Eine Welt für alle - Global Marshall Plan
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Eine Welt für alle - Global Marshall Plan
Publik-Forum D O S S I E R Eine Welt für alle Gerechte Wirtschaft – Kontrolle der Finanzmärkte – Global Marshall Plan Es gibt Alternativen zur herrschenden Politik DOSSIER Eine Welt für alle Inhalt III Wenn Kühe mehr Geld bekommen als Menschen Über die Verantwortung der Eliten in Nord und Süd und die Erwartungen an Angela Merkel. Fragen an den südafrikanischen Entwicklungsexperten Kumi Naidoo IV Die Schatten der Globalisierung Massenarmut, Klimawandel, Rohstoffkriege: Die eigentliche Tagesordnung von Angela Merkel, George Bush und Co. V Von Goldeseln und Heuschrecken Wer von Armut spricht, darf über Reichtum nicht schweigen VI »Option für die Armen« Christen für eine gerechte Welt. Fragen an Birgit Zenker, Vorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung VII »Globalisierung ist kein Schicksal« Plädoyers für eine globale Spiritualität: Dalai Lama – Rabbi Awraham Soetendorp – Prinz El Hassan bin Talal – Riane Eisler – Reinhard Höppner – Richard Rohr IX Eine Welt für alle Faire Verteilung des Reichtums, Regeln für die Multis, Öko-Wende: Angela Merkel, Geroge Bush und Co. könnten eine gerechte Politik machen, wenn sie denn wollten IX Eine Steuer auf die Spekulation Kontrolle der Finanzmärkte ist möglich – wenn die Politik sie will X »Schranken für das Kapital« Der drohende Ausverkauf der Welt und eine Vision für die Zukunft. Fragen an Sabine Leidig, Geschäftsführerin von Attac XII »Die Welt braucht eine Vision« Der Global Marshall Plan für eine humane Welt von morgen XIII »Wann, wenn nicht jetzt?« Der große Plan und die Politik. Fragen an Frithjof Finkbeiner, internationaler Koordinator der Global Marshall Plan Initiative XIV Projekte der Hoffnung Mikrokredite in der Sahelzone – Schutz für den Regenwald XV Das kann ich tun Eine gerechtere Welt ist ein hohes Ziel. Und doch können alle dazu beitragen. Vier Wege zum Erfolg Publik-Forum D O S S I E R ii Mai 2007 Liebe Leserin, lieber Leser, selten zuvor waren die Chancen für eine gerechtere Welt besser als jetzt. Seit vergangenem Herbst haben mehrere Klimaberichte selbst größte Skeptiker von der Bedrohung durch den Klimawandel überzeugt. Kaum jemand bestreitet mehr, dass die Probleme der globalen Erwärmung und die weltweite Armut gleichermaßen angegangen werden müssen. Selten zuvor standen die Regierungen der großen Acht unter einem solchen Druck der Weltöffentlichkeit, endlich zu handeln, statt immer zu reden. Und doch herrscht tiefes Misstrauen: Allzu oft kapituliert die Politik vor mächtigen Interessen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich der wirtschaftliche Reichtum in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelt hat, an den Börsen immer mehr Geld umgesetzt wird – und für 2,6 Milliarden Menschen dennoch nicht mehr übrig bleibt als zwei Dollar am Tag. Noch immer warten Millionen Kranke in den Slums sehnsüchtig auf billige Medikamente, doch den großen Acht sind die Patente der Pharmaindustrie wichtiger als die Kranken. Die globale Erwärmung wird von einigen Regierungen durchaus ernstgenommen. Und doch haben die Verantwortlichen oft genug von Klimaschutz gesprochen und dann doch den Interessen der Energie- und Autoindustrie nachgegeben. Wen wundert es da, dass die Menschen kein Vertrauen in die Politik haben? Doch Misstrauen hilft nicht weiter. Es geht darum, die Politik zu verändern. Und die Politik wird sich bewegen, wenn sich mehr Menschen bewegen. Dazu will das vorliegende Dossier ermutigen. Gemeinsam legen die Global Marshall Plan Initiative, Attac, die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung und Publik-Forum eine Fülle an Vorschlägen vor, die die Welt menschlicher machen können – wenn der politische Wille dazu vorhanden ist. Machen Sie deshalb die Veränderung der Politik zu Ihrer Sache, engagieren Sie sich, verbreiten Sie die Ideen aus diesem Dossier – und sorgen Sie dafür, dass die Politik sich bewegt, für eine gerechtere Welt. In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Erfolg! Ihr Wolfgang Kessler, Chefredakteur von Publik-Forum P.S.: Weitere Informationen unter www.publik-forum.de/globalisierung Eine Welt für alle DOSSIER Wenn Kühe mehr Geld bekommen als Menschen Über die Verantwortung der Eliten in Nord und Süd und die Erwartungen an Angela Merkel. Fragen an den südafrikanischen Entwicklungsexperten Kumi Naidoo Von Wolfgang Kessler Publik-Forum: Was erwarten Sie von der deutschen Kanzlerin Angela Merkel? Naidoo: Dass sie die goldene Gelegenheit wahrnimmt, um George Bush vom notwendigen Kampf gegen die globale Ungerechtigkeit zu überzeugen. Wenn die reichen Länder dabei scheitern, dann betrügen sie nicht nur die Armen der Welt, sondern verletzen auch die Werte, die sie selbst predigen und für die sie angeblich einstehen. Publik-Forum: Sind die politischen Eliten in den Industrieländern wirklich für die Armut in Afrika und anderswo verantwortlich? Naidoo: Wenn Solidarität überhaupt etwas bedeutet, dann dass alle Verantwortung übernehmen müssen, die ein System tragen. FOTO: MINISTRY FOR FOREIGN AFFAIRS OF FINLAN Kumi Naidoo kämpfte einst an der Seite von Nelson Mandela gegen das Apartheidsystem in Südafrika. Heute ist er Generalsekretär des renommierten Netzwerks von Bürgerbewegungen Civicus mit Sitz in Johannesburg und Washington D. C. FOTO: PA/DPA Publik-Forum: Herr Naidoo, was fühlt ein Afrikaner, wenn sich die Regierungschefs der reichen Industrienationen treffen? Kumi Naidoo: Die meisten Afrikaner wissen gar nicht, dass es diese Gipfeltreffen gibt. Sie finden an so abgelegenen Orten statt, dass dies die Beteiligung der Bürger fast ausschließt – ob diese aus dem Norden oder aus dem Süden kommen. Irgendwann hören wir dann Versprechungen, die nie eingehalten werden. Unsere Realität unterscheidet sich vollkommen von der Realität, mit der sich die Regierungschefs der Industrieländer befassen. Inzwischen haben wir fast jedes Vertrauen in die politische Führung der Industriestaaten verloren. Gut finden wir allerdings die Aktionen der Bürger im Norden, die nicht aus Mitleid mit uns argumentieren, sondern wirklich Gerechtigkeit fordern. Gleichzeitig tragen aber diejenigen die größte Verantwortung, die die meiste Macht haben. Das sind die Eliten in den Industrienationen. Sie müssen sich die Frage stellen, ob sie den Bedürfnissen der Armen wirklich Priorität einräumen. Dass sie das tun, glauben wir Afrikaner nicht. Wie könnten wir dies auch glauben, wo die Europäische Union jede Kuh mit zwei Euro pro Tag subventioniert und gleichzeitig rund drei Milliarden Menschen von weniger als zwei Euro am Tag leben. Es ist klar, dass afrikanische Landwirte mit so hochsubventionierten Produkten nicht konkurrieren können – weder in Europa noch in Afrika. Dabei profitiert die Mehrzahl der Landwirte in Europa nicht einmal. Der größte Teil der Subventionen geht an eine kleine Gruppe großer Unternehmen. Publik-Forum: Sind die Eliten des Südens Teil des Problems oder Teil der Lösung? Naidoo: Leider sind sie oft Teil des Problems. Es ist einfach nicht akzeptabel, dass sich die Eliten des Südens so verhalten wie jene des Norden und materiell auf dem gleichen Standard leben wie jene, während ihre Bürger zum größten Teil in Armut leben. Publik-Forum: Was bedeutet dies für Nichtregierungsorganisationen des Südens? Naidoo: Wir müssen unsere Regierungen dazu zwingen, Rechenschaft abzulegen und transparent zu arbeiten. Nur dann kommen Schuldenerlasse und Hilfsgelder wirklich den Armen zugute. Wie steht es mit Korruption? Damit befassen wir uns intensiv. Es gibt Fälle, in denen Gelder in falsche Kanäle geflossen sind. Wir haben aber auch Beweise dafür, dass dies nicht in erster Linie staatliche Behörden betrifft. Korruption ist oft weit verbreitet bei der Förderung von Öl, Gold und Diamanten. Dies wäre allerdings nicht möglich, würde sie nicht von den Zentralen der Konzerne in den reichen Ländern zumindest geduldet und von den Regierungen der Reichen ignoriert. Publik-Forum: Naidoo: Publik-Forum: Auf den Finanzmärkten wird kräftig spekuliert, auch mit Währungen. Wie stark sind die ärmsten Länder von solchen Entwicklungen betroffen? Naidoo: Die armen Länder können schlicht nicht mehr wirtschaftlich planen, wenn Mai 2007 iii D O S S I E R Publik-Forum DOSSIER Eine Welt für alle sich ständig Rahmenbedingungen wie Währungen verändern. Wer bezahlt das Öl, wenn der Dollar plötzlich steigt? Wir sind von Entwicklungen abhängig, die wir nicht