Thema Verantwortung - Das Pius
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Thema Verantwortung - Das Pius
DAS MAGAZIN des Pius-Hospital Oldenburg pius A K T U E L L 1. 2008 Seite 4 Thema Verantwortung Schichtdienst – arbeiten gegen die innere Uhr Seite 16 Seite 20 Auf Wolken gebettet Liebe Leserinnen und Leser, HOF APOTHEKE es sei „ein Zeichen von Vornehmheit“, zur eignen Verantwortung zu stehen, so hat es ein berühmter Philosoph vor etwa 150 Jahren formuliert. Ich bin beschämt, wenn ich mir vor Augen führe, wie un-vornehm wir als Gesellschaft heute geworden sind: Wir sind eines der reichsten Länder der Welt. Aber jedes sechste Kind in Deutschland lebt unter der Armutsgrenze. 2,5 Millionen Kinder bekommen nicht täglich eine warme Mahlzeit, sie haben kein Geld für unversehrte Kleidung und schon gar nicht für die notwendigen Schulsachen. Es ist unsere gesellschaftliche Verantwortung, dass jedes Kind in unserem Wohlstands-Land eine Chance auf Geborgenheit und Bildung hat. Und ich wünsche mir, dass wir alle vornehm genug sind, diese Verantwortung zu tragen. Ihr Ansprechpartner für: Fachkompetente Beratung in allen Gesundheitsfragen P r ü f u n g d e r N e b e n - u n d We c h s e l wirkungen Ihrer Arzneimittel Dies ist nur ein Aspekt der Verantwortung. In unserer Titel-Geschichte haben wir einige andere Fragen der Verantwortung aufgegriffen, insbesondere die Verantwortung für die eigene Gesundheit. Im historischen Teil geht es um Frauen, die auf beispielhafte Weise ihre soziale Verantwortung wahrgenommen haben. Außerdem berichten wir in dieser PIA unter anderem über Schichtarbeit, über weiches Liegen, über grenzübergreifende Zusammenarbeit, Erfolge der Oldenburger Krebs-Ärzte und über eine erfolgreiche Karikaturen-Ausstellung. Reisemedizin Gezielte Tipps und Ratschläge Professionelle Pflegeund Make-up-Beratung Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen. Ihre Elisabeth Sandbrink IMPRESSUM Zuverlässigen und schnellen Lieferservice Auf einen Blick 4 Verantwortung 8 Historie: Mit leeren Händen vor einem Meer von Not 10 Service: Gesund zu wissen, IBF 2008, Baufortschritte 12 Abteilungen stellen sich vor: Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie 15 Pius intern: Personalien – Kurz notiert 16 Schichtdienst 18 Oldenburger Krebsspezialisten sind Spitze, Kinder entdecken ihr Herz 19 Pflegeexperten mit BachelorStudium, DKMS 20 Pflege: Auf Wolken gebettet 22 Kunst und Kultur 24 Pilgern mit Publikum HERAUSGEBER Pius-Hospital Oldenburg (v. i. S. P.) Georgstraße 12, 26121 Oldenburg KONTAKT [email protected] www.pius-hospital.de CHEFREDAKTION Isabelle Yeginer REDAKTION Angelika Fricke, Elisabeth Sandbrink, Michael Dernoscheck, Sabine Böhmer FOTOS Robert Geipel, Frank Portenhauser, Hildegard Aepli BERATUNG, GESTALTUNG, REALISIERUNG Schwanke/Raasch graphik design, Hannover Rudolf Schwanke, Michael Dernoscheck L a n g e S t r a ß e 7 7 · 2 612 2 O l d e n b u r g Te l e f o n ( 0 4 41 ) 2 71 3 2 · F a x ( 0 4 41 ) 9 9 8 7 5 0 5 w w w. h o f - a p o t h e k e - o l d e n b u r g . d e 1.2008 | 3 GESPRÄCHSTHEMA Als Klinikdirektor trage ich die Verantwortung für alles, was in meiner Klinik passiert. Aber sie wäre für mich allein zu schwer. Erst im Zusammenwirken als Team werden wir der Verantwortung tatsächlich gerecht. Prof. Dr. Michael J. Reinhardt, Direktor der Klinik für Nuklearmedizin VERANTWORTUNG Verantwortung ist für mich ein absolut positiver Begriff. Es tut mir gut, wenn anderen mir zutrauen, dass ich eine Aufgabe erfülle. Marianne Hennig, Sekretärin der Klinik für Innere Medizin Wir Menschen sind die einzigen Lebewesen, die den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung begreifen können. Deshalb tragen wir Verantwortung. Aber wofür? Eine Kinderleiche wird in einem Kühlschrank gefunden. In seinem kurzen Leben wurden dem Kind 24 Mal die Knochen gebrochen. Das Jugendamt hatte die Vormundschaft für den Kleinen, hat ihn jedoch seit mehr als einem halben Jahr nicht mehr zu Gesicht bekommen. Fünfmal hat eine junge Frau erfolgreich verheimlicht, dass sie schwanger war. Ebenso heimlich brachte sie die Kinder zur Welt und begrub die Neugeborenen, bevor sie eine Chance auf Leben hatten. Wir haben eine große Verantwortung, denn wir sind die ersten, die die Patienten am Morgen sehen. Wir sehen sie am häufigsten und kriegen als erste mit, wenn etwas nicht stimmt. Sabine Plate, Krankenpflegehelferin Kindstötungen und -misshandlungen sind sehr häufig mit Armut, Stress und Isolation verbunden, so das Ergebnis einer internationalen Unicef-Studie. Das Risiko wird verstärkt durch die steigende allgemeinen Verbreitung von Gewalt in der Gesellschaft. Die Zahl der jährlichen HIV-Neuinfektionen ist in Deutschland seit 2004 um 81 Prozent gestiegen. Die größte Steigerungsrate ist unter heterosexuellen Männern und Frauen zu verzeichnen. Die Warnung vor ungeschütztem Geschlechtsverkehr nimmt heute keiner mehr ernst. Inzwischen gibt es Medikamente, mit denen die Krankheit wirksam in Schach gehalten werden kann. Für besonders arme Regionen stellen laut Frankfurter Allgemeine Zeitung die Pharmakonzerne den Wirkstoff inzwischen für 130 Dollar pro Person und Jahr her. In Afrika aber ist dies für zwei Drittel der AIDS-Infizierten immer noch eine unbezahlbare Summe. Täglich sterben dort 6.000 Menschen an dem tödlichen Virus. Bald wird die Zahl von 28 Millionen Todesopfern erreicht sein. „Und die Welt guckt zu“, klagt die kanadische Journalistin Stephanie Nolen an und fragt in einem Interview der FAZ: „Würde die Welt auch zugucken, wenn in Deutschland eine vermeidbare, behandelbare Krankheit jeden Tag 6.000 Menschen töten würde?“ SIND WIR DAFÜR VERANTWORTLICH? WER TRÄGT DIE VERANTWORTUNG? Europäer, Amerikaner und Australier jagen pro Person und Jahr 12 Tonnen des Klimakillers Kohlendioxid in die Luft. Wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, müssen wir unseren Energieverbrauch um 85 Prozent reduzieren. IST DAS UNSERE VERANTWORTUNG? 4 | 1.2008 1.2008 | 5 GESPRÄCHSTHEMA Insbesondere seit dem Zeitalter der Aufklärung haben Philosophen und Denker immer wieder schöne Worte für die Verantwortung der Gesellschaft gefunden h eute ist sie ein Kernbegriff beinahe jeder öffentlichen Äußerung. Politiker und Wirtschaftsbosse fordern ebenso „Verantwortung“ ein wie religiöse Führer, Menschenrechts- und Umweltorganisationen oder Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen. Dahinter steckt die Gewissheit, dass die Welt nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung funktioniert. Und dass wir Menschen, jeder einzelne für sich und wir alle als Gemeinschaft, weil wir dieses Prinzip erkannt haben, unser Handeln danach ausrichten müssen. Dass wir uns jedes Mal, bevor wir etwas tun, die Frage stellen müssen, welche Folgen unser Handeln haben kann. Ver-Antwort-ung zu übernehmen bedeutet, dass wir als Antwort auf diese Frage bereit sind, die Folgen unseres Handelns zu tragen. Doch genau deshalb bleibt es meist bei schönen Worten. Wir müssen uns zu einer Verantwortung bekennen, bevor wir handeln. Oft genug können wir zu diesem Zeitpunkt die Folgen noch gar nicht absehen. Und ebenso oft tun wir etwas, ohne überhaupt an Folgen zu denken. Erst wenn wir nichts mehr rückgängig machen können, erkennen wir, dass wir hier eine Verantwortung hatten. Wenn die Sache gut ausgegangen ist, steht jeder Beteiligte gerne zu seiner Verantwortung. Die Rufe nach Verantwortung beginnen immer dann, wenn etwas schief gegangen ist. Dann werden Antworten gesucht, die die Verantwortlichkeit so weit wie möglich von der eigenen Person weg schieben: Das Jugendamt konnte sich aus Personalmangel nicht rechtzeitig um das gequälte Kleinkind kümmern. Der Personalmangel wiederum ist eine Folge des Sparzwangs, dem die Kommunen unterliegen. Dass HIV sich weiterhin ungehindert verbreitet liegt an mangelnder Aufklärung. Vielleicht auch daran, dass die Katholische Kirche den Gebrauch von Kondomen immer noch nicht zulässt. Oder an den von Promiskuität geprägten Strukturen in Afrika. Die Kostenexplosion im Gesundheitswesen – dafür sind die Pharmakonzerne verantwortlich. Oder die Gesundheitspolitiker. Oder die Krankenkassen.- Jedenfalls ganz gewiss nicht wir. Oder? 6 | 1.2008 „Die Scheu vor Verantwortung ist die Krankheit unserer Zeit“, diagnostizierte schon Otto von Bismarck (1815 – 1898), Gründer des Deutschen Reiches und dessen erster Kanzler. Seither hat sich nicht viel geändert. Dabei wollten die Gründungsväter unserer heutigen Republik gerade in Sachen Verantwortung alles richtig machen. „Wir sind füreinander da!“ Auf dieser Grundlage wurde nach dem zweiten Weltkrieg der Sozialstaat Bundesrepublik Deutschland aufgebaut. Quer durch alle sozialen Schichten war das Prinzip der so genannten Mitverantwortung gesellschaftlicher Konsens: Die Gesellschaft trägt die Verantwortung für Schwächere, für Kranke, für die Umwelt, für die Bildung und für alle anderen Werte, die es im Sinne der Gemeinschaft zu erhalten gilt. Heute, 60 Jahre später, steht der Sozialstaat zur Disposition. Es ist kein Geld mehr da für eine bedingungslose Mitverantwortung. „Wir haben zu lange die Begriffe Staat und Gesellschaft verwechselt“, meint die Wirtschaftsstudentin Ayla Y., die gerade ihre Diplomarbeit über nachhaltige Unternehmensführung schreibt. „Verantwortung ist keine staatliche sondern eine gesamt-gesellschaftliche Aufgabe, und das bedeutet, jeder einzelne muss sich auch seiner persönlichen Verantwortung für die Gesamtheit bewusst sein. Mitverantwortung für die Schwachen funktioniert nur dann, wenn jeder seinen Möglichkeiten entsprechend auch Eigenverantwortung praktiziert.