- Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

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- Exportinitiative Gesundheitswirtschaft
Branche
Der Markt für Medizintechnik
in Australien
Foto: © Sebastian Kaulitzki - iStockphoto.com
Über uns
Germany Trade & Invest ist die Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik Deutschland. Sie unterstützt deutsche Unternehmen, die ausländische Märkte
erschließen wollen, mit Außenwirtschaftsinformationen.
Germany Trade & Invest wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten
der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer aufgrund
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
Germany Trade and Invest
Gesellschaft für Außenwirtschaft
und Standortmarketing mbH
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F. +49 (0)228 24993-212
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www.gtai.de
Exportinitiative Gesundheitswirtschaft
Die Produkte und Dienstleistungen der deutschen Gesundheitswirtschaft sind in vielen Ländern der Welt sehr
gefragt. „Health made in Germany“ steht für Qualität, Innovation und Erfahrung. Um insbesondere kleinere und
mittlere Unternehmen beim Auslandsgeschäft zu unterstützen, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft lanciert. Ziel ist es, Deutschlands Position als eines der
führenden Exportländer im Bereich der Gesundheitswirtschaft zu stärken.
Umfassendes Unterstützungsangebot
Erstmals werden die bestehenden Aktivitäten im Bereich der Außenwirtschaftsförderung zentral vernetzt. Die neu
entwickelte Website www.exportinitiative-gesundheitswirtschaft.de bietet umfassende Informations- und Serviceangebote. Unternehmer finden dort Expertenwissen zu den Exportchancen auf den weltweiten Zielmärkten.
Eine Übersicht über Ausschreibungen und Förderprogramme oder ein Veranstaltungskalender mit Messen,
Kongressen, Geschäfts- und Delegationsreisen ergänzen den Service.
Vermarktung im Ausland
Die Stärken der deutschen Gesundheitswirtschaft stellt die Exportinitiative Gesundheitswirtschaft auf dem
englischen Internetportal www.health-made-in-germany.com dar. Ausländische Kunden, Partner und Meinungsträger erfahren dort, warum es sich lohnt, mit Anbietern aus Deutschland zusammenzuarbeiten. Um die
deutschen Unternehmen im Ausland zu vermarkten, erstellt die Exportinitiative Firmenverzeichnisse, die sie
an die Zielgruppen verteilt. Eigene Veranstaltungen auf Messen und Kongressen verhelfen den Unternehmen zu
einer stärkeren öffentlichen Präsenz.
Verschiedene Branchen im Fokus
Die Exportinitiative ist breit abgestützt, zu den Partnern gehören Bundesministerien, Verbände und die
Bundesländer. Im Fokus stehen zunächst die folgenden Branchen:
n
Medizintechnik
n
Pharma
n
Medizinische Biotechnologie
n
Telemedizin und Gesundheitsbezogene Dienstleistungen
Weitere Branchen werden in Zukunft hinzukommen. Mit der Umsetzung der Exportinitiative ist Germany Trade &
Invest beauftragt, die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesregierung.
Zusammenarbeit mit den Fachverbänden
Die Exportinitiative richtet sich an den konkreten Bedürfnissen der Industrie aus und arbeitet deshalb eng mit
den Fachverbänden zusammen. Die vorliegende Studie zur australischen Gesundheitswirtschaft ist auf Anregung
der im Arbeitskreis Medizintechnik vertretenen Verbände entstanden.
Inhalt
Vorwort Germany Trade & Invest
4
Vorwort Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie
5
1.
Marktüberblick
6
2.
2.1
8
8
2.2
Marktentwicklung und -bedarf
Rahmenbedingungen und Nachfrage
bestimmende Faktoren
Marktvolumen und Importbedarf
11
3.
Produktion und Branchenstruktur
13
4.
Außenhandel
14
5.
5.1
5.2
Geschäftspraxis
Vertrieb
Zulassungsbedingungen, Normen,
Einfuhrverfahren
16
16
16
6.
Kontaktanschriften
17
Germany Trade & Invest www.gtai.de 3
Vorwort
Mit der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft hat das Bundesministerium
für Wirtschaft und Technologie ein schlagkräftiges Instrument geschaffen,
um das Auslandsgeschäft einer leistungsfähigen deutschen Wachstumsbranche zielgerichtet zu unterstützen. Die Initiative zeichnet sich dadurch
aus, dass die Ziele und sektorspezifischen Konzepte aller Fördermaßnahmen im engen Dialog mit Unternehmen und Branchenvertretern entwickelt werden. Darüber hinaus sind sie in eine übergreifende Markterschließungsstrategie eingebunden, die speziell auf kleine und mittelständische Betriebe zugeschnitten ist.
Germany Trade & Invest wurde vom Bundeswirtschaftsministerium damit
beauftragt, den Koordinierungs- und Entscheidungsprozess in der Initiative zu moderieren und für eine effiziente Umsetzung der beschlossenen
Maßnahmenpakete zu sorgen. Hierbei kommen der Bundesgesellschaft
für Außenwirtschaft und Standortmarketing die Erfahrungen aus über
60 Jahren Außenwirtschaftsförderung zugute.
Der vorliegende Report zum Medizintechnik-Markt in Australien baut auf
der fachlichen Fokussierung in der Exportinitiative auf. Im Arbeitskreis
Medizintechnik wurde der außenwirtschaftliche Informationsbedarf
definiert, an dem sich der Marktbeobachter von Germany Trade & Invest
bei seinen Recherchen orientierte.
Auf dem Fünften Kontinent wird für deutsche Medizintechnikunternehmen
ein besonders großes Geschäftspotenzial gesehen. Fundierte Länderinformationen sind dabei eine Grundvoraussetzung, um in diesem Markt erfolgreich zu bestehen.
Wir wünschen Ihnen bei Ihren Aktivitäten in Australien viel Erfolg!
Ihr
Dr. Jürgen Friedrich
Geschäftsführer Germany Trade & Invest
4 Der Markt für Medizintechnik in Australien
Die Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen wächst
weltweit. Bis 2030 könnte sich der Umsatz mehr als verdreifachen – eine
große Chance für die deutsche Gesundheitswirtschaft und damit auch für
die Medizintechnik, die zu den größten und wichtigsten Branchen gehört.
2010 verbuchten die über 11.000 Unternehmen einen Umsatz von rund 20
Milliarden Euro; dies mit einem Exportanteil von 64 Prozent.
