3.Reisetagebuch - Odyssee Wohnmobilreisen
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3.Reisetagebuch - Odyssee Wohnmobilreisen
Reisetagebuch ab 6. Januar - 22. Februar 2005 Marokko Ceuta – Tetouan – Meknes – Errachidia – Rissani – Merzouga – Erg Chebbi – Todhraschlucht – Ouarzazate – Taliouine – Agadir – Tafraoute – Tiznit - Sidi Ifni – Guelmin – Tiznit – Agadir – Essaouira – Marrakesch – Safi – Oualidia – El Jadida Casablanca – Rabat – Moulay Bousselham – Tetouan – Martil – Ceuta >Hotelportal in Meknes< 1 Al-Mamlakah al- Maghrebhia (das westliche Königreich) – Royaume du Maroc 540 km Nordküste – Mittelmeer und 1300 km Westküste – Atlantik 1400 km Grenze zu Algerien, nach Süden Mauretanien. Fläche 710 850 qkm mit Westsahara (d.h. doppelt so groß wie Deutschland mit 356 945 qkm). Konstitutionelle Monarchie 29 Mio. Einwohner, d.h. 40,8/qkm (82 Mill. Deutschland 227/qkm) Arabische Sprache, Amtssprache auch Französisch 98% sunnitische Muslime, Islam Staatsreligion, König religiöses Oberhaupt Wie immer in meinen Berichten etwas über unsere Reiseliteratur, die immer am Anfang jeder Reisevorbereitung stehen sollte , insbesondere muß ich hier an dieser Stelle betonen, dass meine Ehefrau Heidy fast die gesamte Routenvorbereitung allein durchgeführt hat, mehrere Seiten eines Grundkonzepts hat sie allein erstellt, dadurch kommt nicht schon vor der Reise Unstimmigkeiten auf, und man kann dann jederzeit unterwegs noch Variationen hereinbringen. Unsere Tour ist für 2 Monate geplant, muß aber auch ausreichend Freiraum zur Erholung haben, man kann nicht nur Fahren und Sightseeing machen. 1. Marokko – Vom Rif zum Anti-Atlas aus der Serie Reise Know-How, dieses Standardwerk geschrieben von Erika Därr gibt es seit 1988 und hat jetzt seine 9. Auflage, voll überarbeitet 2001 - ISBN 3-89416-820-X Es kann gar kein besseres Buch für Reisende mit dem Wohnmobil geben, es gibt praktisch keinen Ort in Marokko, der nicht beschrieben wird, besonders die Routenplanung und Beschreibung auch aller Nebenstrecken sind immer exakt und mit allen Zwischenzielen km-mäßig beschrieben. Bei jeder Stadtbesichtigung war das Buch dabei, insbesondere da wir dann immer die Stadtpläne dabei hatten. Die ersten 300 S. enthalten alles Wissenswerte über das Land und unterwegs 2 gibt es uns ständig neue Antworten auf erst unterwegs entstehende Fragen. Das Buch samt Routenkarten und vielen sehenswerten Bildern umfasst über 1000 S, leider sind die Bilder im Text immer noch schwarzweiß. Übrigens über > www. amazon.de < habe ich das Buch für nur ca. 8 € erhalten. 2. Kartenmaterial und reichlich Text für eigene Routen je nach Interesse bekommt man auch wieder wie immer als Mitglied vom ADAC – ohne Werbung zumachen, halte ich es sowieso als immer Auslandschutzbrief und Zusatzkrankenversicherung immer als notwendig, leider aber nur für 45 Tage gültig, haben wir als Vielfahrer mit dem Wohnmobil immer abgeschlossen. 3. Über das Internet habe ich über das Marrokanische Reisebüro alle Prospekte, sehr reichhaltig, über alle Regionen und Städte erhalten. 4. Tourenvorschläge kann man sich aus dem Internet herunterladen, denn fast alle Wohnmobilreiseveranstalter ( IBEA, Mafran, Dreyer u.v.a.m.) haben ihre Touren eindeutig aufgelistet, man braucht also nur hinterherzufahren, je nachdem wie viel Zeit man hat. 5. Auch die Karte habe ich über Amazon gebraucht erhalten, es war die letzte Ausgabe der Michelin-Karte-Marokko. 6. Sehr hilfreich ist auch die Suche nach Reiseberichten aus dem im Internet, zwei Berichte habe ich ausgedruckt, um Reiseeindrücke und Tourenvorschläge evtl. mit in unsere Planung einzubauen- www.kullen.rwth-aachen.de – aus dem Jahr 2000 drei junge Männer, Anno, Haubi, Antonio unterwegs mit einem Benz; - www.engbrink.de von 1997 mit einem Wohnmobil unterwegs. Beide Berichte gefielen mir und gaben Anregungen! Donnerstag, 6. Januar 2005 Wir haben zuletzt auf dem Hafengelände der Fähre in Algeciras übernachtet, gestern noch die Fährenkarte (268,-€) besorgt und wollen heute morgen übersetzen. Die 10.00 Uhr Fähre bekommen wir nicht, da nur Pkws an Bord können. Also warten wir noch eine Stunde, die Überfahrt dauert nur 45 min nach Ceuta, der spanischen Enklave in Afrika, geschichtlich nur schwer zu verstehen. Zollfreies Einkaufen ist heute nicht möglich, denn es ist katholischer Feiertag –Heilige Drei Könige- aber wenigstens können wir zollfrei tanken für 62 Cent / l (der Preis in Marokko bleibt gleich). 3 Wir fahren entlang der Mittelmeerküste bis kurz vor Tetouan und suchen uns einen Campingplatz in Martil in Meeresnähe. Der Platz ist relativ einfach, aber parzelliert, Sanitäreinrichtung gewöhnungsbedürftig, es fehlen die Duschköpfe, typ. franz. Toiletten aber alles relativ sauber. Dafür ist der Preis auch niedrig, umgerechnet sind es zwischen 5 – 10 €. Freitag, 7. Januar 2005 Eigentlich wollten wir mit dem Roller nach Tetouan, dem ersten Ziel unserer Reise, aber am Tor fragen wir noch einmal nach und werden verunsichert. Der Weg ist doch über 10 km und die Parksituation in der Stadt zu unsicher. Also laufen wir bis zur Straße vor und setzen uns in ein Sammel –Taxi. In einem Mercedes Diesel werden bis zu 6 Personen gesammelt, 4 hinten und 2 auf dem Beifahrersitz, immer wieder hält das Taxi und lässt einen aus- oder einsteigen. Bereits auf der Fahrt in die Stadt bin ich schließlich doch ganz froh, nicht mit dem Roller unterwegs zu sein, insbesondere ständig den Weg suchend bei dem Verkehr. Außerdem hätten wir den Roller kaum wieder gefunden. Nach kurzer Suche nach der Touristinformation haben wir bereits einen Guide mit Lizenz auf unseren Fersen, der sich anbietet, uns zu führen, uns für 10 € für 3-4 Stunden begleitet und gut deutsch spricht. Der Marokkaner, 61 Jahre alt, der sich nur um uns kümmert, uns sehr viel erzählt über Land und Leute und uns zu Orten führt, die wir sicher nicht gefunden hätten, bzw. manche Straßen hätten wir wohl allein nicht gewagt zu betreten. >Blick in eine Gasse< >Königspalast< Wir besuchen als erstes die Medina – Altstadt und hier insbesondere die Souks, die endlosen Marktstände. Die Backstuben, in denen die Familien ihr Brot backen lassen, daneben verschiedene Handwerkerbetriebe, die Schreiner, die Gerber. Leider haben heute am Freitag viele geschlossen. Wir besuchen die Medina mit ihren alten Gassen und weißgetünchten Häusern, mit herrlichen metallbeschlagenen Türen mit andalusischen Zeichen. Zur Gebetsstunde blicken wir in die überfüllten Moscheen. Leider kann man als Ungläubiger keine Moschee betreten. . 4 >in einer Gerberei< Schließlich stehen wir auf dem Platz von Hassan II und vor dem Königspalast mit einem großen Wasserspiel, gerade werden Reparaturen und Schäden am Platz beseitigt, denn in einigen Tagen wird der span. König erwartet. Der Führer bringt uns auch in ein typ. Restaurant und zu einem Teppichhändler, der aber schnell merkt, dass wir kein Interesse am Kaufen von Berberstoffen bzw. Teppichen haben. Interessant auch die vielen Berberfrauen, die mit wenigen Waren täglich aus den Bergen mit Eseln kommen, um evtl. nur ihren Spinat, Kartoffeln und Mohrrüben zu verkaufen, die Frage wie man davon leben kann. Die Arbeitslosenquote beträgt hier 65 %, unvorstellbar bei unseren 10%, eine Rentenversorgung scheint es kaum zu geben, die alten Menschen arbeiten halt solange sie können und leben weiter in den Großfamilien. Am Straßenrand an einigen Stellen der Stadt stehen die Arbeitssuchenden in Gruppen und werden je nach Bedarf angeheuert, z.T. haben sie gleich ihr Werkzeug dabei, um zu zeigen, was sie machen. Nach Rückfahrt in einem überfüllten Bus für nur 3 Dirham = 25 Cent kehren wir müde zurück auf unserem Campingplatz. Samstag, 8.Januar 2005 Heute gibt es einen Fahrtag von Tetouan nach Meknes , d.h. ca. 260km Straße, z.T. mit sehr schlechter Fahrbahn und das Wohnmobil wird unsanft durchgeschüttelt. Wir müssen uns mehrfach bei ihm bedanken und entschuldigen. Wir fahren durch Tetouan nach Chefchaouen entlang den Ausläufern des Rifgebirges. Danach sollte man sich nicht verfahren, denn im Rifgebirge sind die Haschichhändler unterwegs, vor denen eine allgemeine Warnung des auswärtigen Amtes besteht, denn sie zwingen die Touristen zu kaufen, und wer dann erwischt wird, landet unweigerlich im Knast und erhält hohe Strafen. D.h. in der letzten Stadt abbiegen nach Quarzane und dann immer Richtung Meknes, aber Polizeiposten überall, die uns jedoch bisher nur freundlich durchwinken. Auf dem Weg ins Landesinnere fahren wir durch wunderschöne grüne Landschaft. Jetzt im Winter kann man nur erahnen , dass es sich um die Kornkammer des Landes handelt, fruchtbarer Boden wird mit einfachsten Mitteln, noch mit Pflug und Eseln bearbeitet. Dazwischen immer wieder Hirten mit Kleinstherden von 10-15 Schafen, seltener Kühe, am Straßenrand 5 ständig Frauen mit Eseln unterwegs. In den Dörfern herrscht eine kaum erkennbare Infrastruktur, kaum Läden, evtl. mal eine Tankstelle oder eine Werkstatt. Irgendwo und irgendwann kurze Mittagpause zum Vespern und dann weiter, wir wollen heute noch die Römische Ausgrabungsstadt von Volubilis ansehen, die wir ca. 15.00 erreichen. Volubilis ist die größte römische Ausgrabung in Marokko, einst eine blühende Stadt und Hauptstadt der Römerprovinz Mauretania Tingita, 10 000 Menschen haben hier gelebt, vermutlich im Jahr 25 gegründet, später von den Berbern im 3.Jhd. eingenommen und zerstört. Zu besichtigen und gut restauriert sind verschiedene typ. römische Einrichtungen, Thermen – Triumphbogen – Basilika – Forum – verschiedene Häuser, insbesondere sind noch einige BodenMosaiken besterhalten. Nach unserer Besichtigung fahren wir noch die 30 km bis nach Meknes und hier auf den Campingplatz in der Stadt, den wir allerdings erst nach mehrfachen Fragen kurz vor der Dämmerung finden, denn eine Beschilderung fehlt fast vollständig. Marokko ist zum großen Teil ein Bergland und damit relativ untypisch für Afrika - kaltes Land unter heißer Sonne – denn das Klima wird nicht nur von der Sahara sondern auch vom Atlas Gebirge geprägt. Im Norden fuhren wir zunächst am Rande des Rifgebirge entlang, es folgen der Mittlere Atlas mit Gipfeln über 3000 m , nach Süden dann der Hohe Atlas (Haut Atlas) mit über 4000 m, um dann im Soustal in den Anti-Atlas überzugehen. Schroffe Berge und Täler, reißende Bergbäche, Eichen und Pinienwälder, Oasentäler. 