“ Wie wahr diese Einschätzung ist, lässt sich zum Beispiel am Gesundheitswesen sehr eindrücklich dokumentieren. Lange Jahre haben wir in einem „Vollkasko-Bewusstsein“ gelebt: Wenn etwas an unserer Gesundheit „kaputt geht” wird der Arzt es schon wieder richten. Erst langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass dies nicht nur aus Kostengründen unmöglich ist. „Der Mensch ist eben keine Maschine, bei der man einfach ein Ersatzteil auswechseln muss und dann funktioniert er wieder. – Gott sei Dank nicht“, konstatiert Pius-Geschäftsführerin Elisabeth Sandbrink. „Der Mensch ist ganzheitlich. Und das bedeutet auch, dass der Erhalt seiner Gesundheit eng mit seinem ganz persönlichen Lebensstil zusammenhängt. Wir müssen das Be- wusstsein für diese Zusammenhänge noch mehr schärfen und weiterentwickeln.“ „Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag, an dem du die hundertprozentige Verantwortung für dein Tun übernimmst“, Dante Alighieri Herbert G. ist seit einem Jahr Diabetiker. Und er ist tatsächlich viel gesünder, seit er begriffen hat, was er selbst dazu beigetragen hat. „Mein Hausarzt hat mir zusammen mit der Diagnose Diabetes II einen gewaltigen Schuss vor den Bug gegeben“, berichtet er. „Mit großer Deutlichkeit machte er Empfohlene Vorsorge ■ Blutdruckmessung Zu hoher Blutdruck erhöht das Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Hirnschlag ■ Messung der Blutfette (Cholesterin) ■ Messung der Zuckerwerte in Blut oder Urin ■ Untersuchung auf in der Familie gehäuft aufgetretene Krankheiten. ■ Untersuchung auf beruflich gehäuft auftretende Krankheiten. ■ Untersuchung des Dickdarms ab dem 50. Lebensjahr ■ Untersuchung der Sehkraft (grauer Star, Brille) und des Augendrucks (grüner Star) ab dem 40. Lebensjahr. ■ Frauen: Untersuchung auf Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs ("Krebsabstrich"). ■ Männer ab dem 45. Altersjahr: Untersuchung auf Prostatakrebs Fragen Sie Ihren Hausarzt, welche weiteren Untersuchungen in Ihrem indiviudellen Fall außerdem sinnvoll und nötig sind. mir klar, dass meine Zuckerkrankheit kein Schicksalsschlag aus heiterem Himmel ist. Sondern dass Diabetes II fast ausschließlich mit meinen Essgewohnheiten zu tun hat. ‘Mit jedem Kilo, das Sie abnehmen, werden ihre Zuckerwerte besser werden’, hat er mir gesagt. – Aber wenn ich nichts tu, dann gehe ich das Risiko ein, richtig krank zu werden. Nach seiner Predigt habe ich meine gruselige Zukunft plastisch vor mir gesehen: Blind, die Füße amputiert, Nierenversagen. Da war mir klar: Ich muss konsequent etwas tun.“ Gelenkschmerzen und keine Atemnot mehr, und ich kann mir wieder ohne Anstrengung die Zehennägel schneiden“, freut er sich. „Und was für Komplimente ich plötzlich von Frauen bekomme … – Ich hatte schon ganz vergessen, was für ein schönes Gefühl das ist.“ Herbert G. verdankt seinen zweiten (Gesundheits-) frühling in erster Linie sich selbst. Er war bereit, sich unangenehmen Tatsachen zu stellen und Verantwortung für sein Verhalten zu übernehmen. Sein Hausarzt hat jedoch an entscheidender Stelle die Weichen hierfür gestellt: Er hat Herbert G. ausführlich informiert. Nur wer über die Krankheit, ihre Zusammenhänge, Behandlungsmöglichkeiten und Alternativen bescheid weiß, ist in der Lage, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Und Herbert G. nahm seine Eigenverantwortung ernst: Seit dem Sommer hat der Fünfzigjährige zwanzig Kilo abgenommen. Nicht mit einer Wunder-Diät sondern mit monatelanger Geduld und Konsequenz. 1.800 Kalorien stehen täglich auf seinem Speiseplan. Und die setzen sich aus gesunder Kost zusammen: Gemüse satt, einiges an Obst, Vollkornprodukte, leichter Käse, manchmal Fisch oder mageres Geflügel. Wenig Öl. – Zucker und weißes Mehl, Butter und fettes Fleisch hat er komplett gestrichen. Das Ergebnis überzeugt. „Ich fühle mich zehn Jahre jünger!“, schwärmt er. Und das sieht man ihm auch an: Seine Haut ist frisch und glatt, seine Augen leuchten, beim Treppensteigen nimmt er zwei Stufen auf einmal. „Ich habe keine 10 TIPPS ZUM VERANTWORTUNGSVOLLEN UMGANG MIT IHRER GESUNDHEIT ■ 1. Lebensfreude entwickeln Die Zeiten sind nicht immer so, dass man sich uneingeschränkt freuen kann. Eine positive Lebenshaltung ist aber entscheidend für eine gute Gesundheit. Nehmen Sie aktiv am Leben teil, beeinflussen Sie Ihr Umfeld, Ihren Alltag und Ihre Beziehungen mit positiven Impulsen. ■ 2. Für Bewegung sorgen Täglich Treppensteigen statt den Lift zu benutzen, mindestens zweimal pro Woche Wandern, Joggen, Radfahren, Schwimmen oder Skilanglaufen. ■ 3. Kraft behalten – auch im Alter Kontinuierliches Krafttraining erhält die Beweglichkeit und damit die Selbständigkeit. ■ 4. Finger weg von Suchtmitteln Verzichten Sie auf Nikotin, Betäubungsmittel und andere Drogen, trinken Sie nur wenig Alkohol ■ 5. Essen soll eine Freude sein Ernähren Sie sich ausgeglichen und vielfältig, essen sie viel Gemüse und Früchte, vor allem saisonale Produkte aus Ihrer Region. Vermeiden Sie Übergewicht. Achtung! Rasche und große Gewichtsschwankungen sind ein Alarmzeichen. ■ 6. Liebe und Sexualität ohne Risiken Liebe und Sexualität gehören zu den Freuden des Lebens. Genießen Sie. Aber sorgen Sie für den notwendigen Schutz. Neben AIDS sind auch Hepatitis B und verschiedene Geschlechtskrankheiten vermeidbare Risiken. ■ 7. „Stress“ bewältigen Achten Sie vorausschauend auf belastende Situationen und benennen Sie frühzeitig ihre persönliche Grenze der Belastbarkeit. Nicht alles, was dringend und wichtig erscheint, ist es auch tatsächlich! ■ 8. Sorgen Sie vor Gehen Sie zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen. Sie können wertvolle Hinweise auf Ihren Gesundheitszustand geben. Wichtig ist, dass Sie die Ergebnisse ernst nehmen und gegebenenfalls ihren Lebensstil anpassen. Denken Sie daran, auch Ihren Impfschutz regelmäßig zu erneuern. ■ 9. Pflegen Sie Ihre Zähne Wer die Zähne regelmäßig und richtig putzt, erspart sich mit geringem Aufwand Schmerzen, Leiden und hohe Kosten. Praktische Hinweise für die richtige Mundhygiene erhalten Sie bei Ihrem Zahnarzt. ■ 10. Vorsicht beim Sport und im Straßenverkehr Beherzigen Sie die empfohlenen Schutzmaßnahmen. Tragen Sie einen Helm und ggf. Gelenkschutz zum Beispiel beim Radfahren oder Skaten, Helm und Schutzkleidung auf dem Motorrad, Sicherheitsgurte im Auto. Lassen Sie Kinder nur in geeigneten Kindersitzen mitfahren. 1.2008 | 7 HISTORIE Ähnliche Entwicklungen gab es auch in Deutschland. Auch hier brachten Frauen, die wie Lillian Wald aus gutbürgerlichen Kreisen stammten, die Dinge ins Rollen. Es war die Zeit, in der auch Mädchen aus gutem Hause noch nicht länger zur Schule gehen oder gar einen Beruf zu erlernen durften.Vielmehr waren sie dafür bestimmt, als Haustöchter einen guten Eindruck zu machen, auf „den Richtigen“ zu warten, ihn zu heiraten und anschließend selbst einem gutbürgerlichen Haushalt vorzustehen. Im letzten Jahrzehnt vor der Jahrhundertwende jedoch stellten immer mehr junge Frauen diesen Lebensentwurf in Frage. Lilian Wald mit einem der Kinder, denen sie eine Zukunft ermöglich hat. MIT LEEREN HÄNDEN VOR EINEM Quelle: Henry Street Settlement, New York Meer von Not New York im März 1893. Mitten aus dem Unterricht wird die junge Krankenpflegerin Lillian Wald zu einem Notfall in der Lower East Side gerufen. Sie wird anschließend nicht mehr an die Universität zurück kehren. Stattdessen gründet sie eine Bewegung der Sozialen Krankenfürsorge, die kurz darauf auch in Deutschland auf fruchtbaren Boden fällt. a rmut pur begegnet Lillian Wald, während sie dem kleinen Mädchen hinterher stolpert. Es führt sie durch das verkommene Einwandererviertel, in dem die Straßen enge Gassen sind, nicht gepflastert und mit Abfällen übersäht. Hier leben mehr Menschen als in den Slums der indischen Großstädte. Zehn und mehr Personen in einem Raum. Kleine und Kleinstkinder spielen im Dreck auf der Straße. Typhus, Cholera und Scharlach grassieren an jeder Ecke. Die Kindersterblichkeit ist höher als überall sonst in der Welt. 8 | 1.2008 Der Vater des Mädchens ist verkrüppelt, ohne feste Arbeit. Einer von vielen, die in Amerika ein besseres Leben suchten und hier, gleich unweit des Hafens, an dem sie angekommen waren, gestrandet sind. In der Stube liegt die Mutter kraftlos noch immer dort, wo sie vor zwei Tagen das fünfte Kind zur Welt gebracht hat. Lillian Wald steht, wie sie später in ihrer Autobiographie schreiben wird, „mit leeren Händen einem Meer von Not gegenüber“. Und sie ist überzeugt davon, dass es solche Missstände nicht geben würde, wenn Menschen, denen es besser geht, davon wüssten. Lillian Wald erstickt nicht an ihrem Mitgefühl. Sie entscheidet sich zu handeln. Gemeinsam mit ihrer Freundin Mary Brewster gründet sie ein soziales Zentrum mitten in der Lower East Side von New York, organisiert häusliche Krankenpflege, vorbeugende erziehende Gesundheitsdienste, Milchküchen und soziale Jugendhilfe. Mit all ihrem Engagement legt Lillian Wald den Grundstein für die professionelle Sozialarbeit in den USA. Das von ihr gegründete Henry Street Settlement gehört noch heute zu den bedeutendsten Sozial-Institutionen in New York. Zeitgleich wie in Amerika nahm die Frauenbewegung in Europa ihren Anfang. Angeregt durch diese Entwicklung engagierten viele sich ehrenamtlich, um Sinnvolles zu tun und Abwechslung in ihr Leben zu bringen. Und so war es nur folgerichtig, dass das ehrenamtliche Engagement bald auch organisatorische Strukturen entwickelte. „In weiten Frauenkreisen liegt ein Kapital an Arbeitskraft und Arbeitslust brach“, erkannte die Publizistin Minna Cauer. Und dieses galt es in Bahnen zu lenken. 