Hammer!
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Auf dem Sprung Eine Komödie setzt dem Skispringer Edwards ein Denkmal Kino, Seiten 24/25 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 NRW 62 Die Superministerin Die Partei von Nobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi hat die Macht in Birma übernommen Politik, Seite 6 1 EURO Steinmeier erinnert Türkei an Grundwerte NACHRICHTEN Hammer! POLITIK Ländle steuert auf Grün-Schwarz zu Die CDU-Landtagsfraktion in Stuttgart votiert einstimmig für die Aufnahme offizieller Koalitionsgespräche. Einfach dürften die nicht werden. Seite 5 Viele ihrer Elektrohymnen wurden Welthits: Mehr als 30 Jahre sind die Pet Shop Boys im Geschäft. Auf alten Erfolgen wollen sich die beiden aber nicht ausruhen. Ihr neues Album heißt genau so, wie es klingt: „Super“ Seiten 8/9 AUSLAND Schwere Niederlage für François Hollande Kompromiss außer Reichweite: Frankreichs Staatschef scheitert mit seinen Plänen für eine Verfassungsänderung nach den Anschlägen von Paris. Seite 7 WIRTSCHAFT Handelsriese Metro spaltet sich auf Die beiden wichtigsten Geschäftsbereiche, Großhandel und Media Saturn, sollen als selbstständige, börsennotierte Unternehmen geführt werden. Seite 19 IM INTERNET Tweets des Tages Presse- und Meinungsfreiheit sind für die Bundesregierung nicht verhandelbar. #Pressefreiheit REGSPRECHER #Steinmeier zur #Türkei: Erwarten von EU-Partner, dass er gemeins eur Werte teilt. #Meinungsfreiheit #Pressefreiheit AUSWAERTIGESAMT Treffpunkt für Fans facebook.com/weltkompakt Twittern, was uns bewegt twitter.com/weltkompakt E-Mail an die Redaktion [email protected] Abo & mehr www.welt-kompakt.de/abo Digitale Angebote Tel. 0800 / 95 15 00 0 [email protected] Kundenservice: 0800 / 53 73 78 3 JOSEPH SINCLAIR/ VERSTÄRKER News rund um die Uhr www.welt.de © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Auch EU schaltet sich in Satire-Streit ein N ach dem türkischen Protest gegen eine deutsche Satiresendung ermahnen Bundesregierung und EU-Kommission die Regierung in Ankara zur Achtung der Pressefreiheit. „Ich finde, dass wir von einem Partnerland der Europäischen Union erwarten können (...), dass es unsere gemeinsamen europäischen Werte teilt“, sagte Bundesaußenminister FrankWalter Steinmeier (SPD) bei einem Besuch in Usbekistan. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ließ in Brüssel erklären, dass er kein Verständnis für die Einbestellung des deutschen Botschafters in das Außenministerium in Ankara habe. Damit entferne sich die Türkei weiter von der EU, sagte seine Sprecherin. Der Schritt stehe nicht mit der Wahrung der Presse- und Meinungsfreiheit in Einklang. In dem Streit mit der Türkei geht es um eine Satire der NDR-Sendung „extra 3“ über Präsident Recep Tayyip Erdogan. Zur Melodie von Nenas Hit „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ wird darin Erdogans Vorgehen gegen Medien, Demonstranten und Kurden auf die Schippe genommen. Das Außenministerium in Ankara zitierte den deutschen Botschafter Martin Erdmann ins Amt, um gegen den knapp zweiminütigen Film zu protestieren. Steinmeier wehrte sich gegen den Vorwurf, die Bundesregierung habe aus Rücksicht auf die Zusammenarbeit mit der Türkei in der Flüchtlingskrise zu lange geschwiegen. „Das ist schlicht und einfach nicht wahr“, sagte er. Sowohl Botschafter Erdmann als auch Staatssekretär Markus Ederer hätten die deutsche Auffassung in der Türkei mehrfach „an verschiedenen Stellen hinterlegt“. Oppositionspolitiker hatten der Bundesregierung übertriebene Zurückhaltung vorgeworfen. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 2 THEMA DES TAGES DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 M an wusste, dass ein Anschlag kommen würde, sagte der belgische Ministerpräsident Charles Michel wenige Stunden nach den verheerenden Terroranschlägen von Brüssel. Das klang so, als wollte er sagen: Man habe doch alles unternommen, um eben solche Terrorattacken zu verhindern. VON ANDRE TAUBER AUS BRÜSSEL WARNUNGEN WURDEN IGNORIERT Die Türkei hatte schon frühzeitig Hinweise geliefert, dass der Brüssel-Attentäter Ibrahim El Bakraoui ein militanter Islamist sein könnte. Die türkischen Behörden griffen den Attentäter im Juni 2015 an der Grenze zu Syrien auf. Sie vermuteten, dass er sich dem Islamischen Staat anschließen wollte, und schoben ihn ab. Doch die belgischen Behörden reagierten nicht. Erst sechs Tage nach der Rückführung reichte ein Verbindungsbeamter überhaupt die Information weiter. Die Klärung weiterer Details zog sich gar sechs Monate hin. Belgiens Innenminister Jan Jambon räumt mittlerweile ein, „jemand“ im Polizeiapparat habe geschlampt. Belgien ignorierte offenbar auch Warnungen aus den Niederlanden und den USA. Der niederländische Justizminister Ard van der Steur erklärte, sein Land sei am 16. März von den USA Weit weg vom Normalzustand: Bewaffnete Polizisten sichern den Metro-Bahnhof Maalbeek (o.). Beim Eingang erinnert Trauerflor an die Terroropfer Chronologie des Versagens DPA/ OLIVIER HOSLET Mehr als eine Woche später sind allerdings zahlreiche Fahndungspannen bekannt geworden. In Frankreich aber auch in den Niederlanden regt sich Kritik am Nachbarn. Durch eine bessere Auswertung von Informationen, eine bessere Zusammenarbeit der Behörden auch über die Grenzen hinweg hätte womöglich Schlimmeres verhindert werden können. Die „Welt“ gibt einen Überblick über die Mängelliste im belgischen Kampf gegen den Terrorismus. Belgiens Behörden sollen vor den Anschlägen gewarnt worden sein – und unternahmen nichts über den „kriminellen Hintergrund“ der Bakraoui-Brüder und den „terroristischen Hintergrund“ von Khalid El Bakraoui informiert worden. Die Informationen seien mit den belgischen Behörden besprochen worden. In Brüssel wird diese Darstellung bestritten. Ibrahim El BaANZEIGE 70 JAHRE DIE WELT kraoui habe schon am 25. September 2015 auf einer FBI-Terrorliste gestanden, erklärte van der Steur zudem. auf „einen Flughafen“ gefunden worden. Offiziell bestätigt sind die Informationen nicht. MANGELHAFTER ÜBERBLICK ÜBER DIE ISLAMISTEN ERMITTLUNGEN IN ATHEN BLIEBEN OHNE FOLGEN In Griechenland gab es schon frühzeitig Hinweise auf eine mögliche Attacke. Dem griechischen Sender Skai TV zufolge fanden die griechischen Behörden bei einer Hausdurchsuchung in der Nähe Athens schon Anfang des vergangenen Jahres Pläne des Brüsseler Flughafens. Der französischen Zeitung „Le Monde“ zufolge seien sehr konkrete Pläne für eine mögliche Attacke Belgien gehört gemessen an der Bevölkerungsgröße zu den größten Herkunftsländern von Kämpfern des Islamischen Staats. Man geht davon aus, dass bislang rund 500 Islamisten in den Kampf gezogen sind. Nach Regierungsangaben sind mindestens 117 davon wieder zurück im Land. Die Überwachung allerdings fällt den Behörden schwer. Der Sicherheitsanalyst Patrick Bury beklagte jüngst das „Versa- gen der mangelhaft ausgestatteten belgischen Geheimdienste“, Kontakte in die islamistische Szene zu knüpfen. Belgien pflegt im Fall der Attentäter einen zu sehr nachsichtigen Umgang mit Kriminellen. Ibrahim El Bakraoui, der zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, weil er mit einer Kalaschnikow einen Polizisten angeschossen hatte, wurde bereits nach etwas mehr als vier Jahren auf Bewährung entlassen. Auch nach dem Verstoß gegen seine Auflagen wurde er nicht erneut in Haft genommen. Belgiens Innenminister Jan Jambon kritisierte bereits den laschen Umgang mit Straftätern. Gravierende Sicherheitsmängel in belgischen AKW m August 2014 ereignete sich im belgischen Kernreaktor Doel-4 ein Sabotageakt erheblichen Ausmaßes. Ein Betriebsangehöriger hatte ein Ventil geöffnet und 65.000 Liter Öl auslaufen lassen. Die Kosten für den Neukauf der Turbine und die monatelange Stilllegung des Reaktors beliefen sich jedoch auf 100 bis 200 Millionen Dollar. Damit wurde dieser Sabotageakt zu einem der bedeutendsten in der Nukleargeschichte. VON HANS RÜHLE Aufgeklärt wurde der Fall allerdings bis heute nicht. Im Verlauf der Ermittlungen stießen die Behörden jedoch auf einen Mitarbeiter der Anlage Doel, der Zugang zum sensibelsten Teil des Reaktors hatte. Der in Marokko geborene Ilyass Bonghalab war 2009 über eine externe Firma der Reaktoranlage Doel vermittelt worden und hatte alle Sicherheitsüberprüfungen bestanden. Bis zu seinem Ausscheiden aus Doel gab es keine förmlichen Beanstandungen, wenngleich spätere Untersuchungen ergaben, dass er sich nach seiner erfolgreichen Sicherheitsüberprüfung islamistisch radikalisiert hatte. 2012 verließ Bonghalab den Reaktorkomplex Doel und schloss sich dem IS in Syrien an. Als er dort 2014 getötet wurde, war er bereits als aktives Mitglied der Gruppe „Sharia 4 Belgium“ bekannt und in Abwesenheit wegen DPA/ JULIEN WARNAND I Das AKW in Thiange ist nur 70 Kilometer von Aachen entfernt terroristischer Aktivitäten verurteilt worden; Sharia 4 Belgium hatte sich zum Ziel gesetzt, Belgien in einen islamischen Staat zu transformieren. Der unaufgeklärte Sabotageakt und die Beschäftigung eines radikalen Islamisten in der Reaktoranlage Doel waren klare Hinweise, dass bei der Rekrutierung des Personals nicht mit bestmöglicher Sorgfalt gearbeitet worden war. Haben die bisher dargestellten Ereignisse eher Episodencharakter, so gilt dies nicht für die im November 2015 entdeckte Ausspähung eines ranghohen Mitarbeiters der SKN-CEN, eines belgischen nuklearen Forschungszentrums, in dem mit er- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung heblichen Mengen an hoch angereichertem Uran in der Medizin benutzte Radioisotope hergestellt werden. Um das Verlassen des Hauses sowie die abendliche Rückkehr des Ausgespähten lückenlos dokumentieren zu können, wurde in einem Gebüsch gegenüber der Eingangstür eine Videokamera installiert. Das Besondere, ja Dramatische der Ausspähaktion ist, dass sie von den in Brüssel als Selbstmordattentäter ums Leben gekommenen Brüdern Ibrahim und Khalil El Bakroui durchgeführt wurde. Das bedeutet, dass die operative Ebene des IS inzwischen aktiv nuklearrelevanten Informationen sucht. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa THEMA DES TAGES 3 ber 2015 auch nicht nachgegangen, wonach Abdeslam in Kontakt mit Abid Aberkan stand, in dessen Elternhaus er sich am Ende versteckte. Die Polizei räumt mittlerweile ein: Es wurden Fehler gemacht. REUTERS/ YVES HERMAN PANNEN AUF DER JAGD NACH SALAH ABDESLAM MANGELNDE INTEGRATION DER ARABISCHSTÄMMIGEN GEMEINSCHAFT Die belgischen Behörden haben zu lange zugesehen, wie sich allmählich in einigen Vierteln Parallelgesellschaften entwickelten. Seit der Jahrtausendwende seien die Tore für Familienzusammenführungen weit geöffnet gewesen und gefährlichen Islamisten sei Asyl gewährt worden, bemängelt der liberale belgische Senator Alain Destexhe und frühere Chef von Ärzte ohne Grenzen. Dass hier die Werte der freiheitlichen Gesellschaft nichts gelten, sei zu lange verleugnet worden, schreibt er. Konkreten Hinweisen auf militante Islamisten ging die Stadtverwaltung von Molenbeek nicht nach. MANGELNDER INFORMATIONSFLUSS ZWISCHEN BELGISCHEN POLIZEIBEHÖRDEN Belgien ist ein zerklüfteter Staat, die regionalen Behörden arbeiten weitgehend unabhängig. Sechs Polizeibehörden sind für Brüssel zuständig. Das hemmt den Informationsfluss. So wurde Informationen der Polizei von Mecheln, nördlich von Brüssel, im Dezem- Auch in der Diskussion über die nukleare Dimension des Verhältnisses von Belgien zum IS kommt man nicht um die Frage herum, welche Rolle die belgischen Sicherheitsbehörden hierbei gespielt haben. Im Zentrum der Probleme steht hierbei wieder das belgische nukleare Forschungszentrum SKN-CEN, in dem sich ein großer Reaktor aus dem Jahr 1961 befindet. Dieser Reaktor wird regelmäßig von den USA mit hoch angereichertem Uran bestückt. Doch 2004 entschied die Regierung Bush, die Lieferung von Uran auszusetzen, bis die belgische Regierung Verbesserungen der Sicherheitsvorkehrungen verwirklicht habe. Die Der Paris-Attentäter Salah Abdeslam war den Behörden mehrfach entkommen, bevor er am 18. März endlich gefasst werden konnte. Zuerst winkten ihn französische Polizisten bei einer Kontrolle nach Belgien durch. Später waren sich die belgischen Ermittler sicher, ihn zu schnappen, konnten das verdächtige Haus allerdings nicht stürmen, da die Gesetze Razzien nicht zwischen 21.00 und 5.00 Uhr erlaubten. Immerhin: In den kommenden Wochen dürfte das belgische Parlament ein Ende dieser Razziabeschränkung beschließen. MANGELHAFTES VERHÖR VON ABDESLAM Die belgischen Behörden ahnten zwar, dass Anschläge drohten, doch sie verzichteten offenbar auf ein konsequentes Verhör von Salah Abdeslam. Nach seiner Festnahme, bei der er angeschossen worden war, wurde er nur für eine Stunde verhört. Ob er geredet hätte, wenn man ihm die richtigen Fragen gestellt hätte? Unklar. Aber man hätte ihn schon fragen müssen. DIE METRO WURDE NICHT RECHTZEITIG GESPERRT NACH DEN ANSCHLÄGEN Die Anschläge von Brüssel waren nicht so minutiös geplant wie die Anschläge von Paris am 13. November. Die Bomben detonierten in einem Abstand von mehr als einer Stunde. Und so stellt sich die Frage: Warum wurde die Metro nicht rechtzeitig geschlossen? Es brauchte 52 Minuten, um nach der Attacke auf den Flughafen die Entscheidung zu treffen, die Metro zu schließen. Doch der Betreiber reagierte nicht. Gab es keine Notfallpläne für so ein Szenario? USA befürchteten damals einen Angriff von Al-Qaida-Sympathisanten auf das Forschungszentrum. Noch im Jahr 2004 nahm der damalige amerikanische Außenminister Colin Powell das Problem der Reaktorsicherheit in Belgien zum Anlass, den belgischen Außenminister Louis Michel auf die unhaltbare Lage hinzuweisen. Doch drei Jahre später waren nur wenige der Forderungen umgesetzt. Begründung: „technische, finanzielle sowie organisatorische Probleme“. Erst 2009 gab es messbare Fortschritte. Doch noch immer weigerte sich die belgische Regierung, das Wachpersonal an AKW zu bewaffnen. B ari ist eine bedeutende Hafen- und Universitätsstadt in Süditalien – und nun scheinbar auch Drehkreuz für Terroristen, die bei ihrer Rückkehr aus Syrien und dem Irak und für die Weiterreise nach Nordeuropa eine neue Identität und logistische Unterstützung brauchen. Die Antimafia-Staatsanwaltschaft ermittelt und fahndet fieberhaft nach einer Fälscherzentrale in der Stadt. VON CONSTANZE REUSCHER AUS ROM Hinweise darauf bekamen die Ermittler von einem 38-jährigen Iraker, Ridha Shwan Jalal. Er war mit einem falschen, tschechischen Reisepass verhaftet worden, als er im August 2015 mit einer Fähre nach Griechenland reisen wollte. Jalal hatte versucht, in einem Reisebüro der süditalienischen Kleinstadt Matera 20 Flugtickets für die Strecke von Sulayrmaniyah im Irak nach Paris zu bestellen. Dank seiner Hilfe wurden jetzt zwei weitere Verdächtige, britische Staatsangehörige irakischer Herkunft, festgenommen. Die Männer, die Terrorgruppen angehören sollen, hatten fünf gefälschte Visa bei sich. Die falschen Dokumente soll angeblich ein Albaner herstellen, der seinen Wohnsitz in Bari hat. Der Verdacht, dass Italien und vor allem Bari die Fälscherzentrale für Europas Dschihadisten geworden sind, erhärtet sich durch den Besuch des Paris-Attentäters Salah Abdeslam in der Stadt. Er machte im August 2015 gleich zweimal einen Zwischenstopp in Bari. Am 1. August schiffte er sich von hier aus nach Griechenland und – wie die Ermittler vermuten – von dort nach Syrien ein. Am 6. August kehrte er mit der Fähre aus Griechenland zurück. Seine Spur führte danach über Norditalien zurück nach Frankreich. Das belegen Kreditkartenzahlungen an mehreren Tankstellen. Auch der Brüsseler Attentäter Khalid El Bakraoui dürfte sich in Italien mit gefälschten Identitäten versorgt haben. In Italien hielt er sich im Juli 2015 auf. Er benutzte sowohl einen belgischen Ausweis als auch die nicht gerade unauffällige Identität des ehemaligen Inter-Mailand-Kickers Ibrahim Maaroufi. Auf der Durchreise nach Griechenland blieb er 24 Stunden in Venedig. Den italienischen Terrorfahndern fehlte damals allerdings ein Hinweis der belgischen Ermittler. Einem einfachen Schalterbeamten der Einwanderungsbehörde in der süditalienischen Hafenstadt Salerno ist es dagegen zu verdanken, dass hier der mutmaßliche Passfälscher der Attentäter von Paris und Brüssel, der Algerier Djamal Eddine Ouali, 40, am Samstag gefasst werden konnte. Er wurde auf offener Straße in dem kleinen Örtchen Belizzi, südlich von Salerno, von Polizisten der „Digos”, dem Sonderkommando der Staatspolizei für Terrorismus- und Extremismusbekämpfung, verhaftet. Jetzt sitzt Frische Pässe aus Italien Besonders in Bari sollen offenbar zig Terroristen eine neue, falsche Identität bezogen haben Zugriff auf mutmaßliche Fälscher in Salerno, Italien ANZEIGE DIE GROSSE SONDERAUSGABE MIT UDO LINDENBERG Samstag, 2. April Pläne für Attentat auf Premierminister Nach belgischen Medienberichten war offenbar auch ein Attentat auf Premierminister Charles Michel geplant. Auf einem sichergestellten Computer seien Pläne und Fotos von Amtssitz und Wohnung des Regierungschefs entdeckt worden. Ouali in Isolationshaft im Hochsicherheitstrakt der Haftanstalt von Salerno. Am 16. März, kurz vor den Attentaten, hatte Ouali eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt. Ein Datenabgleich ergab, dass gegen Ouali ein internationaler Haftbefehl vorlag. Dieser wurde am 6. Januar 2016 von der belgischen Justiz ausgestellt wegen „Zugehörigkeit zu einer kriminellen Fälscherorganisation und Beihilfe zu illegaler Einwanderung“. Djamal Eddine Ouali soll Mitglied der Fälscherbande sein, deren „Werkstatt“ die belgischen Fahnder schon im Oktober 2015 in dem Brüssler Vorort Saint Gilles ausgehoben hatten. Dabei hatten sie über 1.000 Digitalbilder und Dokumente sichergestellt, darunter auch Hinweise auf die falschen Identitäten der späteren Attentäter von Paris und Brüssel, Salah Abdeslam und Najim Laachroui, entdeckt. Die belgischen Fahnder hatten Ouali beobachtet, als er die Wohnungen der Brüsseler Attentäter Laachroui und Khalid El Bakraoui aufsuchte. Kurz nach den Attentaten von Paris am 13. November soll Ouali Brüssel verlassen haben. Aber was wollte Ouali ausgerechnet in Salerno? „In der Gegend südlich der Stadt leben viele Einwanderer aus Nordafrika, die hier seit vielen Jahren als Gastarbeiter in der Landwirtschaft arbeiten“, erklärt der Chef der Digos in Salerno, Luigi Amato, der „Welt“. Djamal Eddine Ouali soll, so berichten lokale Medien, Verwandte in der Gegend haben. Es ist wahrscheinlich, dass er die Deckung von Familienangehörigen brauchte, um hier unterzutauchen. Doch die Gegend um Neapel ist auch Heimat der Camorra und berüchtigter Fälscherwerkstätten jeder Art. Am 1. April wird das Gericht in Salerno über Oualis Auslieferung an die belgische Justiz entscheiden. Die hatte der Algerier übrigens selbst gefordert, was den Ermittlern weitere Rätsel aufgibt. ANZEIGE NOCH EINEN TAG! MORGEN IN DER W E LT K O M PA K T DIE GUTEN SEITEN DER WIRTSCHAF T. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa B I L A N Z . D E DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 AP/ CARMINE CAPPETTI DIE WELT KOMPAKT POLITIK KOMPAKT DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 Stress für Frauke Petry TRAUERFEIER Abschied von Lothar Späth in Stuttgart Die AfD-Spitze hat die Auflösung des Saar-Landesverbands beschlossen und will die Führung ausschließen. Die wehrt sich Mit einer bewegenden Trauerfeier hat Baden-Württemberg Abschied von dem früheren Ministerpräsidenten Lothar Späth (CDU) genommen (1978–1991). Regierungschef Winfried Kretschmann (Grüne) nannte Späths Tod einen „unfassbaren Verlust“. Späth habe mit seiner „gewaltigen Lebensleistung“ schon früh die Weichen für eine Zukunft in einer globalisierten Welt gestellt. W Mehrheit möchte Guttenberg zurück Karl-Theodor zu Guttenberg (44) hätte Chancen auf ein höheres Amt, wie eine ForsaUmfrage für die Zeitschrift „Frau im Spiegel“ ergibt. Die Mehrheit der Deutschen möchte den ehemaligen Wirtschafts- und Verteidigungsminister gern wieder in einer aktiven Rolle sehen. 48 Prozent der Befragten würden eine Rückkehr Guttenbergs begrüßen. 38 Prozent sind dagegen, 14 Prozent haben keine Meinung. TERMIN DES TAGES Mehr als 20 Jahre nach dem Bürgerkrieg auf dem Balkan wird das UN-Kriegsverbrechertribunal zum früheren Jugoslawien in Den Haag heute sein Urteil über den serbischen Nationalistenführer Vojislav Seselj verkünden. Seselj, Vorsitzender der großserbischen Radikalen Partei (SRS), muss sich für die Ermordung Tausender und die Vertreibung Zehntausender Kroaten und Muslime in Bosnien verantworten. Die Anklage hatte 28 Jahre Haft gefordert. HAUSHALT Sozialausgaben der Städte gestiegen Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen sind die Sozialausgaben in Städten und Gemeinden gestiegen. Im Jahr 2015 gaben die Kommunen laut aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes 54 Milliarden Euro aus. Das waren neun Prozent mehr als im Vorjahr. Der Deutsche Städtetag forderte deshalb mehr Unterstützung von Bund und Ländern. VON MATTHIAS KAMANN Bei den Grünen erwischte es 1985 das damalige West-Berlin. Dort existierte neben der Alternativen Liste (AL), die 1981 ins Parlament eingezogen war, ein konservativer bis rechter Landesverband Die Grünen Berlin. Den löste 1985 die Bundesspitze auf, weil er von Neonazis unterwandert worden sei. Nicht anders nun bei der AfD. Kurz vor Ostern beschloss der Bundesvorstand um Frauke Petry die Auflösung des SaarLandesverbands, nachdem der „Stern“ über Kontakte von AfD-Landeschef Josef Dörr und seinem Stellvertreter Lutz Hecker zu Rechtsextremen berichtet hatte. Mit der Freien Bürger-Union (FBU), die der AfDBundesvorstand für „flächendeckend durch die NPD gesteuert“ hält, soll es nähere Absprachen gegeben haben. Nachdem sich der AfD-Bundesvorstand mit den Saarländern mehrmals gestritten hatte – ohne angedrohte Sanktionen durchzuhalten –, wurde jetzt die laut Parteisatzung mögliche Auflösung von oben beschlossen. „Aufgrund schwerwiegender Verstöße gegen die politische Zielsetzung und die innere Ordnung der Partei“, so der Vorstand. Aber damit hat sich die AfD ein Problem eingehandelt, das die Grünen damals in WestBerlin nicht hatten. Denn dort gab es ja auch die AL, die ab 1985 zum Landesverband werden konnte. So einen „Ersatz“ hat heute die AfD im Saarland nicht. Daher kommt dort auf die rund 300 AfD-Mitglieder ein heftiges Gezerre zu. Denn der bisherige Vorstand hat gegen den Auflösungsbeschluss Klage beim Bundesschiedsgericht der AfD eingereicht. „Wir hoffen sehr“, so Hecker gegenüber der „Welt“, „dass das Schiedsgericht dieser Klage aufschiebende Wirkung zuerkennt.“ Käme es dazu, würde nicht nur der Verband vorerst weiter existieren. Vielmehr würde auch der geplante Landesparteitag am 17. April abgehalten. „Nach unserer Ansicht muss dieser stattfinden“, sagt Hecker. „Denn nur das gibt un- GETTY IMAGES/ AXEL SCHMIDT COMEBACK as hat die AfD von heute mit den Grünen der 80er gemein? Eines auf jeden Fall: In beiden Parteien hat der Bundesvorstand einen Landesverband wegen Vorwürfen aufgelöst, es gebe Verbindungen zu Rechtsextremen. Bei der AfD traf es den Landesverband im Saarland. Der AfD-Vorstand um Frauke Petry beschloss kurz vor Ostern die Auflösung des Saar-Landesverbands seren saarländischen Delegierten die Möglichkeit, über die Zukunft dieses Landesverbandes zu entscheiden.“ Aber damit hat der Bundesvorstand ein Problem. Denn bei den rund 60 Delegierten, den Abgesandten der sieben Kreisverbände, scheint der amtierende Landesvorstand großen Rückhalt zu haben. Mit der von Petry verlangten Totalerneuerung würde es also auf diesem Landesparteitag nicht viel werden. Wenn der Landesverband jedoch aufgelöst wird – was noch der AfD-Bundesparteitag Ende April bestätigen muss –, dann gilt für die Saarländer automatisch die Satzung der Bundespartei. In der aber gibt es nicht jenes strikte Delegiertenprinzip, das Josef Dörr 2015 im Saarland durchsetzte. „Was wir im Saarland unbedingt haben wollen, sind Mitgliederparteitage“, sagt daher Dirk Driesang, Beisitzer im AfD-Bundesvorstand und maßgeblich am Auflösungsbeschluss beteiligt. Somit geht es in dem Streit auch um innerparteiliche Strukturen und die Frage, ob in der AfD nur Funktionäre oder alle Mitglieder bestimmen dürfen. Letzteres ist für die Gesamtpartei insofern relevant, als der Entwurf des Grundsatzprogramms von einem tiefen Vorbehalt gegen eine abgehobene Kaste politischer Entscheidungsträger geprägt ist. Ebenfalls wie bei den frühen Grünen. AfD-Anhänger vertrauen Seehofer Die Anhänger der AfD haben einer Umfrage zufolge mehr Vertrauen zu CSU-Chef Horst Seehofer als zu ihrer eigenen Parteivorsitzenden. Frauke Petry erhält von den AfD-Unterstützern in der am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag von „Stern“ und RTL nur 47 von 100 Vertrauenspunkten. Seehofer wurde mit 69 Punkten bewertet. Bei der Beurteilung aller Befragten schneidet Petry noch schlechter ab: Mit 19 Punkten bildet die Chefin der rechtspopulistischen Partei das Schlusslicht des Rankings. In der Wählergunst verliert die AfD an Zustimmung: 10 Prozent würden die Partei wählen, in der Vorwoche waren es noch 13 Prozent gewesen. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung SEITE 4 Aber klar ist zugleich, dass die Bundesspitze aus der Basisdemokratie im Saarland einen konkreten Vorteil zu ziehen hofft. Nämlich: Dass mitbestimmende Mitglieder nicht mehr auf den bisherigen Landesvorstand setzen. Für die Position des Bundesvorstands werben sollen im Saarland nun nach Aussage von Driesang „Regionalbeauftragte, die den Mitgliedern erklären, warum dieser Schritt zur Auflösung auch in seiner Härte nötig war“. Noch im April solle es dazu im Saarland „Info-Veranstaltungen und Diskussionsabende“ geben, auch um die Voraussetzungen zu schaffen, dass die AfD 2017 in den Landtagswahlkampf gehen kann. Aber so schnell kann sich der Wandel nur vollziehen, wenn das Schiedsgericht der Klage des Landesvorstands keine aufschiebende Wirkung zuerkennt. Sollte dies doch geschehen, gäbe es am 17. April einen Landesdelegiertenparteitag – und womöglich weiterhin den alten Landesvorstand. Und dann bekäme die Bundesspitze im Streit über die NeonaziKontakte nicht jenes schnelles Ende mit Schrecken, das sie jetzt anstrebt, ganz in Sinne von Frauke Petry, die die AfD als rechte, aber keineswegs als rechtsradikale oder gar rechtsextreme Partei erscheinen lassen will. Hierüber mit renitenten Saarländern streiten zu müssen kann Petry nicht gebrauchen. Zumal ihre Partei in den neuesten Umfragen zu schwächeln beginnt. Nach einer Forsa-Erhebung im Auftrag von „Stern“ und RTL büßte die AfD drei Prozentpunkte ein und kam auf zehn Prozent. Petry selbst belegt beim Politikerranking mit 19 Punkten den letzten Platz. Von ihren eigenen Anhängern wird sie immerhin mit 47 Vertrauenspunkten bedacht. Aber CSU-Chef Horst Seehofer erhält von den AfD-Sympathisanten 69 Punkte. Die Saarländer geben sich stur. Landesvize Hecker hat auf der Facebook-Seite des Kreisverbandes Saarpfalz eine Erklärung veröffentlicht, in der er alle Vorwürfe bezüglich näherer Kontakte mit Rechtsextremen vehement bestreitet. „Ich weiß, dass ich NICHTS getan habe, das unserer Satzung und unseren Zielen zuwider läuft“, schreibt Hecker an seine regionalen Parteifreunde, und weiter: „Und deshalb werde ich selbstverständlich kämpfen, wie Sie das von mir kennen und zu Recht erwarten.“ Aber der Bundesvorstand kontert: Er hat gegen Dörr und Hecker ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet. Dörr sagte gestern, davon wisse er nichts. Und wenn es so ein Verfahren gäbe, würde er Einspruch einlegen. „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.“ WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT POLITIK 5 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 N achdem die Zahl der Flüchtlinge in den vergangenen Wochen merklich zurückgegangen ist, steht die Bundesregierung vor der nächsten großen Aufgabe: die Integration der Asylbewerber, die dauerhaft in Deutschland bleiben dürfen. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hat jetzt genaue Überlegungen zu einem Integrationsgesetz veröffentlicht. Gemeinsam mit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) will er die Maßnahmen in den kommenden Wochen konkretisieren. Die wichtigsten Fakten dazu im Überblick: DPA/ WALTRAUD GRUBITZSCH nünftig, hat aber recht wenig mit der Aufenthaltsbeendigung zu tun.“ Auch wer die Pflichten missachte, könne mit einer Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis rechnen, da das nur einer von vielen Indikatoren sei. „Für Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte ist das weitgehend irrelevant“, so der Professor der Universität Konstanz weiter. „Ernsthafte Verschärfungen im Bereich der Aufenthaltsbeendigung sind aufgrund der Rechtsprechung zu Abschiebehindernissen kaum realistisch.“ VON THORSTEN MUMME Was soll in dem Integrationsgesetz stehen? Ein Kernelement des Gesetzes ist eine befristete Wohnsitzauflage für anerkannte Asylbewerber. Die große Koalition ist sich bereits seit Januar darüber einig, die Migranten dezentral in der Bundesrepublik zu verteilen, um so einer Gettobildung in Großstädten vorzubeugen. Für einen bestimmten Zeitraum dürften Flüchtlinge ihren Wohnort also nicht frei wählen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt darauf, die Asylbewerber möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Was passiert, wenn sich Flüchtlinge nicht integrieren wollen? Für den Fall, dass Asylbewerber die Integrationsangebote ausschlagen, spricht de Maizière von Kürzungen bei der sozialen Unterstützung. Ähnliches hatte Nahles bereits im Februar angekündigt. Außerdem will de Maizière die Gewährung einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis an die Bereitschaft zur Integration binden. Wie ist der aktuelle Stand? Seit Oktober 2015 haben Asylbewerber und Geduldete mit Deutschkurs an der VHS Leipzig. Wer die Sprache nicht lernt, muss mit Strafen rechnen Harte Regeln Innenminister Thomas de Maizière kündigt Sanktionen für Integrationsverweigerer an. Wichtige Fragen und Antworten guter Bleibeperspektive einen Anspruch auf einen Integrationskurs. Die Teilnahme ist allerdings freiwillig. Anerkannte Flüchtlinge hingegen können von den Ausländerbehörden und Jobcentern zu Integrationskursen verpflichtet werden. Seit November 2015 dürfen Asylbewerber mit guter Bleibeperspektive auf freiwilliger Basis an den Kursen teilnehmen, falls ausreichend Plätze vorhanden sind. Daran mangelt es aber vielerorts, wie schon ein erster Blick auf die Teilnehmerzahlen zeigt. Mehr als eine Million Flüchtlinge kamen im vergangenen Jahr nach Deutschland. Von Januar bis Ende September 2015 nahmen den aktuellsten Zahlen des Bundesinnenministeriums zufolge aber nur 80.423 Neuzuwanderer an Integrationskursen teil. Für 70.052 von ihnen waren die Kurse verpflichtend. Von 2005 bis 2014 sind 466.990 Personen zu einem Integrationskurs verpflichtet worden. Warum will de Maizière das Integrationsgesetz? Aus Sicht von de Maizière ist es nötig, alle Erwartungen und Pflichten, die der Staat einem Asylbewerber entgegenbringt, in einem Gesetz zu bündeln. „Ein Integrationsgesetz ist eine Mischung aus Fördern und Fordern“, so der Bundesinnenminister. Beides gehöre zusammen. Welche Probleme stehen dem Gesetz im Weg? Die geplante Wohnsitzauflage stellt einen Eingriff in das Recht auf Freizügigkeit dar. Der CDU will mit Grünen verhandeln Europäische Gerichtshof (EuGH) hat im März allerdings klargestellt, dass diese Auflage grundsätzlich erlaubt ist, etwa zur Vermeidung sozialer Spannungen. De Maizière sieht die Verhältnismäßigkeit des Eingriffs dadurch gewahrt, dass ein Migrant seinen Wohnort wieder frei wählen kann, sobald er seinen eigenen Lebensunterhalt verdient. Wird jeder abgeschoben, der sich nicht integriert? Die Formulierung, dass die Aufenthaltserlaubnis an die Integrationsbereitschaft gekoppelt werden soll, suggeriert diese Annahme zwar. Der Jurist Kay Hailbronner stellt jedoch klar: „Die angekündigte Verschärfung des erleichterten Zugangs zum Niederlassungsrecht ist zwar ver- Wie sind die Reaktionen auf die Vorschläge? Politiker der großen Koalition unterstützen de Maizières Ideen. SPD-Vize Ralf Stegner sagte der „Welt“ allerdings: „Das Hauptproblem ist meist nicht mangelnder Integrationswille, sondern mangelnde Qualifizierungs- und Integrationsangebote.“ Aus der Opposition kamen kritische Töne. „Bevor der Innenminister nach immer noch härteren Sanktionen ruft, sollte er erst einmal die Integrationsangebote verbessern“, sagte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter der „Passauer Neuen Presse“. Der Deutsche Gewerkschaftsbund warnte davor, den Eindruck zu erwecken, Geflüchtete seien bessergestellt als Langzeitarbeitslose. Es gebe für das Schwänzen von Integrationskursen bereits „beinharte Sanktionen – von Kürzungen über Bußgelder bis zu Nichtverlängerung der Aufenthaltsgenehmigung“, sagte Bundesvorstand Annelie Buntenbach. „Da gibt es nichts zu verschärfen.“ Wann soll es in Kraft treten? Derzeit wird das Gesetz intern erarbeitet. Der Innenminister will das neue Integrationsgesetz bereits im Mai vom Kabinett verabschieden lassen. So könnte der Entwurf noch vor der Sommerpause den Bundestag passieren und schnell in Kraft treten. Liberale machen Weg für Ampel in Rheinland-Pfalz frei In Baden-Württemder Grünen steht solberg ist eine erste Hürchen Gesprächen ohde auf dem Weg zu nehin nichts mehr im grün-schwarzen KoaliWeg. Die CDU wäre tionsverhandlungen erstmals in ihrer Gegenommen. Die CDUschichte Juniorpartner Landtagsfraktion voin einem Bündnis mit tierte einstimmig für den Grünen. Es würde die Aufnahme offiziel- CDU-Fraktivom bisherigen Minisler Gespräche mit den onschef Wolf terpräsidenten WinGrünen. Das sagte fried Kretschmann geFraktionschef Guido Wolf nach führt. In Baden-Württemberg der Fraktionssitzung am Mitt- ist Grün-Schwarz die letzte woch. Er wollte den Beschluss Möglichkeit, eine stabile Regieam Nachmittag den Parteigre- rung zu bilden. mien vorlegen, die ihrerseits Bei der Landtagswahl am 13. über Koalitionsverhandlungen März hatten die Grünen erstabstimmen wollen. Bei einem mals in Deutschland die CDU „Ja“ könnten am Freitag offi- als stärkste Kraft überholt. Die zielle Koalitionsgespräche auf- beiden theoretisch möglichen genommen werden. Aus Sicht Dreierbündnisse unter Einbe- In Rheinland-Pfalz rückt zweieinhalb Wochen nach der Landtagswahl eine Ampel-Koalition aus SPD, FDP und Grünen näher. Die Verhandlungsführer der drei Parteien gaben am Mittwoch in Mainz gemeinsam den Startschuss für Koalitionsverhandlungen. Als letzter der drei möglichen Partner hatte die FDP zuvor grünes Licht für Verhandlungen gegeben. Die SPD mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer an der Spitze war bei der Landtagswahl Mitte März stärkste Kraft vor der CDU geworden. Die bisherige rot-grüne Koalition hat aber keine Mehrheit mehr im neuen Landtag. Dreyer machte schnell nach der Wahl deutlich, DPA/ CHRISTOPH SCHMIDT In Baden-Württemberg könnte grün-schwarze Regierung entstehen ziehung von SPD und FDP hatten sich zerschlagen. Grüne und CDU hatten in drei Sondierungsgesprächen neben Gemeinsamkeiten auch Unterschiede festgestellt, die aber nicht als unüberwindbar gelten. Wolf sagte am Mittwoch, Differenzen gebe es zum Beispiel im künftigen Umgang mit der Gemeinschaftsschule, der Verkehrspolitik und in der Inneren Sicherheit. Die CDU werde darum ringen, dass in einem grünschwarzen Bündnis ihre Handschrift deutlich erkennbar sei. Nun gehe es darum, Vertrauen zu den Grünen aufzubauen. Nur dann könne etwas Gemeinsames entstehen. „Daran wollen wir arbeiten.“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung ein Ampel-Bündnis und nicht eine ebenfalls mögliche große Koalition mit der CDU anzustreben. Auch die Grünen erklärten sich rasch zu Verhandlungen mit SPD und FDP bereit. Am Dienstagabend beschloss schließlich der FDPLandesvorstand, Koalitionsverhandlungen aufzunehmen. Vor der ersten Verhandlungsrunde am Mittwoch zeigte sich Dreyer optimistisch. „Wir gehen zuversichtlich in die Verhandlungen“, sagte die Ministerpräsidentin. In einem Koalitionsvertrag müssten sich die Ideen aller Parteien wiederfinden. Es sei klar, dass Koalitionen immer Kompromisse erforderten. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 6 POLITIK Nächster Schritt im Maut-Verfahren Im Streit um die Pkw-Maut will die EU-Kommission die Gangart gegenüber Deutschland verschärfen. Im laufenden Verfahren wegen einer Verletzung von EU-Recht dürfte die Brüsseler Behörde Ende April den nächsten Schritt machen. Geplant ist, dass sie dann auf die Antwort der Bundesregierung reagiert und Änderungen fordert. Falls die Bundesregierung nicht einlenkt, könnte Brüssel im nächsten Schritt vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. SYRIEN Assad fordert Hilfe der UN in Palmyra Der syrische Machthaber Baschar al-Assad hat an die Vereinten Nationen (UN) appelliert, Syrien beim Wiederaufbau der antiken Wüstenstadt Palmyra zu unterstützen. Der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana zufolge forderte Assad UN-Generalsekretär Ban Ki Moon am Mittwoch außerdem auf, den Kampf gegen den Terrorismus zu verstärken. TÜRKEI Armee tötet 23 kurdische Rebellen Das türkische Militär hat bei Einsätzen im Südosten des Landes 23 kurdische Rebellen getötet, teilte die Armee am Mittwoch mit. Seit Beginn der Militäreinsätze im vergangenen Juli seien in diesen drei Regionen 347 Rebellen getötet worden. Insgesamt tötete das Militär bei seiner Offensive gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK nach Angaben von Präsident Recep Tayyip Erdogan seitdem 5300 Rebellen. SACK REIS Um ihre Reise zum Weltjugendtag zu finanzieren, verkaufen belgische Jugendliche besonderes Bier. Cracovia sei speziell für den Weltjugendtag in Krakau gebraut worden, sagte Jacques Galloy, Vorsitzender der Emmanuel-Jugend in Belgien. Bernsteinfarben, leicht und mit sechs Prozent Alkohol – so wird Cracovia im Internet beworben. Das Bier basiere nicht nur auf Malz und frischem Wasser, sondern auch auf Liebe, hieß es. ür Aung San Suu Kyi war nach dem überwältigenden Sieg ihrer Partei bei den Parlamentswahlen im November in Birma klar, dass die Menschen nicht nur für einen Wandel im Land, sondern vor allem für sie als Anführerin dieses Wandels gestimmt hatten. Doch die „Lady“, wie sie liebevoll von den Birmanen genannt wird, kann wegen einer Verfassungsklausel nicht Präsidentin werden. DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 Die Lady und ihre Männer In Birma hat die demokratische Regierung von Aung San Suu Kyi ihre Arbeit aufgenommen. Doch die Ikone hat zwei Probleme VON MAREIKE KÜRSCHNER Für Suu Kyi scheint das aber kein Hindernis zu sein: Sie wird aus der zweiten Reihe die Regierung führen. Bereits kurz nach der Wahl machte sie klar, dass sie „über dem Präsidenten“ stehen werde. Die Mehrheit der Bürger erwartet auch nichts anderes von ihrer Nationalheldin, die 15 Jahre im Hausarrest verbrachte und ihr Leben dem Kampf gegen das Militärregime gewidmet hat. Die 70-jährige Friedensnobelpreisträgerin steht wie keine andere Person für den demokratischen Wandel in Birma. Und wird auch die Erste sein, auf die sich der Frust der Bevölkerung entlädt, wenn es bei den wichtigsten Themen keine Fortschritte gibt. Gestern übergab die militärgestützte Regierung von Präsident Thein Sein in einer Zeremonie in der Hauptstadt Naypyidaw die Macht an die Nationale Liga für Demokratie (NLD), die Partei von Aung San Suu Kyi. Der 69-jährige Htin Kyaw, Kindheitsfreund und enger Vertrauter der Lady, wurde als Präsident vereidigt. Suu Kyi selbst hat sich die Position einer Superministeringeschaffen: Sie wird das Außen- und Bildungsministerium sowie die Ministerien für Energie und Elektrifizierung und das Präsidialamt leiten. Birmas erste zivile Regierung seit 54 Jahren muss nun die hohen Erwartungen der Bevölkerung erfüllen und wird dabei AP/ NYEIN CHAN NAING EUROPÄISCHE UNION F Aung San Suu Kyi (l.) schüttelt fleißig Hände nach ihrer Vereidigung im Parlament nicht lange aus dem historischen Moment schöpfen können. Zwar hat die 70-jährige Nobelpreisträgerin ein klares Mandat – ihre Partei gewann 80 Prozent der verfügbaren Sitze im Parlament und damit die absolute Mehrheit –, aber das Militär wird sie nicht los. Laut Verfassung sind für das Militär ein Viertel der Parlamentssitze reserviert und drei zentrale Ministerien vorbehal- ten. Das zu ändern ist kaum möglich, denn die jahrzehntelang herrschende Junta hat sich ein Vetorecht für Verfassungsänderungen gegeben. Aung San Suu Kyi muss also mit den Militärs kooperieren und wird auf Versöhnung setzen, um die alte Machtelite nicht unnötig zu provozieren. Denn ohne Handlungsspielraum wird sie auch keinen Reformprozess einleiten können – Gauck lobt demokratische Regierung Ethnien. In dem verarmten Land herrscht seit Jahrzehnten Bürgerkrieg zwischen Minderheiten und der Zentralregierung. Birma – auch bekannt als Burma oder Myanmar – ist ein Vielvölkerstaat mit rund 55 Millionen Einwohnern, die 135 Ethnien angehören. Bundespräsident Joachim Gauck gratulierte dem neuen Staatschef. „Ich freue mich, dass nach mehr als 50 Jahren Militärdiktatur Sie als erster ziviler Präsident gewählt wurden“, schrieb er. Eine große Herausforderung für die neue Regierung werde die Aussöhnung aller und damit keinen demokratischen Wandel. Eine Schwierigkeit dürfte sein, dass die meisten Parlamentarier der NLD keine politische Erfahrung haben. Jeder sechste Parlamentarier saß während der mehr als 50 Jahre andauernden Militärherrschaft hinter Gittern. Viele treibt allein die Entschlossenheit an, das Land verbessern zu wollen. Aber ob gute Absichten in messbare Erfolge münden, wird sich erweisen müssen. Ein zweites Problem hat die 70-Jährige selbst geschaffen: Sie duldet keine Kritik an ihrer Person. Konkurrenten in ihrer Partei hat sie ausgeschaltet. Es gibt kaum politischen Nachwuchs. Kritiker werfen ihr daher einen autoritären Führungsstil vor. Auch die Zusammenstellung ihres Kabinetts zeugt von wenig Mut: Es ist männlich dominiert, alle Mitglied sind über 60, meistens haben sie im Ausland studiert wie auch Suu Kyi. Brasiliens Präsidentin kämpft gegen das Aus Dilma Rousseff will ihr Amt nicht einfach aufgeben. Regierungskrise erreicht neuen Höhepunkt B rasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff kämpft nach dem Verlust ihres wichtigsten Koalitionspartners um ihr Amt. Laut Medienberichten will sie mehrere Ministerposten an drei andere Parteien verteilen, um eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Abgeordnetenhaus für ihre Amtsenthebung zu verhindern. In Rousseffs Umfeld werde auch über Neuwahlen nachgedacht, berichtete die Zeitung „Folha de São Paulo“. Die Führung der Partei der demokratischen Bewegung Brasiliens (PMDB) hatte am Dienstag den Abzug ihrer sechs Mi- nister aus der Regierung beschlossen. Dabei riefen die Mitglieder: „Weg mit der Arbeiter- AP/ ERALDO PERES KOMPAKT DIE WELT KOMPAKT Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff kämpft um ihr Amt partei.“ Seit 2003 war die PMDB Partner der linken Arbeiterpartei. Der Koalitionsbruch kann eine rasche Amtsenthebung wahrscheinlicher machen. Begründet wird das Verfahren mit angeblichen Haushaltstricks und Verschleierung des wahren Defizits. „Dies ist ein Staatsstreich“, sagte Rousseff der „Zeit“. „Wir hatten in Lateinamerika einmal eine Zeit, in der Militärputsche stattfanden. Heute sehen Staatsstreiche anders aus.“ Sie bestritt, nichts mehr durchsetzen zu können. So habe ihre Regierung den Etat um 30 Milliarden Euro gekürzt. Eine für © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Donnerstag geplante USA-Reise will sie wegen der Lage absagen. Bereits Anfang Mai könnte Rousseff für zunächst 180 Tage suspendiert werden, in der Zeit würde der Senat die Vorwürfe gegen sie prüfen. Im Oktober könnte der Senat eine endgültige Amtsenthebung beschließen. Der Vorsitzende der PMDB, Michel Temer (75), würde bei einer Absetzung Rousseffs das Präsidentenamt übernehmen. Die PMDB ist selbst tief gespalten. Die Regierung könnte daher versuchen, einzelne der 68 PMDB-Abgeordneten auf ihre Seite zu ziehen. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT POLITIK 7 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 VON MARTINA MEISTER AUS PARIS Hollande will damit ein Kapitel zuschlagen, das aber als Beleg eines beispiellosen politischen Versagens in Erinnerung bleiben und seine fünfjährige Amtszeit markieren wird: Er hat nicht nur Glaubwürdigkeit verloren, sondern auch das eigene politische Lager gesprengt. „Erbärmlich“, „peinlich“, lauteten die ersten Reaktionen aus der politischen Opposition. „All das dafür?“, frag- DPA/ STEPHANE DE SAKUTIN F rançois Hollande verzichtet auf die umstrittene Verfassungsänderung. Das hat er gestern mit ernster Miene verkündet. Der französische Präsident hatte in der Verfassung festschreiben lassen wollen, dass verurteilten Terroristen mit doppelter Staatsbürgerschaft die französische entzogen werden kann. Aber diese Verfassungsänderung, die er drei Tage nach den Attentaten vom 13. November feierlich auf dem Kongress von Versailles angekündigt hatte, ist am breiten Widerstand der Legislative gescheitert. „Ich habe deshalb beschlossen, die Debatte zur Verfassungsreform hiermit abzuschließen“, sagte Hollande in einer kurzen Ansprache im Elysée-Palast. François Hollande verkündet den Verzicht auf die Reform Die entzweite Republik Präsident Holland scheitert mit seiner geplanten Verfassungsänderung te eine politische Kommentatorin fassungslos. Man könnte auch mit Shakespeare sprechen: Viel Wind um Nichts. Damit geht also eine vier Monate währende Debatte zu En- de. Sie war ermüdend, furchtlos und hat genau das Gegenteil dessen erreicht, was der Präsident bezweckt hatte: Er habe die Franzosen einen wollen, sagte Hollande. Tatsächlich hat er sie entzweit. Ende Januar war sogar seine Justizministerin Christiane Taubira zurückgetreten, weil sie die Reform nicht mittragen wollte. Viele Sozialisten und Parteifreunde Hollandes werden jetzt aufatmen. Denn der Widerstand aus den eigenen Reihen ging weit über die üblichen Frondeure hinaus. Viele Sozialisten waren gegen die Reform, weil sie die Tatsache, dass nur Bürger mit doppelter Staatsbürgerschaft davon betroffen sein konnten, als fatales politisches Signal an Bürger mit Migrationshintergrund verstanden. Jean-Christophe Cambadélis, Parteichef der französischen Sozialisten, entschuldigte sich unmittelbar nach der Ansprache des Präsidenten bei der „Mehrheit der Franzosen, die nur bestürzt sein können angesichts dieses traurigen Spektakels“. Bei seiner kurzen Pressekonferenz, bei der keine Fragen erlaubt waren, machte Hollande allerdings keinerlei Anstalten, einen politischen Fehler einzugestehen. Er erwähnte lediglich die „feindselige Haltung der Opposition“, welche die Verfassungsänderung unmöglich gemacht hätte. Das ist allerdings eine mehr als schöngefärbte Version der Ereignisse. Von Außen hatte es gewirkt, als habe sich der Präsident stur und blind in eine symbolische Maßnahme verbissen, die keinen Terroristen je von seiner Tat hätte abschrecken können. Gescheitert ist die Reform an der Uneinigkeit der Legislative: Die französische Nationalversammlung und der Senat konnten sich nicht auf eine Version einigen. In der Nationalversammlung, in der die Linke die Mehrheit hat, wurde der Gesetzestext so umformuliert, dass theoretisch jeder Franzose hätte betroffen sein können. Aber das hätte Staatenlose geschaffen, weshalb der Senat wieder zur Ursprungsversion des Gesetzes zurückgekehrt ist. „Ein symbolischer Akt war notwendig“, sagte Hollande am Mittwoch in Anspielung auf den Zustand der Nation wenige Tage nach den Attacken. Am 16. November, als die Franzosen noch unter Schock standen, hatte Hollande Standing Ovations für seinen Vorschlag bekommen. Trauer und Wut hatten eine gewisse Zeit darüber hinweggetäuscht, dass die Verfassungsänderung rein symbolisch gewesen wäre. Denn das französische Recht räumt bereits die Möglichkeit ein, Terroristen mit doppelter Staatsbürgerschaft die französische zu entziehen. In jüngster Vergangenheit ist das mehrfach geschehen, ohne dass eine Gesetzesreform nötig gewesen wäre. 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MÄRZ 2016 SEITE 8 Zwei Mann, ein Wort KOMPAKT ROCK Der Boss tanzt mit seinem Boss Rocklegende Bruce Springsteen hat seine 90 Jahre alte Mutter bei einem Konzert in New York mit einer Tanzeinlage überrascht. Während des Hits „Ramrod“ verließ der 66-Jährige die Bühne im Madison Square Garden mit seiner Gitarre und spielte ein paar Takte an ihrer Seite. Großen Applaus erntete Adele Springsteen, als sie und der Star das Stück mit einem Shimmy beendeten, wie das „Rolling Stone“-Magazin berichtete. Melancholie und Exzess: Die Pet Shop Boys bleiben ihrer Erfolgsmischung auch mit ihrem dreizehnten Album treu. Einfach „Super“ W ie die kalifornische, auf statistische Erhebungen aller Art spezialisierte Onlineplattform Priceonomics.com durchgerechnet hat, ist die Länge von Popsongtiteln seit den 60ern von durchschnittlich 3,76 Worten mittlerweile auf eine Länge von 2,72 Worten geschrumpft. In den 90ern war die Länge mit 3,64 Worten noch relativ stabil, bis dann abrupt eine Neigung zur Kürze einsetzte. OPER Netrebko übt Deutsch für Wagner-Debüt Die russische Starsopranistin Anna Netrebko (Foto) feilt vor ihrer ersten großen WagnerRolle als Elsa im „Lohengrin“ noch an ihrem Deutsch. „Für mich ist insbesondere die Sprache eine sehr große Herausforderung“, sagte sie dem Fachblatt „Das Opernglas“. „Ich ha- VON HARALD PETERS DARIO ACOSTA be mir den ganzen April freigehalten zur Vorbereitung der Partie mit meinen Coaches.“ Netrebko debütiert am 19. Mai an der Dresdner Semperoper in der Rolle. Dirigent ist Christian Thielemann, die Titelrolle übernimmt der polnische Tenor Piotr Beczala. DIE WELT KOMPAKT Die Statistiker machen dafür vor allem das Internet verantwortlich. Weil der Endverbraucher dazu neigt, statt kompletter Alben lieber einzelne Songs zu laden oder zu streamen, haben Songs mit einem kurzen oder ganz kurzen Titel, der nur aus einem Wort besteht, den Vorteil, dass sie sich besser merken lassen. Diese Interpretation der Daten ergibt natürlich Sinn, aber tun wir doch einfach so, als gehe die Entwicklung auf die Pet Shop Boys zurück. Seit das britische Popduo 1985 mit ihrer Single „Opportunities“ reüssierte, macht es sich für Einworttitel stark. Man denke an Hits wie „Suburbia“, „Heart“ oder „Rent“, selbst „West End Girls“ oder „Domino Dancing“ waren für ihre Zeit unterdurchschnittlich kurz. Was ihre Studioalben angeht, sind die Pet Shop Boys nie über die Einwortlänge hinausgegangen. Beginnend mit „Please“, erscheint jetzt 30 Jahre und eine Woche später ihr dreizehntes Album „Super“, wobei ihnen der potenzielle Marktvorteil, den der kurze Titel bringen mag, wohl einigermaßen gleichgültig ist. Die Pet Shop Boys sind an einem Punkt ihrer Karriere angelangt, an dem Plattenverkäufe und Chartplatzierungen nur noch eine nachgeordnete Bedeutung haben. Inzwischen sind Neil Tennant, 61, und Chris Lowe, 56, Gegenstand akademischer Studien. Zum dreißigsten Jubiläum ihres Debüts wurde vergangene Woche in der Universität von Edinburgh ein zweitägiges Symposium abgehalten, bei dem unter anderem „Sehnsucht und Frustration im Frühwerk der Band“ sowie „Der Pastiche von Disco und die Bedrohung durch Aids“ diskutiert wurden. Im Juli sind die Pet Shop Boys dazu eingeladen, das Royal Opera House in London viertägig zu bespielen. Was den Bereich Popmusik angeht, gelten die Pet Shop Boys heute als britisches Nationalerbe, was bedeutet, dass sie das leidige Tagesgeschäft nicht weiter kümmern muss. „Wir arbeiten inzwischen in einem Vakuum“, sagte ihr Keyboarder Chris Lowe. „Wir wissen, dass wir nicht mehr so oft im Radio gespielt werden, also können wir machen, was wir wollen.