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11.2011 www.engels-kultur.de HOTEL LUX EIN FILM VON LEANDER HAUSSMANN www.hotel-lux-film.de 6" Ê,Ê9/ 1 -/ ÀÜÊ">v]ÊÊaÊ£Ç]Ê>ÕÃÊ`iÀÊ-iÀiÊ,Þ>Ê`]ÊÓäää]Ê ÕÀÌiÃÞÊ>Ì>`Ê>iÀÞ]Ê1ÌÀiV Ì 7 1 * * , / , ()%(C0MRIW ()683(-2/9278¤1)(-)2¤%008%+ £È°£ä°Ó䣣ÊÊ£{°Ó°Óä£Ó 6" Ê,Ê9/1 -/ - 7-/,Ê- "Ê*/<Ê{È {ÓÓÇxÊ71**,/, & 1 -</ \ -"Ê£££nÊ1, "Ê- "-- Am nördlichen Nachbarn ein Beispiel nehmen?, Foto: Francis Lauenau www.engels-kultur.de I November 2011 Schilderwald engels-Thema. Im letzten Monat beschloss der Landtag in Düsseldorf, dass Städte zukünftig Namenszusätze auf ihre Ortsschilder schreiben lassen können. Kaiserstadt Aachen, Domstadt Köln, Meisterstadt Dortmund … Nun möchten viele hiesige Lokalpolitiker flächendeckend gelbe Schilder anbringen lassen, auf denen „Schwebebahnstadt Wuppertal“ zu lesen ist. Wer jetzt wieder meckert, dass dieser Plan eine völlig unnütze Verschwendung von Steuergeldern bedeuten würde, dem sei ein Blick Richtung Norden empfohlen. In Bochum stehen allen Ernstes Schilder, auf denen ist zu lesen: „Feuerwehrzufahrt – Stadt Bochum – Die Oberbürgermeisterin“. Was, liebe ähnlich verschuldete Bochumerinnen und Bochumer, wird geschehen, wenn die Amtszeit eurer OB endet und sich keine weitere Frau findet, die diesen Höllenjob übernimmt? Wird dann ein Mann diskriminiert, oder wandern Tonnen von nützlichen Hinweisschildern auf den Schrott? Apropos Städtenamen: Im vergangenen Monat kam aus der Stadt, die nach unserem berühmtesten Sohn benannt wurde, also aus Engels an der Wolga, eine Delegation zu Besuch. engels sprach über die Fortschritte bei der Entwicklung der Beziehungen der beiden Städte mit HARALD NOWOCZIN vom Vorstand des Vereins KULTURBRÜCKE WUPPERTAL-ENGELS. Weniger harmonisch ist zurzeit das Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen. Im engels- Thema EURO wurden die Auswirkungen der Währungskrise auf Wuppertal untersucht. Passend zur globalen Bankendämmerung inszeniert Christian von Treskow in der WUPPERTALER OPER die globalisierungskritische Komödie DIE KONTRAKTE DES KAUFMANNS von Elfriede Jelinek. Taler und Talar müssen wandern. Auch in der Oper FALSTAFF von Giuseppe Verdi geht es letztlich um eine Schuldenkrise, allerdings eine private. Der Titelheld will seine Zeche von netten Frauen begleichen lassen, wird stattdessen beinahe erstickt, fast ersäuft und schließlich ordentlich verprügelt. Doppelpremiere wird gefeiert am TEO OTTO THEATER Remscheid und an der WUPPERTALER OPER. Am Bahnhof Mierke entsteht derzeit die UTOPIASTADT unter Federführung des Allroundtalent CHRISTIAN HAMPE, den engels in diesem Monat portraitiert. Die Wuppertaler Künstler JÜRGEN HIBY und GERD HANEBECK stellen ihre ganz unterschiedlichen Plastiken und Gestaltungen im SPARKASSENFORUM in Wuppertal-Elberfeld aus. Das Kino überrascht in diesem Monat. Ein Film, in dem Michael „Bully“ Herbig nur vor der Kamera steht, nicht auch dahinter? In HOTEL LUX spielt er einen Komödianten zu Zeiten von Hitler und Stalin, der in der legendären Exilantenherberge um sein Überleben ringt. Kein Klamauk, eher bittere Satire. engels sprach mit dem zweiten Hauptdarsteller des Films JÜRGEN VOGEL. Paolo Sorrentinos Roadmovie CHEYENNE – THIS MUST BE THE PLACE hingegen erzählt von einem kauzigen abgehalfterten Rockstar, der auf der Suche nach der Geschichte seines Vaters sich selbst wiederfindet. Film des Monats ist THE FUTURE. Die Zukunft findet in diesem Film allerdings nicht statt, weil die Hauptperson kurz vor dem Zerbrechen ihrer Ehe die Zeit anhält. LUTZ DEBUS 4 6 Die Euro-Krise – welchen Einfluss hat sie auf Menschen in Wuppertal? Interviews: „Die Schlagzeile macht die Nachricht“, „Es wird am Euro gezündelt“ Bühne. 8 9 10 12 Verdis „Falstaff“ am Teo Otto Theater Remscheid Klassik in NRW: Die Oper Köln gastiert im Oberlandesgericht Opernzeit: „Hoffmanns Erzählungen“ am Aalto-Theater Essen Musical in NRW: Neue Stücke in Köln, Neuss und Aachen Tanz in NRW: Vier Beispiele für gelungene Tanzförderung im Tanzland NRW Theater an der Wupper: „Die Kontrakte des Kaufmanns“ an der Oper Wuppertal Theater in NRW: Das Netzwerk „west off“ fördert den Theateraustausch Kino. 13 14 15 16 18 20 Film des Monats: „The Future“ von Miranda July Hintergrund: „Hotel Lux“ von Leander Haußmann Film-Kritiken Roter Teppich: Jürgen Vogel über „Hotel Lux“ und seine Anfänge als Kindermodel Hintergrund: „Cheyenne“ von Paolo Sorrentino Filmwirtschaft: Blick auf den prägenden Filmproduzenten Walt Disney Literatur. 21 22 Textwelten: Wege zu Kleist im Jahr seines 200. Todestages Poetry: Sebastian23 macht sich Gedanken über Bi(e)ber und die Welt Musik. 22 23 Popkultur in NRW: Zwei neue Clubs beleben die Duisburger Konzertszene Improvisierte Musik in NRW: Die 32. Leverkusener Jazztage Kunst. 24 25 26 Wupperkunst: Hans-Jürgen Hiby und Gerd Hanebeck in Elberfeld Portrait: Christian Hampe über das Utopiastadt-Projekt im Bahnhof Mirke Kunst-Kalender NRW Service. 27 3 26 28 30 31 Kulturbrücke Intro Engels Zungen Auswahl Kolschewsky Verlosungsbox/Impressum Lesen Sie mehr auf www.engels-kultur.de Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Foto: Thilo Beu Opernzeit „Hoffmans Erzählungen“ Film-Hintergrund „Hotel Lux“ Improvisierte Musik Die 32. Leverkusener Jazztage Seite 9 Seite 14 Seite 23 thema Bauer oder Banker - wer verbrennt der Euro?, Grafik: Sven Siebenmorgen Euro oder Wupper-Taler? Die Krise der Gemeinschaftswährung hat auch etwas mit uns zu tun Der Bezirksbürgermeister von Elberfeld schäumt trotzdem auszumachen. Während Wuppertal mit vor Wut. Wenn Barmen nicht bald seine Finan- der Landes- und der Bundesregierung über überzen in Ordnung bringt, dann muss jener Stadtteil geordnete Entscheidungsinstanzen verfügt, ist Europa mit einem fast eben wieder seine alte engels-Thema im November: machtlosen Parlament, Währung einführen. einer fast machtlosen Besonders das Briller Europäischen KommisViertel und auch das Die Eurokrise ist in aller Munde. Kein Tag vergeht, an sion und einigen egoZoo-Viertel möchten dem uns die Medien, seien es Fernsehen, Radio, Internet und Zeitungen, nicht mit finanziellen Schreckensmelmanischen Regierungsnicht weiter für die dungen aus unseren Bündnisstaaten konfrontieren. Welchefs ausgestattet. Die Misswirtschaft in Oberchen Einfluss aber hat die Krise auf die Menschen hier Vereinigten Staaten von barmen, Heckinghauin Wuppertal, auf die heimische, exportorientierte WirtEuropa, eine Fiktion, die sen und Wichlinghauschaft? Und beispielsweise auf die hier lebenden Griechen, wie stehen sie zur Lage in ihrem Herkunftsland? in der Nachkriegszeit sen bezahlen, erklärten für viele eine AlternatiVertreter jener wohlhabender Wohnquartiere im noch gemeinsamen Rat ve zur Kleinstaaterei war, verliert an Strahlkraft. der Stadt. Überhaupt sei die Vereinigung von Bar- Das Böse – diese Tendenz ist in politischen und men und Elberfeld viel zu überhastet geschehen, ökonomischen Krisenzeiten oft zu beobachten – ist von vielen Elberfeldern zu hören. In Barmen findet der Deutsche jenseits seiner Staatsgrenze. inzwischen entließ man ein Drittel der Stadtbe- Der faule Grieche, der korrupte Italiener, der undiensteten. Gleichzeitig wurden alle kommunalen terentwickelte Portugiese, der bankrotte Spanier, Steuern drastisch erhöht. Doch all diese Maßnah- sie alle bedrohen unsere stabile Wirtschaft. men greifen nicht. Durch den massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit und die Abwanderung der „Vorpommern wäre ohne den Rest der letzten großen Firmen nach Elberfeld wächst das Republik doch auch schon längst insolvent“ Haushaltsdefizit rapide. Hört man sich bei Menschen in der Stadt um, die aus südeuropäischen Ländern stammen, erNatürlich ist diese Vision eines auseinanderfal- hält man aber ein differenzierteres Bild. Natürlenden Wuppertals fast frei erfunden. Würden lich gibt es auch innerhalb jenes Personenkreises wir aber ein geeintes Europa als genauso eine Menschen, die über die Verhältnisse am MittelSelbstverständlichkeit begreifen wie eine geein- meer klagen. Korruption, Steuerhinterziehung, te Stadt, Politiker würden gar nicht auf die Idee ein aufgeblähter Staatsapparat, all diese Grünkommen, südeuropäischen Ländern unsere Hilfe de für die Schuldenkrise in den südeuropäischen zu verweigern, den Staatsbankrott zu empfehlen Staaten werden auch von vielen Menschen, die oder aus der gemeinsamen Währung auszuschlie- von dort stammen, gesehen und teilweise sogar ßen. Warum also ist das Modell Wuppertal nicht noch vehementer kritisiert. Aber auch andere auf den Euro-Raum zu übertragen? Der Gedanke Gründe für die drohenden Staatspleiten werden eines geeinten Europas verliert in weiten Teilen vorgebracht. Den Gesprächspartnern ist eines der Bevölkerung und auch bei vielen Politikern bei allerdings gemein: Sie wollen nicht mit ihrem wachsenden Schwierigkeiten weiter an Attrakti- Namen zitiert werden. Zu groß ist wohl noch imvität. Dabei macht es unsere Stadt seit Jahren mer die Scham der einstigen Arbeitsemigranten und Jahrzehnten vor. Das Nebeneinander ver- und deren Nachkommen, ihr einstiges Gastland, schiedener Lebensstandards und kultureller Iden- in dem sie jetzt heimisch geworden sind, offen titäten ist hier Realität. Ein großer Unterschied ist zu kritisieren. Eine junge Frau, deren Eltern aus Der Euro 4 Portugal stammen, gibt zu bedenken, dass die südeuropäischen Krisenländer fast ausschließlich von der Landwirtschaft leben. „Ohne Industrie und Dienstleistungssektor ist kein Wohlstand zu erwirtschaften“, erklärt die Verwaltungsangestellte. Die Wirtschaftslage von Portugal sei mit der mancher neuer Bundesländer zu vergleichen. „Vorpommern wäre ohne den Rest der Republik doch auch schon längst insolvent.“ Zudem habe gerade Deutschland viel Geld in Südeuropa verdient. Das sieht der Besitzer eines italienischen Restaurants in Elberfeld ganz ähnlich. „Den jetzigen Schuldenstaaten wurde von den großen Banken das Geld förmlich aufgedrängt.“ Wenn er als Privatmann einen Kredit aufnimmt, wird seine Bonität doch auch penibel geprüft. „Hat man das bei Griechenland etwa aus Versehen vergessen?“ Letztens habe der Gastronom eine Karikatur in einer Zeitung gesehen. Ein Gerichtsvollzieher lässt alle Einrichtungsgegenstände aus einem griechischen Restaurant tragen und sagt zu dessen Besitzer: „Nun müssen Sie nur noch gute Gewinne machen, und schon sind Ihre Probleme gelöst.“ Übrigens auch Wuppertaler, die von hier stammen, schauen mit Sorge auf die Euro-Krise. Viele bangen um die heimische Wirtschaftsleistung, die ja stark vom Export auch nach Südeuropa abhängt. Und die, die noch Geld anlegen können, erinnern sich bang an die letzte Finanzkrise vor drei Jahren. Der Bankencrash hat manchen privaten Kreditgeber sein Vermögen gekostet. In dieser Hinsicht zumindest kann Jürgen Harmke von der Stadtsparkasse Wuppertal seine Kunden beruhigen. „Grundsätzlich gilt es als am sichersten, die Geldanlage breit zu streuen.“ Wer sowohl in Aktien, Immobilien, Edelmetalle und festverzinsliche Wertpapiere investiert, trage ein vergleichsweise geringes Risiko. Schaut man auf die soziale Situation in Griechenland, erscheint die Frage nach der richtigen Geldanlage allerdings als Luxusproblem. TEXT/INTERVIEWS: LUTZ DEBUS OXIWKDQVDFRP (XURSDKLQ ]%5RP XQG]XUđFN 0DGULG 3DULV DE ř %XGDSHVW *đQVWLJZHJ (LQ3URGXNWYRQ/XIWKDQVD 45&RGHVFDQQHQXQGVRIRUW PHKUđEHU(XURSDVJUùćWHV 5HLVHWDJHEXFKHUIDKUHQ 'LUHNWDE'đVVHOGRUI ]XđEHU(XURSD]LHOHQ -HW]WEXFKHQXQWHUOXIWKDQVDFRP RGHULQ,KUHP5HLVHEđUR -HW]W PLWP DFKH JUùćW HP5 QEHL(XU R HLVHWD JHEX SDV 3HUVù QOLFKH F K 5HLV HH KRFKOD GHQ UOHEQLVVH XQG OXIWKD JHZLQQHQ YRWHQ QVDF RPH 0HKUXQWH XURSH U DQGLD ULHV )đU'LUHNWIOđJH]XđEHU=LHOHQLQ(XURSDEHL%XFKXQJXQWHUOXIWKDQVDFRP%HJUHQ]WHV6LW]SODW]DQJHERW thema Hat unsere Währung noch Schwein?, Foto: Daniela Althaus „Die Schlagzeile macht die Nachricht“ Iannis Stergiopoulos über die Krise in Griechenland aus Wuppertaler Sicht engels: Herr Stergiopoulos, wie geht es den werden? Wuppertalern griechischer Herkunft? Die Schlagzeile macht ja in den Medien die NachIannis Stergiopoulos: Natürlich sind alle besorgt, richt. Wenn man weiterliest, wird ja nicht die Unwenn sie sehen, was gerade in der alten Heimat wahrheit berichtet. Aber die Leute behalten nur geschieht. Es gibt in Griechenland Menschen, die die Überschriften im Kopf. mit 300 Euro über die Runden „MAN und Siemens stehen im kommen müssen. Dabei sind die Erfahren die Griechen in WupPreise dort etwa 20 bis 30 Pro- Verdacht, geschmiert zu haben“ pertal in Folge der Euro-Krise zent höher als hier. mehr Diskriminierung? Klar gibt es mal ein Scherzchen. Aber es gibt Was fühlen Sie, wenn Sie in den Zeitungen hier viel mehr Leute, die sich besorgt nach meiner von den „faulen Griechen“ lesen? Verwandtschaft erkundigen. Die Menschen in Das ärgert mich natürlich. Ich kenne sehr viele Wuppertal erleben ja auch am eigenen Leib, was Menschen in Griechenland, die arbeiten sehr hart, Sparen bedeutet. Ich bin in der Kommunalpolitik um ihre Familien zu ernähren. Ich kenne Leute, engagiert. Wir sparen hier, so viel wir können, die gehen täglich zur Arbeit, haben von ihrer und versuchen auch, das sozial ausgewogen zu Firma aber seit drei Monaten kein Gehalt mehr gestalten. bekommen. Die Löhne sinken drastisch, viele Menschen werden arbeitslos, und es werden neue Sind denn die Situationen vergleichbar? Steuern erhoben. Kaum. Man lässt Griechenland ja gar keine Zeit für Reformen. Was seit 30 Jahren schief gelauWoran liegt es, dass die Griechen in den fen ist, kann nicht in wenigen Monaten repariert deutschen Medien oft so verzerrt dargestellt werden. In Griechenland bleibt dabei die soziale Gerechtigkeit auf der Strecke. Wenn der Bürger nicht spürt, dass die Belastungen gerecht verteilt werden, sind Sparprogramme schwer vermittelbar. Die Elite in Griechenland tritt im Moment überhaupt nicht in Erscheinung. Also ist die Ursache der Krise in Griechenland zu suchen? Das sehe ich nicht so. Deutschland ist der größte Profiteur des Euros. MAN und Siemens stehen im Verdacht, geschmiert zu haben, um den Export anzukurbeln. Griechenland kaufte massiv Rüstungsgüter wie U-Boote und Panzer in Deutschland und auch andere Güter des täglichen Gebrauchs. ZUR PERSON: Iannis Stergiopoulos (41) ist stellvertretender Vorsitzender der Gemeinde der Griechen in Wuppertal e.V. und für die SPD im Rat der Stadt. Foto: privat „Es wird am Euro gezündelt“ Sven Giegold über die Währungskrise in Europa engels: Herr Giegold, die Grünen sind für den Wer profitiert von der Euro-Krise? Rettungsschirm, weil sie für Europa sind, aber Europa mit Sicherheit nicht. Es profitieren diejesie sind gegen weitere Schulden, weil diese nigen, die auf eigene Rechnung hohe Risiken einnicht dem Prinzip der Nachhaltigkeit entspre- gegangen sind und nun durch den Steuerzahler chen. Ein Dilemma? freigekauft werden. Dieses Vorgehen entspricht in Sven Giegold: Es war notwenkeinster Weise marktwirtschaft„Die soziale Schere geht dig, den europäischen Rettungslichen Grundsätzen, die ja darauf immer weiter auseinander“ schirm einzusetzen, selbst wenn beruht, dass Gewinnen aus pridie jetzt beschlossenen Bedingungen aus sozi- vaten Investitionen die Haftung für Verluste entaler, ökologischer und demokratischer Sicht in- spricht. akzeptabel sind. Natürlich müssen Staaten ihre Ausgaben durch Einnahmen und nicht durch Brauchen wir den Euro eigentlich noch? weitere Schulden finanzieren, denn die Lasten Derzeit wird von allen Seiten am Euro gezündürfen nicht auf zukünftige Generationen abge- delt, erschreckenderweise besonders von national schoben werden. Sowohl in den Krisenländern bornierter Seite. Den Zuspruch zu scheinbar einwie auch hier tragen einseitig der Mittelstand fachen Lösungen halte ich für sehr gefährlich. Es und besonders die sozial schwachen Bürger die wird mit Stereotypen gearbeitet, die einfach nicht Folgen der Krise. Die soziale Schere geht im stimmen. Die Griechen sind nicht faul oder verRahmen der Haushaltssanierungen immer wei- dienen pauschal zu viel. Wenn der Euro scheitert, ter auseinander. Deshalb ist es so wichtig, auch würde der Geist des europäischen Internationadie Steuerschlupflöcher zu schließen und Ver- lismus nach und nach auf dem Schrotthaufen der Geschichte landen. Das kann man nicht wollen. mögende zu besteuern. 6 Haben Sie noch Visionen für Europa? Natürlich. Wir können durch die Krise lernen, dass eine gemeinsame Währung auch eine gemeinsame Steuer-, Wirtschafts- und Sozialpolitik benötigt. Danach sieht es im Moment aber leider nicht aus. Entscheidungen finden auf Gipfeltreffen der nationalen Regierungschefs hinter verschlossenen Türen statt. Dabei müssten die gewählten Volksvertreter, also in diesem Fall das Europaparlament, entscheiden. ZUR PERSON: Sven Giegold (41) ist Mitglied des Europaparlaments und dort im Ausschuss für Wirtschaft und Währung und Mitglied der Grünen in NRW. Foto: privat Lesen Sie die Langfassungen der Interviews unter: www.engels-kultur.de/thema thema Allein gelassen in der Ägäis?, Foto: Francis Lauenau Vom dicken Hals der deutschen Griechen Der Wuppertaler Architekt Lazaros Amperidis versteht seine alte Heimat nicht Wuppertal. Beruflich reizen ihn zwar anspruchsvolle Sanierungen, doch für sein von unfassbaren Schulden geplagtes Herkunftsland könnte Lazaros Amperidis am Reißbrett derzeit nur bedingt eine perfekte Lösung entwerfen. „Das Gerede vom stolzen Volk passt einfach nicht mehr. Die leider übliche Korruption gerade im Großraum Athen hat die Kuh, die nicht auf die Weide durfte, so lange gemolken, dass sie nun stirbt“, sagt der Diplom-Architekt griechischer Abstammung, der in Wuppertal geboren wurde und dort aufgewachsen ist. Seine Einschätzung ist unmissverständlich: „Deutschland investiert in die Zukunft – Griechenland hat es nie getan.“ Fern der sonnenverwöhnten Heimat seiner 1965 eingewanderten Eltern blickt der 44Jährige auf eine bislang erfolgreiche Karriere zurück. Nach Bauzeichnerlehre und Studium gehörte Amperidis unter anderem den verantwortlichen Abteilungen für die Masterpläne zur Neuausrichtung der beiden Flughäfen Düsseldorf sowie Mönchengladbach an. Dazu kommen als Inhaber eines eigenen Büros im Stadtteil Barmen freiberufliche Projekt- steuerungen und externe Beratungsleistungen im kommunalen Immobilienmanagement. „Etwas Tourismus, etwas Tomaten, einige Gurken“ Für die trotz großzügiger Dauerkredite und sprudelnder EU-Gelder nicht verhinderte Hellas-Pleite kann der überzeugte Europäer wenig Verständnis aufbringen: „Die Griechen hatten über Jahrzehnte wirklich viele Gelegenheiten, sich in Europa zu beweisen. Heute muss man sagen, dass dieses Land in seiner Entwicklung stehengeblieben ist – selbst Spanien, Portugal oder Italien haben dagegen Fortschritte gemacht.“ Vor allem bei seinen Urlaubsreisen ans südliche Mittelmehr gerät Amperidis regelmäßig in Erstaunen: „Als in Deutschland lebender Bürger habe ich ein völlig anderes Empfinden von Gemeinwohl und sozialem Miteinander. Deshalb bekommen viele Nicht-Einheimische wie ich, die im Ausland leben, bei der Nachrichtenlage aus dem Parlament einen dicken Hals.“ Der erfahrene Architekt kann sich auch ein anderes Phänomen nicht erklären: „Jeden Sommer fahren die Griechen aus Deutschland – und generell Griechen aus der Diaspora – über Wochen nach Hause und stärken dort mit ungezählten Millionen Euro die Wirtschaft. Dennoch sind nahezu sämtliche Großprojekte von Autobahnen bis zu öffentlichen Einrichtungen fremdfinanziert.“ Eine zeitnahe Veränderung hält Amperidis kaum für möglich: „Etwas Tourismus, etwas Tomaten, einige Gurken – viel mehr produziert Griechenland im Grunde nicht. Und die berühmten Reedereien scheffeln ihr Geld lieber ungestört an ausländischen Standorten.“ Die Sonne und das Meer als zwei innovative Produkte, die schon immer im Land der Götter existieren, müssten aus seiner Sicht als Schlüssel für eine benötigte Trendwende dienen. Zumindest in Sachen Kultur herrscht wenig Nachholbedarf: Auch die Folklore-Gruppe der Griechischen Gemeinde Wuppertal e.V. gilt als Paradebeispiel für gelungene Traditionspflege. FRANK-MICHAEL RALL Argumente statt Polemik Günter Leußler aus Mülheim engagiert sich in der deutsch-griechischen Gesellschaft Faul sollen sie sein, korrupt und verschwendungssüchtig. Seit Monaten betreiben die Medien ein Griechen-Bashing, das auf einer kruden Mischung aus halbgaren Informationen und rassistischen Stereotypen basiert. Dass Fakten und genaue Analysen weitaus angebrachter wären als einseitige Schuldzuweisungen, gibt Günter Leußler, Geschäftsführer der „Vereinigungen der deutsch-griechischen Gesellschaften“ (VDGG) zu bedenken: „Klar gibt es grundlegende Dinge, die Griechenland ändern muss“, sagt der Bauingenieur, der zunächst lange Jahre Vorsitzender der Deutsch-Griechischen Gesellschaft Mülheim war, bevor er in den Bundesvorstand der VDGG gewählt wurde. „Ein großes Problem in Griechenland ist der Klientelismus. Allzu viele Menschen wurden in den Öffentlichen Dienst eingestellt, um versorgt zu sein. Jeder vierte Arbeitnehmer ist im Öffentlichen Dienst. Kurzfristige Entlassungen helfen allerdings nicht, weil Abfindungen gezahlt werden müssen“, resümiert er. „Aber es gibt auch Ursachen der Krise, die nicht den Griechen anzu- lasten sind. Zum Beispiel, dass bei der Einführung des Euro die Stabilitätskriterien nicht klar definiert wurden. Die Durchschnittsrente liegt bei 600 Euro, in der Landwirtschaft sogar nur bei 400 Euro Grundsätzlich braucht eine gemeinsame Währung eine viel breitere gemeinsame Wirtschaftspolitik, damit das Niveau nicht zu sehr auseinandergeht“, gibt der aktive Ehrenamtler zu bedenken. Zudem seien die Spekulationen auf die griechischen Staatsanleihen eine Ursache des Problems. Und wer über die Renten in Griechenland spreche, wisse oft nicht einmal, dass die Durchschnittsrente dort bei 600 Euro liege, im landwirtschaftlichen Bereich sogar nur bei 400 Euro. „Und das bei Lebenshaltungskosten, die ebenso hoch liegen wie bei uns.“ Seit er 1972 das erste Mal in das Land im Südosten Europas kam, hat es ihn nicht mehr losgelassen: „Zwei Jahre später machte ich acht Wochen Inselhüpfen und lernte die außergewöhnliche 7 Gastfreundschaft schätzen.“ Persönliche Freundschaften, die Liebe zur Sprache, zur Küche und zum Tanz verbanden ihn schnell sehr innig mit dem Land, das er bei vielen Reisen sehr gut kennenlernte. Dass das Griechen-Bashing Menschen verletze, natürlich sei das so, erzählt Leußler, aber darüber will er eigentlich gar nicht sprechen. Viel wichtiger ist es ihm, zu vermitteln, was in Griechenland geschieht: „Ein Problem ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit. Da verwundert es nicht, wenn man ständig Bilder von Demonstrationen sieht.“ Richtig stellen, erklären, argumentieren und aufklären über die reale Lage, das versuchen er und viele andere Mitglieder der VDGG derzeit, in Leserbriefen, Interviews und wo immer es geht: „Wir versuchen gegenzusteuern, den Thesen Fakten gegenüberzustellen“, erklärt er. Gegen den Strom der Massenblätter ist das nicht viel, aber doch alles, was sie tun können. Sisyphos war bekanntlich auch ein Grieche. DAGMAR KANN-COOMANN bühne Lebemann Sir John, gesungen von Kiril Manolov Todorov, bringen seine Liebeswirren in die Bredouille, Foto: pillboxs Am Anfang war der Klang Johannes Weigand, Chef des Wuppertaler Opernhauses, inszeniert Giuseppe Verdis „Falstaff“ Mit Giuseppe Verdis letzter Oper, von Johannes Weigand neu inszeniert, von Hilary Griffiths dirigiert, von Judith Fischer und Moritz Nitsche ausgestattet, gehen die Wuppertaler Bühnen gegen den Herbstblues an. Den pompösen Titelhelden gibt Kiril Manolov Todorov, jedes Pfund ein pfiffiger und selbstbewusster Genießer, dem der Körper dann und wann mit dem Geist durchgeht. „Sir John“, so beschreibt Regisseur und Opernhaus-Chef Johannes Weigand, „ist ein verarmter Adliger, hoch gebildet und fantasiebegabt, ein Connaisseur des Lebens und natürlich der eigentliche Gewinner – jedenfalls moralisch. Geld braucht man zum Leben, Punkt. Falstaff ist gewissermaßen der helle Bruder seines direkten Vorgängers, nämlich dem „Jago“ aus dem „Otello“. Schon in seinem Monolog über die Ehre im ersten Akt zeigt er sich sehr lebensklug, er weiß ganz genau, dass die Moral beim Fressen aufhört.“ Das Stück mit seinen augenzwinkernden Pointen, 1893 uraufgeführt, passt bestens in den Spielplan. Unter anderem deshalb, weil es ein „ganz wunderbares Ensemblestück ist. Die zehn Solisten und der Chor haben ganz fantastisch getimte, großartige Ensembleszenen. Jede Partie, jede Rolle ist reich und wichtig.“ Raffinierte Konstellationen Wie bei allen wirklichen Komödien bewegt sich beim „Falstaff“ die Handlung haarscharf am tragischen Abgrund. Als Zuhörer amüsiert man sich bestens über das Elend der Figuren. Immerhin wird Falstaff beinahe erstickt, fast ersäuft und schließlich ordentlich verprügelt. Aber nicht nur der Titelheld muss kräftig einstecken, auch die anderen Figuren haben Nehmerqualitäten. „Eigentlich jeder bekommt sein Fett weg in dem Stück. In der berühmten Schlussfuge halten alle Figuren musikalisch für einen Moment inne, die Musik wird für einen Augenblick sehr nachdenklich, geradezu innerlich. Sie singen „tutti gabbati“ – „wir sind alle Geprellte“. Sie haben also eine wichtige Lebenslektion begriffen“, erläutert Johannes Weigand. Die Damen Ford (Banu Böke) und Page (Joslyn Rechter) beschreibt Johannes Weigand als selbstbewusste Frauen, auch wenn „Emanzipation“ im heutigen Sinne gar nicht thematisiert wird. „Wie viele Geschichten aus den Stücken Shakespeares ist auch diese undenkbar ohne die italienischen Novellen der Frührenaissance. Und in denen gibt es zum ersten Mal jenen realistisch be- trachteten selbstbewussten Menschen, der sich vor allem um seine eigenen Bedürfnisse kümmert.“ Amüsante Einsichten Der „Falstaff“ ist einmal Verdis Opus Summum, das er wie eine einzige große Schlusskadenz unter sein Lebenswerk gesetzt hat. Gleichzeitig ist er aber eine der ganz wenigen großen Komödien der italienischen Operngeschichte zwischen Rossini und Donizetti und dem ebenfalls singulären „Gianni Schicchi“ von Puccini, ordnet der Opernintendant das Werk ein. In der Zeit des Fin de Siècle wurden zwischen Musikdrama und Verismo nicht viele Komische Opern komponiert, schon gar nicht nach Shakespeares Komödien. Es gibt kein Werk, das bei aller Kunst und Meisterschaft mit einem so unglaublichen Understatement daherkommt wie der „Falstaff“. „Verdi gönnt uns ja kaum ein Verweilen im Moment, alles dient der Darstellung dieses perfekten Spiels.“ Und erst mit der finalen Fuge lösen sich manche Rätsel und Fragen. Das Bühnenbild ist logisch und durchaus anregend: „Wir haben versucht, eine kleine Welt auf die Bühne zu stellen, die Heimat all der unterschiedlichen Figuren und Situationen sein kann. Verdis Falstaff ist – bei aller Kunstfertigkeit – ein realistisches Stück und braucht eine gewisse Realität auf der Bühne. Deshalb „siedeln wir die Handlung an“: in einer Zeit, die fern genug von unserer ist, aber doch so nah, dass wir Kostüme und Requisiten verstehen und einordnen können. Und an einem Ort, der genau das ist, was Verdi komponiert hat, nämlich Inghilterra. Das England, wie es die Italiener – ebenso wie wir Deutschen – lieben.“ „Falstaff“ ist auch ein Synonym für Genuss. Ob das auch in Johannes Weigands Inszenierung so ist? „Wissen Sie, mit dem Singen und dem Genuss ist es so eine Sache: Wer gute Musik macht, kann oft auch sehr gut kochen und genießen. Die Oper ist in der Hinsicht wirklich ein perfektes Dinner, aber keinesfalls nur leichte Kost.“ VALESKA VON DOLEGA „Falstaff“ I Mi, 2.11. Premiere im Teo Otto Theater Remscheid „Falstaff“ I So, 27.11. Premiere der Oper in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln an der Wuppertaler Oper I www.wuppertaler-buehnen.de 8 klassik in nrw Milde bei Gericht opernzeit Hosenrollen mit Säulenhalle, Foto: Paul Leclaire BFF Die Oper Köln gastiert im Oberlandesgericht „Hoffmanns Erzählungen“, Foto: Thilo Beu Erzählen, um zu überleben Hoffmanns Erzählungen von J. Offenbach am Aalto-Theater Essen Von Olaf Weiden Wenn Titus aus seiner Kaiserloge hinabschaut auf die Bittsteller seines Volkes am untersten Ende der Treppenanlage, wirklich aus schwindelnder Höhe, dann wird einerseits die Gott gleichende Macht des Römers präsent und anderseits die Winzigkeit und das Ausgeliefertsein des Untertanen, im Staub zertreten. Der Kaiser Titus, Held in der Oper „La clemenza di Tito“ von Wolfgang Amadeus Mozart, war ein ungewöhnlicher „Es funktioniert, Herrscher in Rom, ein mildtätiger Mann, und es ist wunderschön“ freundlich, verständig, im heutigen Jargon ein Warmduscher oder Weichei. Er war so gut, dass in der aktuellen Inszenierung des Kölner Intendanten Uwe Eric Laufenberg sogar das Weib des Kaisers, eine linkische Furie, vor so viel Gutmensch kapituliert und sich am Ende mit einem Giftbecher selbst richtet. Vielleicht hat den Regisseur der Spielort dieser Oper, die im Normalfall mit sanfter Begnadigung ausklingt, zu dieser Notrichtung gedrängt: Titus regiert nämlich nicht im Opernhaus, sondern im Treppenhaus des Kölner Oberlandesgerichts. Unter diesem mächtigen Dach kennt der Paragraphenreiter keine Gnade: „Was Recht ist, muss Recht bleiben.“ Titus war ein Träumer, besser: ein Philosoph. Dafür hat das Volk ihn geliebt. Da er im Namen der Menschenliebe sogar Recht beugt, würden ihn die Schergen dieses Hauses heute verfolgen lassen. Denn hier werden auch terroristisch Verdächtige verhandelt. All dies wäre Grund genug, eine Oper über Gunst und Gnade hier spielen zu lassen. Die Entscheidung für die Wahl dieses Hauses lag aber ursächlich in der architektonischen Anlage des Treppenhauses, das täglich wie ein gefräßiges Maul die Beamten in diesen Palast der Justiz einsaugt und ausspuckt: Es funktioniert, und es ist wunderschön. In alle Richtung gähnen auf mehreren Etagen Eingänge zu langen Röhrengängen. Die Akustik im Treppenhaus selbst, das schon häufiger für musikalische Events genutzt wurde, noch nie aber für eine ganze Opernaufführung, ist zwar schwierig für die Akteure, aber unvergleichlich satt und rund für die Hörer. Das Orchester sitzt auf halber Höhe wie in einer Riesenloge, allerdings komplett ohne optische oder akustische Anbindung an die Protagonisten des Stücks. Diese tollen vorwiegend auf dem mittleren Treppenpodest und auf den Treppen selbst, und Dirigent Konrad Junghänel blickt ohne Sicht aus einem Dutzend dezent gehängter Bildschirme auf das Geschehen, und er dirigiert im Blindflug immer etwas voraus. Aber das klappt fantastisch, und so umhüllt der warme Sound des Gürzenich-Orchesters die Ohren der Gäste, die Sänger stehen manchmal direkt neben den Zuhörern, drängen sich bei mancher Arie durch die Sitzenden oder nehmen sie sogar bei der Hand – die Handlung verlässt die Bühne. Großartige Stimmen und natürlich bei dieser Nähe exzellentes Spiel beleben dieses perfektionistisch konstruierte Auftragsprodukt aus der Feder Mozarts zu einem echten Opernerlebnis außerhalb der Oper, es ist nach dem Monteverdi-Experiment in der Gerling-Kantine und dem charmanten Cárdás-Ausflug die dritte Produktion der Oper auf Reisen, die nicht nur das Stück, sondern ihre einzigartige Spielstätte inszeniert. Das birgt tatsächlich die Chance, auch Opernmuffel einmal für ein Selbstexperiment anzulocken, ohne sie dann durch Olaf Weiden arbeitet ambitioniertes Regietheater für immer abzuschrecken. als Musiker und „Oper in Bewegung“, so der Slogan des Hauses, bewegt Musikkritiker in NRW. sich in die richtige Richtung. Ein großer romantischer Dichter mit seinen Fantasie- und Nachtstücken steht im Mittelpunkt dieser letzten, unvollendet gebliebenen Oper Jacques Offenbachs: E.T.A. Hoffmann. Der Komponist und sein Librettist Jules Barbier erfinden eine Geschichte rund um diese illustre Künstlerfigur, die die Gratwanderung zwischen Genialität und Scheitern drastisch vor Augen führt. Hoffmanns Beziehung mit der Sängerin Stella ist am Ende. Er betrinkt sich und erzählt seinen Saufkumpanen von drei Liebensabenteuern, die allesamt in der Katastrophe enden. Drei Erzählungen folgen aufeinander, die nicht an etwas erinnern, was tatsächlich geschehen ist, sondern Projektionen der dichterischen Phantasie sind, in denen er das Scheitern seiner Beziehung verarbeitet. Er sieht drei Frauentypen in Stella: die seelenlose Olympia, die Künstlerin Antonia und die Kurtisane Giuletta. Hoffmanns Erzählungen über diese drei Frauen weichen atmosphärisch und stilistisch stark voneinander ab. Der Gesellschaftssatire im operettenhaften Olympia-Akt folgt die Musiksprache der großen romantischen Oper des Antonia-Aktes, an den sich das frivole Abenteuer mit Giuletta, ganz im Stile des Grand-Guignol, anschließt. In jedem der drei Akte verliebt sich Hoffmann, in jedem der drei Akte scheitert er an seinem Rivalen Lindorf, der in unterschiedlichen Gestalten erscheint, ihm die Geliebte entreißt und sie in zwei der Erzählungen sogar tötet: Olympia ist ein Automat, der am Ende außer Kontrolle gerät und zerbricht, die lungenkranke Sängerin Antonia verführt sein Widersacher zum todbringenden Gesang. Nur Giuletta, die Kurtisane, überlebt und verlacht Hoffmann, nachdem er im Eifersuchtswahn einen Wehrlosen ermordet und sein eigenes Spiegelbild verloren hat. Nach Offenbachs ursprünglichen Plänen sollten die vier Sopranpartien von einer Sängerin gesungen werden, was dramaturgisch konsequent ist, aber wegen der unterschiedlichen Stimmfächer enorme Anforderungen an die Sängerin stellt und heute, je nach Besetzungsvermögen eines Theaters, unterschiedlich gelöst wird. Auch die Frage der Fassung stellt sich mit jeder Inszenierung neu, da Offenbach vor Vollendung der Oper im Oktober 1880 starb und eine verwirrende Fülle von Skizzenmaterial hinterlassen hat. Alle drei Erzählungen enden mit einem verzweifelten, verlachten und vorgeführten Hoffmann. Sie beschreiben, wie er sich selbst im Verhältnis zur Gesellschaft sieht: Er ist ein Außenseiter. Seine eigene zerrissene Gefühlswelt und sein zerrüttetes Verhältnis zu Stella hat er in seinen Geschichten chiffriert und transformiert. Erzählendes Ich und erzähltes Ich gehen ineinander über und bespiegeln sich gegenseitig, die Realität geht in die Fiktion über, und die Fiktion wirkt in die Realität hinein. Seine Sehnsucht nach Liebe bleibt unerfüllt. Die musikalisch ergreifende Verklärung, die die Muse am Ende der Erzählungen zu initiieren weiß, kann nicht über das Scheitern Hoffmanns hinwegtäuschen. Er ist ein Opfer seines Alkoholismus, und auch seine Saufkumpanen haben kein Mitleid mit ihm: Als Mensch bleibt er unverstanden und einsam. KERSTIN MARIA PÖHLER „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach Aalto-Theater Essen 1./4./6./10./13./17./19./27./30.11./26.12. „La clemenza die Tito“ I 4./6./10./12./18./20.11. Oberlandesgericht Köln am Reichenspergerplatz I www.operkoeln.com 9 musical in nrw tanz in nrw Elisabeth Ebeling als Hildegard Knef, Foto: Marie-Luise Manthei Szene aus „Untitled: Natura“ von Ben J. Riepe, Foto: Ursula Kaufmann Mal Ernst, mal Heiter Spitzenförderung – quo vadis? Von Rolf-Ruediger Hamacher Wer denkt, die Karnevalssession beginne am 11.11. – der irrt sich gewaltig! Im Kölner Scala-Theater hat Wally Bockmayer sie mit „Trude zum Dessert“ schon Ende September eingeläutet. Pünktlich zum 20. Todestag der Ikone des „kölschen Chansons“ schickt er sein travestieseliges Ensemble auf die Bühne. Von Anfang an geht die Post ab. Oben im meist geschmacksfreien Universum der Quallmann-Sippe und unten im Parkett, wo man es kaum erwarten kann, mitsingen und -schunkeln zu können. Uns Trude (souverän: Hilde Schmitz) spielt eigentlich nur eine Nebenrolle, wenn sie als angebliche Volksschauspielerin in die Hochzeitsvorbereitungen „So oder so ist das Leben“ ihrer Nachbarin Meta (Gigi Herr) platzt, die ihre Tochter Trina (Natascha Balzat) mit dem Türken