glück - trailer
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Februar 2012 www.trailer-ruhr.de GLÜCK DER NEUE LIEBESFILM VON DORIS DÖRRIE www.glueck-film.de www www trailer-Thema: Karneval, Foto: Mareike Wahle trailer-Thema. www.trailer-ruhr.de I Februar 2012 5 KARNEVAL Wie sieht närrisches Treiben im Ruhrgebiet aus? 6 Themeninterviews „Der Westfale muss zum Lachen überredet werden“ „Unsere Politiker sind dünnhäutig geworden“ Bühne. 8 Theater Ruhr „Kleiner Mann – was nun?“ am Schauspielhaus Bochum 9 Aalto Theater 10 Theater Ruhr „Was ihr wollt“ am Schauspielhaus Bochum „Es brennt“ im Theater an der Ruhr Mülheim „Die Durstigen“ im Prinz-Regent-Theater Bochum 11 Grillo Theater 12 Theater Duisburg Theater Ruhr „Schöne Tage“ am Theater Oberhausen 14 Consol Theater Komikzentrum Ruhr Karnevalistische und andere Umtriebe 15 Cabaret Queue Theater Fletch Bizzel 16 Theater Ruhr „Der Gott des Gemetzels“ am Schauspiel Dortmund „Ulrike Maria Stuart“ im Grillo-Theater Essen „Das Verbrechen“ im Theater an der Ruhr Mülheim 17 Landestheater Neuss Theater Oberhausen 18 culture clubs: „Die kleine Meerjungfrau“ im Grillo Theater „Winterreise“ im Theater Oberhausen 19 Ebertbad 20 Theater demnächst Revier-Premieren im kleinen Kreis 21 Theater-Kalender Ruhr Aktuelle Theater-Termine im Februar 22 culture club: Phantom der Oper in Dortmund Premiere Barbara Wachendorff und Felix Mannheim über „Elefant im Raum“ Innovation 7 BÜHNE Foto: Birgit Hupfeld SPEZIAL Kino. Kunst. 22 culture club: Premiere „Beatboxing“ im Kino im U 25 Film-ABC/Vorspann Berlinale, neue Kinos und altes Bier 26 Film des Monats: „The Artist“ Michel Hazanavicius’ wunderbare Ode an das Kino 27 Kritikerspiegel Ruhr Kino-Kalender Ruhr 28 Hintergrund „Glück“ 29 Film-Kritiken 31 Kino.Ruhr. Interview mit Barbara Fischer-Rittmeyer über das neue Kino im U Foyer „Before Night Falls“ im Kino im U Dortmund „Connie und Carla“ im Metropolis Bochum 32 Roter Teppich Gary Oldman über „Dame, König, As, Spion“ Gespräch zum Film Hans Weingartner über „Die Summe meiner einzelnen Teile“ 40 Ruhrkunst Werkschau von Alex Katz im Museum Ostwall 42 Sammlung Interview mit Carsten Roth 43 Museum Ostwall Kunstwandel K. Haring in der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen 44 culture club: Simone Nieweg im Josef Albers Museum Kunst-Kalender NRW Kunst-Termine im Februar Musik. www Kompakt Disk Neue Alben im Februar 35 Konzerthaus Dortmund Literatur. 37 Literatur-Portrait Der „Druckstellen“-Wettbewerb rückt das Revier in den literarischen Fokus 38 Poetry Die Kolumne von Sebastian23 39 Literatur-Kalender Ruhr Die Literatur-Termine der Region Wortwahl/ComicKultur Buch-Tipps im Februar Textwelten Die Brüder Grimm in neuem Licht Theater Ruhr 10 KINO Kultur in NRW. 18 Theater in NRW Das Theater Moers widmet sich dem Sterben 36 Popkultur in NRW Das eklektische DJ-Duo JTRP Tanz in NRW Der tanz.tausch zwischen NRW und Berlin stockt Oper in NRW Vincenzo Bellinis Norma in Dortmund Kunst in NRW L. Baumgarten in Essen/C. Williams in Leverkusen trailer spezial. 4 Intro 7 Innovation Bergwerke als Pumpspeicher-Kraftwerke nutzen 44 Impressum 45 Verlagssonderseiten „trailer macht fit“ Magenbitter Über Tage Hans Werner Olm über die Lustigkeit im Ruhrgebiet Auswahl u.a.: Gerda Schlembachs Ausstellung „Silent Flow“ im Kunstverein Ruhr Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Film des Monats KUNST 26 Alex Katz, Gray Day, 1992, Siebdruck, 56 x 182,8 cm, Albertina Wien, © VG Bild-Kunst, Bonn 5 Ruhrkunst 40 Intro -ruhr.de Februar 2012 Der Halter dieses Fahrzeuges hat bestimmt gerade gründlich geduscht, Foto: Francis Lauenau trailer + trailer-ruhr.de Dickste Kartoffeln und dickste Autos Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema 6 Ein ganz eigener Karneval Günther Rückert als Künstlerischer Leiter des „Geierabends“ sieht sich nicht als Karnevalist und findet: Der Karneval im Ruhrgebiet „ist eigentlich nur ein Abklatsch von dem, was in Köln stattfindet.“ Günther Rückert Foto: StandOut Thema Spaß am Brauchtum Peter Sander ist 1. Vorsitzender des Festkomitees Essener Karneval. In seinen Augen sollte sich das Ruhrgebiet beim Thema Karneval nicht zu klein machen: Allein in Essen widmeten sich 33 Vereine dem Fasching. Peter Sander Foto: privat Theater Ein Projekt zum Überleben Regisseurin Barbara Wachendorff entwickelte zusammen mit jungen Menschen, die an lebensbedrohlichen Krankheiten litten, das Stück „Elefant im Raum“. Doch ging es ihr dabei keineswegs um Betroffenheit. Film 32 Der Zelluloid-Romantiker Schauspieler Gary Oldman wurde bereits Anfang der 80er Jahre auf John Le Carrés Werke aufmerksam. Mit trailer sprach er über die Verfilmung von „Dame, König, As, Spion“, in der er die Rolle des George Smiley spielt. Gary Oldman Film Raus in den Wald Regisseur Hans Weingartner möchte mit seinem aktuellen Spielfilm „Die Summe meiner einzelnen Teile“ zu den Wurzeln des Filmemachens zurückkehren. Und auch inhaltlich geht es in seinem Film um Befreiung. Zumindest etwas lustiger geht es im hiesigen KARNEVAL zu, dem das trailer-Thema gewidmet ist. Der Rosenmontag im Revier bildet manch seltsame Blüte. Gänsereiterfeste in Wattenscheid und Geierabende in Dortmund sind hier Boten der sogenannten Fünften Jahreszeit. Stolz präsentiert trailer auch wieder SEBASTIAN23, der im vergangenen Jahr die Jahreszeiten und Monate neu erklärte. In seinem aktuellen Satiregebräu geht es um Sexualität und Katholizismus, was ja oft auf Karneval hinausläuft, beim trailer-Autor natürlich nicht. Dass unsere Zechen noch zu etwas nütze sind, selbst wenn sie absaufen, wird in der Rubrik INNOVATION erklärt. In Schächten und Stollen werden Speicherkraftwerke eingebaut, um Ökostrom verlässlicher zu machen. Zwei Ausstellungen möchte trailer dann noch ans geneigte Herz legen. Zum einen werden im EMIL-SCHUMACHER-MUSEUM in Hagen die Werke des Namensgebers der Ausstellungsortes gezeigt. Im Skulpturenmuseum Glaskasten Marl sind wiederum LONELY FINGERS des kubanischen Künstlers Diango Hernández zu sehen. In Dortmund hat im Januar ein neues Lichtspielhaus das Licht der Welt erblickt, das KINO IM U. Mit dessen Leiterin Barbara Fischer-Rittmeyer sprach trailer über ihr ambitioniertes Projekt. Und GARY OLDMAN, dem Hauptdarsteller des Agententhrillers DAME, KÖNIG, AS, SPION wurde zum Thema Romantik in Zeiten digitaler Aufzeichnungstechnik interviewt. Oldman mimt auch Snape, den fiesen Lehrer von Harry Potter, und hat deshalb inzwischen sogar Fans im Kindergartenalter. Zwei außerordentliche Filme seien hier noch erwähnt. Zum einen geht es um einen Stummfilm in Schwarz-Weiß, gedreht im Jahr 2011, der nun in die Filmtheater kommt. THE ARTIST ist eine Hommage an das alte Kino und zeigt die Geschichte eines Schauspielers, dem den Sprung zum Tonfilm nicht gelingt, und der auch in Sachen Frauen kein Fortune mehr hat. Eine andere tragische Liebesgeschichte erzählt YOUNG ADULT. Eine Enddreißigerin will da anknüpfen, wo sie 20 Jahre zuvor aufgehört hat. Wie schrieb einst Tucholsky: „Und darum wird beim Happy End im Film jewöhnlich abjeblendt“. www Barbara Wachendorff Hans Weingartner Das maximale Volumen subterraner Agrarprodukte steht in reziproker Relation zur intellektuellen Kapazität ihrer Produzenten. Na klar, das ist Fremdwörtisch und bedeutet: Die dümmsten Bauern ernten die dicksten Kartoffeln. Im gerade erschienenen Ruhrbarone-Magazin „Männerwelten“ las ich eine Überschrift, die ich auch nur in der oben verwendeten Sprache zitieren kann, um hier nicht gegen Anstand und Jugendschutz zu verstoßen: Die äußeren Abmessungen der Fahrzeuge von Nutzern sexueller Dienstleistungen stehen in reziproker Relation zur Qualität des „Im Satiregebräu von Sebahygienischen Zustands der primären stian23 geht es um Sexualität äußeren Geschlechtsorgane ihrer Hal- und Katholizismus, was ja oft ter. Unter jener nun hier verdruckst auf Karneval hinausläuft“ formulierten Überschrift war ein Interview mit einer „Eva“ abgedruckt. Die Journalistin JANINA KRAAK hatte dafür das Laufhaus hinter einem Baumarkt im Dortmunder Norden besucht, um einmal aus erster Hand etwas über die Zustände im sündigsten Stadtteil der Westfalenmetropole berichtet zu bekommen. Mein Fazit nach der Lektüre: Abgesehen von ein paar prügelnden Zuhältern und Freiern und einigen nach strengen Verboten rufenden Lokalpolitikern sind alle Beteiligten auf irgendeine Art und Weise Opfer der Verhältnisse. LUTZ DEBUS Foto: Amélie Losier 4 Thema Einen Apfel essen, auch wenn ein Maschendrahtzaun davor aufgespannt ist, Foto: StandOut Ist das Revier narrensicher? Karnevalistisches Treiben gehört hier nicht zu den Grundtugenden In dem verrauchten Hinterzimmer einer anson- noch jemand mit dem Akkordeon in der Ecke oder sten rauchfreien Kneipe müht sich ein Bütten- mit Bandoneon oder mit singender Säge.“ Der redner ab. „Die Camilla vom Charles hat ein Ge- Kabarettist kann sich sogar noch daran erinnern, biss, die kann einen Apfel essen, auch wenn ein wie in der katholischen Gemeinde St. Barbara Maschendrahtzaun davor aufgespannt ist.“ Die in Marl während einer Karnevalsveranstaltung Pointe wird vom Tusch eines Alleinunterhalters, eine leibhaftige Nonne im Schalke-Trikot aufgeder das musikalische Rahmenprogramm liefert, treten ist. Die aktuellen konventionellen Karneunterstrichen. Der Applaus folgt zögernd. Etwa valsveranstaltungen besucht der Recklinghauser vierzig ältere Besucher zählt die Festsitzung nicht. Vor vielen Jahren, als er noch Lokalreporter war, musste irgendwo im westtrailer-Thema im Februar: er früher öfters zu lichen Ruhrgebiet. Herrensitzungen Tatsächlich, so gibt und war nicht wirkder Veranstalter zu, Ab Weiberdonnerstag geht in den NRW-Karnevalshochlich amüsiert. Den der allerdings ungeburgen Düsseldorf und Köln für sechs Tage, generationenGeierabend, der seit nannt bleiben möchund schichtübergreifend, die Post ab. Doch wie ist es um nunmehr 20 Jahren te, hat der Karneval das närrische Treiben im Ruhrgebiet bestellt? Ruft man hierzulande „helau“ oder „alaaf“, und wer bekommt an der als Alternative zu in seiner Stadt schon Ruhr sein Fett weg? Altherrensitzungen bessere Zeiten geseveranstaltet wird, hen. Der Nachwuchs sieht er da eher in bleibt aus. Die jungen Leute gehen, wenn sie lachen wollen, zu den der Tradition dessen, was er als Kind erlebte. Comedians, die unablässig durch die Republik Und der verzeichnet erstaunliche Zuwachsraten. touren, oder bleiben gleich vor dem Fernseher In den Anfängen spielte man im Theater Fletch sitzen. Lustigkeit kennt beim jungen Volk keine Bizzel vor 30 Leuten, inzwischen besuchen pro jahreszeitlich bedingten Grenzen. Karneval als Session 18.000 Menschen das Spektakel, mehr Brauchtumsveranstaltung sei nicht deren Ding, als alle anderen Karnevalsveranstaltungen der erklärt der Mittfünfziger, der selbst schon einmal Stadt zusammengenommen. Prinz Karneval war. Dabei sei es doch etwas ganz anderes, wenn man selbst seine Veranstaltungen Kirche und Klerus spielen im Ruhrgebietsplant und durchführt, als wenn man sich einfach Karneval so gut wie keine Rolle nur berieseln ließe. Obwohl der Geierabend natürlich auch eine Reaktion auf die Stunksitzung ist, die neben an50 Kilometer weiter östlich, auf der Zeche Zol- deren Veranstaltungen den Kölner Karneval aus lern in Dortmund-Bövinghausen, sieht das Mar- seiner traditionellen Erstarrung befreite, sieht tin Kaysh ganz ähnlich. Der Satiriker, der mit man sich nicht als bloße westfälische Versiseiner Figur des Steigers eine der tragenden Fi- on der Narrenrevolution am Rhein. Kirche und guren des alternativen Karnevals „Geierabend“ Klerus, die in Köln immer für Programmpunkte, bekleidet und gerade mitten in der Probenarbeit Skandale und Gerichtsprozesse sorgten, spielen steckt, schwärmt von der guten alten Zeit, als auf der Bühne in Dortmund-Bövinghausen so im Ruhrgebiet noch ganz klein und fein gefeiert gut wie keine Rolle. Karneval allgemein hat im wurde. „Früher wurde im Saal von der einzigen Ruhrgebiet nicht die Tradition, die ihm in seinen Kneipe der Zechensiedlung Karneval gefeiert. Die Hochburgen anlastet. Aber auch die Rolle der Ostpreußen haben Ostpreußenwitze erzählt, die Katholischen Kirche ist zwischen Duisburg und Schlesier haben Schlesierwitze erzählt, dann saß Dortmund differenzierter zu bewerten. Bischöfe Karneval www 5 aus Essen, Paderborn, Münster und Köln teilen sich das Ruhrgebiet auf. Das Dortmunder Publikum weiß oft gar nicht, wer in Essen Bischof ist. Und dem Ruhrgebietsinsassen ist das, so die Einschätzung von Martin Kaysh, auch herzlich egal. Die Region ist sehr viel säkularer als die Domstadt am Rhein. Mit leichtem Schmunzeln macht er dann aber doch etwas Werbung für seine Konfession, die ihn als Karnevalist auszeichnet: „Bis 1803 war es Protestanten im Vest Recklinghausen verboten, dort zu übernachten.“ Dies war eine Regelung, die, so bedauert der Katholik aus Marl, leider aktuell keine Anwendung mehr findet. Konfessionell ist das Ruhrgebiet nämlich ein Flickenteppich. Schon bei der Besiedelung vor über hundert Jahren kamen aus den unterschiedlichsten Regionen Menschen mit verschiedenen Religionen geströmt. Dabei war es nicht unerheblich, welcher Konfession der maßgebliche Zechen- oder Fabrikbesitzer anhing. War er evangelisch, holte er sich seine Arbeiter aus evangelisch geprägten Landstrichen Deutschlands, war er katholisch, suchte er als Arbeiter eher Katholiken. Flüchtlingsströme nach dem Krieg verwischten die schwachen Grenzen noch mehr. So ist hier der Karneval kaum als Brauchtum historisch verwurzelt. Eher könnte man den 1. Mai als Ruhrpott-Fest inklusive Knappenchor und Bergmannskapelle begreifen, hätte sich die Region nicht längst von einer Arbeiterbastion zu einer Angestelltensiedlung verwandelt. So bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ein multikulturelles Brauchtum zu pflegen. Weihnachten und Zuckerfest, Karneval und Tag der Arbeit, Ostern und Jom Kippur, Meisterschaftsfeier in Dortmund und eben auch Karneval: Alle Feste werden gefeiert, wie sie fallen. LUTZ DEBUS Lesen Sie auch, wie Duisburger den Karneval verbringen, oder das Interview mit Peter Sander, dem Vorsitzenden des Festkomitees Essener Karneval, unter www.trailer-ruhr.de/thema Thema Wir sind der wahre Karneval, Foto: StandOut „Der Westfale muss zum Lachen überredet werden“ Günther Rückert über Karneval und seine Alternativen im Pott trailer: Herr Rückert, seit wann sind Sie denn Gibt es in Westfalen einen anderen Humor als im Rheinland? Karnevalist? Günther Rückert: Bin ich doch gar nicht. Auch Ich war mal bei der Kölner Stunksitzung. Mir fiel der Geierabend ist gar keine Karnevalsveran- auf, dass dort beim Publikum die Lache viel weiter staltung, sondern eine Veranstaltung in der vorne sitzt. Da braucht auf der Bühne nicht viel Karnevalszeit, also eher eine geschehen, das Publikum lacht „In Köln sitzt beim Publikum Parallelveranstaltung. Wir Kinsowieso. Die schunkeln auch. Ich die Lache viel weiter vorne. der, Clowns, Kabarettisten und habe das Gefühl, Stunk ist eine Und die schunkeln auch.“ Satiriker machen sozusagen unnormale Karnevalsveranstalseren ganz eigenen Karneval. tung. Der Westfale hingegen muss zum Lachen überredet werden. Das macht er dann aber auch. Hat Karneval im Ruhrgebiet überhaupt eine In Münster gibt es den Alternativkarneval „Kappe ab“. Die sind noch dreimal langsamer als wir. Daseinsberechtigung? Nein, der Karneval hier ist eigentlich nur ein Abklatsch von dem, was in Köln stattfindet. Dort Vielleicht, weil der Karneval im Ruhrgebiet im hat er historische Wurzeln. Mit den Uniformen Gegensatz zum Münsteraner Karneval prolehat man das Militär parodiert. Früher hat dort tarischer ist? das Volk die Obrigkeit im Karneval verarscht. So Natürlich. Auch beim Geierabend gibt es Figuren, etwas geschieht hier beim normalen Karneval die habe ich bereits in meiner Jugend gekannt. nicht, aber bei uns. Wir sind also eigentlich der Allerdings ist das Ruhrgebiet längst nicht mehr wahre Karneval. so proletarisch wie gemeinhin angenommen. Die Leute aus der Zechensiedlung wohnen doch inzwischen auch in Eigenheimen. Aber die Haltung ist trotzdem geblieben. Wie unabhängig ist der Geierabend? Natürlich unterstützen uns das städtische Kulturbüro und auch Sponsoren, die Macher des Geierabends sind aber wir und kein anderer. Kann man denn über die Sozialdemokratie in ihrer Herzkammer Witze machen? Als Krombacher den Regenwald rettete, initiierten wir die Kampagne „Saufen für die Sozis“. ZUR PERSON Günther Rückert (59) ist Grafiker, Maler, Regisseur und seit 1997 Künstlerischer Leiter des Geierabends. Foto: StandOut Tusch-Phobie bei westfälischen Narren www Kabarettistin Lioba Albus betreibt ethnologische Studien Was dem Rheinländer sein Karneval, das ist dem Westfalen der Aschermittwoch! Aschermittwoch, ein wunderbarer Tag, ein Tag voller Anmut und Freiheit! Endlich Schluss mit dem Zwang, lustig, bunt und verrückt zu sein. Endlich wieder entspannter Freiraum für des Westfalen heimliches Steckenpferd: den getarnten Humor und: Bier trinken ohne Zwang und Grund! Wir Westfalen sind selbstverständlich echte Feierbiester, voller Fröhlichkeit und Anarchismus. Aber wehe, wir bekommen einen Stellungsbefehl zum Frohsinn. Da gefriert uns der Spaß in den Adern. Wir sind viel zu freiheitsverliebt, um uns Stimmungen befehlen zu lassen. Was ist ein wesentliches Merkmal einer jeden Karnevalssitzung? Das ist der Tusch! Tätätätä – rumms! Ein musikalisches Ausrufezeichen, damit auch der Döfste kapiert: Achtung, hier handelte es sich um einen gelungenen Scherz! Was aber ist das wesentliche Merkmal westfälischen Humors. Das ist das Understatement. Ein Westfale, vor allem der typische Ruhri, der lässt einen totalen Kracher raus und guckt dabei völlig unberührt und treu- doof aus der Wäsche. Wenn der Gag zündet, tut er gelangweilt und gräbt in seinen westfälischen Untiefen schon längst nach der nächsten Pointe. Ein Tusch ist da eine Backpfeife für jeden echten Westfalen! Genauso, wie man einem echten Ruhrgebietsömmes niemals ansehen darf, dass er sich schick gemacht hat. Er macht sich schick, klar. Aber so ganz und gar und völlig nebenbei! Darum ist ein Karnevalskostüm für uns Ruhrgebietler die nächste bittere Attacke. Mit einem Karnevalskostüm oute ich mich schon per Kleidung … ein Hilfeschrei an unsere Mitmenschen: Ich WILL mich amüsieren und wäre heimlich im Leben gern Ölscheich, Clown oder Prinzessin. Wie entwürdigend! So viele peinliche Details aus unserer Bedürfniskiste wollen wir doch nicht preisgeben. „Wat tut getz mehr weh, Karneval oder FC Köln?“ So kann es denn passieren, dass wir einen Ruhrgebietsmacker dann doch mal auf einer dieser oberpeinlichen Karnevalsveranstaltungen 6 46 ertappen, zu der er, sagen wir mal, von seiner Partnerin mit rheinischen Wurzeln verdonnert wurde. Er steht so cool wie möglich am Tresen und klammert sich an sein Pils. Wird von einem ebenfalls zwangsabgestellten Ruhri ertappt. Beide grinsen sich peinlich berührt zu, und der eine sagt zum anderen: „So, und du bist getz heute also mal ‘n Kauboy!“ worauf der andere vielleicht antwortet: „Jau!“ Der eine: „Cool!“, der andere: „Jau!“. Pause. Nach etwa zehn Minuten: „Und du bist getz heute also mal ‘n FC Köln-Fan!“. „Jau!“. „Und … wat tut getz mehr weh, Karneval oder FC Köln?“. „Beides gleich schlimm, abba solange ich meinen Schmerz nich mit Kölsch betäuben muss … Prost!“. Pause. „Wennse den Schmerz nich mehr aushälls, sach Bescheid! Ich als Kauboy hab ja ‘ne Knarre, da kann ich dich wenigstens erschießen!“. … Und jetzt stellen Sie sich an der Stelle mal einen Tusch vor, dann verstehen Sie, dass Karneval und Ruhrgebiet nicht geht. LIOBA ALBUS e ün Gr Innovation en it Se 12 20 Machbar ist es: Revier-Wissenschaftler und die RAG arbeiten daran, Erneuerbare Energien in Bergwerken wie „Prosper-Haniel“ zu speichern, Foto: RAG Raus aus der Grube. Rein in die Grube. Revier-Forscher und die RAG planen, Bergwerke nach 2018 als Pumpspeicher-Kraftwerke zu nutzen Die einen suchen Speicher für grünen Strom, die anderen nach Ideen, wie man Werte des Auslauf-Bergbaus mit Sinn und Gewinn nutzen kann. Wissenschaftler der Ruhrgebiets-Universitäten und die RAG schauen nun in die Tiefe: Mit Pumpspeicher-Kraftwerken in Bergwerken soll möglichst Windenergie verfügbar gehalten werden – aus der Region und für die Region. Im Fokus stehen insbesondere zwei Revierzechen. durch mehrere Rohrleitungen wieder seewärts und erzeugen über eine Turbine teuer verkaufbaren Spitzenlaststrom. Vier Stunden ist das RWE-„Koepchenwerk“ so für bis zu 153 Megawatt Leistung gut. Übrigens schon seit 1930. Und solche Speicherwerke braucht es viele, damit wegen der schwankenden Verfügbarkeit von Sonne und Wind Strom auch dann fließt, wenn er gebraucht wird. 1.159 Meter unter der Erde eröffnete Bottrops OB Bernd Tischler im vergangenen Mai „Prosper-Haniels“ siebte Sohle. Noch einmal hatten die Steinkohle-Herren von der RAG Geld in die Hand genommen und neue Abbaufelder erschlossen. Rund 100 Mio. Tonnen lagern hier. Man wird sie allerdings nur noch zum Teil ausbeuten können, denn: Ende 2018 ist Feierabend mit dem Steinkohlebergbau. Bund und Länder wollten den ständig subventionshungrigen Energieträger nicht länger alimentieren. Wieder ein Schwenk westwärts, nach Essen. Dort diskutierten jüngst Dutzende kluge Köpfe der Revier-Unis, aus Steinkohlebergbau sowie von Land und Kommunen die Frage, ob Pumpspeicherkraftwerke unter Tage eine Chance für das Ruhrgebiet bedeuten könnten. „Das Fragezeichen muss man jetzt durch ein Rufzeichen ersetzen“, bilanziert Prof. André Niemann (Uni Duisburg-Essen) die Expertentagung: „Wir sind konkret aufgefordert, einen Standort zu suchen und eine Pilotanlage zu konzipieren. Jetzt kann’s losgehen.“ Blickwechsel, 40 Kilometer nach Südosten. Frühmorgens liegt der Wasserspiegel am Herdecker Hengsteysee noch gut 70 Zentimeter tiefer. Eineinhalb Millionen Kubikmeter Ruhrwasser sind nachts mit billigem Strom in ein 160 Meter höher liegendes Becken gepumpt worden. Bei Bedarf rauschen die Wassermassen Prof. André Niemann: „Jetzt kann‘s losgehen.