Allgäuer Zeitung, Kaufbeuren vom 01.08.2012

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Allgäuer Zeitung, Kaufbeuren vom 01.08.2012
KAUFBEURER TAGBLATT | NEUGABLONZER NACHRICHTEN
...
A llgäuer Zeitung
Tourismus
Was der Besucher in
London so alles erlebt
Sport
MITTWOCH, 1. AUGUST 2012
Kommissar Kluftinger
Mein Hotzenplotz
Der berühmte Räuber
wird 50
Die Dritte Seite
Grab-Attrappe in Altusried
nach Kritik abgebaut
Allgäu-Rundschau
Heiter, 29 Grad
Viel Sonnenschein
und wenig Wolken
Wetter
www.all-in.de
NR. 176
EU-Länder wollen
Rettungsschirm
ohne Limit
PREIS ¤ 1,40
Ein deutscher Feiertag
Blickpunkt Lokales
Lehrstellen im Angebot
Die diesjährigen Schulabgänger haben noch gute Chancen, eine Lehrstelle zu finden. Denn im Gegensatz
zu früheren Jahren sind heuer
noch Ausbildungsplätze zu haben.
Kommentar
Euro-Krise Koalition wehrt sich gegen eine
Banklizenz für den geplanten Stabilitätsfonds
VON BIRGIT HOLZER
Paris Die Regierungschefs von
Frankreich, Italien und Spanien
wollen dem europäischen Rettungsfonds ESM unbegrenzte Kredite bei
der Europäischen Zentralbank
(EZB) ermöglichen. Darüber berichten mehrere Medien. Nach den
Vorstellungen des französischen
Präsidenten François Hollande sowie der italienischen und spanischen
Ministerpräsidenten Mario Monti
und Mariano Rajoy solle der Fonds
spanische und italienische Anleihen
aufkaufen und diese als Sicherheiten
bei der EZB deponieren. Im Gegenzug könnte er sich bei der Notenbank frisches Geld zu günstigen
Konditionen leihen, das wiederum
zur Stützung der Krisenstaaten eingesetzt werden könnte. Außerdem
solle der ESM eine Banklizenz erhalten.
Befürwortern zufolge würden
diese Maßnahmen verhindern, dass
die beim ESM vorhandenen Mittel
von insgesamt 700 Milliarden Euro
irgendwann erschöpft wären und
Debatten um die Höhe des Rettungsschirms und die Stabilität der
Brandmauer immer wieder aufflam-
Die Rolle der EZB
● Rechtliche Basis „Vorrangiges
Ziel“ der EZB ist laut Vertrag über
die Arbeitsweise der Europäischen
Union die Preisstabilität – also
eine niedrige Inflationsrate. Allerdings soll sie auch „die allgemeine
Wirtschaftspolitik in der Union“ unterstützen. Ausdrücklich verboten
aber ist ihr der „unmittelbare Erwerb
von Schuldtiteln“.
● Kauf von Staatsanleihen Dieses
wohl umstrittenste Instrument der
EZB setzte die Notenbank erstmals
im Mai 2010 ein. Sie kauft Staatsanleihen der Krisenländer, wenn die
Renditen der Schuldpapiere besonders hoch sind. Ziel ist es, den
Zinsdruck auf die Staaten zu reduzieren. (afp)
VON MICHAEL POHL
» [email protected]
Die Risiken des
Rettungsschirms
men. Luxemburgs Außenminister
Jean Asselborn sagte gestern, es
gehe nicht um „Geld ohne Limit
und ohne Bedingungen“, sondern
um ein Instrument, „das effektiv die
Spekulation unterbindet“. Sein
Landsmann, der Euro-GruppenChef Jean-Claude Juncker, hatte am
Montag gesagt, dass sich die EuroLänder, der vorläufige Rettungsschirm EFSF und die EZB darauf
vorbereiten, notfalls Staatsanleihen
krisengeschüttelter
Euro-Staaten
aufzukaufen.
I
Der Druck auf
Deutschland steigt
Das
Bundesfinanzministerium
sprach sich erneut strikt gegen eine
Banklizenz für den permanenten
Euro-Rettungsschirm ESM aus und
versetzte damit der Hoffnung auf
eine schnelle Lösung der EuroSchuldenkrise einen Dämpfer. Die
Regularien des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) sehen keine Banklizenz vor, mit der eine Refinanzierung bei der Europäischen
Zentralbank möglich wäre, erklärte
das Ministerium. Auch Koalitionspolitiker wie FDP-Fraktionschef
Rainer Brüderle und CDU-Finanzexperte Hans Michelbach wandten
sich strikt gegen eine Banklizenz für
den ESM.
Doch je länger die Euro-Krise
schwelt, desto mehr steigt der
Druck auf Deutschland, ein großes
Programm von Anleihen-Ankäufen
durch die EZB zuzulassen. So war
auch die jüngste Erklärung von
EZB-Chef Mario Draghi aufgefasst
worden, er werde alles Erforderliche für den Erhalt des Euro tun.
Frankreichs Präsident François
Hollande sprach am Dienstag nach
einem Treffen mit dem italienischen
Ministerpräsidenten Mario Monti in
Paris davon, „alles zu tun, um die
Euro-Zone zu verteidigen, zu erhalten und zu stärken“. Zuvor hatte
Bundeskanzlerin Angela Merkel bei
Telefonaten mit Hollande und Monti eine Art Garantie-Erklärung für
den Euro abgegeben. (mit dpa)
»Kommentar und Wirtschaft
Glücksgefühle: Der Augsburger Sideris Tasiadis jubelt über seine Silbermedaille.