beeinflussen können. Publik-Forum: Ist der freie Welthandel ein Vorteil für die armen Länder oder ein Nachteil? Naidoo: Niemand wird durch den freien Handel frei, solange die Macht ungleich verteilt ist. Im Zweifel schützen die Industrieländer ihre Märkte, um ihre Dominanz zu wahren. Noch immer gibt die Europäische Union mehr Geld für Agrarsubventionen aus als für Entwicklungshilfe. Das größte Problem liegt darin, dass diejenigen, die freien Handel predigen, gegen ihr eigenes Prinzip verstoßen, wenn es für sie oder ihre Wirtschaft gefährlich wird. Den armen Ländern soll genau das verboten werden. Publik-Forum: Was könnte die weltweite Armut verringern? Naidoo: Wir brauchen einen Welthandel, in dem die Menschen mehr zählen als der Profit. Es ist einfach unfair, den armen Ländern die Werkzeuge zu nehmen, die sie brauchen, um ihre Volkswirtschaften zu entwickeln. Sie müssen ihre Märkte schützen, wie dies die reichen Länder früher auch getan haben, um ihre eigene Märkte zu schaffen. Publik-Forum: Gerade die afrikanischen Länder sind eigentlich sehr reiche Länder. Was muss geschehen, dass die Menschen vor Ort von diesem Reichtum profitieren? Naidoo: Wir sagen, dass Afrika den größten Reichtum unter der Erde aufweist, aber die größte Armut über der Erde. Wenn der Reichtum unter der Erde die Armut über der Erde verringern soll, dann brauchen wir Regierungen, die verantwortungsvoll und transparent arbeiten. Und wir müssen dafür sorgen, dass endlich die Menschenrechte respektiert und Demokratie und die Gleichberechtigung der Geschlechter durchgesetzt werden. Die Entwicklung Afrikas läuft nicht ohne die Frauen. Publik-Forum: Was erhoffen Sie sich von den reichen Ländern in den kommenden Jahren? Naidoo: Sie sollen nicht akzeptieren, dass alle drei Sekunden ein Kind stirbt und ein Programm zur Bekämpfung der Armut auflegen. In diesem Jahr feiern wir den 60. Jahrestag des Marshallplans, der in kurzer Zeit zum Wiederaufbau Europas beitrug. Was wir heute brauchen, ist ein Marshallplan zur Bekämpfung der Armut. Er muss die Welt in ein neues Gleichgewicht bringen, indem die Rahmenbedingungen für die armen Länder durchgreifend verbessert ■ werden. Die Schatten der Globalisierung Massenarmut, Klimawandel, Rohstoffkriege: Die Themen, die eigentlich auf der Tagesordnung von Angela Merkel, George W. Bush und Co. stehen müssten Von Wolfgang Kessler Die soziale Zerrüttung der Welt Die Globalisierung der Wirtschaft hat die Welt grundlegend verändert: Der Reichtum ist enorm gewachsen, doch gerechter ist die Welt nicht geworden. Zwar gibt es auch gute Nachrichten: In vielen Ländern ist die Säuglingssterblichkeit zurückgegangen, es gibt weniger Analphabeten. In einigen Staaten Asiens und Lateinamerikas hat sich ein – gemessen an der Einwohnerzahl – kleiner Mittelstand gebildet: rund 300 Millionen Chinesen und Inder zählen dazu. Diese guten Nachrichten werden allerdings überschattet von einer immer größeren Kluft zwischen Arm und Reich – und von einer zunehmenden Zerrüttung ganzer Gesellschaften. Beides gilt auch für die Industriestaaten, insbesondere für die USA und für Großbritannien. Aber auch in Deutschland sind die Einkommen gesunken. Der Reichtum konzentriert sich auf weniger Köpfe, während immer mehr Menschen unter prekären Bedingungen arbeiten müssen, wenn sie überhaupt Arbeit haben. Dabei erscheint diese Entwicklung fast harmlos gegenüber der globalen KatastroPublik-Forum D O S S I E R iv Mai 2007 phe der Armut. Nach Angaben der Vereinten Nationen haben eine Milliarde Menschen keinen ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser, Schulen oder Arbeitsplätzen. Rund 2,6 Milliarden Menschen leben von weniger als zwei Dollar pro Tag. In 35 Ländern teilt die Hälfte der Bevölkerung dieses Schicksal, in Mali, Niger und Sambia sogar über 90 Prozent. Da der wirtschaftliche Reichtum gleichzeitig rasant gewachsen ist, zeigt die Tragödie der Armut, wie ungleich der globale Wohlstand inzwischen verteilt ist: Waren die Einkommen im reichsten Fünftel der Erde 1990 schon 60 Mal so hoch wie jene im ärmsten Fünftel der Erde, so sind sie heute 90 Mal so hoch. Diese globale soziale Zerrüttung ist kein Naturereignis – sie ist auch politisch verschuldet: durch das ständige Zurückdrängen des Staates und durch die Weigerung der Politik, die globale Armut großflächig zu bekämpfen. Weltweit hat sich eine Wirtschaftspolitik durchgesetzt, die Steuern und Sozialabgaben senkt, Zölle und Kontrollen abschafft und Schutzregeln abbaut, damit sich die Wirtschaft möglichst ungehindert entfalten kann. Dies setzt die Menschen der wirtschaftlichen Konkurrenz immer unge- schützter aus: Der Stärkere siegt, die Schwächeren bleiben auf der Strecke. Gleichzeitig hat der Staat zu wenig Geld, um die soziale Gerechtigkeit durch Investitionen in neue Arbeitsplätze, soziale Dienste und Bildung abzusichern. Der Reichtum nimmt zu – und die Ungerechtigkeit auch. Mindestens so groß sind die Versäumnisse bei der Bekämpfung von Armut. Während für Waffen jedes Jahr weltweit mehr als 1000 Milliarden US-Dollar ausgegeben werden, fuhren die Industrieländer ihre Entwicklungshilfe im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf 108 Milliarden Dollar zurück – nur Deutschland hat sie leicht gesteigert. Von den großen Ideen, die auf den Gipfelkonferenzen der vergangenen Jahre diskutiert und manchmal beschlossen wurden, ist nicht viel geblieben: Der 1999 initiierte Schuldenerlass für die ärmsten Länder beschränkt sich auf 50 bis 80 Milliarden Dollar – bei Gesamtschulden von 2500 Milliarden. Eine Abgabe auf Flugtickets, um mehr Entwicklungshilfe zu finanzieren, wurde nur von Frankreich beschlossen. Und von dem großen Ziel der UNO, wonach jedes Industrieland 0,7 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes in die Entwicklungshilfe investiert, sind die meisten In- DOSSIER FOTO: PA/DPA/RUIZ Eine Welt für alle dustrieländer weiter entfernt denn je – ihr Anteil ist derzeit gerade halb so hoch. Die führenden Politiker und Politikerinnen der großen acht Industrieländer mögen glauben, dass sie die Welt regieren. In Wirklichkeit sorgen sie dafür, dass der Markt regiert – und jene, die ihn beherrschen. Partnerschaft oder Betrug? Es ist ein alter Traum: Wenn der freie Weltmarkt nicht durch Einfuhrschranken wie Zölle beschränkt wird, kann jedes Land seine Stärken ausspielen und profitiert von einem wachsenden Austausch. Realistisch ist dieser Traum nur unter wirtschaftlich vergleichbaren Staaten. Profitieren können auch Länder mit aufstrebender Industrie wie China oder Indien, wobei die Exportgewinne jedoch oft nur einer dünnen Bevölkerungsschicht nützen. Katastrophale Folgen hat der Freihandel dagegen für arme Staaten. »Aus allen Regionen der Welt berichten uns unsere Projektpartner über die verheerenden Auswirkungen von Freihandelsabkommen«, sagte unlängst Josef Sayer, Geschäftsführer des katholischen Hilfswerkes Misereor. Vor allem die Öffnung des eigenen Marktes für Importe hat dramatische Folgen für Ent- wicklungsländer: Billige europäische Überschusslebensmittel oder US-amerikanische Baumwolle – beide hoch subventioniert – verdrängen die lokalen Produzenten; Kleinbauern verlieren ihre Existenzgrundlage, ziehen in die Städte und vergrößern dort die Elendsviertel. Ähnliche Folgen hat der Versuch der Entwicklungsländer, ihre Exportproduktion anzukurbeln: Dann verdrängt die Produktion von Biosprit, Palmöl oder Ananas die lokale Landwirtschaft oder zerstört die Natur. Trotz dieser Folgen plant die Europäische Union bis Ende diesen Jahres sogenannte Partnerschaftsabkommen mit 79 assoziierten Afrika-Karibik-Pazifik-Staaten (AKPStaaten). Diese Abkommen garantieren den Exporteuren aus diesen Staaten den freien Zugang zum europäischen Markt – allerdings unter der Bedingung, dass sie auch ihre Märkte gegenüber Exporteuren aus der Europäischen Union öffnen. Die Gefahr liegt in Importen aus Europa, die billig angeboten werden, weil die EULandwirte hohe Subventionen erhalten. Mehrere Studien warnen vor den Folgen für den Süden: Einnahmeverluste durch den Wegfall von Importzöllen; noch mehr Armut, wenn einheimische Produzenten ihre Existenz verlieren, und einen Verfall der Währungen, wenn der Außenhandel ein wachsendes Defizit aufweist. Obwohl fast alle Entwicklungsorganisationen diese Partnerschaftsabkommen kritisieren, will die Europäische Union daran festhalten. Und nicht nur dies: Entwicklungsländern, die die Unterschrift verweigern, will die EU eventuell Entwicklungshilfe streichen. Der freie Welthandel erweist sich als