerin oder einem Schüler auf Noten verzichtet wird. Hans-Peter Etter, Verbandspolitischer Leiter der Abteilung Recht im BLLV Eltern und Schülern muss mitgeteilt werden, wann geprüft wird. BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 24 Service_Dienstrecht Des Weiteren werden anerkennenswerte Zeiten, die vor dem Diensteintritt erworben wurden, berücksichtigt und können zur Einstufung in einer höheren Stufe führen. Vorgesehen sind dafür im Wesentlichen: • Zeiten einer in den Laufbahnvorschriften für die Zulassung zur Fachlaufbahn in der entsprechenden Qualifikationsebene zusätzlich zu den Mindestanforderungen vorgeschriebenen hauptberuflichen Beschäftigung in einem privatrechtlichen Arbeitsverhältnis • Zeiten des Wehr- oder Zivildienstes, eines Entwicklungshelferdienstes oder eines freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahres, die nach dem Arbeitsplatzschutzgesetz, dem Zivildienstgesetz, dem Entwicklungshelfer-Gesetz oder dem Soldatenversorgungsgesetz zur Vermeidung beruflicher Verzögerungen auszugleichen sind • Zeiten des freiwilligen sozialen oder des freiwilligen ökologischen Jahres nach dem Jugendfreiwilligendienstegesetz • Elternzeiten bis zu drei Jahren für jedes Kind Der bisherige Rhythmus für den Aufstieg in der Grundgehaltstabelle bleibt bestehen, das Besoldungsdienstalter nicht. • Zeiten der tatsächlichen Betreuung oder Pflege von einem oder einer nach ärztlichem Gutachten pflegebedürftigen sonstigen Angehörigen (Eltern, Schwiegereltern, Ehegatten, Geschwistern oder Kindern) bis zu drei Jahren für jeden Pflegebedürftigen oder jede Pflegebedürftige Der Diensteintritt kann darüber hinaus auf Antrag um sonstige für die Beamtentätigkeit förderliche hauptberufliche Beschäftigungszeiten fiktiv vorverlegt werden. Der weitere Aufstieg in den Stufen erfolgt altersunabhängig nach Dienstzeiten und Erfahrung. Der bisherige Rhythmus von zwei, drei und vier Jahren für das regelmäßige Aufsteigen wird beibehalten. Für den Aufstieg in den Stufen der Grundgehaltstabelle ist Voraussetzung, dass die erbrachten Leistungen Mindestanforderungen entsprechen, was in einer Leistungsfeststellung niedergelegt werden muss. Nicht anforderungsgerechte Leistungen hemmen das Vorrücken in den Stufen. Erst nach einer erneuten Leistungsfeststellung mit positivem Ergebnis beginnt die Regeldauer der dann verspätet erreichten Stufe. Durch die Streichung einzelner Stufen wird der Maximalzeitraum vom Stufeneinstieg bis zum Erreichen der Endstufe bei Erbringung der Mindestanforderungen von bisher 32 Jahren auf 30 Jahre verkürzt. Die zeitliche Staffelung mit kürzeren Stufenlaufzeiten zu Beginn und später länger werdenden Stufenlaufzeiten soll den intensiveren Lern- und Erfahrungsprozess in den Anfangsjahren einer beruflichen Tätigkeit berücksichtigen. Besoldungsdienstalter ade Mit dem Neuen Dienstrecht wird es auch neue Regelungen bezüglich des Besoldungsdienstalters geben. Das Eintrittsalter wird künftig keine Rolle mehr spielen und auch der weitere Aufstieg in den Stufen erfolgt leistungsabhängig. Begrenzung der Beihilfe für Heilpraktiker-Leistungen rechtswidrig Text: Dietmar Schidleja Das bisherige Besoldungsdienstalter (BDA) ist ausschlaggebend dafür, welche Stufe der maßgeblichen Besoldungsgruppe eine Beamtin oder ein Beamter erhält. Das Besoldungsdienstalter beginnt grundsätzlich mit dem Monat, in dem das 21. Lebensjahr vollendet wird. Das heißt, dass ihnen ab diesem Zeitpunkt das Grundgehalt nach Stufe 1 zusteht. Ab dem Monat, in dem das 23. beziehungsweise 25. Lebensjahr vollendet wird, steht das Grundgehalt nach Stufe 2 beziehungsweise 3 zu. Bis zum Erreichen der 5. Stufe erfolgt das Aufsteigen im 2-Jahres-Rhythmus, bis zur 9. Stufe im 3-Jahres-Rhythmus und bis zur Endstufe im 4-Jahres-Rhythmus. Findet die Ernennung erst nach dem 21. Lebensjahr statt, erfolgt die Einstufung in die dem Alter entsprechende Stufe. Wer zum Beispiel bei der Ernennung 26 Jahre alt ist, erhält sein Grundgehalt aus Stufe 3. Diese Regel gilt allerdings nur, solange das „maßgebende Lebensalter“ zum Zeitpunkt der Ernennung noch nicht erreicht ist. Das maßgebende Lebensalter ist bei Laufbahnen mit dem Eingangsamt bis einschließlich der Besoldungsgruppe A 12 das 31. Lebensjahr, der Besoldungsgruppe A 13 und A 14 das 35. Lebensjahr. Sofern dieses maßgebliche Lebensalter bei der Ernennung überschritten ist, wird das RegelBDA grundsätzlich um einen gewissen Zeitraum hinausgeschoben. Zeiten einer Kinderbetreuung von bis zu drei Jahren für jedes 24 Kind oder der Pflege von Angehörigen bis zu drei Jahren für jeden Angehörigen führen nicht zur Hinausschiebung. Das Besoldungsdienstalter wird abgelöst Das bisherige Besoldungsdienstalter wird nicht in das Neue Dienstrecht übernommen. Das Anfangsgrundgehalt ergibt sich künftig grundsätzlich immer aus der ersten Stufe der maßgebenden Besoldungsgruppe. Das Eintrittsalter spielt dabei keine Rolle mehr. Also erhält grundsätzlich auch eine Beamtin oder ein Beamter, der erst mit beispielsweise 35 Jahren ernannt wird, sein Grundgehalt aus Stufe 1. Würde dieser Grundsatz allerdings ohne Weiteres konsequent angewandt, könnten natürlich erhebliche Gerechtigkeitslücken entstehen. Dies will das Neue Dienstrecht durch verschiedene Maßnahmen verhindern. So werden in verschiedenen Besoldungsgruppen jeweils die bisherigen ersten Stufen oder sogar ersten beiden Stufen der Besoldungstabellen gestrichen. Die folgenden bisherigen höheren Stufen werden vorgezogen. Damit soll das typische Eintrittsalter in den jeweiligen Besoldungsgruppen getroffen werden, das heißt das Grundgehalt soll in der Höhe dem entsprechen, das auch nach dem bisherigen Besoldungsdienstalter durch Einstufung in eine höhere Stufe erzielt worden wäre. Bayerische Schule 2 2010 Entstehen einem Beamten Kosten für die Behandlung durch einen Heilpraktiker, werden diese nur bis zur Höhe des Mindestsatzes des Gebührenverzeichnisses für Heilpraktiker als beihilfefähige Aufwendungen anerkannt. Entsprechende Vorschriften finden sich sowohl auf Bundesebene als auch in Bayern. Das