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Internationaler
Jugendaustausch
Informationen aus dem Verein
Ein neues Zuhause – Gastfamilien bei YFU
IKUS – Interkulturelles Lernen in der Schule
YFU und die Stiftung Mercator – Aktuelle Projekte
Frühjahr 2011
Inhalt
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Gesellschaft • Interkulturelles • YFU
Nachrichten
Seite 4 / 5
»
Fokus
Ein neues Zuhause
Mariam aus Georgien bei
Familie Große-Rüschkamp
Seite 6 / 7
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Ein Jahr in Deutschland
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Ein Jahr im Ausland
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Alumni
»
Kooperationen
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Freunde und Förderer
Die Stiftung Mercator fördert YFU-Austausch
Seite 12 / 13
Sammeln • Spenden • Stipendiaten
Seite 14 / 15 / 16
News aus dem Aufnahmeprogramm
Seite 8
News aus dem Entsendeprogramm
Seite 9
Treffen • Kontakt • Jahre später
Seite 10 / 11
Impressum
Herausgeber: Deutsches Youth For Understanding Komitee e.V.
Gemeinnütziger Verein – Träger der freien Jugendhilfe
Adresse:
Telefon:
Fax:
E-Mail:
Internet:
2
Averhoffstraße 10
22085 Hamburg
(040) 22 70 02 - 0
(040) 22 70 02 -27
[email protected]
www.yfu.de
YFU magazin - Frühjahr 2011  
Spendenkonto:Konto-Nummer:
Druck:
09 08 03 02 01
Commerzbank
BLZ: 200 800 00
Redaktion:
Mara Skaletz
Gestaltung:
dgermer.de
lele - Lena Lewark
Auflage:
Sievert Druck und
Service GmbH
7.000 Exemplare
1. Ausgabe 2011
Das YFU Magazin
erscheint vierteljährlich.
©YFU März 2011
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
ich freue mich, Ihnen heute das neue YFU Magazin vorstellen zu können! Wir
berichten über vielfältige Themen rund um das Deutsche Youth For Understanding Komitee e.V. (YFU). Außerdem möchten wir einige Blicke über den
„Tellerrand“ unserer Vereinsarbeit hinaus wagen. Ihre Meinung ist gefragt:
Ich freue mich sehr, wenn sich viele Leser des YFU Magazins an der Umfrage
(siehe unten) beteiligen und uns mitteilen, was sie von der Neuerscheinung
denken. Vielen Dank!
Das Frühjahr ist bei YFU insbesondere dadurch geprägt, dass wir uns auf den Anfang des im Sommer beginnenden Austauschjahrs vorbereiten. Rund 500 Jugendliche in aller Welt warten ungeduldig darauf, dass ihr
„Abenteuer Deutschland“ beginnt. Für diese Schülerinnen und Schüler suchen wir nette Familien, die gern ab
diesem Sommer einem Jugendlichen ihr Zuhause für ein Jahr öffnen möchten. Durch ihre Gastfreundschaft
ist der gemeinnützige Schüleraustausch überhaupt erst möglich!
Auch im Entsendeprogramm bereiten wir uns auf die Abreise der Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs
2011/2012 vor. Unser Ziel ist es dabei, dass niemand allein aus finanziellen Gründen auf ein Austauschjahr verzichten soll. Erfreulicherweise werden wir auch in diesem Jahr in der Lage sein, eine große Zahl von
Stipendien an Schüler mit finanziellem Förderbedarf zu vergeben. Darauf sind wir sehr stolz und danken
allen Partnern und Spendern, die uns dabei unterstützen. Besonders freuen wir uns, dass in diesem Jahr die
Stiftung Mercator erstmals Stipendien für Jugendliche vergibt, die für ein Jahr mit YFU nach China oder in
die Türkei reisen.
Ich danke allen Aktiven, Gastfamilien, Mitgliedern, Freunden, Förderern und Alumni für ihre vielfältige
Unterstützung der Vereinsarbeit!
Mit herzlichen Grüßen
Marcus von Garßen
YFU-Vorstandsvorsitzender
Wie ist uns das neue YFU Magazin gelungen?
Wir möchten herausfinden, wie unseren Lesern das neue YFU
Magazin gefällt. Unter www.yfu.de/magazin freuen wir uns
deshalb sehr über Feedback. Die Redaktion freut sich auf Lob
und Kritik!
Mitmachen lohnt sich – alle, die sich an der kurzen Umfrage
beteiligen, können einen Preis gewinnen:
• eins von drei YFU-Kochbüchern „fifty-fifty“,
• eins von drei „Völkerverständiger“-T-Shirts,
• eine von drei YFU-Chroniken oder
• eine YFU-Tasche.
Kontakt bei Fragen, für Anregungen und Kritik: [email protected]
ich
mache
mit!
  YFU magazin - Frühjahr 2011
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Gesellschaft • Interkulturelles • YFU
Nachrichten
Haupt- und Realschüler
International
Japanisch-Deutscher
Freundschaftspreis
Ein Hoch auf die europäischen
Ehrenamtlichen!
Die Teilnehmer der Konferenz „Hau rein!
Haupt- und Realschüler International“
beschäftigten sich Ende Februar 2011
damit, wie mehr Haupt- und Realschülern Auslandsaufenthalte ermöglicht
werden können. Das Studentenforum
des Tönissteiner Kreises e.V. organisierte
das Treffen in Berlin, an dem neben dem
YFU-Geschäftsführer Knut Möller auch
Vertreter anderer Austauschorganisationen und Schul- und Ministeriumsvertreter teilnahmen. Vertreter der Kreuzberger
Kinderstiftung und der Stiftung Mercator
beteiligten sich ebenfalls an der Konferenz und hoben das große Bildungspotenzial von Schüleraustausch hervor, das
Haupt- und Realschülern nicht vorenthalten bleiben soll. Ein gesellschaftlich wichtiges Thema, das auch YFU im Sinne von
Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit in den kommenden Jahren weiter
beschäftigen wird.
Die Robert Bosch Stiftung und die Gesellschaft zur Förderung des Japanisch-Deutschen Austausches vergeben in diesem Jahr den Deutsch-Japanischen Freundschaftspreis: Ausgezeichnet werden bis zu 150 Deutsche
und Japaner, die sich ehrenamtlich – in
Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft
– in besonderer Weise für die Stärkung
der deutsch-japanischen Freundschaft
einsetzen. Mit dem Blick auf zukünftiges
Engagement sind auch junge Menschen
angesprochen, die für Fortbestand und
kreative Veränderungen in den Beziehungen sorgen. Die ausgewählten Personen
werden in feierlichem Rahmen geehrt
und erhalten ein Flugticket bzw. einen
Gutschein für ein Flugticket in das jeweils
andere Land. Einsendeschluss für Bewerbungen und Empfehlungen: 15. April
2011.
