01-Beim Kilometer Null
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01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 1 Römische Stadtrundgänge Stadt Rom Tourismus 1 Beim Kilometer Null Vom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 2 Rom für dich Informationsreihe der Stadt Rom Realisierung: Texte: Cosmofilm spa - Elio de Rosa Verlag Alberto Tagliaferri, Valerio Varriale (Kulturverein Mirabilia Urbis) Verlagskoordinierung: Emanuela Bosi Grafische Gestaltung und Seiten-Layout: Marco C. Mastrolorenzi Fotos: D. Bianca: S. 9 oben; A. Idini: S. 2, 9 unten, 10, 11, 13, 17 oben, 20 oben, 26; M. T. Natale: S. 32, 35; P. Soriani: Umschlag, S. 12 unten, 14 unten rechts, 18, 19, 23, 24, 25, 26, 34 unten; Spazio Visivo S. 13; Archiv Cosmofilm: S. 3, 12 oben, 14 oben und unten links, 15, 16, 17 unten, 20 unten, 21, 22, 28-29, 30, 31, 33, 34 oben, 36, 37, 38. Auf der Umschlagseite die Reiterstatue des Mark Aurel (moderne Nachbildung) und im Hintergrund der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) Auf dieser Seite eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende der kapitolinischen „Cordonata“ (Rampentreppe) 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 3 Römische Stadtrundgänge Stadt Rom Tourismus • Der Campidoglio (Kapitol) 1. 2. 3. 4. Die Piazza (Kapitolsplatz) Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast) Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das Tabularium (Staatsarchiv) 5. Beim Spazierengehen... 6. Die Kirche Santa Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar) 7. Beim Spazierengehen... • Piazza Venezia 8. Das Nationaldenkmal zu Ehren Viktor Emanuels II. (Vittoriano) 9. Beim Spazierengehen... 10. Die Kirche San Marco (Hl. Markus) 11. Beim Spazierengehen... 12. Der Palazzo di Venezia 13. Beim Spazierengehen... 8 9 13 17 18 21 23 26 27 28 32 33 35 36 38 Die kapitolinische Triade 1 Beim Kilometer Null Vom Campidoglio (Kapitol) zur Piazza Venezia 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 4 Eine großartige Ansicht des Kapitols mit der von Michelangelo entworfenen Cordonata (Rampentreppe) und der Aracoeli-Freitreppe, festgehalten in einem Stich aus dem achtzehnten Jahrhundert von G.B. Piranesi. Piazza Venezia im achtzehnten Jahrhundert, vor dem für den Bau des Vittoriano vollendeten Durchbruch. Links Palazzo Bolognetti, dahinter der heute nicht mehr existierende Palazzo Torlonia; in der Hintergrundmitte die ebenfalls zerstörte Torre di Paolo III (Turm Pauls III.) und im Vordergrund der zu Beginn des 20. Jahrhunderts demontierte und wieder aufgebaute Palazzetto di Venezia; auf der rechten Seite schließlich der einzige Überlebende des Abrisshammers: Palazzo di Venezia. 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 5 Beim Kilometer Null Einführung R ömische Stadtrundgänge bilden eine Reihe von Rundgängen für denjenigen, der die Kenntnisse über die Stadt vertiefen möchte. Zu den bereits veröffentlichten Rundgängen des großen römischen Rinascimento – Caravaggio, Raffael, Michelangelo – und denen des Barock der Bauwerke von Bernini und Borromini kommen nun weitere, eigens ausgearbeitete Routen hinzu, um den Besucher bei der „Meter-um-Meter“-Entdeckung einer derart zusammengefassten Kunststadt zu begleiten und zu unterstützen. Auf diese Weise wird die Stadt als ein unicum distinctum in einem Mosaik beschrieben und „gelesen”, das sich zusammenfügt und in seine Einzelteile auflöst, je nach den Bedürfnissen des Besuchers, der zwischen Das monumentale Rom (Via dei Fori Imperiali und Kolosseum), Der Hügel der Poesie (Aventin und Umgebung), Zwischen Wäldern und Aquädukten (Celio), Die Anfänge des christlichen Roms (Die Kirchen San Giovanni in Laterano und Santa Croce in Gerusalemme), Das verrufene Elendsviertel (Rione Monti und die Kirche Santa Maria Maggiore) und Fast ein Filmdrehort (Via Veneto und Umgebung), etc. wählen kann. Ein schwieriges Unterfangen, das dennoch, auch auf der Ebene der Darstellung der Tradition und der kulturellen Identität unserer Stadt, auf treffende Weise gelungen ist und die wissenschaftlichen Inhalte des historisierten Erbes mit Einfachheit respektiert; ein Unterfangen, dem eine Erzählung zugrunde liegt, die die grafische Gestaltung mit einem editorischen Aufbau der Inhalte vereint. Ein Kommunikationssystem, das für das Verständnis des größten und unglaublichsten historisch-künstlerischen Erbes von Rom wirksam ist, erlaubt es dem Touristen, die Hauptbedeutung des gewählten Rundgangs sofort zu erkennen und ermöglicht ihm gleichzeitig die unmittelbare Bestimmung der eigenen Position im Verhältnis zu der Gegend, die er besuchen möchte. Die so zusammengefassten und zusammengestellten Rundgänge können sehr gut als ein symbolisches „Notizbuch des Künstlers“ dienen und in den Augen des Besuchers als eine große Glaswand mit mehreren Fenstern erscheinen, auf deren Hintergrund ein kultureller Horizont existiert, der römischer, eindrucksvoller und reicher an nie untergegangenen Werten nicht sein könnte. Rom erwartet dich! Die stellvertretende Bürgermeisterin Mariapia Garavaglia 5 18-12-2006 15:40 Pagina 6 Die Karte 01-Beim Kilometer Null 6 Zeichenerklärung 1. Piazza del Campidoglio (Kapitolsplatz) 2. Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) 3. Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast) 4. Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das Tabularium (Staatsarchiv) 5. Beim Spazierengehen... 6. Kirche Santa Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar) 7. Beim Spazierengehen... 8. Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II. (Vittoriano) 9. Beim Spazierengehen... 10. Kirche San Marco 11. Beim Spazierengehen... 12. Palazzo di Venezia 13. Beim Spazierengehen... 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 7 Die Karte 13 12 10 11 9 8 7 6 3 1 2 4 5 7 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 8 Der Spaziergang beginnt... Der Campidoglio (Kapitol) D 8 er Hügel stellte in der Antike die militärische, zivile und religiöse Macht Roms dar. Er symbolisierte die Gerichtsbarkeit. Seine mächtige Struktur, die die Furt des Tibers beherrschte, ließ ihn geeignet erscheinen, um Defensivaufgaben zu erfüllen und der bevorzugte Sitz der Macht zu werden; es wurden Verträge geschlossen und Abkommen diskutiert, die Auspizien eingeholt, Siege gefeiert, Urteile verkündet und vollstreckt. Das Kapitol ist der niedrigste der römischen Hügel. Er liegt nur 46 Meter über dem Meeresspiegel und wurde in der Antike von unzugänglichen Felsen geschützt; einzig die zum Quirinal hin gelegene Seite fällt weniger steil ab. Dank dieser Lage und der Nähe zum Tiber, zwischen der Valle del Foro, der weiten Ebene des Marsfeldes und des offenen Platzes des Foro Boario, eignete sich der Hügel ausgezeichnet als Festung der altertümlichen Stadt. Man denke nur an die legendäre Verteidigung durch die Gänse. Der antike Hügel des Kapitols war durch zwei Kuppen gekennzeichnet, das Capitolium und die Arx (Burg), die durch eine leichte, Asylum genannte Senke getrennt