Pia 02/2006 - Das Pius

Transcription

Pia 02/2006 - Das Pius
DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg
pius
A K T U E L L
Seite 4
Thema
Erb gut!
Seite 10
Wohl-Fühl-Leistungen
Seite 20
Pflege-Experten
2. 2006
Liebe Leserinnen
und Leser,
es ist schon faszinierend … Wenn
ich mich im Spiegel betrachte, erkenne ich in mir zugleich teilweise
meine Mutter und meinen Vater.
Sicher kennen Sie das auch: Die Augen haben Sie
von Ihrem Vater, die Lippen von der Mutter, die
Ohren oder die Füße sind eine gelungene Mischung von beiden.
Aber es ist nicht nur das Äußere. Ich lache
manchmal wie meine Mutter – und prompt sagt
mein Mann dann „wie Deine Mutter“ … Oder
ich erwische mich dabei, dass ich den gleichen
zweifelnden Gesichtsausdruck aufsetze, wie ich
ihn von meinem Vater kenne.
Nicht immer sind wir froh über die Eigenschaften,
die wir geerbt haben. Aber irgendwie machen sie
uns doch meistens stolz; insbesondere, je älter
man wird. Die Natur hat es offensichtlich so eingerichtet, dass wir uns zugehörig fühlen, wenn
wir uns im Anderen wieder erkennen.
„Erb gut!“ heißt unsere Titelgeschichte diesmal.
Wir möchten Ihnen damit einen kleinen Einblick
geben, wie Vererbung eigentlich funktioniert, und
was wir mit dem Wissen darum in der Medizin
anfangen können.
Außerdem haben wir weitere interessante Informationen für Sie: Über die Geburtsstunde der
Pflege zum Beispiel oder über Service-Leistungen,
die wir Ihnen im Pius-Hospital als zusätzlichen
Komfort anbieten.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und
einen warmen, sonnigen Sommer
Ihre
IMPRESSUM
Angelika Fricke
Auf einen Blick
4 Erb gut!
8 Historie
10 Wohl-Fühl-Leistungen
11 Sommerzeit: Sonnenzeit
12 Abteilungen stellen sich vor
14 Pius intern:
Uneingeschränkt leben
Schnelles Schmerzmittel
Uni und Pius typisieren
Stammzellen
QM Konzert
Zahl der NetzhautOperationen steigt
Klassentreffen
Europäisches Lehrkrankenhaus Oldenburg
19 Kurz notiert
20 Pflege-Experten
22 Kunst und Kultur
22 Neues aus der Pius-Bücherei
24 Denkanstöße
HERAUSGEBER
Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.)
Georgstraße 12
26121 Oldenburg
KONTAKT
[email protected]
www.pius-hospital.de
CHEFREDAKTION
Isabelle Yeginer
REDAKTION
Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink,
Michael Dernoscheck
FOTOS
Robert Geipel,
Florence Nightingale Museum Trust
BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG
Schwanke/Raasch graphik design, Hannover
Rudolf Schwanke, Michael Dernoscheck
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GESPRÄCHSTHEMA
gleichen Teilen auf die beiden neuen Zellen
verteilt. Jede Körperzelle enthält also exakt
dieselben Erbinformationen wie alle anderen auch.
❚ Anders ist dies bei der geschlechtlichen
Vermehrung: Die männliche und die weibliche Keimzelle (Spermien bzw. Eizelle)
enthalten jeweils nur einen einfachen Chromosomensatz, also 23 Chromosomen, die
bei der Befruchtung zusammengefasst werden. Dadurch erhalten die Nachkommen
eine vollkommen neue, individuelle Kombination von Genen.
Und das genau macht die Vererbung so
spannend. Denn obwohl wir vieles wissen,
ist es nicht möglich, die Kombination vorherzusagen, die das Erbgut eines neu entstehenden Menschen bestimmt. Dunkelhaarige Eltern können plötzlich blonde,
blauäugige Kinder zur Welt bringen.
Längst vergessene Eigenschaften der Großeltern oder Urgroßeltern können bei den
Enkeln oder Urenkeln wieder „durchschlagen“. Der Grund dafür liegt in den Gesetzen der Vererbung, die schon der Augustinerpater Mendel formuliert hat.
Seit Jahrhunderten sind Forscher fasziniert vom Phänomen der
Vererbung. Erst vor wenigen Jahren glaubten sie, das Geheimnis
endgültig entschlüsselt zu haben. Doch trotz aller Fortschritte sind wir
in Wirklichkeit immer noch weit davon entfernt.
ERBgut!
d
ie Hoffnung hatte einen Namen: HUGO. Das steht für „Human Genom Organisation“ und damit für das bisher
wohl ehrgeizigste Projekt in der Genforschung. Wissenschaftler aus aller Welt arbeiteten jahrelang Hand in Hand und am
Ende hatten sie ihr Ziel erreicht. Der genetische Code des Menschen war geknackt,
das menschliche Genom entschlüsselt.
Doch statt der erhofften Lösungen brachte
dies vor allem jede Menge neuer Fragen. Inzwischen steht es fest, dass nicht die Gene
allein ausschlaggebend für die Ausprägung
von Erbanlagen sind. Offensichtlich bestimmen weitere biochemische Substanzen
im Umfeld der DNA, welche Gene aktiviert
werden und welche nicht, und welche besonders hervorgehoben werden oder nur
eine untergeordnete Rolle spielen. Diese
Substanzen sind im Gegensatz zu den Genen veränderlich und reagieren anscheinend zum Beispiel auf Umwelteinflüsse
und Erfahrungen, die der Mensch im Laufe seines Lebens insbesondere vor und in
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der Pubertät macht. Unter dem Stichwort
„Epigenetik“ geht die Forschung also weltweit weiter. Die Entschlüsselung des Genoms war ein wichtiger, aber nicht der entscheidende Schritt, um das Geheimnis des
Lebens zu ergründen.
Erkenntnisse aus 140 Jahren
Vererbungsforschung
Was die Genom-Forscher geleistet haben, ist
trotzdem enorm. Sie haben rund 3 Milliarden chemische Bausteine in Buchstaben
übersetzt, sie in die richtige Reihenfolge gebracht und ihre Bedeutung entziffert. Dabei
konnten sie auf die Forschungsergebnisse
von Fachkollegen aus mehreren Jahrhunderten zurückgreifen. Bereits 1865 hatte beispielsweise der Augustinerpater Gregor Johann Mendel nach Züchtungsexperimenten
mit Erbsenpflanzen erste Vererbungsgesetze formuliert und damit die Grundlagen für
die moderne Genetik geschaffen.
Ohne die Struktur von Erbanlagen in einer
Zelle je gesehen zu haben, stellte Mendel
bereits die These auf, dass Erbanlagen immer doppelt vorhanden sein müssten. Sie
werden von jedem Elternteil jeweils einmal
weitergegeben.
Er hatte Recht. Gut 140 Jahre nach Mendel
können Biologen heute die Struktur der
Vererbung bis auf Molekular-Ebene darstellen. Vereinfacht zusammengefasst hier
die wichtigsten Fakten:
❚ Der menschliche Körper besteht aus
rund 100 Billionen Zellen (das ist eine 1 mit
14 Nullen).
❚ Jede einzelne Zelle enthält in ihrem Kern
den vollständigen genetischen Code, also
alle Erbanlagen.
❚ Träger der Erbanlagen sind zum größten
Teil die so genannten Chromosomen (ein
ganz kleiner Teil schwimmt in Form von
DNA-Ringen frei im Zellplasma).
❚ Jedes Lebewesen hat eine bestimmte Anzahl von Chromosomen, das Meerschweinchen z.B. 16, die Weinbergschnecke 54
und der Karpfen 104.
❚ Der Mensch hat 46 Chromosomen, die
Blaue oder braune Augen?
paarweise in den Körperzellen auftreten.
Von jedem Chromosomenpaar stammt ein
Teil vom Vater, ein Teil von der Mutter.
❚ In den Chromosomen sind jeweils Erbinformationen für einen bestimmten Bereich enthalten.
❚ Diese Erbinformationen liegen in chemischer Form vor, nämlich als so genannte
Desoxyribonukleinsäure – kurz DNA.
❚ Entsprechend der Zahl der Chromosomen sind in jedem Zellkern also 46 so genannte DNA-Abschnitte vorhanden. Aneinandergelegt würden die DNA-Abschnitte einer einzigen Zelle eine Länge von 2 bis
3 Metern ergeben.
❚ Insgesamt enthält die Erbinformation des
Menschen etwa 3 Milliarden Buchstaben,
die sich zu etwa 30.000 bis 40.000 Genen
zusammensetzen.
❚ Diese Gene sind, wie bereits erwähnt, auf
46 Chromosomen verteilt.
❚ Wachstum innerhalb des Körpers geschieht durch Zellteilung. Dabei verdoppeln sich die Chromosomen und werden zu
Jedes Kind erhält von seinen Eltern für die
genetisch bedingten Eigenschaften zwei
Erbanlagen. Zum Beispiel die Anlage für
blaue Augen vom Vater (der nicht zwingend selbst blaue Augen haben muss) und
die für braune Augen von der Mutter (die
selbst auch braune Augen hat). In der Regel setzt sich eine der beiden Erbanlagen
durch. Sie wird als die „dominante“ Erbanlage bezeichnet. Die andere wird „rezessiv“
genannt. In der Frage der Augenfarbe ist
Braun dominant, Blau hingegen rezessiv.
Das dominante Gen bestimmt
die Erscheinung, das rezessive
bleibt als Variante für
die Nachkommen erhalten
Ein rezessives Gen setzt sich nur dann
durch, wenn es sowohl im Chromosomensatz des Vaters als auch im Chromosomensatz der Mutter vorhanden ist. Blaue Augen
hat also nur, wer von beiden Eltern die Anlage dafür geerbt hat. Einem Menschen mit
braunen Augen hingegen sieht man die
Erbanlagen nicht so ohne weiteres an: Er
kann von beiden Eltern die Anlage für
braune Augen geerbt haben. Genauso gut
kann er aber auch ein blaues Gen und ein
braunes Gen in sich tragen. Das Braun hat
sich in seinem Erscheinungsbild, weil es dominant ist, durchgesetzt. An seine Kinder
kann er aber mit gleich großer Wahrscheinlichkeit das blaue Gen vererben.
In Wirklichkeit funktioniert die Vererbung
der Augenfarbe etwas komplizierter als
hier dargestellt. Nach neuen Erkenntnissen
sind nämlich mindestens drei Gene daran
beteiligt. Doch das Prinzip der rezessiv-dominanten Vererbung gilt auch bei drei beteiligten Genen.
Gleichstarke Gene
Neben der rezessiv-dominanten Vererbung
kommt es manchmal auch zu einer „intermediären“ Vererbung. Wenn zwei Gene
aufeinander treffen, die gleichermaßen dominant sind – man nennt das ko-dominant
– setzen sie sich beide durch und es entsteht
eine Mischung.
Ein interessantes Beispiel ist in diesem Zusammenhang die Vererbung der Blutgruppe, bei der beide Prinzipien zur Geltung
kommen. Die Blutgruppen A und B sind
beide dominant gegenüber der Gruppe 0.
Untereinander jedoch sind A und B ko-dominant. Wer vom einen Elternteil Merkmale der Gruppe A bekommt und vom anderen Merkmale der Gruppe B, entwickelt
selbst die Blutgruppe AB. Erbt er jedoch
von der einen Seite 0 und von der anderen
Seite zum Beispiel B, setzt das dominante B
sich komplett durch. Auch sichtbare Merkmale werden zum Teil intermediär vererbt,
zum Beispiel die Form der Nasenlöcher
oder der Ohren, die bei den meisten Menschen eine gelungene Mischung aus Vater
und Mutter darstellen.
Kurz, es ist spannend, macht Spaß und
führt manchmal zu überraschenden Erkenntnissen, wenn man sich mit dem Phänomen der Vererbung auseinandersetzt.
HUGOs Hoffnung
Genforschung soll Krankheiten
an der Wurzel packen
Aber natürlich ist dies alles nicht der
Grund, warum die besten Wissenschaftler
aus aller Welt sich für das menschliche Genom und die epigenetischen Faktoren interessieren. HUGO trat seinerzeit mit dem
Ziel an, die moderne Medizin zu revolutionieren. Wenn das menschliche Genom ent-
Mit Hilfe der Gen-Forschung, so hoffen Mediziner
und vor allem Patienten in aller Welt, können
Krankheitsauslöser einwandfrei lokalisiert und
ausgeschaltet werden.
