TRUMPF Express 1/08
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TRUMPF Express 1/08
1/08 Spieltrieb Kettlers Weg zu neuen Möglichkeiten Sammlerlust Mutprobe Florys Innovationen holen die Nüsse vom Feld Konstruieren jenseits des Tellerrands Ein Fall für zwei In seinem Job-Shop setzt Ali Nurdogan auf den Durchblick der Hotelmanagerin He Min Special Welcher Laser schneidet was? Eine Übersicht 1/ 08 Inhalt 10 32 14 28 24 26 Express 1/08 Diesen Kreisel (grafisch leicht modifiziert) und einen Eindruck, was Laserbeschrifter alles können, bekamen die Besucher der Hausmesse INTECH 2007 bei TRUMPF. THEMEN profilbearbeitung 10 Die Vielfalt des Rohrs Weil die Kosten drückten, entschied KETTLER , Geld auszugeben: für selbst gefertige Rohre und ganz neue Konstruktionen. Automatisierung 14 Jetzt aber schneller Bei Rotage verarbeiten 85 Mitarbeiter im Jahr fast 6 000 Tonnen Blech — weil vieles von alleine geht. TITEL 16„Ein Job-Shop ? interview Funktioniert wie ein großes Hotel“ Porträt 24 Sofies Welt Kein Ruhestand für die alte Sofie: Bruno Keller braucht gerade jetzt jede Maschine, um das Wachstum zu stemmen. Ideen 26 Gutes fürs Image Ganz exklusiv: Wie Job-Shopper sich mit eigenen Produkten Schritt für Schritt in die Lifestyle-Welt tasten. Maschinenbau 28 Die Nussknacker von Kalifornien Die Florys hatten die erste Melkmaschine im Tal und den ersten Traktor. Heute bauen sie die innovativsten Erntemaschinen. REPORT: Anders denken 32 Entdecker der Möglichkeiten Grauguss und Stahl schweißen ? Ein Steuerblock aus geschichteten Blechen ? Jenseits des Tellerrands wird vieles möglich. Der jüngste Sohn einer türkischen Großfamilie überlässt einer chinesischen Hotelmanagerin die Leitung seines Braunschweiger Betriebs. Ein Zwiegespräch über die Folgen. Standpunkt 05 Neue Wege gehen STANDARDS 06 23 31 36 38 38 40 Panorama wissen eine frage CHARAKTERE blech-Geschichten Impressum Schlusspunkt Special Laserschneiden Welche Lösung für welche Aufgabe ? Ab Seite 19 Express 1/08 Neue Wege ge hen Standpunkt „Wer umdenkt, kann besser werden.“ Material einsparen, Kosten senken, leichter bauen, Umweltverträglich keit erhöhen, schneller produzieren — das alles steht auf der Wunschliste vieler Industriebetriebe. Und — so unglaublich sich das anhört — das alles kann oft mithilfe eines einzigen Umdenkprozesses erreicht werden: mit der Alternative Blech. Dass wir bei TRUMPF Blech-Fans sind, ist kein Geheimnis. Ist doch ein großer Teil unserer Mitarbeiter damit beschäftigt, immer noch bessere Maschinen zur Bearbeitung dieses Materials zu entwerfen, zu bauen, zu erklären und zu verkaufen. Weniger bekannt ist, dass wir bei der Konstruktion unserer Produkte auch selbst vehement auf Blech setzen. Der Gehäusehalter der TruLaser 5030 ist inzwischen ein gebogenes Blechteil — früher bestand er aus zwei gefrästen Gleichteilen. Der Querträger der gleichen Maschine hat deutlich an Gewicht verloren, seit der gerippte Blechkasten mit dem Laser geschweißt wird. Das Ganze funktioniert aber nicht nur bei TRUMPF. Immer mehr Kunden ersetzen Fräs- und Drehteile durch Blech. Die Voith Turbo H+L Hydraulic GmbH & Co. KG baut einen hydraulischen Steuerkopf, der ein Viertel mehr Maschinenleistung bei gleicher Baugröße ermöglicht — weil er aus lasergeschnittenen Blechplatten besteht. Durch ein Biegeteil hat die Krones AG das Gewicht eines wichtigen Elements ihrer Flaschenabfüllanlagen um fast 40 Prozent gesenkt. BMW hat ein Differenzialgetriebe umkonstruiert und schweißt es jetzt mit dem Laser, statt zu schrauben (Artikel ab Seite 32). Und nicht zuletzt die Firma Kettler: Sie setzt bei der flexiblen Bearbeitung ihrer Profile für Trimmräder, Garten- und Freizeitgeräte auf das Schneiden und Schweißen mit dem Laser — und hat dadurch bereits viele Hunderttausend Euro an Werkzeugkosten gespart (Artikel ab Seite 10). Lösungen, die aus wenigen Blechteilen oder sogar nur aus einem Blech bestehen, lassen sich häufig dann finden, wenn man — ungeachtet des vorhandenen Vorbilds aus dem „Vollen“ — das Blechteil nach den zu erfüllenden Anforderungen konstruiert. Ein großer Vorteil ist dabei das geringe Gewicht des Werkstoffs. Denn auch im Maschinenbau setzt sich mehr und mehr der Trend zum Leichtbau durch, das heißt: Stabilität und Funktionstauglichkeit bei reduziertem Gewicht. Deshalb ist es notwendig, dass möglichst viele Konstrukteure diese neuen Wege kennenlernen und trainieren. Dafür stehen wir zur Verfü gung — mit unseren Applikations- und Schulungszentren. Spezielle Kur se zum Konstruieren mit Blech können Ihnen die Augen öffnen ! Dr.-Ing. Mathias Kammüller Express 1/08 PANORAMA Eine runde Sache Innovative Technik und ästhetisches Design zeichnen die neue TruLaser Tube 7000 aus. Premiere für die neue TruLaser Tube 7000 Nicht nur optisch macht die neue TruLaser Tube 7000 viel her: Verpackt im modernen Designkleid steigert die flexible Laser-Rohrschneidanlage Produktivität und Qualität. Mit einem Spannbereich von zwölf bis 200 Millimetern erschließt sie neue Anwendungsbereiche. Das zulässige Werkstückgewicht im Sechs-Meter-Format steigt dabei auf 150 Kilogramm. Optional können jetzt sogar Rohre mit einem Durchmesser von bis zu 250 Millimetern und einem Gewicht bis 225 Kilogramm bearbeitet werden. Da die neue Rohrschneidanlage mit einer Laserleistung von bis zu 3,6 Kilowatt ausgerüstet werden kann, ist sie für ein extrem breites Einsatzspektrum geeignet. Die maximale Wanddicke der zu bearbeitenden Profile liegt bei acht Millimetern in Baustahl. Die Vorbereitungszeit bei einem Programmwechsel konnte wieder einmal reduziert werden: Alle profilabhängigen Einstellungen an Maschine und Beladeeinheit lassen sich einfach über das Teileprogramm steuern. Die selbstzentrierenden Spannbacken müssen nicht getauscht werden. Weitere Neuentwicklungen sind der extrem schlanke Schneidkopf mit Sicherheits-Magnetkupplung und der neue LoadMaster Tube. Durch seine schwenkbare Bündelauflage bleibt die Lageorientierung der Rohre erhalten. Die Beladeeinrichtung nutzt eine Plausibilitätsprüfung, um die Rohrgeometrie mit dem Teileprogramm zu vergleichen. Ein beidseitiger Kippmechanismus an der Ausschleusstation wiederum bietet die Möglichkeit, auch lange Rohre zu sortieren. Die verbesserte Absauganlage reduziert Spritzer im Rohr und entsorgt auch grö ßere Schneidabfälle zuverlässig. Ein integrierter großer Ab fallbehälter im Spannfutter mit automa tischer Entleerung sorgt über einen längeren Zeitraum hinweg für eine unterbrechungsfreie Produktion. Komfortabel ist außerdem das interaktive Bedienkonzept mit Touch screen, das die schnelle und einfache Bedienung der Laser-Rohrschneidanlage ermöglicht. Für die Programmerstellung steht eine neue Version von TruTops Tube mit integrierter 3-D-Programmierung zur Verfügung. > Ihre Fragen beantwortet: Norbert Beier, Telefon: +49 (0) 7156 303 – 3 03 98, E-Mail: [email protected] Elektrisierende Erfolge HÜTTINGER Elektronik gewinnt auf ganzer Linie Der HÜTTINGER Elektronik GmbH + Co. KG gelang im Jahr 2007 ein echter Hattrick: Zum dritten Mal in Folge konnte der Spezialist für Prozessstromversorgung in der TRUMPF Gruppe seinen Umsatz um mehr als 20 Prozent steigern — auf insgesamt 121 Millionen Euro. Davon profitiert auch der Freiburger Standort: Rund 35 Millionen Euro investierten TRUMPF und HÜTTINGER in einen Neubau, der nun Platz für fast 500 Mitarbeiter bietet. Überdies triumphiert das Unternehmen gemeinsam mit der Stuttgarter Filmproduktion „Schokolade“ bei einem der wichtig sten Wirtschaftsfilm-Festivals im Jahr 2007: Für den Film „Elektrisierende Verwandlung“, der hochkomplexe Technik anschaulich erklärt, gab es den ITVA-Award in Silber in der Hauptkategorie Marketing. Der Film „Elektrisierende Verwandlung“ erklärt, wie HÜTTINGER Generatoren maßgeschneiderten Strom produzieren. Express 1/08 > DVD bestellen: Ansgar Meermann, Telefon: +49 (0) 761 8971 – 2126, E-Mail: [email protected] PANORAMA Auf in den IdeenPark! Technik erleben — im Mai auf der Messe Stuttgart Er ist der Höhepunkt der Initiative „Zukunft Technik entdecken“: der IdeenPark. Vom 17. bis zum 25. Mai kommt die Mitmach-Ausstellung für Kinder und Jugendliche nach Stuttgart. Sie will Spaß und Faszination an Technik und Naturwissenschaft wecken und da durch für ein ingenieurwissenschaftliches Studium begeistern. Des halb ist der Eintritt frei. Exponate, Aktionen und Gespräche mit Profis machen Technik für die jungen Besucher — und ihre Eltern — hautnah erlebbar. ThyssenKrupp hat die Initiative „Zukunft Technik entdeck en“ 2004 ins Leben gerufen — inzwischen tragen über 100 Partner zum Erfolg des IdeenParks bei, darunter auch die TRUMPF Gruppe. Zum dritten Mal nach 2004 und 2006 will der IdeenPark insbesondere junge Menschen für Technik und Bildung begeistern. Gute Aussichten Ingenieure auch zukünftig sehr gefragt Gute Zeiten für Ingenieure und solche, die es werden möchten: 84 von 100 Maschinenbauern planen, in den nächsten Jahren Ingenieure einzustellen — vor allem in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Konstruktion. Fast zwei Drittel der Unternehmen suchen Vertriebsingenieure, die heute jedoch, so kritisiert der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), kaum an deutschen Hochschulen ausgebildet würden. Derzeit gibt es in Deutschland rund 9 000 offene Ingenieursstellen. Damit der Maschinenbau das technologische Rückgrat Deutschlands bleibt, forderte VDMA-Präsident Manfred Wittenstein die Unternehmen auf, stärker als bisher für die Attraktivität des Ingenieurberufs zu werben. > Weitere Informationen: www.zukunft-technik-entdecken.de Maschinenbauer, die in den nächsten Jahren Ingenieure einstellen wollen rund 38 000 84 % junge Männer und Frauen fingen im Wintersemester 2007 / 08 ein Maschinenbaustudium an ( Quelle: VDI ) offene Ingenieursstellen knapp c a. 9 000 150 000 Ingenieure sind in Deutschland im Maschinenbau tätig 15 Sekunden statt 15 Minuten Fotos: TRUMPF Gruppe, IdeenPark Automatisierung spart Wolf Heiztechnik viel Zeit Flexibilität ist oberstes Gebot: Bis zu 7 000 verschiedene Blechteilgeometrien fertigt Wolf Heiztechnik pro Jahr — ganz nach Kundenwunsch. „Oft weichen die Maße nur wenige Millimeter voneinander ab“, sagt Andreas Urban, Systemadministrator des Unternehmens mit Sitz im bayerischen Mainburg. „Trotzdem steckt hinter jedem Teil ein Programmierauf wand von bis zu 15 Minuten.