6 Sonntag, 9. Januar 2005 Heute lassen wir erstmal den Tag langsam angehen, erst für den Nachmittag haben wir eine Ausfahrt mit dem Roller geplant, da wir uns direkt in der Nähe des Königspalast und einiger Sehenswürdigkeiten befinden, können wir auf den dichten Verkehr im Zentrum verzichten. >Tor des Königspalastes< Wir fahren die 2-3 km entlang der Stadtmauer und dem Königspalast – Ville Imperiale – vorbei bis zum Mausoleum Mulay Ismails, einem der direkten Nachfahren Mohammeds. Das Mausoleum ist noch geschlossen, so haben wir noch Zeit für einen Blick in den Royal Golf Club, der sich ebenfalls auf dem Gelände der Königsstadt befindet, wir könnten hier spielen für nur 200 DH aber nur mit Caddie, wir werden lieber verzichten. Weiter fahren wir bis an den Rand der Medina, suchen die große Moschee, landen aber in der Altstadt – Medina und landen in immer enger werdenden Gassen, deren Wände in manchen Bereichen durch die Stadtmauern gebildet werden. Es wird in den Straßen immer dunkler, so treten wir bald den Rückweg an, denn ohne Führung verliert man in diesem Labyrinth bald die Orientierung, denn es fehlt uns auch ein sicherer Stadtplan. Ab 15.00 besichtigen wir zuerst den Qubbet Khayatine, wo früher Botschafter empfangen wurden. In einem riesigen katakombenähnlichen Untergeschoss waren ca.50 000 Christen inhaftiert, bevor sie entweder als Sklaven verkauft oder unter Mulay Ismail Fronarbeiten leisten mussten, unvorstellbare Geschichte. Danach Besichtigung des Mausoleums, die Vorräume mit kunstvollen Mosaiken in maurischem Stil bis man im Innern einen Blick in die Moschee und das Grabmal werfen kann. Ein sehenswertes Denkmal. 7 Am späten Nachmittag sind wir wieder zurück und wollen schon morgen die große Stadt wieder verlassen, auch auf die Besichtigung der nächsten noch größeren Königsstadt – Fes werden wir verzichten, man kann sie ja später evtl. mit Fröhlichs nachholen. Montag, 10. Januar 2005 Uns sind Städte einfach zu groß und auch zu unübersichtlich, um länger in größeren Städten zu bleiben. Besonders beabsichtigen wir auch in Marokko nicht alle Sehenswürdigkeiten zu suchen, es bedeutet zu weite Wege zu Fuß und dann nur müde Füße. Insbesondere ist zwar die Medina der Städte für uns sehr sehenswert, da man für uns völlig unbekanntes Terrain erkundet, aber gerade in Meknes ohne Führer sicher nicht zu raten, da zumindest wir das Gefühl hatten, uns nach kurzer Zeit unweigerlich zu verlaufen. Heute wollen wir in Meknes noch schnell einkaufen, es soll ein europäisches Zentrum geben, wir finden es auch, insbesondere durch Ansprechen der bisher immer sehr netten und auskunftswilligen Polizisten und dank Heidys „perfekten“ Französisch-Kenntnissen. Ich stehe zwar anscheinend im Parkverbot, aber selbst das akzeptiert ein Polizist als ich ihm zuwinke, auch ein Busfahrer kommt freundlichst zu mir und bittet mich, etwas vor zufahren, anstatt nervös zu hupen. Z.T. ist die Preise der Lebensmittel natürlich geschenkt, teilweise Einsparungen zwischen 100-200 % billiger, dagegen ist Fleisch in etwa gleich teuer. Wir fahren heute ca. 200 km nach Süden durch eine völlig wechselnde Landschaft, denn wir kommen zuerst nach Azrou, hier ein einmaliger Zedernwald, auch die Makakenaffen lassen sich bis an den Straßenrand sehen, auf einen Spaziergang zur höchsten 40 m hohen Zeder verzichten wir. Jetzt kommen wir in die Landschaft des mittleren Atlas, wir fahren bergan bis in über 2000 m Höhe, wir kommen auf eine z.T. schneebedeckte Hochebene, die auch teilweise gesperrt werden kann . Auch in dieser Höhe finden sich immer wieder Schafherden und vereinzelt vereinsamte und ärmste Gehöfte, wie kann man hier leben ? Die höchste Stelle ist der Col du Zad mit 2178 m, danach Richtung Midelt geht es schnell abwärts , die Landschaft eher eine Karstlandschaft. An einer Stelle begegnen uns ständig re. und li. der Straße wildernde Hunde, die uns traurig und hungrig nachschauen. Ca. 16.00 Uhr haben wir unser heutiges Ziel den Campingplatz in Midelt, erreicht, einfachste Struktur, aber dafür auch preiswert. 8 Dienstag, 11. Januar 2005 Weiter nach Süden. Heute war es hier in Midelt nachts sehr kalt, aber nachdem die Sonne aufgeht, erwärmt es sich sehr schnell. Heute geht es 200 km weitgehend über teilweise trostlose steinige Hochebenen, dazwischen wieder kurvenreiche Steigungs- oder Gefällstrecken, zunächst bis Errachidia, eine Stadt mit vielen neuen roten Gebäuden, während unterwegs immer nur die grauen Lehmbauten der Kasbahs, z.T. als Dörfer an den Berghängen. Aber wir kommen auch zu einem kleinen Ort Hammat Mulay Hachem mit großem Grüngürtel aus Palmen und Obstbäumen. Hier beginnt das grüne Ziztal – Gorges du Ziz, u.a. mit heißen Heilquellen. Auf der Strecke ein kleiner Tunnel von Fremdenlegionären gebaut. Unterwegs halten wir an der blauen Quelle von Meski aber die steile, kopfsteingepflasterte Zufahrt zum Campingplatz und der palmenbegrenzten Schlucht hält uns vom Hierbleiben ab. Wir setzen unseren Weg bis nach Erfoud fort, einer Stadt des früheren Karawanen und Sklavenhandels, unterwegs das Naturschauspiel großer Heuschreckenschwärme. Man kann sich gut die Heuschreckenplage des letzten Jahres vorstellen, die von unserem Wohnmobil nur geringfügig dezimiert werden, auf ihrem Weg zu den neben der Straße liegenden Palmengärten. Sie sind riesig mehr als 5-6 cm lang. Obwohl der Campingplatz nicht einmal Wasser hat, bleiben wir über Nacht, aber wir fühlen uns noch zu unsicher, allein in der freien Natur zu Übernachten. 9 Mittwoch, 12. Januar 2005 Wir waren die einzigen auf dem Campingplatz, erst nach 8.00 Uhr kommt jemand, um für uns das hohe Tor zu öffnen, schade , dass z.Zt. echte Probleme mit dem Wasser bestehen, denn die Sanitäranlagen sind wirklich gut für hiesige Verhältnisse. Wir sind gespannt, denn heute heißt unser Ziel die Wüste Sahara, bzw. wir wollen über Rissani ins TAFILALET: Das Gebiet erstreckt sich südlich von Erfoud mit einer Länge von 30 km und 4-16 km breit und ist das größte zusammenhängende Oasengebiet Marokkos. Es bestand und besteht wieder ein umfangreiches Bewässerungssystem für die Dattelpalmen, aber die wandernden Sanddünen zerstören die Oasenbereiche, zusätzlich unter den Palmen Obstbäume und darunter Gemüse, Getreide und Futterpflanzen. Lang anhaltende Dürreperioden und Sandstürme haben allerdings große Schäden gesetzt, so dass viele Menschen wieder abgewandert sind und die Palmenanlagen eingegangen sind.(aus Reise Know-How) Rissani ist die ehemalige Hauptstadt des Tafilalet, vermutlich eine alte Römergründung. Bei unserem Stopp geben wir allerdings schnell auf, uns weitere Sehenswürdigkeiten anzusehen, da die permanenten und überfallartigen Angebote, uns zu führen, uns sehr auf die Nerven gehen. Einen älteren Marokkaner der gut deutsch spricht und in Frankfurt gearbeitet hat, werde ich erst los, als ich ihm klar mache, dass man doch in Deutschland auch nicht dauernd angesprochen wird – er entschuldigt sich und geht seinen Weg. Trotzdem gehen wir kurz auf den Markt, ignorieren die ständigen Angebote und bekommen tatsächlich unsere Orangen und Mandarinen. Der „Kundenfang“ geht uns anfangs stark auf die Nerven, aber man muß es irgendwie akzeptieren, ständig als Europäer erkannt und angesprochen zu werden. Kommen wir nur, um zu schauen, aber wie soll man erklären, dass wir genug Teppiche zuhause haben oder die vielen Souvenirs nicht gebrauchen können, besonders die nachgemachten Fossilien, die z.T. schönen gehämmerten Teller, die vielen Tonvasen oder die Pistolen, Messer und Säbel, die kunstvollen Stoffe, Tischdecken, Blusen, Jacken und, und, und, jeder Einheimische will sein Geschäft machen und ist sicher auch darauf angewiesen. 