Mehr Infos unter www.bosch-stiftung.de/
freundschaftspreis.
Die Bundesfamilienministerin Kristina
Schröder hat das Europäische Jahr der
Freiwilligentätigkeit 2011 in Deutschland
eingeläutet: „Der freiwillige Einsatz der
Bürgerinnen und Bürger ist eine tragende Säule unseres freiheitlichen und demokratischen Gemeinwesens und wird in
Zukunft immer wichtiger werden“, sagte
die Ministerin bei der Auftaktveranstaltung in Berlin. „Alle Menschen, die sich
engagieren und freiwillig für andere einsetzen, verdienen unsere Unterstützung
und Anerkennung. Ich möchte diese
Leistungen noch viel stärker fördern und
sichtbar machen. Das Europäische Jahr
der Freiwilligentätigkeit ist dafür eine
gute Gelegenheit“, so Schröder. Ziel der
Initiative ist es, bürgerschaftliches Engagement insgesamt zu stärken und - parallel dazu - die Nationale Engagementstrategie voranzutreiben.
Infos zum Europäischen Jahr der Freiwilligentätigkeit unter www.ejf2011.de.
YFU Serbien lädt ein
Im Sommer 2011 machen sich erstmals YFU-Austauschschüler aus Deutschland auf den
Weg nach Serbien. Nachdem 2009 die Idee zu einer serbischen YFU-Gründung entstand, hat die Organisation mit ihrem Geschäftsführer Predrag Đolović schnell große
Fortschritte gemacht. So kamen bereits 2010 fünf serbische Schüler für ein Jahr
nach Deutschland.
Zurzeit hat die junge YFU-Organisation in der Praktikantin Sara Klingebiel (22) aus
Thüringen eine tatkräftige Unterstützung. Sie setzt sich vor allem dafür ein, YFU bekannt zu machen: „Schon nach dem ersten Treffen mit allen Ehrenamtlichen aus der
Region konnte man den YFU-Spirit spüren. Nach den ersten zwei Wochen konnten wir
bereits viele erfolgreiche Aktivitäten verzeichnen. So hatten wir fast jeden Tag eine
Schulpräsentation, waren in der Zeitung und konnten gute Kontakte für uns knüpfen.“ YFU Deutschland wünscht YFU Serbien alles Gute für die kommenden Jahre!
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YFU magazin - Frühjahr 2011  
Sara (vorne l.) bei einer YFU-Präsentation
Schule und internationale
Jugendarbeit Hand in Hand
Drei Zahlen
IKUS bringt das Thema Interkulturelle
Verständigung in die Schulen
Dieses Jahr werden insgesamt 46 Schüler aus Thailand mit YFU nach Deutschland kommen. Das ist deshalb eine
besondere Zahl, weil es für Jugendliche aus Thailand den YFUAustausch nach Deutschland erst seit 2002 gibt.
Dorothea Schmidt, Diplom-Psychologin und ehrenamtliche
YFU-Mitarbeiterin aus dem Raum Hamburg, ist an einem besonderen Pilotprojekt beteiligt: „IKUS - Interkulturelles Lernfeld Schule“ entwickelt die Kooperation von Internationaler
Jugendarbeit und Schule. Es verfolgt seit 2009 das Ziel, bei
Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund die Bereitschaft zur Integration und die Offenheit im Umgang mit anderen Kulturen zu fördern.
Die Zusammenarbeit von Lehrern und Akteuren aus der
internationalen Jugendarbeit ist innovativ: In das eher formal
geprägte Lernfeld Schule werden so Ansätze nicht-formalen
Lernens eingebracht, die den Schülerinnen und Schülern
neue Impulse für eine ganzheitliche Bildung und Entwicklung
der Persönlichkeit geben. Durch eine wissenschaftliche Begleitung des Projekts und die Einbeziehung aller Schulformen
sollen die Ergebnisse relevant für ganz Deutschland sein.
Konkret sieht das Projekt vor, dass sich je eine Lehrkraft
einer Schule und eine Fachkraft aus der internationalen Jugendarbeit als Tandem zusammenschließen und Projekte an
Schulen durchführen. Dorothea Schmidt arbeitet im Rahmen
von IKUS an der Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Köln-Neubrück, deren Schülerschaft zu 80 Prozent einen Migrationshintergund hat. Ihre türkische Tandempartnerin Şeniz Önel
ist muslimische Islamwissenschaftlerin und unterrichtet an
der Schule Islamkunde. Gemeinsam haben sie Identitäts- und
Toleranz-Workshops für verschiedene Klassenstufen initiiert.
Vorbereitend dazu hat Dorothea Schmidt an der Schule Lehrer-Workshops zum interkulturellen Lernen angeboten.
Dorothea Schmidt bewertet die Zusammenarbeit als erfolgreich und wertvoll für alle Beteiligten: „Die Bereitschaft, die
kulturelle Vielfalt der Schule zu akzeptieren, kreativ zu gestalten und damit die Identifikation mit der Schule zu fördern, ist
deutlich gewachsen.“ Das Projekt läuft noch bis Ende 2011,
mit dem Ziel, die entwickelten Angebote langfristig in den
Schule zu verankern und für andere Schulen und Träger nutzbar zu machen.
Mehr Informationen: http://tinyurl.com/wir-sind-ikus
46
13.360
Deutschland hat sich in den letzten
50 Jahren zu einem attraktiven Zielland für internationale Austauschschüler entwickelt: Seit dem ersten Austauschjahrgang
1961/1962, in dem 6 Schüler aus den USA nach Deutschland
kamen, haben inzwischen insgesamt 13.360 Jugendliche aus
44 verschiedenen Ländern ein Jahr lang bei einer deutschen
YFU-Gastfamilie gelebt.
500
Über 500 Schüler aus 42 Ländern werden in
diesem Jahr mit YFU nach Deutschland kommen.