Mit der Exportinitiative Gesundheitswirtschaft unterstützt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die deutsche Gesundheitswirtschaft noch stärker als bisher. Deutschlands Unternehmen sollen von der
weltweit steigenden Nachfrage nachhaltig profitieren können.
Die Exportinitiative richtet sich dabei nach den konkreten Bedürfnissen der
Industrie. Angesprochen sind insbesondere kleinere und mittlere Unternehmen. Sie sind über ihre Fachverbände in den Arbeitskreisen der Exportinitiative vertreten und bestimmen so deren Ausrichtung mit. Die vorliegende Studie ist auf Anregung des Arbeitskreises Medizintechnik entstanden. Sie bietet deutschen Unternehmen einen fundierten Überblick
über den Gesundheitsmarkt Australiens.
Erfolgreiche Auslandgeschäfte wollen gut vorbereitet sein: Nur wer die
Zielmärkte kennt, kann auch die richtigen Entscheidungen treffen. Deshalb
wurde mit der Umsetzung der Studie Germany Trade & Invest beauftragt,
die Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing der Bundesregierung. Deren Experten haben die aktuelle Marktsituation direkt vor
Ort recherchiert und die Informationen zu den Rahmenbedingungen aus
erster Hand zusammengetragen. Ihre Einschätzungen basieren auf jahrlanger Erfahrung. Ich bin überzeugt, dass mit diesem Expertenwissen ein
solider Grundstein für viel versprechende Auslandsgeschäfte in Australien
gelegt ist.
Foto: © BMWI
Ernst Burgbacher, MdB
Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft
und Technologie, Mittelstands- und Tourismusbeauftragter der
Bundesregierung
Germany Trade & Invest www.gtai.de 5
Marktüberblick
1. Marktüberblick
Australien bietet deutschen Unternehmen trotz der großen Entfernung gute Geschäftsmöglichkeiten.
Der rohstoffreiche Fünfte Kontinent
registriert seit Jahren ein kontinuierliches und robustes Wirtschaftswachstum. Dabei spielt
traditionell der Bergbausektor die
entscheidende Rolle. Nach der
Finanzkrise stieg die Nachfrage
nach Kohle und Eisenerz wieder an.
Damit erhöhten sich die Absatzpreise und verschafften „Down
Under“ einen erneuten Rohstoffboom. Im Gegensatz dazu steht
jedoch die verarbeitende Industrie
des Landes nach Ansicht von
Kritikern auf dem Abstellgleis. Sie
fordern daher für diesen Bereich
mehr staatliche Unterstützungsprogramme.
Die allgemeinen Prognosen für die
australische Wirtschaft sehen für
die kommenden Jahre grundsätzlich optimistisch aus. Die Regierung
steht jedoch unter zunehmendem
Reformdruck. Zum ersten Mal seit
über 50 Jahren ist in Australien
nach den Wahlen im August 2010
eine Minderheitsregierung an der
Macht. Der Labor Party fällt es seitdem schwerer, ihre wirtschaftspolitischen Ziele durchzusetzen. Kompromisslösungen sind insbesondere
bei der umstrittenen Minensteuer
sowie beim Ausbau des landesweiten Breitbandnetzes vonnöten. Auch
der Gesundheitssektor steht im Fokus der Reformbemühungen. Bislang sorgt allerdings die mangelnde
Akzeptanz der Bundesstaaten für
Verzögerungen bei der Durchführung notwendiger Maßnahmen.
Der Absatzmarkt in Australien ist
mit knapp 22,5 Mio. Einwohnern
überschaubar. Ein zentrales Merkmal sind die großen Entfernungen
zwischen den einzelnen Ballungsgebieten - insbesondere den Metropolen Sydney, Melbourne, Brisbane
und Perth. Investitionen in Fertigungsanlagen lohnen sich daher in
einigen Sektoren nur wenig. Auch
wenn Australien mit dem asia-
tischen Wirtschaftsraum bereits
stark verknüpft ist, sind die geographischen Entfernungen zu den
maßgeblichen Handelspartnern
nicht zu unterschätzen. Für den
Eintritt in den australischen Markt
spricht die hohe Kaufkraft der
australischen Bevölkerung. Und
letztere wächst mit beeindruckenden Steigerungsraten. Für eine
erhöhte Nachfrage sorgen die
hohe Einwanderungsquote
und der gegenwärtige Babyboom.
Im Vergleich zu anderen Industriestaaten kann Australien mit einer
robusten Staatskasse auftrumpfen.
Bis zum Wirtschaftsjahr 2012/13
soll das bestehende Defizit beseitigt
sein. Allerdings dürfte dies damit
verbunden sein, dass in dem
Zeitraum weniger öffentliche
Mittel zur Verfügung stehen.
Schon seit Jahren wird der australische Markt für Medizintechnik
für ausländische Anbieter immer interessanter. Zwar ist die Anzahl der
potenziellen Patienten aufgrund der
Wichtige Daten zu Australien
Bruttoinlandsprodukt (BIP, nominal)
2010: 1.220,0 Mrd. US$
BIP-Wachstum (real)
2010: 2,7%; 2011 *): 1,8%; 2012 *): 3,3%
Inflation
2010: 2,8%
Pro-Kopf-Einkommen
2010: ca. 55.000 US$
Währung
Australischer Dollar ($A); 1 $A = 100 Cents
Devisenkurs (Oktober 2011)
1 US$ = 1,026 $A; 1 Euro = 1,386 $A
Durchschnittlicher Devisenkurs 2010 1 US$ = 1,084 $A; 1 Euro = 1,435 $A
Länderbonität
(gemäß Institutional Investor)
Sept. 2011: Rang 11/178 (Sept. 2010: Rang 12)
Bonitätsindex 90,6 (+2,0 ggü. Sept. 2010)
Geschäftssprache
Englisch
*) Prognose
Quellen: IWF, Germany Trade & Invest
6 Der Markt für Medizintechnik in Australien
durchschnitt der Bevölkerung zu,
und die Ansprüche an die medizinische Versorgung steigen weiter
an. Um die Anforderungen in der
Zukunft sowohl quantitativ als auch
qualitativ erfüllen zu können, sind
zahlreiche Investitionen in die Gesundheitsinfrastruktur nötig.
In Australiens Gesundheitssystem
stehen in den kommenden Jahren
umfassende Umstrukturierungen
an, zudem gehen zahlreiche neue
Krankenhausprojekte an den Start.