“ Die schnelle Lö- sung heißt automatische Bearbeitung. „Wo Überdies hat sich die Qualität noch gesteigert vorher jedes Werkstück einzeln programmiert — denn dank der Automatisierung passieren werden musste, rechnet die Software TruTops viel weniger Programmierfehler. heute automatisch im Hintergrund — und benötigt pro Teil nur noch circa 15 Sekunden“, erklärt TRUMPF Software-Experte Roman Schwarz. Das spart jede Menge Zeit und Kos- > Ihre Fragen beantwortet: Roman Schwarz, ten. „Heute schaffen wir an einem Tag, was Telefon: +49 (0) 7156 303 – 3 07 56, E-Mail: [email protected] früher drei Tage dauerte“, so Andreas Urban. Express 1/08 Wichtige Termine 2008 PANORAMA Hinter der glänzen den Fassade des Parkhauses Spaarne Ziekenhuis wird Parken zu etwas Besonderem. Schöner parken Die Otto Wöhr GmbH schafft bei Amsterdam einen Blickfang Normalerweise „verstecken“ sich Wöhr Garagen unter der Erde. Als einer der führenden Hersteller von Auto-Parksystemen in Europa sorgt das Unternehmen aus dem schwäbischen Friolzheim für Stellplätze, wo eigentlich gar keine sind: mit hydraulischen Versenkgaragen und teils automatischen Anlagen. Für ein ganz besonderes Parkhaus in der Nähe von Amsterdam, dem Parkhaus Spaarne Ziekenhuis mit 690 Stellplätzen, lieferte Wöhr rund 2 000 gelaserte, gestanzte und gekantete Loch- und Noppenbleche für die Fassade. Der Gestaltungs-Clou: Etwa 270 Blechplatten mit unterschiedlichen Lochungen und Größen wurden so angebracht, dass sie zusammen die Doppelhelix der menschlichen DNA abbilden. Hergestellt wurden die Fassadenteile unter anderem mit der TRUMPF Maschine TruLaser 5060. > Ihre Fragen beantwortet: Manuel Berzoso, Telefon: +49 (0) 7156 303 – 3 04 58, E-Mail: [email protected] Das sitzt! Die hago GmbH stellt ein echtes Kultobjekt her Kultobjekt: Der „LandiStuhl“ des Designers Hans Coray besteht komplett aus Aluminium. Express 1/08 Wie kommt ein Zulieferunternehmen für die Automobilindustrie dazu, einen Schweizer Designklassiker zu produzieren ? „Wir haben das Know-how und die passenden Werkzeuge“, erklärt Geschäftsführer Hartmut Arzner von der Feinwerktechnik hago GmbH. Der sogenannte „Landi-Stuhl“ des Designers Hans Coray, erstmals 1936 auf der Schweizer Landesausstellung „Landi“ prä sentiert, schaffte schnell den Sprung in alle bedeutenden Design-Museen der Welt. Seit Mitte 2007 fertigt hago mithilfe der 3-D-Laserbearbeitungsmaschine TRUMPF LASERCELL 1005 das stapelbare Alu-Leichtgewicht. „Es ist einfach reizvoll, etwas Schönes herzustellen. Und: Ich habe ein Faible für klassisches, zeitloses Design“, sagt Hartmut Arzner. Für 2008 ist die Produktion von etwa 5 000 „Landis“ geplant. „Das sind für uns zwar keine großen Stückzahlen“, so der Geschäftsführer, „aber für Design gelten eben andere Regeln.“ > Ihre Fragen beantwortet: Steffen Henzler, Telefon: +49 (0) 7156 303 – 3 13 44, E-Mail: [email protected] TUBE 2008 31. März — 4. April 2008 Rohr-Fachmesse in Düsseldorf. Parallel dazu finden auf dem Messegelände die wire (Internationale Fachmesse für Draht und Kabel) und die METAV (Internationale Messe für Fertigungstechnik und Automatisierung) statt. www.tube.de MACH 2008 21. — 25. April 2008 Maschinenbaumesse in Birmingham, UK www.mach2008.com LAMIERA 2008 14. — 17. Mai 2008 Internationale Messe für die Blech bearbeitung in Bologna, Italien www.lamiera.net Metalloobrabotka 2008 26. — 31. Mai 2008 Internationale Fachausstellung für Maschinen, Geräte und Werkzeuge für die Metall bearbeitende Industrie in Moskau, Russland www.expocentr.ru BI-MU 3. — 7. Oktober 2008 26. Weltausstellung für Werkzeug maschinen, Roboter, Automation in Mailand, Italien www.bimu-sfortec.com FABTECH & AWS 6. — 8. Oktober 2008 Metallfachmesse in Las Vegas, USA www.fmafabtech.com EuroBLECH 2008 21. — 25. Oktober 2008 Internationale Technologiemesse für Blechbearbeitung in Hannover, Deutschland www.euroblech.de Metal Working China 4. — 8. November 2008 Internationale Messe für Metall bearbeitung in Shanghai, China www.metalworkingchina.com PANORAMA Mit Wissen zur EM Joachim Schopf gewinnt Rumänien : Frankreich Bereits seit 44 Jahren ist TRUMPF in der Schweiz — und die Dufourspitze ist der höchste Berg des Alpenstaates. Das und noch mehr wusste Joachim Schopf von H. P. Kaysser Rohr+Profil-Service: Bei einem Gewinnspiel im Rahmen des Ländermottos Schweiz auf der Hausmesse INTECH 2007 beantwortete er alle Fragen richtig. Dafür fährt er nun am 9. Juni 2008 nach Zürich, um sich die Begegnung Rumänien gegen Frankreich während der Fußball-Europameisterschaft 2008 anzusehen. Ebenfalls auf dem Programm: der Besuch einer der vier TRUMPF Tochtergesellschaften in der Schweiz — deren Anzahl Joachim Schopf ebenfalls richtig in Erinnerung hatte. Glück im Spiel: Dr.-Ing. Mathias Kammüller (links) gratuliert Joachim Schopf, der auf der INTECH 2007 zwei Karten für Rumänien : Frankreich gewonnen hat. Neue Fertigung in China TRUMPF produziert in Taicang für den lokalen Markt Fotos: hago GmbH, Otto Wöhr GmbH, TRUMPF Gruppe Mit Vertrieb und Service ist TRUMPF schon seit Ort sowie das Ersatzteilwesen werden einfacher. vielen Jahren in Shanghai und fünf weiteren chi- Die neue Produktion, in der rund 180 Mitarbeinesischen Stützpunkten vertreten, nun erweitert ter beschäftigt sein werden, startet in angemieeine Produktionsstätte in Taicang die China- teten Flächen. Ein eigenes Werk ist in Planung Aktivitäten. In der 50 Kilometer nördlich von und wird Mitte 2009 bezogen. Um die hohen Shanghai gelegenen Industriestadt, die chine- TRUMPF Qualitätsstandards sicherzustellen, sische Zeitungen gern „Klein-Schwaben“ nen- funktioniert die Zulieferkette in enger Zusamnen, wird seit März die 2-D-Laserschneidma- menarbeit mit Schlüssellieferanten vor Ort. Ein schine TruLaser 3030 gefertigt.Weitere Modelle gutes Beispiel hierfür ist die Handte Umweltwerden folgen. Damit kann TRUMPF nicht nur technik GmbH aus Tuttlingen, die ebenfalls ein besser auf die lokalen Anforderungen eingehen Werk in Taicang errichtet hat, um TRUMPF — auch die Schulung der Servicetechniker vor sowie den lokalen Markt zu beliefern. Mitarbeiter wie Jin Liang Lu fertigen in Taicang seit März die TruLaser 3030. Vertrieb übernommen TRUMPF in Kanada Im Zuge einer langfristigen Nachfolgeregelung hat TRUMPF im September 2007 seine kanadische Vertriebs- und Servicegesellschaft Advanced Fabricating Machinery (AFM) vollständig übernommen. Robert Watson, bislang gleichberechtigter Mitgesellschafter, bleibt weiterhin Geschäftsführer des Unternehmens. Am Standort in Mississauga, Ontario, betreuen zwölf Mitarbeiter für die TRUMPF Geschäftsfelder Werkzeugmaschinen und Lasertechnik den kanadischen Markt, übernehmen Vertrieb, Service und Ersatzteilversorgung. Express 1/08 Das Tunnelprofil im Einsatz — hier strapaziert von Klaus Wedekind. Er ist Betriebsleiter des KETTLER Rohrwerks in Werl-Sönnern. 10 profilbearbeitung Die Vielfalt des Rohrs Dem Rohr gehört die Zukunft. Davon ist Klaus Wedekind, Betriebsleiter des KETTLER Rohrwerks, überzeugt. Denn es bietet völlig neue konstruktive Möglichkeiten, mit denen sich viel Geld sparen lässt. Runde, quadratische, rechteckige, ellipsenförmige, ovale Rohre — es gibt wohl kaum eine Profilform, die man in dem Rohrwerk der Freizeitmarke KETTLER nicht findet. Insgesamt rund 25 000 Tonnen StahlCoils werden hier jährlich zu 25 Millionen Metern Präzisionsstahlrohr verarbeitet. Mehr als 100 verschiedene Profile werden derzeit gefertigt, wie Klaus Wedekind, Betriebsleiter des Rohrwerks, nicht ohne Stolz berichtet: „Die Produkte von KETTLER — seien es nun Kinderspielwaren, Heimsportgeräte oder Freizeitmöbel — sind Designprodukte. Wir können über das ‚normale Lieferprogramm‘ anderer Rohrhersteller hinaus viele Sonderprofile nebst Anarbeitung anbieten.“ So entwickeln Designer ständig neue Profile, die nicht nur gut aussehen, sondern auch technische Vorteile bieten. Fotos: KD Busch Tunnelrohr als Markenzeichen sonderen Lösungen wollte Firmengründer Heinz Kettler ermöglichen, als er 1977 eine eigene Rohrherstellung im westfälischen Werl-Sönnern aufbaute. Hier konnten hochwertige Komponenten und Baugruppen individuell für die Bedürfnisse seiner Freizeitartikelproduktion hergestellt werden. Auch heute noch stammen alle in den KETTLER-Produkten verarbeiteten Rohre von den drei Hochfrequenzschweißlinien des Rohrwerks. Dabei hebt sich das KETTLER Rohrwerk durch einen wesentlichen Faktor vom Wettbewerb ab — hier werden nämlich nicht nur Rohre hergestellt, sondern auch umfassende Anarbeitungen durch geführt. Das beginnt beim Sägen von Genaulängen und reicht über das Biegen, Stanzen und Schweißen bis hin zur Pulverbeschichtung und galvanischen Veredelung. „Zudem verfügen wir über eine Blech verarbeitung, denn Blech und Rohr ergänzen sich sehr gut zu funktionalen, kosteneffizienten Baugruppen“, so Klaus Wedekind. Auch derartige Baugruppen werden in Werl-Sönnern gefertigt. Wie zum Beispiel das Tunnelrohr: Dieses D-förmige Profil ist vor mehr als zehn Jahren von KETTLER entwickelt und hergestellt worden und ist inzwischen ein Markenzeichen des Unternehmens. Es findet sich un- Wettbewerbsfähig bei kleinen Losgrößen ter anderem in höhenverstellbaren Sattelrohren der KETTLER-Heim- Gerade in den letzten Jahren musste sich KETTLER einem harten trainer wieder. Wedekind: „Früher haben wir für teleskopierbare Rohre Wettbewerb stellen, wie der Betriebsleiter weiter ausführt: „Die Branche zwei rechteckige Querschnitte verwendet, die ineinandergeschoben der Freizeitprodukte ist leider ein Metier, auf das sich fernöstliche Herwurden. Diese Profile hatten jedoch in sich ein gewisses Spiel, wackel- steller gestürzt haben. Mit den dort produzierten Low-Cost-Produkten ten also oft trotz der Feststellung mit einer Klemmschraube. Durch das wollen wir nicht konkurrieren. Wir haben uns daher auf den quali Tunnelrohr dagegen erzielen wir eine wesentlich steifere Verbindung tativ mittel- beziehungsweise hochwertigen Sektor spezialisiert.“ beim Teleskopieren, da wir durch die Klemmschraube den Radius des Damit sanken jedoch fast zwangsläufig auch die Losgrößen — wähInnenrohres in den Radius des Außenrohres pressen.“ Genau diese be- rend früher beispielsweise 5 000 bis 10 000 Kettcars von Kunden bestellt Express 1/08 11 profilbearbeitung wurden, so sind es heute üblicherweise nur noch 500 bis 1 000. „Um die Herstellung des Sattelrohrs acht Arbeitsgänge. Durch die Laser-Rohrdennoch wirtschaftlich zu fertigen, mussten wir flexibler werden und bearbeitung sind es nun nur noch zwei, zudem können wir das Sattelrohr den gesamten Produktionszyklus verkürzen.“ jetzt aus einem Bauteil fertigen, nicht wie vorher aus zwei Rohrelementen Auf diese Anforderungen im Freizeitbereich fand KETTLER in der — zusammen ergibt das eine erhebliche Kostenersparnis.“ Laser-Rohrbearbeitung eine Antwort. Mit ihr können Bauteile flexibel und wirtschaftlich auch in kleinen Losgrößen gefertigt werden. Zwei Auch Dritte profitieren TRUMPF Laser-Rohrschneidanlagen hat das KETTLER Rohrwerk in- Schritt für Schritt haben sich die Konstrukteure und Fertigungsspezizwischen im Einsatz, auf denen vor allem komplexe, stanztechnisch nur alisten des KETTLER Rohrwerks so ein umfassendes Know-how über schwer zu produzierende Geometrien gefertigt werden. Die Vorteile die Möglichkeiten der Laser-Rohrbearbeitung erworben. Ein Wissen, liegen für Klaus Wedekind auf der Hand: „Mittlerweile haben wir Hun- von dem neben KETTLER auch andere Unternehmen profitieren könderte unterschiedliche Rohrlaserzuschnitte. Wären diese anspruchs- nen. Denn das Rohrwerk beliefert auch externe Kunden. Einzigartig vollen Teile wie in der Vergangenheit gestanzt worden, sofern überhaupt dabei ist, dass Rohrherstellung, Anarbeitung, Blechbearbeitung und möglich, so wären sicherlich mehrere Hunderttausend Euro an Werkzeug Oberflächentechnik aus einer Hand angeboten werden können. „Mit kosten entstanden.