141
Asien /
Pazifik
121
Ost- und
Südosteuropa
74
USA und Kanada
132
Lateinamerika
63
Nord- und Westeuropa
Anzahl der in Deutschland erwarteten
YFU-Austauschschülerinnen und -schüler
im Jahr 2011 nach Herkunft
Dorothea Schmidt (links) und Tandempartnerin
Şeniz Önel
  YFU magazin - Frühjahr 2011
5
Fokus
„Am Anfang war ich erstmal wie ein Gast
und wusste nicht genau, wie mein Leben
hier aussehen wird. Aber seit unserem
Wanderurlaub in den Herbstferien habe ich
wirklich das Gefühl, ich bin angekommen.“
Mariam Gagoshidze aus Georgien,
Deutschland 2010/2011
Ein neues Zuhause
Gastfamilien bei YFU
Eine Reportage von Franziska Wellner
Im Süden Hamburgs in einem freundlichen Haus mit Spitzdach wohnt Familie Große-Rüschkamp, eine von rund 500
YFU-Gastfamilien in Deutschland. Zur Familie gehören die Eltern Elisabeth und Alois, die Kinder Benjamin (24), Johanna
(22) und Sophie (15), der braun-weiß-gefleckte Jagdhund Bosse – und seit letztem August auch Mariam, die 16-jährige Austauschschülerin aus Georgien. Benjamin und Johanna haben
beide ein Austauschjahr gemacht und sind inzwischen ausgezogen. Sophie wohnt noch zu Hause, geht in die 10. Klasse
und wird diesen Sommer in ihr Austauschjahr aufbrechen. Elisabeth und Alois wissen daher, wie es ist, wenn ihre Kinder in
ein fremdes Land gehen, und wie wichtig es ist, dass dort eine
freundliche Familie auf sie wartet. Darum haben sie sich auch
entschieden, selber Gasteltern zu werden.
Als Mariam ankam, war sie erstmal sehr schüchtern und
zurückhaltend, und immer darauf bedacht, es möglichst allen
recht zu machen. Sie war sonntags als erste wach, ging mit
Hund Bosse spazieren und brachte dann auch gleich Brötchen
mit. „Durch ihre hilfsbereite und liebevolle Art hat sie sich
unheimlich schnell in die Familie eingefügt,“ sagt Elisabeth,
„aber wir wussten am Anfang nie so genau, ob es ihr wirklich
gut geht, oder ob sie sich einfach nicht traut, uns zu sagen,
dass sie mit irgendetwas unglücklich ist.“ Als Mariam einmal
in der Schule ein deutsches Gedicht selber schreiben und
vortragen sollte, hatte sie große Angst davor, traute sich aber
nicht, darüber zu reden. Dass etwas nicht stimmt, hat Gastmutter Elisabeth daran gemerkt, dass Mariam beim Kochen
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YFU magazin - Frühjahr 2011  
das Fleisch in Flammen aufging: In dem Moment war gleich
klar, dass etwas los sein muss, wenn die sonst so zuverlässige
Mariam derartig geistesabwesend ist.
Bis Mariams Selbstbewusstsein groß genug war, einfach
deutlich zu sagen, wenn ihr etwas in der Schule Sorgen macht
oder ihr mal was nicht passt, hat es eine Weile gedauert. „Ich
werde nie den Tag vergessen, an dem Mariam das erste Mal
zu Sophie einfach ‚nein‘ gesagt hat“ erzählt Elisabeth. Wie
so oft spielten die beiden zusammen das Brettspiel Siedler
von Catan, als sie sich über eine Spielregel nicht einig werden
konnten und Mariam sich schließlich – zu Recht – durchsetzte. Über Mariams wachsendes Selbstbewusstsein freut sich
Sophie, die es sehr genießt, eine richtige Schwester zu haben,
mit der sie sich auch ein wenig reiben kann. „Ich versuche ihr
auch noch beizubringen, dass ihr Zimmer nicht immer so ordentlich sein muss“, grinst sie.
Das Zusammenwachsen als Familie
Die Entwicklung von der schüchternen Gastschülerin zur Tochter und Schwester war natürlich ein langer Prozess, aber der
gemeinsame Herbsturlaub hat viel dazu beigetragen. Gemeinsam mit Geschwistern von Alois war die ganze Familie ein paar
Tage am Rhein wandern, der erste Familienurlaub zusammen
mit Mariam. Vier bis fünf Stunden am Tag waren sie unterwegs
und trugen ihr gesamtes Gepäck auf dem Rücken, sind auf
die Loreley gestiegen, haben in Jugendherbergen übernachtet
und sind dabei als Familie zusammengewachsen. Während
Mariam sich vorher noch ein wenig wie ein Gast gefühlt hat,
hatte sie danach wirklich das Gefühl, in der Familie angekommen zu sein.
Herausforderungen gehören dazu
Mariam fühlt sich inzwischen zu Hause und strahlt mit ihrem
neugewonnenen Selbstbewusstsein. In den letzten Monaten
hat sie viel über Deutschland und das Leben in der Familie
Große-Rüschkamp gelernt. Dazu gehört, dass es hier sehr oft
Salat gibt, dass man im Dezember Advent und Weihnachten
feiert, dass Geschenke umständlich in Papier eingepackt werden, dass Sport eine viel größere Rolle spielt, dass Rodeln
ziemlich aufregend ist und dass in dieser Familie die Eltern
viel von zu Hause aus arbeiten. Das heißt, dass sie in der Woche auch oft tagsüber zu Hause sind und in der Regel mit den
beiden Mädchen zusammen Mittag essen können. Das heißt
aber auch, dass sie dafür ab und zu am Wochenende arbeiten
und dass Vater Alois gelegentlich für ein oder zwei Wochen
unterwegs ist.
Dieser Rhythmus, der für Sophie Routine ist, war für Mariam
am Anfang erstmal sehr ungewohnt. Ihre Eltern in Georgien
arbeiten beide den ganzen Tag und kommen oft erst abends
spät nach Hause, so dass sie in der Woche viel allein ist. Dafür
verbringen sie dann aber das Wochenende gemeinsam. Nun
musste sie sich erstmal daran gewöhnen, dass ihre Wochenenden nicht automatisch durch Familienaktivitäten verplant
sind, sondern dass sie mehr freie Zeit hat.
„Wir hatten großes Glück, eine Austauschschülerin wie Mariam zu bekommen.“
Elisabeth Bröschen-Große-Rüschkamp, Gastmutter 2010/2011
Die Gestaltung der eigenen Freizeit war für Mariam anfangs
schwierig. Denn so schön es in ihrer Familie für Mariam ist, so
schwierig ist es für sie, in ihrer Klasse Freunde zu finden. Aber
Mariam lässt sich davon nicht unterkriegen, das ist für sie auch
nicht das Wichtigste am Austauschjahr. Wichtiger ist ihr, dass
sie täglich ein wenig mehr Deutsch lernt, Klavier-Unterricht bei
Sophie nimmt, zum HipHop geht und sogar das Fahrrad fahren
wieder gelernt hat. „Ich hatte als kleines Mädchen einen Unfall
und bin dann nicht mehr gefahren“ erzählt Mariam, „aber von
hier zur S-Bahn ist es schneller mit dem Fahrrad, darum wollte
ich es lernen.“ Also hat Alois ihr das Fahrrad fahren wieder beigebracht, und meint „das fing wirklich so an, dass ich neben
ihr her gelaufen bin, um das Fahrrad festzuhalten, aber jetzt
fährt sie schon sehr gut alleine. Und im Sommer machen wir
dann mal eine Radtour zusammen.“ Mariam freut sich schon
darauf, genauso wie auf weitere Ausflüge nach Hamburg und
ins Planetarium. Die Familie Große-Rüschkamp will ihr noch
einiges von Deutschland zeigen.
Info
Ein Austauschschüler in der
eigenen Familie
Was heiSSt das für unsere Familie? Ein Schüler
oder eine Schülerin aus einem von rund 45 Ländern
lebt für ein Schuljahr bei uns zu Hause. Dabei behandeln wir ihn oder sie wie ein Familienmitglied. Wir kommen für Unterkunft und Verpflegung auf – dafür erleben wir unvergessliche Augenblicke und machen viele
schöne und interessante Erfahrungen für die ganze
Familie. Während des Jahres steht uns YFU bei Fragen
zur Seite.
Wann geht es los? Die Jugendlichen reisen im
Juli bzw. August an. Zunächst nehmen sie – je nach
Sprachniveau – an einer Orientierungswoche oder
einem vierwöchigen Orientierungs- und Sprachkurs
teil. Im Anschluss reisen sie dann im August oder September in ihre Gastfamilien.
Bei wem können wir uns melden? Joachim
Wullenweber, Leiter des YFU-Aufnahmeprogramms,
freut sich über Meldungen unter 040 227002-0 oder
[email protected].
  YFU magazin - Frühjahr 2011
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Ein Jahr in Deutschland
• News aus dem Aufnahmeprogramm •
Die Schülerinnen und Schüler, die im vergangenen Sommer
nach Deutschland gekommen sind, starten nun in das letzte
Viertel ihres Austauschjahres. Für sie fanden 15 Mittelseminare statt, bei denen sie sich mit Unterstützung der ehrenamtlichen Teams mit dem bisherigen Verlauf ihres Aufenthalts auseinandersetzten, sich Ziele für die verbleibende Zeit steckten
und eine deutsche Großstadt erkundeten.
Im Januar sind weitere 35 Schülerinnen und Schüler in
Deutschland angekommen. Nachdem sie ein Orientierungsseminar besuchten, sind sie alle bei ihren Gastfamilien angekommen und leben sich nun nach und nach ein.
Währenddessen bereitet sich YFU schon auf die Ankunft von
rund 500 Schülern im Sommer vor: „Wir freuen uns schon jetzt
über Meldungen von Familien, die eine Schülerin oder einen
Schüler ab August aufnehmen möchten“, so Joachim Wullenweber, Leiter des YFU-Aufnahmeprogramms. „Außerdem gibt
es bei den geplanten Orientierungs- und Sprachkursen und
den Orientierungswochen, die den Jugendlichen den Start ins
Austauschjahr erleichtern, viele Möglichkeiten für Ehrenamtliche jeden Alters sich einzubringen.“
Interview
Drei Fragen an Thomas Weigelt
Thomas, Du warst schon fünf Mal als Teamer oder Leiter bei einer Orientierungswoche (OWO) dabei. Was macht dabei besonders
viel SpaSS? Die kleinsten Dinge werden zu einem Erlebnis: In Deutschland legt man Wurst aufs Brot? Den
Schülern einen deutschen Fahrplan zu erklären und
dann vielleicht auch mit einem Lauenburger Polizisten
in einem Polizeiauto zu sitzen...*
Was ist die besondere Herausforderung? 40
Schüler aus fünf Ländern wagen ihre ersten Schritte in
Deutschland – das heißt Kulturschock, Sprachprobleme und Heimweh. Welche schönere Herausforderung
könnte es geben, als diese Schüler bei ihren Sprung
ins Austauschjahr zu begleiten?
Fällt Dir ein lustiges Erlebnis ein? Eine Schülerin saß am Hamburger Hauptbahnhof an dem S-BahnBahnsteig. Die Bahn fuhr ein und sie wollte aufstehen.
Dabei zog sie sich an einer Schlaufe hinter ihr hoch.
Auf einmal: Vollbremsung! Der Zug hielt sofort! Da stellte sich heraus: Die Schlaufe war eine Notbremse – das
wusste die Schülerin am dritten Tag in Deutschland
noch nicht.
Wer selbst im August eine OWO erleben und mitgestalten möchte, kann sich gern bei Birgit Neufert melden
([email protected] oder 040 227002-83)
* Teil des OWO-Programms ist eine Rallye, bei der verschiedene Institutionen besucht werden, z.B. eine Schule, das Rathaus und eben
auch die Polizei.
8
YFU magazin - Frühjahr 2011  
Ein OWO-Team: Thomas mit Martina Feierabend
Orientierungs- und Sprachkurs
(OSK) im Sommer
Wer Lust hat, einen vierwöchigen Orientierungs- und Sprachkurs für Jugendliche aus China, Thailand, den USA oder aus
Lateinamerika zu organisieren, kann sich noch gern melden.
Die wichtigsten Aufgaben, die zu dieser spannenden Herausforderung gehören, sind folgende: Suche von zehn Gastfamilien, von einem Raum für den Unterricht und einer Gelegenheit
für das Mittagessen an Wochentagen.
Ira Ganssmann beantwortet alle Fragen zum Thema OSK,
berät und unterstützt während der Organisation der Kurse
([email protected] oder 040 227002-85). Wer Orientierungs- oder Sprachlehrer werden möchte, findet alle wichtigen
Infos unter www.yfu.de/osk-lehrer.
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Ob ein Schüler an der Orientierungswoche
(OWO) oder am Orientierungs- und Sprachkurs (OSK) teilnimmt, hängt von den Sprachkenntnissen ab. Zur OWO fahren die Jugendlichen,
die sich schon gut auf Deutsch verständigen können,
zum OSK diejenigen, die noch keine oder nur geringe
Sprachkenntnisse haben.
Ein Jahr im Ausland
• News aus dem Entsendeprogramm •
Für die Jugendlichen, die gerade im Austauschjahr sind, brechen die letzten Monate ihres Aufenthalts an. Viele von ihnen
genießen diese Zeit besonders, da sie sich nun schon gut in
der Schule und der Gastfamilie integriert haben.
Währenddessen beschäftigt sich YFU schon intensiv mit den
zwei folgenden Jahrgängen: Die Vorbereitungstagungen für
die Schüler des Jahrgangs 2011/2012 finden nun nach und
nach statt. Die ehrenamtlichen Teams freuen sich darauf, die
Schüler auf das Abenteuer Austausch gründlich vorzubereiten.
Auch die Reiseplanung für die Schüler ist bald abgeschlossen – nun werden zahlreiche Helfer für den Flughafendienst
Zum ersten Mal
zukünftige Austauschschüler auswählen
„Nach meinem eigenen Austauschjahr vor 30 Jahren ist
mein Kontakt zu YFU im Sande
verlaufen. Erst als meine Tochter
letztes Jahr begann, sich für ein
Jahr im Ausland zu bewerben,
dachte ich: Nun sind meine Kinder groß genug und ich hätte Zeit.
