Ausgabe 1 2014 - DGUV Kinder, Kinder
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Ausgabe 1 2014 - DGUV Kinder, Kinder
Ausgabe 1/2014 Kinder,Kinder DGUV 50256 Die Zeitschrift für Sicherheit und Gesundheit in Kindertageseinrichtungen Leserumfrage auf Seite 6 Bewegungsbaustelle Mobbing am Arbeitsplatz Was Kinder stark macht Infos & Termine DGUV Kinder, Kinder wird 15 Jahre alt. Im Jahr 1999 erschien das erste Heft, damals noch unter dem Namen „kinder, kinder – sicher und gesund“. Auch in Zukunft werden wir Sie über das sichere Arbeiten in Kindertageseinrichtungen informieren und so unseren Beitrag für die Gesundheit der Kinder und des Kita-Personals leisten. Wir würden uns freuen, wenn Sie bei unserer Jubiläumsaktion mitmachen und Ihren DGUV Kinder, Kinder-Lieblingstitel aus 15 Jahren auswählen. 4 7 8 Infos & Termine kurz und knapp Schwerpunkt: Was Kinder stark macht Stark wie ein Baum Bindung aufbauen Wie Psychomotorik die Resilienz stärkt 10 Sicherheit Lernen mit allen Sinnen 12 Gesundheit Arbeitsplatz Kita: Traum oder Trauma? 14 Gesundheit Wehret den Anfängen! 16 Mathematik „Die Grundidee ist vom Nord- bis zum Südpol umsetzbar“ 18 Pädagogik „Kommt, lasst uns unsern Kindern leben“ 19 Ideenbörse Unser Projekt: Lesepaten zu Besuch Leserbrief 20 Verkehrssicherheit Immer sicher unterwegs Viel Spaß beim Lesen! Ihre Vorschau DGUV Kinder, Kinder 2/2014 (Mai) Diane Zachen Redakteurin DGUV Kinder, Kinder Impressum DGUV Kinder, Kinder erscheint vierteljährlich Herausgeber: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV), Mittelstr. 51, 10117 Berlin, www.dguv.de Chefredaktion: Gregor Doepke (verantw.), DGUV Berlin Redaktionsbeirat: Andreas Kosel (Unfallkasse RheinlandPfalz), Dr. Torsten Kunz (Unfallkasse Hessen), Sabine Margraf (Kindertagesstätte Große Lache, Wehrheim/Ts.), Angelika Röhr (Unfallkasse NRW), Jörg Stojke (BGW), Thorsten Vent (Unfallkasse Nord), Kirsten Wasmuth (Unfallkasse Berlin), Dr. Christoph M. Paridon (IAG) Redaktion: Diane Zachen (Stv. Chefredakteurin), René de Ridder Redaktionsassistenz: Andrea Hütten E-Mail: [email protected] 2 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 Kompetentes Fachpersonal in Kitas wird händeringend gesucht. Doch junge Erzieherinnen und Erzieher kommen kaum nach. Woran liegt das und was muss sich ändern, damit der Beruf der Erzieherin attraktiver wird? In einem Gespräch wollen wir die verschiedenen Perspektiven zusammenbringen. So diskutieren eine Vertreterin von Ver.di, ein Vertreter der Trägerseite und eine Kitaleiterin über das Thema Fachkräftemangel. Außerdem im Heft: Was tun bei Zeckenbissen? Produktion und Vertrieb: Universum Verlag GmbH, Taunusstr. 54, 65183 Wiesbaden, vertretungsberechtigte Geschäftsführer Siegfried Pabst und Frank-Ivo Lube. Die Verlagsanschrift ist zugleich auch ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten. Tel.: (0611) 9030-0, Fax: (0611) 9030-281 Anzeigen: Anne Prautsch, Tel.: (0611) 9030-246 Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 8. Marketing und Verkauf: Susanne Dauber, Tel.: (0611) 9030-121 Internet: www.universum.de, www.dguv-kinderkinder.de Herstellung: Alexandra Koch Grafische Gestaltung: Konzept fünf, Offenbach Druck: CW Niemeyer Druck GmbH, Böcklerstraße 13, 31789 Hameln Titelfoto: Alexander Aretz ISSN 2191-1525 Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Für mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge wird lediglich die allgemeine presserechtliche Verantwortung übernommen. Bestellungen: Annemarie Jung, Tel.: (0611) 9030-264, Fax: (0611) 9030-277, [email protected] Bezugspreise: Einzelpreis € 1,95 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten, Jahresabonnement € 7,80 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten 15-jähriges Jubiläum Kinderarmut in Deutschland Feiern Sie mit uns und stimmen Sie im Internet ab, welches Titelbild Ihnen bisher am besten gefallen hat. Unter denen, die mitmachen, verlosen wir Kinderbücher, Fachbücher und Spiele. In Deutschland leben über 2,5 Millionen Kinder in Einkommensarmut. Dies entspricht etwa 19,4 Prozent aller Personen unter 18 Jahren. Das Ausmaß der Kinderarmut ist seit vielen Jahren gravierend hoch. Die Broschüre „Kinderarmut in Deutschland – Arm dran in einem reichen Land“ vom Deutschen Kinderschutzbund gibt neben Zahlen und Fakten auch Informationen zu Ursachen und Auswirkungen von Kinderarmut. Besuchen Sie uns unter : www.dguv-kinderkinder.de Belastetes Spielzeug Das europäische RAPEX- Schnellwarnsystem für Verbraucherprodukte testet technische Geräte, zum Beispiel Bohrmaschinen, Textilien, Kosmetika und vieles mehr, so auch Kinderspielzeug. RAPEX ist die Abkürzung für „Rapid Exchange of Information System“. Durch dieses Schnellwarnsystem wird sichergestellt, dass Informationen über mögliche Gefährdungen rasch den Behörden der europäischen Mitgliedstaaten sowie der Europäischen Kommission zur Verfügung stehen. Die deutsche Kontaktstelle für das RAPEX-System ist die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Sie stellt die Meldungen in einer Internet-Datenbank zusammen, die wöchentlich aktualisiert unter folgendem Link abgerufen werden kann: www.baua.de/de/Produktsicherheit/Produktsicherheit.html www.dksb.de Austauschplattform für Erzieher Das Internet-Forum www.kitamaenner.org richtet sich gezielt an Erzieher und bietet ihnen eine Plattform, sich über ihre Erfahrungen auszutauschen. Dieses Forum ist im Rahmen des ESF-Modellprogramms „Mehr Männer in Kitas“ entstanden. Die Abkürzung ESF steht für Europäischer Sozialfonds für Deutschland. Weitere Informationen zum Programm gibt es unter: www.mehrmaennerinkitas-mv.de oder www.esf-regiestelle.eu/mehr_ maenner_in_kitas Foto: Margit Wild Wie Sie uns zum Thema „Medienbildung“ geantwortet haben Wie halten Sie es mit der Medienbildung in Ihrer Einrichtung? Dies hatten wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, in unserer letzten Ausgabe 4/2013 gefragt. Ihre Antworten zeigen, was bereits unser Autor Norbert Neuss in seinem Beitrag „Medienkompetenz fördern“ diagnostizierte: Bei einem Teil der Erzieherinnen und Erzieher herrscht eine gewisse medienpädagogische Zurückhaltung. Mehr als zwei Drittel der Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer gaben an, überhaupt keine Computerlernspiele in Kitas einzusetzen. Bei der Frage nach den beliebtesten Medien im Kita-Alltag landeten Bücher und Spiele auf den ersten Plätzen weit vor Kameras, Computern und Fernsehern. Zudem gab circa die Hälfte der Befragten an, noch nie ein Seminar zum Thema Medienbildung belegt zu haben. Das im Umkehrschluss bedeutet, dass die andere Hälfte bereits an einem oder mehreren Seminaren teilgenommen hat. Wenig zurückhaltend, was neue Medien angeht, zeigten sich die Erzieherinnen und Erzieher dagegen als private Mediennutzer. Zwar liegen Bücher und Zeitschriften auch hier auf dem ersten Platz der Beliebtheitsskala, werden sie aber dicht gefolgt vom Computer, den immerhin 95 Prozent der Befragten privat regelmäßig benutzen. Ein großes Dankeschön an alle, die bei unserer Umfrage zur Medienbildung in der Kita mitgemacht haben! 