Ausländische Lieferanten von
Medizintechnik erwarten hervorragende Geschäftschancen
auf einem wachsenden und stark
von Importen abhängigen Markt.
Deutschland ist nach den USA
zweitwichtigster Lieferant von
Medizintechnik auf dem Fünften
Kontinent.
Foto: © ?????? - iStockphoto.com
vergleichsweise geringen Einwohnerzahl überschaubar, allerdings
geben diese hohe Beträge ihres
wachsenden Einkommens für Gesundheit aus. Australier konsumieren insgesamt etwa 120 Mrd. $A
jährlich an Pharmazeutika und
Healthcare-Dienstleistungen (inklusive Altenbetreuung). Für den
Gesundheitsmarkt gewinnen ältere
Bürger immer mehr an Bedeutung.
Denn tendenziell nimmt der Alters-
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Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie und vom Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.
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Marktentwicklung und -bedarf
2. Marktentwicklung
und -bedarf
2.1 Rahmenbedingungen und Nachfrage
bestimmende
Faktoren
2.1.1 Das Gesundheitssystem in
Australien
Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Australiens könnte offiziellen
Berechnungen zufolge von derzeit
8,5% bis zum Jahr 2032 auf 12,4%
steigen. Die kontinuierlich wachsende Bevölkerung, mehr privat Versicherte und ein allgemein größeres
Gesundheitsbewusstsein sollten für
einen Nachfrageschub nach medizinischen Leistungen sorgen. Bislang
entfallen etwa 47% der Umsätze
im Gesundheitssektor auf allgemeine Krankenhäuser. Fachärzte
erwirtschaften etwa 10%. Zahnärzte
kommen bislang auf einen relativ
kleinen Anteil von rund 5%.
Im Allgemeinen sind Australier über
die staatliche „Medicare“-Versicherung an das Gesundheitssystem angeschlossen. Für die Arbeitnehmer
fallen dabei im Regelfall lediglich
Beiträge in Höhe von 2 bis 3%
der Bruttogehälter an. Dementsprechend „bescheiden“ ist zwangsläufig die Grundversorgung. Nicht
ohne Grund schließen immer mehr
Australier eine Privatversicherung
ab. Seit dem Jahr 2000 unterstützt
die Regierung dies mit Zuwendungen. Teilweise wurden Mehrverdiener auch mit Sanktionen belegt,
sofern sie keine private Versicherung abschlossen.
Der Großteil der Bevölkerung, der
über die „Medicare“ abgesichert ist,
muss zunächst den Gang zu einem
Allgemeinarzt antreten. Wegen
mangelnder Alternativen ist es
außerordentlich schwierig, einen
zeitnahen Termin bei einem Facharzt zu erhalten. Als praktische Notlösung sehen nicht wenige Patienten selbst bei vermeintlich kleineren
Beschwerden die Einlieferung in die
Notaufnahme eines Krankenhauses.
Dennoch ist der Anteil der Privatversicherten auf dem Fünften Kontinent immer noch sehr gering.
Derzeit sind lediglich rund eine
Million Australier adäquat privat
krankenversichert. Die Steigerungsrate belief sich in den letzten Jahren
auf etwa 1% per annum. Der größte
Kundenanteil der privaten Krankenversicherungen liegt gegenwärtig in
der Altersklasse zwischen 55 und 64
Jahren. Die Marketingbemühungen
der Branchenunternehmen richten
sich daher auf die jüngere Generation. Die beiden Marktführer unter
Rahmendaten zum Gesundheitssystem in Australien
Indikator
Einwohnerzahl (Mio.)
Bevölkerungswachstum (% p.a.)
Wert (Jahr)
22,3 (2010)
2,1(2010)
Altersstruktur der Bevölkerung
Anteil der unter 14-Jährigen (%)
19 (2010)
Anteil der über 65-Jährigen (%)
14 (2010)
Durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt (Jahre)
Gesundheitsausgaben pro Kopf ($A/Jahr)
82 (2010)
4.000 (2010)
Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP (%)
8,5 (2010)
Ärzte/100.000 Einwohner
225 (2010)
Zahnärzte/100.000 Einwohner
Krankenhausbetten/100.000 Einwohner
25 (2010)
400 (2010)
privat
270 (2010)
öffentlich
130 (2010)
Quellen: Australisches Statistikamt ABS, Recherchen von Germany Trade & Invest
8 Der Markt für Medizintechnik in Australien
den Krankenversicherungen sind
die Unternehmen Medibank Private Ltd. sowie BUPA Asia Pacific
Pty. Ltd. mit einem Marktanteil von
jeweils knapp 30%. Außerdem sind
unter anderem die Anbieter Hospital
Contribution Fund of Australia Ltd.
(9%) sowie HBF Health Ltd. (7%)
wichtige Wettbewerber.
Die Situation der Krankenversicherer dürfte für die zukünftige
Entwicklung der gesamten australischen Gesundheitswirtschaft
von besonderer Bedeutung sein.
Zwar stieg der Anteil der Privatversicherten im Laufe der letzten
Jahre kontinuierlich an. Dies war
allerdings maßgeblich ein Resultat staatlicher Subventionen, die
zukünftig jedoch gekürzt werden
sollen.
Foto: © Robert Kneschke - Fotolia.com
In den Jahren der Haushaltsüberschüsse wurde häufig kritisiert,
dass die australische Regierung
den Gesundheitssektor vernachlässige. Insbesondere außerhalb
der großen Städte ist die medizinische Versorgung alles andere
als optimal. Allerdings klagen die
Patienten zunehmend auch in den
Ballungsgebieten über die ärztliche
Versorgungssituation.
in den ländlichen Regionen zu errichten.
Nun sollen das Gesundheitswesen
modernisiert und auch außerhalb
der bevölkerungsreichen Regionen
eine adäquate „Healthcare“-Infrastruktur geschaffen werden. Ein
aktueller Bericht der National
Health and Hospitals Reform
Commission (NHHRC) skizziert
dazu mittelfristige Lösungsansätze.
Demnach müsste die Regierung bis
2014 jährlich mehr als 5 Mrd. $A
zusätzlich investieren. Die Zahnmedizin spielt bei den Reformplänen eine besondere Rolle. Der
NHHRC-Report empfiehlt für
diesen Bereich, in den Jahren bis
2014 einen Fonds mit einem
Volumen von jährlich 3,5 Mrd. $A
einzurichten. Die dringend notwendigen Investitionen dürften
auch Lieferanten von Medizintechnik in den nächsten Jahren
lukrative Geschäftsmöglichkeiten
bieten.