“, Foto: Uni Duisburg-Essen www Weltweit noch nirgendwo ausprobiert, verfolgen Forscher und RAG eine innovative Idee. Statt von einem oberirdischen Becken ins andere zu strömen, könnte Wasser auch durch Rohre in Förderschächten 1.000 Meter tief auf mehrere Turbinen stürzen und dort Strom erzeugen. Aus dem Groß-Speicher untertage pumpt man das Wasser wieder hoch, sobald Strom billig ist. Platz ist im durchlöcherten Berg jedenfalls vorhanden: Ein Kilometer Transportstreb füllt sich locker mit 40.000 Kubikmetern Speichermedium, und solche Kilometer hat die RAG reichlich in petto. „Kleinere Anlagen könnten 8.000 Haushalte für einen Tag mit Strom versorgen“, hat Niemanns Kollege Prof. Eugen Perau errechnet. „Und größere auch 250.000 Haushalte – das wäre ganz Essen.“ Nun konzentrieren sich die MachbarkeitsÜberlegungen auf zwei Bergwerke, die noch in Betrieb sind. „Prosper-Haniel“ in Bottrop und „Auguste Victoria“ in Marl haben ihre speziellen Reize – „schöne Tiefen“ und vor allem das intakte Technikinventar. Denn große Turbinen und Generatoren lassen sich nicht eben mit Flaschenzügen auf die sechste Sohle bringen. 7 Wo aber Bergleute noch bis 2018 herumwuseln, kann man in aller Ruhe nach Lösungen und Komponenten fahnden. Und weil übertage nur kleine Anlagen nötig sind, würden solche Prozesse auch kaum durch Bürgerproteste blockiert. „Der unschätzbare Vorteil der RAG ist, dass sie über genehmigte Industrie- und Gewerbestandorte verfügt“, sagt der Sprecher des NRW-Umweltministeriums, Frank Seidlitz. „Dort kann man viel leichter und konfliktfreier agieren.“ Konflikte könnte es auf einer ganz anderen Ebene geben. Denn wenn Pumpspeicherwerke rentabel laufen sollen, sind sie auf ein möglichst großes Preisdelta zwischen Pump- und erzeugtem Strom angewiesen. In Nächten, wo – bei entsprechender Wetterlage – schon jetzt Wind- und andere Energien umsonst oder gar zu negativen Preisen (sprich: mit Geldzugabe) abgegeben werden müssen, kann man sich vortrefflich bedienen und anderntags teuer verkaufen. Doch was, wenn so Atom- und Kohlestrom „eingelagert“ und anschließend zu „Grünstrom“ umetikettiert würde? Thomas Duveau von der Umweltschutzorganisation WWF verweist etwa auf Vattenfall, dessen thüringisches Wasser-Speicherkraftwerk Goldisthal mit überschüssigem Braunkohlestrom gefüllt wird. Deutschlands einziges Druckluftspeicherwerk Huntorf in Niedersachsen veredelte jahrzehntelang Energie, die vom AKW Unterweser stammte. Ein Unding, meint NRW-Umweltminister Johannes Remmel, und sein Sprecher Seidlitz glaubt, „das würde wohl auch unter unlauteren Wettbewerb fallen.“ RAG-Sprecher Frank Kremer hingegen versichert, man wolle „diese Batterien schon mit Erneuerbaren Energien füllen – und das heißt für uns vor allem Windkraft.“ Angesichts der Mühen, die sein Konzern unternimmt, um sich als neue „grüne RAG“ mit Windanlagen auf Halden, Biomasseparks wie in Gelsenkirchen oder der Wärmegewinnung aus Grubenwasser (wie mit den Stadtwerken Bochum) zu profilieren, scheint das Bekenntnis plausibel. Wie es tatsächlich läuft, wird man wohl ab 2019 betrachten können. TOM JOST Theater Ruhr Da hilft kein Strampeln oder Grübeln: Leicht hat es der kleine Mann (Raiko Küster) in der schnöden Konsumwelt noch nie gehabt, Foto: Arno Declair Groß ist Kleinigkeit David Bösch inszeniert in Bochum Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ in einer eigenen Fassung Auch wenn die Bundesregierung mit schlicht neu definiertem Zahlenmaterial das riesige Heer der Arbeitslosen immer weiter dezimiert, bleibt die Auseinandersetzung mit Armut als Folge der Beschäftigungslosigkeit am Theater aktuell. In Bochum steht vier Jahrzehnte nach der berühmten Inszenierung von Peter Zadek wieder Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ auf dem Spielplan. Es ist die Geschichte vom sozialen Abstieg einer stinknormalen jungen Familie, die an eine einfache Zukunft glaubt, den komplizierten Mechanismen der kapitalisierten Gesellschaft aber nicht gewachsen ist. Die netten Pinnebergs von nebenan scheitern auf ganzer Linie. David Bösch zeigt das ganze Spektakel nun in einem überdimensionierten Modellbau-Ensemble aus Pappmaché-Hügeln mit gestreutem Schotter und einem drehbaren Stahl-Globus, an dem die (überflüssigen) Sehnsuchtsprodukte hängen, die zwar die Konsumwelt in Bewegung halten, für Emma und Johannes Pinneberg aber wohl unerreichbar bleiben (Bühnenbild: Thomas Rupert). Anders als in Zadeks Mega-Revue fokussiert sich der 150 Minuten-Abend in erster Linie auf das Liebespaar (Maja Beckmann und Raiko Küster), was dazu führt, dass ganze Textpassagen weggestrichen wurden. Das muss kein Manko sein, Fallada hatte 1932 immerhin einen ganzen Roman zur Verfügung, doch gerät der Masochismus, mit dem Pinneberg immer wieder gegen das Unheil anrennt, manchmal etwas stereotyp. Zwischen den vielen sentimentalen Bildern, eingestreuten Zwischenszenen mit Henriette Thimig als altes Lämmchen im selben Interieur der Bühne, verflacht die Brisanz, die hinter der Geschichte steckt, allmählich. Dazu webt Bösch mit den Figuren von Holger Jachmann und dem Verkäufer (Nicola Mastroberardino) ein ziemlich expressives Netz über das Liebespaar, das die Verhältnisse (Die Welt ist nicht arm, aber der Mensch ist schlecht) eher in eine Karikatur verwandelt, obwohl sie wohl auch die Gegenwart reflektieren sollen. Der Anachronismus zwischen Liebe und (Über-)Leben flackert, aber Maja Beckmann hat nicht die Rollendirektive von Hannelore Hoger damals, und so bleibt zwar die Sentimentalität glücklicherweise ziemlich verborgen, das allzu Brave kann auf Dauer auch kein Feuer entfachen. Immer wenn die Klamotten an Fäden vom Boden schweben, muss Pinneberg in Berlin, wo sie aus Ducherow inzwischen angekommen sind, ran. Das Verkaufssystem fordert seine ersten Opfer, doch anfangs hat er seinen Gönner. Seine Mutter gehört nicht dazu. Henriette Thimig spielt sie als dauerbetrunkene Ex-Diva mit lieblosem Sexualpartner und melancholischem Mäzen Jachmann, sie ist ein armseliger Lebensjunkie, der nicht in der Lage ist, den Sohn wenigstens einmal in den Arm zu nehmen. Im Warenhaus Mandel geht man derweil amerikanische Wege. Das bedeutet kaum zu schaffende Verkaufsquoten und ein ewiges „Keep smiling“, selbst wenn man vom Verkaufsleiter gequält wird. Alle Anstrengungen sind vergebens, auch Pinneberg gehört zu den Opfern, da kann er sich am nach oben fahrenden Anzug festklammern, wie er will. Diese Szene gehört zu den wenigen, die im Gedächtnis bleiben werden, ansonsten bleibt der politische Bezug in die Jetztzeit merkwürdig ausgeklammert, die Zeit dehnt sich. Auf der Bühne geht es dann nahtlos in die letzte Runde: Die gefürchtete Arbeitslosigkeit ist also da, und der Druck auf die kleine Familie wächst. Selbst der schmuddelige Teppich, der sonst ihren ärmlichen Behausungen eine Struktur gab, ist verschwunden. Das belastet auch Pinnebergs Verhalten: Lämmchen und der kleine Muckel müssen nicht nur an der Armut leiden. Dennoch hält Emma verzweifelt an ihrer Liebe fest, hilft der Familie mit bescheidenen Einkünften als Näherin. Bösch lässt ihre Zukunft in seiner Inszenierung unbestimmt, aber düster: Abgelehnte Bewerbungen rieseln zu Tausenden vom Himmel, der die Pinnebergs, wie alle kleinen Leute, irgendwie vergessen zu haben scheint. www PETER ORTMANN „Kleiner Mann – was nun?“ Mi 8.2., 19.30 Uhr Schauspielhaus Bochum 0234 33 33 55 55 Lesen Sie auch unsere Kolumne „Opernzeit“ über Claudio Monteverdis „Il ritorno d’Ulisse in patria“ in Köln unter www.trailer-ruhr.de/oper-nrw 8 A A LTO -THEAT E R www T R ISTA N U N D IS OLD E OPER VON R ICHA R D WAGNER Musikalische Leitung Stefan Soltesz Inszenierung Barrie Kosky Bühne und Licht Klaus Grünberg Kostüme Alfred Mayerhofer Choreinstudierung Alexander Eberle Wiederaufnahme 29. Januar 2012 Weitere Vorstellungen 5., 12. Februar 2012 K A R T E N & ABOS T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.theater-essen.de Theater Ruhr „Was ihr wollt“, Foto: Arno Declair „Es brennt“, Foto: A. Köhring „Die Durstigen“, Foto: Birgit Hupfeld Total Gendertrouble Befehlen und Gehorchen Sturm und Drang „Es brennt“ im Theater an der Ruhr Mülheim „Die Durstigen“ im Prinz-Regent-Theater Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ gehört zu den Stücken, die man längst zu kennen meint. Da verkleidet sich eine Frau als Mann, und nach vielen Irrungen und Wirrungen der Liebe wird geheiratet. Roger Vontobels Inszenierung aber wirft ein neues, melancholisches Licht auf diese Verwechslungskomödie, in der die Geschlechterverwirrung mehr tragisch, als komisch ist und die Frage nach (Geschlechts-) Identität(en) das Zentrum bildet. Er lässt seine Version von „Was ihr wollt“ mit einem Vorspann beginnen: Eine mondäne Hochzeitsgesellschaft tafelt unter einem Sternenhimmel aus Lichterketten. Die Szenerie wirkt zunächst vertraut: Die üblichen Trinksprüche, die üblichen inhaltsleeren Reden, die üblichen Ringelpietz-mitAnfassen-Spiele. Nur die Braut, die ist anders, die dreht durch. Die Hochzeit ist nicht ihr Happy End, sondern ihre Verurteilung zu einem Leben in einem viel zu engen Geschlechter- oder vielmehr Identitätskorsett. Als sie völlig zusammenbricht, erscheint ein ihr zwillingsgleicher junger Mann, der sie mit einem Feuerwehrschlauch unter Wasserbeschuss nimmt, von links tut es ihm eine intakte Brautversion der Verzweifelten gleich. Ein eindrucksvolles Bild für den Zusammenbruch. Die Eigen- und Fremderwartungen an ihre Rolle als Frau spülen sie buchstäblich hinweg. Der Lichterhimmel lüftet sich, die Braut wird vom Wasser in die Anderswelt „Illyrien“ gespült, und erst hier beginnt die eigentliche Shakespearehandlung. Der Schiffbruch als Nervenzusammenbruch, das ist nichts für Shakespearepuristen, für alle anderen aber sehr sehenswert. Jana Schulz meistert ihre Rollen als Viola, Sebastian und Cesario mit vollem Körpereinsatz und einem feinen Gefühl für Zwischentöne auf einer Bühne, die Claudia Rohner in ein düsteres Alptraumland verwandelt hat. Das Komische kommt trotzdem nicht zu kurz, denn Vontobel lässt die Nebenfiguren ausführlich zu Wort kommen und kostet den derben Humor voll aus. Das Happy End bleibt aus, muss ausbleiben, denn die Ehe als Manifestation der gesellschaftlich bestimmten Rollen Frau und Mann kann diesen Konflikt nicht lösen. Stattdessen zerbricht die Suchende unter den Erwartungen: „Sei so, wie ich dich haben will“ ruft ihr ganz Illyrien zu. Sie kann es nicht und fällt. Ein Hund kam in die Küche … Was zunächst mit einem harmlosen Kinderreim beginnt, entwickelt sich zu einer psychologischen Versuchsanordnung. Das Stück „Es brennt“ greift Motive aus Thomas Manns „Mario und der Zauberer“ auf, somit und auch darüber hinaus psychologische und geistesgeschichtliche Diskurse des 20. Jahrhunderts. Drei Herren befinden sich in einer Art Klinikzimmer und werden von „Frau Doktor“ beherrscht. Hinkend erinnert diese an Manns Figur des Zauberers Cipolla. Und gleich ihm ist sie Meisterin der Manipulation. Obwohl sich die Insassen leise murmelnd nach ihren Rechten erkundigen, beugen sie sich den Anweisungen. Dabei stellt sich die Frage nach dem Warum. Wollen die Männer beherrscht werden? Was bringt sie dazu, nicht zu handeln? Die Doktorin besetzt dabei nicht einmal die oberste Stufe der Hierarchie. Auch sie muss sich abstrusen Anweisungen zum weiteren Verlauf des Geschehens beugen, die ab und an von einer Off-Stimme gegeben werden, wodurch auf einer Metaebene auf die Theatersituation verwiesen wird. Jo Fabian hat ein dichtes Stück entworfen, dessen zahlreiche Anspielungen und intertextuellen Bezüge schon fast an eine Pollesch-Inszenierung erinnern. Er reißt große und vielschichtige Problemfelder wie das der Willens(un-)freiheit, der Handlungs(un-)fähigkeit und Manipulierbarkeit an. Durch das In-Aussicht-Stellen von Belohnungen wird der Mensch zu Handlungen getrieben, die seiner eigentlichen Überzeugung entgegenstehen – und wundert sich danach, dass Blut an seinen Händen klebt. Darüber hinaus verweist Fabian nicht nur mit dem schon zu Beginn zitierten Gedicht auf die ewige Wiederholung des Immergleichen. Er spielt mit der Innen- und Außenperspektive, mit der Möglichkeit des Bühnenraums, der als Klinikzimmer zugleich auch als „menschlicher Innenraum“ gesehen werden kann, womit die sich abspielenden Vorgänge also als psychisches Erleben interpretiert werden können. Das viel beschworene Kind in uns sitzt dabei beständig gefesselt in der Ecke und schweigt. Dies ist nur eins der vielen starken Bilder, von denen die Inszenierung lebt. Was bleibt, ist ein Gefühl der Beklemmung und der Nachdenklichkeit. Ein anregender Abend. Es ist nicht gerade ein Wiedersehen, wie man es sich wünscht. Vom ehemaligen Schulfreund ist nur noch ein vermoderter Klumpen Fleisch übrig. Jahrelang hat er in einem Fluss gelegen, nun liegt er auf Boons Seziertisch. Und Boon geht allmählich auf, wen er da vor sich hat. Es ist kein Schock für den Gerichtsmediziner. Er ist ein nüchterner Mensch. Seine Leidenschaften hat er schon vor langer Zeit begraben. Doch mit Murdoch, dem toten Schulfreund, kehrt die Erinnerung daran schlagartig zurück. In ihr wird Murdoch wieder lebendig, der rebellische, zornige Junge, der sich mit der gleichgültigen Konsumgesellschaft partout nicht abfinden will. Boon wäre gern so wie er gewesen, aber Boon war zur Rolle des Strebers verdammt. Seine Leidenschaften lebte er als schwärmerischer Jungliterat aus – und wäre gern ein richtiger Schriftsteller geworden. Diesen Wunsch hat Boon ebenfalls beerdigt. Murdoch hätte seine Ideale niemals begraben. Er ist stattdessen selber in den Tod gegangen. Wajdi Mouawads erstes Jugendstück ist nicht gerade zu einem Stoff für sonnige Gemüter geraten. „Die Durstigen“ strotzen vor pubertärem Weltschmerz, Zorn und Todessehnsucht. Sie dürsten nach dem Schönen, nach Gerechtigkeit. Damit liegt der im Libanon geborene Kanadier durchaus auf der Linie klassischer Jugendstoffe. Der ebenso reißerische wie modische Kunstgriff, einen Gerichtsmediziner zu bemühen – das Fernsehprogramm lässt grüßen – macht das Stück nicht unbedingt origineller. Allerdings überzeugt Mouawad mit seiner Ehrlichkeit, die Sturm-und-Drang-Jahre offen aus der Sicht des Erwachsenen zu rekonstruieren. Er gaukelt seinem jungen Publikum (ab 14) nicht vor, genau zu wissen, was es bewegt. Dem Zuschauer, egal wie alt, bleibt so die Freiheit, sich selber zu erkennen oder auch nicht. Die szenische Umsetzung stellt eine echte Herausforderung dar, denn die drei Hauptfiguren agieren überwiegend in langen Monologen. Zudem sind verschiedene Zeitebenen, Realität und Fiktion komplex miteinander verwoben. Die junge Regisseurin Romy Schmidt führt einfallsreich durch dieses Labyrinth, mit einfachen, geschickt gesetzten Mitteln, und kann sich dabei voll auf die Energie und Ausdruckskraft ihrer ebenfalls noch sehr jungen Darsteller verlassen. Beeindruckend düster, immerhin mit einem Lichtblick am Ende. „Was ihr wollt“ I Sa 18.2., 19.30 Uhr Schauspielhaus Bochum I 0234 33 33 55 55 „Es brennt“ I Mi 15.2., 18 Uhr Theater an der Ruhr Mülheim I 0208 599 01 88 „Die Durstigen“ I Di 7.2., 20 Uhr Prinz-Regent-Theater Bochum I 0234 77 11 17 „Was ihr wollt“ am Schauspielhaus Bochum ANNA SCHIFF www ALEXANDRA BRUNDIERS 10 KARSTEN MARK Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien sein icht doof n s s u m Lustig omedy C t t a t s n e i Komöd im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 - 30 Kartenbestellungen sind jederzeit online möglich unter PROGR AMM 02 – 012 THEATER IM www.theater-freudenhaus.de SCHAUSPIEL ESSEN www BUDDENBROOKS N AC H D E M R O M A N VO N T H O M A S M A N N B Ü H N E N FA SS U N G VO N J O H N VO N D Ü F F E L Vorstellungen 9., 29. Februar; 31. März 2012, Grillo-Theater Essen Karten & Abos T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.schauspiel-essen.de Theater Ruhr „Schöne Tage“, Foto: Thomas Aurin Draußen vor der europäischen Tür Das Theater Oberhausen macht sich ein paar „Schöne Tage“ Nun hat es ihn also doch erwischt, unseren ouzoseligen Nachbarn. Griechenland ist raus aus der EU und mit ihm noch ein paar andere BRating-Kandidaten. Europa ist geteilt, was aber nur zur Folge hat, dass die Ausgeschlossenen nun wieder rein wollen ins kapitalistisch gelobte Land. Kornél Mundruczó entwirft in seinem Theaterabend „Schöne Tage“ am Theater Oberhausen ein Zukunftsszenario mit Deutschland als closed shop der Saturierten, an dessen fest verschlossenen Toren die griechischen Bittsteller rütteln. Die Vorlage dazu stammt aus Mundruczós Spielfilm „Pleasant Days“, der – ange-lehnt an Gerhart Hauptmanns Drama „Die Ratten“ – die Geschichte von der verzweifelten Maja erzählt, die ein Kind zur Welt bringt und es an die Wäscherin Maria verkauft; deren Bruder Peter beobachtet die Transaktion, verliebt sich in die junge Mutter, die allerdings mit einer Art Sugar Daddy zusammenlebt. Als Maria ihr Kind zurückhaben will, sieht Peter die Chance, mit ihr zu fliehen: natürlich zur Akropolis, wohin sonst. Mundruczó verlegt das Geschehen in ein umzäuntes Auffanglager der Gestrandeten, das irgendwann einmal ein Fußballplatz war und nun ein Schrottplatz ist. Ein Autowrack, Waschmaschinen, Sofagarnituren, Klamotten, alte Reifen (Ausstattung: Márton Ágh) dienen als Staffage, zwischen der sich die Gestrandeten ihr Leben eingerichtet haben. Die Maria der Anja Schweizer ist eine etwas verhärmte, nicht mehr ganz junge Frau, die in dem kleinen Kind in doppeltem Sinn eine Zukunftsperspektive sieht: Familie gründen und eine Aufenthaltserlaubnis bekommen. Ihr Mann Josef (Torsten Bauer) nimmt das Blag trottelig und gerne an. Der gerade aus dem Knast entlassene Peter (Sergej Lubic) läuft wie ein Adrenalinjunkie umher, giert nach Maja und ist ständig auf der Hut vor Außerirdischen, die er überall wahrzunehmen glaubt. Ein Nervenwrack, das schnell mit dem aufgeschäumten Schrottplatzpaten (Michael Witte) aneinandergerät, dem prügelnden Beschäler von Maja, die Nora Buzalka als eine widerwillige Carmen des Auffanglagers spielt. Was im Film noch einen atmosphärischen Reiz haben mag, wird auf der Bühne zum dramaturgischen Gerippe: die Story dünn, die Figuren blass. Mundruczó hat deshalb das Ganze mit ein paar Songs von Pink Floyd bis zu den White Stripes zur „proletarischen Operette“ (Arrangement: János Szemenyei) aufgemotzt, die dann die Handlung allerdings noch mehr dehnen. Außerdem wird ruppig agiert, sozusagen auf der Stufe vor dem Unbehagen in der Kultur (und zum Teil auf eine Leinwand übertragen): Die Männer prügeln, auch Frauen, die wiederum werfen sich gerne in Weibchenpose und reden nackt unter der Dusche über Intimrasur. Die Regie gene-riert so einen doppelten Voyeurismus. Die Figuren starren begehrlich durch den Zaun ins Publikum, das sich wiederum am triebhaft gepushten Leben der Jammergestalten aufreizen darf. Doch letztlich sind diese „Schönen Tage“ weder Milieustudie, noch Trashmusical, noch Schrottplatz-Liebesdrama oder ironiesatte Elendsstudie – sondern einfach nur ein mäßiger Theaterabend. www HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Schöne Tage“ | R: Kornél Mundruczó Theater Oberhausen 3.2., 19.30 Uhr, 19.2., 18 Uhr | 0208 857 81 84 12 'DV.OHLQH 'DV.OHLQH 7KHDWHU(VVHQ 7KHDWHU(VVHQ LPPHUPLWWHQGULQ LPPHUPLWWHQGULQ 12.02. / SO / 20 UHR Cloozy Haber / Cloozy & Konsorten Berliner Comedy-Wirbelwind 17.02. / FR / 20 UHR Frau BO-DE liest Sit-down-Comedy 26.02. / SO / 19.30 UHR Barbara Ruscher / Panierfehler! Comedy- & Musikkabarett02.03. 02.03. / FR / 20 UHR Hans Gerzlich Mehr Bretto vom Nutto Wirtschaftskabarett & Bürocomedy 04.03. / SO / 19 UHR Sybille Bullatschek / Volle Pflegekraft voraus! Kabarett & Comedy 15.03. / DO / 20 UHR Murat Topal / MultiTool Handfestes Kabarett des türkischen Ex-Polizisten 23.03. / FR / 20 UHR / RUHRCONGRESS Herbert Knebels Affentheater Der Letzte macht dat Licht aus 25.03. / SO / 19 UHR Andrea Badey Kabarett, Musik, Poesie 30.03. / FR / 20 UHR KJ "Knacki" Deuser Solo-Comedy-Show des NightWash-Machers XP8KU 8QVHUZHLWHUHV3URJUDPP 6HQLRUHQVRQGHUYRUVWHOOXQJ (,16&+g1(56&+/$:,1(5 .RP|GLHYRQ3&KHVQRW 8KU 3/g7=/,&+81'81(5:$57(7 .ULPLQDOVWFNYRQ)'XUEULGJH 8KU -2%68(<RGHU .(,1',11(5)h56h1'(5 .RP|GLHYRQ(7D\ORU XQG8KU .(,1(/(,&+(2+1(/,/< .RP|GLHYRQ-3RSSOHZHOO XQG8KU .,1'(57+($7(5 *87($/7(=(,76&+g1( 1(8(:(/7 7KHDWHUVWFNIU0HQVFKHQDE YRQ&KULVWLQD-RQNH XQG8KU 7LFNHWVYRQELV¼.LQGHUWKHDWHUDE¼ *lQVHPDUNW(VVHQ7HO ZZZNOHLQHVWKHDWHUHVVHQGHEHVWHOOXQJ#NOHLQHVWKHDWHUHVVHQGH Vorverkauf im Endstation.Kino Café tägl. von 19.00 – 22.30 Uhr www 13 Komikzentrum Ruhr 28.01. – 04.02. im Consol Theater 2. Figurentheaterwoche Gelsenkirchen weitere Informationen im Internet unter figurentheater.gelsenkirchen.de Di, 07.02. um 10.30 Uhr, Mi, 08.02. um 10.30 Uhr und um 19.00 Uhr Gegen den Fortschritt 15+ Groteske Szenen über den Zustand der Welt für Zuschauer ab 15 Jahren Fr, 10.02. um 20.00 Uhr Weiter geh‘n Konzert von und mit Mario Stork 4+ So, 12.02. um 16.00 Uhr, Mo, 13.02. um 11.00 Uhr Adler an Falke – sonntags ins Consol Theater! Eine Stückentwicklung des Consol Theaters Dreht als „Nachtschnitte“ die Männer durch die Mangel: Lisa Feller, Foto: Agentur Leckere Nachtschnitten zum Dessert Karnevalistische und andere Umtriebe – ein farbenfroher Streifzug Noch in den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Karneval verteufelt: „Christen bleiben am Rosenmontag zu Hause, oder sie verlassen die Stadt“, hieß es damals kategorisch. Närrisches Treiben galt als wollüstig und verderblich. Das hat sich gründlich geändert. Fröhlich zu sein, ist keine Sünde mehr, und wer Spaß an Lokalsatire hat, der ist beim Geierabend genau richtig (in Dortmund-Bövinghausen, Zeche Zollern II/lV, vom 1. bis 5., 8. bis 12. und 14. bis 21.2.). Hier treten neun schräge Schauspieler-Vögel in Begleitung von fünf Musikern an, um auch in der 21. Session kräftig vom Leder zu ziehen. Zum Beispiel über OB Ullrich Sierau und Dortmund, „die immer wieder Wahl Stadt“. Dass den Panneköppen ein „Tatort“-Drehbuch vorliegt, gibt Anlass zu Spekulationen über die Entsorgung der unvermeidlichen Leiche, und das Dortmunder U bekommt als alternative Bleibe für Neo-Nazis sein Fett weg. Einen Gegenentwurf zu karnevalistischem Frohsinn bilden die „Nachtschnitten“. Als da wären Lisa Feller, die ihren Mann und dessen Ex-Geliebten durch die Mangel dreht, Daphne de Luxe, eine „Barbie im XL-Format“, und Alexandra Gauger, die sich als Fräulein Cäsar über die wirklich wesentlichen Dinge des Lebens Gedanken macht: Aussehen, Abnehmen und Abwrackprämie. Außerdem trägt das Stimmwunder zur Musik von Bizets „Carmen“ einen rasanten Song über Telefonsex vor. Eine Frau, die nicht nur Gold in der Kehle hat, sondern auch noch das goldene Blatt vor den Mund nimmt. Als Moderatorin dressiert und changiert Helma Sanftenschneider die Damen an Weiberfastnacht (in den Flottmann-Hallen Herne, am 16.2.). www Di, 14.02. um 19.00 Uhr in der Kellerbar Als die „etwas andere Karnevalsveranstaltung“ wird der Altweiberball der Ruhrwerkstatt angepriesen – inklusive eindeutiger Anweisung: „Verkleidung muss nicht – Mann darf nicht!