50256 * 3 Die Zeitschrift für Sicherheit und Gesundheit in Kindertageseinrichtungen Ausgabe 4/2013 Kinder,Kinder DGUV Einige Kinder sind in ihren Familien mit Armut, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Missbrauch, Trennung oder Tod konfrontiert. Trotz solcher Erfahrungen kann es Kindern gelingen, später ein selbstsicheres und glückliches Leben zu führen. Doch was macht Menschen stark und widerstandsfähig? Resilienz bezeichnet die Fähigkeit, trotz schwieriger Lebensbedingungen gesund zu bleiben und Krisen unbeschadet zu meistern. Diese Form von Widerstandsfähigkeit entsteht nicht nur durch enge und verlässliche Beziehungen in Familie und Umfeld. Sondern, wie unser aktuelles Schwerpunktthema zeigt, ebenso durch den Kontakt zu Erzieherinnen und Erziehern, die Kindern Halt und Orientierung vermitteln. kurz und knapp Inhalt Foto: fotolia/Gerd Gropp Foto: Dominik Buschardt Auf den Punkt gebracht Medien in der Kita Leserumfrage auf Seite 5 Gesundheit Weniger Lärm Pädagogik Inklusion Einem Teil der Auflage liegt eine Beilage einzelner Unfallversicherungsträger bei. DGUV Kinder, Kinder 1/2014 3 Was Kinder stark macht Stark wie ein Baum Neben Eltern können Erzieherinnen und Erzieher Einfluss darauf nehmen, dass Kinder widerstandsfähig und stark werden. Davon profitieren vor allem Kinder aus problembehafteten Familien. Janina, 5 Jahre alt, kommt jeden Morgen hungrig in die Kita. Sie kann das Frühstück kaum erwarten. Ihre Kleidung und auch ihre Haare sind meist ungepflegt, schmutzig und riechen. Sie braucht viel Zeit, um emotional in der Gruppe anzukommen. Ihre Mutter leidet an einer psychischen Erkrankung. Einige Kinder kommen wie Janina aus einem sozialen Umfeld mit äußerst schlechten Bedingungen wie Armut, psychischer Erkrankung, Alkoholismus, Vernachlässigung und körperlicher Gewalt. Solche Einflüsse können als Belastung wirken. Trotzdem entwickelt sich ein Teil dieser Kinder erstaunlich gesund, kompetent und stark – es handelt sich um Kinder, die eine gute Resilienz ausgebildet haben. Der Begriff Resilienz bezeichnet die psychische Fähigkeit, belastende Situationen, zum Beispiel Trennung, Armut, Alkoholismus der Eltern oder schwere Krankheiten erfolgreich zu bewältigen und daraus gestärkt hervorzugehen. Ein „Stehaufmännchen“ ist ein gutes Sinnbild für resiliente Menschen, die eine Belastung als Herausforderung begreifen, die sie bewältigen wollen und können. Welche Schutzfaktoren gibt es? Illustrationen: Liliane Oser Doch was macht diese Kinder stark und befähigt sie, Krisen, Schicksalsschläge, soziale Benachteiligungen und Vernachlässigung zu überstehen? Um diese Frage zu beantworten, ist eine andere Sichtweise hilfreich. Sinnvoll ist es, den Blick auf die Ressourcen von Kindern zu lenken. So gibt es bestimmte Schutzfaktoren, die Resilienz fördern. Sie werden in personale, familiäre und soziale Ressourcen unterschieden. Dazu gehören: ➤die Erfahrung der Selbstwirksamkeit. Dies ist das Vertrauen in die eigenen Stärken und Fähigkeiten und die Zuversicht, dass das eigene Handeln etwas bewirkt. ➤eine stabile, emotionale Bindung zu einem Elternteil oder einer anderen Bezugsperson, die Sicherheit und Vertrauen vermittelt. Das können auch eine Erzieherin, die Großeltern oder andere Verwandte sein. ➤ein gesundes Selbstwertgefühl, das mit der Erfahrung wächst, geliebt, geachtet und akzeptiert zu werden. 4 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 Schwierigkeiten meistern Um Selbstwirksamkeit erfahren zu können, benötigt das Kind angemessene und zu bewältigende Aufgaben. Kinder, denen alle Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden, können diese Erfahrung nicht machen. Bei der Bewältigung darf das Kind Fehler machen und aus diesen lernen. Es erlebt, auf was es Einfluss nehmen kann, erkennt aber auch, was außerhalb seines Einflussbereichs liegt. Wer Kindern die Lösungen vorgibt oder zu früh und zu oft Hilfestellungen gibt, schränkt sie in ihrer Erfahrungswelt ein. Sie können die wertvolle Erfahrung, etwas selbst bewältigen zu können, dann nicht machen. Resiliente Kinder suchen aktiv nach Lösungen und nach Unterstützung. Stabile Beziehungen im sozialen Umfeld können eine wichtige Ergänzung zur Familie sein, insbesondere bei problembehafteten Familien. Entscheidend ist, dass das Kind sich selbst jemanden aussucht, sich aktiv um eine Beziehung bemüht und dass diese zuverlässig, konstant und berechenbar ist. Durch die stützende Begleitung in schwierigen Situationen traut sich das Kind zu, die Schwierigkeiten und Herausforderung anzunehmen. Resiliente Kinder erleben sich als wertvolle Mitglieder ihrer Familie oder einer anderen Gruppe. Sie empfinden Belastungen als Herausforderung und als Entwicklungsschritt, den sie bewältigen können. Weniger resiliente Menschen fühlen sich oft den Schwierigkeiten hilflos ausgeliefert. Konzept der Salutogenese Der israelisch-amerikanische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky (1923 - 1994), beschäftigte sich in den 1970er Jahren mit der Frage, was Menschen seelisch und körperlich gesund hält, und prägte den Wie eine Pflanze gedeiht, wächst und entfaltet sich ein Kind, wenn es Pflege und Zuneigung erfährt. Begriff der Salutogenese. Salutogenese bezeichnet die Entstehung von Gesundheit im Gegensatz zur Pathogenese, der Entstehung von Krankheit. Bei der Salutogenese steht das Kohärenzgefühl im Zentrum der Betrachtung, die stimmige Verbundenheit mit sich und seinem Umfeld. Bei dem Anforderung-Belastungsmodell der Salutogenese steht die Anforderung der Ressource gegenüber. Erst, wenn die Ressourcen für die Anforderung nicht ausreichen, wird diese als Belastung empfunden. Belastung und Beanspruchung In der Arbeits- und Organisationspsychologie haben die Begriffe der „Belastung“ und „Beanspruchung“ Bedeutungen, die sich vom alltagssprachlichen Verständnis unterscheiden. Belastungen sind alle auf den Menschen einwirkenden Einflüsse, zum Beispiel Zeitdruck, Lärm oder zwischenmenschliche Konflikte. Diese Belastungen treffen auf unterschiedliche Personen mit verschiedenen Voraussetzungen zur Bewältigung von Problemen. Beanspruchung bezeichnet die Summe aller Veränderungen und Reaktionen, welche durch Belastung beim Menschen ausgelöst werden. Diese können sich sowohl positiv (Zufriedenheit, Erfolge) als auch negativ (Tinnitus, Schlafstörungen) auswirken. Das heißt, dass Belastungen bei verschiedenen Menschen zu individuell unterschiedlichen Formen der Beanspruchung führen können. Weiter auf Seite 6 ➔ DGUV Kinder, Kinder 1/2014 5 Was Kinder stark macht ➤ Verstehbarkeit: Die Erfahrungen sind vorhersehbar, durchschaubar und im Zusammenhang erklärbar. Das Kind durchschaut die Zusammenhänge. (Ich blicke durch.) ➤ Handhabbarkeit: Herausforderungen werden als lösbar angesehen, es besteht ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das Kind hat bereits Erfahrungen mit gelösten Problemen. (Ich kann’s packen.) ➤ Sinnhaftigkeit: Die Herausforderung hat einen Sinn, sie ist es wert, sich für eine Lösung einzusetzen. Das Kind erkennt den Sinn der schwierigen Situation. (Es lohnt sich.) Kinder lernen von Vorbildern Emotionen ansprechen Erzieherinnen und Erzieher, die die Resilienz der Kinder fördern und stärken möchten, gehen achtsam und respektvoll mit den Kindern und den Eltern um. Sie geben klare Regeln und Abläufe, die angemessen, sinnvoll und transparent sind. Sie sehen alle Anwesenden gleichermaßen als wertgeschätzte Mitglieder der Gruppe. Gleichzeitig ist die pädagogische Fachkraft mit ihrer Persönlichkeit Vorbild – für Kinder und Eltern. Kinder adaptieren häufig das, was ihnen vorgelebt wird. Deshalb ist es wichtig, dass sich die pädagogische Fachkraft selbst resilient und sicher in ihrer Rolle fühlt. Um sich dessen bewusst zu werden, gibt es für Erzieherinnen und Erzieher Fortbildungen. Sie helfen, die eigenen Handlungskompetenzen zu erweitern und ein resilienzförderndes Verhalten zu entwickeln. Ist die notwendige Vorarbeit geleistet, kann die Eingewöhnung beginnen. Die gängigen Eingewöhnungsmodelle sehen eine schrittweise Eingliederung in die Kita vor. Eine Bezugserzieherin oder ein Bezugserzieher führt die Eingewöhnung durch und versucht eine Beziehung zum Kind aufzubauen. Es ist üblich, dass sich die Eltern während der ersten Tage gemeinsam mit dem Kind in der Einrichtung aufhalten. Hat sich das Kind an die neue Umgebung gewöhnt, wird die Zeit ohne Elternteil in der Kita gesteigert. Ohne Kummer und Tränen läuft selten eine Eingewöhnung ab. Fachkräfte müssen professionell und feinfühlig mit den Emotionen der Kinder umgehen. Es ist hilfreich, Emotionen offen anzusprechen, zum Beispiel „Du hättest jetzt gerne, dass deine Mama da ist, und bist so sehr traurig, dass du dich gar nicht beruhigen kannst – ich verstehe das.