Den Fokus legt die NHHRC unter
anderem auf präventive Gesundheitsmaßnahmen, eine bessere
Integration des gesamten Gesundheitswesens und auch auf eine
stärkere Kontrolle durch die Zentralregierung in Canberra. Letztere
unterzeichnete im Februar 2010 das
„National Partnership Agreement
on Hospital and Health Workforce
Reform“. Ab Juli 2012 sollen die
Fördergelder für Krankenhäuser
stärker leistungsbezogen verteilt
werden. Zwei Behörden wurden im
Rahmen der geplanten Umstrukturierung gegründet: die National
Health Performance Authority
(NHPA) sowie die Independent
Hospital Pricing Authority (IHPA).
Für die Entwicklung der Branche
spielt die Kompetenzaufteilung
zwischen der Zentralregierung und
den Bundesstaaten eine wichtige
Rolle. Letztere wollen vor allem
die Hoheit über die Krankenhäuser
behalten. Das will die Regierung
jedoch erst dann zulassen, wenn die
einzelnen Staaten eine größere
interne Reformbereitschaft erkennen lassen. Die neue, unverändert von der Australian Labor
Party geführte Zentralregierung
unter Premierministerin Julia
Gillard setzt die Reformbemühungen der vorherigen Regierung
fort. Sie besteht allerdings nicht
darauf, die gesamte Kontrolle in die
Die lokale Verteilung der Krankenhäuser sowie sämtlicher medizinischer Einrichtungen entspricht in
etwa der Bevölkerungsdichte. Etwa
drei Viertel der Gesundheitszentren sind an der Ostküste angesiedelt. Dabei kommt der Bundesstaat
New South Wales mit 35% auf den
größten Anteil - gefolgt von Victoria
(25%) sowie Queensland (17%). Die
Bundesstaaten Western Australia
sowie South Australia vereinigen
11 beziehungsweise 9% auf sich.
Bislang reichten staatliche Anreize
nicht aus, um die Privatwirtschaft
zu animieren, größere Kliniken auch
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Marktentwicklung und -bedarf
Hauptstadt Canberra zu holen. Die
Bundesstaaten dürften ein hohes
Maß an Spielraum behalten. Die
Zentralregierung will bis 2019/20
insgesamt rund 16,4 Mrd. $A
in neue Gesundheitsprojekte
investieren.
Die eingeleiteten Reformen der
australischen Regierung dürften
nachhaltige Änderungen für die
Verteilung und Verwaltung der
öffentlichen Gesundheitsausgaben
mit sich bringen. Die staatlichen
Investitionen sowie ein höherer
Anteil an Privatversicherten werden
sich positiv auf die Kassenlage im
Gesundheitssektor auswirken. Vor
allem neue Krankenhausprojekte
könnten von der zukünftigen
Konstellation profitieren, erwarten
Branchenvertreter.
Beim Bau neuer Krankenhäuser
setzen die einzelnen Bundesstaaten
verstärkt auf Public-Private-Partnership-Modelle (PPP). In Adelaide
entsteht Australiens bislang größtes PPP-Krankenhaus. SA Health
Partnership heißt das Konsortium,
das den Zuschlag für das Projekt
erhielt. Die Unternehmen Macquarie Group, Leighton Contractors,
Hansen Yuncken sowie die Spotless
Group sind an dem Vorhaben beteiligt. Nach der geplanten Fertigstellung im Jahr 2016 erhält das Konsortium als Betreiber über einen
Zeitraum von 30 Jahren eine Summe von 400 Mio. $A per annum.
Die Vereinbarung mit den Investoren
beinhaltet eine festgelegte Summe
in Höhe von 1,85 Mrd. $A für das
Design und die Errichtung des Hospitals. Zum Jahresende 2011 sollen
die Arbeiten beginnen. Nach der
Fertigstellung wird es 2016 in staatlichen Besitz übergehen. Es wurde
Zeit für den Neubau: Das Krankenhaus ersetzt das alte Royal Adelaide Hospital, das im Jahr 1840 die
ersten Patienten aufnahm. Die neue
Einrichtung wird eine Kapazität von
jährlich 80.000 Patienten aufweisen.
Neben dem Royal Adelaide Hospital
stehen weitere sogenannte „Mega
Hospitals“ am Start. Das Unternehmen Bovis Lend Lease (BLL)
erhielt den Zuschlag für den Bau
des Gold Coast University Hospital.
Etwa 1,55 Mrd. $A wird die Fertigstellung kosten. Ebenfalls geplant
ist ein 1,8 Mrd. $A teures Projekt in
Perth (Western Australia), das Fiona
Stanley Hospital. Das Unternehmen
Brookfield Multiplex soll das
Krankenhaus bis zum Jahr 2014
errichten.
Das in New South Wales bislang
größte Krankenhaus auf PPP-Basis
ist mit einem Volumen von rund
720 Mio. $A das Royal North Shore
Hospital, das weiter ausgebaut wird.
Betreiber ist das Unternehmen
Ramsay Health Care. Pressemeldungen zufolge soll im Jahr 2012
mit der Errichtung des Bendigo
Hospital im Bundesstaat Victoria
begonnen werden. Das Krankenhaus soll mit einem Investitionsaufwand von 630 Mio. $A bis zum
Jahr 2016 fertiggestellt sein. Aus
Kostengründen wird dieses Vorhaben ebenfalls auf PPP-Basis durchgeführt. Die Laufzeit des Vertrags
beträgt 25 Jahre.
2.1.2 Weitere Einflussfaktoren
Das durchschnittliche Alter der
australischen Bevölkerung nimmt
kontinuierlich zu, wobei gegenwärtig von einem kleinen Babyboom
die Rede ist. Die Lebenserwartung
eines Australiers lag 2010 bei 82
10 Der Markt für Medizintechnik in Australien
Jahren. Durch die sich verändernde
Altersstruktur mit einer wachsenden älteren Generation ergeben sich
neue Anforderungen an das Gesundheitswesen. Gleichzeitig ist ein
lukratives Geschäftsfeld für private
Dienstleistungsunternehmen in diesem Bereich entstanden.
Schließlich gilt die Bevölkerungsschicht der über 60-jährigen in
Down Under trotz teilweise nicht
vorhandener Absicherung durch
Versicherungen als wohlhabend.