“ Schade, wo sich die Frauen doch dem Farbrausch hingeben. Beige geht gar nicht! lautet der Titel des Abends (im Ebertbad Oberhausen, am 16. und 17.2.), an dem Prof. Dr. med. Colour alias Anja Balzer „The Chicks“ zu musikalischen Höhenflügen anheizt. Im Anschluss an die Show dürfen in der Disco mit DJ Rita Tücking die weiblichen Tanzbeine geschwungen werden. KOnzertMEDitation Klang und Stille mit Michael Gees Fr, 17.02. um 20.00 Uhr in der Kellerbar Die Kunst der winzerischen Liebe Geschichten auf Consol mit André Wülfing und blasfemin Sa, 18.02. um 20.00 Uhr Ein Mann in seiner klügsten Ausfertigung: Der Dortmunder Kabarettist Hubert Burghardt geht in seinem Solo-Programm „Sex in der Krise“ dem Zusammenhang zwischen Wirtschaftsmacht und Libido nach, fragt sich, ob Geld geil macht, und was es mit einem Börsen-Hype und der Baisse im Bett auf sich hat. Burghardt ist kein Dampfplauderer, sondern einer von jenen Typen, die erklären können, warum Mitdenken sexy macht. Und er kann schöne Lieder über unschöne Dinge singen (im Dortmunder Cabaret Queue am 4. und im Hagener hasperhammer am 10.2.). Jazz trotz(t) Karneval Die Alternative zu Karneval mit Saxomanie, Gezzup u.a. Mi, 22.02. um 19.00 Uhr in der Kellerbar Roter Salon – das Bürgerdinner im Consol Theater Deutsche Jugend – dumm, faul, wohlstandsfixiert Sa, 25.02. um 20.00 Uhr in der Kellerbar duophonic GEjazzt im Consol Theater So, 26.02. um 15.00 Uhr, Mo, 27.02. und Di, 28.02. um 11.00 Uhr 4+ Die zweite Prinzessin – sonntags ins Consol Theater! Theaterstück von Gertrud Pigor Bismarckstraße 240 45889 Gelsenkirchen Tel.: 0209 9 88 22 82 Am Anfang stellte sich Ruth Schiffer vor, wie es wäre, als Puffmutter erfolgreich zu sein: Herausgekommen ist die „Halbe Stunde / 60 Euro“, ein Programm, das ganz dem Dienst am Freier gewidmet ist. In Deutschland gehen immerhin 400.000 Prostituierte ihrer steuerpflichtigen Beschäftigung nach – und machen 14,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. Daraus entwickelte die Kölner Kabarettistin den Traum vom Bio-Puff nach dem Vorbild freilaufender Hühner in artgerechter Haltung. Der Streifzug durch die lange Geschichte des Gewerbes wird am 17. im Dortmunder Cabaret Queue angeboten. Er lohnt sich, garantiert die stets über Tage lebende ANNE NÜME E-Mail: [email protected] www.consoltheater.de 14 www.CabaretQueue.de rt: e i t n e s prä Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde Di.-Sa.18°°-1°° Tickets + Gastro 0231-413146 Highlights FEBRUAR Do. 26.01. 1 1 Alter Weinkeller Dortmund 2 Fr. 27.01. Cabaret Queue Sa. 28.01. + So. 29.01. 3 Cabaret Queue Fr. 03.02. 4 Cabaret Queue 2 Sa. 04.02. 5 Cabaret Queue 3 4 Fr. 10.02. Cabaret Queue Sa. 11.02. Cabaret Queue Jetzt jeden Donnerstag: Thirty Wonderland 6 Die Ü-30-Party zieht um Timon Hoffmann vs Fred Ape „Klampf der Giganten – das Lied-Duell“ 7 Simone Fleck „Mach mir den Prinz“ Ken Bardowicks Der Mann mit Eiern Hubert Burghardt Sex in der Krise! Andrea Badey Kommen, bleiben oder gehen sie Bernd Gieseking Ab dafür - der satirische Jahresrückblick Sebastian Schnoy Hauptsache Europa 6 8 Sa. 18.02. Cabaret Queue Fr. 24.02. + Sa. 25.02. Fr. 02.03. + Sa. 03.03. Lioba Cabaret Queue Fr. 09.03. Cabaret Queue 8 7 Albus Erfolgreich scheitern für Fortgeschrittene Sven Kemmler „Moral-Carpaccio“ 9 9 10 VORSCHAU: 10.03. Sabine Wiegand; 16.03. Barbara Ruscher; 17.03. Any Hartmann 5 jeden Dienstag Cabaret Queue jeden Mittwoch Cabaret Queue jeden Donnerstag Cabaret Queue Tango Salon mit DJ Topolino Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler Lecker Lachen Live Menue am Donnerstag mit Live-Programm THEATER FLETCH BIZZEL Mi. Humboldtstr. 45 44137 Dortmund Tel. 02 31 / 14 25 25 www.fletch-bizzel.de Feb. 12 MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW 01.02. www mit Emscherblut Fr. Sa. 03.02. 04.02. LIOBA ALBUS Fr. 10.02. FISCHER & JUNG ENSEMBLE „Von der Göttin zur Gattin“ € 15,-/10,€ 19,-/14,€ 17,-/13,- „Männerhort“ Sa. 10 ENSEMBLE FLETCH BIZZEL 11.02. € 15,-/10,- „Die da!“ Fr. Sa. 17.02. 18.02. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL So. 19.02. BJÖRN JUNG Fr. Sa. 24.02. 25.02. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL Bianka Lammert „Das kunstseidene Mädchen“ € 15,-/10,„War das jetzt schon Sex? oder Mann in Not“ € 15,-/10,„Nerudas Postmann“ oder „Mit brennender Geduld“ € 15,-/10,- Veranstaltungsbeginn: 20.00 Uhr · So. 19.00 Uhr GEIERABEND 2012 05. Januar - 21. Februar 2012 - ...DURCH DAS WILDE RUHRDISTAN... Zeche Zollern II/IV · Grubenweg 5 · DO-Bövinghausen KINDER MUSIK & THEATER Di. 14.02. Martin Hörster -10 Uhr · Di. 28.02. Lila Lindwurm -10 Uhr TURBO PROP THEATER „Die Schmuddels feiern Karneval“ Mi. 08.02. -10 Uhr · So. 12.02. -11+15 Uhr · Mi. 15.02. -10 Uhr · So. 19.02. - 11+15 Uhr · 15 Theater Ruhr „Der Gott des Gemetzels“ „Ulrike Maria Stuart”, Foto: Matthias Stutte „Das Verbrechen“, Foto: A. Köhring Spaß gegen Rezalismus Links vom Lagerfeld „Der Gott des Gemetzels“ in Dortmund H. Schmidt-Rahmer inszeniert am Grillo Ungewolltes Wollen Als er wieder auf den Olymp reiste, bauten ihm die Menschen einen Tempel aus Klopapier und Plüschtieren, auf den steinernen Stufen hinauf ins allerheiligste WC wollten sie fortan ihre Dispute zivilisiert austragen, in aller Öffentlichkeit, in Ruhe, mit Bedacht. Doch einer beobachtete sie von oben mit Argwohn: der Gott des Gemetzels. Der Dauerbrenner von Yasmina Reza hat das Dortmunder Theater erreicht, in einer Inszenierung von Marcus Lobbes, der aus der Schwarzen Komödie einen schrillen Abend macht, indem er im griechisch angehauchten Bühnenbild nebst passenden Kostümen von Christoph Ernst Stück, Zuschauer und Götter durch den Fleischwolf dreht. Was früher einmal als Dekonstruktion gelten mochte, wird hier süffisant zur Dekontamination eines bisher meist als kulinarische Gesellschaftssatire mit viel Requisitenbruch inszenierten Textes. Bei Lobbes verschwimmen zwischen Homoerotik und Zarinnentum die meisten Konturen der Handlung; wer den „Gott des Gemetzels“ noch nie im Theater gesehen hat, wird seine Schwierigkeiten haben, die eigentlich vorgesehene Dramaturgie nachzuvollziehen. Handygespräche mit Dritten, weit entfernte Menschen, mutieren zu direkten Dialogen zwischen den Protagonisten, deren Sinn, Kausalität und Inhalt meist unverständlich bleibt; und was zum Henker soll das Gerede über Pharmaprodukte? Die eigentliche Auseinandersetzung zwischen zwei Paaren, deren Söhne sich geprügelt haben und einer dummerweise die Unversehrtheit zweier Zähne einbüßt, versinkt in einem Meer von Sinnlosigkeit und einem Meer von Menschen, wenn man das Publikum, das sich nicht in die Dunkelheit des Zuschauerraums zurückziehen darf, dazuzählt. Das wird sich später mit zahlreichen Buh-Rufen bei der Regie bedanken, ein Kompliment, wenn man die Inszenierung nach ein wenig Bedenkzeit als wohltuende Dekontamination zeitgenössischer Theatertexte begreift. Am Ende liegen alle erschöpft auf den Stufen des leicht ramponierten Tempels. Man könnte aus den Wolken ein leises Lachen hören, dem Gott des Gemetzels hätte diese Boshaftigkeit sicher gefallen, der hoch dekorierten Autorin vielleicht nicht, obwohl – eigentlich war ihre Regieanweisung „pas du réalisme“ die Ursuppe. Kapitalismus ist Krise. Er bleibt Krise, wenn auch die bunte schöne Markenwelt die Symbole der Revolution ersetzt, wenn statt Karl Marx Karl Lagerfeld auf die Szenerie blickt, wenn es nicht mehr um die Befreiung der Massen, sondern eher um die letzte Bekleidung des Egos geht. Hermann Schmidt-Rahmer inszeniert am Essener Grillo Theater Elfriede Jelineks Königinnendrama „Ulrike Maria Stuart“. Hier lässt die Grande Dame des deutschen Gegenwartsdramatik die Frauen der RAF nicht nur ihre Geschichte erzählen, sondern sie entlarvt nebenbei auch die Sinnlosigkeit und Unmöglichkeit eines Aufbegehrens gegen die Staatsmacht. Schon nach dem ersten Bild ist klar, dass es im Grund genommen nie um eine realistische Form der Befreiung ging. Die Revolutionäre sitzen am langen roten Tisch, haben einen Mikrofonständer ins Publikum gestellt und zelebrieren eine nie beginnende Pressekonferenz. Im Standardjargon der hohlen Phrasen wollen sie Reaktionen provozieren, zwingen die Arbeiterschaft auf die Bühne. Doch die erklären nicht ihre Abhängigkeit vom Kapital oder gelüsten nach Revolte, die räumen ziemlich bestimmt die Szenerie leer, rollen die roten Transparente ein. Ab jetzt beherrschen nicht mehr die Kommunisten von Marx bis Mao die Optik, sondern der Fürst des Laufstegs die ganze Welt, und Widerstand ist zwecklos. Schmidt-Rahmer sieht die Sinnlosigkeit des Aufbegehrens der Bürger rund um den Globus nicht anders. Die Schauspieler bitten im Zuschauerraum zur „Occupy Essen-Bredeney Demo“ in den neureichen Süden. Doch in den Reihen ist man eher am Besitz des läppischen RevolutionsStarterkits denn an tatsächlicher Bambule im eigenen Gefängnis interessiert. Es treffen zum Schluss die beiden Königinnen der RAF zum finalen Verbalbeschuss aufeinander, Ulrike Meinhof und Gudrun Ensslin als Jelineksches Abziehbild für Friedrich Schillers Maria Stuart und Elisabeth I. Während die eine die Sinnlosigkeit ihres Tuns längst erkannt hat, bleibt die andere hemmungslos der eigenen Hybris treu. Und alles auf einer leergeräumten Bühne und in weiter Entfernung. Unversöhnlich werden beide am Ende an Stricken baumeln. Der Kampf geht nicht mehr weiter. Eine altmodische Turnhalle ist am Theater an der Ruhr Welt genug für die Auseinandersetzung mit den Trieben, die in die Irre führen, wenn der Geist nicht stark genug ist. Da hilft auch kein Lamento oder eine rechtfertigende tiefenpsychologische Dauerargumentation im 1934 von Luigi Pirandello geschriebenen Stück „Non si sa come“ („Man weiß nicht wie“). Der Ehebruch von Romeo (Steffen Reuber) ist eine Untat, zumindest wenn man die Rechtspflege in Italien zu Zeiten des damals aufkeimenden Faschismus zu Grunde legt. Ist es aber tatsächlich ein Verbrechen, wenn die Triebe zum ungewollten Wollen verleiten? Roberto Ciulli hat Pirandellos Stück jedenfalls unter diesem Titel inszeniert und damit den italienischen Nobelpreisträger auch ein klein bisschen aus einer Vergessenheit befreit, die eigentlich unverständlich bleibt. Das Drama ist vom damaligen Stand der Psychoanalyse beeinflusst. Marineoffizier Giorgio (Fabio Menéndez) ist nach monatelanger Fahrt auf Heimaturlaub. Sein Freund Romeo (Steffen Reuber) kommt ihm verändert vor. Er plappert unaufhörlich von amourösen Abenteuern seiner Frau Bice (Simone Thoma), philosophiert über das Verlangen und seine Ursachen. Er scheint darüber dem Wahnsinn nahe, denn ihn hat niemand betrogen, er selbst war in einer (über-) sinnlichen Sekunde der Täter, und das mit Giorgios Frau, die ihren Mann allerdings abgöttisch liebt. Was nun kommt, ist die Auseinandersetzung zwischen Pflichtbewusstsein und Intellekt. Denn Romeo versucht, der Falle der sinnlichen Begierden durch Argumentation zu entkommen, wohl wissend, dass er mit einer Verheimlichung, wie sie die beiden Frauen als ziemlich normal empfinden, nicht leben könnte. Also beichtet er und wird erschossen. Die Wahrheit siegt, alle verlieren. Auch Giorgio weiß das. Verzweifelt versucht er am Ende, Romeo zu Seinesgleichen zu machen, drapiert den Toten auf den Turngeräten, die der im Gegensatz zu ihm nie beherrschte, quasi als Rechtfertigung seines Tuns. Doch das gelingt mit einer Leiche natürlich nicht mehr. Die rohe Macht ohne Intellekt geht ab. Die elegante Turnhalle von Gralf-Edzard Habben gerät aus den Fugen. „Der Gott des Gemetzels“ I Sa 4.2., 19.30 Uhr Theater Dortmund I 0231 502 72 22 „Ulrike Maria Stuart“ I Sa 4.2., 19.30 Uhr Grillo-Theater Essen I 0201 812 22 00 „Das Verbrechen“ I So 29.1., 16 Uhr Theater an der Ruhr Mülheim I 0208 599 01 88 PETER ORTMANN www PETER ORTMANN 16 „Das Verbrechen“ in Mülheim PETER ORTMANN Theater Aktuell Männer lieben anders – Frauen auch Arthur Schnitzler Schauspiel Premiere am Sa, 28.01.12, 20.00 Uhr .J .P 'S %P 6IS 6IS 6IS 6IS %J 6IS 4P 6IS 4B 6IS www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33 Spielzeit 2011/12 – lieben! %BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT www culture club Theater in NRW © Birgit Hupfeld präsentiert: Theater präsentiert: Theater Die Meerjungfrau Winterreise Für seinen Traumprinzen kann man schon mal fiese Schmerzen erdulden und sogar seine Stimme hergeben – das jedenfalls denkt sich die bezaubernde Tochter des Meereskönigs. In Essen kann man derzeit das romantische Märchen als fantastisches, humorvolles Bühnen¬spektakel erleben: Wir werden entführt in eine farbenprächtige Unterwasserwelt, ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus! Regisseur Peter Carp wird sich in dieser Inszenierung von Jelineks Wort-Witzen nicht beirren lassen: Elfriede Jelinek, die österreichische Nobelpreisträgerin für Literatur, hat in ihrem Werk immer wieder die Musik als das unheimliche Reich eines Jenseits beschrieben. In ihrer „Winterreise“ kommt sie dabei wieder auf Franz Schubert zurück. Grillo Theater Theaterplatz 11, Essen Infos: 0201 812 26 00 www.schauspiel-essen.de Theater Oberhausen Will-Quadflieg-Platz 1 Karten: 0208 857 81 84 www.theater-oberhausen.de trailer verlost 5x2 Karten. E-Mail bis 7.2. an [email protected], Kennwort: Meerjungfrau So, 12.2. um 17 Uhr trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 29.2. an [email protected], Kennwort: Winterreise So, 18.3. um 19.30 Uhr rohrmeisterei schwerte 54. schwerter kleinkunstwochen wahnsinn, irrsinn, unsinn 10. februar bis 30. märz 2012 „Leben ist wie Droge“ Das Theater Moers widmet sich dem Sterben Von Hans-Christoph Zimmermann Ein kleines Kind mit kahlem Kopf rast auf dem Fahrrad den Krankenhausflur entlang, während seine Mutter mit dem Infusionsständer mühsam Schritt zu halten versucht. Es ist ein symbolisches Bild, das der Regisseurin Barbara Wachendorff immer wieder begegnet ist. Die 51Jährige ist spezialisiert auf Rechercheprojekte. In ihrem neuesten Stück „Elefant im Raum“ am Theater Moers stehen die Erfahrungen von Jugendlichen mit Sterben und Tod im Zentrum. Barbara Wachendorff hat mit zwanzig Jugendlichen gesprochen, die lebensbedrohliche Krankheiten von Leukämie bis Morbus Hodgkin überlebt haben oder noch damit kämpfen. Es geht dabei nicht um jugendliche Leidensbulletins, sondern darum, so Barbara Wachendorff, „wie sich die Perspek„Die Gesellschaft schweigt – tive auf das Leben verändert, wenn man auch aus falsch verstandener vom Tod bedroht ist“. Und das beginnt oft Rücksicht“ schon im Krankenhaus. Während auf den Krebsstationen für Erwachsene meist eine gedrückte Stimmung herrscht, geht auf der Kinderonkologie meist die Post ab. Barbara Wachendorff berichtet von Skatern, vom Toben, von Hollenlärm, aber auch von der Offenheit und der innigen Gemeinschaft der todkranken Steppkes – beides dient auch als lebendiger Widerstand gegen die Krankheit. Diese Lebendigkeit und den Humor will Barbara Wachendorff auch auf der Bühne vermitteln. Viele Jugendliche entwickeln einen regelrechten Lebenshunger und freuen sich danach über ganz einfache Dinge wie Sonne auf der Haut oder Pommes an der Bude. „Ich war einfach so dankbar, dass es sowas gibt wie Welt“, erzählt die 20jährige Lisa, die vor vier Jahren an Leukämie erkrankt war, im Stück. Sie wird zusammen mit Janise Ebbertz und den Schauspielern Matthias Heiße und Katja Stockmann auf der Bühne stehen und mittels Videoeinspielungen, Skypekonferenzen mit anderen Jugendlichen sowie Texten von Franz Kafka von Erfahrungen im Angesicht des Todes berichten. Die Produktion „Elefant im Raum“ ist Teil des Großprojekts „überGehen“, mit dem das Theater Moers den Tod zum Thema auf der Bühne macht. Für Chefdramaturg Felix Mannheim besteht eine Diskrepanz zwischen der ständigen Berichterstattung über den Tod in den Nachrichten und der Tabuisierung von Krankheit und Sterben im individuellen Bereich: „Tod passiert, ist aber nicht Teil des Lebens“. Viele wünschten sich eine offenere Aussprache, doch die Gesellschaft schweige, zum Teil auch aus falsch verstandener Rücksicht. Anders als andere Medien kann die Bühne, sagt Felix Mannheim, hier einen Diskurs anstoßen. So wird es neben dem Rechercheprojekt von Barbara Wachendorff eine Inszenierung von Susan Sontags Roman „Todesstation“ als Welturaufführung geben, in der sich die 2010 gestorbene Autorin Jahre vor ihrem Tod auf humorvolle und spannende Weise mit den Ängsten vor dem Ende auseinandersetzt. Vorträge beleuchten aus medizinischer, philosophischer und theologischer Sicht den Tod, und eine Ausstellung des Trauerbegleiters Fritz Hans-Christoph Zimmermann ist Roth, der 100 prominente und weniger prominenten Theaterkritiker Personen bat, einen Koffer für die letzte Reise zu pafür Printmedien und Hörfunk. cken, zeigt, was man im Jenseits so alles brauchen kann. www 20 uhr Kulturbüro Schwerte 02304/104-811 [email protected] 10.2. lutz görner 11.2. glasblassingquintett 17.2. ulan & bator 25.2. richard rogler 3.3. paolo nani sonderkonzerte 29.+ 30.3.: meret becker & the tiny teeth Foto: Justin/Kinderhospiz Regenbogenland Kulturbüro Ku ltur- und We iterbildungsBe trieb „Elefant im Raum“ von Barbara Wachendorff | 2./4./9./10./25.2./2./4./28.3. „Todesstation“ von Susan Sonntag | R: Ulrich Greb | 22./24.3./1./15./20./21.4. Schlosstheater Moers I www.schlosstheater-moers.de 18 www Theater demnächst In Oberhausen wird „Jackie B.” gegeben, Foto: Theater Oberhausen Die nicht ganz normale Wut Revier-Premieren im kleinen Kreis Manchmal sind es die Projekte in den kleineren Räumen unserer Ruhrgebiets-Theater, die besonders interessant werden können: Nicht verpassen sollte der Theaterfreak „ESKALATION ordinär“, den bereits laufenden Schwitzkastenschwank in sieben Affekten von Werner Schwab im Studio des Dortmunder Theaters. So oft kann man Stücke von dem in der Region nämlich nicht erleben. An gleicher Stelle wird im Märzen im kleinen Kreis auch der große Goethe verhandelt. Dieser war ein gar fröhlich Freigeist des Sturm und Drang, dessen überaus populärer früher Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ nicht nur seinen Ruhm begründete, sondern auch eine (zugegeben nicht ganz belegbare) Selbstmordwelle ausgelöst haben soll. Interessant ist aber seine Antwort auf einen diesbezüglichen Vorwurf eines Bischofs. Zitat: „Und nun wollt Ihr einen Schriftsteller zur Rechenschaft ziehen und ein Werk verdammen, das, durch einige beschränkte Geister falsch aufgefasst, die Welt höchstens von einem Dutzend Dummköpfen und Taugenichtsen befreit hat, die gar nichts Besseres tun konnten, als den schwachen Rest ihres bisschen Lichtes vollends auszublasen.“ Tolle Argumentation, die im März in der Dortmunder Studiobühne mal wieder überprüft werden kann, wenn Lotte auf Werther, Werther auf den Adel und Lottes Gatten Albert trifft. Diese Dreiecksgeschichte mit blutigem Ausgang hat bis heute nichts von ihrer faszinierenden Kraft und Aktualität verloren, der „Werther“ ist ein genau gezeichnetes Psychogramm eines jungen Menschen zwischen egomanischem Überschwang der Gefühle und Wut auf die Regeln, die eine Gemeinschaft ihm vorlebt. Nicht umsonst ist der Begriff „Wutbürger“ 2010 zum Wort des Jahres gewählt worden, gleichzeitig aber auch zum Unwort erklärt worden. Eine ganz andere Wut dagegen in Oberhausen. Im kleinen Malersaal des Theaters geht es um Borderline, das sich auch in plötzlich aufkeimender rasender Wut auf sich selbst und auf andere äußert. Beim Projekt „Jackie B. – Ein Leben in Extremen“ werden die Mitspieler diese Erkrankung thematisieren und dabei auch Teile ihrer eigenen Geschichte einbringen. Jackie B. ist dabei ein Spiegel der Welt, in der sie lebt. Extreme Stimmungsschwankungen, Angst vor Verlassenwerden oder innere Leere gehören zu ihrem Alltag. Sie ist der psychische Zustand einer unsicher gewordenen Gesellschaft, in der das soziale Netz zerrissen ist. Was Ende des letzten Jahrhunderts als Gewinn an Freiheit für das Individuum erschien, wird bei fortschreitender Globalisierung und Kapitalisierung als Zerrüttung des sozialen Zusammenhalts wahrnehmbar. Bis in die 1960er Jahre vom medizinischen Personal hilflos als Sammeldiagnose für besonders schwierige Patienten genutzt, die weder Neurose noch Psychose zu haben schienen, ist das Störungsbild Borderline inzwischen sehr viel besser untersucht und somit klarer diagnostizierbar. Und Jackie B.? Um die Extreme auszuhalten, verletzt sie sich selbst und greift zu Suchtmitteln. Enge Beziehungen sind für sie kaum auszuhalten. Aber der Abend wird auch eine Auseinandersetzung mit den Grundwerten des Lebens selbst. www PETER ORTMANN „Die Leiden des jungen Werther“ I 22.3., 20 Uhr I Theater DO, Studio 0231 502 72 22 „Jackie B. – Ein Leben in Extremen“ I 2.3. I Theater OB, Malersaal 0208 857 81 84 20 Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region STADTTHEATER SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Drei Schwestern Mi . 1.2. 19.00, Fr. 24.2. 19.00 Zoff in Chioggia Do. 2.2. 19.30, Fr. 10.2. 19.30, Do. 16.2. 19.30 Die Labdakiden So. 4.2. 19.30 Die kleine Hexe So. 5.2. 16.00, Mo. 6.2. 9.30, Fr. 10.2. 9.30, So. 12.2. 17.30, Mo 13.2. 9.30 + Kleiner Mann – was nun? Mi. 8.2. 19.30, Fr. 17.2. 19.30 Amerika Sa. 11.2. 19.30 + Was ihr wollt Sa. 18.2. 19.30, So. 26.2. 19.00 Die Dreigroschenoper So. 19.2. 17.00 Woyzeck Sa. 25.2. 19.30 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Winkelmanns Reise ins U Do. 2.2. 19.30, Sa. 11.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30 Woyzeck Fr. 3.2. 19.30 + Der Gott des Gemetzels Sa. 4.2. 19.30, Fr. 10.2. 19.30, So. 19.2. 15.00 , Mi. 22.2. 19.30 Die 39 Stufen So. 5.2. 18.00, So. 12.2. 18.00 Nora oder Ein Puppenheim Do. 9.2. 19.30 Die Dreigroschenoper Mi. 15.2. 19.30, Do. 23.2. 19.30 Zagreb Pentagramm Fr. 17.2. 19.30 Nora Teil I und Teil II So. 26.2. 18.00 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Klasse Tour Di. 7.2. 19.30, Mi. 8.2. 11.00 Garage d’Or So. 12.2. 19.30 Bunbury Do. 16.2. 19.30, Fr. 17.2. 19.30 THEATER ESSEN (GRILLO) 0201 812 22 00 Graf Öderland Fr. 3.2. 19.30, Mo. 8.2. 19.30, So. 26.2. 19.00 + Ulrike Maria Stuart Sa. 4.2. 19.30, Mi. 22.2. 19.30 Die kleine Meerjungfrau So. 5.2. 17.00, Mo. 6.2. 10.30, So. 12.1. 17.00, Mo. 13.2. 10.30 und 15.00, Di. 14.2. 10.30 Buddenbrooks Do. 9.2. 19.30, Mi. 29.2. 19.30 The Black Rider Fr. 10.2. 19.30, Do. 16.2. 19.30 Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner Sa. 11.2. 19.30, So. 19.2. 19.00 Prinz Friedrich von Homburg Fr. 17.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30 Die Grönholm-Methode Sa. 25.2. 19.30 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Winterreise Mi. 1.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30 Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Do. 2.2. 19.30, So. 12.2. 18.00 Schöne Tage Fr. 3.2. 19.30, So. 19.2. 18.00 Nora oder Ein Puppenhaus Sa. 4.2. 19.30 Das Dschungelbuch Mo 6.2. 9.30 und 11.00, Di. 7.2. 9.30, So. 26.2. 17.00, Mo. 27.2. 9.30 und 11.30, Di. 28.2. 9.30 und 11.30 Emilia Galotti Sa. 11.2. 19.30 Der Sturm Fr. 24.2. 19.30, Sa. 25.2. 19.30 Iphigenie auf Tauris Mi. 29.2. 11.00 und 19.30 THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 Traumnovelle Mi. 11.2. 19.30 + Verbrechen Fr. 13.2. 19.30, So. 29.2. 16.00 Nase So. 15.2. 16.00 Kaos So. 15.2. 16.00, Sa. 28.2. 19.30 + Es brennt Mo. 16.2. 18.00, Di. 17.2. 18.00 Fail-i Müsterek – Kollektivtäter Mi. 18.2. 19.30 Was ihr wollt Do. 19.2. 19.30, Fr. 20.2. 19.30, Fr. 27.2. 19.30 Rumpelstilzchen So. 22.2. 16.00 Peter Pan & The Lost Boys Mo 23.2. 18.00, Di. 24.2. 11.00 Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends Mi. 25.2. 19.30 Tier. Man wird doch bitte Unterschicht Do. 26.2. 19.30 Iphigenie auf Tauris Mo. 30.2. 18.00, Di. 31.2. 18.00 = Premiere Hubert Burghardt Sa. 4.2. Andrea Badey Fr. 10.2. Bernd Gieseking Sa. 11.2. Sebastian Schnoy Sa. 18.2. Lioba Albus Fr. 24.2., Sa. 25.2. DAS KLEINE THEATER ESSEN 0201 520 98 52 Job-Suey oder Kein Dinner für Sünder Fr. 3.2. 20.00, Sa. 11.2. 20.00, Sa. 18.2. 20.00 Plötzlich und unerwartet Sa. 4.2. 20.00 Ein schöner Schlawiner So. 5.2. 15.00 Geschlossene Gesellschaft Fr. 10.2. 20.00 Gute alte Zeit – schöne neue Welt Sa. 11.2. 15.00, Sa. 25.2. 15.00 Keine Leiche ohne Lily Fr. 17.2. 20.00, Fr. 24.2. 20.00 VARIETÉ ET CETERA BOCHUM 0234 130 03 Walli im Weltall ab 3.2. jeden Do. 20.00, So. 19.00, Mi./Fr./ Sa. 20.00 FREIE SZENE MUSIKTHEATER BAHNHOF LANGENDREER 0234 687 16 12 Charms Maschine So. 12.2. 20.00 Cloozy Haber So. 12.2. 20.00 Barbara Ruscher So. 26.2. 19.3 AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 Tristan und Isolde So. 5.2. 18.00, So. 12.2. 18.00 Der Liebestrank Sa. 11.2. 19.00 Die Fledermaus Fr. 17.2. 19.30, So. 19.2. 19.00 Eugen Onegin Sa. 25.2. 19.00, Di. 28.2. 19.30 MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 Großstadt-Triptychon Do. 2.2. 19.30, Fr. 10.2. 19.30 La Traviata So. 5.2. 18.00, Mi. 22.2. 11.00, Do. 23.2. 19.30, So. 26.2. 15.00, Mi. 29.2. 11.00 La Bohème Sa. 11.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30 Im weißen Rössl So. 12.2. 18.00, Fr. 17.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30 Jürgen Becker: Emschertainment Sa. 25.2. 20.00 VARIETE + BOULEVARD THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 Todesfalle Mo 1.2. 19.30, Fr. 3.2. 19.30, Sa. 4.2. 16.00 und 19.30, So. 5.2. 19.00 Männer sind auch Menschen Di. 7.2. 19.30, Mi. 8.2. 19.30, Do. 9.2. 19.30, Fr. 10.2. 19.30, Sa. 11.2. 19.30, So. 12.2. 19.30, Mo. 13.2. 19.30 Fettes Schwein Di. 14.2. 19.30, Mi. 15.2. 19.30, Do. 16.2. 19.30, Fr. 17.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30, So. 19.2. 19.00 Haus, Frauen, Sex Di. 21.2. 19.30, Mi. 22.2. 19.30 Ein Fall für Pater Brown Do. 23.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30, Sa. 25.2. 16.00, So. 26.2. 19.00, Mo. 27.2. 19.30, Di. 28.2. 19.30, Mo. 29.2. 19.30 CABARET QUEUE DORTMUND 01803 77 68 42, Beginn 20.00 Ken Bardowicks Fr. 3.2. 21 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Ein Fall für Bogart Bock Mi 1.2. 10.00 Der kleine Vampir Mi. 1.2. 15.00 Die Geschichte vom Mäuseken Wackelohr Do. 2.2. 15.00 1944 – Es war einmal ein Drache Do. 2.2. 20.00 Igraine Ohnefurcht, das mutige Rittermädchen Fr. 3.2. 15.00 Puppen ante Portas Fr. 3.2. 20.00 Kasper und der Teufel mit den drei goldenen Haaren Sa. 4.2. 15.00 Plattschuss/Cocktails Sa. 4.2. 20.00 Gegen den Fortschritt Di. 7.2. 20.00, Mi. 8.2. 10.30 und 19.00 Weiter geh’n Fr. 10.2. 20.00 Adler an Falke So. 12.2. 16.00, Mo. 13.2. 11.00 Die zweite Prinzessin So. 26.2. 15.00, Mo. 27.2. 11.00, Di. 28.2. 11.00 www EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24, Beginn: 20.00 Der Telök Mi 1.2. Wilfried Schmickler Do. 2.2. Volker Pispers Fr. 3.2. Pufpaffs Badeanstalt Mo 6.2. La Signoras Comedy Club Di 14.2. + = trailer Theaterkritik KULTURZENTRUM HERNE 02323 16 27 79 Jürgen Becker Sa. 2.2. 20.00 Marlene Jaschke Di. 14.2. 20.00 Oscar und Felix Di. 28.2. 19.30 KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND 0231 86 30 98 3 Magnolien aus Stahl Sa. 11.2. 19.30, So. 12.2. 18.00 Michael Steinke Sa. 18.2. 20.00 PACT ZOLLVEREIN ESSEN 0201 289 47 00 Zeichensturm Fr. 3.2. 20.00, Sa. 4.2. 20.00 Cooking Catastrophes Fr. 17.2. 20.00, Sa. 18.2. 20.00 PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Prinz Friedrich von Homburg Mi. 1.2. 20.00, Do. 2.2. 20.00 Buddenbrooks Sa. 4.2. 19.30, So. 5.2. 19.00 + Die Durstigen Di. 7.2. 20.00 THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND 0231 14 25 25 Die ultimative Improshow Mi. 1.2. 20.00 Lioba Albus Fr. 3.2. 20.00, Sa. 4.2. 20.00 Die Schmuddels feiern Karneval Mi. 8.2. 10.00, So. 12.2. 11.00 und 15.00, Mi. 15.2. 10.00, So. 19.2. 11.00 und 15.00 Männerhort Fr. 10.2. 20.00 Die da Sa. 11.2. 20.00 Das kunstseidene Mädchen Fr. 17.2. 20.l00, Sa. 18.2. 20.00 Björn Jung So. 19.2. 20.00 Nerudas Postman oder Mit brennender Geduld Fr. 24.2. 20.00, Sa. 25.2. 20.00 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 Nachtgestalten Mi. 1.2. 20.00, Do. 2.2. 20.00 HerzFraß Hirn Sa. 4.2. 20.00, So. 5.2. 19.00 Schöne Aussichten Sa. 11.2. 20.00, So. 12.2. 19.00, Sa. 18.2. 20.00 FischBar Do. 16.2. 20.00 We are Recorder So. 19.2. 19.00 Satansbraten Do. 23.2. 20.00, Sa. 25.2. 20.00 Tagebuch eines Skinheads in Istanbul Mi. 29.2. 20.00 THEATER ROTTSTR5 BOCHUM 0163 761 50 71 Ute, die Gute Do. 2.2. 19.30, Sa. 18.2. 19.30 Die versunkene Welt Sa. 4.2. 19.30 Jackie – eine Stimme aus dem Jenseits So. 5.2. 19.30 Fight Club Do. 9.2. 19.30, Fr. 24.2. 19.30 Loges Plan Fr. 10.2. 19.30 Wodka in Dublin Fr. 10.2. 21.00 Nur Kinder, Küche, Kirche Do. 16.2. 19.30, So. 19.2. 19.30 Brunhild Fr. 17.2. 19.30 Zoo Story Sa. 25.2. 19.30 Der Großinquisitor So. 26.2. 19.30 culture club Foto: Klaus Schneyder präsentiert: Premiere präsentiert: Musical Beatboxing Phantom d. Oper Klaus Schneyder erzählt in seinem Dokumentarfilm vom fünften Element der in den siebziger Jahren aufgekommenen Hip-Hop-Bewegung: dem Beatboxing. Dabei imitierten New Yorker Jugendliche mit dem Mund das Geräusch und vor allem den Rhythmus von Schlagzeugen. Zur Vorführung sind der Regisseur und Beatboxer aus der Region anwesend. Schon seit über 10 Jahren fasziniert die Geschichte um die Verbrechen an der Pariser Oper: In ihren Katakomben verbirgt sich ein düsteres Wesen, welches mittels Gewalt und Erpressung Angst und Schrecken zu verbreiten weiß… Kurzum: Ein sinnlicher Musical-Thriller, der Gänsehautfaktor garantiert. Kino im U Leonie-Reygers-Terrasse, Dortmund Karten: 0231 502 47 23 I www.dortmunder-u.de trailer verlost 3x2 Tickets. E-Mail bis 10.2. an [email protected], Kennwort: Beatboxing Do, 16.2. um 19.30 Uhr Westfalenhalle Dortmund Rheinlanddamm 200 Karten: 0180 516 05 16 www.dasphantomderoper.com trailer verlost 2x2 Karten. E-Mail bis 16.2. an [email protected], Kennwort: Phantom Mi, 22.2. um 20 Uhr www 25. Januar 2012 26. Januar 2012 28. Januar 2012 28. Januar 2012 29. Januar 2012 03. – 05. Februar 2012 10. Februar 2012 11. Februar 2012 17. Februar 2012 18. Februar 2012 18. + 19. Februar 2012 22. Februar 2012 25. Februar 2012 26. Februar 2012 28. + 29. Februar 2012 01. März 2012 02. März 2012 02. März 2012 03. März 2012 THRILLER live André Rieu Duran Duran Bülent Ceylan Die Nacht der Musicals ECCO INDOOR TRAIL 20 Jahre ANDREA BERG Atze Schröder UDO JÜRGENS Bundesmusikparade Dortmunder Antik- und Sammlermarkt Das Phantom der Oper Roger Cicero Chris Rea BEST OF MUSICAL RISE AGAINST INA MÜLLER & Band Die Rückkehr der Shaolin DEICHKIND TICKETING WESTFALENHALLEN · Telefon 01805 16 05 16 (14 ct/Minute, Mobilfunkpreise max. 42 ct/Minute) · www.westfalenhallen.de Kostenloser e-mail-Newsletter: www.newsletter.westfalenhallen.de. 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X X X Das gibt Ärger 30 Don – The King is back 29 Drive 34 Extrem laut und unglaublich nah 34 Fünf Freunde X X X X X Gangsterläufer 34 X Gefährten X 23.2. 28 Glück 30 Hugo Cabret 34 In Darkness – Eine wahre Geschichte Jack und Jill 33 Der Junge mit dem Fahrrad 33 Die Kunst zu gewinnen – Moneyball 33 Ein riskanter Plan X X X X X Der Ruf der Wale 34 Sommer auf dem Land 36 Ein Sommer in Haifa X X X X Star Wars Episode 1 – Die dunkle Bedrohung 3D 30 Tage die bleiben 34 Die Thomaner Underworld Awakening 34 Die Unsichtbare 34 Yoko 29 Young Adult 33 Zettl X X X X X X 23.2. X Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / news Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Sexy Ruhrgebiet Berlinale, neue Kinos und altes Bier „Arm aber sexy“ so wirbt seit einigen Jahren Wowereit für Berlin. „Arm aber sexy“ ist längst zu einem geflügelten Wort geworden. Auch die Berlinale scheint sich dem Diktat des Werbeslogans zu beugen. Verglichen mit manch anderen A-Festivals wie beispielsweise Cannes und Venedig ist die Berlinale nüchterner, weniger aufgebauscht und weniger glamourös. Es ist kühl, manchmal sogar nass-kühl, Akkreditierte versuchen, mit blutunterlaufenen Augen Tickets für möglichst viele Filme des nächsten Tages zu ergattern, das normalsterbliche Publikum steht sich vor den Kartenschaltern die Beine in den Bauch. Es gibt keinen Canale Grande und keine weiten Strände, stattdessen dichten Straßenverkehr und Baustellen. Und so bedeutende Promis wie in Cannes und Venedig stolzieren in Berlin irgendwie auch nicht über den Roten Teppich. Und trotzdem: Die Berlinale ist außergewöhnlich. Abseitige, verschrobene Filme laufen neben Kassenschlagern. Die über die Stadt verteilten Kinos erlauben Abstecher in eine wirkliche und nicht verkleidete Stadt. Kein großes Festival ist so nah an einem Publikum, das einfach Bock auf Filme aller Art hat. Und auch die Filmschaffenden zeigen sich trotz fehlenden Pomps vom besonderen Charme des Festivals angezogen. So werden im Februar auf der diesjährigen Berlinale Billy Bob Thornton sowie Angelina Jolie ihre Filme vorstellen, so wird Meryl Streep mit dem Goldenen Ehrenbären ausgezeichnet. Was soll also das ewige Gemecker? Nun, auch wenn das Gemecker über die Berlinale verstummt und „Arm aber sexy“ zu einer Auszeichnung Berlins wird, gesteht man dem Ruhrgebiet nicht einmal diese zu. „Arm und nicht einmal sexy“ sei dieser Ballungsraum, heißt es in der öffentlichen Meinung. Im Ernst? Dass das Ruhrgebiet arm ist, darüber lässt sich absolut nicht streiten. Aber „nicht einmal sexy“? Sicherlich, das Ruhrgebiet kann mit keiner Berlinale aufwarten, hat weniger geschichtsträchtige Bauwerke, hat kaum Szeneviertel und –clubs, und die Touristen kommen bestimmt nicht in Scharen. Und trotzdem: Das Ruhrgebiet ist außergewöhnlich. Auch im Bereich Kino und Film. Über das Jahr verteilt finden zahlreiche kleine, aber feine Festivals statt. Filmschaffende feiern ihre Deutschlandpremieren in Essen. Lichtspielhäuser mit langer Tradition bereichern zusammen mit neu entstehenden Kinos die Filmkultur. Vor kurzem noch hat sich im Dortmunder U das „Kino im U“ etabliert. War das U lange Zeit Wahrzeichen einer großen Brauerei, die zig Hektoliter Bier braute, wurde es bald Wahrzeichen für Rückgang und Verfall. Die Brauerei zog 1994 aufgrund einer Fusion nach Lütgendortmund, das neu errichtete, anliegende Bürogebäude stand nach einer Übernahme leer. Eine ziemlich traurige Geschichte, allerdings mit einer erfreulichen Wendung. Aus der ehemaligen Brauerei wurde 2010 das Zentrum für Kunst und Kreativität: Museum, Medienkunstverein, Kulturelle Bildung und nun auch ein Kino mit regelmäßigem Programm und neuem Konzept. Das U ist ein Wahrzeichen dafür, was man trotz heraufbeschworenen Verfalls machen kann. Von wegen „arm und nicht einmal sexy“ … Die Filmkultur im Ruhrgebiet ist sexy! www X Sex on the Beach Findet das Ruhrgebiet besser als sein Ruf: Lisa Mertens LISA MERTENS 25 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film des Monats Seine Welt gerät ins Wanken: Stummfilmstar George Valentin (Jean Dujardin) Moderne Zeiten „The Artist“ von Michel Hazanavicius Während die Karriere des Hollywoodstars George Valentin langsam bergab geht, feiert die kecke Peppy Miller zunehmend Erfolge. Ihre Wege kreuzen sich immer wieder. C Wunderbare Ode an das Kino 1927 in Hollywood: George Valentin (Jean Dujardin) ist ein umjubelter Hollywood-star und Schwarm der Frauen. Er sieht gut aus und hat Charme, doch der Ruhm hat auch seine Eitelkeit geweckt, gerne düpiert er seine Schauspielkolleginnen oder den Regisseur. Eines Tages trifft er per Zufall auf Peppy Miller (Bérénice Bejo). Sie ist zwar wie so viele andere Frauen eine große Verehrerin des Stars, doch mit ihrer kecken, natürlichen Art weckt sie Valentins Interesse. Aber bei Valentin gilt: aus den Augen, aus dem Sinn, und so sehen sich die beiden erst einige Zeit später zufällig wieder. Peppy hat es mit ihrer Beharrlichkeit geschafft, als Statistin für den neuen Film von Valentin zu arbeiten. In einer Tanzszene mit Valentin verdreht sie dem Star so sehr den Kopf, dass etliche Takes schiefgehen und Valentin die Nerven seiner Crew mal wieder überstrapaziert. Wieder einige Zeit später: Inzwischen werden die ersten Tonfilme gedreht, und eine neue Riege junger Schauspieltalente erobert Hollywood mit ihrer frischen Art. Valentins Stern beginnt langsam zu sinken, doch der verwöhnte Star will die Entwicklungen nicht wahrhaben. Er hält sowohl an seinem Charakter des klassischen Abenteurers und Liebhabers als auch am Stummfilm fest. Als ihn das Studiosystem fallen lässt, versucht er, seine Filme selbst zu finanzieren. Auch damit scheitert er. Während Valentins Karriere unaufhaltbar bergab geht, wird Peppy Miller als neuer Frauentyp gefeiert – im Tonfilm. Zeit des Umbruchs 1927: Das monumentale Science Fiction-Epos „Metropolis“ feiert in Deutschland seine Premiere. Der Slapstick-Star Buster Keaton veröffentlicht seine Meisterwerke „Der General“ und „College“. Abel Gance zeigt sein vierstündiges Historiendrama „Napoleon“. Douglas Fairbanks dreht auf der Höhe seiner Laufbahn den Abenteuerfilm „Der Gaucho“. Es ist ein gutes Jahr für die Kinobranche. Doch ein Jahr zuvor starb Douglas Fairbanks' größter Konkurrent Rudolph Valentino. Ein frühes Opfer des Starkults. Valentino erlebte die Ära des Tonfilms nicht mehr. Sein Scheitern ist anders zu erklären. Doch gerade die Umstellung auf den Tonfilm forderte in Hollywood viele Karrieren. Douglas Fairbanks beendete nach mehreren Misserfolgen halb freiwillig 1934 seine Laufbahn. Er hatte noch versucht, mit selbst produzierten Filmen erfolgreich zu sein. Es gelang ihm ebenso wenig wie George Valentin in „The Artist“. Auch Charlie Chaplin, der erste und wohl größte Stummfilmstar, hatte seine Mühe mit dem Umbruch. Doch er ging das Thema offensiver an: Zwar drehte er mit „Moderne Zeiten“ 1936 noch einen Stummfilm. Doch die Tonspur war angefüllt mit den orchestralen Geräuschen der Industrialisierung. Die einzige verbale Äußerung – der www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Protagonist will ein Lied singen, ihm ist aber der Text entfallen – ist Kauderwelsch. Und noch über „Der große Diktator“ von 1940 freut sich Chaplin: „In einem Hitler-Film konnte ich Burleske und Pantomime miteinander verbinden“. Sein stilisierter Tramp konnte im Schatten von Hitlers Kauderwelsch noch einmal still bleiben. So raffiniert kann sich George Valentin nicht in die neue Zeitrechnung hinüberretten. Er ist ein Opfer der modernen Zeiten. Sein Fall ist unaufhaltsam, seine Unzulänglichkeiten auch jenseits der Leinwand werden unübersehbar. So wie der Leinwandheld aus Woody Allens „The Purple Rose of Cairo“ in der wirklichen Welt kaum überleben kann, so wenig ist Valentin den neuen Ansprüchen der Filmindustrie gewachsen. Filmisches Füllhorn Regisseur Michel Hazanavicius, der bislang nur mit seinen beiden Agentenparodien „OSS 117“ aufgefallen ist, beweist in Umbruchszeiten von CGI- und 3D-Spektakeln Mut, einen Stummfilm in Schwarzweiß zu drehen. Allerdings nutzt er die selbstgewählte Beschränkung meisterlich. Zum einen ist ein Stummfilm zwar stumm, aber nicht still. Das heißt, die Möglichkeiten der Tonspur werden im Rahmen des Konzepts voll ausgeschöpft. Zum anderen bietet sein Film nicht nur die Möglichkeit, eine ganze filmische Epoche wieder aufleben zu lassen – und das mit den heutigen technischen Mitteln. Er kann auch reichhaltig auf die filmhistorischen Erfahrungen seiner Zuschauer aufbauen, Klischees erfüllen, umspielen oder konterkarieren. Natürlich ist „The Artist“ ein Leckerbissen für Cineasten. Regisseur Michel Hazanavicius hat seinen Film vollgestopft mit filmischen Einfällen – gleichermaßen visuellen wie akustischen – und entfaltet ein reichhaltiges, selbstreferentielles Spiel mit Film und Filmgeschichte. Da verwundert es kaum, dass er gerade drei Golden Globes einheimsen konnte, und auch für die Oscar-Verleihung hat der Film gute Chancen. Doch „The Artist“ weist auch darüber hinaus und liefert ein ganz aktuelles Statement. Denn Verlierer des Fortschritts gibt es in einer sich immer schneller drehenden Welt mehr denn je. Das erwischt Hollywoodstars ebenso wie Handwerker. Aber der mediale Hype und der anschließende Absturz von Stars vollzog sich selten so schnell wie in unserer Zeit. Hoffen wir, dass diesem Film eine längere Aufmerksamkeitsspanne gegönnt wird als vielem anderen. CHRISTIAN MEYER www THE ARTIST Cannes 2011: Bester Hauptdarsteller Golden Globe Awards 2012: Bester Film, Bester Hauptdarsteller F/B 2011 - Drama / Lovestory - Regie: Michel Hazanavicius - Kamera: G. Schiffman - mit: Bérénice Bejo, Penelope Ann Miller, Jean Dujardin - Verleih: Delphi Start: 26.1. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion 26 26 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Kritikerspiegel Ruhr Februar 2012 Die häufigsten Nennungen Arnold Hohmann Sebastian Ko Ingrid Bartsch R.-Ruediger Hamacher Sascha Westphal Marieke Steinhoff Christian Meyer Verena Lueken Michael Kohler Katja Nicodemus Lars Olav Beier Christina Nord Frank Brenner WAZ WDR 1LIVE ARD Morgenmagazin film-Dienst EPD-Film Schnitt choices Kultur.Kino. Köln. FAZ Frankfurter Rundschau Die Zeit Spiegel taz trailer Kultur.Kino. Ruhr. The Artist von M. Hazanavicius Drive von N. Winding Refn Dame, König, As, Spion von T. Alfredson Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Gefährten von S. Spielberg Die Unsichtbare von C. Schwochow The Artist von M. Hazanavicius Hugo Cabret von M. Scorsese Drive von N. Winding Refn Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Dame, König, As, Spion von T. Alfredson Drive von N. Winding Refn The Descendants von A. Payne Bemerkenswert Hugo Cabret von M. Scorsese Dame, König, As, Spion von T. Alfredson The Artist von M. Hazanavicius Dame, König, As, Spion von T. Alfredson Ein riskanter Plan von A. Leth Dame, König, As, Spion von T. Alfredson Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Dame, König, As, Spion von T. Alfredson The Descendants von A. Payne Drive von N. Winding Refn Dame, König, As, Spion von T. Alfredson The Artist von M. Hazanavicius Best of Comedy The Descendants von A. Payne The Descendants von A. Payne The Artist von M. Hazanavicius The Descendants von A. Payne Young Adult von J. Reitman The Artist von M. Hazanavicius The Artist von M. Hazanavicius Best of Drama Dame, König, As, Spion von T. Alfredson The Artist von M. Hazanavicius Das gibt Ärger von McG Die Unsichtbare von C. Schwochow Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Die Unsichtbare von C. Schwochow Dame, König, As, Spion von T. Alfredson Dame, König, As, Spion von T. Alfredson The Descendants von A. Payne Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Besondere Erwähnung Die Unsichtbare von C. Schwochow Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Drive von N. Winding Refn Die Thomaner von P. Smaczny, G. Atteln Drive von N. Winding Refn Gefährten von S. Spielberg Hugo Cabret von M. Scorsese Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Herausragend Die Kunst zu gewinnen Moneyball von B. Miller Drive von N. Winding Refn Der Junge mit dem Fahrrad von J.-P. u. L. Dardenne Young Adult von J. Reitman Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 27.1., 23 Uhr THE SHRINE, UCI BO/DU Horror-Thriller von Jon Knautz als Midnight-Movie 7.2., 18/20.30 Uhr DAS HAUSMÄDCHEN, Schauburg GE Thriller aus Südkorea mit eindrücklichen Bildern. KoKi 27.1., 23 Uhr NO COUNTRY FOR OLD MEN, Casablanca BO Der böse Oscar-Gewinner der Coen-Brüder. OmU 8.2., 20.15 Uhr FÜR IMMER LIEBE, Filmwelt Herne R. McAdams verlorene Erinnerung an die wahre Liebe. Preview 28.1., 18/ 20.30 Uhr IN GUTEN HÄNDEN, Schauburg GE Tanya Wexler zeigt weibliche „Hysterie“ im Viktorianischen England. KoKi 8.2., 20.45 Uhr STAR WARS 3D, Cineworld Lünen George Lucas’ Krieg der Sterne dreidimensional. Preview www 9.2. 19 Uhr NOSTALGIE DES LICHTS, Deutsches Bergbau Museum BO Im Rahmen von „Schätze der Anden“ Astronomie und Geschichte Chiles 29.1., 15 Uhr WASTE LAND, Kino im U Dortmund In der Reihe Kunst-Licht die prämierte Doku von Lucy Walker 30.1., 20.30 Uhr TOMMY, Filmforum Duisburg Basierend auf dem Album von The Who. OmU Böse: „No Country for old Men“ 30. 1., 20.30 Uhr SEX ON THE BEACH, Schauburg Dortmund Britischer Humor als Preview 12.2., 18 Uhr RENN, WENN DU KANNST, Kino Babylon Hagen Kirchen & Kino präsentiert drei Menschen zwischen Liebe und Selbstzweifel 31.1., 21.15 Uhr DER HIMMEL ÜBER BERLIN, Galerie Cinema Essen Die Vorlage für „Stadt der Engel“ von Wim Wenders 13.2., 20.15 Uhr TASTE THE WASTE, Astra Essen Unsere Wegwerfgesellschaft im TheaterKino. Mit Vortrag 1.2., 14.30 Uhr PINA, UCI BO/DU Bei Kaffee und Kuchen zeigt Wenders Tanztheater 15.2., 20 Uhr GEFÄHRTEN, Cinemaxx Essen Steven Spielbergs neuestes Epos als Preview 1.2., 17.30 Uhr WYSSOZKI – DANKE FÜR MEIN LEBEN, Astra Essen Eine Hommage an den russischen Musiker und Querdenker. OmU 1.2., 20 Uhr UNDERWORLD AWAKENING, Cinemotion Mülheim Kate Backinsale kämpft gegen die Menschheit und ums Überleben. Preview „Das Hausmädchen“ 10.2., 23 Uhr OUTRAGE, Casablanca Bochum Takeshi Kitanos gewaltige Yakuza-Schlacht. OmU 16. 2., 19 Uhr DIE STRATEGIE DER SCHNECKE, Kino Babylon Hagen In Bogotá setzen sich Hausbesetzer humorvoll zur Wehr. Klarsichtkino Kunst und Müll: „Waste Land” 22.2., 20 Uhr GHOST RIDER: SPIRIT OF VENGEANCE, Cinestar Dortmund Preview des Films über den Marvel-Antihelden mit N. Cage 2.2., 19.30 Uhr THE GREEN WAVE, StudienKreis Film Bochum Die „Grüne Revolution“ in Koop mit ai mit einleitendem Vortrag 22.2., 19.15 Uhr DER ENGLISCHE PATIENT, Endstation Bochum Anthony Minghellas ausgezeichnetes Liebesdrama im OmU 2.2., 11 Uhr BEZAUBERNDE LÜGEN, Lichtburg Oberhausen Audrey Tautou spielt Amor und richtet Chaos an 24.2., 19 Uhr BLACK SWAN, Blackbox Düsseldorf Psychoanalyse und Film gehen Darren Aronofski auf den Grund 5.2., 15 Uhr DER KLEINE EISBÄR, Endstation Kino Der kleine Lars findet einen ungewöhnlichen Freund. KinderKino 27.2., 20 Uhr DEADLY DUST, Astra Essen Filmgespräch mit Filmemacher Frieder Wagner 5.2., 10.30 Uhr SEHENDEN AUGES, Endstation Bochum Christoph Bölls Tribut an den Kunsthistoriker Max Imdahl 28.2., 20 Uhr UND DANN DER REGEN, Filmstudio Essen Film im Film: Ein Filmdreh in sozialen Unruhen. OmU 7.2., 15 Uhr BEGINNERS, Casablanca Emotionaler Film mit E. McGregor und M. Laurent. KoKi Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … „Underworld Awakening“ 27 29.2., 18 Uhr DIE ANONYMEN ROMANTIKER, Astra Essen Zwei schüchterne Menschen trauen sich nicht zueinander. OmU Klassiker: „Der englische Patient“ „Und dann der Regen“ www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Hintergrund Ganz unten: Irina (Alba Rohrwacher) und Kalle (Vinzenz Kiefer) Deutsche Seele „Glück“ von Doris Dörrie Eine junge Frau, ein junger Mann, beide Verlierer und verloren. Ihre wachsende Liebe verleiht neue Hoffnung. C Lebensnahes Drama Seit 35 Jahren dreht Doris Dörrie Filme. Ihre Werke, von „Männer“ (1985) bis „Kirschblüten – Hanami“ (2008), wurden, vom Bambi bis zum GrimmePreis, mit ziemlich allem, mit dem man in Deutschland geehrt werden kann, ausgezeichnet. Auch das Bundesverdienstkreuz hat die Regisseurin längst eingeheimst. Und einer ihrer größten Verdienste dürfte sein, dass sie bis heute ihre Filme in Deutschland dreht und nicht etwa den Verlockungen Hollywoods gefolgt ist. Klar, das hat sie 1988 nach dem Erfolg von „Männer“ mit „Ich und Er“ prompt ausprobiert. Doch das war es dann auch schon mit den USA, und bis heute ist und bleibt die deutsche Seele das Fundament ihres Schaffens. Seit Jahrzehnten inszeniert sie Filme, schreibt Erzählungen, Romane und Kinderbücher, die vom Leben hierzulande erzählen, von Lebenslust und Weltschmerz, die berühren, ohne sich ausufernd irgendwelcher Kitschmechanismen zu bedienen. Eine klassische Autorenfilmerin, die von ihrem Land erzählt, und die bevorzugt ihre eigenen Bücher verfilmt: Ihr Erzählband „Für immer und ewig“ stand Pate für ihren Spielfilm „Bin ich schön?“, ihr Drama „Happy“ lag dem Film „Nackt“ zugrunde. Mit „Kirschblüten – Hanami“ gab sie vor drei Jahren ihr Debüt auf der Berlinale, mit „Glück“ kehrt sie nun dorthin zurück. Doch mit „Glück“ adaptiert sie ausnahmsweise keine eigene Geschichte, sondern eine Episode der Kurzgeschichtensammlung „Verbrechen“ von Ferdinand von Schirach. Dörries „Kirschblüten“ bildeten ein gefeiertes Drama über die Liebe und das Leben im Alter – „Glück“ widmet sich nun der Jugend. Das Drama erzählt wieder aus Deutschland, vom Leben und Denken dort, von Heimat – aber noch mehr von der Heimatlosigkeit darin: Irina und Kalle, eine Prostituierte und ein Punk, begegnen sich in Berlin. Sie ist Kriegsflüchtling, er ist obdachlos. Beide verlieben sich, finden aneinander Halt, beziehen eine gemeinsame Wohnung, dürfen vom Glück und von einer Zukunft träumen. Das Schicksal allerdings sieht anderes vor. Einer von Irinas Freiern bricht tot bei ihr im Bett zusammen. Das Glück der beiden wird auf die Probe gestellt. Die weibliche Hauptrolle übernahm die Deutsch-Italienerin Alba Rohrwacher („I Am Love“, „Die Einsamkeit der Primzahlen“). Eine Schauspielerin, die eher mit Natürlichkeit glänzt als mit Schminke, Schmuck und Starallüren. Die als „Anti-Diva“ gehandelt wird, die sich in ihrer Arbeit einem Streben nach Wahrheit verschrieben hat, das sie auf ihre deutschen Wurzeln zurückführt. Das klingt wie eine Wunschkandidatin für Doris Dörrie. An Rohrwachers Seite verkörpert Vinzenz Kiefer („Der Baader-MeinhofKomplex“) Kalle. Eine Geschichte über zwei traumatisierte Außenseiter in Deutschland, ganz unten. Und wieder spiegelt Dörrie damit einen deutschen Zustand. Ob Liebe im Alter oder eine junge Liebe – dieses Land bietet viele Facetten. Doris Dörrie vermag sie immer wieder auf die Leinwand zu bannen. Zum Glück. www CARLA SCHMIDT GLÜCK ohne Wertung (der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden) D 2011 - Drama - Regie: Doris Dörrie - mit: Alba Rohrwacher, Vinzenz Kiefer, Matthias Brandt - Verleih: Constantin Start: 23.2. BO: Union, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion GLÜCK – Am Rande Doris Dörries zweitem Berlinale-Beitrag „Glück“ liegt ein Erzählband des Autors und Strafverteidigers Ferdinand von Schirach zu Grunde: Mit „Verbrechen“ veröffentlichte der Münchner sein literarisches Debüt, rasch avancierte der Band zum Bestseller, auch international. Entsprechend gefragt waren von Schirach und sein Werk mit einem Schlag in den Medien. Für „Glück“ pickte sich Dörrie eine einzelne Kurzgeschichte zur filmischen Adaption aus seinem Band heraus. Doch auch die übrigen Erzählungen sind längst in den Fokus der TV- und Filmindustrie gerückt: Schon Anfang 2011 gab das ZDF bekannt, den kleinen und großen Tragödien eine eigene Serie widmen zu wollen; sechs Filme à 45 Minuten sind geplant. Spätestens, wenn man sich mit www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino dem Inhalt der Geschichten aus „Verbrechen“ und dessen Nachfolger „Schuld“ beschäftigt, wird der eigentliche berufliche Hintergrund von Schirachs interessant: Die Titel lassen bereits erahnen, dass er sich als Autor von Fällen seines Berufsalltags inspirieren ließ. In „Verbrechen“ trifft man auf Menschen, die aus Liebe töten und aus Verzweiflung rauben; hier greift beispielsweise ein angesehener Arzt, ein Sympathieträger, nach 40 Ehejahren zur Axt. Ebenso lakonisch und nüchtern wie die Titel der beiden Bücher zieht sich auch von Schirachs Erzählstil durch die einzelnen Episoden. Sie erlauben einen Blick in Parallelwelten – doch die sind mitunter nicht einmal so fern, wie wir es uns vielleicht wünschen. MAREN LUPBERGER 28 30 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Neue Filme Der Film schwebt, wenn Ryan Gosling auf Carey Mulligan trifft Auch bei den Eltern stößt Mavis (Charlize Theron) auf Befremden Erdige Gewalt, schwebende Liebe Prom-Queens und Nerds „Drive” von Nicolas Winding Refn „Young Adult” von Jason Reitman Er fährt Stunts für Filme und manchmal auch das Fluchtauto bei echten Verbrechen. Eine aufkeimende Liebe veranlasst den „Driver“ zu unüberlegtem Handeln. C Existentialistischer Gangsterfilm Mavis Gary kehrt in ihre Heimatstadt zurück und will ihre Jugendliebe zurückgewinnen. Diese ist jedoch verheiratet und gerade Vater geworden. C Unromantische Tragikomödie Der namenlose Fahrer ist ein cooler Profi: Nur wenige Sätze kommen über seine Lippen, sein Gesicht lässt stets ein mehrdeutiges Lächeln erahnen. Tagsüber macht er als Stuntman hinter dem Lenkrad, was der Regisseur von ihm verlangt, nachts sorgt er als Fluchtfahrer dafür, dass Gangster der Polizei entwischen. Tags wie nachts – er hat die Situation immer unter Kontrolle. Erst als er seiner neuen Nachbarin Irene begegnet, verlässt er seine Routine und begibt sich auf gefährliches Terrain. Während die erdigen Action- und Gewaltszenen klar und deutlich auf den Punkt kommen, schweben die angedeuteten Liebesszenen geradezu durch den Film. Refns Kunstgriffe und Goslings Darstellung heben den Film über seine existentialistische Story hinaus und machen ihn zu einem Kommentar zum Kino. CHRISTIAN MEYER Ein Hochhausappartement, darin eine toll aussehende Frau Ende 30, die eine erfolgreiche Autorin ist: Das klingt nach einem guten Leben. Trotz dieser Eckdaten machen schon die ersten Szenen des neuen Films von Jason Reitman („Juno“, „Up in the Air“) in jeder Einstellung klar, dass hier etwas nicht in Ordnung ist. Erstens: Die Sonne scheint nicht (nie in diesem Film!). Zweitens: Dieses Hochhaus ist nur beinahe schick, und das gleiche gilt für die Wohnung. Und drittens: Der Erfolg – das stellt sich im Laufe des Films heraus – ist auch nur relativ. Doch als Mavis Gary (toll gespielt von Charlize Theron) von ihrem Jugendfreund Buddy (Patrick Wilson) eine E-Mail mit einer Geburtsanzeige erhält, fällt sie ganz spontan in ihr Heimatstädtchen ein, als wäre sie noch immer der begehrte High School-Teenager von vor 20 Jahren. Wenn sie in den Spiegel blickt, hat sie auch allen Grund, sich so zu fühlen. Doch bevor sie auf Buddy trifft, begegnet sie Matt (Patton Oswald), einem Nerd aus ihrem Jahrgang, den sie damals keines Blickes gewürdigt hat. Und der erkennt hinter der umwerfenden Blondine eine einsame, verbitterte Frau, die tatsächlich glaubt, sie könne da weitermachen, wo sie einst die Kleinstadt auf der Suche nach dem großen Glück verlassen hatte. Seit einigen Jahren stolpert man immer wieder über ruhigere amerikanische Komödien mit einen starken Hang zur Tragik. Die Liste ist lang: „Cyrus“ mit John C. Reilly, „Greenberg“ mit Ben Stiller, „Beginners“ mit Ewan McGregor, „Wie das Leben so spielt“ mit Adam Sandler. Gemein ist diesen Filmen, dass sie mit ihren Hauptdarstellern und allgemein ihrer Positionierung auf dem Markt zunächst erscheinen wie Mainstreamfilme – Komödien, Feel Good-Movies, Romantic Comedies. Ihre Machart und vor allem ihre Themen sprechen aber eine andere Sprache: Hier geht es um scheinbar fest im Leben stehende Menschen, die bei genauer Betrachtung erhebliche Probleme haben, sich in dieser Welt zurechtzufinden. Während Reitmans Überraschungserfolg „Juno“ noch in klassischer Independent Film-Manier von dem sympathischen Außenseiter und seinem Kampf mit dem Normalen erzählt, verschiebt sich bereits mit „Up in the Air“ die Perspektive hin zu einem scheinbar bestens funktionierenden Helden, dessen Lebensentwurf aber zunehmend Risse aufweist. „Young Adult“ ist nun so etwas wie das Negativ zu „Juno“. Es würde einen kaum wundern, wenn eine 17jährige Mavis Gary in einer kurzen Szene in „Juno“ als die gut aussehende, bewunderte, aber natürlich vollkommen unsympathische Prom-Queen der Schule auftauchen würde. In „Young Adult“ ist sie die Hauptfigur und freundet sich mit dem Nerd Matt an. In dieser Tragikomödie, die kaum noch komisch ist, werden daraus aber keine Lacher gezogen. „Young Adult“ weicht den Klischees aus. Am überraschendsten geschieht das wohl in dem Moment, wenn es in anderen Filmen zur Läuterung der Hauptfigur kommen müsste. „Young Adult“ ist ein auf vielen Ebenen ungewöhnlicher Film, und man kann sich nur wundern, dass die Filmemacher mit all dem durchgekommen sind. DRIVE Cannes 2011: Bester Regisseur USA 2011 - Action / Drama - Regie: Nicolas Winding Refn - Kamera: Newton Th. Sigel mit: Ryan Gosling, Oscar Isaac, Carey Mulligan - Verleih: Universum Start: 26.1. BO: Bofimax, Metropolis/Casablanca, DO: Camera, Cinestar, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg www In desolatem Zustand, Selbstgespräche führend: Regisseur Kim Ki-duk Eremit mit Kamera „Arirang – Bekenntnisse eines Filmemachers” von Kim Ki-duk Kim Ki-duk hat eine Schaffenskrise und verkriecht sich in eine Hütte. Dort tritt er ins Zwiegespräch mit sich selbst. C Spannende Reflexion über das Filmemachen Kim Ki-duk ist bekannt für seine großartigen Filme wie „Die Insel“, „Samaria“ oder „Bin-Jip“, doch seit Jahren kämpft der Koreaner mit einer Schreibblockade. Ein beinahe tödlicher Unfall einer Schauspielerin bei den letzten Dreharbeiten stürzt ihn in eine tiefe Krise. Er reflektiert seine Arbeit im Zwiegespräch mit sich selbst. Eitel, wehleidig, intelligent – der Regisseur hält nichts zurück und reflektiert zugleich alles. Oder ist alles nur Show? Am Ende gibt es jedenfalls einen klassischen Showdown. Ein bewegender, irritierender, tragischer und komischer Film. CHRISTIAN MEYER CHRISTIAN MEYER ARIRANG – BEKENNTNISSE EINES FILMEMACHERS YOUNG ADULT Cannes 2011: Un certain regard COR 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Kim Ki-duk - Kamera: Kim Ki-duk - mit: Kim Kiduk - Verleih: Real Fiction Start: 26.1. DO: sweetSixteen USA 2011 - Komödie / Drama - Regie: Jason Reitman - Kamera: Eric Steelberg - mit: Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson - Verleih: Paramount Start: 23.2. Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 29 BO: Union, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Neue Neue Filme Filme Gezwungen zum Miteinander Der Gentleman-Gangster in Aktion Entfremdet Mission: Bollywood „Tage die bleiben“ von Pia Strietmann „Don – The King is back“ von Farhan Akhtar Eine Familienmutter stirbt. Die Hinterbliebenen sind von der Situation überfordert. C Familiendrama Ein schelmischer Gangster aus Indien plant seinen nächsten Coup in Berlin. C Indisch-deutsches Actionabenteuer Eine Familie verliert die Ehefrau und Mutter bei einem Unfall. Vater Christian (Götz Schubert) sucht Halt in seiner Affäre, vernachlässigt die 15jährige Tochter (Mathilde Bundschuh) und schürt das Zerwürfnis mit seinem Sohn (Max Riemelt), der nun widerstrebend aus Berlin zurückkehrt. Eine zerrissene Gemeinschaft, die durch ihre Konflikte keine Muße zum Trauern findet. Die Vorbereitungen zur Beerdigung zwingen die drei Entfremdeten ins Miteinander. Das Drama von Pia Strietmann wirkt sehr persönlich: Auch wenn die Figuren und die Konflikte mitunter aufgesetzt erscheinen und die emotionale Identifikation nicht immer gelingt, hat der Film Seele. Die wird vor allem von den hervorragenden Darstellern getragen, allen voran Mathilde Bundschuh. HARTMUT ERNST Sie mögen Shah Rukh Khan? Dann gehen Sie in diesen Film! Der momentan größte Bollywoodstar wandert hier in den Fußstapfen von „Mission: Impossible“, „Stirb langsam“ und „Thomas Crown“. Als Drogenbaron Don reist Khan nach Berlin, um Gelddruckplatten aus einem Hochsicherheitstrakt zu klauen. Der Gentleman-Gangster muss sich dabei nicht nur einer attraktiven Polizistin erwehren, sondern auch Verrätern in eigenen Reihen. Mit welcher Selbstverständlichkeit Kahn dabei Overacting betreibt, ist schon irrwitzig. Ob unfreiwillige Genre-Parodie oder findige Satire – man darf diesem Hochglanz-Abenteuer durchaus Kurzweil attestieren. HARTMUT ERNST DON – THE KING IS BACK TAGE DIE BLEIBEN D 2011 - Drama - Regie: Pia Strietmann - Kamera: Stephan Vorbrugg - mit: Max Riemelt, Götz Schubert, T. Mittelstaedt - Verleih: Alpha Medienkontor Start: 26.1. DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater IND 2011 - Action - Regie: Farhan Akhtar - Kamera: Jason West - mit: Shah Rukh Khan, Priyanka Chopra, Lara Dutta - Verleih: Rapid Eye Movies Start: 16.2. BO: UCI, DO: sweetSixteen, E: Cinemaxx www Familiendrama ohne Sentimentalitäten: George Clooney mit seinen Filmtöchtern Kindergeschichte als Filmspektakel: Asa Butterfield als Hugo Cabret Scherbenhaufen Traumfabrik „The Descendants – Familie und andere Angelegenheiten“ von Alexander Payne „Hugo Cabret“ von Martin Scorsese Nachdem seine Frau ins Koma gefallen ist, muss Matt King lernen, Verantwortung für seine beiden halbwüchsigen Töchter zu übernehmen. C Sensibles Familiendrama Der Waisenjunge Hugo will die Aufgabe seines Vaters vollenden, einen Roboter zu reparieren. Da wird er beim Stehlen ertappt. C Überbordende Kinonostalgie Die Filme des großartigen Independent-Regisseurs Alexander Payne waren stets Gegenentwürfe zum Konfektionskino Hollywoods. In seiner Romanadaption „The Descendants“ berichtet er von einem Mann, der vor dem Scherbenhaufen seines Lebens steht. Dennoch wird daraus keine Sentimentalitätenrevue, sondern ein reifes, klug und packend entfaltetes Familiendrama, das zu Herzen geht. Dafür, dass es nicht gefühlsduselig wird, sorgt ein leiser, niemals aufgesetzt wirkender Humor, der einen angenehmen Gegenpol zum geballten Leid und Schmerz der Geschichte darstellt. Voller grandioser schauspielerischer Leistungen. FRANK BRENNER Erstmals hat sich Regielegende Scorsese einer Kindergeschichte angenommen und sich dabei gleich zwischen die Stühle gesetzt. Die viel zu lange und konventionell erzählte Exposition dürfte die Erwachsenen langweilen, gegen Ende sind dann wohl die Kinder überfordert. Für den zweiten Teil wird allerdings Scorseses Herz geschlagen haben, denn dort huldigt er dem Kinopionier Georges Méliès und dessen überbordender Fantasie, die Filmspektakel, wie wir sie heute kennen, schon vor über 100 Jahren mit bescheidensten Mitteln vorweggenommen hat. Filmrestaurator und -konservator Scorsese zeigt am Ende seine wahre Größe in der detailreichen Nachgestaltung von Méliès’ Arbeitsmethoden. FRANK BRENNER THE DESCENDANTS HUGO CABRET USA 2011 - Kom./Drama - Regie: Alexander Payne - Kamera: Phedon Papamichael mit: George Clooney, Shailene Woodley, Robert Forster - Verleih: Fox Start: 26.1. BO: Metropolis/Casablanca, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg USA 2011 - Drama - Regie: Martin Scorsese - Kamera: Robert Richardson - mit: Sir Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Asa Butterfield - Verleih: Paramount Start: 9.2. BO: Bofimax, Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 30 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Foyer Kino.Ruhr. Das neue „Kino im U“ Barbara Fischer-Rittmeyer im U Seit Anfang des Jahres präsentiert das „Kino im U“ ein regelmäßiges Filmprogramm in Kooperation mit den Partnern im Dortmunder U und vielen Initiativen. Barbara Fischer-Rittmeyer leitet das Kino. Eingangsbereich des neuen Kino im U in Dortmund, Foto: Ann-Katrin Thöle Motivierte Cineasten im Pott „Before Night Falls“ im Kino im U Dortmund trailer: Frau Fischer-Rittmeyer, herzlichen Glückwunsch zu dem neuen Kino im U. Barbara Fischer-Rittmeyer: Ich bin auch ganz freudig aufgeregt, dass es jetzt endlich losgeht. Was ist das für ein Ort im Dortmunder U? Zuerst war das Kino gar nicht geplant. Jetzt ist der Saal fertig eingerichtet. Wir zeigen in der Reihe „Kunst-Licht“ Filme, die die jeweiligen Projekte der Partner aus dem Haus gut ergänzen können: das Museum am Ostwall, der Hartware MedienKunstVerein, die FH, die TU und die Bildungsetage. Wie ist das Kino organisiert? Der Raum gehört zum U und ist für alle Partner und externe Anmietung offen. Um diesen Raum als Kino sichtbar zu machen, hat sich der Verein „Kino im U“ gegründet. Seit der Anfangszeit ist er hauptsächlich getragen worden durch Silke Johanna Räbiger vom Frauenfilmfestival, die seit zweieinhalb Jahren daran arbeitet, dass ein wirkliches Kino entsteht. Sämtliche Partner aus dem U sind auch Mitglieder und ein paar befreundete Menschen, die das Projekt unterstützen. Im Prinzip kann man auf den Verein zukommen? Das sowieso. Wir richten uns definitiv an die BürgerInnen aus Dortmund, an Vereine und Institutionen. Es gibt fünf verschieden Filmreihen. Eine davon heißt „Kennen sie die schon?“. Da können sich DortmunderInnen mit einem Film vorstellen. Wenn eine Einrichtung zu einem Thema etwas machen möchte, wählen wir einen passenden Film dazu aus. Wir werden in die Filme einführen und versuchen immer einen Gast einzuladen. Wie soll sich das Kino in die Kinolandschaft in Dortmund eingliedern? Ich sehe das Kino im U als Ergänzung und nicht als Konkurrenz. Wir kooperieren, und wir zeigen keine Filme, die im aktuellen Kinoprogramm laufen. Wir sitzen in einem Zentrum für Kunst und Kreativität. Das sagt schon ein bisschen etwas über die Ausrichtung. Wir haben die Freiheit und auch die Verpflichtung, die Filmgeschichte zu nutzen. Unsere Filme laufen nur zweimal. Wir versuchen, auch Jugendliche ins Kino zu kriegen. Was wird noch gespielt? Wir haben eine Rubrik, die nennt sich „Festivalfilme“. Da wollen wir Filme zeigen, die wir auf Festivals gesehen haben. Wir versuchen, die Filme in Originalversion mit deutschen Untertiteln zu zeigen. Wie ist es um die Finanzierung bestellt? Wir haben Einnahmen durch die Kinokarten und bekommen von der Stadt zumindest für dieses Jahr 30.000 . Das ist für den ganzen Betrieb nicht viel. Ganz wichtig ist natürlich, wie viel Publikum kommt. Was ist Ihr Wunsch für das erste Jahr? Mein Wunsch ist, dass alle Menschen in Dortmund wissen: Es gibt ein Kino im U. INTERVIEW/FOTO: BETTY SCHIEL Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 31 Utensilien einer kleinen, aber fein improvisierten Kinokasse, Foto: Maria Goinda Dortmund, 12.1. – Seit dem 12. Januar kann man im Dortmunder U-Turm nun auch ins Kino gehen. Im Erdgeschoss des Gebäudes will der Verein „Kino im U“, der den Kinobetrieb für das schicke, rote RWE-Forum organisiert, zukünftig für viele kleine Leinwandabenteuer sorgen. Am Auftaktabend ist das der Kinoleiterin Barbara Fischer-Rittmeyer und ihrem Team mehr als gelungen. Schon der Empfang fiel angenehm bescheiden, aber herzlich aus: An der improvisierten Kinokasse durfte man beim Griff in die Lose-Dose auf den Gewinn von Kinogutscheinen hoffen. Mit Julian Schnabels bildgewaltigem Künstlerportrait „Before Night Falls“ über den kubanischen Schriftsteller Reinaldo Arenas feierte das Kino seinen Start anschließend mit einer Perle aus der jüngeren Filmgeschichte. Über die widerständige Kraft der Kunst (des Kinos?) – ein zentrales Thema des Films – hat man im U sicherlich nicht zum letzten Mal diskutiert. „Connie und Carla“ im Metropolis Bochum www Martin Wolkner organisiert homochrom aus Spaß, Foto: Lisa Mertens Bochum, 13.1. – Einmal im Monat werden in verschiedenen Städten NRWs Filme der Reihe homochrom gezeigt, Filme mit schwuler und lesbischer Thematik. Am Freitag, 13. Januar, ließ es sich Organisator Martin Wolkner nicht nehmen, ein paar einleitende Takte im Metropolis zu dem für die Reihe ungewöhnlichen Film zu sagen: „Connie und Carla“. Frauen, die sich als Männer ausgeben, um Frauen sein zu können. Da die Kopien dieses Films demnächst eingestampft werden, wollte er den Zuschauern noch einmal die Gelegenheit geben, sich die extrem witzige Komödie auf großer Leinwand anzuschauen, so Wolkner. Die Zuschauer dankten ihm diese Auswahl und amüsierten sich während des Films köstlich und lauthals. Schön, dass es noch idealistische Cineasten gibt, die z. B aus einer Veranstaltung für Freunde eine mittlerweile fest etablierte Kino-Reihe machen. ANN-KATHRIN THÖLE /LISA MERTENS Lesen Sie auch die Langfassungen der Texte unter: www.trailer-ruhr.de/foyer www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Nachrichten Foyer aus der Kino-Welt Roter Teppich „Heute muss alles schneller ablaufen“ Wo Licht ist, ist auch Schatten: Gary Oldman als George Smiley in „Dame, König, As, Spion“ Gary Oldman über „Dame, König, As, Spion“, seine Ablehnung der Digitalisierung und seine jüngsten Fans Der 1958 in Süd-London geborene Gary Old- Worin, glauben Sie, liegt die heutige Releman wurde in den 80er Jahren durch die vanz einer Spionagegeschichte aus dem Kalten Biopics „Sid & Nancy“ und „Das stürmische Krieg? Leben des Joe Orton“ berühmt. In über 60 Ich glaube nicht, dass sich die Welt in der ZwiFilmen (darunter Rollen als Sirius Black in schenzeit wirklich verändert hat. Die Gesichter den „Harry Potter“-Filmen und als Polizeichef haben sich meiner Meinung nach verändert, die Gordon in Christopher Nolans Orte haben sich verändert, auch „Batman“-Revival) hat er sich „Meine Fans sind mittlerweile um die Feinde sind heute andere. die vier Jahre alt“ mittlerweile an die Spitze der Aber nach wie vor scheinen internationalen Filmstars gewir durch Phasen der Stabilität spielt. In „Dame, König, As, Spion“ sieht man zu gehen, die gelegentlich von externen Bedroihn nun als besonnenen Geheimdienstchef auf hungen auf die Probe gestellt werden. Und ich der Leinwand. glaube, dass „Dame, König, As, Spion“ in dieser Hinsicht auch heute noch genauso relevant trailer: Mr. Oldman, Sie scheinen ein Faible ist wie zu der Zeit, als der Roman geschrieben dafür zu haben, hin und wieder in Literatur- wurde. verfilmungen mitzuspielen. Lesen Sie selbst auch gerne? Sie haben schon die Fernsehserie aus den Gary Oldman: Ja, wenn ich die Zeit dazu fin- späten 70er Jahren angesprochen, in der Alec de. Dennoch tendiere ich eher dazu, Nicht-Fik- Guinness George Smiley spielte. Auch einige tionales zu lesen. Aber ich habe immer einige andere bedeutende Schauspieler haben die Bücher bei mir, im Moment lese ich eines über Rolle zuvor verkörpert; haben Sie sich von eiGeorge Washington. Romane allerdings eher ner dieser Interpretationen inspirieren lassen? weniger. Ich habe mir Guinness’ Darstellung nicht noch einmal angesehen, weil ich mich dadurch nicht Haben Sie trotzdem im Vorfeld der Dreharbei- beeinflussen lassen wollte. Das wäre sicherlich ten auch den Roman „Dame König As Spion“ passiert, wenn ich ihn oder andere Darsteller in gelesen? der Rolle unmittelbar davor noch einmal geseOh ja. Ich erinnere mich, dass ich auf die Le hen hätte. Aber ich wollte mir die Rolle selbst zu Carré-Bücher aufmerksam wurde, nachdem ich Eigen machen und sie wirklich neu interpretie1979 die Fernsehserie gesehen hatte, die auf ren, anstatt mir die Interpretation eines anderen diesem Buch basiert. Damals begann ich mich überzustülpen. Trotzdem war ich mir natürlich für Le Carré zu interessieren und habe dann in des Geistes von Alec Guinness sehr bewusst, der sich groß über mir abzeichnet, weil Guinness der Folge auch einige seiner Bücher gelesen. über so viele Jahre hinweg das Gesicht von SmiWie eng war John Le Carré in die Drehar- ley war. Eine gewisse Beklommenheit hat deswebeiten involviert? Er fungierte ja als einer gen schon von mir Besitz ergriffen, weil ich in der Produzenten des Films und ist sogar großen Schuhen laufen musste. mit einem Kurzauftritt auf der Leinwand Der Film hat eine großartige Ensemblebesetzu sehen … Na ja, er taucht darin wirklich nur in einer sehr, zung. Wie war es, an einem Set mit so vielen sehr kurzen Szene auf. Er kam nur für einen ein- talentierten Schauspielern zu arbeiten? Kam tägigen Besuch an den Set, und an diesem Tag es nicht zu Rivalitäten? wurde dann auch sein Kurzauftritt abgedreht. Nein, ganz im Gegenteil, es war überaus anAber er war insofern in das Projekt involviert, genehm. Wir arbeiteten in einer sehr kreativen als dass er als Ressource da war, wann immer und freundschaftlichen Atmosphäre. Mit einiwir ihn benötigten. Er war wie eine Art Durch- gen der Schauspieler hatte ich auch im Vorfeld reisender, der dem Film seinen Segen gab und schon einmal gearbeitet, mit anderen stand das Material in die Hände von Thomas Alfred- ich hierfür das erste Mal vor der Kamera. Aber son, dem Regisseur, legte. Dazu musste er nicht wir wussten alle voneinander, und ich glaube, Tag für Tag am Set sein und Thomas bei dessen wir bewunderten auch alle die Arbeit unserer Kollegen. Arbeit über die Schultern schauen. www www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 32 Sie sind nun schon seit mehr als 30 Jahren im Filmbusiness tätig. Was hat sich Ihrer Meinung nach seitdem daran verändert? Man spürt mittlerweile sehr deutlich den Einfluss der digitalen Welt und Technologien. Dadurch hat sich auch der Arbeitsprozess beim Filmen deutlich verändert, denn man bekommt weniger Drehtage, alles muss schneller ablaufen. Das hat sich seit meinen Anfängen wirklich spürbar verändert. Dadurch, dass man mit leichteren und kleineren Kameras viel einfacher Filme drehen kann, werden auch jede Menge schlechter Filme realisiert. Sind Sie der Ansicht, dass der Drehprozess dadurch emotionsloser geworden ist? Ich bin eine Art Romantiker, was Zelluloid anbelangt. Allein die Tatsache, dass an das Zelluloid ein chemischer Prozess geknüpft ist, macht es meiner Meinung nach viel emotionaler. Der elektronische Prozess ist da wesentlich steriler. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass Zelluloid noch während meiner Lebenszeit überflüssig werden würde, aber mittlerweile sieht es ganz danach aus! Dabei bin ich nicht unbedingt der Meinung, dass diese Entwicklung eine positive ist. Sie stellen auf die Digitalisierung um, weil sie es können, und natürlich auch, weil dadurch ganz erheblich Herstellungskosten reduziert werden können. Es stimmt mich aber sehr traurig, den physikalischen Film verschwinden zu sehen. Auf welche Weise hat sich Ihr Privatleben verändert, nachdem Sie mit den „Harry Potter“und „Batman“-Filmen Bestandteil von zwei überaus erfolgreichen Filmserien geworden sind? Mein Leben hat sich nur insofern verändert, dass meine Fans mittlerweile nicht mehr um die 40, sondern um die vier Jahre alt sind! Selbst die kleinsten Kinder erkennen mich heute. Aber das sind einfach großartige Fans! Das sind die echten Fans, und ich mag es sehr, mich den Menschen zu widmen, die die Potter-Reihe kennen und voller Enthusiasmus lieben. Die Folge ist eben, dass ich heutzutage deutlich häufiger erkannt werde als früher, aber ansonsten hat sich mein Leben nicht besonders stark verändert. INTERVIEW: FRANK BRENNER Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/roter-teppich Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Neue Filme Berlin Kaplani TRK 2011 - Drama - Regie: Hakan Algül - Verleih: Kinostar - Start: 26.1. Unbeirrbar gut Ayhan Kaplan (Ata Demirel) ist türkischer Staatsbürger und lebt in Berlin. Als Boxer und Bodyguard hält er sich notdürftig über Wasser, doch der große Durchbruch lässt auf sich warten. Auch sein Trainer Cemal (Tarik Ünlüoglu) hofft auf ein Wunder. Und wenn man nur fest daran glaubt, so erzählt der Film des türkischen Regisseurs Hakan Algül, werden Wunder auch mal wahr. HE „Der Junge mit dem Fahrrad“ von Jean-Pierre und Luc Dardenne DO: Cinestar, GE: Apollo Glück ist möglich: Cyril (Thomas Doret) und Samantha (Cécile De France) Cyril wurde von seinem Vater vorübergehend ins Heim geschickt – jetzt ist der Vater verschwunden. Der Junge reißt aus, um ihn zu finden C Humanistische Glanzleistung Er tobt und rast: Auf der Suche nach seinem Vater mischt sich Verzweiflung mit Aggression, bis Cyril auf die fürsorgliche Samantha stößt. Die Friseurin nimmt sich des Jungen an: An den Wochenenden wohnt er bei ihr, zugleich suchen sie weiter nach dem Vater. Doch als sie ihn finden, will der nichts von Cyril wissen. Ein Dealer aus der Nachbarschaft macht sich Cyrils Zorn zu Eigen. Die ehemaligen Dokumentarfilmer machen seit 15 Jahren Spielfilme, die in ihrer sozialrealistischen Genauigkeit und ästhetischen Schlichtheit beeindrucken. Seit dem Vorgänger stellen sie dem realistischen Schrecken einen Hoffnungsschimmer zur Seite. In ihrem aktuellen Werk wird dieser durch Samantha, unprätentiös gespielt von Cécile De France, repräsentiert – die unbeirrt an den Jungen glaubt und ihm damit eine Chance gibt. Tief beeindruckender Humanismus. CHRISTIAN MEYER Die Kunst zu gewinnen – Moneyball USA 2011 - Drama - Regie: Bennett Miller - Verleih: Verleih: Sony - Start: 2.2. Zuletzt erntete Regisseur Bennett Miller Lorbeeren für sein biografisches Drama „Capote“. Nun legt er ein Sportlerdrama nach. Brad Pitt verkörpert darin einen Baseball-Trainer, der vor der großen Herausforderung steht, mit kleinem Budget ein schlagkräftiges Team aufzubauen. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch. Unterstützung bekommt der Sportler von einem Yale-Absolventen. HE E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt DER JUNGE MIT DEM FAHRRAD Cannes 2011: Großer Preis der Jury B/F/I 2011 - Drama / Komödie - Regie: Jean-Pierre und Luc Dardenne - Kamera: Alain Marcoen - mit: Thomas Doret, C. de France, J. Renier - Verleih: Alamode Start: 9.2. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Camera, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater www Ein riskanter Plan USA 2011 - Thriller - Regie: Asger Leth - Verleih: Concorde - Start: 26.1. Old School Nick (Sam Worthington, „Kampf der Titanen“) steht wortwörtlich mit dem Rücken zur Wand, und zwar am Fenstersims eines Hochhauses. Der Polizist wurde unschuldig eines Verbrechens bezichtigt, ist geflohen und heckt nun über den Dächern der Stadt einen Plan aus, der seine Unschuld beweisen soll. Die Psychologin Lydia (Elizabeth Banks) ist seine Verbindung zur Außenwelt. Actionthriller. HE „Dame, König, As, Spion“ von Tomas Alfredson GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: LIchtburg Old School-Oldman: Gary Oldman als George Smiley London, 1973: Ein Verräter geistert durch den Secret Service. Ein ausgedienter Agent wird auf das Phantom angesetzt. C Subtil inszenierter Agententhriller Der Schwede Thomas Alfredson adaptiert John Le Carrés Spionage-Thriller, in dem der britische Agent George Smiley aus dem Ruhestand geholt wird, um einen Maulwurf in den eigenen Reihen zu enttarnen. Der Film erfordert aufgrund seiner Komplexität ein gewisses Maß an Konzentration, die aber mit filmischer Magie entlohnt wird: Kamera, Montage, Bildgestaltung, musikalische Untermalung hüllen die Geschehnisse kunstvoll in triste Eleganz, die weit entfernt ist vom routiniert seelenlosen Hochglanz-Stakkato aktueller Spionagefilme. Eine beseeltes Old School-Agentendrama, das von einer Riege großartiger Darstellern abgerundet wird. HARTMUT ERNST DAME, KÖNIG, AS, SPION GB/F/D 2011 - Thriller - Regie: Tomas Alfredson - Kamera: Hoyte van Hoytema - mit: Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy - Verleih: Studiocanal Start: 2.2. BO: Metropolis/Casablanca, UCI, Union, DO: Cinestar, Roxy, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 33 33 Zettl D 2012 - Komödie - Regie: Helmut Dietl - Verleih: Warner - Start: 2.2. Sein letzter Kinoausflug, „Vom Suchen und Finden der Liebe“, ging nach hinten los – nun tritt Helmut Dietl („Schtonk!“, „Rossini“, „Late Show“) erneut an. Michael „Bully“ Herbig spielt den charmant-skrupellosen Online-Chefredakteur, der mit dem Reporter Herbie (Dieter Hildebrand) einen Klatschskandal aufdeckt. Prominent besetzte Rückbesinnung auf Dietls TV-Kultserie „Kir Royal“. HE BO: Bofimax, UCI, Union, E: Filmkunsttheater, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Neue Filme Gefährten Fünf Freunde USA/IND 2011 - Drama - Regie: Steven Spielberg - Verleih: Disney - Start: 16.2. D 2011 - Abenteuer - Regie: Mike Marzuk - Verleih: Constantin - Start: 26.1. Wendy-Fans aufgepasst! Steven Spielberg kredenzt dieses Pferdemärchen, in dem Joey, ein halbes Vollblut, von einem Hof in England aus durch das Europa des Ersten Weltkriegs galoppiert. Eine stilsicher inszenierte, farbensatte, rührselige Geschichte über eine ganz besondere Freundschaft, in der einfühlsame Menschen Pferde lieben – und Pferde die Menschlichkeit. HE Nach den Drei ??? dürfen nun auch die Fünf Freunde ein Kinoabenteuer erleben. Die Clique mit dem Hund, die Enid Blyton dereinst zum Leben erweckte, kommt einem Entführungsfall auf die Spur: Bösewichte wollen Georges Vater an die Gurgel, der an neuartigen Möglichkeiten zur Energiegewinnung forscht. Keiner glaubt den Freunden – und so sie sind mal wieder auf sich allein gestellt. HE BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: LIchtburg BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: LIchtburg In Darkness Sommer auf dem Land D/PL/CDN 2011 - Drama - Regie: Agnieszka Holland - Verleih: NFP - Start: 9.2. D/PL/FIN 11 - Kom./Drama - Regie: Radoslaw Wegrzyn - Verleih: Farbfilm - Start: 16.2. Die polnische Stadt Lvov, 1943: Die Deutschen stürmen das Ghetto, alle Juden sollen deportiert werden. Einige von ihnen (Benno Fürmann, Maria Schrader, Herbert Knaup) fliehen in die Kanalisation. Der Pole Leopold hilft ihnen. Kammerspielartiges Drama, das seinen Fokus auf die Emotionen und Reibungen der Flüchtlinge, auf Mitläufertum und Solidarität von außen richtet. HE Alles lief gut für den erfolgreichen Konzertpianisten Bogdan (Zbigniew Zamachowski). Doch dann stirbt seine Frau, und die Welt bricht für ihn zusammen. Bogdan schmeißt den Job und zieht zu seiner Mutter auf den Bauernhof. Zur Trauer gesellt sich Alkohol. Doch Mütterchen und eine Kuh haben auch noch ein Wort mitzureden. Tragikomödie über Tod, Verlust und Zuversicht. HE BO: Union BO: Metropolis/Casablanca Die Unsichtbare Die Thomaner D 2011 - Drama - Regie: Christian Schwochow - Verleih: Falcom - Start: 9.2. D 2011 - Doku/Musik - Regie: Paul Smaczny, Günter Atteln - Verleih: NFP - Start: 16.2. Die junge, zurückhaltende Schauspielschülerin Fine (Stine Fischer Christensen) ist daheim mit der familiären Situation überfordert. Auf der Bühne ist sie zu unscheinbar. „Man sieht dich einfach nicht“, mahnt ihr Professor. Mit einer Hauptrolle steht Fine vor ihrer größten Herausforderung. Die Bühne als Therapie: etwas konfliktüberladenes, aber dafür wenig verklärtes Schauspielerdrama. HE „Wir haben noch nicht viel anderes gesehen“, sagt ein Abiturient mit glasigen Augen. Er war Mitglied des Thomanerchors und wird nun ins Leben entlassen. Der Film begleitet weitestgehend unkritisch den Alltag in dem Internat, das gesanglich talentierte Jungen auf das Leben vorbereitet: Ein abgeschotteter „Geschwisterkreis“ zwischen Leidenschaft, Teamgeist und elitärem Selbstverständnis. HE BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater Extrem laut und unglaublich nah Yoko USA 2011 - Drama - Regie: Stephen Daldry - Verleih: Warner - Start: 16.2. D/A/S 2011 - Kinderfilm/Abenteuer - Regie: Franziska Buch - Verleih: Sony - Start: 16.2. Oskar (Thomas Horn) hat seinen Vater (Tom Hanks) beim Anschlag auf das World Trade Center verloren. Als er in dessen Schrank einen Schlüssel entdeckt, lässt er seine trauernd verschlossene Mutter (Sandra Bullock) hinter sich und sucht in New York nach dem Schloss, hinter dem er eine letzte Botschaft vermutet. Urbane Odyssee zwischen Selbstfindung und Schicksalsbewältigung. HE Nanu! Da tanzt doch plötzlich ein weißes Pelzwesen durch Pias (Jamie Bick) Baumhaus. Schon bald stellt sich heraus: Der große Schneehase heißt Yoko und kommt aus dem Himalaya. Von dort wurde er von Großwildjägern entführt, der Zoodirektor erhoffte sich bereits Besucherzugänge wie zu Knuts Zeiten. Pia aber will Yoko bei sich behalten. Kinoabenteuer für die ganze Familie. HE BO: Union, DO: Cinestar, Roxy, DU: Filmforum, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg BO: UCI, Union, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: LIchtburg www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 34 36 www Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet www So klingt nur Dortmund. Popkultur in NRW Neue Filme Opulentes Wüstenspektakel Flüssiges Geld Eklektische DJs, aber trotzdem gut angezogen Eklektronische Musik „Black Gold“ von Jean-Jacques Annaud JTRP bringen die Uneindeutig auf den Dancefloor Im frühen 20. Jahrhundert wird in der arabischen Wüste Öl gefunden. Zwei Herrscher sehen Chancen und Gefahren im Schwarzen Gold. C Aufwändiges Wüstenepos Von Christian Werthschulte Uneindeutigkeit hat es schwer auf deutschen Dancefloors. Wo in anderen Ländern HipHop, House, Dub und Breakbeats in einem Maximum an Glücksgefühlen clashen, regiert hier der gerade, minimale Beat. Zumindest wenn es nicht Devotees wie das Köln-Düsseldorfer Duo Philipp Polschikov und Fabian Wolf, aka JTRP, und ihre Partyreihe elek´tro:nik Mju:zik gäbe. Begonnen hat alles vor fünf Jahren mit ein paar Parties in Aachen. Shadow Dancer (Boys Noize) und Feadz (Ed „Superstar-DJs haben im KosBanger) waren die ersten Gäste — viel mos von JTRP keinen Platz” hipper konnte man 2007 eigentlich nicht sein. „Eigentlich war es gar nicht so schwer, an die krassen Leute ranzukommen“, erinnert sich Philipp. „Man muss sie nur bezahlen.“ Das scheint geklappt zu haben. Aber der Fokus hat sich ein wenig verschoben. Heute legen auf der elek´tro:nik Mju:zik überwiegend britische Bassmusik-Acts auf. So haben sich Freundschaften entwickelt, die auch schon mal einen Gig im Pariser Social Club mit sich bringen. „Da gibt es dann jemanden, der nur dafür zuständig ist, den DJs Getränke zu bringen“, erzählt Fabian. „Das ist schon krass.“ Aber die Gastfreundschaft der beiden Organisatoren hat Grenzen. „Wenn sich ein DJ wie ein Superstar aufführt, dann überlegen wir uns schon, ob wir den nochmal einladen“, meint Philipp. Wobei ein DJ-Set von JTRP stilistisch nicht leicht einzuordnen ist. „Ich fange meistens mit langsamen Housetracks an und steigere mich dann“, beschreibt Fabian seinen Stil. „Philipp spielt eher schnellere Sachen, aber es ist eigentlich kein Problem, zusammen aufzulegen.“ Und so spielen sich die beiden auf ihren Sets durch eine eklektische Mischung aus Chicago House, UK Funky und diesem Niemandsland im Bereich von 130bpm, für das selbst seine britischen Urheber keinen Namen haben. Auf den als JTRP selbstproduzierten Tracks weicht diese Mischung allerdings einem sehr homogenen Stil. Die Drumpatterns erinnern an UK Funky, aber die Sounds sind aber düsterer: Die Snares klingen gedämpfter, die Synths weniger euphorisch. „Das passiert ganz natürlich“, beschreibt Philipp ihre Arbeitsweise. „Ich sitze am Rechner und suche die Sounds heraus, und Fabian kümmert sich um die technischen Details.“ Zwei EPs sind so entstanden, im Moment arbeiten sie an ihrem dritten Release für ein französisches Label. Die Jobs – einer studiert Kommunikationsdesign, der andere arbeitet in einem Feinkostladen – können sie deshalb nicht an den Nagel hängen, im Gegenteil. Releases dienen nicht nur bei JTRP in erster Linie der Bewerbung von DJ-Gigs. Britische Producer horten z. B. ihre Tracks, damit sie besonders viele exklusive Stücke auflegen können. Das steigert den eigenen Marktwert, aber zeigt auch die Schnelllebigkeit des Dancefloors. Bis ein Stück den Weg auf Vinyl findet, ist es häufig schon in unzähligen Mixen bis zum Überdruss gespielt worden. Wobei nicht nur die Musik für JTRP den Reiz einer guten Party ausmacht. „Man könnte so viel Christian Werthschulte machen“, meint Fabian. „Eine Party, bei der irgendwann lebt in Köln und Ballons vom Himmel fallen, die würde niemand vergessen.“ mag Pop Jean-Jacques Annaud („Am Anfang war das Feuer“, „Der Name der Rose“) meldet sich mit einem Wüstenabenteuer zurück. Sein Film beruht auf einem Roman aus der Schweiz aus den 1950er Jahren und erzählt von zwei arabischen Reichen, die nach kriegerischen Zeiten Frieden schließen. Garant dafür soll ein Wüstenstreifen sein, der zwischen den Besitztümern liegt und für beide Seiten tabu ist. Eines Tages aber wird eben dort Öl gefunden. Die Herrscher (Antonio Banderas, Mark Strong) und ihre Kinder (Tahar Rahim, Freida Pinto) müssen sich damit neuen Konflikten stellen. Episches Abenteuerkino, das sich, anders als „Lawrence von Arabien“, nicht auf tatsächliche Ereignisse und Figuren beruft. CARLA SCHMIDT BLACK GOLD F/KAT 2011 - Drama - Regie: Jean-Jacques Annaud - Kamera: Jean-Marie Dreujou mit: Tahar Rahim, Antonio Banderas, Mark Strong - Verleih: Universal Start: 9.12. Start: 9.2. BO: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion www Optimistischer Grundton: die Jugend im Haifa der 60er Jahre Auf die Liebe! „Ein Sommer in Haifa“ von Avi Nesher Ein israelischer Junge erhält über einen Ferienjob Unterricht in Sachen Liebe. C Sommerliches Coming-of-Age-Drama Mit einer solchen Leichtigkeit ist schon lang nicht mehr von der Liebe erzählt worden! Angesiedelt in der israelischen Hafenstadt Haifa im Sommer 1968 folgt Regisseur Avi Nesher dem Teenager Arik (Tuval Shafir), der bei einem Ehevermittler (Adir Miller) einen Ferienjob annimmt und dabei die Liebe in allen möglichen Facetten zu spüren bekommt. Nesher erzählt lausbübisch, romantisch und berührend. Glaubwürdig wird das Drama aber erst durch dosierte tragische Momente, die die Leichtigkeit trüben, die dem Film aber nie seinen optimistischen Grundton entziehen. Schräge Figuren, gelungen eingefangenes Zeitkolorit und die offensichtliche Liebe des Regisseurs zum Kino verleihen diesem Leinwandschatz den Feinschliff. HARTMUT ERNST EIN SOMMER IN HAIFA Chicago Int. Film Festival 2010: Silver Plaque ISR 2010 - Drama - Regie: Avi Nesher - Kamera: Michel Abramowicz - mit: Tuval Shafir, Adir Miller, Tom Gal - Verleih: Bildkraft Start: 2.2. DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater elek´tro:nik Mju:zik: www.facebook.com/pages/elektronik-mjuzik Musik von JTRP: www.soundcloud.com/jtrp Lesen Sie auch die Kolumne „KompaktDisk“ unter www-trailer-ruhr.de/musik 36 Literatur-Portrait Junge am Kanal, Foto: Brigitte Kraemer Auf unsicherem Grund tanzt es sich aber auch am ausgelassensten Druckstellen-Wettbewerb rückt das Revier in den literarischen Fokus Am 10. Februar ist es soweit: Die Verleihung des mittlerweile 2. Ruhrgebiets-Literaturwettbewerbs geht in der Bochumer Bibliothek des Ruhrgebiets über die Bühne. „Leb im Ballungsgebiet, das an Druckstellen wie Fallobst aussieht“, lautete das Motto, das 165 Autorinnen und Autoren inspirierte. Eine ausgedehnte Lesetour wird die Texte der Preisträger, aber auch die weiteren Beiträge, die es in die begleitende Anthologie geschafft haben, vorstellen. Maßgebliche Triebfeder des Wettbewerbs ist der Schauspieler Till Beckmann. „Ruhrgebiet, Literatur – beides beschäftigt mich, und diese Region ist eine Fundgrube für Geschichten“, erläutert Beckmann. „Durch bestimmte Bücher habe ich gelernt, das Ruhrgebiet mit anderen Augen zu sehen. Diese Romane spielen hauptsächlich im Ruhrgebiet der 60er, 70er und 80er Jahre. Das heutige Ruhrgebiet ist in der Literatur unterrepräsentiert.“ Vor diesem Hintergrund und mit Neugier auf frische Texte über die Region hat Beckmann 2009 den ersten Wettbewerb ins Leben gerufen. „Unglaublich viele Menschen schreiben hier ambitioniert. Diesen Menschen wollte ich eine Plattform bieten, abseits von Blogs und Poetry-Slams.“ Dass Till Beckmann als echtes Ruhrpott-Kind einen engen Bezug zur Region verspürt, wundert nicht. Doch was hat die Preisträger dazu bewogen, sich literarisch hier zu verorten? Michael Spyra Da ist zum Beispiel der 1983 in Aschersleben geborene Michael Spyra, der am Deutschen Literaturinstitut Leipzig studierte und in Flensburg lebt und sich gemeinsam mit Selin Gerlek den dritten Preis teilt: „Vor dem Wettbewerb gab es keinen Bezug zum Ruhrgebiet; zumindest nicht zu ,dem Ruhrgebiet‘. Ich glaube nämlich, dass es kaum einen Menschen in Deutschland gibt, der keinen Bezug zum Ruhrgebiet hat; ob dieser Bezug sich nun medienbegleitend entwickelt, ein phantastischer oder realtatsächlicher Bezug mit Anwesenheitspflicht ist. Dabei ist das Ruhrgebiet wie DIE Reeperbahn, DER Kiez oder DAS Völkerschlachtdenkmal, es steckt in jedem, jeder hat das Bild davon im Kopf. Ich schreibe aber auch selten Texte, die sich auf einen bestimmten Ort beziehen“, schränkt Spyra ein. Ob das Ruhrgebiet als literarischer Ort etwas Besonderes ist, vermag der Autor allerdings nicht zu sagen: „Das weiß ich nicht, weil ich keine Erfahrung mit dem Ruhrgebiet als realem Ort habe. Ich glaube, hier könnte einfach alles passieren, und Menschen bemühen sich darum. Es gibt ein Ringen, einen Kampf zwischen Aufgabe und Verfall und dem Wieder-auf-die-Füße-Kommen. Mit meinem Text hoffe ich, an einer Art Erinnerungs- und Gedächtnisarbeit zu wirken; ganz egal wie diese konkret funktioniert. Erinnerung – auch wenn kein Licht daran kommen soll – ist nämlich für das Weitermachen wichtig.“ Selin Gerlek Selin Gerlek hingegen, die sich mit Michael Spyra die dritte Stufe des Siegerpodestes teilt, ist mitten im Ruhrgebiet verwurzelt. Sie ist 1987 in Mülheim an der Ruhr geboren, „das heißt genau zwischen den großen Städten des Ruhrgebiets; aus Kindertagen kann ich Gärten, Parks, Wälder oder Seen in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets aufzählen, in die mich meine Eltern mitnahmen. Ebenso erinnere ich mich jedoch an Zug- und Bahnfahrten, die eine ganz andere, kalte, mehr graue Kulisse zeigten. Wunderbare Kontraste. Klar, ich habe einen spannenden Bezug zum Ruhrgebiet, und zwar schon sehr, sehr lange. Und nein, das Ruhrgebiet ist nicht der Schwerpunkt meiner Texte. Niemand wird in meinen Texten eine explizite Auseinandersetzung mit dem Ruhrgebiet auffinden können. Ich spreche die Dinge ungern in klaren Worten aus, wenn es um Erfahrungen geht. Ich verleihe lieber inneren Ereignissen eine Bedeutung und versuche, sie mit allen möglichen Mitteln zu verdichten; und selbst das ist noch zu einengend beschrieben.“ www Artur Krutsch Der Träger des zweiten Preises wirkt dagegen eher wie ein Neuling im Ruhrgebiet. Artur Krutsch, geboren 1987 in Kirgistan, wuchs in Westfalen auf. Seit 2008 studiert er Fotografie in Dortmund. Auch, wenn er in diesem Jahr für ein Literaturstudium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig dem Revier wieder den Rücken kehrt, hat doch hier sein Schreiben den Anfang genommen: „Seit fast 5 Jahren lebe und studiere ich im Ruhrgebiet, genauso lange schreibe ich. Es ist ganz natürlich, über das zu schreiben, was man sieht und erlebt. Die Anfänge des Schreibens sind unbefangen, und so spielen fast alle meine Texte im Revier, ohne zwanghaft das Ruhrgebiet zu thematisieren, auch ohne jegliche Ortsangabe. Erst im Laufe der Zeit fiel mir auf, dass das Ruhrgebiet literarisch weitestgehend unerschlossen ist. Gewiss gibt es ein paar Böll-Zitate, viele mittelmäßige Krimis und Texte über Kumpels, Schrebergärten und Currywürste, aber mehr ist mir, und ich glaube auch der breiten Öffentlichkeit nicht bekannt. Warum ist das so? Vermutlich, weil kein junger Mensch, der 37 beschließt, Schriftsteller zu werden, ins Ruhrgebiet zieht, und die, die hier aufgewachsen und nach Berlin gezogen sind, sich hüten werden, über ihre „Kindheit im Pott” zu schreiben. Dabei bin ich von dem Potential des Reviers überzeugt. Es ist ein dichter Ort, in dem komplexe Lebensräume und Strukturen entstanden sind, die es zu erkunden gilt. Es gibt viele Menschen mit unterschiedlichsten Gründen, warum sie hier gelandet sind. Sie haben Hoffnungen, Sorgen und Träume, und meist wollen sie wieder weg – Geschichten, die man erzählen sollte.“ Marie-Christin Fuchs Gewinnerin des Wettbewerbes ist die 1978 im Sauerland geborene Marie-Christin Fuchs. Als freie Autorin lebt sie in Hamburg und arbeitet an ihrem ersten Kriminalroman. Ein Ruhrgebietsbezug findet sich in ihrer Familiengeschichte – Ihr Vater ist in Castrop-Rauxel aufgewachsen. Die Faszination des Ruhrgebietes, dieses besondere Heimatgefühl findet die Autorin in den Erinnerungen ihres Vaters: „Als ich vor einigen Jahren mit meinen Eltern und meinem Freund dort war, ihm, dem Hamburger, den Pott zeigen wollend, hielten wir natürlich in CastropRauxel. Wir standen vor dem Haus, in dem mein Vater zwölf Jahre oder länger gelebt hat. Es war nicht mehr grau, sondern weiß gestrichen, und mein Vater versuchte deutlich zu machen, dass das aber nicht echt war. Vor der Bude, wo er Süßigkeiten gekauft hatte, schrumpfte er und wurde langsam kleiner, jünger. Als wir in Dinkelsbühl, Franken waren, passierte das nicht. Sowas passiert nur da, wo man zu Hause war. Ein literarischer Ort – vielleicht, weil er so voller Vergangenem ist, weil in ihm jemand wie der Heilige Antonius auch nach dem Wiederfinden von Heimat gebeten werden kann.“ FRANK SCHORNECK Anthologie: Druckstellen I Herausgeber: Till Beckmann und Kathrin Butt I Klartext Verlag I 100 Seiten I 9,95 Euro Februar-Termine der Lesetour: 10.2. Bochum – Bibliothek des Ruhrgebiets 14.2. Dortmund – Ekamina im Sissikingkong 17.2. Dortmund – Buchhandlung Transfer 18.2. Castrop-Rauxel – Bahia de Cochinos 24.2. Herne – Alte Druckerei 1926 25.2. Bochum – Buchhandlung Napp Weitere Infos: www.druckstellen.info Lesen Sie die Langfassung unter www-trailer-ruhr.de/literatur Poetry Josef Albers Museum . Quadrat Bottrop Simone Nieweg. Natur der Menschen. Landschaftsfotografie 12.2. 27.5.2012 Die Themse wohnt mietfrei mitten in London, die Sau Gevatter Kot hat einen neuen Namen www.quadrat-bottrop.de Fon 02041 29716 Partner des Museums Sebastian23 zählt an: Siebzehn Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund eigentlich leicht zu erraten. Ich habe einfach Sorge, dass mir ein Gleitschirmpilot auf den Kopf kackt. Warum das jemand machen sollte? Ich vermute, es sind sexuelle Gründe, ein lange unterdrückter GroßstadttaubenFetisch oder so. Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht abwegig, aber wer schon mal im Internet war, der weiß, dass das durchaus im Rahmen des Möglichen liegt. Man kann sich auf den Kopf stellen und mit den Füßen wackeln, es wird der Fantasie der Gegenwärtigen keine Perversion mehr entspringen, die nicht schon ausgelebt wurde. Ich bin kein Moralapostel, diese Aufgabe überlasse ich den katholischen Priestern – im Gegensatz zu meinen zukünftigen Söhnen. Verhungern wegen Gendereien Mit der rhetorischen Streitaxt auf die Pauke der Ethik zu prügeln, ist hingegen wahrlich nicht so mein Ding. Aber ich muss mich auch nicht mit jeder dahergelaufenen Körperflüssigkeit einreiben oder als Teletubby verkleidet eine amouröse Beziehung zu einem Paarhufer eingehen. Aber wirklich, echt jetzt, akku tiptop mit Spucke drauf, ich bin jederzeit für die freie Bestimmung von Sexualität – und erst recht von Gender. Jeder soll sich aussuchen dürfen, ob er Fußball oder Putzen gut findet. Weg mit diesem Gender-Käse, allein schon, weil es die Lebensgrundlage von Mario Barth ist. www Dass die Piratenpartei so weit geht, die Abschaffung von geschlechtsspezifischen Vornamen zu fordern, halte ich für eine fantastische Idee. Dann kann mein neuer Kumpel Bushido endlich einfach Uschi heißen, wann immer er möchte. Ich gehe noch weiter und fordere, dass alle Männer und Frauen fortan Klaus Klausewitz heißen sollen. Das kann ich mir dann wenigstens merken. Klaus Klausewitz fragt nicht nach dem Namen Es wäre eine bessere Welt, eine gerechtere Welt. Jeder Verbreitung von Gerüchten wäre im Voraus Einhalt geboten. Jedem wäre schon klar, dass Klaus mit Klaus was hatte, obwohl diese ja noch mit Klaus Klausewitz zusammen war. Zudem könnte ich viel mehr Quizfragen beantworten, wenn der Innenminister, der in der Adenauer-Ära zurücktreten musste, der Komponist der „Moldau“ und der dritte römische Kaiser nach Augustus allesamt Klaus Klausewitz heißen würden. Aber in welchem Jahr erfand Klaus Klausewitz die Glühbirne? Keine Ahnung, da müsste ich den Telefonjoker einsetzen. Wen ich anrufen würde? Na, raten Sie mal. FOTO/TEXT: SEBASTIAN23 Sebastian23 – Die Video-Kolumne: Auf youtube und auf www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw 38 Literatur-Kalender Ruhr 22.03.2011 09.02.2012 David Nicholls, Foto: Anita Affentranger Die Literatur-Termine der Region Bochum – Rotunde 0234 36 14 86 Essen – Stratmanns Theater 0201 820 40 60 Jan Böttcher: Das Lied vom Tun und Lassen Fr 17.2. 20 Uhr Frank Goosen: Sommerfest Mi 29.2. 20 Uhr Auch am 28.2. in Mülheim (Ringlokschuppen) Bochum – Mayersche Buchhandlung 0234 68 76 10 Reiner Küster und Rüdiger Schneider: Wolfszorn Fr 10.2. 18 Uhr Mit einem Toten auf der Erzbahntrasse beginnt der zweite Bochum-Krimi des Autorenduos – und es wird nicht die einzige Leiche bleiben. Bochum – Biercafé 0234 36 16 18 18 Charlotte Mutsaers: Kutscher Herbst Fr 24.2. 20 Uhr Die Reihe Literatur im Folkwang präsentiert mit Charlotte Mutsaers eine spannende niederländische Autorin, die mit „Kutscher Herbst“ eine abgründige Liebesgeschichte vorlegt. Hans Neuenfels: Das Bastardbuch Fr 3.2. 19.30 Uhr Die Autobiographie des Opernregisseurs wird von der Kritik als sprachgewaltiges und scharfsichtiges Werk gefeiert. Bei seiner Essener Lesung ist zu erwarten, dass er auch auf seine dortige Zeit eingehen wird. Bochum – Theater unten 0234 555 33 33 Gelsenkirchen – MiR 0209 409 70 Klaus Modick: Sunset Mi 14.2. 20 Uhr Harry Rowohlt liest und erzählt So 12.2. 20 Uhr Zu Harry Rowohlt muss man doch wirklich nichts mehr schreiben, oder? Jörg Juretzka: Freakshow Di 7.2. 20 Uhr Trockener Humor und düstere Krimikost aus Mülheim an der Ruhr. Ennepetal – Haus Ennepetal 02333 988 00 Michael Winterhoff: Lasst Kinder wieder Kinder sein! Mi 1.2. 19 Uhr Kaum ein Sachthema wird heißer diskutiert als Erziehung. Der Kinder- und Jugendpsychiater Winterhoff zählt zu den Koryphäen auf dem Gebiet. Essen – Medienforum des Bistums 0201 220 44 42 Alissa Walser: Immer ich Mo 27.2. 19.30 Uhr Scheinbar alltägliche Begebenheiten werden von der Autorin virtuos veredelt. Wofür andere Romane erzählen, verdichtet Alissa Walser in knappe Zeilen. 27.02.2012 Essen – Aalto-Theater 0201 812 20 Zepp Oberpichler Di 21.2. 20.15 Uhr Einmal im Monat gibt es auf Bochums umtriebiger Kleinkunstbühne gegenüber den Kammerspielen Literatur, Musik & Kulturnews. Musiker und Autor Zepp Oberpichler bringt noch eine Portion Rock’n‘Roll ins Spiel Dortmund – Ekamina im Sissikingkong 0231 728 25 78 'UUGP 24.03.2011 Essen – Folkwang Museum 0201 884 54 44 07.03.2012 www Moers – Die Röhre 0152 07121861 30.03.2011 Die Whisk(e)ylesung Sa 4.2. 20 Uhr Nachholtermin für die im letzten Jahr kurzfristig ausgefallene Kultveranstaltung rund um hochprozentige Literatur und Musik. Recklinghausen – Ruhrfestspielhaus 02361 91 80 Volker Klüpfel und Michael Kobr: Schutzpatron Mi 29.2. 20 Uhr Die Kluftinger-Romane des Autorenduos zählen zu den Krimis, die auch Nicht-Krimifans begeistern können. Die Shows der Allgäuer sind alles andere als trockene Lesungen. Wesel – Stadtisches Bühnenhaus 0281 20 33 44 Wladimir Kaminer: Meine kaukasische Schwiegermutter Mi 29.2. 20 Uhr Wenn in diesem Jahr die Verfilmung seiner „Russendisko“ in die Kinos kommt, wird der ohnehin schon beliebte Autor sicherlich wieder in den Bestsellerlisten zu finden sein. Empfehlungen von Frank Schorneck Der Kalender wird präsentiert von: Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de 39 Für immer anders – Wenn Familien „Glänzende Aussichten“ Zeiten der Trauer erleben Eine Gesprächsreihe zur Zukunft von Christentum und Kirche Kinder, Jugendliche und Erwachsene Lesung und Gespräch Herrn Regens haben viele Fragen undmitGedanken, Dr. Christian Hennecke, Hildesheim wenn lebensbegrenzende Krankheit, der Tod und das, was danach kommt, Gesprächspartner: Ŗ&QOMCRKVWNCT&T/KEJCGN&ÑTPGOCPP aktuell wird. Gespräch und Vortrag .GKVGTFGU&G\GTPCVGUŌ2CUVQTCNKO anhand von Beispielen aus der $KUEJÑƀKEJGP)GPGTCNXKMCTKCV'UUGP alltäglichen Trauerpraxis. Ŗ&KRN6JGQN$CTDCTC9KPVGT4KGUVGTGT Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr /QFGTCVKQP Gott sei Dank in der Welt! 8GTC5VGKPMCOR.GKVGTKPFGU/GFKGPHQTWOU Ein Konzil verändert die Kirche 'KPVTKVVŝ 19.30 Uhr Auf der Grundlage der Publikation “Die Kirche „Immer ich“ der Weltgesellschaft. Das II. Vatikanische Konzil undAutorin die Lesung und Gespräch mit der Alissa Walser des Katholizismus“ Globalisierung $×EJGT.GDGPŌ/KV#WVQT+PPGPKO)GURT¼EJ von Dr. Stefan Nacke sollen nach 'KPVTKVVŝ 19.30 des Uhr Autors aus einem Impulsreferat unterschiedlichen Perspektiven die „Dann schnall ich mir den Flügel um…!“ Herausforderungen, heute Chanson-Kabarett mitdie dem Duomit Wilbertz dem Zweiten Vatikanischen Konzil & Kuntz für die Menschen verknüpft sind, ,WVVC9KNDGTV\WPF0QTOCP'TKE-WP\ UEJPCNNGPUKEJFGP(N×IGNWOUKPIGPWPF diskutiert werden. GT\¼JNGPXQO(NKGIGPVTQV\*ÑJGPCPIUV Eintritt: frei - 19.30 Uhr 8QOHTGKGP5EJYGDGPWPFNWUVXQNNGP5VWT\ ƀ×IGPKPUTGCNGZKUVKGTGPFG#NNVCIUEJCQUŗ Die hohe Kunst der Weltrettung 9KV\KINGDGPUPCJYWPFGTUEJÑP Das Komischste aus dem wirklich <WO#DJGDGPJKPTGK²GPF wahren Leben mit19.30 demUhr Kabarettisten 'KPVTKVVŝ Kai Magnus Sting Als Rastelli der gesprochenen und geschliffenen Rede, als gnadenloser Menschenbeobachter und Menschenkenner, als Parodist des Lebens, Terrorist des Wortes und Meister des Zwischenmenschlichen hat Sting seine Lieblingsnummern im Gepäck und die ein oder andere neue Geschichte. Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 [email protected] Ruhrkunst Alex Katz, Five Women, 1977, Siebdruck in 23 Farben, 45,8 x 118 cm, Albertina Wien, © VG Bild-Kunst, Bonn Entschleunigte Zeit Das Museum Ostwall im Dortmunder U zeigt eine Werkschau von Alex Katz Mit den Bildern von Alex Katz muss es etwas Besonderes auf sich haben. In den letzten zehn Jahren waren gleich vier große Ausstellungen des 1927 geborenen US-Amerikaners zwischen Bonn und Hannover zu sehen. Und nun also zeigt das Museum Ostwall im Dortmunder U einen Überblick über sein Gesamtwerk, und zwar mit einem besonderen Schwerpunkt, der mitten ins Herz seiner Kunst trifft: den Druckgraphiken, die sämtlich aus der Albertina Wien im Rahmen einer Tournee entliehen wurden, und die Katz vor allem seit 1965 in den unterschiedlichen Techniken fertigt. Sie betonen die Flächigkeit und die Farbintensität bei einer Vereinfachung der Farbskala mit großen einfarbigen Partien, die schon die Malereien kennzeichnen. Und dann ist da auch die japanische Bildtradition, die Katz indirekt aufgreift, ganz besonders „deren typischste Ausdrucksformen, Holzschnitte, Lack- und Wandschirmmalerei“, wie Edward Lucie-Smith im Katalog der Neusser Ausstellung 2007 geschrieben hat. Die Bilder von Alex Katz erinnern an die Pop Art und den Realismus in der amerikanischen Kunst, aber sie sind weder Pop Art noch Realismus, nicht im herkömmlichen Sinne. Sie zeigen im besonderen Menschen unserer Tage, oft in gesellschaftlichen Konventionen, immer gut angezogen, in Abendgarderobe oder in Freizeitkleidung, oder aber menschenleere Orte, Häuser bei Nacht, Bäume oder Blattwerk im Gegenlicht. Großen Raum nehmen in Dortmund die Portraits ein, die lediglich als Oberkörper zu sehen sind, umfangen von einem Grund, der sich meist neutral verhält. Handlungen sind ausgeschlossen; alles Geschehen und die soziale Zugehörigkeit sind ausgesprochen subtil angedeutet, und zwar durch die Kleidung und die Personen selbst – ihr Teint, ihre Haare – und durch die Konstellation der Personen, die nebeneinander postiert sind. Mit solchen Bildern nimmt Alex Katz übrigens Aspekte heutiger Kunstfotografie vorweg. Aber in seinen Malereien und Druckgraphiken steht für einen Moment die Welt still, während die Erde sich dreht. Denn bei aller Reduktion und Konzentrierung sind seine Bilder Zeugnisse unserer modernen westlichen Gesellschaft ... Rhythmus und Innehalten Alex Katz ist Maler, der in seinen Bildern jede Dynamik herausnimmt und sozusagen Bewegungen einfriert – und es ist genial, dass solche traditionellen Medien nun im Dortmunder U als einem Haus der bewegten Bilder gezeigt werden, welches die Geschwindigkeit der Jetzt-Zeit vermittelt. Vielleicht trägt es dazu bei, weiter in die Tiefe dieser Gemälde zu sehen und umgekehrt mit sensibilisierten Augen die Ausstellungen mit den Neuen Medien des Museum Ostwall und des Hartware MedienKunstVerein anzuschauen. Die Druckgraphiken von Katz, die indirekt und meist sehr aufwändig, ja, umständlich entstehen, tragen schon durch ihre Verfahren Langsamkeit und das Bannen eines bestimmten Momentes in sich. Auch darüber hinaus ist die Kunst von Alex Katz oft irritierend, mit ihren Leerstellen oder indem die Figuren anatomische Verschiebungen besitzen, welche indes die perspektivischen Verkürzungen bzw. Längen plakativer fotografischer Aufnahmen etwa von Lifestyle-Magazinen wiedergeben. Alex Katz wirft hier seine frühen Erfahrungen als Bühnenbildner der New Yorker Paul Taylor Dance Company und als Illustrator für Zeitschriften in den Ring der Malerei. Zugleich kennzeichnet seine Malerei – wie auch die Druckgraphik – eine hohe Musikalität. Sie verfügt über Rhythmus, Paukenschläge und Innehalten. Und alles ist, wie es ist. Dass die Figuren mit einer Künstlichkeit, die sie noch im Zueinander isoliert, nebeneinander platziert sind, hat etwas Bühnenbildhaftes; Katz selbst weist auf seine Bewunderung für die europäische Malerei etwa eines Puvis de Chavannes hin. Genau genommen kennzeichnet seine Darstellungen mit den vereinfachten, sehr großen, an den Bildrand gerückten Menschen, deren Gesicht vom reflektierenden Licht geglättet wird, der Eindruck der Nahsicht. Aber damit stellt Alex Katz eine sezierende Distanz her. Er zeigt Oberflächen und dringt zum Wesentlichen vor, nicht der Person (hier herrscht eine verschwiegene Übereinkunft zwischen dem Maler und seinen Modellen, darunter oft seine Gattin Ada), sondern der Umstände und der luxuriösen Umgebung, in der dieser lebt. Das trifft ähnlich auch auf die Landschaftsstücke und die urbanen Situationen zu. Diese geben den perspektivischen Blick des Betrachters wieder. Sie sind entsprechend weit in den Ausschnitten und von einem lässigen Erleben gekennzeichnet, das mit einem entspannten Fühlen gekoppelt ist: etwa als Schlendern durch die nächtliche, stille Straße unterm Sternenhimmel oder mit dem Gegenüber erleuchteter Fenster. Oder als Spaziergang im Park mitten im Sonnenlicht, mitunter auch mit Paaren in der Landschaft. Das hat nun etwas Kleinstädtisches, manchmal auch Zurückgezogenes, welches auf das Eigentliche des bürgerlichen Lebens verweist. „Ich lebe in New York und fahre nach Maine, und das ist, was ich male“, hat Alex Katz in einem Interview ganz lakonisch gesagt (2003/04; London 2005). Weiter geht Donald Kuspit, was die Menschenbilder betrifft. Kuspit schreibt: „Es ist eine unterschwellig sehr unsoziale Geselligkeit voller künstlicher Heiterkeit“ (zit. Neuss 2007). Und so ist der vielleicht europäischste unter den amerikanischen Malern der großen realistischen Periode doch sehr amerikanisch: mit dem sezierenden Blick eines europäischen Regisseurs. www THOMAS HIRSCH „Alex Katz: Der perfekte Augenblick“ I bis 9. April I Museum Ostwall im Dortmunder U I www.museumostwall.dortmund.de 40 HOMMAGE AN MARIANNE LANGEN — WERKE AUS DER SAMMLUNG 20.11.2011 – DEZEMBER 2012 www Sammlung Die Haspelstube ist der letzte noch original erhaltene Arbeitsplatz der Bochumer Zeche Lothringen. Eine Installation hat ihn völlig verwandelt „Realistische Bergbaubilder werden wir in Zukunft nicht zeigen“ Ein kleiner Kunstverein im Ruhrgebiet muss sich neu orientieren Der Kunstverein des Bochumer Kulturrats or- ge Künstler auf einem möglichst hohen Niveau zu ganisiert durchschnittlich fünf Ausstellungen fördern und interessante Ausstellungen mit zeitgeim Jahr. In den zwei Jahrzehnten auf Lothrin- nössischer Kunst zu machen. gen haben Künstlerinnen und Künstler aus rund 20 Ländern hier ausgestellt, wobei sich Und die Verortung in der Region? der Ausstellungsschwerpunkt mittlerweile auf Ich weiß nicht, wie viele Kunstvereine und Künstler die junge deutsche und europäische Kunstsze- es im Ruhrgebiet gibt, aber im Kulturhauptstadtne insbesondere im Bereich Fotografie, Video, jahr haben 16 Kunstvereine zum ersten Mal zusammengearbeitet, das Projekt hieß Raum- und Klanginstallation „Es ist das Ziel junge Künstler Grenzgebiet Ruhr. Damit waren wie auch Experimentalformen auf einem möglichst honicht nur die einzelnen Grenzen der und medienübergreifende Prohen Niveau zu fördern und Städte untereinander gemeint, es jekte konzentriert. Durch den interessante Ausstellungen ist quasi in der Region ein Grenzgetragischen Tod von Kurator mit zeitgenössischer Kunst zu biet entstanden durch die ZuwanChristoph Kivelitz (1966machen“ derung von allen möglichen Natio2011) war lange Zeit nicht klar, wie es mit dem kleinen Kunstverein in nen. Das war die erste regionale Zusammenarbeit Bochum weitergehen soll, der sich inzwischen dieser Institutionen. aus wirtschaftlichen Gründen so interessante Projekte wie die KunstSchicht nicht mehr lei- Der Kunstverein hat ungewöhnliche Ausstelsten kann. Da momentan weitere schwere Kür- lungsorte. Der eine heißt Kitschbude? zungen im Raum stehen, sprach trailer mit dem Die Kitschbude ist momentan leider kein AusstelKunsthistoriker und neuen Künstlerischen Leiter lungsort mehr. Das war ein altes StraßenbahnWartehäuschen am Castroper Hellweg für die Carsten Roth. Zeche Lothringen. Und das hieß Kitschbude, nicht trailer: Herr Roth, der Kunstverein Bochumer wegen des Begriffes Kitsch, sondern weil der BeKulturrat ist klein. Definiert er sich eher über sitzer Kitsch hieß. Das war ein Zechenarbeiter, der einen Bochumer Stadtteil oder die hier ver- sich das Bein abgefahren hatte, und dem dann die Zechenleitung dort einen Kiosk verpachtet hat, daschwundene Zeche? Carsten Roth: Die Zechenproblematik spielt ei- mit er ein Auskommen hatte. Es wurde dann zum gentlich gar keine Rolle mehr. Es gibt zwar ein paar Torhaus von Bochum-Gerthe, weil das ja auch so Devotionalien überall, doch wir begreifen Struktur- eine tempelartige Architektur hat. Der Lichtdesiwandel nicht als Nostalgie, sondern als Errichtung gner Dennis Köhler hat dort eine Lichtinstallation von etwas ganz Neuem. Ursprünglich sollte hier gemacht; es sollte auch für Ausstellungen dienen. in dem Stadtteil, wo es nichts gab außer einer Jetzt ist das ein kleiner Proberaum für Musiker, die Zweigstelle der Stadtbücherei, irgendwas für die da auch ab und zu Konzerte machen. Menschen gemacht werden. Allerdings hat der Initiator Gerd Kivelitz 1988 nicht bedacht, dass hier Und die Haspelstube? im Grunde viel Arbeiterbevölkerung lebt, die mit Die Haspelstube ist der letzte noch original erhalKultur eigentlich nur ganz wenig am Hut hat, dazu tene Arbeitsplatz der Zeche Lothringen, er steht viele Migranten. So ist das mit der Kultur für den unter Denkmalschutz und zeigt das alte Ambiente. Stadtteil fast ein bisschen schief gegangen. Aber Den Stuhl, wo damals jemand drauf gesessen hat, ein kultureller Anziehungspunkt für ganz Bochum eine alte Ölkanne, so eine Winde von der Decke, die Haspel. Der Platz ist immer noch ein bisschen geist es schon geworden. sichert, denn da wird noch Grubengas abgesaugt. Was kann ein so kleiner Kunstverein bewirken? Dieser Ort wird vom Kunstverein für RauminstallaAlso ob er was bewirken kann, das ist die große tionen genutzt. Momentan ist da dauerhaft MoniFrage. Also man erreicht das Kunstpublikum, das ka Ortmann mit dem Netz 152 HS zu sehen. Gerade sich für Ausstellungen interessiert, über die Zei- bei ihrer Art von Arbeit mit installativen Netzwertung oder jetzt Facebook. Was den Qualitätsan- ken aus Fäden und gewobenen Kugeln bietet sich spruch angeht, ist der vorgegeben durch den Be- das an. Dieser Haspelbegriff passt zu ihrem Oeugriff Kunstverein, durch die Anmeldung bei diesem vre, und sie hat ihr work in progress-Netzwerk, das Dachverband der Kunstvereine. Es ist das Ziel, jun- sie durchnummeriert seit den 1970ern, eben auch 42 www dort eingerichtet. Sie ist hier drei Tage rumgekrochen und hat ihre roten Kugel und Garnknäuel aufgehängt und die ganze Stube mit dem roten Wollgarn versponnen, so dass der ehemalige Arbeitsplatz jetzt aussieht wie eine surreale Welt, ein Kunstwerk, das in diese reale dreckige, krasse Arbeitswelt so gar nicht reinpasst. Und der zukünftige Anspruch? Schon als Christoph Kivelitz nach seiner Arbeit bei den Kunstvereinen in Hannover und Dortmund hier als Kurator gearbeitet hat, hat er eigentlich eher Künstler aus Köln und Düsseldorf geholt und natürlich junge Leute. Bei mir wird das genauso weitergehen, mit der Region hat das erst einmal gar nichts zu tun. Bestenfalls als peripherer Aspekt. Elisabeth Beregow stammt aus Russland, ist im sozialistischen Realismus aufgewachsen, war da Architektin und hat noch ein Kunststudium in Dortmund angefangen und ist jetzt mit 45 Jahren fertig. Sie interessiert sich für die Welt der Arbeit. Deshalb macht sie Zeichnungen von arbeitenden Menschen, und das ist dann vielleicht etwas, was mit dieser Region zu tun haben könnte. Sandra Zarth aus Köln kommt im Mai und wird eine Installation im großen Galerieraum machen, die von der Decke bis zum Boden geht und dabei die Decke und den Keller zu durchdringen scheint. Auch das ist ein mittelbarer Hinweis auf die alte Bergwergstradition hier vor Ort. Es gibt also immer wieder Künstler, die diesen Ort kennenlernen und dann das Thema Arbeit und Bergbau in ihre Arbeit einfließen lassen, aber ganz abstrakt. Realistische Bergbaufiguren oder -bilder werden wir in Zukunft nicht zeigen. INTERVIEW/FOTOS: PETER ORTMANN Kunstverein des Bochumer Kulturrat e.V. I Lothringer Str. 36c I Bochum ZUR PERSON Carsten Roth ist Kunsthistoriker und lebt in Bochum. Von 19961998 war er Redakteur und Autor des „Lexikon der Düsseldorfer Malerschule“; bis heute hat er über 200 biographische Artikel für das „Allgemeine Künstler-Lexikon“ verfasst, hinzu kommen verschiedene kunsthistorische Aufsätze. Seit Mai 2011 ist er Künstlerischer Leiter des Kunstverein Bochumer Kulturrat e.V. Kunst-Kalender Die Kunst-Termine NRW AACHEN-KORNELIMÜNSTER HERFORD – Marta www.kunst-aus-nrw.de www.marta-herford.de Gold und Asche bis 22.4. Jürgen Karius bis 4.3. Abstrakte Farbzeichnungen, s/w-Fotografien Zeitgenössische internationale Kunst im Spanund Stelen des Düsseldorfer Künstlers nungsfeld der gegensätzlichen Werkstoffe BEDBURG-HAU – Museum Schloss Moyland www.moyland.de Alles Gute! bis 15.4. Zehn ausgezeichnete Künstlerinnen aus NRW KÖLN – Museum für Angewandte Kunst www.makk.de Von Aalto bis Zumthor bis 22.4. Möbelentwürfe herausragender Architekten BOCHUM – Kunstmuseum KÖLN – Museum für Ostasiatische Kunst www.bochum.de/kunstmuseum www.museenkoeln.de/mok Ursula Schulz-Dornburg bis 12.2. Goldene Impressionen bis 4.3. Eine exemplarische Werkschau der Düsseldor- Japanische Malerei 1400-1900 aus der Sammfer Konzept-Fotografin lung des wichtigen Museums BOCHUM – Situation Kunst (für Max Imdahl) www.situation-kunst.de Anja Niedringhaus bis 15.4. Fotografien aus Kriegs- und Krisengebieten KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de Cosima von Bonin bis 15.5. Eine dichte multimediale Werkschau der renommierten Kölner Objektkünstlerin BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de LEVERKUSEN – Museum Morsbroich Art and Design for All bis 15.4. www.museum-morsbroich.de Angewandte Kunst aus der ganzen Welt aus der Sammlung des Victoria and Albert Museum Christopher Williams bis 12.2. Der amerikanische Konzeptkünstler mit vermeintlich simplen Sachaufnahmen BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de MARL – Skulpturenmuseum Glaskasten Kris Martin 2.2.-22.4. www.skulpturenmuseum-glaskasten-marl.de Werkschau des belgischen Konzeptkünstlers Diango Hernández bis 12.2. Plastiken und Installationen mit alltäglichen BOTTROP – Josef Albers Museum Quadrat Gegenständen des kubanischen Künstlers www.quadrat-bottrop.de Simone Nieweg 12.2.-27.5. MÜLHEIM – Kunstmuseum in der Alten Post Landschaftliche Fotografien in Farbe www.muelheim-ruhr.de Stahl + Stadt bis 4.3. BRÜHL – Max Ernst Museum des LVR Zwei fotografische Beiträge zur Wechselwirwww.maxernstmuseum.de kung der Schwerindustrie mit dem RuhrgeNiki de Saint Phalle bis 3.6. biet Überblick über das Werk der berühmten spielerisch surrealen Künstlerin NEUSS – Clemens Sels Museum www.clemens-sels-museum.de DORTMUND – Museum Ostwall 100 Jahre – 100 Schätze bis 15.4. www.museumostwall.dortmund.de Exponate vom Mittelalter bis zur Gegenwart Alex Katz bis 9.4. aus der Sammlung dieses Museums Der amerikanische Künstler mit seinen geheimnisvollen Gemälden und Grafiken NEUSS – Langen Foundation www.langenfoundation.de DÜSSELDORF – Kunsthalle Hommage an Marianne Langen bis Dez. www.kunsthalle-duesseldorf.de Eine Ausstellung mit den unterschiedlichen Karl Schmidt-Rottluff Stipendium 4.2.-9.4. Sammlungen von Marianne und Viktor Langen Die Preisträger eines der wichtigsten deutschen Stipendien für unterschiedliche Medien OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de DÜSSELDORF – Kunstsammlung NRW www.kunstsammlung.de Keith Haring bis 6.5. Die Poster und Plakate des legendären Sprayers Zvi Goldstein bis 26.2. Eine Rauminstallation mit kulturgeschicht- und Malers von 1982 bis 1990 lichen Exponaten in einem Regalsystem PADERBORN – Diözesanmuseum www.dioezesanmuseum-paderborn.de ESSEN – Museum Folkwang www.museum-folkwang.de Franziskus, Licht aus Assisi bis 6.5. Eine kunst- und kulturgeschichtliche AusstelChris Killip 4.2.-15.4. lung zu Franz von Assisi, einem der bekanntesLangzeitprojekte des britischen Fotografen ten Heiligen des Mittelalters HAMM – Gustav Lübcke Museum REMAGEN – Arp Museum Rolandseck www.hamm.de/gustav-luebcke.de www.arpmuseum.de Schenkungen des Museumsvereins bis 15.4. Kulturgeschichtliche Exponate, Malereien und Belvedere bis 4.3. Kunst mit Landschaft nach 1945 Druckgrafik in einer exzellenten Präsentation Empfehlungen von Thomas Hirsch 43 ALEX KATZ www.museumostwall.dortmund.de »Der perfekte Augenblick« 21 / 01— 09/ 04 / 2012 Museum Ostwall im Dortmunder U EINE AUSSTELLUNG IN KOOPERATION MIT DER ALBERTINA, WIEN. www Alex Katz, Big Red Smile © VG Bild-Kunst, Bonn 2011 Chris Killip, Bever, Skinningrove, Yorkshire, 1980 © C. Killip, Museum Folkwang, Essen culture club Kunstwandel Simone Nieweg, Bei Lascaux (Landschaft mit blühenden Pfirsichbäumen) Montignac, Dordogne 2009 © Simone Nieweg präsentiert: Kino Café präsentiert: Kunst Midnight in Paris Simone Nieweg Die beliebte Ü-50 Reihe bietet mit niveauvollen Filmen einen vergnüglichen Kinonachmittag. Im Anschluss an „Midnight in Paris“ kann man Kaffee und Kuchen genießen. In Woody Allens romantischer Komödie erliegen die Protagonisten der Magie der Stadt der Liebe. Owen Wilson, Rachel McAdams, Adrien Brody und Carla Bruni liefern sich hier gewitzte Wortgefechte. Simone Nieweg fotografiert seit ihren Anfängen Agrarland an den Rändern von Siedlungen und Städten – unspektakuläre Motive, mit denen sie jedoch höchste ästhetische Wirkung erzielt. Der Natur, so zeigen es die Bilder, ist hier noch eine eigentümliche Intimität zu eigen. Die Ausstellung im Josef Albers Museum versammelt nahezu alle Spielarten landwirtschaftlichen Anbaus. UCI Kinowelt Ruhr Park Am Einkaufszentrum, Bochum Karten 0234 239 02 34 UCI Kinowelt Duisburg Neudorfer Straße 36-40 | Karten 0203 301 91 91 www.uci-kinowelt.de trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 29.2. an [email protected], Kennwort: „Midnight Bochum“ oder „Midnight Duisburg“ Mi, 7.3. um 14.30 Uhr Josef Albers Museum Quadrat Bottrop Im Stadtgarten 20 Infos: 02041 297 16 www.quadrat-bottrop.de trailer verlost 3x2 Karten. E-Mail bis 12.2. an [email protected], Kennwort: Nieweg 12.2. bis 27.3. IMPRESSUM Herausgeber: trailer Verlag Joachim Berndt Redaktion: Linda Hoemberg (v.i.S.d.P.), Maren Lupberger Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lioba Albus, Frank Brenner, Alexandra Brundiers, Lutz Debus, Hartmut Ernst, Thomas Hirsch, Tom Jost, Jules Lux, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Betty Schiel, Anna Schiff, Carla Schmidt, Frank Schorneck, Sebastian23, Ann-Kathrin Thöle, Christian Werthschulte, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Ralf Schiessl Grafik: Michael Hennemann, Lena Hensel, Mira Moroz, Thomas Müller Gestaltung: PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf Anzeigenverwaltung: Berndt Media Joachim Berndt www.berndt-media.de Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0 Fax 0234-94191-91 E-Mail: [email protected] Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Keith Haring, Ignorance = Fear, New York, 1989, Offsetlithografie, Foto: Keith Haring Foundation New Wave für die Kunst Keith Harings Plakate in der Ludwig Galerie im Schloss Oberhausen Ein strahlendes Neonbaby auf atomarer Wolke sieben, drei Engel umschwirren es. Helfen werden sie nicht mehr können. Der untere Teil des Plakats zeigt eine zentrale Figur, die zwei Handpuppen gegeneinander boxen lässt. Zu ihnen eilen auf beiden Seiten Helfer mit Brennstäben eine Treppe hinauf. Das schwarzweiße „Poster for Nuclear Disarmament“ (N.Y., 1982) war Keith Harings (1958-1990) erster Plakatentwurf überhaupt. Und es wandte sich gegen die Atomwaffenpolitik eines Ronald Reagan – der ehemalige Schauspieler war damals gerade Präsident der USA geworden. Die Ludwiggalerie im Schloss Oberhausen zeigt mit „SHORT MESSAGES Poster und Plakate 1982–1990“ genau diese Facette im Schaffen von Haring. In dieser Zeit hat er 85 eigenhändige Entwürfe zu Postern und Plakaten geschaffen, für Jazzfestivals und gegen Drogen, nach seiner Aidserkrankung war es vor allem dieses Thema, das ihn beschäftigte. Seine eigenen Ausstellungen ließ er mit Originalentwürfen bewerben. Schon 1984 fasste er die wichtigsten Short Messages zu einer Art Wimmelbild unter dem Titel „If you want to see more …“ zusammen. Aber Keith Haring ist nicht vom Himmel gefallen. Andy Warhols Factory hat auch bei ihm seine Spuren hinterlassen, und deshalb verließ Haring Pennsylvania und lebte seit 1978 in New York, studierte dort an der School of Visual Arts, lernte dort Kenny Scharf und Jean-Michel Basquiat (1960-1988) kennen. Anfangs experimentierte er viel mit Video, Performances und Painted Environments. Dann entdeckte er das bereits seit Ende der 1960er in New York grassierende Graffiti für sich. Öffentliche Aufmerksamkeit erlangte er mit seinen Kreidezeichnungen auf Werbetafeln in der New Yorker U-Bahn. Hier wurde auch das Radiant Baby (Baby mit dem Strahlenkranz) zu seinem Symbol. Die einfache Semiotik seiner en passant gekritzelten Zeichnungen stand im krassen Gegensatz zur den damals exzessiv geführten akademischen Diskursen über Kunst und Konzept, multiple Texte oder aufkeimende Performativität. Harings anti-elitäre Haltung mündete in dem Statement: Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Kunst. Wie Andy Warhol wollte er deshalb die Kunst in alle Bereiche des Lebens integrieren, was dazu führte, dass er auch keine Berührungsängste bei Werbekampagnen für Swatch, Lucky Strike oder die schwedische Marke Absolut Vodka kannte. Einige dieser Plakatentwürfe sind auch in Oberhausen zu sehen. Aber dankenswerterweise auch ziemlich unbekannte Plakate, die Haring zum Teil mit Künstlerkollegen gestaltete: So beispielsweise „Rain Dance – a benefit for the African emergency relief fund“ (1985) ist ein Unicef-Plakat, gemeinsam mit Basquiat, Roy Lichtenstein, Yoko Ono und Andy Warhol. Oder auch die sexuell aufgeladene Ankündigung per Handzeichnung ohne typische Short Messages für „The Legend of Lily Overstreet“. Das Poster warb für die Performance von Rhodessa Jones und Idris Ackamoor in der Limbo Lounge im East Village 1986. Sein letztes Plakat machte Haring 1990 für den französischen Modedesigner de Castelbajac. www PETER ORTMANN Verbr. Auflage: IVW IV/2011 37.888 Ex. Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. „Keith Haring“ I bis 6. Mai I Ludwiggalerie Schloss Oberhausen 0208 412 49 28 44 macht fit Verlagssonderveröffentlichung Foto: ROLFING in Köln Haltung, bitte! ROLFING kann Fitness und Wohlgefühl stärken Verspannte Schultern, Rückenbeschwerden, Niedergeschlagenheit, Gesundheitliche Probleme durch einseitige Bürotätigkeit und zunehmenden Stress, die nicht früh genug bekämpft werden können. Die Biochemikerin Dr. Ida Rolf kreierte bereits in den 50er Jahren eine ganzheitliche Methode, die nicht einzelne Symptome ins Visier nimmt, sondern das dreidimensionale Spannungsgefüge des Körpers auszugleichen sucht. Dafür wird gezielt mit den feinen Bindegewebshäuten, auch Faszien genannt, gearbeitet. Das sogenannte Rolfing wird in Deutschland mittlerweile von über 200 zertifizierten Rolfern praktiziert und will den Körper „wieder ins Lot bringen“. In Köln arbeitet Margarete Blankartz mit ihren Klienten seit 2007: „Wenn die Bindegewebshäute elastisch sind, so wirken sie bei Bewegungen wie Gummibänder und geben uns zusätzlich Schwung bei wenig Kraftaufwand.“ Viele ihrer Klienten kommen, „weil sie sich in ihrem Körper nicht mehr wohl fühlen. Sie haben zum Beispiel eine gebeugte Haltung, einen zu engen Brustkorb oder fühlen sich wie in einem Korsett gefangen“. Durch eine sorgfältige Lockerung der Faszien werden systematisch Körperwahrnehmung, Gleichgewicht und Bewegungskoordination verbessert. Der Körper wird im wörtlichen Sinn wieder aufgerichtet, was auch die mentale Verfassung positiv beeinflusst. „Im Grunde“, so Blankartz, „bringen wir den Körper dazu, dass er sich wieder besser selbst heilen kann.“ Mehr Informationen zu ROLFING: www.rolfing.org Fitness & Wellness im Ruhrgebiet: Aikido Dojo infinity moves Bachstr. 15-17, Mülheim an der Ruhr I 0208 59 48 415 www.infinitymoves.de Moderne japanische Kampfkunst für Erwachsene und Teens, die sowohl Selbstverteidigungskräfte als auch Körper und Geist stärkt. Health City Girardetstr. 2-38, Essen I 0201 8 77 74 40 I www.healthcity.de Body Balance, Pilates, Rücken-Fit, Dance Aerobic, Cycle, Step2. Schnupperprogramme für Einsteiger, AfterWorkout-Partys und Wellness-Sonntage. Hochseilgarten Recklinghausen Lülfstr. 69, Recklinghausen I 02361 48 52 47 I www.hochseilgarten-re.de Klettern für Jedermann: Angebote für Schulklassen, Betriebe und Gruppen (Montag bis Freitag) sowie für Einzelpersonen (Samstag, Sonntag). ERLEBE DEN www TRAUM VOM FLIEGEN JETZT AUCH ALS GESCHENK-GUTSCHEIN 45 macht fit Verlagssonderveröffentlichung Foto: ROLFING in Köln Impuls Fitness Herforder Str. 11, Herne I 02325 56 97 19 I www.impuls-fitness.com Modernes Frauen-Fitnessstudio mit Bistro und Sauna. Spezielle Aerobic-Kurse, Reha Sport und Präventionskurse. Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe Rubensstr. 20a I Wuppertal I 0202 73 95 40 I www.impulse-schule.de Vielfältiges Studienangebot in den Bereichen Gesundheit und Ernährung, Fitness und Wellness, Psychologie und Pädagogik, Naturheilkunde sowie Alternative Tierheilkunde. Mehr als 40 Seminarorte. Christus. Die aktuelle Ausstellung zeigt außerdem Badekultur in der Renaissance. SportBOX Dortmund Alte Str. 29, Dortmund-Körne I 0231 56 20 72 0 www.sportbox-dortmund.com Programme für Einsteiger und Fortgeschrittene. Power Aerobic, Pilates, Power Yoga, Tanz-Workouts. Für Best Ager: Rücken und Relax, Cycling und Stretch. TEXT / ZUSAMMENSTELLUNG: JULES LUX Indoor Skydiving Prosperstr. 297, Bottrop I 01805 15 10 10 I www.indoor-skydiving.com Der Traum vom Fliegen: Deutschlands erster Hochleistungs-Windkanal steht in Bottrop, neben der Talstation des alpincenter. Das Schweben in der Luft dauert dabei länger als bei „echten“ Fallschirmsprüngen. Geöffnet täglich von 9 bis 21 Uhr. Judo Club Banzai Trainingsort: Astrid-Lindgren-Gesamtschule, Heinrichstr. 2 Gelsenkirchen-Erle I 0171 91 30 205 I www.judo-club-banzai.de „Der Weg des Nachgebens“: Das moderne Judo betont die sportlichen, pädagogischen Ideen der japanischen Kampfkunst Ju Jutsu. La Fit Damen-Fitness Lindnerstr. 163, Oberhausen I 0208 65 35 78 www.damenfitness-oberhausen.de Training für Gewebestraffung, Gewichtsabnahme, Fitness, Reha. Spezielle Kurse für Thai-Bo und Balanced Motion. www Naturkost Artmann Birkhuhnweg 5, Bochum I 0234 28 67 62 I www.naturkost-artmann.de Auch die richtige Ernährung trägt zum körperlichen und seelischen Wohlbefinden bei. Hier gibt es Gemüse und Obst, Brot vom regionalen Biobäcker, Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch aus Biobetrieben. Oase Bochum Harpener Feld 35, Bochum 0234 5 88 57 20 www.oasebochum.de Fitness- und Wellnessprogramme für alle Altersgruppen, mit kompetenter Beratung. Auch Badminton, Squash, Cycling. 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