Instrument der Reichen, eine geplante Partnerschaft als Betrug. Die Enteignung der Ohnmächtigen Im Zuge der wachsenden weltwirtschaftlichen Verflechtung hat die Macht der transnationalen Konzerne erheblich zugenommen. Sie überspringen nationale Grenzen in kurzer Zeit, während die Politik an nationalen Grenzen endet. Wo die Politik globale Vereinbarungen trifft – wie bei der Öffnung der Märkte oder für den Schutz geistigen Eigentums – verstärken diese oft die Macht der Global Player. Bei der Eroberung neuer Märkte dringen die Global Player immer stärker in Bereiche vor, die für die Armen besonders bedeutsam sind. Viele Länder wurden durch Kreditvereinbarungen mit dem Internationalem Währungsfonds oder Mai 2007 v D O S S I E R Publik-Forum Eine Welt für alle mit der Weltbank gezwungen, ihre Wassermärkte ausländischen Unternehmen zu öffnen – mit oft unsozialen Folgen: Die Wasserpreise stiegen, sodass sich die Armen ihr Wasser kaum mehr leisten können. Nun hoffen die Global Player auf die Öffnung anderer Märkte im Süden: darunter auch Bildung und Gesundheit. Ihre Öffnung hätte ebenfalls Folgen für die Ärmsten, weil Schulen und Ärzte dann viel Geld kosten. Schon heute hat der Schutz des geistigen Eigentums, der den Industrieländern stark am Herzen liegt, schwerwiegende Folgen. Die Industrieländer wollen ihre technologischen Entwicklungen vor Markenpiraten aus der Dritten Welt schützen. Völlig ignoriert werden dabei die Folgen des internationalen Schutzes von geistigem Eigentum für die Entwicklungsländer: Die Preise von Markenmedikamenten sind – wie im Falle der Aids-Mittel 3TC und GlaxoSmithKline nachgewiesen – zehnmal so teuer wie nachgemachte Medikamente, sodass sich viele eine Aids-Behandlung nicht mehr leisten können. Rechte an geistigem Eigentum auf Saatgut verbieten den Bauern die kostenlose Wiederaussaat – sie müssen Lizenzgebühren bezahlen. Da immer mehr Schätze der Natur von Unternehmen patentiert werden, kommt dies einer Enteignung der Menschen im Süden gleich. Wollen sie die Patente nutzen, dann werden hohe Lizenzgebühren fällig. Im Jahre 2005 kassierten Unternehmen aus den sechs größten Industriestaaten Einnahmen aus Lizenzgebühren in Höhe von 41 Milliarden US-Dollar. Die Patentierung von Naturschätzen im Süden und ihr anschließender Schutz als geistiges Eigentum lohnt sich – für die Industrieländer und ihre Konzerne. Wie bei den Himba in Namibia läuft es fast überall in Afrika: Produkte aus den Industrieländern überrollen die Märkte – und verdrängen einheimische Anbieter FOTO: PA/HB VERLAG/EMMLER DOSSIER Heiße Kriege im Treibhaus Die Erwärmung des Klimas ist eine Folge des energieintensiven Wirtschafts- und Lebensstils, der durch die Globalisierung in alle Ecken der Erde verbreitet wird. Die reichen Industrieländer haben diesen Wirtschafts- und Lebensstil zur Perfektion entwickelt und dabei immer größere Mengen an Treibhausgasen produziert. Diese konservieren mehr Sonnenwärme auf der Erde Von Goldeseln und Heuschrecken Wer von Armut spricht, darf über Reichtum nicht schweigen Von Peter Wahl U rsprünglich hatten die Finanzmärkte eine Service-Funktion für Produktion und Handel, also für die Realwirtschaft. Es ging darum, den Unternehmen Kredite bereitzustellen und den Zahlungsverkehr zu organisieren. Mit Ende der festen Wechselkurse und durch die Liberalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte nach 1973 setzte ein historischer Umbruchprozess ein. Die Finanzmärkte wurden zum ersten wirklich globaPublik-Forum D O S S I E R vi Mai 2007 len Markt. Sie lösten sich von der Realwirtschaft und dominieren seither die Globalisierung. Völlig neue Profitquellen wurden erschlossen. Globale Spekulation mit Devisen, Wertpapieren und Zinsdifferenzen wurde zum wahren Goldesel. Während die Reallöhne fast überall sanken, die Armut in die Industrieländer zurückkehrte und die Nord-Süd-Kluft sich öffnete, vermehrte sich Kapitalvermögen in atemberaubendem Tempo. Weltweit hat sich das Kapital von Millionären in zehn Jahren ver- und heizen das Klima auf. Bereits heute deuten sich dramatische Folgen an: Die Gletscher in vielen Weltregionen schmelzen ab, im Himalaja und in den Anden droht Trinkwassermangel, die Meere erwärmen sich und sorgen für heftigere Wirbelstürme, die Meeresspiegel steigen, 43 Inselstaaten drohen zu versinken und bevölkerungsreiche Küstenregionen zu überfluten. Hungersnöte, Flüchtlingsströme, Überschwemmungen und Dürrekatastrophen werden doppelt: von 16 Billionen Dollar auf 32. Zum Vergleich: Das globale Bruttoinlandsprodukt liegt bei 40 Billionen. Wer von Armut redet, kann über Reichtum nicht schweigen. Gleichzeitig haben die frei schwankenden Wechselkurse die Instabilität des Finanzsystems drastisch erhöht. Darunter leiden besonders die Entwicklungsländer, die ein stabiles wirtschaftliches Umfeld brauchen. Wechselkursschwankungen des Dollars und US-Zinserhöhungen haben die Schuldenkrise 1984 ausgelöst. Die Zahl und die Häufigkeit von Finanzkrisen haben zugenommen. Die Gefahr von Kettenreaktionen bei Krisen ist gewachsen. Ein Crash hat dramatische soziale Folgen, vor allem für die sozial verwundbaren Schichten. Eine Welt für alle Im Zentrum des neuen Systems steht der Shareholder – Besitzer von Aktien oder Wertpapieren. Anders als früher interessiert den Shareholder nicht mehr die Dividende, sondern er möchte seine Papiere so schnell wie möglich mit Maximalprofit wieder verkaufen, um dann das Spiel von vorne zu beginnen. Ein globales Kasino. Besonders wirkungsvoll sind die Interessen der Shareholder in Form institutioneller Investoren. Die Speerspitze dieser Investoren sind Private Equity und Hedgefonds – die sogenannten Heuschrecken. Die interessiert nur noch eines: Maximalprofit. Innovation, Wettbewerbsfähigkeit, Arbeitsplätze, Soziales sind sekundär. Wie sagte doch Vizekanzler Franz Müntefering: »Kapitalismus ist keine Sache fürs Museum, ■ sondern brandaktuell.« »Option für die Armen« Christen für eine gerechte Welt. Fragen an Birgit Zenker, die Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Publik-Forum: Regierungschefs wie George Bush oder auch Chefinnen wie Angela Merkel sind bekennende Christen. Was verbindet Sie als Christin und Vorsitzende eines christlichen Verbandes mit ihnen? Birgit Zenker: Sicherlich verbindet der Auftrag Gottes, diese Welt gerechter zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. Doch anders als die Politik, die häufig – und ich denke da besonders an den amerikanischen Präsidenten Bush und den Irak-Krieg – Gott und Glaube für ihre Interessen instrumentalisiert, sehe ich meine Aufgabe darin, in der Option für die Armen jenen zu helfen und Stimme zu geben, die benachteiligt werden. Worin sehen Sie derzeit die größten Gefahren für die Weltwirtschaft? Zenker: Bereits vor vierzig Jahren wurde in der Enzyklika Populorum Progressio eindeutig und unmissverständlich beschrieben, dass die ungleiche Verteilung der Güter dieser Welt Ursache für Hunger und Elend ist. Die Politik und die Entwicklung der globalen Wirtschaft der letzten Jahrzehnte hat die Spaltung verschärft. Gewinnmaximierung ist wichtiger geworden als der Mensch. Vor zwanzig Jahren hat bei uns keiner von Hungerlöhnen gesprochen. Heute können viele in Deutschland genauso wenig von ihrer täglichen Arbeit leben wie viele Menschen in Asien oder Afrika. Publik-Forum: FOTO: KAB vorhergesagt – und dies vor allem in Regionen, die wenig zum Treibhauseffekt beitragen. Und das Klima wird noch wärmer: Denn Chinesen, Inder und alle anderen Völker auf der Erde streben nach dem gleichen Wohlstand wie die reichen Industrienationen, wozu sie so lange ein Recht haben, wie sich die Industriestaaten dieses Recht nehmen. Der Aufbruch von China, Indien, Indonesien, Brasilien und anderen Schwellenländern zum Wirtschafts- und Lebensstil des Nordens stellt die Welt vor beispiellose Herausforderungen: Er wird das Klima weiter anheizen und die Vorräte an endlichen Ressourcen aufzehren. Der Kampf um die Rohstoffreserven hat bereits begonnen. Bei jedem Krieg am Golf, im Irak oder in Afghanistan spielt das Öl eine beherrschende Rolle, viele Konflikte in anderen Ländern drehen sich um das schwarze Gold. In Schwarzafrika heizt der Kampf um Coltran für die Handys der Welt Bürgerkriege an. Und das ist erst der Anfang. Wenn die Rohstoffe wirklich knapper und immer teurer werden, dann drohen Ressourcenkriege und breite soziale Konflikte in vielen Ländern, in denen sich nur noch eine reiche Oberschicht einen energieintensiven Wohlstand leisten kann. Niemand mag sich diese düsteren