“ Dies ermöglicht dem Kind, Schritt für Schritt Sicherheit zu gewinnen. Irene Beier, Diplom-Sozialpädagogin, systemische Familienberaterin, Buchautorin und Dozentin [email protected] Literatur •www.irene-beier.de • www.mit-kindern-wachsen.de • Janet Gonzalez-Mena, Dianne Widmeyer Eyer: Säuglinge, Kleinkinder und ihre Betreuung, Ein Curriculum für eine respektvolle Pflege und Erziehung, Arbor Verlag 2007, 39,90 €, ISBN-13: 978-3-936855340 • Edith Ostermayer: Pikler – Pädagogische Ansätze für die Kita, Cornelsen Scriptor Verlag 2013, 14,95 €, ISBN: 978-3-589-24780-6 • Pikler Gesellschaft Berlin e. V.: www.pikler.de Kinder brauchen ihrem Alter entsprechend Herausforderungen, um Selbstwirksamkeit zu erfahren. Umfrage Wie fördern Sie die Widerstandsfähigkeit von Kindern? Antworten Sie unter: www.dguv-kinderkinder.de Illustration: Liliane Oser Mit diesem QR-Code können Sie den Link zur Umfrage direkt auf Ihrem Smartphone aufrufen. Scannen Sie diesen mithilfe einer geeigneten App. 6 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 Foto: Frank Schuppelius Die Verbundenheit mit dem sozialen Umfeld beschreibt Antonovsky im Zusammenhang mit der Salutogenese als Kohärenzgefühl. Es beinhaltet drei wesentliche Faktoren: Bindung aufbauen In der Phase der Eingewöhnung bauen Erzieherinnen und Erzieher eine Beziehung zum Kind und zu den Eltern auf. Ein enger und vertrauensvoller Umgang stärkt die Kinder in ihrer Persönlichkeit. Auf Eltern eingehen Der Eintritt in die Kindertageseinrichtung ist für Kinder und Eltern ein erster Abnabelungsprozess, der von Seiten des pädagogischen Fachpersonals viel Feingefühl erfordert. Damit die Kinder vom Besuch in der Kita profitieren können, ist es wichtig, behutsam den Aufbau einer Beziehung zu mindestens einer pädagogischen Fachkraft zu unterstützen, die vertrauensvoll, verfügbar und verlässlich ist. Das ist natürlich für alle Kinder wichtig, doch insbesondere für Kinder, die ein belastetes oder zerrüttetes Beziehungsverhältnis zu ihren Eltern haben. So können Erzieherinnen und Erzieher durch eine enge und vertrauensvolle Bindung die Widerstandskraft (Resilienz) der Kinder fördern. Damit der Übergang gelingt, … 1. … benötigen die Fachkräfte, die das Kind eingewöhnen, ausreichend Zeit sowie gute Absprachen mit ihren Kolleginnen und Kollegen (vorausschauende Personal- und Dienstplangestaltung). Tipp: Gestalten Sie die Eingewöhnung für Kinder und Eltern ganz bewusst als Prozess. 4. … hilft es, mit dem familiären Hintergrund des Kindes vertraut zu sein. 2. … ist es wichtig, die Eltern frühzeitig am Prozess zu beteiligen. Sie erhalten Informationen zur Eingewöhnung und müssen gegebenenfalls von der Wichtigkeit des Eingewöhnungsprozesses überzeugt werden. 3. … sollten sich Erzieherinnen und Erzieher ins Bewusstsein rufen, dass auch Eltern zunächst Sicherheit gewinnen wollen. Der Umgang mit den Gefühlen der Eltern ist genauso wichtig. Fühlen sich die Eltern nicht wohl während der Eingewöhnung, oder haben sie ein schlechtes Gewissen, überträgt sich dies meist auch auf das Kind, was die Eingewöhnung erschweren kann. Im Verlauf der Eingewöhnung ist es wichtig, sich mit den Eltern regelmäßig auszutauschen. Hierbei können kleine Vermerke oder Kurzinfos hilfreich sein. Sie wissen, welche Übergangsobjekte dem Kind die Trennung erleichtern, zum Beispiel Kuscheltiere, Schnuller, Rituale wie Winken oder ein Abschiedskuss. Tipp: Betrachten Sie die Eltern als Experten ihrer Kinder. Marion Brandl, Autorin der Kita-Fachtexte [email protected] DGUV Kinder, Kinder 1/2014 7 Was Kinder stark macht Sach-Kompetenzen helfen, die Umwelt wahrzunehmen und mit ihr umgehen zu können, sich an Umweltgegebenheiten anzupassen, sie aber auch verändern zu können. Erfahrungen mit Dingen um einen herum sind umso intensiver, je selbstbestimmter und vielseitiger der Zugang möglich ist. Nicht eine spezielle Technik, sondern die Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten einer Sache steht in der Psychomotorik im Vordergrund. Die sinnvolle Verquickung dieser Kompetenzen macht Persönlichkeit aus. Psychomotorische Spielformen versuchen, diese Gemeinsamkeit im Blick zu halten und immer vom Kind und seinen Stärken auszugehen. Wie Psychomotorik die Resilienz stärkt Selbstwirksamkeit und Resilienz Wie wird nun die Widerstandsfähigkeit von Kindern gestärkt? Dass psychomotorische Verfahren die resilienten Eigenschaften beim Kind unterstützen, wird von aktuellen Forschungsergebnissen unterstrichen (siehe Service). Als wirksame Resilienzfaktoren wurden dabei identifiziert: Bewegung macht Freude und fördert die Entwicklung der Persönlichkeit. Psychomotorik verbessert die resilienten Eigenschaften von Kindern, indem sie ihnen bei Praxisübungen die Erfahrung der Selbstwirksamkeit ermöglicht. Als bewegte Schule der Sinne macht sich die Psychomotorik den Umstand zunutze, dass Kinder meist viel Spaß an bewegten Spielformen haben. Längst belegt ist, dass diese Spiele eine besondere pädagogisch-therapeutische Wirkung entfalten können. So zielt die Methode auf die Persönlichkeitsentwicklung und Handlungsfähigkeit der Kinder ab, weil Bewegungs- 8 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 und Spielformen Persönlichkeitsbereiche wie Wahrnehmungsfähigkeit, Selbstbewusstsein, Gleichgewicht, Spannungsregulation, Konzentration und anderes mit einbeziehen. Eine entscheidende Rolle spielt der Erwerb dreier Kompetenzen, die miteinander in Verbindung gebracht werden müssen. Ich-Kompetenzen bedeuten, seinen Körper wahrzunehmen, zu erleben, kennenzulernen und mit ihm umgehen zu können. Ein positives Körper- und Selbstbewusstsein sowie die Erfahrung von Selbstwirksamkeit sind Voraussetzungen für die seelische und körperliche Entwicklung. Spiele haben eine pädagogisch-therapeutische Wirkung und stärken Kinder in ihrer Persönlichkeit. Foto: Rudolf Lensing-Conrady Foto: Hans Jürgen Beins Sozial-Kompetenzen bedeuten, Sachund Ich-Kompetenzen sozialverträglich einbringen zu können. Der aktuellen Veränderung gesellschaftlicher Werte entsprechend haben Kinder gerade mit diesem Bereich oft Schwierigkeiten. Auch andere wahrzunehmen, sich ihnen anzupassen, mit ihnen sinnvoll umzugehen, eine eigene Meinung zu vertreten, zurückzunehmen oder vielleicht auch durchsetzen zu können, sind wichtige Lernziele. •Selbstwahrnehmung: Körperbewusstsein, angemessene Selbsteinschätzung, Stimmungen und Gefühle erkennen und einordnen können; •Selbstwirksamkeit: Erfolge auf eigenes Handeln zurückführen können, auf Erfahrung begründete Überzeugung, Anforderungen bewältigen können; •Selbststeuerung: Regulation von Gefühlen, Aktivierung und Beruhigung, Handlungsalternativen kennen; • soziale Kompetenz: Beziehungen aufbauen, Konfliktlösung, Selbstbehauptung, Organisation von Unterstützung und Kooperation; •Problemlösen: Fähigkeit zu realistischer Zielsetzung, allgemeine Strategien zur Analyse und Bearbeitung von Problemen; • Umgang mit Stress: Fähigkeit zur Realisierung vorhandener Kompetenzen in Stresssituationen, Kohärenzgefühl. Aufgeben einer stabilen Balanceposition wird dadurch belohnt, dass die Kugeln rollen und damit das Spiel weitergeht. Mit geschickter Bewegung lassen sich die Kugeln steuern, so dass sie eingelocht werden können. Spielregeln werden von den mitspielenden Kindern selbst aufgestellt und können vielfach verändert werden. Aus einer Vielzahl von Praxisbeispielen zur psychomotorischen Förderung von Selbstwirksamkeitserfahrungen seien hier zwei Spiele genannt, deren Erfolg vom Spielanteil eines jeden Mitwirkenden abhängt und damit seinem Wirksamkeitsbedürfnis entspricht: Rudolf Lensing-Conrady, Sportpädagoge, Geschäftsführer des Fördervereins Psychomotorik Bonn e. V. [email protected] Kugeln einlochen Alle Mitspielenden versuchen, durch Gleichgewichtsverlagerungen die Stellung der „Therapiekreisel“ zu verändern. Da diese mit dem Spielfeld über Gelenke in Verbindung stehen, ändert sich mit jeder Bewegung auch die Schräglage der Spielfläche. Diese Schräglage erlaubt, dass aufgelegte Kugeln ins Rollen kommen. Alle Kinder werden gebraucht: Ihr Murmelbahn Flexible Kunststoffrohre, sogenannte Schleuderhörner oder auch Heulrohre, werden in diesem Spiel zu einem Kreis aneinandergereiht, wobei jedes Kind für eine Schlauchverbindung verantwortlich ist. Nun wird eine Murmel – später auch mehrere – in ein Rohr gegeben und durch eine aufeinander abgestimmte Hoch-TiefBewegung („Laola“) der Kinder im Kreis laufen gelassen. Variation: Einige Bäume im Außengelände werden genutzt, um Fixpunkte für die Kugelbahn zu erhalten. Service • Anton Antonovsky: Salutogenese – zur Entmystifizierung der Gesundheit, DGVT-Verlag 1997, 19,80 €, ISBN-13: 978-3871591365 • Wolfgang Beudels, Hans Jürgen Beins, Rudolf Lensing-Conrady: … das ist für mich ein Kinderspiel. Handbuch der psychomotorischen Praxis, 11. Auflage, Verlag Modernes Lernen 2013, 22,50 €, ISBN-13: 978-3861452218 • Sibylle Fischer, Klaus Fröhlich-Gildhoff: Kinder stärken, Resilienzförderung in der Kita. In: Kindergarten heute 3/2013, S. 16 ff, Herder Verlag 2013 • Una Röhr-Sendlmeier: Wie Bewegungserfahrungen die Entwicklung fördern – Wirksamkeitsnachweise aus der empirischen Forschung. In: Förderverein Psychomotorik Bonn e. V.: Bewegungsspaß mit Wirkung!, Borgmann Verlag 2010 • Maike Rönnau-Böse, Dörte Weltzien: Inklusion und Resilienz – besondere Aspekte des Spiels. In: Kindergarten heute, Wissen kompakt spezial: Das Spiel des Kindes, S.42 ff, Herder Verlag 2013 • Renate Zimmer: Handbuch der Psychomotorik, 6. Auflage, Herder Verlag 2010, 26,95 €, ISBN-13: 978-3451289309 • F ortbildungen zum Thema bietet die Rheinische Akademie im Förderverein Psychomotorik Bonn an. Kontakt: [email protected] DGUV Kinder, Kinder 1/2014 9 Sicherheit Kreativität gefragt Auf der Bewegungsbaustelle können die Kinder abwechslungsreiche Erfahrungen sammeln – Spielanreize, die sie in ihrem Wohnungsumfeld mitunter immer seltener finden, aber eine große Bedeutung für ihre soziale, emotionale, intellektuelle und körperliche Entwicklung haben. Die Kinder setzen sich mit verschiedenen Materialien, Formen und Situationen auseinander und erleben im Zusammenwirken mit ihren Spielkameraden Erfolge beim Konstruieren und Bauen. War eben der Reifen noch ein Versteck, wird er gleich darauf mit einem Brett zur Wippe umgebaut, um danach als Schlupfwinkel für den Hasen zu dienen. Lernen mit allen Sinnen Bewegungsbaustellen – drinnen oder draußen – bieten den Kindern vielfältige Spielmöglichkeiten. Gefördert werden Kreativität, Fantasie und handwerkliches Geschick. Doch was ist zu beachten? Viele Kindertageseinrichtungen verfügen über ein Freigelände und über einen Bewegungsraum. Je nach Anzahl der Kinder spielt, neben Platzbedarf und Gebrauchswert, vor allem der Spielwert eine wichtige Rolle. Leider kommt dieser bei vielen Spielgeräten zu kurz, weil die Möglichkeiten des „Bespielens“ häufig schon vorgegeben sind. Nur wenige Spiellandschaften für das Außengelände lassen sich umbauen. Vielfalt der Materialien Sportgerätehersteller haben sich auf diese Nachfrage schon eingestellt und 10 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 bieten häufig sehr teure Kleinsportgeräte an, aus denen Bewegungslandschaften gestaltet werden können. Eine meist günstigere Variante ist das Einrichten einer Bewegungsbaustelle. Sie ist ein pädagogisch wertvolles und finanzierbares Spielangebot, das sowohl für den Bewegungsraum als auch für das Außengelände geeignet ist. Die Bewegungsbaustelle besteht zum großen Teil aus einfachen Holzbauteilen wie Kästen, Balken und Brettern, aber auch aus Kisten, Schläuchen und Autoreifen, die in vielfältiger Weise zusammengesetzt werden können. Geeignet ist die Bewegungsbaustelle für Kinder ab drei Jahren. Kinder unter drei Jahren nehmen Gegenstände häufig in den Mund, was je nach Art der Materialien gesundheitsgefährdend sein kann. vermitteln zudem die Fähigkeit, Risiken besser einzuschätzen. Kinder bekommen zum Beispiel ein Gespür dafür, ab wann eine Konstruktion ins Wanken gerät und umkippt. Sie lernen, Kräfte besser einzuschätzen. Durch diese Erfahrungen im Spiel entwickeln Kinder Risikokompetenz und können in überraschenden Momenten angemessen reagieren, und beispielweise beim Stolpern schneller wieder Bewegungssicherheit erlangen. Es lohnt sich also, über die Anschaffung einer Bewegungsbaustelle nachzudenken. Tipps: Fragen Sie Erzieherinnen und Erzieher anderer Einrichtungen, die schon eine Bewegungsbaustelle eingerichtet Ein Gespür für Materialien haben, und suchen Sie das Gespräch mit Materialien, die keine von vorneherein den Eltern. Es gibt sicher den einen oder festgelegte Bedeutung haben und sich anderen Elternteil, der im Baugewerbe vielfältig verwenden lassen, regen die tätig ist und Materialien wie DrainageKinder an, durch eigene Tätigkeiten ihre rohre und Bretter mitbringen kann. Oder Bewegungswelt zu gestalten. Durch machen Sie die Bewegungsbaustelle eine aktive Auseinandersetzung mit den zu Ihrem Projekt, indem Sie Kinder und Materialien erfahren sie etwas über deren Eltern von der Planung bis zur Umsetzung Eigenschaften und ihre Handhabung; einbeziehen. sie spüren die Ecken und Kanten, das Was zu beachten ist: Gewicht und die Widerstandsfähigkeit • Überprüfen Sie die Spielmaterialien des Materials. Gleichzeitig werden wichnicht nur bei der Anschaffung auf ihre tige Handlungskompetenzen abgerufen: Beschaffenheit, sondern regelmäßig erkunden, probieren, verwerfen, ändern in kurzen Abständen. und neu bauen. Mehr noch: Solche Mate• Werden Reifen rissig, bilden sich am rialien bieten immer wieder GesprächsHolz Splitter oder platzen Kunststoffanlässe, wobei die Kinder zum Beispiel kisten auf; sortieren Sie diese aus. auch lernen, aufkommende Konflikte zu • Geben Sie den Kindern eine lösen. Einführung zu den Baumaterialien. Risiken einschätzen lernen • Stellen Sie je nach Alter der Kinder Das selbsttätige Bauen und Konstruieren, Regeln zum Umgang mit den das Erproben und Experimentieren Materialien auf. • Achten Sie auf Fallhöhen. Schauen Sie in die GUV-SI 8017. Die Angaben darin gelten auch für den Innenbereich. • Beachten Sie die Gestaltung der näheren Umgebung. Außengelände: Beschaffenheit des Bodens (Rasen und Mulch). • Im Innenraum sollten Sie einen sicheren Abstand zu Heizkörpern, Fenstern und anderen gefährlichen Gegenständen einhalten. Anregung: Holzbausätze für den Innenbereich können über Kataloge bestellt werden. Im Internet finden sich zudem Anbieter, die zum Teil die Materialien in Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen herstellen lassen. Die Preise hierfür können aber stark schwanken. Annette Kuhlig, Unfallkasse Berlin [email protected] Service • Broschüre der Unfallkasse Berlin: „Die Bewegungsbaustelle – Einsatz der Bewegungsbaustelle in Kita und Schule“ von der Unfallkasse Berlin. Überarbeitet wurde sie in Kooperation mit Berlinbewegt e. V. und dem Deutschen Kinderhilfswerk e. V. Zu finden ist die Publikation unter: www.unfallkasseberlin.de > Webcode ukb1116. • Broschüre der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (aktualisierte Fassung 2008): GUV-SI 8017 Außenspielflächen und Spielplatzgeräte. • allgemeine Sicherheitsbelange im Innenbereich: GUV-SR S2 Anzeige Wie viele Kinder gleichzeitig auf der Bewegungsbaustelle werkeln können, richtet sich nach deren Größe und nach der Menge der Materialien, die angeboten werden. Wichtig ist, für die kleinen Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter einen abgegrenzten Bereich einzurichten. DGUV Kinder, Kinder 3/2013 11 Gesundheit Arbeitsplatz Kita: Traum oder Trauma? Auf Augenhöhe mit Kindern … In einer zweijährigen Studie hat ein Team der Alice Salomon Hochschule mehr als 2.700 pädagogische Fachkräfte nach Belastungen und Ressourcen in der Kita befragt. Die Ergebnisse sind alarmierend. … und gleichzeitig was für den Rücken tun? Wir haben ein modulares Stuhlprogramm entwickelt, Die Studie „STEGE – Strukturqualität und Erzieher_innengesundheit“ liefert erstmalig repräsentative Befunde über den Zusammenhang zwischen strukturellen Rahmenbedingungen und der Gesundheit sowie Arbeitsfähigkeit von Erzieherinnen und Erziehern. Hierfür wurden mehr als 2.700 pädagogische Fach- und Leitungskräfte aus Kitas des Landes Nordrhein-Westfalen befragt. Die Studie wurde im Auftrag der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen (UK NRW) und mit Förderung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) von 2010 bis 2012 von der Alice Salomon Hochschule Berlin durchgeführt. Jede zehnte Fachkraft belastet Ein Ergebnis der Studie ist: Pädagogische Fach- und Leitungskräfte haben einen belasteten Gesundheitszustand. Sie weisen im Vergleich mit Studienergebnissen des Robert-Koch-Instituts eine subjektiv schlechtere Gesundheit auf als gleichaltrige Frauen mit gleicher Bildung in der deutschen Bevölkerung und sind häufiger dauerhaft in ihrem Alltag aufgrund gesundheitlicher Probleme eingeschränkt. Als häufigste Erkrankungen zeichnen sich Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, neurologische Erkrankungen sowie psychische Beeinträchtigungen ab. Bei jeder zehnten Fachkraft in NRW wurde ein psychovegetatives dass nicht kontinuierlich mit den Kindern gearbeitet werden kann. Das hat zur Folge, dass einzelne Fachkräfte mit größeren Kindergruppen allein sind. Dies kann sich zu einem Teufelskreis entwickeln: Durch den hohen Krankenstand arbeiten Erzieherinnen und Erzieher allein in den Gruppen, fühlen sich dadurch überlastet und werden schließlich selbst krank. Eine weitere Belastung stellt die Arbeitszeitgestaltung dar: Es gibt zu wenig Zeit für verschiedene Arbeitsaufgaben, für die Kinder oder für kleine Pausen im Arbeitsalltag. Häufig werden Überstunden angesammelt, die nur schlecht abgebaut werden können. Erschöpfungssyndrom, also ein Burn-out, ärztlich diagnostiziert. Die häufigsten Beschwerden sind Rücken-, Nacken- und Schulterschmerzen, Grübelei, innere Unruhe sowie leichte Ermüdbarkeit, Mattheit und ein übermäßiges Schlafbedürfnis. Belastungen und Ressourcen Neben Lärm belasten die Erzieherinnen und Erzieher vor allem schlechte ergonomische Bedingungen wie die ungünstige Arbeits- oder Sitzhöhe, physikalische Anforderungen wie das Heben und Tragen von Kindern sowie ein schlechter Personalschlüssel. In der Studie unterscheidet sich der Personalschlüssel von dem tatsächlich vorhandenen Verhältnis von Fachkräften zu Kindern, der sogenannten Fachkraft-Kind-Relation: Vor allem der hohe Krankenstand oder Ausfallzeiten führen dazu, dass in den Gruppen die Erzieherinnen und Erzieher fehlen, und Es finden sich aber auch Schutzfaktoren, die die Arbeitsfähigkeit nachweislich stärken, so zum Beispiel ein guter Personalschlüssel, eine gute räumliche Ausstattung der Kita und ein gutes Teamklima, häufige Bewegung bei der Arbeit und ein adäquates Verhältnis zwischen Anforderungen und Belohnungen. Schlechte Rahmenbedingungen Eine der häufigsten Beschwerden sind Nacken- und Rückenschmerzen. Die Studie zeigt, dass Arbeitsbedingungen, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit von pädagogischen Fach- und Leitungskräften in einem Wechselverhältnis stehen: Schlechte Fotos: Frank Schuppelius Gesundheitsmanagement Aus den Studienergebnissen wurden Eckpunkte für ein betriebliches Gesundheitsmanagement in Kitas entwickelt, das verschiedene Verantwortungsebenen (Politik und Gesellschaft, Träger, Fach- und Leitungskräfte) in den Blick nimmt. Kitas, die sich auf den Weg zu einer „Gesunden Organisation“ machen möchten, finden in der Broschüre „Gesundheit am Arbeitsplatz Kita – Ressourcen stärken, Belastungen mindern“ Ansatzpunkte für konkrete Maßnahmen und Anregungen für eine systematische Umsetzung vor Ort. Die Broschüre kann bei der Unfallkasse NRW bezogen werden. [email protected] das exakt auf Ihren Rücken und die Anforderungen der Erziehungsarbeit zugeschnitten ist. Setzen Sie auf einen ergonomisch gestalteten Stuhl: strapazierfähig, exibel und in vielen Designs und Farben erhältlich! Zu wenig Zeit zum dokumentieren? Schlechte strukturelle Bedingungen beeinflussen die Gesundheit. strukturelle Rahmenbedingungen wie zu wenig Zeit, räumliche, finanzielle und personelle Ausstattungsmängel, geringe Arbeitsplatzsicherheit, keine regelmäßigen Pausen oder fehlende Einrichtungsbesprechungen werden als Belastungen erlebt. Zudem erhöhen sie das Risiko für verschiedene gesundheitliche Beeinträchtigungen wie körperliche Krankheiten und psychische Störungen. Zudem steigt das Ausmaß sogenannter beruflicher „Gratifikationskrisen“. Damit ist ein Ungleichgewicht zwischen den (gestiegenen) beruflichen Anforderungen und deren (mangelnder) Anerkennung und Entlohnung gemeint. Die Gratifikationskrise stellt einen Risikofaktor für Herz-KreislaufErkrankungen oder Depressionen dar. Anja Voss, Susanne Viernickel, Alice Salomon Hochschule Berlin, Elvira Mauz, Robert Koch Institut Berlin Maria Schumann, insa Gesundheitsmanagement Berlin [email protected] Anzeige Die Gesundheitsförderung von Kindern ist inzwischen in vielen Bildungsplänen und -programmen verankert und aus der pädagogischen Arbeit in Kitas kaum mehr wegzudenken. Doch wie sieht es mit der Gesundheit der Erzieherinnen und Erzieher aus? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Arbeitsbedingungen in Kindertagesstätten und der Gesundheit von pädagogischen Fach- und Leitungskräften? Erfahren Sie mehr über ergonomisches Sitzen und Stehen: www.werksitz.de Werksitz – ein Stück Lebensqualität 12 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 DGUV Kinder, Kinder 4/2013 13 Wehret den Anfängen Gesundheit Doch häufig ist die Lage nicht so eindeutig … Ja, richtig. Wenn Mobbing als konflikthafter Verlauf einer Kommunikation verstanden wird, wird deutlich: Ein Mobbingfall lässt sich nicht immer in den Kategorien Schwarz oder Weiß erfassen. Vieles spielt sich im Graubereich ab, zwischen gerade noch erlaubt und schon verboten. Gerade in der ersten Zeit eines Mobbingverlaufs gibt es häufig gegenseitige Angriffe. Und erst im Laufe der Zeit kristallisiert sich heraus, wer Opfer und wer Täter ist. Das Gespräch führte Diane Zachen (Universum Verlag). [email protected] Literatur ~3 ~ ~3 3 • Dirk Windemuth, Christoph Matthias Paridon, Thomas Kohstall: Grundlagen der Definition von Mobbing. In: Die Berufsgenossenschaft, Erich Schmidt Verlag, Heft 2/2003, S. 62 • Dirk Windemuth: Mobbing. In: Dirk Windemuth, Detlev Jung, Olaf Petermann (Hrsg.): Praxishandbuch psychische Belastungen im Beruf: vorbeugen – erkennen – behandeln, Universum Verlag 2010, 78 €, ISBN-13: 978-3872476654 Anzeige SICHERE TÜREN FÜR KINDER 53 53 53 R8 8 R R8 Druckprozess Der Einsatz der korrekten Labelvarian dem jeweiligen Produktionsprozess a Die Küffner-Fingerschutztür schützt vor Verletzungen an Türen in Kindergärten, -krippen oder Tiefdruck soll die und gerasterte mit Verlauf kommen. Be -tagesstätten. Das Türblatt dreht sich in einem sicheren Abstand von ca. 3mm um zum denEinsatz Zargenformen, die nach einer Strichdarstellu spiegel. Dadurch wird ausgeschlossen, dass Kinder beim Versteckspiel hinter der Tür, ihre Finger wird die Volltondarstellung des Labe im offenen Spalt abscheren können. – so z. B. bei Stickereien oder bei D wie Siebdruck oder Flexodruck. Bitte Außerdem haben wir die gefährlichen Türkanten „entschärft“. Die integrierte „Knautschzone“ Labelvariante mit Ihrem verringert Verletzungen an der Hauptscherkante und NebenschließkanteWahl desderTürblattes und Produktioner ab. Design Manual schont die Finger unserer ... Kinder. 35 Farbigkeit Die Türkonstruktion erfüllt die Anforderungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung 35 35 Original-Label des red dot bes Wie Sie den redS2, dot§13 Türen). Das System ist hundertfach bewährt und stelltDas (BG/GUV-SR den aktuellen Stand Farben Rot und Schwarz. Die Spirale ausgezeichnet vermarkten können der Technik dar. einen Verlauf, der dem Label sein Sie sind für Ihre herausragenden Leistungen von einer internationalen Jury mit dem red dot ausgezeichnet worden. Mit dieser Designauszeichnung haben Sie ein Label von höchstem Renommee und internationalem Rang erhalten, für dessen Qualität sich das Design Zentrum verbürgt. Damit das hervorragende Ansehen und die Qualität des Designpreises gewahrt werden können, gilt es, seine Wiedererkennbarkeit und Wertigkeit durch eine international gleiche Darstellungsform und -qualität sicherzustellen. Um dies zu gewähr- Foto: fotolia/Jeanette Dietl Nein zu Mobbing: Wer Konflikte offen anspricht und Kritik sachlich äußert, trägt dazu bei, Mobbing vorzubeugen. Kurzzeitige Unterbrechungen durch Betriebsabwesenheit eines oder mehrerer Beteiligter (Urlaub, Krankheit, Dienstreisen) bleiben bei den Kriterien Häufigkeit und Dauer unberücksichtigt. 17.5 17.5 17.5 Heißt das, ein Opfer muss sich ein halbes Jahr lang alles bieten lassen? Natürlich nicht! „Wehret den Anfängen!