Bundesverwaltungsgericht (BVerwG) hat im Fall eines klagenden Bundesbeamten die Bundesrepublik verpflichtet, erneut über die Angemessenheit der Aufwendungen für Heilpraktikerleistungen unabhängig vom Mindestsatz zu entscheiden. Die Beihilfevorschriften sehen vor, dass auch für die Leistungen der Heilpraktiker Beihilfe gewährt werden muss. Sie begrenzen die Beihilfefähigkeit aber dahingehend, dass nur die Beträge als angemessen angesehen werden, die 1985 in einer Umfrage unter den deutschen Heilpraktikern als untere Grenze des durchschnittlichen Honorarrahmens ermittelt und seitdem nie fortgeschrieben worden sind. Diese Beträge entsprächen nicht den realen und angemessenen Gebührenforderungen der Heilpraktiker, so das Bundesverwaltungsgericht. Die Begrenzung führe bei der Behandlung erkrankter Beamter und ihrer Angehörigen durch Heilpraktiker praktisch zum Beihilfeausschluss. Hierin liege ein nicht gerechtfertigter Widerspruch zur grundsätzlichen Entscheidung Beihilfe auch für Heilpraktikerleistungen zu gewähren. Der BBB hat sich hierzu bereits an das zuständige Staatsministerium gewandt. Die BS wird weiter berichten. bbb/ds Bayerische Schule 2 2010 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 26 Service_Recht 40-Stunden-Woche trotz Sparkurs Gnade der frühen Geburt – vor dem 2. August 1947 geborene Lehrkräfte dürfen mit 65 in den Ruhestand Lehreraltersgrenze: Staatsregierung signalisiert Abmilderung Der bisherige Entwurf zum Neuen Dienstrecht in Bayern sah als Zeitpunkt des Ruhestandseintritts von Lehrkräften das Ende des Schuljahres vor, in dem sie das gesetzliche Ruhestandseintrittsalter erreichen. Die Monate, die dadurch über die gesetzliche Altersgrenze hinaus zu arbeiten wären, sollen durch einen Aufschlag (pro Monat 0,3 Prozent) auf die Versorgung ausgeglichen werden. Entschließen sich Lehrkräfte bereits früher auf Antrag in den Ruhestand zu treten, wären entsprechende Abschläge (pro Monat 0,3 Prozent) fällig. Um eine Versorgung ohne Abschläge zu erreichen, hätten Betroffene in Einzelfällen bis zu zwei Jahre länger unterrichten müssen als nach bisherigem Recht. Das bisherige Recht sieht den Eintritt in den Ruhestand bereits mit Ablauf des Schuljahres vor, das dem Schuljahr vorangeht, in welchem die Kolleginnen und Kollegen die gesetzliche Altersgrenze (Vollendung des 65. Lebensjahres) erreichen. Jetzt soll eine „Halbjahreslösung“ vorgesehen werden: Lehrkräfte treten dann künftig am Ende des Schulhalbjahres, in dem sie die gesetzliche Altersgrenze erreichen, in den Ruhestand. Die mit der Halbjahreslösung zum Teil verbundenen Lehrerwechsel innerhalb des Schuljahres, werden ein verstärktes Augenmerk der Verantwortlichen verlangen. Die Auswirkungen für Schüler, Eltern und Kollegen sollen aber durch schulorganisatorische Maßnahmen möglichst gering gehalten werden. Die „Halbjahreslösung“ ergab sich in einem Gespräch zum Neuen Dienstrecht 26 zwischen Rolf Habermann, dem Vorsitzenden des Bayerischen Beamtenbundes (BBB), Ministerpräsident Horst Seehofer und Finanzminister Georg Fahrenschon in der Staatskanzlei. Habermann konnte seine Gesprächspartner unter anderem davon überzeugen, die vorgesehenen Verschlechterungen bei der Lehreraltersgrenze nicht in der geplanten Form weiterzuverfolgen. Für die Forderung des BBB nach Beibehaltung der bisherigen Regelung fanden sich im politischen Raum leider kaum Unterstützer. Kultusminister Ludwig Spaenle und Staatssekretär Marcel Huber haben sich bis in den Ministerrat hinein für die bisherige Regelung eingesetzt, fanden aber keine Zustimmung. Habermann hat sich darüber hinaus für Übergangslösungen aus Vertrauensschutzgesichtspunkten zur weiteren Abmilderung der Neuerungen stark gemacht. Auch hier gibt es einen Erfolg: Das Finanzministerium hat zugesichert, dass für alle Kolleginnen und Kollegen, die im Schuljahr 2011/2012 die gesetzliche Altersgrenze erreichen (die also spätestens am 1. August 1947 geboren sind), die bisherige Lehreraltersgrenze gilt, und sie somit zum 1. August 2011 in Ruhestand treten können. Damit kann ein ganzer „Schuljahresjahrgang" einheitlich behandelt werden. Die geplanten Sonderregelungen (vgl. BS 11/12 2009, Seite 22) für Lehrkräfte, die sich am 1. Januar 2011 in Altersteilzeit im Blockmodell befinden, bleiben davon unberührt. Wie der Landtag die Situation beurteilt, wird sich in den Beratungen zeigen. ds Bayerische Schule 2 2010 Im Rahmen eines Interviews im Münchner Merkur kündigte Ministerpräsident Horst Seehofer einen „eisernen Sparkurs für 2010 und danach“ an. Angesprochen auf die Arbeitszeit der Beamten erklärte der Ministerpräsident aber, dass er an der Rücknahme der Arbeitszeit für die bayerischen Beamtinnen und Beamten wie vorgesehen festhalten wolle: „So wie wir es zeitlich umsetzen, stimmt das exakt mit finanzieller Solidität überein und ist auch kein Wahlgeschenk. Wir müssen die Arbeitszeiten von Angestellten des Staates und Beamten wieder angleichen. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.“ Nach Ministerpräsident Horst Seehofer hatte am Folgetag auch Finanzminister Georg Fahrenschon die Rückführung der Wochenarbeitszeit auf 40 Stunden in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung bestätigt. Auf die Aussage, dass er den Beamten mal eben zwei Stunden mehr Freizeit in der Woche zugestehen würde und dies dem Steuerzahler Millionen kosten würde, antwortete Fahrenschon: „Wir brauchen motivierte Mitarbeiter, und wir wollen die unterschiedlichen Arbeitszeiten von Angestellten und Beamten angleichen. Wir werden das nicht auf einen Schlag tun, sondern schrittweise vom Jahr 2012 an. Die volle Wirkung für den Steuerzahler wird erst vom Jahr 2014 an eintreten“. Er betonte, „dass auf allen Ebenen und in allen Ressorts auf strikte Ausgabendisziplin geachtet wird.