1. Neue Gedanken zu alten Märchen Der alte Wolf Der Wolf und die
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1. Neue Gedanken zu alten Märchen Der alte Wolf Der Wolf und die
SPRECHEN, SCHREIBEN UND VERSTEHEN Von Märchen und Fabeln 1. Neue Gedanken zu alten Märchen 1.1 „Rotkäppchen“ Rolf Krenzer Der Wolf und die sieben Geißlein Rotkäppchen sah des Wolfs Gebiss und stammelte: „Gewiss, gewiss.“ Worauf der Wolf, vieltausendmal die Oma grüßend, sich empfahl. Mutter geht. Wolf steht auf der Lauer, ziemlich sauer. Geißlein sagen: „Nein, wir lassen dich nicht rein. Die Mutter hat’s verboten!“ Wolf mit weißen Pfoten spricht ganz gemein: „Bin’s Mütterlein!“ So öffnen ihm die Geißenjungen und werden sogleich vom Wolf verschlungen. Großes Geschrei. Alles vorbei. Moral: Ein Wolf bleibt ein Wolf, denke daran, hat er auch weiße Handschuhe an. Quelle: Wolfgang Mieder (Hg.), GRIMMS MÄRCHEN – MODERN, PROSA, GEDICHTE, KARIKATUREN, ARBEITSTEXTE FÜR DEN UNTERRICHT, Reclam, Ditzingen 1986 Quelle: Wolfgang Mieder (Hg.), GRIMMS MÄRCHEN – MODERN, PROSA, GEDICHTE, KARIKATUREN, ARBEITSTEXTE FÜR DEN UNTERRICHT, Reclam, Ditzingen 1986 Rudolf Otto Wiemer Der alte Wolf Der Wolf, jetzt altersfromm und brav, als er Rotkäppchen nochmals traf, sprach: „Unerhört, mein liebes Kind, was Fabeln da im Umlauf sind! Als gäbe es, so geht die Märe, gar eine dunkle Mordaffäre! Schuld sind allein die Brüder Grimm. Gesteh! War es nicht halb so schlimm?“ WORTERKLÄRUNG: Märe / Mär: Sage, Nachricht; es geht die Mär um = man erzählt 1 90 Versuche in eigenen Worten den Inhalt der beiden Gedichte wiederzugeben! Wie wird der Wolf dargestellt, was wird über ihn gesagt? 2 Wer sind die Brüder Grimm, denen der Wolf im ersten Gedicht die Schuld an den bösen Gerüchten gibt? Schlage im Lexikon oder im Internet nach und schreibe einen Satz über die Brüder Grimm auf: http://gutenberg.spiegel.de//autoren/ grimm.htm Die Brüder Grimm Die Märchen der Brüder Grimm nennt man Volksmärchen, weil sie im Volk entstanden sind. Das heißt, sie wurden an langen Winterabenden erzählt und von Generation zu Generation weitergegeben, bis sie im 19. Jahrhundert von den Brüdern Grimm aufgezeichnet wurden. 3 Erinnerst du dich noch an die Merkmale eines Märchens? Kreuze die richtigen Aussagen an: ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ ❑ Märchen enthalten manchmal altertümliche Wörter. Zeit und Ort sind genau angegeben. Märchen haben lange, schwierige Sätze. Märchen enthalten oft Wörter, die auf -chen oder -lein enden. Die handelnden Personen heißen zB Amalia von Schreckenstein. Märchen haben keine genauen Zeit- und Ortsangaben. Die Personen haben keine Namen, sondern werden nur König, Müllerstochter, Prinzessin oder Gänsehirt genannt. Die Menschen haben typische Eigenschaften: gut oder böse, arm oder reich. Das Gute wird belohnt und das Böse bestraft. Märchen gehen meist schlecht aus. Es gibt wunderbare Ereignisse. Sprechende Tiere kommen nie vor. Die Menschen werden genau beschrieben. Am Anfang und am Ende eines Märchens stehen bestimmte Wendungen. 91 SPRECHEN, SCHREIBEN UND VERSTEHEN Von Märchen und Fabeln 4 An den beiden Gedichten über den Wolf siehst du, dass man Märchen bearbeiten kann. Man verwendet ein altes Motiv und verändert es, man formt es um, findet einen anderen Schluss, schreibt die Geschichte weiter oder versetzt sie in die Gegenwart. … und der Prinz öffnete die Türe zu einer kleinen Stube, in welcher Dornröschen schlief. Da lag es und war so schön, dass er die Augen nicht abwenden konnte, und er bückte sich und gab ihr einen Kuss. Da schlug Dornröschen die Augen auf, erwachte und sah ihn ganz freundlich an. Sie gingen zusammen herab und der König, die Königin und der ganze Hofstaat erwachten und sahen einander mit großen Augen an. Und die Pferde im Hof standen und rüttelten sich, die Jagdhunde sprangen und wedelten, die Tauben auf dem Dache zogen die Köpfchen unter den Flügeln hervor, sahen umher und flogen ins Feld; das Feuer in der Küche erhob sich, flackerte und kochte das Essen, der Braten fing an zu brutzeln und der Koch gab dem Küchenjungen … Aber was war mit dem Küchenjungen los? Der schlief und schlief und war nicht wach zu kriegen! 5 Erzähle das Märchen weiter! Warum ist der Küchenjunge nicht aufgewacht? Wer hilft ihm? Bedenke, dass Dornröschen ein warmherziges und freundliches Mädchen ist, dem das Schicksal seiner Untergebenen nicht gleichgültig ist. – Und was wohl der Prinz zu dieser Situation sagt? 6 Im Märchenland treffen einander berühmte Märchenfiguren. Welche fallen dir ein? Erfinde eine Geschichte und lass sie miteinander sprechen: Vielleicht treffen sich 92 ● die böse Stiefmutter und der Wolf – die beiden unterhalten sich über ihre bösen Taten. Vielleicht verteidigen sie sich auch? ● Rotkäppchen und die Geiß – die beiden unterhalten sich vielleicht über ihre Erfahrungen mit dem Wolf. Was halten sie von ihm? ● Schneewittchen und Aschenputtel – die beiden unterhalten sich vielleicht über ihre bösen Stiefmütter. 1.2 Wenn uns Märchen zum Nachdenken bringen 7 Märchen haben meist ein glückliches Ende. Was bedeutet das für die Menschen? Lies die folgenden Textstellen – du erkennst in ihnen, was die meisten Menschen gerne hätten: „Ach Gott, wo bin ich?“, rief das Mädchen. Der Königssohn sagte voll Freude: „Du bist bei mir“, und erzählte, was sich zugetragen hatte, und sprach: „Ich habe dich lieber als alles auf der Welt: komm mit mir in meines Vaters Schloss, du sollst meine Gemahlin werden.“ Da ward ihm Schneewittchen gut und ging mit ihm und ihre Hochzeit ward mit großer Pracht und Herrlichkeit angeordnet. „Aber wo sind meine Schwestern?“, fragte das Mädchen. „Die habe ich in den Keller gesperrt und morgen sollen sie in den Wald geführt werden und sollen bei einem Köhler so lange als Mägde dienen, bis sie sich gebessert haben und auch die armen Tiere nicht hungern lassen.“ Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel und waren lauter harte, blanke Taler, und obgleich es sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an und das war vom allerfeinsten Leinen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag. 8 Und was hättest du gerne? Stell dir vor, deine Wünsche und Träume würden in Erfüllung gehen. Sprich mit deinen Mitschülerinnen und Mitschülern darüber! 9 Schreibe drei Wünsche auf! Welcher steht an erster, zweiter und dritter Stelle? 1. Stelle 2. Stelle 3. Stelle 93 SPRECHEN, SCHREIBEN UND VERSTEHEN Von Märchen und Fabeln 10 Die Menschen, die Märchen anhörten, waren oft sehr arm. Sie träumten wohl davon, dass sich auch in ihrem Leben so wunderbare Dinge ereigneten, wie sie in den Märchen vorkamen. Die folgende Geschichte will uns etwas ganz anderes sagen: Gina Ruck-Pauquèt Eine glückliche Nacht E inmal, in einer Nacht voller Blütenduft und Sternengeflimmer, ging der kleine Nachtwächter mit seiner Laterne am Rande der Wiesen entlang. Da sah er plötzlich, genau vor seinem rechten Fuß, ein vierblättriges Kleeblatt. „Oh“, sagte der kleine Nachtwächter erfreut. Er bückte sich und pflückte es ab. Weil ein vierblättriges Kleeblatt Glück bringt, beschloss er, die Leute zu wecken. Denn das Glück ist schöner, wenn man es mit anderen teilt. „Steht auf!“, rief er. „Ich habe ein vierblättriges Kleeblatt gefunden!“ Da kamen die Leute zu ihm heraus: die Blumenfrau, der Dichter, der Drehorgelmann, das Luftballonmädchen und der Bauer. Sie setzten sich vor ihre Häuser und hielten Ausschau nach dem Glück. Ob es von links kommen würde, von rechts oder gar von oben? Sie ließen die Blicke wandern und lauschten in die Nacht. Am Waldrand spielten die Rehe und die Fuchsmutter balgte sich mit ihren Kindern herum. Ganz in der Nähe geigte eine Grille und der sanfte Nachtwind pflückte Blütenflocken von den Bäumen und ließ sie über die Dächer rieseln. Da spazierten fünfzehn Mäuschen die Dorfstraße entlang. Immer eines ein bisschen kleiner als das andere. Der Mond spiegelte sich im Dorfteich. Das sah so hübsch aus, dass die Frösche einen 11 94 Kreis um ihn bildeten und ihm ein Froschlied sangen. Das Bächlein murmelte. In der uralten Kastanie saßen die Eulen und träumten mit leuchtenden Augen in die Nacht. Die Leute waren ganz still. Sie schauten den Hasen zu, die auf der Wiese Männchen machten, und hörten die Glockenblumen läuten. „Wann kommt endlich das Glück?“, fragte da plötzlich das Luftballonmädchen. „Pst!“, antwortete der kleine Nachtwächter und legte den Finger an den Mund. „Es ist längst da. Die ganze Nacht ist angefüllt mit Glück. Spürt ihr es nicht?“ Da horchten die Leute in sich hinein und sie fanden das Glück. Sie sahen es ringsumher. In den Tautropfen, in denen sich die Sterne spiegelten, im Tanz der Fledermäuse und im Wolkenspiel. Die ganze Nacht saßen sie so. Gegen Morgen, als das vierblättrige Kleeblatt verwelkte, schliefen sie ein: der Dichter, die Blumenfrau, der Bauer, der Drehorgelmann, das Luftballonmädchen und zuletzt der kleine Nachtwächter. Quelle: Gina Ruck-Pauquèt, WENN DER MOND AUF DEM DACH SITZT, Paulus, Recklinghausen 1968 Überlege: Was erwarten die Menschen von einem vierblättrigen Kleeblatt? Was bedeutet Glück für dich? Was wäre für viele Menschen auf dieser Erde Glück? Denke zB an Kinder in deinem Alter, die in Entwicklungsländern leben! 12 Schreibe eine Geschichte über einen Augenblick, in dem du richtig glücklich warst! 13 In Joanne K. Rowlings erstem Harry-Potter-Roman kommt ein Spiegel vor, der dem, der hineinsieht, seine Wünsche zeigt. Stell dir vor, du stehst vor diesem Spiegel. Was würdest du sehen? Schreibe eine Geschichte: Was ich im Zauberspiegel sah. Beginne mit: „Als ich heute …“ 14 Schreibe ein Märchen von jemandem, dem der Zauberspiegel seine Wünsche zeigt! Beginne mit: „Es war einmal …“ Märchen, die jemand geschrieben hat, dessen Name bekannt ist, nennt man Kunstmärchen. Sie enthalten wie die Volksmärchen wunderbare Elemente. Sprache und Inhalt sind aber oft sehr anspruchsvoll. Sie haben manchmal ein trauriges Ende. Kunstmärchen sind zB die Märchen von Hans Christian Andersen, Wilhelm Hauff oder auch die von Astrid Lindgren. 15 Was weißt du über Hans Christian Andersen, Wilhelm Hauff und Astrid Lindgren? Kennst du einige ihrer Märchen? Schlag nach in einem Lexikon! Vielleicht kannst du auch im Internet suchen: Gib die drei Namen in die Suchmaschine www.blinde-kuh.de ein oder schau auf der Seite http://gutenberg.spiegel.de/autoren/andersen.htm nach! 16 Mach dir zu den drei Personen im Übungsheft Notizen! Schreibe unter den Bildern jeweils das Geburts- und Sterbejahr auf: Astrid Lindgren Hans Christian Andersen Wilhelm Hauff / / / 95 SPRECHEN, SCHREIBEN UND VERSTEHEN Von Märchen und Fabeln 2. Fabeln: Wenn Tiere sprechen Äsop Rabe und Fuchs Ein Rabe hatte Käse gestohlen, flog damit auf einen Baum und wollte dort seine Beute in Ruhe verzehren. Da es aber der Raben Art ist, beim Essen nicht schweigen zu können, hörte ein vorbeikommender Fuchs den Raben über dem Käse krächzen. Er lief hinzu und begann den Raben zu loben: „O Rabe, was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Gefieder, dann sollte man dich zum König aller Vögel krönen!“ Dem Raben taten diese Schmeicheleien so wohl, dass er seinen Schnabel weit auf- 1 sperrte, um dem Fuchs etwas vorzusingen. Dabei entfiel ihm der Käse. Den nahm der Fuchs behänd, fraß ihn und lachte über den törichten Raben. Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/autoren/ aesop.htm (Stand: 1.10.2012) Was erfährst du in verschiedenen Lexika oder im Internet über den Dichter Äsop? Informationen findest du auch unter http://gutenberg.spiegel.de/autoren/ aesop.htm. Mach dir hier ein paar Notizen: Fabeln haben einen bestimmten inhaltlichen Aufbau: 1. Die Ausgangssituation stellt die Tiere kurz vor und lenkt auf die Konfliktlage hin. 2. Die Konfliktsituation ergibt sich aus der Gegenüberstellung zweier gegensätzlicher Tiere. Eines ist das unterlegene. In Rede und Gegenrede, Handlung und Gegenhandlung läuft ein Geschehen ab, das sich auf einen Höhepunkt zuspitzt und in einer überraschenden Pointe endet. 3. Am Ende der Fabel wird das Ergebnis berichtet. 4. Einigen Fabeln wird ein Lehrsatz (Lehre) hinzugefügt. 96 2 Ergänze die richtigen Textstellen, die im Kästchen stehen! Sie sind jedoch nicht in der richtigen Reihenfolge angeordnet: LÖ Schnabel – vorsingen – Fuchs – verliert – Schmeichler – Käse – frisst – schmeichelt Rabe – schwarzes – hereingelegt – geschmeichelt – krächzt – List – Baum – Käse Ausgangssituation: Ein ___________ sitzt mit einem Stück ___________ auf einem ____________. Ein _____________ kommt vorbei und bemerkt den Raben. Er möchte das Stück ___________ haben. Mit Gewalt lässt sich jedoch nichts erreichen. Handlung: Also versucht es der Fuchs mit einer _________. Der Rabe hat im Gegensatz zu den bunten Singvögeln ein _________________ Gefieder. Wenn jemand heiser ist und nicht singen kann, sagen wir: Er ______________ wie ein Rabe. Der Fuchs sagt aber das Gegenteil und ______________________ dem Raben. Gegenhandlung: Der eitle Rabe fühlt sich ____________________ und will dem Fuchs etwas ____________________. Der törichte Rabe denkt aber nicht daran, dass er den Käse _________________, wenn er den _______________ öffnet. Ergebnis: Der Fuchs hat sein Ziel mit List erreicht und ________________ den Käse. Jetzt erst merkt der Rabe, dass ihn der Fuchs ______________________ hat. Lehre: Traue keinem __________________, denn er will nur einen Vorteil für sich. 97 SPRECHEN, SCHREIBEN UND VERSTEHEN Von Märchen und Fabeln Äsop Die Krähe und andere Vögel E ine eitle Krähe wollte schöner sein, als sie wirklich war, und zierte sich mit allerlei bunten Federn von anderen Vögeln, hauptsächlich von Pfauen. Allein um die Eitelkeit zu bestrafen und ihr Eigentumsrecht auszuüben, fielen diese über sie her und entrissen ihr nicht nur die geraubten Federn, sondern auch einen Teil ihrer eigenen. Armseliger als vorher stand sie nun wieder da und hatte den Spott der ihrigen. Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/autoren/ aesop.htm (Stand: 1.10.2012) Äsop Der Fuchs und die Trauben Eine Maus und ein Spatz saßen an einem Herbstabend unter einem Weinstock und plauderten miteinander. Auf einmal zirpte der Spatz seiner Freundin zu: „Versteck dich, der Fuchs kommt“, und flog rasch hinauf ins Laub. Der Fuchs schlich sich an den Weinstock heran, seine Blicke hingen sehnsüchtig an den dicken, blauen, überreifen Trauben. Vorsichtig spähte er nach allen Seiten. Dann stützte er sich mit seinen Vorderpfoten gegen den Stamm, reckte kräftig seinen Körper empor und wollte mit der Schnauze ein paar Trauben erwischen. Aber sie hingen zu hoch. Etwas verärgert versuchte er sein Glück noch einmal. Diesmal tat er einen gewaltigen Satz, doch er schnappte wieder nur ins Leere. Ein drittes Mal bemühte er sich und sprang aus Leibeskräften. Voller Gier haschte er nach den üppigen Trauben und streckte sich so lange, bis er auf den Rücken kollerte. Nicht ein Blatt hatte sich bewegt. Der Spatz, der schweigend zugesehen hatte, konnte 3 98 sich nicht länger beherrschen und zwitscherte belustigt: „Herr Fuchs, Ihr wollt zu hoch hinaus!“ Die Maus äugte aus ihrem Versteck und piepste vorwitzig: „Gib dir keine Mühe, die Trauben bekommst du nie!“ Und wie ein Pfeil schoss sie in ihr Loch zurück. Der Fuchs biss die Zähne zusammen, rümpfte die Nase und meinte hochmütig: „Sie sind mir noch nicht reif genug, ich mag keine sauren Trauben.“ Mit erhobenem Haupt stolzierte er in den Wald zurück. Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/autoren/ aesop.htm (Stand: 1.10.2012) Welche Lehren will Äsop mit den beiden Fabeln zum Ausdruck bringen? Kennzeichen der Fabel 4 5 6 Welche Tiere treten in Fabeln häufig auf? Ergänze die fehlenden Buchstaben: Lö __ __ F __ __ __ s B __ r Ra __ e Es __ l M __ __ s Wo __ f Hu __ d Ha __ e Pf __ u G __ __ s Ad __ __ r Bestimmte Tiere haben auch eigene Fabelnamen. Ordne die nebenstehenden Tiere den richtigen Fabelnamen zu! Verbinde sie durch Linien: Storch Reineke Wolf Adelheid Gans Petz Bär Adebar Hase Isegrim Fuchs Lampe Die Verhaltensweisen der Fabeltiere entsprechen menschlichen Eigenschaften. Sie stehen stellvertretend für einen bestimmten Menschentyp. Setze wieder die fehlenden Buchstaben ein: So erscheint der Fuchs in der Fabel als hinterl __ __ __ __ g und schl __ __ , der Esel als d __ __ m oder st __ r, der Löwe als st __ __ k und mäch __ __ __ , der Pfau als st __ __ z oder ei __ __ l, die Krähe als eingebil __ __ __ , die Maus als schw __ __ h und der Wolf als bösar __ __ __ . In der Fabel sprechen und handeln die Tiere wie Menschen. Meistens stehen sich zwei gegensätzliche Tiere gegenüber: Fuchs und Hahn, Krähe und Pfau, Löwe und Maus, Wolf und Kranich ... 99 SPRECHEN, SCHREIBEN UND VERSTEHEN Von Märchen und Fabeln Versfabeln Wilhelm Busch Die Teilung Es hat einmal, so wird gesagt, Der Löwe mit dem Wolf gejagt. Da haben sie vereint erlegt Ein Wildschwein, stark und gut gepflegt. Doch als es ans Verteilen ging, Dünkt das dem Wolf ein misslich Ding. Der Löwe sprach: „Was grübelst du? Glaubst du, es geht nicht redlich zu? Dort kommt der Fuchs, er mag entscheiden, Was jedem zukommt von uns beiden.“ 7 Wer war Wilhelm Busch? 8 Welche Lehre können wir aus dieser Fabel ziehen? 9 Lest den Text mit verteilten Rollen! Eine Sprecherin oder ein Sprecher übernimmt die erzählenden Teile. 10 Spielt den Inhalt der Versfabel im Rollenspiel! 11 Schreibe das Gedicht in einen erzählenden Text um und baue, wo dies passend ist, Redeteile ein! Vergiss nicht auf die Anführungszeichen! WORTERKLÄRUNG: Finte: List, Trick mit Fug und Recht: mit vollem Recht 3 Großvezier: hoher orientalischer Beamter (Großwesir) „Gut“, sagt der Wolf, dem solch ein Freund Als Richter gar nicht übel scheint. Der Löwe winkt dem Fuchs sogleich: „Herr Doktor, da ist was für Euch. Hier dieses jüngst erlegte Schwein, Bedenkt es wohl, ist mein und sein. Ich fasst’ es vorn, er griff es hinten, Jetzt teilt es uns, doch ohne Finten1.“ Der Fuchs war ein Jurist von Fach. „Sehr einfach“, spricht er, „liegt die Sach. Das Vorderteil, ob viel ob wenig, Erhält mit Fug und Recht2 der König. Dir aber, Vetter Isegrim, Gebührt das Hinterteil. Da nimm!“ Bei diesem Wort trennt er genau Das Schwänzlein hinten von der Sau. Indes der Wolf verschmäht die Beute, Verneigt sich kurz und geht beiseite. „Fuchs“, sprach der Löwe, „bleibt bei mir. Von heut ab seid Ihr Großvezier3.“ 1 2 100 Quelle: http://gutenberg.spiegel.de/wbusch/ gedichte/teilung.htm (Stand: 1.10.2012) Gereimtes von Wilhelm Hey 12 Lest die beiden Texte mit verteilten Rollen! Achtet auf Betonung, Mimik und Gestik der Tiere und des Erzählers: Fuchs und Gans Fuchs: Frau Gans, das Wetter ist so schön, wir können zusammen spazieren geh’n. Gans: Herr Fuchs, ich bleibe doch lieber zuhaus’, erst sah es mir auch ganz heiter aus, doch seit du da stehest vor dem Tor, da kommt mir’s wie böses Wetter vor. Erzähler: Nicht draußen war böses Wetter eben, nicht Sturm und Regen hat’s gegeben. Der Gans war es nicht wohl zumut’, sie kannte den Herrn Fuchs recht gut. Hätte der sie einmal mitgenommen, sie wäre wohl niemals wiedergekommen. Fuchs und Hahn Aus: Walter Heichen (Hg.), DAS GROSSE FABELBUCH, Weichert, Berlin o. J. Fuchs: Wer rät mir ein Rätsel? Wer ist so klug? Hahn: Komm, sag mir’s, ich habe Verstand genug. Fuchs: Einen Kopf hat er voll Hinterlist, eine Schnauze, die gern was Gutes frisst, jetzt kommt er gesprungen und packet dich. Hahn: O weh, ich Armer, jetzt frisst er mich. ERZÄHLER: Der arme Hahn, er sollte sich wahren, das Gar-zu-gescheit-Sein bringt Gefahren. Er kannte den Fuchs, er hätte nicht sollen ihm sein Rätsel raten wollen. Nun hat’s ihn gereut zu tausend Malen, nun muss er’s mit seiner Haut bezahlen. Aus: Walter Heichen (Hg.), DAS GROSSE FABELBUCH, Weichert, Berlin o. J. 13 Wähle eines der beiden Gedichte! Trage es gemeinsam mit deiner Sitznachbarin oder mit deinem Sitznachbarn vor! Stell dir vor, du wärst auf einer Bühne und die Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten von dir das Beste. 101