PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere

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PDF - Bund gegen Missbrauch der Tiere
Nr. 1 März 2009
DAS RECHT
I M N AMEN
DER
DER
TIERE
W ISSENSCHAFT
Tierversuche
an Hunden und Katzen
DAS PROJEKT
"run4dogs"
HILFT
TIERHEIMHUNDEN
TIERFREUNDE
AUFGEPASST!
HUNDEHANDEL IM
INTERNET BOOMT
RUMÄNIEN
KASTRATIONSMOBIL
STARTET IM MAI
INTERVIEW
SCHMERZFREI MIT
GOLDAKUPUNKTUR
B UND
GEGEN
M ISSBRAUCH
DER
T IERE E .V.
INHALT
I N H A LT
EDITORIAL
3
TITELTHEMA
4
Tierversuche an Hunden und Katzen
Leiden im Namen der Wissenschaft
AKTUELL
8
“run4dogs” - Projekt hilft Tierheimhunden
Freyja läuft für ihre Artgenossen
TIERSCHUTZPOLITIK I
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Geflügelindustrie täuscht mit Siegel
Neue Hundegesetze in Sachsen-Anhalt, HH und Hessen
12
AUSLANDSTIERSCHUTZ
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Seite 4
bmt fordert
Schluss mit Tierversuchen!
Im Frühjahr geht´s los:
Baumaßnahmen in den Tierheimen Pecs und Kiskunhalas
TIERSCHUTZPOLITIK II
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Sevilla streicht Zahlungen für Stierkämpfe
MEDIZIN
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Tierärztin Buscher über die Wirkung der Goldakupunktur
Seite 8
"run4dogs"
Freyja läuft für Tierheimhunde
GESCHÄFTSSTELLEN
Franziskus-TH
TH Wau-Mau-Insel
TSZ Pfullingen
TH Köln-Dellbrück
TH Hage
TH Elisabethenhof
GsT Issum
TH Arche Noah
Verwahrloste Tiere befreit
Henriettes lange Wanderschaft
Gemeinsam für Straßenhunde
Hundehandel im Internet boomt
Clyde - der Hund auf der Waage
Physiotherapie für Dreibeiner
Pflegestellen des bmt
Neue Pläne für das Tierheim
Nachruf auf Frau Georg
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30
31
32
32
ANSCHRIFTEN / Internetadressen der Geschäftsstellen
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ZU
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GUTER
LETZT
Wie geht es den Hunden aus dem Animal Hoarding-Fall
(RdT 4/08)?
Das Recht der Tiere 1/2009
Beitrittserklärung
2
Seite 18
Interview
Schmerzfrei mit Goldakupunktur
36
Seite 26
Impressum
DAS RECHT DER TIERE Nr. 1/2009
Mitgliederzeitschrift des „Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V.“
Redaktion:
Claudia Lotz, Dr. Jörg Styrie, Mike Ruckelshaus, Torsten Schmidt
Gestaltung: Stefan Lotz, Andrea Sturm
Artgerchte Offenstallhaltung
Internet
Unseriöser
Hundehandel
boomt
Druck: L.N. Schaffrath DruckMedien, Geldern;
Titelbild: Beagle, Foto Claudia Lotz
Übernahme von Artikeln, auch auszugsweise, nur mit Quellenangabe gestattet. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier.
Auflage: 45.000 Exemplare
EDITORIAL
AUF
EIN
WORT…
Liebe Mitglieder, liebe Tierfreunde!
ich möchte Sie heute an einem Gedicht teilhaben lassen, das alles über
unsere Arbeit aussagt, wie ich finde: Hilfe ist niemals vergeblich - und
auch wenn nur wenige Tiere im Angesicht des mannigfaltigen Tierleids
gerettet werden können, dann sind diese wenigen immer Grund und
Anlass genug, weiter zu machen, zu handeln, zu kämpfen und letztlich
um zu verändern!
bmt-V
Vorsitzender Dr. Jörg Styrie
"Der Seestern"
Als der alte Mann bei Sonnenuntergang den Strand entlang ging, sah er vor
sich einen jungen Mann, der Seesterne aufhob und ins Meer warf. Nachdem er
ihn schließlich eingeholt hatte, fragte er ihn, warum er das denn tue.
Die Antwort war, dass die gestrandeten Seesterne sterben würden, wenn sie bis
Sonnenaufgang liegen blieben. "Aber der Strand ist viele, viele Kilometer lang,
und tausende Seesterne liegen hier", erwiderte der Alte. "Was macht es also für
einen Unterschied, wenn Du Dich abmühst?"
Der junge Mann blickte auf den Seestern in seiner Hand und warf ihn in die
rettenden Wellen. Dann meinte er: "Für diesen macht es einen Unterschied!"
Je mehr Menschen sich bücken, um "Seesterne in die rettenden Wellen" zu werfen, desto mehr
können überleben - so wird aus Hoffnungslosigkeit und scheinbarer Auswegslosigkeit Hoffnung!
Hoffnung verbinde ich mit unserem Termin in Brüssel. Voraussichtlich werden wir mit unseren
Unterstützern, TASSO, Vier Pfoten und dem ETN, Ende April die über 15 Monate gesammelten
Resolutionen übergeben - 50.000 Unterzeichner schließen sich unserer Forderung nach einer
humanen Lösung für das europaweite Straßenhundproblem an. Human heißt: Kastrieren statt
töten!
Es grüßt Sie herzlich in tierschützerischer Verbundenheit
Ihr
Dr. Jörg Styrie
Das Recht der Tiere 1/2009
Wir wünschen von der EU die Zusage, Kastrationsprogramme in ihren Mitgliedsstaaten zu
fördern - dass es so schnell zu einem Termin in Brüssel kam, werten wir als großen
Hoffnungsschimmer. Doch unabhängig von diesem Gespräch laufen unsere Planungen für
unsere Auslandsprojekte auf Hochtouren. Mit Ihrer Unterstützung können wir den Tieren schon
helfen, bevor die bürokratischen Mühlen zu mahlen beginnen…
3
TITELTHEMA
Tierversuche an
Hunden und Katzen
"Die Vivisektion ist das schwärzeste
aller schwarzen Verbrechen, deren
der Mensch sich heute schuldig macht"
(Mahatma Gandhi)
Obwohl selbst einige Wissenschaftler die Auffassung vertreten, dass
Ergebnisse von Tierversuchen nicht
oder nur sehr bedingt auf den Menschen übertragen werden können,
sind die grausamen Versuche am
lebenden Tier nicht rückläufig. Im
Gegenteil: Seit Jahren steigen die
Zahlen der Tiere, die in Versuchen
zum Teil unermessliche Qualen erdulden, wieder an!
Schon 1922 brandmarkte die Gründungsgeneration des bmt, der
"Bund gegen die Vivisektion", Tierversuche als eine der schlimmsten
Formen des Verbrechens, die Menschen an ihren Mitgeschöpfen verüben. Diese Auffassung vertritt der
bmt bis heute und setzt sich für ein
grundsätzliches Verbot von Versuchen an allen Tieren ein.
Im folgenden Artikel haben wir
Versuchstiere in den Vordergrund
gerückt, die die "Lieblings-Haustiere" der Deutschen sind. Doch wissen
die wenigsten, dass und wie viele
Hunde und Katzen in Tierversuchen
gequält werden. 12,1 Millionen Tiere wurden EU-weit 2005 in Tierversuchen missbraucht, davon 24.000
Hunde und fast 4000 Katzen.
Das Recht der Tiere 1/2009
Ihre Nähe zum Menschen wird Hunden
und Katzen zum Verhängnis, wenn es
um wissenschaftliche Forschung geht.
Wegen ihrer besonderen "Kooperationsbereitschaft" werden Hunde gerne
als Versuchstiere eingesetzt, z.B. wenn
das Experiment mit kleineren Säugetieren, wie Mäusen und Ratten, nicht
4
LEIDEN IM NAM
durchgeführt werden kann. Die meisten Versuchshunde sind Beagle.
Diese Rasse gilt als besonders gutmütig. Zudem sind Beagle einerseits groß
genug für Versuche beispielsweise am
Herzen, an den Zähnen oder an den
Knochen. Andererseits sind sie aber
auch klein genug, dass sie gut zu
"handhaben" sind. Bei Katzen ist es oft
ihre sprichwörtliche Geschicklichkeit,
die sie zu Versuchsobjekten unter anderem in der Hirnforschung macht.
Wie viele Hunde und Katzen
werden in Deutschland und der
EU zu Versuchen eingesetzt?
Die offiziellen europäischen und deutschen Statistiken präsentieren erschre-
ckende Zahlen: In der Europäischen
Union wurden im Jahre 2005 bei insgesamt 12,1 Millionen Versuchstieren
knapp 4.000 Katzen und über 24.000
Hunde in wissenschaftlichen Versuchen verwendet. In Deutschland sind es
Jahr für Jahr zwischen 500 und 1000
Katzen und über 4000 Hunde.
Wozu werden Tierversuche mit
Hunden und Katzen durchgeführt?
Den deutschen und europäischen Statistiken zufolge werden Tierversuche
mit Katzen in der Grundlagenforschung und zur Erforschung und Produktion von medizinischen und veterinärmedizinischen Produkten durchge-
TITELTHEMA
führt, aber auch für toxikologische
Untersuchungen. Hunde hingegen
werden überwiegend in toxikologischen
Untersuchungen eingesetzt und daneben in der Grundlagenforschung und
zur Erforschung und Produktion von
medizinischen Produkten und Geräten.
Was bedeutet das konkret?
Was geschieht in den Versuchen
mit den Hunden und Katzen?
Die meisten toxikologischen Untersuchungen an Hunden sind so genannte
subakute und chronische Giftigkeitsprüfungen. In solchen Tests werden den
Hunden über Zeiträume von einem
Monat bis zu zwei Jahren tagaus tagein
Substanzen verabreicht. Dies können
neue Medikamente sein, die auf
Nebenwirkungen getestet werden,
aber auch Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln.
Zumeist wird den Tieren die Substanz
über eine Magensonde eingeflößt. Nur
dann können die Wissenschaftler sicher sein, dass die Hunde die Testsubstanz auch zu einer bestimmten Uhrzeit
in der erwünschten Menge zu sich nehmen. Übel schmeckende Stoffe würden
die Hunde ja nicht fressen oder wieder
hoch würgen.
In Giftigkeitsprüfungen werden mehrere Gruppen von Tieren gebildet. Jede
Gruppe erhält die Testsubstanz in einer
anderen Menge. Versuchspläne, z.B.
für Pflanzenschutzmittel, schreiben vor,
dass die Mengen so dosiert werden,
dass die Tiere, die die höchsten Dosierungen erhalten, bereits leichte Übelkeit und andere Symptome zeigen.
In der Grundlagenforschung untersuchen Forscher, wie gesunde und kranke Organe und Organsysteme funktionieren. So werden Hunden unter Narkose Herzschrittmacher eingepflanzt.
Nach einer Erholungsphase wird das
Herz gezielt gereizt, um bestimmte
Herzreaktionen zu untersuchen.
Katzen werden Elektroden, also feine
Drähte, ins Hirn eingepflanzt. Unter
Narkose werden ihre Hirnströme gemessen. Auch für veterinärmedizinische Untersuchungen kommen Hunde
und Katzen zum Einsatz. Forscher infi-
Das Recht der Tiere 1/2009
EN DER “WISSENSCHAFT”
5
TITELTHEMA
zieren sie hierfür zum Beispiel mit Erregern, an denen ihre Artgenossen tatsächlich erkranken können. Anschließend untersuchen sie die entstehenden
Krankheitssymptome oder mögliche
Behandlungsmethoden.
Bei der Erforschung und Produktion
von medizinischen und veterinärmedizinischen Produkten geht es beispielsweise darum, neue Zahnfüllstoffe oder
Knochenimplantationstechniken zu testen. So werden Hunden Zähne gezogen und nach einer Abheilungsphase
künstliche Implantate eingeschraubt.
Nach einigen Monaten werden die Tiere eingeschläfert, und es wird untersucht, wie das umliegende Gewebe auf
die neuen Produkte reagiert hat.
Ähnlich ist es bei der Erprobung von
Knochenimplantaten in Ober- oder
Unterschenkelknochen. Andere For-
”AG REDUZIERUNG
Welche Schmerzen, Leiden und
Schäden müssen die Hunde
und Katzen in solchen Versuchen erdulden?
Nehmen wir das Beispiel, dass einem
Hund ein neues, gut verträgliches Medikament verabreicht wird. Es soll überprüft werden, wie sich dieses im Körper
verteilt und wieder ausgeschieden wird.
Der Hund muss die unangenehme Prozedur der Verabreichung über die Magensonde einmal am Tag über sich ergehen lassen - und dies eventuell über
Wochen, Monate oder gar Jahre.
Wenn das neue Medikament aber gut
verträglich ist, muss der Hund keine
weiteren Schmerzen oder Leiden erleiden. Löst der neue Wirkstoff jedoch unangenehme und vielleicht sogar gefährliche
Nebenwirkungen
aus,
können die Schmerzen, Leiden und
Schäden des Hundes erheblich und
VON
TIERVERSUCHEN"
Der bmt ist festes Mitglied
Alljährlich veröffentlicht das Bundeslandwirtschaftsministerium
(BMELV) die aktuellen Versuchstierdaten. Erschreckend: Die Anzahl von in
Tierversuchen eingesetzten Tieren nimmt seit Jahren zu! An ca. 2,6 Millionen
Tieren wurden alleine 2007 in Deutschland die unterschiedlichsten Tests und
Versuche (z.B. für die Grundlagenforschung, Aus- und Weiterbildung, die
Prüfung von Schädlingsbekämpfungsmitteln etc.) durchgeführt.
Das Recht der Tiere 1/2009
Die vom BMELV eingesetzte Arbeitsgruppe "Reduzierung von Tierversuchen"
hat am 4. Februar 2009 über die Zahlen diskutiert, um die sich abzeichnenden Entwicklungen insbesondere in Deutschland zu analysieren.
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Der bmt ist festes Mitglied dieser Arbeitsgruppe. Unabhängig davon, dass
sich der bmt für einen kompletten Ausstieg
aus der tierexperimentellen Forschung engagiert, stand bei der letzten Sitzung die Reduzierung der (zum Teil) hoch belastenden Versuche an Primaten, Hunden und Katzen im
Fokus des bmt. Im Anschluss an die Auswertung der Tierversuchdaten diskutierte die Arbeitsgruppe über den aktuellen Vorschlag der
EU für eine neue Tierversuchsrichtlinie. Der
bmt hatte im Vorfeld seine ausführliche Stellungnahme dem Ministerium zugeschickt.
scher probieren neue Operationstechniken, zum Beispiel zum Versorgen der
Operationswunde, oder untersuchen,
wie die Knochenheilung verläuft, wenn
die Hunde gleichzeitig bestimmte Medikamente erhalten.
vielleicht sogar tödlich sein. An Hunden
werden auch Pflanzenschutzmittel getestet, die von ihrer Bestimmung her
giftig sein müssen.
Operationsversuche und Versuche, bei
denen an Hunden und Katzen Krank-
heiten ausgelöst werden, sind zumindest mittelgradig, wenn nicht sogar
schwer belastend für die Tiere. Schließlich werden die Tiere krank gemacht.
Zwar werden Operationen unter Narkose durchgeführt. Aber jeder, der
selbst schon einmal im Krankenhaus
operiert wurde, weiß, wie er selbst sich
nach einer solchen Narkose und Operation gefühlt hat.
Den Hunden und Katzen geht es da
nicht besser, zumal man ihnen nicht erklären kann, was auf sie zukommt. Zudem operieren die Forscher sie in der
Regel, um einen Schaden in ihrem Körper zu verursachen und nicht, um Schäden zu beheben. Und wenn die Hunde
und Katzen gar mehreren Operationen
in Folge unterzogen werden, dann ist
es mehr als wahrscheinlich, dass die
bedauernswerten Tiere von Eingriff zu
Eingriff mehr darunter leiden.
Wenn man das Leiden der Hunde und
Katzen in den Versuchen bewerten
möchte, muss man auch berücksichtigen, wie (wenig artgerecht) Versuchstiere gehalten werden. Es gibt Versuche, in denen die Tiere einzeln in
Käfigen gehalten werden, beispielsweise, wenn sie ein oder gar mehrere
aufwändige Operationen über sich ergehen lassen müssen. Allein die isolierte Haltung ist schon eine erhebliche
Belastung für einen Hund.
Doch auch wenn die Hunde und Katzen
in Gruppengehegen gehalten werden,
sind ihre Möglichkeiten, ihre artgemäßen Bedürfnisse zu erfüllen, stark
eingeschränkt. Hunde und Katzen leben in Labors, dort haben sie naturgemäß weniger Platz als ihre Artgenossen
in Privathaushalten. Laborhunde und
-katzen leben in einer reizarmen Umgebung ohne abwechslungsreiche Beschäftigung. Wenn sie Auslauf bekommen, dann zumeist nur in eingezäunten Innen- oder Außengehegen ohne
Umgebungsreize.
Zur Erinnerung an Henry
Acht Jahre im Versuchskäfig!
Ungefähr ein Viertel der Katzen und ein
Fünftel der Hunde werden den offiziellen deutschen und europäischen Statistiken zufolge "wieder verwendet". Das
bedeutet: Am Ende des Versuchs entscheidet ein Tierarzt, dass es dem Hund
oder der Katze "gut genug geht", um
weiterleben zu können. Wenn der erste
Versuch insgesamt als wenig belastend
eingestuft wird, werden sie in weiteren
Versuchen eingesetzt.
So würde die bereits erwähnte Erprobung eines gut verträglichen Medikamentes als wenig belastend gelten.
Nach einer gewissen "Erholungsphase"
darf an den Hunden und Katzen ein
weiteres Medikament getestet werden.
Nach mehreren Durchläufen von Versuchsreihen werden Tiere manchmal
herausgegeben und von Privatpersonen aufgenommen - eine weit unterschätzte Geste von Tierfreunden, denn
das Aufnehmen eines unter künstlichen
Bedingungen gehaltenen Tieres stellt
eine große Herausforderung für das
Zusammenleben dar. Weil sie ihre Umwelt nicht kennen lernen durften, sind
viele ehemalige Versuchstiere scheu,
ängstlich und reagieren panisch auf Situationen des täglichen Lebens.
Und die offiziellen Zahlen belegen
noch mehr: Rund 75% der Katzen und
80% der Hunde werden am Ende der
Versuche getötet! Dies ist der Fall, wenn
Wissenschaftler das Gewebe der Tiere
weiter untersuchen wollen oder wenn
die Tiere aufgrund der Versuche so
stark "geschädigt" sind, dass ihnen ein
Weiterleben nicht mehr zuzumuten ist.
Was kommt bei den Versuchen
heraus? Geht es auch anders?
Ergebnisse aus Tierversuchen sind das
Resultat an Forschungen am Tier. Sie
sagen etwas über die Reaktion des Tieres aus, nicht jedoch über die potentielle des Menschen. Aus diesem Grund
teilen wir die Ansicht progressiver Wissenschaftler, dass sich die Ergebnisse
von Tierversuchen NICHT auf den
Menschen übertragen lassen. Immer
wieder zeigt sich, dass Substanzen und
Produkte, die im Tierversuch als gut
Die wenigsten Laborhunde bekommen die
Chance, nach Ende der Versuche ein annähernd "normales" Leben zu führen. Die meisten werden getötet. Der American Bulldogrüde Henry lebte acht Jahre im Versuchskäfig, dann wurde er überraschend an Privat abgegeben. Verkümmerte Muskeln, Arthrose, zerstörte Darmflora - der neue Besitzer, ein Berliner Unternehmer, machte es sich zur Aufgabe, diesem Hund, an dem Menschen sich im Namen der Wissenschaft vergangen hatten, noch lebenswerte
Jahre zu bescheren. 36 Monate durfte Henry all das nachholen, was für die
meisten seiner Artgenossen eine Selbstverständlichkeit ist…
verträglich und wirkungsvoll getestet
wurden, in der Praxis starke Nebenwirkungen entfalten.
Eine biomedizinische Forschung ohne
Tierversuche ist möglich. So kann die
Giftigkeit und Wirksamkeit neuer Substanzen mit modernen Computerverfahren in Verbindung mit komplexen
Zellkulturmethoden untersucht werden.
Für Untersuchungen von Krankheitsprozessen bieten sich neben Testreihen
am Computer und im Reagenzglas
auch ethisch vertretbare, schmerzfreie
Untersuchungen direkt an gesunden
und natürlich erkrankten Tieren und
Menschen an.
Wo kommen die Tiere für die
Versuche her?
Das Deutsche Tierschutzgesetz schreibt
vor, dass Hunde und Katzen speziell
gezüchtet werden müssen, wenn sie als
Versuchstiere verwendet werden. Und
so gibt es auch in Deutschland Zuchten
für Versuchshunde und Versuchskatzen. Zumeist sind das große kommerzielle Betriebe, bei denen Wissenschaftler, die Tierversuche durchführen,
Hunde und Katzen bestellen können.
Doch die offiziellen Statistiken belegen
kaum Fassbares: Im Jahre 2005 kamen über ein Viertel der in der Europäischen Union verwendeten Versuchskatzen und rund ein Fünftel der
Versuchshunde nicht aus Europa. Für
Deutschland ist das Verhältnis nicht viel
anders: Im Jahre 2007 kamen 181 von
802 Katzen und 1165 von 4794 Hunden, die in wissenschaftlichen Versuchen verwendet wurden, weder aus
Deutschland noch aus irgendeinem einem anderen europäischen Land. Tendenz jährlich steigend.
Wo kommen diese Tiere her? Warum
mutet man den Hunden und Katzen,
die ja ohnehin schon in Versuchen leiden, auch noch weite Transporte zu,
manchmal tagelang in engen Boxen?
Inoffiziell geben Forscher zu, dass Versuchshunde aus Kostengründen immer
häufiger importiert werden… das können wir nicht akzeptieren! Der bmt hat
umgehend beim Bundesministerium
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, das in Deutschland für
den Tierschutz zuständig ist, gegen den
Import von Versuchshunden - und das
damit verbundene Leiden der Tiere Einspruch erhoben.
Anstatt Tierversuche auf Kosten der Tiere "wirtschaftlicher" zu machen, sollen
alle Anstrengungen der Bundesregierung dahin gehen, Tierversuche abzuschaffen. Der bmt setzt sich bei den zuständigen Politikern für eine ethisch
vertretbare biomedizinische Forschung
ohne Tiere ein und ist davon überzeugt,
dass diese Wissenschaft letztendlich
auch besser geeignet ist, die anstehenden biomedizinischen Fragen zu beantworten.
Was ist mit dem Gerücht, dass
Hunde und Katzen für Versuche
gestohlen werden?
Immer wieder erreichen uns Berichte,
dass in einer bestimmten Gegend vermehrt Hunde oder Katzen verschwinden. Besorgte Tierfreunde fragen sich
dann auch, ob diese vermissten Haustiere von Tierfängern gestohlen wurden, um in Tierversuchen zu enden.
Der bmt geht solchen Hinweisen sorgfältig nach. Bislang konnte jedoch nicht
nachgewiesen werden, dass Haustiere
für Tierversuche gestohlen werden, wie
dies noch vor ca. 20 Jahren der Fall
war.
Text: bmt
Fotos: “Ärzte gegen Tierversuche”
www.aerzte-g
gegen-ttierversuche.de
Das Recht der Tiere 1/2009
Was passiert mit den Hunden
und Katzen am Ende der Versuche?
7
AKTUELL
run4dogs - Projekt h
SO
WEIT DIE
P FOTEN
TRAGEN :
F REYJA
LÄUFT
7. Februar, 6.00 Uhr früh. 108 Teilnehmer haben sich in der Morgendämmerung zur
"Brocken Challenge 2009" eingefunden.
Start ist Göttingen, Ziel der in 1142 Höhenmetern liegende Brocken. Die Luft
ist schneidend, der Boden gefroren,
und vor den Ultramarathonläufern
liegen 81 harte Kilometer auf
Norddeutschlands höchsten Berg.
Startnummer 26 und 77 sind seit
einem Jahr als eingespieltes Team
bekannt: Triathlet Andree Morth
und seine Husky-Samojeden-Hündin nehmen heute, genau 12 Monate nach Freyjas Laufdebüt, an ihrem
21. gemeinsamen Marathon teil, und jeder Kilometer hat dabei eine
ganz eigene Bedeutung: Denn Andree
Morth, Lebensgefährtin Dorothe Wolf und
die gemeinsame Hündin laufen für ihr ambitioniertes Projekt "run4dogs", das Freyjas Tierheim-Kumpels unterstützen soll.
Das Recht der Tiere 1/2009
Auf der "Brocken Challenge 2008" wurde Freyja ein Jahr zuvor von ihren
sportbegeisterten Besitzern in die Marathonszene eingeführt: Auf ihrer ersten großen Herausforderung präsentierte sich die damals ca. Dreijährige
als begeisterte und disziplinierte Läuferin vor dem Profi Andree Morth. Denn
anders als beim "normalen Spazierengehen" läuft der Hund nicht seine eigenen Wege, sondern stets dem Besitzer
voraus, gelenkt durch die Stimme und
zurückgehalten durch eine Laufleine
mit Ruckdämpfer, die Mensch und
Hund über Bauchgurt und Geschirr
miteinander verbindet.
8
Am 3. Januar 2008 nahmen Andree
Morth und Dorothe Wolf die Hündin
aus dem bmt-Tierheim in Kassel zu
sich. Das junge Paar hatte die HuskySamojeden-Hündin Silvester auf der
homepage der Wau-Mau-Insel entdeckt - die faszinierenden Augen des
Schlittenhundes ließen sie auch im neuen Jahr nicht mehr los, und bei den
Ausdauersportlern wuchs die Hoffnung, dass gerade diese Hündin ihren
eingespielten Tagesablauf aus Job,
abendlichem Training und mehrmals
im Jahr stattfindenden Marathon-Veranstaltungen begleiten würde.
Triathlet Andree Morth trainiert
mit Freya bei jeder Witterung
Doch wie dann mit einem Vierbeiner
umgehen, der beim ersten "Gassigehen" überrascht auf dem Waldweg stehen blieb, weil er sich partout nicht vor-
stellen konnte, was diese noch unbekannten Menschen am anderen Ende
der Leine von ihm wollten? Spazierengehen um der Bewegung willen? Ein
Fremdwort für eine Hündin, die aus einer schlechten Haltung in Ungarn
stammte und nur eines in ihrem Leben
gelernt hatte: Keine Ansprüche an Futter, Unterkunft und Behandlung zu entwickeln und dennoch ein freundlicher,
den Menschen zugewandter Hund zu
bleiben.
Und so war denn auch nach 50 Metern
zögerlichen Vorwärtstastens Schluss,
und jeder weitere Versuch, die Dreijährige zum Gehen zu animieren, zum
Scheitern verurteilt. Doch Freyja hatte
nicht mit der Beharrlichkeit ihrer neuen
Freunde gerechnet, die die Hündin
buchstäblich mit der Nase auf all die
Verlockungen stießen, die Wald, Feld
und Flur tierischen (und menschlichen)
Sinnen zu bieten haben.
Und plötzlich, nach Tagen, schien Freyja zu begreifen: Endlich begann sie zu
laufen, raumgreifend, geschmeidig,
AKTUELL
ilft Tierheimhunden
A RTGENOSSEN
Das Marathon-TTeam:
Freyja,
Doro und Andree
unterstützen
den bmt
aufmerksam für ihre Umgebung…und lief und lief,
als wolle sie ihrem alten Leben
endgültig ein Schnippchen schlagen. Mit jedem Schritt eroberte sie
sich die Welt ihrer neuen Freunde, eine aufregende Welt voller Aktivität, Gemeinsamkeit, Liebe zur Natur und der
alles beherrschenden Freude an Bewegung und körperlicher Ausarbeitung.
"Distanzen besiegt man im Kopf", sagt
der Ultramarathonläufer Andree
Morth, doch da ist Freyja sich nicht
ganz sicher, ob ihr "Chef" mit dieser Behauptung wirklich recht hat: Sie besiegt
Distanzen mit Muskelkraft, Ausdauer
und dem hohen Maß an Belastbarkeit, die sie von ihren Ahnen, den Schlittenhunden, geerbt hat.
In ihrem neuen Zuhause, das sie sich
bereitwillig mit fünf
netten Katzen teilt, stapeln sich die Be-
weise ihrer Leistungsstärke in Form von
Urkunden und Medaillen.
478 Kilometer in acht Tagen durch die
Schweiz - bei diesem Lauf von Rorschach nach Genf, dem "Trans-SwissRun", war Freyja sogar offizielles Maskottchen der Veranstaltung und
bewältigte tapfer die täglichen Etappen. "Amberger Ultralauf" über 63 km,
65 km durch Belgien beim "Olne-SpaOlne", 60 km "Berg-en-Dal" durch die
Niederlande, der "Stunt 100", ein 100
Meilen-Lauf nahe Hildesheim, der
Non-Stop, Tag und Nacht, über vier
verschiedene Runden gelaufen wird,
81 km bei der "Brocken Challenge",
222 km Schlittenhundrennen in Tschechien beim Sedivackuv Long, einen Teil
der 230 km der "Tortur de Ruhr" - um
nur einige Trailstrecken zu nennen, die
Freyja inzwischen erkundet hat.
Freyja ist der einzige Hund weltweit mit
eigenem Championchip (Zeitnahmesystem) und sie ist noch mehr: Sie ist
"pure Lebensfreude auf vier Pfoten", wie
das Laufmagazin "RUNNING" titelt und
eine große Bereicherung im Leben des
Paares - mit Freyja wird aus Andree
und Dorothe eine kleine Familie, ein
Team, das sich vertraut und aufeinander baut.
Was für eine Karriere! Gestern noch
die verwahrloste, achtungslos behandelte Hündin aus Ungarn, die verschreckt und ängstlich im Tierheim sitzt
und nicht weiß, was der morgige Tag
bringt - und heute die ausgeglichene,
souveräne Hündin, deren Laufbegeisterung Thema für Magazine und TVDokumentationen geworden ist.
"Was für ein Traumhund", hören die
Ausdauersportler immer wieder, wenn
sie mit Freyja auf den häufig europaweit stattfindenden Lauf-Veranstaltungen auftauchen und Hunde- und
Nichthundebesitzer bewundernd vor
ihrer sanften Husky-Samojedenhündin
stehen bleiben.
"Eine ehemalige Tierheimhündin", sagt
Andree Morth dann und freut sich
schon auf die Reaktion seiner Gesprächspartner. Er weiß genau, was de-
“ Y U C O N -A R C T I C - U LT R A 2 0 1 0 ”
100 Meilen laufen bei 40 Grad Minus
Seit 2008 bereitet sich das Marathonhund-Team Freyja auf ein "wirkliches Abenteuer" (Andree Morth) vor: In Kanada findet im Februar 2010 auf dem Trail des
"Yukon Quest", dem berühmtesten Schlittenhundrennen der Welt, der "YuconArctic-Ultra" statt. Der Lauf erstreckt sich in Selbstverpflegung über eine Strecke
von 100 Meilen (ca. 161 Kilometer Non Stop). Extreme Kälte, unberechenbare
Witterung und die fremde Topografie lassen den sportlichen Wettkampf zu einer der größten Herausforderungen im Leben der Triathleten werden.
"Unseren Traum" nennt Andree Morth, Sieger des "Laufs der Deutschen Einheit"
über 51 km (2006) das Schlittenhundrennen, das bei Temperaturen bis zu 40
Grad Minus ausgetragen wird. Mit seiner Lebensgefährtin, die den MagdeburgMarathon (2006) gewann, hat er u. a. die Sahara durchquert (245 Kilometer
"Marathon des Sables"), ist 150 km Non-Stop durch die Wüste von Boavista auf
den Kapverdischen Inseln gelaufen und hat am "Stunt 100" in Deutschland teilgenommen, der ebenfalls ohne Unterbrechung gelaufen werden muss.
Worum geht es den Ausdauersportlern? "Wir lieben den Sport; er ist unser Leben", sagen beide. Begeisterungsfähigkeit, ausgeprägter Durchhaltewillen und
die aufregende Erfahrung, dass körperliche Grenzen im Kopf verschoben werden können, gehören zu den Hauptmotivationen. Hinzu kommt eine Fähigkeit,
die viele Menschen bereits verloren haben: Die Freude, in der Natur zu sein, ohne sie beherrschen zu wollen.
Das Recht der Tiere 1/2009
FÜR IHRE
9
AKTUELL
nen in diesem Moment durch den Kopf
geht: "So ein Prachthund aus dem Tierheim? Das kann nicht sein!"
Noch heute spricht das Paar von seinem ersten Rundgang durch das bmtTierheim in Kassel am 3. Januar 2008.
"Wir hätten nicht nur einen passenden
Hund gefunden", sagen sie, "sondern
so viele! " Die Beiden verließen die
Wau-Mau-Insel in der festen Überzeugung, ein Projekt zu entwickeln, das
nicht nur dem bmt zu Spenden für seine praktische Tierschutzarbeit verhel-
fen sollte, sondern vor allem den Tierheimhunden zu
mehr Anerkennung in der
Gesellschaft.
Vorbereitung auf den Yukon-Arctic-Ultra
Noch immer herrsche leider
oft die Meinung vor, dass die Hunde in
Bellen der Tierheimhunde vernahm.
den Tierheimen problematisch, verhal"Das war Mitleid und gleichzeitig der
tensgestört, aggressiv, krank - eben faWunsch, Negatives aus meinem Leben
milienuntauglich - seien, erklärt der
herauszuhalten", beschreibt Andree
38jährige IT-Fachmann und erinnert
Morth seine damalige Einstellung.
sich an seine eigene, lange zurück lie"Helfen ja, aber bitte keine Konfrontagende Abwehrreaktion, die ihn übertion mit Leid und Elend!" - diese Sponkam, wenn er nur aus der Ferne das
tanreaktion vieler, im Grunde hilfsbereiter Menschen kennen die Triathleten
aus Kassel nur zu gut. 2008 startete das
engagierte Paar ihr humanitäres Projekt "run4children" für krebskranke KinHunde müssen langsam an Belastungen herangeführt werden
der, das zum Vorbild für "run4dogs" geKein Hund - und auch kein Schlittenhund worden ist. Fast 12.000 Euro kamen so
darf von heute auf morgen überfordert werim vergangenen Jahr für die Kinderhilden, warnt Andree Morth. Wichtig ist ein
fe auf eine sehr unkonventionelle Weise
moderates und verantwortungsbewusstes
zusammen.
Training, das den Hund langsam an Dis"Glaubt ihr, dass Freyja die Trailstrecke
tanzen heranführt. Auch Freya wurde vorschafft?", forderten die Extremsportler
sichtig an immer größere Strecken gewöhnt.
ihre Freunde und Kollegen zur Wette
Asphalt stellt eine der größten Belastungen
heraus. Eine interessante Wette mit sofür die Gelenke der Hunde dar und ist abzialem Hintergrund, fanden die Angesolut uninteressant, darum sollten die Besitsprochenen und zahlten pro gelaufezer auf hundegerechte Trails achten.
nem Kilometer eine bestimmte Summe,
die sich durch die Teilnahme an zahlAuf www.marathonhund.de bewertet Andree Morth Marathon- und
reichen Lauf-Veranstaltungen im Jahr
Ultramarathon-Läufe nach ihrer Hundegerechtigkeit. Führt die Strecke oft über
schnell vervielfachte.
Straßen, Zäune mit Stacheldraht, Uferbefestigungen und fehlen natürliche
Das Geld kam (und kommt) zu 100%
Wasserstellen, aus denen die Hunde zwischendurch trinken könnten? Wie ist
krebskranken Kindern zugute und ab
die Toleranz der Veranstalter gegenüber vierbeinigen Teilnehmern? Die schöndiesem Jahr nun auch abgeschobenen
sten Strecken können von den Teilnehmern des "Gassi-Trails" gemeinsam noch
und ausgesetzten Hunden. "Wir möcheinmal gelaufen werden. Der "Gassi-Trail" ist eine privat veranstaltete Laufseten über unser Projekt Menschen gezielt
rie "von Hundefreunden für Hundefreunde" auf MarathonHund.de, wie Andree
für Tierheimhunde interessieren", sagt
Morth sein Informationsportal rund um Lauf-Events mit Hunden nennt.
die 31jährige Sekretärin Dorothe Wolf.
Kernpunkt dabei: Der Hund soll mit Freude laufen - und muss, wenn er Lei"Diese Hunde tragen ein großartiges
stungen erbringen soll, optimal ernährt werden. So bekommt Freyja am Abend
Potential in sich - und sie würden es so
vor einem Marathon Futter mit hohem Nährwert und ca. drei Stunden vor dem
gerne zeigen, wenn jemand ihnen die
Start eine Art Suppe, die aus rohen, durchgedrehten Fisch- oder FleischbroChance gäbe!"
cken besteht, die in einem Liter Wasser angerührt wird. Auf diese Weise soll der
Jeder, der sich von diesem Konzept anpotentiellen Gefahr des Dehydrierens bei langen Läufen und höheren Tempegesprochen fühlt, ist herzlich als Freyraturen begegnet werden.
ja's "Kilometerpate" willkommen. Auch
Während der Belastung sollen die Hunde keine schwerverdauliche Nahrung
zukünftig wird es viele zu bewältigende
bekommen - da halten sich die lauferfahrenen Hundebesitzer an die ErfahLäufe geben, die es für die gute Sache
rungen der Schlittenhundfahrer. Am Ende des Tages gibt es einen Napf mit
zu unterstützen lohnt. Wir freuen uns
hochwertigem Futter, als Belohnung eine getrocknete Rindernase und eine groauf Ihr Mitwirken. Danke.
ße Portion Streicheleinheiten.
Das Recht der Tiere 1/2009
So bereitet sich Freyja auf die Läufe vor
10
Text: Claudia Lotz
Fotos: Andree Morth
TIERSCHUTZPOLITIK I
GEFLÜGELINDUSTRIE TÄUSCHT MIT SIEGEL
bmt
PRÜFT
K LAGE
Die gute Nachricht zuerst: Seit
dem 1. Januar 2009 ist in
Deutschland die Haltung von Legehennen in der Käfigbatterie
verboten. Doch nun die schlechte
Nachricht: Bei genauerer Betrachtung ändert sich für viele Legehennen nur wenig. Denn statt
des alten Käfigsystems, in dem
jeder Legehenne eine Fläche von
lediglich 550 cm2 zur Verfügung
stand, können die Tiere nun in so
genannten Kleingruppen gehalten werden.
Die Bezeichnung "Kleingruppe" täuscht
bewusst darüber hinweg, dass es sich
auch hierbei um eine Käfighaltung
handelt, bei der jedem Tier eine Fläche
von 800 cm2 zur Verfügung steht. Die
Fläche pro Huhn vergrößert sich von einer DIN A4 Seite auf die Fläche eines
Aktendeckels. Eine artgerechte Tierhaltung ist auch in einem solchen Käfig
nicht möglich.
Und es kommt noch schlimmer: Die an
sich schon Verbraucher täuschende Bezeichnung
"Kleingruppenhaltung"
scheint den Lobbyisten der Geflügelin-
WEGEN
V ERBRAUCHERTÄUSCHUNG
Betrug am Verbraucher und am Tierschutz
dustrie aber noch nicht ausreichend!
Sie satteln noch eins drauf. Ende des
letzten Jahres stellten sie ein Siegel unter der Bezeichnung "Tiergerechte Haltungsform" vor, mit dem auch Eier aus
der "Kleingruppenhaltung" beworben
werden sollen (wir berichteten im RdT
4/08).
Und tatsächlich sind derartig ausgelobte Eier auch im Handel zu finden.
Auf der Innenseite der Eierverpackung
befindet sich eine Erklärung der Kleingruppenhaltung, die die Verbrauchertäuschung auf die Spitze treibt. Wörtlich
heißt es dort: "Die Gruppengröße von
60 Hennen bietet damit eine erweiterte Bewegungsfläche von 4,8 m2 pro
Tier".
Wie soll eine Henne, die mit 60 weiteren Hennen in einem Käfig eingesperrt
ist, wobei jeder Henne nur 800 cm2 zur
Verfügung stehen, die Fläche von 4,8
m2 nutzen?
Der Bund gegen Missbrauch der Tiere
lässt juristisch prüfen, wie gegen diese
Art der Verbrauchertäuschung vorgegangen werden kann!
Text: Dr. Jörg Styrie
NEUE LANDESREGIERUNG IN HESSEN
Nachdem im November 2008 die Regierungsbildung von
SPD und Bündnis 90/Die Grünen gescheitert ist, sind CDU
und FDP als klare Gewinner aus der vorgezogenen Landtagswahl vom 18. Januar 2009 hervorgegangen. Neue Hessische Ministerin für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz und somit zuständig für den Tierschutz,
wird Silke Lautenschläger. Die bisherige Sozialministerin löst
ihren Parteikollegen Wilhelm Dietzel ab.
Im Vergleich zu den Koalitionsvereinbarungen der "Beinahe-Koalitionäre" SPD
und Bündnis 90/Die Grünen (wir berichteten im RdT 04/08) stellt der Koalitionsvertrag von CDU und FDP für die Legislaturperiode von 2009 bis 2014 keinen
grundlegenden Fortschritt für den ethisch
motivierten Tierschutz dar. Die schwarzgelben Vereinbarungen sind weniger kon-
kret im Hinblick auf die geplanten Maßnahmen, und zahlreiche tierschutzpolitische Bereiche, bei denen Handlungsbedarf besteht, bleiben unberücksichtigt.
Im Einzelnen will die neue Landesregierung in der laufenden
Legislaturperiode "den Tierschutz auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse weiterentwickeln und Forschungsprojekte unterstützen." Darüber hinaus will sie sich "für eine
bundeseinheitliche Regelung zu einer artund tierschutzgerechten Haltung von Zirkustieren einsetzen."
Eine bundeseinheitliche Regelung strebt sie
ebenfalls "für das Schächten in Verbindung
mit einer geeigneten Betäubungsmethode"
an, "die sowohl den Tierschutz achtet als
auch religiösen Anforderungen gerecht
wird."
Text: Mike Ruckelshaus
Das Recht der Tiere 1/2009
SCHWARZ-GELBE KOALITIONSVEREINBARUNGEN ZUM TIERSCHUTZ ERNÜCHTERND
11
TIERSCHUTZPOLITIK
NEUE HUNDEGESETZGEBUNGEN IN SAC
S ACHSEN -A NHALT
ZAHLREICHE
N EUERUNGEN
FÜR
H ALTER
Der Landtag in Sachsen-Anhalt hat am 18.12.2008 mit
den Stimmen von CDU und SPD dem lange umstrittenen
Hundegesetz zugestimmt.
In Sachsen-Anhalt wurde bereits seit
Jahren um ein Hundegesetz gerungen.
Im Jahr 2000 hatte die damalige Landesregierung eine auf einer Rasseliste
beruhende Gefahrenabwehrverordnung zum Schutz vor gefährlichen
Hunden erlassen, die jedoch vom
Oberverwaltungsgericht Magdeburg
gekippt wurde. Dieser und der Folgeverordnung aus dem Jahr 2002 fehlte
nach Auffassung der Rechtssprechung
eine ausreichende gesetzliche Ermächtigungsgrundlage. Seit Oktober 2006
hat die CDU/SPD-Landesregierung an
H AMBURG
dem nun verabschiedeten Gesetz gearbeitet.
Für die Hundehalter in
Sachsen-Anhalt gelten
mit in Kraft treten des Gesetzes zahlreiche Veränderungen. Alle Hunde,
die nach dem 1. März
2009 geboren werden,
müssen mit einem elektronisch lesbaren Mikrochip gekennzeichnet und registriert werden. Auch werden ihre Besitzer verpflichtet, spätestens drei Monate
nach der Geburt des Tieres eine Haftpflichtversicherung abzuschließen.
Hunde der Rassen American Staffordshire-Terrier, Bullterrier, Pitbull-Terrier
und Staffordshire-Bullterrier werden als
gefährlich eingestuft. Für sie gilt, unabhängig vom Geburtsdatum, eine Kennzeichnungs-, Registrierungs- und Versicherungspflicht. Ferner besteht für
diese vier Rassen sowie für Hunde an
derer Rassen, die schon einmal aufgrund besonderer Aggressivität aufgefallen sind oder zugebissen haben, eine Maulkorb- und Leinenpflicht.
Außerdem müssen sie einen Wesenstest absolvieren.
Bei bestandener Prüfung entfallen der
Maulkorb- und Leinenzwang. Der Test
muss innerhalb von sechs Monaten
nach Beginn der Haltung erfolgen.
Blinden- und Begleithunde sind von
dieser Regelung ausgenommen, auch
wenn sie einer der vier als gefährlich
eingestuften Rassen angehören. Sie
gelten aufgrund ihrer besonderen Ausbildung als friedliche Tiere.
Die Halter der als gefährlich eingestuften Hunde müssen ihre Sachkunde in
einer Prüfung und ihre Zuverlässigkeit
mit einem polizeilichen Führungszeugnis nachweisen. Verurteilte Straftäter
sollen in der Regel keine Kampfhunde
halten dürfen.
DISKUSSION UM DIE HUNDESTEUERSÄTZE
Das Recht der Tiere 1/2009
Kein erhöhter Steuersatz für "Tierheim-Kampfhunde" mit bestandenem Wesenstest
12
Mit einem interfraktionellen Antrag hat die Hamburger Bürgerschaft beschlossen, die Steuer für sogenannte Kampfhunde aus dem Tierheim Süderstrasse, die einen Wesenstest bestanden haben, zu
senken. Demnach würde für diese Hunde nicht mehr
der erhöhte jährliche Steuersatz von 600 Euro gelten, sondern lediglich ein Betrag von 90 Euro fällig
werden, wie für jeden anderen Hund auch.
Nach Ansicht der Abgeordneten mache es wenig Sinn, diese Hunde, die ihre Ungefährlichkeit nachgewiesen haben,
weiterhin auf Kosten des Steuerzahlers wegzusperren. Nach
dem Hamburger Hundegesetz wird jedoch auch zukünftig
bei diesen Hunden die Gefährlichkeit stets vermutet. 75 sogenannte Kampfhunde beherbergt das Tierheim zur Zeit, für
deren Unterbringung die Stadt täglich 1125 Euro zahlt.
Neben der Steuersenkung soll auch eine Lockerung bei der
Erlaubniserteilung zu einer leichteren Vermittlung der Tierheim-"Kampfhunde" führen. So soll künftig das "berechtigte
Interesse"
zur
Haltung eines gefährlichen Hundes bereits vorliegen, wenn der
neue Hundehalter mehrere Jahre
Mitglied
eines
Tierschutzvereins
ist oder er beweisen kann, dass er sich in der Vergangenheit regelmäßig im
Tierheim um den Hund gekümmert hat.
Eine entsprechende Verwaltungsanordnung wird derzeit von
der zuständigen Gesundheitsbehörde in Abstimmung mit
den Bezirken erarbeitet. Ob diese Verwaltungsvorschrift jedoch eine Antwort auf die Frage enthält, warum die übrigen
wesensüberprüften Hamburger "Kampfhunde" weiterhin dem
erhöhten Steuersatz von 600 Euro unterliegen, bleibt offen.
TIERSCHUTZPOLITIK
HSEN-ANHALT, HAMBURG UND HESSEN
ÄNDERT SEINE
Mit der Änderungsverordnung
vom 16. Dezember 2008 wurde
die Hessische Gefahrenabwehrverordnung über das Halten und
Führen von Hunden vom 22. Januar 2003 in einigen Punkten geändert und für weitere fünf Jahre
in Kraft gesetzt. Ab dem 1. Januar 2009 gilt der Rottweiler als gefährlicher Hund. Allerdings sieht
die Verordnung hier eine besondere Übergangsregelung vor.
Danach wird die Gefährlichkeit derjenigen Rottweiler oder Rottweiler-Mischlinge nicht vermutet, wenn sie bereits
vor dem 31. Dezember 2008 gehalten
wurden und die Haltung des Hundes
von der Halterin oder dem Halter bis
spätestens 30. Juni 2009 bei der zuständigen Ordnungsbehörde angezeigt wird.
Pitbull-Terrier, American StaffordshireTerrier, Staffordshire-Bullterrier, Bullterrier, American Bulldog, Fila Brasileiro,
Kangal und Kaukasischer Owtscharka
gelten weiterhin im Sinne der Verordnung als gefährlich. Ihre Haltung bedarf der Erlaubnis durch die zuständige Behörde. Diese sogenannten
Listenhunde müssen allerdings zukünftig nur noch alle vier Jahre, statt wie
bisher alle zwei Jahre, einen Wesenstest absolvieren. Bestehen sie diese
"R ASSELISTE "-H UNDEVERORDNUNG
Prüfung nicht, werden sie sichergestellt
und getötet. Die Rassen Mastiff und
Mastino Napoletano wurden aus der
Rasseliste gestrichen.
Vermehrung, Handel, Erwerb sowie die
Abgabe von gefährlichen Hunden bleiben in Hessen auch künftig erlaubt, sofern die jeweiligen Hunde eine positive
Wesensprüfung nachweisen können.
Für die Halter älterer Listenhunde sind
Erleichterungen bei der Erlaubniserteilung vorgesehen. So kann eine unbefristete Erlaubnis erteilt werden, wenn
für einen Hund in einem Zeitraum von
mehr als sieben Jahren mehrere befristete Erlaubnisse erteilt wurden oder
der Hund älter als zehn Jahre alt ist.
Beißstatistik widerlegt die hessische Rasseliste
Die Hessische Hundeverordnung musste in den vergangenen Jahren mehrfach, nicht zuletzt durch die Rechtssprechung, geändert werden. Rund
400 Hunde wurden bisher aufgrund
der Verordnung getötet. Nach Ansicht
des bmt wird auch die erneut geänderte Verordnung nicht zu einer erhöhten
öffentlichen Sicherheit beitragen.
Dazu genügt ein Blick in die aktuelle
Beißstatistik des Innenministeriums für
die Jahre 2004 bis 2007, die von offizieller Seite immer noch wie ein Staats-
Aaron, (geb. 2002) ist ein sensibler und unsicherer Rüde, der Fremden gegenüber ein ausgeprägtes Meideverhalten zeigt. Der kastrierte Rüde verfügt über einen guten
Grundgehorsam und verträgt sich gut mit seinen Artgenossen. Der SchäferhundDobermann-Mix mag keine Kinder, weil er massiv geärgert wurde, und wird nur
in erfahrene Hände vermittelt. Aaron wurde vor drei Jahren nach einem Beißvorfall mit einem Kind sichergestellt und im Elisabethenhof untergebracht. Nach bestandenem Wesenstest konnte er zurück zu seinen Besitzern, die ihn jedoch im Januar 2009 abgegeben haben, nachdem er
dort nach dem Kleinkind der Familie geschnappt hat. Daher gilt Aaron nach der
Hessischen Hundeverordnung als "gefährlicher Hund". Dies bedeutet, dass seine
künftigen Besitzer eine Halteerlaubnis für
Aaron benötigen, d. h. sie müssen einen
Wesenstest und eine Sachkundeprüfung
absolvieren. Mehr Infos im Tierheim Elisabethenhof, Tel: 06035/5916
Notfall Aaron
Rottweiler: In Hessen “gefährlich”
geheimnis behandelt wird, aber inzwischen der Presse vorliegt. Daraus geht
hervor, dass die Zahl der Beißvorfälle
sogar gestiegen ist. Die meisten Beißvorfälle sind allerdings bei Schäferhunden und Rottweilern (die nicht auf der
Liste stehen) zu verzeichnen und nicht,
wie vielleicht allgemein zu erwarten
wäre, bei Pitbull & Co.
Deutsche Schäferhunde und deren
Kreuzungen haben im Erhebungszeitraum insgesamt 377 mal zugebissen,
weitere 188 Beißvorfälle sind mit "sonstigen", nicht näher definierten, Schäferhunden und Schäferhund-Kreuzungen zu verzeichnen. Rottweiler und
deren Kreuzungen sind mit 199 Vorfällen in der Statistik vertreten. Demgegenüber stehen 45 Beißvorfälle mit
American Pitbull Terriern und deren
Kreuzungen, 55 mit American Staffordshire Terriern und deren Kreuzungen, 3 mit Staffordshire Bullterriern und
deren Kreuzungen, 4 mit Bullterriern
und deren Kreuzungen.
Fazit: Ob in Hessen oder anderswo Rasselisten sind für eine effiziente Gefahrenabwehr nicht geeignet! Die Gefährlichkeit eines Hundes lässt sich nicht
anhand seiner Rassezugehörigkeit definieren, sondern muss durch rasseneutrale Kriterien bestimmt werden. Keine
Hunderasse kann per se als gefährlich
eingestuft werden, das Problem liegt
eindeutig am anderen Ende der Leine.
Deshalb wird der bmt auch in Zukunft
für die Abschaffung der Rasselisten und
eine Gefahrenabwehr mit Augenmaß
und Sachverstand eintreten.
Text: Mike Ruckelshaus (links mit Aaron)
Das Recht der Tiere 1/2009
H ESSEN
13
UNGARN
Auslandstierschutz
b m t -A
Im Frühjahr geht es los!
B AUMASSNAHMEN
IN DEN
Die klimatischen Bedingungen im Winter stellen grundsätzlich eine Verschärfung der Situation im Tierheim Pecs dar.
Das mussten Karsten Plücker (Leiter des
bmt-Tierheims in Kassel) und Karin
Stumpf (Vorstandsmitglied) auf ihrer Inspektionsreise auch in diesem frostkalten Januar 2009 erfahren. Mit fast 380
Hunden hat das Tierheim seine Kapazitätsgrenzen weit überschritten: Die
Zwinger mit im Schnitt sechs bis acht
Tierheim Pecs im Winter
Rüden sind gefährlich überbelegt: Die
oft zu dünnen Hunde haben zu wenig
Schutzhütten, sind Eis, Schnee und scharfem Wind in
den Außenbereichen der Zwinger ausgesetzt, und
die Quarantäne ist durch die Einzelhaltung unverträglicher Hunde über einen viel zu langen Zeitraum für Neuzugänge blockiert.
Das Recht der Tiere 1/2009
14 Tage bleiben die aufgenommenen
Hunde in der Regel in der Quarantäne
und können in dieser Zeit annähernde
Bewegungsfreiheit durch die mit einer
Klappe verbundenen Innen- und
Außenzwinger genießen. Nach der
vorgeschriebenen Frist werden die Tiere in bestehende Hundegruppen integriert. Soweit die Theorie.
14
So kommen die geschwächten
Welpen oft im Tierheim an
"In Pecs", sagt Karsten Plücker, "werden
große, unverträgliche Rüden über Wochen in den sehr kleinen Außenbereichen der Quarantäne gehalten. Das
geschieht nicht aus
Unwissenheit
des
Tierheimteams, sondern einzig und allein
aus Platzmangel." Im
Schnitt bringt der Hundefänger täglich Hunde, in
Spitzenzeiten bis zu 20 Tiere
pro Tag, viele von ihnen lagen ihr
Leben an der Kette und konnten keinerlei Sozialkontakte aufbauen. Diese
meist großrahmigen Tiere, u.a. Herdenschutzhunde, Schäferhunde etc.
und die Mischlinge der Rassen, sind
kaum mit anderen Rüden im beengten
Zwinger zu vergesellschaften, ohne lebensgefährliche Auseinandersetzungen zu provozieren.
"Diese räumlich beschränkte Haltung
ist keinem Hund zuzumuten", sagt der
Tierheimleiter aus Kassel. Zudem sei
die Quarantäne durch die nicht vorgesehene Dauernutzung zweckentfremdet. Hier muss sofort Abhilfe geschaffen werden - und Karsten Plücker hat
auch schon genaue Vorstellungen, wie
die Lösung aussehen wird.
T IERHEIMEN K ISKUNH
Beengte Quarantäne Pecs
"Wir werden im Frühjahr zehn große
neue Zwinger aufbauen, die jeweils
über Innen- und Außenbereiche verfügen", erklärt der 38jährige die geplanten Baumaßnahmen. Die Anlage soll
auf der großen Freifläche hinter den
Tierheimgebäuden entstehen. Auf diesem Areal sind schon vor Jahren
Außenzwinger für Hunde errichtet worden, die sich nicht in die Gruppen integrieren ließen. Weil diese Anlage nicht
auf eine feste Betonplatte gebaut wurde, verändert der Boden je nach Witterung seine Beschaffenheit - und ist im
schlimmsten Fall feucht, matschig,
staubtrocken oder vereist. Auch hier
will Karsten Plücker den Hunden bes-
AUSLANDSTIERSCHUTZ
ALAS UND
P ECS
U
BUDAPEST
ARN
G
N
KISKUNHALAS
PECS
D A S S I N D D I E KO S T E N F Ü R
DIE BAUMAßNAHMEN
Quarantäne in Kiskunhalas 60.000 Euro
TH-Leiter Adrien & Tamas
Das Tierheim nimmt immer
mehr ausgesetzte
Welpen auf die Betreuung der
schwachen Tiere
ist aufwändig
sere Haltungsbedingungen
verschaffen, in dem feste Böden eingezogen werden sollen.
1400 Hunde nimmt das Tierheim Pecs im Schnitt pro Jahr auf.
Während die Vermittlung innerhalb
Ungarns und Deutschlands mit ca.
1100 Hunden fast konstant geblieben
ist, nahm die Zahl der gestorbenen
Hunde, hauptsächlich Welpen, zu.
"Wir hatten niemals zuvor", sagt Adrien
Polacek vom Misina Tierschutzverein,
"so viele ausgesetzte Welpen zu betreuen wie 2007 und 2008." In Tüten,
Kisten und Mülleimern werden diese
meist erst wenige Tage alten Hundebabys entsorgt - sie haben in den seltensten Fällen eine Überlebenschance.
Um hier schnellstens Abhilfe zu schaffen, plant der bmt einen qualifizierten
Tierpfleger einzustellen, der sich ausschließlich um die medizinische Versorgung der Hunde und die Welpen
kümmert.
Trotz der Tatsache, dass private Hundehalter ihre "unbrauchbar" gewordenen Wachhunde einfach auf die Straße
Karin Stumpf im Hundetrakt
jagen und ihre Tiere nicht kastrieren lassen, verzeichnet der Misina
Tier- und Naturschutzverein dennoch ein sichtbares Umdenken in
der Bevölkerung. So steigt die Zahl
der Tierheimbesucher von Jahr zu
Jahr, melden sich immer mehr
Schülergruppen, die sich über
Wild- und Haustiere im Tierheim
informieren lassen wollen. Auf
Veranstaltungen und Projektwochen ist der Misina-Verein mit seinen zur Anschauung mitgebrachten Tieren ein geachteter
Gesprächspartner.
Seit November 2008 zeigt das
Pecser Fernsehen dreimal wöchentlich die Sendung "In der Nähe der Tiere", die in Zusammenarbeit mit dem Misina-Team
entstand. Vier Hunde aus dem
Tierheim können vorgestellt, Geschichten aus dem Tierheim, Tierschutzprobleme und die Vorgehensweise von Amtstierärzten bei
gemeldeten Missständen erläutert
werden. Über 26 Wochen wird
das Format ausgestrahlt, von dem
sich das Tierheim sehr viel Resonanz hinsichtlich einer schnellen
und guten Vermittlung erhofft.
Spätestens im Mai muss auch mit der
Quarantäne im Tierheim Kiskunhalas begonnen werden, sonst
läuft die auf ein Jahr befristete Bauge-
Die Zwingeranlage im Tierheim Pecs wird
Karsten Plücker mit seinem bewährten ehrenamtlichen Team aus Kassel aufbauen.
Zusätzlich möchte er Nachwuchskräften im
bmt die Möglichkeit geben, im Ausland Erfahrungen zu sammeln. "Für jeden angehenden Tierpfleger ist es unerlässlich", sagt
der Tierheimleiter, "unsere Projekte in Ungarn und Brasov vor Ort kennen zu lernen,
um sich von den Lebensbedingungen der
Hunde in unseren Partnertierheimen bzw. in
Osteuropa zu überzeugen.
Zwei Azubis sind also aufgerufen, Karsten
Plücker bei seinen beiden Baumaßnahmen
zu unterstützen. Für die Quarantäne im
Tierheim Kiskunhalas hat er eine Firma in
Ungarn engagiert, die ursprünglich aus
Deutschland kommt. Sobald die Maurer die
Bodenplatte gegossen haben, startet das
Team um Karsten
Plücker, um die
weiteren Arbeiten
zu übernehmen.
"Wir machen alles
selbst, was mögKarsten Plücker
lich ist", sagt er
und erinnert sich an die erste Überraschung
seiner Familie und Freunde, als er sich zum
Geburtstag Zwingerelemente wünschte.
Doch mittlerweile hat sich herum gesprochen, dass Karsten Plückers Herz an seinem
kleinen, funktionstüchtigen und gut geführten Tierheim im südungarischen Kiskunhalas hängt…und so fragen seine Leute ihn
vor jedem Fest: "Was brauchst Du für Dein
Tierheim; wie können wir helfen?"
Auch Sie können helfen! Mit einer projektbezogenen Spende für die dargelegten
Baumaßnahmen unterstützen Sie die wichtige Auslandstierschutzarbeit des bmt.
nehmigung aus. Mindestens 50 Meter
entfernt von den Hundegehegen, so
die Vorschrift, soll die Quarantäne in
der Nähe des Eingangs für zehn Tiere
errichtet werden. Durchschnittlich nimmt
Das Recht der Tiere 1/2009
Zwingeraufbau in Pecs 17.000 Euro
15
UNGARN
Kumpel” Data: Leidet im Tierheim
Noch schüchterne Rani, 1 J.
das Tierheim 20 Hunde im Monat auf
- daher ist die ein Bau dieser Größenordnung für zehn Hunde im vierzehntägigen Wechsel ausreichend.
Mit der endlich erteilten Baugenehmigung für die Quarantäne ist Karsten
Plücker seinem großen Ziel ein Stück
näher gerückt. "Ich will erreichen", sagt
der Tierheimleiter aus Kassel, "dass die
Hundefängeranlage vor Ort geschlossen wird." Die Hundefängeranlage hat
den Status einer Quarantäne und behält die Tiere entsprechend der vorgeschriebenen Frist. Nach 14 Tagen dürfen sie vom Tierheim Kiskunhalas
aufgenommen werden - dieses Zugeständnis, vorher wurden die gefange-
Sanfter Dackelmixrüde Toto, 7 J.
nen Hunde nach zwei Wochen in der
Regel getötet, hatte der engagierte
Tierschützer der Stadt in zähen Verhandlungen abgerungen.
Mit einer eigenen Quarantäne erfüllt
das Tierheim Kiskunhalas nun die von
der Stadt geforderten Voraussetzungen, die aufgenommenen Hunde 14
Tage von den übrigen Tierheimtieren
separiert zu halten. "Jetzt müssen wir
der Stadt beweisen", sagt Karsten Plükker, "dass diese Lösung für alle Beteiligten die beste ist."
Sollten sich die Politiker gesprächsbereit zeigen, müssten die 12.000 Euro,
die von der Stadt bisher an den Hundefänger für die Aufbewahrung der
Tiere gezahlt wurden, an das Tierheim
gehen. "Und aus dem Hundefänger
könnte dann ein echter Tierschützer
werden", sagt Karsten Plücker lächelnd,
der den hundeerfahrenen Mann bei
sich weiter beschäftigen würde, wenn
die Stadt sich kooperativ zeigt. "Wir
brauchen jemanden, der die Gegend
mit einem geeigneten Transportwagen
nach verletzten und herrenlosen Hunden absucht und sie unbeschadet ins
Tierheim bringt", so der Kasseler.
Jeder Hund, der das Tierheim Kiskunhalas verlässt, ist entwurmt, geimpft,
gechippt und kastriert - die Vermittlungsgebühr deckt diese Auslagen
kaum.
Text: Claudia Lotz
Ihre Mithilfe!
SO
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Q
Das Recht der Tiere 1/2009
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16
KÖNNEN
S IE
DEN
Nehmen Sie einen ungarischen
Tierheimhund bei sich auf.
Spenden Sie projektbezogen für
die Baumaßnahmen in Ungarn.
Übernehmen Sie eine Patenschaft.
15 Euro im Monat sichern das
Überleben eines Strassenhundes.
Ruhige Vicky, 11 J.
H UNDEN
AUS
U NGARN
Kontakt zu Karsten Plücker:
Tierheim "Wau-Mau-Insel", Kassel
Tel: 0561 / 86 15 680
eMail: [email protected]
Vorstandsmitglied Karin Stumpf
Tel: 0221/950 51 55
eMail: [email protected]
Freundlicher Kalif, 11 J.
HELFEN !
Spendenkonto Ausland:
Stichwort “Pecs”
bzw. “Kiskunhalas”
Frankfurter Sparkasse
Kto. 847 275
BLZ 500 502 01
Anhänglicher, lieber Ico, 8 J.
Dies sind nur einige unserer Vermittlungshunde.
Weitere Hunde aus den bmt-Tierheimen finden Sie unter www.bmt-tierschutz.de
TIERSCHUTZPOLITIK II
KEINE GELDER MEHR FÜR DEN STIERKAMPF
S EVILLA
STREICHT
Z AHLUNGEN
FÜR DIE
C ORRIDAS !
Die Meldung schlug ein wie eine Bombe: Sevilla streicht die finanzielle Unterstützung für Stierkampffestivals! Der Stadtrat
von Dos Hermanas, einem Vorort der spanischen Stierkampfhochburg Sevilla, entschloss sich, jegliche Zahlungen für die
diesjährigen Stierkampffestivals aus "Budgetgründen" einzustellen. 2008 hatten die Veranstalter noch 24.000 Euro erhalten.
Zwar dürfte die Entscheidung kaum direkte Auswirkung auf den Stierkampf in
Sevilla oder gar Andalusien haben doch künftig werden die Festivals ohne
die finanzielle Unterstützung der Stadt
stattfinden und dieser Schritt hat große
symbolische Bedeutung!
Paul Hermé, der Autor der pro Stierkampf Kolumne Torofiesta.com, stuft
die Entscheidung aus Dos Hermanas
als "bedenklich" ein. Andalusien und
insbesondere Sevilla ist neben Madrid
die Stierkampfregion Nummer eins.
Die Tatsache, dass eine andalusische
Stadt die Zahlungen einstellt, könnte
Schule machen. Die großzügigen Subventionen von Städten und Gemeinden, ohne die die Stierkampfindustrie
nicht überleben kann, drohen landesweit auszutrocknen.
Subventionen werden nicht nur auf regionaler und nationaler Ebene gezahlt.
Auch die EU ist daran beteiligt.
Wie die britische Daily Mail bereits im Juli 2008 berichtete,
Grausamer “Final kill”
zahlt Brüssel über 30 Millionen
Euro jährlich an die spanische Stierses Argument lässt außer Acht, dass alkampfindustrie. Steuerzahler finanziele EU-Steuerzahler ihren Beitrag zu den
ren damit einen "Sport", der in den meiSubventionen leisten und Stierkampf
sten EU-Ländern verboten ist.
daher ein Thema für alle EU-RegierunEine Delegation der europäischen Antigen und Brüssel sein sollte.
Stierkampforganisationen, denen die
Die League wird zusammen mit ihren
League Against Cruel Sports angehört,
europäischen Partnern im Vorfeld der
traf sich im letzten Jahr mit Vertretern
Europawahlen im Juni die Kandidaten
der Europäischen Kommission, um
nach ihrem Standpunkt zum Stierklarzustellen, wie viele Subventionen
kampf befragen. Abgeordnete werden
an die Stierkampfindustrie gezahlt werzudem aufgefordert, sich bei der Komden. Die Kommission gab zwar zu,
mission für eine Veröffentlichung und
dass die Zahlungen geleistet werden,
letztlich das Ende der Zahlungen einwollte oder konnte jedoch nicht sagen,
zusetzen.
wie hoch sie sind.
Text und Fotos: Florian Leppla, KamDie Kommissionsvertreter sagten, dass
pagnenreferent bei der "League
das Thema Stierkampf auf nationaler
Against Cruel Sports" in London. Mehr
Ebene behandelt werden müsse. DieInfos unter: www.league.org.uk
WILDTIERHALTUNG: ZIRKUS “KRONE” VERURTEILT
Tierschützer hatten lange auf diesen Tag gewartet: Am 10.
Februar sollte das Amtsgericht Darmstadt entscheiden, ob
der Zirkus Krone gegen das Tierschutzgesetz verstoßen hatte. Der Hintergrund: 2006 stellte das
Veterinäramt Darmstadt grobe Mängel in der Tierhaltung fest: So wurden
Elefanten mit Fußfesseln fixiert, ihnen
keine Beschäftigungsmöglichkeiten
geboten und das Flusspferd (einzeln)
in einem Becken gehalten, dessen
Wassertemperatur zu niedrig war.
Als artwidrig und gesundheitsgefährdend stuften die Veterinäre außerdem
den Kopfstand eines Elefanten während einer Vorstellung ein und erließen aufgrund ihrer Beanstandungen einen Bußgeldbescheid an die Direktorin von
2500 Euro. Dagegen hatte Christel Sembach-Krone geklagt
- das Amtsgericht Darmstadt bestätigte nun die Verstöße gegen das Tierschutzgesetz in zwei Fällen und verurteilte die Zirkuschefin zu 1000 Euro Geldstrafe.
Der bmt begrüßt das Urteil sehr und
hofft, dass der Zirkus Krone nun seine Konsequenzen zieht. Wildtiere
können in reisenden Unternehmen
nicht artgerecht gehalten werden vielleicht kommt diese Tatsache endlich auch bei Zirkusleuten - und der
Politik - an.
Noch immer verzögert die Bundesregierung die Verabschiedung des seit
Jahren beschlossenen Verbots der Haltung von bestimmten
Wildtierarten (Bär, Affe, Elefant) im Zirkus.
Das Recht der Tiere 1/2009
1000 Euro Strafe für Verstöße gegen das Tierschutzgesetz
17
Interview mit Tierärztin Susanne Buscher
Edelmetalle helfen bei de
SCHMERZFR
TÄ Susanne Buscher “injiziert” die Goldimplantate
Sehr häufig leiden unsere vierbeinigen Hausgenossen an degenerativen Gelenkerkrankungen.
Sie können sich nicht mehr schmerzfrei bewegen,
ihre Lebensqualität ist deutlich vermindert. Die
Goldakupunktur, wie sie auch von Tierärztin Susanne Buscher aus Gudensberg (bei Kassel) seit 15
Jahren erfolgreich eingesetzt wird, stellt für die
betroffenen Tiere eine äußerst effektive, nebenwirkungsfreie Alternative zur medikamentösen
Schmerztherapie oder gar zum Gelenkersatz dar.
Laut Literatur aus den USA erzielt die einmalig im Leben des Tieres durchgeführte Akupunktur in allen Lebensabschnitten ihre Wirkung. Dabei gilt natürlich: Je jünger ein Tier, desto größer seine Chancen auf Normalisierung der Beweglichkeit. Doch auch bei älteren Tieren wirkt sich die sanfte Heilmethode positiv aus.
Durch das schmerzfreiere Laufen steigt sowohl die Lebensqualität als auch das oft durch chronische
Schmerzen eingeschränkte Interesse an der Umgebung wieder deutlich an.
Das Recht der Tiere 1/2009
RdT: Frau Buscher, bei welchen Erkrankungen wird Goldakupunktur eingesetzt?
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TÄ Buscher: Sie kann bei allen Formen degenerativer Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen eingesetzt werden, wie z.B. bei Hüftgelenkdysplasie
(HD), Ellbogengelenkdysplasie (ED),
Spondylose (Erkrankung der Wirbelsäule) und auch Arthrosen von Schulter-, Knie- und Sprunggelenken.
Aber darüber hinaus gibt es auch andere Indikationen: So kann Goldakupunktur auch bei Epilepsie eingesetzt
werden. Eine Studie aus den USA zeigte, dass 50% der Tiere nach der Goldakupunktur keine konventionellen
Medikamente mehr benötigten, 25%
der Tiere nur noch eine deutlich reduzierte Medikamentendosis und 25%
der Tiere nicht auf die Goldakupunktur
ansprachen.
RdT: : Bei der Goldakupunktur
werden Goldimplantate an bestimmte Akupunkturpunkte des
Körpers gesetzt. Wie erklären Sie
sich die Wirkung?
TÄ Buscher: Das Wirkungsprinzip ist
eine dauerhafte Stimulation der Akupunkturpunkte. Durch diese Stimulation wird - vereinfacht dargestellt - sowohl die Schmerzübertragung als auch
die Schmerzverarbeitung im Gehirn
verändert. Dies geschieht durch biophysikalische und biochemische Mechanismen, die sehr komplex zusammenwirken.
tur entscheiden, wird das Tier für eine
Narkose vorbereitet. Es bekommt einen Venenzugang gelegt und wird mit
einem Kurzzeitnarkotikum anästhesiert, die Haut über den zu behandelnden Bereichen wird geschoren und desinfiziert.
Der Teufelskreis aus Schmerz-Lahmheit-Muskelabbau-Überlastung anderer Gelenke wird unterbrochen und die
Muskulatur der betroffenen Gelenke
kann sich wieder erholen.
RdT: Wie muss man sich die "Akupunktur-Sitzung" beim Tier vorstellen? Bitte schildern Sie uns
den Ablauf einer Behandlung in
Ihrer Praxis.
TÄ Buscher: An erster Stelle steht immer eine sorgfältige Allgemeinuntersuchung und Lahmheitsdiagnostik einschließlich einer Röntgenuntersuchung
und ausführlichen Beratung der Patientenbesitzer.
Wenn sich diese für die Goldakupunk-
Wichtig: Die richtige Lokalisation
Wenn mehrere Gelenke behandelt
werden müssen, wird der Patient noch
für eine Inhalationsnarkose intubiert.
Die Narkose wird so gesteuert, dass
das Tier schon kurz nach dem Eingriff
wieder wach ist. Dann wird die Lokalisation der zu behandelnden Akupunkturpunkte bestimmt.
INTERVIEW
generativen Gelenkerkrankungen
EI MIT GOLD
RdT: Woher kennen Sie genau die
Punkte, in die Sie das Gold implantieren werden?
schmerzfrei ist und sich seine Beweglichkeit deutlich verbessert
hat. Können Sie aber schon während der Behandlung sehen, dass
die Nadel falsch liegt?
TÄ Buscher: Es sind die bekannten
klassischen Akupunkturpunkte, die ich
TÄ Buscher: Das Einstechen der Nadurch Messung des elektrischen Hautdel erfolgt ganz gezielt, und ich habe
widerstands kontrolliere und präzise lonatürlich eine genaue anatomische
kalisiere (an den
Kenntnis des GeAkupunkturpunkbiets, so dass schon
Der Behandlungserfolg:
ten hat die Haut eiim Vorfeld eine honen deutlich erniehe Sicherheit geQ
bei Tieren bis zu 7 Jahren:
drigten elektrischen
währleistet ist.
Widerstand). Die
90% - 99%
exakte Bestimmung
Selbstverständlich
Q
bei Tieren von 7 bis 11 Jahren:
der Punkte ist entdürfen keine Gold80%
scheidend für den
stückchen in ein
Q
bei Tieren über 11 Jahren:
Erfolg der GoldaGelenk gelangen
50% - 70%
kupunktur.
oder einen Nerv
An der Hüfte sind
schädigen. Wenn
es z. B. drei klassische Punkte, die in
Blut aus der Kanüle tritt, muss deren PoForm eines Dreiecks angeordnet sind.
sition korrigiert werden.
Durch eine Stahlkanüle mit dem
RdT: Gibt es Maßnahmen, die
Durchmesser von ca. einem Millimeter
nach der Goldakupunktur beachwerden dann drei Goldimplantate an
tet werden sollten? Muss das Tier
jeden Punkt "injiziert".
ruhig gehalten oder sollte es geRdT: Dass die Implantate an den
rade gezielt bewegt werden?
richtigen Stellen liegen, sieht
TÄ Buscher: Letzteres. Das genaue
man daran, dass der Hund
Bewegungsprogramm hängt vom
nach spätestens einer Woche
Schweregrad der Erkrankung ab. In
Messung des Hautwiderstands
vielen Fällen ist sogar eine anschließende Physiotherapie ratsam, da die
betroffenen Tiere über einen mehr oder
weniger langen Zeitraum Schonhaltungen und Lahmheiten entwickelt haben,
die in entsprechenden Körperbereichen übermäßigen Muskelaufbau und
in anderen Muskelverkrampfungen
und -abbau hervorgerufen haben.
Die Muskulatur, Sehnen und Bänder
der geschonten Bereiche könnten einer
normalen Belastung noch nicht standhalten oder zumindest ausgeprägte
Überlastungssymptome entwickeln. Bei
frühzeitig behandelten Fällen genügt
es oft, die Hunde zwei Wochen lang an
der Leine zu bewegen und die Gehdauer stufenweise zu erhöhen. Mehrere kleine Spaziergänge sind natürlich
besser als ein ganz großer.
Mehr Informationen:
Tierarztpraxis
Susanne Buscher
Große Binde 5 A
34281 Gudensberg
Tel.: 05603-2086
Text und Fotos: Claudia Lotz
Die Hündin von Tierheimleiter Karsten Plücker zeigte im Alter von fünf
Jahren eine Arthrose des linken, hinteren Sprunggelenks, fünf Jahre
später nach einem Kreuzbandriss nachfolgend auch im Kniegelenk.
Sie begann trotz der Ergänzungsfuttermittel schwer zu lahmen, belastete ihr Bein kaum noch und konnte keine längeren Strecken laufen.
Schmerzmittel zeigten wenig Wirkung und mussten immer stärker dosiert werden. Karsten Plücker hörte von der Goldakupunktur und ließ
Jenny von TÄ Susanne Buscher behandeln. Heute nimmt die 13-jährige Hündin noch immer mit Freude an allen Spaziergängen teil und
zeigt sich ihrem Alter gemäß belastbar.
Das Recht der Tiere 1/2009
Jenny läuft heute wieder
19
FRANZISKUS TH
"Mir haben einfach
TH-L EITER F RANK W EBER
BEFREIT VÖLLIG VER
Das Recht der Tiere 1/2009
"Kenne ich Sie nicht von hundekatzemaus?", wird Frank Weber
immer öfter gefragt. Seit September 2008 gehört er zum Expertenteam der beliebten Sendung auf Vox. Am Samstagabend
um 18.00 Uhr strahlt Vox die Beiträge aus, die sich mit Tierschutzfällen beschäftigen und grundlegende Informationen
zur Haltung von Tieren geben.
"Mit hundkatzemaus", erklärt Frank Weber, "haben wir erstmalig ein Format, das den Tierschutz in die Öffentlichkeit
trägt." Seit fast fünf Jahren leitet der "Fachmann für Tiere
in Not" (Vox) das bmt-Franziskus-Tierheim in Hamburg.
Hier schildert Ihnen Frank Weber einen aktuellen Tierschutzfall, der über mehrere Folgen ausgestrahlt wurde.
20
Vor etwa zwei Wochen wollten wir einen Beitrag über unser Franziskus-Tierheim für Vox drehen. Welche Geschichte wir aus dem Tierheim
berichten wollen, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Nur dass wir uns
am folgenden Tag mit dem Kamerateam treffen …
Zehn Minuten später habe ich eine
ziemlich aufgeregte Frau am Telefon.
Ihre Nachbarin ist ins Krankenhaus
eingeliefert worden, in ihrem Haus hat
sie mehrere Hunde und Katzen zurückgelassen. Die Tiere sind in schlechtem
Zustand, ein Hund sitzt alleine ohne
Futter im Zwinger. Die Frau lebt in Mecklenburg Vorpommern, etwa eineinhalb
Stunden von Hamburg entfernt.
Seit Jahren habe die Frau mit den
Nachbarn kein Wort mehr gewechselt,
kein Außenstehender hat das Haus
seither betreten.
Endlich bittet sie ihre Nachbarin um
Hilfe. Meine Telefonpartnerin hat die
Tierbesitzerin dann wohl überredet,
sich in ein Krankenhaus einliefern zu
lassen. Wie viele Tiere sie zurück gelassen habe, wisse sie nicht genau. Drei
Hunde und mindestens zehn Katzen,
meint meine Informantin. Immerhin
scheint die Tierhalterin noch so "klar" zu
sein, dass sie die Nachbarin beauftragt
hat, für ihre Tiere ein neues Zuhause zu
suchen - der Anruf bei mir! Wir verabreden uns für den nächsten Tag, damit
ich die Situation mit dem Kamerateam
von Vox vor Ort in Augenschein
nehmen kann.
Gegen Abend meldet sie sich erneut bei mir und berichtet hörbar geschockt: Als sie im Haus ankam, um die
Tiere zu füttern, war es bereits dunkel,
im Haus offenbar der Strom abgestellt.
Es sei eiskalt, die Heizung funktioniere
nicht. Sie schätzt, dass ungefähr zehn
bis 15 Katzen im Haus leben. Ein kleiner Hund habe sie freudig begrüßt. Im
Zwinger befinde sich außerdem ein
sehr großer Hund, an den sie sich im
Dunkeln nicht herangetraut habe.
Nach Aussage der kranken Hausbesitzerin solle sich noch ein kleiner Hund
im Haus befinden, der sehr scheu sei
sich nicht anfassen lasse.
Schnürchen und Grete
Am folgenden Tag mache ich mich mit
dem Fernsehteam auf den Weg nach
Mecklenburg-Vorpommern. Nach einer kurzen Begrüßung mit meiner Kontaktperson fahren wir weiter zu dem
Haus,
in dem die Tiere
sich selbst überlassen sind. Dank der
Nachbarin haben sie genug zu fressen
bekommen und wir haben zusätzlich
jede Menge Futter mit im Gepäck.
DemTierheim habe ich gesagt, dass wir
wahrscheinlich drei Hunde und mehrere Katzen unterbringen müssen.
Mit den Katzen gibt es in Punkto Unterbringung kein Problem, da haben wir
noch Platz. Mit Hunden sind wir allerdings komplett ausgebucht.
Als wir aussteigen, stehen wir vor einem
sehr schönen, alten Bauernhof aus roten Ziegeln. Von außen betrachtet
scheint das Gebäude in einem relativ
guten Zustand zu sein. Wir hören den
großen Hund im Zwinger wütend bellen, aus einer Katzenklappe in der
Haustür werden wir von mehreren Katzen misstrauisch beäugt. Sofort kommt
ein Katzenbaby, vielleicht acht bis zehn
Wochen alt auf mich zu und streicht mir
schnurrend um die Beine. Ich schnappe mir das Kleine und nehme das Kerlchen auf den Arm. Es hat offensichtlich
einen Katzenschnupfen und ein verkrustetes Auge, macht aber sonst einen
ziemlich guten Eindruck.
FRANZISKUS TH
die Worte gefehlt"
T IERE
Elvis und
Schnürchen nach
ihrer Rettung,
links Frank Weber
Der Hund im Zwinger ist riesig. Ich schätze, er könnte eine
Mischung aus Riesenschnauzer und
Irischem Wolfshund sein. Er bellt sich
aufgeregt die Seele aus dem Leib, was
auch verständlich ist. Dabei ist er nicht
wirklich aggressiv, er macht mir eher
einen ängstlichen Eindruck.
Eine kleine Hündin kommt aus der Katzenklappe laut kläffend auf uns zu gerannt und begrüßt uns freudig. Ihr folgen einige neugierige Katzen, die sich
schnell auf dem weitläufigen Gelände
verteilen. Bevor wir hineingehen, inspiziere ich erst mal die Ställe. Ich weiß
nicht, was mich hier erwartet. Auf jeden
Fall will ich sicher gehen, dass nicht
irgendwo ein Tier Hilfe braucht. Doch
die Ställe sind leer, was in die Nase
sticht ist ein penetranter Geruch nach
Kot und Unrat...
Das Haus sieht aus, als ob es vor Jahren verlassen und dann verwüstet wurde. Die Wohnung gleicht einem Trümmerfeld, der Boden ist schwarz vor
Dreck und überall liegt Tierkot herum.
So was kennt man sonst wirklich nur
aus dem Fernsehen. Überall rennen
Katzen herum und die meisten machen
sich sofort durch die Katzenklappe aus
dem Staub. Interessant wird es, als wir
das Haus genauer unter die Lupe neh-
men: Die Räume, die
offenbar vom Ehemann bewohnt wurden, sind in einem vergleichbar
guten
Zustand.
Schöne, helle Räume,
sorgfältig renoviert mit herrlichem
Fachwerk. Es ist, als ob man vom
Paradies in die Hölle kommt. Offensichtlich haben die vernachlässigten Tiere hier keinen Zugang
gehabt. Der Rest des Gebäudes
besteht nur aus Schmutz und Kot.
Ob in der Badewanne, Dusche
oder in den Kochtöpfen - ein
Elend, das sich nicht in Worte fassen lässt. Und überall Flaschen,
wohin man schaut. Welche
menschlichen Tragödien müssen
sich hier abgespielt haben…?
Und als ich endlich die kleine ängstliche Hündin zu Gesicht bekomme, weiß
ich, dass sich hier auch tierische Tragödien ereignet haben. Die Augen des
Filzknäuels sind gerade noch zu erkennen, sie blicken mich milchig weiß an,
und ich frage mich sofort, ob das armselige Tierchen überhaupt noch etwas
sehen kann.
Mit Hilfe eines hinter der Katzenklappe
positionierten Kennels gelingt es uns
nach mehreren Versuchen wenigstens
einer weiteren Samtpfote habhaft zu
werden. Der Rest der Katzen, die sich
übrigens in einem recht guten Zustand
befinden, wird erst mal von der Nachbarin weiter gefüttert. Wenn sie Vertrauen gefasst haben, kann man versuchen, sie einzufangen und ein neues
Zuhause zu finden. Da bleiben wir
dran.
Im Moment geht es dann noch darum,
den großen Hund aus dem Zwinger zu
holen. Der hatte, wie nicht anders zu
erwarten, erst mal mehr “Schiss als Va-
Happy End
So verwahrlost wurden Grete (oben) und Elvis vorgefunden. Inzwischen haben sie sich
von der Vernachlässigung erholt. Alle drei
Hunde sind inzwischen glücklich vermittelt.
terlandsliebe”. Alles Zureden half zunächst nichts, der Riese weigerte sich
standhaft, seinen Zwinger zu verlassen.
Erst als meine Bemühungen erlahmten, nutzte er einen Moment der Unaufmerksamkeit, um an mir vorbei auf
das Haus zuzustürzen. Ein kurzer Ruck
mit der Schnauze, und der Bär hat die
Tür aufgedrückt und ist im Haus verschwunden. Ich atme kurz durch und
gehe ihm nach. Wie man weiß, ist es
immer gefährlich, wenn ein Tier in die
Enge getrieben wird …
Das große Tier zieht sich auf die verdreckte Eckbank zurück, offenbar sein
gewohnter Rückzugsplatz. Ich nähere
mich ganz vorsichtig und streife dem
Riesen vorsichtig die Leine über den
Kopf. Einige Minuten später bugsiere
ich den Hund ins bereitgestellte Tierheimauto und bin zugegebenermaßen
ziemlich erleichtert, als ich ohne Komplikationen die Heckklappe schließen
kann. Zwei Stunden später kommen
wir mit unserer tierischen Fracht im
Tierheim an.
Das Recht der Tiere 1/2009
WAHRLOSTE
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Tierheim Wau-Mau-Insel, Kassel
Entlaufene Hündin 8 Monate auf
Eine Odyssee mit H
"Bitte leinen Sie in den ersten Wochen Ihren
Hund nicht ab; er muss sich erst an Sie und sein
Nach der Rettung : Frau Schütz und Frau Buse mit Henriette
neues Zuhause gewöhnen". Ratschläge zum Umgang mit Tierheimtieren geben die Mitarbeiter nicht umsonst, wie folgendes Beispiel zeigt. Lesen
Sie, wie nervenaufreibend und aufwändig die (angstvolle) Suche nach einem entlaufenden Hund
für alle Beteiligten werden kann. Henriettes Geschichte hat Claudia Bioly für Sie aufgezeichnet.
Henriette trat am 22. November 2006
ihre lange Reise von Kiskunhalas, Ungarn, nach Kassel an, um dort die
Chance auf ein besseres Leben zu erhalten. In Ungarn hatte man sie als Gebärmaschine missbraucht und ihre
Welpen für Geld an jeden verhökert,
der bereit war, zu zahlen.
Henriette in der “Lebendfalle”
Das Recht der Tiere 1/2009
In Ungarn hätte die Hündin keine Vermittlungschance gehabt, und so versuchten wir in Deutschland ein liebevolles Zuhause zu finden. Kein leichtes
Unterfangen, weil auch hierzulande die
Bereitschaft, einem Tier wirklich zu helfen, ihm Ängste zu nehmen, Zeit zur
Eingewöhnung zu geben, Vertrauen
und Sicherheit zu vermitteln, kurzum zu
einem Mensch-Hund-Team zusammen
zu wachsen, immer geringer wird.
22
Während der Monate im Tierheim hatten die zurückhaltende Henriette und
ihr Freund Lupi das Glück, dass ein
dem Tierheim sehr verbundenes Ehepaar beinahe täglich zum "Gassigehen" mit kam. Nach anfänglicher
Schüchternheit baute Henriette lang-
sam Vertrauen auf und freute sich auf
die täglichen Ausflüge mit dem Ehepaar Luttrop aus Kassel.
Doch eines Tages interessierte sich eine ältere Dame für die Hündin. Die
Voraussetzungen schienen optimal:
Sie lebte alleine in einem Haus mit eingezäuntem Garten in ländlicher Umgebung und hatte angeblich Erfahrung
mit ängstlichen Hunden. Gute Ratschläge und die eindringliche Bitte,
Henriette in der Anfangszeit nur doppelt gesichert, d.h. an Halsband und
Geschirr angeleint, spazieren zu führen, wurden mit auf den Weg ins neue
Zuhause in Schwalmstadt gegeben.
Aber schon nach Tagen war die Freude
über die vermeintlich gute Vermittlung
vorbei: Unsere engagierte Ehrenamtliche, Frau Buse, die für die Wau-MauInsel die Nachkontrollen koordiniert,
hatte Vermisstenmeldungen im Ort gesehen und war sich sicher, dass es sich
hierbei um die ungarische Hündin handeln musste. Wir fragten bei der neuen
Besitzerin nach und erfuhren, dass die
Hündin schon am Wochenende zuvor
auf einem Spaziergang entlaufen und
seitdem nicht mehr gesehen worden
war. Die schlimmsten Befürchtungen
schossen uns durch den Kopf…
Zwei Tierheim-Mitarbeiter fuhren sofort
mit Henriettes Zwingerkumpel Lupi ins
60 km entfernte Schwalmstadt. Die ältere Dame erzählte, sie habe Henriette
auf dem Spaziergang abgeleint, weil
sie dies bereits innerhalb ihres Gartens
ohne Probleme geübt hatte. Und am
Tag vorher habe es auch schon gut geklappt. Aber an diesem Tag sei Henriette plötzlich fortgelaufen, als sie in
der Ferne Hundegebell vernahm.
Und nun begann die Suche…. Henriette wurde in den folgenden Tagen gelegentlich kurz gesehen, aber immer an
unterschiedlichen Orten und stets auf
der Flucht. Immer wieder kamen Meldungen, dass Henriette gesichtet worden war, aber wenn jemand hinfuhr,
war sie längst verschwunden. Einige
Male war Henriette in der Nähe ihres
neuen Zuhauses gesehen worden,
aber einmal war das Gartentor ausgerechnet an diesem Tag geschlossen, ein
anderes Mal stand sie bei Nachbarn
vor der Tür, wurde aber von Handwerkern unwissentlich vertrieben.
Dann gab es längere Zeit keine Meldungen mehr, und man glaubte, sie
könne sich aus der Gegend weg in eine anderen Richtung verzogen haben,
inserierte erneut, telefonierte nochmals
mit Jagdpächtern, dieses Mal in den
angrenzenden Gebieten. Dann kam
aus dem Nachbarort die erleichternde
Nachricht, dass die Hündin bei einem
Rapsfeld gesichtet worden war. Innerhalb kurzer Zeit fanden sich Mitglieder
der örtlichen Feuerwehr und der Tiernothilfe sowie andere bemühte Leute
ein, um das Feld zu durchstreifen.
Henriette entkam jedoch am Feldrand…dann tauchte sie wenig später
am Hof der Familie Schütz auf, die sich
Die entlaufene Helen wurde vom Auto
Auch Kater Stitch
war 8 Monate unauffindbar
appy-End!
schon vorher aktiv an der Suche beteiligt hatte und sich auch jetzt bereit erklärte, dem Tier Futter hin zu stellen.
Mit unglaublicher Geduld und enormem Einsatz wurde Henriette, die nur
nachts zum Fressen kam, wieder und
wieder auf den Hof gelockt. In kleinen
Schritten wurde das Hoftor stets ein wenig mehr geschlossen, das Futter jeden
Tag ein wenig näher Richtung Scheune
und Stall gestellt.
Leider wurden diese Pläne durchkreuzt,
weil Henriette auch an anderer Stelle
gefüttert wurde. Sie verschwand sogar
und ließ sich nicht mehr blicken. Tierheimleiter Karsten Plücker brachte eine
Lebendfalle auf den Hof und erklärte
Familie Schütz deren Funktion.
Die Hoffnungen nach Wochen vergeblichen Bemühens sanken allmählich…und dann, am Morgen des 22.
Januar 2009, klingelte das Telefon:
Henriette sitzt in der Falle! Endlich hatte das Bangen und Hoffen ein Ende
und Henriette war in Sicherheit. Mitsamt der Falle holte sie Tierheimleiter
Karsten Plücker ab, um zu vermeiden,
dass sie beim Öffnen der Falle erneut
flüchtete.
Henriette sah gut genährt aus und befand sich in einem erstaunlich stabilen
Allgemeinzustand. Im Tierheim angekommen zog sie gleich ins Tierheimbüro, um sich nach beinahe acht Monaten Wanderschaft allmählich an die
Gattung Mensch zu gewöhnen. Hier
lebte sie sich binnen kürzester Zeit
überfahren
Am 4. Mai 2008 verschwand Kater
Stitch in Nesse … und tauchte entgegen
seiner üblichen Gewohnheit nicht wieder auf. Jeden Tag hoffte Familie Eiden,
dass der Freigänger den Weg nach
Hause zurück finden würde. Sie suchten
im größeren Umkreis ihres Wohnortes,
Stitch
informierten Tierärzte, Freunde und
Nachbarn. Doch vergeblich: Kein Hinweis auf den beigen Kater, der im Haus
bitterlich vermisst wurde.
Die elfjährige Tochter schlief Abend für
Abend mit dem Bild von Stitch unter dem
Kopfkissen, um die Verbindung zu dem
Tier nicht abreißen zu lassen. Auch Lilo,
die mit ihrem Bruder gemeinsam aus
dem Tierheim Hage aufgenommen war,
litt sehr unter der Abwesenheit des Katers.
Und dann klingelte es plötzlich am 5.
schnell ein, fand in Kalif, Molly, Cora
und Jenny neue vierbeinige Freunde und endlich auch ein schönes Zuhause
bei verantwortungsvollen Menschen!
Leider gehen nicht alle Geschichten so
gut aus: Im vergangenen Jahr entlief
Helen, eine ängstliche Mischlingshündin, ihren zukünftigen Besitzern,
nachdem sie dem Tier ein neues Geschirr anpassen wollten. Nicht jedoch
in der Sicherheit eines geschlossenen
Raumes, sondern auf offener Straße!
Die Hündin geriet in Panik, befreite sich
vom Geschirr, irrte auf Bahnschienen
und Straßen umher, bis sie nach drei
Tagen von einem Auto überfahren wurde. Der Autofahrer ließ die sterbende
Hündin einfach liegen und fuhr weiter.
Im gleichen Jahr entlief die Wolga
Januar 2009 an der Wohnungstür: Eine
Dame aus dem benachbarten Marienhafe hatte den vierjährigen Kater vor ihrer Tür sitzen sehen und im Halsband
die Adresse der Besitzer gefunden. Familie Eiden fuhr sofort mit nach Marienhafe, schwankend zwischen großer Freude und der Angst, enttäuscht zu werden.
Konnte es wirklich sein, dass der Kater
ein dreiviertel Jahr draußen überlebt
hatte? Unverletzt über Straßen gelaufen
war und selbst die Wintermonate ohne
gesundheitlichen Schaden überstanden
hatte? Weil Stitch gut genährt wirkt, geht
die überglückliche Familie davon aus,
dass er sich bei anderen Katzenbesitzern durchfüttern ließ…wie dem auch
sei, Lilo lässt ihren abenteuerlichen Bruder nicht mehr aus den Augen.
Lilo & Stitch
Interessenten aus Luxemburg, die ohne
Absprache mit dem Tierheim einen
Ausflug nach Bad Wildungen machten.
Die Huskyhündin floh, und die Interessenten fuhren Richtung Heimat zurück,
ohne sich weiter um das entflohene Tier
zu bemühen. Glücklicherweise schloss
sich Wolga nach einigen Tagen einem
netten Ehepaar mit Hund an - und durfte für immer bleiben!
Die ängstliche Anuschka entlief Interessenten und flüchtete auf den umliegenden Bahnschienen in unbekannte
Richtung. Während die Tierheim-Mitarbeiter nach der Hündin suchten, verschwanden klammheimlich die Verursacher. Fast 14 Tage später entdeckte
eine Tierfreundin Anuschka 20 Kilometer weiter weg in einem Garten; dort lag
sie verletzt unter einer Tanne …
Das Recht der Tiere 1/2009
Wanderschaft
23
TSZ PFULLINGEN
Auslandstierschutz
b m t -A
Das Kastrationsmobil st
M IT I HRER U NTERSTÜTZUNG
Streunerhunde an jeder Straßenecke, zitternde, frierende Welpen unter Büschen,
Autos und an Häuserwände gekauert. So
stellt sich uns die Situation in Rumänien
Mitte November 2008 dar. Die traurige
Realität: Die Politik verzögert (weiterhin)
die Ratifizierung des neuen Streunerhundegesetzes. Im derzeitigen Wahlkampf
fürchten Politiker, Stimmen zu verlieren,
wenn sie einer Wiederaussetzung von kastrierten Straßenhunden zustimmen.
KÖNNEN WIR DEN
TH Brasov im Winter: Eine harte Zeit für die Hunde und
Unsere Hoffnung liegt auf Dr. Liviu Harbuz,
dem Präsidenten der tierärztlichen Vereinigung Rumäniens,
der vehement für das "Castrate and Release Programm"
kämpft. Doch wir werden auch ohne die Politiker das Los
der Straßenhunde verbessern! Im Frühjahr beginnen wir
in Abstimmung mit einzelnen Gemeinden, Straßenhunde zu kastrieren - das Kastrationsmobil von Brigitte Bardot soll im Mai auf Touren gehen. Bitte helfen Sie uns dabei! Der bmt und sein Partnerverein in Brasov sind nicht
in der Lage, die Kosten für dieses Projekt allein zu stemmen!
Das Recht der Tiere 1/2009
Unsere Tierärzte im Tierheim Brasov
erzählen uns von über 130 eingeschläferten Hunden in der städtischen Anlage am vergangenen Freitag. 38 konnten sie durch Übernahme in die
wenigen freien Zwinger im Tierheim
Brasov retten - es sind nette freundliche
kleine Hunde, Junghunde, ein junger
Rüde mit einem Kabel um den Hals.
Die Hunde werden jetzt geimpft und
kastriert und dürfen hoffentlich bald
nach Deutschland ausreisen, um Platz
zu machen für neue Todeskandidaten.
24
Cristina Lapis zeigt uns ein Haus
in Brasov mit einem Blechtor, hinter dem es verzweifelt bellt. Eine alte
Frau ist gestorben, ihre Hunde bleiben
unversorgt auf dem Grundstück. Es gibt
zwar nun ein Tierschutzgesetz in Rumänien, aber die Behörden wissen
noch nicht, damit umzugehen.
Ich erkläre die Verfahrensweise in ähnlichen Fällen in Deutschland - man
hängt einen Zettel an die Tür mit dem
Hinweis an einen etwaigen neuen Besitzer des Grundstückes, sich umgehend zu melden. Nach längerem Zögern kommt der amtliche Hinweis an
die Tür. Das regionale Fernsehen berichtet über den Fall. Und siehe da - die
neue Eigentümerin des Anwesens meldet sich und verspricht eine regelmäßige Versorgung der Tiere. Cristina Lapis
wird es überwachen.
Inzwischen untersucht Tierarzt Dr. Uwe
Wagner (Leiter des Landesverbandes
Baden-Württemberg), der für ein Wochenende mit
nach Brasov gekommen ist, alte Hunde,
operiert Tumore, Splitter im Knie und
und unterweist die Tierärztinnen im Gebrauch eines mitgebrachten Blasrohres.
Ich fahre aufgrund eines Anrufes des
Bürgermeisters von Tarlungeni zum
dortigen Rathaus. Eine Hündin mit zwei
Welpen ist aufgetaucht. Die Mitarbeiter
wollen helfen. Man füttert dort bereits
einige Hunde und hat ein Herz für Tiere. Die Welpen werden geimpft, sie
müssen noch einige Zeit bei der Mutter
bleiben und werden dann in eine Pflegestelle kommen. Die Mutter wird dann
kastriert werden und dort weiter leben
können, gefüttert von netten Menschen
AUSLANDSTIERSCHUTZ
artet im Mai
S TRASSENHUNDEN
IN
R UMÄNIEN
HELFEN
Deutscher Generalkonsul im Tierheim Brasov
Olaf Reif setzt sich für Straßenhunde ein
Der deutsche Generalkonsul Olaf Reif und sein Vizekonsul besuchten am 17.1.09
das Tierheim Brasov und machten sich ein Bild über die Situation vor Ort. Beim
anschließenden Besuch beim Bürgermeister der Stadt Brasov setzte Olaf Reif sich
vehement für eine humane Lösung des Streunerhundproblems ein. Erstes Ergebnis am gleichen Tag: Der Bürgermeister verkündet im Fernsehen, dass er ein geeignetes Gelände für ein Tierheim zur Verfügung stellen wird. Unser Ziel, die derzeitige städtische Anlage und das Tierheim an einem neuen Platz mit einer Kastrationsklinik zusammenzulegen, wird damit eine feste Planung für die Zukunft.
Allein aufgrund der notwendigen Finanzmittel wird dies noch eine Weile dauern,
aber die Hoffnung auf eine Zukunft für Brasovs Hunde ist damit gewachsen.
die Tierheimmitarbeiter
- auch das ist Rumänien.
Bevor wir uns von der Mitarbeiterin verabschieden,
zeigt sie uns noch eine
kleine Katze in ihrem Büro, deren Schwanz verbrannt wurde. Sie betreute sie schon über
zwei Wochen, aber der
Schwanz heilte nicht. Wir
nehmen sie mit. Im Tierheim wird er amputiert und
die Kätzin gleich kastriert. Sie
wird nun im Tierheim bleiben müssen und vermittelt werden. Natürlich
nach Deutschland, denn in Rumänien
hat sie keine Chance.
Vor ein paar Tagen wurde eine Katze
mit einem Strick nachts an das Auto der
Tierärztin gebunden - vermutlich in der
Hoffnung ihr eine Chance zu geben,
die viele ihrer Artgenossen nie bekommen. Zwei weitere Jungkatzen
werden kurz vor dem Ersticken in einer
Plastiktüte gefunden …
Tierschutzarbeit in Rumänien geht an
die Substanz. Die unterbezahlten Tierpfleger und Tierärzte arbeiten bis an
die Grenzen der körperlichen und seelischen Erschöpfung. Die Mittel sind
knapp. Wir benötigen dringend Spenden, um wenigstens das Nötigste zu
bezahlen und vor allem Medikamente
in der erforderlichen Menge zur Verfü-
gung stellen zu können.
Das Vermitteln von überzähligen Tieren
nach Deutschland ist derzeit noch unerlässlich, weil das Tierheim handlungsfähig bleiben muss, um später alte, kranke und junge Tiere aufnehmen
zu können, die nicht unter die "Castrate and release Regelung" fallen.
Bis dieses Programm greift, wird es einige Jahre dauern. Und bis es endlich
ins Laufen kommt, müssen auch die
gesunden Tiere vor der Tötung bewahrt
werden.
Umso wichtiger sind Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen in unsere Arbeit, damit wir weiter den Hunden helfen können.
Text und Fotos: Petra Zipp
BRIGITTE BARDOT
STATT
T ÖTEN !
UND PIERRE
BITTEN UM IHRE HILFE :
BRICE
Die BrigitteBardotFondation stellt ab Mitte Mai ihr Kastrationsmobil zur Verfügung. Erfahrene rumänische Tierärzte werden kastrieren. Die Finanzierung
der Tierärzte und der Verbrauchsmaterialien wie Nahtmaterial, Narkosemittel etc. muss der bmt mit zweckgebundenen Spenden finanzieren. Cristina Lapis sorgt für die Logistik vor Ort
und die entsprechende Werbung in der Bevölkerung.
Neben der Finanzierung des TH Brasov wird dies ein
Kraftakt werden, der aber unendliches Tierleid verhindern wird.
Spendenkonto Ausland:
Stichwort: “Hunde in Brasov”
Frankfurter Sparkasse
Kto. 847 275
BLZ 500 502 01
Das Recht der Tiere 1/2009
K ASTRIEREN
25
TH KÖLN-DELLBRÜCK
Ein Mausklick entscheidet über
Der Hundehan
im Internet bo
Mit elf Jahren wurde sie über das Internet an unbekannte Interessenten verkauft, die Leine samt Hündin an
der Türschwelle übergeben - nicht einmal hineinlassen wollten die alten Hundehalter die neuen Besitzer. "Sie
ist lieb, läuft ohne Leine", gaben die Düsseldorfer dem Paar aus Köln als einzige Verhaltensregel mit auf den
Weg - doch die elfjährige Retrieverhündin, die zu den Fremden natürlich noch keine Bindung aufgebaut hatte, lief beim ersten Spaziergang davon.
Einer von unzähligen Fällen, die das Tierheim Köln-Dellbrück verzeichnet. Das Internet ist zum Umschlagplatz Nummer eins für Tiere und insbesondere Hunde geworden. Nicht nur Hundezüchter, seriöse und unseriöse, sondern vor allem auch private Anbieter versuchen ihre lebende Ware über das World Wide Web loszuschlagen. "Billig will ich", sagt Bernd Schinzel bedauernd, "spielt leider auch bei der Anschaffung eines
Hundes eine immer größere Rolle!"
Das Recht der Tiere 1/2009
Und weil sich die alten Besitzer meist
umgehend von ihrem Hund trennen
wollen, nehmen sie auch negative Haltungsbedingungen in Kauf. Jack-Russel-Terrier Timmi wurde privat über das
Internet angeboten und an eine schwer
gehbehinderte Dame aus Köln ver-
26
te wie so viele verkannte Hunde seiner
Rasse auch im Tierheim Köln-Dellbrück.
Mit höchster Besorgnis verfolgt Bernd
Schinzel, wie schnell und preiswert via
Internet Hunde - und allen voran die
beliebten Jack-Russel-Terrier - die Besitzer wechseln. Die
Charakterisierung
der angebotenen
Tiere ist zudem oft
falsch, um Interessenten zu ködern.
"Jack-Russel", sagt
der erfahrene Tierheimleiter, "sind Jäger, keine "Kuschelhunde".
Sie brauchen eine
Aufgabe, eine Beschäftigung - und
Ohne Mitleid: Retrieverhündin via Internet abgeschoben
wenn ihnen dauerkauft. Die Folge: Der völlig wider seine
haft vorenthalten wird, was die Natur
Natur lebende Hund - eingesperrt, ohdiktiert, kommt es zu Verhaltensstörunne Bewegung, Außenreize, Sozialkongen wie bei Timmi."
takte - entwickelte ÜbersprungshandHochneurotisch kam auch Spike ins
Tierheim. Mit zwei Jahren wurde der
lungen: Er begann nach Händen und
Staffmix von seinen jungen Besitzern im
Füßen zu schnappen und unentwegt zu
Web - mit Baby und Pinscher auf der
bellen. "Der "unerträgliche" Rüde lande-
Couch sitzend - angepriesen, und ein
Kölner kaufte den Rüden für 50 Euro.
So genannte Anlagehunde, wie Bulltierrier, Mastiff oder Staffordshire-Terrier etc., dürfen nicht privat verkauft
werden, ohne dass das Ordnungsamt
eingeschaltet wird. Die alten und neuen Besitzer müssen ihren Sachkundenachweis, der sie zur Haltung eines Anlagehundes berechtigt, den Ämtern
zeigen und ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Der Kölner, aus einem sozialen Brennpunkt Kölns stammend, hatte beides
nicht, wie das Ordnungsamt bei der
Zwangsräumung seiner Wohnung feststellte. Glück für Spike: Er wurde beschlagnahmt und ins Tierheim gebracht, in dem er in der ersten Zeit
durch schwere Verhaltensstörungen auffiel. "Vermutlich wurde er im Käfig gehalten", erklärt
sich Bernd Schinzel die an Hospitalismus grenzenden Bewegungsmuster des Rüden. Er
drehte sich unentwegt im Kreis
und hatte eine, wohl durch Eigenverletzung
verursachte,
stark entzündete Schwanzspit-
bmt-Protestaktion gegen den illegalen Hundhandel
ihr Schicksal
del
omt
ze. Inzwischen hat der immer
souveräner werdende Spike eine Freundin, die mit ihm den
Zwinger teilt, und Menschen,
die ihn täglich zum Spaziergang abholen.
Sieben bis acht Welpen gelisteter Rassen betreute das Tierheim in den vergangenen Monaten. Das Team um Bernd
Schinzel arbeitet dabei den Behörden in die Hände: Sobald
Staff- oder Bulltierrierwelpen,
meist aus polnischen Zuchten,
im Internet angeboten werden,
wird das Ordnungsamt informiert. So besteht zumindest die
Chance, dass die Polizei die
neuen Hundehalter auf ihre
Sachkunde überprüfen, wenn
sie in Köln mit ihrem jungen Anlagehund auf der Straße gesehen werden. Darüber hinaus
stellt die Einfuhr von Hunden
der Rassen American Pitbull Terrier, American Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier und
Bullterrier nach Deutschland einen Verstoß gegen das Hundeverbringungsgesetz dar.
Seit der EU-Erweiterung hat der illegale
Handel mit Hunden aus den Ländern des
ehemaligen Ostblocks sprunghaft zugenommen. Unter Bedingungen, die der tierquälerischen Massentierhaltung in nichts
nachstehen, werden u.a. in Polen, Ungarn,
Bulgarien, Tschechien, Rumänien, der
Ukraine und Russland Hunde gezüchtet
und via Internet vornehmlich nach Westeuropa verkauft. Weil die Nachfrage besonders in Frankreich, Belgien und
Deutschland nach Rassehunden hoch ist,
lassen sich erstaunlich viele Käufer darauf
ein, ihren Golden Retriever, Labrador, WestHighland- oder Jack-Russel-Terrier über das
Web zu ordern, um damit
ein vermeintliches Schnäppchen zu machen.
Oft kosten diese Rassehunde nur die Hälfte oder ein
Drittel des offiziellen Preises, den seriöse VDHZüchter (Verband für das
deutsche
Hundewesen)
verlangen. Doch obwohl
die EU vorschreibt, dass Welpen erst ab einem Alter von acht Wochen ohne Mutter
transportiert werden dürfen, floriert das
Geschäft mit zu früh entwöhnten Hunden,
die kaum 40 Tage alt sind.
Können durch Zufall solche Hundetransporte angehalten und die zitternde Fracht
beschlagnahmt werden, sind die Kleinen
oft kaum älter als fünf bis sechs Wochen.
Ein überaus kritisches Alter: Denn zwischen
der sechsten und achten Lebenswoche lässt
die Schutzwirkung der Muttermilch nach. Je
nach Rasse, Konstitution, Ernährungsstatus
und Lebensbedingungen des jungen Hundes ist die Krankheitsanfälligkeit in dieser
Phase besonders hoch. Da die mütterlichen
Schutzstoffe Impfungen in dieser Zeit unwirksam machen würden, wird im Regelfall
erst ab der achten Woche geimpft. Meistens
bleiben zu schnell von der Mutter entwöhnte Welpen ein Leben lang anfällig und
schwächlich.
Das ist die eine Seite, die für den Hundebesitzer meistens mit hohen Tierarzt- und
Medikamentenkosten verbunden ist. Und
die andere stellt eine nicht minder große
Belastung dar: Welpen, die viel zu früh von
der Mutter abgesetzt wurden, können sich
kaum zu souveränen und ausgeglichenen
Familienhunden entwickeln. Ihnen fehlt die
notwendige Prägung durch Mutterhündin
und Wurfgeschwister, die sie auf das Leben
vorbereitet. Verbringen junge Hunde diese
entscheidende Phase isoliert, ohne Zuwendung und ohne die Möglichkeit, ihr Umfeld
lernend zu erkunden, behalten sie oft ein
Leben lang Unsicherheiten im Umgang mit
Artgenossen, Menschen und Geschehnissen des Alltags (Alleinbleiben, Verkehr, Gewitter, etc.) bei.
Viele Besitzer, enttäuscht von ihrem "schwierigen Hund" trennen sich früher oder später von ihm und geben den Hund ins Tierheim - und setzen damit eine Entwicklung
in Gang, die abermals die ohnehin ausgelasteten Tierheime fordert. Die Adoption eines schlecht sozialisierten Hundes setzt ein
hohes Maß an Kenntnis, Verantwortungsbereitschaft und
vor allem Zeit für das Tier
voraus.
Eine "Hundezucht" kostet in
osteuropäischen Ländern
wenig: In ehemaligen LPGBetrieben oder einfach in
Hinterhöfen, Schuppen und
Spike
Kellern werden Hündinnen
als Gebärmaschinen missbraucht, bis sie
sich kaum noch auf den Beinen halten können. Artgerechtes Futter, Bewegung, Auslauf, Kontakt und Erkundungsmöglichkeiten
werden in der Regel weder Muttertier noch
Welpen gegönnt. Ohne Impfungen, ohne
Papiere, tierschutzwidrig in Kisten und kleinen Boxen transportiert, verkotet, halb verhungert und geschwächt, blicken diese bedauernswerten Hundebabys ihren Rettern
entgegen, wenn die Polizei auf die Transporte aufmerksam wird.
Mühsam müssen diese - fast immer aufgrund der Verstöße gegen das Tierschutzgesetz, Seuchen- und Zollbestimmungen beschlagnahmten Kleinen in Tierheimen
aufgepäppelt werden. Viele Hunde sind
mangelernährt, geschwächt oder sterben
letztlich doch an Infektionskrankheiten, die
sie schon in sich trugen.
Gelingt es den Tierheimen die Welpen wieder auf die Beine zu bringen und sie langsam an Menschen zu gewöhnen, kann es
passieren, dass der Händler seine "Ware"
zurück fordert. Und rechtlich stehen ihm die
Hunde sogar zu, wenn er die vorgeschriebenen EU Heimtierpässe nachreicht, die
Tierarztkosten des Tierheims und die Bußgelder bezahlt. Mit drakonischen Strafen
oder gar einem Tierhaltungsverbot muss er
nicht rechnen.
Text: Claudia Lotz
Das Recht der Tiere 1/2009
Die Hintergründe zum Hundehandel
27
TIERHEIM HAGE
Auch Hunde auf drei Beinen ...
CLYDE - DER HUND
AUF DER WAAGE
Bob, Negrutza, Fiene, Nero, Lenny und Clyde - sie alle haben eines gemeinsam: Ihnen fehlt ein Bein, die
Folge von Kollisionen mit Autos in ihrem Heimatland Rumänien. Und so fallen Beobachtern auf den Straßen von Brasov immer wieder Hunde auf, die eines ihrer Beine nicht mehr belasten und sich nur schwer
hinkend vorwärts bewegen. Wenn diese Hunde durch einen glücklichen Zufall im bmt-Partnertierheim
Brasov tiermedizinisch versorgt werden, sind die betroffenen Gliedmaßen nur in den seltensten Fällen
zu retten, meist muss amputiert werden.
Clyde Waage? Wie kommt ein Hund zu
solch einem Namen? Die Geschichte
von Clyde ist eine, die man einmal gehört, kaum wieder vergisst: Clyde, der
noch junge Hund eines Obdachlosen,
wird in Brasov Opfer eines Verkehrsunfalls. Als der Rüde von einer Passantin
ins Tierheim gebracht wird, sehen die
schockierten Mitarbeiter einen offenen
Bruch, bei dem die Knochen aus der
riesigen Wunde stehen. Clyde ist nach
dem Unfall nicht tiermedizinisch versorgt worden - die schwere Verletzung
ist schon einige Tage alt. Welche
Schmerzen der Hund ausgestanden
haben muss, ist kaum vorstellbar.
Nach der Bein-Amputation im Tierheim
Brasov legten ihn die Mitarbeiter auf einen ruhigen Platz, an dem sie den Frischoperierten stets im Auge behalten
konnten. Was als Übergangslösung
geplant war, wurde Clydes Lieblingsplatz: Die Waage mit Decke drüber bot
dem Hund, der nie ein Zuhause oder
ein sicheres Plätzchen für sich beanspruchen durfte, Schutz und Deckung.
Und so nannten ihn die Mitarbeiter Clyde-Waage - ein Name, der ihn bis ins
Tierheim Hage begleitete, obwohl dort
ein Korb mit Decke auf ihn wartete.
Clyde ist ein ruhiger, sanfter Hund, der
sich über Streicheleinheiten und Zuwendung freut. Das Tierheim-Team hat
den anspruchslosen, unproblematischen Rüden ins Herz geschlossen, und
es vergeht kein Tag, an dem sich nicht
Geschäftsstellenleiter Dieter Kuhn nach
Clydes Befinden erkundigt. Noch ist
der ca. 1-2 Jahre alte Hund nicht vermittelbar, er ist sehr dünn und soll im
Das Recht der Tiere 1/2009
Notfall Teddy im Tierschutzzentrum!
28
Auf dem Weg vom Flughafen Bukarest ins Tierheim Brasov fiel Petra Zipp ein auf drei Beinen laufender Hund auf. Das rechte, verkrümmte Vorderbein hielt der kleine Mischling dicht an den Körper
gezogen. Mühsam hinkend auf dem gefrorenen
Boden versuchte der Rüde mit der Hundegruppe
Schritt zu halten, die auf Futtersuche durch die
Straßen zog….Petra Zipp veranlasste, den Rüden
wenig später als Notfall ins Tierschutzzentrum
Pfullingen bringen und dort operieren zu lassen.
Tierheim erst zu Kräften kommen.
Anders als Clyde haben Lenny, Fiene,
Negrutza, Bob und Nero die für Dreibeiner oft sehr schwierige Vermittlungshürde genommen und sich in ihrem neuen Zuhause unentbehrlich
gemacht.
Im ersten Moment war Familie Janssen
aus Uplengen (Ostfriesland) geradezu
betroffen, als sie Lenny das erste Mal
im Tierheim Hage sahen. Der Rüde
konnte sich nur mit Mühe bewegen;
sein rechtes Hinterbein fehlte und das
linke war gebeugt. Doch die drei Kinder ignorierten die Behinderung des
Hundes, der offensichtlich selbst von
seinem Handicap nicht sonderlich beeindruckt war - und so nahm die Familie den quirlig fröhlichen Hund zu sich.
Lenny sammelte die ersten Tage
Schuhe, Spielzeug und Kauknochen in seinem Korb, verteidigte
seine Beute gegen die übrigen
Hunde und begann die Katzen
des Hauses zu jagen. Doch
schon nach kurzer Zeit legte sich
sein anfängliches Rowdyverhalten; er tolerierte die Katzen,
suchte die Nähe seiner Artgenossen und profitierte sichtlich
von der wöchentlichen Krankengymnastik. Mittlerweile steht er
TIERHEIM HAGE
... haben große Lebensfreude
gut auf seinem
verbleibenden
Hinterbein, die
Fiene mit Janosz
Muskeln sind
kräftiger geworden - und Familie Janssen möchte
ihren Zuwachs nicht mehr missen.
Hündin Fiene dagegen spielte selbst
Schicksal: Als Ehepaar Biecker dem
Tierheim Hage mit Janosz, den sie kurz
zuvor vom Tierheim übernommen hatten, einen Besuch abstattete, verstand
sich die dreibeinige Fiene so gut mit
Ähnlich viel Freiheit genießt Negrutdem ungarischen Rüden, dass sie beim
za (Bild auf Seite 30) in seinem neuAbschied gleich mit ins Auto sprang.
en Zuhause. Mit seiner Freundin Luna
Beide Hunde leben bei Bieckers ein
kann der dreibeinige Rüde selbständig
sehr artgerechtes Leben: Sie können
Hof und Umgebung erkunden, die
sich den ganzen Tag auf einem großen
Pferde besuchen oder sich im Haus eiGelände mit Enten und Hühnern frei
ne Streicheleinheit von seinen beiden
bewegen, bis sie abends ins Haus getierlieben Besitzerinnen abholen.
holt werden.
Auch Bob wird das erste Mal in seinem
Leben verwöhnt: Seine neue Besitzerin,
Frau Rottinghaus aus
Dornum, ist glücklich
über den schwarzen
Rüden, der ihr über
den Tod ihres Hundes
Ben hinweg hilft.
Und Nero? Der liebenswerte Rüde hat
Nero
bei Sigfried Gräfe
nicht nur einen jungen Artgenossen zum Spielen vorgefunden, sondern seine ganz große Leidenschaft für das Schwimmen entdeckt. Sein neues Herrchen wohnt in
Elsflet direkt am Deich - und kaum jemand würde glauben, dass dieser geschickte und wendige Schwimmer nur
drei Beine hat.
Text: Claudia Lotz
"Ein tolles Angebot!"
"Die Kastration von Katzen müsste für die Besitzer zur Pflicht
gemacht werden", sagt Frau Peters aus Norden. So oft sie
und ihr Ehemann zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Auto
unterwegs sind - fast immer fallen ihnen herrenlose, elend
wirkende Katzen auf. Die Tierfreundin hat sich angewöhnt,
die meisten Katzenhalter direkt auf das Thema anzusprechen. "Geht hin, tragt Verantwortung und lasst eure Tiere
kastrieren, um noch mehr Leid zu vermeiden", bittet sie und
geht selbst mit Beispiel voran.
Anfang März hat sie ihren Kater Miyu im Tierheim Hage
kastrieren lassen und ist erleichtert, dass für sie nur die
Hälfte der Kosten anfällt. Als großartiges Angebot bezeichnet die Ostfriesin, die in Kürze auch ihren zweiten
Fundkater Pünktchen kastrieren lassen wird, die Bereitschaft des Tierheims, 50% der anfallenden Kosten für diesen kleinen, so wichtigen Eingriff zu zahlen. Neben der vor
wenigen Monaten eingerichteten Sozialsprechstunde bietet das Tierheim Hage weiter auch die Kostenbeteiligung
für Katzenbesitzer an, die ihre Tiere kastrieren lassen wollen.
Die Sozialsprechstunde findet jeden zweiten Dienstag im
Monat statt. An diesen Tagen können sozialschwache Menschen ihre Tiere von Dr. Ely untersuchen und behandeln
lassen. Die Hälfte der anfallenden Kosten trägt das Tierheim Hage. Andrea Rump, seit mehr als 2 Jahren ehrenamtlich im Tierheim, koordiniert die Termine. Die Sprech-
stunde wird von Hartz4-Empfängern, Rentnern und Auszubildenden gut angenommen - eine Resonanz, die Dieter Kuhn freut. "Wir wollen schließlich mit diesem Angebot
dazu beitragen, dass mehr Katzen kastriert werden, um
das ungeheure Ausmaß des Katzenelends in dieser Region
zu vermindern", sagt der Geschäftsstellenleiter.
Für das Tierheim Hage gehören die beiden Projekte - Sozialsprechstunde und Beteiligung an Kastrationskosten - zu
ihren wichtigsten. Der einzige Weg, die Vermehrung und
zunehmende Verelendung der herrenlosen Katzen in der
Region zu verhindern, ist die rechtzeitige Kastration! Doch
so unerlässlich die Unfruchtbarmachung der Katzen und
Kater ist, so schwer fällt dem Tierheim bei allen laufenden
Unterhaltskosten für Tiere, Mitarbeiter und Gebäudeerhalt
die hälftige Kostenübernahme.
Darum an dieser Stelle unsere große Bitte: Helfen Sie mit
Ihrer Spende, dass dieses Projekt auch in Zukunft durchgeführt werden kann. Mit Ihrer Unterstützung können wir
es schaffen, das Katzenleid im Altkreis Norden zu beenden!
Spendenkonto:
Das Recht der Tiere 1/2009
DIE SOZIALSPRECHSTUNDE IM TIERHEIM
RaiffeisenVolksbank
Fresena e.G.
Norden
Konto
6302020300
BLZ 283 61592
Frau Peters mit ihren Katzen
29
TH ELISABETHENHOF
Alles im Gleichgewicht ....
... auf 3 Beinen
Das Recht der Tiere 1/2009
Wie Sie auf den vorherigen Seiten gelesen haben, arrangieren sich dreibeinige Hunde gut mit ihrem Handicap. Mike Ruckelshaus, Geschäftsstellenleiter des Landesverbandes Hessen, hat im TH Elisabethenhof auch
schon für Dreibeiner ein neues Zuhause gesucht.
Er sprach mit der Hunde-Physiotherapeutin und Tierheilpraktikerin Christina Metzger über Regeln im Umgang mit dreibeinigen Hunden.
30
RdT: Frau Metzger, gibt es Grundregeln, an die man sich im
Zusammenleben mit einem dreibeinigen Hund halten sollte?
C. Metzger: Wie gut sich Hunde mit ihrer Dreibeinigkeit arrangieren, hängt wesentlich von folgenden Faktoren ab: Welche Gliedmaße (Vorder- oder Hinterlauf) wurde entfernt, wie
groß und schwer ist
der Hund, wie alt?
Grundsätzlich sollte man Belastungsspitzen vermeiden
und dafür lieber
mehrere kurze, als
ein oder zwei ausgedehnte, Spaziergänge machen.
RdT: Kann die Behinderung weitere
Luna & Negrutza (siehe S. 29)
Auswirkungen auf
die Gesundheit des Hundes haben?
C. Metzger: Da die verbleibende Vorder- oder Hintergliedmaße weiter unter die Körpermitte gestellt wird, kann es zu
Muskelverspannungen und Arthrosen an dem Bein und dem
Rücken kommen. Stellt man bei seinem dreibeinigen Freund
fest, dass er Probleme des Bewegungsapparates bekommt,
weniger Freude bei den gemeinsamen Spaziergängen zeigt
und sich beim Bewältigen des Tagesablaufs schwerer tut, sollte man sich umgehend an seinen Tierarzt wenden und einen
Tier-/Hundephysiotherapeuten zu Rate ziehen.
Mit Massagen, Dehnungen und gelenkmobilisierenden Techniken lassen sich Überlastungserscheinungen der erhaltenen
Gliedmaße entgegen wirken. Durch gezieltes Training, wie
z.B. Bodenarbeit, Schwimmen oder Laufen im Aquatrainer,
kann man für eine Stärkung der Muskulatur sorgen. Gerade
wenn festgestellt wurde, dass in den noch vorhandenen Extremitäten Gelenkfehlstellungen und/oder schon Arthrosen
bestehen, ist die therapeutische Unterstützung durch Tierarzt
und Tier-/Hundephysiotherapeut sehr sinnvoll. Je früher man
unterstützend eingreifen kann, umso effektiver ist der Erfolg!
Christina Metzger mit Asteri
RdT: Welche Hilfsmittel stehen Hundehaltern zur Verfügung, um dem gehandicapten Hund den Alltag zu erleichtern?
C. Metzger: Hilfsmittel wie Brustgeschirr oder Tragehilfe für
Vorder- oder Hinterbeine aus weichem Neopren mit Gurtung,
mit denen man einem Hund über kleinere Hindernisse helfen
kann, sowie eine Einstiegshilfe für das Auto sind bei größeren Hunden unverzichtbar. Kleineren Hunden, die gerne auf
dem Sofa oder Sessel liegen, erleichtert man das Rauf- und
Runtersteigen mit einer Hundetreppe oder einem Hocker.
Futter und Wasser sollten in einem erhöhten Napf bereitgestellt werden. Der Grund: Durch das fehlende Bein hält der
Hund, gerade bei abgesenktem Kopf beim Fressen, viel
schlechter sein Gleichgewicht als vierbeinige Artgenossen.
Großes Augenmerk muss auch auf das Gewicht der Hunde
gelegt werden. Um die verbliebenen Gliedmaße und deren
Gelenke vor Verschleiß zu schützen, ist die Zufütterung von
speziellen Nahrungsergänzungsmitteln ratsam.
RdT: Gibt es noch weitere Möglichkeiten negative Auswirkungen der Behinderung zu mildern oder zu kompensieren?
C. Metzger: Eine weitere Hilfe ist der Einsatz von Orthesen,
die das erhaltene Bein stützen und so der Doppelbelastung
entgegenwirken. Bei Teilamputationen besteht auch die Möglichkeit, Teilprothesen anpassen zu lassen.
RdT: Worauf sollte man beim Gassi-Gehen achten?
C. Metzger: Die Beschaffenheit des Untergrundes bei den
Gassigängen sollte abwechslungsreich sein. So vermeidet
man Probleme (wie z.B. Arthrosen), die durch ständiges Laufen auf zu festem Boden (Asphalt etc.) entstehen können.
Selbstverständlich benötigen auch Hunde mit einem Handicap Sozialkontakte mit ihren Artgenossen. Aber bei der ersten
Begegnung sollte man schon Vorsicht walten lassen. Denn in
Konfliktsituationen mit einem vierbeinigen "Rowdy" ist ein
Dreibeiner doch eingeschränkter, ja sogar hilfloser, als seine
nichtbehinderten Artgenossen.
Christina Metzger, Hundekrankengymnastin und Tierheilpraktikerin, www.Hundekrankengymnastik-B
Butzbach.gmxhome.de
Interview: Mike Ruckelshaus
GST ISSUM
Besitzer auf Zeit ...
Familie Bucks - Pflegestelle in Kamp-LL intfort
Wie aus Jasper ein familientauglicher Hund gemacht wird
Die ersten vier Tage musste sie ihn auf dem Arm ins Freie tragen, so groß war die Angst des kleinen
Dackel-Pekinesenmischlings aus Rumänien. Doch Ute Bucks, die seit Jahren für die Geschäftsstelle Issum Pflegehunde in Kamp-Lintfort aufnimmt, bleibt gelassen: "Auch Jasper", sagt sie, "braucht seine Zeit,
in der er Vertrauen fassen und Selbstbewusstsein aufbauen kann."
Prozess des Erwachsenwerdens und Reifens nennt die "Pflegemama" den Weg, den all ihre Schützlinge
unter ihrer verantwortungsvollen Obhut gehen müssen, bis sie in ein neues, liebevolles Zuhause vermittelt werden können.
Neben Jasper aus Rumänien versorgt die Tierfreundin derzeit noch Seven, einen kleinen Straßenhund
mit nicht ansteckender
Hauterkrankung. Beide Rüden wetteifern um die
Gunst ihrer Bezugsperson,
wobei nur Jasper allen Mut
zusammen nahm und dem
Ehemann von Ute Bucks
beim Eintritt ins Schlafzimmer drohend seine Zähne
zeigte.
Sohn unterstützen Ute Bucks bei ihren Bemühungen, aus
ängstlichen Tieren souveräne zu machen und ihnen die
Grundlagen eines harmonischen Zusammenlebens mit
Zweibeinern (und anderen Vierbeinern) nahe zu bringen.
“Ersatzmutter” Ute Bucks (links) und Jasper neben
Geschäftsstellenleiterin Dagmar Weist mit Seven
In solchen Fällen ist eine
konsequente Haltung angesagt, die dem liebenswerten Tyrannen sofort die Grenzen aufzeigt. Gerade Hunde, die
nie ein eigenes Zuhause hatten, neigen dazu, ihre endlich
gefundenen Menschen zu verteidigen und ihnen mit einem
jäh erwachten Beschützerinstinkt zur Seite zu stehen.
13 Pflegehunde hat die Familie Bucks in den letzten Jahren
"familientauglich" gemacht. Schwiegervater, Ehemann und
Die künftigen Besitzer
schauen sich Geschäftsstellenleiterin Dagmar Weist
und Ute Bucks gemeinsam
an; auch die Entscheidung
fällt nur einstimmig. Denn
Familie Bucks hat im Laufe
der intensiven Betreuungszeit in den eigenen vier
Wänden den Hund besser
kennen gelernt, als es im
Tierheim jemals möglich
sein könnte. Jasper und Seven sind vollständig in den
Tagesablauf integriert; sie
begleiten die Familie am
Wochenende zu Ausflügen
und werden tagsüber abwechselnd von allen beschäftigt und versorgt.
Dagmar Weist unterhält insgesamt acht Pflegestellen, vier
davon alleine im Hunsrück. Je nach finanzieller Belastbarkeit der Pflegestelle übernimmt sie die Kosten für Futter,
Tierarzt oder anfallende Fahrten. Ute Bucks trägt auf eigenen Wunsch alle Kosten, die ihr durch die Pflegehunde entstehen. Herzlichen Dank an dieser Stelle für dieses großartige Engagement, sagt der bmt.
Das Recht der Tiere 1/2009
Doch selbst sie, die erfahrene "Ersatzmutter", kennt den
Trennungsschmerz, wenn die lieb gewordenen Vierbeiner
eines Tages endgültig umziehen. "Willst du einem Tier helfen oder mehreren?" ermahnt sich Ute Bucks dann und verbietet sich im Sinne der vielen Hunde, denen sie auch
noch in Zukunft beistehen
möchte, weitere Gefühlsregungen.
31
TH ARCHE NOAH
Die “Arche Noah” auf neuem
T IERHEIMLEITER S TEFAN K IRCHHOFF
UND SE
Seit Jahresbeginn leitet Stefan
Kirchhoff (Bild) die Arche Noah.
Der 30jährige Ostfriese hatte
ein Jahr als Verena Krüpes
Stellvertreter Zeit, die Abläufe
im Tierheim kennen zu lernen
und sich Gedanken über mögliche Veränderungen zu machen. "Mir geht es um Verantwortung", sagt der gelernte
Tierpfleger, "ich möchte, dass
jeder einzelne mit allen Abläufen im Tierheim so vertraut
wird, dass er - zumindest theoretisch - in der Lage sein könnte, das Tierheim zu führen."
sie in Entscheidungen mit einbeziehen.
Sehr wichtig ist dem neuen Tierheimleiter der Aufbau einer GassigängerGruppe. Im Tierheim Köln-Dellbrück
hat jeder Hund "seinen eigenen" Spaziergänger.
"Das Gassigehen", erklärt Stefan Kirchhoff, "ist für beide Parteien eine Bereicherung." Viele Menschen, die keinen
eigenen Hund halten dürfen oder können, profitieren von der immer enger
werdenden Bindung zu "ihrem" Hund und tun sich darüber hinaus durch die
regelmäßige Bewegung etwas Gutes.
Manchmal wird die Beziehung zwischen Zwei- und Vierbeiner so intensiv,
dass selbst ein Wohnungswechsel kein
Problem mehr darstellt, um den Hund
endlich zu sich nehmen zu können.
Ebenfalls arbeitet das Tierheimteam
um Stefan Kirchhoff daran, mehr Eh-
renamtliche für Nachkontrollen zu gewinnen. Ist das Tier in seinem neuen
Zuhause ausgeglichen, fühlt es sich
sichtbar wohl, wie ist die Bindung an
die neue Familie, der Umgang mit dem
Vierbeiner? Diese Aspekte, auf die bei
Nachkontrollen geachtet wird, sind im
Sinne der zu vermittelnden Tiere wichtig, oft sogar lebenswichtig. Denn in
den seltensten Fällen kann es vorkommen, dass eine im ersten Moment glückliche Vermittlung im Desaster endete,
weil die Familie sich trennte, in finanzielle Schwierigkeiten geriet oder nicht
mit Nachwuchs gerechnet hatte.
Neben der internen Umorganisation
verschiedener Arbeitsabläufe (Arbeitszeiten, Tierarzttätigkeiten etc.) hat
Stefan Kirchhoff mit alten Gewohnheiten "aufgeräumt":
So wird es in Zukunft keine "Büro-
Das Recht der Tiere 1/2009
Stefan Kirchhoff hat seine Ausbildung
zum Tierpfleger in Köln-Dellbrück
durchlaufen, dem größten Tierheim
des bmt. Sechs Jahre war er für die
Hundeversorgung zuständig - in der
wesentlich kleineren Arche Noah oblag
ihm schon als Stellvertreter der Tierheimleiterin jeder Bereich, von der Tierpflege, über die Beschäftigung der
Hunde, Vermittlung, Jugendbetreuung,
Öffentlichkeitsarbeit bis zu der Aufgabe, Menschen, die Probleme im Umgang mit ihrem Tier haben, zu beraten
und ihnen Hilfestellung zu geben.
Der 30jährige hat sich viel vorgenommen: Er möchte innerbetriebliche Weiterbildungen für die Auszubildenden
und Tierpfleger einführen und die Mitarbeiter durch regelmäßige Besprechungen über alle Vorgänge im Tierheim auf dem Laufenden halten und
32
Diese neue Plakatkampagne soll die Vermittlungschancen ...
TIERHEIM ARCHE NOAH
INE
P LÄNE
oder Küchenhunde" mehr geben, die
den
Tierheimmitarbeitern
zur
Hand/Pfote gehen, sondern eine strikte Trennung zwischen Arbeitsbereich
und der Tierversorgung.
Sobald der Winter vorüber ist, wird
auch bei den Kaninchen gewerkelt:
Die kleinen Nager sollen in weitläufige
Außengehege umziehen und die Katzenfreiläufe mit zusätzlichen Kratz-,
Kletter-, Ruhe- und Ausweichmöglichkeiten interessanter werden.
Im Zuge der zu intensivierenden Öffentlichkeitsarbeit möchte Stefan
Kirchhoff eine Arbeitsgruppe gründen,
die sich um Infostände in den Städten
kümmert und gegebenenfalls Protestkundgebungen und Demos (mit) organisiert. Unterstützung von Ehrenamtlichen braucht er auch für seine
Pläne, größere Veranstaltungen, u.a.
Laternenlauf, Weihnachtsfest, Kindertheaterstücke etc., im Tierheim durchführen zu können.
Gleichfalls soll der Kontakt zu Schulen
gesucht und eine eigene Jugendtierschutzgruppe in der Arche Noah aufgebaut werden. Auch die Zusammenarbeit mit einer Hundeschule will der
neue Tierheimleiter in den nächsten
Wochen angehen.
Nachruf auf Ruth Georg
“Niemals fand ich Menschenliebe, wo keine Tierliebe war.
Wer das Leben wahrhaft respektiert, respektiert auch das Tier,
denn das Leben wurde uns beiden von Gott gegeben.”
Am 31.08.2008 verstarb unsere
Rechnungsprüferin, Ruth Georg,
im Alter von 87 Jahren. Die bekennende Tierfreundin trat 1983
in den Landesverband Niedersachsen ein und unterstützte
seither aktiv das Tierheim "Arche
Noah" in Stuhr. 1993 wählte die
Jahreshauptversammlung die
gelernte Buchhalterin zur Rechnungsprüferin. Mit Sachkunde,
Elan und großem Engagement
übte sie diese Tätigkeit bis 2003
Ruth Georg mit Dr. Styrie und Verena
aus. Sie war stolz und glücklich,
Krüpe bei der Grundsteinlegung
diese Aufgabe zu einem Zeitpunkt übergeben zu können, den sie selbst - und nicht durch gesundheitliche Einschränkung diktiert - bestimmen konnte. Ihr war es überaus wichtig, die ihr so ans
Herz gewachsene Arbeit geordnet übergeben zu können.
Ihre Verbundenheit zum bmt und zum Tierheim "Arche Noah" blieb auch über diese Zeit erhalten. Als Ehrengast beteiligte sie sich aktiv an der Grundsteinlegung des
neuen Hundehauses des Tierheimes.
Der Bund gegen Missbrauch der Tiere e. V. und das Tierheim Arche Noah bedanken sich für ihr langjähriges ehrenamtliches Engagement. Wir werden Ruth Georg
in steter Erinnerung behalten.
"Und was mir ganz besonders am Herzen liegt", sagt der überzeugte Tierschützer, "ist die Vermittlung unserer
Dauersitzer, ob älter oder jünger.” Mit
einer Plakatkampagne möchte Stefan
Kirchhoff die Vermittlungschancen für
die Langinsassen erhöhen - hier sehen
Sie vorab eine Auswahl. Viele dieser
großartigen Hunde warten schon lange auf den einen Tag, an dem sich
das Tierheimtor für immer hinter ihnen schließt…
Wenn Sie dem neuen Tierheimleiter
helfen möchten, unterstützen Sie seine
Vorhaben durch eine Spende oder Ihre
ehrenamtliche Mitarbeit. Sie erreichen
Stefan Kirchhoff unter der Telefonnummer: 0421/ 890 171
Spendenkonto
Kreissparkasse Syke,
Kto. 113 000 29 57
BLZ 291 517 00
Fotos: Stefan Kirchhoff
Das Recht der Tiere 1/2009
Kurs
... der langjährigen Tierheimhunde erhöhen
33
BUND
MIT
GEGEN
MISSBRAUCH
11 GESCHÄFTSSTELLEN , 8 TIERHEIMEN
HAUPTGESCHÄFTSSTELLE
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München
Tel. (089) 38 39 52-0, Fax (089) 38 39 52-23
Postbank München Kto. 1819 30-807 (BLZ 700 100 80)
VORSTAND
1. Bundesvorsitzender:
Dr. Jörg Styrie
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65
2. Bundesvorsitzende:
Petra Zipp, Tierschutzzentrum Pfullingen
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen
Tel. (07121) 820 17 -12, Fax (07121) 820 17 -18
Bundesschatzmeister:
Hans Hoffsümmer, Gierather Str. 51
51469 Bergisch Gladbach
Tel. (02202) 59517, Fax (01805) 62 45 62-11415
Bundesschriftführerin:
Karin Stumpf, Am Heiligenhäuschen 2, 50859 Köln,
Tel. (0221) 950 51 55, Fax (0221) 950 51 57
LANDESVERBÄNDE
LV Baden-Württemberg (www.tierschutz-bmt-bw.de)
Tierschutzzentrum Pfullingen
Leiter: Dr. Uwe Wagner
Leiterin (TH): Petra Zipp
Gönninger Straße 201, 72793 Pfullingen
Tel. (07121) 820 17 -0, Fax (07121) 820 17 -18
Kreissparkasse Reutlingen Kto. 75 7889 (BLZ 640 500 00)
LV Bayern (www.bmt-bayern.de)
Leiterin: Ewa Gara
Viktor-Scheffel-Straße 15, 80803 München
Tel. (089) 38 39 52-13, Fax (089) 38 39 52-23
Postbank München Kto. 142 20-802 (BLZ 700 100 80)
LV Berlin (www.tierschutz-bmt-berlin.de)
Leiter: Dr. Jörg Styrie
Alt-Heiligensee 42, 13503 Berlin
Tel. (030) 43 65 58 63, Fax (030) 43 65 58 65
Postbank Berlin Kto. 9603-107 (BLZ 100 100 10)
Das Recht der Tiere 1/2009
LV Hamburg / Schl.-Holstein (www.franziskustierheim.de)
Geschäftsstelle: Tel. (040) 55 49 28-34, Fax -32
„Franziskus-T
Tierheim“, Tel. (040) 55 49 28 37
Leiter (TH): Frank Weber
Lokstedter Grenzstraße 7, 22527 Hamburg
Haspa Kto. 1049220799 (BLZ 200 505 50)
34
LV Hessen / Rheinland-Pfalz / Saarland
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Elisabethenhof“
(www.tierheim-elisabethenhof.de)
Leiter (Gst.): Mike Ruckelshaus, Tel. (06035) 96 11 11
Leiter (TH): Christian Werner
“Elisabethenhof”, Siedlerstraße 2, 61203 Reichelsheim
Tel. (06035) 59 16, Fax (06035) 96 11 18
Frankfurter Sparkasse Kto. 5975 (BLZ 500 502 01)
2. Tierheim „Wau-M
Mau-IInsel“ (www.wau-mau-insel.de)
Leiterin (Gst.): Petra Hollstein
Leiter (TH): Karsten Plücker
Schenkebier Stanne 20, 34128 Kassel
Tel. (0561) 86 15 680, Fax (0561) 86 15 681
Kasseler Sparkasse Kto. 70 700 (BLZ 520 503 53)
UND EINEM
DER
TIERE
TIERSCHUTZZENTRUM
AUSLANDSTIERSCHUTZ
Koordination im Tierschutzzentrum Pfullingen
Sonderkonto Ausland:
Rumänien und Ungarn
Frankfurter Sparkasse Kto. 847 275 (BLZ 500 502 01)
LV Niedersachsen
1. Geschäftsstelle u. Tierheim „Arche Noah“
(www.tierheim-arche-noah.de)
Leiterin (Gst): Anke Mory; Tel. (0170) 632 52 40
Leiterin (TH): Verena Krüpe,
Rodendamm 10, 28816 Stuhr/Brinkum
Tel. (0421) 890171, Fax 80 90 553
Kreissparkasse Syke Kto. 113 000 29 57 (BLZ 291 517 00)
2. “Katzenhaus Luttertal“, (www.katzenhaus-luttertal.de)
Luttertal 79, 37075 Göttingen
Leiterin: Monika Bossmann, Tel. (0551) 2 28 32
Postbank Hannover Kto. 732 223 06 (BLZ 250 100 30)
Mitglieder- und Spendenverwaltung durch das
Tierheim „Wau-Mau-Insel“ Kassel
3. Geschäftsstelle Norden
Leiter: Dieter Kuhn und Ursula Sottmeier
Nordbuscherweg 17, 26553 Dornum
Tel. (04933) 99 28 24, Fax (04933) 99 28 26
Tierheim Hage (www.tierheim-hage.de)
Hagermarscher Str. 11, 26524 Hage
Tel. (04938) 4 25, Fax (04938) 91 49 90
Raiffeisen-Volksbank Fresena e.G. Norden
Kto. 6302020300 (BLZ 283 615 92)
LV NRW
1. Geschäftsstelle u. Tierheim Dellbrück
(www.tierheim-koeln-dellbrueck.de)
Leiterin (Gst): Sylvia Bringmann , Leiter (TH): Bernd Schinzel
Iddelsfelder Hardt, 51069 Köln
Tel. (0221) 68 49 26, Fax (0221) 68 18 48
Postbank Köln Kto. 924 02-505 (BLZ 370 100 50)
2. Geschäftsstelle Issum (www.bmt-nrw.de)
Leiterin: Dagmar Weist
Drosselweg 15, 47661 Issum
Tel. (02835) 44 46 97, Fax (02835) 44 46 99
Sparkasse am Niederrhein
Kto. 111 500 2063 (BLZ 354 500 00)
WEITERE ANSCHRIFTEN
VON
MITARBEITERN:
Mike Ruckelshaus
([email protected])
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Tel. (06035) 96 11 11, Fax (06035) 96 11 18
Torsten Schmidt
([email protected])
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
An der Kirsebek 3, 24376 Kappeln, Tel. (04642) 922 407
Claudia Lotz (Redakteurin)
([email protected])
Sauerbruchstr. 11, 14109 Berlin,
Tel. (030) 80 58 33 38, Fax (030) 80 58 33 39
Gisela Lichterfeld (Tierschutzlehrerin)
([email protected])
Kirchhellener Ring 93, 46244 Bottrop-Kirchhellen
Tel. (02045) 23 54
www.bmt-tierschutz.de
ZU
GUTER
LETZT
WIE GEHT ES DEN HUNDEN AUS
DEM ANIMAL HOARDING-FALL?
Alle Hunde aus der Animal-Hoarding-Haltung in Parchim (bei
Schwerin) zeigten sich anfangs sehr menschenscheu und nicht leinenführig. Um besser mit den Hunden arbeiten und Kontakt aufbauen zu können, wurden
die Hunde in Kleingruppen
aufgeteilt. Allen Hunden ist
gemeinsam, dass sie sich
nicht gerne von Fremden
anfassen lassen und viel
Zeit benötigen, um Vertrauen zu ihrer Bezugsperson
aufzubauen.
Mit viel Zeit, Geduld und
Fingerspitzengefühl konnten wir sieben der acht
Carlos
Hunde mittlerweile dahin
bringen, dass sie leinenführig geworden sind und gerne spazieren gehen. Bei
Chagall ist uns das bisher
nicht geglückt, und es wird
vermutlich noch sehr lange
Zeit dauern, bis er Vertrauen gefasst hat.
Bei bekannten Personen
zeigen sich die anderen Rüden mittlerweile verschmust
Pepe
bis verspielt. Alle Rüden
würden sich prima als Zweithund eignen und wären in einem ruhigen und stressfreien Umfeld besser aufgehoben als in einem turbulenten Zuhause. Wir suchen für diese Hunde Tierfreunde, die bereit sind, mit einem Hund zu arbeiten und ihm die Chance auf ein
‚normales' Hundeleben zu geben.
Jeder Hund hat diese
Chance verdient und es
gibt nichts Schöneres, als
diese Hundeaugen endlich
zum Leuchten zu bringen!
Nähe Infos zu den einzelnen Hunden mit ihren
unterschiedlichen Charakteren unter:
www.wau-m
mau-iinsel.de
Rudi
Fenjo, Tamara und Damon
H ÜNDIN TAMARA :
E IN
VERSPÄTETES
“W EIHNACHTSGESCHENK”
Am 27.12.2008 kam Tamara ( Tammy ) zu
uns und vervollständigte unser Rudel, das bis
dato aus Damon, unserem Eurasier und Fenjo, unserem Samojeden bestand. Eigentlich
wollten wir ja nur "gucken" und ein armes
Würmchen spazieren führen.
Frau Zipp meinte, sie hätte da etwas für
uns...und dann kam sie, Tamara. Fünf Monate alt, unheimlich dürr und zerbrechlich.
Aber ein richtiger Wirbelwind. Sie hat sich sofort in unsere Herzen geschmust. Fenjo war
gleich Feuer und Flamme. Endlich ein Kumpel, der IMMER Lust zum Spielen hat!
Damon hat uns mit der Erziehung von Tammy unterstützt. Jetzt ist sie ca. vier Wochen bei
uns. Sie ist nicht mehr so zerbrechlich, sie ist
sehr gelehrig und immer wieder für einen
Spaß zu haben. Mittlerweile geht sie in die
Hundeschule und ist ein Profi im Clicker-Training. Was soll man sonst noch sagen? Sie ist
halt unser aller Zuckerschnute.
Vielen Dank dem bmt-Team Pfullingen!
Viele Grüße
Angelika & Holger, Jasmina,
Damon, Fenjo und natürlich Tamara!
Das Recht der Tiere 1/2009
Erinnern Sie sich an unsere Titelgeschichte (RdT 4/08),
in der wir über einen ganz besonderen Fall von Animal Hoarding berichtet hatten?
Der bmt hatte damals sofort geholfen und einen Großteil
der Hunde in seinen Tierheimen aufgenommen. Hier
lesen Sie, wie sich die Hunde im bmt-Tierheim WauMau-Insel in Kassel eingelebt und entwickelt haben.
35
„ D a s R e c h t d e r T i e r e “ – Po s t v e r t r i e b s s t ü c k B 1 3 7 6 9 – E n t g e l t b e z a h l t
Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V.
Als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt
Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar
Hauptgeschäftsstelle: D-80803 München , Viktor-Scheffel-Str.15
Tel. (089) 38 39 52 0 Fax (089) 38 39 52 23
EINLADUNG
ZUR
JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG
DES
bmt
IN
MÜNCHEN!
am Sonntag, 21. Juni 2009,
im Kulturzentrum "Gasteig" (Vortragssaal der
Bibliothek), Rosenheimer Straße 5,
81667 München, Beginn 14 Uhr
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Eröffnung und Begrüßung
Feststellung der Tagesordnung
Tätigkeitsbericht des Bundesvorsitzenden
Kassenbericht des Schatzmeisters
Bericht der Rechnungsprüfer
Entlastung des Vorstandes
und der Geschäftsstellen
7. Neuwahlen des Vorstandes, der Rechnungsprüfer und der Beiratsmitglieder
8. Anträge zur Jahreshauptversammlung
9. Vorstellung neuer Mitarbeiter
10. Verschiedenes
Wichtiger Hinweis:
Bitte bringen Sie Ihren Mitgliedsausweis mit!
Ich unterstütze den Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. und
werde Mitglied zum selbstbestimmten Jahresbeitrag von EUR
......................................................................
(Mindest-Jahresbeitrag: 20 EURO. Mitgliedschaft kann jederzeit satzungsgemäß beendet werden.)
Nach Überweisung des Beitrages erhalten Sie Ihre Mitgliedsunterlagen.
spende hiermit EUR
..................................................................................................................................................................
Name:............................................ Vorname:.......................................... Geburtsdatum:..............................................
PLZ und Ort:....................................................... Straße und Hausnr.:............................................................................
Telefon:.............................................................. E-Mail-Adresse:...................................................................................
Beruf:................................................................. Datum:.............................. Unterschrift:.............................................
(Die Spendenkonten finden Sie auf S.34)
Bitte Coupon ausschneiden und frankiert an die Hauptgeschäftsstelle oder untenstehende Geschäftsstelle senden.
ÜBERREICHT
VON: