super-hypochonder - trailer

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super-hypochonder - trailer
April 2014
SUPER-HYPOCHONDER
DAS SCH’TIS-DREAMTEAM IST ZURÜCK!
www.super-hypochonder.de
www.trailer-ruhr.de
-ruhr.de
Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW.
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Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.
trailer-Thema.
Kino.
5 ENERGIEWENDE
Die Energiewende im Spannungsfeld von Ökologie
und Ökonomie
6 Thementexte
Franz Alt über die Bremser der Energiewende
Ein Team der Universität Duisburg-Essen und
der Ruhr-Universität Bochum möchte Untertage
Speicherkraftwerke einrichten
Bühne.
9 Auftritt
Als das Unglück begann. Konstanze Lauterbach inszeniert „Medea“ von Euripides am Essener Grillo
10 Ebertbad/Theater Oberhausen
11 Premiere
Christian von Treskow inszeniert ein letztes Mal
im Opernhaus
12 culture clubs - FRiNGE Festival/Figurentheater
13 Komikzentrum Ruhr
Weise Hofnarren von heute
Theater Ruhr
Laura Naumann am Schauspielhaus Bochum
14 Theater Duisburg/Schauspiel Essen
15 Theater Ruhr
u.a. „Das Gartenhaus“ im Theater Oberhausen
17 Prolog
FRiNGE Festival in Recklinghausen
18 Theaterkalender Ruhr
Kultur in NRW. überregional
16 Tanz in NRW
17 Oper in NRW
35 Popkultur in NRW
Improvisierte Musik in NRW
40 Kunst in NRW
Musical in NRW
Theater in NRW
BÜHNE
Foto: Uwe Stratmann
Premiere
11
trailer + trailer-ruhr.de
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
20
21
22
23
24
25
cluture clubs – Kino-Oper/Kino-Café
Film-ABC/Vorspann
Film des Monats – „Nymphomaniac 2“
KritikerspiegelRuhr/Kino-Kalender Ruhr
Film-Kritik
Roter Teppich
John Hurt in „Snowpiercer“
27 Gespräch zum Film
Jakob Lass über „Love Steaks“
29 Hintergrund – „Super-Hypochonder“
32 Foyer
„Nymphomaniac 2“
Franz Alt
Foto: Bigi Alt
Premiere
11
Der Schauspielintendant der Wuppertaler Bühnen, Christian von Treskow,
inszeniert seine letzte Premiere im
Opernhaus: Shakespeares „Viel Lärmen
um nichts“.
Christian von Treskow
Literatur.
36 Literatur-Kalender Ruhr
Musik.
Foto: Dorien Thomsen
Film
25
Der Schauspieler John Hurt sprach mit
trailer über seine Rolle in dem neuen
Film „Snowpiercer“, das Science-Fiction
Genre und seine zahlreichen Leinwandtode.
John Hurt
34 Kompakt Disk
Kunst.
37 kunst & gut
Abstrakte Malerei in Recklinghausen
38 RuhrKunst
39 Sammlung
Der Düsseldorfer Künstler Mischa Kuball
40 Kunstwandel
41 Kunst-Kalender – Museumslandschaft NRW
Film
27
Jakob Lass traf mit seinem Film „Love
Steaks“ einen Nerv, und räumte bereits
reichlich Nachwuchspreise ab. trailer
sprach mit dem erfolgreichen Jungregisseur.
Jakob Lass
Foto: Andreas Müller
trailer spezial.
4 Intro – „Kein runder Tisch“
42 Magenbitter – „Die Hasen kommen“
43 Auswahl – im April
Veranstaltungs-Emfehlungen des Monats
47 Impressum
KINO
Thema
6
Journalist und Umweltaktivist Franz Alt
über RWE, die Notwendigkeit der Energiewende und die politischen Kräfte, die
diese bremsen.
Film des Monats KINO
22
„Snowpiercer“
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Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg.
Roter Teppich KUNST
25
kunst & gut
Ausstellungsansicht Kunsthalle
Recklinghausen (Bilder von Thomas
Bechinger und Ab van Hanegem), ©
Kunsthalle Recklinghausen, Künstler
37
Intro
Juni 2009
Juni 2012
de
www.trailer-ruhr.
März 2013
www.trailer-ruhr.de
www.trailer-ruhr.de
Kino. Kultur. Ruhr.
Kultur.
KULTURKino.R
.KINO.Ruhr.
UHR.
Europa gestalten.
www trail
www.trailer-ruhr.
de
September 2010
IM KUNSTMUSEUM BOCHUM
REALITY CHECK IN EAST EUROPE MAI BIS 2. AUGUST 2009.
VOM 23.
NEUE BILDER EINER
ANDAUERNDEN
KAIRO. OFFENE
MUSEUM FOLKWANG,
ang.de
EIN PAAR LINKER SCHUHE
REVOLUTION
STADT
2. MÄRZ – 5. MAI
2013
August 2013
NAM JUNE PAIK
MUSEUM KUNST
PALAST, DÜSSELD
ORF
11.9. – 21.11.20
10
www.smkp.d
e
OFF THE ARTS
NAL FESTIVAL
INTERNATION
BER
- 30. SEPTEM
17. AUGUSTT
www.museum-folkw
E
RUHRTRIENNAL
ale.de
www.ruhrtrienn
WWW
Nam June Paik,
Mercury, 1991,
©
Nam June Paik
Kunststiftung
NRW, Düsseldorf
Estate, New
York, 2010,
Foto: Sascha
Dressler
www.bochum.de/kunstmuseum
www.traile
r-ruhr.de
DER NEUE
THE BLIN
www.the
blingring.
EIN FILM
de
November 2010
FILM MIT
EMMA WATS
ON
G RING
VON SOFIA
(„Lost in
Translatio
COPPOLA
n“)
www.trailer-ruhr.de
ab 15.8.
im Kino
Mai 2013
www.trailer-ruhr.
de
KULTUR.K
Europa
gestalte
n.
INO.RUHR.
www.traile
r-ruhr.de
Oktober
2010
DIE URAU
FFÜH
RUNG
JEDE ME
NGE KO
GRILLO-TH
HLE
JOHNNY CASH IN BLACK
THE MAN
ESSEN
THEATER IM RATHAUS
PREMIERE: EATER ESSEN
2. OKTO
BER
hauspie
l-essen.
ER THEATER
TAGE NRW
2013
www.stuecke.
de
38. MÜLHEIM
11.-29. MAI
www.sc
STÜCKE
www.theater-im-rathaus.de
de
16.12.10 BIS 16.1.11
2014 – 10 JAHRE TRAILER-RUHR
TEIL 2
Foto: Birgit Hupfeld
Zum Jubiläum erreichen uns zahlreiche Glückwünsche.
Sie sind uns Ansporn, auf dem bisherigen Weg weiter zu machen.
„Lieber trailer!
Herzlichen Glückwunsch zum zehnten Geburtstag!
Das Ruhrgebiet ist eine Großstadt, wird aber nicht
immer so wahrgenommen. Ihr tragt dazu bei, dass
das anders wird. Vor uns liegt noch ein ziemlich langer Weg, also, bitte noch mindestens zehn Jahre so
weiter machen.
Foto: Thomas Aurin
Herzliche Grüße, Peter Carp“ (Intendant Theater Oberhausen)
„Liebes trailer-Team,
Das Schauspielhaus Bochum gratuliert dem trailer
zum 10-jährigen Bestehen! Als informatives und anregendes Stadtmagazin ist es ein zentrales Sprachrohr in der Medienlandschaft des Ruhrgebiets. Premierenbesprechungen stehen neben Geschichten
aus dem Stadtgeschehen, Kinotipps neben politischen Diskussionen. Damit ist das Magazin auch immer ein konstanter und kritischer Begleiter des Schauspielhauses gewesen
und hat die gesellschaftlichen Debatten, die die Region bewegen, gespiegelt
und befruchtet. Alles Gute und auf die nächsten zehn Jahre!“
Foto: Presse
Anselm Weber (Intendant Schauspielhauses Bochum und Team)
„Liebes trailer-Magazin,
es ist keinesweg einfach oder gar selbstverständlich
in den volatilen Gefilden des Kulturbetriebs zu bestehen. Ein zehnjähriges Jubiläum ist daher bemerkenswert. Um so mehr, als sich in dieser Zeit das
Heft vom Filmkunstmagazin zum kompetenten Begleiter durch die Ruhrgebietskultur entwickelt hat.
Mutig in der Themenwahl und immer mit Blick über
den Tellerrand hinaus, ist der „trailer“ inzwischen eine feste Größe in der
regionalen Kulturbetrachtung.
Gerade durch die Aufmerksamkeit gegenüber aktuellen gesellschafts- und
kulturpolitischen Zusammenhängen, hat auch das Schlosstheater Moers in
den vergangenen Jahren regelmäßig von dieser Entwicklung profitiert. Mit
seinen Projektreihen und Inszenierungen hat es ebenfalls seit gut zehn Jahren ein Theaterkonzept etabliert, in dessen Zentrum die Verbindung künstlerischer und sozialer Initiativen liegt.
Nach zehn Jahren kennt man sich. Man schätzt und respektiert sich. Das
Team des Schlosstheater Moers gratuliert daher herzlich zum Erreichten und
freut sich auch weiterhin auf spannenden Journalismus und engagierte Theaterkritik.
Liebe Grüße, Ulrich Greb und das ganze Schlosstheater Moers“
Kein runder Tisch
Die Fahne des Anstoßes. Foto: Lutz Debus
Es waren die Tage, an denen man so gar nicht genau wusste, wie es in Kiew
weitergehen würde. Ein unvorstellbar großes Blutbad auf dem Maidan war
nicht auszuschließen. Da sah ich in der Fußgängerzone von DortmundHörde ein Taxi, an dessen Antenne eine ukrainische Flagge befestigt war.
Ich fotografierte das Auto, stellte es auf meine Facebook-Seite als Zeichen
der Hoffnung und löste damit einen digitalen Weltkrieg aus. Zunächst begann es mit ein paar „Gefällt mir“-Bekundungen. Dann aber wurde kommentiert. Ich mache mich zum nützlichen Idioten von Obama und Merkel,
unterstütze Antisemiten und Faschisten. Andere meiner virtuellen Freunde
eilten herbei und attestierten den Kommentarschreibern, ewiggestrige Stalinisten zu sein, die ein despotisches Regime verteidigen. Geht doch nach
drüben, war zu lesen. Die politischen Grabenkämpfe der westdeutschen
Linken der 80er Jahre mit ihren hasserfüllten Beschimpfungen feierten
Auferstehung, und plötzlich hatte ich ein Lied aus jener Zeit im Ohr: „Gott,
wie viele Jahre schon wünsche ich mir einen alten großen runden Tisch,
an dem die verschiedensten Menschen sitzen, und einer davon wär der
Hüsch…“ Hüsch fehlt. Der Tisch auch.
Und was hätte Hanns Dieter Hüsch zu der aktuellen Klimaschutzdebatte
gesagt? Wahrscheinlich hätte er nichts dazu gesagt. Dabei könnte einem
bei all den kreiselnden Bewegungen der amtierenden Regierung schon
schwindlig werden. Unser Thema heißt deshalb ENERGIEWENDE. Als kleinen Kontrapunkt zum Ökothema begleiten wir die Kabarettistin LIOBA ALBUS bei ihrer Fahrt durch die Nacht, die in 1000 Metern unter Bottrop
nicht nur dunkel ist. Ganz hell erscheint ein Engel am Schauspielhaus Bochum. RAUS AUS DEM SWIMMINGPOOL, REIN IN MEIN HAIFISCHBECKEN
beschreibt eine schwierige Mutter-Tochter-Beziehung, die durch himmlische Unterstützung vielleicht doch noch heilt. OMA WAR EINE SEERÄUBERIN behauptet ANDREA BEHNKE in ihrem neuesten Buch, gefüllt mit
Geschichten über ganz junge und ganz alte Menschen. Weniger literarisch,
weil frei improvisiert, aber vor allem lustig ist das Duo ULAN & BATOR das
im Dortmunder Cabaret Queue gastiert. Bezüglich bildender Kunst werfen
wir unseren Blick unter anderem nach Recklinghausen. Die Kunsthalle dort
zeigt mit ihrer Ausstellung re:set – ABSTRAKTE MALEREI IN EINER DIGITALEN WELT Werke in Öl und Pixel.
Und was gibt’s neues im Kino? SNOWPIERCER ist ein südkoreanischer Film,
in dem JOHN HURT die Rolle des alternden Revolutionärs spielt. Südkorea
und Revolution? Wir mussten also mit dem britischen Schauspieler reden,
wie das zusammen passt. Bei der Tragikomödie A LONG WAY DOWN stehen
Suizidale auf einem Hochhausdach Schlange. Wer es lieber ganz lustig und
französisch mag, ist bei dem Streifen SUPER-HYPOCHONDER gut aufgehoben. Regisseur JAKOB LASS erzählt uns, wie er seinen neuen Film LOVE
STEAKS mit bescheidensten materiellen Mitteln und viel Freude drehte. Die
biographische Erzählung YVES SAINT LAURENT beleuchtet das Liebesleben
und die Zerbrechlichkeit des berühmten Modedesigners. Alles sehenswert.
LUTZ DEBUS
Foto Inhaltsverzeichnis: Mona Schulzek
4
Thema
Lange Leitung für Kohle? Foto: Amélie Kai
Vorweggehen oder Weggehen? – Die Energiewende im Spannungsfeld von Ökologie und Ökonomie
Vom strahlendblauen wolkenlosen Himmel scheint Fall das eigene Land nun in der Bringschuld seien.
die Sonne, das Thermometer zeigt gut 20 Grad. Im Die jährlich stattfindende UN-Klimakonferenz beT-Shirt sitzt ein älterer Herr Anfang März vor der schließt regelmäßig die Vertagung der Problemitalienischen Eisdiele und schaufelt einen riesigen lösung. Im vergangenen November in Warschau
Fruchtbecher in sich hinein. „Herrlich, diese Erder- legte die Staatengemeinschaft fest, dass die Erde
wärmung“, feigst er. Auch die Passanten wirken sich nur noch um weitere zwei Grad Celsius erwärmen dürfe. Basta! Nur,
alle gut gelaunt. So
trailer-Thema im April:
wer soll Maßnahmen
einfach aber ist es nicht
zum Klimaschutz ummit dem Klimawandel,
Bei der Energiewende Gas geben - und für Stromspitzen
setzen? Deutschland
gibt seine Begleiterin
modernste Gaskraftwerke? Demonstrationen warnen
galt global und auch
zu bedenken. Im vervor einer Kehrtwende. Was macht die Politik aus dieser
europäisch lange Zeit
gangenen Jahr lag noch
Zukunftsfrage und wie leben wir sie selbst?
als mutiger Vorreiter
Anfang April Schnee.
Lesen Sie weitere Artikel zum Thema auch unter:
in Sachen Klimaschutz.
Man könne sich auf das
choices.de/thema + engels-kultur.de/thema
Die deutsche Blockade
Wetter eben überhaupt
nicht mehr verlassen. Recht hat sie. Wer den Kli- von Beschränkungen für die Automobilindustrie in
mawandel auf einen einfachen Temperaturanstieg der Europäischen Union schadete diesem Image.
reduziert, verkennt, wie vielgestaltig die Auswir- Und seit in Berlin die Große Koalition regiert,
kungen des Karbonzeitalters auf unseren Planeten unterliegt der Klimawandel einem Imagewandel.
sind. Manche Klimamodelle gehen sogar davon Propagierte die SPD vor den Wahlen noch die
aus, dass es in Mitteleuropa kühler wird, weil die weitere Förderung regenerativer Energien, so war
schmelzenden Eismassen des Nordpols den Golf- nach Auszählung der Stimmen nicht mehr viel dastrom nach Süden driften lässt. Aber es gibt noch von übrig geblieben. Die Grünen fielen mit ihrem
andere Unbekannte bei der Klimaprognose für die dürftigen Wahlergebnis als Koalitionspartner aus.
nächsten Jahrzehnte. Was geschieht, wenn durch Die FDP hingegen, die aus dem Bundestag flog, fiel
die Erwärmung der Permafrostgebiete in Sibirien, für die Energiekonzerne als Lobbyvertreterin aus.
Kanada und Alaska große Mengen von Kohlendio- Noch im Oktober wurde die bei den Koalitionsverxid in die Atmosphäre gelangen? Welche Auswir- handlungen für Energiepolitik zuständige Sozialkungen haben Rußpartikel, die sich vermehrt auf demokratin Hannelore Kraft zu den Stromoligarpolarem Schnee absetzen und diesen noch schnel- chen geladen. Was man ihr hinter verschlossener
ler schmelzen lassen? Oder wird durch die Erder- Tür offenbarte, blieb geheim. Danach aber redete
wärmung mehr Wasser verdunstet und es kommt sie nur noch davon, dass die Energiewende wirtzu Regen in trockenen Regionen, zu blühenden schaftsverträglich gestaltet werden müsse. Mit
Wüsten? Klimaforscher können nur wage Progno- wirtschaftsverträglich meinte sie nicht die Fördesen formulieren. Klar ist nur, dass in den nächsten rung der Handwerksbetriebe, die Anlagen zur GeJahrzehnten die Klimaextreme zunehmen werden. winnung regenerativer Energien installieren, oder
Einig sind sich die Politiker der Welt, dass etwas die deutsche Solar- oder Windenergiebranche,
gegen den weiteren Ausstoß von Kohlendioxyd die seit Monaten kriselt, sondern die Rettung von
unternommen werden soll. Einig sind sich die Poli- RWE, EON, Vattenfall & Co.
tiker auch, dass andere Länder und auf gar keinen Der heimische Energieriese RWE scheint nun tat-
Energiewende
5
sächlich Unterstützung von staatlichen Stellen
zu benötigen. Anfang des vergangenen Monats
musste er eine Jahresbilanz veröffentlichen, die
die schlechteste seit 60 Jahren ist. Statt der sonst
satten Gewinne und Dividenden verzeichneten die
Stromer aus Essen einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Der Konzern leidet unter dem Preisverfall an den Strommärkten. Zwar wird der Strom
für den Verbraucher immer teurer, für den Einkäufer aber wegen des Überangebots immer billiger.
Diese paradoxe Entwicklung, die den Grundsätzen
der Marktwirtschaft widerspricht, hat einen recht
banalen Grund. Großkraftwerke schreiben tiefrote Zahlen oder müssen schlichtweg eingemottet
werden, weil sie keiner mehr braucht. Dabei protestiert die Umweltbewegung schon seit Jahren
vergeblich gegen den Bau neuer Großkraftwerke.
Die Energiekonzerne hätten auf die Bedenkenträger nur hören müssen. Nun müssen sie neuwertige
Kraftwerksblöcke abschreiben. Nicht auszudenken, welches Überangebot an Strom wir hätten,
wenn nicht nach Fukushima etliche Atomkraftwerke vom Netz gegangen wären.
Die Stromwirtschaft indes verlangt vom Staat nun
Bares. Wegen dem forcierten Ausbau der erneuerbaren Energien seien die Großkraftwerke nicht
mehr rentabel. Um in Zeiten von Windstille und
bewölktem Himmel die Versorgungssicherheit
zu gewährleisten, dürften sie aber nicht vom
Netz genommen werden. RWE-Chef Peter Terium verwendete auf der Bilanz-Pressekonferenz
einen plastischen Vergleich. „Die Feuerwehr wird
ja nicht nur dann bezahlt, wenn sie einen Brand
löscht.“ Bleibt nur zu ergänzen, dass die Feuerwehr in der Regel keine Aktiengesellschaft ist.
LUTZ DEBUS
Aktiv im Thema
www.footprint-deutschland.de
www.germanwatch.org/de
www.koeln-spart-co2.de
Thema
„Gabriel ist ein Erzengel für die Kohle“
Welches Land das Land schafft! Foto: Francis Lauenau
Franz Alt über die Bremser der Energiewende
trailer: Herr Alt, ist die Energiewende bei der mehr, wenn ich eine Solaranlage auf mein Dach
montiere. Ich brauche nur einen Handwerker, der
Großen Koalition in Berlin in guten Händen?
Franz Alt: Manchmal habe ich den Eindruck, Wirt- sein Handwerk versteht.
schaftsminister Gabriel ist eher ein Erzengel für die
Die Energiewende ist noch zu
Kohle als dass er für erneuerbare
„Wer nichts begreift, wird
retten?
Energien streitet. Gabriel will,
dass die erneuerbaren Energien abgewählt. Das ist der Charme Angela Merkel hat recht, wenn
der Demokratie.“
sie die Klimapolitik zur Überlein diesem Jahr um 0,3 Prozent
bensfrage der Menschheit erklärt.
wachsen. Wenn er dieses Tempo
beibehält, braucht er für die Energiewende 200 Sie ist übrigens die einzige Regierungschefin der
Jahre. Wenn eine große Klimakatastrophe ver- Welt, die vernünftige Konsequenzen aus Fukushihindert werden soll, dann müssen wir aber in 30 ma gezogen hat. Das Hauptproblem sehe ich bei
Jahren völlig auf erneuerbare Energien umgestellt Herrn Gabriel.
haben.
Ist die CDU also ökologischer als die SPD?
RWE scheibt seit Jahrzehnten zum ersten Mal Die SPD ist die alte Kohlepartei. In Sachsen-Anhalt,
wieder rote Zahlen. Ist daran nicht die Energie- Brandenburg und Nordrhein-Westfalen gibt es
ergiebige Braunkohlereviere. Die großen Landeswende schuld?
Wer die Zukunft verschläft, hat keine. Das war im- verbände der SPD sind klassische Kohlelandesvermer schon so in der Geschichte. Die Schreibmaschi- bände. Es ist doch kein Zufall, dass mit Wolfgang
nenhersteller erkannten nicht, was Computer und Clement und Werner Müller zwei ehemalige SPDInternet bedeuten. Heute gibt es Schreibmaschi- Wirtschaftsminister inzwischen bei der Energienenhersteller nicht mehr. Ich brauche RWE nicht wirtschaft ihr Geld verdienen. Die haben gut vorge-
sorgt. So machen das Wirtschaftsminister immer.
Vielleicht hat Siegmar Gabriel ähnliche Pläne.
Wird es in drei Jahren die Große Koalition überhaupt noch geben?
80 Prozent der Menschen in Deutschland sind für
die Energiewende. Wenn die jetzige Regierung die
Energiewende ausbremst, dann bekommen wir
als nächstes eine schwarz-grüne Regierung. Wer
nichts begreift, wird abgewählt. Das ist der Charme
der Demokratie.
INTERVIEW: LUTZ DEBUS
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/thema
ZUR PERSON
Franz Alt ist Journalist, Buchautor und Umweltaktivist.
Foto: Bigi Alt
Stromabwärts
Ein Team der Universität Duisburg-Essen und der Ruhr-Universität Bochum möchte Untertage Speicherkraftwerke einrichten
Eigentlich bräuchte das Ruhrgebiet Berge. In den Die Idee eines untertägigen Pumpspeicherwerkes
Alpen lassen sich aufgrund der starken Gefälle in (UPSW) besteht darin, das untere Speicherbecken
den Tälern Pumpkraftwerke einrichten. Aber wen in die vorhandenen Anlagen des Steinkohlebergsollen sie versorgen? 40 Prozent der Alpen sind baus zu verlegen und das obere Becken an der
kaum oder gar nicht bewohnt. Im Ruhrgebiet da- Erdoberfläche zu installieren. „Dadurch würden
Fallhöhen bis zu 1.200 Meter
gegen leben über fünf Millionen
„Fallhöhen bis zu 1.200 Meter
aktiviert, die ein erhebliches
Einwohner auf 4.435 Quadratweisen ein erhebliches energeenergetisches Potential aufkilometern. Und der Wengeberg
tisches Potential auf“
weisen“, so Niemann. „Bis zum
bei Breckerfeld wirkt mit seinen
441 Metern gegenüber der Zugspitze eher wie ein politisch gewollten Ende des Bergbaus 2018 sind
Maulwurfshügel. Aber konventionelle Pumpspei- die Anlagen offen, bevor der dauerhaft einwircherwerke benötigen eben ein oberes Speicher- kende Gebirgsdruck sie wieder verschließt.“ Denn
becken auf einem Berg und ein unteres Speicher- hier liegt die Krux: Die Strecken müssen noch in
becken im Tal. Die Höhendifferenz wird genutzt, Benutzung sein. Bereits stillgelegte sind schon
um Energie bei Überangebot zu speichern und im verfallen, und auch bei Verwendung der aktuell
Bedarfsfall wieder abzugeben. Doch was wäre, noch genutzten Zechen ist der Kostenaufwand
wenn man das Flachland als Berg nimmt und das immens. „Nur im aktiven Bergbau ist bekannt,
Tal einfach unter Tage verlegt? Die nötige Infra- wie es genau um die einzelnen Elemente bestellt
struktur findet man im Kohlebergbau. Sagt sich ist“, so Niemann, „in den stillgelegten werden
zumindest ein Team von Wissenschaftlern und die Strecken zurückgebaut, verwertbare Teile
Ingenieuren aus dem Bergbau unter der Leitung abgebaut und die Schächte wieder verfüllt. Der
von Prof. Dr.-Ing. André Niemann vom Institut Erkundungsaufwand käme einer Neuerkundung
für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der UDE. gleich.“ Daher konzentriert sich sein Projekt auf
6
zwei Bergwerke der RAG, die Zechen Auguste
Victoria in Marl und Prosper Haniel in Bottrop.
Die wirkliche Herausforderung sei, dass die darunter liegenden Erdschichten dauerhaft tragen.
Niemann: „Der Bergbau war ausgelegt auf eine
temporäre Nutzung, hier würde man eine dauerhafte Anlage betreiben wollen. Dieser Ausbau ist
es, der richtig Geld kosten würde.“ Obendrein erfordern die Speicherwerke selber einen höheren
Energieaufwand, als sie wieder hergeben – aber
sie können eben den Überschuss aus Wind- und
Solarenergie speichern für windstille und wolkige Tage. Der geht sonst verloren. „Doch aktuell
würde wohl niemand dafür investieren“, räumt
Niemann ein. Dafür fehlen die politischen Rahmenbedingungen. Derzeit befindet sich das Projekt daher auch noch in der Phase der Machbarkeitsstudie. Immerhin: Umfragen zeigten, dass
die Bevölkerung solchen Speicherwerken offen
gegenüber steht – sie sind schließlich unsichtbar
und stehen nirgends in der Landschaft herum.
KLAUS BUNTE
Über Tage
Unter Tage verborgen existiert eine Gemeinschaft der Kumpels - aber nur noch bis 2018, Foto: Francis Lauenau
Glückauf, aber nicht mehr lange
Kabarettistin Lioba Albus besucht die Zeche Prosper-Haniel in Bottrop
Die Unterhose aus Feinripp mit Eingriff ist hell- gesagt. Wir machen keine Show. Hier ist alles live.“
grau, groß, gebraucht aber frisch gewaschen. Lio- Den Besuchern ist aber auch ohne den Kohlehoba Albus hat in ihrem Berufsleben schon manches bel die Situation spannend genug. Auf den Knien
Kostüm benutzt, solch eine Hose trug sie noch nie. krabbelnd bewegt sich die Gruppe vorwärts. Heiße,
Aber was sein muss, muss sein. Synthetische Un- feuchte, staubige Luft macht das Atmen schwer.
terwäsche könne durch Funkenbildung bei elektro- „Hier ist der sicherste Ort auf der ganzen Zeche“,
erklärt Uwe. Unter dem Stemstatischer Entladung Untertage
pel, dessen Hydraulik viele
eine Explosion verursachen,
„Mit etwas Verlegenheit auf
wird die Kabarettistin be- beiden Seiten verabschieden sich Tonnen Gewicht tragen kann,
ist gut ein Meter Platz. Stehen
lehrt. Auch graues Unterhemd,
die fast schwarzen und die fast
ist nicht. Zum Greifen nah ist
blau-weiß gestreiftes Hemd,
weißen Menschen voneinander“
die schwarzglitzernde Kohle.
Arbeitshose, Jacke, Halstuch,
Wollstrümpfe und schwere Stiefel werden von der Das geplante Fotoshooting aber muss ausfallen.
Ruhrkohle-AG für die unterirdische Betriebsbe- Der Mann von der Presseabteilung, der mit einer
sichtigung gestellt. Und bei der Materialausgabe luftdicht verpackten Spezialkamera die Gruppe
gibt es noch einen Gürtel mit Atemgerät und Bat- begleitet, flucht. Der plötzliche Temperaturanstieg
terie, Knie- und Schienbeinschutz, Ohrenstöpsel, hat die Linse der Kamera beschlagen lassen. Den
Schutzbrille, Lampe und Helm dazu. Dann geht es Besuchern ist es aber gar nicht so wichtig, jetzt fohinab in die Nacht. Der Korb fährt sanft an. Kaum tografiert zu werden. Von Ferne hört man Schmiezu glauben, dass er in knapp drei Minuten die degeräusche. „Die Kette ist bald wieder heil. Wollt
1000 Meter bis auf Sohle 6 zurücklegt. Uwe vom Ihr so lange noch bleiben?“, fragt Uwe. Nein, will
Bergwerk Prosper-Haniel, der den Gästen die Ze- man nicht.
che zeigen soll, gibt eine Unterweisung. „Wir sind
jetzt Untertage. Wir sind also nicht mehr Herr und Der Schweiß rinnt aus allen Poren. Wieder im StolFrau Soundso sondern Kumpel und Kumpeline.“ len stehend, begegnen die Besucher einer Gruppe
Schüchtern wirkendes Schmunzeln mit gespielter von Bergmännern. Fast ganz weiß sind die BesuStrenge in Richtung Lioba Albus wird sein Marken- cher, fast ganz schwarz die Kumpels, manche nur
zeichen an diesem Tag. „Wir sind jetzt per Du. Wir im verschwitzten Unterhemd. Übertage und auf
halten in jeder Situation zusammen. Ihr hört auf der Bühne ist Lioba Albus eine Quasselstrippe. Hier
passt sie sich dem kargen Sprachcode an. „Schwemich. Immer.“
re Arbeit?“ „Jau!“ „Wie lange noch?“ Auf die Frage
Dann besteigt die Reisegruppe den Zug. „Unser bekommt sie von zwei Bergleuten unterschiedliche
Intercity-Express“, scherzt Uwe. Die verbeulten Antworten. „Vier Stunden.“ „Vier Jahre.“ Mit etwas
Blechdosen auf Rädern bieten pro Abteil vier Sitz- Verlegenheit auf beiden Seiten verabschieden sich
plätze. Eine halbe Stunde tuckert die Diesellok die fast schwarzen und die fast weißen Menschen
durch den Stollen. Dann geht es nur noch zu Fuß voneinander.
weiter, recht steil bergab. „Na, warm?“, fragt Uwe.
„Schon!“, antwortet Lioba Albus. „Dabei ist das von Übertage wartet eine heiße Dusche und dann in
der Luft her hier noch Sauerland. Das wird erst einem kargen Besprechungsraum Möhrensuppe
warm, wenn wir Vorort sind“, entgegnet Uwe. Und mit Würstchen, dazu alkoholfreies Pils. Auf der eidann ist man tatsächlich angekommen: Vorort. Das nen Seite des Raumes hängen Mannschaftsbilder
Donnern und Fauchen, erst nur aus der Ferne zu von Schalke 04, auf der anderen Seite welche
hören, wird immer lauter. Plötzlich nur noch Stille. vom BVB. Uwe erzählt, dass im Dezember 2018
„Scheiße, Kettenriss!“ tönt es aus der Dunkelheit. Prosper-Haniel als letztes Steinkohlebergwerk
Uwe kratzt sich ärgerlich am Nacken. „Das ist jetzt Deutschlands stillgelegt wird. Die Bundesregierung
blöd. Wir wollten Euch den Abbau mit dem Koh- wolle keine weiteren Kohlesubventionen mehr leilehobel zeigen. Geht aber nicht. Ich hab ja schon sten. Ein Wiederanfahren des Betriebes sei nicht
77
möglich, wenn eine Zeche erst einmal stillgelegt
ist. Dabei sei es in politisch unsicheren Zeiten doch
wichtig, heimische Energieträger nutzen zu können. Natürlich, das leuchtet Lioba Albus ein. Auch,
dass die Importkohle, die ab 2019 ausschließlich
die heimischen Kraftwerke befeuert, unter teilweise katastrophalen Arbeitsbedingungen gefördert wird. Seit 1993 gab es im Steinkohlebergbau
in Deutschland keine Unglücke mit Toten. In den
Ländern, aus denen nun die billige Exportkohle
bezogen wird, aus Bolivien, China und Russland
hingegen sind Schlagwetterexplosionen mit dutzenden, zum Teil hunderten Toten, an der Tagesordnung. Der Kabarettistin leuchtet das ein: „Der
Konsument bevorzugt inzwischen fair gehandelten
Kaffee, fair gehandelte Kohle hingegen gibt es
nicht.“ All die wirtschaftspolitischen Argumente
erscheinen in dem kleinen Raum neben den Besucherduschen schlüssig. Uwe erntet bei den Gästen Kopfnicken. Wichtig ist Lioba Albus aber ein
anderer Aspekt. „Die Gemeinschaft Untertage gibt
es nirgendwo anders.“ In anderen Branchen zähle
der Egoist. Hier sei man füreinander verantwortlich. „Wir haben eine so große Sehnsucht nach
Helden, weil es sie im wirklichen Leben nicht mehr
gibt, höchstens noch hier.“ Lioba Albus deutet auf
die Mannschaftsbilder an der Wand. „Der Fußball
versucht, eine ähnliche Geschichte zu erzählen.
Einer für alle, alle für einen.“ Jene Geschichte,
schaut man auf den Spielerparkplatz vor dem Trainingsgelände, sei aber nicht immer glaubwürdig.
Die Kabarettistin bringt es auf den Nenner: „Ihr
werdet der Gesellschaft fehlen.“ Zum Abschied bekommt jeder Besucher noch einen Kohleklumpen,
auf einem Holzsockel geklebt, geschenkt. „Schöne
Grüße von der Lehrwerkstatt. Für auf den Nachtisch.“ Mit kräftigem Handschlag verabschiedet
sich Uwe von den Besuchern am Zechentor. „War
schön mit Euch. Glückauf!“
LUTZ DEBUS
Serie „Über Tage“:
„Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen.
trailer-ruhr begleitet streitbare Menschen im Ruhrgebiet.
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/ueber-tage
Blütenträume
3. bis 20. April
Das Erfolgsstück von Lutz Hübner
mit Saskia Valencia, Claudia Rieschel,
Peter Altmann und anderen
Nicht verpassen!
Theater im Rathaus
Porscheplatz 1, 45127 Essen
Karten: 0201 / 24 55 55 5
GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: HANS JÜRGEN LANDES
prinz regent theater
www.theater-im-rathaus.de
APRIL 2014
ATMEN
von Duncan Macmillan
Premiere am 25. um 20.00 h
Weitere Vorstellung am 27. um 19.00 h
ICH KÖNNTE
AUSRASTEN,
ABER ICH
KANN MICH
NICHT
BEWEGEN.
PETER UND DER WOLF / MAX UND MORITZ
von Sergej Prokofieff / Gisbert Näther
am 11. und 12. um 19.30 h
IPHIGENIE AUF TAURIS
von Johann Wolfgang von Goethe
am 1. und 2. um 20.00 h
„KUNST“
von Yasmina Reza · am 4., 5. und 30. um 20.00 h
ANNA KARENINA
von Armin Petras nach Leo Tolstoi
am 9. um 19.30 h
OTHELLO
von William Shakespeare · am 16. um 19.30 h
MUSIK IM FOYER: SUNDAYNIGHT IN BO
am 6. um 20.00 h
www.prinzregenttheater.de
Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter:
Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: [email protected]
Aus:
RAUS AUS DEM SWIMMINGPOOL,
REIN IN MEIN HAIFISCHBECKEN
Uraufführung von Laura Naumann
Regie: Malte C. Lachmann
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
TEL. 0234 / 33 33 55 55 • WWW.SCHAUSPIELHAUSBOCHUM.DE
Auftritt
Wie tief muss die Schmach sitzen, dass eine Mutter ihre eigenen Kinder opfert? Foto: Thilo Beu
Die Irrwege in der Fremde
Als das Unglück begann. Konstanze Lauterbach inszeniert „Medea“ von Euripides am Essener Grillo
Medea lebt in den Slums von Korinth. Keine Mauern, keine Fenster, keine Liebe mehr. Was sie am Leben hält, ist der blanke Hass gegen Jason,
den Geliebten, dem sie half in der Heimat das goldene Vlies zu rauben. Die
Regisseurin Konstanze Lauterbach hilft dem griechischen Mythos in Essen
verhalten in die Gegenwart, insbesondere stehen die Frauen in ihrer Inszenierung gemeinsam im Scheinwerferlicht, die Männer machen das, was sie
immer machen, große Politik im Schatten der Mauern. Die große Klammer
bleibt Medea, die Hexe aus Kolchis, die Illegale, offiziell nur Asylantin, die
nun, da ihr Ehemann Jason lieber die Königstochter heiraten will, zur Ausgestoßenen, zur Ausgewiesenen wird. Eine Rückkehr ist ihr verwehrt, verriet
sie doch den Vater und tötete den Bruder. „Kein Unglück ist größer, als aus
der Heimat verbannt zu sein.“ Doch am Ende triumphiert sie, jetzt Mörderin
der königlichen Nebenbuhlerin, ihrer Kinder, des Herrschers selbst, Zerstörerin des Staates Korinth und seiner unheiligen Gesetze.
me. Oder sollte der Rassismus eher ein historischer Tatbestand im Umgang
der Völker untereinander sein, der schon immer so bestanden hat?
Gerade die Kausalität zwischen Machtstreben und dafür „über Leichen
gehen“ und der eigenen „Auslegung“ von Legalität trägt die Inszenierung,
die in vielen Passagen zwanghaft lehrreich wirkt und dafür viel Geheimnis
opfert. Dafür geht Lauterbach den konsequenten Weg. Medea und ihr Korinther Frauenchor wollen nicht trauern, sie wollen Gerechtigkeit für ein
Vergehen, das Jason begangen hat. Rührend wie er in Essen versucht, sein
Handeln zu rechtfertigen, die Außenseiterin im Staate Kreons ausgerechnet
zur Patchwork-Familie zu überreden. Für ihn ist die neue Heirat ein „logischer“ Weg, eben auch vorteilhaft für die Barbarin und ihre Kinder. Auf
den Blickwinkel kommt es eben an, besonders wenn er männlich ist und
alle Vorteile auf seiner Seite sieht. Kreon dagegen hat die Situation sehr
wohl verstanden, die Schamanin ist eine immer latente Gefahr für die Polis
und seine Führungsrolle. Ein Bleiberecht ist ausgeschlossen. Die Ausweisung
also staatsmännisch logisch, aber eben auch ziemlich rassistisch, denn nach
Ansicht der Griechen kommt Medea natürlich aus einem eher minderwertigen Land mit minderwertigen Mythen und Ritualen. So schleicht sich leise
ein bisschen Gegenwart in die neue Euripidesübersetzung von Peter Krum-
Und dann kommt das Finale, nachdem Janina Sachau die Figur der Medea
bis an die tatsächliche Schmerzgrenze zwischen den schneeweißen YtongBausteinen ausgekostet hat. Noch hat der Korinther Frauenchor minimale
Hoffnung auf ein Überleben der Kinder, kaum vorstellbar ist den Zivilisierten dieser letzte Schritt. Doch die zwei werden beiseite geführt, nachdem
sie ihren Vater noch einmal sehen durften. Korinths Königstochter kämpft
da schon geschickt vergiftet auf der Hochzeit um ihr Leben, anschließend
Kreon, dessen Reich zerfällt. Hier wird die Inszenierung ein wenig platt,
doch die Emotionen kochen. Die Goldfolie von der Bühnenrückseite raschelt
herunter und Medea wickelt sich ein in Madonna-Pose, erstarrt zum letzten
Bild. Die Hexe aus Korinth hat sich in der Auseinandersetzung mit der Zivilisation positioniert. Eine neue Odyssee oder ein neuer Irrweg?
9
Und der Kindsmord? Es ist die letzte Konsequenz der Irrfahrt einer Frau,
die alles, auch die Flucht- und Handlungsoptionen verloren hat. Der eigentliche Übeltäter bleibt Jason und so spielt Thomas Büchel ihn auch. Ein
typischer Emporkömmling, der dem Kulturkonflikt aus dem Weg geht, der
offensichtlich nicht einmal Gefühle für Kreons Tochter hat und steif in der
Choreografie am königlichen Hofe mithüpft. Die metallische Folie am Ende
der Bühne blendet die ganze Szenerie, vom Edelmetall geprägt ist diese
Gesellschaft, die das Archaische überwunden zu haben glaubt und doch
barbarischer handelt, als es die Götter je vermochten. Aber selbst die sind
auf Medeas Seite, denn Jason brach den heiligen Eid vor ihnen und so etwas
durfte damals einfach nicht gutgehen.
PETER ORTMANN
„Medea“ | R: Konstanze Lauterbach | Do 2.4. 19.30 Uhr | Grillo Essen
0201 812 26 00
Programm April
01.04. Poetry Slam 02.04. Torsten Sträter – AUSVERKAUFT 03.04. Götz Alsmann – AUSVERKAUFT
04.04. Bill Mockridge 05.04. Sebastian Pufpaff – AUSVERKAUFT 06.04. JAZZO-Vol. 3 28.04. Männerabend
30.04. Tanz in den Mai mit Feel Fine & DJ Fiskus
. und 28.05.2014
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Special im M
Peta Devlin –
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Vorstellungen vom 11. bis 27. April 2014
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Stephen Sondheim / James Lapine
Into the Woods
Musical
Koproduktion mit der Folkwang Universität der Künste
Premiere am 11. April 2014
im Großen Haus
Weitere Vorstellungen
12. und 26. April 2014
Mehr Informationen unter
www.theater-oberhausen.de und 0208/8578-184
Premiere
„Es herrscht eine
gigantische Hierarchie“
Christian von Treskows letzte Inszenierung
in Wuppertal ist Shakespeares komödiantisches Liebesintrigenspiel par excellence
Der Tanz in den Ruinen einer großen Vergangenheit ist in Wuppertal vorbei. Eine Stadt hat sich
sein Schauspielhaus aus dem Fleisch geschnitten. Damals kamen noch Heroen wie Heinrich ZUR PERSON
Böll in die Stadt und hielten große Reden. Heute Christian von Treskow ist seit Beginn der Spielzeit 2009/10 Schauspielintendant der Wuppertaler Bühnen. Foto: Dorien Thomsen
faseln nur noch kleine Geister. Das Theater ist
imaginäre Realität. Um es vielleicht etwas weniger
seit einem Jahr geschlossen. Intendant Christi- letzte Inszenierung zu machen.
kryptisch auszudrücken: wir haben eines. Das Stück
an von Treskow macht nun im April seine letzte
Premiere im Opernhaus. Immer noch stolz auf Also hat das Lärmen tatsächlich mit Wuppertal folgt in seiner Personenkonstellation ja dem Schemata der Commedia dell‘arte. Shakespeare schrieb
das Erreichte und die hohe künstlerische Qua- zu tun?
lität seiner Arbeit. Fünf Jahre lang hat er sein Nicht so direkt. Eigentlich hat das Lärmen nicht hier ein Stück für jenes Figurenensemble. Wir haben
Ensemble und den Etat gehalten, trotz dauer- so viel mit Wuppertal zu tun. Ich würde jetzt auch nun überlegt, wie man diese italienische Volkskohafter Kritik und Einsparungsandrohungen. Jetzt keinen Bezug zu einer bestimmten Intrige sehen. mödie in die Gegenwart bringt. Das war der Hinalso Shakespeares „Viel Lärmen um Nichts“ mit Die andere Sache ist, dass ich mich hier gerne mit tergrund. Ich habe das ja schon beim Diener zweier
immerhin acht Intrigen. Ein
einer Shakespeare-Komödie ver- Herren versucht, das ist so ein wiederkehrendes
Schelm, der dabei Böses denkt.
abschieden würde. Ganz platt ge- Thema für mich, die Commedia-Masken in die Ge„Dadurch, dass das Stück
sagt, für das Publikum, das uns in genwart zu transportieren. Was noch hinzukommt,
immer haarscharf an der
trailer: Herr von Treskow, acht
den letzten zwei Spielzeiten doch ist das Music Hall Clownsspiel. Ein bisschen die ErTragödie vorbeischrammt,
Intrigen, 15 Personen – ein
stark unterstützt und die Stange ben der alten Komödie, die sich zum Teil aus dem
geht es eigentlich auch
Jahrmarktstheater ableiten. Diese ganze volkstümStück für ein ganzes Ensemble?
gehalten hat.
immer ums Ganze“
liche Unterhaltung, alles spiegelt sich darin wieder.
Christian von Treskow: Naja, das
Ensemble sind ja im Moment nur acht Schauspieler. Wie integriert man Filmmusik in eine Thea- Das ist im Stück enthalten, aber romantisiert von
unseren deutschen Romantikern im 19. Jahrhundert
Aber wir haben es um einen Sänger und drei Gäste terinszenierung?
verstärkt. Dann sind so an die zwölf Akteure auf der Es ist eine Theatermusik. Die Korngold-Musik ist und soll jetzt in der Inszenierung wieder auf die urBühne. Das ist für Wuppertal schon viel und schon eigentlich für die Aufführung von Max Reinhardt sprüngliche Komödie mit Schein, Täuschungen und
mehr als das ganze Ensemble.
in Wien geschrieben. Also diese „Viel Lärm um Intrigen zurückgeführt werden. Denn das ist ja eine
Nichts“ von 1918. Da gibt es eine Aufnahme, in der gigantische Anarchie, die da herrscht.
Was ist ihre Lärm-Deutung?
eigentlich ziemlich genau ablesbar ist, wie diese
Um es auf einen Punkt zu bringen: Es geht in Musik gedacht ist. Zum Teil melodramatisch, zum Schein, Täuschungen und Intrigen bleiben auch
dem Stück um alles und um nichts. Und weil es Teil als Szenenwechsel, es gibt eine Ouvertüre und nach Jahren als Intendant?
ums Nichts geht, geht es auch um alles. Schein- viel Atmosphäre. Insgesamt sind das so 25 Minuten Wenn man das so sehen will. Vor allen Dingen mehr
bar geht es nur um Liebesintrigen. Aber dadurch, Musik. Die Inszenierung wird zwei Stunden dau- Schein als Scheine. Ja, das ist ein Vergleich der
dass das Stück immer haarscharf an der Tragödie ern. Es gibt also nicht die ganze Zeit Musik. Wobei nahe liegt. Ich habe das so noch gar nicht gesehen.
vorbeischrammt, geht es eigentlich auch immer man sagen muss, Korngold ist später als Filmmusi- Wenn man es abstrakt betrachtet, natürlich, viele
ums Ganze, die ganze Existenz. Damit ist es eine ker bekannt geworden, hat aber als Theater- und Intrigen, wobei die Intrigen im Stück ja eher lieb
Metapher fürs menschliche Dasein schlechthin. Opernkomponist angefangen, bevor er emigrieren gemeint sind, bis auf die eine, wo Hero verleumdet
wird. Die anderen sind ja dazu da, um Leute miteiNatürlich auch für unser Dasein hier in Wupper- musste.
nander zu verkuppeln. Das klappt dann auch mehr
tal. Zu einer Zeit, wo es um alles ging und eigentlich auch um nichts. Weil vom Theater am Schluss Folgt Christian von Treskow dann Wolfgang oder weniger, bis auf die eine ganz maßgebliche
Intrige, wo jemand ans Messer geliefert wird, aber
nichts bleibt. Genau wie vom Leben am Schluss Korngold oder umgekehrt?
auch nichts bleibt. Das ist der Hintergedanke, es als Die Inszenierung wird nicht so sein, dass man denkt, nur deswegen überlebt, weil er sich scheintot stellt.
die ist von Max Reinhardt. Das natürlich nicht. Und Das ist eine pikante Angelegenheit, aber daran habe
die Musik ist ja bis auf eine Gesangsnummer nicht ich bei der Stückauswahl nicht gedacht, das ist ein
durchkomponiert, es gibt also keine Anhaltspunkte ganz nettes Geschmäckle.
wie in der Oper, wo man sagen müsste, die Inszenierung folge der Musik. Die kann man bei KornINTERVIEW: PETER ORTMANN
gold so einsetzen, wie man sie für richtig hält. Da
gibt es keine Vorschriften vom Komponisten.
„Viel Lärmen um Nichts“ | R: C. von Treskow
Aber dafür gibt es dann ein Bühnenbild in Ci- Sa 26.4., 19.30 Uhr | Opernhaus Wuppertal
nemascope?
0202 563 76 66
Nicht unbedingt. Ich möchte ja nicht zu viel verraLesen Sie die Langfassung unter:
Ein Regisseur für großartige Bilder – noch im Spielplan: MARIA ten. Aber das Stück wird von Messina, 15. oder 16.
www.trailer-ruhr.de/premiere
STUART, auch im Wuppertaler Opernhaus, Foto: Uwe Stratmann Jahrhundert, in die Gegenwart verlegt oder in eine
11
11
culture club
culture club
Foto: Jochem Jurgens
Foto: Gerhard Richter
faust hat hunger und
verschluckt sich an
einer grete
Ewald Palemtshofer
*
Ein Grillfest mit Folgen
präsentiert: Festival
präsentiert: Festival
Premiere am Freitag, 25.04.14, 20.00 Uhr
Mo, 28.04.14 | 20.00 Uhr
Di, 13.05.14 | 20.00 Uhr
Fr, 16.05.14 | 20.00 Uhr
Sa, 24.05.14 | 20.00 Uhr
LEERE STADT
FIDENA
Das Fringe Festival in Recklinghausen ist
seit nun 10 Jahren gewissermaßen der
innovative Ableger der Ruhrfestspiele
für ausgefallenes und risikofreudiges
Theatermachen. Als solcher präsentiert
und versammelt es spannende Stücke
und kreative Produktionen aus der OffSzene, wie „Leere Stadt“ von Acting Accomplices.
Das Figurentheater ist eine häufig leider
vernachlässigte Form der Bühnenkunst
– zu Unrecht. Daran erinnert uns regelmäßig das Figurentheater der Nationen
(FIDENA). Dass Figurentheater nicht viel
mit Kasperle & Co. zu tun hat, kann man
bei der eindrucksvollen Performance
„Whip“ von Schweigman& aus den Niederlanden erleben.
Do, 05.06.14 | 20.00 Uhr
So, 15.06.14 | 18.00 Uhr
Mi, 18.06.14 | 20.00 Uhr
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im Stadgarten
Recklinghausen
trailer verlost 3x2 Karten
E-Mail bis 11.5. an
[email protected]
Kennwort: „Leere Stadt“
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Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33
Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss
deutsches forum für
figurentheater und
puppenspielkunst e.V.
trailer verlost 5x2 Karten
E-Mail bis 4.5. an
[email protected]
Kennwort: „Fidena“
Mo 19.5./Di 20.5.
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4. – 6. April 2014
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19 Uhr
Un Tango avec le Baron
FR 11.04.
SA 12.04.
20 Uhr
Du bist meine Mutter
20 Uhr
Schauspiel von Joop Admiraal
SO 13.04.
17 Uhr
Ein jeder Narr tut was er will
Änderungen vorbehalten
Tanz: Kettly Noël & Koffi Kôkô
20 Uhr
Dantons Dilemma
19 Uhr
Schauspiel nach Büchner
MI 30.04.
21 Uhr
ReihenWeise … Theater:
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Nach Texten von Wilhelm Busch
SA 26.04.
SO 2 7.04.
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13. + 14. April 2014 AFRIKA AFRIKA
17. April 2014 IN EXTREMO
26. April 2014 GOLDEN EARRING
30. April 2014 MAYDAY
9. Mai 2014 DJ BOBO
14. Mai 2014 STEFFEN HENSSLER
16. Mai 2014 CAROLIN KEBEKUS
24. Mai 2014 GERMANY GRAPPLING CHAMPIONSHIP
2. Juni 2014 ALICE COOPER
18. Juni 2014 AEROSMITH
19. August 2014 BLINK 182
24. August 2014 SASCHA GRAMMEL
27. September 2014 ROGER CICERO
8. Oktober 2014 PETER KRAUS
15. Oktober 2014 JAN DELAY & DISKO NO.1
28. Oktober 2014 DAVID GARRETT
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Komikzentrum Ruhr
Theater Ruhr
Ulan & Bator mit ihren lustigen Häkelmützen, Foto: Sandra Klein
Das Familientrio und der Engel. Foto: Diana Küster
Weise Hofnarren von heute
Engel im Kiosk
Während die Theaterwelt in diesem Monat den 450. Geburtstag von William Shakespeare (1564-1616) rauf und runter feiert, wird sich so mancher
Kleinkünstler fragen, welchen Einfluss der englische Lustspiel-Autor auf
sein Schaffen und damit auf seine Existenz besitzt.
Die Wendejahrgänge kommen. Laura Naumann, 1989 geboren, gehört derzeit zu den vielversprechendsten jungen Autorinnen ihrer Generation. Ausgebildet an der Universität Hildesheim in den Fächern Kreatives Schreiben
und Kulturjournalismus hat die gebürtige Leipzigerin nicht nur bereits fünf
Stücke vorgelegt, sie ist zudem Mitglied der Gruppen machina eX, von der
gerade in Düsseldorf „Right of Passage“ zu sehen ist, und eines Performerinnenkollektivs mit dem schönen Namen Henrike Iglesias. Am Schauspielhaus Bochum hatte nun ihr neuestes Stück „Raus aus dem Swimmingpool,
rein in mein Haifischbecken“ Premiere.
Ulan & Bator und Somuncu als zeitgemäße Vertreter
Laura Naumann am Schauspielhaus Bochum
Kein Geringerer als Johann Wolfgang Goethe hat 1771 in einer Rede zu
Ehren des großen Kollegen gesagt: „Shakespeares Theater ist ein schöner
Raritätenkasten, in dem die Geschichte der Welt vor unsern Augen an dem
unsichtbaren Faden der Zeit vorbeiwallt“. Inzwischen wallen die Geschichten via Internet an uns vorüber – und so mancher fragt sich, welche Rolle
er darin spielt, worüber er sich lustig machen darf und ob er für all die
Anstrengungen, die man unternimmt, um ihn vom grauen Alltag abzulenken, nicht dankbar sein muss. Auch da liefert uns Shakespeare eine schöne
Antwort: „Wir sind vom gleichen Stoff, aus dem die Träume sind und unser
kurzes Leben ist eingebettet in einen langen Schlaf.“
Zwei, die „Wirrklichkeit“ ganz neu definiert haben, sind Ulan & Bator. Genauer: Frank Smilgies und Sebastian Rüger beleuchten das, was man gemeinhin unter Realität versteht, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, entdecken dabei befremdliche bis bekloppte Erscheinungen, die sie – am 12.4.
im Dortmunder Cabaret Queue – singend und tanzend, pantomimisch und
lautmalend konterkarieren. „Alles passiert – nichts wird erklärt“, was da aus
freier Improvisation entsteht, ist mehr als erstaunlich. Und bringt den Kopf
des Betrachters ganz schön in Wallung, wenn nicht gar um den Verstand.
Den braucht man an diesem Abend nicht im herkömmlichen Sinn. Vielmehr
die Fähigkeit, seine Gedanken auf eine Reise durch das – in diesem Fall
ziemlich abgefahrene - Wunderland der Phantasie zu schicken.
Auf wesentlich andere Gehirnregionen zielt dagegen Serdar Somuncu: Der
1968 in Istanbul geborene Kabarettist, Schauspieler, Autor und Regisseur
ist ein Ausbund an Energie und Vitalität, ein unerschütterlicher Kämpfer
gegen jedwedes Mittelmaß und einer der seltenen Performer, die das Publikum tatsächlich überraschen. Zum Beispiel mit flächendeckenden Beleidigungen: Kabarett müsse wie ein Schlag in die Fresse sein, erklärt er, brutal
und ehrlich. Böse Wörter kullern aus seinem Mund wie bei einem kleinen
Jungen, der das Entsetzen im Gesicht von Oma und Opa provozieren möchte
– und dabei seine diebische Freude hat. „Hassprediger reloaded“ heißt das
Programm, mit dem er am 1.4. die Grugahalle in Essen in einen Hexenkessel
verwandelt, in dem alle schmoren werden, die die Wahrheit über das Wesen
Mensch nicht ertragen.
Auf die Frage, was er mit seinem Programm namens „Passion“ provozieren
wolle, antwortet Timo Wopp, da komme einer auf die Bühne, der sich selbst
um Kopf und Kragen coache: „Das ist die Idee dahinter. Der Übergang ist
fließend, so dass sich mancher fragt, ob ich das ernst meine oder nicht?
Dabei ist jeder Satz eine kleine Selbstdemontage. Zu Beginn steht da ein
Typ, der die Lösung für alles zu haben scheint. Das ist die arrogante Art,
auf der der Humor basiert. Daran zerbricht der Typ dann Stück für Stück.“
Diese beeindruckende Form des seelischen Striptease kann man am 3.4. im
Hagener Hasperhammer erleben – ein Abend, den man so schnell nicht vergisst. Schwört hoch und heilig die stets über Tage lebende
ANNE NÜME
13
Während sich Laura Naumann in ihren bisherigen Stücken meist der Protagonisten ihrer Generation und eines temporeichen Sprachstakkatos bedient hat, beschäftigt sie sich nun erstmals mit der Familie. Moana, die in
einer Beratungsfirma für Großunternehmen arbeitet und stundenlang in
der Badewanne zu entspannen versucht, ist mit ihrem Freund Boris wieder
bei ihrer Pflegemutter Christiane eingezogen. Die war einst eine erfolgreiche Kriegsberichterstatterin, bis sie sich zur Nachrichtensprecherin umschulen ließ. In ihr lebt noch der Traum von ´68 und so führt sie mit Moana
harte Kämpfe um politisches Engagement, neoliberale Leistungsethik und
Erfolgsstreben. In der Emphase ähneln sich beide, im Unglücklichsein auch
– bis Nikita auftaucht, ein androgyner Schutzengel, der Moana vor einem
Unfall bewahrt, Christiane nach ihrem inszenierten Rauswurf beim Sender
Trost spendet und für das Familientrio zur Projektionsfläche wird.
In Malte C. Lachmanns leichter und unangestrengter Uraufführung ist der
erste Auftritt Nikitas voller ironischem Pathos: Im vollen Gegenlicht steht
diese Epiphanie der Unschuld in weißen Jeans und Shirt plötzlich da. Nikita fegt wie ein guter Flaschengeist in die Landschaft aus drei hölzernen
Wohn- und Arbeitswürfeln und einem Sofa auf Rollen (Ausstattung: Udo
Herbster), in der Naumanns Figuren wie Sprechmaschinen wirken, die in
ihren oft psychologisch unterfütterten Dialogen alles offenbaren, ohne
Rest und Geheimnis. Moana (brillant: Sarah Grunert) sitzt auf dem Badewannenrand und hackt in ihren Computer, probiert als Businesssuit drei
identische Kostüme an und kann sich nicht entscheiden. Nicola Thomas als
Christiane thront in einem TV-Studio aus Kisten für Alkohol, dem sie sich
schließlich völlig hingibt. Und Torsten Flassigs Nikita ist ein freundlichunnahbarer, immer verfügbarer Seelenklöppler. So wie er Moana mit ihren
gebrochenen Armen hilft, so hört er sich auf dem Sofa interessiert Christianes Probleme an – und versetzt so den jeweiligen Lebensentwürfen einen
Fußtritt. Man denkt an Pasolinis Film „Teorema“, nur dass bei Naumann
die Epiphanie nicht gesellschaftliches Engagement in Gang setzt, sondern
in verstörte Innerlichkeit und explizites erotisches Interesse mündet: Jeder aus der Familie macht Nikita eine Liebeserklärung. Als der schließlich
verschwindet, lümmelt das Trio verstört im Polster: „So liegen wir dann da
und sagen nichts, wir sind erschöpft“ – während der Engel ganz irdisch
einen Kiosk eröffnet.
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Raus aus dem Swimmingpool, rein in mein Haifischbecken“
R: Malte C. Lachmann | So 13.4. 19 Uhr, Sa 19.4. und Mi 30.4. 20 Uhr
Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55
ST Ü C K AU F !
Autorentage am Schauspiel Essen
25. April, 19:00 Uhr, Casa
Uraufführung
E I N E B LU M E
ALS GEGENWEHR
von Katja Wachter
Siegerstück der Essener
Autorentage „Stück auf!“ 2013
Inszenierung Tilman Gersch
26. April, ab 14:00 Uhr, Casa
ST Ü C K AU F !- M A R AT H O N
Acht szenische Lesungen
und Vorstellung der Autoren
die schweizer Krankheit.
von Uta Bierbaum
O Tennenbaum
von Jan-Christoph Hauschild
Hiroshimaplatz
Theaterstück von Georg Münzel
Herr Metitsch
von Karin Strauß
VO N D E R L A N G E N R E I S E AU F E I N E R H E U T E
Ü B E R H AU P T N IC H T M E H R W E I T E N ST R E C K E
Bühnentext für fünf Frauen von Henriette Dushe
Santa Monica
von Akın E. Şipal
GRENZGÄNGER
oder das Lied vom bösen Spiel
von Christian Maly-Motta
Drei Finger für das Glück
Ein Schauspiel von Achim Stegmüller
22:00 Uhr
Preisverleihung
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
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Theater Ruhr
Amphitryons Frau ist schwanger, Foto: Birgit Hupfeld
Margot Gödrös und Hartmut Stanke © Klaus Fröhlich
Josef K., hilflos angesichts der Bürokratie © Birgit Hupfeld
Nieder mit den Göttern Liebesbrief-Strategie
Heinrich von Kleist in Bochum
„Das Gartenhaus“ im Theater Oberhausen
Auf die Bank
Eine Spiegelwand beherrscht die Bühne. Die
Spiegelwelt darin sind die Zuschauer, die nie
ganz im Dunkel sitzen und damit zu Protagonisten in einem Spiel werden, das „Amphitryon“
heißt, aber eigentlich nur Mittel zum Zweck erscheint, die Wahrnehmung von Realität auf den
Kopf zu stellen. Lisa Nielebock inszeniert Heinrich von Kleist in den Bochumer Kammerspielen.
Ein Lustspiel nach Molière soll das sein, doch es
ist die gruseligste Abrechnung mit dem menschlichen Dasein schlechthin. Lachen ja, aber worüber eigentlich? Da sitzen sie und freuen sich über
den linkischen Blödmann Sosias, der angesichts
einer bösartigen Täuschung mit seinem Ebenbild konfrontiert wird, da schmunzeln sie über
einen steifen Amphitryon, der angesichts des
nicht mehr begründbaren Selbst am Rande des
Zusammenbruchs seiner Welt umherirrt. Götter
aus dem Olymp waren es, die solch grausames
Spiel trieben, diese niederträchtigen Mistkerle,
die quer durch die Antike Persönlichkeiten stahlen, um sich unter den Menschen zu vergnügen,
Halbgötter in die Welt setzten und blutige Zwiste ankurbelten. Zum Piepen. Ja, und wirklich komödiantisch, dumm nur, dass dieser Spiegel auf
der Bühne genau die Zielgruppe beschreibt, auf
die es die Mächtigen mit ihrem Wechselbalgspielen abgesehen haben. Oder sollte tatsächlich
jemand denken, der olle Kleist hätte die zeitgenössische Spaßgesellschaft bereits während der
Romantik erfunden?
Mit sechs ausgezeichneten Schauspielern schafft
es die Regie, diesen Zustand der gespiegelten
Welt aufrecht zu halten, ab und an wird die
Wand mal gedreht, man sieht die rohe Realität
dahinter, doch ändern tut sich an der Sachlage
nichts: Jupiter hat dem erfolgreichen Feldherrn
Amphitryon die Persönlichkeit gestohlen und
damit auch die Frau, die Gewalt über sein eigenes Leben und die Bestimmungshoheit über sein
Handeln. Da geht nichts mehr. Nicht einmal die
Erkenntnis, dass es wenigstens Gott war, der das
angerichtet hat und schon gar nicht die Aussicht
auf einen unehelichen Herkules. Götter gehören
einfach ausgerottet. Punkt. Nur wenn das nach
dem Besuch der wunderbaren Inszenierung im
Kopf herumgeistert, wurde alles richtig gemacht
– beim Zusehen.
Langsame Bewegung, stille Musik. Überall liegen
braune Blätter auf der Bühne verstreut. Es wird
immer Herbst im Leben der beiden Alten bleiben.
Sie hausen in ihrer Villa am See in der Schweiz,
gerade haben sie ihren jungen Sohn verloren.
Zu früh, zu sinnlos. Trauer und Schmerz überwältigen sie. Die Orientierung fehlt. Und dann
steht da noch zwischen ihnen ein Stein. Granit
mit Inschrift, Erinnerung, Fixpunkt im neuen Lebenseinerlei. Peter Carp inszeniert in Oberhausen
die Novelle „Das Gartenhaus“ (1989) des renommierten Schweizer Autors Thomas Hürlimann,
den Stücktext schrieb Stefanie Carp, das Bühnenbild baute Kaspar Zwimpfer – ein Gemeinschaftsprojekt also. Außerdem wollte der Intendant Carp einmal Margot Gödrös und Hartmut
Stanke gemeinsam auf der Bühne sehen.
Eine fast hypnotische Ausstrahlung durchzieht
die Inszenierung. Trauer als Essenz der Existenz
entschleunigt. Doch sie trennt auch das Ehepaar.
Lucienne ist Erbin eines Fabrikanten, er Oberst in
der Armee. In der Schweizer Armee wohlgemerkt.
Ihn hat das militärische fest im Griff. Jung sei
sein Sohn gestorben, noch vor der Rekrutenschule. Der Oberst ist mit seinen Gedanken in „seinem“ strategischen Gebiet in den Bergen. Täglich
gehen sie miteinander zum Friedhof, doch ihre
Schmerzverarbeitung läuft aus dem Ruder, als
der Oberst eine verwilderte Katze entdeckt und
sie zu seinem Lebensinhalt macht. Wie in jungen Tagen geht er planvoll vor, versteckt Futter,
inszeniert sich Freiräume, wird kryptisch, unnahbar. Lucienne versteht ihn nicht mehr, bis er zur
Ablenkung einen strategischen Liebesbrief an die
Nachbarin schreibt und sie die Katze entdeckt.
Ein Krieg beginnt um Liebe, Gift und Hingabe.
Carp muss sich hier auf die erfahrenen Schauspieler verlassen, Tochter Zizi (Susanne Burkhard) und Schwiegersohn Schacht (Klaus Zwick)
bleiben lediglich Nebenkriegsschauplatz. Dialoge
sind Mangelware, eigentlich wird das Stück in
den Textpassagen erzählt, mit Rückblenden und
Charakterisierungen. Im besonderen Gartenhaus
eskaliert die Geschichte dann. Sie finden die alte
Eisenbahn des Sohnes und in der Miniaturwelt
ihrer Umgebung finden sie wieder zueinander.
Schon die Eingangsmusik klingt wie ein Hohn.
„Stayin‘ alive“ von den Bee Gees. Josef K. (Björn
Gabriel) kommt beschwingt nach Hause. Ihn
erwarten zwei groteske Herren (Andreas Beck
und Uwe Rohbeck), die ihn verhaften, oder auch
nicht. Jedenfalls plündern sie erst einmal seine
Sachen. Der Hausherr ist amüsiert, furchtlos,
und bemüht seine Sachen in Sicherheit zu bringen. Noch herrscht Vertrauen in die Justiz. Doch
das wird sich ändern, auch in Carlos Manuels
Inszenierung im Dortmunder Studio. Der brasilianische Regisseur treibt gemeinsam mit Thorsten Bihegue in der Bearbeitung das kafkaeske
minutiös ins Surreale. „Jemand musste Josef K.
verleumdet haben.“ So beginnt das Kafka-Fragment, aber so wichtig ist es nicht mehr. Gut das
da „nach dem gleichnamigen Roman von Franz
Kafka“ steht. Die Personen verlieren vorsätzlich
ihre Substanz, ihre Zuordnung, Auf- und Abgang
werden zelebriert, immer neue Bilder und Charaktere übervölkern die Bühne, dazwischen Josef
K., der Banker, hilflos dem Treiben ausgeliefert.
Halbe Flakscheinwerfer treiben die intellektuelle
Düsternis aus diesem Stück. Ja, es kam Krieg vor
hundert Jahren, ja, die Mühlen der Justiz mahlen
zuweilen ziemlich blutig. Sektchen?
Einhundert Minuten atemlose Hatz nach dem
Delinquenten machen eben auch Durst und auch
den Akteuren sichtlich Vergnügen. Alle laufen zu
Höchstform auf beim Wechsel der Persönlichkeiten –und die Häute müssen sie schnell wechseln. Kam Merle Wasmuth gerade noch aus der
Gosse, schlüpft sie nun in den Catsuit für ihren
Maler, während der Aufseher Sebastian Graf
die Uniform in eine Studentenkluft verwandelt,
kommt Uwe Rohbeck mit der Bischofskutte wieder. Alle buhlen um ein Gericht, das eigentlich
gar nicht existiert, alle haben Dreck am Stecken
und lassen sich auf Deals mit der Wahrnehmung
des Systems ein. Der Banker Josef K. versinkt
im Verfahren, erstickt verbal im üblen Spiel. Er
wird erstochen ohne verurteilt worden zu sein.