“ unserem über die Jahre gewachsenen Wissen rund um Rohr und Rohrkonstruktionen können wir unseren Kunden zudem Tipps geben, wie Zwei statt acht Arbeitsgänge man kostenintensive Bauteile durch preiswertere Rohrkonstruktionen Zudem ermöglicht die Laserbearbeitung völlig neue Konstruktionen, die ersetzen kann und welche Konstruktionen überhaupt möglich sind.“ zusätzlich Kosten in der Fertigung einsparen. Als Beispiel nennt der Be- Heute nutzen Firmen aus den unterschiedlichsten Branchen — von der triebsleiter erneut das Sattelrohr — das erste Bauteil, das KETTLER auf der Möbelindustrie über Transportgeräte- und Landmaschinenhersteller Laser-Rohrschneidanlage gefertigt hat. „In der Vergangenheit benötigte bis hin zum Lager- und Logistikausstatter — die Erfahrungen des KETT- Ein wichtiger Kunde: die Automobilindustrie. Sie ersetzt massive Bauteile zunehmend durch Rohrkonstruktionen. 12 Express 1/08 LER Rohrwerks. Rund 30 Prozent aller Aufträge stammen inzwischen von externen Kunden, Tendenz steigend. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Automobilzulieferindustrie, die zur Gewichtsreduzierung von Fahrzeugen mehr und mehr massive Bauteile durch Rohrkonstruktionen ersetzt. So finden sich Rohre inzwischen unter anderem in Kopfstützen, Querträgern und Sitzkonstruktionen wieder. Gute Ideen für einfache Montage „Unsere externen Kunden profitieren dabei auch von unserem Know-how in Sachen Montagefähigkeit und Verbindungstechnik“, ergänzt Wedekind. „Denn die KETTLER-Produkte müssen alle auch von technischen Laien leicht zu montieren sein. Wir haben hier spezielle Lösungen wie Einpressgewindestücke entwickelt, mit denen der Kunde sein Rohrbauteil sehr einfach zu Hause montieren kann. Diese gute Montagefähigkeit ist häufig auch für unsere externen Kunden hochinteressant.“ > Weitere Informationen: Norbert Beier, Telefon: +49 (0) 7156 303 – 3 03 98, E-Mail: [email protected] Ob rechteckige, runde, ovale oder D-förmige Profile: Das Rohrwerk der Heinz KETTLER GmbH fertigt jährlich 25 Millionen Meter Präzisionsstahlrohre aus 25 000 Tonnen Stahl. Die Designer entwickeln dabei für ihre Kunden ständig neue Profile, die tech nisch immer bessere Möglichkeiten bieten. Sind begeistert von den Möglichkeiten in der Rohrbearbeitung: Klaus Wedekind und Ulrich Gretenkort, Abteilungsleiter Laserbearbeitung Geringere Kosten, neue Möglichkeiten — zwei Beispiele Das Laser-Rohrschneiden ermöglicht völlig neue Konstruktionen, die auf vielfache Weise Kosten reduzieren. Ein Beispiel hierfür ist ein vom KETTLER Rohrwerk gefertigtes Sattelrohr, das in Heimtrainern eingesetzt wird. Früher bestand es aus zwei auf Gehrung gesägten Rohren, die komplett umlaufend zusammengeschweißt wurden. Dank der Laser-Rohrbearbeitung kann das Sattelrohr jetzt aus einem Bauteil hergestellt werden, denn es wurde intelligent als Knickelement konstruiert. Dabei wird dort, wo der obere Bereich abknicken soll, ein entsprechender Keil aus dem Rohr heraus geschnitten. Das Rohr wird dann an dieser Stelle gebogen und anschließend in der Kehle verschweißt — fertig ist das Sattelrohr. So müssen nicht mehr zwei einzelne Bauteile verwaltet werden — mit eigenen Artikelnummern, Stücklisten und mehr —, sondern nur noch ein einziges. Zudem spart KETTLER 30 Millimeter Schweißnaht durch die Knickkante. Bei immerhin mehreren Hunderttausend Sattelrohren im Jahr entfallen so einige Kilometer Schweißnaht. Andere Konstruktionen sind erst durch die Laser-Rohrbearbeitung möglich geworden. Zum Beispiel eine Stoßverbindung, bei der ein Tunnelrohr winkelig auf ein anderes Tunnelrohr geschweißt wird. Eine derartige Geometrie aus einem Rohr herauszustanzen, ist sehr kostenintensiv und nur schwer möglich. Mit dem Laser kann sie jedoch ohne Werkzeugkosten schnell und flexibel hergestellt werden. Präzisionsstahlrohre aus Werl Wer: Rohrwerk der Heinz KETTLER GmbH & Co. KG., Werl-Sönnern, Deutschland. Gegründet 1977, 120 Mitarbeiter. Zertifiziert nach DIN EN ISO 9001:2000. www.kettler-rohrwerk.de Was: Präzisionsstahlrohre nach DIN EN 10305-3 und EN 10305-5 in unterschiedlichsten Profilen, umfassende Anarbeitung, Baugruppen aus Rohren beziehungsweise aus Rohren und Blechen, Blechbearbeitung Womit: Zwei TruLaser Tube 5000, drei TRUMATIC 600 L, eine TRUMATIC 500 Express 1/08 13 Jetzt aber schneller Findige Blechbearbeiter beim Lohnfertiger Rotage machen vor, wie Automatisierung die Produktivität steigert. Hier steht, wie’s geht. 14 Express 1/08 Foto: Conny Nylén; Illustration: Jan Seidl Automatisierung as Credo von Ingemar Ronger, Geschäftsführer von Rotage, ist unmissverständlich: „So produktiv wie möglich arbeiten und dabei so wenig wie möglich manuell transportieren. So wird mit jedem Arbeitsschritt dem Ausgangs material Blech Mehrwert zugeführt.“ Dementsprechend hat das schwedische Unternehmen gemeinsam mit TRUMPF „Nordeuropas fortschrittlichstes vollautomatisiertes Fertigungssystem zur Blechbearbeitung inklusive Lager für Roh- und Fertigteile“ ausgearbeitet. So steht es im firmeneigenen Faltblatt zum neuen Ferti gungssystem. Im südschwedischen Kvänum, einem klei nen Ort 120 Kilometer nordöstlich von Göte borg, startet Ingemar Ronger 1979 den Job-Shop Rotage als One-Man-Show. Heute verarbeiten 85 Mitarbeiter pro Jahr 6 000 Tonnen Blech. Der Lohnfertiger ist überaus erfolgreich und hat seinen Jahresumsatz zwischen 2003 und 2006 auf über zehn Millionen Euro ver doppelt. Entscheiden der Beitrag für die Er folgsgeschichte von Rotage: Automatisier ungslösungen von TRUMPF, die in der er sten Stufe bereits 2005 in Betrieb genommen wurden. Herzstück des Automatisier ungskonzepts ist das vollauto matische Lager mit fast 700 Palettenplätzen. Jede Palette kann mit bis zu drei Tonnen Blech belastet werden. In der Mitte der Anlage verläuft ein schienengeführtes Regalbe diengerät, das alle integrierten Werkzeug maschinen bedient. Insgesamt ist die Anlage 75 Meter lang und sechs Meter hoch. Da alle Maschinen die gleiche Farbe haben, nennt Ingemar Ronger seine Halle liebevoll „Blue Hall“, in Anlehnung an den gleichnamigen Saal im Stockholmer Rathaus, in dem das alljährliche Bankett für die Nobelpreisträger stattfindet. Seit der ersten Ausbaustufe (2005) sind drei Laserschneidanlagen sowie zwei Stanzmaschinen von TRUMPF in das Automatisierungskonzept eingebunden. Dabei sorgt ein SheetMaster für das Be- und Entladen der Stanzmaschine, der GripMaster entnimmt die Restgitter. Den Laseranlagen führt der LiftMaster Store die Bleche zu und der SortMaster erledigt die sortierte Ablage der Fertigteile. 2006 und 2007 schließlich erweiterte Ronger die Anlage und integrierte zusätzlich zwei vollautomatische Biegezellen mit TruBend Abkantpressen und jeweils angeschlossenem BendMaster. Auch für die Zukunft ist bereits Raum geschaffen. Ingemar Ronger: „Wer einmal automatisiert, kann nicht mehr zurück und sucht immer neue Einsatzfelder.“ So ist Rotage heute Skandinaviens Vorzeigebeispiel für einen außergewöhnlich umfassenden Bearbeitungsansatz: Mit Stanzen, Biegen und Laserschneiden sind drei Technologiekomponenten der Prozesskette Blech direkt miteinander verbunden. Aus gutem Grund. Rotage rechnet durch den Einsatz der Automatisierungskomponenten mit einem Kapazitätssprung von 25 Prozent. Losgrößen zwischen 100 und 1 000 Überzeugt hat Ronger auch die Vielfältigkeit der Automatisierungslösung. Denn die Auftrags fertigung für einen breiten Kundenkreis erfor dere „ein hohes Maß an Flexibilität — ausgehend von Losgröße eins“. Rotage beliefert einen Stamm von 230 Kunden, das monatliche Auftragsvolumen geht im Schnitt von bis zu 100 verschiedenen Abnehmern aus. Stellenweise geht es dabei um Serien mit weniger als 50 Einheiten, Losgrößen zwischen 100 und 1 000 sind jedoch die Regel. „Längst haben wir bewiesen, dass wir selbst bei langen Transportwegen wettbewerbsfähig sind“, erklärt Ingemar Ronger. „Dies ist — so paradox es klingt — einerseits ein Erfolg der Automatisierung, ande rerseits ein Weg, um Arbeitsplätze zu erhalten.“ Ein wichtiges Anliegen des Rotage-Geschäftsführers, dem die Förderung des Produktionsstandorts Schweden am Herzen liegt. Das neue, vollautomatisierte Fertigungssystem erfordert zwar weniger, dafür aber gut aus gebildetes Bedienpersonal. „Die Mitarbeiter Ingemar Ronger, Geschäftsführer von Rotage AB, will die Kapazität seines Job-Shops um 25 Prozent steigern. 85 Mitarbeiter verarbeiten fast 6 000 Tonnen Blech pro Jahr. müssen ein Gefühl für den Fertigungsablauf entwickeln“, resümiert Ronger. Denn nur dann kann dieser nach dem Prinzip „leichtere Arbei ten nachts und am Wochenende, komplizierte re Arbeiten tagsüber“ geplant werden. Ronger: „Unser Ziel: Die Fertigung soll 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche laufen.“ Rotage ist auf gutem Weg. Mannarme Schichten am Wochen ende sind längst keine Ausnahmen mehr. > Ihre Fragen beantwortet: Hubert Wilbs, Telefon: +46 (0) 322 66 97 00, E-Mail: [email protected] Erfolg mit Automatisierung Wer: Rotage AB, Kvänum, Schweden. Gegründet 1979, 85 Mitarbeiter, 13 Mio. Euro Umsatz. www.rotage.se Was: Job-Shop Womit: Zwei TruBend 5130 mit BendMaster, zwei TruLaser 3030 mit LiftMaster Store und SortMaster, TruLaser 3050, zwei TruPunch 5000 mit SheetMaster. Alle Maschinen sind mit dem Lager verbunden. Express 1/08 15 „Ein Job-Shop ? Funktioniert wie ein großes Hotel“ Vor drei Jahren kam die chinesische Hotelmanagerin He Min als Betriebsleiterin zu Ali Nurdogan. Heute geht ohne sie nichts mehr. Wir wollten wissen, wie die beiden zueinander fanden. 