Perspektiven derzeit ausmalen. Zu verhindern sind sie jedoch nur, wenn die Regierungen aller Länder eine offensive Politik zum Schutz des Klimas betreiben und einen global umweltverträglichen Wirtschafts- und Lebensstil entwickeln. Die Regierungen der acht großen Industrieländer haben über so weitreichende Ziele bisher noch ■ nicht einmal diskutiert. DOSSIER nehmen und Dorfentwicklungsprojekte initiieren oder – wie aktuell – die ReIntegration von ehemaligen Kindersoldaten in den Dörfern Nord-Ugandas organisieren. Umgekehrt setzten sich KAB-Gruppen für den Verkauf von fair gehandelten Produkten ein, um diesen Entwicklungsprojekten Zukunftschancen zu ermöglichen. Publik-Forum: Wo sehen Sie Erfolge? Unsere Arbeit hat Mitglieder des Catholic Worker Movement in Uganda in die Lage versetzt, politische Verantwortung in den Parlamenten zu übernehmen, um die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in dem afrikanischen Land zu verbessern. Auch wenn das von der dortigen Regierung nicht immer gern gesehen wird. Zenker: Publik-Forum: Haben christliche Bewegungen besonders gute Voraussetzungen für globale Solidarität, weil es in vielen Ländern christliche Bewegungen gibt? Zenker: Eindeutig ja, Bewegungen werden durch die Beziehungen der Menschen mit Leben gefüllt. Dabei spielen der gemeinsame Wille und der Auftrag Gottes eine entscheidende und verbindende Rolle. Die KAB hat sich immer als internationale Bewegung verstanden und unser partnerschaftlicher Ansatz der Entwicklungsarbeit führt zu Solidarität. Was sollten und könnten die Kirchen als Global Player tun? Zenker: Sie sollten ihren Einfluss auf Politik und Gesellschaft noch stärker nutzen, um Unrecht, Unterdrückung und Ausbeutung kompromissloser anzuprangern. Gleichzeitig darf die Kirche nicht Zuschauer sein, sondern sollte mit ihren Möglichkeiten zum besagten Mitspieler auf dieser einen Welt werden. Publik-Forum: Publik-Forum: Wie engagiert sich die Katho- lische Arbeitnehmer-Bewegung für eine gerechtere Welt? Zenker: Die KAB Deutschland baut als Teil der Weltbewegung christlicher Arbeitnehmerinnen mit Partnerschaftsprojekten in Lateinamerika, Asien und Afrika zivilgesellschaftliche Strukturen auf. So wie beispielsweise den Aufbau von Arbeitnehmergruppen in Uganda, die wiederum die Entwicklung ihres Landes in die Hand ■ Interview: Wolfgang Kessler Kontakt: www.kab.de, Tel. 0221/77220 Mai 2007 vii D O S S I E R Publik-Forum Eine Welt für alle ■ Christoph Quarch Die Macht der Würde. Globalisierung neu denken. Hg. im Auftrag des Deutschen Ev. Kirchentags, Gütersloher Verlagshaus, 208 Seiten, 5,- Euro. Das Buch ist im Publik-Forum Shop erhältlich: Bestell-Nr. 7563, www.publik-forum.de/shop Die Welt braucht die Es ist bemerkenswert, dass laut den letzten Worten des biblischen Buches der Propheten die vollständige Zerstörung der Erde und all ihrer Bewohner nur abgewendet werden kann, wenn die Harmonie zwischen den Generationen wieder hergestellt wird. Der Schlüssel zur Erlösung ist der lebendige Dialog innerhalb all unserer spirituellen Traditionen zwischen den Alten, die keine karge Wüste hinterlassen möchten, und den Jungen, die in Hoffnung und nicht in Mutlosigkeit leben und sich entwickeln möchten. Rabbi Awraham Soetendorp ist Mitglied der Erd-Charta-Kommission. »Unser Menschsein ist der Ausgangspunkt, um mit verschiedenen Auffassungen von Wahrheit zu leben« In dieser globalen Welt, in der das Handeln der Einen Auswirkungen auf die Anderen hat, ist die Entwicklung einer internationalen Ethik der menschlichen Solidarität von entscheidender Bedeutung. (...) Jeder und jede Einzelne ist nicht mehr, aber auch nicht weniger als ein menschliches Wesen. Indem wir unser gemeinsames Menschsein betonen, leugnen wir nicht die Bedeutung von Glaubensfragen oder werten diese ab. Es geht stattdessen darum anzuerkennen, dass es nicht die Definition der Wahrheit gibt, die allgemein anerkannt wird. Unser gemeinsames Menschsein muss den Ausgangspunkt bilden, von dem aus wir lernen mit verschiedenen Auffassungen von Wahrheit zu leben. SKH Prinz El Hassan bin Talal ist Präsident des Club of Rome und war Moderator der Weltkonferenz der Religionen für den Frieden (WCRP). Publik-Forum D O S S I E R viii Mai 2007 FOTO: PA/DPA »Der Schlüssel zur Erlösung ist der lebendige Dialog zwischen den Alten und den Jungen« FOTO: AP/MAYO G ibt es auf Erden ein Maß? Die Frage, die Friedrich Hölderlin vor knapp 200 Jahren aufwarf, ist heute dringlicher denn je. Die drohende Klimakatastrophe, das tägliche Desaster von Armut und Hunger, die allgegenwärtigen Gräuel von Gewalt und Unterdrückung – dies alles lässt nur eine Antwort auf Hölderlins Frage zu: Nein. Es gibt kein Maß — die Menschheit ist vermessen und ihre Wirtschaft ist maßlos. In einer Krise solchen Ausmaßes wird es entscheidend darauf ankommen, das Denken und Fühlen, das Bewusstsein und die Wahrnehmung der Menschen dieser Erde so zu entwickeln, dass der Geist mit den rasanten Veränderungen auf den Feldern der Kommunikation, der Wirtschaft, der Technologie mithalten kann. Eine besondere Rolle fällt dabei den Religionen zu. Die Erde braucht ihre Weisheit, um die Globalisierung zu mäßigen und der Politik maßgebliche Normen an die Hand zu geben. Die Welt braucht eine globale Spiritualität, die sich den Menschen in Solidarität und Liebe zuwendet und der Würde des Menschen Geltung verleiht, gerade weil sie den Menschen von Gott her versteht. Globale Spiritualität ist keine Super-Religion hinter oder neben den Religionen. Sie kann nur gedeihen im Gespräch der Religionen – in einem Dialog, der den Mut aufbringt, in die Tiefe des eigenen Glaubens zu fragen und sich dabei vom je Anderen zu neuen Entdeckungen inspirieren zu lassen. Dieser Dialog findet bereits statt. Wir haben einige Stimmen aus ihm zusammengestellt. Sie sind dem Buch »Die Macht der Würde« entnommen, das aus Anlass des 30. Deutschen Evangelischen Kirchentags erschienen ist. FOTO: PA/DPA/FÖRSTER DOSSIER »Jeder Mensch profitiert davon, wenn wir das Wohl der anderen über unser eigenes stellen« Gerechtigkeit und Gleichheit sind spezifisch menschliche Prinzipien. Wir sollten diese Prinzipien nicht unserem Streben nach Macht oder materiellem Reichtum opfern. Stattdessen sollten wir sie dafür einsetzen, die Interessen und Anliegen anderer zu unterstützen. (...) Jeder Mensch profitiert davon, wenn wir das Wohl der anderen über unser eigenes stellen. Ich bin davon überzeugt, dass ein beharrliches Bemühen in diese Richtung Frieden und Stabilität in unsere Gesellschaft bringt. Da andere Menschen des Glücklichseins ebenso bedürfen wie wir, sollten wir sie nicht für unsere egoistischen Zwecke missbrauchen. Ungeachtet des materiellen Gewinns, den wir daraus ziehen: Wenn wir, die wir diesen Planeten von der Geburt bis zum Tod teilen müssen, unseren Respekt, unsere Liebe und unsere Empathie für einander verlieren, wird unser Leben sinnlos. Der XIV. Dalai Lama ist die höchste weltliche und religiöse Autorität Tibets und Träger des Friedensnobelpreises. Eine Welt für alle DOSSIER »Indem wir unser Denken verändern, können wir die Grundlagen für eine friedlichere Welt schaffen« Wir leben in einer Zeit, in der die Mischung aus Hochtechnologie und patriarchalem Herrschaftsmodell uns möglicherweise in eine Sackgasse führt. Hochtechnologie im Dienst von Eroberung und Herrschaft – ob über Menschen oder die Natur – ist weder sozial- noch umweltverträglich. Wir brauchen eine weltweite Bewegung weg von der Herrschaft hin zur Partnerschaft. Geistliche Führungspersönlichkeiten und fortschrittlich denkende Religionsgemeinschaften spielen in dieser kulturellen Umgestaltung eine bedeutende Rolle. Indem wir unser Denken verändern, können wir die Grundlagen für eine fröhlichere, friedlichere Welt schaffen, die von Partnerschaft gekennzeichnet ist, und in der die Würde und Schönheit der Menschen und der Natur wirkliche Wertschätzung erfährt. Riane Eisler ist als Sozialwissenschaftlerin und Zukunftsforscherin Mitglied des Weltzukunftsrates. »Die Welt braucht ein Volk der Gerechtigkeit und Liebe – das für die bedingungslose Menschenwürde eintritt« »Unsere Zeit ist reif für die volle Wahrnehmung der Würde eines jeden Menschen« Die Welt braucht ein Volk der Gerechtigkeit und Liebe, ein Volk, das sich aus den Anhängerinnen und Anhängern aller Religionen aber auch der Religionslosen zusammensetzt; aus allen, die die Macht und die Bedeutung der bedingungslosen Menschenwürde bestärken. Dieses Volk der Gerechtigkeit und Liebe scheint die einzige Gemeinschaft zu sein, in