“ Am selben Tag stellte auch der Vorsitzende der FDPLandtagsfraktion, Thomas Hacker, in der Bayerischen Staatszeitung fest, dass klar sei, dass die FDP zur Altersteilzeit und der Verkürzung der Arbeitszeit für Beamte stehe. Leider hat das Kabinett in seiner Klausur am Tegernsee auch Sparbeschlüsse gefasst, die den Öffentlichen Dienst betreffen. An dem Vorhaben, die 42-Stunden-Woche zurückzunehmen, hat sich bisher nichts geändert. bbb/ds Umkehr bleibt Pflicht: Arbeitszeiten werden angeglichen Bayerische Schule 2 2010 27 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 28 Verband 5 3 1 4 2 Sein Werk 6 Wilhelm Ebert, einer der letzten Von Dachau nach Djakarta bedeutenden Bildungspolitiker, Wilhelm Ebert, Jahrgang 1923, war 1948 als Junglehrer in Dachau Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer (ABJ) und von 1948 bis 1953 deren 1. Vorsitzender. 1955 wurde er als 32-jähriger zum Präsidenten des BLLV gewählt. Aufgrund seiner internationalen Aktivitäten wurde Ebert 1958 vom Weltverband der Lehrerorganisationen (WCOTP) als Direktor des neu errichteten WCOTP-Büros in Paris und zu ihrem Vertreter bei der UNESCO berufen. Seit dieser Zeit leitete Wilhelm Ebert die Delegationen der World Confederation of the Teaching Professions (WCOTP) bei Tagungen der UNESCO und der Internationalen Arbeitsorganisation ILO in Paris und Genf. Neben seinem intensiven Einwirken auf die Bildungsprogramme der UNESCO übernahm er Missionen in asiatische, afrikanische und vor allem in arabische Länder. Damit hatte er neben seiner Aufgabe als BLLV-Präsident eine internationale Karriere begonnen. In den Jahren 1958 bis 1970, einer Zeit des weltweiten Umbruchs, gekennzeichnet vom Kalten Krieg zwischen der Sowjetunion und den USA und von blutigen Unabhängigkeitskämpfen in Afrika und Asien, entwickelte Ebert zusammen mit anderen ein internationales Netzwerk von Lehrerorganisationen, das aktiv in die globale Bildungsdiskussion eingriff, die von UNESCO und Weltbank dominiert wurde. der die Bildungspolitik seit Gründung der Bundesrepublik aktiv mitgestaltete, hat seine Memoiren vorgelegt. Sie tragen den Titel „Mein Leben für eine pädagogische Schule – im Spannungsfeld von Wissenschaft, Weltanschauung und Politik“ und sind im Klinkhardt Verlag erschienen. 28 Bayerische Schule 2 2010 Ebert legte sein Amt als Direktor des Pariser WCOTP-Büros im Jahr 1970 nieder, blieb aber von 1972 bis 1980 als Mitglied im Vorstand der WCOTP aktiv. 1974 wurde Ebert in Singapur zum Vizepräsidenten der WCOTP und 1975 in Berlin zum Präsidenten gewählt. Dieses höchste Amt eines Lehrerverbandsfunktionärs hatte er turnusgemäß drei Jahre inne. Zur gleichen Zeit war Ebert maßgeblich beteiligt an der Gründung des Deutschen Lehrerverbandes (1969), der sich heute gegen Eberts Intentionen zur Speerspitze der bildungspolitischen Reaktion entwickelt hat, und des Verbandes Bildung und Erziehung (1974). Nach dem Ausscheiden aus der internationalen Bildungspolitik war Ebert von 1979 bis 1993 Vorsitzender des VBE. 1984 verzichtete er aus gesundheitlichen Gründen auf eine erneute Kandidatur zum BLLV-Präsidenten. Biografie und Weltgeschichte Eberts Lebenserinnerungen entwickeln auf stattlichen 955 Seiten ein vielschichtiges Bild der bildungspolitischen Entwicklungen in Bayern, Deutschland und der Welt in der Zeit zwischen 1948 und 1993. Ebert ist hierbei ein Werk gelungen, das ganz unterschiedlich gelesen werden kann. Es ist die Geschichte eines Volksschullehrers aus einfachen Verhältnissen, dessen Karriere als Weltlehrerpräsident seinen Bayerische Schule 2 2010 Höhepunkt erreicht. Es ist die Geschichte der Emanzipation der bayerischen Volksschullehrer auf ihrem Weg zur akademischen Ausbildung im Jahr 1958 und damit zur professionellen Anerkennung – ein steiniger Weg, gepflastert mit Anfeindungen, Intrigen und Diskriminierungen. Es ist die Geschichte der Emanzipation der bayerischen Volksschule aus der über 100 Jahre währenden kirchlichen Kontrolle – in Bayern ein Kampf gegen die katholische Kirche und den klerikalen Flügel der CSU, der beendet wurde mit der Abschaffung der Konfessionsschule und der Einführung der christlichen Gemeinschaftsschule im Jahr 1968. Eberts Werk ist die Geschichte der Vierer-Koalition unter Wilhelm Hoegner von 1954 bis 1957 – der einzigen Regierung im Nachkriegsbayern ohne Beteiligung der CSU: an deren Zustandekommen und an ihrer bildungspolitischen Programmatik war der junge Ebert maßgeblich beteiligt. Eberts Memoiren sind auch die Geschichte der Modernisierung eines traditionsreichen, in seinen Strukturen konservativen Berufsverbandes, gegen erhebliche Beharrungskräfte und persönliche Eitelkeiten. Es ist die Geschichte der internationalen Bildungsdiskussion der 60er und 70er Jahre, die Bildung als den Schlüssel zur Modernisierung definierte. Und es ist die Geschichte eines Pädagogen, der die Schule immer wieder versucht auf ihren pädagogischen Kern zurückzuführen – am prägnantesten formuliert in seiner Rede „die demokratische Erziehungsschule“ 1978 in Augsburg. 29 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 30 Verband Verband 7 50. Amberger Seminar Programmvorschau März / April 2010/03 Stimme und Körpersprache 06.03.2010 / München, Dagmar Franz-Abbott Vom 5. bis zum 6. März findet in Amberg das 50. Amberger Seminar unter dem Titel „Werte – immer (noch) aktuell“ statt. Neben einem facettenreichen Workshopangebot gibt es eine Ausstellung von über 45 Verlagen. Den Höhepunkt des Seminars bildet das Hauptreferat von Prof. Dr. Manfred L. Pirner zum Thema „Wertvolle Bildung. Perspektiven und Impulse für die schulische Werteerziehung“ am Samstag, 6. März. Weitere Informationen und Anmeldung über www.bllv.de/bs/2010/02 8 2010/04 Goldschmieden 06.03.2010 / München, Thomas Proft 2010/06 Sonne in der Stimme 11.03.2010 / Nürnberg, Kathrin Imke Man kann Eberts Erinnerungen in einem Zug lesen ohne sich nur im Geringsten zu langweilen. Man kann aber auch nur auszugsweise dieses in neun Kapitel aufgeteilte Werk lesen. Immer aber wird der Leser in den Bann gezogen von der facettenreichen, lebendigen Darstellung dieses bemerkenswerten Lebens. Eberts Memoiren umfassen 955 Seiten. Ein solches Werk will gelesen sein – und Autobiografien sind ein schwieriges Genre. Manche Memoiren bleiben liegen, weil man der Mischung aus selbstgefälliger