Auf der YFU-Internetseite habe
ich mich umgeschaut, wie man
sich engagieren kann, und habe
festgestellt, dass ein enorm großer Bedarf an aktiven Ehrenamtlichen besteht. Eingestiegen bin ich dann im Bereich Auswahlen – zunächst beim „Meet&Greet“, also als Begrüßungsperson für ankommende Bewerber und deren Eltern.
Schon das hat mir viele interessante Einblicke gegeben und
ich habe gemerkt, dass ich gerade für die Eltern eine wichtige
Ansprechperson war. Nach einer Auswahlschulung habe ich
nun bereits als Mitglied von Auswahlkomitees an den Gesprächen teilgenommen.
Das ist eine wirklich spannende Erfahrung: Man erlebt dort
fantastische Schüler und erfährt viel über ihre Beweggründe
an einem Austauschjahr teilzunehmen. Zudem bin ich immer
sehr herzlich und unglaublich offen von den anderen Ehrenamtlichen aufgenommen worden – auch von sehr viel jüngeren. Durch die YFU-Erfahrung, die wir alle gemacht haben,
haben wir eine gemeinsame Basis. Mir machen Auswahlen
Antje Langhammer
riesigen Spaß!“
gebraucht, damit die Abreise reibungslos vonstatten geht.
Ab Mai 2011 kann man sich für das Austauschjahr
2012/2013 bewerben, die Auswahlgespräche beginnen im
Juni. Zusätzlich zum Musikprogramm in Ungarn, das YFU
schon länger erfolgreich anbietet, wird es folgende neue
Schwerpunkt-Programme geben: jeweils ein Musik- und ein
Kunstprogramm in Estland und Lettland, ein Tanzprogramm
in Lettland, ein Film- und ein Naturprogramm in Estland sowie
ein Basketballprogramm in Litauen. Meike Neumann, Leiterin
des YFU-Entsendeprogramms: „Wir freuen uns, bald diese attraktiven Schwerpunkt-Programme anbieten zu können!“
steckbrief
Flughafendienst
Worum geht’s? Für Schüler und ihre Familien ist
die Abreise ein aufregender Moment: Zu den großen
Gefühlen des Abschieds kommt die Nervosität, ob mit
dem Flug alles klappt. Beim Flughafendienst geht es
darum, den Schülerinnen und Schülern beim Einchecken zu helfen und bei Fragen und Problemchen für sie
und ihre Eltern da zu sein.
Was muss ich dafür können? Ruhe bewahren,
Überblick behalten, ein bisschen trösten.
Wie viel Zeit muss ich investieren? Einen Tag
– dabei muss der Flughafendienst meist sehr (!) früh
aufstehen.
Miriam Bruns ([email protected] oder 040 227002-25)
freut sich auf zahlreiche Meldungen! Übrigens gibt es
natürlich auch im Aufnahmeprogramm einen Flughafendienst. Nähere Infos hierzu erteilt gern Birgit Neufert ([email protected] oder 040 227002-83).
Wer Lust hat, selbst Auswahlteamer zu werden, kann sich bei
seiner Landesgruppe nach Auswahlschulungen erkundigen.
Den Kontakt vermittelt gern Simone Stepp ([email protected] oder
040 227002-49)
Zwei Helferinnen am Flughafen
  YFU magazin - Frühjahr 2011
9
Alumni
Wiedersehen nach fünf Jahren
Ab Mai 2011 beginnen die Revivals
der Vorbereitungstagungen von 2006
Das Abenteuer Austauschjahr mit YFU wird für viele Schüler
erst auf ihrer einwöchigen Vorbereitungstagung (VBT) wirklich
greifbar. In dieser Woche bereiten sie sich gemeinsam mit anderen Austauschschülern auf ihr Auslandsjahr vor, lernen ihr
Zielland und vor allem sich selbst besser kennen. Sie erleben
eine Woche, die geprägt ist von toller Gemeinschaft, wachsender Aufbruchsstimmung, vielen neuen Erkenntnissen und dem
ganz besonderen „Feeling“ der YFU-Vorbereitungstagungen.
Um dieses Gefühl wieder aufleben zu lassen, gibt es bei
YFU nun eine neue Veranstaltungsreihe: Die VBT-RevivalWochenenden. Alle ehemaligen Programmteilnehmer und
Teamer erhalten fünf Jahre nach ihrer Vorbereitungstagung
eine Einladung zu einem VBT-Revival-Wochenende. Ehemalige
Austauschschüler und Teamer können gemeinsam Wiedersehen feiern, sich austauschen und an interessanten Workshops
teilnehmen.
Einstimmung auf die große Reise: Vorbereitungstagung bei YFU
Für die Teilnehmer und Teams von 2006 geht es im Mai
2011 los: Die Revivals der Vorbereitungstagungen finden zusammengefasst in sechs regionale Veranstaltungen jeweils an
einem Wochenende statt. Simone Stepp, Alumni-Koordinatorin in der Geschäftsstelle, gibt gerne weitere Informationen zu
den Veranstaltungen ([email protected]).
Aktiv werden für YFU
Ehrenamt macht Spaß und ist
gesellschaftlich wichtig
Wer für YFU gern (wieder) aktiv werden möchte, ist herzlich
willkommen! Die Möglichkeiten, sich zu engagieren sind zahlreich und sowohl vom Thema als auch vom zeitlichen Umfang
her ganz unterschiedlich. Ehemalige Austauschschülerinnen
und -schüler jeden Alters, Gastfamilien oder Eltern von ehemaligen Austauschschülern – alle sind als Ehrenamtliche bei YFU
vertreten und leisten wertvolle Beiträge zum interkulturellen
Austausch.
Zu Beginn wird niemand ins kalte Wasser geworfen: Es gibt
für die verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten passende
Schulungsangebote für den Einstieg. Diese Workshops und
Seminare finden als bundesweite oder regionale Angebote
statt. In vielen Bereichen folgen nach den ersten Erfahrungen
aufbauende Schulungen.
Aktiven-Newsletter
In Ergänzung zum neuen YFU Magazin gibt es einen AktivenNewsletter, der für alle Vereinsmitglieder zugänglich im neuen
Intranet einzusehen ist. Er enthält weitere Gesuche, Termine,
Neuigkeiten aus Gremien und Arbeitsgruppen wie auch aus
der Geschäftsstelle. Wer diesen Newsletter abonnieren möchte, kann dies im Intranet tun.
Alumni: regional vernetzt
Auf der Seite www.yfu.de/alumni-aktiv finden sich Ansprechpartner für Alumni in den einzelnen Landesgruppen sowie
Alumniaktivitäten. Auch im YFU-Intranet (für YFU-Mitglieder)
erscheinen Hinweise für Alumni-Angebote.
Zugang über www.yfu.de.
Wer gern für YFU aktiv werden möchte, in diesem
Magazin aber noch nichts Passendes für sich finden
konnte, kann sich gern an die Alumni-Koordinatorin
in der Geschäftsstelle, Simone Stepp, wenden:
„Ich vermittele dann sehr gern den Kontakt
in die Landesgruppe oder an die passenden
Ansprechpartner.“
([email protected] oder 040 227002-49)
10 YFU magazin - Frühjahr 2011  
Jahre später...
…ist Julia Knolle ehrenamtliche
YFU-Landesvertreterin und erinnert sich an ihre
Vorbereitungstagung vor fünf Jahren.
Julia, vor fünf Jahren bist Du in die USA aufgebrochen und
warst vorher – wie alle YFU-Austauschschüler – auf einer einwöchigen Vorbereitungstagung (VBT). Was ist Dir davon als
wichtigste Erfahrung im Gedächtnis geblieben?
Nach meiner VBT hatte ich eine viel intensivere Auffassung
von der Bedeutung eines Austauschjahrs. Ich war noch viel
mehr davon überzeugt, dass ich das machen will, obwohl mir
klar war, dass es nicht einfach werden würde. Besonders beeindruckt hat mich eine Simulation, weil ich da gemerkt habe,
wie sehr der erste Eindruck täuschen kann.
Fast alle Austauschschüler sprechen vom besonderen „VBTFeeling“. Wie genau würdest Du das definieren?
Das VBT-Feeling hat sich für mich immer besonders dadurch
ausgezeichnet, dass eine große Gruppe teilweise sehr unterschiedlicher Menschen mit demselben Traum innerhalb kürzester Zeit unglaublich stark zusammenwächst. Man lernt
in dieser einen Woche sehr viel, vor allem über sich selbst.
Ganz besonders, denke ich, ist das Zusammenspiel von sehr
interessanten, anspruchsvollen Arbeitsgruppen und Referaten
einerseits und der allgemein lockeren Stimmung zwischen
Teams und Schülern auf der anderen Seite. So etwas habe ich
bisher nur auf der VBT erlebt.
Im Mai nimmst Du am ersten VBT-Revival teil – glaubst Du,
dieses VBT-Feeling lässt sich wieder erreichen?
Vielleicht reicht es schon, wenn die Leute von der VBT wieder
da sind und in alten Erinnerungen schwelgen. Vielleicht entwickelt sich aber auch ein ganz neues „VBT-Revival-Gefühl“. Ich
bin gespannt! Ich denke auf jeden Fall, dass es durch das Revival gelingt, das allgemeine YFU-Feeling aufleben zu lassen.
Das ist ein ganz natürlicher Prozess, der stattfindet, sobald ein
paar YFUler sich treffen.
Julia Knolle in ihrem Austauschjahr in den USA (o.) und aktuell
Du arbeitest ehrenamtlich für YFU und bist inzwischen
Landesvertreterin für Niedersachsen-Hannover. Eigentlich
müsstest Du also nichts „wieder aufleben lassen“. Warum
reizt Dich das VBT-Revival trotzdem?
Das stimmt, vor allem seit meiner Wahl zur Landesvertreterin
vergeht kein Tag, an dem ich nicht an YFU denke. Das VBTRevival reizt mich trotzdem, weil es viele Leute gibt, die ich
gern wiedersehen möchte und ich hoffe, dass sie zum Revival
kommen. Einige Leute z.B. aus meinem Jahrgang haben nach
der Nachbereitungstagung andere Sachen als YFU im Kopf gehabt oder den Anschluss verpasst.
Als Landesvertreterin bekomme ich öfter Anfragen von
Ehemaligen, die nach mehreren Jahren durch Zufall zu YFU
zurückgefunden haben und sich nun engagieren wollen. Ich
hoffe, dass das VBT-Revival diesen Effekt vielleicht noch verstärkt. Vor allem freue ich mich jedoch auf ein spaßiges YFUWochenende mit tollen Leuten!
  YFU magazin - Frühjahr 2011 11
Kooperationen
Merhaba Deutschland - Hallo Türkiye!
20 türkische Schüler sagen „Merhaba und Hallo“
zum deutschen Alltag
In Kooperation mit der Stiftung Mercator und dem GoetheInstitut hat YFU 20 türkischen Schülern im Februar 2011 einen Einblick in die deutsche Kultur ermöglicht. Im Rahmen
des Projekts „Merhaba Deutschland – Hallo Türkiye!“ nahmen
die Schüler an einem einwöchigen Sprachkurs am GoetheInstitut in Düsseldorf teil und verbrachten anschließend eine
Woche in YFU-Gastfamilien. Der Sprachkurs sollte die Jugendlichen zunächst auf ihren Schulbesuch und das Familienleben in Deutschland vorbereiten – mit Erfolg. So berichtet der
junge Batuhan im Anschluss an das Programm: „Der Kurs im
Goethe-Institut war sehr hilfreich und hat mir gut gefallen.
Wir haben gemeinsam gearbeitet und dabei viel Deutsch gesprochen.“ Entsprechend war auch der einwöchige Gastfamilienaufenthalt eine schöne und lehrreiche Erfahrung für die
Programmteilnehmer. „Obwohl wir nur fünf Tage miteinander
verbracht haben, ist sie wie eine Schwester für mich geworden“, berichtet Mareike, die Gastschwester der türkischen
Schülerin Cansu. Beide Mädchen strahlen über beide Ohren.
Der Erfolg des Pilotprojekts freut auch YFU-Vorstandsvorsitzenden Marcus von Garßen, der die Schüler verabschiedete.
In seinen Grußwort betonte er: „Der deutsch-türkische Dialog
ist uns sehr wichtig und ich hoffe, dass dieses Programm weiter zur Verständigung beitragen kann!“
Abschlussveranstaltung für Schüler und Familien
im Goethe-Institut Düsseldorf
12 YFU magazin - Frühjahr 2011  
Das Programm war in der Türkei an so genannten PASCHSchulen ausgeschrieben worden. Hierbei handelt es sich um
ein internationales Netzwerk von Schulen, die Deutsch als
Fremdsprache anbieten und von Goethe-Instituten und der
Zentralstelle für Auslandsschulwesen weltweit betreut werden. Jörg Jenoch, Projektleiter der Initiative „Schulen: Partner
der Zukunft“ am Goethe-Institut Ankara, hofft, mit dem Merhaba-Programm möglichst viele Jugendliche aus der Türkei für
einen längeren Aufenthalt in Deutschland begeistern zu können: „Es wäre ein großer Erfolg, wenn einige dieser Schüler
sich nun für ein Jahresaustauschprogramm entscheiden, um
noch intensiver die deutsche Kultur und Sprache erleben zu
können.“
Auch soll deutschen Jugendlichen die türkische Kultur nahe
gebracht werden. Aus diesem Grund werden im Sommer 30
Jugendliche aus Deutschland ebenfalls unter dem Motto „Merhaba Deutschland – Hallo Türkiye!“ in die Türkei reisen. Sie
werden mit PASCH-Schülern an Work-Camps teilnehmen, in
Gastfamilien leben und türkische Schulen besuchen.
„Wir hoffen, dass dieses besondere Programm auch im kommenden Jahr fortgeführt werden kann“, so Markus von Garßen,
der sich im Namen des Vereins ganz herzlich bei dem GoetheInstitut Ankara und dem Goethe-Institut Düsseldorf für die gute
Zusammenarbeit sowie bei der Stiftung Mercator für die großzügige finanzielle Unterstützung des Projekts bedankte.
China und die Türkei im Fokus
Start einer neuen Kooperation mit
der Stiftung Mercator
„Das Jahr 2011 können wir mit einer neuen, vielversprechenden Kooperation mit der Stiftung Mercator beginnen“, freut
sich YFU-Geschäftsführer Knut Möller. Die Stiftung engagiert
sich bereits seit vielen Jahren für den einjährigen Schüleraustausch mit ausgewählten Ländern. Im Rahmen eines umfangreichen Strategie-Prozesses hat sie nun entschieden, sich in
den kommenden Jahren gezielt für ein Wachstum der Chinaund Türkeiprogramme einzusetzen. Bei diesem Vorhaben wird
die Stiftung Mercator unter anderem mit YFU als Partnerorganisation zusammenarbeiten.
Insgesamt stellt sie Mittel in Höhe von 564.000 Euro für
YFU-Programmteilnehmer bereit, die sich für ein Austauschjahr in China oder der Türkei entscheiden, oder die aus diesen
Ländern kommen und ein Austauschjahr in Deutschland verbringen. Rund 188 Stipendien können so in den kommenden
drei Jahren vergeben werden und ermöglichen Jugendlichen
mit finanziellem Förderbedarf eine einmalige Austauscherfahrung. Die Höhe der jeweiligen Stipendien richtet sich nach der
finanziellen Situation der Familien.
Mit der Förderung von interkulturellen SchüleraustauschFormaten möchte die Stiftung in den Austausch von Menschen
und Ideen investieren. Sie ist davon überzeugt, dass besonders durch diese Form des interkulturellen Dialogs Verständigung und gegenseitiges Vertrauen zwischen unterschiedlichen Ländern und Kulturen wachsen kann. Die Entscheidung,
besonders in die Pflege der Beziehungen zu China und mit der
Türkei zu investieren, hat die Stiftung ganz bewusst getroffen.
Beide Länder hat sie als Schlüsselregionen für Deutschland
erkannt – die Türkei insbesondere in Bezug auf die politischen
Felder von Migration und Integration, China im Hinblick auf
wirtschaftliche Beziehungen und den Klimawandel.
Auch YFU sieht einen besonderen Bedarf, sich durch die
Ausweitung der einjährigen Austauschprogramme für die interkulturelle Verständigung mit der Türkei und China einzusetzen. Für die gemeinsamen Wachstumsziele werden sich die
Stiftung Mercator und YFU nun in den kommenden Jahren
gezielt einsetzen.
Wir danken Ihnen für Ihre Spende!
Mit ganzem Herzen YFU
Wenn der eigene Geburtstag zum Anlass wird,
Schüleraustausch zu fördern
Kathrin Bretthauer engagiert sich seit vielen Jahren mit ganzem Herzen ehrenamtlich für YFU: In ihrer Heimatstadt München hat sie sich in der Arbeit mit Eltern von
Austauschschülern eingebracht, als Betreuerin für ausländische Schüler gearbeitet
und auch an YFU-Seminaren mitgewirkt. Ihr großes Engagement ist in ihrer eignen
Familie begründet, denn ihre drei Töchter haben alle ein Jahr mit YFU im Ausland
verbracht, mehrfach nahm die Familie Gastschüler auf.
Als Kathrin Bretthauer im Herbst 2010 ihren 50. Geburtstag feierte, entschied
sie sich, YFU auf eine weitere Art zu unterstützen. Sie bat die Gäste ihres Festes,
ihr anstelle von persönlichen Geschenken eine Spende für die Arbeit von YFU zu
widmen. Viele Gäste folgten dieser Aufforderung gern und spendeten großzügig auf
das YFU-Spendenkonto: So kamen mehr als 3.500 Euro zusammen!
In Gesprächen mit Kathrin Bretthauer wurde dann gemeinsam entschieden, wofür das von ihr gesammelte Geld eingesetzt werden soll. Um den wichtigen Austausch mit den osteuropäischen YFU-Partnerländern zu unterstützen, entschied
Kathrin Bretthauer sich spontan, als Förderer für zwei Schüler aus Osteuropa einzutreten und die Spenden ihrer Gäste noch einmal sehr großzügig aufzurunden. YFU
Geschäftsführer Knut Möller ist beeindruckt von so viel Einsatz: „Wir danken Kathrin
Bretthauer für ihr Vertrauen und die großartige Geste, ihre Freunde und Familie für
YFU und unsere Arbeit zu begeistern. Unser Dank gilt auch den vielen Geburtstagsgästen, die dem Aufruf folgten und so zwei osteuropäischen Schülern 2011/2012
ein Austauschjahr ermöglichen werden.“
Mehr Informationen zu Anlassspenden (zu Geburtstagen, Hochzeiten, Jubiläen) gibt es auf der Webseite
www.yfu.de/anlass-spenden oder bei Katharina Beyer (Telefon: 040 227002-35, E-Mail: [email protected])
Neben dem ehrenamtlichen Engagement gibt es zahlreiche Möglichkeiten, YFU zu unterstützen.
Egal ob Vermittlung von Kontakten, kostenlose Werbeflächen oder eine Geldspende:
Jede Hilfe ist willkommen!
Bei Beträgen bis EUR 200,00 erkennen die Finanzämter den
Zahlungsbeleg als Spendenquittung an.
Das Deutsche Youth For Understanding Komitee ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Hamburg. Wir sind wegen Förderung
der Völkerverständigung durch Bescheinigung des Finanzamtes
Hamburg-Nord, StNr. 17/411/01218, vom 22.04.2008 als steuerbegünstigten gemeinnützigen Zwecken im Sinne §§ 51 ff. AO
dienend anerkannt.
Sechs junge Lateinamerikaner
erhalten eine Bildungschance
Erfolgreicher Spendenaufruf im Dezember 2010
Unserem Aufruf im Dezember 2010
für den Eric Simon Scholarship Fund
sind mehr als 300 Unterstützer mit
einer Spende gefolgt. Darüber hinaus unterstützen einige treue YFUSpender den Fonds mit regelmäßigen Zuwendungen. Sie alle haben
dazu beigetragen, dass auch im
kommenden Programmjahr sechs
finanziell bedürftige Schüler aus Lateinamerika ein Austauschjahr in Deutschland verbringen können. Mithilfe der zahlreichen Spenden erhalten die Jugendlichen ein Teilstipendium
über ca. 2.800 Euro und einen monatlichen Taschengeldzuschuss für ihr Austauscherlebnis ab Sommer 2011.
YFU dankt allen Unterstützern – auch im Namen der lateinamerikanischen Partner – für ihr Vertrauen. Sehr bewegend
waren die Worte einer großzügigen Spenderin aus Niedersachsen, die ein eigenes Teilstipendium finanziert hat: „Ich habe
immer viel Glück gehabt im Leben. Ich denke, jetzt ist es Zeit,
etwas zurück zu geben!“
Alexandra (rechts) mit ihrer tschechischen Freundin
Martina beim Abschlussball ihres Tanzkurses
Dafür kann man nicht oft genug
„Danke“ sagen
Chancenergreifer-Stipendiatin stellt sich vor
Mit alten Autos für
junge Menschen
Spenden sammeln für YFU bei einer
Oldtimer Rallye
Seit vielen Jahren fördert der Lions Club Bochum-Hellweg e.V.
den YFU-Schüleraustausch und beweist besondere Kreativität,
zahlreiche Spenden einzusammeln. Alle zwei Jahre veranstaltet der Club eine Oldtimer-Rallye mit einem Rundkurs in und
um Bochum. Mit einem Teil der Erlöse der Rallye ermöglicht
der Lions Club dann bedürftigen Schülern ein Austauschjahr
mit YFU. Zuletzt fand die so genannte „Schätzchen-Rallye“ im
Sommer 2010 statt und eine Spende von 5.000 Euro wurde
an YFU überreicht. Aufgrund des besonderen Förderbedarfs in
Osteuropa im Programmjahr 2011/2012 entschieden sich die
Bochumer Lions, mit dem Erlös zwei osteuropäische Stipendiaten bei ihrem Schuljahr in Deutschland zu unterstützen.
Vielen Dank dem Lions Club Bochum-Hellweg für das treue
Engagement für die interkulturelle Verständigung!
Gemeinsam mit schülerVZ vergibt YFU seit dem Programmjahr 2010/2011 die „Chancenergreifer“-Stipendien in Höhe
von 4.000 Euro, auf die sich alle Nutzer von schülerVZ bewerben können. Alexandra Machnis (16) aus Niedersachsen ist
eine der ersten Stipendiatinnen und verbringt derzeit ein Austauschjahr in Krelov-Bruchotín, Tschechien. Begeistert berichtet die Schülerin von ihren Erfahrungen:
„Ich wollte schon sehr lange ein Austauschjahr machen, hatte mich aber damit abgefunden, dass ich nicht gehen kann,
weil meine Eltern dazu nicht das Geld haben. Dann habe ich
davon gehört, dass YFU gemeinsam mit schülerVZ Stipendien
vergibt und habe zu meinem Glück eins erhalten. Kurz bevor
es losging, war ich sehr nervös und habe viel darüber nachgedacht, ob sich das alles lohnt – z.B. das Schuljahr wiederholen
zu müssen – und ob es das ist, was ich wirklich will. Aber jetzt
weiß ich ganz genau, dass es das Richtige ist! Ich lerne so viel
aus meinen Erfahrungen, ich erlebe so viele tolle Sachen und
lerne eine neue Sprache! Hier trifft man wirklich viele nette
Leute, die sich für Austauschschüler interessieren, weil diese
leider in Tschechien eher selten sind.
Ich möchte mich hiermit noch einmal für das
‚Chancenergreifer‛-Stipendium bedanken, das mir die Türen
zu einem neuen Land geöffnet hat. Denn dafür kann man
nicht oft genug ‚Danke‘ sagen.“
  YFU magazin - Frühjahr 2011 15
www.yfu.de
Eine Erfahrung, die Augen öffnet
Ana-Maria aus Rumänien berichtet über ihr Austauschjahr in Deutschland
Großzügige private YFU-Unterstützer haben in der Vergangenheit immer wieder eigene Teilstipendien für bedürftige Schüler
aus Osteuropa finanziert. Für Ana-Maria
Herta aus Rumänien wurde so Dank eines
Spenders der Traum vom Austauschjahr in
Deutschland wahr. Eine Chance, die das
junge Mädchen stark geprägt hat und für
die sie sehr dankbar ist.
„Ich habe in Deutschland schon unglaublich viel erlebt und
viele Erfahrungen gesammelt. Die meisten meiner Mitschüler
sind sehr offen, wollen selber nächstes Jahr ins Ausland gehen oder interessieren sich einfach für Rumänien. Ich habe
Menschen getroffen, die nichts über mein Land wissen und
ziemlich komische Fragen stellen (zum Beispiel, ob Rumänien
eine eigene Sprache oder fließendes Wasser hat), aber auch
viele, die darüber Bescheid wissen.
Die häufigste Frage war natürlich, warum ich so gut Deutsch
kann. Und die zweithäufigste, wieso ich überhaupt nach Deutschland gekommen bin.
Viele Deutsche sind unzufrieden mit ihrem Heimatland
und würden am liebsten nach Amerika ziehen. Der deutsche
Lebensstandard ist zwar höher, und Leute, die hier als arm
gelten, würden in Rumänien ziemlich gut dastehen, aber trotzdem beklagen sich die meisten. Ich habe viele getroffen, die
wirklich ein Austauschjahr in einem ärmeren Land brauchen
würden, um das zu schätzen, was sie hier haben. Das ist für
mich schwer zu verstehen, aber andererseits bin ich ja in derselben Lage: Es gibt Flüchtlinge, aus Afrika oder Asien, für die
Rumänien ein Traumland ist. Daran habe ich vor meinem Austauschjahr noch nie gedacht, aber diese Erfahrung hat mir die
Augen ein bisschen weiter geöffnet.“
Unterstützen Sie osteuropäische Jugendliche!
Um den wichtigen Austausch mit Osteuropa auszubauen, vergibt YFU auch in diesem Jahr mehrere Teilstipendien an osteuropäische Austauschschüler, die ein Jahr in Deutschland
verbringen werden. Aufgrund wegfallender Stiftungsmittel sind
wir hierbei besonders auf private Förderer angewiesen.
Mehr Informationen bei Katharina Beyer
(Telefon: 040 227002-35, E-Mail: [email protected])
SPENDENKONTO
Empfänger: Deutsches YFU Komitee e.V.
Konto-Nummer: 09 08 03 02 01
BLZ: 200 800 00 (Commerzbank Hamburg)