16 Express 1/08 INTERVIEW Ali Nurdogan hat mit einer alten Abkantpresse seinen Betrieb ATBS in Braunschweig gegründet. Seine chinesische Betriebsleiterin He Min brachte den Erfolg. Herr Nurdogan, Ihre Kunden, GeschäftsAli Nurdogan: He Min ist ein Planungsgenie. Was partner und Mitarbeiter sind fast ausschließsie einmal gesehen oder gehört hat, vergisst sie lich Männer. Warum ist Ihre Betriebsnicht mehr. Sie hält mir den Rücken frei, sodass leiterin eine Frau ? Noch dazu eine Chinesin, ich mich um unsere Kunden kümmern kann. der die Blechbranche völlig neu war, als Wir ergänzen uns perfekt: Ich sorge für AufSie sie einstellten ? träge und He Min dafür, dass wir sie schnell Ali Nurdogan: Das war purer Zufall. Als ich Frau und in hoher Qualität abwickeln. Bevor sie He kennenlernte, machte sie gerade eine Aus- zu uns kam, musste ich mich um alles selbst bildung bei meiner Steuerberaterin. kümmern. Jetzt kann ich auch mal eine Woche He Min (lacht): Ich bekam seine Papiere auf den Urlaub machen und trotzdem sicher sein, dass Tisch und habe erst einmal die Hände über in meinem Betrieb alles nach Plan läuft. dem Kopf zusammengeschlagen. So ein Chaos ! Da muss etwas geschehen, dachte ich. Dem Frau He, wie kamen Sie eigentlich nach Mann muss geholfen werden. Deutschland ? Ali Nurdogan: Ich habe meine Steuerberaterin ge He Min: Auch das war Zufall: 1998 hatten wir in fragt, ob Frau He einmal im Monat Ordnung unserem Hotel in Zhenjiang Tanzformationen in meine Buchhaltung bringen könnte. So ha- des Braunschweiger Tanzsportclubs zu Gast. ben wir’s gemacht. Mir wurde sehr schnell Ich verliebte mich in einen der Tänzer. Im Jahr klar, dass He Min genau die Mitarbeiterin war, darauf folgte ich ihm nach Braunschweig und die mein Betrieb brauchte. Also habe ich sie wir heirateten später. So schnell kann’s gehen. nach ihrer Ausbildung gefragt, ob sie bei mir An China vermisse ich vor allem das Essen und als Betriebsleiterin einsteigen möchte. Sie hat natürlich meine Familie. sofort Ja gesagt. Sehr zum Bedauern meiner Ali Nurdogan (lacht): He Min sitzt jedes WochenSteuerberaterin übrigens. ende an ihrem Computer und telefoniert übers Internet mit Mama, Papa und Oma in China Aber Sie hatten doch überhaupt keine Ahnung — mit Webcam und sonstigen technischen Fivon der Blechbearbeitung. Wie konnte das gut nessen. Sie am Wochenende ans Telefon zu gehen ? bekommen, ist so gut wie unmöglich — selbst He Min: In China habe ich ein Vier-Sterne-Hotel für mich als ihren Chef. mit 460 Betten geleitet — das größte in meiner Heimatstadt Zhenjiang (Zhenjiang hat Als Sie 2002 begannen, standen Sie allein an 2,6 Millionen Einwohner und liegt etwa 230 einer zehn Jahre alten Abkantpresse. Jetzt haKilometer nordwestlich von Shanghai, Anmer ben Sie einen modernen Maschinenpark und kung der Redaktion). Was man dafür vor allem 30 Mitarbeiter. Wie haben Sie das geschafft ? braucht, sind ein kühler Kopf, Planungs- und Ali Nurdogan: Ich habe KonstruktionsmechaniOrganisationstalent sowie ein Gespür für Zah- ker gelernt und vor meiner Selbstständigkeit len. Bei meiner Arbeit hier im Betrieb ist es als Betriebsleiter in einem Blechbearbeitungsgenauso. Unsere Kunden stehen meist unter unternehmen gearbeitet. 2002 ging die Firma enormem Zeitdruck. Wir leben davon, dass wir pleite. Da habe ich nicht lange überlegt, mir sie sehr schnell mit hoher Qualität bedienen. eine gebrauchte Presse gekauft und eine 800Das geht nur mit exakter Planung. Ich sorge Quadratmeter-Halle gemietet. Ein Jahr lang dafür, dass wir unsere Zeit, unsere Arbeits- war ich mein einziger Mitarbeiter. Ich habe kraft und unsere Maschinen effizient nutzen. zwölf bis 14 Stunden am Tag Küchenstege für Express 1/08 17 INTERVIEW „Meine Personalstrategie ? Ich brauche loyale und fleißige Leute — die Herkunft spielt keine Rolle.“ Ali Nurdogan den Großküchenbauer MKN gebogen, damals mein einziger Kunde. Nach einem Jahr hatte ich das Kapital, um in eine Laseranlage zu in vestieren. Ich stellte zwei Mitarbeiter ein. Sechs Monate später kamen eine Brennanlage und noch zwei Mitarbeiter dazu. So ging das immer weiter. Mit jeder neuen Maschine kamen neue Mitarbeiter und neue Kunden. Inzwischen beliefern wir rund 300 Kunden in ganz Norddeutschland — vor allem Küchenbauer, Automobilzulieferer und Maschinenbauer. Im Januar haben wir eine TruLaser Tube 5000 bekommen. Jetzt müssen wir zum zweiten Mal umziehen, wir platzen aus allen Nähten. Da entwickelt man von ganz allein ein Gespür für Menschen. Vielleicht komme ich deswegen mit meinen Mitarbeitern und Kunden so gut klar. Die Menschen vertrauen mir und bisher — das kann ich, glaube ich, sagen — habe ich dieses Vertrauen nie enttäuscht. Ich treffe viele Entscheidungen aus dem Bauch heraus. He Min ist dazu der ideale Gegenpart: Sie geht sehr analytisch vor, plant und organisiert alles bis ins Detail. Wahrscheinlich ist dieses türkischchinesische Zusammenspiel das Geheimnis unseres Erfolgs. Unter Ihren Mitarbeitern ist nur ein einziger Deutscher. Ist das Zufall oder steckt dahinter Verraten Sie Ihr Erfolgsrezept ? eine Strategie? Ali Nurdogan: Das ist gar nicht so einfach. Ich bin Ali Nurdogan: Bei mir arbeiten außer He Min ein als jüngster Sohn in einer türkischen Groß- Schweizer, ein Deutscher, ein Amerikaner, Türfamilie aufgewachsen, wir waren acht Kinder. ken, Russlanddeutsche, Tunesier und Polen. Ich mag diese bunte Mischung. Aber woher meine Mitarbeiter kommen, spielt eigentlich keine Rolle. Ich brauche Leute, die loyal sind und fleißig — das ist meine ganze Personalstrategie. Mein Unternehmen funktioniert wie eine große Familie: Was der Firma nützt, nützt allen, die hier arbeiten. Deshalb ist sich auch keiner zu schade, mal länger zu arbeiten oder die Halle mit aufzuräumen. Ich stelle mich selbst an die Maschine, wenn Not am Mann ist. Jeder Einzelne hier würde sich ein Bein ausreißen, um unsere Kunden zufriedenzustellen. > Ihre Fragen beantwortet: Bernd Zürn, Telefon: +49 (0) 7156 303 – 3 08 31, E-Mail: [email protected] Erfolg im Multi-Kulti-Betrieb Wer: Abkanttechnik Braunschweig (ATBS), Braunschweig, Deutschland. Gegründet 2002, 30 Mitarbeiter. www.atbs.de Was: Metallteile (von schrankgroßen Ge häusen bis zu komplizierten Präzisions teilen), Fertigungswerkzeuge und komplette Baugruppen für Großküch en, den Maschinenbau und die Auto mobilindustrie In nur sechs Jahren entwickelte sich ATBS vom Einmannbetrieb zu einem Unternehmen mit 30 Mitarbeitern. 18 Express 1/08 Fotos: Jens Neumann Womit: TRUMATIC L 3050 (TruLaser 5030 classic), TRUMATIC L 3030 (TruLaser 3030), TruLaser Tube 5000 Special Laserschneiden Im Zeichen von Losgröße 1: Die Zukunft der Universalschneidmaschine Laserschneiden Maschinenbediener Rüdiger Lorenz verarbeitet Blechdicken zwischen 0,5 und 2,2 Millimetern. Scheibenund Faserlaser Einer von 100 CO² -Laser Mogatec Moderne Gartentechnik GmbH Heckenscheren, immer wieder Heckenscheren: Rund 500 000 Schersysteme für unterschiedliche Heckenscheren werden bei Mogatec im sächsischen Venusberg pro Jahr produziert. Mogatec beschäftigt 223 Mitarbeiter und fertigt am ostdeutschen Standort diverse elektrische Gartengeräte. Bei durchschnittlichen Losgrößen zwischen 2 000 und 4 000 Stück verarbeitet das Unternehmen hauptsächlich gehärteten Federbandstahl mit einer Blechdicke zwischen 0,5 und 2,2 Millimetern. Maschinen der Wahl sind zwei Laser schneidanlagen der Serie TRUMATIC HSL 2502 (heute TruLaser 7040) im Zwei schichtbetrieb, ausgerüstet mit YAGFestkörperlasern. Stückzahlen hoch CO Dünnes Blech CO² -Laser CO² -L Stückzahlen gering 20 Express 1/08 S pecial Einer von 10 000 ² - Laser Dickes Blech Röhrig GmbH & Co. KG Blechzuschnitte im Zweischichtbetrieb mit insgesamt sechs CO2 -Laserschneidanlagen sind Leistungs schwerpunkt der Röhrig GmbH & Co. KG im schwäbischen LeinfeldenEchterdingen. 60 Mitarbeiter bewäl tigen rund 2 500 Bauteilvarianten im Monat. Die täglich abgearbeiteten Losgrößen schwanken zwischen Einzelauftrag und bis zu 1 000 Stück. Unterwegs in allen Materialien — vom Baustahl über Aluminium bis hin zum Edelstahl — und mit Blechdicken zwischen einem und 25 Millimetern ist die sprichwörtliche Flexi bilität des CO2 -Lasers gefragt. Nur so können die vielfältigen Anforderungen des weit gefächerten Kundenkreises aus Maschinenund Anlagenbau, aus Handwerk und Automobilindustrie erfüllt werden. aser Dietmar Dirks ist technischer Leiter und setzt für Blechdicken zwischen einem und 25 Millimetern auf den CO² -Laser. Flexibel und verlässlich Der CO²-Laser sichert sich seinen Spitzenplatz als Universalschneidmaschine. Ob mit Scheibe, Faser oder Stab — die Diskussion um Festkörperlaser höchster Brillanz hat in den vergangenen Monaten viel Raum eingenommen. Bei allen Ansätzen blieb eines klar: Als Universalschneidmaschine behauptet der CO2-Laser seine Position. Das Arbeitstier mit Leistungen von bis zu sechs Kilowatt schneidet Stähle von 0,5 bis über 30 Millimeter Dicke. Der Festkörperlaser wiederum ist prädestiniert für Feines und Filigranes. Zwar schneidet er auch dickere Stahlbleche; was ihm jedoch nicht gelingt, ist die flexible Universalität seines gasgeströmten Pendants. Denn dafür fehlt — vor allem beim Faserlaser — schlichtweg die Schneid-Erfahrung. 20 Jahren geballter Wissensermittlung beim Schneiden mit dem CO2-Laser stehen hier noch wenig Erfahrung und viele offene Forschungsthemen gegenüber. Deshalb ist der Festkörperlaser erst dann ideal, wenn mit einem eingegrenzten Materialspektrum große Stückzahlen produziert werden, wenn sich also die Schneidparameter nicht ständig ändern. In der Massenfertigung kann er außerdem mit der Robustheit seiner Strahlführung per Faser punkten. Doch bei den meisten Zulieferern bestimmen schnelle Variantenwechsel und kleine Losgrößen den Alltag. Während der CO2-Laser im Schmelzzuschnitt von dünnem bis dickem Material gute bis herausragende Schneid-Ergebnisse liefert, stößt die Festkörpervariante bereits ab mittleren Blechdicken im Bereich um drei bis fünf Millimeter an ihre Grenzen. Die durchgehend sehr gute Schneidfähigkeit ist nur ein Aspekt der CO2-Laserschneidanlage. Sie ist zudem ideal in der Handhabung, bewährt im rauen Industriealltag und technisch sehr ausgereift. TRUMPF würde seiner Rolle als weltweiter Technologieführer nicht gerecht, stünde nicht auch ein Schneidsystem auf Festkörperbasis zur Verfügung. Schon 1995 im Markt eingeführt, wurden bislang über 50 Systeme installiert — ein beachtlicher Marktanteil, wenn man von einem europäischen Gesamtmarkt von rund 100 Anlagen ausgeht. Abnehmer sind die Kunden, die im Dünnblechbereich mit hohen Stückzahlen je Los aufwarten. Deshalb setzt beispielsweise auch Mogatec seit Jahren auf Festkörperlaseranlagen der Serie TRUMATIC HSL 2502 (heute TruLaser 7040). Das Gros des Marktes, der typische Job-Shop wie die Röhrig GmbH & Co. KG in Leinfelden-Echterdingen mit breitem Teilespektrum, bleibt der Universalmaschine treu. Auch, weil der geringe Invest pro installierte Kilowatt-Laserleistung sowie höchste Prozesssicherheit unübertroffene Wirtschaftlich keit bieten. Express 1/08 21 S pecial Laserschneiden Schneiden mit Licht Diese zwei Millimeter dicke Blende aus Aluminium kann ein CO2 -Laser ebenso schneiden … Wissensspeicher: Technologietabellen Teile schachteln, bei Bedarf gemeinsame Trennschnitte setzen oder Micro-Joints genau dort vorsehen, wo Kippgefahr besteht — all diese Funktionen stellt das NC-Programm zum Fertigungsauftrag mit wenigen Mausklicks bereit. Damit die Schnittqualität stimmt, liefert das NC-Programm der Maschinensteuerung die passenden Werte für alle Bearbeitungs parameter. Dahinter stehen Technologietabellen: Wissens speicher, in denen alle Erkenntnisse aus der Praxis gebündelt sind. In den profan erscheinenden Tabellenwerken steckt das über Jahrzehnte gesammelte Know-how von TRUMPF. Ausgehend von Materialdicke und -art, Legierung und Werkstückgeometrie, Linsenbrennweite und Düsendurchmesser enthalten sie absolut prozesssichere Werte für alle Bearbeitungsparameter: Abhängig von der Konturgröße sind Laserleistung, Schneidgeschwindigkeit, Düsenabstand und Fokuslage sowie der erforderliche Gasdruck für die geeignete Gasart hinterlegt. So gibt es im Arbeitsalltag kaum eine Aufgabe, die nicht lösbar ist. Innovationskraft Weil Erfahrung zählt, sind Kunden in puncto Laserschneiden bei TRUMPF so gut aufgehoben. Als Technologie- und Weltmarktführer ist TRUMPF in allen internationalen Märkten zu Hause. Und hat für alle Aufgaben im Blechzuschnitt die passenden Lösungen, die durch eine Fülle von Innovationen ständig verbessert werden. Die neue TruLaser Serie 5000 zeichnet sich beispielsweise durch eine noch höhere Dynamik und kürzere Nebenzeiten aus. Die Ein-Schneidkopf-Strategie reduziert Rüstzeiten und Fehlerquellen und ermöglicht die Bearbeitung aller Materialarten und -dicken ohne Schneidkopfwechsel. Speziell entwickelte Techniken sorgen bei allen Laserschneidmaschinen für beste Ergebnisse hinsichtlich Schneidgeschwindigkeit und Schnittqualität. So überwacht etwa PierceLine den Einstechprozess und führt zu erheblicher Zeitersparnis im dickeren Blech, SprintLine reduziert Achsbewegungen auf das Notwendigste und FocusLine bringt beste Ergebnisse durch die automatische Einstellung der Fokuslage. Aber auch fürs Hochgeschwindigkeitsschneiden von Dünnblech mit Stickstoff oder fürs Hochdruckschneiden von dickem Stahl und Aluminium bietet TRUMPF die passenden Lösungen. … wie eine 25 Millimeter dicke Mitnehmerscheibe aus Baustahl. Qualitätsmerkmale auf einen Blick → Rautiefe: Für Sichtkanten ohne Nacharbeit ist eine Rautiefe von zehn Mikrometern → Riefennachlauf: Bei reduziertem Vorschub kann der Riefennachlauf auch bei → Rechtwinkligkeit: Mit der passenden Einstellung lässt sich bei Zehn-Millimeter- → Gratfreiheit: Im Laserzuschnitt spart Gratfreiheit den zusätzlichen Arbeitsgang → Spaltbreite: Zwangsläufig steigt mit zunehmender Blechdicke die Spaltbreite — → Kolkungen: Genau wie Auswaschungen unterbrechen sie die regelmäßige bei einer Blechdicke von vier Millimetern das Maß der Dinge. Blechen die Abweichung vom rechten Winkel auf 0,1 Millimeter begrenzen. bei einer Dicke von wenigen Millimetern liegt sie bei rund 0,15 Millimeter. 