Bereits jetzt entfallen etwa 35% der
Umsätze des australischen Gesundheitssektors auf die Patientengruppe der Über-65-Jährigen. Jeweils
ein Fünftel der Umsätze gehen auf
das Konto der 51- bis 64-Jährigen
sowie der 35- bis 50-Jährigen. Bis
zum Jahr 2015 soll der Bevölkerungsanteil der Über-65-Jährigen
auf 15% steigen.
Australier gelten allgemein als sehr
gesundheitsbewusst und achten
dabei insbesondere auf eine gute
medizinische Versorgung ihrer
Kinder. Die Inanspruchnahme ärztlicher Zusatzleistungen schwankt
im Einklang mit der allgemeinen
Wirtschaftsentwicklung. So beklagten etwa Anbieter von Akupunktur
und physiotherapeutischen Behandlungen erhebliche Umsatzrückgänge nach dem Ausbrechen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise im
Jahr 2009.
Nichtsdestotrotz sind alternative
Heilmethoden auch in Australien
auf dem Vormarsch. So steht beispielsweise die klassische chinesische Medizin deutlich höher im
Kurs, als dies etwa in Deutschland
der Fall ist. Diese Entwicklung sei
teilweise, aber keinesfalls ausschließlich, auf die hohe Einwande-
rungsquote aus dem Reich der Mitte
zurückzuführen, ist von Branchenvertretern zu hören.
Die tragischerweise wohl landestypischste Krankheit ist der Hautkrebs. Seit langer Zeit existieren
staatliche sowie private Initiativen,
um die Bevölkerung vor dem Hintergrund der starken UV-Bestrahlung
zu Präventivmaßnahmen aufzurufen. Des Weiteren ist der Anteil der
Patienten mit orthopädischen Problemen sehr groß. Dies
ist der Tribut, den die Sportnation
zollen muss. Allerdings ist auch ein
anderes Extrem zu beobachten. So
steigt der Anteil der Übergewichtigen auf dem Fünften Kontinent
unübersehbar. Entsprechend sind
zahlreiche Krankheiten auf diese
Ursache zurückzuführen.
Exkurs: Rahmenbedingungen und
Nachfrage bestimmende Faktoren im
Bereich Dentaltechnik
Gerade im Bereich der Dentaltechnik bieten sich vor dem Hintergrund
der alternden Bevölkerung neue
Geschäftschancen. Um ein strahlend weißes Lächeln auch im fortgeschrittenen Alter präsentieren zu
können, scheuen immer weniger
Patienten davor, notwendige Eingriffe aus „eigener Tasche“ zu
finanzieren. Gleichzeitig steigt die
Anzahl der Patienten, die über
private Versicherungen eine entsprechende Vorsorge in Form von
Zusatzversicherungen treffen. Das
Bewusstsein für die Zahngesundheit
ist im Vergleich zur Vergangenheit
deutlich gestiegen. So verfügen derzeit dem Vernehmen nach etwa 70%
der über 45-Jährigen über mehr
als 25 eigene Zähne. Das bedeutet
für den Sektor, dass Präventiv- und
Erhaltungsmaßnahmen sehr hoch
im Kurs stehen.
Angaben der Australian Dental
Association zufolge kaute im Jahr
1979 ein Anteil von etwa 60% der
älteren Bevölkerung ausschließlich auf künstlichen Zähnen. Dieser
Anteil reduzierte sich Schätzungen
zufolge bis 1989 auf 44% und soll
bis 2019 auf 20% fallen. Insbesondere im Bereich der Zahnmedizin
fällt der Unterschied des Normalzum Privatversicherten auf, denn
die durch die staatlichen „Medicare“
finanzierten Eingriffe bewegen sich
auf einem Basisniveau. Vor allem in
den ländlichen Regionen sind Präventivuntersuchungen marginal.
Insgesamt, so lauten die Schätzungen, ist ein Anteil von 60% der
dentalen Eingriffe in Down Under
durch Versicherungen abgedeckt.
2.2 Marktvolumen und
Importbedarf
Das Marktvolumen für Medizintechnik belief sich im Wirtschaftsjahr 2010/11 (1.7. bis 30.6.) nach
Schätzungen von Industrievertretern auf rund 5,3 Mrd. $A. Damit
wuchs die Nachfrage im Vergleich
zur Vorjahresperiode um etwa 15%.
In den nächsten Jahren könnten die
jährlichen Zuwachsraten durchschnittlich 5% erreichen, erwarten
Brancheninsider. Der Inlandsmarkt
ist von Importen abhängig. Etwas
mehr als 70% der Nachfrage werden durch Einfuhren abgedeckt. Von
der lokal gefertigten Medizintechnik
wird etwa die Hälfte exportiert. Dabei handelt es sich aber hauptsächlich um Nischenprodukte. Ein
großer Teil der für die lokale
Fertigung erforderlichen Forschung
und Entwicklung erfolgt im Ausland.
Hauptabnehmer von Medizintechnik
ist mit rund 50% die Zentralregierung. Ungefähr ein weiteres Fünftel
wird von den einzelnen Bundesstaaten geordert, die restlichen 30%
entfallen auf den privaten Bedarf.
Der Markt für Medizintechnik in Australien (in Mio. $A; Veränderung in %)
Kennziffer
2007/08 1)
2008/09 1)
2009/10
Veränderung 2)
Umsätze lokaler Unternehmen
2.750
2.850
3.008
5,5
Import
3.140
3.090
3.460
12,0
Export
1.580
1.700
1.835
7,9
Marktvolumen 3)
4.300
4.230
4.633
9,5
1) Wirtschaftsjahr 1.7. bis 30.6.; 2) Wirtschaftsjahr 2009/10 gegenüber Vorjahresperiode; 3) rechnerisch: Umsätze lokaler Unternehmen + Import Export
Quelle: Schätzungen von Industrievertretern
Germany Trade & Invest www.gtai.de 11
Marktentwicklung und -bedarf
Die Importe von Medizintechnik sind
in erster Linie qualitativ hochwertige Produkte. Zwar gilt der Markt
auch als preissensibel, jedoch sind
insbesondere private Kliniken und
Ärzte bereit, sich ihre Geräte etwas
kosten zu lassen. Dafür können sie
wiederum ihre Gebühren für Behandlungen erhöhen.