1893 gründete Minna Cauer deshalb in Berlin den Verein „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“, der zunächst von der Frauenrechtlerin Jeanette Schwerin und später von Alice Salomon geleitet wurdet. Ziel war es, Mädchen und Frauen die Möglichkeit zu schaffen, dass sie aktive Hilfe durch persönliche Fürsorge in sozialen Unternehmungen leisteten. Und – ganz wichtig – dass sie auf diese soziale Arbeit vorbereitet, d.h. ausgebildet wurden. Ab 1899 bot der Verein regelmäßige Jahreskurse zur beruflichen Ausbildung in der Wohlfahrtspflege an. Dies war der Beginn der professionellen Sozialarbeit. Bereits 1895 organisierte der Verein regelmäßige Einsätze zur Hilfe für sozial benachteiligte Gruppen. Insbesondere brach- ten seine Mitglieder sich in Krankenhäusern ein, wo sie Patienten und ihre Familien besuchten, ihnen vorlasen oder mit ihnen Musik machten, aber auch nach und nach soziale Fürsorge übernahmen. Die Berliner Charité war das erste Krankenhaus in Deutschland, das dieses Angebot 1896 offiziell in sein Leistungsspektrum aufnahm. Die Leitung für dieses Projekt unter dem Namen „Fürsorge für Kranke“ hatte Lina Basch. Mit neun ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bot sie eine regelmäßige Sprechstunde an und kümmerte sich um Patienten und ihre Angehörigen. 1903 hatte Lina Basch bereits einen Mitarbeiterstab von 25 Frauen, 1904 waren es 28. Im Jahr 1910 dehnte sie ihr Arbeitsfeld auf das Krankenhaus Moabit aus und bot darüber hinaus eine Familienfürsorge an. Insgesamt waren zu diesem Zeitpunkt mehr als 1000 Frauen in den Berliner „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“ aktiv. 1914 gründete Lina Basch, orientiert am Amerikanischen System, gemeinsam mit Alice Salomon und anderen Mitstreiterinnen das „Komitee Soziale Krankenhausfürsorge“, dessen Maßstäbe noch heute für die Sozialarbeit an Krankenhäusern gültig sind. Die ehrenamtlichen Sozialarbeiterinnen waren täglich im Einsatz und wurden in dringenden Fällen auch telefonisch gerufen. Im ersten Weltkrieg kümmerten sie sich zusätzlich um Verwundete und Flüchtlinge, suchten und verständigten deren Angehörige. Sie unterstützten Patienten dabei, Hilfen bei verschiedenen Institutionen zu beantragen – beispielsweise Mietbeihilfen, Speisemarken oder Kleiderspenden – und sammelten selbst Geld, um kleine Unterstützungen zu geben. Im Jahresbericht 1916 verbucht Lina Basch 198 Hilfseinsätze. Außerdem wurden für die Weihnachtsbescherung der Patienten 962 Mark Spendengelder und einiges an Zigarren, Zigaretten und Spielsachen gesammelt. Diese Zahlen stammen aus den Arbeiten von Prof. Dr. Peter Reinicke, der sich ausführlich mit dem Leben und Wirken der Lina Basch beschäftigt hat. Prof. Dr. Peter Reinicke, Sozialarbeiter und Diplompädagoge, lehrt Sozialarbeit, Schwerpunkte Sozialarbeit im Gesundheitswesen und Geschichte der Sozialarbeit an der Evangelischen Fachhochschule Berlin. „Sie kann eindeutig als die erste Sozialarbeiterin in einem deutschen Krankenhaus bezeichnet werden“, resümiert er. „Und damit hat sie eine bedeutende Position in der Krankenhausgeschichte. Dennoch wissen wir nur sehr wenig über den Menschen Lina Basch.“ Lina Basch wurde unter dem Mädchennamen Sprinz am 27. Februar 1851 in Hohensalza im heutigen Polen geboren. Offensichtlich führte sie zunächst das oben erwähnte Leben einer höheren Tochter, heiratete schließlich den acht Jahre älteren Silo Basch und kam mit ihm zusammen nach Berlin. Mit etwas über 40 Jahren schloss Lina Basch sich dem Verein „Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit“ an und war bereits 1895/96 als Initiatorin der Krankenhausfürsorge im Vorstand aktiv. „Alle ärztliche Kunst, alle hingebende Pflege in den Krankenhäusern kann ihre Zwecke nie ganz erreichen, wenn sie nicht durch eine soziale Fürsorge ergänzt wird“, war ihre Überzeugung. Und sie wurde nicht müde zu betonen, „dass im Krankenhaus dem Kranken nicht nur Heilung gebracht, sondern auch die Rückkehr in gesunde Lebens- und Arbeitsverhältnisse gesichert werden muss.“ Für diese Überzeugung setzte Lina Basch sich bis ins hohe Alter ein. Auch als ihr Mann 1917 starb, gab sie ihre Arbeit nicht auf, und sie genoss die Wertschätzung, die ihr von allen Seiten, gerade auch von den Krankenhausverwaltungen entgegengebracht wurde. Lina Basch starb 1920 im Alter von 69 Jahren. Nach ihrem Tod wurde in Berlin in allen städtischen Krankenhäusern die Soziale Krankenhausfürsorge verankert. Charité-Krankenhaus, Berlin Quelle: Archiv Prof. Dr. Peter Reinicke Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Krankenhaus-Sozialarbeit flächendeckend in der Bundesrepublik eingeführt. Seit den Siebziger Jahren ist sie gesetzlich verankert. Und jeder Auszubildende oder Student in einem Pflegeberuf kennt heute wieder die Namen von Alice Salomon und Lina Basch. 1.2008 | 9 SERVICE GESUND ZU WiSSEN geht ins dritte Jahr Unter dem Motto „gesund zu wissen...“ lädt das Pius-Hospital jetzt im dritten Jahr Patienten und interessierte Laien zu ansprechenden Vorträgen ein. Viele Zuschauer kommen inzwischen regelmäßig. „‘Gesund zu wissen’ ... ist sehr lehrreich und dabei für jeden verständlich“, loben die einen.„Es herrscht eine herzliche Atmosphäre, in der man gleich Vertrauen aufbaut“, heben andere hervor. „Dazu trägt sicherlich auch bei, dass das Krankenhaus oder seine Ärzte sich hier nicht selbst darstellen wollen, sondern bewusst Themen wählen, die sozusagen schon vor der Krankenhaustür von Bedeutung sind.“ Tatsächlich gehört dies zum erklärten Konzept von Prof. Dr. Djordje Lazovic, der die Veranstaltungsreihe vor drei Jahren ins Leben rief: Die Vorträge halten in der Regel nicht Pius-Ärzte sondern niedergelassene Fachkollegen, und sie bringen eigene Themen mit, die im Alltag außerhalb des Krankenhauses Gesprächswert haben. Ob Osteoporose, Schlafmedizin, Makuladegeneration, oder Chirotherapie, um nur einige Themen aus dem vergangenen Jahr zu nennen. In einer anschließenden Fragestunde stehen neben dem Vortragenden auch weitere Experten aus dem Pius-Hospital zur Verfügung. „So ergeben sich oft kompetente und professionelle Gesprächsrunden, in denen das Publikum noch einmal zusätzlich Wissenswertes erfährt“, so Lazovic. „Ich glaube, die Zuschauer merken, dass wir sie mit ihren Fragen und auch Sorgen ernst nehmen, und fühlen sich deshalb spürbar wohl bei ‚gesund zu wissen...’“. Termine 2008 im Überblick ❚ Montag, 21. April 2008, 19.00 Uhr Blut im Stuhl ❚ Montag, 19. Mai 2008, 19.00 Uhr Das Kreuz mit dem Kreuz ❚ Montag 7. Juli 2008, 19.00 Uhr MRT am Herzen Auch 2008 hat es bereits zwei erfolgreiche Vortragsabende gegeben. Weitere sieben sind geplant. Unter anderem ist es gelungen, den Mannschaftsarzt der EWE-Baskets, Dr. med. Peter Hoos, für einen Vortrag über schnelle Heilerfolge im Hochleistungssport zu gewinnen. Er beantwortet auch die Frage, welche Behandlungsmethoden auch für NichtSportler empfehlenswert sein können. (Montag, 25. August). Außerdem beschäftigt sich „gesund zu wissen...“ zum Beispiel mit Blut im Stuhl (Montag, 21. April), Prostatakrebs (Montag, 15. September) oder Kreuzschmerzen (Montag, 19. Mai). Alle „gesund zu wissen...“-Vorträge beginnen um 19 Uhr in der Cafeteria im Pius-Hospital. Sie bestehen aus einem allgemeinverständlichen Vortrag und einer anschließenden moderierten Fragestunde und dauern je nach Publikums-Interesse eineinhalb bis zwei Stunden. Der Eintritt ist frei. ❚ Montag, 25. August 2008, 19.00 Uhr „Warum spielt Klose schon wieder, und ich noch nicht?“– Medizinische Betreuung im Hochleistungssport ❚ Montag, 15. September 2008, 19.00 Uhr Prostatakrebs – Das geht jeden Mann ‘was an!’ ❚ Montag, 6. Oktober 2008, 19.00 Uhr Ein „Fleck“ – was bedeutet das? – Können neue Verfahren zwischen gutartigen und bösartigen Tumoren unterscheiden? ❚ Montag, 17. November 2008, 19.00 Uhr Erkrankungen der Hand 10 | 1 . 2 0 0 8 IBF 2008: Spezielles Wissen IBF bietet allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein kontinuierliches, aktuelles und kostengünstiges Fortbildungsprogramm. Gäste aus anderen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sind herzlich willkommen. Offene IBF-Veranstaltungen im Pius-Hospital bis April 2008 ❚ 1. April, 14.30 bis 16 Uhr, Vorsorgevollmacht Formen – Bedeutung – Konsequenzen ❚ 9. April, 15 bis 18 Uhr, Port & Shunt – Einsatz und Versorgung ❚ 10. April, 14.30 bis 16 Uhr, Hospiz St. Peter Oldenburg Einblicke in die Einrichtung ❚ 14. April, 8.30 bis 15.30 Uhr, Dekubitusprophylaxe und -therapie mit kinästhetischen Übungen ❚ ab 21. April, 14 bis 18 Uhr, Englisch im Krankenhausalltag ❚ 24. April, 14.30 bis 17 Uhr, Die Ethikkommission Ziele – Sinn – Zweck ❚ 19. Mai, 9 bis 15.30 Uhr, Körperwahrnehmung ❚ 27. Mai, 16 bis 18 Uhr, Zuwendung - Hingabe - Selbstaufgabe ❚ 28. Mai, 14.30 bis 16 Uhr, Schlafen ohne Schnarchen Anmeldung und weitere Informationen bei Hermann Springfeld, Telefon: 0441 / 229 – 1203 Angelika Fricke, Telefon: 0441 / 229 – 2101 Telefax: 0441 / 229 – 2108 E-Mail: [email protected] Unter dem Stichwort IBF wird zum einen ein internes Fortbildungsangebot für spezifische Projekte innerhalb des Pius-Hospitals angeboten. Zum anderen gibt es ein umfassendes offenes Fortbildungsprogramm, das das Pius-Hospital im Rahmen eines Bildungsnetzwerkes gemeinsam mit der Ammerland Klinik Westerstede, dem Klinikum Oldenburg, dem Evangelischen Krankenhaus Oldenburg und der Karl-Jaspers-Klinik, Wehnen, organisiert. Schwerpunkt-Themen des offenen Fortbildungsangebotes sind: ❚ Fachkompetenz ❚ Soziale Kompetenz ❚ Führungskompetenz ❚ Methoden und Techniken ❚ Ethik und Seelsorge ❚ Gesundheitsvorsorge Baufortschritte am Pius - in Kürze Neue Intermediate-Care-Station Ambulantes Operationszentrum Im ersten Obergeschoss des sanierten B-Flügels hat das PiusHospital Anfang des Jahres eine Intermediate-Care-Station eröffnet, die jetzt stufenweise in Betrieb genommen wird. Sie bietet künftig zehn Betten für Patienten, die nach einer Operation kontinuierlich überwacht werden müssen, aber stabil genug sind, um nicht auf der Intensivstation versorgt zu werden. Seit Januar betreibt das Pius-Hospital im Gebäude des Diagnose- und Therapiezentrums, Grüne Straße 11, ein ambulantes Operationszentrum mit zwei hochmodernen Operationssälen. Hier werden alle ambulanten Augenoperationen und weitere ambulanten Operationen ausgeführt, die das Pius-Hospital auch früher bereits angeboten hat. Das ambulante Operationszentrum liegt unmittelbar neben dem Zentral-OP des PiusHospitals und hat direkten Anschluss an alle medizinischen Einrichtungen des Krankenhauses. Umzug in neue Räume Dr. med. Ulf Helwig im vollbesetzten Vortragssaal. Er sprach im Februar bei „gesund zu wissen...“ über Schmerzen im Oberbauch. „Aus-, Fort- und Weiterbildung sind wesentliche Bestandteile unseres Hauses“ verspricht das Pius-Hospital in seinem Leitbild. „Wir meinen dies ernst“, betont Krankenpflegedirektorin Irmgard Marischen, die deshalb in ihrem Ressort die Innerbetriebliche Fortbildung (IBF) für das ganze Krankenhaus koordinieren lässt. „Gerade in den heutigen Zeiten, in denen sich die Ansprüche und Anforderungen an die Gesundheitseinrichtungen verstärken und auf immer weniger Zeit verdichten, ist es notwendig und wünschenswert, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv daran mitarbeiten, die Qualität der Leistungen zu erhalten und auszubauen“, so Irmgard Marischen weiter. „Dafür sind spezielles Wissen und spezifische Fertigkeiten erforderlich und zwar im pflegerischen, im medizinischen und im organisatorischen Bereich.“ Neue Büro-Räume hat die Klinikleitung der Klinik für Anästhesie- und Intensivmedizin zum Jahreswechsel bezogen. Sie befinden sich im ersten Obergeschoss des neu sanierten B-Flügels. Ebenfalls umgezogen ist die Onkologische Ambulanz, die jetzt in neu sanierten Räumen im Erdgeschoss des B-Flügels vorübergehend ihren Sitz hat. Augenambulanz teilweise in neuen Praxisräumen Die Augenambulanz für den vorderen Augenabschnitt ist vorübergehend in angemietete Praxisräume in der Grünen Straße 24 gezogen. Die stationäre Augenklinik und die Ambulanz für den hinteren Augenabschnitt bleiben in den angestammten Räumen im Pius-Hospital. Erweiterung der Klinik für Nuklearmedizin Pius-Strahlentherapie beim Klinikum Über drei Stockwerke erstrecken sich die neuen diagnostischen Räume der Klinik für Nuklearmedizin, die mit modernster Technik ausgestattet sind und seit Januar in Betrieb sind. Das Pius-Hospital baut eine Außenstelle der Strahlentherapie auf dem Gelände des Klinikums Oldenburg. Damit wird die Kooperation auf onkologischem Gebiet in Oldenburg noch weiter intensiviert und verzahnt. 1 . 2 0 0 8 | 11 ABTEILUNGEN STELLEN SICH VOR „Jede Operation ist für jeden Patienten ein ‘Einschneidendes Erlebnis’ - im wahrsten Sinne des Wortes.“ aufstehen und spätestens am nächsten Tag wieder Nahrung zu sich nehmen können. Stress und Schmerzen werden schon vor dem Eingriff auf ein Minimum reduziert. Während des Eingriffs und danach sind Fast-Track-Patienten ebenfalls völlig schmerzfrei. Und in den allermeisten Fällen fallen nur noch kleine Bauchschnitte an, weil minimal-invasiv operiert wird. Selbst wenn jedoch eine offene Operation ansteht, gehört es heute zu den Regeln der Kunst, die Schnitte so zu setzen, dass Muskelgewebe nach Möglichkeit geschont wird und die Wunden möglichst schmerzfrei verheilen können. Interdisziplinäre Zusammenarbeit vermeidet Komplikationen Möglichst FRÜH ERKENNEN Kleine Kinder tun es völlig ungehemmt. Erwachsenen ist es peinlich, aber 80 Prozent machen es trotzdem: Sie werfen einen Blick zurück in die Toilettenschüssel. Und damit tun sie – medizinisch betrachtet – genau das Richtige. Denn Menge, Konsistenz und Farbe des Stuhlgangs können wichtige Botschaften über gefährliche Krankheiten vermitteln. 12 | 1 . 2 0 0 8 „Wenn der Stuhl besonders schleimig ist, sehr dunkel oder bleistift-dünn, wenn bei Ihnen Durchfall und Verstopfung ständig abwechseln oder wenn Sie sogar Blut entdecken – gehen Sie bitte sofort zum Arzt“, empfiehlt Dr. Dirk Weyhe, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Pius-Hospital. „Solche Verdauungsstörungen können viele Ursachen haben, auch ganz harmlose. Aber sie können auch auf eine ernsthafte Erkrankung hinweisen. Eine Unterfunktion oder eine chronische Entzündung der Bauchspeicheldrüse zum Beispiel, auf chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, gutartige Tumore oder leider auch auf Krebs. Für alle diese Krankheiten gilt: Je früher wir sie erkennen, desto sicherer und effektiver können wir sie behandeln, mit desto weniger Komplikationen müssen Sie rechnen und desto schneller geht es Ihnen wieder gut.“ Dirk Weyhe weiß, wovon er spricht. Er ist ausgewiesener Spezialist für Erkrankungen der Verdauungsorgane und setzt vor allem mit seiner Erfahrung in der OberbauchChirurgie, insbesondere der Pankreas-Chirurgie neue Akzente in Oldenburg. Außerdem führt er gemeinsam mit dem schon seit vielen Jahren bewährten Chirurgen-Team im Pius-Hospital schwerpunktmäßig Eingriffe am Dick- und Enddarm und an der Schilddrüse aus. Moderne Operationstechniken „Obwohl Fach- und Hausärzte, Krankenkassen, Kliniken und Niedergelassene Ärzte sich mit dem Aufruf ‘Schnell zum Arzt!’ einig sind, geht nicht einmal die Hälfte aller Menschen in Deutschland zu den empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen“, führt Weyhe weiter aus. Viele Patienten reagierten selbst auf deutliche Warnzeichen nicht. „Sicher auch deshalb, weil sie Angst vor unangenehmen Untersuchungen und den Folgen großer Operationen haben“, vermutet Oberärztin Annette Belling. „Dabei hat sich auf beiden Gebieten gerade in den letzten Jahren sehr viel getan.“ Und das PiusHospital hat die Entwicklungen mitgemacht. Zum besseren Verständnis dieser Erkrankungen und der operativen Tätigkeit werden an diesem Haus sogar Lehrfilme gedreht. In diesem Frühjahr zum Beispiel über Eingriffe an der Bauchspeicheldrüse und über die so genannte Fast-Track-Methode bei Dickdarm-Operationen. Nach OP ohne Stress und Schmerzen wieder fit Der Großteil dieser Eingriffe wird im PiusHospital inzwischen nach der Fast-TrackMethode erledigt. Das bedeutet, dass die Patienten schon am Operationstag selbst „Durch gezielte Voruntersuchungen beugen wir außerdem schon im Vorfeld möglichen postoperativen Komplikationen vor“, ergänzt Oberarzt Dr. Stefan BergmannPaslat, der in ambulanten Vorgesprächen den Weg für die Operationen bereitet. Es komme zum Beispiel immer wieder vor, dass eine bisher unerkannte Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse nach einer Darmoperation plötzlich akute Komplikationen verursache. „Wir bestimmen vor der Operation den Blutzucker und ausgewählte Enzyme im Stuhl und beginnen gegebenenfalls sofort mit einer Therapie. – „Sie sehen“, fasst Dirk Weyhe zusammen, „FastTrack funktioniert nur, wenn wir über unser eigenes Fachgebiet, die Chirurgie, hinaus denken und handeln und die Kompetenzen mehrerer Fachkliniken bündeln. Besonders eng arbeiten wir hier mit der Klinik für Innere Medizin und mit den SchmerzExperten der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin zusammen.“ Auch die Diagnostik hat an Schrecken verloren. Die gefürchteten Spiegelungen (Endoskopien) von Magen, Darm oder Galle werden heute in der Regel unter einer leichten Narkose ausgeführt. Zugleich ist die technische Entwicklung so weit fortgeschritten, dass selbst Krebs- und andere Erkrankungen schon im Frühstadium optimal diagnostiziert und behandelt werden können. Im Pius-Hospital gibt es eine zertifizierte Endoskopie-Abteilung, die mit hochmoderner HDTV-Technik arbeitet. Ergänzend werden Sphinkter-Manometrie, Ultraschall, Endosonographie, Computer-Tomographie und ab Mitte 2008 auch PET-CT und Kernspin-Tomographie für Diagnosen im Bauchraum eingesetzt. „Je eindeutiger die Diagnose ist, umso präziser können wir Chirurgen operieren“, fasst Dirk Weyhe zusammen. „Es ist daher die beste Voraussetzung, wenn alle hierfür notwendigen Kompetenzen unter einem Dach vereint sind. Im Pius-Hospital ist das der Fall.“ Alle Kompetenzen unter einem Dach Und das sei ein wichtiger Grund für ihn gewesen, den Wechsel nach Oldenburg zu wagen. Dirk Weyhe ist Facharzt für Chirurgie, für Viszeralchirurgie, für Intensivmedizin und für Rettungsmedizin und hat eine zertifizierte Zusatzausbildung als Ethikberater – sowie für Führung und Leitung im Krankenhaus. An der Universitätsklinik Bochum war er zuletzt geschäftsführender Oberarzt der Chirurgische Klinik des St. Josef-Hospitals, die mit mehr als 300 Pankreasoperationen pro Jahr zu den wichtigsten Kompetenzzentren für Pankreas-Chirurgie in Deutschland gehört. An Kompetenzzentrum für Schilddrüsenchirurgie Mit über 500 Schilddrüsenoperationen pro Jahr und mindestens noch einmal so vielen nichtoperativen Therapien gehört das Pius-Hospital zu den großen Kompetenzzentren auf diesem Gebiet in Deutschland. In Zusammenarbeit mit der Klinik für Nuklearmedizin im Pius-Hospital und einem niedergelassenen Endokrinologen werden hier alle Erkrankungen der Schilddrüse und der Nebenschilddrüsen kompetent diagnostiziert und behandelt. Die Schilddrüse ist ein kleines Schmetterlingförmiges Organ im Hals des Menschen. Sie bildet die meisten Hormone und reguliert dadurch den gesamten Energiestoffwechsel. „Deshalb ist es unser erklärtes Behandlungsziel, die Schilddrüse möglichst zu erhalten“, betont Oberärztin Ina Burkowski. „Nur wenn alle anderen Methoden keine Besserung bringen, raten wir zu einer Operation. Dann entfernen wir je nach Krankheitsbild die Schilddrüse oder die Nebenschilddrüsen ganz oder teilweise.“ Mit modernen Techniken ist es heute möglich, nur die erkrankten Partien der Schilddrüse herauszuschneiden und ihre Funktion in den anderen Teilen zu erhalten. Die Chirurgen im Pius-Hospital operieren täglich zwei, manchmal auch drei Schilddrüsen. Das trainiert die Präzision. Und die ist wichtig. Denn dicht bei der Schilddrüse liegen Schlagadern, Stimmbänder und wichtige Nervenstränge. 1 . 2 0 0 8 | 13 PIUS INTERN der Universität Bochum wird in einigen Wochen auch das Habilitationsverfahren für Dirk Weyhe abgeschlossen, so dass er sich voraussichtlich in Kürze Privatdozent nennen darf. Sein wissenschaftliches Fachgebiet sind Untersuchungen im Bereich der minimal- invasiven Chirurgie und der Verwendung von Bio-Materialien. „Aber nicht nur mit den diagnostischen Kliniken und Abteilungen bilden wir im PiusHospital eine Einheit“, fährt Dirk Weyhe fort. „Das Pius-Hospital betreibt außerdem eine der größten und modernsten Kliniken für Strahlentherapie in Niedersachsen, zu der eine hervorragende Abteilung für Onkologie gehört. Dies ist gerade in der DarmKrebs-Behandlung ein massiver Vorteil. Denn es steht inzwischen fest, dass eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie vorab ein deutlich besseres Operationsergebnis ermöglicht und in den meisten Fällen ein dauerhafter künstlicher Darmausgang vermeidbar ist.“ Vertrauensverhältnis im Team und mit Patienten „Gute Zusammenarbeit ist alles“, fasst Dirk Weyhe zusammen. In der eigenen Klinik legt er deshalb großen Wert auf ein ehrliches Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Pflege, Operations-Team, Medizinern und allen anderen Mitarbeitern. Einmal im Monat steht deshalb eine Konferenz fest im Terminkalender, an der alle Oberärzte und Pflegeleitungen der chirurgischen Stationen und der OPs teilnehmen. Und auch mit den anderen Kliniken im Pius-Hospital besteht ein regelmäßiger Austausch. So treffen die Fachärzte der diagnostischen, der therapierenden und der chirurgischen Kliniken zum Beispiel einmal pro Woche zur Onkologischen Konferenz zusammen und besprechen individuelle Behandlungskonzepte für jeden Krebspatienten im Pius-Hospital. „Unsere Patienten bekommen also eine konzentrierte Expertise von allen beteiligten Klinikdirektoren auf einmal“, macht Dirk Weyhe noch einmal deutlich. „Anschließend besprechen wir die Ergebnisse ausführlich mit den Patienten“, ergänzt Oberärztin Dr. Annette Belling, die wie Dirk Weyhe auch auf ein starkes Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient setzt. „Jede Operation ist für einen Patienten ein ‘einschneidendes Erlebnis’ – im wahrsten Sinne des Wortes. In einer solchen Situation fühlt sich jeder Mensch ausgeliefert. Das ist eine normale Reaktion und wir können dieses Gefühl niemandem abnehmen. Aber wir können es anerkennen und im direkten Kontakt mit unseren Patienten das Vertrauen stärken“, erklärt sie. Oberärztin Ina Burkowski nimmt den Faden auf und bestätigt: „Dass der Chirurg erst auftaucht, wenn der Patient in Vollnarkose liegt, und schon verschwunden ist, bevor er wieder aufwacht, kommt bei uns nicht vor.“ Im Gegenteil. Nach Möglichkeit stellen die Chirurgen sich spätestens am Tag vor der Operation vor. „Und nach der OP erläutern wir noch einmal genau, was wir gemacht haben“, so Ina Burkowski. „Nach besonders schwierigen Eingriffen Sanftmütige EILEITERCHIRURGIE rufen wir auch persönlich bei der Familie an und sagen Bescheid, dass alles gut gelaufen ist.“ Mit Blumen und einer kleinen Feierstunde bedankt sich das Pius-Hospital bei langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Jubilare, die geehrt wurden, sind 10 Jahre,15 Jahre oder sogar 40 Jahre im Dienst. Herzlichen Glückwunsch! Der Friedensnobelpreisträger Mahatma Ghandi steht für Sanftmut und Gewaltlosigkeit. Die Indische Gesellschaft für Eileiter-Pathologie in der Gynäkologie hat ihn Auch die Hausärzte bzw. die einweisenden Fachärzte werden unmittelbar nach jeder stationären Operation per Fax informiert. Diese beispielhafte Kommunikation mit Patienten, Angehörigen und niedergelassenen Ärzten haben Annette Belling und Ina Burkowski bereits gepflegt und ausgebaut, als sie vor dem Dienstantritt von Dirk Weyhe die Klinik gemeinsam für einige Monate kommissarisch geführt haben. „Sie haben tolle Arbeit geleistet“, lobt der neue Klinikdirektor. „Ich bin froh, dass ich hier ein so gut qualifiziertes und motiviertes Team übernehmen konnte.“ Dieses Lob gilt dem gesamten Team: den Ärztinnen und Ärzten ebenso wie den Schwestern und Pflegern auf den Stationen und im OP. Alle ziehen an einem Strang. „Und es macht Freude, wenn wir von Patienten, Angehörigen und niedergelassenen Ärzten so eindeutig positive Rückmeldungen kriegen wie in den letzten Monaten.“ deshalb zur Symbolfigur für ihre höchste Auszeichnung zur Anerkennung ausländischer Spezialisten erklärt. Auf dem internationalen Jahreskongress für EileiterPathologie in Kalkutta übergab die Indische Gesellschaft ihren „Mahatma“ dem Oldenburger Spezialisten Prof. Dr. Dr. Rudy-Leon De Wilde. Schwerpunkte DER KLINIK ❚ Leber-, Gallen-, Pankreaschirurgie einschließlich interdisziplinärer Behandlung von Stoffwechselveränderungen nach OPs; minimalinvasive Methoden bei Gallenblasenentfernung und gutartigen Lebererkrankungen; Pankreaskopfresektion, Pankreasschwanzresektion,Operationen bei chronischer Entzündung – jeweils unter bestmöglicher Erhaltung des Magens, des Zwölffingerdarms und Teilen der Bauchspeicheldrüse selbst. ❚ Magen-Darm-Chirurgie nach den modernen interdisziplinären Konzepten, auch in Zusammenarbeit mit Hausärzten ggf. systemische Chemotherapien vor der Operation. Minimal-invasive Eingriffe bei gutartigen Darmerkrankungen ❚ Mehr als 500 Schilddrüsenoperationen pro Jahr Teilweise oder Total-Entfernung der Schilddrüse und/ oder Nebenschilddrüse ❚ Rectum-Chirurgie nach modernen Erkenntnissen ❚ Minimal-invasive Darm- und Hernienchirurgie 14 | 1 . 2 0 0 8 Feierstunde „Ich freue mich besonders über diese Ehrung“, bedankte sich De Wilde. Tatsächlich sei die „Sanftmut“ eine wichtige Tugend gerade auch im Umgang mit erkrankten Eileitern. „Das Organ ist empfindlich wie ein Schmetterling. Bei der geringsten falschen Berührung wird es geschädigt.“ Eine Eileiter-Operation birgt deshalb immer das Risiko, unfruchtbar zu werden. Nur erfahrene Spezialisten können heute, Dank minimal-invasiver Opertainos-Techniken, so operieren, dass der Eileiter funktionstüchtig erhalten bleibt. Rudy-Leon De Wilde ist ein international anerkannter Experte für solche organerhaltenden Eingriffe. Und er sorgt dafür, dass andere die Techniken ebenfalls erlernen. Seit vielen Jahren unterrichtet er Gynäkologen in Indien in minimal-invasiven OP-Methoden und qualifiziert sie damit, selbst als Multiplikatoren ihr Wissen an Kollegen im ganzen Land weiterzugeben. Personalien Beste Wissenschaftliche Arbeit: Klinikdirektor Prof. Dr. Djordje Lazovic hat gemeinsam mit den Co-Autoren Rasmus Zigan und Prof. Arnim Braun in der Sonderbeilage der internationalen Zeitschrift „Orthopedics“ (weltweit 28.000 Abonnenten) eine Beitrag über Kurz-Schaft-Hüftprothesen und ihre Positionierung mit Hilfe computergestützter Navigation veröffentlicht. Dieser Beitrag wurde von den Editoren als „beste Arbeit“ bewertet und mit einem Geldpreis zur weiteren Unterstützung der klinischen Forschungsarbeit bedacht. +++ Thema Lungenkrebs im ZDF: Das ZDF hat in seiner Sendung „Volle Kanne“ über die Forschungsarbeit von Prof. Dr. Frank Griesinger, Direktor der Abteilung für Onkologie, zum Thema Lungenkrebs berichtet. Der Beitrag ist unter www.zdf.de als InternetVideo abrufbar. +++ Blick hinter die Kulissen: Pius-Geschäftsführerin Dipl.-Kffr. Elisabeth Sandbrink hat einen Tag in der Lokalredaktion der Oldenburger Nordwestzeitung hospitiert. Als „Chefredakteurin für einen Tag“ konnte sie interessante Einblicke in die Arbeit von Journalisten gewinnen und eigene Impulse zur Themengestaltung einbringen. +++ Ehrenplakette der Ärztekammer: Für überragendes Engagement in verschiedenen ärztlichen Gremien ist Dr. Hermann-Ayke Klasen mit der Ehrenplakette der Ärztekammer Niedersachsen ausgezeichnet worden. Hermann Klasen hat bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im November 2006 die Abteilung für Onkologie in der Klinik für Strahlentherapie und internistische Onkologie geleitet. Die Ärztekammer würdigt insbesondere seinen langjährigen Einsatz im von ihm 1983 mit gegründeten Regionalen Tumorzentrum Weser-Ems, dem er viele Jahre als 1. Vorsitzender vorstand und für das er heute noch arbeitet. +++ Junior-Professur bestätig: Die Universität Oldenburg hat Prof. Björn Poppe nach drei Jahren als Junior-Professor bestätigt. Er forscht und lehrt im Fachbereich Medizinische Strahlenphysik zu gleichen Teilen an der Universität und im Pius-Hospital. +++ Psychoonkologie: Die Psychologische Psychotherapeutin Christine Erdmann arbeitet (nach vier Jahren als Honorarkraft) seit 01.11.2007 als angestellte Diplompsychologin für das Pius Hospital und bietet gemeinsam mit der Psychologischen Psychotherapeutin Martina Ihlefeld Patientinnen, Patienten und Angehörigen professionelle Hilfe im Umgang mit Krebserkrankungen und den daraus entstehenden psychischen und seelischen Belastungen an. 1 . 