Tufik (Markus Dietz) verheiraten will. Derweil träumen Metas zwei anderen Töchter Stina (ebenfalls Markus Dietz) und Hanni (Ralf Borgartz) von ganz anderen Karrieren. Dazwischen schwirrt immer wieder das „Prummen“-Geschwader Strichnina (Sylvia Bartusek) und Nutella (Katja Baum) durch die Szenerie und sorgt mit seinen Tanzeinlagen (Choreographie: Katja Baum) für Schwung. Grandios, wenn sie die füllige Natascha Balzat – die ihnen in puncto Beweglichkeit in nichts nachsteht – in ihre Mitte nehmen und zu dem ins Kölsche übertragenen Musical-Song „There‘s gotta be something“ aus „Sweet Charity“ über die Bühne wirbeln. Aber auch das übrige Ensemble, allen voran Trude Herrs – im doppelten Sinne – einzig legitime Nachfolgerin, Gigi Herr, versprüht mit seiner Spielfreude und seinem Improvisationstalent jene gute Laune, von der man sich so gerne anstecken lässt: Musical alaaf! Von Klaus Keil Es war ein ehrgeiziges Vorhaben, mit dem das Land NRW 2009 angetreten ist, den Tanz in Nordrhein-Westfalen zu pushen und das Label „Tanzland NRW“ neu zu positionieren. Das sollte mit dem „Tanzkonzept 2009“ erreicht werden. Es war ein ausdrückliches Bekenntnis der Kulturpolitik des Landes zur Kunstgattung Tanz, das nicht hoch genug einzuschätzen ist. Herausragendes Merkmal des neuen Tanzkonzepts ist die Spitzenförderung für den freien Tanz. Der Gedanke war großartig: Das Land NRW richtet eine Spitzenförderung für vier künstlerisch herausragende Choreografinnen und Choreografen ein. Die werden für drei Jahre mit 65.000 Euro jährlich gefördert, um sich weiter zu professionalisieren. Die ausgewählten Künstler zählen inzwischen zu den angesagtesten Tanzcompanien der Freien Szene, begeistern mit innovativen Inszenierungsformen und touren als Vorzeige-Projekte erfolgreich in aller Welt. Mit „I‘ve seen it „Ein Bekenntnis der Kulturall“ hat Rafaële Giovanola (CocoonDance politik zum Tanz“ Bonn) gerade ein ebenso beklemmendes wie einfühlsames Stück über Inzest geschaffen. Stephanie Thiersch (mouvoir Köln) und Ben J. Riepe (Düsseldorf) beschäftigen sich in „Nature morte“ und „Untitled: Natura“ auf ganz unterschiedliche Weise mit der ständig inszenierten Welt und Umwelt. Und Samir Akika (Unusual Symptoms, Münster) geht in „Young&Furious“ den Lebensläufen Jugendlicher nach. Vier Beispiele für gelungene Tanzförderung im Tanzland NRW. Kurz vor Auslaufen der ersten Förder-Runde 2012 ist es Zeit für eine Zwischenbilanz. Die gute Nachricht zuerst: Die Spitzenförderung für den Tanz geht weiter. Das jedenfalls verspricht Bettina Milz, Referatsleiterin Tanz im Kulturministerium Nordrhein-Westfalen (MFKJKS) – und nimmt bereits wieder neue Bewerbungen an. Und noch eine gute Nachricht: Mindestens eine der bisher geförderten Spitzencompanien soll in eine sogenannte „institutionelle Förderung“ aufgenommen werden, sprich: Sie soll dauerhaft gefördert werden. Aber wie üblich folgt die schlechte Nachricht auf dem Fuße. Für bis zu drei der Spitzencompanien werden demnächst keine Fördermittel mehr fließen. Kein Wunder, dass diese Gemengelage zu Verunsicherungen führt. Eine undurchsichtige künstlerische Evaluierung tut ihr Übriges. Für Ben J. Riepe kein Grund sich zu sorgen. „Wer kennt sich da wirklich aus und ist nicht befangen? Ich mache weiter wie bisher“, sagt er mit Blick auf seine extravaganten Inszenierungen. Stephanie Thiersch hofft, dass die künstlerischen Experimente von mouvoir „angemessen beachtet und gewürdigt werden“. Bei CocoonDance, so Rainald Endraß, hat die Spitzenförderung zu künstlerisch komplexeren Recherchephasen für die narrativen Stücke geführt. Steht diese enorme künstlerische Aufbauarbeit nun auf der Kippe? Beginnen die „nachhaltigen Impulse“, die das Tanzkonzept 2009 setzen wollte, zu bröckeln? Grundsätzliche Kritik an dem Förderkonzept, das nun einen Teil der Geförderten im Regen stehen lässt, wird in der Tanzszene ohnehin nur unter vorgehaltener Hand geäußert – schließlich will sich niemand Chancen auf eine Förderung Klaus Keil ist Journaoder Weiterförderung verbauen. Demokratische Transpalist, Tanzkritiker und renz sieht anders aus. Hochschuldozent Musicals lassen Trude, Hilde und Lola wiederauferstehen Etwas ernster, aber nicht weniger unterhaltsam geht es in Aachen und Neuss zu. In der „Kammer“ wird die Hildegard Knef-Hommage „So oder So“ aufgeführt, im „Landestheater“ erlebt Rainer Werner Fassbinders „Lola“-Film seine Theater-Premiere. Beide Stücke verbindet ihr politischer Hintergrund: hier die Lebensgeschichte einer realen Diva, dort die einer fiktiven Symbolfigur für die BRD der 1950er Jahre. Während die intelligenten Lied- und Buchtexte der Knef durch die authentische Interpretation der von Regisseur Stefan Rogge präzis geführten Elisabeth Ebeling für sich sprechen, muss sich das Neusser Ensemble schon etwas mehr mühen, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Sein gesangliches Talent bleibt beim Trällern zeitgenössischer Schlager wie „Am Tag als der Regen kam“ meist hinter den schauspielerischen Fähigkeiten zurück. Da auch die Inszenierung (Bettina Jahnke) das richtige Timing vermissen lässt und sogar das Bühnenbild (Ivonne Theodora Storm) die Bewegungsabläufe abbremst, kann man sich uneingeschränkt nur an den hübschen Arrangements des Musikalischen Leiters Walter Kiesbauer erRolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, freuen. Immerhin macht „Lola“ neugierig auf Fassbinders Journalist und im VorFilm. Sei es als „Ersteinsteiger“ oder als „Wiederholungsstand des FilmkritikerVerbandes täter“. www.scala-koeln.de www.theateraachen.de www.rlt-neuss.de Ein richtungsweisendes Modell mit Macken www.mouvoir.de www.cocoondance.de www.benjriepe.com www.samirakika.com 10 32.JAZZTAGE 5. bis 13. November LEVERKUSENER 2011 6$ʷʳʳʳʳȒ*(1(5$7,211,*+7 0,ʻʳʳʳʳȒ0((7,1*32,17 ZAZ LISA BASSENGE RAPHAEL GUALAZZI KURT ELLING KYLE EASTWOOD 62ʸʳʳʳʳȒ/(*(1'6,1&21&(57 '2ʳʲʳʳʳʳȒ628/&/$66,&60((76)81. RANDY CRAWFORD & JOE SAMPLE MACEO PARKER & EUMIR DEODATO WDR BIG BAND ACHIM SEIFERT PROJECT LARRY GRAHAM & GRAHAM CENTRAL 02ʹʳʳʳʳȒ3,$12:25/' STATION GONZALO RUBALCABA )5ʳʳʳʳʳʳȒ*8,7$502167(56 & AL DI MEOLA VIJAY IYER POPA CHUBBY TINGVALL TRIO WALTER TROUT JACOB KARLZON 3 ANDY MCKEE ',ʺʳʳʳʳȒ)86,210$67(56 6$ʳʴʳʳʳʳȒ7+(9(5<%(67)520%,*$33/( GEORGE DUKE BAND YELLOWJACKETS MEZZOFORTE THE MANHATTAN TRANSFER NEW YORK VOICES HOTLINE 02171–767959 Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen, im Internet, an der Abendkasse oder an der Hotline. Veranstaltungsort: Forum, Am Büchelter Hof, 51373 Leverkusen WWW.LEVERKUSENER-JAZZTAGE.DE IM NOVEMBER WUPPERTALER BÜHNEN Oper //// Schauspiel IM OPERNHAUS //// Kurt-Drees-Str. 4 IM KLEINEN SCHAU SPIEL HAUS //// Bundesallee 260 SCHÖNE BESCHERUNGEN TANGO Komödie von Alan Ayckbourn Die Bunkers haben Freunde und Verwandte über die Feiertage eingeladen. Doch es gärt. Die Lage wird brenzlig, als sich Belinda und Clive, ausgerechnet den Weihnachtsbaum als Ort für ihr mitternächtliches Tête-à-tête ausgeguckt haben. AM Fr 18., Sa 26., Mi 30. (je 19:30 Uhr) Schauspiel von Slawomir Mrozek Der Drei-Generationen-Haushalt scheint sich vortrefflich in der Freizügigkeit und libertären Lebensweise eingerichtet zu haben – wenn da nicht die jüngste Generation in Gestalt des Sohnes Artur wäre, der den Aufstand probt. AM Fr 11. (20:00 Uhr), So 27. (18:00 Uhr) FALSTAFF ROST Oper von Giuseppe Verdi Gleichlautende Liebesbriefe an zwei befreundete Damen werden Sir John Falstaff zum Verhängnis … AM Mi 2. (19:30 Uhr Remscheid), Do 10. (19:30 Uhr Solingen), So 27. (18:00 Uhr), Di 29. (19:30 Uhr) Erinnerungen für die Zukunft von A. Hirth / büro für zeit+raum Rost handelt vom Aufbewahren von Gegenständen, Erinnerungen, Hoffnungen, ebenso wie von Ratlosigkeit. Was möchten wir jenen, die nach uns kommen, über uns erzählen? AM So 20. (18:00 Uhr) Noch viel mehr auf: www.wuppertaler-buehnen.de TICKETS (0202) 569 44 44 theater an der wupper theater in nrw „Die Kontrakte des Kaufmanns“, Foto: Uwe Stratmann Anna Malunat: „Halt dich am Zaun ...“, Foto: Oliver Paul Der freiwillige Griff ins Klo Rheinische Zukunftsmusik Drei Clowns fahren mitten in einer verlassenen Bankfiliale in die Hölle. Zuvor haben sie sich noch über die aktuelle Entwicklung der Finanzkrise echauffiert, dass die kriminellen Verursacher mildernde Umstände für sich reklamieren. Ach ja, die Kleinanleger. Und die Bosse. Die Kleinen hängt man, die Großen werden immer reicher. Das ist lustig, wenn auch nicht neu. Der Wuppertaler Schauspielintendant Christian von Treskow inszeniert „Die Kontrakte des Kaufmanns“, eine Wirtschaftskomödie von Elfriede Jelinek, in schönen Bildern, ohne die ganz große Mystifizierung. Es geht um ein Konstrukt, das einst den Tauschhandel abgelöst hat und sich im Laufe der Jahrtausende zu einer eigenständigen Papier-Existenz verwandelt hat, die mit Nichts gefüttert, dennoch Profite erwirtschaftet. Ein Geld zahlt heute für das andere. Aber Geld ist nicht mehr sicher, Geld ist Gott, es wird immer wieder investiert ins Nichts. Das ist gläubige Kausalität, kein Tauschhandel mehr, die Gierigen werden bestraft, die Strippenzieher belohnt. Es bleibt das Heer der Kleinanleger, entblößt von jeglichem Besitz, auch das letzte Hemd ist futsch. Es tritt auf der Chor der sich selbst Betrogenen: Wir haben keinen Erlös (auch keine Erlösung), die Risiken der Kredite kamen zurück, sie waren nie fort, der Griff ins Nichts führt eben zu nichts. „Wir Arme werden jetzt reich ohne unsere Hände Arbeit“ – nichts ist nichts, bleibt nichts, angeschmiert. Und wer sich wehrt, wird niedergeknüppelt, ob Staatsmacht oder Private Security, spielt dabei keine Rolle. Weg mit den Kreditunwürdigen, die Bühne wird aufgeräumt, die Bank ist wieder da. Alle großen Dinge sind einfach, aber einfache Dinge sind nicht immer großartig, schon gar nicht, wenn sie nur forderungsgesicherte Papiere sind. Von Treskow choreografiert seine bekannt guten zehn Schauspieler gekonnt über die ziemlich leere Bühne, Sprachpassagen im Chor, aus allen Ecken und der Lautsprecheranlage forcieren sie den interessant gekürzten Text Jelineks lustig, aber eben nicht zum Lachen. Vom Fachchinesisch der Bänker wird manchem Theatergänger vielleicht verborgen bleiben, was den Insider zusätzlich schmunzeln lässt, doch das tut der Geschichte ums schnöde Geld und den Umgang damit keinen Abbruch. Mit dem Zertifikat um den Hals fallen sie, der Hoffnungs-Stein sinkt, sie sinken mit. „Wir sind es nicht“. Das ist der Satz, der die nächsten Szenen beherrscht. Wer keine Verantwortung hat, muss sie auch nicht tragen, die Bänker sind Psychos und alle fallen darauf rein, machen ihr Blendwerk erst möglich. Die Geldvernichter hüpfen derweil auf Springbällen über die Bühne, kichern, kreischen, Bohrmaschinen surren, „Ihr Geld hat abgenommen“ säuseln sie, denn je häufiger es sich selbst zahlt, desto weniger wird es. Die Inszenierung hat schwächere Bilder; gelungen ist das tänzerische Märchen vom Taler, der wandert, der Todesmarsch der Musiker, der Chor der Werktätigen und die ironische Tafel: Geld ist nicht alles. Das fordert die Kirche auf den Plan. Ein stummer Reigen performt die bekannten Rituale: Auch der Talar wandert, bis er pleite ist. Niemandem gehört jetzt nichts mehr. Das Premierenpublikum amüsierte sich jedenfalls, betrachten wir das höhnisch auch als Sarkasmus. Von Hans-Christoph Zimmermann Es gibt viele Visionen, wie Kulturinstitutionen der Rheinschiene kooperieren sollen. Die Leitmaxime lautet allerdings meist „Geld sparen“. Das im vergangenen Jahr ge-gründete Theaternetzwerk west off, das die drei Off-Bühnen Theater im Ballsaal in Bonn, Studiobühne in Köln und Forum Freies Theater (FFT) in Düsseldorf verbindet, bildet da eine willkommene Ausnahme. Drei Häuser, so Studiobühnen-Chef Dietmar Kobboldt, bei denen die Schnittmengen im ästhetischen Denken groß seien und die nach innovativen Kräften in ihren jeweiligen Städten suchten. Jede Bühne wählt eine, Köln aufgrund der Vielzahl der Gruppen zwei Produktionen aus, die auf Tournee in die Nachbarstädte gehen. „Es ist der Versuch, herausragende Produktionen über kommunale Grenzen hinaus einem anderen Publikum zugänglich zu machen“, benennt Kobboldt das Ziel von west off. In Köln gastiert die FFT-Produktion „Halt dich am Zaun, der Himmel ist hoch“, ein Stück der Regisseurin und Autorin Anna Malunat. Sie ist mit Heimatvertriebenen ins Gebiet um Kaliningrad gereist, hat Interviews gemacht und O-Töne gesammelt und daraus mit ihrem Ensemble ein Stück entwickelt, das sich von Verklärung, Revanchismus und Erika-Steinbach-Debatten fernhält. Katharina Meves und Theo Plakoudakis malen mit Pinseln eine Landschaft auf den Bühnenboden und lassen ein Arsenal an Geschichten, Erinnerungen, Begegnungen, aber auch Märchen entstehen, die von Kornelius Heidebrecht musikalisch begleitet werden. Ein poetisch-zarter Versuch, sich dem verminten Thema zu nähern, ohne sich anzubiedern. Dass solche Produktionen auf Reisen gehen, ist den Kulturämtern der drei Städte, dem Land und der RheinEnergieStiftung Kultur zu verdanken, die west off mit 90.000 Euro unterstützen. Das erlaube auch, den Künstlern angemessene Gagen zu zahlen, sagt Kobboldt. Noch konzentriert sich west off auf das Rheinland. Für die Zukunft kann sich der Leiter der Studiobühne vorstellen, dass auch Bühnen wie der Ringlokschuppen in Mülheim oder das Pumpenhaus in Münster einbezogen werden. Das ist allerdings Zukunftsmusik. In diesem Jahr geht neben Anna Malunats Produktion außerdem „Finnland“ vom Bonner fringe ensemble auf Reisen, aus Köln kommen „Andy Warhol just finished eating a hamburger“ des Rose Theegarten Ensembles und schließlich „Toller Fallada“ der Gruppe ct.201, ein kleines, sehr komisches Duo, bei dem zwei Beckett-Clowns auf der Bühne sitzen und sich Masken von Toller und Fallada vors Gesicht halten. „Bin ich eine Person?“, „Bin ich Bertolt Brecht?“ raten die Schauspieler Kevin Herbertz und Manuel Moser munter drauflos. Die Rolle als Quiz. Das Stück, das Tom Mrosek mit den Schauspielern entwickelt hat, widmet sich vordergründig den Schriftstellern Ernst Toller und Hans Fallada, doch letztlich dient deren Biographie als Vexierspiegel für das Leben zweier Figuren von heute und ihrem Streben nach Erfolg, ihrem politischen Hans-Christoph Engagement oder ihrem Lebenszusammenhang. Die beiden Zimmermann ist Theaterkritiker sind zwei Eckensteher des Theaters, die vom Durchbruch für Printmedien träumen – und ihn nicht schaffen. und Hörfunk. „Die Kontrakte des Kaufmanns“ in der Wuppertaler Oper PETER ORTMANN „Die Kontrakte des Kaufmanns“ R: Christian von Treskow So, 13.11., 18 Uhr Opernhaus Wuppertal 0202 569 44 44 Das Netzwerk west off fördert den Theateraustausch FFT Düsseldorf: „Finnland”, 3./5.11. I „Toller Fallada“, 1./3.12. „Andy Warhol ...” 6./8./9.12. Studiobühne Köln: „Halt dich am Zaun…“, 27./28.10. „Finnland”, 30.11./1.-3.12. Theater im Ballsaal Bonn: „Halt dich am Zaun …“, 31.10./ 2.11. „Andy Warhol ...”, 15./16.11. I „Toller Fallada“, 18./19.11. Alle Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr I www.westoff.de 12 film des monats Sitzen fest: Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater) auf ihrem Sofa Stopptanz „The Future“ von Miranda July Ein Paar Mitte 30 sucht eine Aufgabe im Leben, will Verantwortung zeigen. Es entscheidet sich, eine Katze zu adoptieren, muss aber noch 30 Tage warten. Was sollen die beiden nun mit den letzten Tagen ihrer Freiheit machen? → Surreale Spekulation über Lebensziele Sophie (Miranda July) und Jason (Hamish Linklater), beide Mitte 30, leben ohne großes Spektakel ihr Leben: Sie gibt Kindern Tanzunterricht, er hilft vom heimischen Sofa aus per Headset Usern bei Computerproblemen. Alles scheint soweit OK, aber irgendwas fehlt. Die beiden würden ihrem Leben gerne einen neuen Sinn geben und Verantwortung übernehmen. Also wagen sie den Schritt, und … adoptieren eine Katze. Doch „Pfötchen“ muss noch 30 Tage im Tierheim bleiben, bevor sie sie abholen können. Ihnen bleibt also noch ein Monat der ihnen so vertrauten Verantwortungslosigkeit. Beide kündigen ihre Jobs und suchen die Erfüllung. Jason versucht, Bäume für eine bessere Zukunft an die Leute zu bringen, bleibt aber bei einem schlüpfrigen Alten und seinen verschrobenen Weisheiten hängen. Derweil scheitert Sophie an ihrer Idee eines täglichen Tanzvideos für YouTube. Sie kappt daraufhin für die nächsten 30 Tage die Internetverbindung und droht sich in einer Romanze mit einem älteren Herrn zu verlieren. Als die Beziehung der beiden auf der Kippe steht, und sie sich einer Entscheidung von großer Tragweite gegenübersehen, hält Jason in purer Verzweiflung kurzentschlossen die Zeit an. Das Mögliche und das Tatsächliche „I have seen the Future“ – mit diesem Satz war das Ticket bedruckt, das man auf dem Sundance Filmfestival nach dem Besuch der Weltpremiere von Miranda Julys neuem Film „The Future“ erhalten hat. „It's useless, but so many things you want are“, kommentiert die Künstlerin das Ticket auf ihrer Webseite. Miranda July, Künstlerin, Schriftstellerin und Regisseurin, interessiert sich sehr für scheinbar unnütze Dinge – und trotzt ihnen einen Sinn ab. Und sie interessiert sich sehr für unsichtbare Dinge – und macht sie sichtbar. „Das Gefühl ist das Wichtigste“ sagte sie nach der Europapremiere von „The Future“ auf der Berlinale. Ihre Erforschung des Gefühls, der Emotionen führt oft in surreale Gefilde. In „Haysha Royko“ (2003), einem ihrer Kurzfilme, sieht man drei Menschen in einer Wartehalle auf einer Bank. Über ihnen wabern sich ständig verformende Flächen. Man kann sie als Aufmerksamkeitsfelder der Figuren, oder abstrakter – als Energiefelder interpretieren. Die Visualisierung oder Verbalisierung zwischenmenschlicher Phänomene ist Julys Spezialität. Oft sind sie spielerisch als Frage oder Aufforderung formuliert, wie in „Learning to love you more“, einer sozialen Skulptur im Internet. Hier hat sie 70 Aufgaben verfasst, die die Besucher der Webseite erfüllen und ihre Ergebnisse dann posten sollen – als Text, Bild, Video oder Podcast. Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait ... 13 Die erste Anweisung lautet: „Make a child's outfit in an adult size“. Eine solch groteske Sentimentalität entspringt nur scheinbar naiver Kindlichkeit. July will Gefühle evozieren, und das gelingt mit ihrer Kunst. Viele von solchen sentimentalen und melancholischen Spielen baut sie in ihre Filme ein: Sich in fremde Leben hineinfantasieren ist ein wiederkehrendes Moment. Der Angriff auf die Diktatur der Zeit ein weiteres. In ihrem Debüt „Ich und du und alle die wir kennen“ von 2005 wird ein kurzer Spaziergang zum Schnelldurchlauf des ganzen kommenden Lebens. In „The Future“ geht es zur Gänze um die Ängste ihrer Generation vor Bindung und Festlegung und die daraus resultierende Erstarrung: das Verharren im Möglichen, ohne im Tatsächlichen anzukommen. Julys Kunst spielt ständig zwischen diesen beiden Polen – dem Möglichen und dem Tatsächlichen. Die Dramaturgie ihrer Filme schwankt dazwischen hin und her und hebelt herkömmliches Storytelling aus. Auch macht sie immer wieder kleine Ausfallschritte und baut mit Gedankenspielen, Assoziationen und Performanceeinlagen tragikomische und anrührende Kunst-Griffe in die Filme ein. Kurzweiliger Stillstand Das hat auch bei „The Future“ wieder eine Filmstruktur zur Folge, die ähnliche Reaktionen wie die zu „Beginners“ von Mike Mills („Thumbsucker“), Julys Ehemann, provozieren könnte. „Filme sollten auf Drehbüchern und nicht auf Skizzenbüchern basieren“, hatte ein amerikanischer Kollege über Mills zweiten Kinofilm gespöttelt. Damit meint er Mills Hang, die schwere Emotionalität seiner Figuren mit ironisch kommentierten Collagen abzufangen. Mit seinem zärtlichen Tonfall, orientierungslosen Thirtysomethings, die immer noch den Weg ins selbstbestimmte Leben suchen, und sprechenden Tieren gibt es erstaunlich viele Parallelen zwischen den beiden jeweils zweiten Filmen des Ehepaars – „Beginners“ und „The Future“. Mills wie July nehmen sich die Freiheit, innerhalb der Gattung Spielfilm mehr zu machen als Erzählkino. Sie brechen das dramaturgische Korsett einer klassischen Erzählung auf und ermöglichen damit überraschende Erfahrungen. Wenn man sich erst einmal diese Freiheit erlaubt, kann das ganz einfach sein. Wie stellt man wohl am besten dar, dass jemand in Angst um die falsche Entscheidung am liebsten die Zeit anhalten würde? Man lässt ihn eben die Zeit anhalten! Doch so kurzweilig wie Miranda July hält sonst niemand die Zeit an. CHRISTIAN MEYER THE FUTURE D/USA 2010 - Drama - Regie: Miranda July - Kamera: Nikolai v. Graevenitz mit: Joe Putterlik, Miranda July, Hamish Linklater - Verleih: Alamode Start: 27.10. www.engels-kultur.de/heute-im-kino hintergrund Der Feigling und die Kommunistin Wodka mit Stalin „Hotel Lux“ von Leander Haußmann Ein unbedarfter Varieté-Schauspieler landet 1938 unverhofft in einem Moskauer Exilantenhotel. Dort kommt es zu haarsträubenden Begegnungen. → Charmante Verwechslungskomödie Film- und Theaterregisseur Leander Haußmann erweist sich im Kino nicht eben als verlässliche Konstante: Kleine, gewitzte Kinoperlen à la „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“ werden dort schon mal abgelöst von vergleichbar plumpen Klamotten wie „NVA“, „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ oder „Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus“. Es scheint, als sei Haußmann besonders stark, wenn seine Filme von einem besonderen historischen Kontext gerahmt werden, sprich: von der Berliner Mauer oder deren Fall. „Hotel Lux“ ist früher angelegt: in Berlin und Moskau im Jahre 1938. Hans Zeisig (Michael „Bully“ Herbig) ist Herzblut-Schauspieler in einem Berliner Varieté-Theater. Gemeinsam mit seinem Bühnenpartner Siggi (Jürgen Vogel) parodiert er Hitler und Stalin. Das wiederum wissen die Parteimitglieder im Saal nicht lange zu schätzen. Siggi geht in den Untergrund, und als die Lage auch für den politisch desinteressierten Zeisig brenzlig wird, setzt der sich unter falschem Namen in ein Exilantenhotel in Moskau ab, das Hotel Lux. Dort hält man ihn für Hitlers Astrologen, den Stalin fortan umgarnt. Und dann steht auch noch eine alte Bekannte in der Tür: die Kommunistin Frida (Thekla Reuten). Haußmann liefert eine temporeiche Verwechslungskomödie, in der kleine Kinder im Hausflur „Auf der Flucht erschossen“ spielen und Dolmetscher die Konsequenzen eines Gesprächs unter vier Augen zu spüren bekommen. Der Humor bewegt sich unbeschwert zwischen Ulk und Zynismus und gibt sich dabei auch gelungen satirisch, wenn er Herrscherfiguren und Machtmecha- nismen vorführt. Allgegenwärtig bleiben bei aller Schmunzelei die Ängste, die Repressionen, das Misstrauen, die blutige Willkür zweier diktatorischer Systeme, und das ist klug so. Haußmann nimmt Täter und Opfer gleichermaßen ernst. Das gilt für einen Macken-behafteten Stalin und dessen uniformierte Handlanger ebenso wie für Zeisig, den Mitläufer: ein Duckmäuser, der sich verstellt, ein Chamäleon, das sich dem jeweiligen System anpasst, um seine egoistischen Träume zu verfolgen. Die einzige Größe, die Zeisig auszeichnet, ist die, dass er zu seiner Feigheit steht. Und dies macht ihn am Ende, im Zusammenspiel mit seiner selbstüberschätzten Unbedarftheit, gar sympathisch. „Hotel Lux“ verdient auch audiovisuell das Kino: Varieté-Choreografien, tolle Kulissen in stimmungsvollen Bildern, witzige Schwarzweiß-Einspieler und ein beschwingter Soundtrack füllen die Leinwand bis ins Detail mit Größe. Details spiegeln sich auch im Humor, wenn man beispielsweise im Exilantenhotel wiederholt mal eben künftigen DDR-Parteigrößen begegnet. Und so ist auch in diesem Haußmann-Film bereits die Mauer gegenwärtig, und der Film reiht sich damit ein in die Riege der gelungensten Werke des Regisseurs: die seiner Mauer-Filme. Eine kluge, aber nicht verkopfte, gradlinig und gewitzt erzählte Komödie, bei der sich einzig die Romanze zwischen Zeisig und Frida nicht so recht erschließen will. Ansonsten aber hält Haußmann die Zügel sicher in der Hand. HARTMUT ERNST HOTEL LUX D 2011 - Drama / Tragikomödie - Regie: Leander Haußmann - Kamera: Hagen Bogdanski - mit: Jürgen Vogel, Michael Bully Herbig, Thekla Reuten - Verleih: Constantin Start: 27.10. DIE HAUT, IN DER ICH WOHNE – AM RANDE Das wirklich existierende Hotel Lux diente in den Anfangsjahren der Sowjetunion als Zufluchtsort für politische Exilanten. Es war bereits 1911 unter dem damaligen Namen „Hotel Franzija“ erbaut worden. In den frühen 1930er Jahren erweiterte man das Gebäude um zwei Etagen, so dass es mit 300 Zimmern bis zu 600 Gästen Unterbringung oder eben -schlupf bot. Unter den dort vergleichsweise fürstlich logierenden „Gästen“ waren in erster Linie deutsche Exilanten, unter ihnen Walter und Lotte Ulbricht, Ernst Reuter und Clara Zetkin. Zwischen 1936 und 1938 mussten sich einige der Hotelbewohner einer Razzia mit anschließenden umfangreichen Verhören und teils Verurteilungen bis hin zu Hinrichtungen durch das Innenministerium www.engels-kultur.de/heute-im-kino der UdSSR (NKDW) unterziehen. 1941 wurde das gesamte Hotel wegen der nahenden deutschen Truppen evakuiert, was ohne weitreichende Folgen blieb: Die Exilanten konnten kurze Zeit später in ihr Übergangsdomizil zurückkehren. Seit die letzten politisch verfolgten Dauermieter das Hotel 1954 verlassen haben, ist das Gebäude an der Uliza Twerskaja Nummer 10 wieder ein normales Hotel; wegen der einschlägigen Geschichte ist es kurzerhand in „Hotel Zentralnaja“ umbenannt worden. Mittlerweile wird das attraktiv gelegene Gebäude als Büro an Unternehmen vermietet; geplant ist mittelfristig die Re-Umnutzung als Hotel: um den Nostalgiefaktor wirtschaftlich abzuschöpfen als „Hotel Lux“. LINDA HOEMBERG 14 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine in Wuppertal neue filme Sind oft geschickt: die Polizisten vom Jugendschutz Spielrein (Keira Knightley) erzählt erstmals von ihren Gefühlen Spielfreude In den Abgrund blicken Sabina Spielrein wird in eine Heilanstalt eingewiesen. Ihr Arzt C.G. Jung ist fasziniert von ihrem Fall und erzählt seinem Kollegen Siegmund Freud davon. → Emotionales Psychodrama Die Arbeit in der Pariser Polizeieinheit für Jugendschutz ist schockierend: Die Männer und Frauen erleben den Missbrauch Jugendlicher im Alltag hautnah. → Dokumentarisch anmutender Polizeifilm Als der langjährige Mitarbeiter Eric Dale überraschend entlassen wird, übereicht er einem jüngeren Kollegen noch schnell brisante Daten. Dieser stellt fest, dass die Firma hoch fahrlässig mit falschen Zahlen arbeitet. Das mit Kevin Spacey, Jeremy Irons, Paul Bettany und Demi Moore starbesetzte Kinodebüt des Werbe- und Dokumentarfilmers J.C. Chandor präsentiert in einem spannenden Finanz-Kammerspiel mit großer Genauigkeit die Psychologien der Protagonisten. Er verharrt aber nicht in der Skizzierung böser Börsianer, sondern lotet sehr genau ihre Funktion im übergeordneten System aus. Die Hierarchie und die Abhängigkeiten scheinen in den kargen Büroräumen hell auf, während die Menschen immer mehr zum Schatten werden und mit dem letzten Rest der Selbstbestimmung ihren größten Vorteil suchen. CHRISTIAN MEYER Die Polizisten werden mit Missbrauchsfällen aller Art konfrontiert: Von Kinderarbeit über sexuelle Nötigung unter Jugendlichen zur Vergewaltigung in der Familie – im ärmlichen Migrantenmilieu, dem Mittelstand oder der Oberschicht. Der psychische Druck macht sich auch im Privatleben der Polizisten bemerkbar. Als die Fotografin Melissa (Regisseurin Maïwenn) die Truppe für eine Reportage begleiten soll, bringt dies zusätzlich Unruhe. Maïwenn ist inzwischen ebenso erfolgreich als Regisseurin wie als Schauspielerin („Das fünfte Element“, „Leon – Der Profi“). Ihre mitunter dokumentarisch anmutende, hervorragend besetzte aktuelle Regiearbeit rechtfertigt diesen Erfolg. Mit ihrem intensiven Film beeindruckte sie auch die diesjährige Jury in Cannes. CHRISTIAN MEYER EINE DUNKLE BEGIERDE POLIEZEI D/CDN/GB 2011 - Drama - Regie: David Cronenberg - Kamera: Peter Suschitzky - mit: Keira Knightley, Michael Fassbender, Viggo Mortensen - Verleih: Universal Start: 10.11. F 2011 - Drama - Regie: Maïwenn Le Besco - Kamera: Claire Mathon, Jowan Le Besco - mit: Karin Viard, Joey Starr, Maïwenn Le Besco - Verleih: Wild Bunch Start: 27.10. Juliane will ihr Glück zurück Jean-Louis (Fabrice Luchini) hat sein altes Leben satt „Eine dunkle Begierde“ von David Cronenberg „Poliezei“ von Maïwenn Zurück nach vorn Zeiten des Umbruchs Zusammen mit August verbringt Juliane ihren Urlaub in Finnland. Es ist traumhaft schön. Doch ganz unvermittelt wacht sie im verschneiten Berlin auf – ein halbes Jahr zuvor. → Philosophisches Psychospiel Paris, 1962: Der Börsenmakler Jean-Louis lernt über das neue Hausmädchen Maria erstmals das Leben der Bediensteten unter dem Dachboden kennen. → Humorvolles Nostalgiekino Als Juliane (Nina Hoss) morgens auf das verschneite Berlin blickt, ist sie schockiert. Sie ist nicht mehr bei August (Mark Waschke) in Finnland, sondern zusammen mit ihrem Mann Philipp (Lars Edinger) in ihrer alten Wohnung, hat ihren alten Job und trifft dort ihre Kollegin Emily (Fritzi Haberland), die vor drei Monaten von einem Auto überfahren wurde. Oder in drei Monaten von einem Auto überfahren werden wird? Juliane versteht die Welt nicht mehr: In welcher Zeit lebt sie? Als sie kurz darauf August trifft, erkennt er sie nicht. Aber sie will unbedingt in dieses andere Leben zurück, in den Sommer, nach Finnland, mit August. Regisseur Handloegten („Liegen lernen“) spielt in seinem psychologischen und philosophischen Film souverän und elegant mit den verschiedenen Zeit- und Bewusstseinsebenen. CHRISTIAN MEYER Der bürgerliche Hausherr taucht zum ersten Mal ein in eine Welt, die ihm bislang vollkommen fremd war, und die sich doch nur eine Etage über seiner eigenen Wohnung befindet: im Angestelltentrakt. Zusammen mit Jean-Louis (Fabrice Luchini) wird auch der Zuschauer in ein ungewohntes Szenario entführt, denn der Film spielt in einer Zeit vor so manchem gesellschaftlichen Umbruch. Auch davon erzählt Philippe Le Guays Film auf augenzwinkernde Weise, wenn er wie andere französische Erfolgsfilme à la „Der kleine Nick“ liebenswert eine vergangene Epoche heraufbeschwört. Das muntere Geschehen ist mit viel Witz und einem spielfreudigen Ensemble aus renommierten französischen und spanischen Darstellern inszeniert und garantiert gute Unterhaltung. FRANK BRENNER FENSTER ZUM SOMMER NUR FÜR PERSONAL! D/FIN 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Hendrik Handloegten - Kamera: Peter Przybylski - mit: Nina Hoss, Fritzi Haberlandt, Mark Waschke - Verleih: Prokino Start: 3.11. F 2011 - Komödie - Regie: Philippe Le Guay - Kamera: Jean-Claude Larrieu mit: Fabrice Luchini, Carmen Maura, Natalia Verbeke - Verleih: Concorde Start: 3.11. 15 www.engels-kultur.de/heute-im-kino „Fenster zum Sommer“ von Hendrik Handloegten Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait ... „Nur für Personal!“ von Philippe Le Guay roter teppich Kommt schließlich auch in Moskau an: Jürgen Vogel als Siggi Meyer im „Hotel Lux“ „Meine Milchzähne waren noch einwandfrei“ Jürgen Vogel über „Hotel Lux“, seine Liebe zu Serien und seine Anfänge als Kindermodel Er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass Eigentlich haben wir uns zuvor bei einem ScreeSchauspielschulen nicht sein Ding waren: ning von „Die Welle“ bei der Constantin-Film kenTrotzdem oder gerade deswegen wurde der nengelernt. Das war für mich die erste Möglich1968 in Hamburg geborene Jürgen Vogel in keit, den Film im fertigen Schnitt zu sehen, bevor den letzten Jahren zu einem großen Publikums- wir damals die Pressearbeit zum Film begonnen und Kritikerliebling. Sein darstellerisches Ta- haben. Zu dieser Vorführung war auch Bully einlent kann man in so unterschiedlichen Werken geladen. Ich mochte ihn und seine Arbeit vorher wie „Die Welle“, „Der freie Wille“, „Das Leben schon, und an diesem Tag hat er mir gesagt, dass er ist eine Baustelle“ oder „Die kommenden Tage“ irgendwo gelesen hat, dass ich am 29. April 1968 bewundern. Auch als Produzent („This is Love“) geboren bin – genau am selben Tag wie er! Und ist er erfolgreich. Nun kann man ihn neben dann begann so etwas wie eine Liebesbeziehung Bully Herbig in Leander Haußmanns „Hotel (lacht), ich hab mich sofort in den Typen verknallt, Lux“ als Bühnenschauspieler auf der Leinwand und ich mag ihn unheimlich gern. Wir beide sind unterschiedlich und gleich. Wir erleben, der als Hitler-Parodist die Lacher auf seiner Seite hat. „Bully und ich, wir beide sind machen natürlich völlig verschieunterschiedlich und gleich“ dene Sachen, aber manche Wege führen uns dann zusammen. In der engels: Herr Vogel, „Hotel Lux“ und der kürzlich gelaufene „Mein liebster Castingshow haben wir uns dann besser kennenFeind“ scheinen zu unterstreichen, dass es nun gelernt, das war eine tolle Zeit. salonfähig geworden ist, in Deutschland Komödien über das Dritte Reich zu drehen … Til Schweiger ist derzeit im Gespräch als neuer Jürgen Vogel: Es stimmt, das war lange Zeit ver- „Tatort“-Kommissar. Wäre das für Sie eventupönt. Aber ich glaube, dass Leander Haußmann ell auch einmal eine Option? einen ganz guten Ton getroffen hat. Er hat ge- Ich habe überhaupt nichts gegen „Tatort“, ich sagt, dass das seine Art ist, mit Dingen fertig zu habe auch schon in einigen mitgespielt. Ich finde, werden, die für ihn persönlich schlimm waren. Er die Reihe ist qualitativ eines der Highlights, die ist ja in der DDR groß geworden, und da ist das für wir im deutschen Fernsehen so produzieren. Das ihn als Künstler auch eine Art Schutzfunktion, als ist immer eine Frage des Konzepts, welche Figur Mensch bei der Sache gut herauszukommen. In- ich da spielen würde. Wenn ich das machen sollte, dem man das Ganze humoristisch angeht, ist das würde ich dabei auch gerne weiter gehen als das, dann eine bestimmte Form des Blickes, die nicht was ich da bisher so gesehen habe. Insofern muss ganz so schmerzvoll ist, aber trotzdem alles um man mal abwarten, wie sich das in den nächsten einen herum wahrnimmt. Für Haußmann ist das Jahren und Jahrzehnten entwickelt. Aber es ist für ein Anfang, eine Form, Türen zu öffnen, den Men- mich kein No-Go, sondern etwas, das mich schon schen begreiflich zu machen, dass Stalin auch ein interessiert, wenn es gut ist. Diktator war, der grausame Sachen gemacht hat. Wenn man das so geschickt macht, wie es mit Also hätten Sie auch keine Berührungsängste, der Figur Zeisigs auch funktioniert, dann ist diese mit einer Figur in Serie zu gehen? Vorgehensweise meiner Meinung nach durchaus Nein, ich liebe Serien! „Tatort“ bezeichne ich jetzt legitim. Für mich ist der Film auch keine reine Ko- mal als Reihe, weil man nur so drei Episoden pro mödie, für mich ist er eher ein komödiantischer Jahr macht. Aber wenn es ein tolles Serienangebot Abenteuerfilm, dem es gelingt, auch jüngere Zu- gäbe, wäre ich da gerne dabei. Ich bin großer Fan schauer anzusprechen. von vielen amerikanischen Serien, die ich gesehen habe. Von „Californication“ bis „Breaking Bad“, von Bully haben Sie durch die Castingshow für den „Dexter“ über „The Wire“ bis „The Shield“. Es gibt ersten Wickie-Film kennengelernt, es war also ganz tolle Serien mit großartigen Schauspielerleieher Zufall? stungen, tollen Ideen, tollen Autoren. Da gibt es von www.engels-kultur.de/heute-im-kino 16 meiner Seite keinerlei Berührungsängste. Wenn es gut ist, kann man das auf jeden Fall machen. Gibt es auch wieder ein neues eigenproduziertes Projekt von Ihnen? Ich habe gerade wieder einen Film mitproduziert, bei dem ich auch mitgespielt habe, der sich jetzt in der Endfertigung befindet: „Gnade“ heißt der. Der Film spielt in Norwegen, mit Birgit Minichmayr, die eine hervorragende Schauspielerin ist. Wir versuchen, den nun fertigzustellen und dann auf einem Festival zum Einsatz zu bringen. Wie sind Sie damals an Ihre erste Schauspielrolle gekommen? Ich hatte für einen Katalog Kindermodenfotos gemacht. Damals hatte ich noch tolle Zähne, also die Milchzähne waren noch einwandfrei. Als Kindermodel war ich bei einer Agentur, die sich dann vergrößert hat und später auch für Werbung und Film vermittelt hat. Mit fünfzehn Jahren war ich dann bei einem Casting und bin auch für die Rolle genommen worden. Das war also eher ein Zufall. Wenn das damals mit dem Casting nicht geklappt hätte, weiß ich gar nicht, ob ich Schauspieler geworden wäre. Das war 1984, der Kinofilm „Kinder aus Stein“ von Volker Maria Arend, mit Natja Brunckhorst, die bekannt war aus „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, und mit Uwe Fellensiek und Claude-Oliver Rudolph. Wenn man den heute sieht, dann versteht man auch nicht, warum ich Schauspieler geworden bin. Ich selbst finde, dass ich darin furchtbar schlecht gespielt habe … Gab es denn bei Ihnen immer schon den Drang ins Scheinwerferlicht, haben Sie als Kindermodel freiwillig angefangen? Na ja, das war natürlich auch nicht so richtig freiwillig. Ich hatte eine Freundin, die war neun, ich war zehn Jahre alt, und deren Mutter war Fotografin. Das Mädchen hat schon gemodelt, und die Mutter hatte Fotos von mir gemacht und diese eingeschickt, ohne dass ich das wusste. Die haben mich dann zum Casting eingeladen, weil die fanden, dass ich irgendwie ganz süß aussah. Wie ein Mädchen sah ich damals aus. Das war schon ein Zufall, dass ich damals da hineingerutscht bin. INTERVIEW: FRANK BRENNER Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine in Wuppertal neue filme Eine ganz heiße Nummer Mein Freund, der Delfin D 2011 - Komödie - Regie: Markus Goller - Verleih: Universum Inzwischen ist die Wirtschaftskrise auch im gottesfürchtigen, bayerischen Hinterland angekommen. Die drei Betreiberinnen eines Lebensmittelladens stehen vor dem Ruin und erkennen schon bald, wie einträglich Telefonsex sein kann. Hübsch instrumentierte, aber arg biedere Komödie über falsche Moral. Für Musikantenstadl-Fans, die beim Lachen mal rot werden möchten. HE Start: 27.10. USA 2011 - Drama - Regie: Charles Martin Smith - Verleih: Warner Es war einmal ein Delfinweibchen namens Winter, das verlor bei einem Unfall in der Krebsreuse seine Schwanzflosse. Durch aufopferungsvolle Tierliebhaber, Prothesen-Experten und Meeresbiologen wurde der Meeressäuger geheilt. Regisseur Charles Martin Smith drehte aus der wahren Geschichte einen Film mit Morgan Freeman und Delfindame Winter, die sich selbst spielt. HE Start: 15.12. Killer Elite Paranormal Activity 3 USA/AU 2011 - Action / Thriller - Regie: Gary McKendry - Verleih: Concorde Einmal Killer, immer Killer: Danny (Jason Statham) und Hunter (Robert De Niro) sind zwei ganz harte Jungs und gute Freunde, die sich als britische Spezialagenten durch die Welt ballern. Hunter wird entführt, Danny soll im Austausch drei Mörder töten. Clive Owen gibt dabei den smarten Gegner. Routiniert inszenierter Actionfilm, der auf einer wahren Geschichte basiert. HE Start: 27.10. USA 2011 - Horror / Mystery - Regie: Henry Joost, Ariel Schulman - Verleih: Paramount Die Spuk-Mockumentary geht in die dritte Runde. Während sich der erste Teil auf den Grusel konzentrierte, versuchte Teil Zwei, neben netten Erweiterungen vermehrt Handlung einzuflechten und verfiel dabei mit Dämonenpakt und Erstgeborenen-Opfer in Klischee-Schablonen. Diese werden nun rückblickend vertieft: Zwei Schwestern kramen dafür im privaten Video-Archiv. HE Start: 3.10. Aushilfsgangster Real Steel USA 2011 - Action / Komödie - Regie: Brett Ratner - Verleih: Universal So langsam geht es den Wall-Street-Gaunern auch im Film an die Gurgel: Nachdem ein paar Typen von einem Banker übers Ohr gehauen wurden, wollen die sich rächen und sich das Geld zurückholen. Dazu hecken sie einen Einbruch ins Wolkenkratzer-Penthouse des Ganoven aus. Komödie von „Rush Hour“-Regisseur Brett Ratner mit Ben Stiller, Eddie Murphy und Matthew Broderick. HE Start: 3.11. USA/IND 2011 - Action / Drama - Regie: Shawn Levy - Verleih: Disney Frauenschwarm Hugh Jackman spielt in diesem Sci-Fi-Actionspaß einen ExBoxer, der kämpfenden Robotern die Arena überlassen muss. Gemeinsam mit seinem Sohn holt er zum Gegenschlag aus und trainiert selbst einen künstlichen Kampfkoloss. Damit eröffnet sich ihm ein Comeback. Regisseur Shawn Levy schuf eine sportliche Transformers-Variante, Vater-Sohn-Drama inklusive. HE Start: 3.11. Phoenix in der Asche Krieg der Götter 3D D 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Jens Pfeifer - Verleih: Real Fiction Einblicke in den Basketball-Club Phoenix Hagen nach dem Aufstieg in die Erste Liga: Als Siege ausbleiben, verpflichtet man Michael Jordan. Schon bald kommt es zu Zickereien. Einerseits eine Doku, die nah am Geschehen ist, andererseits werden die Konflikte nur oberflächlich gespiegelt und eine zeitliche Einordnung ebenso wie Tabellenstände verweigert, was auf Kosten der Spannung geht. HE Start: 10.11. USA 2011 - Action / Drama - Regie: Tarsem Singh - Verleih: Constantin Kinomagier Tarsem Singh („The Cell“, „The Fall“) wendet sich dem Archaischen zu und schickt König Hyperion (Mickey Rourke) auf die Suche nach der Unbesiegbarkeit. Ein geheimnisvoller Bogen soll ihn zum Herrscher über Menschen und Götter machen. Zeus (Luke Evans) aktiviert Theseus (Henry Cavill), der Hyperion entgegentritt. Bildgewaltiges, opulentes Schlachtengemälde. HE Start: 11.11. 17 www.engels-kultur.de/heute-im-kino Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait ... hintergrund Eine Witzfigur? Der alternde Rockstar Cheyenne (Sean Penn) Traurige Figur „Cheyenne – This must be the place” von Paolo Sorrentino Einen abgewrackten Musiker verschlägt es in die USA, wo er sich auf die Spuren seines verstorbenen Vaters begibt. → Bildgewaltiges Drama Trolley hinter sich herziehend, über Teer und Stock und Stein. Der ausgerechnet in die USA reist, um erwachsen zu werden. Der dort Menschen begegnet. Menschen und Freaks: Geschichtslehrer, Nazijäger und David Byrne. Er hat mit den Stones gesungen und war ein erfolgreicher Rockstar – jetzt ist er fünfzig und lebt zurückgezogen in seiner Villa in Dublin. Seit mehr als zwanzig Jahren ist es still um Cheyenne (Sean Penn), und inzwischen sieht er aus wie die Karikatur seiner selbst: schwarze Mähne, Kajal-verschmierte Augen, Falten und eine gebrochene Fistelstimme, die der einstige Rockstar nur noch bemüht, um mit seiner lebenslustigen Frau (Frances McDormand) zu kommunizieren. Den Rest des Tages trottet er beinahe schlafwandlerisch durch seinen Besitz, sitzt verloren in der Ecke, wirkt debil, depressiv, auf Drogen. Die Nachricht vom Tod seines Vaters in New York bildet schließlich den Impuls für einen Aufbruch: Gefangen in seiner Vergangenheit, genauer – Kindheit – lässt Cheyenne Haus und Frau zurück und reist nach Amerika. Dort erfährt er, dass sein Vater bis zuletzt seinen einstigen KZ-Peiniger suchte. Cheyenne folgt der Spur. Der Film braucht seine Zeit. Zeit, die man benötigt, um die Hauptfigur einigermaßen greifen zu können. Bis man weiß, dass Cheyenne mehr ist als eine infantile Witzfigur. Nämlich eine tief traurige Witzfigur. Nach und nach füttert uns das Drama mit Fragmenten der Vergangenheit, die den Typus erklären, den Sean Penn da so beeindruckend enthoben auf die Leinwand bringt. Ein Star, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere tragisch erstarrte. Der Jahrzehnte später endlich damit beginnt weiterzuleben. Der schlaff, aber zielgerichtet durch die Vereinigten Staaten wandert, immer den wackligen Dublin, New York, New Mexico, Utah: „Cheyenne – This must be the place“ ist ein atemberaubendes Roadmovie, dessen Magie sich nicht allein durch Sean Penns Spielkunst manifestiert, sondern ebenso durch die Inszenierung Paolo Sorrentinos. Der italienische Regisseur bewies bereits mit „Il Divo – Der Göttliche“ sein kraftvolles, eigenwilliges kreatives Potential. Seine erste US-Produktion entwickelt einen vergleichbar audiovisuellen Sog, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Spätestens in den Staaten scheint die Kamera immer in Bewegung, schwebt unter, neben, über dem Helden in magischen Bildern und Perspektiven. Es scheint anfangs so, als vernachlässige Sorrentino gar ein wenig die Story für seine Bild- und Sound-Collage. Doch am Ende weiß man, der Eindruck hat getäuscht. Und man hat vielmehr das Verlangen, den Film noch einmal zu sehen. Das Drama ist Sorrentinos erster künstlerischer Ausritt in die USA, und er hat damit die dortige filmische Landschaft bereits bereichert. Wir sind gespannt, wohin es ihn als nächstes verschlägt. HARTMUT ERNST CHEYENNE - THIS MUST BE THE PLACE Cannes 2011: Preis der ökumenischen Jury I/F/IR 2011 - Drama / Thriller - Regie: Paolo Sorrentino - Kamera: Luca Bigazzi - mit: David Byrne, Sean Penn, Frances McDormand - Verleih: Delphi Start: 10.11. CHEYENNE – AM RANDE Sehnsucht, Rausch, Sex, Drama und Zerstörung – der Rockstar ist eine sehr beliebte Filmfigur. Das gilt nicht nur für fiktive Charaktere des Spielfilms. Auch der Dokumentarfilm hat seit langem das emotionale und dramatische Moment von Musikerbiografien erkannt. Es gibt unzählige sogenannte Rockumentaries – ein großer Fan dieses Genres ist Martin Scorsese, der sonst in Hollywood für seine Spielfilme gefeiert wird. Schon 1972 hat Scorsese für den letzten Film über Elvis Presley „Elvis on Tour“ die Montage betreut. In Eigenregie drehte er den Konzertfilm „The Last Waltz“ (1978), der den letzten Auftritt der Rockband „The Band“ dokumentiert. 2003 produzierte Scorsese, der Geschichte der Bluesmusik auf den Spuren, die Miniserie www.engels-kultur.de/heute-im-kino „The Blues“, für die er selbst wie auch Wim Wenders und Clint Eastwood eine Folge beisteuerte. Hier kamen insgesamt gut 780 Minuten fertiges Filmmaterial zusammen. Nur fünf Jahre später – kurz vor dem Start des vierfachen Oscar-Gewinners „Departed – Unter Feinden“ – beschäftigt er sich in „No Direction Home“ (2005) mit der Folk- und Rocklegende Bob Dylan. Scorsese folgt dem frühen Dylan zu Anfang seiner Karriere und hat hierfür die Wegbereiter interviewt und Archivmaterial zusammengetragen. Seine bisher letzte Rockumentary ist wieder ein Konzertfilm: „Shine a Light“ (2008) setzt den Rolling Stones ein weiteres Denkmal und feierte auf der Berlinale Weltpremiere. INGA SELCK 18 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine in Wuppertal neue filme Arthur Weihnachtsmann The Thing GB/USA 2011 - Trickfilm / Komödie - Regie: Barry Cook, Sarah Smith - Verleih: Sony Die Familie des Weihnachtsmanns umfasst derzeit drei Generationen: Grandsanta, Santa und dessen Söhne Arthur und Steve. Letzterer soll als ältester Nachkomme das Familienunternehmen übernehmen, erweist sich jedoch eher als Geschäftsmann und weniger als Santa. So liegt es schließlich an Nesthäkchen Arthur, Ordnung ins Chaos zu bringen. Weinachts-CGAnimationsmärchen in 3D. HE Start: 17.11. USA 2011 - Horror / Science Fiction - Regie: Matthijs van Heijningen Jr. Verleih: Universal 1982 schuf John Carpenter mit „The Thing“ ein überaus spannendes und blutiges Remake des Originals von Howard Hawks aus dem Jahr 1951. Diese Version bildet nun das Prequel zu der Story um den Parasiten aus dem Weltall: Eine norwegische Forschercrew untersucht darin ein Raumschiff am Südpol und weckt ungewollt das Grauen. Der Niederländer Matthijs van Heijningen Jr. führte Regie. HE Start: 17.11. Working Mum Tom Sawyer USA 2011 - Komödie - Regie: Douglas McGrath Verleih: Wild Bunch Sarah Jessica Parker („Sex in the City“) verkörpert in dieser romantischen Komödie Kate, eine verheiratete Mutter zweier Kinder und Managerin einer Bostoner Fondsgesellschaft. Als sie ein Projekt nach New York ruft, ihr Mann einen Job in Aussicht hat und Charmeur Jack (Pierce Brosnan) sie umgarnt, muss sich die Working Mum einem Chaos stellen, das sie so noch nicht erlebt hat. HE Start: 17.11. D 2011 - Kinderfilm / Abenteuer - Regie: Hermine Huntgeburth Verleih: Majestic Mark Twains beliebter Jugendroman erfuhr schon so manche gelungene Adaption. Regisseurin Hermine Huntgeburth („Bibi Blocksberg“, „Die weiße Massai“) nahm sich des Stoffes an und inszenierte eine nett besetzte (Heike Makatsch, Benno Führmann, Joachim Król), liebevolle Neuverfilmung, in der Tom und Huck am und im Mississippi ihre Streiche aushecken und Abenteuer erleben. HE Start: 17.11. Straw Dogs Im Weltraum gibt es keine Gefühle USA 2011 - Thriller - Regie: Rod Lurie - Verleih: Sony 1971 sah Dustin Hoffman unter der Regie von Sam Peckinpah rot: Als Mathematikprofessor begab er sich samt Frau ins englische Hinterland, wo kleine Scherereien mit den Einheimischen zur blutigen Eskalation führten. Nun folgt das Remake des Gewaltexkurses, das Regisseur Rod Lurie in die USA verlegte. James Marsden („27 Dresses“) tritt dabei in Hoffmans Fußstapfen. S 2010 - Komödie - Regie: Andreas Öhman - Verleih: Arsenal Simon (Bill Skarsgård) ist 18 und leidet unter dem Asperger-Syndrom: Sein Leben verläuft nach Zahlen, Timing und vor allem Routinen. Läuft etwas außer der Reihe, versteckt er sich in seiner „Rakete“. Sein Bruder Sam (Martin Wallström) kümmert sich um ihn. Als dessen Freundin Schluss macht, sucht Simon eine Neue. Märchenhafte Tragikomödie aus ungewöhnlicher Perspektive. Start: 1.12. Start: 24.11. HE Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait ... 19 HE www.engels-kultur.de/heute-im-kino neue filme filmwirtschaft Walt Disney Blick auf einen der prägendsten Filmproduzenten Hayat (Mercan Türkoglu) lässt so schnell nicht los Film-Archäologie „Die Höhle der vergessenen Träume – 3D” von Werner Herzog Über 20.000 Jahre war ein in Südfrankreich gelegenes Höhlensystem von der Außenwelt abgeschnitten. Darin entdeckten Forscher perfekt erhaltene Höhlenzeichnungen, die die ältesten von Menschenhand gefertigten Kunstwerke darstellen. → Kino als dreidimensionales Museum 1994 entdeckte ein Forscherteam im Süden Frankreichs ein ausgeprägtes Höhlensystem von der Größe eines Fußballfeldes, das nach einem Felssturz über Jahrtausende von der Außenwelt abgeschottet war. Im Innern fanden die Wissenschaftler Höhlenmalereien, die über 30.000 Jahre alt und somit doppelt so alt wie die ältesten bislang bekannten prähistorischen Zeichnungen waren. Auch die Knochenüberreste von unterschiedlichen Tieren ließen die Herzen der Forscher höher schlagen. Die fragile klimatische und geologische Situation der nach ihrem Entdecker benannten Chauvet-Höhle machte es notwendig, dass Besichtigungen und wissenschaftliche Exkursionen auf ein absolutes Minimum beschränkt bleiben. Dass Werner Herzog mit einem vierköpfigen Team dennoch die Gelegenheit erhielt, die Höhle zu besuchen, stellt eine womöglich einmalige Sondergenehmigung dar. Filmisch gesehen ist „Die Höhle der vergessenen Träume – 3D“ sicherlich eine einmalige Angelegenheit, denn der Filmemacher nutzte diese Chance, indem er in den engen Gängen der vom Sonnenlicht abgeschnittenen Welt mit einer 3D-Kamera filmte. Damit ist es ihm gelungen, die fantastischen Gemälde und vorzeitlichen Kunstwerke in einer faszinierenden Plastizität abzubilden und die perspektivischen Feinheiten herauszuarbeiten, die sich durch die Dreidimensionalität der aus Felsgestein bestehenden „Leinwände“ ergeben. Da man aus verständlichen Gründen die Höhle selbst niemals betreten dürfte, stellt Herzogs Film die ideale Möglichkeit dar, die beachtlichen Kunstwerke nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, indem der Besuch dokumentarisch festgehalten wurde. Für kunsthistorisch oder archäologisch interessierte Zuschauer bietet „Die Höhle der vergessenen Träume“ vortreffliche Anblicke auf Höhlenmalereien, deren Frische in dem abgeschlossenen Höhlensystem über Jahrtausende auf beachtliche Weise erhalten blieb. Getrübt wird dieses besondere Filmerlebnis durch eine etwas anstrengende Musikuntermalung und die seltsam leidenschaftslose Erzählstimme von Regisseur Werner Herzog selbst. Auch ein filmischer Exkurs am Ende des Films über ein Kraftwerk und ein künstliches Biotop, in dem Krokodile „gezüchtet“ werden, hinterlässt eher Verwunderung und will sich nicht so recht in das Gesamtkonzept einfügen. Bei dem hat man indes großen Wert darauf gelegt, die Filmaufnahmen von den Entdeckungen auch inhaltlich zu untermauern. So kommen Wissenschaftler zu Wort, die die Lebenssituationen der Höhlenkünstler zu rekonstruieren versuchen, die die Kunstwerke in einen zeitlichen Bezug zu anderen Funden setzen und Rückschlüsse auf Interaktionen mit der Tierwelt oder mystische Rituale herstellen. So ist der Film nicht nur visuell zu einer vielschichtigen Sache geworden, sondern bemüht sich auch auf seiner inhaltlichen Ebene um Komplexität und Weitsicht. FRANK BRENNER Der Disney-Konzern war nicht nur in den letzten Jahren der größte Unterhaltungskonzern weltweit, sondern ist mit seinen Ikonen des amerikanischen Comics auch eine der bekanntesten Marken der Filmund Unterhaltungsindustrie überhaupt. Der Erfinder dieser Figuren, der freundliche ältere Herr, der häufig mit Schnauzbart und einer Pfeife im Mund als der Freund aller Kinder dargestellt wird, war der 1901 in Chicago geborene Walt Disney. Zusammen mit seinem Bruder Roy und dem Künstler Ub Iwerks entwickelte er die ersten Figuren, gab aber bereits als junger Mann von 25 Jahren die eigene Zeichnertätigkeit auf. Ende der 1920er Jahre wurden die ersten Zeichentrickfilme produziert, und sie wurden rasch sehr erfolgreich. Der erste kommerzielle Höhepunkt war der Film „Schneewittchen“ von 1937, gefolgt von dem künstlerisch bis heute beeindruckenden Film „Fantasia“, in dem Zeichentrick und Klassische Musik in kurzen Episoden zusammengeführt sind. Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Filmprogramm um Abenteuerfilme („Die Schatzinsel“ oder Romanverfilmungen von Jules Verne) sowie erfolgreiche Dokumentarfilme („Die Wüste lebt“) erweitert. Mit dem Aufkommen des Fernsehens wurde die Produktion ausgeweitet, und Walt Disney avancierte zum Märchenonkel der Nation. Die umfassende Vermarktung seines Imperiums wurde durch die systematische horizontale wie vertikale Diversifikation vorangetrieben. Fernsehanstalten (u.a. ABC und in Deutschland Super RTL), Produktionsgesellschaften, Verleihe, Vergnügungsparks sowie die Herstellung von Figuren, Spielen usw. markieren die Geschäftsstrategie. Der größte filmische Geschäftserfolg der letzten Jahre war das Abenteuer-Franchise „Fluch der Karibik“. Weltweit haben die bisher vier Teile über 3 Milliarden $ eingespielt. Wie alle anderen amerikanischen Majors engagiert sich Disney auch bei deutschen Produktionen, ein besonders glückliches Händchen bewiesen sie beim Oscar-Gewinner „Das Leben der Anderen“. Der Tod des Apple-Boss und Pixar-Großaktionärs Steve Jobs wird auch seine Spuren bei Disney hinterlassen, gehörte doch das Trickfilmstudio seit 2006 zur Disney Company. Mit „Findet Nemo“ und „Monster AG“ wurde ein völlig neuer Zeichentrickstil für den Erfolg verantwortlich, der sich mehr an den neuen Sehgewohnheiten orientiert und klassische Produktionen wie es zuletzt „Rapunzel“ war, vom Umsatz her hinter sich lässt. Bis zum Jahr 2010 gehörte auch noch MiraMax der Weinstein-Brüder zur Gruppe, ein unabhängiges Studio mit künstlerisch wie kommerziell sehr erfolgreichen Produktionen. Der Verkaufserlös wurde im selben Jahr in die Übernahme der Marvel-Studios gesteckt, womit eine deutlich robustere amerikanische Comic-Ikone in das Unternehmen integriert werden konnte. So stehen die amerikanischen Helden Micky Maus, Goofy, Schneewittchen und das Dschungelbuch für den Beginn des Disneyimperiums und sind heute bei Hulk, Iron Man, Captain America und Thor angekommen. KIM LUDOLF KOCH DIE HÖHLE DER VERGESSENEN TRÄUME - 3D USA/F/D/CDN 2010 - Dokumentarfilm / Zeitgeschichte - Regie: Werner Herzog - Kamera: Peter Zeitlinger - mit: Werner Herzog, Jean Clottes, Carole Fritz - Verleih: Ascot Elite Start: 3.11. www.engels-kultur.de/heute-im-kino 20 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine in Wuppertal textwelten (Folge)Werke über Kleist, Foto links: Luchterhand Verlag, rechts: Berlin Verlag Nervendes Genie Wege zu Kleist im Jahr seines 200. Todestages Auf einen Waldarbeiter, der das Paar an jenem kalten Herbsttag 1811 am Kleinen Wannsee beobachtete, machten sie einen aufgekratzten Eindruck. Aus einem nahegelegenen Wirtshaus bestellten sie sich Kaffee. Schäkernd sah man sie am Ufer entlanglaufen, einander jagend wie kleine Kinder. Plötzlich hallten zwei Schüsse durch die Herbstlandschaft. Heinrich von Kleist hatte zunächst seine Geliebte, Henriette von Vogel, und dann sich selbst erschossen. Das Kleist-Jahr neigt sich mit dem 21. November seinem Ende zu, alle Stücke des wichtigsten deutschen Dramatikers wurden gespielt, Kleist wurde „gerockt“, und es wurden „Kleist WGs“ gegründet. Die Grabstätte am dicht bebauten Wannsee – eingepfercht zwischen Bausünden der Siebziger Jahre – wurde für 500.000 Euro (!) hergerichtet. Klingt anstrengend und irgendwie nach schlechtem Gewissen. Ein Klassiker, der uns fremd geblieben ist, der sich nicht wie Goethe als weiser Menschenfreund vereinnahmen lässt. Einer, bei dem die Liebe ohne die kleinste Prise Ironie auskommt, vielmehr wahnhafte Züge trägt. Ein Psychologe, der die Katastrophen vorausahnt, der uns immer wieder zeigt, wie sich die verschwiegenen triebhaft-animalischen Anteile in uns ihren Weg bahnen und durch die Kulisse von Ethik und Kultur brechen. Als Pflichtlektüre ist er uns auf der Schule verleidet worden. Aber man kann sich mit einigen wunderbar geschriebenen Texten Zugang verschaffen in den Kosmos seines Werks, in dem Zärtliches und Bestialisches so dicht beieinander liegen. Man kann den Weg vorne durchs Portal mit der großen Biographie des Literaturwissenschaftlers Günter Blamberger nehmen oder auf faszinierenden Nebenwegen ans Ziel gelangen. Etwa mit Adam Soboczynskis elegantem Essay „Kleist. Vom Glück des Untergangs“. Er entwirft das Bild eines Menschen, der nie den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden glaubte, der zwischen euphorischen Größenfantasien und der bitteren Konfrontation mit den Realitäten seiner Zeit hin- und hergerissen wurde. Ein Mensch, mit dem es niemand lange auszuhalten vermochte. Auch wenn Soboczynski Kleists überschwängliche Untergangsvisionen fälschlicherweise mit Glückszuständen verwechselt, so entfacht sein leichtfüßiger Spaziergang durch die Biographie des Dramatikers doch Lust auf Person und Werk, weil sie viel Nähe herstellt. „Michael Kohlhaas“, Kleists interessantester Novelle, vielleicht der schönsten, die die deutsche Literatur überhaupt hervorgebracht hat, ist Elisabeth Plessen in ihrem Roman „Kohlhaas“ auf den Grund gegangen, der jetzt nach Jahrzehnten wieder aufgelegt wird. Sie rekonstruiert die Geschichte des Rosshändlers, der ein Opfer der deutschen Bürokratie wird und im Zuge seines Rachefeldzugs halb Sachsen abfackelt, von der historischen Fallgeschichte aus, die auch Kleist verwandte. Plessen liefert ein großartiges Panorama der deutschen Renaissance und zeichnet Portraits von atemberaubend realistischem Zuschnitt. „Kohlhaas“ präsentiert sich als seltenes Beispiel für einen gelungenen historischen Roman, der immer Kontakt zu unserer Gegenwart hält. So öffnet sich der Blick auf ein Werk, das voller Leidenschaft und Dramatik steckt, feinste Seelenregungen freilegt und Stories enthält, die so viel Action besitzen, dass Hollywood daneben blass aussieht. THOMAS LINDEN Adam Soboczynski: Kleist. Vom Glück des Untergangs Luchterhand Literaturverlag I 96 S., 14,99 Euro Elisabeth Plessen: Kohlhaas I Berlin Verlag I 319 S., 22 Euro 21 poetry pop in nrw Die junge Angela Merkel, nachempfunden von einem Gebäude in Genua Der High Five Club wird außerordentlich gut angenommen, Foto: Christian Steinbrink Hinter jedem Biber Nach dem Monsun Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund eigentlich leicht zu erraten. Mein Haar ist biberfarben, und ich möchte nicht, dass mein Zahnarzt denkt, ich würde in meiner Freizeit in Mischwäldern an Rinden knabbern. Mein Zahnarzt ist nämlich ein sehr assoziativer Mensch. Erst neulich hat er einem Berliner eine Marmeladenfüllung gemacht. Der Hauptstädter reiste daraufhin mit bittersüßem Schmerz im Backenzahn an die Spree zurück. In Berlin sind heute ja nur noch Künstler, Nazis und Touristen. Ich kenne sogar Leute, die sind alle drei Sachen zugleich. Die fliegen aus New York ein und sitzen dann zwei Wochen lang in Straßencafés in Friedrichshain und malen Bilder nur mit braun. Die haben nämlich dasselbe im Malkasten wie im Kopf. Das ist nichts für mich, da will ich nicht hin. Also trage ich lieber eine Mütze. Von Christian Steinbrink Es war, als hätten sich die Götter der Livemusik gegen Duisburg verschworen. Die letzten zwei Jahre waren durchsetzt von Katastrophenmeldungen, und das in einer Zeit, in der RUHR.2010 eigentlich die Wende für die gebeutelte Kultur des Landstrichs hätte bedeuten sollen. Die Loveparade geriet zu dem bekannten Desaster mit unerträglichen Folgeerscheinungen, das Hundertmeister schlitterte in die Pleite, Djäzz und sogar das kleine Goldengrün hatten mit dem Ordnungsamt der Stadt zu kämpfen. Mehrfach wurde der Standort als Schauplatz von Livemusik für tot erklärt. Doch was geschah wirklich? Aus den Ruinen wuchsen kleine Pflanzen, die sich als so widerständig erweisen können, um der Musik in Duisburg eine Zukunft zu sichern. Einige Duisburger Aktivisten haben er„Einige Duisburger Aktivisten kannt, dass es wenig bringt, sich an alten haben erkannt, dass es wenig Strukturen festzuklammern. Dazu gebringt, sich an alten Strukturen hören zwei Party-Veranstalter aus dem festzuklammern“ ehemaligen Hundertmeister, die sich nach Monaten der Unsicherheit über den Fortgang ihrer Location zu einem gewagten Schritt entschlossen: Sie gründeten kurzentschlossen einen eigenen Club, der als High Five Club seit knapp drei Monaten geöffnet ist. Der Club ist mitten in der Duisburger Innenstadt gelegen, in den Räumen des alten Europa Kinos – jedenfalls bis auf weiteres. Denn die Konzession für den Club gilt vorerst bis Ende nächsten Jahres, irgendwann danach soll der Bau abgerissen werden. Geschäftsführer des High Five Clubs sind Carsten Butterwegge und Tim Wilke, die zu ihrem Posten wie die Jungfrau zum Kinde kamen. „Wir hatten den Gedanken, selbst eine Location für unsere Partys zu betreiben, schon länger im Kopf. Dass es letztlich dieser Club geworden ist, entsprang einer Verkettung von Zufällen“, erklärt Butterwegge. Für viele der monatlichen Hundertmeister-Partys kam die Möglichkeit, in den High Five Club zu ziehen, wie gerufen. Mittlerweile sind es fünf. Zusätzlich gibt es ein Konzertprogramm, das auf Reggae und HipHop, den Steckenpferden der Betreiber, fußt, aber auch für viele andere Genres offen ist. Die zweite neue Blume in der Duisburger Konzertlandschaft ist das Grammatikoff. Obwohl der Club so neu nun auch nicht ist, schließlich residiert er dort, wo das Hundertmeister im Frühjahr nach endlosen Querelen schloss. Das Grammatikoff ist eine kommerziell geführte Spielstätte für Konzerte, Lesungen, Kleinkunst und Partys. Betreiber sind die Macher des Steinbruch, Rolf Stanietzki und Sebastian Schwenk. Schwenk fungiert als Programmverantwortlicher und hat seine Schlüsse aus der Geschichte des Hundertmeisters gezogen: „Das Programm dort war gut, nur nicht vielseitig genug.“ Im Grammatikoff wird Comedy auf wenige gute Künstler beschränkt, Lesungen und Partys sollen in ähnlichem Umfang stattfinden, zusätzlich will Schwenk das Konzertprogramm wieder ausbauen. Stilistisch soll es sich an seine Arbeit im Steinbruch anlehnen, in der „Genregrenzen auch nicht wirklich existieren“. Der Betrieb des gastronomischen Bereichs und des Biergartens bleiben in eigener Hand, zudem wird das Grammatikoff im Vergleich zu früher ein Facelift erhalten. Die Besucher Christian Steinbrink des Dellplatzes dürfen also gespannt sein. Bis Redaktionslebt in Duisburg und schreibt über Popmusik schluss ist der 4.11. als Eröffnungstermin angepeilt. Sebastian23 zählt an: vierzehn – die Videokolumne Im Grunde umrundet Rinde Bäume Erst recht möchte ich keine dummen Anspielungen auf Justin Bieber hören, nur wegen meiner Haarfarbe. Bevor ich mit diesem quiekenden Batzen nasser Zuckerwatte auf zwei Beinen in einem Satz genannt werde, baue ich lieber einen Damm und/oder schlage mit meinem flachen Schwanz auf den Waldboden. Ich habe übrigens schon mal eine Weile im Wald gewohnt, aber irgendwann hat es mir nicht mehr gefallen. Da kam immer so ein Grizzly zu mir, hat mich so seltsam angeguckt und dann gesagt, er sei „Justin Bi-Bär“. Auf so was lasse ich mich nicht ein. Ich hab ihm aber ein schönes Café in Friedrichshain empfohlen. Braun war er ja. Doch ich trage lieber eine Mütze, denn ich möchte weder Bär, noch Biber sein. Wie ging denn nochmal dieses eine Gedicht? „Hinter eines Baumes Rinde Saß die Made mit dem Kinde Doch das ging nicht lang, mein Lieber Denn sie beide fraß ein Biber!“ So ungefähr lief das in einem berühmten Poem von Heinz Erhardt. Hier in Bochum wird übrigens momentan für eine Hommage an den wunderbaren Rundmann und Vollkontaktpoet Erhardt geworben. Der Abend läuft unter dem Titel: „Ein Mann wie Er-hardt.“ Ich meine, Justin Bi-Bär hätte das gefallen. Als ich den Titel las, sind mir jedoch alle Zehennägel gleichzeitig abgefallen und nach Bielefeld ausgewandert. Morgen ist auch noch ein Abend Was kommt denn da als nächstes? Ein Goethe-Abend unter dem Titel „Abwarten und Goe-Tee trinken“? Und am Morgen danach treffen wir uns zum „Früh-Schoppen-Hauer“? Da füll ich mir doch lieber den Backenzahn mit Badesalz, weil mein Zahnarzt einen an der Wanne hat. Hauptsache, ich kann morgen noch munter an der Rinde knuspern. FOTO/TEXT: SEBASTIAN23 Sebastian23 - Die Video Kolumne: Auf youtube und auf engels-kultur.de/literatur-nrw Mit zwei neuen Clubs stellt sich die Duisburger Konzertszene neu auf 4.11. Grammatikoff-Eröffnung. Party mit diversen DJ-Teams I facebook.com/ grammatikoff 16.11. Sola Rosa-Konzert im High Five Club I www.highfiveclub.de 22 improvisierte musik in nrw Sing, sing, sing Echter Jazzsänger: Kurt Elling, Foto: Timothy Saccenti Leverkusen lässt singen Von Olaf Weiden „Li-La-Leverkusen“ sang eine karnevalistische Lokalgröße der Farbenstadt am Rhein irgendwann in den Siebzigern. Rund um den 11.11. liegen seit einigen Jahren die regelmäßig wiederkehrenden Leverkusener Jazztage, und in diesem Jahr soll auch dort kräftig gesungen werden. Denn bei der 32. Ausgabe dieses überregional beliebten Musikfestes steht die menschliche Stimme im Mittelpunkt. Gleich zum Auftakt singt die französische Chansonniere Zaz, die mit ihrer bluesigen Stimme einen Talentwettbewerb gewinnen konnte. Dazu passt Lisa Bassenge, die deutsch-iranische Stimme, die momentan hauptsächlich in deutscher Sprache dichtet. Der Abend am 5.11. im Leverkusener Forum ist bereits ausverkauft – ein guter Start in die Woche. Nach den aktuellen Szene-Damen gastiert am folgenden Tag eine einzigartige Gesangslegende: Randy Crawford, die Stimme von „Streetlife“, und ihr Mentor Joe Sample werden auch eine abgeklärte Version dieses CrusadersHits darbieten. Samples Sohn zupft übrigens den Bass zu diesem romantischen Seniorentreffen – ein Familienidyll. Deodato, der den Abend komplettiert, ist aber nicht der Sohn von Deodato, sondern die Legende Deodato selbst. Wer dachte, nur weil 40 Jahre lang Schweigen herrschte um diesen Künstler, sei der Neuerfinder von „Also sprach Zarathustra“ nicht mehr im Rennen, hat sich getäuscht: Die Legende lebt! Sie singt allerdings nicht. Raphael Gualazzi, Zweitsieger beim Eurovision Song Contest 2011 – der in Leverkusens Vorschau „Euroversion Song Contest“ heißt, was vielleicht beweisen soll, dass man dieses Kommerzspektakel nur vom Hörensagen kennt – Gualazzi also tritt mit seiner Band auf, „Endlich ein Jazzsänger, der um seine Position „zwischen Andrea Bo- Musik macht, ohne an Vercelli und Paolo Conte“ aktuell auszuloten kaufszahlen zu denken“ – was zwischen diesen Polen gähnt, dagegen ist der Marianengraben nur eine Nut. Kyle Eastwood, Sohn von Clint, spielt Bass an diesem 9.11. in seiner eigenen Band, und langsam drängt sich die Frage auf, ob ohne Großveranstaltungs-Hintergrund oder Vitamin Verwandtschaft überhaupt noch jemand auf die Bühne darf. Aber just in diesem Moment taucht der Name Kurt Elling auf, endlich ein mehrfach Grammydekorierter Jazzsänger, der tatsächlich ganz ernsthaft Musik macht, ohne an Verkaufszahlen zu denken. Er verdient den Namen „Jazzsinger“, denn auch improvisatorisch pflegt er eigene und traditionelle Wege. Natürlich singen noch Souler (Maceo Parker), Funker (Larry Graham), Blueser (Walter Trout) und richtige Schreihälse (Popa Chubby), bevor den krönenden Forum-Abschluss am 12.11. zwei Generationen von Gesangsquartetten des Jazz tätigen: Mit „The Manhattan Transfer“ gastieren die legendären Virtuosen dieses Fachs, „Birdland“ in ihrer Version wurde Erkennungsmelodie des gemischten Doppels (Gründungsjahr 1972). Aber auch die Formation „New York Voices“, ebenfalls ein gemischtes Quartett mit Bandbegleitung, hat sich ihren guten Ruf verdient. Neben dem Gesang stehen die Fusion-Musik und ihre Vertreter in vielen Facetten auf dem Programm: Georg Duke, Aldi Meola mit Gonzalo Rubalcaba, die Yellowjackets und Mezzoforte reisen an den Rhein, mit Musik Olaf Weiden arbeitet in jedem Härtegrad und einem netten Wiederhören mit als Musiker und Musikkritiker in NRW. Stars von gestern: Vieles klingt vielversprechend! „Leverkusener Jazztage“ I 5.-13.11. im Forum Leverkusen www.leverkusener-jazztage.de 23 wupperkunst Hans-Jürgen Hiby und Gerd Hanebeck mit dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Peter H. Vaupel in der Ausstellung, Foto: Uwe Schinkel, Wuppertal, courtesy Sparkassenforum Wuppertal-Elberfeld Zwei sehr verschiedene Expressionisten Gerd Hanebeck und Hans-Jürgen Hiby im Sparkassenforum Elberfeld Die Klangstraße, die Georg Zangl zur Wuppertaler Performance-Nacht aufführte, passt zur Ausstellung im Sparkassenforum. Indem das Publikum Sand und Steine auf Metallflächen schüttete oder tropfen ließ, entstanden Klänge und Laute, die etwas Ursprüngliches vermittelten und in ihren besten Momenten einen atmosphärischen Klangteppich webten. Aber aller Sound, dirigiert von Georg Zangl, blieb abstrakt und war ohnehin vorübergehend. Etwas Elementares, ausgesprochen Expressives kennzeichnet nun auch die Werke von Gerd Hanebeck und Hans-Jürgen Hiby. Beide kümmern sich nicht um Moden; sie orientieren sich beharrlich am Menschenbild und übersteigern vorsichtig dessen Formen und Proportionen, lösen sich darin wieder vom Naturalismus. Bei all dem sind sie versierte Handwerker. Auffällig ist dies bei Hiby, der ein „klassischer“ Bildhauer – im Wortsinn – ist. Er arbeitet materialgerecht mit Stein und Holz, also schlägt heraus und sägt. Oder er baut, umgekehrt, mit Gips wieder auf und gießt dann als Bronze. Dabei verleiht Hiby seinen Skulpturen einen durchaus eleganten „Look“. Die abstrakten Formulierungen lassen sich auf Organisches zurückführen; bisweilen erinnern sie an die Plastiken von Henry Moore. Hibys Körperfragmente stehen für das Ganze. Entsprechend hat er aufragende „Hüllen“ geformt, deren glatte Außenflächen zur schützenden Haut werden und sozusagen einen Kern umfassen – Hiby geht es um das Ganze, die schiere Existenz des Menschen. Das verdeutlichen noch seine Malereien, die der Statik der Skulptur das Bewegte des Pinselstrichs entgegensetzen. Hier sind die Figuren kantig gegeben; ein hauchzarter Farbschleier ist vor sie gelegt, mitunter spielt der Gegensatz von Hell und Dunkel eine Rolle, und sogar der Knochenmann kommt hier, etwas pathetisch, vor. Die Malereien verbinden Dramatik mit einem erzählerischen Ton. Und dabei gelingt, was in der überlebensgroßen dialektisch zweiteiligen Holzskulptur „Der letzte Tanz? Hommage à Pina Bausch“ nicht so gut hinhaut. Schade, dass Hiby gerade hier nicht die Verdichtung und Direktheit seiner anderen Arbeiten gelingt. Hans-Jürgen Hiby, der 1941 in Wuppertal geboren wurde und hier auch lebt, hat 1964/65 bei Fritz Wotruba in Wien studiert – im Grunde setzt er mit seinen Arbeiten dessen Haltung konsequent fort. Tanz über den Wolken Danach – und im Sparkassenforum daran anschließend – tut die Leichtigkeit und das Filigrane der Kunst von Gerd Hanebeck gut. Auch Hanebeck ist Wuppertaler, geboren 1939 in Remscheid. Der vergeistigten Erdenschwere von Hiby steht der Tanz über den Wolken in seinen Werken gegenüber – wie schön! Aber, sind die skulpturalen Werke, die Assemblagen, Collagen und Bilder überhaupt von ihm? In ihrer Motivik und Formensprache, in der Verwendung von Lehm, Holz und Eisen erinnern sie an rituelle Fetische vom afrikanischen Kontinent. Die Figuren sind oft verknappt, die Szenen sind vielfigurig und zeigen etwa Reiter, daneben entstehen kleinteilig gefüllte Kästen. In einzelnen seiner Titel erwähnt Hanebeck die Kultur der Dogan. Er ist von dieser fasziniert. Aber seine Werke hat er doch als wissbegierig Suchender und Findender selbst entwickelt und geformt. Und ist es nicht einfach so, dass er sich für das Ursprüngliche interessiert, wie es auch die sogenannte primitive Kunst kennzeichnet? Auch passt dazu, dass er mit Erdmaterialien arbeitet und Fundstücke integriert, die ihre Geschichte und Verletzlichkeit vor Augen tragen. So entstehen „Reiterfiguren“ aus Terrakotta und die „Afrikaschreine“, die mit Federn verziert sind. Im Grunde ist es kurios: Gerd Hanebeck ist mit seinen Rückgriffen auf archaische Formen und ursprüngliche Völker ausgesprochen zeitgenössisch. Alles steht für den Zugriff zur Verfügung. Indes geht es Hanebeck um Verinnerlichung und Beseeltheit. Wie sehr er seine Werke erarbeitet, erkennt man noch bei den Bildern, bei denen eine schildartige Form dem erdig-braunen oder blauen Grund aufgelegt ist als frontale Figur oder wie eine Lederhaut, die einzelne Szenen schildert, dabei symmetrisch und ornamental organisiert ist. Und dann erkennt man übrigens auch, dass Hanebeck einen feinen Sinn für Farbigkeit hat. Im Sparkassenforum leuchten diese Arbeiten aus sich heraus; die vielen Figurationen, Gestaltungen in den Kästen und auf dem hölzernen Schiff erwachen hier zu Leben – sie werden ihre besondere Freude am „Sound-Walk“ von Georg Zangl gehabt haben. THOMAS HIRSCH „Hans-Jürgen Hiby und Gerd Hanebeck: Annäherungen“ bis 18.11. Sparkassenforum in Wuppertal-Elberfeld 24 portrait Für Christian Hampe ist das Nachdenken über Utopia mehr als ein akademisches Glasperlenspiel, Foto: privat Das Morgen hat begonnen Christian Hampe hat „clownfisch“ gegründet und initiierte das Utopiastadt-Projekt im Bahnhof Mirke Er träumt nicht davon, eine neue Welt zu erschaffen. Und „Utopia“ bedeutet für ihn nicht „unmöglich“, sondern „im Moment nicht umsetzbar“, erläutert Christian Hampe seine Definition. „Utopia zu erschaffen, ist nicht einfach. Deshalb haben wir uns für einen Ort entschieden, an dem Utopisches entstehen kann.“ Das maßgeblich von ihm initiierte Utopia-Projekt ist also konkret. Anders als Kafkas Schloss, Lindgrens Villa Kunterbunt oder das ursprünglich anarchische Entenhausen gibt es jenseits des Fiktiven eine architektonische Umsetzung, nämlich am Bahnhof Mirke. Hier zogen Mitte Oktober die ersten Bürger ein. Denn „Utopiastadt“ ist die Verortung eines Netzwerkes, die Bildung eines Nukleus für die Kreativ¬branche. Unterstützt von der Stadtsparkasse und in Kooperation mit Wirtschaftsförderung Wuppertal und der Bergischen Entwicklungsagentur soll hier die kollektive Auseinandersetzung und Nutzung kreativen Potentials für unterschiedlichste Themen stattfinden. Die energieautarke Stadt, welche Rolle Kultur spielt und warum sie erhaltenswert ist, oder „Stadtentwicklung im Kontext von Strukturwandel“ könnten solche Aufgabenstellungen sein. Keine Wunschwelt, sondern konkrete Pläne Das Zwei-Jahres-Konzept steht und ist abgesegnet. Wie konkret Utopia ist, veranschaulicht er am Gebäude. „Es ist in einem desaströsen Zustand, und nun geht es nicht um die perfekte Sanierung, sondern um einen Prozess, das Gebäude zu reaktivieren.“ Solche kreativen Herausforderungen liebt der 30Jährige. 1981 in Wermelskirchen als Sohn eines Architektenpaares geboren, hat der Wahl-Wuppertaler bereits als Schüler am Ernst-MoritzArndt-Gymnasium, Remscheid, „Interesse an allen möglichen künstlerischen Sachen gehabt“. Seine erste Tat als Veranstalter war damals, das „EMA-Festival“ zu organisieren. Eher zufällig geriet er nach dem Abi im Winter 2001 in ein Filmprojekt des inzwischen sehr berühmten Florian Henckel von Donnersmarck. „Es war eine spannende Erfahrung“, fast hätte er sich in Babelsberg an der Filmhochschule eingeschrieben. Aber ein Gespräch mit Franz Schmid brachte ihn als Zivildienstleistenden ans Haus der Jugend Barmen. Hier kümmerte er sich mit um den Rockförderpreis und den damit (damals) verbundenen Veranstaltungsmarathon. Diesem Projekt ist er letztlich bis heute treu geblieben. „Um fehlende Gelder, die die Stadt nicht hat, zu kompensieren und Niveau und Preisstruktur im Haus der Jugend Barmen halten zu können, haben wir einen Förderverein gegründet.“ 25 Kein Weltverbesserer, sondern interessierter Macher Ob er eine wirklich musische Begabung hat, weiß Christian Hampe nicht. „Ich habe schon immer Forscherdrang gehabt.“ Sein Schulpraktikum absolvierte er bei Bayer, und der ambitionierte Taucher, der oft am Mittelmehr die Küste abtauchte („Kroatien ist ein schönes Gebiet“) fand lange Zeit auch den wissenschaftlichen Bereich Meeresbiologie reizvoll. Letztlich ist es dann ein Studium als Kommunikationsdesigner geworden. „Film, Animation, Fotografie, Installation – alle Studienaspekte sind eng miteinander vernetzt und so habe ich fachübergreifend gelernt.“ Erst im Hauptstudium spezialisierte man sich an der Ruhrakademie in Schwerte, „vorher war das ein Studium Generalis, wir konnten alles parallel machen“. Zeit, zusammen mit Beate Blaschczok eine Studienvertretung aufzubauen, blieb auch noch. Eine Revolution wollte er nie anzetteln, eher Diskussion anschieben. 2008 lernt er auf der Suche nach einer Location für das „clownfisch“-Projekt Thilo Küppers kennen. „In den Elba-Hallen sollte ursprünglich nur ein Raum bespielt werden. Dann hatten wir 2.500 Quadratmeter auf einer kompletten Etage.“ Weitere zwei Jahre wurde das Schöpfungskonzept inhaltlich, künstlerisch und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ausgearbeitet – Businesspläne und Betriebskonzepte inklusive. Das Ergebnis ist Utopiastadt im Mirker Bahnhof. Ein Campus als Forschungseinrichtung mit hochkreativem Potential, aus dem neue Synergien geschöpft werden. Und sicher eine Plattform, auf der neue Projekte entstehen. VALESKA VON DOLEGA clownfisch projekt Christian Hampe [email protected] 0179 108 64 47 Magazin clownfisch Ludwigstr. 49, Wuppertal 0202 295 85 30 [email protected] www.clownfisch.eu kunst-kalender zungen mit -zungen Ulrich Erben, Farben der Erinnerung, 1989/90, 150x230 cm, Sammlung Ströher, © U. Erben, courtesy Küppersmühle, Duisburg Die Kunst-Termine NRW BEDBURG HAU – Museum Schloss Moyland www.moyland.de KÖLN – Kölnischer Kunstverein www.koelnischerkunstverein.de Alles Gute! bis 15.4.12 10 ehemalige Stipendiatinnen aus 20 Jahren Künstlerinnenförderung in Nordrhein-Westfalen BOCHUM – Kunstmuseum www.bochum.de/kunstmuseum Omer Fast bis 18.12. Videos des jungen israelischen Künstlers Buddhas Spur bis 13.11. Aktuelle Kunst aus dem asiatischen Raum BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de Max Beckmann: Grafik bis 21.12. Druckgraphiken des expressionistischen politischen Künstlers, aus dem Museumsbestand Thomas Rentmeister bis 5.2.12 Einblick in die verschiedenen Werkphasen des 1964 geborenen Bildhauers, der Alltagsmaterialien in eine skulpturale Präsenz überträgt BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de Anime!, bis 8.1.2012 Ein umfassender Einblick in die Ästhetik und die Produktionsweisen japanischer Animationsfilme BOTTROP – Josef Albers Museum www.quadrat-bottrop.de Gotthard Graubner bis 25.1.12 Die Farbraumkörper des deutschen Hauptvertreters einer reinen Malerei im Dialog mit Albers BRÜHL – Max Ernst Museum www.maxernstmuseum.lvr.de George Grosz, bis 18.12. Werkschau des politischen, zeitweilig den Dadaisten zuzurechnenden Künstlers DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast www.smkp.de Die Düsseldorfer Malerschule bis 22.1.12 Die heute international geschätzten Maler der Kunstakademie Düsseldorf im 19. Jahrhundert DUISBURG – Lehmbruck Museum www.lehmbruckmuseum.de 100 Jahre Lehmbrucks Kniende, bis 22.1.12 Kunst und Kultur in Paris zu Beginn des 20. Jh. DUISBURG – Küppersmühle www.museum-kueppersmuehle.de Ulrich Erben bis 29.1.12 Eine exemplarische Werkschau mit zwei Wandmalereien des wichtigen Farbfeldmalers GELSENKIRCHEN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-gelsenkirchen.de Margaret C. Leiteritz bis 27.11. Margaret C. Leiteritz (1907-76) hat am Bauhaus in Dessau studiert; mit ihren Malereien und Tapisserien ist sie erst noch zu entdecken HAGEN – Osthausmuseum www.osthausmuseum.de Michael Schnabel bis 6.11. Landschaftsbilder des Stuttgarter Fotografen HERFORD – Marta www.marta-herford.de Jetzt bis 6.11. Zeitempfinden im Gegenwartsdesign KLEVE – Museum Kurhaus www.museumkurhaus.de Jannis Kounellis, bis 29.1. Der griechische Hauptvertreter der Arte Povera mit einer bildnerischen Werkgruppe KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de KÖLN – SK Stiftung Kultur www.photographie-sk-kultur.de Judith Joy Ross bis 5.2.12 Übersicht über die seit 1982 entstandenen Portrait-Serien der amerikanischen Fotografin LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de Frauenzimmer, bis 13.11. Prozessual und installativ orientierte Werke u.a. von Thea Djordjadze und Isa Genzken MÖNCHENGLADBACH – Kunstverein www.MMMIII.de wall to wall bis 13.11. Der Bildhauer Manuel Franke und die Malerin Leni Hoffmann in einem raumbezogenen Dialog MÖNCHENGLADBACH – Museum Abteiberg www.museum-abteiberg.de Morgan Fisher bis 5.2.12 Die konzeptuelle Rekonstruktion einer Wandarbeit von Palermo (August-Pieper-Straße) MÜLHEIM – Kunstmuseum www.kunstmuseum-mh.de Werner Gilles bis 8.1.12 Werkschau zum 50. Todestag des Malers und Grafikers, der symbolhaft Mythen dargestellt hat MÜNSTER – LWL-Landesmuseum www.lwl-landesmuseum-muenster.de Thomas Ruff bis 8.1.12 Vier Serien zu Sternen und zum Himmel des konzeptuellen Künstlers mit der Fotografie NEUSS – Clemens-Sels-Museum www.clemens-sels-museum-neuss.de Aristide Maillol – Maurice Denis bis 8.1.12 Zwei Hauptvertreter der Klassischen Moderne OBERHAUSEN - Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de Walter Moers bis 15.1.12 Sammelsurium des schräg-genialen Comiczeichners und Schriftstellers REMAGEN – Arp Museum Rolandseck www.arpmuseum.de Rheinromantik bis 4.3.12 Die Landschaft am Rhein zwischen künstlerischer Überhöhung und Klischee WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum www.von-der-heydt-museum.de Alfred Sisley, bis 29.1.12 Übersicht über das Werk des berühmten französischen Impressionisten (1839-1899) Empfehlungen von Thomas Hirsch Foto: I. Arndt, Montage: K. Nikolic 25.11.1894 Verehrter Herr! Der (8.) Jahrestag meiner Ankunft in London rückt heran u. somit auch Ihr Geburtstag, der grade einige Tage vorher gefeiert worden war u. den ich damals erst erfuhr. Nehmen Sie auch dieses Jahr, verehrter Herr, meine herzlichsten Glückwünsche zu diesem Tage, feiern Sie ihn im Vollbesitz Ihrer körperlichen Gesundheit. Von Ihrer unerschütterlichen jugendlichen Geisteskraft u. Frische, haben wir öfters Gelegenheit uns im Vorwärts zu überzeugen. Möge sie Ihnen noch lange, lange Jahre zu Ihrem eignen Wohl u. zum Wohle unsrer Freunde u. Feinde erhalten bleiben. Und noch ein Wunsch, fassen Sie an Ihrem Geburtstag den festen Entschluß nächstes Jahr wieder nach Berlin zu kommen. Wir würden uns ungeheuer freuen u. versuchen Ihnen den Aufenthalt recht angenehm zu machen. Sie können sich dann wohl auch die Umsturzparagraphen, praktisch angewendet, näher ansehen. Bald werden wir sie kennen lernen, fürchten sie aber nicht sehr. Durch die Ankunft des kleinen Baby wird das Leben in Ihrem Haus ein etwas verändertes Ansehen bekommen haben. Der kleine, neue Mensch trägt gewiß aber auch nach einiger Zeit schon viel zu Erheiterung u. Freude bei. Der Anziehungskraft u. dem unaussprechlichen Reiz eines solch‘ kleinen Wesens, kann sich kaum irgend ein Mensch entziehen. Bitte, grüßen Sie die Mama recht herzlich. Wie es bei uns geht u. steht, hat Ihnen, so viel ich hörte, mein Mann neulich geschrieben. Verändert hat sich nichts. Hätten nur Th[eodor] u. K[arl] ihre Vorbereitungsjahre hinter sich. Es ist eine schwere Zeit für sie, Sie können sich ihre Stellung denken u. die Art, wie die Gesellschaft sie aufnimmt.Leben Sie wohl, verehrter Herr, u. nehmen Sie die besten, freundlichsten Grüße von Ihrer N[atalie] L[iebknecht] Gruß und Glückwünsch von Deinem W[ilhelm] L[iebknecht] Natalie Liebknecht Natalie Liebknecht (1835-1909): Ehefrau des sozialdemokratischen Politikers Wilhelm Liebknecht. Am 28.11.1894 feierte Engels seinen 74. Geburtstag. 1894/95 wurde im Reichstag eine Novelle zur Verschärfung der Strafen für politische Delikte eingebracht: die sog. Umsturzvorlage. Sie wurde jedoch verworfen. Das „Baby“ ist das Kind von Engels‘ Sekretärin Louise Kautsky. Die Söhne Theodor und Karl waren angehende Juristen. engels zungen in der Engels-Stadt: Wir lassen Zeitgenossen des Kapitalisten und Revolutionärs zu Wort kommen, zitieren Briefe an Wuppertals berühmten Sohn. Quellenangabe: Wilhelm Liebknecht: Briefwechsel mit Karl Marx und Friedrich Engels, hg. von Georg Eckert, The Hague 1963, S. 397-398; Abb.: Wadim Tschubinski: Wilhelm Liebknecht, Berlin 1973, nach S. 176 26 Natalie Liebknecht kulturbrücke Der Besuch aus Russland im Historischen Zentrum: Engels spinnt nicht, Foto: Kulturbrücke Wuppertal – Engels „51 Stunden Anreise mit dem Zug“ Harald Nowoczin über den Besuch einer Delegation aus Russland engels: Herr Nowoczin, vom 26. September bis malig auch die Städtische Musikschule. Kontakte zum 1. Oktober bekam Wuppertal Besuch von zum Standort Wuppertal der Hochschule für Musik und Tanz Köln existieren ja schon länger. der Wolga. Was haben Sie erlebt? Harald Nowoczin: Es gab in der Vergangenheit Renate Schlomski, Leiterin der Musikschule, wird schon mehrere Besuche von Delegationen aus der bei unserem nächsten Gegenbesuch wahrscheinStadt Engels an der Wolga, um die Kontakte zwi- lich dabei sein. Anschließend gab es noch ein Geschen der Geburtsstadt von Friedrich Engels und spräch mit Herrn Professor Dieter Kreidler, eheder Stadt, die nach dem berühmten Philosophen maliger Leiter der Hochschule für Musik und Tanz Köln in Wuppertal, der mittlerbenannt wurde, zu vertiefen. Die „Das kulturelle Leben dort weile Beiratsvorsitzender des nun angereisten sechs Repräsentanten aus Engels waren alle macht uns Wuppertaler vor Neid Deutschen Musikrates ist. Wenn grün im Gesicht“ wir allerdings von dem reichen das erste Mal in Wuppertal. Drükulturellen Leben dort hören, ben gab es auf lokaler und regionaler Ebene in letzter Zeit politisch einige Verän- werden wir Wuppertaler auch schon mal grün derungen. Der stellvertretende Leiter des Kreises im Gesicht vor Neid. Es ist schon bemerkenswert, Engels war nun bei dem aktuellen Besuch dabei, was dort für die jungen Leute in dieser Hinsicht dann der Kurator des Projektes Kulturbrücke getan wird. So etwas kann sich Wuppertal nicht Wuppertal-Engels, der Leiter des Amtes für Bo- leisten. dennutzung, die Leiterin des Kinderzentrums, die Leiterin der Abteilung zur Zusammenarbeit mit Gab es auch Kontakte zur Stadtverwaltung Wirtschaftsunternehmen und die stellvertretende Wuppertal? Leiterin der Stadt Engels. Unsere Besucher kamen Zunächst gab es einen offiziellen Empfang bei der Bürgermeisterin Ursula Schulz. Herr Jung war leiübrigens 51 Stunden mit dem Zug angereist. der verhindert. Und dann gab es Treffen auf der Welche neuen Wege der Zusammenarbeit Dezernentenebene. Mitarbeiter der Kämmerei und des Bauamtes vermittelten den Besuchern konnten Sie finden? Obwohl sich unser Verein primär um kulturelle aus Engels Einblicke in das hiesige Baurecht, in Zusammenarbeit bemüht, standen ökonomische die Haushaltsfinanzierung und das GrundstücksFragen diesmal im Vordergrund. Gleich am ersten recht. Für die Verwaltungsleute aus Russland war Tag gab es ein Treffen mit der Stadtsparkasse. vieles neu. Sparkassen, so wie wir sie als kommunale Einrichtung kennen, gibt es in Russland nicht. Ein großes Werden auch junge Menschen in Wuppertal Interesse besteht an unserer Industrie- und Han- von dem Kontakt nach Engels profitieren? delskammer, um den ökonomischen Austausch Als zweite Schulpartnerschaft wird es nun eine zwischen den Städten voranzubringen. Eigentlich Verbindung zwischen dem Ganztagsgymnasium müssten die Besucher 14 Tage allein dafür hier Johannes Rau und dem Gymnasium Nummer 8 bleiben, um das Konstrukt einer Industrie- und in Engels geben. Es werden in diesem Jahr noch Handelskammer zu verstehen. Außerdem gab es Schüler von Wuppertal nach Engels reisen. Die einen Besuch des Bildungszentrums der Rem- Delegation traf aber auch auf unseren Kulturdezernenten Matthias Nocke. Bei der Gelegenheit scheider Metall- und Elektroindustrie. wurde die Möglichkeit eines Sportaustausches thematisiert. Es ist allerdings mit viel Aufwand Aber auch die Kultur kam nicht zu kurz? Natürlich nicht. Wir zeigten unseren Gästen erst- verbunden, wenn ganze Mannschaften mit der 27 Bahn oder dem Flugzeug anreisen müssen. Apropos Engels, kennen die Menschen von dort ihren Friedrich? Da keiner der Besucher zuvor schon einmal in Wuppertal war, interessierten sich unsere Gäste sehr für das Historische Zentrum mit dem EngelsHaus. Im Landesmuseum in Engels richtet man übrigens nun einen Wuppertal-Saal ein, der mit Bildern, Plakaten und audiovisuellen Medien bestückt wird. Aus unserem Vereinsvorstand wird hier Herr Rehbein bei der Gestaltung helfen. Wir werden uns für die Hilfe zum Transport von Exponaten von Wuppertal nach Engels an die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit wenden. Ansonsten nutzen wir natürlich auch digitale Medien. Es soll die Möglichkeit geschaffen werden, den Unterricht in der Junior-Universität über das Internet nach Engels zu übertragen. Gab es für die Gäste auch noch mehr zu sehen als das Bergische Land? Natürlich, die Gruppe unternahm einen Tagesausflug nach Amsterdam. Wer bezahlt eigentlich den ganzen Kulturaustausch? Die Fahrtkosten übernimmt die Stiftung WestÖstliche Begegnungen in Berlin. Die Sparkasse unterstützt unsere Arbeit auch. Städtische Zuschüsse bekommen wir nicht. Unterkunft und Verpflegung übernimmt jeweils der Einladende vor Ort. INTERVIEW: LUTZ DEBUS ZUR PERSON: Harald Nowoczin ist im Vorstand des Vereins Kulturbrücke Wuppertal – Engels. Foto: Kulturbrücke Wuppertal – Engels auswahl So 6.11. I 18 Uhr TANZTHEATER WUPPERTAL PINA BAUSCH Wuppertal DER FENSTERPUTZER Das Stück von Pina Bausch entstand seinerzeit in Zusammenarbeit mit Hong Kong, 1997 wurde es uraufgeführt. Die Choreographie in Verbindung mit den Klängen aus Asien und der Welt (darunter Melodien aus China, Indien, Mexiko, Rumänien, unter die sich auch Jazz und Rhythm’n‘Blues mischen) sowie Texten und Gedichten entführt die Zuschauer ins Großstadtleben und uns unbekannte Welten. Bausch hatte sich einst auf ihren unzähligen Reisen zu „Der Fensterputzer“ inspirieren lassen. Nach längerer Pause wird das vielschichtige Stück nun als Neuinszenierung wiederaufgenommen. Fr 11.11. I 20 Uhr LCB LIVE CLUB BARMEN Wuppertal 17 HIPPIES Die Musik der 17 Hippies ist so vielgestalt wie die vielköpfige (wenngleich auch nicht exakt 17köpfige!) Gruppe selbst. Seit sechzehn Jahren existiert die Berliner Band bereits. Über diese Zeit hat sie sich international einen Namen machen können mit ihrer unverwechselbaren Musik, die sich in kein bisheriges Genre pressen lässt, beeinflusst von Rock, Pop und musikalischen Strömungen aus aller Welt. Die furiosen LiveAuftritte taten ihr Übriges. Einen solchen Termin sollte man sich daher nicht entgehen lassen. Foto: Dirk Trageser Fr 11.11. I 20 Uhr HISTORISCHE STADTHALLE Wuppertal LYDIE AUVRAY Lydie Auvray spielt Akkordeon, und das überaus variantenreich und temperamentvoll. Dabei schafft sie es, ihrem Spiel Modernität und Frische einzuhauchen und die Musik aus der Schlagerecke und der Schublade der Volksmusik zu holen. Die Französin steht bereits seit über dreißig Jahren auf der Bühne, 18 Alben hat sie bisher veröffentlicht. In der Stadthalle spielt sie zusammen mit Eckes Malz am Klavier und Markus Tiedemann an der Gitarre, vor allem Eigenkompositionen. Dabei lässt sie sich aber auch die Möglichkeit auf das ein oder andere Akkordeon-Solo natürlich nicht nehmen. Foto: Volker Neumann Sa 12.11. I 18 Uhr UNI-HALLE Wuppertal WUPPERTAL HILFT! 2011 Das 7. Benefizfestival „Wuppertal hilft!“ startet in diesem Jahr zugunsten des Vereins „Weißer Ring“, das Kriminalitätsopfern unbürokratisch Hilfe leistet. Erneut konnten unzählige Künstler gewonnen werden, die gemeinsam ein umfang- und abwechslungsreich Programm auf die Beine stellen, darunter Musiker Europas größtes 28 Tiermagazin und Bands, Kabarettisten und Tänzer. Das Ensemble des Tanzhaus’ Wuppertal Ausschnitte präsentiert Stücke aus der aktuellen MusicalShow „Stage“, und auch der Kinderund Jugendzirkus’ Krümel, die Alley Blues Band, ein Samba-Ensemble und verschiedenste Cover-Bands werden zu sehen sein. Insgesamt bestreiten über 20 Künstler gemeinsam die Nacht für den guten Zweck. ab Sa 12.11. THEATER KAMMERSPIELCHEN Wuppertal DIE 39 STUFEN Das Kammerspielchen bringt die Theaterversion von Hitchcocks Kriminalkomödie aus den 30er Jahren auf die Bühne – die wiederum auf einem Roman von 1915 basiert und bis heute mehrfach neu verfilmt auswahl wurde. Für das Theaterstück nun verkörpern gerade einmal vier Schauspieler an die hundert Rollen. In dem spannenden Thriller mit seinem feinen Humor gerät der harmlose Tourist Richard Hannay in eine Spionageaffäre um die geheimnisvolle Organisation mit Namen „39 Stufen“, und schließlich geht es um nichts Geringeres als die Rettung der Nation. So 13.11. I 18 Uhr KLOSTERKIRCHE LENNEP Remscheid MOVIE IN MOTION: NATHAN DER WEISE Manfred Noas bildgewaltiger Stummfilmklassiker nach dem Drama von Lessing aus dem Jahr 1922 war lange Zeit ungesehen und vergessen, unter den Nationalsozialisten hatte er einen schweren Stand und galt danach als verschollen. Erst rund siebzig Jahre später entdeckte man das Filmmaterial in Moskau. Doch dafür, dass das filmische Schmuckstück so lange Zeit niemand zu Gesicht bekam, wird es auch heute überraschend selten gezeigt. In der Klosterkirche erfährt „Nathan der Weise“ dafür eine Live-Vertonung durch das Wuppertaler Ensemble „sornofeo“, das die Musikbegleitung eigens für das Epos komponierte. So 13.11. I 20 Uhr HISTORISCHE STADTHALLE Wuppertal CHRISTOPH MARIA HERBST: ICH LEG DANN MAL AB Christoph Maria Herbst liest aus seinem aktuellen Buch „Ich leg dann mal ab“, das er mit „ein Traum von einem Schiff“ untertitelt hat. Darin verarbeitet er – man ahnt es bereits – seine Erlebnisse als Gaststar auf dem berühmtesten Passagier-Dampfer im deutschen TV, namentlich: das Traumschiff aka MS Deutschland. Drei Wochen schipperte er auf dem Kreuzfahrtschiff über die Weltmeere und sondiert rückblickend mit einer ordentlichen Portion Ironie seine Erlebnisse und Begegnungen auf Bora Bora, in Chile, Montezuma und Co. Di 15.11. I 19.30 Uhr BÜRGERBAHNOF Wuppertal KRIEGSENDE IN WUPPERTAL In der Dokumentarfilmreihe „Zeitlupe“ werden regelmäßig Dokumentarfilme rund um Zeitgeschichte, Wirtschaft und Politik gezeigt, die hinter die Kulisse bestimmter Ereignisse blicken und neue Sichtweisen eröffnen wollen. Im November begibt sich die Reihe mit dem Film „Kriegsende in Wuppertal“ von Ulf Arlinghaus auf die „Suche nach der ‚Stunde Null‘“. 1945 war Wuppertal fast zur Hälfte zerstört, und auch die Bevölkerung zählte nur noch die Hälfte, darunter viele ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Im Film kommen Zeitzeugen zu Wort, die den desaströsen Zustand Wuppertals zu dieser Zeit schildern. Do 17.11. | 20 Uhr KATTWINKELSCHE FABRIK Wuppertal INTERNATIONAL GUITAR NIGHT 03.11. JIMMY BREUER (LCB) 03.11. S.HAKENBERG · M.FEINDLER (Eventum) 10.11. KABARETT DISTEL (VillaMedia) 11.11. LYDIE AUVRAY (Stadthalle) 15.11. GERBURG JAHNKE & GÄSTE (LCB) 16.11. KONRAD BEIKIRCHER (VillaMedia) 17.11. DIE 3 VON DER FUNKSTILLE (LCB) 18.11. HENNES BENDER (LCB) 18.11. RENI REINLICH (Eventum) 19.11. GERD DUDENHÖFFER (Stadthalle) 20.11. HEINRICH PACHL (LCB) 24.11. PIET KLOCKE (VillaMedia) 24.11.+14.-16.12 VOLLPLAYBACKTHEATER (Rudolf Steiner Schule) 25.11. OFFENE BÜHNE BERGISCH LAND (LCB) 26.11. FATIH ÇEVIKKOLLU (Café Ada) 26.11. SILJE NERGAARD TRIO (Stadthalle) 27.11. DIE BERT ENGEL SHOW! (Eventum) 29.11.+24.01. CAROLIN KEBEKUS (29.11. VillaMedia) 30.11. THORSTEN HAVENER (LCB) 03.12. MIRJA BOES (Stadthalle) 04.12. HORST SCHROTH (LCB) Fünf meisterhafte Musiker spielen zur International Guitar Night auf, vier Gitarristen und ein VibraphonSpieler, die akustische Gitarrenmusik vom Feinsten zum Besten geben. Emotionale Melodien wechseln sich mit dynamischen Rhythmen ab. Aus Deutschland, Italien und Polen stammen Claus Boesser-Ferrari, Peter Finger, Beppe Gambetta und Tomasz Gaworek als Vertreter zeitgenössischer Gitarrenmusik, die dank ihrer ganz eigenen Musikstile für ausreichend Kurzweil an diesem Abend sorgen dürften. Weitere Termine,Tickets und Informationen gibt es auf: www.forum-maximum.de 29 Fr, 18.11. 20 Uhr DIE BÖRSE ERDMÖBEL Viel gefeiert in allen Feuilletons, hat die Kölner Band Erdmöbel ihr achtes Album „Krokus“ mit einer Tour gefeiert. Nun kommen sie auch nach Wuppertal, und das sollte keiner verpassen. Immer ein bisschen melancholischen kommen die Pop-Hymnen von Sänger und Songwriter Markus Berges, Gitarrist und Produzent Eki Maas, Schlagzeuger De Wüb und Pianist Proppe daher. Berges Texte erheben sich durch ihre Verdichtung über ihre Form. Während das letzte Album „No. 1 Hits“ etwas andere Coverversionen enthielt, sind sie mit „Krokus“ wieder zu alten Traditionen zurückgekehrt. Und wie auf Erdmöbel-Konzerten üblich: es darf geschwoft werden. Do 24.11. I 20 Uhr VILLAMEDIA Wuppertal PIET KLOCKE & SUSANNE SONNENSCHEIN Seine hervorstechendsten Merkmale: Hagere Gestalt, tendenziell unmodische Kleidung, karottenrotes Kraushaar, Nickelbrille. Und die Sätze, die aus seinem Mund kommen, brechen nicht selten unvermittelt ab und sind überhaupt mindestens so konfus wie sein Haarschopf. Aktuell ist der amüsante Wirrkopf mit den interessanten Gedankengängen für seine Tour „Das Leben ist schön – gefälligst!“ unterwegs, die er gemeinsam mit der Saxophonistin auswahl Simone Sonnenschein bestreitet. Es wird munter drauflos musiziert und improvisiert. Man darf sich also vollauf überraschen lassen. Do 24.11. I 20 Uhr RUDOLF-STEINER-SCHULE Wuppertal VOLLPLAYBACKTHEATER: DIE DREI ??? UND DIE SCHWARZE KATZE Lauter Schauspieler, die keinen Ton herausbekommen: Die Vollplaybacktheater-Spektakel sind nicht nur etwas für ausgemachte Hörspiel-Freunde. Denn die Truppe verwurstet Hörspielfragmente, Geräusche und Musik zu eigenständigen Persiflagen (und zugleich Hommagen), hinzu gesellen sich andere prominente Hörstücke aus TV- und Filmgeschichte. Da ihnen das Sprechen abgenommen wird, können die Schauspieler sich umso mehr ihrer exaltierten Darstellung der überzeichneten Charaktere hingeben. Hier ist nichts ernst, aber alles urkomisch. Foto: Daniela Landwehr/diebildhauer.de bis 26.11. I Mi/Do 17-20, Fr 17-19, Sa 13-16 Uhr GRÖLLE PASS:PROJECTS JÜRGEN PALMTAG Der 1951 in Schwenningen/Neckar geborene Jürgen Palmtag ist von Haus aus begnadeter, leidenschaftlicher Zeichner. Er verbindet collagenartig unterschiedliche Motivwelten, die grafisch erfasst sind, fügt noch Text in einer kruden Staksigkeit hinzu und unterläuft spätestens jetzt alle potentielle Eindeutigkeit. Seine in einen farbigen Grund getauchten Bilder sind Tummelplätze des Ereignens, reich an Schlagworten, Allgemeinplätzen, die anverwandelt und in neue, erzählerische Kontexte gestellt werden. Infos: 0173 26 11 11 15 So 27.11. I 16 Uhr HISTORISCHE STADTHALLE Wuppertal PRISMA-QUARTETT: SAITENSPIEL II fest: Möglichst abwechslungs- und ideenreich soll das Programm sein. Zu ihrem Konzert in der Stadthalle haben sie Stücke von Mozart, Bartók und Mendelssohn Bartholdy ausgewählt. Foto: Janine Kühn bis 14.02.2012 I Di-So 11-18 Uhr VON DER HEYDT-KUNSTHALLE Wuppertal-Barmen DEAD_LINES Vier junge Musiker finden zusammen, um sich der StreichquartettLiteratur von ihrem Beginn bis in die Neuzeit zu widmen und so Streichermusik in all ihrer Vielfalt darzustellen. Besonders die zeitgenössische Musik hat es ihnen dabei jedoch angetan. Eines steht bei der Auswahl der Konzertstücke jedenfalls immer 30 Thema ist der Umgang mit dem Tod – dem eigenen Tod und dem Tod der Anderen – in heutiger Zeit. An die Stelle einer Verdrängungskultur ist der offensive Umgang mit dem Tod getreten, der sich in den öffentlichen Medien und in Videos und der Werbung tagtäglich widerspiegelt. Die Ausstel- auswahl service VERLOSUNGS-BOX lung geht dem anhand des gängigen Kunstbetriebs nach und zeigt Werke aus den unterschiedlichen künstlerischen Medien u.a. mit Jake & Dinos Chapman, Lucinda Devlin, Andres Serrano und Dirk Skreber. Sie ist eine Kooperation mit der Stadt Remscheid, wo der zweite Teil der Ausstellung bis zum 8. Januar zu sehen ist. Infos: 0202 563 62 31 The Future: Sophie und Jason sind ein Paar um die 30. Sie vertrödeln ihre Zeit im Internet, scheitern an ihren Ängsten, hassen ihre Jobs. Um der Tristesse des Alltags zu entkommen, wollen sie bald einen verletzten Kater adoptieren. Ob der nun nahenden Verantwortung und des drohenden Verlusts ihrer Freiheit möchten sie die Zeit bis dahin noch einmal richtig nutzen: Einmal die Träume verwirklichen, die Welt retten oder zumindest ein paar Tänze auf Youtube veröffentlichen … Doch die kommenden Ereignisse sollen ihr Leben komplett auf den Kopf stellen. „The Future“ ist ein sensibles, schräges und zärtliches Portrait der Generation 30+ und überzeugt durch seine fantasievollen, fast magischen Momente (s. Kritik S.13). Ab dem 27.11. ist der Film in den Kinos zu sehen. engels verlost 3x2 Kinokarten, 3 Bücher und 3 Hörbücher („Zehn Wahrheiten“ von Miranda July). E-Mail bis 5.11. an [email protected], Kennwort: Future ZUSAMMENGESTELLT VON THOMAS HIRSCH, MAREN LUPBERGER UND INGA SELCK AKTUELLE EMPFEHLUNGEN AUCH UNTER: WWW.FACEBOOK.COM/ENGELSKULTUR Action Tragikomödie Expressionistisch Tragikomödie Expressionistisch Nouvelle V SSchwarzweiß h Farbe 3DNew Hol Western We Wes West este Lieb LLiebe KinderHistorie Krieg Stumm Schwarzweiß Anima Anim Western ern Abenteuer Expressionistisch essionistisc Western Italienischer usAAntikrieg Farbe Neorealismus 3D n Heima Heimat Monumental Monume alErotik Historie ThrillerLiebe Nouvelle Vague Stumm Mysstery Myster Mystery stem noirIn ster Independent d dent New Hollywood d FFant Fantasy tasy t ta y or Katas Katastrophen strophen t p phen h Expressionistisch Ju Schwarzweiß Schwar AnimationJJugend Liebe Farbe Realismus Poetis Kinder Tragödie Ab tWestern uerrPoetischer 3D Abenteu KAction Antikrieg Krimi AutorenTrick Auto Historie Science-Fiction Th Liebe Thriller Erotikk Heimat Krieg Film noir n Stumm no Hor Horror Ho Animation Trag Animatio Expressionistisch Expression Kinder Western Tragödie Komödie Tr Heimat AAntikrieg Trickk 3D Drama Dr ma Komödie Ko 3 3D D Tragödie Liebe Komödie KKo Kom diee komödie ie Melodrama Melodram o odra od Komödie Action AAct ct n Tragödie Action ion n Science-Fiction Katastrophen Fantasy Fam Komödie ödie Tragikomödie Tragi g Neoreal Italienischer FFantasy Jugend Katastrophen Italienischer talienischer ennischer enischer is err Familie Neorea Ne Neorealis e iliealismus Monumental Nouvelle Vague Abenteuer enteuer Monum Mon Monu Krimi Nouvelle Vague gue ue ik IndependentFrrauen Erotik Film Independent Independe drau FFra auuen Hollywood Film m nnoir New Ne ew H Hollywood Hollywo Holly Holl y noirdNewIndependen HHorror warzwe SSchwarzweiß chwarzwe h weiß we iß Tragödie TragödieP Poetischer Po ti Realismus smus us Poetischer etischer tische Realismus Farbee 3DDFarb Melodrama Action Act 3D Autoren Aut Melodrama LLieb Li ebe Stumm Stum mm öLie ddie ietumm Action Autoren Kri KKr rrieg ri Tragikomödie Li b Anim mation ma n ie Tragikomödie rnn Krieg Animation Antikrieg Antik Trickk mat Familie Western Antikrieg Heimat Jugendd Frauen Jugend Expressionistisch Der ganz normale Wahnsinn – Working Mum: Babybrei und Businesskostüm, Kindergeburtstag und Karriere: Kate Reddy (Sarah Jessica Parker) steht dauernd unter Strom. Als Kate ein großes Projekt übertragen wird, gerät ihr ausgeklügeltes System komplett aus den Fugen. Und dass ihr neuer Business-Partner Jack Abelhammer (Pierce Brosnan) so unverschämt charmant und gutaussehend ist, macht die Situation auch nicht gerade leichter … Eine Komödie voller witziger, schlagfertiger und ironischer Dialoge, die mit Starbesetzung brillant in Szene gesetzt wurden. Ab dem 17.11. ist der Film in den Kinos zu sehen. engels verlost 3 Romane. E-Mail bis 17.11. an verlosung@ engels-kultur.de, Kennwort: Wahnsinn KINO Alle Filme, alle Kinos, alle Termine, Interviews und Links: engels-kultur.de facebook.com/engelsKultur IMPRESSUM Herausgeber: engels Verlag Joachim Berndt, Büro Köln Maastrichter Str. 6-8, 50672 Köln E-Mail: [email protected] Tel. 0221 272 52 60, Fax: -88 Redaktion: Linda Hoemberg, Inga Selck (v.i.S.d.P.) Mitarbeit an dieser Ausgabe: Frank Brenner, Dagmar Kann-Coomann, Lutz Debus, Valeska von Dolega, Hartmut Ernst, Rolf-Rüdiger Hamacher, Thomas Hirsch, Klaus Keil, Kim Ludolf Koch, Thomas Linden, Maren Lupberger, Christian Meyer, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Frank Michael Rall, Sebastian23, Christian Steinbrink, Olaf Weiden, Hans-Christoph Zimmermann, Andreas Zolper Die letzten Tage der Emma Blank: Eine rabenschwarze Komödie des niederländischen Kultregisseurs Alex van Warmerdam: Wie viele Erniedrigungen ist ein Mensch bereit zu ertragen? Wie weit senkt die Aussicht auf ein stattliches Erbe die persönliche Schmerzgrenze? Emma Blank wird bald sterben. Ihre letzten Tage verbringt sie umgeben von ihren Bediensteten. Dabei wird sie nicht müde, das Personal mit abstrusen Forderungen zu drangsalieren. Und dennoch setzen die Angestellten alles daran, es Emma Blank recht zu machen – denn niemand möchte seinen Platz im Testament gefährden. Doch dann wendet sich das Blatt … Ab dem 2.12. ist der Hit des Fantasy Filmfest 2010 im Handel erhältlich. engels verlost 2 DVDs. E-Mail bis 30.11. an [email protected], Kennwort: Emma Blank Grafik: Michael Hennemann, Lena Hensel, Katharina Olma Anzeigenverwaltung: Berndt Media Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum www.berndt-media.de Tel. 0234-941910, Fax -9419191 Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Verbr. Auflage: 14.830 Ex. IVW III/2011 Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. 31 FREUND WENN EIN MICH BRAUCHT, BIN ICH DA. WENN ES UM MEINE BERUFLICHE ZUKUNFT GEHT, IST MEIN TEAM FÜR MICH DA. NS KOMM I TEANMFT ZUKU DE N - GUT. ICH - BI Glaube an dich und an das, was du kannst. Wir zeigen dir als Teampartner Ausbildungswege, die zu deinen Stärken passen. Gemeinsam mit dir sind wir das Team Zukunft und unterstützen dich von der Bewerbung bis zur Abschlussprüfung. DIE BERUFSBER ATUNG Agentur für Arbeit Wuppertal Hünefeldstr. 3-17, 42285 Wuppertal [email protected]