Thema Verantwortung - Das Pius

Transcription

Thema Verantwortung - Das Pius
DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg
pius
A K T U E L L
1. 2008
Seite 4
Thema
Verantwortung
Schichtdienst –
arbeiten gegen die innere Uhr
Seite 16
Seite 20
Auf Wolken gebettet
Liebe Leserinnen
und Leser,
HOF APOTHEKE
es sei „ein Zeichen von Vornehmheit“, zur eignen Verantwortung zu
stehen, so hat es ein berühmter
Philosoph vor etwa 150 Jahren formuliert. Ich bin beschämt, wenn ich mir vor Augen führe, wie un-vornehm wir als Gesellschaft
heute geworden sind: Wir sind eines der reichsten
Länder der Welt. Aber jedes sechste Kind in
Deutschland lebt unter der Armutsgrenze. 2,5
Millionen Kinder bekommen nicht täglich eine
warme Mahlzeit, sie haben kein Geld für unversehrte Kleidung und schon gar nicht für die notwendigen Schulsachen. Es ist unsere gesellschaftliche Verantwortung, dass jedes Kind in unserem Wohlstands-Land eine Chance auf Geborgenheit und Bildung hat. Und ich wünsche mir,
dass wir alle vornehm genug sind, diese Verantwortung zu tragen.
Ihr Ansprechpartner für:
Fachkompetente Beratung
in allen Gesundheitsfragen
P r ü f u n g d e r N e b e n - u n d We c h s e l wirkungen Ihrer Arzneimittel
Dies ist nur ein Aspekt der Verantwortung. In unserer Titel-Geschichte haben wir einige andere
Fragen der Verantwortung aufgegriffen, insbesondere die Verantwortung für die eigene Gesundheit. Im historischen Teil geht es um Frauen, die
auf beispielhafte Weise ihre soziale Verantwortung wahrgenommen haben. Außerdem berichten wir in dieser PIA unter anderem über Schichtarbeit, über weiches Liegen, über grenzübergreifende Zusammenarbeit, Erfolge der Oldenburger
Krebs-Ärzte und über eine erfolgreiche Karikaturen-Ausstellung.
Reisemedizin
Gezielte Tipps und Ratschläge
Professionelle Pflegeund Make-up-Beratung
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.
Ihre Elisabeth Sandbrink
IMPRESSUM
Zuverlässigen und schnellen
Lieferservice
Auf einen Blick
4 Verantwortung
8 Historie: Mit leeren Händen
vor einem Meer von Not
10 Service: Gesund zu wissen,
IBF 2008, Baufortschritte
12 Abteilungen stellen sich vor:
Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie
15 Pius intern: Personalien
– Kurz notiert
16 Schichtdienst
18 Oldenburger Krebsspezialisten
sind Spitze, Kinder entdecken
ihr Herz
19 Pflegeexperten mit BachelorStudium, DKMS
20 Pflege: Auf Wolken gebettet
22 Kunst und Kultur
24 Pilgern mit Publikum
HERAUSGEBER
Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.)
Georgstraße 12, 26121 Oldenburg
KONTAKT
[email protected]
www.pius-hospital.de
CHEFREDAKTION
Isabelle Yeginer
REDAKTION
Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink,
Michael Dernoscheck, Sabine Böhmer
FOTOS
Robert Geipel, Frank Portenhauser, Hildegard Aepli
BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG
Schwanke/Raasch graphik design, Hannover
Rudolf Schwanke, Michael Dernoscheck
L a n g e S t r a ß e 7 7 · 2 612 2 O l d e n b u r g
Te l e f o n ( 0 4 41 ) 2 71 3 2 · F a x ( 0 4 41 ) 9 9 8 7 5 0 5
w w w. h o f - a p o t h e k e - o l d e n b u r g . d e
1.2008 | 3
GESPRÄCHSTHEMA
Als Klinikdirektor trage ich die Verantwortung
für alles, was in meiner Klinik passiert. Aber
sie wäre für mich allein zu schwer. Erst im
Zusammenwirken als Team werden wir der
Verantwortung tatsächlich gerecht.
Prof. Dr. Michael J. Reinhardt,
Direktor der Klinik für Nuklearmedizin
VERANTWORTUNG
Verantwortung ist für mich
ein absolut positiver Begriff.
Es tut mir gut, wenn anderen
mir zutrauen, dass ich eine
Aufgabe erfülle.
Marianne Hennig, Sekretärin der Klinik
für Innere Medizin
Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung begreifen
können. Deshalb tragen wir Verantwortung. Aber wofür?
Eine Kinderleiche wird in einem Kühlschrank gefunden. In
seinem kurzen Leben wurden dem Kind 24 Mal die Knochen gebrochen. Das Jugendamt hatte die Vormundschaft
für den Kleinen, hat ihn jedoch seit mehr als einem halben
Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen.
Fünfmal hat eine junge Frau erfolgreich verheimlicht, dass
sie schwanger war. Ebenso heimlich brachte sie die Kinder
zur Welt und begrub die Neugeborenen, bevor sie eine
Chance auf Leben hatten.
Wir haben eine große Verantwortung,
denn wir sind die ersten, die die Patienten
am Morgen sehen. Wir sehen sie am
häufigsten und kriegen als erste mit,
wenn etwas nicht stimmt.
Sabine Plate, Krankenpflegehelferin
Kindstötungen und -misshandlungen sind sehr häufig mit
Armut, Stress und Isolation verbunden, so das Ergebnis einer internationalen Unicef-Studie. Das Risiko wird verstärkt durch die steigende allgemeinen Verbreitung von
Gewalt in der Gesellschaft.
Die Zahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen ist in Deutschland seit 2004 um 81 Prozent gestiegen. Die größte Steigerungsrate ist unter heterosexuellen Männern und Frauen zu verzeichnen. Die Warnung vor ungeschütztem Geschlechtsverkehr nimmt heute keiner mehr ernst.
Inzwischen gibt es Medikamente, mit denen die Krankheit
wirksam in Schach gehalten werden kann. Für besonders
arme Regionen stellen laut Frankfurter Allgemeine Zeitung
die Pharmakonzerne den Wirkstoff inzwischen für 130
Dollar pro Person und Jahr her. In Afrika aber ist dies für
zwei Drittel der AIDS-Infizierten immer noch eine unbezahlbare Summe. Täglich sterben dort 6.000 Menschen an
dem tödlichen Virus. Bald wird die Zahl von 28 Millionen Todesopfern erreicht sein. „Und die Welt guckt zu“, klagt die
kanadische Journalistin Stephanie Nolen an und fragt in einem Interview der FAZ: „Würde die Welt auch zugucken,
wenn in Deutschland eine vermeidbare, behandelbare
Krankheit jeden Tag 6.000 Menschen töten würde?“
SIND WIR DAFÜR VERANTWORTLICH?
WER TRÄGT DIE VERANTWORTUNG?
Europäer, Amerikaner und Australier jagen pro Person und
Jahr 12 Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid in die Luft.
Wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, müssen wir
unseren Energieverbrauch um 85 Prozent reduzieren.
IST DAS UNSERE VERANTWORTUNG?
4 | 1.2008
1.2008 | 5
GESPRÄCHSTHEMA
Insbesondere seit dem Zeitalter der Aufklärung haben Philosophen und Denker
immer wieder schöne Worte für die Verantwortung der Gesellschaft gefunden
h
eute ist sie ein Kernbegriff beinahe jeder öffentlichen Äußerung. Politiker
und Wirtschaftsbosse fordern ebenso „Verantwortung“ ein wie religiöse Führer, Menschenrechts- und Umweltorganisationen oder Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen. Dahinter steckt die Gewissheit, dass die Welt nach dem Prinzip von
Ursache und Wirkung funktioniert. Und
dass wir Menschen, jeder einzelne für sich
und wir alle als Gemeinschaft, weil wir dieses Prinzip erkannt haben, unser Handeln
danach ausrichten müssen. Dass wir uns jedes Mal, bevor wir etwas tun, die Frage stellen müssen, welche Folgen unser Handeln
haben kann. Ver-Antwort-ung zu übernehmen bedeutet, dass wir als Antwort auf diese Frage bereit sind, die Folgen unseres
Handelns zu tragen.
Doch genau deshalb bleibt es meist bei
schönen Worten. Wir müssen uns zu einer
Verantwortung bekennen, bevor wir handeln. Oft genug können wir zu diesem Zeitpunkt die Folgen noch gar nicht absehen.
Und ebenso oft tun wir etwas, ohne überhaupt an Folgen zu denken. Erst wenn wir
nichts mehr rückgängig machen können,
erkennen wir, dass wir hier eine Verantwortung hatten.
Wenn die Sache gut ausgegangen ist, steht
jeder Beteiligte gerne zu seiner Verantwortung. Die Rufe nach Verantwortung beginnen immer dann, wenn etwas schief gegangen ist. Dann werden Antworten gesucht,
die die Verantwortlichkeit so weit wie möglich von der eigenen Person weg schieben:
Das Jugendamt konnte sich aus Personalmangel nicht rechtzeitig um das gequälte
Kleinkind kümmern. Der Personalmangel
wiederum ist eine Folge des Sparzwangs,
dem die Kommunen unterliegen.
Dass HIV sich weiterhin ungehindert verbreitet liegt an mangelnder Aufklärung.
Vielleicht auch daran, dass die Katholische Kirche den Gebrauch von Kondomen
immer noch nicht zulässt. Oder an den
von Promiskuität geprägten Strukturen in
Afrika.
Die Kostenexplosion im Gesundheitswesen – dafür sind die Pharmakonzerne verantwortlich. Oder die Gesundheitspolitiker. Oder die Krankenkassen.- Jedenfalls
ganz gewiss nicht wir. Oder?
6 | 1.2008
„Die Scheu vor Verantwortung ist die
Krankheit unserer Zeit“, diagnostizierte
schon Otto von Bismarck (1815 – 1898),
Gründer des Deutschen Reiches und dessen erster Kanzler. Seither hat sich nicht
viel geändert.
Dabei wollten die Gründungsväter unserer
heutigen Republik gerade in Sachen Verantwortung alles richtig machen. „Wir sind
füreinander da!“ Auf dieser Grundlage
wurde nach dem zweiten Weltkrieg der Sozialstaat Bundesrepublik Deutschland aufgebaut. Quer durch alle sozialen Schichten
war das Prinzip der so genannten Mitverantwortung gesellschaftlicher Konsens:
Die Gesellschaft trägt die Verantwortung
für Schwächere, für Kranke, für die Umwelt, für die Bildung und für alle anderen
Werte, die es im Sinne der Gemeinschaft zu
erhalten gilt.
Heute, 60 Jahre später, steht der Sozialstaat
zur Disposition. Es ist kein Geld mehr da
für eine bedingungslose Mitverantwortung.
„Wir haben zu lange die Begriffe Staat und
Gesellschaft verwechselt“, meint die Wirtschaftsstudentin Ayla Y., die gerade ihre
Diplomarbeit über nachhaltige Unternehmensführung schreibt. „Verantwortung ist
keine staatliche sondern eine gesamt-gesellschaftliche Aufgabe, und das bedeutet, jeder einzelne muss sich auch seiner persönlichen Verantwortung für die Gesamtheit
bewusst sein. Mitverantwortung für die
Schwachen funktioniert nur dann, wenn jeder seinen Möglichkeiten entsprechend
auch Eigenverantwortung praktiziert.“
Wie wahr diese Einschätzung ist, lässt sich
zum Beispiel am Gesundheitswesen sehr
eindrücklich dokumentieren. Lange Jahre
haben wir in einem „Vollkasko-Bewusstsein“ gelebt: Wenn etwas an unserer Gesundheit „kaputt geht” wird der Arzt es
schon wieder richten. Erst langsam setzt
sich die Erkenntnis durch, dass dies nicht
nur aus Kostengründen unmöglich ist.
