Kriegsdrohungen aus Nordkorea – Rhetorik oder ernste Gefahr?
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Kriegsdrohungen aus Nordkorea – Rhetorik oder ernste Gefahr?
Kriegsdrohungen aus Nordkorea – Rhetorik oder ernste Gefahr? Projektland: Korea Datum: 8. April 2013 - Trotz Eskalation durch Nordkorea bleibt Südkorea ruhig Ausländische Botschaften von Nordkorea zur Evakuierung aufgefordert – aber keiner hört hin Lage von Kaesong spitzt sich zu Nordkorea erklärt Zustand des „Quasi-Kriegs“ Täglich neue Drohungen und Demonstrationen der Stärke auf beiden Seiten Gefahr der Fehlkalkulation durch Provokationen wächst, aber keine allgemeine Kriegsgefahr Signale nach innen und außen müssen differenziert gedeutet werden In den vergangenen Tagen haben die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel mit der vorläufigen Schließung des Industriekomplexes Kaesong für Importe und südkoreanische Manager sowie der Aufforderung Nordkoreas an ausländische Botschaften, Nordkorea bis zum 10. April zu verlassen, da man danach keine Sicherheit mehr garantieren könne, zugenommen. Auch die Verlegung zweier Mittelstrecken-Raketen vom „Musudan-Typ“ i an die Ostküste, wo sie eventuell gestartet werden, hat die Spannungen erhöht. Dennoch bleiben Südkorea, die USA und auch die Diplomaten in Pjöngjang ruhig: es gibt keinerlei Anzeichen für eine allgemeine Mobilmachung und die allein rhetorische Eskalation wird gelassen hingenommen. Keine einzige ausländische Botschaft hat sich bisher aus Pjöngjang zurückgezogen. Und dies zu recht. Nach dem Raketentest von Anfang Dezember 2012 und dem Atomtest vom 12. Februar haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel von Woche zu Woche und nun fast im Tagesrhythmus gesteigert. Während zunächst Nordkorea trotz eindeutiger Friedensgesten Südkoreas, u.a. der Wiederaufnahme humanitärer Hilfeleistungen durch südkoreanische Nichtregierungsorganisationen und immer wieder geäußerter Gesprächsangebote von Südkoreas neuer Präsidentin Park GeunHye, einseitig die Lage durch immer neue Forderungen bzw. Gesten verschärfte, hat sich zuletzt auch der Ton in Südkorea und den USA deutlich verschärft. In den letzten Tagen hat dies vor allem dazu geführt, dass neuestes militärisches Gerät der USA in Südkorea auffuhr, die „Tarnkappenbomber“ (F 22), atomwaffenfähige B 2-Bomber und B52-Langstreckenbomer sowie Zerstörer, die vor der Küste Nordkoreas kreuzen. Nordkorea wiederum erklärte zunächst den Nichtaggressionspakt zwischen Nord- und Süd für nichtig, erklärte immer neue Stufen der Alarmbereitschaft, die Kappung von HANNS-SEIDEL-STIFTUNG_SONDERBERICHT KRIEGSDROHUNGEN APRIL 2013 1 den einzigen zwei existierenden Telefonleitungen zwischen dem Militär Nord- und Südkoreas, und schließlich einen „Quasi-Kriegszustand“, in vielen Zeitungen fälschlicherweise als Kriegserklärung bezeichnet. Die nordkoreanische Bevölkerung musste tagelange Übungen und Belehrungen über Verhalten im Kriegsfall über sich ergehen lassen. In einer nächtlichen Führungsrunde ließ sich Führer Kim Jong-Un vor einer Karte ablichten, die Kriegsziele auf den USA zeigte, darunter völlig unrealistische (wie Austin, Texas) neben solchen, die möglicherweise (wohl eher theoretischerweise) von Nordkorea aus mit Atombomben erreicht werden könnten, wie Guam und Hawaii. Sogar das nord- und südkoreanische Vorzeigeprojekt, der Kaesong-Industriepark, in dem 54.000 nordkoreanische Arbeiter unter etwa 800-1000 südkoreanischen Managern arbeiten, wurde von Nordkorea in Frage gestellt. Dort herrscht nun seit einer knappen Woche (wovon aber der Feiertag „Tag des Baumes“ und das Wochenende ohnehin ausgefallen wären) ein Verbot der Einreise südkoreanischer Manager und von Importwaren, die für die Produktion dringend gebraucht werden. Etwa 500 Manager verbleiben derzeit noch in Kaesong, eine Handvoll Firmen musste schon die Produktion einstellen. Sind dies nun Anzeichen für eine ernsthafe Kriegsgefahr? Oder handelt es sich nur um die Fortführung psychologischer Kriegsführung, wie sie im Prinzip – oft auch mit den identischen Mitteln, wie Kappung der Telefonleitungen oder Aufkündigung verschiedener Vereinbarungen – schon von früher bekannt ist? Dazu ist zunächst zu sagen, dass es wichtig ist, die Motivation der nordkoreanischen Aggressivität zu verstehen. Und die ist stärker von Motiven der Beeinflussung der heimischen Bevölkerung geprägt als von dem Wunsch, irgendetwas von Südkorea oder den USA zu erreichen. Die immer wieder genannten Motive eines Friedensvertrags mit den USA, von Wiederaufnahme des Kumgangsan-Tourismus oder der Hilfslieferungen Südkoreas im großen Stil (vor allem Düngemittel und Nahrungsmittel) sind zweitrangig gegenüber dem Wunsch, der einheimischen Bevölkerung gegenüber eine Rechtfertigung für Aufrüstung zu haben und einen Sündenbock für wirtschaftliche Probleme zu liefern. Deswegen sind auch die für den internen Konsum bestimmten Medien (wie vor allem die Zeitung der Arbeiterpartei, Rodong Shinmun), im wesentlichen wie immer von Wirtschaftsnachrichten voll, zusammen mit Berichten, die die nukleare Aufrüstung als Tandem mit einer Politik der Wirtschaftsmodernisierung fordern (sogenannte Byungjin-Politik, möglicherweise das neue Paradigma der Wirtschaftspolitik Nordkoreas), während die für externe Beobachter gedachte Nachrichtenagentur KCNA voller Hasstiraden ist. Zweitens ist Nordkorea sich durchaus des Risikos einer Eskalation bewusst. Ein echter Krieg würde unweigerlich mit einer Niederlage Nordkoreas und dem Aufhören des Kim-Regimes enden, was das Hauptziel Nordkoreas, nämlich das Überleben der Kim-Dynastie, ausschließt. Deshalb hat Kim Jong-Un auch, trotz nach außen martialischer Gesten, im Innern die Soldaten an der Grenze davor gewarnt, sozusagen aus Versehen einen Krieg auszulösen. Die Lage an der Grenze ist tatsächlich sehr gespannt und in der letzten Woche hat beispielsweise in Hwacheon ein südkoreanischer Soldat eine Handgranate geworfen, als er ein „unbekanntes Objekt“ (möglicherweise ein Tier) in der DMZ bemerkte. Kim Jong-Un hat große Angst davor, dass so etwas passiert. Zudem hat er auch kein Interesse, trotz seiner Drohungen, die Schließung der Kaesong-Industriezone wahrzumachen. Diese ist eine wichtige Finanzierungsquelle für den nordkoreanischen Staat. Wenn tatsächlich Kaesong schließen würde, müsste Nordkorea von heute auf morgen etwa 200.000 HANNS-SEIDEL-STIFTUNG_SONDERBERICHT KRIEGSDROHUNGEN APRIL 2013 2 Personen (die 54.000 Arbeitnehmer und ihre Familien) ernähren. Diese Personen müssten bei einer längeren Schließung wieder in ihre Heimat zurückkehren und würden dort aus erster Hand über die Unterschiede von Norden und Süden (der Industriepark ist ein kleines Südkorea, wo alles, von der Elektrizität bis zu den Nahrungsmitteln, aus dem Süden gebracht wird) verbreiten. Daran hat Nordkorea kein Interesse. ii Auch muss unterschieden werden zwischen Äußerungen verschiedener nordkoreanischer Organisationen (z.B. Komitee für Frieden in Nordostasien und Wiedervereinigung) und Äußerungen des Militärs oder von Kim Jong-Un selbst. Drittens ist es trotzdem nicht ganz auszuschließen, dass die Eskalation weitergeht und möglicherweise sogar unkontrollierbar wird. Dies kann einmal aufgrund einer Fehlkalkulation geschehen: die Stimmung der Truppen auf beiden Seiten ist aufgeheizt worden und es könnte sein, dass dadurch eine Kettenreaktion durch kleinere, möglicherweise sogar eher technische Zwischenfälle auftritt. Es kann auch sein, dass sich Nordkorea in einer Glaubwürdigkeitsfalle befindet: Bei immer stärkeren rhetorischen Drohungen wird irgendwann der Neuigkeitswert gering. Wenn bei einem Atomtest oder einer „Cyberattacke“ der südkoreanische Aktienindex KOSPI sogar ansteigt (statt steil abzufallen, wie es noch vor zehn Jahren der Fall war), wenn die Menschen weiterhin mehr über Popstar Psy reden oder Umverteilungspolitik als über die Bedrohung aus dem Norden, dann hat Nordkorea sein Ziel offensichtlich verfehlt. Also muss die Provokation größer werden. Sollte dies z.B. eine Attacke im Westmeer sein (z.B. auf ein Kriegsschiff Südkoreas, oder eine der Nordkorea vorgelagerten südkoreanischen Inseln), dann könnte aber Südkorea stärker zurückschlagen, als das Nordkorea beabsichtigt. „Anonyme“ Attacken (wie 2010 die Versenkung der südkoreanischen Korvette Cheonan) sind aber kaum mehr denkbar, außer die Cyberattacken, aber diese waren eben nicht wirklich erschütternd. Sehr wahrscheinlich ist eine solche Eskalation allerdings nicht. Denn in Nordkorea lassen sich (teilweise öffentlich, z.B. in der Rodong Shinmun, teilweise intern, bei den wöchentlichen samstäglichen Ideologieschulungen) auch solche Attacken als große Siege Nordkoreas verkaufen. Und darauf kommt es Nordkorea, wie gesagt, hauptsächlich an. Es ist interessant, dass zeitgleich zu der militärischen Eskalation auch eine wirtschaftspolitische Weichenstellung erfolgt, die eher in eine andere Richtung, nämlich die der Öffnung geht. Zunächst wurde im März eine Konferenz zur Stärkung der Leichtindustrie (also der in Nordkorea so stark vernachlässigten Konsumgüterindustrie) einberufen. Zwar konnte diese Konferenz außer Rhetorik letztlich nichts bringen, sie zeigt aber wiederum, wie stark die innenpolitische Motivation für Nordkoreas außenpolitische Drohgebärden ist. Letztlich hat Nordkorea versprochen, mit dem 100. Geburtstag von Kim Il-Sung im Mai 2012 das Zeitalter des großen und wirtschaftlich starken Landes erreicht zu haben. Kim Jong-Un hat zudem versprochen – wohl aus der Not heraus, sonst nicht wirklich akzeptabel zu sein in einem Volk, in dem der Glaube an die Kim-Dynastie schon lange völlig ausgehöhlt ist- dass nie wieder das Volk den Gürtel enger schnallen muss wie in der Phase des „schwierigen Marsches für den Sozialismus“, also der Hungersnot ab Anfang der 1990er Jahre. Bilder vom renovierten Pjöngjang, neuen Läden voller Importwaren für die Nomenklatura und Kim Jong-Un in Vergnügungsparks unterstützten diese Botschaft. Dieses Ziel wurde aber bisher offensichtlich verfehlt, im letzten Jahr kam es wieder in mehreren Provinzen zu den Frühsommerhungersnöten. Die militärische Eskalation ist eine gute Entschuldigung, denn angeblich „strangulieren“ die USA Nordkorea durch Sanktionen und HANNS-SEIDEL-STIFTUNG_SONDERBERICHT KRIEGSDROHUNGEN APRIL 2013 3 Verschwörungen. Für die Zukunft wichtig könnte die Kabinettsumbildung von letzter Woche sein, bei der Pak Pong-Ju zum zweiten Mal zum Ministerpräsidenten gemacht wurde. Er war für die Wirtschaftsreformen von 2002 verantwortlich, die zwar letztlich wirkungslos blieben, aber die bisher am deutlichsten eine Tolerierung von Marktmechnanismen gebracht hat. Für nordkoreanische Verhältnisse ist Pak, der für die letztlich gescheiterte Reform von 2002 ab 2007 in der Versenkung verschwand, eindeutig ein Reformer, seine Berufung kann also zumindest als Option für weitere Wirtschaftsreformen gewertet werden. Dennoch muss diese Option auch mit sehr viel Vorsicht gesehen werden: echte Reformen würden nämlich zunächst einmal auch eine Entspannung auf der koreanischen Halbinsel verlangen. Gerade erst hat die Kempinski-Gruppe bestätigt, dass eine oft als Zeichen der Öffnung gewertete Investition im 105-Stockwerke hohen Ryugung-Hotel, einer nur außen fertigen Bauruine des Sozialismus, in absehbarer Zeit unmöglich ist. Tatsächlich hat Nordkorea außer chinesischen Investitionen nichts vorzuweisen. Auch der Tourismusboom ist im Wesentlichen auf China beschränkt. Es ist nicht zu sehen, wie das in der Zukunft anders werden soll, solange Nordkorea weiterhin so (verbal) aggressiv agiert. Es ist auch kaum zu erwarten, dass sich die Rolle Chinas schnell ändern wird. Park Geun-Hye, die neue südkoreanische Präsidentin, hat mit der Entsendung ihres Vertrauten Kwon Young-Se ein Signal gesendet, dass ihr die Beziehungen zu China wichtig sind (und damit implizit, die Aufgabe der Unterstützung Nordkoreas durch China). Dies dürfte aber kaum passieren. Zwar mehren sich einzelne Stimmen in China, die die bedingungslose Unterstützung Nordkoreas in Frage stellen. Offizielle Politik ist dies aber nicht. Ein oft zitierter Fall war der stv. Herausgeber der Zeitung der Parteihochschule, Study Times, Deng Yuwen. Dieser hatte in der Financial Times für einen Bruch mit Nordkorea geworben (http://www.ft.com/cms/s/0/9e2f68b2-7c5c11e2-99f0-00144feabdc0.html#axzz2PIKNZroI). Inzwischen ist er auf Intervention des chinesischen Außenministeriums von seinem Posten enthoben worden. Solange nicht grundsätzlich das Wettrüsten in Nordostasien einen anderen Charakter gewinnt – also entweder Südkorea oder Japan ernsthaft mit der Entwicklung eigener Nuklearwaffen beginnen – ist ein Bruch Chinas mit Nordkorea schwer vorstellbar. Dies liegt aber nicht im Interesse der USA und die ungewöhnlich starke militärische Involvierung der USA in die derzeitige Krise in Nordkorea ist wohl auch damit verbunden, dass die USA ein solches Szenario ausschließen möchte, das sich anbahnen könnte, wenn Südkorea sich etwa mit den Drohungen des Nordens alleine gelassen fühlt. Dieser Bericht wurde von Dr. Bernhard Seliger, Repräsentant der Hanns-SeidelStiftung Korea, verfasst. IMPRESSUM Erstellt: 8. April 2013 Herausgeber: Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Copyright 2013 Lazarettstr. 33, 80636 München Vorsitzender: Prof. Dr. h.c. mult. Hans Zehetmair, Staatsminister a.D., Senator E.h. Hauptgeschäftsführer: Dr. Peter Witterauf Verantwortlich: Christian J. Hegemer, Leiter des Instituts für Internationale Zusammenarbeit Tel. +49 (0)89 1258-0 | Fax -359 E-Mail: [email protected], www.hss.de HANNS-SEIDEL-STIFTUNG_SONDERBERICHT KRIEGSDROHUNGEN APRIL 2013 4 Anhang: „Tit for Tat...and tat...and tat...“ – Eskalationsstufen auf der koreanischen Halbinsel Datum 12. Dezember 2012 Nordkorea Präsidentschaftswahlen in Südkorea – Park GeunHye von der Saenuri-Partei gewinnt; sie hat „Sicherheit plus Verhandlungen“ als Motto ausgegeben 19. Dezember 2012 20. Dezember 2012 22. Dezember 2012 1. Januar 2013 2. Januar 2013 22. Januar 2013 23. Januar 2013 24. Januar 2013 25. Januar 2013 12. Februar 2013 23. Februar 2013 24. Februar 2013 Südkorea – USA – Ausland Erfolgreicher Start einer Langstreckenrakete durch Nordkorea. Der Start von Raketen ist durch verschiedene UN-Sanktionen nicht gestattet. Angriffe in nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA auf die Saenuri-Partei wegen derer „Konfrontationspolitik“ KCNA warnt, dass neue Sanktionen wegen des Raketentests eine „unvorhersehbare“ Reaktion des Nordens auslösen würden Südkorea erleuchtet einen riesigen Weihnachtsbaum an der Nähe der innerkoreanischen Grenze (am Berg Aegibong). Die Neujahrsansprache von Kim Jong-Un – traditionell einer der wichtigsten Gradmesser für die Politik des Landes – geht hauptsächlich auf Wirtschaftsreformen ein, benennt aber auch die „Eroberung des Weltalls“ als Ziel, ein Hinweis auf das Raketenprogramm des Landes. Die Nationale Verteidigungskommission Nordkoreas fordert die südkoreanische Regierung auf, „Krieg oder Frieden“ zu wählen. Ausweitung der Sanktionen durch den UNSicherheitsrat Nordkoreas Außenministerium verurteilt die Sanktionen als Verletzung der Souveränität Nordkoreas Minju Joson (Zeitung des Kabinetts) verurteilt den Weihnachtsbaum als nicht zu tolerierende psychologische Kriegsführung. Pjöngjang bestätigt neue Pläne für Atomund Raketentests gegen den Erzfeind USA Der Norden droht Südkorea für den Fall mit militärischer Gewalt, dass es den UNSanktionsbeschluss umsetzt. Nordkorea erklärt die Vereinbarung mit Südkorea von 1992 über die «Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel» für ungültig. Erneuter Atomtest Nordkoreas (dritter Test nach 2006 und 2009) Südkorea kündigt an, neue ballistische Raketen mit einer Reichweite von 800 Kilometern zu entwickeln; Beginn viertägiger Seemanöver Nordkorea fühlt sich von geplanten jährlichen Manövern der USA mit Südkorea provoziert. Ein nordkoreanischer Militärvertreter warnt einen US-General per Telefon, die Lage sei so ernst, dass «jeden Moment ein Krieg ausbrechen kann». HANNS-SEIDEL-STIFTUNG_SONDERBERICHT KRIEGSDROHUNGEN APRIL 2013 5 25. Februar 2013 Inauguration von Park Geun-Hye; sie fordert Nordkorea auf, zum Verhandlungstisch zurückzukehren und bekräftigt das Ziel der Denuklearisierung Die USA und Südkorea beginnen ihre Frühjahrsübung «Foal Eagle». Etwa 10 000 USSoldaten nehmen teil. 1. März 2013 7. März 2013 8. März 2013 14. März 2013 15. März 2013 20. März 2013 20. März 2013 21. März 2013 26. März 2013 Neue Sanktionen wegen des Nukleartests werden vom UN-Sicherheitsrat beschlossen. Nordkorea kündigt an, den Waffenstillstand von 1953 zur Beendigung des Korea-Kriegs sowie alle Entspannungsabkommen mit Südkorea nicht mehr anzuerkennen. Pjöngjang kappt auch den «Heißen Draht» nach Seoul im Grenzort Panmumjom. Ein Sprecher des Außenministeriums greift UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon an wegen einseitiger Parteinahme für die USA (...has recently let loose a string of invectives slandering the inviolable dignity and sovereignty of the DPRK, all the while defending the U.S. hostile acts against it). Nordkorea feuert zwei Testraketen mit kurzer Reichweite ab. Cyber-Angriffe legen in Südkorea die Webseiten von Banken und Medienunternehmen lahm. Übungsflüge amerikanischer B-52Langstreckenbomber in Südkorea Nordkorea droht mit Angriffen auf die Militärstützpunkte der USA in Guam und Japan Nordkorea setzt alle Feldartillerieverbände - inklusive der strategischen Raketeneinheiten - ab sofort in «Gefechtsbereitschaft» der höchsten Stufe. 28. März 2013 29. März 2013 30. März 2013 2. April 2013 Die US-Luftwaffe entsendet zwei atomwaffenfähige Tarnkappenbomber vom Typ B-2 Spirit nach Südkorea. Als Reaktion auf die Flüge der Tarnkappenbomber verschärft Nordkorea seine Atomkriegsdrohungen. Kim Jong Un habe in einer nächtlichen Sitzung den Befehl erteilt, die strategische Raketeneinheiten in Angriffsbereitschaft zu versetzen, berichten die Staatsmedien. Nordkorea erklärt, das Land sei im Verhältnis zu Südkorea in den «Kriegszustand» eingetreten. Jede Angelegenheit zwischen beiden Staaten werde ab sofort «nach den Vorschriften für Kriegszeiten» behandelt. Nordkoreas Komitee für Sonderwirtschaftszonen warnt vor Konsequenzen der Spannungen für den Kaesong Industriekomplex. Nordkorea kündigt an, den Atomreaktor in Yongbyon wieder in Betrieb zu nehmen. 2. April 2013 3. April 2013 USA schicken einen mit Raketen bestückten Zerstörer an die Grenze. Nordkorea schließt die Grenze am HANNS-SEIDEL-STIFTUNG_SONDERBERICHT KRIEGSDROHUNGEN APRIL 2013 6 Kaesong Industriekomplex für Importe und südkoreanische Manager; eine Ausreise ist noch gestattet. Die Blockade hält bis jetzt an. 4. April 2013 6. April 2013 Die USA verlegen ein Bataillon zur Bekämpfung nuklearer und chemischer Waffen nach Südkorea. Nordkorea warnt die ausländischen Botschaften und Hilfsorganisationen, es könne die Sicherheit der Diplomaten angesichts der Kriegsgefahr nicht mehr garantieren und empfiehlt eine Evakuierung bis zum 10. April. 6. April 2013 7. April 2013 Deutscher Außenminister Westerwelle bestellt den nordkoreanischen Botschafter ein und verurteilt die Warnung Nordkoreas scharf und fordert Nordkorea auf, die Sicherheit der Botschaften zu garantieren. Hacking-Angriffe der Gruppe „Anonymous“ legen die Nutzungsdaten der angemeldeten Nutzer der nordkoreanischen Propaganda-Webseite „Uriminzzoki“ offen; darunter befinden sich bis zu 2.000 Südkoreaner. Die USA verlegen Raketenabwehrsysteme nach Guam. Nordkorea verlegt zwei „Musudan“Mittelstreckenraketen an die Ostküste und warnt vor einem gnadenlosen Krieg. General Kim Yong-Chol führt ein weiteres Briefing für ausländische Diplomaten in Pjöngjang über die Kriegsgefahr durch und warnt, man könne die Sicherheit der Diplomaten nicht garantieren. Die USA sagen wegen der gegenwärtigen Spannungen einen lang geplanten Raketentest ab, um nicht weiter zu provozieren. Südkoreas Sprecher des Wiedervereinigungsministeriums hält zum gegenwärtigen Zeitpunkt Gespräche mit Nordkorea für unmöglich. 8. April 2013 Nordkorea bereitet sich möglicherweise auf einen vierten Nukleartest vor, nach Angaben des südkoreanischen Wiedervereinigungsministers Ryoo KihlJae i Dabei handelt es sich um eine Mittelstreckenrakete (auch Taepodong X, Rodong B oder Mirim genannt), die auf sowjetischen Modellen basiert, ungefähr in der Mitte der 1990er Jahre von einem Raketenbauer der früheren Sowjetunion (Makeyev) für Nordkorea entwickelt wurde und 2010 zum ersten Mal vorgestellt wurde. Hinweise auf einen Test dieser Raketen gibt es bisher noch nicht. ii Joongang Ilbo, eine der großen, bürgerlichen Tageszeitungen, berichtete am 5. April von einem Konflikt von Militär (pro Schließung) und Politikern (gegen die Schließung, aus den erwähnten Gründen). Nachprüfen lassen sich solche Berichte nicht; s. http://koreajoongangdaily.joinsmsn.com/news/article/Article.aspx?aid=2969673. HANNS-SEIDEL-STIFTUNG_SONDERBERICHT KRIEGSDROHUNGEN APRIL 2013 7