Schöne Augen blicken derweil starr von den plakatierten Wänden. Feinrippunterwäsche, etwas
Sex, schöne Frauen, wilde Tiere. Und manchmal
ein paar Replikanten. Was könnt es schöneres
geben. Sektchen?
„Amphitryon“ | R: Lisa Nielebock
Fr. 4.4. 19:30 Uhr | Kammerspiele Bochum
0234 33 33 55 55
„Das Gartenhaus“ | R: Peter Carp
Fr. 4.4. 19:30 Uhr | Theater Oberhausen
0208 857 81 84
PETER ORTMANN
PETER ORTMANN
15
„Der Prozess“ im Dortmunder Studio
PETER ORTMANN
„Der Prozess“ | R: Carlos Manuel | Fr 11.4. 20 Uhr
Studio Dortmund | 0231 502 72 22
Tanz in NRW
Flyer-Cover für das Flow Dance Festival, Fotomontage: SeeDance
Grugahalle: alles ist möglich.
01 | 04 | 2014
Serdar Somuncu
Hassprediger Reloaded
02 | 04 | 2014
Rock meets Classic
mit Alice Cooper, Kim Wilde u. a.
30 | 05 | 2014
Bülent Ceylan
„HAARDROCK“
31 | 05 | 2014
Russia´n Rocks
Festival
01 | 06 | 2014
The Bellamy Brothers & Tom Astor
Countryrock LIVE
11 | 07 | 2014 –
20 | 07 | 2014
Sommerfest
an der Grugahalle
27 | 08 | 2014
Sascha Grammel
„Keine Anhung!“
27 | 09 | 2014
Subergs Ü-30 Party
Mehr als eine Party
02 | 11 | 2014
CD- und Schallplattenbörse
im Foyer
15 | 11 | 2014
Koncert Gwiazd
Stars in Koncert 2014
05 | 12 | 2014
Ina Müller
„48“
13 | 12 | 2014
Wise Guys
Achterbahn Tour 2014
14 | 01 | 2015
MANOWAR
Kings of Metal TOUR 2015
30 | 01 | 2015
Dieter Nuhr
„Nuhr ein Traum“
Terminstand: März 2014 . Änderungen vorbehalten
Ticket-Hotline 02 01.72 44 290
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
[email protected] . www.grugahalle.de
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Flow Dance Festival – Tanz am Strom
Motto „World meets NRW“ garantiert hohes Niveau
Von Klaus Keil
„Festivals“, so der Tanzmanager Klaus Dilger, „stellen per se ein Ereignis
dar, dem gesellschaftliche Aufmerksamkeit zukommt. Diese Aufmerksamkeit hat der Tanz in Köln und Bonn verdient und leider noch immer bitter nötig“. Welche Bereicherung Festivals
„Die Strahlkraft des
für die jeweilige Kulturszene darstellen,
Tanzes erhalten”
ist inzwischen hinlänglich bekannt: neue
künstlerische Impulse, neue Zuschauer,
neue Sichtweisen. Ganz zu schweigen vom kulturellen Renommee für die
Kommune, wenn das Genre in seiner Vielfalt sichtbar gemacht wird. Immerhin tummeln sich in Köln und Bonn die Mehrzahl aller NRW-Ensembles
der freien Tanzszene. Und an den städtischen Bühnen in Bonn ist mit der
Highlight-Serie und mit den Tanzgastspielen in Köln noch ein Rest von der
früheren Strahlkraft des Tanzes erhalten. Das zu bündeln, sichtbarer zu
machen, zusammen zu führen und auch andere Initiativen einzubinden,
ist die Absicht von Klaus Dilger und Achim Conrad. Unter ihrem neuen
Label SEEDance (eine Verbindung von „see / sehen“ und „seed / Samen“)
wollen sie über die Tanzstücke hinaus auch den Entstehungsprozess, die
vorausgehende Recherche und die Künstlerpersönlichkeiten sichtbar und
erlebbar machen. SEEDance heißt also: Tanz säen und Tanz sehen. Seine
sichtbare Form erhält die Initiative im „Flow Dance Festival“ das erstmals
im Juni 2014 stattfindet und in der ersten Phase die tanz-affine südliche
Rheinregion von Bonn bis Köln umfassen wird. Zwei Wochen Tanz in seiner Faszination ausschnittsweise sichtbar machen, Begegnungen herstellen, zu Reflektion über Tanz anregen, lautet das einfache Konzept dieses
Pilotprojektes. Nahezu ohne öffentliche Mittel, aber mit Unterstützung
durch Sponsoren, darunter die Rheinenergie-Stiftung, und einem neuen
Konzept, betritt man völlig neues Terrain. Dazu kooperiert man mit dem
NRW-Kultursekretariat Wuppertal, dessen internationales Stipendiatenprogramm „Tanzrecherche NRW“ 2013 erstmals in Köln stattgefunden
hat. Zu Gast waren die französischen Choreografen Christophe Béranger
und Jonathan Pranlas-Descours, deren Kölner Recherche-Ergebnisse zum
Stück „Exuvie“ führten, das beim Flow Dance Festival uraufgeführt wird.
Um den künstlerischen Austausch zu fördern sind auch die Premieren der
beteiligten NRW-Ensembles an ein internationales Partnergastspiel gekoppelt. Cocoondance Bonn begegnet Cristian Duarte (Brasilien) und Nathalie
Larquet (Köln) begegnet Liat Waysbort aus Israel. Die Eröffnungsparty des
Festivals wird nach dem Tanzgastspiel LO REAL der spanischen Compañia
Israel Galvan im Carlsgarten des Kölner Schauspiels stattfinden. Für den
Tanz in NRW gibt es seit dem Tod von Pina Bausch, die zuletzt das Internationale NRW-Tanzfestival ausgerichtet hatte, kein
ansatzweise vergleichbares Festival, das internationale
Strömungen aufgreift und dem hiesigen Publikum nahebringt. Auch das biennale NRW-Tanzfestival der freien
Szene ist längst zu einer langweiligen Abspielförderung
degeneriert. So könnte das Flow Dance Festival eines Tages zur Keimzelle eines NRW-weiten Festivals werden,
Klaus Keil
Journalist, Tanzkritiker getreu dem Motto der Veranstalter von SEEDance: Tanz
und Hochschuldozent säen und Tanz sehen.
www.tanzwebnrw.de | www.seedance.org | www.flow-dance-festival.de
16
Prolog
Oper in NRW
Marlis Petersen gibt „La Straniera“ Alaide in Essen. Foto: Thilo Beu
Düster bis poetisch geht es im FRiNGE-Zelt zu
Eine neue Chance für die Fremde
Subversiv die Welt verändern
Von Karsten Mark
Montserrat Caballé hat sie gesungen, Renata Scotto ebenso und auch eine
Aufnahme mit Lucia Aliberti dürfte sich im Plattenschrank echter Opernfans finden. Bloß gesehen hat sie bislang kaum jemand: „Die Fremde“ – „La
Straniera“ – ist von den Opernbühnen
„Dass die Fremde nun einen
schon vor sehr langer Zeit vollständig neuerlichen Siegeszug über die
verschwunden. Im Grunde nicht weiter
Opernbühnen antreten wird,
ungewöhnlich für eine Oper, bemerist nicht zu erwarten“
kenswert ist allerdings, dass Vincenzo
Bellinis Zweiakter im 19. Jahrhundert über lange Zeit ein echter Knüller
gewesen war und ihm sowohl den Jubel des breiten Publikums, als auch
allerhöchstes Lob großer Kollegen wie Hector Berlioz und Richard Wagner
bescherte. Letztlich sorgte Bellini mit seinen späteren Werken, „La sonnambula“, „I puritani“ und vor allem seiner „Norma“, wohl selber dafür, dass „Die
Fremde“ nur noch unter „ferner liefen“ eingeordnet wurde.
Einer weiteren großen Belcanto-Diva unserer Zeit ist es unterdessen zu verdanken, dass „La Straniera“ eine neue Chance auf der Bühne bekommen
hat. Edita Gruberova stieß eine Neuinszenierung an, die im vergangenen
Sommer in Zürich Premiere hatte und als Koproduktion mit dem Theater an
der Wien sowie der Aalto-Oper nun in Essen gezeigt wird. Allerdings steht in
Essen nicht die Gruberova, sondern Marlis Petersen als Alaide (die Fremde)
auf der Bühne. Bedauern muss man dies ganz sicher nicht, denn Petersen
singt eine großartige Partie mit glänzenden Koloraturen und einem breitem
Ausdrucksspektrum von stiller Trauer bis aufloderndem Wahnsinn. Auch
der zweite Gastsolist, Bariton Luca Grassi, setzt als Valdenburgo beeindruckende Glanzpunkte.
Für Regisseur Christof Loy, der sich in NRW vor allem mit seinen Inszenierungen in Düsseldorf einen Namen gemacht hat, ist es ein spätes Debüt auf
der Bühne seiner Heimatstadt. Er macht es spannend für das Publikum und
lässt die wahre Identität der Fremden so lange wie möglich im Unklaren.
Kein Zweifel hingegen besteht gleich zu Beginn daran, dass es kein gutes
Ende nehmen wird für den Verehrer der geheimnisvollen Alaide, den jungen
Arturo (Alexey Sayapin mit jugendlich strahlendem Tenor), der sich schon
zur Ouvertüre seinen Galgenstrick knotet. Solche Stricke sollen im Verlauf
der beiden relativ langen Akte noch zahlreich durch die Szenen baumeln.
Das ist ein wenig dick aufgetragen, aber doch wirkungsvoll.
Loy zeigt eine grundsolide Inszenierung, kann aber auch nicht kaschieren,
warum „La Straniera“ es so lange nicht mehr auf die Bühne geschafft hat.
Die Handlung ist nicht sonderlich dankbar für die Regie und außerdem noch
an entscheidenden Knackpunkten wenig plausibel. Also schafft er ein Theater auf dem Theater, damit allerdings auch spürbare Distanz zu den Protagonisten. Dass die Fremde nun einen
neuerlichen Siegeszug über die Opernbühnen antreten
wird, ist also nicht zu erwarten. Ein nachhaltiger Impuls
für weitere konzertante Aufführungen ist schon eher
denkbar. Der Spanier Josep Caballé Domenech, seit letztem Jahr GMD der Staatskapelle Halle und erstmals am
Karsten Mark
Pult der Aalto-Oper, entfaltet den hohen Emotionsgehalt
Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater der Partitur jedenfalls mit großer Übersicht und Finesse.
Worte haben Kraft und die Macht zur Veränderung. Kaum ein Text hat dies
so eindrücklich bewiesen wie „Weißes Kaninchen, Rotes Kaninchen“ des
iranischen Autors Nassim Soleimanpour. Jahrelang durfte er nicht aus dem
Iran ausreisen, da er sich weigerte, den Militärdienst anzutreten. Stattdessen ging sein Stück – inzwischen in 15 Sprachen übersetzt – auf die Reise
um den Globus. Inzwischen hat sich auch dies geändert, ein Verdienst der
geschriebenen und gespielten Worte. In diesem Jahr springen Publikum
und Darsteller beim FRiNGE Festival der Ruhrfestspiele ins Unbekannte und
begeben sich open air auf eine gemeinsame Reise, verfolgt von Manipulationsmechanismen und Strukturen der Macht.
Seit einem Jahrzehnt hat der „Ableger“ aus Edinburgh seinen Platz beim
jährlichen Kulturfest im Vest. Ob atemberaubende Akrobatik, berührendes
Tanztheater, poetische Kinderstücke, skurrile Performances, faszinierendes
Puppentheater oder Musik von Jazz bis Rock – die ganze Bandbreite der
freien Szene ist vertreten. Die Stars der Kabarett- und Comedyszene sind
es natürlich auch.
In FRiNGE-Zelt geht es hoch her, doch manchmal wird es auch düster. Aus
Griechenland kommt das Merlin Puppet Theatre, 1995 von Dimitris Stamou und Demi Papada gegründet. Verwegene Puppen mit melancholischen
Hängebacken tauchen auf, doch drollig wirken sie nur auf den ersten Blick.
Schnell entpuppen sich die Szenarien als alptraumhafte Bestandsaufnahme modernen Lebens, Tim Burton scheint die Fäden zu ziehen und Träume
und monströse Ungeheuer zu manipulieren. „Clowns’ Houses“ ist ein beunruhigendes Gesellschaftsbild im Miniaturformat. Mit Tischpuppen und
Marionetten produzieren die Griechen einen Albtraum, aus dem man tatsächlich wieder erwacht.
Anders, aber nicht weniger spannend führt die spanische Theaterkompanie Argonauta die moderne Lebenswelt vor Augen. Poetisch zeigen auch
sie eine merkwürdige Welt, in der die Zivilisation die Natur unaufhaltsam
verdrängt und eine Umweltkatastrophe auf die nächste folgt. Trotz oder
gerade wegen des bedrückenden Themas ist die Erzählweise der Gruppe
statt von Albträumen eher von Leichtigkeit getragen. Konsequent bestehen
alle Requisiten aus Holz, und so kann das Publikum erleben, wie aus dem
Bühnenboden ein Baum wächst, aus einer Holzkiste eine ganze Stadt, allerdings auch heimgesucht von einem Orkan aus Sägespänen. „Birds in memory“ ist eine energiegeladene Tanz-Performance mit suggestiven Bildern.
Unter dem Motto „FRiNGE im Park“ erobert das schräge Festival jetzt
auch den Recklinghäuser Stadtgarten. Das fängt im Sitzen an und geht
im Stehen weiter, vor oder nach den Vorstellungen. Immer donnerstags
darf jeder eine Seite des Romans „Gretchen“ vorlesen und wird dabei aufgenommen – in Bild und Ton. Die ersten Seiten werden schon am 1. Mai
beim Kulturvolksfest eingelesen, und am 7. Juni wird der Roman komplett
aufgenommen sein. Als die Theaterintendantin Gretchen wegen einer Unachtsamkeit vor Gericht geladen wird, geschieht das Undenkbare – sie wird
zu vier Wochen Hölle verurteilt. Auf einer Insel voller Papageientaucher
und seltsamer Wesen.
„La Straniera“ | Mi 9.4., Fr 11.4. je 19.30 Uhr, So 13.4. 19 Uhr
Aalto Musiktheater Essen | 0201 812 22 00
FRiNGE Festival | Ruhrfestspiele Recklinghausen 2014 | 13.5.-7.6.
0209 147 79 60
Christof Loys spätes Regie-Debüt in Essen
Skurrilität ist nicht alles. Das FRiNGE Festival in Recklinghausen
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PETER ORTMANN
Theater-Kalender Ruhr
Die Theater-Übersicht der Region
STADTTHEATER
SCHAUSPIELHAUS BOCHUM
0234 33 33 55 55
Bochum
Di 1.4., Mi 2.4., Mo 7.4. 19.30, So 20.4. 19.00
Bochumer Symphoniker
Do 3.4. 19.30, So 13.4. 11.00
Stromaufwärts
Sa 5.4., Mi 16.4. 19.30,
Othello
So 6.4., Sa 12.4., Fr 18.4. 19.00
A Tribute to Johnny Cash
Di 8.4. 19.30
Wilfried Schmickler
Mi 9.4. 20.00
Well, You’re My Friend
Do 10.4. 19.30
Vor Sonnenaufgang
Fr 11.4. 20.00
Hedda Gabler
So 13.4. 20.00, Sa 19.4., Mi 30.4. 19.30
König Richard der Dritte
Do 17.4. 19.30
Der Räuber Hotzenplotz
Mo 21.4. 16.00
Die Nibelungen
Fr 25.4. 18.00, So 27.4. 16.00
THEATER DORTMUND
0231 502 72 22
Kassandra
Fr 4.4., Mi 9.4., Fr 25.4. 20.00
Der nackte Wahnsinn
Sa 5.4., Mi 9.4., Sa 19.4., Fr 25.4. 19.30,
So 27.4. 18.00
Das phantastische Leben der Margot Maria
Rakete
Sa 5.4. 20.00
Die Spur – Iz
Mo 7.4. 20.00
Männerhort
Do 10.4. 20.00
Der Prozess
Fr 11.4., Sa 12.4. 20.00
Republik der Wölfe
Fr 11.4., Sa 12.4. 19.30, So 13.4. 18.00
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
So 20.4. 18.30
Verbrennungen
Sa 26.4. 19.30
Der Elefantenmensch
Sa 26.4. 20.00
Radikal WIR kl ICH
Mi 30.4. 20.00
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Remember Me
Di 1.4., Di 8.4. 11.00/20.00
Alles & Nichts
Mi 2.4., Fr 4.4. 20.00
Hotel Paradiso
Fr 4.4. 19.30
Der Ring an einem Abend
So 6.4. 15.00
Norma
Do 10.4., Sa 12.4. 19.30, Mo 21.4. 18.30
Gott
So 13.4. 19.30
Don Giovanni
Do 17.4. 19.30, So 20.4. 18.30
Die Walküre
Sa 19.4., Sa 26.4. 17.00
Othello
Mi 23.4. 19.30
Die Zauberflöte
Do 24.4. 19.30, So 27.4. 18.30, Mi 30.4. 19.30
Cavalleria rusticana / Pagliacci
Fr 25.4., Di 29.4. 19.30
THEATER ESSEN (GRILLO)
0201 812 22 00
Clockwork Orange
Mi 2.4. 19.30
Medea
Do 3.4., Sa 12.4. 19.30, So 13.4. 16.00
Der Prozess
Fr 4.4. 19.30
Macbeth
Sa 5.4. 19.30
Die neuen Abenteuer des Don Quijote
Mi 9.4. 19.30
Der stumme Diener
Mi 9.4. 20.00
Kabale und Liebe
Do 10.4. 19.30
Der Geizige
Fr 11.4. Sa 19.4., Mi 30.4. 19.30
Die Grönholm-Methode
So 20.4. 19.00
Eine Blume als Gegenwehr
Fr 25.4. 19.00
Stück auf!-Marathon
Sa 26.4. 14.00
Manderlay
So 27.4. 19.00
Tschick
Di 29.4., Mi 30.4. 19.00
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Die Schöne und das Biest
Di 1.4. 11.00, So 6.4. 15.00, Mo 7.4. 11.00,
Do 24.4. 15.00
Das Gartenhaus
Fr 4.4., Fr 25.4. 19.30
Kein Gutenachtkuss für Giraffen?
Fr 4.4. 16.00
Die Orestie
Mi 5.4. 19.30
Urmel aus dem Eis
So 6.4. 15.00
Anatol
Do 10.4. 19.30
Into the Woods
Fr 11.4., Sa 12.4, Sa 26.4. 19.30
Brecht
So 13.4. 18.00
Der geheime Garten
Mi 23.4. 15.00
1913
So 27.4. 18.00
Angst
So 27.4. 18.00
Mein innerer Elvis
Di 29.4. 19.30
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Robinson Crusoe
Di 1.4. 11.00
Nora (Dollhouse)
Do 3.4. 19.30
Die Spur – Iz
Sa 5.4. 19.30
Der kleine Prinz
So 6.4. 19.30
Iphigenie auf Tauris
Mo 7.4., Di 8.4. 18.00
Clowns 2 1/2
Sa 12.4., So 19.4. 19.30
Der Teufel mit den drei goldenen Haaren
So 13.4. 16.00
Hans im Glück
Mo 21.4. 16.00
Wilhelm Tell
Di 29.4. 19.30
WESTF. LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL
02305 97 80 20
Die Nibelungen
So 6.4. 15.00
Die Verwandlung
Do 10.4. 10.00
Call Shop
Di 13.4. 18.00
Zigeuner-Boxer
Fr 25.4., Sa 26.4. 20.00, So 27.4. 18.00
Alk. Außer Kontrolle
Mo 28.4. 14.00
MUSIKTHEATER
FREIE SZENE
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Werther
Sa 5.4. 19.00
La Straniera
Mi 9.4., Fr 11.4. 19.30, So 19.4. 19.00
Ariodante
Sa 19.4. 19.00, Mo 21.4.18.00, Sa 26.4. 19.00,
Mi 30.4. 19.30
Woyzzeck
Di 1.4. 20.00
Ohrenschmaus
Fr 4.4. 20.00
Meins!
So 6.4. 16.00, Mo 7.4. 11.00
Ich bin nur vorübergehend hier
Sa 12.4. 19.00, So 13.4. 18.00
Mass/Kamp Quintett
Sa 26.4. 20.00
Adler an Falke
So 27.4. 15.00, Mo 28.4., Di 29.4. 11.00
KOnzertMEDitation
Di 29.4. 19.00
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Mission: Possible
Di 1.4., Mi 2.4. 10.00/11.30
Jenufa
Fr 4.4. 19.30, So 13.4. 18.00, Sa 19.4., Fr 25.4.
19.30
Cabaret
Sa 5.4. 19.30, So 6.4. 18.00, Fr 11.4. 19.30,
So 13.4., So 20.4. 18.00
Internationale Benefiz-Gala
Sa 5.4. 19.30
Konzert 08
Mo 7.4., Di 8.4. 19.30
Hör.Genuss
Sa 12.4. 19.30
Das Land des Lächelns
Sa 12.4. 19.30, Mo 21.4. 18.00
Premierenfieber
Sa 26.4. 18.00
On the Town
So 27.4. 18.00
Queen Forever!
Mi 30.4. 19.30
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
Krieg und Frieden
Fr 4.4. 19.30, So 13.4. 18.00, Sa 19.4. 19.30
Aschenputtel (La Cenerentola)
So 6.4. 18.00, Fr 11.4., Mi 30.4. 19.30
Der Graf von Luxemburg
Sa 12.4., Do 17.4. 19.30
Geschichten aus dem Wiener Wald
Mi 16.4., Sa 26.4. 19.30
Die Jahreszeiten
So 27.4. 18.00
VARIETE & BOULEVARD
CABARET QUEUE DORTMUND
0231 41 31 46
Dinner Attacke
Jeden Mi 18.00
Lachen live & lecker
Jeden Do 18.00
Matthias Jung
Fr 4.4. 20.00
Körperwelken
Sa 5.4. 20.00, So 6.4. 19.00
Harry Knebels Affentheater
Di 8.4. 20.00, Mi 9.4. 20.00
Matthias Jung
Fr 4.4. 20.00
Ape & Feuerstein
Fr 11.4. 20.00
Ulan & Bator
Sa 12.4. 20.00
Lioba Albus
Sa 19.4. 20.00, So 20.4. 19.00
Anka Zink
Fr 25.4. 20.00
Thomas Fröschle
Sa 26.4. 20.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Blütenträume
Do 3.4. bis So 20.4.
Essen – Eine Stadt erzählt ihre Geschichte
Sa 5.4. 19.30
Unbehandelt
So 27.4. bis Mi 14.5.
18
DAS KLEINE THEATER ESSEN
0201 520 98 52
Zwei wie Bonnie und Clyde
Fr 4.4., Fr 11.4. 20.00
Keine Leiche ohne Lily
Sa 5.4. 20.00
Theater! Theater! Oder wer ermordete Lord T.
Sa 12.4. 20.00
Das indische Tuch
Sa 19.4. 20.00
Lügen über Lügen
Fr 25.4., Sa 26.4. 20.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Poetry Slam
Di 1.4. 20.00
Torsten Sträter
Mi 2.4. 20.00
Bill Mockridge
Fr 4.4. 20.00
Sebastian Pufpaff
Sa 5.4. 20.00
Ganz oder gar nicht – Ladies Night
11.4., 12.4., 13.4., 16.4., 17.4., 19.4., 20.4., 21.4.,
24.4., 25.4., 26.4., 27.4. je 20.00 (So 19.00)
Männerabend – Nito Torres & Roland Baisch
Mo 28.4. 20.00
KATAKOMBEN THEATER ESSEN
0201 430 46 72
Offene Worte: Betül Durmaz
Do 3.4. 19.00
Serdar Somuncu
Mo 7.4., Di 8.4. 20.00
Kindertheater: Heute wieder Rotkäppchen?!
Di 29.4. 10.30
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Iphigenie auf Tauris
Di 1.4., Mi 2.4. 20.00
„Kunst“
Fr 4.4., Sa 5.4., Mi 30.4. 20.00
Anna Karenina
Mi 9.4. 19.30
Othello
Mi 16.4. 19.30
Atmen
Fr 25.4. 20.00, So 27.4. 19.30
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Control of Joy
Do 3.4. 20.00
Un Tango avec le Baron
So 6.4. 20.00
Du bist meine Mutter
Fr 11.4., Sa 12.4. 20.00
Ein jeder Narr tut was er will
So 13.4. 17.00
Dantons Dilemma
Sa 26.4. 20.00, So 27.4. 19.00
FischBAR
Mi 30.4. 21.00
= Premiere
= trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten
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MISS SIXTY
EIN FILM VON SIGRID HOERNER
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ab 24.4. im Kino
culture club
ENTDECKE DIE GROSSE WILDNIS
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24. APRIL 2014
IM KINO!
präsentiert: Kino-Oper
COSÌ FAN TUTTE
Im Neapel des 18. Jahrhunderts treibt
zwei junge Paare die auch heute noch
aktuelle Frage nach Treue in der Partnerschaft um. Die Live-Übertragung in
exzellenter Ton- und Bildqualität aus der
New Yorker Met zeigt Mozarts beliebtes,
humorvoll-bitterböses Werk in zwei Akten und gewährt dabei sogar Einblicke
hinter die Kulissen.
CinemaxX Essen
Berliner Platz 4/5,
45127 Essen
ABENTEUER IM REGENWALD
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45472 Mülheim
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Sa 26.4. 19 Uhr
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S O N N TAG | 1 3 . A P R I L | U R B A N U RT Y P # 3 5
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präsentiert: Kino-Café
SEIN LETZTES
RENNEN
18.04. | STADTKANTOREI BOCHUM,
BOCHUMER SYMPHONIKER
DVORÁK: STABAT MATER
07.05. | VONDA SHEPARD
10.05. | KATATONIA: UNPLUGGED & REWORKED
15.05. | NEW YORK GOSPEL STARS: WELTHITS
27.05. | SCUDETTO: BEN REDELINGS,
FRANK GOOSEN
Mit stolzen 77 Jahren sah sich KultFigur Dieter „Didi“ Hallervorden in der
Rolle seines Lebens noch einmal einer
wahren Reifeprüfung unterzogen: In Kilian Riedhofs bewegender Tragikomödie
spielt er einen Marathon-Mann, der mit
allen Mitteln dem Schicksal Altersheim
davonlaufen will.
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum
Karten: 0234 239 02 34
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UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40
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Film-ABC
Vorspann
My Sweet Pepper Land, S. 31
KULTUR.KINO.KÖLN.
25 Jhg. I April 2014
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
27.3.
3.4.
10.4. 17.4. 24.4.
28
20 Feet from Stardom
X
24
A Long Way Down
26
Amazonia – Abenteuer im Regenwald
33
Antboy
33
Auge um Auge
30
Banklady
X
32
Captain America 2 – The Return of the First Avenger
X
30
Die Poetin
33
Die schwarzen Brüder
28
Gabrielle - (k)eine ganz normale Liebe
30
Her
24
Ida
33
Irre sind männlich
26
Lauf Junge Lauf
26
Love Steaks
27
Miss Sixty
28
Molière auf dem Fahrrad
33
Noah
X
22
Nymphomaniac 2
X
31
My Sweet Pepper Land
33
Rio 2 – Dschungelfieber
32
Sabotage
30
Snowpiercer
24
Spuren
X
26
Stiller Sommer
X
31
Stories We Tell
29
Super-Hypochonder
33
The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro
32
The Invisible Woman
32
The Lego Movie
33
Transcendence
26
Westen
31
Yves Saint Laurent
28
Zwischen Welten
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
X
Filme für das Ruhrgebiet
Kaum ein Begriff ist so schicksalhaft mit dem Ruhrgebiet verbunden wie der
Strukturwandel. Seit über 150 Jahren unterzieht sich die Region regelmäßig
einem Wandel wirtschaftlicher Strukturen. Kohle, Eisen und Stahl lösten
um 1850 die Landwirtschaft ab und gaben dem Ruhrgebiet das Bild des
Kohlenpotts, das noch immer in vielen Köpfen rumgeistert. Was dann in den
1960ern folgte, gehört in den Kanon des Selbstverständnisses im Ruhrgebiet. Dem großen Zechensterben folgten neue Wirtschaftssektoren mit neuen Arbeitsplätzen. Fahrzeug- und Maschinenbau, Dienstleistung sowie aus
dem Boden sprießende Universitäten gaben der Region ein neues Bild. Dazu
gestaltete die Internationale Bauausstellung Emscher Park ab 1989 das
Ruhrgebiet als Wohnraum attraktiver. Ein Wandel, der seinesgleichen sucht,
der jedoch nicht weit genug ging, weshalb das Ruhrgebiet mit seiner hohen
Arbeitslosenquote im Bund als Schreckgespenst einer strukturschwachen
Region herhält. So weit, so allseits und zur Übergenüge bekannt… Doch
dieses Bekannte hat sich tief in das Bewusstsein, in die Identität des Ruhrgebiets gegraben. Neben Bergbau-Folklore versucht sich nun eine Haltung
im Stile des markigen Spruchs „Woanders ist auch scheiße“ (der sicherlich
anderes meinte) einzuschleichen und Probleme zu einem Underdog-Stolz
hochzustilisieren. Gleichwohl geht es auch anders: Ohne die Probleme zu
negieren, sie vielmehr als Grundlage zu nehmen, lässt sich Neues schaffen,
lässt sich eine vielfältigere Identität entdecken, ja, diese bereichern; besonders durch Kunst und Kultur. In Bochum beispielsweise eröffnen am 26.4.
das Schauspielhaus Bochum und Urbane Künste Ruhr das Sommerfestival
im Rahmen des Projektes „This is not Detroit“, das über unterschiedlichste
Kunstformen zusammen mit den Bochumer BürgerInnen aktiv eine Zukunft,
eine Identität nach der Ära Opel entwerfen möchte. Zum Programm gehört
u.a. die Eröffnung des Gemeinschaftsgartens Grüne Bühne in Zusammenarbeit mit dem Gemeinschaftsgarten e. V. und dem Festival n.a.t.u.r.
Im Bereich Kino geht das Filmfestival „blicke“ jährlich dem Inneren des
Ruhrgebiets auf den Grund, bleibt dabei nicht bei bloßer Dokumentation
stehen, sondern eröffnet neue Perspektiven. Mit Dokumentarfilmen, Experimentalfilmen und weiteren Formaten bündelt das Festival viele subjektive
Blicke und nähert sich so der Identität der Region an. Wie andere Städte mit
wirtschaftlichen Veränderungen umgehen, unter ihnen leiden, aber auch
neue Wege gehen und ihre Identität nicht an Probleme knüpfen, dafür gibt
das Dortmunder Kino sweetSixteen Beispiele. Zum 15. Mal kuratiert das
Filmmuseum Düsseldorf zusammen mit der Architektenkammer NRW die
Reihe „Architektur und Film“, die nun seit einigen Jahren auch im Programm
des gemütlichen Kinos im Depot ihren Platz findet. Vier Filme präsentieren moderne Geisterstätte, arbeiten ihre Probleme heraus, zeigen festgefahrene Strukturen wie auch hoffnungsvolle Dynamik auf. Von der Doku
„Das Venedig Prinzip“, die das Paradoxon von rückgängiger Urbanität und
Tourismus-Boom problematisiert, über „Wolfen“ und „Häuser für alle“, die
unterschiedliche Szenarien angesichts modernem Städtebau gestalten, bis
hin zu „Detropia“, in der Aktivisten die Stadt Detroit nicht dem wirtschaftlichen Verfall überlassen wollen, sondern innovative Räume schaffen. Filme
dieser Art können einen neuen Blickwinkel schaffen für unsere Region. Auch
wenn andere Regionen andere Probleme haben, auch wenn Bochum, bzw.
das Ruhrgebiet nicht Detroit ist. Der Impuls ist wichtig.
LISA MERTENS
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
Impulsgeber
Beobachtet den Wandel: Lisa Mertens
21
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film des Monats
Joe unterwirft sich
Hey Joe
„Nymphomaniac 2“ von Lars von Trier
Die 50-jährige Joe erzählt aus ihrem von Sexsucht bestimmten Leben.
C Kein Porno über das (sexuelle) Leben einer ungewöhnlichen Frau
Am 1. März ist der französische Nouvelle Vague-Regisseur Alain Resnais im
Alter von 91 Jahren gestorben. Gerade noch hatte er, ebenso wie Lars von Trier,
seinen neuen Film auf der Berlinale gezeigt. Am 5. März widmete ihm Arte
einen Abend und zeigte seinen Film „Mein Onkel aus Amerika“ von 1980. Auch
wenn man ein wenig vorbereitet war, was einen dort erwarten würde: Um
20.15 im Fernsehen eine derartig eigenwillig erzählte Geschichte sehen zu
können, war eine große Freude. Wie Resnais seine Thesen bzw. die des Neurologen Henri Laborit in einer Spielfilmhandlung veranschaulicht, sie mit dokumentarischem Bildmaterial paraphrasiert und trotz aller Tragik immer wieder
humorvoll bricht, ist nicht nur klug – in seiner Vielschichtigkeit ist der Film
auch noch ungeheuer unterhaltend. Gibt es eine solch kluge Leichtigkeit heute
überhaupt noch, fragt man sich nach 120 inspirierenden Minuten?