“ gilt auch hier. Es ist wichtig, Mobbing in den Einrichtungen zu thematisieren. Kitaleitung und Mitarbeiter sollten sich verständigen: Was versteht unsere Kita unter Mobbing? An welchen Kriterien wird das festgemacht? Aber auch: Was fällt nicht darunter? Und: Kita-Träger und Leitung müssen ganz klar Position beziehen. Mobbing wird nicht geduldet! Wer mobbt, muss die arbeitsrechtlichen Konsequenzen tragen – bis hin zur Kündigung. Beides – die Einigung auf eine Mobbingdefinition und das Beziehen einer klaren Position – wären auch die inhaltlichen Eckpunkte einer Betriebsvereinbarung zur Mobbingprävention, die zwischen Betriebsrat und Träger der Kita abgeschlossen werden kann. Mobbing ist eine konflikthafte Kommunikation am Arbeitsplatz unter Kollegen oder zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern, bei der … …eine Person von einer oder einigen Personen …systematisch …oft (mindestens einmal pro Woche) und …während längerer Zeit (mindestens über sechs Monate) …mit dem Ziel des Ausstoßes aus dem Arbeitsverhältnis …direkt oder indirekt angegriffen wird. MW MW MW Ab wann spricht man von Mobbing? Bei der Diskussion, was denn eigentlich Mobbing ausmacht, wird deutlich, dass nicht jeder Konflikt unter Kollegen gleich das Etikett „Mobbing“ erhalten sollte. Wenn Anfeindungen und schikanöses Verhalten aber häufiger und über einen längeren Zeitraum geschehen, liegt Mobbing vor. Und das bedeutet konkret? Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher, oftmals vager Definitionen von Mobbing. Als praxistauglich hat sich eine Definition erwiesen, die Mobbing als konflikthaften Kommunikationsprozess beschreibt. Dabei ist Mobbing immer darauf gerichtet, einen Beschäftigten dauerhaft von seinem Arbeitsplatz wegzubekommen. Dazu werden Intrigen gesponnen, Gerüchte in die Welt gesetzt, wichtige Informationen bewusst zurückgehalten – und das über einen Zeitraum von sechs Monaten mindestens einmal wöchentlich. Definition von Mobbing Es existiert eine Vielzahl unterschiedlicher, oftmals vager Definitionen von Mobbing. In der Beratung von Betrieben und Einrichtungen hat sich folgende Definition als praxistauglich erwiesen, die aus der internationalen wissenschaftlichen Literatur abgeleitet wurde: 36.5 36.5 36.5 Herr Dr. Paridon, sind Fachkräfte in Kitas von Mobbing besonders gefährdet? Tatsächlich weisen Untersuchungen darauf hin, dass Beschäftigte in Sozialberufen häufiger von Mobbing betroffen sind als der Durchschnitt der erwerbstätigen Bevölkerung. Über die Ursachen gibt es meines Wissens aber keine fundierten Kenntnisse. nicht allein lassen! Den Täter oder die Täterin ansprechen und deutlich machen, dass dieses Verhalten nicht toleriert wird. Lässt sich diese Person nicht mit Worten überzeugen, den Gang zur Leitung ankündigen und nicht scheuen. Manch einer verzichtet auf weitere Mobbingangriffe, wenn der Kollegenkreis deutlich zum Ausdruck bringt, dass er das Verhalten des Täters ablehnt. R R R 17. 171 5 .57.5 Wenn ein Konflikt zum Mobbing eskaliert, schadet dies nicht nur dem Mobbingopfer, sondern der ganzen Einrichtung. DGUV Kinder, Kinder sprach mit Dr. Christoph Matthias Paridon vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung über mögliche Strategien, hier wirksam gegenzusteuern. Welche Strategien gegen Mobbing können Sie geben? Mobbingprävention zur Chefsache machen und auch ohne aktuellen Anlass thematisieren, und zwar möglichst frühzeitig mit allen Beschäftigten! Dabei können auch die Unterschiede zwischen sachlicher Kritik – die natürlich erlaubt bleibt – und Mobbing herausgearbeitet werden: Sachliche Kritik zeigt eine Differenz auf zwischen Ist- und Sollzustand in der Leistung eines Mitarbeiters oder seinem Verhalten. Sie zielt auf eine Verhaltensänderung. Mobbing hingegen will die Person des Mitarbeiters verletzen. Hier geht es nicht darum, ein Verhalten zu optimieren, sondern den Mitarbeiter fertigzumachen und zu einer Kündigung zu drängen. Leitung und Beschäftigte sollten gemeinsam Regeln für ein faires Miteinander beim Umgang mit Konflikten erarbeiten. Dazu gehört, Konflikte offen anzusprechen und Kritik sachlich zu äußern. Und wenn man merkt, dass Verhaltensweisen in Richtung Mobbing gehen: das Opfer Verlauf leisten, zeigen wir Ihnen, wie das red dot label angewendet wird. Die Benutzung des Labels darf nur in der Form erfolgen, wie sie sich aus den zur Verfügung gestellten Unterlagen und Dateien ergibt. Das Label darf grafisch nicht verändert werden. Es sollte immer das Jahr, in welchem die Auszeichnung vergeben wurde, mit der im Label genannten Jahreszahl übereinstimmen. Die Nutzung sollte, sofern möglich, immer farbig erfolgen. Vollton- / Strichvariante Schwarz-Weiß sionale Wirkung verleiht. In der Sc Umsetzung wird das Wort „dot“ Grauton dargestellt. Farbwerte Rot HKS 14 C: 0 M: 100 Y: 100 Schwarz C: 0 M: 0 Y: 0 60 % Grau C: 0 M: 0 Y: 0 Abbildung kleiner als 1 cm 80% SEKUNDÄR ALUMINIUM DGUV Kinder, Kinder 4/2012 14 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 15 Küffner Aluzargen GmbH & Co. OHG | Kutschenweg 12 | D - 76287 Rheinstetten | fon +49 721 5169 0 | www.kueffner.de Mathematik Was ist „Zahlenland“? „Die Grundidee ist vom Nordbis zum Südpol umsetzbar“ „Komm mit ins Zahlenland“ ist eine ganzheitliche Methode, mit der Vorschulkinder spielerisch in die Welt der Zahlen und des Rechnens eingeführt werden. Im Gespräch mit DGUV Kinder, Kinder erklärt Gerhard Friedrich, warum das innovative Lernkonzept auch in Ländern wie Thailand, England, Israel und den USA so erfolgreich ist. Herr Friedrich, um Vorschulkinder auf das Schulfach Mathematik vorzubereiten, haben Sie das Konzept „Komm mit ins Zahlenland“ entwickelt. Wie sieht diese Methode aus? Nun, ich möchte mich nicht mit fremden Federn schmücken. Bei der konkreten Ausgestaltung der Methode haben ebenso Viola de Galgóczy und Barbara Schindelhauer mit ihrem Team mitgewirkt. 16 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 Das gleichnamige Buch stammt auch von uns dreien. Zudem ist es so, dass sich die Zahlenland-Idee bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts zurückverfolgen lässt. Die Methode selbst lässt sich als ganzheitlich beschreiben. Das bedeutet: Lernen beinhaltet ein möglichst vielfältiges Zusammenspiel der Sinne, bezieht also Sehen, Gehör, Tast-, Gleichgewichtsund Bewegungssinn ein. In Bezug auf den Zahlenraum von 1 bis 10 meint dies, dass die Bedeutungen der Zahlen in ihrer ganzen Vielfalt thematisiert werden, also der Anzahlaspekt ebenso wie der Ordnungsaspekt, der musikalische Zahlaspekt ebenso wie der geometrische. Oder die Kinder erkennen, dass man mit Zahlen rechnen kann, sie sich zerlegen lassen und vieles mehr. Welche Rolle spielen dabei Erkenntnisse der modernen Hirnforschung? Mit Hilfe der Hirnforschung können wir besser verstehen, warum das Konzept wirksam ist. Wir wissen beispielsweise, dass das Gedächtnis der Kinder in erster Linie durch konkrete Situationen und besondere Erlebnisse geprägt ist. Dies gilt insbesondere, wenn diese Erlebnisse oder Ereignisse einen emotionalen Neuigkeitswert besitzen und den Kindern bedeutsam erscheinen. Aber Kinder können sich nicht nur die Ereignisse gut merken, sondern auch die Orte, an denen sie stattfanden. Beim Einspeichern eines solchen Ereignisses werden auch die zugehörigen Ortskoordinaten eingespeichert. Was heißt das praktisch? Diesen beiden Tatsachen versuchen wir dadurch Rechnung zu tragen, indem jede Zahl einen festen Ort im Raum erhält und wir unsere Grundzahlen zu bedeutenden Erlebnissen oder, ich könnte auch sagen, Zahlereignissen werden lassen. Aus diesem Grund arbeiten wir neben vielgestaltigen lustigen Spielen vor allem mit Zahlenliedern und Zahlengeschichten mit personifizierten Zahlen oder auch Abzählreimen. Stimmt es, dass Kinder mit „Zahlenland“ nicht nur besser rechnen lernen, sondern auch gute sprachliche Kompetenzen entwickeln? Ja, das haben unsere empirischen Untersuchungen ergeben. Bei näherer Betrachtung ist dies aber kaum verwunderlich, vor allem, wenn man bedenkt, wie unser Konzept aufgebaut ist. Die Kinder werden über das Singen, Vorlesen und das Nacherzählen der Zahlenmärchen dazu aufgefordert, aktiv zu sprechen. Der Wortschatz wird dabei schrittweise erweitert. Das „Zahlenland“ wurde bereits vor 13 Jahren entwickelt. Wie war die Resonanz unter Erzieherinnen und Erziehern? Konnte sich die ZahlenlandMethode in den Kindertagesstätten etablieren? Nach meinem Dafürhalten eindeutig. Sehr viele Einrichtungen arbeiten nach unserem Konzept. Aber auch die Eltern schätzen „Komm mit ins Zahlenland“, was wir an den Verkaufszahlen unseres Buches und dem dazugehörigen Spiel ablesen können. Das Buch hat sich alleine in Deutschland nahezu 50.000 Mal verkauft. Die Käufer können nicht nur Erzieherinnen und Erzieher sein. strukturierenden Rahmen zu bekommen, den sie an die örtlichen Gegebenheiten anpassen können. Das wichtigste Argument liefern jedoch die Kinder selbst. In den nunmehr über zehn Jahren, in denen ich mit Kindern im Kontext unseres Zahlenlands zu tun habe, ist mir noch kein einziges begegnet, das davon nicht begeistert war. Die Kinder lieben es, und dies offensichtlich auch außerhalb Deutschlands. Das Interview führte René de Ridder, Redakteur (Universum Verlag). Service • Weitere Informationen zum ZahlenlandKonzept sind im Internet unter www.ifvl.de erhältlich. • Buchtipp: Gerhard Friedrich, Viola de Galgóczy, Barbara Schindelhauer: Komm mit ins Zahlenland. Eine spielerische Entdeckungsreise in die Welt der Mathematik, 60 Seiten, Urania Verlag 2008, 19,95 €, ISBN-13: 978-3783161199 Gab es auch Interesse aus dem Ausland? Sie sprechen einen Punkt an, der mich ganz besonders freut. In der Tat ist es so, dass unser Buch schon in mehrere Sprachen übersetzt wurde und viele ausländische Einrichtungen etwa in Thailand, Polen, Estland, Israel, den USA und in England danach arbeiten. Pädagogische Innovationen, die zum Exportschlager werden, sind in Deutschland rar gesät. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? Die einfachste Erklärung ist die, dass Zahlen international sind. Die Grundideen des Konzeptes sind vom Nord- bis zum Südpol umsetzbar. Aber sicher hängt es auch damit zusammen, dass das Konzept einerseits wissenschaftlich abgesichert ist und andererseits so unkompliziert und individuell daherkommt. Man muss keine Mathematikdidaktik studiert haben, um mit Kindern gewinnbringend ins Zahlenland zu reisen. Die Pädagogen vor Ort schätzen es, einen motivierenden, Foto: privat Foto: Gerhard Friedrich Das „Zahlenland“ ist eine Interpretation des Begriffs „Zahlenraum“. Dort wohnen die Grundzahlen von eins bis zehn. Diesen wird jeweils ein fester geometrischer Ort wie Kreis, Ellipse oder Dreieck zugewiesen. Außerdem wird jede Zahl von einer unverwechselbaren Spielfigur oder einem lustigen Wesen repräsentiert. Verbunden mit Abzählreimen, Geschichten und Liedern lernen Kinder auf spielerische Weise mit Zahlaspekten umzugehen und können Bezüge zur Geometrie entdecken. Dr. habil. Gerhard Friedrich, Dipl.-Pädagoge, ist Lehrer für die Fächer Mathematik, Technik, Pädagogik und Psychologie. Neben seiner Lehrertätigkeit als Konrektor an einer Realschule lehrt er als Privatdozent an der Universität in Bielefeld. Gerhard Friedrich ist außerdem Buchautor und Spieleerfinder. DGUV Kinder, Kinder 1/2014 17 Porträt Ideenbörse „Unser Projekt“ Lesepaten zu Besuch Geboren 1782 in Oberweißbach in Thüringen als sechstes Kind eines Pfarrers, verliert er die Mutter schon in seinem ersten Lebensjahr. Spärliche emotionale Zuwendung in der Familie sowie eine tiefe Naturverbundenheit sollen Friedrichs Kindheit bestimmt haben. Nach einer Ausbildung zum Vermesser studiert Fröbel in Jena Naturwissenschaften. 1805 wird er in Frankfurt am Main Lehrer an einer Modellschule für Johann Heinrich Pestalozzis Elementarmethode, ab 1806 Hauslehrer. In Pestalozzis renommierter Erziehungsanstalt im schweizerischen Iferten wirkte Fröbel zwei Jahre lang als Lehrer. Gerade zu dieser Zeit schwelt in der Lehrerschaft ein Konflikt um die Frage, wie die Schule in Zukunft weitergeführt werden soll. Während Pestalozzi selbst keinen Anlass zu grundlegenden Änderungen sieht, schlägt sich Fröbel auf die Seite derer, die weitreichende Reformen für die Schule fordern. 1810 trennen sich die Wege der beiden Pädagogen. Mit allen Sinnen lernen Ab 1811 studiert Fröbel Naturwissenschaften in Göttingen und in Berlin, wo er Assistent am Museum für Mineralogie wird. Die Professur lehnt er ab. Stattdessen gründet er im thüringischen Griesheim 1816 ein Knabeninternat. Pestalozzi hatte bereits die Bedeutung des „Anschauungsunterrichts“ betont, bei dem das Kind die Realität mit möglichst allen Sinnen erfährt. Aber die zielgerichtete intellektuelle Belehrung stand weiterhin 18 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 im Zentrum. Dagegen treten bei Fröbel der Wert des freien Spiels und Gestaltens in den Vordergrund, die Verbindung von Denken und selbständigem Tun in einem natur- und lebensnahen Unterricht und der partnerschaftliche Umgang von Lehrern und Schülern. In seiner Griesheimer Schule versucht Fröbel, diese eigenen pädagogischen Vorstellungen mit denen Pestalozzis zu einer ganzheitlichen schulischen „Menschenbildung“ zu verbinden. Die Schule wird 1817 nach Keilhau verlegt. 1831 und 1833 folgen Schulgründungen in der Schweiz. Raum für Fantasie Erst um 1835 wendet sich Fröbel der Vorschulerziehung zu. Diese soll parallel zur häuslichen Erziehung im „Kindergarten“ stattfinden und ist geprägt von eigener Anschauung und eigenem Tun anstelle abstrakt-kognitiver Wissensvermittlung. Freies Spiel, Gartenarbeit und Bewegungsspiele sind zentrale Elemente. Dazu kommt die Beschäftigung mit den von Fröbel entwickelten Spielgaben aus Naturmaterialien wie Wolle und Holz. Am bekanntesten ist die „2. Spielgabe“ mit Kugel, Würfel und Walze. Mit ihnen kann sich das Kind Formen, Gesetzmäßigkeiten und Unterscheidungsmerkmale erschließen, wobei viel Raum für die Fantasie des Kindes bleibt. Beim Spiel sollen Erwachsene nur behutsam einwirken. Eine vertrauensvolle Zuwendung zum Kind bildet die unverzichtbare Grundlage jeder Erziehungstätigkeit. Der erste Kindergarten wird 1839 in Blankenburg eröffnet. In den folgenden Jahren geht Fröbel viel auf Reisen und wirbt für sein Konzept der Vorschulpädagogik. In Preußen aber wird 1851 der Kindergarten Fröbelscher Prägung verboten: Er sei Teil eines sozialistischen, atheistischen Systems. Einiges spricht dafür, dass dieses Verbot auf einem Irrtum beruht und Friedrich Fröbel mit seinen Neffen Karl und Julius Fröbel verwechselt wurde, die sozialistischen Kreisen nahestanden. Fröbel sieht sein Lebenswerk vernichtet, seine Lebenskraft bricht. 1852 stirbt er bei Bad Liebenstein. Fröbels pädagogische Ideen konnte das Verbot (es wurde erst 1860 aufgehoben) jedoch nicht zerstören – sie fanden weltweit Verbreitung und wirken bis heute fort. Dr. Christoph Matthias Paridon, Redaktionsbeirat DGUV Kinder, Kinder, Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV in Dresden [email protected] Service • Helmut Heiland (Hrsg.): Friedrich Wilhelm August Fröbel (1782 - 1852), Schneider Verlag Hohengehren • Neuer Thüringer Fröbelverein Keilhau e. V.: www.froebelverein-keilhau.de • International Froebel Society Deutschland e. V.: www.froebelsociety.de • Friedrich-Fröbel-Museum in Bad Blankenburg: www.froebel-museum.de Woche für Woche warteten die Kinder schon gespannt auf den Lesepaten. Ob es sich um ältere Geschwisterkinder, Eltern, Großeltern oder den Bürgermeister von Sugenheim handelte, die ehrenamtlichen Vorleser hatten immer tolle Geschichten im Gepäck. Ob lustig, traurig oder spannend: Für alle Geschmäcker war etwas dabei. Wir staunten nicht schlecht, mit welcher Begeisterung unsere Lesepaten ihre Geschichten erzählten und so die jungen Zuhörer verzauberten. Selbst unruhige Kinder wurden in den Bann gezogen. Nach dem Lesen nahmen sich Leserbrief Sehr geehrte Damen und Herren, einen Tag nach unserem Elternabend zum Thema „Medien“ erreichte mich die aktuelle „DGUV Kinder, Kinder“ mit dem Artikel „Medienkompetenz fördern“. Und ich fragte mich: Wo waren solche Medien wie das Vorlesen von Märchen, das Kasperletheater oder das Schattenspiel? Medienbildung und Medienkompetenz sind wichtig. Das ist keine Frage. Wenn unsere Welt in immer höherem Maße medial vernetzt ist, dann müssen auch die Kinder möglichst früh medienkompetent sein. Der Gedankengang ist so schlicht, dass er kaum falsch sein kann. Die zentrale Frage in allen pädagogischen Dingen lautet hierbei: Wie gelingt das am besten? Medienkompetenz besteht für mich zum großen Teil in der Fähigkeit, abschalten zu können. Abschalten kann man aber nur, wenn man eine Idee hat, was die Welt die Lesepaten meist noch Zeit, um zu spielen oder zu erzählen. Bücher und Literatur haben bei uns einen hohen Stellenwert. So gibt es eine Elternbibliothek. Geboten werden Kinderbücher, aber zum Beispiel auch Ratgeber für Eltern. Einerseits stellen uns Eltern interessante Bücher zur Verfügung, andererseits verfügen wir über Finanztöpfe, aus denen wir