Traumtour Sardinien - Die-Wohnmobil-Vermietung-24

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Traumtour Sardinien - Die-Wohnmobil-Vermietung-24
Gesammelte Erfahrungen "On The Road"
mit dem Wohnmobil nach und auf Sardinien
Hallo Wohnmobilfahrer – Ein herzliches Willkommen.
Eines vorweg: Sardinien ist immer noch ein Wohnmobilparadies!
Und zwar für junge und junggebliebene Individualisten, die nicht davor zurückschrecken Tag
für Tag immer wieder etwas Neues zu entdecken, ist Sardinien ein wahrer Wohnmobiltraum.
Mein Name ist Dieter Niggemann, wohnhaft in Duisburg, glücklich verheiratet und Vater von
zwei Söhnen. Mein großes Hobby ist seit 16 Jahren das Reisen und Touren mit dem
Wohnmobil. Vor mehr als sieben Jahren hat mich das "Sardinienfieber" erwischt und seitdem
nicht wieder losgelassen. Nach nun mehreren Fahrten mit Freunden und Wohnmobilen nach
Sardinien, ist in mir der Entschluss gereift, auch anderen interessierten Wohnmobilfahrern
diese faszinierende und doch verhältnismäßig unbekannte Insel näher zu bringen. Da es mir
mein Beruf erlaubt, meine angesammelten Überstunden in Freizeit umzuwandeln, habe ich
mich entschlossen zwei geführte Touren im Jahr, im Frühjahr und im Herbst, anzubieten. Ich
mache Sie aber darauf aufmerksam, dass ich kein Reiseprofi im eigentlichen Sinne bin, der
damit seinen Lebensunterhalt verdienen muss, sondern nur ein engagierter Wohnmobilist mit
der besonderen Vorliebe für eben Sardinien. Um die ganze Sache aber legal zu halten, habe
ich zwar ein Gewerbe angemeldet, aber ich rechne nicht mit Millionenumsätzen. Meine
Hoffnung besteht darin, Leuten die wie ich sehr gerne mit dem Wohnmobil unterwegs sind,
eine Insel zu zeigen, die sich dem Individualisten erst bei näherem Hinsehen erschließt und
einem mit einem schmerzlichen Gefühl des Verlustes, so wie es mir ergangen ist, nach Hause
entlässt. Diese Krankheit nennt sich auf Italienisch: "Male di Sardegna"
Das Entdecken kann beginnen!!!
Dies ist der Originaltext meiner Homepage "Sardinientours.de" und die sich jeder, der
Interesse hat, in aller Ruhe anschauen kann.
Nach nun insgesamt zehn und davon drei geführten Touren in den Jahren 2000, 2001 und
2002, wobei ich im Jahre 2002 drei Einheiten hinter mir hatte – was für einen wie mich, der ja
nur ein "Idealist" ist – eine wirklich logistisches Problem darstellte, habe ich mich nun
entschlossen, auf Grund vielfacher Nachfrage im Internet, meine gesammelten Erfahrungen
auch an andere Interessierte weiterzugeben.
Das Wichtigste aber: Lassen Sie sich von Niemandem etwas einreden oder gar erzählen,
der noch nie einen Fuß auf diese herrliche Trauminsel gesetzt hat.
Es geht los mit ein paar Informationen allgemeiner Art über Sardinien.
Sardinien ist Italiens noble Urlaubsadresse. Die zweitgrößte Insel des Mittelmeers ist auch
heute noch ein absoluter Geheimtipp. Hier finden Sie eine intakte Urlaubswelt ohne
Massentourismus, wenn man nicht gerade den August bevorzugt. Eine Oase unter einer
Sonne, die über 3000 Stunden im Jahr scheint. Traumhaft schöne Strände, von smaragdgrün
über türkis bis ins tiefste Blau schimmernde Buchten, wild zerklüftete Küstenlandschaften aus
Granitgestein, undurchdringlichem Macchiagestrüpp, Eichen- und Eukalyptuswälder, bis
heute unerforschte Höhlen und Grotten, fruchtbare Ebenen, zahlreiche Küstenseen, die Stagni
und und und. Sardinien wird zu Recht oft als "kleiner Kontinent" bezeichnet. Während an der
fast 1850 km langen Küste alles im Zeichen des Badevergnügens, des Wassersports und der
puren Erholung steht, ist das Inselinnere in weiten Gebieten noch so gut wie unberührt.
Nuraghen, turmartige Wehrbauten oder Fluchtburgen, sind steinerne Zeugen für die frühe
Besiedlung der Insel. In den Felslandschaften lassen die Schafhirten ihre Herden noch wie vor
Jahrhunderten weiden. Und nicht nur in entlegenen Dörfern sprechen die Sarden ihre eigene
Sprache. Die Insel will erobert werden, freundschaftlich und mit Interesse für seine
Geschichte und Kultur. Wer diese Neugier mitbringt, wird auf Sardinien einen neuen
Kontinent entdecken. Geradezu ideal für Urlauber, die Wert auf Erholung ohne viel Trubel
legen, einen guten Service zu schätzen wissen und vielleicht auf Ausflügen mit dem Auto
oder mit dem Boot die landschaftlichen Schönheiten der Insel entdecken möchten. Sardinien ein Traum für jeden Aktivurlauber, Badefan, Wasser- und Tauchsportler sowie
Erholungssuchenden und Individualisten. Nicht zu vergessen das Wohnmobil-Paradies
schlechthin.
Geographische Lage und Fläche: Sardinien ist, nach Sizilien, die zweitgrößte Insel Italiens.
Im Zentrum des westlichen Mittelmeers gelegen, erstreckt Sie sich über 24.090 qkm. Zum
Vergleich, Korsika ist nur ein Drittel so groß, circa 8700 qkm. Die Nord-Süd-Ausdehnung
beträgt 270 km, die Ost-West-Ausdehnung 145 km. An Küste stehen ihnen rund 1850 km zur
Verfügung. In unmittelbarer Nähe liegt hingegen eine andere Insel, Korsika, deren Entfernung
nur 12 km an der Strasse von Bonifacio beträgt. Praktisch in der Mitte des westlichen
Mittelmeeres gelegen, ist sie näher an Afrika, die Entfernung Costa del Sud- Tunesien beträgt
178 km, als am italienischen Festland, da beträgt die Entfernung Toskana – Olbia 188 km.
Die Nachbarinsel Sizilien ist ca. 176 km entfernt. Die höchsten Berge der Insel sind: Die
Punta La Marmora mit ihren 1834 Metern, der Bruncu Spina mit seinen 1829 Metern und die
Punta Corrasi mit ihren 1463 Metern. Der längste Fluss ist der Tirso mit seinen 159
Kilometern; er mündet bei Oristano. Auf stolze 120 Kilometer bringt es aber auch der bei
Muravera mündende Fluss Flumendosa. Für Schiffe befahrbar ist einzig der Temo; er mündet
bei Bosa. Auf der Insel gibt es übrigens nur einen einzigen natürlichen Süßwassersee: Den
Lago Baratz bei Alghero. Bei den anderen Seen handelt es sich um Stauseen, wie etwa der
Lago Omodeo, der Lago del Coghinas und der Lago Flumendosa. Zauberhafte Lagunenseen
(die Stagni), an denen noch seltene Vogelarten leben, wie etwa Flamingos oder Reiher, zieren
die Feuchtgebiete vor den Küsten Sardiniens: So zum Beispiel der Stagno di Cabras bei
Oristano, der Stagno di Santa Gilla bei Cagliari und noch viele andere mehr.
Einwohnerzahl: Sardinien gehört zu den Gebieten Europas mit der niedrigsten
Bevölkerungsdichte. Insgesamt leben auf Sardinien 1.644.000 Einwohner, von denen allein
400.000 in Cagliari, der Metropole Sardiniens und dessen Umgebung wohnen. Neben Cagliari
gibt es noch drei Provinzen mit den gleichnamigen Hauptstädten Oristano, Nuoro, und
Sassari. Sassari hat heute ca. 120.000, Alghero ca. 37.000, Nuoro ca. 36.000, Carbonia ca.
33.000, Iglesias ca. 30.000 und Oristano ca. 29.000 Bewohner. Somit ist Sardinien mit 68
Einwohnern pro qkm einer der am dünnsten besiedelten Regionen Italiens. Seit 1952 ist ein
rotes Kreuz auf weißem Grund, in dessen vier Feldern jeweils ein Mohr mit einer Augenbinde
abgebildet ist, das offizielle Wappen von Sardinien. Diese "Quattro Mori" werden ihnen auf
der Insel noch des Öfteren begegnen.
Sprache: Nach dem Spanischen Erbfolgekrieg, Anfang des 18. Jh. wurde auf Sardinien der
Wechsel von der spanischen zur Piemontesisch-savoyischen Herrschaft vollzogen: In dem
neuen Sardisch-piemontesischen Königreich war von nun an nicht mehr Kastilisch oder
Katalanisch, sondern Italienisch die Amtsprache. Und das ist auch heute noch so. Die Sprache
der Sarden ist jedoch das Sardische, eine romanische Sprache, die dem Latein und dem
Spanischen in Wortschatz und Lautstand sehr ähnelt. Die meisten Sarden sind somit
zweisprachig groß geworden. In den vielen kleinen Dörfern der Bergregionen ist die
Landessprache Italienisch für Kinder und ältere Menschen oft nicht die Muttersprache,
sondern die erste Fremdsprache. In den Tourismuszentren sind die geläufigsten
Fremdsprachen Englisch und Französisch. An vielen Schulen Sardiniens wird, Dank des
Projekts Lingua 2000, seit kurzem auch Deutsch unterrichtet. Die Schüler können dann, außer
der Pflichtsprache - Englisch oder Französisch - zusätzlich eine zweite Sprache (Wahlfach)
belegen. Viele Schüler machen von dieser Möglichkeit Gebrauch.
Politische Gliederung: Autonome Region innerhalb Italiens ist Sardinien seit 1948 mit der
Hauptstadt Cagliari. Das Statuto Sardo ist am 28. Februar 1948 angenommen worden. Die
Insel ist in vier Provinzen unterteilt: Cagliari, Oristano, Nuoro und Sassari. Viele sind der
Meinung, dass die aktuelle Gliederung den stark ausgeprägten landschaftlichen Eigenarten in
Sprache und Kultur nicht gerecht wird. Daher rühren die Bestrebungen einiger Politiker die
Anzahl der Provinzen zu verdoppeln. Im Gespräch: Iglesias oder Carbonia und Olbia oder
Tempio Pausania.
Regierung: Das Parlament der autonomen Region Sardinien mit gesetzgebender Funktion ist
der "Consiglio Regionale della Sardegna". Das Gebäude in dem es untergebracht ist, ist der
"Palazzo della Regione", in der Via Roma in Cagliari. An der Spitze des "Consiglio" steht der
"Presidente della Regione".
Wirtschaft: Sardiniens Aktivitäten konzentrieren und konzentrierten sich seit jeher
vorwiegend auf die Viehzucht (Schafe, Ziegen, Schweine und Rinder) und den Ackerbau
(Getreide, Wein, Oliven und Südfrüchte). Um die Wirtschaft in den Griff zu bekommen,
startete die Regierung in den sechziger und siebziger Jahren mehrere Projekte, die Investoren
die Möglichkeit geben sollten Großindustrien auf der Insel anzusiedeln. Dieser Versuch hatte
jedoch einen nur mäßigen und vor allem zeitlich begrenzten Erfolg. Auch der Abbau des
Rohmaterials in den Bergbaugebieten schlummerte, Dank zunehmender sozialer Probleme
und planloser Abbaumaßnahmen, langsam ein. Heute ist Sardinien als Tourismusziel
überdurchschnittlich attraktiv. Das zeigen die jährlichen Zunahmen der eingereisten Touristen
und die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr. Die Arbeitslosenrate ist trotzdem
überdurchschnittlich hoch (20%), denn viele Sarden im arbeitsfähigen Alter sind nur in der
Saison beschäftigt. Das reicht natürlich nicht zum Leben und so wählen viele junge Sarden
den Weg in die Emigration.
Papiere: Für EU-Bürger reicht ein Personalausweis. Kinder unter 16 Jahren sollten einen
eigenen Kinderausweis besitzen oder im Pass der Eltern eingetragen sein. Als Wohnmobilist
sollten sie ihren Führerschein (Patente), den Kfz-Schein (Libretto di Circolazione) und
eventuell ihre grüne Versicherungskarte bei sich führen. Vergessen sie ihr "D" Schild nicht.
Es könnte sie, trotz neuerer EU-Bestimmungen ein paar "Euronen" kosten, falls sie ohne
erwischt werden. Ebenso ist es mit überstehenden Lasten wie Fahrradträger, Staukisten etc.,
die mit dem allseits bekannten rot weiß gestreiften "Panello", in der Größe 50x50 cm,
gekennzeichnet werden müssen.
Übernachten: Einmaliges Übernachten ist auf Sardinien grundsätzlich erlaubt und wird nicht
als Wildcampen betrachtet, sofern man sich an gewisse Spielregeln, die uns allen geläufig
sein sollten, hält. Dazu gehört natürlich – kein Campingplatzähnlicher Betrieb, wie Markise
offen, Grill an, Stühle, Liegen und Tische raus. Und bitte keine Wäscheleinen spannen. Die
normalerweise sehr freundlichen Carabinieri kontrollieren in der Hauptsaison recht häufig. In
der Neben oder Vorsaison hat man in der Regel absolut keine Probleme mit der lieben
Obrigkeit.
Fotografieren: Nehmen sie ihre Filme lieber von zu Hause mit, besonders wenn sie spezielles
Filmmaterial benutzen, weil es zum Teil erheblich teurer ist. Denken sie daran, das Militär
und davon gibt es einiges auf Sardinien, zu filmen oder zu fotografieren ist, wie bei uns auch,
streng verboten!
Einkaufen: Eines vorweg: Die Siesta ist den Sarden heilig! Zwischen 13.00 Uhr und 16.00
Uhr geht auf Sardinien mit wenigen Ausnahmen, gar nichts. Ab 16.00 Uhr frühestens, kann
wieder mit "Leben" gerechnet werden. Ladenöffnungszeiten, wie in Deutschland gewohnt,
gibt es hier nicht. Die Läden haben in der Regel bis mindestens 20.00 Uhr geöffnet. Produkte
wie Käse, Obst und Gemüse kann man günstig an der Strasse, beim Bauern oder auf
regionalen Märkten direkt kaufen. Bei Wein habe ich sehr gute Erfahrungen mit den Cantina
Soziale der einzelnen Regionen gemacht. Des Weiteren gibt es auf Sardinien all das zu
kaufen, was es bei uns auch gibt. Nur ist es halt etwas teurer durch die Insellage.
Gas: Unsere allseits bekannten grauen 5 oder 11 kg Flaschen tauscht ihnen auf Sardinien
niemand um. Deshalb ist es ratsam von Deutschland aus schon mit vollen Flaschen
loszufahren. In der Regel kommt man jedoch mit zwei elf Kiloflaschen, trotz Dauernutzung
des Kühlschrankes mit Gas, voll und ganz aus. Ich habe selbst im Hochsommer, bei einem
dreiwöchigen Urlaub, nur eine gebraucht. Sollten alle Stricke reißen und Sie befinden sich
gerade in der Nähe von Olbia – an der SS 125 Richtung Cagliari, bei Kilometer 306, befindet
sich hinter der Ortschaft Murta Maria eine Gasflaschenfüllstation, die auch Ihre Graue wieder
befüllt.
Haustiere: Bei Einreise nach Italien muss man an der Grenze ein amtstierärztliches
Gesundheitszeugnis vorweisen, das nicht älter als 30 Tage sein darf, sowie eine
Tollwutimpfbescheinigung die mindestens 20 Tage und höchstens 11 Monate vor Einreise
ausgestellt wurde. Bedenken sie, ihr vierbeiniger Freund wird nicht überall gern gesehen, wie
etwa in öffentlichen Gebäuden, Hotels, Restaurants und Campingplätzen. Verboten sind
Haustiere auch in allen staatlichen Wäldern.
Essen & Trinken: Zur typisch italienischen Küche gibt es durchaus Unterschiede, auch hier ist
die Insel eine Sache für sich. Natürlich spielen Fisch (Meeräschen, Aale, Rotbarben,
Seezunge) und Meeresfrüchte (Langusten, Muscheln, Tintenfische) eine Hauptrolle. Wer
Fleisch will, sollte Lamm mögen, Käsefans kommen voll auf ihre Kosten und schließlich sind
Backwaren eine Spezialität der Insel (Pane karasau, Pane frattau). Sardinien ist aber auch
bekannt für akzeptablen Wein, Rot wie Weiß. Für letzteres sind der Vernaccia die Oristano,
der Vermentino di Alghero oder der süße Moscato di Cagliari bekannt. Rotwein-Liebhaber
finden am schweren Cannonau di Sardegna oder am Monica di Cagliari Gefallen. Die
bekannteste und größte Kellerei Sardiniens mit über 600 ha Fläche ist Sella & Mosca, nahe
Alghero. Ein bekannter Likör Sardiniens ist der Mirto del Contadino, der aus Myrtenbeeren
hergestellt wird.
Bücher & Karten: Eine Fundgrube für Sardinienfans, gründlich recherchiert mit sehr viel
Text, Fotos und guten Tipps ist von Peter Höh aus der Reihe Abenteuer und Reisen
"Sardinien". Ein weiterer guter Reisebegleiter ist - allerdings überwiegend in Schwarzweiß
bebildert: "Sardinien" von Eberhard Fohrer aus dem Michael Müller Verlag Erlangen für
22,90 Euro. Kurz und bündig, das Richtige für Einsteiger, mit vier Seiten Karte und den
wichtigsten Highlights: "Sardinien" von Friederike von Bülow aus der Reihe Merian live aus
dem Gräfe und Unzer Verlag München für 7,95 Euro. Gut für alle, die mehr über das
kulturelle Erbe Sardiniens wissen wollen: "Sardinien" in der Reihe Baedeker Allianz
Reiseführer, Verlag Karl Baedeker Ostfildern für 15,95 Euro.
Klima, Reisezeit und Kleidung:
1.) Für Sardinien gibt es keine schlechte Reisezeit
1.) Jede Jahreszeit hat seine Kleidung
Sardinien hat, für eine Mittelmeerinsel, ausgeprägte Jahreszeiten. Für Leute, die es gerne bunt
mögen, ist der Frühling, der verhältnismäßig kurz und heftig im April und Mai ist, genau
richtig. Er verwandelt die Insel innerhalb von ein paar Wochen in ein duftendes Blütenmeer.
Die Tage sind schon schön warm, aber für den Abend sollten sie trotzdem noch einen
Pullover oder eine Windjacke im Gepäck haben. Das "kleine Schwarze" ist für
Restaurantbesuche etc. nie fehl am Patz. Im Sommer reichen schweißaufsaugende
Baumwollsachen allemal. Zum Schutz vor allzu intensiver Sonneneinstrahlung empfehle ich
ihnen Sonnenbrille, Mütze und eine gute Sonnencreme. Im Herbst, diese Tour führe ich auch
durch, reicht die gleiche Kleidung wie für den Frühling. Aber vergessen sie für den Herbst
auf keinen Fall die Badekleidung, denn dann ist das Wasser im Süden der Insel noch schön
warm. Nacktbaden ist in ganz Italien, also auch auf Sardinien, verboten. "Oben Ohne" wird
mittlerweile toleriert.
Zu Punkt 1.) muss ich persönlich eine kleine Einschränkung machen: Mich persönlich würde
niemand, für kein Geld der Welt, im August nach Sardinien bringen. Alles ist brechend voll,
bis auf den letzten Quadratmeter ausgebucht, kochendheiß und sauteuer. Das muss man sich
wirklich nicht antun, zumal man die Insel in der Vor – bzw. in der Nachsaison praktisch ganz
allein für sich haben kann.
Tanken: Tankstellen gibt es auf Sardinien in wirklich ausreichender Zahl. Bedenken sie nur,
während der Siesta geht gar nichts. Samstag haben einige, Sonntag sehr wenige Tankstellen
geöffnet. Eine große Anzahl von Tankstellen hat mittlerweile auch einen Automatenservice,
der 10, 20 oder 50 Euroscheine oder aber im Normalfall auch Ihre Kreditkarte "schluckt".
