super-hypochonder - trailer
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April 2014 SUPER-HYPOCHONDER DAS SCH’TIS-DREAMTEAM IST ZURÜCK! www.super-hypochonder.de www.trailer-ruhr.de -ruhr.de Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW. empfehlen | weitersagen | kommentieren Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM. trailer-Thema. Kino. 5 ENERGIEWENDE Die Energiewende im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie 6 Thementexte Franz Alt über die Bremser der Energiewende Ein Team der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum möchte Untertage Speicherkraftwerke einrichten Bühne. 9 Auftritt Als das Unglück begann. Konstanze Lauterbach inszeniert „Medea“ von Euripides am Essener Grillo 10 Ebertbad/Theater Oberhausen 11 Premiere Christian von Treskow inszeniert ein letztes Mal im Opernhaus 12 culture clubs - FRiNGE Festival/Figurentheater 13 Komikzentrum Ruhr Weise Hofnarren von heute Theater Ruhr Laura Naumann am Schauspielhaus Bochum 14 Theater Duisburg/Schauspiel Essen 15 Theater Ruhr u.a. „Das Gartenhaus“ im Theater Oberhausen 17 Prolog FRiNGE Festival in Recklinghausen 18 Theaterkalender Ruhr Kultur in NRW. überregional 16 Tanz in NRW 17 Oper in NRW 35 Popkultur in NRW Improvisierte Musik in NRW 40 Kunst in NRW Musical in NRW Theater in NRW BÜHNE Foto: Uwe Stratmann Premiere 11 trailer + trailer-ruhr.de Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund 20 21 22 23 24 25 cluture clubs – Kino-Oper/Kino-Café Film-ABC/Vorspann Film des Monats – „Nymphomaniac 2“ KritikerspiegelRuhr/Kino-Kalender Ruhr Film-Kritik Roter Teppich John Hurt in „Snowpiercer“ 27 Gespräch zum Film Jakob Lass über „Love Steaks“ 29 Hintergrund – „Super-Hypochonder“ 32 Foyer „Nymphomaniac 2“ Franz Alt Foto: Bigi Alt Premiere 11 Der Schauspielintendant der Wuppertaler Bühnen, Christian von Treskow, inszeniert seine letzte Premiere im Opernhaus: Shakespeares „Viel Lärmen um nichts“. Christian von Treskow Literatur. 36 Literatur-Kalender Ruhr Musik. Foto: Dorien Thomsen Film 25 Der Schauspieler John Hurt sprach mit trailer über seine Rolle in dem neuen Film „Snowpiercer“, das Science-Fiction Genre und seine zahlreichen Leinwandtode. John Hurt 34 Kompakt Disk Kunst. 37 kunst & gut Abstrakte Malerei in Recklinghausen 38 RuhrKunst 39 Sammlung Der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball 40 Kunstwandel 41 Kunst-Kalender – Museumslandschaft NRW Film 27 Jakob Lass traf mit seinem Film „Love Steaks“ einen Nerv, und räumte bereits reichlich Nachwuchspreise ab. trailer sprach mit dem erfolgreichen Jungregisseur. Jakob Lass Foto: Andreas Müller trailer spezial. 4 Intro – „Kein runder Tisch“ 42 Magenbitter – „Die Hasen kommen“ 43 Auswahl – im April Veranstaltungs-Emfehlungen des Monats 47 Impressum KINO Thema 6 Journalist und Umweltaktivist Franz Alt über RWE, die Notwendigkeit der Energiewende und die politischen Kräfte, die diese bremsen. Film des Monats KINO 22 „Snowpiercer“ Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Roter Teppich KUNST 25 kunst & gut Ausstellungsansicht Kunsthalle Recklinghausen (Bilder von Thomas Bechinger und Ab van Hanegem), © Kunsthalle Recklinghausen, Künstler 37 Intro Juni 2009 Juni 2012 de www.trailer-ruhr. März 2013 www.trailer-ruhr.de www.trailer-ruhr.de Kino. Kultur. Ruhr. Kultur. KULTURKino.R .KINO.Ruhr. UHR. Europa gestalten. www trail www.trailer-ruhr. de September 2010 IM KUNSTMUSEUM BOCHUM REALITY CHECK IN EAST EUROPE MAI BIS 2. AUGUST 2009. VOM 23. NEUE BILDER EINER ANDAUERNDEN KAIRO. OFFENE MUSEUM FOLKWANG, ang.de EIN PAAR LINKER SCHUHE REVOLUTION STADT 2. MÄRZ – 5. MAI 2013 August 2013 NAM JUNE PAIK MUSEUM KUNST PALAST, DÜSSELD ORF 11.9. – 21.11.20 10 www.smkp.d e OFF THE ARTS NAL FESTIVAL INTERNATION BER - 30. SEPTEM 17. AUGUSTT www.museum-folkw E RUHRTRIENNAL ale.de www.ruhrtrienn WWW Nam June Paik, Mercury, 1991, © Nam June Paik Kunststiftung NRW, Düsseldorf Estate, New York, 2010, Foto: Sascha Dressler www.bochum.de/kunstmuseum www.traile r-ruhr.de DER NEUE THE BLIN www.the blingring. EIN FILM de November 2010 FILM MIT EMMA WATS ON G RING VON SOFIA („Lost in Translatio COPPOLA n“) www.trailer-ruhr.de ab 15.8. im Kino Mai 2013 www.trailer-ruhr. de KULTUR.K Europa gestalte n. INO.RUHR. www.traile r-ruhr.de Oktober 2010 DIE URAU FFÜH RUNG JEDE ME NGE KO GRILLO-TH HLE JOHNNY CASH IN BLACK THE MAN ESSEN THEATER IM RATHAUS PREMIERE: EATER ESSEN 2. OKTO BER hauspie l-essen. ER THEATER TAGE NRW 2013 www.stuecke. de 38. MÜLHEIM 11.-29. MAI www.sc STÜCKE www.theater-im-rathaus.de de 16.12.10 BIS 16.1.11 2014 – 10 JAHRE TRAILER-RUHR TEIL 2 Foto: Birgit Hupfeld Zum Jubiläum erreichen uns zahlreiche Glückwünsche. Sie sind uns Ansporn, auf dem bisherigen Weg weiter zu machen. „Lieber trailer! Herzlichen Glückwunsch zum zehnten Geburtstag! Das Ruhrgebiet ist eine Großstadt, wird aber nicht immer so wahrgenommen. Ihr tragt dazu bei, dass das anders wird. Vor uns liegt noch ein ziemlich langer Weg, also, bitte noch mindestens zehn Jahre so weiter machen. Foto: Thomas Aurin Herzliche Grüße, Peter Carp“ (Intendant Theater Oberhausen) „Liebes trailer-Team, Das Schauspielhaus Bochum gratuliert dem trailer zum 10-jährigen Bestehen! Als informatives und anregendes Stadtmagazin ist es ein zentrales Sprachrohr in der Medienlandschaft des Ruhrgebiets. Premierenbesprechungen stehen neben Geschichten aus dem Stadtgeschehen, Kinotipps neben politischen Diskussionen. Damit ist das Magazin auch immer ein konstanter und kritischer Begleiter des Schauspielhauses gewesen und hat die gesellschaftlichen Debatten, die die Region bewegen, gespiegelt und befruchtet. Alles Gute und auf die nächsten zehn Jahre!“ Foto: Presse Anselm Weber (Intendant Schauspielhauses Bochum und Team) „Liebes trailer-Magazin, es ist keinesweg einfach oder gar selbstverständlich in den volatilen Gefilden des Kulturbetriebs zu bestehen. Ein zehnjähriges Jubiläum ist daher bemerkenswert. Um so mehr, als sich in dieser Zeit das Heft vom Filmkunstmagazin zum kompetenten Begleiter durch die Ruhrgebietskultur entwickelt hat. Mutig in der Themenwahl und immer mit Blick über den Tellerrand hinaus, ist der „trailer“ inzwischen eine feste Größe in der regionalen Kulturbetrachtung. Gerade durch die Aufmerksamkeit gegenüber aktuellen gesellschafts- und kulturpolitischen Zusammenhängen, hat auch das Schlosstheater Moers in den vergangenen Jahren regelmäßig von dieser Entwicklung profitiert. Mit seinen Projektreihen und Inszenierungen hat es ebenfalls seit gut zehn Jahren ein Theaterkonzept etabliert, in dessen Zentrum die Verbindung künstlerischer und sozialer Initiativen liegt. Nach zehn Jahren kennt man sich. Man schätzt und respektiert sich. Das Team des Schlosstheater Moers gratuliert daher herzlich zum Erreichten und freut sich auch weiterhin auf spannenden Journalismus und engagierte Theaterkritik. Liebe Grüße, Ulrich Greb und das ganze Schlosstheater Moers“ Kein runder Tisch Die Fahne des Anstoßes. Foto: Lutz Debus Es waren die Tage, an denen man so gar nicht genau wusste, wie es in Kiew weitergehen würde. Ein unvorstellbar großes Blutbad auf dem Maidan war nicht auszuschließen. Da sah ich in der Fußgängerzone von DortmundHörde ein Taxi, an dessen Antenne eine ukrainische Flagge befestigt war. Ich fotografierte das Auto, stellte es auf meine Facebook-Seite als Zeichen der Hoffnung und löste damit einen digitalen Weltkrieg aus. Zunächst begann es mit ein paar „Gefällt mir“-Bekundungen. Dann aber wurde kommentiert. Ich mache mich zum nützlichen Idioten von Obama und Merkel, unterstütze Antisemiten und Faschisten. Andere meiner virtuellen Freunde eilten herbei und attestierten den Kommentarschreibern, ewiggestrige Stalinisten zu sein, die ein despotisches Regime verteidigen. Geht doch nach drüben, war zu lesen. Die politischen Grabenkämpfe der westdeutschen Linken der 80er Jahre mit ihren hasserfüllten Beschimpfungen feierten Auferstehung, und plötzlich hatte ich ein Lied aus jener Zeit im Ohr: „Gott, wie viele Jahre schon wünsche ich mir einen alten großen runden Tisch, an dem die verschiedensten Menschen sitzen, und einer davon wär der Hüsch…“ Hüsch fehlt. Der Tisch auch. Und was hätte Hanns Dieter Hüsch zu der aktuellen Klimaschutzdebatte gesagt? Wahrscheinlich hätte er nichts dazu gesagt. Dabei könnte einem bei all den kreiselnden Bewegungen der amtierenden Regierung schon schwindlig werden. Unser Thema heißt deshalb ENERGIEWENDE. Als kleinen Kontrapunkt zum Ökothema begleiten wir die Kabarettistin LIOBA ALBUS bei ihrer Fahrt durch die Nacht, die in 1000 Metern unter Bottrop nicht nur dunkel ist. Ganz hell erscheint ein Engel am Schauspielhaus Bochum. RAUS AUS DEM SWIMMINGPOOL, REIN IN MEIN HAIFISCHBECKEN beschreibt eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, die durch himmlische Unterstützung vielleicht doch noch heilt. OMA WAR EINE SEERÄUBERIN behauptet ANDREA BEHNKE in ihrem neuesten Buch, gefüllt mit Geschichten über ganz junge und ganz alte Menschen. Weniger literarisch, weil frei improvisiert, aber vor allem lustig ist das Duo ULAN & BATOR das im Dortmunder Cabaret Queue gastiert. Bezüglich bildender Kunst werfen wir unseren Blick unter anderem nach Recklinghausen. Die Kunsthalle dort zeigt mit ihrer Ausstellung re:set – ABSTRAKTE MALEREI IN EINER DIGITALEN WELT Werke in Öl und Pixel. Und was gibt’s neues im Kino? SNOWPIERCER ist ein südkoreanischer Film, in dem JOHN HURT die Rolle des alternden Revolutionärs spielt. Südkorea und Revolution? Wir mussten also mit dem britischen Schauspieler reden, wie das zusammen passt. Bei der Tragikomödie A LONG WAY DOWN stehen Suizidale auf einem Hochhausdach Schlange. Wer es lieber ganz lustig und französisch mag, ist bei dem Streifen SUPER-HYPOCHONDER gut aufgehoben. Regisseur JAKOB LASS erzählt uns, wie er seinen neuen Film LOVE STEAKS mit bescheidensten materiellen Mitteln und viel Freude drehte. Die biographische Erzählung YVES SAINT LAURENT beleuchtet das Liebesleben und die Zerbrechlichkeit des berühmten Modedesigners. Alles sehenswert. LUTZ DEBUS Foto Inhaltsverzeichnis: Mona Schulzek 4 Thema Lange Leitung für Kohle? Foto: Amélie Kai Vorweggehen oder Weggehen? – Die Energiewende im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie Vom strahlendblauen wolkenlosen Himmel scheint Fall das eigene Land nun in der Bringschuld seien. die Sonne, das Thermometer zeigt gut 20 Grad. Im Die jährlich stattfindende UN-Klimakonferenz beT-Shirt sitzt ein älterer Herr Anfang März vor der schließt regelmäßig die Vertagung der Problemitalienischen Eisdiele und schaufelt einen riesigen lösung. Im vergangenen November in Warschau Fruchtbecher in sich hinein. „Herrlich, diese Erder- legte die Staatengemeinschaft fest, dass die Erde wärmung“, feigst er. Auch die Passanten wirken sich nur noch um weitere zwei Grad Celsius erwärmen dürfe. Basta! Nur, alle gut gelaunt. So trailer-Thema im April: wer soll Maßnahmen einfach aber ist es nicht zum Klimaschutz ummit dem Klimawandel, Bei der Energiewende Gas geben - und für Stromspitzen setzen? Deutschland gibt seine Begleiterin modernste Gaskraftwerke? Demonstrationen warnen galt global und auch zu bedenken. Im vervor einer Kehrtwende. Was macht die Politik aus dieser europäisch lange Zeit gangenen Jahr lag noch Zukunftsfrage und wie leben wir sie selbst? als mutiger Vorreiter Anfang April Schnee. Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter: in Sachen Klimaschutz. Man könne sich auf das choices.de/thema + engels-kultur.de/thema Die deutsche Blockade Wetter eben überhaupt nicht mehr verlassen. Recht hat sie. Wer den Kli- von Beschränkungen für die Automobilindustrie in mawandel auf einen einfachen Temperaturanstieg der Europäischen Union schadete diesem Image. reduziert, verkennt, wie vielgestaltig die Auswir- Und seit in Berlin die Große Koalition regiert, kungen des Karbonzeitalters auf unseren Planeten unterliegt der Klimawandel einem Imagewandel. sind. Manche Klimamodelle gehen sogar davon Propagierte die SPD vor den Wahlen noch die aus, dass es in Mitteleuropa kühler wird, weil die weitere Förderung regenerativer Energien, so war schmelzenden Eismassen des Nordpols den Golf- nach Auszählung der Stimmen nicht mehr viel dastrom nach Süden driften lässt. Aber es gibt noch von übrig geblieben. Die Grünen fielen mit ihrem andere Unbekannte bei der Klimaprognose für die dürftigen Wahlergebnis als Koalitionspartner aus. nächsten Jahrzehnte. Was geschieht, wenn durch Die FDP hingegen, die aus dem Bundestag flog, fiel die Erwärmung der Permafrostgebiete in Sibirien, für die Energiekonzerne als Lobbyvertreterin aus. Kanada und Alaska große Mengen von Kohlendio- Noch im Oktober wurde die bei den Koalitionsverxid in die Atmosphäre gelangen? Welche Auswir- handlungen für Energiepolitik zuständige Sozialkungen haben Rußpartikel, die sich vermehrt auf demokratin Hannelore Kraft zu den Stromoligarpolarem Schnee absetzen und diesen noch schnel- chen geladen. Was man ihr hinter verschlossener ler schmelzen lassen? Oder wird durch die Erder- Tür offenbarte, blieb geheim. Danach aber redete wärmung mehr Wasser verdunstet und es kommt sie nur noch davon, dass die Energiewende wirtzu Regen in trockenen Regionen, zu blühenden schaftsverträglich gestaltet werden müsse. Mit Wüsten? Klimaforscher können nur wage Progno- wirtschaftsverträglich meinte sie nicht die Fördesen formulieren. Klar ist nur, dass in den nächsten rung der Handwerksbetriebe, die Anlagen zur GeJahrzehnten die Klimaextreme zunehmen werden. winnung regenerativer Energien installieren, oder Einig sind sich die Politiker der Welt, dass etwas die deutsche Solar- oder Windenergiebranche, gegen den weiteren Ausstoß von Kohlendioxyd die seit Monaten kriselt, sondern die Rettung von unternommen werden soll. Einig sind sich die Poli- RWE, EON, Vattenfall & Co. tiker auch, dass andere Länder und auf gar keinen Der heimische Energieriese RWE scheint nun tat- Energiewende 5 sächlich Unterstützung von staatlichen Stellen zu benötigen. Anfang des vergangenen Monats musste er eine Jahresbilanz veröffentlichen, die die schlechteste seit 60 Jahren ist. Statt der sonst satten Gewinne und Dividenden verzeichneten die Stromer aus Essen einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Der Konzern leidet unter dem Preisverfall an den Strommärkten. Zwar wird der Strom für den Verbraucher immer teurer, für den Einkäufer aber wegen des Überangebots immer billiger. Diese paradoxe Entwicklung, die den Grundsätzen der Marktwirtschaft widerspricht, hat einen recht banalen Grund. Großkraftwerke schreiben tiefrote Zahlen oder müssen schlichtweg eingemottet werden, weil sie keiner mehr braucht. Dabei protestiert die Umweltbewegung schon seit Jahren vergeblich gegen den Bau neuer Großkraftwerke. Die Energiekonzerne hätten auf die Bedenkenträger nur hören müssen. Nun müssen sie neuwertige Kraftwerksblöcke abschreiben. Nicht auszudenken, welches Überangebot an Strom wir hätten, wenn nicht nach Fukushima etliche Atomkraftwerke vom Netz gegangen wären. Die Stromwirtschaft indes verlangt vom Staat nun Bares. Wegen dem forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien seien die Großkraftwerke nicht mehr rentabel. Um in Zeiten von Windstille und bewölktem Himmel die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, dürften sie aber nicht vom Netz genommen werden. RWE-Chef Peter Terium verwendete auf der Bilanz-Pressekonferenz einen plastischen Vergleich. „Die Feuerwehr wird ja nicht nur dann bezahlt, wenn sie einen Brand löscht.“ Bleibt nur zu ergänzen, dass die Feuerwehr in der Regel keine Aktiengesellschaft ist. LUTZ DEBUS Aktiv im Thema www.footprint-deutschland.de www.germanwatch.org/de www.koeln-spart-co2.de Thema „Gabriel ist ein Erzengel für die Kohle“ Welches Land das Land schafft! Foto: Francis Lauenau Franz Alt über die Bremser der Energiewende trailer: Herr Alt, ist die Energiewende bei der mehr, wenn ich eine Solaranlage auf mein Dach montiere. Ich brauche nur einen Handwerker, der Großen Koalition in Berlin in guten Händen? Franz Alt: Manchmal habe ich den Eindruck, Wirt- sein Handwerk versteht. schaftsminister Gabriel ist eher ein Erzengel für die Die Energiewende ist noch zu Kohle als dass er für erneuerbare „Wer nichts begreift, wird retten? Energien streitet. Gabriel will, dass die erneuerbaren Energien abgewählt. Das ist der Charme Angela Merkel hat recht, wenn der Demokratie.“ sie die Klimapolitik zur Überlein diesem Jahr um 0,3 Prozent bensfrage der Menschheit erklärt. wachsen. Wenn er dieses Tempo beibehält, braucht er für die Energiewende 200 Sie ist übrigens die einzige Regierungschefin der Jahre. Wenn eine große Klimakatastrophe ver- Welt, die vernünftige Konsequenzen aus Fukushihindert werden soll, dann müssen wir aber in 30 ma gezogen hat. Das Hauptproblem sehe ich bei Jahren völlig auf erneuerbare Energien umgestellt Herrn Gabriel. haben. Ist die CDU also ökologischer als die SPD? RWE scheibt seit Jahrzehnten zum ersten Mal Die SPD ist die alte Kohlepartei. In Sachsen-Anhalt, wieder rote Zahlen. Ist daran nicht die Energie- Brandenburg und Nordrhein-Westfalen gibt es ergiebige Braunkohlereviere. Die großen Landeswende schuld? Wer die Zukunft verschläft, hat keine. Das war im- verbände der SPD sind klassische Kohlelandesvermer schon so in der Geschichte. Die Schreibmaschi- bände. Es ist doch kein Zufall, dass mit Wolfgang nenhersteller erkannten nicht, was Computer und Clement und Werner Müller zwei ehemalige SPDInternet bedeuten. Heute gibt es Schreibmaschi- Wirtschaftsminister inzwischen bei der Energienenhersteller nicht mehr. Ich brauche RWE nicht wirtschaft ihr Geld verdienen. Die haben gut vorge- sorgt. So machen das Wirtschaftsminister immer. Vielleicht hat Siegmar Gabriel ähnliche Pläne. Wird es in drei Jahren die Große Koalition überhaupt noch geben? 80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für die Energiewende. Wenn die jetzige Regierung die Energiewende ausbremst, dann bekommen wir als nächstes eine schwarz-grüne Regierung. Wer nichts begreift, wird abgewählt. Das ist der Charme der Demokratie. INTERVIEW: LUTZ DEBUS Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/thema ZUR PERSON Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Umweltaktivist. Foto: Bigi Alt Stromabwärts Ein Team der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum möchte Untertage Speicherkraftwerke einrichten Eigentlich bräuchte das Ruhrgebiet Berge. In den Die Idee eines untertägigen Pumpspeicherwerkes Alpen lassen sich aufgrund der starken Gefälle in (UPSW) besteht darin, das untere Speicherbecken den Tälern Pumpkraftwerke einrichten. Aber wen in die vorhandenen Anlagen des Steinkohlebergsollen sie versorgen? 40 Prozent der Alpen sind baus zu verlegen und das obere Becken an der kaum oder gar nicht bewohnt. Im Ruhrgebiet da- Erdoberfläche zu installieren. „Dadurch würden Fallhöhen bis zu 1.200 Meter gegen leben über fünf Millionen „Fallhöhen bis zu 1.200 Meter aktiviert, die ein erhebliches Einwohner auf 4.435 Quadratweisen ein erhebliches energeenergetisches Potential aufkilometern. Und der Wengeberg tisches Potential auf“ weisen“, so Niemann. „Bis zum bei Breckerfeld wirkt mit seinen 441 Metern gegenüber der Zugspitze eher wie ein politisch gewollten Ende des Bergbaus 2018 sind Maulwurfshügel. Aber konventionelle Pumpspei- die Anlagen offen, bevor der dauerhaft einwircherwerke benötigen eben ein oberes Speicher- kende Gebirgsdruck sie wieder verschließt.“ Denn becken auf einem Berg und ein unteres Speicher- hier liegt die Krux: Die Strecken müssen noch in becken im Tal. Die Höhendifferenz wird genutzt, Benutzung sein. Bereits stillgelegte sind schon um Energie bei Überangebot zu speichern und im verfallen, und auch bei Verwendung der aktuell Bedarfsfall wieder abzugeben. Doch was wäre, noch genutzten Zechen ist der Kostenaufwand wenn man das Flachland als Berg nimmt und das immens. „Nur im aktiven Bergbau ist bekannt, Tal einfach unter Tage verlegt? Die nötige Infra- wie es genau um die einzelnen Elemente bestellt struktur findet man im Kohlebergbau. Sagt sich ist“, so Niemann, „in den stillgelegten werden zumindest ein Team von Wissenschaftlern und die Strecken zurückgebaut, verwertbare Teile Ingenieuren aus dem Bergbau unter der Leitung abgebaut und die Schächte wieder verfüllt. Der von Prof. Dr.-Ing. André Niemann vom Institut Erkundungsaufwand käme einer Neuerkundung für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der UDE. gleich.“ Daher konzentriert sich sein Projekt auf 6 zwei Bergwerke der RAG, die Zechen Auguste Victoria in Marl und Prosper Haniel in Bottrop. Die wirkliche Herausforderung sei, dass die darunter liegenden Erdschichten dauerhaft tragen. Niemann: „Der Bergbau war ausgelegt auf eine temporäre Nutzung, hier würde man eine dauerhafte Anlage betreiben wollen. Dieser Ausbau ist es, der richtig Geld kosten würde.“ Obendrein erfordern die Speicherwerke selber einen höheren Energieaufwand, als sie wieder hergeben – aber sie können eben den Überschuss aus Wind- und Solarenergie speichern für windstille und wolkige Tage. Der geht sonst verloren. „Doch aktuell würde wohl niemand dafür investieren“, räumt Niemann ein. Dafür fehlen die politischen Rahmenbedingungen. Derzeit befindet sich das Projekt daher auch noch in der Phase der Machbarkeitsstudie. Immerhin: Umfragen zeigten, dass die Bevölkerung solchen Speicherwerken offen gegenüber steht – sie sind schließlich unsichtbar und stehen nirgends in der Landschaft herum. KLAUS BUNTE Über Tage Unter Tage verborgen existiert eine Gemeinschaft der Kumpels - aber nur noch bis 2018, Foto: Francis Lauenau Glückauf, aber nicht mehr lange Kabarettistin Lioba Albus besucht die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop Die Unterhose aus Feinripp mit Eingriff ist hell- gesagt. Wir machen keine Show. Hier ist alles live.“ grau, groß, gebraucht aber frisch gewaschen. Lio- Den Besuchern ist aber auch ohne den Kohlehoba Albus hat in ihrem Berufsleben schon manches bel die Situation spannend genug. Auf den Knien Kostüm benutzt, solch eine Hose trug sie noch nie. krabbelnd bewegt sich die Gruppe vorwärts. Heiße, Aber was sein muss, muss sein. Synthetische Un- feuchte, staubige Luft macht das Atmen schwer. terwäsche könne durch Funkenbildung bei elektro- „Hier ist der sicherste Ort auf der ganzen Zeche“, erklärt Uwe. Unter dem Stemstatischer Entladung Untertage pel, dessen Hydraulik viele eine Explosion verursachen, „Mit etwas Verlegenheit auf wird die Kabarettistin be- beiden Seiten verabschieden sich Tonnen Gewicht tragen kann, ist gut ein Meter Platz. Stehen lehrt. Auch graues Unterhemd, die fast schwarzen und die fast ist nicht. Zum Greifen nah ist blau-weiß gestreiftes Hemd, weißen Menschen voneinander“ die schwarzglitzernde Kohle. Arbeitshose, Jacke, Halstuch, Wollstrümpfe und schwere Stiefel werden von der Das geplante Fotoshooting aber muss ausfallen. Ruhrkohle-AG für die unterirdische Betriebsbe- Der Mann von der Presseabteilung, der mit einer sichtigung gestellt. Und bei der Materialausgabe luftdicht verpackten Spezialkamera die Gruppe gibt es noch einen Gürtel mit Atemgerät und Bat- begleitet, flucht. Der plötzliche Temperaturanstieg terie, Knie- und Schienbeinschutz, Ohrenstöpsel, hat die Linse der Kamera beschlagen lassen. Den Schutzbrille, Lampe und Helm dazu. Dann geht es Besuchern ist es aber gar nicht so wichtig, jetzt fohinab in die Nacht. Der Korb fährt sanft an. Kaum tografiert zu werden. Von Ferne hört man Schmiezu glauben, dass er in knapp drei Minuten die degeräusche. „Die Kette ist bald wieder heil. Wollt 1000 Meter bis auf Sohle 6 zurücklegt. Uwe vom Ihr so lange noch bleiben?“, fragt Uwe. Nein, will Bergwerk Prosper-Haniel, der den Gästen die Ze- man nicht. che zeigen soll, gibt eine Unterweisung. „Wir sind jetzt Untertage. Wir sind also nicht mehr Herr und Der Schweiß rinnt aus allen Poren. Wieder im StolFrau Soundso sondern Kumpel und Kumpeline.“ len stehend, begegnen die Besucher einer Gruppe Schüchtern wirkendes Schmunzeln mit gespielter von Bergmännern. Fast ganz weiß sind die BesuStrenge in Richtung Lioba Albus wird sein Marken- cher, fast ganz schwarz die Kumpels, manche nur zeichen an diesem Tag. „Wir sind jetzt per Du. Wir im verschwitzten Unterhemd. Übertage und auf halten in jeder Situation zusammen. Ihr hört auf der Bühne ist Lioba Albus eine Quasselstrippe. Hier passt sie sich dem kargen Sprachcode an. „Schwemich. Immer.“ re Arbeit?“ „Jau!“ „Wie lange noch?“ Auf die Frage Dann besteigt die Reisegruppe den Zug. „Unser bekommt sie von zwei Bergleuten unterschiedliche Intercity-Express“, scherzt Uwe. Die verbeulten Antworten. „Vier Stunden.“ „Vier Jahre.“ Mit etwas Blechdosen auf Rädern bieten pro Abteil vier Sitz- Verlegenheit auf beiden Seiten verabschieden sich plätze. Eine halbe Stunde tuckert die Diesellok die fast schwarzen und die fast weißen Menschen durch den Stollen. Dann geht es nur noch zu Fuß voneinander. weiter, recht steil bergab. „Na, warm?“, fragt Uwe. „Schon!“, antwortet Lioba Albus. „Dabei ist das von Übertage wartet eine heiße Dusche und dann in der Luft her hier noch Sauerland. Das wird erst einem kargen Besprechungsraum Möhrensuppe warm, wenn wir Vorort sind“, entgegnet Uwe. Und mit Würstchen, dazu alkoholfreies Pils. Auf der eidann ist man tatsächlich angekommen: Vorort. Das nen Seite des Raumes hängen Mannschaftsbilder Donnern und Fauchen, erst nur aus der Ferne zu von Schalke 04, auf der anderen Seite welche hören, wird immer lauter. Plötzlich nur noch Stille. vom BVB. Uwe erzählt, dass im Dezember 2018 „Scheiße, Kettenriss!“ tönt es aus der Dunkelheit. Prosper-Haniel als letztes Steinkohlebergwerk Uwe kratzt sich ärgerlich am Nacken. „Das ist jetzt Deutschlands stillgelegt wird. Die Bundesregierung blöd. Wir wollten Euch den Abbau mit dem Koh- wolle keine weiteren Kohlesubventionen mehr leilehobel zeigen. Geht aber nicht. Ich hab ja schon sten. Ein Wiederanfahren des Betriebes sei nicht 77 möglich, wenn eine Zeche erst einmal stillgelegt ist. Dabei sei es in politisch unsicheren Zeiten doch wichtig, heimische Energieträger nutzen zu können. Natürlich, das leuchtet Lioba Albus ein. Auch, dass die Importkohle, die ab 2019 ausschließlich die heimischen Kraftwerke befeuert, unter teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen gefördert wird. Seit 1993 gab es im Steinkohlebergbau in Deutschland keine Unglücke mit Toten. In den Ländern, aus denen nun die billige Exportkohle bezogen wird, aus Bolivien, China und Russland hingegen sind Schlagwetterexplosionen mit dutzenden, zum Teil hunderten Toten, an der Tagesordnung. Der Kabarettistin leuchtet das ein: „Der Konsument bevorzugt inzwischen fair gehandelten Kaffee, fair gehandelte Kohle hingegen gibt es nicht.“ All die wirtschaftspolitischen Argumente erscheinen in dem kleinen Raum neben den Besucherduschen schlüssig. Uwe erntet bei den Gästen Kopfnicken. Wichtig ist Lioba Albus aber ein anderer Aspekt. „Die Gemeinschaft Untertage gibt es nirgendwo anders.“ In anderen Branchen zähle der Egoist. Hier sei man füreinander verantwortlich. „Wir haben eine so große Sehnsucht nach Helden, weil es sie im wirklichen Leben nicht mehr gibt, höchstens noch hier.“ Lioba Albus deutet auf die Mannschaftsbilder an der Wand. „Der Fußball versucht, eine ähnliche Geschichte zu erzählen. Einer für alle, alle für einen.“ Jene Geschichte, schaut man auf den Spielerparkplatz vor dem Trainingsgelände, sei aber nicht immer glaubwürdig. Die Kabarettistin bringt es auf den Nenner: „Ihr werdet der Gesellschaft fehlen.“ Zum Abschied bekommt jeder Besucher noch einen Kohleklumpen, auf einem Holzsockel geklebt, geschenkt. „Schöne Grüße von der Lehrwerkstatt. Für auf den Nachtisch.“ Mit kräftigem Handschlag verabschiedet sich Uwe von den Besuchern am Zechentor. „War schön mit Euch. Glückauf!“ LUTZ DEBUS Serie „Über Tage“: „Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailer-ruhr begleitet streitbare Menschen im Ruhrgebiet. Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/ueber-tage Blütenträume 3. bis 20. April Das Erfolgsstück von Lutz Hübner mit Saskia Valencia, Claudia Rieschel, Peter Altmann und anderen Nicht verpassen! Theater im Rathaus Porscheplatz 1, 45127 Essen Karten: 0201 / 24 55 55 5 GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: HANS JÜRGEN LANDES prinz regent theater www.theater-im-rathaus.de APRIL 2014 ATMEN von Duncan Macmillan Premiere am 25. um 20.00 h Weitere Vorstellung am 27. um 19.00 h ICH KÖNNTE AUSRASTEN, ABER ICH KANN MICH NICHT BEWEGEN. PETER UND DER WOLF / MAX UND MORITZ von Sergej Prokofieff / Gisbert Näther am 11. und 12. um 19.30 h IPHIGENIE AUF TAURIS von Johann Wolfgang von Goethe am 1. und 2. um 20.00 h „KUNST“ von Yasmina Reza · am 4., 5. und 30. um 20.00 h ANNA KARENINA von Armin Petras nach Leo Tolstoi am 9. um 19.30 h OTHELLO von William Shakespeare · am 16. um 19.30 h MUSIK IM FOYER: SUNDAYNIGHT IN BO am 6. um 20.00 h www.prinzregenttheater.de Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter: Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: [email protected] Aus: RAUS AUS DEM SWIMMINGPOOL, REIN IN MEIN HAIFISCHBECKEN Uraufführung von Laura Naumann Regie: Malte C. Lachmann SCHAUSPIELHAUS BOCHUM TEL. 0234 / 33 33 55 55 • WWW.SCHAUSPIELHAUSBOCHUM.DE Auftritt Wie tief muss die Schmach sitzen, dass eine Mutter ihre eigenen Kinder opfert? Foto: Thilo Beu Die Irrwege in der Fremde Als das Unglück begann. Konstanze Lauterbach inszeniert „Medea“ von Euripides am Essener Grillo Medea lebt in den Slums von Korinth. Keine Mauern, keine Fenster, keine Liebe mehr. Was sie am Leben hält, ist der blanke Hass gegen Jason, den Geliebten, dem sie half in der Heimat das goldene Vlies zu rauben. Die Regisseurin Konstanze Lauterbach hilft dem griechischen Mythos in Essen verhalten in die Gegenwart, insbesondere stehen die Frauen in ihrer Inszenierung gemeinsam im Scheinwerferlicht, die Männer machen das, was sie immer machen, große Politik im Schatten der Mauern. Die große Klammer bleibt Medea, die Hexe aus Kolchis, die Illegale, offiziell nur Asylantin, die nun, da ihr Ehemann Jason lieber die Königstochter heiraten will, zur Ausgestoßenen, zur Ausgewiesenen wird. Eine Rückkehr ist ihr verwehrt, verriet sie doch den Vater und tötete den Bruder. „Kein Unglück ist größer, als aus der Heimat verbannt zu sein.“ Doch am Ende triumphiert sie, jetzt Mörderin der königlichen Nebenbuhlerin, ihrer Kinder, des Herrschers selbst, Zerstörerin des Staates Korinth und seiner unheiligen Gesetze. me. Oder sollte der Rassismus eher ein historischer Tatbestand im Umgang der Völker untereinander sein, der schon immer so bestanden hat? Gerade die Kausalität zwischen Machtstreben und dafür „über Leichen gehen“ und der eigenen „Auslegung“ von Legalität trägt die Inszenierung, die in vielen Passagen zwanghaft lehrreich wirkt und dafür viel Geheimnis opfert. Dafür geht Lauterbach den konsequenten Weg. Medea und ihr Korinther Frauenchor wollen nicht trauern, sie wollen Gerechtigkeit für ein Vergehen, das Jason begangen hat. Rührend wie er in Essen versucht, sein Handeln zu rechtfertigen, die Außenseiterin im Staate Kreons ausgerechnet zur Patchwork-Familie zu überreden. Für ihn ist die neue Heirat ein „logischer“ Weg, eben auch vorteilhaft für die Barbarin und ihre Kinder. Auf den Blickwinkel kommt es eben an, besonders wenn er männlich ist und alle Vorteile auf seiner Seite sieht. Kreon dagegen hat die Situation sehr wohl verstanden, die Schamanin ist eine immer latente Gefahr für die Polis und seine Führungsrolle. Ein Bleiberecht ist ausgeschlossen. Die Ausweisung also staatsmännisch logisch, aber eben auch ziemlich rassistisch, denn nach Ansicht der Griechen kommt Medea natürlich aus einem eher minderwertigen Land mit minderwertigen Mythen und Ritualen. So schleicht sich leise ein bisschen Gegenwart in die neue Euripidesübersetzung von Peter Krum- Und dann kommt das Finale, nachdem Janina Sachau die Figur der Medea bis an die tatsächliche Schmerzgrenze zwischen den schneeweißen YtongBausteinen ausgekostet hat. Noch hat der Korinther Frauenchor minimale Hoffnung auf ein Überleben der Kinder, kaum vorstellbar ist den Zivilisierten dieser letzte Schritt. Doch die zwei werden beiseite geführt, nachdem sie ihren Vater noch einmal sehen durften. Korinths Königstochter kämpft da schon geschickt vergiftet auf der Hochzeit um ihr Leben, anschließend Kreon, dessen Reich zerfällt. Hier wird die Inszenierung ein wenig platt, doch die Emotionen kochen. Die Goldfolie von der Bühnenrückseite raschelt herunter und Medea wickelt sich ein in Madonna-Pose, erstarrt zum letzten Bild. Die Hexe aus Korinth hat sich in der Auseinandersetzung mit der Zivilisation positioniert. Eine neue Odyssee oder ein neuer Irrweg? 9 Und der Kindsmord? Es ist die letzte Konsequenz der Irrfahrt einer Frau, die alles, auch die Flucht- und Handlungsoptionen verloren hat. Der eigentliche Übeltäter bleibt Jason und so spielt Thomas Büchel ihn auch. Ein typischer Emporkömmling, der dem Kulturkonflikt aus dem Weg geht, der offensichtlich nicht einmal Gefühle für Kreons Tochter hat und steif in der Choreografie am königlichen Hofe mithüpft. Die metallische Folie am Ende der Bühne blendet die ganze Szenerie, vom Edelmetall geprägt ist diese Gesellschaft, die das Archaische überwunden zu haben glaubt und doch barbarischer handelt, als es die Götter je vermochten. Aber selbst die sind auf Medeas Seite, denn Jason brach den heiligen Eid vor ihnen und so etwas durfte damals einfach nicht gutgehen. PETER ORTMANN „Medea“ | R: Konstanze Lauterbach | Do 2.4. 19.30 Uhr | Grillo Essen 0201 812 26 00 Programm April 01.04. Poetry Slam 02.04. Torsten Sträter – AUSVERKAUFT 03.04. Götz Alsmann – AUSVERKAUFT 04.04. Bill Mockridge 05.04. Sebastian Pufpaff – AUSVERKAUFT 06.04. JAZZO-Vol. 3 28.04. Männerabend 30.04. Tanz in den Mai mit Feel Fine & DJ Fiskus . und 28.05.2014 ai! 27 Special im M Peta Devlin – ck ta Lightnin’ feat. Bela B & Smoeks n! tzt Karten sicher Bye Now! Tour – Je Vorstellungen vom 11. bis 27. April 2014 REGIE GERBU : R JAHNK G E Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027 www.bgp.de www.ebertbad.de Stephen Sondheim / James Lapine Into the Woods Musical Koproduktion mit der Folkwang Universität der Künste Premiere am 11. April 2014 im Großen Haus Weitere Vorstellungen 12. und 26. April 2014 Mehr Informationen unter www.theater-oberhausen.de und 0208/8578-184 Premiere „Es herrscht eine gigantische Hierarchie“ Christian von Treskows letzte Inszenierung in Wuppertal ist Shakespeares komödiantisches Liebesintrigenspiel par excellence Der Tanz in den Ruinen einer großen Vergangenheit ist in Wuppertal vorbei. Eine Stadt hat sich sein Schauspielhaus aus dem Fleisch geschnitten. Damals kamen noch Heroen wie Heinrich ZUR PERSON Böll in die Stadt und hielten große Reden. Heute Christian von Treskow ist seit Beginn der Spielzeit 2009/10 Schauspielintendant der Wuppertaler Bühnen. Foto: Dorien Thomsen faseln nur noch kleine Geister. Das Theater ist imaginäre Realität. Um es vielleicht etwas weniger seit einem Jahr geschlossen. Intendant Christi- letzte Inszenierung zu machen. kryptisch auszudrücken: wir haben eines. Das Stück an von Treskow macht nun im April seine letzte Premiere im Opernhaus. Immer noch stolz auf Also hat das Lärmen tatsächlich mit Wuppertal folgt in seiner Personenkonstellation ja dem Schemata der Commedia dell‘arte. Shakespeare schrieb das Erreichte und die hohe künstlerische Qua- zu tun? lität seiner Arbeit. Fünf Jahre lang hat er sein Nicht so direkt. Eigentlich hat das Lärmen nicht hier ein Stück für jenes Figurenensemble. Wir haben Ensemble und den Etat gehalten, trotz dauer- so viel mit Wuppertal zu tun. Ich würde jetzt auch nun überlegt, wie man diese italienische Volkskohafter Kritik und Einsparungsandrohungen. Jetzt keinen Bezug zu einer bestimmten Intrige sehen. mödie in die Gegenwart bringt. Das war der Hinalso Shakespeares „Viel Lärmen um Nichts“ mit Die andere Sache ist, dass ich mich hier gerne mit tergrund. Ich habe das ja schon beim Diener zweier immerhin acht Intrigen. Ein einer Shakespeare-Komödie ver- Herren versucht, das ist so ein wiederkehrendes Schelm, der dabei Böses denkt. abschieden würde. Ganz platt ge- Thema für mich, die Commedia-Masken in die Ge„Dadurch, dass das Stück sagt, für das Publikum, das uns in genwart zu transportieren. Was noch hinzukommt, immer haarscharf an der trailer: Herr von Treskow, acht den letzten zwei Spielzeiten doch ist das Music Hall Clownsspiel. Ein bisschen die ErTragödie vorbeischrammt, Intrigen, 15 Personen – ein stark unterstützt und die Stange ben der alten Komödie, die sich zum Teil aus dem geht es eigentlich auch Jahrmarktstheater ableiten. Diese ganze volkstümStück für ein ganzes Ensemble? gehalten hat. immer ums Ganze“ liche Unterhaltung, alles spiegelt sich darin wieder. Christian von Treskow: Naja, das Ensemble sind ja im Moment nur acht Schauspieler. Wie integriert man Filmmusik in eine Thea- Das ist im Stück enthalten, aber romantisiert von unseren deutschen Romantikern im 19. Jahrhundert Aber wir haben es um einen Sänger und drei Gäste terinszenierung? verstärkt. Dann sind so an die zwölf Akteure auf der Es ist eine Theatermusik. Die Korngold-Musik ist und soll jetzt in der Inszenierung wieder auf die urBühne. Das ist für Wuppertal schon viel und schon eigentlich für die Aufführung von Max Reinhardt sprüngliche Komödie mit Schein, Täuschungen und mehr als das ganze Ensemble. in Wien geschrieben. Also diese „Viel Lärm um Intrigen zurückgeführt werden. Denn das ist ja eine Nichts“ von 1918. Da gibt es eine Aufnahme, in der gigantische Anarchie, die da herrscht. Was ist ihre Lärm-Deutung? eigentlich ziemlich genau ablesbar ist, wie diese Um es auf einen Punkt zu bringen: Es geht in Musik gedacht ist. Zum Teil melodramatisch, zum Schein, Täuschungen und Intrigen bleiben auch dem Stück um alles und um nichts. Und weil es Teil als Szenenwechsel, es gibt eine Ouvertüre und nach Jahren als Intendant? ums Nichts geht, geht es auch um alles. Schein- viel Atmosphäre. Insgesamt sind das so 25 Minuten Wenn man das so sehen will. Vor allen Dingen mehr bar geht es nur um Liebesintrigen. Aber dadurch, Musik. Die Inszenierung wird zwei Stunden dau- Schein als Scheine. Ja, das ist ein Vergleich der dass das Stück immer haarscharf an der Tragödie ern. Es gibt also nicht die ganze Zeit Musik. Wobei nahe liegt. Ich habe das so noch gar nicht gesehen. vorbeischrammt, geht es eigentlich auch immer man sagen muss, Korngold ist später als Filmmusi- Wenn man es abstrakt betrachtet, natürlich, viele ums Ganze, die ganze Existenz. Damit ist es eine ker bekannt geworden, hat aber als Theater- und Intrigen, wobei die Intrigen im Stück ja eher lieb Metapher fürs menschliche Dasein schlechthin. Opernkomponist angefangen, bevor er emigrieren gemeint sind, bis auf die eine, wo Hero verleumdet wird. Die anderen sind ja dazu da, um Leute miteiNatürlich auch für unser Dasein hier in Wupper- musste. nander zu verkuppeln. Das klappt dann auch mehr tal. Zu einer Zeit, wo es um alles ging und eigentlich auch um nichts. Weil vom Theater am Schluss Folgt Christian von Treskow dann Wolfgang oder weniger, bis auf die eine ganz maßgebliche Intrige, wo jemand ans Messer geliefert wird, aber nichts bleibt. Genau wie vom Leben am Schluss Korngold oder umgekehrt? auch nichts bleibt. Das ist der Hintergedanke, es als Die Inszenierung wird nicht so sein, dass man denkt, nur deswegen überlebt, weil er sich scheintot stellt. die ist von Max Reinhardt. Das natürlich nicht. Und Das ist eine pikante Angelegenheit, aber daran habe die Musik ist ja bis auf eine Gesangsnummer nicht ich bei der Stückauswahl nicht gedacht, das ist ein durchkomponiert, es gibt also keine Anhaltspunkte ganz nettes Geschmäckle. wie in der Oper, wo man sagen müsste, die Inszenierung folge der Musik. Die kann man bei KornINTERVIEW: PETER ORTMANN gold so einsetzen, wie man sie für richtig hält. Da gibt es keine Vorschriften vom Komponisten. „Viel Lärmen um Nichts“ | R: C. von Treskow Aber dafür gibt es dann ein Bühnenbild in Ci- Sa 26.4., 19.30 Uhr | Opernhaus Wuppertal nemascope? 0202 563 76 66 Nicht unbedingt. Ich möchte ja nicht zu viel verraLesen Sie die Langfassung unter: Ein Regisseur für großartige Bilder – noch im Spielplan: MARIA ten. Aber das Stück wird von Messina, 15. oder 16. www.trailer-ruhr.de/premiere STUART, auch im Wuppertaler Opernhaus, Foto: Uwe Stratmann Jahrhundert, in die Gegenwart verlegt oder in eine 11 11 culture club culture club Foto: Jochem Jurgens Foto: Gerhard Richter faust hat hunger und verschluckt sich an einer grete Ewald Palemtshofer * Ein Grillfest mit Folgen präsentiert: Festival präsentiert: Festival Premiere am Freitag, 25.04.14, 20.00 Uhr Mo, 28.04.14 | 20.00 Uhr Di, 13.05.14 | 20.00 Uhr Fr, 16.05.14 | 20.00 Uhr Sa, 24.05.14 | 20.00 Uhr LEERE STADT FIDENA Das Fringe Festival in Recklinghausen ist seit nun 10 Jahren gewissermaßen der innovative Ableger der Ruhrfestspiele für ausgefallenes und risikofreudiges Theatermachen. Als solcher präsentiert und versammelt es spannende Stücke und kreative Produktionen aus der OffSzene, wie „Leere Stadt“ von Acting Accomplices. Das Figurentheater ist eine häufig leider vernachlässigte Form der Bühnenkunst – zu Unrecht. Daran erinnert uns regelmäßig das Figurentheater der Nationen (FIDENA). Dass Figurentheater nicht viel mit Kasperle & Co. zu tun hat, kann man bei der eindrucksvollen Performance „Whip“ von Schweigman& aus den Niederlanden erleben. Do, 05.06.14 | 20.00 Uhr So, 15.06.14 | 18.00 Uhr Mi, 18.06.14 | 20.00 Uhr FRiNGE Zelt im Stadgarten Recklinghausen trailer verlost 3x2 Karten E-Mail bis 11.5. an [email protected] Kennwort: „Leere Stadt“ www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33 Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss deutsches forum für figurentheater und puppenspielkunst e.V. trailer verlost 5x2 Karten E-Mail bis 4.5. an [email protected] Kennwort: „Fidena“ Mo 19.5./Di 20.5. Fr 23.5. 19 Uhr Events in den Westfalenhallen Dortmund I NH A LT 29. März 2014 4. – 6. April 2014 T HEAT ER I M PROGR AMM 04–014 SO 06.04. 19 Uhr Un Tango avec le Baron FR 11.04. SA 12.04. 20 Uhr Du bist meine Mutter 20 Uhr Schauspiel von Joop Admiraal SO 13.04. 17 Uhr Ein jeder Narr tut was er will Änderungen vorbehalten Tanz: Kettly Noël & Koffi Kôkô 20 Uhr Dantons Dilemma 19 Uhr Schauspiel nach Büchner MI 30.04. 21 Uhr ReihenWeise … Theater: Tickets hier: Nach Texten von Wilhelm Busch SA 26.04. SO 2 7.04. DIE DREI FRAGEZEICHEN 21 JAHRE MITTELALTERLICH PHANTASIE SPECTACULUM (MPS) 12. April 2014 BROILERS 13. + 14. April 2014 AFRIKA AFRIKA 17. April 2014 IN EXTREMO 26. April 2014 GOLDEN EARRING 30. April 2014 MAYDAY 9. Mai 2014 DJ BOBO 14. Mai 2014 STEFFEN HENSSLER 16. Mai 2014 CAROLIN KEBEKUS 24. Mai 2014 GERMANY GRAPPLING CHAMPIONSHIP 2. Juni 2014 ALICE COOPER 18. Juni 2014 AEROSMITH 19. August 2014 BLINK 182 24. August 2014 SASCHA GRAMMEL 27. September 2014 ROGER CICERO 8. Oktober 2014 PETER KRAUS 15. Oktober 2014 JAN DELAY & DISKO NO.1 28. Oktober 2014 DAVID GARRETT n! Der schnellste Weg zu Ihren Tickets: ets sicher Jetzt Tick Telefon: 0231/1204-666 FischBar Objekt-Theaterabend mit Matthias Hecht 12 Web: www.westfalenhallen.de Kostenloser E-Mail-Newsletter: newsletter.westfalenhallen.de facebook.de/westfalenhallen Komikzentrum Ruhr Theater Ruhr Ulan & Bator mit ihren lustigen Häkelmützen, Foto: Sandra Klein Das Familientrio und der Engel. Foto: Diana Küster Weise Hofnarren von heute Engel im Kiosk Während die Theaterwelt in diesem Monat den 450. Geburtstag von William Shakespeare (1564-1616) rauf und runter feiert, wird sich so mancher Kleinkünstler fragen, welchen Einfluss der englische Lustspiel-Autor auf sein Schaffen und damit auf seine Existenz besitzt. Die Wendejahrgänge kommen. Laura Naumann, 1989 geboren, gehört derzeit zu den vielversprechendsten jungen Autorinnen ihrer Generation. Ausgebildet an der Universität Hildesheim in den Fächern Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus hat die gebürtige Leipzigerin nicht nur bereits fünf Stücke vorgelegt, sie ist zudem Mitglied der Gruppen machina eX, von der gerade in Düsseldorf „Right of Passage“ zu sehen ist, und eines Performerinnenkollektivs mit dem schönen Namen Henrike Iglesias. Am Schauspielhaus Bochum hatte nun ihr neuestes Stück „Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken“ Premiere. Ulan & Bator und Somuncu als zeitgemäße Vertreter Laura Naumann am Schauspielhaus Bochum Kein Geringerer als Johann Wolfgang Goethe hat 1771 in einer Rede zu Ehren des großen Kollegen gesagt: „Shakespeares Theater ist ein schöner Raritätenkasten, in dem die Geschichte der Welt vor unsern Augen an dem unsichtbaren Faden der Zeit vorbeiwallt“. Inzwischen wallen die Geschichten via Internet an uns vorüber – und so mancher fragt sich, welche Rolle er darin spielt, worüber er sich lustig machen darf und ob er für all die Anstrengungen, die man unternimmt, um ihn vom grauen Alltag abzulenken, nicht dankbar sein muss. Auch da liefert uns Shakespeare eine schöne Antwort: „Wir sind vom gleichen Stoff, aus dem die Träume sind und unser kurzes Leben ist eingebettet in einen langen Schlaf.“ Zwei, die „Wirrklichkeit“ ganz neu definiert haben, sind Ulan & Bator. Genauer: Frank Smilgies und Sebastian Rüger beleuchten das, was man gemeinhin unter Realität versteht, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, entdecken dabei befremdliche bis bekloppte Erscheinungen, die sie – am 12.4. im Dortmunder Cabaret Queue – singend und tanzend, pantomimisch und lautmalend konterkarieren. „Alles passiert – nichts wird erklärt“, was da aus freier Improvisation entsteht, ist mehr als erstaunlich. Und bringt den Kopf des Betrachters ganz schön in Wallung, wenn nicht gar um den Verstand. Den braucht man an diesem Abend nicht im herkömmlichen Sinn. Vielmehr die Fähigkeit, seine Gedanken auf eine Reise durch das – in diesem Fall ziemlich abgefahrene - Wunderland der Phantasie zu schicken. Auf wesentlich andere Gehirnregionen zielt dagegen Serdar Somuncu: Der 1968 in Istanbul geborene Kabarettist, Schauspieler, Autor und Regisseur ist ein Ausbund an Energie und Vitalität, ein unerschütterlicher Kämpfer gegen jedwedes Mittelmaß und einer der seltenen Performer, die das Publikum tatsächlich überraschen. Zum Beispiel mit flächendeckenden Beleidigungen: Kabarett müsse wie ein Schlag in die Fresse sein, erklärt er, brutal und ehrlich. Böse Wörter kullern aus seinem Mund wie bei einem kleinen Jungen, der das Entsetzen im Gesicht von Oma und Opa provozieren möchte – und dabei seine diebische Freude hat. „Hassprediger reloaded“ heißt das Programm, mit dem er am 1.4. die Grugahalle in Essen in einen Hexenkessel verwandelt, in dem alle schmoren werden, die die Wahrheit über das Wesen Mensch nicht ertragen. Auf die Frage, was er mit seinem Programm namens „Passion“ provozieren wolle, antwortet Timo Wopp, da komme einer auf die Bühne, der sich selbst um Kopf und Kragen coache: „Das ist die Idee dahinter. Der Übergang ist fließend, so dass sich mancher fragt, ob ich das ernst meine oder nicht? Dabei ist jeder Satz eine kleine Selbstdemontage. Zu Beginn steht da ein Typ, der die Lösung für alles zu haben scheint. Das ist die arrogante Art, auf der der Humor basiert. Daran zerbricht der Typ dann Stück für Stück.“ Diese beeindruckende Form des seelischen Striptease kann man am 3.4. im Hagener Hasperhammer erleben – ein Abend, den man so schnell nicht vergisst. Schwört hoch und heilig die stets über Tage lebende ANNE NÜME 13 Während sich Laura Naumann in ihren bisherigen Stücken meist der Protagonisten ihrer Generation und eines temporeichen Sprachstakkatos bedient hat, beschäftigt sie sich nun erstmals mit der Familie. Moana, die in einer Beratungsfirma für Großunternehmen arbeitet und stundenlang in der Badewanne zu entspannen versucht, ist mit ihrem Freund Boris wieder bei ihrer Pflegemutter Christiane eingezogen. Die war einst eine erfolgreiche Kriegsberichterstatterin, bis sie sich zur Nachrichtensprecherin umschulen ließ. In ihr lebt noch der Traum von ´68 und so führt sie mit Moana harte Kämpfe um politisches Engagement, neoliberale Leistungsethik und Erfolgsstreben. In der Emphase ähneln sich beide, im Unglücklichsein auch – bis Nikita auftaucht, ein androgyner Schutzengel, der Moana vor einem Unfall bewahrt, Christiane nach ihrem inszenierten Rauswurf beim Sender Trost spendet und für das Familientrio zur Projektionsfläche wird. In Malte C. Lachmanns leichter und unangestrengter Uraufführung ist der erste Auftritt Nikitas voller ironischem Pathos: Im vollen Gegenlicht steht diese Epiphanie der Unschuld in weißen Jeans und Shirt plötzlich da. Nikita fegt wie ein guter Flaschengeist in die Landschaft aus drei hölzernen Wohn- und Arbeitswürfeln und einem Sofa auf Rollen (Ausstattung: Udo Herbster), in der Naumanns Figuren wie Sprechmaschinen wirken, die in ihren oft psychologisch unterfütterten Dialogen alles offenbaren, ohne Rest und Geheimnis. Moana (brillant: Sarah Grunert) sitzt auf dem Badewannenrand und hackt in ihren Computer, probiert als Businesssuit drei identische Kostüme an und kann sich nicht entscheiden. Nicola Thomas als Christiane thront in einem TV-Studio aus Kisten für Alkohol, dem sie sich schließlich völlig hingibt. Und Torsten Flassigs Nikita ist ein freundlichunnahbarer, immer verfügbarer Seelenklöppler. So wie er Moana mit ihren gebrochenen Armen hilft, so hört er sich auf dem Sofa interessiert Christianes Probleme an – und versetzt so den jeweiligen Lebensentwürfen einen Fußtritt. Man denkt an Pasolinis Film „Teorema“, nur dass bei Naumann die Epiphanie nicht gesellschaftliches Engagement in Gang setzt, sondern in verstörte Innerlichkeit und explizites erotisches Interesse mündet: Jeder aus der Familie macht Nikita eine Liebeserklärung. Als der schließlich verschwindet, lümmelt das Trio verstört im Polster: „So liegen wir dann da und sagen nichts, wir sind erschöpft“ – während der Engel ganz irdisch einen Kiosk eröffnet. HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken“ R: Malte C. Lachmann | So 13.4. 19 Uhr, Sa 19.4. und Mi 30.4. 20 Uhr Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55 ST Ü C K AU F ! Autorentage am Schauspiel Essen 25. April, 19:00 Uhr, Casa Uraufführung E I N E B LU M E ALS GEGENWEHR von Katja Wachter Siegerstück der Essener Autorentage „Stück auf!“ 2013 Inszenierung Tilman Gersch 26. April, ab 14:00 Uhr, Casa ST Ü C K AU F !- M A R AT H O N Acht szenische Lesungen und Vorstellung der Autoren die schweizer Krankheit. von Uta Bierbaum O Tennenbaum von Jan-Christoph Hauschild Hiroshimaplatz Theaterstück von Georg Münzel Herr Metitsch von Karin Strauß VO N D E R L A N G E N R E I S E AU F E I N E R H E U T E Ü B E R H AU P T N IC H T M E H R W E I T E N ST R E C K E Bühnentext für fünf Frauen von Henriette Dushe Santa Monica von Akın E. Şipal GRENZGÄNGER oder das Lied vom bösen Spiel von Christian Maly-Motta Drei Finger für das Glück Ein Schauspiel von Achim Stegmüller 22:00 Uhr Preisverleihung Tickets T 02 01 81 22-200 www.schauspiel-essen.de 14 Theater Ruhr Amphitryons Frau ist schwanger, Foto: Birgit Hupfeld Margot Gödrös und Hartmut Stanke © Klaus Fröhlich Josef K., hilflos angesichts der Bürokratie © Birgit Hupfeld Nieder mit den Göttern Liebesbrief-Strategie Heinrich von Kleist in Bochum „Das Gartenhaus“ im Theater Oberhausen Auf die Bank Eine Spiegelwand beherrscht die Bühne. Die Spiegelwelt darin sind die Zuschauer, die nie ganz im Dunkel sitzen und damit zu Protagonisten in einem Spiel werden, das „Amphitryon“ heißt, aber eigentlich nur Mittel zum Zweck erscheint, die Wahrnehmung von Realität auf den Kopf zu stellen. Lisa Nielebock inszeniert Heinrich von Kleist in den Bochumer Kammerspielen. Ein Lustspiel nach Molière soll das sein, doch es ist die gruseligste Abrechnung mit dem menschlichen Dasein schlechthin. Lachen ja, aber worüber eigentlich? Da sitzen sie und freuen sich über den linkischen Blödmann Sosias, der angesichts einer bösartigen Täuschung mit seinem Ebenbild konfrontiert wird, da schmunzeln sie über einen steifen Amphitryon, der angesichts des nicht mehr begründbaren Selbst am Rande des Zusammenbruchs seiner Welt umherirrt. Götter aus dem Olymp waren es, die solch grausames Spiel trieben, diese niederträchtigen Mistkerle, die quer durch die Antike Persönlichkeiten stahlen, um sich unter den Menschen zu vergnügen, Halbgötter in die Welt setzten und blutige Zwiste ankurbelten. Zum Piepen. Ja, und wirklich komödiantisch, dumm nur, dass dieser Spiegel auf der Bühne genau die Zielgruppe beschreibt, auf die es die Mächtigen mit ihrem Wechselbalgspielen abgesehen haben. Oder sollte tatsächlich jemand denken, der olle Kleist hätte die zeitgenössische Spaßgesellschaft bereits während der Romantik erfunden? Mit sechs ausgezeichneten Schauspielern schafft es die Regie, diesen Zustand der gespiegelten Welt aufrecht zu halten, ab und an wird die Wand mal gedreht, man sieht die rohe Realität dahinter, doch ändern tut sich an der Sachlage nichts: Jupiter hat dem erfolgreichen Feldherrn Amphitryon die Persönlichkeit gestohlen und damit auch die Frau, die Gewalt über sein eigenes Leben und die Bestimmungshoheit über sein Handeln. Da geht nichts mehr. Nicht einmal die Erkenntnis, dass es wenigstens Gott war, der das angerichtet hat und schon gar nicht die Aussicht auf einen unehelichen Herkules. Götter gehören einfach ausgerottet. Punkt. Nur wenn das nach dem Besuch der wunderbaren Inszenierung im Kopf herumgeistert, wurde alles richtig gemacht – beim Zusehen. Langsame Bewegung, stille Musik. Überall liegen braune Blätter auf der Bühne verstreut. Es wird immer Herbst im Leben der beiden Alten bleiben. Sie hausen in ihrer Villa am See in der Schweiz, gerade haben sie ihren jungen Sohn verloren. Zu früh, zu sinnlos. Trauer und Schmerz überwältigen sie. Die Orientierung fehlt. Und dann steht da noch zwischen ihnen ein Stein. Granit mit Inschrift, Erinnerung, Fixpunkt im neuen Lebenseinerlei. Peter Carp inszeniert in Oberhausen die Novelle „Das Gartenhaus“ (1989) des renommierten Schweizer Autors Thomas Hürlimann, den Stücktext schrieb Stefanie Carp, das Bühnenbild baute Kaspar Zwimpfer – ein Gemeinschaftsprojekt also. Außerdem wollte der Intendant Carp einmal Margot Gödrös und Hartmut Stanke gemeinsam auf der Bühne sehen. Eine fast hypnotische Ausstrahlung durchzieht die Inszenierung. Trauer als Essenz der Existenz entschleunigt. Doch sie trennt auch das Ehepaar. Lucienne ist Erbin eines Fabrikanten, er Oberst in der Armee. In der Schweizer Armee wohlgemerkt. Ihn hat das militärische fest im Griff. Jung sei sein Sohn gestorben, noch vor der Rekrutenschule. Der Oberst ist mit seinen Gedanken in „seinem“ strategischen Gebiet in den Bergen. Täglich gehen sie miteinander zum Friedhof, doch ihre Schmerzverarbeitung läuft aus dem Ruder, als der Oberst eine verwilderte Katze entdeckt und sie zu seinem Lebensinhalt macht. Wie in jungen Tagen geht er planvoll vor, versteckt Futter, inszeniert sich Freiräume, wird kryptisch, unnahbar. Lucienne versteht ihn nicht mehr, bis er zur Ablenkung einen strategischen Liebesbrief an die Nachbarin schreibt und sie die Katze entdeckt. Ein Krieg beginnt um Liebe, Gift und Hingabe. Carp muss sich hier auf die erfahrenen Schauspieler verlassen, Tochter Zizi (Susanne Burkhard) und Schwiegersohn Schacht (Klaus Zwick) bleiben lediglich Nebenkriegsschauplatz. Dialoge sind Mangelware, eigentlich wird das Stück in den Textpassagen erzählt, mit Rückblenden und Charakterisierungen. Im besonderen Gartenhaus eskaliert die Geschichte dann. Sie finden die alte Eisenbahn des Sohnes und in der Miniaturwelt ihrer Umgebung finden sie wieder zueinander. Schon die Eingangsmusik klingt wie ein Hohn. „Stayin‘ alive“ von den Bee Gees. Josef K. (Björn Gabriel) kommt beschwingt nach Hause. Ihn erwarten zwei groteske Herren (Andreas Beck und Uwe Rohbeck), die ihn verhaften, oder auch nicht. Jedenfalls plündern sie erst einmal seine Sachen. Der Hausherr ist amüsiert, furchtlos, und bemüht seine Sachen in Sicherheit zu bringen. Noch herrscht Vertrauen in die Justiz. Doch das wird sich ändern, auch in Carlos Manuels Inszenierung im Dortmunder Studio. Der brasilianische Regisseur treibt gemeinsam mit Thorsten Bihegue in der Bearbeitung das kafkaeske minutiös ins Surreale. „Jemand musste Josef K. verleumdet haben.“ So beginnt das Kafka-Fragment, aber so wichtig ist es nicht mehr. Gut das da „nach dem gleichnamigen Roman von Franz Kafka“ steht. Die Personen verlieren vorsätzlich ihre Substanz, ihre Zuordnung, Auf- und Abgang werden zelebriert, immer neue Bilder und Charaktere übervölkern die Bühne, dazwischen Josef K., der Banker, hilflos dem Treiben ausgeliefert. Halbe Flakscheinwerfer treiben die intellektuelle Düsternis aus diesem Stück. Ja, es kam Krieg vor hundert Jahren, ja, die Mühlen der Justiz mahlen zuweilen ziemlich blutig. Sektchen? Einhundert Minuten atemlose Hatz nach dem Delinquenten machen eben auch Durst und auch den Akteuren sichtlich Vergnügen. Alle laufen zu Höchstform auf beim Wechsel der Persönlichkeiten –und die Häute müssen sie schnell wechseln. Kam Merle Wasmuth gerade noch aus der Gosse, schlüpft sie nun in den Catsuit für ihren Maler, während der Aufseher Sebastian Graf die Uniform in eine Studentenkluft verwandelt, kommt Uwe Rohbeck mit der Bischofskutte wieder. Alle buhlen um ein Gericht, das eigentlich gar nicht existiert, alle haben Dreck am Stecken und lassen sich auf Deals mit der Wahrnehmung des Systems ein. Der Banker Josef K. versinkt im Verfahren, erstickt verbal im üblen Spiel. Er wird erstochen ohne verurteilt worden zu sein. Schöne Augen blicken derweil starr von den plakatierten Wänden. Feinrippunterwäsche, etwas Sex, schöne Frauen, wilde Tiere. Und manchmal ein paar Replikanten. Was könnt es schöneres geben. Sektchen? „Amphitryon“ | R: Lisa Nielebock Fr. 4.4. 19:30 Uhr | Kammerspiele Bochum 0234 33 33 55 55 „Das Gartenhaus“ | R: Peter Carp Fr. 4.4. 19:30 Uhr | Theater Oberhausen 0208 857 81 84 PETER ORTMANN PETER ORTMANN 15 „Der Prozess“ im Dortmunder Studio PETER ORTMANN „Der Prozess“ | R: Carlos Manuel | Fr 11.4. 20 Uhr Studio Dortmund | 0231 502 72 22 Tanz in NRW Flyer-Cover für das Flow Dance Festival, Fotomontage: SeeDance Grugahalle: alles ist möglich. 01 | 04 | 2014 Serdar Somuncu Hassprediger Reloaded 02 | 04 | 2014 Rock meets Classic mit Alice Cooper, Kim Wilde u. a. 30 | 05 | 2014 Bülent Ceylan „HAARDROCK“ 31 | 05 | 2014 Russia´n Rocks Festival 01 | 06 | 2014 The Bellamy Brothers & Tom Astor Countryrock LIVE 11 | 07 | 2014 – 20 | 07 | 2014 Sommerfest an der Grugahalle 27 | 08 | 2014 Sascha Grammel „Keine Anhung!“ 27 | 09 | 2014 Subergs Ü-30 Party Mehr als eine Party 02 | 11 | 2014 CD- und Schallplattenbörse im Foyer 15 | 11 | 2014 Koncert Gwiazd Stars in Koncert 2014 05 | 12 | 2014 Ina Müller „48“ 13 | 12 | 2014 Wise Guys Achterbahn Tour 2014 14 | 01 | 2015 MANOWAR Kings of Metal TOUR 2015 30 | 01 | 2015 Dieter Nuhr „Nuhr ein Traum“ Terminstand: März 2014 . Änderungen vorbehalten Ticket-Hotline 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr [email protected] . www.grugahalle.de MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Flow Dance Festival – Tanz am Strom Motto „World meets NRW“ garantiert hohes Niveau Von Klaus Keil „Festivals“, so der Tanzmanager Klaus Dilger, „stellen per se ein Ereignis dar, dem gesellschaftliche Aufmerksamkeit zukommt. Diese Aufmerksamkeit hat der Tanz in Köln und Bonn verdient und leider noch immer bitter nötig“. Welche Bereicherung Festivals „Die Strahlkraft des für die jeweilige Kulturszene darstellen, Tanzes erhalten” ist inzwischen hinlänglich bekannt: neue künstlerische Impulse, neue Zuschauer, neue Sichtweisen. Ganz zu schweigen vom kulturellen Renommee für die Kommune, wenn das Genre in seiner Vielfalt sichtbar gemacht wird. Immerhin tummeln sich in Köln und Bonn die Mehrzahl aller NRW-Ensembles der freien Tanzszene. Und an den städtischen Bühnen in Bonn ist mit der Highlight-Serie und mit den Tanzgastspielen in Köln noch ein Rest von der früheren Strahlkraft des Tanzes erhalten. Das zu bündeln, sichtbarer zu machen, zusammen zu führen und auch andere Initiativen einzubinden, ist die Absicht von Klaus Dilger und Achim Conrad. Unter ihrem neuen Label SEEDance (eine Verbindung von „see / sehen“ und „seed / Samen“) wollen sie über die Tanzstücke hinaus auch den Entstehungsprozess, die vorausgehende Recherche und die Künstlerpersönlichkeiten sichtbar und erlebbar machen. SEEDance heißt also: Tanz säen und Tanz sehen. Seine sichtbare Form erhält die Initiative im „Flow Dance Festival“ das erstmals im Juni 2014 stattfindet und in der ersten Phase die tanz-affine südliche Rheinregion von Bonn bis Köln umfassen wird. Zwei Wochen Tanz in seiner Faszination ausschnittsweise sichtbar machen, Begegnungen herstellen, zu Reflektion über Tanz anregen, lautet das einfache Konzept dieses Pilotprojektes. Nahezu ohne öffentliche Mittel, aber mit Unterstützung durch Sponsoren, darunter die Rheinenergie-Stiftung, und einem neuen Konzept, betritt man völlig neues Terrain. Dazu kooperiert man mit dem NRW-Kultursekretariat Wuppertal, dessen internationales Stipendiatenprogramm „Tanzrecherche NRW“ 2013 erstmals in Köln stattgefunden hat. Zu Gast waren die französischen Choreografen Christophe Béranger und Jonathan Pranlas-Descours, deren Kölner Recherche-Ergebnisse zum Stück „Exuvie“ führten, das beim Flow Dance Festival uraufgeführt wird. Um den künstlerischen Austausch zu fördern sind auch die Premieren der beteiligten NRW-Ensembles an ein internationales Partnergastspiel gekoppelt. Cocoondance Bonn begegnet Cristian Duarte (Brasilien) und Nathalie Larquet (Köln) begegnet Liat Waysbort aus Israel. Die Eröffnungsparty des Festivals wird nach dem Tanzgastspiel LO REAL der spanischen Compañia Israel Galvan im Carlsgarten des Kölner Schauspiels stattfinden. Für den Tanz in NRW gibt es seit dem Tod von Pina Bausch, die zuletzt das Internationale NRW-Tanzfestival ausgerichtet hatte, kein ansatzweise vergleichbares Festival, das internationale Strömungen aufgreift und dem hiesigen Publikum nahebringt. Auch das biennale NRW-Tanzfestival der freien Szene ist längst zu einer langweiligen Abspielförderung degeneriert. So könnte das Flow Dance Festival eines Tages zur Keimzelle eines NRW-weiten Festivals werden, Klaus Keil Journalist, Tanzkritiker getreu dem Motto der Veranstalter von SEEDance: Tanz und Hochschuldozent säen und Tanz sehen. www.tanzwebnrw.de | www.seedance.org | www.flow-dance-festival.de 16 Prolog Oper in NRW Marlis Petersen gibt „La Straniera“ Alaide in Essen. Foto: Thilo Beu Düster bis poetisch geht es im FRiNGE-Zelt zu Eine neue Chance für die Fremde Subversiv die Welt verändern Von Karsten Mark Montserrat Caballé hat sie gesungen, Renata Scotto ebenso und auch eine Aufnahme mit Lucia Aliberti dürfte sich im Plattenschrank echter Opernfans finden. Bloß gesehen hat sie bislang kaum jemand: „Die Fremde“ – „La Straniera“ – ist von den Opernbühnen „Dass die Fremde nun einen schon vor sehr langer Zeit vollständig neuerlichen Siegeszug über die verschwunden. Im Grunde nicht weiter Opernbühnen antreten wird, ungewöhnlich für eine Oper, bemerist nicht zu erwarten“ kenswert ist allerdings, dass Vincenzo Bellinis Zweiakter im 19. Jahrhundert über lange Zeit ein echter Knüller gewesen war und ihm sowohl den Jubel des breiten Publikums, als auch allerhöchstes Lob großer Kollegen wie Hector Berlioz und Richard Wagner bescherte. Letztlich sorgte Bellini mit seinen späteren Werken, „La sonnambula“, „I puritani“ und vor allem seiner „Norma“, wohl selber dafür, dass „Die Fremde“ nur noch unter „ferner liefen“ eingeordnet wurde. Einer weiteren großen Belcanto-Diva unserer Zeit ist es unterdessen zu verdanken, dass „La Straniera“ eine neue Chance auf der Bühne bekommen hat. Edita Gruberova stieß eine Neuinszenierung an, die im vergangenen Sommer in Zürich Premiere hatte und als Koproduktion mit dem Theater an der Wien sowie der Aalto-Oper nun in Essen gezeigt wird. Allerdings steht in Essen nicht die Gruberova, sondern Marlis Petersen als Alaide (die Fremde) auf der Bühne. Bedauern muss man dies ganz sicher nicht, denn Petersen singt eine großartige Partie mit glänzenden Koloraturen und einem breitem Ausdrucksspektrum von stiller Trauer bis aufloderndem Wahnsinn. Auch der zweite Gastsolist, Bariton Luca Grassi, setzt als Valdenburgo beeindruckende Glanzpunkte. Für Regisseur Christof Loy, der sich in NRW vor allem mit seinen Inszenierungen in Düsseldorf einen Namen gemacht hat, ist es ein spätes Debüt auf der Bühne seiner Heimatstadt. Er macht es spannend für das Publikum und lässt die wahre Identität der Fremden so lange wie möglich im Unklaren. Kein Zweifel hingegen besteht gleich zu Beginn daran, dass es kein gutes Ende nehmen wird für den Verehrer der geheimnisvollen Alaide, den jungen Arturo (Alexey Sayapin mit jugendlich strahlendem Tenor), der sich schon zur Ouvertüre seinen Galgenstrick knotet. Solche Stricke sollen im Verlauf der beiden relativ langen Akte noch zahlreich durch die Szenen baumeln. Das ist ein wenig dick aufgetragen, aber doch wirkungsvoll. Loy zeigt eine grundsolide Inszenierung, kann aber auch nicht kaschieren, warum „La Straniera“ es so lange nicht mehr auf die Bühne geschafft hat. Die Handlung ist nicht sonderlich dankbar für die Regie und außerdem noch an entscheidenden Knackpunkten wenig plausibel. Also schafft er ein Theater auf dem Theater, damit allerdings auch spürbare Distanz zu den Protagonisten. Dass die Fremde nun einen neuerlichen Siegeszug über die Opernbühnen antreten wird, ist also nicht zu erwarten. Ein nachhaltiger Impuls für weitere konzertante Aufführungen ist schon eher denkbar. Der Spanier Josep Caballé Domenech, seit letztem Jahr GMD der Staatskapelle Halle und erstmals am Karsten Mark Pult der Aalto-Oper, entfaltet den hohen Emotionsgehalt Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater der Partitur jedenfalls mit großer Übersicht und Finesse. Worte haben Kraft und die Macht zur Veränderung. Kaum ein Text hat dies so eindrücklich bewiesen wie „Weißes Kaninchen, Rotes Kaninchen“ des iranischen Autors Nassim Soleimanpour. Jahrelang durfte er nicht aus dem Iran ausreisen, da er sich weigerte, den Militärdienst anzutreten. Stattdessen ging sein Stück – inzwischen in 15 Sprachen übersetzt – auf die Reise um den Globus. Inzwischen hat sich auch dies geändert, ein Verdienst der geschriebenen und gespielten Worte. In diesem Jahr springen Publikum und Darsteller beim FRiNGE Festival der Ruhrfestspiele ins Unbekannte und begeben sich open air auf eine gemeinsame Reise, verfolgt von Manipulationsmechanismen und Strukturen der Macht. Seit einem Jahrzehnt hat der „Ableger“ aus Edinburgh seinen Platz beim jährlichen Kulturfest im Vest. Ob atemberaubende Akrobatik, berührendes Tanztheater, poetische Kinderstücke, skurrile Performances, faszinierendes Puppentheater oder Musik von Jazz bis Rock – die ganze Bandbreite der freien Szene ist vertreten. Die Stars der Kabarett- und Comedyszene sind es natürlich auch. In FRiNGE-Zelt geht es hoch her, doch manchmal wird es auch düster. Aus Griechenland kommt das Merlin Puppet Theatre, 1995 von Dimitris Stamou und Demi Papada gegründet. Verwegene Puppen mit melancholischen Hängebacken tauchen auf, doch drollig wirken sie nur auf den ersten Blick. Schnell entpuppen sich die Szenarien als alptraumhafte Bestandsaufnahme modernen Lebens, Tim Burton scheint die Fäden zu ziehen und Träume und monströse Ungeheuer zu manipulieren. „Clowns’ Houses“ ist ein beunruhigendes Gesellschaftsbild im Miniaturformat. Mit Tischpuppen und Marionetten produzieren die Griechen einen Albtraum, aus dem man tatsächlich wieder erwacht. Anders, aber nicht weniger spannend führt die spanische Theaterkompanie Argonauta die moderne Lebenswelt vor Augen. Poetisch zeigen auch sie eine merkwürdige Welt, in der die Zivilisation die Natur unaufhaltsam verdrängt und eine Umweltkatastrophe auf die nächste folgt. Trotz oder gerade wegen des bedrückenden Themas ist die Erzählweise der Gruppe statt von Albträumen eher von Leichtigkeit getragen. Konsequent bestehen alle Requisiten aus Holz, und so kann das Publikum erleben, wie aus dem Bühnenboden ein Baum wächst, aus einer Holzkiste eine ganze Stadt, allerdings auch heimgesucht von einem Orkan aus Sägespänen. „Birds in memory“ ist eine energiegeladene Tanz-Performance mit suggestiven Bildern. Unter dem Motto „FRiNGE im Park“ erobert das schräge Festival jetzt auch den Recklinghäuser Stadtgarten. Das fängt im Sitzen an und geht im Stehen weiter, vor oder nach den Vorstellungen. Immer donnerstags darf jeder eine Seite des Romans „Gretchen“ vorlesen und wird dabei aufgenommen – in Bild und Ton. Die ersten Seiten werden schon am 1. Mai beim Kulturvolksfest eingelesen, und am 7. Juni wird der Roman komplett aufgenommen sein. Als die Theaterintendantin Gretchen wegen einer Unachtsamkeit vor Gericht geladen wird, geschieht das Undenkbare – sie wird zu vier Wochen Hölle verurteilt. Auf einer Insel voller Papageientaucher und seltsamer Wesen. „La Straniera“ | Mi 9.4., Fr 11.4. je 19.30 Uhr, So 13.4. 19 Uhr Aalto Musiktheater Essen | 0201 812 22 00 FRiNGE Festival | Ruhrfestspiele Recklinghausen 2014 | 13.5.-7.6. 0209 147 79 60 Christof Loys spätes Regie-Debüt in Essen Skurrilität ist nicht alles. Das FRiNGE Festival in Recklinghausen 17 PETER ORTMANN Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region STADTTHEATER SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Bochum Di 1.4., Mi 2.4., Mo 7.4. 19.30, So 20.4. 19.00 Bochumer Symphoniker Do 3.4. 19.30, So 13.4. 11.00 Stromaufwärts Sa 5.4., Mi 16.4. 19.30, Othello So 6.4., Sa 12.4., Fr 18.4. 19.00 A Tribute to Johnny Cash Di 8.4. 19.30 Wilfried Schmickler Mi 9.4. 20.00 Well, You’re My Friend Do 10.4. 19.30 Vor Sonnenaufgang Fr 11.4. 20.00 Hedda Gabler So 13.4. 20.00, Sa 19.4., Mi 30.4. 19.30 König Richard der Dritte Do 17.4. 19.30 Der Räuber Hotzenplotz Mo 21.4. 16.00 Die Nibelungen Fr 25.4. 18.00, So 27.4. 16.00 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Kassandra Fr 4.4., Mi 9.4., Fr 25.4. 20.00 Der nackte Wahnsinn Sa 5.4., Mi 9.4., Sa 19.4., Fr 25.4. 19.30, So 27.4. 18.00 Das phantastische Leben der Margot Maria Rakete Sa 5.4. 20.00 Die Spur – Iz Mo 7.4. 20.00 Männerhort Do 10.4. 20.00 Der Prozess Fr 11.4., Sa 12.4. 20.00 Republik der Wölfe Fr 11.4., Sa 12.4. 19.30, So 13.4. 18.00 Wer hat Angst vor Virginia Woolf? So 20.4. 18.30 Verbrennungen Sa 26.4. 19.30 Der Elefantenmensch Sa 26.4. 20.00 Radikal WIR kl ICH Mi 30.4. 20.00 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Remember Me Di 1.4., Di 8.4. 11.00/20.00 Alles & Nichts Mi 2.4., Fr 4.4. 20.00 Hotel Paradiso Fr 4.4. 19.30 Der Ring an einem Abend So 6.4. 15.00 Norma Do 10.4., Sa 12.4. 19.30, Mo 21.4. 18.30 Gott So 13.4. 19.30 Don Giovanni Do 17.4. 19.30, So 20.4. 18.30 Die Walküre Sa 19.4., Sa 26.4. 17.00 Othello Mi 23.4. 19.30 Die Zauberflöte Do 24.4. 19.30, So 27.4. 18.30, Mi 30.4. 19.30 Cavalleria rusticana / Pagliacci Fr 25.4., Di 29.4. 19.30 THEATER ESSEN (GRILLO) 0201 812 22 00 Clockwork Orange Mi 2.4. 19.30 Medea Do 3.4., Sa 12.4. 19.30, So 13.4. 16.00 Der Prozess Fr 4.4. 19.30 Macbeth Sa 5.4. 19.30 Die neuen Abenteuer des Don Quijote Mi 9.4. 19.30 Der stumme Diener Mi 9.4. 20.00 Kabale und Liebe Do 10.4. 19.30 Der Geizige Fr 11.4. Sa 19.4., Mi 30.4. 19.30 Die Grönholm-Methode So 20.4. 19.00 Eine Blume als Gegenwehr Fr 25.4. 19.00 Stück auf!-Marathon Sa 26.4. 14.00 Manderlay So 27.4. 19.00 Tschick Di 29.4., Mi 30.4. 19.00 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Die Schöne und das Biest Di 1.4. 11.00, So 6.4. 15.00, Mo 7.4. 11.00, Do 24.4. 15.00 Das Gartenhaus Fr 4.4., Fr 25.4. 19.30 Kein Gutenachtkuss für Giraffen? Fr 4.4. 16.00 Die Orestie Mi 5.4. 19.30 Urmel aus dem Eis So 6.4. 15.00 Anatol Do 10.4. 19.30 Into the Woods Fr 11.4., Sa 12.4, Sa 26.4. 19.30 Brecht So 13.4. 18.00 Der geheime Garten Mi 23.4. 15.00 1913 So 27.4. 18.00 Angst So 27.4. 18.00 Mein innerer Elvis Di 29.4. 19.30 THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 Robinson Crusoe Di 1.4. 11.00 Nora (Dollhouse) Do 3.4. 19.30 Die Spur – Iz Sa 5.4. 19.30 Der kleine Prinz So 6.4. 19.30 Iphigenie auf Tauris Mo 7.4., Di 8.4. 18.00 Clowns 2 1/2 Sa 12.4., So 19.4. 19.30 Der Teufel mit den drei goldenen Haaren So 13.4. 16.00 Hans im Glück Mo 21.4. 16.00 Wilhelm Tell Di 29.4. 19.30 WESTF. LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL 02305 97 80 20 Die Nibelungen So 6.4. 15.00 Die Verwandlung Do 10.4. 10.00 Call Shop Di 13.4. 18.00 Zigeuner-Boxer Fr 25.4., Sa 26.4. 20.00, So 27.4. 18.00 Alk. Außer Kontrolle Mo 28.4. 14.00 MUSIKTHEATER FREIE SZENE AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Werther Sa 5.4. 19.00 La Straniera Mi 9.4., Fr 11.4. 19.30, So 19.4. 19.00 Ariodante Sa 19.4. 19.00, Mo 21.4.18.00, Sa 26.4. 19.00, Mi 30.4. 19.30 Woyzzeck Di 1.4. 20.00 Ohrenschmaus Fr 4.4. 20.00 Meins! So 6.4. 16.00, Mo 7.4. 11.00 Ich bin nur vorübergehend hier Sa 12.4. 19.00, So 13.4. 18.00 Mass/Kamp Quintett Sa 26.4. 20.00 Adler an Falke So 27.4. 15.00, Mo 28.4., Di 29.4. 11.00 KOnzertMEDitation Di 29.4. 19.00 MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 Mission: Possible Di 1.4., Mi 2.4. 10.00/11.30 Jenufa Fr 4.4. 19.30, So 13.4. 18.00, Sa 19.4., Fr 25.4. 19.30 Cabaret Sa 5.4. 19.30, So 6.4. 18.00, Fr 11.4. 19.30, So 13.4., So 20.4. 18.00 Internationale Benefiz-Gala Sa 5.4. 19.30 Konzert 08 Mo 7.4., Di 8.4. 19.30 Hör.Genuss Sa 12.4. 19.30 Das Land des Lächelns Sa 12.4. 19.30, Mo 21.4. 18.00 Premierenfieber Sa 26.4. 18.00 On the Town So 27.4. 18.00 Queen Forever! Mi 30.4. 19.30 OPER DORTMUND 0231 502 72 22 Krieg und Frieden Fr 4.4. 19.30, So 13.4. 18.00, Sa 19.4. 19.30 Aschenputtel (La Cenerentola) So 6.4. 18.00, Fr 11.4., Mi 30.4. 19.30 Der Graf von Luxemburg Sa 12.4., Do 17.4. 19.30 Geschichten aus dem Wiener Wald Mi 16.4., Sa 26.4. 19.30 Die Jahreszeiten So 27.4. 18.00 VARIETE & BOULEVARD CABARET QUEUE DORTMUND 0231 41 31 46 Dinner Attacke Jeden Mi 18.00 Lachen live & lecker Jeden Do 18.00 Matthias Jung Fr 4.4. 20.00 Körperwelken Sa 5.4. 20.00, So 6.4. 19.00 Harry Knebels Affentheater Di 8.4. 20.00, Mi 9.4. 20.00 Matthias Jung Fr 4.4. 20.00 Ape & Feuerstein Fr 11.4. 20.00 Ulan & Bator Sa 12.4. 20.00 Lioba Albus Sa 19.4. 20.00, So 20.4. 19.00 Anka Zink Fr 25.4. 20.00 Thomas Fröschle Sa 26.4. 20.00 THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 Blütenträume Do 3.4. bis So 20.4. Essen – Eine Stadt erzählt ihre Geschichte Sa 5.4. 19.30 Unbehandelt So 27.4. bis Mi 14.5. 18 DAS KLEINE THEATER ESSEN 0201 520 98 52 Zwei wie Bonnie und Clyde Fr 4.4., Fr 11.4. 20.00 Keine Leiche ohne Lily Sa 5.4. 20.00 Theater! Theater! Oder wer ermordete Lord T. Sa 12.4. 20.00 Das indische Tuch Sa 19.4. 20.00 Lügen über Lügen Fr 25.4., Sa 26.4. 20.00 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24 Poetry Slam Di 1.4. 20.00 Torsten Sträter Mi 2.4. 20.00 Bill Mockridge Fr 4.4. 20.00 Sebastian Pufpaff Sa 5.4. 20.00 Ganz oder gar nicht – Ladies Night 11.4., 12.4., 13.4., 16.4., 17.4., 19.4., 20.4., 21.4., 24.4., 25.4., 26.4., 27.4. je 20.00 (So 19.00) Männerabend – Nito Torres & Roland Baisch Mo 28.4. 20.00 KATAKOMBEN THEATER ESSEN 0201 430 46 72 Offene Worte: Betül Durmaz Do 3.4. 19.00 Serdar Somuncu Mo 7.4., Di 8.4. 20.00 Kindertheater: Heute wieder Rotkäppchen?! Di 29.4. 10.30 PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Iphigenie auf Tauris Di 1.4., Mi 2.4. 20.00 „Kunst“ Fr 4.4., Sa 5.4., Mi 30.4. 20.00 Anna Karenina Mi 9.4. 19.30 Othello Mi 16.4. 19.30 Atmen Fr 25.4. 20.00, So 27.4. 19.30 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 Control of Joy Do 3.4. 20.00 Un Tango avec le Baron So 6.4. 20.00 Du bist meine Mutter Fr 11.4., Sa 12.4. 20.00 Ein jeder Narr tut was er will So 13.4. 17.00 Dantons Dilemma Sa 26.4. 20.00, So 27.4. 19.00 FischBAR Mi 30.4. 21.00 = Premiere = trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten www.trailer-ruhr.de MISS SIXTY EIN FILM VON SIGRID HOERNER www.miss-sixty.senator.de ab 24.4. im Kino culture club ENTDECKE DIE GROSSE WILDNIS AB 24. APRIL 2014 IM KINO! präsentiert: Kino-Oper COSÌ FAN TUTTE Im Neapel des 18. Jahrhunderts treibt zwei junge Paare die auch heute noch aktuelle Frage nach Treue in der Partnerschaft um. 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E-Mail an [email protected]. Kennwort: „Sein letztes Rennen Bochum“ oder „Sein letztes Rennen Duisburg“ TICKETS AUCH ERHÄLTLICH AN ALLEN BEKANNTEN VORVERKAUFSSTELLEN. christuskirche-bochum.de/tickets 20 Mi 7.5. 14.30 Uhr Film-ABC Vorspann My Sweet Pepper Land, S. 31 KULTUR.KINO.KÖLN. 25 Jhg. I April 2014 FILMKRITIK-ÜBERSICHT FILMSTART-TERMINE 27.3. 3.4. 10.4. 17.4. 24.4. 28 20 Feet from Stardom X 24 A Long Way Down 26 Amazonia – Abenteuer im Regenwald 33 Antboy 33 Auge um Auge 30 Banklady X 32 Captain America 2 – The Return of the First Avenger X 30 Die Poetin 33 Die schwarzen Brüder 28 Gabrielle - (k)eine ganz normale Liebe 30 Her 24 Ida 33 Irre sind männlich 26 Lauf Junge Lauf 26 Love Steaks 27 Miss Sixty 28 Molière auf dem Fahrrad 33 Noah X 22 Nymphomaniac 2 X 31 My Sweet Pepper Land 33 Rio 2 – Dschungelfieber 32 Sabotage 30 Snowpiercer 24 Spuren X 26 Stiller Sommer X 31 Stories We Tell 29 Super-Hypochonder 33 The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro 32 The Invisible Woman 32 The Lego Movie 33 Transcendence 26 Westen 31 Yves Saint Laurent 28 Zwischen Welten X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X X Filme für das Ruhrgebiet Kaum ein Begriff ist so schicksalhaft mit dem Ruhrgebiet verbunden wie der Strukturwandel. Seit über 150 Jahren unterzieht sich die Region regelmäßig einem Wandel wirtschaftlicher Strukturen. Kohle, Eisen und Stahl lösten um 1850 die Landwirtschaft ab und gaben dem Ruhrgebiet das Bild des Kohlenpotts, das noch immer in vielen Köpfen rumgeistert. Was dann in den 1960ern folgte, gehört in den Kanon des Selbstverständnisses im Ruhrgebiet. Dem großen Zechensterben folgten neue Wirtschaftssektoren mit neuen Arbeitsplätzen. Fahrzeug- und Maschinenbau, Dienstleistung sowie aus dem Boden sprießende Universitäten gaben der Region ein neues Bild. Dazu gestaltete die Internationale Bauausstellung Emscher Park ab 1989 das Ruhrgebiet als Wohnraum attraktiver. Ein Wandel, der seinesgleichen sucht, der jedoch nicht weit genug ging, weshalb das Ruhrgebiet mit seiner hohen Arbeitslosenquote im Bund als Schreckgespenst einer strukturschwachen Region herhält. So weit, so allseits und zur Übergenüge bekannt… Doch dieses Bekannte hat sich tief in das Bewusstsein, in die Identität des Ruhrgebiets gegraben. Neben Bergbau-Folklore versucht sich nun eine Haltung im Stile des markigen Spruchs „Woanders ist auch scheiße“ (der sicherlich anderes meinte) einzuschleichen und Probleme zu einem Underdog-Stolz hochzustilisieren. Gleichwohl geht es auch anders: Ohne die Probleme zu negieren, sie vielmehr als Grundlage zu nehmen, lässt sich Neues schaffen, lässt sich eine vielfältigere Identität entdecken, ja, diese bereichern; besonders durch Kunst und Kultur. In Bochum beispielsweise eröffnen am 26.4. das Schauspielhaus Bochum und Urbane Künste Ruhr das Sommerfestival im Rahmen des Projektes „This is not Detroit“, das über unterschiedlichste Kunstformen zusammen mit den Bochumer BürgerInnen aktiv eine Zukunft, eine Identität nach der Ära Opel entwerfen möchte. Zum Programm gehört u.a. die Eröffnung des Gemeinschaftsgartens Grüne Bühne in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftsgarten e. V. und dem Festival n.a.t.u.r. Im Bereich Kino geht das Filmfestival „blicke“ jährlich dem Inneren des Ruhrgebiets auf den Grund, bleibt dabei nicht bei bloßer Dokumentation stehen, sondern eröffnet neue Perspektiven. Mit Dokumentarfilmen, Experimentalfilmen und weiteren Formaten bündelt das Festival viele subjektive Blicke und nähert sich so der Identität der Region an. Wie andere Städte mit wirtschaftlichen Veränderungen umgehen, unter ihnen leiden, aber auch neue Wege gehen und ihre Identität nicht an Probleme knüpfen, dafür gibt das Dortmunder Kino sweetSixteen Beispiele. Zum 15. Mal kuratiert das Filmmuseum Düsseldorf zusammen mit der Architektenkammer NRW die Reihe „Architektur und Film“, die nun seit einigen Jahren auch im Programm des gemütlichen Kinos im Depot ihren Platz findet. Vier Filme präsentieren moderne Geisterstätte, arbeiten ihre Probleme heraus, zeigen festgefahrene Strukturen wie auch hoffnungsvolle Dynamik auf. Von der Doku „Das Venedig Prinzip“, die das Paradoxon von rückgängiger Urbanität und Tourismus-Boom problematisiert, über „Wolfen“ und „Häuser für alle“, die unterschiedliche Szenarien angesichts modernem Städtebau gestalten, bis hin zu „Detropia“, in der Aktivisten die Stadt Detroit nicht dem wirtschaftlichen Verfall überlassen wollen, sondern innovative Räume schaffen. Filme dieser Art können einen neuen Blickwinkel schaffen für unsere Region. Auch wenn andere Regionen andere Probleme haben, auch wenn Bochum, bzw. das Ruhrgebiet nicht Detroit ist. Der Impuls ist wichtig. LISA MERTENS Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … Impulsgeber Beobachtet den Wandel: Lisa Mertens 21 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film des Monats Joe unterwirft sich Hey Joe „Nymphomaniac 2“ von Lars von Trier Die 50-jährige Joe erzählt aus ihrem von Sexsucht bestimmten Leben. C Kein Porno über das (sexuelle) Leben einer ungewöhnlichen Frau Am 1. März ist der französische Nouvelle Vague-Regisseur Alain Resnais im Alter von 91 Jahren gestorben. Gerade noch hatte er, ebenso wie Lars von Trier, seinen neuen Film auf der Berlinale gezeigt. Am 5. März widmete ihm Arte einen Abend und zeigte seinen Film „Mein Onkel aus Amerika“ von 1980. Auch wenn man ein wenig vorbereitet war, was einen dort erwarten würde: Um 20.15 im Fernsehen eine derartig eigenwillig erzählte Geschichte sehen zu können, war eine große Freude. Wie Resnais seine Thesen bzw. die des Neurologen Henri Laborit in einer Spielfilmhandlung veranschaulicht, sie mit dokumentarischem Bildmaterial paraphrasiert und trotz aller Tragik immer wieder humorvoll bricht, ist nicht nur klug – in seiner Vielschichtigkeit ist der Film auch noch ungeheuer unterhaltend. Gibt es eine solch kluge Leichtigkeit heute überhaupt noch, fragt man sich nach 120 inspirierenden Minuten? Uferloser Filmessay Eine kulturpessimistische Antwort erübrigt sich, der Beweis läuft gerade mit Lars von Triers „Nymphomaniac“ im Kino. Zu Beginn des ersten Teils sahen wir die auf dem Boden liegende, übel zugerichtete Joe. Der ältere Seligman hat die 50-Jährige gefunden und bei sich aufgenommen. In dem kargen Zimmer begann Joe von ihrem Leben zu erzählen: Von der ersten lustvollen Erkundung ihres Körpers als Kind, der Entdeckung ihrer Wirkung auf Männer, dann der zunehmenden Abhängigkeit von der Lust und schließlich – als großartiger Cliffhanger zum zweiten Teil – der Ausdifferenzierung ihrer Sexualität in ein Triptychon aus Dominanz, Devotion und Liebe. Waren die fünf Kapitel des ersten Teils mit Stacy Martin als Joe noch geprägt vom jugendlichen Charme eines Coming-of-Age-Dramas, sind die drei Kapitel des zweiten Teils mit Charlotte Gainsbourg als Joe insgesamt düsterer angelegt. Joe erzählt Seligman (Stellan Skarsgård), wie die Lust immer mehr zur Last wird. Wie sie sich in der masochistischen Sehnsucht nach Unterwerfung von ihrer großen Liebe Jerome (Shia LaBeouf / Michael Pas) abwendet und bei K (Jamie Bell) dem SM hingibt, sich kurz in Reue und Scham der Gesellschaft unterwirft, um sich ihr dann als Geldeintreiberin umso aggressiver auf der dominanten Seite körperlicher Beziehungen entgegenzustellen und in P (Mia Goth) schließlich eine junge Gespielin zu finden. Angestoßen werden ihre Erinnerungen von dem Interieur des kargen Studierzimmers des gebildeten Seligman. So wie in Bryan Singers „Die üblichen Verdächtigen“ der Erzähler anhand vor ihm ausgebreiteter Objekte die Story des Films erfindet, erinnert sich Joe anhand diverser Objekte – einer Ikone, einem Spiegel, einem Kaffeefleck – an Episoden ihres Lebens. Diese Ereignisse erinnern Seligman wiederum an Themen der Kulturgeschichte, die er versucht als Fußnoten allegorisch mit Joes Erzählung zu verwww.trailer-ruhr.de/heute-im-kino knüpfen. Dabei entfaltet sich nicht nur ein psychologisch-philosophischmoralischer Diskurs zwischen Joe und Seligman, auch das Geschichtenerzählen an sich wird immer wieder kommentiert. Nicht nur Gefühl und Sinnlichkeit fechten einen Kampf gegen Geist und Belesenheit. Auch Erzählung und Erklärung treten gegeneinander an. Wie bei Resnais wird die Story von dem Gelehrten immer wieder unterbrochen durch Exkurse, die dokumentarisch bebildert sind. Lars von Trier eröffnet mit diesem Erzählen nach Stichworten und den intellektuellen Abschweifungen einen gedanklichen Raum, den man inhaltlich kaum fassen kann. „Nymphomaniac“ hat nicht ein Thema. „Nymphomaniac“ ist ein uferloser Film-Essay, in dem von Trier die zwei Seelen in seiner Brust – Geist und Gefühl – durch die Hauptfiguren gegeneinander antreten lässt. Die Rollenverteilung ist etwas platt: Der Mann (Selig-man!) ist der Denker, Joe (Männername!) der Gefühlsmensch. Joe sieht sich als Sünderin, Seligman sieht sie als Opfer der Gesellschaft und erklärt ihr verständnisvoll, dass es in Ordnung ist – auch als Frau – mehr vom Leben einzufordern. Dass sich von Trier seines Spleens, Frauen als Opfer der Gesellschaft zu definieren, durchaus bewusst ist, zeigt Joes Kommentar zu Seligmans belesenen Fußnoten: „Das alles klingt sehr nach Klischee, und ich möchte die Argumente zerpflücken, aber ich bin zu müde ...“ Selbstreflexive Schlenker Lars von Trier ist aber, trotz oder wegen aller intellektueller und selbstreflexiver Schlenker, ein großartiger Erzähler und versteht es, seine Welt auf eine alle Sinne bannende Art filmisch zu inszenieren, einen Freude wie Schmerz (ok, meist Letzteres) unmittelbar spüren zu lassen. Anders als bei Joe kommt beim Publikum wohl kaum Müdigkeit auf. Ein furios inszenierter Film voller Fragen, Widerworte und Widersprüche – unabgeschlossen und ohne Antworten. Nur immer neue Fragen anstoßend. Im Abspann ist Charlotte Gainsbourg zu hören, wie sie den vor allem durch Jimi Hendrix bekannten Song „Hey Joe“ haucht. Im Original stammt er von dem Folksänger Billy Roberts. Im Song hat ein Mann gerade seine untreue Frau erschossen und flieht nun nach Mexiko. Roberts’ „Hey Joe“ von 1962 weist wiederum deutliche Parallelen zu Niela Millers wundervollem „Baby, Please Don’t Go to Town“ von 1955 auf. Kaum ein Zufall: Niela Miller war die ExFreundin von Roberts. Noch so ein Schlenker voller Anspielungen und Fragen. Dieses letzte Mal ganz ohne Bilder. CHRISTIAN MEYER NYMPHOMANIAC 2 DK/D/F/S 2014 - Drama / Erotik - Regie: Lars von Trier - Kamera: Manuel Alberto Claro mit: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin Start: 3.4. BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, E: Filmkunsttheater 22 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Kritikerspiegel Ruhr April 2014 Die häufigsten Nennungen Ingrid Bartsch ARD Sascha Westphal WAZ EPD-Film Morgenmagazin Snowpiercer von Herausragend J.-H. Bong Bemerkenswert R.-Ruediger Hamacher film-Dienst Banklady von C. Alvart Christian Meyer choices 1 LIVE Susan Vahabzadeh Süddeutsche Zeitung Nymphomaniac 2 von L. von Trier Simone Schlosser WDR Verena Lueken Kultur.Kino.Köln. Her von S. Jonze Nymphomaniac 2 von L. von Trier Her von S. Jonze Her von S. Jonze Snowpiercer von J.-H. Bong My Sweet Pepper Land von H. Saleem Nymphomaniac 2 von L. von Trier Devil‘s Due von Her M. Bettinellivon Olpin & T. S. Jonze Gillett FAZ Her von S. Jonze Snowpiercer von J.-H. Bong Daniel Kothenschulte Frankfurter Lars-Olav Beier Spiegel Katja Nicodemus Die Zeit Cristina Nord taz Frank Brenner trailer Rundschau (Urlaub) Kultur.Kino.Ruhr. Her von S. Jonze (Urlaub) Captain America 2 von A. & J. Russo Nymphomaniac 2 von L. von Trier Zwischen Welten von F. Aladag Snowpiercer von J.-H. Bong Auge um Auge von S. Cooper Best of Comedy Molière auf dem Fahrrad von P. Le Guay Molière auf dem Fahrrad von P. Le Guay Love Steaks von J. Lass Best of Drama Auge um Auge Spuren – von Tracks S. Cooper von J. Curran Zwischen Welten von F. Aladag Ida von P. Pawlokowski Nymphomaniac 2 von L. von Trier Snowpiercer von J.-H. Bong Lauf Junge Lauf von P. Danquart Die Poetin von B. Barreto Gabrielle von L. Archambault Snowpiercer von J.-H. Bong Stories We Tell von S. Polley My Sweet Pepper Land von H. Saleem Amazonia von T. Ragobert Besondere Erwähnung Zwischen Welten von F. Aladag Yves Saint Laurent von J. Lespert Molière auf dem Fahrrad von P. Le Guay A Long Way Down von P. Chaumeil Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 30.3., 18 Uhr DAS CABINET DES DR. CALIGARI, Eulenspiegel Essen Stummfilmklassiker mit Orgelimprovisation 13.4., 18 Uhr DAS LEBEN IST NICHTS FÜR FEIGLINGE, Babylon Hagen Selbstfindungstrip mit einem Schuss schwarzem Humor. Reihe Kirchen & Kino 30.3., 15.30 Uhr RIO 2 – DSCHUNGELFIEBER, Filmwelt Herne Der zweite Teil des Amazonas-Abenteuers als Familien-Vorpremiere 14.4., 14.30 Uhr DAS MÄDCHEN WADJDA, Casablanca Bochum Das Saudi-Arabische Filmwunder im Kino-Café 2.4., 14.30 Uhr DER GESCHMACK VON APFELKERNEN, Filmwelt Herne Das herzliche Familiendrama im Kino-Café 15.4., 19.30 Uhr DETROPIA, sweetSixteen Dortmund Über die Motor City, wo die Hoffnung nicht stirbt. Reihe Architektur und Film 2.4., 14.30 Uhr DA GEHT NOCH WAS, UCI Bo/Du trailer-ruhr präsentiert die Vater-Sohn-Komödie im Kino-Café 15.4., 19 Uhr THE AMAZING SPIDER-MAN 2, CineStar Dortmund Mit Live-Stream von der Deutschlandpremiere in Berlin 3.4., 19.30 Uhr A CLOCKWORK ORANGE, Babylon Hagen Hier kommt Alex... Kubricks Meisterstück in der englischspr. VHS-Filmreihe „Caligari“ 3.4., 15 Uhr MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD, Lichtburg Oberhausen Zum Kinostartstart im Kino-Café bei Kaffee und Kuchen 16.4., 18 Uhr TOM MEETS ZIZOU – KEIN SOMMERMÄRCHEN, Kino im U Begleitend zur Ausstellung „Unter Spielern – Die Nationalmannschaft“ 4.4., 19 Uhr NYMPHOMANIAC DOUBLE FEATURE, Endstation Bochum Des Badboys neuester Coup im Doppelpack 17.4., 19 Uhr THE COURT, Babylon Hagen Doku über den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Klarsichtkino 4./5.4., 22.30 Uhr MULHOLLAND DRIVE, Casablanca Bochum Der eigenwillige Thriller von David Lynch in der Kult-Corner 20.4., 20.45 Uhr EXIT MARRAKESH, Casablanca Bochum Caroline Links Road-Movie mit Ulrich Tukur in der Matinee am Sonntag 6.4., 15.15 Uhr THE LEGO MOVIE, Cinemaxx Essen Computeranimierte Komödie in der Vorpremiere „Clockwork Orange“ 24.4., 20 Uhr ALL IS WELL, Kino im U Dortmund Im Rahmen des Afro-Ruhr-Festivals „Noah“ 24.4., 14 Uhr DIE KARTE MEINER TRÄUME, Lichtburg Essen Adaption des Romans von Reif Larsen. Vorpremiere im Seniorenkino 8.4., abends SUPER-HYPOCHONDER, Cinemaxx Essen Fun2Night Witzige Romantikkomödie aus Frankreich. Vorpremiere 27.4., 16 Uhr MEINE LIEBE FRAU SCHILDT – EINE ODE AN DIE GRUNDSCHULE, Walzenlager Oberhausen Doku über eine ungewöhnliche Pädagogin. Familienkino am Sonntag 8.4., 19.30 Uhr HÄUSER FÜR ALLE, sweetSixteen Dortmund In der Reihe Architektur und Film. Mit Einführung 10.4., 18 Uhr VULVA 3.0 – ZWISCHEN TABU UND TUNING, Kino im U Im Rahmen des IFFF 2014. Anschl. Gespräch mit Regisseurin Claudia Richarz 28.4., 20.30 Uhr ANDERS ALS DIE ANDERN, Schauburg Dortmund Stummfilm mit Musik, anschl. Gespräch über den ersten schwulen Film, der von der Zensur verboten wurde 11./12.4., 22.30 Uhr INLAND EMPIRE, Casablanca Bochum Lynchs endgültige Überwerfung mit filmischen Normen. Kult-Corner 28.4., 19 Uhr LIVE AND LET LIVE, Endstation Bochum Anschl. Gespräch mit Rolf von Raden von „Veganes Picknick“ in Bochum 13.4., 18.30 Uhr IM NAMEN DES..., Schauburg Dortmund Teddy-Gewinner 2013 in der Reihe homochrom. Preview Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … „Das Mädchen Wadjda“ 16.4., 20 Uhr NOAH, Union Kino Bochum Aronofskys epochales Bibel-Event in Originalversion 4.4., 23 Uhr BUTCHER BOYS, Apollo Gelsenkirchen Massaker in der Reihe Midnight-Movie. Eintritt frei! 7.4., 20 Uhr DALLAS BUYERS CLUB, Union Kino Bochum Drama mit den Oscarpreisträgern McConaughey und Leto. Montagskino 15.4., 17.45/ 20 Uhr LA GRANDE BELEZZA – DIE GROSSE FREIHEIT, Schauburg Gelsenkirchen. Oscar- und Golden Globe-Gewinner im Kommunalen Kino „Dallas Buyers Club“ 23 29.4., 20 Uhr GORDOS, Filmstudio Essen Daniel Sánchez Arévalos Komödie im Original mit Untertiteln „Gordos“ www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film-Kritik 2700 Kilometer mit Sack und Pack und Dromedar Vier Gestrandete, schicksalhaft zum Weiterleben verdonnert Der weite Weg zu sich selbst Freunde fürs Leben „Spuren“ von John Curran „A Long Way Down“ von Pascal Chaumeil Die Schriftstellerin Robyn Davidson durchquert in den 70er Jahren die Wüste. C Abenteuerdrama Vier Selbstmordkandidaten geben dem Leben vertraglich eine zweite Chance. C Gelungene Tragikomödie Expeditionen in die unwegsamsten und entlegensten Gebiete der Welt sind traditionell eine Männerdomäne. Doch Anfang der 70er Jahre zieht es ein schüchternes, schmächtiges Mädchen nach Alice Springs in Australien, mit dem festen Ziel einer Wüstendurchquerung, das sie sich nicht aus dem Kopf schlagen lässt. Die Finanzierung gelingt durch das Magazin National Geographic, dem sie dafür die Dokumentation der 2700 Kilometer langen Reise gewährt. Und so findet sie statt der ersehnten Einsamkeit immer wieder neue Möglichkeiten der Begegnung mit sich selbst und anderen. Der Reisebericht der Schriftstellerin Robyn Davidson, treffend besetzt mit Mia Wasikowska, hat bereits Generationen von Frauen inspiriert, John Currans gelungene Adaption inszeniert sie in eindrucksvollen Bildern, prädestiniert für die große Leinwand. Es ist Silvesterabend, und Martin Sharp (Pierce Brosnan) beschließt, vom hohen Dach eines Bürohauses in London zu springen. Er entzündet gerade seine Abschiedszigarre, da lauert eine Frau namens Maureen (Toni Collette) hinter ihm und fragt: „Brauchen Sie noch lang?“ Wenig später stehen mit der achtzehnjährigen Jess (Imogen Poots) und dem Pizza-Lieferanten JJ (Aaron Paul) insgesamt vier Selbstmordkandidaten beisammen und vereiteln einander den Sprung in den Tod. Vorerst. Start: 10.4. Eine Ausgangslage, aus der man eine Tragödie spinnen könnte oder eine überdrehte Klamotte. Es ist der literarischen Vorlage von Nick Hornby („High Fidelity“) zu verdanken, dass dieser Film den gesunden Mittelweg findet. So tauschen sich die vier Freitodgeweihten über ihre Beweggründe aus und schließen einen Pakt: Zum Valentinstag in sechs Wochen wollen sie sich zum kollektiven Suizid wieder auf dem Dach treffen, bis dahin aber legt jeder seine Selbstmordpläne zur Seite. Als die Medien von dem Vertrag Wind bekommen und die Sache ausschlachten, schweißt das die Schicksalsgefährten noch mehr zusammen. Und bietet ihnen Raum, den Motor ihrer Todessehnsucht genauer nachzuvollziehen. Während Martin nach einer Affäre mit einer Minderjährigen seine Fernsehkarriere und die Ehe in den Sand gesetzt hat, ist es bei Maureen Hilflosigkeit und das Gefühl, das Leben zu versäumen. Jess hatte Liebeskummer, JJ hat einen Gehirntumor. Doch all das ist noch nicht alles. Ida (Agata Trzebuchowska): Bereit fürs Gelöbnis? Der französische Regisseur Pascal Chaumeil überzeugte zuletzt mit der inspirierten Slapstick-Komödie „Der Nächste, bitte“. Auch mit „A Long Way Down“ gelingt die Verknüpfung von Leichtigkeit und Tiefgang. Nur weniger albern. Chaumeil sucht unangestrengt die Gratwanderung hin zur Tragikomödie, was uns Tränen in die Augen treibt und ein Lächeln ins Gesicht. Das mag auf Kosten des Tiefgangs gehen, die ein Werk über vier Selbstmordkandidaten einfordern darf, und ja, dieser Film ist kein Drama, das Psychogramme liefert. Wohl aber ein Film, der seine Charaktere ernst nimmt und mit deren Schicksal und mit jener besonderen Bindung zu berühren vermag. SILVIA BAHL SPUREN AUS 2013 - Drama - Regie: John Curran - Kamera: Mandy Walker mit: Mia Wasikowska, Adam Driver, Rainer Bock BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg Ich bin nicht bereit „Ida“ von Pawel Pawlikowski Eine Novizin begibt sich mit ihrer Tante auf die Spuren ihrer verschollenen Eltern. C Kunstvoll inszeniertes Schicksalsdrama Ein Kloster in Polen Anfang der 1960er Jahre. Novizin Ida steht kurz vor ihrem Gelübde, da schickt sie die Oberin zu ihrer letzten Verwandten, Idas Tante Wanda. Die Begegnung führt die beiden grundsätzlich verschiedenen Frauen auf eine gemeinsame Reise, die das Schicksal von Annas Eltern in den Wirren des Zweiten Weltkriegs nachvollziehen soll. Der polnische Regisseur Pawel Pawlikowski überzeugte zuletzt mit seinem englischen Coming-of-Age Drama „Summer of Love“. Mit „Ida“ kehrt er zurück in seine Heimat und inszeniert ein betörend bebildertes, stilles Drama in Schwarzweiß. Mit statischer Kamera verdichtet Pawlikowski seinen Blick auf einen 4:3-Rahmen, den er Bild für Bild kunstvoll zu füllen versteht. Ein trauriges, aufwühlendes Werk voll trister Poesie. Die tragische Komödie wird nicht zuletzt getragen von ihren vier Hauptdarstellern. Während Toni Colette noch solide die Mutter spielt, die das Leben verpasst, entlockt Pierce Brosnan seinem gedemütigten Charakter-Ego geradezu hysterisch Trotz ab, dass es mitunter an die Farce gereicht und eine Freude ist. Vor allem aber sind es die beiden Nachwuchsdarsteller, die in diesem Drama haften bleiben. Imogen Poots als kluge, trotzig zynische Achtzehnjährige, die eine tiefe Traurigkeit in sich birgt. Und Aaron Paul, dessen Figur seinen wahren Schmerz erst gar nicht zu definieren imstande ist und sich dabei zusehends verliert. Sowohl Poots als auch Paul spielten gerade gemeinsam in „Need for Speed“, in dem sie angesichts dieses Dramas sichtlich unterfordert agierten. All das birgt Hoffnung. HARTMUT ERNST IDA Filmfestival London 2013: Bester Film, Pawel Pawlikowski PL/DK 2013 - Drama - Regie: Pawel Pawlikowski - Kamera: Ryszard Lenczewski mit: Agata Kulesza, Agata Trzebuchowska, Joanna Kulig Start: 10.4. E: Filmkunsttheater www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino HARTMUT ERNST A LONG WAY DOWN GB/D 2014 - Komödie - Regie: Pascal Chaumeil - Kamera: Ben Davis mit: Pierce Brosnan, Toni Collette, Imogen Poots Start: 3.4. BO: Metropolis/Casablanca, UCI, Union, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg 24 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Roter Teppich Der weise Mann vom Ende des Zuges: John Hurt in „Snowpiercer“ „Früher hatte man mehr Spaß im Filmgeschäft“ John Hurt über „Snowpiercer“, das Science-Fiction-Genre und seine zahlreichen Filmtode Seit mehr als 50 Jahren steht der Engländer teressant, aber Bong fand wohl doch, dass ich besJohn Hurt vor der Kamera. Unter seinen rund ser in die Rolle Gilliams passe. Gilliam war einmal 200 Film- und Fernsehrollen finden sich etliche revolutionär, aber ich bin mir nicht so sicher, ob Klassiker, z.B. „Alien“, „Der Elefantenmensch“, er das zum Zeitpunkt, als der Film spielt, noch ist. Vielleicht. Aber er war sicherlich „12 Uhr nachts“, „Dead Man“ oder „Hellboy“. In Bong Joon- „Der menschliche Fortschritt einmal ein Extremist, ob ein rehat wunderbare Blüten volutionärer oder nicht, kann man hos neuem Film „Snowpiercer“, hervorgebracht“ nicht so einfach beantworten. Wie einer Dystopie über das Ende der sich das Leben im Zug entwickelt Menschheit, die komplett in einem Zug angesiedelt ist, spielt Hurt nun auf der hat, ist gleichermaßen schwer zu beantworten, weil man immer nur Informationsfetzen bekommt und Leinwand einen weisen alten Revolutionsführer. man sich das nicht so ohne weiteres zusammentrailer: Mr. Hurt, wie sind Sie zu „Snowpiercer“ reimen kann. Aber das ist ja das Spannende: Genau dazugekommen, war das schon in einem frühen wie beim Leben selbst, weiß man nicht so genau, wie alles begonnen hat und wie sich alles fügte. Produktionsstadium? John Hurt: Es war schon in einer recht frühen Phase, ja. Ich habe die Koreaner in London getroffen Es gibt ja viele Bibelzitate im Film – der Zug und mochte sie vom ersten Moment an. Sie sind könnte eine Art Arche für die Menschheit sein, einfach wundervoll. Intelligent, höflich, einfach au- oder eine Metapher für die Existenzkämpfe des ßergewöhnlich. Die Höflichkeit ist auch keine solch Lebens selbst… oberflächliche, wie man sie aus Los Angeles ge- Ja, all das stimmt. Die Autoren der Comicvorlage wohnt ist. Sie ist wirklich tief empfunden. Ich hatte haben all diese Elemente bewusst eingesetzt. Es zuvor Bongs großen Filmerfolg „Mother“ gesehen, versteht sich von selbst, dass die Vorlage franzöaber seine anderen Filme kenne ich nach wie vor sisch ist (lacht). Das Ganze ist eine sehr französische nicht. Die muss ich noch nachholen, auch andere Geschichte mit etlichen intellektuellen Spielereien. koreanische oder asiatische Filme möchte ich noch sehen, da ich mich in diesem Bereich noch viel zu „Snowpiercer“ ist ein Science-Fiction-Film mit wenig auskenne. einer Botschaft. Sie waren auch zuvor schon eine zentrale Figur im Science-Fiction- und FantasySie haben Bongs Arbeit mit der eines Malers ver- Genre, von „Alien“ bis hin zur „Harry Potter“. glichen, und auch Sie selbst sind Hobby-Maler. Was halten Sie generell von diesen Filmen? Wie kommen Sie auf den Vergleich? Ich bin für jedes Genre aufgeschlossen. Ich bin ein Der Look seiner Filme hat eine sehr malerische Schauspieler und mache die unterschiedlichsten Komponente. Auch sein Make-up-Künstler ging Sachen, die mich interessieren. Gary Oldman ist sehr malerisch vor. Das Schminken ging zwar sehr ein guter Freund von mir und wir haben darüber schnell vonstatten, aber das Ergebnis war außerge- schon so manches Mal gesprochen. Er arbeitet auf wöhnlich. Dass Bong so ein enges Arbeitsverhältnis eine ganz ähnliche Weise, wobei er dabei einen mit seinem Kameramann hat, unterstreicht diesen viel kommerzielleren Weg geht – oder zumindest Eindruck. mehr Geld verdient als ich (lacht). Das Genre ist mir egal, aber meine Lieblingsrollen gehören nicht Hegen Sie selbst Sympathien für revolutionäre unbedingt dem Science-Fiction-Genre an. Es Ideen – mir erscheint es jedenfalls nahe liegend, macht nicht so viel Spaß, sie zu drehen, weil dabei dass Sie im Film in der Rolle des Gilliam und immer so viele Spielsachen zum Einsatz kommen. nicht als Wilford besetzt wurden… Regisseuren, die gerne mit solchen Spielsachen Ja, ich denke schon. Zu Beginn wollte mir Bong so- arbeiten, machen Science-Fiction-Filme Spaß, wie gar die Wahl überlassen, welche der beiden Rollen beispielsweise Ridley Scott. Als Schauspieler muss ich spielen soll. Wilford fand ich gar nicht so unin- man meist sehr lange herumstehen und warten, Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 25 und wenn man die Szenen dann spielt, sind sie meist nicht sonderlich interessant. Sie haben in „1984“ Winston Smith gespielt, auch „Snowpiercer“ ist eine Art Dystopie. Würden Sie aus Ihrer Lebenserfahrung heraus sagen, dass die Welt besser geworden ist oder dass es durchaus berechtigt ist, sich die Zukunft so düster auszumalen? Wie bei allem ist es gefährlich, die Dinge nur schwarz-weiß oder auf eine so vereinfachende Weise zu betrachten. Alles, was einem schrecklich vorkommt, hat zumeist auch eine ganz wunderbare Seite. Es ist sehr schwer vorauszusehen, wo sich die Menschheit in 20 bis 50 Jahren befinden wird. Es gibt Momente, in denen man denkt, dass es im Laufe der Zeit immer schlechter geworden ist. Und dann gibt es Augenblicke, in denen man denkt, dass der menschliche Fortschritt wunderbare Blüten hervorgebracht hat. Das Thema ist zu komplex, um es auf solch vereinfachende Weise zu betrachten. Wissen Sie, wie oft Sie auf der Leinwand schon gestorben sind? Ich glaube, ich bin der Rekordhalter! Ich kenne jemanden, der alle meine Leinwandtode in einem Video zusammengeschnitten hat, das man sich im Internet anschauen kann (lacht). Irgendwann bin ich mit meinen Kindern in eine Phase eingetreten, in der sie mich nicht mehr fragten, ob ich in meinem nächsten Film sterben werde, sondern wie ich sterben werde (lacht). Hat sich das Filmgeschäft seit den 70er/80er Jahren Ihrer Meinung nach verändert? Ja, das hat es. Damals hatte man mehr Spaß im Filmgeschäft. Man hat nicht so viel über die Arbeit gesprochen. Ich bin vielleicht etwas altmodisch, aber ich spreche noch immer davon, dass ich eine Rolle spiele – für mich ist das keine Arbeit. Der einzige Aspekt der Arbeit ist vielleicht das Lernen des Textes. Aber insbesondere beim Film muss man sich nicht extra hinsetzen und Text büffeln. Wenn man sich seine Zeilen immer wieder anschaut, während man die Szenen durchspricht und vorbereitet, kann man seinen Text irgendwann schon von alleine. INTERVIEW: FRANK BRENNER www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film-Kritik Delikate Annäherung zwischen der Köchin und dem Masseur. Erlebt den Westen alles andere als rosig: Nelly (Jördis Triebel) Energetisch Im Auffanglager „Love Steaks“ von Jakob Lass „Westen“ von Christian Schwochow Der Masseur und die Köchin eines Ostseehotels verlieben sich ineinander. C Wilde Liebesgeschichte Nelly reist mit ihrem Sohn 1978 aus der DDR aus und kommt in ein Auffanglager. C Detailreiches Ost-West-Drama Der schüchterne, freundliche Clemens (Franz Rogowski) fängt gerade als Masseur in dem Ostseehotel an, die temperamentvolle Lara (Lana Cooper) arbeitet hier schon länger in der Küche. Nicht nur Laras Alkoholproblem bringt ungeahnte Dynamik in die Annäherung der beiden, die unterschiedlichen Charaktere kollidieren auch so heftig. Dazu kommt die hierarchische Betriebsstruktur des Hotels, in die beide nicht so ganz passen wollen. Jakob Lass hat im laufenden Betrieb vor Ort und mit den Hotelangestellten und -gästen als Statisten gedreht. Das Ergebnis ist ebenso energetisch wie die Zweierbeziehung, die der Film zeigt: Ein wunderbarer Liebesfilm mit kritischem Subtext zur Arbeitswelt, der zudem rockt, wie selten ein deutscher Film. Am Schluss ein grandioses Finale! CHRISTIAN MEYER In Christian Schwochows Adaption des Bestsellers „Lagerfeuer“ von Julia Franck sind noch viele der Details erkennbar, die die Geschichte ausmachten und den Zuschauer problemlos eintauchen lassen in eine längst vergangene, aber noch gar nicht allzu ferne Zeit. Mutter und Sohn kommen in ein Auffanglager, in dem sie sich Misstrauen und Demütigungen gegenüber sehen, da die Verhörmethoden der Alliierten denen der Stasi in nichts nachzustehen scheinen. Schwochow erzählt von bürokratischen Barrieren, von denen die meisten vielleicht noch nie etwas gehört haben und entfaltet zum Ende hin eine Spannung, die so manchem Krimi zur Ehre gereicht hätte. Getragen von wunderbaren Darstellern, entsteht so ein Film, dessen Aktualitätsbezüge gleichfalls deutlich herausgearbeitet sind. FRANK BRENNER LOVE STEAKS WESTEN Montréal 2013: Beste Schauspielerin (Jördis Triebel) D 2013 - Drama / Erotik - Regie: Jakob Lass - Kamera: Timon Schäppi mit: Lana Cooper, Franz Rogowski, Maik Riedel BO: Endstation, E: Filmkunsttheater Start: 27.3. D 2013 - Drama - Regie: Christian Schwochow - Kamera: Frank Lamm - mit: Jördis Triebel, Alexander Scheer, Tristan Göbel Start: 27.3. BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater Stiller Sommer Aus dem Häuschen in den Dschungel: Kapuzineräffchen Saï Haustier im Dschungel „Amazonia – Abenteuer im Regenwald“ von Thierry Ragobert Das domestizierte Äffchen Saï muss lernen, in seiner natürlichen Umgebung zu leben. C Ausgeklügelte Semi-Dokumentation Thierry Ragobert („Der weiße Planet“) kombiniert in seinem neuen Film auf ausgeklügelte Weise Dokumentarisches mit einer Spielfilmhandlung um tierische Protagonisten. Trotz einer klar strukturierten Dramaturgie mussten die Filmemacher hier mit den Aufnahmen arbeiten, die sie im Laufe von 30 Monaten im Regenwald geschossen hatten. Ein logistisch überaus beeindruckendes Unterfangen, auch mit teilweise dressierten Tieren. „Amazonia“ ist dabei nicht so unangenehm vermenschlicht wie die Disney-Produktion „Schimpansen“, sondern funktioniert, ähnlich wie „Der Fuchs und das Mädchen“, in seiner Mixform erstaunlich gut. Fantastische Bilder und ungewöhnliche Informationen fesseln dabei genauso nachhaltig wie der emotionale Zugang zu den Geschehnissen. FRANK BRENNER AMAZONIA 3D Venedig 2013: Ambiente WWF Award F/BRA 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Thierry Ragobert - Kamera: Manuel Téran, Gustavo Hadba, Jérome Bouvier Start: 24.4. BO: Union, GE: Apollo D 2013 - Drama - Regie: Nana Neul Start: 10.4. Kunsthistorikerin Kristine (Dagmar Manzel) steht kurz vorm Burnout. Das schlägt sich auch auf ihre Stimme nieder. Sie beschließt, in dem Ferienhaus ihrer Familie eine Auszeit zu nehmen und dabei zu schweigen. Dort erwartet sie überraschend ihre Tochter samt Lover, der sich rasch zur Mutter hingezogen fühlt. Wenig später steht Kristines Gatte in der Tür. Knisterndes Ehedrama. HE BO: Endstation, E: Filmkunsttheater Lauf Junge Lauf D/F/PL 2013 - Drama - Regie: Pepe Danquart Start: 17.4. Einem achtjährigen Jungen gelingt die Flucht aus dem Warschauer Ghetto. Getrieben vom Überlebenswillen, irrt er durch Wald und Winter. Bis er nicht mehr kann und sich Menschen anvertrauen muss. Doch wem kann er trauen? Yoram Fridman war dieser Junge, heute ist er 79. Der Film erzählt seine erschütternden Kindheitserlebnisse. Ein Drama über Mut, Menschlichkeit und Identität. HE BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 26 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Film-Kritik Gespräch zum Film Regisseur Jakob Lass, Foto Andreas Müller Vor Ideen sprudeln Mitten in der Midlife-Crisis: Luise (Iris Berben) und Frans (Edgar Selge) Samenspender gesucht! Regisseur Jakob Lass über seinen Film „Love Steaks“ „Miss Sixty“ von Sigrid Hoerner Jakob Lass, Jahrgang 1981, arbeitete als ausgebildeter Schauspieler, gründete dann mit seinem Bruder Tom die Produktionsfirma Lass Bros und drehte erste Kurzfilme. Seit 2009 studiert er an der HFF in Potsdam Film. „Love Steaks“ ist nach „Frontalwatte“ sein zweiter Langfilm. trailer: Herr Lass, Liebe könnte man das Thema des Films nennen, oder Machtgefüge. Mir scheint Energie auch ein wichtiger Aspekt zu sein ... Jakob Lass: Ja, das stimmt. Unser Alltag ist doch voll von kleinen, oft liebevollen Machtspielen. Die Fragestellung könnte sein: Wie beweglich ist das Machtgefüge in dieser Liebesbeziehung? Und welche Machtspiele nutzen die Arbeitsplätze Küche oder Spa um zu funktionieren? Auch Energie ist wichtig. Wir wollten zwei Figuren mit sehr unterschiedlicher Energie. Er ist zart, sie ist total durch. Vor allem wollten wir einen energetisierenden Film machen! Ich glaube, das ist gelungen. Ungewöhnlich für einen deutschen Film ist die Finanzierung ohne Fördermittel und Senderbeteiligung ... Das Warten auf Förderentscheidungen und Redaktionssitzungen braucht Zeit. Sehr viel Zeit. Wir waren jung und hatten diese Geduld nicht. Und wir waren in der privilegierten Situation, fast alle Studenten zu sein und für diesen Film auf unsere Gagen verzichten zu können. Das kann man natürlich nur ein paar Mal im Leben machen. Bei meinem nächsten Film möchte ich mein Team unbedingt bezahlen können. Der Film hat nicht nur den Max Ophüls-Hauptpreis, sondern – einmalig bislang – auch sämtliche Nachwuchspreise auf dem Münchener Filmfest gewonnen. Welchen Nerv haben Sie getroffen? Schwierige Frage. Ich kann nur sagen: Unser Film kommt von Herzen und aus der Hüfte. Und wir haben nichts gemacht, weil es schon immer so gemacht wird, sondern alles genau so, wie wir Filme machen wollen! In diesem Fall ohne geschriebene Dialoge, an einem realen Ort und mit ordentlich Musik. Kino eben. „Love Steaks“ ist nach den sogenannten Fogma-Regeln entstanden. Das klingt vom Namen her wie eine vernebelte Version des dänischen Dogma. Ich hatte mit „Frontalwatte“ schon einen improvisativen Langfilm gedreht. Darauf wollten wir aufbauen. Wir haben sehr viel darüber diskutiert, wie wir grundsätzlich Filme machen wollen und kamen schnell darauf, dass eine bewusste, freiwillige Reduktion eine große Befreiung sein kann. Daher auch die Bezugnahme zu Dogma 95. Da haben wir im Spaß gesagt, wir nennen das FOGMA im Sinne von Future, Fuck und Fortsetzung. Fogma scheint in Bezug auf die Arbeitsbedingungen – feste Arbeitszeiten gegen Selbstausbeutung – auch so etwas wie nachhaltiges Filmemachen zu proklamieren … Das ist auf der einen Seite Selbstschutz, weil unsere Arbeitsweise einfach eine unglaubliche Wachheit erfordert. Das kann man gar nicht länger durchziehen. Selbstausbeutendes Verhalten kippt zusätzlich irgendwann in Unproduktivität. Man schafft ja nicht wirklich mehr, nur weil man nicht schläft und nicht isst. Man spart auch nicht wirklich Geld. Es passieren dann oft mehr Fehler und Ungenauigkeiten. Ich möchte lieber mit einer gesunden, gut gelaunten Crew drehen, die vor Ideen nur so sprudelt. Mit 60 Jahren Mutter werden? Kein Problem für eine Biologin! Aber bitte ohne Vater. C Skurril-quirlige Girl-meets-Boy-Komödie 60+ Bei manchen tickt sie früher, bei manchen später und bei anderen gar nicht: Die biologische Uhr. Was tut Frau mit 60 Jahren, wenn sie bemerkt, dass sie beruflich unzufrieden ist, der Job nicht so richtig läuft und irgendwie auch nicht der Mann fürs Leben sich blicken lassen will? Genau, man (bzw. Frau) lässt sich künstlich befruchten. In dieser Situation befindet sich Luise (Iris Berben), eine gefeierte Molekularbiologin. Luise ist eine typisch moderne Powerfrau: emanzipiert und unabhängig, selbstbewusst und mit beiden Beinen fest im Leben stehend. Als sie jedoch ihren Job als Wissenschaftlerin verliert und frühzeitig in den Ruhestand geschickt wird, wird sie zum cholerischen Wirbelsturm. Wie kann bloß ihr Chef und ehemaliger Lover aufgrund eines kleinen kollegialen Konflikts – der lediglich einen gebrochenen Daumen zur Folge hatte – bloß so unbarmherzig sein? Sei's drum, dafür bemerkt sie jetzt zum ersten Mal, was sie aufgrund ihrer erfolgreichen Karriere bisher alles im Leben verpasst hat. Da passt es perfekt, dass sie von einer ihrer Kolleginnen zum Abschied eine eingefrorene Eizelle von sich selbst geschenkt bekommt, mit den zynischen Worten: „Unbefruchtet und eiskalt – wie Sie!“ Zwar kocht Luise natürlich vor Wut über, dennoch bringt sie das Ganze auf eine Idee: Jawohl, sie beschließt Mutter zu werden! Fehlt also nur noch der richtige Erbgutspender, um den Traum vom eigenen Kind doch noch nachholen zu können. Einen Vater sucht und braucht sie hingegen nicht; sie ist ohnehin nicht gerade für ihre soziale Ader bekannt. Also durchforstet sie lieber zusammen mit ihrer Mutter die aktuellen Spermaspenderkataloge. Soll es ein Balletttänzer, ein Komponist oder doch lieber ein Waschmaschinenmonteur sein? Eine andere Form von verspäteter Midlife-Crisis durchlebt gerade der Gallerist Frans (Edgar Selge). Seine Symptomatik: chronischer Jugendwahn. Trotz wiederkehrenden Rückenschmerzen und seinem gesetzten Alter, lässt er keine Chance verstreichen den Frauenröcken hinterher zu stehlen. Und er ist dabei gar nicht mal so erfolglos, wie man an seiner jungen Geliebten schnell erkennt… Wie das Schicksal so will, treffen die beiden Protagonisten Luise und Frans zufällig im Park aufeinander, als Frans jäh einen erneuten Hexenschuss beim täglichen Joggen erleidet. Obwohl Luise den Schürzenjäger und seine unsympathische Art auf den ersten Blick überhaupt nicht ausstehen kann, bringt sie ihn widerwillig zum nächsten Arzt. Schnell kochen die Gemüter über, als die beiden miteinander ins Gespräch kommen und ihre Weltansichten aufeinanderprallen. Er ist viel zu locker und nimmt nichts ernst und sie ist viel zu verklemmt und prüde. Doch trotz ihrer gegenseitigen Antipathie, treffen die beiden Junggebliebenen immer wieder zufällig aufeinander. Als dann heraus kommt, dass der zukünftige Vater von Luises ungeborenem Kind der Sohn von Frans ist, eskalieren jedoch die Probleme. Ihre Welt wird auf jeden Fall in dieser amüsanten Romantik-Komödie von Sigrid Hoerner ordentlich auf den Kopf gestellt. SANJE GAUTAM MISS SIXTY Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden. D 2014 - Komödie - Regie: Sigrid Hoerner - Kamera: Matthias Fleischer mit: Iris Berben, Edgar Selge Start: 24.4. BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 27 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film-Kritik Mit der Liebe erfährt Gabrielles Lebenslust einen Dämpfer Soldat Jesper (Ronald Zehrfeld) bemüht sich um sensible Annäherung Das geht hier nicht! Auf der falschen Seite „Gabrielle – (k)eine ganz normale Liebe“ von Louise Archambault „Zwischen Welten“ von Feo Aladag Zwei geistig behinderte Menschen verlieben sich ineinander und stoßen auf Schranken. C Außergewöhnliches Liebesdrama Tarik arbeitet für den deutschen ISAF-Soldaten Jesper, was den Zorn der Taliban schürt. C Erschütterndes Kriegsdrama Gabrielle (Gabrielle Marion-Rivard) ist Anfang zwanzig und geistig behindert, sie leidet unter dem Williams-Beuren-Syndrom. Außerhalb des betreuten Wohnens steht ihr ihre Schwester liebevoll zur Seite. Als sich Gabrielle in das Chormitglied Martin verliebt, erfährt ihr Leben zugleich einen schmerzvollen Einschnitt. Aufgrund ihrer Behinderung legen Eltern und Betreuer einer gemeinsamen Zukunft Steine in den Weg. Ein zärtlich erzähltes Drama jenseits von Zeigefinger und falscher Betroffenheit, in dem Louise Archambault einfühlsam und alltäglich eine Liebesgeschichte zwischen zwei Behinderten erzählt, die für Autonomie kämpfen, ihrer Abhängigkeit aber nicht zu entfliehen vermögen. Zugleich richtet die Regisseurin ihren Blick auf die Opfer und Sorgen der Angehörigen. Ergreifend alltäglich. HARTMUT ERNST Wie in ihrem mehrfach preisgekrönten Erstling „Die Fremde“ geht es auch in Feo Aladags zweitem Film „Zwischen Welten“ um das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen, die durch äußere Umstände am gleichen Ort zusammenstoßen. Auch hier erzählt die Regisseurin eine sehr persönliche Geschichte, die dennoch Universalität besitzt und den Nerv der Zeit trifft. Auch hier ist es Aladag wieder gelungen, äußerst spannend zu inszenieren und auf diese Weise einen niveauvollen und tiefschürfenden Genrefilm zu kreieren, wie man ihn aus deutschen Landen nur selten auf der Leinwand zu sehen bekommt. Fragen der Verantwortung und des gegenseitigen Verstehens werden subtil angesprochen, ohne sich auf simplifizierende Antworten einzulassen. GABRIELLE Filmfest Locarno 2013: Publikumspreis CDN 2013 - Drama - Regie: Louise Archambault - Kamera: Mathieu Laverdière - mit: Gabrielle Marion-Rivard, Alexandre Landry, Mélissa Désormeaux-Poulin Start: 24.4. E: Filmkunsttheater ZWISCHEN WELTEN Berlinale 2014: Im Wettbewerb um den Goldenen Bären D 2013 - Drama - Regie: Feo Aladag - Kamera: Judith Kaufmann mit: Ronald Zehrfeld, Mohsin Ahmady, Saida Barmaki Start: 27.3. BO: Metropolis/Casablanca, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo Strampeln auf den Spuren des Menschenfeinds: Gauthier und Serge Jeder hat sie schon gehört, doch keiner kennt sie: Lisa Fischer FRANK BRENNER Schauspielerische Tour de Force Wir sind dabei! „Molière auf dem Fahrrad“ von Philippe Le Guay „20 Feet from Stardom“ von Morgan Neville Zwei Schauspieler wollen mit Molières „Menschenfeind“ zurück auf die Bühne. C Faszinierende Symbiose aus Theater und Kino Backgroundsängerinnen erinnern sich und erzählen vom Wesen ihrer Kunst. C Musiker-Doku Einer der großen Klassiker des französischen Theaters, Molières „Der Menschenfeind“ (1666), bildet die Folie für diese schauspielerische Tour de Force zweier großartiger Mimen: Gauthier versucht, Serge zu überreden, an seiner Seite Philinte, den optimistischen Freund des pessimistischen Alceste zu spielen. Doch dieser hält sich für den besseren Misanthropen. So werden die Proben bald zu einem Spiel der Eitelkeiten, in das auch die hübsche italienische Nachbarin Francesca verwickelt wird. Regisseur Philippe Le Guay hat sein vor Wortwitz nur so funkelndes Drehbuch mit beiläufiger Eleganz inszeniert und überlässt es seinem begnadeten Darsteller-Trio, uns in eine intelligent-unterhaltsame Tragikomödie mit tiefen Einblicken in die menschliche Seele zu entführen, so dass man beglückt das Kino verlässt. ROLF-RUEDIGER HAMACHER Sie sind keine Stars, doch sie sind allesamt Legenden. Regisseur Morgan Neville verrückt mit seinem oscarprämierten Dokumentarfilm Backgroundsängerinnen um zwanzig Fuß: in die Bühnenmitte. Hauptaugenmerk gilt einer Reihe USKünstlerinnen, die zurückschauen und von ihrer Karriere erzählen, die ihnen Erfüllung, aber öffentlich kaum Wertschätzung gebracht hat. Stars wie Bruce Springsteen, Stevie Wonder und Mick Jagger würdigen die Leistung im Interview. Eine beseelte, berührende Reise, die historisch zurückblickt, den Status des Backgroundgesangs über die Jahrzehnte verfolgt und die Sehnsüchte im Hinblick auf eine Solokarriere beleuchtet. Lehrreich, amüsant und gespickt mit Gänsehaut-Momenten – da lag der Oscar wahrlich nah. MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD 20 FEET FROM STARDOM Oscar 2014: Bester Dokumentarfilm F 2012 - Komödie - Regie: Philippe Le Guay - Kamera: Jean-Claude Larrieu mit: Fabrice Luchini, Lambert Wilson, Maya Sansa Start: 3.4. BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg USA 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Morgan Neville Kamera: Nicola Marsh, Graham Willoughby www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 28 HARTMUT ERNST Start: 24.4. Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Hintergrund Schlimmer als krank: Romain Nicht anfassen! „Super-Hypochonder“ von Dany Boon Ein Hypochonder verguckt sich in die Schwester seines entnervten Arztes und wird mit einem osteuropäischen Freiheitskämpfer verwechselt. C Munter gestreuter Phobie-Spaß Es sind diese Zeitgenossen, die bei kleinsten seltsamen Schmerzen den Tod vor Augen sehen. Die mit acht Flaschen Sonnenmilch nach England reisen. Die sich beim Fahrradfahren so anziehen, als radelten sie gerade durch Fukushima. Jeder von uns kennt derlei Menschen. Doch dann erwischt man sich selbst dabei, wie man die Haltebänder an den Rolltreppen nicht mehr anfasst, den haptischen Kontakt zum U-Bahn-Interieur meidet und sich ungelenk in die Ellenbogenbeuge niest statt in die Hand wie seit Äonen. Die Angst vor Keim und Epidemie bildet eine unserer stetig wachsenden Wohlstandssorgen. Stellt sich die Frage: Ab wann ist man eigentlich Hypochonder? Dany Boon weiß die Antwort. Der französische Komiker nimmt sich eines überfälligen Themas an und rückt dessen überdrehtes Ausmaß ins Zentrum seines neuen Leinwandlustspiels. Wie schon bei seinen Komödien „Willkommen bei den Sch'tis“ und „Nichts zu verzollen“ zeichnet Boon für Drehbuch, Regie und Hauptrolle verantwortlich. Im vorliegenden Fall hat er sich den Hypochonder Romain auf den Leib geschrieben. Romains bester Freund ist sein Arzt Dimitri (Kad Merad), bei dem er seit nunmehr achtzehn Jahren in Behandlung ist. Dimitri ist Romains einziger Freund. Davon abgesehen versucht der alleinstehende Phobiker, die kontaminierte Außenwelt zu meiden und mag es ansonsten am liebsten steril. Als Romain mit einem hysterisch-hypochondrischen Ausbruch Dimitris Silvesterparty sprengt, platzt dem Arzt der Kragen. Er ist der Überzeugung, dass Einsamkeit die schlimmste Krankheit ist auf Erden und drängt Romain zum Online-Dating. Der lernt derweil Dimitris Schwester Anna (Alice Pol) kennen. Die engagiert sich für osteuropäische Flüchtlinge, unter denen sich ein poli- tisch verfolgter Revolutionsführer versteckt, der Romain zum verwechseln ähnlich sieht. So biegt der Streifen temporeich ein von der Phobikersatire in die Verwechslungskomödie und nimmt im finalen Knastabenteuer Fahrt auf. Sympathisch gerahmt wird dieser munter gefächerte Spaß von einer komischen Romanze. Das Rezept klingt diffus, und das ist es auch. Macht aber nichts. Denn diese Komödie ist in so ziemlich allen Belangen völlig drüber und interessiert sich grundsätzlich wenig für Logik, Gradlinigkeit oder den narrativen Fokus. Der Zuschauer zahlt nicht, um zu denken, sondern um zu lachen, laut Plakat gar „bis der Arzt kommt“. Und das geht auf, wenn Boon zuallererst sich selbst mit großem Spaß und Selbstbewusstsein inszeniert. Wer den Komiker mag, mag das. Desweiteren denkt Boon dramaturgisch eher situativ als allumfassend. Es sind die Momente in der Kurzweil. Momente, die mal in ausuferndem Slapstick münden oder die schlicht liebenswert schmunzelnd heimeln. Den Hypochondern unter den Kinogängern sei derweil gesagt: Die Therapie, die der Protagonist hier durchläuft, gibt es weder auf Rezept noch ist sie ohne Weiteres vorstellbar. Und die Angst vor Milben in Kinosesseln schürt der Film eher statt sie zu nehmen. Doch andererseits: Wer neunzig Minuten lacht, bis der Arzt kommt, hat keine Zeit für Phobien. Ein Konzept, auf das man aufbauen sollte. HARTMUT ERNST trailer verlost 2x2 Karten und 2 Plakate. E-Mail bis 13.4. an [email protected], Kennwort: Hypochonder SUPER-HYPOCHONDER F 2013 - Komödie - Regie: Dany Boon - Kamera: Romain Winding mit: Dany Boon, Alice Pol, Kad Merad Start: 10.4. BO: UCI, Union, DU: UCI, E: Filmkunstth., GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg SUPER-HYPOCHONDER – Am Rande Hypochondrie, die ständige Angst vor Krankheiten, gibt immer wieder Stoff für Komödien ab, ob verpackt im nervösen Spiel eines Woody Allen (in „Hannah und ihre Schwestern“ und „Hollywood Ending“) oder als die von Bastian Pastewka gesprochene Trickfilm-Giraffe Melman in „Madagascar“, die hunderte eingebildete Krankheiten mit sich herumträgt. Was diese psychische Störung für die Betroffenen und ihre Freunde bedeutet, wurde allerdings eher in Dramen deutlich. So gewann Leonardo DiCaprio einen Golden Globe für „Aviator“, das das Leben von Millionär Howard Hughes nachzeichnete, bei dem die manische Angst vor Keimen mit einer unbehandelten Zwangsstörung (OCD) zusammenfiel. In Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 29 29 Deutschland nimmt man an, dass rund jeder Zehnte ein Hypochonder ist, ohne dies aber unbedingt mit einem Arzt zu besprechen. Die über die Jahrzehnte zunehmend ernster genommene Störung, für die auch eine genetische Disposition vermutet wird, zeigt sich typischerweise in der Einbildung körperlicher Beschwerden. In manchen Fällen werden diese auch gleich mit schlimmen Krankheiten in Verbindung gebracht, von denen man irgendwo gehört hat. Wer am schlimmsten betroffen ist, kann in Panik verfallen und sucht ständig nach weiteren inneren und äußeren Symptomen. JAN SCHLIECKER www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film-Kritik Not amused über den Aufstand: Tilda Swinton als skurrile Handlangerin Bewaffnet entwaffnend: Banklady Gisela Gesellschaft auf Gleisen Geld her, bitte! „Snowpiercer“ von Bong Joon-ho „Banklady“ von Christian Alvart In einer vereisten Welt lebt der Rest der Menschheit in einem rasenden Zug. C Turbulente Science Fiction Ein Bankräuberpaar gangstert sich in den 60er Jahren durch Norddeutschland. C Biografisches Krimidrama Wie eine Arche Noah auf Schienen rast der unendlich lange Zug durch das ewige Eis. Im Zug hat sich eine Drei-Klassen-Gesellschaft entwickelt, vom Massenlager in den letzten Wagons zu Luxusabteilen ganz vorne. Nach einem Aufstand in den hinteren Abteilen gelangt ein Trupp bis zur Lok. Der Koreaner Bong Joon-ho ist für irrsinnige Fantasy-Horror-Spektakel wie „The Host“ bekannt. Von der französischen Graphic Novel „Schneekreuzer“ übernimmt er nur das Gerüst und zimmert eine visuell spektakuläre Gesellschafts-Allegorie. Für asiatisches Kino nicht ungewöhnlich, ist seine erste internationale Produktion mit Starbesetzung (John Hurt, Jamie Bell, Chris Evans, Ed Harris) mal ernst und brutal, mal sehr lustig. Für Letzteres sorgt u.a. eine Tilda Swinton mit ComedyQualitäten. CHRISTIAN MEYER Mitte der 1960er Jahre überfielen Gisela Werner und Hermann Wittorff insgesamt 19 Bankfilialen. Regisseur Christian Alvart („Antikörper“) nahm sich der ersten populären Bankräuberin der BRD an und inszeniert dieses Krimidrama, in dem er sich auf die Wandlung der schüchternen grauen Maus zur toughen Kriminellen konzentriert. Der filmische Ansatz bewegt sich dabei vom spannenden Genredrama bis hin zu trashigem Pulp. Insgesamt ist das erfrischend unterhaltsam. Vor allem aber überzeugt neben Charly Hübner als nordisch charmanter Kompagnon Nadeshda Brennicke („Antikörper“) in der Titelrolle. Ein Heimchen, das vom Glamour träumt und ihr Leben in die Hand nimmt. Die schüchtern ist, traurig, weich und verführerisch kühl zugleich. SNOWPIERCER BANKLADY Chicago 2013: Beste Darstellerin, Nadeshda Brennicke KOR/USA/F 2013 - Science Fiction / Action - Regie: Bong Joon-ho Kamera: Hong Kyung-pyo - mit: Chris Evans, Song Kang-ho, Tilda Swinton BO: Union, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo Start: 3.4. HARTMUT ERNST D 2013 - Drama - Regie: Christian Alvart - Kamera: Ngo The Chau mit: Nadeshda Brennicke, Charly Hübner, Ken Duken BO: Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo Schwebt im siebten Himmel mit seinem Betriebssystem: Theodore Start: 27.3. Verloren in Leidenschaft: Elizabeth und Lota Systemadministrator Die Kunst an der Kunst „Her“ von Spike Jonze „Die Poetin“ von Bruno Barreto Theodore schreibt professionell Liebesbriefe und verliebt sich in sein Betriebssystem. C Außergewöhnliche Liebesgeschichte Die amerikanische Autorin Elizabeth Bishop sucht Inspiration in Brasilien. C Biografisches Künstlerdrama „A Spike Jonze Love Story“ steht groß auf dem Filmplakat. In der Tat ist eine solche Liebesgeschichte nur von einem Nerd wie Spike Jonze („Being John Malkovich“) vorstellbar: In einer Zukunft, die aussieht wie stylische 70er Jahre, erhält der professionelle Liebesbriefschreiber Theodore (Joaquin Phoenix) ein neues Betriebssystem. Mit Stimme (Scarlett Johansson) und erstaunlich selbstständigem Charakter ausgestattet, gibt es bzw. sie dem Single Ratschläge in Sachen Liebe. Doch schon bald verlieben sich der in Trennung lebende Theodore und das Betriebssystem. Jonze hat nicht nur Freude an der Ausstattung, sondern auch echtes Interesse am Gefühlsleben der …ehm… Figuren. Die einsame Grundstimmung ist zwar kein analytischer, aber ein stimmiger Kommentar zur Liebe in der Informationsgesellschaft. CHRISTIAN MEYER New York, Anfang der 1950er Jahre: Die Dichterin Elizabeth Bishop ist ausgelaugt. Um Kraft zu tanken, reist sie nach Rio de Janeiro, wo ihre Schulfreundin Mary mit ihrer Lebensgefährtin, der gebieterischen Architektin Lota, lebt. Nach anfänglichen Antipathien entwickeln Elizabeth und Lota eine leidenschaftliche Zuneigung. Bishops Gedicht „Die Kunst des Verlierens“ bildet den Rahmen zu diesem Drama, das etwas sprunghaft die tragischen emotionalen Verwicklungen der Dreierkonstellation spiegelt. Zugleich erzählt es aber zärtlich von der Suche der Künstlerin nach Inspiration, von Abhängigkeit und fehlendem Selbstbewusstsein, vom Unglücklichsein und von der Kunst des Verlierens. HER DIE POETIN Long Island 2013: Bester Frauenfilm, Bruno Barreto USA 2013 - Komödie / Drama - Regie: Spike Jonze - Kamera: Hoyte van Hoytema mit: Joaquin Phoenix, Amy Adams, Rooney Mara Start: 27.3. BO: Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg BRA 2013 - Drama - Regie: Bruno Barreto - Kamera: Mauro Pinheiro Jr. mit: Miranda Otto, Glória Pires, Tracy Middendorf BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 30 HARTMUT ERNST trailer verlost 2 Karten. E-Mail bis 20.4. an [email protected], Kennwort: Poetin Start: 10.4. Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Film-Kritik Ein Mosaikstein der geteilten Erinnerung: Vater Michael Der Mode und dem Leben ergeben: Yves Saint Laurent Späte Überraschungen Sex, Drugs & Haute Couture „Stories We Tell“ von Sarah Polley „Yves Saint Laurent“ von Jalil Lespert Die Schauspielerin und Regisseurin Sarah Polley erforscht ihre Familiengeschichte. C Spannende biografische Recherchearbeit Modelegende Yves Saint Laurent kreiert und leidet im Paris der 1960/70er Jahre. C Biopic mit Lovestory Sarah Polley („Take This Waltz“) bringt Freunde der Familie und Verwandtschaft in Position: Sie sollen die Familiengeschichte erzählen. Die ist allerdings reichlich verworren und am Ende um einige Überraschungen reicher. Im Zentrum steht die lebenslustige Mutter Diane, eine Schauspielerin, die aus erster Ehe zwei Kinder mitbringt, als sie sich in den Schauspielkollegen Michael Polley verliebt. Gemeinsam haben sie nochmals drei Kinder – Sarah ist die Jüngste. Diane Polley stirbt an Krebs, als Sarah 11 Jahre wird. Nach und nach tun sich Risse auf in der scheinbar glücklichen Familiengeschichte. Der Film ist teils mit alten Super8-Filmen der Familie bebildert, teilweise mit in diesem Stil nachgestellten Szenen inszeniert. Letzteres spiegelt Polleys Interesse am kreativen Akt des Erinnerns. CHRISTIAN MEYER Yves Saint Laurent ist einer der talentiertesten Nachwuchsdesigner Frankreichs. Er arbeitet als Assistent für Christian Dior. Als der Designer unerwartet stirbt, wird Yves mit nur 21 Jahren Chefdesigner des Couture-Hauses. Trotz anfänglicher Skepsis der Modewelt macht ihn seine erste Kollektion weltberühmt. Auf einer Modenschau lernt er den jungen Unternehmer Pierre Bergé kennen und verliebt sich in ihn. Wenig später gründen die beiden ihr eigenes Modelabel „Yves Saint Laurent“. Doch Yves selbstzerstörerische Züge, Drogenexzesse und wilde Partys stellen die Beziehung auf die Probe. Yves Saint Laurent war ein Avantgardist. Ob er sich von geometrisch gemusterten Mondrian Gemälde inspirieren ließ, eine durchsichtige Bluse entwarf oder als einer der ersten Modedesigner schwarze Models für seine Schauen buchte, stets war er seiner Zeit voraus. Mit seiner Mode setzte er Statements: Als noch die Wespentaille vorherrschte, schneiderte er der Frau einen Smoking und schuf damit ein modisches Symbol für die Emanzipation der Frau in den 1960er Jahren. Auf die gesellschaftliche Bedeutung Yves Saint Laurents als Moderevolutionär legt der Film allerdings nicht seinen Fokus. Stattdessen erzählt der französische Regisseur Jalil Lespert eine rührende Liebesgeschichte zwischen Yves Saint Laurent, dem zerbrechlichen Genie und Pierre Bergé, seinem geschäftstüchtigen Beschützer. Der hat es nicht einfach mit Yves: Während Pierre seinem Partner in allen Lebenslagen treu zur Seite steht, setzt Yves alles aufs Spiel. Über eine Off Stimme erinnert sich Pierre an die gemeinsame Zeit mit Yves. Die inneren Konflikte des Modedesigners stehen dabei im Mittelpunkt, großartig dargestellt von Pierre Niney, der bereits zwei Mal für eine César als bester Nachwuchsdarsteller nominiert war. Er schafft es seiner Figur eine berührende Zerbrechlichkeit zu verleihen. Wie leise seine Stimme wird, wenn er seiner Muse Victoire ein „Mercy“ zuhaucht, wie schüchtern und bescheiden er der Presse gegenübertritt. Und auch im manischen Yves, kann Niney sein ganzes Können zeigen: Zwischen Angststörung, Nervenzusammenbruch und Depression, steht das Genie immer mit einem Fuß im Abgrund und ist unfähig dauerhaft glücklich zu sein. Neben den inneren Leiden des YSL zeigt der Film auch die Modewelt der wilden 1970er. Die Auswirkungen von Drogen sind noch nicht verteufelt, sexuelle Krankheiten sind noch kein Thema, es gibt Love, Sex und Modenschauen. So feiert Yves wilde Partys mit anderen Größen der Modewelt, wie zum Beispiel Karl Lagerfeld (Nikolai Kinski) und reist mit Mann und Musen nach Marrakesch, um sich einem LSD Trip hinzugeben. Um dem damaligen Lebensgefühl des Modeschöpfers möglichst nah zu kommen, wurde an Originalschauplätzen gedreht, in Saint Laurents Atelier in Majorelle und in seiner Villa in Marokko. Auch die Kostüme sind teilweise Originalkleider von Yves Saint Laurent und sicherlich ein Highlight des Films. Zusammen mit dem tollen Soundtrack und herausragenden Darstellern machen sie diesen Film zu einer bunten, melancholischen Reise in die Welt der Pariser Bohème.NINA HEINRICHS STORIES WE TELL CDN 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Sarah Polley Kamera: Iris Ng DO: sweetSixteen Start: 27.3. Der wilde, wilde Osten: Der Sheriff und die Lehrerin Durchs wilde Kurdistan „My Sweet Pepper Land“ von Hiner Saleem Ein ehemaliger kurdischer Freiheitskämpfer übernimmt eine Polizeistation. C Humorvolle Gesellschaftskritik im Gewand eines Western Der Kampf der Guten gegen die Bösen wird von keiner psychologisch untermauerten Charakter-Differenzierung getrübt. Unser Held lebt ganz von der charismatischen Ausstrahlung Korkmaz Arslans, den die Großaufnahmen von Pascal Auffrays Kamera mit dem Nimbus alter Genre-Legenden versehen. Aber Saleem begleitet seinen edlen „Sheriff“ auch mit einem Augenzwinkern: Da ertönt Elvis Presley aus dem Autoradio, wenn er zu seiner neuen Arbeitsstelle fährt und das „Pepper Land“ erinnert auch mehr an einen Western-Saloon als an eine kurdische Dorfkneipe. Nur wenn die unglaublich intensive Golshifteh Farahani als unerwünschte Dorflehrerin die Szene betritt, wird aus dem Märchen Ernst. Mit Farahanis Figur hinterfragt Saleem das Frauenbild des Islam und zeigt sie zugleich traditionsverbunden. ROLF-RUEDIGER HAMACHER MY SWEET PEPPER LAND F/D 2013 - Drama - Regie: Hiner Saleem - Kamera: Pascal Auffray mit: Golshifteh Farahani, Korkmaz Arslan, Suat Usta DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 20.4. an [email protected], Kennwort: Yves Saint Laurent YVES SAINT LAURENT Start: 27.3. F 2013 - Drama - Regie: Jalil Lespert - Kamera: Thomas Hardmeier - mit: Pierre Niney, Guillaume Gallienne, Charlotte Le Bon Start: 17.4. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg 31 31 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Foyer Film-Kritik The LEGO Movie USA 2014 - Zeichentrick - Regie: Phil Lord, Chris Miller Start: 10.4. Phil Lord und Chris Miller zeichneten für „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ verantwortlich. Nun inszenieren sie dieses animierte Leinwandabenteuer, das im LEGO-Universum angelegt ist. Und da ist ja mittlerweile alles möglich: Batman trifft Shakespeare, trifft Lincoln, trifft Einhorn Kitty. Kurzweiliger, aufwendig produzierter Baukastenquatsch für Fans von LEGO, YPS & Co. HE Alles für die Kinder DO: Cinestar, Postkutsche, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg „PETTERSSON UND FINDUS“ in der Lichtburg Essen Das Team von „Petterson und Findus“ in der Essener Lichtburg. Foto: Betty Schiel Ulrich Noethen in Essen auf dem roten Teppich. Foto: Betty Schiel The Invisible Woman GB 2013 - Drama / Biographie - Regie: Ralph Fiennes Start: 24.4. Nach all den Verfilmungen, die Charles Dickens’ Romane auf der Leinwand erfuhren, widmet Ralph Fiennes („Grand Budapest Hotel“) als Regisseur und Hauptdarsteller nun dem weltberühmten Autor selbst ein Drama. Es erzählt von der Affäre des verheirateten Schriftstellers mit der der jungen Nelly Ternan (Felicity Jones), die zu seiner späten, geheimen Muse erwächst. HE E: Filmkunsttheater Essen, 9.3. – Bei fantastischem Wetter bejubelten viele Fans am roten Teppich vor der Essener Lichtburg die Stars der Premiere von „Pettersson und Findus“: Allen voran Ulrich Noethen in der Hauptrolle des kauzigen Pettersson und Marianne Sägebrecht als freundliche Nachbarin. Im ausverkauften Haus zählten fast 1000 Kinder den Countdown für die Weltpremiere und so war die Stimmung schon super, als der Vorhang aufging. Viele gelungene Pointen sorgen für kreischende Kinder und schmunzelnde Eltern. Regisseur Ali Samadi Ahadi fand mitreißende Worte des Dankes als er nach dem Film wichtige Mitarbeiter seines Teams vorstellte. Von Anfang an hat der beliebter Kinderbuchautor Sven Nordqvist das Team unterstützt und half bei der Drehbuchentwicklung. Rund 500 Leute waren insgesamt an der aufwändigen Produktion beteiligt; allein 90 Spezialisten kümmerten sich um die Animation des kleinen Kater Findus, der beim alten Pettersson einzieht und für Stimmung sorgt. BETTY SCHIEL „GRÜNKOHL, GIFTE & GESCHÄFTE“ im Endstation.Kino Bochum The Return of the First Avenger USA 2014 - Action / Abenteuer - Regie: Anthony Russo, Joe Russo Start: 27.3. Nachdem sich der schmächtige GI Steve Rogers (Chris Evans) zu Captain America gemausert hat und aus dem Zweiten Weltkrieg in unsere Gegenwart katapultiert wurde, steht dem Superhelden ein neues Abenteuer bevor: Gemeinsam mit Black Widow (Scarlett Johansson) muss er sich den intriganten Machenschaften des Winter Soldiers stellen. Und der wirft nicht nur mit Schneebällen. HE BO: UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Filmforum, OB: Lichtburg Sabotage USA 2014 - Action / Thriller - Regie: David Ayer Start: 10.4. So, jetzt darf der andere Muskel-Opa auch mal ran: Arnold Schwarzenegger leitet als Drogenfahnder John ‚Breacher‘ Wharton ein Einsatzteam, das sich aus ergebenen Vollprofis (u.a. Sam Worthington) zusammensetzt. Als sich die Mannschaft mit einem Kartell anlegt, wird's brenzlig. Stallone kann’s einfach besser, aber Regisseur David Ayer („End of Watch“) lässt hoffen. HE Mitglieder der Bürgerinitiative im Endstation.Kino. Foto: Lisa Mertens Bochum, 10.3. – Mit der Doku „Grünkohl, Gifte & Geschäfte“ lud das Endstation.Kino in Kooperation mit dem Bahnhof Langendreer zu einem eher ungewöhnlichen, doch wichtigen Filmgespräch ein: Der WDR-Film thematisiert den PCB-Skandal im Unternehmen Envio AG und den im Jahr 2012 beginnenden Prozess, der noch immer keinen Abschluss findet. Als 2010 der Öffentlichkeit bekannt wurde, dass die Giftkonzentration auf dem Betriebsgelände des Trafoverwerters im Dortmunder Hafen die zulässigen Werte überschritt und die Blutwerte der Mitarbeiter um vielfach erhöhte PCBWerte verzeichneten, erstattete die Bezirksregierung Arnsberg Strafanzeige gegen die Envio AG. Doch die Envio AG weist im Verfahren die Schuld von sich und verweist darauf, dass die PCB-Belastung der Mitarbeiter sich ebenso gut durch deren ungesunde Lebensführung erklären lassen könne. Die Betroffenen, die im Verfahren als Nebenkläger auftreten, empfinden dies als unverschämte Unterstellung. Ebenso auch die Besucher im Endstation. Kino, die im Anschluss des Films mit der Bürgerinitiative für die Aufklärung des PCB-Skandals in Dortmund über die Möglichkeiten der strafrechtlichen Verfolgung und über Löcher im Arbeitsschutz spricht. LISA MERTENS BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Lesen Sie die Langfassungen unter: www.trailer-ruhr.de/foyer 32 AlleFoyer Filme, alleNachrichten Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine in Köln aus der Kino-Welt Film-Kritik Auge um Auge USA 2013 - Thriller - Regie: Scott Cooper Antboy Start: 3.4. DK 2013 - Komödie / Jugend - Regie: Ask Hasselbalch Start: 27.3. Regisseur Scott Cooper überzeugte 2009 mit seinem Debüt „Crazy Heart“. Nun lässt er einen Spielfilm folgen, der sich zwischen Gesellschaftsdrama und Genrekrimi bewegt. In einer amerikanischen Kleinstadt lebt Stahlarbeiter Russell (Christian Bale), dessen Bruder wiederholt im Irak kämpfte und daheim auf die schiefe Bahn gerät. Als die Lage eskaliert, sieht Russell rot. HE Ein Superhelden-Abenteuer jenseits von Marvel und Hollywood: Diese dänische Produktion folgt dem zwölfjährigen Außenseiter Pelle, der, von einer Ameise gebissen, ungewöhnliche Kräfte und Neigungen entwickelt. Fortan nennt er sich Antboy. Doch der Gegner wartet nicht lang: „Der Floh“ macht dem ehernen Beschützer das Leben schwer. Klare Vorbilder, charmante Umsetzung. HE BO: Metropolis/Casablanca, Union, GE: Apollo BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen, GE: Apollo Die schwarzen Brüder D/CH 2013 - Abenteuer / Jugend - Regie: Xavier Koller Transcendence Start: 17.4. USA 2014 - Thriller / Science Fiction - Regie: Wally Pfister Start: 24.4. Tessin, Mitte des 19. Jahrhunderts: Aus der Not heraus verkaufen die Eltern den jungen Giorgio (Fynn Henkel) an den unbarmherzigen Kinderhändler Antonio (Moritz Bleibtreu). Von nun an schuftet der Junge als Kaminfeger in Mailand. Gemeinsam mit seinen Schicksalsgefährten gründet Giorgio den Bund der Schwarzen Brüder. Familientaugliche Adaption des Kinderbuchklassikers. HE Der Forscher Will Caster (Johnny Depp) arbeitet daran, die Struktur des menschlichen Gehirns auf Computersysteme zu übertragen. Seine Frau unterstützt das Projekt, zugleich gibt es Neider und Skeptiker. Nach einem tragischen Überfall vernetzt Wills Frau dessen Gehirn mit dem Computersystem. SciFi-Thriller und Regie-Debüt von Kameramann Wally Pfister („Inception“). HE E: Filmkunsttheater BO: Union, GE: Apollo Noah USA 2014 - Drama - Regie: Darren Aronofsky Rio 2 – Dschungelfieber Start: 3.4. USA 2014 - Trickfilm / Komödie - Regie: Carlos Saldanha Start: 3.4. Eine Schlechtwetterfront zieht auf, und die hat es in sich. Der Mensch sündigt, Gott richtet, Urvater Noah darf retten: Darren Aronofsky („Black Swan“) schickt Russell Crowe in der Titelrolle auf die Arche und in das erste biblische Hollywoodepos seit langem. Während islamische Länder das Opus verbieten, konvertiert man hierzulande den Propheten auf Wunsch auch in 3D. HE Nach seiner Co-Regie an „Ice Age“ 1-3 lockte es Carlos Saldanha in sonnigere Gefilde. So inszenierte er 2011 die Abenteuerreise eines Ara nach Rio. Der Erfolg des Animationsstreifens beschert nun diese Fortsetzung, in der sich Blue als Familienvater bewähren muss. Keine leichte Aufgabe bei dem flatterhaften Nachwuchs. Ein Trip in den Amazonas soll’s richten. Sonniger Kinderspaß. HE BO: UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Filmforum, OB: Lichtburg BO: UCI, Union, DO: Cinestar, Postkutsche, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunstth., GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Filmforum, OB: Lichtburg The Amazing Spider-Man 2 – Rise of Electro Irre sind männlich USA 2014 - Action / Science Fiction - Regie: Marc Webb Start: 17.4. D 2014 - Komödie - Regie: Anno Saul Start: 24.4. Und schon wieder schwingt sich der Spinnenmann (Andrew Garfield) durch die Häuserschluchten New Yorks. Während Gwen Stacy (Emma Stone) mit ihm flirtet und das Tantchen (Sally Field) unverdrossen an seine Verantwortung appelliert, taucht in der Stadt plötzlich ein neuer Superschurke auf: Electro (Jamie Foxx). Ob Peter Parker nebenbei noch den Highschool-Abschluss schafft? HE Daniel (Fahri Yardim) ist über die Maße eifersüchtig. Tja, Pech gehabt, denn genau darum ist er jetzt wieder Single. Auf Raten seiner Ex begibt er sich in Therapie. Kumpel Thomas (Milan Peschel) wohnt ihm bei, und siehe da: In so einer Gruppensitzung lassen sich allerlei Frauen vernaschen. Haben die beiden zumindest gedacht. Deutscher Klamauk von Anno Saul („Wo ist Fred?“). HE BO: UCI, Union, DO: Postkutsche, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: CinemaxxGE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Filmforum Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 33 33 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Kompakt Disk ÜÜÜ°iÃV iÃV >V Ì >ÕÃ>ÕÃÃÌiÕ}°`i 6" Ê,Ê9/1-1Ê 71**,/ "ÌÌÊÝ]Ê-iLÃÌL`ÃÊ>ÃÊ-`>Ì]Ê££{]ÊÕÃÌÕÃiÕÊ-ÌÕÌÌ}>ÀÌ ^Ê6Ê`ÕÃÌ]ÊÊÓä£{ 8.4. - 27.7.2014 Skizzenhafte Dringlichkeit Nervöse und aufregend schöne Musik Avey Tare vom Animal Collective hat u.a. mit Angel Deradoorian, die man von den Dirty Projectors kennt, und Jeremy Hyman (Ponytail, Dan Decon) die Slasher Flicks gegründet: Experimental-Pop – klar! Auf Avey Tare‘s Slasher Flicks „Enter the Slasher House” wird alles Mögliche geslasht, vornehmlich aber eine Idee von überdrehtem Glam Rock. Der Animal Collective-Sound ist unverkennbar, die 70er Jahre-Referenzen sind hier allerdings noch deutlicher. Ariel Pink steht an der nächsten Ecke. Wild, nervös und aufregend schön (Domino). Das zweite Album „Kokokyinaka“ von OY erscheint nun nochmals international unter dem Namen „No Problem Saloon“. Eigentlich keine große Nachricht, aber die aus Ghana stammende Schweizerin hat die Gelegenheit genutzt, um nochmal Hand anzulegen an die verspielte Afro-Electronica. Außerdem wurden drei Stücke ausgetauscht (Crammed Discs). Dean Blunt und Inga Copeland waren jüngst sicherlich das coolste Musikerpaar unter der Sonne. Als Hype Williams machten sie magisch-verstrahlte, mit Wortfetzen versetzte Soundscapes. Blunt hat schon diverse Soloalben vorgelegt, jetzt zieht Copeland mit „Because I‘m Worth It“ nach. Skizzenhaft wie alle Arbeiten der beiden, aber dadurch nicht im Mindesten weniger beeindruckend, erschafft sie auf der nur erahnbaren Basis britischer Bassmusik eine ganz eigene Welt. Actress hat ein Stück co-produziert (Eigenverlag). ÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊÊiÀÊÀÃÌiÊ7iÌÀi}ÊÊ`iÀ ÊÊÊÊÊvÀ>âÃÃV iÊÕ`Ê`iÕÌÃV iÊÕÃÌ Ø ÀÕ}iÊLÕV iÊ/i°ÊäÓäÓÉxÈÎÊÈÎÇÊÕ`Êi Die Krieger des 1. Kaisers von China erobern in einer sensationellen Ausstellung Europa. Die größte archäologische Entdeckung des 20. Jahrhunderts. Meisterhafte, originalgetreue Repliken der legendären Soldaten und Krieger der Terrakotta Armee. www.terrakottaarmee.de 17.04. - BOCHUM 05.10.14 Hermannshöhe 42 Das Label Staatsakt bringt die Kompilation „Keine Bewegung“ heraus, deren Titel sicher doppeldeutig zu verstehen ist. Zum einen mit einem Ausrufungszeichen als Warnung; Die Stücke heißen „Bluten“, „Blaue Flecken“ oder „Pisse“, mit Bands wie Die Nerven, Trümmer oder Messer. Zum anderen um der Idee entgegenzutreten, hier ginge es um eine neue, einheitliche Bewegung. Vieles hat einen ähnlichen Grundton der Dringlichkeit, zwischen Punk und Post-Punk, die Stücke klingen dann aber doch sehr unterschiedlich. Einzige Gemeinsamkeit: spannende, aufreibende Musik. Mit dabei sind außerdem Jens Friebe, Ja Panik, Zucker u.a. ... 1981 taten sich der Musiker Tom Dokoupil und der Maler Walter Dahn für das Album „La Freiheit des Geistes“ des Projektes Die Partei zusammen. Darauf waren elf instrumentale Minimal-Wave Stücke mit so schönen Titeln wie „Guten Morgen in Köln“ oder „Nord-Süd-Fahrt“, zwischen cool, tanzbar und NDW-mäßiger Verspieltheit. Das Album wird als CD und auf Vinyl wiederveröffentlicht (bureau b). Jetzt erscheint endlich doch noch der atmosphärische Soundtrack zu Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“ mit den somnambulen DroneStücken der Hauptfigur und anderen Songs aus dem Film. Mit dabei ist Jim Jarmusch’s Band Sqürl, der Lautenspieler Jozef Van Wissem und die libanesische Sängerin Yasmine Hamdan, Gastauftritte kommen von Zola Jesus und Madeline Follin. Die Vinylversion ist blutrot (ATP Recordings). Mit „Über Pop-Musik“ hat Diedrich Diederichsen sein Opus Magnum geschrieben: Auf fast 500 Seiten entfaltet er eine umfassende Theorie der Pop-Musik, die die Musik an sich nur als ein Teil eines größeren Gesamtzusammenhangs des Phänomens Pop-Musik versteht, zu dem unter anderem auch Text, der mediale Träger, die Performance, die Produktionsaspekte, die Rezeption sowie die Menschen, die daran beteiligt sind, zählen. Das ist komplex und sicher nicht einfach, aber immer dem latent gefühltem Widerspruch geschuldet, dass Pop-Musik eben – anders als beispielsweise Klassik – mehr ist, als das akustische Phänomen. Die Stoßrichtung ist ausreichend spannend, um alle möglichen Diskurse rund um Pop-Musik für längere Zeit zu befruchten (Kiepenheuer & Witsch). CHRISTIAN MEYER NÄHE HAUPTBAHNHOF 34 Popkultur in NRW Improvisierte Musik in NRW „Sawtuha“: Weibliche MCs und die Arabellion Foto: Label Zwei bergische Goldbuben: Julian und Roman Wasserfuhr, Foto: Jörg Stein Alles für die Props Samtweicher Sound Von Christian Werthschulte Nicht in Indonesien, sondern ein wenig östlich von Köln, in Overath liegt sie, die Heimat von Jakarta Records. Als Schüler machte Jannis Stürtz, einer der beiden Self-Made-Labelchefs, ein Praktikum beim Kölner Plattenladen Groove Attack und lernte schnell, dass im Umfeld „Wo die Margen gering des Ladens fast jeder Musik machte oder ein eigenes Label hatte. Also setzte er sich mit sind, ist die Aufopferung umso größer“ Malte Kraus, einem Freund, zusammen, um die Musik von Simon Werle, einem anderen Freund, herauszubringen. „Wir haben ein paar Euros zusammengekratzt und die Platte gepresst“, erzählt Malte Kraus. „Alles ganz DIY und autodidaktisch“. Die „desaströse finanzielle Bilanz“ ihrer Debütveröffentlichung konnte die beiden nicht davon abhalten, ein paar Katalognummern hinzuzufügen und weil das Geld wohl irgendwie nicht so wichtig war, bekam man Bestätigung aus anderer Quelle: Ein DJ-Set im mittlerweile leider geschlossenen Kölner Kellerclub „Stecken“. „Als wir unseren Kram aufbauten, entdeckte ich eine unserer 7-Inch-VÖs in der Plattenkiste, in der Stecken-Inhaber Volker seine eigenen Platten hortete“, erzählt Malte Kraus. „Da wusste ich das erste Mal, dass wir was richtig machen. Ich glaube, es war die JR012.“ Mittlerweile ist man bei Release Nummer 66 angekommen und – nein, den Witz mache ich an dieser Stelle ausnahmsweise mal nicht – denn die stilistische Bandbreite von Jakarta Records ist schon seit längerem auffällig. Angefangen hat alles mit Hip Hop und auch heute ist der Boom Bap Beat das Lieblingsaccessoire der auf Jakarta versammelten Artists. Der afghanisch-deutsche Producer Farhot zaubert nicht nur ein paar zusammengesampelte Cratedigging-Perlen aus seiner Sequenzer-Software, sondern hat mit Kano und Ms Dynamite auch zwei britische MCs, die auf deutschen Produktionen eher selten gefeatured werden. Lord Echo dagegen macht seinem Namen alle Ehre und präsentiert sich als Widerhall der Black Music, als virtuous verschnipselter Edit-Künstler. Das ambitionierteste Release auf Jakarta ist aber wahrscheinlich die Compilation „Sawtuha“. In Zusammenarbeit mit einer NGO versammeln die Labelmacher eine Reihe von weiblichen MCs aus Tunis, Kairo und anderen Städten Nordafrikas , die mal kämpferisch und mal reflektierend von ihrem Alltag im dritten Jahr nach dem Arabischen Frühling erzählen. Trotzdem, nur mit Labelmachen alleine, kommen auch die Kraus und Stürtz nicht über die Runden. „Durch unsere jetzt dann doch fast acht Jahre Erfahrung in diesem Indie-Geschäft, ist dann aber auch immer mehr dazu gekommen“, berichtet Malte Kraus. „Wir buchen ab und zu für unsere Acts oder kümmern uns um andere Belange. Das hat dann letztlich auch dazu geführt, dass wir für ein paar inzwischen das Management übernommen haben.“ Klar, wo die Margen gering sind, muss die Aufopferung umso größer sein. Dafür belohnt man sich dann selbst – mit einem Flaniergang über Soundcloud und Bandcamp und einer Mail an die Producer, mit denen man gerne mal ein Release planen würde. Und auch wenn Jannis Stürtz wohl der clickfreudigere der beiden Labelchefs zu sein scheint, ist die Entscheidung letztlich wohl doch wieder Teamwork: „Aber irgendwie wird dann die Entscheidung doch fast jedes Mal von uns beiden einstimChristian Werthschulte mig getragen. Das ist sozusagen die letzte, aber eigentlich Journalist und Musikkritiker auch einzige Instanz, die es bei Jakarta Records gibt.“ Von Olaf Weiden Das enge Fisteln der gestopften Trompete prägte die Klangästhetik zahlloser Erben der Miles-Ära, aufgemischt mit Rap, mit elektronischen Sounds oder mit nordisch-sphärischer Schwermut. Miles Davis schien in dieser Phase die Ausdrucksmöglichkeiten der Trompete in weni„Da muss niemand gen gequetschten Tönen gebündelt zu haben weglaufen!“ – die in der Klassik meist strahlende Trompete hatte zu weinen begonnen. Der junge Trompeter Julian Wasserfuhr hatte sein Erweckungserlebnis, als ihm in jungen Jahren die Familie eine CD mit der Musik von Chet Baker schenkte. Kombiniert mit seiner Vorliebe für den als reaktionär verschrienen Wynton Marsalis, Amerikas „first class“-Trompeter, entstand ein sehr eigenständiges Fabelwesen: Julian Wasserfuhr, Trompeter aus Wipperfürth, genauer gesagt Hückeswagen, ein bergischer Junge. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Roman, der in Köln Jazzklavier studiert hat, macht Julian seit rund zehn Jahren mit aufwändigen CD-Produktionen als Young German Jazzer von sich hören, u.a. mit gestandenen Jazzgrößen wie Wolfgang Haffner, Lars Danielsson oder Nils Landgren, dem Mann mit der roten Posaune. Die Brüder haben auch schon früh internationale Erfahrungen gesammelt, so bei einem Stipendium am Berklee College, der amerikanischen Talentschmiede für Jazzmusiker. Julian, gerade mal 25 Jahre alt, blickt auf ein kleines Jazzerleben zurück, das durchaus als erfolgreich bewertet werden darf. Gerade wurde den Brüdern eine goldene Schallplatte überreicht, die man im Jazz ab 10.000 verkauften Tonträgern erhält. Trotzdem funktioniert dieses freie Leben als kreative Musiker, die nur für ihre eigene Musik aktiv werden, nur bedingt. Beide Brothers strecken ihre Beine noch unter den heimischen Küchentisch; im Elternhaus in Hückeswagen haben sie schon vor Jahren ein eigenes Studio eingerichtet. Mit elterlichem Flankenschutz, den die musikbegeisterten Wasserfuhrs gerne gewähren, sind die beiden Söhne autark. Um dies endgültig zu siegeln und überhaupt niemanden mehr nach irgendetwas fragen zu müssen, haben sie ihre aktuelle, die fünfte CD, selbständig produziert, mit den Musikern, mit denen sie seit Jahren auch ihre Live-Gigs bestreiten. Und sie bevorzugen stilistisch einen melodiebetonten modernen Mainstream, oder wie Roman entwarnt: „Da muss niemand weglaufen!“ Markantester Dauerbrenner der CD ist natürlich der samtweiche, niemals attackierende Sound des Trompeters Julian. Ausdrucksstark ist dieser Ton, der immer lieber erzählen möchte als in virtuose Variationen auszubrechen. Doch sicher ist der Hörer nie, denn der junge Mann hat kräftig geübt. Da platzt manchmal die Phrase in ein wunderbar verschlungenes, raketenbetriebenes Marsalis-Ornament auf; das tut nicht weh, sondern erfreut die Ohren der Bläserfreunde. Für die beiden Brüder stellt ihre aktuelle handgemachte CD ihre persönliche Auslese dar, mit Musik, die sich nicht in Esoterik-Kreisen verkapseln will, sondern offen auf neugierige Hörer zugeht. Das war bereits in Mozarts Tagen ein Erfolgsrezept für die Güte und Haltbarkeit von Musik: Sie besaß Leichtigkeit und Tiefe, war kantabel wie Olaf Weiden raffiniert! Musiker und www.jakarta-records.de CD „Running“ von Julian & Roman Wasserfuhr Jakarta Records aus Overath variiert den Boom Bap Jazz made in Hückeswagen 35 Musikkritiker Literatur-Kalender Ruhr 08.05.2014 22.03.2011 „Geschichten dem echten Leben“ Für immeraus anders – Wenn Familien Musikalische Facetten mit der Anke Johannsen Band Zeiten der Trauer erleben Eben noch auf der „Trübsalblasallee“ wandelnd und im Kinder,Moment Jugendliche undLeben“ Erwachsene nächsten ein „Neues betretend, da im alten „außer Thesen nichts gewesen“ - so überzeugt haben viele Fragen und Gedanken, Anke Johansen ihr Publikum an der Seite ihrer Band mit wenn lebensbegrenzende Krankheit, starken und aussagekräftigen Texten. Das Konzert verder Tod und das, was danach kommt, spricht einen niveauvollen, entspannten und unterhaltaktuell wird. samen Abend, an Gespräch dessen Endeund manVortrag mit einem Lächeln aufanhand den Lippen der einen oder vonund Beispielen aus anderen der Melodie im Kopf den Heimweg antritt. alltäglichen Trauerpraxis. Eintritt: 12,00 € – 19.30 Uhr Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr 13.05.2014 24.03.2011 14.05.2014 30.03.2011 20.05.2014 „Hoffen auf das Bessere“ 5KD[N)T¼ſP5EJÑPHGFVpräsentiert Gott sei Dank in der Welt! in- Lesung und Gespräch ihre Familiengeschichte. Ein Konzil verändert die Kirche Eine virtuos montierte Familiengeschichte, die fast beiAuf der Grundlage der Publikation N¼WſI WPF OKV IGPKCNGT GT\¼JNGTKUEJGT .GKEJVKIMGKV GKP “Dieepochaler Kirche der Weltgesellschaft. Stück Zeitgeschichte erzählt: den Zeitenwechsel der MonarchieKonzil zur Demokratie. Das II.von Vatikanische und die Ungemein TGƀGMVKGTGPFWPFRGTUÑPNKEJGT\¼JNVFKG#WVQTKPYKGUKG Globalisierung des Katholizismus“ wie in einem Puzzle, die Geschichte ihrer Familie entvon Dr. Stefan Nacke sollen nach FGEMVŌGKPGXGTICPIGPG9GNVFGT5EJNÑUUGTWPF2CN¼UImpulsreferatversuchen, des Autors te,einem deren Protagonisten sich aus in der neuen <GKV\WTGEJV\WſPFGP'KPDGT×JTGPFGU<GKVGPIGO¼NFG unterschiedlichen Perspektiven die Eintritt: 12,00 € – 19.30 Uhrdie heute mit Herausforderungen, dem Zweiten Vatikanischen Konzil .GDGPUMÑPPGTUEJCHV– Impulse aus der Philosophie die Menschen verknüpft derfür Lebenskunst. Filmgespräche im sind, Medienforum, Leitung: Marcus Minten, Mülheim diskutiert werden. Themen: Eintritt: frei - 19.30 Uhr Ŗ8QPFGT.KGDGKPFGT(COKNKG Ŗ8QPFGT.KGDG\W(TGWPFGP Die hohe Kunst der Weltrettung Ŗ8QPFGT.KGDG\W(GKPFGP Ŗ8QPFGT.KGDG\W9GUGPWPF&KPIGP\WT9GNV Das Komischste aus dem wirklich Ŗ8QPFGT.KGDG\WO.GDGPWPF\WGKPGO&CT×DGTJKPCWU wahren Leben mit dem Kabarettisten Weitere Termine: 25.06.2014 19.30 Uhr Kai Magnus Sting Eintritt frei – 19.30 Uhr Als Rastelli der gesprochenen und „Spätestens morgen“ Lesung und Gespräch mit geschliffenen Rede,– als gnadenloser derMenschenbeobachter Autorin Zoë Jenny und MenschenIn ihren Erzählungen, die Zoë Jenny hier erstmals in eikenner, als Parodist des Lebens, nem Band zusammenfasst, erweist sie sich als Meisterin desEsWortes und Meister des RederTerrorist kurzen Form: sind Geschichten mit bittersüßer sonanz, deren Wucht vom erstenhat SatzSting an mitreißt. Zwischenmenschlichen seineEtwas Abgründiges dringt durch jeden der scheinbar so sanften Lieblingsnummern im Gepäck und die Sätze und umhüllt sie mit feiner Melancholie. Es ist die ein oder andere neue Geschichte. #PIUVXQTFGO8GTNWUVFCU9KUUGPWOFKGXGTYWPFDCTGP Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr 5VGNNGPFCUWPVGTFGT1DGTƀ¼EJGOKVUEJYKPIV Eintritt: 10.00 € – 19.30 Uhr Jochen Rausch, Foto: Thorsten Neuhaus Literatur-Termine im April Bochum – Bahnhof Langendreer Dortmund – Harenberg City Center 0234 687 16 10 0231 905 61 66 Andrea Behnke: Und was passiert dann? Sa 5.4. 16 Uhr Lesung für Kinder ab 4 Jahre. Rafik Schami: Der poetische Spaziergang Fr 25.4. 20 Uhr TIPP Der deutsch-syrische Autor Rafik Schami bringt die Schönheit und Anmut seiner Heimatstadt Damaskus zurück zu den Menschen. Es fühlt sich fast so an, als sei man direkt vor Ort, wenn der hochdotierte Chemiker den Zuhörer mit auf eine poetische Erkundungstour durch die historische Stadt nimmt. Bochum – Butterbrotbar 0234 33 33 55 55 Jenseits von Jetzt – Eine Lesereise unterwegs in Bochum Sa 5.4. 16 Uhr Matthias Kelle und Minna Wündrich lesen aus „Frühling der Barbaren“ von Jonas Lüscher. Bochum – Rotunde 0234 961 66 20 Jochen Rausch: Krieg Di 8.4. 20 Uhr TIPP Der Wellenchef von 1Live präsentiert seinen neuen Roman, in dem er ganz konkret den Afghanistan-Krieg in einen literarischen Psycho-Thriller einbindet. Bottrop – La Provence 02041 782 82 45 „Ein amuse-gueule ist kein Dorf in Sachsen“ Do 10.4. Benjamin Kindervatter liest über ein ungleiches Liebespaar und Gegensätze, die sich anziehen: feine französische Hochkultur versus deutsche Ruppigkeit. Passend zur Autorenlesung gibt es ein französisch-sächsisches Menü. Reservierung unter: [email protected] Dortmund – Ekamina im Sissikingkong 0231 728 25 78 Sascha Bisley Di 8.4. 20 Uhr Der Ruhrbarone-Blogger verspricht eine „aufgemotzte Lesung“ mit Fotos und einem Filmbeitrag. Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 [email protected] 0201 49 32 86 Literaturcafé - „Der Dichter und sein Henker“ von Friederich Dürrenmatt Mi 2.4. 15 Uhr Es lesen vor: Tania Vollmer und Hans-Joachim Pagel Essen – Mayersche Buchhandlung 0201 36 56 70 Die fünf Perlen Sa 12.4. 14 Uhr Die Essener Autorin Rike Bartlitz liest aus ihrem Roman „Die fünf Perlen“. Ihr Roman birgt all das in sich, was eine gute Abenteuererzählung benötigt: Eine Legende, eine Reise durch die Zeit, eine abenteuerliche Suche nach einer längst verschwundenen Muschelart und ein Spiel mit skrupellosen Kunstjägern. Essen – Medienforum des Bistums 0201 220 44 42 Christine Wetermann: Da geht noch was Di 3.4. 19.30 Uhr „Mit 65 in die Kurve“ lautet die Unterzeile dieses Buches, in dem sich die bekannte Fernsehmoderatorin sehr offen mit dem (eigenen) Altern auseinandersetzt. Essen – Zeche Carl 0201 83 444 10 Castrop-Rauxel – Mayersche Buchhan. Robert Gwisdek aka Käptn Peng: Der unsichtbare Apfel 0230 59 29 93 30 Sa 12.4. 20 Uhr Jürgen Banscherus: Ein Fall für Käptn Peng hat ohne seine Orakel von Kwiatkowski. Detektive küsst man nicht Delphi einen Roman geschrieben. Zur Mi 30.4. 11 Uhr Präsentation werden Musik und Filme Privatdetektiv Kwiatkowski ermittelt gereicht. mittlerweile in 23 Sprachen und begeistert so Kinder rund um die Welt. Herne – Alte Druckerei 1926 Dortmund – Mayersche Buchhandlung 0231 80 90 50 Kartenvorverkauf Essen – Bürgermeisterhaus Werden Jan Costin Wagner: Tage des letzten Schnees Do 3.4. 20.15 Uhr Ein Amoklauf und die Auswirkungen der Finanzkrise sind nur zwei Zutaten im neuen Roman der deutschen Antwort auf Mankell und Co. 02323 14 76 70 Petros Markaris: Abrechnung Mi 2.4. 19 Uhr Die Herner Buchhandlung Köthers & Röttsches lädt zum griechischen Abend und Markaris konfrontiert seinen Kommissar Kostas Charitos sehr konkret mit der Wirtschaftskrise. Empfehlungen von Marianne Kolarik TIPP = trailer-Empfehlung auf den Auswahl-Seiten 36 kunst & gut Ausstellungsansicht Kunsthalle Recklinghausen (Bilder von Thomas Bechinger und Ab van Hanegem), © Kunsthalle Recklinghausen, Künstler Das Geheimnis der Malerei Abstrakte Malerei in der Kunsthalle Recklinghausen Das Thema beschäftigt schon seit längerer Zeit die Kunst: Wie haben die digitalen Möglichkeiten die „klassische“ Malerei verändert? Sehen wir heute nicht anders als früher? Und gibt es jetzt nicht eine neue Vorstellung von der Oberfläche, die am Monitor in einer eigenen Schönheit unbegreiflich und virtuell ist, also nicht mehr mit dem Pinsel auf die Leinwand aufgetragen wird? Schon die Farbe als reale flüssige Substanz entfällt, der Gestus des Auftrags und die Faktur sind folglich keine Anliegen mehr. Das eine scheint damit das Gegenteil des anderen zu sein. Und wenn wir das Digitale und seine Effekte nun wiederum in „echte“ Malerei überführen? Die Kunsthalle Recklinghausen präsentiert derzeit eine Ausstellung mit Malerei, welche so wirkt, als sei sie digital gewonnen, oder jedenfalls einzelne Motive des Digitalen und des „handfest“ Malerischen aufgreift. Kuratiert von den beiden in Köln ansässigen Malern Claudia Desgranges und Friedhelm Falke. Die eingeladenen Künstler vertreten jeweils mit mehreren Werken Positionen zwischen der konventionellen stofflichen Malerei, einer reduzierten, quasi ausschnitthaften Malerei und der Erweiterung ins plastisch Räumliche. Mitunter sprengt die Ausstellung in Recklinghausen den Rahmen des Themas. Aber sie demonstriert in ihrer Gesamtheit, dass der MalereiBegriff heute umfassender zu verstehen ist als noch vor zwanzig Jahren. Vielleicht am anschaulichsten kommt dies in den querformatigen Malereien von Volker Wevers zum Ausdruck. Sie hängen gleich im Erdgeschoss. Wevers‘ Gemälde gehen von digital bearbeiteten Aufnahmen aus. Farbverläufe fließen und verschieben sich, wobei verschiedene Ansichten übereinander geblendet scheinen und Lichteffekte noch auf chromglänzende Oberflächen weisen. Konträr zu dem Technoiden der Motivik, dem „Leckeren“ der Buntheit und der verschachtelten Perspektive, behauptet sich die Malerei als sinnliches Erlebnis mit Ölfarbe auf Leinwand. Schon diese Bilder muss man im Original, also in der Ausstellung sehen, wo ihre Stumpfheit erst wie eine Enttäuschung wirkt und dann aber die Möglichkeiten der Malerei feiert. 37 Ein Plädoyer für die Substanz der Malerei liefert Rainer Splitt. Er macht die Farbe „dingfest“, etwa indem er Aluminium-Tafeln in sie taucht und diese dann ausstellt oder indem er Farbmaterie als eine riesige flache Skulptur gießt und in den Ausstellungsraum legt. Sein Beitrag wird zur Behauptung, dass Farbe eben nicht immateriell ist, sondern ihre eigene „reale“ Wirklichkeit besitzt und damit augenblicklich an eine Form gebunden ist. Den „Schulterschluss“ mit der Anmutung des Digitalen vollzieht wiederum Paul Schwer. Schwer hat Malerei studiert und diese selbst lange praktiziert, ehe er über den Farbauftrag auf transparenten Leinwänden allmählich den Raum und die Leuchtkraft der Farbe für sich entdeckt hat. In Recklinghausen zeigt er – neben einer geglückten Installation mit Neonlicht – seine dreidimensionalen, aus Kunststoff verformten „Boas“, die vielleicht wie Quallen in der Tiefsee anmuten. Sie verschränken die auf dem transparenten Glas von Hand aufgetragenen Farben und verleihen den Erscheinungen etwas Unbegreifliches und Entrücktes. Neben den insgesamt zwölf malerischen Positionen, sind noch vier Videoarbeiten zu sehen, die das Verhältnis von Wirklichkeit und Künstlichkeit mit den Mitteln des Digitalen unterschiedlich demonstrieren und so weiter die Problematik – und die neuen Möglichkeiten digitaler Gestaltung – veranschaulichen: Für das Verständnis der Ausstellung sind sie ein Gewinn und ohnehin ein Vergnügen. Übrigens ist eine weitere Ergänzung zur Schau in Recklinghausen derzeit im Kunstverein Mönchengladbach zu sehen. Hier stellen bis 4.5. Claudia Desgranges und Paul Schwer zusammen aus, frei von einer thematischen Gebundenheit. Es gibt tatsächlich viele Wege, sich diesen Künstlern und ihren Werken zu nähern. THOMAS HIRSCH „re:set – Abstrakte Malerei in einer digitalen Welt“ | bis 13.4. Kunsthalle Recklinghausen | 02361 50 19 35 RuhrKunst Hans Kaiser, Gethsemane , Foto: Maike Klein, Hamburg Egbert Trogemann, Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn DOCK.ONE Innenansicht Schrift und Bild Vor den Kulissen Forever Young Diese Wiederentdeckung ist mehr als verdient und der 100. Geburtstag ist ein guter Anlass. Hans Kaiser wurde 1914 in Bochum geboren, wo er auch aufwuchs, ehe er im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges zunächst in die Soester Börde und dann nach Soest umziehte und dort bis zu seinem Tod 1982 lebte. Während das WilhelmMorgner-Haus in Soest derzeit Entwürfe und Ausführungen zu den Glasfenstern vorstellt, mit denen er zu Lebzeiten den größten Erfolg hatte, widmet sich das Kunstmuseum Bochum der freien Malerei auf Leinwand und Papier. Die Ausstellung ist aber keine Retrospektive. Sie verzichtet auf die frühen abbildhaften und die geometrisch gegliederten Bilder und konzentriert sich stattdessen auf die Malereien, die ihren Ursprung im Schreiben als zeichnerische Handlung haben. Konstitutiv und stabilisierend wirkt die Schrift auf der Bildfläche, als visuelle Erscheinung und Ausgangspunkt, über den Kaiser in einem zügigen Duktus ein flimmerndes Bildgeschehen gelegt hat. Mit Kalligraphie hat dies aber nichts zu tun, auch wenn sich Kaiser mit fernöstlicher Dichtkunst beschäftigt hat. Hingegen lässt sich seine Malerei der Kunstrichtung des Informel zurechnen: In der Abstraktheit der Darstellung, im ungebundenen, geradezu lyrischen Pinselstrich und im feinen Gefühl für Farben, die oft als Tuschflecken aufgetragen sind. Kaisers Malerei zeigt ein Blühen und Wachsen und hält atmosphärische Stimmungen fest. Kaiser malt Weiß um die Farbstrukturen, die auf diese Weise weiter zu Form gelangen und nun eine große Leichtigkeit besitzen. Sie tragen meditative Qualitäten und entwickeln Bildräume, welche wie Fenster in eine andere Welt wirken. Im Bochumer Kunstmuseum belegen dies besonders die späten Bilder, die separiert für sich ausgestellt sind. Sie verzichten fast ganz auf Schrift und zeigen stattdessen monochrom blaue Bildräume, die zwischen Meer und Himmel, Unendlichkeit prophezeien. In den dichten, dunklen Farbflächen liegt noch Farbe wie Lichtreflexe oder Sterne: Alles Unruhige ist hier aus den Bildern gewichen – ein echtes Spätwerk eben. So pur und konzentriert haben wir die medialen Illusionsräume noch nie gesehen: Egbert Trogemann fotografiert die Settings von Fernsehshows mit ihrem Studiopublikum, aber ohne Moderator und Gäste. Der fotografische Blick ist stillgelegt, wir haben zur Betrachtung alle Zeit der Welt. Trogemann wählt ein moderates Format für seine Farbfotografien, mit dem er eine besondere Intimität schafft. Dabei nimmt er eine überschauende Position ein, mit der er auch die Umgebung des Podiums und die Scheinwerfer unter der Decke zeigt. Die Lampen erzeugen ein raffiniertes Lichtspiel in der samtenen Dunkelheit. Daraus ergeben sich stimmungsvolle Szenarien, bei dem das Publikum zu Akteuren wird, die sich mit der Sendung identifizieren. Die übliche mediale Präsenz aus dem Fernsehen kippt; deutlich werden hingegen die Mechanismen der Theatralik und der visuellen Attraktivität. Diese Fotografien, die jetzt – leider etwas verloren innerhalb der Sammlungsausstellung – im Campusmuseum der Ruhr-Universität hängen, hinterfragen unser Interesse am Spektakel und seiner Inszenierung. Und wie entwaffnend Trogemanns Aufnahmen dabei sind und wie viel sie doch über gesellschaftliche Riten aufdecken! Die gleichwertige Fokussierung der Details, teilt Wesentliches über die Strategien der Fernsehregie mit und geht ihren psychologischen Tricks nach. Nebenbei liefert Trogemann eine Übersicht über die Genres, welche die Fernsehshows heutzutage abdecken: Wie wird eine „seriöse“ Gesprächsrunde „verkauft“ und wie muss eine Quatsch-Show angemessen „rüberkommen“ und inwieweit ist die Stimmung doch nur eine Illusion? An seiner Werkgruppe „Audience“ arbeitet Egbert Trogemann übrigens seit 1999: Sie enthält alle „Klassiker“ der hiesigen Fernsehindustrie, von „Zimmer frei“ über „Sabine Christiansen“ bis hin zu „Circus Halligalli“. Natürlich sind seine Fotografien eine Dokumentation unserer Unterhaltungsindustrie, unserer Diskussionskultur, zeigen in ihrer Kontinuität den Wandel von Modeerscheinungen und Veränderungen von Gewohnheiten. Unterhaltsam und anregend! THOMAS HIRSCH THOMAS HIRSCH Die Kunst in Köln hat ihre Wurzeln bereits in der Antike. Wahrscheinlich hat der Kunsthandel in der Domstadt eine ähnlich lange, wenn auch eher sakrale Geschichte. Heute ist die Kunst längst in den Börsenblättern angekommen, nach dem Hype der 80er Jahre und dem Zusammenbruch in den 90ern bleibt aber das alte Credo von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), dass die Kunst selbst Religion sei, bestehen. Seit dem Ende der 60er Jahre prägt eine überaus aktive Galerienszene das kulturelle Profil der Rheinmetropole, die heute immer noch zu den wichtigsten internationalen Kunsthandelsplätzen gehört und damit locker zwei gleichzeitig stattfindende Kunstmessen vertragen kann. In fußläufiger Nähe zur altehrwürdigen Art Cologne findet erstmals die „Kölner Liste“ im The New Yorker | DOCK.ONE am Mülheimer Hafen statt. Die rheinische Schwester des erfolgreichen Entdeckerformates „Berliner Liste“ will sich dort wie in der Hauptstadt als kleines Forum für frische, zeitgenössische Kunst mit hohem Sammelpotenzial positionieren. Soll heißen: In erster Linie sind dort Nachwuchskünstler vertreten, die noch zu günstigen Preisen zu haben sind. Dabei hat auch dieses Nebeneinander bereits Tradition. Schon 1967 hatte der von den ortsansässigen Galeristen mitgegründete „Kunstmarkt Köln“ Konkurrenz im eigenen Umfeld. Da nie alle Galerien teilnehmen durften, fanden sich immer alternative Angebote im Rahmen der internationalen Messe: 1967 hieß das „Demonstrative“ Köln, 1968 „Prospect 68“ Düsseldorf, 1969 „Neumarkt der Künste“ Köln. Irgendwie ist das Duale bis heute so geblieben. Kurator der Messe „Kölner Liste 2014“ ist der gebürtige Rheinländer Peter Funken, der ein Stück der Berliner Kunstszene, aber auch internationale Galerien nach Köln bringen möchte. „Mit dem neuen Format ziehen wir in jene Stadt, der die moderne und avantgardistische Kunst in Deutschland wie auch international so viel verdankt“, sagte er bei der Vorstellung des Veranstaltungsortes. Der Kunsthandel in Köln und Umgebung erhält jedenfalls wieder mal ein neues und hoffentlich attraktives Angebot, neue Entdeckungen zu machen. Einen van Gogh für zehn Millionen Euro, wie jüngst in Maastricht angeboten, wird man da allerdings nicht finden. Hans Kaiser im Kunstmuseum Bochum „Hans Kaiser – Imaginäre Räume“ | bis 27.4. Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30 E. Trogemann im Campusmuseum Bochum „Egbert Trogemann – Audience“ | bis 27.4. Campusmuseum der Ruhr-Universität Bochum 0234 322 67 82 38 „Kölner Liste“ parallel zur Art Cologne PETER ORTMANN Kölner Liste | 10.-13.4. | Opening: Mi, 9.4., ab 18 Uhr | The New Yorker | DOCK.ONE Sammlung „Ich will mit der Geste dem Bösen antworten“ Der Düsseldorfer Konzeptkünstler Mischa Kuball hat am Marler Rathaus einen Baudelaire-Schriftzug angebracht, der die Kommune aufrütteln soll. Fehlschläge sind dabei einkalkuliert. Mischa Kuballs öffentliche Intervention „Les ja, dass wir nicht nur die eine Seite haben. Ich will Fleurs du Mal (Blumen des Bösen/Blumen für also aus dem Bösen heraus, aus der Beschreibung Marl)“ provoziert und zitiert Charles Baudelaire, heraus, mit der Geste antworten. „Blumen für Marl“ bietet jedoch zugleich Identifikationsmöglich- ist der Untertitel, und das heißt, ich will auch ein keiten für die Menschen in Marl, die mitma- Gegengewicht zu Baudelaire schaffen. Ich glaube, chen sollen: Partizipation und Diskussion sind dass die Marler genug kreatives Potential haben. Das haben sie an anderen Steldie immateriellen Bausteine. Der markante Schriftzug aus „Wir müssen also etwas tun, len schon bewiesen. Hier wird und es reicht nicht aus, an seit 50 Jahren der Grimme-Preis weißen Leuchtbuchstaben, an einer Stelle mal was gesagt verliehen und hier stand die erste der oberen Fassadenkante des oder getan zu haben“ Volkshochschule. Rathauses angebracht, wird zum weithin sichtbaren Hinweis auf das städtische Skulpturenmuseum. Die links Welche Funktion haben die Blumen, die dann da neben der Freitreppe stehende große Blumenva- sind oder auch nicht? se ist als Angebot zu verstehen, die genannten Auf der einen Seite die Blumen des Bösen, auf der Blumen für Marl mitzubringen und in die Vase zu anderen Seite die Rosen für direkte Demokratie – stellen. Der Konzeptkünstler hat für Marl unter dazwischen pendelt es. Beuys hat die Rosen 1972 dem Begriff „public preposition“ ein ortsspezi- hingestellt und uns aufgefordert, an dem Begriff fisches Konzept entwickelt: Vorschläge für die des Demokratischen, an dem in SelbstverantworÖffentlichkeit und den öffentlichen Raum. Die tung zur Arbeit gehen zu arbeiten, indem wir stäntemporär geplante Installation könnte auch auf dig diese Rose erneuern müssen. Wir müssen also Dauer angebracht sein; die tatsächliche Verweil- etwas tun, und es reicht nicht aus, an einer Stelle dauer will der Künstler durch die Diskussion in mal was gesagt oder getan zu haben. Das ist auch ein steter Prozess. Darauf verweist das Projekt. Kein Marl bestimmt wissen. Urban Gardening, das ist nicht meine Sprache, in trailer: Wer ist denn in Marl so böse, dass er Blu- dem Fall setze ich lieber auf den Verfall. Weil ich sage, nur dadurch, dass der Verfall entsteht, entmen braucht? Mischa Kuball: Ich glaube, die Stadt steht an ei- steht auch die Aufforderung, das was passieren nem Punkt an dem es kein Zurück mehr gibt. Hier muss. muss sich die Frage stellen, was nach dem Ende der Kohleförderung auf Auguste Victoria passiert. Sind die Leuchtmittel als Leuchtmittel eine StraUnd ich wollte mit diesem Projekt anregen, dass tegie zur erhöhten Wahrnehmung? diese notwendige Diskussion in Gang kommt. Das Wir sind ja durch die Aufklärung, durch den Überist nicht nur eine Diskussion von der Deutschen tritt vom Dunklen ins Helle, noch immer mit WisSteinkohle, und das ist auch nicht nur eine, die in sens- und Erkenntnisgewinn verbunden. Kant hat es formuliert, dass alles, was sozusagen in uns ErRatszimmern passiert. kenntnis erzeugt, es wert ist, dass wir uns damit Ich zitiere mal Baudelaire: Des Teufels Fäden auseinandersetzen. Ich glaube, dass das Licht ein guter Begleiter ist, denn es zeigt ja auch in der sind‘s, die uns bewegen. Ja. Das ist der Gegenspieler, der Thanatos, der To- Nacht, dass an diesem Ort eine Frage immer wach destrieb, der mit dem Teuflischen, Diabolischen ver- bleibt. bunden ist. Das ist eine Seite in uns. Aber wir wissen Aber ist Partizipation nicht das Ende der Kunst? Dazu wird es eine Tagung im Duisburger Lehmbruck Museum geben, wo ich ja mit der New Pott-Präsentation nochmal andocke. Ich glaube, dass Partizipation immer da ein Mittel ist, wo es nicht um über die Sachen sprechen geht, sondern darum, mit den Menschen zu sprechen, mit denen ins Gespräch kommen. Das ist nicht immer richtig, und ich habe einen großen Respekt vor einer reinen künstlerischen Setzung, die sozusagen darauf zielt, in der Ausformulierung, in einer Skulptur sozusagen einen Maßstab vorzugeben, und dann müssen die anderen damit klarkommen. Hier gibt es eine erste Formulierung, und an der Ausformulierung setzt das Partizipatorische an. Leute werden ja nicht eingeladen, den Schriftzug zu machen oder eingeladen, Foto: Peter Ortmann Baudelaire-Texte zu assoziieren. 39 ZUR PERSON Mischa Kuball lebt und arbeitet in Düsseldorf. Mit Hilfe des Mediums Licht – in Installationen und Fotografie – erforscht er architektonische Räume und deren soziale und politische Diskurse. Seit 2007 ist Mischa Kuball Professor an der Kunsthochschule für Medien, Köln, wo er gründete das -1/MinusEins Experimentallabor gründete. Foto: Archiv Mischa Kuball Warum dann Sprache, Schrift? Weil Sprache in unserer Gesellschaft dafür steht, dass wir uns mit etwas gerne, intensiv oder kontrovers auseinandersetzen. Dann benutzen wir diese Kodierung, um uns Ausdruck zu verleihen. So teilen wir uns mit. In Marl ist das Französische nicht zuhause, es gibt dazu keinen Bezug, anders als in Düsseldorf oder Köln, wo Napoleon mal durchgezogen ist. All diese Verbindungen gibt es hier nicht, und deswegen ist Marl so frei davon, und deshalb kann man genau diesen Sprachsatz mit der Assonanz von „mal“ mal eben benutzen. Aber wie ich schon sagte, „mal du pays“ wäre in dem Fall das Heimweh, die Sehnsucht und auf der anderen Seite ist es der Ausdruck von dem Bösen. In dem französischen Begriff „mal“ steckt eben die Sehnsucht und das Böse. INTERVIEW: PETER ORTMANN Mischa Kuball – „Les Fleurs du Mal“ (Blumen für Marl) | Rathaus Marl, bis Ende 2014 Mischa Kuball – „NEW POTT – Neue Heimat im Revier” | Lehmbruck Museum Duisburg | bis 11.5. Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/sammlung Kunstwandel Kunst in NRW T. Schütte, 1981, Collection Fundacao De Serralves, Porto, © VG Bild-Kunst, Bonn, courtesy K21 Kunstsammlung NRW Robert Kuśmirowski: Stronghold-Installation for Lyon Biennial 2011, Foto: Urbane Künste Ruhr Morgen im Heute Mit etwas Spaß in die Hölle Von Thomas Hirsch Die Quadriennale Düsseldorf steht vor der Tür: In ihrem Trailer mäandert ein violettes Farbband durch die Stadt, markiert den städtischen Raum ebenso wie die Museen und umgarnt ganz verschiedene Personengruppen. 13 Ausstellungsinstitute der Landeshauptstadt und ihrer Umgebung zeigen thematisch aufeinander ab„Meilensteine der gestimmte Gruppen- und Einzelausstellungen. Avantgarde“ Damit soll der Kunststandort Düsseldorf mit seinen außergewöhnlich vielen Museen und Kunstinstituten vorgestellt und positioniert werden. In der dritten Auflage nach 2006 („Der Körper in der Kunst“) und 2010 („Kunstgegenwärtig“) lautet das Motto der diesjährigen Quadriennale: „Über das Morgen hinaus. Wie sich Künstler mit der Zukunft beschäftigen – gestern und heute“. Es geht um gesellschaftliche Utopien, um Entwürfe für die Zukunft auf der Basis einer avantgardistischen Haltung. Vernünftigerweise reagieren die Kunstinstitute auf dieses weitgefasste Themenfeld entsprechend ihrer eigenen Ausrichtung. So wendet sich die Kunstsammlung NRW im K20 am Grabbeplatz dem russischen Suprematismus des frühen 20. Jahrhunderts zu: Sie thematisiert dessen Beschäftigung mit den Dimensionen und Bedeutungen der Farbe Weiß. Gezeigt werden Werke von Kandinsky, Malewitsch und Mondrian. Ergänzend dazu findet ein Projekt mit Olafur Eliasson, einem weltberühmten Künstler unserer Tage statt, der nun zwischen Naturwissenschaft und reinem ästhetischen Erleben den farblichen Nuancen des Weißes nachspüren wird. Das K21 im Ständehaus wiederum, das mit seiner Sammlung auf die Gegenwartskunst hin ausgerichtet ist, widmet sich dem Schutzbau als Motiv der Kunst: Als Bunker, Versteck, Gefängnis und Verschüttung mit Beiträgen von Künstlern wie Bruce Nauman, Gregor Schneider und Christoph Büchel. Eine besondere Rolle spielt dabei die Erde mit ihren verschiedenen Bedeutungsebenen. Überhaupt kommt Materie und Substanz eine wichtige Rolle für die künstlerische Formulierung von Zukunft zu, „Verwandlung“ ist ein zentrales Motiv für das Spekulative. Dem geht jetzt die Ausstellung „Kunst und Alchimie“ im Museum Kunstpalast im Ehrenhof nach und verfolgt dies über die Jahrhunderte, auch hier entsprechend der eigenen Kunstsammlung und natürlich auch mit Joseph Beuys. Vielleicht sind dies die drei herausragenden Ausstellungen dieser Quadriennale? Konstant hochkarätig ist aber auch die Kunsthalle, in der zudem der „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen“ beheimatet ist. Die beiden dortigen Ausstellungen blicken vom Heute aus in die Zukunft und fragen nach der Rolle des Einzelnen für die Gestaltung der Welt. Daneben ist auf eine Ausstellung hinzuweisen, auch wenn sie etwas abseits lokalisiert ist, in der Langen Foundation auf der Raketenstation bei Neuss: Dort wird mit Otto Piene einer der Gründer der Gruppe ZERO vorgestellt. Diese Künstlerbewegung hat um 1960 von Düsseldorf aus utopische Entwürfe für die Zukunft entworfen und dafür eine eigene puristische Bildsprache entwickelt. Und auch wenn diese bildnerischen Umsetzungen längst als Meilensteine der Avantgarde nach 1945 gelten: Die Visionen Thomas Hirsch selbst, die ZERO als solche im Auge hatte, sind auch heute Kunsthistoriker, Kurator und Journalist noch Visionen. Auch das ist Kunst. Die Zukunft der bald postindustriellen Stadt Bochum könnte ein Donutstand auf dem Rathausvorplatz sein. Jedenfalls wenn es nach dem britischen Künstlerduo Heather und Ivan Morison geht. Sie planen einen solchen US-amerikanischen Verkaufsstand als Veranstaltungsort beim diesjährigen Detroit-Projekt, „all‘s well that ends“ ist der Titel der urbanen Intervention, und der scheint schon ein wenig diabolisch die Zielrichtung der „Urbanen Künste Ruhr“ zu beschreiben. Nach dem Weggang der Großindustrie und der Ziellosigkeit politischer Visionen für das Ruhrgebiet kommt dem Projekt bereits jetzt eine strategische Leuchturmfunktion der Kultur zugute – es gibt jenseits der touristischen Vermarktung ehemaliger Arbeitsräume kapitalistischer Ausbeutungsfabriken nämlich nichts mehr, was wenigstens in eine bronzene Zukunft zeigen würde. Also ist es leichter, man manipuliert die Realität, manipuliert den Blick auf Umfeld, manipuliert sich selbst und die Zukunft der Städte im Ruhrgebiet. Denn: „Lösungen haben wir auch nicht“, sagt Intendant Anselm Weber bei der Vorstellung des Projekts in seinem Bochumer Schauspielhaus und begründet die Zusammenarbeit mit den „Urbanen Künsten“ als eine logische Entwicklung für die Ausrichtung eines Theatertankers für die nächsten Jahre. Die Zeiten, in denen das Schauspiel ausschließlich in seinem eigenen geschützten Umfeld agiere, seien endgültig vorbei und kämen auch nie wieder. „Quadriennale Düsseldorf – Über das Morgen hinaus“ | 5.4. bis 10.8. Düsseldorf | 0211 899 99 07 Das Detroit-Projekt | 26.4.-5.7. | Eröffnung: 26.4. (Bergbaumuseum) Bochum | 0234 33 33 55 55 Die Quadriennale in Düsseldorf Das „Detroit-Projekt“ sucht die künstlerische Partizipation Das im April beginnende Sommerfestival ist die zentrale Veranstaltung des Detroit-Projekts. Die Kuratoren Katja Aßmann, künstlerische Leiterin von Urbane Künste Ruhr, Olaf Kröck und Sabine Reich, geschäftsführende Dramaturgen des Schauspielhauses Bochum, wählten gemeinsam mit ihren europäischen Kollegen aus weiteren Opel-Städten Paul Domela (Großbritannien), Marta Keil (Polen) und Alberto Nanclares der Gruppe Basurama (Spanien) die beteiligten Künstler und Partner aus und entwickelten ein umfangreiches Programm für alle Einwohner der Stadt sowie der Region. Über 20 Kunstprojekte internationaler und nationaler Künstler werden dazu im Bochumer Stadtraum realisiert. Am auffälligsten wird dabei die LED-Installation des britischen Kunst- und Theatermachers Tim Etchells. Er installiert den Schriftzug „How love could be“ am Förderturm des Bergbaumuseums und will damit am Wahrzeichen vielleicht die Frage nach der Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels beantworten. Damit schließt sich der Kreis der manipulativen Strategie, denn dieser Förderturm hat dort eigentlich nie etwas befördert, eben nur die Besucher in eine virtuelle Bergbauwelt, tief unter der Erde. Wo wir wieder in der Hölle angekommen sind und beim wahrscheinlich größten Highlight des Festivals – dem Keller der berühmten Zeche 1. Hier baut der polnische Installations-Tausendsassa Robert Kuśmirowski nämlich den Ort der Verdammnis auf. Eine perfekte Illusion zwischen barockem Exzess und dem detailreichem Irrwitz eines Blendwerks. So wird die Zukunft des Ruhrgebiets mit Aspekten von Transität, Verschwinden und Tod sichtbar. Das sollte sich niemand entgehen lassen. PETER ORTMANN 40 Kunstkalender KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de Pierre Huyghe 11.4.-13.7. Ein Einblick in das poetische Werk des französischen Künstlers, der Pflanzen und Tiere einbezieht und Alltägliches in besondere Ereignisse verwandelt KÖLN – Photographische Sammlung www.sk-kultur.de August Sander bis 3.8. Zum 50. Todesjahr sind mehrere Werkgruppen des berühmten, in Köln ansässigen Fotografen zu sehen, der mit seinen Porträts bekannt wurde KÖLN – Rautenstrauch-Joest-Museum www.museenkoeln.de Made in Oceania bis 27.4. Thematisiert wird der Tapa, ein rötlicher Stoff, der aus der Baumrinde gewonnen ist und in der Pazifikregion im alltäglichen Leben und im Kunstbetrieb verwendet wird MÜLHEIM – Kunstmuseum www.muelheim-ruhr.de August Macke bis 27.4. Eine Ausstellung zum rheinischen Expressionisten (1887-1914), der der Künstlergruppe Blauer Reiter verbunden war, aus dem Bestand der Stiftung Ziegler NEUSS – Langen Foundation www.langenfoundation.de K.O. Götz, Dantons Tod, 1960, Mischtechnik auf Lw, Sammlung Ströher, Darmstadt, (Ausschnitt) © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Olaf Bergmann, Witten Museumslandschaft NRW BERGISCH-GLADBACH – Villa Zanders DÜSSELDORF – K20 HAGEN – Osthaus Museum www.villa-zanders.de www.kunstsammlung.de www.osthausmuseum.de Monika Grzymala bis 1.6. Die junge deutsch-polnische Künstlerin mit Prägungen im Papier und ortsbezogenen Installationen, die sich aus Klebeband in den Raum hinein entwickeln Weißer Abgrund Unendlichkeit 5.4.-6.7. Anhand von Werken von Kandinsky, Malewitsch, Mondrian werden Bedeutung und Darstellungsmodi der Farbe Weiß im frühen 20. Jahrhundert untersucht Christian Rohlfs bis 4.5. Das druckgrafische, zwischen 1908 und 1926 entstandene Werk von Rohlfs, der sein Atelier im damaligen Museum Folkwang in Hagen hatte BOCHUM – Kunstmuseum DUISBURG – Museum Küppersmühle www.kunstmuseumbochum.de www.museum-kueppersmuehle.de Hans Kaiser bis 27.4. Werkschau zum 1914 in Bochum geborenen Maler, der ausgehend vom Informel auch gegenständlich und skriptural gearbeitet hat K.O. Götz bis 15.6. Retrospektive zum 100. Geburtstag des Pioniers der Informellen Malerei, der mit breiten, ausgreifenden Pinselschwüngen zwischen Fläche und Raum vermittelt BONN – Bundeskunsthalle DUISBURG – Lehmbruck Museum www.kah-bonn.de www.lehmbruckmuseum.de Kasimir Malewitsch bis 22.6. Werküberblick mit 300 Gemälden, Grafiken und Skulpturen des berühmten Hauptvertreters des Suprematismus und der sowjetischen Avantgarde Hans im Glück bis 22.6. Themenausstellung anlässlich der Duisburger Akzente, die dem Verhältnis von Kunst und Kapital seit Fluxus und vor allem in der Gegenwartskunst nachgeht BONN - LVR-LandesMuseum www.landesmuseum-bonn.lvr.de Claudia Desgranges 8.4.-1.6. Die Kölner Malerin thematisiert das Ereignis der Malerei mittels seiner eigenen grundsätzlichen Faktoren, in radikal gegenstandsfreien Darstellungen HERFORD – MARTA www.marta-herford.de Booster bis 1.6. Thema sind mobile Soundsysteme wie die Jahrmarktorgel, der Plattenspieler oder der Ghettoblaster und ihr Einsatz in der Kunst von Kurt Schwitters bis heute HERNE – Flottmann-Hallen www.flottmann-hallen.de Bernd Damke bis 27.4. Werkschau zum 75. Geburtstag des Farbfeldmalers mit seinen signalhaften Darstellungen, parallel auch in der Städtischen Galerie in Herne KLEVE – Museum Kurhaus ESSEN – Museum Folkwang www.museumkurhaus.de www.museum-folkwang.de Albert Oehlen bis auf weiteres Oehlen, der seine eigenen Gemälde am Computer entwickelt, mit einer selbst kuratierten Auswahl seiner Bilder und seiner Sammlung an Malerei David Novros bis 9.6. Der New Yorker Hauptvertreter der Farbfeldmalerei (geb. 1941) mit einer Retrospektive seiner mehrteiligen Bilder und einer neuen Wandmalerei KÖLN – Deutzer Messehallen DORTMUND – Museum Ostwall ESSEN – Ruhr Museum www.museumostwall.dortmund.de www.ruhrmuseum.de Winter/Hörbelt 5.4.-28.9. Das Frankfurter Künstlerduo arbeitet bevorzugt mit alltäglichen Materialien, skulptural und monumental, wobei der Besucher auf die Arbeiten zugreifen kann Ausgewählt bis 27.4. Anhand von 200 Exponaten der vorindustriellen Zeit wird ein Einblick in die Sammlungen des Ruhr Museums vermittelt Art Cologne 10.-13.4. Die hierzulande wichtigste Kunstmesse, bei der internationale Galerien zeitgenössische Kunst präsentieren. Weitere Galerien stellen parallel auf der „Kölner Liste“ aus DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast HAGEN – Emil Schumacher Museum KÖLN – Käthe Kollwitz Museum www.smkp.de www.esmh.de www.kollwitz.de Kunst und Alchemie 5.4.-10.8. Als Beitrag zur Quadriennale wird das Geheimnis der Ver- und Umwandlung von Stoffen in der Malerei und der Skulptur über die Jahrhunderte geschildert Schwarz Sehen! bis 8.6. Emil Schumachers schwarze Gouachen aus den 1980er und 1990er Jahren, die Licht als freie Landschaften und Abstraktionen sichtbar werden lassen Emil Orlik bis 27.4. Der deutsch-böhmische Künstler (1870-1932) mit seinen v.a. von Reisen, besonders einem Japan-Aufenthalt, beeinflussten farbigen Druckgrafiken www.artcologne.com 41 Otto Piene 5.4.-10.8. Der wichtige Pionier der Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre und Mitbegründer der ZERO-Gruppe mit seinen aufblasbaren Skulpturen der Sky Art OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de Andy Warhol bis 18.5. Der große Andy Warhol mit seinen wichtigen Siebdrucken und LeinwandArbeiten, mit denen er die Pop Art mitbegründete und definierte REMAGEN – Museum Rolandseck www.arpmuseum.org Rendez-vous des amis bis 1.6. Die in Teilen neu konzipierte Sammlungspräsentation mit Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp im Dialog mit ihrem Künstlerfreund Alexej Jawlensky SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst www.mgk-siegen.de Victor Burgin bis 15.6. Die erste Retrospektive des wichtigen, 1941 geborenen, britischen Theoretikers, Konzeptkünstlers, Foto- und Videokünstlers in Deutschland WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum www.von-der-heydt-museum.de Menschenschlachthaus 8.4.-27.7. Die Schrecknisse und Gräueltaten des Ersten Weltkrieges anhand von Dokumenten und Meisterwerken der deutschen und französischen Kunst WUPPERTAL – Neuer Kunstverein www.neuer-kunstverein-wuppertal.de Christian Schreckenberger bis 6.4. Eine Installation des Düsseldorfer Bildhauers, die mit minimalen Mitteln ein ungelöstes Rätsel schafft und dabei Alltägliches beleuchtet WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen www.von-der-heydt-kunsthalle.de Sabine Moritz bis 29.6. Die Kölner Malerin und Zeichnerin mit ihren atmosphärisch dichten Malereien, die mit ihren realistischen Schilderungen kollektive Vorstellungen auslösen Empfehlungen von Thomas Hirsch Magenbitter Werden wir alle als unbezahlte Handlanger für weiche Standortfaktoren missbraucht? Die Hasen kommen Der Mythos von fröhlicher Schufterei Von Peter Ortmann Da haben sie mich doch tatsächlich mitsamt meinem Anhänger von der A43 gefischt. In einer schwarzen Limousine süddeutscher Baureihe, mit frisch polierter Kelle und freundlicher Aufforderung, mal hinterher zu fahren. Nun ja, da ich weder Diebesgut noch Drogen im Auto hatte, dachte ich mir, Flucht ist mit meinem Diesel kaum zu realisieren, also Blinker raus und sehen wohin die Fahrt kurz vor Münster wohl enden mag. Ich war natürlich zu schnell unterwegs gewesen, nein, das schicke Video wollte ich nicht sehen, zahlen und fröhlich sein ist die Devise, allerdings habe ich bei der freundlichen Kontrolle festgestellt, dass meine Anhängerkupplung ziemlich angerostet ist, nichts was Besorgnis erregt, eher optisch peinlich. Was ist zu tun? Abschleifen und Rostschutzfarbe drauf. Mattschwarz lackieren und schon habe ich einen echten Beuys unterm Kofferraum und ich nenne meinen Felgenschlüssel jetzt Braunkreuz. Wie das geht? Das Rätsel um die geheimnisvolle Farbe habe ich im Werk des Meisters gelöst. Bei dem oft genutzten dunkelrot-braunen Farbton handelt es sich wohl um ein damals handelsübliches Rostschutzmittel. Ein Student der Hochschule Rhein-Waal soll das im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit durch physikalisch-chemische Untersuchungen herausgefunden haben. Auch im „Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet“ findet sich die Farbe – mein alter Kadett (leider längst in China als Stahlträger wiederverwertet) hatte sie wohl auch. Eisen, Zink und Chrom waren drin. Der Krefelder Josef war eben ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Es war Teil seiner Arbeit, dass seine kunstvollen Mythen künstlich waren. Dass jedoch die Arbeit im Ruhrgebiet künstlich zum Mythos gemacht wird, entwickelte sich längst zur endlosen Farce: Das Statement bin ich meiner Vätergeneration einfach schuldig. Und es fügt sich die Rettung des verordneten Mythos auch nicht im Trivialen. Nicht in der Erinnerung an die Wasserbude an der Ecke, schon gar nicht an die Scheißmaloche in Zeche und Stahlwerk. Kein Mensch wäre damals auf die Idee gekommen in einem zukünftigen touristischen Zielgebiet zu leben und irgendwie haben auch heute noch viele eklatante Schwierigkeiten damit zu tun. Vielleicht ist das ja – ist ja auch bald Ostern – wie mit den Hasen, die schokoladige Eier legen. Alle folgen dem Brauch, glauben tut den biologischen Unsinn niemand, nicht einmal die Kindergartenkinder. Wollen wir uns also tatsächlich alle nur noch als Museumswärter einer untergegangen Kapitalismusstruktur bewerben? Dieser Gedanke kroch in mir hoch, als ein Freund aus Norddeutschland mir unvermittelt die Frage „Wie ist das denn in so einem Großraum-Museum zu leben?“ stellte. So hatte ich das noch nie gesehen. Kann es sein, dass wir alle als unbezahlte Handlanger für weiche Standortfaktoren missbraucht werden? Und das diese Choreografie des übertünchten Niedergangs immer weiter getrieben wird? Erst Kohle, dann Stahl und nun die Fertigungsstraßen für Automobile? Opel in Bochum, bald sandgestrahlte Hallen für diese immer gleichen Kulturveranstaltungen oder touristischen Parcours, die zeigen wo einst die B-Säule im Kadett eingeschweißt wurde? Langsam zerquetsche ich den Schokohasen. APR 10 – 13 42 Auswahl Auswahl BOCHUM CHRISTUSKIRCHE So 13.4. 19 Uhr UNMAP/Urban Urtyp # 35 Umgang mit Kunst. Zugleich sind weitere Bevölkerungsschichten angesprochen, hin zum (vermeintlichen) Verschwinden der Kunst. Ausgestellt sind insgesamt 17 künstlerische Beiträge. Infos: 0234-910 42 30 ROTTSTR 5 THEATER Fr 25.4. 19:30 Songs & Lyrics by… Foto: Andrea Huyoff UNMAP – das sind die irische Sängerin Marie¬chen Danz, der Geiger der Band „Bodi Bill“, Alex Stolze, Thomas Fietz und Matthias Geserick. Geplant war das Projekt „neue Band“ nicht, es entstand quasi durch Zufall, durch die Zusammenarbeit zwischen Danz und Stolze. Und aus Unvorhergesehenem kann manchmal etwas richtig Gutes werden: UNMAP überzeugt mit Dramatik und Düsternis auf höchstem Niveau. Die Zuhörer werden mitgerissen von fesselndem Elektronik-Soul und drohendem Kammerpop. Im Rahmen der Urban Urtyp-Reihe präsentieren UNMAP ihre detailreiche und brillante musikalische Zusammenarbeit mit Elementen des R&B, Hip Hop und Noise. Infos: 0234 962 904 19 HERMANNSHÖHE 42 Ab Do 17.4. Die Terrakotta Armee Foto: AKAFÖ/boskop Liedermacher haben’s oft nicht leicht. Nur mit einer Gitarre und den selbst ausgedachten Texten bewaffnet müssen sie ein ganzes Publikum bei Laune halten. Die Bezeichnung Singer/Songwriter hat sie in den letzten Jahren auch hierzulande wenigstens ein bisschen cooler klingen lassen. Doch innerhalb des Genres verbergen sich zweifelsfrei eine Menge lyrisch-musikalischer Talente, denen leider häufig die verdiente Öffentlichkeit verwehrt bleibt. Das Rottstr 5 Theater und das Kulturbüro boskop wollen dies ändern und lassen daher nun monatlich zwei Vertreter der Spezies Singer/ Songwriter auftreten, die ein kurzes Set spielen und mit den Gastgebern Max Florian Kühlem und Matthias Rongisch über eigene Texte und solche, die sie inspiriert haben, sprechen. Infos: 0234 912 81 21 ROTUNDE Di 8.4. 20 Uhr Jochen Rausch: Krieg Die Chinesen kommen! Was auf dem Gebiet der Wirtschaft häufig als Bedrohungsszenario für heimische Unternehmen heraufbeschworen wird, muss im Falle dieser Armee niemanden beunruhigen. Im Gegenteil: gerne wird von der größten archäologischen Entdeckung des 20. Jahrhunderts gesprochen, wenn es um die Armee der Terrakotta-Krieger geht, die nun für einige Monate als touristisches Highlight nach Bochum kommt. Zufällig wurde in Zentralchina 1974 das Mausoleum aus mehreren Tausend lebensgroßen Tonsoldaten entdeckt. 150 originalgetreue Nachbauten und ca. 1000 Figuren als Modell in Schlachtformation sowie weitere Artefakte werden als Nachfolge der Körperweltenausstellung nun in Bochum präsentiert und vermitteln ein beeindruckendes Bild eines über 2000 Jahre alten fernöstlichen Reiches mitsamt seiner Kultur. Der Wellenchef von 1Live (siehe auch Literaturportrait in trailer 11/2013) präsentiert seinen neuen Roman, in dem er ganz konkret den Afghanistan-Krieg in einen literarischen Psycho-Thriller einbindet. Dabei geht er mit seinen Lesern und Zuhörern nicht an den Hindukusch, sondern lässt Tod und Trauma in Deutschland wirken, eine Familie zerstören und einen desillusionierten Vater selbst in der Einöde verschneiter Berge keinen Frieden finden. Infos: 0234 961 66 20 VERSCHIEDENE ORTE 26.4.-5.7., unterschiedliche Zeiten Das Detroit-Projekt Heather & Ivan Morison: Black Pleasure, 2013, Eastside Projects, Birmingham, © H. & I. Morison Das Schauspielhaus Bochum und Urbane Künste Ruhr sind die Veranstalter dieses Sommerfestivals auf den Straßen und an 20 Orten in Bochum. Intention ist, die Einwohner zur Mitwirkung am industriellen Wandel zu ermutigen. Zu den eingeladenen Künstlern gehören Robert Ku mirowski, Heather und Ivan Morison sowie Ari Benjamin Meyers. Am Samstag, 26. April beginnt das Festival ab 19 Uhr mit einem Motown-Barbecue vor dem Bergbau-Museum. Um 21 Uhr wird das Kunstwerk How Love Could Be von Tim Etchells beleuchtet. Infos: 0234-33 33 55 23 ZECHE Di 8.4. 20 Uhr Gazpacho SCHAUSPIELHAUS Fr 4.4. 19.30 Uhr, So 6.4. 17 Uhr, Sa 19.4. 19.30 Uhr (Premiere: 16. März) Amphitryon KUNSTMUSEUM bis 27.4. Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr Bochumer Künstlerbund Als thematischer Begriff der Jahresausstellung des Bochumer Künstlerbundes (bkb) war „Spielraum“ vorgegeben. „Spielen“ kann die aktive Teilhabe der Besucher ebenso bedeuten wie eine Plattform zum Durchführen von Spielen, immer ist darin das Experiment enthalten und das Durchkreuzen traditioneller Konzepte im Amphitryon annimmt, um mit dessen Frau eine Liebesnacht zu verbringen. So nimmt das Verwirrspiel zwischen Amphitryon und seiner geliebten Gattin Alkmene seinen Lauf. Ähnlich verwirrend geht es auch für Amphitryons Diener Aosias zu, dem der Zugang zu seinem Haus verwehrt wird, weil dort bereits sein Doppelgänger haust. Neben diesem unglaublichen Verwirrspiel steht vor allem das Verlangen nach der echten, wahren Liebe im Vordergrund, die Liebe, die nicht nur aufgrund von Macht und Reichtum entsteht, sondern um „seiner selbst willen“. Regisseurin Lisa Nielebock führt Regie in Molierés Gesellschaftskomödie, die von Heinrich von Kleist bearbeitet wurde. Infos: 0234 33 33 55 55 Foto: Birgit Hupfeld Auch als Gott ist man nicht grundsätzlich glücklich. Diese Erfahrung muss Jupiter machen, der die Gestalt des gerade von der Schlacht heimgekehrten 43 Foto: Marcus Holland-Moritz Bunt, frisch und variationsreich wie ein Gazpacho – das ist die aus Oslo stammende Neo-Prog-Band mit Jan-Henrik Ohme (Gesang), Jon-Arne Vilbo (Gitarre) und Thomas Andersen (Keyboards, Produzent). Seit 1996 sind die drei Musiker das stetige Ensemble der norwegischen Combo, bis Mikael Krømer (Geige, Coproduzent), Robert R. Johanson (Schlagzeug) und Kristian Torp (Bass) schließlich als weitere feste Mitglieder der Band hinzukamen. Faith No More, Pink Floyd oder Kraftwerk sind nur einige der musikalischen Einflüsse, die die Norweger inspirieren. Mit einigen Alben, zum Beispiel das 2012 erschienene „March of Ghosts“, machten sie von sich reden. Aktuell sind sie mit ihrem neuesten Werk „Demon“ auf Tour. Ein Album, das abenteuerlicher und teuflischer wird als alles bisher Gehörte. Infos: 0234 720 03 DORTMUND FZW Do 3.4. 20 Uhr Judith Holofernes „Kamikazefliege“ war ihre erste SoloEP, noch bevor sie mit „Wir sind Helden“ durchschlagenden Erfolg feierte. Schon damals, das war 1999, prägte die ehemalige Frontfrau der deutschen Helden-Band diese Leichtigkeit, gepaart mit einem Touch Melancholie und Gesellschaftskritik. Nun, 14 Jahre später, versucht Judith Holofernes es erneut. Anfang des Jahres erschienen die ersten beiden Singles ihres geplanten Albums „Ein leichtes Schwert“. Unverhofft, so konnten ihre Fans es feststellen, kommt oft und so überraschte Holofernes ihre Anhänger mit der Nachricht, bald wieder auf der Bühne zu stehen. Die ehemalige Frontfrau der 2012 aufgelösten Band Wir sind Helden ist der erste Coup gelungen: Die Fans dürfen sich endlich auf ihre Rückkehr in die Musikwelt freuen. Infos: 0231 286 80 89 10 FZW Do 10.4. 19 Uhr Bierschinken eats FZW Die Band Pascow. Foto: Kay Oezdemir Punk‘s not dead! Das beweisen seit 14 Jahren die Macher vom BierschinkenMagazin, das sich der Musik mit den drei Akkorden verschrieben hat. Zum siebten mal findet nun schon das exquisite Festival „Bierschinken eats FZW“ statt. Viel Leidenschaft für das melodisch-muntere Geschrammel kommt zusammen, wenn zahlreiche Bands von unterschiedlicher Güte, aber immer mit toll klingenden Namen aus diversen Himmelsrichtungen nach Dortmund anreisen. Neben den Headlinern „Pascow“, die ihr neues Album im Gepäck haben, darf man sich auch auf das „Chuck Norris Experiment“ aus Schweden freuen. Weitere Teilnehmer: „The Grabøwkis“, „Mann kackt sich in die Hose“ und „Die Eule im Bart des Judas“. Wer sich für diese Konzert-Orgie entscheidet, bekommt für kleines Geld viel Musik und ganz sicher großen Spaß geboten. Infos: 0231 17 78 20 FZW Mo 28.4., 20:00 Uhr Maeckes Mit Maeckes besucht an diesem Abend ein echtes Multitalent die Halle des FZW: Eigentlich ist der Stuttgarter Rapper und Produzent, erfolgreicher Solist und auch mit seiner Crew „Die Orsons“ bekannt. Aktuell versucht sich Maeckes mit seinem unlängst erschienenen Album „Zwei“ Auswahl aber wieder am Singer/Songwriter-Fach. Mit seiner Gitarre wird er auch das Konzert in Dortmund bestreiten. Wer darauf keine Lust hat, hat am selben Abend im kleineren Club des FZW eine weitere Konzert-Option: Dort spielt die großartige US-Poetry-Indie-Band „Listener“. Infos: 0231 17 78 20 durch die Gassen abseits touristischer Landmarken der syrischen Hauptstadt führen. Und einen augenzwinkernden Seitenblick auf deutsche Gewohnheiten darf man durchaus auch erwarten… Infos: 0234 905 61 66 MUSEUM OSTWALL 5.4.-28.9., Di-So 11-18, Do, Fr 11-20 Uhr HARENBERG CITY CENTER Winter/Hörbelt: Körpermaumau Fr 25.4. 20 Uhr Rafik Schami: Der poetische Spaziergang Winter/Hörbelt, Körpermaumau, 1998/2013, © VG Bild-Kunst, Bonn Rafik Schami nimmt das „Erzählen“ wörtlich. Schon seine Lesungen leben von Abschweifungen und Anekdoten, liegt das Buch mehr dekorativ auf dem Tisch, als dass es seinen wachen Augen Halt bieten müsste. Seine Bücher sind allesamt Liebeserklärungen an Damaskus. Und so lädt Schami in Dortmund sein Publikum zu einem Spaziergang durch seine Heimatstadt ein. Ebenso informativ wie lebendig und humorvoll, wird er seine Zuhörer bei der Hand nehmen und Spätestens seit ihren „Kastenhäusern“, die Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt zu den Skulpturprojekten 1997 in Münster im Außenraum errichtet haben, gehören die beiden Frankfurter Künstler (*1960 / *1958) zu den wichtigen Vertretern einer architektonischen, dabei „benutzbaren“ Skulptur: Grundmaterial ihrer Pavillons waren Getränkekästen, die sie gestapelt hatten. Der Besucher kann die temporären Bauten berühren, sie durchqueren und partiell vielleicht sogar verändern. Nun also auf Ebene 6 des Dortmunder U. Infos: 0231-502 47 23 OPERNHAUS DORTMUND So 6.4. 18 Uhr, Mi 30.4. 19.30 Uhr Aschenputtel (La Cenerentola) Sie hat viele Namen, doch die Geschichte bleibt die gleiche: Egal ob Aschenputtel, Cinderella oder Cenerentola, Groß und Klein kennt das Märchen von der armen Stieftochter, die für ihre Stiefschwestern und – in der Variante des Komponisten Rossini – dem Stiefvater Dienst tun muss, bis sie eines Tages einen Prinzen kennenlernt und sich von der schüchternen Dienstmagd zur selbstbewussten Frau entwickelt. Die 1817 komponierte Opernfassung beinhaltet alles, was das Herz begehrt: Von temporeichen Arien, onomatopoetischen Klangvariationen bis hin zu den romantischen und emotionalen Momenten, die die Beziehung zwischen dem Prinzen und seiner Herzensdame untermalen. Nicht nur für Opernliebhaber ist dieses musikalische Highlight ein Tipp. Infos: 0231 502 72 22 SCHAUSPIEL DORTMUND Ruckedigu, Blut ist hier nicht nur im Schuh, sondern überall verteilt. Unter der Regie von Claudia Bauer verschmelzen die Märchen der Gebrüder Grimm mit dem Gedichtszyklus „Verwandlungen“ von Anne Sexton zu einer Geisterbahn-Psychoanalyse, die nicht mit Splattereffekten spart. Neben drogenberauschten Zwergen, einer Prinzessin mit Pumpgun und einem fabelhaften Einhorn in Feinrippunterwäsche lohnt das Märchenmassaker auch wegen der Live-Band. Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten), Mick Harvey (Bad Seeds) und die Multimedia-Performerin und Love-Parade-Mitbegründerin Danielle De Picciotto untermalen das Stück musikalisch. Auch die Zuschauer werden sich nach diesem genialen Spektakel beim Gang aus dem Saal die Frage stellen: Ist die Welt noch da? Infos: 0231 502 72 22 SCHAUSPIELHAUS Di 1.4. bis Fr 4.4. 11 Uhr, So 6.4. 18 Uhr First Person Shooter So 13.4. 18 Uhr Republik der Wölfe Foto: Birgit Hupfeld Nicht mehr brandaktuell sind die Diskussionen um die sogenannten Ego-Shooter, bei denen junge Menschen Stunden um Stunden vor dem Rechner verbringen, um in ei- Tick c ethotlin i e: 23.-2 25.0 05..2014 4 Düsselldo or f 01807 – 27 27 27 IS SS Dome e www w.ap passio ona ata.ccom 14 4 Cen nt/M t/Min, in, Mobilfun unk kpre preise max x. 42 Cent nt/Miin 44 ner virtuellen Welt Blutbäder anzurichten. Haben diese Spiele Auswirkungen auf das reale Leben? Verschwimmt irgendwann die Grenze zwischen Realität und dem Virtuellen? Das im Jahre 2010 uraufgeführte Stück von Paul Jenkins handelt von Adrian, genannt Ade, der immer mehr in seiner Computerwelt zu versinken und den Bezug zur Realität zu verlieren droht. Kann Tom, ebenfalls Computerfreak und Arbeitskollege der Mutter, Adrian wieder ins wahre Leben zurückholen? Und dann ist da noch Managerin Maggie, die sich für eine technische Entwicklung von Tom interessiert. In der Inszenierung von Johanna Weißert werden die Fragen nach der Zukunft unserer Welt gestellt: Werden es Computer sein, die uns bald steuern und wie kann man noch zwischen Spiel und Ernst unterscheiden? Infos: 0231 502 72 22 SUBROSA So 17.4. 20 Uhr Stacie Collins sehnliche Erfolge einheimsen können, mit der dritten Platte „Someday, The Moon Will Be Gold“ wagt er nun auch den Sprung nach Europa. Natürlich hat Mattson „Conor Oberst“ und seinen „Bright Eyes“ aufmerksam zugehört, seine Einflüsse reichen aber auch weiter in die Vergangenheit bis hin zu Bruce Springsteen und seinem Landsmann Leonard Cohen. Tags darauf kann man Kalle Mattson auch noch im Dortmunder Sissikingkong sehen. Infos: 0203 363 28 82 WESTFALENHALLEN Do 17.4. 19.45 Uhr In Extremo Foto: Maarten Corbijn Sie gilt als eine der erfolgreichsten Bands Deutschlands und sie ist sicherlich die erfolgreichste Band aus der Mittelalterrock-Szene. Seit 1997 verbinden die sieben Bandmitglieder um Frontsänger Michael Robert Rhein, auch „Das Letzte Einhorn“ genannt, mittelalterliche Klänge mit Elementen der Rockmusik. Bekannt ist die Band durch die Pyrotechnik, die sie bei Live-Konzerten einsetzen. „Weckt die Toten!“, „Sünder ohne Zügel“ oder „Mein rasend Herz“ sind nur einige der Alben, die die Band in den letzten Jahren veröffentlichte. Im September 2013 erschien ihr aktuellstes Werk mit dem Titel „Kunstraub“. Ihre neuesten musikalischen Kompositionen werden sie auch auf der gerade begonnenen Tour vorstellen, die dieses Mal zum ersten Mal auch nach Russland und in die Ukraine führt. Mittelalterfans und Rockbegeisterte dürfen sich auf feurig-explosive Konzerte freuen. Infos: 0231 120 40 LEHMBRUCK MUSEUM bis 22.6., Mi-Sa 12-18, Do 12-21, So 11-18 Uhr Hans im Glück Die Ausstellung untersucht, wie wir Objekten und Gegenständen einen Wert zwischen materiellem Gewinn und geistigem Besitz beimessen und geht dem mit künstlerischen Beispielen in den unterschiedlichen Ismen von der FluxusBewegung (u.a. mit Robert Filliou und Takako Saito) bis heute nach. Zugleich stellt das Lehmbruck Museum einen Zusammenhang der verschiedenen künstlerischen Medien her, deren Verwendung in der Gegenwart zunehmend verfügbar geworden ist. Die Ausstellung findet im Rahmen der 35. Duisburger Akzente statt. Infos: 0203 283 32 06 PULP So 27.4. 20 Uhr Monsters of Liedermaching Ein sechsköpfiges Sammelsurium eigenwilliger Charakterköpfe, das sind die „Monsters of Liedermaching“. Überwiegend aus dem Norden der Republik stammend, haben sich Fred, Burger, Tottovic Kalkül, Pensen, Labörnski und Rüdiger Bierhorst vor 10 Jahren dank einer glücklichen Fügung vereint, um gemeinsam statt allein, das Genre der Singer/Songwriter mit ihren Liedern zu bereichern. Die Texte changieren zwischen Albernheit, Blödsinn und Nonsens, warten aber immer wieder mit genialisch anmutenden Bonmots und hellsichtigen Alltagsbeobachtungen auf. Das Gesamtergebnis wird, wie bei Liedermachern üblich, von Gitarrenklängen begleitet und findet in Songs wie „Salamandervorhautdiät“ deutschlandweit Beachtung und Fans. Die Belohnung: 2012 ging’s rauf bis Platz 18 in den Albumcharts. trailer verlost 3x2 Karten + je 1 Album „10 Jahre Monsters of Liedermaching“. E-Mail bis 13.4. an [email protected], Kennwort: „Monsters“ Foto: Staci McQueen Sie bezeichnet sich selbst als American Roots Rocker. Das trifft es ganz gut, denn rocken tut die Dame aus Nashville definitiv. Unüberhörbar sind aber auch die „südlichen“ Elemente in ihrer Musik, die dann immer wieder an Country und dessen verwandte Spielarten erinnern. Eine weitere Komponente ihres eigenen Stils ist der Blues, den sie dank ihrer Fertigkeiten auf der Mundharmonika gekonnt einfließen lässt. Der Grundrhythmus der Musik aber ist schnell, laut und wild. Unterstützt von einer erstklassigen Rock n‘ Roll-Band bringt sie bei ihren Konzerten so manchen Saal zum Kochen, wobei sie auch gerne mal die Tische erklimmt. In der engen Hafenschänke kann es daher durchaus passieren dass die Frau mit der kraftvollen Honky-Tonk-Stimme einem auf die Pelle rückt. Infos: 0231 82 08 07 DUISBURG n{ n~n Uȗ jyrm yjlnkjltÕ j~vpnoÆqu rw snmn{ rvnw|rxwÕ CAFE STEINBRUCH Di 29.4, 20 Uhr Kalle Mattson Mit Kalle Mattson geht ein großes kanadisches Songwriter-Talent erstmals in Deutschland auf Tournee. In seiner Heimat hat er mit seinen beiden vorangegangenen Alben schon einige an- ~w| n}} knr {nwÕ q oj {xkn ȗkkrum~wp nrp} xwmn{j~||}j}}~wp n{ n~n Uȗ jyrm yjlnkjltÕ yx{}urlqn|Ö s~wpn| n|rpwØ j| krn}n} qwnw mrn|n{ }nvyn{jvnw}xuun xvyjt}n vr} p{x¿Æprpnv uj}jwpnkx}Õ unrlqnr}rp nr¿ n{ vr} lunnß {nw n}jru| ~wm rnunw txvox{}jkunw wmrrm~jur|rn{~wp|v²pß urlqtnr}nw rv ȗuu}jp ~ Ækn{n~pnwÕ n|}nw rn rqw knr nrwn{ {xknojq{}Õ r{ o{n~nw ~w| j~o rnÕ Jetzt bewerben: Wir suchen die beste studentische Band aus dem Ruhrgebiet. Finale auf der Coolibri-Stage bei BochumTotal 2014! www.campus-ruhrcomer.de 45 {jo}|}xoon{k{j~lq oÆ{ juun n{oÆpkj{nw x}x{nw rw uăĖĕĕ tvÖ rwwn{x{}|Ø ĜÖę ß ęÖĝ× j~¿n{x{}|Ø ęÖĝ ß ĘÖę× txvkrwrn{}Ø ĚÖĝ ß ĘÖĞ× ėßvr||rxwÖ txvkrwrn{}Ø ĖĘę ß Ėĕę pătv ìpnv¿ ìí {Õ ĜĖĚăėĕĕĜíÕ ȗ~}xvxkrun {rnmnw|nrlqn vk j|}{xyn{ nuunp ĖĕĞÖ ęęĝĕĚ Ȗxlq~v nuÕØ ĕėĘę ĘĚėĞĖęÖ jØ ĕėĘę ĞĘěėĖĝě o{rnmnw|nrlqnÕpoûyj{}wn{Õ|txmjßj~}xÕmn Õj~}xvxkrunßo{rnmnw|nrlqnÕmn Auswahl ESSEN MAYERSCHE BUCHHANDLUNG THEATER ESSEN Fr 25.4. 19 Uhr Eine Blume als Gegenwehr Sa 12.4. 14 Uhr Die fünf Perlen Die Archäologin Katharina Evens, der Zeitreisende Konstantinos Kanaris und der fragwürdige Kunstsammler Abduhl Ibn Melekk sind die drei Hauptfiguren in Ulrike „Rike“ Bartlitzs Roman „Die fünf Perlen“. Dass die Essener Autorin sich schon früh für Geschichten aller Art begeisterte, zeigt ihre bis heute andauernde Liebe zur Literatur. Ihr Roman birgt daher auch all das in sich, was eine gute Abenteuererzählung benötigt: Eine Legende, eine Reise durch die Zeit, eine abenteuerliche Suche nach einer längst nicht mehr existenten Muschelart und ein Spiel mit skrupellosen Kunstjägern. Und wie in jeder guten Geschichte, darf auch hier natürlich die Liebe nicht fehlen. Doch wer sich in wen verliebt und ob es gelingt, den aus dem 19. Jahrhundert stammenden Konstantinos wieder in seine Zeit zurückzubringen, wird noch nicht verraten. Infos: 0201 36 56 70 MUSEUM FOLKWANG bis 11.5., Di-So 10-18, Fr 10-22.30 Uhr Karl Lagerfeld mit den Effekten von Licht. Im Zentrum der aktuellen Ausstellung stehen nun Mosley‘s weiße Schatten-Boxen und die Arbeiten von Allsop, die schwarzes Licht reflektieren – der Dialog reicht in der Ausstellung aber darüber hinaus. Infos: 0209 169 43 61 ZECHE CARL Fr 11.4. 20 Uhr Junior Kelly HERNE STÄDTISCHE GALERIE bis 27.4., Di-Fr 10-13, 14-17, Sa 14-17, So 11-17 Uhr Foto: Schauspielintendant Christian Tombeil und Katja Wachter, Foto von Diana Küster Für viele scheint es heute gar kein Leben in der Realität mehr zu geben. Soziale Beziehungen knüpfen sie im Internet, auf Homepages wie Facebook und Twitter, den Partner fürs Leben finden sie auf einschlägigen Dating-Webseiten. Dabei sind sie bestens informiert, was ihre „Freunde“ fühlen, machen und welche Beziehungen sie eingehen. Sie beobachten und, ja man könnte fast sagen, stalken sie doch die Fremden, die im Netz die vermeintlich engsten Freunde sind. Nähe und Distanz sind Katrin Wachters Ausgangspunkte. Mit Hilfe ihrer namenlosen Protagonisten schlüsselt sie das eigenartige Phänomen auf, dass die Menschen derzeit heimsucht, nämlich trotz diverser Verbindungen, Chats, Statusupdates und Co. in der wahren Welt eigentlich isoliert zu sein. Infos: 0201 812 20 WESTSTADTHALLE Fr 11.4., 20 Uhr Heisskalt Karl Lagerfeld, A Portrait of Dorian Gray, 2012, Direktdruck auf Aludibond, 70 x 100 cm, © Karl Lagerfeld, courtesy Museum Folkwang Unter dem Titel „Parallele Gegensätze“ inszeniert der berühmte, in Paris lebende Hamburger Modeschöpfer, die verschiedenen Aspekte seines Schaffens als Gesamtkunstwerk. Im Zentrum der Essener Ausstellung, die von Lagerfeld selbst konzipiert und von seinem Verleger Gerhard Steidl mitkuratiert wurde, stehen Fotografie, Buchkunst und Mode, anhand von Kleidern aber auch von Inkjet-Zeichnungen. Angesprochen werden auch Lagerfelds Gestaltungen von Schmuck, Möbeln, Bühnenbildern und Architektur. Infos: 0201 88 45 000 lich. Das Debütalbum „Vom Stehen und Fallen“ erscheint in diesen Tagen und könnte sogar in Erfolgssphären solch populärer Kollegen wie Kraftklub vorstoßen. Infos: 0201 885 10 50 Bernd Damke Mit „If Love So Nice“ wird er schlagartig berühmt. Seitdem veröffentlichte Junior Kelly, alias Keith Morgan, mehrere beeindruckende Solo-Alben, die ihn mittlerweile auch in der Reggae-Szene in Deutschland zu einem Namen verholfen haben. Junior Kellys Songs erzählen von sozialer Gleichberechtigung, Authentizität, gelebtem Glauben und dem frühen Tod seines Bruders, der einem Attentat zum Opfer fiel. Das prägt Junior Kellys Musik und ist sein Markenzeichen. Nach „The Good, The Bad & The Blazing“ (2005), dass er sich mit Capleton und Bounty Killer teilte, erschienen 2003 „Smiling” und „Tough Life“. Im letzten Jahr veröffentlichte Junior Kelly sein neuestes Werk, betitelt mit „Piece of the Pie“, mit dem er nun auf Europa-Tournee ist. Freunde des gepflegten Reggae und jamaikanischen Lebensgefühls sollten sich Junior Kelly nicht entgehen lassen. Infos: 0201 834 44 28 GELSENKIRCHEN KUNSTMUSEUM Bernd Damke, Beffchen, 2012, Acryl/Lw, 40 x 50 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn Zum 75. Geburtstag von Bernd Damke, der im Ruhrgebiet Mitbegründer der Gruppe B1 war und als Professor an der Fachhochschule Münster gelehrt hat, ist sein malerisches Werk gleich an zwei Orten in Herne zu sehen, neben der Städtischen Galerie auch in den Flottmann-Hallen (Di-So 14-18 Uhr). Damke arbeitet mit starken Farbkontrasten in der Erfindung von geometrischen und geometrisch anmutenden Formen. Seine Malereien erinnern mitunter an abstrakte Markierungen, lassen bisweilen aber auch Anklänge an Gegenständliches zu. Infos: 02323 16 26 59 MÜLHEIM/RUHR KUNSTMUSEUM bis 27.4., Di-So 11-18 Uhr August Macke 6.4.-1.6., Di-So 11-18 Uhr Eigentlich ist das Stuttgarter Label Chimperator für seine Hip Hop-Acts bekannt, darunter solch namhafte Künstler wie Cro oder der Gelsenkirchener Weekend. Mit Heisskalt hat man aber erstmals eine Gitarrenband unter Vertrag genommen. Der Schritt ist nur logisch, denn das Potenzial der Stuttgarter ist offensicht- Douglas Allsop/Tom Mosley Die beiden Briten Douglas Allsop (*1943) und Tom Mosley (1927-2009) haben sich vor 25 Jahren in Deutschland kennen gelernt, zudem haben sie zu Gelsenkirchen jeweils eine besondere Beziehung und hier schon in früheren Jahren ausgestellt. Mit ihrer Kunst bewegen sie sich zwischen Konkreter Kunst und Kinetik, 46 August Macke, Akt, liegend, 1912, Öl/Lw, © Kunstmuseum Bonn, Foto: Reni Hansen Do 15.5. bis So 25.5. Fidena THEATER OBERHAUSEN Fr 11.4., Sa 12.4., Sa 26.4. je 19.30 Uhr Auch wenn die norddeutsche Punkband mit dem endlos langen Namen erst in den letzten Jahren richtig auf den Plan trat, sind ihre Mitglieder in der Szene keine Neulinge mehr. Trotzdem hat sie sich die nötige Zeit gelassen, um im Jahr 2012 auf ihrem ersten regulär veröffentlichten Album „Postsexuell“ einen Lofi-Sound zu präsentieren, der sich mit seiner charmanten Schroffheit zwischen klingenden Namen wie „Trend“, „Die Türen“ und „Knarf Rellöm“ platziert. Infos: 0208 99 31 60 OBERHAUSEN DRUCKLUFT Fr 11.4., 20 Uhr Monochrome + Mutiny On The Bounty Into the Woods Märchen einmal anders: Was passiert, wenn man vier der berühmtesten Erzählungen der Gebrüder Grimm nimmt und miteinander mixt? Genau, es entsteht eine rasante Geschichte von dem Bäcker und seiner Frau, die, um ihren Wunsch erfüllt zu bekommen, von der bösen Hexe in den Wald geschickt werden. Dort sollen sie unter anderem einen roten Umhang und eine goldene Haarsträhne beschaffen. In der Regie von Peter Carp entstand eine rasante Märchenmixtur, die neben den fiktiven Elementen auch den Bezug zur Realität nicht verliert. So scheinen die Märchenhelden auf einem guten Weg zu sein, um ihr Glück perfekt zu machen, doch was wäre Glück, wenn es so einfach zu erlangen wäre und was wäre die Märchenfigur, die immer mehr und mehr will? Sie wird plötzlich zu Du und Ich, zu einer realen Person, die mit den Folgen ihrer Begierde leben muss. Nicht nur für Märchenfans ein Geheimtipp! Infos: 0208 857 81 84 Neue Berufe – Gute Chancen Zwei altgediente Bands des Postcore treffen sich an diesem Abend im Druckluft. Zum einen die deutsch-schweizerische Band Monochrome, die nach sechs Jahren Pause mit „Unità“ endlich wieder ein neues und auch noch sehr gelungenes Album veröffentlicht haben. Zum anderen die Luxemburger Mutiny On The Bounty, mittlerweile eine der bekanntesten Indie-Bands ihres kleinen Heimatlandes. So viel prägende Geschichte des heimischen Gitarren-Underground erlebt man ein einem einzigen Abend sonst nie! Infos: 0208 85 24 54 Herausgeber: trailer-ruhr Verlag Joachim Berndt, Büro Bochum Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0, Fax: -91 Herausgeber: choices Verlag E-Mail: [email protected] Berndt, Büro Köln www.trailer-ruhr.de Maastrichter Str. 6-8, 50672 Köln E-Mail: [email protected] Redaktion: Tel. 0221-27252-60, Fax: -88 Maxi Braun (v.i.S.d.P.), Christian Meyer, Sanje Gautam Maren Lupberger (v.i.S.d.P.), Redaktion: Christian Meyer Mitarbeit an dieser Ausgabe: Silvia Bahl,an Klaus Bunte, Frank Brenner, Lutz Mitarbeit dieser Ausgabe: Debus, HartmutNathalie Ernst, Rolf-Ruediger Frank Brenner, Caesar, Lutz HamaDebus, cher, Nina Heinrichs, Thomas Hirsch, Klaus Hartmut Ernst, Jörg Fürst, Rolf-Ruediger HaKeil, Marianne Mark,Kolarik, Anna macher, ThomasKolarik, Hirsch,Karsten Marianne Lenkewitz, Lisa Jules Mertens, Christian Thomas Linden, Lux, Anne Nüme, Meyer, Sergej Anne Ortmann, Jan Maier,Nüme, KerstinPeter Maria Pöhler, Betty Peter Schiel, Scheiffele, Schliecker, FrankMarieke Schorneck, Benjamin Carla Schmidt, Steinhoff, Olaf Seim, WeiOlaf Weiden, Christian Werthschulte, Hansden, Christian Werthschulte, Hans-Christoph Christoph Zimmermann Zimmermann Grafik: Projektleitung: Amélie Dominik Empl, Thomas Müller RüdigerKai, Schmidt-Sodingen Anzeigenverwaltung: Grafik: Dominik Empl, Michael Hennemann, BERNDT MEDIA, Joachim Martin Johna, Mira Moroz, Berndt Wilhelm Schmidt Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0, Fax: -91 Media Anzeigenverwaltung: Berndt E-Mail: [email protected] Dr.-C.-Otto-Str. 196, www.berndt-media.de 44879 Bochum E-Mail:[email protected] Druckerei: Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91 Graphischer Betrieb Henke GmbH Engeldorfer Straße Buchhaltung: Karin25Okniewski 50321 Brühl Alle nicht gesondert gekennzeichneten Alle nicht gekennzeichneten Bilder sindgesondert Pressefotos. Bilder sind Pressefotos. ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH, ANNA LENKEWITZ, FRANK SCHORNECK, BENJAMIN SEIM, CHRISTIAN STEINBRINK Veranstalter-Infos an: [email protected] Mai 2012 www.trailer-ruhr.de Mai 2012 Juli 2012 Juni 2012 www.trailer-ruhr.de www.trailer-ruhr.de www.trailer-ruhr.de August 2012 www.trailer-ruhr.de HASTA LA VISTA EIN FILM VON GEOFFREY ENTHOVEN www www.trailer-ruhr.de www SACHA BARON COHEN THEATER FLETCH BIZZEL IM SPIEGELZELT AM U DER DIKTATOR EIN FILM VON LARRY CHARLES ab 17.5. im Kino www.derdiktator-film.de MUSIK KABARETT COMEDY KUNST DORTMUND 28. JUNI - 13. OKTOBER RUHRTRIENNALE TO ROME WITH LOVE CHIWETEL EJIOFOR EIN FILM VON WOODY ALLEN MICHAEL FASSBENDER BENEDICT CUMBERBATCH PAUL DANO PAUL GIAMATTI BRAD PITT 12 YEARS A SLAVE EIN FILM VON STEVE Mc Wir fragen Sie was: Lieben Sie Kino, Theater oder Kunst? Sind Sie neugierig, engagiert, haben Sie eigene soziale Ziele, eine Vision von Gesellschaft? Schätzen Sie einen ehrlichen, kritischen Journalismus? 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Rubensstr. 20a · 42329 Wuppertal Tel. 0202/73 95 40 · www.Impulse-Schule.de 47 QUEEN Kundenberatung Kultur- und Bildungsmagazine. Heilpraktiker/in Staatlich zugelassene Fernlehrgänge mit Wochenendseminaren in vielen Städten. Januar 2014 www www.toromewithlove.de Indiepop ist hip und das Markenzeichen des 21. Jahrhunderts. Dass The Fog Joggers nicht, wie die meisten anderen IndiepopBand, aus London oder dem schwedischen Ausland kommen, schadet definitiv überhaupt nicht. Die vier Jungs beweisen, dass Indiepop auch in Deutschland zu Hause ist, in Krefeld nämlich. Und dass das Quartett ihre musikalische Kunst beherrscht, merkt man bereits an den ersten Tönen: Die Sucht, sich der Musik hinzugegeben, steigt mit jeder Sekunde, die man The Fog Joggers hört. Ein Muss also für all diejenigen, die eingefleischte Indiepop-Fans sind oder es noch werden möchten. Infos: 0208 85 24 54 IMPRESSUM IMPRESSUM Seit Ende der 50er Jahre gibt es das „Figurentheater der Nationen“, dessen Vater der Bochumer Verleger Fritz Wortelmann war. Einige wenige kennen heutzutage vielleicht noch die Augsburger Puppenspiele, doch das Figurentheater nimmt immer mehr ab zugunsten spektakulärer 3D-Animationen. Umso schöner ist es, wenn Festivals wie die Fidena diejenigen zusammenbringen, die der Kunst des Puppenspiels und Figurentheaters immer noch verfallen sind. Dabei geht es nicht um Marionetten, nicht nur jedenfalls. Die Fidena bietet mehr: Auf verschiedenen Bühnen des Ruhrgebiets werden den Besuchern Maskenspiele, Handpuppeninszenierungen oder gar kinetische Installationen geboten. Neben Bochum, Herne und Essen wird in diesem Jahr auch Dortmund Gastgeber der Fidena sein. Fans des Figurentheaters dürfen auf das diesjährige Programm gespannt sein, dass in Kürze veröffentlicht wird. Infos: 0234 477 20 www.HastaLaVista-Film.de Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen DIVERSE STÄDTE www.ruhrtriennale.de Sa 26.4., 21 Uhr RUHRGEBIET Mi 9.4. 21 Uhr The Fog Joggers www.ruhrhochdeutsch.de RINGLOKSCHUPPEN DRUCKLUFT www Ausgehend vom Bestand der Stiftung Ziegler und des Kunstmuseum Mülheim ist ein geglückter Überblick über das malerische Werk von August Macke (1887-1914) zu sehen. Der im Ersten Weltkrieg gefallene Macke hat sich in seiner gegenständlichen Malerei intensiv mit Licht und Farbe auseinander gesetzt; er war Mitglied der Münchner Gruppe „Der Blaue Reiter“ und hat mit Klee und Moilliet die berühmte Tunis-Reise unternommen. Parallel dazu zeigt das Kunstmuseum Mülheim Zeichnungen und Druckgrafiken zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs, u.a. von Heckel, Marc und Pankok. Infos: 0208 455 41 38 Unser Verlag sucht für choices.de (Standort Köln) und trailer-ruhr.de (Standort Bochum) starke Persönlickeiten für den Verkauf. Wir suchen nicht den ‚kalten Verkäufer‘, sondern den Macher, die zupackende Frau, die (ver)handeln kann, wenn es darauf ankommt. trailer-ruhr Verlag, Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum [email protected] www.trailer-ruhr.de Ein Projekt von: Gefördert durch: Urbane Künste Ruhr wird gefördert durch: