Tätigkeitsbericht 2006 - Deutsche Bank Stiftung

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Tätigkeitsbericht 2006 - Deutsche Bank Stiftung
Engagement
überwindet Grenzen
Tätigkeitsbericht 2006
Impressum
Kontakt
Deutsche Bank Stiftung
Geschäftsstelle:
Rossmarkt 18
D-60262 Frankfurt am Main
Tel. +49 (0) 69 9 10-3 49 99
Fax +49 (0) 69 9 10-3 83 71
offi[email protected]
Vorstand
Tessen von Heydebreck (Vorsitzender)
Michael Münch, Peter Spitze,
Christian Stronk
Ihre Ansprechpartner:
Förderbereiche Bildung und Hilfe zur
Selbsthilfe:
Christian Stronk
Tel. +49 (0) 69 9 10-3 59 25
Fax. +49 (0) 69 910- 3 88 36
[email protected]
Alfred Herrhausen Fonds
„Hilfe zur Selbsthilfe“:
Marlehn Thieme
Tel. +49 (0) 69 9 10-4 60 79
Fax. +49 (0) 69 910-3 60 90
[email protected]
Verwaltung, Koordination
Katastrophenhilfe:
Jörg-Eduard Krumsiek
Tel. +49 (0) 69 9 10-3 40 23
Fax. +49 (0) 69 910-3 88 36
[email protected]
Förderbereiche Musik, Kunst und
kulturelle Bildung:
Michael Münch
Tel. +49 (0) 69 9 10-3 58 66
Fax. +49 (0) 69 910-3 61 54
[email protected]
Kommunikation:
Sonja Ecker
Tel. +49 (0) 69 9 10-3 34 14
Fax. +49 (0) 69 910-3 83 33
[email protected]
Mit freundlicher Unterstützung durch die
D
Titelbild/Rückseite
Probenfotos zur Performance „Under Construction/Arbeitstitel“ von von Sylvi Kretzschmar und
Camilla Milena Féher, Plateaux-Festival 2006.
© Jörg Baumann
Plateaux ist ein Gemeinschaftsprojekt des Künstlerhauses Mousontum Frankfurt und der Deutsche
Bank Stiftung. Das seit sechs Jahren stattfindende Festival zeigt neue Positionen im Bereich
darstellende Kunst. Die eingeladenen jungen
Künstler haben am Mousonturm die Möglichkeit,
ihre Stücke zu erarbeiten. Darüber hinaus stehen
ihnen erfahrene Theaterleute beratend zur Seite.
Bildnachweise
S. 4 (oben): Stefan Gloede, S. 4 (unten):
Anna Meurer; S. 5 (oben links): Peter Adamik,
S. 5 (unten rechts): MKM; S. 6 (oben): Wolfgang
Günzel; S. 7 (oben): Nationaloper Bukarest,
S. 7 (darunter): Gerold Herzog, S. 7 (unten rechts):
Günter Bartos; S. 8 (oben): Youth Bank Leipzig,
S. 8 (unten rechts): Youth Bank; S. 9 (oben links):
Hertie-Stiftung/Pedro Citoler, S. 9 (unten rechts):
Stefan Boness; S. 10 (oben links): AKUD/Lars
Reimann, S. 10 (unten rechts): Heiko Meyer;
S. 11 (oben): prisma e.V., S. 11 (unten):
Nordmeyer&Communication.
Konzept und Gestaltung:
Neue Gestaltung GmbH, Berlin
Redaktion: Sonja Ecker, Laura Krautkrämer
Druck:
GDW Genossenschaft der
Werkstätten für Behinderte, Kassel
Redaktionelle Anmerkung:
Ale Angaben in dieser Broschüre erfolgten
mit bestem Wissen und wurden mit
Sorgfalt und Umsicht aus unterschiedlichen
Quellen zusammen gestellt. Eine Haftung
für die Richtigkeit oder Vollständigkeit
der Angaben kann dennoch nicht übernommen
werden. Allen Beteiligten, die an der
Erstellung der Publikation mitgewirkt haben,
danken wir für die Unterstützung.
Fakten kann man lernen –
Begeisterung gibt man weiter
Deutschland verzeichnet einen Stiftungsboom, und die
Aufbruchstimmung der vergangenen Dekaden hält an. In
den 1980er Jahren wurden noch durchschnittlich 150
Stiftungen jährlich gegründet. 2006 gab es einen neuen
Rekord: 899 Neuerrichtungen, wobei die vielen unselbständigen Stiftungen, Stiftungsvereine und -gesellschaften
in dieser Zahl noch nicht einmal erfasst sind. Die Ursachen
sind vielfältig: demografischer Wandel mit weniger Nachkommen, die als Erben eingesetzt werden können, zunehmende private Vermögen, eine Stiftungen begünstigende
Steuergesetzgebung, aber auch der Wille, sich als Bürger
für ein besonderes Anliegen dauerhaft zu engagieren.
Die Deutsche Bank Stiftung und ihre Vorgängerstiftungen
tun dies seit vielen Jahren in den Bereichen Musik, Bildende
Kunst, Soziales und Bildung. Die von uns unterstützten
Projekte – 2006 waren es insgesamt 147 – bewegen sich
oftmals auf den Schnittstellen dieser Gebiete. Die Förderung des „Jugend-Kunst-Preises“ oder des bundesweiten
Schulkooperations-Wettbewerbs KINDER ZUM OLYMP!
sind nur zwei Beispiele für Projekte im Bereich kulturelle
Bildung.
Destinatäre unserer Stiftungsarbeit sind vor allem Kinder,
Jugendliche und junge Erwachsene. Wir verstehen unsere
Förderung nicht als punktuelles Verteilen finanzieller Ressourcen – es geht um langfristige Perspektiven und die
nachhaltige Weichenstellung für im Aufbau befindliche Projekte dieser Zielgruppen. Durch langjährige Fördertätigkeit
hat die Stiftung ein Netzwerk aufgebaut, das sie nun auch
für ihre Projektpartner nutzbar macht. Wenn beispielsweise
die Schüler des Musikgymnasiums Weimar eine Probe der
Berliner Philharmoniker besuchen oder zwischen dem
Musikgymnasium, unserer „Akademie Musiktheater heute“,
der Hochschule für Musik Franz Liszt und dem Nationaltheater Weimar ein neues Kooperationsprojekt geplant wird.
Mit unseren Partnern streben wir eine Zusammenarbeit
an, in die wir auch unser Know-how bei Fragen zum Projektmanagement oder zur Öffentlichkeitsarbeit einbringen. Bei
einigen Projekten stehen auch Mitarbeiter der Deutschen
Bank mit Rat und Tat zur Seite. Ein Beispiel sind die „Youth
Banks“. Mitarbeiter der Deutschen Bank unterstützen Youth
Banker, die andere Jugendliche bei ihren Vorhaben beraten,
als Mentoren.
Hilfe zur Selbsthilfe in schwierigen Lebenslagen, umfassende Entfaltung der eigenen Potenziale – dies sind Eckpfeiler
unserer Stiftungstätigkeit, die sich auch auf den Bereich der
Katastrophenhilfe erstreckt. Ob nach dem Tsunami, Hurrikan
Katrina, dem Erdbeben in Pakistan oder – weiter zurückgeblickt – der Oderflut 2002: Neben der finanziellen Unterstützung halfen immer auch Mitarbeiter der Deutschen Bank vor
Ort durch persönlichen Einsatz bei der akuten Katastrophenbewältigung mit. Im Falle des Seebebens in Südostasien
haben wir eigens einen Experten eingesetzt, der in Kontakt
mit den beteiligten Hilfsorganisationen vor Ort dafür gesorgt
hat, dass die Mittel für nachhaltige Bildungs- und Wiederaufbauprojekte eingesetzt wurden.
Mit der vorliegenden Broschüre möchten wir einen Einblick
in unsere Tätigkeit im Jahr 2006 geben und wünschen eine
anregende Lektüre.
Tessen von Heydebreck
Vorsitzender des Vorstandes
Deutsche Bank Stiftung
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Musik, Kunst und kulturelle Bildung
Ob für Schüler aller Schulformen oder den
musikalischen Spitzennachwuchs:
Wettbewerbe spornen zu Höchstleistungen an
Preisverleihung KINDER
ZUM OLYMP! in der
Philharmonie Berlin
Kulturelle Bildung kann vielfältige Formen haben: eine Tanzaufführung, die
von Jugendlichen mit Profimusikern
und Choreografen auf die Bühne
gebracht wird, Kunstvermittlung von
Jugendlichen für Jugendliche oder ein
Schüler-Filmprojekt, das den Film
„Fahrraddiebe“ von Vittorio de Sica ins
Heute übersetzt. Die genannten Projekte haben es 2006 beim bundesweiten Schulkooperations Wettbewerb
KINDER ZUM OLYMP! in die letzte
Runde geschafft und wurden im September in der Berliner Philharmonie in
Anwesenheit von Bundespräsident
Horst Köhler ausgezeichnet. Die Initiative der Kulturstiftung der Länder wird
von der Deutsche Bank Stiftung als
Hauptpartner unterstützt.
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Neben diesem spartenübergreifenden
Wettbewerb fördert die Stiftung kulturelle Bildungsprojekte in den Bereichen Kunst und Musiktheater. Ein von
der Stiftung selbst initiierter Wettbewerb ist der Polnische Kunst Preis
„Views“, der seit 2003 alle zwei Jahre
gemeinsam mit der Galerie Zache˛ta
in Warschau und der Deutsche Bank
Polska S.A. ausgelobt wird. Die Arbeiten der nominierten jungen Künstler
werden vor der Juryentscheidung in der
Galerie Zache˛ta ausgestellt, der Preisträger erhält 10.000 Euro. Zusätzlich
vergibt die Stiftung als Sonderpreis ein
Atelierstipendium für Berlin.
Während ihrer Residency in Berlin von
März bis August 2006 schuf die Künstlerin Anna Orlikowa u. a. eine Installation aus Heizungsrohren mit dem Titel
„Der Raum“ für ihr Atelier.
Ebenfalls im Zwei-Jahres-Turnus findet
der Internationale Dirigentenwettbewerb Sir Georg Solti in Frankfurt
statt, den die Stiftung seit der ersten
Ausrichtung 2002 unterstützt. 2006
meldeten sich mehr als 500 Bewerber
aus 72 Ländern für den Wettbewerb
an. Der erste – mit 15.000 Euro dotierte – Preis ging an die 31-jährige Koreanerin Shi-Yeon Sung, die die Jury mit
ihrem Dirigat der Fantasie-Ouvertüre
„Romeo und Julia“ von Peter I.
Tschaikowsky überzeugte. Der Amerikaner Shizuo Kuwahara und der Australier Matthew Coorey belegten den
zweiten und den dritten Platz, die jeweils mit 10.000 bzw. 5.000 Euro
ausgestattet sind. Neben den Preisgeldern erhalten die ersten beiden
Preisträger Einladungen zu Dirigaten
mit dem Frankfurter Museumsorchester und dem hr-Sinfonieorchester –
und damit eine weitere Chance, mit
renommierten Profiorchestern zu
musizieren.
Setzte sich gegen ihre
überwiegend männlichen Mitstreiter durch:
Die Koreanerin Shi Yeon
Sung gewann den Dirigentenwettbewerb Sir
Georg Solti.
Musik, Kunst und kulturelle Bildung
Die Arbeiten der ersten beiden Plätze –
eine bunte Kreidezeichnung und ein
reduzierter grafischer Entwurf – spiegeln die Bandbreite der eingereichten
Plakate exemplarisch wider.
Auch 2007 hat die Stiftung wieder
einen Kreativ-Wettbewerb zu einem
Theaterklassiker ins Leben gerufen.
Von Mai bis Oktober 2007 wird in der
ehemaligen Kindl-Brauerei in BerlinNeukölln der gesamte Wallenstein in
der Inszenierung von Peter Stein auf
die Bühne gebracht. Parallel dazu hat
die Stiftung junge Fotografen eingeladen, sich mit den Themen des Dramas
in Fotoarbeiten auseinander zu setzen.
Zufrieden: Die Jury
des Plakatwettbewerbs
mit den ersten vier
Gewinnerplakaten
Über 300 Schüler kamen
mit ihren Lehrern zur
Preisverleihung in das
Konzerthaus am Gendarmenmarkt.
2006 hat die Stiftung begleitend zur
Dreigroschenoper-Inszenierung von
Klaus Maria Brandauer im Berliner Admiralspalast einen Programmheftwettbewerb für Schüler und einen
Plakatwettbewerb für junge Designer ausgeschrieben. Die Resonanz
war groß: 80 Schulklassen und Kurse
reichten Programmheftbeiträge ein.
Geradezu „überschwemmt“ mit Entwürfen wurde die Jury des Plakatwettbewerbs. 465 junge Kreative schickten
ihre Arbeiten ins Rennen. Die sehr unterschiedlichen graphischen Lösungen
für die Bewerbung des Stücks im
Admiralspalast stellte die Jury – bestehend aus Designprofessoren, Kunsthistorikern, einer Dramaturgin, einem
Dirigenten und einem Schauspieler –
vor eine schwierige Entscheidung.
Eine hochkarätige Künstler-Fachjury
hat drei Arbeiten ausgewählt, die mit
dem „Deutsche Bank Stiftung JugendKunst-Preis“ in Höhe von 5.000 Euro,
2.000 Euro und 1.000 Euro geehrt
wurden. Der erste Preis ging an Schüler des Uhlandgymnasiums Tübingen,
den zweiten Preis erhielt die GustavStresemann-Realschule in Duisburg
für ihre Arbeit „Todesflug“ und der
dritte Preis ging an das Caspar-VischerGymnasium in Kulmbach.
Weitere Informationen zu den
Wettbewerben finden Sie unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
Informationen zum Jugend-Kunst-Preis unter:
www.museum-kueppersmuehle.de
Wettbewerbe regen dazu an, „schlummernde“ oder neue Projektideen umzusetzen, ermöglichen die Netzwerkbildung mit Gleichgesinnten und geben
den Gewinnern eine Plattform in der
Öffentlichkeit. Ein Beispiel dafür ist
auch der bundesweit ausgeschriebene
Deutsche Bank Stiftung JugendKunst-Preis. Projektpartner sind das
Museum Küppersmühle für Moderne
Kunst (MKM) in Duisburg, die Stadt
Duisburg und die Deutsche Bank Stiftung.
Ein intensiver Prozess der Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst
zeichnet diesen höchstdotierten nationalen Jugendkunstwettbewerb aus.
20 Schulklassen haben das Museum
im Laufe des Jahres 2006 besucht,
sich mit den ausgestellten Werken
beschäftigt, sie unter fachlicher Anleitung ausführlich diskutiert und abschließend eigene Arbeiten geschaffen.
„Herausforderer“ für diese kreative
Eigenleistung waren die Arbeiten so
renommierter deutscher Künstler wie
Georg Baselitz, Candida Höfer, Jörg
Immendorff, Anselm Kiefer, Markus
Lüpertz, Gerhard Richter oder Rosemarie Trockel. Die Beiträge der 20
Schulklassen waren vom 9. bis 18.
Februar 2007 im MKM zu sehen.
Oben: 1. Preis des
Deutsche Bank Stiftung
Jugend-Kunst-Preises:
Arbeit von Schülern des
Uhlandgymnasiums in
Tübingen
Unten: Schüler beim
Besuch des MKM
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Musik, Kunst und kulturelle Bildung
Der Portikus auf der Maininsel ist seit
seiner Gründung 1997 einer der herausragenden Orte für zeitgenössische
Kunst in Frankfurt. Als Teil der Städelschule ermöglicht er einen intensiven
Austausch zwischen eingeladenen
Künstlerinnen und Künstlern sowie
Studierenden der Hochschule. Überregionale Aufmerksamkeit hat der Portikus auch durch seine außergewöhnliche Behausung gefunden: So wurden
hinter das Portal der Stadtbibliothek
einfache Container gestellt, die zwei
ehemalige Städelschüler gestaltet
hatten. 2006 erhielt die Institution nun
ein neues dauerhaftes Domizil auf
der Maininsel – entworfen von dem
Frankfurter Architekten Christoph
Mäckler. Der Künstler Olafur Eliasson
wird unter dem Glasdach des Gebäudes über zwei Jahre Lichtinstallationen
entwickeln, die das Erscheinungsbild
des Gebäudes kontinuierlich verändern.
Die Deutsche Bank Stiftung unterstützt das Ausstellungsprogramm seit
vielen Jahren.
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
Informationen zum Ausstellungsprogramm
unter: www.portikus.de
Im Januar 2007 gab die Oper Frankfurt eine Neuinszenierung von Richard
Wagners „Tannhäuser“. Regie führte
Vera Nemirova – ehemalige Stipendiatin des Förderprogramms Akademie
Musiktheater heute der Deutsche
Bank Stiftung. Sie gilt als eine der führenden Regisseurinnen der jüngeren
Generation. Ihre Karriere ist aber nur
eines von vielen Beispielen, die für
den Erfolg der Stipendiaten stehen.
Auch Cornelius Meister gehört zu den
Alumni der Akademie. Seit der Spielzeit 2005/06 leitet er die Heidelberger
Philharmonie. Insgesamt 91 aktuelle
und ehemalige Stipendiaten zählt die
Akademie, die seit 2001 angehende
Intendanten, Dirigenten, Dramaturgen,
Regisseure und Komponisten fördert.
Das zweijährige Stipendium schließt
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eine Lücke im Bereich der Nachwuchsförderung, denn anders als für junge
Musiker und Sänger gibt es kaum
Unterstützung für die Akteure „hinter“
der Bühne des Musiktheaters. Durch
Inszenierungsbesuche und Gespräche
mit Künstlern und „Machern“, bei internationalen Workshops sowie durch
gemeinsame künstlerische Projekte
wird der Austausch und die Netzwerkbildung unterstützt.
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
www.musiktheater-heute.org
Die „Akademie Musiktheater heute“ bei der
Münchener Biennale
Große Ausstrahlung:
Lichtinstallation von
Olafur Eliasson für den
neuen Portikus
Von Juni bis September ist Festspielzeit in Mecklenburg-Vorpommern.
Außergewöhnlich schöne Spielorte und
Künstler von internationalem Rang sind
die Zutaten, mit denen die Festspiele
seit 1990 Einheimische und Besucher
aus dem gesamten Bundesgebiet zu
den Konzerten locken. Seit 1995 gibt
es die Internationale Kammermusikreihe Junge Elite. Sie bietet in rund
dreißig Kammer- und Orchesterkonzerten musikalischem Spitzennachwuchs
aus der ganzen Welt die Gelegenheit,
bei den Festspielen sein Können unter
Beweis zu stellen. Spielorte sind alte
Herrenhäuser, Schlösser und historischen Parkanlagen. Neben den Konzerten haben die jungen Musiker in der
Ensemblearbeit und beim gemeinsamen
Musizieren die Gelegenheit, in ganz
unterschiedlichen Formationen zusammen zu spielen. Die Deutsche Bank
Stiftung übernimmt jeweils die Patenschaft für mehrere Konzerte der Reihe.
Weitere Informationen unter:
www.festspiele-mv.de
Musik, Kunst und kulturelle Bildung
ein Kooperationsprojekt: Ab 2008
soll im Nationaltheater jährlich eine
Operninszenierung der Nachwuchskräfte zu sehen sein. Den Auftakt
bildet Benjamin Brittens „Sommernachtstraum“.
Max Beckmann: Die Aquarelle und
Pastelle – unter diesem Titel waren
im Frühjahr 2006 wenig bekannte Werke des Expressionisten in der Frankfurter Schirn Kunsthalle zu sehen. Die
international viel beachtete Schau vermittelte den Besuchern eine selten gezeigte Seite des Künstlers. Unter wissenschaftlicher Begleitung entstand
parallel das erste Werkverzeichnis der
Aquarelle.
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
www.musikgymnasium-belvedere.de
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
www.schirn-kunsthalle.de
Nachwuchsförderung von jungen
Sängern in Südosteuropa leistet die
Deutsche Bank Stiftung über ihr
Förderprogramm CEE Musiktheater,
das sie vor drei Jahren gemeinsam mit
der Wiener Staatsoper und dem
Staatssekretariat für Kunst und Medien
der Republik Österreich ins Leben
gerufen hat. Teilnehmer sind die Opernhäuser Belgrad, Chisinau, Sarajewo,
Sofia sowie die Nationaltheater Skopje,
Tirana und Zagreb. Die Stipendienzahlungen ermöglichen jungen Sängern,
ihre professionelle Karriere in ihrem
Heimatland voranzubringen. Neben der
Sängerförderung sieht das Programm
Zuschüsse für Ko-Produktionen der
Häuser vor. Auch ein Austausch zwischen Ost und West auf der Ebene
von Nachwuchsregisseuren wird unterstützt: So hat beispielsweise der
junge Regisseur Alexander Radulescu,
ehemaliger Stipendiat der „Akademie
Musiktheater heute“, gemeinsam
mit den Gesangsstipendiaten 2006 am
Opernhaus Bukarest „Le Nozze di
Figaro“ sehr erfolgreich zur Aufführung
gebracht.
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
www.cee-musiktheater.at
Oben: Koproduktion: die
„Zauberflöte“ an der
Oper Skopje und an der
Nationaloper Sofia
Unten: Schüler vor dem
Musikgymnasium in
Weimar
Das staatlich anerkannte Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar
ebnet musikalischen Nachwuchstalenten den Weg. Den hohen Standard der
Instrumentalausbildung sichern Professoren der Hochschule für Musik
Franz Liszt in Weimar. Das Musikgymnasium ging aus der Orchesterschule
Weimar hervor, die 1872 auf Anregung
Franz Liszts gegründet wurde. Seit
1996 sind die Schule und das angeschlossene Internat im Barockschloss
Belvedere vor den Toren Weimars untergebracht.
Die Restaurierungskosten der Schule
und einen kompletten Anbau übernahm seinerzeit die Deutsche Bank.
Im Jubiläumsjahr 2006 beschlossen
die „Akademie Musiktheater heute“
der Deutsche Bank Stiftung, das Nationaltheater Weimar, das Musikgymnasium und die Hochschule für Musik
Deutschlands jüngster Generalmusikdirektor Cornelius Meister hat 2005 die
Reihe Komponist für Heidelberg ins
Leben gerufen. Das Projekt ermöglicht
die intensive Arbeit eines jungen Komponisten mit dem Philharmonischen
Orchester und bietet dem Publikum
Einblicke in zeitgenössische Musik und
den Schaffensprozess eines Komponisten. Nach dem erfolgreichen Auftakt mit dem Komponisten Jörn Arnecke in 2005 ermöglicht die Stiftung
in der Spielzeit 2006/07 die Residency
des tschechischen Komponisten
Miroslav Srnka, dessen Kammeroper
„Wall“ 2005 an der Berliner Staatsoper uraufgeführt wurde. Während seines Aufenthaltes in Heidelberg kann
das Publikum in drei Konzerten Werke
Srnkas kennen lernen und ihn bei Gesprächen live erleben.
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
www.theaterheidelberg.de
Miroslav Srnka, Komponist für Heidelberg in der
Spielzeit 2006/07
7
Jugend und Bildung
Gute Ideen gesucht!
Die Youth Banks unterstützen Jugendliche,
die etwas bewegen wollen
Im Juli 2007 fand der erste Leipziger
Friedenslauf statt. Über 500 Schülerinnen und Schüler nahmen daran teil.
Ihre Laufleistung wurde von Spendern
in Geld aufgewogen und kam so der
Friedensarbeit zu Gute. Unter der
Schirmherrschaft von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee und Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer
setzte die Veranstaltung ein Zeichen
zur Überwindung von Gewalt, Hass
und Intoleranz.
Die Initiative ging von einer ehemaligen Freiwilligen des Forums Zivile Friedensdienste aus, maßgebliche Unterstützung erhielt sie von der Leipziger
Youth Bank, die mit einer Anschubfinanzierung den Startschuss für das
Projekt ermöglichte. Youth Banks sind
Gruppen von drei bis zehn Jugendlichen, die wie eine kleine Stiftung Projektideen anderer Jugendlicher, so ge-
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nannte Mikroprojekte, unterstützen.
Dies tun sie mit Geld, vor allem aber
durch ihr Know-how und die entsprechende Beratung: Sie kennen die Hürden, die bei der Umsetzung der Projekte genommen werden müssen, sie
weisen auf mögliche Schwachstellen
in den Konzepten hin oder ermutigen
die Antragsteller, wenn es nicht weiter
geht. „Oft sind es Kleinigkeiten, die
von den Organisatoren bei der Planung
übersehen werden“, berichtet Florian
F. Woitek von der Youth Bank Leipzig.
„Gemeinsam lässt sich dann aber
meist eine gute Lösung finden. Die
Jugendlichen lernen, dass ihr Handeln
Konsequenzen hat, dass sie selbst
etwas bewegen und ihre eigenen
Ideen umzusetzen können – eine tolle
Erfahrung!“
Projektpartner sind die Deutsche Bank
Stiftung und die Deutsche Kinder- und
Jugendstiftung. Die Deutsche Bank
Stiftung beteiligt sich nicht nur finanziell, sondern auch personell: Zahlreiche
Deutsche Bank-Mitarbeiter unterstützen als Mentoren vor Ort die Arbeit
der Youth Banks.
2006 wurden insgesamt 210 Mikroprojekte von 21 „Youth Banks“ gefördert,
fast doppelt so viele wie im Jahr 2005.
Mit einem einfachen „Projektscheck“
kann ein Mikroprojekt eine Basisförderung von bis zu 400 Euro beantragen.
Gelingt es den Initiatoren, zusätzlich
Drittmittel aus einer anderen Quelle zu
akquirieren, können diese von der
Youth Bank „gematcht“ werden, das
heißt, die Summe wird um den gleichen Betrag (allerdings nur bis zu einem
Maximum von nochmals 400 Euro)
aufgestockt. Der Ansporn, auf diese
Weise eigenverantwortlich weitere
Gelder einzuwerben, ist groß und hat
eine eindrucksvolle Dynamik entwickelt: In der Summe der Förder- und
Drittmittel für die Jugendprojekte 2006
betrug die Basisförderung knapp 30
Prozent, dazu kamen knapp 15 Prozent
Matchings – die Drittmittel machten
mehr als die Hälfte der Finanzierung aus.
Weitere Informationen unter:
www.youthbank.de
www.dkjs.de
Youth Banks arbeiten
wie kleine Stiftungen in
ihrem Ort – Youth Bank
Lichtenberg.
Jugend und Bildung
Zuwanderern, dass sich Leistung für
sie lohnt. Gleichzeitig sendet es ein
positives Signal in unsere Gesellschaft,
die es sich nicht erlauben kann, auf
gut ausgebildete Arbeitskräfte zu verzichten. Fast 300 Schüler aus mehr als
50 Nationen haben bisher ein Stipendium erhalten. Bereits im ersten Jahr
verbessern durchschnittlich 40 Prozent
der Stipendiaten ihre schulischen
Leistungen.
START-Stipendiaten aus
Nordrhein-Westfalen
nach der Aufnahmezeremonie
Kinder aus Zuwandererfamilien haben
oft deutlich erschwerte Bedingungen
für einen erfolgreichen Bildungs- und
Ausbildungsweg. Fehlende Unterstützung im familiären und sozialen
Umfeld führt dazu, dass viele ihre
schulischen Potenziale ungenutzt lassen. Das Förderprogramm START
wendet sich an begabte und gesellschaftlich engagierte Kinder mit Migrationshintergrund und bietet ihnen
Lehrmittelstipendien und gezielte Fortbildungsangebote. „START“ wurde
2002 von der Gemeinnützigen HertieStiftung initiiert, neben der Deutsche
Bank Stiftung gibt es weitere private
sowie öffentliche Projektpartner.
Neben der materiellen Unterstützung
ist es insbesondere die ideelle Förderung, die das Programm auszeichnet:
Es geht darum, Neigungen und Potentiale zu entdecken und zu fördern,
mögliche Hindernisse zu erkennen und
zu überwinden. Das Programm ist Ansporn zur Integration und zeigt jungen
Die Deutsche Bank Stiftung unterstützte START zunächst in Berlin, 2006
wurde die Förderung auf NordrheinWestfalen ausgedehnt. Die Stiftung
hilft als Partner nicht nur finanziell: Im
Rahmen des Programms „Mentor
plus” der Deutschen Bank stellt sie den
Stipendiaten Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Bank als Mentoren zur
Seite, die die Jugendlichen beim
Übergang von Schule zu Beruf beraten.
Förderung. Zum Programm gehören
täglich zwei Stunden Deutschunterricht, zwei Stunden sprachintensives
Theaterspiel sowie ein anschließendes
Freizeitprogramm. Ziel ist die Verbesserung von sprachlichem Verständnis
und Ausdruck. So werden die Kinder
für das vierte Schuljahr gestärkt, in
dem über ihre Versetzung in die weiterführenden Schulen entschieden
wird. 42 Lehrkräfte werden für den
„DeutschSommer“ im Einsatz sein:
Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprache, Theaterpädagogen und Sozialarbeiter.
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
www.sptg.de
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
www.start.ghst.de
Zentrale Voraussetzung für den Schulerfolg von Zuwandererkindern, aber
auch von deutschstämmigen Schülern
ist ihre Sprachkompetenz. Intensive
Sprachförderung bei Grundschülern ist
deshalb ein entscheidendes Instrument zur Unterstützung ihrer erfolgreichen Schullaufbahn sowie ihrer späteren beruflichen Entwicklung. An dieser
Stelle setzt ein Ferienprojekt an,
das die Stiftung Polytechnische Gesellschaft gemeinsam mit der Deutsche
Bank Stiftung und weiteren privaten
sowie städtischen Trägern in Frankfurt
am Main durchführt.
So macht Deutschunterricht Spaß: Ferienprojekt
„DeutschSommer“.
Unter dem Motto DeutschSommer –
Ferien, die schlau machen, erhalten
Schülerinnen und Schüler der dritten
Klasse aus 33 Frankfurter Grundschulen mit hohem Zuwandereranteil in
den Sommerferien 2007 erstmals drei
Wochen lang eine intensive Deutsch-
9
Jugend und Bildung
Um Schülern im Umgang mit Geld Orientierung zu bieten, hat die Deutsche
Bank Stiftung 2005 die Initiative Finanzielle Allgemeinbildung gestartet.
Sie richtet sich vor allem an jene, die
kurz vor dem Schulabschluss stehen.
„Das Finanzwissen muss gerade beim
Übergang von der Schule in die Berufsausbildung oder in das Studium
gefördert werden“, ist Christian
Stronk, Vorstand der Deutsche Bank
Stiftung, überzeugt. „Wir wollen junge
Menschen in die Lage versetzen, ihre
derzeitige und zukünftige Finanzplanung verantwortungsvoll selbst in die
Hand zu nehmen.“
Ingo Liebenow, Leiter
des IFC Berlin-Kladow,
mit Schülern des GeorgMendheim-Oberstufenzentrums
Der Umgang mit Geld will gelernt sein:
20 Prozent der Zehn- bis Siebzehnjährigen geben monatlich mehr Geld aus,
als ihnen eigentlich zur Verfügung
steht. Ob stundenlanges Telefonieren
mit dem Handy oder Shopping-Ausflüge mit Freunden – zu verlockend sind
die Angebote, zu leicht ist es oft, das
eigene Budget zu überziehen. Nicht
zuletzt vermitteln viele Erwachsene
den Jugendlichen, dass Schulden
„normal“ sind. Im Schulunterricht werden Wirtschaftsthemen zwar behandelt, doch oft nicht praxisnah genug.
Was bedeutet es konkret, wenn man
den Dispokredit nutzt? Was tun, wenn
der Bankautomat plötzlich kein Geld
mehr auszahlt?
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Im Rahmen der Initiative besuchen
Kundenberater der Deutschen Bank
die Schulen und stehen den Schülern
Rede und Antwort zu allen Fragen
rund ums Thema Geld. Für den Schulbesuch unterbrechen sie einen Tag
lang ihr Alltagsgeschäft. Die Bankmitarbeiter absolvieren bis zu vier Einsätze jährlich, bis Mai 2007 werden 120
Berater speziell für die Initiative geschult sein.
und lebendige Atmosphäre, in der es
gelingt, die Texte der jungen Autoren
mit besonderer Eindringlichkeit zu vermitteln.
Angesichts der Fülle der jährlichen Neuerscheinungen ist es für Nachwuchsautoren nicht leicht, mit ihrem Debüt
die Aufmerksamkeit der Leser zu gewinnen. Ob nun Hanns Zischler Kevin
Vennemanns „Nahe Jedenew“ vorstellt oder Nina Petri aus Nora Bossongs
„Gegend“ liest – die Präsentation ihres Buches durch einen bekannten
Schauspieler ist für viele junge Autoren eine besondere Erfahrung. „Die
vielen Gespräche und die spezifische
Darbietungsform haben mir sehr zugesagt und vor allem viel Selbstvertrauen
für den weiteren Weg gegeben“, so
Thorsten Palhoffs, aus dessen Erzählband „Tasmon“ der Schauspieler Vadim
Glowna las. „Deshalb halte ich den
Literalog für eine Reihe, die für literarische Newcomer in mehr als nur einem
Sinne eine wichtige Station ist.“
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
Weitere Informationen unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
Spannende literarische Neuentdeckungen präsentiert die Gesprächsreihe
Literalog. In einer Mischung aus klassischer Lesung, Interviews und Publikumsdiskussionen bietet diese Reihe
der Deutsche Bank Stiftung seit nunmehr sechs Jahren jungen Autoren ein
besonderes Forum: Zu Gast sind außer dem Autor jeweils ein renommierter Schauspieler, der Passagen aus
dessen Erstlingswerk vorträgt, sowie
ein Moderator, der zwischen diesen
Lesungen den Autor zu seinem Schreiben und zum Werk befragt. Gerade
der Wechsel zwischen Lesung und Diskussion schafft eine anregende
Literalog in der Alten
Brüderkirche in Kassel
(v.l.n.r.): Dietrich Brants,
Nora Bossong, Nina
Petri (November 2006)
Hilfe zur Selbsthilfe
Alfred Herrhausen
Fonds
Offene Gesellschaften zeichnen sich
dadurch aus, dass sie über erfolgreiche Instrumente verfügen, um schwächeren und benachteiligten Menschen
zu einem möglichst selbstbestimmten
Leben zu verhelfen – letztendlich zum
Wohle aller. Die Deutsche Bank Stiftung leistet über den Alfred Herrhausen Fonds „Hilfe zur Selbsthilfe“ dazu
seit zwanzig Jahren einen wichtigen
Beitrag.
2006 wurden aus dem Fonds insgesamt 36 Projekte in den Bereichen
Jugend- und Behindertenhilfe unterstützt. Die Förderung gilt vor allem
neuen Projekten, die sich durch hohe
fachliche Kompetenz der Projektpartner und innovative Ansätze auszeichnen. Ein besonderes Plus ist, wenn
Deutsche Bank-Mitarbeiter vor Ort das
Projekt aus eigener Anschauung oder
Mitarbeit kennen.
Ein solches Beispiel ist die Initiative
Prisma e.V. im Seehaus in Leonberg,
die 2004 ins Leben gerufen wurde. Bei
dem Modellprojekt des Landes BadenWürttemberg geht es um langfristige
Kriminalprävention jugendlicher Straftäter im Rahmen neuer Maßnahmen
und Methoden im Jugendstrafvollzug.
Der Alltag im Seehaus ist straff gegliedert und lässt den jungen Männern
im Alter von 16–18 Jahren eher weniger Freiheiten als im herkömmlichen
Jugendstrafvollzug. Vom Frühsport um
5:45 Uhr bis zur Abendandacht gegen
22 Uhr läuft das Programm nonstop –
die Schulausbildung und Berufsvorbereitung ist obligatorisch.
Arbeit ist einer der
festen Bestandteile des
Alltags im SeehausProjekt.
„Die Jugendlichen werden bei uns
extrem gefördert und gefordert“, stellt
Seehaus-Leiter Tobias Merckle fest.
„Die meisten Jugendlichen haben nie
eine Struktur in ihrem Alltag erfahren
und auch nie Werte und Normen
vermittelt bekommen. Andererseits
haben sie auch oft kein wirkliches
Familienleben erfahren. Das sind zwei
Punkte, an denen wir ansetzen.“
Die Mittel aus dem Alfred Herrhausen
Fonds kommen insbesondere den
Werkstätten im Seehaus zugute, in
denen sich die Jugendlichen in einem
Berufsvorbereitungsjahr für unterschiedliche Handwerksberufe qualifizieren können. Der Erfolg spricht für
sich: Von den sechs Jugendlichen, die
das Projekt bis jetzt erfolgreich durchlaufen haben, konnten nach ihrer
Entlassung alle in Ausbildungsstellen
der freien Wirtschaft vermittelt
werden.
Die Integrative Berufsakademie Hofgut Himmelreich wendet sich an
Menschen mit geistiger Behinderung,
die sich für Berufe im Hotel- und Gaststättengewerbe auf dem ersten Arbeitsmarkt qualifizieren möchten. Bereits
seit 2004 arbeiten Menschen mit und
ohne geistige Behinderung erfolgreich
auf dem Hofgut im Hochschwarzwald
zusammen. Die integrative Berufsakademie, die durch Mittel des Alfred
Herrhausen Fonds unterstützt wird,
geht nun einen Schritt weiter und entwickelt Ausbildungsmodule, die von
der Industrie- und Handelskammer
Freiburg zertifiziert werden. Der Vorteil
für die Jugendlichen: Sie haben es
leichter, auf dem ersten Arbeitsmarkt
unterzukommen, auch wenn ihnen der
Zugang zu betrieblichen Ausbildungsplätzen verwehrt ist.
Weitere Informationen unter:
www.integrative-berufsakademie.de
Weitere Informationen zum Alfred-Herrhausen
Fonds „Hilfe zur Selbsthilfe“ unter:
www.deutsche-bank-stiftung.de
Integrative Ausbildung
im „Himmelreich“
Weitere Informationen unter:
www.prisma-jugendhilfe.de
11
Hilfe zur Selbsthilfe
Internationale
Katastrophenhilfe
und -bewältigung
Der verheerende Tsunami in Südostasien im Dezember 2004, Hurrikan
Katrina oder die Erdbeben in
Pakistan und Indonesien: All dies waren Katastrophen, die eine schnelle
und unbürokratische Soforthilfe verlangten, die von der Deutsche Bank Stiftung umfassend geleistet wurde. In
Verbindung mit lokalen und internationalen Hilfsorganisationen, Experten
und Mitarbeitern vor Ort sorgt sie für
eine zielgerichtete und nachhaltige
Verwendung der Mittel. Die Zielsetzung war und ist dabei, den Betroffenen wieder ein selbstbestimmtes
Leben – unabhängig von fremder Hilfe
– zu ermöglichen.
Die Bilder der verheerenden Katastrophen haben sich tief in unser kollektives Gedächtnis gegraben, in wenigen
Minuten Träume von paradiesischen
Urlaubsidyllen zerstört und uns aus
dem Gefühl absoluter Sicherheit gerissen. Unmittelbar nach dem Seebeben
in Südostasien gingen zahlreiche
Spenden auf den Konten der Deutsche
Bank Stiftung ein. Mitarbeiter spendeten weltweit in den Jahren 2004 –2006
für Katastrophenbewältigung mehr als
3 Mio. Euro, von Kunden gingen Spenden in Höhe von 1,7 Mio. Euro ein. Der
Konzern hat 10,8 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Bei der Vergabe der Mittel waren dabei zwei Kriterien von besonderer Bedeutung: die Kooperation
mit lokalen Organisationen, die den
Aufbau der Zivilgesellschaft in der Region stärken, und möglichst eine Einbindung von Deutsche Bank Mitarbeitern vor Ort, die die Projektpartner mit
ihrem Know-how unterstützen und
über den Projektfortschritt Bericht erstatten.
12
Berufliches Ausbildungsprojekt für Erwachsene
in Indien
Nach einer ersten Phase der unmittelbaren Katastrophenhilfe für Bergungsarbeiten und die Bereitstellung von
Nahrungsmitteln in den vom Tsunami
betroffenen Gebieten hat die Stiftung
in Indien, Indonesien, Thailand und
Skri-Lanka vor allem in nachhaltige Infrastruktur- und Bildungsprojekte investiert. Dabei wurden bevorzugt Initiativen gewählt, die benachteiligten
Menschen dabei helfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren und ein Auskommen zu finden. Besonderes Augenmerk wurde auf Vorhaben gelegt,
die den Aufbau von Arbeitsplätzen mit
ökologischem oder technologischem
Fortschritt verbinden.
Ein solches Projekt ist beispielsweise
die Festmüllverwertung von Exnora
International in Indien. Die international anerkannte gemeinnützige Organisation konzentriert sich darauf, die
Umwelt – und damit die Lebensbedingungen der Menschen – zu verbessern. Ziel des Projektes ist es, den
Menschen die praktischen Auswirkungen eines verantwortlichen Umganges
mit Abfällen nahe zu bringen. Über die
hiermit insbesondere im Gesundheitsbereich entstehenden Verbesserungen
hinaus werden so auch Arbeitsmöglichkeiten im Bereich Recycling und Festmüllverwertung geschafft. Auslöser für
das von der Deutsche Bank Stiftung
begünstigte Projekt war die Tatsache,
dass der Tsunami den Menschen den
Unrat förmlich ins Haus schwemmte.
Derzeit profitieren drei Gemeinden von
den Beschäftigungsmöglichkeiten in
der Festmüllverwertung.
Der Wiederaufbau der wirtschaftlichen
Existenz war nach dem Tsunami einer
der wichtigsten Bereiche, in denen
Hilfe geleistet werden musste. Berufsbildungsprogramme für Erwachsene
konzentrieren sich auf handwerkliche
Tätigkeiten im Baubereich für Zimmerleute, Elektriker, Klempner sowie auf
kleine eigenständige Einrichtungen
wie Handwerksbetriebe oder Hersteller von Räucherstäbchen, pflanzlichen
Produkten, Schneidereien, Kunsthandwerk und Gewürzen. Die Programme
wurden vom verschiedenen Teams mit
unserer Unterstützung getragen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Die Wiederaufbauhilfe in Thailand
kam in erster Linie Kindern zugute. So
wurden mit Hilfe von Spendengeldern
der Deutschen Bank Schulen für Waisenkinder in den vier vom Tsunami
betroffenen Provinzen Phuket, Krabi,
Phang-Nga und Raong finanziert und
unterstützt.
Im Distrikt Chalong in der Provinz
Phuket verloren zahlreiche Familien
ihre Häuser. Hier konnte die Deutsche
Bank Stiftung die Schlüssel zu 30 neu
errichteten Häusern an verschiedene
Empfänger in Fai Mai Village übergeben. In der Region Khao Lhak engagiert sich die Deutsche Bank u. a. in
zwei Bildungsinitiativen gemeinsam
mit ihrem langjährigen Partner in Asien,
dem Education Development Center
(EDC).
Oben: Das Organisationsteam in Thailand
mit dem Koordinator
der Katastrophenhilfe,
Jörg-Eduard Krumsiek
Unten: Wiederaufbau einer Schule in
Thailand
Durch die Zusammenarbeit regionaler
Hilfsorganisationen mit Mitarbeitern
der Bank in den betroffenen Ländern
kann auch mit geringem Aufwand
große Wirkung erzielt werden. Die
nach dem Tsunami gegündete NGO
Kid4Kids in Sri Lanka kümmert sich
vor allem um traumatisierte Kinder, die
nahe Familenangehörige verloren
haben. Über den Kontakt zu einem
Deutsche Bank Mitarbeiter wurden für
die Organisation Malbücher, Stifte,
Bücher und Notizhefte bereit gestellt.
Mehr als 50 Projekte in den Bereichen
(Aus-)Bildung, Infrastruktur und Traumabewältigung konnten in den vom
Tsunami betroffenen Ländern initiiert
und zum großen Teil bereits abgeschlossen werden. Darüber hinaus
wurden in Indonesien für die Bewältigung der Folgen des Erdbebens
in 2006 weitere Mittel bereitgestellt.
Im Oktober 2005 erschütterte ein
Erdbeben der Stärke 7,6 den Norden
Pakistans und Indiens und zerstörte
dort ganze Landstriche. Die Region
Kaschmir war besonders stark betroffen. Mehr als 80.000 Menschen verloren ihr Leben, insgesamt 7 Millionen
Menschen waren direkt oder indirekt
von der Katastrophe betroffen.