Verkehr: Denken sie von vornherein daran, jeder italienischer Mann ist ein kleiner "Michael
Schumacher" und jedes ihrer Autos ist ein "Ferrari". Dementsprechend fahren sie auch. Da
wir mit unseren Mobilen die "Schnecken" sind und wir auch noch Zeit haben, lassen sie sie,
wenn es geht, lieber gefahrlos überholen. Blinker rechts oder zur Not rechts anhalten und
überholen lassen. Speziell in den Bergen. Und noch ein Tipp: Bei Besichtigungen kleinerer
Orte, lassen sie ihr Wohnmobil vor dem Ort stehen und gehen lieber ein Stück zu Fuß. 2mm
Alublech sind allemal dünner als Häuserecken.
Ver- und Entsorgen: Ein Problem vor dem wir alle schon einmal gestanden haben. ABER
BITTE! Nicht an einer einsamen Stelle einfach in die Gegend ablassen. Es ist absolut mit
Nichts zu entschuldigen seine Fäkalien in der Macchia zu lassen, wo man es auf dem nächsten
Campingplatz legal machen könnte. Die ganze Sache nennt sich "Camper-Service". Für
Beträge zwischen 5 und maximal 10 Euro haben wir auf jeden von uns angefahrenen Plätzen
ver- und entsorgen können. Darum noch einmal hier die eindringliche Bitte an Sie und alle
Zukünftigen: Wirklich bitte nicht in die Wallachai!!!
Die Fähre: Seit meinen Anfängen als Sardinienanfänger benutze ich zur Überfahrt die Schiffe
der Lloyd Sardegna und dabei speziell die Linea die Golfi, weil sie mir als einzige
Fährpassage Camping an Bord gestattet. Die für mich bequemste Reisezeit ist die Überfahrt
an einem Freitag gegen 23.00 Uhr – es lässt sich herrlich an Bord schlafen – mit der Ankunft
gegen 8.00 Uhr morgens in Olbia auf Sardinien. Meine Tickets buche ich dafür bei der Firma
Turisarda in Düsseldorf. Es werden auch keine Zuschläge auf den Originalpreis der Reederei
erhoben – ein erstklassiger Service also. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen als
Fährhafen Piombino anzufahren. Livorno ist zwar schneller zu erreichen, aber das Umfeld
dieses Hafens ist meiner Meinung nach das "Hinterletzte". Da bin ich lieber bereit, die 88
Kilometer bis nach Piombino noch in Kauf zunehmen und fange meinen Urlaub lieber ein
wenig "romantischer" und italienischer an. Obwohl die Kulisse eines Stahlwerks am Hafen
nicht gerade zum Urlaubsfeeling beiträgt. Hier sollten Sie, wie auch an anderen sehr belebten
Plätzen – Ihr Wohnmobil nicht unbedingt unbeobachtet lassen. Und vor Ihrer Überfahrt habe
ich noch einen Tipp für Sie: Die Schiffe der Lloyd Sardegna sind in ja erster Linie LKWFähren und dann erst Fährpassagen für uns Wohnmobillisten. Das bedeutet aber für Sie, das
Sie praktisch nur einmal die Chance haben eine verhältnismäßig saubere Dusche vorzufinden
und zwar dann, wenn man Sie mit Ihrem Wohnmobil oben auf Deck eingewiesen hat – und
das ist das einzige Privileg, das wir vor den LKWs haben, das man uns zuerst auf das
Oberdeck manövriert und dann zum Schluss – sofern noch Platz ist – ein paar Trucks hinter
uns abstellt. Nun heißt es aber schnell sein – schnappen Sie sich Ihre Duschsachen,
verschließen Sie Ihr Wohnmobil und ab unter die noch saubere und frische Dusche. Das heiße
Wasser ist doch immer wieder eine Wohltat. Ich habe schon oft genug erstaunte
Gesichtsausdrücke erlebt, kaum das ich oben auf Deck stand und praktisch schon mit meinen
Duschsachen unterwegs war. Aber das sind halt Erfahrungen die man mit der Zeit und bei
häufigen Überfahrten macht.
Anfahrt zum Fährhafen:
Da ich aus dem Raum Ruhrgebiet starte, ist die für mich kürzeste, schnellste und bequemste
Verbindung zum Fährhafen Livorno oder eben Piombino die A3 Köln – Frankfurt – dann auf
die A 67 Darmstadt – und über die A5 Karlsruhe - Basel. Weiter geht’s über Luzern –
Gotthard Tunnel – Bellinzona – Como – Mailand – Parma - La Spezia – Livorno und/oder
Piombino. Die einfache Fahrtstrecke beträgt, ab Duisburg, ziemlich genau 1300 Kilometer bis
Piombino. Die Tour ist im Allgemeinen bequem, mit einer Übernachtung, in insgesamt 16 –
18 Stunden, bei einer gemütlichen Reisegeschwindigkeit, ohne rasen zu müssen, zu schaffen.
Da ich persönlich es scheue in Italien im Großraum Mailand zu übernachten, hat sich für mich
der Flughafen von Locarno am Lago Maggiore, noch in der Schweiz, als ideal erwiesen ruhig gelegen, da es nach 21.00 Uhr keine Flugbewegungen mehr gibt, mit einer Pizzeria für
die Großen und einem Spielplatz für die Kleinen. Als Alternative ist der Rastplatz Bellinzona
Nord, der von Duisburg rund 750 Kilometer entfernt ist, auch noch zu empfehlen, da Sie am
nächsten Morgen nur noch 500 Kilometer vor der "Brust" haben.
Als Tipp für Sie: Tanken an italienischen Autobahnen ? ! ? !
Machen Sie es wie alle cleveren Italienfahrer, tanken Sie vor Basel, noch in Deutschland,
Ihren Wagen randvoll mit Diesel. Mit diesem vollen Tank kommen Sie in der Regel bis
Parma oder sogar noch weiter. Aber dann – Vorsicht: nehmen Sie nur einen 50 € Schein mit
und lassen Sie Ihren Wagen, in Ihrem Beisein, für diesen Betrag betanken. Mit dieser
ausreichenden Spritmenge kommen Sie locker bis zum Fährhafen und es kann Sie keiner, wie
es uns auch schon fast passiert ist "betuppen". Der Tankwart ist nur zu gerne auf ein "kleines
Trinkgeld" in Höhe von bis zu 10 € aus, wenn Sie ihm die Chance dazu lassen. Achten Sie
also bitte auf die Nullstellung der Tanksäule vor dem Tanken!!! Die restliche Anfahrt nach
Livorno gestaltet sich ziemlich unspektakulär. Über La Spezia – Pisa, bis zur
Autobahnausfahrt "Livorno" fahren. Nach der Mautstelle dem Schild "Porto" (Hafen) folgen:
erst nach rechts, dann nach ca. 300 m. links, über dem Bahnübergang den Schildern
"Sardegna – Sicilia" folgend, nach rechts fahren und im Anschluss der Beschilderung "Linea
die Golfi – Lloyd Sardegna" folgen.
Als zweite Anfahrtstrecke steht Ihnen noch die Route Kassel – Würzburg – Stuttgart – Singen
- Zürich – Luzern – Gotthard Tunnel und dann weiter wie schon beschrieben, zur Verfügung.
Bedenken Sie noch, das Sie für die Schweiz eine Vignette zum Preis von zurzeit 26,00 €
brauchen und als Autobahngebühr in Italien, für Hin und Rückfahrt, müssen Sie mit ungefähr
50,00 € rechnen. Sowohl die Vignette, als auch eine Viacard, für das bargeldlose Bezahlen
der italienischen Autobahnen im Werte von 25,00 € oder 50,00 €, bekommen Sie in
Deutschland beim ADAC. Des Weiteren ist ein Auslandschutzbrief eines Versicherers oder
eines Automobilclubs sehr hilfreich und trägt immer zur Beruhigung bei.
Nun aber genug der Zahlen, Fakten und "drögen" Informationen. Reisen
Sie mit mir anhand meines - aus jahrelanger Erfahrung selbst erstellten
Tourenbuches, über diese, auch für mich immer wieder aufs Neue,
faszinierende Insel.
Der erste Tag: Für diejenigen von Ihnen, denen Fähren ein bisher unbekanntes
Beförderungsmittel waren, kann ich Ihnen sagen – nun haben Sie es endlich geschafft.
Nachdem wir Sardinien nun langsam haben näher kommen sehen und wir es wohlbehalten an
Land geschafft haben, ist das Erste was Sie sich ansehen sollten: Olbia unseren
Ankunftshafen. Olbia hieß früher Terranova Pausania. 1939 wurde ihr jedoch ihr altrömischer
Name wiedergegeben, den die Stadt dann bis heute behalten hat. Bei einem Spaziergang über
den Corso Umberto, die pulsierende und lebhafte Hauptstraße, kann man das Rathaus im
Jugendstil bewundern; ein Bummel durch die Gassen des historischen Stadtkerns führt Sie zu
der Pfarrkirche San Paolo, ein Beispiel für die typische Architektur der Gallura des
achtzehnten Jahrhunderts und von der Piazza Regina Elena aus zu den Resten von Zisternen,
die mit dem antiken römischen Aquädukt verbunden waren. Hinter dem Bahnhof gelangt man
schnell zur Kirche San Simplicio, die aus Granitquadern gebaut wurde und eines der
interessantesten Beispiele für die Romantik der Insel ist. In der näheren Umgebung Olbias,
und nach nur fünf Kilometern Richtung Golfo Aranci, finden Sie die Überreste des heiligen
Brunnens Sa Testa und in der unmittelbaren Umgebung die Reste des Schlosses von Cabu
Abbas, die beide aus der Nuraghenzeit stammen. Aber diese Orte könnten Sie auch auf der
Rücktour noch besichtigen. Nach all den Altertümern sollten Sie sich einen Besuch in einem
der größten Supermärkte der Insel, dem Citta Mercato, gönnen und schon mal nach
Herzenslust bei den Köstlichkeiten zulangen. Aber Achtung/Vorsicht, der Supermarkt der
Firma Auchan ist mittlerweile eine sehr unsichere Gegend. Lassen Sie, wenn es möglich ist,
immer jemand als Aufsichtsperson bei Ihrem Wohnmobil zurück. In der letzten Zeit treiben
sich dort nordafrikanisch aussehende Leute herum, die nur allzu gerne einen Blick in Ihr
"geöffnetes" Wohnmobil werfen. Nur knapp zehn Kilometer hinter Olbia verlassen wir schon
die Provinz Sassari und befinden uns nun in der Provinz Nuoro. Sie erstreckt sich an der
Ostküste Sardiniens ab Capo Coda Cavallo, vor dem die Inseln Tavolara und Molara liegen,
bis zur Punta de Sa Cala, dicht bei Salto di Quirra. Über die "Orientale Sarda" SS 125 fahren
Sie Richtung Süden. Bei Kilometer 311,4 geht es links zum "Lido del Sole", ein Plätzchen,
das ich Ihnen als einen Rastplatz für eine Nacht empfehlen kann, wenn man denn am nächsten
Tag eine Fähre bekommen muss. Schon einen Kilometer weiter bei, Km 310,0 geht es
wiederum links ab, zum Capo Le Saline – ebenfalls auch nur ein Platz für eine Nacht – wegen
der Nähe zu Olbia. Nun aber noch schnell einen Tipp, bevor Sie weiter Richtung Süden
fahren – an der SS 125 bei Kilometer 306 Richtung Cagliari kurz hinter der Ortschaft Murta
Maria, gibt es eine Gasflaschenfüllstation, die auch Ihre Grauen wieder befüllt – falls mal alle
Stricke reißen sollten und Sie mal in eine derartige Situation geraten sollten, das Sie
unbedingt neues Gas brauchen. Also weiter die SS 125 entlang, durch Porto San Paolo, von
dessen kleinem Hafen in den Sommermonaten Ausflugsboote zu den Inseln Tavolara und
Molara ablegen. Eine meiner ersten Stopps ist meistens bei Porto Taverna, bei Kilometer 300,
unmittelbar hinter dem Campingplatz "Tavolara", den ich Ihnen für einen Camperservice ans
Herz lege und der mich nur 5 € gekostet hat. Hier unten am Strand haben Sie einen
wunderbaren Blick auf den Riesenklotz der Insel Tavolara. Danach geht es vorbei an San
Teodoro, mit seinen Superstränden La Cinta und Cala Ambra, wo auch Götz George, alias
Kommissar Schimanski, ein Ferienhaus besitzt. Die noch im "Schulz" beschriebene,
angeblich beste Quelle der Gegend – bei Budditogliu – ist im Moment mal wieder außer
Betrieb und lohnt die Anfahrt nicht mehr. Im Anschluss noch durch Budoni, mit seinen
Geschäften und Shops; früher ein klitzekleines Straßendorf das sich im Zuge des Tourismus
zu dieser "Scheußlichkeit" entwickelt hat. Diese ersten 40 km auf sardischem Boden sind, für
Festlandurlauber, ein eher abschreckendes Beispiel für ungehemmten Ferienhausbau. Der nun
kommende aber, unser erster Strand, ist praktisch der erste Ferienhaus freie und darum
"wohnmobilfreundliche" Strand den man nach Olbia anfahren kann. Wir fahren jetzt an
Tanaunella vorbei, praktisch nur noch um den Berg herum und biegen dann und jetzt
Achtung, bei Kilometer 271,1 hinter dem ehemaligen Straßenwärterhäuschen der Cantoniera
Orvili, links in eine unbeschilderte Einfahrt, die Sie nach ungefähr 1500 bis 2000 Meter –
zuerst noch auf Asphalt, später dann auf Schotter, zu Ihrem ersten Übernachtungsplatz führen
wird. Dort hinein und immer weiter am Rio Posada entlang, bis Sie sich für ein schönes
Plätzchen in den Pinien entschieden haben. Machen Sie es sich bequem und lassen Sie
"Wohnmobilfahren pur" auf sich einwirken. Wenn Sie es dann möchten, könnten Sie im
Anschluss, oder eben morgen, die beschriebenen Ortschaften und Strände besichtigen oder
legen Sie einfach einen ruhigen Badetag ein, ganz wie es Ihnen beliebt, denn ich hoffe Ihre
ersten sardischen Kilometer waren nicht zu aufregend. Normalerweise ist diese erste Station
bei Posada mein erster Anlaufplatz und darum zum "Abhängen" wie geschaffen. Hier haben
Sie mit Sicherheit Gelegenheit sich mit anderen Wohnmobilisten auszutauschen – denn hier
sind Sie bestimmt nicht lange alleine.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Sie befinden sich nun in der so genannten Baronia. Zwischen
dem Golf von Olbia und dem Golf von Orosei erstreckt sich eine wunderschöne Landschaft
namens "Baronia". Der Name stammt von zwei Baronen, die im 15. Jahrhundert von der
spanischen Krone zu Feudalherren ernannt wurden und ihre Ländereien in eben diesem
Gebiet hatten. Auch der heutige Ismaelitenkönig Karim Aga Khan hätte die Gegend nur allzu
gern in seinem Besitz gewusst, als er 1960 die Insel bereiste. Die Hirten aber verkauften nicht
und so musste der damalige Ismailitenprinz sich mit der damals menschenleeren Costa
Smeralda zufrieden geben. Heute ist die "Baronia" das vielleicht beliebteste Urlaubsgebiet
Sardiniens, nicht zuletzt wegen der traumhaften Strände. Von langen, weißen Sandstränden
bis zu felsigen Küsten, lassen etliche Badeziele das Herz höher schlagen. Größere Städte gibt
es wenige, dafür quirlige Ferienorte an der Küste, wie San Teodoro, Budoni und La Caletta.
Hier ist im Sommer Jubel, Trubel, Heiterkeit angesagt. Doch die Region hat weit mehr zu
bieten. Besonders im Bereich Dorgali und Cala Gonone befinden sich einige der schönsten
Küstenabschnitte Sardiniens. Eine Steilküste mit bis zu 600 Meter Höhe, dazwischen
eingestreut Sand und Kiesbetten in karibischer Schönheit, die zumeist nur per Boot oder
langwierig zu Fuß über Ziegenpfade zu erreichen sind. Eine Reihe von Tropfsteinhöhlen, die
zu den am interessantesten Italiens zählen, befinden sich in dieser Gegend. Von Olbia bis
Orosei ziehen sich tiefe Sandbuchten mit hellem, fast weißem Sand hin. Die Baroniaküste hat
in ihrem Verlauf viele kleine Stichstraßen, die praktisch alle am Meer enden und im Sommer
ziemlich überlaufen sind, aber zu Ihrer Jahreszeit, im Frühling, finden Sie noch viele
ausgesprochen einsame Fleckchen. Die Bergregion in der Baronia ist ein Paradies für
Wanderer und passionierte Bergsteiger. Die Kalkgebirge des Supramonte di Dorgali und des
Monte Albo bei Siniscola erreichen auch schon in geringer Distanz zum Meer Höhen von
über 1000 m. Sie sind stark verkarstet und reich an Höhlen, von denen viele noch unerforscht
sind. Diese Bergregion ist eines der letzten Rückzugsgebiete für Adler, Mufflons und Geier.
Durch die Nähe zum Fährhafen Olbia, ist die Baronia touristisch ziemlich gut erschlossen.
Aus winzigen Häusergruppen und Weilern sind regelrechte Ortschaften, aufgrund reger
Ferienhausbautätigkeit, geworden. In den Sommermonaten Juli und August platzen diese
Örtchen regelrecht aus allen Nähten, aber die restlichen 10 Monate im Jahr präsentieren sie
sich als Geisterdörfer. Im Binnenland scheint die Hektik des 20. und mittlerweile 21.
Jahrhunderts fast keine Spuren hinterlassen zu haben. Die Gegend entlang der Orientale Sarda
SS 125, die von Cagliari nach Olbia führt, ist mit ihren imposanten Bergen, Feldern und
Weinanbaugebieten einfach bezaubernd. Das Reizvolle an dieser Strasse ist ihre relative Nähe
zum Meer, die sie zu einer der schönsten Panoramastraßen der Insel macht. Das Hinterland
der Baronia ist auch für sardische Verhältnisse extrem dünn besiedelt. Es gibt dort einige
wenige und kleine Hirtensiedlungen, dem zu Folge sind die Straßenverhältnisse in einigen
Fällen auch noch ein wenig abenteuerlich. Nur wenige Touristen tasten sich bis hier hervor
und überlassen das Land den Hirten und ihren Herden, obwohl es einiges zu entdecken gibt –
archäologische Stätten, geheimnisvolle Grotten und noch viel mehr. Sie verbindet die schroffe
Bergwildnis mit den karibischen Stränden und verspricht Abwechslung. Überhaupt ist die
"Baronia" eine Subregion voller Kontraste und dürfte die verschiedensten Touristen
ansprechen. Ob man sich nun den Tag über faul in der Sonne aalen, um sich abends ins
turbulente Nightlife zu stürzen oder sich dem Charme der Natur hingeben möchte, jeder
kommt auf seine Kosten. Im Meer vor der Insel Tavolara hatte übrigens Kommissar
Schimanski, alias Götz George, seinen sagenumwobenen Bootsunfall.
Der zweite Tag: Ich hoffe Sie haben an Ihrem ersten "wilden Stellplatz" auf Sardinien ruhig
und entspannt geschlafen, denn ich weiß Ihre Eindrücke sind im Moment sehr vielfältig.
Frühstücken Sie in aller Ruhe und gehen dann den Tag an. Sie haben heute alle Möglichkeiten
sich in der näheren Umgebung umzusehen. Ein netter Abstecher ins Landesinnere ist der
Besuch des nur dreizehn Kilometer entfernten Stausees von Posada. Dieser künstliche See,
inmitten von Kiefernwäldern, ist ein beliebtes Ausflugsziel, an dessen Ufern Sie sich
menschenleerer Einsamkeit erfreuen können. Posada selbst ist ein mittelalterliches Kleinod.
Enge, verwinkelte Gassen, Treppen, Natursteinhäuser und eine weißgetünchte Kirche - die
Altstadt Posadas ist ein Fleck wie aus dem Bilderbuch. Umgeben von einer
Schwemmlandebene mit grünen Weiden, Zitronenbäumen und Kakteen, schlängelt sie sich
um einen grün bewachsenen Kalksteinkamm. Gekrönt wird der idyllische Anblick von dem
"Castello della Fava" - eben der Bohnenburg. Wer hierher verschlagen wird, fühlt sich in eine
andere Zeit versetzt. Dem mittelalterlichen Flair und der dörflichen Stille kann sich niemand
entziehen. Wen wundert es da, dass das Dorf auf das heftigste umkämpft wurde. Erbaut im
12. Jahrhundert von den Herrschern der Gallura, gelangte es später in den Besitz des
Fürstentums Arborea, bis es schließlich Eigentum der Aragonier wurde. Die Karthager
wiederum behaupteten Posada als Kolonie Feronias. Das Castello, nunmehr ein quadratischer
Turm, ist von der Altstadt, über eine Treppe zu erreichen. Von dort aus bietet sich ein
gigantischer Ausblick. Über die kuriose Namensgebung der Burg spekulieren die
verschiedensten Sagen. So sollen arabische Piraten, die das Castello zu belagern suchten, im
Moment des Angriffs mit Bohnen beworfen worden sein. Sie nahmen daher an, die
Einwohner würden heimlich versorgt und resignierten. Einer anderen Sage zu Folge, gaben
die Einwohner Posadas einer Brieftaube eine Bohne mit der Nachricht, sie hätten noch genug
Vorräte, zu fressen und schickten sie auf den Weg. Die Feinde fingen die Taube und
schlachteten sie. Als sie die Bohne mit der Nachricht entdeckten, sahen sie ihre Pläne
vernichtet. Ob und was man nun glaubt, sei jedem selbst überlassen. Doch nicht nur alte
Gemäuer, sondern auch die schönen Strände der Umgebung lockten mich in das 2200-SeelenStädtchen, etwa 20 km südlich von San Teodoro. Aber, Posada ist eng und zwar so eng und
das wiederum als Tipp an Sie, lassen Sie Ihr Wohnmobil am Ortseingang, gegenüber dem
"Sisa-Alimentari" auf dem Parkplatz stehen oder aber an dieser Kreuzung links hoch, bis zu
einer Art Busbahnhof an der linken Straßenseite, wo Sie Ihr Wohnmobil auf ausreichendem
Platz anstellen können und besuchen Sie den Ort lieber zu Fuß – es ist verdammt schmal dort.
Nach einem ca. 30 minütigen Spaziergang, durch sehr enge Gassen, erreichen Sie die
"Bohnenburg" mit seinem viereckigen Turm, von dem Sie einen tollen Blick über dieses, in
früheren Zeiten malariaverseuchte Schwemmland, haben. Linkerhand sehen Sie unseren
Übernachtungsplatz, mit dem Pinienwald, aus einer ganz anderen Perspektive. Wenn Sie
halbrechts schauen, liegt vor Ihnen La Caletta, mit einem sehenswerten Sarazenenturm und
rechts davon erblicken Sie Santa Lucia, mit seinem lang gezogenen Sandstrand. Den
feinsandigen Strand auf dem Weg von La Caletta nach Santa Lucia habe ich mir im Mai 2004
einmal näher angesehen und muss sagen – zum übernachten geeignet! Es standen auch schon
mehrere Wohnmobile dort. Das Provinzzentrum Siniscola liegt in malerischer Lage am Fuß
des schroffen Monte Albo (weißer Berg). Ein kleiner Bummel lohnt, um dabei auch vielleicht
in die Pfarrkirche San Giovanni hineinzuschauen und seinen Proviant zu ergänzen. Weiter
geht es über die SS 125 zum östlichsten Punkt Sardiniens, dem unter allen
Sardinienwohnmobilfahrern bekannten Capo Comino. Ich bin mir nur nicht sicher, ob so früh
im Jahr die Strandbar, mit seiner schönen Aussicht, schon geöffnet hat oder ob sie denn
überhaupt jemals wieder öffnet! Hätten Sie noch Lust auf eine Wanderung? Da hätte ich
etwas für Sie: am Ende der Strasse, beim Leuchtturm, geht es auf noch unbefestigten Wegen
durch eine phantastische Felsenlandschaft, soweit Sie Ihre Füße tragen und Sie möchten.
Sollten Sie von diesem Spaziergang erschöpft und müde sein, so ist es nicht mehr sehr weit zu
Ihrem heutigen Stellplatz an der Mündung des Riu Berchida. Wieder zurück auf die SS 125,
dort links und dann direkt am Kilometerstein 242 und ca. 300 m vor der Straßenmeisterei
Berchida führt nach links eine Schotterpiste mit dem Hinweisschild zum Restaurant "Su
Meriacru", das wir nach ca. 1500 m erreichen. Eine urige Gaststätte, mit einem traumhaften
Garten, in der man angeblich gut essen kann. Leider bin ich auf meinen Touren noch nie dazu
gekommen, weil der Wirt seine Saison erst immer am 06.06. beginnt. Sie fahren aber noch ca.
2,5 km weiter, bis Sie sich am Strand von Berchida zum Übernachten bereit machen können.
Auch hier wieder ein Tipp für Sie – Sollten Sie auf dem großen, freien Platz vor dem Strand
schlafen wollen, so stellen Sie Ihr Wohnmobil nicht zu nahe an die Hecke, denn ab ca. 20.00
– 21.00 Uhr ist mit dem Eintreffen der fliegenden Blutsauger unter Garantie zu rechnen und
dann hilft eine Stunde lang nur "stichdichte" Kleidung.
Der dritte Tag: Ich hoffe die Mücken haben Sie nicht allzu sehr zerstochen und Ihnen Ihre
wohlverdiente Nachtruhe geraubt, denn Sie machen sich heute auf in eine Region der Insel,
die an Sehenswürdigkeiten so viel zu bieten hat, das Sie mit zwei veranschlagten
Übernachtungen eventuell gar nicht hinkommen, aber es ist ja Urlaub und Sie bestimmen
selber, wie Ihre Tour verläuft. Um Ihnen eine kleine Übersicht zu geben – hier nur
stichwortartig aufgelistet: Cala Ginepro, Cala Liberotto, Fuile Mare, Santa Maria di Mare wenn Sie in der Zeit zur Bootsprozession, Anfang Mai, in der Nähe sind – unbedingt
anschauen. Orosei, mit einem der schönsten und intaktesten Dorfplätze der Insel und seinem
Hausstrand Marina di Orosei und in der Weiterfahrt die Caletta di Osalla, weiter über die
Kreuzung La Traversa rechts zum Gigantengrab Sa'Ena`e Thomes, das Nuraghendorf Serra
Orrios, Oliena, allein wegen des berühmten Rotwein "Cannonau di Oliena", Orune wegen des
Käses, den Monte Tiscali, die Gola Su Goruppu, die Grotten Sa Oche (Die Stimme), Su Bentu
(Der Wind). Nuoro mit seinem Monte Ortobene und der wunderbaren Aussicht über die
Berge im Hintergrund oder einfach nach Orgosolo: Ein Dorf das man kennt, auch wenn man
noch nie da war! Viele Banditen zählte Orgosolo nämlich einst – doch auch Künstler und
Intellektuelle. Sie alle haben gemalt: "Murales" zum Beispiel – in denen sich der politische
Widerstand und das soziale Engagement der Bewohner, die alles Fremde mit Argwohn
betrachten, ausdrückt. Um neben dem Ruf als Banditendorf nicht zu verblassen, hat die Stadt
sich in den letzten Jahren um die besten Kunsthandwerker bemüht. Viele von ihnen, ärgert
sich die Stadtverwaltung, seien dem breiten Publikum nicht so geläufig wie die
sagenumwobenen Banditen. Ein Dilemma, das die Gemeinde mit interessanten Ausstellungen
zur Saison zu beheben versucht.
Informationen zu den Nuraghendörfer Tiscali und Serra Orrios: Der Supramonte gehört zu
den größten Hochebenen Sardiniens. Die Sarden nennen die Bergkette "Perda Cerapias",
bekannter ist aber der Name Supramonte, der auf den Sardinienliebhaber und Forscher
General Alberto La Marmora zurückgeht. Das Kalkmassiv bildete sich vor ungefähr 136 bis
190 Millionen Jahren und erstreckt sich über etwa 28000 Hektar, mit der Küste sind es sogar
35000. Die Hochebene liegt in der Provinz von Nuoro und gehört zu den fünf Ortschaften
Baunei, Dorgali, Urzulei, Oliena und Orgosolo. Der höchste Zipfel ist der Berg Corrasi, er ist
1463 Meter hoch und liegt bei Oliena. Auf dem Supramonte gibt es etwa tausend bekannte
Höhlen, Nuraghendörfer und einen der tiefsten Canyons Europas. Die Schlucht „Gola di Su
Goruppu“ ist acht Kilometer lang und fast 500 Meter hohen Felswänden. Mit zu den
bekanntesten Sehenswürdigkeiten gehört das fast 4000 Jahre alte Nuraghendorf Tiscali, von
dem der zweitgrößte Internet Service Provider Europas, mit Sitz in Cagliari, seinen Namen
hat. "Tiscali" befindet sich in einer Doline, die durch den Einsturz einer Karsthöhle entstand.
Unter einem riesigen Felsvorsprung ragen die Überreste der etwa 40 ehemals runden und
rechteckigen Steinbauten aus der Bronzezeit. In der Felswand befindet sich ein Guckloch mit
Blick auf das Lanaittutal. Den Weg zu Tiscali sollte man nur in Begleitung von ortskundigen
Führern einschlagen, da er nur mit roten Pfeilen auf den Felsen gekennzeichnet ist und schon
so mancher Tourist sich in der Bergwelt verloren hat.
Weiter nördlich, hinter dem Cedrino-See liegt ein weiteres Nuraghendorf: das besser
erhaltene "Serra Orrios". Hier erreichen Besucher zunächst einen Tempel, dessen rechteckige
Form typisch für die Bronzezeit ist, mit einem großen Hof. Seine Größe sowie die Lage
weisen darauf hin, dass er für Feste genutzt wurde, an denen auch andere Ortschaften
teilnahmen. Er liegt vor dem eigentlichen Wohngebiet. Im Dorf selbst steht ein kleiner
Tempel, der nur für Gemeindemitglieder war. Zu sehen ist auch ein altes
Wassersammelbecken und verschiedene Behausungen. Etwa 70 Steinhütten befinden sich in
Serra Orrios. Unter der Erde liegen noch einige Zisternen. In Serra Orrios ist die
Wohnentwicklung der Menschen aus der Bronzezeit sichtbar. Die ältesten Häuser stehen
vereinzelt. Ein jüngerer Wohnkomplex besteht dagegen aus mehreren Nuraghen. Die Hütten
liegen um einen Innenhof, dazwischen gibt es zum Teil Durchgänge, die ursprünglich zu
Ställen führten.
Sofern es Ihre Tanks noch erlauben, übernachten Sie doch heute Abend auf dem Parkplatz
von Sardiniens größter Karstquelle, der Sorgente Carsica Su Gologone. Mit 300 Ltr. Wasser
pro Sekunde ist es ein regelrechter Fluss der dort aus dem Fels tritt und liegt auch noch ganz
in der Nähe von einem der berühmtesten Hotels der Insel, dem gleichnamigen Hotel Su
Gologone. Dieses Haus, das für seine exzellente Küche gerühmt wird, ist aber auch für seine
dementsprechenden Preise berüchtigt. In der Abgeschiedenheit dieses, bei den Sarden, sehr
beliebten Picknickplatzes werden Sie hoffentlich einen ruhigen Abend und eine noch ruhigere
Nacht verbringen, die ich schon oft dort erlebt und verbracht habe und bei der es bestimmt
wieder sehr viel zu erzählen gibt. Hier aber noch mal der Hinweis an Sie – um wirklich all das
zu erleben, was ich Ihnen hier nur kurz anreißen konnte, ist normalerweise ein komplett
eigener Urlaub im Urlaub von mindestens einer Woche nötig.
Der vierte Tag: Verlassen Sie Ihren ruhigen Übernachtungsplatz an der Karstquelle Su
Gologone heute besser etwas zeitiger, also nach dem gemütlichen Frühstück, Richtung
Dorgali und Cala Gonone. Sobald Sie wieder auf die SS 125 treffen, geht es links ein kleines
Stück Wegstrecke noch einmal gen Norden, bis Sie nach ein paar Kilometern auf ein
Hinweisschild stoßen, das Sie rechts ab zur Grotte Ispingoli führt. Diese Grotte habe ich im
Mai 2004 persönlich besucht und war sehr beeindruckt. Der größte Stalagmit Europas und
damit der zweitgrößte, neben einem etwas größeren in Mexiko, beeindruckt wirklich
ungemein mit seinen 38 Metern. Die Besuchszeiten sind wie folgt: es geht los um 9.00 –
10.00 – 11.00 – 12.00 Uhr, dann kommt die Siesta bis 15.00 Uhr und danach jede weitere
Stunde, bis um 17.00 Uhr die letzte Führung startet. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 7,00
€. Angenehm kühl war es auch, man braucht aber noch nicht mal eine Jacke. Nach dem
Besuch der Höhle geht es rechts, weiter über diese kleine Nebenstrasse, die Sie noch an die
Cala Osalla und im Anschluss auch noch an die Cala Cortoe führen würde. Beide Strände sind
sehr sehenswert und wären auch für eine Übernachtung in Erwägung zu ziehen. Aber der
fahrerische Höhepunkt liegt noch vor Ihnen. Durch die einsame Landschaft geht es nun in
Kehren, lassen Sie sich von dem Abzweig nach rechts (Dorgali) nicht irritieren, halten Sie
sich links und bis auf den höchsten Punkt dieser kleinen Nebenstrasse, bis Sie dann bei einem
Durchbruch im Berg urplötzlich von oben auf Cala Gonone schauen können. Der Anblick ist
immer wieder eine visuelle Offenbarung – um sich herum, helles, fast weißes Kalkgestein und
unten in der Ferne das unglaublich blaue Meer mit seinem hoch aufragenden Felsen soweit
das Auge reicht. Nun geht es aber in sehr engen Kehren hinunter nach Cala Gonone. An
einigen Stellen ist das schmale Betonband so eng, das ich mit meinen Knaus 630 sogar
zurücksetzen musste, um wieder bis auf Meereshöhe hinab zu kommen. Sollte es denn dann
wirklich an der Zeit sein, mal wieder einen Camperservice machen zu müssen, so fahren Sie
heute den Campingplatz mit dem gleichen Namen wie der Ort "Cala Gonone " an, der fast in
der Mitte des Ortes liegt. Hier haben Sie dann auch endlich Gelegenheit Ihre Autos zu
entsorgen, frisches Wasser zu bunkern und sich wieder in Form zu bringen. Sollten Sie die
Grotte Ispingoli heute nicht besucht haben, so haben Sie hier im Hafen die Möglichkeit an
einer Bootsfahrt in den Golf von Orosei teilzunehmen. Ein Ausflugsboot bringt Sie ab 11.00
Uhr und dann wiederum zu jeder vollen Stunde, zur Grotte Bue Marino – der
Mönchsrobbenhöhle und nach deren Besichtigung, wenn Sie es möchten, verbringen Sie doch
heute einen ruhigen Badetag an der karibisch schönen Cala di Luna, der Vorzeigebucht in
jedem Sardinienkatalog. Nur keine Bange – mittlerweile hat auch die Cala Luna ein kleines
Restaurant mit einer Toilette. Die Rückkehr nach diesem Badeausflug würde dann gegen
16.00 Uhr sein. Sollte es Ihnen nun aber für eine Stellplatzsuche zu spät geworden sein,
empfehle ich Ihnen – fahren Sie an der Kreuzung, gegenüber dem Campingplatz, links durch
den Ort – es wird nun merklich unbewohnter und Sie können sich bis zum Ende dieser
Panoramastraße, die eine Sackgasse ist, einen eigenen Schlafplatz oberhalb dieser sehr
schönen Küste aussuchen.
Informationen zum Nationalpark Golfo di Orosei und Gennargentu: Der Nationalpark Golfo
di Orosei und Gennargentu wurde mit Dekret vom 30. März 1998 vom Präsidenten der
Italienischen Republik ins Leben gerufen. Bis heute ist noch kein Amt bzw. keine regionale
Stelle in der Nationalparkregion Nuoro zum Leiter des Parks ernannt worden. Der 73.935 ha
große Nationalpark soll jetzt aber schnellstmöglich an die 20 bereits bestehenden
Nationalparks in Italien angeschlossen werden. Unter dem Schutzstatus "Parco Nazionale"
stehen die Flächen und Gebiete, die von der Küste des Golf von Orosei bis zum Supramonte
und das Gennargentu-Massiv reichen. Die Bedeutung für den Naturschutz gründet sich vor
allem darauf, dass der Park eine geologische und ökologische Komplexlandschaft ist. Zudem
sind viele der hier noch vorkommenden mediterranen Lebensräume in einem naturnahen
Zustand. Im Park leben die unterschiedlichsten Arten. Hier blühen Pfingstrosen, Orchideen,
Lilien, Alpenveilchen, Krokusse und der in Europa einzigartige "Ribes Sardorum". Zudem
stehen auf dem Supramonte die ältesten Steineichen Europas, einige haben einen Umfang von
15 Meter und sind doppelt so hoch. Aber auch Goldadler, Mäusebussarde, Turmfalken,
Mufflons, Wildschweine und eine schwarzfarbige Eidechsenart, die es nur auf Sardinien und
an der kalifornischen Küste gibt, kann man mit etwas Glück sehen. Nur wenige Kilometer
von Oliena entfernt, sprudelt eine einzigartige Süßwasserquelle. Die Su Gologone-Quelle ist
per Auto und über einen kurzen Spazierweg erreichbar. Die Karstquelle mit großem Ausstoß
trägt im Schnitt 300 Liter die Sekunde und fließt aus einem Granitfelsen. Das Quellwasser
bildet einen Teich, der in den Fluss Cedrino mündet. Im Sommer hat er aber leider kaum
Wasser. Bevor man auf den Parkplatz der Süßwasserquelle kommt, führt rechts ein Weg zu
drei im Tal Lanaittu liegenden Grotten: „Sa Oche“ (die Stimme), „Su Bentu“ (der Wind) und
„Corbeddu“. Die erste ist mit dem Auto erreichbar. Allerdings führt eine etwa sechs
Kilometer lange, nicht angenehme Schotterstrecke dorthin. Der Weg geht an der breiten Valle
di Lanaittu vorbei, wahrscheinlich das trockene Flussbett des Flumineddu, der heute weiter
östlich durch die Ebene fließt. Das Tal ist mit einer dichten, zum Teil endemischen
Vegetation bewachsen. Die Grotten „Sa Oche“ mit ihren unterirdischen Teichen und „Su
Bentu“ sind aus Karstgestein. Die zweite gehört mit ihrer 7000 Meter Länge zu den größten
Italiens. Die Grotte "Corbeddu" verdankt ihren Namen einem Räuber, der sich mit seiner
Bande in ihr versteckte. Giovanni Corbeddu lebte bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Bekannt ist
sie aber vor allem weil in ihr Spuren von Menschenleben gefunden wurden, die auf 10000 vor
Christus zurückgehen, sowie Überreste eines prähistorischen Hirsches, der vor etwa 30000
Jahren gelebt hat. Zum Nationalpark gehören auch die steil ins Meer abfallenden weißen
Felswände des Supramonte-Bergmassiv und die vielen kleinen Badebuchten mit ganz hellem
Sand und azurblauem Wasser wie zum Beispiel die Buchten Sisine, Mariolu, Luna und Fuili,
die man nur mühsam zu Fuß oder, was viel einfacher ist, mit dem Boot von Cala Gonone aus
erreichen kann. Und hier kann man vielleicht eine spannende Entdeckung machen, denn
zwischen zwei Buchten, der „Cala Fuili“ und der "Cala Luna" befindet sich die vielleicht
berühmteste Grotte Sardiniens: die "Grotta del Bue Marino". Bis vor wenigen Jahren noch,
lebte hier nämlich ein sehr menschenscheues und sehr störungsempfindliches Tier: die
Mönchsrobbe – auf Italienisch "Bue Marino". Diese Robbenart ist nicht riesig, erreicht
maximal drei Meter Körperlänge, wiegt zirka 350 kg, hat kleine weiße oder gelbweiße
Flecken auf der Bauchseite und diese unvergleichlich großen runden Augen mit
wunderschönen langen Wimpern. Im letzten und vorletzten Jahr ließen zwei Exemplare sich
für kurze Zeit mehrmals in den Gewässern um die Sinis-Halbinsel (Westküste) und im
Naturpark von Villasimius (Südostküste) sehen. Forscher und Biologen sind deshalb der
Meinung, dass die Mönchsrobbe ihren Standpunkt nur vorübergehend verlagert hat und früher
oder später an die Ostküste und in "ihre Tropfsteinhöhle“ zurückkehren wird. Doch auch
Höhlenerlebnis für die ganze Familie gibt es in der „Grotta“ die direkt über dem
Meeresspiegel beginnt. Denn bei der Führungstour kann ein Teil der Höhle, die einige
unvorstellbar hohen Hallen hat, besichtigt werden. Die Gesamtdauer der Tour beträgt in der
Regel eine halbe Stunde. Die „Grotta del Bue Marino“ wurde wahrscheinlich schon in der
Jungsteinzeit (Neolithikum) als Ort für Rituale genutzt - darauf weisen einige
Felszeichnungen hin.
Der fünfte Tag: Na, gut geschlafen – womöglich noch bei Vollmond? Was war das für eine
Nacht, mit dieser grandiosen Aussicht! Machen Sie sich nun heute auf, eine der schönsten
Strecken die man auf Sardinien erfahren kann, in Angriff zu nehmen. Sie verlassen Cala
Gonone an der Kreuzung links, über eine schöne Serpentinenstraße, die Sie sechs Kilometer
in reichlich engen Kehren – vorbei an dem Nuraghen Mannu, durch den alten Tunnel wieder
auf die SS 125 führt. Im Vorbeifahren haben Sie wohl auch bemerkt, das mittlerweile an
einem neuen Tunnel gearbeitet wird, da an der alten Unterführung eine Höhenbegrenzung von
3,00 Meter angeschlagen war und manchen meiner Kunden darum in Aufregung versetzt hat
– und das, obwohl Cala Gonone ja auch von Reisebussen angefahren wird. Dorgali ist nicht
nur wegen ihrer Cantina Soziale, die gut beschildert und praktisch nicht zu verfehlen ist, einen
Besuch wert. Hier können sie herrliche Mitbringsel, insbesondere in Form von "Traubensaft"
erstehen. Der Cannonau di Dorgali wirkt zwar harmlos, ist trocken und süffig, aber Vorsicht
er hat 16 Prozente und fährt ganz schön schnell in die Knochen, wenn man ihn zu hastig
trinkt. Es ist auch zum Auffrischen von Proviant bestens geeignet, weil Dorgali kein
eigentliches Touristenörtchen ist und es hier noch ziemlich ursprünglich zugeht. Nach dem
Erreichen der SS 125 fahren Sie wieder weiter in Richtung Cagliari. Sie machen sich nun auf
den Weg in das 65 Kilometer entfernte Baunei. Einen Fotostopp lege ich immer gerne bei
Kilometer 188,8 an der alten Cantoniera Bidicolai ein, um einen Blick zurück über die tolle
Bergkulisse Richtung Dorgali und auf den Eingang zu Europas tiefster Schlucht, Gola Su
Gorruppo, zu werfen. Durch eine sehr waldreiche und einsame Gegend geht es heute bis auf
eine Höhe von 1017 Metern, die wir beim Pass Genna Silana erreichen. Hier oben liegt,
gegenüber der alten Cantoniera, ein kleines Cafe, das ich auf meinen Reisen immer besuche,
um fast schon traditionell einen kleinen "Schwarzen" – sprich Espresso oder Cappuccino - in
herrlich klarer Bergluft einzunehmen. Das muntere Treiben auf der SS 125 ist immer eine
Pause wert. Da ja nun die Straße zu beiden Seiten wieder talwärts führt, halten hier
neuerdings immer mehr Busse und Transporter um ihre menschliche Fracht mit
Mountainbikes auszuladen, die dann ihrerseits sich auf den Weg talwärts machen – entweder
Richtung Dorgali oder Richtung Arbatax. Hier oben an der Cantoniera beginnt auch der
Wanderweg zur Gola Su Gorruppo, der Sie in 1 ¼ Stunden bis zum Eingang der Schlucht
führt. Eventuell wäre es aber ratsamer, sich einer geführten Wanderung – die man wiederum
gegenüber dem Cafe, im Infocenter erfragen könnte, anzuschließen. Nach der Kaffeepause
geht es weiter auf der SS 125 und Sie kommen nun in immer einsamere Gefilde. So ab
Kilometer 176 führt Sie die Strasse hinab auf eine Art Hochplateau und schon nach einigen
Kurven finden Sie bei Kilometer 175 eine Käserei, die ihre Produkte im Direktverkauf
vermarktet. Der von mir 2002 erworbene Formaggio di Capra (Schafskäse) war nicht nur sehr
wohlschmeckend, sondern auch angenehm preiswert. Für einen mächtigen drei Kilolaib
zahlten wir nur 24 €. Über die kaum besiedelte Hochebene geht es nun Richtung Baunei.
Einen Eindruck menschenleerer Einsamkeit vermittelt Ihnen ein Ausflug auf die Hochebene
Altepiano Su Golgo. Eine steile, 13 Kilometer lange Straße windet sich vor dem Ortseingang
von Baunei, links hoch bis hinauf zum Bergplateau. Und oben wird man mit einem
fantastischen Ausblick, der bis nach Arbatax und die umliegenden Berge reicht, belohnt. Hier
gibt es immer noch einsame Wege und Stellen. Eine erst seit einiger Zeit asphaltierte Straße
führt durch einen uralten Korkeichenwald bis zu einer Kreuzung, an der es links zum urigen
Restaurant "Il Golgo" liegt, in dem man landestypisch sehr gut essen kann und das ich aus
eigener Erfahrung bestätigen kann. Wer die Zeit hat, sollte unbedingt mal die authentische
Hirtenküche testen. 300 Meter vor der Golgo Ranch, auf der rechten Seite, stößt man auf die
"Piscine": Die drei Naturwasserbecken. Diese Wasserbecken sind für das Überleben der auf
dieser Hochfläche lebenden Tiere und davon gibt es jede Menge, wie zum Beispiel diese
halbwilden Hausschweine, Kühe, Ziegen, Schafe, Esel, sehr wichtig. Hier lässt man am
Besten den Wagen stehen und wandert dann links, auf einem Schotterweg direkt zum 500
Meter entfernten, eingezäunten Karstloch "Voragine di Golgo". Über eine Art Balkon kommt
man bis an den Rand des Abgrundes. Allerdings ist hier äußerste Vorsicht geboten, sollte man
auf den Gedanken kommen, das Geländer zu überklettern - die Felsen sind mit rutschigem
Moos bewachsen und es besteht akute Absturzgefahr. Ein Kreuz aus Aluminium zeugt
übrigens von einer tragischen Liebesgeschichte, die leider mit einem Selbstmord endete.
Zeugen berichteten, dass am Rande des Karstloches, das 270 Meter tief sein soll und durch
eine Schautafel belegt ist, nur die Schuhe des Toten gefunden wurden. Ganz in der Nähe der
"Voragine" befindet sich die nach spanischer Baukunst errichtete Wallfahrtskirche von San
Pietro, zu der am 29. Juni ganz Baunei hinaufpilgert, um den Apostel Paulus zu feiern. Links
vom Eingang der Kirche steht ein geheimnisvoller Menhir aus der Nuraghenzeit. Bei der
Rücktour kommen Sie auch noch an zwei, aus der Nuraghenzeit, stammende Brunnen vorbei
und sehen dann rechterhand das neu erbaute Reitzentrum. Hier oben auf der Golgo
Hochebene beginnen auch zwei Wanderwege, die Sie, wenn Sie es denn wollten, bis hinunter
zur Küste führen und Sie dort die Traumbuchten "Cala Goloritze" und/oder die "Cala Sisine"
erreichen. Ein Spaziergang über dieses Bergplateau erinnert einen immer wieder daran, wo
man ist: Im unberührten Sardinien. Als Stellplatz für eine Nacht sehr empfehlenswert,
besonders wenn man zum Abendessen das Restaurant besucht – es sich wohl ergehen lässt –
und dann in herrlich ruhiger Umgebung dem nächsten Tag entgegenschlummern kann. Sollten
Sie daran aber nicht interessiert sein, so machen Sie sich doch wieder auf den Weg in die
Zivilisation – denn wie Sie wohl festgestellt haben – Sie waren im Land der Ahnungslosen
und hatten keinen Empfang mit Ihrem Handy. Den Weg also wieder hinunter nach Baunei,
das ebenfalls sehr eng ist und auf mich den Eindruck macht: Wie an den Berg geklebt. Kurz
hinter Baunei, nur ein paar hundert Meter nach dem Friedhof, führt Sie eine Strasse im spitzen
Winkel links, hinunter zur Felsnadel Pedra Longa, einem 40 Meter hohen Felsen, der aus dem
Meer zu wachsen scheint. Die Strecke ist grandios: Es geht zuerst etwa hundert Meter hinauf,
dann beginnt eine etwa zwei Kilometer lange atemberaubende, kurvenreiche Straße, die den
Berg hinunterführt. Die Ausblicke auf das dunkelblaue Wasser und das gegenüber liegende
Arbatax, sind immer wieder traumhaft! Haben Sie dann genug "Einsamkeit" genossen, hätten
Sie heute die Gelegenheit, so wie ich es auch immer mache, am Stellplatz der Gemeinde
Santa Maria di Navarrese, im Ortsteil Tancau, zu übernachten. Sie brauchen nur der SS 125
zu folgen, dann links hinunter nach Santa Maria Navarrese, unten wieder rechts, der
Beschilderung "Camper-Service" folgen und dann beim Hotel "Mediterranea" links. Hier
stehen Sie, nur durch eine wenig befahrene Strasse getrennt, direkt am Strand. Die
Übernachtung kostet Sie hier für zwei Erwachsene, ein Wohnmobil, Entsorgung und Strom,
nur 10 €. Und als großer Pluspunkt für diesen Stellplatz ist in meinen Augen die direkt
nebenan gelegene Pizzeria, die uns bisher, so oft wir auch da waren, immer gut und preiswert
verköstigt hat.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Die Barbagia. Stein-, Kork- und Flaumeichen, Kastanienund Haselnussbäume, die Bergwelt von Gennargentu und Supramonte, Granit- und
Kalksteinklippen und im Winter sprudelnde Wasserfälle - so erlebt der Urlauber die Barbagia
im Herzen Sardiniens. Mittendrin liegen charmante mittelalterliche Granitstädtchen und
Luftkurorte: Ausgangspunkte für Touren durch das Gennargentu-Massiv, zur 1834 Meter
hohen Punta La Marmora, durchs Lanaittutal mit den Ruinen des Nuraghendorfes "Sa Sedda e
Carros" Wer nicht all die Massive und Bergdörfer erwandern will, kann gemütlich spazieren
gehen, Museen gucken oder fürstlich speisen. In Laconi gibt es zum Beispiel jede Menge
vorgeschichtliche Hinkelsteine und einen wunderschönen Stadtpark mit den Ruinen eines
alten Schlosses. Das "Civico Museo delle Statue Menhir" ist ein echtes Unikum und machte
aus dem Ort seit 1996 eine kleine archäologische Pilgerstätte. Untergebracht im
Gemeindehaus von Laconi - dem "Palazzo Comunale" in der Piazza Marconi - wartet ein
sieben Säle zählendes Museum mit etwa vierzig interessanten Hinkelstein-Exponaten
unterschiedlicher Größe und Konservierung.
Der sechste Tag: Verlassen Sie den Übernachtungsplatz in Santa Maria di Navarrese, um
wieder "Bitumata" also Asphalt unter die, nun doch schon arg strapazierten Reifen zu
bekommen. Auch heute gibt es in Ihrer näheren Umgebung wieder einiges zu entdecken. Der
wiederum im "Schulz" beschriebene Besuch des wunderschönen Strandes der Spiaggia di
Girasole, können Sie sich sparen. Im Jahre 2003 wurde gerade eben dort mit riesigen Baggern
alles umgepflügt um, ich nehme mal an, eine Hotelanlage oder ein paar neue Ferienhäuser,
hinzusetzen. Lassen Sie sich aber vom öden Umland Tortolis nicht abhalten, Arbatax mit
seinen berühmten Roten Felsen zu besuchen. In der Nähe der Felsen finden Sie den ebenfalls
sehr sehenswerten Bahnhof, von dem Sie eine Zugfahrt, über Schmalspur, ins Innere der
Barbagia machen könnten. Aber Vorsicht, sollten Sie sich dazu entschließen, nehmen Sie bitte
Proviant mit, denn die überaus sehenswerte Fahrt bis ins Bergdorf Seui dauert hin allein schon
3 ½ Stunden. In Seui könnten Sie, nach nur 10 – 15 min. Wartezeit - es reicht aber für einen
schnellen Espresso - den aus Mandas eintreffenden Rückzug nehmen und sind dann in 3
Stunden wieder in Arbatax. Ich habe bisher allen meinen Gästen geraten: Es ist praktisch ein
Muss und ein absolutes Abenteuer, auch für Nichtbahnfans – aber nicht gerade für kleine
Kinder. Falls kein Interesse an der Bahnfahrt besteht, könnten Sie aber trotzdem eine Bergtour
unternehmen: Fahren Sie mit Ihrem Auto in die Bergwelt der Barbagia – über die vor Tortoli
schnellstraßenmäßig ausgebaute SS 125 rechts, auf die N 198, nach Lanusei, dort weiter
Richtung Gairo und von da wieder Richtung Ullassai und Jerzu. In Ullassai sollten Sie der
Grotte Su Marmuri, einer der schönsten Marmorhöhlen Sardiniens, einen Besuch abstatten
und in Jerzu auf keinen Fall versäumen die Cantina Soziale, zu besuchen. Sollte der
Cannonau von Dorgali Ihnen geschmeckt haben, dann haben Sie in Jerzu noch einmal die
Möglichkeit, einen wunderbar schmeckenden Cannonau di Jerzu direkt vom Erzeuger zu
erstehen. Der Wein den die Cantina alla Spina – also vom Fass – verkauft, kommt aus einer
Zapfanlage die frappierend einer Tankstelle für Benzin ähnelt. Es gibt dort drei dieser Säulen
– eine für Rosso – eine für Rose – und eine für Bianco - Mittlerweile hat aber auch hier, in der
Cantina Soziale, der Teuro Einzug gehalten und die Preise haben sich angepasst. So kostete
2002 der Liter noch 1,40 € - 2003 schon 1,50 € und nun im Jahre 2004 – sage und schreibe
1,80 Teuronen der Liter. Über Ihren Übernachtungsplatz können Sie heute den Tag
entscheiden lassen, wie es sich halt ergibt. Da wären an Möglichkeiten, der Campingplatz
Telis, in Arbatax, die Marina San Gemiliano, der Lido Orri oder was ich bevorzugen würde,
den Stellplatz Marino di Gairo. Am Ende einer kürzeren Küstenpanoramastrecke gelegen, die
dort als Sackgasse endet, werden Sie wirkliche Ruhe erleben können. Die Anfahrt: hinter
Barisardo, das mit seinem Strand Torre di Bari auch noch einen Besuch wert ist, fahren wir
links in die Straße die mit Nostra Signora del Buon Cammino beschildert ist. Nach weiteren 5
Kilometer bis zur Kreuzung, dort geradeaus über die Örtchen Musedda und Sa Perda Pera, die
nur kleinere Anhäufungen von Ferienhäusern sind. Es geht nun an der geschlossen
Hotelanlage "Su Sirboni", in der auch schon unser Altbundeskanzler Helmut Schmidt seine
Ferien verbracht hat, vorbei. Mir ist es ein Rätsel, warum ein in so schöner Natur gelegenes
Hotel, mit eigenem Strandabschnitt, Pleite gehen kann. Su Sirboni rottet immer mehr vor sich
hin. Es tut mir im Herzen weh, so was mit ansehen zu müssen, wobei es Jahr für Jahr mehr
verfällt. Sie sehen aber nun von oberhalb der Straße auch schon Ihren heutigen
Übernachtungsplatz an der Marina di Gairo, der so hoffe ich für Sie, noch nicht von anderen
Wohnmobilen belegt ist. Kurz vor einer Linkskurve, geht es ziemlich rumpelig hinunter an
den Strand. Wie Sie wohl bemerken werden, sind auch hier die Barrieren "2,10 Meter" schon
vorhanden, aber in der Vorsaison darf man noch daran vorbeifahren. In der Hauptsaison wird
die dicke Kette, die dort schon angebracht ist, am einbetonierten Posten eingehakt, abgesperrt
und den Wohnmobilen die Übernachtung wohl verwehren. Als Ausweichalternative bliebe
Ihnen immerhin noch der am Ende dieser Straße, die wie gesagt eine Sackgasse ist, gelegene
Campingplatz "Coccorocci" und der in manchen Reiseführern als der am schönsten gelegene
Platz ganz Sardiniens beschrieben wird und nur 4 Kilometer von der Marina di Gairo entfernt
ist. Die Beschreibung der Anfahrt ist mir schwerer gefallen, als das Lesen der Karte und das
Auffinden des Platzes bei meinen eigenen Touren. Wenn Sie denn möchten, könnten Sie hier
in dieser herrlichen Einsamkeit, jenseits aller Zivilisation, noch einen Ruhetag verbringen.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Die Ogliastra. Es gibt Landschaften auf Sardinien, da kann
man gar nicht anders als Schwärmen. Die Ogliastra ist tatsächlich atemberaubend. Den
schönsten Blick auf diese Landschaft hat man, wenn man die einsamen Berge erklimmt oder
sich ihr vom Wasser aus nähert. Nur vom Meer aus kann man einige der schönsten Buchten
erreichen und sehen wie gewaltig die schroff ins Meer abstürzenden Berge sind. In der wilden
Berglandschaft lässt sich der Badeurlaub mit tollen Trekking-Touren kombinieren. Allerdings
sollte sich niemand auf einen Alleingang einlassen, da die meisten Wanderwege nur schlecht
oder gar nicht ausgeschildert sind. Abseits der Touristenpfade sollte man sich also nur mit
einheimischen Bergführern auf die verlockenden Touren zu den einsamen Stellen dieser
Landschaft aufmachen. Die einzigartige Lage an der Ostküste, das angenehm mediterrane
Klima, die üppige Macchia-Vegetation, die weißen Strände und das idyllische Hinterland
machen die Ogliastra zum Schmuckstück. Wer ein bisschen Faulenzen will, kann sich einen
der unzähligen schönen Strände aussuchen. Wer ein bisschen neugierig ist und sich einer der
vielen einsamen Buchten über das Meer nähert, wird mit jeder Menge Ruhe belohnt. Die
Taucherbrille sollte bei dieser Gelegenheit nicht gerade wieder mal zu Hause liegen, denn an
den Steilklippen kann man besonders schön tauchen. Zum Surfen eignet sich die Ogliastra
hingegen weniger.
Der siebte Tag: Heute bin ich beim Planen Ihrer Tour ein klein wenig unsicher geworden, da
ich im Moment, hier am Computer, nicht weiß wo Sie denn nun genau übernachtet haben,
werden oder sollen. Es wäre geplant gewesen, schon heute auf der Giara di Gesturi zu sein.
Damit die Etappe des heutigen Tages aber dann doch nicht ganz so lang wird, werden Sie
heute, wenn Sie es denn möchten, nur 75 Kilometer unter die Räder nehmen. Es geht über die
SS 125 nach Villaputzu, Muravera bis zum Stellplatz am "Porto Feraxi". Auch auf diesem
Wege sind noch Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und "Traumstrände" zu bestaunen. Kurz
nach Tertenia, praktisch dem einzigen Ort in dieser Einsamkeit, führt Sie links eine
Abzweigung zu den Stränden Sa Foxi Manna, Melisenda, Barisoni und dem Torre San
Giovanni di Sarrala. Nach dem Strand von Barisoni ist aber für uns Zivilisten leider die Welt
zu Ende, denn danach haben unsere Freunde von der NATO das Sagen. Wieder auf der Strada
Orientale SS 125 geht es weiter gen Süden. Kurz vor dem Weiler Quirra sehen Sie die einzige
Backsteinkirche Sardiniens, das romanische Kirchlein San Nicolo auf der linken Seite, direkt
an der Straße. Der nächste anzusteuernde Punkt wäre Villaputzu, mit seinem schönen Strand
Porto Corallo und seinem neu erbauten Jachthafen. Die Gegend um Villaputzu und Muravera,
mit seiner Mündung des Flumendosa, war bis 1949 eine der übelsten Malariagegenden
Sardiniens. Das kleine, geschäftige Muravera eignet sich sehr gut zum Proviantfassen, da hier
Bäcker, Metzger, Obst und Gemüsehändler in überschaubarer Menge und ausreichender
Anzahl vorhanden sind. Kurz nach dem Ortsendeschild von Muravera überspannt ein Unikum
von Brücke den Rio Flumendosa. Diese dreiteilige Brücke besteht zu ihrem Anfang aus
Beton, der mittlere Teil ist noch eine alte Stahlkonstruktion und das Ende der Brücke besteht
dann wieder aus Beton. Die Besonderheit besteht nun darin, dass das mittlere, ältere Stahlteil
der Brücke sich in ihrer Mitte auf 5,70 Meter verengt und wenn Ihnen ein LKW
entgegenkommt, bekommt man hier ein sehr mulmiges Gefühl und höllisches Fracksausen.
Nach dem Überqueren dieser urigen und sehr engen Dreifachbrücke – wie gesagt
Beton/Stahl/Beton – über den Fluss oder das was von ihm im Sommer übrig geblieben ist,
fahren Sie schon nach wenigen Kilometern an dem, schön am Strand gelegenen,
Campingplatz Quattro Mori vorbei und können, wenn denn Interesse daran besteht, wiederum
nur zwei Kilometer weiter links ab, zum Torre Salinas mit seinem Stagno Colostrai abbiegen.
Ich hatte ja allen meinen Gästen zu Anfang einer Tour frei lebende Flamingos versprochen
und wollte sie normalerweise hier dem erstaunten Auge präsentieren. Und was passierte? Ein
einziger Flamingo war auf dem Riesengewässer zu sehen. Wo waren denn all die Anderen
hin, die ich in den letzten Jahren hier beobachtet hatte? Da waren es noch mindestens 30
Stück an der Zahl. Nun ja, besser Einen als gar keinen. Aber, ich kann Ihnen versichern –
sollte hier kein Flamingo im Wasser stehen – spätestens wenn es um Cagliari herum geht,
werden Sie welche live erleben. Fahren Sie doch noch bis an den Strand mit seinem
asphaltierten Parkplatz und werfen Sie einen Blick auf den Torre Salinas. Vorbeigekommen
sind Sie dabei auch an dem, bei deutschen Urlaubern sehr beliebten Campingplatz "Torre
Salinas", den ein deutsches Ehepaar leitet und für seine familiäre Betriebsamkeit bekannt ist.
Der nächste Stopp ist auch schon praktisch der Endpunkt Ihrer heutigen Tagesetappe und
gleichzeitig mein persönlicher Geheimtipp, der auch noch in keinem Wohnmobilführer
verzeichnete und darum immer noch menschenleere Strand in den Pinien von Porto Feraxi.
Die Anfahrt liest sich wie folgt: An der Kreuzung San Priamo links und zwar die erste links,
danach geradeaus bis zum Restaurant, dort links dem besprühten Schild Feraxi folgen und der
nun langsam, aber stetig schlechter werden Strasse, über die fast abgewrackte Brücke hinweg
fahren. Kurz hinter der maroden Brücke wird die Strasse wieder erheblich besser und führt
Sie an einem Gewässer der Fischereigenossenschaft vorbei. Entlang der Schilder "Divieta di
Pesce" – Angelverbot - geht es nun immer näher ans Meer. Kurz vor ihrem Ende, schon in
Sicht der Pinien und im Schatten des Monte Ferru, bzw. der Nordseite des Capo Ferrato, weist
die Strasse dann abrupt keinen Asphalt mehr auf. Nur noch ungefähr 500 Meter rumpelt man
ganz langsam auf der mit Schlaglöchern übersäten "Strada Bianca", bis man an einer Art
Kreuzung scharf links in Richtung rot/weißer, aufgestellter Schranke abbiegen muss - aber
dann hat man einen Stellplatz erreicht, der sehr stark an den von Strand in Posada erinnert. Im
Jahre 2003 war ich hier mit Gästen absolut alleine und Sie haben dann ungefähr fünf
Kilometer Strand vor Ihren Füßen liegen.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Sarrabus – Gerrei. Weiße feine Sandstrände, lauschige
felsige Buchten prägen den Küstenstrich, endlos weite Ebenen und eine verwunschene
Bergwelt überzogen von Macchia-Sträuchern und Steineichenwäldern formen das Inland des
Sarrabus-Gerrei. Die Bergwelt im Sarrabus ist echte Einsamkeit. Entfernt man sich von den
Küstendörfern Solanas, Villasimius, Costa Rei, Muravera ist man mit sich und der Welt
allein. Das einzige größere Bergdorf in dieser Gegend ist Burcei. Im Juni erwacht der Ort zum
Leben, dann findet hier nämlich das Fest zu Ehren der Heiligen Barbara und die "Sagra delle
Ciliege" statt: das Dorf ist berühmt für die fast schwarzen zuckersüßen Kirschen. Hier,
inmitten dieser Abgeschiedenheit und Urtümlichkeit liegt auch der "Parco dei Sette Fratelli" das Reich der sardischen Hirsche. Weiter nördlich, im Gerrei, unweit des Flumendosa-Tals
liegt noch ein kleines abgelegenes Dorf: Armungia. Hoch über den Dächern der Häuser ragt
ein noch gut erhaltener Nuraghe. Hier wurde 1890 Emilio Lussu geboren. Als Mitbegründer
des "Partito Sardo d'Azione", als Antifaschist, als Widerstandskämpfer und als Abgeordneter
im Parlament hat er auch über seine Insel hinaus im Ausland Anerkennung erlangt. Entlang
dem weiten Weideland führt ein alter Pfad zum ehemaligen Bergwerk von Su Suergio in
Villasalto. Doch seitdem das Rohmaterial versiegt ist, ziehen auf dem alten Eselspfad nur
noch Pilger aus Jerzu und Lanusei nach Villasalto. Die abwechselnd felsige und sandige
Südostküste bietet hingegen jede Menge Fun und gehört heute zum Trendziel vieler Urlauber
und einheimischer Jugendlichen. Tanzen und Feiern kann man hier in der Saison die ganze
Nacht - doch immer mit mediterranem Flair!
Der achte Tag: Beim Studium der Karte werden Sie sicherlich festgestellt haben, es gibt eine
Strada Bianca über die Hügel zwischen Capo Ferrato und dem Monte Ferru hinweg. Ja, es
gibt sie wirklich. Aber, ich warne Sie – Ich habe diese Strecke im Jahre 2003 ausprobiert und
hier ein kleiner Auszug aus meinen damaligen Tagebuch: "Wir brachen gegen 13.00 Uhr von
unserem schönen Plätzchen am Porto Feraxi voller Gottvertrauen auf und machten uns auf
den Weg, der uns einen Umweg von ungefähr 20 – 25 Kilometern ersparen sollte. Junge,
Junge – Im Nachhinein kann ich nur sagen: Es war im Prinzip nur was für Offroadfahrer und
es wäre bedeutend schneller gewesen, wenn wir den Umweg über Asphalt im Kauf
genommen hätten. Liebe Nachfahrer, nehmen Sie also wirklich lieber die 25 Kilometer
Umweg in Kauf, es ist besser. Die Piste und spreche hier wirklich von einer Piste und keiner
Strada Bianca, war dermaßen ausgewaschen, zerfurcht und mit sehr tiefen Rillen durchzogen,
so das wir nur im Schritttempo und mit äußerster Vorsicht vorwärts kamen. Stellenweise
mussten wir sogar anhalten und uns vom Zustand der Piste überzeugen, ob denn ein
Vorwärtskommen überhaupt noch möglich war. Zum Glück haben wir die Abkürzung heil
und ohne größere Blessuren überstanden und kamen an der Südseite des Capo Ferrato und am
nördlichen Ende der Costa Rei wieder ans Meer." Soweit meine eigenen Erfahrungen aus dem
Jahr 2003. Also lieber den Umweg in Kauf nehmen, zumal diese Piste im Jahre 2004 sowieso
gesperrt war. Ich nehme mal an wegen Reparaturarbeiten. Obwohl die Fahrt an der Costa Rei
entlang landschaftlich sehr schön war, ist aber auch zu Berichten, das nun auch hier, wie
schon früher um Villasimius der Betongoldrausch ausgebrochen ist. Die Ferienhauskolonien
reihen sich jetzt praktisch vom Capo Ferrato über Villasimius bis nach Cagliari, entlang dieser
tollen Panoramastrasse, ziemlich nahtlos aneinander. Wohnmobiltechnisch ist der Südosten
Sardiniens um Villasimius für uns wohl auf immer verloren. Weiter geht es aber über diese
tolle Küstenstrasse. Befahren Sie die Strasse ruhig bis zum ihrem Ende und in die Vororte von
Cagliari hinein. Der Poetto Strand, den ich schon auf vielen Fotos über Sardinien gesehen
habe, ist nicht gerade eine Offenbarung in Sachen schönster Strand der Insel – da haben Sie
doch mittlerweile bestimmt schon schönere gesehen. Bevor es aber nun wirklich in Cagliari
hineingeht, sollten Sie die autobahnähnliche SS 131 Carlo Felice Richtung Norden entern und
sich mit dem Verkehr stadtauswärts treiben lassen. Sie machen sich jetzt auf in ein Gebiet der
Insel mit Namen Marmilla.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Die Marmilla. Eine endlos weite Landschaft und baumlose
Hügel prägen dieses Gebiet. Jahrelang wurde der Name Marmilla fälschlicherweise von
"mamilla" (lat. Busen) abgeleitet. Tatsächlich gibt es in der Gegend zahlreiche Hügel, die an
weibliche Formen erinnern. In Wahrheit ist das Wort jedoch sumerisch-akkadischen
Ursprungs: MAR-MIDDA bedeutet soviel wie "der Knecht der göttlichen Waffe" - damit
meinten die Nuragher wahrscheinlich eine zweiseitige Axt. Die Bewohner der Marmilla leben
heute vor allem vom Getreideanbau, vom Weinhandel und von den köstlichen, immer leicht
bitteren Oliven. Im Frühjahr leuchten die Hügel in sattem Grün, im Sommer wirkt die
Landschaft hingegen eher wie eine Wüste. In den Hügeln der Marmilla befinden sich drei
einzigartige Nuraghenfestungen. Der Nuraghe "Su Nuraxi" bei Barumini - der von der Unesco
zum Weltkulturerbe ernannt wurde, der erst in den 1980-er Jahren entdeckte Nuraghe
"Arrubiu" bei Orroli und der Nuraghe "Su Molinu" in Villanovafranca, der seit Sommer 2003
für Besucher zugänglich ist. Die Arbeiten an den Ausgrabungen waren aufgrund
bürokratischer Hindernisse über 10 Jahre lang ausgesetzt worden. Im Inneren der Festung
wurde eine bisher einzigartige Entdeckung gemacht: ein Votivaltar in einer
Verteidigungsanlage, außerdem Tausende Terrakotta-Lampen, die vermutlich einem
Sommersonnwend-Kult dienten. Die Anlage war seit der Bronzezeit bis hin zurzeit der
römisch-punischen Herrschaft bewohnt. Ein Besuch in Villanovafranca lohnt sich für
Archäologie-Fans auf jeden Fall, denn die Umgebung des 1600 Einwohner-Dorfs birgt
weitere 22 archäologische Sehenswürdigkeiten. Seit 2002 wurden fast 500 außergewöhnliche
Exponate, die rund um Villanovafranca gefunden wurden, im neuen "Museo Nuragico" des
kleinen Ortes dem Publikum zugänglich gemacht. In den Ausstellungsräumen des ehemaligen
"Monte Granatico" können dann auch Sehbehinderte und Blinde sie durch Tasten
wahrnehmen und bewundern. Ein weiterer Vorteil: Zusätzliche Informationen über die
Ausstellungsgegenstände können speziell angebrachten Tafeln entnommen werden: Natürlich
in Blindenschrift.
Soweit die offiziellen Informationen zur Marmilla – weiter aber nun in Ihrer Tour. Es gilt
Kilometer zu machen, denn ich möchte Ihnen heute das größte Nuraghendorf Sardiniens Su
Nuraxi bei Barumini, das von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt wurde und Ihnen die
Weite von Sardiniens höchstem Tafelberg der Giara di Gesturi vorstellen. Befahren Sie die
autobahnähnliche SS 131 "Carlos Felice" bis zur Ausfahrt Villasanta und dort rechts. Ab der
Abfahrt begegnen Ihnen schon die Schilder zur Nuraghenfestung Su Nuraxi, der Sie folgen
bis zur Ortschaft Barumini. Im Ort an der einzigen Kreuzung links Richtung Tuili und schon
ein Kilometer nach Barumini sehen Sie unübersehbar das Nuraghendorf Su Nuraxi.
Informationen zur Nuraghenfestung Su Nuraxi: Bekannt wurde der kleine Ort Barumini, mit
seinen 1500 Einwohnern auf Grund der nahe gelegenen Nuraghenfestung "Su Nuraxi". Die
Festung wurde in den fünfziger Jahren von dem Archäologen Giovanni Lilliu entdeckt und
ausgegraben. Es handelt sich hierbei, um den bis heute größten freigelegten Nuraghen
Komplex, wenn man das Nuraghendorf dazuzählt. Experten schätzen, dass der Bau an der
Anlage vermutlich von 1200 bis 500 vor Christus dauerte. Die Burganlage, bestehend aus
einem Hauptturm und einer rautenförmigen Bastion mit vier weiteren Türmen an den Ecken,
nimmt eine Fläche von über 1000 m2 ein. In unmittelbarer Nähe der Befestigungsanlage stieß
man auf Hüttenreste die zu einem Dorf gehören mussten. Die etwa 200 Hüttenreste sollen
noch zu punischer Zeit bewohnt gewesen sei, denn Experten konnten noch punische Einflüsse
feststellen, so zum Beispiel der Bau von Rinnsteinen und Abwasserschächten. Auch bei dieser
Festung lässt sich erkennen, dass der Hauptturm vielfach von Mauern und weiteren Türmen
aus späterer Zeit umgeben wurde. Ein besonderes Merkmal des zentralen Rundturms waren
die Räume mit Gewölben, oft zwei oder mehr übereinander und durch schmale Treppen
miteinander verbunden. Leider ist heute nur noch das erste Gewölbe erhalten.
Nach der Besichtigung von Su Nuraxi, das doch immer wieder ein wenig zeitaufwändig ist,
ist es auch nicht mehr weit, bis zu Ihren heutigen Stell- und Übernachtungsplatz auf der Giara
di Gesturi, mit seiner doch ziemlich steilen, schmalen und langen Anfahrt, auf der Sie eine
hoffentlich ruhige Nacht verbringen werden.
Informationen zur Giara di Gesturi: Eine Insel auf der Insel: Die Giara di Gesturi ist ein
weites Basaltplateau nordwestlich von Gesturi, 12 Kilometer lang und ca. 4 Kilometer breit,
in Form eines Tafellands vulkanischen Ursprungs, etwa 50 km2 groß, auf 500 bis 600 m Höhe
gelegen, reich an Steinen und Korkeichen, das sich auf einem unwegsamen Felsengebiet
erstreckt, zu dem wenige Strassen führen. Die höchste Erhebung ist der Monte Zepparedda
mit 609 Meter und der Monte Zeppara Manna mit 580 Meter. Eine richtiggehende Insel ist die
Giara im Frühling. Sehr reich an Wasser und die Paulis, das sind kaum mehr als 50 cm tiefe,
sich vorübergehend bildende, im Sommer wieder austrocknende Teiche, sind die Grundlage
für ein wahres Blütenmeer. Im Sommer aber verwandelt sie sich in eine karge,
sonnenverbrannte, nach Oregano, Myrte und wildem Fenchel duftende Gegend und im Winter
indes wird sie wegen ihres Schlamms nahezu unpassierbar. Große Gras-Steppen voll
Asphodelus, Zistrosenfelder soweit das Auge reicht, Wolfsmilch, Mastixbaum, Erdbeerbaum,
Heide und sogar Orchideen, wechseln sich ab mit Korkeichen, in deren Schatten freilaufende
kleine Pferde Zuflucht suchen. Die Wildpferde (Cavallini della Giara), ca. 600– 700 Stück an
der Zahl, sind Miniaturexemplare – nicht zu verwechseln mit Ponys – und
höchstwahrscheinlich das Ergebnis Jahrhunderte alter Kreuzungen und Selektionen, bei denen
nur die Exemplare überlebten, die in der Lage waren sich der Umwelt anzupassen. Einmal im
Jahr (meist im Spätsommer), gibt es die große Jagd, dann werden sie in die Dörfer getrieben.
Die Giara wird in seiner ganzen Länge von einer ungepflasterten Straße durchquert, die
zahlreiche Abzweigungen zu den wichtigsten Paulis und Sehenswürdigkeiten aufweist. In
prähistorischer Zeit wurden an den Rändern des Plateaus, das aufgrund seiner Beschaffenheit
ein fast uneinnehmbares, natürliches Bollwerk bildete, zahlreiche Nuraghen errichtet. Einige
sind noch recht gut erhalten. Die Nuraghe Bruncu`e Madili steht am Rande des östlichen
Abhangs, unweit der von Gesturi aus ansteigenden Straße. Es handelt sich um eine KorridorNuraghe aus der Zeit um 1800 v. Chr. Ein weitläufiges nuraghisches Dorf mit runden Hütten
umgibt sie. Um die Giara richtig kennen zu lernen und in ihrer ganzen Pracht zu bewundern,
lohnt es sich sie im späten Frühling zu besuchen um sie in ausgedehnten Wanderungen oder
noch besser mit dem Fahrrad, zu erleben. Der beste Anfahrtspunkt ist von Gesturi, 5
Kilometer nördlich von Barumini auf der Nationalstraße 197. Hinter der Kirche, geht es links
auf eine schmale, asphaltierte Straße, in steilen Windungen, mit mehreren Quellen – den
Milzas - den Berg hinauf, wo man in ca. 5 Kilometer den Parkplatz, mit seiner
Wildhüterhütte, erreicht.
Der neunte Tag: Wer schon mal eine Nacht auf der Giara verbracht hat, wird bestimmt über
die Geräusche, die er des Nachts gehört hat, verblüfft gewesen sein. Aber auch wie schon auf
der Altepiano Su Golgo, gibt es hier jede Menge frei herumlaufendes "Viehzeug" und nicht
nur Pferde. Ich hoffe es hat Ihnen gefallen? Die Giara di Gesturi ist aber auch wirklich ein
Paradies – eine Insel auf der Insel. Bevor es aber wieder weitergeht, lege ich Ihnen eine
Radtour nach dem Frühstück ans Herz. Das ist die nämlich die beste Zeit, um die Giara per
Rad zu erkunden. Es ist noch nicht zu heiß und noch nicht zu voll. Um 8.30 Uhr trifft
normalerweise der Ranger bei seiner Schutzhütte am Parkeingang ein. In dieser Hütte werden
die Fahrräder die man sich ausleihen kann, über Nacht eingeschlossen. Besorgen Sie sich bei
ihm ein paar Räder und machen Sie eine Radtour über die Giara. Alles in Allem dauert die
Tour ungefähr 2 ½ Stunden und Sie werden Eindrücke mitnehmen, an die Sie noch lange
denken werden. Meine Leihgebühr für drei Räder betrug im Jahr 12 € und war es alle mal
wert. Ohne eine Radtour auf der einsamen Giara würde man sehr viel verpassen. Ein
Abstecher in die Welt der Archäologie ist auch der Besuch der menschenleeren Giara di Serri,
östlich von Barumini, mit seinem Santuario Nuragico Santa Vittoria und einem Pozzo Sacro.
Den Brunnentempel von Santa Vittoria bei Serri ereicht man über die Straße, die von
Barumini nach Gergei führt. Danach zweigt man links auf die SS 128 Richtung Isili ab, um
direkt wieder links Richtung Serri zu fahren. Sie durchqueren Serri und in der Ortsmitte geht
es dann links, fast acht Kilometer über eine kleinere Hochfläche bis nach Santa Vittoria. 4 €
pro Person kostet der Eintritt. Die Tickets können Sie bei der prima deutsch sprechenden
Kassiererin erstehen, danach müssen Sie noch ca. 800 Meter zurücklegen und stehen dann vor
dem, in allen Sardinienreiseführern erwähnten und gelobten Santuario Nuragico Santa
Vittoria, mit seinem Pozzo Sacro - dem heiligen Brunnen. Danach sollte es aber wieder
losgehen. Brechen Sie auf, um die Hauptstadt der Insel, Cagliari zu besuchen. Es geht über
die SS 128, durch Mandas, Senorbi und kurz vor Monastir wieder auf die SS 131. Nun fahren
Sie den gleichen Weg retour, den Sie gestern gekommen sind. Nur keine Angst vor Cagliari.
Je näher Sie der Hauptstadt der Insel kommen, desto dichter wird zwar der Verkehr und
vierspurige Über- und Unterführungen verwirren den Ortsunkundigen, doch die
Ausschilderung ist sehr gut. Folgt man der Straße, auch wenn die Himmelsrichtung als die
Verkehrte erscheint, einfach unbeirrt, so landet man zielsicher am Hafen von Cagliari. In der
Nähe des Bahnhofs finden Sie zwar gebührenpflichtige, aber hoffentlich freie Parkplätze. Die
malerische Altstadt mit ihrer mächtigen Zitadelle und die Kunstschätze der Museen sind
wirklich sehr sehenswert. So Sie dann die Nase vom geschäftigen Treiben der Hauptstadt voll
haben, machen Sie sich auf den Weg in die Abgeschiedenheit der "Costa del Sud". Costa del
Sud - schlicht "Südküste" wird der Küstenabschnitt von Santa Margherita di Pula, bis hinter
das Kap von Teulada genannt. Zu dem Sie sich nach der Erkundung Cagliaris aufmachen, um
ihn zu erkunden. Fährt man von Cagliari über die SS 129 in Richtung Pula, bietet sich dem
Reisenden ein wenig beschaulicher Anblick. Immer wieder verwunderlich für mich, sind die
verschiedenen Vogelarten, die sich im Stagno von Molantargius auf ein Leben mit dem
Fortschritt eingerichtet haben. Sie werden Flamingos, Reiher und jede Menge Enten sehen. In
Sarroch, dem größten Industriekomplex der Insel, sorgen Ölraffinerien für einen schlechten
Geruch in der Luft. Nachts wirken die riesigen Anlagen dank der Beleuchtung wie eine
Raumstation. Kaum zu glauben, dass nur sieben Kilometer weiter wieder das Sardinien
beginnt, wie es sich der Urlauber vorstellt. Der im Vergleich zu anderen Regionen der Insel
noch relativ wenig erschlossene untere Zipfel Sardiniens hat eine Menge zu bieten - nicht nur
als traumhaftes Badeparadies, sondern auch als Urlaubsregion. So liegt zum Beispiel die
Felsenhöhle von "Is Zuddas" in der Nähe von Santadi und in den Bergen des 908 Meter
hohen Monte Arcosu lebt in einem Naturreservat noch der sardische Hirsch in freier
Wildbahn. Kurz hinter Sarroch erreichen Sie Pula. Pula ist ein lebhaftes Städtchen und
beliebtes Ausflugsziel für Cagliaritaner und Urlauber. So steht in die Pula auch die kleine
Kirche Sankt Efisio, zu der in der ersten Maiwoche tausende Gläubige in einer Prozession aus
dem 30 Kilometer entfernten Cagliari pilgern. Eine der größten Attraktionen von Pula aber ist
die außerhalb des Dorfes gelegene antike Stadt Nora. Auf einer schmalen Halbinsel gelegen,
sind Teile der antiken Siedlung im Meer versunken. Aus der phönizischen Gründungszeit der
Stadt, um das 9. Jahrhundert v. Chr. ist aber trotzdem noch allerhand erhalten geblieben. Sehr
sehenswert – das Amphitheater und die Mosaiken. Das berühmteste Zeugnis dieser Zeit ist die
"Stele von Nora". Auf ihr wird zum ersten Mal der Name dieser Insel "Sardinien" erwähnt.
Die Säule steht heute im Nationalmuseum in Cagliari. Die Säulen die heute in Nora stehen,
sind Nachbauten aus Beton. Der Eintritt zum Park von Nora kostet Sie 5 € und ist sehr
empfehlenswert. Nach dem Besuch von Nora geht es wieder weiter die SS 129 entlang.
Rechts von Ihnen liegen in Santa Margherita di Pula einige der exklusivsten Feriengebiete der
Insel außerhalb der Costa Smeralda, an kilometerlangen Sandstränden und im Schatten von
Kiefernwäldern. Hinter Santa Margherita di Pula erreicht man nun Chia und damit die Costa
del Sud.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Costa del Sud - schlicht "Südküste" - wird der
Küstenabschnitt von Santa Margherita di Pula bis hinter das Kap von Teulada genannt. Der
im Vergleich zu anderen Regionen der Insel noch relativ wenig erschlossene untere Zipfel
Sardiniens hat eine Menge zu bieten - nicht nur als Urlaubsregion und traumhaftes
Badeparadies. Vom Nachtleben in Pula und der antiken Stadt Nora mit seiner wechselhaften
Geschichte bis zu den traumhaften Badestränden in Chia, von der Panoramastraße mit
atemberaubenden Ausblicken auf schroffe Granitfelsen und feinsandige Badebuchten bis zu
der Grotte "Is Zuddas" mit ihren einmaligen Kalkformationen bietet die Costa del Sud ein
abwechslungsreiches Programm. Die Küste führt an den südlichen Ausläufern des Iglesiente
entlang - am Rande des Gebirges locken Olivenhaine und Eukalyptuswälder, aber auch
fruchtbare Flusstäler, die sich von den ausgebrannten oder bereits im Juni abgeernteten,
goldbraun gefärbten Getreidefeldern abheben. So liegt zum Beispiel die Felshöhle von "Is
Zuddas" in der Nähe des von Santadi an ausgeschilderten "Bosco di Pantaleo", der zu
Wanderungen und Spaziergängen, aber auch zu einem Picknick auf einer der zahlreichen
Rastplätze einlädt. Und in den Bergen von Arcosu, etwas nördlich von Pula, lebt in einem
WWF-Naturreservat noch der sardische Hirsch in freier Wildbahn.
Ein paar Häuser, eine Bushaltestelle, eine Bar, ein kleiner Supermarkt, ein Schlachter und
eine Käserei, in der es alles gibt was der Urlauber probieren muss: "Caprino", "Pecorino" und
"Mozzarella" aus Sardinien. Niemand hat es bisher geschafft, Chia zu beschreiben, ohne von
der traumhaften Bucht, dem Lagunensee - der nur durch den feinen endlos breiten Sandstrand
abgetrennt ist, dem alten Sarazenenturm, von dem man einen unglaublichen Ausblick hat, den
meterhohen Dünen und dem türkisgrünen Wasser wie Glas zu schwärmen. Keine Bauten von
besonderer Hässlichkeit, außer dem 4 Sterne Hotel "Chia Laguna", keine Disko, wenig
Pauschaltourismus. Chia ist wirklich ein Paradies! In "Baia Chia" lag einst die phönizische
Stadt Bithia, von der aber nur noch wenige Steine zeugen. Wer an der Costa del Sud Urlaub
macht, sollte den wunderschönen Strand "Su Giudeu", den Hausstrand Chias, besuchen.
Alternativ bietet die weiter westlich gelegene kleine Bucht "Cala Cipolla" - die Zwiebelbucht
- ein ideales Karibikfeeling, an der auch ein wunderschöner Wanderweg zum alten
Leuchtturm des Capo Spartivento beginnt. Der Leuchtturm ist zwar nicht mehr im Betrieb,
bietet aber einen grandiosen Ausblick aufs Meer und auf die Küste. Hier, am Parkplatz der
Cala Cipolla befindet sich auch ein bewachter Parkplatz, dessen Betreiber Sie für einen
kleinen Obolus auch hier übernachten lassen. Leider besteht hier keine Möglichkeit direkt vor
Ort zu entsorgen. Das müssten Sie schon ein paar Kilometer vorher, an der Strasse gelegen
Camperservice gemacht haben. Die Costa del Sud zählt zu den schönsten Küstenstreifen der
Insel. Wenige Kilometer entfernt von Chia beginnt die etwa 30 Kilometer lange
Panoramastrecke bis Porto Teulada. An der traumhaften Küste entlang verläuft die gut
ausgebaute Straße, mit zahlreichen Parkbuchten an den schönsten Aussichtspunkten. Der
Küstenabschnitt lässt sich auch auf einem nicht markierten Wanderweg entdecken, der
allerdings zum Teil an der Straße entlang führt. Bizarre Steilufer wechseln sich mit kleinen
Strandbuchten ab, an denen sich auch schon mal eine Herde Kühe in der Sonne räkelt. Die gut
ausgebaute, abwechselnd steil aufwärts und wieder abwärts führende Straße hält immer
wieder einmalige Ausblicke bereit. Hinter einem Hügel eröffnet sich ganz unerwartet der
Blick über die zerklüftete Küste, über den feinen Sandstrand von Tuaredda und das leuchtend
hellblaue Wasser bis hin zum Capo Malfatano, wo ein alter Sarazenenturm steht, zu dem eine
holprige Piste führt. Das Hinterland ist von wilder Macchia bewachsen, deren Zistrosen,
Ginster, Myrten und Wacholdersträucher im Frühjahr wie auf einer Modelleisenbahnanlage
verstreutes Islandmoos wirken. Hinter dem Kap eröffnet sich der Blick auf die Küste bis zum
Capo Teulada, das seit den fünfziger Jahren militärisches Sperrgebiet ist. Hier finden sich
auch einige wenige Hotels, wie das im Juni 2001 teilweise abgerissene "Grandhotel Baia delle
Ginestre". Die Südküste Sardiniens ist das wärmste Gebiet der Insel, denn hier ist man Afrika
am nächsten. Sollte es dann wieder mal an der Zeit sein Zivilisation zu spüren, so könnte Ihr
heutiger Übernachtungsplatz auch der kommunale Campingplatz "Porto Tramatzu", am Torre
Budello bei Porto Teulada sein.
Der zehnte Tag: Sulcis und Iglesiente heißen die beiden Gebiete der Südwestküste
Sardiniens, durch wir heute fahren. Ihnen vorgelagert sind die beiden Inseln Sant'Antioco und
San Pietro. Sant'Antioco ist über einen Damm mit dem Festland verbunden, während San
Pietro nur mit der Fähre zu erreichen ist. Aber der Reihe nach! Von Ihrem Campingplatz
"Porto Tramatzu" biegen Sie links, Richtung Teulada, wieder auf die Straße die Sie zur SS
195 führt. Dort wieder links, am Capo Teulada vorbei, das unsere Freunde von der NATO
vereinnahmt haben. Hier sehen Sie Spuren, die schwere Panzer in die Landschaft gerissen
haben. Das ganze Kap ist ein Truppenübungsplatz und darf von Zivilisten nicht betreten,
geschweige denn befahren werden, obwohl an der Küste wunderschöne Strände liegen. Erst
bei Sant`Anna Arresi könnten Sie wieder links abbiegen, um zum Beispiel Porto Pino, mit
seinen erstklassigen Badestränden, zu besuchen. Wenn Sie denn der Meinung sind, zu einem
richtigen Sardinienbesuch gehöre auch ein Abstecher nach Sant'Antioco – Bitteschön. Fahren
Sie nun vor San Giovanni Suergiu links, über den schon von den alten Römern errichteten
Damm nach Sant'Antioco. Besuchenswert ist auf Sant'Antioco aber im Prinzip nur das
Ruinenfeld der Rovine de Sulci, mit seinen Tophets und in der Weiterfahrt die Hafenstadt
Calasetta und die alte Tonara, eine Thunfischfangstation. Zu meiner Schande muss ich
gestehen, auf allen meinen Touren war ich noch nicht auf der Isola San Pietro. Die Überfahrt
mit der Fähre ist mir ganz einfach zu zeitaufwändig. Mich zieht aber auch nichts dort hin. Die
nun folgenden Kilometer der SS 195 über Carbonia und Gonnesa sind nicht besonders
sehenswert. Ich bin immer froh, wenn ich vor Iglesias, links Richtung Fontanamare und der
Panoramastrasse nach Buggeru abbiegen kann. Fontanamare galt im 19. Jahrhundert als einer
der bedeutendsten Erzhäfen der Insel und ist heute der Hausbadestrand von Iglesias. Ein
Juwel unter den Panoramaplätzen ist das Belvedere von Nebida und zum Glück noch nicht in
Reiseführern beschrieben – wird darum immer noch als Geheimtipp gehandelt. Die Gemeinde
von Nebida hat hier mit diesem Rundwanderweg um einen Berg oberhalb einer alten Mine
eine Attraktion allerersten Ranges geschaffen. Auf dem Weg zum Aussichtsplatz muss der
Wagen auf dem Parkplatz, direkt am Ortseingang links geparkt werden, denn die kleine
Straße, die sich kreisförmig um den Hügel herumwindet, kann nur zu Fuß begangen werden.
Fangen Sie den Spaziergang am besten von links an. Direkt am Anfang des Rundganges,
unten an der Küste sehen Sie ein Haus, bei dem man sich fragt: Wie kam der Besitzer an die
Baugenehmigung? Dort wo der Weg an der Steilküste den Blick auf das Meer freigibt, liegt
das malerische Belvedere mit weiten Blick auf den Golfo di Gonnesa. Mitten in dieser
Einsamkeit erreichen Sie die Bar "Operaio 69", in der man ein Glas Rotwein oder einen
Espresso genießen kann. Früher lagerte man hier die Munitionen für das nahe gelegene
Bergwerk, heute ist die, von einem atemberaubenden Blick und frisch angelegten
Blumenbeeten umgebene Bar ein Geheimtipp für Liebhaber der Beschaulichkeit. Direkt unter
Ihnen sind noch alte Bergwerksliegenschaften zu erkennen, die bis zur Jahrhundertwende
noch genutzt wurden. An den Wochenenden wird das Belvedere zum beliebten Ausflugsziel
der Einheimischen. Kurz bevor Sie wieder an Ihrem Wohnmobil ankommen, sehen Sie in
dem kleinen Park eine im Boden eingearbeitete Windrose aus Bruchsteinen. Dort sind alle der
auf Sardinien vorkommenden Winde eingetragen. Durch duftende Macchia führt die Straße
weiter gen Norden, nach Masua und zum Strand von Porto Flavia. In Masua wurde Blei und
Zink in einem Bergwerk direkt am Meer gefördert. Den Küstenfelsen von Masua gegenüber
ragt der 132 Meter hohe, weiße und kegelförmige Pan di Zucchero aus dem Meer auf, das
Wahrzeichen des Ortes.
Informationen zur Mine Porto Flavia bei Masua: Eine verlassene Schachtanlage in
unberührter Natur! In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte der Bergbau auf
Sardinien seine Blütezeit. Einer der berühmtesten Schächte steht heute verlassen im
Südwesten der Insel, ganz in der Nähe des Dorfes Masua: Porto Flavia. So hieß die erste
Tochter des Ingenieurs, der das Projekt für die Schachtanlage betreute. 1924 war es dann
soweit, zwei übereinander liegende Schächte, die 600 Meter ins Berginnere führten, wurden
in Betrieb genommen. Die wichtigsten Bodenschätze waren Blei, Zink, Silber und Quarz. Sie
alle wurden über ein Förderband ans Tageslicht gebracht und mit Hilfe eines "beweglichen
Armes" direkt in den Kielraum der Schiffe verladen, denn der Schacht endete direkt über dem
glasklaren türkisfarbenen Wasser. Für die damaligen Zeit eine kleine Revolution, wenn man
bedenkt, dass viele Jahre lang Mineralien in Mastkörben von Menschen aus Carloforte,
galanze genannt, auf die Schiffe verladen wurden. Nach der Schrittweisen Stilllegung von
1956 bis etwa 1985 verfolgt man in den letzten Jahren den Plan einer Umgestaltung der
Schachtanlagen zum Besucherbergwerk. Die Idee kam nicht nur von den Verantwortlichen
des touristischen Parco-Geominerario-Projektes, sondern vor allem von den Menschen, die
jahrelang im Schatten der Förderanlagen gelebt haben. Die Mitarbeiter der IGEA sind
ehemalige Minenarbeiter, die ihre Gäste gerne durch Tagesanlagen führen und dabei aus dem
Nähkästchen plaudern. Das Gute an diesem Willkommensgruß ist, dass damit hoffentlich die
Ungewissheit endet, was mit den verlassenen Anlagen in solch landschaftlich attraktiver
Umgebung geschehen soll. Denn in den letzten Jahren schien bei der Suche von Investoren
die Chance für ein umweltverträgliches Projekt so manches Mal verpasst. Heute dürfen wir
uns freuen über den endlos weiten Blick über ein Meer, mit Wasser wie aus Glas, aus dem der
berühmte "Pan di Zucchero", ein 132 Meter hoher Kalkfelsen auf Deutsch Zuckerhut genannt,
ragt. Lassen Sie sich vom Anblick der alten Zementfabrik nicht vom Besuch des Strandes
abhalten. Das klare, grünblaue Wasser lädt zum Baden und zum Tauchen ein. Hinzu kommt,
dass die hier beginnende Westküste noch nicht überlaufen ist und ein Paradies mit fast
unberührter Natur ist. Hinter Masua beginnt nun das steilste Stück der Straße, mit bis zu 13 %
Steigung, nach Buggeru, auf deren Weg Sie eine der am verstecktesten Buchten, die
wunderschöne und geheimnisvolle Cala Domestica, besuchen können. Die Cala Domestica ist
einfach ein Traum und man erreicht sie, von Masua kommend, auf der SP 83 kurz vor dem
Kilometer 19 Schild rechts abbiegend, auf 1200 Meter gut asphaltierter Strasse und parkt auf
einem überdimensioniertem Parkplatz, an dem nur ein einziger Feigenbaum Schatten spendet.
Die Beschilderung ist aber auch nicht zu übersehen. Die Cala Domestica besteht und das
scheinen gar nicht alle zu wissen, aus zwei Stränden. Der zweite, kleinere Strand versteckt
sich nämlich rechter Hand hinter den Felsen und man erreicht ihn nur nach einer kleinen
Kletterpartie am rechten Steilufer entlang und Durchwanderung eines Felsentores. Buggeru,
im Anschluss, ist eine alte Bergwerkstadt, sehr schön in einem Talkessel gelegen und mit
einem neu angelegten Hafen. Hier erwartet Sie auch unten am Meer, rechts vom Hafen, ein
gebührenpflichtiger Stellplatz, an der Sie auch wieder entsorgen könnten und der Sie denn 14
€ pro Übernachtung kostet. Entscheiden Sie heute bitte selber, wo Sie denn übernachten
möchten. Zur Auswahl stehen also der gemeindeeigene Stellplatz, direkt am Meer, in der
Nähe des Hafens von Buggeru oder aber und das ist mein persönlicher Favorit, der 3
Kilometer entfernte Terrassenstellplatz von San Nicolao, toll gelegen über dem Strand und
mit einer Pizzeria als Etappenziel. Es sind ausgewiesene Wohnmobil-Stellplätze beim
Restaurant "San Nicolo". Vier funktionierende Wasserhähne mit Quellwasser der Sorgente
San Salvatore. Links, unterhalb vom Lokal sind ca. 6 Kaltwasserduschen vorhanden – aber,
bitte kein Shampoo benutzen. Ich konnte zwar keinen Hinweis auf Gebührenpflicht
entdecken, erfuhr jedoch, dass die Gemeinde Buggeru hier morgens 12 € kassiert (wenn denn
Saison ist und man noch da ist), darin enthalten ist aber die Entsorgungsmöglichkeit in
Buggeru. Dies sei noch erwähnt und nun haben Sie die Wahl.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Sulcis und Iglesiente. Die beiden Gebiete der Südwestküste
Sardiniens heißen Sulcis und Iglesiente. Ihnen vorgelagert sind die beiden Inseln Sant'Antioco
und San Pietro. Sant'Antioco ist über einen Damm mit dem Festland verbunden, während San
Pietro nur mit der Fähre zu erreichen ist, die zwischen dem Festland und Carloforte hin und
her pendelt. Die Südwestküste Sardiniens bot sich den frühen Eroberern als günstiger
Ausgangspunkt für ihr Vordringen. Die ersten, die über das Meer kamen, waren die Phönizier,
dann kamen die Punier. Sie hatten es auf die verschiedenen Mineralien dessen Adern sich
durch das gesamte Gebiet ziehen abgesehen. Silber, Blei, Zink, Kupfer, Eisen und Kohle
lockten später auch Römer, Pisaner und Spanier an. Zwischen dem 19. und 20. Jh. entstanden
zahlreiche Unternehmen, die das Hügelland und die Küste in eine typische Bergbaulandschaft
verwandelten.
Kilometerlange
Dünenstrände,
einmalige
Buchten,
imposante
Industriedenkmäler, stille antike Stätten und menschenleere Bergregionen prägen diese beiden
Landschaften. Bis in die 70er Jahre wurde noch Kohle abgebaut und Erz geschürft, doch da
die Fördermengen stark rückläufig waren, wurde die Bergbauarbeit bald eingestellt. Übrig
blieben die Ruinen der stillgelegten Förderanlagen, die heute nun eine ganz eigene
Anziehungskraft besitzen. Und diesen Charme versucht man nun heute touristisch zu Nutzen.
Die Restauration steckt zwar noch in den Anfängen, aber nichts muss aufwändig nachgebildet
werden - die kahle Bergbaulandschaft, die Anlagen, die Lagerstätten, die dunklen und
dreckigen Schächte - überall die richtige und unwirkliche scheinende Mischung authentischer
Bergbautradition.
Der elfte Tag: Ich hoffe Ihr Übernachtungsplatz waren die Terrassen von San Nicolao und
Sie haben trotz der Nähe zur Strasse ruhig geschlafen. Der Verkehr ist eigentlich kaum der
Rede wert. Unten am Ende der Strasse – beim Wendehammer - haben Sie auch noch die
Möglichkeit Ihr Wohnmobil mit Frischwasser zu versorgen, falls Sie es nicht schon gestern in
Buggeru gemacht haben. Also auf, es gilt heute noch ein wenig in Kultur zu machen. Bei
Portixeddu, das ist sardisch und heißt kleiner Hafen, haben Sie die Gelegenheit auch noch
einen Abstecher an das Capo Pecora, das Schafskap, zu machen. Dort finden Sie dann eine
Wildzelteridylle vor, die Sie bestimmt stark an Malfatone im Süden erinnern wird. Weiter
geht es durch das um diese Zeit noch grüne Tal des Riu Mannu bis zur SS 126. Dort rechts,
über das nette Bauerndörfchen Fluminimaggiore, nach einigen Kilometern befindet sich auf
der linken Straßenseite die Grotte Su Mannau. Der Abzweig wurde im Jahr 2004 modernisiert
und man erreicht die Grotte über eine 1,2 Kilometer lange, handtuchschmale Asphaltpiste, mit
zahlreichen Ausbuchtungen für entgegenkommende Fahrzeuge, an deren Ende sich ein großer
Parkplatz mit Kiosk, Ticketshop und Cafeteria befindet. Da die Zufahrt in einer Sackgasse
endet, könnte man hier auch eine Nacht in absoluter Ruhe verbringen. Die Höhle ist wegen
ihres Höhlensees einen Abstecher und einen Besuch wert und der Eintritt kostet 7 €. In der
Weiterfahrt erreichen Sie den Tempel von Antas dann ca. 5 Kilometer weiter. Hier in dieser
Einsamkeit, etwa 20 Kilometer nördlich von Iglesias steht grauer Stein auf grüner Wiese, an
den Hängen des Monte "Conca ‘e s’Omu", ein imposantes historisches Heiligtum. Als die
Punier um das Jahr 500 v. Chr. diesen Tempel im Antas-Tal bauten, muss der Ort schon von
einer archaischeren Kultur als heilig markiert worden sein. 1984 fanden Archäologen ganz in
der Nähe der Kultstätte mehrere Nuraghengräber. Später, in der Caracalla-Kaiserzeit
(211-217), wurde der Tempel von den Römern abgerissen und neu errichtet. Das ehemals dem
Gott Sid (für die Punier der Sohn Melkarts) geweihte Heiligtum wurde nun nach dem Sardus
Pater (die Inschrift lautet „Templ(um) De Sardi Patris Bab“) benannt. Von dem älteren
punischen Tempel sind nur noch Rudimente von Grundmauern zu sehen. Auch von dem
römischen Heiligtum ist nicht viel erhalten geblieben. Plünderer haben die Treppe zum
Tempel gesprengt und im Zweiten Weltkrieg wurden die Bleiklammern, die die einzelnen
Steinblöcke zusammenhielten, entfernt. Die Blöcke stürzten ein und aus den Klammern
wurden Patronen gefertigt. Das bemerkenswerteste erhaltene Zeugnis aus dieser Zeit sind
sechs Säulen und das Fundament. Interessant ist auch, dass der römische Tempel genau wie
sein punischer Vorläufer in eine nordwestliche Richtung gewendet ist. Normalerweise haben
die Römer ihre Tempel aber nach Osten gerichtet. Geöffnet von Mai bis Oktober von 9:30 bis
18:30 Uhr und an den Wochenenden von 9:30 - 17:00 Uhr, wobei der Eintritt zum Tempel nur
2,60 € beträgt und damit ein wirklich preiswertes Vergnügen ist. Dann geht es weiter zur alten
Bergarbeiterstadt Iglesias, mit seiner kleinen, überschaubaren Altstadt und ich hoffe hier
haben Sie sich noch mit Proviant eingedeckt, um in der Weiterfahrt noch die Tropfsteinhöhle
Grotta di San Giovanni bei Domusnovas zu besichtigen. Die ca. 800 m lange Grotte hätten Sie
bis vor wenigen Jahren noch mit dem Auto befahren können, was ich auch noch getan habe,
aber seit dem Herbst 2000 ist die Einfahrt mit großen Steinen versperrt und man kann nur
noch zu Fuß durchlaufen. Nun heißt es aber retour, um den Abend und die Nacht an der Costa
Verde zu verbringen. Die Gegend nördlich von Iglesias ist, wie Sie ja schon bemerkt haben,
landschaftlich besonders reizvoll: grüne Täler, kleine Berge, alte Steine, Traumstrände,
Bergwerkruinen - doch vor allem Ruhe! Sollten Sie auf der SS 126 bei Kilometer 72 nun in
Versuchung gekommen sein, hier beim Schild "Scivu" links abzubiegen – lassen Sie es lieber.
Dafür hier wiederum noch einmal einen Ausschnitt aus meinem persönlichen Reisetagebuch
vom Mai 2003:
"Anscheinend ritt mich heute der Teufel und den Spruch: "Wir haben doch keine Zeit"
nahm ich für bare Münze, als ob es kein Morgen mehr geben würde - denn beim
Studium der Karten fiel mir auf, das es im Prinzip zwei Wege an die Costa Verde gab.
Der Erste mit Scivu bezeichnete, führte uns 13 Kilometer durch die Macchia. Wenn
schon die Strada Orientale SS 126 der Weg in den sardischen Westhimmel war, so
waren diese dreizehn Kilometer Eintönigkeit auf dem Weg nach Scivu ein Weg ins
Nirgendwo. Man hatte immer das Gefühl die Strasse und die Kurven nähmen kein
Ende. Kurz vor dem Gefängnis BauGenamari ging es im 90° Grad Winkel links zum
Strand. UND – UND !! Welch eine Enttäuschung – Ein riesiger, staubiger Parkplatz tat
sich vor uns auf, mit einem unter ihm liegenden, zugegeben, schönen Strand und die
Strandbude mit Stromaggregat wird auch schon installiert. Fazit: Die Anfahrt nach
Scivu ist also praktisch vernachlässigbar und wer nicht gerade ein Einsamkeitsfanatiker
ist, den zieht auch nichts dahin."
Die SS 126 schlängelt sich nun in nicht endenwollenden Kehren und Kurven bis hinauf auf
den Passo Bidderdi in fast 500 Metern Höhe. Danach geht es bergab bis zum nächsten
Abzweig, der Sie dann links nach Ingurtosu und zum Hotel Le Dune führt. Nun geht es also
los. Bevor Sie denn heute auf dem Stellplatz an der einsamen Costa Verde übernachten, steht
Ihnen noch eins der größten "Abenteuer" Ihrer Sardinientour bevor. Vor Ihnen liegt die
"Strada Bianca" zur Costa Verde. Zuerst noch auf Asphalt und nach der Durchfahrt durch das
alte Haus, das in früheren Zeiten einem der Bergwerksdirektoren gehörte. Obwohl man
mittlerweile sagen muss, es tut sich was. Die vor ein paar Jahren noch äußerst rumpelige
Strada Bianca nach Narcauli, erstrahlt in plattgewalztem Weiß und an einigen der verfallenen
Gebäuden wurde schon Hand angelegt. An verlassenen Bergwerksruinen vorbei und über die
Trasse der alten Bergwerksbahn, die Sie an einigen Stellen auch spüren und noch erkennen
werden, sehen wir in der Ferne aber immer wieder die, vom Tourismus noch praktisch
unberührte, Costa Verde. Aber kaum haben Sie die letzte Kurve von Narcauli umfahren, hat
Sie die alte, rumpelige Strada Bianca wieder und es heißt auf Schildern "Strada Dissetata" –
also auf gut deutsch schlechte Wegstrecke. Sie rumpeln nun die letzten vier staubigen
Kilometer vom ehemaligen Bergwerk Narcauli Richtung einsamer Costa Verde. So kenne und
liebe ich diese Strasse, denn stellenweise sind immer noch die Schwellen der alten Lorenbahn
erhalten und es rumpelt ab und zu wirklich mächtig. Als eine Besonderheit ist das, fernab
jeglicher Zivilisation, gelegene Luxushotel "Le Dune" zu betrachten. In dieser ruhigen
Abgeschiedenheit verbringen Sie Ihre Nacht auf dem Stellplatz an der Costa Verde.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Die Costa Verde. Dieser Teil der Südwestküste am "Mar di
Sardegna" ist eine faszinierende Region mit vielen Orten zum Abtauchen. Der etwa 47
Kilometer lange Küstenstrich wird im Norden vom "Capo Frasca" und im Süden vom "Capo
Pecora" begrenzt. Im Landesinneren grenzt die "Costa Verde" an die Subregionen "Oristano",
"Marmilla" und "Iglesiente". Es ist eine einsame Gegend die zur Gebirgsregion des "Monte
Linas" gehört. Deshalb kann man hier auch so toll auf Touren gehen. Sie ist das perfekte
Reiseziel für Urlauber, die sich einen ruhigen, beschaulichen Aufenthalt in herrlicher
Landschaft und an traumhaften Stränden wünschen. Hier, in der "Costa Verde" sind Gäste,
die lieber Party-Ferien“ in einem quirligen, oft völlig überlaufenen Trendtort feiern, nicht
richtig aufgehoben. So reiht sich in dieser Region nicht eine Open Air Disko an die andere,
sondern Traumstrand an Traumstrand. Vor dem blassblauen, leicht gründurchscheinenden
Meer setzen endlos lange, weite und golden glitzernde Sanddünen die Küstenlandschaft ins
Sonnenlicht. Und dann die alten Bergbaudörfer! Still liegen sie jetzt da, umgeben von
bewaldeten Hügeln. Hier kann man sich zurückziehen und Stille finden. Die Dünenregion von
Piscinas "Dune di Piscinas d'Ingurtosu" ist erstaunlich intakt. Sie erstreckt sich weit ins
Landesinnere hinein. Dahinter bewaldete Hügel und Macchia-Gesträuch wie Ginster,
Rosmarin und Wacholder. Bei Ingurtosu, direkt am kleinen "Rio di Piscinas", wo noch heute
Schildkröten und Zugvögel ihre Eier ablegen, liegen die vielleicht berühmtesten, doch
sicherlich schönsten und höchsten Dünen Europas. Auch sehr interessant und sehenswert sind
die Minen der Orte Ingurtosu und Montevecchio. Die nunmehr stillgelegten Blei- und
Zinnbergwerke waren einst die größten ihrer Art in Europa. Der Montevecchio-Komplex, der
seit 2002 zum "Cultural Heritage of the Entire Mankind" zählt, kann heute mit den Führern
der IGEA besichtigt werden. Insgesamt bietet die "Costa Verde" die Möglichkeit zu einem
ruhigen, aber auf keinen Fall langweiligen Erholungsurlaub. Wer dem Alltagsstress von zu
Hause für einige Zeit entfliehen möchten, sollte einfach seine Koffer packen und einer der
schönsten Regionen Sardiniens einen Besuch abstatten.
Der zwölfte Tag: Ich hoffe, es war Ihnen nicht zu einsam, aber normalerweise sind Sie an der
Costa Verde mit Ihrem Wohnmobil nie alleine, denn es ist, trotz der miserablen Strasse, ein
bekannter Übernachtungsplatz. Heute steht also der zweite Teil Ihres Sardinienabenteuers
"Strada Bianca" auf dem Programm. Nehmen Sie aber noch ein kräftiges Frühstück ein und
dann los. Es geht von Ihrem ruhigen Übernachtungsplatz die Holperstrecke wieder ein kleines
Stück zurück. Sie folgen an der nächsten Einmündung links der Strada Bianca, die mit
"Marina di Arbus" beschildert ist, um langsam wieder der Zivilisation entgegenzurollen. Nach
den zwei Bachdurchfahrten, ich hoffe für Sie, das Sie kein Hochwasser haben, geht es immer
am Meer entlang, über die kleinen Örtchen Marina di Arbus, Porto Maga, Gutturu di Flumini,
dann links auf die Straße nach Torre dei Corsari und San Antonio di Santadi. Dort aber
aufgepasst: nach der Ortschaft San Antonio führt links eine unbeschilderte Straße ans Wasser
und welche Überraschung, eine Art Dammbrücke, die mittlerweile aber auch auf der TCIKarte eingezeichnet ist, erspart Ihnen ca. 20 – 30 Kilometer Umweg. Sie überqueren den
Stagno di Marceddi und ich hoffe es kommt Ihnen niemand entgegen, denn es passt wirklich
immer nur ein Auto darüber, so schmal ist die Brücke. Es geht nun durch das wie mit dem
Winkelmesser gezogene Arborea, dem Gemüse- und Korngarten Sardiniens, immer geradeaus
bis zur SS 126, die wir links Richtung Oristano befahren. Über Santa Giusta, mit seiner
schönen Kirche und dem fischreichen Stagno vorbei, mitten hinein in die Provinzhauptstadt.
Oristano ist nicht gerade eine Perle unter Sardiniens Städten, eher ein zu groß geratenes Dorf,
aber eine gute Adresse, um sich mal wieder die Füße in einer fast richtigen "Großstadt" zu
vertreten. Die von den Bewohnern des antiken Tharros gegründete Stadt erhebt sich, wie ihr
Name schon sagt, "am Rande der Teiche" – "all`orlo degli stagni" – fast an der Mündung des
Flusses Tirso. Ein großes Centro Commerciale befindet sich am nördlichen Ausgang der
Stadt, sollten Sie denn das Verlangen haben sich mal wieder einem Kaufrausch hin geben zu
müssen. Nach dem Ortsendeschild von Oristano erreichen Sie eine Art Verkehrsknoten, an
dem Sie links Richtung Marina di Torre Grande - dem Hausstrand Oristanos zuhalten müssen
und den wir benutzen, um dann an Cabras, mit seinen bekannten Fischrestaurants und an dem
äußerst fischreichen Stagno di Cabras vorbei, zu einem der "antiken Sehenswürdigkeiten"
Sardiniens zu fahren. Das antike Tharros und die kleine Kirche San Giovanni di Sinis sind
wirklich sehr sehenswert. Über San Salvatore, wo bis vor einigen Jahren noch Filmkulissen
für Spaghettiwestern standen, geht es zum berühmten Reiskornstrand "Is Arrutas" und "Mari
Ermi". Aber lassen Sie sich nicht dazu verleiten hier ein Tütchen Sand einzupacken – die
ersten Touristen sind laut Zeitungsberichten schon zu empfindlichen Geldstrafen (man
munkelt 600 €) verknackt worden. Weil der Strand mittlerweile unter Naturschutz steht.
(Oder lassen Sie sich nicht erwischen) Besuchen Sie danach auch noch ruhig das aufstrebende
Putzu Idu mit seinem sehr sehenswerten Strand. Ab hier haben Sie dann mal wieder die Qual
der Wahl. Übernachten Sie lieber "wild" am Capo Mannu, ca. 2 Kilometer weiter - einem bei
den Sarden sehr beliebten Wohnmobilstellplatz oder werden Sie heute mal wieder auf einem
Campingplatz übernachten, mit den Segnungen der Zivilisation und zwar, wie ich Ihnen
vorschlagen möchte, auf dem Campingplatz Nurapolis am schönen Is Arenas Strand.
Informationen zu Ihrem Gebiet: Die Arborea, Oristano und die Sinis-Halbinsel. Die Arborea
ist eine Landschaft, die sich grundsätzlich unterscheidet von den Berg – und Weidehängen der
umgebenden Region. Es ist das frühere Schwemmland des Tirso, das im Jahre 1928 unter
Faschistenführer Benito Mussolini als eine Planstadt mit dem einprägsamen Namen
"Mussolinia" gegründet wurde. Nach der Malariaentseuchung und der Urbarmachung des ca.
9000 ha großen Gebietes, ist die Arborea nun ein Musterbeispiel für Landgewinnung und
beschert ihren Bewohnern bis zu drei Ernten im Jahr. Agrarisch strukturiert und mit
fruchtbarem Lehmboden reichen die winkelig gezogenen Wein – und Obstfelder praktisch bis
an Oristano heran, wo dann die weit ins Meer stoßende, flache Kalkplatte der Sinis –
Halbinsel beginnt. Nicht nur als Badeziel hat die Sinis-Halbinsel Bedeutung. Sie ist
obendrein ein Eldorado für Vogelfreunde. Über 150 Vogelarten sind hier zu Hause! Ein
europäisches Naturparadies, das nur wenige Kilometer nordwestlich von Oristano entfernt
liegt. Die eigentlich nur sehr dünn besiedelte Gegend zeichnet sich durch die vielen flachen
Lagunenseen aus. Stagno - das heißt auf Italienisch Weiher und besonders viele davon gibt es
auf der Sinis-Halbinsel. Der Stagno di Cabras ist mit rund 20 qkm einer der größten
Brackwasserseen Europas und gleichzeitig Produktionsstätte einer der beliebtesten
Delikatessen Sardiniens – der Bottarga di Muggine - (geräucherter Meeräschenrogen). Nicht
viel kleiner sind die Feuchtgebiete Sale e'Porcus und Mistras und die Weihern Istai, Su Sali,
und Mardili. Doch auch südlich von Oristano – beim Stagno di S. Giusta - und mitten im
Gebiet von Arborea kommen Hobby-Ornithologen voll und ganz auf ihre Kosten. Kormorane,
Seeschwalben und Kolbenenten tummeln sich in den Stagni und Lagunenseen um Arborea:
S'Ena Arrubia, Stagno Corru s'Ittiri, Stagno di Marceddi und Stagno di San Giovanni. Auf
dem Vorgebirge, das sich von der Sinis-Halbinsel südlich bis zum Capo San Marco erstreckt,
liegen die Ruinen der antiken Stadt Tharros. Vor der Sinis-Halbinsel liegen die kleinen Inseln
Mal di Ventre und II Catalano. Das Gewässer ringsum ist Lebensraum einer reichen
Meeresfauna. Von der Küste des Sinis zur Isola Mal di Ventre sind es nur 8 Kilometer. Im
Westen der Insel ist das Landschaftsbild von zerklüfteten Granitfelsen, in denen seltene Vögel
nisten geprägt, im Osten befinden sich märchenhafte Traumstrände. Durch die abgeschiedene
Lage konnte sich auf der Insel eben ein nahezu intaktes Ökosystem erhalten. Wer kein eigenes
Boot mieten möchte oder hat, der kann an Tagesausflügen teilnehmen, die im Hafen Torre
Grande, im Golf von Oristano, angeboten werden.
Der dreizehnte Tag: Heute habe ich noch einige Sehenswürdigkeiten für Sie im Programm.
Die drei nun folgenden Sehenswürdigkeiten können sie anhand der Karte sehr leicht selber in
eine Reihenfolge bringen, obwohl ich Ihnen vorschlagen würde – fangen Sie an mit den
heißen Quellen von Fordangianus, dann über Paulilatino zum Brunnenheiligtum von Santa
Christina und im Anschluss zum Nuraghen Losa bei Abbasanta. Aber der Reihe nach:
Verlassen Sie den Campingplatz Nurapolis nach dem Frühstück, und fahren Sie noch einmal
über Riola Sardo und Nurachi, bis zum "Autobahnkreuz" von Oristano. Hier geht es dann
links nach Solarussa. Es geht dann durch Solarussa und Zerfaliu nach Fordangianus, das Sie
nach ca. 20 Kilometern erreichen. In der Ortmitte links, den Schildern "Therme" folgen und
unten am Ufer des Tirso erreichen Sie dann, das wiederum mit einem Ticketshop verzierte
und umzäunte Areal. Es ist nicht unbedingt erforderlich sich ein Ticket zu kaufen, man die
Ruinen des alten "Forum Traiani" auch sehr gut von außerhalb der Umzäunung fotografieren.
Die unmittelbar am Flussufer entspringenden 60 Grad heißen, schwefelhaltigen Quellen
werden in einem außerhalb des Zauns gelegenen und sehr fotogenen Badebecken aufgefangen
und reizen auch Sie - unter Garantie - zu einem Selbstversuch. Nach der Besichtigung der
heißen Quellen, wäre ein Besuch des 30 Kilometer entfernt gelegenen Brunnenheiligtums von
Santa Cristina sehr zu empfehlen. Fahren Sie wieder hoch bis zur Hauptstrasse, dort links
Richtung Abbasanta und an der Kreuzung s'Arenarzu links und nach ca. 8 Kilometern
erreichen Sie Paulilatino. Hier nun kurz auf die SS 131 und nach kaum 5 Kilometern sind Sie
am Sanktuarium Santa Cristina. Von der SS 131 gibt es eine eigene Abfahrt und etwa 5
Kilometer südwestlich von Paulilatino liegt in einem kleinen Olivenwäldchen das
Sanktuarium Santa Cristina aus der Zeit um 1500 – 1200 vor Christi. Nach dem
obligatorischen Ticketkauf, bei dem Sie wiederum um 5 € ärmer geworden sind, stehen Sie
rechterhand zunächst vor der aus dem 12. Jahrhundert nach Christus stammenden, kleinen
Pilgerkirche Santa Cristina und einem weitläufigen Platz der von Pilgerhütten umgeben ist.
Über den Platz hinweg und halbrechts durch zwei Häuser, gelangen Sie zu einem einzeln
stehenden Nuraghenturm und einem gut erhaltenen Nuraghendorf, das sich unter knorrigen
alten Olivenbäumen verbirgt. Geht man nun den Weg retour und an der Biglietteria vorbei
links, so erreicht man nach ca. 200 Metern das nuraghische Brunnenheiligtum Santa Cristina.
Auch mich zog diese komplizierte und absolut perfekte Konstruktion seit meinem ersten
Besuch in ihren Bann. Und die Frage lautete immer wieder: "Wie haben sie das gemacht."
Der nächste Höhepunkt der auf Sie wartet, wäre der Nuraghe Losa bei Abbasanta und die
Entfernung vom Brunnenheiligtum Santa Cristina bis zum Nuraghen Losa beträgt über die
Autobahn nur ca. 10 Kilometer und ist in rund einer ¼ Stunde zu schaffen. Direkt in der
Auffahrt zur Autobahn gelegen, liegt Sardiniens zweitgrößter Nuraghenkomplex, der Nuraghe
Losa, vor Ihnen. Mittlerweile gibt es auch für diese Sehenswürdigkeit die obligatorische
Biglietteria, mit angeschossenem Souvenirladen und Cafebar. Der Eintritt beträgt 3,50 € und
ist neben "Su Nuraxi" ein unbedingtes Muss für Altertumsfans. Weiter geht es nach Santu
Lussurgio, dem Pferdezentrum der Gegend und der zweiten, neben Pattada, wegen seiner von
Meisterhand geschmiedeten Hirtenmesser, dem "Sa Resolza" berühmten Städte. Ein Meister
seines Faches - Signor Vittorio Mura - hat seine Werkstatt direkt an der Strasse Richtung
Bonarcado und ist immer einen Besuch wert. Im Schauraum seiner Werkstatt sind einige
seiner Messer ausgestellt. Fragen Sie ruhig einmal nach den Preisen. Weiter geht es in
Richtung Bonarcado und bei Kilometer 26,1 auf der SP 15 haben Sie die Möglichkeit,
unmittelbar in einer Kurve an einem Parkplatz zu halten, (es passen nur 3 Wagen auf diesen
Parkplatz) um dann in einem versteckten Wasserfall, der Cascata sos Molinos, bei ca. 14 Grad
kaltem Wasser, ein erfrischendes Bad zu nehmen. Ungefähr 10 Minuten braucht es, um dem
Wasserfall, über eine Art Jägersteig, immer näher zu kommen. Unten angekommen, wird Sie
die Umgebung bestimmt in Ihren Bann ziehen und Sie werden sich vorkommen, als wären Sie
in der Karibik. Das Mühsamste ist aber immer wieder der Aufstieg. Nach der Besichtigung
der Cascata sos Molinos und nach soviel Kultur, wird es denn allmählich Zeit, sich Gedanken
um einen Übernachtungsplatz zu machen. So hätten Sie denn die Möglichkeit heute im
Picknickwäldchen von San Leonardo di siete Fuentes – beim heiligen Leonhard von den
sieben Quellen – zu übernachten oder aber meinem Vorschlag zu folgen und in einem kleinen
Wäldchen vor den Toren Cuglieris zu übernachten. "La Madonnina" nennt sich das Refugium
und eignet sich hervorragend für eine etwas kühlere Rast im Wald. In San Leonardo haben
Sie die einmalige Gelegenheit Ihre Wassertanks einmal mit quellfrischem und "heiligem"
Mineralwasser zu füllen. Ungefähr 4 Kilometer nach Santu Lussurgio, Richtung Cuglieri,
geht es rechts hinunter und unten im Ort haben Sie beim Brunnen an der Pizzeria die
Möglichkeit, über einen Wasserhahn Ihr Auto zu betanken. Angeblich hat das Quellwasser
von San Leonardo die gleiche mineralische Zusammensetzung wie das Wasser von Lourdes
und wann immer ich die Gelegenheit hatte, habe ich einen Abstecher nach San Leonardo
gemacht, um genau das zu tun – quellfrisches Mineralwasser zu tanken. Es schmeckt wirklich
wunderbar. Das auch im "Schulz" beschriebene Wäldchen ist leider so wie beschrieben. (Ich
hoffe wirklich, es wird irgendwann mal aufgeräumt!) Aber zum Übernachten für eine Nacht
geht es. Da Ihre Tanks ja noch alle im allerbesten Zustand sind, lohnt für Sie vielleicht heute
auch einmal eine Übernachtung im Wald beim Rifugio La Madonnia, das nur 5 Kilometer
entfernt, auf dem Weg nach Cuglieri liegt und Ihnen eine ruhige Nacht verspricht.
Der vierzehnte Tag: Der letzte Tag meiner geführten Tour ist angebrochen. Heute sollten Sie
sich zur Abwechslung mal wieder ans Meer begeben und zwar über Cuglieri nach Bosa und
Alghero. Verlassen Sie Ihren Übernachtungsplatz nach dem Frühstück und da ich ja nicht
weiß, wo Sie übernachtet haben, beschreibe ich Ihnen den Weg ab San Leonardo. Fahren Sie
von San Leonardo wieder bis zur Strasse die nach Santu Lussurgio führt, hier aber dann rechts
Richtung Cuglieri. Jetzt kommen Sie auch an dem schönen Stellplatz im Wald von La
Madonnina am Fuße des Monte Ferru vorbei. Durch wunderschönen Steineichenwald und
herrlich frischer Luft, geht es nun über 14 Kilometer hinab nach Cuglieri, mit seiner weithin
sichtbaren Doppelturmbasilika Santa Maria della Neve. Wundern Sie sich bitte nicht über die
in Kurven geschriebenen "Turns" und die in der Stadt, an der Kirche, auf die Fahrbahn
gemalten Parkplätze – jedes Jahr im Juli findet hier in Cuglieri ein Motorsportspektakel in
Form eines Bergrennens statt. Praktisch in der Ortsmitte von Cuglieri geht es dann rechts ab
und über Sennariolo nach Tresnuraghes. Ab hier sehen Sie dann endlich auch wieder "Meer".
Das Hotel Turas, an dem Sie in einer Linkskurve unten am Wasser sehen und das wirklich
sehr malerisch am Meer gelegen ist, hat wohl für immer die Pforten dicht gemacht. Es sieht
schon ziemlich vergammelt aus und der Stellplatz an den Klippen hinter dem Hotel, von dem
im "Schulz" berichtet wurde, ist auch nicht mehr nutzbar. Der schmale Weg zur Klippe ist
wohl mittels eines Radladers dermaßen aufgeschüttet worden, dass eine Zufahrt nicht mehr
möglich ist. Über Bosa Marina ist es dann nicht mehr weit bis nach Bosa. Bosa ist unbedingt
sehenswert. Mit seinem Dom und der Altstadt ist das kleine Städtchen, an Sardiniens
einzigem schiffbarem Fluss, dem Temo gelegen, für mich einer der schönsten Städtchen auf
Sardinien. Unmittelbar an der Temobrücke gibt es genug große Parkplätze und hier sollten Sie
Ihr Wohnmobil parken und die Stadt erkunden. Eine kleine Wanderung bringt Sie hoch über
die Stadt auf das Castello di Malaspina. Von dort haben Sie einen wunderbaren Ausblick auf
die Stadt und die Küste. Auch ein Besuch des nur zwei Kilometer entfernten Klosters San
Pietro Extramuros lohnt ebenfalls. Nach dem Besuch von Bosa, geht es nun wieder in die
Berge auf einer großartigen Strada Panoramica Richtung Alghero. Aber den nächsten kurzen
Halt könnten Sie schon ein paar Kilometer hinter Bosa einlegen, um sich den einzigen Zugang
zum Meer und zu dieser wilden Steilküste, auf dieser tollen Panoramastrasse anzuschauen.
Der gebührenpflichtige Stellplatz am Torre Argentina ist aber bestimmt nicht jedermanns
Sache. Schattenlos und staubig liegt er oberhalb des aus scharfkantigen Steinplatten
bestehenden "Strandes". Es befindet sich dort nur eine lieblos zusammengeschusterte Cafebar
mit dem unvermeidlichen Stromaggregat und der Betreiber kommt auch ruck zuck auf Sie zu,
um abzukassieren. Aber die Aussicht ist grandios. Die nun folgenden 45 Kilometer vom Torre
Argentina bis zur Stadtgrenze von Alghero sind sehr kurvenreich und landschaftlich äußerst
reizvoll, praktisch menschenleer und aus jeder Kurve gibt es immer wieder tolle, neue
Ausblicke, bei denen man ins Schwärmen gerät. Sie treffen nun auf Alghero, die spanische
Stadt. Direkt am Ortseingang von Alghero liegt das Luxushotel Las Tronas, das auch schon
vom spanischen König besucht wurde. Der Weg zum Hafen ist sehr gut ausgeschildert. Hier
sollten Sie einen kurzen Spaziergang entlang der imponierenden Stadtmauer machen und
könnten, wenn Sie es denn wiederum möchten, eine Bootsfahrt an das Capo Caccia mit
Besuch einer Grotte machen. Die Grotte Nettuno, die Neptunsgrotte, ist neben der Grotte Bue
Marino im Golf von Orosei, die zweite große Besuchergrotte auf Sardinien. Man könnte die
Grotte aber auch zu Fuß, über eine schwindelerregend an den Fels des Capo Caccia gebaute
Treppe, der Escala di Cabirol, erreichen. Aber Vorsicht, es ist eine echte Herausforderung für
Ungeübte, denn die Treppe die zur Grotte führt, hat 652 Stufen und man muss ja auch
irgendwann wieder nach oben. Ganz in der Nähe Algheros finden Sie, wenn Sie 9 Kilometer
von Alghero auf der Strasse 291 Richtung Sassari fahren, rechts bei der Nekropole Anghelu
Riu, das größte Weingut Sardiniens Sella und Mosca. Die Tenute Sella und Mosca erstreckt
sich über gigantische 600 ha und ist allemal einen Besuch wert. Mittlerweile wird es aber mal
wieder Zeit, an einen Übernachtungsplatz zu denken. Wie wäre es mit dem Stellplatz von
Mugoni, in der Bucht von Porto Conto, direkt hinter dem Piniengürtel am Strand mit einem
Rasenplatz, was selten ist auf Sardinien. Fahren Sie die Küstenstrasse 127 von Alghero über
Fertilia bis zur Bucht von Porto Conte. Dort halten Sie sich dann rechts, um nach ca. 5
Kilometern auf ein Schild zu einem bewachten Parkplatz zu treffen – links hinein und schon
haben Sie einen wunderbar ruhigen Stellplatz für die Nacht. Bis hierhin also führt Sie meine
geführte Tour in vierzehn Tagen – mehr an Freizeit lässt meine Familie leider nicht zu - und
in Mugoni verabschiede ich mich immer von meinen Gästen und überlasse sie dann ab hier
ihrem "Schicksal". So, das war es – lieber Leser. Man könnte sagen, bis hierher und nicht
weiter - Aber auf Grund der gesammelten Erfahrungen auf Sardinien mit "Wildcampen"
werden Sie mit den nächsten Übernachtungen wohl keine Schwierigkeiten mehr haben. Sollte
allen Ernstes wirklich mal "Nichts" mehr gehen oder Sie sich nicht trauen sollten, an etwas
unsicheren Plätzen zu übernachten – fahren Sie einfach den nächstgelegen Campingplatz an,
aber wem erzähle ich das. Sie sind ja ein allseits geübter und erfahrener Wohnmobilfahrer und
"Wildcamper". Als einige Alternativen für Übernachtungen auf Ihrer weiteren Tour bis zu
Ihrem Fährhafen Olbia, hätte ich noch einiges für Sie. Sollte es dann wieder an der Zeit für
eine Entsorgung sein, so könnten Sie den Campingplatz am Torre del Porticciolo, der sehr
schön gelegen ist, ansteuern. In der Bucht von Porto Palma finden Sie einen beliebten
Wohnmobiltreff mit einer Entsorgungsmöglichkeit auch für Chemietoiletten. Der
Campingplatz bei Valledoria – La Foce ist ebenfalls wunderbar gelegen. Des Weiteren gibt es
bei Vignola Mare, sowohl einen gebührenpflichtigen Stellplatz nur für Wohnmobile, als auch
den sehr großen Campingplatz Baia Blue la Tortuga, der den ganzen Pinienwald einnimmt. In
der Weiterfahrt bis zu Ihrer Fähre in Olbia sind die wirklich sehr schönen Campingplätze
Isola dei Gabbiani und Isuledda ebenfalls eine Übernachtung wert. Als letzte Übernachtung
auf sardischem Boden würde ich Ihnen vorschlagen, sofern Sie nicht im Hafen übernachten
möchten, bleiben Sie am Lido di Pittulongo. Von hier aus haben Sie es am anderen Morgen
nur noch einen Katzensprung bis zur Isola Blanca und Ihrer Rückkehr zum italienischen
Festland. Aber Sie haben ja noch einige Tage unbeschwerten Urlaub vor sich und ich würde
Ihnen für die nächsten Tage vorschlagen: Ein netter Abstecher ist die Fahrt in das malerisch
am Strand liegende Porto Palma und nur ein paar Kilometer weiter liegt Argentiera. Ein
Besuch der alten, aufgegebenen Bergarbeiterstadt, in der früher in den umliegenden Minen,
wie uns auch der Name vermuteten lässt, Silber abgebaut wurde, vermittelt Ihnen Eindrücke,
wie es früher einmal zugegangen sein muss. Mittlerweile aber regt sich auch wieder Leben in
der "Wüste". Man baut die alten Häuser der Bergarbeiter zu Touristenwohnungen um und aus.
Weiter Richtung Norden kommen Sie bis nach Stintino, mit seinem Superstrand "La Pelosa".
Auch das ist ein Vorzeigefoto für jeden Sardinienprospekt. Mit dem Capo Falcone erreichen
Sie nun auch den nördlichsten Punkt der Insel. Die gegenüberliegende Insel Asinara war
früher mal, bis ins Jahr 2000 ein Hochsicherheitsgefängnis für italienische Mafiosi und ist erst
vor einigen Jahren für den Besuch wieder freigegeben worden. Heute kann man die Insel von
Stintino aus wieder mit Booten anfahren und eine Besichtigung zu Fuß, der ansonsten nur von
wilden Esel und Ziegen bewohnten Insel, unternehmen. Sie sind nun am nördlichsten Zipfel
der Nurra angelangt und es geht für Sie jetzt nur noch nach Nordosten. Ein Besuch des nur 6
Kilometer südlich von Porto Torres gelegenen Monte d'Accoddi, einem prähistorischem
Altarberg der Ozieri-Kultur, lohnt unbedingt, denn Sie sind ja schon praktisch auf dem Weg
zu Sardiniens "heimlicher Hauptstadt" Sassari, welche Sie nicht unbesucht lassen sollten. Von
Sassari ist es auch nicht mehr allzu weit bis zu Sardiniens schönster Landkirche und ein
absolutes Muss, der Santissima Trinita di Saccargia, der Kirche der gefleckten Kuh, bei
Ploaghe. An der Küstenstrasse kurz vor Castelsardo, dem sardischen Korbflechterzentrum mit
seiner schönen Altstadt und der sehr sehenswerten Burg, finden Sie an der Strasse nach
Valledoria einen äußerst fotogen verwitterten Trachytfelsen, den "Rocce L'Elefante". Die
gesamte Strecke von Castelsardo bis nach Santa Teresa besticht durch ihre landschaftliche
Schönheit. Trauen Sie sich auch ruhig zu, mit Ihren Wohnmobilen in die eingezeichneten
Stichstraßen hinein zu fahren. Nur wer wagt gewinnt und wenden kann man immer noch.
Besuchen sollten Sie auch unbedingt Santa Teresa di Gallura - aber sollten Sie daran denken,
das Capo Testa, einem phantastischen Felsengarten mit skurril verwitterten Granitfelsen, mit
Ihrem Mobil anzufahren, so kann ich Ihnen mitteilen – das wird in keinem Fall gelingen.
Selbst in der frühesten Vorsaison habe ich es nicht geschafft, nahe genug an das Capo Testa
heranzukommen. Überall stehen Wohnmobilverbotsschilder und es wird auch streng
kontrolliert. Stellen Sie Ihr Wohnmobil lieber in Santa Teresa ab und versuchen Sie es per
Fahrrad, Roller oder Bus. Ein Besuch des Capo di Orso, dem Bär von Palau, ist ein absolutes
Muss. Ebenso Palau, aus dessen Hafen die Ausflugsboote zum Maddalena Archipel und der
Isola Caprera, der Heimat des italienischen Nationalhelden Guiseppe Garibaldi, aufbrechen.
Das sehenswerte Tempio Pausania ist das Zentrum der sardischen Korkverarbeitung und der
Ausgangspunkt für eine eventuelle Wanderung auf den Gipfel des Monte Limbara, der
höchsten Erhebung Nordsardiniens. Von der Punta Balistreri, mit seinen 1359 m Höhe, haben
Sie einen überwältigen Ausblick über ganz Nordsardinien und Sie sehen in der Ferne sogar
Korsika. In der Nähe von Arzachena befinden sich die zwei am besten erhaltenen
Gigantengräber, Coddu Vecchio und Li Lolghi. Als ein "krönender Abschluss" Ihrer
Sardinientour liegt vor Ihnen noch die, von genialen Werbestrategen erfundene "Costa
Smeralda". Von Porto Cervo bis nach Porto Rotondo reicht die Costa des Ismaelitenkönigs
Karim Aga Khan. Zugegeben, ein schönes Stückchen Küste von 55 Kilometern, mit 82
Stränden und einem 18 Loch Golfplatz. Auch ich habe die Costa Smeralda schon mit dem
Wohnmobil besucht und auch dort übernachtet und bin aber der Meinung: Nett und nobel –
aber alles in allem zu elitär und absolut überteuert. Da fahre ich doch lieber an die noch leere
Costa del Sud, bei Chia und Tuaredda. Nun sind Sie aber auch schon fast wieder in Olbia
angelangt und Ihre Reise nähert sich dem Ende. Ich hoffe, ich habe Ihnen einige Tipps und
Vorschläge machen können und bin guter Hoffnung, dass es vielleicht nicht Ihre erste und
letzte Tour auf – und das ist meine persönliche Meinung - einem der letzten
Wohnmobilparadiese in Europa war.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und ein "Buon Viaggio"
Ihr Dieter Niggemann