Eitelkeit und belanglosen Banalitäten überdrüssig wird. Nicht bei Ebert: Er verbindet persönliche Erinnerungen mit profunder Quellenanalyse und kluger Interpretation. Er setzt große politische Strömungen und Ereignisse in direkten Zusammenhang mit seiner eigenen politischen Arbeit, so dass der gesellschaftliche und der geistige Kontext der jeweiligen Zeit lebendig werden. Ebert entwirft ein spannendes und abwechslungsreiches Bild der Welt im Umbruch der 50er und 60er Jahre. Historisches Werk und persönliche Erinnerung Ebert hat viele Jahre an diesem Text gearbeitet, Archive besucht, Quellen studiert, Wegbegleiter interviewt. Er hat seine Memoiren nicht nur einfach aus der Erinnerung „so hingeschrieben“. Nein. Ebert hat ein Werk geliefert, das uns Jüngeren einen spannenden Blick in eine vergangene Zeit erlaubt, detailgetreu ohne die großen Zusammenhänge aus dem Auge zu verlieren, anekdotisch, ohne sich anzubiedern, engagiert ohne einen Hauch von Resignation trotz mancher persönlich erlittener Niederlagen. Allerdings verliert die Darstellung der Zeit nach seinem Rücktritt als BLLV-Präsident im Jahr 1984, die er auf den 50 Seiten vor seinem Schlussbeitrag darstellt, an Prägnanz und Spannung. Sein Engagement für die Idee einer pädagogisch verstandenen Schule auf Bundesebene und nach dem Mauerfall in den neuen Bundesländern wird eher chronistisch erzählt. Zweifelsohne lagen Eberts politische Höhepunkte und seine zeitgeschichtliche Bedeutung in den drei Jahrzehnten davor. Eberts Memoiren sind ein beachtliches historisches, politisches und pädagogisches Werk. Es zu lesen sei jedem empfohlen, dem Bildung am Herzen liegt und der historisch interessiert ist, unabhängig von Alter und Beruf, vor allem natürlich allen, die 30 diesem bedeutendsten Lehrerverband in Deutschland verbunden sind. Herausragend sind Eberts Schlussgedanken, in denen er ein Fazit seiner pädagogischen Überzeugungen zieht. Große Anerkennung muss Eberts Frau Gisela gezollt werden, die in den letzten Jahren zunehmend die Rolle der Beraterin, einer Lektorin und Mahnerin übernahm. Sie drängte nicht nur auf Fertigstellung, sie war sich stets bewusst, dass die Gefahr, sich in Details zu verheddern groß ist. Sie hat deshalb tatkräftig bei der Fertigstellung des Manuskripts geholfen. Nicht unerwähnt soll Andreas Klinkhardt bleiben, der dieses Werk in einer wunderbaren Leinenausgabe im Schuber in seinem Verlag publiziert hat. Ihm ist es zu danken, dass ein kenntnisreiches Nachwort von dem Bildungshistoriker Uwe Sandfuchs geschrieben und in das Werk aufgenommen wurde. Die beiden Bände haben zwar den stolzen Preis von 69,90 €, wobei BLLVMitglieder es zum exklusiven Mitgliedspreis von 49,90 € erhalten, aber es ist ein Werk, das man gerne in die Hand nimmt und das auch äußerlich gefällig und anspruchvoll ist. BS Mehr Info und Bestellung unter www.ebert.bllv.de 2010/07 Der 3. Erzieher 12.03.2010 / München, Prof. Dr. Johanna Forster, Klaus Kast 2010/05 Material selbst herstellen 13.03.2010 / München, Dr. Oliver Reuter 2010/08 Mehr Respekt bitte! 17.03.2010 / München, Sabine von Bleichert 2010/09 Rhetorik in schulischen Konfliktsituationen 16.-18.04.2010 / Kochel, Florian Fischer, Roland Kirschner 2010/10 Kindergarten-/Grundschultag 17.04.2010 / Landshut/Seligenthal, N.N. 2010/11 Konstruktive Elterngespräche 24.04.2010 / München, Iris Steinmeier 2010/12 Mit heiterer Gelassenheit 24.04.2010 / Nürnberg, Winfried Veeser 1 Studienaufenthalt USA 1949 2 Lehrer in Ottobrunn 1950 3 1953 spricht Ebert in München vor 7.000 Lehrern zur Lehrerbildung 4 Ebert agiert gegen die konfessionelle Lehrerbildung (1956 TU München) Hinweis: Für die Anerkennung als eine die staatliche Lehrerbildung ergänzende Maßnahme ist der Dienstvorgesetzte verantwortlich. Dienstbefreiung kann beantragt werden. 5 Ebert trifft 1962 in Stockholm den amerikanischen Präsidenten Eisenhower 6 Ebert erhält den Titel des Ehrendoktor 1969 der Stockton University, CA 7 Ringen um eine neue Lehrerbildung; im Gespräch mit Franz-Josef Strauß 8 Antrittsbesuch beim Bundeskanzler Helmut Schmidt 1979 Bayerische Schule 2 2010 Einzelheiten / Anmeldung: www.akademie.bllv.de oder www.fortbildung.bllv.de Telefon: 089 721001-46 Bayerische Schule 2 2010 Eisstockschießen Am Samstag, 6. März, findet ab 13.00 Uhr in der Asphalthalle in Untertraubenbach (Lkr. Cham – Oberpfalz) die Bayerische Meisterschaft im Eisstockschießen statt. Teilnahmeberechtigt sind Lehrkräfte aus allen Schularten. Nähere Informationen unter: Max Seebauer, Wulfing 22, 93413 Cham, Tel: 09461 1063, Fax: 09461 7545. Um rechtzeitige Anmeldung bis zum 3. März wird gebeten. BS Gesunde Schulverpflegung Am Freitag, 16. April, findet in Nürnberg eine Fortbildung zum Thema „Mit Prozessbegleitung und Projekten zur Gesunden Schulverpflegung“ statt. Ziel ist es, die Teilnehmer mit fachlichen Begründungen und den „Werkzeugen“ für eine Gesunde Schulverpflegung vertraut zu machen. Weitere Informationen, Programm und Kosten unter www.bllv.de/bs/2010/02 Wettstreit im Eiskanal Bei der 35. offenen BLLV-Lehrermeisterschaft im Rennrodeln am Königssee gewann erneut Günther Skiekierski (VS Fürstenfeldbruck) vor Wolfgang Resch (Pestalozzischule Fürstenfeldbruck) und Hans Fritz (Eduard-Spranger Schule München). In der Damenkonkurrenz setzte sich erstmals Elisabeth Rupp aus St. Jakob Villach (Kärnten) vor Brigitte Utz (HS Prien/Obb.) und Caroline Schmidt (München) durch. Die Mannschaftswertung und damit den Wanderpokal gewann erneut das Team aus Fürstenfeldbruck vor den Mannschaften aus München-Stadt und Geretsried. Lehrer aus Bayern und Österreich waren der Einladung des Organisators Anton Angerer gefolgt. Stefan Rank, Schriftführer des BLLV Kreisverbandes Berchtesgadener-Land, bedankte sich bei allen Kolleginnen und Kollegen für ihr Kommen und dem Organisationsteam für die Durchführung. Auch im nächsten Jahr werden die Kufen wieder neu geschliffen. ta Appell des Kassiers Bitte teilen Sie Ihrem Kreiskassier jede Änderung Ihres Stundenmaßes, Ihrer Bankverbindung, Ihrer Besoldungsstufe, Ihrer Adresse oder über beginnende oder zu Ende gehende Beurlaubungen mit. Bei der Berechnung Ihres Verbandsbeitrages kann dies auch zu Ihrem Vorteil sein. BS 31 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 32 Verband Verband Ehrungen Der BLLV lebt von der Stärke und Solidarität seiner Mitglieder. Er kann dabei auf eine langjährige Tradition verweisen. Zu besonderem Dank ist er seinen langjährigen Mitgliedern verpflichtet. Wir gratulieren: Für 75-jährige Mitgliedschaft: KV Gunzenhausen: Olga Maria Nisslbeck Maria Kronawitter, Karl Wiesmeier Stefanie Hanser, Erwin Hegmann, Marlies Hock, Gabriele Manzenberger, Roland Prüglmeier KV Wolfstein: Valerie Kroh KV Fürth-Land: Gertraude Pfänder-Johns KV Weismain: Elsbeth Fehn, Veronika Hümmer Hiltrud Horn, Edith Magin, Barbara Maier, KV Aschaffenburg-Land: Gabriele Ertl, KV Schnaittach: Alfred Senf KV Neumarkt: Renate Burger, Wilhelm Burger, Marielouise Nolte, Angelika Rheinwald, Birgit Killinger, Annette Orschler, Maria Weiß Für 70-jährige Mitgliedschaft: KV Weilheim: Wolfgang Emmerz, Gottfried Herold, Dorothea Groß, Franz Xaver Hierl, Anton Karg, Josef Erich Seuffert KV Coburg-Land: Christine Wolz KV Fürth-Land: Edith Kall Heinz Pintscher, Irmgard Söhngen Köstler, Walter Krafft, Birgitt Lerzer, Albert Maier, KV Coburg-Land: Horst Gundel, Christine Käppner, KV Marktheidenfeld: Elke Jaklin, Inge Kuntscher KV Ochsenfurt: Anna Ullmann KV Kempten: Eva Richter Josef Olbrich, Karl Sippl, Lothar Staudigl Udo Mönch KV Schweinfurt-Stadt: Petra Federlein, Claudia KV Schweinfurt-Stadt: Margarete Blum, KV Kitzingen: Arthur Amrhein KV Fürth-Land: Erika Bayer KV Marktheidenfeld: Waltraud Ettl, Walter Habel, Hanisch, Karin Speidel Heinrich Huber KV Lindau: Martin Asam, Karl Huber, KV Schnaittach: Konrad Birkel Adolf Krebs, Ansgar Navratil, Sigmar Nickel KV Nördlingen: Johann Hampp, Doris Modrzik Johanna Seeberger KV Gunzenhausen: Euphrosine Hoyer, Heinz Schädle, Otto Vogel Für 60-jährige Mitgliedschaft: KV Traunstein-Süd: Anton Brandl Reinhard Hoyer KV Schweinfurt-Stadt: Katharina Ayala, Günther KV Wolfstein: Edith Messner KV Aschaffenburg-Land: Matthäus Witthelm KV Fürth-Land: Elisabeth Hüttl, Elisabeth Keck Hartlieb, Sieglinde Kunz, Walter Wetzel KV Weismain: Josef Benirschke, Georg Vonbrunn KV Marktheidenfeld: Lieselotte Grell KV Schnaittach: Ulrike Kreißl KV Nördlingen: Hermann Kucher, Detlef Micke, Peter KV München-Land: Küchle Wilhelm KV Schweinfurt-Stadt: Thea Herzog, KV Fürth-Land: Hubert Ott Rusch, Eberhard Pöthig KV Illertissen-Babenhausen: Zita Köhler Marianne Steinmüller, Magdalena Urban KV Schnaittach: Johann Teufel, Beate Wandner KV Neumarkt: Eduard Greiner, Artur Günter, Michael KV Nördlingen: Helmut Seitz, Hans Zimmermann KV Friedberg: Ulrike Heichele, Hertha Keller, Für 25-jährige Mitgliedschaft: Gotthard Kern, Christian Maertz, Martha Reißner, KV Wolfstein: Marita Burianek, Monika Eder Himmler, Berta Horn, Hans Rupprecht, Ludwig Weitere Ehrungen finden Sie in der nächsten Ausgabe. Gedenken Verwaltungsangestellte Am Samstag, 27. Februar 2010, findet an der Volksschule Haar der 3. BLLV-Tag der Verwaltungsangestellten statt. Der Tag steht unter dem Motto „ Gemeinsam sind wir stark – ohne uns geht gar nix!“. Die Veranstaltung beginnt um 9.30 Uhr und endet um 16.15 Uhr. Ab 10.15 Uhr werden über 20 verschiedene Workshops angeboten. Zudem findet eine Ausstellung verschiedener Verlage statt. Alle Teilnehmer erhalten eine Bestätigung über den freiwilligen Besuch der Fortbildungsveranstaltung. Die Teilnahme für BLLV-Mitglieder ist kostenlos, Nichtmitglieder zahlen 10 Euro pro Workshop. Weitere Informationen, Programm und Anmeldung über www.bllv.de/bs/2010/02 Waltraud Remus, Edeltraud Summerer, Guda Zinser KV Weismain: Rita Hetzelt KV Gunzenhausen: Edith Kamm, Richard Kestner, Für 50-jährige Mitgliedschaft: KV Weilheim: Thusnelda Kist, Monika Zöttl KV Neuburg-Schrobenhausen: Gabriela Hasslbauer, Liselotte Kirchdörfer, Lotte Schirra, Elisabeth KV Wolfstein: Ehrentraud Hammerschmid, KV Viechtach: Anita Hiebl, Rupert Kerscher, Christa Heinzlmeier-Bliss, Gabriela Kreitmeier, und verdiente Mitglieder. Schmiedl, Werner Spörl Meinrad Roos Maria Krauss, Hans Weiß Gerlinde Kuntscher-Pfahler KV Fürth-Land: Irmgard Preiß KV Neumarkt: Sonja Dommer, Alois Hengl, Sigolf KV Bad Kissingen: Marianne Gräf, Petra Kröning, KV Illertissen-Babenhausen: Marlies Diesinger, Er wird ihnen ein ehrendes Schulleitergesundheit KV Bad Berneck: Johann Kießling Steininger, Marlene Stömmer, Sigrid Unger Barbar Ullrich-Witt, Dieter Wöhner Volker Faerber, Gundi Lutz-Batzner Gedenken bewahren. KV Friedberg: Franz Schuster KV Schnaittach: Hans-Martin Drechsel, Ruth Kreißl KV Hof-Land: Reinhard Bauerfeind, Evelin Schön, KV Neumarkt: Waltraud Mayer KV Weilheim: Magdalena Echter, Friedrich Hellmer, KV Gunzenhausen: Dieter Vorndran Rudolf Wühr KV Fürth-Land: Angela Blum, Ulrike Bürkel, KV Miltenberg: Hubert Eilbacher, 87 Jahre Irmgard Keller, Anna Krammer, Elisabeth Riedl, KV Friedberg: Kurt Joacham, Luise Kreutle KV Kempten: Franz Baierlein, Irmgard Forster, Marie- Christiane Hammerbacher KV Wolfstein: Maria Süß-Jakob, 53 Jahre, Annemarie Skarda KV Weilheim: Ingrid Appel, Irmgard Glaser, Luise Gabler, Karl-Heinz Neubauer, Elisabeth KV Gunzenhausen: Birgit Klauer, M. Ali Kücük Karl Stöger, 81 Jahre KV Viechtach: Max Ruß, Ernst Wollitzer Alma Proksch, Klaus Schuster Schreieck, Wolfgang Stärk KV Fürth-Land: Sonja Meyer KV Bamberg-Land: Eva Kring, 59 Jahre Am Samstag, 12. Juni 2010, findet unter der Leitung von Prof. Dr. J. Bauer in der Hochgrat-Klinik Stiefenhofen (Allgäu) ein BLLV-Gesundheitstag für Schulleiter/innen statt. Informationen und Anmeldung bei [email protected] KV Bad Kissingen: Bruno Perseke KV Viechtach: Edith Schimanek KV Miltenberg: Gerhard Arnheiter, Helga Krause, KV Schnaittach: Monika Schönborn-Kolder KV Schweinfurt-Land: Margot Richter, 78 Jahre KV Hof-Land: Karl Groß KV Hof-Land: Helmut Biedermann, Ursula Fischer, Norbert Kreiner, Gerhard Liebler KV Friedberg: Beate Mannig, Carola Nowey KV Augsburg-Land: Edwin Maly, 75 