Einweihung KV-Schulhaus Lenzburg Reinach

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Einweihung KV-Schulhaus Lenzburg Reinach
Grusswort von Landammann Dr. Urs Hofmann anlässlich der Einweihungsfeier des KV-Schulhauses Lenzburg Reinach am 30. März 2012 in Lenzburg
Sehr geehrte Damen und Herren
Ist man zu einer Wohnungs- oder Hauseinweihung, einem Richtfest oder einer Geschäftseröffnung eingeladen, sucht man meist nach einem passenden Geschenk. Zu Wohnungseinweihungen bringt man gerne Salz mit. Oder man schenkt ein Hufeisen oder bringt einen Segensspruch vorbei. Beim Richtfest wird das Dach des Hauses mit einem Richtkranz oder
einem Richtbaum geschmückt. Was aber bringt man an die Einweihungsfeier eines Schulhauses mit?
Ich bringe Ihnen eine Dose Salz mit als Zeichen für eine gute Zukunft ohne Mangel. Und ich
möchte Ihnen erläutern, warum es sich lohnt, in Bildung zu investieren: 14 Monate wurde an
diesem Gebäude gebaut. Es wurde renoviert, umgebaut, verbessert und herausgeputzt.
Während dieser Zeit mussten Lehrer- und Schülerschaft viele Unannehmlichkeiten in Kauf
nehmen. Es war laut und vielleicht auch dreckig. Manche mögen sich gefragt haben, ob sich
der ganze Aufwand lohnt. Heute erstrahlt das Schulhaus in neuem Glanz. Pünktlich zum
astronomischen Frühlingsanfang am 20. März ist das KV-Schulhaus in Lenzburg zum
Schmetterling geworden.
Ähnlich verhält es sich mit dem Erwerb von Bildung: Man baut und renoviert am eigenen
Bildungshaus. Man investiert Zeit und Ressourcen. Stück um Stück verbessert man die Mauern, bis sie halten. Ab und zu muss man an einem anderen Ort erneut ein Fundament legen,
bevor man weiterbauen kann. Dank unserer dualen Berufsbildung in der Schweiz stehen
unseren jungen Berufsleuten bei diesem "Hausbau" heute viele Möglichkeiten offen.
Das duale Berufsbildungssystem, wie wir es in der Schweiz seit langem kennen, erfährt derzeit eine Renaissance öffentlicher Wertschätzung. Und dies zu Recht. Wurden wir früher von
der OECD oft kritisiert, dass es bei uns zu wenig Hochschulabgängerinnen und Hochschulabgänger gebe, so sieht man heute die vielen Vorteile, wenn Jugendliche eine Berufslehre
machen und früh ins Arbeitsleben integriert werden. Die Integration der jungen Menschen in
die Arbeitswelt ist das entscheidende Plus dieses dualen Bildungssystems. Die Arbeitswelt
ist der grösste Integrator in unsere Gesellschaft: Nur wer in Lohn und Arbeit ist, fühlt sich als
vollwertiges Mitglied der Gesellschaft. Nicht zuletzt dank unserer dualen Berufsbildung haben wir eine bis zu dreimal niedrigere Jugendarbeitslosenquote als vergleichbare Industriestaaten, die keine Berufslehre kennen und ausschliesslich auf vollschulische Bildungsgänge
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setzen. Dazu kommt, dass die Jugendlichen in unserem Bildungssystem auch früh lernen,
Verantwortung zu übernehmen.
Die Schweiz hat, im Jahreszyklus schwankend, eine Jugendarbeitslosenquote von 3 bis 5
Prozent. Im Gegensatz dazu hat Finnland, welches bekanntlich im Pisa-Rating stets den
europäischen Spitzenplatz einnimmt, eine solche von derzeit 23 Prozent. Finnland kennt
keine Berufslehre. Länder wie Frankreich, Spanien, England oder Italien, weisen wohl eine
hohe Gymnasialquote auf, aber sie haben auch eine entsprechend hohe Jugendarbeitslosigkeit von 20 Prozent und mehr. Tendenz steigend.
Wer eine Berufslehre in der Schweiz absolviert, verdient nach der Lehre meist erheblich
mehr als Ungelernte. Und vor allem: Er unterliegt zudem einem dreimal kleineren Risiko,
arbeitslos zu werden. Und das Risiko, Sozialhilfebezüger zu werden, ist viel kleiner. Wer zusammen mit einer Berufslehre die Berufsmaturität ablegt, hat zudem prüfungsfreien Zugang
zu den Fachhochschulen. Und ganz generell: Wer als Lehrabgängerin oder Lehrabgänger
tüchtig ist, dem stehen viele beruflichen Karrieremöglichkeiten offen.
Sie sehen also, es lohnt sich, in die Bildung und die entsprechende Infrastruktur zu investieren. Auch wenn es ab und zu lärmt und staubt. Es ist mir eine grosse Freude, das KVSchulhaus in Lenzburg in seinem neuen Gewand zu sehen. Das KV-Schulhaus Lenzburg
Reinach soll weiterhin eine Stätte sein, wo junge Leute an ihrem Bildungshaus bauen können und so ein Fundament legen, welches den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt standhalten wird und sie arbeitsmarktfähig macht. Bereit fürs Berufsleben oder wie es heute wohl
eher heisst: Ready for business!