der die dringlichen Fragen nach Land, Frieden, Handel, Verschuldung, Entwicklungshilfe, Gesundheit, Bildung und Entwicklung so verhandelbar werden, dass sich dabei Enteignung, Abschlachtung, Hunger, Krankheit und Verzweiflung nicht endlos wiederholen. (...) Wir brauchen eine Strategie, die das Volk der Gerechtigkeit und Liebe über die Grenzen des Nationalstaates oder einer bestimmten Religion oder Ideologie hinaus mobilisiert – was sicher eine ökumenische Aufgabe ist, eine Aufgabe für das große Volk, das wir über unsere individuellen Völker hinaus repräsentieren. Kathy Galloway ist die spirituelle Leiterin Das dualistische Denken teilt die Welt in Würdige und Unwürdige auf. Jene, die im Geiste Jesu denken, werden dies ganz anders sehen. Er sagt: »Gott lässt seine Sonne aufgehen über die Bösen und die Guten und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte«. Wahre christliche Heiligkeit und menschliche Ganzheit bringt genau diese Freiheit mit sich, eine Würde zu sehen, in sich zu tragen und zu ehren, die dem Menschen innewohnt, die unverdient und universal ist. In diesem Sinne haben das Christentum und unsere Kultur noch nicht viel begriffen, denn ihr Sehen richtet sich beinahe ausschließlich nach äußerlichen, erarbeiteten und ausgrenzenden Werten. Unsere Zeit ist reif und braucht dringend die volle Wahrnehmung, wenn die Menschheit und wenn unser Planet überleben sollen. Richard Rohr ist US-amerikanischer Franziskanerpater, Prediger und Autor spiritueller Bücher. der Iona Community in Schottland. »Globalisierung ist kein unabwendbares Schicksal, sondern eine Gestaltungsaufgabe« FOTO: EPD/SCHIEFER FOTO: COLLOPY Weisheit der Religionen Globalisierung ist kein unabwendbares Schicksal, sondern eine Gestaltungsaufgabe. Gestaltungskraft ist also gefragt, nicht nur bei »denen da oben«, sondern auch von unten, politische Gestaltungskraft, denn es geht um das Zusammenleben auf unserem Globus, eine politische Angelegenheit also. Solche Gestaltungsaufgabe braucht Ziele und Kriterien. Wenn es nicht bei einem Gegeneinander bleiben, sondern zu einem Miteinander bei der Lösung der Probleme kommen soll, dann ist eine Verständigung über solche Ziele und Wege erforderlich. Reinhard Höppner ist Präsident des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Mai 2007 ix D O S S I E R Publik-Forum DOSSIER Eine Welt für alle Eine Welt für alle Faire Verteilung des Reichtums, Regeln für die Multis, Öko-Wende: Angela Merkel, George Bush und Co. könnten eine gerechte Politik machen – wenn sie denn wollten Global und doch gerecht »Die Erde hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier«, sagte einst Mahatma Gandhi. Und genau dies ist das Problem: Wenn die Erde ein Platz für alle Menschen sein soll, dann muss die Gier in die Schranken gewiesen werden – im Norden und im Süden. Dass dies möglich ist, beweisen jene Industriestaaten, die sich dem Diktat des freien Marktes widersetzt und eine gerechtere Politik betrieben haben: Die skandinavischen Länder besteuern alle Einkommen – Löhne, Gehälter, Gewinne, Kapitalerträge, Vermögen, Erbschaften – fair, aber konsequent, und investieren die Einnahmen in gute Kinderbetreuung, Bildung, Jugend- und Altenbetreuung, Forschung und Entwicklung. Das Ergebnis: Die Volkswirtschaften dieser Länder sind konkurrenzfähig, es gibt wenig Arbeitslosigkeit und noch weniger Armut. In Großbritannien und Frankreich verhindern gesetzliche Mindestlöhne Hungerlöhne, wie sie Millionen Deutsche verdienen. In den Niederlanden, in Skandinavien und in der Schweiz schützen Mindestrenten alle Bürger vor Altersarmut. In Österreich garantiert eine solidarische Krankenversiche- rung allen Menschen eine medizinische Grundversorgung – die Beiträge sind halb so hoch wie in Deutschland. Gerechtigkeit ist auch in Zeiten von Globalisierung möglich, wenn die Politik den Mut hat, eine gerechtere Verteilung des Reichtums durch- Protest gegen den Ausverkauf der Welt in Indien: Die Armen im Süden müssen teuer bezahlen, wenn Konzerne ihre Wasserversorgung übernehmen oder ihr Saatgut patentieren Eine Steuer auf die Spekulation Kontrolle der Finanzmärkte ist möglich – wenn die Politik sie will Von Peter Wahl D ie globalisierten Finanzmärkte und die hinter ihnen stehenden Interessen beherrschen die Globalisierung. Die Finanzmärkte bilden einen transnationalen Raum, der sich der Regulierung durch einzelne Regierungen entzogen hat. Mehr noch, sie diktieren Regierungen zunehmend ihren Willen. »Anleger müssen sich nicht mehr nach den Anlagemöglichkeiten richten, die ihnen ihre Regierung einräumt, vielmehr müsPublik-Forum D O S S I E R x Mai 2007 zusetzen. Und dies zahlt sich aus: Dort, wo die Einkommen gerecht verteilt sind, leben die glücklichsten Menschen. Noch dringender ist eine gerechtere Verteilung des globalen Reichtums – und längst nicht so schwierig, wie die Politik glauben sen sich die Regierungen nach den Wünschen der Anleger richten«, erklärte der ehemalige Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer. Aber wer hat die Finanzmärkte gewählt? Vorschläge, die Finanzmärkte einer demokratischen Kontrolle zu unterwerfen, liegen auf dem Tisch, bis in die Details durchdacht und ausformuliert. Ein Einstieg wäre eine Umsatzsteuer auf den Devisenhandel. Beim Kauf eines jeden Pfundes Butter, für jedes Stück Brot, für jedes T-Shirt zahlen wir Umsatzsteuer. Für das FOTO: REUTERS Von Wolfgang Kessler T-Shirt seit Januar sogar 19 Prozent. Wenn aber Dollar, Yen, Pfund und Euro gehandelt werden, ist das völlig umsatzsteuerfrei. Wieso soll ausgerechnet eine Branche, in der märchenhafte Profite gemacht werden, ein Steuerprivileg besitzen, das wir sonst nur aus dem Feudalismus kennen? Heute werden pro Börsentag 1,9 Billionen Dollar auf den Devisenmärkten umgesetzt. Das meiste dient der Spekulation. Schon eine geringe Steuer von 0,1 Prozent würde Milliardensummen an Steueraufkommen bringen, die für dringende Aufgaben wie Klimaschutz und die Bekämpfung der Armut eingesetzt werden können. Und die Spekulation würde bis zu einem gewissen Grad zurückgedrängt und damit die Sprunghaftigkeit auf den Finanzmärkten. Das ist vor allem für die Eine Welt für alle Schutz vor Ausbeutung Der freie Welthandel ist ein großer Traum – für die, die ihn sich leisten können. Für Kleinbauern in Burkina Faso oder Sierra Leone ist er ein Albtraum. Sie Entwicklungsländer gut. Die Argumente gegen eine solche Devisentransaktionssteuer sind inzwischen alle widerlegt. Die Steuer ist machbar – in jedem Währungsraum und ohne nennenswerte Chance zur Steuerhinterziehung. Ähnlich ausgereifte Konzepte gibt es für andere Bereiche des Finanzsystems, wie für die Neutralisierung von Steuerparadiesen, für die Stabilisierung von Wechselkursen, zur Regulierung von Hedgefonds, den sogenannten Heuschrecken, für Derivate oder zur Demokratisierung der internationalen Finanzinstitutionen. Ein ganzer Instrumentenkasten liegt bereit. Was für die Realisierung all dieser Vorschläge fehlt, ist der politische Wille bei den Regierenden. Der entsteht nur, wenn ■ es Druck aus der Gesellschaft gibt. »Schranken für das Kapital« Der drohende Ausverkauf der Welt und eine Vision für die Zukunft. Fragen an Sabine Leidig, Geschäftsführerin von Attac Publik-Forum: Das Netzwerk Attac engagiert sich seit Langem gegen eine rein marktorientierte Globalisierung und für Gerechtigkeit, Ökologie und Demokratie. Was hat das Engagement gebracht? Sabine Leidig: Es ist uns gelungen, eine fundierte Kritik der Globalisierung zu entwickeln und öffentlich zu verankern. Wir haben deutlich gemacht, dass es sich um gesellschaftliche Verhältnisse handelt, die so oder anders gestaltet werden können, also nicht alternativlos sind. Publik-Forum: Reicht es eigentlich aus, nur gegen etwas zu kämpfen? Leidig: Leute, die sich engagieren, haben eine Vorstellung davon, wie menschenwürdiges Leben aussehen könnte. Es gibt den utopischen Überschuss. Wir machen auch konkrete Vorschläge, wie an wichtigen Stellschrauben Veränderungen bewirkt werden können. Aber es ist unverzichtbar, den weiteren Ausverkauf der Welt zu stoppen. Publik-Forum: Welche Vision von Weltwirtschaft haben Sie? Leidig: Kurz gesagt: Die natürlichen, geistigen und technologischen Möglichkeiten demokratisch zu nutzen. Ich halte es mit Jean Ziegler: »In den letzten Jahrzehnten sind auf der Erde unglaubliche Reichtümer entstanden, das Welt-Bruttosozialprodukt wurde fast verdoppelt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ist der objektive Mangel besiegt und die Utopie des gemeinsamen Glückes wäre materiell möglich.