Foto: Rauchensteiner
Endlich Gold, Silber und Bronze
Olympia Augsburger Tasiadis auf Platz zwei. Reiter dreifach erfolgreich
Augsburg Nach dem medaillenlosen
ersten Olympia-Wochenende war
an dieser Stelle zu lesen: Wenn es
nicht läuft, dann . . .
Am gestrigen Dienstag galt:
Wenn es läuft, dann . . . Am Ende
des Tages hatten die deutschen Athleten in London fünf Medaillen gewonnen. Besonders erfreulich:
Auch ein Sportler aus der Region
durfte jubeln. Sideris Tasiadis, gebürtiger Augsburger mit griechischen Familienwurzeln, setzte
die Tradition der Erfolge heimischer Kanuslalomfahrer fort. Der
22-Jährige freute sich über Silber im
Canadier-Einer.
Gleich dreimal waren die Vielseitigkeitsreiter auf dem Siegerpodest
vertreten. Ingrid Klimke, Sandra
Auffarth, Michael Jung, Dirk Schrade und Peter Thomsen gewannen
den Mannschaftswettbewerb, kurz
darauf siegte Michael Jung im Einzel
und Sandra Auffarth kam auf den
dritten Platz.
Silber sicherte sich der Judoka
Ole Bischof. Der 32-Jährige unterlag erst im Finale dem Südkoreaner
Kim Jae-Bum. Vor vier Jahren waren sich die beiden im Finale von
Peking schon einmal gegenübergestanden. Damals hatte sich der
Reutlinger Bischof durchgesetzt.
Übrigens, weil es gerade so gut
läuft: Auch am heutigen Mittwoch
sind Medaillen für Deutschland zu
erhoffen. In welchen Disziplinen,
das lesen Sie im Sport. (fhn)
n sechs Wochen muss das Bundesverfassungsgericht nicht nur darüber urteilen, ob der Rettungsschirm-Vertrag und der Fiskalpakt
dem Grundgesetz widersprechen.
Die Karlsruher Richter müssen dabei zugleich auch über ihre eigene
Entmachtung in dem Grundsatzstreit über die Zukunft Europas mitentscheiden. Denn der völkerrechtliche Vertrag will alle juristischen Zuständigkeiten zum Europäischen Gerichtshof verlagern, von
dem bislang jedoch kaum ein kritisches Wort zur Euro-Schuldenproblematik zu vernehmen war.
Der Vorstoß Frankreichs und Italiens, den künftigen ESM-Rettungsschirm grenzenlos Staatsanleihen aufkaufen zu lassen, für die am
Ende Deutschland mithaften soll,
zeigt, welche gewaltigen Probleme
das Projekt noch in sich birgt. Eine
möglicherweise Billionen schwere,
undurchsichtige Bad Bank für Anleihe-Schrottpapiere könnte am Ende
ein noch größeres Risiko sein als die
verhassten Euro-Bonds.
Der Rettungsschirm-Vertrag reduziert gleichzeitig die Kontrollund Mitwirkungsmöglichkeiten der
gewählten Volksvertreter in den
Parlamenten bei den riskanten
Bürgschaftsgeschäften auf ein fragwürdiges Minimum. Es ist deshalb
zu hoffen, dass die Karlsruher
Richter dem Druck der Politik und
der Märkte trotzen und nicht vor
Korrekturen zurückschrecken.
Rufen Sie uns an
Haben Sie Fragen und Anregungen?
Sprechen Sie mit der Redaktion.
Heute ist für Sie zwischen 14 und 15
Uhr am Telefon:
Michael Stifter (Politik)
Rufnummer (08 21) 7 77-22 99
In dieser Ausgabe
Streit um Panzer
für Katar
Berlin Nach der massiven Kritik am
möglichen Panzergeschäft mit Katar
verteidigen jetzt Politiker der
schwarz-gelben Koalition die Rüstungsexport-Pläne. Der Wirtschafts-Experte Ernst Hinsken
(CSU) warnte davor, dass ein Verzicht Arbeitsplätze in Deutschland
gefährden könnte. Zugleich wurde
bekannt, dass der geheim tagende
Bundessicherheitsrat ein solches
Geschäft im Jahr 2009 schon einmal
genehmigt hat. Doch das Geschäft
war damals nicht zustande gekommen. Die Bundesregierung hatte am
Montag erstmals bestätigt, dass Katar Interesse am Kampfpanzer Leopard 2 hat. Nach Spiegel-Informationen geht es um bis zu 200 Panzer
im Wert von annähernd zwei Milliarden Euro. (afp)
»Politik
Mehr sog i ned
Kabarett Ottfried Fischer gibt seinen „Schlachthof“ auf
München Bis zuletzt hat er versucht,
„den Kollegen Parkinson zu ignorieren“. Doch jetzt geht es nicht
mehr. Der Kabarettist Ottfried Fischer muss seine Sendung „Ottis
Schlachthof“ einstellen. „Beim Film
und auf der Bühne kann man dieser
Krankheit trickreicher begegnen“,
erläuterte er gestern in einer persönlichen Erklärung, „weniger da, wo’s
die Schlagfertigkeit braucht“.
Deswegen wird im November
die letzte Folge der populären
Sendung im Bayerischen Fernsehen zu sehen sein. Grund
für das Aus sei die Parkinson-Erkrankung
Fischers, bestätigte
der Münchner Sen-
der. „Der hochverdiente Kabarettist und Schauspieler wird aus
Rücksicht auf seine Gesundheit sein
Engagement als Gastgeber beenden.“
Der 58-jährige Fischer („Der
Bulle von Tölz“) moderierte 17 Jahre lang mehr als 170 Folgen der Sendung im Münchner Schlachthof.
Namhafte Künstler und Nachwuchstalente traten bei ihm auf –
vor allem bayerische und fränkische Kabarettisten wie Helmut Schleich, Urban Priol,
Luise Kinseher oder Michael Altinger. „Ottfried Fischer hat
,Ottis Schlachthof‘
als kabarettistische
Kultsendung und als eine der bekanntesten und beliebtesten Marken
im Bayerischen Fernsehen etabliert“,
würdigte ihn Programmbereichsleiterin Annette Siebenbürger vom
Bayerischen Rundfunk.
2008 hatte Fischer seine Parkinson-Erkrankung öffentlich gemacht. „Wo die Reise zunächst hingeht, weiß ich noch nicht genau,
aber ich werde weiterhin, entschleunigt zwar, Bühnenprogramme spielen, Bücher schreiben und neue
Projekte entwickeln, auch im Bereich des Produzierens von Filmen“, schrieb Fischer. „Keine
Angst“, fuhr er fort, „Sie entkommen mir nicht. Wir sehen uns –
Mehr sog i ned.“ (dpa, AZ)
Der Sommer führt zu
mehr Arbeitslosen
Augsburg Der Arbeitsmarkt zeigt
sich im Juli schwächer: „Die Arbeitslosigkeit ist in der Sommerpause vor allem aus saisonalen Gründen
gestiegen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise. Die Zahl
der Arbeitslosen kletterte im Juli um
67 000 auf 2 876 000. Die Arbeitslosenquote ging um 0,2 Punkte auf 6,8
Prozent hoch. In Bayern blieb die
Quote zwar unverändert bei 3,4
Prozent. Doch die Zahl der Erwerbslosen ist im Vergleich zum
Vormonat um 3952 auf 235 177 Personen angewachsen. Sorge bereitet
die Lage der älteren Arbeitslosen.
Sie tun sich nach Einschätzung von
Arbeitsmarktexperten auf der Suche
nach einem neuen Job schwer.
(huda) »Leitartikel und Wirtschaft
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NR. 176
Falsche
Fuffziger vom
Kopierautomat
Porschefahrer will
mit Tempo 280
rechts überholen
Drei junge Männer
wegen Geldfälscherei
verurteilt
VON STEFAN BINZER
Kempten/Lindau Wegen Geldfälscherei und Zahlens mit Falschgeld
sind gestern drei junge Männer von
der Jugendkammer des Landgerichts Kempten verurteilt worden.
Das Schöffengericht verhängte gegen einen 24-Jährigen eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun
Monaten auf Bewährung, eine Geldbuße von 1500 Euro und 150 Euro
Schadenersatz. Ein 18-Jähriger bekam noch nach dem Jugendrecht ein
Jahr und vier Monate auf Bewährung samt 300 Euro Geldbuße und
500 Euro Schadenersatz. Ein
22-Jähriger muss für zwei Jahre und
neun Monate hinter Gitter, hauptsächlich wegen einer ganzen Reihe
von Vorstrafen.
„So, da haben wir heute die Kopierer aus dem Westallgäu“, begrüßte Vorsitzender Richter Dietmar Herrmann die drei geständigen
Angeklagten. Sie gaben diese „Riesendummheit“ zu, und zwar aus
echter Reue und nicht, weil von
draußen Baustellenlärm in den Gerichtssaal drang: „Keine Angst wegen des Krachs – da wird kein Galgen gebaut“, beruhigte Herrmann
schmunzelnd die Sünder.
Die „Blüten“ waren im Dezember 2011 in der Wohnung des
24-jährigen Westallgäuers entstan-
„Keine Angst wegen des
Krachs – da wird kein Galgen gebaut.“
Richter Dietmar Herrmann
den. Angeblich war zu dieser Zeit
ein Bekannter aus Mallorca zu Gast.
Dieser sei an den Tintenstrahl-Drucker des 24-Jährigen gegangen und
habe mit Briefpapier, Schere und einem Silberstift ein ganzes Bündel
falscher 50-Euro-Scheine hergestellt. Wer der Gast war? „Ich kenne
nur den Vornamen, habe aber leider
keine Adresse oder Handynummer
mehr“, versicherte der 24-Jährige.
Der Besucher aus Spanien habe in
Bregenz mit dem Falschgeld eingekauft. Weil das so verblüffend einfach gewesen sei, habe der 24-Jährige die „Blüten“ im Bekanntenkreis
herumgezeigt.
Da bekundete ein 22-jähriger
Kollege großes Interesse an den falschen Fuffzigern und fragte, ob er
mehr davon haben könnte? So gab
ihm der 24-Jährige zunächst 16 und
später noch einmal 12 Scheine. Pro
Schein wollte der 24-Jährige 12,50
Euro haben. Der 22-Jährige wiederum verkaufte einen Teil der „Blüten“ weiter an einen 18-jährigen
Lindauer und verlangte dafür 20
Euro pro Lappen.
Allein oder manchmal auch zu
zweit kauften die drei Männer nun
in Läden oder auf Wochenmärkten
zwischen Bregenz, Tettnang und
Lindenberg billige Waren, zahlten
jeweils mit einem falschen 50-EuroSchein und ließen sich das Wechselgeld zurückgeben. Auf diese Weise
prellten sie die Händler insgesamt
um mehrere Hundert Euro.
Aufgeflogen ist der Schwindel
dann bereits Anfang Februar, als
zwei der Männer zum zweiten Mal
in Tettnang in einem Laden mit dem
Falschgeld „einkauften“. Der Inhaber erkannte die Burschen, die ihm
schon vor einer Woche einen falschen Fuffziger angedreht hatten,
und verständigte die Polizei. Die
beiden Täter flüchteten zwar, konnten aber kurz darauf von der Polizei
verhaftet werden. Sie waren sofort
geständig und nannten auch die
Quelle der „Blüten“.
Einmal mit, einmal ohne: Nach der Diskussion um die Ruhestätte für die Romanfigur Philip Wachter aus dem Kluftinger-Krimi „Milchgeld“ ist die Grab-Attrappe auf dem Altusrieder Friedhof abgebaut worden.
Fotos: Ralf Lienert
Der Fall Gruftinger
Blickpunkte
Kluftinger-Krimi Grab-Attrappe für Romanfigur auf Altusrieder Friedhof nach Kritik abgebaut
VON DIRK AMBROSCH
Altusried Keine Ruhestätte mehr für
einen Toten, den es gar nicht gibt:
Das Grab für die Kluftinger-Romanfigur Philip Wachter auf dem
Altusrieder Friedhof ist weg. Der
Initiator der Aktion, Klaus Hackler,
hat die Grab-Attrappe jetzt entfernen lassen. Die Reaktionen der vergangenen Tage in der Oberallgäuer
Marktgemeinde auf seine Idee haben ihn zu diesem Schritt bewogen.
Der Fall Gruftinger scheint damit
abgeschlossen.
„Die Emotionen sind zum Teil so
hoch gegangen, das war unvorstellbar“, sagt Hackler. Zwar habe er „zu
98 Prozent“ positive Rückmeldungen erhalten, aber die wenigen negative Äußerungen seien „unter die
Gürtellinie“ gegangen. Da reichte es
Hackler, denn der Inhaber eines Bestattungsinstituts sah seinen guten
Ruf gefährdet. Und so wies er seine
Mitarbeiter an, wieder abzubauen,
was ursprünglich als Entgegenkommen für die vielen Fans des Kommissars Kluftinger gedacht war.
Immer wieder war Hackler nämlich von Teilnehmern der Kluftinger-Führungen durch Altusried auf
das Krimi-Grab angesprochen worden. Gemeint war die Ruhestätte
von Philip Wachter, einer Figur aus
dem
ersten
Kluftinger-Krimi
„Milchgeld“, deren Ermordung der
Kult-Kommissar aufklären muss.
Und so häufte Hackler Anfang Mai
auf dem Kiesweg vor der Abfallstelle in der hintersten Reihe des Friedhofs Erde auf, bepflanzte sie und
stellte schließlich ein Holzkreuz
drauf – samt Sterbebildchen.
Jetzt ist das vermeintliche Grab
weg. Und Autor Volker Klüpfel
sagt: „Damit kann ich leben, mein
Herz hängt nicht daran“ – wenngleich Klüpfel das Ganze „eigentlich
ganz witzig“ fand. Doch hätten viele
Leute fälschlicherweise gedacht, die
Idee für das Kluftinger-Grab stamme von dem Autoren-Duo Klüpfel/
Kobr. Gleichwohl wurde die Aktion
erst richtig öffentlich, als Autor
Klüpfel auf der von ihm betreuten
Facebook-Seite des Kommissars
Kluftinger ein Bild der Grab-Attrappe einstellte und im Internet darüber diskutiert wurde. Viele Kluftinger-Fans werteten in ihren Beiträgen die Idee als „witzig“ oder
„gelungenen Werbegag“. Doch gab
es auch etliche Kommentare, die
Kritik an dem „Spaßgrab“ äußerten: „Auf einem Friedhof ein Grab
für eine Figur aus einem Buch zu
machen, das finde ich nicht pietätvoll. Das überschreitet meine Grenze“, schreibt etwa eine Frau.
Dass in Altusried über das Kluftinger-Grab besonders intensiv oder
emotional gesprochen wurde, hat
Klüpfel bei einem Besuch in seiner
Heimatgemeinde am vergangenen
Wochenende nicht empfunden.
Dennoch sagt er: „Wenn es Menschen gibt, die sich durch das Grab
auf den Schlips getreten fühlen,
dann ist es besser, wenn es weg ist.“
Der Altusrieder Bürgermeister
Heribert Kammel hofft, „dass sich
jetzt die Aufregung wieder etwas
legt“. Das Kluftinger-Grab sei „keine Herzensangelegenheit“ der Gemeinde gewesen. „Es war halt eine
Idee. Aber jetzt ist das Thema erledigt“, sagt Kammel.
„Ich konnte gar nicht
mehr vor die Tür“
„Schade, vor allem auch für die Touristen“, nennt Klaus Hackler den
Abbau des Grabes. Einerseits. Andererseits ist ihm auch „eine Last“ abgefallen. „Die letzten Tage waren
Stress. Überall wurde ich auf das
Grab angesprochen. Ich konnte ja gar
nicht mehr vor die Tür. Das ist nun
hoffentlich vorbei.“
Lage: Stabil
Arbeitslose Kaum Veränderungen zum Vormonat und Vorjahr
Wieder zu Hause bei Jennifer Bimber:
Der ausgebüxte Leguan.