waren, welche ihre Bezeichnung daher erhielt, dass an jener Stelle zu Romulus’ Zeiten Verfolgte und Emigranten anderer Städte aufgenommen wurden, die sich der Gruppe der ersten Römer anschlossen. Archäologische Forschungen haben ergeben, dass der Hügel zumindest seit dem 14. Jahrhundert v. Chr. bewohnt war. Auf dem Gipfel des Capitolium erhob sich der Tempel des Jupiter Optimus Maximus, der bedeutendste der Stadt. In Wirklichkeit war der Tempel der kapitolinischen Triade Jupiter, Juno und Minerva geweiht und dies führte dazu, dass das Kapitol bis zum Ende der Kaiserzeit als der heilige Hügel der Stadt betrachtet wurde. Der Name Capitolium geht einer Legende nach auf den Schädel (caput) eines etruskischen Kriegers zur Zeit der Tarquinier zurück, der während der Grabungen für den Bau des Jupitertempels entdeckt wurde. Der Krieger hieß angeblich Olus und daher soll aus caput Oli Capitolium abgeleitet worden sein. Auf der Arx, dem anderen Gipfel des Hügels, erhob sich der Tempel der Juno Moneta (Mahnerin), und da sich in der Nähe das Gebäude der Münzstätte befand, ging der Name “Moneta” auf die Metallstücke über, die dort geprägt wurden. Am Ende der Antike wurde das Kapitol zunehmend verlassen, bis es den ursprünglichen Namen verlor, der durch Monte Caprino (Ziegenhügel) ersetzt wurde. Dann erfolgte ein allmählicher Aufschwung, der in dem endgültigen Wiederaufblühen des 16. Jahrhunderts kulminierte und mit Michelangelos Anordnung einsetzte, die die städtebauliche und denkmalsbezogene Ausrichtung des Hügels bedeutend umstieß, dem antiken und heidnischen Forum den Rücken zukehrte und sich einer neuen Stadt der Päpste zuwandte. 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 9 Beim Kilometer Null 1. Die Piazza (Kapitolsplatz) U m auf den Kapitolsplatz zu gelangen, geht man die von Michelangelo entworfene Cordonata (Rampentreppe) hinauf, die 1578 von Giacomo Della Porta verändert und im Jahre 1929 verkürzt wurde, um die Via del Mare, heute Via del Teatro di Marcello zu bauen. Am Fuße der Cordonata befinden sich zwei ägyptische Löwen aus schwarzem Granit mit roten Äderungen, die in der Gegend des Iseo Campense (Heiligtum der Isis), einem antiken ägyptischen Tempel aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. gefunden wurden, der sich in der Gegend des Marsfeldes befand. Die Treppen der Cordonata hinaufsteigend Eine der so genannten Trophäen des Marius Eine der Dioskuren-Statuen am oberen Ende der kapitolinischen Cordonata begegnet man linker Hand der Statue des Cola di Rienzo (1313 - 1354, ein berühmter und unglücklicher Tribun, der Rom während der Jahre des Exils der Päpste in Avignon regierte); es handelt sich um ein Bronzestandbild von Girolamo Masini, das am 20. September 1877 eingeweiht wurde. Am Gipfelpunkt der Rampe angekommen trifft man auf eine Balustrade, die sich als eine regelrechte Panoramaterrasse über der Stadt herausstellt. Sie wird von zwei Dioskurengruppen, den Götterzwillingen Castor und Pollux geschmückt, die ihre Pferde halten und wahrscheinlich aus dem ihnen geweihten Tempel im antiken Zirkus Flaminius, dem heutigen Gebiet des Lungotevere dei Cenci (Tiber-Promenade der Cenci) stammen. Weitere Dekorationen sind die so genannten Trophäen des 9 18-12-2006 15:40 Pagina 10 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null Einer der Löwen aus Basalt mit Brunnenfunktion am Fuße des Kapitols 10 seines Sohnes Konstantius; beide wurMarius, die einst als die Darstellung der den auf dem Quirinal an der Stelle entden Kimbern und Teutonen durch deckt, an der die von Konstantin erbauMarius, dem berühmten Rivalen ten Thermen emporragten. Schließlich von Silla, abgenommenen befinden sich an den Enden der BalustraWaffen betrachtet wurde zwei von der Via Appia stammende den; in Wirklichkeit und auf die Zeit der flavischen Kaiser sind es Rüstungen, zurückgehende Meilensteine. die aus dem auf Nun ist man auf dem Kapitolsdem Esquilin von platz angekommen, der komKaiser Alessandro plett von Michelangelo entSevero errichteten worfen wurde und dessen und noch heute in ehemaliges mittelalterliches der Mitte der Piazza Gefüge der Künstler durch seiVittorio Emanuele II. nen Umbau vollkommen verals Ruine sichtänderte. In der Mitte baren Nymerhebt sich die moderphäum stamne, aus künstlichem men. Neben Material gestaltete den Trophäen Nachbildung der Stasteht rechts die tue des Mark Aurel. Statue des KonDas Original kann seit stantin und Die Statue Konstantins auf der kapitolinischen dem 22. Dezember links diejenige Balustrade 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 11 Beim Kilometer Null Das bronzene Reiterstandbild des Mark Aurel (moderne Nachbildung) 2005 an seinem neuen Ort im Inneren des Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) besichtigt werden; einst wurde die Statue auf Veranlassung von Michelangelo selbst aus dem Lateran auf das Kapitol versetzt. Als einziges, bis in unsere Tage gelangtes Reiterstandbild des römischen Altertums hat die MarkAurel-Gruppe nur überlebt, weil man über Jahrhunderte hinweg fälschlicherweise davon ausging, dass es den beim Christentum beliebten und daher unberührbaren Kaiser Konstantin darstellen würde. Während sein Schlachtroß majestätisch schreitet, macht der Kaiser mit der rechten Hand das Zeichen des Ad locutium (Ansprache), als wenn er sich den siegreichen Truppen zuwenden 11 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 12 18-12-2006 würde, und trägt einen Ausdruck unbesorgter Ruhe auf dem Gesicht. Im Altertum lag unter dem erhobenen Lauf des Pferdes die Statuette eines gefangenen Barbaren, Symbol der militärischen Siege gegen die Völker, die die Grenzen des Reiches bedrohten. Die Statue ruht auf einem monolithischen Sockel, der mit dem Wappen des römischen Volkes und dem von Papst Paul III. verziert ist. Eine Inschrift erinnert an die Versetzung der Statue aus dem Lateran, während eine andere nach dem Vorbild derjenigen der Römerzeit dem Kaiser eine Lobrede hält. Das vom Sockel des Mark Aurel ausgehende Sternenmuster, das die Pflasterdecke des Platzes schmückt, wurde im 16. Jahrhundert von Michelangelo entworfen, aber erst im Jahre 1940 von dem Architekten Antonio Muñoz ausgeführt. Kapitolsplatz bei Nacht 15:40 Pagina 12 Die Bronzestatue von Cola di Rienzo in dem Garten, der die Rampentreppe säumt 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 13 (Konservatorenpalast) Beim Kilometer Null 2. Der Palazzo dei Conservatori Der Palazzo dei Conservatori (Konservatorenpalast) Platzes; der neue Palazzo dei Conservauf der rechten Seite der Piazza tori wurde von ihm 1563 begonnen und befindet sich das ehemalige im Jahre 1568 von Giacomo Della Porta Gebäude einer für die städtische vollendet. So kamen zu den älteren, Verwaltung verantwortlichen Gerichtsbereits Anfang des 16. Jahrhunbarkeit aus der Zeit der italienischen derts dekorierten Innenräumen – Stadtstaaten. Auf dessen Fassade Sala Maggiore, Loggia della wurde im 15. Jahrhundert die Lupa, Sala di Annibale, Sala berühmte Wölfin platziert, eine Brondel Trono, Sala delle Oche ze aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. aus und Sala delle Aquile – wahrscheinlich großgriechidie Sala dei Trionfi, Sala scher Herstellung, die, dei Capitani und Sala zusammen mit dem Spinadegli Orazi e Curiazi rio (Dornauszieher) und hinzu. Zu den Künstlern, dem kolossalen Bronzedie diese Räume kopf Konstantins, den schmückten, zählen Konservatoren im Jahre Cavalier d’Arpino, 1471 vom Della RoveJacopo Ripanda und re-Papst Sixtus IV. Antoniazzo Romano. geschenkt wurde und Die Wölfin und die den ersten Kern der Kapianderen, von Sixtus IV. tolinischen Museen bildet. geschenkten Bronzen, Im 16. Jahrhundert plante die ursprünglich im Michelangelo die Portikus aufbeAnordnung des Hand der Kolossalstatue des Konstantin A 13 18-12-2006 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null Pagina 14 wahrt wurden, der sich vor dem ehemaligen mittelalterlichen Palast befand, wurden im Inneren untergebracht. Nach den Beiträgen von Innozenz VIII. (1484-92) geb. Cybo und Pius V. (156672) geb. Ghislieri zur Erweiterung der Sammlung wurde diese in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter dem Orsini-Papst Klemens XII. der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und verwandelte sich in das älteste Museum der Welt. Der Hof beherbergt die Reste der riesigen Statue Konstantins, die einst die Apsis der Maxentius-Basilika schmückte; es finden sich hier außerdem die bildhauerischen Darstellungen der Rom unterworfenen Provinzen. Im Innenraum werden auf der großen Freitreppe die Reliefs des Mark Aurel (176 n.Chr.) und diejenigen des Hadrian ausgestellt, weiter oben die Statue des Karl von Anjou, ein Werk von Arnolfo di Cambio aus dem 13. Jahrhundert. In der Sala degli Orazi e Curiazi können die prächtige Statue des Pamphili-Papstes Innozenz X., ein Bronzewerk von Algardi, und die von Bernini geschaffene Marmorstatue Urbans VIII. aus der Familie der Barberini bestaunt werden. In der Sala dei Trionfi stehen die so genannte Büste des Brutus, die in Wirklichkeit auf die Anfänge des 2. Jahrhunderts v. Chr. zurückgeht, die bronzene Statue des Camillus, eines jungen Assistenten der heidnischen Priesterriten und die späthelleni- Die so genannte Büste des Brutus Kopf der Kolossalstatue des Konstantin Relief, das Mark Aurel darstellt, während er eine religiöse Zeremonie zelebriert 14 15:40 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 15 Beim Kilometer Null Die Wölfin Büste des Commodus Gian Lorenzo Bernini, Kopf der Meduse 15 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 16 18-12-2006 stische Statue des so genannten Spinario (Dornauszieher), einer jünglingshaften Gestalt, die porträtiert ist, während sie sich einen Dorn aus dem Fuß zieht. Die weltberühmte Wölfin befindet sich im gleichnamigen Saal und ein Kopf der Meduse von Bernini ist dagegen in der Sala delle Oche zu finden. Als eines der bedeutendsten Werke ist noch die als Herkules porträtierte Büste des Commodus zu bewundern. In dem Palazzo befindet sich ferner die von Papst Benedikt XIV. (1740-58) geb. Lambertini mit dem Erwerb der Sammlungen der Familien Pio und Sacchetti gegründete kapitolinische Pinakothek. Dort sind Gemälde von Veronese, Palma dem Älteren, Tizian, Antonello da Messina, Tintoretto, Jacopo Bassano, Rubens, Van Dyck, Annibale Carracci, Caravaggio, La buona ventura 15:40 Pagina 16 Pietro da Cortona, Domenichino und Caravaggio ausgestellt. Am 22. Dezember 2005 wurde im Inneren des Palazzo eine neue Abteilung der Kapitolinischen Museen eröffnet, deren Fläche zuvor der durch das Museum des Palazzo dei Conservatori und den neuen Flügel des Palazzo dei Conservatori eingerahmte Giardino Romano (Römischer Garten) einnahm. Der große, aus der Abdeckung des Giardino Romano konstruierte Glassaal ist für die endgültige Unterbringung des bronzenen Reiterstandbildes des Mark Aurel bestimmt. Das Projekt des Architekten Carlo Aymonino schließt auch die neue Unterbringung der gerade restaurierten, aus Tuffstein bestehenden Fundamente des kapitolinischen Jupitertempels mit ein. 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 17 Beim Kilometer Null 3. Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast) Der Palazzo Nuovo (“Neuer” Palast) G egenüber dem Palazzo dei Conservatori ist der mit diesem identische Palazzo Nuovo von Michelangelo entworfen worden, um die Piazza zu vervollständigen. Im Jahre 1603 wurde mit dem Bau des letzten Abschnitts dieses Projekts begonnen, das erst 1654 unter Papst Innozenz X. vollendet wurde. Das Gebäude diente der Sammlung der antiken Statuen, die im Palazzo dei Conservatori keinen Platz fanden, und im Jahre 1734 weihte es Klemens XII. geb. Corsini mit dem Erwerb der Albani-Sammlung als Museum ein. Im kleinen Hof ist eine riesige liegende Statue des Marforio ausgestellt, die, zusammen mit der berühmteren Statue des Pasquino und den anderen Figuren, zur Gruppe der so genannten „sprechenden Statuen” von Rom gehört. Im Atrium ist die riesige Statue des Mars beachtlich und es befinden sich hier einige, vom Isis-Tempel auf dem Mars- feld stammende ägyptische Gegenstände. Sehr interessant sind die archäologischen Zeugnisse der orientalischen Kulte, die in einigen Räumen im Erdgeschoss aufbewahrt werden. Im Obergeschoss sind die Nachbildung des Eros von Lisippo, das wertvolle Taubenmosaik aus der Zeit Hadrians, die kapitolinische Venus, die Büste der Dame aus flavischer Zeit, die Amazonenstatuen, der berühmte Sterbende Gallier und die Säle der Büsten der Kaiser und der Philosophen zu bewundern. Das Taubenmosaik 17 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 Pagina 18 4. Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) und das Tabularium (Staatsarchiv) D er jetzige Palazzo Senatorio, der auf den Mauern des alten mittelalterlichen Gebäudes entstand, das Sitz der Senatoren der Stadt Rom war, ist gegenwärtig der Sitz des Bürgermeisters. Der gesamte Komplex ruht auf den antiken Strukturen des Tabulariums, das auf die Zeit Sillas zurückgeht. Die Hauptfassade des Palazzo ist mit den von Giacomo Della Porta und Girolamo Rainaldi vorgenommenen Änderungen das Ergebnis der Verwirklichung des ursprünglichen Projekts von Michelangelo, von dem noch die elegante zweirampige Freitreppe verblieben ist. Diese ist mit einer Nische ausgeschmückt, in der sich eine antike, sitzende Minerva-Statue aus weißem Marmor und Porphyr befindet, die in die Personifika- 18 15:40 Der Palazzo Senatorio (Senatorenpalast) tion der Göttin Roma verwandelt wurde. Die Statue wird von einem Brunnen mit zwei übereinander gelagerten Becken eingerahmt, den Matteo da Città di Castello im Jahre 1588 entwarf. An den Seiten der Freitreppe wurden zwei große, Flüsse versinnbildlichende Statuen aufgestellt, die von den konstantinischen Thermen auf dem Quirinal stammten: die linke stellt den Nil dar, die rechte den Tiber. Die Fassade ist durch hohe Halbpfeiler unterteilt, die größere Fenster mit dreieckigen und kurvenförmigen Giebelfeldern und reich umrahmte, kleinere Fenster einschließen. Auf dem Palazzo ragt der Glockenturm empor, der um 1580 von Martino Longhi dem Älteren anstelle des mittelalterlichen Turms errichtet wurde. Der Backsteinturm ist 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 19 Beim Kilometer Null Die Nilstatue 35 Meter hoch, mit Dekorationen aus Travertin versehen und dehnt sich auf vier Stockwerke aus, auf denen sich von Halbpfeilern flankierte Bögen mit durch seraphische Gesichter verzierten, korinthischen Kapitellen öffnen. Die linke Seite des Palazzo Senatorio wird in Richtung Forum durch den Torre di Niccolò V (Turm Nikolaus’ V.) (1447-55) geb. Parentucelli und zur Piazza hin durch den Torre di Martino V (Turm Martins V.) (1417-31) geb. Colonna begrenzt. Die Tiberstatue An der Fassade sind zumeist aus dem 16. Jahrhundert stammende Wappen, Reliefs und Inschriften eingemauert, darunter auch ein so genanntes Porträt des Scipio, das von einem weiblichen Kopf mit einem Afrika personifizierenden Elefantenhelm begleitet ist, sowie Gedenktafeln zur Erinnerung an die römische Republik und die Hauptstadt Rom. Der Eingang zum Palast ist derjenige aus der Zeit Sixtus IV. mit bossiertem Portal, überragt von den Wappen des 19 18-12-2006 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null Reste des Veiovis-Tempels Papstes, des römischen Volkes und des Kardinals von Estouteville. Die Fassade auf Seiten der Via del Campidoglio zeigt dagegen die Mauer des Tabulariums, in der sich der Haupteingang befand. Der hier erhaltene Abschnitt einer römischen Pflasterdecke sind die Überreste einer Querstraße des Clivus Capitolinus (Kapitolhang). Die 20 Das Tabularium 15:40 Pagina 20 große, dem römischen Forum zugewandte Fassade ist durch die weiten Bögen des Tabulariums gekennzeichnet. Das Gebäude war der Sitz des Staatsarchivs der römischen Republik; sein Name stammt von den Tabulae, d. h. den Einwohner- und Steuerdokumenten der Bürger. Es wurde von Quintus Lutatius Catulus im Jahre 78 v.Chr. errichtet und lässt auf einer Seite die auf die Einweihung des Gebäudes bezogene Inschrift erkennen. Das Tabularium gehört jener monumentalen, auch in Palestrina, Ferentino und Terracina vorhandenen Bautypologie des 1. Jahrhunderts v. Chr. an, die aus einem hohen Unterbau besteht, der von durch Halbsäulen umrahmte Bögen überragt wird. Das Innere des Palazzo Senatorio enthält im Atrium einen zweischiffigen Raum aus dem 12. Jahrhundert, der früher durch einen Portikus nach außen zeigte. Dies war der so genannte Ort des Löwen, der seinen Namen aufgrund des Vorhandenseins einer Skulpturengruppe aus römischer Zeit erhielt, auf der die Todesurteile und die Orte wiedergegeben sind, an denen die Übel- 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 täter an den Pranger gestellt wurden. Auf einer niedrigeren Ebene kann man die aus republikanischer Zeit stammenden Überreste des Tempels des Veiovis, einer an die Erdkulte gebundenen Gottheit betrachten. In der Sala del Carroccio erblickt man dagegen die Inschrift, die an die Gabe des Fahnenwa- K Pagina 21 gens (dono del Carroccio) erinnert, der den Mailändern im Jahre 1237 in der Schlacht von Cortenuova von Friedrich II. von Schwaben gestohlen wurde. Außerdem gibt es die Kapelle der Barmherzigkeit, die die zum Tode Verurteilten kurz vor der Hinrichtung beherbergte, und danach folgend die Aula Consiliare (Ratssaal), verziert durch Wappen und Inschriften sowie durch die Flaggen der Stadt und der Stadtviertel. In diesem Saal befindet sich die Statue des Julius Cäsar, ein Werk aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., und diejenige eines Admirals der kaiserlichen Flotte, die aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammt. Daneben die Sala delle Bandiere, in der die Versammlungen des Triumvirats der römischen Republik von 1849 stattfanden. Durch einen in jüngster Zeit gebauten Durchgang kann man die Protomoteca betreten, die von einst im Pantheon ausgestellten Büsten bedeutender Persönlichkeiten geschmückt ist. Beim Kilometer Null Wappen auf der Fassade des Palazzo Senatorio 15:40 5. Beim Spazierengehen... ehrt man zum Palazzo dei Conservatori zurück und geht rechts in die Via delle Tre Pile, trifft man auf den von Klemens X. geb. Altieri gewollten Palazzo Clementino, in dem gegenwärtig Büros der römischen Verwaltung untergebracht sind. Geht man durch das große Portal, das der Eingang der Villa Caffarelli war, betritt man jenen Bereich des Hügels, der bereits den Glanz des Wohnsitzes dieser Familie sah. Der Architekt des Palazzo, der auf die Piazzale Caffarelli zeigt, war Gregorio Canonico, Schüler von Jacopo Barozzi, genannt Vignola. Der Bau wurde im Jahre 1610 abgeschlossen, aber über die Jahrhunderte hinweg bis heute derart umgebaut, dass das ursprüngliche Gebäude fast nicht wieder zu erkennen ist. Die Caffarellis blieben dort bis zum Jahre 1854, als sie den Besitz aus wirt- schaftlichen Gründen an Preußen abtraten. Der Palazzo Caffarelli erhebt sich auf den Überresten des antiken Tempels des Jupiter Capitolinus, von dem ein Teil des Sockels erhalten geblieben ist. Dieser Tempel mit den drei Jupiter, Juno und Minerva geweihten Cella verfügte an der Vorderseite über den sechssäuligen Portikus und zeigte auf das Forum Romanum. Der unter Verwendung etruskischer Formen zur Zeit der Tarquinier errichtete Bau wurde bis zur Zeit Domitians mehrere Male umgebaut und hat Fragmente von Marmorsäulen und einen Teil der aus Tuffsteinblöcken bestehenden Mauer freigegeben. Geht man auf der Via di Villa Caffarelli weiter, trifft man auf ein Gebäude in neuklassizistischem Stil, das zwischen 1873 und 1877 von dem Deutschen Paul Laspeires errichtet wurde und mit Medaillons ver- 21 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 22 18-12-2006 15:40 Pagina 22 peo, von dem diese glaubten, dass sich ziert ist, die die Porträts der großen deutdort die tragische Geschichte von Tarschen Gelehrten der griechisch-lateinipeia ereignete. Der Sage nach hätte dieschen Kultur, wie Winckelmann, enthalse Rom verraten und den Sabinern den ten. Es wurde als Stätte des renommiergeheimen Pfad gezeigt, damit sie den ten Deutschen Archäologischen Instituts Felsen des Kapitols erreichen. Die einerbaut, das heute seinen Sitz in Via Sarmal eingedrungedegna hat. Hinter Rekonstruktive Plastik des Tempels des nen Soldaten töteeinem BogenJupiter Capitolinus ten sie und begrudurchgang führt ben sie unter den die Straße (rechts Waffen, vielleicht mit einer Rampe um auf exemplariabfallend) in diejesche Art und Weise nige des Jupiterzu zeigen, dass tempels (Via del einem Verräter keiTempio di Giove), ne Loyalität wo sich auf der linzusteht. Die Legenken Seite, bei den de fügt noch ein Nummern 2-10, weiteres Detail hinzu. Die Jungfrau hatte das ehemalige teutonische Krankenhaus als Belohnung das vereinbart, was die mit der auf den Tiber zeigenden Fassade Sabiner am linken Arm trugen, und dies übereinander liegender Bögen zeigt, ein waren tatsächlich normalerweise schweWerk von Julian Knapp, in dem sich heure Armreifen aus Gold und mit sehr te weitere Büros der römischen Verwalschönen Steinen geschmückte Ringe. tung befinden. Die Sabiner bedeckten sie also mit ihren Bei der Nr. 12 trifft man auf die so Schilden, die sie anstelle der üblichen genannte Casa Tarpea, ein klassizistiSchmuckstücke trugen. Von jenem Zeitscher Bau nicht ohne einfache Eleganz, punkt an wurden der Überlieferung der im Jahre 1835 ebenfalls nach dem nach von jener Stelle die VaterlandsverProjekt von Knapp errichtet wurde. räter und Mörder hinuntergestoßen. Interessant ist das Terracotta-Relief, das Vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhunden Frontgiebel schmückt, in dessen dert wurde dieser Berg auch Monte Zentrum sich die von Emil Wolff im JahCaprino (Ziegenhügel) genannt, da die re 1837 erschaffene Personifikation von Hirten ihre Ziegen dort zum Weiden Rom zwischen Tarpeia und dem Tiber brachten, aber das ganze Mittelalter befindet. Hier versammelte sich der über bis zum 16. Jahrhundert bezeichVerein der hyperboreischen Freunde, nete man ihn ebenso als locus iustitiae deutsche Altertumsforscher, die das (Ort der Gerechtigkeit), da dort die Institut mit archäologischer AusrichGalgen errichtet wurden. tung ins Leben riefen, ihre eigenen StuZum Kapitolsplatz zurückgekehrt und dien in italienischer Sprache veröffentdie Rampentreppe wieder hinuntergelichten und das Tempelchen mit Archiv, gangen sieht man zur Rechten die AraBibliothek und Vortragssaal ausstattecoeli-Freitreppe, im Jahre 1348 von ten. Es war diese Kulturstiftung, die sich Lorenzo di Simone Andreozzi errichtet. dann im Jahre 1886 in das Deutsche Sie besteht aus 124 Stufen und wurde Archäologische Institut verwandeln als Dank an die Madonna auf Kosten sollte, das damals Archäologisches des römischen Volkes verwirklicht, da Reichsinstitut hieß. sie die Stadt vor der Pest gerettet hatte, Hier befindet sich der Belvedere Tarpeo der auch von Boccaccio im Decamerone (Tarpeijischer Aussichtspunkt), der den gedacht wurde. Ausblick auf ein weiteres wunderbares Die Treppe war das einzige öffentliche und eindrucksvolles Panorama von Rom Werk, das in Rom während des Exils der erlaubt; es ist die höchste Stelle des KapiPäpste in Avignon ausgeführt wurde. tols, für die Vorfahren der Monte Tar- 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 23 (St. Maria zum Himmelsaltar) Beim Kilometer Null 6. Santa Maria in Aracoeli S. Maria in Aracoeli (St. Maria zum Himmelsaltar), Hauptschiff D ie Kirche erhebt sich am oberen Ende der gleichnamigen Freitreppe. Einer mittelalterlichen Legende nach hätte sich die Madonna, das Jesuskind in der Hand haltend, Augustus gezeigt, und der sich niederkniende Kaiser hätte den Heiland angebetet. Im 9. Jahrhundert errichtete man an dieser Stelle ein Zönobium, das 944 zum Benediktinerkloster S. Maria in Capitolio wurde. Die Ausrichtung der ursprünglichen Kirche entsprach der des aktuellen Querschiffes und auf dem Hauptaltar verehrte man das Bildnis der Maria aus dem 10. Jahrhundert. Im 12. Jahrhundert wurde in dieser Kirche der von Lorenzo und Jacopo Cosma gefertigte Ambon aufgestellt. Im Jahre 1249 sprach Papst Innozenz IV. geb. Fieschi die Kirche den Franziskanern zu und Ende desselben Jahrhunderts begann der Bau der neuen Basilika mit der zum Tiber hin ausgerichteten Fassade. Sie wurde 1348 mit der Konstruktion der Freitreppe vollendet, deren Einweihung vermutlich Cola di Rienzo vornahm. Im Jahre 1551 erhob Julius III. den Sakralbau endgültig zur Kardinalskirche. Die verschalte, aus Backsteinen gefertigte Fassade enthält eine kleine, mosaikbestückte Verzierung. Man weiß nicht, ob Letztere von einer größeren Dekoration übrig geblieben oder der Anfang desselben, unvollendet gebliebenen Werks ist. Drei Portale führen in die Kirche; über jedem dieser Eingänge befand sich einst eine Rosette. Vor der Kirche steht der Grabstein des grossen Humanisten Flavio Biondo. Der Innenraum ist dreischiffig und mit antiken Säulen aus weißem Marmor, Pavonazzetto, Cipollin und Granit besetzt. In der linken Reihe ist auf einer Granitsäule, durch die quer ein früher vielleicht für astronomische Beobachtungen verwendetes Loch verläuft, eine lateinische Schrift eingraviert, die die Säule als aus dem Cubicolo degli Augusti (Zimmer der Kaiser) stammend angibt. Der Kosmatenfußboden enthält zahlreiche Grabtafeln aus dem 14. und 15. Jahrhundert. 23 18-12-2006 15:40 Pagina 24 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null Pinturicchio, Beerdigung des hl. Bernardino Unmittelbar hinter dem Eingang rechts sind vor allem die Bufalini-Kapelle mit den im Jahre 1486 von Pinturicchio gemalten Geschichten des hl. Bernardino und des hl. Francesco, die Statue Gregors XII. von P.P. Olivieri aus dem Jahre 1476 und das Grabmal Cecchino Braccis (1544), eine nach der Zeichnung Michelangelos ausgeführte Arbeit von F. Amadori, von Bedeutung. Im rechten 24 Jesuskind von Aracoeli (Nachbildung) Querschiff ist das Arnolfo di Cambio zugeschriebene Grabmal von Luca Savelli (ungefähr 1287) zu bewundern. Auf dem Hochaltar befindet sich das bereits zuvor erwähnte, verehrte Bildnis der Madonna mit Kind aus dem 10. Jahrhundert. Im linken Querschiff vor der Kapelle der hl. Elena ist unter dem jetzigen Fußboden durch ein Glas ein kosmatengeschmückter Altar mit der Erscheinung der Jungfrau bei Augustus sichtbar. In der Kapelle der hl. Elena sind die Reliquien der Heiligen und Mutter Konstantins aufbewahrt. In der zweiten Kapelle links steht die berühmte Holzkrippe aus dem 17. Jahrhundert. Hier wird zur Weihnachtszeit das wundertätige Jesuskind von Aracoeli (heute durch eine Nachbildung ersetzt) hineingelegt, das 60 Zentimeter hoch und der Tradition gemäß von einem Franziskaner aus Jerusalem aus dem Holz eines Olivenbaums aus Gethsemane geschnitzt wurde. Das Original der berühmten Statue, die seit Jahrhunderten Objekt der Verehrung der Römer ist, wurde im Jahre 1994 gestohlen. 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 25 Beim Kilometer Null Antike Säulen, die für das Hauptschiff von S. Maria in Aracoeli wiederverwendet wurden 25 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 26 18-12-2006 15:40 Pagina 26 7. Beim Spazierengehen... eines Grabes der Bocerlässt man seitcabella, das mit einem lich die Kirche, Fresko aus dem 14. trifft man auf Jahrhundert verziert ist, eine Säule mit korinthidie die Deposizione di Crischem Kapitell und Kreuz sto tra il compianto della zur Erinnerung an das ErdbeMadonna e S. Giovanni (Kreuzabnahben des Jahres 1703. Der Portikus mit me Jesu unter den Lilien des Kreuzabnahme Jesu unter dem Klagen der Madonna dem Klagen Farnese-Papund des hl. Johannes (14. Jahrhundert) der Madonna stes Paul III., und des hl. ausgeführt Johannes) von Pietro da darstellt. Melide und Nach dem geschmückt Abriss der Kirmit Fresken, che sind die die Geschichgroßen Überten des hl. reste einer Franziskus vierstöckigen darstellen, römischen verband die Insula (HäuKirche mit serblock) mit dem Kloster einem Teil Aracoeli, das der Vorderseiheute nicht te und den Läden wieder zum Vormehr existiert. Nachdem man die Freischein gekommen. Das Erdgeschoss treppe aus dem 14. Jahrhundert wieder der Insula, die das einzige nichtaristohinuntergestiegen ist, kann man zur kratische Mietshaus ist, welches in Rom Rechten Reste eines kleinen romaniSpuren hinterlassen hat, befindet sich schen Turms mit zweigeteiltem Fenster neun Meter unterhalb der gegenwärtiaus dem 11. Jahrhundert sehen, der gen Straßendecke. Die rechte Seite des bereits zur Kirche S. Biagio de MercaVittoriano entlanggehend erreicht tello gehört, und den arcus solium (Sarman von hier aus Piazza Venezia. kophag mit darüber liegendem Bogen) V Oberer Abschnitt der Insula am Fuße des Kapitols 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 27 Beim Kilometer Null 8. …der Spaziergang wird fortgesetzt... Piazza Venezia D ie Piazza verdankt ihren Namen dem Palast, den der Kardinal von Venedig Pietro Barbo, später als Paul II. zum Papst (1464-71) gewählt, auf demjenigen erbauen ließ, der die Titelkardinäle von S. Marco beherbergte. Früher hieß der Platz S. Marco; als Pius IV. einen Teil des Palastes an die Republik Venedig als Botschaftssitz abtrat, erhielt der Platz den Namen, den er noch heute trägt: Venezia. Piazza Venezia war der Ort, an dem sich das Ziel des berühmten Rennens der Bàrberi, der reiterlosen Pferde befand, die, von der Piazza del Popolo aus startend, über die Via del Corso (die ihren Namen genau diesem Rennen verdankt) sausten und den Wettkampf an einer Stelle beendeten, die Ripresa dei Barberi genannt wurde, wo sie zuständiges Personal unter Verwendung großer weißer Tücher aufhielt. Dieser Brauch blieb lange Zeit die Hauptattraktion des berühmten römischen Karnevals und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts aufgrund zahlreicher Unfälle beendet, in die die entlang der Strecke zusammengedrängten Personen verwickelt waren. Das derzeitige Aussehen des Platzes ist das Ergebnis der Abrissarbeiten, die zwischen den Jahren 1885 und 1911 zur Errichtung des Nationaldenkmals zu Ehren von Viktor Ema- nuel II. durchgeführt wurden. Zu diesem Zweck musste man eine Reihe von Gebäuden zerstören, wie einen großen Teil des Klosters Aracoeli, den Turm Pauls III. und den Palazzo Torlonia, der durch den Palazzo delle Assicurazioni Generali di Venezia ersetzt wurde. Am Ende entstand die jetzige rechteckige Form (ca. 130 x 75 Meter) auf der Achse der Via del Corso, im Süden beherrscht vom Nationaldenkmal, von den Römern weniger freundschaftlich in „Schreibmaschine“ umbenannt, im Westen vom Palazzo di Venezia und im Osten vom Palazzo delle Assicurazioni Generali begrenzt. Im vergangenen Jahrhundert erlangte der Platz in aller Welt wegen der Versammlungen Berühmtheit, die dort während der Zeit des Faschismus (1922-1943) anlässlich der zahlreichen Reden abgehalten wurden, die Mussolini vom Balkon seines Büros im Palazzo di Venezia aus hielt. Mussolini war es auch, der Piazza Venezia als Ausgangspunkt für die Eröffnung der zwei großen Straßenverkehrsadern wählte: Via dell’Impero (heute Via dei Fori Imperiali) in Richtung Kolosseum und Via del Mare (heute Via del Teatro di Marcello) in Richtung des Foro Boario und der Bocca della Verità. 27 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 Pagina 28 8. Das Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II. (Vittoriano) D er Architekt Giuseppe Sacconi, Vertreter des akademischen Eklektizismus’, gewann den nach dem Tod des Königs im Jahre 1878 ausgeschriebenen, internationalen Wettbewerb und wurde zum Bauleiter ernannt. Er konzipierte einen riesigen Altar, teilweise den Altar von Pergamon als Vorbild 28 15:40 nehmend, mit einer hoch gelegenen Säulenhalle und in der Mitte das Reiterstandbild des Königs Viktor Emanuel II., Vater des Vaterlandes. Später wurde dem königlichen Monument das Grab des Unbekannten Soldaten mit den sterblichen Überresten eines unbekannten Soldaten hinzugefügt, der im Ersten Welt- Das Nationaldenkmal zu Ehren von Viktor Emanuel II. 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 Pagina 29 den Außenseiten große Brunnen mit den Figuren des Tyrrhenischen Meeres von P. Canonica rechts und links des Adriatischen Meeres von E. Quadrelli. Weitere vier Marmorgruppen symbolisieren die nationalen Tugenden: an den Seiten der Terrasse, oberhalb des linken Brunnens, die Kraft von A. Rivalta und die Eintracht von L. Pogliaghi. Oberhalb der anderen Terrasse zur Rechten findet man hingegen das Opfer von L. Bistolfi und das Recht von E. Ximenes. Oben auf der Freitreppe befindet sich der Altar des Vaterlandes, Beim Kilometer Null krieg fiel. Das Monument ist 81 Meter hoch und für seinen Bau hatte man den Abriss der an das Kapitol grenzenden Renaissanceviertel vornehmen müssen. An den Seiten der Freitreppe befinden sich zwei goldbronzene Skulpturengruppen, die den Gedanken, Werk von G. Monteverde, und die Tat von F. Jerace darstellen. Auf halber Höhe der Treppe stehen zwei von G. Tonnini geschaffene Löwen und am oberen Ende sind zwei geflügelte Siegesgöttinen auf Rammspornen angebracht, die linke von E. Rubino, die rechte von E. De Albertis; an 15:40 29 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 30 18-12-2006 geschmückt durch eine grosse, Rom verkörpernde Statue, ein Werk von A. Zanelli. In Richtung der Statue laufen imposante Hochreliefs zusammen, die die Umzüge für die Arbeit und die Vaterlandsliebe symbolisch darstellen und die Schöpfung desselben Bildhauers sind. Im Innenraum der kleinen Gedächtniskapelle befindet sich der Altar des Vaterlandes, das die Überreste eines im Ersten Weltkrieg gefallenen, unbekannten Soldaten birgt. Das Reiterstandbild Viktor Emanuels II. ist die Bronzearbeit von Enrico Chiaradia. Die Basis der Statue ist mit den von 15:40 Pagina 30 E. Maccagnani geschaffenen Personifikationen der italienischen Städte verziert. Es folgen vier Säulen, an denen die geflügelten Siegesgöttinen emporragen, die, von links beginnend, das Werk von E. Cantalamessa, A. Apolloni, C. Zucchi und M. Rutelli sind. Auf den mittleren Vorbauten oberhalb der Portale stehen, von links, die symbolischen Darstellungen der Politik, der Philosophie, der Revolution und des Kriegs. Es folgt dann der hohe Portikus mit zwei Propyläen, unter denen sich acht Altäre befinden, die an die im Ersten Weltkrieg Enrico Chiaradia, Reiterstandbild Viktor Emanuels II. 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 31 Beim Kilometer Null genießt man eines der eindrucksvollsten Panoramen von Rom. Im Inneren des Monuments haben das Institut für die Geschichte des italienischen Risorgimento und das Museo sacrario delle Bandiere delle Forze Armate (Fahnenmuseum der Streitkräfte) ihren Sitz. Das Museo Centrale (Hauptmuseum) des Risorgimento nutzt weitere Innenräume des Vittoriano und sammelt Dokumente, Skulpturen, Drucke und Gemälde der Geschichte Italiens ab dem Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Zu den interessanten Ausstellungsstücken zählen die Zimelien des Gefängnisses vom Spielberg, persönliche Gegenstände von Garibaldi, aus dem Ersten und Zweiten Unabhängigkeitskrieg und Propagandamaterial aus dem Ersten Weltkrieg. Heute ist es zu einem Ort wichtiger Ausstellungen geworden. F. Jerace, Die Tat, Skulptur aus Goldbronze befreiten Städte erinnern und hinter denen ein Felsblock des Monte Grappa aufgestellt ist. Der 72 Meter lange Portikus hat eine leicht konkave Vorderseite mit sechzehn Säulen und dem mit den Personifikationen der italienischen Regionen verzierten Gebälk. Die Attika ist darüber hinaus mit einem Fries von mit großen Schilden abwechselnden Adlern geschmückt. Unter den Pronaoi (Vorhallen) der Propyläen stehen behauene Schutzgeister, auf die jeweils ein Ruhm zutrifft. In den Giebelfeldern der Pronaoi befinden sich links die Einheit von E. Butti und rechts die Freiheit von E. Gallori. Auf der Spitze der Propyläen stehen dagegen zwei Bronzegruppen, die von geflügelten Siegesgöttinen geführte Quadrigen darstellen: links die Einheit von Carlo Fontana, während die Darstellung der Freiheit auf der gegenüberliegenden Seite das Werk von Paolo Bartolini ist. Vom Portikus aus A. Zanelli, Rom 31 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 32 D 18-12-2006 15:40 Pagina 32 9. Beim Spazierengehen... ie Freitreppe des Vittoriano hinuntergegangen erkennt man zur Rechten, auf dem Rasen am Fuße des Denkmals, einige antike Überreste: Es handelt sich um diejenigen des Grabes von Caius Puplicius Bibulus, das im 1. Jahrhundert v. Chr., gerade noch außerhalb der von den so genannten Überreste des Grabes von Caius Puplicius Bibulus Servianischen Mauern markierten Grenze liegend, aus Tuffstein und Travertin gefertigt wurde. Das Grabmal besaß eine rechteckige Cella auf einem hohen Sockel; der verbliebene Teil ist mit Lisenen (Mauerstreifen) tuskanischen Stils verziert. Nachdem man zur Linken den Fußgängerüberweg überquert und eine große umzäunte, mit der reizenden Fontanella della Pigna (PinienzapfenBrünnlein) geschmückte Blumenanlage hinter sich gelassen hat, gelangt man zu der kleinen Kirche, die durch eine Loggiafassade gekennzeichnet ist. 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 33 Beim Kilometer Null 10. San Marco D ie Kirche wurde im Jahre 336 von Papst Markus gegründet und viele nachfolgende Dokumente bezeugen ihre Existenz. Die erste Basilika des 4. Jahrhunderts befindet sich 2,30 Meter unterhalb der jetzigen Kirche, und es wurden die Überreste der Fundamente und der drei durch Säulen getrennten Kirchenschiffe bestimmt. Das Gebäude hatte dieselbe Ausrichtung wie die heutige Kirche und man nimmt an, dass es durch einen Brand zerstört wurde. Eine zweite Basilika aus dem 5. Jahrhundert kehrte die Ausrichtung um, mit dem Altar an derjenigen Stelle, an der sich der Eingang der vorherigen Kirche befand. Auf diesem Tempel entstand die dritte Kirche aus dem 9. Jahrhundert, die wieder die Ausrichtung der ersten Konstruktion übernahm. Und von dieser Kirche kann man heute noch die Krypta besichtigen. Im Jahre 1154 wurde der romanische Glockenturm und der S. Marco, Fassade marmorne Baldachin errichtet, ein Werk desselben Künstlers, der später an der Kirche S. Lorenzo fuori le Mura (St. Lorenz vor den Mauern) arbeiten sollte. Große bauliche Veränderungen setzten 1464 unter Paul II. ein: Die Decke des Hauptschiffes wird prachtvoll dekoriert, die Apsis restauriert und der gegenwärtige Portikus mit der darüber liegenden Loggia errichtet. Der heutige Fußboden wurde hingegen im Jahre 1523 erneuert, während neue Glasfenster, Stuckdekorationen und Gemälde auf Kosten der einst im Palazzo di Venezia ansässigen venezianischen Botschaft eingebracht wurden. Die Kirche sollte ihr endgültiges Aussehen erst im Jahre 1735 erhalten, als die antiken Granitsäulen durch Backsteinsäulen ersetzt wurden, die mit sizilianischem Jaspis verkleidet waren, und der Hochaltar errichtet wurde. Von der Loggia über dem Portikus aus 33 18-12-2006 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null Atrium, Brunnen aus dem 9. Jahrhundert segnete der Papst, der lange Zeit im Palazzo di Venezia wohnte, die zu feierlichen Anlässen zusammengekommene Menge. Im Atrium der Basilika sind ein Brunnen aus dem 9. Jahrhundert und eine in die rechte Wand eingemauerte Grabinschrift bemerkenswert; diese ist Beweis für das Verhältnis, das den Papst Alexander Borgia mit der im Jahre 1518 verstorbenen Vannozza Cattanei verband, von der er vier Kinder bekam, darunter Cesare, genannt Valentino, und die berühmte Lukrezia, Herzogin von Ferrara. In dem dreischiffigen Innenraum ist das bewundernswerteste Werk das sehr kostbare Mosaik, das das flache Apsisgewölbe schmückt. Im Mittelschiff befinden 34 15:40 Pagina 34 sich zahlreiche Fresken und Gemälde zwischen den Verglasungen, die alle aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen. In den Kapellen sind einige wertvolle Werke von Palma dem Jüngeren. Im Inneren der Apsis dann das Meisterwerk der Basilika: das aus dem 9. Jahrhundert stammende Mosaik mit der Darstellung des Christus mit Papst Markus und den hl. Agapitus, Agnes, Felicissimus, dem Evangelisten Markus und Gregor IV.; darunter Christus und die Apostel. In der Nähe des Seiteneingangs steht ein Grabmal, Werk von Antonio Canova. Im Sakramentsaltar im hinteren Teil des Schiffes befindet sich das Papst Markus darstellende Bild von Melozzo da Forlì, während die Zeichnung der Kapelle von Pietro da Cortona stammt. Der Körper des Heiligen wird in einer Porphyrurne im Presbyterium aufbewahrt. Zu besichtigen ist die Sakristei, die die Überreste des ursprünglichen Ziboriums, wertvolle Einrichtungsgegenstände und Reliquiaren zusammen mit einem Fragment der Kreuzigung aus dem 13. Jahrhundert und ein Bild des Evangelisten Markus von Melozzo da Forlì enthält. Apsismosaik: Christus mit Papst Markus und den hl. Agapitus, Agnes, Felicissimus, dem Evangelisten Markus und Gregor IV. 01-Beim Kilometer Null 15:40 Pagina 35 11. Beim Spazierengehen... ie Basilika S. Vom Portal des Palazzo Marco auf di Venezia aus, der sich dem gleichnain Via del Plebiscito migen Platz verlassend befindet und als Zugang sieht man rechts, nahe der für die regelmäßig im Palazzo Hausnummer 49, die Reste einer Stastattfindenden Ausstellungen genutzt tue, die vom Iseo Campense, einem wird, betritt man den an Palmen reiägyptischen Tempel aus der Kaiserzeit chen Garten, um den mit einem stammt, der sich in der Nähe der Via di Löwen von S. Marco geschmückten Campo Marzio befand. Die große weibBrunnen zu bewundern. Von hier aus liche Marmorbüste, dort seit dem 15. erreicht man den Hof des angrenzenJahrhundert aufgestellt, ist wahrscheinden Palazzetto und kann das rekonlich der Rest dessen, was von einer grosstruierte päpstliche Viridarium in Einsen Statue der Göttin Isis übrig gebliesicht nehmen. Inmitten des Gartens ben ist. Die Büste wurde vom Volk in steht der im Jahre 1483 mit den WafMadame Lukrezia umbenannt und in fen des Kardinals Barbo eingehauene der Vergangenheit zusammen mit dem Brunnen. Kehrt man zur Piazza Venebekannteren Pasquino zu den so zia zurück, mit dem Vittoriano im genannten sprechenden Statuen von Rücken, fällt die Aufmerksamkeit auf Rom gezählt; dies sind diejenigen Staden Palazzo zur Linken. tuen, auf denen satirische Kompositionen in Versen gegen die Regierung oder hoch gestellte Persönlichkeiten der Stadt angebracht wurden. Die Statue ist an den Palazzetto di Venezia gestellt, ein Gebäude, das mit großen Bogenöffnungen ursprünglich als Begrenzung für das Viridarium, den päpstlichen Garten fungierte. Aus Gründen, die mit der Entwicklung der Straßenachse zwischen Rom und dem Meer verbunden sind, wurde der Palazzetto im Jahre 1911 vollkommen zerstört und im Vergleich zum Original mit einer anderen Ausrichtung und großen Änderungen wiederaufgebaut. Er wurde um ein Stockwerk erhöht und hat die Schließung der Bögen erlitten. Derzeit sind in dem Gebäude verschiedeBüste der Isis, genannt Madame Lukrezia ne Kulturvereine ansässig. Beim Kilometer Null D 18-12-2006 35 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 Pagina 36 12. Der Palazzo di Venezia U rsprünglich war er eine bescheidene Unterkunft der Titelkardinäle der Basilika. Im Jahre 1440 übernahm der Venezianer und spätere Papst Paul II., Pietro Barbo, den Kardinalstitel und das Gebäude begann, sich zu verwandeln; zunächst durch den Anbau eines Torre della Biscia genannten Turms, der früher der Familie Annibaldi gehörte. Mit der Krönung des Kardinals zum Papst erfuhr der Palazzo eine enorme Entwicklung. Wenn dieses Gebäude zuvor 700 Quadratmeter groß war, übertraf es schließlich, den Garten eingeschlossen, eine Fläche von 11.000 Quadratmetern. Es wurde auch ein breiter Hof geschaffen und die auf den Platz zeigenden Fenster wurden verändert. Im Jahre 1564 gründete Pius IV. im Palazzo eine Art Eigentumsgemeinschaft zwischen den 36 15:40 Der Palazzo di Venezia Kardinälen der Basilika S. Marco und der Republik Venedig, die das Haus als Wohnsitz für ihre Botschafter nutzte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ging der Palazzo mit dem Abkommen von Campoformio zum habsburgischen Reich über, mit Ausnahme der Napoleonischen Zeit, in der er Eigentum des Italienischen Reiches wurde. Der Palazzo di Venezia gehörte bis 1916 zu Österreich und wurde dem italienischen Staat im Jahre 1924 zurückgegeben. Heute beherbergt der Palazzo das Museum des Palazzo di Venezia und die Bibliothek des Nationalen Instituts für Archäologie und Kunstgeschichte. Von 1929 bis 1943, das Jahr der letzten Sitzung des „Großen Faschistischen Rats“, beherbergte der Palazzo in der Sala del Mappamondo das Büro von Mus- 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 Pagina 37 Beim Kilometer Null solini. Von dem auch von der Piazza aus gut sichtbaren Außenbalkon des Saals hielt der Duce seine berühmten Reden – einschließlich der Kriegserklärung gegen Frankreich und England vom 10. Juni 1940 – an die Menge, die sich auf dem Platz zusammendrängte. Das Museum des Palazzo di Venezia wurde 1921 eröffnet. Die vom Staat im Jahre 1959 erworbene OdescalchiSammlung der Wandteppiche und Waffen ist in der Sala Regia ausgestellt, der Ort, an dem die Botschafter darauf warteten, vom Papst empfangen zu werden. Einige Wandteppiche flämischer Herkunft aus dem 16. Jahrhundert besitzen einen beachtlichen künstlerischen Wert. Die Sala del Mappamondo erhielt ihren Namen aufgrund einer heute verschwundenen Weltkarte, die sich an der Decke befand. Der Raum misst 280 Quadratmeter und verfügt über einen wunderschönen, mit Barbo-Wappen versehenen Kamin. Von diesem Saal aus betritt man die Räume des Kardinals 15:40 Detail eines Fensters des Palazzo di Venezia Barbo: Zu bestaunen sind die Sala del Pappagallo, Sala degli Argenti und Sala delle Ceramiche. Die Räume der Wohnung der Familie Cybo werden dagegen für vorübergehende Ausstellungen genutzt. Der über die V ia del Plebiscito blickende Löwe des Palazzo di Venezia 37 1. Rundgang 01-Beim Kilometer Null 38 A 18-12-2006 15:40 Pagina 38 13. Beim Spazierengehen... m rechten Napoleons beherEnde des bergte, die dort ihre Palazzo di letzten Jahre verbrachVenezia befindet sich die te und tagelang hinter kleine Kapelle der Madonna dem überdachten Eckbalkon delle Grazie. Sie (der so genannte wird üblicher“Mignano”) saß weise die Madonund die Römer nella di S. Marco beim Spaziergang genannt, geht auf beobachtete. Auf das Jahr 1699 der gegenüberliezurück und genden Seite von befand sich an Piazza Venezia einer Ecke von findet man das Piazza S. Marco. Bauwerk sehr viel Sie wurde nach jüngeren Datums, den Arbeiten des Palazzo delle Palazzo delle Assicurazioni Generali, Jahres 1911, die Assicurazioni Detail der Fassade zum Abriss des Generali, errichPalazzetto di Venezia und dessen Vertet im Jahre 1911 gemäß der Zeichsetzung führten, hierher gebracht. nung von Alberto Manassei, der die An der Ecke zwischen Piazza Venezia Proportionen der Renaissance von und Via del Corso befindet sich PalazPalazzo di Venezia zum Vorbild nahm. zo Bonaparte, der zuvor den Namen Ein einfacher Gedenkstein erinnert der Familien D’Aste und Rinuccini daran, das in Via dei Fornari Micheltrug und ein Werk von G.A. De Rossi angelo Buonarroti lebte: Seine Wohdes ausgehenden 17. Jahrhunderts ist. nung, die auch seinen Schülern als Der Palazzo ist vor allem daher Atelier diente, wurde zerstört, um bekannt, dass er Madame Letizia Platz für den Palazzo delle AssicuraRamolino Bonaparte, die Mutter zioni zu schaffen. Palazzo Bonaparte, überdachter Eckbalkon 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 39 Wie erreicht man… Piazza Venezia: H - 30 - 40 - 44 - 46 - 60 - 62 - 63 - 64 - 70 - 81 - 84 - 85 - 87 - 95 - 117 - 119 - 130 160 - 170 - 175 - 190 - 204 - 271 - 492 571 - 628 - 630 - 715 - 716 - 780 - 781 810 - 850 - 916 Touristenbuslinie: 110 - Archeobus Zeichenerklärung: • Die halbfetten Zahlen zeigen die Endstationen an (z. B. 70). • Die unterstrichenen Zahlen verweisen auf die Straßenbahnen (z.B. 3). • Die grünen Zahlen geben die nur werktags bedienten Linien an (z.B. 30). • Die roten Zahlen zeigen die nur feiertags verkehrenden Verkehrsmittel an (z.B. 130). 01-Beim Kilometer Null 18-12-2006 15:40 Pagina 40 Stadt Rom Tourismus Infobüros des Fremdenverkehrsamtes • Stazione Termini (Hauptbahnhof) - Via Giolitti, 34 Gleis 24 (täglich von 8.00-21.00 Uhr) • Stazione Termini - Piazza dei Cinquecento Vetrina Roma (täglich von 11.00-18.00 Uhr) Täglich von 9.30-19.30 Uhr • Flughafen Leonardo da Vinci - Terminal C - Arrivi Internazionali (Ankunft Internationale Flüge) • Castel Sant’Angelo (Engelsburg) - Piazza Pia • Via Minghetti - Fontana di Trevi (Trevi-Brunnen) • Piazza del Tempio della Pace - Fori Imperiali (Kaiserforen) • Piazza delle Cinque Lune - Navona • Santa Maria Maggiore - Via dell’Olmata • Piazza Sonnino - Trastevere • Via Nazionale - Palazzo delle Esposizioni Büro für Tourismuspolitik und internationale Tourismusförderung Via Leopardi, 24 – 00185 Rom Callcenter Fremdenverkehrsamt Tel. +39 06 82059127 (täglich von 9.00-19.30 Uhr) Telefonvermittlung der Stadt Rom Tel. +39 06 06 06 www.comune.roma.it