« Publik-Forum: Welches sind die wichtigsten politischen Schritte hin zu dieser Vision? Leidig: Entscheidend ist, das Kapital unter Kontrolle zu bringen. Dazu gehören Steuern, mit deren Hilfe gelenkt und umverteilt werden kann. Dazu gehört, dass große gesellschaftliche Bereiche der pri- vaten Kapitalverwertungslogik entzogen werden – Gesundheit, Bildung, Wasser, öffentliche Infrastruktur. Es müssen verbindliche soziale Rechte und ökologische Regeln durchgesetzt werden, die Konzernen weltweit Schranken setzen. Und angesichts der ManagementDesaster muss auch die Frage nach Demokratie in den Betrieben gestellt werden, ebenso wie die Frage nach Formen der Enteignung von Energiekonzernen beispielsweise, die mit ihren Monopolen einem Umsteuern bei der Klimapolitik entgegenstehen. FOTO: ATTAC macht. Wenn alle Industrieländer – wie von der UNO gefordert – wirklich 0,7 Prozent ihres Bruttoinlandsproduktes in die Entwicklungshilfe investieren würden, dann stünden Jahr für Jahr rund 100 Milliarden Dollar mehr zur Bekämpfung der weltweiten Armut zur Verfügung als heute. Und würde es Vielflieger und Börsenspekulanten wirklich in die Verzweiflung treiben, wenn alle Staaten auf ihre Flugtickets eine Entwicklungsabgabe erheben würden oder Börsenumsätze mit 0,1 Prozent besteuern würden? Die Belastungen wären gering – die Chance aber umso größer: Mit diesem Geld könnte die Zahl der Armen bis zum Jahre 2015 halbiert werden, wie die UNO dies 2000 versprochen hat. Bekämpfung der Armut – das heißt jedoch weder Almosen geben noch Großprojekte finanzieren. Viel erfolgreicher ist eine Politik, die die Armen in die Lage versetzt, ihre Lebensbedingungen zu verbessern. Wo Kleinbauern höhere Preise für ihre Produkte erzielen, bauen sie selbst Schulen und Gesundheitszentren. Wo Frauen günstige Kredite und Beratung erhalten, können sie ihre Familien ernähren und sich selbst entfalten – ohne die verhängnisvolle Abhängigkeit von ihren Männern. Dort, wo Entwicklungspolitik bei der Arbeit der Menschen vor Ort ansetzt und zivilgesellschaftliche Strukturen fördert, kommt die Hilfe den Menschen zugute – und nicht jenen, die nur absahnen wollen. DOSSIER Publik-Forum: Gibt es eine Gesprächsbasis zwischen Ihnen und der politischen Elite? Leidig: Im Grunde gibt es keine Kommunikation mit denen, die marktradikale Konzepte betreiben. Die ziehen in die entgegengesetzte Richtung. Da wollen wir uns nicht hinbewegen. Aber diese Elite ist kein homogener Block. Es gibt innere Widersprüche und – wie überall – Persönlichkeiten, die aufrichtig und gesprächsbereit sind. Wir sind jederzeit zur Diskussion bereit. Publik-Forum: Wie kann man Ihre Visionen in die Mitte der Gesellschaft tragen? Leidig: Ich bin sicher, dass dort bereits eine Menge Resonanz ist. Bei denen, die den Werten der Aufklärung und des Humanismus oder der christlichen Sozialethik verbunden sind. Und bei denen, die erfahren haben, dass auch hoch Qualifizierte von Massenentlassungen betroffen sind und keineswegs jeder als »Arbeitskraftunternehmer« und Telekom-Aktienbesitzer vom Hype der Börsenkurse profitiert. Wesentlich ist aber, dass soziale Bewegungen entstehen und unterstützt werden, deren Dynamik in alle gesellschaftlichen Schichten ausstrahlt, wie es im 19. Jahrhundert die Arbeiterbewegung ver■ Interview: Wolfgang Kessler mochte. Kontakt: www.attac.de, Tel. 069/90028110 Mai 2007 xi D O S S I E R Publik-Forum Eine Welt für alle können der Welt nichts verkaufen. Gleichzeitig müssen sie damit rechnen, dass ihr Hühnerfleisch teurer ist als die hochsubventionierten Hühnerbeine aus der Europäischen Union. Deshalb brauchen sie Schutz vor dem Zugriff des Weltmarkts, um lokale und regionale Märkte für ihre Bedürfnisse entwickeln zu können. Gelingen wird dies nur, wenn die Entwicklungsländer ihre Märkte gegen Billigimporte abschotten, um die eigenen Landwirte zu stärken. Wenn dann die 500 Millionen Landlosen der Welt noch Land erhalten, sich zu Genossenschaften zusammenschließen und Nahrungsmittel für sich und ihre Umgebung produzieren – dann kann der Kreislauf von Armut und Unterernährung durchbrochen werden. Schutz brauchen die Armen auch vor der Enteignung durch die großen Unternehmen: Bauern im Süden verlieren ihre Existenz, wenn sie Lizenzgebühren für die Wiederaussaat zahlen müssen. Ihre Existenz wird erst gesichert, wenn Patente auf Saatgut verboten und der Tausch von kommerziellem Saatgut kostenfrei zugelassen wird. Ähnliches gilt für den Zugang zu Wasser, Bildung und Medikamenten. Wer solche Dienste zu kommerziellen Waren macht, beraubt arme Menschen ihrer Lebenschancen. Für Schwerkranke in den Slums kann der Patentschutz den sicheren Tod bedeuten, wenn Medikamente dadurch für sie unerschwinglich werden. Deshalb müssen die Interessen der Armen Vorrang haben vor dem Interesse der Pharmaindustrie an einem hohen Niveau des Patentschutzes. Gerecht wird die Weltwirtschaft erst, wenn die Grundlagen des Lebens allen zur Verfügung stehen und nicht nur jenen, die sie sich leisten können. Globale Regeln für die Multis Der freie Weltmarkt nützt den transnationalen Konzernen – und den Verbrauchern im Norden: Die einen können dort produzieren, wo es besonders billig ist, die anderen erhalten billige Produkte. Doch: Viele Produkte sind nur deshalb so billig, weil dafür Kinder arbeiten, billige Arbeitskräfte in Fabriken oder auf Plantagen ausgebeutet oder die Natur hemmungslos mit Pestiziden oder mit Müll verseucht wird. Globale Gerechtigkeit und ein nachhaltiges Wirtschaften wird es deshalb erst geben, wenn die internationale Politik den Konzernen klare Regeln auferlegt: Der freie Handel für Unternehmen gilt nur dann, wenn sie keine Kinder ausbeuten, wenn sie soziale Mindestnormen auf Plantagen und in Fabriken akzeptieren, Gewerkschaften zulassen und Beschäftigte nicht aufgrund von Geschlecht oder aus anderen Gründen diskriminieren. Was so Der Global Marshall Plan für eine humane Welt von morgen Publik-Forum D O S S I E R xii Mai 2007 Öko-Wende oder Rohstoff-Kriege Klar ist: Wenn alle Länder so wirtschaften und leben wie die Industriestaaten, dann drohen ökologischer Kollaps, soziale Konfrontationen sowie Kriege um knappe Rohstoffe. Verhindern können dies derzeit nur Viele Kritiker der Globalisierung warnen wie einst Mahatma Gandhi: »Die Erde hat Platz für jedermann, aber nicht für jedermanns Gier« »Die Welt braucht eine Vision« Armut, Terror, Kriege und der Klimawandel bedrohen die Welt. In dieser Situation fordern unterschiedliche Persönlichkeiten aus der ganzen Welt – von Ex-Minister Heiner Geißler über Ex-EU-Kommissar Franz Fischler bis hin zur linken Globalisierungskritikerin Susan George – einen Global Marshall Plan. Sie lehnen sich dabei an den ehemaligen US-Außenminister und späteren Friedensnobelpreisträger George C. Marshall an. Er legte 1947 den berüchtigten Morgenthauplan ad acta, der Deutschland technokratisch klingt, würde für Frauen, die auf den Plantagen Mittelamerikas erst mit Pestiziden besprüht werden und später Bananen pflücken ebenso eine soziale Revolution bedeuten wie für jene, die in Chinas Fabrikkasernen für Aldi und Tchibo T-Shirts nähen. Und niemand sage, dies sei nicht durchsetzbar. Die transnationalen Unternehmen würden lieber diese Bedingungen akzeptieren als zu riskieren, dass sie ihre Produkte nicht mehr verkaufen dürften. Und die Verbraucher brauchen sich nicht zu fürchten: Die T-Shirts aus dem Süden werden immer noch billig sein, aber nicht mehr so viel Elend verursachen wie heute. zu einem Agrarland machen wollte, und entwarf ein Wiederaufbauprogramm: den Marshallplan. Die heutige Marshall Plan Initiative hat eine ähnliche Vision. Sie will die Milleniumsentwicklungsziele verwirklichen, denen sich 191 Staaten seit dem Jahr 2000 verpflichtet haben: extreme Armut beseitigen, Grundschulbildung für alle Kinder gewährleisten, Gleichstellung der Frauen fördern, Kindersterblichkeit senken, Gesundheit der Mütter verbessern, Aids, Malaria FOTO: REUTERS DOSSIER und andere Krankheiten bekämpfen, ökologische Nachhaltigkeit gewährleisten und eine globale Partnerschaft aufbauen. Um diese Ziele zu verwirklichen, müssen bis zum Jahr 2015 jährlich 100 Milliarden Dollar zusätzlich aufgebracht werden. Statt die nationalen Budgets weiter zu belasten, schlägt die Initiative vor, die Mittel aus folgenden Quellen aufzubringen: über eine Abgabe auf den Welthandel, eine Abgabe auf Weltfinanztransaktionen, den Handel mit Kohlendioxid-Emissionsrechten und eine Internationale Steuer auf Flugbenzin. Langfristig will die Initiative eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft, die durch einen Ordnungsrahmen die Weltwirtschaft mit der Gesellschaft und der Umwelt in Einklang bringt. Hierzu bedarf es auch der Eine Welt für alle Reform etablierter Regelwerke und Institutionen wie der UNO, des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, der Welthandelsorganisation oder Internationalen Arbeitsorganisation. Die globalen Einnahmen sollen dann Jahr für Jahr in die Erfüllung der Millenniumsziele investiert werden: und dies so, dass die Selbstbestimmungsrechte der Menschen respektiert werden. Gefordert wird Hilfe zur Selbsthilfe durch Mikrokredite, der Aufbau von Entwicklungsprojekten mit der einheimischen Bevölkerung und die rasche Verbreitung erneuerbarer Energieträger. »Die Welt braucht eine Vision«, sagen die zahlreichen Unterstützer der Initiative und werden nicht müde, die Eliten der Welt mit dieser Vi■ Wolfgang Kessler sion zu konfrontieren. »Wann, wenn nicht jetzt?