Mechanische Meisterwerke
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Mechanische Meisterwerke
frühling 2011 – 7 franken Zürich-GENF Die besten UhrengeschäftE INTERVIEW Michael Schumacher: «ICH BIN EIN UHRENFREAK» Uhren-Spezial Mechanische Meisterwerke baselworld 2011 Neuheiten und Trends Wein und Uhren: Grand Cru trifft Haute Horlogerie designed for performance. engineered for elegance. TUDOR HERITAGE CHRONO Mechanisches Uhrwerk mit Selbstaufzug In zwei Richtungen drehbare Lünette in Edelstahl Saphirglas, verschraubbare Aufzugskrone Wasserdicht bis 150 m, Edelstahlgehäuse 42 mm EDITORIAL Magazin zur Ausgabe Nummer 23 der «Finanz und Wirtschaft» vom 23. März 2011. LUXE ist eine gemeinsame Publikation von «Bilan» und «Finanz und Wirtschaft» und erscheint vier Mal jährlich. – Verlag Finanz und Wirtschaft AG Hallwylstrasse 71, Postfach, 8021 Zürich Telefon 044 298 35 35, Fax 044 298 35 00 www.fuw.ch, [email protected] – Verleger Pietro Supino Geschäftsführer Martin Coninx Chefredaktor Peter Schuppli Redaktionelle Leitung Konrad Koch Anzeigenverkauf Finanzbranche Ruedi Minger Verlag Finanz und Wirtschaft AG Konsum- und Luxusgüterbranche Edipub SA Mühlebachstrasse 43 8032 Zürich Marketing Dana Massie – Art Director Nicolas Zentner (enzed, Lausanne) Bildredaktion David Huc – Mitarbeiter dieser Ausgabe Yann André, Dino Auciello, Stéphane Benoit-Godet, Michel Béziat, Dominic Büttner, Fabrice Eschmann, Christian von Faber-Castell, Christel Flach, Alfredo Häberli, Michel Jeannot, Alban Kakulya, Jean-Philippe Kalonji, Marc Ninghetto, Cédric Widmer – Übersetzung Béatrice Aklin, Sabine Dröschel, Gian Pozzy – Bilan LUXE Verleger Edipresse Développment SA Geschäftsführer Tibère Adler Kultu(h)rförderung A lles wird gut. Nach herausfordernden Zeiten bringt die Schweizer Uhrenindustrie einen Jahrgang 2011 auf den Markt, der nahtlos aus dem Können einer grossartigen Vergangenheit hervorgeht. Was aussehen könnte wie Nostalgie, ist die Rückkehr zu den Stärken, die Schweizer Uhren ausmachen: schlicht in der Erscheinung, gebrauchstauglich in den Komplikationen, überragend in der Qualität. Die Frühjahrsausgabe von «Luxe» ist ganz dem Thema Uhren gewidmet. Von «Finanz und Wirtschaft» und dem Genfer Wirtschaftsmagazin «Bilan», das zur Gruppe Edipresse Luxe gehört, gemeinsam in einer deutschen und einer französischen Auflage publiziert, ist dieses Uhrenmagazin gar helvetische Kulturförderung im besten Sinn. Ob der in diesem Magazin portraitierte Créateur Maximilian Büsser aus Genf oder der Werkkonstrukteur Andreas Strehler aus dem thurgauischen Sirnach, beide stehen in der Tradition grosser Uhrmacher. Wie diese sind beide vom gleichen Geist nach Perfektion getrieben, und wie diese zu ihrer Zeit bewegen beide sich heute mit ihren Uhren an vorderster Front des technisch machbaren. Was könnte den Pioniergeist und die Innovationskraft Schweizer Unternehmertums eindrücklicher zeigen, als wenn die besten Fliegeruhren aus Westschweizer Ateliers einer Bewährungsprobe unterzogen werden in einer der weltstärksten Kunstflugmaschine, gebaut in einem Hangar im aargauischen Birrfeld. Wenn denn gar noch der Champ of Champions der Formel 1 von seiner Leidenschaft für Uhren erzählt, dann ist der Beweis erbracht: Ob in Deutsch oder Französisch - Uhren sind das Talking piece. Konrad Koch Verantwortlicher Redaktor Chefredaktor Stéphane Benoit-Godet Redaktionelle Leitung Emmanuel Grandjean Leitung Marketing Bérangère Waver Direktor Publikationen Marco Cattaneo Direktor Administration und Finanzen Sébastien Lamunière – Druck Ziegler Druck- und Verlags-AG, Winterthur Auflage 65 000 ISSN 1664-0152 Finanz und Wirtschaft LU X E | 9 62 inhalt Top, D&G Shorts, Barbara Bui TAG Heuer Monaco, weiss mit Diamanten Frühling 2011 50 22 86 42 86 26 09 Editorial 12 mitwirkende 15 Gastkommentar Zeit von Alfredo Häberli 16 Must Have 20 meisterwerk Weshalb Sie diese Uhr haben müssen 22 begegnung Michael Schumacher: «Ich bin ein Uhrenfreak» 26 DOSSIER uhrmacherkunst Trends 2011 32 Neuheiten und Trends 10 | Finanz und Wirtschaft LU X E 42 COMICS The Watchesmen Die Superheros der Zeit 50 rangliste Genf-Zürich Best Boutique Award 2011 82 technik Uhrenwörter 86 genuss Wein und Uhren 56 FASHION Lizenz zum Zeitvertreib 91 making of 92 Design Pimp my Watch 62 Shooting Turbo Tag 96 juwelen Namen machen Preise 70 uhrentechnik Andreas Strehler Einfach grossartig 99 Adressen 74 fliegeruhren No Limit 78 entrepreneur Büsser und seine Freunde 101 Boudoir Peter Lindbergh Mode in Schwarz und Weiss Titelblatt: Foto Marc Ninghetto Anzug: Gucci, Schuhe: Fendi TAG Heuer Formula 1, Stahl, Keramik, Diamanten Finanz und Wirtschaft LU X E | 11 mitwirkende Yann André Der gebürtige Neuenburger erlernte den Beruf des Fotografen bei Lionel Deriaz, bevor er sich 2005 der Agentur Strates anschloss. Trotz seiner Spezialisierung auf Studioaufnahmen zieht es ihn für Grossreportagen auch immer wieder in die Ferne, zum Beispiel nach Armenien. In dieser Ausgabe von «Luxe» zeigt Yann André Stillleben, in denen er grosse Uhren mit grossen Weinen kombiniert. Das Resultat ist grandios. www.strates.ch Jean-Philippe Kalonji Jean Philippe pendelt als Comiczeichner, Illustrator und Figurendesigner für die Animations- und Videospielindustrie zwischen New York und seiner Geburtsstadt Genf hin und her. Der Comicfan hat bereits rund zwanzig Alben herausgebracht und arbeitet derzeit an seinem nächsten Comicbook «Ningen’s Nightmares» für den berühmten US-amerikanischen Verlag DarkHorse Comics, der auch die Werke des Hellboy-Zeichners Mike Migno veröffentlicht. Für «Luxe» hat er sich die Bosse der Uhrenmarken als amerikanische Superhelden vorgestellt. www.kalonjiart.com Alfredo Häberli Der angesehene Schweizer Designer mit den argentinischen Wurzeln arbeitet für Camper, Alias, Moroso und Iiitala. Seit letztem Jahr ist er auch Kurator des Ateliers Pfister. Mit diesem originellen, ambitionierten Projekt sollen junge Schweizer Designer und Künstler die Chance erhalten, ein breites Publikum zu erreichen. In «Luxe» spricht Alfredo Häberli über seine Vision der verstreichenden Zeit und wirft einen Blick zurück in die Kindheit. www.alfredo-haeberli.com S. 86-90 Christian von Faber-Castell Er trägt den Namen einer grossen Schreibwarenmanufaktur, die seit 250 Jahren ein Familienunternehmen ist. Christian von Faber-Castell ist Journalist und Fotograf mit Spezialgebiet Kunst und Antiquitäten und mit grossem Interesse für Juwelierkunst und Bibliophilie. Er ist ständiger Mitarbeiter der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» und schreibt als Kunstmarktkorrespondent für das Düsseldorfer «Handelsblatt», die Münchner Fachzeitschrift «Weltkunst» und den New Yorker «ARTnewsletter». Für «Luxe» blickt er auf einige grosse Schmuckauktionen zurück und erläutert, was ein Juwel zu einem Kunstwerk macht. www.chvfabercastell.com Michel Jeannot Er fängt im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit ein. Der Fachjournalist für Uhren, deren hochkomplexe Werke er zutiefst bewundert, hat 1994 zusammen mit Kollegen das Bureau d’Information et de Presse Horlogère (BIPH) gegründet, das für zahlreiche Zeitungen und Zeitschriften im In- und Ausland tätig ist. Für «Luxe» hat sich Michel Jeannot auf die Suche nach den Trends 2011 gemacht, präsentiert die Top-Neuheiten dieses Jahres und entführt in die Welt der Modeuhren. www.biph.ch REVERSO. WECHSELN SIE DIE ZEITZONEN IN NUR EINER SEKUNDE. S. 96-98 S. 26-30 GRANDE REVERSO 986 DUODATE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 986. Die 1931 für Polospieler erfundene Reverso beherbergt ein geniales Patent: Die beiden Rücken an Rücken liegenden Zifferblätter werden von einem gemeinsamen, mechanischen Uhrwerk angetrieben und zeigen zwei Zeitzonen an, die über eine einzige Krone eingestellt werden. Vielfältiger Erfindungsreichtum von Jaeger-LeCoultre in einem neuen, größeren Gehäuse. S. 42-48 S. 32-40 12 | Finanz und Wirtschaft LU X E HABEN SIE JEMALS EINE RICHTIGE UHR GETRAGEN? Jaeger-LeCoultre setzt sich gemeinsam mit der UNESCO für den Schutz bedrohter Naturschauplätze ein. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache. www.jaeger-lecoultre.com Tel. +41 44 361 0811 - [email protected] - www.canali.it OUVERTURE Gastkommentar Zeit Alfredo Häberli Er prägt das zeitgenössische Image der Schweiz in der Welt. Der international gefragte Designer Alfredo Häberli, 1964 als Sohn von Auslandschweizern in Buenos Aires geboren, hat sein Studio im Zürcher Seefeld. Er entwirft und gestaltet Produkte für eine internationale Kundschaft, die vom Automobilhersteller über Möbel- und Lichtsystemfabrikanten bis zu Industriemaschinenunternehmen reicht. Uhren bestimmen den Takt der Zeit. Doch den taktvollen Umgang mit dem Leben bestimmt jeder selbst. Philosophische Überlegungen zum Thema Zeit von einem, der auch unsere Zeit gestaltet. Illustration: Nicolas Zentner U hren und Luxus – beides ist eng verbunden mit dem Lauf der Zeit. Und damit mit persönlichen Erinnerungen. Das eine zeigt früher wie heute die laufende Zeit an. Das andere ist der Inbegriff dafür, die laufende Zeit nicht aufhalten zu müssen. In meinen allerersten Erinnerungen hat Zeit einen tiefen, dunklen, regelmässigen Ton. Hypnotisierend, beruhigend und faszinierend. Er kommt aus dem Wohnzimmer meiner Grosseltern. Aus einer Zeit, in der Zeit kein Ablaufdatum hatte. Unendliche Stunden waren einfach da, um mit ihnen zu spielen. Diese Spielzeiten waren unendlich lange. Zeit des Nichtstuns. Des Seins. Meine Kindheit in Argentinien war in vieler Hinsicht zeitlos. Die südamerikanische Art, mit Zeit umzugehen, stand dabei immer im Widerspruch zur punktgenauen, verlässlichen Anzeige der Uhrzeit am Handgelenk meines Vaters – auf seinem leisen, erprobten Begleiter, der seit seinem achtzehnten Geburtstag mit ihm durch alle Lebenslagen ging. An meinem achtzehnten Geburtstag wurde er dann zu meinem vertrauten, taktvollen Gefährten. Dezent, unauffällig und exakt – ein Musterbeispiel Schweizer Präzisionsarbeit! Die Uhr kommt aus den 40er Jahren. Sie hat ein bombiertes Gehäuse aus Rotgold (Gelbgold war in Südamerika verglichen mit heute überhaupt nicht zu sehen). Sie hat parallel laufendes Glas, zwei Zeiger und zwei Worte drauf: SIGMA und SWISS. Ihre unerschütterliche, beharrliche Exaktheit stand stets im Kontrast zur Lebensweise der Argentinier. Deren Zeit wurde nicht von kleinen, tickenden Maschinen, sondern von Begegnungen und Menschen bestimmt. Eine Minute war nicht wie die nächste Minute, war nicht gleich sechzig Sekunden, war auch nicht ein Sechzigstel einer Stunde. Die Stunden waren eh länger in Argentinien. Zeit war für sie keine Formel sondern ein Gefühl. Und heute, knapp drei Jahrzehnte nach meiner gefühlsmässig zeitlosen Kindheit in Argentinien, sehe ich durch die Augen eines in der Schweiz erwachsen gewordenen Produktgestalters vieles viel kritischer. Sowohl den Verlauf der Zeit als auch den Luxus. Wäre es nicht an der Zeit für neue Ansätze der Zeitmessung? Wie sähe denn eine Uhr aus, welche die Zeit misst, seitdem ich das letzte Mal glücklich war? Oder seitdem ich ein Buch gelesen habe? Oder eine Uhr die mir anzeigt, wie lange meine Fahrt mit dem Oldtimer gedauert hat? Wie lange habe ich gekocht? Wie lange dauerte das Spiel? Die Argentinier hielten sich damals schon nicht an den Takt der Uhr meines Vaters. Dabei galt die Schweizer Uhr mit dem kleinen Durchmesser für mich immer als Sinnbild dafür, es geschafft zuhaben. Als Verkörperung und Genugtuung, es zu etwas gebracht zu haben. Für sich und für seine Familie. Nichts mehr. Und hier schliesst sich der Kreis zum Luxus. Hier kommt mein Begriff von Luxus mit dem Bild der Uhr zusammen. Dann nämlich, wenn man es geschafft hat, sich und seiner Familie ein Überleben zu sichern durch das, was man eigentlich gerne macht. Das ist Luxus. Es hat nichts mit Prestige zu tun. Nichts mit Bling Bling. Luxus ist, dem Takt des Herzens nachgehen zu können. Den Takt seines Lebens selber vorgeben zu können und sich nicht vom Kuckuck mit der roten Zunge, die stündlich zwischen dem Schnabel hervorblitzt, aus der Ruhe bringen zu lassen. Der grösste Luxus ist doch früher wie heute, Zeit zu haben und nicht mit der Zeit gehen zu müssen. Zeitlos sein zu dürfen. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 15 MUST HAVE von Emmanuel Grandjean, Michel Jeannot und Konrad Koch Blacksand, das neue Abenteuer von Alain Mouawad 4. Dieses Jahr drängen viele neue Uhrenmarken auf den Markt. Eine davon ist Blacksand, hinter der ein echter Uhrenkenner und -liebhaber steckt. Alain Mouawad, Sohn des Juweliers Robert Mouawad, hat nach seiner mehrjährigen Tätigkeit im Familienunternehmen beschlossen, seine eigene Marke zu gründen. Blacksand steht für Qualität und Authentizität und versteht sich als Bindeglied zwischen Tradition und Moderne. Einfaches Design in den Farbspektren Schwarz, Violett und Kiesgrau wird mit hohem technischen Standard in Einklang gebracht. Die ersten, an der Baselworld präsentierten Modelle der Uniformity-Kollektion bestechen durch ein breites Brancard-Gehäuse (46 mm) und ein Zifferblatt mit arabischen Ziffern, die im Dunkeln in einem irisierenden Blau leuchten. Weitere Merkmale dieser ersten Kollektion sind das Automatikwerk mit zwei Federhäusern (Technotime) und einer Gangreserve von fünf Tagen. Es ist sowohl COSC- als auch Chronofiable-zertifiziert und kommt durch den Saphirboden, der mit einer unsichtbaren, durch Wärmeeinwirkung erkennbaren Markierung versehen ist, wunderbar zur Geltung. Blacksand mit dem bezeichnenden Slogan «Semper Fidelis» hat sich der hohen Uhrmacherkunst und kompromissloser Qualität verschrieben. Seit der japanische Künstler Takashi Murakami in die Sammlung François Pinault aufgenommen wurde, schwebt er hoch am Kunsthimmel. In seinem Land fast als Gott verehrt, ist er auch ein Mogul der Kunstobjekte. Für Casio hat er eine Spezialedition im Arty-Manga-Stil kreiert. Die zum 40. Geburtstag des Tokioter Radiosenders FM herausgegebene Quarzuhr kostet 3500 $. 2. Die Rückkehr einer Legende www.ventura-watches.com 16 | Finanz und Wirtschaft LU X E 3. 4 www.casio.com 1 Alles über Montblanc Dieses Big Book ist ein absolutes Must für den Fan der Marke mit dem weissen Stern. Gisbert Brunner und Reinhard Meis erzählen auf 288 Seiten das Industrieabenteuer eines Fabrikanten von Luxusschreibwerkzeugen, der 1997 seinen ersten Auftritt in der Haute Horlogerie hatte. Ein technisches, sorgfältig gedrucktes und auch für Laien verständliches Werk. Montblanc: Ecrire le Temps, 224,60 Fr., Ed. Flammarion, 288 Seiten Design, Mikroelektronik und Ökologie: Die Uhrenmarke Ventura vereint die Kräfte, die unsere Gegenwart vorantreiben. Nach turbulenten Zeiten wagt der Gründer Pierre Nobs einen neuen Schritt in die Zukunft mit der Ventura SPARC MGS Digital Automatik. Die mechanische Energie aus dem Micro-Generating-System wird von einem Mikrogenerator in elektrische Energie gewandel die Uhrwerk und Digitalanzeige versorgt - mit jahrelanger Gangreserve ohne Batterie. Zeitgenössisch verpackt gibt es den Chronographen in Stahl oder schwarzem PVD. Ab Sommer 2011 für rund 4500 Fr. Eine Murakami am Handgelenk 1. 2 3 Zeit in Bewegung Illi und Julien Ado sind Designer, die sich für Kombinationsobjekte interessieren. Für das Pariser Studio design8 haben sie die Wanduhr Art du Temps entwickelt. Es handelt sich dabei um eine kinetische Tafel, auf der sich 112 Platten im Sekundentakt auf und ab bewegen. Auf Sprachbefehl wird die Zeit angegeben. Die Skulptur, die anzeigt, wie spät es ist, kostet 90 000 Fr. und ist ab Herbst 2011 erhältlich. www.designby8.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 17 POESI E – FEUER MUST HAVE BUCHERER VERBINDET Katzen-Uhr Stararchitekten zeigen die Zeit an. Neko (japanisch für Katze) heisst die popminimalistische Armbanduhr aus Polyurethan, die das Büro Sanaa des japanischen Architektenpaares für die italienische Design Factory Alessi entwickelt hat. Die beiden Architekten sind die Gestalter des Rolex Learning Center, des meistbesuchten wellenförmigen Gebäudes der ETH in Lausanne. Kazuyo Sejima und Ryue Nishizawa wurden 2010 mit dem Nobelpreis der Architektur, dem Pritzker-Preis, ausgezeichnet. 115 Fr. auf www.alessi.ch UHREN 18 | Finanz und Wirtschaft LU X E BASEL BERN Z E R M AT T D AV O S ZÜRICH | GENÈVE BERLIN INTERLAKEN DÜSSELDORF SCHMUCK L AU S A N N E FRANKFURT JUWELEN LOCARNO HAMBURG LUGANO MÜNCHEN LUZERN NÜRNBERG S T. G A L L E N | WIEN | T. M O R I T Z Finanz Sund Wirtschaft LU X E | 19 B U C H E R E R .C O M LUST Ein Blick auf die Piaget Emperador Coussin Tourbillon Automatic – für viele die gelungenste Uhr des letzten SIHH. von Michel Béziat Weshalb Sie diese Uhr haben müssen P 1 3 2 5 4 iaget gehört zu der Kategorie Schweizer Uhrenmanufakturen, die ein klares Image vermitteln und es vermeiden, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Die Stärke von Piaget ist die ultraflache Uhr. Mit dem neuen, am letzten Salon de la Haute Horlogerie (SIHH) in Genf präsentierten Kaliber 1270P verfügt Piaget nun über 17 ultraflache Werke. Mit einer Höhe von nur 5,5 mm ist das mechanische Werk mit Automatikaufzug und Tourbillonhemmung das flachste Automatikuhrwerk der Welt. Die in bester Uhrmachertradition geschaffene Uhr ist ein faszinierender Kontrast zwischen attraktivem Design und innovativer technischer Architektur. Die spezielle Form des Gehäuses verleiht dem Zeitmesser einen originellen Touch. Das Meisterstück kostet 185 000 Fr. – angesichts der Tatsache, dass es über nur eine grosse Komplikation verfügt, ein stattlicher Preis. ALAIN THÉBAULT, GEMESSEN BEI 104,27 KM/Std Alain Thébault erzielte die außergewöhnliche Glanzleistung von gleich zwei Weltrekorden, indem er an Bord des Hydroptères, diesem fliegenden Segelboot mit Karbonfaser-Flügeln, eine Geschwindigkeit von 104,27 km/Std, respektive eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 50,17 nautischen Knoten erreichte. ZENITH – dank seines Kalibers El Primero, Pionier der Hochfrequenz, ist Erfinder des präzisesten Automatik-Chronographen der Welt. Und diese Hochpräzisionsuhr wird Alain Thébault von nun an am Handgelenk bei seinen zukünftigen Heldentaten begleiten. Das Herz des Kalibers 1270P, die Hemmung, ist im 2,8 mm hohen Tourbillonkäfig gefangen, der die Form des Piaget-Wappens hat. Das Tourbillon macht eine ganze Drehung pro Minute und trägt den kleinen Sekundenzähler. 1. 2. Auf dem Zifferblatt aus Saphirglas strahlt ein mit Laser graviertes, auf der Zeigerachse zentriertes Sonnenmotiv. Das gleiche Motiv ist auf der sichtbaren Platine guillochiert. 3. Mikrorotor 22 Karat, guillochiert und mit dem Piaget-Wappen verziert. Dank seiner Anordnung im Werk erlaubt er ein Maximum an gestalterischer Finesse und gewährleistet gleichzeitig einen guten Aufzug. 