Für akute Soforthilfe stellte die Stiftung
in den hoch gelegenen Bergregionen
u. a. Mittel für die Winternothilfe des
Malteser Hilfsdienstes und den Aufbau
eines Feldlazaretts durch die Johanniter-Unfall-Hilfe zur Verfügung. 2006
wurden dann Mittel für langfristige
Infrastruktur- und Bildungsprojekte bereit gestellt. Dazu zählt beispielsweise
der Aufbau erdbebensicherer Häuser,
die den Überlebenden eine dauerhafte
Bleibe bieten. Die in Pakistan ansässige Non-profit Organisation The Citizens Foundation (TCF) setzt sich seit
1995 für bessere Bildungschancen von
Kindern aus benachteiligten Regionen
und Familien ein und ermöglicht mit
ihrem Netz an Schulen den kostenfreien Schulbesuch. Durch das Erdbeben
Deutsche Bank Kunden
an Deutsche Bank Stiftung
1,7 Mio. Euro
DB/Mitarbeiter i. R. v.
„Matched Givings“
1,5 Mio. Euro
Deutsche Bank Konzern
10,8 Mio. Euro
Deutsche Bank Mitarbeiter
an Deutsche Bank Stiftung
1,5 Mio. Euro
Spenden für
Katastrophenhilfe an
die Deutsche Bank
Stiftung, Gesamtdarstellung 2004–2006
waren zahlreiche Schulgebäude eingestürzt. Die Deutsche Bank Stiftung
unterstützte den Wiederaufbau einer
TCF-Grundschule sowie den Bau von
24 Häusern.
Die Mittel beliefen sich für die Katastrophenhilfe insgesamt bis Ende 2006
auf etwa 15 Mio. Euro. Die restlichen
zur Verfügung stehenden 0,5 Mio.
Euro werden 2007 weiteren Projekten
zugute kommen.
Blick zurück
Bereits vor zehn Jahren leistete die
Deutsche Bank Stiftung Alfred Herrhausen „Hilfe zur Selbsthilfe“ beim
Elbehochwasser schnell und unbürokratisch Hilfe. Knapp fünf Jahre liegt
die Oderflut vom August 2002 zurück,
bei der die Stiftung den Opfern des
Hochwassers in Deutschland, Österrreich und Tschechien Mittel und Sachverstand zur Verfügung stellte.
Eine ausführliche Darstellung der Hilfsmaßnahmen findet sich unter:
www.tsunamihilfe.deutsche-bank.de
13
Gewinn- und Verlustrechnung zum 31.12.2006
Erträge
in TSD EUR
Erträge des Anlagevermögens
4.560
Erträge aus zweckgebundenen Spenden
4.350
Sonstige betriebliche Erträge
1.048
Verwendung Mittelvortrag
38
Summe
9.996
Aufwendungen
in TSD EUR
Satzungsgemäße Aufwendungen
4.684
Satzungsgemäße Aufwendungen für internationale Katastrophen
4.350
Sonstige betriebliche Aufwendungen
232
Einstellungen in die Rücklagen
700
Einstellung in den Mittelvortrag
30
Summe
9.996
Bilanz zum 31.12.2006
Aktiva
in TSD EUR
A. Anlagevermögen
Finanzanlagen
130.915
B. Umlaufvermögen
I. Sonstige Vermögensgegenstände
4
II. Guthaben bei Kreditinstituten
667
Summe
131.586
Passiva
in TSD EUR
A. Eigenkapital
I. Stiftungskapital
123.500
II. Rücklagen
1. Umschichtungsrücklage
103
2. Freie Rücklage
4.400
III. Mittelvortrag
30
B. Rückstellungen
180
C. Verbindlichkeiten
I. Verbindlichkeiten aus Förderzusagen bis 2006
2.702
II. Verbindlichkeiten aus zweckgebundenen Spenden
666
III. Sonstige
5
Summe
131.586
Mittelverwendung nach Förderbereichen
Förderbereich
Beispielhafte Projekte
Jugend und Bildung
u.a. Jugend Schule Wirtschaft,
Kunst, Musik, kulturelle Bildung
u.a. KINDER ZUM OLYMP!, Jugend-Kunst-Preis,
Gesamt-Aufwendungen in
TSD EUR pro Bereich
Youth Bank, START
1.746
Internationaler Dirigentenwettbewerb Sir Georg Solti,
Akademie Musiktheater heute
Hilfe zur Selbsthilfe
2.492
u.a. Internationale Katastrophenhilfe,
Alfred Herrhausen Fonds
Gesamt
Anzahl Förderprojekte 2006: 147; durchschnittliches Fördervolumen 2006: 61.500 EUR
4.796
9.034
Projektförderung und
Förderpraxis
Die Deutsche Bank Stiftung unterstützt Projekte, die den
Nachwuchs fördern, kulturelle Erfahrungsräume öffnen oder
den Austausch zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen ermöglichen. Die Förderbereiche sind Bildung,
Hilfe zur Selbsthilfe, Musik und Kunst. Wir initiieren eigene
Projekte und gehen langfristige Partnerschaften ein. Im
Mittelpunkt steht unser Engagement für die Bildung: Dazu
gehören neben der Förderung des künstlerischen Nachwuchses auch kulturelle und wirtschaftliche Jugendbildung
sowie Projekte, die die beruflichen Perspektiven von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verbessern.
Angesichts der zurückgehenden öffentlichen Fördermittel
erreicht die Deutsche Bank Stiftung wie alle privaten Förderer eine große Anzahl von Förderanträgen. Da die Stiftung
zunehmend eigene Projekte realisiert sowie langfristige
Partnerschaften eingeht, können solche Anträge nur in sehr
begrenztem Umfang unterstützt werden. Für das Jahr 2007
und weitgehend auch für 2008 sind die Mittel bereits verplant.
Ein kürzerer Planungsvorlauf gilt für den Alfred Herrhausen
Fonds „Hilfe zur Selbsthilfe“, aus dem vor allem Projekte
und Initiativen unterstützt werden, die die beruflichen Startchancen benachteiligter junger Menschen verbessern oder
ihnen (Wieder-) Eingliederung ins Berufsleben erleichtern.
Nähere Informationen zu den Förderkriterien der Deutschen
Bank Stiftung und ihres Alfred Herrhausen Fonds finden
Sie auf unserer Website www.deutsche-bank-stiftung.de