„Der Mensch ist eben keine Maschine, bei
der man einfach ein Ersatzteil auswechseln
muss und dann funktioniert er wieder. –
Gott sei Dank nicht“, konstatiert Pius-Geschäftsführerin Elisabeth Sandbrink. „Der
Mensch ist ganzheitlich. Und das bedeutet
auch, dass der Erhalt seiner Gesundheit
eng mit seinem ganz persönlichen Lebensstil zusammenhängt. Wir müssen das Be-
wusstsein für diese Zusammenhänge noch
mehr schärfen und weiterentwickeln.“
„Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an
dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimmst“, Dante
Alighieri
Herbert G. ist seit einem Jahr Diabetiker.
Und er ist tatsächlich viel gesünder, seit er
begriffen hat, was er selbst dazu beigetragen hat. „Mein Hausarzt hat mir zusammen
mit der Diagnose Diabetes II einen gewaltigen Schuss vor den Bug gegeben“, berichtet er. „Mit großer Deutlichkeit machte er
Empfohlene Vorsorge
■ Blutdruckmessung
Zu hoher Blutdruck erhöht das Risiko
für einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag
■ Messung der Blutfette
(Cholesterin)
■ Messung der Zuckerwerte in Blut oder Urin
■ Untersuchung auf in der Familie gehäuft
aufgetretene Krankheiten.
■ Untersuchung auf beruflich gehäuft
auftretende Krankheiten.
■ Untersuchung des Dickdarms ab dem
50. Lebensjahr
■ Untersuchung der Sehkraft (grauer Star,
Brille) und des Augendrucks (grüner Star)
ab dem 40. Lebensjahr.
■ Frauen: Untersuchung auf Brustkrebs und
Gebärmutterhalskrebs ("Krebsabstrich").
■ Männer ab dem 45. Altersjahr:
Untersuchung auf Prostatakrebs
Fragen Sie Ihren Hausarzt, welche weiteren
Untersuchungen in Ihrem indiviudellen Fall
außerdem sinnvoll und nötig sind.
mir klar, dass meine Zuckerkrankheit kein
Schicksalsschlag aus heiterem Himmel ist.
Sondern dass Diabetes II fast ausschließlich mit meinen Essgewohnheiten zu tun
hat. ‘Mit jedem Kilo, das Sie abnehmen,
werden ihre Zuckerwerte besser werden’,
hat er mir gesagt. – Aber wenn ich nichts tu,
dann gehe ich das Risiko ein, richtig krank
zu werden. Nach seiner Predigt habe ich
meine gruselige Zukunft plastisch vor mir
gesehen: Blind, die Füße amputiert, Nierenversagen. Da war mir klar: Ich muss
konsequent etwas tun.“
Gelenkschmerzen und keine Atemnot
mehr, und ich kann mir wieder ohne Anstrengung die Zehennägel schneiden“,
freut er sich. „Und was für Komplimente
ich plötzlich von Frauen bekomme … – Ich
hatte schon ganz vergessen, was für ein
schönes Gefühl das ist.“
Herbert G. verdankt seinen zweiten (Gesundheits-) frühling in erster Linie sich
selbst. Er war bereit, sich unangenehmen
Tatsachen zu stellen und Verantwortung
für sein Verhalten zu übernehmen. Sein
Hausarzt hat jedoch an entscheidender
Stelle die Weichen hierfür gestellt: Er hat
Herbert G. ausführlich informiert. Nur wer
über die Krankheit, ihre Zusammenhänge,
Behandlungsmöglichkeiten und Alternativen bescheid weiß, ist in der Lage, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.
Und Herbert G. nahm seine Eigenverantwortung ernst: Seit dem Sommer hat der
Fünfzigjährige zwanzig Kilo abgenommen.
Nicht mit einer Wunder-Diät sondern mit
monatelanger Geduld und Konsequenz.
1.800 Kalorien stehen täglich auf seinem
Speiseplan. Und die setzen sich aus gesunder Kost zusammen: Gemüse satt, einiges
an Obst, Vollkornprodukte, leichter Käse,
manchmal Fisch oder mageres Geflügel.
Wenig Öl. – Zucker und weißes Mehl, Butter und fettes Fleisch hat er komplett gestrichen. Das Ergebnis überzeugt. „Ich
fühle mich zehn Jahre jünger!“, schwärmt
er. Und das sieht man ihm auch an: Seine
Haut ist frisch und glatt, seine Augen
leuchten, beim Treppensteigen nimmt er
zwei Stufen auf einmal. „Ich habe keine
10 TIPPS
ZUM VERANTWORTUNGSVOLLEN UMGANG MIT IHRER GESUNDHEIT
■ 1. Lebensfreude entwickeln
Die Zeiten sind nicht immer so, dass man sich uneingeschränkt freuen kann. Eine positive Lebenshaltung ist aber entscheidend für eine gute Gesundheit. Nehmen Sie aktiv am Leben teil, beeinflussen Sie Ihr Umfeld, Ihren Alltag und Ihre Beziehungen mit positiven Impulsen.
■ 2. Für Bewegung sorgen
Täglich Treppensteigen statt den Lift zu benutzen,
mindestens zweimal pro Woche Wandern, Joggen,
Radfahren, Schwimmen oder Skilanglaufen.
■ 3. Kraft behalten – auch im Alter
Kontinuierliches Krafttraining erhält die Beweglichkeit und damit die Selbständigkeit.
■ 4. Finger weg von Suchtmitteln
Verzichten Sie auf Nikotin, Betäubungsmittel und
andere Drogen, trinken Sie nur wenig Alkohol
■ 5. Essen soll eine Freude sein
Ernähren Sie sich ausgeglichen und vielfältig, essen sie viel Gemüse und Früchte, vor allem saisonale Produkte aus Ihrer Region. Vermeiden Sie
Übergewicht. Achtung! Rasche und große Gewichtsschwankungen sind ein Alarmzeichen.
■ 6. Liebe und Sexualität ohne Risiken
Liebe und Sexualität gehören zu den Freuden des Lebens. Genießen Sie. Aber
sorgen Sie für den notwendigen Schutz. Neben AIDS sind auch Hepatitis B und
verschiedene Geschlechtskrankheiten vermeidbare Risiken.
■ 7. „Stress“ bewältigen
Achten Sie vorausschauend auf belastende Situationen und benennen Sie frühzeitig ihre persönliche Grenze der Belastbarkeit. Nicht alles, was dringend und
wichtig erscheint, ist es auch tatsächlich!
■ 8. Sorgen Sie vor
Gehen Sie zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen. Sie können wertvolle
Hinweise auf Ihren Gesundheitszustand geben. Wichtig ist, dass Sie die Ergebnisse ernst nehmen und gegebenenfalls ihren Lebensstil anpassen. Denken Sie
daran, auch Ihren Impfschutz regelmäßig zu erneuern.
■ 9. Pflegen Sie Ihre Zähne
Wer die Zähne regelmäßig und richtig putzt, erspart sich mit geringem Aufwand Schmerzen, Leiden und hohe Kosten. Praktische Hinweise für die richtige
Mundhygiene erhalten Sie bei Ihrem Zahnarzt.
■ 10. Vorsicht beim Sport und im Straßenverkehr
Beherzigen Sie die empfohlenen Schutzmaßnahmen. Tragen Sie einen Helm
und ggf. Gelenkschutz zum Beispiel beim Radfahren oder Skaten, Helm und
Schutzkleidung auf dem Motorrad, Sicherheitsgurte im Auto. Lassen Sie Kinder
nur in geeigneten Kindersitzen mitfahren.
1.2008 | 7
HISTORIE
Ähnliche Entwicklungen gab es auch in
Deutschland. Auch hier brachten Frauen,
die wie Lillian Wald aus gutbürgerlichen
Kreisen stammten, die Dinge ins Rollen. Es
war die Zeit, in der auch Mädchen aus gutem Hause noch nicht länger zur Schule gehen oder gar einen Beruf zu erlernen durften.Vielmehr waren sie dafür bestimmt, als
Haustöchter einen guten Eindruck zu machen, auf „den Richtigen“ zu warten, ihn zu
heiraten und anschließend selbst einem
gutbürgerlichen Haushalt vorzustehen. Im
letzten Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende jedoch stellten immer mehr junge Frauen diesen Lebensentwurf in Frage.
Lilian Wald mit einem der Kinder,
denen sie eine Zukunft ermöglich hat.
MIT LEEREN HÄNDEN VOR EINEM
Quelle: Henry Street Settlement,
New York
Meer von Not
New York im März 1893. Mitten aus dem Unterricht wird die junge Krankenpflegerin
Lillian Wald zu einem Notfall in der Lower East Side gerufen. Sie wird anschließend nicht mehr
an die Universität zurück kehren. Stattdessen gründet sie eine Bewegung der Sozialen Krankenfürsorge, die kurz darauf auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt.
a
rmut pur begegnet Lillian Wald,
während sie dem kleinen Mädchen
hinterher stolpert. Es führt sie durch das
verkommene Einwandererviertel, in dem
die Straßen enge Gassen sind, nicht gepflastert und mit Abfällen übersäht. Hier leben
mehr Menschen als in den Slums der indischen Großstädte. Zehn und mehr Personen in einem Raum. Kleine und Kleinstkinder spielen im Dreck auf der Straße. Typhus, Cholera und Scharlach grassieren an
jeder Ecke. Die Kindersterblichkeit ist
höher als überall sonst in der Welt.
8 | 1.2008
Der Vater des Mädchens ist verkrüppelt,
ohne feste Arbeit. Einer von vielen, die in
Amerika ein besseres Leben suchten und
hier, gleich unweit des Hafens, an dem sie
angekommen waren, gestrandet sind. In
der Stube liegt die Mutter kraftlos noch immer dort, wo sie vor zwei Tagen das fünfte
Kind zur Welt gebracht hat. Lillian Wald
steht, wie sie später in ihrer Autobiographie
schreiben wird, „mit leeren Händen einem
Meer von Not gegenüber“. Und sie ist überzeugt davon, dass es solche Missstände
nicht geben würde, wenn Menschen, denen
es besser geht, davon wüssten.
Lillian Wald erstickt nicht an ihrem Mitgefühl. Sie entscheidet sich zu handeln. Gemeinsam mit ihrer Freundin Mary Brewster
gründet sie ein soziales Zentrum mitten in
der Lower East Side von New York, organisiert häusliche Krankenpflege, vorbeugende erziehende Gesundheitsdienste,
Milchküchen und soziale Jugendhilfe. Mit
all ihrem Engagement legt Lillian Wald den
Grundstein für die professionelle Sozialarbeit in den USA. Das von ihr gegründete
Henry Street Settlement gehört noch heute
zu den bedeutendsten Sozial-Institutionen
in New York.
Zeitgleich wie in Amerika nahm die Frauenbewegung in Europa ihren Anfang. Angeregt durch diese Entwicklung engagierten viele sich ehrenamtlich, um Sinnvolles
zu tun und Abwechslung in ihr Leben zu
bringen. Und so war es nur folgerichtig,
dass das ehrenamtliche Engagement bald
auch organisatorische Strukturen entwickelte. „In weiten Frauenkreisen liegt ein
Kapital an Arbeitskraft und Arbeitslust
brach“, erkannte die Publizistin Minna
Cauer. Und dieses galt es in Bahnen zu lenken. 1893 gründete Minna Cauer deshalb
in Berlin den Verein „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“, der
zunächst von der Frauenrechtlerin Jeanette
Schwerin und später von Alice Salomon geleitet wurdet. Ziel war es, Mädchen und
Frauen die Möglichkeit zu schaffen, dass
sie aktive Hilfe durch persönliche Fürsorge
in sozialen Unternehmungen leisteten. Und
– ganz wichtig – dass sie auf diese soziale
Arbeit vorbereitet, d.h. ausgebildet wurden. Ab 1899 bot der Verein regelmäßige
Jahreskurse zur beruflichen Ausbildung in
der Wohlfahrtspflege an. Dies war der Beginn der professionellen Sozialarbeit.
Bereits 1895 organisierte der Verein regelmäßige Einsätze zur Hilfe für sozial benachteiligte Gruppen. Insbesondere brach-
ten seine Mitglieder sich in Krankenhäusern ein, wo sie Patienten und ihre Familien besuchten, ihnen vorlasen oder mit ihnen Musik machten, aber auch nach und
nach soziale Fürsorge übernahmen.
Die Berliner Charité war das erste Krankenhaus in Deutschland, das dieses Angebot 1896 offiziell in sein Leistungsspektrum aufnahm. Die Leitung für dieses Projekt unter dem Namen „Fürsorge für Kranke“ hatte Lina Basch. Mit neun ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bot sie eine regelmäßige Sprechstunde an und kümmerte
sich um Patienten und ihre Angehörigen.
1903 hatte Lina Basch bereits einen Mitarbeiterstab von 25 Frauen, 1904 waren es
28. Im Jahr 1910 dehnte sie ihr Arbeitsfeld
auf das Krankenhaus Moabit aus und bot
darüber hinaus eine Familienfürsorge an.
Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt
mehr als 1000 Frauen in den Berliner
„Mädchen- und Frauengruppen für soziale
Hilfsarbeit“ aktiv.
1914 gründete Lina Basch, orientiert am
Amerikanischen System, gemeinsam mit
Alice Salomon und anderen Mitstreiterinnen das „Komitee Soziale Krankenhausfürsorge“, dessen Maßstäbe noch heute für die
Sozialarbeit an Krankenhäusern gültig
sind. Die ehrenamtlichen Sozialarbeiterinnen waren täglich im Einsatz und wurden
in dringenden Fällen auch telefonisch gerufen. Im ersten Weltkrieg kümmerten sie
sich zusätzlich um Verwundete und Flüchtlinge, suchten und verständigten deren Angehörige. Sie unterstützten Patienten dabei,
Hilfen bei verschiedenen Institutionen zu
beantragen – beispielsweise Mietbeihilfen,
Speisemarken oder Kleiderspenden – und
sammelten selbst Geld, um kleine Unterstützungen zu geben. Im Jahresbericht
1916 verbucht Lina Basch 198 Hilfseinsätze. Außerdem wurden für die Weihnachtsbescherung der Patienten 962 Mark Spendengelder und einiges an Zigarren, Zigaretten und Spielsachen gesammelt.
Diese Zahlen stammen aus den Arbeiten
von Prof. Dr. Peter Reinicke, der sich ausführlich mit dem Leben und Wirken der Lina Basch beschäftigt hat. Prof. Dr. Peter
Reinicke, Sozialarbeiter und Diplompädagoge, lehrt Sozialarbeit, Schwerpunkte Sozialarbeit im Gesundheitswesen und Geschichte der Sozialarbeit an der Evangelischen Fachhochschule Berlin. „Sie kann
eindeutig als die erste Sozialarbeiterin in einem deutschen Krankenhaus bezeichnet
werden“, resümiert er. „Und damit hat sie
eine bedeutende Position in der Krankenhausgeschichte. Dennoch wissen wir nur
sehr wenig über den Menschen Lina
Basch.“
Lina Basch wurde unter dem Mädchennamen Sprinz am 27. Februar 1851 in Hohensalza im heutigen Polen geboren. Offensichtlich führte sie zunächst das oben erwähnte Leben einer höheren Tochter, heiratete schließlich den acht Jahre älteren Silo Basch und kam mit ihm zusammen nach
Berlin. Mit etwas über 40 Jahren schloss Lina Basch sich dem Verein „Mädchen- und
Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“ an
und war bereits 1895/96 als Initiatorin der
Krankenhausfürsorge im Vorstand aktiv.
„Alle ärztliche Kunst, alle hingebende Pflege in den Krankenhäusern kann ihre
Zwecke nie ganz erreichen, wenn sie nicht
durch eine soziale Fürsorge ergänzt wird“,
war ihre Überzeugung. Und sie wurde nicht
müde zu betonen, „dass im Krankenhaus
dem Kranken nicht nur Heilung gebracht,
sondern auch die Rückkehr in gesunde Lebens- und Arbeitsverhältnisse gesichert
werden muss.“
Für diese Überzeugung setzte Lina Basch
sich bis ins hohe Alter ein. Auch als ihr
Mann 1917 starb, gab sie ihre Arbeit nicht
auf, und sie genoss die Wertschätzung, die
ihr von allen Seiten, gerade auch von den
Krankenhausverwaltungen entgegengebracht wurde.
Lina Basch starb 1920 im Alter von 69 Jahren. Nach ihrem Tod wurde in Berlin in allen städtischen Krankenhäusern die Soziale Krankenhausfürsorge verankert.
Charité-Krankenhaus, Berlin
Quelle:
Archiv Prof. Dr.
Peter Reinicke
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Krankenhaus-Sozialarbeit flächendeckend in
der Bundesrepublik eingeführt. Seit den
Siebziger Jahren ist sie gesetzlich verankert.
Und jeder Auszubildende oder Student in
einem Pflegeberuf kennt heute wieder die
Namen von Alice Salomon und Lina Basch.
1.2008 | 9
SERVICE
GESUND ZU
WiSSEN geht ins dritte Jahr
Unter dem Motto „gesund zu wissen...“ lädt das Pius-Hospital jetzt
im dritten Jahr Patienten und interessierte Laien zu ansprechenden
Vorträgen ein. Viele Zuschauer kommen inzwischen regelmäßig.
„‘Gesund zu wissen’ ... ist sehr lehrreich und dabei für jeden verständlich“, loben die einen.„Es herrscht eine herzliche Atmosphäre,
in der man gleich Vertrauen aufbaut“, heben andere hervor. „Dazu
trägt sicherlich auch bei, dass das Krankenhaus oder seine Ärzte sich
hier nicht selbst darstellen wollen, sondern bewusst Themen
wählen, die sozusagen schon vor der Krankenhaustür von Bedeutung sind.“
Tatsächlich gehört dies zum erklärten Konzept von Prof. Dr. Djordje Lazovic, der die Veranstaltungsreihe vor drei Jahren ins Leben rief: Die Vorträge halten in der Regel nicht Pius-Ärzte sondern niedergelassene Fachkollegen, und sie bringen eigene Themen mit, die
im Alltag außerhalb des Krankenhauses Gesprächswert haben. Ob Osteoporose, Schlafmedizin, Makuladegeneration, oder Chirotherapie, um nur einige Themen aus dem vergangenen Jahr zu nennen. In einer anschließenden Fragestunde stehen neben dem Vortragenden auch weitere Experten aus dem Pius-Hospital zur Verfügung. „So ergeben sich
oft kompetente und professionelle Gesprächsrunden, in denen das Publikum noch einmal zusätzlich Wissenswertes erfährt“, so Lazovic. „Ich glaube, die Zuschauer merken,
dass wir sie mit ihren Fragen und auch Sorgen ernst nehmen, und fühlen sich deshalb
spürbar wohl bei ‚gesund zu wissen...’“.
Termine 2008
im Überblick
❚ Montag, 21. April 2008, 19.00 Uhr
Blut im Stuhl
❚ Montag, 19. Mai 2008, 19.00 Uhr
Das Kreuz mit dem Kreuz
❚ Montag 7. Juli 2008, 19.00 Uhr
MRT am Herzen
Auch 2008 hat es bereits zwei erfolgreiche Vortragsabende gegeben. Weitere sieben sind
geplant. Unter anderem ist es gelungen, den Mannschaftsarzt der EWE-Baskets, Dr. med.
Peter Hoos, für einen Vortrag über schnelle Heilerfolge im Hochleistungssport zu gewinnen. Er beantwortet auch die Frage, welche Behandlungsmethoden auch für NichtSportler empfehlenswert sein können. (Montag, 25. August). Außerdem beschäftigt sich
„gesund zu wissen...“ zum Beispiel mit Blut im Stuhl (Montag, 21. April), Prostatakrebs
(Montag, 15. September) oder Kreuzschmerzen (Montag, 19. Mai).
Alle „gesund zu wissen...“-Vorträge beginnen um 19 Uhr in der Cafeteria im Pius-Hospital. Sie bestehen aus einem allgemeinverständlichen Vortrag und einer anschließenden
moderierten Fragestunde und dauern je nach Publikums-Interesse eineinhalb bis zwei
Stunden. Der Eintritt ist frei.
❚ Montag, 25. August 2008, 19.00 Uhr
„Warum spielt Klose schon wieder,
und ich noch nicht?“– Medizinische
Betreuung im Hochleistungssport
❚ Montag, 15. September 2008, 19.00 Uhr
Prostatakrebs – Das geht jeden Mann
‘was an!’
❚ Montag, 6. Oktober 2008, 19.00 Uhr
Ein „Fleck“ – was bedeutet das? –
Können neue Verfahren zwischen
gutartigen und bösartigen Tumoren
unterscheiden?
❚ Montag, 17. November 2008, 19.00 Uhr
Erkrankungen der Hand
10 | 1 . 2 0 0 8
IBF 2008:
Spezielles Wissen
IBF bietet allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein kontinuierliches, aktuelles
und kostengünstiges Fortbildungsprogramm. Gäste aus anderen Gesundheits- und
Pflegeeinrichtungen sind herzlich willkommen.
Offene IBF-Veranstaltungen
im Pius-Hospital bis April 2008
❚ 1. April, 14.30 bis 16 Uhr, Vorsorgevollmacht
Formen – Bedeutung – Konsequenzen
❚ 9. April, 15 bis 18 Uhr, Port & Shunt – Einsatz und Versorgung
❚ 10. April, 14.30 bis 16 Uhr, Hospiz St. Peter Oldenburg
Einblicke in die Einrichtung
❚ 14. April, 8.30 bis 15.30 Uhr, Dekubitusprophylaxe
und -therapie mit kinästhetischen Übungen
❚ ab 21. April, 14 bis 18 Uhr, Englisch im Krankenhausalltag
❚ 24. April, 14.30 bis 17 Uhr, Die Ethikkommission
Ziele – Sinn – Zweck
❚ 19. Mai, 9 bis 15.30 Uhr, Körperwahrnehmung
❚ 27. Mai, 16 bis 18 Uhr, Zuwendung - Hingabe - Selbstaufgabe
❚ 28. Mai, 14.30 bis 16 Uhr, Schlafen ohne Schnarchen
Anmeldung und weitere Informationen bei
Hermann Springfeld, Telefon: 0441 / 229 – 1203
Angelika Fricke, Telefon: 0441 / 229 – 2101
Telefax: 0441 / 229 – 2108
E-Mail: [email protected]
Unter dem Stichwort IBF wird zum einen ein internes Fortbildungsangebot für spezifische Projekte innerhalb des Pius-Hospitals angeboten.
