Mechanische Meisterwerke

Transcription

Mechanische Meisterwerke
frühling 2011 – 7 franken
Zürich-GENF
Die besten
UhrengeschäftE
INTERVIEW
Michael
Schumacher:
«ICH BIN EIN
UHRENFREAK»
Uhren-Spezial
Mechanische Meisterwerke
baselworld 2011
Neuheiten
und Trends
Wein und Uhren:
Grand Cru trifft
Haute Horlogerie
designed for performance.
engineered for elegance.
TUDOR HERITAGE CHRONO
Mechanisches Uhrwerk mit Selbstaufzug
In zwei Richtungen drehbare Lünette in Edelstahl
Saphirglas, verschraubbare Aufzugskrone
Wasserdicht bis 150 m, Edelstahlgehäuse 42 mm
EDITORIAL
Magazin zur Ausgabe Nummer 23
der «Finanz und Wirtschaft»
vom 23. März 2011.
LUXE ist eine gemeinsame
Publikation von «Bilan»
und «Finanz und Wirtschaft»
und erscheint vier Mal jährlich.
–
Verlag Finanz und Wirtschaft AG
Hallwylstrasse 71,
Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 298 35 35,
Fax 044 298 35 00
www.fuw.ch, [email protected]
–
Verleger
Pietro Supino
Geschäftsführer
Martin Coninx
Chefredaktor
Peter Schuppli
Redaktionelle Leitung
Konrad Koch
Anzeigenverkauf
Finanzbranche
Ruedi Minger
Verlag Finanz und Wirtschaft AG
Konsum- und Luxusgüterbranche
Edipub SA
Mühlebachstrasse 43
8032 Zürich
Marketing
Dana Massie
–
Art Director
Nicolas Zentner
(enzed, Lausanne)
Bildredaktion
David Huc
–
Mitarbeiter dieser Ausgabe
Yann André, Dino Auciello,
Stéphane Benoit-Godet, Michel Béziat,
Dominic Büttner, Fabrice Eschmann,
Christian von Faber-Castell,
Christel Flach, Alfredo Häberli,
Michel Jeannot, Alban Kakulya,
Jean-Philippe Kalonji, Marc Ninghetto,
Cédric Widmer
–
Übersetzung Béatrice Aklin,
Sabine Dröschel, Gian Pozzy
–
Bilan LUXE
Verleger
Edipresse Développment SA
Geschäftsführer
Tibère Adler
Kultu(h)rförderung
A
lles wird gut. Nach herausfordernden Zeiten
bringt die Schweizer Uhrenindustrie einen
Jahrgang 2011 auf den Markt, der nahtlos aus dem
Können einer grossartigen Vergangenheit hervorgeht. Was aussehen könnte wie Nostalgie, ist
die Rückkehr zu den Stärken, die Schweizer Uhren ausmachen: schlicht in der Erscheinung, gebrauchstauglich in den Komplikationen, überragend in der Qualität.
Die Frühjahrsausgabe von «Luxe» ist ganz dem
Thema Uhren gewidmet. Von «Finanz und Wirtschaft» und dem Genfer Wirtschaftsmagazin «Bilan», das zur Gruppe Edipresse Luxe gehört, gemeinsam in einer deutschen und einer französischen Auflage
publiziert, ist dieses Uhrenmagazin gar helvetische Kulturförderung
im besten Sinn.
Ob der in diesem Magazin portraitierte Créateur Maximilian Büsser aus Genf oder der Werkkonstrukteur Andreas Strehler aus dem
thurgauischen Sirnach, beide stehen in der Tradition grosser Uhrmacher. Wie diese sind beide vom gleichen Geist nach Perfektion getrieben, und wie diese zu ihrer Zeit bewegen beide sich heute mit ihren
Uhren an vorderster Front des technisch machbaren. Was könnte den
Pioniergeist und die Innovationskraft Schweizer Unternehmertums
eindrücklicher zeigen, als wenn die besten Fliegeruhren aus Westschweizer Ateliers einer Bewährungsprobe unterzogen werden in einer der weltstärksten Kunstflugmaschine, gebaut in einem Hangar im
aargauischen Birrfeld. Wenn denn gar noch der Champ of Champions
der Formel 1 von seiner Leidenschaft für Uhren erzählt, dann ist der
Beweis erbracht: Ob in Deutsch oder Französisch - Uhren sind das
Talking piece.
Konrad Koch
Verantwortlicher Redaktor
Chefredaktor
Stéphane Benoit-Godet
Redaktionelle Leitung
Emmanuel Grandjean
Leitung Marketing
Bérangère Waver
Direktor Publikationen
Marco Cattaneo
Direktor Administration
und Finanzen
Sébastien Lamunière
–
Druck
Ziegler Druck- und Verlags-AG,
Winterthur
Auflage 65 000
ISSN 1664-0152
Finanz und Wirtschaft LU X E | 9
62
inhalt
Top, D&G
Shorts, Barbara Bui
TAG Heuer
Monaco, weiss mit
Diamanten
Frühling 2011
50
22
86
42
86
26
09 Editorial
12 mitwirkende
15 Gastkommentar
Zeit von Alfredo Häberli
16 Must Have
20 meisterwerk
Weshalb Sie diese Uhr
haben müssen
22 begegnung
Michael Schumacher:
«Ich bin ein Uhrenfreak»
26 DOSSIER
uhrmacherkunst
Trends 2011
32 Neuheiten und Trends
10 | Finanz und Wirtschaft LU X E
42 COMICS
The Watchesmen
Die Superheros der Zeit
50 rangliste
Genf-Zürich
Best Boutique Award 2011
82 technik
Uhrenwörter
86 genuss
Wein und Uhren
56 FASHION
Lizenz zum Zeitvertreib
91 making of
92 Design
Pimp my Watch
62 Shooting
Turbo Tag
96 juwelen
Namen machen Preise
70 uhrentechnik
Andreas Strehler
Einfach grossartig
99 Adressen
74 fliegeruhren
No Limit
78 entrepreneur
Büsser und seine Freunde
101 Boudoir
Peter Lindbergh
Mode in Schwarz und Weiss
Titelblatt: Foto Marc Ninghetto
Anzug: Gucci, Schuhe: Fendi
TAG Heuer Formula 1,
Stahl, Keramik, Diamanten
Finanz und Wirtschaft LU X E | 11
mitwirkende
Yann André
Der gebürtige Neuenburger erlernte den Beruf des
Fotografen bei Lionel Deriaz, bevor er sich 2005 der
Agentur Strates anschloss.
Trotz seiner Spezialisierung auf Studioaufnahmen
zieht es ihn für Grossreportagen auch immer wieder in die Ferne, zum Beispiel nach Armenien. In
dieser Ausgabe von «Luxe»
zeigt Yann André Stillleben, in denen er grosse
Uhren mit grossen Weinen
kombiniert. Das Resultat
ist grandios.
www.strates.ch
Jean-Philippe Kalonji
Jean Philippe pendelt als
Comiczeichner, Illustrator und Figurendesigner
für die Animations- und
Videospielindustrie zwischen New York und seiner Geburtsstadt Genf hin
und her. Der Comicfan hat
bereits rund zwanzig Alben herausgebracht und
arbeitet derzeit an seinem nächsten Comicbook
«Ningen’s Nightmares» für
den berühmten US-amerikanischen Verlag DarkHorse Comics, der auch die
Werke des Hellboy-Zeichners Mike Migno veröffentlicht. Für «Luxe» hat er
sich die Bosse der Uhrenmarken als amerikanische
Superhelden vorgestellt.
www.kalonjiart.com
Alfredo Häberli
Der angesehene Schweizer
Designer mit den argentinischen Wurzeln arbeitet
für Camper, Alias, Moroso
und Iiitala. Seit letztem
Jahr ist er auch Kurator
des Ateliers Pfister. Mit
diesem originellen, ambitionierten Projekt sollen
junge Schweizer Designer
und Künstler die Chance
erhalten, ein breites Publikum zu erreichen. In
«Luxe» spricht Alfredo
Häberli über seine Vision der verstreichenden
Zeit und wirft einen Blick
zurück in die Kindheit.
www.alfredo-haeberli.com
S. 86-90
Christian
von Faber-Castell
Er trägt den Namen einer
grossen Schreibwarenmanufaktur, die seit 250
Jahren ein Familienunternehmen ist. Christian von
Faber-Castell ist Journalist
und Fotograf mit Spezialgebiet Kunst und Antiquitäten und mit grossem
Interesse für Juwelierkunst und Bibliophilie. Er
ist ständiger Mitarbeiter
der Zeitung «Finanz und
Wirtschaft» und schreibt
als Kunstmarktkorrespondent für das Düsseldorfer «Handelsblatt», die
Münchner Fachzeitschrift
«Weltkunst» und den New
Yorker «ARTnewsletter».
Für «Luxe» blickt er auf
einige grosse Schmuckauktionen zurück und erläutert, was ein Juwel zu
einem Kunstwerk macht.
www.chvfabercastell.com
Michel Jeannot
Er fängt im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit ein.
Der Fachjournalist für Uhren, deren hochkomplexe
Werke er zutiefst bewundert, hat 1994 zusammen
mit Kollegen das Bureau
d’Information et de Presse
Horlogère (BIPH) gegründet, das für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften
im In- und Ausland tätig ist.
Für «Luxe» hat sich Michel
Jeannot auf die Suche nach
den Trends 2011 gemacht,
präsentiert die Top-Neuheiten dieses Jahres und
entführt in die Welt der
Modeuhren.
www.biph.ch
REVERSO. WECHSELN SIE DIE ZEITZONEN IN NUR EINER SEKUNDE.
S. 96-98
S. 26-30
GRANDE REVERSO 986 DUODATE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 986.
Die 1931 für Polospieler erfundene Reverso beherbergt ein geniales Patent: Die
beiden Rücken an Rücken liegenden Zifferblätter werden von einem gemeinsamen,
mechanischen Uhrwerk angetrieben und zeigen zwei Zeitzonen an, die über eine
einzige Krone eingestellt werden. Vielfältiger Erfindungsreichtum von Jaeger-LeCoultre
in einem neuen, größeren Gehäuse.
S. 42-48
S. 32-40
12 | Finanz und Wirtschaft LU X E
HABEN SIE JEMALS EINE RICHTIGE UHR GETRAGEN?
Jaeger-LeCoultre setzt sich gemeinsam mit der UNESCO für den Schutz bedrohter
Naturschauplätze ein. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache.
www.jaeger-lecoultre.com
Tel. +41 44 361 0811 - [email protected] - www.canali.it
OUVERTURE
Gastkommentar
Zeit
Alfredo Häberli
Er prägt das zeitgenössische Image der Schweiz in der Welt. Der international
gefragte Designer Alfredo Häberli, 1964 als Sohn von Auslandschweizern in Buenos
Aires geboren, hat sein Studio im Zürcher Seefeld. Er entwirft und gestaltet Produkte
für eine internationale Kundschaft, die vom Automobilhersteller über Möbel- und
Lichtsystemfabrikanten bis zu Industriemaschinenunternehmen reicht.
Uhren bestimmen den Takt der Zeit. Doch den taktvollen
Umgang mit dem Leben bestimmt jeder selbst.
Philosophische Überlegungen zum Thema Zeit von einem,
der auch unsere Zeit gestaltet.
Illustration: Nicolas Zentner
U
hren und Luxus – beides ist eng verbunden mit dem Lauf der Zeit. Und
damit mit persönlichen Erinnerungen.
Das eine zeigt früher wie heute die laufende Zeit an. Das andere ist der Inbegriff dafür, die laufende Zeit nicht aufhalten zu müssen. In meinen allerersten
Erinnerungen hat Zeit einen tiefen, dunklen, regelmässigen Ton. Hypnotisierend,
beruhigend und faszinierend. Er kommt
aus dem Wohnzimmer meiner Grosseltern. Aus einer Zeit, in der Zeit kein Ablaufdatum hatte. Unendliche Stunden waren einfach da, um mit ihnen zu spielen.
Diese Spielzeiten waren unendlich lange.
Zeit des Nichtstuns. Des Seins.
Meine Kindheit in Argentinien war in
vieler Hinsicht zeitlos. Die südamerikanische Art, mit Zeit umzugehen, stand dabei immer im Widerspruch zur punktgenauen, verlässlichen Anzeige der Uhrzeit
am Handgelenk meines Vaters – auf seinem leisen, erprobten Begleiter, der seit
seinem achtzehnten Geburtstag mit ihm
durch alle Lebenslagen ging. An meinem
achtzehnten Geburtstag wurde er dann zu
meinem vertrauten, taktvollen Gefährten.
Dezent, unauffällig und exakt – ein Musterbeispiel Schweizer Präzisionsarbeit!
Die Uhr kommt aus den 40er Jahren.
Sie hat ein bombiertes Gehäuse aus Rotgold (Gelbgold war in Südamerika verglichen mit heute überhaupt nicht zu sehen). Sie hat parallel laufendes Glas, zwei
Zeiger und zwei Worte drauf: SIGMA und
SWISS. Ihre unerschütterliche, beharrliche Exaktheit stand stets im Kontrast zur
Lebensweise der Argentinier. Deren Zeit
wurde nicht von kleinen, tickenden Maschinen, sondern von Begegnungen und
Menschen bestimmt. Eine Minute war
nicht wie die nächste Minute, war nicht
gleich sechzig Sekunden, war auch nicht
ein Sechzigstel einer Stunde. Die Stunden
waren eh länger in Argentinien. Zeit war
für sie keine Formel sondern ein Gefühl.
Und heute, knapp drei Jahrzehnte nach
meiner gefühlsmässig zeitlosen Kindheit
in Argentinien, sehe ich durch die Augen
eines in der Schweiz erwachsen gewordenen Produktgestalters vieles viel kritischer. Sowohl den Verlauf der Zeit als
auch den Luxus. Wäre es nicht an der Zeit
für neue Ansätze der Zeitmessung? Wie
sähe denn eine Uhr aus, welche die Zeit
misst, seitdem ich das letzte Mal glücklich
war? Oder seitdem ich ein Buch gelesen
habe? Oder eine Uhr die mir anzeigt, wie
lange meine Fahrt mit dem Oldtimer gedauert hat? Wie lange habe ich gekocht?
Wie lange dauerte das Spiel?
Die Argentinier hielten sich damals
schon nicht an den Takt der Uhr meines
Vaters. Dabei galt die Schweizer Uhr mit
dem kleinen Durchmesser für mich immer als Sinnbild dafür, es geschafft zuhaben. Als Verkörperung und Genugtuung, es zu etwas gebracht zu haben. Für
sich und für seine Familie. Nichts mehr.
Und hier schliesst sich der Kreis zum
Luxus. Hier kommt mein Begriff von Luxus mit dem Bild der Uhr zusammen.
Dann nämlich, wenn man es geschafft
hat, sich und seiner Familie ein Überleben zu sichern durch das, was man eigentlich gerne macht. Das ist Luxus. Es
hat nichts mit Prestige zu tun. Nichts
mit Bling Bling. Luxus ist, dem Takt des
Herzens nachgehen zu können. Den
Takt seines Lebens selber vorgeben zu
können und sich nicht vom Kuckuck mit
der roten Zunge, die stündlich zwischen
dem Schnabel hervorblitzt, aus der Ruhe
bringen zu lassen. Der grösste Luxus ist
doch früher wie heute, Zeit zu haben
und nicht mit der Zeit gehen zu müssen.
Zeitlos sein zu dürfen. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 15
MUST HAVE
von Emmanuel Grandjean, Michel Jeannot und Konrad Koch
Blacksand, das neue Abenteuer von Alain Mouawad
4.
Dieses Jahr drängen viele neue Uhrenmarken auf den Markt. Eine davon ist Blacksand, hinter der ein echter Uhrenkenner und
-liebhaber steckt. Alain Mouawad, Sohn des
Juweliers Robert Mouawad, hat nach seiner
mehrjährigen Tätigkeit im Familienunternehmen beschlossen, seine eigene Marke zu
gründen. Blacksand steht für Qualität und
Authentizität und versteht sich als Bindeglied zwischen Tradition und Moderne. Einfaches Design in den Farbspektren Schwarz,
Violett und Kiesgrau wird mit hohem
technischen Standard in Einklang gebracht.
Die ersten, an der Baselworld präsentierten
Modelle der Uniformity-Kollektion bestechen durch ein breites Brancard-Gehäuse
(46 mm) und ein Zifferblatt mit arabischen
Ziffern, die im Dunkeln in einem irisierenden
Blau leuchten. Weitere Merkmale dieser ersten Kollektion sind das Automatikwerk mit
zwei Federhäusern (Technotime) und einer
Gangreserve von fünf Tagen. Es ist sowohl
COSC- als auch Chronofiable-zertifiziert
und kommt durch den Saphirboden, der mit
einer unsichtbaren, durch Wärmeeinwirkung erkennbaren Markierung versehen ist,
wunderbar zur Geltung. Blacksand mit dem
bezeichnenden Slogan «Semper Fidelis»
hat sich der hohen Uhrmacherkunst und
kompromissloser Qualität verschrieben.
Seit der japanische Künstler Takashi Murakami in die Sammlung François Pinault
aufgenommen wurde, schwebt er hoch am
Kunsthimmel. In seinem Land fast als Gott
verehrt, ist er auch ein Mogul der Kunstobjekte. Für Casio hat er eine Spezialedition
im Arty-Manga-Stil kreiert. Die zum 40.
Geburtstag des Tokioter Radiosenders FM
herausgegebene Quarzuhr kostet 3500 $.
2.
Die Rückkehr einer
Legende
www.ventura-watches.com
16 | Finanz und Wirtschaft LU X E
3.
4
www.casio.com
1
Alles über Montblanc
Dieses Big Book ist ein absolutes Must für
den Fan der Marke mit dem weissen Stern.
Gisbert Brunner und Reinhard Meis erzählen auf 288 Seiten das Industrieabenteuer
eines Fabrikanten von Luxusschreibwerkzeugen, der 1997 seinen ersten Auftritt in
der Haute Horlogerie hatte. Ein technisches, sorgfältig gedrucktes und auch für
Laien verständliches Werk.
Montblanc: Ecrire le Temps, 224,60 Fr.,
Ed. Flammarion, 288 Seiten
Design, Mikroelektronik und Ökologie: Die Uhrenmarke
Ventura vereint die Kräfte, die unsere Gegenwart vorantreiben. Nach turbulenten Zeiten wagt der Gründer
Pierre Nobs einen neuen Schritt in die Zukunft mit der
Ventura SPARC MGS Digital Automatik. Die mechanische Energie aus dem Micro-Generating-System
wird von einem Mikrogenerator in elektrische Energie
gewandel die Uhrwerk und Digitalanzeige versorgt - mit
jahrelanger Gangreserve ohne Batterie. Zeitgenössisch
verpackt gibt es den Chronographen in Stahl oder
schwarzem PVD. Ab Sommer 2011 für rund 4500 Fr.
Eine Murakami
am Handgelenk
1.
2
3
Zeit in Bewegung
Illi und Julien Ado sind Designer, die sich
für Kombinationsobjekte interessieren.
Für das Pariser Studio design8 haben sie
die Wanduhr Art du Temps entwickelt. Es
handelt sich dabei um eine kinetische Tafel,
auf der sich 112 Platten im Sekundentakt
auf und ab bewegen. Auf Sprachbefehl
wird die Zeit angegeben. Die Skulptur, die
anzeigt, wie spät es ist, kostet 90 000 Fr.
und ist ab Herbst 2011 erhältlich.
www.designby8.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 17
POESI E – FEUER
MUST HAVE
BUCHERER VERBINDET
Katzen-Uhr
Stararchitekten zeigen die Zeit an. Neko
(japanisch für Katze) heisst die popminimalistische Armbanduhr aus Polyurethan, die das Büro Sanaa des japanischen
Architektenpaares für die italienische
Design Factory Alessi entwickelt hat. Die
beiden Architekten sind die Gestalter des
Rolex Learning Center, des meistbesuchten wellenförmigen Gebäudes der ETH
in Lausanne. Kazuyo Sejima und Ryue
Nishizawa wurden 2010 mit dem Nobelpreis der Architektur, dem Pritzker-Preis,
ausgezeichnet.
115 Fr. auf www.alessi.ch
UHREN
18 | Finanz und Wirtschaft LU X E
BASEL
BERN
Z E R M AT T
D AV O S
ZÜRICH
|
GENÈVE
BERLIN
INTERLAKEN
DÜSSELDORF
SCHMUCK
L AU S A N N E
FRANKFURT
JUWELEN
LOCARNO
HAMBURG
LUGANO
MÜNCHEN
LUZERN
NÜRNBERG
S T. G A L L E N
|
WIEN
|
T. M O R I T Z
Finanz Sund
Wirtschaft LU X E | 19
B U C H E R E R .C O M
LUST
Ein Blick auf die Piaget Emperador
Coussin Tourbillon Automatic –
für viele die gelungenste Uhr des
letzten SIHH.
von Michel Béziat
Weshalb
Sie diese
Uhr haben
müssen
P
1
3
2
5
4
iaget gehört zu der Kategorie Schweizer Uhrenmanufakturen, die ein klares Image vermitteln und es vermeiden,
auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu
tanzen. Die Stärke von Piaget ist die ultraflache Uhr. Mit dem neuen, am letzten Salon de la Haute Horlogerie (SIHH) in Genf
präsentierten Kaliber 1270P verfügt Piaget
nun über 17 ultraflache Werke. Mit einer
Höhe von nur 5,5 mm ist das mechanische
Werk mit Automatikaufzug und Tourbillonhemmung das flachste Automatikuhrwerk
der Welt. Die in bester Uhrmachertradition geschaffene Uhr ist ein faszinierender
Kontrast zwischen attraktivem Design und
innovativer technischer Architektur. Die
spezielle Form des Gehäuses verleiht dem
Zeitmesser einen originellen Touch. Das
Meisterstück kostet 185 000 Fr. – angesichts
der Tatsache, dass es über nur eine grosse
Komplikation verfügt, ein stattlicher Preis.
ALAIN THÉBAULT,
GEMESSEN BEI 104,27 KM/Std
Alain Thébault erzielte die
außergewöhnliche
Glanzleistung von gleich
zwei Weltrekorden, indem er
an Bord des Hydroptères,
diesem fliegenden Segelboot
mit Karbonfaser-Flügeln,
eine Geschwindigkeit von
104,27 km/Std, respektive eine
Durchschnittsgeschwindigkeit
von 50,17 nautischen
Knoten erreichte.
ZENITH – dank seines
Kalibers El Primero, Pionier
der Hochfrequenz, ist
Erfinder des präzisesten
Automatik-Chronographen
der Welt. Und diese
Hochpräzisionsuhr wird
Alain Thébault von nun an
am Handgelenk bei seinen
zukünftigen Heldentaten
begleiten.
Das Herz des Kalibers 1270P, die Hemmung, ist
im 2,8 mm hohen Tourbillonkäfig gefangen, der die
Form des Piaget-Wappens hat. Das Tourbillon macht
eine ganze Drehung pro Minute und trägt den kleinen
Sekundenzähler.
1.
2. Auf dem Zifferblatt aus Saphirglas strahlt ein
mit Laser graviertes, auf der Zeigerachse zentriertes
Sonnenmotiv. Das gleiche Motiv ist auf der sichtbaren
Platine guillochiert.
3. Mikrorotor 22 Karat, guillochiert und mit dem
Piaget-Wappen verziert. Dank seiner Anordnung im
Werk erlaubt er ein Maximum an gestalterischer Finesse
und gewährleistet gleichzeitig einen guten Aufzug.
4. Die originelle Kombination von zwei Formen
auf dem Gehäuse – rundes Mittelteil, kissenförmige
Lünette. Die Signatur Piaget Emperador.
Das Werk Piaget 1270P, mechanisches Kaliber mit
automatischem Aufzug und Tourbillonhemmung, das
flachste Uhrwerk der Welt. Umgekehrt montiert, bietet
das transparente, skelettierte Zifferblatt einen faszinierenden Blick auf Brücken, Räder, Mikrorotor
und Tourbillonhemmung.
EL PRIMERO
STRIKING 10th
5.
ZENITH, WAHRER PIONIERGEIST SEIT 1865
www.zenith-watches.com
Aarau: Gygax & Schneeberger - Baden: Schmitt - Basel: Kurz, Seiler Juwelier - Bern: Sonderegger - Chur: Zoppi - Interlaken: Kirchhofer
Finanz und Wirtschaft LU X E | 21
Luzern: Embassy, Kurz, SwissLion - St-Gall: Frischknecht - Winterthur: Romer AG - Zollikon: Zinniker - Zürich: A. Türler, Kurz, Les Ambassadeurs
DR
20 | Finanz und Wirtschaft LU X E
i ko n e | b e g e g n u n g | von Konrad Koch - Fotos: Marc Ninghetto
Michael Schumacher
« Ich bin ein Uhrenfreak »
Ein Mann auf dem Weg zum nächsten Sieg. Er lebt rasend
schnell und hat sich doch, bevor die neue Formel-1-Saison
angefangen hat, Zeit genommen für ein Gespräch über
Geschwindigkeit und seine Leidenschaft für Uhren.
Z
wei Ikonen haben sich gefunden:
Michael Schumacher, mit sieben
Weltmeistertiteln der Champ of Champions der Formel 1, ist neuer Markenbotschafter der ältesten Uhrenmanufaktur der Welt, die immer noch im Besitz
der Gründerfamilien ist. Sein Comeback
letztes Jahr mit Mercedes GP Petronas
in die Königsklasse des Rennsports zeugt
von seinem Sportgeist: Der Start war
schwierig, das Resultat verhalten, doch
für Schumi – wie ihn seine Fans liebevollehrfürchtig nennen – liegt die Herausforderung immer im nächsten Rennen. Er ist
vertraut mit innovativer Technik, HighTech-Materialien und dem Geduld fordernden Fine Tuning jedes Rennwagens, und das Gleiche fasziniert ihn in
der Welt mechanischer Uhren. Zum Gespräch kam er im eleganten dunklen
Anzug, am Arm eine sportlich-avantgardistische Royal Oak Offshore. Den
Dressman für die AP-Werbung markierte er deswegen nicht. Er gab Gas wie auf
der Rennpiste, und er weiss, was für das
Image der Marke Michael Schumacher
gut ist: eine Uhr für Leistungsträger.
Michael Schumacher mit dem Chronographen Royal Oak Offshore Arnold Schwarzenegger
« The Legacy » von Audemars Piguet.
Herr Schumacher, was bedeutet Zeit für
einen Formel-1-Piloten?
Zeit ist essenziell. Der Kampf gegen die
Uhr ist ständig präsent – und irgendwie
laufen die Uhren meistens zu schnell.
Wobei, manchmal schaffe ich es doch,
sie zu unterbieten. Fakt ist, dass in mir
ständig eine Uhr abläuft, damit ich den
Vergleich habe mit der Zeit, an der ich
mich messen muss, die mir aber auch
in jeder Kurve und jeder Runde permanent sagt, wo ich bin.
Da müssen 1,8 Sekunden Boxenstopp für
Sie enervierend lang sein.
Nein, das sind berechenbare Momente.
Benchmarks, die es zu unterbieten gilt.
Was sind dann lange Sekunden?
Es sind die Augenblicke, in denen man
sieht, was für Konsequenzen auf einen
zukommen. 1999 in Silverstone war so
ein intensiver Moment, auch im Hinblick
darauf, was damals direkt nach dem Unfall passiert ist.
Was war bisher sportlich die
glücklichste Sekunde?
Ganz klar Suzuka 2000. Wir haben 1996 mit
dem Ferrari-Team angefangen, etwas aufzubauen, was 1997 hätte gekrönt werden
können, doch dann durch meine Schuld
nicht gelang. Wir mussten bis 2000 warten,
bis wir den Forml-1-WM-Titel gewannen.
Nach 21 Jahren wieder den WM-Titel für
Ferrari geholt zu haben, das war ein freudiger Moment. Ich spürte, wie von allen eine
schwere Last fiel. Es stimmte, was Jean Todt
damals auf dem Podest gesagt hatte: Das Leben wird nie mehr sein, wie es vorher war.
Keiner hätte wohl gewagt, die Siegesserie
vorherzusagen, die sich daraus ergab.
Wie ist es, wenn man immer gegen
den eigenen Mythos, die eigene
Leistungsvorgabe fährt?
Mitunter ganz schön herausfordernd.
Doch es ist dieses stetige sich verbessern,
messbare Fortschritte erzielen, das den
Rennsport und den Einsatz in der Automobilentwicklung so interessant macht. Die
Zeit bleibt niemals stehen, sie entwickelt
sich ständig – und damit auch der Erfolg.
Wo sehen Sie die Verbindung zwischen
Uhren- und Automobiltechnik?
In der Präzision.
Ist Genauigkeit die wichtigste Eigenschaft
einer Uhr für Sie?
Funktionalität und Genauigkeit sind
wichtig für mich, weil ich sehr oft an
Rennstrecken stehe und Zeiten nehme.
Ich will ja wissen, was die Konkurrenz
macht.
Was muss eine Uhr bieten,
damit sie Ihnen gefällt?
Ein Chronograph ist die Hauptvoraussetzung. Dann muss die Uhr eine Mischung
aus Funktion, Design und emotionalen
Elementen haben, die mich begeistert.
Uhren gelten auch als einziges legitimes
Schmuckstück des Mannes.
Man zeigt mit einer Uhr seinen eigenen
Anspruch an Stil und Geschmack. Darum
geht es ja, wenn ab einem gewissen Punkt
nicht mehr die Funktionalität zählt. Das
geht auch mir so, denn ich bin seit vielen
Jahren ein Uhrenfreak.
Wie kamen Sie zu dieser
Begeisterung für Uhren?
Diese Faszination entstand durch mein
sportliches Umfeld, ist aber auch geprägt
durch Menschen, die um mich waren und
tolle Uhren getragen haben. Es ist wie
beim Auto: Wer hat nicht lieber ein schönes, schnelles Auto. Entsprechend ist es
mit Uhren, die ja auch eine Form von Luxus sein können, den man versucht ist,
sich zu gönnen, und auf den man hinarbeitet. So war das bei mir auch.
So weit, dass Sie zum Uhrensammler
geworden sind?
Ja, ich sammle vor allem moderne Armbanduhren. Ich schätze mich daher
glücklich, Partner von Audemars Piguet
zu sein.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 23
i ko n e | b e g e g n u n g
en zu haben, innovativ zu denken. Für
mich ist Fortschritt notwendig, um mich
immer wieder zu motivieren. In einer
solchen Herausforderung fühle ich mich
gut aufgehoben.
So wie Sie bei einem Formel-1-Wagen
spüren, wie das Fine Tuning gemacht
werden muss, geben Sie dann als Uhrenkenner Ihren Input?
Absolut. Nur wird das etwas schwieriger sein, denn Formel 1 ist Formel 1. Im
Uhrenbereich ist alles etwas langsamer… (Er begutachtet die ganze Zeit die
Schwarzenegger-Uhr)
Was hat Sie bewogen, diese
Partnerschaft einzugehen?
Ich verspreche mir ganz neue Erfahrungen. Das wird eine intensive Zusammenarbeit sein, in der wir neue Wege gehen und
auch neue Kaliber besprechen werden.
Sie waren schon immer von Uhren von Audemars Piguet begeistert, besonders von einer.
Das war aus Leidenschaft: die Terminator-Uhr von Arnold Schwarzenegger.
Wer ist nicht Fan von Arnold Schwarzenegger? Insofern war für mich nicht
nur sein Image, sondern auch die mit
ihm verbundene Uhr sehr reizvoll.
Dann wird Sie die neuste Uhr von Audemars
Piguet begeistern, der Chronograph Royal
Oak Offshore Arnold Schwarzenegger „The
Legacy“.
Das ist etwas ganz Spezielles (er greift
sich die Uhr), wobei wir in unserer Zusammenarbeit jedoch in eine ganz andere Richtung gehen werden. „The Legacy“
ist eher an die T3 von früher angelehnt.
Mit dem neuen Konzept und Design wird
sie sicher viele Liebhaber finden, und ich
hoffe, auf der Liste für eine der limitierten Uhren stehen zu können.
Sie haben sicher gute Karten.
Ich glaube auch.
Sie haben erwähnt, dass Ihr Mandat mit AP
auch eine Entwicklungszusammenarbeit
umfasst. Wies ist das zu verstehen?
Ich bin es gewohnt, in einem Team zu arbeiten und Projekte voranzutreiben, Ide24 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Sie gefällt Ihnen?
Ja, sie gefällt mir – keine Frage! (strahlt
und lacht) …und ich bin gewohnt, in extrem hohem Entwicklungstempo zu arbeiten. Da werde ich AP gut herausfordern können. Ich habe da schon meine
Vorstellungen…
…von einer Uhr, die Ihren Namen trägt?
Das ist ja selbstverständlich, dass es so
etwas geben wird. Aber ich möchte nicht
einfach auf eine bereits existierende Uhr
meinen Namen draufsetzen. Weil es jedoch dauert, ein neues Uhrwerk zu entwickeln, werden wir in der Zwischenzeit
sicher erst die eine oder andere interessante Designidee verwirklichen.
Lassen Sie sich in die Karten gucken?
Nein!
Anders gefragt, was ist die Wunschuhr
des Michael Schumacher?
Ich kann nur so viel sagen, dass es mit
meiner Welt zu tun hat. Es wird etwas
sein, das es bisher nicht gegeben hat. Dabei belassen wir es und gehen zur nächsten Frage.
Gut. Was schenken Sie Ihrer Frau Corinna?
Audemars Piguet hat fantastisch schöne
Schmuckuhren.
Das ist wohl wahr. Zum Geburtstag meiner Frau hatte ich schon was ganz Tolles
gefunden – und dann ist ja auch noch der
Hochzeitstag. Sie ist aber nicht so stark
auf Uhren ausgerichtet. Ein tolles Pferd
ist ihr da schon lieber.
Und für sich: Sind Sie ein
Spontanuhrenkäufer?
Ich bin eher der Typ, der sich eine Uhr
zur Belohung für eine besondere Leistung schenkt. Aber es gibt auch spontane Käufe.
Wie gehen Sie als Privatperson
mit der Zeit um?
Ich bin ein Mensch, der sehr auf Effizienz eingestellt ist, was bedeutet, dass ich
mich schwertue, Zeit zu verplempern.
Der Rhythmus, der mich in den vielen
Jahren im Sport bestimmte, färbt auf das
Privatleben ab, keine Frage. Wenn ich
daher zu Hause bin, versuche ich die Zeit
so schön und gemütlich wie möglich zu
nutzen, sodass wir alle zufrieden sind.
Michael Schumacher ist auch ein
Unternehmen. Wie wichtig ist Ihnen
der wirtschaftliche Erfolg?
Wirtschaftlicher Erfolg ist vor allem
wichtig für die Unternehmen, mit denen
ich zusammenarbeite. In meiner frühen
Kindheit war finanzielle Unabhängigkeit
ein Traum von mir, weil wir die zu Hause nicht hatten. Das waren sehr schwere Zeiten, dies es zu überwinden galt.
Umso glücklicher bin ich, diese Unabhängigkeit erreicht zu haben, nicht nur
für mich, sondern für meine Familie. Das
ist etwas, das ich aufrechterhalten möchte, was bedeutet, dass man dementsprechend wirtschaften muss.
«Der Kampf gegen die Uhr
ist ständig präsent – und
irgendwie laufen die Uhren
meistens zu schnell.»
Was empfehlen Sie als vermögende Person
Privatanlegern zur Vermögensbewahrung?
Der beste Rat, den man in dieser Hinsicht
geben kann, ist Diversifikation. Niemand
hat ja den Stein der Weisen erfunden,
niemand wird wissen, welche Branchen
langfristig Bestand haben.
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Würden Sie eher in die Automobilindustrie
oder die Uhrenindustrie investieren?
Im Moment kann man aus geschäftlichen Belangen in beide Sparten investieren, besonders wenn man sieht, welches Wachstum auch die Autoindustrie
wieder erzielt. Die Uhrenindustrie ist
aber wahrscheinlich die sicherere Variante. Auch in schlechten Zeiten laufen
ihre guten Produkte weiterhin gut, hingegen haben in der Autoindustrie auch
gute Produkte Einbussen erleiden können. Das hat doch die Krise gezeigt.
Und die Frage aller Fragen: Ist die Zeit reif
für den nächsten Weltmeistertitel?
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 25
DOSSIER
von Michel Jeannot
2011 – das Uhrenjahr
der Vernunft
Unter den Neuheiten, die an den Uhrensalons in Genf und Basel vorgestellt
werden, zeichnen sich einige starke Tendenzen ab. Die Uhren des Jahrgangs
2011 sind nicht mehr von modischen Effekten geprägt, sondern setzen auf
innere Werte und Beständigkeit. Schlichtheit, Reisen, Vintage, mechanische
Damenuhren und «hausgemachte» Werke sind die Schlüsselwörter.
W
ährend die Zeitmesser in den letzten zehn
Jahren ständig an Umfang zulegten, haben
sie jetzt ein bis zwei Millimeter Durchmesser eingebüsst. Das beste Beispiel dieser Rückbesinnung
liefert Roger Dubuis. Nachdem die Marke seit einigen Jahren mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte,
wurde sie schliesslich von der Ri– Ultraflache Uhren sind eine
Rückbesinnung zu den klassischen chemont-Gruppe
übernommen, die
Werten der Uhrmacherei –
eine tiefgreifende
Neuorientierung
vornahm, um jetzt erschwingliche Uhren in besserer Qualität anzubieten. Die im Januar lancierte erste Kollektion der neuen Strategie (La Monégasque)
illustriert perfekt den neuen Zeitgeist. Sie zeigt sich
von einer einfacheren, weniger überschwänglichen
Seite.
Dieser Trend ist bei fast allen Marken feststellbar, insbesondere bei denen, die für ihre grosszügig
bemessenen Uhren berühmt sind. Die unabhängige
Manufaktur Audemars Piguet und der zur Richemont-Gruppe gehörende deutsche Uhrenhersteller
A. Lange & Söhne haben jetzt schlankere Zeitmesser im Programm. Selbst Parmigiani Fleurier hat sich
dieses Jahr für die klassische, runde Uhr entschieden, gegenwärtig ein Must im Sortiment jedes Uhrenanbieters.
Wie erklärt sich diese Rückkehr zur uhrmacherischen Bescheidenheit, zumal die Wirtschaft zum
Höhenflug startet, wieder von finanziellen Extravaganzen und von explodierenden Boni die Rede ist
und sich die Luxusgüterunternehmen über glänzende Geschäfte freuen ? Die Erklärung liegt in den aussergewöhnlich langen Entwicklungs- und Produktionszyklen der Uhrenindustrie. Die Reaktion der
Hersteller auf die Krise, die im Herbst 2008 die Weltwirtschaft durchschüttelte, wurde erst im Jahr 2010
sichtbar. Die jetzt präsentierten Neuheiten sind noch
ein Spiegelbild der düsteren Epoche. Zeitmesser, die
die aktuelle Euphorie spiegeln, werden somit 2012
oder 2013 vorliegen. Vorausgesetzt, es kommt bis dahin keine neue Krise.
Für Globetrotter und Jetsetter
Diese langen Produktionszyklen haben fundamentale Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Modelle. Modische Trends, die nur gerade während eines oder zweier Jahre angesagt sind, haben keinen
Bestand. Das bestätigt sich auch an einem zweiten
Phänomen, der Faszination für GMT-Uhren, auch
Zeitzonen- oder Weltzeituhren genannt. Gefragt
sind Komplikationen, die nützlich und vor allem alltagstauglich sind, und das sind in einer auf Mobilität und Reisen ausgerichteten Welt Uhren, auf denen
sich Ortszeit und Heimatzeit, wenn möglich noch
mit Tag-Nacht-Anzeige, ablesen lassen. Zusammen
mit Weckerfunktion sind sie das Utensil eines mobilen Lebensstils.
So gibt es heute kaum eine Marke, die in ihrer Kollektion nicht ein Zeitzonenmodell führt. Und die
Häuser, die schon immer GMT-Uhren im Repertoire
hatten, erneuern ihre Modelle laufend. Am Salon International de la Haute Horlogerie, der im Januar in
DR
26 | Finanz und Wirtschaft LU X E
i Schlank und schlicht
die Saxonia von
A. Lange & Söhne.
Vacheron Constantin
lanciert eine neue
Komplikation mit der
Patrimony Traditionnelle
Heures du Monde. s
tät des Uhrendesigns der Dreissiger-, Fünfziger- und
Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts hat
eben noch heute unerreichte Gültigkeit. Mit stilistischen Elementen aus vergangenen Zeiten zu arbeiten, gibt den Uhrenhäusern auch die Legitimität,
sich auf Tradition und eine Markenpersönlichkeit
mit Vergangenheit zu berufen. So sieht es jedenfalls
Baume & Mercier, die einen Hauch Nostalgie in die
von Grund auf neue Markenstrategie hat einfliessen
lassen. Mit Erfolg, denn der Chronograph Capeland
mit Bi-compax-Werk von Lajoux-Perret mit Tachymeter und Telemeterskala ist eine direkte Inspiration einer Baume & Mercier aus dem Jahr 1948. In Anlehnung an ein Modell aus dem Jahr 1952 hat Zenith
die Kollektion Captain reaktiviert, um so ihr Erbe
zu kapitalisieren.
Grund zum Feiern hat auch Jaeger-LeCoultre. Die
Manufaktur aus Le Sentier bringt zum 80. Geburtstag
der legendären Reverso gleich mehrere Modelle auf
den Markt, die direkt auf die erste Uhr mit dem Wendegehäuse aus dem Jahr 1931 zurückgehen. Auch das
Genf stattfand, präsentierte denn auch mehr als die Unternehmen Vulcain hat einen seiner emblematiHälfte der Aussteller ein neues GMT-Modell. Vache- schen Zeitmesser der Fünfzigerjahre weiterentwiron Constantin beispielsweise hat eine faszinierende ckelt: die 50s Presidents’ Watch, die mit einer neuen
Komplikation für Menschen
Weckerkomplikation ausgeauf Reisen neu interpreist. Auch Girard-Per– Gefragt sind Funktionen, rüstet
tiert und bringt die Patrimregaux lässt frühere Koldie nützlich und
ony Traditionnelle Heures
lektionen auferstehen. So
du Monde mit allen 37 Weltorientiert sich das aktuelalltagstauglich sind wie
, Halb- und Viertelzeitle Programm (Vintage 1945,
zonen auf den Markt. Mit
1966) an Uhren aus verganZeitzonenanzeigen und
dem Calibre Multifuseaux
genen Zeiten. Das UhrenAlarmeinstellungen –
stösst Cartier weiter in den
haus ergänzt alljährlich sein
Bereich der mechanischen
Angebot mit Zeitmessern,
Haute Horlogerie vor, und Montblanc hat ein eigenes die an frühere Modelle erinnern. Zahlreichen UhWerk für die Lancierung der neuen Star World-Time renherstellern ist es so gelungen, dank Neuauflagen
GMT Automatic entwickelt.
kommerzielle Erfolge zu erzielen – und die GoldgruWährend Weltzeituhren den Bedürfnissen unserer be ist noch lange nicht versiegt.
auf Mobilität ausgerichteten Gesellschaft entsprechen, stillen Vintage-Uhren unsere Sehnsucht nach Femme, femme, femme
Die Uhrenunternehmen haben die Zeichen der
sicheren Werten der Vergangenheit. Zwar ist das Rezept nicht neu, aber Retro-Uhren scheinen zu einem Zeit auch erkannt, wenn es um die Wünsche ihrer
veritablen Trend zu werden. Die ästhetische Quali- weiblichen Kundschaft geht – und die verlangt immer mehr auch nach uhrmacherischer Kompetenz.
Das Angebot an Damenuhren mit mechanischem
Werk hat jedenfalls markant zugenommen. Es macht
gar den Anschein, als ob aus dem einstigen Alibiangebot endlich ein nachhaltiger Trend wird.
Selbstverständlich ist eine Quarzuhr praktischer.
Sie muss auch nach längerer Ruhezeit nicht aufgezogen werden, das Werk ist anspruchslos im Unterhalt,
und genauer ist sie allemal. Aber eben, die Quarzuhr
ist für die Uhrenindustrie nur Ersatz. Es war daher
höchste Zeit, dass auch Markenverantwortliche erkannten, dass Frauen sich nicht nur für Schönheit interessieren, sondern auch innere Wert zu schätzen
wissen. Rolex etwa bietet, ob für Damen oder Herren, ausschliesslich mechanische Uhren an.
Ein interessanter Aspekt dieser Entwicklung ist,
dass vor allem in Asien Damenuhren mit mechanischem Werk nachgefragt wurden und werden. Was
28 | Finanz und Wirtschaft LU X E
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Das Juwel verlangt nach ausserordentlichem Handwerk. Nach Erfahrung
und Wissen in der Wahl der wertvollsten
Edelsteine. Doch erst die inspirative
Kreation, das Spiel mit Material, Farbe
und Licht schafft die entscheidende
Qualität: Schafft es, dass das grösste
Glanzstück nicht der Schmuck ist.
Sondern Ihr persönlicher Auftritt.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 29
d o s s i e r | trends 2 0 1 1
nur die diesjährigen Kollektionen, vor allem ist es entscheidend
für die künftige Entwicklung der
Schweizer Mechanikuhr generell. Es geht um mechanische
Werke, die von den Marken selbst
konzipiert, entwickelt und in vielen Fällen auch in Eigenregie produziert werden. Um im Uhrenuniversum bestehen zu können,
ist es für Uhrenfabrikanten von
existenzieller Bedeutung, über
eigene Kaliber zu verfügen.
Neuinterpretation bei
Vulcain: die Präsidentenuhr der 1950er Jahre. s
i Omega bestückt
seine erste, eigenständige Damenkollektion
Ladymatic mit einem
Automatikwerk.
den Trägerinnen in Fernost gefällt, sollte auch die
Frauen in der übrigen Welt ansprechen, darauf setzen nun zahlreiche Uhrenhersteller. Im Herbst
2008 machte Patek Philippe den ersten wichtigen Schritt mit der Präsentation des ersten veritablen Chronographen für die Frau. Der Name des
Modells ist Programm: Ladies
First Chronograph. Offenbar
mit Erfolg, denn es wird gemunkelt, dass die Genfer Manufaktur an der diesjährigen
Baselworld als Ergänzung ihrer Damenkollektion ein umfassendes Angebot mechanischer Uhren vorstellen wird.
Ganz in diesem Sinn präsentiert Piaget dieses Jahr
die mit Diamanten besetzte
und mit einem mechanischen
Werk ausgestattete Altiplano und tritt so den Beweis an,
dass hochkarätige Schmuckuhren durchaus ein mechanisches Herz haben können.
Ein Bekenntnis zur Mechanik setzt auch Omega, einer
der ganz grossen Akteure der
Schweizer Uhrenindustrie.
Ende 2010 wurde die erste
exklusive und eigenständige
Damenkollektion vorgestellt,
die keine blosse Weiterentwicklung von Herrenuhren ist. Zur Premiere hat Omega die neue Ladymatic mit einem Automatikwerk ausgestattet. Feminität gekoppelt mit Mechanik ist voll im Trend.