“ Das sei durchaus befreiend. Für „Super“ haben sie die Freiheit genutzt, ein Album aufzu- nehmen, auf dem sie sich eine Weiterentwicklung einfach sparen. Falls der Titel sich auf den lateinischen Wortsinn „über etwas“ bezieht, dann ist „Super“ ein Pet-Shop-Boys-Album über die Pet Shop Boys, und zwar nicht im psychologischen Sinne, sondern im Hinblick auf ihr bisheriges Schaffen. KUNST Lübeck zeigt frühe Grass-Bilder „Ema“, die Geheimnisvolle Einen Blick auf den frühen bildenden Künstler Günter Grass bietet eine Ausstellung, die von Donnerstag an im GünterGrass-Haus in Lübeck zu sehen ist. Die Schau mit dem Titel „Don’t fence me in“ zeigt Zeichnungen, Aquarelle und Plastiken, die zwischen 1948 und 1952 während Grass’ Studium an der Kunstakademie Düsseldorf entstanden sind. Die Bilder galten lange als verschollen und wurden erst 2013 unter einer Treppe des Hauses gefunden, in dem Grass als Student gelebt hatte. Sie werden erstmals öffentlich gezeigt. Zu sehen sind Arbeiten aus der Zeit, als Grass noch nicht wusste, dass er einmal Schrifsteller werden würde. Vor 50 Jahren malte Gerhard Richter sein heute bekanntestes Bild. Es wurde Ziel einer Messerattacke erhard Richter (84) findet es absolut blöde, wenn man ihn den „Picasso des 21. Jahrhunderts“ nennt, so wie das einmal der britische „Guardian“ getan hat. Genauso blöde dürfte er es finden, dass sein heute bekanntestes Werk mitunter als die „Kölner Mona Lisa“ bezeichnet wird. Das Bild zeigt eine lebensgroße nackte Frau, die scheinbar schlafwandlerisch eine Treppe hinuntergeht. Der richtige Name des Bildes lautet „Ema – Akt auf einer Treppe“. Im Mai ist es genau 50 Jahre her, seit Richter es malte. Panzerglas schützt das Millionenobjekt im Kölner Museum Ludwig, seit es 1981 Ziel ei- nicht nur Bewunderung, sondern auch Aggressionen hervorgerufen. Eine schöne nackte, noch dazu blonde Frau realistisch zu malen, das konnte man in den 1960er Jahren einfach nicht bringen, das war reaktionär. Heute dagegen ist das Das Gemälde „Ema auf der Treppe“ im Bild eine Ikone. BestselMuseum Ludwig in Köln ler-Autor Bernhard Schlink („Der Vorleser“) nes Anschlags geworden ist: In ließ sich davon zu einem ganzen einem unbeobachteten Moment Roman inspirieren, „Die Frau auf hatte ein Unbekannter dem Bild der Treppe“. Viele Betrachter mit einem Messer oder einem an- empfinden „Ema“ als geheimnisderen spitzen Gegenstand einen voll, andere als verführerisch. 20 Zentimeter langen Schnitt zu- Die wenigsten wissen wohl, dass gefügt. Seit jeher hat „Ema“ die Dargestellte kein beliebiges DPA/ OLIVER BERG G © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Modell ist, sondern Richters erste Frau Marianne Eufinger, genannt Ema. Zum Entstehungszeitpunkt des Bildes im Mai 1966 war Ema gerade im zweiten Monat schwanger. Die schöne Modedesignerin und der ebenfalls nicht unattraktive Künstler aus Dresden heirateten 1957 und setzten sich vier Jahre später in den Westen ab, wo er ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf begann. 1982 folgte die Scheidung. Seitdem hat Ema mit „Herrn Richter“ abgeschlossen und tritt in der Öffentlichkeit nicht mehr in Erscheinung. Ein so intimes Bild wie „Ema“ hat der unterkühlte Richter selten gemalt. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa KULTUR 9 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 lässt – was, den Tanzfiguren folgend, nebenbei bedeutet, dass der Weg zum Glück nicht immer geradlinig ist. In der wunderbaren ersten Single-Auskopplung „The Pop Kids“ erzählt Tennant dann die Geschichte eines Freundes, der in den frühen Sie nannten 90ern von Biruns die Popmingham nach kids“: Chris London gezogen Lowe (l.) und ist, um am King’s Neil Tennan College Geschichte zu studieren, wo er sich in eine Biologiestudentin verliebt, die seine Liebe zur Musik teilt. „Sie nannten uns die Popkids / denn wir kannten die Pophits“ heißt es darin übersetzt – und nach einer kurzen Pause fügt Tennant hinzu: „Ich liebte dich!“ In der Tradition von Pet-Shop-Boys-Gassenhauern wie „Hit Music“ und „Vocal“ handelt „The Pop Kids“ natürlich auch davon, wie die Band sich einst in Pop verliebte. Ihre Liebe zur lateinamerikanischen Musik, der sie auf ihrem Album „Bilingual“ von 1996 nachgingen, wird wiederum mit dem Titel „Twenty-something“ belebt, bei dem es inhaltlich um so banale Dinge wie Smartphones, Start-ups und die angebliche Unmöglichkeit der Liebe in modernen Zeiten geht. Wie auf ihrem skeptischen Album „Elysium“ von 2012 mokiert sich Tennant in einem leicht altväterlichen Tonfall über das Leben von heute und schlägt anschließend mit „Groovy“ in die gleiche KerSänger Neil Tennant singt darin, be, indem er sich über die Celedass der Weg zum Glück weit sei, britykultur lustig macht. Der einem aber gar nichts anderes Song ist eine Fortsetzung des übrig bleibe, als irgendwie ans Stückes „Ego Music“, das schon Ziel zu kommen. Dazu hat er sich vor vier Jahren nur begrenzt eine Gesangsmelodie ausge- amüsant war. Zur Hochform laufen Tennant dacht, die einen gewissen Country-&-Western-Moment hat, was und Low dann aber in „The aus dem Song eine Art Square- Dictator Decides“ auf, ein Stück, dance im House-Format werden in dem Tennant in die PerspektiPELLE CREPIN/ VERSTÄRKER DIE WELT KOMPAKT Jeder der zwölf Songs hätte so auch auf einem anderen ihrer Alben veröffentlicht werden können. Alles, was die Band auszeichnet, ist vertreten. Mit dem ersten Titel „Happiness“ schließen sie nahtlos an das Vorgängeralbum „Electric“ an, zitieren dabei den Großraumdiscosound von „Very“ (1993) und „Nightlife“ (1999). ve eines amtsmüden Diktators schlüpft, der sich von seiner Rolle ebenso geknechtet fühlt wie sein Volk von ihm: „Wenn ihr es schafft, mich loszuwerden, könnten wir alle frei sein.“ Obwohl Tennant beim Verfassen des Textes wahrscheinlich eher an einen waschechten Diktator vom Schlage eines Kim Jong-un dachte, lässt die letzte Strophe eine ganz andere Inspiration vermuten: „Der Witz ist, dass ich nicht einmal ein richtiger Demagoge bin/ Hast du je eine meiner Reden gehört?/ Die Fakten sind erfunden/ Wenn ich spreche, klinge ich irre/ So verblendet, dass man es kaum glaubt“ – es ist, als hätten die Pet Shop Boys unbeabsichtigt einen Kommentar zu Donald Trumps Wahlkampf in Songform gebracht. Das Interesse an Politik begleitet die Pet Shop Boys seit Beginn. 1990 veröffentlichten sie mit „My October Symphony“ einen Song, der den beginnenden Zerfall der Sowjetunion zum Thema hat, 2006 ging es dann mit „I’m with Stupid“ vielleicht nicht ganz so subtil um die Liebe des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair zum damaligen USPräsidenten George W. Bush. Es ist die Mischung aus Feingeist und radikaler Oberflächlichkeit, Ernst und Satire, Melancholie und Exzess, die über die Jahre hinweg den Reiz der Pet Shop Boys ausmacht, es ist ihr Mut, auch bollernde Clubtracks wie „Pazzo!“ und „Inner Sanctum“ unter die Mischung zu heben, die den beiden trotz ihres fortgeschrittenen Alters gut stehen. So muss man sagen, dass das Album vielleicht nicht wirklich super geraten ist, aber dafür ziemlich gut. „Pretty Good“ wäre als Titel also treffender gewesen, doch der kam natürlich schon deshalb nicht infrage, weil er leider ein Wort zu lang ist. Überreste von Karl May obduziert Starb der Autor durch Metallvergiftung? E ine chronische Schwermetallvergiftung hat den Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) wahrscheinlich ins Grab gebracht. In seinen Knochen wurden auffällig hohe Konzentrationen von Blei und Cadmium gefunden, wie die Karl-May-Stiftung in Radebeul (Sachsen) unter Verweis auf ein aktuelles forensisches Gutachten mitteilte. „Das Trinkwasser war damals sehr bleihaltig“, sagte Carsten Hädrich vom Institut für Rechtsmedizin der Universität Leipzig. Er und ein Kollege hatten die sterblichen Überreste in der Gruft unter Mays Grabmal im Oktober 2014 obduziert – und sie zugleich eindeutig als die des Erfinders von Winnetou und Old Shatterhand identifiziert. Die Todesursache des sächsischen Dichters war bisher unbekannt – und Stoff für Spekulationen. Diese reichten von Lungenkrebs bis Gattenmord. „Auf dem Totenschein vom 30. März 1912 ist nichts vermerkt“, sagte Stiftungsvorstand Ralf Harder. Woran der legendäre Autor aber mit 70 Jahren genau starb, könne ohne die Organe schwer aufgeklärt werden, sagte Hädrich. Das Skelett ist fast vollständig von Weichteilen befreit. „Mit absoluter Sicherheit ist die Todesursache nicht mehr herauszufinden.“ Das Gutachten soll laut Harder zur Wahrheitsfindung beitragen und wissenschaftlich diskutiert werden. „Es enthält interessante Details für die Forschung.“ ANZEIGE IM KINO #EddieTheEagle ein großartiger Film! #eddiesfriend Hammer Film, Hammer Typen! #EddieTheEagle Ein Film zum Lachen & Heulen EDDIE THE EAGLE | ab 31. 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Berger Kinos (+OmU), CineStar, CineStar Metropolis (+OV), E-Kinos (+OV), Kinopolis (+OV) Giessen Kiinopolis (+OV) Hamburg Abaton (OmU), Blankeneser, CinemaxX Dammtor (+OV), CinemaxX Harburg, CinemaxX Wandsbek, Savoy (OV), UCI Kinowelt Mundsburg, UCI Kinowelt Othmarschen Park, UCI Wandsbek (+OmU), Zeise (+OmU) Hannover Astor Grand Cinema, CinemaxX Raschplatz (+OV) Kaiserslautern Central Filmpalast, UCI Kinowelt Karlsruhe Filmpalast am ZKM, Universum (+OV) Kassel Cineplex Capitol, CineStar, Kiel CinemaxX (+OV) Koblenz Apollo, Kinopolis (+OV), Köln Cinedom (+OV), Metropolis (OmU), Residenz Leipzig Cineplex, CineStar, Passage (OmU), Regina Palast, Mannheim CinemaxX (+OV) München Atelier (+OmU), Cinema (OV), Cinema Lounge, CinemaxX, Filmtheater Sendlinger Tor, Gloria, Mathäser, Münchner Freiheit, Museum (OV), Rio-Palast, Royal Nürnberg Admiral Kino-Center, Cinecitta Schwerin Capitol Stuttgart CinemaxX an der Liederhalle (+OV), EM (+OV), UFA Palast Ulm Xinedome, Weimar CineStar Würzburg CinemaxX Wuppertal CinemaxX (+OV) G EW I N N E R F I L M F E ST S P I E L E CA N N E S B E ST E S C H AU S P I E L E R I N : E M M A N U E L L E B E R C OT »EXTREMES GEFÜHLSKINO« CINEMA »GANZ GROSSER BEIFALL« FRANKFURTER NEUE PRESSE MEIN EIN, MEIN ALLES | ab 31. 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Harmonie-Filmtheeater Giessen Kinocenter Halle/Saale Hamburg Hannover Heidelberg Jena PUSCHKINo Elbe-Kino, Holi Kino, Zeise Kino am Raschplatz Die Kamera Kino am Markt Kiel Metro Kino im Schloßhof Köln Cinenova Leipzig Passage-Kino Mannheim Atlantis-Kino Marburg Filmkunsttheater München Eldorado, Kino Solln, Monopol, Theatiner Filmkunsttheater Münster Cinema-Filmtheater Nürnberg Casablanca, Cinecitta Passau Metropolis Stuttgart Atelier am Bollwerk Tübingen Arsenal Ullm Mephisto Kino Weimar Lichthaus Wuppertal Cinema BESTE SCHAUSPIELERIN FESTIVAL DE CANNES MEIN EIN, MEIN ALLES VINCENT CA S S E L EMMANUELLE B E R C OT Film ab. Donnerstags in der WELT. J E TZ T I M K I N O © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa ,,Leben wi Neu am Kiosk ab 31. März © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa e ich will.“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa SPORT Blessuren an Kopf und Wirbelsäule Nach einem folgenschweren Discobesuch fällt ZweitligaProfi Zlatko Tripic längere Zeit bei der SpVgg Greuther Fürth aus. Der Offensivspieler stürzte in der Nacht zum Montag in einem Nürnberger Nachtclub von einer Empore und erlitt Verletzungen an Kopf und Wirbelsäule, wie sein Verein mitteilte. Laut Bundespolizei war es in der Diskothek zu einer Schlägerei gekommen, an der Tripic allerdings nicht beteiligt war. Der 23-Jährige habe sich auf einem Sofa in Sicherheit gebracht. Als ein Tisch gegen das Sofa krachte, habe er das Gleichgewicht verloren und sei drei oder vier Meter in die Tiefe gestürzt, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Wie lange er ausfällt, ist nach Vereinsangaben vom Dienstag unklar. Es ist nicht das erste Mal, dass die nächtlichen Ausflüge von Fürther Spielern für Aufsehen sorgen. Stefan Thesker, der derzeit an Twente Enschede ausgeliehen ist, hatte etwa beim Verlassen eines Clubs im Dezember einen Türsteher angepöbelt und mit Geldscheinen geworfen. Ägypten durch Messi-Spende „gedemütigt“ Weltfußballer stiftet Schuh und erhält Zorn Mit einer Spendenaktion hat Weltfußballer Lionel Messi den Zorn der Ägypter auf sich gezogen. Nach einem Bericht der „BBC“ hat der Argentinier in der TV-Sendung „Yes, I‘m famous“ (“Ja, ich bin berühmt“) der Moderatorin Mona El-Sharkawy seine Fußballschuhe übergeben. Seine Bitte: Sie solle das Paar für einen guten Zweck versteigern. Doch mit den Reaktionen auf seine Spende hätte Messi wohl nicht gerechnet. „In den vergangenen 7000 Jahren wurden wir Ägypter noch nie so gedemütigt“, kommentierte der Parlamentarier Said Hasasin den Fall. Er war so erbost, dass er in seiner eigenen TV-Show einen seiner Schuhe mit den Worten „Ich werde dich mit meinem Schuh schlagen, Messi“ in die Kamera hielt. In der arabischen Welt gilt der Schuh als Inbegriff von Unreinheit. Wenn ein Araber Abscheu ausdrücken will, schlägt er den Gegner oder dessen Bild mit seinen staubigen Sohlen. Y oga steht an erster Stelle. Noch. Das Hotel „Giardino“ in Ascona bietet seinen Gästen zahlreiche Kurse an, doch in den nächsten Wochen geht es in dem FünfSterne-Haus mehr und mehr um Fußball. Am 23. Mai schlägt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hier für zwölf Tage ihr Trainingslager auf, wie bereits während der Europameisterschaft 2008, und die Angestellten des Hotel treffen bereits alle Vorkehrungen. DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 SEITE 12 Das sind Löws Tops und Flops Die Kandidatenliste des Bundestrainers umfasst 42 Spieler, doch nur 23 dürfen mit nach Frankreich. Nach den letzten Länderspielen vor der EM gibt es klare Gewinner und Verlierer VON JULIEN WOLFF UND LARS GARTENSCHLÄGER AUS MÜNCHEN Bundestrainer Joachim Löw wird seine Spieler am Lago Maggiore auf die am 10. Juni beginnende EM in Frankreich vorbereiten. Und von hier aus einige Spieler nach Hause schicken. 23 Spieler darf er mit zu dem Turnier nehmen, bei den letzten Tests gegen England (2:3) und Italien (4:1) waren 25 dabei, insgesamt umfasst Löws Kandidatenliste 42 Spieler. Dass Löw Spieler mit zur EM nehmen wird, die er bislang noch nie nominiert hat, ist unwahrscheinlich. Wenngleich Joshua Kimmich vom FC Bayern und Julian Weigl von Borussia Dortmund den Bundestrainer mit ihren Leistungen im Verein beeindruckt haben. „Wir wollen Konkurrenzkampf, es gibt einen harten Kampf“, sagt Löw über die EM-Plätze. Löw hat seine Stammelf für Frankreich bereits im Kopf, bei den Ergänzungsspielern sind noch Plätze offen. „Die Welt“ nennt die Gewinner und Verlierer der letzten Länderspielreise vor der EM und ihre F unktioniert Plan A nicht, muss man halt Plan B auspacken. Genau das dürfte sich Bundestrainer Joachim Löw nach der mäßigen 2:3-Niederlage gegen England im Berliner Olympiastadion gedacht haben. Nachdem Deutschland am Ostersamstag im altbekannten 4-4-2 nicht zu überzeugen wusste, stellte er gegen Italien um – auf ein italienisches System. Die DFB-Elf schlug den Erzfeind mit dessen eigener Waffe: der Dreierkette. VON TOBIAS ESCHER Mittlerweile erfreut sich die Dreierkette wieder hoher Beliebtheit in fußballtaktischen Kreisen. Bayern München, Bo- Chancen auf einen Platz im Kader für das Turnier. durchlebt schwierige Wochen. Sein Klubtrainer Pep Guardiola ließ ihn sich zuletzt meist ver- GEWINNER Mario Götze Der Offensivstar des FC Bayern BONGARTS/ GETTY IMAGES/ DENNIS GROMBKOWSKI Fürth-Profi verletzt sich in der Disco DIE WELT KOMPAKT Zwei Marios in Ballerlaune: Gomez (l.) und Götze trafen in den Testspielen per Kopf und zählen zu den Gewinnern bei Bundestrainer Jogi Löw PA/ ZB/ DPA/ THOMAS EISENHUTH Mit neuer Dreierkette und Doppelsechs zu alter Stärke Nach der England-Pleite baute Joachim Löw um und schlug die Italiener beim 4:1 in München mit deren eigenen Waffen russia Dortmund, Juventus Turin – all diese Teams experimentierten zuletzt mit Dreierketten. Vor fünf Jahren war diese taktische Spielerei praktisch ausgestorben, so gut wie jedes Team agierte mit einer Viererkette. Nur in Italien lebte die Dreierkette weiter, so- wohl bei der Nationalmannschaft als auch in der Liga. Italien war die letzte Hochburg. Dementsprechend beherrschen italienische Verteidiger die Mechanismen einer Dreierkette so gut wie keine anderen Spieler auf der Welt. Sie wissen, wann © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung geblich warmlaufen, setzte Götze lediglich 54 Minuten ein. Zudem kritisierte ARD-Experte Mehmet Scholl den Weltmeister vor Millionen Zuschauern, Götze würde nicht genug trainieren. Und das, obwohl Götze in Winterurlaub einen Personal Trainer mitnahm und zuletzt auch an freien Tagen an der Säbener Straße zu sehen war. Entsprechend verwundert ist Götze: „Ist er beim Training dabei? Meines Erachtens trainiere ich genug.“ Löw gab ihm das Vertrauen, stellte Götze gegen Italien von Beginn an auf, und der 23-Jährige bedankte sich mit dem 2:0 und leitete das 3:0 ein. Sein Jubel nach seinem Treffer zeigte, wie erlösend dieser Dienstagabend für Götze war. Da fiel offensichtlich viel von ihm ab. Und von der Tribüne aus sahen Guardiola und Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zu. Götze: „Ich bin sehr glücklich. Ich finde es einfach super, dass der Trainer mir das Vertrauen gegeben hat. Und dann noch hier in München, das war das i-Tüpfelchen.“ Mario Gomez Nach der verpassten Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien hatten ihn viele abgeschrieben, jetzt ist der 30-Jährige wieder da. Der Stürmer von Besiktas Istanbul spielte gegen England von Beginn an und traf zum 2:0. Für ihn war es aus der Dreierkette eine Fünferkette werden muss oder in welchen Situationen ein zentraler Verteidiger herausrücken kann. Nach der WM betonte Löw, man dürfe nun nicht arrogant werden, sondern müsse weiter internationale Trends beobachten – und nannte dabei namentlich die italienische Dreierkette. Der Bundestrainer ließ den Worten Taten folgen. Beim Spiel gegen Italien in München agierte sein Team mit Ball in einem 3-24-1, ohne Ball in einem 5-4-1-System. In der Dreierkette funktionierte besonders das Auffächern bei Ballbesitz sehr gut: Die beiden äußeren Verteidiger rückten nach Außen, fast bis an die Seitenlinie. Deutschland bekam so- WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa der erste Treffer im deutschen Trikot seit Juni 2012. Ein echter Stürmer, kein „falscher Neuner“ – Gomez hat beste Chancen, bei der EM dabei zu sein. Marc-Andre ter Stegen Gegen Italien fehlte Stammtorwart Manuel Neuer wegen einer Magenverstimmung. Für ihn brachte Löw nicht wie von vielen erwartet Bernd Leno von Bayer Leverkusen – sondern ter Stegen. Und wechselte zur zweiten Halbzeit auf dieser Position auch nicht. Ein Zeichen, dass der Torhüter des FC Barcelona nun die klare Nummer zwei ist. Leno oder Kevin Trapp von Paris St. Germain – einen der beiden Torhüter ohne Länderspieleinsatz wird Löw vor dem EM aus dem Aufgebot streichen. Jonas Hector Außenverteidigung, die Problemposition der Nationalmann- SPORT 13 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 Italien spielte Podolski nicht. Mit seinem Verein Galatasaray Istanbul läuft es hingegen gut, und Löw schätzt vor allem Podolskis Erfahrung und positive Ausstrahlung, die für die interne Stimmung wichtig ist. Die EM wäre für Podolski bereits sein achtes Turnier, mit dem verletzten Kapitän Bastian Schweinsteiger ist er dienstältester Nationalspieler. Andre Schürrle Auch er saß gegen Italien 90 Minuten auf der Bank, gegen England spielte er die letzten 25 Minuten. Auch für seinen Verein VfL Wolfsburg zeigte Schürrle zuletzt nicht immer Topleistungen. Löw schätzt allerdings seine Schnelligkeit und seine Stärke bei Hereingaben, die Schürrle zum Beispiel vor Götzes 1:0 im WM-Finale demonstrierte. Erik Durm, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan Drei Spieler von Borussia Dortmund, die Löw nicht nominierte. BVB-Trainer Thomas Tuchel überraschte, dass Löw in den beiden Tests auf Durm und Schmelzer verzichtet hat: Beide hätten sich gern aufgedrängt, nun bleiben Löw wohl erst mal die jüngsten Eindrücke von Hector und Rudy in Erinnerung. Abgeschrieben sind Durm und Schmelzer dennoch nicht. Ilkay Gündogan wird zum EM-Kader gehören, erst recht, falls Schweinsteiger nicht rechtzeitig fit wird. Ein Spiel wie das gegen Italien, in dem Toni Kroos als Anführer überzeugte, hätte jedoch auch ihm gutgetan. Am Ende der Länderspielreise sagt Bundestrainer Löw: „Jetzt hängt es natürlich auch davon ab, wie die Spieler die kommenden Wochen in den Vereinen spielen.“ Es werden spannende zwei Monate bis zum Check-in im Hotel „Giardino“. schaft. Seit 2006 hat Löw hier über 30 Spieler getestet. Der Kölner überzeugte gegen England nicht. Dafür steigerte er sich dann gegen Italien, schoss das 3:0. „Die beiden Außenverteidiger Jonas Hector und Sebastian Rudy haben ihre Sache diszipliniert gemacht“, so Löw. VERLIERER Kevin Volland Spielte gegen England gar nicht, gegen Italien nur in den letzten vier Minuten. Der Angreifer der abstiegsbedrohten TSG Hoffenheim musste von der Bank aus zu sehen, wie sich Konkurrent Gomez aufdrängt. Volland muss um seine EM-Teilnahme bangen. Lukas Podolski Gegen England wechselte Löw ihn für die letzten 15 Minuten ein, gegen Andre Schürrle (l., 25 Minuten) und Lukas Podolski (15) bekamen in den Tests kaum Spielzeit. Sie müssen um ihre EM-Teilnahme bangen PA/ DPA/ MARVIN GUENGOER ze, Thomas Müller und Julian Draxler tauschten immer wieder die Positionen. Italiens Fünferkette war weitgehend beschäftigungslos, da sich die drei Angreifer immer wieder zurückfallen BONGARTS/ GETTY IMAGES/ MATTHIAS HANGST PA/ DPA/ PRESSEFOTO ULMER/ MARKUS ULMER mit viel Breite ins Aufbauspiel. Die Italiener mussten das gesamte Feld im Pressing abdecken, was ihnen jedoch selten gelang. Dass Deutschland den Ball in der eigenen Hälfte gut zirkulieren lassen konnte, lag auch an der gut funktionierenden Doppelsechs. Mesut Özil agierte hier etwas überraschend neben Toni Kroos. Özil, eigentlich von Beruf Zehner, fügte sich auf der Sechs gut ein. Kroos ließ sich oft zurückfallen, unterstützte das Aufbauspiel in der Tiefe. Özil besetzte die Reihe davor, bot sich immer an. Deutschland konnte über ihn aus der Abwehr nach vorne umschalten. Im Angriff agierte Deutschland äußerst flexibel. Mario Göt- Bundestrainer Löw ging mit neuer Taktik volles Risiko – und gewann ließen. Tore erzielte Deutschland schließlich über die rechte Seite. Hier kombinierte sich die Mannschaft über das Dreieck Rudy, Özil und Müller vor das Tor. Der Garant für den Sieg war jedoch die Dreierkette. Sie war Dreh- und Angelpunkt des Aufbauspiels und defensiver Fels in der Brandung. Mit dem 4:1-Erfolg verschiebt sich auch die taktische Ausgangslage für Löw vor der Europameisterschaft Anfang Juni in Frankreich. Zuletzt zeigte die DFB-Elf mit Dreierkette stärkere Auftritte als mit Viererkette, so beispielsweise beim Testspiel-Sieg über Spanien (1:0) im November 2014. Die neue Fornation wird Löw vor der EM also weiter beschäftigen. Barca-Fans fordern das „Estadi Johan Cruyff“ Nach dem Tod der Klub-Ikone soll das Camp Nou umbenannt werden. Der Klub plant längst anders D ie offiziellen Trauertage beim FC Barcelona gingen am Dienstagabend mit der Schließung des „Memorial Cruyff“ zu Ende. Sie hinterlassen eindrucksvolle Zahlen und Bilder. Über 60.000 Menschen haben den improvisierten Schrein am Haupteingang des Camp Nou besucht, um Abschied zu nehmen, darunter etliche Weggefährten und Größen des Sports. Zum Abschluss sprach sein Sohn Jordi bewegende Worte im Namen der Familie: „Johan gehört nicht nur uns. Er gehört allen.“ VON FLORIAN HAUPT AUS BARCELONA Am Samstag beim ersten Spiel nach seinem Tod, wie bestellt gegen Real Madrid, wird es weitere Feierlichkeiten geben. Und dann? „Die ganze Arena ist ein Schrei“, titelte dieser Tage die vereinsnahe Zeitung „Sport“ mit der ersten Zeile der Vereinshymne – und fügte die Forderung hinzu: „Estadi Johan Cruyff“. Soll der Verein also sein Allerheiligstes, das 1957 erbaute Stadion, die größte Sportstätte Europas mit ihren knapp 100.000 Plätzen umbenennen? So eine Debatte, die heikler ist, als es zunächst klingen mag. Eigentlich sollte keine Würdigung zu groß sein angesichts der Verdienste des Genies, der die letzten 43 Jahre seines Lebens überwiegend in Katalonien verbrachte. Cruyff hat Identität und Mentalität des Klubs neu entworfen, als Spieler ihm in Zeiten der Franco-Dikatur den Stolz zurückgegeben, als Trainer mit ihm den ersten Europapokal der Landesmeister gewonnen und seine beiden weltweit bewunderten Säulen etabliert: Spieldoktrin und Nachwuchspflege. Doch nicht alle liebten ihn bei Barca auch dafür. Dieser Tage wurde fast schon als Sensation vermeldet, dass alle acht noch lebenden Ex-Präsidenten am Samstag zusammen Platz nehmen werden in der Loge des Camp Nou – so verfeindet sind die Faktionen des Vereins. In diesem bisweilen geradezu biblischen Bruderkampf gab es immer auch Leute, denen Cruyffs Einfluss nicht passte. Als mit Sandro Rosell einer von ihnen 2010 zum Präsidenten gewählt wurde, gab Cruyff seine Ehrenpräsidentschaft freiwillig zurück, ehe sie ihm entzogen werden sollte. Es folgten Jahre der Funkstille, in denen der Klub zwischenzeitlich auch die Unterstützung seiner Stiftung für benachteiligte Kinder einstellte. Erst unter Rosells Nachfolger Josep Maria Bartomeu besserte sich das Verhältnis wieder, gera- © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung de noch rechtzeitig. Die letzte Unterschrift seines Lebens habe sein Vater unter ein neues Abkommen mit dem Verein bezüglich der Stiftung gesetzt, berichtete Jordi Cruyff am Dienstag. „Er war wahnsinnig stolz auf diese Einigung. Sie gab ihm Frieden. Es war eine finale Umarmung mit Barca, die spät kam, aber noch kam.