Festivalzeitung - St. Galler Tagblatt
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Medienpartner: seite 7: Felix Grubenmann: der Mann fürs nahrhafte seite 9: Wie ein FestivalMusikprogramm entsteht Wetterglück machT Freude! Petrus muss ein St. Galler sein! Trotz unsicheren Wetterprognosen und dunklen Wolken konnte die 33. Ausgabe des fast ausverkauften Traditionsfestivals im Sittertobel einen trockenen Auftakt feiern. seite 29: Wir haben Sie die sittertobel-singles tag sa so nacht 23 15 26 15 von patrick stämpfli Entsprechend gut war die Stimmung bereits am Donnerstagabend. An die Regenfälle der vergangenen Tage erinnerten nur noch einige grössere Wasserlachen. Am frühen Freitagmorgen sorgten allerdings rebellische Nachtschwärmer für Unruhe, als sie versuchten, auf das noch nicht geöffnete Festivalgelände zu gelangen. «Schade, dass ein kleiner Teil der Besucher die Regeln partout nicht einhalten will», sagte Festivalchef Christof Huber. Man überlege sich daher für 2010 entsprechende Konsequenzen. Dunkle Wolken am Himmel Auch am Freitagnachmittag kam nochmals kurz Unruhe auf, als dunkle Regenwolken aufzogen und zu hören war, dass es in der Umgebung bereits giesse wie aus Kübeln. Doch die Schlechtwetterfront verzog sich, und auf der Sitterbühne konnten «Slag In Cullet» dem Publikum bei Sonnenschein einheizen. Kurz danach machten auf der Sternenbühne Selig mit ihren teils melancholischen Lyrics mehr als nur eine Besucherin selig. Und um 20.30 Uhr betrat mit Peter Fox dann der erste grosse Star des Abends die Bühne – und für diejenigen, deren Zelt in der Nähe einer der erwähnten Wasserlachen stand, wurde sein Hit «Haus am See» plötzlich zur ganz persönlichen OpenAir-Hymne. programm Samstag, 27.µ. sitterbühne 12.00 ALL SHIP SHAPE CH 13.15 GIMMA CH 15.00 FARIN URLAUB RACING TEAM d 16.45 johnossi s 18.30 STRESS CH 20.30 NICK CAVE & THE BAD SEEDS AUS 22.30 NINE INCH NAILS usa 00.45 JAN DELAY & DISKO NO. 1 d sternenbühne 12.45 KONRAD STÖCKEL d 14.15 DúNÉ DK 16.00 OLLI SCHULZ d 17.45 NNEKA d /nig 19.30 SOPHIE HUNGER CH 21.30 METRONOMY uK 23.15 PATENT OCHSNER CH 01.15 POLARKREIS 1∂ d 03.00 YUKSEK F BACARDI DOME Vom King of Pop, H und Biedermeierbe Der Tod von Michael Jackson sorgt in der Musikwelt für viel Gesprächsstoff. Die Reaktionen von Musikexperten im Backstage-Bereich sind so vielfältig wie die Nasen des King of Pop. Vielfältig sind auch die Menuwünsche der Musiker sowie die Meinungen von Künstlern, wie sie der Wirtschaftskrise begegnen. von oLIVER fORRER Schweizer & Bragatto, Artist-Köche Chef de Cuisine Luciano Bragatto und Koch Thomas Schweizer schmurgeln für die Stars: «Für Veganer Peter Fox gibts ein lactosefreies Menu.» Mike Skinner mag sein Essen genauso einfach wie seine «music from the streets»: Brötchen mit Hüttenkäse. «Für andere Künstler werden Cordon bleu oder Hackbraten mit Moët Champagner aufgetischt», sagt Bragatto. Proscht und en Guete! Thomas & Adrian von Lovebugs «Als ich 1997 das erste Mal am OpenAir St.Gallen spielte, habe ich noch im Zelt übernachtet», erinnert sich Lovebugs-Gitarrist Thomas. Die Liebeskäfer kehrten gestern zum fünften Mal in ihr Nest im Sittertobel zurück. «Es ist einfach das beste und schönste Festival in der Schweiz», sagt Frontmann Adrian. Den Liebesbeweis an St.Gallen hat Adrian bereits geliefert: «Einmal stand ich mit Fieber auf der Büh- 15.00 PADRIGO & KELVIN & LUC G MC FRAT BOY F & D-EGO 19.00 O-DEE 21.00 RETO ARDOUR & F SI 23.00 STEVE SUPREME & 01.00 DUNCAN 03.00 PA-TEE WINSTOn FREEDOM 09.30 REGGIE'S DOO 10.45 REGGIE'S DOO 16.15 PEGASUS 18.00 PEGASUS 19.45 BIG ZIS 21.45 BIG ZIS 00.00 DJ X-STOMP 02.00 DJ X-STOMP ne, das war ein beschissenes Konzert.» Apropos beschissen. Spürt ihr die Wirtschaftskrise? «Wir haben uns bereits an sie gewöhnt. Die Musikindustrie ist nämlich schon länger in der Krise. Trotzdem suchen wir immer wieder neue Wege, wie beispielsweise den EuroVision Song Contest», sagt Thomas. Und wenn alles schieflaufen sollte, bleibt den Lovebugs ja wenigstens noch ihr Zelt. Frank & Patrik Riklin, St. Galler Künstler «Es wäre vielleicht eine Chance, wenn die Wirtschaftskrise ins Sittertobel käme. Dann könnte etwas Neues entstehen. Ich sehe die Krise nicht als etwas Negatives, sondern als natürlichen Verlauf», sinniert Frank Riklin und zeigt auf die vielen kommerziellen Stände auf dem Gelände. Zwillingsbruder Patrik doppelt nach: «Das OpenAir hat Pickel und die müsste man nun wieder ausdrücken. Wenn das Geld zu fest regiert, geht es kaputt.» Trotz der mittlerweile grossen Bekanntheit der beiden St.Galler Erfinder des Null-Stern-Hotels sind sie nicht Backstage mit einem Cüpli in der Hand anzutreffen. Die Very Inno- vative Persons philosophieren lieber vor der Bühne über die Zukunft des OpenAir St. Gallen. «Schön wäre ein OpenAir mit Biedermeierbetten à la Null-Stern-Hotel…» Hüttenkäse etten programm Sonntag, 2∂.µ. Matthias Erb, Sounds! Moderator «Was die musikalischen Verdienste von Michael Jackson waren? Weiss ich gar nicht, da gibt's bessere Musiker», meint Musikexperte Matthias Erb, der auf DRS 3 Sounds! moderiert. Jackson habe sicher Weiss und Schwarz und damit Rock und Funk zusammengebracht. «In Erinnerung wird Jackson auch als der Begründer der Musikvideos bleiben.» Das Leben vom King of Pop war allerdings nicht immer königlich. «Sein Vater peitschte ihn schon im Kindesalter zum Erfolg, und darum konnte er nie ein eigenes Leben entwickeln.» «Es ist irre. Ich hab das gar nicht geglaubt.» Jan Plewka kann genau sagen, wann er von Michael Jacksons Tod erfahren hat. «00.37! Eine Freundin hat mir eine SMS geschrieben. Es hat mich wirklich berührt.» Zum ersten Mal in Kontakt mit Michaels Musik kam Jan als Teenager: «Kein Tag verging, an dem ich nicht mit meiner damaligen Freundin zu Michaels Musik in der Küche getanzt habe, sie war ein grosser Fan.» Doch die Musik bewegt ihn bis heute. «Immer wenn eine Party langweilig wird, gehe ich zum DJ und bitte ihn, Michael Jackson aufzulegen – der hat einfach super tanzbare Musik gemacht.» Sein überraschender Tod werde ihn jetzt endgültig zur Legende machen, prophezeit Jan: «Die Plätze eins bis zehn in den Hitparaden werden von seinen Songs besetzt werden. Ich hoffe, dass seine Familie reich wird und seine Schulden abbezahlen kann. Und dass sie sich nicht streiten – das ist ja manchmal so, wenn der Obermufti stirbt.» 11.30 13.15 15.00 16.45 «Schön, hat er seinen Frieden gefunden und musste nicht zu viel Dreck essen», sagt Can Isik, Leadsänger von Mizan, zum Tod von Michael Jackson. Isik, der am OpenAir auch als Production Manager Assistent tätig ist, hat vorgestern abend nach seinem Auftritt hinter der Bühne vom Tod des King of Pop erfahren. «Für mich war Jackson ein Top-Entertainer, der zum Freak mutierte. Er war die Stilikone der 80er-Jahre und gehört in die Kategorie von Musiklegenden wie Johnny Cash, Elvis Presley oder Frank Sinatra.» Artist Supporter, Cypress-Hill-Garderobe Wer in der Garderobe von Cypress Hill dicke Ledersessel, Designerlampen und einen Mahagonitisch erwartet, liegt falsch. Die Hip-Hop-Gruppe aus Los Angeles setzt auf Understatement: Ein Ikea-Teppich und ein Tisch mit Plastiktischtuch erfüllen die MELODIA GOLDACH PRESENTS QUEEN CH 10.30 MILOW B 12.15 PHENOMDEN CH 14.00 THE STREETS uk 15.45 EDITORS uk 17.45 MANDO DIAO S 09.00 sternenbühne Can Isik, Sänger von Mizan Jan Plewka, Sänger von Selig sitterbühne Ansprüche der Multimillionäre. Einzig bei der Menge Bier und Hochprozentigem wird nicht gespart. Alexandra, Corinne und Thomas (von links), die sich ums Interieur der Künstlergarderoben kümmern, bestätigen: «Luxus ist nicht gefragt.» JUNES CH THE AGGROLITES USA THE SOUNDS S 2RAUMWOHNUNG D BACARDI DOME 13.00 RUMPELSOUND- SYSTEM DJ-TEAM WINSTOn FREEDOM 09.45 11.30 REGGIE'S DOO REGGIE'S DOO ImPressum: Projektleitung: Thomas Steccanella (Trimedia Communications Schweiz AG), Beat Lüscher (Die Gestalter AG), David Airò (Tagblatt AG). Redaktionsleitung: Thomas Steccanella, Patrick Stämpfli (Trimedia Communications Schweiz AG). Redaktion: Marco Andreu, Aline Anliker, Angelica Baerlocher, Emil Bischofberger, Philippe Fabian, Oliver Forrer, Markus Garnitschnig, Michaël Jarjour, Christian Jauslin, Dominic Ledergerber, Tobias Treichler. Koordination Fotografie: George Müller, Michaela Tanner. Grafik: Tine Fleischer (Die Gestalter AG). Layout: Mike Gottwald, Manuela Klingler (Tagblatt AG). Technische Koordination: David Airò (Tagblatt AG). Verlag & Druck: Tagblatt AG. Inserate: Publicitas St. Gallen, Trimedia Communications Schweiz AG Auflage: 10 500 Expl. Farin Urlaub Racing Team ein Orchester voller Dynamit Im Jahr 2¥¥2 zog es Farin Urlaub, Sänger und Gitarrist der Ärzte, in neue Gefilde. Nach der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums «Endlich Urlaub!» suchte er nur für einen einzigen Auftritt eine Begleitband. Weil diese Kombo aber gut beim Publikum ankam und Urlaub gerne Spass hat, überlegte er es sich noch einmal anders. Das Farin Urlaub Racing Team war geboren. von Philippe Fabian Der Mann mit den aschblonden Haaren und einem Grinsen so breit wie Amy Winehouse morgens um zwei ist bekanntermassen das reinste Energiebündel. Das tut den Ärzten gut und ebenso dem Farin Urlaub Racing Team, kurz FURT. Die zwölfköpfige Truppe besteht rund zur Hälfte aus Frauen (7 von 12) und hat schon bei etlichen Konzerten gezeigt, dass sie alles andere als Langeweile verbreiten. Neben dem üblichen Rock-Instrumentarium tragen vor allem Saxophon, Trompete und Posaune zum Abwechslungsreichtum des Sounds bei. Urlaub bezeichnet das Racing Team auch gerne als «Orchester voller Dynamit». Keine Wurst, kein Bier, keine Zigarre Wie sein Name unschwer erkennen lässt, ist Urlaub ein Reise-Freak. Mehr als 100 Länder hat er schon besucht, und eine seine letzten Reisen nach Indien und Bhutan sind sogar als Bildband erhältlich. Er passt so gar nicht in das klassische Schema des Punkrockers: Einen Pescetarier (Verzicht auf Fleisch, nicht aber auf Fisch), Antialkoholiker und Nichtraucher, der sechs Sprachen beherrscht, verbindet man nicht unbedingt mit Punkrock. Und wenn Urlaub gerade keine Musik macht, engagiert er sich für Organisationen wie Greenpeace und Menschen gegen Minen. Aber gerade das macht ihn so sympathisch und seine Sprüche und oftmals abgefahrenen Texte umso unterhaltsamer. Büffelherde und Ponyhof Die ersten beiden Alben hat das Arbeitstier quasi im Alleingang produziert und fast alle Instrumente selbst eingespielt. Mit dem Farin Urlaub Racing Team stand er bislang nur auf der Bühne. Für sein viertes Soloalbum mit dem sinnigen Titel «Die Wahrheit übers Lügen» holte Urlaub das Team erstmals ins Studio. Entstanden sind zwei Scheiben namens Büffelherde und Ponyhof. Die Büffel trampeln und schnauben, die Ponys gehen es ein wenig ruhiger und vielseitiger an. Beide versprühen sie die Urlaub-typische Ironie und gehen schnell in die Beine. Aber auch für sozialkritische Töne findet der Chef einmal mehr Platz. Seine Experimentierfreudigkeit, die bei den Ärzten weniger zum Zug kommt, lebt er in den Ska-, Reggae- und Dancehall-Stücken des Albums aus. Urlaubs aktueller Streich verspricht live viel Power und gute Unterhaltung. Und wer Herrn Urlaub kennt, der weiss, dass der Spass an seinen Konzerten nicht zu kurz kommt. Er wird die Sitterbühne rocken, auch ohne Sitzlaola der Ärzte. #openairsg - OpenAir auf Twitter und Co. Spätestens seit sich die iranische Opposition auf Twitter und Facebook zu organisieren scheint, sind diese und ähnliche Internet-Portale in aller Munde. Natürlich aktualisieren auch OpenAirBesucher ihre Stati auf Facebook oder twittern live vom Gelände. Das OpenAir als Statusmeldung. Von Markus Garnitschnig Internet-Portale wie Facebook oder Twitter gelten als die schnellsten Newsprovider überhaupt. Augenzeugen lassen die ganze Welt unmittelbar wissen, was passiert. Mittels Handy wird blitzschnell der Status aktualisiert. Auch das OpenAir St.Gallen ist in den Netzwerken und Communities im World Wide Web natürlich ein Thema. Mit Bekanntgabe des Programms Mitte März häuften sich wie jedes Jahr die Statements der Community zum OpenAir. Insbesondere Kommentare zum Programm und zu den Eintrittspreisen, negativ wie positiv, sind häufig zu lesen. Die Fieberkurve steigt, je näher das Festival kommt. Die Vorfreude steigt auch im Netz und die Beiträge werden enthusiastischer und häufiger. Die meisten Statements sind geprägt von unbändiger Vorfreude. Die einen zählen die Tage, andere berichten davon, wie sie fürs Festival ihre Sachen packen. Anfangs dieser Woche kamen die ersten Meldungen direkt vom OpenAir-Gelände via Facebook und Twitter aufs Netz: «Achtung, Schlammschlacht» oder «Gummistiefel mitnehmen» waren die typischen Meldungen. Das Wetter und die Beschaffenheit des Terrains scheinen die grössten Sorgen zu sein. Infokanal Web-Community Neben den unzähligen privaten Usern nehmen sich auch Blogs und Internetseiten dieses Themas an. Die Blogger von klangschau.com aus St.Gallen gaben sich noch vor Bekanntgabe des Programms als Propheten des Line-ups aus und kommentierten jede Neuigkeit vom Festival sofort. Natürlich sind sie, wie auch beispielsweise students.ch, live vor Ort und aktualisieren ihre «Follower» auf Twitter in losen Abständen über die Ereignisse im Sittertobel. Feste Kriterien für den Inhalt gibt es dabei nicht. Kommentiert wird, was in ihren Augen interessant ist, kurios oder als News durchgeht. So berichten sie am frühen Freitagnachmittag, dass die Ballons der Flaming Lips hinter der Bühne bereitstehen, oder stellen ein Bild ins Netz, auf welchem sie das Eingangsportal durchschreiten. Offizielle Informationsquelle Auch das offizielle St.Galler OpenAir ist nicht untätig und betreibt neben der stetig wachsenden eigenen Website auch einen Facebook-Channel, der bereits über 5500 Fans hat. Darauf werden unter anderem Informationen zum Festival und Videos von Künstlern veröffentlicht, um damit die Vorfreude auf das OpenAir zu schüren. Es funktioniert: Das Update vom Donnerstag: «Sonne im Sittertobel! Wir freuen uns auf euch!!!» wurde von 53 Fans mit einem Klick auf den Button «gefällt mir» kommentiert. Das Internet hat durch die Popularität der Web-Communities und die grösseren Möglichkeiten von Blogs sowie die Einbin- dung von Bildern und Videos für das Festival an Bedeutung enorm zugenommen. Auch Firmen nutzen die Möglichkeiten von Twitter und Co. vermehrt. So macht zum Beispiel ein Skateboard-Hersteller via Twitter auf seinen Stand aufmerksam oder ein grosser Kommunikationsanbieter macht via Facebook Werbung für das grosse Karaoke-Spiel an seinem Stand. Das Festival live auf Twitter und Co. ist interessant und amüsant. Oft aber auch beliebig und langweilig. Live vor Ort ist es besser. Definitiv. Äh sorry, #definitiv. Festivalzeitung im Internet Diese Festivalzeitung kannst du dir auch im Web anschauen bzw. herunterladen: Sie ist unter www.openairsg.ch in der News-Rubrik als PDF verfügbar. Herr über Speis und Trank Festivalleitungsmitglied Felix Grubenmann ist am OpenAir St. Gallen dafür verantwortlich, dass ∑¥ ¥¥¥ Liter Bier und 5¥¥¥ Bratwürste den Weg zu durstigen Kehlen und hungrigen Mäulern finden. Von Emil Bischofberger Ohne Felix wäre der Genuss dieses Artikels nur halb so gross – nehmen wir jetzt einmal an. Denn die Chancen stehen sehr gut, dass du, während du diese Zeilen liest, entweder ein frisch gezapftes Bier in der linken oder ein noch warmes Gipfeli in der rechten Hand hältst. Felix sei Dank. nerhalb von nur drei Tagen», sagt Grubenmann. Ach ja, Mineral wird natürlich auch verkauft, allerdings nicht ganz so viel – im Vorjahr waren es knapp 50 000 Liter. Und beim Essen sind natürlich Bratwürste Spitzenreiter: 6000 bis 8000 Stück werden davon jeweils verkauft. Er ist ein alter Hase, was das OpenAir St. Gallen betrifft. Seit 31 Jahren hilft er mit, das Sittertobel während drei Tagen zum musikalischen Nabel der Schweiz zu machen. Zum vierten oder fünften Mal – so genau zählt man nach 31 Jahren nicht mehr – ist er nun für den Bereich «Food & Beverage», zu Deutsch «Essen und Trinken», zuständig. Drei Telefone klingeln abwechslungsweise Grubenmanns Büro in der Baracke beim Bauernhof auf dem Gelände wirkt nicht so, als ob er hier «nur» während knapp zwei Wochen hausen würde. Ordner stapeln sich, zwei Computer laufen parallel, zwei Festnetzanschlüsse und ein Handy wechseln sich im regelmässigen Klingeln ab, und alle fünf, nein vielmehr zwei Minuten klopfts, und es steht ein neuer Kunde mit einer Anfrage, einer Bitte oder einem Auftrag im Büro. Stress? Alles andere als das. Der 43-Jährige mit dem Dave-Grohl-Seebären-Schnauz könnte als Beispiel für Gelassenheit durchgehen. «Die Nerven verliere ich selten», bestätigt er denn auch. «Das ist wohl eine meiner Stärken.» Gleichmut braucht er vor allem auch im Umgang mit den vielen freiwilligen Helfern Was das genau heisst? Verantwortlich zu sein, dass rund 90 000 Liter Bier an den Mann (und die Frau) kommen – also ungefähr 1 Liter pro Person und Tag – und das erst noch wohltemperiert, also gekühlt. Das «SchüGa» macht denn auch den Monsteranteil an den Getränken aus, die während den drei Tagen verkauft werden. «Von der Brauerei wissen wir, dass wir klar der grösste Abnehmer sind – vor allem in- – worin aber auch seine Motivation besteht. «Es sind nicht alles Profis, die dürfen auch Fehler machen», sagt der Chef über Speis und Trank. Zugleich bedeuten Fehler aber auch zusätzlichen Organisationsaufwand und Telefonate. Während des Festivals ist Grubenmann jeweils bis zu 20 Stunden pro Tag auf Achse. Dazwischen sucht er jeweils ein paar Stunden Schlaf im Wohnwagen gleich nebenan. Genuss am Samstagabend am Waldrand Und wann geniesst er das OpenAir? «Solche Momente gibt es sehr wenige. Am Samstagabend setze ich mich mit einem Ressortleiter jeweils eine Stunde oben an den Waldrand, rauche mit ihm zusammen eine Zigarre und ignoriere den Funk», sagt Felix. Allerhöchstens, wenn aus irgendeinem Grund der Biernachschub nicht mehr gesichert wäre, würde er reagieren. «Das wäre der Super-GAU», so Grubenmann. Doch so weit wird es nicht kommen, dafür schaut er und mit ihm 400 bis 500 Helfer im «Food & Beverage»-Bereich. Wie viel sie zu tun haben, ist vor allem von der Temperatur abhängig. 24 bis 26 Grad sind laut Grubenmann ideal. Dann wird zu gleichen Teilen gegessen und getrunken. «Wenn es wärmer ist, trinken die Leute zu viel, sind schneller betrunken und essen nicht mehr. Ist es kühler, sinkt die Lust auf kalte Getränke deutlich», erklärt Grubenmann die OpenAir-spezifischen Trink- und Essgewohnheiten der Besucher. Aber das warme Gipfeli oder das frisch gezapfte «SchüGa» – sie gehören beim Frühstück auf jeden Fall dazu. Wertsachen-Depot Beim Wertsachen-Depot auf dem OpenAir-Gelände (vgl. Plan auf S. 30) kannst du Dinge wie Schlüssel, Portemonnaie, Ausweise usw. sicher für 5 Franken pro Tag deponieren und so vor dem Verlieren, Dieben und der mühsamen Wiederbeschaffung zu schützen. Das Wertsachen-Depot ist 24 Stunden am Tag bewacht und bedient. Die hohe Kunst des Programmierens Wie kommt es, dass wir dieses Wochenende zu The Streets und Mando Diao abrocken und nicht zu The Killers oder Kasabian? Was sind die Falltüren und -stricke für einen Booker? Wie stellt man ein Musikprogramm von knapp 4¥ Bands für ein ganzes Open-Air-Wochenende zusammen? Christof Huber, Geschäftsführer und Musikchef vom OpenAir St.Gallen, gibt Auskunft. von Christian Jauslin Für Christof Huber, hier stellvertretend für alle Booker dieser Welt, hört das OpenAir eigentlich nie auf. Denn während die letzten Vorbereitungen für die Ausgabe 2009 liefen, ratterte es bereits im Oberstübchen, welche Band denn 2010 angesagt sein könnte. Wer bringt wohl rechtzeitig eine Platte raus, wer wird überhaupt auf Tour sein? Zwischen diesem August und nächstem Juni werden neue Superstars geboren und Karrieren beendet. Direkt in London anklopfen Mit einer Liste von Bands pilgert Christof im November zu den europäischen Künstleragenturen in London und klopft dort an zehn Türen. Das ist heute einfacher als noch vor wenigen Jahren, erklärt er: «Wir haben uns erst 1997 ganz von der grössten Schweizer Konzertagentur gelöst und sind direkt auf die Agenturen in England losgegangen. Da mussten wir dann zuerst erklären, was das OpenAir St.Gallen ist, wer unsere Medienpartner sind usw. Das muss man teils auch heute noch tun, denn vor allem Indie-Bands wollen wissen, wo und mit wem sie spielen.» Damit ist allerdings noch nicht klar, wer kommt, weil die meisten Tournées kurzfristig geplant werden, ausser «die wirklich grossen Produktionen, wie zum Beispiel bei Muse, die noch vor der Albumveröffentlichung die Tourplanung bereits gemacht haben». Dann werden bereits die ersten Offerten eingereicht. Das heisst, Christof überlegt sich, wie viel er für die Band bezahlen kann bzw. er prüft, ob die Forderung der Band ins Budget passt. Denn die Bands spielen dort, wo die Kohle stimmt, oder im wichtigeren Musikmarkt. Nach einer angenommenen Offerte – vielleicht sogar für ein Exklusivkonzert – kommt das OpenAir Shantel & Bucovina Club Orkestar Christof Huber ins «Routing» , d.h. es wird eine Route für die Band geplant, wo sie wann spielt. Hier können neue Probleme auftauchen, zum Beispiel, dass das Equipment der Band nicht schnell genug von A nach B transportiert werden kann. Ist diese Hürde auch noch genommen, kommt dann irgendwann die definitive Bestätigung. Dann sollte eigentlich nichts mehr schiefgehen, ausser der Künstler wird krank, hat Flugangst oder wird schwanger. Peter Fox Kein Wunschkonzert Von den vierzig Bands, die in St.Gallen spielen, werden rund 80% von Christof angefragt und nur 20% bieten sich selber an. Doch wie stellt man sicher, dass nicht alle Festivals in der Schweiz die gleichen Bands buchen? «Ich weiss jeweils recht früh, wer an welchem Festival spielt, aber eine Koordination gibt es nicht. Die Agenten reagieren da auch sehr gereizt. Die möchten im Driver Seat sitzen. Und wenn sie das nicht sind, muss man das ihnen nicht auf die Nase binden.» Ein Musikprogramm an einem Open Air ist also kein reines Wunschkonzert des Bookers. Er kann nicht hinstehen und proklamieren: Ich möchte dich, an dem Tag, zu dem Preis. Und wenn Christof festhält, dass in St.Gallen auch 2009 keine Band spielt, die ihm nicht gefällt, so ist dies das Ergebnis seiner Professionalität und Erfahrung als Booker und keinesfalls der Beleg dafür, dass er tatsächlich jede Band bekommen hat, die auf der ersten Liste vom vergangenen Herbst aufgeschrieben war. Quiz: Richard Stark, 4µ Richard ist schon seit einer gefühlten Ewigkeit am OpenAir St. Gallen dabei. Er hat miterlebt, wie Glas auf dem Gelände verboten wurde, Pavillons in Mode kamen und die Zelte immer grösser wurden. Als Nachtschwärmer ist er aber zum ersten Mal unterwegs. Ausser seiner Arbeit, bei der er sich seit 20 Jahren schmutzig macht, liebt er Bikes und Motorräder und freut sich auf seine erste Tochter. Was machst du sonst so? Wenn sich Banker und Juristen als Hippies kleiden, dann ist OpenAir-Zeit. Wir wollten von ein paar Besuchern wissen, was sie im normalen Leben, weitab von Musik, Spass und Chaos machen. Errätst du ihre hauptberuflichen TätigVon Philippe Fabian keiten und Ausbildungen? Reto Cajochen, 45-4µ Er wisse nicht genau, wie alt er sei, dafür habe er gewisse Parallelen zu Gölä (nicht äusserlich und nicht musikalisch). Reto und sein Neffe Ralf gehen immer zusammen ans OpenAir St. Gallen. «Die Familie muss doch zusammenhalten», findet Reto und freut sich schon wieder auf seine beiden Töchter zu Hause. Der ehemalige Pöstler verkauft nebenberuflich Brauseköpfe, die in sieben Farben leuchten. Die einzigen in der Schweiz! Auflösung: Maler auf dem Bau Jens A., 3¥ Magnus Meister, 21 Im Moment hat er eigentlich Ferien. Ab August legt er dann im Betrieb seiner Eltern los. Wenn er nicht gerade arbeitet, verbringt er seine Zeit mit Musik. DJ ist der Wald-und Wiesenrave-Anhänger schon, Produzent möchte er noch werden. «Die fette Anlage dazu habe ich mir gerade erst gekauft.» Na dann viel Glück! Seine Hauptbeschäftigung «fäget», wie er selbst sagt. Daneben ist er auch in der Unia gewerkschaftlich aktiv. Schliesslich sei es bei den aktuellen Umwälzungen in der Arbeitswelt wichtiger denn je, die Interessen der Arbeitgeber genügend zu vertreten. Auflösung: Ennio: Pizzaiolo. Magnus: Student der Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Genf Raffael Paul Pochanke, 2¥ Sein Name stammt aus Polen und seine Haare sind echt. Raffael sieht zwar aus wie das fünfte Bandmitglied von Led Zeppelin, schlägt beruflich aber ruhigere Töne an. Für ein bisschen Geld tue er das quasi überall. Gestern morgen erst hat er sich spontan dazu entschieden, ans OpenAir St.Gallen zu gehen. Gute Wahl, sagen wir da nur. Auflösung: Wissenschaftlicher Mitarbeiter in Geschichte, ETH Julia Schweizer, 2∑ Was könnte Julia wohl machen? Richtig: Sie setzt sich für Aids-Prävention ein. «Das Thema interessiert mich schon brutal, seit ich klein war», meint sie dazu. Ausserdem sei ihre Arbeit in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Den Medien sei Dank. Sie besucht ca. 8 Stunden pro Woche Schulklassen und berät und informiert sie über HIV und Sex. Sexualpädagogin ist aber nicht ihr Hauptberuf. Manuela Koller, 27 Liliana Koller, 21 Manuelas zweiter Beruf ist Mami ihrer 9jährigen Tochter Vanessa Mara, die gestern mit ihr ans Konzert von Peter Fox kam. Manuela ist bereits zum 14. Mal am OpenAir St.Gallen und hat kein einziges Jahr verpasst. Deshalb ist sie mit ihren vier Schwestern auch festivalbekannt. Manuela wohnt mit ihrer Tochter in Davos. Lilianas Programmplan für das nächste Jahr ist vollgestopft: Zuerst arbeitet sie drei Monate in einer Bergwirtschaft in Gonten, anschliessend geht sie drei Monate mit Camper und Freund nach Australien und danach fünf Monate in ein Waisenhaus nach Namibia. Und wie wenn das nicht schon genug wäre, lässt «Idefix» in der Pfadi die Sau raus. Und dann gibt es da noch ihre Pläne für die Zeit nach Namibia… Auflösung: Manuela arbeitet im Behindertenheim, Liliana studiert Allgemeine Sozialarbeit Wenn er nicht gerade «die Indie- und Alternativeszene in der Schweiz abklopft», hält er sich in Zürich auf. Bei 25 bis 30 Konzerten pro Jahr sollte man eigentlich meinen, er sei nicht besonders oft in Zürich. Aber weit gefehlt. Weshalb er bereits zum achtenmal am OpenAir sei? «Es ist einfach jedesmal wieder lustig.» Ennio Cartolano, 2¥ Auflösung: Deckenmonteur 10 Auflösung: Jazzstudent und -musiker Auflösung: Primarlehrerin Grosse Ohren gefällig? Ob Henna-Tattoos aus Israel, Sonnenbrillen aus Malaga oder Hüte aus Luzern: Auf dem OpenAirBasar sind alle möglichen Accessoires und Nationalitäten zu finden. Auf Tuchfühlung mit den Marktleuten. Von Marco Andreu Aus allen Himmelsrichtungen kommen sie angereist: die Standbetreiber am Basar des OpenAir. Ein Henna-Tattoo-Kollektiv ist extra aus einem israelischen Kibbuz angereist, sieht das Festival zum ersten Mal und lobt den alternativen «Vibe». Die jungen Israeli starten ihre Tour zu verschiedenen Festivals in St. Gallen. Deborah aus Malaga arbeitet zusammen mit ihrer Cousine, die das ganze Jahr über Brillen und T-Shirts auf Messen und Festivals verkauft, an einem Stand neben den Tätowierern. Im Gegensatz zu den Israeli betreibt sie das «Business» nicht professionell. Sie hat ihren Job als Journalistin in Spanien aufgrund der Wirtschaftskrise verloren und verkauft jetzt Sonnenbrillen, «um den Sommer zu überbrücken». Halsketten mit Hornzähnen Eloïse aus Fribourg möchte unbedingt Nine Inch Nails sehen. «Die sind gut, auch fürs Geschäft», meint sie lachend. An ihrem Stand sind viele Metal-T-Shirts zu finden, und es scharen sich bereits interessierte Anhänger 11 des Schwermetalls um ihre Auslagen. Eloïse preist das Festival als «Paléo der Deutschschweiz». Direkt hinter dem Fribourger Stand verkaufen Rahel und Munz «Naturschmuck» mit alternativem Touch. «Unsere Ohrvergrösserungen und Halsketten laufen super», meint Rahel. Bereits am frühen Freitagnachmittag werden die Halsketten mit Hornzähnen interessiert beäugt. Es kommen auch Leute, die in den vergangenen Jahren bereits Schmuck bei den beiden gekauft haben, und erkundigen sich nach Neuem. ihren Stand in St. Gallen zu finden – sie hat es per E-Mail als «das angenehme OpenAir» angepriesen, da es «fröhlich und heiter» sei. Die Anmeldungen liessen nicht auf sich warten. Anders als am Gampel, wo die Leute «zu besoffen» seien, gefalle ihr die alternative Atmosphäre hier, die das Festival trotz der grossen Namen noch habe. Seit Smita aus Nepal zurückgekommen ist, verkauft sie T-Shirts, Hippie-Schmuck und Gegenstände, die sie als «Rauchutensilien» bezeichnet. Zeit, sich Konzerte anzusehen, habe sie nicht: Die Arbeit ruft. Die Arbeit ruft Smita, die lange in Nepal als Landwirtin gelebt hat, hatte es nicht schwer, Helfer für ...warten wir. Nix beansprucht unsere Geduld an OpenAirs so sehr wie die WC-Wagen-Warteschlange und Umbaupausen. Während Stress gestresst hinter der Bühne rumzappelt, stehen wir gelangweilt vor der Bühne und fragen: «Was machen wir, bis es weitergeht?» Von Christian Jauslin «Zurück ins Zelt und ficken.» Das sagt keiner mit Hosen in den Socken, sondern ein Mädel mit Zöpfen und Sommersprossen. Während mindestens die Hälfte von uns ungefragt mit ihr mitgehen würde, blickt der Rest auf die Uhr und die Männer auf der Bühne und stämpfelt ungeduldig auf den Boden. Frisbee und Hackysack hat die Sitter bereits weggeschluckt. Da bleibt uns nichts anderes übrig, als übers Wetter zu diskutieren, oder, oder eben. Während der Umbaupausen... «Jassen», sagt ein anderer. Wir haben eine Alternativstrategie für die TV-Werbeunterbrechungen ausgeheckt, verharren aber ideenlos vor der leeren Bühne. Die wirklichen Fans nutzen die Umbaupause dazu, sich strategisch zu positionieren, um den Schlagzeugstengel ihres Lieblingsdrummers aus der Luft zu fischen. Diese Anhänger sind zwar auch gelangweilt, aber die Verteidigung ihres Stehplatzes verlangt gleich viel Konzentration wie ein Sudoku mittelschwierig. Doch warum warten wir? Weil Frau Hunger nicht auf der gleichen Trompete wie Herr Delay blasen kann und darum ein ganzer Sattelschlepper an Gitarren, Tröten und Trommeln auf die Bühne geschleppt wird. Die Frotteetücher sollen neben der organischen Wasserflasche liegen, und das alles dauert seine Zeit. Darum sind Umbaupausen ein notwendiges Übel. Aber bei den vorhandenen Sinnesstimulationen – Männern mit Jasskarten und Frauen mit Sommersprossen – ist jeder Gelangweilte eigentlich selber schuld. 13 Ein Festival für alle Sinne Gourmetexperten verteilen Gourmetpunkte, Kunstexperten verteilen Kunstpunkte. Inkognito, scharfsichtig und unberechenbar. Ich bin die inoffizielle Kunstabgeordnete des OpenAir St.Gallen. Also mache ich mich auf die Suche nach der Kunst im Sittertobel und vergebe kritisch Meine Punkte. Von Andrea Thoma Es ist 10 Uhr am Freitagmorgen. Ich betrete das erste Mal das OpenAir-Gelände durch den Eingang Ost St. Gallen. Ich bin überwältigt. Die Kunst schlägt mir entgegen. Wo ich nur hinsehe, hinhöre oder hinlaufe, alles ist voll von Kunstwerken – verschiedenster Art, versteht sich. Das Festival der Künste kann beginnen. Logistische Kunst Kaum stehe ich auf der Strasse, die das Gelände in zwei Teile gliedert, fahre ich vor Schreck zusammen. Hinter mir ein Auto, beladen mit vollen Bierfässern. Der Fahrer bahnt sich ganz konzentriert einen Weg durch die zahlreichen Besucher. Schweissperlen auf der Stirn. Beim Rennen um den schnellsten Weg durch die Menschen gewinnt nicht das stärkste Auto, sondern der cleverste Fahrer. Und der geduldigste. Das Ende der Strasse ist erreicht. Ich atme an seiner Stelle auf und vergebe die volle Punktzahl. Erste Stichprobe mit Bravour gemeistert. Ich begebe mich in den Strom der Besucher. Mich umgeben die unglaublichsten Kunstwerke der Transportmittel. Eine Tragbahre links von mir gerät in eine Schieflage. Eine Rikscha überholt mich auf der rechten Seite. Von links braust ein veloähnliches Gefährt an mir vorbei: der vorderste Teil eines Velorahmens, Holz als Gepäckablage und mit einer alten Mülltonne verbunden. Sie fährt. Jedoch nur, solange die Strecke nicht ansteigt. Der hinterste Mann verliert die Kraft, der vorderste das Gleichgewicht und beide das Gepäck. All dies in zwei Minuten. Mein Mund bleibt offen vor staunen: Ich vergebe die maximale Punktzahl für unsere logistischen Künstler. Architektonische Kunst Sie ist hoch. Sie ist farbig. Sie ist andersartig. Die orange strahlende, aus der grünen Wiese hervorstechende Migros Lounge. Phantastisch. Ich betrachte sie näher. Sie spendet Schatten. Gehört zwar nicht zur Kunst als solche, jedoch ein unverzichtbarer Nebeneffekt für heisse OpenAir-Tage. Ich verteile die Note genügend. Schräg neben der Migros Lounge die Posttribüne. Gelb. Etwas weiter oben die Jack Daniels Bar. Schwarz. Bei den Foodständen die Box von Winston. Blau. Beim Eingang beende ich meinen Rundgang vor dem roten Bacardi Dome. Die Farbenvielfalt ist gewaltig – im Gegensatz zu den Formen. Quadratische Flächen verschiedenster Höhen. Künstlerisch ein Durchfallen, hingegen durchaus platzsparend und praktisch. Die Note genügend muss ausreichen. Nur in bezug auf den künstlerischen Anspruch, versteht sich. Und die Besucher? Einfallsreicher zeigen sich die Besucher, könnte man denken. Ich erklimme den höchstgelegenen Punkt. Unter einem Baum vor dem «Stars and Stripes» überblicke ich das Gelände. Was vor einer Woche grün war, ist jetzt weiss. Ich traue meinen Augen kaum! Ein weisses Pavillon-Meer, so weit das Auge reicht. Ab und zu sticht eine grüne oder graue Blache hervor, einige Fahnen, einige Bäume, aber eine echte Farbenpracht ist nicht zu finden. Liebe Besucher, wo bleibt euer Erfindergeist? Ich bin enttäuscht. Weisse Pavillons über dem Kopf, Stroh unter den Füssen und grünes PET-Bier in der Hand. Keine Regel ohne Ausnahme. Aber leider herzlich wenig Ausnahmen. Die Note ungenügend trage ich mit Bedauern in mein Notizheft ein. Festival-TV: Schneller als die Stars 14 Als Stimmungsanreger überträgt Tele Ostschweiz Statements verschiedener Acts bereits vor deren Auftritten. Über die Screens sehen die Konzertbesucher Interviewausschnitte, noch bevor sie die Stars selbst zu Gesicht bekommen. Das ist Festival-TV. Von Dominic Ledergerber Knappe vier Stunden vor ihrem gestrigen Auftritt gaben die Lovebugs dem Lokalfernsehen Tele Ostschweiz ein Interview. Das Spezielle daran: Auszüge davon sahen die Besucherinnen und Besucher des Festivals bereits zu dem Zeitpunkt, als sich die Baselbieter noch im Backstage-Bereich vorbereiteten. Währenddessen flackerten die Statements der Liebeskäfer über die Screens neben der Hauptbühne und stimmten die Konzertbesucher auf deren Auftritt ein. Zwei Neuheiten Festival-TV feiert 2009 Premiere. Tele Ostschweiz interviewt dabei möglichst viele Cypress Hill ganz entspannt. Acts und überträgt die Statements der Stars noch vor deren Auftritten – exklusiv für die Fans vor der Sitterbühne. den OpenAir-Sonntag noch auf dem Festivalgelände verbringen», sagt Programmkoordinator Daniel Sager. Neu ist auch die Berichterstattung am Sender. Bis anhin beschränkte sich Tele Ostschweiz auf eine Spezialsendung am Sonntagabend nach dem OpenAir. Dabei ruhte der Schwerpunkt jeweils auf dem Ambiente im Sittertobel. Neben der direkten Ausstrahlung vor Ort wird das zusätzliche Bild- und Tonmaterial nun auch noch für ein zweites, ausführlicheres OpenAir-Special verwendet (vgl. Kasten). Dieses geht eine Woche später über den Sender. «So verpassen auch diejenigen nichts, die Projekt mit Zukunft Ob Aufwand und Ertrag für den Lokalsender bereits bei der Premiere übereinstimmen, ist für Sager sekundär. Vielmehr sieht er das Zukunftspotenzial des Projekts. Entsprechend hoch ist beim Debüt deshalb die Präsenzzeit: Von Freitagmorgen bis Sonntagabend stehen rund 15 Tele OstschweizMitarbeiter, ein Regiemobil sowie drei Kameras im Einsatz. Dank diesen Ressourcen ist der Stimmungsanreger Festival-TV, was er sein soll: schneller als die Stars. Slag-In-Cullet-Drummer David (rechts) mit Christian Masina. Das bequemste Bier Das neue PET-DeliveryAngebot wurde von jenen, die es nützten, sehr geschätzt. Von Emil Bischofberger Der Stolz ist nicht zu übersehen: Die Festivalbesucher, die vom neuen PET-DeliveryAngebot Gebrauch gemacht haben, sind sichtlich zufrieden mit ihrem Entscheid. Erstmals wurde dieses Jahr von der Festivalorganisation angeboten, im vornherein ein 24er-Pack Bier (60 Franken plus 48 Franken Depot) oder ein 6er-Pack Mineral (42 plus 12 Depot) zu bezahlen und anschliessend gut gekühlt im Gelände abzuholen. Das Angebot war neu, die Nachfrage entsprechend noch nicht immens, es wurden auf diesem Weg aber doch rund 100 Einheiten Bier und 20 Einheiten Mineral verkauft. Die Käufer sind vom neuen Angebot begeistert: «Das ist sehr praktisch. Wir müssen nicht schwer schleppen und kriegen das Bier gekühlt», sagen Stefan, Pady und Alberto aus Flawil und St. Gallen. André und Reto aus Buchs finden den Preis des Angebots in Ordnung: «Der halbe Liter Bier zu 2.50 Franken, das ist fair.» Ihr Hauptargument für die Wahl des PET-Delivery-Angebots ist klar: «Bequemlichkeit.» Sie haben acht Einheiten gekauft: «Bei 15 Leuten im Zelt geht das schon weg…» Das 33. OpenAir St. Gallen auf Tele Ostschweiz • Sonntag, 28. Juni, 18 Uhr: 25minütige OpenAirSpezialsendung, Part One • NEU: Sonntag, 5. Juli, 18 Uhr: 50minütige OpenAirSpezialsendung, Part Two Haben sichtlich Spass: Leo und Malte der Band Selig mit Hana Gadze. 15 Die Ostschweiz auf der Bühne Nicht nur Stars aus aller Welt, sondern auch Ostschweizer Musiker geben sich dieses Jahr im Sittertobel die Ehre. Hinhören lohnt sich! Junes von Tobias Treichler Das Programm 2009 verspricht einmal mehr ein musikalisches Highlight zu werden. Bands wie Nine Inch Nails, Nick Cave & The Bad Seeds, Editors oder The Streets bedeuten Musikgenuss in Reinkultur. Jedoch stehen während dieser Tage nicht nur renommierte internationale Bands auf den beiden Bühnen im Sittertobel, auch die Ostschweiz darf stolz sein auf ihren musikalischen Beitrag: Sieben junge Männer von nationaler Ausstrahlung sowie eine mehrfach ausgezeichnete Unterhaltungsmusikformation. All Ship Shape Melodia Goldach Junes – zum Träumen Die beiden Musiker von Junes kennen sich bereits seit ihrer kaufmännischen Ausbildung. Während dreier Jahre schrieben sie Songtexte und nahmen ihre erste CD in der trauten Umgebung ihrer WG auf. Ein altes verlassenes Hotel in Engelberg als Aufnahmeort der zweiten CD wäre wohl eher etwas für Liebhaber von Shining gewesen. Doch das Resultat spricht für sich. Mittlerweile geniessen die melancholischen und zu Träumen anrührenden Texte schweizweite Bekanntheit. Junes, das sind Marc Frischknecht (Gitarre) und Daniel Hauser (Gesang). Sie bezeichnen ihr Konzept als «Music for the silence». Weniger für Fussballfans, umso mehr für stille Geniesser am OpenAir gedacht, die sich gerne von ehrlicher und ungeschminkter Musik wecken lassen. Auf jeden Fall freuen sich die beiden auf diesen einmaligen Moment am Sonntagmorgen und erhoffen sich viele positive Emotionen und einen guten Vibe. All Ship Shape – das rockt! Ganz andere Saiten schlagen die Herren von All Ship Shape an. Hart und direkt gespielter Indie-Rock treibt den Schweiss auf die Stirn und garantiert höchsten Unterhaltungswert für alle Rock’n’Roller unter uns. Seit mehreren Jahren stehen die fünf Freunde nun schon gemeinsam auf der Bühne, spielten schon mehrfach in Vorprogrammen gestandener Bands und produzieren zurzeit ihre neue CD. Sie geniessen ihr Leben als Rocker in vollen Zügen und denken offen darüber nach, sich nach ihren Ausbildungen noch intensiver mit der Musikkarriere zu beschäftigen. Man merkt, diese Jungs leben und lieben ihren Stil. Wie kleine Kinder – oder eben junge Rock stars – freuen sie sich auf den Auftritt am Samstagmittag. Obwohl sie schon vor mehr als 1000 Leuten gespielt haben, verspüren sie eine ansteigende Nervosität, je näher das OpenAir rückt. Auf der Bühne wird sich das jedoch in pure Energie und Begeisterung wandeln. Seid dabei, keep on rockin’! Melodia Goldach – auf den Spuren von Queen Man mag das Gefühl haben, der erste Auftritt am Sonntagmorgen sei wohl das undankbarste für eine Band überhaupt. Bei der Melodia Goldach sieht man das jedoch eher positiv. Sicherlich, ein Auftritt am Abend mit Lichtshow muss wunderbar sein. Aber die Melodia ist eine professionelle, erfahrene Truppe, die es versteht, die teils noch schläfrigen OpenAirler mit der Musik der legendären Queen aus den Federn zu holen. Nicht umsonst halten sie den SchweizerMeister-Titel im Bereich «Unterhaltungsmusik mit Show». Die vielen jugendlichen Musikanten werden nicht nur die grosse Begeisterung von der Bühne ins Publikum tragen, sondern zeigen, dass auch eine Blasmusikformation in der Lage ist, am OpenAir richtig abzurocken. 16 R.I.P. Michael! Ein Tag, an den wir uns wohl lange erinnern werden. Der Tag, an dem Michael Jackson starb. Die Nachricht hat sich am Freitag im Tobel verbreitet wie ein Lauffeuer. Mit ihren besten Jackson-Posen wünschen die Festival-Besucher ihm alles Gute für seinen letzten Moonwalk. Von Michaël Jarjour und Mario Baronchelli (Fotos) 17 Michael Jackson 1958 – 2009 18 Los emol - was deine Ohren sagen Das OpenAir ist nicht nur eine Herausforderung für deine Tanz-, Trink- und Feierkondition, eins auf die Ohren gibt's auch. Laute Musik kann im Ohr schnell viel kaputt machen. Das lässt sich aber mit einfachen Mitteln verhindern. von Angelica Baerlocher Party wild, Stimmung gut, Musik laut – manchmal eine Spur zu laut. Nicht selten quittieren es unsere Ohren mit einem nervigen Pfeifen, Rauschen oder Bimmeln. Im besten Fall kehrt nach einiger Zeit wieder Ruhe ein, im schlechtesten pfeift's weiter – dann ab zum Arzt. Denn das Gehör ist zwar unser leistungsfähigstes Sinnesorgan, aber auch unser empfindlichstes. Kleinste Härchen in den Ohren sind für die Übertragung des Schalls zuständig. Werden sie bei zu lauten Tönen zu stark verbogen, sterben die Sinneszellen ab, das Gehör ist geschädigt. Der Klassiker Der Porsche Der ExpressPilz Der kleine Gelbe wird von vielen Veranstaltern gratis an Events abgegeben. Die Anwendung ist einfach: Schaumstoff drücken und formen, einmal im Ohr, dichtet er den Ohrgang zuverlässig ab. Testurteil: Der Dämmwert ist hoch, leider nimmt die Qualität vom Sound etwas ab. So lebt schätzungsweise jeder zehnte Schweizer «auf einem Ohr taub». Viele der Dank einem raffinierten Filtersystem dämpft dieser Plug alle Frequenzen gleichmässig ab – der Favorit der Musikcracks. Er kostet zwar ein bisschen mehr, man kann ihn dafür mehrfach verwenden. Testurteil: Diese Investition lohnt sich! Super Dämmung, super Sound, zudem sind diese Ohrstöpsel dank ihrem unscheinbaren Design fast nicht zu sehen. Betroffenen leiden unter einem Tinnitus, dem dauerhaften Pfeifen, darunter auch viele Junge, die zu lange zu lauter Musik ausgesetzt waren. Um diesen Anteil zu senken, hat der Bund per 2007 in Zusammenarbeit mit Grossveranstaltern eine neue Verordnung erlassen. Darin werden die durchschnittliche Maximallärmbelastung Dieser unkonventionell aussehende Stöpsel ist einfach in der Handhabung und dichtet genauso gut ab wie die Klassiker. Zudem kann dieser Plug nach einer kleinen Dusche bis zu dreimal gebraucht werden. Testurteil: Trotz der ungewöhnlichen Optik sitzt das Teil gut. Ganz zufriedenstellend. Fazit Der HippiePlug Knallig bunt, damit jeder sehen kann, dass man auch mit Lärmschutz im Ohr seinen Spass hat. Eingefärbt nach dem Zufallsprinzip, sieht jeder Stöpsel anders aus. Testurteil: Schön für alle, die es bunt mögen. Auch bei diesem Plug leidet die Soundqualität ein wenig. Der Unüberwindbare Wer nur sein Blut rauschen hören will, greift zum Pamir. Einfachste Anwendung, unsexiestes Aussehen, absolute Dämmung. Testurteil: «Hallo, hallo, ist da wer?» Ohren schützen ist enorm wichtig. Die Gratisstöpsel schützen vor bleibenden Schäden; wem der Sound ein Anliegen ist, investiert ein bisschen mehr. Sind mal keine Stöpsel zu Hand, leisten Zigifilter oder Taschentücher auch einen guten Dienst. Stöpsel werden am OpenAir gratis abgegeben. Wer seine eigenen will, bestellt unter www.earplugs.ch oder www. sonicshop.de. Da gibts auch weitere Infos zu Modellen und Preisen. und weitere Vorgaben für Veranstalter von Musikevents festgehalten (siehe Box). Ziel: die Ohren der Besucher zu schützen. Eine dieser Massnahmen ist die Gratisabgabe von Gehörschutz. So kann jeder selber effektiv sein Gehör schützen. Wir haben aus dem riesigen Sortiment einige Modelle getestet. Schallund Laserschutzverordnung Bei einer durchschnittlichen maximalen Lautstärke von 96 bis 100 dB verpflichtet sich der Veranstalter zu folgenden Massnahmen: –Besucher über mögliche Gefährdung des Gehörs informieren – Gehörschutz abgeben – Schallpegel überwachen – Schallpegel aufzeichnen – Ausgleichszonen schaffen Das OpenAir St.Gallen setzt alle diese Massnahmen um. Seit diesem Jahr werden die Schallpegel auch auf der Sternenbühne und in den verschiedenen Bars gemessen. Die Besucher werden mit Infotafeln und auf den Screens über die Wichtigkeit des Gehörschutzes informiert. Schutzpfropfen gibt es am Eingang, am Infostand und im Bühnengraben gratis. Das perfekte OpenAir-Dinner Das Foodangebot im Sittertobel ist überwältigend, doch mit wenig Aufwand zaubert man auch selbst kulinarische Höhenflüge: von angelica Baerlocher Asiatische Mediterrane Grilltasche Grilltasche 1 Pack Pouletgeschnetzeltes (ca. 300 g) 25 cl Kokosnussmilch Currypulver oder -sauce 1 Aubergine 1 Chili 2 Rüebli 1 kleines Stück Ingwer Salznüssli 2 Limetten Pikante Wurst (z.B. Salsiccia; Vegis ersetzen die Würste mit Käse, z.B. Feta) 2 dl Olivenöl (Mini-Plastikflasche) Salz, Pfeffer 1 Kartoffel 1 Zucchetti 1 Zwiebel 1 Peperoni Cherrytomaten Basilikum Zutaten: 1 Feuerstelle, 1 Fuhre Holz(kohle), 1 Anzünder, 1 Grillrost (optional), 1 Sackmesser Je nach Tasche alle Zutaten würfeln (Würste in Scheiben schneiden), würzen, mischen und auf Alufolie verteilen. Flüssigkeit zugeben (Öl bzw. Kokosmilch), sonst verbrennt's! Nochmals alles gut mischen, dann die Ecken der Folie zusammenklappen und eine gut verschlossene Tasche machen. Taschen ca. 15 Minuten auf die Glut oder den Grill legen (nicht direkt ins Feuer, das ist noch zu heiss). Dessert: Schwarze Affen 4 Bananen 2 Tafeln Schokolade Banane auf einer Seite einschneiden und etwas aushölen, mit Schokoladestücken auffüllen. Auf den Grill, bis die Schokolade verlaufen ist. En Guete! Woodstock Fun Facts Vierzig Jahre ist es her, dass ein kleines Städtchen nahe New York von einer bunten Horde Hippies über rannt wurde. «Woodstock» gilt als die Mutter aller Festivals - eine Legende, der Inbegriff von Freiheit und Rebellion. von Michaël Jarjour Wir finden, dass man den «Woodstock»Vibe noch heute in St.Gallen spüren kann und bedanken uns zum Geburtstag mit Woodstock-Stories: Skurrile Fakten •Carlos Santana spielte sein Konzert auf einem Meskalin-Trip, weil er glaubte, er hätte Zeit genug, vor dem Auftritt noch runterzukommen – Grateful-Dead-Sänger Jerry Garcia hatte ihm eine falsche Zeit für seinen Auftritt angegeben. •Wegen des strömenden Regens und Problemen mit der Technik während des Auftritts von Grateful Dead bekam Gitarrist Bob Weir einen elektrischen Schlag, der ihn «zwei, drei Meter» nach hinten schleuderte. •Ein 1-Tages-Pass für Woodstock kostete $ 6.50. •The-Who-Gitarrist Pete Townshend prügelte während seines Auftritts mit seinem Instrument einen Demonstranten von der Bühne, der gegen die Verhaftung eines Freundes protestieren wollte. •Jimi Hendrix bekam die höchste Gage für seinen «Woodstock»-Auftritt: $ 18 000. •«Woodstock» fand gar nicht im Städtchen Woodstock statt, sondern im nahe gelegenen Bethel – in Woodstock hatten empörte Anwohner das Fest verhindert. Buch-Tipp: Mike Evans: «Woodstock» – die Woodstock-Chronik Diese und eine Menge mehr skurrile Fakten haben wir im neuen Buch «Woodstock» gefunden. Das neuerschienene Buch ist ein Fotoband, eine Chronik und auch ein Klatschheft. Eine Würdigung dreier Tage, die die Welt veränderten. 288 Seiten, CHF 67.90, Collection Rolf Heyne 20 D üstere Musik funktioniert auch bei Tageslicht Live sind die vier Mitglieder der englischen Band Editors explosiv, emotional, zum Rumhüpfen und Mitsingen , oder in den Worten des Festival programms: «Ihr Auftritt im Sternenzelt gehörte zu den ganz grossen Freuden am OpenAir 2¥¥µ.» Dieses Jahr stehen sie am Sonntag auf der Sitter bühne und sorgen dort also für die zweitletzte Freude 2¥¥∑. Wir haben uns vor dem Festival mit Sänger Tom Smith (links im bild) unterhalten. von Christian Jauslin Tom, warum sollen die Leute am Sonn tag auf dem Gelände bleiben, um euch zuzukucken? Ich war nie gut darin, uns selber zu ver kaufen, so wie zum Beispiel in einem Vor stellungsgespräch, wo du erklärst, warum du besser bist als alle anderen. Wenn die Leute bleiben wollen, dann sollen sie blei ben. Wenn sie gehen wollen, sollen sie gehen. Wir spielen dann einfach für dieje nigen, die noch da sind und uns sehen möchten. Wenn Du irgendwann in 30 Jahren in einem Vorstellungsgespräch sitzt, für welchen Job hast Du Dich beworben? [lacht] Wer weiss, welche Berufe man in 30 Jahren ausüben wird. Vielleicht etwas in der Landwirtschaft; Lebensmittel an pflanzen. Die Menschen werden ja immer essen, oder? Also nicht als ein «Editor» – ein Redak tionsmitglied? Definitiv nicht. Ich verachte einen Grossteil der Presse und ich hasse es, ein Medien thema zu sein. Damit meine ich nicht In terviews wie dieses hier. Aber in England sind Journalisten gegenüber Bands oft sehr tendenziös, da fällt es mir schwer, deren Art von Musikjournalismus ernst zu nehmen. Wie hoch ist der Anteil an verregneten Konzerten während einem Festival sommer? [lacht] Überraschend hoch. Wir haben schon manches Konzert unter widrigen Bedingungen gespielt. Erstaunlicherweise gelingt es dem Publikum trotzdem, Spass an einem Festival zu haben, selbst wenn es im Regen steht. Da kann man als Band nicht rumjammern. Aber auf der Bühne bleibt man trocken? Normalerweise bleibt man trockener als das Publikum. Wenn es windet, kann man aber auch nass werden. Du scheinst immer mit vielen Emotionen zu singen. Nimmt Dich jedes Konzert emotional mit? Ich versuche immer, alles, was ich habe, 21 in diesen Moment und in Energie zu kana lisieren. Ein Teil davon sind sicher auch Emotionen. Das ist also nicht einstudiert? Nein, absolut nicht. Doch manchmal merkt man, dass man an gewissen Stellen von Songs immer wieder das gleiche macht. Da muss man dann aufhören, damit es nicht zu einer Theateraufführung wird. Du sprichst nicht viel mit dem Publi kum... Nein, denn darin bin ich nicht besonders gut. Ich bin nicht so begabt darin, Witze zu er zählen. Und wenn ich jedem Publikum sagen würde, dass es besser ist als dasjenige vom Vorabend, müsste ich immer mal wieder lü gen. Darum konzentriere ich mich aufs Sin gen und sage höflich Dankeschön. In St. Gallen spielt ihr bei Tageslicht, seid aber eher eine düstere Band. Wie funktioniert das? Mit unterschiedlichem Erfolg: Unsere Mu sik ist sicher etwas düster, doch die Leute können trotzdem dazu abgehen. Natürlich ist es lustiger, in der Nacht zu spielen, aber ein paar der besten Konzerte, die wir je gegeben haben, fanden am Tag statt. Musikalisch seid ihr düster. Was ist das farbenfroheste Kleidungsstück, dass Du besitzt? Gerade jetzt trage ich ein rotes T-Shirt – gibt es etwas noch Farbenfroheres? Oh, und ich hatte einmal ein T-Shirt, das die Farbe gewechselt hat, wenn die Tempera tur änderte. Zurück zur Musik: Ihr habt einige Co vers, aber noch nie ein Duett aufgenom men. Nein. Obwohl ich bei ein paar Shows der australischen Band Howling Bells mit der Sängerin zusammen «Where The Wild Roses Grow» von Nick Cave und Kylie ge sungen habe. Dann solltest Du einen Tag früher ans OpenAir St. Gallen kommen und den Song mit Nick singen. Nur musst Du zu erst noch den Text von Kylie lernen. Ja, ich müsste wohl Kylie sein. Nick Cave lieferte das beste Konzert, das ich im letz ten Jahr gesehen habe. Er ist ein legen därer Performer mit einer unglaublichen Präsenz. Erzähl uns etwas vom nächsten Album. Es wird «In This Light And On This Evening» heissen und erscheint am 18. September. Das Album ist viel elektronischer als die ersten zwei Scheiben. Es ist uns endlich gelungen, die Energie, die wir auf der Büh ne haben, im Studio einzufangen. Das Al bum erscheint im September, und im No vember gehen wir wieder auf Tournée. hin und wieder an. Aber, um ehrlich zu sein, sehr selten. Jetzt noch ein paar kurze Fragen, auf die Du mit Ja oder Nein antworten kannst. Hast du Ikea-Möbel? Nein, ich habe aber nichts gegen Ikea. Ist das OpenAir St. Gallen das beste Festival der Welt? Es ist definitiv das beste Festival in St. Gallen. Wir haben da ja schon einmal gespielt, und ich kann mich noch daran erinnern, dass es dort wirklich schön ist. So freue ich mich darauf, nach St.Gallen zurückzukehren. Und vielleicht wird es am Sonntagnachmittag das beste Festival al ler Zeiten sein. Besitzt Du eine Schweizer Uhr? Nein, ich besitze überhaupt keine Uhr. Die Uhrzeit kannst du ja auch auf dem Telefon nachgucken. Wechselst Du Deine Socken täglich? Ja, und das sollten wir alle. [lacht] Magst Du alle Editors-Songs? [stockt und lacht] Ja. Natürlich bin ich auf einige stolzer als auf andere, aber ich blicke auf keinen Song mit Entsetzen zurück. Hörst Du Dir deine eigene Musik an? Vielleicht, nachdem die Platte schon ein paar Monate draussen ist, höre ich sie mir Kaufst Du CDs? Ja. Die letzte CD, die ich gekauft habe, war «Primary Colours» von The Horrors, die phantastisch ist. ...und nachher? 23 Vor dem OpenAir ist nach dem OpenAir St.Gallen. Oder so ähnlich. Die Vorbereitungen für die Stunden im Sittertobel sind durchdacht und organisiert - doch was geschieht danach? Eine Auswahl der Pläne unserer Besucher für die Zeit direkt nach dem Festival. von Andrea Thoma Laura, 1∑: Ich erhalte von meinen Eltern eine Standpauke, wie ich wieder aussehe nach dem OpenAir. Danach lasse ich mich von ihnen verköstigen. Severin, 27: Reto, 32: Schhhhhh… Ich setze mich zuerst in aller Ruhe auf mein sauberes Klo. Ich gehe in St.Gallen auf den Zug nach Zürich-Flughafen, wandle zum Check-in und fliege wieder nach Stockholm. Alexandra, Diego, 22: Sandra, 21: 1∑: Das willst du gar nicht wissen! Ich rauche mit meiner Mutter eine Zigarette und erzähle ihr von meinen letzten drei Tagen. Orphea, 2¥: Ich bade und bürste meine langen Haare. Danach werde ich massiert und dann Piieeeeppp… Hans, 2µ: Schuhe ausziehen, den Geruch ignorieren, der mir von meinen Füssen entgegenströmt, mindestens 1 Liter Wasser trinken und dann schlafen. Ich lüfte zuerst meine Stinkfüsse aus, werfe meine leeren Bierflaschen aus dem Rucksack und merke, dass die Hälfte im Sittertobel geblieben ist. Roland, 22: Ich lege mich mit einem Bier in die Badewanne. Ich nehme eine lange Dusche und gehe dann erneut in den Ausgang. Ohne Zelt. Lukas, 25: Ich gehe ins Mazz – einen Baggersee – baden, ruhe mich aus und bereite mich auf meinen Arbeitstag am Montag vor. Daniela und Cedric, 25: Sir, beide 23: Die Möbel, die geliefert wurden, in die Wohnung tragen und später wieder mal Sex im eigenen Bett haben. Thomas, 17: Roman, 2∑: Ich stelle mein Zelt im Garten auf und reinige es, danach gehe ich baden. Christin, 2∑: Ich lade mein Gepäck ab, verstaue wieder alles an seinem Platz, wasche mein Zelt ab, schreibe Andrea ein SMS und gehe dann schlafen. Ich versuche, meinen Mitbewohnern ein lustiges Ereignis zu erklären, das sie dann sicherlich nicht verstehen werden, weil es zu unglaublich war. Und weil ich dann so lange erklären muss, schlafe ich sicherlich dabei ein. Ohne noch die Schuhe ausgezogen zu haben. Christian, 21: Ich sitze zuerst in den Garten und trinke mein letztes Bier des Wochenendes. 24 Treff punkt: Getränke stand Graf Die Familienbande Graf am OpenAir St. Gallen: Marcel und Sibylla Graf sind mit ihren vier Kindern alle Jahre wieder an ihrem Getränkestand anzutreffen. Darauf stossen wir an! «Graf im Korb»: Marcel Graf mit seiner Frau Sibylla (zweite von links) und seinen Töchtern Jeanne, Marcelle und Nadine (von links), anzutreffen am Getränkestand Nummer 22. von Aline Anliker Ein junggebliebener Vater, ein rassiges Mami, drei bildhübsche Töchter und ein charmanter Sohn – das sind die Grafs, die am OpenAir St. Gallen Jahr für Jahr einen Getränkestand betreiben. Was die sechsköpfige Familie dazu veranlasst, immer wieder geschlossen als Helfer ins Sittertobel zu pilgern, verrät uns der Daddy gleich selbst. Marcel Graf, vielleicht zuerst einige Worte dazu, wie alles begann? Ach du meine Güte, wir machen das schon so viele Jahre, ich weiss nicht einmal mehr, wie viele es sind – wohl etwa 15. Als das OpenAir-OK verantwortungsvolle Standchefs suchte, habe ich mich ohne lange nachzudenken gemeldet. Und von Beginn weg waren die Kinder mit dabei. Im Sechserpack immer zusammen, das ist schon speziell... Ja, das ist es – und total lässig. Es ist schon Tradition, dass wir in dieser Form alle zusammen ans OpenAir gehen. Obwohl dieses Jahr Nici, unser Sohn, das erste Mal nicht dabei sein kann, weil der WK gerufen hat. Aber wieso arbeiten am OpenAir? Ich könnte mir ja auch einfach ein Ticket kaufen. Aber so macht es einfach mehr Spass. Als regulärer Besucher ans Open Air zu gehen, wäre mir schlicht zu langweilig. Und worin liegt der Reiz? Wir sind ganz normale Helfer. Das Spezielle bei uns ist, dass wir unsere ganze Truppe selbst stellen können. Ich kann bestimmen, mit wem ich zusammenarbeite, und deshalb macht es uns allen auch solch grossen Spass. Wer arbeitet wann und mit wem? Den 24-Stunden-Dauerbetrieb bewältige ich mit 12 Personen. Da wir in Vierergruppen arbeiten, heisst das für jeden drei Stunden arbeiten sechs Stunden Pause, drei Stunden arbeiten usw. Will jemand von uns eine Band unbedingt sehen, tauschen wir die Schichten – auch das ist ein Vorteil, wenn man sich so gut kennt. Wer ist wofür zuständig? Wir sind gemeinsam dafür verantwortlich, dass der Umsatz passt, der Nachschub immer zur richtigen Zeit bestellt ist und es genügend Münz in der Kasse hat. Gibt es Stammkunden? Aber klar doch. Unser Getränkestand hat sich zu einem richtigen Treffpunkt entwickelt. Wir haben Stammgäste, die jedes Jahr wieder zu uns kommen. Ob wegen der guten Stimmung oder unseren hübschen Töchtern, das sei dahingestellt. Also auf die nächsten 15 Jahre? Wer weiss – meine Familie überredet mich jedesmal wieder aufs neue… Und eigentlich ist es ja perfekt: Wir bekommen alles, was wir während der drei Tage brauchen – und bei Regen stehen wir erst noch unter Dach. Wie gut kennst du die OpenAir-Acts 2¥¥∑? Die folgenden Textausschnitte stammen von Bands, die uns dieses Wochenende beehren. Finde heraus, wer was singt. Die richtigen Buchstaben aneinander gereiht, ergeben ein Lösungswort. von angelica baerlocher «All aboard, and jump on the Ganja Bus. We now want the new weed, beat under us.» Cypress Hill The Gaslight Anthem The Aggrolites g U l «And the night drifts in, the snow provides a silent cover. And I'm not your favourite lover.» Get Well Soon I s Milow e Nick Cave & The Bad Seeds «Vas-y consomme! Consomme. consume, consume! Tronçonne, tronçonne! Allume, allume!» Birdy Nam Nam I r Stress n Yuksek «Wir grillen, die Mamas kochen und wir saufen Schnaps. Und feiern eine Woche jede Nacht.» Jan Delay & Disko No. 1 p o Selig e Peter Fox «Put the gun in my mouth. Close your eyes, blow my fucking brains out.» Slag In Cullet t n Nine Inch Nails a Cold War Kids «I think I love you more than you like me. Although I'm never sure and maybe I should want to be blind.» The Streets 'n' m Editors a Lovebugs «I'm falling in love with your favourite song. I'm gonna sing it all night long.» The Sounds r c Mando Diao e Sophie Hunger «Ooohhh direkt us Chur. Mini Dama und Herra: eura Liablingspur.» Gimma l h Konrad Stöckel k Olli Schulz «Shake it like a ladder to the sun. Makes me feel like a madman on the run.» Metronomy s a Junes e Yeah Yeah Yeahs «Doch wenn sie Krieg wollen, dann können sie ihn kriegen. Wir bauen uns ein Monster aus Rock.» Phenomden l a Farin Urlaub Racing Team v 2raumwohnung «It's a very dangerous thing to do exactly what you want. Because you cannot know yourself or what you'd really do.» The Flaming Lips n b All Ship Shape p Nneka Lösungswort: Green’n’Clean Wer singt was? 25 Keine Lust auf Perücke Was viele auswärtige Besucher vermuten, wissen die meisten Einheimischen: Mit Tranquillo Barnetta ist am OpenAir St. Gallen ein Weltstar unter ihnen. von Dominic Ledergerber Für den Fussballer Tranquillo Barnetta ist das OpenAir St. Gallen Pflicht. Nicht etwa eines Vertrages wegen, sondern vielmehr, weil der Anlass für den 24-Jährigen Tradition hat. 2009 ist «Quillo» bereits zum achtenmal im Sittertobel. «Oder ist es gar das neunte Mal? Ich weiss es nicht mehr so genau. Jedenfalls war damals das Metallica-Konzert. Das war schon etwas Besonderes», sagt er. Der Dresscode des Zeltstamms Der Mittelfeldmotor des Schweizer Nationalteams campiert jeweils mit seinem Bruder Alessandro und Kollegen aus der Heimat. Auch das hat Tradition, genauso wie der Zeltplatz, der sich stets in derselben Region befindet. Überdies passt sich Barnetta dem Dresscode seines Zeltstamms an: «Sonnenbrille und Cap gehören bei uns dazu. Für mich kann das von Vorteil sein, damit ich nicht gleich erkannt werde. Ich habe aber keine Lust, mich mit einer Perücke zu tarnen.» Sportliche Zukunft ungewiss Die Begegnungen mit Fans und Freunden sind für «Quillo» aber meist positiv. Viele freuen sich, den Star in der Heimat anzutreffen. Und auch er geniesst es, während des OpenAir mit alten Bekannten zu plau- dern. Wie es sportlich weitergeht, ist noch unklar. Die Ligen in England, Spanien oder Italien würden Barnetta reizen. «Vielleicht bleibe ich aber noch eine Saison bei Bayer Leverkusen.» Eines aber weiss «Quillo» bereits mit Sicherheit: Wenn sich das Sittertobel 2010 zum 34. Mal in ein Festivalgelände verwandelt, will er dabei sein – sofern die WM in Südafrika nicht dazwischenfunkt. 27 Flammende Lippen und ziemlich lange Nägel Nonsens oder bedeutungsschwangere Phantasieakrobatik? Es gibt verschiedene Wege, einen Bandnamen festzulegen. von Tobias Treichler Cypress hill Nneka Mando Diao Junes Nine Inch Farin Urlaub Nails All Ship Shape The Streets Die Jungs von Cypress Hill wuchsen mehrheitlich in South Gate nahe Los Angeles, an der Cypress Avenue auf. Da diese Gegend eher hügelig anmutet, war die Suche bald beendet und der Name «Zypressenhügel» geboren. Einfach, aber effektiv: Anstatt lange zu suchen, entschloss sich Jan Ulrich Max Vetter, seinen Künstlernamen seinem liebsten Hobby «in den Urlaub fahren» zu widmen. Wer in der vorteilhaften Lage ist, dass der eigene Name exotisch und spannend klingt, kann ihn natürlich einfach behalten – so wie Nneka Egbuna. Eine sehr kreative Lösung hatten Nine Inch Nails. Nach ausgiebigem Brainstorming blieb eine Liste mit 200 Namen. Nine Inch Nails war der einzige, der auch zwei Wochen später noch attraktiv klang, grossartig aussah und leicht zu kürzen war. Der Name hat keine wirkliche Bedeutung. Er wirkt einfach irgendwie furchteinflössend. Theatralischer lief die Namensgebung bei Mando Diao. Frontmann Björn Dixgård träumte eines Nachts von einem Mann, der ihm diese Worte immer und immer wieder ins Gesicht schrie. All Ship Shape entstand, so wie es sich für eine Rock’n’Roll-Band gehört, nach einem seriösen Trinkgelage. Die Wahl fiel auf ein Element aus einem in England gebräuchlichen Sprichwort: «It’s all shipshape and Bristol fashion», was so viel heisst wie «Es ist alles in gutem Zustand». Umso besser. Der Name kommt sowohl vom englischen Monat June als auch vom Namen eines frischgeborenen Kindes (Gitarrist Marcs Freundin ist Hebamme, you know). Eine Story der Strasse ist diejenige von The Streets. Mike Skinner, der Kopf von The Streets, legt sehr grossen Wert auf authentische Musik mit Texten, die das Alltägliche reflektieren. Musik von der Strasse eben. Was vor 20 Jahren im familiären Rahmen begann... Vom Grillfest zum internationalen Rockfestival Das Szene-Open-air Lustenau feiert vom µ. bis ∂. August 2¥¥∑ seinen 2¥. Geburtstag. Mit von der Party sind Guano Apes, Ska-P und Danko Jones. von Oliver Forrer Eine Wiese, Garagenbands, ein paar Studenten und ein Grill – damit hatte 1989 alles begonnen. Das familiäre Open Air war eine Förderplattform für die jungen Musi- ker des Jazzseminars Lustenau. Hannes Hagen war von der ersten Stunde an als Besucher dabei, und seit Mitte der 90erJahre ist er Organisator des Szene-Open- ...ist heute ein fester Programmpunkt im Festivalkalender. Airs Lustenau. Er erinnert sich mit einem Schmunzeln ans erste Festival: «Die erste Bühne wurde mit eigenen Händen aus Holz gezimmert. Starker Regen hatte die Bühne komplett aufgeweicht, weswegen die Premiere des Open Airs frühzeitig beendet werden musste.» Von Jahr zu Jahr wuchs die Zahl der Besuchenden und mit ihr das Budget für das Line-up. Das mittlerweile grösste Open Air in Westösterreich ist aber über all die Jahre bei seinen Wurzeln geblieben. Auch heute spielen noch viele lokale Bands am Festival. Regionalen Touch behalten Zum Jubiläum in diesem Sommer treten die besten regionalen Bands der letzten 20 Jahre nochmals auf. So kommt es, dass Hagens damalige Mitstudenten nun zum zweitenmal am Szene-Open-Air Lustenau auf der Bühne stehen. Anstatt ein paar weniger Kommilitonen hören nun ein paar tausend Besuchende zu, und anstelle von WG-Mitbewohnern spielen nun nach ihnen gestandene Rocker wie Guano Apes, Kettcar oder Ska-P aus Spanien – auf einer «wasserfesten» Bühne. 28 Pandemie-Party? «Ab ans OpenAir», lesen wir auf vielen Facebook-Status-Nachrichten, «wir werden die Sau rauslassen!» - Moment. «Die Sau»? Besteht da nicht die Gefahr , sich im Sittertobel mit der Schweinegrippe anzustecken? von Marco Andreu Bild: Photocase.com/ maria_a Schweine sind unsere wichtigsten Fleisch lieferanten – wenn es ums Essen geht. Auf zwischenmenschlicher Ebene sind angeb lich Männer die Schweine, aber jene, die so bezeichnet werden, möchten in aller Regel lieber Fleisch geliefert bekommen. Sie dürften es am diesjährigen OpenAir al lerdings schwerer haben als auch schon, denn die Schweinegrippe bietet keine idealen Voraussetzungen für «Schweine reien». Die Infektionskrankheit wird durch Tröpfchen übertragen, sprich durch Hus ten, Niesen, Umarmungen und Küsse. Das Virus lauert vor allem auf Händen und allen Oberflächen, die von einer infizierten Per son berührt werden. Will man also ganz sicher sein, darf man auch niemanden Bier-Holen schicken. Kein Schwein hat Schweinegrippe Die Schweinegrippe ist keine Schweine grippe! In der neuen Krankheit steckt nur ein bisschen Schweineerbgut drin – Aus drücke wie «Influenza A(H1N1)», «Mexikanische Grippe» oder «Influenza-Pande mie 2009» werden deshalb von Fachleuten bevorzugt. Die neue Variante des Influen za-Erregers A(H1N1) ist eine ausschliess liche Menschengrippe, genau wie die, an der in der Schweiz jeden Winter zwischen 400 und 1000 Menschen ster ben. Die Symptome sind ähnlich wie bei einer herkömmlichen Grippe: vor allem Fieber, Atemwegsbeschwerden und Glie derschmerzen. Nach eigenen Angaben hat die Firma Novartis inzwischen einen Impf stoff gegen die Grippe entwickelt, der bereits im Juli klinisch getestet werden soll. Grund zur Panik? Die weltweite Verbreitung des Pandemie virus kann nicht mehr verhindert werden. Obwohl für die Bevölkerung in der Schweiz vorläufig kein erhöhtes Risiko besteht, gibt es gewisse Gefahren. Auch ein «harm loses» Virus kann grosse Auswirkungen auf eine Gesellschaft haben, etwa wenn viele Personen gleichzeitig erkranken. Hin zu kommt, dass Grippeviren ihr Erbgut ständig verändern, so dass schlagartig ein neues, bisher unbekanntes Virus entstehen kann. Andererseits könnte das Virus auch zu einem «normalen» saisonalen Influen za-Virus mutieren. Die meisten Todesfälle hat es bisher in Mexiko und den USA ge geben. In der Schweiz sind über dreissig Personen erkrankt, wovon sich aber nur vier in der Schweiz angesteckt haben. Keine Hände zu schütteln, keine Beg rüssungsküsse zu geben, mindestens ei nen Meter Abstand zum Gesprächspartner zu halten – all diese Tips, die das Bundes amt für Gesundheit für den schlimmsten Fall gibt, sind am OpenAir kaum umzuset zen. Die Grippe ist aber auch kein Grund, dem OpenAir fernzubleiben. Trotzdem sollte man sich regelmässig die Hände waschen und die eigenen Augen, Nase und Mund möglichst selten berühren. Most wanted 29 Als Single am OpenAir? Wohl nicht mehr lange. Von Aline Anliker Der Draufgänger Intime Details: Martin, 21, Ganterschwil, Elektromonteur, 178, 71, grün, Skorpion Typ: Dauer-Fröhlicher Bei einer Frau: will er ihr in die Augen schauen können und wissen: Das ist sie. Nie ohne: Bier – aber im Mass (wer's glaubt…) Bewegungsgrad: drei- bis fünfmal pro Woche Ringen (jawohl, ihr habt richtig gelesen) Das kann er gut: küssen (zumindest hat man ihm das gesagt) Wo zu finden: Im Bacardi Dome. Und er ist schaurig parat, von nettem weiblichem Publikum angesprochen zu werden. Tip der Autorin: Muss ein Draufgänger sein, denn er hat mich angesprochen und nicht umgekehrt. Das Blaue-Augen-Wunder Der Bergler Intime Details: Marc, 20, Mels, Gipser, 187, dunkelbraun, Zwilling Verhalten: im Sommer gemütlich-gediegen, im Winter immer auf dem Board So ist er: kreativer Geniesser Nie ohne: sein Schlagzeug Bier oder Wein: kommt auf das Essen an (welch weiser Ausspruch) Steht auf: Ausstrahlung Wo Frau ihn findet: am Stand Nr. 22 Tip der Autorin: Er bringt einem nur schon mit seinem Bündner Dialekt zum Schmelzen. Intime Details: Tamara (auch Murmeli genannt), 25, medizinische Masseurin (!), 157, strahlendes hellblau, Steinbock Sie ist: aktiv und spontan (und zurzeit gerade durstig und süffig) Er muss: grösser als sie sein (was ja nicht schwierig ist). Und schöne Schuhe tragen, da ist sie pingelig (und macht auch am OpenAir keine Ausnahme). Ohne geht gar nichts: lachen Das kann sie wirklich: massieren Leidenschaft: unter Leuten sein. Und etwas seriöser: fotografieren Wo Mann sie findet: dort wo es Bier gibt Der Hundeliebhaber Intime Details: Ueli, 24, Andwil, Mechatronik-Student, 185, 78, grünbraun, Steinbock Drei Attribute: sensibel, ruhig, scheu (sagen die Kolleginnen) Markenzeichen: der fiktive Hund Tobi an der Leine Sie: muss eine sein, mit der Mann Pferde stehlen kann Das kann er gut: viel schwatzen Und sonst: gemässigter Sportler Aufzuspüren: 50 m hinter der Dusche beim weissen Pavillon Tip der Autorin: Wenn ihr «än Bodäständige und Liäbä» sucht, dann seid ihr bei Ueli richtig. Die Unkomplizierte Intime Details: Nicole, 25, Bern (man hört's), Konzert-Agentur, 165, 50, grün, Schütze Sie: flexibel und unternehmenslustig Er: muss breite Schultern haben. Und gesprächig sein. Und eine Tätowierung wäre auch nicht schlecht (das kann sie nämlich auch bieten). Das kann sie gut: Mojitos mixen Ohne geht gar nichts: Sonnenbrille Reason why OpenAir: wegen der Musik (ihr glaubt man das sogar) Aufenthaltsort: Latino Zelt Und sonst: im Winter St.Moritz-Tussi (sagen die Freundinnen) Die Power-Frau Intime Details: Melanie, 25, Flawil, Sozialpädagogin, 170, hellgrün, Wassermann Gemütszustand: offen für alles Nach dem Feierabend: Hauptsache raus Er muss: 1,80 m sein, und kein Stubenhocker Das macht sie scharf: ein schöner Body Stets dabei: Handy und Fotoapparat (man weiss ja nie) Bier oder Wein: Eve Lebensmotto: Es kommt, wie es kommen muss Anzutreffen: am Jan-Delay-Konzert 30 festivalshop Diese Artikel sind Im Festivalshop während des OpenAir erhältlich. dort findest du eine noch grössere Auswahl an Produkten. Schau vorbei! Beanie Atlantis Coast Cap Atlantis Army Soft black black Hoodie Ohio unisex Portemonnaie Lara Shirt Bao unisex black klein, gross black, moutard, cafe 31 Bravo, bravo: Mirka, Gavin und Gwen, Wimbledon 2008. (Quelle: www.accidentalsexiness.com) Was wurde eigentlich aus...? Es haben schon sehr viele Bands im Sittertobel gespielt. Einige sind Wiederholungstäter und kommen auch mal wieder, andere kamen nie mehr und sind gar von der Bildfläche verschwunden. Drei Beispiele. von Markus Garnitschnig ... Rage Against the Machine (1∑∑4) Ihr Auftritt im Sittertobel auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ist manchem Zeitzeugen sicher noch in guter Erinnerung. Ihr selbstbetiteltes Débutalbum schlug ein wie eine Bombe und ist bis heute ein Klassiker. An diesen Erfolg konnte die Band nie mehr ganz anschliessen. Im Jahr 2000 stieg Sänger Zack de la Rocha aus. Die übrigen Bandmitglieder formierten in der Folge zusammen mit ExSoundgarden-Sänger Chris Cornell ziemlich erfolgreich die Band Audioslave. Vor zwei Jahren gab es dann die Wiedervereinigung, und letztes Jahr stand die Band wieder auf europäischen Festivalbühnen. Auf neue Songs von Rage Against the Machine warten die Anhänger nun schon seit gut zehn Jahren. Es herrscht auf jeden Fall einmal mehr Funkstille. Schade. ...Spin Doctors (1∑∑4) Die New Yorker Band hatte einen bärtigen Sänger mit lustiger Wollmütze und mit «Two Princes» einen Welthit. Der Clip lief dauernd auf MTV (ja, da lief früher noch viel Musik...) und der Song und das dazugehörende Album erreichten Top-10-Plazierungen. Das war 1993. Ein Jahr später spielten die Spin Doctors auch am OpenAir St.Gallen. An den Erfolg konnten sie nie mehr anschliessen und lösten sich 1999 auf. Seit einigen Jahren geben sie wieder Konzerte und haben 2005 ihr letztes Album veröffentlicht. Allerdings ohne Erfolg. ...Bush (2¥¥¥) Die britische Band hatte ihre grosse Zeit in der zweiten Hälfte der Neunziger. Im Jahre 2002 trennte sich die Band. Frontmann Gavin Rossdale veröffentlichte seither solo ein paar Singles, insbesondere für Filmsoundtracks. Er versuchte sich sogar als Schauspieler, so zum Beispiel an der Seite von Keanu Reeves im Film «Constantine». Am berühmtesten wurde Rossdale aber als Ehemann und Vater. Seit 2002 ist er mit Gwen Stefani verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder. So taucht er regelmässig in den Klatschspalten auf oder macht es sich als Freund von Roger Federer auf der VIP-Tribüne bequem. Im letzten Jahr war er wieder musikalisch aktiv. Sein Soloalbum «Wanderlust» blieb aber eine Randnotiz, und auch das im Dezember 2008 angekündigte Bush-Comeback blieb bisher aus. Wohl eher wird Gavin Rossdale seinem Freund Roger demnächst das Windelnwechseln beibringen.