Foto: Knill
Der Kaiman
war ein Leguan
Blaichach Aufregung gestern Mittag
in Blaichach: Bosch-Arbeiter hatten
ein großes grünes Reptil am neuen
Wasserkraftwerk gesichtet. Eingefangen am Ufer des Schwarzenbachs
wusste wohl keiner so recht, welch
exotisches Schuppentier sich da ins
Oberallgäu verirrt hatte. Ein Kaiman – hieß es zuerst. Von einem
Waran ging dann die Polizei aus, die
einen Experten schickte. Der Blaichacher Echsenspezialist Thino
Dreher klärte schließlich auf: „Das
ist ein grüner Leguan.“ Dessen Besitzerin Jennifer Bimber hatte ihn
schon gesucht und nahm das ausgebüxte „Haustier“ nach seiner Odyssee wieder freudig entgegen. (nic)
Allgäu Leicht angestiegen ist die
Zahl der Arbeitslosen im Bereich
der Agentur für Arbeit Kempten:
Insgesamt waren im Juli 7492 Menschen erwerbslos gemeldet, 87 mehr
als im Vormonat. Ähnlich die Entwicklung
im
Wirtschaftsraum
Memmingen, wo mit 1409 Arbeitslosen 41 mehr als im Juni registriert
waren.
Die Arbeitslosenquoten blieben
angesichts der nur geringfügigen
Änderungen stabil (Kempten: 3,0
Prozent; Memmingen: 2,3 Prozent).
Für den Bereich Kempten wurde
damit dieselbe Quote wie im Juli des
Vorjahres erreicht. Den besten
Wert erreichte erneut die Geschäftsstelle Lindau (2.3 Prozent), dicht
gefolgt von Marktoberdorf (2,4
Prozent).
38,5 Prozent Anteil älterer
Erwerbsloser über 50 Jahre
Die Zahl der jüngeren Arbeitslosen
unter 25 Jahren ist von Mitte Juni
auf Mitte Juli um 139 auf nunmehr
902 gestiegen (Bereich Kempten).
Dies sind elf Jugendliche weniger als
vor einem Jahr. Auch die Zahl älterer Arbeitsloser mit einem Alter von
über 50 Jahren legte um 0,2 Prozent
auf insgesamt 2888 Personen leicht
zu. Dies entspricht einem Anteil von
38,5 Prozent an allen Arbeitslosen.
Im Vergleich zum Juli des Vorjahres
stieg die Zahl der über 50-jährigen
Erwerbslosen damit um 168 oder
6,2 Prozent.
Aktuell sind der Kemptener Arbeitsagentur 3230 Arbeitsstellen gemeldet, was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung um 104 oder 3,3
Prozent bedeutet. Personaldienstleister haben aktuell 1035 Stellenangebote gemeldet (Vorjahr 1360).
Gesucht werden vor allem Fachkräfte für die Gastronomie, im Metall- und Elektrogewerbe, in der Lagerwirtschaft und im Gesundheitswesen.
Viele unbesetzte Ausbildungsstellen bieten Chancen
Mitte Juli waren noch über 1100
Ausbildungsstellen nicht besetzt,
was relativ gute Möglichkeiten für
junge Menschen auf den Erhalt einer Lehrstelle eröffnet. Und selbst
für die, für die es nach absolvierter
Ausbildung nicht nahtlos mit der
Übernahme geklappt hat, sieht Arbeitsagenturleiter Peter Litzka nicht
schwarz: „Für viele dieser Fachkräfte bietet der Arbeitsmarkt gute
Chancen auf eine neue Beschäftigung, denn aktuelle berufliche
Kenntnisse sind gefragt.“ (jg)
Dietmannsried Mit bis zu 280 Kilometern pro Stunde ist ein Porschefahrer bei Dietmannsried (Oberallgäu) über die Autobahn gerast und
hat dabei ausgerechnet eine Zivilstreife der Polizei sowie weitere Autofahrer bedrängt. Er handelte sich
deswegen eine Anzeige wegen Straßenverkehrsgefährdung und siebenfacher Nötigung ein, wie die Polizei
mitteilte.
Der 37 Jahre alte Mann aus Stuttgart war auf der Autobahn 7 in
Richtung Süden unterwegs, als er
das Videofahrzeug der Polizei bedrängte und dann rechts überholte.
Anschließend fuhr er zu nahe auf
andere Autos auf und versuchte erneut mit bis zu Tempo 280 rechts zu
überholen. „Soweit das Videofahrzeug imstande war zu folgen“,
zeichnete es die Fahrt des Porsche
auf, hieß es in der Mitteilung der
Polizei. Erst an einer Baustelle bei
Dietmannsried stoppte die Polizei
den 37-Jährigen. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge bereits am Donnerstag. (az)
KAUFBEUREN
Schüler kämpfen um
ihre Lehrerin
Schüler, Eltern und Lehrer an der
Kaufbeurer Fachoberschule (FOS)
und Berufsoberschule (BOS) kämpfen um den Verbleib einer Lehrerin
im Schuldienst. Das Kultusministerium hatte den Arbeitsvertrag der
47-jährigen Lehrerin, die seit vier
Jahren an der Schule unterrichtete,
nicht verlängert. Grund: Der Germanistin fehlt das Zweite Staatsexamen. Vor ihrer Lehrertätigkeit
hatte die Frau unter anderem sechs
Jahre als wissenschaftliche Assistentin an der Ludwig-MaximiliansUniversität in München gewirkt.
Mit einer Unterschriftenaktion soll
das Kultusministerium dazu veranlasst werden, die Lehrerin wieder
einzustellen. (az)
BUCHLOE
Nur noch Ökostrom aus
„zertifizierter Wasserkraft“
Die Stadt Buchloe im nördlichen
Ostallgäu will in Zukunft nur noch
Strom beziehen, der zu 100 Prozent
als Ökostrom aus „zertifizierter
Wasserkraft“ gilt. Derzeit kommt in
Buchloe ungefähr die Hälfte des
benötigten Stroms aus dieser Quelle.
Die Umstellung auf 100 Prozent
Ökostrom aus Wasserkraft würde
laut Kämmerer Dieter Streit lediglich eine Erhöhung der Gesamtkosten um 1,9 Prozent bedeuten oder
umgerechnet rund 4000 Euro mehr.
Möglich sei eine Umstellung zum
September, hieß es jetzt im Buchloer Stadtrat. (az)
Mittwoch, 1.8.
Was ist noch los?
BAD HINDELANG
Evangelischer Berggottesdienst, 11
Uhr, Hornbahn, Bergstation.
MEMMINGEN
Wallenstein - Historische Woche, Lagerleben 16 Uhr, Grimmelschanze und
Reichshain; Theater 20.30 Uhr, Marktplatz; Lagerspiele 20.30 Uhr, Grimmelschanze (bei schlechtem Wetter in der
Stadthalle); Reiterspiele, 20.30 Uhr,
Reichshain.
MITTELBERG
Sonnenaufgangsfahrt, mit Gottesdienst
um 6 Uhr, 5.30 Uhr, Walmendingerhornbahn, (entfällt bei Regen).
AZ
Kulturring
Klassisches
Saison-Dessert
Kultur am Ort
MITTWOCH, 1. AUGUST 2012
Laut Landratsamt
keine Schäden nach
Bränden im BWZ
Pforzen/Marktoberdorf Fast neun
Wochen nach dem jüngsten Brand
im Bayerischen Wertstoffzentrum
(BWZ) in Pforzen liegt dem Landratsamt Ostallgäu ein Gutachten mit
Ergebnissen der Bodenproben vor.
Unter anderem hat das Wasserwirtschaftsamt Kempten unmittelbar
nach dem Feuer, bei dem tonnenweise Gewerbemüll in Flammen
aufging, in der Umgebung Proben
entnommen und auf Verunreinigungen und ein mögliches Gefährdungspotenzial hin untersucht. Es
gebe keine schädliche Bodenveränderung, heißt es nun seitens des
Landratsamtes.
Das Wasserwirtschaftsamt hatte
zwei Ackerstandorte und zwei
Grünlandflächen untersucht, die in
der Hauptwindrichtung der Brandsäule lagen. Unter anderem wurde
dabei laut Landratsamt nach Dioxinen, Furanen, Polyzyklischen aromatischen Wasserstoffen, Polychlorierten Biphenalen und Schwermetallen gesucht, die je nach Konzentration beim Menschen starke Gesundheitsschäden bis zu Krebserkrankungen auslösen können.
In dem Gutachten, so das Landratsamt, werde festgestellt, dass bei
allen Proben die Vorsorgewerte für
Böden deutlich unterschritten wurden. Daher bestehe kein weiterer
Handlungsbedarf. Bereits während
des Brandes wurden durch die Einsatzkräfte gemeinsam mit der Feuerwehr Kaufbeuren unmittelbar am
Brandherd und in der näheren Umgebung in der Hauptwindrichtung
Schadstoffmessungen durchgeführt.
Auch damals wurden keine gesundheitsgefährdenden Schadstoffkonzentrationen für die Bevölkerung
festgestellt. (az)
Beim jüngsten Brand im Wertstoffzentrum in Pforzen hat es laut Landratsamt
keine Verunreinigungen des Bodens gegeben.
Energie
Politik sieht
Chancen in Biogas
Wirtschaft am Ort
Kaufbeuren
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NR. 176
Bodenproben
ausgewertet
...
Gute Chancen für
Schulabgänger
Der Kaiser
liegt vorn
Tänzelfest-Namen für
Parkebenen stehen fest
Ausbildung I In Kaufbeuren und Umgebung
gibt es noch viele freie Lehrstellen
Wie Reinhold Huber, Pressesprecher der Agentur für Arbeit in
Kaufbeuren/Ostallgäu Nicht schlecht Kempten, erläutert, ist auf dem
stehen die Chancen für junge Leute Ausbildungsmarkt einiges in Bewein der Region, die noch einen Aus- gung. „Wer jetzt noch keine Lehrbildungsplatz suchen: In vielen ver- stelle hat, sollte sich schnell an uns
schiedenen Branchen sind derzeit wenden“, sagt er. „In diesem Jahr
laut Angaben der Agentur für Ar- sind es nicht nur Bäckereien, Metzbeit 194 Lehrstelgereien und die
len im Raum „Wer jetzt noch keine
Gastronomie, die
Kaufbeuren/
händeringend
Buchloe unbesetzt Lehrstelle hat, sollte
nach
Auszubil– und das bei bis- sich schnell an uns
denden suchen.
her 134 unver- wenden.“
Es gibt auch noch
sorgten BewerReinhold Huber, Pressesprecher freie Stellen als
bern. Insgesamt
der Agentur für Arbeit in Kempten Kfz-Mechatroniwaren der Agenker oder Einzeltur für diesen Bereich 734 Plätze ge- handelskauffrau.“ Huber gibt auch
meldet worden. Dem standen ur- den Tipp, sich nicht zu sehr auf eisprünglich 585 Interessenten gegen- nen Beruf zu versteifen. Denn in
über. Während es für einige Berufe vielen Fällen gebe es Ähnliches, auf
mehr Bewerber als Stellen gibt, sind das man selbst vielleicht nicht stoße.
andere traditionell weniger beliebt Wenig bekannt ist zum Beispiel
bei den Jugendlichen.
„Elektroniker Energie- und Gebäudetechnik“, wo noch Nachfrage bestehe. „Es ist jetzt höchste Zeit, sich
zu kümmern“, sagt Huber. Aber die
Chancen stünden gut.
Im Sinne der Fairness sei es auch,
dass die Jugendlichen den Betrieben
melden, wenn sie eine Stelle zugesagt bekamen, sich aber für eine andere entschieden hätten. Denn immer wieder komme es vor, so der
Pressesprecher, dass Ausbilder am
1. September, zu Beginn des Ausbildungsjahres, ohne Lehrling dastehen, weil diese Mitteilung versäumt
wurde. Damit nehme man unter
Umständen auch einem anderen Bewerber die Chance auf eine Stelle.
Bei weiblichen Auszubildenden
sind laut Huber nach wie vor Büround Einzelhandelsberufe sehr beliebt. Männliche Jugendliche tendierten stark zu Metallberufen. Das
Handwerk (siehe weiterer Bericht)
habe dabei das Nachsehen.
Aber auch, wer über die Landkreisgrenzen hinwegblickt, könnte
bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz noch fündig werden. In
der Online-Jobbörse der Agentur
für Arbeit finden sich neben zahlreichen Angeboten aus Kaufbeuren,
Buchloe und Marktoberdorf auch
Stellen in den Landkreisgemeinden
und in der direkten Nachbarschaft.
VON CLAUDIA GOETTING
Fleischereifachverkäuferinnen sind gesucht. Julia Klöck zum Beispiel hat diesen Beruf
ergriffen und freut sich auf ihr drittes Lehrjahr bei der Metzgerei Metz in Kaufbeuren.
Foto: Jessica Gesell
„Kreativität gefordert“
Ausbildung II Vor allem Handwerksund IHK-Betriebe suchen noch Lehrlinge
Kaufbeuren Vor allem in Berufen mit
unattraktiveren Arbeitszeiten oder,
bei denen man viel im Freien ist,
gebe es noch viele offene Ausbildungsstellen, weiß Kreishandwerksmeister Robert Klauer. Dabei
habe eine Lehre in den meist familiären Betrieben viele Vorteile: „Jeder Tag ist eine neue Herausforderung.“ Es sei ein schönes Gefühl, im
Team zu arbeiten, kreativ zu werden, auf Kundenwünsche einzugehen und mit den eigenen Händen etwas Langfristiges zu schaffen. „Außerdem sind die Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen groß“,
so Klauer. Das Handwerk sei keine
Einbahnstraße. „Bis zum Studium
ist alles möglich.“
Der Trend, der sich im Handwerk so deutlich abzeichnet, sei
auch im Bereich der IHK-Ausbildungsberufe erkennbar, bestätigt
Gerhard Schlichtherle, Regionalvorsitzender der IHK Kaufbeuren/
Ostallgäu. Dabei kämen mehrere
Faktoren
zusammen:
weniger
Schulabgänger aufgrund des demografischen Wandels und die gute
Konjunktur. „Außerdem haben die
Betriebe erkannt, dass sie selbst ausbilden müssen, wenn sie gutes Personal haben wollen“, so Schlichtherle. So habe sich die Situation – nicht
nur im Raum Kaufbeuren, sondern
in ganz Süddeutschland – in den
vergangenen zwei Jahren quasi umgedreht. Während früher viele Jugendliche ohne Lehrstelle dastanden, gebe es jetzt viele Unternehmen, die noch keine oder zu wenige
Auszubildende haben.
Der IHK-Regionalvorsitzende
rät sowohl den Schulabgängern als
auch den Betrieben, flexibel zu sein:
„Kreativität ist auf beiden Seiten gefordert.“ So sei die Teilzeitausbildung ganz neu und könne vor allem
für Mütter eine gute Alternative
sein. Schlichtherle glaubt, dass sich
in den kommenden Monaten noch
einiges tun werde: „Die Ausbildungsbörse läuft bis Dezember.“
(cg)
Kaufbeuren Die zehn Ebenen des
neuen Parkhauses Süd werden nicht
einfach durchnummeriert, sondern
erhalten Namen aus der Geschichte
des Kaufbeurer Tänzelfestes. Mit
diesem Ziel hat die Sparkasse als
Bauherr die Öffentlichkeit über das
Internet um Stimmen gebeten.
Nachdem das Parkhaus sich nun einige Wochen im Probebetrieb befindet, steht die Namensliste fest.
Zur Auswahl standen 17 Begriffe,
die der Tänzelfestverein auf Bitte
der Sparkasse zusammengetragen
hatte. Beteiligt hatten sich an der
Abstimmung rund 200 Menschen;
teilweise wurden Stimmen mehrfach abgegeben.
Mit Abstand den ersten Rang
nimmt nach der Auswertung der
Sparkasse Kaiser Maximilian (83,3
Prozent Zustimmungsquote) ein. Es
folgen Buronia, Schwabenliesl, Kaiserin Bianca, Anna vom Hof, König
Konradin, Kunz von der Rosen,
Landsknechte, Kaufbeurer Zünfte
und Tänzelfest Knabenkapelle. Diese zehn Namen sollen nun auf die
Halbebenen
in
gleicher Zahl im
Parkhaus verteilt
werden; in welcher Reihenfolge
ist aber noch offen. Weitere Namen von der Vorschlagsliste komKaiser Maximilian men laut Sparkasse demnach nicht
zum Zuge. Die Schilder mit den Namen sollen in den nächsten Wochen
samt der Ebenennummern und einer farblichen Orientierung im
Parkhaus angebracht werden. Bis
Anfang September ist zudem geplant, die von der Künstlerin Esther
Stocker gestaltete Fassade des Gebäudes zu vervollständigen.
Das Parkhaus Süd bietet 500
Stellplätze auf zehn Etagen. Autofahrer dürfen die Parkplätze während des Probebetriebs auch in den
kommenden Wochen noch kostenlos nutzen. „Die Nutzerzahlen sind
hervorragend“, so der SparkassenProjektleiter Werner Lindner. Die
Autofahrer seien mit dem Parkhaus
hoch zufrieden, was sicher nicht nur
an der aktuellen kostenlosen Einfahrt liege. (avu)
Lokales in Kürze
Alter Schwede
KAUFBEUREN
Reise Paul Günthermann aus Gennachhausen fährt einen 60 Jahre alten Oldtimer
von Kaufbeuren in das Herstellungswerk nach Göteborg zurück
Kaufbeuren In einer Woche tritt Paul
Günthermann mit seiner Freundin
Anne einen Urlaub in einem gediegenen Oldtimer an: Die beiden wollen in einem Volvo PV 444 von
Kaufbeuren nach Göteborg in das
Stammwerk des schwedischen Herstellers fahren. „Fast 60 Jahre nach
dem Bau des Autos kehrt es dann
nach Hause zurück“, meint Günthermann.
Die Idee wurde aus einem nicht
ernst gemeinten Wunsch von ihm
geboren: Warum nicht mal mit dem
Oldtimer in das Stammwerk fahren?
dachte er sich. Ein paar Freunde
griffen den Gedanken auf: Sie sammelten Geld und schenkten es Günthermann, damit er sich die Reise
nach Schweden leisten kann, erzählt
seine Freundin Anne. Zudem nahmen sie Kontakt mit dem Stammwerk auf.
Und siehe da – von Volvo kam
eine Antwort: „Sie fanden die Idee
toll“, sagt Anne. Der Automobilhersteller lud Günthermann nämlich
in das Stammwerk ein, wo er eine
Führung bekommen soll und das
Paul Günthermann und seine Freundin Anne sind mit ihrem historischen PV 444 von
Volvo in das Stammwerk nach Schweden eingeladen worden.
Foto: Mathias Wild
Museum des Herstellers besuchen
darf.
Dabei begann das Ganze eher
traurig: Bis 2011 fuhr Günthermann
einen Volvo Amazon von 1958.
Doch bei einem Unfall wurde das
Auto schwer beschädigt. Also suchte
Günthermann ein ähnliches Fahrzeug, dessen Teile er für seinen
Amazon verwenden konnte. Und er
wurde bei einem PV 444 fündig.
Das Modell wurde noch im Zweiten
Weltkrieg 1944 von Volvo vorgestellt, aber erst 1947 mit Hilfe der
USA, die Rohstoffe lieferte, herausgegeben.
Günthermanns Modell stammt
von 1953. Zwar war der PV 444 in
einem schlechten Zustand, doch da
der Amazon irreparable Motorschäden hatte, disponierte Günthermann
um: Er schlachtete den Amazon aus
und baute den gesamten vorigen
Winter über an dem PV 444.
Inzwischen hat er ihn erstmals in
Deutschland
zugelassen.
Viel
Chrom und eine taubengraue Innenausstattung machen das Fahrzeug
optisch edel. Ein Originalradio, das
nur Langwelle empfängt, bringt authentisches Flair, und Liegesitze erweisen sich als praktisch: „Darin
werden wir auch schlafen“, so Günthermann.
Zwei Wochen soll die Fahrt min-
destens dauern. Auf dem Hinweg
verkürzt eine Fähre den Weg, doch
auf dem Rückweg wollen die beiden
die 18 Kilometer lange Brücke über
den Großen Belt nehmen. Auf der
Reise kann der 30-Jährige seine
Vorliebe für Volvo erfüllen und seine Freundin ihre Sympathie für Pippi Langstrumpf: „Wir wollen noch
nach Südschweden und eine Tour
auf der Spur von Astrid Lindgren
machen.“
Angenehmes Reisetempo
Vorausgesetzt Günthermanns Restaurierung war fachgerecht und die
Zeit reicht. Denn der Oldtimer kann
nur eine bestimmte Geschwindigkeit gefahren werden. „80 Sachen
sind ein angenehmes Reisetempo.
Da kann man sich noch unterhalten“, erklärt der Gennachhausener.
Zwar fährt das Vehikel auch bis zu
120 Stundenkilometer, aber dann
wird einerseits der Motor sehr heiß
und andererseits das Fahrgeräusch
unüberhörbar. „Aber Ohropax wird
sowieso unser ständiger Begleiter“,
meint Anne lakonisch. (fro)
Vortrag: „Wie viel Pflege
braucht unsere Haut?“
Das Patientenforum der Kliniken
Ostallgäu-Kaufbeuren lädt ein
zum Fachvortrag mit dem Titel
„Wie viel Pflege braucht unsere
Haut?“. Referentin ist Dr. Michaela
Knestele, Leiterin des Wundzentrums der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren. Die Veranstaltung findet
am Dienstag, 7. August, um 19.30
Uhr im Multifunktionsgebäude
(Erdgeschoss, Zimmer E 22) des
Klinikums Kaufbeuren statt.
Polizeireport
» KAUFBEUREN
Fußgänger (84) angefahren
Ein 84-Jähriger musste nach einem
Unfall am Montagnachmittag
leicht verletzt ins Kaufbeurer Notfallzentrum gebracht werden. Der
Mann wurde auf dem Parkplatz eines Baumarktes angefahren. Eine
32-jährige Frau wollte mit ihrem
Auto rückwärts fahren und übersah den Mann, der hinter ihrem Wagen stand. Der 84-Jährige stürzte
und verletzte sich am Arm.