“ Weg frei also auch für das „Estadi Johan Cruyff“? Nicht überall ist die Begeisterung über diese Idee so groß wie bei Umfragen unter den Anhängern. Und der Klub hält sich mit Äußerungen tunlichst zurück. Die Frage sei im Präsidium bisher nicht diskutiert worden, erklärte ein Klubsprecher: „Solche Dinge erfordern Zeit und Reflexion“. In den Medien wird derweil spekuliert, dass Cruyffs anderer Herzensklub Ajax Amsterdam mit einer Umbenennung seiner Arena den Katalanen zuvorkommen könnte. Was aus Sicht der Barca-Führung wohl die eleganteste Lösung wäre. Das eigentliche Problem lautet: Cruyff müsste sich den Namen mit einem Sponsoren teilen. Im Sommer beginnt der Klub mit den Arbeiten am „Espai Barca“, einer neuen Vereinslandschaft, in deren REUTERS/ALBERT GEA DIE WELT KOMPAKT Blumen am Camp Nou erinnern an Klub-Ikone Johan Cruyff Rahmen auch das Camp Nou grundrenoviert wird, insbesondere überdacht und auf 105.000 Plätze ausgebaut. Damit sollen mehr Einnahmen generiert werden. Der „Espai Barca“, zu dem auch ein neues Stadion für die zweite Mannschaft und eine neue Basketballhalle gehören sollen, lässt sich aus eigenen Mitteln jedenfalls nicht bestreiten – er ist mit der pharaonischen Kostendimension von 600 Millionen Euro veranschlagt. Das Camp Nou wird also tatsächlich bald einen Zusatznamen tragen. Aber wohl nicht den der größten Vereinsikone, sondern beispielsweise den von Katar, um mal den aktuellen Trikotsponsoren herbei zu zitieren. Von einem Emirat ohne Tradition im Fußball, aber mit dubiosen Menschenrechtsstandards. Einem Regime, auf dessen Payroll sich Johan Cruyff – anders als so viele Branchenkollegen – nie hätte setzen lassen. Auch das machte ihn so groß. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 14 SPORT DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 KOMPAKT Superstar Neymar (kein WM-Qualifikations-Tor) ist mit Brasilien am Boden FUSSBALL Schaaf verlässt 96 bei Abstieg Hrubesch feiert mit U21 letzten Sieg Die U21 bescherte in der EM-Quali ihrem Trainer Horst Hrubesch einen perfekten Ausstand. Die DFBAuswahl gewann beim 2:0 in Russland auch ihr siebtes Pflichtspiel und bleibt mit 21 Punkten souveräner Tabellenführer vor Österreich (15). Für Hrubesch war es der letzte Auftritt als U21-Coach, ehe er im Sommer die Olympia-Mannschaft in Rio betreut. Seinem Nachfolger Marcus Sorg hat er ein bestelltes Feld hinterlassen. TURNEN Schulter legt Hambüchen lahm DPA/ PATRICK PLEUL Deutschland muss ohne Fabian Hambüchen (Foto) die Olympia-Qualifikation Mitte April in Rio de Janeiro bestreiten. Der Olympia- Zweite am Reck sagte seine Teilnahme an der Veranstaltung in der Olympiastadt wegen anhaltender Schmerzen in der Schulter ab. Der dramatische Absturz der Selecao E ine Fußball-WM ohne Brasilien undenkbar? Keinesfalls. Nach dem 2:2 (0:1) in Paraguay wäre trotz des Last-MinuteAusgleichs von Daniel Alves das Worst-Case-Szenario nach heutigem Stand bittere Realität für die einst ruhmreiche Seleção, die als Tabellensechster in der südamerikanischen Qualifikation bei der Endrunde 2018 in Russland erstmals in der WMHistorie Zuschauer wäre. „Natürlich beunruhigt uns die Tabellensituation. Aber wir sind auch nur vier Punkte von der Spitze entfernt“, beschwichtigt Nationaltrainer Carlos Dunga nach dem dritten Auswärtsspiel ohne Sieg. Doch die heimische Presse schießt sich weiter auf den 52-Jährigen ein. „Der Seleção fehlte die Seele, der Druck auf die Arbeit Dungas wächst“, schreibt das Internetportal „Globoesporte“. Dunga hatte die „Selecao“ nach dem blamablen 1:7 im WM-Halbfinale 2014 gegen die deutsche Nationalelf übernommen. Er sollte das Trauma des verpassten Titels beim Turnier im eigenen Land schnell vergessen machen. Doch seitdem konnte Brasiliens Auswahl nur selten überzeugen. Seleção-Koordinator Gilmar Rinaldi sprang seinem Untergebenen sofort zur Seite, lobte demonstrativ den „Mut Dungas“, nach einem 0:2-Rückstand durch die Tore des Ingolstädter Bundesliga-Profis Dario Lezcano (41.) sowie Edgar ,, Brasiliens stolze Nationalelf droht als Quali-Sechster die WM in Russland zu verpassen Weltmeister, bei dem Münchens Douglas Costa und der Wolfsburger Luiz Gustavo in Asunción in der Startelf standen, stürmische Monate, denn die Quali-Runde wird erst im September fortgesetzt. Das Schicksal Dungas als Nationaltrainer kann sich aber schon vorher im Fall von weite- Natürlich beunruhigt uns die Tabellensituation Carlos Dunga, Nationaltrainer Brasiliens Benitez (49.) das komplette defensive Mittelfeld zugunsten offensiverer Kräfte aufgelöst zu haben. Die Trotzreaktion war dank der Tore von Ricardo Oliveira (79.) und des an den beiden Gegentreffern nicht schuldlosen Alves in der Nachspielzeit immerhin erfolgreich. Dennoch warten auf den fünfmaligen ren Rückschlägen bei der Jubiläumsausgabe der Copa América im Juni in den USA oder auf der Jagd nach dem PremierenOlympiagold im August in Rio de Janeiro entscheiden. Bitter für Brasilien: Alle anderen Favoriten siegten am sechsten von 18 EliminatoriasSpieltagen und rückten noch enger zusammen. Ganze vier Punkte trennen den neuen Tabellenführer Uruguay und den Siebten Paraguay. Edinson Cavani von Paris St. Germain schoss Uruguay mit seinem Siegtor (53.) beim 1:0 gegen Peru mit nun 13 Punkten an die Spitze. Argentinien (Platz drei/11 Punkte) stieß mit einem 2:0 gegen Bolivien in die Zone der vier WM-Direkttickets vor. Dank der Doppelpacks von Mauricio Pinilla (32./ 51.) und des Münchners Arturo Vidal (71./90.+2) machte auch Copa-América-Sieger Chile nach zuletzt drei sieglosen Spielen beim 4:1 (1:1) in Venezuela als neuer Tabellenvierter (10 Punkte) Boden gut. Die erste Niederlage in der laufenden WM-Qualifikation kassierte der bisherige Tabellenführer Ecuador (13 Zähler) mit dem 1:3 (0:1) in Kolumbien. Zweifacher Torschütze beim WM-Viertelfinalisten von 2014 war der von Bayern München umworbene AC-Mailand-Stürmer Carlos Bacca. Die Cafeteros liegen mit zehn Punkten auf Platz fünf, der einen WM-Startplatz über den Umweg interkontinentaler Play-offs ermöglicht. Erst dann kommen die Brasilianer... VOLLEYBALL Berlin greift nach erstem Europacup Die Berlin Volleys dürfen weiter vom erstmaligen Gewinn eines Europapokals träumen. Im Final-Hinspiel des CEV-Pokals bezwang der deutsche Vizemeister ZSK Gazprom-Ugra Surgut Russland vor 5853 Zuschauern mit 3:2 (28:26, 16:25, 25:17, 20:25, 15:11). Das Rückspiel findet Samstag in Surgut statt. Die Volleys brauchen dort erneut einen Sieg, egal in welcher Höhe, um sich als Europacup-Gewinner feiern zu lassen. Handball-Vize streicht Köln als WM-Standort Bob Hanning äußert Unmut über Hallen-Posse. Länderspiel gegen Dänemark verlegt D er Vize-Präsident des Deutschen Handball Bundes (DHB), Bob Hanning, hat mit großem Unmut auf die Verlegung des Länderspiels der Deutschen wegen der doppelt belegten Halle in Köln reagiert. „Das ist für unsere Fans und Sponsoren nicht hinnehmbar. Ich bin bedient“, sagte Hanning. Jugendteams hätten extra für das am Freitag geplante Spiel gegen Dänemark Busse bestellt, „die Sponsoren konnten ihre gebuchten Reisen nicht antreten. Der Image-Schaden ist sehr groß.“ Versöhnlicher gaben sich die Kölner Haie. „Es freut uns, dass es für das Handball-Spiel eine Lösung gibt“, sagte Haie-Geschäftsführer Peter Schönberger, „so können wir uns jetzt – aller ärgerlichen Nebengeräusche zum Trotz – auf ein tolles Sportwochenende in Köln freuen.“ Weil das Kölner EishockeyTeam morgen (19.30 Uhr) das erste Playoff-Halbfinale um die deutsche Meisterschaft gegen den EHC München spielt, muss der Handball-Europameister nun auf Samstag (15.45 Uhr/ Sport1) ausweichen. Das Management der Kölner Multifunktions-Arena hat seinen Fehler durch die Doppelbelegung eingeräumt und sich sowohl beim DHB als auch beim dänischen © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Verband „in aller Form“ entschuldigt. Hanning konnte dies aber nicht versöhnlich stimmen. „Für mich kommt Köln bei der WM 2019 nicht als Spielort in Frage. Vielleicht fällt den Hallen-Betreibern kurzfristig ein, dass sie Tischtennis-Platten aufstellen müssen“, schimpfte er. Hanning zeigte sich zudem verärgert, dass das Präsidium des Deutschen Handballbundes nicht informiert worden sei. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa REUTERS/ PAULO WHITAKER Thomas Schaaf bleibt nur im Fall des Klassenverbleibs über den Sommer hinaus Trainer des akut abstiegsbedrohten Bundesligisten Hannover 96. Darauf haben sich der Klub und Schaaf geeinigt. Eine Zusammenarbeit in der 2. Liga werde es nicht geben, heißt in einer Vereinsmitteilung. DIE WELT KOMPAKT FORUM 15 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 LEITARTIKEL KOMMENTAR Gefährliche Harmonie Beim Bundeshaushalt fährt die Regierung einen bedenklichen Kurs: zugunsten von Rentnern und zulasten von deren Enkeln. Wolfgang Schäubles Etat verkommt immer mehr zu einem Sozialhaushalt. Die „schwarze Null“ ist deshalb nur noch wenig wert W olfgang Schäuble gab sich auf einmal ganz diplomatisch. „Bei solchen Gesprächen gibt es nur Sieger“, sagte der Bundesfinanzminister bei der Vorstellung der Haushaltsplanung vergangene Woche. SPD-Chef Sigmar Gabriel und er hätten sich nicht gezankt, sondern gedankt für die guten Verhandlungen. Tatsächlich wurde der Haushaltskrach innerhalb der großen Koalition schnell wieder begraben. Entgegen allen Blockadedrohungen der SPD hielt die Bundesregierung den Zeitplan ein. Und am Ende schien es sogar nur Sieger zu geben: Die Union hat ihre „schwarze Null“ verteidigt, die SPD ihr Integrationspaket auf den Weg gebracht und die Bundesregierung nach den drei Landtagswahlen ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis gestellt. Doch wie heißt es in der Politik: Wenn alle mit einer Reform unzufrieden sind, hat ein Minister etwas richtig gemacht. Im Umkehrschluss bedeutet dieser Satz für Schäubles Finanzplanung: Wenn alle mit seinem Bundeshaushalt zufrieden sind, hat er irgendetwas falsch gemacht. Der Haushaltsstreit zwischen Union und SPD mag entschärft sein. Die strukturellen Probleme im Bundeshaushalt sind verschärft worden. Denn im Haushalt 2017 findet sich nach Mütterrente und Rente mit 63 der nächste sozialpolitische Sündenfall: die Lebensleistungsrente. Der Bundeshaushalt verkommt immer mehr zu einem Sozialhaushalt. Dies zeigt die Sozialleistungsquote, der Anteil der Sozialausgaben am Gesamthaushalt. Diese Quote steigt von 47,3 Prozent im Jahr 2013 auf den Rekordwert von 53,7 Prozent im Jahr 2018. Bereinigt man den Haushalt noch um Zinsausgaben, gibt der Staat Ende des Jahrzehnts sogar 57,3 Prozent für Soziales aus, also deutlich mehr als jeden zweiten Euro. In absoluten Zahlen ist der Sprung ebenfalls groß: Zwischen 2014 und 2020 steigen die Sozialausgaben von 145,7 auf 186,8 Milliarden Euro. Wäre die Arbeitslosigkeit hoch, wäre eine solche Steigerung nicht weiter verwunderlich. Doch in wirtschaftlich guten Zeiten wie diesen dürften die Sozialausgaben niemals so stark steigen. Dass sie es dennoch tun, zeigt, wie wenig ernst es die Bundesregierung mit einer soliden Haushaltspolitik meint, „schwarze Null“ hin oder her. Denn zum soliden Haushalten gehört neben einem ausgeglichenen Haushalt auch, MARTIN GREIVE ǑǑ Wenn alle mit seinem Bundeshaushalt zufrieden sind, hat Wolfgang Schäuble irgendetwas falsch gemacht nicht im Hier und Jetzt gewaltige Sozialansprüche für die Zukunft aufzubauen. Doch genau das tut die Bundesregierung. Jede kleinste Meinungsverschiedenheit löst sie mit Geld. Das ist nicht nur ein unpolitischer Politikansatz, die Koalition entlarvt sich damit auch doppelt selbst. Erstens gibt es anders als von der SPD behauptet keine soziale Schieflage bei den Ausgaben, im Gegenteil: Wenn es eine Schieflage gibt, dann zugunsten von Sozialausgaben. Forderungen nach Sozialpaketen sind daher unbegründet. Zweitens hat die Bundesregierung offenbar noch immer nicht begriffen, wie sehr der demografische Schock ab 2020 zuschlagen wird – und dass es deshalb ihre verdammte Pflicht wäre, jetzt Vorkehrungen für diese Zeit zu treffen. Diesen Vorwurf muss sich besonders die Union gefallen lassen, die jeden Abbau von Steuersubventionen ablehnt. Mit einer solchen Haltung lässt sich finanzpolitischer Spielraum gar nicht erst gewinnen. 1Das ist umso ärgerlicher, weil die Bundesregierung in vielen Bereichen tatsächlich mehr Geld ausgeben muss. Die Erhöhung des Verteidigungsetats war überfällig, nachdem Grün-Schwarz, historisch die Truppe zwar regelmäßig auf gefährliche Auslandsmissionen geschickt wurde, nur nie die dafür notwendige Ausrüstung erhielt. Daneben muss die Regierung mit Terror und Zuwanderung gleich zwei große Herausforderungen meistern. So sprach Wolfgang Schäuble bei der Vorstellung des Haushalts einen Tag nach den Anschlägen von Brüssel von „zwei obersten Prioritäten“. An mehr Bundespolizisten oder Integrationskursen für Flüchtlinge führt jedenfalls kein Weg vorbei. Dass die Regierung trotz dieser Mehrausgaben an der „schwarzen Null“ festhalten will, ist auch richtig. Denn würde der Bund mit einer hohen Verschuldung ins nächste Jahrzehnt starten, könnte die Tragfähigkeit der deutschen Staatsfinanzen wegen der demografischen Probleme schneller an den Finanzmärkten infrage gestellt werden, als das heute viele glauben. Vor diesem Hintergrund hat der ausgeglichene Haushalt als Orientierungspunkt durchaus eine tiefere Bedeutung. Nur ist eine „schwarze Null“ wenig wert, wenn sie nicht erarbeitet ist und wenn gleichzeitig die Rücklagen der Sozialkassen verpulvert werden. Bislang hat die Bundesregierung keine Anstrengungen unternommen, bei den Ausgaben irgendwo irgendetwas einzusparen. Stattdessen verlässt sie sich einfach auf die äußeren Umstände: auf die seit Jahren sprudelnden Steuereinnahmen und auf die dank Niedrigzinsen sinkenden Ausgaben für den Schuldendienst. Musste der Bund im Jahr 2008 noch 40 Milliarden Euro für Zinsen zahlen, sind es 2017 nur noch 22,4 Milliarden. Doch weder Niedrigzinsen noch Aufschwung werden von Dauer sein – anders als die Ansprüche, die sich aus den schwarz-roten Rentenreformen ergeben. Bereits im Jahr 2020 dürfte der Bundeszuschuss zur Rentenkasse die Marke von 100 Milliarden Euro überschreiten. Schon ein Jahr zuvor müssen trotz dieses Rekordzuschusses die Rentenbeiträge steigen, um die Reformen finanzieren zu können. Und die für 2017 geplante Einführung der Lebensleistungsrente droht weitere Löcher in Rentenkasse und Bundeshaushalt zu reißen. Wenn so viel Geld in Soziales fließt, müssen Zukunftsinvestitionen zwangsläufig zu kurz kommen. Wie sehr die Maßstäbe verrutscht sind, zeigt ein Ausgabenvergleich der beiden Bereiche: So hat die Regierung die Zukunftsinvestitionen in dieser Legislaturperiode um rund 38 Milliarden Euro erhöht. Die in dieser Wahlperiode auf den Weg gebrachten Rentenreformen kosten bis 2030 jedoch rund das Dreieinhalbfache, 130 Milliar-den Euro. Die Politik hat klare Prioritäten zugunsten von Rentnern und zulasten von deren Enkeln gesetzt. Die 20 Millionen Rentner sind somit die Gewinner der Finanzplanung. Verlierer sind alle unter 50-Jährigen. Sie werden wegen der Rentenreformen schon bald höhere Steuern und Sozialabgaben zahlen müssen – und damit den Preis für die Haushaltsharmonie der Bundesregierung. Die Politik muss endlich erkennen, dass auch zu hohe Abgaben den sozialen Zusammenhalt gefährden können. ie CDU-Fraktion in Stuttgart stimmt für Koalitionsverhandlungen mit den Grünen, und schon hört man die ersten Kommentatoren bedeutungsschwer von der historischen Tragweite dieses Beschlusses reden. Recht haben sie. Wenn sich in Baden-Württemberg Grüne und Schwarze unter Führung des bisherigen Ministerpräsidenten zusammenfänden, wäre dies nicht nur eine Premiere. Mit Blick auf den Bund würde es der CDU-Chefin auch neue Möglichkeiten zum Weiterregieren nach der nächsten Bundestagswahl eröffnen. Angela Merkel könnte dann der erste Bundeskanzler werden, der drei verschiedene Koalitionsbündnisse bildete. Der Tag, an dem in Stuttgart eine grünschwarze Partnerschaft geschlossen wird, mag also tatsächlich in die Geschichte eingehen. Doch die Geschichte ist auch in diesem Fall das, was sie schon immer war: eine Sammlung von Tatsachen, die vermeidbar gewesen wären. Mit einer Mischung aus gebändigtem Pathos und frei fließendem Schmalz verweisen die baden-württembergischen Unionspolitiker auf die Interessen des Landes, die nun eine „Verantwortungskoalition“ erzwängen. Sie verdrängen dabei eines: Es war ihr Verhalten, das sie in diese Ehe drängt. Wo bleibt die große Beichte, die Selbstbefragung, das gnadenlose In-sich-Gehen, die Fahndung nach den eigenen Versäumnissen samt dem Wunsch, sich zu ändern? Seit der Demontage ihres einstigen Landesvaters Erwin Teufel im Jahr 2005 reiht die badenwürttembergische CDU einen Fehler an den anderen. Sie kümmerte sich nicht mehr um das Land, sondern nur noch um die Partei und ihre Flügel – vom ehrgeizigen Fraktionsvorsitzenden Günther Oettinger angefangen bis hin zur schmatzenden Selbstzufriedenheit eines Stefan Mappus. Die Christdemokraten haben die Macht in Baden-Württemberg für selbstverständlich gehalten und sich dementsprechend benommen. Zuletzt sind sie mit einem Kandidaten ins Rennen gegangen, den man noch so sehr hätte schütteln können, Substanzielles wäre nicht herabgefallen. So sind sie nun zur Juniorpartnerschaft in einem Land verdammt, in dem sie leicht der Senior hätten sein können. Auch deswegen ist diese Koalition eine miese Ehe. Sie mag staatspolitisch geboten sein, trotzdem verwischt sie die parteipolitischen Grenzen und schränkt den Bewegungsspielraum des Wählers in der rechten Mitte weiter ein. Dieser Umstand gewinnt gegenwärtig ein Ausmaß, das man ebenfalls historisch nennen kann. Leider. [email protected] [email protected] © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung JACQUES SCHUSTER D WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 16 BILDER DIE WELT KOMPAKT © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT FORUM 17 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 JAQUES HENRY LARTIGUE/ VERLAG SCHIRMER MOSEL (5) Die Welt in Farbe Er gilt als der französischste aller französischen Fotografen: Jacques Henri Lartigue. Doch obwohl der 1894 geborene Bonvivant schon seit dem Alter von sieben Jahren die Welt mit der Kamera erkundete, wurde er erst mit 69 entdeckt. Berühmtheit erlangte er schließlich durch seine ikonischen Schwarzweiß-Fotografien. Der jüngst erschienene Bildband „Das Leben ist bunt“ offenbart jedoch nun, 30 Jahre nach seinem Tod, eine ganz andere Seite Lartigues: Bisher kaum publizierte Farbaufnahmen – von Autochromen über Rollfilme bis hin zu Porträts im Kleinbildformat – zeigen die Leichtigkeit des Lebens. Fröhliche Momentaufnahmen und aufmerksame Naturbeobachtungen stellen außerdem eine deutliche Verbindung zur zweiten großen Leidenschaft des Franzosen her: der Malerei. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Jacques Henri Lartigue: Das Leben ist bunt Schirmer/Mosel, München 168 S., 34 Euro WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 18 REPORT DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 D ie Flüchtlinge in Deutschland sollen sich integrieren, die Sprache lernen, ihre Kopftücher ab- und deutsche Sitten anlegen. Ich versuche es anders herum. In den letzten 25 Jahren habe ich meist im Ausland gelebt. Als Fremde kein Fremdkörper zu sein ist nicht immer einfach – und überall auf der Welt mit anderen Herausforderungen gewürzt. Man wird belehrt und begrapscht, von oben herab behandelt und kriecherisch hofiert, betrogen und ausgenutzt. Es folgen ein paar Schlüsselmomente – eine Art persönliche Landkarte meiner Integrationserfahrungen. VON SOPHIE MÜHLMANN DPA/ WALLACE WOON AUS SINGAPUR März 2014, spätnachmittags, kurz vor dem Feierabendverkehr und nach dem täglichen Platzregen an einer kleinen Kreuzung in Singapur: Der Herr im steifgebügelten Hemd wandert bedächtig zu mir herüber und klopft an mein Autofenster. Als ich die Scheibe senke, steckt er mir seinen Zeigefinger durch die Öffnung und schwenkt ihn vor meiner Nase hin und her, wie eine Schulmeisterkarikatur. „Sie sind über eine grüne Fußgängerampel gefahren, ohne zu bremsen!“, ermahnt er mich mit bedrohlich sanfter Stimme. Meinen Einwand, der Übergang sei doch menschenleer und meine Abbiegeampel grün gewesen, wischt er streng beiseite: „Unser Gesetz schreibt es vor, anzuhalten.“ Als Ausländer wird man in Singapur, wo wir seit 2003 leben, häufig belehrt. Der brave Bürger hat sich eigens die Mühe gemacht, drei Fahrspuren zu überqueren, um mich auf mein Verfehlen hinzuweisen. Ich fühle mich wie ein gescholtenes Kind. Eine unangenehme Rolle, auch wenn ich mich im Recht weiß, und ein tägliches Phänomen. Man wird nicht integriert, man wird geduldet. Mal mehr, mal weniger. Eher weniger an jenem Morgen, als ein Ferrarifahrer aufs Gas trat und auf mich und meine Kinder zuhielt, die es gewagt hatten, die Straße zu überqueren als er noch weit entfernt war. Als ich „Stop!“ schrie und mich in Todesangst vor meinen Nachwuchs warf, brüllte er: „Du Ausländerin sagst mir nicht, was ich tun soll!“ In chinesisch geprägten Gesellschaften wie Singapur regiert die Hierarchie von Geld und Macht. Der Mann im Ferrari steht in seinen Augen klar über mir: Er ist reicher und er ist hier zuhause. Deshalb kann er die Ausländerin mit ihren Kindern umfahren, die zum Bus hastet. Singapur braucht die „Expats“. Der kleine Stadtstaat ohne eigene Ressourcen würde ohne die über zwei Millionen Ausländer (über ein Drittel der Gesamtbevölkerung) nicht gedeihen. Vielleicht sind wir gerade deshalb nicht wirklich beliebt. Da mag man die Verkehrssprachen Chinesisch und Malay noch so fließend beherrschen oder mit fliegenden Ess- Am anderen Ende der Welt: Als Ausländer wird man in Singapur, wo „Welt“-Autorin Sophie Mühlmann seit 2003 lebt, häufig belehrt stäbchen flutschige Fischbälle aus Suppenschalen angeln können. Und doch wird man immer Zugereiste bleiben. Touristen sind prima, Haushaltshilfen, Bauarbeiter und andere Arbeitskräfte aus asiatischen Nachbarländern machen die Drecksarbeit und haben ganz offen kaum Rechte und keinerlei Privilegien. Für sie gelten nicht einmal die gängigen Verkehrsregeln: Während für jeden anderen im Auto selbst hinten Anschnallpflicht besteht und mit teuren Geldbußen eingefordert wird, hocken die Inder und Bangladeschi ungeschützt auf den Ladeflächen der Kleinlaster, die sie zu den Baustellen der Stadt karren. Bremst der Wagen, kegeln sie haltlos durcheinander. Wir „Westler“ werden grundsätzlich mehr respektiert, weil wir hier mehr Geld ausgeben. Aber je drückender Singapurs eigene ökonomische und soziale Probleme werden, desto dünner wird die Firniss des herzlichen Willkommens. Und die pöbeligen „Go home!“-Ausbrüche nehmen zu. In China, wo ich in den 90erJahren studierte und später arbeitete, wird jedem Ausländer in einer Hierarchie der Weltregionen ein Stempel aufgedrückt und man behandelt ihn entsprechend. Stammt man aus einem wohlhabenden Heimatland mit Einfluss, wird man hofiert, fühlen sich die Chinesen überlegen, wird der Umgang extrem abfällig. Tief im Nordosten, in Shenyang, lebten damals kaum Ausländer. Es gab einige Russen, die Haushaltskram aufkauften und in riesigen blauweiß-roten Plastiktaschen in die Züge gen Wladiwostok schleppten. Und es gab eine Handvoll Amerikaner, die meisten offiziell Englischlehrer, inoffiziell missionarisch unterwegs. Russland galt zu der Zeit unter Chinesen als Bettlerland, die USA als stinkreiche Superpower. Und so biederten sich die meisten bei den Amerikanern an, die Russen aber wurden verachtet. Und je nachdem, für welche Gattung mich die Pas- „Du Ausländerin sagst mir nicht, was ich tun soll!“ „Welt“-Autorin Sophie Mühlmann hat ein Vierteljahrhundert in der Fremde verbracht. Und erfahren, wie sich Rassismus in China und Singapur anfühlt. Nun kehrt sie nach Deutschland zurück santen hielten, waren sie zuvorkommend oder grob und distanzlos. Wie oft sie mir in die roten Haare griffen, aus massiver Neugier und mangelndem Respekt, kann ich nicht zählen. Am schlimmsten traf es die Afrikaner. Chinesen können extrem rassistisch sein. Sie schnüffelten angeekelt in der Luft herum oder rieben den dunkelhäutigen Austauschstudenten mit spitzem Finger über die Haut, um zu prüfen, ob der „Dreck“ abfärbte. Einzig die jungen Leute suchten gezielt den Kontakt. „Kann ich von Dir Englisch lernen?“, raunten sie uns in der Mensa zu, oder – so kurz nach dem Tian’an Men Massaker noch riskanter: „Kannst Du mir erklären, was Demokratie ist?“ Die meisten anderen beäugten uns misstrauisch, aber verpassten keine Gelegenheit, uns nach Strich und Faden über den Tisch zu ziehen. All das hat sich geändert. China ist heute weltoffen und viel selbstbewusster. Das zeigt sich auch in seinem Umgang mit uns Ausländern. Keine Spur mehr von Unterwürfigkeit, im Gegenteil: Heute leben die meisten Chinesen getreu der uralten Legende von der Erschaffung der Menschheit, die mir einst ein Professor nur halbironisch erzählte: Die Götter formten die ersten Men- Nur mit Schal: Sophie Mühlmann (2.v.l.) 2002 in Afghanistan © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung schen aus Teig und schoben sie in den Backofen. Doch sie holten sie zu früh wieder heraus. So blieben die Gestalten bleich und roh: die Kaukasier. Beim zweiten Versuch ließen sie die Teigformen allzu lange in der Hitze, so dass sie verbrannten – das waren die Afrikaner. Endlich, beim dritten Versuch, gelangen die Menschen perfekt: goldgelb und genau richtig, die Chinesen. Wenn man als Fremdling in einem fremden Land lebt, dann bemüht man sich um Anpassung. Genau wie die Deutschen es von den Flüchtlingen erwarten. So verbarg ich in Afghanistan, wo ich nach dem 11. September 2001 und dem Beginn des Bundeswehreinsatzes mehrfach als Reporterin unterwegs war, immer meine Haare unter einem Schal. Oft musste ich meine anerzogenen Gewohnheiten und Höflichkeiten ganz bewusst verlernen und das Gegenteil von dem tun, was meine Mutter mir einst beigebracht hatte: In Asien ist es grob unhöflich, Älteren in die Augen zu schauen. In Westafrika ebenso. Man lässt in China bei Tisch etwas übrig, sonst gibt man den Gastgebern das Gefühl, sie hätten nicht genug aufgetischt. Man passt sich an und spielt mit. Man will so gut es geht mit dem Strom schwimmen, niemanden brüskieren. Und man bringt es den eigenen Kindern ebenso bei. Meine Tochter und mein Sohn, in Asien geboren, sollten trotzdem die deutsche Heimat kennen. Und so singe ich deutsche Kinderlieder mit ihnen, pflege die guten alten Weihnachtsbräuche und stelle an Nikolaus die Schuhe vor die Tür – auch wenn ich dann zwei Monate später beim chinesischen Neujahrsfest die Weidenkätzchen in die Vase drapiere. Getreu dem Motto: Mach es in Rom wie die Römer. Nach Jahrzehnten in der weiten Welt ziehen wir im Sommer nun nach Hannover – man darf gespannt sein, ob dort die Integration gelingt. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa WIRTSCHAFT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 SEITE 19 FINANZMÄRKTE DATEN VON Marktstimmung in Deutschland gemessen am Angst-Index VDax GETTY IMAGES/ BLEND IMAGES RM Kunden der Sparkasse ist kürzlich bei Zahlungen mit der EC-Karte offenbar bundesweit durch einen technischen Fehler der doppelte Betrag abgebucht worden. Auch andere Kreditinstitute seien von dem Problem in der Datenverarbeitung betroffen gewesen. Die Sparkassen hätten den IT-Fehler, der vergangene Woche auftrat, daher gemeinsam mit der Deutschen Kreditwirtschaft analysiert. Der Hessischen Landesbank zufolge trat der Fehler bei Zahlungen auf, die am 22. März mit EC-Karten und Eingabe einer PIN getätigt wurden. Inzwischen sei das Problem jedoch identifiziert, an einer Lösung werde gearbeitet. Betroffenen Kunden werde das abgebuchte Geld in den kommenden Tagen zurückerstattet, EC-Karten könnten sie weiter nutzen. PICTURE ALLIANCE/ DPA/ ARMIN WEIGEL Bundesweit doppelte Abbuchungen Ob Waschmaschine oder CDs: Metros Elektromärkte sind beliebt Metro im Doppelpack Lebensmittelhandel und Media Saturn sollen künftig getrennte Wege gehen E ine geplante Aufspaltung des Handelsriesen Metro in zwei völlig unabhängige Unternehmen soll allen Vorteile bringen, die damit zu tun haben: Kunden, Beschäftigten und Aktionären. Das verspricht zumindest Vorstandschef Olaf Koch. VON MICHAEL GASSMANN Aktuell - Vorheriger Handelstag W Beschwingtheit W Niedergeschlagenheit W Verzweiflung W Gleichgültigkeit Dax Punkte Euro-Stoxx-50 30.03. 10046,61 Dow Jones 30.03. 3044,10 Gold Punkte 30.03. Punkte $/Feinunze 17697,29 30.03. 1236,25 feln, ob die großen Einkaufskästen in den Vorstädten sich trotz des aufkommenden OnlineTrends beim Lebensmittelhandel weiter durchsetzen können, zeigte Koch sich von der Sanierungsfähigkeit dieser Handelsform überzeugt. „Es gibt keine Zweifel, dass wir an Real festhalten“, dementierte er immer wieder aufkommende Verkaufsspekulationen. Auch im Elektronik-Handel zähle der direkte und persönliche Kontakt zu den Kunden: „Wer die Produkte kaufen, einrichten oder aktualisieren möchte, braucht Beratung“, sagte Koch – eine unausgesprochene Spitze gegen reine Online-Händler wie Amazon. Mit täglich über fünf Millionen Kundenkontakten in den gut tausend Geschäften verfüge Media Saturn über eine gute Basis für weiteres Wachstum. Koch lobte demonstrativ den amtierenden Media-SaturnChef Pieter Haas: Dank dessen guter Leistung hätten die Ketten Media Markt und Saturn in den 15 Ländern, in denen das Unternehmen aktiv ist, einen Marktanteil von 14 Prozent erreicht, mehr als je zuvor. Das dürfte Kellerhals, einen erklärten Gegner von Haas, nicht gerade erfreut haben. Offenbar will er sich dem Spalktungsvorhaben aber nicht widersetzen. „Wir haben die Mitteilung der Metro mit Interesse zur Kenntnis genommen und werden das weitere Vorgehen aufmerksam verfolgen“, sagte ein Sprecher der Kellerhals-Firma Convergenta und ergänzte: „Unsere Rechte als GmbH-Gesellschafter der Media-Saturn Holding sehen wir durch die Pläne der Metro nicht berührt.“ Beide Unternehmen sollen neue Namen bekommen, während die Kunden der Handelsketten wohl weiter auf die Bezeichnungen Metro, Media Markt, Saturn oder Real treffen werden. United Airlines hat die meisten Verspätungen DAX Name Am Mittwoch stellte er den überraschenden Plan vor, den Konzern demnächst in die Sparten Unterhaltungselektronik mit Media Saturn als Kern sowie das Großhandels- und Lebensmittelgeschäft rund um die Ketten Metro Cash & Carry und Real aufzuteilen. „Beide sind bestens für eine eigenständige Zukunft gerüstet“, zeigte sich Koch überzeugt. Auch für ihn selbst hat der Plan einen großen Vorzug: Da er Chef des Großhandels- und Lebensmittelgeschäfts werden soll, wird er das lästigste Thema seiner bisher vierjährigen Amtszeit elegant los: einen verbissenen Streit mit Media-SaturnMinderheitsgesellschafter Erich Kellerhals um Strategie, Spitzenpersonal und Gesellschafterrechte bei Europas größtem Elektrohändler. Geht es nach Koch, sollen die Kunden der bisher verbundenen Ketten davon profitieren, dass das Management sich aufs operative Geschäft konzentrieren kann, statt sich von der Komplexität eines Konzerngebildes wie der heutigen Metro mit 60 Milliarden Euro Umsatz und 230.000 Mitarbeitern in 30 Ländern ablenken zu lassen. So werde der Großhandel das Thema der Digitalisierung in Gastronomie und Hotellerie – etwa in Form automatisierter Bestellungen – in den Vordergrund rücken. In den gut 300 Real-Filialen wiederum solle das Sortiment von jetzt im Schnitt 65.000 Artikeln nochmals ausgeweitet werden. Während viele Experten bezwei- Schluss 30.03. Adidas NA 104,60 144,55 Allianz SE vNA BASF NA 67,12 Bayer NA 103,40 Beiersdorf 80,55 82,11 BMW St Commerzbank 7,67 Continental 200,60 Daimler NA 67,93 15,16 Deutsche Bank NA Deutsche Börse NA 74,74 Deutsche Post NA 25,00 Deutsche Telekom NA 15,95 8,67 E.ON NA Fres. Med. Care 77,91 63,95 Fresenius SE&Co HeidelbergCement 75,95 98,93 Henkel Vz. Infineon NA 12,66 Linde 130,90 Lufthansa vNA 14,07 74,07 Merck Münchner Rück vNA 179,65 45,90 ProSiebenSat.1 RWE St. 11,39 SAP SE 71,16 Siemens NA 93,33 ThyssenKrupp 18,20 Volkswagen Vz. 113,55 31,76 Vonovia SE +/% +2,15 +1,01 +1,80 +1,08 +0,64 +2,06 +0,29 +2,95 +2,38 -1,37 +1,00 +3,46 +1,66 +6,42 +1,14 +1,85 +2,03 +1,45 +2,06 +0,77 -0,28 +0,14 +1,21 +1,65 +5,42 +0,47 +1,98 +8,27 +0,44 +1,00 52 Wochen Hoch Tief 104,8 62,51 170,2 126,6 97,22 56,01 146,5 91,08 89,54 67,92 117,9 66,00 13,39 6,21 231,9 171,3 92,70 57,01 33,42 13,03 87,41 69,80 31,19 19,55 17,63 13,39 14,85 7,08 83,17 63,10 70,00 51,01 77,18 58,17 115,7 87,17 14,20 8,32 194,8 113,5 15,41 10,25 111,9 70,68 206,5 156,0 50,95 37,62 25,54 9,13 75,75 53,91 104,2 77,91 26,43 12,56 254,5 86,36 32,31 23,81 Renommierte Fluggesellschaften sind nicht pünktlicher. Sieger ist ein ungarischer Billigflieger K eine andere Fluglinie war vergangenes Jahr in Deutschland so oft stark verspätet wie United Airlines. Das geht aus den Daten des britischen Reisedatendienstes Official Airline Guide (OAG) hervor, die das Portal Flightright für die „Welt“ ausgewertet hat. Demnach hatten rund 401 Flüge von United Airlines, die von deutschen Flughäfen starteten, mehr als eine Stunde Verspätung oder wurden gleich ganz annulliert. Das entspricht einem Anteil von 7,82 Prozent. Kaum besser schneidet Turkish Airlines ab: Rund sieben Prozent aller Flüge – insgesamt 1135 – hatten mehr als eine Stunde Verspätung oder sind ausgefallen. Auf den Plätzen drei, vier und fünf folgen die Gesellschaften Vueling, British Airways und EasyJet. Besonders pünktlich starteten der Auswertung zufolge die Flüge der Gesellschaften Wizz Air, Air France, TUIfly, Air Berlin und Condor. Bei allen genannten Linien hatten weniger als zwei Prozent der Flüge, die in Deutschland starteten, eine Verspätung von mehr als einer Stunde oder wurden annulliert. Bei Spitzenreiter Wizz Air, einer ungarischen Billigfluglinie, waren das nur 91 Flüge, was 1,39 Prozent entspricht. EasyJet er- verlängert“, teilt das Unternehmen mit. Wie stark Flüge verspätet sind, hängt auch vom Abflugflughafen ab. Schönefeld gehörte 2015 aber nicht einmal zu den unpünktlichsten Flughäfen. Deutschlands unpünktlichster Flughafen Bei verspäteten Flügen wie hier in war der Analyse zufolge Berlin sind starke Nerven gefordert Dresden. 3,52 Prozent aller Flüge – 321 insgesamt – klärt die Verspätungen 2015 auf hatten vergangenes Jahr minAnfrage mit einem „ungewöhn- destens eine Stunde Verspälichen Jahr.“ „Aufgrund der Sa- tung. Auf dem zweiten Platz der nierung am Flughafen Berlin Trödel-Flughäfen landete ausSchönefeld vom Frühjahr bis gerechnet Deutschlands größter zum Herbst 2015 wurden die Luftverkehrsknotenpunkt Rollzeiten am Boden erheblich Frankfurt am Main. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung PA/ DPA/ HANNIBAL HANSCHKE - W Euphorie Das Lebensmittelgeschäft von Metro wird künftig eigenständig WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 20 WIRTSCHAFT DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 KOMPAKT VERBRAUCHERPREISE Inflation zieht wegen Ostern an ANGELIKA WARMUTH/ DPA/ PICTURE ALLIANCE Die Verbraucherpreise in Deutschland haben sich im März erhöht. Die Inflationsrate gegenüber dem Vorjahresmonat betrage voraussichtlich 0,3 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Im Vergleich zum Februar 2016 erhöhten sich die Verbraucherpreise demnach um 0,8 Prozent. Nahrungsmittel verteuerten sich auch wegen des Osterfestes um 1,3 Prozent, Dienstleistungen um 1,6 Prozent. Umkämpftes Stück Schiene: Ein Autozug auf dem Hindenburgdamm zwischen Sylt und dem Festland BURKHARD LOHR Die Bahn kämpft um die Verbindung nach Sylt K+S-Finanzvorstand soll Chef werden Burkhard Lohr, der Finanzvorstand von K+S, soll einem Bericht zufolge neuer Vorstandsvorsitzender des Salzund Düngemittelherstellers werden. Der 53-jährige Lohr (rechts im Bild) solle noch vor der Hauptversammlung am 11. Mai zum Konzernchef bestellt werden, berichtet das Wirtschaftsmagazin „Bilanz“, das am Freitag der „Welt“ beiliegt, unter Berufung auf Firmenkreise. Von Der DB-Konzern und ein amerikanischer Konkurrent liefern sich eine skurrile Fehde um die gewinnbringende Strecke E DPA/ BORIS ROESSLER r war erst der Architekt des geplanten Börsengangs der Deutschen Bahn (DB) in der Ära Hartmut Mehdorns, dann die Wunderwaffe von Nachfolger Rüdiger Grube – und in Zukunft wird Alexander Hedderich eines der größten Ärgernisse des Bahnvorstandes sein. K+S war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. K+SVorstandschef Norbert Steiner (61) hatte kürzlich erklärt, er wolle mit Ablauf seines Vertrages im Mai 2017 in den Ruhestand gehen. VON NIKOLAUS DOLL UND PHILIPP VETTER Der ehemalige Chefstratege des DB-Konzerns und zuletzt glücklose Leiter der Schienengüterbahn, der im August vergangenen Jahres seinen Hut bei der Deutschen Bahn nehmen musste, wechselt nach Informationen der „Welt“ zur Konkurrenz. Hedderich wird Mitglied des neu installierten Aufsichtsrates des US-amerikanischen Bahnunternehmens Rail- road Development Corporation (RDC) in Deutschland. Mit Hedderich zieht ein weiterer ehemaliger DB-Manager in das Kontrollgremium von RDC Deutschland ein, in dem gleich drei ehemalige Deutsche-BahnManager sitzen. RDC ist hierzulande ein winziger Bahnbetreiber, allerdings einer, der den DB-Konzern stärker piesackt, als die meisten anderen Rivalen. Die Amerikaner sind die einzigen, die der Deutschen Bahn mit dem HamburgKöln-Express auf deren Heimatmarkt im Schienenfernverkehr Konkurrenz machen. Kopfzerbrechen bereitet RDC Bahnchef Grube aber vor allem, weil sie dem DB-Konzern einige Der ehemalige Bahn-Vorstand Alexander Hedderich arbeitet nun für RDC der begehrten, weil äußersten lukrativen Verbindungen vom Festland auf die Insel Sylt abgenommen hat. Mit dem Autozug Sylt will RDC ab April die Strecke Niebüll-Westerland bedienen. Die Deutsche Bahn wehrt sich mit allen legalen, allerdings ungewöhnlichen Mitteln gegen die neue Konkurrenz, die eigentlich schon im Februar den Betrieb aufnehmen wollte. Doch auf Dauer verhindern lässt sich der Start von RDC auf der Strecke nicht. Weil die Deutsche Bahn auch andere Betreiber ihr Schienennetz befahren lassen muss, spielt sich um die Verbindung vom Festland nach Sylt derzeit eine fast unglaubliche Posse ab. Weil das Unternehmen, das die längere Verbindung anbietet, häufiger mit seinen Autozügen über den Hindenburgdamm zur Insel fahren darf, hat die Deutsche Bahn ihre Strecke künstlich verlängert. An den in Niebüll beginnenden Autozug wird nun häufig ein Personenzug angekuppelt, der bereits im einige Kilometer entfernten Bredstedt losfährt. „Sylt Shuttle Plus“ nennt die DB diese Variante. Der Personenzug ist allerdings meistens komplett leer, weil es für Reisende ohne eigenes Auto deutlich billiger – und schneller – ist, mit der regionalen Nord-Ostsee-Bahn zu fahren, denn die Bahn verlangt für ein Ticket im Geisterzug Fernverkehrspreise. Nun könnte man meinen, es wäre allein das Problem der Deutschen Bahn, wenn sie unrentable, leere Personenzüge ankuppelt, doch diese Strategie hat Auswirkungen auf den gesamten Bahnverkehr zur Insel und zurück. Denn der Bahnhof auf Sylt in Westerland ist zu kurz für den verlängerten Autozug. Deshalb müssen bei jeder Fahrt nach der Ankunft die Personenwagen mühsam abgekuppelt und umrangiert werden, damit die beiden Zugteile nacheinander am Bahnsteig halten können. Das verursacht teilweise erhebliche Verspätungen, die sich dann wiederum auch auf die anderen Züge, die auf der gleichen Strecke fahren, auswirkt. Lokal- und Landespolitiker laufen daher Sturm gegen den Kampf der beiden Konkurrenten, der auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen wird. Beide Unternehmen sollen sich endlich einigen, so die Forderung. Bislang bleibt sie allerdings ungehört. Doch nicht nur die DB blamiert sich mit dem Hickhack um die Syltstrecke. Auch RDC macht keine glückliche Figur. Eigentlich sollte die neue alternative Autozug-Verbindung bereits im Februar gestartet sein. Doch wann es endlich losgeht mit der Konkurrenz für die DB steht noch immer nicht fest. PA / DPA / ARNE DEDERT FLUGZEUGBAUER Boeing will 4500 Stellen streichen In Schweden verschwindet das Bargeld Boeing verschärft im Konkurrenzkampf mit Airbus seinen Sparkurs und will mehr als 4500 Stellen abbauen. Von den Kürzungen seien damit rund drei Prozent der zuletzt gut 160.000 Jobs bei dem US-Flugzeugbauer betroffen, teilte der Konzern mit. Allein 4000 Arbeitsplätze fielen bis zur Jahresmitte in der Sparte Verkehrsflugzeuge weg. Um die Kosten zu senken, würden auch Hunderte Stellen bei Managern und Führungskräften gestrichen. Auf betriebsbedingte Kündigungen will Boeing verzichten. Beinahe die Hälfte der Bevölkerung zahlt per App. Selbst Kirchen ziehen Kollekte elektronisch ein I m Dom von Uppsala steht schon seit acht Jahren ein „Kollektomat“ und sammelt die Kirchenkollekte. Per Klick am Touchscreen entscheiden Kirchgänger über die Spendensumme, die in die neue Orgel fließen soll – und zahlen mit Karte. „Es gibt kaum noch Kirchen in Schweden, in denen das anders läuft“, sagt Ökonom Niklas Arvidsson von der Königlich Technischen Hochschule in Stockholm. „Sonst wären die Kollekten auch leer, die meisten Schweden haben ja kein Bargeld im Portemonnaie.“ Und sie wollen das auch nicht: Schweden ist auf dem Weg in die bargeldlose Gesellschaft. „Der Bargeldgebrauch sinkt rapide“, sagt Arvidsson. Nur jeder fünfte Einkauf wird hier noch bar bezahlt. Zum Vergleich: In Deutschland ist es jeder zweite. „Für die schwedische Volkswirtschaft spielt Bargeld kaum noch eine Rolle.“ Und auch im Alltag nicht. „Das ist hier kein Aufregerthema“, sagt Arvidsson. „Da sind die Schweden ganz anders als die Deutschen, hier finden die meisten das einfach nur prak- tisch.“ Vor allem dank Swish, einer 2012 von schwedischen und dänischen Banken entwickelten Smartphone-App: Der Zahlende schickt per Handy den Betrag an die Mobilnummer des Empfängers, Swish schreibt es sofort gut. „So bezahlen Menschen ihren Freunden einen Kaffee, ziehen Bustickets oder kaufen im Supermarkt ein“, sagt Arvidsson. Mehr als vier Millionen der 9,5 Millionen Schweden haben sich nach Firmenangaben bei Swish registriert. Tendenz: stark steigend. „Quasi jeder © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Smartphone-Nutzer zahlt hier so.“ Sorgen um die Datensicherheit gebe es in der Bevölkerung „nicht ansatzweise so wie in Deutschland“, sagt Arvidsson. In ländlichen Regionen gebe es manchmal Schwierigkeiten mit dem Mobilnetz. Aber sonst? „Für einige Gruppen ist die bargeldlose Gesellschaft problematisch“, sagt Arvidsson. „Einige Ältere kommen mit Swish nicht zurecht, und Menschen ohne Konto können nicht daran teilhaben.“ Das gelte auch für Flüchtlinge, die kein Konto in Schweden hätten. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT WIRTSCHAFT 21 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 Geld macht nicht glücklich, aber langlebig 79,4 Am Starnberger See werden die Menschen am ältesten. Am niedrigsten ist die Lebenserwartung im strukturschwachen Pirmasens A rme Menschen in Deutschland haben weniger Chancen auf ein langes Leben als wohlhabende. Die Lebenserwartung liegt in struktur- und einkommensschwachen Regionen erkennbar niedriger als in wohlhabenden Gegenden, wie Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigen. VON STEFAN VON BORSTEL Nach Einschätzung der Bundesregierung sind die regionalen Unterschiede in der Lebenserwartung und Sterblichkeit „mit der regionalen sozioökonomischen Lage assoziiert“, wie sie auf eine Anfrage der LinkeBundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann mitteilt. Entscheidend sind danach eine „Vielzahl von individuellen Einfluss- und Risikofaktoren, wie Bildung, Gesundheitsverhalten ,, Je höher Einkommen und Bildung, desto größer die Chance auf langes Leben (Rauchen, Ernährung, Bewegung) sowie Arbeits- und weitere Lebensbedingungen“. Pirmasens ist mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 73,0 Jahren bei den Männern Schlusslicht. Die ehemalige Schuhmacherstadt in der 83,0 77,2 Rostock 82,9 78,1 73,6 Hamburg Emden Lebenserwartung in ausgewählten deutschen Städten/ Landkreisen 82,9 77,9 Berlin Westpfalz kämpft mit StrukturAltersangabe in Jahren problemen und hoher VerschulFrauen Männer dung. Eine eher geringe Lebenserwartung gibt es generell auch in weiten Teilen Ostdeutschlands, im Ruhrgebiet und in Tei82,6 78,2 len des Saarlands oder Frankens 84,7 74,1 79,5 79,5 Köln – also in eher strukturschwaEisenach Dresden chen Regionen mit Problemen 79,6 73,9 wie hoher Arbeitslosigkeit. Suhl Der höchsten Lebenserwartung erfreuen sich die Männer 82,9 79,0 demnach im reichen Starnberg. 73,5 79,9 Dort sind es im Schnitt 81,3 JahHof Frankfurt re. Es folgen der Hochtaunuskreis bei Frankfurt, München ( jeweils 80,9), Böblingen in Ba77,1 73,0 den-Württemberg (80,8), der Pirmasens Bodenseekreis und der Landkreis Ebersberg bei Die Größe der Kreise 74,5 79,6 84,7 79,9 München (80,7 Jahre). zeigt, wie viel länger Straubing Menschen in Deutschland Bei den Frauen ist die Tübingen leben, im Vergleich zur Lebenserwartung im niedrigsten Schnitt deutlich höher als 80,3 Lebenserwartung 84,6 bei den Männern. (73 Jahre, Männer 85,0 79,5 in Pirmasens) Schlusslicht ist auch hier München Pirmasens mit 77,1 Jah83,6 81,3 Breisgau ren. Starnberg liegt bei 83,6 Jahren. Spitzenreiter ist Starnberg der Kreis Breisgau-Hochschwarzwald mit 85,0 Jahren. Die Regionen mit hoher Lebenserwartung liegen vor allem wicklung. Dahinter stecke ein ökonomische Status, desto hö- Fettleibigen sei deutlich größer in Baden-Württemberg, Bayern ganzes Bündel von Faktoren, her ist das Erkrankungsrisiko“, als in den Gruppen mit höheund Hessen. vor allem ein besserer Zugang erklärt das RKI. „Zu diesen rem sozialem Status. Ärmere Die geografische Lage ist zu medizinischen Leistungen Krankheiten zählen Herzinfarkt verrichten öfter körperlich aber nicht die Ursache der Un- und ein gesünderer Lebensstil und Schlaganfall, bestimmte schwere Arbeit, dafür treiben terschiede. So beträgt die Le- mit bewusster Ernährung und Krebsarten wie Lungen- und die höheren Statusgruppen häubenserwartung etwa in Gelsen- Prävention. Magenkrebs, Stoffwechselstö- figer Sport. Ärmere nehmen Unterteilt man das Einkom- rungen sowie Erkrankungen des nach den Daten der Forscher kirchen im Ruhrgebiet bei den Männern im Schnitt nur 75,2 men in seiner Spannbreite in Muskel- und Skelettsystems.“ auch seltener Angebote des GeJahre – in der 70 Kilometer fünf Gruppen von Arm bis Auch von psychischen Störun- sundheitswesens in Anspruch entfernten gediegenen Univer- Reich, dann liegt der Unter- gen sind Ärmere stärker betrof- wie Krebsfrühuntersuchungen. sitätsstadt Münster liegt sie schied zwischen der niedrigsten fen. Das höhere KrankheitsrisiDie Linke-Abgeordnete Zim4,3 Jahre darüber. Nach Ein- und der höchsten Einkommens- ko und häufigere Gesundheits- mermann schlussfolgert: „Wer schätzung von Experten gibt es gruppe bei Männern bei 10,8 probleme spiegelten sich in ei- wenig verdient, muss häufiger einen engen Zusammenhang Jahren. Bei Frauen unterschei- ner erhöhten vorzeitigen Sterb- schwere und gesundheitlich bezwischen sozialem Status und det sich die Lebenserwartung lichkeit sozial benachteiligter lastende Arbeit leisten, muss der Gesundheit – und damit immerhin noch um 8,4 Jahre. Bevölkerungsgruppen. unter Lärm und Luftverschmutauch der Sterblichkeit. Je höher Das zeigen Daten des RobertGroße Bedeutung komme da- zung leiden, kann sich nicht so Einkommen und Bildung seien, Koch-Instituts (RKI) für die ak- bei dem Rauchen zu, dass in är- gut ernähren und stirbt früher desto größer sei auch die Chan- tuelle Gesundheitsberichter- meren Schichten stärker ver- als Besserverdiener.“ Um das zu ce auf ein langes Leben, erklärt stattung des Bundes. „Für eine breitet sei. Zudem ernähre sich verändern, brauche es mehr als Stephan Sievert vom Berlin-In- Vielzahl chronischer Krankhei- diese Gruppe ungesünder als Programme zur Gesundheitsstitut für Bevölkerung und Ent- ten gilt: Je niedriger der sozio- Wohlhabendere, der Anteil der prävention. ANZEIGE KI1601-D01-WK01SZ/ KI1601-D02-WK01SZ 2 Zeitungen testen und Geschenk dazu sichern! Sie haben die Wahl Testen Sie DIE WELT Kompakt und WELT AM SONNTAG Kompakt 4 Wochen für nur 19,90 € mtl. und wählen Sie Ihr Geschenk: Lexon Wendewecker „Flip“, Victorinox Schweizer Taschenmesser „Camper“, MiPow Ladegerät „Power Tube 2600U“ TIPP: DIE WELT DIGITAL Komplett gleich mitbestellen! Ich beziehe zusätzlich DIE WELT Online, Smartphone- und Tablet-App zum Vorteilspreis von nur 23,89 € insgesamt. 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Schulleiter Markus Bölling weiß, dass das für viele Familien eine erhebliche Belastung sein kann, die Entscheidung für die Tablets habe aber einen entscheidenden Vorteil: „Die iPads sind wenig wartungsanfällig, Updates erfolgen automatisch, und die Software macht eigentlich nie Probleme.“ Das ist ein Luxus, den sich andere Schulleiter vergeblich herbeisehnen. Nur wenige Kilometer entfernt kämpfen Felix Jentges und seine Kollegen regelmäßig mit der Technik. „Die Nutzung der Geräte bei uns ist durchwachsen, da gibt es technische Probleme“, erzählt der Matheund Physiklehrer am ChristianErnst-Gymnasium. Als eine der ersten Erlanger Schulen hatte es 2010 sogenannte Smartboards bekommen. Auf diese interaktiven Tafeln mit Beamer und angeschlossenem Computer schreiben Lehrer mit Tastatur oder digitalem Eingabestift. Die Geräte kosten mehrere Tausend Euro, dafür spielen sie Videos ab, motivieren die Schüler mit Lernprogrammen zum Mitmachen oder speichern Tafelbilder dauerhaft. Zumindest in der grauen Theorie. Denn selbst an den fortschrittlichsten Schulen kann es Woran die Digitalisierung der Schulen scheitert Smartboards kosten so viel wie Kleinwagen, setzen aber oft Staub an, denn die Wartung ist teuer und Reparaturen dauern. Deshalb lernen viele Schüler noch mit Tafel und Kreide passieren, dass teure Geräte nach ihrer Anschaffung ungenutzt herumstehen. Laut einer Bitkom-Studie gaben 48 Prozent der Lehrer an, dass sie digitale Medien gern öfter einsetzen würden, es aber nicht kön- nen. Weil sie sich etwa mit der Technik nicht auskennen oder Angst haben, dass sie nicht funktioniert. „Ich habe erlebt, dass Lehrkräfte mit FlipchartPapier und Edding in die Schule gekommen sind und weiterhin an die Wand geschrieben haben“, sagt Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Dieses Beispiel sei bei weitem kein Einzelfall: „Es Ein elektroist durchaus nisches Smartverbreitet, board in einer sich möglichst Schulklasse in viele Geräte Lingen im anzuschaffen, Emsland um schick zu sein und als topmoderne Vorzeigeschule zu gelten“, berichtet sie. Die Kosten für die Smartboards am Christian-ErnstGymnasium hatte als zuständiger Sachaufwandsträger die Stadt übernommen. Mittlerweile sind die Geräte aber veraltet, die Garantiefrist ist abgelaufen, und bei der Wartung fühlt sich die Schule alleingelassen. Ein bundesweites Phänomen. Oft werden die Geräte von ambitionierten Schulträgern angeschafft, ohne zu kalkulieren, dass es damit nicht getan ist. Hielt eine Tafel mehr als fünf Schülergenerationen, so begleiten die neuen Geräte nicht einmal eine einzige von der Einschulung bis zum Abschluss. Das Hauptproblem ist die Wartung. Dafür hat etwa Erlangen gemeinsam mit seinen Nachbarn Fürth und Schwabach vor sechs Jahren einen eigenen IT-Dienstleister gegründet: KommunalBIT, eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Laut Felix Jentges ist die durchaus effektive Abteilung aber personell unterbesetzt und mit den 33 Erlanger Schulen zahlenmäßig schlicht überfordert. Das bestätigt Vorstand Walter Brosig: „Wir haben neun Mitarbeiter, die sich um 3900 IT-Arbeitsplätze kümmern müssen. Das reicht natürlich nicht immer, um alle Wünsche erfüllen zu können.“ Über ein Ticketsystem können die Schulen Probleme melden. „Und das dauert dann schon mal zwei oder drei Monate, bis da etwas passiert“, erzählt Felix Jentges. Auch im Deutschen Philolo- DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 genverband kennt man die Probleme: „In aller Regel gibt es noch nicht mal professionelle Wartung von außen, und das größte Problem ist, dass die Dinge oft nur zu 50 Prozent funktionieren“, sagt der Vorsitzende Heinz-Peter Meidinger. Für einen zukunftsgewandten Unterricht sei das Gift: „Wenn ein Lehrer zwei- oder dreimal eine Stunde nicht abhalten kann, weil die Technik streikt, dann haben Sie den verloren.“ Deshalb fordert Meidinger professionelle externe ITDienstleister für alle staatlichen Schulen. Neben den Kommunen sieht er die Kultusministerien der Länder in der Pflicht, sie tragen die Kosten für das Lehrpersonal, sind aber nicht bereit, technisches Personal an den Schulen zu beschäftigen. Stattdessen werden ausgesuchten Lehrern Entlastungs- oder Anrechnungsstunden gewährt, in denen sie die Pflege der Geräte zusätzlich zur eigentlichen Lehrtätigkeit übernehmen sollen. Auch Felix Jentges war mehrere Jahre lang Systembetreuer, doch die Pflege der Technik war ihm dabei streng genommen gar nicht erlaubt. Stadtverwaltung wie Dienstleister KommunalBIT sehen es nicht gern, wenn die schulischen Betreuer selbst Hand anlegen. „Aber wenn das Internet nicht geht, müssen wir eben selbst im Keller den Router neu starten“, sagt Jentges. Ohnehin seien die zwei Wochenstunden für den Pädagogen viel zu knapp bemessen für die Pflege der Technik, das Entwickeln pädagogischer Konzepte zur Mediennutzung und die Schulung der Kollegen. Smartboards, Tablets und Dokumentenkameras haben Einzug in die Klassenzimmer gehalten, ohne dass sich Lehrer in Schulungen hinlänglich über Bedienung und Einsatzmöglichkeiten informieren können, meint BLLV-Präsidentin Fleischmann. Man dürfe die Lehrer auf dem Weg ins digitale Klassenzimmer zu verlieren. Unerwartete Schlappe für die Bausparkassen Stuttgarter Gericht stellt sich auf die Seite einer Kundin: Institute können bestehende Verträge nicht einfach kündigen I n der Prozesswelle um die Kündigung von Bausparverträgen hat das Oberlandesgericht Stuttgart als erstes Berufungsgericht zugunsten einer Sparerin entschieden. VON ANNE KUNZ Die Bausparkasse Wüstenrot habe kein Recht, den Vertrag zu kündigen, sagte Richter Thomas Wetzel gestern in Stuttgart. „Der Vertrag ist fortzusetzen.“ Wüstenrot hatte gekündigt, weil die Kundin ihr angespartes Geld seit 22 Jahren auf dem Konto bunkerte und dafür drei Prozent Zinsen einstrich, statt das Darlehen abzurufen. Die Entscheidung hat großes Gewicht: Die Bausparkassen wollen derzeit viele ihrer Kunden loswerden. Ihre einst heiß begehrten Guthaben sind den Instituten lästig geworden. Am Kapitalmarkt werfen sie kaum Zinsen ab, und als Darlehen können die Bausparkassen nur einen Bruchteil davon weiterreichen. Trotzdem müssen sie weiter die einmal zugesagten Zinsen von bis zu fünf Prozent zahlen – für die Institute ein dickes Verlustgeschäft. Die Bausparkassen setzen deshalb Kun- den vor die Tür: Institute wie Schwäbisch Hall, Landesbausparkassen oder die BHW haben bereits rund 200.000 Kunden gekündigt. In fast 1000 Fällen haben die Sparer dagegen geklagt. Bisher gab es rund 140 Urteile bundesweit, von denen 90 Prozent zugunsten der Bausparkassen ergingen. In den fünf Fällen, die bisher bei Oberlandesgerichten gelandet waren, hatten die Sparer den Kürzeren gezogen. Wüstenrot werde nun eine Revision gegen das Urteil vor dem Bundesgerichtshof prüfen, erklärte deren Anwalt Herve Edelmann. Das ist auch im Sinne des Stuttgarter Oberlandesgericht. Schließlich gehe es um Millionen von Anlegergeldern, sagte Richter Wetzel. Das Prinzip der Bausparkassen ist relativ simpel: Der Kunde legt eine Zeit lang regelmäßig Geld zur Seite. Dafür bekommt er verhältnismäßig wenig Zinsen. Doch sobald er 40 Prozent der vereinbarten Bausparsumme angespart hat, ist der Kredit zuteilungsreif: Der Verbraucher darf dann ein Darlehen aufnehmen, für das er dann ebenfalls besonders niedrige Zinsen zahlt. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Doch in Zeiten von Minizinsen war das für die Verbraucher wenig attraktiv. Die damals versprochenen niedrigen Zinsen von drei oder vier Prozent für ein Immobiliendarlehen sind im Branchenvergleich nicht mehr günstig. Die Kunden entscheiden sich in den meisten Fällen lieber für einen Sofortkredit und lassen das Geld bei der Bausparkasse liegen und dieses – wie vertraglich zugesichert – mit drei bis vier Prozent verzinsen, denn das ist heutzutage hoch attraktiv. Allerdings nur so lange, bis die Bausparkassen diesen Kunden plötzlich kündigten. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT WIRTSCHAFT 23 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 Der nächste Tabubruch in der Euro-Zone Ein Geheimabkommen der EZB könnte zur Bankenrettung genutzt werden – mit teuren Folgen für Steuerzahler T ransparenz gehört nicht gerade zu den Kernkompetenzen einer Notenbank. Das gilt insbesondere für die Europäische Zentralbank (EZB), bei der 19 nationale Notenbanken mit zum Teil völlig unterschiedlichen und gegenläufigen Interessen mitmischen. VON ANJA ETTEL UND HOLGER ZSCHÄPITZ Entsprechend lange haben die Euro-Hüter gezögert, ihr sogenanntes Geheimabkommen ANFA offenzulegen. Dieses verschafft den nationalen Zentralbanken gewisse Spielräume, um über die Beschlüsse der EZB hinaus Wertpapiere auf eigene Faust und mit eigens geschaffenem Geld zu kaufen. Auf Druck der Öffentlichkeit gab die EZB Anfang Februar ihr milliardenschweres Abkommen dann doch preis. Doch was dazu gedacht war, die Debatte über die vermeintliche verbotene Staatsfinanzierung zum Ver- stummen zu bringen, hat eher noch mehr Diskussionsbedarf ausgelöst. Insbesondere die Frage, was das Geheimabkommen für die Bankenrettung im Euro-Raum bedeutet, ist durchaus brisant. Offensichtlich bietet das „Agreement on Net Financial Assets“, wie ANFA im Original sperrig heißt, auch die Möglichkeit, marode Kreditinstitute mit dem Geld von Zentralbanken zu retten. Zwar legt das Abkommen bestimmte – und bisher nicht veröffentlichte – Obergrenzen fest, die die Nationalbanken bei ihren Sondergeschäften einhalten müssen. Gleichzeitig sieht ANFA aber auch ausdrücklich Ausnahmen von dieser Regel vor, sogenannte „exceptional cases“, bei denen die Notenbanken eben doch über die festgelegten Grenzen hinaus Geld schöpfen und dafür Papiere in ihre Bücher nehmen können. „Die veröffentlichten ANFADokumente zeigen, dass man diesen Weg der Bankenabwicklung als Ultima ratio offensicht- Pleitewahrscheinlichkeit in den kommenden 5 Jahren in Prozent 2,1 20 1 ,8 15 Deutschland 1 ,5 Deutsche Bank 10 1 ,2 5 Okt. 2014 April 2016 Quelle: Thomson Reuters lich einkalkuliert hat“, sagt der Berliner Finanzwissenschaftler Daniel Hoffmann. „Die Politik mag den Eindruck vermitteln, dass mit der Schaffung der europäischen Bankenunion die Steuerzahler nicht mehr für die Rettung oder Abwicklung von Kreditinstituten zur Kasse gebeten werden. Doch sobald ein systemrelevantes Institut in Schieflage gerät, wird man vermutlich eben doch die EZB-Op- tion nutzen.“ Es wäre nach der Rettung von bankrotten Staaten und dem Ankauf von Staatsanleihen der nächste Tabubruch im Euro-System. Tatsächlich hatte der Finanzwissenschaftler Martin Hellwig vom Max-Planck-Institut in Bonn bereits in einem Gutachten für den Bundestag im Oktober 2014 davor gewarnt, dass die avisierte Haftungskaskade zur Bankenrettung – das Herz- stück der Bankenunion – bei systemrelevanten Großbanken unrealistisch sei. Im Zweifel werde auf den staatlichen Rettungsfonds ESM oder die Notenbank zurückgegriffen. An den Finanzmärkten sieht man das ähnlich. Die Pleitewahrscheinlichkeit der Deutschen Bank läuft seit Mitte 2015 fast parallel zum Ausfallrisiko Deutschlands. Mit anderen Worten: Die Investoren kalkulieren fest ein, dass im Falle einer Schieflage des systemrelevanten deutschen Branchenprimus der Steuerzahler einspringen wird. Selbst bei einer Rettung mit Notenbankgeld, müssen am Ende die Steuerbürger dafür gerade stehen. Entsprechend kritisch sehen es Experten, wenn die EZB ihre Bilanz immer weiter aufbläht. Mittlerweile entspricht die Bilanzsumme rund 28 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung, Tendenz steigend. Jede zusätzliche Form der Geldschöpfung zur Bankenrettung lässt diese Summe steigen. ANZEIGE EGAL, WI E ES UM I HRE S T E H T: DIE SE BI LANZ LOH N T S ICH IMMER. „BEI DER VORNEHMEN ALLIANZ HERRSCHT DIE ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG: WIR ERZÄHLEN, WIE DER NEUE CHEF BEI SEINEN LEUTEN FÜR AUFBRUCHSTIMMUNG S O RGT – U N D F Ü R VE RWI R RU N G . “ MORGEN IN DER W E LT K O M PA K T DIE GUTEN SEITEN DER WIRTSCHAFT. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa B I L A N Z . D E Klaus Boldt, Chefredakteur 24 KINO DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 I Schiffsunglück in „The Finest Hours“ Z DPA/ WALT DISNEY STUDIOS wei Männer, zwei Schiffe und die große Gefahr: Mit „The Finest Hours“ kommt jetzt ein Katastrophenfilm ins Kino, wie er klassischer (oder herkömmlicher) kaum sein könnte. Im Mittelpunkt steht Bernie Webber (Chris Pine) von der US-Küstenwache, der mitten in einem schrecklichen Sturm mit drei Kollegen in einem kleinen Boot aufbricht, um die Besatzung eines regelrecht zerborstenen Tankers zu retten. An Land warten bangend der wachhabende Offizier (Eric Bana) und wütend Webbers Verlobte (ein Lichtblick: Holliday Grainger). Auf dem zerbrochenen Tanker nimmt derweil der ranghöchste Offizier Ray Sybert (Casey Affleck, Bens Bruder) die Dinge in die Hand. An seiner Seite dabei: der Schiffskoch. Hier folgt der zweite Lichtblick des Films, Abraham Benrubi, der überdimensionale „Kubiac“ aus der Serie „Parker Lewis – Der Coole von der Schule“. Das war es auch schon an Lichtblicken in diesem dunklen Film. Bei aller Dramatik sind Trotzt dem Sturm: Chris Pine als Bernie Webber die Charaktere nichts als Statisten. Eine besondere Schwäche des Films ist dabei Casey Affleck. Der Schauspieler teilt mit seinem Bruder Ben die seltene Gabe, einen kompletten Film mit einem einzigen Gesichtsausdruck bestreiten zu können. Wie blutleer und gefühlsarm dieser Film von Regisseur Craig Gillespie daherkommt, ist umso erstaunlicher, da er auf einer wahren Begebenheit beruht. Am 18. Februar 1952 traf nämlich jener gewaltige Sturm tatsächlich auf New England an der US-Ostküste und versenkte einen großen Tanker. Die tapferen Männer, die aufbrachen, um die Besatzung zu retten, gab es. In „The Finest Hours“ aber stellt sich Spannung lediglich über gelungene Effekte ein. Allerdings nutzen sich selbst die anfangs spektakulär wirkenden 3D-Szenen schnell ab. uuttt Altbackenes und pathetisches Action-Drama ohne Geist n jedem echten Helden ist dieses kleine pummelige Kind mit den dicken Brillengläsern, dem niemand etwas zutraut. Weil jeder echte Held erst einmal für einen Spinner gehalten werden muss, sonst ist er kein Held, sondern einfach nur ein Mitläufer. Und Mitläufer sind nicht nur langweilig, sie sind auch der Untergang von allem Menschlichen. VON FRÉDÉRIC SCHWILDEN Michael Edwards aus dem englischen Badeort Cheltenham ist so ein kleines, pummeliges Kind mit dicken Brillengläsern. Seit er denken kann, träumt er davon, als Athlet für sein Land zu den Olympischen Spielen zu fahren. Aber es gibt einfach keine Sportart, in der er gut genug ist. Beim Speerwurf zum Beispiel verfehlt er den Kopf seines Vaters nur um wenige Zentimeter und trifft die Fensterscheibe. „Eddie“, schreit sein Vater, „du bist kein Athlet.“ Diese Geschichte gibt es wirklich. Sie ist die Geschichte von Michael Edwards, der später als „Eddie The Eagle“ zum Symbol bedingungslos britischer Liebe für einen Sportler wurde, von dem gar nicht erwartet wurde, Sportler zu sein. Ein Suppenhuhn wurde zum Adler gemacht. Engländer sind wie kein anderes Volk stolz auf ihre Sonderlinge, auf ihre Spinner, auf ihre Freaks. Der Film „Eddie The Eagle – Alles ist möglich“ von Regisseur Dexter Fletcher mit dem relativ unbekannten Taron Egerton als Michael Edwards, dem sehr bekannten Hugh Jackman als dessen saufender und rauchender Trainer Bronson Peary und der in Deutschland auf Ewigkeiten geliebten Iris Berben als die bayerische Kellnerin Petra, wird groß als Komödie beworben. Und der Film ist so saukomisch wie lange kein Film mehr. Aber nicht, weil er plump oder slapstickig ist, sondern weil er von einer großen Wahrheit erzählt, die so tragisch ist, dass man lachen muss. Der Vater, ein Maurer, will, dass Eddie auch ein Maurer wird. Der Sieg des dicken Jungen Kein Land liebt seine Sonderlinge so wie Großbritannien. Und der englische Skispringer Michael Edwards ist wahrlich ein Sonderling. Die Komödie „Eddie The Eagle“ setzt ihm jetzt ein Denkmal Er will ihn von der olympischen Karriere abhalten. „Willst du da raus in eine Welt, in der dich keiner kennen will“, fragt er. Und Eddie antwortet: „So what’s new.“ Er lebt noch in seinem Ju- gendzimmer und ist so irgendwas kurz nach der Volljährigkeit. An den Wänden hängen Skifahrerposter. Eddie, der durch seine Brille fast nichts sehen kann, trägt einen gelben Pullover auf N atürlich macht man sich schreckliche Sorgen von Anfang an. Wie die Frau schon Auto fährt! Rums, rauf auf den Bürgersteig. Raus aus der Schrottkiste und irrerweise gleich mal abgeschlossen, obwohl hinten die beiden Jungs drinsitzen. Dann rein in den Kindergarten und die kleine Marie geschnappt. Die aber im nächsten Moment fallen gelassen. Einfach so. Plopp. MISSING FILMS Wahre Katastrophe auf hoher See Ben Litwinschuh ist Jonas, er beobachtet die Spinne im Kindergarten VON BARBARA MÖLLER Zu Hause brennt’s dann in der Küche, weil die Frau nicht in der Lage ist, aufs Mittagessen aufzupassen. Zeit, die übliche Drohung auszustoßen: „Wenn das jemand gesehen hat, sagt wieder einer, ich hab’s nicht im Griff – dann holen sie euch!“ Aber es geht „Du kannst sie haben. Ich will sie nicht mehr!“ Wenn Mütter ausflippen: Mara Eibl-Eibesfeldts Spielfilmdebüt „Im Spinnwebhaus“ © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung dem „Mister Fun“ steht. Er schaut Videoaufnahmen vom Skisprung. Und fährt schließlich einfach nach Garmisch-Partenkirchen, um dort das Skispringen zu trainieren, und um sich für die noch schlimmer. Die Kinder werden wieder in den alten Fiat gestopft, und dann geht’s ab zum Vater. „Du kannst sie haben. Ich will sie nicht mehr!“ Der aber auch nicht. Also alle Mann wieder rein in die Karre und zurück, über die nächtliche Serpentinenstraße. Einen „märchenhaften Charakter“ schreibt Mara EiblEibesfeldt ihrem Spielfilmdebüt „Im Spinnwebhaus“ zu. Aus den Märchen kennt man schlimme Rabenmütter, aber die Wirklichkeit kann es immer noch besser: Ausgangspunkt für dieses Drama war ein Fall aus Berlin, wo eine Frau zu ihrem Liebhaber zog und ihre vier Kinder über Monate sich selbst überließ. Als die Polizei sich endlich Zugang zur Wohnung verschaffte, waren die Räume mit Spinnweben zugewuchert. Eibl-Eibesfeldt – sie ist ei- WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT KINO 25 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 Winterspiele in Calgary 1988 zu qualifizieren. Er schläft in der offen gelassenen Rumpelkammer einer Wirtschaft, weil die Hotels zu teuer sind. Die wirklich heiße Wirtin Petra findet ihn dann. „Du bist nicht der erste Skispringer, der in meiner Kammer geschlafen hat. Aber normalerweise schlafe ich dann mit dir hier drin“, sagt Petra mit ihren großen dunklen Augen, den langen dunklen Haaren und den Nagellackfingern, die über Eddies Brust streichen. Natürlich lehnt Eddie ab. Er weiß gar nicht, was sie da will von ihm, diese von Iris Berben gespielte Petra. Mit Iris Berben nicht zu schlafen ist immer schon ein Fehler gewesen. Aber es ist auch ein Triumph. Ein Triumph des Willens. Darf man das eigentlich schreiben? So heißt ja ne Enkelin des gleichnamigen berühmten Verhaltensforschers – war aber weniger an dem Sozialdrama interessiert als an der Gratwanderung zwischen realistischem Erzählen und der kindlich märchenhaften Fantasie. Vor allem dank der poetischen Kameraführung von Jürgen Jürgesfühlt sich der Schwarz-WeißFilm wie eine einzige große Prüfung an: Wenn die Kinder alles richtig machen, wird die Mutter (Sylvie Testud) zurückkommen. Auf diesem Weg gleitet der zwölfjährige Jonas (Ben Litwinschuh), der seine Geschwister beschwört „Und du sagst nichts! Wir alle sagen nichts. Alle sagen wir nichts!“, immer weiter ab in die Dunkelheit, die reale Welt wird immer schemenhafter, die Angstwelt immer klaustrophobischer. Natürlich assoziiert auch dieser schlimme Nazifilm von Leni Riefenstahl. Aber das passt jetzt auch alles zusammen, und auch nicht. Schaut man sich die Schanze in Garmisch an und wie sie vom Regisseur gefilmt wurde, dann muss man unweigerlich an die Nazis denken, weil sie so groß ist, und so gewollt erhaben in den Berg gebaut wurde, so als hätte Hitler selbst sich das Skispringen ausgedacht. Und dann plumpst „Eddie The Eagle“ da runter. Und in jeder seiner Umdrehungen, bei denen er Spielball der Schwerkraft ist, mit jedem Mal, bei dem sein behelmter Kopf dumpf auf dem Boden aufschlägt, je mehr Prellungen er bekommt bei diesem Sprung in Garmisch, der ihn für die Olympischen Spiele in Calgary qualifizieren soll, da merken wir, was es heißt, ein kleiner, pummeliger Junge zu sein und kein Mitläufer. „Eddie The Eagle“ war ein Widerstandskämpfer. Er hat keine einzige Medaille bei den Olympischen Spielen gewonnen. Aber sein Leben war ein Sieg der Menschlichkeit. VON PATRICK HEIDMANN Eine Überraschung ist „10 Cloverfield Lane“ – vom Produzenten bevorzugt als „Blutsverwandter“ des Originals bezeichnet – nicht nur, weil die bloße Existenz des Films erst wenige Wochen vor dem Start bekanntgegeben wurde. Vor allem erstaunt, wie wenig er mit dem Vorgänger zu hat. Visuell und formal ist das ein Segen: Von wackeliger Handkamera und anderen „Found Footage“-Mätzchen ist dieses Mal zum Glück keine Rede mehr. Doch auch inhaltlich gibt es zwischen den beiden Filmen quasi keine Bezüge. Allzu viel verraten sollte man zu „10 Cloverfield Lane“ nicht, das würde den Spaß verderben. Daher nur das Nötigste: Nach einem emotionalen und übereilten Aufbruch, bei dem der Ehering zurückgelassen, die Whisky-Flasche aber mitgenommen wird, jagt Michelle (Mary Elizabeth Winstead) mit dem Auto durch die amerikanische Provinz und kommt nachts von der Straße ab. Als sie wieder zu sich kommt, hängt sie in einem beinahe leeren Raum am Tropf und ist mit ihrem verletzten Bein an der Wand festgekettet. Als wenig später Howard (John Goodman) vor ihr steht, behauptet er mit der Pistole am Gürtel, nicht ihr Entführer, sondern ihr Retter zu sein. Er habe sie gefunden und Retter oder Entführer? Howard mit der gefangenen Michelle Versteckspiel mit einem Monster Drei Personen in einem Bunker: John Goodman brilliert im Psychothriller „10 Cloverfield Lane“ mit in seinen unterirdischen Bunker genommen. Denn an der Oberfläche sei es zu einem jener Ereignisse gekommen, mit denen er schon immer gerechnet hatte: Atomangriff der Russen, Terrorangriff mit Chemiewaffen oder möglicherweise auch einer Invasion der Außerirdischen. Was sich dann entspinnt, ist zunächst ein Psychothriller als klaustrophobisches Kammerspiel, der seine Spannung zu weiten Teilen aus einer geschickt montierten Tonspur und vielen Schockmomenten gewinnt. Was geht hier eigentlich vor? Bei dieser Frage kommt nicht nur die Protagonistin immer wieder zu ganz unterschiedlichen, stets bedrohlichen Antworten. Die Rätselhaftigkeit hat erst ein Ende, als „10 Cloverfield Lane“ im letzten Drittel eine noch größere (Genre-)Wendung nimmt, mit der man durchaus rechnen kann, die aber trotzdem nicht jedermanns Geschmack sein dürfte. Bis mindestens dahin ist der Film ohne Frage höchst unterhaltsam und von Regiedebütant Dan Trachtenberg erfreulich effektiv und versiert inszeniert. Mehr noch als auf das Drehbuch, das unter anderem durch die Hände von Damien Chazelle („Whiplash“) ging, kann er sich dabei auf seine Hauptdarsteller verlassen: Goodman war selten so furchteinflößend, und Winstead empfiehlt sich als erfreulich toughe „Leading Lady“, die locker einen ganzen Film schultern kann. uuuut Unberechenbarer Film mit darstellerischen Höchstleistungen Diagnose: Brustkrebs uuuut Tragisch-komische Hommage an einen liebenswerten Außenseiter man Ian McEwans Roman „Der Zementgarten“, diese Geschichte der vier Geschwister, die beschließen, den Tod der Eltern zu verheimlichen, um vom Jugendamt nicht getrennt zu werden. Andrew Birkin hat ihn 1993 fürs Kino adaptiert. Aber von der Düsternis dieses Films ist „Im Spinnwebhaus“ ein ganzes Stück entfernt. Es ist eines jener meisterhaften Debüts, die es in der Kunst immer wieder gibt.Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute? Die Berliner Kinder sind damals übrigens ins Heim gekommen. Ihre Mutter wurde zu einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung bestraft. Willkommen in der Wirklichkeit. „Im Himmel trägt man hohe Schuhe“: mit Galgenhumor gegen den Tod W ie soll man einen Film über Krebs machen, ohne in tiefster Trauer zu versinken? Nun hat „Twilight“-Regisseurin Catherine Hardwicke dieses Thema nach dem Drehbuch der britischen Komödiantin Morwenna Banks verfilmt: Die Krebsdiagnose einer jungen Frau überrascht sie und ihre beste Freundin. Statt Drinks und High Heels gibt es nun Pillencocktail und Chemotherapie im Krankenhaus. Die Tragikomödie „Im Himmel trägt man hohe Schuhe“ ist witzig, tröstlich und hochemotional, vor allem dank der Hauptdarstellerinnen Drew Barrymore und Toni Collette. Letztere spielt die hübsche Milly. Sie hat ihre wildesten Zeiten hinter sich und lebt mit ihrem Mann Kit (Dominic Cooper) NEUEVISIONEN.DE 2016 TWENTIETH CENTURY FOX Ein unsportlicher Möchtegern-Skisprungprofi und sein saufender Lehrmeister: Bronson Peary (Hugh Jackman, l.) und Michael Edwards (Taron Egerton) DPA/ PARAMOUNT PICTURES 2016 TWENTIETH CENTURY FOX W er hätte damit gerechnet: Acht Jahre nach dem von J.J. Abrams produzierten Mystery/SciFi/Horror-Mashup „Cloverfield“ kommt doch noch eine QuasiFortsetzung in die Kinos! Eigentlich passend, schließlich war schon damals das Unerwartete und Überraschende entscheidender Bestandteil des Films. uuuut Ganz große Kunst Drew Barrymore (l.) und Toni Collette müssen zusammenstehen © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung und ihren Kindern als glückliche Familie. Ihre beste Freundin Jess (Barrymore) kann davon nur träumen. Sie hat mit Jago (Paddy Considine) Sex nach Plan, um endlich schwanger zu werden. Eines Tages dann der Schock: Milly hat Brustkrebs, von der bösartigen Sorte. Fortan dreht sich alles nur noch um die Krankheit, auch wenn Milly und Jess versuchen, dem Schicksal mit Galgenhumor zu trotzen. Gegen Ende gerät der Film leider aus dem Rahmen. Die emotionalen Höhepunkte häufen sich – sowohl bei Jess, als auch bei Milly. Sie lenken von der eigentlichen Frage ab: Was macht wahre Freundschaft aus und wie kann sie die großen und kleinen Krisen des Lebens überdauern, vielleicht über den Tod hinaus? uuttt Krebs lässt sich so einfach nicht weglachen WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 26 INTERNET DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 KOMPAKT HACKERPROZESS Angeklagter weist Vorwurf zurück Weil er mehr als 300.000 fremde Computer unbemerkt mit einem Trojaner infiziert haben soll, sitzt ein 29 Jahre alter Mann erneut auf der Anklagebank. Der Ostallgäuer muss sich seit Mittwoch wegen des Ausspähens von Daten und Computerbetrugs wieder vor dem Landgericht Kempten verantworten. Zum Prozessbeginn wies der Angeklagte die Vorwürfe zurück. „Ich kenne mich mit Computern nicht aus“, sagte er. Sein Laptop sei fremdgesteuert gewesen. Mit einem Komplizen soll der Angeklagte im Jahr 2012 ein sogenanntes Botnetz – ein Netzwerk aus Rechnern – aufgebaut und die Leistung der gekaperten Rechner genutzt haben, um virtuelles Geld in der digitalen Währung Bitcoin zu generieren. 2014 war er unter anderem wegen des Ausspähens von Daten und Computerbetrugs zu drei Jahren Haft verurteilt worden. auch über Whatsapp-Web genutzt werden. FOXCONN Apple-Zulieferer übernimmt Sharp NACHRICHTENDIENST Der japanische ElektronikKonzern Sharp hat einem reduzierten Übernahmeangebot des Apple-Auftragsfertigers Foxconn zugestimmt. Das beschloss der Vorstand von Sharp am Mittwoch, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Auch der Vorstand von Foxconn habe sich für den Deal entschieden. Sharp hatte der Übernahme in einem ersten Anlauf bereits vor Wochen zugestimmt. Doch wenige Stunden danach hatte Foxconn auf die Bremse getreten und auf neu entdeckte finanzielle Risiken verwiesen. Daraufhin reduzierte Foxconn das Angebot von 489 Milliarden Yen auf nun 388 Milliarden Yen (3 Mrd Euro). Der Vertrag zur Übernahmen solle am Samstag unterzeichnet werden, hieß es. Es wäre die größte Übernahme eines japanischen Elektronikkonzerns durch ein ausländisches Unternehmen. Textformatierung für Whatsapp DER MOBILE VIDEO-TIPP Manche Innovation spielt sich im Kleinen ab – so wie Textformatbefehle bei Whatsapp. Nutzer können nun Text fett, kursiv oder durchgestrichen schreiben. Zum Fetten wird einfach ein „*“ vor und hinter das Wort gesetzt, Unterstriche „_“ setzen das Wort kursiv, die Tilde „~“ erlaubt das Schreiben durchgestrichener Worte. Momentan tauchen die Formatierungen nur in den App-Versionen von Whatsapp auf, sie können aber elekomkunden mit Music-Streaming-Option müssen sich ab Ende April unter Umständen auf eine Drosselung ihrer Spotify-Zugänge einstellen. Wie die Telekom in ihrem Kundendienstblog erklärt, soll ab dem 28. April mit dem Aufbrauchen des monatlichen Datenvolumens im Mobilfunk der Datenverkehr auch beim Musik-Streaming gebremst werden. Die Telekom beruft sich bei dem Schritt auf eine EU-Verordnung zur Netzneutralität, die Ende April in Kraft tritt. Diese schreibt allerdings eine Drosselung nicht zwingend vor. Verwirrend für Kunden: Ist die Tarifoption Music Streaming gebucht, be- Zerbrochene Displays und schwächelnde Akkus: Lohnt sich eine Reparatur überhaupt? S chnell ist ein Smartphone durch die Finger geglitten – es fällt, der Bildschirm des teuren Hightech-Geräts zersplittert. Das eben noch makellose Display ist nun von tausend kleinen Haarrissen übersät – ein hässlicher Anblick. Dann stellt sich die große Frage: Teure Reparatur beim Hersteller mit Originalbauteil oder zum günstigen Angebot des Handyladens um die Ecke greifen? „Unabhängige Dienstleister sind günstiger und nicht immer per se schlecht“, sagt Falko Hansen von Teltarif.de. Allerdings treibt der harte Preiswettbewerb manche Anbieter zu Spottpreisen, die skeptisch machen sollten. VON STEPHAN DÖRNER Der Comedian Bernhard Hoecker schaffte es in der NDR Talk Show, mit einer einfachen, aber plausiblen Rechnung die gefühlte Bedrohung der sogenannten Flüchtlingswelle auszuhebeln. bit.ly/1PFcROh Telekom drosselt ab April Streaming-Dienst Spotify T OP-Termin für das Smartphone lastet die Nutzung von Spotify das monatliche Inklusivvolumen nicht. Erst wenn ein Kunde das Volumen mit anderen Internetdiensten wie Messaging, Mails oder Videos verbraucht hat, wird durch die Drosselung auf 64 Kilobit pro Sekunde (kbit/S) im Download und 16 kbit/S im Upload eine Nutzung von Musik-StreamingDiensten faktisch unmöglich. Als Ausweg können gedrosselte Nutzer weiterhin über Wlan Musik streamen oder sich Musikdateien über den Offlinemodus von Spotify auf ihrem Gerät speichern. Wer weiter mobil streamen will, kann die allerdings kostenpflichtige Option SpeedOn benutzen. Doch wie können Verbraucher die seriösen von den unseriösen Anbietern unterscheiden? Experten raten dazu, vorher Fragen zu stellen – zum Beispiel: „Wird staubfrei und ladungsgesichert gearbeitet?“, sagt Olaf Meyer vom Vergleichsportal handyreparaturvergleich.de. Das schützt die Elektronik vor Schäden bei der Reparatur. „Das Thema Qualität der Ersatzteile ansprechen und sich darüber schriftliche Garantien geben lassen“, rät Hansen. Manche Anbieter würden beispielsweise mit Ersatzteilen werben, die „der Originalqualität entsprechen“. Auch die Länge der Garantie, die ein Dienstleister auf die Reparatur gibt, kann ein Hinweis auf die Qualität sein – sie schwankt in der Regel zwischen 6 und 24 Monaten. Vergangenes Jahr hatte die Stiftung Warentest die Reparaturdienste einer Reihe von Herstellern und großer Online-Anbieter getestet. Testsieger wurde Apple mit der Gesamtnote gut (2,0), weil der iPhone-Hersteller Geräte nicht reparierte, sondern gleich ganz austauscht. Unter den alternativen Anbietern abseits der Hersteller schnitt der Online-Anbieter Handyreparatur123 mit der Gesamtnote „befriedigend“ (2,7) noch am besten ab. Die Reparatur war allerdings „mittelmäßig, zum Teil recht teu- er, aber relativ flott“, urteilten die Tester. Günstig war dagegen die getestete iPhone-Reparatur mit 139 Euro. „Das Ersatzdisplay reichte sogar an die Originalqualität heran“, schrieb Stiftung Warentest damals. Der Markt für Handy-Reparaturen boomt – genau wie der Markt für Smartphones insgesamt. Auch wenn es über den stark fragmentierten Markt keine offiziellen Statistiken gibt, gehen Marktbeobachter davon aus, dass das Angebot stärker wächst als die Nachfrage. „Momentan ist es sehr hart für die Anbieter“, sagt Meyer. Einzelne, wie der Berliner Anbieter Giga Fixxoo, hätten den Markt bereits wieder aufgegeben und konzentrierten sich auf Handy-Zubehör. Die harte Konkurrenz am Markt führe zu teilweise lächerlich geringen Margen für die Dienstleister. „Es gibt Geräte, da bleiben ein, zwei Euro Marge übrig“, sagt Meyer. Er erwartet in den kommenden Jahren eine Bereinigung des Marktes. Häufigster Reparaturfall ist ein zersprungener Bildschirm. „70 bis 80 Prozent sind Displayschäden“, schätzt Meyer. Beim iPhone 6 machten Bildschirmschäden beispielsweise mehr als 63 Prozent der Reparaturfälle auf dem Vergleichsportal aus, beim Samsung S5 seien es rund 72 Prozent. Gerade beim Displaytausch schwanken auch die Preise stark. Dabei wird in der Regel nicht nur das gesplitterte Glas ausgetauscht, sondern aufgrund der stark integrierten Bauweise moderner Smartphones der gesamte Bildschirm. „Ein Austausch der oberen Glasschicht ist zwar bei vielen Modellen auch heute noch technisch möglich und sogar für Laien durchführbar – es gibt Reparaturkits im Netz, die aber sehr fehleranfällig und arbeitsintensiv sind, weil das Ablösen und Auftragen der dünnen Schicht extremes Fingerspitzengefühl erfordert“, sagt Andreas Seeger, Redakteur bei der Fachzeitschrift „Connect“. „Davon ist unbedingt abzuraten.“ Bei Apple ist der Preisunterschied zwischen Herstellerreparatur und einem dritten Dienstleister besonders groß. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Der Tausch eines defekten Bildschirms kostet bei Apple bei den meisten Modellen 147 Euro. Für das aktuelle iPhone 6S Plus werden 167 Euro fällig – für das iPhone 6 nur 127 Euro. Media-Markt-Filialen mit eigenem Reparaturdienst berechnen für den Displaytausch eines iPhone 5S dagegen nur 99 Euro, beim iPhone 6 werden 139 Euro fällig. Den Akku tauscht Media Markt beim iPhone 5S bereits für 39 Euro aus, bei Apple kostet das 79 Euro. Dabei werden anders als bei anderen Herstellern im Falle Apples keine Originalteile verwendet, weil diese nicht frei am Markt erhältlich sind. Samsung-Kunden können laut Hansen den Akku eines Galaxy S6 in der Regel für 50 Euro beim Hersteller austauschen lassen – hier ist der Unterschied zum freien Marktpreis also geringer. „Ich würde generell empfehlen, einen Dienstleister zu wählen, der vom Hersteller autorisiert ist, auch wenn das mehr kostet“, sagt Seeger von der „Connect“. „Der Tausch wird hierbei dann von lokalen Reparaturwerkstätten durchgeführt, die bei Samsung unter Vertrag sind. Außerhalb der Garantiezeit können die Preise daher auch geringfügig schwanken“, sagt Hansen von Teltarif.de. Samsung selbst will sich zu konkreten Preisen nicht äußern. „Die Preisgestaltung ist nicht zuletzt auch aufgrund gesetzlicher Vorgaben dem jeweiligen Reparaturbetrieb überlassen und kann daher variieren“, sagt Andreas Beck, Service-Chef von Samsung Deutschland. Das Unternehmen rät dazu, Reparaturen nur durch von Samsung qualifiziertes Personal durchführen zu lassen. Fehlt beispielsweise ein ausreichender Schutz gegen elektrostatische Aufladung, könne dies Schäden am Gerät hervorrufen, „die oftmals erst einige Zeit nach der Reparatur für den Kunden bemerkbar und dann entsprechend schwierig zu reklamieren sind“, sagt Beck. Wer das Handy aus Preisgründen nicht vom Hersteller selbst oder zertifizierten Service-Werkstätten reparieren lässt, bekommt selten Originalteile. „Im Falle WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT INTERNET 27 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 FRANZISKA GABBERT/ DPA/ PA Aufwändige Reparaturen am Mobiltelefon können teuer werden von Apple-Geräten gibt es gar keine Originalteile bei anderen Anbietern“, sagt Meyer. Sinnvoll kann in manchen Fällen auch eine Neuanschaffung sein: Im Test der Stiftung Warentest verlangte ein Anbieter kurioserweise für eine Reparatur fast 170 Euro mehr als das gleiche Handymodell zum Zeitpunkt des Schadens neu gekostet hätte. Einige Hersteller behaupten, dass die gesetzlich vorgeschriebene Gewährleistung erlischt, wenn ein Handy durch einen nicht zertifizierten Dienstleister repariert wird. „An diesem Apple-Produkt dürfen Serviceleistungen ausschließlich durch Apple oder einen Apple Service Provider erbracht werden“, heißt es beispielsweise in den Garantiebedingungen von Apple. Auch Samsung ist dieser Auffassung. „In dieser Pauschalität stimmt die Aussage nicht“, sagt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Nur wenn durch die Reparatur selbst Schäden auftreten, sind diese von der Gewährleistung natürlich ausgeschlossen.“ Es bestehe aber die Gefahr, dass später auftretende Mängel vom Händler auf die nicht zertifizierte Reparatur geschoben würden. Zwischenzeitlich hatte Apple sogar iPhones, bei denen durch freie Reparaturwerkstätten der Fingerabdrucksensor ausgetauscht wurde, komplett deaktiviert. Später ruderte Apple zurück und entsperrte die Geräte wieder. Machtlos sind die Reparaturwerkstätten in der Regel bei Wasserschäden. Ist das Smartphone ins Klo gefallen, was gar nicht so selten passiert, können höchstens noch die Daten vom Smartphone gerettet werden. „Die häufigste Fehlerursache bei iPhones ist ein Wasserschaden, oft zurückzuführen auf Unachtsamkeit auf der Toilette“, heißt es bei Kroll Ontrack, einem Unternehmen für Datenrettungen. Der Anteil der Datenrettungsaufträge für Apple-Geräte hat sich bei Kroll Ontrack in der Region Deutschland, Österreich und Schweiz in den letzten fünf Jahren vervierfacht – von 5 auf etwa 20 Prozent. Daimler-Chef trifft den Taxi-Schreck Uber Zukunft der Mobilität: Konferenz Noah ist Forum für Start-ups und Industrie D ie Digitalkonferenz „Axel Springer Noah Berlin“ bringt in diesem Jahr ein außergewöhnliches Duo auf die Bühne: Daimler-Chef Dieter Zetsche wird mit Uber-Chef Travis Kalanick über die Zukunft der Mobilität diskutieren. Die Konferenz findet am 8. und 9. Juni im Berliner Tempodrom statt. Der Medienkonzern Axel Springer („Welt“, „Bild“) ist Mitveranstalter der Konferenz. Daimler investiert bereits seit Langem in Start-ups und Technologieunternehmen, die Mobilitätskonzepte abseits des klassischen Autoverkaufs anbieten. So kaufte Daimler beispielsweise die TaxirufApp Mytaxi, investierte in den Limousinendienst Blacklane und gründete den Carsharing-Dienst Car2go. Die Vision des Stuttgarter Autobauers: Mit der hundertprozentigen Tochter Moovel will Daimler zum „Amazon der Mobilität“ werden. Die gleichnamige App bietet unter anderem Bahn- tickets, Taxiruf, Nahverkehrsfahrschein oder die Nutzung von Carsharing-Diensten. Taxi-Schreck Uber, das derzeit wertvollste mit Wagniskapital finanzierte Unternehmen abseits der Börse, hat das Taxigeschäft in den USA und zahlreichen anderen Ländern bereits gründlich durcheinandergewirbelt. In Deutschland dagegen ist das Unternehmen nach zahlreichen juristischen Niederlagen nur noch als normale Taxivermittlungs-App aktiv. Gerade der alles andere als diplomatisch auftretende Uber-Chef Travis Kalanick gilt dabei als Hassfigur der Taxifahrer. Einst sagte er etwa, sein Gegner sei „ein Arschloch namens Taxi“. Die Noah-Konferenz bringt nun den Industriegiganten mit dem Turbokapitalisten zusammen – „Bild“-Herausgeber Kai Diekmann wird das Gespräch moderieren. Die Konferenz für digitale Wachstumsunternehmen wird seit 2009 veranstaltet. © Tine Acke/warner music ANZEIGE SAMSTAG, 2. APRIL 2016 70 JAHRE DIE WELT DIE GROSSE SONDERAUSGABE MIT UDO LINDENBERG © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 28 WISSEN DIE WELT KOMPAKT KOMPAKT ARCHÄOLOGIE „Hobbit“ lebte früher als gedacht Der als „Hobbit“ bezeichnete Homo floresiensis hat vermutlich doch nicht zur gleichen Zeit in Südostasien gelebt wie der moderne Mensch. Nach mehrjährigen Analysen datierte ein Forscherteam das Alter der Knochen, die auf der indonesischen Insel Flores entdeckt wurden, nun auf 60.000 bis 100.000 Jahre. Bislang hatten Wissenschaftler manchen Funden ein Alter von nur 18.000 Jahren zugeschrieben, zum Erstaunen einiger Kollegen. Malawi testet Drohnen gegen HIV Das südafrikanische Malawi, das eine der höchsten HIVInfektionsraten weltweit hat, testet den Einsatz von Drohnen im Kampf gegen die Krankheit. Sie könnten in Zukunft Blutproben für HIVTests in ein Labor fliegen und damit die Wartezeit auf Ergebnisse von Wochen oder Monaten auf fünf Tage reduzieren – der Transport über Land ist wegen schlechter Straßen und hoher Benzinkosten langsam und mühselig. Etwa zehn Prozent der Malawier im Alter zwischen 15 und 49 Jahren sind nach UN- und Regierungsangaben HIV-positiv. Tschüss, Winterblues! Im Frühling bringt die Sonne Körper und Seele wieder in Stimmung GETTY IMAGES/ TOM MERTON GESUNDHEIT Lebenselixier Sonnenlicht P flanzen wachsen schneller, wenn sie genug Sonne bekommen, Hühner legen mehr Eier, wenn man sie hellem Licht aussetzt – das ist alles schon lange bekannt. Dass jedoch auch beim Menschen ein enger Zusammenhang zwischen Licht und Gesundheit besteht, ist erst in den letzten Jahrzehnten genauer erforscht worden. Das neue Wissen wird von der Medizin bereits in der Behandlung von depressiven Verstimmungen genutzt – mit Erfolg. WELTRAUM So viele Satelliten wie noch nie Die aktuelle Weltraum-Mission zum Mars bedeutet für Europas Satelliten-Kontrolleure einen Rekord. Noch nie war das Kontrollzentrum von Europas Weltraumagentur Esa in Darmstadt für so viele Flugkörper im All zuständig. Im Esoc (European Space Operations Centre) werden derzeit 18 Satelliten gleichzeitig gesteuert, wie der Chef des Esa-Flugbetriebs, Paolo Ferri, sagte. GÜRTLERS GESAMMELTE GRÜTZE Die heißesten natürlichen Quellen in Europa gibt es im serbischen Vranjska Banja (96 Grad Austrittstemperatur) im französischen Chaudes Aigues (81 Grad), im deutschen Aachen (74 Grad) und im tschechischen Karlsbad (72 Grad). MEHR GRÜTZE: WELT.DE/GRUETZE VON LAJOS SCHÖNE Licht ist der stärkste Zeitgeber des sogenannten circadianen Systems. Es steuert die innere Uhr, die den Schlaf-WachZyklus, Körpertemperatur und Hormonhaushalt im Takt hält. Helles Licht wirkt über die Augen auf den Hypothalamus und unterdrückt dort die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin. Dieser natürliche Stoff wird immer nachts ausgeschüttet, kann müde machen und die Stimmung drücken. Helles Licht drosselt die Produktion von Melatonin und hellt die Stimmung auf. Die Sonne befeuert auch die geistige Leistungsfähigkeit. Testpsychologen in Philadelphia teilten Hundert etwa gleich begabte Studenten in zwei Gruppen ein und ließen sie zwanzig Aufgaben aus verschiedenen Wissensgebieten lösen. Der einzige Unterschied: Die eine Gruppe arbeitete nur an Tagen mit Sonnenschein, die andere nur bei Regen, über zehn Tage hinweg. Die „Sonnenarbeiter“ machten 50 Fehler weniger und waren mit den Lösungen 18 Stunden schneller fertig als die Vergleichsgruppe.Das Sonnenlicht hat auch auf das Immunsystem Auswirkungen. Es fördert die Bildung von Vitamin D in der Haut und vermindern so die Anfälligkeit gegen Infekte. Ein Mangel an Vitamin D kann zu schwerwiegenden Störungen führen: Bei Babys und kleinen Kindern zur Rachitis (Knochenerweichung), im späteren Alter zur Osteoporose (Knochenschwund). Der Einfluss des Lichts auf das Immunsystem könnte sogar bei der Verhütung von Herzkrankheiten eine Rolle spielen. Übers Jahr gesehen tritt der Tod bei Herz- und Lungenkranken am häufigsten im Winter ein. Dass mangelndes Licht die Stimmung trübt, ist bekannt. Aber bei den Bewohnern nördlicher Regionen oder bei Teil- Die Libido unterliegt den Einflüssen des Lichts nehmern von Polarexpeditionen treten gegen Ende des monatelangen Polarwinters zudem eine deutliche Leistungsschwäche, Haltungsverfall, erniedrigter Blutdruck und niedrige Blutzuckerwerte auf. Der Wasserhaushalt ist gestört, es kommt zu Haarausfall und Schlaflosigkeit. Die organischen Symptome werden von Beklemmungsgefühl und Depression begleitet. Diese durch Lichtmangel ausgelöste Reizbarkeit ist als „Polarkoller“ bekannt. Auch die sexuellen Funktionen unterliegen den Einflüssen des Lichts: Bei den Bewoh- nern des Nordens, bei Schweden, Norwegern und Finnen, lässt in den langen dunklen Wintermonaten die Libido deutlich nach. Das in der Dunkelheit produzierte Melatonin hemmt außerdem den Eisprung. Darauf ist es wohl zurückzuführen, dass die Frauen im nördlichen Finnland in den Wintermonaten viel weniger Kinder empfangen als zwischen Mai und Juli. Die Psychiater kennen unter ihren Patienten viele Menschen, die unter einer Winterdepression („saisonal affektive Störung“) leiden. „Charakteristisch für diese Störung ist: Im Frühjahr verschwindet sie wieder“, sagt Professor Dr. Siegfried Kasper, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Universität Wien. „Die Betroffenen fühlen sich dann wie ausgewechselt, sind motiviert und fröhlich – bevor sie im nächsten Herbst wieder ins Stimmungstief stürzen. Schätzungsweise bis zu fünf Prozent der Bevölkerung leiden regelmäßig daran. Vom Winterblues, einer leichteren Form, sind bis zu zehn Prozent betroffen.“ Lichtmangel führt laut Kasper schon bei Gesunden zu messbaren Veränderungen im Serotoninhaushalt, einem Neurotransmittersystem, das die Stimmung beeinflusst. Damit seine innere Uhr richtig tickt, braucht der Mensch täglich etwa zwei Stunden helles, weißes Licht, das wie das Sonnenlicht alle Wellenlängen enthält, sagt der Wiener Psychiater. Schwermütige Patienten, die mit einer entsprechenden Lichttherapie behandelt werden, berichten über eine angenehme, beruhigende und entspannende Wirkung und eine © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 Besserung der Stimmung. Einige bemerken allerdings eine ungewöhnliche Betriebsamkeit, einen erhöhten Wachzustand, eine innere Unruhe und ein Aufgedrehtsein wie nach zehn Tassen Kaffee. Unsere innere Uhr steuert fast alles, was in unserem Körper mit einem täglichen Rhythmus abläuft, zum Beispiel die besten Zeiten zum Einschlafen, Aufwachen, Lernen, Essen, Konzentrieren oder Joggen. Empfindliche Menschen reagieren schon auf kleinere Zeitverschiebungen, was sich auch in der alljährlich aufflammenden Diskussion über die Sommerzeit widerspiegelt. Bereits eine Zeitverschiebung von einer Stunde hat Auswirkungen auf die innere Uhr: Bekannte Nebenwirkungen sind zum Bespiel Übelkeit, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und schlechte Stimmung. Einen Beitrag zur aktuellen Forschung lieferte kürzlich Dr. Kenneth B. Wright mit seinem Team vom Labor für Chronobiologie und Schlaf der Universität Colorado in Boulder (veröffentlicht im Fachblatt „Current Biology“). Die Forscher untersuchten acht Probanden zunächst im üblichen Alltag und maßen den Melatoninspiegel im Blut. Melatonin wird nachts im Gehirn gebildet und ist an der Regulation des TagNacht-Rhythmus beteiligt. Es stellte sich heraus, dass der Tagesrhythmus der acht Freiwilligen um etwa zwei Stunden gegenüber dem natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus im Sommer verschoben war – wie das für moderne Menschen in einer elektrisch erleuchteten Umgebung typisch ist. Die Probanden neigten dazu, bis Mitternacht wach zu bleiben und erst um etwa acht Uhr morgens aufzustehen. Anschließend verbrachte die Gruppe eine Woche beim Campen in den Rocky Mountains. Dort flackerte abends und nachts nur das Licht des Lagerfeuers, es gab kein elektrisches Licht und auch Mobiltelefone, Taschenlampen und andere elektrische Geräte waren Tabu. Im Laufe der sieben Tage verschwand die zweistündige Zeitverspätung. Der nun gemessene Melatoningehalt begann etwa bei Sonnenuntergang anzusteigen und fiel am Morgen gleich nach Sonnenaufgang, noch bevor die Probanden wach wurden. Dabei schliefen die campierenden Versuchskaninchen genauso lange wie zu Hause, sie wurden abends jedoch schneller müde und wachten morgens im natürlichen Tageslicht früher auf. Was aber kann man tun, um dem frühjahrsmüden Organismus zu mehr Aktivität zu verhelfen? Das beste und natürlichste Heilmittel ist das Licht. Man sollte sich in diesen Monaten möglichst viel im Freien aufhalten, vor allem dann, wenn die Sonne zu sehen ist. WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa DIE WELT KOMPAKT RÄTSEL 29 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 HOROSKOP WIDDER (21.03.–20.04.) Es wird etwas Ärger geben. Doch dahinter brauchen Sie nicht gleich das Unglück zu vermuten. Der Arbeitsalltag bleibt freundlich! Sie sind Ihres eigenen Glückes Schmied. Schmieden Sie nur weiter so und das Glück lässt nicht auf sich warten. STIER (21.04.–20.05.) Eignen Sie sich das Verhalten eines Kämpfers an. Lassen Sie in geschäftlichen Dingen nicht locker. Es wird sich gut auszahlen. Genießen Sie Ihr Leben in vollen Zügen. Das muss man nicht wörtlich nehmen. Den schönsten Duft hat rauchfreie Luft! ZWILLINGE (21.05.–21.06.) Die liebenden Sterne schenken Ihnen angenehme Erfahrungen, wodurch sich Ihre Ansprüche an die Liebe erheblich verfeinern. Eine Last wird von Ihnen genommen. Sie fühlen sich freier und kraftvoller. Ein kleiner Ausflug steigert das Wohlbefinden. SUDOKU UND KREUZWORTRÄTSEL VON STEFAN HEINE Auflösung der letzten Rätsel: KREBS (22.06.–22.07.) Seien Sie jetzt kein Bewegungsmuffel. Herz und Kreislauf zuliebe sollten Sie ruhig etwas mehr Ausgleichssport treiben. Sträuben Sie sich nicht gegen Neuerungen am Arbeitsplatz. Diese werden sich auf Dauer gesehen nur positiv auf Sie auswirken. LÖWE (23.07.–23.08.) Warten Sie nicht ab, tun Sie etwas und setzen Sie sich für Dinge ein, an die Sie glauben und die eine Bedeutung für Sie haben. Zurzeit haben Sie eine Erholung dringend nötig. Überanstrengungen gehen erheblich auf Kosten Ihres Seelenfriedens. JUNGFRAU (24.08.–23.09.) Frischluft tut Ihnen besonders gut. Sie fühlen sich unschlagbar, spüren neue Kräfte in sich, könnten Bäume ausreißen. Kopf hoch und gelassen bleiben. Sie kommen voll auf Ihre Kosten, wenn Sie dem Gegenüber und sich selbst genug Zeit geben. Jede Ziffer von eins bis neun wird in jeder Spalte, jeder Zeile und in jedem 3x3-Feld genau einmal eingetragen. Das linke Sudoku ist von mittlerer Schwierigkeit, das Rätsel rechts daneben etwas leichter. Mehr Sudoku-Rätsel auf welt.de/sudoku WAAGE (24.09.–23.10.) Ihre Vorstellungskraft bewegt sich in sehr realistischen Bahnen und inspiriert Sie im Job zu vielversprechenden Plänen. Eine kleine Ungeschicktheit lässt sich ohne Weiteres aus der Welt schaffen. Die Sterne stehen Ihnen zur Seite. Nur Mut! SKORPION (24.10.–22.11.) Viel Entspannung täte Ihnen gut. Sie erholen sich am besten, wenn nicht zu viele Vorgaben Ihr Lebensgefühl einengen. Sie erhalten in beruflichen Angelegenheiten einige Dämpfer. Mit einem freundlichen Wesen können Sie Pannen wieder ausgleichen. SCHÜTZE (23.11.–21.12.) Leichtsinn und Überforderung sind zu vermeiden. Achten Sie auf ein gesundes Mittelmaß zwischen Aktivität und Passivität. Eine kleine Krise in der Beziehung lässt sich nur durch deutliche Worte aus der Welt schaffen – zum richtigen Zeitpunkt! STEINBOCK (22.12.–20.01.) Anzeichen von Erschöpfung sollten Sie ernst nehmen. Die Devise heißt heute: nichts übertreiben! Halten Sie Maß! Im Job läuft nicht alles nach Plan, aber das sollte kein Grund zu ernster Besorgnis sein. Sie sollten Ihre Ziele weiter verfolgen! WASSERMANN (21.01.–19.02.) Im Arbeitsbereich werden Sie mit Sympathien überschüttet. Rücken Sie die Dinge, die Ihnen am Herzen liegen, ins rechte Licht. Ihre Leistungskurve geht deutlich bergauf. Nehmen Sie auch die kleinen Erfolge wahr, dann können Sie täglich feiern! FISCHE (20.02.–20.03.) Sie tragen eine große Liebeskraft in sich. Mit dieser Wärme werden Sie viele Herzen erreichen und gute Gesellschaft genießen. Nicht zu sehr verausgaben! Dann können die derzeit idealen Regenerationsmöglichkeiten am besten ausgenutzt werden. © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 30 TV-PROGRAMM DIE WELT KOMPAKT DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 ARD ZDF RTL SAT.1 PRO 7 VOX 5.30 ¥ g ZDF-Morgenmagazin 9.00 ¥ Tagesschau 9.05 ¥ Rote Rosen 9.55 Sturm der Liebe 10.45 ¥ g Gefragt – Gejagt 11.35 ¥ g Nashorn, Zebra & Co. 12.00 ¥ Tagesschau 12.15 ¥ g ARD-Buffet 13.00 ¥ g ZDF-Mittagsmagazin 14.00 ¥ Tagesschau 14.10 ¥ Rote Rosen Telenovela 15.00 ¥ Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe Telenovela 16.00 ¥ Tagesschau 16.10 ¥ g Verrückt nach Meer 17.00 ¥ Tagesschau 17.15 Brisant Boulevardmagazin 18.00 ¥ Wer weiß denn sowas? 18.50 ¥ g In aller Freundschaft – Die jungen Ärzte Drama-Serie. Gewissensentscheidung 19.45 Wissen vor acht – Mensch 19.50 g Wetter/Börse 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 ¥ g Donna Leon: Das goldene Ei Kriminalfilm (D 2016) Mit Uwe Kockisch, Karl Fischer, Julia Jäger Regie: Sigi Rothemund 21.45 ¥ g Kontraste U.a.: Neues Erbschaftssteuergesetz: Reiche Unternehmer können aufatmen 22.15 Tagesthemen Mit Wetter 22.45 ¥ g Ladies Night 23.30 ¥ g Olaf verbessert die Welt Gäste: Katja Ebstein, Herbert Feuerstein 0.00 ¥ g Nachtmagazin 0.20 ¥ g Donna Leon: Das goldene Ei Kriminalfilm (D 2016) Mit Uwe Kockisch Regie: S. Rothemund (Wh.) 1.55 ¥ Håkan Nesser: Münsters Fall Kriminalfilm (S 2005) Mit Sven Wollter 3.25 ¥ g Ladies Night 5.30 ¥ g ZDF-Morgenmagazin 9.00 g heute Xpress 9.05 g Volle Kanne Top-Thema: Wechseljahre / Einfach lecker: RhabarberMohnkuchen 10.30 ¥ g Die Rosenheim-Cops Krimi-Serie 11.15 ¥ g SOKO Wismar 12.00 g heute 12.10 g drehscheibe 13.00 ¥ g ZDF-Mittagsmagazin 14.00 g heute – in Deutschland 14.15 Die Küchenschlacht 15.00 ¥ g heute Xpress 15.05 ¥ g Bares für Rares 16.00 ¥ g heute – in Europa 16.10 ¥ SOKO Wien Krimi-Serie 17.00 ¥ g heute 17.10 ¥ g hallo deutschland 17.45 ¥ g Leute heute Magazin 18.05 ¥ g SOKO Stuttgart 19.00 ¥ g heute/Wetter 19.25 ¥ g Notruf Hafenkante Action-Serie. Melody 20.15 ¥ g Lotta & der dicke Brocken Komödie (D 2016) Mit Josefine Preuß Regie: Edzard Onneken Erstausstrahlung 21.45 ¥ g heute-journal Wetter 22.15 ¥ g Maybrit Illner Feinde im eigenen Land – was tun gegen den IS-Terror? 23.15 ¥ Markus Lanz Talkshow Prominente Gäste und Experten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens diskutieren mit Lanz in lockerer Atmosphäre. 0.30 g heute+ 0.45 ¥ g Broadchurch (4/4) Kriminalfilm (GB 2013) Mit David Tennant, Olivia Colman, Jodie Whittaker Regie: James Strong 2.20 ¥ g Maybrit Illner (Wh.) 3.20 ¥ SOKO Stuttgart (Wh.) 4.05 ¥ SOKO Wien (Wh.) 5.15 g Verdachtsfälle – Spezial Doku-Soap 6.00 g Guten Morgen Deutschland Magazin. Moderation: Jennifer Knäble, Bernd Fuchs 8.30 g Gute Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 g Unter uns 9.30 g Betrugsfälle Doku-Soap 10.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf Doku-Soap 11.00 g Die Trovatos – Detektive decken auf Doku-Soap 12.00 g Punkt 12 14.00 g Der Blaulicht-Report 15.00 Verdachtsfälle – Spezial 16.00 g Verdachtsfälle 17.00 g Betrugsfälle Doku-Soap 17.30 g Unter uns Soap 18.00 g Explosiv – Das Magazin 18.30 Exclusiv: Das Star-Magazin 18.45 g RTL aktuell 19.05 g Alles was zählt Soap 19.40 g Gute Zeiten, schlechte Zeiten Soap 20.15 g Der Lehrer Comedy-Serie. Die 1-1-2 ist so viel leichter zu merken Mit Hendrik Duryn. Stefan sorgt dafür, dass die Härtefälle der Schule die Organisation für die Jubiläumsfeier der GSG übernehmen. 21.15 g Der Lehrer Comedy-Serie 22.15 Nikola Comedy-Serie Die Unzertrennlichen / Ein heißes Wochenende 23.10 Ritas Welt Sitcom. Katzenjammer / Nichts geht mehr 0.00 g Nachtjournal 0.30 g Der Lehrer (Wh.) 2.20 Nikola Comedy-Serie (Wh.) 2.45 Nikola Comedy-Serie (Wh.) 3.10 g Nachtjournal (Wh.) 3.40 g Explosiv – Das Magazin (Wh.) 4.10 Exclusiv: Das Star-Magazin 4.25 g Verdachtsfälle 5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen ViP mit Vanessa Blumhagen / Talk: Andi Einbeck. Zu Gast: Vanessa Blumhagen, Andi Einbeck. Moderation: Marlene Lufen, Jan Hahn 10.00 Auf Streife – Die Spezialisten 11.00 Richterin Barbara Salesch 12.00 Richter Alexander Hold 14.00 Auf Streife Reportagereihe 16.00 g Anwälte im Einsatz 17.00 Mein dunkles Geheimnis Koch auf Abwegen 17.30 g Schicksale - und plötzlich ist alles anders Ich liebe Dich, ich hasse Dich 18.00 g Auf Streife – Die Spezialisten 19.00 g In Gefahr – Ein verhängnisvoller Moment Zelia – Perfides Spiel 19.55 g Sat.1 Nachrichten 20.15 g Criminal Minds Krimi-Serie. Alarm um Mitternacht. Mit Thomas Gibson. In Montana wurden zwei Männer ermordet Beiden wurde ihr auf Alarm eingestelltes Handy in den Mund gesteckt. 21.15 g Criminal Minds KrimiSerie. Der einsame König 22.10 g Criminal Minds Krimi-Serie. Das Haus auf dem Berg 23.10 g Profiling Paris Krimi-Serie. Hexenjagd 0.10 g Criminal Minds (Wh.) 2.40 g Profiling Paris KrimiSerie. Hexenjagd (Wh.) 3.25 g In Gefahr – Ein verhängnisvoller Moment Zelia – Perfides Spiel (Wh.) 4.10 g Schicksale – und plötzlich ist alles anders (Wh.) 4.45 Auf Streife (Wh.) 5.00 Scrubs Comedy-Serie 5.40 g Mike & Molly 6.20 g How I Met Your Mother 7.00 g Two and a Half Men 8.45 g 2 Broke Girls 9.30 g The Big Bang Theory 11.05 g Mike & Molly ComedySerie 11.50 How I Met Your Mother 12.45 g Two and a Half Men 14.25 g 2 Broke Girls 15.15 g The Big Bang Theory Comedy-Serie. Freiflug nach Genf / Sheldon pro se / Die Herren des Rings / Die dunkle Seite des Mondes 17.00 g taff U.a.: Handy-Atlas / Good Boss, bad Boss (3) 18.00 g Newstime 18.10 Die Simpsons ZeichentrickSerie. Wenn der Rektor mit der Lehrerin / Der tollste Hund der Welt 19.05 g Galileo 20.15 g Germany’s next Topmodel – by Heidi Klum Jury: Heidi Klum, Thomas Hayo, Michael Michalsky 22.30 g red! Was trägt Frau jetzt drunter? / Royal Twins / Vom Pummel zum Superbody / Dick im Geschäft. Moderation: Annemarie Carpendale 23.30 g Cover Up – Wir retten dein Tattoo Doku-Soap 23.55 g Two and a Half Men Comedy-Serie Ponys und Einhörner 0.25 g Two and a Half Men Comedy-Serie 0.45 g Are You There, Chelsea? Comedy-Serie Der Gynäkologe 1.10 g Are You There, Chelsea? Comedy-Serie 1.35 g Apartment 23 2.25 Two and a Half Men (Wh) 5.00 Medical Detectives Böses Blut 5.25 g CSI: NY Krimi-Serie 5.50 g CSI: NY Krimi-Serie 6.50 g Verklag mich doch! Doku-Soap 10.50 g vox nachrichten 10.55 Mein himmlisches Hotel 12.00 g Shopping Queen 13.00 g 4 Hochzeiten und eine Traumreise 14.00 g Schrankalarm Claudia, Hamburg 15.00 g Shopping Queen 16.00 g 4 Hochzeiten und eine Traumreise Tag 3: Gabriella aus Pattensen 17.00 Mein himmlisches Hotel Thüringen, Tag 3: Rennsteighotel Kammweg in Neustadt am Rennsteig 18.00 mieten, kaufen, wohnen Doku-Soap 19.00 Das perfekte Dinner Tag 3: Marc, Ingolstadt 20.00 g Prominent! 20.15 H ¥ g Hangover II Komödie (USA 2011) Mit Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis Regie: Todd Phillips Das Männer-Quartett geht wieder auf Reisen, dieses Mal nach Thailand, wo Stu seine süße Lauren heiraten möchte. 22.15 H ¥ g Redemption – Stunde der Vergeltung Actionfilm (GB/USA 2013) Mit Jason Statham 0.05 g vox nachrichten 0.25 H ¥ g Hangover II Komödie (USA 2011) Mit Bradley Cooper (Wh.) 2.05 H ¥ g Redemption – Stunde der Vergeltung Actionfilm (GB/USA 2013) Mit Jason Statham (Wh.) 3.45 Medical Detectives KABEL 1 TIPPS DES TAGES 8.25 Without a Trace 9.20 g The Mentalist 10.15 g Navy CIS 11.15 g Without a Trace 12.10 g Numb3rs 13.05 Cold Case 14.05 g Navy CIS 14.55 g The Mentalist 15.50 g News 16.00 g Castle 16.55 g Abenteuer Leben 17.55 g Mein Lokal, Dein Lokal – Spezial 18.55 g Achtung Kontrolle! Einsatz für die Ordnungshüter 20.15 H g Der Mann, der niemals lebte Politthriller (USA 2008) 22.40 H g Blood Diamond Drama (USA/D 2006) 1.20 g Late News 1.25 H Der Mann, der niemals lebte Politthriller (USA 2008) (Wh.) Donna Leon: Das goldene Ei Lotta & der dicke Brocken ARD | 20.15 Brunetti (Uwe Kockisch) untersucht den vermeintlichen Suizid des geistig zurückgebliebenen Davide. Die gläubige Ana will ihrem Sohn geholfen haben. ZDF | 20.15 Lotta (Josefine Preuß) unterbricht ihr Studium, um die Leitung des Familienbetriebs zu übernehmen. Ihr Vater liegt nämlich im Krankenhaus. ARTE ZDF NEO RTL 2 12.35 360° Geo Reportage 13.20 ARTE Journal 13.50 H g Cocktail für eine Leiche Thriller (USA 1948) 15.10 g Wildes Deutschland 15.55 g Medizin in fernen Ländern 16.20 g Frankreich, Geschichte(n) eines Landes (3/4) 17.05 g X:enius (Wh.) 17.35 g Frauen, die Geschichte machten 18.25 g Belgien zwischen Himmel und Erde 19.10 ARTE Journal 19.30 g Schlösserwelten Europas 20.15 g Unter Verdacht: Türkische Früchtchen TV-Krimi (D 2013) 21.45 g Nordkurve 0.30 g Die Katze Thriller (D 1988) 5.25 g Down Under – Mit Simon Reeve durch Australien 6.25 ¥ g Der Fall Borgia 7.10 Lanz kocht 8.10 Lafer! Lichter! Lecker! 8.55 ¥ g Bares für Rares 9.50 Hart aber herzlich 11.25 g Drei Engel für Charlie 12.10 ¥ Die Rettungsflieger 13.40 g Ein Fall für zwei 15.40 Hart aber herzlich 17.15 ¥ Die Rettungsflieger 18.40 g Columbo: Meine Tote – Deine Tote TV-Krimi (USA 1974) 20.15 g Candice Renoir 22.00 g Sketch History 22.25 g Neo Magazin Royale 23.10 g Kessler ist ... 23.40 g Blockbustaz 0.10 g Im Knast 5.10 g Die Straßencops – Spezial (7) 5.55 g Privatdetektive im Einsatz 8.55 g Frauentausch 10.55 g Family Stories 12.55 g Köln 50667 13.55 g Berlin – Tag & Nacht 14.55 g Hilf mir! 16.55 g Privatdetektive im Einsatz 18.00 g Köln 50667 19.00 g Berlin – Tag & Nacht 20.00 g News 20.15 g Die Kochprofis Clubhaus „TC Cassella” in Frankfurt. Neue Folgen 21.15 g Frauentausch 23.00 exklusiv – Die Reportage 0.00 Autopsie 0.55 g Flashpoint – Das Spezialkommando 2.20 g Warehouse 13 MDR TELE5 3 SAT 15.00 ¥ g LexiTV – Wissen für alle 16.00 ¥ g MDR um vier 17.45 ¥ g MDR aktuell/Wetter 18.10 ¥ g Brisant 18.54 ¥ Unser Sandmännchen 19.00 MDR Regional 19.30 ¥ g MDR aktuell 19.50 ¥ g Alarm für Feuerwache 1 (4/5) 20.15 ¥ g Voss & Team 21.00 ¥ g Hauptsache gesund 21.45 ¥ g MDR aktuell 22.05 ¥ g artour 22.35 g Nah dran 23.05 g Andreas Dresen – Auf halber Strecke 23.35 g Max Roach Quartet – Live von der Jazzbühne Berlin 1984 0.35 g Galakonzert mit Szenen aus Opern von Richard Strauss 5.30 Reich und schön 5.49 g Serien-Insider 6.00 g Joyce Meyer 6.24 Dauerwerbesendung 7.25 g Joyce Meyer 7.54 Dauerwerbesendung 14.05 Star Trek – Deep Space Nine 15.05 g Star Trek – Das nächste Jahrhundert 16.05 Star Trek – Raumschiff Voyager 18.05 Star Trek – Deep Space Nine 19.05 g Star Trek – Das nächste Jahrhundert 20.15 g Firefly Sci-Fi-Serie. Leichte Mädchen 21.15 g Firefly 22.15 WWE RAW 0.20 g Man vs Fly (4) (Wh.) 0.25 g Boomarama Late Night 1.00 H g Dobermann Actionfilm (F 1997) 11.45 ¥ g Universum 12.30 g ECO – Spezial 13.00 ¥ g ZIB 13.20 ¥ g Im Zauber der Wildnis 14.50 g Märkte 18.30 g nano 19.00 ¥ g heute 19.20 g Kulturzeit 20.00 ¥ g Tagesschau 20.15 g Bye-bye Bargeld Dokumentation 21.00 g scobel Ohne Bargeld in die Zukunft? 22.00 ¥ g ZIB 2 22.25 H g Reality Komödie (I/F 2012) Mit Aniello Arena 0.15 g 10vor10 0.45 g Rundschau 1.25 g Brüderchen und Schwesterchen 1.55 g Hessen-Reporter 2.20 ¥ g Im Zauber der Wildnis (Wh.) 3.50 g Märkte (Wh.) 5.15 g Naturgewalten 12.45 Börse am Mittag 13.00 N24 Nachrichten 13.05 g Die Transporter – Let’s move it! 14.05 g Top Gear USA 15.10 N24 Cassini 16.05 Auf der Spur der Riesenwellen 17.15 g Friedman schaut hin 18.15 Börse am Abend 18.30 N24 Cassini 19.10 g Welt der Wunder 20.05 g Science of Stupid: Wissenschaft der Missgeschicke WDR NDR RBB BR SWR HR 20.15 ¥ Tatort: Das namenlose Mädchen TV-Krimi (D 2007) Mit M. Furtwängler 21.45 ¥ g WDR aktuell 22.10 ¥ frauTV 22.40 ¥ g Menschen hautnah 23.25 ¥ g Lieber leben – Tobis neues Herz 20.15 ¥ Länder – Menschen – Abenteuer 21.00 ¥ g Länder – Menschen – Abenteuer 21.45 ¥ g NDR//aktuell 22.00 ¥ Utta Danella: Lügen haben schöne Beine Drama (D 2015) 23.30 Cuckoo 20.15 Polizeiruf 110: Endspiel TVKrimi (D 2009) 21.45 rbb aktuell 22.15 Stilbruch 22.45 g Die Meisterfälscher aus Neukölln 23.10 g Leben mit Beethoven 23.55 Stilbruch (Wh.) 0.25 Abendschau 20.15 ¥ quer 21.00 Kabarett aus Franken 21.45 ¥ Rundschau Magazin 22.00 Capriccio 22.30 ¥ Lido 23.15 Rundschau Nacht 23.25 Der Pianist Paul Wittgenstein 0.20 ¥ Dahoam is Dahoam (Wh.) 20.15 ¥ Zur Sache Baden-Württemberg! 21.00 Vorsicht, Verbraucherfalle! 21.45 ¥ Landesschau aktuell 22.00 g odysso – Wissen im SWR 22.45 g Kunscht! 23.15 g lesenswert 20.15 Schlagerstars und ihre Hits 21.45 ¥ Mord mit Aussicht 22.35 g hessenschau kompakt 22.50 Hauptsache Kultur 23.20 ® Firma Hesselbach 0.00 ¥ Bottled Life Dokumentarfilm (D/CH 2012) 20.25 g Auf Leben und Tod 22.10 g Mayday 0.35 g Brücken am Limit (2) 1.25 g Tornadosicher – Der Trump Tower in Chicago 2.05 g Auf Leben und Tod 3.30 g Science of Stupid: Wissenschaft der Missgeschicke 19.10 Heute u. a. folgendes Thema: Pakete im Härtetest PHOENIX 10.30 GrenzTour Dreiländereck 11.45 Vor Ort 12.00 Der ReiseCheck 12.45 Die Trucker 14.15 Fernfahrer zur See 15.15 Der Reise-Check 16.00 Life’s a Beach 16.45 Abenteuer Wohnmobil 17.30 Vor Ort 18.00 7 Tage Taxi 18.30 Malaysias Regenwald (Wh.) 20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Der Mietreport – Wenn Wohnen unbezahlbar wird Dokumentation 21.00 Die Mietrebellen 21.45 ¥ heute journal 22.15 ZDF-History 23.00 Andreas Baader – Das Leben eines Staatsfeindes Dokufilm (D 2010) 0.00 ZDF-History ANZEIGE Heute um 17.15 Uhr Friedman schaut hin Blutwurst oder Tofu – Der Glaubenskrieg ums Fleisch © Sibilla Calzolari © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa VON ANTJE HILDEBRANDT Lotto zu spielen lohnt sich. Dabei hat Deutschlands beliebtestes Glücksspiel seine besten Jahre hinter sich. Das zeigt das Ergebnis einer Umfrage unter 11.500 Menschen zwischen 16 und 70 Jahren, die die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung herausgegeben hat. Danach gaben nur 22,7 Prozent der Befragten an, sie hätten im vergangenen Jahr die 6 aus 49 getippt. 2009 waren es noch 40 Prozent. Das Ergebnis dürfte die Ministerpräsidenten der Länder alarmiert haben. Denn die Vergabe von Lizenzen und Kontrolle von Glücksspielanbietern ist Ländersache. Der Markt boomt, nur geht der Trend eben weg vom Lotto-Schein, hin zum Online-Casino oder zur illegalen Sportwette. Und das bedeutet: Weniger Steuereinnahmen. Nach dem jüngsten Jahresreport der Glücksspielaufsichtsbehörden erwirtschaftete die Branche 2014 knapp elf Milliarden Euro. Davon entfielen aber nur noch 84, 7 Prozent auf den regulierten Markt, also auf staatliche Lotterie-Gesellschaften, lizensierte Kleinanbieter, Spielautomaten und Casinos. 15,3 Prozent davon kassierten illegale Unternehmen. Macht ein Minus von 1,65 Milliarden Euro. Höchste Zeit für die Länder, einen Vertrag zu überarbeiten, dessen Name klingt, als habe ihn sich Loriot ausgedacht: der Glücksspielstaatsvertrag. Er verankert das Lotterie-Monopol beim Staat, genauer: bei den Bundesländern. Die reklamierten diesen Anspruch bisher mit dem Hinweis auf den Jugendschutz und der Prävention von Geldwäsche. Ein vorgeschobenes Argument, sagen Kritiker mit Blick auf die Einnahmen aus diesem Gewerbe. Rund vierzig Prozent sollen an den Fiskus fließen. Die fetten Jahre des LottoMonopols sind jedoch vorbei. Der Staat muss den Markt für private Anbieter öffnen und Lizenzen für Sportwetten-Anbie- IMPRESSUM Herausgeber und Chefredakteur: Stefan Aust Stellvertreter des Chefredakteurs: Dr. Ulf Poschardt, Arne Teetz Stellvertretende Chefredakteure: Beat Balzli, Oliver Michalsky Leitender Redakteur: Matthias Leonhard Stellv.: Henning Kruse; Philip Jürgens, Christian Gaertner, Lars Winckler Die Lottofee hat ausgedient Die fetten Jahre des Lotto sind vorbei. Illegale Glücksspielanbieter bringen den Fiskus mittlerweile um Millionen Euro. Jetzt müssen die Länder den Markt auf Druck der EU weiter öffnen Früher noch hoch im Kurs: Lottofee Franziska Reichenbacher ter erteilen. So hat es der Europäische Gerichtshof 2012 gefordert, weil das strenge deutsche Recht stark vom EU-Recht abweicht. Außer Schleswig-Holstein hat sich daran jedoch kein Bundesland gehalten. Im Rest der Republik wurden Lizenzen nur schleppend vergeben. Trotzdem drängten private Anbieter auf den Markt - häufig mit Lizenzen aus dem EU-Ausland, aber ohne die nötige Rechtssicherheit. Mit Freispielen, Bonus-Guthaben und höheren Gewinnchancen köderten sie ausgerechnet jene Klientel, die als besonders spielsucht-gefährdet gilt: Männer zwischen sechzehn und 25 Jahren, niedriges Bildungsniveau, oft mit Migrationshintergrund. Nach der gerade veröffentlichten Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist ihre Zahl von 5,7 Prozent (2013) auf 12,8 Prozent (2015) gestiegen. Ein alarmierendes Ergebnis. Davor können jetzt auch die Länder nicht mehr die Augen verschließen. „Die Regulierung des Glücksspielmarktes befindet sich in einer Sackgasse“, resümiert Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) selbstkritisch. Hessen ist für die Vergabe von Sportwetten-Lizenzen zuständig. Und deshalb macht der Innenminister jetzt Druck bei der Suche nach einer Lösung. Dem Geschäftsführender Redakteur: Dr. Marius Schneider Redaktion: Politik: Marcus Heithecker, Lars Schroeder Wissen: Norbert Lossau Wirtschaft: Thomas Exner, Olaf Gersemann Kultur, Magazin: Philipp Haibach Sport: Stefan Frommann Menschen & Medien / Aus aller Welt: Wolfgang Scheida, Heike Vowinkel Regionalredaktion Hamburg: Jörn Lauterbach Layout und Produktion: Ronny Wahliß, Gesa Vollborn Foto: Stefan A. Runne Grafik: Karin Sturm Social Media: Niddal Salah-Eldin Video: Martin Heller Die WELT-Gruppe kooperiert mit „El País“ (Spanien), „La Repubblica“ (Italien), „Le Figaro“ (Frankreich), „Le Soir“ (Belgien), „Tages-Anzeiger“ und „Tribune de Genève“ (beide Schweiz) DIE WELT KOMPAKT erscheint in Kooperation mit der Axel Springer Akademie. Leitung: Marc Thomas Spahl (www.axel-springer-akademie.de) Sonderthemen: Astrid Gmeinski-Walter 2012 auch von seiner Landesregierung neu ausgehandelten Glücksspielstaatsvertrag stellte er jetzt ein verheerendes Zeugnis aus. Suchtkontrolle? Infeffektiv. Maßnahmen gegen den Schwarzmarkt? Mangelhaft. Der Jugend- und Spielerschutz? Unzureichend. Vor Ostern hat Peter Beuth der Ministerpräsidenten-Konferenz einen novellierten Glücksspielstaatsvertrag vorgelegt. Er sieht vor, dass die 2012 ausgehandelte Begrenzung für Sportwetten auf zwanzig Lizenzen abgeschafft wird. Das bestehende monatliche OnlineEinsatzlimit von tausend Euro soll durch ein Verlustlimit von tausend Euro ersetzt werden. Zudem soll eine Aufsichtsbehörde für das Glücksspiel errichtet werden, die unabhängiger von der Politik über die Vergabe von Lizenzen und Verbote entscheiden kann. Von der digitalen Wirtschaft wird dieser Vorstoß unterstützt. Verbraucher könnten nur dann wirksam geschützt werden, wenn das OnlineGlücksspiel legalisiert und die Anbieter einer staatlichen Kontrolle unterstellt würden, heißt es bei dem Branchenverband Bitkom. Den privaten LottoAnbietern dürfte der neue Gesetzentwurf jedoch nicht weit genug gehen. Sie klagen schon seit 2012 darüber, die Länder klammerten sich mit fragwürdigen Methoden immer noch an dem staatlichen Glücksspielmonopol fest. Es gibt Krach um gekürzte Provisionen und Lizenzvergaben, die sich, so der oft geäußerte Vorwurf, monatelang hinziehen und nicht transparent seien. Keine Frage: Die 6 aus 49, dieses Kleinod deutscher Spießbürgerlichkeit mit notariell beglaubigter TV-Ziehung und blonder Lottofee, hat seinen unschuldigen Charme verloren. Aber vielleicht war ein Hauptgewinn schon immer eher Fluch als Segen. Und niemand geringeres als Erwin Lindemann hat diese Botschaft schon 1976 propagiert. In dem bekannten Loriot-Sketch muss er seiner Freude über den Lottogewinn im Interview mit einem TV-Team so oft Nachdruck verleihen, dass aus der Lobeshymne eine Farce wird: „Ich heiße Erwin und bin Rentner. Und in 66 Jahren fahre ich nach Island, und da mache ich einen Gewinn von 500.000 Mark. Und im Herbst eröffnet dann der Papst mit meiner Tochter eine Herrenboutique in Wuppertal.“ Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes: Seite 1: Henning Kruse Deutschland: Marcus Heithecker Ausland: Dr. Sascha Lehnartz Forum: Andrea Seibel Wirtschaft/Finanzen: Olaf Gersemann Sport: Sven Flohr Internet: Henning Kruse Wissen: Dr. Norbert Lossau Kultur/ Lifestyle: Philipp Haibach Aus aller Welt: Wolfgang Scheida Alle: c/o WeltN24 GmbH, 10888 Berlin Hamburg: Claudia Sewig, Axel-SpringerPlatz 1, 20355 Hamburg Anzeigen: Stefan GmbH, 10888 Berlin Mölling, WeltN24 Zippert zappt D ie deutsche Gesellschaft wird immer älter, der Anteil der Hochbetagten wächst ständig. 1950 stellten die Uralten nur ein Prozent der Bevölkerung, heute sind es fast sechs Prozent. Der Anteil der 200-Jährigen ist bislang noch kaum messbar, aber in zwanzig Jahren wird Deutschland überwiegend von Hundertjährigen bewohnt. Man fragt sich, wie schaffen es eigentlich so viele Hundertjährige, sich in Deutschland anzusiedeln? Gleichzeitig nimmt die Zahl der jungen Menschen unter 20 stetig ab. Da ist es eigentlich gut, dass im Moment so viele junge Menschen aus dem Ausland zu uns kommen. Aber wie kann man Deutschland attraktiver machen? Sollte man die Rente ab 18 einführen? Das wäre sicher ein interessantes Modell, wenn man gleichzeitig eine neue Obergrenze festlegt. Ab 30 wird die Zahlung eingestellt und die alle müssen bis zum 90. Lebensjahr für die Uralten arbeiten. Oder man denkt komplett um. Heute finanzieren noch 2,5 Arbeitnehmer einen Rentner aber es wäre doch sehr viel sinnvoller, wenn in Zukunft 2,5 Rentner einen Arbeitnehmer finanzieren. LEUTE VON WELT DPA/ BRITTA PEDERSEN V on dieser Summe hätte Erwin Lindemann, der verschrobene Lottogewinner aus dem Loriot-Sketch, nicht einmal zu träumen gewagt: 76,8 Millionen hat ein Lottospieler aus dem Rheinland vor Ostern gewonnen - so viel wie noch nie in der deutschen Lottogeschichte. Der Mann hatte den Euro-Jackpot geknackt. Verleger Axel Springer (1985 †) MENSCHEN & MEDIEN 31 DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 PICTURE-ALLIANCE/ DPA/ HEINZ UNGER DIE WELT KOMPAKT Lena in Love Model Lena Gercke (28) ist mit dem Münchner Arzt-Sohn Kilian Müller-Wohlfahrt (35) zusammen. Dem Magazin „Gala“ bestätigte sie entsprechende Gerüchte, die es schon länger gab. „Ja, wir sind in einer Beziehung und ich bin sehr glücklich“, sagte sie der Zeitschrift. Seit dem vergangenen Sommer sei sie mit dem Sportmediziner Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt zusammen. „Die Beziehung ist uns beiden sehr wichtig. Wir sind uns sehr wichtig“, wird Lena zitiert. WeltN24 GmbH: Verlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar, Dr. Torsten Rossmann General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleiter: Stefan Mölling Nationale Vermarktung: Christoph Schmidt (Display), Peter M. Müller (Handel). Es gilt die Preisliste der WELT-Gruppe Nr. 94, gültig ab 1. Januar 2016. Alle Rechte vorbehalten. Die Rechte für die Nutzung von Artikeln für elektronische Pressespiegel erhalten Sie über die PMG Presse-Monitor GmbH, Tel.: 030/284930 oder www.presse-monitor.de. Verlag: WeltN24 GmbH Druck: Axel Springer SE, Berlin beide: 10888 Berlin, Axel-Springer-Straße 65. Tel.: 030/25910, © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung 20350. Der Preis für das Abonnement beträgt monatlich 18,90 € und kann zum Monatsende beendet werden. Abbestellungen müssen dem Verlag schriftlich sieben Tage vor Monatsende vorliegen. Rechtshinweis: Alle Inhalte (Text- und Bildmaterial) werden Internetnutzern ausschließlich zum privaten, eigenen Gebrauch zur Verfügung gestellt, jede darüberhinausgehende Nutzung ist unzulässig. Für die Inhalte fremder, verlinkter Internetangebote wird keine Verantwortung übernommen.Digitale Angebote erreichen Sie unter: Tel. +800 / 95 15 00 0 E-Mail: [email protected] WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa 32 PANORAMA DIE WELT KOMPAKT NACHRICHTEN Foto mit Entführer DEUTSCHLAND Schwimmbad: Tote identifiziert Angriff mit Elektroschockgerät Eine 64-jährige Frau ist in Lübeck-Travemünde von einem unbekannten Mann mit einem Elektroschockgerät angegriffen worden. Der Täter habe ihr das Gerät an die Hüfte gehalten und mehrfach ausgelöst, teilte die Polizei gestern mit. Die Frau hatte am Dienstagvormittag ihr Auto in der Travemünder Innenstadt abgestellt. Beim Aussteigen kam der etwa 30 bis 40 Jahre alte Mann auf sie zu, attackierte sie mit dem Elektroschockgerät und flüchtete. LOTTO Die Zahlen Lotto: 1- 5- 9- 13- 26- 41 Superzahl: 1 Spiel 77: 2863410 Super 6: 546979 (Alle Angaben ohne Gewähr) AFP/ GEORGE MICHAEL Hat er Angst oder freut er sich? Ein 26-jähriger Schotte setzte der Entführung der Egypt-Air-Maschine am Dienstag die Krone auf. Ein Mann hatte aus persönlichen Gründen das Flugzeug gekidnappt. Er trug einen Sprengstoffgürtel, der sich später als Attrappe herausstellte. Anstatt in Panik zu verfallen, posierte der Passagier Ben Innes erst einmal für ein Foto mit dem Entführer. Bei Twitter wurde es rasant verbreitet. SCREENSHOT DIE WELT Der Tod eines Mannes und zweier Jungen im privaten Schwimmbad einer Wohnanlage bei Köln ist weiter ungeklärt. Die Obduktion der am Dienstag entdeckten Leichen führte zunächst „nicht zur Klärung der Todesursachen“, wie die Staatsanwaltschaft Köln und die Polizei Bergheim am Mittwoch mitteilten. Derweil untersuchten Spezialisten weiter den Unglücksort in Bergheim-Ahe. Sie gingen unter anderem dem Verdacht auf einen Stromschlag nach. Laut Polizei sind die Toten 20, 13 und zwölf Jahre alt. Die Leichen waren Dienstag im Schwimmbad der Wohnanlage gefunden worden. Gourmet-Essen im Gefängnis Jakobsmuscheln und Entenbrust: Im Londoner „The Clink“ servieren und kochen Häftlinge M it Ledersesseln, Glastischen und gehobenen Preisen ist „The Clink“ auf den ersten Blick ein ganz gewöhnliches Londoner Restaurant. Auf der Karte stehen Jakobsmuscheln oder Entenbrust. Doch das Besteck ist aus Plastik und das Fenster gibt den Blick auf Stacheldraht frei. Um hier zu essen, müssen Gäste drei Sicherheitsschleusen passieren: „The Clink“ liegt im Gefängnis von Brixton, Dutzende Häftlinge servieren hier bis zu 120 Londonern täglich das Mittagessen. „Gefängnis ist die schlimmste Erfahrung meines Lebens“, sagt Matt, der seit neun Monaten als Lehrling in der Küche arbeitet. „Das hier hat mich gerettet, es hat mich vor dem Durchdrehen bewahrt.“ Vor der Haft hatte der 45-Jährige ein Bauunternehmen, hier bereitet er Entenbrust im Sesammantel mit Chinakohl zu, sein Gericht kommt später für umgerechnet 19 Euro auf den Tisch. Mit fünf anderen Häftlingen belegt er heute einen Meisterkurs bei Gilles Quillot, dem Chefkoch der französischen Botschaft in London. „Ich war ein bisschen nervös, in ein Gefängnis zu kommen, wie Sie sich vorstellen können“, sagt Quillot, während er einem Azubi die Zubereitung von weißem Spargel zeigt. „Doch ich muss sagen, die Jungs sind fantastisch. Ich habe schon einem oder zwei von ihnen einen Job angeboten!“ „The Clink“ – „Der Knast“ – wird von einer karitativen Organisation mit dem gleichen Namen betrieben, die Häftlinge auf das Leben nach der Entlas- ,, Das hier hat mich vor dem Durchdrehen bewahrt Matt, Lehrling Rostock 9 Frankfurt 18 8 17 8 12 4 Nürnberg 18 Friedrichshafen 20 5 12 3 Dresden 15 3 4 4 15 Samstag Norden 4 14 Mitte 6 17 Süden 4 18 Norden 7 17 Mitte 8 19 Süden 5 19 Sonntag Stuttgart 5 20 9 3 13 Berlin Hannover 10 4 Saarbrücken 11 3 Süden Düsseldorf Leipzig 10 3 Kassel 10 5 4 Mitte Hamburg 4 11 10 5 4 Münster Köln Norden 4 10 4 11 3 11 3 München 23 9 Status: In einer Beziehung mit Europa. * Ausgewählte Flüge, Buchung LH.com, Reisen: April 2016 bis August 2016, begrenztes Sitzplatzangebot. 6 Kiel 7 Bremen -9 bis -5 7 Dublin 11 12 London Kopenhagen 7 6 10 13 10 Bordeaux Dublin Hin & Zurück ab * Lissabon 15 Economy Light Tarif Malaga 26 Algier 20 22 T 23 Palma Hoch/Tief Warmfront Kaltfront 5 Kiew Wien 22 21 14 Budapest Zagreb 20 17 15 Rom 21 9 14 Istanbul 21 15 31 Las Palmas H Nizza Moskau Warschau 18 Zürich Madrid Barcelona 12 21 Riga 13 Berlin Brüssel Paris 9 119€ 6 6 Stockholm St. Petersburg Oslo 4 Der Nachschub an Regen oder Sprühregen lässt an und in den Mittelgebirgen so schnell nicht nach. Später steigt die Wahrscheinlichkeit für Regenschauer und Gewitter auch im Südwesten und am Main an. Die Temperaturen erreichen 7 bis 20 Grad. 4 Helsinki Reykjavik Teils Regen, teils wechselnd bewölkt Freitag Großbritannien, Inspektoren kritisieren den veralteten Zustand und die beengten Unterkünfte. Die rund 800 Insassen gelten als wenig gefährlich, im Rahmen ihrer Resozialisierung arbeiten manche von ihnen tagsüber als Freigänger. Anstaltsleiter Giles Mason lobt das Restaurant. Es sei „ein richtig gutes Beispiel für unsere Arbeit hier in Brixton“. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass bei der Sicherheit keine Kompromisse eingegangen werden. Die Küchenmesser sind nummeriert, jede Nutzung wird genau dokumentiert. Jamie ist eigentlich Dachdecker, verbrachte die vergangenen zehn Jahren jedoch in 17 verschiedenen Haftanstalten. Das Kellnern stärke sein Selbstvertrauen, sagt er: „Ich habe mir eine zweite Chance gegeben.“ sung vorbereitet. Sie hat inzwischen vier solcher Restaurants. Die Rückfallquote ihrer Absolventen, so sagt die Organisation, liege bei nur 13 Prozent – statt der sonst üblichen 50 Prozent. Vielen Azubis hilft das Programm aber auch schlicht dabei, die Haft zu überstehen: Die 1819 erbaute Vollzugsanstalt Brixton ist eine der ältesten in ANZEIGE DEUTSCHLAND HEUTE Emden DONNERSTAG, 31. MÄRZ 2016 17 Tunis Okklusion 18 Athen Warmluft Kaltluft WELTWETTER -4 bis 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 31 bis 35 über 35 Amsterdam Antalya Barcelona Buenos Aires Djerba Genf Hongkong Innsbruck 11° bedeckt 22° heiter 21° wolkig 31° heiter 32° wolkig 15° Regen 26° wolkig 20° wolkig © Alle Rechte vorbehalten - Axel Springer SE, Berlin - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.axelspringer-syndication.de/lizenzierung Kairo Kapstadt Kreta Los Angeles Mailand Malta Miami New York 26° sonnig 20° wolkig 20° heiter 17° wolkig 17° wolkig 23° heiter 31° Schauer 19° wolkig Palermo 28° sonnig Peking 28° wolkig Prag 18° Schauer Rio de Janeiro 31° Gewitter Salzburg 22° wolkig Sydney 25° sonnig Tel Aviv 24° sonnig Tokio 16° wolkig WELT KOMPAKT -2016-03-31-sil-16 9fc15d6087a379aa66f7660e1a0728fa