4. Die originelle Kombination von zwei Formen auf dem Gehäuse – rundes Mittelteil, kissenförmige Lünette. Die Signatur Piaget Emperador. Das Werk Piaget 1270P, mechanisches Kaliber mit automatischem Aufzug und Tourbillonhemmung, das flachste Uhrwerk der Welt. Umgekehrt montiert, bietet das transparente, skelettierte Zifferblatt einen faszinierenden Blick auf Brücken, Räder, Mikrorotor und Tourbillonhemmung. EL PRIMERO STRIKING 10th 5. ZENITH, WAHRER PIONIERGEIST SEIT 1865 www.zenith-watches.com Aarau: Gygax & Schneeberger - Baden: Schmitt - Basel: Kurz, Seiler Juwelier - Bern: Sonderegger - Chur: Zoppi - Interlaken: Kirchhofer Finanz und Wirtschaft LU X E | 21 Luzern: Embassy, Kurz, SwissLion - St-Gall: Frischknecht - Winterthur: Romer AG - Zollikon: Zinniker - Zürich: A. Türler, Kurz, Les Ambassadeurs DR 20 | Finanz und Wirtschaft LU X E i ko n e | b e g e g n u n g | von Konrad Koch - Fotos: Marc Ninghetto Michael Schumacher « Ich bin ein Uhrenfreak » Ein Mann auf dem Weg zum nächsten Sieg. Er lebt rasend schnell und hat sich doch, bevor die neue Formel-1-Saison angefangen hat, Zeit genommen für ein Gespräch über Geschwindigkeit und seine Leidenschaft für Uhren. Z wei Ikonen haben sich gefunden: Michael Schumacher, mit sieben Weltmeistertiteln der Champ of Champions der Formel 1, ist neuer Markenbotschafter der ältesten Uhrenmanufaktur der Welt, die immer noch im Besitz der Gründerfamilien ist. Sein Comeback letztes Jahr mit Mercedes GP Petronas in die Königsklasse des Rennsports zeugt von seinem Sportgeist: Der Start war schwierig, das Resultat verhalten, doch für Schumi – wie ihn seine Fans liebevollehrfürchtig nennen – liegt die Herausforderung immer im nächsten Rennen. Er ist vertraut mit innovativer Technik, HighTech-Materialien und dem Geduld fordernden Fine Tuning jedes Rennwagens, und das Gleiche fasziniert ihn in der Welt mechanischer Uhren. Zum Gespräch kam er im eleganten dunklen Anzug, am Arm eine sportlich-avantgardistische Royal Oak Offshore. Den Dressman für die AP-Werbung markierte er deswegen nicht. Er gab Gas wie auf der Rennpiste, und er weiss, was für das Image der Marke Michael Schumacher gut ist: eine Uhr für Leistungsträger. Michael Schumacher mit dem Chronographen Royal Oak Offshore Arnold Schwarzenegger « The Legacy » von Audemars Piguet. Herr Schumacher, was bedeutet Zeit für einen Formel-1-Piloten? Zeit ist essenziell. Der Kampf gegen die Uhr ist ständig präsent – und irgendwie laufen die Uhren meistens zu schnell. Wobei, manchmal schaffe ich es doch, sie zu unterbieten. Fakt ist, dass in mir ständig eine Uhr abläuft, damit ich den Vergleich habe mit der Zeit, an der ich mich messen muss, die mir aber auch in jeder Kurve und jeder Runde permanent sagt, wo ich bin. Da müssen 1,8 Sekunden Boxenstopp für Sie enervierend lang sein. Nein, das sind berechenbare Momente. Benchmarks, die es zu unterbieten gilt. Was sind dann lange Sekunden? Es sind die Augenblicke, in denen man sieht, was für Konsequenzen auf einen zukommen. 1999 in Silverstone war so ein intensiver Moment, auch im Hinblick darauf, was damals direkt nach dem Unfall passiert ist. Was war bisher sportlich die glücklichste Sekunde? Ganz klar Suzuka 2000. Wir haben 1996 mit dem Ferrari-Team angefangen, etwas aufzubauen, was 1997 hätte gekrönt werden können, doch dann durch meine Schuld nicht gelang. Wir mussten bis 2000 warten, bis wir den Forml-1-WM-Titel gewannen. Nach 21 Jahren wieder den WM-Titel für Ferrari geholt zu haben, das war ein freudiger Moment. Ich spürte, wie von allen eine schwere Last fiel. Es stimmte, was Jean Todt damals auf dem Podest gesagt hatte: Das Leben wird nie mehr sein, wie es vorher war. Keiner hätte wohl gewagt, die Siegesserie vorherzusagen, die sich daraus ergab. Wie ist es, wenn man immer gegen den eigenen Mythos, die eigene Leistungsvorgabe fährt? Mitunter ganz schön herausfordernd. Doch es ist dieses stetige sich verbessern, messbare Fortschritte erzielen, das den Rennsport und den Einsatz in der Automobilentwicklung so interessant macht. Die Zeit bleibt niemals stehen, sie entwickelt sich ständig – und damit auch der Erfolg. Wo sehen Sie die Verbindung zwischen Uhren- und Automobiltechnik? In der Präzision. Ist Genauigkeit die wichtigste Eigenschaft einer Uhr für Sie? Funktionalität und Genauigkeit sind wichtig für mich, weil ich sehr oft an Rennstrecken stehe und Zeiten nehme. Ich will ja wissen, was die Konkurrenz macht. Was muss eine Uhr bieten, damit sie Ihnen gefällt? Ein Chronograph ist die Hauptvoraussetzung. Dann muss die Uhr eine Mischung aus Funktion, Design und emotionalen Elementen haben, die mich begeistert. Uhren gelten auch als einziges legitimes Schmuckstück des Mannes. Man zeigt mit einer Uhr seinen eigenen Anspruch an Stil und Geschmack. Darum geht es ja, wenn ab einem gewissen Punkt nicht mehr die Funktionalität zählt. Das geht auch mir so, denn ich bin seit vielen Jahren ein Uhrenfreak. Wie kamen Sie zu dieser Begeisterung für Uhren? Diese Faszination entstand durch mein sportliches Umfeld, ist aber auch geprägt durch Menschen, die um mich waren und tolle Uhren getragen haben. Es ist wie beim Auto: Wer hat nicht lieber ein schönes, schnelles Auto. Entsprechend ist es mit Uhren, die ja auch eine Form von Luxus sein können, den man versucht ist, sich zu gönnen, und auf den man hinarbeitet. So war das bei mir auch. So weit, dass Sie zum Uhrensammler geworden sind? Ja, ich sammle vor allem moderne Armbanduhren. Ich schätze mich daher glücklich, Partner von Audemars Piguet zu sein. Finanz und Wirtschaft LU X E | 23 i ko n e | b e g e g n u n g en zu haben, innovativ zu denken. Für mich ist Fortschritt notwendig, um mich immer wieder zu motivieren. In einer solchen Herausforderung fühle ich mich gut aufgehoben. So wie Sie bei einem Formel-1-Wagen spüren, wie das Fine Tuning gemacht werden muss, geben Sie dann als Uhrenkenner Ihren Input? Absolut. Nur wird das etwas schwieriger sein, denn Formel 1 ist Formel 1. Im Uhrenbereich ist alles etwas langsamer… (Er begutachtet die ganze Zeit die Schwarzenegger-Uhr) Was hat Sie bewogen, diese Partnerschaft einzugehen? Ich verspreche mir ganz neue Erfahrungen. Das wird eine intensive Zusammenarbeit sein, in der wir neue Wege gehen und auch neue Kaliber besprechen werden. Sie waren schon immer von Uhren von Audemars Piguet begeistert, besonders von einer. Das war aus Leidenschaft: die Terminator-Uhr von Arnold Schwarzenegger. Wer ist nicht Fan von Arnold Schwarzenegger? Insofern war für mich nicht nur sein Image, sondern auch die mit ihm verbundene Uhr sehr reizvoll. Dann wird Sie die neuste Uhr von Audemars Piguet begeistern, der Chronograph Royal Oak Offshore Arnold Schwarzenegger „The Legacy“. Das ist etwas ganz Spezielles (er greift sich die Uhr), wobei wir in unserer Zusammenarbeit jedoch in eine ganz andere Richtung gehen werden. „The Legacy“ ist eher an die T3 von früher angelehnt. Mit dem neuen Konzept und Design wird sie sicher viele Liebhaber finden, und ich hoffe, auf der Liste für eine der limitierten Uhren stehen zu können. Sie haben sicher gute Karten. Ich glaube auch. Sie haben erwähnt, dass Ihr Mandat mit AP auch eine Entwicklungszusammenarbeit umfasst. Wies ist das zu verstehen? Ich bin es gewohnt, in einem Team zu arbeiten und Projekte voranzutreiben, Ide24 | Finanz und Wirtschaft LU X E Sie gefällt Ihnen? Ja, sie gefällt mir – keine Frage! (strahlt und lacht) …und ich bin gewohnt, in extrem hohem Entwicklungstempo zu arbeiten. Da werde ich AP gut herausfordern können. Ich habe da schon meine Vorstellungen… …von einer Uhr, die Ihren Namen trägt? Das ist ja selbstverständlich, dass es so etwas geben wird. Aber ich möchte nicht einfach auf eine bereits existierende Uhr meinen Namen draufsetzen. Weil es jedoch dauert, ein neues Uhrwerk zu entwickeln, werden wir in der Zwischenzeit sicher erst die eine oder andere interessante Designidee verwirklichen. Lassen Sie sich in die Karten gucken? Nein! Anders gefragt, was ist die Wunschuhr des Michael Schumacher? Ich kann nur so viel sagen, dass es mit meiner Welt zu tun hat. Es wird etwas sein, das es bisher nicht gegeben hat. Dabei belassen wir es und gehen zur nächsten Frage. Gut. Was schenken Sie Ihrer Frau Corinna? Audemars Piguet hat fantastisch schöne Schmuckuhren. Das ist wohl wahr. Zum Geburtstag meiner Frau hatte ich schon was ganz Tolles gefunden – und dann ist ja auch noch der Hochzeitstag. Sie ist aber nicht so stark auf Uhren ausgerichtet. Ein tolles Pferd ist ihr da schon lieber. Und für sich: Sind Sie ein Spontanuhrenkäufer? Ich bin eher der Typ, der sich eine Uhr zur Belohung für eine besondere Leistung schenkt. Aber es gibt auch spontane Käufe. Wie gehen Sie als Privatperson mit der Zeit um? Ich bin ein Mensch, der sehr auf Effizienz eingestellt ist, was bedeutet, dass ich mich schwertue, Zeit zu verplempern. Der Rhythmus, der mich in den vielen Jahren im Sport bestimmte, färbt auf das Privatleben ab, keine Frage. Wenn ich daher zu Hause bin, versuche ich die Zeit so schön und gemütlich wie möglich zu nutzen, sodass wir alle zufrieden sind. Michael Schumacher ist auch ein Unternehmen. Wie wichtig ist Ihnen der wirtschaftliche Erfolg? Wirtschaftlicher Erfolg ist vor allem wichtig für die Unternehmen, mit denen ich zusammenarbeite. In meiner frühen Kindheit war finanzielle Unabhängigkeit ein Traum von mir, weil wir die zu Hause nicht hatten. Das waren sehr schwere Zeiten, dies es zu überwinden galt. Umso glücklicher bin ich, diese Unabhängigkeit erreicht zu haben, nicht nur für mich, sondern für meine Familie. Das ist etwas, das ich aufrechterhalten möchte, was bedeutet, dass man dementsprechend wirtschaften muss. «Der Kampf gegen die Uhr ist ständig präsent – und irgendwie laufen die Uhren meistens zu schnell.» Was empfehlen Sie als vermögende Person Privatanlegern zur Vermögensbewahrung? Der beste Rat, den man in dieser Hinsicht geben kann, ist Diversifikation. Niemand hat ja den Stein der Weisen erfunden, niemand wird wissen, welche Branchen langfristig Bestand haben. THE SIMPLICITY OF INNOVATION. LUMINOR 1950 MARINA 3 DAYS AUTOMATIC Automatic mechanical movement P.9000 calibre, two spring barrels, 3-day power reserve. Water-resistance 300 metres. Steel case 44 mm Ø. Steel buckle. Würden Sie eher in die Automobilindustrie oder die Uhrenindustrie investieren? Im Moment kann man aus geschäftlichen Belangen in beide Sparten investieren, besonders wenn man sieht, welches Wachstum auch die Autoindustrie wieder erzielt. Die Uhrenindustrie ist aber wahrscheinlich die sicherere Variante. Auch in schlechten Zeiten laufen ihre guten Produkte weiterhin gut, hingegen haben in der Autoindustrie auch gute Produkte Einbussen erleiden können. Das hat doch die Krise gezeigt. Und die Frage aller Fragen: Ist die Zeit reif für den nächsten Weltmeistertitel? Definitiv. | www.panerai.com Available exclusively at Panerai boutiques and select authorized watch specialists. Finanz und Wirtschaft LU X E | 25 DOSSIER von Michel Jeannot 2011 – das Uhrenjahr der Vernunft Unter den Neuheiten, die an den Uhrensalons in Genf und Basel vorgestellt werden, zeichnen sich einige starke Tendenzen ab. Die Uhren des Jahrgangs 2011 sind nicht mehr von modischen Effekten geprägt, sondern setzen auf innere Werte und Beständigkeit. Schlichtheit, Reisen, Vintage, mechanische Damenuhren und «hausgemachte» Werke sind die Schlüsselwörter. W ährend die Zeitmesser in den letzten zehn Jahren ständig an Umfang zulegten, haben sie jetzt ein bis zwei Millimeter Durchmesser eingebüsst. Das beste Beispiel dieser Rückbesinnung liefert Roger Dubuis. Nachdem die Marke seit einigen Jahren mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, wurde sie schliesslich von der Ri– Ultraflache Uhren sind eine Rückbesinnung zu den klassischen chemont-Gruppe übernommen, die Werten der Uhrmacherei – eine tiefgreifende Neuorientierung vornahm, um jetzt erschwingliche Uhren in besserer Qualität anzubieten. Die im Januar lancierte erste Kollektion der neuen Strategie (La Monégasque) illustriert perfekt den neuen Zeitgeist. Sie zeigt sich von einer einfacheren, weniger überschwänglichen Seite. Dieser Trend ist bei fast allen Marken feststellbar, insbesondere bei denen, die für ihre grosszügig bemessenen Uhren berühmt sind. Die unabhängige Manufaktur Audemars Piguet und der zur Richemont-Gruppe gehörende deutsche Uhrenhersteller A. Lange & Söhne haben jetzt schlankere Zeitmesser im Programm. Selbst Parmigiani Fleurier hat sich dieses Jahr für die klassische, runde Uhr entschieden, gegenwärtig ein Must im Sortiment jedes Uhrenanbieters. Wie erklärt sich diese Rückkehr zur uhrmacherischen Bescheidenheit, zumal die Wirtschaft zum Höhenflug startet, wieder von finanziellen Extravaganzen und von explodierenden Boni die Rede ist und sich die Luxusgüterunternehmen über glänzende Geschäfte freuen ? Die Erklärung liegt in den aussergewöhnlich langen Entwicklungs- und Produktionszyklen der Uhrenindustrie. Die Reaktion der Hersteller auf die Krise, die im Herbst 2008 die Weltwirtschaft durchschüttelte, wurde erst im Jahr 2010 sichtbar. Die jetzt präsentierten Neuheiten sind noch ein Spiegelbild der düsteren Epoche. Zeitmesser, die die aktuelle Euphorie spiegeln, werden somit 2012 oder 2013 vorliegen. Vorausgesetzt, es kommt bis dahin keine neue Krise. Für Globetrotter und Jetsetter Diese langen Produktionszyklen haben fundamentale Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Modelle. Modische Trends, die nur gerade während eines oder zweier Jahre angesagt sind, haben keinen Bestand. Das bestätigt sich auch an einem zweiten Phänomen, der Faszination für GMT-Uhren, auch Zeitzonen- oder Weltzeituhren genannt. Gefragt sind Komplikationen, die nützlich und vor allem alltagstauglich sind, und das sind in einer auf Mobilität und Reisen ausgerichteten Welt Uhren, auf denen sich Ortszeit und Heimatzeit, wenn möglich noch mit Tag-Nacht-Anzeige, ablesen lassen. Zusammen mit Weckerfunktion sind sie das Utensil eines mobilen Lebensstils. So gibt es heute kaum eine Marke, die in ihrer Kollektion nicht ein Zeitzonenmodell führt. Und die Häuser, die schon immer GMT-Uhren im Repertoire hatten, erneuern ihre Modelle laufend. Am Salon International de la Haute Horlogerie, der im Januar in DR 26 | Finanz und Wirtschaft LU X E i Schlank und schlicht die Saxonia von A. Lange & Söhne. Vacheron Constantin lanciert eine neue Komplikation mit der Patrimony Traditionnelle Heures du Monde. s tät des Uhrendesigns der Dreissiger-, Fünfziger- und Sechzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts hat eben noch heute unerreichte Gültigkeit. Mit stilistischen Elementen aus vergangenen Zeiten zu arbeiten, gibt den Uhrenhäusern auch die Legitimität, sich auf Tradition und eine Markenpersönlichkeit mit Vergangenheit zu berufen. So sieht es jedenfalls Baume & Mercier, die einen Hauch Nostalgie in die von Grund auf neue Markenstrategie hat einfliessen lassen. Mit Erfolg, denn der Chronograph Capeland mit Bi-compax-Werk von Lajoux-Perret mit Tachymeter und Telemeterskala ist eine direkte Inspiration einer Baume & Mercier aus dem Jahr 1948. In Anlehnung an ein Modell aus dem Jahr 1952 hat Zenith die Kollektion Captain reaktiviert, um so ihr Erbe zu kapitalisieren. Grund zum Feiern hat auch Jaeger-LeCoultre. Die Manufaktur aus Le Sentier bringt zum 80. Geburtstag der legendären Reverso gleich mehrere Modelle auf den Markt, die direkt auf die erste Uhr mit dem Wendegehäuse aus dem Jahr 1931 zurückgehen. Auch das Genf stattfand, präsentierte denn auch mehr als die Unternehmen Vulcain hat einen seiner emblematiHälfte der Aussteller ein neues GMT-Modell. Vache- schen Zeitmesser der Fünfzigerjahre weiterentwiron Constantin beispielsweise hat eine faszinierende ckelt: die 50s Presidents’ Watch, die mit einer neuen Komplikation für Menschen Weckerkomplikation ausgeauf Reisen neu interpreist. Auch Girard-Per– Gefragt sind Funktionen, rüstet tiert und bringt die Patrimregaux lässt frühere Koldie nützlich und ony Traditionnelle Heures lektionen auferstehen. So du Monde mit allen 37 Weltorientiert sich das aktuelalltagstauglich sind wie , Halb- und Viertelzeitle Programm (Vintage 1945, zonen auf den Markt. Mit 1966) an Uhren aus verganZeitzonenanzeigen und dem Calibre Multifuseaux genen Zeiten. Das UhrenAlarmeinstellungen – stösst Cartier weiter in den haus ergänzt alljährlich sein Bereich der mechanischen Angebot mit Zeitmessern, Haute Horlogerie vor, und Montblanc hat ein eigenes die an frühere Modelle erinnern. Zahlreichen UhWerk für die Lancierung der neuen Star World-Time renherstellern ist es so gelungen, dank Neuauflagen GMT Automatic entwickelt. kommerzielle Erfolge zu erzielen – und die GoldgruWährend Weltzeituhren den Bedürfnissen unserer be ist noch lange nicht versiegt. auf Mobilität ausgerichteten Gesellschaft entsprechen, stillen Vintage-Uhren unsere Sehnsucht nach Femme, femme, femme Die Uhrenunternehmen haben die Zeichen der sicheren Werten der Vergangenheit. Zwar ist das Rezept nicht neu, aber Retro-Uhren scheinen zu einem Zeit auch erkannt, wenn es um die Wünsche ihrer veritablen Trend zu werden. Die ästhetische Quali- weiblichen Kundschaft geht – und die verlangt immer mehr auch nach uhrmacherischer Kompetenz. Das Angebot an Damenuhren mit mechanischem Werk hat jedenfalls markant zugenommen. Es macht gar den Anschein, als ob aus dem einstigen Alibiangebot endlich ein nachhaltiger Trend wird. Selbstverständlich ist eine Quarzuhr praktischer. Sie muss auch nach längerer Ruhezeit nicht aufgezogen werden, das Werk ist anspruchslos im Unterhalt, und genauer ist sie allemal. Aber eben, die Quarzuhr ist für die Uhrenindustrie nur Ersatz. Es war daher höchste Zeit, dass auch Markenverantwortliche erkannten, dass Frauen sich nicht nur für Schönheit interessieren, sondern auch innere Wert zu schätzen wissen. Rolex etwa bietet, ob für Damen oder Herren, ausschliesslich mechanische Uhren an. Ein interessanter Aspekt dieser Entwicklung ist, dass vor allem in Asien Damenuhren mit mechanischem Werk nachgefragt wurden und werden. Was 28 | Finanz und Wirtschaft LU X E guebelin.ch d o s s i e r | trends 2 0 1 1 Inspiration made by Gübelin. Das Juwel verlangt nach ausserordentlichem Handwerk. Nach Erfahrung und Wissen in der Wahl der wertvollsten Edelsteine. Doch erst die inspirative Kreation, das Spiel mit Material, Farbe und Licht schafft die entscheidende Qualität: Schafft es, dass das grösste Glanzstück nicht der Schmuck ist. Sondern Ihr persönlicher Auftritt. Finanz und Wirtschaft LU X E | 29 d o s s i e r | trends 2 0 1 1 nur die diesjährigen Kollektionen, vor allem ist es entscheidend für die künftige Entwicklung der Schweizer Mechanikuhr generell. Es geht um mechanische Werke, die von den Marken selbst konzipiert, entwickelt und in vielen Fällen auch in Eigenregie produziert werden. Um im Uhrenuniversum bestehen zu können, ist es für Uhrenfabrikanten von existenzieller Bedeutung, über eigene Kaliber zu verfügen. Neuinterpretation bei Vulcain: die Präsidentenuhr der 1950er Jahre. s i Omega bestückt seine erste, eigenständige Damenkollektion Ladymatic mit einem Automatikwerk. den Trägerinnen in Fernost gefällt, sollte auch die Frauen in der übrigen Welt ansprechen, darauf setzen nun zahlreiche Uhrenhersteller. Im Herbst 2008 machte Patek Philippe den ersten wichtigen Schritt mit der Präsentation des ersten veritablen Chronographen für die Frau. Der Name des Modells ist Programm: Ladies First Chronograph. Offenbar mit Erfolg, denn es wird gemunkelt, dass die Genfer Manufaktur an der diesjährigen Baselworld als Ergänzung ihrer Damenkollektion ein umfassendes Angebot mechanischer Uhren vorstellen wird. Ganz in diesem Sinn präsentiert Piaget dieses Jahr die mit Diamanten besetzte und mit einem mechanischen Werk ausgestattete Altiplano und tritt so den Beweis an, dass hochkarätige Schmuckuhren durchaus ein mechanisches Herz haben können. Ein Bekenntnis zur Mechanik setzt auch Omega, einer der ganz grossen Akteure der Schweizer Uhrenindustrie. Ende 2010 wurde die erste exklusive und eigenständige Damenkollektion vorgestellt, die keine blosse Weiterentwicklung von Herrenuhren ist. Zur Premiere hat Omega die neue Ladymatic mit einem Automatikwerk ausgestattet. Feminität gekoppelt mit Mechanik ist voll im Trend. Der dritte Branchentrend schliesslich hat mehr mit Inhalt als mit Form zu tun. Es geht um das unsichtbare Innenleben der Uhr. Dieses prägt nicht 30 | Finanz und Wirtschaft LU X E i Nostalgie bei Baume & Mercier. Der Chronograph Capeland inspiriert sich an einem Modell aus dem Jahr 1948. Das Werk ist alles Vor noch nicht allzu langer Zeit deckten sich die meisten Schweizer Uhrenmarken mit mechanischen Werken der Swatch-Group-Tochter ETA ein. Mit der Folge, dass sie sich nur gerade durch ihr Äusseres voneinander unterschieden. Sich in einem solchen Umfeld als Anbieter von Haute Horlogerie zu definieren, wurde für viele Marken zu einer Frage der Glaubwürdigkeit. Tatsächlich ist das Tempo, mit dem seit fünf Jahren Uhrenunternehmen die industrielle Kapazität zur Herstellung eigener Werke ausbauen, beeindruckend. Ausgelöst hat diese Entwicklung die Swatch Group, die vor Jahren ihre Absicht bekanntgab, das Angebot zu reduzieren. In der Folge sahen sich die verantwortungsvollsten Unternehmen gezwungen, nach Alternativen zu suchen und massiv zu investieren. Beeindruckend ist die Zahl von Unternehmen, die in diesem Jahr eigene Kaliber vorstellen, vor allem wenn man weiss, wie zeitaufwendig und teuer die Entwicklung und die Fabrikation eines mechanischen Uhrwerks sind. Bis zur Produktionsreife dauert es anderthalb bis drei Jahre, mit Kosten von mehreren Millionen Franken. Dass eine neue Ära angebrochen ist, zeigt sich auch daran, dass selbst Omega, die mächtigste Schweizer Uhrenmarke und Swatch-Group-Tochter, es sich nicht leisten kann, bei der Ergänzung des Sortiments auf markeneigene Werke zu verzichten, und so in den vergangenen Jahren mehrere Kaliber-Eigenentwicklungen vorgelegt hat. Auf Aufholjagd auf die Genfer Prestigemarke Rolex, die seit über zehn Jahren über ein eigenes Chronographenwerk verfügt, wird Omega an der Baselworld das erste exklusive Chronographenwerk vorstellen. Das ist mehr als ein Zeichen, das ist eine klare Absichtserklärung. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 31 U H R E N | N E U H E I T E N | von Michel Jeannot NEUHEITEN 5 Christophe Claret 5 Adagio Roségehäuse, Manufakturwerk mit Handaufzug, Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, grosses Datum, zweite Zeitzone, Minuten-Repetierwerk. Auf acht Exemplare limitierte Serie. 268 000 Fr. DeWitt 6 Twenty-8-Eight Tourbillon Roségoldgehäuse, Tourbillon-Werk mit Handaufzug, Stunden- und Minutenanzeige, Alligatorband, Faltschliesse. 143 000 Fr. 6 7 Harry Winston 7 Histoire de Tourbillon 2 Weissgoldgehäuse poliert, satiniert, kugelgestrahlt. Werk mit Handaufzug, bi-axiales fliegendes Tourbillon: Aussenkäfig aus Titan 120-Sekunden-Drehung, Innenkäfig 10˚ geneigt, Drehung in 40 Sekunden. Auf 20 Exemplare limitierte Serie. 580 000 Fr. 1 2 Die Komplikationen Hermès 8 Arceau Grande Lune Stahlgehäuse, Werk mit Handaufzug, Anzeige Stunden, Minuten, Sekunden, Datum, Tag, Monat und Mondphasen. Alligatorband. 7125 Fr. A. Lange & Söhne 1 Saxonia Dual Time Weissgoldgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk, Stunden- und Minutenanzeige, kleine Sekunden mit Sekundenstopp, zweite Zeitzone, 24 Stunden-Anzeige mit Tag-/Nachtindikation. 27 700 Fr. Hautlence 9 HL2.0 Audemars Piguet 2 Royal Oak Offshore Tourbillon Chronographe Automatique Gehäuse aus geschmiedetem Karbon, Lünette und Drücker aus schwarzer Keramik, Drückerschutz aus Titan. Automatisches Werk mit Tourbillon und SäulenradChronograph, Stunden- und Minutenanzeige, kleine Sekunden auf 9 Uhr, Chronograph. 262 500 Fr. 3 Memovox Tribute to Deep Sea Stahlgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde und Wecker. Schwarzes Lederarmband mit Dornschliesse aus Edelstahl. Auf 959 Exemplare limitierte Serie. 11 300 Fr. Villeret Demi-Fuseau Horaire Roségehäuse Demi-Savonette (Deckel auf dem Boden), Automatikwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum, zweite Halbstunden-Zeitzone, Tag-/ Nachtanzeige und Anzeige Datum- und Zeitzonenwechsel. 27 900 Fr. Jean Dunand 11 Tourbillon Orbital Dancing Koi Breguet 4 32 | Finanz und Wirtschaft LU X E Fotos: DR Classique 7337 4 9 Jaeger-LeCoultre 10 Blancpain 3 Roségehäuse, Automatikwerk mit Siliziumspiralfeder, Stunden- und Minutenanzeige, kleine Sekunde auf 5 Uhr, Wochentag- sowie Mondphasen- und Mondalteranzeige. 38 400 Fr. 8 Weissgoldgehäuse, Manufaktur-Mechanikwerk. Stundenfunktion auf springender Kette simultan mit 60°-Rotation des Regulierorgans mit StraumannDoppelspirale, retrograde Minute. 240 000 Fr. Platingehäuse mit 92 Baguette-Diamanten (6.25 ct.), Zifferblatt aus in fünf Arbeitsgängen hergestelltem Email. Rotierendes Werk mit Handaufzug, dezentrales, fliegendes Tourbillon, rückwärtige Mondphasenanzeige, Anzeige der Gangreserve auf der Gehäuseflanke, durch eine zweite Öffnung im Mittelteil lässt sich das Werk bewundern. Aufzug und Zeiteinstellung mit einem Klappschlüssel auf der Gehäuserückseite. Regulierung der Mondphasen mit Drücker auf dem Boden. Einzelstück. 548 000 Fr. 11 10 Finanz und Wirtschaft LU X E | 33 UHREN | NEUHEITEN 12 Die Komplikationen 13 Louis Moinet 12 Tempograph Gehäuse aus Edelstahl und Titan, Automatikwerk, Stunden- und Minutenanzeige. Sichtbarer retrograder 10-Sekunden-Mechanismus, patentiert. Auf 60 Exemplare limitierte Serie. 28 000 Fr. MCT 13 Sequential One All Black Goldgehäuse mit schwarzem DLC bearbeitet, Werk mit Handaufzug. Stundenanzeige auf 9 Uhr durch drehende Prismen. Minutenanzeige mit springender Scheibe, die mit dem goldigen Zeiger verbunden ist. Auf 99 Exemplare limitierte Serie. 117 180 Fr. 14 Patek Philippe 14 Chronographe à Quantième Perpétuel Réf. 5270G Weissgoldgehäuse, Manufakturwerk mit Handaufzug. Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Tag, Monat, Schaltjahr, Tag-/Nachtanzeige im Fenster, Datum mit Zeiger, Mondphasen und Chronograph. Preis auf Anfrage T T H H E E A A R R T T O F O F F F U S U I S O I N O N Tudor 15 15 Heritage Advisor Stahl-Titan-Gehäuse, Manufaktur-Automatikwerk mit Weckfunktion. Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum, Gangreserve, Wecker mit Anzeige on/off. 5600 Fr. Urwerk 16 UR-110 Torpedo Titangehäuse. Werk mit automatischem Aufzug, der von einer hinter dem Titanboden versteckten Doppelturbine reguliert wird. Stundensatelliten, Minuten auf der rechten Seite, Controlboard mit Anzeige Tag/Nacht, Ölwechsel und kleine Sekunde. 93 960 Fr. 16 Vacheron Constantin 17 Quai de l’Ile Quantième Rétrograde Annuel Roségehäuse, Manufaktur-Automatikwerk. Genfer Siegel. Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Jahreskalender mit Datum, Monat, retrogrades Datum und Mondphasen. 64 000 Fr. 17 En décembre, à Paris, Hublot habille de mille feux la colonne Vendôme pour célébrer l’ouverture de sa 30ème boutique au 10, Place Vendôme et le BicentenaireGOLD de la colonne Vendôme. Hublot lässt die Triumphsäule an der Place Vendôme in Paris zu ihrem 200-jährigen Jubiläum im Lichtermeer erstrahlen und feiert die Eröffnung seiner 30. Boutique an der Nummer 10 der Place Vendôme. Vulcain 18 Presidents’ Watch 18 34 | Finanz und Wirtschaft LU X E Satiniertes, poliertes Roségehäuse, ManufakturAutomatikwerk mit Weckerfunktion. Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum, Wecker mit 20 Sekunden-Läutwerk. 22 680 Fr. BAHNHOFSTRASSE 31, 8001 ZÜRICH - SCHWEIZ TELEFON +41 (0)43 344 63 63, WWW.BEYER-CH.COM Hublot TV auf: www.hublot.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 35 UHREN | NEUHEITEN 2 1 3 5 4 6 Louis Erard 5 Heritage Sport Chronographe Chronographen und Sportuhren 7 Bovet Fleurier 1 Louis Vuitton 6 Chronographe Cambiano Wechselgehäuse Amadeo Convertible (Armbanduhr, Taschenuhr, Tischuhr, Sport-Zeitmesser), satiniert, kugelgestrahlt und DLC- behandelt. Automatikwerk mit Stunden- und Minutenanzeige, kleine Sekunde auf 6 Uhr, grosses Datum auf 12 Uhr und Chonographenfunktionen. 21 380 Fr. Breitling 2 Montbrillant 01 Limited Edelstahlgehäuse, Automatikwerk Breitling 01, COSC-Zertifikat, Sekunden-Chronograph, beidseitig drehbare Lünette. Auf 2000 Exemplare limitierte Serie. 7580 Fr. 36 | Finanz und Wirtschaft LU X E Edelstahlgehäuse, Automatikwerk, Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Tag, Datum und Chronograph. Armband aus gebürstetem und poliertem Edelstahl mit Faltschliesse. 1945 Fr. Hanhart 3 Primus Pilot Edelstahlgehäuse ADLC-behandelt, automatisches Chronographenwerk, kannelierte Lünette mit roter Markierung, Boden und Krone verschraubt, flexible Bandanstösse. 5950 Fr. IWC Schaffhausen 4 Portofino Chronographe Edelstahlgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk, Chronograph, Datum- und Wochentaganzeige, kleine Sekunde mit Stoppfunktion. 5600 Fr. Tambour Diving II Roségoldgehäuse, Automatikwerk, einseitig drehbare Lünette mit Anzeige der Tauchzeit, blaues Kautschukarmband. 24 200 Fr. Montblanc 7 TimeWalker TwinFly Chronograph Black Titanium Titangehäuse mit schwarzem DLC-Überzug, Automatikwerk mit Flyback-Chronographenfunktionen, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Datum, zweite Zeitzone auf 24 Stunden. Auf 300 Exemplare limitierte Serie. 12 080 Fr. MONARD DATE, Ref. 342.502-003. 18K Roségold. Grossdatum. Handaufzugswerk Cal. HMC 342.502. Mindestens 7 Tage Gangdauer. Gangreserveanzeige auf Werkseite. Sichtboden. www.h-moser.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 37 UHREN | NEUHEITEN 1 Chronographen und Sportuhren Herrenuhren 2 Corum 1 Panerai 1 Golden Bridge Automatic Luminor Submersible 1950 3 Days Automatic Bronzo Poliertes, satiniertes Rotgoldgehäuse, durchbrochenes Mittelteil, linear angeordnetes Stabwerk, schwarzes Alligatorarmband. Auf 130 Exemplare limitierte Serie. 45 500 Fr. Gehäuse aus satinierter Bronze, Manufaktur-Automatikwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Datum, drehbare Lünette für Tauchzeit. 9300 Fr. Chanel 2 J12 Chromatic 1 Raymond Weil 2 Gehäuse und Armband aus Keramik. Automatikwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum. 5890 Fr. Maestro Chronograph Edelstahlgehäuse mit PVD in Roségold beschichtet, automatisches Chronographenwerk, Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Datum. 3150 Fr. Ebel 3 Classic Sport Chrono Richard Mille 3 3 RM 029 Automatique Grande Date Gehäuse aus gebürstetem Titan, Automatik-Skelettwerk, Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde und grosses Datum. 65 000 Fr. Edelstahlgehäuse. Quarzwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Datum, Chronograph, Kautschukarmband. 2100 Fr. Hublot 4 Classic Fusion Opaline Dial Gold 45mm 4 Poliertes, satiniertes Zirkonium-Gehäuse, Automatikwerk. Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum auf 3 Uhr. 20 300 Fr. Roger Dubuis 4 Chronographe La Monegasque Big Number Roségoldgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk mit Genfer Siegel. Anzeige Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Chronograph. Auf 128 Exemplare limitierte Serie. 39 960 Fr. Longines 5 3 Longines Twenty-Four Hours Edelstahlgehäuse, Automatikwerk mit 24-StundenKreis, Datum auf 3 Uhr. Der transparente Boden ist mit einem Deckel geschützt, innen mit der Gravur «re-edition of a Longines navigation watch exclusively made for Swissair navigators, 1953-1956». 3000 Fr. TAG Heuer 5 Heuer Carrera Mikrograph 1/100e de seconde Roségoldgehäuse, Manufaktur-Automatikwerk, COSC-Zertifikat. Doppelter Hemmungsmechanismus: für die Stunde (4 Hertz oder 28 800 a/h), für den Chronographen (50 Hertz oder 360 000 a/h). Der zentrale Sekundenzeiger macht eine Drehung pro Minute. Sekundenzähler auf 6 Uhr, Minutenzähler auf 3 Uhr. Auf 150 Exemplare limitierte Serie. 50 000 Fr. 5 5 Maurice Lacroix 6 Masterpiece Roue Carrée Seconde Poliertes, satiniertes Edelstahlgehäuse, Werk mit Handaufzug, Platine dient als Zifferblatt, schleppendes quadratisches Rad für die Sekundenanzeige, Gangreserve-Anzeige. Limitierte Serie. 9900 Fr. 7 Omega 7 Ulysse Nardin 6 Hour Vision Blue Marine Diver Black Sea Edelstahlgehäuse mit Kautschuk-Überzug, Automatikwerk mit Anzeige der Stunden, Minuten, kleine Sekunde, grosses Datum und Gangreserve, Kautschukarmband. 8900 Fr. 7 Edelstahlgehäuse. Automatikwerk mit COSC-Zertifikat. Die Co-Axial-Hemmung sorgt für die unabhängige Regulierung des Stundenzeigers. Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde und Datum. 6500 Fr. 6 Tissot 8 Zenith 7 Tradition Perpétuel El Primero Stratos Flyback Alchron-Gehäuse, Manufaktur-Automatikwerk, Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde, Datum und Flyback-Chronograph. 7700 Fr. 2 6 Edelstahlgehäuse. Quarzwerk mit Anzeige Stunden, Minuten, Sekunde. Ewiger Kalender mit Wochentag, Datum und retrograde Monate. 410 Fr. 8 38 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 39 © Thierry Martinez UHREN | NEUHEITEN Damenuhren 2 1 MIRABAUD UND DOMINIQUE AVRE, EINE GEMEINSAME REISE UM DIE WELT Baume & Mercier 1 Linea Poliertes, satiniertes Rotgoldgehäuse, Quarzwerk, diamantenbesetztes Perlmuttzifferblatt, auswechselbares Armband, Faltschliesse. 2600 Fr. Cartier 2 Délices 3 Gehäuse und Armband aus rhodiertem 18 Karat Weissgold mit Diamanten, Zifferblatt zur Hälfte mit Diamanten besetzt (total 2.14 ct). Quarzwerk. 63 000 Fr. Chopard 3 Impériale Gehäuse und Armband aus Roségold und Edelstahl, Quarzwerk, versilbertes Zifferblatt, wasserdicht bis 50 m. 7500 Fr. 4 5 Eterna 4 Contessa Gehäuse aus poliertem und satiniertem Edelstahl mit 288 Diamanten, Quarzwerk, Perlmutt-Zifferblatt mit 12 Diamanten (total 1,68 ct.) 6950 Fr. Graff Luxury Watches 5 GraffStar Dame Facettiertes Gehäuse aus durchsichtigem Saphir, Zahlen und Zeiger mit 43 Brillanten besetzt, Zifferblatt aus weissem, schwarzem, rosa oder blauem Perlmutt, Schnalle und Krone mit Diamanten. 33 500 Fr. MIT SIEBEN WELTUMSEGELUNGEN UND ÜBER 360 000 ZURÜCKGELEGTEN Piaget AM 31. DEZEMBER 2010 IST ER MIT DER „MIRABAUD” ZUM BARCELONA 6 Limelight Garden Party 6 40 | Finanz und Wirtschaft LU X E Weissgoldgehäuse mit 52 Diamanten (total 1,6 ct). Rotierende Vogel- und Blattmotive in Weissgold mit 52 Diamanten (1.6 ct.), Dornschliesse in Weissgold mit 15 Diamanten (0.1 ct), schwarzes Satinarmband, Quarzwerk. Preis auf Anfrage SEEMEILEN IST DOMINIQUE WAVRE DER ERFOLGREICHSTE SCHWEIZER SEEMANN UND DER ERFAHRENSTE HOCHSEESEGLER ÜBERHAUPT. WORLD RACE GESTARTET. ENTSCHLOSSENER HANDELN, UM MEHR ZU ERREICHEN. www.mirabaud.com Finanz und Wirtschaft LU X E | 41 | CO M ICS | von Emmanuel Grandjean Illustrations: Jean-Philippe Kalonji Sie haben keine Minute für sich und führen ein ständiges Wettrennen gegen die Zeit. Die Chefs der grossen Uhrenmarken müssen wahrlich Superhelden sein. Georges Kern (CEO von IWC) als Superman Ein Kryptonit-Chef, der an drei verschiedenen Orten gleichzeitig sein kann: In Georges Kern schlummert ein Superman. Er hat das Zeug, IWC zum Star zu machen und gleichzeitig Roger Dubuis und Baume & Mercier, den beiden anderen Aushängeschildern der Richemont-Gruppe, wieder auf die Beine zu helfen. Jérôme Lambert (CEO von Jaeger-LeCoultre) als Iron Man Es ist längst kein Geheimnis mehr: Der milliardenschwere Superheld Tony Stark mit der unverwüstlichen Rüstung trägt nur Uhren von Jaeger-LeCoultre. Wer könnte den Chef der Uhrenmarke da besser darstellen als der grossspurige Playboy von Marvel, dessen Panzer irgendwie an eine Reverso erinnert? Frédéric de Narp (CEO von Harry Winston) als Captain America Er leitete Cartier in den USA während vielen Jahren, bevor er die Geschicke von Harry Winston übernahm. Frédéric de Narp, ein waschechter amerikanischer CEO mit waschechtem französischem Pass, arbeitet zielstrebig darauf hin, den berühmtesten Juwelier New Yorks zu einer angesehenen Uhrenmarke zu machen. Maximilian Büsser (CEO von MB&F) als Silver Surfer Seine Ideen findet er in den Comics und den Science-Fiction-Romanen seiner Jugend. Maximilian Büsser gleicht Silver Surfer, dem unbezwingbaren, unabhängigen und leidgeprüften Superhelden, der mit seinem Surfbrett schneller als das Licht durch die Zeit reist. Nayla Hayek (Verwaltungsratspräsidentin von Swatch Group) als Wonderwoman Dem grössten Uhrenkonzern der Welt steht eine Frau vor. Nayla Hayek ist eine Kämpfernatur, die in einer von Männern monopolisierten Welt die Peitsche schwingt. Eine echte Wonderwoman an der Spitze einer Wondergroup! Felix Baumgartner (CEO von Urwerk) als Spiderman «Mit grosser Macht kommt auch grosse Verantwortung», lautet das Credo von Peter Parker alias Spiderman. Die junge, aufsteigende Manufaktur Urwerk erfindet Uhren der Zukunft, von denen der Spinnenmann bestimmt gerne die Zeit ablesen würde. Marc Hayek (CEO von Breguet, Blancpain und Jaquet Droz) als Batman Er ist verrückt nach Technologie und fährt Autorennen. Seit letztem Jahr leitet Marc Hayek mit Breguet die Vorzeigemarke der Swatch Group, um die sich zuvor sein Grossvater gekümmert hatte. Er wacht wie Dark Knight über den Schatz von Swatch City. Wenn Klassik auf Ewigkeit trifft. Jean-Claude Biver (CEO von Hublot) als Fackel Welcher Superheld würde besser zu einem Uhrenmacher passen, der alle Register zieht und mit Jet Li genauso per Du ist wie mit Maradona? Der Draufgänger der Fantastischen Vier, genannt die Fackel, passt perfekt zu Jean-Claude Biver. Jede Manero ist ein meisterhaftes Uhrmacherhandwerk in seiner authentischsten Form. Zu diesem zeitlosen Klassiker von zurückhaltender, aber intensiver Eleganz passt der ewige Kalender als Manifest uhrmacherischer Spitzenleistung perfekt. Mit der korrekturfreien Anzeige von Datum, Wochentag, Monat sowie Mondphase beherrscht die Manero Perpetual die Komplexität unseres Kalenders. Erst im Jahr 2100 wird eine manuelle Kalenderkorrektur notwendig, dann nämlich fällt ein Schaltjahr aus. www.carl-f-bucherer.com Finanz und Wirtschaft LUXE | 47 Jean-Christophe Babin (CEO von TAG Heuer) als Green Hornet Ein maskierter Rächer mit einer Schwäche für verrückte Autos und unsinnige Gadgets. Jean-Christophe Babin könnte glatt als Uhrenversion des vermögenden Erben Britt Reid durchgehen, der sein Schicksal am Steuer seines getunten Chrysler Imperial Crown an die Hand nimmt. ZÜRI CH GEN ÈV E +41 44-227 17 17 +41 22 318 62 22 Bahnhofstrasse 64 rue du rhône 62 LU GAN O ST- MO R I TZ Via nassa 5 Palace Galerie +41 91-923 51 56 +41 81-833 51 77 B O U T I Q U E S | R a n g l i s t e | Umfrage von Dino Auciello und Christel Flach - Fotos: Cédric Widmer von 5 möglichen Punkten der Perfektion ganz nahe, dicht gefolgt von Corum (4,67), Breguet (4,61) und Chaumet (4,56). In Zürich führt Cartier mit hervorragenden 4,5 Punkten die Rangliste an. Die dahinter platzierten Monomarkengeschäfte Chopard (4,22), Bulgari (4,05), IWC und Omega (3,89) schnitten nicht ganz so gut ab wie die in Genf. Die Mehrheit der Boutiquen an der Genfer Luxusmeile bewies im Umgang mit den Kunden mehr Fingerspitzengefühl. Wie die dicht beieinander liegenden oder sogar punktgleichen Resultate zeigen, scheuen sie keinen Aufwand, ihre Dienstleistungsqualität zu verbessern. Doch was ist eigentlich ausschlaggebend ? Die persönliche Beratung, die originellen Argumente oder der freundliche Türsteher ? « Luxe » veröffentlicht eigene Ranglisten der Uhren- und Schmuckgeschäfte in Zürich und Genf. Wer schneidet an der Bahnhofstrasse und der Rue du Rhône am besten ab? Die Antwort finden Sie hier. « I ch hätte mir keinen besseren Service vorstellen können », urteilt ein von « Luxe » beauftragter Testkäufer über eine der Siegerboutiquen unserer Rangliste 2011. Ein solches Kompliment sollten uns eigentlich alle Uhren- und Schmuckgeschäfte an der Zürcher Bahnhofstrasse und der Genfer Rue du Rhône entlocken, denn schliesslich sind diese Shoppingmeilen das Symbol des schweizerischen Luxus par excellence und so wertvoll, dass sie in der Rangliste der teuersten Strassen der Welt ganz oben rangieren : die Bahnhofstrasse auf Platz 13, die Rue du Rhône auf Platz 42. Aber bieten die Boutiquen auch wirklich immer den Service, den man angesichts der horrenden Quadratmeterpreise erwarten