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GESPRÄCHSTHEMA
schlüsselt sei, so hofften Wissenschaftler
und Geldgeber gleichermaßen, würde es
endlich möglich sein, Krankheiten wie
Krebs, Diabetes oder Alzheimer an der
Wurzel zu behandeln, vielleicht sogar, bevor sie überhaupt entstehen.
Gut 30.000 Krankheiten können nach dem
heutigen Stand der Medizin diagnostiziert
werden. Ungeachtet aller Fortschritte können Ärzte aber nur ein knappes Drittel dieser Krankheiten tatsächlich heilen. Bei den
übrigen 20.000 Krankheiten ist es bestenfalls möglich, die Symptome erfolgreich zu
behandeln. Mit Hilfe der Gen-Forschung,
so hoffen Mediziner und vor allem Patienten in aller Welt, können Krankheitsauslöser einwandfrei lokalisiert und ausgeschaltet werden.
Erbkrankheiten – Ergebnisse
einer gnadenlosen Gen-Lotterie
Tatsächlich gibt es in diesem Zusammenhang bereits bemerkenswerte Teilerfolge:
Die Mukoviszidose zum Beispiel gehört zu
den am häufigsten auftretenden schweren
Erbkrankheiten in den westlichen Industrienationen. Bei dieser Krankheit ist von
Geburt an der Chloridaustausch und damit
der Wasser- und Salzaustausch im Zellstoffwechsel gestört. Schon im jüngsten
Kindesalter entwickelt sich daher zäher
dicker Schleim in der Lunge, den Verdauungs- und Geschlechtsorganen. Mukoviszidose-Patienten leiden vor allem unter wiederkehrender, oft lebensbedrohlicher Verengung der Atemwege. Vor 50 Jahren noch
war die Mukoviszidose ein fast sicheres Todesurteil für Säuglinge und Kleinkinder.
Heute liegt die Lebenserwartung bei über
40 Jahren. Aber immer noch sterben die
meisten schließlich an den Folgen dieser
Krankheit, die sie einer gnadenlosen GenLotterie verdanken. Denn die Mukoviszidose wird rezessiv vererbt. Ungefähr fünf
Prozent aller aus Europa stammenden
Menschen tragen die Anlagen dafür in sich,
oft ohne es zu wissen, und geben sie möglicherweise an ihre Kinder oder Kindeskinder weiter. Nur wer von beiden Eltern das
mutierte Gen erbt, erkrankt an Mukoviszidose. Dies ist bei einem von etwa 2.500
Kindern der Fall. Allein in Deutschland leben zur Zeit rund 8.000 Mukoviszidose-Patienten. In den USA mehr als 30.000.
Ursache für Mukoviszidose liegt
auf dem siebten Chromosom
Die Genforschung ist inzwischen so weit,
dass sie die Ursache für Mukoviszidose eindeutig benennen kann. Sie liegt auf einem
Gen im siebten Chromosom, das, wenn es
richtig funktioniert, dafür zuständig ist,
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dass der Körper ein bestimmtes Protein mit
dem Namen CFTR herstellt. CFTR fördert
den Chloridtransport zwischen dem Zellinneren und dem Zelläußeren. Durch eine
Mutation fehlt im Mukoviszidose-Gen jedoch die Information für eine einzige Aminosäure.
Viren als „Taxi“
für gesunde Gene
Und genau hier setzen die Experimente an,
auf die Genom-Forscher die Zukunft der
Medizin aufbauen wollen. Es ist bereits gelungen, das gesunde Gen zu isolieren. Nun
muss es nur noch in die Zellen eines Mukoviszidose-Patienten geschleust werden.
Dabei wollen sich die Wissenschaftler die
Eigenschaften eines anderen Krankheitserregers zunutze machen. Ausgewählte Viren, so genannte Adenoviren, sollen mit
dem gesunden Gen ausgestattet und als
„Taxi“ in den Körper des Erkrankten benutzt werden. In der Natur lösen Viren dadurch Krankheiten aus, dass sie ihr Erbgut
in Körperzellen eines Wirtes, beispielsweise eines Menschen, einbringen und mit ihrer Hilfe vielfach kopieren. In der Gen-Therapie, zum Beispiel eben bei Mukoviszido-
se, soll diese Eigenschaft nun dazu benutzt
werden, das gesunde Gen (in diesem Fall
für die CFTR-Herstellung) vielfach zu kopieren und auf diese Weise die Krankheit in
den Griff zu bekommen. Adenoviren sind
relativ stabil und lösen beim Menschen
meist nur leichte Krankheitssymptome aus.
Deshalb bieten sie sich besonders für den
Gen-Transport an.
Bei einer anderen Erbkrankheit, nämlich
der Duchenne-Muskeldystrophie, ist ein
solches Taxi-Experiment im Tierversuch
bereits erfolgreich gelungen. Bei dieser
Erbkrankheit, die durch fortschreitenden
Muskelschwund gekennzeichnet ist, wird
das für den Muskelaufbau notwendige Eiweiß Dystrophin nicht in ausreichendem
Maße hergestellt. Schuld daran ist ein Defekt auf dem kurzen Arm des X-Chromosoms. Im Tierversuch konnte die Information zur Herstellung von Dystrophin
nachträglich in den Körper geschleust und
die Bildung dieses Eiweißes so stabilisiert
werden.
Die Ursachen von Mukoviszidose und
Muskeldystrophie sowie vielen weiteren
Erbkrankheiten liegen tatsächlich an der
Mutation jeweils eines einzigen Gens. Sie
Ein Gen-Test kann zweifelsfrei klären, ob eine Frau
das Brustkrebsgen geerbt hat oder nicht.
werden deshalb als monogenetische Erbkrankheiten bezeichnet. Sie werden
manchmal dominant, meistens jedoch rezessiv von den Eltern an die Nachkommen
vererbt, setzen sich also nur durch, wenn
beide Eltern das mutierte Gen in sich tragen und weitergeben. Ist dies der Fall,
bricht die Krankheit mit absoluter Sicherheit aus. Oft bereits im Kindesalter. Je nach
Krankheit manchmal jedoch auch erst in
späteren Lebensjahrzehnten.
Die großen Volkskrankheiten wie Krebs,
Herz-Kreislauf-Störungen, Allergien oder
Diabetes gehören nicht zu den Erbkrankheiten. Dennoch ist die Gen-Forschung
auch hier aktiv. Schon seit vielen Jahren
steht fest, dass diese Krankheiten manchmal familiär gehäuft auftreten. Inzwischen
häufen sich die Anzeichen, dass zumindest
die Anfälligkeit für diese Krankheiten teilweise genetisch bedingt ist.
Übergewicht durch Vererbung?
So meldete ein internationales ForscherTeam erst in diesem Frühjahr die Entdeckung eines veränderten Gens mit der
Bezeichnung rs7566605, das gehäuft bei
übergewichtigen Menschen auftritt. Damit
sind jetzt bereits mehrere Gene bekannt,
die das Gewicht beeinflussen und so das Risiko für Folgeerkrankungen, z.B. Gefäßverengungen, Herzinfarkt und Schlaganfall
oder auch Diabetes II erhöhen.
Ob eine Person langsam oder schnell zunimmt, wird jedoch maximal zu 50 Prozent
von den Genen bestimmt. Dies liefert eine
einleuchtende Erklärung dafür, dass es
manchen Menschen schwerer fällt als anderen, ein gesundes Gewicht zu halten. Ob
sie aber tatsächlich krankhaftes Übergewicht entwickeln, wird letztendlich durch
das Essverhalten und mangelnde Bewegung bestimmt. Im Gegensatz zu den echten Erbkrankheiten ist es bei ererbter Disposition durchaus möglich, sich durch vernünftiges Verhalten gegen die Gene durchzusetzen.
Genetische Disposition für
Neurodermitis und Asthma
Dies gilt zum Beispiel auch für Allergiker.
Neurodermitis, Asthma und andere allergische Krankheiten sind Reaktionen auf Umwelteinflüsse. Auslöser können verschiedene Allergene, mechanische Reize, bestimmte Nahrungsmittel und häufig auch psychischer Stress sein. Außerdem gibt es eine genetische Disposition für Allergien. Kinder
von betroffenen Eltern haben ein dreifach
höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken.
Zur Prophylaxe raten Mediziner und
Selbsthilfegruppen deshalb, Neugeborene
konsequent mindestens sechs Monate lang
zu stillen und kein fremdes Eiweiß (z.B.
Kuhmilch) zuzufüttern. Auch wer bereits
an einer Allergie leidet, kann einiges tun,
um sie in Grenzen zu halten. In erster Linie
sollte er alle Allergie-Auslöser so weit wie
möglich meiden. Außerdem gilt Zigarettenrauch als wichtiger Allergie-Faktor. Ein
Haushalt mit Allergikern sollte deshalb
möglichst rauchfrei sein.
Familiär gehäuft auftretender
Krebs liegt oft am Lebensstil
Auch viele Krebserkrankungen treten mit
einer auffallenden familiären Häufung auf.
Wissenschaftler gehen aber heute davon
aus, dass dies vor allem auf den in den betroffenen Familien vorherrschenden Lebensstil beziehungsweise auf gemeinsam
erlebte Umwelteinflüsse zurückzuführen
ist. Rauchen, mangelnde Bewegung, ungesunde Ernährung, aber auch bestimmte
Schadstoffe im Wohn- und Lebensumfeld
können krebsauslösend sein.
Einige seltene Krebsarten aber sind tatsächlich genetisch bedingt. So ist ein Defekt im
fünften Chromosom für die so genannte Familiäre Adenomatöse Polyposis (FAP) verantwortlich, bei der gehäuft gutartige Polypen im Dickdarm entstehen, die jedoch unbehandelt später zu Dickdarmkrebs entarten. Dieser Gendefekt wird dominant vererbt. Wer also von nur einem Elternteil das
defekte Gen mitbekommt, erkrankt daran.
Zur Prophylaxe raten Ärzte, die von Polypen befallene Darmregion zu entfernen.
Brustkrebs-Gene BRCA I
und BRCA II
Auch Brustkrebs kann erblich sein. Inzwischen konnten zwei Gene eindeutig identifiziert werden, die das Brustkrebsrisiko erheblich erhöhen: Rund 80 Prozent aller
Frauen mit einem veränderten Gen BRCA
I oder BRCA II entwickeln im Laufe ihres
Lebens tatsächlich Brustkrebs. Neuen Erkenntnissen zufolge haben sie außerdem
ein deutlich erhöhtes Risiko, an Eierstockkrebs oder an Bauchspeicheldrüsenkrebs
zu erkranken.
Ein Gen-Test kann zweifelsfrei klären, ob
eine Frau das Brustkrebsgen geerbt hat
oder nicht. Dasselbe gilt übrigens auch für
das FAP-Gen. Wer einen solchen Test in
Erwägung zieht, muss sich jedoch zuvor
gründlich beraten lassen, so sehen es die offiziellen Richtlinien vor. Ärzte, Ethiker und
Psychologen warnen zum Beispiel deshalb
vor einer „allzu sorglosen Bereitschaft“
zum Gen-Test, weil Diskriminierungen am
Arbeitsplatz oder bei der sozialen Absicherung daraus folgen könnten, und weil das
Wissen um das eigene Risiko möglicherweise zu einer unerträglichen psychischen
Belastung werden kann. „Es gibt ein Recht
auf Nicht-Wissen“, betonen sie.
Mit der Klarheit, die ein Gen-Test schafft,
können die Betroffenen nämlich in Wirklichkeit nicht viel anfangen. Die GenomForschung ist noch weit davon entfernt, einen entdeckten Gen-Defekt auch reparieren zu können. Es bleibt also nur die intensive Nutzung von Früherkennungsmaßnahmen. Und die werden bei familiärer
Häufung bestimmter Krebsarten auch ohne
Gen-Test empfohlen und meistens auch
von den Krankenkassen bezahlt.
DNA-kompakt
❚ Die DNA besteht aus Phosphorsäure, aus
Zucker und aus vier verschiedenen organischen Basen nämlich Adenin (A), Thymin (T),
Guanin (G) und Cytosin (C).
❚ Die Anordnung der vier Basen auf der DNA
bildet den Buchstabencode für unsere Gene.
❚ Sie müssen in der Kombination von jeweils
drei Buchstaben gelesen werden.
❚ Man kann sich vorstellen, dass diese drei
Buchstaben ein Wort bilden. Als Gen könnte
man dann eine jeweilige Folge dieser Worte
bezeichnen, die zusammengefasst einen
sinnvollen Satz ergeben.
❚ Ein kleines Gen besteht aus etwa 500
Buchstaben, ein großes kann aus mehreren
Hunderttausend Buchstaben bestehen.
❚ Dieser Buchstabencode ist für alle Lebewesen allgemeingültig. Er gilt für Hefepilze
ebenso wie für Bakterien und Menschen.
Der Unterschied liegt in der Zusammensetzung der Gene.
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HISTORIE
LiCHT
ins Dunkel
Vor 150 Jahren endete der Krimkrieg (1853 – 1856),
in dem Türken, Franzosen und Engländer Seite an
Seite gegen Russland um den Zugang zum Schwarzen
Meer kämpften. Durch ihren beherzten Einsatz
für verwundete Soldaten wurde die Britische
Krankenschwester Florence Nightingale
weltberühmt. Ihre medizinischen und pädagogischen
Grundsätze haben noch heute Gültigkeit
in der modernen Krankenpflege.
Portraitaufnahme
von Florence Nightingale
am 18. Juli 1861
Claydon House 1886: Florence Nightingale mit Sir Harry Verney
und Miss Crossland in einer Gruppe von Krankenschwestern
1820 gab es noch keine Klatschpresse wie
im heutigen Ausmaß. Ansonsten hätten
Paparazzi sicher den Lebensweg der kleinen Florence Nightingale vom ersten
Atemzug an begleitet. Benannt nach ihrer
Geburtsstadt – Florenz – wuchs sie auf
dem britischen Landsitz ihrer Eltern in
Lea Hurst nahe der englischen Stadt Derby auf. Von Privatlehrern und ihrem Vater unterrichtet, lernte die junge Lady
fünf Fremdsprachen, Geschichte und Philosophie, Zeichnen und Musik und wurde
im Alter von 17 Jahren auf einer Reise
nach Frankreich, Italien und in die
Schweiz in die Society eingeführt.
Beruf ohne Ansehen
Insbesondere Florences Mutter träumte
für ihre Tochter von einer glänzenden gesellschaftlichen Partie. Doch das Mädchen durchkreuzte alle Pläne, lehnte einen viel versprechenden Heiratsantrag ab
und entschloss sich, Krankenschwester
zu werden. Ein Beruf, der damals alles andere als angesehen war: Das Zeitalter der
Industrialisierung hatte gerade seinen
Höhepunkt erreicht, die Schere zwischen
Arm und Reich klaffte weit auseinander
und das Gesundheits- und Sozialsystem
war in England desolat. Nur arme Frauen
waren bereit, unter solchen Umständen
als Pflegerinnen zu arbeiten. Selbstverständlich erhielten sie keinerlei Ausbildung und so wenig Lohn für ihren Einsatz, dass viele nebenbei als Prostituierte
arbeiten mussten.
Florence Nightingale erkannte die Missstände und suchte nach Lösungen. Dabei
stieß sie auf ein Beispiel aus Deutschland:
Im rheinischen Kaiserswerth hatte der
Theologe Theodor Fliedner einige Jahre
zuvor ein Krankenhaus gegründet, das
ausdrücklich als „Bildungsanstalt für
evangelische Pflegerinnen“ dienen sollte.
Im Schutz einer ordensähnlichen Struktur wurden hier Frauen gezielt zur Krankenpflege ausgebildet und durch Unterricht so qualifiziert, dass sie Kranke
ganzheitlich im Blick auf Körper, Geist
und Seele betreuen konnten.
Ganzheitliche Ausbildung
in Deutschland
1849 trat Florence Nightingale als freiwillige Krankenpflegerin in die Fliednerschen Anstalten ein. Sie lernte die Ausbildung und die Organisation der Anstalt
vor Ort in Kaiserswerth kennen und übernahm nach ihrer Rückkehr 1853 die Leitung eines heruntergewirtschafteten Londoner Sanatoriums für kranke Gouver-
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nanten. Es war dasselbe Jahr, in dem der
Krimkrieg ausbrach. Florence Nightingale war 33 Jahre alt.
Obwohl Tausende von Kilometern entfernt, war der Krimkrieg in London tägliches Gesprächsthema. Schließlich kämpften 26.000 britische Soldaten dort gegen
eine bestens ausgestattete russische Armee. Die Lage an der Front, so hörte man,
war katastrophal. Verwundete Soldaten
starben zu Hunderten – mehr an Hunger
und Krankheit als durch Kugeln und Säbel, wie es hieß. Die Londoner Gesellschaft verfolgte die Entwicklung auf der
Krim voller Spannung und Mitgefühl.
Doch das war Florence Nightingale nicht
genug. Sie schritt zur Tat und organisierte die erste groß angelegte Hilfsaktion der
Geschichte. Sie sammelte medizinische
Gerätschaften und Medikamente, gewann 38 gleichgesinnte Krankenschwestern für ihre Idee und erreichte im November 1854 das Lazarett Skutari am
Schwarzen Meer, wo über 5.000 verwundete Soldaten unter unhaltbaren hygienischen Umständen dahinsiechten.
Die Lady mit der Lampe
In mühevollen Verhandlungen mit der
britischen Heeresführung setzte Florence
Nightingale nach und nach durch, dass
Verbände ausgekocht und die Bettwäsche
regelmäßig gewechselt wurde. Sie sorgte
dafür, dass sanitäre Anlagen gebaut wurden, bekämpfte erfolgreich Ungeziefer
und eine Cholera-Epidemie, erstritt für
ihre Patienten eine angemessene und gesunde Nahrungsration. Oft nahmen die
Verhandlungen mit der Heeresführung so
viel Zeit in Anspruch, dass sie erst in der
Dunkelheit dazu kam, nach ihren Schützlingen zu sehen. So ging sie jeden Abend
mit einer Petroleum-Lampe von Bett zu
Bett und überzeugte sich persönlich, dass
jeder gut versorgt war. Die verwundeten
Soldaten nannten sie zärtlich „Die Lady
mit der Lampe“ und verehrten sie wie eine Heilige.
Tatsächlich brachte Florence Nightingale
mit ihrem Wirken dauerhaft Licht in das
Dunkel der Gesundheitsversorgung.
Nach dem von ihr geschaffenen Vorbild
gründete Henri Dunant zwei Jahrzehnte
später das Rote Kreuz. Sie selbst nutzte
ihre Popularität, um eine fundierte Krankenpflege-Ausbildung in England zu etablieren. Ihr Engagement führte dazu, dass
der Beruf weltweit eine Aufwertung erfuhr und noch heute hohes soziales Ansehen genießt.
Farblithografie 1855:
Das berühmte Militärhospital in Skutari
Nightingalesches System
Als Florence Nightingale von der Krim zurückkehrte, war sie eine berühmte Frau. Königin
Victoria persönlich empfing die willensstarke
Krankenschwester in ihrem Palast. Dank
großzügiger Geldspenden konnte Florence
Nightingale eine Stiftung gründen und ihre
Arbeit fortsetzen. 1860 eröffnete sie am St.Thomas-Hospital in London die erste Krankenpflegeschule, ein Jahr später eine Hebammenschule am Kings College Hospital.
Das „Nightingalesche Ausbildungssystem“ bildet heute noch die Grundlagen der modernen
Krankenpflegeausbildung. Sie bestand darauf,
dass Krankenpflege nicht nur ein Beruf zum
Geldverdienen sein darf und forderte von ihren
Schützlingen auch Liebe und Engagement für
den Nächsten ein. Andererseits erkannte sie
aber, dass Menschen, die Existenzsorgen haben, diese geforderten Werte nur mit Mühe
leben können.
Deshalb bezahlte die Nightingale-Stiftung
ihren Pflege-Schülerinnen Unterkunft, Dienstkleidung und Essen sowie zusätzlich ein
Taschengeld. Sie unterband, dass Schülerinnen
als billige Aushilfskräfte in den Krankenhäusern ausgenutzt wurden und setzte den
Schwerpunkt auf eine Ausbildung, die fachlich
fundiert von Ärzten und Pflege-Experten gehalten wurde.
Einzelheiten zum „Nightingaleschen System“
sind in dem Buch „Notes on Nursing“ veröffentlicht, das bis heute als Standardwerk gilt.
Die Bilder sind vom Florence Nightingale
Museum in London zur Verfügung
gestellt worden. Besten Dank!
© Florence Nightingale Museum Trust, 2005
2 Lambeth Palace Road London SE1 7EW
www.florence-nightingale.co.uk
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SERVICE
Neben Pflicht- und Wahl-Leistungen in der Gesundheitsfürsorge sorgt das Pius-Hospital mit
kleinen Annehmlichkeiten dafür, dass Patienten sich hier wohl und aufgehoben fühlen.
„Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit“, betont Pflege-Direktorin Irmgard Marischen.
„Wer für eine längere Phase im Krankenhaus liegen muss, möchte sich das Leben so einrichten, dass er trotz
der Umstände zufrieden sein kann. Wir helfen gerne dabei.“ Die Schwestern und Pfleger auf den Stationen
helfen gerne weiter, wenn eine besondere Dienstleistung gefragt ist. Hier einige Angebote im Überblick.
Wohl-FühlLeistungen
Fußpflege
Friseur
Waschen, Schneiden, Fönen, Tönen, Färben, Strähnchen, Dauerwelle – und das alles im Krankenbett? Nein, das ist kein holder Traum, sondern im Pius-Hospital seit
mehr als acht Jahren Realität. Die Friseurin Ingrid Liesekan kommt auf Anruf ins
Krankenhaus und bietet die gesamte
Dienstleistungspalette eines Haar-Salons
an, zusätzlich außerdem einen PerückenService, Haar- und Hautpflege auf natürlicher Pflanzenbasis und Farb- und Stilberatung für Krebspatienten.
Ansprechpartner: Die Schwestern und
Pfleger auf Ihrer Station oder Ingrid Liesekan direkt, Tel: 0441 / 20 96 58 88.
Wäschedienst
Frische Wäsche kann das Lebensgefühl
im Krankenhaus bedeutend steigern.
Doch was, wenn die Angehörigen weit
weg wohnen und niemand für Nachschub
sorgt? Für solche Fälle bietet das PiusHospital einen Wäschedienst an: Geben
Sie Ihre Nachthemden, Handtücher und
persönlichen Kleidungsstücke beim Pflegepersonal ab. Sie erhalten sie am nächsten Tag gewaschen zurück.
Ansprechpartner: Die Schwestern und
Pfleger auf Ihrer Station.
Hausaufgabenund Kinderbetreuung
Kinder als Patienten gibt es im Pius-Hospital nur auf der Orthopädie. Alle anderen
werden im Elisabeth-Kinderkrankenhaus
behandelt. Gerade orthopädische Operationen sind jedoch häufig sehr langwierig.
Es bietet sich also an, Hausaufgaben und
Schulstoff im Krankenhaus nachzuarbeiten. Eine pensionierte Lehrerin bietet diese
Betreuung auf Nachfrage ehrenamtlich an.
Darüber hinaus steht sie auch auf anderen
Stationen für Gespräche, Vorlesen oder
Spielen zur Verfügung.
Ansprechpartner: Station 2c, Tel: 2145
Sommerzeit:
Sonnenzeit
Die Sonne scheint! Das Licht und die Wärme tun gut, die Laune steigt und es zieht die Menschen
wieder mehr ins Freie. Sonnenschein fördert die Vitalität und das seelische Wohlbefinden. Die Sonne
strahlt jedoch nicht nur Licht und Wärme ab, sondern auch UV-Strahlung. UV-Strahlung fördert die
Bildung von lebenswichtigem Vitamin D und stärkt damit den Knochenbau. Dazu genügen jedoch rund
15 Minuten indirekte Sonneneinstrahlung am Tag. Alles was darüber hinaus geht oder sogar zu einem
Sonnenbrand führt, kann der Gesundheit schaden. Die Haut altert vorzeitig und langfristig steigt das
Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.