Uferloser Filmessay
Eine kulturpessimistische Antwort erübrigt sich, der Beweis läuft gerade mit
Lars von Triers „Nymphomaniac“ im Kino. Zu Beginn des ersten Teils sahen wir
die auf dem Boden liegende, übel zugerichtete Joe. Der ältere Seligman hat die
50-Jährige gefunden und bei sich aufgenommen. In dem kargen Zimmer
begann Joe von ihrem Leben zu erzählen: Von der ersten lustvollen Erkundung
ihres Körpers als Kind, der Entdeckung ihrer Wirkung auf Männer, dann der
zunehmenden Abhängigkeit von der Lust und schließlich – als großartiger
Cliffhanger zum zweiten Teil – der Ausdifferenzierung ihrer Sexualität in ein
Triptychon aus Dominanz, Devotion und Liebe. Waren die fünf Kapitel des
ersten Teils mit Stacy Martin als Joe noch geprägt vom jugendlichen Charme
eines Coming-of-Age-Dramas, sind die drei Kapitel des zweiten Teils mit
Charlotte Gainsbourg als Joe insgesamt düsterer angelegt. Joe erzählt Seligman (Stellan Skarsgård), wie die Lust immer mehr zur Last wird. Wie sie sich
in der masochistischen Sehnsucht nach Unterwerfung von ihrer großen Liebe
Jerome (Shia LaBeouf / Michael Pas) abwendet und bei K (Jamie Bell) dem SM
hingibt, sich kurz in Reue und Scham der Gesellschaft unterwirft, um sich ihr
dann als Geldeintreiberin umso aggressiver auf der dominanten Seite körperlicher Beziehungen entgegenzustellen und in P (Mia Goth) schließlich eine
junge Gespielin zu finden. Angestoßen werden ihre Erinnerungen von dem
Interieur des kargen Studierzimmers des gebildeten Seligman. So wie in Bryan
Singers „Die üblichen Verdächtigen“ der Erzähler anhand vor ihm ausgebreiteter Objekte die Story des Films erfindet, erinnert sich Joe anhand diverser
Objekte – einer Ikone, einem Spiegel, einem Kaffeefleck – an Episoden ihres
Lebens. Diese Ereignisse erinnern Seligman wiederum an Themen der Kulturgeschichte, die er versucht als Fußnoten allegorisch mit Joes Erzählung zu verwww.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
knüpfen. Dabei entfaltet sich nicht nur ein psychologisch-philosophischmoralischer Diskurs zwischen Joe und Seligman, auch das Geschichtenerzählen an sich wird immer wieder kommentiert. Nicht nur Gefühl und Sinnlichkeit
fechten einen Kampf gegen Geist und Belesenheit. Auch Erzählung und
Erklärung treten gegeneinander an. Wie bei Resnais wird die Story von dem
Gelehrten immer wieder unterbrochen durch Exkurse, die dokumentarisch
bebildert sind. Lars von Trier eröffnet mit diesem Erzählen nach Stichworten
und den intellektuellen Abschweifungen einen gedanklichen Raum, den man
inhaltlich kaum fassen kann. „Nymphomaniac“ hat nicht ein Thema. „Nymphomaniac“ ist ein uferloser Film-Essay, in dem von Trier die zwei Seelen in
seiner Brust – Geist und Gefühl – durch die Hauptfiguren gegeneinander antreten lässt. Die Rollenverteilung ist etwas platt: Der Mann (Selig-man!) ist der
Denker, Joe (Männername!) der Gefühlsmensch. Joe sieht sich als Sünderin,
Seligman sieht sie als Opfer der Gesellschaft und erklärt ihr verständnisvoll,
dass es in Ordnung ist – auch als Frau – mehr vom Leben einzufordern. Dass
sich von Trier seines Spleens, Frauen als Opfer der Gesellschaft zu definieren,
durchaus bewusst ist, zeigt Joes Kommentar zu Seligmans belesenen Fußnoten: „Das alles klingt sehr nach Klischee, und ich möchte die Argumente zerpflücken, aber ich bin zu müde ...“
Selbstreflexive Schlenker
Lars von Trier ist aber, trotz oder wegen aller intellektueller und selbstreflexiver Schlenker, ein großartiger Erzähler und versteht es, seine Welt auf
eine alle Sinne bannende Art filmisch zu inszenieren, einen Freude wie
Schmerz (ok, meist Letzteres) unmittelbar spüren zu lassen. Anders als bei
Joe kommt beim Publikum wohl kaum Müdigkeit auf. Ein furios inszenierter Film voller Fragen, Widerworte und Widersprüche – unabgeschlossen
und ohne Antworten. Nur immer neue Fragen anstoßend. Im Abspann ist
Charlotte Gainsbourg zu hören, wie sie den vor allem durch Jimi Hendrix
bekannten Song „Hey Joe“ haucht. Im Original stammt er von dem Folksänger Billy Roberts. Im Song hat ein Mann gerade seine untreue Frau
erschossen und flieht nun nach Mexiko. Roberts’ „Hey Joe“ von 1962 weist
wiederum deutliche Parallelen zu Niela Millers wundervollem „Baby, Please
Don’t Go to Town“ von 1955 auf. Kaum ein Zufall: Niela Miller war die ExFreundin von Roberts. Noch so ein Schlenker voller Anspielungen und Fragen. Dieses letzte Mal ganz ohne Bilder.
CHRISTIAN MEYER
NYMPHOMANIAC 2
DK/D/F/S 2014 - Drama / Erotik - Regie: Lars von Trier - Kamera: Manuel Alberto Claro mit: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin
Start: 3.4.
BO: Metropolis/Casablanca, Endstation, E: Filmkunsttheater
22
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Kritikerspiegel Ruhr
April 2014
Die häufigsten Nennungen
Ingrid
Bartsch
ARD
Sascha
Westphal
WAZ
EPD-Film
Morgenmagazin
Snowpiercer
von
Herausragend J.-H. Bong
Bemerkenswert
R.-Ruediger
Hamacher
film-Dienst
Banklady
von
C. Alvart
Christian
Meyer
choices
1 LIVE
Susan
Vahabzadeh
Süddeutsche
Zeitung
Nymphomaniac 2
von
L. von Trier
Simone
Schlosser
WDR
Verena
Lueken
Kultur.Kino.Köln.
Her
von
S. Jonze
Nymphomaniac 2
von
L. von Trier
Her
von
S. Jonze
Her
von
S. Jonze
Snowpiercer
von
J.-H. Bong
My Sweet
Pepper Land
von
H. Saleem
Nymphomaniac 2
von
L. von Trier
Devil‘s Due von Her
M. Bettinellivon
Olpin & T.
S. Jonze
Gillett
FAZ
Her
von
S. Jonze
Snowpiercer
von
J.-H. Bong
Daniel
Kothenschulte
Frankfurter
Lars-Olav
Beier
Spiegel
Katja
Nicodemus
Die Zeit
Cristina
Nord
taz
Frank
Brenner
trailer
Rundschau
(Urlaub)
Kultur.Kino.Ruhr.
Her
von
S. Jonze
(Urlaub)
Captain
America 2
von
A. & J. Russo
Nymphomaniac 2
von
L. von Trier
Zwischen
Welten
von
F. Aladag
Snowpiercer
von
J.-H. Bong
Auge um Auge
von
S. Cooper
Best of
Comedy
Molière auf
dem Fahrrad
von
P. Le Guay
Molière auf
dem Fahrrad
von
P. Le Guay
Love Steaks
von
J. Lass
Best of
Drama
Auge um Auge Spuren –
von
Tracks
S. Cooper
von
J. Curran
Zwischen
Welten
von
F. Aladag
Ida
von
P. Pawlokowski
Nymphomaniac 2
von
L. von Trier
Snowpiercer
von
J.-H. Bong
Lauf Junge
Lauf
von
P. Danquart
Die Poetin
von
B. Barreto
Gabrielle
von
L. Archambault
Snowpiercer
von
J.-H. Bong
Stories We Tell
von
S. Polley
My Sweet
Pepper Land
von
H. Saleem
Amazonia
von
T. Ragobert
Besondere
Erwähnung
Zwischen
Welten
von
F. Aladag
Yves Saint
Laurent
von
J. Lespert
Molière auf
dem Fahrrad
von
P. Le Guay
A Long Way
Down
von
P. Chaumeil
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
30.3., 18 Uhr DAS CABINET DES DR. CALIGARI, Eulenspiegel Essen
Stummfilmklassiker mit Orgelimprovisation
13.4., 18 Uhr DAS LEBEN IST NICHTS FÜR FEIGLINGE, Babylon Hagen
Selbstfindungstrip mit einem Schuss schwarzem Humor. Reihe Kirchen & Kino
30.3., 15.30 Uhr RIO 2 – DSCHUNGELFIEBER, Filmwelt Herne
Der zweite Teil des Amazonas-Abenteuers als Familien-Vorpremiere
14.4., 14.30 Uhr DAS MÄDCHEN WADJDA, Casablanca Bochum
Das Saudi-Arabische Filmwunder im Kino-Café
2.4., 14.30 Uhr DER GESCHMACK VON APFELKERNEN, Filmwelt Herne
Das herzliche Familiendrama im Kino-Café
15.4., 19.30 Uhr DETROPIA, sweetSixteen Dortmund
Über die Motor City, wo die Hoffnung nicht stirbt. Reihe Architektur und Film
2.4., 14.30 Uhr DA GEHT NOCH WAS, UCI Bo/Du
trailer-ruhr präsentiert die Vater-Sohn-Komödie im Kino-Café
15.4., 19 Uhr THE AMAZING SPIDER-MAN 2, CineStar Dortmund
Mit Live-Stream von der Deutschlandpremiere in Berlin
3.4., 19.30 Uhr A CLOCKWORK ORANGE, Babylon Hagen
Hier kommt Alex... Kubricks Meisterstück in der englischspr. VHS-Filmreihe
„Caligari“
3.4., 15 Uhr MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD, Lichtburg Oberhausen
Zum Kinostartstart im Kino-Café bei Kaffee und Kuchen
16.4., 18 Uhr TOM MEETS ZIZOU – KEIN SOMMERMÄRCHEN, Kino im U
Begleitend zur Ausstellung „Unter Spielern – Die Nationalmannschaft“
4.4., 19 Uhr NYMPHOMANIAC DOUBLE FEATURE, Endstation Bochum
Des Badboys neuester Coup im Doppelpack
17.4., 19 Uhr THE COURT, Babylon Hagen
Doku über den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. Klarsichtkino
4./5.4., 22.30 Uhr MULHOLLAND DRIVE, Casablanca Bochum
Der eigenwillige Thriller von David Lynch in der Kult-Corner
20.4., 20.45 Uhr EXIT MARRAKESH, Casablanca Bochum
Caroline Links Road-Movie mit Ulrich Tukur in der Matinee am Sonntag
6.4., 15.15 Uhr THE LEGO MOVIE, Cinemaxx Essen
Computeranimierte Komödie in der Vorpremiere
„Clockwork Orange“
24.4., 20 Uhr ALL IS WELL, Kino im U Dortmund
Im Rahmen des Afro-Ruhr-Festivals
„Noah“
24.4., 14 Uhr DIE KARTE MEINER TRÄUME, Lichtburg Essen
Adaption des Romans von Reif Larsen. Vorpremiere im Seniorenkino
8.4., abends SUPER-HYPOCHONDER, Cinemaxx Essen Fun2Night
Witzige Romantikkomödie aus Frankreich. Vorpremiere
27.4., 16 Uhr MEINE LIEBE FRAU SCHILDT – EINE ODE AN DIE GRUNDSCHULE, Walzenlager Oberhausen
Doku über eine ungewöhnliche Pädagogin. Familienkino am Sonntag
8.4., 19.30 Uhr HÄUSER FÜR ALLE, sweetSixteen Dortmund
In der Reihe Architektur und Film. Mit Einführung
10.4., 18 Uhr VULVA 3.0 – ZWISCHEN TABU UND TUNING, Kino im U
Im Rahmen des IFFF 2014. Anschl. Gespräch mit Regisseurin Claudia Richarz
28.4., 20.30 Uhr ANDERS ALS DIE ANDERN, Schauburg Dortmund
Stummfilm mit Musik, anschl. Gespräch über den ersten schwulen Film,
der von der Zensur verboten wurde
11./12.4., 22.30 Uhr INLAND EMPIRE, Casablanca Bochum
Lynchs endgültige Überwerfung mit filmischen Normen. Kult-Corner
28.4., 19 Uhr LIVE AND LET LIVE, Endstation Bochum
Anschl. Gespräch mit Rolf von Raden von „Veganes Picknick“ in Bochum
13.4., 18.30 Uhr IM NAMEN DES..., Schauburg Dortmund
Teddy-Gewinner 2013 in der Reihe homochrom. Preview
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
„Das Mädchen Wadjda“
16.4., 20 Uhr NOAH, Union Kino Bochum
Aronofskys epochales Bibel-Event in Originalversion
4.4., 23 Uhr BUTCHER BOYS, Apollo Gelsenkirchen
Massaker in der Reihe Midnight-Movie. Eintritt frei!
7.4., 20 Uhr DALLAS BUYERS CLUB, Union Kino Bochum
Drama mit den Oscarpreisträgern McConaughey und Leto. Montagskino
15.4., 17.45/ 20 Uhr LA GRANDE BELEZZA – DIE GROSSE FREIHEIT,
Schauburg Gelsenkirchen. Oscar- und Golden Globe-Gewinner im Kommunalen Kino
„Dallas Buyers Club“
23
29.4., 20 Uhr GORDOS, Filmstudio Essen
Daniel Sánchez Arévalos Komödie im Original mit Untertiteln
„Gordos“
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Film-Kritik
2700 Kilometer mit Sack und Pack und Dromedar
Vier Gestrandete, schicksalhaft zum Weiterleben verdonnert
Der weite Weg zu sich selbst
Freunde fürs Leben
„Spuren“ von John Curran
„A Long Way Down“ von Pascal Chaumeil
Die Schriftstellerin Robyn Davidson durchquert in den 70er Jahren die Wüste.
C Abenteuerdrama
Vier Selbstmordkandidaten geben dem Leben vertraglich eine zweite Chance.
C Gelungene Tragikomödie
Expeditionen in die unwegsamsten und entlegensten Gebiete der Welt sind
traditionell eine Männerdomäne. Doch Anfang der 70er Jahre zieht es ein
schüchternes, schmächtiges Mädchen nach Alice Springs in Australien, mit
dem festen Ziel einer Wüstendurchquerung, das sie sich nicht aus dem Kopf
schlagen lässt. Die Finanzierung gelingt durch das Magazin National Geographic, dem sie dafür die Dokumentation der 2700 Kilometer langen Reise
gewährt. Und so findet sie statt der ersehnten Einsamkeit immer wieder neue
Möglichkeiten der Begegnung mit sich selbst und anderen. Der Reisebericht
der Schriftstellerin Robyn Davidson, treffend besetzt mit Mia Wasikowska, hat
bereits Generationen von Frauen inspiriert, John Currans gelungene Adaption
inszeniert sie in eindrucksvollen Bildern, prädestiniert für die große Leinwand.
Es ist Silvesterabend, und Martin Sharp (Pierce Brosnan) beschließt, vom hohen Dach eines Bürohauses in London zu springen. Er entzündet gerade seine
Abschiedszigarre, da lauert eine Frau namens Maureen (Toni Collette) hinter
ihm und fragt: „Brauchen Sie noch lang?“ Wenig später stehen mit der achtzehnjährigen Jess (Imogen Poots) und dem Pizza-Lieferanten JJ (Aaron Paul)
insgesamt vier Selbstmordkandidaten beisammen und vereiteln einander den
Sprung in den Tod. Vorerst.
Start: 10.4.
Eine Ausgangslage, aus der man eine Tragödie spinnen könnte oder eine
überdrehte Klamotte. Es ist der literarischen Vorlage von Nick Hornby („High
Fidelity“) zu verdanken, dass dieser Film den gesunden Mittelweg findet. So
tauschen sich die vier Freitodgeweihten über ihre Beweggründe aus und
schließen einen Pakt: Zum Valentinstag in sechs Wochen wollen sie sich
zum kollektiven Suizid wieder auf dem Dach treffen, bis dahin aber legt
jeder seine Selbstmordpläne zur Seite. Als die Medien von dem Vertrag Wind
bekommen und die Sache ausschlachten, schweißt das die Schicksalsgefährten noch mehr zusammen. Und bietet ihnen Raum, den Motor ihrer
Todessehnsucht genauer nachzuvollziehen. Während Martin nach einer
Affäre mit einer Minderjährigen seine Fernsehkarriere und die Ehe in den
Sand gesetzt hat, ist es bei Maureen Hilflosigkeit und das Gefühl, das Leben
zu versäumen. Jess hatte Liebeskummer, JJ hat einen Gehirntumor. Doch all
das ist noch nicht alles.
Ida (Agata Trzebuchowska): Bereit fürs Gelöbnis?
Der französische Regisseur Pascal Chaumeil überzeugte zuletzt mit der inspirierten Slapstick-Komödie „Der Nächste, bitte“. Auch mit „A Long Way Down“
gelingt die Verknüpfung von Leichtigkeit und Tiefgang. Nur weniger albern.
Chaumeil sucht unangestrengt die Gratwanderung hin zur Tragikomödie, was
uns Tränen in die Augen treibt und ein Lächeln ins Gesicht. Das mag auf
Kosten des Tiefgangs gehen, die ein Werk über vier Selbstmordkandidaten
einfordern darf, und ja, dieser Film ist kein Drama, das Psychogramme liefert.
Wohl aber ein Film, der seine Charaktere ernst nimmt und mit deren Schicksal und mit jener besonderen Bindung zu berühren vermag.
SILVIA BAHL
SPUREN
AUS 2013 - Drama - Regie: John Curran - Kamera: Mandy Walker mit: Mia Wasikowska, Adam Driver, Rainer Bock
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
Ich bin nicht bereit
„Ida“ von Pawel Pawlikowski
Eine Novizin begibt sich mit ihrer Tante auf die Spuren ihrer verschollenen Eltern.
C Kunstvoll inszeniertes Schicksalsdrama
Ein Kloster in Polen Anfang der 1960er Jahre. Novizin Ida steht kurz vor ihrem
Gelübde, da schickt sie die Oberin zu ihrer letzten Verwandten, Idas Tante Wanda. Die Begegnung führt die beiden grundsätzlich verschiedenen Frauen auf
eine gemeinsame Reise, die das Schicksal von Annas Eltern in den Wirren des
Zweiten Weltkriegs nachvollziehen soll. Der polnische Regisseur Pawel Pawlikowski überzeugte zuletzt mit seinem englischen Coming-of-Age Drama
„Summer of Love“. Mit „Ida“ kehrt er zurück in seine Heimat und inszeniert ein
betörend bebildertes, stilles Drama in Schwarzweiß. Mit statischer Kamera verdichtet Pawlikowski seinen Blick auf einen 4:3-Rahmen, den er Bild für Bild
kunstvoll zu füllen versteht. Ein trauriges, aufwühlendes Werk voll trister Poesie.
Die tragische Komödie wird nicht zuletzt getragen von ihren vier Hauptdarstellern. Während Toni Colette noch solide die Mutter spielt, die das Leben
verpasst, entlockt Pierce Brosnan seinem gedemütigten Charakter-Ego geradezu hysterisch Trotz ab, dass es mitunter an die Farce gereicht und eine
Freude ist. Vor allem aber sind es die beiden Nachwuchsdarsteller, die in diesem Drama haften bleiben. Imogen Poots als kluge, trotzig zynische Achtzehnjährige, die eine tiefe Traurigkeit in sich birgt. Und Aaron Paul, dessen
Figur seinen wahren Schmerz erst gar nicht zu definieren imstande ist und
sich dabei zusehends verliert. Sowohl Poots als auch Paul spielten gerade
gemeinsam in „Need for Speed“, in dem sie angesichts dieses Dramas sichtlich unterfordert agierten. All das birgt Hoffnung.
HARTMUT ERNST
IDA Filmfestival London 2013: Bester Film, Pawel Pawlikowski
PL/DK 2013 - Drama - Regie: Pawel Pawlikowski - Kamera: Ryszard Lenczewski
mit: Agata Kulesza, Agata Trzebuchowska, Joanna Kulig
Start: 10.4.
E: Filmkunsttheater
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HARTMUT ERNST
A LONG WAY DOWN
GB/D 2014 - Komödie - Regie: Pascal Chaumeil - Kamera: Ben Davis
mit: Pierce Brosnan, Toni Collette, Imogen Poots
Start: 3.4.
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, Union, DU: UCI, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo,
HE: Filmwelt, OB: Lichtburg
24
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Roter Teppich
Der weise Mann vom Ende des Zuges: John Hurt in „Snowpiercer“
„Früher hatte man mehr Spaß im Filmgeschäft“
John Hurt über „Snowpiercer“, das Science-Fiction-Genre und seine zahlreichen Filmtode
Seit mehr als 50 Jahren steht der Engländer teressant, aber Bong fand wohl doch, dass ich besJohn Hurt vor der Kamera. Unter seinen rund ser in die Rolle Gilliams passe. Gilliam war einmal
200 Film- und Fernsehrollen finden sich etliche revolutionär, aber ich bin mir nicht so sicher, ob
Klassiker, z.B. „Alien“, „Der Elefantenmensch“, er das zum Zeitpunkt, als der Film spielt, noch ist.
Vielleicht. Aber er war sicherlich
„12 Uhr nachts“, „Dead Man“
oder „Hellboy“. In Bong Joon- „Der menschliche Fortschritt einmal ein Extremist, ob ein rehat wunderbare Blüten
volutionärer oder nicht, kann man
hos neuem Film „Snowpiercer“,
hervorgebracht“
nicht so einfach beantworten. Wie
einer Dystopie über das Ende der
sich das Leben im Zug entwickelt
Menschheit, die komplett in einem Zug angesiedelt ist, spielt Hurt nun auf der hat, ist gleichermaßen schwer zu beantworten, weil
man immer nur Informationsfetzen bekommt und
Leinwand einen weisen alten Revolutionsführer.
man sich das nicht so ohne weiteres zusammentrailer: Mr. Hurt, wie sind Sie zu „Snowpiercer“ reimen kann. Aber das ist ja das Spannende: Genau
dazugekommen, war das schon in einem frühen wie beim Leben selbst, weiß man nicht so genau,
wie alles begonnen hat und wie sich alles fügte.
Produktionsstadium?
John Hurt: Es war schon in einer recht frühen Phase, ja. Ich habe die Koreaner in London getroffen Es gibt ja viele Bibelzitate im Film – der Zug
und mochte sie vom ersten Moment an. Sie sind könnte eine Art Arche für die Menschheit sein,
einfach wundervoll. Intelligent, höflich, einfach au- oder eine Metapher für die Existenzkämpfe des
ßergewöhnlich. Die Höflichkeit ist auch keine solch Lebens selbst…
oberflächliche, wie man sie aus Los Angeles ge- Ja, all das stimmt. Die Autoren der Comicvorlage
wohnt ist. Sie ist wirklich tief empfunden. Ich hatte haben all diese Elemente bewusst eingesetzt. Es
zuvor Bongs großen Filmerfolg „Mother“ gesehen, versteht sich von selbst, dass die Vorlage franzöaber seine anderen Filme kenne ich nach wie vor sisch ist (lacht). Das Ganze ist eine sehr französische
nicht. Die muss ich noch nachholen, auch andere Geschichte mit etlichen intellektuellen Spielereien.
koreanische oder asiatische Filme möchte ich noch
sehen, da ich mich in diesem Bereich noch viel zu „Snowpiercer“ ist ein Science-Fiction-Film mit
wenig auskenne.
einer Botschaft. Sie waren auch zuvor schon eine
zentrale Figur im Science-Fiction- und FantasySie haben Bongs Arbeit mit der eines Malers ver- Genre, von „Alien“ bis hin zur „Harry Potter“.
glichen, und auch Sie selbst sind Hobby-Maler. Was halten Sie generell von diesen Filmen?
Wie kommen Sie auf den Vergleich?
Ich bin für jedes Genre aufgeschlossen. Ich bin ein
Der Look seiner Filme hat eine sehr malerische Schauspieler und mache die unterschiedlichsten
Komponente. Auch sein Make-up-Künstler ging Sachen, die mich interessieren. Gary Oldman ist
sehr malerisch vor. Das Schminken ging zwar sehr ein guter Freund von mir und wir haben darüber
schnell vonstatten, aber das Ergebnis war außerge- schon so manches Mal gesprochen. Er arbeitet auf
wöhnlich. Dass Bong so ein enges Arbeitsverhältnis eine ganz ähnliche Weise, wobei er dabei einen
mit seinem Kameramann hat, unterstreicht diesen viel kommerzielleren Weg geht – oder zumindest
Eindruck.
mehr Geld verdient als ich (lacht). Das Genre ist
mir egal, aber meine Lieblingsrollen gehören nicht
Hegen Sie selbst Sympathien für revolutionäre unbedingt dem Science-Fiction-Genre an. Es
Ideen – mir erscheint es jedenfalls nahe liegend, macht nicht so viel Spaß, sie zu drehen, weil dabei
dass Sie im Film in der Rolle des Gilliam und immer so viele Spielsachen zum Einsatz kommen.
nicht als Wilford besetzt wurden…
Regisseuren, die gerne mit solchen Spielsachen
Ja, ich denke schon. Zu Beginn wollte mir Bong so- arbeiten, machen Science-Fiction-Filme Spaß, wie
gar die Wahl überlassen, welche der beiden Rollen beispielsweise Ridley Scott. Als Schauspieler muss
ich spielen soll. Wilford fand ich gar nicht so unin- man meist sehr lange herumstehen und warten,
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
25
und wenn man die Szenen dann spielt, sind sie
meist nicht sonderlich interessant.
Sie haben in „1984“ Winston Smith gespielt,
auch „Snowpiercer“ ist eine Art Dystopie. Würden Sie aus Ihrer Lebenserfahrung heraus sagen,
dass die Welt besser geworden ist oder dass es
durchaus berechtigt ist, sich die Zukunft so düster auszumalen?
Wie bei allem ist es gefährlich, die Dinge nur
schwarz-weiß oder auf eine so vereinfachende
Weise zu betrachten. Alles, was einem schrecklich
vorkommt, hat zumeist auch eine ganz wunderbare Seite. Es ist sehr schwer vorauszusehen, wo sich
die Menschheit in 20 bis 50 Jahren befinden wird.
Es gibt Momente, in denen man denkt, dass es im
Laufe der Zeit immer schlechter geworden ist. Und
dann gibt es Augenblicke, in denen man denkt, dass
der menschliche Fortschritt wunderbare Blüten
hervorgebracht hat. Das Thema ist zu komplex, um
es auf solch vereinfachende Weise zu betrachten.
Wissen Sie, wie oft Sie auf der Leinwand schon
gestorben sind?
Ich glaube, ich bin der Rekordhalter! Ich kenne
jemanden, der alle meine Leinwandtode in einem
Video zusammengeschnitten hat, das man sich im
Internet anschauen kann (lacht). Irgendwann bin
ich mit meinen Kindern in eine Phase eingetreten,
in der sie mich nicht mehr fragten, ob ich in meinem nächsten Film sterben werde, sondern wie ich
sterben werde (lacht).
Hat sich das Filmgeschäft seit den 70er/80er
Jahren Ihrer Meinung nach verändert?
Ja, das hat es. Damals hatte man mehr Spaß im
Filmgeschäft. Man hat nicht so viel über die Arbeit
gesprochen. Ich bin vielleicht etwas altmodisch,
aber ich spreche noch immer davon, dass ich eine
Rolle spiele – für mich ist das keine Arbeit. Der einzige Aspekt der Arbeit ist vielleicht das Lernen des
Textes. Aber insbesondere beim Film muss man sich
nicht extra hinsetzen und Text büffeln. Wenn man
sich seine Zeilen immer wieder anschaut, während
man die Szenen durchspricht und vorbereitet, kann
man seinen Text irgendwann schon von alleine.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino
Film-Kritik
Delikate Annäherung zwischen der Köchin und dem Masseur.
Erlebt den Westen alles andere als rosig: Nelly (Jördis Triebel)
Energetisch
Im Auffanglager
„Love Steaks“ von Jakob Lass
„Westen“ von Christian Schwochow
Der Masseur und die Köchin eines Ostseehotels verlieben sich ineinander.
C Wilde Liebesgeschichte
Nelly reist mit ihrem Sohn 1978 aus der DDR aus und kommt in ein Auffanglager.
C Detailreiches Ost-West-Drama
Der schüchterne, freundliche Clemens (Franz Rogowski) fängt gerade als Masseur in dem Ostseehotel an, die temperamentvolle Lara (Lana Cooper) arbeitet
hier schon länger in der Küche. Nicht nur Laras Alkoholproblem bringt ungeahnte Dynamik in die Annäherung der beiden, die unterschiedlichen Charaktere kollidieren auch so heftig. Dazu kommt die hierarchische Betriebsstruktur
des Hotels, in die beide nicht so ganz passen wollen. Jakob Lass hat im laufenden Betrieb vor Ort und mit den Hotelangestellten und -gästen als Statisten gedreht. Das Ergebnis ist ebenso energetisch wie die Zweierbeziehung,
die der Film zeigt: Ein wunderbarer Liebesfilm mit kritischem Subtext zur
Arbeitswelt, der zudem rockt, wie selten ein deutscher Film. Am Schluss ein
grandioses Finale!
CHRISTIAN MEYER
In Christian Schwochows Adaption des Bestsellers „Lagerfeuer“ von Julia Franck
sind noch viele der Details erkennbar, die die Geschichte ausmachten und den
Zuschauer problemlos eintauchen lassen in eine längst vergangene, aber noch
gar nicht allzu ferne Zeit. Mutter und Sohn kommen in ein Auffanglager, in
dem sie sich Misstrauen und Demütigungen gegenüber sehen, da die Verhörmethoden der Alliierten denen der Stasi in nichts nachzustehen scheinen.
Schwochow erzählt von bürokratischen Barrieren, von denen die meisten vielleicht noch nie etwas gehört haben und entfaltet zum Ende hin eine Spannung,
die so manchem Krimi zur Ehre gereicht hätte. Getragen von wunderbaren Darstellern, entsteht so ein Film, dessen Aktualitätsbezüge gleichfalls deutlich herausgearbeitet sind.
FRANK BRENNER
LOVE STEAKS
WESTEN Montréal 2013: Beste Schauspielerin (Jördis Triebel)
D 2013 - Drama / Erotik - Regie: Jakob Lass - Kamera: Timon Schäppi
mit: Lana Cooper, Franz Rogowski, Maik Riedel
BO: Endstation, E: Filmkunsttheater
Start: 27.3.
D 2013 - Drama - Regie: Christian Schwochow - Kamera: Frank Lamm - mit: Jördis Triebel,
Alexander Scheer, Tristan Göbel
Start: 27.3.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
Stiller Sommer
Aus dem Häuschen in den Dschungel: Kapuzineräffchen Saï
Haustier im Dschungel
„Amazonia – Abenteuer im Regenwald“ von Thierry Ragobert
Das domestizierte Äffchen Saï muss lernen, in seiner natürlichen Umgebung zu leben.
C Ausgeklügelte Semi-Dokumentation
Thierry Ragobert („Der weiße Planet“) kombiniert in seinem neuen Film auf ausgeklügelte Weise Dokumentarisches mit einer Spielfilmhandlung um tierische
Protagonisten. Trotz einer klar strukturierten Dramaturgie mussten die Filmemacher hier mit den Aufnahmen arbeiten, die sie im Laufe von 30 Monaten im
Regenwald geschossen hatten. Ein logistisch überaus beeindruckendes Unterfangen, auch mit teilweise dressierten Tieren. „Amazonia“ ist dabei nicht so
unangenehm vermenschlicht wie die Disney-Produktion „Schimpansen“, sondern funktioniert, ähnlich wie „Der Fuchs und das Mädchen“, in seiner Mixform
erstaunlich gut. Fantastische Bilder und ungewöhnliche Informationen fesseln
dabei genauso nachhaltig wie der emotionale Zugang zu den Geschehnissen.
FRANK BRENNER
AMAZONIA 3D Venedig 2013: Ambiente WWF Award
F/BRA 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Thierry Ragobert - Kamera: Manuel Téran,
Gustavo Hadba, Jérome Bouvier
Start: 24.4.
BO: Union, GE: Apollo
D 2013 - Drama - Regie: Nana Neul
Start: 10.4.
Kunsthistorikerin Kristine (Dagmar Manzel) steht kurz vorm Burnout. Das
schlägt sich auch auf ihre Stimme nieder. Sie beschließt, in dem Ferienhaus ihrer
Familie eine Auszeit zu nehmen und dabei zu schweigen. Dort erwartet sie überraschend ihre Tochter samt Lover, der sich rasch zur Mutter hingezogen fühlt.
Wenig später steht Kristines Gatte in der Tür. Knisterndes Ehedrama.
HE
BO: Endstation, E: Filmkunsttheater
Lauf Junge Lauf
D/F/PL 2013 - Drama - Regie: Pepe Danquart
Start: 17.4.
Einem achtjährigen Jungen gelingt die Flucht aus dem Warschauer Ghetto.
Getrieben vom Überlebenswillen, irrt er durch Wald und Winter. Bis er nicht mehr
kann und sich Menschen anvertrauen muss. Doch wem kann er trauen? Yoram
Fridman war dieser Junge, heute ist er 79. Der Film erzählt seine erschütternden Kindheitserlebnisse. Ein Drama über Mut, Menschlichkeit und Identität. HE
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater
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Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Film-Kritik
Gespräch zum Film
Regisseur Jakob Lass, Foto Andreas Müller
Vor Ideen sprudeln
Mitten in der Midlife-Crisis: Luise (Iris Berben) und Frans (Edgar Selge)
Samenspender gesucht!
Regisseur Jakob Lass über seinen Film „Love Steaks“
„Miss Sixty“ von Sigrid Hoerner
Jakob Lass, Jahrgang 1981, arbeitete als ausgebildeter Schauspieler,
gründete dann mit seinem Bruder Tom die Produktionsfirma Lass Bros und
drehte erste Kurzfilme. Seit 2009 studiert er an der HFF in Potsdam Film.
„Love Steaks“ ist nach „Frontalwatte“ sein zweiter Langfilm.
trailer: Herr Lass, Liebe könnte man das Thema des Films nennen, oder
Machtgefüge. Mir scheint Energie auch ein wichtiger Aspekt zu sein ...
Jakob Lass: Ja, das stimmt. Unser Alltag ist doch voll von kleinen, oft liebevollen Machtspielen. Die Fragestellung könnte sein: Wie beweglich ist das
Machtgefüge in dieser Liebesbeziehung? Und welche Machtspiele nutzen die
Arbeitsplätze Küche oder Spa um zu funktionieren? Auch Energie ist wichtig.
Wir wollten zwei Figuren mit sehr unterschiedlicher Energie. Er ist zart, sie ist
total durch. Vor allem wollten wir einen energetisierenden Film machen! Ich
glaube, das ist gelungen.
Ungewöhnlich für einen deutschen Film ist die Finanzierung ohne Fördermittel und Senderbeteiligung ...
Das Warten auf Förderentscheidungen und Redaktionssitzungen braucht Zeit.
Sehr viel Zeit. Wir waren jung und hatten diese Geduld nicht. Und wir waren in
der privilegierten Situation, fast alle Studenten zu sein und für diesen Film auf
unsere Gagen verzichten zu können. Das kann man natürlich nur ein paar Mal
im Leben machen. Bei meinem nächsten Film möchte ich mein Team unbedingt
bezahlen können.
Der Film hat nicht nur den Max Ophüls-Hauptpreis, sondern – einmalig
bislang – auch sämtliche Nachwuchspreise auf dem Münchener Filmfest
gewonnen. Welchen Nerv haben Sie getroffen?
Schwierige Frage. Ich kann nur sagen: Unser Film kommt von Herzen und aus
der Hüfte. Und wir haben nichts gemacht, weil es schon immer so gemacht
wird, sondern alles genau so, wie wir Filme machen wollen! In diesem Fall ohne
geschriebene Dialoge, an einem realen Ort und mit ordentlich Musik. Kino eben.
„Love Steaks“ ist nach den sogenannten Fogma-Regeln entstanden. Das
klingt vom Namen her wie eine vernebelte Version des dänischen Dogma.
Ich hatte mit „Frontalwatte“ schon einen improvisativen Langfilm gedreht.
Darauf wollten wir aufbauen. Wir haben sehr viel darüber diskutiert, wie wir
grundsätzlich Filme machen wollen und kamen schnell darauf, dass eine bewusste, freiwillige Reduktion eine große Befreiung sein kann. Daher auch die
Bezugnahme zu Dogma 95. Da haben wir im Spaß gesagt, wir nennen das
FOGMA im Sinne von Future, Fuck und Fortsetzung.
Fogma scheint in Bezug auf die Arbeitsbedingungen – feste Arbeitszeiten
gegen Selbstausbeutung – auch so etwas wie nachhaltiges Filmemachen
zu proklamieren …
Das ist auf der einen Seite Selbstschutz, weil unsere Arbeitsweise einfach eine
unglaubliche Wachheit erfordert. Das kann man gar nicht länger durchziehen.
Selbstausbeutendes Verhalten kippt zusätzlich irgendwann in Unproduktivität.
Man schafft ja nicht wirklich mehr, nur weil man nicht schläft und nicht isst.
Man spart auch nicht wirklich Geld. Es passieren dann oft mehr Fehler und
Ungenauigkeiten. Ich möchte lieber mit einer gesunden, gut gelaunten Crew
drehen, die vor Ideen nur so sprudelt.
Mit 60 Jahren Mutter werden? Kein Problem für eine Biologin! Aber bitte ohne Vater.
C Skurril-quirlige Girl-meets-Boy-Komödie 60+
Bei manchen tickt sie früher, bei manchen später und bei anderen gar nicht:
Die biologische Uhr. Was tut Frau mit 60 Jahren, wenn sie bemerkt, dass sie
beruflich unzufrieden ist, der Job nicht so richtig läuft und irgendwie auch
nicht der Mann fürs Leben sich blicken lassen will? Genau, man (bzw. Frau)
lässt sich künstlich befruchten. In dieser Situation befindet sich Luise (Iris
Berben), eine gefeierte Molekularbiologin. Luise ist eine typisch moderne
Powerfrau: emanzipiert und unabhängig, selbstbewusst und mit beiden Beinen fest im Leben stehend. Als sie jedoch ihren Job als Wissenschaftlerin verliert und frühzeitig in den Ruhestand geschickt wird, wird sie zum cholerischen Wirbelsturm. Wie kann bloß ihr Chef und ehemaliger Lover aufgrund
eines kleinen kollegialen Konflikts – der lediglich einen gebrochenen Daumen
zur Folge hatte – bloß so unbarmherzig sein?
Sei's drum, dafür bemerkt sie jetzt zum ersten Mal, was sie aufgrund ihrer
erfolgreichen Karriere bisher alles im Leben verpasst hat. Da passt es perfekt,
dass sie von einer ihrer Kolleginnen zum Abschied eine eingefrorene Eizelle
von sich selbst geschenkt bekommt, mit den zynischen Worten: „Unbefruchtet und eiskalt – wie Sie!“ Zwar kocht Luise natürlich vor Wut über, dennoch bringt sie das Ganze auf eine Idee: Jawohl, sie beschließt Mutter zu
werden! Fehlt also nur noch der richtige Erbgutspender, um den Traum vom
eigenen Kind doch noch nachholen zu können. Einen Vater sucht und braucht
sie hingegen nicht; sie ist ohnehin nicht gerade für ihre soziale Ader bekannt.
Also durchforstet sie lieber zusammen mit ihrer Mutter die aktuellen Spermaspenderkataloge. Soll es ein Balletttänzer, ein Komponist oder doch lieber ein
Waschmaschinenmonteur sein?
Eine andere Form von verspäteter Midlife-Crisis durchlebt gerade der
Gallerist Frans (Edgar Selge). Seine Symptomatik: chronischer Jugendwahn.
Trotz wiederkehrenden Rückenschmerzen und seinem gesetzten Alter, lässt
er keine Chance verstreichen den Frauenröcken hinterher zu stehlen. Und er
ist dabei gar nicht mal so erfolglos, wie man an seiner jungen Geliebten
schnell erkennt… Wie das Schicksal so will, treffen die beiden Protagonisten
Luise und Frans zufällig im Park aufeinander, als Frans jäh einen erneuten
Hexenschuss beim täglichen Joggen erleidet. Obwohl Luise den Schürzenjäger und seine unsympathische Art auf den ersten Blick überhaupt nicht
ausstehen kann, bringt sie ihn widerwillig zum nächsten Arzt. Schnell kochen
die Gemüter über, als die beiden miteinander ins Gespräch kommen und ihre
Weltansichten aufeinanderprallen. Er ist viel zu locker und nimmt nichts ernst
und sie ist viel zu verklemmt und prüde. Doch trotz ihrer gegenseitigen Antipathie, treffen die beiden Junggebliebenen immer wieder zufällig aufeinander. Als dann heraus kommt, dass der zukünftige Vater von Luises ungeborenem Kind der Sohn von Frans ist, eskalieren jedoch die Probleme. Ihre Welt
wird auf jeden Fall in dieser amüsanten Romantik-Komödie von Sigrid
Hoerner ordentlich auf den Kopf gestellt.
SANJE GAUTAM
MISS SIXTY
Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden.
D 2014 - Komödie - Regie: Sigrid Hoerner - Kamera: Matthias Fleischer
mit: Iris Berben, Edgar Selge
Start: 24.4.
BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo
INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Film-Kritik
Mit der Liebe erfährt Gabrielles Lebenslust einen Dämpfer
Soldat Jesper (Ronald Zehrfeld) bemüht sich um sensible Annäherung
Das geht hier nicht!
Auf der falschen Seite
„Gabrielle – (k)eine ganz normale Liebe“ von Louise Archambault
„Zwischen Welten“ von Feo Aladag
Zwei geistig behinderte Menschen verlieben sich ineinander und stoßen auf Schranken.
C Außergewöhnliches Liebesdrama
Tarik arbeitet für den deutschen ISAF-Soldaten Jesper, was den Zorn der Taliban schürt.
C Erschütterndes Kriegsdrama
Gabrielle (Gabrielle Marion-Rivard) ist Anfang zwanzig und geistig behindert,
sie leidet unter dem Williams-Beuren-Syndrom. Außerhalb des betreuten Wohnens steht ihr ihre Schwester liebevoll zur Seite. Als sich Gabrielle in das Chormitglied Martin verliebt, erfährt ihr Leben zugleich einen schmerzvollen
Einschnitt. Aufgrund ihrer Behinderung legen Eltern und Betreuer einer gemeinsamen Zukunft Steine in den Weg. Ein zärtlich erzähltes Drama jenseits
von Zeigefinger und falscher Betroffenheit, in dem Louise Archambault einfühlsam und alltäglich eine Liebesgeschichte zwischen zwei Behinderten
erzählt, die für Autonomie kämpfen, ihrer Abhängigkeit aber nicht zu entfliehen vermögen. Zugleich richtet die Regisseurin ihren Blick auf die Opfer und
Sorgen der Angehörigen. Ergreifend alltäglich.
HARTMUT ERNST
Wie in ihrem mehrfach preisgekrönten Erstling „Die Fremde“ geht es auch in
Feo Aladags zweitem Film „Zwischen Welten“ um das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen, die durch äußere Umstände am gleichen Ort zusammenstoßen. Auch hier erzählt die Regisseurin eine sehr persönliche Geschichte,
die dennoch Universalität besitzt und den Nerv der Zeit trifft. Auch hier ist es
Aladag wieder gelungen, äußerst spannend zu inszenieren und auf diese Weise einen niveauvollen und tiefschürfenden Genrefilm zu kreieren, wie man
ihn aus deutschen Landen nur selten auf der Leinwand zu sehen bekommt.
Fragen der Verantwortung und des gegenseitigen Verstehens werden subtil
angesprochen, ohne sich auf simplifizierende Antworten einzulassen.
GABRIELLE Filmfest Locarno 2013: Publikumspreis
CDN 2013 - Drama - Regie: Louise Archambault - Kamera: Mathieu Laverdière - mit:
Gabrielle Marion-Rivard, Alexandre Landry, Mélissa Désormeaux-Poulin Start: 24.4.
E: Filmkunsttheater
ZWISCHEN WELTEN Berlinale 2014: Im Wettbewerb um den Goldenen Bären
D 2013 - Drama - Regie: Feo Aladag - Kamera: Judith Kaufmann
mit: Ronald Zehrfeld, Mohsin Ahmady, Saida Barmaki
Start: 27.3.
BO: Metropolis/Casablanca, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
Strampeln auf den Spuren des Menschenfeinds: Gauthier und Serge
Jeder hat sie schon gehört, doch keiner kennt sie: Lisa Fischer
FRANK BRENNER
Schauspielerische Tour de Force
Wir sind dabei!
„Molière auf dem Fahrrad“ von Philippe Le Guay
„20 Feet from Stardom“ von Morgan Neville
Zwei Schauspieler wollen mit Molières „Menschenfeind“ zurück auf die Bühne.
C Faszinierende Symbiose aus Theater und Kino
Backgroundsängerinnen erinnern sich und erzählen vom Wesen ihrer Kunst.
C Musiker-Doku
Einer der großen Klassiker des französischen Theaters, Molières „Der Menschenfeind“ (1666), bildet die Folie für diese schauspielerische Tour de Force zweier
großartiger Mimen: Gauthier versucht, Serge zu überreden, an seiner Seite
Philinte, den optimistischen Freund des pessimistischen Alceste zu spielen.
Doch dieser hält sich für den besseren Misanthropen. So werden die Proben
bald zu einem Spiel der Eitelkeiten, in das auch die hübsche italienische Nachbarin Francesca verwickelt wird. Regisseur Philippe Le Guay hat sein vor Wortwitz nur so funkelndes Drehbuch mit beiläufiger Eleganz inszeniert und überlässt es seinem begnadeten Darsteller-Trio, uns in eine intelligent-unterhaltsame Tragikomödie mit tiefen Einblicken in die menschliche Seele zu entführen,
so dass man beglückt das Kino verlässt.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
Sie sind keine Stars, doch sie sind allesamt Legenden. Regisseur Morgan Neville
verrückt mit seinem oscarprämierten Dokumentarfilm Backgroundsängerinnen
um zwanzig Fuß: in die Bühnenmitte. Hauptaugenmerk gilt einer Reihe USKünstlerinnen, die zurückschauen und von ihrer Karriere erzählen, die ihnen
Erfüllung, aber öffentlich kaum Wertschätzung gebracht hat. Stars wie Bruce
Springsteen, Stevie Wonder und Mick Jagger würdigen die Leistung im Interview. Eine beseelte, berührende Reise, die historisch zurückblickt, den Status
des Backgroundgesangs über die Jahrzehnte verfolgt und die Sehnsüchte im
Hinblick auf eine Solokarriere beleuchtet. Lehrreich, amüsant und gespickt mit
Gänsehaut-Momenten – da lag der Oscar wahrlich nah.
MOLIÈRE AUF DEM FAHRRAD
20 FEET FROM STARDOM Oscar 2014: Bester Dokumentarfilm
F 2012 - Komödie - Regie: Philippe Le Guay - Kamera: Jean-Claude Larrieu
mit: Fabrice Luchini, Lambert Wilson, Maya Sansa
Start: 3.4.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
USA 2013 - Dokumentarfilm - Regie: Morgan Neville Kamera: Nicola Marsh, Graham Willoughby
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HARTMUT ERNST
Start: 24.4.
Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet
Hintergrund
Schlimmer als krank: Romain
Nicht anfassen!
„Super-Hypochonder“ von Dany Boon
Ein Hypochonder verguckt sich in die Schwester seines entnervten Arztes und wird mit
einem osteuropäischen Freiheitskämpfer verwechselt.
C Munter gestreuter Phobie-Spaß
Es sind diese Zeitgenossen, die bei kleinsten seltsamen Schmerzen den Tod vor
Augen sehen. Die mit acht Flaschen Sonnenmilch nach England reisen. Die sich
beim Fahrradfahren so anziehen, als radelten sie gerade durch Fukushima. Jeder
von uns kennt derlei Menschen. Doch dann erwischt man sich selbst dabei, wie
man die Haltebänder an den Rolltreppen nicht mehr anfasst, den haptischen
Kontakt zum U-Bahn-Interieur meidet und sich ungelenk in die Ellenbogenbeuge niest statt in die Hand wie seit Äonen. Die Angst vor Keim und Epidemie
bildet eine unserer stetig wachsenden Wohlstandssorgen. Stellt sich die Frage:
Ab wann ist man eigentlich Hypochonder? Dany Boon weiß die Antwort. Der
französische Komiker nimmt sich eines überfälligen Themas an und rückt dessen
überdrehtes Ausmaß ins Zentrum seines neuen Leinwandlustspiels.
Wie schon bei seinen Komödien „Willkommen bei den Sch'tis“ und „Nichts zu
verzollen“ zeichnet Boon für Drehbuch, Regie und Hauptrolle verantwortlich.
Im vorliegenden Fall hat er sich den Hypochonder Romain auf den Leib geschrieben. Romains bester Freund ist sein Arzt Dimitri (Kad Merad), bei dem er
seit nunmehr achtzehn Jahren in Behandlung ist. Dimitri ist Romains einziger
Freund. Davon abgesehen versucht der alleinstehende Phobiker, die kontaminierte Außenwelt zu meiden und mag es ansonsten am liebsten steril. Als
Romain mit einem hysterisch-hypochondrischen Ausbruch Dimitris Silvesterparty sprengt, platzt dem Arzt der Kragen. Er ist der Überzeugung, dass Einsamkeit die schlimmste Krankheit ist auf Erden und drängt Romain zum
Online-Dating. Der lernt derweil Dimitris Schwester Anna (Alice Pol) kennen.
Die engagiert sich für osteuropäische Flüchtlinge, unter denen sich ein poli-
tisch verfolgter Revolutionsführer versteckt, der Romain zum verwechseln
ähnlich sieht. So biegt der Streifen temporeich ein von der Phobikersatire in
die Verwechslungskomödie und nimmt im finalen Knastabenteuer Fahrt auf.
Sympathisch gerahmt wird dieser munter gefächerte Spaß von einer komischen Romanze. Das Rezept klingt diffus, und das ist es auch. Macht aber
nichts. Denn diese Komödie ist in so ziemlich allen Belangen völlig drüber und
interessiert sich grundsätzlich wenig für Logik, Gradlinigkeit oder den narrativen Fokus. Der Zuschauer zahlt nicht, um zu denken, sondern um zu lachen,
laut Plakat gar „bis der Arzt kommt“. Und das geht auf, wenn Boon zuallererst
sich selbst mit großem Spaß und Selbstbewusstsein inszeniert. Wer den Komiker mag, mag das. Desweiteren denkt Boon dramaturgisch eher situativ als
allumfassend. Es sind die Momente in der Kurzweil. Momente, die mal in ausuferndem Slapstick münden oder die schlicht liebenswert schmunzelnd heimeln.
Den Hypochondern unter den Kinogängern sei derweil gesagt: Die Therapie,
die der Protagonist hier durchläuft, gibt es weder auf Rezept noch ist sie ohne
Weiteres vorstellbar. Und die Angst vor Milben in Kinosesseln schürt der Film
eher statt sie zu nehmen. Doch andererseits: Wer neunzig Minuten lacht, bis
der Arzt kommt, hat keine Zeit für Phobien. Ein Konzept, auf das man aufbauen sollte.
HARTMUT ERNST
trailer verlost 2x2 Karten und 2 Plakate.
E-Mail bis 13.4. an [email protected], Kennwort: Hypochonder
SUPER-HYPOCHONDER
F 2013 - Komödie - Regie: Dany Boon - Kamera: Romain Winding mit: Dany Boon, Alice Pol, Kad Merad
Start: 10.4.
BO: UCI, Union, DU: UCI, E: Filmkunstth., GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg
SUPER-HYPOCHONDER – Am Rande
Hypochondrie, die ständige Angst vor Krankheiten, gibt immer wieder
Stoff für Komödien ab, ob verpackt im nervösen Spiel eines Woody Allen
(in „Hannah und ihre Schwestern“ und „Hollywood Ending“) oder als die
von Bastian Pastewka gesprochene Trickfilm-Giraffe Melman in „Madagascar“, die hunderte eingebildete Krankheiten mit sich herumträgt.
Was diese psychische Störung für die Betroffenen und ihre Freunde bedeutet, wurde allerdings eher in Dramen deutlich. So gewann Leonardo
DiCaprio einen Golden Globe für „Aviator“, das das Leben von Millionär
Howard Hughes nachzeichnete, bei dem die manische Angst vor Keimen mit einer unbehandelten Zwangsstörung (OCD) zusammenfiel. In
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Deutschland nimmt man an, dass rund jeder Zehnte ein Hypochonder
ist, ohne dies aber unbedingt mit einem Arzt zu besprechen. Die über
die Jahrzehnte zunehmend ernster genommene Störung, für die auch
eine genetische Disposition vermutet wird, zeigt sich typischerweise in
der Einbildung körperlicher Beschwerden. In manchen Fällen werden
diese auch gleich mit schlimmen Krankheiten in Verbindung gebracht,
von denen man irgendwo gehört hat. Wer am schlimmsten betroffen ist,
kann in Panik verfallen und sucht ständig nach weiteren inneren und
äußeren Symptomen.
JAN SCHLIECKER
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Film-Kritik
Not amused über den Aufstand: Tilda Swinton als skurrile Handlangerin
Bewaffnet entwaffnend: Banklady Gisela
Gesellschaft auf Gleisen
Geld her, bitte!
„Snowpiercer“ von Bong Joon-ho
„Banklady“ von Christian Alvart
In einer vereisten Welt lebt der Rest der Menschheit in einem rasenden Zug.
C Turbulente Science Fiction
Ein Bankräuberpaar gangstert sich in den 60er Jahren durch Norddeutschland.
C Biografisches Krimidrama
Wie eine Arche Noah auf Schienen rast der unendlich lange Zug durch das ewige
Eis. Im Zug hat sich eine Drei-Klassen-Gesellschaft entwickelt, vom Massenlager in den letzten Wagons zu Luxusabteilen ganz vorne. Nach einem Aufstand in den hinteren Abteilen gelangt ein Trupp bis zur Lok. Der Koreaner
Bong Joon-ho ist für irrsinnige Fantasy-Horror-Spektakel wie „The Host“ bekannt. Von der französischen Graphic Novel „Schneekreuzer“ übernimmt er nur
das Gerüst und zimmert eine visuell spektakuläre Gesellschafts-Allegorie. Für
asiatisches Kino nicht ungewöhnlich, ist seine erste internationale Produktion
mit Starbesetzung (John Hurt, Jamie Bell, Chris Evans, Ed Harris) mal ernst und
brutal, mal sehr lustig. Für Letzteres sorgt u.a. eine Tilda Swinton mit ComedyQualitäten.
CHRISTIAN MEYER
Mitte der 1960er Jahre überfielen Gisela Werner und Hermann Wittorff insgesamt 19 Bankfilialen. Regisseur Christian Alvart („Antikörper“) nahm sich
der ersten populären Bankräuberin der BRD an und inszeniert dieses Krimidrama, in dem er sich auf die Wandlung der schüchternen grauen Maus zur
toughen Kriminellen konzentriert. Der filmische Ansatz bewegt sich dabei vom
spannenden Genredrama bis hin zu trashigem Pulp. Insgesamt ist das erfrischend unterhaltsam. Vor allem aber überzeugt neben Charly Hübner als nordisch charmanter Kompagnon Nadeshda Brennicke („Antikörper“) in der Titelrolle. Ein Heimchen, das vom Glamour träumt und ihr Leben in die Hand
nimmt. Die schüchtern ist, traurig, weich und verführerisch kühl zugleich.
SNOWPIERCER
BANKLADY Chicago 2013: Beste Darstellerin, Nadeshda Brennicke
KOR/USA/F 2013 - Science Fiction / Action - Regie: Bong Joon-ho
Kamera: Hong Kyung-pyo - mit: Chris Evans, Song Kang-ho, Tilda Swinton
BO: Union, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
Start: 3.4.
HARTMUT ERNST
D 2013 - Drama - Regie: Christian Alvart - Kamera: Ngo The Chau
mit: Nadeshda Brennicke, Charly Hübner, Ken Duken
BO: Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
Schwebt im siebten Himmel mit seinem Betriebssystem: Theodore
Start: 27.3.
Verloren in Leidenschaft: Elizabeth und Lota
Systemadministrator
Die Kunst an der Kunst
„Her“ von Spike Jonze
„Die Poetin“ von Bruno Barreto
Theodore schreibt professionell Liebesbriefe und verliebt sich in sein Betriebssystem.
C Außergewöhnliche Liebesgeschichte
Die amerikanische Autorin Elizabeth Bishop sucht Inspiration in Brasilien.
C Biografisches Künstlerdrama
„A Spike Jonze Love Story“ steht groß auf dem Filmplakat. In der Tat ist eine
solche Liebesgeschichte nur von einem Nerd wie Spike Jonze („Being John Malkovich“) vorstellbar: In einer Zukunft, die aussieht wie stylische 70er Jahre,
erhält der professionelle Liebesbriefschreiber Theodore (Joaquin Phoenix) ein
neues Betriebssystem. Mit Stimme (Scarlett Johansson) und erstaunlich selbstständigem Charakter ausgestattet, gibt es bzw. sie dem Single Ratschläge in
Sachen Liebe. Doch schon bald verlieben sich der in Trennung lebende Theodore
und das Betriebssystem. Jonze hat nicht nur Freude an der Ausstattung, sondern auch echtes Interesse am Gefühlsleben der …ehm… Figuren. Die einsame
Grundstimmung ist zwar kein analytischer, aber ein stimmiger Kommentar zur
Liebe in der Informationsgesellschaft.
CHRISTIAN MEYER
New York, Anfang der 1950er Jahre: Die Dichterin Elizabeth Bishop ist ausgelaugt. Um Kraft zu tanken, reist sie nach Rio de Janeiro, wo ihre Schulfreundin
Mary mit ihrer Lebensgefährtin, der gebieterischen Architektin Lota, lebt. Nach
anfänglichen Antipathien entwickeln Elizabeth und Lota eine leidenschaftliche
Zuneigung. Bishops Gedicht „Die Kunst des Verlierens“ bildet den Rahmen zu
diesem Drama, das etwas sprunghaft die tragischen emotionalen Verwicklungen der Dreierkonstellation spiegelt. Zugleich erzählt es aber zärtlich von der
Suche der Künstlerin nach Inspiration, von Abhängigkeit und fehlendem
Selbstbewusstsein, vom Unglücklichsein und von der Kunst des Verlierens.
HER
DIE POETIN Long Island 2013: Bester Frauenfilm, Bruno Barreto
USA 2013 - Komödie / Drama - Regie: Spike Jonze - Kamera: Hoyte van Hoytema
mit: Joaquin Phoenix, Amy Adams, Rooney Mara
Start: 27.3.
BO: Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg
BRA 2013 - Drama - Regie: Bruno Barreto - Kamera: Mauro Pinheiro Jr.
mit: Miranda Otto, Glória Pires, Tracy Middendorf
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
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HARTMUT ERNST
trailer verlost 2 Karten. E-Mail bis 20.4. an [email protected], Kennwort: Poetin
Start: 10.4.
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Film-Kritik
Ein Mosaikstein der geteilten Erinnerung: Vater Michael
Der Mode und dem Leben ergeben: Yves Saint Laurent
Späte Überraschungen
Sex, Drugs & Haute Couture
„Stories We Tell“ von Sarah Polley
„Yves Saint Laurent“ von Jalil Lespert
Die Schauspielerin und Regisseurin Sarah Polley erforscht ihre Familiengeschichte.
C Spannende biografische Recherchearbeit
Modelegende Yves Saint Laurent kreiert und leidet im Paris der 1960/70er Jahre.
C Biopic mit Lovestory
Sarah Polley („Take This Waltz“) bringt Freunde der Familie und Verwandtschaft in Position: Sie sollen die Familiengeschichte erzählen. Die ist allerdings
reichlich verworren und am Ende um einige Überraschungen reicher. Im Zentrum steht die lebenslustige Mutter Diane, eine Schauspielerin, die aus erster
Ehe zwei Kinder mitbringt, als sie sich in den Schauspielkollegen Michael
Polley verliebt. Gemeinsam haben sie nochmals drei Kinder – Sarah ist die
Jüngste. Diane Polley stirbt an Krebs, als Sarah 11 Jahre wird. Nach und nach
tun sich Risse auf in der scheinbar glücklichen Familiengeschichte. Der Film ist
teils mit alten Super8-Filmen der Familie bebildert, teilweise mit in diesem Stil
nachgestellten Szenen inszeniert. Letzteres spiegelt Polleys Interesse am kreativen Akt des Erinnerns.
CHRISTIAN MEYER
Yves Saint Laurent ist einer der talentiertesten Nachwuchsdesigner Frankreichs. Er arbeitet als Assistent für Christian Dior. Als der Designer unerwartet
stirbt, wird Yves mit nur 21 Jahren Chefdesigner des Couture-Hauses. Trotz
anfänglicher Skepsis der Modewelt macht ihn seine erste Kollektion weltberühmt. Auf einer Modenschau lernt er den jungen Unternehmer Pierre Bergé
kennen und verliebt sich in ihn. Wenig später gründen die beiden ihr eigenes
Modelabel „Yves Saint Laurent“. Doch Yves selbstzerstörerische Züge, Drogenexzesse und wilde Partys stellen die Beziehung auf die Probe. Yves Saint
Laurent war ein Avantgardist. Ob er sich von geometrisch gemusterten Mondrian Gemälde inspirieren ließ, eine durchsichtige Bluse entwarf oder als einer
der ersten Modedesigner schwarze Models für seine Schauen buchte, stets war
er seiner Zeit voraus. Mit seiner Mode setzte er Statements: Als noch die
Wespentaille vorherrschte, schneiderte er der Frau einen Smoking und schuf
damit ein modisches Symbol für die Emanzipation der Frau in den 1960er
Jahren. Auf die gesellschaftliche Bedeutung Yves Saint Laurents als Moderevolutionär legt der Film allerdings nicht seinen Fokus. Stattdessen erzählt der
französische Regisseur Jalil Lespert eine rührende Liebesgeschichte zwischen
Yves Saint Laurent, dem zerbrechlichen Genie und Pierre Bergé, seinem geschäftstüchtigen Beschützer. Der hat es nicht einfach mit Yves: Während Pierre seinem Partner in allen Lebenslagen treu zur Seite steht, setzt Yves alles aufs
Spiel. Über eine Off Stimme erinnert sich Pierre an die gemeinsame Zeit mit
Yves. Die inneren Konflikte des Modedesigners stehen dabei im Mittelpunkt,
großartig dargestellt von Pierre Niney, der bereits zwei Mal für eine César als
bester Nachwuchsdarsteller nominiert war. Er schafft es seiner Figur eine
berührende Zerbrechlichkeit zu verleihen. Wie leise seine Stimme wird, wenn
er seiner Muse Victoire ein „Mercy“ zuhaucht, wie schüchtern und bescheiden
er der Presse gegenübertritt. Und auch im manischen Yves, kann Niney sein
ganzes Können zeigen: Zwischen Angststörung, Nervenzusammenbruch und
Depression, steht das Genie immer mit einem Fuß im Abgrund und ist unfähig
dauerhaft glücklich zu sein. Neben den inneren Leiden des YSL zeigt der Film
auch die Modewelt der wilden 1970er. Die Auswirkungen von Drogen sind noch
nicht verteufelt, sexuelle Krankheiten sind noch kein Thema, es gibt Love, Sex
und Modenschauen. So feiert Yves wilde Partys mit anderen Größen der Modewelt, wie zum Beispiel Karl Lagerfeld (Nikolai Kinski) und reist mit Mann und
Musen nach Marrakesch, um sich einem LSD Trip hinzugeben. Um dem damaligen Lebensgefühl des Modeschöpfers möglichst nah zu kommen, wurde an
Originalschauplätzen gedreht, in Saint Laurents Atelier in Majorelle und in seiner Villa in Marokko. Auch die Kostüme sind teilweise Originalkleider von Yves
Saint Laurent und sicherlich ein Highlight des Films. Zusammen mit dem tollen Soundtrack und herausragenden Darstellern machen sie diesen Film zu einer
bunten, melancholischen Reise in die Welt der Pariser Bohème.NINA HEINRICHS
STORIES WE TELL
CDN 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Sarah Polley
Kamera: Iris Ng
DO: sweetSixteen
Start: 27.3.
Der wilde, wilde Osten: Der Sheriff und die Lehrerin
Durchs wilde Kurdistan
„My Sweet Pepper Land“ von Hiner Saleem
Ein ehemaliger kurdischer Freiheitskämpfer übernimmt eine Polizeistation.
C Humorvolle Gesellschaftskritik im Gewand eines Western
Der Kampf der Guten gegen die Bösen wird von keiner psychologisch untermauerten Charakter-Differenzierung getrübt. Unser Held lebt ganz von der
charismatischen Ausstrahlung Korkmaz Arslans, den die Großaufnahmen von
Pascal Auffrays Kamera mit dem Nimbus alter Genre-Legenden versehen. Aber
Saleem begleitet seinen edlen „Sheriff“ auch mit einem Augenzwinkern: Da
ertönt Elvis Presley aus dem Autoradio, wenn er zu seiner neuen Arbeitsstelle
fährt und das „Pepper Land“ erinnert auch mehr an einen Western-Saloon als
an eine kurdische Dorfkneipe. Nur wenn die unglaublich intensive Golshifteh
Farahani als unerwünschte Dorflehrerin die Szene betritt, wird aus dem Märchen Ernst. Mit Farahanis Figur hinterfragt Saleem das Frauenbild des Islam
und zeigt sie zugleich traditionsverbunden.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
MY SWEET PEPPER LAND
F/D 2013 - Drama - Regie: Hiner Saleem - Kamera: Pascal Auffray
mit: Golshifteh Farahani, Korkmaz Arslan, Suat Usta
DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
trailer verlost 3x2 Karten.
E-Mail bis 20.4. an [email protected], Kennwort: Yves Saint Laurent
YVES SAINT LAURENT
Start: 27.3.
F 2013 - Drama - Regie: Jalil Lespert - Kamera: Thomas Hardmeier - mit: Pierre Niney,
Guillaume Gallienne, Charlotte Le Bon
Start: 17.4.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
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Foyer
Film-Kritik
The LEGO Movie
USA 2014 - Zeichentrick - Regie: Phil Lord, Chris Miller
Start: 10.4.
Phil Lord und Chris Miller zeichneten für „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“
verantwortlich. Nun inszenieren sie dieses animierte Leinwandabenteuer, das im
LEGO-Universum angelegt ist. Und da ist ja mittlerweile alles möglich: Batman trifft
Shakespeare, trifft Lincoln, trifft Einhorn Kitty. Kurzweiliger, aufwendig produzierter
Baukastenquatsch für Fans von LEGO, YPS & Co.
HE
Alles für die Kinder
DO: Cinestar, Postkutsche, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg
„PETTERSSON UND FINDUS“ in der Lichtburg Essen
Das Team von „Petterson und Findus“ in der Essener Lichtburg. Foto: Betty Schiel
Ulrich Noethen in Essen auf dem roten Teppich. Foto: Betty Schiel
The Invisible Woman
GB 2013 - Drama / Biographie - Regie: Ralph Fiennes
Start: 24.4.
Nach all den Verfilmungen, die Charles Dickens’ Romane auf der Leinwand erfuhren,
widmet Ralph Fiennes („Grand Budapest Hotel“) als Regisseur und Hauptdarsteller
nun dem weltberühmten Autor selbst ein Drama. Es erzählt von der Affäre des verheirateten Schriftstellers mit der der jungen Nelly Ternan (Felicity Jones), die zu seiner späten, geheimen Muse erwächst.
HE
E: Filmkunsttheater
Essen, 9.3. – Bei fantastischem Wetter bejubelten viele Fans am roten Teppich vor der Essener Lichtburg die Stars der Premiere von „Pettersson und
Findus“: Allen voran Ulrich Noethen in der Hauptrolle des kauzigen Pettersson und Marianne Sägebrecht als freundliche Nachbarin. Im ausverkauften
Haus zählten fast 1000 Kinder den Countdown für die Weltpremiere und so
war die Stimmung schon super, als der Vorhang aufging. Viele gelungene
Pointen sorgen für kreischende Kinder und schmunzelnde Eltern. Regisseur
Ali Samadi Ahadi fand mitreißende Worte des Dankes als er nach dem Film
wichtige Mitarbeiter seines Teams vorstellte. Von Anfang an hat der beliebter Kinderbuchautor Sven Nordqvist das Team unterstützt und half bei
der Drehbuchentwicklung. Rund 500 Leute waren insgesamt an der aufwändigen Produktion beteiligt; allein 90 Spezialisten kümmerten sich um
die Animation des kleinen Kater Findus, der beim alten Pettersson einzieht
und für Stimmung sorgt.
BETTY SCHIEL
„GRÜNKOHL, GIFTE & GESCHÄFTE“ im Endstation.Kino Bochum
The Return of the First Avenger
USA 2014 - Action / Abenteuer - Regie: Anthony Russo, Joe Russo
Start: 27.3.
Nachdem sich der schmächtige GI Steve Rogers (Chris Evans) zu Captain America
gemausert hat und aus dem Zweiten Weltkrieg in unsere Gegenwart katapultiert
wurde, steht dem Superhelden ein neues Abenteuer bevor: Gemeinsam mit Black
Widow (Scarlett Johansson) muss er sich den intriganten Machenschaften des Winter
Soldiers stellen. Und der wirft nicht nur mit Schneebällen.
HE
BO: UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Filmforum, OB: Lichtburg
Sabotage
USA 2014 - Action / Thriller - Regie: David Ayer
Start: 10.4.
So, jetzt darf der andere Muskel-Opa auch mal ran: Arnold Schwarzenegger leitet als
Drogenfahnder John ‚Breacher‘ Wharton ein Einsatzteam, das sich aus ergebenen
Vollprofis (u.a. Sam Worthington) zusammensetzt. Als sich die Mannschaft mit einem
Kartell anlegt, wird's brenzlig. Stallone kann’s einfach besser, aber Regisseur David
Ayer („End of Watch“) lässt hoffen.
HE
Mitglieder der Bürgerinitiative im Endstation.Kino. Foto: Lisa Mertens
Bochum, 10.3. – Mit der Doku „Grünkohl, Gifte & Geschäfte“ lud das Endstation.Kino in Kooperation mit dem Bahnhof Langendreer zu einem eher
ungewöhnlichen, doch wichtigen Filmgespräch ein: Der WDR-Film thematisiert den PCB-Skandal im Unternehmen Envio AG und den im Jahr 2012
beginnenden Prozess, der noch immer keinen Abschluss findet. Als 2010 der
Öffentlichkeit bekannt wurde, dass die Giftkonzentration auf dem Betriebsgelände des Trafoverwerters im Dortmunder Hafen die zulässigen Werte
überschritt und die Blutwerte der Mitarbeiter um vielfach erhöhte PCBWerte verzeichneten, erstattete die Bezirksregierung Arnsberg Strafanzeige
gegen die Envio AG. Doch die Envio AG weist im Verfahren die Schuld von
sich und verweist darauf, dass die PCB-Belastung der Mitarbeiter sich ebenso gut durch deren ungesunde Lebensführung erklären lassen könne. Die
Betroffenen, die im Verfahren als Nebenkläger auftreten, empfinden dies
als unverschämte Unterstellung. Ebenso auch die Besucher im Endstation.
Kino, die im Anschluss des Films mit der Bürgerinitiative für die Aufklärung
des PCB-Skandals in Dortmund über die Möglichkeiten der strafrechtlichen
Verfolgung und über Löcher im Arbeitsschutz spricht.
LISA MERTENS
BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt
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Lesen Sie die Langfassungen unter: www.trailer-ruhr.de/foyer
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AlleFoyer
Filme, alleNachrichten
Kinos, alle Filmkritiken,
alle Termine
in Köln
aus der
Kino-Welt
Film-Kritik
Auge um Auge
USA 2013 - Thriller - Regie: Scott Cooper
Antboy
Start: 3.4.
DK 2013 - Komödie / Jugend - Regie: Ask Hasselbalch
Start: 27.3.
Regisseur Scott Cooper überzeugte 2009 mit seinem Debüt „Crazy Heart“. Nun lässt
er einen Spielfilm folgen, der sich zwischen Gesellschaftsdrama und Genrekrimi bewegt. In einer amerikanischen Kleinstadt lebt Stahlarbeiter Russell (Christian Bale),
dessen Bruder wiederholt im Irak kämpfte und daheim auf die schiefe Bahn gerät. Als
die Lage eskaliert, sieht Russell rot.
HE
Ein Superhelden-Abenteuer jenseits von Marvel und Hollywood: Diese dänische
Produktion folgt dem zwölfjährigen Außenseiter Pelle, der, von einer Ameise gebissen,
ungewöhnliche Kräfte und Neigungen entwickelt. Fortan nennt er sich Antboy. Doch
der Gegner wartet nicht lang: „Der Floh“ macht dem ehernen Beschützer das Leben
schwer. Klare Vorbilder, charmante Umsetzung.
HE
BO: Metropolis/Casablanca, Union, GE: Apollo
BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen, GE: Apollo
Die schwarzen Brüder
D/CH 2013 - Abenteuer / Jugend - Regie: Xavier Koller
Transcendence
Start: 17.4.
USA 2014 - Thriller / Science Fiction - Regie: Wally Pfister
Start: 24.4.
Tessin, Mitte des 19. Jahrhunderts: Aus der Not heraus verkaufen die Eltern den
jungen Giorgio (Fynn Henkel) an den unbarmherzigen Kinderhändler Antonio
(Moritz Bleibtreu). Von nun an schuftet der Junge als Kaminfeger in Mailand.
Gemeinsam mit seinen Schicksalsgefährten gründet Giorgio den Bund der
Schwarzen Brüder. Familientaugliche Adaption des Kinderbuchklassikers. HE
Der Forscher Will Caster (Johnny Depp) arbeitet daran, die Struktur des menschlichen Gehirns auf Computersysteme zu übertragen. Seine Frau unterstützt das
Projekt, zugleich gibt es Neider und Skeptiker. Nach einem tragischen Überfall
vernetzt Wills Frau dessen Gehirn mit dem Computersystem. SciFi-Thriller und
Regie-Debüt von Kameramann Wally Pfister („Inception“).
HE
E: Filmkunsttheater
BO: Union, GE: Apollo
Noah
USA 2014 - Drama - Regie: Darren Aronofsky
Rio 2 – Dschungelfieber
Start: 3.4.
USA 2014 - Trickfilm / Komödie - Regie: Carlos Saldanha
Start: 3.4.
Eine Schlechtwetterfront zieht auf, und die hat es in sich. Der Mensch sündigt,
Gott richtet, Urvater Noah darf retten: Darren Aronofsky („Black Swan“) schickt
Russell Crowe in der Titelrolle auf die Arche und in das erste biblische Hollywoodepos seit langem. Während islamische Länder das Opus verbieten, konvertiert man hierzulande den Propheten auf Wunsch auch in 3D.
HE
Nach seiner Co-Regie an „Ice Age“ 1-3 lockte es Carlos Saldanha in sonnigere Gefilde.
So inszenierte er 2011 die Abenteuerreise eines Ara nach Rio. Der Erfolg des Animationsstreifens beschert nun diese Fortsetzung, in der sich Blue als Familienvater
bewähren muss. Keine leichte Aufgabe bei dem flatterhaften Nachwuchs. Ein Trip in
den Amazonas soll’s richten. Sonniger Kinderspaß.
HE
BO: UCI, Union, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Filmforum, OB: Lichtburg
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, Postkutsche, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunstth.,
GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Filmforum, OB: Lichtburg
The Amazing Spider-Man 2 – Rise of Electro
Irre sind männlich
USA 2014 - Action / Science Fiction - Regie: Marc Webb
Start: 17.4.
D 2014 - Komödie - Regie: Anno Saul
Start: 24.4.
Und schon wieder schwingt sich der Spinnenmann (Andrew Garfield) durch die
Häuserschluchten New Yorks. Während Gwen Stacy (Emma Stone) mit ihm flirtet und das Tantchen (Sally Field) unverdrossen an seine Verantwortung appelliert, taucht in der Stadt plötzlich ein neuer Superschurke auf: Electro (Jamie
Foxx). Ob Peter Parker nebenbei noch den Highschool-Abschluss schafft? HE
Daniel (Fahri Yardim) ist über die Maße eifersüchtig. Tja, Pech gehabt, denn
genau darum ist er jetzt wieder Single. Auf Raten seiner Ex begibt er sich in
Therapie. Kumpel Thomas (Milan Peschel) wohnt ihm bei, und siehe da: In so
einer Gruppensitzung lassen sich allerlei Frauen vernaschen. Haben die beiden
zumindest gedacht. Deutscher Klamauk von Anno Saul („Wo ist Fred?“).
HE
BO: UCI, Union, DO: Postkutsche, DU: UCI, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE:
Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: CinemaxxGE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Filmforum
Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait …
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Kompakt Disk
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8.4. - 27.7.2014
Skizzenhafte Dringlichkeit
Nervöse und aufregend schöne Musik
Avey Tare vom Animal Collective hat u.a. mit Angel Deradoorian, die man
von den Dirty Projectors kennt, und Jeremy Hyman (Ponytail, Dan Decon)
die Slasher Flicks gegründet: Experimental-Pop – klar! Auf Avey Tare‘s
Slasher Flicks „Enter the Slasher House” wird alles Mögliche geslasht,
vornehmlich aber eine Idee von überdrehtem Glam Rock. Der Animal Collective-Sound ist unverkennbar, die 70er Jahre-Referenzen sind hier allerdings noch deutlicher. Ariel Pink steht an der nächsten Ecke. Wild, nervös
und aufregend schön (Domino). Das zweite Album „Kokokyinaka“ von OY
erscheint nun nochmals international unter dem Namen „No Problem Saloon“. Eigentlich keine große Nachricht, aber die aus Ghana stammende
Schweizerin hat die Gelegenheit genutzt, um nochmal Hand anzulegen
an die verspielte Afro-Electronica. Außerdem wurden drei Stücke ausgetauscht (Crammed Discs). Dean Blunt und Inga Copeland waren jüngst
sicherlich das coolste Musikerpaar unter der Sonne. Als Hype Williams
machten sie magisch-verstrahlte, mit Wortfetzen versetzte Soundscapes.
Blunt hat schon diverse Soloalben vorgelegt, jetzt zieht Copeland mit „Because I‘m Worth It“ nach. Skizzenhaft wie alle Arbeiten der beiden, aber
dadurch nicht im Mindesten weniger beeindruckend, erschafft sie auf der
nur erahnbaren Basis britischer Bassmusik eine ganz eigene Welt. Actress
hat ein Stück co-produziert (Eigenverlag).
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Die Krieger des 1. Kaisers von China
erobern in einer sensationellen
Ausstellung Europa.
Die größte archäologische
Entdeckung des 20. Jahrhunderts.
Meisterhafte, originalgetreue
Repliken der legendären
Soldaten und Krieger
der Terrakotta Armee.
www.terrakottaarmee.de
17.04. - BOCHUM
05.10.14 Hermannshöhe 42
Das Label Staatsakt bringt die Kompilation „Keine Bewegung“ heraus, deren Titel sicher doppeldeutig zu verstehen ist. Zum einen mit einem Ausrufungszeichen als Warnung; Die Stücke heißen „Bluten“, „Blaue Flecken“
oder „Pisse“, mit Bands wie Die Nerven, Trümmer oder Messer. Zum anderen um der Idee entgegenzutreten, hier ginge es um eine neue, einheitliche
Bewegung. Vieles hat einen ähnlichen Grundton der Dringlichkeit, zwischen
Punk und Post-Punk, die Stücke klingen dann aber doch sehr unterschiedlich. Einzige Gemeinsamkeit: spannende, aufreibende Musik. Mit dabei sind
außerdem Jens Friebe, Ja Panik, Zucker u.a. ... 1981 taten sich der Musiker
Tom Dokoupil und der Maler Walter Dahn für das Album „La Freiheit des
Geistes“ des Projektes Die Partei zusammen. Darauf waren elf instrumentale Minimal-Wave Stücke mit so schönen Titeln wie „Guten Morgen in
Köln“ oder „Nord-Süd-Fahrt“, zwischen cool, tanzbar und NDW-mäßiger
Verspieltheit. Das Album wird als CD und auf Vinyl wiederveröffentlicht
(bureau b).
Jetzt erscheint endlich doch noch der atmosphärische Soundtrack zu
Jim Jarmuschs „Only Lovers Left Alive“ mit den somnambulen DroneStücken der Hauptfigur und anderen Songs aus dem Film. Mit dabei ist
Jim Jarmusch’s Band Sqürl, der Lautenspieler Jozef Van Wissem und die
libanesische Sängerin Yasmine Hamdan, Gastauftritte kommen von Zola
Jesus und Madeline Follin. Die Vinylversion ist blutrot (ATP Recordings).
Mit „Über Pop-Musik“ hat Diedrich Diederichsen sein Opus Magnum geschrieben: Auf fast 500 Seiten entfaltet er eine umfassende Theorie der
Pop-Musik, die die Musik an sich nur als ein Teil eines größeren Gesamtzusammenhangs des Phänomens Pop-Musik versteht, zu dem unter anderem
auch Text, der mediale Träger, die Performance, die Produktionsaspekte,
die Rezeption sowie die Menschen, die daran beteiligt sind, zählen. Das ist
komplex und sicher nicht einfach, aber immer dem latent gefühltem Widerspruch geschuldet, dass Pop-Musik eben – anders als beispielsweise Klassik
– mehr ist, als das akustische Phänomen. Die Stoßrichtung ist ausreichend
spannend, um alle möglichen Diskurse rund um Pop-Musik für längere Zeit
zu befruchten (Kiepenheuer & Witsch).
CHRISTIAN MEYER
NÄHE HAUPTBAHNHOF
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Popkultur in NRW
Improvisierte Musik in NRW
„Sawtuha“: Weibliche MCs und die Arabellion Foto: Label
Zwei bergische Goldbuben: Julian und Roman Wasserfuhr, Foto: Jörg Stein
Alles für die Props
Samtweicher Sound
Von Christian Werthschulte
Nicht in Indonesien, sondern ein wenig östlich von Köln, in Overath liegt sie,
die Heimat von Jakarta Records. Als Schüler machte Jannis Stürtz, einer der
beiden Self-Made-Labelchefs, ein Praktikum beim Kölner Plattenladen Groove Attack und lernte schnell, dass im Umfeld
„Wo die Margen gering
des Ladens fast jeder Musik machte oder ein
eigenes Label hatte. Also setzte er sich mit sind, ist die Aufopferung
umso größer“
Malte Kraus, einem Freund, zusammen, um
die Musik von Simon Werle, einem anderen
Freund, herauszubringen. „Wir haben ein paar Euros zusammengekratzt und
die Platte gepresst“, erzählt Malte Kraus. „Alles ganz DIY und autodidaktisch“.
Die „desaströse finanzielle Bilanz“ ihrer Debütveröffentlichung konnte die
beiden nicht davon abhalten, ein paar Katalognummern hinzuzufügen und
weil das Geld wohl irgendwie nicht so wichtig war, bekam man Bestätigung
aus anderer Quelle: Ein DJ-Set im mittlerweile leider geschlossenen Kölner
Kellerclub „Stecken“. „Als wir unseren Kram aufbauten, entdeckte ich eine
unserer 7-Inch-VÖs in der Plattenkiste, in der Stecken-Inhaber Volker seine
eigenen Platten hortete“, erzählt Malte Kraus. „Da wusste ich das erste Mal,
dass wir was richtig machen. Ich glaube, es war die JR012.“ Mittlerweile ist
man bei Release Nummer 66 angekommen und – nein, den Witz mache ich
an dieser Stelle ausnahmsweise mal nicht – denn die stilistische Bandbreite
von Jakarta Records ist schon seit längerem auffällig. Angefangen hat alles
mit Hip Hop und auch heute ist der Boom Bap Beat das Lieblingsaccessoire
der auf Jakarta versammelten Artists. Der afghanisch-deutsche Producer Farhot zaubert nicht nur ein paar zusammengesampelte Cratedigging-Perlen
aus seiner Sequenzer-Software, sondern hat mit Kano und Ms Dynamite auch
zwei britische MCs, die auf deutschen Produktionen eher selten gefeatured
werden. Lord Echo dagegen macht seinem Namen alle Ehre und präsentiert
sich als Widerhall der Black Music, als virtuous verschnipselter Edit-Künstler.
Das ambitionierteste Release auf Jakarta ist aber wahrscheinlich die Compilation „Sawtuha“. In Zusammenarbeit mit einer NGO versammeln die
Labelmacher eine Reihe von weiblichen MCs aus Tunis, Kairo und anderen
Städten Nordafrikas , die mal kämpferisch und mal reflektierend von ihrem
Alltag im dritten Jahr nach dem Arabischen Frühling erzählen. Trotzdem, nur
mit Labelmachen alleine, kommen auch die Kraus und Stürtz nicht über die
Runden. „Durch unsere jetzt dann doch fast acht Jahre Erfahrung in diesem
Indie-Geschäft, ist dann aber auch immer mehr dazu gekommen“, berichtet
Malte Kraus. „Wir buchen ab und zu für unsere Acts oder kümmern uns um
andere Belange. Das hat dann letztlich auch dazu geführt, dass wir für ein
paar inzwischen das Management übernommen haben.“ Klar, wo die Margen gering sind, muss die Aufopferung umso größer sein. Dafür belohnt man
sich dann selbst – mit einem Flaniergang über Soundcloud
und Bandcamp und einer Mail an die Producer, mit denen
man gerne mal ein Release planen würde. Und auch wenn
Jannis Stürtz wohl der clickfreudigere der beiden Labelchefs zu sein scheint, ist die Entscheidung letztlich wohl
doch wieder Teamwork: „Aber irgendwie wird dann die
Entscheidung doch fast jedes Mal von uns beiden einstimChristian Werthschulte mig getragen. Das ist sozusagen die letzte, aber eigentlich
Journalist und
Musikkritiker
auch einzige Instanz, die es bei Jakarta Records gibt.“
Von Olaf Weiden
Das enge Fisteln der gestopften Trompete prägte die Klangästhetik zahlloser
Erben der Miles-Ära, aufgemischt mit Rap, mit elektronischen Sounds oder
mit nordisch-sphärischer Schwermut. Miles Davis schien in dieser Phase die
Ausdrucksmöglichkeiten der Trompete in weni„Da muss niemand
gen gequetschten Tönen gebündelt zu haben
weglaufen!“
– die in der Klassik meist strahlende Trompete
hatte zu weinen begonnen.
Der junge Trompeter Julian Wasserfuhr hatte sein Erweckungserlebnis, als
ihm in jungen Jahren die Familie eine CD mit der Musik von Chet Baker
schenkte. Kombiniert mit seiner Vorliebe für den als reaktionär verschrienen Wynton Marsalis, Amerikas „first class“-Trompeter, entstand ein sehr
eigenständiges Fabelwesen: Julian Wasserfuhr, Trompeter aus Wipperfürth,
genauer gesagt Hückeswagen, ein bergischer Junge.
Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Roman, der in Köln Jazzklavier studiert hat, macht Julian seit rund zehn Jahren mit aufwändigen CD-Produktionen als Young German Jazzer von sich hören, u.a. mit gestandenen
Jazzgrößen wie Wolfgang Haffner, Lars Danielsson oder Nils Landgren, dem
Mann mit der roten Posaune. Die Brüder haben auch schon früh internationale Erfahrungen gesammelt, so bei einem Stipendium am Berklee College,
der amerikanischen Talentschmiede für Jazzmusiker. Julian, gerade mal 25
Jahre alt, blickt auf ein kleines Jazzerleben zurück, das durchaus als erfolgreich bewertet werden darf. Gerade wurde den Brüdern eine goldene
Schallplatte überreicht, die man im Jazz ab 10.000 verkauften Tonträgern
erhält. Trotzdem funktioniert dieses freie Leben als kreative Musiker, die
nur für ihre eigene Musik aktiv werden, nur bedingt. Beide Brothers strecken ihre Beine noch unter den heimischen Küchentisch; im Elternhaus in
Hückeswagen haben sie schon vor Jahren ein eigenes Studio eingerichtet.
Mit elterlichem Flankenschutz, den die musikbegeisterten Wasserfuhrs gerne gewähren, sind die beiden Söhne autark.
Um dies endgültig zu siegeln und überhaupt niemanden mehr nach irgendetwas fragen zu müssen, haben sie ihre aktuelle, die fünfte CD, selbständig
produziert, mit den Musikern, mit denen sie seit Jahren auch ihre Live-Gigs
bestreiten. Und sie bevorzugen stilistisch einen melodiebetonten modernen
Mainstream, oder wie Roman entwarnt: „Da muss niemand weglaufen!“
Markantester Dauerbrenner der CD ist natürlich der samtweiche, niemals
attackierende Sound des Trompeters Julian. Ausdrucksstark ist dieser Ton,
der immer lieber erzählen möchte als in virtuose Variationen auszubrechen.
Doch sicher ist der Hörer nie, denn der junge Mann hat kräftig geübt. Da
platzt manchmal die Phrase in ein wunderbar verschlungenes, raketenbetriebenes Marsalis-Ornament auf; das tut nicht weh, sondern erfreut die
Ohren der Bläserfreunde.
Für die beiden Brüder stellt ihre aktuelle handgemachte CD ihre persönliche Auslese dar, mit Musik, die sich
nicht in Esoterik-Kreisen verkapseln will, sondern offen
auf neugierige Hörer zugeht. Das war bereits in Mozarts
Tagen ein Erfolgsrezept für die Güte und Haltbarkeit von
Musik: Sie besaß Leichtigkeit und Tiefe, war kantabel wie
Olaf Weiden
raffiniert!
Musiker und
www.jakarta-records.de
CD „Running“ von Julian & Roman Wasserfuhr
Jakarta Records aus Overath variiert den Boom Bap
Jazz made in Hückeswagen
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Musikkritiker
Literatur-Kalender Ruhr
08.05.2014
22.03.2011
„Geschichten
dem echten
Leben“
Für immeraus
anders
– Wenn
Familien
Musikalische Facetten mit der Anke Johannsen Band
Zeiten der Trauer erleben
Eben noch auf der „Trübsalblasallee“ wandelnd und im
Kinder,Moment
Jugendliche
undLeben“
Erwachsene
nächsten
ein „Neues
betretend, da im
alten
„außer
Thesen
nichts
gewesen“
- so überzeugt
haben
viele
Fragen
und
Gedanken,
Anke
Johansen
ihr
Publikum
an
der
Seite
ihrer Band mit
wenn lebensbegrenzende Krankheit,
starken und aussagekräftigen Texten. Das Konzert verder Tod und das, was danach kommt,
spricht einen niveauvollen, entspannten und unterhaltaktuell
wird.
samen
Abend,
an Gespräch
dessen Endeund
manVortrag
mit einem Lächeln
aufanhand
den Lippen
der einen oder
vonund
Beispielen
aus anderen
der Melodie im
Kopf
den Heimweg
antritt.
alltäglichen
Trauerpraxis.
Eintritt: 12,00 € – 19.30 Uhr
Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
13.05.2014
24.03.2011
14.05.2014
30.03.2011
20.05.2014
„Hoffen auf das Bessere“
5KD[N)T¼ſP5EJÑPHGFVpräsentiert
Gott sei Dank in der Welt! in- Lesung und Gespräch
ihre Familiengeschichte.
Ein Konzil
verändert die Kirche
Eine virtuos montierte Familiengeschichte, die fast beiAuf der Grundlage der Publikation
N¼WſI WPF OKV IGPKCNGT GT\¼JNGTKUEJGT .GKEJVKIMGKV GKP
“Dieepochaler
Kirche der
Weltgesellschaft.
Stück
Zeitgeschichte
erzählt: den Zeitenwechsel
der MonarchieKonzil
zur Demokratie.
Das II.von
Vatikanische
und die Ungemein
TGƀGMVKGTGPFWPFRGTUÑPNKEJGT\¼JNVFKG#WVQTKPYKGUKG
Globalisierung des Katholizismus“
wie in einem Puzzle, die Geschichte ihrer Familie entvon Dr. Stefan Nacke sollen nach
FGEMVŌGKPGXGTICPIGPG9GNVFGT5EJNÑUUGTWPF2CN¼UImpulsreferatversuchen,
des Autors
te,einem
deren Protagonisten
sich aus
in der neuen
<GKV\WTGEJV\WſPFGP'KPDGT×JTGPFGU<GKVGPIGO¼NFG
unterschiedlichen Perspektiven die
Eintritt:
12,00 € – 19.30 Uhrdie heute mit
Herausforderungen,
dem Zweiten Vatikanischen Konzil
.GDGPUMÑPPGTUEJCHV– Impulse aus der Philosophie
die Menschen
verknüpft
derfür
Lebenskunst.
Filmgespräche
im sind,
Medienforum,
Leitung:
Marcus
Minten, Mülheim
diskutiert
werden.
Themen:
Eintritt: frei - 19.30 Uhr
Ŗ8QPFGT.KGDGKPFGT(COKNKG
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(TGWPFGP
Die hohe Kunst der Weltrettung
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(GKPFGP
Ŗ8QPFGT.KGDG\W9GUGPWPF&KPIGP\WT9GNV
Das Komischste aus dem wirklich
Ŗ8QPFGT.KGDG\WO.GDGPWPF\WGKPGO&CT×DGTJKPCWU
wahren Leben mit dem Kabarettisten
Weitere Termine: 25.06.2014 19.30 Uhr
Kai Magnus Sting
Eintritt frei – 19.30 Uhr
Als Rastelli der gesprochenen und
„Spätestens
morgen“
Lesung
und Gespräch mit
geschliffenen
Rede,– als
gnadenloser
derMenschenbeobachter
Autorin Zoë Jenny
und MenschenIn ihren Erzählungen, die Zoë Jenny hier erstmals in eikenner, als Parodist des Lebens,
nem Band zusammenfasst, erweist sie sich als Meisterin
desEsWortes
und Meister
des RederTerrorist
kurzen Form:
sind Geschichten
mit bittersüßer
sonanz,
deren Wucht vom erstenhat
SatzSting
an mitreißt.
Zwischenmenschlichen
seineEtwas
Abgründiges
dringt
durch
jeden
der
scheinbar
so sanften
Lieblingsnummern im Gepäck und die
Sätze und umhüllt sie mit feiner Melancholie. Es ist die
ein oder andere neue Geschichte.
#PIUVXQTFGO8GTNWUVFCU9KUUGPWOFKGXGTYWPFDCTGP
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
5VGNNGPFCUWPVGTFGT1DGTƀ¼EJGOKVUEJYKPIV
Eintritt: 10.00 € – 19.30 Uhr
Jochen Rausch, Foto: Thorsten Neuhaus
Literatur-Termine im April
Bochum – Bahnhof Langendreer
Dortmund – Harenberg City Center
0234 687 16 10
0231 905 61 66
Andrea Behnke:
Und was passiert dann?
Sa 5.4. 16 Uhr
Lesung für Kinder ab 4 Jahre.
Rafik Schami: Der poetische
Spaziergang
Fr 25.4. 20 Uhr TIPP
Der deutsch-syrische Autor Rafik Schami
bringt die Schönheit und Anmut seiner
Heimatstadt Damaskus zurück zu den
Menschen. Es fühlt sich fast so an,
als sei man direkt vor Ort, wenn der
hochdotierte Chemiker den Zuhörer
mit auf eine poetische Erkundungstour
durch die historische Stadt nimmt.
Bochum – Butterbrotbar
0234 33 33 55 55
Jenseits von Jetzt – Eine Lesereise
unterwegs in Bochum
Sa 5.4. 16 Uhr
Matthias Kelle und Minna Wündrich
lesen aus „Frühling der Barbaren“ von
Jonas Lüscher.
Bochum – Rotunde
0234 961 66 20
Jochen Rausch: Krieg
Di 8.4. 20 Uhr TIPP
Der Wellenchef von 1Live präsentiert
seinen neuen Roman, in dem er ganz
konkret den Afghanistan-Krieg in einen
literarischen Psycho-Thriller einbindet.
Bottrop – La Provence
02041 782 82 45
„Ein amuse-gueule ist kein Dorf in
Sachsen“
Do 10.4.
Benjamin Kindervatter liest über ein
ungleiches Liebespaar und Gegensätze,
die sich anziehen: feine französische
Hochkultur versus deutsche Ruppigkeit.
Passend zur Autorenlesung gibt es
ein französisch-sächsisches Menü.
Reservierung unter:
[email protected]
Dortmund – Ekamina im Sissikingkong
0231 728 25 78
Sascha Bisley
Di 8.4. 20 Uhr
Der Ruhrbarone-Blogger verspricht eine
„aufgemotzte Lesung“ mit Fotos und
einem Filmbeitrag.
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
0201 49 32 86
Literaturcafé - „Der Dichter und sein
Henker“ von Friederich Dürrenmatt
Mi 2.4. 15 Uhr
Es lesen vor: Tania Vollmer
und Hans-Joachim Pagel
Essen – Mayersche Buchhandlung
0201 36 56 70
Die fünf Perlen
Sa 12.4. 14 Uhr
Die Essener Autorin Rike Bartlitz liest
aus ihrem Roman „Die fünf Perlen“. Ihr
Roman birgt all das in sich, was eine
gute Abenteuererzählung benötigt: Eine
Legende, eine Reise durch die Zeit, eine
abenteuerliche Suche nach einer längst
verschwundenen Muschelart und ein
Spiel mit skrupellosen Kunstjägern.
Essen – Medienforum des Bistums
0201 220 44 42
Christine Wetermann:
Da geht noch was
Di 3.4. 19.30 Uhr
„Mit 65 in die Kurve“ lautet die Unterzeile
dieses Buches, in dem sich die bekannte
Fernsehmoderatorin sehr offen mit dem
(eigenen) Altern auseinandersetzt.
Essen – Zeche Carl
0201 83 444 10
Castrop-Rauxel – Mayersche Buchhan. Robert Gwisdek aka Käptn Peng: Der
unsichtbare Apfel
0230 59 29 93 30
Sa 12.4. 20 Uhr
Jürgen Banscherus: Ein Fall für
Käptn Peng hat ohne seine Orakel von
Kwiatkowski. Detektive küsst man nicht Delphi einen Roman geschrieben. Zur
Mi 30.4. 11 Uhr
Präsentation werden Musik und Filme
Privatdetektiv Kwiatkowski ermittelt
gereicht.
mittlerweile in 23 Sprachen und
begeistert so Kinder rund um die Welt.
Herne – Alte Druckerei 1926
Dortmund – Mayersche Buchhandlung
0231 80 90 50
Kartenvorverkauf
Essen – Bürgermeisterhaus Werden
Jan Costin Wagner:
Tage des letzten Schnees
Do 3.4. 20.15 Uhr
Ein Amoklauf und die Auswirkungen der
Finanzkrise sind nur zwei Zutaten im
neuen Roman der deutschen Antwort
auf Mankell und Co.
02323 14 76 70
Petros Markaris: Abrechnung
Mi 2.4. 19 Uhr
Die Herner Buchhandlung Köthers
& Röttsches lädt zum griechischen
Abend und Markaris konfrontiert seinen
Kommissar Kostas Charitos sehr konkret
mit der Wirtschaftskrise.
Empfehlungen von Marianne Kolarik
TIPP = trailer-Empfehlung auf den Auswahl-Seiten
36
kunst & gut
Ausstellungsansicht Kunsthalle Recklinghausen (Bilder von Thomas Bechinger und Ab van Hanegem), © Kunsthalle Recklinghausen, Künstler
Das Geheimnis der Malerei
Abstrakte Malerei in der Kunsthalle Recklinghausen
Das Thema beschäftigt schon seit längerer Zeit die Kunst: Wie haben die
digitalen Möglichkeiten die „klassische“ Malerei verändert? Sehen wir heute
nicht anders als früher? Und gibt es jetzt nicht eine neue Vorstellung von der
Oberfläche, die am Monitor in einer eigenen Schönheit unbegreiflich und virtuell ist, also nicht mehr mit dem Pinsel auf die Leinwand aufgetragen wird?
Schon die Farbe als reale flüssige Substanz entfällt, der Gestus des Auftrags
und die Faktur sind folglich keine Anliegen mehr. Das eine scheint damit das
Gegenteil des anderen zu sein.
Und wenn wir das Digitale und seine Effekte nun wiederum in „echte“ Malerei
überführen? Die Kunsthalle Recklinghausen präsentiert derzeit eine Ausstellung mit Malerei, welche so wirkt, als sei sie digital gewonnen, oder jedenfalls einzelne Motive des Digitalen und des „handfest“ Malerischen aufgreift.
Kuratiert von den beiden in Köln ansässigen Malern Claudia Desgranges und
Friedhelm Falke. Die eingeladenen Künstler vertreten jeweils mit mehreren
Werken Positionen zwischen der konventionellen stofflichen Malerei, einer
reduzierten, quasi ausschnitthaften Malerei und der Erweiterung ins plastisch
Räumliche. Mitunter sprengt die Ausstellung in Recklinghausen den Rahmen
des Themas. Aber sie demonstriert in ihrer Gesamtheit, dass der MalereiBegriff heute umfassender zu verstehen ist als noch vor zwanzig Jahren.
Vielleicht am anschaulichsten kommt dies in den querformatigen Malereien
von Volker Wevers zum Ausdruck. Sie hängen gleich im Erdgeschoss. Wevers‘
Gemälde gehen von digital bearbeiteten Aufnahmen aus. Farbverläufe fließen
und verschieben sich, wobei verschiedene Ansichten übereinander geblendet
scheinen und Lichteffekte noch auf chromglänzende Oberflächen weisen.
Konträr zu dem Technoiden der Motivik, dem „Leckeren“ der Buntheit und
der verschachtelten Perspektive, behauptet sich die Malerei als sinnliches Erlebnis mit Ölfarbe auf Leinwand. Schon diese Bilder muss man im Original,
also in der Ausstellung sehen, wo ihre Stumpfheit erst wie eine Enttäuschung
wirkt und dann aber die Möglichkeiten der Malerei feiert.
37
Ein Plädoyer für die Substanz der Malerei liefert Rainer Splitt. Er macht die
Farbe „dingfest“, etwa indem er Aluminium-Tafeln in sie taucht und diese
dann ausstellt oder indem er Farbmaterie als eine riesige flache Skulptur
gießt und in den Ausstellungsraum legt. Sein Beitrag wird zur Behauptung,
dass Farbe eben nicht immateriell ist, sondern ihre eigene „reale“ Wirklichkeit
besitzt und damit augenblicklich an eine Form gebunden ist.
Den „Schulterschluss“ mit der Anmutung des Digitalen vollzieht wiederum
Paul Schwer. Schwer hat Malerei studiert und diese selbst lange praktiziert,
ehe er über den Farbauftrag auf transparenten Leinwänden allmählich den
Raum und die Leuchtkraft der Farbe für sich entdeckt hat. In Recklinghausen
zeigt er – neben einer geglückten Installation mit Neonlicht – seine dreidimensionalen, aus Kunststoff verformten „Boas“, die vielleicht wie Quallen in
der Tiefsee anmuten. Sie verschränken die auf dem transparenten Glas von
Hand aufgetragenen Farben und verleihen den Erscheinungen etwas Unbegreifliches und Entrücktes.
Neben den insgesamt zwölf malerischen Positionen, sind noch vier Videoarbeiten zu sehen, die das Verhältnis von Wirklichkeit und Künstlichkeit mit
den Mitteln des Digitalen unterschiedlich demonstrieren und so weiter die
Problematik – und die neuen Möglichkeiten digitaler Gestaltung – veranschaulichen: Für das Verständnis der Ausstellung sind sie ein Gewinn und
ohnehin ein Vergnügen. Übrigens ist eine weitere Ergänzung zur Schau in
Recklinghausen derzeit im Kunstverein Mönchengladbach zu sehen. Hier
stellen bis 4.5. Claudia Desgranges und Paul Schwer zusammen aus, frei von
einer thematischen Gebundenheit. Es gibt tatsächlich viele Wege, sich diesen
Künstlern und ihren Werken zu nähern.
THOMAS HIRSCH
„re:set – Abstrakte Malerei in einer digitalen Welt“ | bis 13.4.
Kunsthalle Recklinghausen | 02361 50 19 35
RuhrKunst
Hans Kaiser, Gethsemane , Foto: Maike Klein, Hamburg
Egbert Trogemann, Foto: © VG Bild-Kunst, Bonn
DOCK.ONE Innenansicht
Schrift und Bild
Vor den Kulissen
Forever Young
Diese Wiederentdeckung ist mehr als verdient
und der 100. Geburtstag ist ein guter Anlass.
Hans Kaiser wurde 1914 in Bochum geboren, wo
er auch aufwuchs, ehe er im Vorfeld des Zweiten Weltkrieges zunächst in die Soester Börde
und dann nach Soest umziehte und dort bis zu
seinem Tod 1982 lebte. Während das WilhelmMorgner-Haus in Soest derzeit Entwürfe und
Ausführungen zu den Glasfenstern vorstellt, mit
denen er zu Lebzeiten den größten Erfolg hatte,
widmet sich das Kunstmuseum Bochum der freien Malerei auf Leinwand und Papier. Die Ausstellung ist aber keine Retrospektive. Sie verzichtet
auf die frühen abbildhaften und die geometrisch
gegliederten Bilder und konzentriert sich stattdessen auf die Malereien, die ihren Ursprung im
Schreiben als zeichnerische Handlung haben.
Konstitutiv und stabilisierend wirkt die Schrift
auf der Bildfläche, als visuelle Erscheinung und
Ausgangspunkt, über den Kaiser in einem zügigen Duktus ein flimmerndes Bildgeschehen
gelegt hat. Mit Kalligraphie hat dies aber nichts
zu tun, auch wenn sich Kaiser mit fernöstlicher
Dichtkunst beschäftigt hat. Hingegen lässt sich
seine Malerei der Kunstrichtung des Informel
zurechnen: In der Abstraktheit der Darstellung,
im ungebundenen, geradezu lyrischen Pinselstrich und im feinen Gefühl für Farben, die oft
als Tuschflecken aufgetragen sind. Kaisers Malerei zeigt ein Blühen und Wachsen und hält
atmosphärische Stimmungen fest. Kaiser malt
Weiß um die Farbstrukturen, die auf diese Weise weiter zu Form gelangen und nun eine große
Leichtigkeit besitzen. Sie tragen meditative Qualitäten und entwickeln Bildräume, welche wie
Fenster in eine andere Welt wirken. Im Bochumer Kunstmuseum belegen dies besonders die
späten Bilder, die separiert für sich ausgestellt
sind. Sie verzichten fast ganz auf Schrift und
zeigen stattdessen monochrom blaue Bildräume,
die zwischen Meer und Himmel, Unendlichkeit
prophezeien. In den dichten, dunklen Farbflächen liegt noch Farbe wie Lichtreflexe oder
Sterne: Alles Unruhige ist hier aus den Bildern
gewichen – ein echtes Spätwerk eben.
So pur und konzentriert haben wir die medialen Illusionsräume noch nie gesehen: Egbert
Trogemann fotografiert die Settings von Fernsehshows mit ihrem Studiopublikum, aber ohne
Moderator und Gäste. Der fotografische Blick ist
stillgelegt, wir haben zur Betrachtung alle Zeit
der Welt. Trogemann wählt ein moderates Format für seine Farbfotografien, mit dem er eine
besondere Intimität schafft. Dabei nimmt er eine
überschauende Position ein, mit der er auch die
Umgebung des Podiums und die Scheinwerfer
unter der Decke zeigt. Die Lampen erzeugen ein
raffiniertes Lichtspiel in der samtenen Dunkelheit. Daraus ergeben sich stimmungsvolle Szenarien, bei dem das Publikum zu Akteuren wird,
die sich mit der Sendung identifizieren. Die übliche mediale Präsenz aus dem Fernsehen kippt;
deutlich werden hingegen die Mechanismen
der Theatralik und der visuellen Attraktivität.
Diese Fotografien, die jetzt – leider etwas verloren innerhalb der Sammlungsausstellung – im
Campusmuseum der Ruhr-Universität hängen,
hinterfragen unser Interesse am Spektakel und
seiner Inszenierung. Und wie entwaffnend Trogemanns Aufnahmen dabei sind und wie viel sie
doch über gesellschaftliche Riten aufdecken! Die
gleichwertige Fokussierung der Details, teilt Wesentliches über die Strategien der Fernsehregie
mit und geht ihren psychologischen Tricks nach.
Nebenbei liefert Trogemann eine Übersicht über
die Genres, welche die Fernsehshows heutzutage
abdecken: Wie wird eine „seriöse“ Gesprächsrunde „verkauft“ und wie muss eine Quatsch-Show
angemessen „rüberkommen“ und inwieweit ist
die Stimmung doch nur eine Illusion?
An seiner Werkgruppe „Audience“ arbeitet Egbert Trogemann übrigens seit 1999: Sie enthält
alle „Klassiker“ der hiesigen Fernsehindustrie,
von „Zimmer frei“ über „Sabine Christiansen“ bis
hin zu „Circus Halligalli“. Natürlich sind seine
Fotografien eine Dokumentation unserer Unterhaltungsindustrie, unserer Diskussionskultur,
zeigen in ihrer Kontinuität den Wandel von Modeerscheinungen und Veränderungen von Gewohnheiten. Unterhaltsam und anregend!
THOMAS HIRSCH
THOMAS HIRSCH
Die Kunst in Köln hat ihre Wurzeln bereits in der
Antike. Wahrscheinlich hat der Kunsthandel in der
Domstadt eine ähnlich lange, wenn auch eher sakrale Geschichte. Heute ist die Kunst längst in den
Börsenblättern angekommen, nach dem Hype der
80er Jahre und dem Zusammenbruch in den 90ern
bleibt aber das alte Credo von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841), dass die Kunst selbst Religion sei,
bestehen. Seit dem Ende der 60er Jahre prägt eine
überaus aktive Galerienszene das kulturelle Profil
der Rheinmetropole, die heute immer noch zu den
wichtigsten internationalen Kunsthandelsplätzen
gehört und damit locker zwei gleichzeitig stattfindende Kunstmessen vertragen kann.
In fußläufiger Nähe zur altehrwürdigen Art Cologne findet erstmals die „Kölner Liste“ im The New
Yorker | DOCK.ONE am Mülheimer Hafen statt.
Die rheinische Schwester des erfolgreichen Entdeckerformates „Berliner Liste“ will sich dort wie
in der Hauptstadt als kleines Forum für frische,
zeitgenössische Kunst mit hohem Sammelpotenzial positionieren. Soll heißen: In erster Linie sind
dort Nachwuchskünstler vertreten, die noch zu
günstigen Preisen zu haben sind. Dabei hat auch
dieses Nebeneinander bereits Tradition. Schon
1967 hatte der von den ortsansässigen Galeristen
mitgegründete „Kunstmarkt Köln“ Konkurrenz im
eigenen Umfeld. Da nie alle Galerien teilnehmen
durften, fanden sich immer alternative Angebote
im Rahmen der internationalen Messe: 1967 hieß
das „Demonstrative“ Köln, 1968 „Prospect 68“
Düsseldorf, 1969 „Neumarkt der Künste“ Köln. Irgendwie ist das Duale bis heute so geblieben.
Kurator der Messe „Kölner Liste 2014“ ist der gebürtige Rheinländer Peter Funken, der ein Stück
der Berliner Kunstszene, aber auch internationale Galerien nach Köln bringen möchte. „Mit dem
neuen Format ziehen wir in jene Stadt, der die moderne und avantgardistische Kunst in Deutschland
wie auch international so viel verdankt“, sagte er
bei der Vorstellung des Veranstaltungsortes. Der
Kunsthandel in Köln und Umgebung erhält jedenfalls wieder mal ein neues und hoffentlich attraktives Angebot, neue Entdeckungen zu machen. Einen van Gogh für zehn Millionen Euro, wie jüngst
in Maastricht angeboten, wird man da allerdings
nicht finden.
Hans Kaiser im Kunstmuseum Bochum
„Hans Kaiser – Imaginäre Räume“ | bis 27.4.
Kunstmuseum Bochum | 0234 910 42 30
E. Trogemann im Campusmuseum Bochum
„Egbert Trogemann – Audience“ | bis 27.4.
Campusmuseum der Ruhr-Universität Bochum
0234 322 67 82
38
„Kölner Liste“ parallel zur Art Cologne
PETER ORTMANN
Kölner Liste | 10.-13.4. | Opening: Mi, 9.4.,
ab 18 Uhr | The New Yorker | DOCK.ONE
Sammlung
„Ich will mit der Geste dem Bösen antworten“
Der Düsseldorfer Konzeptkünstler Mischa Kuball hat am Marler Rathaus einen
Baudelaire-Schriftzug angebracht, der die Kommune aufrütteln soll. Fehlschläge
sind dabei einkalkuliert.
Mischa Kuballs öffentliche Intervention „Les ja, dass wir nicht nur die eine Seite haben. Ich will
Fleurs du Mal (Blumen des Bösen/Blumen für also aus dem Bösen heraus, aus der Beschreibung
Marl)“ provoziert und zitiert Charles Baudelaire, heraus, mit der Geste antworten. „Blumen für Marl“
bietet jedoch zugleich Identifikationsmöglich- ist der Untertitel, und das heißt, ich will auch ein
keiten für die Menschen in Marl, die mitma- Gegengewicht zu Baudelaire schaffen. Ich glaube,
chen sollen: Partizipation und Diskussion sind dass die Marler genug kreatives Potential haben.
Das haben sie an anderen Steldie immateriellen Bausteine.
Der markante Schriftzug aus „Wir müssen also etwas tun, len schon bewiesen. Hier wird
und es reicht nicht aus, an
seit 50 Jahren der Grimme-Preis
weißen Leuchtbuchstaben, an
einer
Stelle mal was gesagt
verliehen und hier stand die erste
der oberen Fassadenkante des
oder getan zu haben“
Volkshochschule.
Rathauses angebracht, wird
zum weithin sichtbaren Hinweis
auf das städtische Skulpturenmuseum. Die links Welche Funktion haben die Blumen, die dann da
neben der Freitreppe stehende große Blumenva- sind oder auch nicht?
se ist als Angebot zu verstehen, die genannten Auf der einen Seite die Blumen des Bösen, auf der
Blumen für Marl mitzubringen und in die Vase zu anderen Seite die Rosen für direkte Demokratie –
stellen. Der Konzeptkünstler hat für Marl unter dazwischen pendelt es. Beuys hat die Rosen 1972
dem Begriff „public preposition“ ein ortsspezi- hingestellt und uns aufgefordert, an dem Begriff
fisches Konzept entwickelt: Vorschläge für die des Demokratischen, an dem in SelbstverantworÖffentlichkeit und den öffentlichen Raum. Die tung zur Arbeit gehen zu arbeiten, indem wir stäntemporär geplante Installation könnte auch auf dig diese Rose erneuern müssen. Wir müssen also
Dauer angebracht sein; die tatsächliche Verweil- etwas tun, und es reicht nicht aus, an einer Stelle
dauer will der Künstler durch die Diskussion in mal was gesagt oder getan zu haben. Das ist auch
ein steter Prozess. Darauf verweist das Projekt. Kein
Marl bestimmt wissen.
Urban Gardening, das ist nicht meine Sprache, in
trailer: Wer ist denn in Marl so böse, dass er Blu- dem Fall setze ich lieber auf den Verfall. Weil ich
sage, nur dadurch, dass der Verfall entsteht, entmen braucht?
Mischa Kuball: Ich glaube, die Stadt steht an ei- steht auch die Aufforderung, das was passieren
nem Punkt an dem es kein Zurück mehr gibt. Hier muss.
muss sich die Frage stellen, was nach dem Ende
der Kohleförderung auf Auguste Victoria passiert. Sind die Leuchtmittel als Leuchtmittel eine StraUnd ich wollte mit diesem Projekt anregen, dass tegie zur erhöhten Wahrnehmung?
diese notwendige Diskussion in Gang kommt. Das Wir sind ja durch die Aufklärung, durch den Überist nicht nur eine Diskussion von der Deutschen tritt vom Dunklen ins Helle, noch immer mit WisSteinkohle, und das ist auch nicht nur eine, die in sens- und Erkenntnisgewinn verbunden. Kant hat
es formuliert, dass alles, was sozusagen in uns ErRatszimmern passiert.
kenntnis erzeugt, es wert ist, dass wir uns damit
Ich zitiere mal Baudelaire: Des Teufels Fäden auseinandersetzen. Ich glaube, dass das Licht ein
guter Begleiter ist, denn es zeigt ja auch in der
sind‘s, die uns bewegen.
Ja. Das ist der Gegenspieler, der Thanatos, der To- Nacht, dass an diesem Ort eine Frage immer wach
destrieb, der mit dem Teuflischen, Diabolischen ver- bleibt.
bunden ist. Das ist eine Seite in uns. Aber wir wissen
Aber ist Partizipation nicht das Ende der Kunst?
Dazu wird es eine Tagung im Duisburger Lehmbruck
Museum geben, wo ich ja mit der New Pott-Präsentation nochmal andocke. Ich glaube, dass Partizipation immer da ein Mittel ist, wo es nicht um
über die Sachen sprechen geht, sondern darum, mit
den Menschen zu sprechen, mit denen ins Gespräch
kommen. Das ist nicht immer richtig, und ich habe
einen großen Respekt vor einer reinen künstlerischen Setzung, die sozusagen darauf zielt, in der
Ausformulierung, in einer Skulptur sozusagen einen
Maßstab vorzugeben, und dann müssen die anderen damit klarkommen. Hier gibt es eine erste Formulierung, und an der Ausformulierung setzt das
Partizipatorische an. Leute werden ja nicht eingeladen, den Schriftzug zu machen oder eingeladen,
Foto: Peter Ortmann
Baudelaire-Texte zu assoziieren.
39
ZUR PERSON
Mischa Kuball lebt und arbeitet in Düsseldorf. Mit Hilfe des
Mediums Licht – in Installationen und Fotografie – erforscht
er architektonische Räume und deren soziale und politische
Diskurse. Seit 2007 ist Mischa Kuball Professor an der Kunsthochschule für Medien, Köln, wo er gründete das -1/MinusEins Experimentallabor gründete.
Foto: Archiv Mischa Kuball
Warum dann Sprache, Schrift?
Weil Sprache in unserer Gesellschaft dafür steht,
dass wir uns mit etwas gerne, intensiv oder kontrovers auseinandersetzen. Dann benutzen wir diese
Kodierung, um uns Ausdruck zu verleihen. So teilen
wir uns mit. In Marl ist das Französische nicht zuhause, es gibt dazu keinen Bezug, anders als in Düsseldorf oder Köln, wo Napoleon mal durchgezogen
ist. All diese Verbindungen gibt es hier nicht, und
deswegen ist Marl so frei davon, und deshalb kann
man genau diesen Sprachsatz mit der Assonanz von
„mal“ mal eben benutzen. Aber wie ich schon sagte,
„mal du pays“ wäre in dem Fall das Heimweh, die
Sehnsucht und auf der anderen Seite ist es der Ausdruck von dem Bösen. In dem französischen Begriff
„mal“ steckt eben die Sehnsucht und das Böse.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
Mischa Kuball – „Les Fleurs du Mal“ (Blumen für
Marl) | Rathaus Marl, bis Ende 2014
Mischa Kuball – „NEW POTT – Neue Heimat im
Revier” | Lehmbruck Museum Duisburg | bis 11.5.
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/sammlung
Kunstwandel
Kunst in NRW
T. Schütte, 1981, Collection Fundacao De Serralves, Porto, © VG Bild-Kunst, Bonn, courtesy K21
Kunstsammlung NRW
Robert Kuśmirowski: Stronghold-Installation for Lyon Biennial 2011, Foto: Urbane Künste Ruhr
Morgen im Heute
Mit etwas Spaß in die Hölle
Von Thomas Hirsch
Die Quadriennale Düsseldorf steht vor der Tür: In ihrem Trailer mäandert ein
violettes Farbband durch die Stadt, markiert den städtischen Raum ebenso wie
die Museen und umgarnt ganz verschiedene Personengruppen. 13 Ausstellungsinstitute der Landeshauptstadt und ihrer
Umgebung zeigen thematisch aufeinander ab„Meilensteine der
gestimmte Gruppen- und Einzelausstellungen.
Avantgarde“
Damit soll der Kunststandort Düsseldorf mit seinen außergewöhnlich vielen Museen und Kunstinstituten vorgestellt und positioniert werden. In der dritten Auflage nach 2006 („Der Körper in der Kunst“)
und 2010 („Kunstgegenwärtig“) lautet das Motto der diesjährigen Quadriennale: „Über das Morgen hinaus. Wie sich Künstler mit der Zukunft beschäftigen
– gestern und heute“. Es geht um gesellschaftliche Utopien, um Entwürfe für
die Zukunft auf der Basis einer avantgardistischen Haltung. Vernünftigerweise
reagieren die Kunstinstitute auf dieses weitgefasste Themenfeld entsprechend
ihrer eigenen Ausrichtung. So wendet sich die Kunstsammlung NRW im K20
am Grabbeplatz dem russischen Suprematismus des frühen 20. Jahrhunderts
zu: Sie thematisiert dessen Beschäftigung mit den Dimensionen und Bedeutungen der Farbe Weiß. Gezeigt werden Werke von Kandinsky, Malewitsch
und Mondrian. Ergänzend dazu findet ein Projekt mit Olafur Eliasson, einem
weltberühmten Künstler unserer Tage statt, der nun zwischen Naturwissenschaft und reinem ästhetischen Erleben den farblichen Nuancen des Weißes
nachspüren wird.
Das K21 im Ständehaus wiederum, das mit seiner Sammlung auf die Gegenwartskunst hin ausgerichtet ist, widmet sich dem Schutzbau als Motiv der
Kunst: Als Bunker, Versteck, Gefängnis und Verschüttung mit Beiträgen von
Künstlern wie Bruce Nauman, Gregor Schneider und Christoph Büchel. Eine besondere Rolle spielt dabei die Erde mit ihren verschiedenen Bedeutungsebenen.
Überhaupt kommt Materie und Substanz eine wichtige Rolle für die künstlerische Formulierung von Zukunft zu, „Verwandlung“ ist ein zentrales Motiv für
das Spekulative. Dem geht jetzt die Ausstellung „Kunst und Alchimie“ im Museum Kunstpalast im Ehrenhof nach und verfolgt dies über die Jahrhunderte,
auch hier entsprechend der eigenen Kunstsammlung und natürlich auch mit
Joseph Beuys. Vielleicht sind dies die drei herausragenden Ausstellungen dieser
Quadriennale? Konstant hochkarätig ist aber auch die Kunsthalle, in der zudem
der „Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen“ beheimatet ist. Die beiden
dortigen Ausstellungen blicken vom Heute aus in die Zukunft und fragen nach
der Rolle des Einzelnen für die Gestaltung der Welt. Daneben ist auf eine Ausstellung hinzuweisen, auch wenn sie etwas abseits lokalisiert ist, in der Langen
Foundation auf der Raketenstation bei Neuss: Dort wird mit
Otto Piene einer der Gründer der Gruppe ZERO vorgestellt.
Diese Künstlerbewegung hat um 1960 von Düsseldorf aus
utopische Entwürfe für die Zukunft entworfen und dafür
eine eigene puristische Bildsprache entwickelt. Und auch
wenn diese bildnerischen Umsetzungen längst als Meilensteine der Avantgarde nach 1945 gelten: Die Visionen
Thomas Hirsch
selbst, die ZERO als solche im Auge hatte, sind auch heute
Kunsthistoriker,
Kurator und Journalist noch Visionen. Auch das ist Kunst.
Die Zukunft der bald postindustriellen Stadt Bochum könnte ein Donutstand
auf dem Rathausvorplatz sein. Jedenfalls wenn es nach dem britischen
Künstlerduo Heather und Ivan Morison geht. Sie planen einen solchen
US-amerikanischen Verkaufsstand als Veranstaltungsort beim diesjährigen
Detroit-Projekt, „all‘s well that ends“ ist der Titel der urbanen Intervention,
und der scheint schon ein wenig diabolisch die Zielrichtung der „Urbanen
Künste Ruhr“ zu beschreiben. Nach dem Weggang der Großindustrie und
der Ziellosigkeit politischer Visionen für das Ruhrgebiet kommt dem Projekt
bereits jetzt eine strategische Leuchturmfunktion der Kultur zugute – es
gibt jenseits der touristischen Vermarktung ehemaliger Arbeitsräume kapitalistischer Ausbeutungsfabriken nämlich nichts mehr, was wenigstens in
eine bronzene Zukunft zeigen würde. Also ist es leichter, man manipuliert
die Realität, manipuliert den Blick auf Umfeld, manipuliert sich selbst und
die Zukunft der Städte im Ruhrgebiet. Denn: „Lösungen haben wir auch
nicht“, sagt Intendant Anselm Weber bei der Vorstellung des Projekts in seinem Bochumer Schauspielhaus und begründet die Zusammenarbeit mit den
„Urbanen Künsten“ als eine logische Entwicklung für die Ausrichtung eines
Theatertankers für die nächsten Jahre. Die Zeiten, in denen das Schauspiel
ausschließlich in seinem eigenen geschützten Umfeld agiere, seien endgültig vorbei und kämen auch nie wieder.
„Quadriennale Düsseldorf – Über das Morgen hinaus“ | 5.4. bis 10.8.
Düsseldorf | 0211 899 99 07
Das Detroit-Projekt | 26.4.-5.7. | Eröffnung: 26.4. (Bergbaumuseum)
Bochum | 0234 33 33 55 55
Die Quadriennale in Düsseldorf
Das „Detroit-Projekt“ sucht die künstlerische Partizipation
Das im April beginnende Sommerfestival ist die zentrale Veranstaltung des
Detroit-Projekts. Die Kuratoren Katja Aßmann, künstlerische Leiterin von
Urbane Künste Ruhr, Olaf Kröck und Sabine Reich, geschäftsführende Dramaturgen des Schauspielhauses Bochum, wählten gemeinsam mit ihren
europäischen Kollegen aus weiteren Opel-Städten Paul Domela (Großbritannien), Marta Keil (Polen) und Alberto Nanclares der Gruppe Basurama
(Spanien) die beteiligten Künstler und Partner aus und entwickelten ein
umfangreiches Programm für alle Einwohner der Stadt sowie der Region.
Über 20 Kunstprojekte internationaler und nationaler Künstler werden
dazu im Bochumer Stadtraum realisiert. Am auffälligsten wird dabei die
LED-Installation des britischen Kunst- und Theatermachers Tim Etchells. Er
installiert den Schriftzug „How love could be“ am Förderturm des Bergbaumuseums und will damit am Wahrzeichen vielleicht die Frage nach der
Bewältigung des gesellschaftlichen Wandels beantworten. Damit schließt
sich der Kreis der manipulativen Strategie, denn dieser Förderturm hat dort
eigentlich nie etwas befördert, eben nur die Besucher in eine virtuelle Bergbauwelt, tief unter der Erde. Wo wir wieder in der Hölle angekommen sind
und beim wahrscheinlich größten Highlight des Festivals – dem Keller der
berühmten Zeche 1. Hier baut der polnische Installations-Tausendsassa Robert Kuśmirowski nämlich den Ort der Verdammnis auf. Eine perfekte Illusion zwischen barockem Exzess und dem detailreichem Irrwitz eines Blendwerks. So wird die Zukunft des Ruhrgebiets mit Aspekten von Transität,
Verschwinden und Tod sichtbar. Das sollte sich niemand entgehen lassen.
PETER ORTMANN
40
Kunstkalender
KÖLN – Museum Ludwig
www.museum-ludwig.de
Pierre Huyghe 11.4.-13.7.
Ein Einblick in das poetische Werk des
französischen Künstlers, der Pflanzen
und Tiere einbezieht und Alltägliches in
besondere Ereignisse verwandelt
KÖLN – Photographische Sammlung
www.sk-kultur.de
August Sander bis 3.8.
Zum 50. Todesjahr sind mehrere
Werkgruppen des berühmten, in Köln
ansässigen Fotografen zu sehen, der mit
seinen Porträts bekannt wurde
KÖLN – Rautenstrauch-Joest-Museum
www.museenkoeln.de
Made in Oceania bis 27.4.
Thematisiert wird der Tapa, ein rötlicher
Stoff, der aus der Baumrinde gewonnen
ist und in der Pazifikregion im
alltäglichen Leben und im Kunstbetrieb
verwendet wird
MÜLHEIM – Kunstmuseum
www.muelheim-ruhr.de
August Macke bis 27.4.
Eine Ausstellung zum rheinischen
Expressionisten (1887-1914), der der
Künstlergruppe Blauer Reiter verbunden
war, aus dem Bestand der Stiftung
Ziegler
NEUSS – Langen Foundation
www.langenfoundation.de
K.O. Götz, Dantons Tod, 1960, Mischtechnik auf Lw, Sammlung Ströher, Darmstadt, (Ausschnitt) © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Olaf Bergmann, Witten
Museumslandschaft NRW
BERGISCH-GLADBACH – Villa Zanders
DÜSSELDORF – K20
HAGEN – Osthaus Museum
www.villa-zanders.de
www.kunstsammlung.de
www.osthausmuseum.de
Monika Grzymala bis 1.6.
Die junge deutsch-polnische Künstlerin
mit Prägungen im Papier und
ortsbezogenen Installationen, die sich
aus Klebeband in den Raum hinein
entwickeln
Weißer Abgrund Unendlichkeit 5.4.-6.7.
Anhand von Werken von Kandinsky,
Malewitsch, Mondrian werden
Bedeutung und Darstellungsmodi der
Farbe Weiß im frühen 20. Jahrhundert
untersucht
Christian Rohlfs bis 4.5.
Das druckgrafische, zwischen 1908 und
1926 entstandene Werk von Rohlfs,
der sein Atelier im damaligen Museum
Folkwang in Hagen hatte
BOCHUM – Kunstmuseum
DUISBURG – Museum Küppersmühle
www.kunstmuseumbochum.de
www.museum-kueppersmuehle.de
Hans Kaiser bis 27.4.
Werkschau zum 1914 in Bochum
geborenen Maler, der ausgehend vom
Informel auch gegenständlich und
skriptural gearbeitet hat
K.O. Götz bis 15.6.
Retrospektive zum 100. Geburtstag des
Pioniers der Informellen Malerei, der mit
breiten, ausgreifenden Pinselschwüngen
zwischen Fläche und Raum vermittelt
BONN – Bundeskunsthalle
DUISBURG – Lehmbruck Museum
www.kah-bonn.de
www.lehmbruckmuseum.de
Kasimir Malewitsch bis 22.6.
Werküberblick mit 300 Gemälden,
Grafiken und Skulpturen des berühmten
Hauptvertreters des Suprematismus und
der sowjetischen Avantgarde
Hans im Glück bis 22.6.
Themenausstellung anlässlich der
Duisburger Akzente, die dem Verhältnis
von Kunst und Kapital seit Fluxus und vor
allem in der Gegenwartskunst nachgeht
BONN - LVR-LandesMuseum
www.landesmuseum-bonn.lvr.de
Claudia Desgranges 8.4.-1.6.
Die Kölner Malerin thematisiert das
Ereignis der Malerei mittels seiner
eigenen grundsätzlichen Faktoren, in
radikal gegenstandsfreien Darstellungen
HERFORD – MARTA
www.marta-herford.de
Booster bis 1.6.
Thema sind mobile Soundsysteme wie
die Jahrmarktorgel, der Plattenspieler
oder der Ghettoblaster und ihr Einsatz in
der Kunst von Kurt Schwitters bis heute
HERNE – Flottmann-Hallen
www.flottmann-hallen.de
Bernd Damke bis 27.4.
Werkschau zum 75. Geburtstag des
Farbfeldmalers mit seinen signalhaften
Darstellungen, parallel auch in der
Städtischen Galerie in Herne
KLEVE – Museum Kurhaus
ESSEN – Museum Folkwang
www.museumkurhaus.de
www.museum-folkwang.de
Albert Oehlen bis auf weiteres
Oehlen, der seine eigenen Gemälde am
Computer entwickelt, mit einer selbst
kuratierten Auswahl seiner Bilder und
seiner Sammlung an Malerei
David Novros bis 9.6.
Der New Yorker Hauptvertreter der
Farbfeldmalerei (geb. 1941) mit einer
Retrospektive seiner mehrteiligen Bilder
und einer neuen Wandmalerei
KÖLN – Deutzer Messehallen
DORTMUND – Museum Ostwall
ESSEN – Ruhr Museum
www.museumostwall.dortmund.de
www.ruhrmuseum.de
Winter/Hörbelt 5.4.-28.9.
Das Frankfurter Künstlerduo arbeitet
bevorzugt mit alltäglichen Materialien,
skulptural und monumental, wobei der
Besucher auf die Arbeiten zugreifen kann
Ausgewählt bis 27.4.
Anhand von 200 Exponaten der
vorindustriellen Zeit wird ein Einblick
in die Sammlungen des Ruhr Museums
vermittelt
Art Cologne 10.-13.4.
Die hierzulande wichtigste Kunstmesse,
bei der internationale Galerien
zeitgenössische Kunst präsentieren.
Weitere Galerien stellen parallel auf der
„Kölner Liste“ aus
DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast
HAGEN – Emil Schumacher Museum
KÖLN – Käthe Kollwitz Museum
www.smkp.de
www.esmh.de
www.kollwitz.de
Kunst und Alchemie 5.4.-10.8.
Als Beitrag zur Quadriennale wird das
Geheimnis der Ver- und Umwandlung
von Stoffen in der Malerei und der
Skulptur über die Jahrhunderte
geschildert
Schwarz Sehen! bis 8.6.
Emil Schumachers schwarze Gouachen
aus den 1980er und 1990er Jahren,
die Licht als freie Landschaften und
Abstraktionen sichtbar werden lassen
Emil Orlik bis 27.4.
Der deutsch-böhmische Künstler
(1870-1932) mit seinen v.a. von Reisen,
besonders einem Japan-Aufenthalt,
beeinflussten farbigen Druckgrafiken
www.artcologne.com
41
Otto Piene 5.4.-10.8.
Der wichtige Pionier der Avantgarde
der 1950er und 1960er Jahre und
Mitbegründer der ZERO-Gruppe mit
seinen aufblasbaren Skulpturen der
Sky Art
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Andy Warhol bis 18.5.
Der große Andy Warhol mit seinen
wichtigen Siebdrucken und LeinwandArbeiten, mit denen er die Pop Art
mitbegründete und definierte
REMAGEN – Museum Rolandseck
www.arpmuseum.org
Rendez-vous des amis bis 1.6.
Die in Teilen neu konzipierte
Sammlungspräsentation mit Hans Arp
und Sophie Taeuber-Arp im Dialog mit
ihrem Künstlerfreund Alexej Jawlensky
SIEGEN – Museum für Gegenwartskunst
www.mgk-siegen.de
Victor Burgin bis 15.6.
Die erste Retrospektive des wichtigen,
1941 geborenen, britischen Theoretikers,
Konzeptkünstlers, Foto- und
Videokünstlers in Deutschland
WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum
www.von-der-heydt-museum.de
Menschenschlachthaus 8.4.-27.7.
Die Schrecknisse und Gräueltaten
des Ersten Weltkrieges anhand von
Dokumenten und Meisterwerken der
deutschen und französischen Kunst
WUPPERTAL – Neuer Kunstverein
www.neuer-kunstverein-wuppertal.de
Christian Schreckenberger bis 6.4.
Eine Installation des Düsseldorfer
Bildhauers, die mit minimalen Mitteln
ein ungelöstes Rätsel schafft und dabei
Alltägliches beleuchtet
WUPPERTAL – Kunsthalle Barmen
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
Sabine Moritz bis 29.6.
Die Kölner Malerin und Zeichnerin mit
ihren atmosphärisch dichten Malereien,
die mit ihren realistischen Schilderungen
kollektive Vorstellungen auslösen
Empfehlungen von Thomas Hirsch
Magenbitter
Werden wir alle als unbezahlte Handlanger für weiche Standortfaktoren missbraucht?
Die Hasen kommen
Der Mythos von fröhlicher Schufterei
Von Peter Ortmann
Da haben sie mich doch tatsächlich mitsamt meinem Anhänger von
der A43 gefischt. In einer schwarzen Limousine süddeutscher Baureihe,
mit frisch polierter Kelle und freundlicher Aufforderung, mal hinterher
zu fahren. Nun ja, da ich weder Diebesgut noch Drogen im Auto hatte,
dachte ich mir, Flucht ist mit meinem Diesel kaum zu realisieren, also
Blinker raus und sehen wohin die Fahrt kurz vor Münster wohl enden
mag. Ich war natürlich zu schnell unterwegs gewesen, nein, das schicke
Video wollte ich nicht sehen, zahlen und fröhlich sein ist die Devise, allerdings habe ich bei der freundlichen Kontrolle festgestellt, dass meine
Anhängerkupplung ziemlich angerostet ist, nichts was Besorgnis erregt,
eher optisch peinlich. Was ist zu tun? Abschleifen und Rostschutzfarbe
drauf. Mattschwarz lackieren und schon habe ich einen echten Beuys unterm Kofferraum und ich nenne meinen Felgenschlüssel jetzt
Braunkreuz. Wie das geht? Das Rätsel um die geheimnisvolle Farbe
habe ich im Werk des Meisters gelöst. Bei dem oft genutzten dunkelrot-braunen Farbton handelt es sich wohl um ein damals handelsübliches Rostschutzmittel. Ein Student der Hochschule Rhein-Waal soll
das im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit durch physikalisch-chemische
Untersuchungen herausgefunden haben. Auch im „Das Schweigen von
Marcel Duchamp wird überbewertet“ findet sich die Farbe – mein alter
Kadett (leider längst in China als Stahlträger wiederverwertet) hatte
sie wohl auch. Eisen, Zink und Chrom waren drin. Der Krefelder Josef
war eben ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Es war Teil seiner Arbeit,
dass seine kunstvollen Mythen künstlich waren. Dass jedoch die Arbeit
im Ruhrgebiet künstlich zum Mythos gemacht wird, entwickelte sich
längst zur endlosen Farce: Das Statement bin ich meiner Vätergeneration einfach schuldig.
Und es fügt sich die Rettung des verordneten Mythos auch nicht im
Trivialen. Nicht in der Erinnerung an die Wasserbude an der Ecke, schon
gar nicht an die Scheißmaloche in Zeche und Stahlwerk. Kein Mensch
wäre damals auf die Idee gekommen in einem zukünftigen touristischen Zielgebiet zu leben und irgendwie haben auch heute noch viele
eklatante Schwierigkeiten damit zu tun. Vielleicht ist das ja – ist ja
auch bald Ostern – wie mit den Hasen, die schokoladige Eier legen.
Alle folgen dem Brauch, glauben tut den biologischen Unsinn niemand,
nicht einmal die Kindergartenkinder. Wollen wir uns also tatsächlich
alle nur noch als Museumswärter einer untergegangen Kapitalismusstruktur bewerben? Dieser Gedanke kroch in mir hoch, als ein Freund
aus Norddeutschland mir unvermittelt die Frage „Wie ist das denn in
so einem Großraum-Museum zu leben?“ stellte. So hatte ich das noch
nie gesehen. Kann es sein, dass wir alle als unbezahlte Handlanger für
weiche Standortfaktoren missbraucht werden? Und das diese Choreografie des übertünchten Niedergangs immer weiter getrieben wird?
Erst Kohle, dann Stahl und nun die Fertigungsstraßen für Automobile?
Opel in Bochum, bald sandgestrahlte Hallen für diese immer gleichen
Kulturveranstaltungen oder touristischen Parcours, die zeigen wo einst
die B-Säule im Kadett eingeschweißt wurde? Langsam zerquetsche ich
den Schokohasen.
APR 10 – 13
42
Auswahl
Auswahl
BOCHUM
CHRISTUSKIRCHE
So 13.4. 19 Uhr
UNMAP/Urban Urtyp # 35
Umgang mit Kunst. Zugleich sind weitere
Bevölkerungsschichten angesprochen,
hin zum (vermeintlichen) Verschwinden
der Kunst. Ausgestellt sind insgesamt 17
künstlerische Beiträge.