2 0 0 8 | 15 GANZHEITLICH Wenn bei anderen Menschen morgens der Wecker klingelt, hat Renate Müller ihren Arbeitstag bereits hinter sich. Die 55-jährige Krankenschwester arbeitet seit 37 Jahren im Pius-Hospital. Den größten Teil dieser langen Zeit in der Nachtschicht. Ihr Dienst beginnt, wenn die meisten von uns längst auf der heimischen Couch sitzen: um Punkt 20.10 Uhr. Um 6.30 Uhr am nächsten Morgen ist sie dann meistens wieder zu Hause.„Mir macht die Nachtarbeit nichts aus“, sagt sie.„Ganz im Gegenteil, ich bin ein absoluter Nachtmensch“. Als sie ihr Kind bekommen habe, sei die Arbeit im Nachtdienst die ideale Möglichkeit gewesen, Beruf und Familie zu vereinbaren, erinnert sie sich. Und bis heute ist sie dabei geblieben. Schichtdienst w – arbeiten gegen die innere Uhr ie das Pius-Hospital sind auch viele andere Unternehmen auf Schichtdienst angewiesen: Ohne die Rund-um-dieUhr-Schichten wäre der tägliche Betrieb schlichtweg nicht möglich. Und so gern Renate Müller auch die Nachtwachen übernimmt: Schichtarbeit kann gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Viele Schichtarbeiter schlafen schlechter, erkranken leichter als Arbeitnehmer mit „normalen“ Arbeitszeiten und oftmals leiden Freundschaften und Beziehungen. Wissenschaftler an der Universität von Buenos Aires haben 16 | 1 . 2 0 0 8 vor kurzem eine wesentliche Ursache der Probleme aufgedeckt: Schichtarbeitern mangelt es häufig an Serotonin (Sleep 2007, online first). Das Team unter Leitung von Carlos J. Pirola untersuchte knapp 700 Männer, von denen ein Drittel in einem rotierenden Schichtsystem arbeitete. Als wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zwischen Tageslicht-Kandidaten und Schichtarbeitern stach der Serotoninspiegel heraus. Serotonin sorgt als Hormon und Botenstoff unter anderem dafür, dass unsere „innere Uhr“ richtig tickt. Ist das nicht der Fall, können körperliche und psychische Auswirkungen die Folge sein. Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verdauungsstörungen, Depressionen und sogar ein höheres Krebsrisiko werden mit Serotonin-Mangel in Verbindung gebracht. Es ist also keine Binsenweisheit, dass die Nacht zum Schlafen da ist. In dieser Zeit sind viele körperliche Funktionen auf „Sparmodus“ geschaltet. Dann sind Mü- digkeit und somit auch ein erhöhtes Fehlerrisiko nahezu programmiert. Umgekehrt kann man tagsüber, wenn der Körper auf Aktivität ausgerichtet ist, vom Schlaf keinen optimalen Erholungswert erwarten. Schichtarbeit bedeutet also, dass vom Organismus sowohl Leistung als auch Regeneration zum falschen Zeitpunkt gefordert werden. Diese Empfindungen sind jedoch sehr subjektiv. Es gibt durchaus auch Arbeitnehmer, die mit wechselnden Tag- und Nachtschichten sehr gut zurecht kommen, weil ihre „innere Uhr“ eben ein wenig anders tickt. Schwester Renate gehört dazu: Sie hat mit keinerlei Problemen zu kämpfen. Ihr Körper passt sich problemlos den wechselnden Tag- und /Nacht-Rhythmen an. „Ich bin selten müde während des Dienstes“, erzählt sie. Sie habe aber auch stets alle Hände voll zu tun: Nach der Schichtübernahme schaut sie in jedem einzelnen Zimmer der Station nach dem Rechten, danach beginnt die übliche Routine. Sie verabreicht Medikamente, wechselt Infusionen, bereitet Medikamente und Wäsche für den Frühdienst vor. Vor einigen Jahren seien die Nachtwachen noch ruhiger gewesen. Inzwischen habe die Arbeit merklich zugenommen, berichtet sie. Vor allem sei nun wesentlich mehr „Schreibkram“ fällig: „Die Dokumentation kostet uns viel Zeit“, sagt sie. Die Mehrzahl der Schichtarbeiter – Experten schätzen die Zahl auf 70 bis 90 Prozent – klagt jedoch über Schlafstörungen, die sich auch nach Änderung der Arbeitsbedingungen oder sogar bis ins Rentenalter fortsetzen können. Schlafstörungen sind immer auch „Wachstörungen“ mit zum Teil erheblichen Folgen: Etwa die Hälfte dieser Betroffenen schläft in monotonen Situationen am Arbeitsplatz ein. Knapp zwei Drittel berichten von Erinnerungslücken. Die Unfallwahrscheinlichkeit steigt laut Studien um das Siebenfache und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um das Dreifache. Um den Schichtdienst aus chronobiologischer und schlafmedizinischer Sicht so verträglich wie möglich zu gestalten, empfehlen Experten ein Vorwärtswechsel der Arbeitszeiten – also Frühschicht, Spätschicht, Nachtschicht. Hilfreich sind zudem sogenannte schlafhygienische Maßnahmen. Dazu gehören sowohl passive als auch aktive Entspannung vor dem Zubettgehen, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen geistiger und körperlicher Tätigkeit, gesunde Ernährung, das richtige Bett und eine opti- male Schlafumgebung. Um den Erholungswert des Schlafs zu optimieren, sollte bei der Frühschicht (meist von 6 bis 14 Uhr) auf ein Nickerchen nach Schichtende verzichtet und der Nachtschlaf möglichst zeitlich vorverlegt werden. Die Spätschicht (ca. 12.30 bis 20 Uhr) ist weniger ein biologisches als vielmehr ein soziales Problem, weil das soziale Umfeld, also Familie und Freunde, in der Regel einen anderen Lebensrhythmus haben. Gesundheitlich am problematischsten ist jedoch die Nachtschicht (ca. 20 bis 6.30 Uhr). Hier ist die Aufteilung des Schlafes in zwei Perioden sinnvoll – eine direkt nach der Schicht und die andere am Nachmittag bis zum frühen Abend. Renate Müller hat auch nach Jahrzehnten im Nachtdienst Spaß an ihrer Arbeit: „Ich gehe sehr gern zum Dienst und möchte gar nicht anders arbeiten“, sagt sie. Schön daran sei vor allem, dass die Stationen im PiusHospital ihre Dienste frei einteilen könnten, und alle Schwestern und Pfleger ein Mitspracherecht bei der Erstellung der Dienstpläne haben. So sei es möglich, es (fast) immer allen recht zu machen. „Die Mehrzahl der Schichtarbeiter klagt jedoch über Schlafstörungen, die sich auch nach Änderung der Arbeitsbedingungen oder sogar bis ins Rentenalter fortsetzen können.” 1 . 2 0 0 8 | 17 PARTNER OLDENBURGER KREBSSPEZIALISTEN sind Spitze Die Zeitschrift Focus hat sich im Herbst 2007 ausführlich mit der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen beschäftigt. In einer viel beachteten Serie berichtete sie vier Wochen lang über die Themen urologische Tumore und Lungenkrebs, Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse und Gehirn, Brust, Eierstöcke und Gebärmutter und schließlich über Leukämie, Lymphome, Strahlenmedizin und fortgeschrittenen Krebs. In einer Rankingliste wurden jeweils 100 Ärzte aus ganz Deutschland benannt, die sich um das jeweilige Thema besonders verdient gemacht haben. Die FOCUS-Redaktion ermittelte die neue Krebs-Ärzteliste nach eigenen Angaben aus mehr als 10.000 Empfehlungen von Ärzten und Patienten und recherchierte auf Fachkongressen und bei Selbsthilfetagungen. Dafür stellten die Redakteure des Nachrichtenmagazins gemeinsam mit 30 renommier- ten Medizinern bundesweiter Fachgesellschaften und medizinischer Landesverbände unterschiedliche Fragebögen zusammen. Gleich sechs Oldenburger Krebsspezialisten wurden in den Rankinglisten aufgeführt: Prof. Dr. med. Frank Griesinger, Direktor der Abteilung für Internistische Onkologie im Pius-Hospital Prof. Dr. med. Henning Köhne, Direktor der Klinik für Onkologie und Hämatologie im Klinikum Oldenburg Dr. med. Burkard Otremba, Onkologische Praxis Oldenburg im Oldenburger Diagnose- und Therapiezentrum am Pius-Hospital Prof. Dr. med. Hans-Rudolf Raab, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie im Klinikum Oldenburg PD Dr. med. Friedhelm Wawroschek, Direktor der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Klinikum Oldenburg Prof. Dr. med. Rudy Leon De Wilde, Direktor der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Pius-Hospital. „Wir sind stolz auf dieses gute Ergebnis für das Medizinische Oberzentrums Oldenburg, denn wir haben auch alle gemeinsam etwas dafür getan“, betont Pius-Geschäftsführerin Elisabeth Sandbrink. „Alle Gesundheitsanbieter der Region arbeiten gemeinsam daran, unsere Kompetenzen auf einander abzustimmen, zu bündeln und miteinander zu vernetzen. Deshalb können wir insgesamt eine hervorragende Gesundheitsversorgung anbieten. Übrigens auch auf den Gebieten, die diesmal nicht in der Focus-Ärzteliste aufgeführt waren.“ Kinder entdecken ihr Herz Unterricht der besonderen Art gab es für die Grundschüler an der Wallschule in Oldenburg: Mit modernster Medizin-Technik und kindgerechten Erläuterungen durch Pius-Kardiologe Dr. Steffen Kosian durften sie ihr eigenes Herz erkunden - und zwar in Bild und Ton. Dazu war der Herz-Spezialist einen ganzen Vormittag lang in die Schule gekommen und hatte ein tragbares High-Tech-Gerät für Echokardiographie – „übrigens das kleinste Herzultraschallgerät”, so Kosian stolz – und ein EKGGerät mitgebracht. Unterricht der begeistert: Grundschüler lernen, wie eine Ultraschall-Untersuchung am Herzen funktioniert. 18 | 1 . 2 0 0 8 Modernste Echokardiographie-Technik in Laptop-Größe macht es erstmals möglich, das schlagende Herz in seinen tatsächlichen Ausmessungen bildrealistisch darzustellen. Nach einer kurzen Einführung durften die Kinder die medizinischen Geräte selbst bedienen und machten gegenseitig ihre Herzen über Video-Beamer auf einer Leinwand sichtbar. „Ich wünsche mir, dass sie dabei entdecken, auf welche faszinierende Weise der Körper des Menschen - wie wunderbar ihr eigener Körper funktioniert“, so Kosian, der selbst Vater von zwei Töchtern im Grundschulalter ist. „denn dann begreifen sie sicher auch, wie wichtig es ist, dass sie selbst darauf achten, ihn zu erhalten.“ Neben der spannenden Selbst-Untersuchung lernten die Wallschüler auch harte Fakten. Zum Beispiel, dass das Herz im Laufe eines 70jährigen Lebens 3 Milliarden Mal schlägt. Oder dass ein Herzinfarkt entsteht, wenn die Blutzufuhr zu bestimmten Teilen des Herzens blockiert ist. Und sie erarbeiteten gemeinsam wertvolle Tipps für ein nachhaltiges Gesundheitsbewusstsein: „Vernünftige Ernährung, viel Bewegung - und auf alle Fälle: Finger weg von Zigaretten“, fasst Steffen Kosian zusammen. Pflege-Experten MIT BACHELOR-STUDIUM Eine neue und für Niedersachsen einzigartige Kooperation ist der berufsbegleitende Pflege-Studiengang, den die drei Oldenburger Krankenhäuser gemeinsam mit der Pflege-Akademie der Hanzehogeschool in Groningen ab dem Wintersemester 2008 anbieten. In zwei Jahren zum Bachelor of Nursing - in Oldenburg ist das ab September 2008 möglich. Dann nämlich startet ein berufsbegleitender Studiengang, den das Evangelische Krankenhaus, das Klinikum Oldenburg und das Pius-Hospital gemeinsam für examinierte Krankenschwestern und -pfleger anbieten. „Mit dem akademischen Bachelor-Abschluss erreichen wir den Anschluss an europäische Qualifikationsniveaus in der Pflege“ erläutert Irmgard Marischen, Pflegedirektorin im Pius-Hospital. „Darüber hinaus haben unsere Studenten die Möglichkeit, sich während des Studiums als Experten für Pflegemanagement oder Intensivpflege zu spezialisieren.“ Das Studium besteht aus theoretischen und praktischen Modulen, die zum Teil in Groningen, zum Teil als elektronische Selbstlernkurse und zum Teil als projektbezogene Praxiseinsätze an den drei Krankenhäusern in Oldenburg angeboten werden. „Ein Konzept, mit dem wir offensichtlich ins Schwarze getroffen haben“, resümiert Oberin Birgit Plaschke, Pflegedirektorin im Klinikum. „Wir haben bereits jetzt 55 Anmeldungen aus unseren drei Krankenhäusern und 25 Anfragen von außen.“ Und das, wo pro Jahr nur 30 Studienplätze zur Verfügung stehen. Für die nächsten Studienjahre wird eine Warteliste geführt. Nähere Informationen über das Oldenburger Pflegestudium gibt es bei den Pflegedirektorinnen der drei Krankenhäuser oder bei Projektleiterin Frauke Wiedermann, Tel.: 0441/236-374, [email protected]. Gruppenfoto zur feierlichen Vertragsunterzeichnung im Oldenburger Kulturzentrum PFL: vorne: Rudolf Mintrop, Geschäftsführer Klinikum Oldenburg, Janny Bijma, Dekanin der Pflegeakademie, Hanzehogeschool Groningen, Elisabeth Sandbrink, Geschäftsführerin Pius-Hospital, Thomas Kempe, Kaufmännischer Vorstand Evangelisches Krankenhaus, hinten: Pflegedirektorin Oberin Birgit Plaschke (Klinikum Oldenburg), Projektleiterin Frauke Wiedermann, Evangelisches Krankenhaus, Pflegedirektorin Irmgard Marischen, Pius-Hospital, Pflegedirektorin Ursula Geller, Evangelisches Krankenhaus, Tiebe Oltmanns, ehemalige Oberin Klinikum Oldenburg DKMS: Schon drei Oldenburger Lebensretter in diesem Jahr Drei Menschen aus Oldenburg und Umgebung konnten in diesem Jahr bereits als Lebensretter aktiv werden. Simone Kuhlmann und Gerriet Meyer haben bereits Stammzellen für Patienten, die an Leukämie oder einer anderen lebensbedrohlichen Bluterkrankung leiden, gespendet. Ein dritter Oldenburger wird voraussichtlich im März seine Stammzellen für eine Transplantation zur Verfügung stellen. Alle drei Spender sind bei der DKMS als potentielle Stammzellenspender registriert. Die Merkmale ihres Blutes stimmen in so vielen Eigenschaften mit denen der Patienten überein, dass eine Transplantation viel versprechend ist. Das Pius-Hospital ist seit drei Jahren offizieller Stützpunkt der DKMS in Oldenburg. In ehrenamtlicher Arbeit wurden hier bisher 1995 potentielle Stammzellenspender typisiert. 21 von ihnen konnten bereits mit ihrer Spende Leben retten. - In Zukunft wird der DKMS-Stützpunkt Pius-Hospital verstärkt mit dem Klinikum Oldenburg kooperieren, wo im April eine Station für Stammzellentransplantation in Betrieb genommen wird. 1 . 2 0 0 8 | 19 PFLEGE b AUF WOLKEN gebettet Um Druckgeschwüren (Dekubitus) vorzubeugen setzt das Pius-Hospital in bestimmten Fällen spezielle Matratzen ein, die ursprünglich für die Raumfahrt entwickelt wurden. 20 | 1 . 2 0 0 8 eim Start einer Rakete wirken unvorstellbare Kräfte. Beschleunigung von Null auf 28.000 km/h binnen weniger Sekunden. Das Raumschiff braucht diesen Schub, um sich von der Erdanziehung lösen zu können. Die Astronauten im Innern werden heftig in die Sitze gepresst. Um diesen Druck erträglich zu machen, wurde eine Polsterung entwickelt, die für bestmöglichen Ausgleich sorgt. Das Ergebnis ist ein viskoelastischer, thermoaktiver Polyurethanschaum mit dem Markennamen Tempur, der sich schnell und umfassend an die Körperformen anpasst und so den Druck optimal auf die ganze Fläche verteilt. „Druck entsteht da, wo ein physikalischer Körper mit einer bestimmten Kraft auf einen anderen stößt“, erklärt Sabine Rüdebusch, Pflege-Expertin für die DekubitusProphylaxe im Pius-Hospital. „Je größer dabei die Fläche ist, mit der die beiden sich berühren, desto geringer ist der Druck an jedem einzelnen Punkt.“ Um dies zu verdeutlichen, führen Physiklehrer gerne den Vergleich zwischen einer eleganten Dame mit Pfennigabsätzen und einem Elefanten an: Wenn die Dame Ihnen auf den Fuß tritt, entsteht ein Vielfaches mehr an Druck, als wenn der Elefant zutritt. Die Dame wiegt zwar nur rund 60 Kilogramm, doch konzentriert sich dieses Gewicht auf dem einen Quadratzentimeter ihres eleganten Absatzes. Der Elefant wiegt hingegen gut das 50fache, verteilt den Druck aber auf eine Fläche von ungefähr 35 Zentimetern Durchmesser. Zurück zur Raumfahrt: Wenn der Astronaut also nicht nur mit Po und Schulterknochen sondern möglichst mit seiner ganzen Oberfläche gleichmäßig in die Sitzkissen gedrückt wird, sitzt er trotz der gewaltigen Schubkräfte einigermaßen weich. „Quasi als Nebeneffekt“, so Sabine Rüdebusch weiter „haben die Entwickler dieser Raketen-Polsterung dann erkannt, dass sie damit auch in der Pflege Gutes bewirken können.“ Ein Druckgeschwür – auch Dekubitus genannt – entsteht nämlich dann, wenn der Körper zu lang an einer bestimmten Stelle starkem Druck ausgesetzt ist. Dort, wo der Körper aufliegt, wird das Gewebe zusammengedrückt. Kleine Blutgefäße werden dadurch teilweise so verformt, dass kein Blut mehr hindurch fließen kann. Die Zellen, die von ihnen versorgt werden, bekommen also über einen längeren Zeitraum keinen Sauerstoff mehr. Hält dieser Zustand allzu lange an, sterben die unterversorgten Zellen ab. So entsteht ein Geschwür aus totem Gewebe – ein Dekubitus. Dies passiert vor allem dann, wenn Patienten in einer gleich bleibenden Position im Bett verharren. „Normalerweise verlagern wir den Druck ständig durch kleine, unbewusste Bewegungen“, erläutert Sabine Rüdebusch. „Ob wir sitzen, stehen oder liegen, wir wechseln automatisch die Position, bevor der Druck zu stark wird. Auch im Schlaf. Bei manchen Krankheiten aber ist dieser automatische Regulierungsmechanismus gestört. Die Patienten nehmen den Druck nicht rechtzeitig wahr oder können, bzw. dürfen sich nicht selbst bewegen, um ihn auszugleichen.“ In solchen Fällen muss eine optimale Druckverteilung geschaffen werden. Wie die Astronauten beim Raketenstart sollen auch bewegungsunfähige Patienten möglichst mit der ganzen Oberfläche ihres Körpers auf der Polsterung aufliegen und nicht nur mit kleinen vorstehenden Flächen wie z.B. der Ferse, den Ellenbogen, Hüft- oder Schulterknochen. Nach großen Operationen, zum Beispiel Gelenkimplantationen oder offenen Bauch-Operationen, setzt das Pius-Hospital deshalb Tempur-Matratzenauflagen ein, solange die Patienten noch nicht wieder aufstehen oder sich im Bett bewegen dürfen. Auf der Intensivstation und in der Intermediate-Care sind Tempur-Matratzen Standardausstattung. „Bei allen anderen Patienten wägen wir das DekubitusRisiko individuell ab und entscheiden dann“, befindet Sabine Rüdebusch. Dafür gibt es ein festgelegtes Verfahren, das im Pius bereits seit fünf Jahren erfolgreich eingesetzt wird: Gleich bei der Aufnahme fragen Schwestern und Pfleger bestimmte Kriterien ab, stufen das Dekubitus-Risiko der Patienten auf einer Skala ein und tragen in die Pflegeplanung ein, welche Maßnahmen sie konkret empfehlen. Dass sie damit fast immer richtig liegen, beweisen die Qualitätszahlen: In den letzten beiden Jahren haben nur durchschnittlich 1% der Patienten (von jährlich mehr als 16.000) im Pius-Hospital ein neues Druckgeschwür entwickelt. Ein nicht unerheblicher Anteil der Patienten, die mit einem bestehenden Dekubitus eingeliefert wurden, sind während ihres Krankenhausaufenthaltes davon geheilt worden oder haben zumindest eine deutliche Verbesserung ihres Zustandes erfahren. „Erstes Gebot ist immer, die individuelle Bewegung zu fördern“, betont Sabine Rüdebusch. „Die Tempur-Matratze, so wolkig-weich sie auch sein mag, ist daher nicht das erste und ausschließliche Mittel der Wahl.“ Im Gegenteil, erklärt die Pflege-Expertin weiter: Das Gefühl, auf Wolken zu schweben, das die Tempur-Matratze durch die optimale Druckverteilung auslöst, sei für Patienten, die sich eigentlich noch gut bewegen können, nicht gesundheitsfördernd. „Wer weich liegt, spürt keinen Druck. Die Rezeptoren dafür kommen quasi aus dem Training, der Patient bewegt sich immer weniger. Auf diese Weise entsteht ein Teufelskreis, der das Dekubitus-Risiko insgesamt erhöht. Denn eins ist klar: Die Tempur-Matratze verteilt zwar den Druck so optimal wie möglich. Sie hebt ihn aber nicht völlig auf.“ Wenn ein Mensch zu lange in einer Position verharrt, setzt die Schwerkraft sich durch, egal wie weich und anpassungsfähig die Matratze ist. Auch für zu Hause empfiehlt Sabine Rüdebusch daher den Einsatz einer solchen Matratze nur bedingt. Nämlich nur dann, wenn allen Beteiligten klar ist, dass regelmäßige Positionswechsel trotzdem unverzichtbar sind. „Der Mensch ist nicht für den Ruhezustand geschaffen sondern für Bewegung“, zitiert Sabine Rüdebusch den Pädagogen Adolf Diesterweg. Deshalb rät sie auch pflegenden Angehörigen: „Sorgen Sie dafür, dass Ihre pflegebedürftigen Menschen oft genug die Position wechseln, um alle Zellen ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Unterstützen Sie sie, wo immer es geht, sich selbständig zu bewegen. Wenn Sie sie außerdem auch noch auf Wolken betten wollen – dann spricht nichts dagegen. Aber kein Matratzen-System der Welt kann die persönliche Zuwendung und die Bewegungsunterstützung ersetzen.“ 1 . 2 0 0 8 | 21 KUNST UND KULTUR „Um Himmels Willen” GENUSS unter der Glaskuppel Kirche in der Karikatur Die bundesweit erfolgreiche Wanderausstellung hat im Pius-Hospital für Aufsehen gesorgt. Sie war bis zum 10. März im Foyer des Pius-Hospitals und in den Funktions-Räumen der Klinik für Innere Medizin zu sehen. Ja, um Himmels Willen! Darf man denn das? Die Kirche, den Glauben und sogar den Papst durch den Kakao ziehen? - Man darf. Sogar mit höchstem Segen: Erzbischof Ludwig Schick persönlich hat das Vorwort zur Karikaturen-Ausstellung „Um Himmels Willen....“ geschrieben, die vor etwas über einem Jahr in Bamberg eröffnet und anschließend im ganzen Bistum gezeigt wurde. Als erster Ausstellungsort außerhalb des Bistums präsentierte das Pius-Hospital die 75 Original-Karikaturen von Künstlern wie Horst Haitzinger, Fritz Behrendt und Thomas Plassmann. Anschließend tourt die Ausstellung weiter durch Deutschland. Eigene Stellungnahmen und kontroverse Diskussionen waren ausdrücklich erwünscht. Und sie blieben natürlich nicht Direkt im Pius-Hospital liegt die Cafeteria im Atrium. Hier genießen nicht nur Besucher und Mitarbeiter gerne! Das vielseitige Angebot reicht vom täglichen Frühstücksbuffet, über einen umfangreichen Mittagstisch bis hin zu Kaffee und Kuchen sowie kleinen Snacks. Helle freundlichen Räume und die großzügige Sonnenterrasse laden zum Verweilen ein. Wir haben für jeden Geschmack das Richtige! aus. Schließlich wird in den Karikaturen zum Beispiel Jesus persönlich das Abendmahl verweigert, mit der Begründung „Sie sind ja nicht katholisch“. Ein einfacher Familienvater wartet grantig auf das „Papamobil“, das ihm doch zustehe, seit „wir Papst sind“. Ein Pater feiert die Messe mit Marlboro als Sponsor, und Gott selbst empfängt den verstorbenen Papst mit den neidischen Worten: „So populär wie du wäre ich auch mal gerne“. Natürlich werden auch aktuelle politische Entwicklungen aufs Korn genommen: Amerikas moralischer Sonderstatus, die Kürzungen beim Weihnachtsgeld oder die Haltung der Katholischen Kirche zur Familienplanung. „Die Ausstellung hatte erstaunliche Auswirkungen. Man merkte es an der gesamten Stimmung hier im Funktionsbereich der Inneren Klinik“, fasst Marianne Hennig zusammen. Als Sekretärin der Klinikdirektorin ist sie den ganzen Tag vor Ort und konnte sich über die Reaktionen freuen, die sie von Patienten, Mitarbeitern und Besuchern erlebt. „Unsere Patienten lebten spürbar auf. Statt in sich gekehrt auf ihre Untersuchung zu warten, gingen sie von Bild zu Bild und ka- men ins Gespräch miteinander. Patienten aus dem ganzen Haus haben ihre Besuch mitgebracht, um ihnen die Ausstellung zu zeigen - und auch die meisten Pius-Mitarbeiter haben in der Zeit mal vorbeigeschaut.“ Die Ausstellung „Um Himmels Willen ...“ ist vom Pius-Hospital aus nach Münster weiter gewandert. Ein reich bebilderter Katalog zur Ausstellung kann beim Bistum Bamberg erworben werden. NEUES aus der Pius-Bücherei Kari Köster-Lösche: Das Grab im Deich Im Sommer 1896 wird bei Deicharbeiten auf der Hallig Langenneß die Leiche eines Neugeborenen entdeckt. Warum musste das Kind sterben? Und wer könnte die Mutter sein? Wasserbauinspektor Sönke Hansen nimmt die Ermittlungen auf. Schon bald stellt sich zur Erleichterung der Halligbewohner heraus, dass die Kindesmörderin mit dem Ausflugsboot aus Wyk gekommen sein muss. Hansen setzt seine Ermittlungen dort fort und mischt sich unter die illustren Feriengäste. Doch dann geschieht ein weiterer mysteriöser Mord … Ein spannender historischer Krimi. Die Autorin, geb. 1946 in Schweden lebt und schreibt seit vielen Jahren auf der Hallig Langenneß Colum McCann: Zoli Die Patientenbibliothek im Pius-Hospital ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des PiusHospitals sind als Leser willkommen. Die Bibliothekarin Sylvia Hoheisel kommt außerdem mit dem Bücherwagen auf die Stationen. 22 | 1 . 2 0 0 8 Zoli Novotna ist Roma, geboren vor dem Zweiten Weltkrieg in der Nähe von Bratislava. Als junges Mädchen überlebt sie den Holocaust und lernt entgegen der Traditionen ihres Volkes Lesen und schreiben. Nach Kriegesende beginnt sie, die Gesänge ihres Volkes in Gedichtform zu publizieren. Doch sowohl ihrer Familie als auch der sozialistischen Regierung sind ihre freisinnigen Texte bald ein Dorn im Auge – und ihre Sippe verstößt sie. Auch ihr Geliebter verrät sie, weil er Schwierigkeiten fürchtet. Mit nichts als dem, was sie am Leib trägt, macht Zoli sich auf in den Westen, wo es wahre Freiheit geben soll. Drei Jahre dauert ihre Reise, ihre Ziel ist ungewiss. Sie findet schließlich in den Bergen Südtirols bei einem der wiebefindet sie selbstsich außerhalb Gesellschaft steht, Die Patientenbibliothek imMann, Pius-Hospital in der 1.der Etage im Zimmer 106ein neues Zuhause. und ist montags bis freitags jeweils von 12.30 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet. Auch MitarEin sehrbeiterinnen eindrucksvolles über die und die der Roma imBiblio20. Jahrund Buch Mitarbeiter desGeschichte Pius-Hospitals sindDiskriminierung als Leser willkommen. Die hundert,thekarin vor allem überHoheisel die Geschichte starkenmit Frau, dieBücherwagen sich gegen alle durchSylvia kommteiner außerdem dem aufWiderstände die Stationen. setzt. Unsere aktuelle Mittagskarte finden Sie unter www.pius-hospital.de Cafeteria im Atrium Georgstraße 12, 26121 Oldenburg ÖFFNUNGSZEITEN: montags - freitags 8.00 - 18.30 Uhr samstags, sonn- und feiertags 8.30 - 18.00 Uhr Informieren Sie sich auch über unseren Partyservice, Ansprechpartner: Jürgen Reinert, Tel. 0441/229-11 40 PILGERN mit Publikum Pilgern ist angesagt. Das Buch von Hape Kerkeling über den Jakobsweg wurde überraschend zum Sensationserfolg. TV-Sternchen zogen nach und pilgerten als Doku-Soap publikumswirksam nach Santiago de Compostella. Das Massen-Interesse offenbart eine tiefe Sehnsucht, die wir alle haben. Wir sehnen uns danach, das Wesentliche zu leben. Zu uns selbst zu finden. Durch Einsatz unserer eigenen Körperkraft ein Ziel zu erreichen. An unsere Grenzen zu gelangen und, wenn möglich, sie zu überwinden. Und irgendwie vielleicht auf diese Weise einen Zipfel des Göttlichen in unserer Welt zu erfahren. Das ist Pilgern. So jedenfalls habe ich es erlebt. Ich war im letzten Sommer vier Wochen lang mit einer Pilgergruppe auf dem Jakobsweg – tagaus, tagein, bei Sonne und Regen, bergauf, bergab, über Stock und Stein, an schrecklichen Straßen entlang und durch wunderbarste Natur. An Lebensnotwendigem hatten wir nur dabei, was wir auf dem Rücken tragen konnten. Und nachts: Verdreckte, überfüllte Massenunterkünfte, mehrfach nicht einmal ein Bett. Ja, ich bin auf dieser Pilgerreise an meine Grenzen gelangt. Und es dauerte lange, bis ich sie überwunden hatte. – Ja, ich habe auf dem Weg zu mir selbst gefunden. Aber plötzlich wusste ich nicht mehr, ob ich dieses Selbst mit seinen vielen Unzulänglichkeiten überhaupt hatte finden wollen. Es war beileibe nicht nur schön zu pilgern! Und trotzdem – oder gerade deshalb – war es schließlich doch die schönste Reise meines Lebens. Irgendwann hörte ich nämlich auf zu kämpfen und nahm die Dinge an wie sie waren: Das Wetter, die Wege, die Anstrengung. Und das Selbst, das mir nicht gefiel. Und plötzlich war viel Platz für gute Gefühle. Ich sah die Schönheit der Natur, spürte den Jubel der Schöpfung. Ich war plötzlich eins mit Zeit und Raum und mit dem Weg, den ich in dem Moment ging. Das ist eine unvergessliche Erfahrung. Das ist heilig – im Sinne des Wortes heil. Pilgern, so glaube ich fest, bedeutet, seinen ganz persönlichen Weg zu gehen. Jeder wird ihn anders erleben. Aber jeder hat die Chance, dabei ein Stück weit heil zu werden. Jenseits aller Unterhaltungs-Shows. Isabelle Yeginer