Zum anderen gibt es ein umfassendes offenes Fortbildungsprogramm,
das das Pius-Hospital im Rahmen eines Bildungsnetzwerkes gemeinsam
mit der Ammerland Klinik Westerstede, dem Klinikum Oldenburg, dem
Evangelischen Krankenhaus Oldenburg und der Karl-Jaspers-Klinik,
Wehnen, organisiert. Schwerpunkt-Themen des offenen Fortbildungsangebotes sind:
❚ Fachkompetenz ❚ Soziale Kompetenz ❚ Führungskompetenz
❚ Methoden und Techniken ❚ Ethik und Seelsorge
❚ Gesundheitsvorsorge
Baufortschritte am Pius - in Kürze Neue Intermediate-Care-Station
Ambulantes Operationszentrum
Im ersten Obergeschoss des sanierten B-Flügels hat das PiusHospital Anfang des Jahres eine Intermediate-Care-Station
eröffnet, die jetzt stufenweise in Betrieb genommen wird. Sie
bietet künftig zehn Betten für Patienten, die nach einer Operation kontinuierlich überwacht werden müssen, aber stabil genug sind, um nicht auf der Intensivstation versorgt zu werden.
Seit Januar betreibt das Pius-Hospital im Gebäude des Diagnose- und
Therapiezentrums, Grüne Straße 11, ein ambulantes Operationszentrum
mit zwei hochmodernen Operationssälen. Hier werden alle ambulanten
Augenoperationen und weitere ambulanten Operationen ausgeführt,
die das Pius-Hospital auch früher bereits angeboten hat. Das ambulante
Operationszentrum liegt unmittelbar neben dem Zentral-OP des PiusHospitals und hat direkten Anschluss an alle medizinischen Einrichtungen des Krankenhauses.
Umzug in neue Räume
Dr. med. Ulf Helwig
im vollbesetzten
Vortragssaal. Er sprach
im Februar bei „gesund
zu wissen...“ über
Schmerzen im
Oberbauch.
„Aus-, Fort- und Weiterbildung sind wesentliche Bestandteile unseres
Hauses“ verspricht das Pius-Hospital in seinem Leitbild. „Wir meinen
dies ernst“, betont Krankenpflegedirektorin Irmgard Marischen, die deshalb in ihrem Ressort die Innerbetriebliche Fortbildung (IBF) für das
ganze Krankenhaus koordinieren lässt. „Gerade in den heutigen Zeiten,
in denen sich die Ansprüche und Anforderungen an die Gesundheitseinrichtungen verstärken und auf immer weniger Zeit verdichten, ist es
notwendig und wünschenswert, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv daran mitarbeiten, die Qualität der Leistungen zu erhalten
und auszubauen“, so Irmgard Marischen weiter. „Dafür sind spezielles
Wissen und spezifische Fertigkeiten erforderlich und zwar im pflegerischen, im medizinischen und im organisatorischen Bereich.“
Neue Büro-Räume hat die Klinikleitung der Klinik für Anästhesie- und Intensivmedizin zum Jahreswechsel bezogen. Sie befinden sich im ersten Obergeschoss des neu sanierten B-Flügels. Ebenfalls umgezogen ist die Onkologische Ambulanz, die
jetzt in neu sanierten Räumen im Erdgeschoss des B-Flügels
vorübergehend ihren Sitz hat.
Augenambulanz teilweise in neuen Praxisräumen
Die Augenambulanz für den vorderen Augenabschnitt ist vorübergehend in angemietete Praxisräume in der Grünen Straße 24 gezogen.
Die stationäre Augenklinik und die Ambulanz für den hinteren Augenabschnitt bleiben in den angestammten Räumen im Pius-Hospital.
Erweiterung der Klinik für Nuklearmedizin
Pius-Strahlentherapie beim Klinikum
Über drei Stockwerke erstrecken sich die neuen diagnostischen Räume der Klinik für Nuklearmedizin, die mit modernster Technik ausgestattet sind und seit Januar in Betrieb sind.
Das Pius-Hospital baut eine Außenstelle der Strahlentherapie auf dem
Gelände des Klinikums Oldenburg. Damit wird die Kooperation auf onkologischem Gebiet in Oldenburg noch weiter intensiviert und verzahnt.
1 . 2 0 0 8 | 11
ABTEILUNGEN STELLEN SICH VOR
„Jede Operation ist für jeden Patienten ein
‘Einschneidendes Erlebnis’ - im wahrsten Sinne des Wortes.“
aufstehen und spätestens am nächsten Tag
wieder Nahrung zu sich nehmen können.
Stress und Schmerzen werden schon vor
dem Eingriff auf ein Minimum reduziert.
Während des Eingriffs und danach sind
Fast-Track-Patienten ebenfalls völlig
schmerzfrei. Und in den allermeisten Fällen
fallen nur noch kleine Bauchschnitte an,
weil minimal-invasiv operiert wird. Selbst
wenn jedoch eine offene Operation ansteht,
gehört es heute zu den Regeln der Kunst,
die Schnitte so zu setzen, dass Muskelgewebe nach Möglichkeit geschont wird und
die Wunden möglichst schmerzfrei verheilen können.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit vermeidet Komplikationen
Möglichst
FRÜH ERKENNEN
Kleine Kinder tun es völlig
ungehemmt. Erwachsenen ist es
peinlich, aber 80 Prozent machen
es trotzdem: Sie werfen einen Blick
zurück in die Toilettenschüssel.
Und damit tun sie – medizinisch
betrachtet – genau das Richtige.
Denn Menge, Konsistenz und Farbe
des Stuhlgangs können wichtige
Botschaften über gefährliche
Krankheiten vermitteln.
12 | 1 . 2 0 0 8
„Wenn der Stuhl besonders schleimig ist,
sehr dunkel oder bleistift-dünn, wenn bei
Ihnen Durchfall und Verstopfung ständig
abwechseln oder wenn Sie sogar Blut entdecken – gehen Sie bitte sofort zum Arzt“,
empfiehlt Dr. Dirk Weyhe, Direktor der
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
im Pius-Hospital. „Solche Verdauungsstörungen können viele Ursachen haben,
auch ganz harmlose. Aber sie können auch
auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen.
Eine Unterfunktion oder eine chronische
Entzündung der Bauchspeicheldrüse zum
Beispiel, auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, gutartige Tumore oder leider auch auf Krebs. Für alle diese Krankheiten gilt: Je früher wir sie erkennen, desto
sicherer und effektiver können wir sie behandeln, mit desto weniger Komplikationen müssen Sie rechnen und desto schneller geht es Ihnen wieder gut.“
Dirk Weyhe weiß, wovon er spricht. Er ist
ausgewiesener Spezialist für Erkrankungen
der Verdauungsorgane und setzt vor allem
mit seiner Erfahrung in der OberbauchChirurgie, insbesondere der Pankreas-Chirurgie neue Akzente in Oldenburg. Außerdem führt er gemeinsam mit dem schon seit
vielen Jahren bewährten Chirurgen-Team
im Pius-Hospital schwerpunktmäßig Eingriffe am Dick- und Enddarm und an der
Schilddrüse aus.
Moderne Operationstechniken
„Obwohl Fach- und Hausärzte, Krankenkassen, Kliniken und Niedergelassene Ärzte sich mit dem Aufruf ‘Schnell zum Arzt!’
einig sind, geht nicht einmal die Hälfte aller
Menschen in Deutschland zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen“, führt
Weyhe weiter aus. Viele Patienten reagierten selbst auf deutliche Warnzeichen nicht.
„Sicher auch deshalb, weil sie Angst vor unangenehmen Untersuchungen und den Folgen großer Operationen haben“, vermutet
Oberärztin Annette Belling. „Dabei hat
sich auf beiden Gebieten gerade in den letzten Jahren sehr viel getan.“ Und das PiusHospital hat die Entwicklungen mitgemacht. Zum besseren Verständnis dieser
Erkrankungen und der operativen Tätigkeit
werden an diesem Haus sogar Lehrfilme
gedreht. In diesem Frühjahr zum Beispiel
über Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse
und über die so genannte Fast-Track-Methode bei Dickdarm-Operationen.
Nach OP ohne Stress und
Schmerzen wieder fit
Der Großteil dieser Eingriffe wird im PiusHospital inzwischen nach der Fast-TrackMethode erledigt. Das bedeutet, dass die
Patienten schon am Operationstag selbst
„Durch gezielte Voruntersuchungen beugen wir außerdem schon im Vorfeld möglichen postoperativen Komplikationen vor“,
ergänzt Oberarzt Dr. Stefan BergmannPaslat, der in ambulanten Vorgesprächen
den Weg für die Operationen bereitet. Es
komme zum Beispiel immer wieder vor,
dass eine bisher unerkannte Insuffizienz
der Bauchspeicheldrüse nach einer Darmoperation plötzlich akute Komplikationen
verursache. „Wir bestimmen vor der Operation den Blutzucker und ausgewählte Enzyme im Stuhl und beginnen gegebenenfalls sofort mit einer Therapie. – „Sie sehen“, fasst Dirk Weyhe zusammen, „FastTrack funktioniert nur, wenn wir über unser eigenes Fachgebiet, die Chirurgie, hinaus denken und handeln und die Kompetenzen mehrerer Fachkliniken bündeln. Besonders eng arbeiten wir hier mit der Klinik
für Innere Medizin und mit den SchmerzExperten der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin zusammen.“
Auch die Diagnostik hat an Schrecken verloren. Die gefürchteten Spiegelungen (Endoskopien) von Magen, Darm oder Galle
werden heute in der Regel unter einer leichten Narkose ausgeführt. Zugleich ist die
technische Entwicklung so weit fortgeschritten, dass selbst Krebs- und andere Erkrankungen schon im Frühstadium optimal
diagnostiziert und behandelt werden können. Im Pius-Hospital gibt es eine zertifizierte Endoskopie-Abteilung, die mit hochmoderner HDTV-Technik arbeitet. Ergänzend werden Sphinkter-Manometrie, Ultraschall, Endosonographie, Computer-Tomographie und ab Mitte 2008 auch PET-CT
und Kernspin-Tomographie für Diagnosen
im Bauchraum eingesetzt. „Je eindeutiger
die Diagnose ist, umso präziser können wir
Chirurgen operieren“, fasst Dirk Weyhe zusammen. „Es ist daher die beste Voraussetzung, wenn alle hierfür notwendigen Kompetenzen unter einem Dach vereint sind. Im
Pius-Hospital ist das der Fall.“
Alle Kompetenzen
unter einem Dach
Und das sei ein wichtiger Grund für ihn gewesen, den Wechsel nach Oldenburg zu
wagen. Dirk Weyhe ist Facharzt für Chirurgie, für Viszeralchirurgie, für Intensivmedizin und für Rettungsmedizin und hat
eine zertifizierte Zusatzausbildung als
Ethikberater – sowie für Führung und Leitung im Krankenhaus. An der Universitätsklinik Bochum war er zuletzt geschäftsführender Oberarzt der Chirurgische Klinik des St. Josef-Hospitals, die mit mehr als
300 Pankreasoperationen pro Jahr zu den
wichtigsten Kompetenzzentren für Pankreas-Chirurgie in Deutschland gehört. An
Kompetenzzentrum
für Schilddrüsenchirurgie
Mit über 500 Schilddrüsenoperationen pro Jahr
und mindestens noch einmal so vielen nichtoperativen Therapien gehört das Pius-Hospital
zu den großen Kompetenzzentren auf diesem
Gebiet in Deutschland. In Zusammenarbeit mit
der Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital
und einem niedergelassenen Endokrinologen
werden hier alle Erkrankungen der Schilddrüse
und der Nebenschilddrüsen kompetent diagnostiziert und behandelt. Die Schilddrüse ist ein
kleines Schmetterlingförmiges Organ im Hals
des Menschen. Sie bildet die meisten Hormone
und reguliert dadurch den gesamten Energiestoffwechsel. „Deshalb ist es unser erklärtes
Behandlungsziel, die Schilddrüse möglichst zu
erhalten“, betont Oberärztin Ina Burkowski.
„Nur wenn alle anderen Methoden keine Besserung bringen, raten wir zu einer Operation.
Dann entfernen wir je nach Krankheitsbild die
Schilddrüse oder die Nebenschilddrüsen ganz
oder teilweise.“ Mit modernen Techniken ist es
heute möglich, nur die erkrankten Partien der
Schilddrüse herauszuschneiden und ihre Funktion in den anderen Teilen zu erhalten. Die
Chirurgen im Pius-Hospital operieren täglich
zwei, manchmal auch drei Schilddrüsen. Das
trainiert die Präzision. Und die ist wichtig. Denn
dicht bei der Schilddrüse liegen Schlagadern,
Stimmbänder und wichtige Nervenstränge.
1 . 2 0 0 8 | 13
PIUS INTERN
der Universität Bochum wird in einigen
Wochen auch das Habilitationsverfahren
für Dirk Weyhe abgeschlossen, so dass er
sich voraussichtlich in Kürze Privatdozent
nennen darf. Sein wissenschaftliches Fachgebiet sind Untersuchungen im Bereich der
minimal- invasiven Chirurgie und der Verwendung von Bio-Materialien.
„Aber nicht nur mit den diagnostischen Kliniken und Abteilungen bilden wir im PiusHospital eine Einheit“, fährt Dirk Weyhe
fort. „Das Pius-Hospital betreibt außerdem
eine der größten und modernsten Kliniken
für Strahlentherapie in Niedersachsen, zu
der eine hervorragende Abteilung für Onkologie gehört. Dies ist gerade in der DarmKrebs-Behandlung ein massiver Vorteil.
Denn es steht inzwischen fest, dass eine
kombinierte Strahlen- und Chemotherapie
vorab ein deutlich besseres Operationsergebnis ermöglicht und in den meisten Fällen ein dauerhafter künstlicher Darmausgang vermeidbar ist.“
Vertrauensverhältnis im Team
und mit Patienten
„Gute Zusammenarbeit ist alles“, fasst
Dirk Weyhe zusammen. In der eigenen Klinik legt er deshalb großen Wert auf ein ehrliches Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Pflege, Operations-Team, Medizinern und allen anderen Mitarbeitern. Einmal im Monat steht deshalb eine Konferenz
fest im Terminkalender, an der alle
Oberärzte und Pflegeleitungen der chirurgischen Stationen und der OPs teilnehmen.
Und auch mit den anderen Kliniken im
Pius-Hospital besteht ein regelmäßiger
Austausch. So treffen die Fachärzte der diagnostischen, der therapierenden und der
chirurgischen Kliniken zum Beispiel einmal
pro Woche zur Onkologischen Konferenz
zusammen und besprechen individuelle Behandlungskonzepte für jeden Krebspatienten im Pius-Hospital. „Unsere Patienten bekommen also eine konzentrierte Expertise
von allen beteiligten Klinikdirektoren auf
einmal“, macht Dirk Weyhe noch einmal
deutlich.
„Anschließend besprechen wir die Ergebnisse ausführlich mit den Patienten“, ergänzt Oberärztin Dr. Annette Belling, die
wie Dirk Weyhe auch auf ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient setzt. „Jede Operation ist für einen Patienten ein ‘einschneidendes Erlebnis’ – im
wahrsten Sinne des Wortes. In einer solchen Situation fühlt sich jeder Mensch ausgeliefert. Das ist eine normale Reaktion
und wir können dieses Gefühl niemandem
abnehmen. Aber wir können es anerkennen
und im direkten Kontakt mit unseren Patienten das Vertrauen stärken“, erklärt sie.
Oberärztin Ina Burkowski nimmt den Faden auf und bestätigt: „Dass der Chirurg
erst auftaucht, wenn der Patient in Vollnarkose liegt, und schon verschwunden ist,
bevor er wieder aufwacht, kommt bei uns
nicht vor.“ Im Gegenteil. Nach Möglichkeit
stellen die Chirurgen sich spätestens am
Tag vor der Operation vor. „Und nach der
OP erläutern wir noch einmal genau, was
wir gemacht haben“, so Ina Burkowski.
„Nach besonders schwierigen Eingriffen
Sanftmütige
EILEITERCHIRURGIE
rufen wir auch persönlich bei der Familie
an und sagen Bescheid, dass alles gut gelaufen ist.“
Mit Blumen und einer kleinen Feierstunde
bedankt sich das Pius-Hospital bei langjährigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Jubilare,
die geehrt wurden, sind 10 Jahre,15 Jahre
oder sogar 40 Jahre im Dienst.
Herzlichen Glückwunsch!
Der Friedensnobelpreisträger Mahatma Ghandi steht
für Sanftmut und Gewaltlosigkeit. Die Indische Gesellschaft für Eileiter-Pathologie in der Gynäkologie hat ihn
Auch die Hausärzte bzw. die einweisenden
Fachärzte werden unmittelbar nach jeder
stationären Operation per Fax informiert.
Diese beispielhafte Kommunikation mit
Patienten, Angehörigen und niedergelassenen Ärzten haben Annette Belling und Ina
Burkowski bereits gepflegt und ausgebaut,
als sie vor dem Dienstantritt von Dirk
Weyhe die Klinik gemeinsam für einige
Monate kommissarisch geführt haben. „Sie
haben tolle Arbeit geleistet“, lobt der neue
Klinikdirektor. „Ich bin froh, dass ich hier
ein so gut qualifiziertes und motiviertes
Team übernehmen konnte.“ Dieses Lob gilt
dem gesamten Team: den Ärztinnen und
Ärzten ebenso wie den Schwestern und
Pflegern auf den Stationen und im OP. Alle ziehen an einem Strang. „Und es macht
Freude, wenn wir von Patienten, Angehörigen und niedergelassenen Ärzten so eindeutig positive Rückmeldungen kriegen
wie in den letzten Monaten.“
deshalb zur Symbolfigur für ihre höchste Auszeichnung
zur Anerkennung ausländischer Spezialisten erklärt.
Auf dem internationalen Jahreskongress für EileiterPathologie in Kalkutta übergab die Indische Gesellschaft ihren „Mahatma“ dem Oldenburger Spezialisten
Prof. Dr. Dr. Rudy-Leon De Wilde.
Schwerpunkte DER KLINIK
❚ Leber-, Gallen-, Pankreaschirurgie
einschließlich interdisziplinärer Behandlung von
Stoffwechselveränderungen nach OPs; minimalinvasive Methoden bei Gallenblasenentfernung
und gutartigen Lebererkrankungen; Pankreaskopfresektion, Pankreasschwanzresektion,Operationen
bei chronischer Entzündung – jeweils unter bestmöglicher Erhaltung des Magens, des Zwölffingerdarms und Teilen der Bauchspeicheldrüse selbst.
❚ Magen-Darm-Chirurgie nach den modernen
interdisziplinären Konzepten, auch in Zusammenarbeit mit Hausärzten ggf. systemische Chemotherapien vor der Operation. Minimal-invasive
Eingriffe bei gutartigen Darmerkrankungen
❚ Mehr als 500 Schilddrüsenoperationen pro Jahr
Teilweise oder Total-Entfernung der Schilddrüse
und/ oder Nebenschilddrüse
❚ Rectum-Chirurgie nach modernen Erkenntnissen
❚ Minimal-invasive Darm- und Hernienchirurgie
14 | 1 . 2 0 0 8
Feierstunde
„Ich freue mich besonders über diese Ehrung“, bedankte sich De Wilde.
Tatsächlich sei die „Sanftmut“ eine wichtige Tugend gerade auch im Umgang mit erkrankten Eileitern. „Das Organ ist empfindlich wie ein Schmetterling. Bei der geringsten falschen Berührung wird es geschädigt.“
Eine Eileiter-Operation birgt deshalb immer das Risiko, unfruchtbar zu
werden. Nur erfahrene Spezialisten können heute, Dank minimal-invasiver Opertainos-Techniken, so operieren, dass der Eileiter funktionstüchtig
erhalten bleibt. Rudy-Leon De Wilde ist ein international anerkannter Experte für solche organerhaltenden Eingriffe. Und er sorgt dafür, dass andere die Techniken ebenfalls erlernen. Seit vielen Jahren unterrichtet er
Gynäkologen in Indien in minimal-invasiven OP-Methoden und qualifiziert sie damit, selbst als Multiplikatoren ihr Wissen an Kollegen im
ganzen Land weiterzugeben.
Personalien
Beste Wissenschaftliche Arbeit: Klinikdirektor Prof. Dr. Djordje
Lazovic hat gemeinsam mit den Co-Autoren Rasmus Zigan
und Prof. Arnim Braun in der Sonderbeilage der internationalen Zeitschrift „Orthopedics“ (weltweit 28.000 Abonnenten)
eine Beitrag über Kurz-Schaft-Hüftprothesen und ihre Positionierung mit Hilfe computergestützter Navigation veröffentlicht. Dieser Beitrag wurde von den Editoren als „beste Arbeit“
bewertet und mit einem Geldpreis zur weiteren Unterstützung der klinischen Forschungsarbeit bedacht. +++ Thema
Lungenkrebs im ZDF: Das ZDF hat in seiner Sendung „Volle
Kanne“ über die Forschungsarbeit von Prof. Dr. Frank Griesinger, Direktor der Abteilung für Onkologie, zum Thema Lungenkrebs berichtet. Der Beitrag ist unter www.zdf.de als InternetVideo abrufbar. +++ Blick hinter die Kulissen: Pius-Geschäftsführerin Dipl.-Kffr. Elisabeth Sandbrink hat einen Tag in der Lokalredaktion der Oldenburger Nordwestzeitung hospitiert. Als
„Chefredakteurin für einen Tag“ konnte sie interessante Einblicke in die Arbeit von Journalisten gewinnen und eigene Impulse zur Themengestaltung einbringen. +++ Ehrenplakette
der Ärztekammer: Für überragendes Engagement in verschiedenen ärztlichen Gremien ist Dr. Hermann-Ayke Klasen mit
der Ehrenplakette der Ärztekammer Niedersachsen ausgezeichnet worden. Hermann Klasen hat bis zu seinem Eintritt in
den Ruhestand im November 2006 die Abteilung für Onkologie in der Klinik für Strahlentherapie und internistische Onkologie geleitet. Die Ärztekammer würdigt insbesondere seinen
langjährigen Einsatz im von ihm 1983 mit gegründeten Regionalen Tumorzentrum Weser-Ems, dem er viele Jahre als 1. Vorsitzender vorstand und für das er heute noch arbeitet. +++
Junior-Professur bestätig: Die Universität Oldenburg hat Prof.
Björn Poppe nach drei Jahren als Junior-Professor bestätigt. Er
forscht und lehrt im Fachbereich Medizinische Strahlenphysik
zu gleichen Teilen an der Universität und im Pius-Hospital.
+++ Psychoonkologie: Die Psychologische Psychotherapeutin
Christine Erdmann arbeitet (nach vier Jahren als Honorarkraft)
seit 01.11.2007 als angestellte Diplompsychologin für das Pius
Hospital und bietet gemeinsam mit der Psychologischen Psychotherapeutin Martina Ihlefeld Patientinnen, Patienten und
Angehörigen professionelle Hilfe im Umgang mit Krebserkrankungen und den daraus entstehenden psychischen und seelischen Belastungen an.
1 . 2 0 0 8 | 15
GANZHEITLICH
Wenn bei anderen Menschen morgens der Wecker klingelt, hat Renate Müller ihren Arbeitstag
bereits hinter sich. Die 55-jährige Krankenschwester arbeitet seit 37 Jahren im Pius-Hospital.
Den größten Teil dieser langen Zeit in der Nachtschicht. Ihr Dienst beginnt, wenn die meisten von uns
längst auf der heimischen Couch sitzen: um Punkt 20.10 Uhr. Um 6.30 Uhr am nächsten Morgen ist sie
dann meistens wieder zu Hause.„Mir macht die Nachtarbeit nichts aus“, sagt sie.„Ganz im Gegenteil,
ich bin ein absoluter Nachtmensch“. Als sie ihr Kind bekommen habe, sei die Arbeit im Nachtdienst
die ideale Möglichkeit gewesen, Beruf und Familie zu vereinbaren, erinnert sie sich.
Und bis heute ist sie dabei geblieben.
Schichtdienst
w
– arbeiten gegen die innere Uhr
ie das Pius-Hospital sind auch viele
andere Unternehmen auf Schichtdienst angewiesen: Ohne die Rund-um-dieUhr-Schichten wäre der tägliche Betrieb
schlichtweg nicht möglich. Und so gern Renate Müller auch die Nachtwachen übernimmt: Schichtarbeit kann gesundheitliche
Risiken mit sich bringen. Viele Schichtarbeiter schlafen schlechter, erkranken leichter als Arbeitnehmer mit „normalen“ Arbeitszeiten und oftmals leiden Freundschaften und Beziehungen. Wissenschaftler
an der Universität von Buenos Aires haben
16 | 1 . 2 0 0 8
vor kurzem eine wesentliche Ursache der
Probleme aufgedeckt: Schichtarbeitern
mangelt es häufig an Serotonin (Sleep
2007, online first).
Das Team unter Leitung von Carlos J. Pirola untersuchte knapp 700 Männer, von denen ein Drittel in einem rotierenden
Schichtsystem arbeitete. Als wichtigstes
Unterscheidungsmerkmal zwischen Tageslicht-Kandidaten und Schichtarbeitern
stach der Serotoninspiegel heraus. Serotonin sorgt als Hormon und Botenstoff unter
anderem dafür, dass unsere „innere Uhr“
richtig tickt. Ist das nicht der Fall, können
körperliche und psychische Auswirkungen
die Folge sein. Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsstörungen,
Depressionen und sogar ein höheres Krebsrisiko werden mit Serotonin-Mangel in Verbindung gebracht.
Es ist also keine Binsenweisheit, dass die
Nacht zum Schlafen da ist. In dieser Zeit
sind viele körperliche Funktionen auf
„Sparmodus“ geschaltet. Dann sind Mü-
digkeit und somit auch ein erhöhtes Fehlerrisiko nahezu programmiert. Umgekehrt
kann man tagsüber, wenn der Körper auf
Aktivität ausgerichtet ist, vom Schlaf keinen optimalen Erholungswert erwarten.
Schichtarbeit bedeutet also, dass vom Organismus sowohl Leistung als auch Regeneration zum falschen Zeitpunkt gefordert
werden. Diese Empfindungen sind jedoch
sehr subjektiv. Es gibt durchaus auch Arbeitnehmer, die mit wechselnden Tag- und
Nachtschichten sehr gut zurecht kommen,
weil ihre „innere Uhr“ eben ein wenig anders tickt.
Schwester Renate gehört dazu: Sie hat mit
keinerlei Problemen zu kämpfen. Ihr Körper passt sich problemlos den wechselnden
Tag- und /Nacht-Rhythmen an. „Ich bin
selten müde während des Dienstes“, erzählt sie. Sie habe aber auch stets alle Hände voll zu tun: Nach der Schichtübernahme
schaut sie in jedem einzelnen Zimmer der
Station nach dem Rechten, danach beginnt
die übliche Routine. Sie verabreicht Medikamente, wechselt Infusionen, bereitet Medikamente und Wäsche für den Frühdienst
vor. Vor einigen Jahren seien die Nachtwachen noch ruhiger gewesen. Inzwischen habe die Arbeit merklich zugenommen, berichtet sie. Vor allem sei nun wesentlich
mehr „Schreibkram“ fällig: „Die Dokumentation kostet uns viel Zeit“, sagt sie.
Die Mehrzahl der Schichtarbeiter – Experten schätzen die Zahl auf 70 bis 90 Prozent
– klagt jedoch über Schlafstörungen, die
sich auch nach Änderung der Arbeitsbedingungen oder sogar bis ins Rentenalter
fortsetzen können. Schlafstörungen sind
immer auch „Wachstörungen“ mit zum
Teil erheblichen Folgen: Etwa die Hälfte
dieser Betroffenen schläft in monotonen Situationen am Arbeitsplatz ein. Knapp zwei
Drittel berichten von Erinnerungslücken.
Die Unfallwahrscheinlichkeit steigt laut
Studien um das Siebenfache und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um
das Dreifache.
Um den Schichtdienst aus chronobiologischer und schlafmedizinischer Sicht so verträglich wie möglich zu gestalten, empfehlen Experten ein Vorwärtswechsel der Arbeitszeiten – also Frühschicht, Spätschicht,
Nachtschicht. Hilfreich sind zudem sogenannte schlafhygienische Maßnahmen. Dazu gehören sowohl passive als auch aktive
Entspannung vor dem Zubettgehen, ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen geistiger und körperlicher Tätigkeit, gesunde
Ernährung, das richtige Bett und eine opti-
male Schlafumgebung. Um den Erholungswert des Schlafs zu optimieren, sollte bei
der Frühschicht (meist von 6 bis 14 Uhr)
auf ein Nickerchen nach Schichtende verzichtet und der Nachtschlaf möglichst zeitlich vorverlegt werden. Die Spätschicht
(ca. 12.30 bis 20 Uhr) ist weniger ein biologisches als vielmehr ein soziales Problem,
weil das soziale Umfeld, also Familie und
Freunde, in der Regel einen anderen Lebensrhythmus haben. Gesundheitlich am
problematischsten ist jedoch die Nachtschicht (ca. 20 bis 6.30 Uhr). Hier ist die
Aufteilung des Schlafes in zwei Perioden
sinnvoll – eine direkt nach der Schicht und
die andere am Nachmittag bis zum frühen
Abend.
Renate Müller hat auch nach Jahrzehnten
im Nachtdienst Spaß an ihrer Arbeit: „Ich
gehe sehr gern zum Dienst und möchte gar
nicht anders arbeiten“, sagt sie. Schön daran sei vor allem, dass die Stationen im PiusHospital ihre Dienste frei einteilen könnten, und alle Schwestern und Pfleger ein
Mitspracherecht bei der Erstellung der
Dienstpläne haben. So sei es möglich, es
(fast) immer allen recht zu machen.
„Die Mehrzahl der Schichtarbeiter klagt jedoch über Schlafstörungen,
die sich auch nach Änderung der Arbeitsbedingungen oder sogar bis
ins Rentenalter fortsetzen können.”
1 . 2 0 0 8 | 17
PARTNER
OLDENBURGER
KREBSSPEZIALISTEN
sind Spitze
Die Zeitschrift Focus hat sich im Herbst 2007 ausführlich mit
der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen beschäftigt.
In einer viel beachteten Serie berichtete sie
vier Wochen lang über die Themen urologische Tumore und Lungenkrebs, Magen,
Darm, Bauchspeicheldrüse und Gehirn,
Brust, Eierstöcke und Gebärmutter und
schließlich über Leukämie, Lymphome,
Strahlenmedizin und fortgeschrittenen
Krebs. In einer Rankingliste wurden jeweils
100 Ärzte aus ganz Deutschland benannt,
die sich um das jeweilige Thema besonders
verdient gemacht haben.
Die FOCUS-Redaktion ermittelte die neue
Krebs-Ärzteliste nach eigenen Angaben aus
mehr als 10.000 Empfehlungen von Ärzten
und Patienten und recherchierte auf Fachkongressen und bei Selbsthilfetagungen.
Dafür stellten die Redakteure des Nachrichtenmagazins gemeinsam mit 30 renommier-
ten Medizinern bundesweiter Fachgesellschaften und medizinischer Landesverbände unterschiedliche Fragebögen zusammen.
Gleich sechs Oldenburger Krebsspezialisten wurden in den Rankinglisten aufgeführt:
Prof. Dr. med. Frank Griesinger, Direktor
der Abteilung für Internistische Onkologie
im Pius-Hospital
Prof. Dr. med. Henning Köhne, Direktor der
Klinik für Onkologie und Hämatologie im
Klinikum Oldenburg
Dr. med. Burkard Otremba, Onkologische
Praxis Oldenburg im Oldenburger Diagnose- und Therapiezentrum am Pius-Hospital
Prof. Dr. med. Hans-Rudolf Raab, Direktor
der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Klinikum Oldenburg
PD Dr. med. Friedhelm Wawroschek, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Klinikum Oldenburg
Prof. Dr. med. Rudy Leon De Wilde, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Pius-Hospital.
„Wir sind stolz auf dieses gute Ergebnis für
das Medizinische Oberzentrums Oldenburg, denn wir haben auch alle gemeinsam
etwas dafür getan“, betont Pius-Geschäftsführerin Elisabeth Sandbrink. „Alle Gesundheitsanbieter der Region arbeiten gemeinsam daran, unsere Kompetenzen auf
einander abzustimmen, zu bündeln und
miteinander zu vernetzen. Deshalb können
wir insgesamt eine hervorragende Gesundheitsversorgung anbieten. Übrigens auch
auf den Gebieten, die diesmal nicht in der
Focus-Ärzteliste aufgeführt waren.“
Kinder entdecken ihr Herz
Unterricht der besonderen Art gab es für die Grundschüler an der Wallschule in Oldenburg: Mit modernster
Medizin-Technik und kindgerechten Erläuterungen durch
Pius-Kardiologe Dr. Steffen Kosian durften sie ihr eigenes
Herz erkunden - und zwar in Bild und Ton.
Dazu war der Herz-Spezialist einen ganzen Vormittag lang in die Schule gekommen und hatte ein tragbares High-Tech-Gerät für Echokardiographie –
„übrigens das kleinste Herzultraschallgerät”, so Kosian stolz – und ein EKGGerät mitgebracht.
Unterricht der begeistert: Grundschüler lernen, wie eine
Ultraschall-Untersuchung am Herzen funktioniert.
18 | 1 . 2 0 0 8
Modernste Echokardiographie-Technik in Laptop-Größe macht es erstmals
möglich, das schlagende Herz in seinen tatsächlichen Ausmessungen bildrealistisch darzustellen. Nach einer kurzen Einführung durften die Kinder
die medizinischen Geräte selbst bedienen und machten gegenseitig ihre
Herzen über Video-Beamer auf einer Leinwand sichtbar. „Ich wünsche mir,
dass sie dabei entdecken, auf welche faszinierende Weise der Körper des
Menschen - wie wunderbar ihr eigener Körper funktioniert“, so Kosian, der
selbst Vater von zwei Töchtern im Grundschulalter ist. „denn dann begreifen sie sicher auch, wie wichtig es ist, dass sie selbst darauf achten, ihn zu
erhalten.“
Neben der spannenden Selbst-Untersuchung lernten die Wallschüler auch
harte Fakten. Zum Beispiel, dass das Herz im Laufe eines 70jährigen Lebens
3 Milliarden Mal schlägt. Oder dass ein Herzinfarkt entsteht, wenn die Blutzufuhr zu bestimmten Teilen des Herzens blockiert ist. Und sie erarbeiteten
gemeinsam wertvolle Tipps für ein nachhaltiges Gesundheitsbewusstsein:
„Vernünftige Ernährung, viel Bewegung - und auf alle Fälle: Finger weg von
Zigaretten“, fasst Steffen Kosian zusammen.
Pflege-Experten
MIT BACHELOR-STUDIUM
Eine neue und für Niedersachsen einzigartige Kooperation ist der berufsbegleitende
Pflege-Studiengang, den die drei Oldenburger Krankenhäuser gemeinsam mit der Pflege-Akademie
der Hanzehogeschool in Groningen ab dem Wintersemester 2008 anbieten.
In zwei Jahren zum Bachelor of Nursing - in Oldenburg
ist das ab September 2008 möglich. Dann nämlich
startet ein berufsbegleitender Studiengang, den das
Evangelische Krankenhaus, das Klinikum Oldenburg
und das Pius-Hospital gemeinsam für examinierte
Krankenschwestern und -pfleger anbieten. „Mit dem
akademischen Bachelor-Abschluss erreichen wir den
Anschluss an europäische Qualifikationsniveaus in der
Pflege“ erläutert Irmgard Marischen, Pflegedirektorin
im Pius-Hospital. „Darüber hinaus haben unsere Studenten die Möglichkeit, sich während des Studiums als
Experten für Pflegemanagement oder Intensivpflege
zu spezialisieren.“
Das Studium besteht aus theoretischen und praktischen
Modulen, die zum Teil in Groningen, zum Teil als elektronische Selbstlernkurse und zum Teil als projektbezogene Praxiseinsätze an den drei Krankenhäusern in Oldenburg angeboten werden. „Ein Konzept, mit dem wir
offensichtlich ins Schwarze getroffen haben“, resümiert
Oberin Birgit Plaschke, Pflegedirektorin im Klinikum.
„Wir haben bereits jetzt 55 Anmeldungen aus unseren
drei Krankenhäusern und 25 Anfragen von außen.“ Und das, wo pro Jahr nur 30 Studienplätze zur Verfügung stehen. Für die nächsten Studienjahre wird eine
Warteliste geführt.
Nähere Informationen über das Oldenburger
Pflegestudium gibt es bei den Pflegedirektorinnen
der drei Krankenhäuser oder bei Projektleiterin
Frauke Wiedermann, Tel.: 0441/236-374,
[email protected].
Gruppenfoto zur feierlichen Vertragsunterzeichnung im Oldenburger
Kulturzentrum PFL: vorne: Rudolf Mintrop, Geschäftsführer Klinikum
Oldenburg, Janny Bijma, Dekanin der Pflegeakademie, Hanzehogeschool
Groningen, Elisabeth Sandbrink, Geschäftsführerin Pius-Hospital,
Thomas Kempe, Kaufmännischer Vorstand Evangelisches Krankenhaus,
hinten: Pflegedirektorin Oberin Birgit Plaschke (Klinikum Oldenburg),
Projektleiterin Frauke Wiedermann, Evangelisches Krankenhaus,
Pflegedirektorin Irmgard Marischen, Pius-Hospital, Pflegedirektorin
Ursula Geller, Evangelisches Krankenhaus, Tiebe Oltmanns,
ehemalige Oberin Klinikum Oldenburg
DKMS:
Schon drei Oldenburger
Lebensretter in diesem Jahr
Drei Menschen aus Oldenburg und Umgebung konnten in diesem Jahr bereits als
Lebensretter aktiv werden. Simone Kuhlmann und Gerriet Meyer haben bereits
Stammzellen für Patienten, die an Leukämie oder einer anderen lebensbedrohlichen
Bluterkrankung leiden, gespendet. Ein dritter Oldenburger wird voraussichtlich im
März seine Stammzellen für eine Transplantation zur Verfügung stellen.
Alle drei Spender sind bei der DKMS als potentielle Stammzellenspender registriert.
Die Merkmale ihres Blutes stimmen in so vielen Eigenschaften mit denen der Patienten
überein, dass eine Transplantation viel versprechend ist.
Das Pius-Hospital ist seit drei Jahren offizieller Stützpunkt der DKMS in Oldenburg.
In ehrenamtlicher Arbeit wurden hier bisher 1995 potentielle Stammzellenspender typisiert. 21 von ihnen konnten bereits mit ihrer Spende Leben retten. - In Zukunft wird der
DKMS-Stützpunkt Pius-Hospital verstärkt mit dem Klinikum Oldenburg kooperieren,
wo im April eine Station für Stammzellentransplantation in Betrieb genommen wird.
1 . 2 0 0 8 | 19
PFLEGE
b
AUF WOLKEN
gebettet
Um Druckgeschwüren (Dekubitus) vorzubeugen setzt das Pius-Hospital
in bestimmten Fällen spezielle Matratzen ein,
die ursprünglich für die Raumfahrt entwickelt wurden.
20 | 1 . 2 0 0 8
eim Start einer Rakete wirken unvorstellbare Kräfte. Beschleunigung von
Null auf 28.000 km/h binnen weniger
Sekunden. Das Raumschiff braucht diesen
Schub, um sich von der Erdanziehung lösen zu können. Die Astronauten im Innern
werden heftig in die Sitze gepresst. Um diesen Druck erträglich zu machen, wurde eine Polsterung entwickelt, die für bestmöglichen Ausgleich sorgt. Das Ergebnis ist ein
viskoelastischer, thermoaktiver Polyurethanschaum mit dem Markennamen
Tempur, der sich schnell und umfassend an
die Körperformen anpasst und so den
Druck optimal auf die ganze Fläche verteilt.
„Druck entsteht da, wo ein physikalischer
Körper mit einer bestimmten Kraft auf einen anderen stößt“, erklärt Sabine Rüdebusch, Pflege-Expertin für die DekubitusProphylaxe im Pius-Hospital. „Je größer dabei die Fläche ist, mit der die beiden sich
berühren, desto geringer ist der Druck an
jedem einzelnen Punkt.“
Um dies zu verdeutlichen, führen Physiklehrer gerne den Vergleich zwischen einer
eleganten Dame mit Pfennigabsätzen und
einem Elefanten an: Wenn die Dame Ihnen
auf den Fuß tritt, entsteht ein Vielfaches
mehr an Druck, als wenn der Elefant zutritt. Die Dame wiegt zwar nur rund 60 Kilogramm, doch konzentriert sich dieses Gewicht auf dem einen Quadratzentimeter ihres eleganten Absatzes. Der Elefant wiegt
hingegen gut das 50fache, verteilt den
Druck aber auf eine Fläche von ungefähr
35 Zentimetern Durchmesser.
Zurück zur Raumfahrt: Wenn der Astronaut also nicht nur mit Po und Schulterknochen sondern möglichst mit seiner
ganzen Oberfläche gleichmäßig in die Sitzkissen gedrückt wird, sitzt er trotz der gewaltigen Schubkräfte einigermaßen weich.
„Quasi als Nebeneffekt“, so Sabine Rüdebusch weiter „haben die Entwickler dieser
Raketen-Polsterung dann erkannt, dass sie
damit auch in der Pflege Gutes bewirken
können.“ Ein Druckgeschwür – auch Dekubitus genannt – entsteht nämlich dann,
wenn der Körper zu lang an einer bestimmten Stelle starkem Druck ausgesetzt ist.
Dort, wo der Körper aufliegt, wird das Gewebe zusammengedrückt. Kleine Blutgefäße werden dadurch teilweise so verformt,
dass kein Blut mehr hindurch fließen kann.
Die Zellen, die von ihnen versorgt werden,
bekommen also über einen längeren Zeitraum keinen Sauerstoff mehr. Hält dieser
Zustand allzu lange an, sterben die unterversorgten Zellen ab. So entsteht ein Geschwür aus totem Gewebe – ein Dekubitus.
Dies passiert vor allem dann, wenn Patienten in einer gleich bleibenden Position im
Bett verharren. „Normalerweise verlagern
wir den Druck ständig durch kleine, unbewusste Bewegungen“, erläutert Sabine Rüdebusch. „Ob wir sitzen, stehen oder liegen, wir wechseln automatisch die Position, bevor der Druck zu stark wird. Auch im
Schlaf. Bei manchen Krankheiten aber ist
dieser automatische Regulierungsmechanismus gestört. Die Patienten nehmen den
Druck nicht rechtzeitig wahr oder können,
bzw. dürfen sich nicht selbst bewegen, um
ihn auszugleichen.“
In solchen Fällen muss eine optimale
Druckverteilung geschaffen werden. Wie
die Astronauten beim Raketenstart sollen
auch bewegungsunfähige Patienten möglichst mit der ganzen Oberfläche ihres Körpers auf der Polsterung aufliegen und nicht
nur mit kleinen vorstehenden Flächen wie
z.B. der Ferse, den Ellenbogen, Hüft- oder
Schulterknochen. Nach großen Operationen, zum Beispiel Gelenkimplantationen
oder offenen Bauch-Operationen, setzt das
Pius-Hospital deshalb Tempur-Matratzenauflagen ein, solange die Patienten noch
nicht wieder aufstehen oder sich im Bett bewegen dürfen. Auf der Intensivstation und
in der Intermediate-Care sind Tempur-Matratzen Standardausstattung. „Bei allen anderen Patienten wägen wir das DekubitusRisiko individuell ab und entscheiden
dann“, befindet Sabine Rüdebusch. Dafür
gibt es ein festgelegtes Verfahren, das im Pius bereits seit fünf Jahren erfolgreich eingesetzt wird: Gleich bei der Aufnahme fragen
Schwestern und Pfleger bestimmte Kriterien ab, stufen das Dekubitus-Risiko der Patienten auf einer Skala ein und tragen in die
Pflegeplanung ein, welche Maßnahmen sie
konkret empfehlen.
Dass sie damit fast immer richtig liegen, beweisen die Qualitätszahlen: In den letzten
beiden Jahren haben nur durchschnittlich
1% der Patienten (von jährlich mehr als
16.000) im Pius-Hospital ein neues Druckgeschwür entwickelt. Ein nicht unerheblicher Anteil der Patienten, die mit einem
bestehenden Dekubitus eingeliefert wurden, sind während ihres Krankenhausaufenthaltes davon geheilt worden oder haben
zumindest eine deutliche Verbesserung ihres Zustandes erfahren.
„Erstes Gebot ist immer, die individuelle
Bewegung zu fördern“, betont Sabine Rüdebusch. „Die Tempur-Matratze, so wolkig-weich sie auch sein mag, ist daher nicht
das erste und ausschließliche Mittel der
Wahl.“
Im Gegenteil, erklärt die Pflege-Expertin
weiter: Das Gefühl, auf Wolken zu schweben, das die Tempur-Matratze durch die
optimale Druckverteilung auslöst, sei für
Patienten, die sich eigentlich noch gut bewegen können, nicht gesundheitsfördernd.
„Wer weich liegt, spürt keinen Druck. Die
Rezeptoren dafür kommen quasi aus dem
Training, der Patient bewegt sich immer
weniger. Auf diese Weise entsteht ein Teufelskreis, der das Dekubitus-Risiko insgesamt erhöht. Denn eins ist klar: Die
Tempur-Matratze verteilt zwar den Druck
so optimal wie möglich. Sie hebt ihn aber
nicht völlig auf.“
Wenn ein Mensch zu lange in einer Position verharrt, setzt die Schwerkraft sich
durch, egal wie weich und anpassungsfähig
die Matratze ist. Auch für zu Hause empfiehlt Sabine Rüdebusch daher den Einsatz
einer solchen Matratze nur bedingt. Nämlich nur dann, wenn allen Beteiligten klar
ist, dass regelmäßige Positionswechsel
trotzdem unverzichtbar sind. „Der Mensch
ist nicht für den Ruhezustand geschaffen
sondern für Bewegung“, zitiert Sabine Rüdebusch den Pädagogen Adolf Diesterweg.
Deshalb rät sie auch pflegenden Angehörigen: „Sorgen Sie dafür, dass Ihre pflegebedürftigen Menschen oft genug die Position
wechseln, um alle Zellen ausreichend mit
Sauerstoff zu versorgen. Unterstützen Sie
sie, wo immer es geht, sich selbständig zu
bewegen. Wenn Sie sie außerdem auch
noch auf Wolken betten wollen – dann
spricht nichts dagegen. Aber kein Matratzen-System der Welt kann die persönliche
Zuwendung und die Bewegungsunterstützung ersetzen.“
1 . 2 0 0 8 | 21
KUNST UND KULTUR
„Um Himmels Willen”
GENUSS unter der Glaskuppel
Kirche in der Karikatur
Die bundesweit erfolgreiche
Wanderausstellung hat im
Pius-Hospital für Aufsehen
gesorgt. Sie war bis zum 10. März
im Foyer des Pius-Hospitals und in
den Funktions-Räumen der Klinik
für Innere Medizin zu sehen.
Ja, um Himmels Willen! Darf man denn
das? Die Kirche, den Glauben und sogar
den Papst durch den Kakao ziehen? - Man
darf. Sogar mit höchstem Segen: Erzbischof Ludwig Schick persönlich hat das
Vorwort zur Karikaturen-Ausstellung
„Um Himmels Willen....“ geschrieben, die
vor etwas über einem Jahr in Bamberg
eröffnet und anschließend im ganzen Bistum gezeigt wurde. Als erster Ausstellungsort außerhalb des Bistums präsentierte das
Pius-Hospital die 75 Original-Karikaturen
von Künstlern wie Horst Haitzinger, Fritz
Behrendt und Thomas Plassmann. Anschließend tourt die Ausstellung weiter
durch Deutschland.
Eigene Stellungnahmen und kontroverse
Diskussionen waren ausdrücklich erwünscht. Und sie blieben natürlich nicht
Direkt im Pius-Hospital liegt die Cafeteria im Atrium. Hier genießen nicht nur Besucher
und Mitarbeiter gerne! Das vielseitige Angebot reicht vom täglichen Frühstücksbuffet,
über einen umfangreichen Mittagstisch bis hin zu Kaffee und Kuchen sowie kleinen
Snacks. Helle freundlichen Räume und die großzügige Sonnenterrasse laden zum
Verweilen ein. Wir haben für jeden Geschmack das Richtige!
aus. Schließlich wird in den Karikaturen
zum Beispiel Jesus persönlich das Abendmahl verweigert, mit der Begründung „Sie
sind ja nicht katholisch“. Ein einfacher Familienvater wartet grantig auf das „Papamobil“, das ihm doch zustehe, seit „wir
Papst sind“. Ein Pater feiert die Messe mit
Marlboro als Sponsor, und Gott selbst
empfängt den verstorbenen Papst mit den
neidischen Worten: „So populär wie du
wäre ich auch mal gerne“. Natürlich werden auch aktuelle politische Entwicklungen
aufs Korn genommen: Amerikas moralischer Sonderstatus, die Kürzungen beim
Weihnachtsgeld oder die Haltung der Katholischen Kirche zur Familienplanung.
„Die Ausstellung hatte erstaunliche Auswirkungen. Man merkte es an der gesamten
Stimmung hier im Funktionsbereich der Inneren Klinik“, fasst Marianne Hennig zusammen. Als Sekretärin der Klinikdirektorin ist sie den ganzen Tag vor Ort und
konnte sich über die Reaktionen freuen, die
sie von Patienten, Mitarbeitern und Besuchern erlebt.
„Unsere Patienten lebten spürbar auf. Statt
in sich gekehrt auf ihre Untersuchung zu
warten, gingen sie von Bild zu Bild und ka-
men ins Gespräch miteinander. Patienten
aus dem ganzen Haus haben ihre Besuch
mitgebracht, um ihnen die Ausstellung zu
zeigen - und auch die meisten Pius-Mitarbeiter haben in der Zeit mal vorbeigeschaut.“
Die Ausstellung „Um Himmels Willen ...“ ist
vom Pius-Hospital aus nach Münster weiter gewandert. Ein reich bebilderter Katalog zur Ausstellung kann beim Bistum
Bamberg erworben werden.
NEUES aus der Pius-Bücherei
Kari Köster-Lösche: Das Grab im Deich
Im Sommer 1896 wird bei Deicharbeiten auf der Hallig Langenneß die Leiche eines Neugeborenen
entdeckt. Warum musste das Kind sterben? Und wer könnte die Mutter sein? Wasserbauinspektor
Sönke Hansen nimmt die Ermittlungen auf. Schon bald stellt sich zur Erleichterung der Halligbewohner heraus, dass die Kindesmörderin mit dem Ausflugsboot aus Wyk gekommen sein muss.
Hansen setzt seine Ermittlungen dort fort und mischt sich unter die illustren Feriengäste. Doch
dann geschieht ein weiterer mysteriöser Mord … Ein spannender historischer Krimi.
Die Autorin, geb. 1946 in Schweden lebt und schreibt seit vielen Jahren auf der Hallig Langenneß
Colum McCann: Zoli
Die Patientenbibliothek
im Pius-Hospital ist montags bis
freitags jeweils von 12.30 Uhr bis
13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PiusHospitals sind als Leser willkommen.
Die Bibliothekarin Sylvia Hoheisel
kommt außerdem mit dem Bücherwagen auf die Stationen.
22 | 1 . 2 0 0 8
Zoli Novotna ist Roma, geboren vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Bratislava. Als junges
Mädchen überlebt sie den Holocaust und lernt entgegen der Traditionen ihres Volkes Lesen und
schreiben. Nach Kriegesende beginnt sie, die Gesänge ihres Volkes in Gedichtform zu publizieren.
Doch sowohl ihrer Familie als auch der sozialistischen Regierung sind ihre freisinnigen Texte bald
ein Dorn im Auge – und ihre Sippe verstößt sie. Auch ihr Geliebter verrät sie, weil er Schwierigkeiten fürchtet. Mit nichts als dem, was sie am Leib trägt, macht Zoli sich auf in den Westen, wo es
wahre Freiheit geben soll. Drei Jahre dauert ihre Reise, ihre Ziel ist ungewiss. Sie findet schließlich
in den Bergen
Südtirols bei einem
der wiebefindet
sie selbstsich
außerhalb
Gesellschaft
steht,
Die Patientenbibliothek
imMann,
Pius-Hospital
in der 1.der
Etage
im Zimmer
106ein
neues Zuhause.
und ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch MitarEin sehrbeiterinnen
eindrucksvolles
über die
und die
der Roma
imBiblio20. Jahrund Buch
Mitarbeiter
desGeschichte
Pius-Hospitals
sindDiskriminierung
als Leser willkommen.
Die
hundert,thekarin
vor allem
überHoheisel
die Geschichte
starkenmit
Frau,
dieBücherwagen
sich gegen alle
durchSylvia
kommteiner
außerdem
dem
aufWiderstände
die Stationen.
setzt.
Unsere aktuelle Mittagskarte finden Sie unter www.pius-hospital.de
Cafeteria im Atrium
Georgstraße 12, 26121 Oldenburg
ÖFFNUNGSZEITEN:
montags - freitags 8.00 - 18.30 Uhr
samstags, sonn- und feiertags 8.30 - 18.00 Uhr
Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice,
Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40
PILGERN
mit Publikum
Pilgern ist angesagt. Das Buch von Hape Kerkeling über den Jakobsweg wurde überraschend
zum Sensationserfolg. TV-Sternchen zogen nach und pilgerten als Doku-Soap publikumswirksam
nach Santiago de Compostella.
Das Massen-Interesse offenbart eine tiefe Sehnsucht, die wir alle haben. Wir sehnen uns danach, das Wesentliche zu leben. Zu uns selbst zu finden. Durch Einsatz unserer eigenen Körperkraft ein Ziel zu erreichen. An unsere
Grenzen zu gelangen und, wenn möglich, sie zu überwinden. Und irgendwie vielleicht auf diese Weise einen
Zipfel des Göttlichen in unserer Welt zu erfahren.
Das ist Pilgern. So jedenfalls habe ich es erlebt. Ich war im letzten Sommer vier Wochen lang mit einer Pilgergruppe auf dem Jakobsweg – tagaus, tagein, bei Sonne und Regen, bergauf, bergab, über Stock und Stein, an
schrecklichen Straßen entlang und durch wunderbarste Natur. An Lebensnotwendigem hatten wir nur dabei,
was wir auf dem Rücken tragen konnten. Und nachts: Verdreckte, überfüllte Massenunterkünfte, mehrfach nicht
einmal ein Bett.
Ja, ich bin auf dieser Pilgerreise an meine Grenzen gelangt. Und es dauerte lange, bis ich sie überwunden hatte.
– Ja, ich habe auf dem Weg zu mir selbst gefunden. Aber plötzlich wusste ich nicht mehr, ob ich dieses Selbst mit
seinen vielen Unzulänglichkeiten überhaupt hatte finden wollen. Es war beileibe nicht nur schön zu pilgern!
Und trotzdem – oder gerade deshalb – war es schließlich doch die schönste Reise meines Lebens. Irgendwann
hörte ich nämlich auf zu kämpfen und nahm die Dinge an wie sie waren: Das Wetter, die Wege, die Anstrengung. Und das Selbst, das mir nicht gefiel. Und plötzlich war viel Platz für gute Gefühle. Ich sah die Schönheit
der Natur, spürte den Jubel der Schöpfung. Ich war plötzlich eins mit Zeit und Raum und mit dem Weg, den ich
in dem Moment ging. Das ist eine unvergessliche Erfahrung. Das ist heilig – im Sinne des Wortes heil.
Pilgern, so glaube ich fest, bedeutet, seinen ganz persönlichen Weg zu gehen. Jeder wird ihn anders erleben.
Aber jeder hat die Chance, dabei ein Stück weit heil zu werden. Jenseits aller Unterhaltungs-Shows.
Isabelle Yeginer