Der dritte Branchentrend schliesslich hat mehr
mit Inhalt als mit Form zu tun. Es geht um das unsichtbare Innenleben der Uhr. Dieses prägt nicht
30 | Finanz und Wirtschaft LU X E
i Nostalgie bei
Baume & Mercier.
Der Chronograph
Capeland inspiriert
sich an einem Modell
aus dem Jahr 1948.
Das Werk ist alles
Vor noch nicht allzu langer Zeit deckten sich die meisten Schweizer Uhrenmarken
mit mechanischen Werken der
Swatch-Group-Tochter ETA ein.
Mit der Folge, dass sie sich nur gerade durch ihr Äusseres voneinander unterschieden. Sich in einem
solchen Umfeld als Anbieter von Haute Horlogerie
zu definieren, wurde für viele Marken zu einer Frage der Glaubwürdigkeit. Tatsächlich ist das Tempo,
mit dem seit fünf Jahren Uhrenunternehmen die industrielle Kapazität zur Herstellung eigener Werke
ausbauen, beeindruckend.
Ausgelöst hat diese Entwicklung die Swatch Group,
die vor Jahren ihre Absicht bekanntgab, das Angebot
zu reduzieren. In der Folge sahen sich die verantwortungsvollsten Unternehmen gezwungen, nach Alternativen zu suchen und massiv zu investieren.
Beeindruckend ist die Zahl von Unternehmen,
die in diesem Jahr eigene Kaliber vorstellen, vor allem wenn man weiss, wie zeitaufwendig und teuer
die Entwicklung und die Fabrikation eines mechanischen Uhrwerks sind. Bis zur Produktionsreife
dauert es anderthalb bis drei Jahre, mit Kosten von
mehreren Millionen Franken. Dass eine neue Ära
angebrochen ist, zeigt sich auch daran, dass selbst
Omega, die mächtigste Schweizer Uhrenmarke und
Swatch-Group-Tochter, es sich nicht leisten kann,
bei der Ergänzung des Sortiments auf markeneigene Werke zu verzichten, und so in den vergangenen
Jahren mehrere Kaliber-Eigenentwicklungen vorgelegt hat. Auf Aufholjagd auf die Genfer Prestigemarke Rolex, die seit über zehn Jahren über ein eigenes
Chronographenwerk verfügt, wird Omega an der Baselworld das erste exklusive Chronographenwerk
vorstellen. Das ist mehr als ein Zeichen, das ist eine
klare Absichtserklärung. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 31
U H R E N | N E U H E I T E N | von Michel Jeannot
NEUHEITEN
5
Christophe Claret 5
Adagio
Roségehäuse, Manufakturwerk mit Handaufzug,
Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, grosses
Datum, zweite Zeitzone, Minuten-Repetierwerk.
Auf acht Exemplare limitierte Serie.
268 000 Fr.
DeWitt 6
Twenty-8-Eight Tourbillon
Roségoldgehäuse, Tourbillon-Werk mit Handaufzug, Stunden- und Minutenanzeige, Alligatorband,
Faltschliesse.
143 000 Fr.
6
7
Harry Winston 7
Histoire de Tourbillon 2
Weissgoldgehäuse poliert, satiniert, kugelgestrahlt.
Werk mit Handaufzug, bi-axiales fliegendes Tourbillon: Aussenkäfig aus Titan 120-Sekunden-Drehung,
Innenkäfig 10˚ geneigt, Drehung in 40 Sekunden.
Auf 20 Exemplare limitierte Serie.
580 000 Fr.
1
2
Die Komplikationen
Hermès 8
Arceau Grande Lune
Stahlgehäuse, Werk mit Handaufzug, Anzeige Stunden, Minuten, Sekunden, Datum, Tag, Monat und
Mondphasen. Alligatorband.
7125 Fr.
A. Lange & Söhne 1
Saxonia Dual Time
Weissgoldgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk, Stunden- und Minutenanzeige, kleine Sekunden mit Sekundenstopp, zweite Zeitzone, 24 Stunden-Anzeige mit
Tag-/Nachtindikation.
27 700 Fr.
Hautlence 9
HL2.0
Audemars Piguet 2
Royal Oak Offshore Tourbillon
Chronographe Automatique
Gehäuse aus geschmiedetem Karbon, Lünette und
Drücker aus schwarzer Keramik, Drückerschutz aus Titan. Automatisches Werk mit Tourbillon und SäulenradChronograph, Stunden- und Minutenanzeige, kleine
Sekunden auf 9 Uhr, Chronograph.
262 500 Fr.
3
Memovox Tribute to Deep Sea
Stahlgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde und Wecker.
Schwarzes Lederarmband mit Dornschliesse aus
Edelstahl. Auf 959 Exemplare limitierte Serie.
11 300 Fr.
Villeret Demi-Fuseau Horaire
Roségehäuse Demi-Savonette (Deckel auf dem Boden), Automatikwerk mit Anzeige Stunden, Minuten,
Sekunde, Datum, zweite Halbstunden-Zeitzone, Tag-/
Nachtanzeige und Anzeige Datum- und Zeitzonenwechsel.
27 900 Fr.
Jean Dunand 11
Tourbillon Orbital Dancing Koi
Breguet 4
32 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Fotos: DR
Classique 7337
4
9
Jaeger-LeCoultre 10
Blancpain 3
Roségehäuse, Automatikwerk mit Siliziumspiralfeder,
Stunden- und Minutenanzeige, kleine Sekunde auf 5
Uhr, Wochentag- sowie Mondphasen- und Mondalteranzeige.
38 400 Fr.
8
Weissgoldgehäuse, Manufaktur-Mechanikwerk.
Stundenfunktion auf springender Kette simultan mit
60°-Rotation des Regulierorgans mit StraumannDoppelspirale, retrograde Minute.
240 000 Fr.
Platingehäuse mit 92 Baguette-Diamanten (6.25
ct.), Zifferblatt aus in fünf Arbeitsgängen hergestelltem Email. Rotierendes Werk mit Handaufzug, dezentrales, fliegendes Tourbillon, rückwärtige Mondphasenanzeige, Anzeige der Gangreserve auf der
Gehäuseflanke, durch eine zweite Öffnung im Mittelteil lässt sich das Werk bewundern. Aufzug und
Zeiteinstellung mit einem Klappschlüssel auf der
Gehäuserückseite. Regulierung der Mondphasen
mit Drücker auf dem Boden. Einzelstück.
548 000 Fr.
11
10
Finanz und Wirtschaft LU X E | 33
UHREN | NEUHEITEN
12
Die Komplikationen
13
Louis Moinet 12
Tempograph
Gehäuse aus Edelstahl und Titan, Automatikwerk,
Stunden- und Minutenanzeige. Sichtbarer retrograder 10-Sekunden-Mechanismus, patentiert.
Auf 60 Exemplare limitierte Serie.
28 000 Fr.
MCT 13
Sequential One All Black
Goldgehäuse mit schwarzem DLC bearbeitet,
Werk mit Handaufzug. Stundenanzeige auf 9 Uhr
durch drehende Prismen. Minutenanzeige mit
springender Scheibe, die mit dem goldigen Zeiger
verbunden ist. Auf 99 Exemplare limitierte Serie.
117 180 Fr.
14
Patek Philippe 14
Chronographe à Quantième
Perpétuel Réf. 5270G
Weissgoldgehäuse, Manufakturwerk mit Handaufzug. Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Tag, Monat, Schaltjahr, Tag-/Nachtanzeige
im Fenster, Datum mit Zeiger, Mondphasen und
Chronograph.
Preis auf Anfrage
T
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E
E
A
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R
R
T
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F
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S
U
I
S
O
I
N
O
N
Tudor 15
15
Heritage Advisor
Stahl-Titan-Gehäuse, Manufaktur-Automatikwerk
mit Weckfunktion. Anzeige Stunden, Minuten,
Sekunde, Datum, Gangreserve, Wecker mit Anzeige on/off.
5600 Fr.
Urwerk 16
UR-110 Torpedo
Titangehäuse. Werk mit automatischem Aufzug,
der von einer hinter dem Titanboden versteckten
Doppelturbine reguliert wird. Stundensatelliten,
Minuten auf der rechten Seite, Controlboard mit
Anzeige Tag/Nacht, Ölwechsel und kleine Sekunde.
93 960 Fr.
16
Vacheron Constantin 17
Quai de l’Ile Quantième
Rétrograde Annuel
Roségehäuse, Manufaktur-Automatikwerk. Genfer Siegel. Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Jahreskalender mit Datum, Monat, retrogrades Datum und Mondphasen.
64 000 Fr.
17
En décembre, à Paris, Hublot habille
de mille feux la colonne Vendôme
pour célébrer l’ouverture de sa 30ème
boutique au 10, Place Vendôme et
le BicentenaireGOLD
de la colonne Vendôme.
Hublot lässt die Triumphsäule an der Place
Vendôme in Paris zu ihrem 200-jährigen Jubiläum im
Lichtermeer erstrahlen und feiert die Eröffnung seiner
30. Boutique an der Nummer 10 der Place Vendôme.
Vulcain 18
Presidents’ Watch
18
34 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Satiniertes, poliertes Roségehäuse, ManufakturAutomatikwerk mit Weckerfunktion. Anzeige
Stunden, Minuten, Sekunde, Datum, Wecker mit
20 Sekunden-Läutwerk.
22 680 Fr.
BAHNHOFSTRASSE 31, 8001 ZÜRICH - SCHWEIZ
TELEFON +41 (0)43 344 63 63, WWW.BEYER-CH.COM
Hublot TV auf: www.hublot.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 35
UHREN | NEUHEITEN
2
1
3
5
4
6
Louis Erard 5
Heritage Sport Chronographe
Chronographen
und Sportuhren
7
Bovet Fleurier 1
Louis Vuitton 6
Chronographe Cambiano
Wechselgehäuse Amadeo Convertible (Armbanduhr, Taschenuhr, Tischuhr, Sport-Zeitmesser),
satiniert, kugelgestrahlt und DLC- behandelt. Automatikwerk mit Stunden- und Minutenanzeige,
kleine Sekunde auf 6 Uhr, grosses Datum auf 12
Uhr und Chonographenfunktionen.
21 380 Fr.
Breitling 2
Montbrillant 01 Limited
Edelstahlgehäuse, Automatikwerk Breitling 01,
COSC-Zertifikat, Sekunden-Chronograph, beidseitig drehbare Lünette. Auf 2000 Exemplare limitierte Serie.
7580 Fr.
36 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Edelstahlgehäuse, Automatikwerk, Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Tag, Datum und Chronograph. Armband aus gebürstetem und poliertem
Edelstahl mit Faltschliesse.
1945 Fr.
Hanhart 3
Primus Pilot
Edelstahlgehäuse ADLC-behandelt, automatisches Chronographenwerk, kannelierte Lünette mit roter Markierung, Boden und Krone verschraubt, flexible Bandanstösse.
5950 Fr.
IWC Schaffhausen 4
Portofino Chronographe
Edelstahlgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk,
Chronograph, Datum- und Wochentaganzeige,
kleine Sekunde mit Stoppfunktion.
5600 Fr.
Tambour Diving II
Roségoldgehäuse, Automatikwerk, einseitig drehbare Lünette mit Anzeige der Tauchzeit, blaues
Kautschukarmband.
24 200 Fr.
Montblanc 7
TimeWalker TwinFly Chronograph
Black Titanium
Titangehäuse mit schwarzem DLC-Überzug, Automatikwerk mit Flyback-Chronographenfunktionen, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Datum,
zweite Zeitzone auf 24 Stunden. Auf 300 Exemplare limitierte Serie.
12 080 Fr.
MONARD DATE, Ref. 342.502-003. 18K Roségold. Grossdatum.
Handaufzugswerk Cal. HMC 342.502. Mindestens 7 Tage Gangdauer.
Gangreserveanzeige auf Werkseite. Sichtboden.
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 37
UHREN | NEUHEITEN
1
Chronographen
und Sportuhren
Herrenuhren
2
Corum 1
Panerai 1
Golden Bridge Automatic
Luminor Submersible 1950 3 Days
Automatic Bronzo
Poliertes, satiniertes Rotgoldgehäuse, durchbrochenes
Mittelteil, linear angeordnetes Stabwerk, schwarzes Alligatorarmband. Auf 130 Exemplare limitierte Serie.
45 500 Fr.
Gehäuse aus satinierter Bronze, Manufaktur-Automatikwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, kleine
Sekunde, Datum, drehbare Lünette für Tauchzeit.
9300 Fr.
Chanel 2
J12 Chromatic
1
Raymond Weil 2
Gehäuse und Armband aus Keramik. Automatikwerk
mit Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum.
5890 Fr.
Maestro Chronograph
Edelstahlgehäuse mit PVD in Roségold beschichtet, automatisches Chronographenwerk, Stunden,
Minuten, kleine Sekunde, Datum.
3150 Fr.
Ebel 3
Classic Sport Chrono
Richard Mille 3
3
RM 029 Automatique Grande Date
Gehäuse aus gebürstetem Titan, Automatik-Skelettwerk, Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde und
grosses Datum.
65 000 Fr.
Edelstahlgehäuse. Quarzwerk mit Anzeige Stunden,
Minuten, kleine Sekunde, Datum, Chronograph, Kautschukarmband.
2100 Fr.
Hublot 4
Classic Fusion Opaline Dial Gold 45mm
4
Poliertes, satiniertes Zirkonium-Gehäuse, Automatikwerk. Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum
auf 3 Uhr.
20 300 Fr.
Roger Dubuis 4
Chronographe La Monegasque
Big Number
Roségoldgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk mit
Genfer Siegel. Anzeige Stunden, Minuten, kleine
Sekunde, Chronograph. Auf 128 Exemplare limitierte Serie.
39 960 Fr.
Longines 5
3
Longines Twenty-Four Hours
Edelstahlgehäuse, Automatikwerk mit 24-StundenKreis, Datum auf 3 Uhr. Der transparente Boden ist mit
einem Deckel geschützt, innen mit der Gravur «re-edition of a Longines navigation watch exclusively made
for Swissair navigators, 1953-1956».
3000 Fr.
TAG Heuer 5
Heuer Carrera Mikrograph 1/100e
de seconde
Roségoldgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk,
COSC-Zertifikat. Doppelter Hemmungsmechanismus: für die Stunde (4 Hertz oder 28 800 a/h), für
den Chronographen (50 Hertz oder 360 000 a/h).
Der zentrale Sekundenzeiger macht eine Drehung
pro Minute. Sekundenzähler auf 6 Uhr, Minutenzähler auf 3 Uhr. Auf 150 Exemplare limitierte Serie.
50 000 Fr.
5
5
Maurice Lacroix 6
Masterpiece Roue Carrée Seconde
Poliertes, satiniertes Edelstahlgehäuse, Werk mit
Handaufzug, Platine dient als Zifferblatt, schleppendes
quadratisches Rad für die Sekundenanzeige, Gangreserve-Anzeige. Limitierte Serie.
9900 Fr.
7
Omega 7
Ulysse Nardin 6
Hour Vision Blue
Marine Diver Black Sea
Edelstahlgehäuse mit Kautschuk-Überzug, Automatikwerk mit Anzeige der Stunden, Minuten, kleine Sekunde, grosses Datum und Gangreserve,
Kautschukarmband.
8900 Fr.
7
Edelstahlgehäuse. Automatikwerk mit COSC-Zertifikat. Die Co-Axial-Hemmung sorgt für die unabhängige Regulierung des Stundenzeigers. Anzeige Stunden,
Minuten, Sekunde und Datum.
6500 Fr.
6
Tissot 8
Zenith 7
Tradition Perpétuel
El Primero Stratos Flyback
Alchron-Gehäuse, Manufaktur-Automatikwerk,
Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum und
Flyback-Chronograph.
7700 Fr.
2
6
Edelstahlgehäuse. Quarzwerk mit Anzeige Stunden,
Minuten, Sekunde. Ewiger Kalender mit Wochentag,
Datum und retrograde Monate.
410 Fr.
8
38 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 39
© Thierry Martinez
UHREN | NEUHEITEN
Damenuhren
2
1
MIRABAUD UND DOMINIQUE
AVRE,
EINE GEMEINSAME REISE UM DIE WELT
Baume & Mercier 1
Linea
Poliertes, satiniertes Rotgoldgehäuse, Quarzwerk,
diamantenbesetztes Perlmuttzifferblatt, auswechselbares Armband, Faltschliesse.
2600 Fr.
Cartier 2
Délices
3
Gehäuse und Armband aus rhodiertem 18 Karat
Weissgold mit Diamanten, Zifferblatt zur Hälfte
mit Diamanten besetzt (total 2.14 ct). Quarzwerk.
63 000 Fr.
Chopard 3
Impériale
Gehäuse und Armband aus Roségold und Edelstahl, Quarzwerk, versilbertes Zifferblatt, wasserdicht bis 50 m.
7500 Fr.
4
5
Eterna 4
Contessa
Gehäuse aus poliertem und satiniertem Edelstahl
mit 288 Diamanten, Quarzwerk, Perlmutt-Zifferblatt mit 12 Diamanten (total 1,68 ct.)
6950 Fr.
Graff Luxury Watches 5
GraffStar Dame
Facettiertes Gehäuse aus durchsichtigem Saphir,
Zahlen und Zeiger mit 43 Brillanten besetzt, Zifferblatt aus weissem, schwarzem, rosa oder blauem Perlmutt, Schnalle und Krone mit Diamanten.
33 500 Fr.
MIT SIEBEN WELTUMSEGELUNGEN UND ÜBER 360 000 ZURÜCKGELEGTEN
Piaget
AM 31. DEZEMBER 2010 IST ER MIT DER „MIRABAUD” ZUM BARCELONA
6
Limelight Garden Party
6
40 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Weissgoldgehäuse mit 52 Diamanten (total 1,6
ct). Rotierende Vogel- und Blattmotive in Weissgold mit 52 Diamanten (1.6 ct.), Dornschliesse in
Weissgold mit 15 Diamanten (0.1 ct), schwarzes
Satinarmband, Quarzwerk.
Preis auf Anfrage
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Finanz und Wirtschaft LU X E | 41
| CO M ICS |
von Emmanuel Grandjean
Illustrations: Jean-Philippe Kalonji
Sie haben keine Minute für sich und
führen ein ständiges Wettrennen
gegen die Zeit. Die Chefs der
grossen Uhrenmarken müssen
wahrlich Superhelden sein.
Georges Kern
(CEO von IWC) als Superman
Ein Kryptonit-Chef, der an drei
verschiedenen Orten gleichzeitig sein
kann: In Georges Kern schlummert ein
Superman. Er hat das Zeug, IWC zum
Star zu machen und gleichzeitig Roger
Dubuis und Baume & Mercier, den
beiden anderen Aushängeschildern
der Richemont-Gruppe, wieder auf
die Beine zu helfen.
Jérôme Lambert
(CEO von Jaeger-LeCoultre) als Iron Man
Es ist längst kein Geheimnis mehr: Der milliardenschwere Superheld Tony Stark mit der unverwüstlichen Rüstung trägt nur
Uhren von Jaeger-LeCoultre. Wer könnte den Chef der Uhrenmarke da besser darstellen als der grossspurige Playboy von
Marvel, dessen Panzer irgendwie an eine Reverso erinnert?
Frédéric de Narp
(CEO von Harry Winston) als Captain America
Er leitete Cartier in den USA während vielen Jahren,
bevor er die Geschicke von Harry Winston übernahm.
Frédéric de Narp, ein waschechter amerikanischer CEO
mit waschechtem französischem Pass, arbeitet zielstrebig
darauf hin, den berühmtesten Juwelier New Yorks zu
einer angesehenen Uhrenmarke zu machen.
Maximilian Büsser
(CEO von MB&F)
als Silver Surfer
Seine Ideen findet er
in den Comics und den
Science-Fiction-Romanen
seiner Jugend. Maximilian Büsser gleicht Silver
Surfer, dem unbezwingbaren, unabhängigen
und leidgeprüften Superhelden, der mit seinem
Surfbrett schneller als das
Licht durch die Zeit reist.
Nayla Hayek
(Verwaltungsratspräsidentin
von Swatch Group) als Wonderwoman
Dem grössten Uhrenkonzern der Welt steht
eine Frau vor. Nayla Hayek ist eine Kämpfernatur, die in einer von Männern monopolisierten Welt die Peitsche schwingt. Eine
echte Wonderwoman an der Spitze einer
Wondergroup!
Felix Baumgartner
(CEO von Urwerk)
als Spiderman
«Mit grosser Macht
kommt auch grosse Verantwortung», lautet das
Credo von Peter Parker
alias Spiderman. Die
junge, aufsteigende Manufaktur Urwerk erfindet
Uhren der Zukunft, von
denen der Spinnenmann
bestimmt gerne die Zeit
ablesen würde.
Marc Hayek
(CEO von Breguet,
Blancpain und
Jaquet Droz) als Batman
Er ist verrückt nach
Technologie und fährt
Autorennen. Seit
letztem Jahr leitet Marc
Hayek mit Breguet
die Vorzeigemarke
der Swatch Group,
um die sich zuvor sein
Grossvater gekümmert
hatte. Er wacht wie
Dark Knight über den
Schatz von Swatch City.
Wenn Klassik auf Ewigkeit trifft.
Jean-Claude Biver
(CEO von Hublot)
als Fackel
Welcher Superheld würde
besser zu einem Uhrenmacher passen, der alle Register
zieht und mit Jet Li genauso
per Du ist wie mit Maradona? Der Draufgänger
der Fantastischen Vier,
genannt die Fackel,
passt perfekt zu
Jean-Claude Biver.
Jede Manero ist ein meisterhaftes Uhrmacherhandwerk in seiner authentischsten
Form. Zu diesem zeitlosen Klassiker von zurückhaltender, aber intensiver Eleganz
passt der ewige Kalender als Manifest uhrmacherischer Spitzenleistung perfekt.
Mit der korrekturfreien Anzeige von Datum, Wochentag, Monat sowie Mondphase
beherrscht die Manero Perpetual die Komplexität unseres Kalenders. Erst im
Jahr 2100 wird eine manuelle Kalenderkorrektur notwendig, dann nämlich fällt
ein Schaltjahr aus.
www.carl-f-bucherer.com
Finanz und Wirtschaft LUXE | 47
Jean-Christophe Babin
(CEO von TAG Heuer)
als Green Hornet
Ein maskierter Rächer mit einer
Schwäche für verrückte Autos und unsinnige Gadgets. Jean-Christophe Babin
könnte glatt als Uhrenversion des vermögenden Erben Britt Reid durchgehen, der sein
Schicksal am Steuer seines getunten Chrysler
Imperial Crown an die Hand nimmt.
ZÜRI CH
GEN ÈV E
+41 44-227 17 17
+41 22 318 62 22
Bahnhofstrasse 64
rue du rhône 62
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Via nassa 5
Palace Galerie
+41 91-923 51 56
+41 81-833 51 77
B O U T I Q U E S | R a n g l i s t e | Umfrage von Dino Auciello und Christel Flach - Fotos: Cédric Widmer
von 5 möglichen Punkten der Perfektion ganz
nahe, dicht gefolgt von Corum (4,67), Breguet
(4,61) und Chaumet (4,56). In Zürich führt Cartier mit hervorragenden 4,5 Punkten die Rangliste an. Die dahinter platzierten Monomarkengeschäfte Chopard (4,22), Bulgari (4,05), IWC und
Omega (3,89) schnitten nicht ganz so gut ab wie
die in Genf. Die Mehrheit der Boutiquen an der Genfer Luxusmeile bewies im Umgang mit den Kunden mehr Fingerspitzengefühl.
Wie die dicht beieinander liegenden oder sogar punktgleichen Resultate zeigen, scheuen sie keinen Aufwand, ihre Dienstleistungsqualität zu verbessern. Doch was ist eigentlich ausschlaggebend ?
Die persönliche Beratung, die originellen Argumente oder der
freundliche Türsteher ?
« Luxe » veröffentlicht eigene Ranglisten der Uhren- und
Schmuckgeschäfte in Zürich und Genf. Wer schneidet an
der Bahnhofstrasse und der Rue du Rhône am besten ab?
Die Antwort finden Sie hier.
« I
ch hätte mir keinen besseren Service vorstellen können »,
urteilt ein von « Luxe » beauftragter Testkäufer über eine
der Siegerboutiquen unserer Rangliste 2011. Ein solches Kompliment sollten uns eigentlich alle Uhren- und Schmuckgeschäfte an
der Zürcher Bahnhofstrasse und der Genfer Rue du Rhône entlocken, denn schliesslich sind diese Shoppingmeilen das Symbol
des schweizerischen Luxus par excellence und so wertvoll, dass
sie in der Rangliste der teuersten Strassen der Welt ganz oben
rangieren : die Bahnhofstrasse auf Platz 13, die Rue du Rhône auf
Platz 42. Aber bieten die Boutiquen auch wirklich immer den Service, den man angesichts der horrenden Quadratmeterpreise erwarten dürfte?
« Luxe » wollte es genau wissen und hat zehn Mystery-Shopper
in 45 Geschäfte an und um diese prestigeträchtigen Strassen geschickt. Sie sollten anhand von dreissig Kriterien die Verkaufstechniken, die Produktpräsentation, den Empfang und andere Elemente
beurteilen. Auf Basis der gesammelten Resultate wurden vier Ranglisten erstellt, je eine für Monomarkengeschäfte und Einzelhändler
in Zürich und Genf. Da in der Westschweiz mehr Uhrengeschäfte
betrieben werden, wurden dort auch mehr Boutiquen getestet.
An der Rue du Rhône kommt die Boutique von Piaget mit 4,78
Best Boutique Award 2011
Yann André
Methode
«Luxe» hat den Kundendienst von 45 Geschäften
an zwei Luxusstrassen
getestet: an der Bahnhofstrasse in Zürich und an
der Rue du Rhône und
angrenzenden Strassen
in Genf.
10 Testkäufer oder
Mystery-Shopper –
Männer und Frauen
unterschiedlichen Alters
und Profils – wurden
geschult, damit sie den
Service der Schmuckund Uhrengeschäfte nach
klar festgelegten Kriterien
beurteilten. Da jedes Geschäft im Abstand von ca.
10 Tagen zweimal besucht
wurde, konnten in den
meisten Fällen mehrere
Mitarbeitende getestet
werden. Anhand der
Ergebnisse wurden vier
Ranglisten erstellt: je zwei
für Monomarken- und
Mehrmarkengeschäfte in
Genf und Zürich.
Die Sieger
Andere Rangliste, andere Tendenz: In den höchsten Tönen gelobt wird Kurz, der Gewinner der Mehrmarkengeschäfte in Zürich (4,5 von 5). Meister (4,11) und Bucherer (3,89) an zweiter und
dritter Stelle erzielten ebenfalls zufriedenstellende Resultate. Die
Zürcher Einzelhändler sind eindeutig eine Klasse besser als ihre
Genfer Pendants. Woran es hapert, sind laut unseren MysteryShoppern die Kundenbetreuung und die Kenntnis über die verkauften Marken. Klarer Sieger dieser Kategorie ist mit 3,74 von 5
möglichen Punkten die Gruppe Les Ambassadeurs. « Unsere Mitarbeiter müssen genauso gut über die Merkmale der einzelnen Uhren Bescheid wissen wie in einem Monomarkengeschäft », erklärt
Patrick Frischknecht, CEO von Les Ambassadeurs. Er ist überzeugt, dass das Aufspüren von Talenten ein entscheidendes Kriterium für einen guten Service
ist. Diese Meinung teilt er mit Arnaud Carrez,
Generaldirektor Cartier Schweiz. Bei ihr werden
die Mitarbeiter speziell geschult : « Unser Personal erhält verschiedene Ausbildungen. Sie reichen von technischer Weiterbildung bis hin zum
persönlichen Coaching für den Kundendienst
und den Empfang. In diesem Bereich werden sie
ausserdem regelmässig betreut. »
Schweigen ist nicht immer Gold
Die bestklassierten Geschäfte haben im Umgang mit den Kunden ein besonderes Gespür
bewiesen und die richtige Mischung aus Kundennähe und professioneller Distanz gefunden.
Doch auch Geschäfte, die in unserer Rangliste
nicht ganz oben stehen, verhielten sich sehr kompetent, wie bei einem der Hauptkriterien der Untersuchung, nämlich der angebotenen Auswahl,
deutlich wird. Der Juwelier Adler hielt sich beim
präsentierten Ringsortiment konsequent an die
vorgegebene Preisspanne. « Das Geschäft hat
nicht versucht, mir etwas Teureres zu verkaufen. Es war bemüht, den Ring zu finden, der am
besten zu mir passt », hält einer unserer MysteryShopper fest. Das Gleiche gilt für die Verkäufer
bei Gübelin in Zürich. Sie berieten die Testkäufer
ausgiebig bei der Wahl der Marke und berücksichtigten dabei die Wünsche des Kunden.
1. Rang in der Kategorie Monomarke in Genf:
Christine Alpeyrie, Direktorin der Boutique Piaget.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 51
BOUTIQUES | Rangliste
GENf
Rangliste monomarken
Rang | Geschäft | Mittelwert
Ud modolor perat, sim dolorem et dolor. Cipit verciduisl iustrud ting ea feuipit
atincilit eu faciliq uissequatum nostrud er ad luptat alis non er ipisis nit velesto
odipit inisl eummod tisl del iriustio
1.Piaget 4,78
2.Corum 4,67
3.Breguet 4,61
1. Rang in der Kategorie Multimarken in Genf:
Ignaz Steg, Branch Manager ad interim der Boutique Les Ambassadeurs.
4.Chaumet 4,56
5.Adler 4,39
In einigen der schlechtestplatzierten Genfer Geschäfte liess der
Empfang sehr zu wünschen übrig. Es herrschte eine bedrückende Stille, und die Mitarbeiter wirkten zugeknöpft. Bei Laurence
Graff oder Van Cleef & Arpels war das Fehlen von Kommunikation richtig unangenehm : « Ich musste ihnen die Informationen aus
der Nase ziehen », berichtet einer unserer verdeckten Käufer. « Das
Personal war kurz angebunden und zeigte so gut wie kein Interesse an unseren Fragen. »
6.Roger Dubuis 4,39
7.F. P. Journe 4,22
10.Audemars Piguet 4,06
11.IWC 4,00
13. Panerai 3,89
14. Omega 3,83
15. Jaeger-LeCoultre 3,72
16. Vacheron Constantin 3,67
17. Bvlgari 3,56
18. Blancpain 3,44
20. Rolex 3,39
21. De Grisogono 3,16
19. Montblanc 3,39
22. Laurence Graff 3,00
23. Chopard 2,96
24. Boucheron 2,72
25. Van Cleef & Arpels 2,67
52 | Finanz und Wirtschaft LU X E
–
HERMÈS HORLOGER
Schweigen ist nicht immer Gold
8.Patek Philippe 4,22
9.Hublot 4,17
12.Cartier 3,89
HERMÈS SELLIER
Eine ähnliche Erfahrung machte einer unserer Mystery-Shopper in der Genfer Filiale von Gübelin. Ganz im Gegensatz zur höflichen, professionellen Art der Zürcher Niederlassung wurde er
sich selbst überlassen. « Ich wurde gute zehn Minuten lang nicht
beachtet. Ich musste sogar ein Gespräch zwischen zwei Kollegen
unterbrechen, damit man mich bediente », schildert der Betroffene. Bei Piaget hingegen sind Empfang und Kundendienst das A
und O. Geschäftsführerin Christine Alpeyrie : « Wir sorgen dafür,
dass sich der Besucher wohlfühlt, sobald er die Tür aufstösst, indem wir einfach und zugänglich bleiben. Luxus wird für immer
mehr Menschen erschwinglich, und wir müssen dafür sorgen, dass
unsere Kunden – und zwar sowohl kleine als auch grosse – zu uns
zurückkommen möchten. »
ARCEAU GRANDE LUNE
Edelstahlgehäuse mit automatischem Aufzug,
Mondphasen und Alligator-Lederband
Gefertigt von den Hermès Uhrmachern in der Schweiz
www.hermes.com
Rangliste Multimarken Rang | Geschäft | Mittelwert
1.Les Ambassadeurs 3,74
2.Bucherer 3,16
3. Benoît de Gorski 3,00
4. Chronométrie Kunz 2,22
5. Gübelin 1,89
ZUR INFORMATION
+41 32 366 71 00, [email protected]
Finanz und Wirtschaft LU X E | 53
BOUTIQUES | Rangliste
Die Argumentation und die Produktpräsentation haben den
Durchschnitt der meisten Geschäfte angehoben. Eine besonders gute Figur machten die Genfer Boutiquen Chaumet und F.P.
Journe. Sie machten ihre Sache sogar so gut, dass unsere Mystery-Shopper das Geschäft beinahe mit einer Uhr am Handgelenk
verlassen hätten. Ebenso überzeugend waren IWC und Bulgari in
Zürich, wo die Mitarbeiter die technischen und geschichtlichen
Besonderheiten der Uhren mit viel Leidenschaft erklärten. Von
Leidenschaft nichts zu spüren war hingegen bei einem Verkäufer
an der Bahnhofstrasse, der vor allem mechanische Männeruhren
im Angebot führt. « Wissen Sie überhaupt, wo Sie sind ? », fragte
er unsere beiden Testkäuferinnen. Sprachlos vor so viel Chauvinismus, antworteten die beiden Frauen schliesslich, dass sie sich
keinesfalls verirrt hätten, und mussten dann auch noch darauf beharren, dass er ihnen die verlangten Modelle zeigte. Ein solches
Verhalten war zwar die Ausnahme, zeugt aber dennoch von fehlendem Know-how und einem grundlegenden Mangel an Savoirvivre. Der häufigste Fauxpas passierte übrigens beim Anprobieren der Uhren oder Schmuckstücke : Viele Verkäufer vergassen
ganz einfach, den Kunden dabei einen Stuhl anzubieten.
Stabile Resultate mit einigen Ausnahmen
Wie die vier Ranglisten zeigen, ist die Situation schweizweit sehr ausgeglichen. Geschäfte, die Filialen in beiden Städten betreiben, wie IWC oder Omega, erzielten meist ähnliche
Resultate. In einigen war der Service allerdings sehr unterschiedlich. Breguet zum Beispiel klassier1. Rang in der
te sich in Genf unter den ersten drei (aufKategorie Monomarke
schlussreiche
Besuche in der Werkstatt
in Zürich: Barbara
des Geschäfts), in Zürich aber ganz unten
Zehnder und zwei
(konfuse Produktpräsentation). Zur ihrer
Mitarbeiterinnen der
Boutique Cartier.
Entlastung ist jedoch anzumerken, dass
die Boutique an der Bahnhofstrasse gerade erst eröffnet worden
ist und sich vielleicht noch an die Umgebung gewöhnen muss.
Chopard ist hingegen in Zürich dank viel Professionalität und
mustergültigen Verkaufstechniken ganz oben auf der Rangliste
anzutreffen, konnte in Genf aber nicht punkten, da unsere Mystery-Shopper genau diese Qualitäten vermissten und das Geschäft deshalb unter den Schlusslichtern klassierten. |
Zürich
Rangliste Monomarken
Rang | Geschäft | Mittelwert
1.Cartier 4,5
2.Chopard 4,22
3.Bvlgari 4,05
4. IWC 3,89
5. Omega 3,89
6. Blancpain 3,61
7. Breguet 3,56
8. Tiffany and Co. 3,11
Rangliste Multimarken Rang | Geschäft | Mittelwert
1.Kurz 4,5
2.Meister 4,11
3.Bucherer 3,89
4. Gut 3,83
5. Gübelin 3,83
6. Les Ambassadeurs 3,44
7. Beyer Chronometrie 3,17
1. Rang in der Kategorie Multimarken in Zürich: Die Direktion der Uhren- und
Als Inbegriff traditioneller Uhrmacherkunst und zeitloser
Eleganz begleitet der Chronograph Capeland die wertvollsten
Augenblicke des Lebens in vollendeter Balance zwischen
Authentizität und Stil. www.baume-et-mercier.com
Schmuckkette Juwelier Kurz, die zur Bucherer-Gruppe gehört, wünschte kein Bild
der Leitung der Filiale an der Bahnhofstrasse.
54 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 55
fa s h i o n | b r a n d i n g | von Michel Jeannot
Lizenz zum Zeitvertreib
hat sie eine ähnliche Funktion wie Baskets
oder ein Handy, nämlich einen bestimmten Lebensstil zu kommunizieren.»
Dieser aus Unternehmersicht geäusserten Meinung mag Kalust Zorik, Berater
für Unternehmensstrategie und Präsident
der Internationalen Uhrenmarketing-Tage, nicht ganz zustimmen: «Das Uhreninteresse von Multiproduktunternehmen
ist doch viel pragmatischer. Gold und Diamanten legt man auf die Waage und kann
dann den Preis bestimmen. Eine Uhr hingegen ist ein komplexes Produkt, der Preis
ist ein Mysterium, und der Laie ist kaum in
der Lage, ihn zu definieren. Uhren sind für
den Brand interessant, weil sie eine hohe
Gewinnmarge haben und sich mit ihnen
neue Käuferschichten ansprechen lassen.
Allerdings muss dabei ein Minimum an
Produktkohärenz schon gegeben sein.»
Was ist der gemeinsame Nenner einer
Uhr und eines Taschenmessers? «Stahl»,
ist die spontane Antwort von Alexander Bennouna, CEO von Victorinox Swiss
Army, der von «Diversifikation durch die
Peripherie» spricht. Nach dem Attentat
vom 9. September 2001 und dem darauf
folgenden Einbruch der Wirtschaft sowie
den massiven Sicherheitsrestriktionen war
der berühmte Schweizer Messerhersteller
gezwungen zu reagieren. Die im Jahr 2000
vom Mutterhaus übernommene US-Vertriebsgesellschaft hatte schon 1989 Uhren
mit dem Label Swiss Army im Sortiment.
2002 schlossen sich die beiden Einheiten
zu Victorinox Swiss Army zusammen. Seither fertigt das Unternehmen jährlich rund
eine halbe Million Zeitmesser – davon 80%
Quarzuhren –, die zum durchschnittlichen
Stückpreis von 600 Fr. verkauft werden.
«Die Wachstumsrate ist zweistellig», freut
sich Alexander Bennouna.
Von Guess über Victorinox
Swiss Army, Gucci oder
Lacoste – Uhren von
Multiproduktmarken werden
weltweit zu Millionen
verkauft. Ein Riesenmarkt,
der auf dem wichtigsten
Kapital der Hersteller basiert,
ihrem Namen.
S
56 | Finanz und Wirtschaft LU X E
stunde des ersten Poloshirts und der Aufbruch ins Abenteuer Lacoste. Heute gehen jede Sekunde zwei Lacoste-Produkte
über den Ladentisch. 2009 erwirtschaftete
die Gruppe mit dem Krokodil – das Logo
mit dem höchsten Bekanntheitsgrad bei
den Konsumenten – einen Umsatz von 1,4
Mrd. €. Das Haus ist in 114 Ländern aktiv
und betreibt ein Netz von 1100 Shops und
2000 Verkaufscornern. In diesen Zahlen
nicht berücksichtigt sind die Verkaufsstellen in Fach- und Sportgeschäften. Mittlerweise ist der Anteil des traditionellen Lacoste-Shirts allerdings verschwindend
klein. Ab den Fünfzigerjahren begann sich
die Marke zu diversifizieren und vertreibt
heute auch Damen-, Herren- und Kinderkleider, Schuhe, Parfum, Lederwaren, Gürtel, Heimtextilien, Handys, Modeschmuck
und Uhren, die alle durch Lizenzvergebung produziert werden.
«Marketingtechnisch nennt man dies
Brand Extension, Markentransfer oder
Markendehnung», erklärt François Courvoisier, Dekan am Institut für Uhrenmarketingforschung an der Fachhochschule
Arc in Neuenburg. «Ausgehend von ihrer Basisaktivität versucht die Marke, den
Kunden in ihr Universum einzubinden
und ihn von Kopf bis Fuss mit ihren Produkten einzukleiden.»
Namenstransfer in die Uhrenwelt
Sehr beliebt dabei sind die Uhren, die so
zum Accessoire werden. Dem stimmt auch
Françoise Dubois zu, Direktorin von Lacoste Montres bei der Movado Group, die
seit 2007 Inhaberin der internationalen Lizenz ist: «Die Lacoste-Uhr ist mehr Accessoire denn Zeitmesser. Sie verleiht dem Lacoste-Outfit einen zusätzlichen Touch von
frechem Chic und Eleganz. In diesem Sinn
Fotos: DR – Illustration: Nicolas Zentner
everin Wunderman war ein Visionär.
Lange bevor er Besitzer von Corum
wurde, hatte er erkannt, dass eine Modemarke durchaus auch Uhren verkaufen
kann. Es gelang ihm, Aldo Gucci davon
zu überzeugen, und er erhielt umgehend
seine erste Uhrenlizenz. So geschehen im
Jahr 1972. Seither tummeln sich fast alle
Sport- und Modelabels auf dem Uhrenmarkt: Calvin Klein, Esprit, Tommy Hilfiger, Guess, Hugo Boss, Dolce & Gabbana, Lacoste, Puma, Adidas, aber auch die
Taschenmesserhersteller Victorinox und
Wenger, die Tabakwarenhäuser Davidoff
und Dunhill, der Baumaschinenanbieter
Caterpillar oder die Schuhmarke Bally.
Selbst Top-Luxusmarken lassen sich diese
Goldgrube nicht entgehen: Hermès, Louis
Vuitton, Chanel oder Dior sind alle mit von
der Partie. Zwar pflegen sie ihre individuelle Uhrenphilosophie (siehe Kasten), nutzen wie alle andern jedoch vor allem die
Bekanntheit ihrer Marke. Ein Faktor, der
pures Gold wert ist, öffnet er doch das Tor
zu einem gewaltigen Wachstumsmarkt,
auf dem jährlich Hunderte Millionen Uhren abgesetzt werden. Willkommen in der
Welt des Brand Stretching, im Universum
der gedehnten Marken.
1933 tauschte der französische Tennischampion René Lacoste auf dem Court
sein klassisches, steifes, langärmliges Hemd
gegen ein Leibchen in Baumwollpiqué und
mit einem Kragen. Dies war die Geburts-
Stückzahlen in Millionenhöhe
Die Vorgeschichte, die zur Geburt der
Davidoff-Uhren führte, war nicht ganz
so gradlinig. «Die Gesellschaft Zino Davidoff hat mit den Tabakprodukten und
-accessoires nichts zu tun», betont Carey
S. Pepper, General Manager Marketing &
Licenses, dem der Ruf des Basler Familienunternehmens überaus am Herzen liegt.
Dennoch, am Anfang stand Zino Davidoff,
der 1931 das Genfer Geschäft seines Vaters
übernommen hatte und seit 1940 den Ruf
als weltweit massgebender Zigarrenfachmann genoss. Der Erfinder des klimati-
Welches auch immer der Grund für die
Lancierung dieser Uhren war oder ist, der
Erfolg scheint stets ein sicherer zu sein.
Auch wenn unter Bezug auf das sakrosankte Geschäftsgeheimnis keiner der Befragten
präzise Verkaufszahlen nennen will, haben
sie doch alle den gleichen Massstab. Ihre
Masseinheit ist die Million, und die nur selten in der Einzahl. Man schätzt, dass Calvin
Klein jährlich etwa 1,5 Mio. Stück, Guess
zwischen 4 und 9
Mio.
Exemplare
f Victorinox
produziert, davon
Swiss Army
2002 hat Victorinox den 400 000 mit dem
Label Swiss Made.
US-Vertriebspartner
Swiss Army Brands
Die Distributionsübernommen. Victorinox netze, strategische
Swiss Army produziert
Säulen dieser Aktijährlich 500 000 SwissMade-Uhren. Abgebildet vitäten, entsprechen
den
Ambitionen.
ist das Modell Alliance
Lacoste betreibt in
Chronographe.
114 Ländern über
3100 Verkaufspunkte, Guess spricht von insgesamt 5000 auf
allen Kontinenten und nennt für 2009 einen Umsatz von 2,1 Mrd. $.
Ronnie Bernheim, der zusammen mit
seinem Bruder André die Mondaine Group
leitet, hat für dieses Engagement eine einfache Erklärung: «Unabhängig davon, welchen sozialen Schichten die Menschen
angehören, alle lieben Marken. Weil jede
Marke ein Versprechen ist, entweder be-
– Uhren sind in der Markenverwertung interessant, weil sie eine
hohe Gewinnmarge haben. –
sierten Zigarrenkästchens, des Humidors,
lieh seinen Namen einer ganzen Reihe von
Raucherartikeln vom Aschenbecher bis
zum Zigarrenanzünder, später auch Accessoires. 1980 wurden die in Lizenz hergestellten Produkte von den eigentlichen
Tabakaktivitäten getrennt und unter der
Marke Zino Davidoff zusammengefasst.
Sie kommerzialisiert heute Schreibgeräte,
Parfum, Brillen, Kaffee und Cognac.
Nach der misslungenen Lancierung
im Jahr 1985 sind die Uhren seit 2008
auf Erfolgskurs. Positioniert im Segment «bezahlbarer Luxus» (2000 bis 20
000 Fr.), basieren
f Lacoste
sie wie die andern
Jede Sekunde gehen
Produkte der Marweltweit zwei Lacosteke auf der «Art de
Produkte über den
Vivre von Zino DaLadentisch. Die Marke
vidoff» und dem
vertreibt seit 1994 in
Lizenz hergestellte Uhren. Label Swiss Made.
züglich des Images, das sie ausstrahlt, ihrer
Exklusivität, Qualität oder via den Preis.
Dies sind Faktoren, die Sicherheit vermitteln, und zwar nicht nur im Luxusbereich.» Mit Mondaine Watch und dem Uhren- und Schmuckhersteller Marlox sind
die Bernheims massgebende Akteure im
Geschäft mit Mode-, Designer- und Sportuhren. In der Nähe von Solothurn befindet
sich die neue Fabrik von Mondaine Watch
mit einer Kapazität von 1 Mio. Uhren pro
Jahr. Hier werden die Zeitmesser Mondaine, M-Watch, Luminox (zu 50% im Besitz
der Brüder Bernheim) sowie unter Lizenz
die Swiss-Made-Kollektion von Joop, Esprit Collection, Pierre Cardin und Uhren für
Drittunternehmen produziert.
Seit 2009 sind Ronnie und André Bernheim auch in Asien aktiv, nachdem sie zusammen mit Partnern die Aktiven der
bankrotten deutsch-ungarischen GrupFinanz und Wirtschaft LU X E | 57
fa s h i o n | b r a n d i n g
pe Egana-Goldpfeil übernommen haben
und auf einen Schlag in den Besitz der internationalen Lizenzen von Esprit (Uhren, Schmuck), Joop (Uhren, Schmuck),
Puma (Uhren) und Pierre Cardin (Uhren)
gelangt sind. Millionen Uhren verlassen
jährlich die beiden chinesischen Produktionsstätten. Mit den weltweiten Distributionsfilialen beschäftigt die Gruppe rund
2000 Mitarbeitende.
fa s h i o n | i n te rv i ew | von Fabrice Eschmann
Davidoff p
2008 präsentierte Davidoff in Basel die erste
eigene Uhrenkollektion.
Im Bild der Chronograph Second Fuseau
Horaire 24 heures der
Kollektion Very Zino.
Paul Marciano,
Mitgründer von Guess :
« Ich habe mir einen
Jugendtraum erfüllt »
modetrends als marktmacht
«Das Lizenz-Business ist nicht einfach,
aber faszinierend», erklärt Ronnie Bernheim. «Wir sind die Brücke zwischen dem
Markt und dem Markeninhaber, dem seine DNA wichtig ist, der aber weder von
Uhren noch von Schmuck viel versteht.
Dank den beiden Produktionsstandorten
Schweiz und Asien sowie unseren Vertriebsorganisationen in 80 Ländern kontrollieren wir von der Wahl der Modelle bis zur Kommunikationskampagne die
gesamte Wertschöpfung. Wir sind in der
Lage, Jahr für Jahr 2000 Uhrenmodelle
und ebenso viele Schmuckstücke auf den
Markt zu bringen», beschreibt Bernheim
das Geschäftsmodell.
Wird dieser wenig konventionelle
und trotz der gewaltigen Produktevolumen oft ignorierte Bereich die traditionelle Uhrenindustrie beeinflussen? Kein
Uhrenfabrikant würde dies offen zugeben. Dennoch, für Ronnie Bernheim ist
der Einfluss ein Fakt: «Die traditionellen Marken nähern sich immer mehr der
Mode, Kultmarken scheuen sich nicht
länger, sich im farbigen, modischen Outfit zu präsentieren. So gesehen bei Audemars Piguet. Der Uhrenhersteller hat mit
der Royal Oak Offshore Grand Prix einige
Kühnheit an den Tag gelegt.» |
i Paul Marciano führt mit seinem
Bruder Maurice die Guess-Gruppe.
1981 gegründet, ist sie an der New Yorker
Börse mit 4,2 Mrd. $ bewertet.
Bernheimiop
An der Spitze von Mondaine Group sind die Brüder
Ronnie und André Bernheim. Ihre Gesellschaften
produzieren in der Schweiz und in China und
besitzen die Namensrechte an Camel Active, Puma,
Pierre Cardin, Joop und Esprit.
58 | Finanz und Wirtschaft LU X E
i Gc DiverChic
Das Modell Gc Diver Chic ist einer
der Bestseller von Gc, der GuessKollektion mit Swiss-Made-Label.
«G
uess, what’s in the new Big
Mac?» («Rate, was im neuen Big
Mac steckt!») Diese Werbekampagne für
McDonald’s, die 1981 an allen Wänden
in Los Angeles prangte, sollte die Brüder
Marciano inspirieren. In Marokko geboren, verbrachten die Söhne eines Rabbiners Georges, Maurice, Armand und Paul
Marciano ihre Kindheit in Marseille. Sie
träumten von der grossen, weiten Welt
und von Ruhm. Anfang der Achtzigerjahre kehrten sie Frankreich den Rücken, um
ihr Glück in Kalifornien zu versuchen. Ihnen sollte das Unmögliche gelingen, nämlich Amerikanern Jeans zu verkaufen.
Das Kunststück gelang dank eines Geniestreichs, der Stoned-washed-Methode. Die
Menschen rissen sich um die Hosen. Von
der McDonald’s-Kampagne entliehen sie
das Wort «Guess», weil es einprägsam und
einfach auszusprechen war. Geführt wird
die Gruppe, die an der New Yorker Börse mit 4,2 Mrd. $ bewertet wird, nach wie
vor von Maurice und Paul. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von 2,1
Mrd. $ und produziert Dutzende von Artikeln – Kleider und Schuhe für die ganze Familie, Schönheitsprodukte, Schmuck,
Uhren, Gürtel und Gepäck. Zwischen zwei
Flugreisen und kurz vor seinem Trip an die
Baselworld stand Paul Marciano «Luxe»
Rede und Antwort.
Monsieur Marciano, Guess ist im Textilbereich erfolgreich. Weshalb haben Sie sich
entschlossen, Uhren anzubieten ?
Mein Ziel war es stets, ein Lifestyle-Unternehmen zu gründen. Uhren sind ein fester Bestandteil unseres Lebens und prägen
unseren Look. Es war daher nur logisch,
auch Zeitmesser ins Sortiment zu nehmen.
1984 lancierten wir die Guess-Uhren. Die
Kollektion Gc führten wir im Jahr 1997 ursprünglich unter der Bezeichnung Guess
Collection ein. Ich wollte sie von den
Guess-Uhren unterscheiden, ich wünschte mir eine trendige und modische Kollektion, die in jeder Jahreszeit mit neuen Modellen überrascht.
Was hat Sie inspiriert, die Uhrenmarke Gc zu
lancieren ?
Mit der Marke Guess habe ich mir einen
Jugendtraum erfüllt: mein eigenes Modeuniversum für Menschen, die den American Dream leben wollen und sich ihren Wunsch mit einer «Young, Sexy and
Adventurous»- Marke erfüllen können.
Mit Gc verwirkliche ich einen weiteren
Wunsch: eine Uhrenmarke, die Substanz
und Wert zu einem vernünftigen Preis
bietet. Swiss Made, verbinden die Uhren
Schweizer Qualität und Präzision mit europäischem Design.
Wie viele Uhren verkaufen Sie pro Jahr ?
Genaue Zahlen geben wir nicht bekannt.
Mit Gc befinden wir uns volumenmässig in
den Top Ten der Swiss-Made-Uhren – was
gar nicht schlecht ist für eine Uhrenmarke,
die noch nicht einmal 15 Jahre alt ist.
Wer sind Ihre Partner ?
Die Uhren Guess und Gc werden von unserem Partner Sequel in Zug unter Lizenz fabriziert und vertrieben. Alle GcZeitmesser tragen das Label Swiss Made.
Bestückt sind sie mit mechanischen oder
Quarzwerken, die in der Schweiz produziert werden. In der Schweiz werden
sie über unsere langjährige Partnerfirma
Heno vertrieben.
Welches ist der Anteil der Uhren am Gesamtumsatz ?
Die Uhren Gc und Guess gehören zu den
Leaderlizenzen der Guess-Gruppe, ihr
Umsatz nimmt von Jahr zu Jahr zu. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 59
reflects the sun’s rays
Haute Couture fürs Armgelenk
B
rand Stretching, auch als Markentransfer oder Markendehnung bezeichnet,
ist nicht allein Mode- oder Lifestyle-Labels vorbehalten. Auch die renommiertesten Luxusunternehmen praktizieren es
seit vielen Jahren. Ihr Name steht für Qualität und Exklusivität, was sie verpflichtet,
im Fall von Uhren Zeitmesser zu entwickeln, die ihrer Reputation gerecht werden. Im Gegensatz zu den Strategien der
modischen Massenanbieter setzen sie
auf das Uhrmacherhandwerk. Von Montblanc über Chanel, Harry Winston, Hermès und Louis Vuitton, sie alle betreiben
Produktionsstätten in der Schweiz, die ihren Uhren auch die uhrmacherische Legitimität verleihen.
Für diese Prestigehäuser besteht die
grösste Herausforderung darin, Zeitmesser anzubieten, die mit der Positionierung
und dem Geist des Hauses perfekt übereinstimmen. Jede noch so kleine Diskrepanz kann fatale Folgen für den Uhrenumsatz, vor allem aber für das Image haben.
Es ist daher äusserst wichtig, Uhrenkonzepte mit grosser Sorgfalt zu entwickeln
und zu realisieren.
Welt der Uhren eine wichtige Position einnehmen, die mit den Werten des Hauses
Hermès perfekt übereinstimmt», betont
er. Das relativ junge Konzept Le temps de
l’imaginaire von La Montre Hermès ist bereits von Erfolg gekrönt, der Uhrenbereich
ist die Abteilung der Hermès-Gruppe, die
letztes Jahr am meisten zugelegt hat.
An der diesjährigen Baselworld präsentiert La Montre Hermès den Zeitmesser,
der diese Philosophie zweifellos am besten
umsetzt. In Partnerschaft mit dem Genfer
Uhrwerkhersteller Agenhor realisiert, ist
das Modell Arceau Temps suspendu ein
Meisterwerk der Poesie und der mechanischen Komplikation. Ein komplexes Mo-
dul kann die Zeit anhalten, das retrograde
Werk stoppt Stunden- und Minutenzeiger,
ohne die Bewegung des Werks zu beeinflussen.
Tickende Imageträger
Auch der französischen Luxusgüterhersteller Louis Vuitton hat den Ehrgeiz,
Uhren zu kreieren, die die Geschichte
des Unternehmens reflektieren. So ist das
einzigartige Modell Spin Time GMT eingebettet in die Welt des Reisens und harmoniert somit perfekt mit der Philosophie des Labels.
Alle diese Entwicklungen sind nicht den
modischen Einflüssen einer AccessoireUhr ausgesetzt. Sowohl Chanel als auch
die andern Vertreter der Haute Couture
werden nicht müde, darauf hinzuweisen,
dass «Haute Horlogerie und Haute Couture seit 25 Jahren engste verwandtschaftliche Beziehungen pflegen». Nicolas Beau,
Direktor International von Chanel Horlogerie, betont denn auch, dass Chanel das
Gegenteil einer Fashion-Marke ist: «Wir
folgen keinen Trends, wir kreieren sie.» |
Die Macht der Marke
Hermès war eines der ersten Modehäuser, die sich das unternehmerische
Ziel setzten, eine eigene Uhrenkollektion zu konzipieren. Zwar hatte die französische Marke schon seit 1928 Uhren im
Programm. Erst 1978 jedoch wurde ein eigenes Atelier in der Schweiz eingerichtet,
das hochwertige Uhren entwickelte und
produzierte. Seit 2003 bietet das Haus exklusive Zeitmesser im Segment der Haute
Horlogerie an.
Ab 1978 war die Schweizer Uhrenindustrie im Umbruch. Mit der Bedrängnis durch
asiatische Quarzuhren drohte der mechanischen Uhr Anfang der Achtzigerjahre
der Untergang. Heute ist es anders. Wer in
der Haute Horlogerie bestehen will, muss
mechanische Werke und Komplikationen
anbieten können.
Wie fast alle traditionellen Uhrenmarken hat La Montre Hermès diese Entwicklung mitgemacht. Wobei es ihr allerdings
nicht ganz gelingen wollte, die Besonderheit und das prestigereiche Erbe des Hauses adäquat in den Uhren umzusetzen. Die
Situation hat sich deutlich geändert, seit
Luc Perramond vor zwei Jahren das Ruder übernommen hat. «Wir wollen in der
60 | Finanz und Wirtschaft LU X E
i Hermès
Das Modell Arceau
Temps suspendu ist
mit einer komplexen
Mechanik ausgerüstet,
die den Lauf
der Zeiger stoppt.
Louis Vuitton p
Spin Time GMT:
springende Stunden –
eine Neuheit für das
Modell mit doppelter
Zeitzone.
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U H R E N T EC H N I K | portrait | von Konrad Koch - Fotos: Dominic Büttner
Andreas Strehler
Einfach grossartig
Es gibt mehr Uhren mit mechanischen Werken von ihm als
Uhren, die seinen Namen tragen. Andreas Strehler ist einer
der innovativsten Schweizer Konstrukteure komplizierter
Kaliber. Als unabhängiger Entwickler arbeitet er für die
Grossen der Uhrenbranche, aber Namen nennt er nicht.
U
hrwerke sind Kopfgeburten. Noch
bevor auf einer der CNC-Maschinen in der Werkhalle hinter seinem Büro
ein Rädchen gefräst wird, noch bevor
der Funkenerosionsdraht Platinen und
Brücken geschnitten hat, weiss Andreas Strehler, dass das alles perfekt ineinandergreifen und den Kraftfluss aus dem
Federhaus in Stunden, Minuten und Sekunden umsetzen wird. Die moderne Uhrentechnik ist über 200 Jahre alt. Was
für Taschenuhren erfunden wurde, wird
vom Tourbillon bis zur Minutenrepetition heute in Armbanduhren nachgebaut.
Doch Strehler hat sich von der Denkweise herkömmlicher Uhrmacherei gelöst. Seine Werkstatt steht auch nicht in
einem mystischen Tal im Jura, sonder
auf halbem Wege zwischen Zürich und
St. Gallen im thurgauischen Sirnach.
Die Kraft der Imagination
In einem Metier, das sich auf Tradition beruft, ist Strehler kein Traditionalist.
«Ich benutze zwar die gleichen Prinzipien und befolge die Gesetze der Mechanik», beschreibt er seine Arbeitsweise,
«doch am Anfang steht für mich die Frage, wie ein Werk gebaut sein muss, damit
es eine Funktion erfüllt.» Zu dieser Denkweise kam er in seiner Kindheit. Auf der
Suche nach der inneren Logik der Dinge
zerlegte er mechanische Geräte. Sein Vater musste dem Einhalt gebieten, als er
dessen Uhren entdeckte. Damit begann
seine Reise in die Welt der Vorstellung.
Philosophisch meint er: «Wenn man in
die reine Gedankenwelt übergeht, wird
aus dem Nachvollziehen ein Kreieren.»
Sein Atelier in der alten Fabrikantenvilla,
in der der vierzigjährige Uhrmacher auch
wohnt, ist denn auch karg wie eine Denkerklause: Arbeitspult, stereoskopisches
Mikroskop, Ordner, eine CAD-Computer, der das zeitgemäf Das Arbeitswerksse Arbeitsinstrument
zeug des Konstrukist, um Ideen, Notizen
teurs Andreas Strehler
sind der Skizzenblock und Skizzen in detaillierte Pläne und Pround das Steuergerät
für den 3D-Computer. zesse umzusetzen.
70 | Finanz und Wirtschaft LU X E
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U H R E N T EC H N I K | portrait
Aufgewachsen ist Strehler in Winterthur.
Nach der Lehre als Uhrmacher-Rhabilleur
und der Uhrmacherschule in Solothurn
arbeitete er in der Entwicklungsabteilung
von Renaud & Papi in Le Locle. 1995 machte er sich selbständig. Bereits Mitglied in
der Gilde der unabhängigen Uhrmacher,
der Académie Horlogère des Créateurs Indépendants (www.ahci.ch), überraschte
er an der Baselworld 1998 mit der Tischuhr Ewiger Kalender mit der Taschenuhr
Zwei. Bereits dieses Erstlingswerk verkörperte, was Strehler antreibt: die Vereinfachung komplizierter Funktionen.
Das mechanische Prinzip
Gestossen ist er dabei auf ein Prinzip, das
sich in allen seinen Arbeiten fortsetzt: das
Differenzialgetriebe. Ein Differenzial bewegt sich um die Differenz zweier Bewegungen – und wenn es blockiert wird, werden
die Bewegungen synchron. Entdeckt hat er
es in alten mechanischen Rechenmaschinen.
Ausgedacht hat er sich damit eine Wechselanzeige mit mechanischer Umsetzung. Aus
einer Schublade greift er eine Maschine. Gebaut aus Lego, ist es sein erster Uhrenmechanismus eines Differenzialgetriebes.
Mit Wechselanzeigen führte er die getrennten Funktionen von Zeit und Datum
72 | Finanz und Wirtschaft LU X E
zusammen. Übertragen hat er die Technik
in seine erste Armbanduhr, die er «Zwei»
nannte, seine zweite öffentliche Arbeit. Mit
einem Fingerdruck auf die Krone springen
die Zeiger über das Zifferblatt zu Stunde
und Minute oder Tag und Monat. Strehlers innovative Konstruktionen treiben
den Chronscope von Chronoswiss, die erste Armbanduhr mit Automatikwerk, Regulatorzifferblatt und Chronographen. Sämtliche Funktionen werden über die Krone
gesteuert. Auch die Schaffhauser Uhrenmarke H. Moser & Cie kam mit Werken
von Andreas Strehler zu neuem Leben.
Die Moser Perpetual 1 mit dem patentierten ewigen Kalender Flash Calendar und
Gangreserve lässt sich über die Krone vorwärts und rückwärts einstellen.
Opus 7 von Harry Winston
Zur ästhetischen Finesse gebracht hat
Andreas Strehler seine Uhrentechnik in
der Papillon. Inspiriert vom Art Nouveau
hat er ein Werk mit einer Brücke in Form
von Schmetterlingsflügeln konstruiert. Wo
traditionelle Uhren das Zifferblatt haben,
bietet sich Einblick in die Tiefe des Kalibers, das mit durchsichtigen Saphirglasscheiben selbst zur Zeitanzeige wird. Jedes Teil hat eine mechanische und eine
ästhetische Funktion. Hergestellt werden
die Werkkomponenten
im eigenen Unternehmen, dem Uhr-Teil.
Wechselanzeige und
Ästhetik seiner zwei
als Gegensatz konstruierten Uhren hat Strehler in einer
im Jahr 2007 komplett neu konstruierten Uhr zusammengebracht, der Opus
7 für Harry Winston. Jahr für Jahr lässt
das renommierte Juwelier- und Uhrenhaus in seiner Opus-Serie von einem
unabhängigen Uhrmacher ein limitiertes Meisterwerk bauen. Kern der Opus
7 sind zwei ganz kompakt gebaute Differenzialgetriebe, die die Multifunktionsanzeige über das Werk mit seiner
Schmetterlingsbrücke treiben. Von der
einen Seite sieht die Uhr wie ein Chronograph aus – man sieht ihr nicht an, wie
komplex sie ist. Allein der Zusammenbau dauert über zwei Wochen. Von der
auf 50 Uhren limitierten Opus 7 ist jedes
Exemplar verkauft, zum Stückpreis ab
200 000 Fr.
Bereits tickt in seinem Kopf das Werk
der nächsten Uhr, die den Namen Strehler tragen wird. Sie hat den Arbeitstitel
BWZ. Big Wheel für grosse Räder und Z
für Zeiger. Doch mehr verrät der Konstrukteur noch nicht. |
i Uhrwerk und Armbanduhr Papillon
sowie eine Schmetterlingsbrücke
und ein Schaltrad
der Opus 7.
16 T H
APRIL
2 011
w w w.nav yboot .com
SHANGHAI
F L I E G E R U H R E N | H ä rtetest | von Konrad Koch - Fotos: Dominic Büttner
No limit
Wagemut und Pioniergeist sind zwei Eigenschaften, die Flugzeugbauer
und Uhrmacher sich teilen. Der Aargauer Flugzeugkonstrukteur Max
Vogelsang baut mit der Votec 452 Propjet die ultimative Rennmaschine
der Lüfte. Für «Luxe» hat er mechanische Zeitmesser an Bord genommen.
digkeitsmesser von Max Vogelsang, ein
Automatikchronograph Hamilton Aviation. Die Uhrenmarke der Swatch Group
sponsert den Schweizer Airobatic-Piloten Roland Primus, der in der Kategorie
Sportsmen eine Votec 322 in den Hausfarben von Hamilton fliegt.
Mythen und Legenden
Foto: Frank Herzog / msw-aviation
E
74 | Finanz und Wirtschaft LU X E
r hebt die Schwerkraft auf, wenn er
sich mit seiner Kunstflugmaschine
senkrecht in die Höhe schraubt, auf dem
Zenith über das Heck abrutscht, wegkippt
in die Rücklage, in die Tiefe rast, um nach
einem Viertel-Looping mit mehreren Rollen aus dem Blickfeld des Zuschauers zu
entschwinden. Max Vogelsang steuert die
von ihm konstruierte Votec 452 Propjet
kontrolliert entlang der Grenzen der Belastbarkeit. Mit einem Lastvielfachen von
+/-10 g ist die Kraft, die auf das Eigengewicht der Maschine und den Piloten wirkt,
höher als in einer F/A18 der Schweizer
Luftwaffe. Um Material und Piloten zu
schonen, wird die helvetische F/A-Version
bei 7,5 g elektronisch abgeregelt. Damit der
Kunstflugpilot die enorme Belastung ohne
Druckanzug aushalten kann, presst und
spannt er beim stossartigen Ein- und Ausatmen die Bein- und die Bauchmuskulatur
an. Nur so verhindert er, dass ihm das Blut
aus dem Hirn in die Beine wegsackt, er erst
das Farbsehen verliert – der Greyout – und
dann das Bewusstsein.
Formel 1 der Lüfte
Als Max Vogelsang den Prototyp des
Propjets Mitte Februar auf dem Flugplatz Birrfeld startklar machte, hielten
sich aussergewöhnliche Passagiere für
den Zweisitzer bereit: die mechanischen
Fliegeruhren Breguet Type 21, Breitling
Navitimer, Bell & Ross Héritage und IWC
Grosse Fliegeruhr. Sportgeist für diesen
Härtetest zeigte Patrick Frischknecht,
General Manager des Uhren- und Juwelenhauses Les Ambassadeurs mit Filialen
in Zürich, Genf, Lugano und St. Moritz,
der die Uhren zur Verfügung stellte. Immer am linken Handgelenk an Bord dabei
ist der persönliche Zeit- und Geschwin-
Mit Sportgeist begann die Geschichte der Fliegeruhren, und mit Eleganz.
Der brasilianische Lebemann Albertos
Santos-Dumont, der in Paris lebte und
sich mit dem ererbten Plantagenvermögen seines Vaters den Bau von über einem Dutzend Luftschiffe finanzierte,
machte die Erfahrung, dass es schwierig war, während des
Fluges eine Taschenf Max Vogelsang
im Steigflug vor dem uhr abzulesen und
Grossen Mythen.
gleichzeitig ein Luftschiff zu steuern. Er
bat 1904 den befreundeten Juwelier und
Uhrmacher Louis Cartier, ihm eine Uhr
zu bauen, die er am Arm tragen konnte.
Eine Legende war geboren: die Cartier
Santos, die heute noch in der Kollektion
geführt wird. 1906 hob Santos-Dumont
zum ersten öffentlichen Motorflug in Europa ab.
Es war aber der erste Motorflug, der
auch der Erstflug einer Fliegeruhr war.
Die Brüder Wilbur und Orville Wright
trugen bei ihren motorisierten Lufteroberungen einen Chronometer mit sich, signiert: Vacheron & Constatin, Genève. Die
Uhr wurde mit einem Lederband um den
Oberschenkel geschnallt. Es waren auch
Uhrenpioniere wie Edmond Jaeger, Uhrmacher der französischen Marine und
Gründerpartner von Jaeger-LeCoultre,
die die Entwicklung der Fliegeruhr vorantrieben. Gleich wie die Nachkommen von
Finanz und Wirtschaft LU X E | 75
F L I E G E R U H R E N | H ä rtetest
IWC Big Pilot’s Watch
Bell & Ross Héritage
Markante 46,2 mm Durchmesser hat
die grösste der Fliegeruhren aus der
Schaffhauser Manufaktur. Das Manufakturkaliber mit Automatikaufzug und
Datumsanzeige hat eine Gangreserve
von sieben Tagen. In Stahl ab 15 400 Fr.
1992 gegründet, produziert die
Uhrenmarke in La Chaux-deFonds robuste Zeitmesser, die
sich im Design an Flugzeuginstrumenten orientieren. Im
Héritage-Zeitmesser tickt ein
Automatikwerk von ETA. In
schwarzem Stahl ab 4300 Fr.
Die Ikone
Breitling Navitimer
Die Borduhr
Der Klassiker
Die Kultuhr der Piloten. Der
Chronograph wird seit 1952
ununterbrochen gebaut. Mit
der Drehlunette lassen sich alle
wichtigen Flugdaten berechnen.
Die jüngste Generation des
Navitimers mit dem BreitlingManufakturwerk 23 kostet in Stahl
ab 9300 Fr.
Breguet Type 21
Der Pilotenchrono
Technische Meisterschaft beweisen
die Breguet-Chronographen mit der
fliegerspezifischen Rückstellung im
Flug. Hilfreich auf Interkontinentalflügen ist die Tag-Nacht-Anzeige. In
Stahl mit schwarzem Zifferblatt ab
11 500 Fr.
Für tollkühne Flieger und Investoren
Aerobatic-Kategorie Unlimited. Die Swiss
National Aerobatic Championships 2011 finden
vom 21. bis 28. August im Aérodrome von Bex
statt. Zugelassen sind die Votec-Maschinen als
Experimentalflugzeuge, erkennbar am Y nach
der Immatrikulationskennzeichnung HB. Zu einer gefragten Normalflug- und Trainingsmaschine entwickelt sich die Votec SBS 252. Die zwei
nebeneinander angeordneten Sitze machen
das ursprünglich als Kunstflugtrainer konzipierte
Flugzeug zu einem leistungsstarken und komfortablen Sportwagen der Lüfte. Mit seinem
ausgereiften und flugerprobten Maschinenpark
ist MSW Aviation nach Auskunft von Max
Vogelsang jetzt in einem Stadium, Investoren
an Bord zu holen. Das müssen keine tollkühnen
Piloten sein, aber Kapitalgeber mit Sportsgeist.
ASTERING
THE
ELEMENTS
www.hanhart.com
Die Votec 452 Propjet ist die Rennmaschine
aus der Flugzeugwerkstatt von MSW Aviation
im aargauischen Wohlen (www.mswaviation.ch).
Angetrieben wird der leer nur 620 Kilogramm
wiegende Zweisitzer von einer 450 PS starken
Propellerturbine von Rolls-Royce. Auf über 550
Stundenkilometer peitscht der 5-Blatt-Propeller
den Prototyp, den Konstrukteur Max Vogelsang
für einen deutschen Industriellen entwickelt hat.
Der Preis für dieses Männerspielzeug? 500 000
Fr. sind allein schon für die Propellerturbine ab
Werk zu bezahlen. Günstiger ist die einsitzige
Votec 351 mit einem 350 PS starken Kolbenmotor. Die Kunstflugmaschine kostet zwischen
350 000 bis 400 000 Fr. Susanne und Urs Vogelsang, Tochter und Sohn von Max Vogelsang,
fliegen mit einer Votec 351 in der obersten
Foto: Erich Gandel / msw-aviation
Breguet, selbst Flugzeugkonstrukteure,
die Zeitmesser für Piloten bauten.
Mit dem Aufkommen der Langstreckenfliegerei wurde die Uhr wie in
der Schifffahrt zum wichtigen Instrument, um mithilfe der Zeit den Längengrad zu berechnen und die Position
zu bestimmen. Die erste Stundenwinkel- oder Longitudinaluhr entwarf
der Atlantiküberflieger Charles Lindbergh. 1927 baute Longines in St. Imier
nach den Konstruktionsskizzen von
Lindbergh eine Uhr mit den bis heute
für Fliegeruhren typischen Merkmalen: Drehlünette, grosse Krone, markante Leuchtziffern. Zu Leistungsträgern der aeronautischen Zeitmessung
wurden Marken wie Breitling in Grenchen, die Schaffhauser International
Watch Compagny, Omega in Biel oder
Hamilton in den USA.
Aus dem zivilen und vor allem militärischen Dienstinstrument ist – vor
allem in der Version gross, schwarz,
mit weissen Ziffern – mittlerweile ein
Imagesymbol geworden. 450 PS und
10 g Beschleunigung der Votec 452 beweisen aber: Flugtauglich sind die Uhren immer noch. Für keine musste ein
Mayday – übrigens die englische Aussprache des französischen m’aidez –
abgesetzt werden. Es ticken noch alle –
alles andere wäre nicht Swiss made! |
76 | Finanz und Wirtschaft LU X E
PRIMUS RACER
Finanz und Wirtschaft LU X E | 77
S AG A | e n t r e p r e n e u r | von Stéphane Benoit-Godet
Maximilian Büsser ist entschlossen, anders als die
andern Uhrenhäuser zu sein. Seine Zeitmesser erinnern
an Tinguely-Skulpturen, für Kreation und Verkauf
verlässt er sich auf das Netzwerk seiner «friends».
Max
und seine Freunde
«I
m Berufsleben akzeptieren wir viel druck finden. Und die geniale Idee der «fri- den Rand des Ruins. Der Patron wendet
zu oft Dinge, die wir im Privaten nie ends» (das «F» im MB&F) ist ein Erfolg. sich an seine Hausbank, die, vom Potendurchgehen lassen würden.» Diese Er- Das Netz der ein Jahr nach Facebook ge- zial von MB&F überzeugt, eine Kreditlikenntnis bewog Maximilian Büsser 2005 gründeten Kleinfirma umfasst heute nicht nie zur Bewältigung der Schwierigkeiten
zur Gründung von MB&F. Seine Domäne weniger als 500 Millionen Freunde. Auch einräumt. «Es war die UBS, was ich nie
ist die Uhrenbranche, wo er einen glän- das Organisationsmodell des Unterneh- vergessen werde.» Im Übrigen musste das
zenden Ruf geniesst, seit er als nur 31-Jäh- mens unterscheidet sich von ähnlich gela- Jungunternehmen den Kredit nicht nutzen, die Uhr wird sehr schnell realisiert,
riger das Uhrendepartement von Harry gerten Firmen wie beispielsweise Urwerk.
Winston übernahm und den Umsatz des
Dieses höchst erfolgreiche Unterneh- es geht vor- und aufwärts.
prestigereichen Hauses von 1998 bis 2005 men bemüht sich, sämtliche Produktionsvon 8 auf 80 Millionen Franken steiger- etappen intern abzuwickeln. MB&F hinge- Dandy-Patron
2005 mit einem Startkapital von 700’000
te. Aber sein eigentlicher Wunsch war es, gen setzt auf sein Netzwerk und fabriziert
ein besonderes, einzigartiges, ein wenig seine einzigartigen Uhren in Zusammen- Franken gegründet, lanciert MB&F zwei
verrücktes Unternehmen zu schaffen. So arbeit mit befreundeten Zulieferern. Mit Jahre später das erste Modell, die Horowie er es von seinem ersten Mentor, Hen- seinem Team und seinem Partner Serge logical Machine No 1. Mit einem schönen
ri-John Belmont bei Jaeger-LeCoultre, ge- Kriknoff kümmert sich Max um Krea- Achtungserfolg, der Ufo-ähnliche Zeitlernt hatte.
tion, Marketing, Entwicklung, Logistik, messer bricht mit sämtlichen Usanzen
MB&F (Maximilan Büsser & Friends) Montage und Qualitätsgarantie. Externe der Uhrenbranche und des traditionelwird jene Uhr produzieren, von der der Fir- Freunde sorgen für technische Lösungen len Marketings und ist eher bei der momengründer schon immer geträumt hat. und Produktionskapazität. Letzten En- dernen Kunst angesiedelt. Die Presse ist
Wie sehen die Wunschvorstellungen die- des geht es darum, dass das Kollektiv die vom Dandy-Patron hell begeistert («Luxe
ses EPFL- Ingenieurs in Mikromechanik Träume des Gründers umsetzt, unter Ein- par Bilan» kürt ihn 2008 zu einem der
elegantesten
Schweiaus, der während des Studizer), denn er betreibt
ums von Marketing träum«Ich habe keine Lust, Uhren zu machen,
das Uhrenhandwerk mit
te? Der junge Mann – Madie andern gefallen, sondern die MIR gefallen» kindlicher Fantasie und
ximilian Büsser ist heute 44
schafft erfolgreich den
Jahre alt – denkt oft zurück
an die Kindheit und erinnert sich an kindli- bezug der Wünsche der Uhrenliebhaber. Mix zwischen Genialität und jugendliche Muster und Verhalten. Kinder glauben, Zweifellos hat Maximilian früher als an- chem Schwung. Dies verhilft ihm zu einer
dass Freundschaften mit Spiel- und Schul- dere erkannt, dass die Gruppe die Basis Sonderstellung in einem Milieu, wo Uhkameraden ewig halten, dass es keinem Su- des Marketings der Zukunft ist. Als er sei- ren oft an Exceldateien erinnern, die von
perhelden je gelingen wird, Goldorak zu ne erste Tournee beim Uhrenhandel ab- der Generaldirektion ausgedacht wurden.
besiegen. Tatsächlich werden Maximilians solviert, kann er nur gerade Skizzen sei- Die Berufsfamilie von MB&F positioniert
Uhren an Raumfahrzeuge von Star Wars ner künftigen Uhr vorweisen. Dennoch sich bezüglich Exzentrizität der Modelund an Tinguelys Skulpturen erinnern. gelingt es ihm, einen Drittel seiner künf- le eher in der Nähe von Urwerk, ist deziSie werden dreidimensional sein und sich tigen Produktion zu verkaufen und die diert unabhängig wie FP Journe und kregrundlegend von den massiven Uhren ohne Wiederverkäufer schnell für sein Projekt ativ wie De Béthune. Die Berufskollegen
Tiefgang unterscheiden, die die Konkur- zu begeistern, indem er sie in den Rang beginnen auf Max zu hören, sie bewundern seine Arbeit und lauschen seiner unvon «friends» erhebt.
renz in den 2000er Jahren anbietet.
Bei MB&F findet die Pubertät nicht mit geschminkten Analyse der Uhrenbranche
Uhrmacher-Kollektiv
18 Jahren, sondern mit 18 Monaten statt. mit erhöhter Aufmerksamkeit.
Der Humus, auf dem Max sein Start-up Die Eigenmittel sind erschöpft, es bleiWie die andern Branchen leidet 2009
gedeihen, ist die fruchtbare Basis für die ben noch 20’000 Fr. in der Kasse, und auch der Luxussektor unter dem Schock
Entwicklung unendlicher Geschichten, die der Rückstand bei der Entwicklung des der Subprimekrise. Teure und sehr speziin einer retro-futuristischen Ästhetik Aus- ersten Modells treibt die junge Firma an elle Uhren sind nicht mehr angesagt. Die
78 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Finanz und Wirtschaft LU X E | 79
S AG A | e n t r e p r e n e u r
Frage heisst nicht mehr «wie kann man
die Nachfrage befriedigen», sondern «wie
werden wir überleben». Maximilian Büsser bereist die Welt, um Wiederverkäufer und Sammler von seinen Produkten zu
überzeugen. «Als man mich an der Reception des Mandarin in Hongkong zu meinem 25. Besuch gratulierte, habe ich realisiert, dass ich vergessen habe zu leben».
Dennoch, seine Anstrengungen werden belohnt, MB&F überlebt. Die Produk-
HM4 Thunderbolt,
die Uhr mit Turbotriebwerk
80 | Finanz und Wirtschaft LU X E
tion steigt von 30 Stück im Jahr g JwlryMate, unabhängige Kreateure», ist
2007 (2,5 Mio. Fr. Umsatz) auf chine, Amethyst,
die kühle Analyse des Chefs, der
Diamanten, blaue
125 im 2008 (6,1 Mio. Fr.), 2009 und violette Saphire: deshalb auch andere Verkaufssind es 143 Uhren (6,5 Mio. Fr.), Am Anfang war die
plattformen prüft.
letztes Jahr 152 (7,6 Mio. Fr.), für Eule – dieser Zeit«Anlässlich des 10. Geburts2011 werden 165 Exemplare (8,6 messer der Haute
tags von thepurists.com haben
Mio. Fr.) angestrebt. Der Grün- Joaillerie wird in
wir exklusiv für diese Websider möchte jetzt etwas Abstand Zusammenarbeit
te eine limitierte Serie entwimit Boucheron
gewinnen. Er hat einen Kommu- hergestellt
ckelt.» Der bei wichtigen Sammnikationsverantwortlichen engalern überaus geschätzte virtuelle
giert und konzentriert sich auf i HM3 Frog,
Club bietet zehn MB&F-Zeitdie Entwicklung neuer, noch ra- Haute Horlogerie
messer für 79’000 $ das Stück
dikalerer Uhren. «Ich habe keine im Zeichen des
an. Dies macht sich im BestelLust, Uhren zu machen, die an- Frosches
lungseingang bereits jetzt bedern gefallen, sondern die MIR
merkbar, obwohl der Club norgefallen». Die Büros von MB&F unterhalb malerweise nicht kommerziell operiert
der Kathedrale Saint Pierre in der Genfer «Aber die Aktion hat die Gemeinschaft
Altstadt erinnern eher an ein Design- und von thepurists.com sensibilisiert». Eine
Konzeptstudio als an eine Uhrenwerkstatt, neue Alternative, den Kreis der «Freunobwohl nun drei Uhrenmacher zum neun- de» zu vergrössern, ist die Eröffnung einer
köpfigen Team gehören.
Kunstgalerie in Peking, die zugleich Ausstellungsraum für lokale Künstler und die
Limitierte Serie und Kunstgalerie Uhren MB&F ist. Sie soll in ein paar MoHeute besteht eine der wichtigen Her- naten eröffnet werden. «Der Kreis wird
ausforderungen für das Unternehmen sich schliessen, wenn wir in der Schweiz
– und zweifellos für die ganze Branche, eine Galerie eröffnen», verrät Büsser.
inklusive der Häuser, die Uhren in MillioFür die Zukunft strebt Maximilian Bünenzahl herstellen – in der Kontaktpflege sser nicht zwingend ein sehr viel grössemit dem Einzelhandel. Sind die Wieder- res Unternehmen an. «12 Millionen Franverkäufer immer noch «friends»? «Für sie ken Umsatz wäre die adäquate Basis für
ist MB&F nicht die Kirsche auf dem Ku- jährliche Investitionen von zwei bis drei
chen, sondern nur der Zucker auf der Kir- Millionen in R&D und die Entwicklung
sche auf dem Kuchen. Verständlicherwei- von einem Werk.» Das Netz der MB&Fse konzentrieren sie sich lieber auf starke, Gemeinschaft muss einfach um ein paar
über-vermarkte Uhren als auf unbekann- weitere «friends» wachsen. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 81
T E C H N I k | fachausdrück e | von Emmanuel Grandjean – Illustration: Nicolas Zentner
Uhrenwörter
Ewiger Kalender, Schwungmasse, Schleppzeiger: Die
Fachausdrücke der Uhrmacher stammen aus der Epoche,
als die mechanischen Zeitmesser erfunden wurden.
Brücke
Metallteile, die auf der Werkplatte (Platine) befestigt sind und den Drehteilen des
Uhrwerks als Lager oder Stütze dienen.
Die Brücken werden nach ihrer Form, ihrer Funktion oder nach den Drehteilen,
die sie halten, benannt.
«Geheime» Unterschrift
Das Fälschen von Uhren ist ein Übel,
dem nur schwer beizukommen ist. Manche Hersteller gravieren ein unsichtbares, mikroskopisch kleines Zeichen auf
die Uhr. Ob’s nützt, sei dahingestellt. Oft
wird die Geheimsignatur wie ein Markenzeichen verwendet. So plaziert Cartier das Siegel häufig unterhalb einer römischen Ziffer (meistens der Sieben),
während Breguet die Unterschrift direkt
auf das Kaliber setzt.
Hemmung
Die Hemmung ist zwischen Räderwerk
und Regulierorganen (Unruh-Spiralfeder) eingebaut. Sie reguliert die Schwingungen und sorgt so für die Präzision
des Werks. Hemmungsrad und Anker
sind die beiden Hauptbestandteile der
Schweizer Ankerhemmung, die heute
am häufigsten in mechanischen Uhren
verwendet wird.
Kaliber
Amüsanterweise stammen viele Uhrenausdrücke aus dem Bereich der Feuerwaffen. So gibt es das Federhaus (das
zylindrische Gehäuse enthält die Spiralfeder), die Kanone (Rohr, das den Stundenzähler trägt) oder das Kaliber (bezeichnet die Anordnung der Bauteile und
den Durchmesser des Uhrwerks).
Komplikation
Neben dem normalen Uhrwerk von
Stunde, Minute und Sekunde können
Uhren zusätzliche technisch sehr komplizierte Funktionen haben wie Chronograph, ewiger Kalender, Mondphase, Minutenrepetition, Gangreserve etc. Grand
Complications sind Uhren mit mehreren
komplizierten Funktionen.
82 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Wir haben ein MaxiMuM geMacht,
uM ein MiniMuM zu erreichen !
reSSorT IDeAL® by Incabloc® - Die extraflache Stoßsicherung mit reduziertem Durchmesser
Das System Ideal® wird strengsten Anforderungen in Sachen Abmessungen gerecht,
und zwar ohne irgendwelche Abstriche an den funktionellen Qualitäten zu machen,
die von Stoßdämpfern erwartet werden. Diese Lösung kombiniert die Wirkungsweise
einer Stoßsicherung des Typs « einfacher Konus » und einer Haltefeder, DIe geomeTrIScH für eIne opTImALe funKTIonSWeISe berecHneT WurDe. Sie finden in
diesem produkt die ganze erfahrung und Kreativität der Incabloc®-Hersteller vereinigt !
Minutenrepetition
Wer wissen will, wie spät es ist, wirft einen
Blick auf die Uhr. Wer wissen will, welche
Stunde es geschlagen hat, braucht eine Repetieruhr. Diese gibt es in verschiedenen
Variationen. Die Viertelstunden-Repetieruhr schlägt bei Knopfdruck jede ganze und
Viertelstunde. Die Fünfminuten-Reptieruhr schlägt die Stunden, die Viertel und die
zusätzlichen Fünfminutenintervalle, und
die Minutenrepetition gibt akustisch Auskunft über die Stunden, die Viertel und die
Minuten. Entwickelt wurde das uhrmacherische Wunderwerk um 1675 in England. Man wollte die Zeit auch im Dunkeln
kennen, das Anzünden einer Kerze konnte
jedoch fatale Folgen haben. So geschehen
1666, als London in Flammen aufging.
Poinçon de Genève
(Genfer Siegel)
Die Genfer Uhrmacher ergriffen ab Ende
des 18. Jahrhunderts protektionistische
Massnahmen und legten eine Reihe von
Fabrikationsvorschriften fest, die 1891
Inhalt eines Gesetzes wurden. Die als
Poinçon de Genève bezeichnete AOC
wird von der Fondation du Laboratoire
d’Horlogerie et Microtechnique de Genève zuerkannt. Ausschliesslich mechanische Uhrwerke, die im Kanton Genf produziert werden und strenge ästhetische
und technische Auflagen erfüllen, dürfen
sich mit diesem Qualitätssiegel, das das
Genfer Wappen darstellt, schmücken.
Schleppzeiger
(Einholzeiger, Doppelzeiger)
Gangreserve i
Wie lange dauert es, bis eine Uhr wieder
aufgezogen werden muss? Eine Frage,
die für manch einen Uhrenträger überlebenswichtig sein kann. Deshalb haben
die Uhrmacher die Gangreserveanzeige
entwickelt. Sie zeigt auf einer Skala, wie
viele Stunden oder Tage verbleiben, bis
die Uhr keine Energiereserven mehr hat
und stillsteht.
Retrograde Anzeige
Retrograde Uhren drehen die Zeit nicht
zurück, sondern sind mit Zählern (Sekunden, Gangreserve etc.) ausgestattet, die aus ästhetischen oder Platzgründen halbmondförmig auf dem
Zifferblatt angeordnet sind und deren
Zeiger, sobald am Ende der Skala angelangt, sofort in die Ausgangsposition
zurückspringt.
Rubin
Der Rubin ist ein Edelstein, der in der
Uhrmacherei im Geheimen strahlt. Sehr
widerstandsfähig und hart, wird Rubin
für die Herstellung der Achslager der
Dreh- und Hemmungsorgane sowie des
Räderwerks verwendet. Die geringe Reibung des Rubins verbessert die Ganggenauigkeit. Heute werden ausschliesslich synthetische Rubine verarbeitet.
Tourbillon
29
FEB
Ewiger Kalender i
Kalenderuhren zeigen Wochentag, Monat und Datum an. Sie werden in Jahreskalender und ewige Kalender eingeteilt.
Jahreskalender schalten zwar richtig die
Monate mit 30 und 31 Tagen Dauer, müssen aber einmal im Jahr, nämlich Ende
Februar, korrigiert werden. Ewige Kalender zeigen hingegen ohne Korrektur
über die Schaltjahre hinweg die richtige
Monatslänge an.
84 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Wenn eine Uhr nicht präzise läuft,
dann kann es sein, dass der Einfluss der
Schwerkraft den Rhythmus der Unruh beeinflusst. Das war vor allem ein
Problem zur Zeit der Taschenuhren,
die in immer einer Lage getragen wurden. Abraham-Louis Breguet erfand um
1795 in Paris einen Mechanismus, um
der Schwerkraft entgegenzuwirken. Er
packte die Hemmung und das regulierende Organ in einen beweglichen Käfig
ein und nannte die Erfindung Tourbillon
(Drehgestell). Dieser komplexe Mechanismus gleicht lagebedingte Einflüsse
aus und sorgt für Ganggenauigkeit.
Wer Zwischenzeiten stoppen möchte,
braucht einen Chronographen, der mit
einem Schleppzeiger ausgerüstet ist. Bei
dieser von Louis-Frédéric Perrelet entwickelten und 1827 patentierten Erfindung
läuft ein zweiter Zeiger, der Schleppzeiger, mit dem Sekundenzeiger. Auf Knopfdruck wird er gestoppt, während der Sekundenzeiger weiterläuft, um dann auf
einen weiteren Knopfdruck den Rückstand aufzuholen.
Skelett
Wie beim menschlichen Knochengerüst,
sind in der Skelettuhr die tragenden Teile eines Uhrwerks auf das Wesentliche
reduziert. Das Skelettieren eines Werks
ist eine anspruchsvolle Kunst, die enormes handwerkliches Können und viel
Sinn für Ästhetik verlangt.
Spiralfeder (Spirale)
Die kleine, spiralförmig aufgerollte Feder ist das Herz der Uhr. Die Metalllegierung und die Art der Windungen sind
das Geheimnis der Werkhersteller, denn
sie sind entscheidend für die Präzision
und Ganggenauigkeit des Werks. Zusammen mit der Unruh bildet die Spiralfeder
das Regulierorgan.
Schwungmasse s
Die Schwungmasse oder das Schwungrad (Rotor) bezeichnet das massive, an
eine Axtklinge erinnernde Drehteil in
automatischen Uhren. Durch die Umdrehungen des Rotors wird die Feder der
Uhr aufgezogen.
Eine Marke der Daimler AG
T E C H N I k | fachausdrück e
Überlassen Sie den Männern ruhig das Feld.
Sie haben ja die Strasse.
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g e n u s s | von Emmanuel Grandjean – Fotos: Yann André
wein
Wie wär’s, für einmal zu Prestigeweinen nicht Speisen, sondern
Prestigeuhren aufzutragen? Fabio
Masi, Chefsommelier im Genfer Four
Seasons Hotel des Bergues, hat
sechs mechanische Luxusuhren mit
exzellenten Crus gepaart.
J
eder Sommelier wird es bestätigen: Wein ist
ein Produkt der Zeit und der Geduld – und für
«Luxe» Anlass zu einem Versuch der besonderen
Art, nämlich Önologie und Uhrmacherkunst zu
verbinden, indem sich ein grosser Cru mit einem
passenden Zeitmesser vereinigt. Das Zusammentreffen entstand unter dem Zepter von Fabio Masi,
Spezialist für Prestigeweine, Direktor des Restaurants Il Lago im Genfer Four Seasons Hotel des
Bergues und Kellermeister des Luxushotels. 2008
als bester Sommelier Italiens ausgezeichnet und
2007 im Halbfinal des Wettbewerbs «Bester Sommelier der Welt», ist der 29-jährige passionierte
Uhrenliebhaber aus Mailand ein Meister kulinarischer und önologischer Mariagen. Er gesellte zu
sechs grossen Tropfen sechs ebenbürtige mechanische Luxusuhren. Ein sinnlicher und ästhetischer Genuss der Spitzenklasse.
86 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Funkelnde Harmonie
Der Champagner von Aimé
Salon ist ein Blanc de Blanc,
ein reiner Chardonnay, der in
Mesnil-sur-Ogier gedeiht. Die
Rarität wird ausschliesslich
in sehr guten Jahren und nur
in kleinen Mengen produziert.
Salon gibt’s daher nur als
Jahrgangschampagner, der
pro Jahrzehnt höchstens
drei- bis viermal in Flaschen
abgefüllt wird. Mit seiner
strohgelben Farbe, den feinen
Perlen und den Honig- und
Toastaromen ist er ein
gesuchter Genuss. Zu diesem
verblüffenden, aber keinesfalls
Bling-Bling-Champagner
passt eine elegante, raffinierte,
brillante, smarte Uhr – die
Damenuhr Captive in
Graugold mit Diamanten von
Cartier. Ein edles Objekt für
einen edlen Champagner.
Champagne Salon 1996
(1250 Fr.) und Captive in
Weissgold von Cartier
(52 300 Fr.)
Finanz und Wirtschaft LU X E | 87
Weibliche Harmonie
Marie-Thérèse Chappaz, zur besten Weinproduzentin der Schweiz erkoren, produziert aus den auf
dem Walliser Kalkboden gedeihenden Reben einen
grossen, strohgelben, goldfunkelnden Wein. Dieser
frische Cru mit seinen schönen Birnen- und Ananasnoten harmoniert wunderbar mit einer femininen Uhr. Etwa mit dem mechanischen Zeitmesser
Magic Seconds von Maurice Lacroix, der mit dem
eleganten, delikaten Grain d’or aufs Schönste ein
perfektes Paar bildet.
Grain d’or, Ermitage, 2006 (190 Fr.) und Magic
Seconds von Maurice Lacroix (15 000 Fr.)
Perfekte Harmonie
Jean-François Coche-Dury gehört zu den kleinen
Produzenten, die konstante Qualität produzieren
und deren Weine sehr gesucht sind. Auf seinem
Gut im Burgund wächst der Côte de Beaune,
Appellation Meursault. Ein runder, voluminöser
Wein, dessen Noten von Vanille und Toast
mit Birnen und konfiertem Golden Delicious
verschmelzen. Welche Uhr zu diesem sicheren
Wert? Selbstverständlich ein Zeitmesser, der
für seine Zuverlässigkeit berühmt ist. Die Rolex
Milgauss mit dem smaragdfarbenen Zifferblatt
erinnert zugleich an die grüne Etikette und die
mineralische Farbe dieses grossen Meursault.
Meursault 2002 (790 Fr.) und Rolex Milgauss
(7300 Fr.)
88 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Kolossale Harmonie
Seit über 20 Jahren in Ribera del Duero in
Kastilien-Léon ansässig, produziert der
dänische Önologe Peter Sisseck einen
wuchtigen Rotwein (14% Alkohol),
dessen Reben 300 Sonnentage geniessen. Mit seiner intensiven rubinroten
Farbe und den im Gaumen geradezu
explodierenden Noten von Peperoni
und Gewürzen ist der Pingus eine
Aromabombe. Der kraftvolle Rote
verlangt nach einer Uhr von solider
Architektur. Zum Beispiel nach der
Tourbillon Chronographe Royal Oak
in Roségold von Audemars Piguet.
Ein kolossaler Zeitmesser für einen
Weingiganten.
Pingus, 1998, Tempranillo (1300 Fr.)
und Tourbillon Chronographe Royal Oak in Roségold von Audemars
Piguet (298 000 Fr.)
Finanz und Wirtschaft LU X E | 89
MAKING OF
TURBO TAG
Freitag, 28. Januar.
Top-Chrono-Shooting
in der schicken,
sportlichen Ambiance
der Garage Chevalley
in Genf.
NO LIMIT
Mittwoch 16. Februar
auf dem Flugplatz
Birrfeld.
Virile Harmonie
Hier ist er, der Champion. Der Solaia von
Antinori, Topadresse unter den italienischen Weinbauern, wurde vom Weinmagazin «Wine Spectator» zum besten Wein der
Welt erkoren. So geschehen im Jahr 1997,
als die toskanischen Reben ihren Siegeszug
um die Welt antraten. Der warme, taninreiche Wein mit seiner aromatischen Palette
von Heidelbeerkonfitüre bis zu schwarzem
Pfeffer versprüht italienische Virilität. Ein
authentischer toskanischer Ragazzo, an
dessen Handgelenk die Panerai Luminor
1950 10 Tage GMT aus schwarzer Keramik
wie angegossen passt. Eine Black de Black
für einen dunklen Südländer.
Solaia, Cabernet-Sauvignon, 1997
(1450 Fr.) und Panerai Luminor 1950 10
Tage GMT (22 300 Fr.)
90 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Königliche Harmonie
Klassenwechsel. Pauillac Château Lafite
Rothschild gehört zu den seltenen Weinen,
von denen man in seinem Leben vielleicht drei
geniesst – wenn überhaupt. Etwa den grossen
Jahrgang 1982, zusammen mit dem 1947er ein
Jahrhundertwein. Dies erklärt auch den astronomischen Preis dieses dunklen rubinroten
Crus mit seinen Noten von Tabak, Kakao und
Griottenkonfitüre. Hier ist nicht mehr nur von
Wein die Rede, sondern von einem grandiosen
Erbe. Für den Cru der Crus die Uhr der Uhren,
nämlich ein glanzvoller Vertreter des Hauses
Patek Philippe, dessen Uhren von einer Generation an die nächste übergehen: Chronograph
Bracelet (Ref 5170).
Château Lafite Rothschild, Bordeaux, 1982
(9600 Fr.) und Chronograph Bracelet Patek
Philippe 5170 (69 900 Fr.)
d e s i g n | einzelanfertigung | von Christel Flach
Individuelle, kundenspezifische Anfertigungen sind heute überall zu finden,
auch wenn sie geschmacklich nicht immer ins Schwarze treffen. Die Uhr als beliebtes Statussymbol ist da keine Ausnahme. Und was könnte den sozialen Erfolg
besser darstellen als eine Rolex – die Luxusuhr par excellence ? Die symbolträchtigen Vorzeigemodelle machen Rolex zur
idealen Marke für Individualisierungen.
Da sich der Trend aber rasant ausbreitet
und die « Customization » bereits zum eigenen Marktsegment entwickelt hat, wenden sich Liebhaber von Unikatuhren auch
anderen Herstellern zu.
Schwarz ist schwarz
Können Sie sich einen
Porsche nur in einer von
TechArt oder Sportech
individualisierten
Anfertigung vorstellen ?
Haben Sie Ihre Turnschuhe
für das morgendliche
Jogging selbst designt ?
Dann werden Sie auch
Ihre Uhr mit Vergnügen
persönlich gestalten.
92 | Finanz und Wirtschaft LU X E
DR
L
uxus, genährt durch die Popkultur,
findet zu seiner ursprünglichen Definition zurück : Rarität und Massanfertigung, veredelt durch eine starke, zeitgenössische Interpretation des « Personal
Branding ». Die Luxusbranche hat begriffen, dass der Privatmensch in unserer
imageorientierten Gesellschaft eine visuelle Identität wünscht, die zu ihm passt
und für ihn wirbt. Eine Uhr wird wegen
ihres Werks oder des Prestiges der Marke ausgewählt, gleichzeitig sollen ihre
identitätsstiftenden Merkmale aber auch
mit unserer eigenen Persönlichkeit verschmelzen. Die Post-Andy-Warhol-Generation glaubt an ihre 15 Minuten Ruhm
und will nur das Schönste, Exklusivste
und Einzigartigste. Der eigene Name soll
dabei ganz oben stehen.
Während einige « Customizer » Ihren
Zeitmesser mit etwas mehr Bling-Bling
aufmotzen, indem sie das Zifferblatt und/
oder das Armband mit Diamanten versetzen, ziehen die echten Trendsetter die
unscheinbarsten und klassischsten Teile
doch eher auf die dunkle Seite der Macht.
Gänzlich per PVD (Physical Vapour Deposition) oder DLC (Diamond Like Carbon)
geschwärzt, verleiht diese Behandlung den
legendären Uhrenmodellen eine aggressive
Hightech-Note. Dabei wird das Grundmetall (Stahl, Titan) mit einer feinen Schicht
hochresistenten Materials überzogen, das
ihm dieses eindrückliche und imposante
mattschwarze Aussehen verleiht, wie wir
es von Batmans Uniform kennen. Puristen
sind schockiert, doch das Ergebnis beeindruckt, daran gibt es nichts zu rütteln.
Was aber halten die Uhrenmarken von
diesem Individualisierungstrend? Keiner der angefragten Manufakturen wollte sich zu dem Thema äussern. Laut den
Customizern liegt die Zurückhaltung der
Hersteller daran, dass sie ihre Arbeit als
künstlerische Tätigkeit betrachten. Uhren werden deshalb bislang ausschliesslich von unabhängigen Unternehmen individualisiert, hinter denen passionierte
Veredler stecken. Sie bieten ihre Modelle
im Internet oder an einigen ausgewählten, exklusiven Verkaufsstellen in St.
Tropez, London oder Paris an.
Die von Drittpersonen ohne direkte Beziehung zur Marke vorgenommenen Individualisierungen sind also nicht
bewilligte, aber dennoch legale Anpassungen. Sobald jedoch Änderungen an
der Originaluhr vorgenommen werden,
entfallen alle mit dem Kauf erworbenen Herstellergarantien. Die Customizer bieten aber ihre eigenen Garantien
mit unterschiedlicher Laufzeit von 2 bis
10 Jahren an.
Falls auch Sie dem Trend nacheifern
wollen, haben Sie je nach Geschmack,
Vorliebe und natürlich Budget die Wahl
aus einer Vielzahl von Anbietern.
Bamford Watch Department treibt die
Individualisierung am weitesten. Gehäuse und Armband, aber auch Zeiger, Ziffern und sogar die Gravur Ihres Namens
auf dem Zifferblatt: alles ist individualisierbar. Aus den zehn verfügbaren Farben lassen sich fast unendlich viele verschiedene Kombinationen erstellen.
Allerdings gestaltet die britische Firma
nur neue, von ihr selbst eingekaufte Uhren. Die Möglichkeit, Grossvaters Erbstück einzusenden, um ihm einen neuen
Look zu verpassen, besteht also nicht.
Project X Designs bietet drei verschiedene Produktsortimente an. « Bespoke
Editions », bei dem man die Möglichkeit hat, die eigene Uhr zur Individualisierung einzusenden, « Black-out Editions », eine « Prêt-à-porter »-Kollektion
mit sofort lieferbaren Uhren, und die
« Limited Editions », bei dem grosse
Rolex-Klassiker wie der James Bond /
Military Submariner oder die Manual
Wind Daytona veredelt und in einer limitierten Serie von 24 Exemplaren herausgebracht werden.
kurrenz und 10 Jahre Garantie gewährleisten höchste Qualität. Sogar ihre eigene Schwärzungsmethode hat die Firma
entwickelt. Statt PVD oder DLC, die
nicht die für ihre hohen Ansprüche nötige Widerstandskraft mitbringen, kommt
das « BO » zur Anwendung. Die Spezialisten des « All Black Looks » beschränken
Individualisierung: eine Anleitung
Im Internet finden Sie viele weitere, in dieser Sparte tätige Unternehmen. Wir raten
Ihnen aber, die Angebote und Bedingungen genau zu vergleichen, bevor Sie Ihre
Wahl treffen.
Auch einige Schweizer Unternehmen
sind in den Markt eingestiegen. Sie verbinden die Individualisierung mit den
Standards der Schweizer Uhrmacherkunst. Eines davon ist Blackout Concept.
Hier wird das Objekt nicht entfremdet. Widerstandsfähigere, ausgefeiltere
Techniken und Materialien als die Kon-
– Veredler
machen aus
Massenuhren
Unikate –
sich nicht auf Uhren, sie individualisieren auch Autos, Motorräder und ganze Häuser und zwar stets mit der gleichen Technik. Blackout Concept hat sich
zum Ziel gesetzt, das typisch schweizerische Know-how und die sprichwörtliche
Qualität « made in Switzerland » in allen
Bereichen der Uhrenindustrie, inklusive der « Customization » zu erhalten. Die
Kreation eigener Modelle hat aber derzeit Priorität. |
www.bamfordwatchdepartment.com
www.projectxdesigns.com
www.blackoutconcept.com
ff Blackedout Audemars
Piguet Volcano
von ProjectXdesigns
f OnlineCustomisation
einer Rolex
Milgauss auf
der Site von
Bamford Watch
Department
Finanz und Wirtschaft LU X E | 93
d e s i g n | einzelan fe rtigung | von Michel Jeannot
Vladimir
werferlicht nicht sehr wohl. Ihre Zurückhaltung lässt sich nur schwer mit dem
Entschluss des Atelier des Cabinotiers,
an die Öffentlichkeit zu treten, vereinbaren. Genau aus diesem Grund hat Vacheron Constantin seit 2006 zwar über die
Rolle und die Philosophie der besonderen Werkstatt informiert, bisher aber
noch keinen einzigen Zeitmesser aus dieser Spezialitäten- und Unikatschmiede
präsentiert. Bisher, wie gesagt, denn jetzt
hat Vacheron Constantin den Schleier der
ersten Kreation aus dem Atelier des Cabinotiers gelüftet. Das edle Stück namens
Vladimir wurde seinem Eigentümer erst
vor kurzem übergeben.
oder die Masslosigkeit der Massanfertigung
Autos und chinesische
Sternzeichen
Trotz seines russisch klingenden Namens geht das Modell Vladimir nicht
an die Ufer der Wolga, sondern bleibt
in Westeuropa. Es ist ein wunderschönes Beispiel für technische und ästhetische Komplexität und Originalität. Eine
Ausnahmeuhr mit einem mechanischen
Uhrwerk aus mehr als 600 Teilen, das
17 Komplikationen (darunter eine Minutenrepetition, ein Tourbillon und einen ewigen Kalender) aufweist und sie
zur kompliziertesten Armbanduhr der
Welt macht. Natürlich hat der stolze
Besitzer seine Wünsche einfliessen lassen. Die Farbe des Zifferblatts zum Beispiel wurde der seines Lieblingsautos
nachempfunden.
Ästhetisch zeichnet sich die Vladimir
durch die beeindruckenden Gravuren an
den Gehäuserändern aus. Sie wurden als
Flachrelief in einem in der Uhrenkunst
höchst seltenen Verfahren aufgetragen,
das vor allem auf 18-Karat-Gold millimetergenaue Arbeit verlangt und nicht
den geringsten Fehler verzeiht. Über den
Preis dieser Wahnsinnsuhr wird jedoch
Stillschweigen bewahrt. Das Sammleruniversum hat zwar etwas an Transparenz
gewonnen, seine Gewohnheiten deswegen aber noch lange nicht alle abgelegt.
K
enner und Sammler, altes Geld und
Neureiche, Monarchen und Potentaten haben es sich schon immer geleistet,
Uhren nach ihren Wünschen und Vorstellungen fertigen zu lassen, sei es auch oft
nur, um dem eigenen Ego zu schmeicheln.
Die Uhrenmarken selbst gehen mit diesen
Sonderanfertigungen nicht hausieren. Statt
sie als Leistungsausweis der eigen Ateliers
zu nutzen, verschweigen sie sie geflissentlich, damit die Identität der Käufer auf keinen Fall bekannt wird.
Das Genfer Uhrenunternehmen Vacheron Constantin macht eine Ausnahme.
Seit 2006 werden in der Abteilung Atelier des Cabinotiers Uhren nach Mass ein94 | Finanz und Wirtschaft LU X E
zelgefertigt. In dieser atypischen Arbeitsstätte sind der Kreativität keine Grenzen
gesetzt. Sofern der Kundenauftrag in einem von Vacheron Constantin vertretbaren Rahmen bleibt, sind die Uhrmacher
und sämtliche in dieser Werkstatt tätigen
Kunsthandwerker bereit, sich für die anspruchsvollsten Wünsche auf der Suche
nach einer originellen Lösung monatelang
den Kopf zu zerbrechen.
«Im Atelier des Cabinotiers gibt es nichts
zu verkaufen, wir bieten nur eine Dienstleistung an», erklärt Juan-Carlos Torres,
CEO von Vacheron Constantin. «Keine
Kollektionen und kein Katalog, nur aufmerksames Zuhören und Eingehen auf die
Kundenwünsche.» Am Anfang steht meist
eine geheime, persönliche Geschichte des
Auftraggebers, der deshalb seine Bitte auch
mit viel Leidenschaft vorbringt. Ein Fan
von Komplikationen wird sich für ein mechanisches Meisterwerk entscheiden, ein
Kunstliebhaber eher für die Abbildung eines berühmten Gemäldes in der Emailliertechnik Grand Feu auf dem Zifferblatt und
der unsterblich Verliebte für eine spezielle
Grande Sonnerie, die nur einmal im Jahr,
und zwar am Geburtstag seiner Liebsten,
schlägt. Den vielfältigen Möglichkeiten
sind kaum Grenzen gesetzt.
Echte Sammler, in deren Welt Diskretion Ehrensache ist, fühlen sich im Schein-
DR
Die Haute Horlogerie hat schon immer für potente Kunden Uhren
in Einzelanfertigung hergestellt, aber dieses Metier fand eher im
Verborgenen statt. Zum ersten Mal gewährt die Genfer Uhrenmanufaktur
Vacheron Constantin einen Blick in die Welt, in der Personalisierung
genauso selbstverständlich ist wie Diskretion.
pMit 600 Teilen und 17 Komplikationen ist Vladimir
eine der kompliziertesten Armbanduhren der Welt.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 95
j u w ele n | sig n ierter schmuck | von Christian von Faber-Castell
Namen
teuer, aber noch nicht zum Kunstgegenstand. Umgekehrt wird ein begabter Juwelenkünstler einen solchen Stein
jedoch ganz unauffällig, aber eben gekonnt so fassen, dass seine Schönheit
besser zur Geltung kommt als in einer
beliebigen Fassung.
Entscheidende Merkmale, die aus Juwelen Kunstwerke machen, sind die gestalterische Eigenständigkeit, Originalität und Unverwechselbarkeit. Ein gutes
Beispiel hierfür liefert die immerhin auch
schon 44-jährige Mailänder Juwelenfirma Pomellato, deren pfiffige Schmuckstücke inzwischen nicht nur bei einer jüngeren, designbewussten Kundschaft schon
fast Kultcharakter haben. Zwar verwendet das Unternehmen für die meisten seiner Kollektionen vergleichsweise preisgünstige Edelsteine – der dafür zuweilen
immer noch verwendete Ausdruck Halbedelstein ist unter Kennern strikte verpönt – wie Amethyste, Zitrine, Topase,
Peridote, Granate, Turmaline und Aquamarine, die aber in feinster Qualität und
perfekter Verarbeitung.
machen Preise
Kleider machen Leute, und Leute machen Preise. Dieser Mechanismus
gilt auch im Reich der Juwelen: Ein Tuttifrutti-Armband im reinsten
Art-déco-Stil der Dreissiger- und Vierzigerjahre erzielt auf einer
Versteigerung den dreifachen Preis, wenn man es zuverlässig und
belegbar mit dem Namen Cartier verbinden kann.
E
in entscheidender Unterschied zwischen Malerei und Goldschmiedekunst liegt im Umgang mit den Stilepochen. So findet man nur ausnahmsweise
Altmeistersammler, die mit gleicher Begeisterung auch zeitgenössische Kunst
kaufen. In den meisten Fällen können
sogar Impressionisten- und Modernesammler nur wenig mit aktueller Avantgardekunst anfangen. Im Reich der Juwelen gibt es kaum solche Vorbehalte.
Statt ideologischer Bekenntnisse und
Richtungen zählen die gestalterische
Meisterschaft verbunden mit handwerklicher Virtuosität und kompromissloser
Materialqualität. Dies erklärt, warum
die Arbeiten zeitgenössischer Juwelenkünstler wie eines Michele della Valle,
eines Alexandre Reza, eines Joel Arthur
Rosenthal JAR oder auch einer Marina
B die gleiche Kundschaft ansprechen
wie die Meisterwerke von Cartier, Van
Cleef & Arpels, Boucheron, Tiffany &
Co. Bezeichnenderweise haben einige
der bedeutendsten Häuser von Bulgari
über Chopard bis Cartier eine weit über
hundertjährige künstlerische Tradition,
wie sie naturgemäss kein einzelner Maler oder Bildhauer nachweisen kann.
96 | Finanz und Wirtschaft LU X E
f Historische
Diamant-tiara mit Old
Mine Cut-Diamanten,
England, um 1810
bis 1820, ex Sammlung
Mrs. Fitzherbert,
Zuschlagspreis
122 500 Fr. (Sotheby‘s,
Genf, 11. Mai 2010).
Eigenständigkeit, Originalität
und Unverwechselbarkeit
Was aber macht Juwelen zu Kunstwerken? Der Wert der darin verarbeiteten Edelsteine hat damit offenkundig nichts zu tun: Ein makellos schöner
blauer Diamant von 5 Karat im Wert von
5 Mio. $ macht einen Fingerring zwar
Fotos: DR
Art déco Diamantarmband, Cartier, um 1935,
Länge: 18 cm,
Schätzpreis: 62 000
bis 95 000 Fr., Zuschlagspreis: 216 000
Fr. (Sotheby’s, Genf, 15.
November 2006).
f Originelle Fingerringe mit Granat,
Feueropal, Amethyst,
Peridot und anderen
Edelsteinen in Gold aus
der Serie «M’ama non
m’ama» von Pomellato,
Mailand, 2010, Preise:
1200 bis 2000 Fr.
(Pomellato, by Les
Ambassadeurs).
Finanz und Wirtschaft LU X E | 97
j u w ele n | sig n ierter schmuck
Luxe Adressen
Neuheit 2011, s.32-40
Schönheit braucht Pflege
Dass Perlen regelmässig auf der
Haut getragen, statt jahrelang im Safe
gelagert werden sollten, damit sie nicht
austrocknen und ihren Lüster verlieren, hat sich unter Juwelenfreundinnen
herumgesprochen. Zum geläufigen Juwelenwissen gehört auch, dass Türkis-,
Korallen-, Perlen- und Opalschmuck
durch Kosmetika verfärbt werden kann.
Bekannt ist ebenso, dass Smaragde mit
ihrem von festen, flüssigen und gasförmigen Einschlüssen gebildeten inneren Garten oder «Jardin» beunruhigend hitze- und stossempfindlich sind.
Vom Werterhalt her weniger wichtig
als entsprechende Vorsicht, aber dafür
umso wirkungsvoller ist dagegen die
regelmässige Pflege von Schmuckstücken. Talg, Hautfett und Schmutz, der
sich im Laufe der Zeit vorzugsweise
auf der oft unerreichbaren Rück- oder
Innseite von Ringsteinfassungen ablagert, lässt die schönsten Edelsteine
verblassen. Der allgegenwärtige Hausstaub, der aus feinsten, harten Quarzteilchen besteht, zerkratzt nicht nur
Fassungen aus Gold und anderen
Edelmetallen, sondern auch manche
Edelsteine selbst und macht sie unansehnlich. Erfahrene Schmuckliebhaberinnen besuchen ihren Juwelier
daher nicht nur zum Kauf eines neuen
Juwels, sondern auch zur Pflege ihres
häufig getragenen Schmucks. Die Wirkung einer professionellen Reinigung
durch Abdampfen und Ultraschallbad, verbunden mit einer Nachpolitur,
ist manchmal so erstaunlich, dass sich
kluge Ehemänner damit zuweilen sogar eine – kurze – Gnadenfrist vor dem
Schenken des nächsten Schmuckstücks erkaufen können.
98 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Dass die Welt des wertvollen und wertbeständigen Juwelierschmucks aus heutiger Sicht erst mit der Zeit des Art déco
um 1925 so richtig beginnt, obschon es
auch aus früheren Epochen grossartige
Schmuckstücke gibt, hängt übrigens nicht
zuletzt mit der Qualität und der Verarbeitung der in ihnen verwendeten Diamanten
und Edelsteine zusammen. Die in früheren
Schmuckstücken von Barock bis Biedermeier verarbeiteten Steine entsprechen
nämlich nur in seltenen Ausnahmefällen
heutigen gemmologischen Qualitätsansprüchen an Reinheit und Farbe.
Tragbarkeit beginnt mit Art déco
In besonderem Masse betrifft dies
schliesslich frühen Diamantschmuck, dessen Steine normalerweise in alten Schliffformen vorliegen. Diese aber bringen die
gesuchten optischen Eigenschaften des
Diamanten wie Brillanz und Feuer nicht
in gleicher Weise zur Geltung wie moderne, kristallographisch exakt berechnete Schliffformen in perfekter Ausführung.
Von der früher geläufigen Praxis, grössere
Altschliffdiamanten – auch Old-Mine-CutSteine genannt – auf moderne Proportionen
umzuschleifen, ist in den meisten Fällen
dennoch abzuraten. Zum einen bringt das
Umschleifen der alten Schliffform einen erheblichen Gewichts- und Wertverlust mit
sich, ganz abgesehen davon, dass die Reinheit und die Farbe eines solchen Steines
danach ja meist immer noch nicht heutigen
Anforderungen entsprechen. Zum andern,
und das ist weit wichtiger, geht durch das
Umschleifen fast immer auch der Charakter des Schmuckstücks verloren. |
i Silbervergoldete Ohrgehänge von Jesus Rafael
Soto, 1967, Zuschlagspreis: 18 000 $ (Christies,
Genf, 13. Juni 2008).
d Art déco Armband von Van Cleef & Arpels, um
1925, besetzt mit Diamanten, Rubinen, Saphiren
und Smaragden; Schätzpreis: 105 000 bis
150 000 Fr., Zuschlagspreis: 445 600 Fr. (Sotheby’s,
Genf, 17. November 2005).
s Rubin- und Diamantensemble aus Ohrclips- und
Brosche in Blumenform von Van Cleef & Arpels,
2000, Zuschlagspreis: 749 000 Fr. (Sotheby‘s, Genf,
16. November 2010).
a Saphir- und Diamantarmband von Chaumet,
Prä-Art déco, um 1920, Platin, mit zentralem
Ceylon-Saphir von 55,28 Karat, Zuschlagspreis
116 500 Fr. (Sotheby‘s, Genf, 11. Mai 2010).
A. Lange & Soehne Genf: Les Ambassadeurs, 62
rue du Rhône, 022 318 62 22 – Zürich: Türler,
Bahnhofstrasse 28, 044 221 06 08 Audemars
Piguet Genf: Audemars Piguet Boutique, 12
place de la Fusterie, 022 319 06 80; Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22;
La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier,
022 732 09 54 – Lausanne: Bijouterie Junod, 8
place Saint-François, 021 312 83 66 – Zürich: Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17
Baume & Mercier www.baume-et-mercier.com
Blancpain Genf: Blancpain Les Boutiques, 40
rue du Rhône, 022 312 59 39; Les Ambassadeurs,
62 rue du Rhône, 022 318 62 22; Bijouterie
Zbinden, 17 rue du Mont-Blanc, 022 311 42 28 Lausanne – Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 83 66; Boutique Tourbillon, 4 place
Saint-François, 021 323 51 45 - Zürich: Blancpain
Les Boutiques, Bahnhofstrasse 28, 044 220 11 80;
Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227
17 17; Meister Uhren, Bahnhostrasse 30, 044 211
93 33 Bovet Fleurier Genf: Les Ambassadeurs,
62 rue du Rhône, 022 318 62 22 – Zürich: Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17
Breguet Genf : Breguet, 40 rue du Rhône, 022
317 49 20 ; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône,
022 318 62 22 ; Chronométrie Kunz, 1 rue du
Mont-Blanc, 022 731 09 20 - Zürich : Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17
Breitling www.breitling.com Cartier Genf,
Cartier, 35 rue du Rhône, 022 818 54 54 ; Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ;
Chronométrie Kunz, 1 rue du Mont-Blanc, 022
731 09 20 – Lausanne : Cartier, 6 rue de Bourg,
021 320 55 44 ; Guillard SA, 1 place de la Palud,
021 312 6 86 – Zürich : Les Ambassadeurs,
Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Chanel Genf :
Chanel, 43 rue du Rhône, 022 311 08 62 ; Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62
22 – Lausanne : Guillard SA, 1 place de la Palud,
021 312 6 86 – Zürich : Chanel, Bahnhofstrasse
39 ; Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044
227 17 17 Chopard Genf : Chopard, 27 rue du
Rhône, 022 310 70 50 – Lausanne : Bijouterie
Junod, 8 place Saint-François, 021 312 27 45 ;
Bucherer SA, 1 rue de Bourg, 021 312 36 12 ;
Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312 6 86 –
Zürich : Chopard, Bahnhofstrasse 40, 044 215 30
30 Christophe Claret www.claret.ch Corum
Genf : Corum, 5 rue Kléberg, 022 731 84 27 ;
Chronométrie Clarence, 3 rue du Marché, 022
311 31 69 ; Kerdanian, 35 rue du Rhône, 022 311
73 74 – Zürich : Airbijoux, Bahnhofstrasse 1 , 044
212 21 71 Ebel www.ebel.com Eterna www.
eterna.ch DeWitt Genf : Les Ambassadeurs, 62
rue du Rhône, 022 318 62 22 - Zürich: Türler,
Bahnhofstrasse 28, 044 221 06 08 Graff Luxury
Watches Genf : Graff Diamonds, 29 rue du
Rhône, 022 819 60 60; Les Ambassadeurs, 62 rue
du Rhône, 022 318 62 22 – Zürich: Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17
Hanhart Zürich: Les Ambassadeurs,
Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Harry
Winston Genf: Les Ambassadeurs, 62 rue du
Rhône, 022 318 62 22 Zürich: Les Ambassadeurs,
Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Hautlence
Genf: L’Heure Asch, 19 rue de la Cité, 022 311 19
19; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16
51 – Lausanne: Ouranos, 7 Grand-Chêne, 021 311
11 88 Hermès Genf : Hermès, 43 rue du Rhône,
022 819 07 19 – Lausanne : Hermès, 1 rue de la
Paix, 021 312 33 22 ; Guillard SA, 1 place de la
Palud, 021 312 6 86 – Zürich : Hermès, Bahnhofstrasse 31, 044 211 41 77 Hublot Genf : Hublot, 3
rue Robert-Céard, 022 310 13 13 ; Benoît de Gorsky, 86 rue du Rhône, 022 310 14 30 ; Chimento, 19
quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 ;
Chronométrie Clarence, 3 rue du Marché, 022
311 31 69 ; Bijouterie Zbinden, 17 rue du
Mont-Blanc, 022 311 42 28 – Lausanne : A
l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95
83 – Zürich : Galli Uhren Bijouterie,
Theaterstrasse 16, 044 262 04 10 ; Beyer
Chronometrie, Bahnhofstrasse 31, 043 344 63 63
IWC Schaffhausen Genf, IWC Schauffhausen
Boutique, 2 rue du Rhône, 022 310 36 86; La
Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022
732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place
Saint-François, 021 312 95 83 - Zürich: IWC
Schauffhausen Boutique, Bahnhofstrasse 37, 043
521 14 94; Galli Uhren Bijouterie, Theaterstrasse
16, 044 262 04 10; Stahel, Gerbergasse 5, 044 211
28 04 Jaeger-LeCoultre Genf: Boutique
Jaeger-LeCoultre, 2 rue du Rhône, 022 310 62 17;
Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62
22; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16
51 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place
Saint-François, 021 312 95 83; Bijouterie Junod,
8 place Saint-François, 021 312 83 66 - Zürich:
Stahel, Gerbergasse 5, 044 211 28 04 Jean
Dunand Genf: L’Heure Asch, 19 rue de la Cité,
022 311 19 19 Longines www.longines. com Louis
Erard www.montres-louiserard.ch Louis Moinet
www.louismoinet.com Louis Vuitton Genf: Louis
Vuitton, 2 place du Lac, 022 311 02 32 – Lausanne: Louis Vuitton, 30 rue de Bourg, 021 312 76 60
– Zürich: Louis Vuitton, Bahnhofstrasse 30, 044
221 11 00 Maurice Lacroix www.mauricelacroix.
com MCT Genf: Chimento, 19 quai du
Mont-Blanc, 022 731 16 51 – Lausanne: Ouranos,
7 Grand-Chêne, 021 311 11 88 Montblanc Genf:
Montblanc Boutique, 1 place du Port, 022 312 27
70 – Zürich: Montblanc Boutique,
Bahnhofstrasse 25, 044 211 48 10 Omega www.
omegawatches.com Panerai Genf: Officine
Panerai, 19 rue du Rhône, 022 818 66 44; Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22;
La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier,
022 732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12
place Saint-François, 021 312 95 83 – Neuenburg:
Officine Panerai, 4 rue de la Balance, 032 723 28
00 – Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse
64, 044 227 17 17 Patek Philippe Genf : Salon
Patek Philippe, 41 rue du Rhône, 022 Gübelin
SA, 60 rue du Rhône, 022 365 53 80 - Lausanne :
A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312
95 83- Zürich : Beyer Chronometrie,
Bahnhofstrasse 31, 043 344 63 63 ; Gübelin AG,
Bahnhofstrasse 36, 044 37 52 20 Piaget Genf :
Piaget, 40 rue du Rhône, 022 817 02 00 ;
Chronométrie Kunz, 1 rue du Mont-Blanc, 022
731 09 20 - Bucherer SA, 1 rue de Bourg, 021 312
36 12 – Zürich : Meister Uhren, Bahnhostrasse
30, 044 211 93 33 ; Airbijoux, Bahnhofstrasse 1 ,
044 212 21 71 ; Bucherer, Bahnhofstrasse 50, 044
212 21 71 Raymond Weil www.ramond-weil.com
Richard Mille Genf : Richard Mille, Grand
Hôtel Kempinski, 19 quai du Mont-Blanc, 022
732 20 22 ; Heure Ash, 19 rue de la Cité, 022 311
19 19 Roger Dubuis Genf: Roger Dubuis
Boutique, 3 rue du Rhône, 022 321 28 28; Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22
Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64,
044 227 17 17 TAG Heuer www.tagheuer.com
Tissot www.tissot.com Tudor www.tudorwatch.
com Ulysse Nardin Genf: Les Ambassadeurs, 62
rue du Rhône, 022 318 62 22; La Maison de
l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09 54
– Lausanne: A l’Emeraude, 12 place
Saint-François, 021 312 95 83; Bijouterie Junod,
8 place Saint-François, 021 312 83 66 - Zürich:
Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227
17 17 Urwerk Genf : Les Ambassadeurs, 62 rue
du Rhône, 022 318 62 22 - Zürich : Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17
- Zürich : Meister Uhren, Bahnhostrasse 30, 044
211 93 33 Vacheron Constantin Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ;
Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51
- Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64,
044 227 17 17 Vulcain Genf:Les Ambassadeurs,
62 rue du Rhône, 022 318 62 22; L’Heure Asch, 19
rue de la Cité, 022 311 19 19 - Zürich: Les
Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17;
Zett Meyer, Bahnhofstrasse 37, 043 521 14 54
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022 818 11 11 - Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse
30, 044 224 36 36 D &G Genf: Anita Smaga,
49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55; Drake Store,
13 rue des Alpes, 022 732 24 42; Bongénie, 34 rue
du Marché, 022 818 11 11 - Lausanne: Drake
Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20; Bongénie,
10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich:
Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36
Christian Dior Genf: Christian Dior, 60 rue du
Rhône, 022 310 62 55; Drake Store, 13 rue des
Alpes, 022 732 24 42 ; Bongénie, 34 rue du
Marché, 022 818 11 11 – Lausanne: Drake Store,
22 rue de Bourg, 021 320 08 20 ; Bongénie, 10
place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich:
Christian Dior, Bahnhofstrasse 13, 044 215 68 80;
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Lintheschergasse 17, 044 222 18 81 Fendi Genf:
Boutique Fendi, 62 rue du Rhône, 022 319 30 10;
Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 – Lausanne: Bongénie, 10 place Saint-François, 021
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044 224 36 36 Gucci Genf: Gucci, 92 rue du
Rhône, 022 310 84 06; Bongénie, 34 rue du
Marché, 022 818 11 11 – Lausanne: Bongénie, 10
place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich:
Gucci, Poststrasse 3, 044 211 46 20; Grieder,
Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Jean Paul
Gaultier Genf: Jean Paul Gaultier, 19 rue du
Rhône, 022 310 33 22 Prada Genf: Anita Smaga,
49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55; Drake Store,
13 rue des Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne:
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Rhône, 022 311 77 21
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rue du Rhône, 022 318 62 22 - Zürich : Les
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54 ; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318
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022 731 09 20 – Lausanne : Cartier, 6 rue de Bourg,
021 320 55 44 ; Guillard SA, 1 place de la Palud, 021
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www.mauricelacroix.com Panerai Genf: Officine
Panerai, 19 rue du Rhône, 022 818 66 44; Les
Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; La
Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022
732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place
Saint-François, 021 312 95 83 – Neuenburg:
Officine Panerai, 4 rue de la Balance, 032 723 28 00
– Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64,
044 227 17 17 Patek Philippe Genf : Salon Patek
Philippe, 41 rue du Rhône, 022 Gübelin SA, 60 rue
du Rhône, 022 365 53 80 - Lausanne : A
l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95
83- Zürich : Beyer Chronometrie, Bahnhofstrasse
31, 043 344 63 63 ; Gübelin AG, Bahnhofstrasse 36,
044 37 52 20 Rolex www.rolex.com
MAKING OF
BOUDOIR
I N T E R V I E W | von Emmanuel Grandjean
Glamorissima
Donnerstag, 28. Oktober: Impressionen vom
glamourösen Shooting im Hotel Warwick in Genf
wie im Stil von 1965.
BASELWORLD
THE WATCH AND JEWELLERY SHOW
MARCH 24–31, 201 1*
Peter
Lindbergh
Mode in Schwarz und Weiss
*LE SALON MONDIAL DE L’HORLOGERIE ET DE LA BIJOUTERIE
P
WWW.BASELWORLD.COM
eter Lindbergh, ein charmanter
Mann mit der Statur eines Titanen
und Händen wie Schaufeln, begrüsst uns
mit einem kräftigen Handschlag. Es ist
die Begegnung mit einem der ganz Grossen der Modefotografie. 1944 in Lissa an
der polnischen Grenze geboren, ist er
schon heute eine Legende. Der Fotograf
der Kampagne 2011 von IWC lud Freunde
der Schaffhauser Uhrenmarke – Matthew
Fox, Zinedine Zidane, Cate Blanchett, Kevin Spacey – nach Portofino, um dort die
Dolce Vita fotografisch und in Schwarz
und Weiss aufleben zu lassen.
Nach dem Studium der Malerei an der
Werkkunstschule Krefeld und mit einem
einmaligen Künstlerauge gesegnet, wendet sich Peter Lindbergh erst als 27-Jähriger der Fotografie zu. Die Krefelder Schule
hatte keine Professoren wie die Kunstakademie Düsseldorf, wo Bernd und Hilla Becher eine neue Generation Fotografenkünstler ausbildeten. Peter Brodbeck
– später wird er den weniger deutsch
klingenden Namen Lindbergh wählen
– arbeitet zuerst vor allem für die Printmedien. Seine ersten Bilder veröffentlicht
er in der Zeitschrift «Stern», erhält später Aufträge von «Vogue» und zieht nach
Paris. «Vanity Fair», «Haarper’s Bazaar»,
«Marie-Claire», «Rolling Stones» reissen
sich um den Fotografen, den die grossen
Luxusmarken (Prada, Armani, Calvin
Klein, Jil Sander) schon früher entdeckt
haben. Lindbergh lichtet junge Models
ganz natürlich und in Schwarz-Weiss ab,
sein Stil wird sein Markenzeichen. 1989
fotografiert er Naomi Campbell, Linda Evangelista und Cindy Crawford, die
noch am Anfang ihrer Karriere sind. In
den Neunzigerjahren zur Ikone geworden, markiert diese Art Fotografie den
Beginn der Ära der Supermodels, die ihrerseits Teil des Starsystems werden. Die
Begegnung mit einem Fotografen, der Italien und Jean Reno liebt, es aber verabscheut, sich ablichten zu lassen
Sie haben die IWC-Kampagne fotografiert.
Fühlen Sie sich von der Welt der Uhren
angezogen?
Ein wenig, ja. Ich liebe die Einfachheit. In
diesem Genre ist IWC meine Lieblingsmarke, was im aktuellen Zusammenhang
vielleicht etwas komisch klingen mag.
Ich besitze jedoch mehrere Uhren von
IWC, die ich schon vor langer Zeit gekauft habe. Ich mag ihr schlichtes Design.
Mit zu komplizierten und ausgefallenen
Zeitmessern habe ich eher Mühe. Mein
jüngster Sohn ist 18 Jahre alt. Er steht auf
grosse, sehr sportliche Uhren. Ihm ist es
unverständlich, weshalb ich den minimalistischen Stil vorziehe.
Sie haben zuerst Malerei studiert und
Concept Art in einer Galerie ausgestellt.
Wie sind Sie zur Fotografie gekommen?
Dank der Geschichte der Fotografie –
Richard Avedon, Helmut Newton, Irving Penn, Bruce Webber, Robert Frank.
In meinem Hirn ist eine Art Fotomuseum gespeichert.
Gibt es ein Bild, das Sie besonders
geprägt hat?
Warten Sie… Ich erinnere mich an eine
unglaubliche Aufnahme von André Kerté-
sz: eine Frau auf einem Sofa, deren Arme
und Beine erstaunliche Winkel bilden.
Ein Schwarz-Weiss-Bild also, und immer
wieder Aufnahmen in Schwarz-Weiss.
Woher diese Leidenschaft für diese Art Fotografie, als deren Meister Sie heute gelten?
Ich habe zwar diesen Ruf, aber ich arbeite
sehr oft in Farbe. Vor allem seit dem Aufkommen der Digitalkameras. Früher musste ich im Voraus festlegen, ob ich in Farbe
oder Schwarz-Weiss arbeiten wollte. Jetzt
entscheide ich nach dem Shooting, ob ich
das Bild so behalte oder es bearbeiten will.
Die Retouchiertechnik hat sich enorm entwickelt. Photoshop erlaubt derart feine
Abstimmungen, dass sich Bilder herstellen
lassen wie zu Zeiten der Analogfotografie,
aber ohne ihre technischen Nachteile.
Sie betrachten sich als Modefotografen und
nicht als Künstler. Sie legen viel Wert auf
diese Präzisierung. Weshalb?
Es ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass
kein Modefotograf sich als solchen bezeichnet. Alle geben vor, Künstler zu
sein. Ich sage, ich bin Modefotograf,
ohne es eigentlich zu sein. Ich würde es
lächerlich finden, mich Künstler zu nennen. Aber im Grunde ist dies alles ohne
grosse Bedeutung.
An der Arbeit sieht man Sie immer in
Bewegung, und Sie reden viel.
Bei mir ist alles Improvisation. Auf dem
Set geht es freundschaftlich zu und her,
und ich arbeite möglichst ohne Tricks.
Ich rekognosziere die Aufnahmeorte
früh, um so möglichst stressfrei zu foFinanz und Wirtschaft LU X E | 101
B O U D O I R | I N T E RV I E W | Foto : Alban Kakulya
« Die Ideen
kamen immer
ganz von
selbst. »
tografieren und dafür zu sorgen, dass
sich alles fast wie zufällig ergibt. Während der Arbeit redet man über alles
und nichts. Die Atmosphäre muss locker sein, damit die Menschen vergessen, dass sie vor der Kamera stehen.
Ich liebe es, Persönlichkeiten zu versammeln und zu tun, als ob sie in einem
nicht existierenden Film spielten.
Tatsächlich erinnert das in Portofino
realisierte Portfolio an Kino. Sie haben auch
erwähnt, dass Sie vom deutschen Expressionismus beeinflusst sind.
In diesem Fall liess ich mich von Dolce
Vita inspirieren. Ich liebe das italienische
Kino dieser Epoche, allerdings mehr wegen der Aufnahmen als wegen der Storys. Vor allem mag ich Pietro Germi – ein
sehr politischer Regisseur, dem SchwarzWeiss-Aufnahmen gelangen, die schlicht…
wow sind.
Hinter Ihnen liegen 40 Jahre Karriere. Hat
Sie die Inspiration nie im Stich gelassen?
Nein, nie. Die Menschen verlangen so viele verschiedene Dinge. Ich war nie in der
Situation, dass ich mich fragte, was ich
denn tun sollte. Die Ideen kamen immer
ganz von selbst.
Natürlichkeit ist Ihr Stil, Ihr Markenzeichen.
Ich versuche stets, die Menschen so darzustellen, wie sie im tatsächlichen Leben
sind. So viele Berühmtheiten sind in der
Werbung zu sehen, dass man nicht mehr
weiss, wer sie wirklich sind. Manchmal
sehe ich eine Schauspielerin auf einem
Plakat und frage mich: Guter Gott, wer ist
das? Fotografiere ich Jeanne Moreau oder
Jean Reno, will ich wissen, was in ihnen
steckt, damit meine Bilder ihrer Persönlichkeit auch wirklich entsprechen.
Wie gelingt dies? Was gibt den Ausschlag?
Mein Auge erfasst den Augenblick, in dem
das Modell so ist, wie es wirklich ist. In
diesem bestimmten ausschlaggebenden
Moment drücke ich auf den Auslöser.
Mein Job ist es, Menschen zu fotografieren, um sie so zu zeigen, wie sie sind, um
ihre intime Persönlichkeit zu erfassen.
Fotografieren Sie lieber Männer
oder Frauen?
Ganz eindeutig Frauen. Natürlich fotografiere ich auch gerne einen Jean Reno.
Das ist etwas anderes. Denn es geht immer auch um die Beziehung zum Fotografierten. Jean ist einer meiner besten Freunde. Wissen Sie, jeder Mensch
hat seinen eigenen Charme. Jean Reno
ist als Schauspieler kameragewohnt,
während Zidane vor dem Objektiv eher
scheu ist. Die Situationen sind immer
wieder anders. Auch sage ich dem Modell nie, es soll lächeln, sondern schaffe lieber eine lockere Atmosphäre, die es
zum Lächeln bringt.
Sie hassen es, fotografiert zu werden?
Ja, mit meinem Teddybär-Aussehen weiss
ich nicht, wie ich mich vor der Kamera benehmen soll. Ich bin nicht cool und
bin viel zu scheu dazu. Und wenn ich es
trotzdem versuche, komme ich mir total
dumm vor. |
102 | Finanz und Wirtschaft LU X E