« Der große Plan und die Politik. Fragen an Frithjof Finkbeiner, internationaler Koordinator der Global Marshall Plan Initiative Publik-Forum: Marshallplan klingt historisch, nach Hilfe für Europa in der Nachkriegszeit. Was hat das mit der Welt von heute zu tun? Frithjof Finkbeiner: Eine ambitionierte Idee, finanziert mit nur 1,3 Prozent des US-amerikanischen Bruttosozialproduktes, trug in nur vier Jahren erheblich zum Wiederaufbau Europas bei. Die Welt heute ist mit gravierenden Fehlentwicklungen konfrontiert, sowohl im Umweltbereich als auch bezüglich Massenarmut und kultureller Konflikte. Wundern wir uns eigentlich noch, dass Menschen über Grenzen klettern oder Bomben werfen? Hier brauchen wir eine neue Vision – und sie kann sich durchaus an George Marshall anlehnen. Inwieweit sind die Eliten der Industrieländer überhaupt an diesem Konzept interessiert? Finkbeiner: Die Global Marshall Plan Initiative definiert eine Art Minimalprogramm. Dieses Programm hat eine hohe Rationalität und kann von den Akteuren, die keine Veränderung wollen, nur schwer abgelehnt werden. Zudem klären wir die Bürger über die Bedingungen der Globalisierung auf. Wir zeigen, dass diese Bedingungen verändert werden können. Und alle können daran mitarbeiten. Publik-Forum: Publik-Forum : Die Kosten von 100 Milliarden Dollar pro Jahr sind nicht gering. Wie kann zum Beispiel die US-Regierung davon überzeugt werden, sich an ihrer Aufbringung zu beteiligen? Finkbeiner: Genau an die US-Elite richten wir uns ja über den Namensgeber unserer Initiative. Auch in den USA werden die Rufe immer lauter, dass Sicherheit nicht in erster Linie durch Heimatschutz oder das ständige Schüren von Angst erreicht wird, sondern durch die Umsetzung eines Weltethos, das auf der ethi- schen Basis der Goldenen Regel beruht: »Was Du nicht willst, dass man Dir tu’, das füg auch keinem andern zu«. Rein ökonomisch ist es viel billiger, heute präventiv zu handeln, als morgen immer mehr Scherben einzusammeln. FOTO: GLOBALMARSHALLPLAN die Industriestaaten. Erst wenn sie durch massive Investitionen in erneuerbare Energiequellen und durch die radikale Einsparung von Energie und Rohstoffen einen nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensstil entwickeln, ist jene Öko-Wende möglich, die die ganze Welt benötigt. Realistisch ist diese Wende nur bei anderen wirtschaftspolitischen Anreizen im Norden: Ein konsequent ökologisches Steuerund Abgabensystem verteuert den Umweltverbrauch und belohnt die Einsparung von Ressourcen. Diese ermutigt Unternehmen und Verbraucher, die Wegwerfproduktion durch eine langlebige Wirtschaft auf der Grundlage von Wiederverwertung und Reparatur zu ersetzen. Die Einnahmen aus den Öko-Steuern und -abgaben könnten dann eine Grundsicherung finanzieren, die die Benachteiligten vor den sozialen Folgen der Ökowende schützt. Diese Wende im Norden hat globale Bedeutung. Wenn sich im Norden erneuerbare Energie durchsetzt, dann wird sie auch im Süden eingesetzt – und eigenständig produziert. Wenn der Norden Ressourcen spart, stehen für den Süden mehr Ressourcen und Spartechnologien zur Verfügung. Wenn der Norden dann noch die finanziellen Mittel mobilisiert, um die Länder des Südens vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, zu denen sie kaum beigetragen haben, dann haben alle Menschen auf der Welt und auch künftige Generationen die große Chance auf ein Leben in Würde: Der Klimawandel wird verlangsamt, die Welt wird vor Rohstoffkriegen bewahrt und die Armen können ihr Leben verbessern, ohne die Welt zu zerstören: Eine Welt für jedermann und jedefrau: die Vision von Ma■ hatma Gandhi wird Wirklichkeit. DOSSIER Publik-Forum: Handelt es sich beim Global Marshall Plan nicht um ein Konzept von oben, das den Armen übergestülpt wird? Finkbeiner: Der Norden ist nicht einfach das Modell, dem man folgen muss. Nord und Süd könnten beide voneinander lernen, um gemeinsam einen Weg in die Zukunft zu finden, der nachhaltig ist. Ein gemeinsamer Lernprozess, der in einen fairen globalen Vertrag mündet, ist der richtige Weg in die Zukunft. Ein Musterbeispiel für effizienten Geldeinsatz sind die Kleinkredite der Grameen-Bank. Die Idee dazu lernte der Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus von den ärmsten Frauen in Bangladesch. Diese Mikrokredite haben eine enorme Breitenwirkung und sind eines der erfolgreichsten Entwicklungsprogramme. Publik-Forum: Was sind Ihre Hoffnungen für die kommenden Jahre? Finkbeiner: Gerade wir Europäer verdanken dem Marshallplan unseren heutigen Wohlstand. Im sechzigsten Jahr des historischen Marshallplans hat Deutschland den Vorsitz der G8. Die Demokraten in den USA diskutieren derzeit als verbindende Vision einen Global Marshall Plan – auch als Wahlkampfthema 2008 oder 2012 (vgl. www.tikkun.org). Wann, wenn nicht jetzt, ist der Zeitpunkt gekommen, endlich eine mutige Vision zu fordern und uns gemeinsam dafür einzusetzen? Kontakt: Tel. 040/82290-420, Fax -421; www.globalmarshallplan.org Mai 2007 xiii D O S S I E R Publik-Forum Eine Welt für alle FOTO: PA/DPA/METTELSIEFEN DOSSIER Mikrokredite in der Sahelzone Die Region um die Stadt Agadez liegt im Norden des Niger und ist stark durch Dürre gefährdet. Die Ressourcen sind äußerst knapp in dieser staubigen Region der Sa- FOTO: ARCOIMAGES Eine Sparkasse, das klingt nicht gerade spektakulär. Dennoch ist diese Möglichkeit, einen Kleinkredit zu bekommen im bettelarmen afrikanischen Niger revolutionär. Schutz für den Regenwald Das Entwicklungshilfeministerium der Niederlande hat sich gemeinsam mit der deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) ein ehrgeiziges Ziel Publik-Forum D O S S I E R xiv Mai 2007 gesetzt: Bis 2015 wollen sie insgesamt zehn Millionen Menschen aus der Energie-Armut befreien. Besonders benachteiligte Menschen aus den ländlichen Gebieten helzone. Die Menschen sind entweder Viehzüchter oder Bauern. Traditionell muss jeder, der ein wenig mehr besitzt, hungrige Verwandte ernähren. Seit 2004 gibt es mit Hilfe der Hilfsorganisation Eirene in Agadez eine Spar- und Kreditkasse. Äußerlich hat die Sparkasse in Agadez nicht viel gemein mit einer deutschen Sparkasse. Es handelt sich um ein Lehmgebäude von etwa 20 Quadratmetern Größe, das in der Mitte durch eine etwas wackelige Holzwand mit einer Tür und einem Schalterfenster getrennt ist. Ziel der Sparkasse ist es, Anreize zum Sparen und zum produktiven Umgang mit Geld zu schaffen. Sie vergibt Mikrokredite für Handel und kleine Unternehmen, Zugtiere und Brunnenbewässerung oder zur Aufstockung des Viehbestandes an ihre rund 500 Mitglieder – davon sind 130 Basisgruppen oder Kooperativen. Die Konditionen sind fair und entsprechen dem islamischen Zinsverbot. Die Mitglieder bürgen untereinander. Im klassischen Bankensystem hätten nomadisierende Hirten oder Bauern in Subsistenzwirtschaft keine Chance, ihre Produktion für den Markt auszudehnen. Jetzt erhalten Sie ■ Claudia Mende diese Chance. Infos unter: www.eirene.org Afrikas sollen dauerhaft mit Kochenergie und Strom für Licht versorgt werden. Auch Krankenhäuser, Schulen, kleine Firmen und Handwerksbetriebe sollen zuverlässig Licht und Energie erhalten. Bisher gibt es hier keinen Strom und zum Kochen wird der Regenwald abgeholzt. Der erste Teil des Großprojektes ist erfolgreich angelaufen. Für die Versorgung mit Kochenergie werden moderne Herdtypen eingesetzt wie der »Rocket Lorena« in Uganda. Er verbraucht 60 Prozent weniger Brennholz als ein offenes Feuer oder ein traditioneller Herd. In Uganda wurden 180 000 Herde in anderthalb Jahren eingeführt, dadurch werden 265 000 Tonnen Holz weniger verfeuert. Die Anschaffungskosten betragen ein bis zwei Euro, da das Material lokal vorhanden ist und nur der Handwerker für das Aufbauen bezahlt werden muss. Auf eine noch größere Einsparung von Feuerholz kommt der »Rocket Stove«, der vor allem in Malawi verbreitet ist. In einem Jahr wurden in dem kleinen zentralafrikanischen Land bereits 900 Stück verkauft. Jetzt hoffen die Entwicklungsexperten auf eine schnelle Verbreitung dieses Herdes, um die Entwaldung aufzuhalten. Die Chancen sind so groß ■ Claudia Mende wie nie. Eine Welt für alle DOSSIER Das kann ich tun ... IMPRESSUM Eine gerechtere Welt ist ein hohes Ziel. Und doch können alle persönlich dazu beitragen: Vier Wege versprechen Erfolg Von Wolfgang Kessler 1. Eine faire Welt kaufen Noch nie gab es so viele Möglichkeiten, mit dem Einkaufskorb für eine bessere Welt zu sorgen – und immer mehr Menschen tun dies. Kaffee, Tee, Schokolade, Wein, Blumen und viele andere Produkte sind mit dem Transfair-Siegel erhältlich. Dann sind sie etwas teurer, aber der höhere Preis zahlt sich aus: Kleinbauern in armen Ländern erzielen höhere Einkommen – ihre Häuser werden moderner, Schulen und Gesundheitszentren gebaut. Fairer Einkauf kann eine Politik für gerechten Welthandel nicht ersetzen. Die Politik mit dem Einkaufskorb bewirkt dennoch viel: In Europa wächst der Absatz von fair gehandelten Waren seit 2000 jährlich um 20 Prozent, auch in Deutschland gibt es einen wahren Boom. Mehr als fünf Millionen Kleinbauern in rund 50 armen Ländern profitieren davon. Fairer Handel verändert die Welt. www.transfair.org, Tel. 0221/942040-0 2. In Gerechtigkeit investieren Wer das Glück hat, über Ersparnisse zu verfügen, kann diese in globale Gerechtigkeit investieren: Bei der GLS-Gemeinschaftsbank kann man die Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe fördern. Die Steyler Bank unterstützt Projekte im Süden. Und die ökumenische Initiative Oikocredit verkauft weltweit Anteile in Höhe von 200 Euro – an Kirchen, Organisationen, Gemeinden und an Einzelne. Dadurch sind bisher knapp 300 Millionen Euro hereingekommen. Aus diesem Kapital gewährt Oikocredit günstige Kredite an Selbsthilfe-Unternehmen in armen Regionen der Welt. Das Geld der Anleger bleibt erhalten. Damit die Kredite für die Partner in den armen Regionen günstig bleiben, beschränkt sich die Dividende der Anleger auf zwei Prozent – dazu kommt der hohe Lustgewinn einer Investition in Gerechtigkeit. www.steylerbank.de, Tel. 02241/237337; www.gls.de, Tel. 0234/5797111; www.oikocredit.org, Tel. 0228/6880280 3. Geld spenden Die Deutschen spenden pro Jahr rund 150 Millionen Euro für soziale Projekte. Ein beträchtlicher Teil davon hilft den Ärmsten der Armen im Süden. Noch immer geistern Vorurteile herum, wonach sich korrupte Potentaten mit Spendengeldern goldene Badewannen bauen oder Gelder nicht dort ankommen, wo sie hinsollen. Doch solche Skandale sind selten geworden. So fließen Entwicklungsgelder kaum noch an staatliche Stellen. Die Hilfswerke betreuen vor allem eigene Projekte vor Ort – die Kontrollen sind besser denn je. Wer dennoch misstrauisch ist, kann sich selbst überzeugen: Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) vergibt ein Spendensiegel an Hilfsorganisationen und listet deren Arbeit in einem Almanach auf. Missbrauch ist nicht ausgeschlossen, aber selten. Entsprechend wertvoll sind die Spenden, weil oft Projekte gefördert werden, die eine Dynamik vor Ort auslösen – wie die Projekte der Hoffnung auf Seite 14 zeigen. www.dzi.de, Tel. 030/839001-0 4. Sich engagieren Politik bewegt sich nur, wenn sich die Menschen bewegen. Die Friedensbewegung hat die Politik ebenso verändert, wie es auch die Umweltbewegung getan hat. Jetzt erfordert eine Politik für mehr Gerechtigkeit das Engagement der Menschen. An Möglichkeiten fehlt es nicht: Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung engagiert sich in vielen Ortsgruppen vor allem für soziale Ziele – national wie international, unbequem, aber konsequent. Ortsgruppen in ganz Deutschland hat auch das globalisierungskritische Netzwerk Attac: Ohne dieses Netzwerk wären viele Zusammenhänge der Globalisierung noch gar nicht bekannt, Themen wie die Folgen der Finanzmärkte würden noch immer nicht debattiert, viele Widerstandsaktionen gegen Sozialabbau hätten nicht stattgefunden. Visionäres Engagement verfolgt auch die Global Marshall Plan Initiative. Sie will über Globalisierung aufklären. Aufklärung kann bei Freunden, bei Bekannten, am Arbeitsplatz erfolgen – überall, wo Menschen zusammenkommen. »Wenn jeder in einem Schnellballsystem pro Jahr eine weitere Person für eine Aufklärungskampagne gewinnt, teilt in 33 Jahren die gesamte Menschheit dasselbe Ideal«. www.globalmarshallplan.org, Tel. 040/82290420; www.kab.de, Tel. 0221/77220; www.attac.de, Tel. 069/90028110 Mai 2007 xv D O S S I E R Publik-Forum Publik-Forum Dossier: Eine Welt für alle Gerechte Wirtschaft – Kontrolle der Finanzmärkte – Global Marshall Plan. Es gibt Alternativen zur herrschenden Politik Herausgeber: attac, Global Marshall Plan Initiative, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands, Publik-Forum Redaktion: Wolfgang Kessler (V.i.S.d.P.), Christoph Quarch, Andrea Teupke Gestaltung: Andreas Klinkert Titelfoto: Hammond/Design Pics/Corbis (mod.) Foto in der Heftmitte: Ullstein Autorinnen und Autoren: Peter Wahl (attac), Wolfgang Kessler (Publik-Forum) Verleger: Publik-Forum Verlagsgesellschaft mbH, gesetzlich vertreten durch den Geschäftsführer Richard Bähr; ladungsfähige Anschrift für Redaktion und Verlag: Krebsmühle, D-61440 Oberursel Postanschrift: Publik-Forum, Postfach 2010, D-61410 Oberursel Telefon: 06171/7003-0, Fax: 06171/7003-40 E-Mail: [email protected] Web: www.publik-forum.de Druck: Dierichs Druck + Media GmbH, Frankfurter Straße 168, 34121 Kassel © Mai 2007 Publik-Forum Verlagsgesellschaft mbH Publik-Forum D O S S I E R Eine Welt für alle Das Dossier hat 16 Seiten und wird zu folgenden Staffelpreisen angeboten: bis zu 4 Exemplare je 2 €; ab 5 Ex. je 1 €; ab 10 Ex. je 0,90 €; ab 20 Ex. je 0,80 €; ab 50 Ex. je 0,70 €; ab 100 Ex. je 0,60 €; ab 300 Ex. je 0,40 €. Sonderkonditionen bei großen Mengen auf Anfrage (Bei Bestellwert unter 25 € zuzüglich 2,50 € Versand.) Bestellnummer 2830 Publik-Forum ● Postfach 2010 61410 Oberursel Tel. 06171/700310 ● Fax 06171/700346 E-mail: [email protected] www.publik-forum.de/shop TEXT: HERBERT GRÖNEMEYER AUF DEM 30. DEUTSCHEN EVANGELISCHEN KIRCHENTAG IN HANNOVER 2005 Angesichts der Tatsache, dass täglich 15 000 Kinder und 50 000 Menschen infolge extremer Armut sterben, müssen wir uns dem stellen, dass wir irgendwann gefragt werden: Was habt ihr eigentlich dagegen getan? – Wir werden nicht daran gemessen, dass wir das Internet erfunden haben, zum Mond geflogen sind und 34 000 Fernsehkanäle entwickelt haben, sondern wir werden daran gemessen, was wir wirklich getan haben. Es täte uns gut, endlich zu begreifen, dass wir in einer großen Welt leben. Diese Verantwortung tragen wir alle gemeinsam. Das macht Spaß. Das kann einem gut tun. Es gibt dem Leben einen Sinn, nicht nur als Einzelkämpfer durch die Welt zu rasen, sondern das Gefühl zu haben, dass ich zusammen mit anderen et■ Herbert Grönemeyer was tun kann. FOTO: PA/ZB/WOLF Die Verantwortung tragen wir alle gemeinsam e i n la d u n g z um p r o b e l e s e n Lassen Sie sich informieren und inspirieren! Publik-Forum erscheint alle 14 Tage im Umfang von 64 bis 72 Seiten im Magazinformat. ✂ Unser Dankeschön an Sie: Als Dank für Ihre Antwort erhalten Sie, zusätzlich zu den drei kostenlosen PublikForum-Ausgaben, die Dossiers »Die KlimaRevolution. Jetzt ist die Zeit zum Handeln« und »Wagnis Liebe«. Kostenloses Probelesen: Publik-Forum & zwei Dossiers Ja, ich will Publik-Forum näher kennenlernen. Senden Sie mir bitte drei aktuelle Ausgaben kostenlos zum Probelesen. Als Dankeschön erhalte ich außerdem die beiden Dossiers »Die Klima-Revolution« und »Wagnis Liebe«. Bestelle ich nicht innerhalb einer Woche nach Erhalt des dritten Heftes ab, wünsche ich Weiterlieferung im Abonnement. Der Abonnementpreis beträgt im Halbjahr 42,80 € (66 CHF). Das Studenten-/Vorzugsabo gibt es gegen Nachweis zum Preis von 29,70 € (44 CHF). Den Bezug kann ich jederzeit kündigen. Name, Vorname Straße, Hausnummer Postleitzahl, Ort Telefonnummer Geburtsdatum 20079033 E-Mail Publik-Forum Postfach 2010 61410 Oberursel Tel. 06171/700310 Fax 06171/700346 E-Mail: [email protected] www.publik-forum.de ● ● ● ● ●