Infos: 0234-910 42 30
ROTTSTR 5 THEATER
Fr 25.4. 19:30
Songs & Lyrics by…
Foto: Andrea Huyoff
UNMAP – das sind die irische Sängerin
Marie¬chen Danz, der Geiger der Band
„Bodi Bill“, Alex Stolze, Thomas Fietz und
Matthias Geserick. Geplant war das Projekt „neue Band“ nicht, es entstand quasi
durch Zufall, durch die Zusammenarbeit
zwischen Danz und Stolze. Und aus Unvorhergesehenem kann manchmal etwas
richtig Gutes werden: UNMAP überzeugt
mit Dramatik und Düsternis auf höchstem Niveau. Die Zuhörer werden mitgerissen von fesselndem Elektronik-Soul
und drohendem Kammerpop. Im Rahmen
der Urban Urtyp-Reihe präsentieren UNMAP ihre detailreiche und brillante musikalische Zusammenarbeit mit Elementen
des R&B, Hip Hop und Noise.
Infos: 0234 962 904 19
HERMANNSHÖHE 42
Ab Do 17.4.
Die Terrakotta Armee
Foto: AKAFÖ/boskop
Liedermacher haben’s oft nicht leicht.
Nur mit einer Gitarre und den selbst ausgedachten Texten bewaffnet müssen sie
ein ganzes Publikum bei Laune halten.
Die Bezeichnung Singer/Songwriter hat
sie in den letzten Jahren auch hierzulande wenigstens ein bisschen cooler klingen lassen. Doch innerhalb des Genres
verbergen sich zweifelsfrei eine Menge
lyrisch-musikalischer Talente, denen leider häufig die verdiente Öffentlichkeit
verwehrt bleibt. Das Rottstr 5 Theater
und das Kulturbüro boskop wollen dies
ändern und lassen daher nun monatlich zwei Vertreter der Spezies Singer/
Songwriter auftreten, die ein kurzes Set
spielen und mit den Gastgebern Max Florian Kühlem und Matthias Rongisch über
eigene Texte und solche, die sie inspiriert
haben, sprechen.
Infos: 0234 912 81 21
ROTUNDE
Di 8.4. 20 Uhr
Jochen Rausch: Krieg
Die Chinesen kommen! Was auf dem Gebiet der Wirtschaft häufig als Bedrohungsszenario für heimische Unternehmen heraufbeschworen wird, muss im
Falle dieser Armee niemanden beunruhigen. Im Gegenteil: gerne wird von der
größten archäologischen Entdeckung des
20. Jahrhunderts gesprochen, wenn es
um die Armee der Terrakotta-Krieger
geht, die nun für einige Monate als touristisches Highlight nach Bochum kommt.
Zufällig wurde in Zentralchina 1974 das
Mausoleum aus mehreren Tausend lebensgroßen Tonsoldaten entdeckt. 150
originalgetreue Nachbauten und ca. 1000
Figuren als Modell in Schlachtformation
sowie weitere Artefakte werden als
Nachfolge der Körperweltenausstellung
nun in Bochum präsentiert und vermitteln ein beeindruckendes Bild eines über
2000 Jahre alten fernöstlichen Reiches
mitsamt seiner Kultur.
Der Wellenchef von 1Live (siehe auch Literaturportrait in trailer 11/2013) präsentiert seinen neuen Roman, in dem er ganz
konkret den Afghanistan-Krieg in einen
literarischen Psycho-Thriller einbindet.
Dabei geht er mit seinen Lesern und Zuhörern nicht an den Hindukusch, sondern
lässt Tod und Trauma in Deutschland
wirken, eine Familie zerstören und einen
desillusionierten Vater selbst in der Einöde verschneiter Berge keinen Frieden
finden.
Infos: 0234 961 66 20
VERSCHIEDENE ORTE
26.4.-5.7., unterschiedliche Zeiten
Das Detroit-Projekt
Heather & Ivan Morison: Black Pleasure, 2013,
Eastside Projects, Birmingham, © H. & I. Morison
Das Schauspielhaus Bochum und Urbane
Künste Ruhr sind die Veranstalter dieses
Sommerfestivals auf den Straßen und an
20 Orten in Bochum. Intention ist, die
Einwohner zur Mitwirkung am industriellen Wandel zu ermutigen. Zu den
eingeladenen Künstlern gehören Robert
Ku mirowski, Heather und Ivan Morison
sowie Ari Benjamin Meyers. Am Samstag,
26. April beginnt das Festival ab 19 Uhr
mit einem Motown-Barbecue vor dem
Bergbau-Museum. Um 21 Uhr wird das
Kunstwerk How Love Could Be von Tim
Etchells beleuchtet.
Infos: 0234-33 33 55 23
ZECHE
Di 8.4. 20 Uhr
Gazpacho
SCHAUSPIELHAUS
Fr 4.4. 19.30 Uhr, So 6.4. 17 Uhr, Sa 19.4.
19.30 Uhr (Premiere: 16. März)
Amphitryon
KUNSTMUSEUM
bis 27.4. Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr
Bochumer Künstlerbund
Als thematischer Begriff der Jahresausstellung des Bochumer Künstlerbundes
(bkb) war „Spielraum“ vorgegeben. „Spielen“ kann die aktive Teilhabe der Besucher ebenso bedeuten wie eine Plattform
zum Durchführen von Spielen, immer ist
darin das Experiment enthalten und das
Durchkreuzen traditioneller Konzepte im
Amphitryon annimmt, um mit dessen
Frau eine Liebesnacht zu verbringen.
So nimmt das Verwirrspiel zwischen
Amphitryon und seiner geliebten Gattin Alkmene seinen Lauf. Ähnlich verwirrend geht es auch für Amphitryons
Diener Aosias zu, dem der Zugang zu
seinem Haus verwehrt wird, weil dort
bereits sein Doppelgänger haust. Neben diesem unglaublichen Verwirrspiel
steht vor allem das Verlangen nach der
echten, wahren Liebe im Vordergrund,
die Liebe, die nicht nur aufgrund von
Macht und Reichtum entsteht, sondern
um „seiner selbst willen“. Regisseurin
Lisa Nielebock führt Regie in Molierés
Gesellschaftskomödie, die von Heinrich
von Kleist bearbeitet wurde.
Infos: 0234 33 33 55 55
Foto: Birgit Hupfeld
Auch als Gott ist man nicht grundsätzlich glücklich. Diese Erfahrung muss
Jupiter machen, der die Gestalt des gerade von der Schlacht heimgekehrten
43
Foto: Marcus Holland-Moritz
Bunt, frisch und variationsreich wie ein
Gazpacho – das ist die aus Oslo stammende Neo-Prog-Band mit Jan-Henrik Ohme
(Gesang), Jon-Arne Vilbo (Gitarre) und
Thomas Andersen (Keyboards, Produzent).
Seit 1996 sind die drei Musiker das stetige Ensemble der norwegischen Combo,
bis Mikael Krømer (Geige, Coproduzent),
Robert R. Johanson (Schlagzeug) und Kristian Torp (Bass) schließlich als weitere
feste Mitglieder der Band hinzukamen.
Faith No More, Pink Floyd oder Kraftwerk
sind nur einige der musikalischen Einflüsse, die die Norweger inspirieren. Mit
einigen Alben, zum Beispiel das 2012 erschienene „March of Ghosts“, machten sie
von sich reden. Aktuell sind sie mit ihrem
neuesten Werk „Demon“ auf Tour. Ein Album, das abenteuerlicher und teuflischer
wird als alles bisher Gehörte.
Infos: 0234 720 03
DORTMUND
FZW
Do 3.4. 20 Uhr
Judith Holofernes
„Kamikazefliege“ war ihre erste SoloEP, noch bevor sie mit „Wir sind Helden“ durchschlagenden Erfolg feierte.
Schon damals, das war 1999, prägte
die ehemalige Frontfrau der deutschen
Helden-Band diese Leichtigkeit, gepaart
mit einem Touch Melancholie und Gesellschaftskritik. Nun, 14 Jahre später,
versucht Judith Holofernes es erneut.
Anfang des Jahres erschienen die ersten
beiden Singles ihres geplanten Albums
„Ein leichtes Schwert“. Unverhofft, so
konnten ihre Fans es feststellen, kommt
oft und so überraschte Holofernes ihre
Anhänger mit der Nachricht, bald wieder
auf der Bühne zu stehen. Die ehemalige
Frontfrau der 2012 aufgelösten Band Wir
sind Helden ist der erste Coup gelungen:
Die Fans dürfen sich endlich auf ihre
Rückkehr in die Musikwelt freuen.
Infos: 0231 286 80 89 10
FZW
Do 10.4. 19 Uhr
Bierschinken eats FZW
Die Band Pascow. Foto: Kay Oezdemir
Punk‘s not dead! Das beweisen seit 14
Jahren die Macher vom BierschinkenMagazin, das sich der Musik mit den drei
Akkorden verschrieben hat. Zum siebten
mal findet nun schon das exquisite Festival „Bierschinken eats FZW“ statt. Viel
Leidenschaft für das melodisch-muntere
Geschrammel kommt zusammen, wenn
zahlreiche Bands von unterschiedlicher
Güte, aber immer mit toll klingenden
Namen aus diversen Himmelsrichtungen
nach Dortmund anreisen. Neben den
Headlinern „Pascow“, die ihr neues Album im Gepäck haben, darf man sich
auch auf das „Chuck Norris Experiment“
aus Schweden freuen. Weitere Teilnehmer: „The Grabøwkis“, „Mann kackt sich
in die Hose“ und „Die Eule im Bart des
Judas“. Wer sich für diese Konzert-Orgie
entscheidet, bekommt für kleines Geld
viel Musik und ganz sicher großen Spaß
geboten.
Infos: 0231 17 78 20
FZW
Mo 28.4., 20:00 Uhr
Maeckes
Mit Maeckes besucht an diesem Abend
ein echtes Multitalent die Halle des FZW:
Eigentlich ist der Stuttgarter Rapper und
Produzent, erfolgreicher Solist und auch
mit seiner Crew „Die Orsons“ bekannt.
Aktuell versucht sich Maeckes mit seinem unlängst erschienenen Album „Zwei“
Auswahl
aber wieder am Singer/Songwriter-Fach.
Mit seiner Gitarre wird er auch das Konzert in Dortmund bestreiten. Wer darauf
keine Lust hat, hat am selben Abend im
kleineren Club des FZW eine weitere
Konzert-Option: Dort spielt die großartige US-Poetry-Indie-Band „Listener“.
Infos: 0231 17 78 20
durch die Gassen abseits touristischer
Landmarken der syrischen Hauptstadt
führen. Und einen augenzwinkernden
Seitenblick auf deutsche Gewohnheiten
darf man durchaus auch erwarten…
Infos: 0234 905 61 66
MUSEUM OSTWALL
5.4.-28.9., Di-So 11-18, Do, Fr 11-20 Uhr
HARENBERG CITY CENTER
Winter/Hörbelt: Körpermaumau
Fr 25.4. 20 Uhr
Rafik Schami: Der poetische
Spaziergang
Winter/Hörbelt, Körpermaumau, 1998/2013,
© VG Bild-Kunst, Bonn
Rafik Schami nimmt das „Erzählen“
wörtlich. Schon seine Lesungen leben
von Abschweifungen und Anekdoten,
liegt das Buch mehr dekorativ auf dem
Tisch, als dass es seinen wachen Augen
Halt bieten müsste. Seine Bücher sind allesamt Liebeserklärungen an Damaskus.
Und so lädt Schami in Dortmund sein
Publikum zu einem Spaziergang durch
seine Heimatstadt ein. Ebenso informativ wie lebendig und humorvoll, wird er
seine Zuhörer bei der Hand nehmen und
Spätestens seit ihren „Kastenhäusern“,
die Wolfgang Winter und Berthold Hörbelt zu den Skulpturprojekten 1997 in
Münster im Außenraum errichtet haben,
gehören die beiden Frankfurter Künstler
(*1960 / *1958) zu den wichtigen Vertretern einer architektonischen, dabei
„benutzbaren“ Skulptur: Grundmaterial
ihrer Pavillons waren Getränkekästen,
die sie gestapelt hatten. Der Besucher
kann die temporären Bauten berühren,
sie durchqueren und partiell vielleicht
sogar verändern. Nun also auf Ebene 6
des Dortmunder U.
Infos: 0231-502 47 23
OPERNHAUS DORTMUND
So 6.4. 18 Uhr, Mi 30.4. 19.30 Uhr
Aschenputtel (La Cenerentola)
Sie hat viele Namen, doch die Geschichte
bleibt die gleiche: Egal ob Aschenputtel,
Cinderella oder Cenerentola, Groß und
Klein kennt das Märchen von der armen
Stieftochter, die für ihre Stiefschwestern
und – in der Variante des Komponisten
Rossini – dem Stiefvater Dienst tun
muss, bis sie eines Tages einen Prinzen
kennenlernt und sich von der schüchternen Dienstmagd zur selbstbewussten
Frau entwickelt. Die 1817 komponierte
Opernfassung beinhaltet alles, was das
Herz begehrt: Von temporeichen Arien,
onomatopoetischen
Klangvariationen
bis hin zu den romantischen und emotionalen Momenten, die die Beziehung
zwischen dem Prinzen und seiner Herzensdame untermalen. Nicht nur für
Opernliebhaber ist dieses musikalische
Highlight ein Tipp.
Infos: 0231 502 72 22
SCHAUSPIEL DORTMUND
Ruckedigu, Blut ist hier nicht nur im
Schuh, sondern überall verteilt. Unter der
Regie von Claudia Bauer verschmelzen die
Märchen der Gebrüder Grimm mit dem
Gedichtszyklus „Verwandlungen“ von Anne
Sexton zu einer Geisterbahn-Psychoanalyse, die nicht mit Splattereffekten spart.
Neben drogenberauschten Zwergen, einer
Prinzessin mit Pumpgun und einem fabelhaften Einhorn in Feinrippunterwäsche
lohnt das Märchenmassaker auch wegen
der Live-Band. Alexander Hacke (Einstürzende Neubauten), Mick Harvey (Bad
Seeds) und die Multimedia-Performerin
und Love-Parade-Mitbegründerin Danielle
De Picciotto untermalen das Stück musikalisch.
Auch die Zuschauer werden sich nach
diesem genialen Spektakel beim Gang aus
dem Saal die Frage stellen: Ist die Welt
noch da?
Infos: 0231 502 72 22
SCHAUSPIELHAUS
Di 1.4. bis Fr 4.4. 11 Uhr, So 6.4. 18 Uhr
First Person Shooter
So 13.4. 18 Uhr
Republik der Wölfe
Foto: Birgit Hupfeld
Nicht mehr brandaktuell sind die Diskussionen um die sogenannten Ego-Shooter, bei
denen junge Menschen Stunden um Stunden vor dem Rechner verbringen, um in ei-
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44
ner virtuellen Welt Blutbäder anzurichten.
Haben diese Spiele Auswirkungen auf das
reale Leben? Verschwimmt irgendwann die
Grenze zwischen Realität und dem Virtuellen? Das im Jahre 2010 uraufgeführte
Stück von Paul Jenkins handelt von Adrian, genannt Ade, der immer mehr in seiner
Computerwelt zu versinken und den Bezug
zur Realität zu verlieren droht. Kann Tom,
ebenfalls Computerfreak und Arbeitskollege der Mutter, Adrian wieder ins wahre
Leben zurückholen? Und dann ist da noch
Managerin Maggie, die sich für eine technische Entwicklung von Tom interessiert.
In der Inszenierung von Johanna Weißert
werden die Fragen nach der Zukunft unserer Welt gestellt: Werden es Computer
sein, die uns bald steuern und wie kann
man noch zwischen Spiel und Ernst unterscheiden?
Infos: 0231 502 72 22
SUBROSA
So 17.4. 20 Uhr
Stacie Collins
sehnliche Erfolge einheimsen können,
mit der dritten Platte „Someday, The
Moon Will Be Gold“ wagt er nun auch
den Sprung nach Europa. Natürlich hat
Mattson „Conor Oberst“ und seinen
„Bright Eyes“ aufmerksam zugehört,
seine Einflüsse reichen aber auch weiter in die Vergangenheit bis hin zu Bruce Springsteen und seinem Landsmann
Leonard Cohen. Tags darauf kann man
Kalle Mattson auch noch im Dortmunder Sissikingkong sehen.
Infos: 0203 363 28 82
WESTFALENHALLEN
Do 17.4. 19.45 Uhr
In Extremo
Foto: Maarten Corbijn
Sie gilt als eine der erfolgreichsten Bands
Deutschlands und sie ist sicherlich die
erfolgreichste Band aus der Mittelalterrock-Szene. Seit 1997 verbinden die
sieben Bandmitglieder um Frontsänger
Michael Robert Rhein, auch „Das Letzte Einhorn“ genannt, mittelalterliche
Klänge mit Elementen der Rockmusik.
Bekannt ist die Band durch die Pyrotechnik, die sie bei Live-Konzerten einsetzen.
„Weckt die Toten!“, „Sünder ohne Zügel“
oder „Mein rasend Herz“ sind nur einige
der Alben, die die Band in den letzten
Jahren veröffentlichte. Im September
2013 erschien ihr aktuellstes Werk mit
dem Titel „Kunstraub“. Ihre neuesten
musikalischen Kompositionen werden sie
auch auf der gerade begonnenen Tour
vorstellen, die dieses Mal zum ersten
Mal auch nach Russland und in die Ukraine führt. Mittelalterfans und Rockbegeisterte dürfen sich auf feurig-explosive
Konzerte freuen.
Infos: 0231 120 40
LEHMBRUCK MUSEUM
bis 22.6., Mi-Sa 12-18, Do 12-21,
So 11-18 Uhr
Hans im Glück
Die Ausstellung untersucht, wie wir Objekten und Gegenständen einen Wert
zwischen materiellem Gewinn und geistigem Besitz beimessen und geht dem
mit künstlerischen Beispielen in den
unterschiedlichen Ismen von der FluxusBewegung (u.a. mit Robert Filliou und
Takako Saito) bis heute nach. Zugleich
stellt das Lehmbruck Museum einen Zusammenhang der verschiedenen künstlerischen Medien her, deren Verwendung
in der Gegenwart zunehmend verfügbar
geworden ist. Die Ausstellung findet im
Rahmen der 35. Duisburger Akzente statt.
Infos: 0203 283 32 06
PULP
So 27.4. 20 Uhr
Monsters of Liedermaching
Ein sechsköpfiges Sammelsurium eigenwilliger Charakterköpfe, das sind die „Monsters of Liedermaching“. Überwiegend
aus dem Norden der Republik stammend,
haben sich Fred, Burger, Tottovic Kalkül,
Pensen, Labörnski und Rüdiger Bierhorst
vor 10 Jahren dank einer glücklichen Fügung vereint, um gemeinsam statt allein,
das Genre der Singer/Songwriter mit ihren
Liedern zu bereichern. Die Texte changieren zwischen Albernheit, Blödsinn und
Nonsens, warten aber immer wieder mit
genialisch anmutenden Bonmots und hellsichtigen Alltagsbeobachtungen auf. Das
Gesamtergebnis wird, wie bei Liedermachern üblich, von Gitarrenklängen begleitet und findet in Songs wie „Salamandervorhautdiät“ deutschlandweit Beachtung
und Fans. Die Belohnung: 2012 ging’s rauf
bis Platz 18 in den Albumcharts.
trailer verlost 3x2 Karten + je
1 Album „10 Jahre Monsters of
Liedermaching“. E-Mail bis 13.4.
an [email protected],
Kennwort: „Monsters“
Foto: Staci McQueen
Sie bezeichnet sich selbst als American
Roots Rocker. Das trifft es ganz gut, denn
rocken tut die Dame aus Nashville definitiv. Unüberhörbar sind aber auch die
„südlichen“ Elemente in ihrer Musik, die
dann immer wieder an Country und dessen verwandte Spielarten erinnern. Eine
weitere Komponente ihres eigenen Stils
ist der Blues, den sie dank ihrer Fertigkeiten auf der Mundharmonika gekonnt
einfließen lässt. Der Grundrhythmus der
Musik aber ist schnell, laut und wild. Unterstützt von einer erstklassigen Rock n‘
Roll-Band bringt sie bei ihren Konzerten
so manchen Saal zum Kochen, wobei sie
auch gerne mal die Tische erklimmt. In
der engen Hafenschänke kann es daher
durchaus passieren dass die Frau mit der
kraftvollen Honky-Tonk-Stimme einem
auf die Pelle rückt.
Infos: 0231 82 08 07
DUISBURG
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CAFE STEINBRUCH
Di 29.4, 20 Uhr
Kalle Mattson
Mit Kalle Mattson geht ein großes kanadisches Songwriter-Talent erstmals
in Deutschland auf Tournee. In seiner
Heimat hat er mit seinen beiden vorangegangenen Alben schon einige an-
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45
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Auswahl
ESSEN
MAYERSCHE BUCHHANDLUNG
THEATER ESSEN
Fr 25.4. 19 Uhr
Eine Blume als Gegenwehr
Sa 12.4. 14 Uhr
Die fünf Perlen
Die Archäologin Katharina Evens, der
Zeitreisende Konstantinos Kanaris und
der fragwürdige Kunstsammler Abduhl
Ibn Melekk sind die drei Hauptfiguren
in Ulrike „Rike“ Bartlitzs Roman „Die
fünf Perlen“. Dass die Essener Autorin
sich schon früh für Geschichten aller
Art begeisterte, zeigt ihre bis heute andauernde Liebe zur Literatur. Ihr Roman
birgt daher auch all das in sich, was eine
gute Abenteuererzählung benötigt: Eine
Legende, eine Reise durch die Zeit, eine
abenteuerliche Suche nach einer längst
nicht mehr existenten Muschelart und
ein Spiel mit skrupellosen Kunstjägern.
Und wie in jeder guten Geschichte, darf
auch hier natürlich die Liebe nicht fehlen. Doch wer sich in wen verliebt und ob
es gelingt, den aus dem 19. Jahrhundert
stammenden Konstantinos wieder in seine Zeit zurückzubringen, wird noch nicht
verraten.
Infos: 0201 36 56 70
MUSEUM FOLKWANG
bis 11.5., Di-So 10-18, Fr 10-22.30 Uhr
Karl Lagerfeld
mit den Effekten von Licht. Im Zentrum
der aktuellen Ausstellung stehen nun
Mosley‘s weiße Schatten-Boxen und die
Arbeiten von Allsop, die schwarzes Licht
reflektieren – der Dialog reicht in der
Ausstellung aber darüber hinaus.
Infos: 0209 169 43 61
ZECHE CARL
Fr 11.4. 20 Uhr
Junior Kelly
HERNE
STÄDTISCHE GALERIE
bis 27.4., Di-Fr 10-13, 14-17, Sa 14-17,
So 11-17 Uhr
Foto: Schauspielintendant Christian Tombeil
und Katja Wachter, Foto von Diana Küster
Für viele scheint es heute gar kein Leben
in der Realität mehr zu geben. Soziale
Beziehungen knüpfen sie im Internet,
auf Homepages wie Facebook und Twitter, den Partner fürs Leben finden sie auf
einschlägigen Dating-Webseiten. Dabei
sind sie bestens informiert, was ihre
„Freunde“ fühlen, machen und welche
Beziehungen sie eingehen. Sie beobachten und, ja man könnte fast sagen, stalken sie doch die Fremden, die im Netz die
vermeintlich engsten Freunde sind. Nähe
und Distanz sind Katrin Wachters Ausgangspunkte. Mit Hilfe ihrer namenlosen
Protagonisten schlüsselt sie das eigenartige Phänomen auf, dass die Menschen
derzeit heimsucht, nämlich trotz diverser
Verbindungen, Chats, Statusupdates und
Co. in der wahren Welt eigentlich isoliert
zu sein.
Infos: 0201 812 20
WESTSTADTHALLE
Fr 11.4., 20 Uhr
Heisskalt
Karl Lagerfeld, A Portrait of Dorian Gray, 2012,
Direktdruck auf Aludibond, 70 x 100 cm,
© Karl Lagerfeld, courtesy Museum Folkwang
Unter dem Titel „Parallele Gegensätze“
inszeniert der berühmte, in Paris lebende
Hamburger Modeschöpfer, die verschiedenen Aspekte seines Schaffens als Gesamtkunstwerk. Im Zentrum der Essener
Ausstellung, die von Lagerfeld selbst
konzipiert und von seinem Verleger Gerhard Steidl mitkuratiert wurde, stehen
Fotografie, Buchkunst und Mode, anhand
von Kleidern aber auch von Inkjet-Zeichnungen. Angesprochen werden auch
Lagerfelds Gestaltungen von Schmuck,
Möbeln, Bühnenbildern und Architektur.
Infos: 0201 88 45 000
lich. Das Debütalbum „Vom Stehen und
Fallen“ erscheint in diesen Tagen und
könnte sogar in Erfolgssphären solch
populärer Kollegen wie Kraftklub vorstoßen.
Infos: 0201 885 10 50
Bernd Damke
Mit „If Love So Nice“ wird er schlagartig
berühmt. Seitdem veröffentlichte Junior
Kelly, alias Keith Morgan, mehrere beeindruckende Solo-Alben, die ihn mittlerweile auch in der Reggae-Szene in
Deutschland zu einem Namen verholfen
haben. Junior Kellys Songs erzählen von
sozialer Gleichberechtigung, Authentizität, gelebtem Glauben und dem frühen
Tod seines Bruders, der einem Attentat
zum Opfer fiel. Das prägt Junior Kellys Musik und ist sein Markenzeichen.
Nach „The Good, The Bad & The Blazing“ (2005), dass er sich mit Capleton
und Bounty Killer teilte, erschienen 2003
„Smiling” und „Tough Life“. Im letzten
Jahr veröffentlichte Junior Kelly sein
neuestes Werk, betitelt mit „Piece of the
Pie“, mit dem er nun auf Europa-Tournee
ist. Freunde des gepflegten Reggae und
jamaikanischen Lebensgefühls sollten
sich Junior Kelly nicht entgehen lassen.
Infos: 0201 834 44 28
GELSENKIRCHEN
KUNSTMUSEUM
Bernd Damke, Beffchen, 2012, Acryl/Lw, 40 x
50 cm, © VG Bild-Kunst, Bonn
Zum 75. Geburtstag von Bernd Damke,
der im Ruhrgebiet Mitbegründer der
Gruppe B1 war und als Professor an der
Fachhochschule Münster gelehrt hat, ist
sein malerisches Werk gleich an zwei
Orten in Herne zu sehen, neben der
Städtischen Galerie auch in den Flottmann-Hallen (Di-So 14-18 Uhr). Damke
arbeitet mit starken Farbkontrasten in
der Erfindung von geometrischen und
geometrisch anmutenden Formen. Seine
Malereien erinnern mitunter an abstrakte
Markierungen, lassen bisweilen aber auch
Anklänge an Gegenständliches zu.
Infos: 02323 16 26 59
MÜLHEIM/RUHR
KUNSTMUSEUM
bis 27.4., Di-So 11-18 Uhr
August Macke
6.4.-1.6., Di-So 11-18 Uhr
Eigentlich ist das Stuttgarter Label
Chimperator für seine Hip Hop-Acts bekannt, darunter solch namhafte Künstler
wie Cro oder der Gelsenkirchener Weekend. Mit Heisskalt hat man aber erstmals
eine Gitarrenband unter Vertrag genommen. Der Schritt ist nur logisch, denn das
Potenzial der Stuttgarter ist offensicht-
Douglas Allsop/Tom Mosley
Die beiden Briten Douglas Allsop (*1943)
und Tom Mosley (1927-2009) haben sich
vor 25 Jahren in Deutschland kennen gelernt, zudem haben sie zu Gelsenkirchen
jeweils eine besondere Beziehung und
hier schon in früheren Jahren ausgestellt. Mit ihrer Kunst bewegen sie sich
zwischen Konkreter Kunst und Kinetik,
46
August Macke, Akt, liegend, 1912, Öl/Lw,
© Kunstmuseum Bonn, Foto: Reni Hansen
Do 15.5. bis So 25.5.
Fidena
THEATER OBERHAUSEN
Fr 11.4., Sa 12.4., Sa 26.4. je 19.30 Uhr
Auch wenn die norddeutsche Punkband
mit dem endlos langen Namen erst in
den letzten Jahren richtig auf den Plan
trat, sind ihre Mitglieder in der Szene keine Neulinge mehr. Trotzdem hat
sie sich die nötige Zeit gelassen, um im
Jahr 2012 auf ihrem ersten regulär veröffentlichten Album „Postsexuell“ einen
Lofi-Sound zu präsentieren, der sich mit
seiner charmanten Schroffheit zwischen
klingenden Namen wie „Trend“, „Die Türen“ und „Knarf Rellöm“ platziert.
Infos: 0208 99 31 60
OBERHAUSEN
DRUCKLUFT
Fr 11.4., 20 Uhr
Monochrome +
Mutiny On The Bounty
Into the Woods
Märchen einmal anders: Was passiert,
wenn man vier der berühmtesten Erzählungen der Gebrüder Grimm nimmt und
miteinander mixt? Genau, es entsteht
eine rasante Geschichte von dem Bäcker
und seiner Frau, die, um ihren Wunsch erfüllt zu bekommen, von der bösen Hexe in
den Wald geschickt werden. Dort sollen
sie unter anderem einen roten Umhang
und eine goldene Haarsträhne beschaffen. In der Regie von Peter Carp entstand
eine rasante Märchenmixtur, die neben
den fiktiven Elementen auch den Bezug
zur Realität nicht verliert. So scheinen
die Märchenhelden auf einem guten Weg
zu sein, um ihr Glück perfekt zu machen,
doch was wäre Glück, wenn es so einfach zu erlangen wäre und was wäre die
Märchenfigur, die immer mehr und mehr
will? Sie wird plötzlich zu Du und Ich, zu
einer realen Person, die mit den Folgen
ihrer Begierde leben muss. Nicht nur für
Märchenfans ein Geheimtipp!
Infos: 0208 857 81 84
Neue Berufe – Gute Chancen
Zwei altgediente Bands des Postcore
treffen sich an diesem Abend im Druckluft. Zum einen die deutsch-schweizerische Band Monochrome, die nach sechs
Jahren Pause mit „Unità“ endlich wieder
ein neues und auch noch sehr gelungenes Album veröffentlicht haben. Zum
anderen die Luxemburger Mutiny On The
Bounty, mittlerweile eine der bekanntesten Indie-Bands ihres kleinen Heimatlandes. So viel prägende Geschichte des
heimischen Gitarren-Underground erlebt
man ein einem einzigen Abend sonst nie!
Infos: 0208 85 24 54
Herausgeber:
trailer-ruhr Verlag
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Anna
macher,
ThomasKolarik,
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Mertens,
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Ortmann,
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Maier,Nüme,
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ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH,
ANNA LENKEWITZ, FRANK SCHORNECK, BENJAMIN SEIM, CHRISTIAN STEINBRINK
Veranstalter-Infos an:
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Mai 2012
www.trailer-ruhr.de
Mai 2012
Juli 2012
Juni 2012
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August 2012
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HASTA LA VISTA
EIN FILM VON GEOFFREY
ENTHOVEN
www
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www
SACHA BARON COHEN
THEATER FLETCH BIZZEL IM SPIEGELZELT AM U
DER DIKTATOR
EIN FILM VON LARRY CHARLES
ab 17.5. im Kino
www.derdiktator-film.de
MUSIK KABARETT COMEDY KUNST
DORTMUND 28. JUNI - 13. OKTOBER
RUHRTRIENNALE
TO ROME WITH LOVE
CHIWETEL
EJIOFOR
EIN FILM VON WOODY ALLEN
MICHAEL
FASSBENDER
BENEDICT
CUMBERBATCH
PAUL
DANO
PAUL
GIAMATTI
BRAD
PITT
12 YEARS A SLAVE
EIN FILM VON STEVE Mc
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Lieben Sie Kino, Theater oder Kunst? Sind Sie neugierig, engagiert, haben Sie eigene
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Januar 2014
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Indiepop ist hip und das Markenzeichen
des 21. Jahrhunderts. Dass The Fog Joggers
nicht, wie die meisten anderen IndiepopBand, aus London oder dem schwedischen
Ausland kommen, schadet definitiv überhaupt nicht. Die vier Jungs beweisen, dass
Indiepop auch in Deutschland zu Hause ist,
in Krefeld nämlich. Und dass das Quartett
ihre musikalische Kunst beherrscht, merkt
man bereits an den ersten Tönen: Die
Sucht, sich der Musik hinzugegeben, steigt
mit jeder Sekunde, die man The Fog Joggers hört. Ein Muss also für all diejenigen,
die eingefleischte Indiepop-Fans sind oder
es noch werden möchten.
Infos: 0208 85 24 54
IMPRESSUM
IMPRESSUM
Seit Ende der 50er Jahre gibt es das „Figurentheater der Nationen“, dessen Vater
der Bochumer Verleger Fritz Wortelmann
war. Einige wenige kennen heutzutage
vielleicht noch die Augsburger Puppenspiele, doch das Figurentheater nimmt
immer mehr ab zugunsten spektakulärer
3D-Animationen. Umso schöner ist es,
wenn Festivals wie die Fidena diejenigen zusammenbringen, die der Kunst des
Puppenspiels und Figurentheaters immer
noch verfallen sind. Dabei geht es nicht
um Marionetten, nicht nur jedenfalls.
Die Fidena bietet mehr: Auf verschiedenen Bühnen des Ruhrgebiets werden
den Besuchern Maskenspiele, Handpuppeninszenierungen oder gar kinetische
Installationen geboten. Neben Bochum,
Herne und Essen wird in diesem Jahr
auch Dortmund Gastgeber der Fidena
sein. Fans des Figurentheaters dürfen auf
das diesjährige Programm gespannt sein,
dass in Kürze veröffentlicht wird.
Infos: 0234 477 20
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Keine Zähne im Maul aber
La Paloma pfeifen
DIVERSE STÄDTE
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Sa 26.4., 21 Uhr
RUHRGEBIET
Mi 9.4. 21 Uhr
The Fog Joggers
www.ruhrhochdeutsch.de
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DRUCKLUFT
www
Ausgehend vom Bestand der Stiftung
Ziegler und des Kunstmuseum Mülheim ist ein geglückter Überblick über
das malerische Werk von August Macke
(1887-1914) zu sehen. Der im Ersten
Weltkrieg gefallene Macke hat sich in
seiner gegenständlichen Malerei intensiv
mit Licht und Farbe auseinander gesetzt;
er war Mitglied der Münchner Gruppe
„Der Blaue Reiter“ und hat mit Klee und
Moilliet die berühmte Tunis-Reise unternommen. Parallel dazu zeigt das Kunstmuseum Mülheim Zeichnungen und
Druckgrafiken zum Ausbruch des Ersten
Weltkriegs, u.a. von Heckel, Marc und
Pankok.
Infos: 0208 455 41 38
Unser Verlag sucht für choices.de (Standort Köln) und trailer-ruhr.de (Standort
Bochum) starke Persönlickeiten für den Verkauf. Wir suchen nicht den ‚kalten
Verkäufer‘, sondern den Macher, die zupackende Frau, die (ver)handeln kann, wenn es
darauf ankommt.
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Urbane Künste Ruhr wird gefördert durch: