MARIANNE FAITHFULL
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MARIANNE FAITHFULL
MARIANNE FAITHFULL Album « Give My Love To London » VÖ : 26.09.14 Label : naïve / Indigo Es ist kaum zu glauben, aber 2014 kann Marianne Faithfull auf eine 50-jährige Musikkarriere zurückblicken. Seit sie 1964 in London als 17-Jährige auf einer für sie schicksalhaften Party vom Rolling-Stone-Manager Andrew Loog Oldham entdeckt wurde – und sich gerade mal drei Monate später mit ihrer verwunschenen Fassung des Jagger/Richards-Songs „As Tears Go By“ als Top-Ten-Star wiederfand –, verbrachte sie ein überaus ereignisreiches Leben und produzierte ein großes und abwechslungsreiches musikalisches Werk. Um dieses halbe Jahrhundert als Künstlerin würdig zu begehen, wird Faithfull im Herbst auf Welttournee gehen. Und ab Oktober ist sie in einem luxuriösen Fotobuch zu sehen: „Marianne Faithfull: A Life On Record“ wird von ihr und Francois Ravard herausgegeben, erscheint bei Edel Books und enthält legendäre Bilder der Sängerin von einigen der größten Fotografen der Welt wie etwa Helmut Newton, David Bailey, Ellen von Unwerth, Bruce Weber, Cecil Beaton und Robert Mappelthorpe. Im Zentrum des Jubiläumsreigens steht jedoch Faithfulls neues Album „Give My Love To London“. Produziert von Rob Ellis und Dimitri Tikovoi und gemischt von Flood, beeindruckt es unter anderem mit einer illustren Schar an Gästen wie Adrian Utley (Portishead), Brian Eno, Ed Harcourt sowie Warren Ellis und Jim Sclavunos von den Bad Seeds. Als Songwriter und Mitverschwörer waren Nick Cave, Roger Waters, Steve Earle, Tom McRae und Anna Calvi mit dabei – wobei die Mehrzahl der Texte von Faithfull stammt. „Give My Love To London“ ist erneut ein breit gefächertes und eklektisches Angebot – und ein Album der emotionalen Extreme: Man höre nur die ambivalenten Zeilen des Titeltracks mit seiner Beschreibung der britischen Hauptstadt – gleichermaßen illuminiert vom Mond wie vom Feuer der Riots. In den beiden von Roger Waters komponierten Songs „Sparrows Will Sing“ und „Mother Wolf“ (getextet von Marianne mit Patrick Leonard) wettert Faithfull gegen die Menschheit und den Zustand der Welt im 21. Jahrhundert. Inspiriert wurde „Mother Wolf“ von Clarissa Pinkola Estés’ Buch „Die Wolfsfrau“ und einer Wiederentdeckung: Rudyard Kiplings „Das Dschungelbuch“. „Es ist das Bild der Wolfsmutter mit dem Jungtier im Maul“, sagt Marianne. „Der Rat der Wölfe, man sieht nur ihre Augen, wie tausend Sterne. Ich bin wütend über das, was mit der Erde geschieht. Und ich werde mit der Zeit immer zorniger.“ Am anderen Ende der Skala gibt es auf „Give My Love To London“ Songs, die eher versöhnlich sind, wie etwa der kinotaugliche orchestrale Pop auf „Falling Back“ (geschrieben zusammen mit Anna Calvi), zu dem Faithfull über die Freuden der Liebe sinniert. Dasselbe Thema aus eine andere Perspektive zeigt sich in zarter Folkgestalt: das sanft-melancholische „Love More Or Less“, das in Kooperation mit Tom McRae entstand. Oder das bewegende, fast schon -2Katja Behrens • Prom otion • PR Nansenstr. 2 - 12047 Berlin [email protected] - T: 030-71 55 35 99 - M: 0172-400 43 98 - www.katjabehrens.de außerweltliche „Deep Water“, das Faithfull mit ihrem alten Freund und Co-Autoren Nick Cave schrieb. Und die wunderschöne und gespenstische Ballade „Late Victorian Holocaust“ komponierte Cave extra für sie. Ein sehr gefühlvolles Stück über heroinabhängige Kinder in Westlondons Golborne Road („star babies in the dark … with moonfire in our hearts“), dem Faithfull ihre hypnotisierende und ausdrucksstarke Stimme leiht. „,Late Victorian Holocaust‘ ist außergewöhnlich“, sagt Marianne. „Es ist einfach eines der schönsten Lieder, das je geschrieben wurde.“ „Give My Love To London“ ist umso außergewöhnlicher, bedenkt man, dass das Album kurz nach einem schlimmen Unfall entstand: Im Sommer 2013 erlitt Faithfull in Los Angeles einen vierfachen Kreuzbeinbruch. Danach lag sie sechs Monate lang flach, in Paris, und hatte nichts anderes zu tun, als Lieder zu schreiben – die längste Vorproduktion ihrer Karriere. „Mir den Rücken zu brechen war schrecklich“, sagt sie. „Andererseits hatte ich mehr Zeit, Material zu schreiben, als jemals zuvor in meinem Leben.“ „Give My Love To London“ ist Marianne Faithfulls 20. Studioalbum und der jüngste Meilenstein einer außergewöhnlichen musikalischen Laufbahn. Als hübsche und gescheite Tochter eines MI6-Agenten und einer Tänzerin aus der österreichisch-ungarischen SacherMasoch-Familie war die damalige Klosterschülerin in der freizügigen Londoner Szene der 1960er-Jahre eine höchst ungewöhnliche Erscheinung. Ausgehend von ihrem schwärmerischen Folk- und Barock-Pop der 60er-Jahre wagte sie sich 1969 mit „Sister Morphine“ in dunklere Gefilde. Die Jagger/Richards/Faithfull-Kooperation löste, als B-Seite ihrer „Something Better“-Single, eine Kontroverse aus. Missverstanden als Pro-Drogen-Song – in Wahrheit geht’s um einen Mann, der nach einem Autounfall im Krankenhaus liegt – verschwand der Titel nach zwei Tagen aus den Plattenregalen. Der Vorfall war bezeichnend dafür, wie Faithfull seit der berüchtigten Razzia in Keith Richards’ Haus 1967, als sie mit nichts als einem Pelzmantel bekleidet der Polizei die Tür öffnete, von der britischen Presse behandelt wurde. Gejagt und von den Medien in die Ecke gedrängt, suchte sie Trost im Heroin – und missverstand dabei William S. Burroughs’ Buch „Naked Lunch“ als eine Art Lebensratgeber. „Für mich war das die absolute Wahrheit“, lacht sie heute. „Später sagte mir William: ,Marianne … das war Fiktion. Ich habe es nicht geschrieben, damit es von irgendjemandem als Drehbuch fürs Leben verstanden wird, und schon gar nicht von dir.‘ ,Oh …‘, sagte ich.“ Zum Ende der für sie schrecklichen 70er-Jahre, als Faithfulls Karriere durch persönliche Probleme aus der Bahn geriet, gelang der Sängerin 1979 ein spektakuläres Comeback mit dem Post-Punk-Meisterwerk „Broken English“. Von der herzzerreißenden „The Ballad Of Lucy Jordan“ bis zum wütenden Neo-Reggae-Aufschrei „Why D’Ya Do It“ war es ein Album, auf dem Faithfull sich selbst ins eigene Licht setzen konnte, mit voller Kontrolle über ihre Kreativität. „Broken English“ war außerdem das erste Marianne-Faithfull-Album, auf dem sie mit einer veränderten Stimme zu hören war, einer Stimme, die fortan gerne als „whiskygetränkt“ und „verraucht“ beschrieben wurde. „Das stimmt auch auf eine Art“, sagt sie heute. „Das kann ich nicht leugnen. Aber ich glaube, sie wurde einfach nur interessanter. Als ich jung war, hatte ich eine Sopranstimme, und bevor ich entdeckt wurde, konnte ich mir sogar vorstellen, auf die Musikschule zu gehen und vielleicht Opernsängerin zu werden. Meine Musiklehrer sagten immer, dass meine Stimme mal ein Alt werden würde. Ungeachtet des Whiskys, der Zigaretten und all der anderen Sachen hab ich mich also einfach nur zum Alt entwickelt.“ -3Katja Behrens • Prom otion • PR Nansenstr. 2 - 12047 Berlin [email protected] - T: 030-71 55 35 99 - M: 0172-400 43 98 - www.katjabehrens.de Nach „Broken English“ folgte eine an Höhepunkten reiche Serie von Alben: Man denke nur an die sehr persönlichen Torch-Songs von „Strange Weather“ (1987), die traumhaften Klanglandschaften des von Angelo Badalamenti produzierten „A Secret Life“ (1995) oder die dramatische und meisterhafte Hommage an Kurt Weill auf „The Seven Deadly Sins“ (1998). Nach der Jahrhundertwende arbeitete Faithfull mit einer neuen Generation von Künstlern zusammen, darunter Beck, Jarvis Cocker und Billy Corgan (auf dem 2002er-Album „Kissin Time“), Damon Albarn, Nick Cave und PJ Harvey (auf dem 2005 erschienenen „Before The Poison“) sowie Antony Hegarty und Rufus Wainwright auf „Easy Come Easy Go“ im Jahr 2008. Ihr bis dato letztes Album, das 2011er „Horses And High Heels“, war eine ergreifende Liedsammlung, entstanden zusammen mit ihrem Freund und langjährigen Weggefährten, dem amerikanischen Produzenten Hal Willner. Gleichzeitig, und das ist nicht minder eindrucksvoll, hat sich Marianne Faithfull in all den Jahren eine Karriere als Schauspielerin aufgebaut. Die reicht von ihrem Debüt 1967 in Tschechows „Drei Schwestern“ und ihrer eindringlichen Verkörperung der Ophelia in „Hamlet“ bis zu Filmen wie etwa Jack Cardiffs „Nackt unter Leder“ („The Girl On The Motorcycle, 1968), Kenneth Angers „Lucifer Rising“ (1972), Sofia Coppolas „Marie Antoinette“ (2006) und Sam Garbarskis „Irina Palm“ (2007). Darüber hinaus schrieb sie zwei aufrichtige und fesselnde Autobiografien, „Faithfull“ (1995) und „Memories“ (2009). Was uns wiederum zu „Give My Love To London“ zurückführt. Neben der Liste herausragender Mitstreiter ist es natürlich Faithfulls Stimme, die im Mittelpunkt steht. Es sind Lieder mit Herz und Seele, gesungen von einer Künstlerin, die alles gesehen, die alles erlebt hat. So bleibt Marianne Faithfull auch nach fünf Jahrzehnten eine einzigartige und unwiderstehliche Persönlichkeit. Eine furchtlose Abenteuerin – im Leben wie in der Kunst. 50th ANNIVERSARY WORLD TOUR 11.10.14 Stuttgart, Liederhalle, Hegelsaal 17.10.14 Leipzig, Haus Auensee 18.10.14 Hannover, Theater am Aegi 20.10.14 Düsseldorf, Mitsubishi Electric Halle 15.11.14 München, Circus Krone 25.11.14 Berlin, Tempodrom 26.11.14 Hamburg, Kampnagel Katja Behrens • Prom otion • PR Nansenstr. 2 - 12047 Berlin [email protected] - T: 030-71 55 35 99 - M: 0172-400 43 98 - www.katjabehrens.de