Sommerzeit – Urlaubszeit
uf den Aufenthalt im Freien oder den
Lotsen
Patienten und Besucher werden im PiusHospital bereits vor der Tür in Empfang genommen: An der Ecke Georgstraße / Grüne Straße stehen vormittags die Pius-Lotsen bereit und helfen bei der Parkplatzsuche, beim Ein- und Aussteigen und auch
beim Koffertragen.
Ansprechpartner: Pius-Lotsen
Bücherei
Mehr als 2.300 Bücher und zur Zeit etwa
45 Hörbücher gehören zum Bestand der
Patientenbibliothek im Pius-Hospital. Sie
liegt im ersten Stock, Zimmer 106, und ist
montags bis freitags von 12.30 Uhr bis
13.30 Uhr geöffnet. Jeweils einmal pro Woche kommt Bibliothekarin Sylvia Hoheisel
außerdem mit dem Bücherwagen auf jede
Station. Zwischendrin ist es möglich, telefonisch Bücher zu bestellen. Zusammen
mit einem Hörbuch kann auch ein CDPlayer ausgeliehen werden.
Ansprechpartner: Sylvia Hoheisel,
Patientenbibliothek, Tel: 13 20
Mobiler Kiosk
Kleine Leckereien, Zeitungen und Zeitschriften und andere Dinge, die das Leben
versüßen, gibt es am Service-Wagen, der
täglich auf die Stationen kommt.
a
Illustration: Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V.
Schon die ganz normale tägliche Körperpflege ist anstrengend genug, wenn man
nach einer Operation im Bett liegen muss
oder in der Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist. Da kommen die Füße oft zu
kurz. Dabei ist eine gründliche Fußpflege
fast so dringend wie die tägliche Zahnpflege. Schließlich sind die Füße das Fundament, auf dem wir stehen, und es ist sinnvoll, schon kleine Unpässlichkeiten wie
Druckstellen oder eingewachsene Nägel zu
beseitigen, bevor sie zu schmerzhaften Problemen werden. Für Diabetiker ist dies sogar dringend notwendig, um schwere Folge-Erkrankungen schon im Vorfeld zu vermeiden. Auf Wunsch kommt eine Fußpflegerin zu Ihnen ans Krankenbett.
Ansprechpartner: Die Schwestern und
Pfleger auf Ihrer Station.
Zu den Sonnenstrahlen, die bis zur Erde
gelangen, gehören neben den sichtbaren
Licht- und den wärmenden Infrarotstrahlen die unsichtbaren ultravioletten Strahlen UV-A- und UV-B. Sie dringen unterschiedlich tief in die Haut ein: Die UV-BStrahlen bis in die Basalzellschicht mit
ihren pigmentbildenden Zellen, die UVA-Strahlen etwas tiefer bis in die mittlere
Hautschicht, die Lederhaut.
Urlaub im Süden muss jedoch niemand verzichten. Wichtig ist, zu intensive
und direkte Sonnenbestrahlung zu vermeiden. Maßvoller Sonnengenuss ist das beste
Sonnenschutzmittel! Auch sonnendichte
Kleidung stellt einen guten Schutz dar. Das
gilt vor allem für Kinder – die in den ersten
Lebensjahren grundsätzlich keinerlei Sonnenstrahlung ausgesetzt werden sollten –
und helle Hauttypen, die besonders empfindlich auf die Sonne reagieren. Vor allem
zur Mittagszeit sollte man sich möglichst
im Schatten aufhalten und alle unbedeckten Körperstellen großzügig mit einem auf
den individuellen Hauttyp abgestimmten
Sonnenschutzmittel eincremen. Der Lichtschutzfaktor auf den Produkten verrät, um
wie viel sich die Eigenschutzzeit der Haut
verlängert bevor es zum Sonnenbrand
kommt. Die Sonnencreme muss bereits eine halbe Stunde vor dem Sonnenbad aufgetragen werden – sie braucht Zeit, um ihre Wirkung voll zu entfalten. Und auch die
Augen brauchen Schutz: Sie sollten durch
eine Sonnenbrille mit UV-Filter geschützt
werden.
„Wasserratten“ sind besonders gefährdet.
Selbst in drei Metern Tiefe wirken die Sonnenstrahlen noch. Das Wasser kann ihre
Kraft sogar verstärken. Wasserfeste Sonnencremes sind also ein absolutes Muss im
Reisegepäck. Der Sonnenschutz muss nach
jedem Bad erneuert werden. Aber auch
durch Schweiß und Abreibungen verringert sich die Wirkung des Schutzfilms.
Wichtig: Nachcremen verlängert nicht die
Schutzwirkung!
Einige Körperstellen brauchen besonderen
Schutz. Die sogenannten Sonnen-Terrassen bieten der UV-Strahlung die größte Angriffsfläche. Dazu gehören Stirn und Kopfhaut, Nasenrücken, Augen, Ohren, Lippen,
Kinn, Schultern, Rücken, Brüste, Gesäß
und Fußrücken. Die Haut reagiert hier besonders empfindlich. Diese Bereiche sollten möglichst bedeckt oder zumindest
durch eine Sonnencreme mit besonders hohem Lichtschutzfaktor geschützt werden.
Wer richtig mit der Sonne umgeht, kann sie
entspannt genießen, ohne Schäden durch
die UV-Strahlung zu riskieren.
Weitere Informationen im Internet unter:
www.unserehaut.de
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ABTEILUNGEN STELLEN SICH VOR
Ungewöhnliche
iDEEN
sonnig und transparent, wie schon die zuvor sanierten Bereiche – und es passt sich
von allen Seiten betrachtet optisch in das
beliebte Stadtbild ein. Dafür haben die Architekten Ulrich, Henning und Tilo Rosner
drei Jahre lang geplant und immer wieder
den Dialog mit allen für einen solchen
Krankenhausbau zuständigen öffentlichen
Institutionen geführt.
Funktionalität
und Denkmalschutz
Krankenhaus-Architektur ist eine Wissenschaft für sich.
Für den neuen C-Flügel im PiusHospital entwickelte das verantwortliche Architekten-Team ungewöhnliche Ideen – und schaffte so
den Spagat zwischen moderner
Funktionalität und Denkmalpflege.
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d
ie Wallanlagen gehören zu den romantischsten Blickfängen in der Oldenburger Innenstadt. Kaum ist man der
Hektik der Fußgängerzone entronnen, genießt man hier einen Hauch von Natur. Satte Grasflächen und Blumen fallen zum
Wallgraben hin ab. Bäume neigen sich tief
über das sanft fließende Wasser, Enten ziehen ihre Bahnen. Auf der anderen Seite des
Grabens steigt ganz langsam Bebauung aus
dem Grün. Zunächst zwei denkmalgeschützte weiße Häuschen. Erst weiter dahinter erheben sich Bürgerhäuser und die
Business-Gebäude einer Großstadt: Krankenhaus und Büsing-Stift, Geschäftshäuser, Banken, das Finanzamt.
Inmitten dieser romantischen Anlage hat
seit mehr als 130 Jahren das Pius-Hospital
seinen Sitz. Es hat sich im Laufe seiner Geschichte zu einem modernen, hoch-spezialisierten Akut-Krankenhaus fortentwickelt
und verfügt nach dem Neubau des fünfstöckigen D-Flügels und der Komplettsanierung des historischen A-Flügels über renommierte, gut ausgestattete Schwerpunkt-Kliniken und komfortable Patientenzimmer.
Drei Jahre Planung für C-Flügel
Ein weiterer Bauabschnitt wurde Anfang
dieses Jahres begonnen: Der historische CFlügel wird abgerissen, weil alle Geschosse nicht ebenengleich mit den übrigen Gebäuden und sämtliche vorhandenen Kranken-Zimmer für moderne Pflegeansprüche
nicht ausreichend bemessen sind. Der
Neubau erfolgt in zwei Baustufen. Das
neue Gebäude wird deutlich mehr Platz
bieten als das alte. Immerhin 100 Patientenbetten werden hier untergebracht,
außerdem eine neue zentrale Aufnahme
und einige Funktionsbereiche. Alles wird
„Krankenhausbauten werden von der Landesregierung gefördert“, erläutert Bauleiter
Tilo Rosner. „Und das bedeutet, dass sie
klare Vorgaben über die Funktionalität eines solchen Gebäudes macht: „Auf der anderen Seite achtet die Stadt darauf, dass wir
ihr Filetstück nicht ästhetisch verunstalten“, ergänzt Bruder Henning Rosner. „In
diesem speziellen Fall kam noch dazu, dass
die beiden weißen Häuser am Wallgraben
unter Denkmalschutz stehen. Sie dürfen
natürlich nicht abgerissen werden. Aber
wir müssen außerdem dafür sorgen, dass
sie nicht durch einen wuchtigen Bau im
Hintergrund erschlagen werden.“
Mit ihrem endgültigen Entwurf überzeugten die Architekten alle Beteiligten: Der
neue C-Flügel wird in einem eleganten
Schwung hinter den Denkmal-Häusern
herum geführt, und zwar in einer treppigen
Abstufung, so dass er die kleinen Häuser
anfangs kaum überragt. Erst in der zweiten
Stufe wird der Neubau fünfgeschossig. Die
dritte treppige Abstufung bildet den höchsten Bereich als Staffel, in der sich Technik
befindet.
Komfortable
Patientenzimmer
Die Abstufung hat außen einen willkommenen Nebeneffekt: Sie bietet Raum für
Dachbegrünung und begehbare Terrassen.
Im obersten Bereich können Patientenzimmer mit spektakulärem Blick über die
ganze Stadt entstehen. „Alle Patientenzimmer werden nach außen gerichtet sein“,
verspricht Tilo Rosner. Und damit jeder
aus seinem Fenster die Wallanlagen sehen
kann, wird die Verglasung fächerförmig
versetzt nach außen gedreht.
Wie schon der alte C-Flügel wird auch der
neue an den älteren B-Flügel des Pius-Hospitals andocken. „Wir nehmen hier die Fassadengestaltung des A- und D-Flügels mit
großen Fenstern und weißer Brüstung wieder auf“, erklärt Henning Rosner. „Zugleich setzen wir den Neubau aber durch einen modernen, komplett verglasten Gebäudeteil ab.“
Der Bau des neuen C-Flügels wird schrittweise vorangehen (s. PIA 2/2005) und in etwa drei Jahren abgeschlossen sein. Eine BauInfo-Tafel informiert schon jetzt darüber,
wie das Pius-Hospital sich dann als GesamtGebäude in das Stadtbild einfügen wird.
Ein kreatives Architekten-Team:
Vater Ulrich Rosner und
seine Söhne Henning und Tilo
Ambulanzen ziehen um
Im Zuge der Bauarbeiten am Pius-Hospital
sind einige Ambulanzen seit Mitte Juni in
anderen Räumlichkeiten untergebracht:
❚ Für die orthopädische Ambulanz wurden
für die Dauer der Bauarbeiten vorübergehend Räume in der Georgstraße 34 angemietet. Oldenburger Patienten ist dieses Haus
als ehemalige Praxis des niedergelassenen
Unfallchirurgen Dr. Schäfer bekannt, der
seit Pfingsten seinen Sitz im Oldenburger
Diagnose- und Therapiezentrum am PiusHospital hat.
❚ Die Chirurgische Ambulanz ist dauerhaft in
das zweite Obergeschoss im Pius-Hospital
gezogen und befindet sich jetzt auf demselben Flur wie die Gefäßchirurgische Ambulanz. Patienten fahren am besten mit dem
Fahrstuhl im Nebeneingang bis in den zweiten Stock und halten sich nach dem Aussteigen rechts.
❚ Der Klinikdirektor der Nuklear-Medizin ist
mit seinen Büroräumen vorübergehend in
die Georgstraße 26 umgezogen. Von diesem
Umzug sind Patienten nicht betroffen.
Alle Patientenzimmer werden nach außen gerichtet sein
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Schnelles
Uneingeschränkt
Die Oldenburger Schauspielerin Elfi Hoppe wurde als
eine der ersten Patientinnen im Pius-Hospital unter
Einsatz eines neuartigen mobilen Angiographie-Gerätes
minimal-invasiv an der Halsschlagader operiert.
LEBEN
Eingriff ohne Schmerzen und ohne
Vollnarkose
Ein Blumenstrauß für eine Premiere besonderer
Art: Schauspielerin Elfi Hoppe – hier mit Oberarzt Dr. Andreas Coester – wurde als eine der
ersten Patientinnen mit dem neuen mobilen
Angiographiegerät (li) operiert.
Mit einer optimalen Bildqualität unterstützt die Anlage die minimal-invasive und
nahezu schmerzfreie Aufweitung von verengten Blutgefäßen und den Einsatz so genannter Stents. Damit ist es nun möglich,
einen drohenden Schlaganfall mit einem
wenig belastenden Eingriff abzuwenden.
Auch gefährliche Aussackungen der Hauptschlagader im Brustkorb und Bauch können so mit so genannten Stent-Prothesen
behandelt werden.
Das Pius-Hospital als erstes zertifiziertes
Gefäßzentrum in der Region setzt das neue
Gerät inzwischen routinemäßig ein. Elfi
Hoppe, Kammerschauspielerin am Oldenburgischen Staatstheater, war eine der ersten Patientinnen – und ist begeistert. Bei ihr
war Anfang des Jahres eine fortgeschrittene Stenose (Verengung der Halsschlagader) festgestellt worden. Das bedeutete
höchste Schlaganfall-Gefahr.
Die konventionelle und in den meisten Fällen auch sinnvollste Therapie ist eine offene Operation an der Halsschlagader, bei der
jedoch ein ganz geringes Risiko besteht,
dass die Stimmbänder oder die Zunge in
Mitleidenschaft gezogen werden. „Für
mich und meinen Beruf als Schauspielerin
wäre selbst ein ‘geringfügiges’ Risiko eine
Katastrophe“, betont Elfi Hoppe. Als KlinikDirektor Dr. med. Christoph-Maria Ratusinski ihr vorschlug, stattdessen minimalinvasiv zu operieren, willigte sie sofort erleichtert ein.
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Sie ersparte sich damit nicht nur eine Narbe
am Hals, sondern auch die Belastungen
durch eine Vollnarkose. „Eine örtliche
Betäubung an der Leiste reicht völlig aus“,
erläuterte Ratusinski. „Von dort aus schieben wir millimeterdünne Katheter über die
Bauchschlagader bis zum Hals – dabei
spürt der Patient keine Schmerzen. Dort
dehnen wir die verengte Stelle von innen
auf und setzen einen so genannten Stent
zur dauerhaften Stabilisierung ein. Das Gehirn wird durch ein Protektionssystem
(Fangkörbchen für Partikel) sicher geschützt.“
Den Weg durch den Körper findet der Gefäßchirurg mit Hilfe eines AngiographieGerätes, das von außen per Röntgentechnik
präzise hochauflösende Bilder vom Ort des
Geschehens liefert. Die Pius-Gefäßchirurgen haben sich seit Jahren als erfahrene Anwender dieser modernen Technik profiliert.
Präzise Bilder per Fernsteuerung
Das neue Gerät ist mobil, kann also nach
Bedarf in jedem Operationssaal eingesetzt
werden. Außerdem ist es komplett motorisiert und kann vom operierenden Chirurgen selbst per Fernsteuerung exakt auf die
Stelle gerichtet werden, wo es gerade
benötigt wird.
Postive Konzentration
im Operationssaal
Elfi Hoppe hat den Eingriff bei vollem Bewusstsein erlebt. „Es herrschte eine hochgradig positive Konzentration im Operationssaal“, erinnert sie sich. „Auch ich war
sehr konzentriert, und fühlte mich als Patientin mental und körperlich gefordert mit-
zumachen.“ Sie wurde zum Beispiel aufgefordert, den Kopf zu wenden, um ein optimales Bild zu ermöglichen.
„Ich habe deutlich mitbekommen, wie etwas innerhalb meines Körpers hochgeschoben wurde“, erzählt sie weiter. „Es tat
nicht weh, aber gemerkt habe ich es schon.
Es kam mir so vor wie eine Fahrt durch den
Stollen eines Bergwerks. Und als die Lore –
um bei diesem Bild zu bleiben – an Ort und
Stelle angekommen war, wurde dort irgendwie etwas aufgeblasen.“
Das Bild passt. „Tatsächlich haben wir die
Halsschlagader dort, wo sie verengt war,
mit einem Ballon aufgedehnt, bevor wir
den Stent eingesetzt haben“, bestätigt
Oberarzt Dr. Andreas Cöster, der die Schauspielerin operiert hat. „Von außen war das
natürlich nicht sichtbar. Wir dehnen ja nur
einige Millimeter auf.“
50 Prozent höhere Lebensqualität
Nach einer halben Stunde war die Operation erfolgreich beendet. „Ich habe gleich unmittelbar nach dem Eingriff eine solche Erleichterung verspürt“, schwärmt Elfi Hoppe. „Und die hält bis heute an. Meine Lebensqualität ist um 50 Prozent gestiegen.“
Auch in der Phase vor der Operation hat die
beliebte Schauspielerin trotz SchlaganfallGefahr keine Vorstellung ausfallen lassen.
Nun aber kann sie wieder völlig unbesorgt
auf der Bühne stehen. In „Sechs Tanzstunden in sechs Wochen“, in „Arsen und Spitzenhäubchen“ oder nächste Spielzeit in
„Harold und Maude“. Und ihren sportlichen Hobbys nachgehen: Tai-Chi und
Fahrradfahren. „Sogar in die Sauna kann
ich gefahrlos gehen. Dr. Ratusinski hat mir
mit auf den Weg gegeben, ich solle uneingeschränkt leben. Und das werde ich!“
Wieder strahlend
auf der Bühne:
Elfi Hoppe gemeinsam
mit Thomas Birklein in
dem Publikumsrenner
„Sechs Tanzstunden in
sechs Wochen“.
PIUS INTERN
SCHMERZMITTEL
Bei Schultersteife-Operationen setzt das Pius-Hospital
jetzt so genannte Schmerzpumpen ein. Damit haben
Patienten es selbst in der Hand, sich bei Bedarf ein
schnell wirkendes Schmerzmittel zu geben.
Sabine Lohwasser ist begeistert. Drei Monate lang konnte sie
ihren linken Arm nicht mehr richtig bewegen. Jetzt, nur zwei Tage
nach einer arthroskopischen Operation, hebt sie ihn schmerzfrei
bis in die Senkrechte. Dank Schmerzpumpe: „Ich drücke sie ungefähr alle drei bis vier Stunden, dann läuft ein kaltes Kribbeln den
Arm herunter und spätestens nach ein bis fünf Minuten spüre ich
überhaupt keine Schmerzen mehr in der Schulter.“
Diese Schmerzfreiheit ist nicht nur angenehm für die Patientin, sie ist gerade bei Schultersteife-Eingriffen auch medizinisch notwendig.
„Wir mobilisieren unter Narkose das Schultergelenk, das vorher oft monatelang lahmgelegt war und entsprechend verklebt ist“, erklärt
Oberarzt und Schulterexperte Dr. Marcus Beuchel. „Bei arthroskopischen Eingriffen lösen wir die Verklebungen von innen. Aber wenn das
Gelenk hinterher nicht schnell wieder gezielt bewegt wird, besteht die Gefahr, dass es von neuem verklebt. Je weniger Schmerzen, desto
lieber bewegt man den frisch operierten Arm.“
Sabine Lohwasser hat es genau so erlebt. Ihr Leidensweg begann vor mehr als drei Monaten. Nach einer dummen Bewegung beim Autofahren schoss ein stechender Schmerz durch ihren linken Arm. Und von da an ging nichts mehr. Weiter als bis auf Brusthöhe konnte sie
den Arm nicht mehr heben, zur Seite schon gar nicht. Drei Monate Krankengymnastik und Medikamente brachten keine Verbesserung.
„Schließlich riet mir mein Orthopäde: ‘Gehen Sie ins Pius-Hospital, da sind Sie in besten Händen’“, erzählt Sabine Lohwasser.
Seit der Operation hat sie noch keine nennenswerten Schmerzen empfunden. Und das werde sie auch nicht, wenn die Schmerzpumpe
am dritten Tag entfernt wird, verspricht Marcus Beuchel. „Das entscheidende ist, dass Ihr Körper gar nicht erst ein Akut-Schmerz-Gedächtnis ausbildet, denn er hat ja keinen akuten Schmerz“, erläutert er. „Sie werden noch ein paar Tage lang ein normales Schmerzmittel
einnehmen. Aber Sie werden bald selbst merken, dass Sie es gar nicht brauchen.“
Das Pius-Hospital setzt die Schmerzpumpe routinemäßig bei Schultersteife-Eingriffen und bei weiteren großen Schulter-Operationen ein.
„Wir gehen davon aus, dass unsere Patienten dadurch nach einer Operation insgesamt deutlich weniger Schmerzmittel brauchen“, fasst
Klinikdirektor Prof. Dr. Djordje Lazovic zusammen, „dass sie außerdem früher mit einer krankengymnastischen Nachbehandlung anfangen können und schneller wieder fit sind. Alles zusammen führt sicher dazu, dass unsere Patienten sich deutlich zufriedener fühlen.“
Uni und Pius typisieren
Stammzellen
In einer groß angelegten gemeinsamen Aktion riefen die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg und das Pius-Hospital zur
Stammzellen-Typisierung auf. Mehr als 780 Studenten und Universitätsangehörige folgten dem Aufruf und ließen sich 5 ml
Blut aus der Armvene abnehmen, die nun auf die für eine Stammzellen-Spende ausschlaggebenden Gewebemerkmale hin
untersucht und bei der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspender Datei, registriert werden. Eine Typisierung verursacht einen
Kostenaufwand von rund 50 Euro. Dank zahlreicher Sponsoren und mit den Spendengeldern, die seit der Eröffnung der ständigen Einrichtung der DKMS im Pius-Hospital eingegangen sind, konnte die Typisierung an der Uni Oldenburg kostenlos angeboten werden. 34 PiusMitarbeiter sowie Studenten und niedergelassene Ärzte halfen ehrenamtlich bei der Registrierung, Beratung und bei der Blutabnahme.
Die bei der Typisierung erhobenen Daten werden immer dann, wenn für einen Leukämie-Patienten ein Spender gesucht wird, auf möglicherweise übereinstimmende Gewebemerkmale hin abgeglichen. Gibt es eine erste Übereinstimmung, folgen weitere Untersuchungen,
über die die DKMS die bei ihr Registrierten in allen Einzelheiten in Kenntnis setzt. Sollte jemand tatsächlich als Spender in Frage kommen,
werden je nach Krankheitsbild des Patienten Stammzellen aus dem Blut oder Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. Erst
kürzlich konnten zwei durch Pius-Kontakte typisierte Frauen durch ihre Spende einem Schwerkranken helfen.
Die DKMS-Aktivitäten der ständigen Einrichtung im Pius-Hospital gehen unvermindert weiter: Mitte Juni veranstaltete der Betriebssportverband Oldenburg Stadt ein Bowling-Turnier zugunsten der DKMS, bei dem 379,10 Euro eingespielt wurden. Das Turnier wurde vom
Bowling Center Oldenburg, der Deutschen Rentenversicherung, Dorma, dem Fitness-Treff Oldenburg, den Firmen Heipei, Thomas Heuer,
Voss & Partner, Weser-Ems Bus, der Öffentlichen Versicherung und dem Pius-Hospital unterstützt.
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Überall da, wo Menschen zusammen arbeiten und
insbesondere da, wo einzelne Fehler schwerwiegende
Folgen haben können, ist es notwendig, Strukturen
zu schaffen, die das Zusammenspiel regeln.
QMKonzert
Ein Qualitätsmanagement-Zertifikat nach DIN EN ISO 9001-2000 schmückt neuerdings
den Eingangsbereich des Pius-Hospitals. Für manch einen Patienten ist dies ein
überzeugendes Güte-Siegel. Doch wenn man es ernst meint,
p
ist ein Qualitätsmanagement-System noch viel viel mehr.
ius-Geschäftsführer Dr. Robert Riefenstahl vergleicht die Arbeit im
Krankenhaus gerne mit einem Orchester:
„Es kommt auf den Gesamtklang an.
Natürlich beherrscht jeder von uns sein eigenes Instrument. Aber wirklich gut sind
wir nur dann, wenn wir aufeinander hören,
aufeinander abgestimmt sind und gemeinsam auf dasselbe Ziel hin arbeiten.“ Dabei
ist jeder einzelne gefragt. Denn es braucht
nur einer falsch einzusetzen, den Ton zu
verfehlen oder ein anderes Tempo zu spielen, schon ist das Gesamtergebnis beeinträchtigt. „Ein gutes Orchester braucht deshalb gute Musiker und einen guten Dirigenten“, resümiert Riefenstahl. „Denn der
Dirigent hat einen Überblick über alle Abläufe, koordiniert sie und erkennt, wo das
Zusammenspiel noch verbessert werden
kann. Und genau bei dieser Arbeit leistet
ein funktionierendes Qualitätsmanagement-System seinen Dienst – sowohl für
16 | 2 . 2 0 0 6
den Gesamtklang als auch für das Zusammenspiel innerhalb der Klinik.“
Das Zusammenspiel regeln
Das Bild vom Orchester setzt sich auch in
anderen Wirtschaftsbereichen immer mehr
durch. „Überall da, wo Menschen zusammen arbeiten und insbesondere da, wo einzelne Fehler schwerwiegende Folgen haben
können, ist es notwendig, Strukturen zu
schaffen, die das Zusammenspiel regeln“,
betont Robert Riefenstahl. „Das gilt für jede Werkstatt genauso wie für Banken, Lebensmittelhersteller, für die Feuerwehr
oder für viele andere Bereiche.“ Vor diesem
Hintergrund habe sich das Pius-Hospital
ganz bewusst für ein Qualitätsmanagement-System entschieden, das auch in allen
anderen Wirtschaftsbereichen Anwendung
findet. Üblicherweise lassen sich Krankenhäuser nach den Normen KTQ oder ProCumCert zertifizieren. Eine Zertifizierung
nach DIN EN ISO 9001-2000 geht in einigen Bereichen darüber hinaus.
So verlangt die ISO-Norm etwa auch nach
erfolgter Zertifizierung eine kontinuierliche Qualitätsarbeit, die laufend überprüft
werden kann.
einmalig viel Aufwand, ist aber dann für die
Zukunft dauerhaft verwertbar und bringt
nach Riefenstahls Überzeugung vielfachen
Nutzen: „Jeder von uns hat sich bewusst damit auseinander gesetzt, nach welchen Abläufen und im Zusammenspiel mit wem er
welches Ergebnis erzielt. Zwangsläufig kam
dabei auch zur Sprache, wie sinnvoll der eine oder andere Arbeitsschritt ist, und wo
man möglicherweise durch eine Veränderung bessere Resultate bekommen kann.“
Was leicht und sinnvollerweise zu verändern war, wurde unmittelbar umgesetzt.
Die verbesserten Prozessbeschreibungen
gelten nun im gesamten Pius-Hospital als
Standard.
Jeder weiß also konkret, wann er was warum zu tun hat, und auch neue Mitarbeiter
können schnellstens in alle wichtigen Arbeitsabläufe eingeführt werden.
Die Prozessbeschreibungen bilden quasi
die Partituren für die einzelnen Stimmen im
Orchester. Dass sie zum großen Zertifizierungs-Konzert zusammengefasst wurden,
ist den Dramaturgen Heike Kuhlen und Iris
Bäurle zu verdanken, die hauptamtlich für
das Qualitätsmanagement im Pius-Hospital
verantwortlich sind. „Sie haben die wunderbare Gabe, immer dann da zu sein,
wenn man nicht mehr weiter weiß“,
schwärmen andere Pius-Mitarbeiter, die
sich an den Prozessbeschreibungen in ihren
Abteilungen manchmal fast die Zähne ausgebissen hätten. „Sie hören zu, helfen, auch
wenn man zum zehnten Mal dieselbe Frage
stellt und stehen immer hinter einem.“
Wer aufhört, besser zu werden,
hat aufgehört, gut zu sein!
Dazu gehört unter anderem, dass jede Klinik und alle Abteilungen selbst ihre Prozessabläufe permanent überprüfen und gegebenenfalls Verbesserungs-Ideen entwickeln. Außerdem kommen einmal innerhalb der drei Jahre eigens dafür geschulte
Pius-Mitarbeiter aus anderen Arbeitsbereichen – so genannte „interne Auditoren“
(von audire = hören) – in jede Abteilung
und überprüfen, ob die vereinbarten Prozessabläufe eingehalten werden und was
sinnvollerweise verbessert werden könnte.
In einem gut aufeinander eingestimmten
Orchester sind Zuhörer aus anderen Stimmen willkommen. Sie kennen das Stück,
das gespielt wird, wissen, worauf es ankommt und können zugleich dennoch mit
der nötigen Distanz lauschen. „Wir wollen
immer besser werden“, betont ein Orchestermitglied – pardon, eine Pius-Mitarbeiterin, die gemeinsam mit 26 anderen zur internen Auditorin ausgebildet wurde. „Deshalb versuchen wir, auch kleine Misstöne
herauszuhören und Abhilfe zu schaffen.
Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.“
Dieser Satz bildet das Leitmotiv, mit dem
Heike Kuhlen und Iris Bäurle das gesamte
QM-Konzert überschreiben. „Das Zertifikat ist ein willkommener Neben-Effekt“,
betonen sie immer wieder. „Die kontinuierliche und nachprüfbare Arbeit an unserer Qualität ist uns aber um ein Vielfaches
wichtiger.“
Die Abläufe bewusst machen
So viel zu den theoretischen Ideen, die hinter einem Qualitätsmanagement-System
(QMS) stecken. In der praktischen Umsetzung haben Pius-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen Abteilungen in den Monaten vor der Zertifizierung bewundernswerte Fleißarbeit geleistet. Ob in der Buchhaltung, im medizinischen Einkauf, in der
Küche oder in den Kliniken, überall haben
sie die einzelnen Leistungen, die sie erbringen, schriftlich benannt und Schritt für
Schritt beschrieben, wie sie zustande kommen. „Prozessbeschreibung“ heißt dieses
Verfahren im QM-Fachjargon. Es kostet
Friederike Klintworth (ganz links) vom Zentrum für Qualität (ZQ) und
Dr. Margarete Mantke-Geiger, Branchenbeauftragte Gesundheitswesen der DQS,
überreichten im Rahmen einer Feierstunde das QM-Zertifikat an die Qualitäts-Crew im
Pius-Hospital (Qualitätsbeauftragte Heike Kuhlen (Mitte), QM-Mitarbeiterin Iris Bäurle
und Pius-Geschäftsführer Dr. Robert Riefenstahl).
PIUS INTERN
Kleines Wörterbuch
QM = Qualitätsmanagement
QMB = Qualitätsmanagementbeauftragter
Der Qualitätsmanagementbeauftragte ist
hauptamtlich im Auftrag der Geschäftsleitung
für das Qualitätsmanagement im gesamten
Unternehmen zuständig. QMB im Pius-Hospital ist Heike Kuhlen, ihre Vertreterin Iris Bäurle.
QB = Qualitätsbeauftragter
Im Gegensatz dazu ist der / die Qualitätsbeauftragte ehrenamtlicher Ansprechpartner für
die eigene Abteilung oder den eigenen Fachbereich. Er /sie wird vom Abteilungsleiter eingesetzt.
QMS = Qualitätsmanagement-System;
QM-System
Das QMS erfasst alle Tätigkeiten und Abläufe
in einem Unternehmen und die Beziehungen,
in denen sie zueinander stehen; es dokumentiert alle Spielregeln die zum Erreichen der
Unternehmensziele beitragen. Durch die Einführung eines Qualitätsmanagement-Systemes wird die Leistungsfähigkeit in einem Unternehmen erhöht, indem Verbesserungsprozesse beschleunigt werden, Reibungsverluste
abgebaut und die Mitarbeitermotivation durch
klare Strukturen und transparente Anweisungen erhöht werden. Darüber hinaus wird das
Vertrauen der Kunden und Mitarbeiter in die
Qualität der Leistungen und Produkte eines
Unternehmens nachhaltig gefestigt.
PDCA Kreislauf
Der PDCA-Kreislauf ist ein Standard-Instrument der Qualitäts-Arbeit und kann auf jeden Verbesserungs-Prozess in einem Unternehmen angewendet werden: Die Buchstaben PDCA stehen für die Schritte Plan (planen), Do (durchführen), Check (überprüfen),
Act (handeln, z.B. auswerten, verbessern,
standardisieren).
Am Anfang steht die Feststellung einer (verbesserungswürdigen) Situation. Es folgt ein
Plan zur Verbesserung. Dieser wird umgesetzt
und dann überprüft, ob die gewünschte Verbesserung erreicht wurde. Mit dem Ergebnis
dieser Überprüfung beginnt der Kreislauf von
vorne, denn auch eine erfolgreich verbesserter
Ablauf kann weiter optimiert werden.
DIN EN ISO 9001:2000 ist die im Jahr 2000 aktualisierte Nachweis-Norm für Qualitätsmanagementsysteme, die von deutschen (DIN), Europäischen (EN) und Internationalen Normenorganisationen (ISO)
ISO steht ursprünglich für „International Organisation for Standardisation“. Quailitäts-Manager bevorzugen aber den weitaus motivierenderen Slogan: „Immer super organisiert!“
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Die Netzhaut, oder Retina, ist ein hauchdünnes Häutchen, nur 0,1 bis 0,5 Millimeter dick. Aber sie hat es in sich: Ca. 120
Millionen Lichtrezeptoren sind für die Differenzierung von Farben und Helligkeit zuständig. An der Stelle des schärfsten Sehens, in der Fachsprache Makula genannt,
sind die Rezeptoren am dichtesten konzentriert. Bei einer Makula-Degeneration
werden sie fortschreitend zerstört.
Internationale Kooperation:
Medizin-Studenten aus Groningen kamen mit einer offiziellen Delegation
von Vertretern der Universität Groningen nach Oldenburg. Bei strahlendem
Sommerwetter präsentierten leitende Ärzte der drei Oldenburger Krankenhäuser ihnen die Stadt und die medizinischen Möglichkeiten.
Kurz notiert
+++
Zahl der Netzhaut-Operationen steigt
In der Netzhaut-Chirurgie ist das Pius-Hospital führend in Niedersachsen.
Und die Zahl der Anfragen steigt stetig.
Oberärzting Nataliya Nehus ist ausgewiesene
Spezialistin für Netzhaut- und GlaskörperChirurgie.
d
ie Netzhaut ist der Teil des Auges, wo
die Lichtstrahlen, die durch die Pupille einfallen, auftreffen und das Bild
entsteht. Auf ihr liegen rund 120 Millionen
Lichtrezeptoren, so genannte Stäbchen
und Zapfen, die optische Reize in elektrische Impulse umwandeln und an das Gehirn weiterleiten. Die Netzhaut ist also der
empfindlichste und komplizierteste Bestandteil des Auges. Deshalb können nur
hochspezialisierte Augenkliniken Störungen an der Netzhaut, zum Beispiel eine
Netzhaut-Ablösung oder eine so genannte
Makula-Degeneration effektiv behandeln.
In der Augenklinik im Pius-Hospital werden pro Jahr etwa 600 Netzhaut-Operationen erfolgreich ausgeführt.
„Die Zahl der Anfragen an uns steigt ständig“, berichtet Netzhaut-Experte Dr. Peter
Wreesmann, der die Augenklinik im Team
mit Dr. Hergen Wilms seit zwei Jahren leitet. „Das liegt zum einen an der steigenden
Lebenserwartung, denn Netzhaut-Erkrankungen sind überwiegend altersbedingte
Erkrankungen, zum anderen sind in den
letzten Jahren immer neue medizinische
und technische Möglichkeiten entwickelt
worden. Heute können wir mit verschiedenen mikro-chirurgischen Techniken eine
drohende Erblindung aufhalten und häufig
sogar die Sehkraft verbessern.“
Dabei werden durch minimale Schnitte in
der Augenwand winzige Instrumente in das
Auge und unmittelbar bis an die Netzhaut
heran geführt. Eine Netzhaut-Operation
wird in der Regel in Vollnarkose ausgeführt
und verursacht keinerlei Schmerzen.Um der
steigenden Nachfrage nachkommen zu können, hat das Pius-Hospital das Augen-Team
zum 1. Juli verstärkt: Oberärztin Nataliya
Nehus absolvierte ihre Facharztausbildung
an der Tagesklinik Universitätsallee in Bremen und am Bremer St.-Joseph-Stift. Sie gilt
als ausgewiesene Spezialistin für Netzhautund Glaskörper-Chirurgie.
Ambulantes
Augen-Operations-Zentrum
Neben der Netzhaut-Chirurgie bildet die
ambulante Chirurgie am vorderen Augenabschnitt den zweiten Schwerpunkt der
Augenklinik im Pius-Hospital. Hier werden
überwiegend Katarakt (Grauer Star)- und
Glaukom (Grüner Star)-Operationen ausgeführt. Das ambulante Augen-Operations-Zentrum (aAOZ) wird seit zehn Jahren
von Dr. Hergen Wilms geleitet. Seitdem
wurden hier rund 15.000 ambulante Operationen erfolgreich ausgeführt. Mehr dazu
in der nächsten PIA.
KlassenTREFFEN
Die Freundinnen kamen aus Karlsruhe und Köln und zum Teil auch aus der
näheren Umgebung. Zu zehnt trafen sie sich im Pius-Hospital, wo drei von
ihnen noch heute tätig sind. Vor 30 Jahren hatten sie alle gemeinsam hier
ihr Examen als Krankenschwestern und -pfleger gemacht.
„Damals haben wir alle zusammen im Pius-Hospital gewohnt“, erinnert sich Ingrid Thiet, die
das Klassentreffen gemeinsam mit den beiden anderen immer noch im Pius tätigen Schwestern, Irmgard Schiller und Paula Ahlers, organisiert hat. „Als Alltagstracht mussten wir
blaue Kleider mit weißer Schürze tragen, an Sonntagen weiße Kleider und an hohen Feiertagen schwarze Kleider.“ Inzwischen hat sich vieles verändert. Ordensschwestern wie damals
die Oberin Schwester Sophia gibt es in der Krankenpflegeschule schon lange nicht mehr.
Und die Krankenpflegeschüler gehen heute wie jeder Auszubildende nach Dienstschluss
nach Hause. Die Schülerinnen und Schüler von damals erinnerten sich jedoch gerne an die
„gute alte Zeit“. Bis halb zwei Uhr nachts saßen sie noch zusammen und klönten. In fünf
Jahren wollen sie sich wieder treffen.
Zwei unvergessliche Erlebnisse für die (ehemaligen) Krankenpflege-Schüler:
Klassen-Ausflug nach Hamburg in den Siebziger Jahren
– Klassentreffen 30 Jahre später im Pius-Hospital
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PIUS INTERN
Europäisches
Lehrkrankenhaus
Oldenburg
Erneut international ausgezeichnet: Prof. Dr.
Dr. Rudy Leon De Wilde, Direktor der Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Pius-Hospital und des Oldenburger Brustzentrums PiusHospital ist erneut für seine wissenschaftliche
Arbeit mit einem internationalen Preis ausgezeichnet worden: In Bangkok erhielt De Wilde
den „Collaboration Award“ der Royal Thai Society of Obstetrics and Gynecology. Damit wurde er für seine jahrelangen aktive Zusammenarbeit mit der Thai Society of Gynecological Endoscopists im Bereich des wissenschaftlichen Austausches und für die Unterstützung der Ausbildung in Thailand auf dem Gebiet der gynäkologischen minimal-invasiven Chirurgie geehrt.
Gemeinsam bieten die drei Oldenburger Krankenhäuser alle
medizinischen Fachrichtungen, die an einer Universitätsklinik zu
finden sind. Studenten der Universität Groningen können ab
g
Herbst ihr praktisches Jahr in Oldenburg ableisten.
emeinsam gehen die drei Oldenburger
Krankenhäuser neue internationale
Wege bei der Ausbildung von Ärzten.
Als „Europäisches Lehrkrankenhaus“ bieten sie ab Herbst erstmalig auch niederländischen Studenten die Möglichkeit, ihr
Praktisches Jahr am Ende des Medizin-Studiums je nach Fachrichtung im Evangelischen Krankenhaus, im Pius-Hospital oder
im Klinikum Oldenburg abzuleisten. Eine
Delegation von offiziellen Vertretern der
Universität Groningen und interessierten
Studenten besucht am Freitag die drei
Krankenhäuser, um sich über das Angebot
zu informieren.
„Wir sind hoch erfreut, dass unsere Pläne
auf allen Seiten auf so viel Interesse
stoßen“, betont Prof. Dr. Andreas Engelhardt, Chefarzt der Neurologischen Klinik
und Vertrauensdozent für die Medizinerausbildung am Evangelischen Krankenhaus. „Mit dieser internationalen Kooperation übernehmen wir eine Vorreiterrolle in
Niedersachsen.“
„Zusammen decken wir sämtliche Fachrichtungen ab, die auch eine Universitätsklinik bietet“, ergänzt Prof. Dr. Djordje Lazovic, Direktor der Klinik für Orthopädie
und Vertrauensdozent am Pius-Hospital.
„Studierende der Universität Göttingen
wissen das schon lange zu schätzen und absolvieren seit vielen Jahren ihr praktisches
Jahr an den drei Oldenburger Krankenhäusern. Durch die Kooperation mit Groningen erweitern wir unser Angebot auf internationaler Ebene.“
Für die niederländischen Studenten werden zusätzliche Ausbildungsplätze an den
drei Oldenburger Krankenhäusern geschaffen. „Deutsche und niederländische
Studenten werden also nebeneinander und
zum Teil auch gemeinsam ausgebildet“, erklärt Prof. Dr. Andreas Weyland, Chefarzt
der Klinik für Anästhesiologie, Schmerztherapie, Intensiv- und Notfallmedizin und
Vertrauensdozent im Klinikum Oldenburg.
„Wir versprechen uns davon positive Erfahrungen für beide Seiten. Da das Medizinstudium in Deutschland anders strukturiert ist als in den Niederlanden, können alle Seiten interessante neue Aspekte kennen
lernen.“
Verständigungsschwierigkeiten wird es
nach Einschätzung der Organisatoren nicht
geben. Englisch ist die internationale Sprache der Medizin.
+++ 76 Jubilare geehrt: Für ihre langjährige
Zugehörigkeit zum Pius-Hospital wurden im ersten Halbjahr 2006 insgesamt 76 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geehrt. Sie feierten mindestens 10jähriges Pius-Jubiläum. Viele arbeiten
jedoch sogar schon seit 15, 20, 25, 30 oder gar 35
Jahren im Pius-Hospital. +++ WM-Übertra-
gung in Pius-Cafeteria: Während der Fußball-Weltmeisterschaft
bot das Pius-Hospital
für Patienten, Mitarbeiter und Besucher einen
besonderen Service an:
Zahlreiche Spiele wurden auf Großleinwand
in die Cafeteria übertragen. Das Publikum
nahm dieses Angebot
gerne an. +++
DKMS sucht türkisch-stämmige Spender:
Die Deutsche Knochenmarkspender Datei DKMS
sucht in einer bundesweiten Aktion für die
21jährige Leukämie-Patienten Aysel einen türkisch-stämmigen Stammzellenspender. Nähere
Informationen gibt es bei der DKMS-Zentrale in
Tübingen unter Tel: 07071 / 94 30 oder bei der
ständigen Einrichtung der DKMS im Pius-Hospital unter Tel: 0441 / 2 29 13 40.
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PFLEGE
Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, brauchen im Krankenhaus eine besondere Pflege.
Im Pius-Hospital kümmert sich Schwester Anke Fioravanzo um sie. Sie hat gerade erfolgreich
eine Weiterbildung zur Diabetes-Assistentin abgeschlossen.
PFLEGE-
Experten
Ernährungsfragen im Zusammenhang mit Diabetes
sind das Fachgebiet von Diät-Assistentin Anke Kuckuck.
20 | 2 . 2 0 0 6
Tägliche Fußpflege ist bei Diabetes-Patienten besonders
wichtig. Ein Spiegel auf dem Fußboden kann helfen, auch
die Unterseite der Füße ausführlich zu untersuchen.
h
einer N. ist 72 Jahre alt. Er ist Diabetiker. An seiner Fußsohle schwelt eine offene Wunde, die nur schwierig zuheilt.
Ohne es zu bemerken, hatte Heiner N. über
mehrere Monate einen Schlüssel im Schuh.
„Das ist typisch für Diabetes“, erklärt
Schwester Anke. „Der so genannte Diabetiker-Fuß ist eine der häufigsten Folgeerkrankungen. Nur ist das vielen Betroffenen
leider nicht klar. Aufgrund der Zuckererkrankung entstehen Nerven- und Durchblutungsstörungen an den Füßen, die dadurch gefühllos werden. Die Patienten
merken deshalb gar nicht, wenn Schuhe
drücken, oder gar ein Fremdkörper im
Schuh ist. Selbst wenn sie schon schlimme
Blasen oder entzündete Wunden entwickelt haben, spüren sie keinen Schmerz.
Die Folge sind offene Geschwüre und Entzündungen, die schlimmstenfalls zur Amputation führen.“
Heiner N. erschrickt sichtlich, als er das
hört. Doch Anke Fioravanzo kann ihn beruhigen. „Wir werden Ihre Wunde, solange
Sie hier sind, gut pflegen. Wenn Sie wieder
zu Hause sind, müssen Sie selbst ganz bewusst auf Ihre Füße achten.“ Tatsächlich
müssen zur Zeit in Deutschland pro Jahr
rund 28.000 Diabetiker-Füße amputiert
werden, fährt sie fort. Dabei könnte fast jede dieser Amputationen durch sorgfältige
Fußpflege verhindert werden. „Täglich waschen und einkremen“, rät sie. „Dabei werden Sie jede Auffälligkeit rechtzeitig bemerken. Auch bei kleinsten Wunden oder
Druckstellen sollten Sie sofort zum Arzt gehen.“
Die Füße sind nur einer von vielen Punkten, über die Anke Firoravanzo Patienten
und Kollegen im Pius-Hospital aufklärt. An
vier Tagen in der Woche versieht die examinierte Krankenschwester ihren ganz
normalen Dienst auf der Station 3c. Jeden
Dienstag ist sie im ganzen Haus als PflegeExpertin für Diabetes unterwegs. Auf
Wunsch kommt sie ans Krankenbett und
steht für alle Fragen, die in Zusammenhang
mit der Krankheit aufkommen, zur Verfügung. Insbesondere kennt sie alle gängigen
Stix-Geräte zum Blutzuckermessen und
Pens zum Insulinspritzen und kann ihre
Handhabung anschaulich erklären. Dabei
achtet sie auch darauf, dass Diabetes-Patienten eine sinnvolle Einstichstelle wählen
und unterstützt sie bei der Berechnung des
Insulinbedarfs.
Insulin ist das Hormon, das bei der Umwandlung von Zucker aus dem Blut in Energie für den Zellstoffwechsel die Schlüsselrolle spielt. Bei gesunden Menschen wird
es, je nachdem, was sie gerade gegessen ha-
Diabetes-Assistentin
Schwester Anke
demonstriert einem
Patienten, wie er
seinen Blutzuckerspiegel
richtig misst.
ben, in ausreichender Menge in der Bauchspeicheldrüse produziert, so dass der
Zuckerspiegel im Blut nie einen Wert von
70 bis 110 mg/dl in nüchternem Zustand
bzw. bis 180 mg/dl nach dem Essen übersteigt. Bei der häufigeren Form des Diabetes, dem Typ II, ist die Insulinproduktion
und Wirkung gestört, bei Typ I Diabetes
produziert der Körper überhaupt kein eigenes Insulin. Um den Blutzuckerspiegel zuverlässig auf einem gesunden Level zu halten, müssen Diabetes-Patienten eine exakt
auf die aktuelle Nahrungsaufnahme und
den Energieverbrauch abgestimmte Dosis
der Medikamente nehmen, die den Zucker
im Blut abbauen. Dies können in der Anfangsphase von Diabetes Typ II Tabletten
sein. Bei fortgeschrittenem Diabetes II und
immer bei Typ I wird Insulin subkutan gespritzt, wenn die Eigenproduktion nicht
mehr vorhanden ist oder bei schon bestehenden Folgeerkrankungen. Die genaue
Abstimmung der Insulin-Dosis auf den individuellen Bedarf nennt man im Diabetiker-Fachjargon, „einstellen“.
Bei Menschen mit Diabetes kommt es nach
längerer Diabetesdauer wegen des erhöhten Blutzuckerspiegels schneller zu Schäden an den großen und kleinen Gefäßen,
was neben dem Diabetiker-Fuß zu zahlreichen weiteren Schäden führen kann.
Sie betreffen das Herz-Kreislaufsystem, die
Nerven oder – besonders häufig – auch die
Augen. Wenn die winzigen Blutgefäße an
der Netzhaut sich verdicken, können Ödeme und Blutungen entstehen. Die Netzhaut
beginnt, sich abzulösen. „Deshalb ist es so
wichtig, dass Diabetes-Patienten von Anfang an wirklich gut eingestellt sind“, betont Anke Fioravanzo. Solange der Blutzuckerspiegel nämlich in Ordnung ist, entstehen auch keine Folgeschäden.
In ausführlichen Gesprächen erklärt Anke
Fioravanzo den Patienten im Krankenhaus
diese Zusammenhänge, und sie beantwor-
tet individuelle Fragen. Gleichzeitig rät sie
jedoch jedem, an den praktischen Diabetikerschulungen teilzunehmen, die viele niedergelassene Ärzte anbieten. „So ausführlich wie dort können wir gar nicht aufklären, schon weil unsere Patienten dafür
gar nicht lange genug im Krankenhaus
bleiben.“
Außerdem vermittelt sie ihr Spezialwissen
auch regelmäßig an Schwestern und Pfleger im Hause. Anke Fioravanzo gehört
nämlich zum Pflege-Experten-Programm
im Pius-Hospital. Pflegedirektorin Irmgard
Marischen hat in den vergangenen Jahren
immer wieder gezielt Mitarbeiterinnen in
berufsbegleitende
Weiterbildungsprogramme vermittelt. Sie sammelten dort
Spezialwissen über unterschiedlichste Themenbereiche, die in der Pflege wichtig sind.
Über enterale Ernährung z.B., über Sturzprophylaxe, über Dekubitusprophylaxe,
über Pflegehilfsmittel, Kinästhetik, Inkontinenz, Stillen oder über die spezielle Betreuung von Frauen mit Brustkrebs (die
PIA berichtete). Ebenso wurden Experten
für EDV oder für das Fallpauschalen-System ausgebildet. „All diese Themen sind so
komplex, dass längst nicht mehr jeder alles
darüber wissen kann“, schildert Irmgard
Marischen. „Deshalb haben wir einzelne
Mitarbeiter dazu ermutigt, sich ein besonders qualifiziertes Fachwissen in einem bestimmten Bereich zuzulegen. Wir übernehmen die Kosten und stellen sie für die Weiterbildung frei. Dafür stellen sie uns nach
erfolgreicher Abschlussprüfung ihr Fachwissen zur Verfügung.“ Sie arbeiten also
weiter in ihrem normalen Stationsdienst.
Doch wenn irgendwo im Krankenhaus eine
Frage auftaucht, die mit ihrem Fachgebiet
zu tun hat, helfen sie, sie zu lösen.
In den nächsten Jahren wird das Pius-Hospital weitere Pflege-Experten z.B. in der onkologischen Fachpflege (Abschluss 3/2007)
und im Wundmanagement ausbilden.
2 . 2 0 0 6 | 21
KUNST UND KULTUR
Abstrakte
ORTHOPÄDIE
10 + 1
Momente des menschlichen Seins sind immer wieder Thema
in den Gemälden und Skulpturen des Westersteder Künstlers
Norbert Marten. Im Dienstzimmer von Orthopädie-Direktor
Prof. Dr. Djordje Lazovic hängt eines seiner Werke.
Das Ölgemälde ist auf jeden Fall ein Blickfang. Abstrakte Formen in senkrechter EinDrittel/-Zwei-Drittel-Aufteilung und ein
geschicktes Spiel mit gedeckten Farben,
Licht und Schatten schaffen Tiefe, lenken
das Auge auf die fast figürliche Form in der
rechten, größeren Bildfläche. Nein, Halt!
Es handelt sich tatsächlich um eine Figur,
figürliche Andeutungen zumindest. Ist da
nicht ein linker muskulöser Oberarm? Ein
Gesicht im Profil? Eine Nase?
„Je länger man hinguckt, desto mehr Körperteile entdeckt man in dem Bild“,
schwärmt Gabi Pfeiffer, die in der Anmeldung zur orthopädischen Ambulanz arbeitet und mehrmals am Tag das Büro mit dem
Gemälde betritt. „Der senkrechte Balken,
der das Bild aufteilt, könnte Schienbein
und Wadenbein sein. Ich habe außerdem
eine Hüfte gesehen und den Teil einer Wirbelsäule.“ Manche dieser Körperfragmente
sind fast naturgetreu wie auf einem Röntgenbild abgebildet, andere in verschwommener Andeutung und ungewohnter Perspektive eher zu ahnen als deutlich zu erkennen.
Und genau das ist die Spezialität des Malers
Norbert Marten, der bis 1991 einen Lehrauftrag an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg erfüllte und heute als
freischaffender Künstler seinen Lebensunterhalt verdient. „Mich interessieren Momente menschlichen Seins als inhaltliches
Thema, das ich malerisch in Flächigkeit
und Tiefenräumen verarbeite. Dabei bringe
ich gerne unterschiedliche fragmentarische
Darstellungen zu einem neuen Sehensbereich zusammen“, erläutert er.
Seine ganz besondere Sicht- und Darstellungsweise wendet er auch im öffentlichen
Raum erfolgreich an. Eine große Brunnenanlage in Bremerhaven und die Altarfenster
der Bonnhöfer-Kirche in Heidtmühlen bei
Jever z.B. sind von Norbert Marten. Gemälde und kleinere Skulpturen sind ständig in
einer Galerie in Westerstede zu sehen.
NEUES aus der Pius-Bücherei
Hatice Akyün
Bernhard Schlink
Einmal Hans mit scharfer Soße.
Leben in zwei Welten
Die Heimkehr
Hatice Akyün wurde 1969 in Zentralanatolien geboren. 1972 kam sie mit ihrer Familie
nach Deutschland, wo sie seither lebt. Sie
trägt kein Kopftuch, hat immer noch keinen Ehemann und hat mit der fehlerfreien
Anwendung der deutschen Sprache kein
Problem. Hatice Akyün liebt Deutschland
von ganzem Herzen – aber ihre Seele ist türkisch. Mit Witz und viel Temperament
räumt sie in ihrem Buch mit den Vorurteilen von Deutschen über Türken und umgekehrt mächtig auf. Sie nimmt den Leser mit
auf eine interessante Reise in die beiden
Welten, in denen sie lebt.
Hatice Akyün arbeitet in Berlin als freie
Journalistin u.a. für den „Spiegel“, „Emma“
und den „Tagesspiegel“.
Peter Debauer ist ein vaterloses Kriegskind,
das alleine mit seiner Mutter aufwächst
und in den Ferien glückliche Kindertrage
bei den Schweizer Großeltern erfährt. Dort
liest der Junge zufällig die Geschichte von
der Heimkehr eines deutschen Soldaten
aus russischer Gefangenschaft. Aber der
Schluss fehlt!
Als Erwachsener holt Debauer diese Leseerinnerung ein und die Suche nach dem Ende der Geschichte und deren Autor wird zur
Besessenheit, die ihn in die Arme einer geliebten Frau führt, in die Wirren der Wende
in Berlin und schließlich nach Amerika. – Ein
vielschichtiger, wunderbar erzählter Roman über die Suche eines Mannes nach seiner Herkunft. Sehr lesenswert.
Hörbuch-Tipp
Henning Mankell
Der Mann am Strand – Lesung
Wir laden Sie
zum Essen ein
Ein Mann steigt nach seinem Strandspaziergang in ein Taxi und stirbt während der
Fahrt. Die Polizei findet keinen Hinweis, der
auf ein Verbrechen hindeutet und will den
Fall abschließen. Doch dann entdeckt der
Gerichtsmediziner Indizien für eine Vergiftung. Kommissar Wallander findet heraus,
dass der Sohn des Mannes sieben Jahre zuvor ermordet wurde. Der Täter wurde nie
gefasst. Und die Richterin von damals
wohnt ebenfalls in der Nähe des Strandes.
…
Der Krimi gehört zum Zyklus „Wallanders
erster Fall“ und wird erfreulich ruhig und
überzeugend gelesen von Axel Milberg, einem hervorragenden Sprecher.
Die Patientenbibliothek im Pius-Hospital befindet sich in der 1. Etage im Zimmer 106
und ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pius-Hospitals sind als Leser willkommen. Die Bibliothekarin Sylvia Hoheisel kommt außerdem mit dem Bücherwagen auf die Stationen.
Sammeln Sie Bonus-Punkte in unserer Cafeteria
im Atrium.Wenn Sie uns 10-mal besuchen und
unser Mittagsmenü bestellen – dann sind Sie
einmal unser Gast!
Und so machen Sie mit: Einfach an der Theke
einen Bonus-Pass auf Ihren Namen ausstellen
und bei jedem Mittagessen abstempeln lassen.
Cafeteria im Atrium
Wir freuen uns auf Sie!
Georgstraße 12, 26121 Oldenburg
Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice,
Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40
22 | 2 . 2 0 0 6
… möchten Sie
eine Zumutung
für andere sein?
Irgendwann bin ich genauso wie Sie jetzt vielleicht auch über diese Frage gestolpert.
Unser Sprachgefühl wehrt sich und das Nein liegt schnell auf der Zunge. Unangemessenheit und Ungebührlichkeit sind mit diesem Wort eng verbunden. Mich hat aber irritiert,
dass in dem Wort ‘Zumutung’ auch das positiv besetzte Wort ‘Mut’ steckt.
Ich überlege:Wenn ich nach einem Einkauf oder nach einem Krankenhausaufenthalt Zufriedenheit feststelle, was macht sie aus? Ist es allein das erstandene Produkt oder das Resultat einer
SOZIALARBEITER
Behandlung? Entsteht dieses Gefühl der Zufriedenheit nicht dort, wo ich auf jemanden getrofJOSEF ROß
fen bin, der aufmerksam war, der mir zugehört, der mich als Person wahrgenommen hat? Unzufriedenheit kommt gerade dann auf, wenn ich feststelle, dass mein Gegenüber mehr damit beschäftigt ist, mich von
seinen Interessen zu überzeugen, als eben mein Anliegen wahrzunehmen. Zufrieden bin ich, wenn es zu einer echten
Begegnung zwischen Menschen kommt, in der die unterschiedlichen Interessen zum Tragen kommen dürfen.
„Das kann ich meinen Kindern nicht zumuten.“ oder „die Pflegenden haben soviel zu tun, die kann ich doch nicht
noch belasten“. Diese Sätze verhindern nicht selten, dass Menschen einander befragen:„Kannst oder willst du etwas
für mich tun, weil ich Unterstützung brauche?“
In einer Zeit, in der es vornehmlich darum zu gehen scheint, eigenverantwortlich zu leben, mag es schwerer werden,
jemanden um etwas zu bitten und etwas vom anderen anzunehmen.
Und dennoch bin ich immer wieder erstaunt, wie viele Menschen in kritischen Situation bereitwillig sagen:„Doch,
das will ich mir zumuten, das ist doch meine Aufgabe.“ Nur, wer nicht gefragt wird, hat auch kaum eine Chance, dem
Anderen eine ehrliche Antwort zu geben.
Eine solche Begegnung zwischen Menschen ist aber keine Einbahnstraße:Wer gefragt wird, muss auch ‘nein’ sagen
dürfen und können. Begegnungen zwischen Menschen machen die Möglichkeiten und Grenzen sichtbar.Wo wir
wechselseitig akzeptieren, dass niemand grenzenlos für den anderen da sein kann, können wir offen und ehrlich
miteinander umgehen.
Wenn Menschen sich im Krankenhaus nach Menschlichkeit sehnen, dann geht es genau um dieses Miteinander. Oft
erst später erkennen Menschen dankbar, dass die Krisenzeit der Krankheit ihnen ungewollt die Chance zu einem
vertieften Miteinander gegeben hat.
Nach Menschlichkeit sehnen sich nicht nur die Patienten und Angehörigen, sondern ebenso die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Im Leitbild des Pius-Hospitals haben die Mitarbeiter für ihre Handlungsorientierung hohe Maßstäbe gesetzt. Erreichen werden sie dieses Ziel aber nur gemeinsam mit den Patienten, Angehörigen und den Kostenträgern.
Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Eine Zumutung möchte ich nicht sein oder werden, aber ich
möchte so handeln, dass andere den Mut haben, mich um etwas zu bitten und ich den Mut habe, nein zu
sagen, wo ich überfordert bin.