Die Bereitschaft, hochwertigere und
innovative Branchenerzeugnisse zu
erwerben, hat deutlich zugenommen. Dies steigerte in den letzten
fünf Jahren insbesondere die Ausgaben der Regierung, aber auch
die der Privatwirtschaft. Begünstigt wurde diese Entwicklung auch
durch die Stärke des Australischen
Dollars, der sowohl gegenüber dem
US-Dollar als auch gegenüber dem
Euro an Wert gewann.
Dennoch sind die finanziellen Mittel
für diesen Bereich nicht unbegrenzt.
Eher werden in der Privatwirtschaft
High-Tech-Investitionen gestartet,
beurteilen Branchenvertreter. Kostspieligere Anschaffungen rentieren
sich für die Gesundheitseinrichtungen meistens nur in den großen
australischen Städten. Die ärztliche
Versorgung ist dort im internationalen Vergleich relativ teuer. Insbesondere in den Metropolen liegt
der Anteil der Privatpatienten
deutlich höher als in den ländlichen
Regionen.
Insgesamt betrachtet sind die Absatzchancen für hochwertige Medizintechnik in Australien in den
kommenden Jahren sehr lukrativ.
Allgemein befindet sich der Gesundheitssektor auf einem Modernisierungskurs, was die Nachfrage
nach innovativen High-End-Geräten
antreibt. Zudem besteht in Down
Under auch ein breiter Bedarf an
gesundheitlicher Basisversorgung.
Deutsche Unternehmen könnten vor
diesem Hintergrund ihren Lieferanteil zukünftig noch weiter ausbauen.
Die neuen Krankenhausprojekte
werden weiterhin für einen kontinuierlichen Bedarf an hochwertigen
technischen Geräten sowie modernen Ausrüstungsgegenständen
für OP-Säle sorgen. Von Großhändlern werden allgemein elektrotechnische Medizintechnik,
bildgebende Systeme sowie Be-
täubungs- und Beatmungsgeräte
als vielversprechend eingestuft.
Besondere Chancen biete zudem
der „E-Health“-Bereich, der im
Zusammenhang mit den Reformen
der Regierung weiter an Bedeutung
gewinnen wird.
Generell hat Medizintechnik „made
in Germany“ bei den australischen
Abnehmern einen sehr guten Ruf.
Die Ansprüche an die deutschen
Geräte und Ausrüstungen seien
dementsprechend hoch, heißt es.
Absatzchancen für deutsche Branchenerzeugnisse sehen die Händler
insbesondere im privaten Gesundheitssektor, während die öffentlichen Einrichtungen nicht von
Sparmaßnahmen verschont bleiben
und daher stärker auf den Preis
achten müssen.
Exkurs: Marktvolumen und Importbedarf im Bereich Dentaltechnik
Der australische Markt für Dentaltechnik wächst. Für viele Australier hat eine qualitativ hochwertige
zahnärztliche Versorgung an Bedeutung gewonnen. Die Umsätze
der lokalen Zahnärzte sowie Dentalkliniken beliefen sich im Jahr 2010
auf knapp 5 Mrd. $A. Für die Zukunft rechnen Branchenvertreter mit Zuwächsen von etwa
5% per annum.
Insgesamt existieren im Land rund
6.500 Zahnkliniken, die immer höhere Ansprüche an ihre technische
Ausrüstung stellen. Dabei muss der
Großteil der Ausrüstungen importiert werden. Deutsche Lieferanten
haben dem Vernehmen nach ihr
Potenzial in diesem Bereich noch
nicht ausgeschöpft. Bei Teilen für
Dentalbohrmaschinen halten sie
allerdings beispielsweise bereits
einen Einfuhranteil von mehr als
30%.
12 Der Markt für Medizintechnik in Australien
Foto: © zilli - iStockphoto.com
Tendenziell steigt die Nachfrage
nach Branchenprodukten vor allem
im privaten Gesundheitssektor.
Produktion und Branchenstruktur
3. Produktion und
Branchenstruktur
Etwa 70% der australischen Nachfrage nach Branchenprodukten
werden über Importe abgedeckt.
Der Importanteil dürfte auch in der
Zukunft auf hohem Niveau verbleiben. Die lokale Produktion für
den Heimatmarkt hält sich in Grenzen. Etwa die Hälfte der in Australien produzierten Medizintechnik
wird Schätzungen zufolge exportiert. Dabei sind die USA mit einer
Quote von etwa 40% der größte Abnehmer. Daneben sind Neuseeland
und das Vereinigte Königreich als
Zielländer von Bedeutung.
Die Fertigung im Land verteilt sich
auf zahlreiche kleinere Firmen mit
oft weniger als zehn Angestellten.
Die Firmen stellen technisch weniger anspruchsvolle Branchenerzeugnisse, aber auch hochwertigere
Nischenprodukte her. Circa 35% der
Branchenunternehmen sind in New
South Wales angesiedelt. Ein Anteil
von 27% befindet sich in Victoria,
Queensland kommt auf 18%. Die
Distribution vor Ort wird von etwa
1.000 Handelsunternehmen abgewickelt.
Die bekanntesten Hersteller sind
Cochlear (Hörgeräte) sowie ResMed
(respiratorische Medizintechnik).
Bei den größeren Unternehmen
handelt es sich meist um Niederlassungen ausländischer Mutterhäuser.
Lediglich ein Anteil von knapp 5%
der lokalen Unternehmen beschäftigt 20 oder mehr Angestellte.
Allerdings steigt die Größe der
Unternehmen tendenziell. In den
letzten Jahren kam es verstärkt zu
Firmenübernahmen in dem Sektor.
Nur die größeren Firmen verfügen
über das nötige Kapital, um in
Forschung und Entwicklung zu
investieren.
Unter den lokalen Produzenten besitzen die vier größten Akteure eine
sehr hervorgehobene Stellung.
ResMed Holdings ist Marktführer
mit einem Marktanteil bei den
lokalen Herstellern von etwa 30%
(Stand 2010). Das Unternehmen
produziert medizinische Beatmungsgeräte unter anderem für
die Diagnose sowie die Behandlung
von Schlafstörungen. Auf Marktanteile von jeweils 16% kommen
die Hersteller Baxter Healthcare
sowie Abbott Australasia. Beide
haben ihren Ursprung in den USA.
Rund 750.000 Australier gehen
einer Tätigkeit im Gesundheitssektor nach. Das sind immerhin
knapp 9% der Erwerbstätigen.
Qualifizierte Arbeitskräfte werden
von der Branche händeringend
gesucht. Andererseits sind zahlreiche Angestellte aus Kostengründen nur auf Halbtagesbasis
eingestellt.
Ausgewählte, führende Branchenunternehmen in Australien (Veränderung in %)
Foto: © Jan Rysavy - iStockphoto.com
Unternehmen
ResMed Holdings Limited
Cochlear Australia
Baxter Healthcare Limited
Abbott Australasia
Umsatzzahlen *) Internetadresse
897 Mio. $A (2009/10) www.resmed.com.au
k.A. www.cochlear.com.au
481 Mio. $A (2009) www.baxterhealthcare.com.au
484 Mio. $A (2008/09) www.abbott.com
*) Schätzungen
Quelle: Ibisworld
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Außenhandel
4. Außenhandel
Insgesamt importierte Australien
2010 Branchenprodukte in der Abgrenzung der nachstehenden
Außenhandelstabelle im Wert von
rund 3,4 Mrd. US$. Dies entsprach
einem Plus von knapp 17% im Vergleich zum Jahr zuvor. Besonders
stark wuchsen 2010 die Einfuhren
von medizinischen Geräten, die
Alpha-, Beta- oder Gammastrahlen
verwenden (HS 9022.21; +94,8% im
Vergleich zu 2009), die Bezüge von
Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräten (HS 9018.20; +56,5%)
sowie die Importe von Elektrokardiografen und Szintigrafiegeräten
(HS 9018.11,.14; +48,4%).
Die Hauptlieferländer Australiens
haben sich in den letzten Jahren
nur wenig verändert. Die Unternehmen aus den USA geben
weiterhin den Ton an. In den letzten
Jahren gingen circa 35 bis 40% der
australischen Branchenimporte auf
ihr Konto. Deutschland liegt zwar
mit einem Einfuhranteil von etwa
10% auf Platz zwei der Lieferländer,
muss sich allerdings gegenüber
einer wachsenden Konkurrenz
aus dem asiatischen Raum
behaupten.
Im Bereich der Elektromedizin
können deutsche Lieferanten
gegenwärtig am meisten punkten.
Dort kommen sie auf einen Importanteil von knapp 20%. Allerdings
dominieren auch in diesem Segment die Lieferanten aus den USA,
die einen Einfuhranteil von etwa
40% halten. Weitere Konkurrenten
sind Japan und zunehmend die
VR China. Im Gegensatz zu
anderen Branchen rückt das
Reich der Mitte bei der Medizintechnik noch nicht so stark ins
Rampenlicht.
Foto: © Alexander Gatsenko - iStockphoto.com
Von der bevorstehenden Modernisierung im Gesundheitssektor
werden ausländische Lieferanten
von hochwertiger Medizintechnik
maßgeblich profitieren. Denn die
Anforderungen und Ansprüche an
Medizinprodukte in Australien sind
hoch. Schon jetzt gibt es in einzelnen Segmenten zweistellige Importzuwachsraten. Im Jahr 2010/11 lag
der Importanteil bei knapp 72%. In
Zukunft könnte sich dieser Anteil
tendenziell eher noch erhöhen, erwarten Branchenvertreter.
14 Der Markt für Medizintechnik in Australien
Einfuhr ausgewählter medizintechnischer Produkte nach Australien ( in 1.000 US$)
2009
2010
davon aus
Deutschland
(2010)
Ultraschalldiagnosegeräte
78,2
81,6
1,3
9018.13
Magnetresonanzgeräte
45,9
51,8
22,5
9018.11, .14
Elektrokardiografen, Szintigrafiegeräte
11,5
17,0
0,9
9018.19
Überwachungsapparate für zwei oder mehr
Parameter
108,6
127,6
17,4
1,5
2,4
1,3
206,8
257,6
5,4
3,1
3,5
0,7
HS-Position
Kategorie
9018.12
9018.20
Ultraviolett- oder Infrarotbestrahlungsgeräte
9018.31-.39
Spritzen, Nadeln, Katheter, Kanülen etc.
9018.41
Dentalbohrmaschinen
9018.49
Teile von Dentalbohrmaschinen
78,6
75,1
25,0
9018.50
Ophthalmologische Instrumente
61,7
64,2
8,4
9018.90
Andere Instrumente, Apparate und Geräte
867,4
987,4
81,8
9019, 9020
Therapiegeräte, Atmungsgeräte etc.
148,1
215,3
8,9
9021.10
Orthopädietechnik
110,2
134,2
15,1
9021.21-.29
Zahnprothetik
44,7
53,7
1,3
9021.31-.39
Andere künstliche Körperteile und Organe
443,2
518,2
25,7
9021.40
Schwerhörigengeräte
65,1
78,8
0,1
9021.50
Herzschrittmacher
116,3
130,6
2,4
9021.90
Teile und Zubehör etc.
182,6
207,9
5,6
9022.12
Apparate für die Computertomografie
32,7
43,6
7,8
9022.13, .14
Andere Röntgenapparate (für medizinische,
chirurgische, zahnärztliche oder tierärztliche
Zwecke)
107,5
120,2
31,1
1,4
2,6
0,3
9022.21
Medizinische Geräte, die Alpha-, Beta- oder
Gammastrahlen verwenden
9022.30
Röntgenröhren
18,2
19,5
8,3
9022.90
Teile und Zubehör von Röntgenröhren
61,4
74,7
18,7
9402
Medizinmöbel etc.
42,3
52,9
7,0
8713
Rollstühle
23,7
27,2
1,1
8419.20
Sterilisierapparate
16,8
18,4
3,6
2.877,6
3.365,6
301,7
Insgesamt
Quelle: Comtrade-Datenbank der Vereinten Nationen
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Geschäftspraxis
5. Geschäftspraxis
5.1 Vertrieb
Der Vertrieb von Medizintechnik
erfolgt zu 45% über den Großhandel. Etwa ein Viertel der
Branchenprodukte wird direkt an
öffentliche Krankenhäuser geliefert.
Lokale Branchenunternehmen
wählen im Regelfall den Vertrieb
über den Großhandel, da dieser
über ein bestehendes und flächendeckendes Distributionsnetz verfügt. Dies macht sich insbesondere
vor dem Hintergrund der großen
Distanzen zwischen den Ballungsgebieten bezahlt. Hinzu kommt,
dass in den ländlichen Regionen
ebenfalls eine breite Produktpalette zur Verfügung gestellt werden
muss.
Für einen ausländischen Mittelständer, der auf dem australischen
Markt für medizintechnische Erzeugnissen Fuß fassen will, sollte
der Suche nach einem vertrauensvollen Partner und/oder Handelsvertreter eine hohe Priorität beigemessen werden. Der Markt gilt als
vergleichsweise transparent. Dafür
sorgen unter anderem die überschaubaren sprachlichen Barrieren
sowie die relativ ausführlichen Veröffentlichungen von Verwaltungsabläufen durch die Regierung im
Internet. Dennoch sprechen zahlreiche Argumente dafür, sich auf die
Präsenz sowie das Know-how eines
Spezialisten vor Ort zu verlassen.
Öffentliche Beschaffungen erfolgen
in Australien im Regelfall zwar über
Ausschreibungen. An diesen kann
ein ausländisches Unternehmen
allerdings nicht in Eigenregie
teilnehmen, sondern muss einen
australischen Partner einbinden.
Die Regierung strebt ein zentrales
Beschaffungssystem an. In den einzelnen Bundesstaaten variieren die
Verfahren noch. Bei außerordentlich
kostspieligen Geräten einerseits
sowie bei Standardprodukten andererseits kommt ein Vertragsabschluss zumeist mit den zuständigen Regierungsstellen zustande.
Ansonsten organisieren die öffentlichen Kliniken ihre Ausschreibungen selbst.
Daran wird sich wohl auch nach den
anstehenden Reformen zunächst
nichts ändern, die im Juli 2012
in Kraft treten sollen. Allerdings
gewinnt die Zentralregierung in
Canberra demnach die Entscheidungsgewalt über die öffentlichen
Krankenhäuser und Kliniken mit
einem Anteil von 60:40 gegenüber
den einzelnen Bundesstaaten und
Territorien. Bislang belief sich das
Verhältnis auf 35:65.
Bei der Beschaffung von Medizintechnik entscheidet somit in Zukunft Canberra verstärkt über den
Zuschlag für potenzielle Lieferanten. Die Zentralregierung will etwa
200 lokale Krankenhausnetzwerke
steuern. Jedes dieser „local hospital networks“ soll abhängig von der
Bevölkerungsdichte aus einer bis
vier Kliniken bestehen. Die geplante
Zentralisierung der Entscheidungsabläufe dürfte für die Lieferanten
positive Auswirkungen haben, da die
unterschiedliche Geschäftspraxis in
den einzelnen Bundesstaaten
reduziert wird.
Auf der anderen Seite rücken private Krankenhäuser verstärkt ins
Rampenlicht. Wie Branchenvertreter berichten, lassen sich hochwertige Geräte leichter und mit
16 Der Markt für Medizintechnik in Australien
weniger Aufwand in den Privatkliniken absetzen. Allerdings kann
auch hier für kleine und mittlere
Unternehmen die Einschaltung
eines Handelsvertreters Sinn
machen. Die räumliche Distanz
zwischen den einzelnen Ballungsgebieten werde oft unterschätzt,
heißt es. Einer der Erfolgsfaktoren
in Down Under besteht darin,
eine flächendeckende persönliche
Präsenz vor Ort sowie ein intaktes
Distributionsnetz zu schaffen.
5.2 Zulassungsbedingungen, Normen,
Einfuhrverfahren
Ein ausländischer Anbieter kann
sich in Australien nicht in Eigenregie an öffentlichen Ausschreibungen beteiligen. Der Vertrieb
medizinischer Erzeugnisse ist über
einen australischen Partner abzuwickeln. Handelt es sich um
diagnostische und therapeutische
Erzeugnisse, muss dieser bei der
Therapeutic Goods Administration
(TGA) gemeldet sein.
Im nächsten Schritt müssen notwendige Informationen über die
Klassifizierung des betreffenden
Produkts eingeholt werden (unter
www.tga.gov.au/industry/devices.
htm). Die Registrierung einer Lizenz, die jährlich überprüft wird,
erfolgt dann über das DEAL-System
(„device electronic application
lodgement“).
Zölle fallen bei den meisten Branchenprodukten nicht an. Allerdings
wird importierte Medizintechnik mit
der Mehrwertsteuer („goods and
services tax“, GST) von 10% auf den
cif-Wert belastet.
Kontaktanschriften
6. Kontaktanschriften
Bezeichnung
Internetadresse
Anmerkungen
Exportinitiative
Gesundheitswirtschaft
www.exportinitiativegesundheitswirtschaft.de
Unterstützung für die deutsche
Gesundheitswirtschaft
AHK Australien
http://australien.ahk.de
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen
Deutsche Botschaft Canberra
www.canberra.diplo.de
-
Department of Health and Ageing
www.health.gov.au
Gesundheitsministerium
Medical Technology Association of
Australia
www.miaa.org.au
Branchenverband
Australian Medical Association
www.ama.com.au
Ärzteverband
Australian Healthcare and Hospitals
Association
www.ahha.asn.au
Verband der australischen
Gesundheitseinrichtungen
Australian Dental Association
www.ada.org.au
Fachverband Zahnmedizin
Australian Institute of Health and
Welfare
www.aihw.gov.au
Australisches Institut für Gesundheit
und Fürsorge
Austrade Health, Biotechnology and
Wellbeing
www.austradehealth.gov.au
Portal für Medizintechnik der australischen Handelskommission Austrade
National E-Health Transition
Authority (nehta)
www.nehta.gov.au
Instanz für die Verbreitung von E-Health
in Australien
Australian Council on Healthcare
Standards
www.achs.org.au
Standards, Richtlinien
Healthcare Australia
www.healthcareaustralia.
com.au
Personalvermittlung in der
Gesundheitsbranche
Medicare
www.medicare.com.au
staatliches Krankenversicherungssystem
Private Health Insurance
Administration Council
www.phiac.gov.au
Regulierungsbehördefür private
Krankenversicherungen
Australian Healthcare Reform
Reliance
www.healthreform.org.au
Vereinigung für die Durchsetzung der
Gesundheitsreform
Hospimedica
www.hospimedicaaustralia.com
Fachmesse
Medical Journal of Australia
www.mja.com.au
Fachzeitschrift
Australian Medicine Online
http://ausmed.ama.com.au
Publikation des Branchenverbandes AMA
Medical Observer Australia
www.medicalobserver.com.au Fachzeitschrift
Medical Life
www.medical-life.com.au
Australian Doctor
www.australiandoctor.com.au Fachzeitschrift
Health Directory
www.healthdirectory.com.au
Fachzeitschrift
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Redaktionsschluss Oktober 2011
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