22 Express 1/08 dicken Blechen weitgehend abgebaut werden. zum Entgraten der Kanten — ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Schnittfläche und lassen sich mit den passenden Parametern vermeiden. wissen Kleines, in die Zange genommen Klein, leicht, dünn — das ist die Welt des Zangengreifers von TRUMPF. Er biegt Kleinteile automatisch. Und spart damit Zeit und Geld. Sie sind echte Leichtgewichte und fallen bei manchen Unternehmen doch schwer ins Gewicht: Kleinteile. Sie zu biegen, war bisher ein arbeits- und zeitintensiver Vorgang. Biegen — umgreifen — biegen — umgreifen — biegen — und wieder von vorn. Von Hand und bei jedem einzelnen Werkstück. Bis zu einer Größe von 30 auf 20 Zentimeter, einer maximalen Blechdicke von sechs Millimetern und einem Gewicht bis zu 1,5 Kilogramm übernimmt das jetzt der Zangengreifer von TRUMPF. Und macht dank kurzer Taktzeiten auch das Kanten von kleinen Teilen äußerst produktiv. Auf Kleines spezialisiert Seinen Erfolg verdankt der neue Zangengreifer der zusätzlichen linearen Verschiebeachse. Dadurch kann er immer die richtige Position zum Werkstück einnehmen, sogar, wenn der Greifer „auf dem Kopf steht“. Das reduziert das Umgreifen und damit den Zeitaufwand beim Kanten von Kleinteilen ganz erheblich — um bis zu 15 Sekunden pro Umgreifoperation im Vergleich zu einem Greifer ohne Zusatzachse. Gerade bei Kleinteilen ist das Umgreifen von Bauteilen wegen der Störkontur des Roboterkopfes beziehungsweise der kleinen Greiffläche ein großes Thema. Gerüstet wird der Zangengreifer übrigens wie ein ganz normaler Greifer: über eine pneumatische Kupplung, manuell oder mit dem neuen, automatisierten Greiferwechsel. Die benötigten Werkstücke greift sich die Zange hauptzeitparallel aus der Blechentnahmestation. bearbeiten. Die Zangengreifer-Technologie folgt dem Trend zur Automatisierung: Bereits heute liefert TRUMPF fast 40 Prozent aller Stanzund Laserschneidanlagen mit Automatisierungskomponenten aus. Beim Biegen hat die Automatisierung mit dem spezialisierten Vierachsrobo ter BendMaster Einzug gehalten. Ausgelegt auf die echten „Schwergewichte“ von bis zu 40 Kilogramm und einer Größe von bis zu einem auf zwei Meter, wird der BendMaster mit dem neuen Zangengreifer jetzt auch zum Kleinteilespezialisten. So deckt er ein noch breiteres Produktspektrum ab und ist eine echte Universallösung für kleine und große Bauteile. > Ihre Fragen beantwortet: Simon Hiebl, Telefon: +43 (0) 7221 603 – 261, E-Mail: [email protected] 3 1 Illustration: Gernot Walter Automatisiert statt manuell Der neue Zangengreifer bietet Blech bearbeiten den Unternehmen die Chance, ihr Teilespek trum zu erweitern. Leicht zu wechselnde Zusatzbacken sparen außerdem Zeit. Und auch vor kratzempfindlichen Materialien macht der Zangen greifer nicht halt: Mit den abdruckfreien Backen lässt sich Material wie Aluminium problemlos 2 4 5 Dank seiner linearen Verschiebeachse (1) nimmt der Zangengreifer (2) mithilfe des Antriebs (3) immer die richtige Position zum Werkstück (4) ein. Somit wird der Biegeroboter BendMaster (5) zur Universallösung für große und kleine Bauteile. Express 1/08 23 Sofies Welt Susi, Stefanie, Seraina und Selina — oder natürlich die erfahrene Sofie: Bei Keller Laser in der Schweiz dürfen sich selbst die stählernen Kolleginnen als Freundinnen der Familie fühlen. Sofie hätte den Ruhestand längst verdient. Aber weil ihr Chef zu viel Arbeit hat, steht sie immer noch hinten links in der Halle und gibt täglich ihr Bestes. Sofie ist eine TRUMATIC L 3030 (TruLaser 3030) mit über 45 000 Arbeitsstun den auf dem blau-weißen Blechbuckel. Mit diesem Stundenzettel kann selbst ihr „Chef “ Bruno Keller nicht mit- 24 Express 1/08 halten. Auch wenn der in den ersten zwei, drei Jahren nach der Gründung seiner Keller Laser AG fast rund um die Uhr gearbeitet und dabei, wie er selbst sagt, schon mal das Gefühl für Uhrzeiten und Wochentage verloren hat. Ein hoher Einsatz, der sich aber gelohnt hat: Der ehemalige TRUMPF Mitarbeiter Bruno Keller hat gemeinsam mit Porträt Links: Bruno Keller setzte gemeinsam mit seiner Frau vor 13 Jahren alles auf eine Karte und gründete seinen eigenen Betrieb. Heute hat er 65 Mitarbeiter und endlich wieder mehr Zeit für sein Hobby, die Jagd. Der stellvertretende Geschäftsführer Marco Wüst hat Sofie ihren Namen gegeben. Der 31-Jährige gehört zu den ersten Mitarbeitern der Keller Laser AG und hat den Betrieb aus kleinsten Anfängen mit aufgebaut. seiner Frau Barbara und der Unterstützung seiner Maschine Sofie und ihrer mittlerweile sieben Schwestern Susi, Stefanie, Selina, Seraina, Sarah, Silvia und Sina in wenigen Jahren einen Blechbearbeitungsbetrieb mit 65 Mitarbeitern auf gebaut. Nach Stationen als Lehrling bei der Rhätischen Eisenbahn, Brückenbauer in Saudi-Arabien, selbstständiger Zeitarbeiter in verschiedenen Firmen und neun Jahren als Konstrukteur bei der TRUMPF AG in Grüsch stellt sich Keller 1995 die Zukunftsfrage: 41 Jahre, zwei Kinder, eigenes Häuschen, guter Job. War’s das für die nächsten 25 Jahre ? Die Anregung zu seinem neuen Leben als Unternehmer in der Blechbearbeitung gibt eine Urahnin von Sofie, die erste TRUMPF Laserschneidmaschine L 3030. Das Potenzial der damals noch jungen Lasertechno logie, die einige Jahre zuvor bei TRUMPF in Grüsch ins Programm aufgenommen worden war, elektrisiert den gelernten Schlosser und Konstrukteur: Mit dem Laser will er sich seine Scheibe vom Schweizer Blechbearbeitungsmarkt abschneiden. Er macht einen Businessplan, klopft den Bedarf bei den Unternehmen der Region ab und hält nach potenziellen Wettbewerbern Ausschau. Nachdem der Markt geprüft und die Finanzierung gesichert ist, kann der Gründer im Sommer 1995 mit seiner Idee des Job-Shops für komplette Blechbearbeitung loslegen. Fotos: KD Busch Glück mit dem Vermieter Ein Mann, eine Maschine, komplette Blechbearbeitung ? „Wir waren zu dritt“, korrigiert Keller, „mit am Start waren meine Frau und ein früherer Kollege von TRUMPF, der in den ersten Jahren zum Unternehmen gehörte. Mein heutiger Stellvertreter Marco Wüst stieß bald darauf ebenfalls zu uns. Und wir hatten das große Glück, dass der Vermieter nicht nur ein paar Quadratmeter Platz für unsere Lasermaschine hatte, sondern auch erste Aufträge und freie Schweiß- und Biegekapazitäten.“ Das Untermietverhältnis mit den BuschWerken, einem Hersteller von Waagen, erweist sich als echter Glücksgriff. Keller öffnet dem alteingesessenen Betrieb den Zugang zur neuen Lasertechnologie und bekommt regel mäßig Aufträge. Gleichzeitig kann der Jungunternehmer auf den Maschinen von Busch biegen, schweißen und bohren und trägt damit zur Auslastung des Maschinenparks bei. Die Umsatz- und Mitarbeiterkurven der Keller Laser AG kennen wie die Flanken der umliegenden Berge nur eine Richtung: steil nach oben. Im Jahr 2007 verbuchte der Blechspezialist mit Schneiden, Kanten, Schweißen und Beschichten einen Umsatz von rund 18 Millionen Franken, gut 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Sein Kundenkreis ist breit gestreut, treu und wachsend. Für das laufende Jahr erwartet das Graubündner Vorzeigeunternehmen wieder einen zweistelligen Umsatzsprung. Das Bild des ungestümen Gipfelstürmers passt dennoch nicht zu Bruno Keller: „Wir machen immer einen Schritt nach dem anderen, so kommen wir nicht ins Stolpern.“ > Ihre Fragen beantwortet: André Schatt, Telefon: +41 (0) 41 7 69 61 21, E-Mail: [email protected] Faszination Laser Wer: Keller Laser AG, Trimmis, Schweiz. Gegründet 1995, 65 Mitarbeiter, 18 Mio. SFR Umsatz im Jahr 2007. www.kellerlaser.ch Was: Individuelle Fertigung von einfachen Blechteilen bis zu ganzen Baugruppen unter anderem für Maschinenindustrie, Apparatebau, Fahrzeugbau, Medizinaltechnik, Möbelindustrie, Prototypenbau. Einzelanfertigungen bis zu Großserien, Engineering und Konstruktion von Blechkomponenten. Kundenberatung bei der Konstruktion neuer Bauteile für eine blechoptimierte Fertigung Womit: TruBend 5130 mit BendMaster, TRUMATIC L 3040 (TruLaser 3530), TRUMATIC L 3050 (TruLaser 5030 classic), TRUMATIC L 4030 (TruLaser 3040), TRUMATIC 6000 L – FMC (TruMatic 6000 mit TruTops FMC), TRUMATIC L 3030 (TruLaser 3030), TrumaBend V 500 (TruBend 5050), TrumaBend V 3200 (TruBend 5320), TruTops Laser, TruTops Punch, TruTops Bend, TruTops Fab Express 1/08 25 Gutes fürs Image Bei Schickling Maschinenbau war es der Ärger über den Gartengrill, der nach kurzer Zeit im Freien bereits marode war. Bei Hülsmann Blechtechnologie unter Maria Schickling wollte keine Grills mehr, die nach kurzer Zeit kaputt waren — also baute sie ihren eigenen. Ihren Betrieb Schickling Maschinenbau gründete sie 1988 gemeinsam mit ihrem Mann. Heute hat das Unternehmen 160 Mitarbeiter. anderem der Wunsch nach einem zweiten Standbein. Heinrich Wagener von Wagener Gastronomie Engineering wiederum wollte vor allem seine technischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Gemeinsam ist allen drei Unternehmen der Weg, den sie aus diesen unterschiedlichen Beweggründen eingeschlagen haben: Die Job-Shopper setzen neben der reinen Lohnfertigung auf eigene Kreationen aus Edelstahl. Handgefertigte Grills „ ,Das können wir besser ‘, dachte ich, als wieder einmal ein Grill den Freiluftanforderungen nicht stand hielt. Also haben wir ein eigenes Modell aus Edelstahl gebaut“, erzählt Maria Schickling. Mit ihrem Mann Hermann leitet sie die Schickling Maschinenbau GmbH in Visbek. „Schon bald blieb es nicht bei Artikeln für den Hausgebrauch“, berichtet sie. „2004 wurde ‚Schickling Edeldesign’, unsere kleine Firma in der Firma, geboren.