Jahre KV Miltenberg: Rudolf Hasse, Walter Kohl, Günter Graf, Helmut Seidel KV Ochsenfurt: Renate Merklein, Elisabeth KV Weilheim: Hubert Dempf, Birgit Fischer, KV Kitzingen: Ludwig Ruf, 82 Jahre, Wiltrud Heinz Pfeiffer, Heinrich Stute KV Kempten: Horst Altstetter, Liselotte Endler, Schieffer, Brigitte Schuck Brigitte Hansen, Alexander Horvath, Baumeister, 84 Jahre, Paul Ernst Selzer, 77 Jahre, KV Ochsenfurt: Emmi Cebulla, Elisabeth Rupert Schmid KV Lohr: Dieter Anderlohr, Alfred Kreissl, Irmgard Hupfauf, Thomas Mayr, Eva Schwaiger Angelika Armbrust, 62 Jahre, Joseph Michel, 74 Kopperger, Ruth Lanig KV Lohr: Hilde Bauer, Horst Frech Heinz Mannsbart, Franz Stein, Erika Stolz KV Bad Kissingen: Christiane Middel Jahre, Thekla Göpfert, 95 Jahre KV Lohr: Hans Piekarczyk KV Kitzingen: Peter Erhard, Luiselotte Fugmann, KV Münnerstadt: Günther Binczyk, Hartmut Hessel, KV Hof-Land: Helga Engels KV Coburg-Land: Manfred Hainke, 84 Jahre, KV Kitzingen: Adolf Köhler, Marliese Lilly, Walter Hahn, Johannes Meixner, Irmgard Pöhner Sonja Konietschke KV Kempten: Jutta Barwitz, Gabriele Dorn-Hutter, Siegfried Möslein, 81 Jahre, Robert Steger, 48 Jahre Ella Schoepgens KV Lindau: Gertrud Bäumler, Elisabeth Eisele-Netzer KV Kitzingen: Inge Breidenbach, Heinz Brückner, Barbara Esters, Ingrid Herrmann, KV Weilheim: Anna Krammer, 82 Jahre KV Lindau: Erich Felder KV Traunstein-Süd: Reinhold Hartlmaier, Anna- Gerhard Graf, Hannelore Hanshans, Fritz Daniela Sibbe-Fischer KV Vilsbiburg: Alois Frank, 87 Jahre KV Karlstadt: Lothar Panzer, Margit Pawlitschek Johanna Müller, Heinz Stamm, Helmut Theimer Kesselring, Agnes Schmitt, Hans Schneider, KV Miltenberg: Martina Diener, Andrea Keller, KV Lindau: Burkhard Margarethe, 86 Jahre, KV Aschaffenburg-Land: Albert Lippert, KV Aschaffenburg-Land: Artur Geis Roland Vetter, Ingeborg Wolf Dietmar Küchel Müller Hugo, 70 Jahre Elisabeth Roth KV Coburg-Land: Reinhard Ebert, Knut Gramß KV Lindau: Alois Fersch, Roderich Heinze, KV Ochsenfurt: Christina Held, Margarete Prax KV Ansbach-Stadt: Ida Forytarz, 97 Jahre KV Coburg-Land: Wolfgang Helle KV Marktheidenfeld: Martha Grein, Annerose Zinßler Edda Starnberg KV Lohr: Christoph Sell KV Hersbruck: Andreas Dimler, 86 Jahre KV Schweinfurt-Stadt: Artur Kneuer, Elga Merz, KV Nördlingen: Waltraud Heppner, Barbara Metzger KV Karlstadt: Eva-Maria Eisele, Edelgard König, KV Münnerstadt: Petra Poppel KV Lauf: Hildegard Fischer, 95 Jahre Irmgard Straub Reinhold Meurer, Helmut Stümmer, KV Kitzingen: Ursula Nitsche, Irmtraud Pohl, KV Schwabach: Rudolf Mattheus, 82 Jahre KV Nördlingen: Manfred Maletzke Renate Waschkowitsch Kunigunde Stark KV Uffenheim: Josef Klein, 82 Jahre Für 40-jährige Mitgliedschaft: KV Traunstein-Süd: Irene Glück, Wolfgang Mager, KV Lindau: Adiuta Beck, Walter Jehle KV Amberg-Stadt: Theodor Besold, 84 Jahre, Für 55-jährige Mitgliedschaft: KV München-Land: Monika Modrow-Lange Irene Sambass, Elisabeth Schmitz, Peter Stümpfl, KV Karlstadt: Dieter Kotterba Hildegard Pöll, 94 Jahre KV Wolfstein: Ambros Molz KV Wolfstein: Ilonka Drexler, Max Fuchs, Regina KV Aschaffenburg-Land: Sybille Brunner, Fritz KV Traunstein-Süd: Birgit Haslinger, Monika Langer, KV Neustadt/ Waldnaab: Franz Valta, 92 Jahre KV Weismain: Eugenie Stelzner Fuchs, Inge Kieninger, Georg Kölbl, Dörhöfer, Roswitha Fleischmann, Klaus Gehlert, Elisabeth Lewerentz, Rita Maier, KV Schweinfurt-Stadt: Ernst Töpper, 87 Jahre Schmiedl, Franz Sellner 32 Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 Der BLLV trauert um treue 33 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 34 Leserbriefe Leserbriefe Verantwortung für seine Schüler, man will nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern außerschulische Lernorte aufsuchen, ins Schullandheim fahren und so weiter. Gleichzeitig betrachtet man die Bezahlung und die Zeit, die wieder der eigenen Familie „verloren geht". Durch das hohe Stundenmaß bei steigenden Anforderungen werden übrigens auch viele Grundschullehrerinnen regelrecht in die Teilzeit „gezwungen", weil sie sonst ihre Stunden an anderen Schulen oder in der Hauptschule ableisten müssen oder müssten. Dadurch spart der Arbeitgeber. Vollzeitkräfte der Grundschule müssen häufig mit übrigen Stunden in die Hauptschule, dadurch fehlen aber wiederum dort die Stunden für die Mütter und Väter, die unterhälftig arbeiten wollen. Schwarz-Weiß-Malerei Leserbriefe BS 1/2010, Fokus, Whiteboards, Jürgen Schlieszeit, Lehrer und Gründer von www.myBoard.de Der Artikel ist meiner Meinung nach sehr schwarz/weiß (wie auch die Eingangsgrafik). Es ist richtig, dass an unseren Universitäten das Thema interaktive Whiteboards im Unterricht kaum behandelt wird und mehr Beachtung finden sollte. Einzelne Untersuchungen sind derzeit aber am Laufen. Von Seiten der Lehrerfortbildung gibt es so wenig Angebote, weil die Nachfrage und Durchdringung von Boards an unseren Schulen fehlt. Gründe für die Nichtanschaffung der Tafeln sind derzeit eher finanzielle Probleme der Städte und Kommunen. Alle Lehrer, die die Vorteile einer digitalen Tafel praxisnah vermittelt bekommen haben und diese selbst ausprobieren konnten, würden lieber heute als morgen ein interaktives Whiteboard in ihr Klassenzimmer stellen lassen. Das zeigen meine Erfahrungen. Ich beschäftige mich seit über fünf Jahren intensiv mit dem Thema digitale Tafel und deren Umsetzung im Unterricht, halte Vorträge und Schulungen dazu und betreibe das Internetportal www.myBoard.de aus Überzeugung, da dieses Medium wirklich den Unterricht bereichern kann und nicht als „interessante Möglichkeit“ abgetan werden soll. Vollzeitjob Referendariat BS 1/2010, Thema Teilzeit, Leitartikel, Martha Jäger, dreifache Mutter und Referendarin, Nürnberg Vielen Dank für das aktuelle und interessante Thema „Kind und Beruf – geteilte Zeit". Im Artikel „Familienfreundlicher Beruf?" schreibt Gerd Nitschke: „Der Freistaat Bayern ist ein Arbeitgeber, der mit seinen Gesetzen und Verordnungen die Voraussetzungen dafür schafft, dass seine Beschäftigten Kind und Beruf möglichst gut vereinbaren