neue Titel anschaffen können. Ausgeliehen werden kann zu den Öffnungszeiten der Kita. Das Ausleihangebot wird von den Eltern rege genutzt. Auf außer Fernsehen und Computer noch ist. Wenn wir die Kinder also fit machen wollen für einen kompetenten Umgang mit Medien, müssen wir pädagogisch alles dafür tun, dass die Welt außerhalb des Mediums interessant, erforschens- und erfahrenswert ist. Ich denke nicht, dass Kinder durch moderne Medien viele Primärerfahrungen sammeln können und auch die Sensibilisierung der Sinne geschieht vielerorts sehr viel reichhaltiger, lebendiger und beseelter als vor oder mit einem technischen Gerät. Zu den vielen vermuteten Wirkungen, von denen Sie sprechen, und auch zu der Vermutung, dass moderne Medien in der Kita die erkennt, dass Medien kindliche Erfahrungen erweitern, zum Beispiel weil sie mehrere Sinne der Kinder ansprechen als nur das Auge und das Ohr. Zu diesem Lernprozess können Erzieherinnen und Erzieher einiges beitragen, indem sie eine bewusste und aktive frühkindliche Medienbildung umsetzen, die Kinder dabei begleiten und anleiten. Erzieherinnen und Erzieher können so einem rein „konsumierenden“ Medienumgang entgegenwirken, indem sie die kreativen, gestalterischen und reflexiven Seiten des Medienumgangs vermitteln. Sensibilisierung der Sinne Medienkompetenz fördern Wer schon mal mit Kindern ein Fotoprojekt durchgeführt oder eine Ton-Dia-Show erstellt hat, der weiß, wie diese Medien sie zum genauen Hinsehen und Hinhören auffordern. Indem Kinder in Medienprojekten, ob Trickfilm, Hörspiel oder Video, selbst gestalterisch mit Medien umgehen, lernen sie, technische Medien zur Darstellung eigener Ideen und Themen produktiv zu nutzen. Die Projektarbeit mit Medien geschieht dabei immer in einer sozialen Gruppe und lässt sich hervorragend zur Sinnessensibilisierung und zur Förderung der Phantasie einsetzen. Medien als Erfahrungsspiegel Kinder verarbeiten aktiv die Erlebnisse, die sie beschäftigen, die sie emotional bewegen oder die sie ängstigen, indem sie darüber sprechen, fantasieren, zeichnen oder Rollenspiele veranstalten. Dies gilt für all ihre wichtigen Lebens-bereiche wie Familie, Kindergarten und so weiter. Auch die Verarbeitung von Medienerlebnissen ist ein wichtiger Bestandteil der frühkindlichen Erfahrungsbildung, weil sich die Kinder dabei die Beziehung zwischen ihrem eigenen Erleben und dem Medienerlebnis vor Augen führen können. Außerdem drücken Kinder dabei auch ihre eigenen lebenswelt- oder entwicklungsbezogenen Themen aus. Ausgehend von den Medienerlebnissen der Kinder können Erzieherinnen und Erzieher spielerische Methoden der Verarbeitung anbieten. Umfrage: Medienbildung in der Kita Welche Meinung vertreten Sie, wenn es um Medienbildung in der Kita geht? Machen Sie mit bei unserer Leserumfrage unter www.dguv-kinderkinder.de. Die Ergebnisse präsentieren wir Ihnen im Heft 1/2014. Mit diesem QR-Code können Sie den Link direkt auf Ihrem Smartphone aufrufen. Scannen Sie diesen mithilfe einer geeigneten App. Weiter auf Seite 6 ➔ Kinder benötigen eine Orientierung in der Medienwelt. Deshalb ist Medienpädagogik im Kindergarten so wichtig. Sie sollte über eine einzelne Projektwoche hinausgehen und fester Bestandteil des Bildungskonzeptes in Kindertageseinrichtungen sein. Sicher gibt es in jedem Kindergarten Bilderbücher und Brettspiele, manchmal auch einen CD-Player, seltener einen Fernseher und kaum einen Computer. Obwohl die meisten bundeslandspezifischen Bildungspläne die Medienbildung integriert haben, zeigen Studien bei Erzieherinnen eine medienpädagogische Zurückhaltung. Die Variation von Medien bietet Kindern auf unterschiedliche Weise Bildungsmöglichkeiten. Medien sind Bestandteil kindlicher Primärerfahrung. Einerseits machen Kinder Erfahrungen mit dem 4 DGUV Kinder,Kinder 4/2013 Medium selbst, andererseits erschließen sie sich selbstständig Informationen oder Geschichten mit dem Medium. Ausgehend von der Einstellung, dass Einflüsse technischer Medien Kinder eher schaden als nutzen, wird versucht, einen positiven Ausgleich zu den vielen vermuteten Wirkungen zu schaffen. Der Kindergarten wird dabei als „Schutz- und Schonraum“ verstanden, der ein Gegengewicht zu den vorgefertigten Erfahrungen aus zweiter Hand bildet. Erzieherisch werden vor allem die elektronischen Medien wie Computer, Tablet-PC sowie digitale Audio- und Fotomedien gemieden und die Medienerlebnisse der Kinder zum Teil ignoriert oder verboten. Doch elektronische Medien nicht einzusetzen, bedeutet eben auch eine Einschränkung von Erfahrungs-, Erlebnis- und Informationsmöglichkeiten. Hörspiele fordern Kinder auf, genau hinzuhören. Gleichzeitig sind die Kleinen stolz darauf, die CD schon selber einlegen zu können. Foto: Shutterstock Friedrich Wilhelm August Fröbel gilt als „Vater des Kindergartens“. Seine „Spielgaben“ – didaktisches Spielzeug – werden bis heute produziert und eingesetzt. So wird die Faszination am Lesen geweckt: Einmal wöchentlich empfing die bayerische Kita Sugenheim einen Lesepaten. Dann lauschten die Kinder andächtig den tollen Geschichten des jeweiligen Besuchers. Fazit eines Projekts, das über ein Jahr angelegt war. Foto: Shutterstock Foto: Library of Congress „Kommt, lasst uns unsern Kindern leben!“ Was ist Medienbildung? Medien – auch elektronische Medien – gehören zum Alltag der Familien und prägen die Kinder. Eine resignative Haltung ist wenig hilfreich. Eine weitaus produktivere Zugangsweise entsteht, wenn Medien als Teil der Lebenswelt der Kinder akzeptiert werden. Ja mehr noch! Eine Haltung, DGUV Kinder,Kinder 4/2013 diese Weise trägt die Bibliothek dazu bei, dass auch nach dem Ende des Lesepatenprojekts die Bücher und Geschichten im Alltag der Einrichtung eine große Rolle spielen werden. Martina Mathiasch, Leitung Kindergarten Sugenheim Medien den Kindern eher schaden als nutzen, gibt es zahlreiche Bücher, Studien und Forschungsergebnisse, die in Ihrem Artikel leider unerwähnt bleiben. In diesem Zusammenhang verweise ich gerne, zum Beispiel auf Dr. Manfred Spitzer, Dr. Gerald Hüther, Dr. Eckhard Schiffer oder Dr. Rainer Patzlaff, die in zahlreichen Publikationen deutlich gemacht haben, dass ein Lernen mit Kopf, Herz und Hand sehr viel nachhaltiger ist, als das Lernen mit modernen Medien. Das Buch „Das letzte Kind im Wald“ von Richard Louv beschreibt, finde ich, sehr gut, auf welchem Weg wir uns befinden. Natürliche, kindliche, freilassende Spielräume werden weniger und der Medienkonsum nimmt immer groteskere Ausmaße an. Diesem Trend zu begegnen durch noch mehr Mediennutzung, diesmal im Kindergarten, ist für mich keine Herangehensweise. Mit freundlichem Gruß Martin Haferkamp 5 DGUV Kinder, Kinder 1/2014 19 Verkehrssicherheit „Immer sicher unterwegs“ Ein verkehrssicheres Verhalten setzt Aktivität, Anpassung und schnelle Umstellungsfähigkeit der Kinder voraus. Fördern Sie die Entwicklung Ihrer Schützlinge gezielt mit geeigneten Wahrnehmungs- und Bewegungserfahrungen. Ampeltanz Die Kinder tanzen durch den Raum. Ein Kind würfelt mit einem Farbenwürfel und ruft jeweils die Farbe aus: Rot = Stopp, Gelb = auf der Stelle laufen oder hüpfen, Grün = weiterbewegen. Spieglein, Spieglein Zwei Kinder stellen sich gegenüber, sodass sie sich anschauen können. Jedes Kind ist abwechselnd der Spiegel des anderen und muss alle Bewegungen genau nachmachen. Alle Luftballons fliegen hoch Mehrere Kinder versuchen, zwei, drei oder auch vier Luftballons mit Köpfen, Armen, Beinen immer in der Luft zu halten. Dabei versucht ein anderes Kind zu intervenieren und die Ballons aus der Luft zu holen. Er darf nur mit vorher festgelegten Bewegungen agieren, beispielsweise Ballons mit dem Kopf wegstoßen. Am Seil entlang Ein Seil wird kurvig durch den Raum gelegt. Die Kinder müssen sich mit einem Luftballon auf dem Seil entlang bewegen und dabei den Ballon in die Luft werfen und wieder fangen. Extra-Tipp für Kinder: Besucht uns doch mal unter www.molli-und-walli.de. Hier könnt Ihr mit uns spielen, Spaß haben und lernen, was im Straßenverkehr für Eure Sicherheit wichtig ist! Text: Rainer Knittel, Wege- und Verkehrsunfallprävention Unfallkasse Hessen Illustration: Ira Hugger Übrigens: Alle Spiele können auch wunderbar zu Hause mit Mama und Papa gespielt werden. DGUV Kinder, Kinder 1/2014