“ Doch schon zuvor hatten die Schicklings ihren Auftraggebern aus Fahrzeugbau, Stall- oder Heiztechnik mit selbst gefertigten Weihnachtspräsenten bewiesen, was sie und ihre Anlagen können. „Unsere Kunden lieben diese Unikate.“ Auch ihre erste serienreife Schöpfung, die Edelstahlgrills, fand auf Anhieb Anklang und auf der Kölner Gartenmesse „Spoga“ gleich zwei Großabnehmer: einen namhaften Kataloganbieter und einen agilen Einzelhändler. Damit nahm das neue Standbein Gestalt an. 2006 ging Schickling Edeldesign online. „Mit rund 15 Anfragen pro Woche läuft auch der Webshop recht gut“, so Maria Schickling. „Den Löwenanteil verkaufen aber unsere Vertriebspartner — 3 500 Grills und 500 Briefkästen pro Jahr.“ > www.hschickling.de und www.edeldesignschickling.de 26 Express 1/08 Ideen Edle Briefzustellung „Als mein Vater, mein Bruder und ich 2000 unser Konstruktionsbüro in Bissendorf zur Hülsmann Blechtechnologie ausgebaut hatten, be saßen wir plötzlich einen leistungsfähigen Maschinenpark und damit alle Möglichkeiten, auch für uns selbst edle Dinge zu fertigen“, erzählt Ines Hülsmann. Also entwarf die Geschäftsführerin, die den Betrieb heute mit Bruder Ingo leitet, für sich einen Kerzenhalter und für die Mutter einen Pflanzkübel. Sie wurden 2002 die ersten marktfähigen Produktlinien. Später kamen Laternen, Brunnen und Briefkästen dazu, die Hülsmann heute unter dem Label „Steel Company“ anbietet. „Besonders mein Vater, der auch im Ruhestand noch unser guter Geist ist, denkt sich gerne solche Sachen aus“, sagt Ines Hülsmann. Abnehmer finden die dekorativen Stücke, die in zwei großen Ausstellungsräumen in Bissendorf zu besichtigen sind, bislang allerdings nur dank Mund-zu-Mund-Propaganda. Doch das soll sich ändern. Geplant sind Kooperationen mit exklusiven Kataloganbietern und Möbelhäusern sowie ein Online-Shop. „Als Massenartikel im Baumarkt wird es unsere Produkte jedenfalls nicht geben“, so Ines Hülsmann. > www.huelsmann-blech.de und www.steelcompany.de Im Jahr 1995 hat Heinrich Wagener sein Unternehmen gegründet. Heute beschäftigt Wagener Gastronomie Engineering 30 Mitarbeiter — und produziert seit drei Jahren Produkte wie diese edle Spaghettieismaschine. Die schicken Briefkästen gehören bereits zur zweiten Produktlinie der 2000 ge gründeten Hülsmann Blechtechnologie GmbH. Inzwischen leitet Ines Hülsmann den Betrieb mit 32 Mitarbeitern zusammen mit ihrem Bruder. Professionelles Spaghettieis Fotos: Claus Langer Wie sauber und filigran er jedes Wunschprodukt fertigen kann, will Heinrich Wagener mit seinen Eigenkreationen zeigen. Im Kerngeschäft stattet die Wagener Gastronomie Engineering seit 1995 vor allem Küchen aus, von A wie Ablufthaube bis Z wie Zapfsäule. Und das an Land und zu Wasser: Zur Klientel gehören auch berühmte Kreuzfahrtschiffe wie die Aida. Daneben begannen Wagener und seine Frau vor drei Jahren, ihre Werksausstellung zum GeschenkeShop auszubauen. „Hier finden unsere Kunden Gebrauchsartikel, die es in dieser Form nur bei Wagener Gastronomie Engineering zu kaufen gibt: von Kerzenhaltern und Uhren über Lampen und Weihnachtsengel bis hin zu Tassenwärmern, Schnitzelpressen und Spaghettieismaschinen“, erläutert Heinrich Wagener. Als zweites Standbein würde er es aber nicht bezeichnen. „Wir wollen in erster Linie die Vielfalt der Möglichkeiten und unser hohes Niveau veranschaulichen. Aber fürs Image ist es auf jeden Fall ein Gewinn.“ > www.w-g-e.de Express 1/08 27 Maschinenbau Die Nussknacker von Kalifornien Bei der Ernte von Mandeln und Co. sammeln die innovativen Maschinen von Flory Industries selbst die härtesten Nüsse — weltweit und seit drei Generationen. den, erweiterten wir unser Angebot, wurden zum Job-Shop und boten Schweißservice“, erinnert sich Kent Flory, Fertigungsleiter, Enkel des Gründers und eines der zwölf in der Firma aktiven Familienmitglieder. Schon drei Jahre später war Florys neue Auftragsfertigung am Rande ihrer Kapazitäten. „Die meisten unserer Blechteile wurden damals von Monteuren mit Bohrern und Lötlampen produziert“, schmunzelt Kent Flory, „irgendwann mussten wir unsere Kapazitäten und damit auch unsere technische Basis erweitern.“ Innovation säen — Erfolg ernten Die Suche nach einer Alternative führte zum Thema Stanzen und Flory wurde 1989 bei TRUMPF fündig. „Die Entscheidung für eine TRUMATIC 240 R Stanzmaschine prägte nachhaltig unsere Fähigkeit, Edelstahl- und Aluteile unterschiedlicher Stärken und praktisch aller Formen oder Konturen zu produzieren“, freut sich der Fertigungsleiter. Er war es, der sich damals als 21-Jähriger im Auftrag der Familie im TRUMPF Headquarter in Connecticut mit dieser Maschine vertraut machte. Vom Nuss-Profi zum Job-Shopper Auch in den 90er-Jahren tat das Geschäft der Florys Im Jahr 2007 fuhren die Nussfarmer rund um den Globus das, was es in den letzten hundert Jahren eigentlich imeine Ernte von knapp 600 000 Tonnen ein. Viele davon mit mer getan hatte: Es florierte. So wurde bald eine weitere hilfe von Florys Maschinen. Das Geschäft mit den Nüssen TRUMPF Maschine angeschafft, eine Laserflachbettmakann aber auch hart sein. Mitte der 80er-Jahre etwa fiel die schine TC L 2503 E II. „Genau wie die Stanzmaschine einiNachfrage nach den Erntemaschinen drastisch. „Um un- ge Jahre zuvor hat der Laser unseren Betrieb revolutiosere Fabrik weiter auszulasten und Stillstände zu vermei niert“, erläutert Kent Flory. „Die ganz neuen Möglichkeiten 28 Express 1/08 Fotos: Frederic Neema Photography Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts hält die Bauernfamilie Flory auf einer Wiese im kalifornischen Central Valley ein paar Milchkühe. Ende der 20er-Jahre nutzt sie als erster Betrieb im Land eine Melkmaschine. In den 30er-Jahren entwickelt sich der Bauernhof mithilfe eines der ersten Traktoren zu einer erfolgreichen Getreide- und Bohnen farm. 1944 konstruiert Howard Flory, der heutige Seniorchef des Unternehmens, die erste Erntemaschine für Bohnen, den sogenannten „Bohnenmäher“. 1968 entwickelt Flory die erste traktorbetriebene Mandel-Erntemaschine. Erst drei Jahre später gründet Howard die Firma Flory Industries. Heute entwickelt und produziert das innovative Familienunternehmen auf der ehemaligen Kuhweide in Salida, Kalifornien, eine breit gefächerte Palette von Maschinen und Ausrüstungen für Nussfarmer und beliefert damit Betriebe in den USA, Südamerika, Australien und Spanien. Rund 9 000 Erntemaschinen, Mähdrescher, Kehr maschinen, Ladegeräte, Mähmaschinen, Schwefelzerstäuber, Elevatoren und Häcksler hat die Landmaschinenfabrik Flory bis heute auf den Markt gebracht. Mit ihm fing alles an: Howard Flory (links) auf einer der ersten von ihm selbst gebauten Maschinen. Sein Sohn Rod ist heute der Produktionsleiter. Bestimmt die Zukunft des Familienbetriebs maßgeblich mit: Fertigungsleiter Kent Flory Express 1/08 29 Maschinenbau Einen Großteil des Erfolges verdankt Flory der Lasertechnik: Mitarbeiter wie Russell Smith (links) fertigen die lasergeschnittenen Blechteile, dank denen die Maschinen des Fami lienunternehmens auf der ganzen Welt reiche Ernte einfahren (rechts). Nur noch ihre Fantasie setzt den Mitarbeitern bei Flory Grenzen, wenn sie neue Maschinen konstruieren. der Laseranlage hatten und haben direkte Auswirkungen auf die Konstruktion unserer Maschinen. Und wenn es um neue Formen geht, setzt uns heute nur noch die Fantasie Grenzen.“ Seit 2003 hat Flory Industries auch eine TRUMATIC L 3030 (TruLaser 3030) im Einsatz. Beide Maschinen laufen im Dreischichtbetrieb, seit Juni 2007 unterstützt von einer dritten Laserschneidmaschine. Die jüngste Investition liegt wenige Monate zurück: Ende 2007 wurde die TRUMATIC 240 R nach mehr als 56 000 Betriebsstunden durch eine TruPunch 1000 ersetzt. hat die Familie Flory eine Antwort parat: Ein spezieller Schredder zerkleinert die Abfälle zu feinem Fasermaterial, das auf dem Boden verbleiben kann und dort schnell und umweltfreundlich zerfällt. „Diese Maschine hat unseren Bedarf an Laserkapazitäten maßgeblich gesteigert, da wir zahlreiche Bauteile des Bearbeitungskopfes mit dem Laser schneiden“, sagt Kent Flory. Schon heute sind über 30 dieser Spezialschredder im Einsatz, spätestens ab dem Jahr 2010 wird das Produkt für Flory wohl zum Dauerbrenner werden. Das Geheimnis ? Qualität und Tempo Fragt man Kent Flory nach dem Erfolgsgeheimnis des vom Großvater gegründeten Unternehmens, muss er nicht lange überlegen: „Qualität, Geschwindigkeit und Innovation. Die Fähigkeit, hochwertige Teile zeitnah zu produzieren, ob für die eigene Produktlinie, die Auftragsfertigung oder als Prototyp, war und ist essenziell.“ Auch in Sachen Innovation bleibt sich Flory Industries treu. So macht sich der Familienbetrieb bereits seit Jahren für den in Kalifornien besonders strengen Umweltschutz und insbesondere für die Luftreinhaltung stark. Ein Ziel ist beispielsweise, die bei der Mandelernte anfallenden enormen Staubfontä nen zu reduzieren. Flory hat eine Erntemaschine entwickelt, die im Vergleich zu anderen bis zu 50 Prozent weniger Staub emissionen freisetzt. Ein weiteres heißes Umweltthema ist die bislang übliche, ab dem Jahr 2010 aber verbotene Praxis, Holzabfälle der Nussplantagen zu verbrennen. Auch darauf 30 Express 1/08 > Ihre Fragen beantwortet: Al Bohlen, Telefon: +1 (0) 510 6 57 26 57, E-Mail: [email protected] Alles bleibt in der Familie Wer: Flory Industries, Salida, Kalifornien, USA. Gegründet 1971, die Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1909. www.floryindustries.com Was: Auftragsfertigung, Kehrer und Sauger, Erntemaschinen, Shuttlefahrzeuge, Karren, Mähmaschinen, Schredder, Zerstäuber, Hilfs stoffe, Zubehörteile, Gebrauchtmaschinen Womit: TC L 2503 E II, TRUMATIC L 3030 (TruLaser 3030), TrumaBend C 66 (TruBend 3066), TruLaser 5030, TruPunch 1000 Eine Frage Wie kalkulieren Sie Ihr Risiko, Ms Hill ? „Solange die Befriedigung meine Angst überwiegt, gehe ich das Risiko ein.“ Foto: Heinz Zak Beim Sportklettern kann bereits ein einziger Fehler zu schweren Verletzungen oder gar zum Tod führen. Deshalb ist es wichtig, die Risiken genau einschätzen zu können. Zu Beginn meiner Kletterkarriere war ich derart „berauscht“ von immer neuen Entdeckungen, dass ich Risiken einging, ohne sie überhaupt wahrzunehmen. Nach über 32 aktiven Kletterjahren bin ich inzwischen sehr gut darin, die Felswand zu „lesen“ und die mit ihr verbundenen Schwierigkeiten sowie meine eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen. Der Sicherheitsspielraum hängt von meinem Selbstvertrauen ab — sowohl in Bezug auf den Schwierigkeitsgrad als auch auf die objektiven Risiken der Tour. Auch wenn die Folgen eines Absturzes gravierend sein können: Wenn meine Kondition gut und mein Selbstvertrauen groß genug ist, setze ich mich dem Risiko aus. Natürlich habe ich meine ganz eigene Vorstellung von einem vernünfti gen Risiko. Im Jahr 1989 vergaß ich, meinen Knoten fertig zu machen und stürzte fast 23 Meter ab. Aber selbst nachdem ich dem Tod ins Auge gesehen hatte, mochte ich das Klettern nicht aufgeben. Die Gefahren stehen für mich in keiner Relation zu der enormen Befriedigung und Freude, die ich dabei empfinde. Fünf Jahre nach dem Unfall konzentrierte ich all meine Fähigkeiten und Erfahrungen für meinen vielleicht wichtigsten Aufstieg. Bereits 1993 kletterte ich — als erster Mensch überhaupt — frei die Route „The Nose“ am El Capitán im Yosemite-Nationalpark, Kalifornien. Dann, 1994, durchstieg ich ein weiteres Mal die 1 000 Meter senkrechten Granit – in 23 Stunden. Bestimmt habe ich dabei mehr riskiert als sonst. Aber das war ein besonderes Unternehmen an einem besonderen Tag — ich wusste, es war an der Zeit. Inzwischen bin ich Mutter, fühle eine große Verantwortung gegenüber meinem Sohn und bin wesentlich mehr auf Sicherheit bedacht. Aber nach wie vor gilt meine Leidenschaft dem Klettern und anderen nicht ganz unge fährlichen Aktivitäten. Ein völlig risikofreies Leben ist für mich undenkbar. Wie Keshavan Nair einmal sagte: „Mit Mut wagst du es, Risiken einzugehen, Mut gibt dir die Kraft, Mitgefühl zu haben, und die Weisheit, bescheiden zu bleiben. Mut ist das Fundament von Integrität.“ Die US-Amerikanerin Lynn Hill, Jahrgang 1961, ist eine der erfolgreichsten Kletterinnen der Welt. Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre dominierte sie die Sportkletter szene und gewann unzählige Wettbewerbe. Ihr größter Erfolg ist die erste freie Durchsteigung der fast 1000 Meter hohen Route „The Nose“ am Granit-Monolithen „El Capitán“ im Yosemite Valley. Weitere Informationen unter: www.lynnhillclimbs.com 31 In aller Ruhe nachgedacht, aufgezeichnet — und optimiert: Beim Gehäusehalter der TruLaser 5030 wurde aus zwei gefrästen Gleichteilen ein Blechteil, das nicht mehr geschweißt werden muss. Jetzt ist es 85 Prozent günstiger als vorher. 32 Express 1/08 REPORT: Anders denken Entdecker der Möglichkeiten Wer schon in der Konstruktion ums Eck denkt, kann sich später in der Fertigung viele Ecken und Kanten sparen. „Manchmal muss man Bestehendes radikal hinterfragen“, sagt Jörg Heusel, Konstruktionsexper te bei TRUMPF, „und die reine Funktionalität eines Bauteils als Maßstab ansetzen.“ Wer das berücksichtigt, hat laut Heusel den ersten Schritt bereits getan. Und kann ergründen, welches Verbesserungspotenzial in der bisherigen Lösung steckt. Denn oft geht es einfacher, schneller, leichter oder günstiger als gedacht. Wer bereits in der Konstruktion umdenkt, kann sich Ferti gungsverfahren wie Fräsen, Drehen oder Bohren häufig sparen. Denn die Arbeit mit Blechen, Rohren und Profilen und der Einsatz des Lasers bieten jede Menge faszinierende Alternativen. Man muss sie nur erkennen. Verstehen, um zu verbessern Mit einem Blick über den Tellerrand begann auch der Optimierungsprozess bei der Krones AG im bayerischen Neutraubling. Das Konstruktionsteam des Maschinenbauspezialisten für die Getränke-, Verpackungs- und Nahrungsmittelindustrie analysierte gemeinsam mit TRUMPF eine bestehende Baugruppe, den sogenannten Verschließer. „Es ging darum, verschiedene Ideen zu entwickeln. Zu überlegen, was man anders machen, welche Schritte man sich vielleicht sogar sparen kann“, so Heusel. „Die Lösung war dann — wie so oft — eine Kombination aus verschiedenen Ideen.“ Durch die Abfüllanlagen von Krones laufen bis zu 72 000 Flaschen in der Stunde, die untersuchten Komponenten bilden einen Bestandteil der Baugruppe. Der Fokus lag vor allem auf einer Gewichtsoptimierung. Denn die Verschließer, die an einen Drehteller montiert werden, dürfen nicht viel wiegen, um rasch rotieren zu können. Da zählt jedes Gramm: „Nur gewichtsoptimierte Anlagen arbeiten wirklich schnell“, erklärt Martina Wrede, Gruppenleiterin in der Sparte Füll- und Verschließtechnik bei der Krones AG. „Gemeinsam mit TRUMPF konnten wir das Gewicht des betreffenden Bauteils im Verschließer deutlich senken — um nahezu 40 Prozent.“ Grund für die Verbesserung: Mehrere zuvor verwendete Fräs- und Drehteile wichen einem Blechteil, das nun lasergeschnitten und gebogen wird. Statt zuvor acht sorgen nun nur noch fünf Einzelteile für eine deutlich einfachere Konstruktion. „Auf diese Weise verringert sich der gesamte Aufwand — die Fräsarbeit an den Einzelteilen etwa konnten wir auf ein Minimum reduzieren“, erklärt Martina Wrede. „Und das macht sich natürlich auch finanziell bemerkbar.“ Überdies kommt der Laser auch den hohen Hygieneanforderungen des Unternehmens zugute: Zuverlässig verschweißt er sämtliche Spalten, die im Lebensmittelbereich nicht auftreten dürfen — mit nur minimalem Verzug im Bauteil. Dass das Arbeiten mit Blech vergleichsweise kostengünstig ist, macht Krones sich nicht nur bei den Verschließern zunutze. Auch die seitlichen Begrenzungen der Förderanlagen, die für den sicheren Transport der Flaschen sorgen, sind nicht mehr wie früher aus gefrästen KunststoffExpress 1/08 33 Laser-Werke: Während die Krones AG bei Führungsblechen (Mitte) und Voith Turbo für die Konstruktion des Hydrauliksteuerblocks (rechts) heute auf die Schneidkraft des Lasers setzen, optimierte BMW sein Achsausgleichsgetriebe (links) durch Laserschweißen. „Bestehendes radikal zu hinterfragen, ist der erste Schritt, um besser zu werden.“ Jörg Heusel platten, sondern aus Blech. Weil es eine Vielzahl verschiedener Flaschen und nicht weniger kundenspezifische Hallenlayouts gibt, müssen die Teile in den unterschiedlichsten Varianten gefertigt werden, und das möglichst schnell und ohne großen Programmieraufwand. Diese Anforderungen erfüllt der Laser ideal — und so machte das lasergeschnittene Führungsblech das Rennen. lungsphase standen uns die Laserprofis aus Ditzingen mit Rat und Tat zur Seite“, berichtet Dr. Tim Angerer von BMW, Leiter des Entwicklungsprojekts. Heute ist die Baugruppe durch das Laserschweißen schrauben- und flanschfrei. Weil dank der lasergerechten Konstruktion außerdem die Einzelteile kleiner sind, lassen sich sieben Prozent Bauraum einsparen, was bei einem Kampf um jeden Millimeter eine ganze Menge ist. Darüber hinaus ist das Differenzialgetriebe leichter als zuvor Die Lösung: Laser — auch das ein eher unüblicher Nebeneffekt im Automobilbau, wo GeLassen sich auch komplizierte Schraubverbindungen durch eine Schweiß wichtsreduzierungen in der Regel Geld kosten, statt welches einzuspanaht ersetzen ? Selbst dann, wenn es sich um die Verbindung von zwei ren. „Ist man bereit, neue Wege zu gehen, können sich in Bezug auf unterschiedlichen Werkstoffen wie einsatzgehärtetem Stahl und Grau- Kosten, Fertigung und Funktion überraschende Vorteile ergeben“, sagt guss handelt, die noch bis vor wenigen Jahren für das Schweißen tabu Jörg Heusel. waren ? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich das Forschungs- und Innovationszentrum der BMW Gruppe in München. Eines ihrer Pro- Dem Optimum auf der Spur jekte, welches in Zusammenarbeit mit dem Werk 2.1 in Dingolfing Neue konstruktive Pfade beschritt auch die Voith Turbo H+L Hydraulic erfolgte: das Differenzialgetriebe. Für die traditionelle Schraubverbin- GmbH & Co. KG. Im Auftrag von TRUMPF optimierte das Unternehdung von Tellerrad und Achsausgleichsgehäuse sollte eine Alternative men einen Hydrauliksteuerblock, der bis dato aus einem von außen gefunden werden. Und auch hier hieß die Antwort: Laser. Genauer verbohrten Gussblock bestand. „Es gab einfach Widersprüche in der gesagt: Laserschweißen. „Wir haben zusammen mit TRUMPF die ersten Konstruktion“, erzählt Bert Brahmer, technischer Geschäftsführer von Prozessparameter definiert. Und auch während der übrigen Entwick- Voith Turbo H+L Hydraulic. „Einerseits waren große Bohrungen nötig, 34 Express 1/08 REPORT: Anders denken Fotos: KD Busch, Udo Loster Leichter konstruieren: Martina Wrede von der Krones AG mit dem neuen Verschließer-Bauteil Voith Turbo Geschäftsführer Bert Brahmer freut sich über den optimierten Hydrauliksteuerblock. Krones AG optimiert Gewicht und Kosten Voith Turbo H+L Hydraulic spart sich Bohrungen Beispiel 1: Verschließer Beispiel 2: Hydrauliksteuerblock > Lasergeschnittenes, gebogenes Blech statt vieler Einzelteile > Blechschichten statt Gussblock > Gewichtsreduzierung um rund 40 Prozent > Laserschneiden statt Bohren > Reduzierung der Arbeitsschritte um ein Drittel > Verbesserter Durchflusswiderstand > Kostenreduzierung pro Teil: circa 20 Prozent > Steigerung der Maschinenleistung um bis zu 25 Prozent um den Durchfluss des Hydrauliköls zu gewährleisten. Andererseits war zu wenig Platz dafür vorhanden.“ So wurde der Block immer größer, denn „um die Ecke kommt man eben nur durch Bohrungen an zwei Seiten, die sich im Inneren treffen“. Wie also das Bohrproblem lösen ? „Durch Schichttechnik“, erklärt Brahmer. Die von Voith Turbo ausgetüftelte Multilayertechnik reduziert sowohl die Größe des Bauteils als auch den Durchflusswiderstand des Hydrauliköls. Die gut 50 Blechplatten für einen Steuerblock schneidet der Laser ganz individuell, sodass sich durch das Stapeln verschiedene Gänge erzeugen lassen — auch schräg ansteigende und diagonale. „Die Leistung von Stanzmaschinen wie der TruPunch 5000 von TRUMPF, in denen der Block beispielsweise zum Einsatz kommt, steigt so um ganze 25 Prozent“, berichtet Brahmer. Blech, so der Geschäftsführer weiter, eröffne Freiheiten in der Kon struktion, wo vorher scheinbar kein Durchkommen möglich war. Diese Grenzen immer wieder zu durchbrechen, daran arbeiten auch die Ditzinger Maschinenbau-Spezialisten selbst in internen Konstruktions-Workshops. So besteht der Gehäusehalter der TruLaser 5030 heute aus einem Blechteil statt aus zwei Frästeilen — einfach, aber effektiv. „Das anfangs als Zwischenschritt benötigte Schweißen entfällt mittlerweile komplett“, erläutert Jörg Heusel. Überdies ist die neue Ausfüh- rung um 85 Prozent günstiger als zuvor. Auch den Querträger der Laser maschine optimierten die TRUMPF Experten. Dieser nimmt die Reaktionskräfte auf, die beim Beschleunigen auftreten, und beeinflusst letztendlich die Arbeitsgenauigkeit des Laserschneidens. „Die Herausforderung bestand darin, die Präzision durch den Einsatz von Prinzipien der steifen Konstruktion zu erhalten — zugleich aber auch die Masse zu reduzieren“, erklärt Tobias Meck, TRUMPF Entwicklungsingenieur für 2-D-Lasermaschinen. Eine geschlossene Kastenstruktur aus Blech mit eingebrachten Rippen machte es möglich: „So erzielen wir eine hohe Biege- und Torsionssteifigkeit — trotz geringem Gewicht. Und da der Laser den Kasten exakt und mit wenig Wärmeverzug schweißt, müssen wir, im Gegensatz zur früheren Konstruktion mit klassischen Schweißnähten, nicht einmal mehr nacharbeiten“, so Meck. „Jedes Ferti gungsverfahren hat letztendlich seine Ecken und Kanten“, resümiert Jörg Heusel. „Aber wenn man genau überlegt, gibt es doch immer einen Weg, wie man sie glätten kann.“ > Ihre Fragen beantwortet: Jörg Heusel, Telefon: +49 (0) 7156 303 – 3 11 27, E-Mail: [email protected] Express 1/08 35 Charaktere : Menschen und Blech 36 Express 1/08 Der Traum vom Flieger Margret Kristensen und Marion Wagner lieben Flugzeuge. Auch das Wrack der Focke-Wulf Fw 200 Condor, das fast 60 Jahre im Meer lag. In Rente ist sie bereits seit sechs Jahren. Den- Hauptholm.“ Ursprünglich gelernt hat Marinoch erscheint Margret Kristensen jeden on Wagner Flugzeugmechanikerin — und mit Dienstag und Mittwoch pünktlich um neun ihren 34 Jahren ist sie bei Weitem die Jüngste Uhr bei ihrem alten Arbeitgeber, der Airbus im Condor-Team bei Airbus in Bremen. „Ich Deutschland GmbH, um als technische Zeich- habe nur vom Hörensagen von diesem Projekt nerin zu arbeiten. Allerdings nicht am neues- erfahren, habe es mir angeschaut und bin geten Modell des Flugzeugbauers. Sondern an blieben. Gleich überzeugt hat mich, dass ich einer über 70-jährigen technologischen Spit- so selbstverständlich akzeptiert wurde“, so Mazenleistung der Bremer Luftfahrt — einer Fo- rion Wagner. Familie und Freunde wundern cke-Wulf Fw 200 Condor. Insgesamt haben sich ein bisschen, gibt sie zu. „Sie sagen mir sich rund 50 Freiwillige bei Airbus in Bremen immer: ‚Du hast doch so viel um die Ohren diesem ehrgeizigen Projekt verschrieben. Ihr — warum machst du das jetzt auch noch? ‘“, Ziel: Das im Februar 1942 vor der norwegi erzählt sie lachend. „Und dann antworte ich: schen Küste notgewasserte und bei der Ber- ‚Weil es mir sehr viel Spaß macht, so selbstgung 1999 auseinandergebrochene Flugzeug ständig an diesem tollen Projekt zu arbeiten restauriert im Deutschen Technikmuseum in — und ich einfach möchte, dass dieses Stück Berlin auszustellen. Luftfahrtgeschichte im Museum steht.‘“ „Bei Focke-Wulf habe ich 1960 als eines von drei Mädchen eine Ausbildung zur technischen Große Unterstützung von Airbus Zeichnerin begonnen. Meine ganzen 34 Berufs Dass sich ein Unternehmen wie Airbus in jahre hindurch hatte ich sehr viel Freude an dieses Projekt einbringt, kommt nicht von meiner Arbeit. Warum sollte ich sie also nicht ungefähr. Projektleiter Günter Büker: „Wir weiterführen ?“, sagt Margret Kristensen. Seit arbeiten hier an der letzten noch existierenden vier Jahren ist sie nun schon im Team. „Mir Focke-Wulf Fw 200 Condor. Immerhin das macht das riesigen Spaß ! Ich bin an beiden Ta- Flugzeug, das den ersten Nonstop-Flug als Ver gen meistens bis 16 oder 17 Uhr im Büro und kehrsmaschine von Berlin nach New York über mache Detailzeichnungen am Computer“, er- den Atlantik meisterte.“ Deshalb gilt die Mazählt sie. Bisher gezeichnet hat sie unter ande- schine auch heute noch als prägend für den rem das Brandschott und die Fahrwerksklap- zivilen Luftverkehr. „Flugfähig wird unsere pen. „Bis alles fertig ist, dauert es noch eine Condor leider nicht mehr sein — aber wir freuWeile“, prophezeit die Flugzeug-Retterin. „Wir en uns alle darauf, sie am Ende der Restauriehier bei Airbus restaurieren ja auch nur einen rung im Deutschen Technikmuseum bewunTeil der Condor: die beiden Innen- und Au- dern zu können“, so Günter Büker. ßenflügel sowie den Rumpf.“ Andere Teile, wie das Hauptfahrwerk, das Rumpfheck oder die Triebwerke, werden bei der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung sowie bei Rolls Royce Deutschland instand gesetzt. Fotos: Claus Langer Hauptberuf: Feuerwehrfrau Spaß an der freiwilligen Arbeit ist auch das Hauptmotiv der Berufsfeuerwehrfrau Marion Wagner. „Oft fahre ich direkt nach einer 24-Stunden-Schicht bei der Delmenhorster Feuerwehr zu Airbus nach Bremen“, berichtet sie. „Dort repariere ich Komponenten am Flügel, wie den Nasenholm und aktuell den Eines der berühmtesten Flugzeuge der Welt: die Focke-Wulf Fw 200 Condor, aufgenommen im Jahr 1938 Sagen Sie mal, Frau Kristensen und Frau Wagner … … was halten Sie für Ihre größte Stärke ? Was für Ihre größte Schwäche? Margret Kristensen: Da denke ich an meine behinderte Tochter. Für sie lebe ich, das ist meine Stärke. Marion Wagner: Meine größte Stärke ist, dass ich sehr ordentlich bin. Meine größte Schwäche ist sicherlich meine Vergesslichkeit. … wie würden Sie sich in wenigen Worten charakterisieren? Kristensen: Ich bin ein sehr ruhiger Mensch und komme mit meinen Kollegen gut klar. Wagner: Ganz spontan würde ich sagen: Ich bin ein sehr optimistischer, positiv denkender Mensch. … woraus beziehen Sie Ihre Energie ? Kristensen: Aus Spaß an meiner Arbeit. Wagner: Ich schlafe genug, treibe Sport — und lebe meine positive Einstellung ! … was würden Sie mit auf die sprichwörtliche einsame Insel nehmen? Kristensen: Nur meine Zufriedenheit und Ausgeglichenheit, sonst nichts. Wagner: Eine Bibliothek! … welchen Traum möchten Sie sich in Ihrem Leben auf jeden Fall noch erfüllen? Kristensen: Ich würde meinem Enkel Torben gerne den Grand Canyon und das Nordkap zeigen. Aber in diesem Jahr machen wir erst einmal gemeinsam das goldene Wanderabzeichen. Wagner: Mein Flugzeug fertig bauen, das ich im Sommer 2006 angefan gen habe. Es ist der Kiebitz, ein zweisitziger Doppeldecker des Konstrukteurs Michael Platzer. Express 1/08 37 108 Blech : starke Geschichte Impressum TRUMPF Express 1/08 Magazin zur Blechbearbeitung Herausgeber TRUMPF Werkzeugmaschinen GmbH + Co. KG Johann-Maus-Straße 2, 71254 Ditzingen www.trumpf.com Das lang verkannte Genie Leonardo da Vinci erfand schon im 15. Jahrhundert eine Walzanlage für Bleche. Verantwortlich für den Inhalt Dr.-Ing. Mathias Kammüller Chefredaktion Anke Roser, +49 (0) 7156 303 – 3 04 28 [email protected] Beratung Helmut Ortner Redaktion pr+co. gmbh, Stuttgart Norbert Hiller Nadine Leimbrink Leonardos Walze Gestaltung und Produktion pr+co. gmbh, Stuttgart Gernot Walter Markus Weißenhorn Martin Reinhardt Wer hat’s erfunden? Ein Italiener war’s: Die erste Blechwalze der Welt stammt aus der Feder von Multitalent Leonardo da Vinci. Reproduktion Reprotechnik Herzog GmbH, Stuttgart 38 Express 1/08 unter dem starken Druck verbiegen und konvexe statt gleichmäßig flache Metallfolien hervorbringen. Eine Skizze von 1515 zeigt überdies eine komplexere Vorrichtung, die auch das Ziehen von Kupferbändern ermöglicht hätte. „Hätte“, wohl gemerkt. Denn auch mit diesen Schöpfungen war da Vinci seiner Zeit wieder einmal weit voraus. Kaum eine der „Spinne reien“, wie skeptische Zeitgenossen seine Ent würfe nannten, wurde zu seinen Lebzeiten rea lisiert. Auch Bleche hat man erst 300 Jahre später tatsächlich gewalzt; das erste BlechWalzwerk Europas baute die Dillinger Hütte 1802 im Saarland. In den folgenden 100 Jahren setzte sich das Verfahren durch und hat sich bis heute gehalten. Bis rund 200 Jahre nach Leonardos Tod blie ben seine Ideen weitestgehend unbekannt — unverstanden sowieso. Schade eigentlich: Denn wie viel früher hätten Leonardos Maschinen der Menschheit nicht nur das Herstellen von Blechen, sondern auch so manche andere Schwerstarbeit erleichtern können. > Mehr über Leonardo da Vinci: www.jadukids.de/personen/pers/leonardo.html oder www.universalleonardo.org Herstellung frechdruck GmbH, Stuttgart Autoren Julia Bechtler Bob Devol Karin Herczog Lynn Hill Silke Köhler Nadine Leimbrink Olaf Meier Conny Nylén Martin Reinhardt Stefan Schanz Steffen Sommer Monika Unkelbach Fotografie Illustration: Gernot Walter Kein anderer Mensch hat im 15. Jahrhundert mehr erfunden als der Künstler, Anatom, Architekt und Ingenieur Leonardo da Vinci. Nie lief er ohne Notizbuch umher, 7 000 Seiten davon sind erhalten. Er erdachte Fluggeräte und andere Fortbewegungsmittel, Uhren, Musikinstrumente, Waffen sowie Hunderte mechani scher und hydraulischer Maschinen. Mitten darunter: der erste Entwurf der Welt für eine Blechwalze. Möglichst viele Bewegungsarten und Arbeits schritte wollte der Meister in seinen Vorrichtun gen vereinen, um gleichförmige, präzise Ergeb nisse bei maximaler Leistung zu erzielen. Ein sehr moderner Ansatz für jemanden, der vor 500 Jahren lebte ! Dabei erkannte der gewiefte Techniker, dass Maschinen, die sauber arbeiten sollen, selbst aus perfekt gleichförmigen Metallteilen bestehen müssen. Mit der bis dato üblichen Methode, Bleche tagelang von Hand aus einem Block in die benötigte Dicke und Fläche zu hämmern, war das nicht zu schaffen. Eine eigene Maschine musste dafür her. Da Vinci entwarf und zeichnete sie 1497: eine per Kurbel angetriebene Walzanlage, die neben zwei Haupt- auch zwei kleinere Presswalzen besaß. Diese beiden sollten verhindern — so Leonardos Idee —, dass sich die großen Walzen KD Busch Claus Langer Udo Loster Frederic Neema Photography Jens Neumann Conny Nylén Heinz Zak Illustration Gernot Walter Jan Seidl Fokus der Stiftung Familienunternehmen Familienunternehmen sind in Deutschland wie in den meisten Industrienationen die volkswirtschaftlich herausragende Unternehmensform. Sie stellen nicht nur die meisten Arbeits- und Ausbildungsplätze sondern stehen zugleich für eine ausgeprägte Vielfalt unserer Branchen und Technologien. Im öffentlichen Leben werden die Leistungen und Bedürfnisse von Familienunternehmen jedoch nur unvollkommen wahrgenommen. Die Stiftung Familienunternehmen setzt sich daher für eine ausgewogene Wahrnehmung und angemessene Berücksichtigung der Interessen der Familienunternehmen ein. Ziele der Stiftung Familienunternehmen Die Stiftung Familienunternehmen verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Ziele, die in den Gebieten Forschung und Wissenschaft, Information sowie Qualifikation verwirklicht werden. So werden unter anderem wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Fragestellungen durch Vergabe entsprechender Forschungsaufträge untersucht und anschließend der Öffentlichkeit und Politik zur Verfügung gestellt. Zugleich werden beispielsweise Journalisten im Rahmen eines eigenen Ausbildungsprogrammes bei der Berichterstattung über Familienunternehmen unterstützt sowie Unternehmensnachfolger und externe Fach- und Führungskräfte für eine Tätigkeit im Familienunternehmen begeistert. 1. Forschung und Wissenschaft 2. Information und Öffentlichkeitsarbeit 3. Erfahrungsaustausch und Qualifikation Förderkreis der Stiftung Familienunternehmen Das Erreichen der Stiftungsziele wird durch das Engagement von rund 300 Förderern ermöglicht, deren Kreis sich laufend erweitert. Für Personen oder Firmen, welche die gemeinnützige Stiftungsarbeit unterstützen wollen, werden entsprechende Spendenbescheinigungen über ihre Zuwendung erteilt. Bankverbindung: Deutsche Bank Stuttgart, Bankleitzahl 600 700 70, Kontonummer 150 900 900 Kontakt Stiftung Familienunternehmen Stefan Heidbreder, Geschäftsführer Ismaninger Straße 56 D-81675 München Telefon: 089 / 20 18 66 10 Telefax: 089 / 20 18 66 19 E-Mail: [email protected] Internet: www.familienunternehmen.de Fotos: Bildunion GmbH, Miele & Cie. KG Runter von der Leine Mehr als 380 000 Stück im Jahr und damit fast 1 700 am Tag: So viele Schon- und Glattwandtrommeln produziert die Firma Miele & Cie. KG für ihre Wäschetrocknerseri en. Dabei verwendet der Hausgerätehersteller spezielle Edelstähle, die für den Umformprozess beim Expandieren — der Innenhochdruckverformung — notwendig sind. In der Produktion kommt auch Lasertechnik aus dem Hause TRUMPF zum Einsatz. Mit einem TLF 3000 Turbo (TruFlow 3000) schweißen die Gütersloher die Blechkanten. Um eine optimale Laserschweißnaht zu erreichen, greift Miele übrigens zu einem Trick: Im Fertigungszuschnitt werden die Bleche mit einem Stanzschnitt versehen — so greifen die Kanten beim Schweißen noch besser ineinander. www.miele.de