dürfte? « Luxe » wollte es genau wissen und hat zehn Mystery-Shopper in 45 Geschäfte an und um diese prestigeträchtigen Strassen geschickt. Sie sollten anhand von dreissig Kriterien die Verkaufstechniken, die Produktpräsentation, den Empfang und andere Elemente beurteilen. Auf Basis der gesammelten Resultate wurden vier Ranglisten erstellt, je eine für Monomarkengeschäfte und Einzelhändler in Zürich und Genf. Da in der Westschweiz mehr Uhrengeschäfte betrieben werden, wurden dort auch mehr Boutiquen getestet. An der Rue du Rhône kommt die Boutique von Piaget mit 4,78 Best Boutique Award 2011 Yann André Methode «Luxe» hat den Kundendienst von 45 Geschäften an zwei Luxusstrassen getestet: an der Bahnhofstrasse in Zürich und an der Rue du Rhône und angrenzenden Strassen in Genf. 10 Testkäufer oder Mystery-Shopper – Männer und Frauen unterschiedlichen Alters und Profils – wurden geschult, damit sie den Service der Schmuckund Uhrengeschäfte nach klar festgelegten Kriterien beurteilten. Da jedes Geschäft im Abstand von ca. 10 Tagen zweimal besucht wurde, konnten in den meisten Fällen mehrere Mitarbeitende getestet werden. Anhand der Ergebnisse wurden vier Ranglisten erstellt: je zwei für Monomarken- und Mehrmarkengeschäfte in Genf und Zürich. Die Sieger Andere Rangliste, andere Tendenz: In den höchsten Tönen gelobt wird Kurz, der Gewinner der Mehrmarkengeschäfte in Zürich (4,5 von 5). Meister (4,11) und Bucherer (3,89) an zweiter und dritter Stelle erzielten ebenfalls zufriedenstellende Resultate. Die Zürcher Einzelhändler sind eindeutig eine Klasse besser als ihre Genfer Pendants. Woran es hapert, sind laut unseren MysteryShoppern die Kundenbetreuung und die Kenntnis über die verkauften Marken. Klarer Sieger dieser Kategorie ist mit 3,74 von 5 möglichen Punkten die Gruppe Les Ambassadeurs. « Unsere Mitarbeiter müssen genauso gut über die Merkmale der einzelnen Uhren Bescheid wissen wie in einem Monomarkengeschäft », erklärt Patrick Frischknecht, CEO von Les Ambassadeurs. Er ist überzeugt, dass das Aufspüren von Talenten ein entscheidendes Kriterium für einen guten Service ist. Diese Meinung teilt er mit Arnaud Carrez, Generaldirektor Cartier Schweiz. Bei ihr werden die Mitarbeiter speziell geschult : « Unser Personal erhält verschiedene Ausbildungen. Sie reichen von technischer Weiterbildung bis hin zum persönlichen Coaching für den Kundendienst und den Empfang. In diesem Bereich werden sie ausserdem regelmässig betreut. » Schweigen ist nicht immer Gold Die bestklassierten Geschäfte haben im Umgang mit den Kunden ein besonderes Gespür bewiesen und die richtige Mischung aus Kundennähe und professioneller Distanz gefunden. Doch auch Geschäfte, die in unserer Rangliste nicht ganz oben stehen, verhielten sich sehr kompetent, wie bei einem der Hauptkriterien der Untersuchung, nämlich der angebotenen Auswahl, deutlich wird. Der Juwelier Adler hielt sich beim präsentierten Ringsortiment konsequent an die vorgegebene Preisspanne. « Das Geschäft hat nicht versucht, mir etwas Teureres zu verkaufen. Es war bemüht, den Ring zu finden, der am besten zu mir passt », hält einer unserer MysteryShopper fest. Das Gleiche gilt für die Verkäufer bei Gübelin in Zürich. Sie berieten die Testkäufer ausgiebig bei der Wahl der Marke und berücksichtigten dabei die Wünsche des Kunden. 1. Rang in der Kategorie Monomarke in Genf: Christine Alpeyrie, Direktorin der Boutique Piaget. Finanz und Wirtschaft LU X E | 51 BOUTIQUES | Rangliste GENf Rangliste monomarken Rang | Geschäft | Mittelwert Ud modolor perat, sim dolorem et dolor. Cipit verciduisl iustrud ting ea feuipit atincilit eu faciliq uissequatum nostrud er ad luptat alis non er ipisis nit velesto odipit inisl eummod tisl del iriustio 1.Piaget 4,78 2.Corum 4,67 3.Breguet 4,61 1. Rang in der Kategorie Multimarken in Genf: Ignaz Steg, Branch Manager ad interim der Boutique Les Ambassadeurs. 4.Chaumet 4,56 5.Adler 4,39 In einigen der schlechtestplatzierten Genfer Geschäfte liess der Empfang sehr zu wünschen übrig. Es herrschte eine bedrückende Stille, und die Mitarbeiter wirkten zugeknöpft. Bei Laurence Graff oder Van Cleef & Arpels war das Fehlen von Kommunikation richtig unangenehm : « Ich musste ihnen die Informationen aus der Nase ziehen », berichtet einer unserer verdeckten Käufer. « Das Personal war kurz angebunden und zeigte so gut wie kein Interesse an unseren Fragen. » 6.Roger Dubuis 4,39 7.F. P. Journe 4,22 10.Audemars Piguet 4,06 11.IWC 4,00 13. Panerai 3,89 14. Omega 3,83 15. Jaeger-LeCoultre 3,72 16. Vacheron Constantin 3,67 17. Bvlgari 3,56 18. Blancpain 3,44 20. Rolex 3,39 21. De Grisogono 3,16 19. Montblanc 3,39 22. Laurence Graff 3,00 23. Chopard 2,96 24. Boucheron 2,72 25. Van Cleef & Arpels 2,67 52 | Finanz und Wirtschaft LU X E – HERMÈS HORLOGER Schweigen ist nicht immer Gold 8.Patek Philippe 4,22 9.Hublot 4,17 12.Cartier 3,89 HERMÈS SELLIER Eine ähnliche Erfahrung machte einer unserer Mystery-Shopper in der Genfer Filiale von Gübelin. Ganz im Gegensatz zur höflichen, professionellen Art der Zürcher Niederlassung wurde er sich selbst überlassen. « Ich wurde gute zehn Minuten lang nicht beachtet. Ich musste sogar ein Gespräch zwischen zwei Kollegen unterbrechen, damit man mich bediente », schildert der Betroffene. Bei Piaget hingegen sind Empfang und Kundendienst das A und O. Geschäftsführerin Christine Alpeyrie : « Wir sorgen dafür, dass sich der Besucher wohlfühlt, sobald er die Tür aufstösst, indem wir einfach und zugänglich bleiben. Luxus wird für immer mehr Menschen erschwinglich, und wir müssen dafür sorgen, dass unsere Kunden – und zwar sowohl kleine als auch grosse – zu uns zurückkommen möchten. » ARCEAU GRANDE LUNE Edelstahlgehäuse mit automatischem Aufzug, Mondphasen und Alligator-Lederband Gefertigt von den Hermès Uhrmachern in der Schweiz www.hermes.com Rangliste Multimarken Rang | Geschäft | Mittelwert 1.Les Ambassadeurs 3,74 2.Bucherer 3,16 3. Benoît de Gorski 3,00 4. Chronométrie Kunz 2,22 5. Gübelin 1,89 ZUR INFORMATION +41 32 366 71 00, [email protected] Finanz und Wirtschaft LU X E | 53 BOUTIQUES | Rangliste Die Argumentation und die Produktpräsentation haben den Durchschnitt der meisten Geschäfte angehoben. Eine besonders gute Figur machten die Genfer Boutiquen Chaumet und F.P. Journe. Sie machten ihre Sache sogar so gut, dass unsere Mystery-Shopper das Geschäft beinahe mit einer Uhr am Handgelenk verlassen hätten. Ebenso überzeugend waren IWC und Bulgari in Zürich, wo die Mitarbeiter die technischen und geschichtlichen Besonderheiten der Uhren mit viel Leidenschaft erklärten. Von Leidenschaft nichts zu spüren war hingegen bei einem Verkäufer an der Bahnhofstrasse, der vor allem mechanische Männeruhren im Angebot führt. « Wissen Sie überhaupt, wo Sie sind ? », fragte er unsere beiden Testkäuferinnen. Sprachlos vor so viel Chauvinismus, antworteten die beiden Frauen schliesslich, dass sie sich keinesfalls verirrt hätten, und mussten dann auch noch darauf beharren, dass er ihnen die verlangten Modelle zeigte. Ein solches Verhalten war zwar die Ausnahme, zeugt aber dennoch von fehlendem Know-how und einem grundlegenden Mangel an Savoirvivre. Der häufigste Fauxpas passierte übrigens beim Anprobieren der Uhren oder Schmuckstücke : Viele Verkäufer vergassen ganz einfach, den Kunden dabei einen Stuhl anzubieten. Stabile Resultate mit einigen Ausnahmen Wie die vier Ranglisten zeigen, ist die Situation schweizweit sehr ausgeglichen. Geschäfte, die Filialen in beiden Städten betreiben, wie IWC oder Omega, erzielten meist ähnliche Resultate. In einigen war der Service allerdings sehr unterschiedlich. Breguet zum Beispiel klassier1. Rang in der te sich in Genf unter den ersten drei (aufKategorie Monomarke schlussreiche Besuche in der Werkstatt in Zürich: Barbara des Geschäfts), in Zürich aber ganz unten Zehnder und zwei (konfuse Produktpräsentation). Zur ihrer Mitarbeiterinnen der Boutique Cartier. Entlastung ist jedoch anzumerken, dass die Boutique an der Bahnhofstrasse gerade erst eröffnet worden ist und sich vielleicht noch an die Umgebung gewöhnen muss. Chopard ist hingegen in Zürich dank viel Professionalität und mustergültigen Verkaufstechniken ganz oben auf der Rangliste anzutreffen, konnte in Genf aber nicht punkten, da unsere Mystery-Shopper genau diese Qualitäten vermissten und das Geschäft deshalb unter den Schlusslichtern klassierten. | Zürich Rangliste Monomarken Rang | Geschäft | Mittelwert 1.Cartier 4,5 2.Chopard 4,22 3.Bvlgari 4,05 4. IWC 3,89 5. Omega 3,89 6. Blancpain 3,61 7. Breguet 3,56 8. Tiffany and Co. 3,11 Rangliste Multimarken Rang | Geschäft | Mittelwert 1.Kurz 4,5 2.Meister 4,11 3.Bucherer 3,89 4. Gut 3,83 5. Gübelin 3,83 6. Les Ambassadeurs 3,44 7. Beyer Chronometrie 3,17 1. Rang in der Kategorie Multimarken in Zürich: Die Direktion der Uhren- und Als Inbegriff traditioneller Uhrmacherkunst und zeitloser Eleganz begleitet der Chronograph Capeland die wertvollsten Augenblicke des Lebens in vollendeter Balance zwischen Authentizität und Stil. www.baume-et-mercier.com Schmuckkette Juwelier Kurz, die zur Bucherer-Gruppe gehört, wünschte kein Bild der Leitung der Filiale an der Bahnhofstrasse. 54 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 55 fa s h i o n | b r a n d i n g | von Michel Jeannot Lizenz zum Zeitvertreib hat sie eine ähnliche Funktion wie Baskets oder ein Handy, nämlich einen bestimmten Lebensstil zu kommunizieren.» Dieser aus Unternehmersicht geäusserten Meinung mag Kalust Zorik, Berater für Unternehmensstrategie und Präsident der Internationalen Uhrenmarketing-Tage, nicht ganz zustimmen: «Das Uhreninteresse von Multiproduktunternehmen ist doch viel pragmatischer. Gold und Diamanten legt man auf die Waage und kann dann den Preis bestimmen. Eine Uhr hingegen ist ein komplexes Produkt, der Preis ist ein Mysterium, und der Laie ist kaum in der Lage, ihn zu definieren. Uhren sind für den Brand interessant, weil sie eine hohe Gewinnmarge haben und sich mit ihnen neue Käuferschichten ansprechen lassen. Allerdings muss dabei ein Minimum an Produktkohärenz schon gegeben sein.» Was ist der gemeinsame Nenner einer Uhr und eines Taschenmessers? «Stahl», ist die spontane Antwort von Alexander Bennouna, CEO von Victorinox Swiss Army, der von «Diversifikation durch die Peripherie» spricht. Nach dem Attentat vom 9. September 2001 und dem darauf folgenden Einbruch der Wirtschaft sowie den massiven Sicherheitsrestriktionen war der berühmte Schweizer Messerhersteller gezwungen zu reagieren. Die im Jahr 2000 vom Mutterhaus übernommene US-Vertriebsgesellschaft hatte schon 1989 Uhren mit dem Label Swiss Army im Sortiment. 2002 schlossen sich die beiden Einheiten zu Victorinox Swiss Army zusammen. Seither fertigt das Unternehmen jährlich rund eine halbe Million Zeitmesser – davon 80% Quarzuhren –, die zum durchschnittlichen Stückpreis von 600 Fr. verkauft werden. «Die Wachstumsrate ist zweistellig», freut sich Alexander Bennouna. Von Guess über Victorinox Swiss Army, Gucci oder Lacoste – Uhren von Multiproduktmarken werden weltweit zu Millionen verkauft. Ein Riesenmarkt, der auf dem wichtigsten Kapital der Hersteller basiert, ihrem Namen. S 56 | Finanz und Wirtschaft LU X E stunde des ersten Poloshirts und der Aufbruch ins Abenteuer Lacoste. Heute gehen jede Sekunde zwei Lacoste-Produkte über den Ladentisch. 2009 erwirtschaftete die Gruppe mit dem Krokodil – das Logo mit dem höchsten Bekanntheitsgrad bei den Konsumenten – einen Umsatz von 1,4 Mrd. €. Das Haus ist in 114 Ländern aktiv und betreibt ein Netz von 1100 Shops und 2000 Verkaufscornern. In diesen Zahlen nicht berücksichtigt sind die Verkaufsstellen in Fach- und Sportgeschäften. Mittlerweise ist der Anteil des traditionellen Lacoste-Shirts allerdings verschwindend klein. Ab den Fünfzigerjahren begann sich die Marke zu diversifizieren und vertreibt heute auch Damen-, Herren- und Kinderkleider, Schuhe, Parfum, Lederwaren, Gürtel, Heimtextilien, Handys, Modeschmuck und Uhren, die alle durch Lizenzvergebung produziert werden. «Marketingtechnisch nennt man dies Brand Extension, Markentransfer oder Markendehnung», erklärt François Courvoisier, Dekan am Institut für Uhrenmarketingforschung an der Fachhochschule Arc in Neuenburg. «Ausgehend von ihrer Basisaktivität versucht die Marke, den Kunden in ihr Universum einzubinden und ihn von Kopf bis Fuss mit ihren Produkten einzukleiden.» Namenstransfer in die Uhrenwelt Sehr beliebt dabei sind die Uhren, die so zum Accessoire werden. Dem stimmt auch Françoise Dubois zu, Direktorin von Lacoste Montres bei der Movado Group, die seit 2007 Inhaberin der internationalen Lizenz ist: «Die Lacoste-Uhr ist mehr Accessoire denn Zeitmesser. Sie verleiht dem Lacoste-Outfit einen zusätzlichen Touch von frechem Chic und Eleganz. In diesem Sinn Fotos: DR – Illustration: Nicolas Zentner everin Wunderman war ein Visionär. Lange bevor er Besitzer von Corum wurde, hatte er erkannt, dass eine Modemarke durchaus auch Uhren verkaufen kann. Es gelang ihm, Aldo Gucci davon zu überzeugen, und er erhielt umgehend seine erste Uhrenlizenz. So geschehen im Jahr 1972. Seither tummeln sich fast alle Sport- und Modelabels auf dem Uhrenmarkt: Calvin Klein, Esprit, Tommy Hilfiger, Guess, Hugo Boss, Dolce & Gabbana, Lacoste, Puma, Adidas, aber auch die Taschenmesserhersteller Victorinox und Wenger, die Tabakwarenhäuser Davidoff und Dunhill, der Baumaschinenanbieter Caterpillar oder die Schuhmarke Bally. Selbst Top-Luxusmarken lassen sich diese Goldgrube nicht entgehen: Hermès, Louis Vuitton, Chanel oder Dior sind alle mit von der Partie. Zwar pflegen sie ihre individuelle Uhrenphilosophie (siehe Kasten), nutzen wie alle andern jedoch vor allem die Bekanntheit ihrer Marke. Ein Faktor, der pures Gold wert ist, öffnet er doch das Tor zu einem gewaltigen Wachstumsmarkt, auf dem jährlich Hunderte Millionen Uhren abgesetzt werden. Willkommen in der Welt des Brand Stretching, im Universum der gedehnten Marken. 1933 tauschte der französische Tennischampion René Lacoste auf dem Court sein klassisches, steifes, langärmliges Hemd gegen ein Leibchen in Baumwollpiqué und mit einem Kragen. Dies war die Geburts- Stückzahlen in Millionenhöhe Die Vorgeschichte, die zur Geburt der Davidoff-Uhren führte, war nicht ganz so gradlinig. «Die Gesellschaft Zino Davidoff hat mit den Tabakprodukten und -accessoires nichts zu tun», betont Carey S. Pepper, General Manager Marketing & Licenses, dem der Ruf des Basler Familienunternehmens überaus am Herzen liegt. Dennoch, am Anfang stand Zino Davidoff, der 1931 das Genfer Geschäft seines Vaters übernommen hatte und seit 1940 den Ruf als weltweit massgebender Zigarrenfachmann genoss. Der Erfinder des klimati- Welches auch immer der Grund für die Lancierung dieser Uhren war oder ist, der Erfolg scheint stets ein sicherer zu sein. Auch wenn unter Bezug auf das sakrosankte Geschäftsgeheimnis keiner der Befragten präzise Verkaufszahlen nennen will, haben sie doch alle den gleichen Massstab. Ihre Masseinheit ist die Million, und die nur selten in der Einzahl. Man schätzt, dass Calvin Klein jährlich etwa 1,5 Mio. Stück, Guess zwischen 4 und 9 Mio. Exemplare f Victorinox produziert, davon Swiss Army 2002 hat Victorinox den 400 000 mit dem Label Swiss Made. US-Vertriebspartner Swiss Army Brands Die Distributionsübernommen. Victorinox netze, strategische Swiss Army produziert Säulen dieser Aktijährlich 500 000 SwissMade-Uhren. Abgebildet vitäten, entsprechen den Ambitionen. ist das Modell Alliance Lacoste betreibt in Chronographe. 114 Ländern über 3100 Verkaufspunkte, Guess spricht von insgesamt 5000 auf allen Kontinenten und nennt für 2009 einen Umsatz von 2,1 Mrd. $. Ronnie Bernheim, der zusammen mit seinem Bruder André die Mondaine Group leitet, hat für dieses Engagement eine einfache Erklärung: «Unabhängig davon, welchen sozialen Schichten die Menschen angehören, alle lieben Marken. Weil jede Marke ein Versprechen ist, entweder be- – Uhren sind in der Markenverwertung interessant, weil sie eine hohe Gewinnmarge haben. – sierten Zigarrenkästchens, des Humidors, lieh seinen Namen einer ganzen Reihe von Raucherartikeln vom Aschenbecher bis zum Zigarrenanzünder, später auch Accessoires. 1980 wurden die in Lizenz hergestellten Produkte von den eigentlichen Tabakaktivitäten getrennt und unter der Marke Zino Davidoff zusammengefasst. Sie kommerzialisiert heute Schreibgeräte, Parfum, Brillen, Kaffee und Cognac. Nach der misslungenen Lancierung im Jahr 1985 sind die Uhren seit 2008 auf Erfolgskurs. Positioniert im Segment «bezahlbarer Luxus» (2000 bis 20 000 Fr.), basieren f Lacoste sie wie die andern Jede Sekunde gehen Produkte der Marweltweit zwei Lacosteke auf der «Art de Produkte über den Vivre von Zino DaLadentisch. Die Marke vidoff» und dem vertreibt seit 1994 in Lizenz hergestellte Uhren. Label Swiss Made. züglich des Images, das sie ausstrahlt, ihrer Exklusivität, Qualität oder via den Preis. Dies sind Faktoren, die Sicherheit vermitteln, und zwar nicht nur im Luxusbereich.» Mit Mondaine Watch und dem Uhren- und Schmuckhersteller Marlox sind die Bernheims massgebende Akteure im Geschäft mit Mode-, Designer- und Sportuhren. In der Nähe von Solothurn befindet sich die neue Fabrik von Mondaine Watch mit einer Kapazität von 1 Mio. Uhren pro Jahr. Hier werden die Zeitmesser Mondaine, M-Watch, Luminox (zu 50% im Besitz der Brüder Bernheim) sowie unter Lizenz die Swiss-Made-Kollektion von Joop, Esprit Collection, Pierre Cardin und Uhren für Drittunternehmen produziert. Seit 2009 sind Ronnie und André Bernheim auch in Asien aktiv, nachdem sie zusammen mit Partnern die Aktiven der bankrotten deutsch-ungarischen GrupFinanz und Wirtschaft LU X E | 57 fa s h i o n | b r a n d i n g pe Egana-Goldpfeil übernommen haben und auf einen Schlag in den Besitz der internationalen Lizenzen von Esprit (Uhren, Schmuck), Joop (Uhren, Schmuck), Puma (Uhren) und Pierre Cardin (Uhren) gelangt sind. Millionen Uhren verlassen jährlich die beiden chinesischen Produktionsstätten. Mit den weltweiten Distributionsfilialen beschäftigt die Gruppe rund 2000 Mitarbeitende. fa s h i o n | i n te rv i ew | von Fabrice Eschmann Davidoff p 2008 präsentierte Davidoff in Basel die erste eigene Uhrenkollektion. Im Bild der Chronograph Second Fuseau Horaire 24 heures der Kollektion Very Zino. Paul Marciano, Mitgründer von Guess : « Ich habe mir einen Jugendtraum erfüllt » modetrends als marktmacht «Das Lizenz-Business ist nicht einfach, aber faszinierend», erklärt Ronnie Bernheim. «Wir sind die Brücke zwischen dem Markt und dem Markeninhaber, dem seine DNA wichtig ist, der aber weder von Uhren noch von Schmuck viel versteht. Dank den beiden Produktionsstandorten Schweiz und Asien sowie unseren Vertriebsorganisationen in 80 Ländern kontrollieren wir von der Wahl der Modelle bis zur Kommunikationskampagne die gesamte Wertschöpfung. Wir sind in der Lage, Jahr für Jahr 2000 Uhrenmodelle und ebenso viele Schmuckstücke auf den Markt zu bringen», beschreibt Bernheim das Geschäftsmodell. Wird dieser wenig konventionelle und trotz der gewaltigen Produktevolumen oft ignorierte Bereich die traditionelle Uhrenindustrie beeinflussen? Kein Uhrenfabrikant würde dies offen zugeben. Dennoch, für Ronnie Bernheim ist der Einfluss ein Fakt: «Die traditionellen Marken nähern sich immer mehr der Mode, Kultmarken scheuen sich nicht länger, sich im farbigen, modischen Outfit zu präsentieren. So gesehen bei Audemars Piguet. Der Uhrenhersteller hat mit der Royal Oak Offshore Grand Prix einige Kühnheit an den Tag gelegt.» | i Paul Marciano führt mit seinem Bruder Maurice die Guess-Gruppe. 1981 gegründet, ist sie an der New Yorker Börse mit 4,2 Mrd. $ bewertet. Bernheimiop An der Spitze von Mondaine Group sind die Brüder Ronnie und André Bernheim. Ihre Gesellschaften produzieren in der Schweiz und in China und besitzen die Namensrechte an Camel Active, Puma, Pierre Cardin, Joop und Esprit. 58 | Finanz und Wirtschaft LU X E i Gc DiverChic Das Modell Gc Diver Chic ist einer der Bestseller von Gc, der GuessKollektion mit Swiss-Made-Label. «G uess, what’s in the new Big Mac?» («Rate, was im neuen Big Mac steckt!») Diese Werbekampagne für McDonald’s, die 1981 an allen Wänden in Los Angeles prangte, sollte die Brüder Marciano inspirieren. In Marokko geboren, verbrachten die Söhne eines Rabbiners Georges, Maurice, Armand und Paul Marciano ihre Kindheit in Marseille. Sie träumten von der grossen, weiten Welt und von Ruhm. Anfang der Achtzigerjahre kehrten sie Frankreich den Rücken, um ihr Glück in Kalifornien zu versuchen. Ihnen sollte das Unmögliche gelingen, nämlich Amerikanern Jeans zu verkaufen. Das Kunststück gelang dank eines Geniestreichs, der Stoned-washed-Methode. Die Menschen rissen sich um die Hosen. Von der McDonald’s-Kampagne entliehen sie das Wort «Guess», weil es einprägsam und einfach auszusprechen war. Geführt wird die Gruppe, die an der New Yorker Börse mit 4,2 Mrd. $ bewertet wird, nach wie vor von Maurice und Paul. Das Unternehmen erwirtschaftet einen Umsatz von 2,1 Mrd. $ und produziert Dutzende von Artikeln – Kleider und Schuhe für die ganze Familie, Schönheitsprodukte, Schmuck, Uhren, Gürtel und Gepäck. Zwischen zwei Flugreisen und kurz vor seinem Trip an die Baselworld stand Paul Marciano «Luxe» Rede und Antwort. Monsieur Marciano, Guess ist im Textilbereich erfolgreich. Weshalb haben Sie sich entschlossen, Uhren anzubieten ? Mein Ziel war es stets, ein Lifestyle-Unternehmen zu gründen. Uhren sind ein fester Bestandteil unseres Lebens und prägen unseren Look. Es war daher nur logisch, auch Zeitmesser ins Sortiment zu nehmen. 1984 lancierten wir die Guess-Uhren. Die Kollektion Gc führten wir im Jahr 1997 ursprünglich unter der Bezeichnung Guess Collection ein. Ich wollte sie von den Guess-Uhren unterscheiden, ich wünschte mir eine trendige und modische Kollektion, die in jeder Jahreszeit mit neuen Modellen überrascht. Was hat Sie inspiriert, die Uhrenmarke Gc zu lancieren ? Mit der Marke Guess habe ich mir einen Jugendtraum erfüllt: mein eigenes Modeuniversum für Menschen, die den American Dream leben wollen und sich ihren Wunsch mit einer «Young, Sexy and Adventurous»- Marke erfüllen können. Mit Gc verwirkliche ich einen weiteren Wunsch: eine Uhrenmarke, die Substanz und Wert zu einem vernünftigen Preis bietet. Swiss Made, verbinden die Uhren Schweizer Qualität und Präzision mit europäischem Design. Wie viele Uhren verkaufen Sie pro Jahr ? Genaue Zahlen geben wir nicht bekannt. Mit Gc befinden wir uns volumenmässig in den Top Ten der Swiss-Made-Uhren – was gar nicht schlecht ist für eine Uhrenmarke, die noch nicht einmal 15 Jahre alt ist. Wer sind Ihre Partner ? Die Uhren Guess und Gc werden von unserem Partner Sequel in Zug unter Lizenz fabriziert und vertrieben. Alle GcZeitmesser tragen das Label Swiss Made. Bestückt sind sie mit mechanischen oder Quarzwerken, die in der Schweiz produziert werden. In der Schweiz werden sie über unsere langjährige Partnerfirma Heno vertrieben. Welches ist der Anteil der Uhren am Gesamtumsatz ? Die Uhren Gc und Guess gehören zu den Leaderlizenzen der Guess-Gruppe, ihr Umsatz nimmt von Jahr zu Jahr zu. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 59 reflects the sun’s rays Haute Couture fürs Armgelenk B rand Stretching, auch als Markentransfer oder Markendehnung bezeichnet, ist nicht allein Mode- oder Lifestyle-Labels vorbehalten. Auch die renommiertesten Luxusunternehmen praktizieren es seit vielen Jahren. Ihr Name steht für Qualität und Exklusivität, was sie verpflichtet, im Fall von Uhren Zeitmesser zu entwickeln, die ihrer Reputation gerecht werden. Im Gegensatz zu den Strategien der modischen Massenanbieter setzen sie auf das Uhrmacherhandwerk. Von Montblanc über Chanel, Harry Winston, Hermès und Louis Vuitton, sie alle betreiben Produktionsstätten in der Schweiz, die ihren Uhren auch die uhrmacherische Legitimität verleihen. Für diese Prestigehäuser besteht die grösste Herausforderung darin, Zeitmesser anzubieten, die mit der Positionierung und dem Geist des Hauses perfekt übereinstimmen. Jede noch so kleine Diskrepanz kann fatale Folgen für den Uhrenumsatz, vor allem aber für das Image haben. Es ist daher äusserst wichtig, Uhrenkonzepte mit grosser Sorgfalt zu entwickeln und zu realisieren. Welt der Uhren eine wichtige Position einnehmen, die mit den Werten des Hauses Hermès perfekt übereinstimmt», betont er. Das relativ junge Konzept Le temps de l’imaginaire von La Montre Hermès ist bereits von Erfolg gekrönt, der Uhrenbereich ist die Abteilung der Hermès-Gruppe, die letztes Jahr am meisten zugelegt hat. An der diesjährigen Baselworld präsentiert La Montre Hermès den Zeitmesser, der diese Philosophie zweifellos am besten umsetzt. In Partnerschaft mit dem Genfer Uhrwerkhersteller Agenhor realisiert, ist das Modell Arceau Temps suspendu ein Meisterwerk der Poesie und der mechanischen Komplikation. Ein komplexes Mo- dul kann die Zeit anhalten, das retrograde Werk stoppt Stunden- und Minutenzeiger, ohne die Bewegung des Werks zu beeinflussen. Tickende Imageträger Auch der französischen Luxusgüterhersteller Louis Vuitton hat den Ehrgeiz, Uhren zu kreieren, die die Geschichte des Unternehmens reflektieren. So ist das einzigartige Modell Spin Time GMT eingebettet in die Welt des Reisens und harmoniert somit perfekt mit der Philosophie des Labels. Alle diese Entwicklungen sind nicht den modischen Einflüssen einer AccessoireUhr ausgesetzt. Sowohl Chanel als auch die andern Vertreter der Haute Couture werden nicht müde, darauf hinzuweisen, dass «Haute Horlogerie und Haute Couture seit 25 Jahren engste verwandtschaftliche Beziehungen pflegen». Nicolas Beau, Direktor International von Chanel Horlogerie, betont denn auch, dass Chanel das Gegenteil einer Fashion-Marke ist: «Wir folgen keinen Trends, wir kreieren sie.» | Die Macht der Marke Hermès war eines der ersten Modehäuser, die sich das unternehmerische Ziel setzten, eine eigene Uhrenkollektion zu konzipieren. Zwar hatte die französische Marke schon seit 1928 Uhren im Programm. Erst 1978 jedoch wurde ein eigenes Atelier in der Schweiz eingerichtet, das hochwertige Uhren entwickelte und produzierte. Seit 2003 bietet das Haus exklusive Zeitmesser im Segment der Haute Horlogerie an. Ab 1978 war die Schweizer Uhrenindustrie im Umbruch. Mit der Bedrängnis durch asiatische Quarzuhren drohte der mechanischen Uhr Anfang der Achtzigerjahre der Untergang. Heute ist es anders. Wer in der Haute Horlogerie bestehen will, muss mechanische Werke und Komplikationen anbieten können. Wie fast alle traditionellen Uhrenmarken hat La Montre Hermès diese Entwicklung mitgemacht. Wobei es ihr allerdings nicht ganz gelingen wollte, die Besonderheit und das prestigereiche Erbe des Hauses adäquat in den Uhren umzusetzen. Die Situation hat sich deutlich geändert, seit Luc Perramond vor zwei Jahren das Ruder übernommen hat. «Wir wollen in der 60 | Finanz und Wirtschaft LU X E i Hermès Das Modell Arceau Temps suspendu ist mit einer komplexen Mechanik ausgerüstet, die den Lauf der Zeiger stoppt. Louis Vuitton p Spin Time GMT: springende Stunden – eine Neuheit für das Modell mit doppelter Zeitzone. AN ENDURING PASSION FOR FABRIC AND INNOVATION SINCE 1910LU X E | 61 Finanz und Wirtschaft Zürich Basel www.bongenie-grieder.ch The COOL E FFECT Fabric fa s h i o n | b r a n d i n g | von Michel Jeannot Turbo LU X E | SHOOTING Sport, Luxus und Tempo zur Feier von 150 Jahren Automobilleidenschaft von TAG Heuer Tag Fotos : Marc Ninghetto Assistentin : Lully Art Director : Emmanuel Grandjean & Nicolas Zentner Coiffure & Make-up : Francis Asses für Nars Styling : Pascale Hug Models : Emmanuelle @time-model.com und [email protected] Autos: Garage Chevalley Gruppe Unser Dank geht an Sacha Bertocchi Anzug, Christian Dior Hemd, Christian Dior TAG Heuer Carrera Kaliber 6 Heritage f Kleid, Victor & Rolf Schuhe, Fendi TAG Heuer Formula 1, Steel & Ceramic & Diamonds p Anzug und Hemd, Christian Dior TAG Heuer Mikrograph, der erste Chronograph mit Hundertstelsekundenmessung Er Anzug, Dries Van Noten Hemd, Dries Van Noten TAG Heuer Monza, automatischer Chronograph, limitierte Auflage Sie Foulard, Fendi TAG Heuer Monaco, weiss mit Diamanten f Foulard, Fendi Top, Jean Paul Gaultier Brille, Fendi TAG Heuer Formula 1, Chronograph, Steel & Ceramic & Diamonds p er Regenmantel, Jean Paul Gaultier TAG Heuer Monaco 24 sie Jacke und Hose, Jean Paul Gaultier TAG Heuer Carrera Lady U H R E N T EC H N I K | portrait | von Konrad Koch - Fotos: Dominic Büttner Andreas Strehler Einfach grossartig Es gibt mehr Uhren mit mechanischen Werken von ihm als Uhren, die seinen Namen tragen. Andreas Strehler ist einer der innovativsten Schweizer Konstrukteure komplizierter Kaliber. Als unabhängiger Entwickler arbeitet er für die Grossen der Uhrenbranche, aber Namen nennt er nicht. U hrwerke sind Kopfgeburten. Noch bevor auf einer der CNC-Maschinen in der Werkhalle hinter seinem Büro ein Rädchen gefräst wird, noch bevor der Funkenerosionsdraht Platinen und Brücken geschnitten hat, weiss Andreas Strehler, dass das alles perfekt ineinandergreifen und den Kraftfluss aus dem Federhaus in Stunden, Minuten und Sekunden umsetzen wird. Die moderne Uhrentechnik ist über 200 Jahre alt. Was für Taschenuhren erfunden wurde, wird vom Tourbillon bis zur Minutenrepetition heute in Armbanduhren nachgebaut. Doch Strehler hat sich von der Denkweise herkömmlicher Uhrmacherei gelöst. Seine Werkstatt steht auch nicht in einem mystischen Tal im Jura, sonder auf halbem Wege zwischen Zürich und St. Gallen im thurgauischen Sirnach. Die Kraft der Imagination In einem Metier, das sich auf Tradition beruft, ist Strehler kein Traditionalist. «Ich benutze zwar die gleichen Prinzipien und befolge die Gesetze der Mechanik», beschreibt er seine Arbeitsweise, «doch am Anfang steht für mich die Frage, wie ein Werk gebaut sein muss, damit es eine Funktion erfüllt.» Zu dieser Denkweise kam er in seiner Kindheit. Auf der Suche nach der inneren Logik der Dinge zerlegte er mechanische Geräte. Sein Vater musste dem Einhalt gebieten, als er dessen Uhren entdeckte. Damit begann seine Reise in die Welt der Vorstellung. Philosophisch meint er: «Wenn man in die reine Gedankenwelt übergeht, wird aus dem Nachvollziehen ein Kreieren.» Sein Atelier in der alten Fabrikantenvilla, in der der vierzigjährige Uhrmacher auch wohnt, ist denn auch karg wie eine Denkerklause: Arbeitspult, stereoskopisches Mikroskop, Ordner, eine CAD-Computer, der das zeitgemäf Das Arbeitswerksse Arbeitsinstrument zeug des Konstrukist, um Ideen, Notizen teurs Andreas Strehler sind der Skizzenblock und Skizzen in detaillierte Pläne und Pround das Steuergerät für den 3D-Computer. zesse umzusetzen. 70 | Finanz und Wirtschaft LU X E Grenzenloses Fahrvergnügen Lassen Sie sich vom Audi A3 Cabriolet, vom Audi A5 Cabriolet oder vom Audi TT Roadster begeistern. Jetzt Probe fahren bei Ihrem Audi Händler. www.audi.ch U H R E N T EC H N I K | portrait Aufgewachsen ist Strehler in Winterthur. Nach der Lehre als Uhrmacher-Rhabilleur und der Uhrmacherschule in Solothurn arbeitete er in der Entwicklungsabteilung von Renaud & Papi in Le Locle. 1995 machte er sich selbständig. Bereits Mitglied in der Gilde der unabhängigen Uhrmacher, der Académie Horlogère des Créateurs Indépendants (www.ahci.ch), überraschte er an der Baselworld 1998 mit der Tischuhr Ewiger Kalender mit der Taschenuhr Zwei. Bereits dieses Erstlingswerk verkörperte, was Strehler antreibt: die Vereinfachung komplizierter Funktionen. Das mechanische Prinzip Gestossen ist er dabei auf ein Prinzip, das sich in allen seinen Arbeiten fortsetzt: das Differenzialgetriebe. Ein Differenzial bewegt sich um die Differenz zweier Bewegungen – und wenn es blockiert wird, werden die Bewegungen synchron. Entdeckt hat er es in alten mechanischen Rechenmaschinen. Ausgedacht hat er sich damit eine Wechselanzeige mit mechanischer Umsetzung. Aus einer Schublade greift er eine Maschine. Gebaut aus Lego, ist es sein erster Uhrenmechanismus eines Differenzialgetriebes. Mit Wechselanzeigen führte er die getrennten Funktionen von Zeit und Datum 72 | Finanz und Wirtschaft LU X E zusammen. Übertragen hat er die Technik in seine erste Armbanduhr, die er «Zwei» nannte, seine zweite öffentliche Arbeit. Mit einem Fingerdruck auf die Krone springen die Zeiger über das Zifferblatt zu Stunde und Minute oder Tag und Monat. Strehlers innovative Konstruktionen treiben den Chronscope von Chronoswiss, die erste Armbanduhr mit Automatikwerk, Regulatorzifferblatt und Chronographen. Sämtliche Funktionen werden über die Krone gesteuert. Auch die Schaffhauser Uhrenmarke H. Moser & Cie kam mit Werken von Andreas Strehler zu neuem Leben. Die Moser Perpetual 1 mit dem patentierten ewigen Kalender Flash Calendar und Gangreserve lässt sich über die Krone vorwärts und rückwärts einstellen. Opus 7 von Harry Winston Zur ästhetischen Finesse gebracht hat Andreas Strehler seine Uhrentechnik in der Papillon. Inspiriert vom Art Nouveau hat er ein Werk mit einer Brücke in Form von Schmetterlingsflügeln konstruiert. Wo traditionelle Uhren das Zifferblatt haben, bietet sich Einblick in die Tiefe des Kalibers, das mit durchsichtigen Saphirglasscheiben selbst zur Zeitanzeige wird. Jedes Teil hat eine mechanische und eine ästhetische Funktion. Hergestellt werden die Werkkomponenten im eigenen Unternehmen, dem Uhr-Teil. Wechselanzeige und Ästhetik seiner zwei als Gegensatz konstruierten Uhren hat Strehler in einer im Jahr 2007 komplett neu konstruierten Uhr zusammengebracht, der Opus 7 für Harry Winston. Jahr für Jahr lässt das renommierte Juwelier- und Uhrenhaus in seiner Opus-Serie von einem unabhängigen Uhrmacher ein limitiertes Meisterwerk bauen. Kern der Opus 7 sind zwei ganz kompakt gebaute Differenzialgetriebe, die die Multifunktionsanzeige über das Werk mit seiner Schmetterlingsbrücke treiben. Von der einen Seite sieht die Uhr wie ein Chronograph aus – man sieht ihr nicht an, wie komplex sie ist. Allein der Zusammenbau dauert über zwei Wochen. Von der auf 50 Uhren limitierten Opus 7 ist jedes Exemplar verkauft, zum Stückpreis ab 200 000 Fr. Bereits tickt in seinem Kopf das Werk der nächsten Uhr, die den Namen Strehler tragen wird. Sie hat den Arbeitstitel BWZ. Big Wheel für grosse Räder und Z für Zeiger. Doch mehr verrät der Konstrukteur noch nicht. | i Uhrwerk und Armbanduhr Papillon sowie eine Schmetterlingsbrücke und ein Schaltrad der Opus 7. 16 T H APRIL 2 011 w w w.nav yboot .com SHANGHAI F L I E G E R U H R E N | H ä rtetest | von Konrad Koch - Fotos: Dominic Büttner No limit Wagemut und Pioniergeist sind zwei Eigenschaften, die Flugzeugbauer und Uhrmacher sich teilen. Der Aargauer Flugzeugkonstrukteur Max Vogelsang baut mit der Votec 452 Propjet die ultimative Rennmaschine der Lüfte. Für «Luxe» hat er mechanische Zeitmesser an Bord genommen. digkeitsmesser von Max Vogelsang, ein Automatikchronograph Hamilton Aviation. Die Uhrenmarke der Swatch Group sponsert den Schweizer Airobatic-Piloten Roland Primus, der in der Kategorie Sportsmen eine Votec 322 in den Hausfarben von Hamilton fliegt. Mythen und Legenden Foto: Frank Herzog / msw-aviation E 74 | Finanz und Wirtschaft LU X E r hebt die Schwerkraft auf, wenn er sich mit seiner Kunstflugmaschine senkrecht in die Höhe schraubt, auf dem Zenith über das Heck abrutscht, wegkippt in die Rücklage, in die Tiefe rast, um nach einem Viertel-Looping mit mehreren Rollen aus dem Blickfeld des Zuschauers zu entschwinden. Max Vogelsang steuert die von ihm konstruierte Votec 452 Propjet kontrolliert entlang der Grenzen der Belastbarkeit. Mit einem Lastvielfachen von +/-10 g ist die Kraft, die auf das Eigengewicht der Maschine und den Piloten wirkt, höher als in einer F/A18 der Schweizer Luftwaffe. Um Material und Piloten zu schonen, wird die helvetische F/A-Version bei 7,5 g elektronisch abgeregelt. Damit der Kunstflugpilot die enorme Belastung ohne Druckanzug aushalten kann, presst und spannt er beim stossartigen Ein- und Ausatmen die Bein- und die Bauchmuskulatur an. Nur so verhindert er, dass ihm das Blut aus dem Hirn in die Beine wegsackt, er erst das Farbsehen verliert – der Greyout – und dann das Bewusstsein. Formel 1 der Lüfte Als Max Vogelsang den Prototyp des Propjets Mitte Februar auf dem Flugplatz Birrfeld startklar machte, hielten sich aussergewöhnliche Passagiere für den Zweisitzer bereit: die mechanischen Fliegeruhren Breguet Type 21, Breitling Navitimer, Bell & Ross Héritage und IWC Grosse Fliegeruhr. Sportgeist für diesen Härtetest zeigte Patrick Frischknecht, General Manager des Uhren- und Juwelenhauses Les Ambassadeurs mit Filialen in Zürich, Genf, Lugano und St. Moritz, der die Uhren zur Verfügung stellte. Immer am linken Handgelenk an Bord dabei ist der persönliche Zeit- und Geschwin- Mit Sportgeist begann die Geschichte der Fliegeruhren, und mit Eleganz. Der brasilianische Lebemann Albertos Santos-Dumont, der in Paris lebte und sich mit dem ererbten Plantagenvermögen seines Vaters den Bau von über einem Dutzend Luftschiffe finanzierte, machte die Erfahrung, dass es schwierig war, während des Fluges eine Taschenf Max Vogelsang im Steigflug vor dem uhr abzulesen und Grossen Mythen. gleichzeitig ein Luftschiff zu steuern. Er bat 1904 den befreundeten Juwelier und Uhrmacher Louis Cartier, ihm eine Uhr zu bauen, die er am Arm tragen konnte. Eine Legende war geboren: die Cartier Santos, die heute noch in der Kollektion geführt wird. 1906 hob Santos-Dumont zum ersten öffentlichen Motorflug in Europa ab. Es war aber der erste Motorflug, der auch der Erstflug einer Fliegeruhr war. Die Brüder Wilbur und Orville Wright trugen bei ihren motorisierten Lufteroberungen einen Chronometer mit sich, signiert: Vacheron & Constatin, Genève. Die Uhr wurde mit einem Lederband um den Oberschenkel geschnallt. Es waren auch Uhrenpioniere wie Edmond Jaeger, Uhrmacher der französischen Marine und Gründerpartner von Jaeger-LeCoultre, die die Entwicklung der Fliegeruhr vorantrieben. Gleich wie die Nachkommen von Finanz und Wirtschaft LU X E | 75 F L I E G E R U H R E N | H ä rtetest IWC Big Pilot’s Watch Bell & Ross Héritage Markante 46,2 mm Durchmesser hat die grösste der Fliegeruhren aus der Schaffhauser Manufaktur. Das Manufakturkaliber mit Automatikaufzug und Datumsanzeige hat eine Gangreserve von sieben Tagen. In Stahl ab 15 400 Fr. 1992 gegründet, produziert die Uhrenmarke in La Chaux-deFonds robuste Zeitmesser, die sich im Design an Flugzeuginstrumenten orientieren. Im Héritage-Zeitmesser tickt ein Automatikwerk von ETA. In schwarzem Stahl ab 4300 Fr. Die Ikone Breitling Navitimer Die Borduhr Der Klassiker Die Kultuhr der Piloten. Der Chronograph wird seit 1952 ununterbrochen gebaut. Mit der Drehlunette lassen sich alle wichtigen Flugdaten berechnen. Die jüngste Generation des Navitimers mit dem BreitlingManufakturwerk 23 kostet in Stahl ab 9300 Fr. Breguet Type 21 Der Pilotenchrono Technische Meisterschaft beweisen die Breguet-Chronographen mit der fliegerspezifischen Rückstellung im Flug. Hilfreich auf Interkontinentalflügen ist die Tag-Nacht-Anzeige. In Stahl mit schwarzem Zifferblatt ab 11 500 Fr. Für tollkühne Flieger und Investoren Aerobatic-Kategorie Unlimited. Die Swiss National Aerobatic Championships 2011 finden vom 21. bis 28. August im Aérodrome von Bex statt. Zugelassen sind die Votec-Maschinen als Experimentalflugzeuge, erkennbar am Y nach der Immatrikulationskennzeichnung HB. Zu einer gefragten Normalflug- und Trainingsmaschine entwickelt sich die Votec SBS 252. Die zwei nebeneinander angeordneten Sitze machen das ursprünglich als Kunstflugtrainer konzipierte Flugzeug zu einem leistungsstarken und komfortablen Sportwagen der Lüfte. Mit seinem ausgereiften und flugerprobten Maschinenpark ist MSW Aviation nach Auskunft von Max Vogelsang jetzt in einem Stadium, Investoren an Bord zu holen. Das müssen keine tollkühnen Piloten sein, aber Kapitalgeber mit Sportsgeist. ASTERING THE ELEMENTS www.hanhart.com Die Votec 452 Propjet ist die Rennmaschine aus der Flugzeugwerkstatt von MSW Aviation im aargauischen Wohlen (www.mswaviation.ch). Angetrieben wird der leer nur 620 Kilogramm wiegende Zweisitzer von einer 450 PS starken Propellerturbine von Rolls-Royce. Auf über 550 Stundenkilometer peitscht der 5-Blatt-Propeller den Prototyp, den Konstrukteur Max Vogelsang für einen deutschen Industriellen entwickelt hat. Der Preis für dieses Männerspielzeug? 500 000 Fr. sind allein schon für die Propellerturbine ab Werk zu bezahlen. Günstiger ist die einsitzige Votec 351 mit einem 350 PS starken Kolbenmotor. Die Kunstflugmaschine kostet zwischen 350 000 bis 400 000 Fr. Susanne und Urs Vogelsang, Tochter und Sohn von Max Vogelsang, fliegen mit einer Votec 351 in der obersten Foto: Erich Gandel / msw-aviation Breguet, selbst Flugzeugkonstrukteure, die Zeitmesser für Piloten bauten. Mit dem Aufkommen der Langstreckenfliegerei wurde die Uhr wie in der Schifffahrt zum wichtigen Instrument, um mithilfe der Zeit den Längengrad zu berechnen und die Position zu bestimmen. Die erste Stundenwinkel- oder Longitudinaluhr entwarf der Atlantiküberflieger Charles Lindbergh. 1927 baute Longines in St. Imier nach den Konstruktionsskizzen von Lindbergh eine Uhr mit den bis heute für Fliegeruhren typischen Merkmalen: Drehlünette, grosse Krone, markante Leuchtziffern. Zu Leistungsträgern der aeronautischen Zeitmessung wurden Marken wie Breitling in Grenchen, die Schaffhauser International Watch Compagny, Omega in Biel oder Hamilton in den USA. Aus dem zivilen und vor allem militärischen Dienstinstrument ist – vor allem in der Version gross, schwarz, mit weissen Ziffern – mittlerweile ein Imagesymbol geworden. 450 PS und 10 g Beschleunigung der Votec 452 beweisen aber: Flugtauglich sind die Uhren immer noch. Für keine musste ein Mayday – übrigens die englische Aussprache des französischen m’aidez – abgesetzt werden. Es ticken noch alle – alles andere wäre nicht Swiss made! | 76 | Finanz und Wirtschaft LU X E PRIMUS RACER Finanz und Wirtschaft LU X E | 77 S AG A | e n t r e p r e n e u r | von Stéphane Benoit-Godet Maximilian Büsser ist entschlossen, anders als die andern Uhrenhäuser zu sein. Seine Zeitmesser erinnern an Tinguely-Skulpturen, für Kreation und Verkauf verlässt er sich auf das Netzwerk seiner «friends». Max und seine Freunde «I m Berufsleben akzeptieren wir viel druck finden. Und die geniale Idee der «fri- den Rand des Ruins. Der Patron wendet zu oft Dinge, die wir im Privaten nie ends» (das «F» im MB&F) ist ein Erfolg. sich an seine Hausbank, die, vom Potendurchgehen lassen würden.» Diese Er- Das Netz der ein Jahr nach Facebook ge- zial von MB&F überzeugt, eine Kreditlikenntnis bewog Maximilian Büsser 2005 gründeten Kleinfirma umfasst heute nicht nie zur Bewältigung der Schwierigkeiten zur Gründung von MB&F. Seine Domäne weniger als 500 Millionen Freunde. Auch einräumt. «Es war die UBS, was ich nie ist die Uhrenbranche, wo er einen glän- das Organisationsmodell des Unterneh- vergessen werde.» Im Übrigen musste das zenden Ruf geniesst, seit er als nur 31-Jäh- mens unterscheidet sich von ähnlich gela- Jungunternehmen den Kredit nicht nutzen, die Uhr wird sehr schnell realisiert, riger das Uhrendepartement von Harry gerten Firmen wie beispielsweise Urwerk. Winston übernahm und den Umsatz des Dieses höchst erfolgreiche Unterneh- es geht vor- und aufwärts. prestigereichen Hauses von 1998 bis 2005 men bemüht sich, sämtliche Produktionsvon 8 auf 80 Millionen Franken steiger- etappen intern abzuwickeln. MB&F hinge- Dandy-Patron 2005 mit einem Startkapital von 700’000 te. Aber sein eigentlicher Wunsch war es, gen setzt auf sein Netzwerk und fabriziert ein besonderes, einzigartiges, ein wenig seine einzigartigen Uhren in Zusammen- Franken gegründet, lanciert MB&F zwei verrücktes Unternehmen zu schaffen. So arbeit mit befreundeten Zulieferern. Mit Jahre später das erste Modell, die Horowie er es von seinem ersten Mentor, Hen- seinem Team und seinem Partner Serge logical Machine No 1. Mit einem schönen ri-John Belmont bei Jaeger-LeCoultre, ge- Kriknoff kümmert sich Max um Krea- Achtungserfolg, der Ufo-ähnliche Zeitlernt hatte. tion, Marketing, Entwicklung, Logistik, messer bricht mit sämtlichen Usanzen MB&F (Maximilan Büsser & Friends) Montage und Qualitätsgarantie. Externe der Uhrenbranche und des traditionelwird jene Uhr produzieren, von der der Fir- Freunde sorgen für technische Lösungen len Marketings und ist eher bei der momengründer schon immer geträumt hat. und Produktionskapazität. Letzten En- dernen Kunst angesiedelt. Die Presse ist Wie sehen die Wunschvorstellungen die- des geht es darum, dass das Kollektiv die vom Dandy-Patron hell begeistert («Luxe ses EPFL- Ingenieurs in Mikromechanik Träume des Gründers umsetzt, unter Ein- par Bilan» kürt ihn 2008 zu einem der elegantesten Schweiaus, der während des Studizer), denn er betreibt ums von Marketing träum«Ich habe keine Lust, Uhren zu machen, das Uhrenhandwerk mit te? Der junge Mann – Madie andern gefallen, sondern die MIR gefallen» kindlicher Fantasie und ximilian Büsser ist heute 44 schafft erfolgreich den Jahre alt – denkt oft zurück an die Kindheit und erinnert sich an kindli- bezug der Wünsche der Uhrenliebhaber. Mix zwischen Genialität und jugendliche Muster und Verhalten. Kinder glauben, Zweifellos hat Maximilian früher als an- chem Schwung. Dies verhilft ihm zu einer dass Freundschaften mit Spiel- und Schul- dere erkannt, dass die Gruppe die Basis Sonderstellung in einem Milieu, wo Uhkameraden ewig halten, dass es keinem Su- des Marketings der Zukunft ist. Als er sei- ren oft an Exceldateien erinnern, die von perhelden je gelingen wird, Goldorak zu ne erste Tournee beim Uhrenhandel ab- der Generaldirektion ausgedacht wurden. besiegen. Tatsächlich werden Maximilians solviert, kann er nur gerade Skizzen sei- Die Berufsfamilie von MB&F positioniert Uhren an Raumfahrzeuge von Star Wars ner künftigen Uhr vorweisen. Dennoch sich bezüglich Exzentrizität der Modelund an Tinguelys Skulpturen erinnern. gelingt es ihm, einen Drittel seiner künf- le eher in der Nähe von Urwerk, ist deziSie werden dreidimensional sein und sich tigen Produktion zu verkaufen und die diert unabhängig wie FP Journe und kregrundlegend von den massiven Uhren ohne Wiederverkäufer schnell für sein Projekt ativ wie De Béthune. Die Berufskollegen Tiefgang unterscheiden, die die Konkur- zu begeistern, indem er sie in den Rang beginnen auf Max zu hören, sie bewundern seine Arbeit und lauschen seiner unvon «friends» erhebt. renz in den 2000er Jahren anbietet. Bei MB&F findet die Pubertät nicht mit geschminkten Analyse der Uhrenbranche Uhrmacher-Kollektiv 18 Jahren, sondern mit 18 Monaten statt. mit erhöhter Aufmerksamkeit. Der Humus, auf dem Max sein Start-up Die Eigenmittel sind erschöpft, es bleiWie die andern Branchen leidet 2009 gedeihen, ist die fruchtbare Basis für die ben noch 20’000 Fr. in der Kasse, und auch der Luxussektor unter dem Schock Entwicklung unendlicher Geschichten, die der Rückstand bei der Entwicklung des der Subprimekrise. Teure und sehr speziin einer retro-futuristischen Ästhetik Aus- ersten Modells treibt die junge Firma an elle Uhren sind nicht mehr angesagt. Die 78 | Finanz und Wirtschaft LU X E Finanz und Wirtschaft LU X E | 79 S AG A | e n t r e p r e n e u r Frage heisst nicht mehr «wie kann man die Nachfrage befriedigen», sondern «wie werden wir überleben». Maximilian Büsser bereist die Welt, um Wiederverkäufer und Sammler von seinen Produkten zu überzeugen. «Als man mich an der Reception des Mandarin in Hongkong zu meinem 25. Besuch gratulierte, habe ich realisiert, dass ich vergessen habe zu leben». Dennoch, seine Anstrengungen werden belohnt, MB&F überlebt. Die Produk- HM4 Thunderbolt, die Uhr mit Turbotriebwerk 80 | Finanz und Wirtschaft LU X E tion steigt von 30 Stück im Jahr g JwlryMate, unabhängige Kreateure», ist 2007 (2,5 Mio. Fr. Umsatz) auf chine, Amethyst, die kühle Analyse des Chefs, der Diamanten, blaue 125 im 2008 (6,1 Mio. Fr.), 2009 und violette Saphire: deshalb auch andere Verkaufssind es 143 Uhren (6,5 Mio. Fr.), Am Anfang war die plattformen prüft. letztes Jahr 152 (7,6 Mio. Fr.), für Eule – dieser Zeit«Anlässlich des 10. Geburts2011 werden 165 Exemplare (8,6 messer der Haute tags von thepurists.com haben Mio. Fr.) angestrebt. Der Grün- Joaillerie wird in wir exklusiv für diese Websider möchte jetzt etwas Abstand Zusammenarbeit te eine limitierte Serie entwimit Boucheron gewinnen. Er hat einen Kommu- hergestellt ckelt.» Der bei wichtigen Sammnikationsverantwortlichen engalern überaus geschätzte virtuelle giert und konzentriert sich auf i HM3 Frog, Club bietet zehn MB&F-Zeitdie Entwicklung neuer, noch ra- Haute Horlogerie messer für 79’000 $ das Stück dikalerer Uhren. «Ich habe keine im Zeichen des an. Dies macht sich im BestelLust, Uhren zu machen, die an- Frosches lungseingang bereits jetzt bedern gefallen, sondern die MIR merkbar, obwohl der Club norgefallen». Die Büros von MB&F unterhalb malerweise nicht kommerziell operiert der Kathedrale Saint Pierre in der Genfer «Aber die Aktion hat die Gemeinschaft Altstadt erinnern eher an ein Design- und von thepurists.com sensibilisiert». Eine Konzeptstudio als an eine Uhrenwerkstatt, neue Alternative, den Kreis der «Freunobwohl nun drei Uhrenmacher zum neun- de» zu vergrössern, ist die Eröffnung einer köpfigen Team gehören. Kunstgalerie in Peking, die zugleich Ausstellungsraum für lokale Künstler und die Limitierte Serie und Kunstgalerie Uhren MB&F ist. Sie soll in ein paar MoHeute besteht eine der wichtigen Her- naten eröffnet werden. «Der Kreis wird ausforderungen für das Unternehmen sich schliessen, wenn wir in der Schweiz – und zweifellos für die ganze Branche, eine Galerie eröffnen», verrät Büsser. inklusive der Häuser, die Uhren in MillioFür die Zukunft strebt Maximilian Bünenzahl herstellen – in der Kontaktpflege sser nicht zwingend ein sehr viel grössemit dem Einzelhandel. Sind die Wieder- res Unternehmen an. «12 Millionen Franverkäufer immer noch «friends»? «Für sie ken Umsatz wäre die adäquate Basis für ist MB&F nicht die Kirsche auf dem Ku- jährliche Investitionen von zwei bis drei chen, sondern nur der Zucker auf der Kir- Millionen in R&D und die Entwicklung sche auf dem Kuchen. Verständlicherwei- von einem Werk.» Das Netz der MB&Fse konzentrieren sie sich lieber auf starke, Gemeinschaft muss einfach um ein paar über-vermarkte Uhren als auf unbekann- weitere «friends» wachsen. | Finanz und Wirtschaft LU X E | 81 T E C H N I k | fachausdrück e | von Emmanuel Grandjean – Illustration: Nicolas Zentner Uhrenwörter Ewiger Kalender, Schwungmasse, Schleppzeiger: Die Fachausdrücke der Uhrmacher stammen aus der Epoche, als die mechanischen Zeitmesser erfunden wurden. Brücke Metallteile, die auf der Werkplatte (Platine) befestigt sind und den Drehteilen des Uhrwerks als Lager oder Stütze dienen. Die Brücken werden nach ihrer Form, ihrer Funktion oder nach den Drehteilen, die sie halten, benannt. «Geheime» Unterschrift Das Fälschen von Uhren ist ein Übel, dem nur schwer beizukommen ist. Manche Hersteller gravieren ein unsichtbares, mikroskopisch kleines Zeichen auf die Uhr. Ob’s nützt, sei dahingestellt. Oft wird die Geheimsignatur wie ein Markenzeichen verwendet. So plaziert Cartier das Siegel häufig unterhalb einer römischen Ziffer (meistens der Sieben), während Breguet die Unterschrift direkt auf das Kaliber setzt. Hemmung Die Hemmung ist zwischen Räderwerk und Regulierorganen (Unruh-Spiralfeder) eingebaut. Sie reguliert die Schwingungen und sorgt so für die Präzision des Werks. Hemmungsrad und Anker sind die beiden Hauptbestandteile der Schweizer Ankerhemmung, die heute am häufigsten in mechanischen Uhren verwendet wird. Kaliber Amüsanterweise stammen viele Uhrenausdrücke aus dem Bereich der Feuerwaffen. So gibt es das Federhaus (das zylindrische Gehäuse enthält die Spiralfeder), die Kanone (Rohr, das den Stundenzähler trägt) oder das Kaliber (bezeichnet die Anordnung der Bauteile und den Durchmesser des Uhrwerks). Komplikation Neben dem normalen Uhrwerk von Stunde, Minute und Sekunde können Uhren zusätzliche technisch sehr komplizierte Funktionen haben wie Chronograph, ewiger Kalender, Mondphase, Minutenrepetition, Gangreserve etc. Grand Complications sind Uhren mit mehreren komplizierten Funktionen. 82 | Finanz und Wirtschaft LU X E Wir haben ein MaxiMuM geMacht, uM ein MiniMuM zu erreichen ! reSSorT IDeAL® by Incabloc® - Die extraflache Stoßsicherung mit reduziertem Durchmesser Das System Ideal® wird strengsten Anforderungen in Sachen Abmessungen gerecht, und zwar ohne irgendwelche Abstriche an den funktionellen Qualitäten zu machen, die von Stoßdämpfern erwartet werden. Diese Lösung kombiniert die Wirkungsweise einer Stoßsicherung des Typs « einfacher Konus » und einer Haltefeder, DIe geomeTrIScH für eIne opTImALe funKTIonSWeISe berecHneT WurDe. Sie finden in diesem produkt die ganze erfahrung und Kreativität der Incabloc®-Hersteller vereinigt ! Minutenrepetition Wer wissen will, wie spät es ist, wirft einen Blick auf die Uhr. Wer wissen will, welche Stunde es geschlagen hat, braucht eine Repetieruhr. Diese gibt es in verschiedenen Variationen. Die Viertelstunden-Repetieruhr schlägt bei Knopfdruck jede ganze und Viertelstunde. Die Fünfminuten-Reptieruhr schlägt die Stunden, die Viertel und die zusätzlichen Fünfminutenintervalle, und die Minutenrepetition gibt akustisch Auskunft über die Stunden, die Viertel und die Minuten. Entwickelt wurde das uhrmacherische Wunderwerk um 1675 in England. Man wollte die Zeit auch im Dunkeln kennen, das Anzünden einer Kerze konnte jedoch fatale Folgen haben. So geschehen 1666, als London in Flammen aufging. Poinçon de Genève (Genfer Siegel) Die Genfer Uhrmacher ergriffen ab Ende des 18. Jahrhunderts protektionistische Massnahmen und legten eine Reihe von Fabrikationsvorschriften fest, die 1891 Inhalt eines Gesetzes wurden. Die als Poinçon de Genève bezeichnete AOC wird von der Fondation du Laboratoire d’Horlogerie et Microtechnique de Genève zuerkannt. Ausschliesslich mechanische Uhrwerke, die im Kanton Genf produziert werden und strenge ästhetische und technische Auflagen erfüllen, dürfen sich mit diesem Qualitätssiegel, das das Genfer Wappen darstellt, schmücken. Schleppzeiger (Einholzeiger, Doppelzeiger) Gangreserve i Wie lange dauert es, bis eine Uhr wieder aufgezogen werden muss? Eine Frage, die für manch einen Uhrenträger überlebenswichtig sein kann. Deshalb haben die Uhrmacher die Gangreserveanzeige entwickelt. Sie zeigt auf einer Skala, wie viele Stunden oder Tage verbleiben, bis die Uhr keine Energiereserven mehr hat und stillsteht. Retrograde Anzeige Retrograde Uhren drehen die Zeit nicht zurück, sondern sind mit Zählern (Sekunden, Gangreserve etc.) ausgestattet, die aus ästhetischen oder Platzgründen halbmondförmig auf dem Zifferblatt angeordnet sind und deren Zeiger, sobald am Ende der Skala angelangt, sofort in die Ausgangsposition zurückspringt. Rubin Der Rubin ist ein Edelstein, der in der Uhrmacherei im Geheimen strahlt. Sehr widerstandsfähig und hart, wird Rubin für die Herstellung der Achslager der Dreh- und Hemmungsorgane sowie des Räderwerks verwendet. Die geringe Reibung des Rubins verbessert die Ganggenauigkeit. Heute werden ausschliesslich synthetische Rubine verarbeitet. Tourbillon 29 FEB Ewiger Kalender i Kalenderuhren zeigen Wochentag, Monat und Datum an. Sie werden in Jahreskalender und ewige Kalender eingeteilt. Jahreskalender schalten zwar richtig die Monate mit 30 und 31 Tagen Dauer, müssen aber einmal im Jahr, nämlich Ende Februar, korrigiert werden. Ewige Kalender zeigen hingegen ohne Korrektur über die Schaltjahre hinweg die richtige Monatslänge an. 84 | Finanz und Wirtschaft LU X E Wenn eine Uhr nicht präzise läuft, dann kann es sein, dass der Einfluss der Schwerkraft den Rhythmus der Unruh beeinflusst. Das war vor allem ein Problem zur Zeit der Taschenuhren, die in immer einer Lage getragen wurden. Abraham-Louis Breguet erfand um 1795 in Paris einen Mechanismus, um der Schwerkraft entgegenzuwirken. Er packte die Hemmung und das regulierende Organ in einen beweglichen Käfig ein und nannte die Erfindung Tourbillon (Drehgestell). Dieser komplexe Mechanismus gleicht lagebedingte Einflüsse aus und sorgt für Ganggenauigkeit. Wer Zwischenzeiten stoppen möchte, braucht einen Chronographen, der mit einem Schleppzeiger ausgerüstet ist. Bei dieser von Louis-Frédéric Perrelet entwickelten und 1827 patentierten Erfindung läuft ein zweiter Zeiger, der Schleppzeiger, mit dem Sekundenzeiger. Auf Knopfdruck wird er gestoppt, während der Sekundenzeiger weiterläuft, um dann auf einen weiteren Knopfdruck den Rückstand aufzuholen. Skelett Wie beim menschlichen Knochengerüst, sind in der Skelettuhr die tragenden Teile eines Uhrwerks auf das Wesentliche reduziert. Das Skelettieren eines Werks ist eine anspruchsvolle Kunst, die enormes handwerkliches Können und viel Sinn für Ästhetik verlangt. Spiralfeder (Spirale) Die kleine, spiralförmig aufgerollte Feder ist das Herz der Uhr. Die Metalllegierung und die Art der Windungen sind das Geheimnis der Werkhersteller, denn sie sind entscheidend für die Präzision und Ganggenauigkeit des Werks. Zusammen mit der Unruh bildet die Spiralfeder das Regulierorgan. Schwungmasse s Die Schwungmasse oder das Schwungrad (Rotor) bezeichnet das massive, an eine Axtklinge erinnernde Drehteil in automatischen Uhren. Durch die Umdrehungen des Rotors wird die Feder der Uhr aufgezogen. Eine Marke der Daimler AG T E C H N I k | fachausdrück e Überlassen Sie den Männern ruhig das Feld. Sie haben ja die Strasse. Die neue C-Klasse. Eine Klasse voraus. Mit den neuesten Assistenzsystemen meistert die neue Generation C-Klasse alle Herausforderungen der Strasse. Ab 26. März bei Ihrem Mercedes-Benz Partner. www.mercedes-benz.ch/challenge Die C-Klasse Challenge. Jetzt online anmelden und eine neue C-Klasse gewinnen. g e n u s s | von Emmanuel Grandjean – Fotos: Yann André wein Wie wär’s, für einmal zu Prestigeweinen nicht Speisen, sondern Prestigeuhren aufzutragen? Fabio Masi, Chefsommelier im Genfer Four Seasons Hotel des Bergues, hat sechs mechanische Luxusuhren mit exzellenten Crus gepaart. J eder Sommelier wird es bestätigen: Wein ist ein Produkt der Zeit und der Geduld – und für «Luxe» Anlass zu einem Versuch der besonderen Art, nämlich Önologie und Uhrmacherkunst zu verbinden, indem sich ein grosser Cru mit einem passenden Zeitmesser vereinigt. Das Zusammentreffen entstand unter dem Zepter von Fabio Masi, Spezialist für Prestigeweine, Direktor des Restaurants Il Lago im Genfer Four Seasons Hotel des Bergues und Kellermeister des Luxushotels. 2008 als bester Sommelier Italiens ausgezeichnet und 2007 im Halbfinal des Wettbewerbs «Bester Sommelier der Welt», ist der 29-jährige passionierte Uhrenliebhaber aus Mailand ein Meister kulinarischer und önologischer Mariagen. Er gesellte zu sechs grossen Tropfen sechs ebenbürtige mechanische Luxusuhren. Ein sinnlicher und ästhetischer Genuss der Spitzenklasse. 86 | Finanz und Wirtschaft LU X E Funkelnde Harmonie Der Champagner von Aimé Salon ist ein Blanc de Blanc, ein reiner Chardonnay, der in Mesnil-sur-Ogier gedeiht. Die Rarität wird ausschliesslich in sehr guten Jahren und nur in kleinen Mengen produziert. Salon gibt’s daher nur als Jahrgangschampagner, der pro Jahrzehnt höchstens drei- bis viermal in Flaschen abgefüllt wird. Mit seiner strohgelben Farbe, den feinen Perlen und den Honig- und Toastaromen ist er ein gesuchter Genuss. Zu diesem verblüffenden, aber keinesfalls Bling-Bling-Champagner passt eine elegante, raffinierte, brillante, smarte Uhr – die Damenuhr Captive in Graugold mit Diamanten von Cartier. Ein edles Objekt für einen edlen Champagner. Champagne Salon 1996 (1250 Fr.) und Captive in Weissgold von Cartier (52 300 Fr.) Finanz und Wirtschaft LU X E | 87 Weibliche Harmonie Marie-Thérèse Chappaz, zur besten Weinproduzentin der Schweiz erkoren, produziert aus den auf dem Walliser Kalkboden gedeihenden Reben einen grossen, strohgelben, goldfunkelnden Wein. Dieser frische Cru mit seinen schönen Birnen- und Ananasnoten harmoniert wunderbar mit einer femininen Uhr. Etwa mit dem mechanischen Zeitmesser Magic Seconds von Maurice Lacroix, der mit dem eleganten, delikaten Grain d’or aufs Schönste ein perfektes Paar bildet. Grain d’or, Ermitage, 2006 (190 Fr.) und Magic Seconds von Maurice Lacroix (15 000 Fr.) Perfekte Harmonie Jean-François Coche-Dury gehört zu den kleinen Produzenten, die konstante Qualität produzieren und deren Weine sehr gesucht sind. Auf seinem Gut im Burgund wächst der Côte de Beaune, Appellation Meursault. Ein runder, voluminöser Wein, dessen Noten von Vanille und Toast mit Birnen und konfiertem Golden Delicious verschmelzen. Welche Uhr zu diesem sicheren Wert? Selbstverständlich ein Zeitmesser, der für seine Zuverlässigkeit berühmt ist. Die Rolex Milgauss mit dem smaragdfarbenen Zifferblatt erinnert zugleich an die grüne Etikette und die mineralische Farbe dieses grossen Meursault. Meursault 2002 (790 Fr.) und Rolex Milgauss (7300 Fr.) 88 | Finanz und Wirtschaft LU X E Kolossale Harmonie Seit über 20 Jahren in Ribera del Duero in Kastilien-Léon ansässig, produziert der dänische Önologe Peter Sisseck einen wuchtigen Rotwein (14% Alkohol), dessen Reben 300 Sonnentage geniessen. Mit seiner intensiven rubinroten Farbe und den im Gaumen geradezu explodierenden Noten von Peperoni und Gewürzen ist der Pingus eine Aromabombe. Der kraftvolle Rote verlangt nach einer Uhr von solider Architektur. Zum Beispiel nach der Tourbillon Chronographe Royal Oak in Roségold von Audemars Piguet. Ein kolossaler Zeitmesser für einen Weingiganten. Pingus, 1998, Tempranillo (1300 Fr.) und Tourbillon Chronographe Royal Oak in Roségold von Audemars Piguet (298 000 Fr.) Finanz und Wirtschaft LU X E | 89 MAKING OF TURBO TAG Freitag, 28. Januar. Top-Chrono-Shooting in der schicken, sportlichen Ambiance der Garage Chevalley in Genf. NO LIMIT Mittwoch 16. Februar auf dem Flugplatz Birrfeld. Virile Harmonie Hier ist er, der Champion. Der Solaia von Antinori, Topadresse unter den italienischen Weinbauern, wurde vom Weinmagazin «Wine Spectator» zum besten Wein der Welt erkoren. So geschehen im Jahr 1997, als die toskanischen Reben ihren Siegeszug um die Welt antraten. Der warme, taninreiche Wein mit seiner aromatischen Palette von Heidelbeerkonfitüre bis zu schwarzem Pfeffer versprüht italienische Virilität. Ein authentischer toskanischer Ragazzo, an dessen Handgelenk die Panerai Luminor 1950 10 Tage GMT aus schwarzer Keramik wie angegossen passt. Eine Black de Black für einen dunklen Südländer. Solaia, Cabernet-Sauvignon, 1997 (1450 Fr.) und Panerai Luminor 1950 10 Tage GMT (22 300 Fr.) 90 | Finanz und Wirtschaft LU X E Königliche Harmonie Klassenwechsel. Pauillac Château Lafite Rothschild gehört zu den seltenen Weinen, von denen man in seinem Leben vielleicht drei geniesst – wenn überhaupt. Etwa den grossen Jahrgang 1982, zusammen mit dem 1947er ein Jahrhundertwein. Dies erklärt auch den astronomischen Preis dieses dunklen rubinroten Crus mit seinen Noten von Tabak, Kakao und Griottenkonfitüre. Hier ist nicht mehr nur von Wein die Rede, sondern von einem grandiosen Erbe. Für den Cru der Crus die Uhr der Uhren, nämlich ein glanzvoller Vertreter des Hauses Patek Philippe, dessen Uhren von einer Generation an die nächste übergehen: Chronograph Bracelet (Ref 5170). Château Lafite Rothschild, Bordeaux, 1982 (9600 Fr.) und Chronograph Bracelet Patek Philippe 5170 (69 900 Fr.) d e s i g n | einzelanfertigung | von Christel Flach Individuelle, kundenspezifische Anfertigungen sind heute überall zu finden, auch wenn sie geschmacklich nicht immer ins Schwarze treffen. Die Uhr als beliebtes Statussymbol ist da keine Ausnahme. Und was könnte den sozialen Erfolg besser darstellen als eine Rolex – die Luxusuhr par excellence ? Die symbolträchtigen Vorzeigemodelle machen Rolex zur idealen Marke für Individualisierungen. Da sich der Trend aber rasant ausbreitet und die « Customization » bereits zum eigenen Marktsegment entwickelt hat, wenden sich Liebhaber von Unikatuhren auch anderen Herstellern zu. Schwarz ist schwarz Können Sie sich einen Porsche nur in einer von TechArt oder Sportech individualisierten Anfertigung vorstellen ? Haben Sie Ihre Turnschuhe für das morgendliche Jogging selbst designt ? Dann werden Sie auch Ihre Uhr mit Vergnügen persönlich gestalten. 92 | Finanz und Wirtschaft LU X E DR L uxus, genährt durch die Popkultur, findet zu seiner ursprünglichen Definition zurück : Rarität und Massanfertigung, veredelt durch eine starke, zeitgenössische Interpretation des « Personal Branding ». Die Luxusbranche hat begriffen, dass der Privatmensch in unserer imageorientierten Gesellschaft eine visuelle Identität wünscht, die zu ihm passt und für ihn wirbt. Eine Uhr wird wegen ihres Werks oder des Prestiges der Marke ausgewählt, gleichzeitig sollen ihre identitätsstiftenden Merkmale aber auch mit unserer eigenen Persönlichkeit verschmelzen. Die Post-Andy-Warhol-Generation glaubt an ihre 15 Minuten Ruhm und will nur das Schönste, Exklusivste und Einzigartigste. Der eigene Name soll dabei ganz oben stehen. Während einige « Customizer » Ihren Zeitmesser mit etwas mehr Bling-Bling aufmotzen, indem sie das Zifferblatt und/ oder das Armband mit Diamanten versetzen, ziehen die echten Trendsetter die unscheinbarsten und klassischsten Teile doch eher auf die dunkle Seite der Macht. Gänzlich per PVD (Physical Vapour Deposition) oder DLC (Diamond Like Carbon) geschwärzt, verleiht diese Behandlung den legendären Uhrenmodellen eine aggressive Hightech-Note. Dabei wird das Grundmetall (Stahl, Titan) mit einer feinen Schicht hochresistenten Materials überzogen, das ihm dieses eindrückliche und imposante mattschwarze Aussehen verleiht, wie wir es von Batmans Uniform kennen. Puristen sind schockiert, doch das Ergebnis beeindruckt, daran gibt es nichts zu rütteln. Was aber halten die Uhrenmarken von diesem Individualisierungstrend? Keiner der angefragten Manufakturen wollte sich zu dem Thema äussern. Laut den Customizern liegt die Zurückhaltung der Hersteller daran, dass sie ihre Arbeit als künstlerische Tätigkeit betrachten. Uhren werden deshalb bislang ausschliesslich von unabhängigen Unternehmen individualisiert, hinter denen passionierte Veredler stecken. Sie bieten ihre Modelle im Internet oder an einigen ausgewählten, exklusiven Verkaufsstellen in St. Tropez, London oder Paris an. Die von Drittpersonen ohne direkte Beziehung zur Marke vorgenommenen Individualisierungen sind also nicht bewilligte, aber dennoch legale Anpassungen. Sobald jedoch Änderungen an der Originaluhr vorgenommen werden, entfallen alle mit dem Kauf erworbenen Herstellergarantien. Die Customizer bieten aber ihre eigenen Garantien mit unterschiedlicher Laufzeit von 2 bis 10 Jahren an. Falls auch Sie dem Trend nacheifern wollen, haben Sie je nach Geschmack, Vorliebe und natürlich Budget die Wahl aus einer Vielzahl von Anbietern. Bamford Watch Department treibt die Individualisierung am weitesten. Gehäuse und Armband, aber auch Zeiger, Ziffern und sogar die Gravur Ihres Namens auf dem Zifferblatt: alles ist individualisierbar. Aus den zehn verfügbaren Farben lassen sich fast unendlich viele verschiedene Kombinationen erstellen. Allerdings gestaltet die britische Firma nur neue, von ihr selbst eingekaufte Uhren. Die Möglichkeit, Grossvaters Erbstück einzusenden, um ihm einen neuen Look zu verpassen, besteht also nicht. Project X Designs bietet drei verschiedene Produktsortimente an. « Bespoke Editions », bei dem man die Möglichkeit hat, die eigene Uhr zur Individualisierung einzusenden, « Black-out Editions », eine « Prêt-à-porter »-Kollektion mit sofort lieferbaren Uhren, und die « Limited Editions », bei dem grosse Rolex-Klassiker wie der James Bond / Military Submariner oder die Manual Wind Daytona veredelt und in einer limitierten Serie von 24 Exemplaren herausgebracht werden. kurrenz und 10 Jahre Garantie gewährleisten höchste Qualität. Sogar ihre eigene Schwärzungsmethode hat die Firma entwickelt. Statt PVD oder DLC, die nicht die für ihre hohen Ansprüche nötige Widerstandskraft mitbringen, kommt das « BO » zur Anwendung. Die Spezialisten des « All Black Looks » beschränken Individualisierung: eine Anleitung Im Internet finden Sie viele weitere, in dieser Sparte tätige Unternehmen. Wir raten Ihnen aber, die Angebote und Bedingungen genau zu vergleichen, bevor Sie Ihre Wahl treffen. Auch einige Schweizer Unternehmen sind in den Markt eingestiegen. Sie verbinden die Individualisierung mit den Standards der Schweizer Uhrmacherkunst. Eines davon ist Blackout Concept. Hier wird das Objekt nicht entfremdet. Widerstandsfähigere, ausgefeiltere Techniken und Materialien als die Kon- – Veredler machen aus Massenuhren Unikate – sich nicht auf Uhren, sie individualisieren auch Autos, Motorräder und ganze Häuser und zwar stets mit der gleichen Technik. Blackout Concept hat sich zum Ziel gesetzt, das typisch schweizerische Know-how und die sprichwörtliche Qualität « made in Switzerland » in allen Bereichen der Uhrenindustrie, inklusive der « Customization » zu erhalten. Die Kreation eigener Modelle hat aber derzeit Priorität. | www.bamfordwatchdepartment.com www.projectxdesigns.com www.blackoutconcept.com ff Blackedout Audemars Piguet Volcano von ProjectXdesigns f OnlineCustomisation einer Rolex Milgauss auf der Site von Bamford Watch Department Finanz und Wirtschaft LU X E | 93 d e s i g n | einzelan fe rtigung | von Michel Jeannot Vladimir werferlicht nicht sehr wohl. Ihre Zurückhaltung lässt sich nur schwer mit dem Entschluss des Atelier des Cabinotiers, an die Öffentlichkeit zu treten, vereinbaren. Genau aus diesem Grund hat Vacheron Constantin seit 2006 zwar über die Rolle und die Philosophie der besonderen Werkstatt informiert, bisher aber noch keinen einzigen Zeitmesser aus dieser Spezialitäten- und Unikatschmiede präsentiert. Bisher, wie gesagt, denn jetzt hat Vacheron Constantin den Schleier der ersten Kreation aus dem Atelier des Cabinotiers gelüftet. Das edle Stück namens Vladimir wurde seinem Eigentümer erst vor kurzem übergeben. oder die Masslosigkeit der Massanfertigung Autos und chinesische Sternzeichen Trotz seines russisch klingenden Namens geht das Modell Vladimir nicht an die Ufer der Wolga, sondern bleibt in Westeuropa. Es ist ein wunderschönes Beispiel für technische und ästhetische Komplexität und Originalität. Eine Ausnahmeuhr mit einem mechanischen Uhrwerk aus mehr als 600 Teilen, das 17 Komplikationen (darunter eine Minutenrepetition, ein Tourbillon und einen ewigen Kalender) aufweist und sie zur kompliziertesten Armbanduhr der Welt macht. Natürlich hat der stolze Besitzer seine Wünsche einfliessen lassen. Die Farbe des Zifferblatts zum Beispiel wurde der seines Lieblingsautos nachempfunden. Ästhetisch zeichnet sich die Vladimir durch die beeindruckenden Gravuren an den Gehäuserändern aus. Sie wurden als Flachrelief in einem in der Uhrenkunst höchst seltenen Verfahren aufgetragen, das vor allem auf 18-Karat-Gold millimetergenaue Arbeit verlangt und nicht den geringsten Fehler verzeiht. Über den Preis dieser Wahnsinnsuhr wird jedoch Stillschweigen bewahrt. Das Sammleruniversum hat zwar etwas an Transparenz gewonnen, seine Gewohnheiten deswegen aber noch lange nicht alle abgelegt. K enner und Sammler, altes Geld und Neureiche, Monarchen und Potentaten haben es sich schon immer geleistet, Uhren nach ihren Wünschen und Vorstellungen fertigen zu lassen, sei es auch oft nur, um dem eigenen Ego zu schmeicheln. Die Uhrenmarken selbst gehen mit diesen Sonderanfertigungen nicht hausieren. Statt sie als Leistungsausweis der eigen Ateliers zu nutzen, verschweigen sie sie geflissentlich, damit die Identität der Käufer auf keinen Fall bekannt wird. Das Genfer Uhrenunternehmen Vacheron Constantin macht eine Ausnahme. Seit 2006 werden in der Abteilung Atelier des Cabinotiers Uhren nach Mass ein94 | Finanz und Wirtschaft LU X E zelgefertigt. In dieser atypischen Arbeitsstätte sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Sofern der Kundenauftrag in einem von Vacheron Constantin vertretbaren Rahmen bleibt, sind die Uhrmacher und sämtliche in dieser Werkstatt tätigen Kunsthandwerker bereit, sich für die anspruchsvollsten Wünsche auf der Suche nach einer originellen Lösung monatelang den Kopf zu zerbrechen. «Im Atelier des Cabinotiers gibt es nichts zu verkaufen, wir bieten nur eine Dienstleistung an», erklärt Juan-Carlos Torres, CEO von Vacheron Constantin. «Keine Kollektionen und kein Katalog, nur aufmerksames Zuhören und Eingehen auf die Kundenwünsche.» Am Anfang steht meist eine geheime, persönliche Geschichte des Auftraggebers, der deshalb seine Bitte auch mit viel Leidenschaft vorbringt. Ein Fan von Komplikationen wird sich für ein mechanisches Meisterwerk entscheiden, ein Kunstliebhaber eher für die Abbildung eines berühmten Gemäldes in der Emailliertechnik Grand Feu auf dem Zifferblatt und der unsterblich Verliebte für eine spezielle Grande Sonnerie, die nur einmal im Jahr, und zwar am Geburtstag seiner Liebsten, schlägt. Den vielfältigen Möglichkeiten sind kaum Grenzen gesetzt. Echte Sammler, in deren Welt Diskretion Ehrensache ist, fühlen sich im Schein- DR Die Haute Horlogerie hat schon immer für potente Kunden Uhren in Einzelanfertigung hergestellt, aber dieses Metier fand eher im Verborgenen statt. Zum ersten Mal gewährt die Genfer Uhrenmanufaktur Vacheron Constantin einen Blick in die Welt, in der Personalisierung genauso selbstverständlich ist wie Diskretion. pMit 600 Teilen und 17 Komplikationen ist Vladimir eine der kompliziertesten Armbanduhren der Welt. Finanz und Wirtschaft LU X E | 95 j u w ele n | sig n ierter schmuck | von Christian von Faber-Castell Namen teuer, aber noch nicht zum Kunstgegenstand. Umgekehrt wird ein begabter Juwelenkünstler einen solchen Stein jedoch ganz unauffällig, aber eben gekonnt so fassen, dass seine Schönheit besser zur Geltung kommt als in einer beliebigen Fassung. Entscheidende Merkmale, die aus Juwelen Kunstwerke machen, sind die gestalterische Eigenständigkeit, Originalität und Unverwechselbarkeit. Ein gutes Beispiel hierfür liefert die immerhin auch schon 44-jährige Mailänder Juwelenfirma Pomellato, deren pfiffige Schmuckstücke inzwischen nicht nur bei einer jüngeren, designbewussten Kundschaft schon fast Kultcharakter haben. Zwar verwendet das Unternehmen für die meisten seiner Kollektionen vergleichsweise preisgünstige Edelsteine – der dafür zuweilen immer noch verwendete Ausdruck Halbedelstein ist unter Kennern strikte verpönt – wie Amethyste, Zitrine, Topase, Peridote, Granate, Turmaline und Aquamarine, die aber in feinster Qualität und perfekter Verarbeitung. machen Preise Kleider machen Leute, und Leute machen Preise. Dieser Mechanismus gilt auch im Reich der Juwelen: Ein Tuttifrutti-Armband im reinsten Art-déco-Stil der Dreissiger- und Vierzigerjahre erzielt auf einer Versteigerung den dreifachen Preis, wenn man es zuverlässig und belegbar mit dem Namen Cartier verbinden kann. E in entscheidender Unterschied zwischen Malerei und Goldschmiedekunst liegt im Umgang mit den Stilepochen. So findet man nur ausnahmsweise Altmeistersammler, die mit gleicher Begeisterung auch zeitgenössische Kunst kaufen. In den meisten Fällen können sogar Impressionisten- und Modernesammler nur wenig mit aktueller Avantgardekunst anfangen. Im Reich der Juwelen gibt es kaum solche Vorbehalte. Statt ideologischer Bekenntnisse und Richtungen zählen die gestalterische Meisterschaft verbunden mit handwerklicher Virtuosität und kompromissloser Materialqualität. Dies erklärt, warum die Arbeiten zeitgenössischer Juwelenkünstler wie eines Michele della Valle, eines Alexandre Reza, eines Joel Arthur Rosenthal JAR oder auch einer Marina B die gleiche Kundschaft ansprechen wie die Meisterwerke von Cartier, Van Cleef & Arpels, Boucheron, Tiffany & Co. Bezeichnenderweise haben einige der bedeutendsten Häuser von Bulgari über Chopard bis Cartier eine weit über hundertjährige künstlerische Tradition, wie sie naturgemäss kein einzelner Maler oder Bildhauer nachweisen kann. 96 | Finanz und Wirtschaft LU X E f Historische Diamant-tiara mit Old Mine Cut-Diamanten, England, um 1810 bis 1820, ex Sammlung Mrs. Fitzherbert, Zuschlagspreis 122 500 Fr. (Sotheby‘s, Genf, 11. Mai 2010). Eigenständigkeit, Originalität und Unverwechselbarkeit Was aber macht Juwelen zu Kunstwerken? Der Wert der darin verarbeiteten Edelsteine hat damit offenkundig nichts zu tun: Ein makellos schöner blauer Diamant von 5 Karat im Wert von 5 Mio. $ macht einen Fingerring zwar Fotos: DR Art déco Diamantarmband, Cartier, um 1935, Länge: 18 cm, Schätzpreis: 62 000 bis 95 000 Fr., Zuschlagspreis: 216 000 Fr. (Sotheby’s, Genf, 15. November 2006). f Originelle Fingerringe mit Granat, Feueropal, Amethyst, Peridot und anderen Edelsteinen in Gold aus der Serie «M’ama non m’ama» von Pomellato, Mailand, 2010, Preise: 1200 bis 2000 Fr. (Pomellato, by Les Ambassadeurs). Finanz und Wirtschaft LU X E | 97 j u w ele n | sig n ierter schmuck Luxe Adressen Neuheit 2011, s.32-40 Schönheit braucht Pflege Dass Perlen regelmässig auf der Haut getragen, statt jahrelang im Safe gelagert werden sollten, damit sie nicht austrocknen und ihren Lüster verlieren, hat sich unter Juwelenfreundinnen herumgesprochen. Zum geläufigen Juwelenwissen gehört auch, dass Türkis-, Korallen-, Perlen- und Opalschmuck durch Kosmetika verfärbt werden kann. Bekannt ist ebenso, dass Smaragde mit ihrem von festen, flüssigen und gasförmigen Einschlüssen gebildeten inneren Garten oder «Jardin» beunruhigend hitze- und stossempfindlich sind. Vom Werterhalt her weniger wichtig als entsprechende Vorsicht, aber dafür umso wirkungsvoller ist dagegen die regelmässige Pflege von Schmuckstücken. Talg, Hautfett und Schmutz, der sich im Laufe der Zeit vorzugsweise auf der oft unerreichbaren Rück- oder Innseite von Ringsteinfassungen ablagert, lässt die schönsten Edelsteine verblassen. Der allgegenwärtige Hausstaub, der aus feinsten, harten Quarzteilchen besteht, zerkratzt nicht nur Fassungen aus Gold und anderen Edelmetallen, sondern auch manche Edelsteine selbst und macht sie unansehnlich. Erfahrene Schmuckliebhaberinnen besuchen ihren Juwelier daher nicht nur zum Kauf eines neuen Juwels, sondern auch zur Pflege ihres häufig getragenen Schmucks. Die Wirkung einer professionellen Reinigung durch Abdampfen und Ultraschallbad, verbunden mit einer Nachpolitur, ist manchmal so erstaunlich, dass sich kluge Ehemänner damit zuweilen sogar eine – kurze – Gnadenfrist vor dem Schenken des nächsten Schmuckstücks erkaufen können. 98 | Finanz und Wirtschaft LU X E Dass die Welt des wertvollen und wertbeständigen Juwelierschmucks aus heutiger Sicht erst mit der Zeit des Art déco um 1925 so richtig beginnt, obschon es auch aus früheren Epochen grossartige Schmuckstücke gibt, hängt übrigens nicht zuletzt mit der Qualität und der Verarbeitung der in ihnen verwendeten Diamanten und Edelsteine zusammen. Die in früheren Schmuckstücken von Barock bis Biedermeier verarbeiteten Steine entsprechen nämlich nur in seltenen Ausnahmefällen heutigen gemmologischen Qualitätsansprüchen an Reinheit und Farbe. Tragbarkeit beginnt mit Art déco In besonderem Masse betrifft dies schliesslich frühen Diamantschmuck, dessen Steine normalerweise in alten Schliffformen vorliegen. Diese aber bringen die gesuchten optischen Eigenschaften des Diamanten wie Brillanz und Feuer nicht in gleicher Weise zur Geltung wie moderne, kristallographisch exakt berechnete Schliffformen in perfekter Ausführung. Von der früher geläufigen Praxis, grössere Altschliffdiamanten – auch Old-Mine-CutSteine genannt – auf moderne Proportionen umzuschleifen, ist in den meisten Fällen dennoch abzuraten. Zum einen bringt das Umschleifen der alten Schliffform einen erheblichen Gewichts- und Wertverlust mit sich, ganz abgesehen davon, dass die Reinheit und die Farbe eines solchen Steines danach ja meist immer noch nicht heutigen Anforderungen entsprechen. Zum andern, und das ist weit wichtiger, geht durch das Umschleifen fast immer auch der Charakter des Schmuckstücks verloren. | i Silbervergoldete Ohrgehänge von Jesus Rafael Soto, 1967, Zuschlagspreis: 18 000 $ (Christies, Genf, 13. Juni 2008). d Art déco Armband von Van Cleef & Arpels, um 1925, besetzt mit Diamanten, Rubinen, Saphiren und Smaragden; Schätzpreis: 105 000 bis 150 000 Fr., Zuschlagspreis: 445 600 Fr. (Sotheby’s, Genf, 17. November 2005). s Rubin- und Diamantensemble aus Ohrclips- und Brosche in Blumenform von Van Cleef & Arpels, 2000, Zuschlagspreis: 749 000 Fr. (Sotheby‘s, Genf, 16. November 2010). a Saphir- und Diamantarmband von Chaumet, Prä-Art déco, um 1920, Platin, mit zentralem Ceylon-Saphir von 55,28 Karat, Zuschlagspreis 116 500 Fr. (Sotheby‘s, Genf, 11. Mai 2010). A. Lange & Soehne Genf: Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 – Zürich: Türler, Bahnhofstrasse 28, 044 221 06 08 Audemars Piguet Genf: Audemars Piguet Boutique, 12 place de la Fusterie, 022 319 06 80; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne: Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 83 66 – Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Baume & Mercier www.baume-et-mercier.com Blancpain Genf: Blancpain Les Boutiques, 40 rue du Rhône, 022 312 59 39; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; Bijouterie Zbinden, 17 rue du Mont-Blanc, 022 311 42 28 Lausanne – Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 83 66; Boutique Tourbillon, 4 place Saint-François, 021 323 51 45 - Zürich: Blancpain Les Boutiques, Bahnhofstrasse 28, 044 220 11 80; Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17; Meister Uhren, Bahnhostrasse 30, 044 211 93 33 Bovet Fleurier Genf: Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 – Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Breguet Genf : Breguet, 40 rue du Rhône, 022 317 49 20 ; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ; Chronométrie Kunz, 1 rue du Mont-Blanc, 022 731 09 20 - Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Breitling www.breitling.com Cartier Genf, Cartier, 35 rue du Rhône, 022 818 54 54 ; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ; Chronométrie Kunz, 1 rue du Mont-Blanc, 022 731 09 20 – Lausanne : Cartier, 6 rue de Bourg, 021 320 55 44 ; Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312 6 86 – Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Chanel Genf : Chanel, 43 rue du Rhône, 022 311 08 62 ; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 – Lausanne : Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312 6 86 – Zürich : Chanel, Bahnhofstrasse 39 ; Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Chopard Genf : Chopard, 27 rue du Rhône, 022 310 70 50 – Lausanne : Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 27 45 ; Bucherer SA, 1 rue de Bourg, 021 312 36 12 ; Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312 6 86 – Zürich : Chopard, Bahnhofstrasse 40, 044 215 30 30 Christophe Claret www.claret.ch Corum Genf : Corum, 5 rue Kléberg, 022 731 84 27 ; Chronométrie Clarence, 3 rue du Marché, 022 311 31 69 ; Kerdanian, 35 rue du Rhône, 022 311 73 74 – Zürich : Airbijoux, Bahnhofstrasse 1 , 044 212 21 71 Ebel www.ebel.com Eterna www. eterna.ch DeWitt Genf : Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 - Zürich: Türler, Bahnhofstrasse 28, 044 221 06 08 Graff Luxury Watches Genf : Graff Diamonds, 29 rue du Rhône, 022 819 60 60; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 – Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Hanhart Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Harry Winston Genf: Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Hautlence Genf: L’Heure Asch, 19 rue de la Cité, 022 311 19 19; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 – Lausanne: Ouranos, 7 Grand-Chêne, 021 311 11 88 Hermès Genf : Hermès, 43 rue du Rhône, 022 819 07 19 – Lausanne : Hermès, 1 rue de la Paix, 021 312 33 22 ; Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312 6 86 – Zürich : Hermès, Bahnhofstrasse 31, 044 211 41 77 Hublot Genf : Hublot, 3 rue Robert-Céard, 022 310 13 13 ; Benoît de Gorsky, 86 rue du Rhône, 022 310 14 30 ; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 ; Chronométrie Clarence, 3 rue du Marché, 022 311 31 69 ; Bijouterie Zbinden, 17 rue du Mont-Blanc, 022 311 42 28 – Lausanne : A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83 – Zürich : Galli Uhren Bijouterie, Theaterstrasse 16, 044 262 04 10 ; Beyer Chronometrie, Bahnhofstrasse 31, 043 344 63 63 IWC Schaffhausen Genf, IWC Schauffhausen Boutique, 2 rue du Rhône, 022 310 36 86; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83 - Zürich: IWC Schauffhausen Boutique, Bahnhofstrasse 37, 043 521 14 94; Galli Uhren Bijouterie, Theaterstrasse 16, 044 262 04 10; Stahel, Gerbergasse 5, 044 211 28 04 Jaeger-LeCoultre Genf: Boutique Jaeger-LeCoultre, 2 rue du Rhône, 022 310 62 17; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83; Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 83 66 - Zürich: Stahel, Gerbergasse 5, 044 211 28 04 Jean Dunand Genf: L’Heure Asch, 19 rue de la Cité, 022 311 19 19 Longines www.longines. com Louis Erard www.montres-louiserard.ch Louis Moinet www.louismoinet.com Louis Vuitton Genf: Louis Vuitton, 2 place du Lac, 022 311 02 32 – Lausanne: Louis Vuitton, 30 rue de Bourg, 021 312 76 60 – Zürich: Louis Vuitton, Bahnhofstrasse 30, 044 221 11 00 Maurice Lacroix www.mauricelacroix. com MCT Genf: Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 – Lausanne: Ouranos, 7 Grand-Chêne, 021 311 11 88 Montblanc Genf: Montblanc Boutique, 1 place du Port, 022 312 27 70 – Zürich: Montblanc Boutique, Bahnhofstrasse 25, 044 211 48 10 Omega www. omegawatches.com Panerai Genf: Officine Panerai, 19 rue du Rhône, 022 818 66 44; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83 – Neuenburg: Officine Panerai, 4 rue de la Balance, 032 723 28 00 – Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Patek Philippe Genf : Salon Patek Philippe, 41 rue du Rhône, 022 Gübelin SA, 60 rue du Rhône, 022 365 53 80 - Lausanne : A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83- Zürich : Beyer Chronometrie, Bahnhofstrasse 31, 043 344 63 63 ; Gübelin AG, Bahnhofstrasse 36, 044 37 52 20 Piaget Genf : Piaget, 40 rue du Rhône, 022 817 02 00 ; Chronométrie Kunz, 1 rue du Mont-Blanc, 022 731 09 20 - Bucherer SA, 1 rue de Bourg, 021 312 36 12 – Zürich : Meister Uhren, Bahnhostrasse 30, 044 211 93 33 ; Airbijoux, Bahnhofstrasse 1 , 044 212 21 71 ; Bucherer, Bahnhofstrasse 50, 044 212 21 71 Raymond Weil www.ramond-weil.com Richard Mille Genf : Richard Mille, Grand Hôtel Kempinski, 19 quai du Mont-Blanc, 022 732 20 22 ; Heure Ash, 19 rue de la Cité, 022 311 19 19 Roger Dubuis Genf: Roger Dubuis Boutique, 3 rue du Rhône, 022 321 28 28; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 TAG Heuer www.tagheuer.com Tissot www.tissot.com Tudor www.tudorwatch. com Ulysse Nardin Genf: Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83; Bijouterie Junod, 8 place Saint-François, 021 312 83 66 - Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Urwerk Genf : Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 - Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 - Zürich : Meister Uhren, Bahnhostrasse 30, 044 211 93 33 Vacheron Constantin Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ; Chimento, 19 quai du Mont-Blanc, 022 731 16 51 - Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Vulcain Genf:Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; L’Heure Asch, 19 rue de la Cité, 022 311 19 19 - Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17; Zett Meyer, Bahnhofstrasse 37, 043 521 14 54 Zenith www.zenith-watches.com Shooting Turbo TAG, s. 62 Barbara Bui Genf: Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 - Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 D &G Genf: Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55; Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20; Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Christian Dior Genf: Christian Dior, 60 rue du Rhône, 022 310 62 55; Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42 ; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 – Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 ; Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich: Christian Dior, Bahnhofstrasse 13, 044 215 68 80; Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Dries Van Noten Lausanne: Camille, 5 rue Caroline, 021 312 85 15 - Berne: Ciolina, Marktgasse 51, 031 328 64 64 – Zürich: Boutique Roma, Lintheschergasse 17, 044 222 18 81 Fendi Genf: Boutique Fendi, 62 rue du Rhône, 022 319 30 10; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 – Lausanne: Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich: Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Gucci Genf: Gucci, 92 rue du Rhône, 022 310 84 06; Bongénie, 34 rue du Marché, 022 818 11 11 – Lausanne: Bongénie, 10 place Saint-François, 021 345 27 27 – Zürich: Gucci, Poststrasse 3, 044 211 46 20; Grieder, Bahnhofstrasse 30, 044 224 36 36 Jean Paul Gaultier Genf: Jean Paul Gaultier, 19 rue du Rhône, 022 310 33 22 Prada Genf: Anita Smaga, 49-51 rue du Rhône, 022 310 26 55; Drake Store, 13 rue des Alpes, 022 732 24 42 - Lausanne: Drake Store, 22 rue de Bourg, 021 320 08 20 – Zürich, Prada Uomo, Storchengasse 12, 044 211 10 80; Prada Donna, Bahnhofstrasse 18, 044 211 09 43 TAG Heuer www.tagheuer.com Victor & Rolf Genf: Boutique Apollinaire, 61 rue du Rhône, 022 311 77 21 genuss Wein-Zeit, s. 86 Audemars Piguet Genf : Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 - Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Cartier Genf, Cartier, 35 rue du Rhône, 022 818 54 54 ; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22 ; Chronométrie Kunz, 1 rue du Mont-Blanc, 022 731 09 20 – Lausanne : Cartier, 6 rue de Bourg, 021 320 55 44 ; Guillard SA, 1 place de la Palud, 021 312 6 86 – Zürich : Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Maurice Lacroix www.mauricelacroix.com Panerai Genf: Officine Panerai, 19 rue du Rhône, 022 818 66 44; Les Ambassadeurs, 62 rue du Rhône, 022 318 62 22; La Maison de l’Horlogerie, 24 rue du Cendrier, 022 732 09 54 – Lausanne: A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83 – Neuenburg: Officine Panerai, 4 rue de la Balance, 032 723 28 00 – Zürich: Les Ambassadeurs, Bahnhofstrasse 64, 044 227 17 17 Patek Philippe Genf : Salon Patek Philippe, 41 rue du Rhône, 022 Gübelin SA, 60 rue du Rhône, 022 365 53 80 - Lausanne : A l’Emeraude, 12 place Saint-François, 021 312 95 83- Zürich : Beyer Chronometrie, Bahnhofstrasse 31, 043 344 63 63 ; Gübelin AG, Bahnhofstrasse 36, 044 37 52 20 Rolex www.rolex.com MAKING OF BOUDOIR I N T E R V I E W | von Emmanuel Grandjean Glamorissima Donnerstag, 28. Oktober: Impressionen vom glamourösen Shooting im Hotel Warwick in Genf wie im Stil von 1965. BASELWORLD THE WATCH AND JEWELLERY SHOW MARCH 24–31, 201 1* Peter Lindbergh Mode in Schwarz und Weiss *LE SALON MONDIAL DE L’HORLOGERIE ET DE LA BIJOUTERIE P WWW.BASELWORLD.COM eter Lindbergh, ein charmanter Mann mit der Statur eines Titanen und Händen wie Schaufeln, begrüsst uns mit einem kräftigen Handschlag. Es ist die Begegnung mit einem der ganz Grossen der Modefotografie. 1944 in Lissa an der polnischen Grenze geboren, ist er schon heute eine Legende. Der Fotograf der Kampagne 2011 von IWC lud Freunde der Schaffhauser Uhrenmarke – Matthew Fox, Zinedine Zidane, Cate Blanchett, Kevin Spacey – nach Portofino, um dort die Dolce Vita fotografisch und in Schwarz und Weiss aufleben zu lassen. Nach dem Studium der Malerei an der Werkkunstschule Krefeld und mit einem einmaligen Künstlerauge gesegnet, wendet sich Peter Lindbergh erst als 27-Jähriger der Fotografie zu. Die Krefelder Schule hatte keine Professoren wie die Kunstakademie Düsseldorf, wo Bernd und Hilla Becher eine neue Generation Fotografenkünstler ausbildeten. Peter Brodbeck – später wird er den weniger deutsch klingenden Namen Lindbergh wählen – arbeitet zuerst vor allem für die Printmedien. Seine ersten Bilder veröffentlicht er in der Zeitschrift «Stern», erhält später Aufträge von «Vogue» und zieht nach Paris. «Vanity Fair», «Haarper’s Bazaar», «Marie-Claire», «Rolling Stones» reissen sich um den Fotografen, den die grossen Luxusmarken (Prada, Armani, Calvin Klein, Jil Sander) schon früher entdeckt haben. Lindbergh lichtet junge Models ganz natürlich und in Schwarz-Weiss ab, sein Stil wird sein Markenzeichen. 1989 fotografiert er Naomi Campbell, Linda Evangelista und Cindy Crawford, die noch am Anfang ihrer Karriere sind. In den Neunzigerjahren zur Ikone geworden, markiert diese Art Fotografie den Beginn der Ära der Supermodels, die ihrerseits Teil des Starsystems werden. Die Begegnung mit einem Fotografen, der Italien und Jean Reno liebt, es aber verabscheut, sich ablichten zu lassen Sie haben die IWC-Kampagne fotografiert. Fühlen Sie sich von der Welt der Uhren angezogen? Ein wenig, ja. Ich liebe die Einfachheit. In diesem Genre ist IWC meine Lieblingsmarke, was im aktuellen Zusammenhang vielleicht etwas komisch klingen mag. Ich besitze jedoch mehrere Uhren von IWC, die ich schon vor langer Zeit gekauft habe. Ich mag ihr schlichtes Design. Mit zu komplizierten und ausgefallenen Zeitmessern habe ich eher Mühe. Mein jüngster Sohn ist 18 Jahre alt. Er steht auf grosse, sehr sportliche Uhren. Ihm ist es unverständlich, weshalb ich den minimalistischen Stil vorziehe. Sie haben zuerst Malerei studiert und Concept Art in einer Galerie ausgestellt. Wie sind Sie zur Fotografie gekommen? Dank der Geschichte der Fotografie – Richard Avedon, Helmut Newton, Irving Penn, Bruce Webber, Robert Frank. In meinem Hirn ist eine Art Fotomuseum gespeichert. Gibt es ein Bild, das Sie besonders geprägt hat? Warten Sie… Ich erinnere mich an eine unglaubliche Aufnahme von André Kerté- sz: eine Frau auf einem Sofa, deren Arme und Beine erstaunliche Winkel bilden. Ein Schwarz-Weiss-Bild also, und immer wieder Aufnahmen in Schwarz-Weiss. Woher diese Leidenschaft für diese Art Fotografie, als deren Meister Sie heute gelten? Ich habe zwar diesen Ruf, aber ich arbeite sehr oft in Farbe. Vor allem seit dem Aufkommen der Digitalkameras. Früher musste ich im Voraus festlegen, ob ich in Farbe oder Schwarz-Weiss arbeiten wollte. Jetzt entscheide ich nach dem Shooting, ob ich das Bild so behalte oder es bearbeiten will. Die Retouchiertechnik hat sich enorm entwickelt. Photoshop erlaubt derart feine Abstimmungen, dass sich Bilder herstellen lassen wie zu Zeiten der Analogfotografie, aber ohne ihre technischen Nachteile. Sie betrachten sich als Modefotografen und nicht als Künstler. Sie legen viel Wert auf diese Präzisierung. Weshalb? Es ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass kein Modefotograf sich als solchen bezeichnet. Alle geben vor, Künstler zu sein. Ich sage, ich bin Modefotograf, ohne es eigentlich zu sein. Ich würde es lächerlich finden, mich Künstler zu nennen. Aber im Grunde ist dies alles ohne grosse Bedeutung. An der Arbeit sieht man Sie immer in Bewegung, und Sie reden viel. Bei mir ist alles Improvisation. Auf dem Set geht es freundschaftlich zu und her, und ich arbeite möglichst ohne Tricks. Ich rekognosziere die Aufnahmeorte früh, um so möglichst stressfrei zu foFinanz und Wirtschaft LU X E | 101 B O U D O I R | I N T E RV I E W | Foto : Alban Kakulya « Die Ideen kamen immer ganz von selbst. » tografieren und dafür zu sorgen, dass sich alles fast wie zufällig ergibt. Während der Arbeit redet man über alles und nichts. Die Atmosphäre muss locker sein, damit die Menschen vergessen, dass sie vor der Kamera stehen. Ich liebe es, Persönlichkeiten zu versammeln und zu tun, als ob sie in einem nicht existierenden Film spielten. Tatsächlich erinnert das in Portofino realisierte Portfolio an Kino. Sie haben auch erwähnt, dass Sie vom deutschen Expressionismus beeinflusst sind. In diesem Fall liess ich mich von Dolce Vita inspirieren. Ich liebe das italienische Kino dieser Epoche, allerdings mehr wegen der Aufnahmen als wegen der Storys. Vor allem mag ich Pietro Germi – ein sehr politischer Regisseur, dem SchwarzWeiss-Aufnahmen gelangen, die schlicht… wow sind. Hinter Ihnen liegen 40 Jahre Karriere. Hat Sie die Inspiration nie im Stich gelassen? Nein, nie. Die Menschen verlangen so viele verschiedene Dinge. Ich war nie in der Situation, dass ich mich fragte, was ich denn tun sollte. Die Ideen kamen immer ganz von selbst. Natürlichkeit ist Ihr Stil, Ihr Markenzeichen. Ich versuche stets, die Menschen so darzustellen, wie sie im tatsächlichen Leben sind. So viele Berühmtheiten sind in der Werbung zu sehen, dass man nicht mehr weiss, wer sie wirklich sind. Manchmal sehe ich eine Schauspielerin auf einem Plakat und frage mich: Guter Gott, wer ist das? Fotografiere ich Jeanne Moreau oder Jean Reno, will ich wissen, was in ihnen steckt, damit meine Bilder ihrer Persönlichkeit auch wirklich entsprechen. Wie gelingt dies? Was gibt den Ausschlag? Mein Auge erfasst den Augenblick, in dem das Modell so ist, wie es wirklich ist. In diesem bestimmten ausschlaggebenden Moment drücke ich auf den Auslöser. Mein Job ist es, Menschen zu fotografieren, um sie so zu zeigen, wie sie sind, um ihre intime Persönlichkeit zu erfassen. Fotografieren Sie lieber Männer oder Frauen? Ganz eindeutig Frauen. Natürlich fotografiere ich auch gerne einen Jean Reno. Das ist etwas anderes. Denn es geht immer auch um die Beziehung zum Fotografierten. Jean ist einer meiner besten Freunde. Wissen Sie, jeder Mensch hat seinen eigenen Charme. Jean Reno ist als Schauspieler kameragewohnt, während Zidane vor dem Objektiv eher scheu ist. Die Situationen sind immer wieder anders. Auch sage ich dem Modell nie, es soll lächeln, sondern schaffe lieber eine lockere Atmosphäre, die es zum Lächeln bringt. Sie hassen es, fotografiert zu werden? Ja, mit meinem Teddybär-Aussehen weiss ich nicht, wie ich mich vor der Kamera benehmen soll. Ich bin nicht cool und bin viel zu scheu dazu. Und wenn ich es trotzdem versuche, komme ich mir total dumm vor. | 102 | Finanz und Wirtschaft LU X E