können." Das hört sich sehr gut an. Leider komme ich nicht in den Genuss, diese Voraussetzungen nutzen zu können, denn ... – ich habe das Referendariat noch vor mir. In dieser Zeit wird mehr als ein Vollzeitjob von den Lehramtsanwärtern erwartet. Ich bin 28 Jahre alt, stehe kurz vor dem 1. Staatsexamen und habe drei Kinder (2, 5 und 9 Jahre). Ich möchte sehr gern als Lehrerin arbeiten, aber wegen der Hürde Referendariat kann ich das in den nächsten Jahren wohl nicht umsetzen. Der Preis wäre sowohl für mich als auch für meine Familie einfach zu hoch. Vorerst bleibe ich Hausfrau – ich hätte es mir anders gewünscht ... Kann der Freistaat Bayern auf motivierte, verantwortungsbewusste und in der Erziehung von Kindern bereits erfahrene LehramtsanwärterInnen verzichten? Ich bin mir sicher, dass es für viele angehende LehrerInnen eine wesentliche Erleichterung wäre, wenn die Möglichkeit geschaffen würde, das Referendariat „in Teilzeit" abzulegen. BS 1/2010, Fokus, Whiteboards, Ottmar Misoph, Rektor VS Thalmässing Frau Göpel schreibt, dass „das Board zwar die Aktivität der Schüler herausfordere, die Tafeln aber nicht ersetzen könne“. Sie erweckt damit den Eindruck als würde es sich hier um zwei konkurrierende Medien handeln. Beide haben am richtigen didaktischen Ort im Unterricht ihren berechtigten Platz. Ärgerlich an dem Artikel ist auch, dass selbst „Kleinigkeiten“ einfach faktisch falsch sind. Es stimmen weder die angegebenen Preise, noch die Behauptung, dass ein Notebook notwendig sei, noch die Feststellung, dass die Hersteller in ihren Fortbildungen nur den Umgang mit der Technik erläutern. Wenn Frau Göpel dann bedauert, dass es kaum fertiges Stundenmaterial für die Boards gibt, zeigt sie, dass sie den Mehrwert dieses Mediums für einen schülerorientierten, eigenaktiven Unterricht nicht verstanden hat. Der innovative, kreative Lehrer braucht keine fertigen Stunden, die er abspult, sondern eine Werkzeugkiste an Möglichkeiten, wie er seinen Unterricht individualisieren kann. Gerade hier ist das Board mit seinen einfachen, zeit- und arbeitssparenden technischen Möglichkeiten eine unerschöpfliche Fundgrube. Unbezahlte Teilzeit BS 1/2010, Themenstrecke Teilzeit, Dagmar Petersen, dreifache Mutter, Hauptschullehrerin, Rothenburg o.d.T. Mit großem Interesse habe ich Ihre Beiträge zum Thema „Kind und Beruf" gelesen. Als Hauptschullehrerin und dreifache Mutter habe ich auch schon einiges mit meinem „Dienstherrn" erlebt. Unter anderem wurde die unterhälftige Teilzeit in weiten Teilen Westmittelfrankens so gut wie abgeschafft und wir wurden in Klassleitungen „gezwungen". Ich kam ein paar Jahre in den Genuss, an der Hauptschule unterhälftig arbeiten zu können, viele meiner Kolleginnen im Landkreis Ansbach nicht mehr. Die Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten und gleichzeitig mit den Kindern Ferien haben zu können, möchte ich in keinster Weise schmälern. In den Schulen und beim Schulamt finden wir meist Verständnis, aber es ist zum Teil unangenehm, seine Rechte und ein Entgegenkommen einfordern zu müssen. Auch die Schulämter und Schulen haben strenge Vorgaben. „Wir brauchen Köpfe (Klassenleitungen), keine Stunden“ … Ein Aspekt kommt meines Erachtens in Ihren Artikeln zu kurz: Fast alle Teilzeitbeschäftigten führen eine Klasse. Sowohl in Grundschule als auch in der Hauptschule fallen dadurch vermehrt Tätigkeiten und Verpflichtungen an, die weit über das Engagement früherer Jahre hinausgehen müssen. Dazu kommen Klassleiterunterricht vor den Ferien, Projekte, Tagesausflüge et cetera. Wir füllen seitenweise Stellungnahmen für Psychologen aus, führen schwierige Elterngespräche, vermitteln bei Konflikten mit Fachlehrern usw. Hinzu kommen durch die Ganztagesschule noch zusätzliche Termine und Koordinierungsaufgaben. Diese zusätzlichen Aufgaben haben Lehrer mit voller Stundenzahl auch, wir Teilzeitkräfte werden aber nur anteilmäßig entgeltet. Meine Petition beim bayerischen Landtag ergab, dass diese Aufgaben „unteilbar" seien und dass die Mehrarbeit quasi das „Privatvergnügen“ der einzelnen Lehrkraft sei. Und somit entsteht ein weiterer Konflikt für Teilzeitkräfte: Man macht seine Arbeit gerne und hat vor allem 34 Bayerische Schule 2 2010 BS 1/2010, Fokus, R. Kreis (Rektorin), A. Pauli, J. Rupp (Lehrerinnen), GS am Isardamm, Geretsried Die Verfasserin tut so, als wären die Whiteboards in Geretsried eine verrückte Idee der Rektorin, die sie gegen Lehrerkollegium, Eltern und Kinder durchgesetzt hat, vergisst aber zu erwähnen, dass der Einführung der neuen Technik eine lange Testphase mit zuerst einem und dann drei Boards voranging und heute keine der Kolleginnen an der Isardammschule ihr Board wieder hergeben möchte – von der anhaltenden Begeisterung der Kinder gar nicht zu reden. Frau Göpel ist anscheinend entgangen, dass Whiteboards nichts anderes sind als „interaktive Tafeln“, die für Lehrer und Schüler, die gleichen Möglichkeiten bieten wie früher – und eben noch eine ganze Menge mehr. Wie bisher müssen sich die Kolleginnen und Kollegen auf den Unterricht vorbereiten – nur dass das jetzt etwas einfacher, schneller und aktueller geht. Und das Ergebnis (ein mehr oder weniger didaktisch wertvoller und interessanter Unterricht) ist auch wie bisher vom Engagement und den Fähigkeiten der Person an der Tafel abhängig. Liebe Leserinnen und Leser, wir freuen uns über Ihre Meinung, behalten uns jedoch vor, Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen. Für Inhalt und Aussage verantwortlich ist die jeweilige Verfasserin bzw. der Verfasser. Es besteht kein Anspruch auf Veröffentlichung. Bayerische Schule 2 2010 35 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 36 Unsere Jugendzeitschriften Anzeigen Das erwartet Sie im März Liebe Kolleginnen und Kollegen, wer lesen soll, braucht Lesestoff. Der BLLV ist überzeugt, dass gerade das Medium Zeitschrift es mit seinen vielfältigen Textsorten schafft, Kinder zum Lesen zu verlocken. Deshalb geben wir bereits in einer langen Tradition Schul-Jugendzeitschriften heraus. Das Kultusministerium weist ausdrücklich auf die Möglichkeit hin, unsere Zeitschriften den Schülerinnen und Schülern und deren Eltern zum Bezug zu empfehlen (KWMBI Nr. 15/2009). Nutzen wir diese Möglichkeit, uns fürs Lesen stark zu machen! Christian Marek, Schulleiter und vom BLLV bestellter pädagogischer Schriftleiter FLOHKISTE für die 1. Klasse: FLOHKISTE für die 2. Klasse: Nr. 6 (erscheint am 8. März): Luft Nr. 6 (erscheint am 8. März): Der Igel Nr. 6 (erscheint am 8. März): Fahrrad fahren Jetzt werden die Fahrräder wieder aufpoliert – worauf es auch ankommt: genügend Luft in den Reifen! Ein guter Anlass, uns in vielen kleinen Experimenten die unsichtbare Luft sichtbar zu machen. Er erwacht derzeit aus dem Winterschlaf – aber nicht weil auf dem Kalender Frühling steht. Milde 15 Grad wecken ihn. Für das Heckenund Wiesentier, das wir näher erforschen, beginnt ein neues Jahr. ... ist nicht nur eine gesunde Art der Fortbewegung. Niemand geht auch sparsamer mit seiner Kraft um als ein Mensch, der in die Pedale tritt. Eine geniale Erfindung! Nr. 7/8 Oster-Doppelheft (erscheint am 22. März): Frühlingsboten Nr. 7/8 Oster-Doppelheft (erscheint am 22. März): Haustiere Nr. 7/8 Oster-Doppelheft (erscheint am 22. März): Rund ums Ei Der Frühling hat nicht nur laut Kalender angefangen – seine summenden, zwitschernden, krabbelnden oder flatternden Boten sind ja längst schon zu entdecken. Die Inhalte sind Lesefitness-Check! Ein Osterhase fürs ganze Jahr? Der macht nur Spaß, wenn man ihn richtig pflegt! Jedes Haustier braucht den „richtigen“ Menschen. Die Geschichte „Ein Schultag für Tiere“ ist 4. Lesefitness-Check. Es ist ein kleines Wunderwerk. Denn ein ganz gewöhnliches Hühnerei ist keineswegs so zerbrechlich, wie es aussieht. Das heranwachsende Küken ist darin geschützt – wie in einer Raumkapsel. ich TU WAS! – die WISSENs-Zeitschrift für Mensch – Natur – Technik – Umwelt Ausgabe 1 für die 1. bis 3. Schulstufe 36 floh! für die 3. und 4. Klasse: O!KAY! – die Englischzeitschrift vom FLOH Ausgabe 2 ab der 4. Schulstufe März: Rund ums Ei März: Die Farbe Blau Nr. 3 At the zoo Das Ei des größten Vogels der Welt hat eine Schale so dick wie eine Porzellanschüssel. Das Hühnerei dagegen – ist gleichfalls noch lange keine zerbrechliche Kinderwiege. Ein Heft mit vielen E(i)xperimenten. In diesem Heft geht es um Blau – unsere zweitliebste Farbe. Ein strahlend blauer Himmel begeistert uns. Strahlender blau als der MorphoFalter geht’s nicht. Aber in Wirklichkeit sind beide farblos. Mithilfe der neuen Wörter – lion, elephant, snake, monkey, giraffe, bear, hippo und seal – der März-Ausgabe rund um das Thema „Im Zoo“ können die Kinder erzählen, welche Tiere ihnen im Zoo besonders gut gefallen. Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 37 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 38 Anzeigen Anzeigen/Impressum Klassenleiter-Verwaltung KvWin – Version 7.8.27.z (Update Herbst 2009) verfügbar. Update 25 €, Neupreis 70 € (jew. +Vers.), Schullizenz auf Anfrage. Info und Bestellung: Tel. 08031 70398 Klassenfahrten nach Berlin: Hotel Pension Gribnitz in Berlin-Charlottenburg oder Hotel Bongard in Berlin-Reinickendorf. Preis im Mehrbettzimmer ab 20,- € p.P. /Tag, HP-Zuschlag ab 6,50 €. Tel: 030 30820716 / Fax: 030 3028529 e-Mail: [email protected] Interesse? Suggestopädie-Training www.competence-training.eu Preisw. Ski-Reisen in den Osterferien Ski-Betreuung auch für Kinder / Jugend Top Skigeb. u. Hotel, Tel 08261 9191 Bayerische Schule Inhaber und Verleger: Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V. Bavariaring 37, 80336 München Postanschrift: Postfach 15 02 09, 80042 München Telefon 089 7210 01-0, Fax 089 721001-90 [email protected], www.bllv.de Redaktionsanschrift: Bayerische Schule Redaktion Heidwiesen 43, 97520 Heidenfeld Telefon 09723 937 00 41, Fax 09723 937 00 42 [email protected] Chefredakteur: Tomi Neckov Heidwiesen 43, 97520 Heidenfeld Telefon 09723 937 00 41, Fax 09723 937 00 42 [email protected] Stellvertreter: Andreas Liebald, Gartenstr. 2, 97353 Wiesentheid, Telefon 09383 90 24 94 Redaktionelle Leitung: Christian Bleher Kapellenstr. 7, 82299 Türkenfeld Telefon 08144 99 67 92, [email protected] Grafische Gestaltung: Sonia Hauptmann, Bavariaring 37, 80336 München Telefon 089 7210 01-820, [email protected] Fotos: Fotostudio Roeder, Justus-von-Liebig-Ring 11 b 82152 Krailling, Telefon 089 850 17 06, [email protected] Illustration: Bernd Wiedemann Justus-von-Liebig-Ring 11 b, 82152 Krailling Anzeigen: A.V.I. Allgemeine Verlags- und Informationsgesellschaft mbH Am Ortfelde 100, 30916 Isernhagen, Telefon 0511 77 95 38-0, Fax 0511 77 95 38-10 [email protected] Druck: Erdl Druck Medienhaus GmbH Gabelsbergerstraße 4–6, 83308 Trostberg, Telefon 08621 808-200 Autorenkürzel: BBB für Bayerischer Beamtenbund, BS für Bayerische Schule, ds für Dietmar Schidleja, ff für Florian Fischer, fs für Dr. Fritz Schäffer, rk für Roland Kirschner, ta für Anton Angerer Die Bayerische Schule erscheint acht- bis neunmal pro Jahr. Sie wird allen BLLVMitgliedern geliefert; der Mitgliedsbeitrag enthält den Bezugspreis. Nichtmitglieder können die Bayerische Schule direkt bei der BLLV Landesgeschäftsstelle (s. oben) bestellen. Der Bezugspreis beträgt für Privatpersonen 50,00 Euro, für Institutionen (gegen Nachweis) 10,00 Euro jährlich; Einzelhefte inkl. Versand 5,00 Euro. Abonnements-Zahlungen bitte nur auf das Post girokonto des BLLV, Nr. 40677-806, bei der Postbank München. Bitte geben Sie Ihre voll ständige Anschrift deutlich lesbar an! Leser zuschriften senden Sie bitte direkt an die Redaktion. Für unverlangt eingesandte Manu skripte übernehmen wir keine Haftung. Falls kein Rückporto beiliegt, können sie auch nicht an den Autor zurückgesandt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung des Verfassers, nicht unbedingt die der Redaktion oder des BLLV dar. Die Bayerische Schule 3 erscheint am 27. März 2010 Titel: Disziplinprobleme im Klassenzimmer 38 Bayerische Schule 2 2010 Bayerische Schule 2 2010 39 BS_2_2010_S.24-40_rz:BLLV_BSCH 09.02.2010 12:11 Uhr Seite 40