10 Schlimmer sind die bettelnden Kinder, die eindeutig schon 500 m bevor wir vorbeifahren, winken und eindeutig die Hand aufhalten. Wo will man Grenzen ziehen, auch die Einheimische in Tracht, die sich in Photopose stellt, aber Geld haben will – größere Jungen wollen alle nur Zigaretten. Soll man das unterstützen? Sicher gibt man dem Jungen, der auf das Wohnmobil aufpasst ein paar Dirham. Aber jedem sei gesagt, man wird überall belästigt und angebettelt, also Grenzen ziehen und zwar schon beim Eintritt in das Land. Für ganz kleine Kinder haben wir Bonbons dabei, vielleicht wären ein, zwei Packungen Zig. sinnvoll, eine Palette Bierbüchsen kann Kontakte eröffnen, auch Tauschgeschäfte mit gebrauchter Kleidung wird gemacht. Vorsicht denn ich glaube, dass die Belästigungen immer fordernder werden und wir selbst schuld sind, wenn wir die Preise verderben, denn grundlegend können wir an der sozialen Situation nichts ändern. Von Rissani ging es bisher nur über Wüstenpisten zum Ziel der Wüstendünen nach Merzouga, jetzt sind die letzten 40 km einwandfrei über eine neue Teerstraße auch für Wohnmobile zu erreichen. Dieselbe Strecke auf einer Piste hätte ich mit unserem Gefährt sicher nicht gewagt. In Merzouga ist die Straße zu Ende, der Ort nicht mehr geteert. Nach kurzem Rumkurven haben wir einen Mopedguide, der uns zu einer Campmöglichkeit mit Restaurant bringt, wir lassen uns darauf ein und fahren noch 1-2 km über holprige Sandpiste. Obwohl wir eigentlich viele andere Adressen besaßen, konnten wir uns nicht entscheiden und waren froh, nicht weiter suchen zu müssen. Wir landen an einer recht neuen Kasbah – LA TRADITION (GPS 31,08090°N – 4,00683°W) einer Berberfamilie – 3 Brüder Ali, Jussuf, Mubarrak Külili Tel00212/67250240 mit Restaurant und Dromedaren und direkt am Fuß der Sanddünen, als Essen typ marokkanische Gerichte wie Couscous, Kalea, Tajine. Bei der Begrüßung mit Pfefferminztee lernen wir einen jungen ca. 25-30 jährigen Berber kennen, der uns erst den üblichen Kamelritt und dann eine Wüstenfahrt mit Jeep, deutschsprechenden Führer, Picknick und Abendessen anbietet – über den Preis muß verhandelt werden, gefeilscht wie alles, ich kann ein Drittel herunterhandeln, aber sicher noch teuer genug – der Preis bleibt jedoch mein Geheimnis, aber man gönnt sich ja sonst nix. 11 Nachmittags sitze ich und male die Kasbah aus einiger Entfernung, nach kurzer Zeit sitzen erst zwei dann drei Jungen, die ich Kamele malen lasse. Aber dann zeigen mir alle drei verschiedene sicher nachgemachte Fossilien, die ich nicht will, obwohl man weiß, daß gerade diese Gegend voller Funde sind. Aber zum Verkauf werden lauter Fälschungen angeboten und ich bin sicher nicht in der Lage sie zu unterscheiden. Später machen wir uns dann auf den Weg in die Wüste, es geht rauf und runter, ein endloser Weg, den man sicher noch viel weiter ausdehnen kann, aber wir haben bald genug, und 1 ½ Std. hin und zurück sind sicher genug für uns. Der abendliche Sonnenuntergang verzaubert die Dünenlandschaft in herrlichen Farben. Kurz vor der Dunkelheit trifft noch ein zweites Wohnmobil aus Lörrach auf unserem Platz ein. Donnerstag/Freitag 13./14.1.2005 Ich sitze im Schatten vor unserem Wohnmobil, denn die Sonne blendet so stark, daß man das Display des Laptops nicht sehen kann. Heute ist Freitag und wieder einmal ein absoluter Ruhetag, bevor wir wieder einen Teil der Strecke bis Erfoud zurückfahren, um dann in die Straße der Kasbahs einzubiegen. Aber erst einmal zu unserem Wüstenerlebnis gestern. Schon früher als vereinbart, ist unser Fahrer mit seinem Allrad, Marke Nissan, neuestes Modell, vorgefahren, und wir steigen mit unserem Guide Jussuf, einem der Brüder der Kasbah La Tradition, ein. Nach kurzer Fahrt haben wir die Dünen hinter uns und fahren über die Pistenstrecke in die Wüste der Sahara. Meist ist die Gegend schwarz von vulkanischem Gestein. Als erstes kommen wir nach wenigen km an den meist trockenen See Dayet Sri, eine jetzt riesige ausgetrocknete Fläche auf der nur Dromedare und Ziegen zum Weiden gebracht werden. Allerdings sind nur wenige nahrhafte Grasbüschel und Tamariskenbüsche zu sehen, aber auch die Wüstenbereiche daneben zeigen in dieser Jahreszeit noch spärlicheren Bewuchs. Irgendwann kommen wir durch eine kleine verstreute Ansiedlung mit nur einem Brunnen, an dem gerade viele Frauen mit 12 Eseln ihre Wasserrationen holen, die Esel sind dann beladen mit sicher 20-30 Wasserflaschen aus gelben und rotem Kunststoff. Wer weiß schon, dass 80% der Bevölkerung kein fließende Wasser besitzt. Die Fahrt geht weiter, bald verlieren wir völlig die Orientierung. Man kann sich vorstellen, wie schnell man sich in einer Wüste verirren kann. Fahren wir nun nach Osten oder Norden ? Besonders durch das Gewirr der Reifenspuren bzw. der Pistenspuren ist bald kein Weg mehr auszumachen. Irgendwann macht man uns auf eine weit im Hintergrund auftauchende Fata Morgana aufmerksam. Man hat den Eindruck einer Seefläche weit im Hintergrund in Richtung der blendenden Sonne, welch ein Irrtum , wenn man bis dorthin laufen würde. Irgendwann hält das Fahrzeug zwischen größeren Steinhügel, z.T. schieferartiges, schwarzes Plattengestein, man will uns Tierzeichnungen auf einem Hügel zeigen – Schafe- Ziegen- SchlangenWüstenfuchs sind hier zu finden. Sicher 10- 20 Figuren, wie alt werden sie wohl sein – 50-100 Jahre – der Führer macht keine sicheren Angaben. In der Nähe sind auch aufgeschichtete, höhlenartige Unterstände nur aus den umliegenden Steinen, angeblich militärische Posten der früheren Besatzer aus Portugal als Grenzposten gegen Algerien. Wenn wir irgendwo halten, wie auch hier, ist sicher nach kurzer Zeit irgendein Einheimischer da , der vor uns seine sog. Fossilien ausbreitet und auf uns hofft. Aber was sollen wir mit dem Zeug? Später irgendwann eine Oase mitten in der Wüste mit Palmenhainen und einigen Häusern. Auch an eine Mittagspause wurde gedacht, Jussuf hat als Sandwich ausgehöhltes Fladenbrot gefüllt mit Oliven, Thunfisch, Zwiebel, Tomaten, dazu Bananen und Orangen bei einem Stopp in einem verlassenen Wüstenort der Franzosen. Hier wurde vor etwa 50 Jahren noch Mineralien abgebaut, überall stehen die langsam zerfallenen Wüstenbauten, heute gibt es nur noch einen Militärposten und einige arme Familien. Wir fahren noch in die ca 25 km südliche Stadt Taouz, die letzte Grenzstadt vor der algerischen Grenze, viele Kleinkinder umlagern wieder unser Auto, kurz ein Blick in den einzigen Kaufladen des Ortes. Es wird gerade an einer neuen Teerstraße gearbeitet, dann erschließt sich auch einmal dieser Ort den Touris. Vielleicht gibt es ja auch wieder einmal normalen Grenzverkehr, aber z.Zt. bestehen erhebliche politische Differenzen zwischen Marokko und Algerien. Am Nachmittag noch ein Stopp bei einer Berberfamilie, wir sitzen im Zelt und bekommen einen Tee gereicht. Der Hausherr dieser Berberfamilie fährt später mit uns zurück, hat angeblich nach Jussuf 5 Frauen, eine davon sicher nicht älter als 15 Jahre.(kann eigentlich nicht sein,) denn max. sind heute 4 Frauen noch erlaubt, wenn der Mann nachweist die Frauen unterhalten zu können 13 Am Spätnachmittag und nachdem unser Führer noch zwei weitere französische Wohnmobile uns nachfahren lässt und so wieder Kunden mitbringt, treffen wir wieder bei unserem Odyssee ein. Um sieben Uhr ruft man uns zum Couscous - Essen , Vorsuppe, dann Couscous besteht aus Hirse, dazu Hühnchenschlegel und verschiedene Gemüse, Karotten, Auberginen, gemischt mit Rosinen und Erbsen, eine interessante Mischung, etwas gewöhnungsbedürftigt, ist aber leicht bekömmlich und sehr schmackhaft. Am Freitag wurde es langsam immer voller vor der Kasbah, jetzt stehen 4 deutsche und 6 französ. Wohnmobile hier. Abends spielen und singen 6 junge Leute auf Trommeln und mit Metall-Kastagnetten, die Musik ist uns zwar fremd, geht aber ins Blut. Samstag, 15. Januar 2005 Heute geht es wieder weiter wir wollen in die Straße der Kasbahs und speziell in die Todhraschlucht in der Nähe von Tenehir. Wir müssen erst ca. 60- 70 km zurück, denselben Weg den wir nach Merzouga gekommen sind, denn jeder andere Weg würde Pistenfahrt bedeuten und das können und wollen wir mit unserem Wohnmobil nicht wagen. Unterwegs machen wir noch Pause in Rissani , wir können über Internet für 5 DH unsere Bankbelege prüfen und unsere Emails lesen und beantworten, aber die langsame Verbindung und die Schwierigkeiten mit der hiesigen Tastatur ist langwierig und fordert die Nerven. Von Rissani noch einmal durch das Tafilalet der größten Oase und nach Erfoud, hier geht eine untergeordnete Straße über 80 km quer durch die Einöde, braune , graue Steinlandschaft im Hintergrund die hohen und teilweise schneebedeckten „Haut Atlas“- Gipfel. Erfoud – Jorf – Achouria bis Tinejdad sind zu durchfahren, ehe wir die Straße der Kasbahs erreichen. Unterwegs liegen an der Straße als Zeitzeugen alter Bewässerung die FOGGARA teilweise bis zu 5m tiefe Löcher mit bis zu 2m hohen Sandkegeln, gebaut früher von Sklaven, als unterirdische Wasserkanäle miteinander 14 verbunden, heute längst vergessen und nicht mehr in Betrieb – hunderte von diesen Sandkegeln pflastern hier die völlig ausgetrocknete Wüste. Die „Straße der Kasbahs“ befindet sich zwischen Ouarzazate – Tenehir – Errachidia und ist insgesamt 302 km lang, hier liegen zahlreiche festungsartige Lehmburgen und –dörfer viele noch gut erhalten, andere dem Verfall preisgegeben, zahlreiche Oasendörfer mit Kasbahs und Dattelpalmen. Heute fahren wir nur noch von Tinejdad bis Tinerhir, denn hier ist der Eingang in die Thodhraschlucht. Angeblich kann man nur noch 14 km auf geteerter Straße fahren , am Ende steht zwischen den engen Felswänden das Hotel Jasmina, aber wir werden überrascht. Die Straße ist tatsächlich nach 14 km zu Ende , aber nur weil über 200m die Straße abgebrochen ist, vermutlich unterspült, aber nach 200 m Pisten-Umleitung ist eine neue Straße seit 2 Jahren fertig und man könnte völlig problemlos auch mit Wohnmobilen weiterfahren. Wir finden allerdings eine kleine Parkbucht und werden hier unsere erste freie Übernachtung in Marokko einlegen, zwei kleine Campingbusse machen es uns vor, außer dass mich ein Mann um Bier anbettelt, bleiben wir unbehelligt und können tief schlafen. Sonntag, 17. Jan. 2005 Wir ziehen unsere Wanderstiefel an, dazu Wanderstöcke – an die wir uns langsam gewöhnen, man wird ja auch älter – und ziehen los, klettern von unserem Stellplatz, wo wir hervorragend geschlafen haben, hinunter zum Flußbett und können auf einem seitlichen Weg laufen, der Weg endet und wir wechseln zur anderen Straßenseite. Immer wieder stehen Palmen, aber auch Oleander und andere Pflanzen rechts und links ziehen sich schroffe Felsen an dem Flussbett steil 15 hoch, irgendwo müssen auch die Kletterer ihr Ressort haben. Überall sind Ziegen- und Schafherden, die sich mühsam zwischen den Felsen ihre frischen Tamariskenbüsche suchen, man kann anscheinend auch damit die Tiere satt kriegen. Das ausgewaschene Flußbett ist sicher 10-20 m breit, aber es ist so trocken, daß man sich jetzt gar keinen reißenden Fluß vorstellen kann. Nach einigen Km auch durch das unebene Flußbett sehen wir an einem Feuer, denn es ist noch ziemlich frisch am Vormittag, drei Hirten, die, als ich sie fotografiere, schimpfen, dass sie keine Dirham dafür bekommen. Auch ihre Dromedare, sicher 20 Stück gemütlich fressend, sollte ich nicht fotografieren, aber die Tiere hatten nichts dagegen, auf dem Rückweg zahlen wir dann aber doch eine Art Wegzoll von 5 DH . Gerne wäre ich noch die neue Straße durch die Schlucht nach Norden weitergefahren, aber es hätte uns zu sehr von unserem Plan abgebracht. Außerdem wäre für uns jetzt schon eine nochmalige Reise nach Marokko denkbar, um sich anderes anzusehen, das Land ist groß und interessant. Nach ca. 2 Std. sind wir wieder zurück und fahren weiter, zunächst wieder zurück aus der Todhra-Schlucht nach Tenehir eine auffallend schöne Oasenstrecke mit mindestens 3 Campingplätzen. Wir setzen unsere Fahrt auf der Straße der Kasbahs fort, von Tenehir nach Ouarzazate. Es sind noch 170 km, und einige sehenswerte Städte liegen auf unserem Weg. Kurzer Halt in Boumalne. Hier ist gerade Markt, wir kaufen Obst, Brot und ein gegrilltes Hähnchen, das irgendwie mit Safran eingerieben ist und uns köstlich schmeckt. Übrigens zum Essen, in den Städten gibt es reichlich Möglichkeit in kleinen oder größeren Restaurants zu essen, aber wir bleiben vorsichtig und lieber Selbstversorger mit eigener Küche. Meine Gastroenteritis (Magendarm-Infekt) im vorigen Jahr in Syrien und Jordanien hat mich erheblich vorsichtiger gemacht, aber bei einem frisch gegrillten Hähnchen werden ja nicht gleich die Salmonellen unterwegs sein. 16 Wer kennt eigentlich diese Geschichte : Ein Reisebus ist unterwegs in der Wüste, auf einem Parkplatz ein Melonenverkäufer, alle begeistert, nur die Melonen werden nach Gewicht verkauft, und das Gewicht kann man durch Reinspritzen von Flusswasser und deren Abwässer gut erhöhen – die Folge zwei Stunden später sitzt die halbe Busbesatzung in der Wüste hinter den spärlichen Büschen. (keine Fabel, sondern aus der Ausbildung zum Reisemediziner in München) Weiter geht die Fahrt durch unwirkliches grau-braunes Wüstenterrain, teilweise muß man langsam fahren, wenn die Straße durch eine Furt geht, ansonsten kommt man gut voran, auch 90-100 km/h, aber die alten Busse sind noch schneller. Na ja, die müssen auch arbeiten, und haben es eiliger als wir. Nachdem wir durch `El `Kelaa des M `Gouna gefahren sind und erreichen wir später Skoura , hier fahren wir langsam durch das Zentrum und schließlich nach 16.00 haben wir unseren Campingplatz in Ouarzazate – die Endstation auf der Fahrt durch die Straße der Kasbahs und eine Stadt mit >130 000 Einwohner, hier bleiben wir erstmal wieder einige Tage. Montag, 17. Januar 2005 >Ouarzazate< Heute morgen will ich erst einmal eine längere Rollerfahrt machen, denn wir sind gestern ca. 20 km vor der Stadt am Royal Golf Club vorbeigefahren, dieses Projekt wurde vor über 10 Jahren an einem großen Stausee begründet. Hier sollen sich auch bekannte Schauspieler, wie Sean Connery und Alain Delon, ihre Kasbah gebaut haben. Der König soll gerade vor ein paar Tagen dort gewohnt haben. Also fahre ich die gut ausgebaute Straße zurück bis zur Abzweigung zu dem „GolfRessort“, der erste Eindruck besteht aus Polizeikontrollen an jeder zweiten Ecke, die mich aber passieren lassen, denn ich spreche kein Französisch und die freundlichen Gesetzeshüter kein Englisch, noch weniger Deutsch. 17 Ich suche den Golfplatz, aber er ist wegen Trockenheit geschlossen, nur noch ein Clubhaus und einige Holzbrücken sind übrig geblieben, wann wird sich die Wüste diesen Platz wiederholen. Dafür sind die entstandenen Kasbahs um so schöner, sicher > 50 sind hier gebaut oder entstehen gerade, ich mache viele Photos dieser Wohnstätten für die Reichen dieser Welt, aber eine Infrastruktur fehlt völlig , kein Restaurant, kein Laden und was sonst noch notwendig wäre. Kein Wunder, dass der Golfplatz eingegangen ist, keine Spieler, denn die meisten der Kasbahs sind Bauruinen, entweder nur Rohbauten, bei anderen sind die vergitterten Fensterläden geschlossen. Riesengrundstücke sind bei den bewohnten Gebäuden wie kleine Oasen und wenigstens haben die Gärtner viel zu tun. Ich bin in einigen dieser Kasbahs herumgeklettert, Platz zum Wohnen zur Genüge, Wohnzimmer von >50 qm sicher , der Blick aus der Höhe der Felsen immer zum Stausee gerichtet. Die Dächer versehen mit Türmchen, Säulen evtl. auch ein Swimmingpool vor der Terrasse, alles vom Feinsten aber nicht fertig. Wer will hier auch wohnen ??? Nachmittags fahren wir zusammen mit dem Roller, denn die Straßen der Stadt sind breit bei wenig Verkehr. Leider hat die Tourist Information nicht einmal eine Stadtkarte für uns . Die Hochglanz Prospekte von Marokko haben wir bereits alle. Wir gehen einkaufen in einem Supermarkt, der Ladenbesitzer passt auf unseren Roller auf, wir können noch einen Gang durch die Souks machen. Seit einigen Tagen beneide ich die Marokkaner die einen warmen Djallabah tragen –Kapuzengewand mit Ärmeln, das über den Kleidern wie ein Mantel getragen werden kann, aber auch als festliches Bekleidung, das Hauptgewand ersetzt, wie wirke ich wohl damit im Graf Zeppelin-Haus in Friedrichshafen. Mein Djallabah ist orange, hoffentlich farbecht, mit schönen Kordelbordüren geschmückt, gleich am ersten Abend nach dem Duschen eine Superbekleidung, mal sehen wie oft ich es trage – konnte übrigens um 50 DH herunterhandeln, hat also 400 DH oder 40 € gekostet, geht doch für einen Mantel. Wenn ich damit Heidy in der Stadt begleite, werden wir vielleicht nicht mehr soviel belästigt, außerdem macht mich mein ungeschnittener Vollbart, sowieso einem Berber gleich. 18 Dienstag, 18. Januar 2005 Direkt kurz vor dem Campingplatz ist heute großer Markt, hier gibt es alles, vom Plastikeimer, Kinderschuhen, Teppiche, Haushaltswaren aller Art, Gemüse in rauen Mengen aber auch großer Schafmarkt gleich in Verbindung mit Heuballen, denn in drei Tagen ist das große Hammelfest ,denn alle Familien schlachten ihre eigenen Hammel, selbst die Messer und Beile zum Schlachten liegen zum Verkauf. Wissen eigentlich die armen Hammel was ihnen bevorsteht, warum ihre Vorderbeine zusammengebunden sind? Und warum schaut der Käufer sich interessiert die Zähne an, hebt den Schwanz und wiegt das Gewicht durch Hochheben des Hammel, arme Viecher, wenn sie in der Schubkarre oder PKW lebendig zur Pfanne gebracht werden. Ich werde am 21.1. wieder darüber berichten, wenn alle Hammel geschlachtet sind und das große Fest läuft. Während Heidy sich allein in den Markttrubel wirft, suche ich wieder das Internet auf. Ich möchte den ersten Bericht über Marokko unseren Freunden und Kindern und Interessierten schicken. Den Text habe ich gespeichert, die Email Adressen per Hand eingeben, ganz schöne Umstellung, denn die Tastatur ist eine völlig andere. Schließlich beim „Senden“ ist alles verschwunden tolle Leistung, aber nur 15 DH. Mittags gibt es einige Gespräche mit anderen Deutschen, ganz nett wieder heimatliche Töne zu hören, sogar aus Lindau ist einer da. Ein netter Franzose kann ganz gut Deutsch und ist sehr gesprächig. Seine Frau macht eine Wüstentour in Zagora für 12 Tage zu Fuß und mit Rucksack, also ist er allein. Für heute ist bei uns noch die Besichtigung der Kasbah Taourirt geplant, liegt mitten in der Stadt, und wir können wieder Rollerfahren. Mit 20,-DH können wir allein und ohne Führer besichtigen, was wir wollen, wir genießen es richtig. Danach noch einen Besuch in der offiziellen Kasbah Artisanal, 19 wir schauen ohne zu kaufen, obwohl wir ständig angesprochen werden, denn es gibt in dieser Jahreszeit nur wenig Touristen. Zum Abschluss noch in praller Sonne Tee aus Minze und einen doppelten Kaffee für 12,-DH = 1,20 € können wir uns noch leisten und danach für 1,-DH = 10 Cent eine große Tüte Popcorn auf dem Markt, was haben wir geschlemmt. Nach Rückkehr schon alles vorbereitet zur morgigen Abfahrt, wobei den Abstecher nach Zagora wieder in die Wüste machen wir vielleicht mit Fröhlich’s im nächsten Winter, unser Ziel so schnell wie möglich ans Meer, die Küste des Atlantik lockt, mal sehen wie weit wir morgen kommen. Mittwoch, 19. Januar 2005 Nach drei Übernachtungen hier in der Stadt muß es endlich weitergehen. Leider muss ich noch einmal unseren Rundbrief weiterschicken, heute klappt es, denn ich schicke immer nach 10 Emails dreimal dasselbe weg, alles auf einmal ging gestern nicht. Heidy hat inzwischen wieder unsere Vorräte aufgefüllt, d.h. für ca. 10,-€ bekommt sie Waren hier für ca. 2025,-€. Wir fahren weiter aus der Stadt, leider wird die Straße Richtung Agadir immer schlechter. Später ist der Teerbelag etwas mehr als Fahrzeugbreite, d.h. dem Gegenverkehr muß man ausweichen oder er weicht aus. Man lernt sehr schnell, denn sonst muß man ständig in den Schotter ausweichen, kein Problem wenn nicht der Rand am Asphalt 4-5 cm Kante hat, hoffentlich halten die Reifen. Nach 15 km fahren wir in einem Ort nach rechts um nach 10km uns Ait Benhaddou anzusehen. Bei Ait Benhaddou handelt es sich um ein altes Ksar – befestigtes Dorf . Es liegt auf der anderen Seite eines Flusses und ist heute über eine Furt über Sandsäcken zu erreichen. Das Lehmdorf ein Labyrinth aus Häusern, Gassen Türmen und Kollektivspeichern, allein 6 Stück in diesem fast verlassenen Ort am Hang, zuerst geht man durch das für den Film „Sodom und Gomorrha“ gebaute Tor und an den üblichen Souvenirläden vorbei. Enges Gewirr von Sträßchen und Treppen, auf den Türmen Storchennester, insgesamt ein Beispiel erhaltener Berberarchitektur. Zu anderer Jahreszeit sollen hier tausende Touristen herumkriechen, heute ein Genuß ( aus Know How Marokko) 20 >Bilder von Ait Benhaddu< Die Besichtigung dauert ungefähr ein bis zwei Stunden und hat sich wirklich gelohnt. Wir fahren zurück auf unsere Hauptstrecke Richtung Agadir, die irgendwann nach Marrakesch abzweigt. Wir haben noch ca. >100 km bis zum einzigen Campingplatz auf der Strecke in Taliouine. Die Strecke hat alles, Lkw’s überholen uns, einem anderen folgen wir km lang, ehe er uns überholen lässt, immer wieder Gegenverkehr, dem es auszuweichen gilt. Ca. 16.00 haben wir das Ziel erreicht , eine kleine Oase mit Schwimmbad, blühende Blumen , ein Restaurant und ein Haus als Zelt ausgestattet, Stellplätze in Terrassen angeordnet , richtig nett. 21 Donnerstag, 20.1.05 Gestern haben wir uns nett mit einem Engländer aus Portsmouth unterhalten, sind schon mehrere Wochen in Marokko und zurück in Richtung Agadir. Dort habe mit dem Campingplatz Atlantic Parc ein neuer vorbildlicher Platz aufgemacht. Wir lassen uns die genaue Lage erklären und machen uns auf den Weg. >Arganienbaum< >blühender Mandelbaum< Es sind etwa 200 km, wenn man eine Abkürzung nimmt, die etwa 30 km sparen hilft. Leider sind das 80 km auf schmaler Gegenverkehrsspur. Das kennen wir schon von gestern – das ewige Spielchen wer weicht als erster aus – erfordert volle Konzentration. Die Landschaft hat sich inzwischen völlig verändert, es ist richtig grün geworden. Erstmalig sehen wir blühende Mandelbäume, dazu noch eine uns völlig unbekannte Baumart - die ARGANIEN – ein Baum der in Marokko endemisch vorkommt. Aus den gerösteten Mandeln, die in den Früchten vorkommen, lässt sich ein schmackhaftes, nussartiges Öl gewinnen, das auch als Hautpflegemittel verwendet wird. Für einen Liter Öl benötigt man 100 kg reife Früchte, die etwa so groß wie sind wie Eicheln und jetzt meist noch grün an den Bäumen hängen. Toll ist, dass Ziegen hier auf die Bäume klettern, um die Früchte zu fressen. Wir haben den Zufall einen Baum mit Ziegen zu fotografieren. Billigöl kann dann gewonnen werden, wenn man die ausgespuckten und unverdaulichen Kerne sammelt, so kann man einen Teil der Verarbeitung sparen, wenn die Früchte durch die Ziege gehen. 22 Nach diesem botanischen Exkurs fahren wir weiter, genießen die wunderschöne Landschaft im Soustal >Ziegen auf Arganienbaum< >Kürbisfeld< zwischen Haut Atlas und Antiatlas im Süden. Sogar die ersten Felder beginnen zu wachsen und zeigen uns ihr frisches Grün, aber das erfordert viel Wasser zum Sprengen und Bewässern der Felder. Unter anderem kommen wir auch an dem oben abgebildeten riesigen und bis zum Horizont reichenden Kürbis- oder Melonenfeld vorbei, es muß kurz vor der Ernte sein, die sicher durch Menschen per Hand tagelang dauern wird. Irgendwann machen wir unsere Mittagspause, und dabei klettert erstmalig die Außentemperatur auf über 39°C, hätten wir nie erwartet im Monat Januar, wir sind froh unsere Klimaanlage einschalten zu können. Wir finden sofort die Umgehung von Agadir und fahren weiter Richtung Essaouira und folgen der Küstenstraße nach Norden. Endlich ist wieder das Meer – der Atlantik - in Sicht und nach ca. 10 km sehen wir endlich die viel beschriebene Platte, wo wirklich hunderte, vielleicht auch über tausend Wohnmobile über der Küste überwintern, nicht etwa auf einem Campingplatz , sondern wild in der Landschaft. Hier wollen wir nicht hin, sondern fahren weiter und finden tatsächlich den gerade erst im November neueröffneten Campingplatz Atlantic Parc, eine Superanlage, die wir selbst weder in Spanien noch in Portugal fanden. Alle Stellplätze haben festen Untergrund, Parzelliert, frisch gepflanzte Oleanderhecken, die sich noch entwickeln müssen. Nach Fertigstellung ist sicher Platz für 300 – 500 Fahrzeuge, sicher wird dieser Platz seine Erfolgsgeschichte schreiben, wenn ein kluges Management hier arbeitet. 23 Freitag, 21. 1. 2005 Heute ist der Beginn des islamischen Opferfest – auch als Hammelfest(Aid al-Adha oder Aid al-Kabir) bezeichnet, es erinnert an die nicht vollzogene Opferung Ismails (Isaaks) durch seinen Vater Ibrahim (Abraham) , zu lesen auch im Alten Testament . Dieses Fest findet am 10.Tag des Pilgermonats statt und variiert nach dem islamischen Kalender, dauert 4 Tage bis zu einer Woche , die Geschäfte, Büros und Banken sind mehr oder weniger geschlossen. Jede Familie, die es sich leisten kann, schlachtet möglichst einen Hammel (kostet aber ca. 1200 – 1600 DH, d.h. ein Monatsgehalt einer Familie). Wichtig dabei das Tier wird durch Schächtung geschlachtet, und nur ein Teil von der Familie verzehrt, der Rest dagegen wird den Armen gespendet, arme Familien können oft sich oft nur ein Huhn schlachten. Leider ist Ungläubigen der Besuch einer Moschee in Marokko verboten, also wird er auch kaum Gelegenheit haben an diesem Fest teilzunehmen, so merken wir auf unserem Campingplatz nicht viel davon, außer dass Läden und auch Restaurants geschlossen sind. 7 km vor dem Campingplatz gab es mehrere Geschäfte, die obwohl ich mit dem Roller dorthin fahre am heutigen Feiertag geschlossen sind. Ich wollte einen VorzeltTeppich aus Kunststoff kaufen, richtig praktisch, da aus Kunststoff und in jeder Größe zu haben, ich muß wohl noch ein paar Tage warten. Nachmittags herrlich in praller Sonne gelegen – Erholung pur und unser Entschluß steht, hier werden wir uns zunächst einmal mindestens eine Woche erholen, ob wir das schaffen. Samstag – Samstag, 22. 1. – 28. 1. 05 Wenn wir an demselben Ort stehen, mache ich eine kleine Pause im Tagebuch und werde auch nur das Interessanteste berichten. Adresse des Campingplatzes – CAMPING CARAVANNING – ATLANTIC PARC – Imi Ouaddar km 27, siege sozial N°20,Bd Hassan II-Agadir, Tel.048.84.08.98 Fax.048.84.09.72 24 Noch einiges zum Campingplatz, er ist wirklich eine besondere Betrachtung wert, wie aus der Adresse hervorgeht liegt er im Ort Imi Ouaddar an der Küste 25-27 km nördlich von Agadir, neueröffnet im Nov.04, bereits im Januar , jetzt stehen hier bereits ca.200 Wohnmobile, ich habe keinen schöneren Platz in Spanien, Portugal und Marokko bisher gesehen. Hier entsteht ein SuperTouristenzentrum , keine Ahnung ob es einen europäischen Investor gibt, aber es zeigt sich hier eindeutig eine Touristenattraktion der Zukunft. Vor dem Campingplatz sind hunderte Reihenhäuser zu Ferienzwecken entstanden, aber eingemauert und bewacht wie ein Ghetto. Der Campingplatz ist bisher mit 300 Plätzen eröffnet, scheint allerdings mindestens das Doppelte aufnehmen zu können, wenn auch der hintere Teil und die zweite Sanitäranlage fertig gestellt sind. Der Platz ist parzelliert, alle Plätze mit neugepflanzten Hecken und der Boden mit Kies gefestigt, ausreichend mit guten Straßen. Extras Schwimmbad in Bau, Kinderspielplatz, Bouleplatz, Quadvermietung, 1 x tägl. Bus nach Agadir und zurück, Supermarkt, Snack, Waschanlage für Autos, gute Stromversorgung mit 6 und 10 A, Überall Wasserzapfstellen. Der Sanitärblock vom feinsten, alles gefliest, Superduschen, Toiletten und WC in europäischen Standard, Waschmaschinen, Geschirrabwasch, Kassetten-WC-Entleerung u.v.a.m. einfach vorbildlich und das zu dem derzeitigen Sensationspreis von etwa für uns 1 Woche für 560,- DH. Zwischen diesem Campingplatz und Agadir befinden sich die wilden Stellplätzedie Platte- auf diesem stehen hier geschätzt ungefähr 1500 Wohnmobile, die WC’s gelangen in große Sickergruben, Frischwasser wird täglich in Tankwagen angeliefert, Strom gibt es nicht, d.h. es helfen nur überdimensionierte Solar- und Batterie-Anlagen, aber die werden zu einem Preis von einem 1/3 hier angeboten und direkt eingebaut. Ich bin mit dem Roller dorthin gefahren, schrecklich dieses Durcheinander kreuz uns quer stehender Wohnmobile, insbesondere deutsche und französische Rentner überwintern hier in Massen, wir halten es für eine Zumutung einem fremden Land gegenüber, mal sehen wie lange da Marokko tatenlos zusieht. Bei meinem Besuch auf der „Platte“ suchte ich eine der wirklich schönen Plastikmatten zum Vorlegen vor das Wohnmobil, nachdem ich einen Deutschen angesprochen habe, hilft er mir Mustafa zu finden. der verschiedene sofort vor mir ausbreitet, trotz Handeln zahle ich für 2X6 m 28,-€. 25 Am Montag wieder herrliches Sommerwetter, heute will ich angeln, also meine Ausrüstung gepackt , meine Köder aus Portugal aus dem Kühlschrank und mit dem Roller zu einer für mich geeigneten Stelle , eine ins Meer herausragende Klippe, 6-10 m über dem Meer. Die Fische , die ich von oben sehen kann, genießen meine Regenwürmer, aber nach einiger Zeit kommt mir ein alter Mann zu Hilfe, spricht sogar Englisch. Er schwört auf Kartoffeln , geht noch einmal nach Hause, kommt nach 10 min zurück mit drei schwarzen Früchten oder sog. marokkanischen Kartoffeln, der Mann schneidet das Fruchtfleisch heraus, eine rosa gallertige Masse und zeigt mir, wie man diesen Köder an dem Haken befestigt. Tatsächlich beißen die Fische aber keiner schluckt meinen Haken vollständig, Heidy wird sich wieder etwas anderes zum Essen einfallen lassen müssen, zur Selbstversorgung reicht es nicht bei mir. Am Donnerstag sind wir mit dem Bus des Campingplatzes nach Agadir gefahren, steigen dort an dem großen Supermarkt „Marjane“ aus, hier bekommt man alles, aber wir nehmen erst einmal ein Taxi zurück in die Stadt. Dort wieder Suche nach einem Internet, leider kann man sich hier mit dem Browser nicht ins Banking einlocken, aber wenigstens einige neue Emails abrufen und beantworten. In einem anderen Internet können wir unsere Überweisung tätigen. Toll als wir 10 min vorher Geld am Automaten abgehoben haben, ist dann diese Summe bereits abgebucht, Zauberei von Marokko nach Uhldingen, toll. Danach wagen wir uns zum Essen in ein Restaurant, komplettes Essen mit Vorspeise und Getränken kostet gerade einmal ca. 10,-€, in Deutschland sicher mindesten 40-50 €. Noch ein Rundgang durch die Innenstadt und an den Strand und dann noch in einen Vogelpark mit Voliéren. Die Zeit wird Knapp , wir fahren zurück mit dem Taxi, der Fahrer versucht mir noch Pfeifentabak zu besorgen, aber auch ihm gelingt es nicht, seit drei Monaten keine Lieferung. Zurück im „Marjanne“ machen wir noch Großeinkauf, verstauen diesen im Bus und fahren zurück. Gespannt kommen wir an, denn ein Maler, den ich getroffen habe, will heute unser Fahrzeug 26 bemalen, gestern haben wir uns über Preis und Motiv geeinigt. Vor unserem Wohnmobil sitzt Abdel el Fanid mit seiner Frau und zwei Töchtern und bringt gerade an der Garagenklappe den Kopf einer verschleierten Touareg Frau an, das Motiv auf der Motorhaube wird er heute nicht mehr schaffen, auch nicht schlimm, denn mit Heidy konnte ich mich nicht richtig einig werden, der Preis einer Malerei von 700,- DH reicht auch so schon. Am Freitag warten wir noch einen Tag auf unsere Post aus Deutschland, die jetzt schon eine Woche unterwegs, morgen wollen wir weiter nach Süden und kommen dann noch einmal zurück, denn solange haben wir noch nie Pause gemacht. Obwohl der Himmel blau ist, ist es seit 2 Tagen sehr windig, und man kann kaum draußen sitzen, aber wenn man bedenkt , dass seit gestern erstmals seit 50 Jahren sogar in Algerien Schnee liegt, Mallorca einen Wintereinbruch hat und in Deutschland bis minus 18° sind, können wir nur sehr zufrieden sein, man kann nur „inschallah“ denken uns sagen. Samstag, 29. Januar 2005 Solange waren wir auf unseren Reisen noch nie an einem Ort, aber wir hatten es uns diesmal fest vorgenommen. Einerseits muß man zwischendurch auftanken, andererseits ist es auch notwendig das bisher erlebte zu rekapitulieren und den Kopf auch wieder für neue Eindrücke frei zu machen. Leider ist unsere Post noch nicht eingetroffen, so vereinbaren wir, nach unserem Ausflug in den Süden noch einmal zurückzukehren. Nach Umfahren von Agadir geht es zunächst Richtung Taroudant dann aber in Ait-Melloul Richtung unserem Tagesziel nach Tafraoute. Irgendwo hinter Biougra oder Ait-Baha wird die Straße immer enger und geht hoch in die Berge. Überall weiter die Landschaft des Anti-Atlas mit reichlich Arganienbäumen, die Ziegen auf den Bäumen überraschen uns nicht mehr, wir kennen inzwischen ihre Motivation, aber herrlich die blühenden Bäume mit weißen uns rosa Blüten, aber auch der gelbe Ginster am Wegrand lässt Frühlingsstimmung im Januar aufkommen. Wir steigen wieder mal auf über 1600 m. In dieser Gegend stehen die sog. Agadire im Vordergrund, sie dienten den Berbern als Speicherburgen, in denen wichtige Dinge untergebracht wurden, und die zusätzlich als Schutzburgen bei Überfällen die Familien schützten. Wir sehen einige dieser Burgen auf den Anhöhen oder -Agadir Tislan (Tizrgan)- Bergkämmen, die schönste und kompakteste liegt auf einem größeren Hügel . Wir erreichen schließlich noch das Tal der Ammeln kurz vor Tafraoute. Dieser Ort fällt insbesondere durch seine wunderschöne Umgebung auf, liegt 1000m hoch und ist umgeben nach allen Seiten von Felshängen aus Granitgestein, die in der untergehenden Sonne rot leuchten. Verschiedene Felsen 27 haben Namen nach ihrem Aussehen – Napoleonshut – Löwenkopf – Clowsfelsen. Der gesuchte Campingplatz ist klein und gerammelt voll, aber in der Nähe ist reichlich Platz unter Palmen, also werden wir frei stehen, hier kein Problem. Sonntag , 30. 1. 05 Heute wollen wir noch nach Erkunden der direkten Umgebung von Tafraoute weiter nach Tiznit, der Silberschmuckstadt. Zunächst kurven wir durch die Stadt, mit einem Auge nach Tabak Ausschau haltend, aber schon in Agadir hatte unsere Suche keinen Erfolg, sollte ich etwa gezwungen sein, mein so sehr geliebtes Pfeifenrauchen aufgeben zu müssen, das wäre schon sehr hart. Also zunächst fahren wir mal den Clownfelsen suchen, wenigstens ist der Weg asphaltiert, ob wir diesen Felsen tatsächlich gefunden haben, wir sind nicht sicher und fahren nach einigen km lieber wieder zurück nach Tafraoute, phantastische Felsformationen finden sich beidseits der Straße. Wir suchen die Straße Richtung Tiznit, die auch bald sehr gut ausgebaut ist. Wieder auf kurviger Bergstrecke durch die Weite der herrlichen und grünen Täler begegnen wir auch erstmals einem Wohnmobil mit FN – Kennzeichen. Irgendwo Pause zum Vespern, unter uns an den Hängen liegen terassenförmige Anbauflächen auf denen gearbeitet wird. In Tiznit stören uns die vielen Wohnmobile, die zusammen gepfercht stehen, daher entscheiden wir uns wieder spontan, weiter zum Atlantik und dort nach Sidi Ifni zu fahren. Nachdem wir die Küstenstraße erreicht haben, fahren wir noch durch einige kleine Orte, finden aber keine Freistellmöglichkeit, insbesondere , da die Straße immer wieder von der Küste entfernt und Stichstr. nicht erkennbar sind. An einer Stelle fahren wir 1-2km abwärts zu einer Bucht , aber hier entstand nur ein ziemlich verwaister Fischereihafen, als einziger winkt uns noch ein Taucher bevor er im Wasser wieder verschwindet. Wir fahren also doch noch nach Sidi Ifni und finden schnell am Ortseingang den gesuchten Campingplatz „El Barca“- Platz für etwa 30- 50 Wohnmobile, aber schlechter Sanitäranlage, neu eröffnet hat zusätzlich in Nachbarschaft ein weiterer Campingplatz und außerdem befindet sich ein weiterer am Ende des 28 Ortes über der Steilküste. Sidi Ifni ist eine frühere spanische Garnisonsstadt am Meer, bereits 1445 gegründet, erst nach Aufstand gegen die Spanier wurde der Ort 1969 an Marokko zurückgegeben. Die Stadt wurde nach einem wundersamen Marabut benannt. Nachdem 1860 nach dem Krieg die Stadt wieder an Spanien fiel, wurde sie zum Vorzeigeobjekt spanischer Kolonisation ausgebaut. Architektonisch eine Mischung aus Art deco, funktionalem Bauhaus und südmarokkanischer Kasbahs mit Zinnen und Wehrtürmen, über unzählige Treppen geht es von der Steilküste herunter zum Strand. Verspielter Abschluss direkt neben dem Campingplatz ist das „Cecion de Mar“, ein Gebäude mit Bug, Kommandobrücke, Masten und Takelage. Die Stadt ist der letzte Vorposten des Tourismus, denn danach kommt nicht nur unwegsame Steilküste und menschenleer, sondern endet auch die Straße und wird zur Piste Richtung Sahara. Uns gefällt es hier, also bleiben wir bis zum Abklingen einer fieberhaften Gastroenteritis, plötzlich bis >39° Fieber usw., usw., aber Heidy erholt sich schnell und ich versorge uns mit Brot, Bananen und später Cola, ein erster Strandspaziergang bringt die endgültige Erholung. Auf die geplante Weiterfahrt nach Tan-Tan verzichten wir, hätte auch nur Sinn, wenn wir eine Weiterfahrt in die Westsahara geplant hätten und besser mit Allrad ausgestattet wären. Insgesamt blieben wir hier für 4 Nächte, also vom 30. 1. – 2. 2., oder Sonntag bis Mittwoch. Donnerstag,3. Februar 2005 Weiter geht’s mit dem Ziel noch einmal nach Tiznit, dabei fahren wir zunächst nach Guelmin, um dort auf die Hauptstrecke Richtung Agadir zu kommen. Guelmin gibt es soweit nichts Besonderes, abgesehen man käme am Samstag zum Dromedarmarkt, heute allerdings eine Touristikattraktion, da von hier aus früher die Karawanen ausgestattet und beladen wurden. Wir durchqueren rasch die Stadt, nachdem wir getankt und Brems- und Kühlflüssigflüssigkeit wieder nachgefüllt haben. Unterwegs noch ein Photo eines 29 Marabutgrabes, die man immer wieder in der Landschaft sieht. Marabut ist und war ein Heiliger, der über „Baraka“ (Segen) göttliche Kraft verfügt, die Grabstätten dieser Heiligen sind vielfach auch Pilgerziel, dabei besteht die Hoffnung das Baraka auf die Gläubigen übergeht. Am frühen Nachmittag sind wir in Tiznit, holen uns mal zur Abwechslung zwei Pizza, fahren auf den großen Stellplatz und machen dann von hier aus unseren Spaziergang in die Medina mit kilometerlanger, zinnenbewehrter Stadtmauer. Aber auch hier wieder die gewohnten kleinen Läden und natürlich der Versuch uns irgendwie in die Silberschmuckläden zu lotsen. Auf einem Platz stellen wir uns als Zuschauer zu den Schlangendompteuren, die aber meine Kamera sofort als Geldquelle ausmachen. Freitag, 4. Februar 2005 Heute geht es noch ca. 150 km nach Agadir zurück, wir hoffen, die Post wartet dort schon auf uns. Unterwegs machen wir noch einen 10 km Abstecher in einen Naturschutzpark nach Massa Sous, leider endet die Straße aber in einer Sandpiste, der wir nicht mehr trauen, schade, denn neben vielen Vögeln sollen hier auch verschiedene Antilopenarten zu finden sein (ausgewildert vom Zoo Hannover), betreut wird das Projekt von der GTZ. In Agadir finden wir schnell unser Ziel, den Supermarkt „Marjane“, Käufer sind im wesentlichen die Wohnmobile, die ihre Vorräte auffüllen. Auch wir füllen wieder richtig auf, Wein und Bier, Fleisch und Wurst, Käse und Konserven. Brot und Gemüse kann man dagegen überall bekommen. Auf unserem Campingplatz, Atlantic Parc, ist unsere Post immer noch nicht da, also werden wir hier das Wochenende verbringen. Samstag,Sonntag 5./6. Februar 2005 Am Sonntag kommt tatsächlich unser Brief mit der Post. Vor dem Wohnmobil lasse ich mich von einem Friseur scheren, und am Nachmittag gehen wir zu einem Event des Platzes , hören 2 Std. arabische Musik von 3 verschiedenen Gruppen bei Tee, Kaffee und Gebäck. Morgen geht es endlich weiter, jetzt wollen wir auch den Rest des Landes sehen. 30 Montag, 7. Februar 2005 Jetzt geht es endgültig weiter nach Norden, zunächst entlang der Küste, dann durch wechselnde grüne Berglandschaft vorbei an Arganienbäumen und vielen Ziegen und Schafherden. Zur Mittagszeit stellen wir unser Wohnmobil auf dem Campingplatz in Essaouira ab. Erstmalig haben wir Regen und müssen den Schauer abwarten, bis wir die 2 km zu Fuß in die Stadt laufen können, aber wir werden es nicht bereuen. Zuerst schauen wir uns den wirklich typischen Fischerhafen mitsamt Fischauktion und –verkauf an, ein reges Leben mit den verschiedenen Fischerbooten, der Werft, in der gehämmert und geschraubt wird. Fischer die Sardinen als Köder an den Haken anbringen. Anschließend zu Fuß in die Medina, aber wir sind überrascht von den schönen Anlagen, den modern ausgestatteten Läden, endlich können wir auch mal in Ruhe die phantastischen Holzarbeiten bewundern, Intarsientische, Holztruhen, Holztabletts u.v.a.m. sehen konnten, ohne Kaufzwang oder ständig angesprochen zu werden. Wir schlendern weiter an einer Vielzahl von Läden vorbei und ich kaufe eine Berbertrommel Duo,aus Ton und mit Kamelhaut bespannt, die der Verkäufer faszinierend zu spielen weiß, leider kann man die Kunst des Spielens nicht mit kaufen. 31 Immerhin wieder um 50,-DH heruntergehandelt, eine schöne Erinnerung. Heidy kauft noch ein Kugelspiel, im ersten Laden wollte man 200,- , im nächsten nur 60,-, bezahlt haben wir 55,-, ob wir das Handeln nicht in Deutschland auch stärker versuchen sollten. Zum Schluß hatten wir uns noch ein Fischessen vorgenommen, können unseren fangfrischen Fisch selbst aussuchen, es gab Seebarsch und große Shrimps, dazu Brot, Salatteller und Getränk (alkoholfrei) alles inklusive für umgerechnet 22,-€. Zurück mit dem Taxi, ca. 10 Min Fahrt für 6,-DH =60 Cent, na man gönnt sich ja sonst nichts. Dienstag,8. Februar 2005 Heute fahren wir nur noch 170 km bis nach Marrakesch, bleiben aber auf der Suche nach dem Campingplatz auf der Umgehungsstraße nach Casablanca und finden auch diesen Platz, der stark frequentiert ist. Wir verbringen den Nachmittag auf dem Platz und haben Zeit den Besuch der Stadt vorzubereiten. Mittwoch, 9. Februar 2005 Wir fahren mit dem Taxi die ca. 15 km in die Innenstadt und vereinbaren auch die Rückfahrt für 17.00 Uhr, der Preis nur 80,- DH, d.h. für 8,-€. Der Taxifahrer bietet auch noch den Service uns unsere leere Gasflasche zu füllen, auch das klappt hervorragend. Wir lassen uns in die Innenstadt zum Palais de Bahia bringen, hier residierten Wesire, später die französische Protektoratsverwaltung um die Jahrhundertwende. Der Palast ist komplett im maurischen Stil mit Holzschnitzereien und Stuckverzierungen versehen. Danach suchen wir die Ruinen des El-BadiPalastes, im 16.Jhd. erbaut, aber dann bald wieder zerstört, nur die mächtigen Grundmauern lassen die Dimensionen erkennen. Auf den Mauern ringsherum nisten zahllose Störche, bis zu 20 Paare haben wir gezählt. Schwieriger zu finden durch das Gewirr der Gassen sind die Saadier-Gräber, eines der schönsten Bauwerke der Stadt.Die Gräber wurden im 16.Jhd. angelegt , dann zugemauert und erst 1917 wieder gefunden. Es finden sich Mausoleen mit Säulen ausgestattet, Zedernholztüren, Mosaikfliesen. Höhepunkt das Grab des Saaditensultans Mulay Ahmet al-Mansur. 32 Weiter zum „Platz der Geköpften“ dem Djamaa ek-Fna-Platz, ein Mittelpunkt von Marrakesch, am Nachmittag viel Trubel mit Märchenerzähler, Schlangenbeschwörer, Musikanten und Akrobaten, die Wasserverkäufer posieren nur noch für die Fotografen, nur von weitem mit Tele sind sie kostenlos zu haben. Irgendwo hier essen wir zu Mittag, danach noch der Weg durch die Souks, alle möchten uns etwas verkaufen, aber heute ohne uns. Am Ende stehen wir noch vor der Kutubiya Moschee mit 77 m hohem Minarett, davor die Qubba der „Lalla Zohra Bint el Kuch“ der Tochter eines schwarzen Fürsten. Eine Stunde haben wir dann Zeit den regen Verkehr auf dem Platz vor unserem Cafe zu beobachten, ehe uns das Taxi kurz nach 17.00 abholt. Donnerstag, 10. Februar 2005 Wir setzen unsere Fahrt fort nach Norden und auf schnellsten Weg zurück zur Küste und fahren zunächst von Marrakesch Richtung Casablanca, dann nicht nach El-Jadida sondern entscheiden uns nach Safi zu fahren, um früher an die Küstenstrecke zu kommen. Aber in Safi – 4-500 000 Einwohner - finden wir keinen richtigen Platz zum Freistehen und folgen der Küstenstraße direkt über dem Meer noch 60 km bis zu einem Seebad Oualidia . Der Ort ist zwar wie ausgestorben , auch der angegebene Campingplatz geschlossen, und dort sind die Sanitäranlagen dem Verfall preisgegeben, aber wir finden direkt an einer Lagune einen Stellplatz für die Nacht, ein Einheimischer will allerdings am nächsten Morgen 10 DH für das Bewachen. Freitag, 11. Februar 2005 Heute lassen wir es langsam angehen, machen noch einen schönen Morgenspaziergang zur Promenade, werden dabei ständig zum Fischkaufen angesprochen, verzichten aber und haben wenig Vertrauen auf das Alter und 33 die Kühlung der Fische. Nachdem ich auch noch ein wenig meinen Reisebericht fortgesetzt habe, fahren wir weiter nach El-Jadida . Ca. 70 km entlang der Küste wieder, unterhalb der Straße befinden sich viele Felder, dann Salinenanlagen und am Wegrand wird gearbeitet , anscheinend sind hier Sammelstellen für Mohrrüben, die Landschaft grünt und die Wiesen blühen, besonders mit orangenen Blumen. Später sind rechts und links der Straße ausgedehnte moderne Industrieanlagen zur Phosphatherstellung. El-Jadida ist Provinzhauptstadt mit 300 000 Einwohner, Phosphathafen und Handelsort für landwirtschaftliche Produkte. Heute suchen wir nur noch den Campingplatz, die Stadt besuchen wir erst morgen. Samstag, 12. Februar 2005 Heute fahren wir am Vormittag mit dem Motorroller in die Stadt, Hauptsehenswürdigkeit ist die Cite Portugaise mit Festungsmauern und vier Bastionen aus dem 16. Jahrhundert und im 19 Jhd. von den Juden weiterausgebaut. In der Stadt gibt es als Mittelpunkt eine Zisterne mit gotischem Kreuzrippengewölbe mit 25 Säulen gestützt, eindrucksvoll und ein Muss , wenn man hier ist. Zwei Tore zur Stadt und eine Porta zum Meer, früher Handelshafen. Später gehen wir dann noch Einkaufen und stellen fest, dass wir uns inzwischen sich immer wohler führt und die Berührungsängste mit dem orientalischen Leben abgebaut werden. Am Hafen wird frischer Fisch verkauft und diesmal findet sich auch einer der Verkäufer, der uns zwei vermutlich Seebarsch filettiert, 1 kg für 30 DH, ein köstliches Mittagessen, gegrillt und mit Kartoffeln und Rotwein. Sonntag, 13. Februar 05 Von El Jadida die Küstenstraße entlang bis nach Casablanca sind ca. 90 km. Hier muß man aufpassen, denn die Polizei steht überall auch mit Radarpistole, verschiedene Touristen haben schon bezahlt, also schön die Geschwindigkeit, besonders bei Ortsdurchfahrten, reduzieren, egal ob man auch dann noch von Taxen überholt wird. 34 Übrigens die Taxen sind eine Erwähnung wert, wir haben noch nie so viele alte Mercedes Diesel gesehen, wie hier. Ein Taxifahrer erzählt, ein gebrauchter kostet so ca. 80 000,- DH, ich schätze sie müssen z.T. 4-500 000 km fahren und sehen z.T. abenteuerlich aus, meist hell oder dunkelblau lackiert und sind ausschließlich überall im Land außer Orts unterwegs und mit bis zu 6 Fahrgästen besetzt. In den Städten sind Petit Taxen unterwegs, je nach Stadt blau,weiß, gelb oder braun lackiert, der Preis ist für uns minimal, wir bezahlen nie mehr als ca. 1,-€ , aber unbedingt vorher nach dem Preis fragen. In Casablanca ist unser Ziel nur die Moschee Hassan II, die als größte Moschee in das Meer hinaus gebaut wurde und 1993 zum Geburtstag Mohammeds eröffnet. Sie ist nach Mekka die zweitgrößte Moschee der Welt und hat Platz für 100 000 Gläubige, 20 000 im Gebetssaal und 80 000 auf einer Plattform davor. Das Minarett ist 200 m hoch, alle 4 mit kunstvollen Ornamenten verziert, im Moscheebereich gibt es 25 000 Säulen und 125 Brunnen. Man kann diese Moschee eigentlich besichtigen, aber wir kamen über den Eingangsbereich nicht hinaus, entweder störte die Wächter unsere kurzen Ärmel oder aber es stand gerade das Gebet bevor, aber schon der Einblick in die Höhe der Riesenmoschee lässt echte Ehrfurcht aufkommen. Bei dieser Riesenstadt mit seinem endlosen Verkehr haben wir schnellstens die Stadt wieder verlassen und fuhren weiter nach Rabat , es soll unser letzter Stadtbesuch einer Königsstadt und der Hauptstadt Marokkos werden. Mittags noch kurze Pause am Strand in Mohammedia, weiter noch ca. 70 km nach Rabat und dort auf den Campingplatz von Salé. Montag, 14. Februar 2005 Nach dem Frühstück machen wir uns auf zur Besichtigung von Rabat, zuerst müssen wir den Oued Bou Regreg in einem Fischerboot überqueren, denn der Fluß fließt hier ins Meer und teilt die beiden Nachbarstädte Rabat und Salé . Beide Städte haben zusammen 1,7 Mill. Einwohner und sind tatsächlich sehr angenehm, kaum Belästigungen, und man kann fast ungestört sich in der Medina bzw. den Suqs bewegen. Erstes Ziel wird der Hassanturm und das Mausoleum Mohammed V. Hier 35 sollte die größte Moschee entstehen, die allerdings nie vollendet wurde, nach einem Erdbeben 1755 wurde fast alles zerstört. Man kann außer Teilen der Mauer und vielen Säulenresten, den unfertigen Turm sehen kann. Direkt daneben entstand in den 60er Jahren das Mausoleum des vorletzten Königs in maurischer Architektur mit Schnitzornamenten. Mosaiken und Fliesen schmücken die Anlage. Dazu die Wächter in schöner Tracht. Nächstes Ziel die Chellah, die Grabstätte der Merinidensultane, gebaut im 14.Jhd. und mit Stadtmauer umgeben und als Mittelpunkt das Grab des Sultans Abu al-Hassan. Es bestehen nur noch Ruinen, aber dafür eine herrliche Flora und auf den Mauern, Bäumen und auf dem Minarett überall Storchennester, so viele haben wir an einem Ort sicher nie gesehen. Nach diesem Besuch zurück mit dem Taxi und wir erholen uns erst einmal in einer Pizzeria in Bahnhofnähe, laufen zur Medina, schauen uns um, und finden auch für Heidy, nachdem wir bereits eine Korallenkette erworben haben, noch eine von ihr gewünschte schöne Lederhandtasche. Dienstag, 15.Februar 2005 Wir wollen weiter, aber es gibt immer mal kleine Pannen, die einen aufhalten. Heute ist mir ein Blumentopf im Weg, der etwas gegen meinen rechten Kotflügel hat, so dass er zersplittert aber noch hält. Auf der Fahrt zum Supermarkt Marjane geht er allerdings ganz verloren und fällt ab, allerdings finden wir ihn nach dem Einkaufen sogar wieder und morgen werde ich ihn notdürftig reparieren und wiederbefestigen. Weiter geht es dem Ende unserer Marokkotour entgegen Richtung Norden, unser Ziel soll Mulay Bousselham werden, eine Lagune und Naturschutzgebiet, wo sich Wasservögel – Reiher, Flamingos beobachten lassen. Die Fahrt aus Rabat-Salé ist zuerst problemlos, dann verfahren wir uns ein wenig, finden aber schließlich dank Heidy wieder unser Ziel und haben einen netten Platz direkt an der Lagune, eine fast deutsche Kolonie. Mittwoch, 16.2. – Sonntag,20. Feb. 2005 Da es nun nur noch ca. 200 km bis zum Anfang und Ende unserer ersten Marokkotour sind, haben wir uns entschieden noch ein paar Tage hier an der Lagune zu bleiben. Täglich kommen die einheimischen Anbieter am Zaun vorbei 36 und wollen uns zu einer Fahrt auf die Lagune mit „Bird Watching“ überreden, aber es ist uns nicht nur zu teuer, sondern was wir beobachten wollen, sehen wir auch von hier, z.T. bis zu 25 Flamingos, Kraniche und Fischreiher. Mit dem Roller, aber auch zu Fuß ist man schnell in dem kleinen Ort mit einigen Restaurants, Gemüseverkäufern und kleinen Läden. Einmal machen wir einen ausgiebigen Strandspaziergang, können dabei auch die ankommenden Fischer beobachten. Der Himmel ist herrlich blau, aber durch den Wind kann es sich nicht richtig erwärmen, reicht aber zum Sonnenbaden. Vor uns nur die Lagune mit weißen Sandbänken und im Hintergrund die Brandung des Atlantik. Hier ist ein richtiges Refugium zum Erholen. Unsere Rückreise kann ruhig noch etwas warten, besonders , da wir in den Nachrichten sehen, dass in Deutschland noch totaler Wintereinbruch mit viel Schnee uns erwarten würde. Es sind wirklich wunderschöne Tage gewesen, immer Sonne, leider etwas zu kühl so dass man immer auch den Wind als kalt empfindet. Für Brot, Gemüse und am Sonntag für 2 KG Muscheln fahre ich mit dem Roller einkaufen. Das Muschelgericht, auf provencial gekocht, war köstlich. Den Rest der Muscheln nehme ich als Köder zum Angeln, mal sehen, ob mir die Fische eine Chance geben, und wenn nicht ist es auch ein Erlebnis und Beschäftigung und eine Spannung ist immer gegeben. Kaum einer kann verstehen, was ein Angler empfindet. Außenstehende meinen immer Kommentare geben zu müssen, und sicher ist Fisch kaufen um einiges billiger. Aber für mich ist es ein Hobby und gehört im Urlaub, oder soll ich jetzt besser sagen auf Reisen dazu. Inzwischen habe ich mein Equipment auch langsam wieder ergänzt, nachdem ich eigentlich jahrelang nicht mehr geangelt habe. Ich begrenze allerdings das Angeln auf reines Meeresangeln, wenn möglich von einer Mole oder in einem Hafen und auch in Etangs oder Lagunen, die zum Meer gehören, an Flüssen oder Seen kostet es immer Geld und erscheint mir genauso unsicher , wie am Meer – Glück gehört sowieso dazu -. Übrigens, die am Anfang noch deutsche Kolonie hat sich in wenigen Tagen völlig geändert, jetzt stehen neben uns auf der einen Seite ein Hölländer, auf der andere ein Italiener und hinter uns ein Deutscher und Franzose und über Nacht noch ein Spanier, also schöne internationale Mischung. 37 Montag, 21. Februar 2005 So, heute geht es weiter zum Ende dieses Teils unserer Reise und damit vom Atlantik zum Mittelmeer, d.h. zunächst wieder Richtung Norden nach Larache, leider eine katastrophale Strecke , ungezählt die Schlaglöcher über ca. 40 km bei einer rein landwirtschaftlichen Gegend, insbesondere Zuckerrohrplantagen. Es ist gerade Erntezeit und die Straße voller LKWs hochbeladen mit Zuckerrohr und unterwegs zur Raffinerie. Ebenso auf beiden Straßenseiten unzählige Landarbeiter bei der Arbeit. Nach ca. 20 km ein tiefes Loch in der gesamten Straße und darin Wasser, aber der Boden nicht zu erkennen, erst ein PKW zeigt uns den Weg und daß man durchfahren kann, auch ich bin ziemlich froh, durch dieses Hindernis zu kommen. In Lerache kaufe ich Kühlflüssigkeit und danach finde ich ein Ersatzteilladen , der auch für meine Rollerbühne ein neues Rücklicht hat, der Wechsel des Rücklichts klappt zwar, aber man fährt mit uns noch zu einem Autoelektriker, der die Kabelverbindung wiederherstellt. Danach noch 70 km weiter nach Tetouan und wieder einwandfreie Straße, wir werden noch eine letzte Nacht in Martil am Mittelmeer verbringen, um morgen die Fähre nach Spanien zu nehmen. Dienstag, 22.Februar 2005 Heute kommt der Abschied von Marokko, es ist noch einmal schön warm und strahlend blauer Himmel. Das Land verabschieden zu wollen mit seinem besten Eindruck, den wir in diesem Winter hatten, ausschließlich stabiles Wetter, wie man es sich nur wünschen kann, wenn man an das Wetter der letzten Wochen in Deutschland denkt. Wir haben nur noch etwa eine Stunde Fahrt nach Ceuta , dem Ausgangspunkt und Endpunkt unserer Reise. Bevor wir das Land oder den afrikanischen Kontinent verlassen, wird noch einmal vollgetankt, so billig werden wir es nie mehr bekommen, dann noch einen Besuch im Supermarkt die Vorräte auffüllen und da wir im zollfreien Gebiet sind, machen wir noch eine Anschaffung für die Zukunft, eine neue Videocamera – Canon MV700 – sie reicht für unsere Ansprüche und wird unsere bisherige mehrfach defekte Kamera von JVC, die uns gute Dienste geleistet hat, ersetzen. 38 GEDANKEN ÜBER UNSERE REISE NACH MAROKKO Wir waren vom 6.Januar bis 22.Februar 2005 erstmalig in Marokko über 45 Tage und sind ca.3800 km gefahren, um insbesondere dem Winter zu entfliehen und die Wärme zu suchen und zu finden. Über das Wetter habe ich im Bericht genug geschrieben, und die Aussage – Kaltes Land unter heißer Sonne – ist wahr, die mittlere Tagestemperatur war sicher über 20°C täglich, nachts allerdings meist kalt und daher abends immer die Heizung notwendig. In Marokko kommen wir in einen völlig anderen Kulturkreis, ein arabisches Land und Grenzland in Afrika zu Europa, ein islamisches Land. Wir haben es schwer, unsere Kultur zurückzustellen und auf die Menschen, die anders leben als wir, zuzugehen, nur dann können wir versuchen, sie zu verstehen. Ich will nicht behaupten, dass ich die Araber bzw. die Mohammedaner inzwischen verstehe, aber ich bin ihnen etwas entgegen gegangen, um sie besser kennen zu lernen. Nach unserer Reise nach Syrien und Jordanien im letzten Jahr und jetzt nach Marokko hoffe ich, dass es nicht unsere letzte Reise nach Afrika sein wird, wir wollen mehr Kontakte und die Menschen besser verstehen. Marokko ist ein schönes Land und verdient es, vom Tourismus entdeckt zu werden, damit es Anschluss an die Entwicklung der westlichen Welt bekommen kann. Geschichtlich war das Land jahrhundertelang unter wechselnder Besetzung durch Spanien, Portugal und Frankreich, die sicher das Land nicht gefördert, sondern in der Vergangenheit ausgebeutet haben. Es fehlt völlig eine industrielle Entwicklung, ein Land das noch sicher hundert Jahre zurück ist. Die einzige erkennbare Landwirtschaft ist nur in einem geringen Teil des Landes möglich, denn der Wassermangel ist unübersehbar, vielfach wird nur mit Esel und auch mit Holzpflug der Boden bearbeitet, nur in bestimmten Landesregionen sind Traktoren zu sehen. Der Esel ist sicher auch heute noch das wichtigste Transportmittel, so viele Esel habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Die Rundreise führte uns an die unterschiedlichsten Orte, die Küste des Mittelmeeres und des Atlantik, in die hohen Berge des Atlasgebirges, in die Wüste nach Erg Chebbi. den Ausläufern der Sahara, in die Schluchten des Todhraflußes und in das Draatal, in die größte der marokkanischen Oasen dem Tafilalet, in die Königsstädte Meknes, Marrakesch und Rabat, aber zusatzlich in die Städte Agadir und Casablanca, sowie nach Süden nach Sidi Ifni und Guelmin. Nicht zuletzt die vielen anderen Städte und Orte, die wir besuchten, wie „Die Straße der Kasbahs“, die Blaue Quelle Source Bleu, aber auch die Berberaffen, Dromedare und Flamingos in Mulay Bousselham. Und die Menschen, die Berber und Araber und 39 daneben die vielen Schwarzen, seinerzeit als Sklaven in das Land gekommen. Viele neue Eindrücke in einem fremden Land, das jederzeit eine Reise wert ist, man muß es nur für sich entdecken und nicht versuchen, dem Land einen europäischen Stempel aufzudrücken. Wir können und sollen nicht erwarten, einen Feudaltourismus zu finden, wie in der Dominikanischen Republik oder auf Bali, Hawai und Thailand, es gibt nur vereinzelte Anfänge eines aufstrebenden Tourismus, aber dafür freundliche und liebenswerte Menschen, die von uns Unterstützung erhoffen. Die Fortsetzung unseres Berichtes, nach Nordspanien und Jakobsweg und Portugal, findet sich in unserem Abschlußbericht über die Rückreise durch Spaniens Südküste. 40